The Golden Age (* Golden Sun)

The Golden Age (* Golden Sun)

Ich versuche es noch einmal mit meiner selbst geschriebenen Golden Sun Story. Ich hoffe, dass ich auch Kommentare bekomme. Ihr könnt mir üprigens auch Dinge schreiben, die ihr in den Golden Sun Spielen mysteriös fandet, ich bin immer auf der Suche nach diesen Dingen. Hier folgt das erste Kapitel meiner Fanfiction, die schon 19 Kapitel hat. ich hoffe sie gefällt euch.

Der Aufbruch

Es war lange her, seitdem Takeru das letzte Mal die Sonne so strahlend gesehen hatte. Er hatte sieben Tage in seinem Zimmer im Bett gelegen, da er eine unbekannte Krankheit bekommen hatte, doch nun konnte er wieder im Freien sein. Er liebte die Natur, liebte den Schatten des Mikage-Berges, der auf seinem Dorf lag. Seine Eltern sagten immer wieder, dass er nicht in dessen Nähe gehen solle, aber er hatte die gleiche Abenteuerlust, wie sein Vater Sasu, und konnte es nicht sein lassen. Sein Leben hätte nicht besser verlaufen können, aber er hatte auch eine Pflicht, eine Pflicht vor der er am Liebsten davonlaufen würde, was er allerdings nicht tun konnte. Schon am Tage seiner Geburt stand es fest, dass er eines Tages der Anführer des Dorfes Izumo werden sollte, und in der letzten Woche wurde dieser Albtraum zur Realität, denn seine Tante, Uzume, war gestorben. Bevor er Anführer sein würde, sollte er jedoch seine Volljährigkeit erreicht haben und bis dahin dauerte es noch fast ein ganzes Jahr, aber er wusste, dass dies sein Schicksal bleiben würde und dieses unaufhaltbar war.

„Takeru!“, rief ihm eine weibliche Stimme vom Dorfkern zu, „Du sollst doch nicht einfach so weggehen, ohne Vater und Mutter Bescheid zu sagen.“
Es war seine, um ein Jahr jüngere Schwester Tamiko. Sie war ebenso hübsch, wie ihre Mutter und mit ihrem Festtagskleid war sie noch schöner. Wäre sie nicht seine Schwester, würde er sie glatt heiraten. Aber dies ging natürlich nicht nur deshalb nicht, denn sie war bereits verlobt, mit einem jungen Mann, der Takerus bester Freund war.
„Mensch! Kann man nicht einen Moment seine Ruhe haben? Und außerdem, wieso trägst du schon dein Festtagsgewand, Tami?“
„Nun ja, heute ist doch das Fest zu Ehren des ehrenwerten Felix. Und ich finde mein Gewand so hübsch. Vater möchte, dass du zu ihm kommst, immerhin hältst du heute zum ersten Mal die Festtagsrede. Also geh!“
Immer wenn es um dieses Fest ging, wurde sei Vater sehr ernst, er konnte sich auch gut vorstellen warum, schließlich war es Felix, der damals seiner Mutter und seinem Vater das Leben und somit das ganze Dorf gerettet hatte. Dieses Mal sollte Felix Höchstselbst zum Fest kommen, mit ihm seine Frau und ihre gemeinsamen Zwillinge. Takeru wusste nicht viel von ihnen, weil ihn das nicht sonderlich interessierte. Tamiko war da anders, sie interessierte sich wohl für die Traditionen und Geschichten der Menschen. Vielleicht war das der Grund, warum sie im Dorf besser Kontakte knüpfen konnte, Takeru fühlte sich schon als kleiner Junge dazu berufen etwas Weltbewegendes zu unternehmen. Trotzdem musste er nun tun, was ihm aufgetragen wurde.

Sein Vater stand schon in der Eingangshalle ihres Hauses mit vier Fremden, als Takeru ankam. Es war ein hoch gewachsener, braunhaariger Mann, an seiner Seite stand eine anmutige, langhaarige Frau. Vor den beiden standen noch zwei Gestalten, von denen Takeru dachte, dass sie aus dem Himmel kommen würden. Es waren zwei Mädchen mit blondem, gewelltem Haar, ihre Statur war engelsgleich, aber ihre Flügel fehlten.
„Takeru!“, schrie sein Vater ihn aus seinen Gedanken, „Wo hast du dich wieder herumgetrieben? Ich habe dir doch gesagt, dass sie heute Nachmittag ankommen.“
„Ach! Sasu, lass ihn doch, immerhin warst du in seinem Alter auch so. Ich bin Felix, freut mich dich kennen zu lernen!“
„Guten Tag, ich bin Takeru. Darf ich erfahren, wer mit Ihnen reist?“ Diese Frage stellte er, weil seine Neugier geweckt worden war, er wollte unbedingt wissen, wer diese Engel waren.
„Dies hier sind unsere Töchter Avil und Liva. Ich bin Cosma aus Lalivero.“, sagte die anmutige Frau.
„Sasu, wir müssen etwas besprechen.“, sagte Felix.
„Nun gut, Cosma, wenn du willst kannst du nach oben zu Kushinada gehen und außerdem kannst du dann auch unseren kleinen Tamaron sehen. Du, Takeru, kannst Avil und Liva das Dorf zeigen!“, bemerkte Sasu.
Es stimmte, dass Takeru noch einen kleinen Bruder hatte, der Tamaron hieß. Takeru beneidete ihn darum, der Zweitgeborene zu sein, was er nur allzu gern sein würde.
„Gut, dann kommt mit!“, entgegnete Takeru mit einem hasserfülltem Unterton. Die Zwillinge schraken zurück, und er merkte gleich, dass es wegen seines Untertons war. „Entschuldigung, mein Hass war nicht an euch gerichtet, sondern an meinen Vater.“
Liva sprach ihn an: „Takeru, bitte zeige uns die Stadt.“

Sie zogen los und trafen gegen Abend wieder zu Hause ein.
„Takeru!“, schrie sein Vater, als er die Haustür erreichte, „Wo warst du so lange? Du musst dich doch auf die Rede vorbereiten und außerdem wollen sich Avil und Liva vielleicht noch hübsch machen. Wie du weißt brauchen Damen immer länger als Männer.“
Nun brach Takeru aus: „Vater, wieso kümmerst du dich nicht selbst um dieses absolut hirnrissige Fest, an dem ich überhaupt nicht teilnehmen will. Ich wurde von Tante Uzume dazu gezwungen, ich hasse dich!“
Mit diesen Worten verschwand Takeru in seinem Zimmer. In seinem Zimmer legte sich Takeru auf sein Bett, er dachte nach und schlief plötzlich ein.

Vor ihm erschienen acht Säulen, über diesen war die Sonne, unter ihnen der Mond. Dort, ein Mädchen mit himmelblauen Haaren, gefesselt an ein Kreuz. Dann ein Klopfen, Schritte, die auf ihn zukamen, ein weiteres Klopfen…

„Takeru, wach auf, Takeru!“, seine Mutter stand neben seinem Bett, „Was ist mit der Festtagsrede?“
Takeru setzte sich mit einem Mal kerzengerade auf, er war bleich und verschwitzt: „Hab’ ich sie verpasst?“
„Nein. Ich bin hier um dich zu holen. Was hast du mein Junge? Geht es dir nicht gut?“, fragte seine Mutter besorgt.
„Es ist alles in Ordnung Mutter. Wir müssen gehen.“
Takeru stand auf und zog sich sein Festtagsgewand an, er hatte den Entschluss gefasst sich bei seinem Vater zu entschuldigen.

Auf dem Fest stand der traditionelle Tanz von Lady Okuni auf dem Plan, Tamiko tanzte auch, ihr schönes braunes Haar schwang durch die Luft und ihr Kleid wirbelte. Als nächstes würde seine Rede kommen. Neben ihm ertönte ein Klatschen, der Tanz war vorbei, Takeru war gerade in Gedanken gewesen und hatte es nicht mitbekommen.
„Guten Abend, liebe Bürger von Izumo! Heute, genau vor zwanzig Jahren, kam ein junger Mann mit seinen drei Mitstreitern in unser Dorf. Bei dem jungen Mann handelte es sich um Felix aus Vale, zu seinen Mitstreitern gehörten Jenna, seine Schwester, Cosma, ein Mädchen aus Lalivero und Aaron, ein rätselhafter Mann. Sie bezwangen den riesigen Drachen vom Mikage-Berg, darum feiern wir heute dieses Fest, und erinnern uns an die Freiheit, die uns wiedergegeben wurde.“
Nach seiner Ansprache setzte Takeru sich zu seiner Familie, Garem war auch da, er war der Verlobte seiner Schwester. Er kam aus gutem Hause und war so ziemlich das Gegenteil von allen anderen Menschen in Izumo, er hatte blonde, lange Haare, seine Statur war sehr anmutig und auch sonst sah er aus wie ein perfekter Gentleman.
Takeru selbst hatte braune, kurze und zerzauste Haare, doch er war sehr durchtrainiert und sein Erscheinungsbild war das eines Abenteurers.
„Takeru, deine Ansprache war kurz und knapp, aber gut.“, sagte Garem mit einem unwiderstehlichen Lächeln auf dem Gesicht.
Seine Schwester, die in Garems Armen saß, fügte hinzu: „Ja, ich fand’ sie auch gut, für deine erste Rede überhaupt, hast du dich gut geschlagen.“
Das was sie sagte machte Takeru ein kleines bisschen sauer, aber er wollte den anderen das Fest nicht verderben und blieb deshalb ruhig.
„Vater, ich muss mit dir reden, es ist wichtig. Aber nicht hier.“
„In Ordnung Takeru! Ich komme mit, aber raste nicht mehr aus.“

Sein Vater und er waren ein kleines Stück gegangen, bis hin zum Strand.
„Vater…“, fing Takeru an, aber er wurde unterbrochen.
Ein plötzliches, dumpfes Geräusch erschallte und im nächsten Augenblick erschien ein heller Lichtstrahl vom Mikage-Berg. Takeru fühlte sich auf einmal ganz schwach, und er hatte entsetzliche Schmerzen in seinem Körper, er brach zusammen. Sein Vater war von Panik zerfressen: erstens was war passiert und zweitens, was war mit seinem Sohn los?
„Takeru! Takeru!“, rief er mit Tränen in den Augen, aber sein Sohn wollte nicht aufwachen.

Erst am nächsten Morgen, wachte Takeru noch völlig erschöpft wieder auf. Er wusste nicht so recht was geschehen war.
„Sasu! Komm schnell, Takeru ist wieder wach!“, sagte Kushinada mit einer ziemlich matten Stimme.
Sein Vater kam zu ihnen, wie auch seine Mutter hatte er ein bleiches Gesicht. Sasu ging auf Takeru zu und nahm ihn in den Arm. Takeru bemerkte, dass Tamaron neben seinem Bett spielte und der einzige Unbesorgte war.
„Vater, wo ist Tamiko? Was ist gestern passiert?“, fragte Takeru seinen Vater, doch er bekam keine Antwort. Er merkte jedoch gleich, dass irgendetwas anders war als sonst.
„Sasu, ist dein Sohn schon wach? Ich muss dringend mit ihm reden!“, erschallte Felix Stimme aus dem Nebenraum.
„Ja, ist er!“
Felix kam durch die Tür in Takerus Zimmer.
„Takeru! Ich muss mit dir sprechen, du fragst dich doch bestimmt was los ist? Es geht um deine Schwester Tamiko, sie wurde entführt von einer Kreatur, von der ich dachte, dass sie schon tot sei. Es ist die Schlange vom Mikage-Berg, die ich selbst erlegt habe. Sie nahm deine Schwester mit ihren Klauen und verbrannte so etwa die halbe Stadt, aber irgendwie war sie anders als sonst. Sie hatte nicht ihre fleischige Hülle, sondern war umgeben von Knochen.“, leise murmelnd fügte er hinzu, „Hätte ich doch nur auf Gilbert gehört.“
In diesem Augenblick kam Garem durch die Tür. Er sah völlig anders aus als sonst. Sein Gesicht war bleich, sein Haar strubbelig und seine Augen rot geschwollen.
„Wie geht es dir, Takeru?“
„Mir ganz gut, nur etwas schwach, aber was ist mit dir? Du siehst furchtbar aus.“
Bevor Garem antworten konnte sprach Felix weiter: „Also, da Garem jetzt da ist, kann ich euch das erzählen, was ich gestern schon Sasu sagte. Vor etwa zwanzig Jahren wurde ich von meinem Heimatdorf Vale weggespült, es fanden mich zwei mir immer noch rätselhafte Gestalten, namens Saturos und Menardi. Sie nahmen mich mit auf ihre Reise, bei der sie versuchten die vier Leuchttürme zu entfachen. Nach ihrem Tod setzte ich die Aufgabe fort, so kam ich auch nach Izumo. Nachdem ich mich mit meinem besten Freund verbündet habe, haben wir es geschafft die Leuchttürme zu entzünden. Was wir allerdings nicht wussten war, dass Alex, der Auftragsgeber von Saturos und Menardi, seine eigenen Pläne hatte. Er wollte die Macht des Steins der Weisen. Ob er diese erlangte, wissen wir bis heute nicht.“
„Ja, ja, ist schon gut, aber was hat das alles mit unserer Situation zu tun? Ich möchte diese alten Schinken nicht mehr hören, ich will meine Schwester retten! Sie ist bestimmt in Gefahr!“
„Nun hör mir doch erst einmal zu! Die Leuchttürme wurden entfacht, aber was wir nicht wussten war, dass es statt vier Türmen acht gab. Sie waren nicht für uns sichtbar, aber nun sind sie wieder aufgetaucht. Gilbert hat mir erzählt, dass er eine Vision von einer dunklen Macht gehabt hat, die das Gleichgewicht beeinträchtigt. Ich bin selbst auf Reisen gegangen, da das Leuchtfeuer von Lalivero nicht mehr brannte, habe ich mich also vergewissert, ob die anderen noch brannten. Aber sie taten es nicht mehr! Zu dieser Zeit wurden meine Töchter und Gilbert sehr krank, eine ärztliche Behandlung war ausgeschlossen, denn unser Arzt kannte diese Art von Krankheit nicht. Und ihr habt dasselbe erlebt, oder?“
„Ja!“, sagten beide wie aus einem Munde.
„Habe ich mir doch gedacht, in einem Buch, das ich einmal bei Gilbert gesehen habe, stand etwas von den Symptomen die ihr gezeigt habt. Die Kinder, die diese Krankheit hatten, werden als Schicksalskinder bezeichnet.
>Wenn das Gleichgewicht aus den Fugen gerät, wird der Weise die Elementar-Sterne aus den Leuchttürmen verbannen, um sie geteilt, in sechzehn Lebensformen, wieder erstarken zu lassen. <
So lautet die Prophezeiung. Also müsst ihr euch auf den Weg machen, um die anderen Schicksalskinder zu finden.“
„Und was wird aus meiner Verlobten? Sollen wir sie nicht zuerst retten?“, fragte Garem.
„Genau, Felix, was wird aus meiner Schwester?“
„Ihr ist ein anderes Schicksal auferlegt, hörte ich Gilbert einst sagen, aber sie ist in keiner größeren Gefahr.“, sagte Felix.
Takeru war sich nicht sicher, ob er dem glauben konnte, aber irgendwie war es so, dass er Gilbert vertraute und wusste was zu tun war.
„Wann sollen wir aufbrechen?“, fragte Garem.
Nicht Felix, sondern Takeru antwortete: „Am besten sofort.“
Alle waren sich einig, also packten Takeru, Garem, Avil und Liva ihre Sachen, die sie für die Reise brauchten.

Sie nahmen das Schiff, das Garem als Hochzeitsgeschenk bekommen sollte. Auf dem Schiff waren außer ihnen noch ihre Eltern, die sich verabschieden wollten. Felix und Cosma verließen das Schiff, obwohl die Schicksalskinder nach Tolbi fahren würden, um Gilbert abzuholen. Die beiden wollten den Bürgern von Izumo helfen. Sie setzten Segel. Takeru steuerte und sah, dass Garem gedankenverloren auf seine Hand guckte.
Garem hatte immer noch starke Schmerzen und noch etwas anderes war für in unerträglich. Er konnte sein zu Hause einfach nicht vergessen. Dies war das erste Mal, dass er von zu Hause weg war. Er guckte auf seine Hand, in der das Familienmedaillon lag. Er wusste noch wie seine Mutter ihm erzählt hatte, dass das Medaillon eine schützende Funktion hatte. Er dachte an Tamiko. Obwohl es eine arrangierte Ehe war, hatte er sich in sie verliebt und er wusste, dass sie dasselbe für ihn empfand.
Takeru fragte sich wer Gilbert überhaupt sein könnte, er schätzte, dass er ein Wind-Adept sei, da er so gut die Zukunft voraussehen konnte.
ich fände es cool, wenn du die welt unter den gaia-fällen oder so was in die geschichte einbauen würdest
Ich find die Story klasse. Nur weiter so, ich freu mich schon auf das nächste Kapitel.
Ja die Story ist gut. Hab mir schon bei den älteren Thread von der Story was durchgelesen bleibt weiterhin gut finde ich.
boah, da kann ich ja noch was lernen
Danke für die netten Kommentare, hier ist der nächste teil für euch.


Gilbert

Sie fuhren einige Stunden lang, bis in die tiefe Nacht hinein. Sie warfen den Anker aus und verbrachten die Nacht auf hoher See.
„Garem, geht es dir gut?“, fragte Liva besorgt, denn zu seiner anfänglichen Bleichheit war ein grüner Unterton hinzugekommen.
„Ja, mir geht es gut, ich bin es nicht gewohnt auf dem Meer zu fahren. Ich habe auch keine Ahnung warum meine Eltern mir dieses Schiff schenken wollten.“
Avil und Liva waren nicht so geschwächt wie Takeru und Garem. Liva ging es schon wieder richtig gut und sah aus wie vorher. Sie war um alle besorgt und versorgte ihre Mitreisenden mit einer guten Suppe. Avil, die stillere von beiden, musste sich ständig übergeben, war aber nicht wie Garem grün im Gesicht.
„Avil, darf ich dich etwas fragen?“, endlich kam Takeru dazu mit ihr zu reden, über ein Thema, das ihn sehr neugierig gemacht hatte.
„Ja, Takeru, darfst du, immerhin müssen wir uns gegenseitig helfen und gut miteinander auskommen.“
„Schön. Avil, kannst du mir sagen wer Gilbert ist?“
Avil wurde sehr rot als sie den Namen Gilbert hörte: „Also gut, Gilbert ist ein Wind-Adept mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, schon als Kind konnte er den meisten Leuten aus Tolbi ihre Zukunft vorhersagen und außerdem…“
„Avil, sag es nicht!“, unterbrach ihre Zwillingsschwester sie.
Avil und Liva wussten wie sehr Gilbert es hasste, dass man in seiner Abwesenheit über ihn redete. Takeru war ein bisschen verdutzt, aber fragte nicht weiter nach, da weder Avil noch Liva etwas hinzufügen wollten.

Plötzlich ertönte ein Geräusch und Garem sagte, dass er auf das Deck gehen würde, um nachzuschauen was es war.
„Takeru, Avil und Liva kommt nach oben, hier ist ein Monster!“, schrie Garem aus Leibeskräften.
Die drei stürmten sogleich aufs Deck. Takeru analysierte die Situation genau. Er sah so etwas wie eine riesige Krabbe und hinter ihr lag etwas Blaues. Garem hatte sein Schutzmedaillon um und in seiner Hand war sein Schwert. Die anderen griffen auch nach ihren Waffen. Sie versuchten mit Hilfe von diesen die Krabbe zu besiegen, aber sie mussten feststellen, dass die Krabbe eine zu dicke und gepanzerte Außenhülle besaß, die man ohne Psynergie nicht durchdringen konnte. Die Krabbe setzte zum Schlag auf Garem an, aber bevor sie ihn erreichte, baute sich eine Wand aus Wasser vor ihm auf.
„Könnte jemand die Krabbe schnell besiegen, ich kann die Wasserwand nicht ewig aufrechterhalten.“, sagte die blaue Gestalt.
Takeru versetzte das Schiff in einen Erdbeben ähnlichen Zustand und die Krabbe war besiegt. Liva ging zu der Krabbe hin und guckte, ob etwas Brauchbares zu Essen an ihr war, sie wurde tatsächlich fündig und schnitt es mit ihren kleinen Handmesser aus der Hülle hinaus.

Takeru starrte auf die blaue Gestalt.
„Tami, bist du das?“, fragte er als er sie ansah.
Das blauhaarige Mädchen starrte ihn an, nun bemerkte Takeru, dass sie nicht nur so aussah wie Tamiko, sondern auch ihre Mimik besaß.
„Nein, diese Tami bin ich gewiss nicht, mein Name ist Dajavela. Aber mir ist Daja lieber. Puh, bin ich müde, es geht doch klar, wenn ich hier bleibe?!“
Niemand sagte etwas, alle waren nur allzu verdutzt.
Nach einer Weile stellte sich Takeru vor: „Mein Name ist Takeru und ich komme aus Izumo. Ihr fragt euch sicherlich wer Tami ist. Tami, besser gesagt Tamiko, ist meine jüngere Schwester. Ihr seht ihr zu verwechseln ähnlich, nur dass sie braune Augen und braune Haare besitzt.“
„Du brauchst mich nicht zu siezen! Ich hasse so etwas, viel zu vornehm, außerdem ist dies eine Anrede für adlige Schwachköpfe!“
Avil wandte sich ab und ging wieder unters Deck, davor warf sie Daja noch einen hasserfüllten Blick zu.

Liva stand noch vor kurzem in der Küche des Schiffes und zauberte ihnen ein leckeres Essen. Nun saßen alle beisammen und aßen, dabei redeten sie.
„Morgen werden wir also in Tolbi ankommen, dann werden wir auch Gilbert kennen lernen“, sagte Garem.
Garem ging es beim Essen schon viel besser als vorher, er hatte seine Seekrankheit überwunden und in seinem Gesicht war die Farbe wiedereingekehrt. Er wünschte sich, dass Tamiko beim ihm wäre und dass sie schon geheiratet hätten, aber sein Gefühl verriet ihm, dass sie in Sicherheit war.
„Was war denn vorhin mit dir los, Avil?“, flüsterte Liva.
„Ach gar nichts. Ich fühlte mich nur beleidigt, aber nun nicht mehr. So…“, schrie sie in mitten ihres Satzes auf, „…ich werde dann mal zu Bett gehen. Gute und angenehme Nacht.“
„Gute Nacht!“, sagten auch alle Anderen und so gingen auch sie ins Bett.

Der Morgen graute und schon setzten Takeru und seine Mitreisenden die Segel. Es war ein friedlicher Tag, deshalb erreichten die Fünf den Hafen von Tolbi schon am Mittag. Sie warfen den Anker aus und machten sich auf dem Weg ins örtliche Wirtshaus. Alle außer Avil setzten sich an einen großen Tisch.
„Ihr solltet schon mal etwas essen, ich komme gleich wieder und bringe jemanden mit!“, sagte sie und verschwand.

Avil verließ das Wirtshaus. Sie vermutete, dass Gilbert in der Nähe sein müsste, und sie sollte Recht behalten.
„Wen haben wir denn da? Die Tochter des ersten Ministers?“
Avil fuhr erschrocken um und sah in den Himmel. Es waren Gilberts Augen. Immer machte er sich einen Spaß daraus Avil zu erschrecken. Er ging auf sie zu und küsste sie leidenschaftlich auf den Mund.
„Gilbert, nicht hier. Du musst jetzt mitkommen und später muss ich dir etwas sagen!“
Sie nahm seine Hand und zog ihn hinter sich her. Sie gingen ins Wirtshaus.

Gilbert stellte sich vor und erzählte ihnen viel von Tolbi und seinen Attraktionen, vor allem Colosso, an dem er jedes Jahr teilnehmen musste, aber dies ziemlich unsinnig fand.
Takeru fiel auf, dass Gilbert eine große Kapuze trug, so dass man ihn nicht erkennen konnte. Der Wirt brachte ihnen ihre Getränke, außer Avil tranken alle etwas alkoholisches, er fragte Avil, ob sie nichts wolle und legte ihr unabsichtlich die Hand auf ihre Schulter. Das machte Gilbert rasend, er sprang von seinen Platz auf und zettelte eine Prügelei an. Er schlug dem Wirt mitten ins Gesicht, als plötzlich die Königsgarde hereinkam, welche die Straftat bemerkt hatte.
„Alle mitkommen!“, befahl der Hauptmann.
Alle folgten, ein paar widerwillig und andere hatten Angst, was jetzt passieren würde. Plötzlich sprach Gilbert den Hauptmann an: „Es ist nicht notwendig, dass alle mitkommen! Dies war eine Sache zwischen dem Wirt, Lady Avil und mir!“
Der Hauptmann guckte verdutzt: „Hast du tatsächlich gerade Lady Avil gesagt? Ist sie hier?“
„Ja, das bin ich und mit mir meine Schwester.“
Der Hauptmann war nicht gerade erfreut über diese Neuigkeit, denn es war verboten Adelige gefangen zu nehmen.
„Wohlan, dann lasst alle gehen. Aber du und der Wirt ihr kommt mit. Myladies, sie werden uns doch sicherlich auch begleiten?“
„Aber natürlich und unsere Begleiter kommen auch mit.“, antwortete Liva.

Sie kamen zum Schloss, in dem früher der große Herrscher Babi gelebt hatte, der aber dann starb und als Thronfolger Isaac, einen jungen Mann aus Vale, ernannte, der seiner Zeit sehr gut bei Colosso gewesen war. An seiner Seite lebte nun Jenna, die Frau, die Isaac schon seit seiner Kindheit liebte. Gemeinsam hatten sie einen Sohn. Sie wurden sogleich in den Thronsaal geführt.
„Mein König, ich bin hier wegen einer Straftat, die heute begangen wurde. Die Schuldigen sind dieser Junge und der Wirt aus den örtlichen Wirtshaus.“
„Dann lasst sie vortreten. Hey! Junge nimm deine Kapuze ab, was legst du für ein Benehmen an den Tag?“, hörte man Isaacs Stimme im ganzen Saal.
Im nächsten Augenblick stürmte Jenna in den Saal: „Isaac ich muss dir etwas mitteilen!“
„Hat das nicht bis später Zeit?“
„Nein, es ist dringend, Mia bekommt ihr Baby!“
Bei den Wort Baby wurde Avil ganz rot, Gilbert bemerkte dies und sagte: „Wenn Mia ihr Baby bekommt, solltest du auch zu ihr hinfahren.“
„Das ist eine Unverschämtheit! So mit deinen König zu reden.“, Isaac war empört.
„Vielleicht darf ein Sohn so zu seinem Vater sprechen?“
„Das dürfte er, aber du bist nicht mein Sohn, er ist verschwunden vor zehn Tagen!“
Gilbert nahm langsam seine Kapuze ab. Isaac, Jenna und der Hauptmann starrten ihn an. Der Hauptmann sprach als erstes: „Sir Gilbert, es tut mir unendlich Leid sie gefangen genommen zu haben.“
„Gilbert, was fällt dir ein? Wir haben uns Sorgen gemacht! Wo warst du?“, Isaac war neugierig und sauer zugleich.
Gilbert antwortete darauf: „ Ich war in der Wildnis, ich bevorzuge sie mehr, als das Leben im Schloss! Aber ich bereue es zutiefst euch nicht davon unterrichtet zu haben. Ich weiß doch, was meine Bürde ist. Die Bürde Thronfolger zu sein. Ich werde so etwas nie wieder tun!“
Takeru, Garem und Daja waren ziemlich erstaunt, dass Gilbert der Thronfolger war, denn er sah aus wie ein Landstreicher, der immer in der Wildnis lebte.
„Also, was ist geschehen, dass dich meine Garde hier herführte?“ fragte Isaac.
Anstatt Gilbert antwortete Avil: „Onkel, Gilbert wollte mich nur beschützen. Der Wirt hat seine Hand auf meine Schulter gelegt, natürlich hat Gilbert ein bisschen überreagiert, aber bitte bestrafe niemanden, bitte!“
Isaac schickte den Wirt fort, überreichte ihn noch ein kleines Präsent, als Wiedergutmachung und er war frei von jeder Schuld, da er nichts Unrechtes getan hatte. Aber zu Gilbert sagte er, dass er für den heuten Tag nicht mehr aus dem Schloss hinaus dürfe, dies war nicht wegen seiner Tat im Wirtshaus, sondern wegen seiner ständigen Ausflüge in die Wildnis. Diese Bestrafung war eigentlich nicht besonders schlimm, aber für Gilbert schwer zu erfüllen, denn er ging jeden Tag aus dem wohlbehüteten Schloss hinein in die gefährliche Wildnis.
Als sie den Raum verließen, befahl Isaac: „Heute Abend erwarten wir euch sechs zum Dinner!“
Anschließend führte Gilbert sie in die Gemächer, in denen sie die Nacht verbringen sollten.
Cool, nicht übel. Mach weiter so.
Und wieder ein gutes Kapitel. 19 sinds schon? Respekt. Vielleicht schaffst du ja mehr als Hihaho der schon seit über einen Jahr nichts mehr geschieben hat.
Das ist gut.Hmmm ich habe so ein böse Vorahnung was einige Personen in der Geschichte betrifft.
Ich kenne die Story noch von früher. ^^
Der Anfang erinnert mich an GS1. Zwei Jungen müssen sich alleine auf den Weg machen, die Welt zu retten... Weiter hab ich nicht gelesen. Ist bis dahin aber ganz ok.

EDIT: Ach, sie sind ja schon zu viert. Nun gut.
Danke, ich habe auch erst letztens wieder angefangen zu schreiben, aber habe sogar schon 21 Kapitel.

@190
Was für eine böse Vorahnung hast du bezüglich einiger Personen. Ich bin sehr interessiet.


@Schattenadept
Ich habe mir tatsächlich schon etwas zu den Gaia-Fällen überlegt, jedoch wurde es noch nicht in der Geschichte genannt.


Nochmals danke, dass ihr meine Geschichte lest und am Freitag kommt Kapitel 3.
Ich bin schon gespannt
Gefühle

Daja saß alleine in ihrem zugeteilten Zimmer. Es war ein sehr großes Zimmer und im Mittelpunkt von diesem stand ein großes Himmelbett. Sie dachte nach, sie hatte den Namen Tamiko schon einmal gehört, sie erinnerte sich daran, dass ihr Vater ihn schon einmal erwähnt hatte. Plötzlich hörte sie ein Klopfen, sie bat den Unbekannten herein, und sah, dass es Takeru war.
„Was willst du? Musst du mich stören? Ich war gerade in Gedanken!“, sagte Daja wutentbrannt.
Takeru war ziemlich erschrocken, er hätte nicht gedacht, dass sie ihn so hassen würde.
„Ich wollte mit dir sprechen, aber ich glaube das war keine gute Idee. Ich gehe dann wieder!“, sagte Takeru ziemlich nervös.
„Du brauchst nicht zu gehen. Ich war nicht ganz bei mir und wirkte daher gereizt, ich fühle mich im Moment nicht so wohl, denn ich hatte vor zehn Tagen einen Schwächeanfall. Seit diesem Tage bin ich von meinen Vater getrennt auf Reisen.“
Auf einmal war ihr Gesichtsausdruck ganz anders, traurig nicht verbittert. Takeru wusste nun das ihr Vater ihr alles bedeutete, wahrscheinlich, weil er ihr noch einzig lebender Verwandter war und sie in ihrem bisherigen Leben noch nie getrennt von ihm gewesen war. Es musste ein Leben voller Traurigkeiten gewesen sein.
Er ging aufs Bett zu, auf dem Daja saß, und setzte sich neben sie. Plötzlich hörte er ein Schluchzen und sah dass sie anfing zu weinen. Sie lehnte sich an seine Schulter, Takeru wusste nicht so recht wie er sich in dieser Situation verhalten sollte. Er hatte noch nie einer Frau eine solche Beachtung geschenkt, doch bei Daja war das anders. Ihre Schönheit war schon verblüffend, aber da war noch etwas anderes, tief in ihr ruhte ein noch zu öffnendes Geheimnis. Nun da er ihr blaues Haar sah, wurde ihm eins klar, nämlich dass sie es war, von der Takeru damals geträumt hatte. Aber dessen Bedeutung war ihm noch nicht ganz klar. Er glaubte aber zu wissen, dass er sie beschützen musste. Sie hatte immer noch nicht aufgehört zu weinen, deshalb legte er einen Arm um sie. Daja war ziemlich überrascht und schreckte auf. Nun sah sie Takeru in die Augen, seine grünen Augen waren sanft und verständnisvoll, nun hatte sie keine Angst mehr.
„Daja, geht…?“, fing Takeru an, aber Daja legte ihren Zeigefinger auf seinen Mund und nahm ihn wieder weg, um ihm einen Kuss zu geben.

Garem saß in dem Zimmer, das für ihn und Takeru vorbereitet war. Noch immer hatte er Schmerzen, aber diese waren nicht schmerzvoller als die Trennung von seiner geliebten Tamiko. Obwohl er acht Jahre älter war, kam es ihm so vor, als wären sie schon immer zusammen gewesen. Er dachte an das Frühlingsfest, bei dem sie einen wunderschönen Blumenkranz in den Haaren getragen hatte. An diesem Tag waren sie offiziell verlobt worden.
Er wurde aus den Gedanken an die Vergangenheit entrissen, als Takeru das Zimmer betrat. Er sah noch zerstrubelter als sonst aus und irgendwie kam es ihm vor, als ob etwas an ihm fehlen würde, ein Kleidungsstück oder Ähnliches.
„Ich habe gerade den Prinzen gesehen und er meinte, dass bald diniert wird, also machen wir uns besser ein wenig zurecht.“, sagte Takeru, heiter wie immer.
„Du hast Recht, immerhin sind wir bei dem König und seiner Gemahlin. Soll ich dir irgendwie helfen?“, fragte Garem Takeru, als er bemerkte, dass er etwas suchte.
„Nein, das ist nicht nötig“, entgegnete Takeru, „Ich muss es wohl bei Daja gelassen haben.“ Garem guckte ein bisschen seltsam und murmelte: „Daja … mh!“

Als Avil wieder vom Baden zurück war und ihr Zimmer betrat, bemerkte sie sofort, dass etwas anders war, als vor ihrem Aufbruch. Sie sah sich genau um und entdeckte eine kleine Schatulle auf ihrem Himmelbett. Sie setzte sich auf dieses und nahm die Schatulle in die Hand. Eine Nachricht befand sich darunter: „Gib mir die Antwort nach dem Essen, in Liebe Gilbert.“ Nun war sie neugierig und verwirrt zugleich, also öffnete Avil die Schatulle, so fand sie einen goldenen Ring mit einem Smaragd vor. Nun war sie mehr als überrascht. Sie hätte nie von Gilbert gedacht, dass er ihr einen Antrag machen würde, denn sie waren verwandt und durften nichts miteinander haben. Ist ihm sein Königreich egal, oder soll Gabriel neuer König werden? Oder hatte er in ihre Zukunft gesehen? Hoffentlich nicht. Sie war sich nicht sicher, was sie antworten sollte, einerseits liebten sie sich, aber auf der anderen Seite waren ihre Eltern, Freunde und die Gesellschaft, die sie immer anstarren würden.
„Avil, bist du fertig?“, erklang Livas sanfte Stimme von der anderen Türseite.
Avil ging zur Tür und wollte sie öffnen, als sie sah, dass sie halbnackt im Raum stand. „Ähm, Liva, geh’ schon mal vor, ich komme in einigen Minuten nach!“
„Gut, Avil, aber beeile dich!!!“

Avil brauchte wirklich nicht lange um sich fertig zu machen, so kam sie zehn Minuten später. Erst als sie am Tisch saß fühlte sie etwas in ihrer Hand, den Ring von Gilbert.
„Vater, Mutter, ich muss euch leider mitteilen, dass ich heute wieder aufbrechen muss und somit meine Verurteilung nicht erfüllen kann. Aber ich verspreche euch, dass ich, wenn ich wieder zurückkomme, alles tun werde, was ihr verlangt!“, sagte Gilbert.
„Aber warum, Gilbert, wieso musst du uns verlassen?“, fragte Jenna besorgt.
„Es muss sein, Mutter, ich bin ein Schicksalskind und bin dafür verantwortlich, dass die Zukunft dieser Welt gesichert wird. Für uns und unsere Nachkommen.“
„Nun schön, aber gibt es nicht noch weitere Schicksalskinder, die diese Aufgabe für dich übernehmen könnten?“, fragte Isaac, der die ganze Sache für Blödsinn hielt.
„Vater, du magst meinen, dass ich mir das alles nur einbilde und ausdenke, damit ich euch so schnell wie möglich loswerde, aber das stimmt nicht. Ich liebe euch, meine Ausflüge in die Wildnis waren nur eine Abwechslung zu dem Leben hier. Ich werde sie nicht weiter unternehmen, wenn ihr es nicht wünscht, aber diese Aufgabe muss ich noch ausführen, da ich ein unersetzbarer Teil bin, genauso wie Takeru, Garem, Avil, Liva und Daja. Bitte gebe mir die Erlaubnis sie zu begleiten, bitte Vater.“, Gilbert war schon den Tränen nahe, er wusste er würde nach einer Reise mit den Anderen seine Freiheit verlieren, aber bestimmt nicht seine Liebe.
„Isaac, warum gibst du ihm nicht die Erlaubnis? Du warst doch genauso, du hättest dir doch auch nicht die Gelegenheit entgehen lassen. Und seine Fähigkeit, die Zukunft vorauszusagen ist so gut wie legendär.“
„Nun gut, Jenna, du hast mich überzeugt. Du darfst gehen, Gilbert, aber erst wenn du mich nach Vale begleitet hast, um Mias Baby zu begrüßen. Und sei am Tag der Jahreswende wieder hier.“
Gilbert nickte nur mit dem Kopf und sah erleichtert auf Avil, die rot wurde.
Takeru bemerkte, dass sich Gilbert in der gleichen Situation befand wie er. Nun gut, er musste sich nicht um die Erhaltung seines Dorfes kümmern, denn wenn ihm etwas widerfahren würde, dann würde Tamaron seinen Platz als Anführer einnehmen, aber Gilbert hatte keine Geschwister.
Takeru starrte Daja an, das Kleid, das Gilbert ihr gegeben hatte, sah wirklich schön aus. Es war silbrig und mit Meeresperlen verziert. Sie trug auch ihre Haare anders, hoch gebunden und gelockt. Nun wusste er, was die wahre Liebe, die auch Garem und Tamiko erlebt hatten, war.
„Wo kommt Ihr her, Fräulein Daja?“, fragte der Berater, der neben Isaac stand. „Ihr seht mir aus als wäret Ihr aus Imil oder gar aus Lemuria!“
„Hmh, wie soll ich’s am besten erklären? Ich habe keine Heimat mehr, mein Vater reiste mit mir um die Welt, als meine Muter starb. Er kam aus Imil, meine Mutter aus Contigo!“, sagte Daja entschlossen.
Daja bemerkte, dass ihr langsam aber sicher ein kleines bisschen schlecht wurde und sie wusste woran das lag, sie hatte heute zuviel getrunken. Plötzlich hatte sie ein kleines Stechen in ihrer Brust und fühlte sich so leer.
Takeru, der gebannt auf Daja sah, erkannte, dass es ihr nicht gut ging: „Daja, was ist mit dir, fühlst du dich nicht?“
„Nein, es ist alles in Ordnung, sei beruhigt.“
„Takeru“, flüsterte Garem, der an seiner rechten Seite saß, „was ist zwischen dir und Daja vorgefallen? Ihr wirkt ziemlich vertraut.“
Bei diesen Worten kam Takeru sich ertappt vor und sprang von seinem Platz auf, um etwas zu sagen, aber er wurde wieder der Situation Herr.
„Entschuldigen Sie, ich wollte nicht unhöflich erscheinen!“
Alle guckten Takeru merkwürdig an, es war sehr still, aber plötzlich fing jemand zu lachen an. Es war Liva, heute hatte sie einmal nicht die gleiche Kleidung an wie ihre Schwester, als sie anfing zu lachen, mussten ihre fünf Mitreisenden auch anfangen, die Situation war einfach zu komisch. Takeru setzte sich wieder und aß weiter.
„Nun erzählt mal ein bisschen von euch, ich möchte gerne über alles Bescheid wissen.“, sagte Jenna.
Garem fing an zu erzählen: „Ich bin der Garem und wie Takeru komme ich aus Izumo. Bloß habe ich nicht so eine wichtige Stellung im Dorf wie Takeru, er soll Anführer werden, wie es zuvor seine Tante gewesen ist. Meine Stellung ist die des Dorfschönlings, hahaha, nur ein Witz. Meine Eltern haben mich sehr traditionell erzogen und so werde ich die Tanzschule meiner Eltern weiterleiten und nebenbei noch Handel betreiben. Eigentlich ist die Tanzschule nicht für mich, sondern für Tamiko, meine Verlobte. Unsere Dajavela hier sieht ihr zum verwechseln ähnlich, aber Tamiko hat braune Haare und eine bräunliche Augenfarbe, sie ist auch Takerus Schwester. Damals, als der ehrenwerte Felix Lady Kushinada rettete, war ich noch sehr klein und meine Psynergie-Fähigkeiten waren ungewöhnlich. Sicherlich sind nach dem Vorfall vor zwanzig Jahren noch andere Saturn-Adepten geboren worden.“, er brach ab, weil man vom anderen Tischende ein dumpfes Geräusch hörte und wo Gilbert gewesen war, war nur noch ein leerer Platz vorzufinden. Aber Gilbert war nicht verschwunden, nein, er lag auf dem Boden und krümmte sich. Alle standen auf und guckten, ob man Gilbert helfen könnte, Isaac beschloss jedoch, dass Gilbert auf sein Zimmer gebracht werden sollte und das Essen damit beendet sei.

Gilbert erwachte in seinem Zimmer und sah sogleich, dass er nicht alleine war. Auf seinem Bett saß Avil, und Takeru, Garem und Liva standen um sein Bett herum. Daja hatte sich hingelegt, da es ihr nicht gut ging.
„Geht es wieder, Gilbert?“, fragte Avil besorgt.
„Ja, mir ging es nicht schlecht, ich hatte eine Vision!“, begann Gilbert zu erzählen, während er sich aufsetzte. „Ich habe geträumt, dass ich in einem dunklen Raum eingeschlossen war, konnte mich nicht bewegen, nicht entfliehen, die Wände kamen näher und immer näher und drohten mich zu töten, dann sah ich etwas Grünes, ich hoffte meine geliebte Wildnis, aber ein Junge war zu sehen, er bat, er bat mich ihm zu helfen, hinter ihm war eine schwarze Gestalt, eine Gestalt des Bösen.“
Avil bemerkte, dass diese Gestalt sehr Angst einflössend war, als sie seine Hand nahm zitterte er immer noch.
Gilbert beruhigte sich, nachdem Avil seine Hand genommen hatte, er realisierte etwas an ihrer Hand, es war sein Ring, er war überglücklich und nahm sie in den Arm. Alle starrten sie an.
„Ähm, Gilbert…“, sagte Avil nervös.
„Wir können es ihnen ruhig sagen, sie sind unsere Gefährten und Freunde. Außerdem wird Liva es ohnehin bald erkennen, denn ihre Fähigkeiten werden in nächster Zeit drastisch zunehmen. Wir sind nun… wir… sind… verlobt!“
„Verlobt?“ Liva war entsetzt. „Wie stellt ihr euch das vor? Cousin und Cousine, das geht nicht gut!“
„Ich weiß, Liva, meine Schwester, aber ich denke unsere Liebe hat dennoch eine Zukunft, denn ich werde Gilberts Sohn gebären.“
Noch mehr Entsetzen machte sich breit.
Plötzlich erschallte die Stimme von Iodems Sohn Eodem von draußen: „Majestät, ich habe einen Gast für Euch, sie heißt Folore und kommt aus dem Lama-Tempel.“
„Lasst sie eintreten.“
Eine kleine Gestalt huschte ins Zimmer, dabei sah sie aus wie ein Geist, kaum wahrzunehmen.
„Hey! Ich bin Folore aus dem Lama-Tempel, weiß zwar nicht, was ich hier soll, aber na ja, meine Eltern brachten mich her, sind jetzt bei Isaac oder so, ich glaub die kennen sich von früher.“ Ihr Blick schweifte durch die Menge. So jemanden jungen hätten die anderen nicht erwartet, eher jemand alten und weisen. Nun sah sie Garem, ging zu ihm hin und verbeugte sich. „Du musst Gilbert sein, Papa sagte, dass du ein Prinz seiest, denn wie sollte es anders sein, die zwei Mädchen können es nicht sein, der Junge da drüben wirkt abenteuerlich, nicht wie ein Prinz, und dieser Kerl im Bett sieht aus wie ein Schurke und du, du bist so schön!“
Garem war schon ein bisschen geschmeichelt: „Ähm, da muss ein Missverständnis vorliegen, ich bin kein Prinz, ich bin der Garem aus Izumo. Der ‚Kerl’ ist der Prinz!“
„Na so was, auch egal, du wirst mein Prinz bleiben und der andere ein Schurke!“
Gilbert wollte schon aufstehen und ihr die Meinung sagen, aber Avil hielt ihn fest. Sie dachte daran, dass sie den Ring nur umgenommen hatte, weil sie nicht wusste wohin damit, aber letztendlich war es ihr egal, sie hätte auf jeden Fall ‚Ja’ gesagt.
Liva kam es sehr merkwürdig vor, dass ihre Zwillingsschwester und ihr Cousin heiraten wollten und sogar ein Kind bekamen, allerdings hatte sie das Gefühl, dass irgendetwas mit diesem sein würde, als hätte es ein schweres Schicksal. Sie wusste, dass sie nicht in die Zukunft sehen konnte, aber wenn Gilbert Recht hatte, hatte sie eine Metamorphose vor sich. Dennoch wünschte sie sich keine allzu große Kraft, wollte nicht wie Gilbert sein, er quälte sich Tag um Tag, das wusste sie. Aber sie wunderte sich selbst, wieso sie bis jetzt noch nichts von der Liebesbeziehung zwischen ihrem Cousin und ihrer Schwester geahnt hatte.
Liva und Avil waren zwar Zwillinge, aber dennoch waren sie sehr unterschiedlich. Liva hörte stets auf ihr Gewissen, Avil dagegen auf ihr Gefühl.
Plötzlich klopfte es wieder an Gilberts Zimmertür.
„Herein!“, befahl Gilbert.
Es waren sein Vater und ein blondhaariger Mann der um etwas kleiner war als sein Vater.
„Papa, da bist du ja, wo ist Mama?“, fragte Folore.
„ Feizhi, sie ist noch bei Jenna! Aha, da ist unser kleiner Gilbert, als ich dich das letzte Mal sah warst du noch ein kleiner Knirps, jetzt bist du ein Mann, ah und Avil und Liva sind auch da, großartig seht ihr aus!“ Ivan war ziemlich aus dem Häuschen alle zu sehen, es war für ihn wie der Beginn einer neuen Reise. „Folore, deine Mutter und ich werden wieder zum Lama-Tempel zurückkehren, du bleibst bei Isaac, dein Schicksal wird sich bald erfüllen.“ Er wandte sich Gilbert zu: „Hast du gesehen, wie ihr die Schicksalskinder erkennt?“
Gilbert nickte: „Sie sind erkennbar durch das Zeichen auf dem linken Oberschenkel. Ein grünes ‚C’!“
Folore hob auf einmal den Kopf, überlegte einen Augenblick und schlug ihre Handflächen gegeneinander. Danach machte sie sich daran ihren kurzen Rock hochzuziehen, sie drehte sich zu ihrem Vater und zeigte auf ein grünes ‚C’.
„Folore, benimm dich doch mal! Vor allem vor Isaac.“ Ivan war es schon ein bisschen peinlich, wie sich seine Tochter benahm.
Nun schaltete sich Isaac ein: „So, es ist Zeit zu Bett zugehen, ich habe noch mit Gilbert zu reden!“
Alle gingen aus dem Zimmer und sie hörten, dass Isaac Gilbert geradezu anschrie. So verbrachten sie ihre Nacht im Schloss von Tolbi.

Daja wachte am nächsten Morgen früh auf, ihr Übelkeitsgefühl war weg.
Sie machte sich auf, sich anzuziehen, als es klopfte: „Fräulein Daja!“, ertönte die Stimme des Beraters Desiderius, der sie gefragt hatte, woher sie komme, „Darf ich hereinkommen?“
Daja sagte, dass er gleich reinkommen könne und zog sich nur noch ihren ausgeliehenen Bademantel an. Sie öffnete ihre Tür.
„Fräulein Daja, wollen sie baden gehen? Ich könnte sie zum Bad führen.“
„Es wäre schön ein angenehmes Bad zu nehmen. Ja, ich will baden gehen!“
„Sicher, ich führe Sie dorthin.“
Sie gingen einen langen Flur entlang, bis sie schließlich zum Bad kamen. Er zeigte ihr alle Badeutensilien und entzog sich aus ihrer Sichtweite, aber er sah ihr beim Baden zu.
Nach etwa einer halben Stunde war Daja fertig. Sie kehrte zu ihrem Zimmer zurück und war in Gedanken versunken, so dass sie sie Schritte hinter sich nicht hörte. Als sie in ihrem Zimmer stand, hörte sie das Geräusch ihrer sich öffnenden Tür. Desiderius stürmte auf sie zu und drückte sie auf ihr Bett.
Gerade als er versuchte sie zu küssen, stand Takeru in der Tür: „Lass sie in Ruhe! Rühr sie nicht an!“ Takeru kam auf die beiden zu.
Desiderius erhob sich, drückte Takeru zur Seite und verschwand.
Takeru wollte ihm hinterher, aber Daja sagte mit verweintem Gesicht: „Nicht, Takeru, ich will jetzt nicht alleine sein. Ich möchte nie mehr alleine sein!“ Sie fing wieder an zu weinen. Takeru setzte sich neben sie und versuchte sie, indem er sie in den Arm nahm und streichelte, zu trösten. So saßen sie eine Weile zusammen und Daja hörte allmählich auf zu weinen.
„Ach, Daja! Ich muss dir noch alles erzählen, was gestern geschehen ist. Also erstens haben wir ein neues Mitglied. Sie heißt Folore und kommt aus dem Lama-Tempel. Sie ist sehr kindlich und spontan, deshalb schätze ich sie auf dreizehn Jahre. Und zweitens haben Avil und Gilbert uns erzählt, dass sie verlobt sind und zusammen ein Kind erwarten.“
Daja war keinesfalls überrascht von dem, was Takeru ihr erzählte, denn im Gegensatz zu allen anderen hatte sie die Liebesbeziehung schon vorher bemerkt.

Als Garem diesen Morgen aufwachte war seine ganze Eleganz wieder zurückgekehrt. Er nahm seinen Kamm und kämmte sich damit seine blonden Locken. Danach band er sich diese mit einer blauen Schnurr zusammen. Er packte seine Sachen zusammen und bereitete sich auf die Abreise vor. Seine Gedanken hingen immer noch Tamiko nach, er vermisste sie schrecklich und plötzlich waren alle um in herum verliebt. Er konnte es nicht aushalten, er wollte Tamiko spüren und berühren, sie sollte bei ihm sein. Einige Zeit später kam Takeru herein.
„Wo warst du?“, fragte Garem neugierig.
„Bei Daja, sie brauchte meine Hilfe!“
„Hilfe? Wobei?“
„Das geht dich gar nichts an, ich geh packen!“, schrie Takeru wutentbrannt.
Garem wich ein Stück zurück und ging aus dem Zimmer. Er war ziemlich verwirrt wegen seines Freundes, er hatte ihn noch nie so erlebt. Takeru war immer wie ein kleiner Bruder für ihn gewesen. Er hätte ihm immer alles sagen können, doch er spürte tief in seinem Inneren, dass Takeru eine Veränderung durchlebte.

Gegen zehn Uhr trafen sich alle auf dem Vorplatz des Schlosses. Sie würden als erstes nach Vale fahren, zu Mia, einer Merkur-Adeptin mit heilenden Kräften, die ein Baby erwartete. Nur Folore verhielt sich normal, die anderen wirkten ziemlich angespannt. Sie hatten drei Kutschen, in der ersten saß die königliche Familie, in der zweiten die Mädchen und in der letzten Garem, Takeru und Desiderius.
Sie fuhren los. Eine lange Reise begann für die sieben Schicksalkinder. Eine Reise voller Abenteuer und schicksalhafter Begegnungen.
Mia bekommt ein Baby? Interessant. Weiter so. freu mich schon auf den nächsten Teil.
Vakal

Es war ein langer Weg, den sie zurücklegen mussten um nach Vale zu kommen. Sie würden etwa drei Tage brauchen.
„Avil, du bist also mit Gilbert verlobt?“, fragte Daja neckisch. Avil nickte nur, da Liva sie sehr finster ansah. „Was ist mit deinen und seinen Eltern, sind sie einverstanden? Ich meine immerhin…“
Liva unterbrach Daja: „Genau, was ist mit ihnen? Es muss ein Schock für sie sein!“
Avil sah traurig zu Boden, innerlich wusste sie, dass ihre Liebe keine Zukunft hatte. Aber sie gab die Hoffnung nicht auf.
Daja wusste, was Avil jetzt dachte: „Es tut mir Leid, Avil! Ich wollte dich nicht traurig machen!“
Avil sah wieder auf und setzte ein gespieltes Lächeln auf: „Mach dir keine Vorwürfe. Ich bin doch an der Situation schuld.“
„Nein, das stimmt nicht! An dieser Situation bist du nicht allein Schuld, Schwester, sondern auch Gilbert. Aber sag mir, wie lange geht das schon mit euch zwei?“
„Na ja, vor drei Jahren haben wir gespürt, dass uns mehr verbindet, als das Band zwischen Cousine und Cousin. Vor zwei Jahren haben wir uns das erste Mal geküsst. Und vor etwa drei Monaten haben wir…nun ihr wisst schon.“ Sie deutete mit einem Finger auf Folore, die das ganze Gespräch aufmerksam verfolgte.
„Hey! Ihr müsst nicht so tun als wäre ich ein Kind. Ich bin schon zwölf! Übrigens wer ist Gilbert noch mal? Der Abenteurer oder der Schurke? Mein Prinzchen doch wohl nicht?“, fragte Folore.
„Deiner Meinung nach wäre es der Schurke! Aber er ist der Prinz und nicht Garem!“, meinte Avil empört.
„Was für eine Mischung! Ein Engel und ein Dämon! Vielleicht werden die Kinder von euch normale Menschen!“ Als Folore dies zu Ende gesagt hatte, fing sie an zu lachen.
Doch dieses sollte ihr schnell vergehen. Im nächsten Augenblick bekam sie von Liva eine Ohrfeige, denn Avil hatte angefangen zu weinen. Liva nahm sie in den Arm und begann zu singen. Es war ‚Das Rad des Schicksals’, ein Lied aus ihrer Kindheit, welches sie ihrer kleinen Schwester schön öfters vorgesungen hatte.



Die Tage werden kürzer
die Dunkelheit kommt
Viele werden sterben
die Dunkelheit kommt

Ein Held wird geboren
Er wird leuchten wie das Licht
Er wird die Schatten verjagen
Die goldene Zeit beginnt

Die Tage werden kürzer
die Dunkelheit kommt
Viele werden sterben
die Dunkelheit kommt


Doch das goldene Zeitalter
Ist nur ein Traum
In Wahrheit gibt es noch Schatten
Im Inneren der Welt

Die Tage werden kürzer
die Dunkelheit kommt
Viele werden sterben
die Dunkelheit kommt

Die Menschheit soll hoffen
Dass irgendwann die Schatten
Vertrieben werden und
Eine neue Zeit anbricht

Die Tage werden kürzer
die Dunkelheit kommt
Viele werden sterben
die Dunkelheit kommt

Die Tage werden kürzer
die Dunkelheit kommt
Viele werden sterben
die Dunkelheit kommt
Ein Held wird geboren
die Dunkelheit geht
Die goldene Zeit beginnt
die Dunkelheit geht
Doch irgendwann wird sich
Der Schatten neu erheben
die Dunkelheit kommt
Diese Tragödie wird sich wiederholen
Wie ein Teil des Rades des Schicksals

Daja erinnerte sich daraufhin an ihre Kindheit, als sie dreizehn war, war ihre Mutter umgebracht worden. Sie hätte eigentlich zu Verwandten nach Izumo ziehen sollen, aber ihr Vater war gekommen und hatte sie zu sich geholt. Sie hatten sich stets verstecken müssen, aber Daja liebte ihren Vater.

Takeru wirkte sehr angespannt. Schon seit sie losfuhren, guckte er Desiderius finster an. Garem empfand das alles für äußerst merkwürdig.
„Sag mal Takeru, was ist mit dir los?“, fragte Garem.
„Ich mag diesen Kerl nicht!“ Er starrte den Berater mit bohrendem Blick an. Aber dieser schlief tief und fest, weshalb er nichts bemerkte.
„Was ist jetzt mit dir und Daja?“
„Wieso fragst du immer dasselbe, wenn ich mich mal mit einem Mädchen gut verstehe?“
„Wie meinst du das mit ‚immer’?“
„Das hast du mich auch gefragt, als ich mich mit Oka gut verstanden habe.“
Garem und Takeru wurden ganz still, als der Name Oka fiel. Sie war Garems jüngste Schwester. Außerdem war Takeru gut mit ihr befreundet gewesen und hatte schon an die Liebe gedacht, aber vor drei Jahren war sie plötzlich verschwunden. Niemand hatte sie danach gesehen, oder ihre Leiche entdeckt. Alle hatten gedacht, dass sie tot sei, nur Garem nicht. Er glaubte an ihr Leben. Seit er von den Schicksalskindern gehört hatte, vermutete er, dass sie auch eins sei und dass sie wieder zu ihm zurückkehren würde.
„Tut mir leid Garem!“, entschuldigte Takeru sich.
„Du bist nicht an ihrem Verschwinden Schuld.“
Es wurde wieder still. Es ertönte Musik von der Straße. Sie sahen jemanden mit kurzen, blauen Haaren, wahrscheinlich ein Merkur-Adept. Sie war nicht wie ein typisches Mädchen gekleidet, denn sie trug eine Hose. Aber ihr Körperbau war sehr feminin.

Isaacs Kutsche hielt an. Alle stiegen aus und beschlossen eine kurze Rast einzulegen.
„Würden Sie uns ein Stück vorspielen?“, fragte Isaac die verdutzte Flötenspielerin.
„Ja, natürlich werde ich Ihnen etwas vorspielen!“, sagte sie.
Nun hatten sie Zeit um zu reden. Sie machten ein Feuer. Takeru sah, dass Desiderius sich Daja schon wieder näherte. So machte er sich auf zu Daja, setzte sich neben sie und guckte den Berater böse an.
„Und Daja, wie geht es dir?“ Takeru versuchte so ein Gespräch anzufangen.
„Ja, mir geht es gut. Warum fragst du?“
„Ach, nicht so wichtig!“, sagte Takeru nur nebenbei, weil er die ganze Zeit über den Berater beobachtete.
Plötzlich bemerkte er, dass Daja zitterte. Ihr musste kalt sein, aber damit hatte er nicht Recht. Daja erinnerte sich an den Tod ihrer Mutter, er war schrecklich gewesen. Sie beide waren gefangen genommen worden. Daja hatte hart arbeiten müssen und ihre Mutter war weggebracht worden, nun verstand sie auch warum. Irgendwann war ein seltsamer Mann zu ihnen gekommen und hatte sie, Daja, mitnehmen wollen. Ihre Mutter war somit nutzlos geworden und war vor Dajas Augen gevierteilt worden.
Daja zitterte bei dem Gedanken daran. Sie spürte, dass Takeru ihr eine Decke umlegte, sie guckte Takeru hoffnungsvoll an. Er war der erste Mann, dem sie vertraute, er war zärtlich, verständnisvoll und nett. Sie nahm seine Hand und streichelte sie. Takeru war ziemlich verwirrt.
„Ich vertraue dir.“, sagte sie.
Diese Aussage war für ihn noch verwirrender.
„Oh Mann, hier sieht man ja nur noch Verliebte! Wie das nervt!“, sagte Garem sichtlich gelangweilt, „Dajavela, könntest du kurz gehen, ich möchte mich mit Takeru unterhalten.“ Daja nickte und verschwand in die Dunkelheit.
„Was willst du Garem?“
„Ich frage mich schon die ganze Zeit, was Tamiko wohl für eine Rolle spielt. Was denkst du?“
„Nun ja, eigentlich habe ich gar nicht mehr an Tami gedacht.“
„Das ist ja mal wieder typisch, dass sich niemand anderes für Tamiko interessiert. Ich dachte du würdest an sie denken, aber sobald jemand kommt, der genauso aussieht… Ich habe das Gefühl, das wir uns immer weiter voneinander distanzieren.“ Garem ging beleidigt weg. Takeru hatte nicht mitbekommen, dass er seinem besten Freund nicht mehr so viel Beachtung schenkte. Er beschloss dies zu ändern.

Daja ging auf Gilbert zu, weil sie eine Frage quälte: „Gilbert, wo sind die Elementar-Sterne in unserem Körper?“
„Die Sterne sind in unserem Herzen, das heißt, dass wir sterben, wenn sie zersplittern und wir somit unsere psychische Schwäche zeigen.“
Für Daja war die Antwort ein Schock. Sie hatte nicht gedacht, dass das Scheitern ihrer Mission für sie tödlich enden könnte.

Avil und Liva saßen dicht aneinander gekuschelt vor der Flötenspielerin.
„Findest du nicht auch, dass sie wunderbar spielt?“, fragte Liva Avil. Diese nickte. „Wie ist dein Name?“ Dieses Mal wendete sich ihre Frage an die Flötenspielerin.
„Mein Name ist Adreanna, ich bin aus Imil und Merkur-Adeptin!“
„Mmh, ich weiß nicht, ob das zu weit geht, aber du hast nicht zufällig ein ‚C’ auf deinem Oberschenkel?“
Adreanna guckte ungläubig, sie dachte es sollte ein Scherz sein. Doch dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen, sie hatte ein ‚C’ auf ihrem Oberschenkel. „Ja, habe ich! Wieso fragst du?“
„Hab ich mir gedacht!“, schrie Liva laut aus sich heraus, währenddessen bemerkte sie, dass Avil neben ihr eingeschlafen war. Sie legte ihr eine Decke um und Adreanna spielte ein beruhigendes Lied. „Nun, Adreanna, es ist eine lange Geschichte. Du kennst bestimmt die Legende von der Entzündung der Leuchttürme, allerdings wurden nicht alle entzündet, sondern nur die Hälfte. Nun wurden die acht Elementar-Sterne in menschliche Körper verbannt, um sie irgendwie wieder stark werden zu lassen. Diese Menschen sind die Schicksalskinder und sind gekennzeichnet durch ein grünes ‚C’ auf dem linken Oberschenkel. Wie müssen die Welt retten!“
„Welt retten? Das heißt, dass ich mit euch kommen muss? Wieso nicht? Ich habe ja sonst nichts zu tun!“, Adreanna lächelte glücklich.

Garem, Takeru und Gilbert saßen am Feuer.
„Takeru, erzähl mir etwas von Izumo. Garem kann mir auch etwas erzählen, wenn er mag.“
„Izumo ist eine wunderbare Stadt, sie erblüht dank meines Vaters. Er ist Händler!“
Garem erzählte eine ganze Weile, Takeru hörte ihm nicht zu, sein Interesse galt nur der Reise und vielleicht auch Daja.
„Gilbert, was ist mit dir und Avil? Glaubst du wirklich, dass dein Kind ein Sohn wird?“, fragte Garem neugierig.
„Ich weiß nicht, ob es jemals etwas mit uns wird. Aber gewiss weiß ich, dass ich einen Sohn bekomme.“ Gilbert guckte traurig, sprach aber dennoch weiter: „Takeru, du solltest dich um Daja kümmern. Sie durchlebt eine schwere Zeit. Und du Garem, verzweifle nicht, du wirst Tamiko früher wieder sehen als du denkst.“
„Gilbert, kennst du unsere Zukunft?“, fragte Garem.
Gilbert nickte.
Alle waren müde, aber dennoch sollten sie weiterreisen. Sie setzten sich wieder in ihre Kutschen. Adreanna setzte sich mit zu den Mädchen. In den Kutschen schliefen alle, nur die Kutscher und Takeru, der Desiderius nicht aus den Augen lassen wollte, waren wach.

Der nächste Morgen brach an und man konnte schon aus der Ferne einen Turm sehen. Es war Mias Turm, der Turm von der Heilerin von Vale.
Nach einer Weile sagte der Kutscher zu Isaac: „Mylord, wir haben soeben das Stadttor von Vale durchquert.“
Jenna war ziemlich aus dem Häuschen, ihre beste Freundin Mia wieder zu sehen. Sie stiegen aus und Isaac wurde schon im nächsten Augenblick von einem breit gebauten Mann begrüßt, es war der Bürgermeister, Garet.
„Schön dich wieder zu sehen, alter Freund!“ Seine roten Haare standen wie immer zu Berge und sein Lächeln war dasselbe wie in Kindertagen. „Nun kommt mit!“ Erst jetzt bemerkte Garet, das sie mit drei Kutschen reisten. „Reist ihr alle allein, oder was?“
„Nein Garet, wir haben Begleitung!“, sagte Isaac.
Nacheinander stiegen alle aus. Garet guckte sehr verwundert, da er nicht so viele Besucher erwartet hatte. Es begannen sich alle vorzustellen.
„Ich bin Takeru aus Izumo!“
„Ich, der Garem, komme auch aus Izumo.“
„Folore aus dem Lama-Tempel, habe schon eine Menge über dich erfahren, siehst aus wie’n Holzfäller!“
Bei Lama-Tempel dachte Garet an Ivan. Er hatte seit drei Jahren nichts mehr von ihm gehört.
„Ich heiße Adreanna, ich bin die Flötenspielerin des Nordens.“
Garet hatte von ihr gehört, von der Truppe, die sich ‚Die Stimmen der Himmelsrichtung’ nannte.
„Ich bin Daja, Tochter von Alex!“
„Alex?“, fragte Isaac ungläubig.
„Ja Alex! Kennt Ihr meinen Vater?“
„Ja, wo ist er? Wo ist er?“ Isaac drängte Daja dazu ihm zu antworten.
„Ich weiß es nicht. Ich bin vor achtzehn Tagen von ihm getrennt worden.“
„So ein…“ Isaac wagte es nicht auszusprechen.
Er wusste jetzt, dass Alex noch lebte. Er hegte einen solchen Groll gegen ihn, weil er seinen Vater entführt hatte. Und er war verantwortlich dafür, dass er gegen seinen besten Freund gekämpft hatte.
Garet spürte Isaacs Zorn und sagte schließlich: „Wollen wir nicht zu Mia gehen?“
Und so machten sie sich auf zu Mia.

An der Eingangstür zum Haus trafen sie Gabriel, Isaacs jüngeren Bruder. Nachdem Kyle und Dora wieder zusammen gekommen waren, war er geboren worden.
„Hallo Isaac, lang ist’s her! Jenna und mein kleiner Neffe sind auch dabei!“ Gabriel machte sich immer über Gilbert lustig. Gabriel war nur zwei Jahre früher geboren worden und außerdem war Gilbert größer als er selbst. „Nun, ihr seid leider zu spät. Mutter und Kind sind tot!“ Er lachte los.
Isaac und Jenna hatten kein Verständnis dafür, für sie war dies eine grauenvolle Nachricht.
„Isaac, hör nicht auf diesen Bengel, er redet Unsinn, Mia und meinem Sohn geht es gut!“
„Du hast einen Sohn Garet?“, fragte Jenna, die den Tränen nahe war.
„Nicht nur einen Sohn, auch eine Tochter!“ Garet machte die Tür zu ihrem Haus auf und führte sie in Mias Zimmer. Sie lag im Bett und hatte zwei Kinder in den Armen. Garet ging zum Bett und küsste Mia sanft auf die Stirn. Er zeigte auf das rechte Baby: „Das ist Vakaya.“ Danach zeigte er auf das andere: „Sein Name ist Vakal!“
joa, ganz gut. hat mir gut gefallen. weiter so^^
Eine schicksalhafte Reise

Alle Schicksalskinder saßen auf der Wiese vor Mias Turm. Der Turm war fünfundzwanzig Meter hoch, hatte einen Durchmesser von sieben Metern und die Außenfassade glänzte blau. Es war ein herrlicher Tag und alle Schicksalskinder waren in bester Stimmung.
„Wir sollten entscheiden, wo wir als nächstes hingehen.“, sagte Takeru ernst.
„Wie wäre es wenn wir zuerst zum Jupiter-Leuchtturm gehen würden? Immerhin haben wir zwei Jupiter-Adepten.“, erwiderte Liva.
Gilbert fing an zu zittern, seine Augen wurden glasig.
„Ich finde wir sollten zurück nach Tolbi fahren und zum Venus-Leuchtturm gehen. Schließlich haben wir auch zwei Venus-Adepten!“, sagte Gilbert trotz seines Zitterns bestimmt.
„Aber der Seeweg ist von Vale aus leichter zu erreichen. Die Route von Vale nach Contigo hätte durchaus ihre Vorteile. Die westliche See ist frühlingsstill und es sollte kein Problem sein mit einem ordentlichen Schiff dorthin zu kommen.“, erwiderte Garem fachmännisch.
„Ich stimme Prinz Garem zu! Wir sollten zum… wohin auch immer gehen!“ Folore hatte die Unterhaltung nur beiläufig mitbekommen. Sie stand auf, ging zu Garem und machte sich daran seine Haare zu flechten. Alle starrten ihn und Folore an, so dass er ganz nervös wurde.
„Ich habe eine Idee. Lasst uns abstimmen.“, schlug Adreanna vor.
Sie fragte, wer für den Jupiter-Leuchtturm war. Es hoben alle außer Avil, Liva und Gilbert die Hand. So war es beschlossen, dass sie sich auf den Weg nach Contigo machen würden.

Am nächsten Morgen brachen sie auf, sie versammelten sich am Stadttor.
„Pass ja auf dich auf, mein Schatz!“, sagte Jenna zu Gilbert, als sie ihn umarmte.
„Vergiss dein Versprechen nicht!“, fügte Isaac hinzu, der sich aber nicht weiter um seinen Sohn kümmerte.
Nun waren sie bereit auf eine Reise zu gehen, deren Abschluss ihnen, mit Ausnahme von Gilbert, nicht bekannt war. Ihre Gruppe bestand aus: Takeru, Anführer von Izumo, Garem, einem galanten Mann, Avil und Liva, den Töchter des ersten Ministers, Prinz Gilbert von Tolbi, Daja, Tochter von Alex, Folore aus dem Lama-Tempel und Adreanna, der Flötenspielerin des Nordens.
„Bruder, du wirst doch nicht diesen Bengel alleine ziehen lassen?“, fragte Gabriel, der aus der Menge auf sie zukam.
Er hatte seine Reisesachen gepackt, um mitreisen zu können, und erwartete keinen Widerspruch.
Isaac antwortete darauf: „Du hast Recht, begleite sie auf ihrer Reise.“

Und so geschah es, dass sie sich zu neunt auf den Weg zum Hafen von Vale machten. Sie fuhren nicht mit Kutschen, da der Weg durch viele Wälder führte.
„Wieso kommst du mit? Ich brauche keinen Aufpasser, Gabriel!“
„Ach was, Gilbert, du bist noch so jung und kannst doch gar nicht auf dich Acht geben.“
Gilbert hatte es allmählich satt von allen ständig beobachtet zu werden, erst von seinem Vater, dann von seinem Onkel und später von seinem Volk. Wahrscheinlich hatte sein Vater Gabriel alles erzählt, deshalb sollte er möglicherweise mitkommen. Hätte Ivan doch seinen Vater nicht die Wahrheit über Avil und ihn erzählt.

Avil und Liva gingen abseits der anderen. Liva verlor Avils Bauch nicht aus den Augen. Sie konnte nicht glauben, dass ihre eigene Schwester schwanger war und sie somit Tante wurde. Ob Avil und Gilbert wirklich heiraten würden?
Es war so viel geschehen seit ihrer Kindheit. Sie hatten immer im Schlosshof gespielt, sie waren glücklich gewesen und ihr Leben war unbeschwert verlaufen. Doch als Gilbert sechs geworden war, hatte sich alles geändert. Gilbert hatte gelernt seinen Verpflichtungen als König nachzugehen, Avil und sie selbst hatten lernen müssen, wie man sich als Dame am Hofe benahm.
Sie trauerte ihrer Kindheit nach, alles war so schön gewesen. Wieso musste sich so vieles ändern? War es Schicksal?

„Garem, es tut mir Leid, ich habe alles um mich herum vergessen, als ich Daja begegnete, auch deine Gefühle. Ich kann verstehen, dass du traurig bist, aber denkst du nicht, dass du Gilbert ein bisschen mehr vertrauen kannst, wegen Tamiko meine ich?“
„Vielleicht hast du Recht, aber ich habe so ein Gefühl, dass etwas Schlimmes auf unserer Reise passieren wird!“
Gilbert riss sich von Gabriel los und ging zu Garem, der dicht gefolgt von Folore begleitet wurde, und Takeru. Er wollte allem möglichst schnell entfliehen doch er wusste, dass er das Ziel nicht erreichen würde.
„Da magst du Recht haben, Garem. Ich sehe auch Schlimmes voraus, aber auch Glück und neues Leben.“, mischte sich Gilbert ein.
„Weiche von ihm, Dämon!“, zischte Folore, als Gilbert Garem ansprach.
Gilbert erschrak und wich noch weiter nach hinten.
„Das war sehr unhöflich von dir, Folore! Was würdest du sagen, wenn zu dir jemand ‚Dämon’ sagen würde?“, fragte Garem.
„Ich musste es sagen, er sieht zum Fürchten aus, das kann kein anständiger Mann sein!“
Garem reagierte nicht weiter auf Folore, sondern sprach weiter mit Takeru: „Was ist jetzt eigentlich mit dir und Dajavela? Ich bemerke doch, dass etwas gelaufen ist. Du guckst sie immerzu an!“
Takeru kratzte sich verlegen am Kopf: „Nun ja, vor dir kann ich es nicht geheim halten. Ich habe mit ihr geschlafen.“ Takeru war peinlich berührt über so etwas zu sprechen.
Folore hatte genau aufgepasst und wollte diese Erkenntnis zu ihrem Vorteil nutzen. Sie hatte keine schlechte Meinung von Takeru und wollte ihm nicht schaden, sie wollte ihn lediglich aufziehen.

„Adreanna, darf ich etwas fragen?“, fragte Daja, die neben Adreanna herlief.
„Natürlich!“, antwortete diese.
„Wie ist Imil? Mein Vater Alex ist von dort, ich würde gerne mehr über den Ort erfahren!“
„Imil ist ein kleines Dorf, welches am Fuße des Merkur-Leuchtturmes liegt. Meistens liegt Schnee und es ist ziemlich kalt. Manchmal spürt man ein kleines Beben der Erde, was bedeutet, dass auch Imil sich den Gaia-Fällen nähert. Ansonsten gibt es nichts Weiteres darüber zu sagen. Es ist ein Dorf wie jedes andere. Keine Außergewöhnlichkeiten, seitdem Mia und Alex fort sind. Sie waren die Helden unseres Dorfes! Sie sind losgezogen, um die Leuchttürme wieder zu entzünden und die Welt zu retten!“
Was Adreanna nicht wusste war, dass die Bewohner von Imil nicht die Wahrheit sagten. Mia zog los, um Felix davon abzuhalten, die Leuchttürme zu entfachen und Alex hatte nur seine Machtvergrößerung im Sinn, er hatte kein Interesse an der Welt. Sein einziges Ziel war der Stein der Weisen.
„Danke, dass du mir das erzählt hast!“, sagte Daja.

Spät am Abend kamen sie zum Hafen von Vale. Sie sahen ein großes, prachtvolles Schiff im Hafen liegen, welches wohl seit einigen Jahren nicht mehr in Betrieb war.
Sie suchten das Gasthaus auf, wo sie drei Zimmer nahmen. Eines teilten sich Takeru, Garem und Gabriel, das andere Adreanna, Daja und Folore, das letzte Gilbert, Avil und Liva.
Es war nicht ungewöhnlich, dass die drei in einem Raum schliefen, denn dies hatten sie schon seit ihrer frühen Kindheit getan. Avil und Liva hatten ziemliche Angst vor Gewittern, deshalb waren sie schon immer über Nacht bei ihm geblieben.
„Puh! Bin ich fertig! So lange bin ich noch nie unterwegs gewesen.“, sagte Liva, als sie erschöpft auf ihr Bett sank.
„Du hast Recht, ich glaube wir sind zu bequem geworden. Ich fühle mich richtig schlapp!“, erwiderte Avil darauf.
„Ihr beide könnt euch ausruhen, ich gehe mit Takeru und Garem etwas trinken. Wenn irgendetwas passiert, sagt Bescheid!“
„Was sollte denn passieren?“, fragte Liva spöttisch, dann schoss es ihr durch den Kopf. „Wird etwas passieren?“
Gilbert schüttelte den Kopf und sagte: „Nein! Seid beruhigt.“ Er ging mit diesen Worten durch die Tür.
Nun waren Avil und Liva allein.
Avil ging zum Bett ihrer Schwester und setzte sich neben sie. „Tut mir Leid, dass ich dir nichts von Gilbert und mir erzählt habe. Ich dachte du würdest es Vater und Mutter sagen, ich hatte Angst!“
„Ich hätte es ihnen gesagt, aber ich hätte dabei natürlich auf deine Gefühle geachtet und sie respektiert. Avil, vertraue mir ein bisschen mehr. Ich liebe dich doch. Ich würde dir nie Schaden zufügen.“
„Ich weiß, Liva. Ich weiß, dass ich dir vertrauen kann. Es ist nur so, Gilbert und ich wollten es so lange wie möglich geheim halten, damit uns niemand trennen kann.“ Avil guckte glücklich auf ihren Verlobungsring.
„Er wird dich glücklich machen, nicht wahr?“
„Ja, dass wird er ganz bestimmt. Niemand kann uns trennen, nicht einmal unsere Eltern. Wir sind für einander bestimmt.“
Avil sah nun nicht mehr so glücklich aus. Auch Liva, die ihren Arm sanft um Avils Schultern legte wurde traurig. Sie wusste, wenn die beiden heiraten würden, wäre nichts mehr so wie es einmal gewesen war.

Im unteren Teil des Gasthauses ging es anders zu, laute Musik und viel Rederei erfüllten den Raum. Gilbert kam an, als sich Takeru und Garem gerade hinsetzten. Zu seiner Enttäuschung saß Gabriel auch bei ihnen.
„Gabriel, wieso bist du hier?“
„Na ja, ich kann doch nicht meinen kleinen, süßen Gilbert alleine lassen!“
„Lass mich doch in Ruhe!“ Er setzte sich hin, ohne Gabriel weiter zu beachten.
„Der Wein hier ist ausgesprochen gut, so guten kenne ich nur von dem Apojii-Archipel.“, sagte Garem, der sich wegen seines Vaters so gut auskannte, er war Händler und ein Teil seiner Ware kam nach Izumo. Garem holte sich immer gleich acht Flaschen von dem Apojii-Wein.
„Du hast Recht, Garem!“, stimmte Takeru ihm zu.
Plötzlich wurden sie in ihrem Gespräch unterbrochen, am Nebentisch sprach ein bärtiger Mann. „Ich habe gehört, dass sich in der westlichen See Piraten aus Champa herumtreiben. Sie plündern, brandschatzen und versenken Schiffe! Ihr Kapitän ist der gefürchtete Feuerhaar!“
„Wer ist dieser Feuerhaar?“, fragten seine Matrosen.
„Er ist ein Mann von unglaublicher Stärke, seine Hände sind so scharf wie die Klauen eines Wolfes, seine Zähne sind lang und spitz, wie die eines Vampirs, seine Größe ist extrem! Schwingen sprießen aus seinem Rücken. Er ist ein Monstrum!“
Seine Matrosen guckten verschreckt. „Kapitän, Sie wollen wirklich noch auf der westlichen See herumsegeln?“
„Natürlich, ich werde dieses Monster erlegen!“
„Das ist doch totaler Quatsch!“, sagte Adreanna, die zu ihnen kam. Sie setzte sich zwischen Gabriel und Gilbert.
„Ich glaube wir wurden noch nicht miteinander bekannt gemacht.“, bemerkte Gabriel. Er legte seine Hand auf ihren Oberschenkel.
Dies gefiel Adreanna überhaupt nicht, sie nahm die Hand angewidert hoch und schlug diese. Nun setzte sie sich rüber zu Takeru und Garem. „Ich bin Adreanna, das müsste dir reichen.“, sagte sie kalt.
„Wieso so kaltherzig? Ich bin Gabriel, Onkel von Gilbert.“
„Da ist Gilbert besser als du!“
„Na, na. Du wirst deine Meinung über mich ändern, wenn ich dich erstmal rum…“
Er konnte nicht zu Ende sprechen, denn Adreanna verpasste ihm eine schallende Ohrfeige. Dann stand sie auf, schmiss seinen Krug um, so dass sein Bier über ihn floss und ging wieder auf ihr Zimmer.
„Was sollte das? Ich dachte du liebst Nabiva!“, sagte Gilbert.
„Ich liebe alle Frauen, nicht nur Nabiva!“
„Aber sie liebt dich bestimmt über alles! Und sie wartet sehnsüchtig auf deine Rückkehr, am besten ist es, wenn du sofort zurückgehst!“
„Meinst du wirklich das wäre am besten? Wo ich doch ein grünes ‚C’ trage?“
„Was? Du bist auch ein Schicksalskind?“, fragte Garem neugierig.
Auch Takeru hob den Kopf.
„Ganz richtig, ich bin eines! Also, seid ja nett zu mir, sonst haue ich wieder ab! Und das wollt ihr doch nicht, oder?“
„Ich will es mit eigenen Augen sehen!“, verlangte Gilbert.
„Weißt du es nicht schon? Ich meine du als großer Wahrsager.“
Gilbert erwiderte nichts, denn er wusste, dass sein Onkel Recht hatte.
„Glaubt ihr wir können uns vor Feuerhaar schützen?“, fragte Garem.
„Ja, wenn wir zusammenhalten sind wir stark genug, wir werden uns gegenseitig beschützen!“, meinte Takeru.

Sie tranken alle noch einen Krug und wollten danach schlafen gehen. Doch Daja kam herunter und wollte mit Takeru einen Spaziergang machen. Er stimmte zu und so gingen sie zusammen nach draußen.
„Endlich frische Luft, im Gasthaus war es so stickig!“, sagte Takeru.
„Mhm, Takeru, was war los vorhin? Adreanna war so aufgewühlt!“
„Gabriel, nun, hat sich um sie bemüht, aber Adre wollte dies nicht.“ Takeru fand für fast alle Menschen Spitznamen. „Ich denke sie ist nicht der Typ für eine feste Bindung!“, fügte Takeru hinzu.
„Und, bist du der Typ für eine feste Bindung?“
„Nun, weiß nicht. Irgendwann muss ich heiraten, möchte allerdings noch frei sein!“
„Würdest du mich heiraten, wenn ich wie Avil schwanger wäre?“
„Ja, auf jeden Fall! … Moment mal, du bist doch nicht etwa schwanger?“
„Nein, keine Panik, ich kann dir ganz genau sagen, dass ich nicht schwanger bin.“
„Da bin ich beruhigt.“
„Möchtest du etwa keine Kinder von mir?“
„So war das nicht gemeint, Daja.“
„Ich weiß. Takeru, guck mal dort, die Sterne auf dem Meer, sie erinnern mich an einen Ort, von dem ich geträumt habe.“
Sie nahm seine Hand und beide sahen auf die Wasserspiegelung.

Gabriel machte sich auf den Weg zu dem Zimmer der Mädchen. Er erreichte dieses und klopfte an die Tür.
„Adreanna, bist du noch wach? Ich würde mich gerne bei dir entschuldigen!“
Es regte sich nichts. Nach ein paar Minuten wollte Gabriel wieder gehen, als sich plötzlich die Tür öffnete und die völlig verschlafene Adreanna heraus trat.
„Was willst du?“, fragte sie müde, währenddessen rieb sie sich die Augen.
Sie hatte neben ihrem Nachtgewand nur noch einen durchsichtigen Mantel an.
„Ich wollte mich entschuldigen. Tut mir wirklich sehr Leid, ich wollte dich nicht unsittlich berühren.“ Er setzte seinen Hundeblick auf, mit dem er schon immer alles bekommen hatte.
„Schön, ich verzeihe dir und hoffe, dass die heutige Aktion eine Ausnahme war.“
„Natürlich!“
Adreanna wollte gerade zurück in ihr Zimmer gehen, als Gabriel sie am Arm packte. Er zog sie an sich heran und drückte sie an die Wand. Erst jetzt bemerkte Adreanna, wie stark Gabriel war, denn sie konnte sich nicht einmal ansatzweise aus seinem Griff befreien.
„Gabriel! Was machst du? Ich will hier weg! Ich bin müde!“ Adreanna versuchte ihn abzulenken, aber es half nichts.
Sein Gesicht kam immer näher an ihres, sie hatte Angst, sie machte die Augen zu und hoffte, dass dies nur ein Alptraum war. Doch sie wurde eines besseren belehrt, als seine Lippen die ihren berührten. Ruckartig öffnete sie die Augen. Sie hob ihr Bein und wollte ihm in den Bauch treten, aber seine Reflexe waren zu gut.
Er wandte sich von ihr ab und sagte: „Ich hoffe du weißt jetzt, dass ich alles bekommen kann, was ich will. Du wirst dich auch irgendwann an mich gewöhnen.“ Gabriel verließ den Ort des Geschehens.
Adreanna stand unter Schock. Sie hatte keine Chance gegen ihn. Nun hatte sie richtige Angst, denn er könnte sie immer noch in der Nacht überfallen.
„Adreanna, geht es dir gut?“ Liva riss sie aus ihrer Erstarrung. Sie wollte nicht, dass irgendjemand etwas erfuhr. „Ja, Liva. Es geht schon. Was machst du hier?“
„Ich wollte nach unten, möchtest du mitkommen?“
„Ja, gerne!“

Sie gingen die Treppe hinunter und setzten sich an einen der Tische. Adreanna fiel sehr schnell auf, dass die Männer sie anstarrten. Dann realisierte sie, dass sie nur ihre Nachtgewänder anhatte.
„Ich gehe mir etwas anderes anziehen!“
„Verstehe, ich warte hier auf dich.“
Adreanna verschwand nach oben und kam nach zehn Minuten wieder nach unten. Sie sah, dass sich zu Liva jemand mit einer großen Kapuze gesetzt hatte.
„Liva, wer ist das?“
„Seinen richtigen Namen kenne ich nicht, aber er sagte, ich solle ihn Senor E nennen.“ Sie wandte sich an Señor E. „Das ist Adreanna, sie ist eine gute und wichtige Freundin.“
Er stand auf und reichte Adreanna die Hand zur Begrüßung.
„Schön Sie kennen zu lernen.“, sagte er.
„Was machen Sie hier im Hafen, wollen Sie auch morgen lossegeln? Wir schon, unser Schiff liegt draußen, es ist dieses prachtvolle mit den Flügeln.“, sagte Liva.
„Aber, das kann doch gar nicht euer Schiff sein, es gehörte einmal jemanden namens Felix, oder täusche ich mich?“, fragte Señor E.
„Nein, Sie täuschen sich nicht, es gehört meinem Vater, ein Geschenk von Aaron aus Lemuria.“
„Ihr Vater war Felix!“ Señor E sprang auf, er wollte so schnell wie möglich fliehen.
Doch Liva griff nach seinem Mantel: „Was ist los, habe ich etwas Falsches gesagt?“ Er versuchte sich aus ihrem Griff zu befreien und so geschah es, dass seine Kapuze auf seine Schultern fiel.
Alle schauten auf den rothaarigen Mann.
Der bärtige Kapitän sagte zu seiner Mannschaft: „Das ist er, das ist Feuerhaar!“
Er nahm sein Schwert zur Hand und stürmte auf ihn zu, Feuerhaar konnte noch gerade so ausweichen, aber das Schwert fand ein anderes Ziel, es streifte Livas Arm. Liva sank zu Boden und drückte die Hand gegen die offene Wunde.
Feuerhaar bückte sich: „Tut mir Leid, ich muss fort. Aber dich werde ich niemals vergessen.“ Er holte einen an einer Kette hängenden Kristall heraus, legte diese um Livas Hals und küsste sie auf die Stirn, bevor er verschwand.
Adreanna kam gleich zu ihr. „Das ist nicht so schlimm, aber bewege dich nicht, ich werde dir helfen.“
Es war allgemein bekannt, dass Merkur-Adepten heilende Kräfte besaßen. Sie nahm Livas Hand von der Wunde und presste ihre eigenen Hände auf diese.
„Heilige Kräfte des Wassers, erhört mich! Helft meine Freundin in der Not! Erhöret mich!“
Die Wunde fing an sich zu schließen. Kleinere Wunden waren nicht das Problem, aber lebensbedrohliche konnte selbst ein erfahrener Wasser-Adept nicht heilen.
„Danke!“, sagte Liva und fiel Adreanna um den Hals.

Avil und Gilbert saßen auf einem Bett.
„Wie lange glaubst du wird Gabriel bei uns bleiben?“, fragte Avil.
„Ich denke für immer, er ist nämlich ein Schicksalskind! Aber lass uns nicht über ihn reden, er ist für uns nicht wichtig.“
„Meinst du er wird nicht versuchen uns auseinander zu reißen?“
„Avil, hörst du mir nicht zu? Ich will nicht über ihn reden!“ Gilbert stand wütend auf und ging zum Fenster. Er sah, dass Takeru und Daja am Wasser saßen.
„Gilbert, sei nicht sauer, es ist nur so, dass ich wahnsinnige Angst habe! Angst davor, dass wir getrennt werden und du eine andere heiraten wirst.“
„Sei nicht albern, ich würde niemals eine andere Frau als dich lieben und heiraten! Ich lasse nicht zu, dass uns jemand trennt. Eher sterbe ich!“
„Wären wir doch nur nicht verwandt!“
Sie stand ebenfalls auf und ging zu Gilbert. Ihre Hände legten sich auf seine Schultern. Er drehte sich um und küsste sie.
„Wieso wolltest du nicht, dass wir zum Jupiter-Leuchtturm fahren?“, fragte Avil neugierig.
„Ach, eigentlich war es mir egal, aber wir hatten auch die andere Option, die bestimmt genauso gut gewesen wäre.“
Avil traute dem nicht ganz, er würde so etwas nie ohne eine Absicht machen. Irgendetwas würde am Jupiter-Leuchtturm geschehen, aber Avil wusste nicht was.
„Avil, wollen wir nicht auch zum Meer gehen?“, fragte Gilbert um vom Thema abzulenken.
„Ja, wieso nicht?“ Er nahm ihre Hand und zog sie hinter sich her. „Gilbert, nicht so schnell!“
Doch er hörte nicht auf sie, er raste die Treppe hinunter, beinahe hätte er Adreanna umgeworfen, die gerade die Treppe herauf kam.
„Gilbert, pass auf!“
Er zog sie weiterhin quer durch die Schänke. Aus den Augenwinkeln sah Avil, dass sich jemand zu Liva setzte.
Nun waren sie draußen. Gilbert wirbelte herum, hob Avil in seine Arme und lachte dabei.
„Ich liebe dich, Avil!“
Er setzte sie wieder auf den Boden und streichelte sie über ihre Wange.
„Ich weiß, Gilbert. Ich liebe dich auch!“
Gerade als sie sich küssen wollten hörten sie ein seltsames Geräusch aus dem Gasthaus. Im nächsten Moment sahen sie, wie ein mysteriöser Mann aus diesem stürmte.
„Gilbert, hast du das auch gehört?“, fragte Takeru, der mit Daja zu ihnen kam. Gilbert nickte.
„Avil, was hast du?“ Daja sah als Erste, dass Avil auf dem Boden lag und sich völlig grundlos den Arm festhielt.
Avil antwortete ihr: „Es ist nichts, aber was ist mit Liva? Ihr muss etwas passiert sein!“ Sie deutete auf das Wirtshaus.
Takeru und Gilbert rannten los, doch Daja blieb bei Avil.

Takeru machte die Tür auf, aber Gilbert schrie: „Liva, was ist passiert?“ Liva stand mit Adreanna in Mitten der Schänke.
„Ihr kennt Feuerfuß?“, fragte einer der Matrosen.
„Der heißt nicht Feuerfuß, sondern Feuerzahn!“, sagte ein anderer.
Ein dritter meinte: „Nein, er heißt Langfinger!“
Das ganze brach in eine heftige Diskussion aus.
Avil und Daja kamen herein. Die sechs entschlossen sich nach oben schlafen zu gehen.
Es wurde trotz allem eine angenehme Nacht.

Am nächsten Morgen wollten sie früh aufbrechen. Die Schicksalskinder packten alle ihre sieben Sachen und wollten losfahren, als sie eine Überraschung erlebten. Sie sahen ein allzu vertrautes Gesicht, es war Isaac.
„Bruder, was willst du hier?“
„Meine Frau wollte, dass ich noch einmal mit meinem Sohn rede.“ Isaac packte seinen Sohn am Arm und zog ihn von den anderen weg.
„Vater…“, versuchte Gilbert anzufangen.
„Hör mir zu! Ich bin nicht damit einverstanden, dass du Avil heiratest! Aber ich weiß, dass du sie liebst und sie trotzdem heiraten willst. Ich denke, ich würde dasselbe tun, wenn ich meine Cousine lieben würde. Also stelle ich nur eine Bedingung! Wenn Avil nun einen Sohn bekommt, kannst du sie heiraten! Und nimm diesen Ring mit!“
Er zog einen Ring von seinem linken Finger ab, es war der Ring der Königsfamilie aus Tolbi.
„Vater…“, auch ein erneuter Versuch scheiterte.
„Gilbert, denk an das Versprechen!“ Isaac gab Gilbert zum Abschied die Hand.
Was Isaac nicht wusste war, dass er Gilbert zum letzten Mal sehen sollte.
Gilbert war glücklich über die Worte seines Vaters, er war sich sicher, dass dies ein Wink des Himmels war.

Adreanna kam aus dem Wirtshaus. Sie sah Gabriel drüben am Schiff stehen und ihr ganzer Körper zuckte zusammen. Gabriel sah, wie Adreanna versuchte sich unauffällig aus dem Staub zu machen. Aber dies konnte sie nicht, denn Gabriel rannte schnell zu ihr herüber und blockierte die Tür zum Gasthaus.
„Bin ich dir etwa unangenehm?“, fragte Gabriel.
Adreanna ging nun in die andere Richtung, wurde allerdings von Gabriel festgehalten. Er umschlang ihren Bauch mit beiden Armen, dabei streichelte er ihre linke Hüfte mit seiner rechten Hand.
Sein Mund war dicht neben ihrem Ohr und flüsterte: „Wir können gerne dort weitermachen, wo wir gestern aufgehört haben.“
Sie war wie eingefroren, konnte sich weder rühren, noch etwas sagen.
„Gabriel, kannst du mir verraten, was du da schon wieder tust?“ Es war Isaac, der sich von seinem Bruder verabschieden wollte.
„Tue ich denn etwas Verbotenes?“
Er ließ Adreanna frei und umarmte seinen Bruder.

Im nächsten Augenblick verließ Garem das Wirtshaus, wie immer dicht gefolgt von Folore.
„Folore, könntest du dich nicht mit jemand anderem beschäftigen? Immer rückst du mir auf die Pelle!“
„Aber du bist viel hübscher als diese anderen doofen Leute! Warum geben wir uns nur mit denen ab?“
„Erstens: Wir sind nicht von ‚doofen Leuten’ umgeben. Zweitens: Sie sind meine Freunde. Und drittens: Wenn du so weiter machst, wirst du bestimmt bald keine Freunde mehr haben!“
„Aber du bist doch bei mir, die doofen Menschen sind mir egal!“
„Tolle Einstellung! Ich werde dich bald auch nicht mehr erdulden, wenn du dich nicht änderst. Und solche Aktionen wie heute Nacht kannst du dir auch sparen!“
Folore hatte die heutige Nacht bei Garem im Bett verbracht, heute Morgen hatte sich Garem zu Tode erschrocken. Er hatte gar kein Interesse an Folore. Sie war halb so alt wie er selber und war eher wie eine kleine Schwester für ihn, außerdem hatte er doch Tamiko. Die eine, die er nie vergessen würde.
„Ich mag dich halt und will jede Minute meines Lebens mit dir verbringen!“
„Aber ich bin verlobt! Und wenn meine Verlobte hier wäre, dann würde ich mich nur noch um sie kümmern!“
„Nur noch um sie! Das glaub’ ich weniger! Du würdest auch alle anderen aus deinem Leben mit einbeziehen. So kaltherzig kann jemand, der so schön ist, gar nicht sein!“
Garem wandte sich schnellen Schrittes von Folore ab. Wie konnte sie die Leute nur nach ihrem äußeren Erscheinungsbild beurteilen und nicht nach ihren inneren Werten? Solche Menschen konnte Garem überhaupt nicht leiden.
Als er dachte, er wäre allein, seufzte er: „Hach, Tamiko! Ich wünschte du wärest hier!“
„Du wirst sie schon bald wieder sehen!“
Garem blickte sich um und bemerkte, dass Liva und Avil auf einem Stein saßen. Beide waren eigentlich in ihre eigenen Gedanken versunken. Liva spielte mit ihrer neuen Kette herum, die sie von Feuerhaar bekommen hatte und Avil starrte auf ihren Verlobungsring.
„Kann ich mich setzen?“, fragte Garem höflich.
„Natürlich!“, kam es wie aus einem Munde.
Nun begann auch Garem in Gedanken zu versinken, er nahm sein Familienmedaillon in die Hand. Seine Gedanken waren ganz nahe bei seiner Familie, dann fiel ihm Oka wieder ein. Sie hatte nur zum Mikage-Berg gehen wollen, um Blumen für Okinos Hochzeit zu pflücken, aber sie war nicht mehr zurückgekommen. Er hatte das Gefühl, dass all die Menschen, die ihm am meisten bedeuteten, verschwanden. Erst Oka, dann Tamiko. Wer würde als nächstes dran sein?
„Garem, Avil und Liva, wir wollen los! Kommt ihr?“, fragte Takeru ironisch. Er wusste ja, dass sie mitkommen mussten.
Eine lange Seereise

In Aarons Schiff waren dreizehn Zimmer frei. Alle nahmen eines für sich, außer Avil und Liva, die eins zusammen nahmen. Alle wussten, dass man das Schiff mit Psynergie steuern konnte, das bedeutete wenn sich Personen mit Psynergie-Fähigkeiten an Bord befanden, fuhr das Schiff.
„Liva, hast du zufällig meinen Kamm gesehen?“, fragte ihre Zwillingsschwester.
„Nein, habe ich nicht. Vielleicht ist er bei Gilbert?“, entgegnete Liva.
Avil zuckte mit den Schultern, sie verließ den Raum um zu Gilbert zu gehen.
Liva, die mit auspacken fertig war, nahm wieder die Kette von Feuerhaar zur Hand. Sie hatte noch nicht mal sein Gesicht gesehen, aber sie schwärmte trotzdem für ihn. Er wusste nicht, wie er sie gerettet hatte. Sie war verzweifelt gewesen und sie hatte um ihre Kindheit getrauert, aber jetzt konnte sie wieder nach vorne blicken. Sie malte sich ihre Zukunft mit ihm aus, dabei wusste sie gar nichts über ihn. Wieso war er so gefährlich? War er gut oder böse? Diese Fragen stellten sich von nun an.
Plötzlich hörte Liva das Geräusch einer Tür, die aufgemacht und auch wieder geschlossen wurde.
Avil stand im Zimmer. „Hab’ meinen Kamm wieder, Gilbert hatte ihn.“, sagte sie mit einem Lächeln auf dem Gesicht. „Sag mal, Liva, was meinst du, haben Gilbert und ich eine Chance?“
„Ich weiß es nicht, Avil! Ich könnte mir vorstellen, dass dies gegen die Moralvorstellungen unserer Eltern ist. Aber ich würde euch eine Chance geben!“
„Danke!“

Eine kurze Zeit später hatte Liva ein wunderbares Mahl zubereitet, Kartoffeln mit Krabbenragout.
„Liva, du bist eine ausgezeichnete Köchin.“, bemerkte Takeru schmatzend.
Daja schubste ihn an, da er mit vollen Mund redete. Liva fühlte sich geschmeichelt, im Schloss hatte sie kaum Zeit zum kochen gehabt, obwohl sie dies gerne tat.
„Du hast vollkommen Recht.“, stimmte Garem Takeru zu.
„Sag mal, Adreanna, wieso trägst du eigentlich keine Röcke?“ Alle drehten sich zu Gabriel um, als er sprach.
„Wieso sollte ich?“
„Wieso nicht? Dann sähest du sehr feminin aus, noch mehr als jetzt.“
„Was ist, wenn ich nicht feminin wirken will?“
„Das kann doch nicht sein, jede Frau will für ihren Mann schön aussehen!“
„Ich erinnere mich nicht, dass ich einen Mann hätte!“
„Aber so meinte ich das doch gar nicht. Du sollst dich für mich schön machen!“
„Gabriel, du willst sie doch nur ins Bett kriegen.“, schaltete Gilbert sich ein.
„Nun, ich habe kein solches Glück bei Frauen wie du! Die eigene Cousine, das ist pervers!“
„Misch dich nicht in Sachen ein, die dich nichts angehen. Es war Schicksal, dass ich mich in Gilbert verliebt habe!“
„Ach, macht doch was ihr wollt!“ Gabriel war beleidigt und ging aus der Küche.
„Endlich ist er weg!“, sagte Avil, die immer noch wütend war.
„Du solltest dich nicht so überanstrengen, denk doch an die Kin… ähm an das Kind in deinem Bauch!“
„Was hast du gesagt? Wolltest du irgendwie andeuten, dass ich Zwillinge bekomme?“
„Nur ein simpler Versprecher, sonst nichts.“
Gilbert legte seinen Arm um Avils Schultern und streichelte mit der anderen Hand ihren Bauch. Sie wurde rot.
„Liva, ich übernehme den Abwasch!“, sagte Adreanna und machte sich daran den Tisch abzuräumen.
„Daja, kommst du mit ans Deck?“, fragte Takeru.
„Natürlich! Ich ziehe mich aber vorher noch um.“, antwortete sie.
Sie wollte das Kleid anziehen, welches sie von Gilbert bekommen hatte. Sie hatte in Erfahrung bringen können, dass das Kleid einmal Mia gehört hatte.

Alle verließen die Küche, alle außer Adreanna. Sie war schon seit zwanzig Minuten am Abwaschen, als Gabriel hereinkam. Er nahm sich ein Messer. Erst jetzt bemerkte Adreanna seine Anwesenheit.
„Gabriel? Was machst du mit dem Messer?“
Er antwortete nicht, sondern ging auf sie zu. Während er sie immer näher an die Wand zurückdrängte, hob er das Messer und zerschnitt ihre Hose.
„Ich bekomme immer was ich will.“
„Ich denke da irrst du dich, ich reise doch nicht nur mit einer Hose!“
„Denkst du, daran hätte ich nicht gedacht? Ich war in deinem Zimmer, hab’ die Hosen genommen und über Bord geworfen! Dabei habe ich dies gefunden!“ Er hob ein kleines Bild hoch. Es zeigte Adreanna und einen jungen Mann, dieses Bild war ungefähr drei Jahre alt. Gabriel deutete auf den Mann: „Wer ist das?“
„Wieso sollte ich dir das sagen?“
„Sag’s mir, sonst könnte es sein, dass ich mich nicht mehr beherrschen kann!“
„Reg dich ab, das ist mein Freund. Das Bild wurde zwei Wochen vor unserer Trennung gezeichnet. Die Zeichnerin war die Stimme des Westens, Ahri. Sie konnte damals nicht bei uns bleiben, da ihr Bruder krank wurde, er ist daran gestorben.“
„Sehr interessant, kannst du mir mehr erzählen?“
„Nun gut. Er war die Stimme des Südens aus Osenia. Ich war die Flötenspielerin, Ahri hatte eine Harfe, Alina spielte Violine und er, Assad, hat zu unserem Spiel gesungen. Irgendwann sagte er, dass er mich lieben würde. Ich war so glücklich! Doch eines Tages hat er mein ‚C’ gesehen und hat sich daraufhin gleich von mir getrennt. Den Grund kenne ich nicht. Unsere Truppe hat sich drei Monate danach aufgelöst.“
Adreanna guckte sehr traurig und unglücklich. Gabriel stand auf und entschuldigte sich für die Aktion mit den Hosen. Adreanna nahm die Entschuldigung nicht allzu ernst.

Gabriel kam aus der Küche heraus, dies sah Gilbert, der mit Avil aufs Meer hinausschaute. Er wusste sofort, dass er Adreanna etwas angetan hatte.
„Gabriel, was hast du getan?“
„Ich habe nichts getan!“, behauptete Gabriel.
„Du weißt, dass ich weiß, dass du Adreanna…“ Er konnte nicht zu ende reden, da Gabriel seinen Mund zuhielt.
„Gilbert, ich weiß es.“ Er zog Gilbert von Avil weg. „Entschuldigung, ich borg’ ihn mir mal aus!“
Er zog ihn bis zum hinteren Teil des Schiffes.
„Ich muss unbedingt mit dir reden, es geht um meine Krankheit. Ich weiß, dass ich an ihr sterben werde. Ich möchte von dir wissen, wann es soweit ist!“ Gilbert dachte einen Moment nach, ob er es ihm wirklich sagen sollte. „Los, Gilbert, erzähl es mir! Ich möchte mein Leben noch auskosten, ich bitte dich!“ Gabriel hielt die Hand von Gilbert mit seinen eigenen umklammert.
„Gut, wenn du mich so sehr bittest. Ich habe gesehen, dass du in drei Jahren sterben wirst.“ Gabriel ließ schockartig Gilberts Hand los.
„Gabriel?“, fragte er besorgt.
„Es ist nichts, rein gar nichts.“
Er lächelte, wandte sich ab und verschwand in seine Kabine.
Avil, die nach seinem Verschwinden zu Gilbert kam, fragte besorgt: „Was wollte er?“
„Ich denke, ich sollte dir das nicht sagen, ich glaube dass er das nicht wollen würde. Frag ihn am besten selber, wenn es dich so sehr interessiert.“
„Werde ich machen!“, sagte Avil trotzig.
„Avil, sei nicht sauer, ich würde dir alles erzählen, aber ich…“
Avil legte ihren Finger auf seinen Mund und nickte. Sie verstand, dass er ihr es nicht sagen wollte. Er legte seien Arme um ihren Körper, dabei bemerkte er, dass ihr Bauch schon etwas runder geworden war. Er lächelte sie an.
„Was ist Gilbert? Was hast du?“, fragte Avil ihn.
„Ich bin nur froh, dass wir endlich ungestört zusammen sein können. Mein Vater ist mit unserer Heirat einverstanden!“
Avil strahlte vor Freude, nun konnten sie glücklich werden.

Takeru, Daja und Garem, der in Begleitung von Folore war, standen am Bug.
„Herrlich ist das Wetter heute!“, meinte Garem.
„Da hast du Recht, mein Freund.“, stimmte Takeru ihm zu.
„So ein wolkenloser Himmel!“, schwärmte Garem.
Am liebsten würde er diesen Tag gemeinsam mit Tamiko verbringen. Er stellte sich vor, wie sie an so einem schönen Tag heiraten würden.
„Sag mal, Daja, wieso hast du dich umgezogen?“, fragte Takeru.
„Ich dachte, wir würden alleine sein!“, sagte Daja beleidigt.
„Wieso alleine? Es ist doch schön mit Freunden zusammen zu sein.“
„Also sind dir deine Freunde wichtiger als ich.“ Daja wurde langsam ärgerlich.
Daraufhin meinte Takeru: „Du bist doch auch meine Freundin.“
„Nur deine Freundin!“
Daja ging auf Takeru zu und verpasste ihm eine Ohrfeige, danach ging sie beleidigt unter Deck zu ihrem Zimmer.
„Was habe ich denn falsch gemacht?“, wunderte Takeru sich.
„Du hast doch keine Ahnung von Frauen, du bist total blöd. Sie will nicht nur deine Freundin sein, sie denkt an eure gemeinsame Zukunft, vor allem nachdem ihr miteinander geschlafen habt. Vielleicht ist sie wie Avil schwanger!“, sagte Folore.
Da sie im Lama-Tempel wohnte bekam sie eine Menge Probleme mit, so konnte sie nun die Lage durchschauen.
„Ich denke, du solltest das Missverständnis aufklären.“, sagte Garem.
Takeru nickte und verschwand.
„Das war genau das Richtige, Folore! Dieses Mal hast du niemanden beleidigt.“
„Ich will mich doch nur für dich ändern, so dass du dich in mich verliebst und diese dumme Tamiko vergisst.“
„Tamiko ist nicht dumm und ich werde sie niemals vergessen!“, schrie Garem Folore an. Diese schreckte zusammen und begann zu weinen. Garem wusste für einen Moment nicht, was er tun sollte, doch dann nahm er Folore in die Arme und küsste ihre Wange. In diesem Moment lächelte Folore.

Auf dem Weg zu Daja dachte Takeru daran, was Folore ihm gesagt hatte. Vielleicht war sie wirklich schwanger, aber Daja hatte doch gemeint, dass sie hundertprozentig nicht schwanger sei. Das ganze irritierte ihn sehr. Er war an ihrer Tür angekommen, erst zögerte er, aber dann klopfte er dennoch an.
„Daja, darf ich reinkommen?“
„Nein, ich will dich nicht sehen, ich will niemanden sehen!“
Trotzdem trat Takeru ein und bekam gleich ein Kissen ins Gesicht geschleudert.
„Daja, sei nicht sauer, lass es mich erklären!“
„Nein, ich will nicht!“
„Hör mir doch mal zu, ich liebe dich und das weißt du auch! Ich dachte, dass du mir vertraust!“, meinte Takeru.
„Ich vertraue dir auch, aber du hast mich gekränkt!“
„Womit denn? Etwa mit ‚Freundin’?“
„Ja!“
„Daja, Daja, Daja! Wie soll ich dir das erklären? Ich weiß… Als ich noch in Izumo gelebt habe, hatte ich nie viele Freunde, eigentlich nur Garem. Izumo ist eine sehr traditionelle Stadt und da ich nicht so für Bräuche bin, war ich auch nicht so angesehen wie andere. Deshalb bedeutet ‚Freunde’ für mich etwas anderes, als für alle anderen. Sie haben bei mir eine sehr viel tiefere Verbindung. Deswegen sehe ich dich als Freundin an, aber wenn dir Geliebte lieber ist, dann nenne ich dich so, mein Schatz.“
Daja war sprachlos und glücklich zugleich. Sie ging auf Takeru zu und küsste ihn. „Ich danke dir! Du gibst mir Geborgenheit. Diese hatte ich bisher nur bei einem anderen Menschen, bei meinem Vater Alex. Ich kenne sonst nur noch Menschen, bei denen ich mich nicht geborgen fühle!“
„Wieso fühlst du dich bei anderen nicht geborgen?“, fragte Takeru neugierig.
„Es ist wegen meiner Mutter und mir, wir wurden entführt, als ich ungefähr dreizehn Jahre alt war. Mich hatten die Räuber dazu gezwungen zu kochen und zu arbeiten, meine Mutter wurde weggebracht, um die Lust der Männer zu befriedigen. Als ich sie nach einem Jahr wieder sah, war es das letzte Mal. Die Räuber haben sie umgebracht und mich wollten sie einem mysteriösen Mann mit grünen Haaren mitgeben. Aber ich wurde von meinem, mir damals unbekannten, Vater gerettet. Ich vertraute ihm, er hat mir ein Bild meiner Mutter gezeigt, dass von Ahri gezeichnet worden war, deshalb glaubte ich ihm.“
Sie holte das Bild heraus und zeigte es Takeru, dieser erschrak.
„Mutter!“, sagte er völlig verstört.
„Mutter? Das kann nicht sein, das ist meine Mutter!“
„Aber sie sieht genauso aus wie meine, warte mal! Ich habe dich doch mit Tami verglichen, als du zu uns kamst. Vielleicht gibt es einen Zusammenhang zwischen deiner und meiner Familie!“
„Nun, ich weiß nicht!“ Daja wollte nicht, dass sie durch Verwandtschaft von Takeru getrennt würde.
„Nun, es wird nur ein Zufall sein, denke ich.“, sagte Takeru, der bemerkt hatte, dass Daja nicht länger über dieses Thema sprechen wollte.

Die erste Woche von insgesamt drei Wochen Reise verlief ohne unangenehme Zwischenfälle, die ihre Reise nur unnötig verlängert hätten. Doch während der Nacht, zu Beginn der zweiten Woche, ruckelte ihr ganzes Schiff. Takeru kam zusammen mit Daja aus ihrem Zimmer.
„Was war das?“, schrie Takeru den Korridor entlang.
„Ich weiß nicht!“, sagte Garem voller Panik.
Gilbert kam zusammen mit Avil und Liva angerannt und hielt bei den Dreien an.
„Es ist ein Piratenschiff namens Obaba. Wir müssen aufs Deck. Avil, du bleibst hier!“, befahl Gilbert.
„Aber ich will kämpfen und ich kann kämpfen!“
„Nein, ich möchte, dass du hier bleibst! Denk doch an die … an das Kind!“
„Gilbert, mir geht es gut und dem Kind wird das auch nicht viel Schaden!“
Daja wurde schnell bewusst, was Gilbert versuchte: „Ähm, Avil, wäre es für dich in Ordnung, wenn ich mit dir hier unten bleiben würde?“ Daja zwinkerte in dem Augenblick, in dem sie sich neben Avil stellte, Gilbert zu.
„Was meinst du Avil?“, rückte er nach.
„Wenn Daja auch hier bleibt, ist es mir Recht.“
Sie ließen die beiden sechszehnjährigen Mädchen alleine auf dem Korridor. Beide machten sich Sorgen um ihre Freunde.

Während die Schicksalskinder gegen die Piraten kämpften, machte sich der Kapitän auf den Weg in den unteren Teil des Schiffes. Er hatte feuerrotes Haar und eine Narbe auf seiner linken Wange, die von einem Kampf mit einem bärtigen Mann vor drei Jahren stammte. Seit diesem Tag kämpfte er gegen den Mann und Feuerhaar wollte, dass dieser Kampf so schnell wie möglich aufhörte.
Er schlich sich die Treppe, die morsch war, herunter und sah, dass sich der Weg gabelte. Auf der rechten Seite waren sechs Türen und auf der anderen sieben. Er entschied sich für die linke Seite.
Ganz langsam öffnete er die erste Tür und sah zwei junge Mädchen, die gemeinsam auf dem Bett saßen. Die beiden Mädchen, die vorher noch geredet hatten, wurden plötzlich von ihren Redereien abgelenkt.
Für Feuerhaar war die Situation mehr als peinlich, wieso hatte er sie nicht reden hören? Wahrscheinlich weil er die ganze Zeit an das Mädchen aus dem Gasthaus hatte denken müssen. Sie war so nett, fand er, denn niemand, der ihn in seiner Verkleidung sah, würde ihn bitten an seinem Tisch platz zu nehmen. Sie war so ohne Vorurteile.
Nun, wo er genauer hinguckte, sah er, dass das eine Mädchen Liva war. Er war ziemlich verwirrt, er hatte noch nicht einmal ihr Schiff erkannt, obwohl er wusste, dass ihres diese prächtigen Flügel hatte.
„Liva, endlich habe ich dich wieder gefunden!“, sagte er freudig.
Die beiden Mädchen guckten sich an, beide verstanden kein Wort von dem, was der Fremde erzählte.
„Ach so, ich verstehe, du hast mein Gesicht im Wirtshaus nicht gesehen. Ich bin Señor E!“
Bei diesen Worten musste Avil erst einmal nachdenken, sie hatte Señor E schon einmal gehört, aber wann und wo? Nach ein paar Sekunden wusste sie es wieder und stand auf.
„Liva, du bist schwanger! Du hast eine Mann, und ich dachte du würdest…“
Feuerhaar war den Tränen schon nah, als Avil ihre Hand auf seine Schulter legte und sagte: „Kopf hoch! Noch gibt es Hoffnung! Ich bin nicht meine Zwillingsschwester Liva, sondern Avil und ich weiß, dass sie deinen Kristall täglich ansieht. Ich glaube du hast gute Chancen bei ihr!“
„Nicht Liva?“
„Ja, ich bin nicht Liva, aber wenn du dich nicht beeilst, hast du sie verloren und somit bin auch ich tot. Sie ist obenauf dem Deck.“ Sie nahm ihre Hand wieder herunter.
Feuerhaar nickte und rannte los.
„Ich hätte mich für Liva ausgegeben und ihn ein bisschen verwirrt!“, bemerkte Daja.
„Nein, in dieser Situation hättest du das bestimmt nicht getan. Ich und Liva, wir sind auf magische Weise miteinander verbunden. Wenn einer verletzt wird, dann der andere auch. Und nun kannst du dir denken, warum ich es ihm gesagt habe, wenn Liva stirbt…“
„… dann stirbst auch du und mit dir dein Baby. Entschuldige, Avil!“

Auf dem Deck tobte eine wilde Schlacht. Natürlich waren die Piraten viel zahlreicher als die Schicksalskinder.
Adreanna kämpfte gerade gegen zwei Piraten, der eine näherte sich von vorne, der andere von der Seite. Sie konnte sich nur auf einen konzentrieren, nämlich nur auf den vorderen. Doch gerade wollte der andere sie angreifen, sie wusste keinen Ausweg, aber Gabriel kam und wehrte den von der Seite ab. Kurz danach wehrte sie den Angriff von vorne ab.
„Ich hoffe, du hast dir nichts getan!“, sagte Gabriel besorgt.
„Nein, habe ich nicht. Danke.“, sagte Adreanna verwundert.
Gabriel, der schon am Weglaufen war, sagte noch zu ihr: „Schön, Adreanna, dass du jetzt Röcke trägst, obwohl sie immer noch zu lang sind.“
Adreanna machten diese Worte wütend, nun wollte er sogar, dass sie extrem kurze Röcke anzog.
Plötzlich ertönte auf dem ganzen Schiff eine Stimme: „Lasst das Kämpfen! Gebt die Sachen zurück und bringt die Verletzten auf die Obaba!“ Feuerhaar suchte nach Liva, er fand sie am Bug des Schiffes.
„Liva!“ Feuerhaar rannte mit einem strahlenden Lächeln zu ihr und umarmte sie. Diese erwiderte die Umarmung nicht, sondern stieß ihn von sich.
„Was fällt Ihnen ein, mich einfach zu umarmen? Ich kenne Sie nicht!“, sagte Liva sehr bestimmt.
„Aber Liva, du trägst doch meinen Kristall!“ Er nahm den Kristall, der an einer Kette um ihren Hals baumelte. „Er gehörte meiner Urgroßmutter, sie hat ihn mir gegeben und sagte zu mir, ich solle ihn derjenigen schenken, die ich einmal heiraten würde.“
Liva wurde ganz rot. Dass der Kristall eine solche Bedeutung hatte, hätte sie nie gedacht.
„Nun wird es mir klar, du bist Señor E!“
„Nicht Señor E, dies war lediglich ein Deckname. Mein Name ist Eoleo.“
„Eoleo?“, fragte Liva ungläubig.
„Ja, Eoleo.“
„Lass deine Hände von Eoleo!“, schrie eine weibliche Stimme.
Diese entpuppte sich als eine etwa neunzehnjährige, rothaarige Frau. Eoleo stellte sich vor Liva, denn die junge Frau war schon schussbereit.
„Odja-Dja, heute wirst du niemanden verletzen! Sie ist meine zukünftige Frau und heißt Liva.“
Nun bemerkte Odja-Dja den Kristall, der an Livas Hals baumelte, sie nickte und verschwand.
„Das war meine Schwester.“, sagte Eoleo. „Liva, wohin reist ihr?“
„Wir? Nach Contigo, am Fuße des Jupiter-Leuchtturms.“
„Habt ihr vor den Leuchtturm zu erklimmen?“
„Ja, wir müssen es tun, es ist unsere Aufgabe.“
„Eure Aufgabe?“, fragte Eoleo interessiert.
„Ja, wir sind Schicksalskinder und wir haben die heilige Pflicht die Elementar-Sterne an ihren rechten Ort zurück zu bringen.“
„Schicksalskinder? Heilige Pflicht?“
Eoleo war sehr konfus, er konnte es nicht glauben, was Liva ihm da erzählte.
„Alle, die sich auf diesem Schiff befinden, sind Schicksalskinder! Wir wurden auserwählt, um die Leuchttürme wieder zu entfachen.“
„Wieso seid gerade ihr auserwählt?“
„Ich weiß nicht, aber wir haben alle ein grünes ‚C’ auf dem linken Oberschenkel.“
„Sag das noch einmal! Ein grünes ‚C’? Bist du dir da ganz sicher?“
Eoleo wurde auf einmal ziemlich nervös und Liva wusste noch nicht einmal warum.
„Ich bin mir sehr sicher, mein Cousin hat es mir gesagt und er weiß so gut wie alles.“
„Dann muss ich dich wohl begleiten. Ich habe auch ein ‚C’.“
„Wirklich?“ Liva war freudig überrascht, als sie diese Neuigkeit hörte. Endlich konnte sie mit ihm zusammen sein, vielleicht würde sich ihr Traum doch noch erfüllen.
„Ja, ich muss dich begleiten, um auf dich aufzupassen. Ich habe ein Gerücht in Contigo gehört, dass sich ein böser Geist an der Spitze des Leuchtturms befindet!“
Liva wurde sichtlich unruhig, da sie nicht daran gedacht hatte, dass sie für die Entzündung würden kämpfen müssen. Sie hatte genauso wie ihre Schwester Avil keine Lust zu kämpfen, sie hatten strikt etwas dagegen, jemanden zu töten oder zu verletzen.
„Mach die keine Sorgen, Liva! Ich werde dich beschützen.“, sagte Eoleo, als er Livas Unruhe bemerkte.
Liva bekam allmählich Angst, nun da sie Eoleo wieder gefunden hatte, wollte sie lieber, dass er sofort wieder ging, da er nicht verletzt werden sollte.
„Eoleo, du brauchst mich nicht zu beschützen, ich werde selber auf mich aufpassen! Wir können dich holen, wenn wir dich brauchen.“, sagte sie besorgt.
„Jetzt hör doch mal auf, ich will euch begleiten!“ Eoleo wusste innerlich, dass Liva nur Angst hatte.
„Aber was wird aus deinem Schiff und deiner Mannschaft?“
Liva versuchte immer noch ihn zu überreden, doch es half alles nichts: „Mein Schiff und meine Mannschaft kann meine Schwester Odja-Dja übernehmen, sie hat die nötigen Qualifikationen dazu. Obwohl… wenn ich es mir richtig überlege… auch egal, ich werde es ihr und meiner Mannschaft sagen, sie werden es verstehen!“ Er wandte sich von Liva ab und ging an Bord der Obaba.

Gilbert kam erst jetzt zu Liva.
„Hat er dir etwas getan?“, fragte Gilbert, als er ankam.
„Nein, hat er nicht! Du müsstest es doch wissen, er ist übrigens ein Schicksalskind.“, sagte Liva genervt.
„Liva, ich muss dir etwas sagen, in der letzten Zeit habe ich keine Visionen mehr. Ich weiß nicht, was in Zukunft passieren wird.“
„Aber du kennst sie doch schon, oder?“, fragte Liva.
„Schon, aber mit dieser Zukunft bin ich nicht einverstanden! Ich möchte nicht, dass es so endet!“
„Wie endet?“
„Liva, ich darf es dir nicht erzählen, ich kann es einfach nicht!“
Gilbert sah sie traurig an, sie wusste nicht warum, war etwas mit ihr? Würde ihr etwas passieren? Sie hatte Angst, furchtbare Angst.

Gegen Abend setzten sie ihre Reise fort. Sie hatten genug Zeit verschwendet und wollten endlich am ersten Leuchtturm ankommen.
„Eoleo, möchtest du noch etwas Suppe?“, fragte Liva, als sie beim Abendessen saßen.
„Nein, danke! Ich möchte nichts mehr.“, antwortete er, da Liva ihm schon drei Teller gegeben hatte.
„Eoleo, sage mir wo du herkommst!“, befahl Gilbert, der sich ohne seine Visionen sehr hilflos vorkam.
„Ich komme aus Champa, einer kleinen Stadt südlich auf dem Kontinent von Angara.“
„Von Champa habe ich schon viel gehört, kommen nicht von dort die Piraten?“, ein aggressiver Unterton lag in Gilberts Stimme.
„Nicht alle aus Champa sind Piraten, es gibt nur mich und meine Mannschaft auf der Obaba.“, sagte Eoleo gereizt.
„Ähm, Avil, darf ich dich etwas fragen?“
„Natürlich, Liva, was gibt es denn?“
„Also, ich frage mich, ob du nicht Lust hast zu Gilbert zu ziehen, ich meine ihr solltet eure kinderlose Zeit genießen und außerdem…“
„Ich verstehe dich schon, Liva. Du musst nicht weiterreden. Ich werde natürlich zu Gilbert ziehen.“
„Hach! Das ist doch schön, ein Engel und sein Schutzengel haben sich gefunden, ineinander verliebt, wie romantisch!“, mischte sich Folore ein. „Das ist ja fast genauso wie bei einer Prinzessin und ihrem Prinz, mit anderen Worten, wie bei mir und meinem Garem!“
„Folore, wie oft muss ich dir noch sagen, dass ich bereits mit Tamiko verlobt bin!“, sagte Garem.
„So, ich werde zu Bett gehen.“, sagte Adreanna um die Atmosphäre aufzulockern.
„Soll ich dich begleiten, damit du im Schlaf nicht so einsam bist?“, fragte Gabriel.
„Nein, danke! Ich bin nicht allein, ich habe doch Assad!", lächelte Adreanna.
„Assad ist nicht hier!“, schrie Gabriel ihr hinterher und fügte so leise hinzu, dass ihn niemand hörte: „Ich hasse ihn!“
„Daja, machst du heute mit mir den Abwasch?“
„Ja, warum nicht, Avil? Takeru, ich komme später noch mal zu dir!“
„Meinetwegen, bis später.“
Alle standen auf, Daja und Avil machten sich an den Abwasch und Gilbert sprach Garem an: „Hast du einen Moment Zeit? Ich muss mit dir reden!“
„In Ordnung. Gute Nacht, Takeru!“, sagte Garem und die beiden gingen zum Bug.

„Was ist, Gilbert?“
„Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll.“
„Was sagen?“, fragte Garem verwundert.
„Ich sehe doch, dass du vor Sorgen beinahe umkommst. Du machst dir Sorgen um Oka und Tamiko, stimmt’s?“
Garem nickte.
„Mache dir aber mehr Sorgen um jemand anderen, der dir nahe steht!“
„Jemand anderen?“
„Ja, genauer um Takeru.“
„Takeru? Wieso Takeru, dem geht es doch blendend!“
„Du wirst es noch früh genug verstehen!“
„Und was ist nun mit Oka und Tamiko?“ Garem wurde neugierig.
„Keine Angst, beide leben noch. Oka wirst du eine ganze Weile nicht zu sehen bekommen, dennoch lebt sie, aber Tamiko…“
„Was ist mit Tamiko?“
„Sie ist in Contigo!“
die story is sau gut, mach weiter
Contigo

„Ist das wirklich wahr, Gilbert? Ich kann das nicht glauben! Meine Tamiko, so bald werde ich sie wieder sehen!“, sagte Garem überrascht, aber auch freudig.
„Ich meine es ernst, du kannst mir vertrauen!“ Garem wollte gerade gehen, als Gilbert hinzufügte: „Pass mir bitte auf Takeru auf. Er braucht dich und Daja sehr. Vermittelt ihm das Gefühl geliebt und gebraucht zu werden. Wenn ihr dies nicht tut, so wird Weyard im Schatten versinken.“
„Nun gut, ich werde so gut wie möglich auf ihn aufpassen, immerhin ist er mein bester Freund.“
Mit diesen Worten wandte Garem sich ab und verschwand pfeifend in seinem Zimmer.
„Ich hoffe, dass alles anders werden wird.“

Das Schiff brachte sie innerhalb der nächsten Woche nach Contigo. Contigo, die Stadt der Anemos, die am Fuße des Jupiter-Leuchtturms lag. Sie war nicht besonders groß, dafür aber mit Geheimnissen gespickt.
Die Bewohner erwarteten sehnsüchtig den Helden der Anemos, von dem sie gedacht hatten, dass es Ivan, Folores Vater sei. Aber dieser war es nicht gewesen, nun hofften alle, dass Yegelos, ein Wind-Adept, die unerfüllte Rolle seines Vaters übernehmen würde.
Am Morgen des zweiundzwanzigsten Tages erreichten sie den Hafen von Contigo. Es lag ein grauer Nebel auf den Stegen, das einzige, was man hätte erkennen können, war ein kleines silbernes Licht, welches den Nebel durchschnitt. Beim Aussteigen wurden sie freundlich begrüßt.
„Folore, mein Kind, da bist du ja endlich. Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Dein Bruder hat mir schon alles erzählt, als er hier ankam.“, sagte eine Frau, die Mitte vierzig war. Ihre violetten Haare waren immer noch sehr lang und ihr Gesicht hatte nur ein paar Falten bekommen.
„Tante Hama, Yegelos ist wirklich hier? Also hat Papa ihn endlich dazu bewegen können, seine Bestimmung anzutreten?“, fragte Folore.
„Ich bitte dich, Folore, mich in Anwesenheit deiner Freunde nicht ‚Tante’, sondern ‚Meisterin’ zu nennen.“
Für Hama war es peinlich ‚Tante’ oder ‚Schwester’ genannt zu werden, sie mochte Nähe nicht besonders, es war ihr egal alleine zu sein.
„Warum denn nicht, Tante?“, fragte Folore entgeistert. Aber ihre Tante reagierte nicht auf diese Frage.

So machten sie sich im Morgennebel auf den Weg nach Contigo! Auf ihrem Weg unterhielten sich Daja und Meisterin Hama. Daja hatte ihre Heimatstadt seit drei langen Jahren nicht mehr gesehen.
„Meisterin Hama, ist Contigo noch genauso, wie ich es verlassen habe?“, fragte Daja gebannt.
„Äußerlich schon, die Stadt hat sich nicht weiterentwickelt. Die Menschen aber schon, sie haben schon sehnsüchtig Yegelos erwartet, sie denken schon wegen seines Namens wird er der Held von Contigo sein und somit auch der der Anemos. Auch der Auftritt dieses Mädchens hat Verwirrung mit sich gebracht. Erst dachten alle du wärest es, aber braune Haare hattest du nicht. Ihre Augen konnten wir nicht sehen, da sie seit ihrem Erscheinen nicht aufgewacht ist. Deshalb konnten wir ihren Namen bis jetzt noch nicht in Erfahrung bringen.“
„Sie heißt Tamiko.“, sagte Daja beunruhigt.
„Woher willst du dies wissen, du kennst sie nicht einmal!“
„Ich weiß es, sie ist die Schwester meines Geliebten Takeru!“
„Takeru? Wer unter deinen Reisegefährten ist er?“
Daja wusste nicht genau, wieso sich Meisterin Hama so sehr für Takeru interessierte, aber sie zeigte ihr Takeru trotzdem.
„Das ist Takeru? In meinen Visionen sah er ganz anders aus! Vielleicht hat der Alte Weise etwas damit zu tun!“, sagte sie in einer Mischung aus Verwunderung und Misstrauen.
Sie hatte gedacht, sie wäre unabhängig von jeder anderen Macht der Welt, aber im gleichen Moment fragte sie sich, warum jemand ihre Visionen verfälschen sollte. Hier ging irgendetwas Seltsames vor, schon allein der Nebel war seltsam, denn es hatte hier nur ein anderes Mal Nebel gegeben, dies war als der Jupiter-Leuchtturm seine Kraft verloren hatte.

Sie sahen die Stadt schon vor sich liegen. Als sie das Stadttor erreichten, schlug Adreanna eine andere Richtung ein als die anderen.
„Adreanna, wohin möchtest du?“, schrie Gabriel auf.
„Ich wollte meine Freundin besuchen, Ahri. Erinnerst du dich noch an sie?“
„Natürlich, sie war diejenige, die dieses Bild von dir und diesem abscheulichen Kerl gemalt hat. Er hatte ein verlogenes Lächeln, er hat bestimmt nur mit dir gespielt.“
„Wenn hier jemand mit mir spielt, dann bist du es! Nur wegen dir muss ich Röcke tragen, die so unpraktisch sind. Man kann damit nicht richtig kämpfen!“
„Du gefällst mir so viel besser. Deine Beine sehen schön und schlank aus!“
„Gabriel, mich interessiert nicht, was du von mir hältst. Ich hoffe immer noch, dass Assad zu mir zurückkehren wird.“
„Was sich neckt, das liebt sich!“, schrie Folore aus sich heraus.
Gabriel guckte Folore lächelnd an, war aber gleichzeitig irritiert. Adreanna schaute in die entgegen gesetzte Richtung und wurde rot. Hatten sie sich wirklich ineinander verliebt? Kaum vorstellbar!
Adreanna ging weiter auf Ahris Haus zu und wurde von Gabriel verfolgt. Hama, Folore, Gilbert und Eoleo machten sich auf zu Hamas Haus. Vorher gab Gilbert Avil Geld, damit sie mit Liva und Daja Kleidung für letztere kaufen konnten. Garem und Takeru wurden von Hama angewiesen in ein Haus zu gehen, in dem sich Tamiko aufhielt.

Meisterin Hama brachte ihre drei Begleiter zu sich nach Hause. Es war ein kleines Haus auf dem Hügel. Es hatte nur ein Stockwerk, denn Hama brauchte nicht mehr Platz, sie hatte weder Mann, noch Kinder. Jemanden zu sich einladen mochte sie auch nicht. Sie hatte noch nicht einmal ein Zimmer für ihren Neffen Yegelos, der deswegen im Wirtshaus seine Nächte verbringen musste.
„So, da sind wir, setzt euch in den Salon, ich bereite den Tee zu!", sagte Hama und verschwand sogleich in Richtung Küche. Folore ging voran zum Salon, da sie das Haus schon einmal von innen gesehen hatte, kannte sie natürlich auch den Weg dorthin.
Im Salon standen eine Sitzbank und ein Sessel, in der Mitte ein kreisrunder Tisch, an den Wänden befanden sich viele Regale, welche voller Pergamentrollen waren. Die meisten von ihnen enthielten Prophezeiungen über Anemos, oder ganz Weyard. An einer anderen Wand befand sich eine Karte von Weyard, die vor zwanzig Jahren die aktuellste gewesen war, nun hatte sich eine kleine Insel in der westlichen See vollkommen aufgelöst, sie war den Gaia-Fällen zum Opfer gefallen. Die Gaia-Fälle waren seitdem noch gefürchteter, sie drohten alles zu verschlingen, auch Angara und Gondowan, welche im zentralen Weyard lagen.
„Warum seid ihr zuerst nach Contigo gefahren?“, fragte Eoleo plötzlich.
„Wir hatten sonst noch die Option nach Lalivero oder Imil zu fahren, aber die Mehrheit war für Contigo.“
„Warst du in der Mehrheit enthalten, Gilbert?“
„Nein, ich war dagegen. Ich wäre lieber nach Lalivero zum Venus-Leuchtturm gegangen.“
„Wieso sagst du das?“
„Ich habe die Gabe die Zukunft voraussehen zu können und ich habe gesehen, dass am Jupiter-Leuchtturm etwas geschehen wird, von dem ich nicht möchte, dass es geschieht.“
„Was wird geschehen?“
„Eoleo, du musst mir versprechen, dass du niemandem etwas erzählen wirst, nicht einmal Liva. Hast du verstanden?“
Eoleo nickte.
Dann bemerkte Gilbert, dass Folore auch noch anwesend war, sie würde es nie schaffen ein Geheimnis für sich zu behalten.
„Folore, kannst du dieses Geheimnis für dich behalten? Du darfst es nicht verraten!“
„Folore wird es für sich behalten, immerhin hängt ihr Schicksal an dem von euch anderen.“, sagte Meisterin Hama, die mit einem Tablett hereinkam.
„Also gut, ich werde es erzählen. Am Jupiter-Leuchtturm wird Daja entführt werden, Takeru, der, obwohl er Tamiko wieder gefunden hat, stärkere Gefühle für Daja hat, wird versuchen sie zu befreien und wird somit etwas Schreckliches erfahren. Am Ende wird er nicht nur sich selbst, sondern auch seinen Vater umbringen.“
Alle starrten Gilbert an, aber dieser hielt ihren Blicken nicht stand, er guckte zu Boden und fing an zu weinen, unter Schluchzern sagte er: „Ich möchte nicht, dass jemand stirbt, leidet oder ähnliches! Ich möchte eine andere Zukunft.“
„Nun beruhige dich, Gilbert. Wir können versuchen die Zukunft zu verändern.“, versuchte Eoleo ihn zu beruhigen.
„Du weißt doch gar nicht wie das ist, ständig hat man Visionen, und man kann nichts dagegen tun. Man fühlt sich, als wäre man angekettet!“ Gilbert stand auf und stürzte wütend aus der Tür heraus, dabei rempelte er fast einen jungen Mann um.
„Hey, kannst du nicht aufpassen? Hast du keine Augen im Kopf?“, fragte dieser.
„Wenn du da so blöd herumstehst, kann ich auch nichts dafür!“
„Ich und blöd rumstehen! Ich stehe niemals blöd herum!“, schrie der Jüngling.
Dann stürmte Hama aus dem Haus, denn sie kannte die Stimme des Jünglings.
„Yegelos, benimm dich in Gegenwart des Thronerben von Tolbi!“
„Was, dieses…“, fing Yegelos an, doch Folore beendete den Satz.
„Ja, genau, dieses Scheusal ist der Thronfolger!“
„Folore!“, fauchte Meisterin Hama bissig.
„Was ist denn? Ich sage doch nur die Wahrheit!“
„Denkst du nicht es ist besser, die Menschen nach ihren inneren Werten zu beurteilen? Nicht alle Menschen spiegeln mit ihrem Äußeren ihre Werte wider.“, sagte Meisterin Hama, die schon oft versucht hatte Folore zu belehren.
Indessen begutachtete Gilbert Yegelos eingehend. Yegelos war ein Junge, mit einem seltsamen Erscheinungsbild. Er hatte nicht wie seine Schwester violette Haare, sondern blonde, die hinten zu einem kurzen Zopf zusammengebunden waren. Doch in seinen Augen funkelte der gleiche violette Ton, den er bereits von seiner Schwester her kannte.
„Soso! Du bist also der Auserwählte vom Volke der Anemos?“, fragte Gilbert mit einem misstrauischen Unterton.
„Ja, das bin ich. Hoffe ich zumindest.“
„Bist du für diese Aufgabe nicht ein bisschen zu jung?“
„Nein, ich bin schon fünfzehn!“
„War dein Vater nicht genauso alt, als er seine Aufgabe verpatze?“
„Er war eben nicht der Auserwählte!“
„Denkst du wirklich, dass du es bist?“
„Gilbert, nun hör doch endlich damit auf!“, sagte Eoleo, der erst jetzt hinzukam. „Wenn du wütend bist, so lass es nicht an Unschuldigen aus!“
„Du hast doch keine Ahnung! Ich würde das Schicksal der Welt nicht in die Hände eines Kindes legen! Das Schicksal sollte nur von weisen und erfahrenen Menschen beeinflusst werden!“
„Und du hältst dich für weise und erfahren? Und du bist sicher kein Kind mehr? Gilbert, verstehst du nicht, du redest nur Unsinn!“
Gilbert begriff erst jetzt, dass Eoleo vollkommen Recht hatte. War es wegen des Verlustes seiner Visionen? Er wusste es nicht. Ohne seine Visionen fühlte er sich nackt und verletzbar.

Adreanna stand vor dem Haus, welches Ahris Familie gehörte. Das Haus stand nahe am Dorfeingang und war mehrstöckig. Adreanna seufzte.
„Was hast du?“, fragte Gabriel, der nur kurz nach ihr an dem Haus ankam.
„Ach, es ist so lange her, seitdem ich das letzte Mal hier war! Es war als Ahri neunzehn wurde!“
Gabriel nickte beiläufig.
Plötzlich bemerkten beide, dass ein Fremder hinter ihnen aufgetaucht war.
„Guten Tag, kann ich Ihnen helfen?“, fragte dieser.
Doch Adreanna schüttelte den Kopf. „Ich bin hier um meine Freundin zu besuchen.“
„Und Eure Freundin ist?“
„Ahri.“
„Dann seid Ihr hier richtig. Kommt doch mit herein.“
Er öffnete die Tür.
Adreanna war völlig verwirrt, sie kannte diesen Mann nicht. Was hatte er mit Ahri zu tun? Er trat ein und rief: „Ahri, ich bin da und ich habe jemanden mitgebracht!“
Jemand kam mit schnellen Schritten die Treppe herunter. Sie hatte braune Haare, die bis zu ihrem Kinn herabhingen und braune, runde Augen.
„Da bist du endlich, Liebling!“, sagte sie mit einer klaren, hellen Stimme. Dann lugte sie über seine Schultern, um zu gucken, wer mit ihm gekommen war. Als sie erkannte, wer dies war, machte sie ein freudiges Gesicht.
„Adry, wie geht es dir?“, schrie sie freudig aus sich heraus. Die Freundlichkeit war schon ein kleines bisschen übertrieben.
„Mir geht es ganz gut, aber Ahri, darf ich fragen, wer dieser junge Mann ist, der uns hereingeführt hat?“
„Das ist Corbinian, mein Verlobter!“
„Verlobter? Warum hast du mir nicht geschrieben, dass du verlobt bist?“ Adreanna sprach diesen Satz mit einer Mischung aus Verwunderung und Empörung aus.
„Ich habe dir letzten Monat einen Brief geschrieben, aber deine Eltern sagten, du seiest schon weg. Und außerdem hast du mir auch nicht gesagt, dass du verlobt bist!“ Sie deutete auf Gabriel.
„Aber… Ahri… er ist nicht…“, stotterte Adreanna.
„Ja, ja. Du brauchst es nicht zu verheimlichen!“
„Aber… Ahri…“
Gabriel legte seinen Arm um Adreannas Schultern und küsste sie zärtlich auf die Wange.
„Siehst du Adry, du brauchst dich nicht zu schämen!“
„Aber, Ahri… er ist nicht mein Verlobter, ich will gar nichts von ihm. Er belästigt mich immer.“
„Bin ich dir so unangenehm?“, fragte Gabriel entrüstet.
„Ja, bist du, du nervst mich!“, schrie Adreanna wütend.
Gabriel wich von ihr zurück.
„Wenn das so ist! Ich dachte, ich hätte die eine gefunden, aber da habe ich mich wohl geirrt!“ Er wandte sich zu Ahri und Corbinian um: "Es freut mich Sie kennen gelernt zu haben!“ Dann entfloh er durch die Tür.
„Aber, Gabriel…“ Adreanna guckte traurig hinter ihm her.
„Er wird schon wiederkommen.“, sagte Corbinian mit einem Lächeln auf dem Gesicht.
„Meinen Sie das wirklich?“
„Ja, mach dir keine Sorgen.“
„Ah, Adry, ich habe etwas für dich. Letzten Monat war Assad hier. Er hat mir eine Kette für dich gegeben!“ Ahri lief rüber in den Wohnraum.
„Wir sollten ihr folgen!“ Corbinian ging ihr schnellen Schrittes nach.
Adreanna blieb noch einen kurzen Augenblick in der Einganshalle stehen, dann folgte sie ihnen.
„Hier!“ Ahri überreichte Adreanna eine Kette mit einem Ankh-Anhänger.
Adreanna schaute sie verwirrt an.
„Wann hat er dir die Kette noch mal gegeben?“
„Mhm… das müsste einen Monat her sein. Er war zur Verlobungsfeier gekommen.“
„Aber warum hat er sie mir nicht selbst gebracht?“
„Er sagte, er wolle dich nicht sehen!“
„Aber wieso will er mich nicht sehen? Ich habe ihn doch seit drei Jahren nicht mehr gesehen!“
„Ich weiß nicht, Adry, ich kann mir nicht vorstellen, was Assad damit bezweckt!“
„Und alles nur wegen diesem ‚C’ auf meinem Oberschenkel?“
„Ein ‚C’ auf dem Oberschenkel!“ Corbinian starrte Adreanna an. „Ahri, wieso hast du mir nichts davon erzählt?“
„Ich hielt dies für nicht so wichtig. Ich hatte gedacht, du würdest sie nie sehen, denn wir haben uns auseinander gelebt. Ich habe es nie gewollt.“
Corbinian ließ seine Hand vom Schwertgriff sinken. Plötzlich hörten alle aus dem Nebenraum ein Geräusch.
„Entschuldigung!“, ertönte Gabriels tiefe Stimme.
„Kein Problem. Ich hatte selbst nicht aufgepasst. Aber sagen Sie, was tun Sie in meinem Haus?“, fragte eine weibliche Stimme.
„Meine Verlobte ist hier, bei ihrer Freundin.“
„Du meinst Alina ist hier? Warum hat mir meine Tochter nicht Bescheid gesagt?“
„Aber es ist nicht Alina, sondern Adreanna.“
„Adreanna? So was, ich habe sie ja seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen! Ahri, Adreanna, wo seid ihr?“, rief die Frau durchs ganze Haus.
„Mutter, wir sind hier, im Wohnraum! Corbinian ist auch da!“
Eine etwas dickere Frau kam zusammen mit Gabriel zur Tür hinein.
„Adreanna, wie geht es dir, mein Kind?“, fragte Ahris Mutter Maya mit der gleichen freudigen Übertriebenheit wie ihre Tochter.
„Ganz gut. Und Ihnen?“
„Mir geht es ausgezeichnet!“
„Ist ihr Mann immer noch bei den Ausgrabungen beschäftigt?“, fragte Adreanna neugierig.
„Ja, das ist er. Es war so merkwürdig, als wir erfahren haben, dass Ahri eine Adeptin ist. Immerhin können wir Nicht-Adepten die Kräfte nicht sehen. Und das diese Kraft von den Anemos, unseren heiligen Göttern, kommt! Kaum vorstellbar. Deshalb hat mein Mann sich entschlossen, den Ausgrabungen beizuwohnen.“
Nun setzten sich Gabriel und Maya zu ihnen. Sie redeten noch eine halbe Stunde über die bevorstehende Hochzeit von Corbinian und Ahri, dann plötzlich stand Gabriel wieder auf.
„Adreanna, kann ich mit dir einen Augenblick unter vier Augen reden?“
„Nun, muss das unbedingt sein?“
„Ja, muss es. Mir läuft die Zeit davon.“
„Gut, dann gehen wir raus.“

Als sie draußen waren, veränderte sich Gabriels Gesichtsausdruck in einen ernsten.
„Adreanna, ich wollte es dir nicht sagen, aber ich kann nicht anders.“
Er machte eine kurze Pause.
„Ich bin krank.“
Adreanna lachte auf.
„Adreanna, es ist mein ernst. Ich bin todkrank, es gibt keine Heilungschancen.“
Ihr Lachen erstarb, als sie seine Worte vernahm.
„Ich will den Rest meines Lebens noch Spaß haben.“
„Und was hat das mit mir zu tun? Ich kann nichts für dich tun, noch nicht einmal dich heilen!“ Tränen stiegen ihr in die Augen.
„Doch, das kannst du!“
„Aber wie? Wie denn nur, Gabriel?“
„Du kannst mich heiraten!“
„Heiraten?“, sagte Adreanna nun mehr als verwundert.
„Ich weiß, es ist viel verlangt. Bloß als ich gehört habe, dass deine Freundin heiraten wird, hatte ich den Wunsch auch verheiratet zu sein, bevor ich sterbe.“
„Würdest du auch verlangen, dass ich alles tue, was eine Ehefrau tut?“
„Nein, Adreanna. Ich will dich zu nichts zwingen, auch nicht zu der Hochzeit.“
„Also müsste ich noch nicht einmal mit dir…“
„Nein, müsstest du nicht, wenn du nicht willst.“
„Habe ich Bedenkzeit?“
„Ja, nehme dir die Zeit, die du brauchst. Falls du dich für die Hochzeit entscheiden solltest, habe ich auch einen Ring für dich.“
„Du hast schon einen Ring?“
„Ja, aber ich will dich damit nicht zwingen.“ Er wandte sich ab und ging zurück ins Haus.
Adreanna dachte nach. Eigentlich hatte sie immer gedacht, dass Assad einmal ihr Mann werden würde. Aber Assad hatte sie vergessen, denn die Ankh-Kette hatte die Bedeutung des ewigen Abschieds, er hatte kein Interesse mehr an ihr. Nun erfuhr sie auch noch, dass Gabriel todkrank war. Die Ereignisse überschlugen sich, aber trotzdem war sie zu einem Entschluss gekommen.

Sie ging wieder hinein und fragte, ob Gabriel noch einmal mitkommen könnte. Wieder draußen sprach sie: „Ich bin zu einem Entschluss gekommen. Aber vorher muss ich etwas wissen, deine Antwort hat jedoch keinen Einfluss auf meine Antwort.“
„In Ordnung, stell mir bitte deine Frage.“
„Liebst du mich oder nimmst du nur die erstbeste Frau?“
„Wenn ich irgendeine wollte, hätte ich kein Problem, aber du bist nicht irgendeine, sondern eine besondere. Du hattest Angst, als ich dir zu nahe kam, hast aber dennoch immer zu mir gehalten, mich angehört, mir deine Vergangenheit erzählt. Du hast Vertrauen zu mir und ich habe dieses auch zu dir. Ich wollte dir nicht schaden, habe dies aber nur zu oft getan.
Ja, Adreanna, ich liebe dich!“
Adreanna lief rot an.
„Ähm, ja… als…“ Sie war so verwirrt, dass sie nur noch stottern konnte.
„Wie lautet nun deine Antwort?“
„Ähm… Ich habe mich entschlossen deine Frau zu werden.“
Gabriels Gesicht strahlte.
„Aber…“
„Was ‚aber’?“
Gabriels Gesicht verfinsterte sich.
„Aber ich habe zwei Bedingungen. Die erste wäre, dass du mir einen traditionellen Antrag vor Ahris Familie machst. Und die zweite wäre, dass ich jede Tätigkeit einer Ehefrau machen darf.“
„Das sind deine Bedingungen?“
„Ja, sind sie. Sind sie zu schwer zu erfüllen?“
„Nein, ganz im Gegenteil!“
„Siehst du.“
Adreanna lächelte ihn zum ersten Mal an und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
Daja, Avil und Liva waren schon in verschiedenen Schneidereien gewesen und tatsächlich hatten sie passende Kleidung für Daja gefunden. Auch Avil hatte sich weitere Kleidung kaufen müssen.
Anschließend gingen die Drei in der Stadt herum, so sahen sie ein großes Gebäude im östlichen Teil von Contigo. Das Gebäude war ein Überbleibsel aus einer längst vergangenen Zeit, einer Zeit, in der die Anemos noch auf Weyard geweilt hatten. Die Anemos waren eine hoch entwickelte Kultur gewesen, die ebenbürtig mit der Entwicklung der Ankol und der Lemurianer gewesen war. Doch von diesen drei Hochkulturen war nur noch eine einzige übrig geblieben, die der Lemurianer. Die Ankol sollen vor tausenden von Jahren ausgestorben sein und die Anemos sollen zum Himmel gestiegen sein, so hieß es in den Legenden. Nun erforschten die Einwohner von Contigo diese Theorie.
„Guten Tag, die Damen! Kann ich Ihnen behilflich sein?“, fragte ein etwas älterer Mann mit langem Bart.
„Nein, wir schauen uns gerade nur etwas in der Stadt um!“, sagte Liva mit einem Lächeln.
„Huch! Ich kenne Sie doch, oder?“, sagte der etwas kleinwüchsige Mann, als er Daja bemerkte. „Sind Sie nicht Keyas kleine Tochter? Dajavela, wenn ich mich nicht täusche, oder?“
„Stimmt, das bin ich!“
„Ach, habe ich mir doch gedacht! Ich meinte dieses Gesicht, es ist so als würde Keya wieder vor mir stehen! Es ist einfach schrecklich, das was mit Ihrer Mutter geschehen ist!“
Daja guckte traurig auf den Boden.
Avil und Liva verstanden es nicht. Was war mit ihrer Mutter geschehen?
„Wie laufen die Ausgrabungen, haben sie schon neue Hinweise auf die Theorie gefunden?“, fragte Daja neugierig.
„Ja, das haben wir in der Tat! Letzten Monat sind wir tiefer in das Heiligtum eingedrungen und haben eine Kammer gefunden, deren Wände voller Symbole, Dreiecke und Vierecke sind. Unsere Forscher konnten diese antike Schrift jedoch nicht identifizieren.“
„Hat Ahri es schon einmal probiert?“
„Natürlich hat unsere Tochter dies schon probiert, immerhin soll sie eine Erbin von Anemos Kräften sein, aber auch sie hat es nicht geschafft. Wir dachten, dass vielleicht Yegelos die Schrift identifizieren könnte, aber auch er ist daran gescheitert.“
„Können wir die Zeichen einmal sehen? Vielleicht können wir ja weiterhelfen.“, sagte Liva, die sich nach diesem Gespräch sehr dafür interessierte.
„Natürlich können Sie es, aber seien Sie vorsichtig! Wenn Sie keinen guten Führer haben, könnte es passieren, dass Sie eine Falle auslösen. Erst vor kurzem ist wieder ein Forscher umgekommen, als er eine solche berührte. Schade, dass unser bester Führer zurzeit nicht anwesend ist, es ist der Verlobte meiner Tochter, sein Name ist Corbinian. Also muss ich wohl herhalten, also gut, gehen wir!“

Sie betraten das große Gebäude durch einen Seiteneingang. Im Inneren war es ziemlich kalt und dunkel, nur die Fackel des Alten leuchtete ihnen den Weg. Sie wandelte einige Zeit in scheinbarer Dunkelheit und bogen in mehreren Gängen ab, bis sie schließlich zu einer gläsernen Tür kamen.
Schon von Außen wirkte die Kammer sehr edel. Der Türrahmen war mit Gold verziert und mit Kristallen gespickt. Schon in der Tür befanden sich seltsame Symbole.
Alle gingen durch die Tür, nur Avil stockte.
„Moment, ich kann es lesen!“, schrie Avil aus sich heraus.
„Was? Sie können es lesen? Aber warum?“, wunderte sich der Mann.
„Ich habe keine Ahnung!“, Avil zuckte mit den Schultern.
„Was steht dort?“ Der Mann stand nun neben Avil und musterte die Symbole.
„Begraben unter der schweren Last der Erde, entwichen aus dem Leben der Lebenden, erhoben in die Sphären der Götter…“, las Avil vor, als Liva sich einmischte: „Auf ewig soll er ruhen, der letzte und größte König seiner Zeiten. In Gedenken an die Goldene Epoche der Anemos, unser Herrscher Sinoles, Pertils Sohn.“
Nun musterte der Alte nicht nur die Symbole, sondern auch die Zwillinge.
„Das ist die Wahrheit, ihr sagt wirklich die Wahrheit?“, der Mann war ganz aus dem Häuschen.
„Natürlich können wir das lesen! Ich würde niemals jemanden anlügen!“, sagte Liva bestimmt.
„Dann müsst ihr unbedingt mit in die Kammer kommen und dort die Symbole identifizieren!“ Er nahm von beiden eine Hand und führte sie in die Kammer.
Mitten in dieser befand sich der Sarg von Sinoles, König der Anemos, der ebenso prächtig geschmückt war wie die Tür. Der Sarg war aus einem blauen Metall gefertigt, darüber war ein rotes Tuch gelegt worden. An den Seitenkanten befanden sich große Diamanten die jeweils mit Gold umrahmt worden waren, so dass sie aussahen wie Sterne.
Als sie genauer hinguckte, bemerkte Avil, dass auf dem Tuch etwas eingenäht worden war.
„Ich habe etwas gefunden, auf der Decke befinden sich auch Symbole!“
„Bitte lesen Sie diese!“
„Derjenige, der vom Schicksal auserkoren wurde, meine Grabkammer zu finden, soll meine Ruhe stören und den Schatz meines Lebens an sich nehmen, um ihn dem Sohn meiner größten Sünde zu geben. Ihr werdet ihn erkennen, wenn ihr ihn seht, sein Haar gleicht dem meinen, es strahlt in der Farbe der Hoffnung, und sein Name lautet Hieronymus. Er lebt dort, wo alle gefallenen Anemos enden, in einer Stadt weit, weit entfernt auf der anderen Erdhälfte. Mit diesem Schatz möge es ihm gelingen seine Bestimmung zu erfüllen und meine Sünde auszulöschen.“
Alle guckten sich an, dann krempelte Daja ihre Ärmel hoch und machte sich daran den Deckel herunter zu schieben.
„Warten Sie, Fräulein Dajavela! Sie können doch nicht einfach…“, fing der Mann an.
„Aber der gute Mann sagte doch, dass wir seine Ruhe stören sollen und den Schatz nehmen sollen.“
„Nun hören Sie mal, Dajavela. Der Mann ist schon über zweitausend Jahre tot. Wie sollte der Sohn seiner Sünde noch leben?“
„Indem seine Sünde ein oder eine Anemos war, die sicher langlebiger sind als wir und sein beziehungsweise ihr Sohn jetzt unser oder Euer Alter besitzt!“
„Schön, ich werde es Euch ausnahmsweise erlauben.“
„Ah!“ Liva, die in einer Ecke stand, schrie plötzlich auf. „Avil, schau mal! Das ist unser Lied. Da steht unser Kinderlied an der Wand! Wie kann das möglich sein? Woher kannte Mutter es, wenn es doch hier steht?“
„Liva, hast du schon vergessen, dass Mutter uns erzählt hat, dass sie als Baby nach Lalivero gebracht worden war und dass ihr im Hinterkopf nur das… dieses Lied geblieben ist, welches ihr ihre Mutter immer vorgesungen hatte? Und dann hat sie es uns Dreien… Liva, warte mal!“
„Was hast du, Avil? Was ist mit dir?“
„Hast du es vergessen? Wir sind gar keine Zwillinge, sondern Drillinge!“
„Drillinge… jetzt wo du es mir ins Gesicht sagst, weiß ich es auch wieder! Bloß was ist mit ihr? Wo ist sie?“
„Das frage ich mich auch, wo ist sie? Wo ist Lavi?“

Vor Takeru und Garem baute sich ein großes Gebäude auf, die Raststätte von Contigo. Hier sollte sich also Takerus Schwester Tamiko befinden?
Beide atmeten tief durch und sahen sich gegenseitig an.
„Wir sollten reingehen, meinst du nicht auch, Garem?“
„Ja, aber ich bin so unsicher, vielleicht wäre es das Beste, wenn du alleine hinein gingest?“
„Du bist nur nervös. Ich finde das ist ganz normal, aber du hast keinen Grund dazu!“
„Du hast Recht.“
Beide gingen ins Wirtshaus und fragten nach Tamiko. Doch bevor sie Tamiko sehen durften, mussten sie noch das Zimmer bezahlen, was Garem mit Freuden tat. Sie gingen nach oben ins zweite Stockwerk, wo sie dem Weg nach rechts folgten, bis sie zum Zimmer Nummer sieben kamen. Takeru öffnete die Tür, während Garem versuchte ruhig zu atmen, was ihm aber leider nicht gelingen wollte.
Sie erspähten noch eine andere Gestalt außer Tamiko im Zimmer. Die Gestalt trug einen langen, braunen Umhang, der sehr alt und schmutzig wirkte. An diesem Umhang befand sich eine große Kapuze, welche so tief ins Gesicht gezogen worden war, dass man das Gesicht der Gestalt nicht mehr erkennen konnte. Seine Haut war richtig weiß und seine Finger waren lang und dürr. Er sah aus wie eine Leiche.
„Verzeihung, wer sind Sie?“, fragte Garem in einem aggressiven Ton.
„Niemand, nur ein alter Wanderer, der durch die Gegend schleicht.“, antwortete die Gestalt mit einer rauen und dunklen Stimme.
„Soso, Sie sind ein Niemand. Und was tun Sie dort mit meiner Verlobten?“, Garems Stimme war hasserfüllt.
„Ich beobachte sie und achte darauf, ob sie erwacht.“
„Sie haben sie aber nicht angerührt, oder?“
„Garem, jetzt reicht es. Er hat sich bestimmt die ganze Zeit um sie gekümmert und du greifst ihn gleich an!“
„Du hast wohl Recht. Ich danke Ihnen dafür, dass Sie auf Tamiko aufgepasst haben.“
Eigentlich war es gar nicht Garems Art, jemanden so anzuschreien, wie er es gerade getan hatte.
„Wer sind Sie?“, fragte der Fremde und deutete auf Takeru.
„Ich bin der Bruder dieses Mädchens, mein Name ist Takeru.“
„Seltsam, sie haben die gleiche Ausstrahlung wie mein Sohn.“
„Ihr Sohn… mhm.“
„Ja, mein Sohn. Ich meine natürlich einen meiner Söhne, ich habe sehr viele Kinder.“
„Wie heißt denn dieser Sohn, vielleicht kenne ich ihn?“
„Ich denke nicht, aber falls Sie ihn sehen, grüßen Sie ihn von mir. Sein Name lautet Dragan.“
„Dragan also. Ich werde den Gruß überbringen.“
Der Fremde wandte sich wieder Tamiko zu.
„Sie ist ein schönes Mädchen. Ihre Haut ist so weich. Sie sieht gesund und kräftig aus. Wenn sie lächelt, sieht sie bestimmt aus wie eine erblühte Blume.“
„Ja, sie ist sehr schön, sie kann wunderbar tanzen und kommt mir dabei immer vor wie ein Orkan. Ihr Herz ist voller Wärme und Leidenschaft.“, sagte Garem sehnsüchtig.
„Mhm…“, machte Tamiko plötzlich.
„Tamiko, bist du wach?“, schrie Garem und stürmte ans Bett. Doch Tamiko war nicht erwacht, sie hatte nur etwas geträumt und im Schlaf gesprochen.
Der Mann erhob sich und ging auf Takeru zu, der immer noch an der Tür stand.
„Ich hoffe ihr kümmert euch gut um sie. Nicht dass ihr noch einmal so etwas passiert.“
Diese Worte kamen eher wie eine Drohung rüber, als wie ein normaler Ratschlag. Trotzdem nickte Takeru. In dem Moment, als der Fremde an Takeru vorbei ging, traf es Takeru wie ein Schlag. Er hatte Okas Anwesenheit gespürt.
„Garem, hast du das auch gespürt?“
„Was soll ich gespürt haben?“
„Oka.“
„Oka?“
„Ja Oka! Als er an mir vorbeiging!“
„Nein, habe ich nicht.“
„Vielleicht hab’ ich mich geirrt, muss wohl.“
Beide saßen nun an Tamikos Bett, Garem hockte auf dem Stuhl des Fremden und Takeru kniete neben ihm.
„Takeru, weißt du noch, unser Versprechen?“
„Welches Versprechen?“
„Du weißt es nicht mehr! Ich meine das, dass Tamiko, Oka, du und ich uns gegeben haben. Wir wollten alle vier glücklich werden. Du wolltest Oka heiraten und ich sollte Tamiko zur Frau nehmen. Du warst sicher verstört, als Oka verschwunden ist?“
„Nein, eigentlich war ich nicht verstört. Und ich habe mir auch keine Sorgen gemacht, denn ich habe das Gefühl, dass sie sicher und geborgen ist!“
„Geborgen? Meinst du sie ist in vollkommener Sicherheit?“
„Ja, das glaube ich. Ich denke sie ist bei einem anderen Teil von mir.“
In diesem Augenblick drückte Tamiko die Hand von Garem mit ihrer eigenen. Sie schlug langsam die Augen auf. Takeru und Garem starrten sie an. Sie guckte sich nervös um und fing plötzlich an zu schreien.
„Beruhige dich, Tami!“
Sie beruhigte sich etwas, als sie die Stimme ihres älteren Bruder hörte.
„Takeru?“ Sie schaute zu Garem hinüber. „Garem? Was ist los? Wo bin ich? Was ist geschehen?“
„Du bist in Contigo, die Bewohner haben dich im Wald aufgelesen und zwar bewusstlos! Was mit dir geschehen ist, weiß ich leider nicht. Ich weiß nur, dass dich die todgeglaubte Mikage-Schlange entführt hat.“, sagte Garem in einem angenehm ruhigen Tonfall. Er wollte nicht, dass sich Tamiko noch weiter aufregte.
„Wie lange war ich nicht bei euch?“
„Lange genug. Seitdem du weg warst, ist mir eines klar geworden. Ich habe dich so vermisst, es war eine Zeit des entsetzlichen Leidens. Das Herz wäre mir beinahe zersprungen! Tamiko, ich möchte dich heiraten, und zwar so schnell wie möglich!“
Tamiko lächelte. „Auch ich will dich heiraten. Ich habe bloß Angst davor, dass man mich noch einmal entführen könnte und du dann leiden würdest!“
„Garem, hast du schon an Folore gedacht, was willst du ihr sagen?“
„Folore? Wer ist das?“, fragte Tamiko verwirrt.
„Das ist Garems kleine Freundin. Natürlich ist sie keine Gefahr für dich. Sie himmelt Garem an und sagt Garem sei ihr Prinz. Aber, Garem, was ist Folore für dich?“
„Für mich? Sie ist wie eine weitere kleine Schwester, die ich bekommen habe, aber mehr auch nicht.“

Sie redeten noch gut eine Stunde, bis jemand an ihre Zimmertür klopfte.
„Ja, herein!“
Es betraten Liva, Avil und Daja das Zimmer. Takeru ging auf Daja zu und gab ihr einen Kuss. Dann bemerkte er, dass sie ein langes Ding mit sich führte, eingewickelt in ein Tuch.
„Was ist das?“
„Das ist ein Schwert, wir haben es im Heiligtum von Anemos gefunden. Es gehört einem gewissen Hieronymus!“
Nach und nach kamen auch die anderen zurück. Tamiko schien richtig interessiert zu sein, was sie für eine Reise machten. Sie wollte alle genau kennen lernen und etwas über die Traditionen der Städte, aus denen sie kamen, erfahren. Spät am Abend, als endlich alle zusammen saßen, besprachen sie den Plan für den nächsten Tag.
„Also, wir werden morgen zum Jupiter-Leuchtturm gehen.“, sagte Gilbert und guckte Avil an.
„Wenn du willst, werde ich hier bleiben.“, meinte sie, weil sie seinen Blick entschlüsseln konnte und setzte anschließend fort: „Dann kann ich mich wenigstens nützlich machen, indem ich den Forschern weiterhelfe!“
„Ich habe da eine Frage! Wäre es in Ordnung, wenn ich morgen bei Tamiko bleiben würde?“
Niemand hatte etwas gegen Garems Wunsch. Also war es beschlossen, alle bis auf Garem, Avil und Tamiko würden zum Jupiter-Leuchtturm gehen.
Nach einer guten Mahlzeit gingen sie früh zu Bett.

An einem dunklen Ort stand ein thronähnlicher Stuhl, auf dem eine weiße Gestalt saß.
„Ihr habt nach mir geschickt, Meister?“, fragte eine Proxianerin.
„Ja, Kalaya. Begib dich zum Jupiter-Leuchtturm. Morgen werden dort acht Personen erscheinen. Ich möchte, dass du alle kampfunfähig machst, aber sie nicht tötest. Ich werde zu dir kommen, wenn du meinen Namen rufst. Vergiss nicht, dass sie dein ‚C’ nicht sehen dürfen!“
„Und warum habt Ihr mich hierher bestellt?“, fragte ein junger Soldat aus Tolbi.
„Ich möchte, dass du Isaac tötest.“, befahl der grünhaarige Meister.
„Soll ich wirklich? Ich meine er ist Euer…“
„Schweig, ich will das nicht hören!“
„Wie Ihr befehlt.“, sagte der Soldat und wandte sich ab.
Auch Kalaya machte sich auf ihren Weg.
Der Meister ließ sich in seinen Stuhl zurückfallen und dachte nach. Plötzlich erschien ein blauhaariger Mann, in dessen Begleitung sich ein blondes Mädchen befand.
„War dies wirklich eine weise Entscheidung von dir Cranshaow?“, fragte der Mann.
„Stellst du meine Person in Frage, Alex? Vergiss nicht, ich habe dir damals vor zwanzig Jahren das Leben gerettet!“
„Aber wegen dir wäre ich beinahe umgekommen.“, sagte der Mann mit einem smarten Grinsen.
Das Mädchen starrte die beiden Männer an, welche herzhaft loslachten.
„Ich glaube ich bin ein bisschen fehl am Platz.“, murmelte diese und wollte gehen, aber sie drehte sich noch einmal um und fragte Cranshaow: „War Tarek vorhin hier? Ich dachte ich hätte ihn zu dir gehen sehen.“
„Ja, das war er.“
„Wieso hast du mir nichts gesagt?“, das Mädchen war ziemlich eingeschnappt.
„Er war hier, um einen Auftrag abzuholen! Und du weißt doch selbst, dass du ihn niemals haben kannst.“
„Man wird doch noch hoffen können!“, sagte sie und ging beleidigt weg.
„Ja, die Hoffnung gibt den Menschen Kraft. Bloß was machen diese, wenn die Hoffnung verloren ist?“
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