[Story] Hinter den Linien (* Command & Conquer)

[Story] Hinter den Linien (* Command & Conquer)

So, ich hab mich mal probehalber von Gothic abgewandt, und eine kurze FF zu einem anderen meiner favorisierten Spiele verfasst, der C&C-Reihe. Genauer gesagt beziehe ich mich in der Story auf das Alarmstufe Rot Universum. Vielleicht gefällt das Folgende ja sogar irgendwem.
Ich wünsche auf jeden Fall viel Spaß damit. ;-)

Hinter den Linien

General Morris starrte gedankenversunken aus dem Nighthawk-Helikopter, der ihn und drei weitere Offiziere zu einem Kommandoposten an der sowjetischen Grenze transportieren sollte, und beobachtete, wie das Gelände unter ihnen dahinglitt. Wald, Seen, Felder. In seltenen Fällen ein Dorf. Die Gegend war erst seit kurzem in alliierter Hand und mit Sicherheit noch nicht vollständig entmilitarisiert. Gefahr drohte daher allerdings in seinen Augen nicht. Die wenigen Sturmgewehre, dei sich vielleicht noch in Bauernhand befinden mochten, konnten keinen Schaden anrichten. Nicht, solange der Helikopter in der Luft war.
”Dreißig Minuten” meldete der Pilot. Morris entspannte sich. Er flog nicht gern, wenn er zu sich selbst ehrlich sein sollte, und war jedes Mal froh, wenn das Ziel endlich erreicht war. Aber immerhin war der Flug ruhig. Kaum Wind, ruhiges Wetter, ab und an sogar Sonnenstrahlen.
Aus heiterem Himmel begann eine Sirene zu schrillen, und der Helikopter machte einen Satz zur Seite, der zur Folge hatte, dass der Magen des Generals Purzelbäume schlug.
”Raketenbeschuss!” brüllte der Copilot. Der Bordschütze beobachtete angestrengt die Umgebung, konnte den Raketenwerfer allerdings nicht ausmachen. Bis die zweite Rakete gezündet wurde. Und eine dritte.
Der zweiten Rakete konnte der Pilot noch ausweichen. Nur ihr. Metall kreischte, der Motor heulte auf, als eine Explosion an der rechten Oberseite den Rotor beschädigte und so das zuvor eher ruhige Gleiten des Helikopters in ein stets, wildes Rütteln verwandelte.
Der Pilot funkte einen Notruf, während er verzweifelt versuchte, die Maschine waagerecht zu halten.
”Es hilft nichts, wir müssen runter, sonst schmieren wir ab!”
“Dann ab nach unten!”
ordnete Morris an, froh, dem Rütteln entkommen zu können. Nur nicht zu schnell nach unten fügte er in Gedanken hinzu.
Nach kurzer Suche fand die Besatzung eine brauchbare Landezone, und der Pilot legte eine meisterhafte Landung hin. Trotz des schadhaften Rotors schaffte er es, gröbere Blessuren bei Besatzung und Passagieren zu vermeiden.
”Waffen bereit. Ich habe da so eine Ahnung, dass unser Schütze bald hier auftauchen wird” befahl der General, und griff auch selbst zur Pistole, die er am Gürtel trug. Wachsam beobachtete man die Umgebung. Es dauerte in der Tat nicht lange, bis der verborgene Feind erschien. Jedoch nicht allein.
Zwei Panzer waren es, die auf den notgelandeten Hubschrauber zuhielten, die Kanonentürme direkt auf die Kabine gerichtet. Ein unmissverständliches Zeichen. Eine Luke wurde geöffnet, und mithilfe eines Megaphons und gebrochenen Englischs ordnete ein sowjetischer Soldat das Aufgeben des Helikopters und das Ablegen der Waffen an. In Anbetracht der Feindstärke fiel den alliierten Kräften die Entscheidung nicht schwer.

Lieutenant Lee deutete auf einen Punkt auf der Gefechtskarte, die vor ihr auf dem Tisch ausgebreitet war. Die Stelle, an der man den letzten Notruf des Helikopters erhalten hatte, war rot markiert, eine rote Linie umfasste das Gebiet, in dem der Transporter möglicherweise zu Boden gegangen war.
”Irgendwo dort werden sie ihre Suche beginnen. Wir bezweifeln zwar, dass Helikopter oder Besatzung och dort sind, von den Passagieren ganz zu schweigen, aber vielleicht hat ein Bauer etwas gesehen und redet mit ihnen. Wir dürfen nichts unversucht lassen. Morris darf nicht zu lange in sowjetischen Händen bleiben. Er weiß zuviel.”
Eva Lee hob den Blick und betrachtete das kleine Kommando-Team, dessen Aufgabe die Suche und Rettung sein sollte. Zwei Mann, eine Frau, die sich als Geologen ausgeben würden. Gefälschte Papiere und Passierscheine lagen bereit, die Ausrüstung war gepackt. Nach dieser letzten Einsatzbesprechung im Wartungsbereich der Waffenfabrik, in der man ihnen die letzten Informationen mitteilte, würde das Team zum Einsatzort geflogen.
Special Agent Tanja Adams würde die Operation leiten. Eva kannte sie, die beiden hatten bereits zusammengearbeitet. Der erste Mann im Team war Vitjok Lodjist, ein US Amerikaner, dessen Eltern aus der Sowjetunion entkommen waren. Er gehörte den SEALs an, was schon Empfehlung genug war. Und an dritter Stelle Jacob Knight, ein Mitglied des britischen Special Air Service. Kurzum, ein perfektes Team für diese Operation hinter den feindlichen Linien.
”Kommen wir nun zu ihrer Ausrüstung.” Lieutenant Lee führte die Dreiergruppe zu einem großen Lastwagen, der am Rand des Wartungsbereich geparkt war. Ein Techniker saß auf dem Fahrersitz, eine Zigarette im Mundwinkel, und ließ die Beine aus der offenen Tür baumeln. Er sprang heraus und ließ die Kippe unauffällig verschwinden, als der Trupp ihn erreichte.
”Ein alter russischer Transporter” erklärte er, und kam damit ohne Umschweife zum Thema. ” Diese Art wurde im ersten großen Krieg häufig genutzt, ist aber mittlerweile nur noch selten in militärischem Gebrauch. Auf der Ladefläche haben wir allerlei geologische Ausrüstung untergebracht. Natürlich auch eine Kiste mit besonderer Ausrüstung, falls sie mal böse werden müssen. Aber wie ich sie kenne, werden sie ihre Tarnung so lange wie möglich aufrecht erhalten.”
Der Techniker winkte die beiden Männer und die beiden Frauen zu sich, und deutete ins Führerhaus.
”Die übliche Ausstattung, von uns zusätzlich etwas ramponiert, es soll ja echt wirken. Am Armaturenbrett allerdings ein Zusatz. Der Schalter da vorne ist ihre Rettung. Sobald sie ihre Zielpersonen erreicht haben, aktivieren sie ihn. Wir erhalten ein Signal mit ihrer genauen Position und holen sie per Chronoport da raus.”
“Stellen sie dabei sicher, dass alle im Wagen sind, wenn sie den Knopf drücken. Wer draußen ist, der bleibt zurück. Professor Einstein bat mich, sie noch einmal inständig darauf hinzuweisen“
fügte Eva hinzu. Tanja nickte. Jedem war klar, was denen blühte, die zurückblieben, während die Gefangenen entkamen.
”Der Schlüssel liegt bei ihrer persönlichen Ausrüstung. Hier entlang, bitte.”
Die Gruppe wurde zu einem abgesperrten Bereich innerhalb der Waffenfabrik geführt, in dem sie sich umziehen konnten. Die Verkleidung war praktisch ausgelegt, ohne dabei zu militärisch zu wirken. Mechanikeroveralls für die Männer, eine Latzhose und ein Hemd für Tanja. Weiterhin schwere Arbeitsstiefel und alte sowjetische Armeemäntel. Fellmützen vollendeten die Verkleidung.
”Ausweispapiere und ihr Passierschein sind in ihrer Innentasche untergebracht, Agent Lodjist. Agent Tanja, in ihrer Tasche ist der Chrono-Schlüssel. Damit sollten sie dann alles haben, was sie brauchen. Viel Glück.”
Ohne weitere Worte wandte sich Lieutenant Eva ab und verließ die Waffenfabrik, während der Mechaniker noch beim Lastwagen wartete und letzte Ratschläge für den Umgang mit der alten Maschine gab. Einige Minuten später dann öffnete man das Tor, und mit röhrendem Motor rollte der Transporter ins Freie, dem Areal entgegen, in dem der Helikopter zu finden sein sollte. Theoretisch.

Die Zähne des Generals prallten aufeinander, als der Gefangenentransport über eines der zahlreichen Schlaglöcher rumpelte. Es war eine unschöne Fahrt. Ihm und dem Rest der Passagiere waren die Hände auf dem Rücken gefesselt. Wie es der Besatzung ging wusste niemand, man hatte sie in einem anderen Transporter untergebracht, der in eine unbekannte Richtung gefahren war. Wobei General Morris zugeben musste, dass er nicht einmal wusste, in welche Richtung er selbst gefahren wurde. Klar war nur, dass es weiter auf das Gebiet der UdSSR ging.
Nach stundenlanger, nervenaufreibender und knochenzermürbender Fahrt hielt der Wagen endlich an. Man zerrte die Gefangenen ins Freie, ins ersterbende Restlicht des späten Tages und das gleißende Leuchten vieler Scheinwerfer, die den sowjetischen Stützpunkt erhellten, den sie erreicht hatten.
Viel konnte Morris nicht erkennen. Ein kolossaler Betonbau, der anstelle eines Daches drei Kuppeln trug, dominierte das Areal. Das Gefängnis. Abseits davon war ein weiteres großes Bauwerk zu sehen. Eine Waffenfabrik der Sowjets, dem Augenschein nach noch aus dem ersten Krieg. Modern schienen an dem Stützpunkt nur die Teslaspulen zu sein, von denen eine offenbar gerade erst neu montiert wurde.
Alles in Allem nicht gerade der Stützpunkt, mit dem man einen Krieg gewinnen konnte. Aber um politische oder sonstige Gefangene zu verbergen und sie zu verhören, dazu eignete die Basis sich mit Sicherheit. Spontan kam dem General der Ausdruck am Arsch der Welt in den Sinn.
Drei Soldaten marschierten auf die Gefangenen zu, und mit unmissverständlichen Gesten machte man ihnen klar, dass sie vorangehen sollten, in Richtung des Gefängnisses. Jedem der Männer war klar, dass es hart werden würde. Die sowjetischen Gefängnisse waren in allen Truppenteilen ein Schauermärchen, und niemand wollte hineingeraten. Dass es nun ausgerechnet einige Offiziere erwischt hatte, machte die Angelegenheit nicht besser. Morris hoffte inständig, dass der Notruf entsprechende Reaktionen ausgelöst hatte.

Die großen Räder des Lastwagens wühlten den Schlamm auf und schleuderten ihn weit hinter das Fahrzeug. Trotz der Motorstärke und der für Feldbedingungen zurechtgemachten Räder kam der Wagen nur langsam voran. Regen, nichts als Regen. Die Scheibenwischer arbeiteten unablässig, und die Scheinwerfer warfen verlorenes Licht in den nicht enden wollenden Regenvorhang.
Nach stunden, als niemand mehr sicher sein konnte, ob die Richtung noch stimmte, kam ein Gehöft in Sicht. Ein kurzer Blickkontakt unter den beiden Männern und der Frau genügte, und Agent Jacob Knight, der am Steuer saß, lenkte den Lastwagen auf das Gelände des Hofes. Als das Motorengeräusch erstarb und nur noch der unablässige Regen auf das Wagendach trommelte, öffnete sich die Tür des Haupthauses, und mit einem Gewehr in der Hand und einem Hut auf dem Kopf, der nur spärlichen Schutz vor dem Wetter gewährte, kam der Bauer heraus. Vitjok öffnete die Beifahrertür und stieg hinaus in die Nässe.
”Ich frage mal nach dem Weg.”
Es gelang dem Soldaten rasch, den Bauern zu überreden, seine Waffe zu senken, und wenige Zeit später sogar, von ihm hereingebeten zu werden. Die Minuten verstrichen, und Tanja und Jacob warteten schweigend ab.
Es sollte noch weitere fünfzehn Minuten dauern, bis Vitjok, den Kopf gesenkt und schnellen Schrittes gegen Wind und Regen anmarschierend, zurückkehrte und im Lastwagen Platz nahm. Tanja reichte ihrem Kameraden ein Tuch, mit dem er rasch Gesicht und Haar abtrocknete, ehe er seinen Bericht begann.
”Der Helikopter ist tatsächlich ganz hier in der Nähe runtergekommen. Man hat ihn abgeschossen, sagt der Alte, und dann demontiert und weggeschafft. Die Männer hat man festgenommen, und sie dann nach Südosten gebracht. Genaueres weiß ich nicht.”
“Und der Bauer?”
“Ich habe ihm ein paar Rubel hier gelassen und ihm eindringlich geraten, die Sache für sich zu behalten. Der macht uns keinen Ärger.”
“Gut. Dann weiter.”

Tanja rutschte ans Steuer und löste damit Jacob ab. Der Motor wurde gestartet, und durch den Regen fuhr der Lastwagen vom Hof und in die ungefähre Richtung, die der Bauer genannt hatte.

Die Zellentür schwang kreischend auf und weckte den gefangenen General. Mit halb zugekniffenen Augen starrte er in das Licht, das vom Gang aus hereinschien, und betrachtete die beiden Soldaten, die am Eingang standen. Langsam erhob er sich.
Man legte ihm erneut Handschellen and und schob ihn nicht gerade sanft auf den Gang, und von dort über diverse Flure und Treppen einen Raum, der augenscheinlich für Verhöre gedacht war. Man zwang ihn, auf einem schlichten Holzstuhl Platz zu nehmen, und ließ ihn dann für einige Minuten alleine.
Der General dachte nach, versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Er würde sein Bestes geben, um dem Feind keine Informationen zukommen zu lassen, soviel war ihm klar. Doch was, wenn man zur Folter griff? Zutrauen würde er es seinen Gastgebern in jedem Fall. Zu einer Lösung kam er allerdings nicht mehr, da die Tür wieder geöffnet wurde und ein ordentlich gekleideter Offizier den Raum betrat. Er nickte dem Gefesselten grüßend zu, zog sich selbst einen Stuhl heran und setzte sich Morris gegenüber. Einige Augenblicke sahen die beiden Männer sich in die Augen, dann brach der sowjetische Offizier das Schweigen.
”Unterhalten wir uns” forderte er den Alliierten in sauberem, akzentfreiem Englisch auf. Dieser jedoch schüttelte den Kopf. Der Offizier seufzte.
”Sie haben mir mit Sicherheit irgend etwas zu erzählen. Etwas, das ihnen Vergütungen in der Haft einbringen könnte. Ihnen oder ihren Kameraden.”
“Vergessen sie’s”
brachte Morris als Antwort hervor.
”Nun gut. Für den Anfang wird man ihre Rationen kürzen. Kein Frühstück, halbes Mittagessen. Das gilt für sie ebenso wie für ihre Kompagnons. Vielleicht löst das ihre Zunge. Reden wir in ein paar Tagen noch einmal. Ich hoffe für sie, dass sie vernünftig sein werden.”
Ohne weitere Worte erhob sich der Offizier und verließ den Raum. Kaum war er verschwunden, kamen die Soldaten zurück, und schleiften den Gefangenen mit offenbar etwas mehr Gewalt als notwendig zurück in die Zelle. Krachend schloss man die Tür, und erneut saß Morris in der Dunkelheit. Angeschlagen, aber mit sich zufrieden. Auch, wenn das Verhör zugegebenermaßen noch keine wirkliche Herausforderung gewesen war.

Vitjok brachte den Lastwagen mit einem gequälten Quietschen der Bremsen drei Meter vor dem sowjetischen Soldaten zum Stehen, der den weiteren Weg verstellte. Langsam kam der Mann auf den Transporter zu. Der Fahrer schaltete den Motor aus, öffnete die Tür und stieg aus. Seine Papiere und den Passierschein hielt er bereit. Der Soldat nickte zustimmend. Er unterzog den Ausweis einer nebensächlichen, den Passierschein hingegen einer gewissenhaften Untersuchung. Währenddessen sah Vitjok sich den Kontrollpunkt genauer an. Die Straße, zweispurig, wurde von einer rotweiß markierten Schranke versperrt. Zu beiden Seiten der Straßen standen kleine Wachhütten, etwas abseits stand ein Flaklaster auf einem Parkplatz. Ein typischer Kontrollposten, wie man ihn vor jedem Zugang zu einem militarisierten Areal fand.
”Ihre Papiere scheinen in Ordnung” murmelte der Soldat, und reichte Vitjok sowohl den Passierschein als auch den Ausweis zurück. Es gab absolut nichts zu beanstanden. Kritisch wurde es allerdings, als der Soldat verlangte, die Fracht zu sehen. Der Fahrer setzte alles auf eine Karte, öffnete dem Wachmann einige der Kisten und zeigte verschiedene Instrumente zur geologischen Bestimmung der Bodenverhältnisse. Schließlich wies er darauf hin, dass das Material empfindlich sei und besser nicht vollständig ausgepackt wurde. Der Soldat zögerte, sein Blick wanderte zwischen dem Wachhäuschen und dem Lastwagen. Vitjok stöberte indes einige Zeit lang dem Augenschein nach ziellos in den Taschen seines alten Armeemantels, bis er schließlich fündig wurde. Er förderte eine Packung deutscher Zigaretten zutage, die er dem Posten mit einem Augenzwinkern anbot.
Der Wachmann griff drei der Zigaretten und zog auch die zusammengerollten Rubelscheine aus der Packung, die er wortlos und unauffällig in seine Tasche gleiten ließ. Anschließend wünschte er eine gute Fahrt, zündete sich die erste der begehrten Zigaretten an und stiefelte zur Schranke, die er für den Lastwagen öffnete. Vitjok stieg wieder ein, ließ den Motor an, und endlich konnte der Trupp seinen Weg fortsetzen.

Zum zweiten Male fand sich Morris auf dem Holzstuhl im Verhörraum wieder, die Hände mit schweren Eisen auf den Rücken gefesselt, und in weniger guter Stimmung als beim ersten Verhör. Die Kürzung der Rationen hatte erreicht, was sie hatte erreichen sollen. Langsam wurde der General mürbe. Ein Vorteil, der ihm blieb, war allerdings die Sturheit, die er sich in langen Jahren als Offizier angeeignet hatte. Wenn er zu etwas schweigen wollte, dann tat er es auch. Und selbst die Reaktionen der Gefängniswärter würden seine Zunge nicht lösen können.
”Haben sie mir dieses Mal etwas zu sagen?” fragte der sowjetische Offizier bei der Begrüßung, und blickte den General erwartungsvoll an. Morris nickte langsam, und legte sich seine Worte sorgfältig zurecht.
”Ich würde gern einen Vergleich zwischen ihrer Technologie und unserer anbringen, und ihnen klarmachen, das ihre Positionen auf Dauer nicht zu halten sind.”
Der Offizier schüttelte langsam den Kopf, zog ein Notizbuch hervor und vermerkte etwas darin. Dann verstaute er es in seiner Hemdtasche und sah den Gefangenen an.
”Derlei Einschätzungen sollten sie vermeiden, solange sie nicht all unsere Technologie kennen. Wir sind stärker, als es für sie den Anschein machen dürfte. Haben sie nichts brauchbares zu sagen?”
“Keinesfalls.”
“Ich fürchte, dann muss ich einen Experten herbitten. Ein Spezialist für Fälle wie sie. Er hat noch jeden zum Sprechen gebracht. Und alles, ohne jemandem körperlichen Schaden zuzufügen. Der Mann wird ihnen gefallen.”

Morris zweifelte daran. Nichtsdestotrotz war er neugierig auf den großen Unbekannten, der doch so talentiert sein sollte. Es würde sich zeigen, ob er in der Tat so erfolgreich war, die der Offizier behauptete.
Genügend Zeit zum Nachdenken über den Fremden hatte Morris durchaus. Langsam gewöhnte er sich an seine Zelle, lernte, im Dunkeln die Entfernungen abzuschätzen und sich seltener zu stoßen. Der Hunger war unschön, aber auszuhalten. Um ihn kleinzukriegen brauchte es schon mehr, als nur ein paar russische Offiziere, da war er sicher.

Tanja sah es als erste, sie deutete auf einen Punkt in einiger Entfernung, der in der Abenddämmerung kaum noch zu erkennen war. Der Stützpunkt war erreicht. Der einzige Stützpunkt in der Gegend, und obendrein das einzige Gefängnis innerhalb vieler tausend Meilen. Dem Trupp war klar, dass dort irgendwo die Gefangenen warteten.
Jacob, der nun wieder am Steuer saß, überließ den Platz Vitjok. Der Halbrusse war einfach talentierter, wenn es um Kontrollen ging. Und wenn der Beifahrer sprach, war dies zu auffällig. Also war es an ihm, den Lastwagen zum Stützpunkt zu steuern. Angenehm war es dabei keinem von ihnen. Allein der Anblick der zwei Teslaspulen an der Einfahrt der Basis flößte ihnen einigen Respekt ein, auch wenn nur eine der beiden aktiv schien.
Genau zwischen den beiden Spulen brachte Vitjok den Lastwagen zum Stehen. Es folgte eine weitere Kontrolle der Papiere, und als man versicherte, man wolle nur geologische Proben nehmen und keinen Bereich der Basis betreten der verboten war, ließ man sie schließlich ein. Vitjok wurde angewiesen, den Transporter zur alten Waffenfabrik zu fahren, dem Anblick nach ein Überbleibsel aus dem ersten großen Krieg. Das Tor wurde klappernd in die Höhe gezogen, und der Transporter fand einen Stellplatz im Inneren des lange nicht mehr aktiv genutzten Bauwerkes, das mittlerweile mehr einer schlecht organisierten Lagerhalle glich. Nachdem man ihnen scharf eingebläut hatte, die Fabrik nicht zu verlassen und sich nur um die eigenen Belange zu kümmern, ließ man sie zunächst alleine.
Agent Tanja verlor keine Zeit. Behände kletterte sie auf die Ladefläche des Lastwagens, stöberte etwas herum, und kehrte bald mit drei Pistolen, einer Tasche mit Magazinen und drei Schalldämpfern zurück.
”Okay, los geht’s!”
Als die Dunkelheit den Stützpunkt ganz umgab, öffnete Vitjok leise eine Tür an der Seite der Waffenfabrik, und schlich ins Freie, dicht gefolgt von Tanja. Beide hatten ihre Waffen zur Hand, die Schalldämpfer aufgesetzt. Der schwierigste Teil des Einsatzes begann.
Der Weg zum Gefängnisareal war einfach, es gab nur eine Patrouille auf dem Stützpunktgelände, der die beiden ohne Probleme ausweichen konnten. Auch die beiden Wachen, die das einzige Tor des Zaunes bewachten, der das Gefängnis zusätzlich umgab, waren durch perfektes Teamwork rasch liquidiert. Schwieriger war es auf dem Gelände selbst. Völlig eben war es, kein Strauch, kein Hügel. Und unregelmäßig kreisende Suchscheinwerfer. Aber durch nervenaufreibendes Umtanzen der Strahlen gelang es beiden Agenten, das Zielgebäude ungesehen zu erreichen. Die Tür war für Tanja kein Problem.
”Paradox, wir brechen in ein Gefängnis ein” witzelte sie, während das Schloss unter ihren Fingern aufsprang und sie die Tür öffnete.
”Jetzt leise. Ein Alarm, und wir sind dran ...”

Morris wartete ab. Vor einigen Minuten hatte man ihn zum nun dritten Male in den Verhörraum gebracht, und ließ ihn nun vergleichsweise lange auf den Offizier warten. als dieser endlich eintrat, stellte der alliierte General fest, dass sein Bekannter dieses Mal nicht allein war. Ein Unbekannter begleitete ihn.
Der Mann bot einen seltsamen Anblick. Die sowjetische Uniform trug anstatt der üblichen roten Dienstgradabzeichen selbige in dunklem violett. Ein schwarzer Ledermantel verdeckte die meisten Teile der übrigen Kleidung. Das eigenartigste war allerdings der Kopf. Der Mann war kurzgeschoren, trug eine dunkel getönte Brille, die seine Augen verbarg, und hatte überdies eine Abdeckung über dem Mund angebracht, durch welche die Lippen verborgen und, wie Morris hörte, die Stimme verzerrt wurde.
”Dieser Herr ist ein Schüler unseres derzeitigen Chefstrategen. Er wird ein wenig mit ihnen ... denken” erklärte der sowjetische Offizier mit einem selbstgefälligen Grinsen, während Morris innerlich fluchte. Er hatte bereits von Yuri gehört, und auch von den absonderlichen Talenten, die dieser Mann wohl beherrschte. Und wenn der Schüler nur halb so gut war wie sein Mentor, dann würde der alliierte General in arge Bedrängnis geraten, das war ihm absolut klar.
Der Schüler ließ sich auf dem Holzstuhl nieder, den vorher immer der Offizier besetzt hatte, und betrachtete den Gefangenen.
”Öffnen sie ihren Geist, Morris” forderte er, und unterlegte seine Stimme dabei mit einem seltsamen Klang, der den General verwirrte. Er machte sich in der Tat Sorgen, der Schüler schien ihm wirklich Probleme zu bereiten.
”Die Hände nach oben, dalli!” brüllte eine weibliche Stimme. Morris hob den Kopf und versuchte, sich umzudrehen, doch er konnte nicht erkennen, wer da sprach.Der Schüler allerdings reagierte auf seine Art. Langsam erhob er sich, hob die Hände tatsächlich auf Brusthöhe, und ließ, Morris glaubte es kaum, einen Flammenball darin erscheinen, den er in Richtung der weiblichen Stimme warf. Ein schallgedämpfter Schuss war die Antwort, und der Schüler brach über seinem Stuhl zusammen. Der sowjetische Offizier hob langsam die Hände.
Vitjok nahm dem General seine Handschellen ab und legte sie stattdessen dem Offizier an, während Tanja ihn knebelte. Schließlich halfen sie dem alliierten Offizier auf die Beine und drückten ihm eine Waffe in die Hand.
”Die anderen warten schon draußen, am Wagen. Unser dritter Mann ist auch dort. Wenn wir uns beeilen, kommen wir noch ohne große Probleme dort an. Bisher gab’s keinen Alarm” teilte der weibliche Special Agent dem General mit. Morris nickte.
”Dann los.”
Durch Gänge, die Morris nur allzu bekannt vorkamen, und vorbei an vielerlei neutralisierten Wachen und sonstigen Mitarbeitern, führte Tanja den General ins Freie, gefolgt von Vitjok, der ihnen den Rücken deckte. Niemand bereitete ihnen Probleme, und bald traf man sich am Lastwagen. Jacob stand daneben und sah die Neuankömmlinge angespannt an.
”Sobald wir das Signal geben, wird es etwas hektisch werden. Ich schlage vor, dass wir diesen Moment etwas vorverlegen und das Chaos so starten, wie wir es haben wollen.”
“Wie?”
“Eine kleine Explosion am Radardom, vielleicht. Die Bomben sind schon angebracht”
fügte er grinsend hinzu. Tanja nickte und befahl die Ausführung. Eilig gingen die Männer und die junge Frau an Bord. Vitjok am Steuer, den Schlüssel für den Signalgeber in der Hand, die befreiten Gefangenen und Agent Tanja auf der Ladefläche, auf der man inzwischen Platz geschafft und Waffen bereitgelegt hatte. Jacob wartete den Moment ab, in dem alle an Bord waren, und zündete dann seine Sprengsätze. Während der Alarm zu heulen begann, sprang auch Jacob in den Wagen, schloss die Beifahrertür neben sich und zog seine Pistole. Vitjok drehte den Schlüssel und gab das Signal.
Einige Augenblicke vergingen, in denen nichts geschah, dann öffnete jemand den seitwärtigen der Waffenfabrik. Ein Trupp sowjetischer Soldaten stürmte das Gebäude und legte auf den Lastwagen an. Tanja fluchte. Erste Schüsse fielen, das Tuch über der Ladefläche bot keinen Schutz vor den Kugeln. Und endlich zeigte sich eine Reaktion der Chrono-Techniker. Vor dem Lastwagen, direkt am Tor, erschien ein Chronoportal. Brüllend sprang der Motor das Wagens an, und im Kugelhagel jagte Vitjok das tonnenschwere Gefährt auf das Portal zu. Kaum hatten sie es durchquert, schloss es sich hinter ihnen.
Sanitäter und G.I.s standen bereit, um den Rettungstrupp in Empfang zu nehmen. Die erschöpften Gefangenen brachte man ins Lazarett, um ihnen etwas Ruhe zu gönnen. während das Kommandoteam zum Report gebeten wurde. Man war zufrieden mit der Arbeit hinter den feindlichen Linien.

Ende
Sehr gute arbeit.Sehr gute Story.Hat spaß gemacht es zu lesen.

10/10P.
Oha, ne story die mal gut endet xD
Ich hab wirklich versucht mal bei dir was zu kritisieren, aber dazu ist mein Geist wohl zu klein. Genial wie immer kann ich da nur sagen! Obwohl.. 2 Tippfehler :>
Welche 2 Tippfehler?
Logge dich ein um einen Beitrag zu schreiben.