[Story]Das Duell (* Gothic 1+2)

[Story]Das Duell (* Gothic 1+2)

Wozu ein Abend in der Kneipe doch alles gut sein kann. Mitten in einem Gespräch schoss mir die Idee für die nachfolgende Kurzgeschichte in den Kopf, die ich am folgenden Tag im Matheunterricht weiter überdacht habe. Das Ergebnis ist jetzt nachzulesen.
Nichts wirklich langes, und auch der Inhalt knapp bemessen, aber ich fand's spaßig.

Das Duell

Dichter Rauch erfüllte die Luft, erschwerte das Atmen und trieb starken Gestank in Olavs Nase. Einzelne Rauchfetzen ließen seine Augen tränen, doch der Milizsoldat blinzelte die Tränen einfach weg und sah sich, soweit die Zwielicht es zuließ, um. Ihm bot sich ein Bild, das er nun schon allzu oft gesehen hatte.
Zu seiner Linken ging ein anderer Soldat, die Augen zum Himmel verdreht, langsam zu Boden, unmittelbar neben ihm lag bereits ein anderer, die Lider geschlossen und der Körper, bis auf ein schwaches Atmen, reglos. Olav fuhr herum, als hinter ihm ein Poltern ertönte, und stellte fest, dass auch Parlaf nicht mehr hatte standhalten können und zusammengebrochen war.
Ja, dieses Bild kannte Olav nur zu gut. Oft schon war er der Letzte gewesen. Der letzte, der noch stand. Mochte er auch noch so wenig auf dem Kasten haben, in jedem Fall aber war er standhaft!
”Oh Innos, lass ihre Schmerzen nicht zu groß sein” brummte der Milizionär.
”Sie wissen, auf was sie sich eingelassen haben. Schmerz haben sie allenfalls sich selbst zuzuschreiben” knurrte jemand. Olav kehrte seinem Waffenbruder Parlaf den Rücken zu und starrte die Person an, die ihm Widerworte gab. Es war ein Söldner. Einer der Männer, die Onar, der fette Bauer, angeheuert hatte? Vermutlich.
Zähe Burschen schoss es Olav durch den Kopf. Schwer zu bezwingen. Aber der hier schwankt schon nicht übel. Leichtes Spiel.
”Was ist, traust du dich nicht mehr? Starrst die ganze Zeit durch die Gegend wie einer, der an Flucht denkt.”
Der Milizsoldat lachte laut auf. ”Ich und Flucht? Das ich nicht lache. Jemand wie Bilgot, zu dem würde eine Flucht passen. Aber ich?”
“Also dann, bringen wir’s zuende!”
brachte der Söldner - Cord! Ja, Cord war sein Name! - mit lauter Stimme hervor und sah den Milizionär erwartungsvoll an. Dieser nickte langsam und hielt den Blickkontakt mit Cord aufrecht, während seine rechte Hand sich tastend vorwärtsbewegte, über das schmale Holzbrett hinweg, das die Männer trennte, bis sie schließlich fündig wurde. Noch immer ließ Olav sein Gegenüber nicht aus den Augen, während seine Finger sich fest um den Griff schlossen und die Hand sich hob. Cord, der seinerseits unnachgiebig in Olavs noch immer tränende Augen starrte, tat es ihm ohne zu zögern gleich.
”Also dann” wiederholte der Söldner, und mit einer raschen Bewegung brachte er, ebenso wie Olav es tat, den randvollen Bierkrug an seine Lippen und leerte ihn in einem Zug, nur um gleich darauf, das Gefäß noch am Mund, hintenüber zu kippen und mit einem Krachen, das Parlaf noch übertraf, zu Boden zu gehen. Olav indes setzte, ein schiefes Grinsen im Gesicht, seinen Krug auf dem Holzbrett ab.
”Wie immer also” brummte der Soldat, und sah sich erneut um, während er seinerseits einen Sumpfkrautstengel entzündete und den Rauch in die stickige Luft blies. Hier und da wankte noch einer der Söldner, aber was die Miliz betraf, so war wieder einmal er, Olav, der letzte, der noch stand. Ja, was Bier anging konnte ihm nun wirklich niemand etwas vormachen!
“Und lass auch meine Schmerzen morgen nicht zu groß sein, Herr Innos” bat er leise, während er auf seinem Holzschemel zusammensackte, die Arme auf das Holzbrett der Theke legte und innerhalb weniger Augenblicke in den tiefen Schlaf des Vollrausches fiel.

Ende
Jedem Tierchen sein Pläsierchen
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