Afghanistankrieg (Gesellschaft)

Afghanistankrieg (Gesellschaft)

Hey Leute,
ich weiß nicht ob diesen Beitrag hierher passt, aber ich hoffe ihr könnt mir ein paar Fragen beantworten:
Ich lese in letzter Zeit oft über diesen Krieg, aber es gibt ein paar Sachen, die ich nicht so ganz verstehe...

1) Warum ist es für Obama so schwierig Soldaten zu sichern (nach der Ankündigung mehr Truppen zu schicken)?
2)Und warum braucht Afghanistan für den Aufbau einer eigenen Militär so lange? Oder ist es überhaupt möglich eine aufzubauen?

Ich hoffe ihr könnt mir dabei helfen =)
Wegen den ganzen Anschlägen möglicherweise, mehr fällt mir da jetzt leider auch nicht ein.
Zu 1): Wenn ich die Frage richtig verstehe, möchtest Du wissen, warum die amerikanischen Truppen nur schwer geschützt werden können. Das liegt letztlich daran, dass die Leute es langsam leid sind, von einer fremden Armee besetzt zu werden, und sich deshalb Unmut und Aggression breitmacht - nicht nur von Seiten der Taliban.

Zu 2): Das ist doch - offiziell - glaube ich nicht einmal die Hauptsache (zumal es durchaus dauern kann, eine schlagkräftige Armee aufzubauen - Personal, Ausbildung, Infrastruktur, ...). Das Hauptargument ist doch letztlich die "Aufbauhilfe". Warum das - vor allem mit militärischen Mitteln - so lange dauert, kann ich Dir sagen.
Fakt ist doch das die NATO-Truppen in Afghanistan mehr zerbomben als sie aufbauen und mehr Zivilisten töten als die " Terroristischen Taliban" .
Und deswegen, sollte man natürlich möglichst schnell alle Truppen abziehen, die Zivilbevölkerung einfach den Taliban überlassen, damit, insbesondere die Frauen, bloß nicht zu viele Rechte bekommen, und warten, bis die Taliban mit Unterstützung der Al Kaida oder was da sonst noch für ein Pack herumläuft, einen Plan ausgeheckt haben, wie man sich am bösen Westen rächen kann?
Gut, die Taliban sind weg. Das ist ein Fortschritt dieses Krieges. Aber dennoch gibt es zahlreiche Kritikpunkte:

Erstens haben sich die USA und ihre Verbündeten bei völliger Missachtung des Selbstbestimmungsrecht des afghanischen Volkes einfach in dessen innere Angelegenheiten eingemischt, ohne gerufen oder um Hilfe gebeten worden zu sein - und das aus fadenscheinigen Gründen, reinen Vermutungen oder heuchlerischer Doppelmoral (gegen die Taliban, aber für Saudi-Arabien, China, früher Pinochet usw?).

Zweitens hatte dieser Krieg - was auch phasenweise recht offen zugegeben wird - ökonomische Hintergründe. So ist es etwa interessant zu wissen, dass die Taliban in den Jahren 1998 bis 2001 des Öfteren fürstlich in Texas empfangen wurden (von Gouverneur George W. Bush), als es um den Bau einer Ölpipeline ging. Diktaturen werden erst dann zum Problem, wenn sie ökonomischen Interessen im Weg stehen.

Drittens treiben die westlichen Besatzer die afghanischen Volksmassen geradezu in die Arme der Taliban. Die Leute erfahren die Unterdrückung, Ausbeutung und Bombardierung (Kundus) durch die fremden Truppen am eigenen Leib. Und die Taliban können sich jetzt wunderbar als antiimperialistische Kraft hinstellen, die die afghanischen Interessen gegen den bösen Westen vertritt.

All das muss man bedenken, wenn man an dem Krieg lobt, dass die Taliban vertrieben wurden (was ja per se auch gut ist).
und weil es der taliban nicht gefällt, dass man ihr grenzen aufzwingt (oder es versucht), machen sie ein wenig terror.
Man darf die Taliban nicht als legitime Regierung Afghanistans betrachten. Sie sind ein verachtenswerter Haufen Islamisten, die sämtliche Menschenrechte mit Füssen treten. Aber das hat im Westen niemanden interessiert, solange sie der westlichen Wirtschaft nicht hinderlich waren. Genauso wie es niemanden interessiert hat, was Pinochet in Chile treibt - Hauptsache Allende ist weg. Niemand hat danach gefragt, wer die Contras in Nicaragua sind - sie waren gegen die Sandinistas, und der Feind meines Feindes ist mein Freund. Keiner fragt ernsthaft nach den Menschenrechten in Saudi-Arabien, in China usw. - das sind gute Handelspartner. Das Menschenrechts-Argument ist also verlogen.

Übrig bleiben nur noch ökonomische Interessen. Die Bodenschätze in Afghanistan, die geopolitische Lage, ein Brückenkopf im Nahen Osten - das sind die Dinge, um die es in diesem Krieg wirklich geht. Und das Schlimme ist ja, dass - gerade dadurch, dass es offiziell ein Krieg gegen die Taliban war - nun eben gerade diese als die Hauptkraft erscheinen müssen, die sich gegen den westlichen Imperialismus stellt. Klar, dass denen das massig Zulauf auch von Nicht-Islamisten bringt.

Es ging also, zusammengefasst, weder von westlicher Seite darum, den Taliban Grenzen aufzuzwingen (jedenfalls nur ökonomischer Natur), noch geht es den Taliban wirklich darum, die Invasoren aus Afghanistan zu vertreiben, um das Land zu befreien, sondern um ihr Regime zu restaurieren.
Die Menschenrechte werden heute am meisten vom Westen mit den Füßen getreten. Man denke nur an Guantanamo oder Abu-Gharib, an den Bombardierungen diverser Hochzeitsgesellschaften in Afghanistan, an Blackwater, an die Drohnenangriffe durch die Amis in Pakistan und zuletzt auch das töten diverser Zivilsten durch einen deutschen Luftangriff. Kein Afghane der seine Familie verliert wird sagen, yuhu dafür haben die Frauen jetzt die gleichen Rechte. Wenn es den Westen würklich um Frauenrechte gehen würde, würden sie auch in Saudi-Arabien aktiv werden, aber nein dort kommt ja das ganze Öl her.

Bevor ihr Osama bin Laden tötet, tötet lieber George Bush der hat mehr unschuldige Zivilisten getötet als Bin Laden.
Wenn ich noch weiter zurückgehen darf was den Westen betrifft, man denke an den 1. und 2. Weltkrieg der vom Westen angefangen wurde , an die Ermordung von 6 Millionen juden, ebenfalls vom Westen, an die 2 Atombombenabwürfe mit hunderttausenden von toten in Japan , ebenfalls vom Westen, an den Sklavenhandel mit Schwarzafrikanern, ebenfalls mal wieder der Westen, an die Kolonialmächte, ebenfalls Westliche Staaten und und und ...
Wir sehen die heutigen Terroristen sind leider wir vom westen und nicht die bösen Afghanen oder Iraker.
Ist in diesem Zusammenhang die Frage erlaubt, wer eigentlich auf die Idee kam die Sklaverei abzuschaffen? Wer auf diesen ganzen HokusPokus von der Gleichberechtigung aller Menschen gekommen ist? Wer auf die Idee kam, dass der Mensch von Geburt an überhaupt Rechte besitzt?

Und wer hat nochmal gleich diesem westlichen Land beim Judentöten Einhalt geboten? Und aus welcher Ecke wurde dieses Land unterstützt?
Die Weltkriege würde ich hier ausklammern, denn es ist schon noch mal ein Unterschied zwischen monarchistischer bzw. faschistischer Diktatur und bürgerlicher Demokratie.

Was man natürlich noch anführen könnte:

- Einige imperialistische Staaten überfielen die Sowjetunion kurz nach deren Gründung (Bürgerkrieg), um ihre Interessen dort nicht zu gefährden (Opfer: Rund 1,8 Millionen)

- 1953 unterstützten die USA den Militärputsch des Schah gegen den demokratisch gewählten Sozialisten Mohamed Mossadegh, der Sozialreformen plante und die iranischen Ölfelder verstaatlichen wollte; der Schah regierte bereits vor Mossadegh und war für seine Brutalität sowie seine Ausbeutung des Volkes zu seinen Gunsten und denen der amerikanischen Ölkonzerne gefürchtet

- 1954 wurde der linksgerichtete und demokratisch gewählte Präsident von Guatemala, Jacobo Arbenz, vom amerikanischen Geheimdienst CIA gestürzt, da er die Interessen der amerikanischen Konzerne in Guatemala gefährdete

- Nach der kubanischen Revolution 1959, nach der Fidel Castro die amerikanischen Konzerne, die das kubanische Volk zuvor hemmungslos ausbeuteten, verstaatlichte, versuchte Kennedy 1961, ihn durch die Invasion in der Schweinebucht zu stürzen; zudem gab es zahllose amerikanische Versuche, Castro zu ermorden

- 1960 wird der kongolesische Präsident Patrice Lumumba, der die Unabhängigkeit erkämpft hat und den sozialistischen Weg beschreiten will, als Gefahr für die Interessen des internationalen Finanzkapitals gestürzt und auf Befehl der belgischen Imperialisten (sowie mit Billigung der CIA) ermordet; der Putschist Mobutu war eine Marionette der westlichen Imperialisten

- 1965 ging Che Guevara in den Kongo, um Lumumba zu rächen und Mobutu zu stürzen; doch die extrem brutalen Mobutu-Schergen schlugen den Versuch eines Aufstandes blutig nieder, bevor er begonnen hatte

- 1965 griffen die USA das kommunistische Nordvietnam an und mischten sich unter fadenscheinigen Gründen in den Bürgerkrieg in Südvietnam an; es folgte ein brutaler und rücksichtsloser Vernichtungskrieg, der unter Einsatz von Napalm und Entlaubungsmitteln, durch gezielte Attacken auf zivile Ziele und durch Massaker geführt wurde; der Krieg dauerte bis 1973 (Opfer: 3 Millionen Tote, 4 Millionen Schweverletzte)

- 1966 mischen sich die USA in den Bürgerkrieg zwischen den Vertretern der armen Bevölkerungsmehrheit und der Regierung, die die Interessen der Reichen und der ausländischen Konzerne vertrat, ein – natürlich auf der Seite der Regierung

- 1967 mischen sich die USA in den bolivianischen Bürgerkrieg zwischen den kommunistischen Guerilleros (geführt von Che Guevara) und der kapitalistischen Regierung ein; die bolivianische Armee kann den Aufstand mit amerikanischer Hilfe niederschlagen, Guevara wird gefangen genommen und erschossen

- 1968 sind die USA am Sturz des linksgerichteten und demokratisch gewählten Präsidenten von Peru, Fernando Belaúnde, beteiligt

- 1969 beginnen die USA, ihre Kriegseinsätze in Vietnam auch auf die unbeteiligten Nachbarländer Laos und Kambodscha auszudehnen, da die Guerilleros des Vietcong die Grenzgebiete als Unterschlupf benutzen könnten

- 1973 unterstützten die USA den Militärputsch des Faschisten Pinochet gegen den demokratisch gewählten Sozialisten Salvador Allende, der im Verlauf dieses Putsches ums Leben kam

- 1980 unterstützten die USA das brutale Militärregime in El Salvador, das (die immer zahlreicher gewordenen) Demonstranten und Oppositionelle verhaften und hinrichten liess (unter Einsatz von Todesschwadronen)

- Ab 1981 unterstützten die USA die paramilitärischen Contras, die die Sandinistas stürzen wollten; die Contras führten einen brutalen Bürgerkrieg ohne jede Rücksicht auf Menschenrechte

- 1983 begannen die USA eine Intervention in Grenada, um den Präsidenten Maurice Bishop zu stürzen – dieser hatte es gewagt, Sozialreformen zu planen, die die Interessen amerikanischer Monopole gefährdet hätten

- 1983 griffen die USA völkerrechtswidrig den Libanon an und beschossen syrische Stellungen in Beirut

- 1985 wurde die sogenannte Reagan-Doktrin veröffentlicht, in der die USA de facto erklärten, das Recht derjenigen Völker auf Selbstbestimmung mit Füssen zu treten, die einen sozialistischen Weg gehen wollen

- 1989 stürzten die USA den Diktator Manuel Noriega in Panama, weil er sein Volk mehr an japanische Konzerne als an amerikanische verkaufen wollte, ausserdem bestand er auf der Erfüllung der Torrijos-Carter-Verträge, in denen festgehalten wurde, dass der strategisch wichtige Panama-Kanal 1999 an Panama zurückgegeben werden muss; die Invasion stellte eine Verletzung des Völkerrechts und der Souveränität Panamas dar

- 1988 wollte der Irak die Ölförderung senken, um den Preis in die Höhe zu treiben und so seine Schulden bei den USA besser bezahlen zu können, stattdessen förderte Kuwait aber einfach mehr; 1990 marschierten irakische Truppen in Kuwait ein (dessen Unabhängigkeit vom Irak ohnehin nie akzeptiert wurde), und die USA kamen Kuwait zu Hilfe – weil Kuwait ihr Garant für günstiges Öl war

- 1999 greifen die NATO-Staaten völkerrechtswidrig in den Bürgerkrieg in Jugoslawien ein, in dem kosovarische Unabhängigkeitskämpfer gegen den Staat Jugoslawien ein; der offizielle Grund – ein angeblich drohender Völkermord – ist an den Haaren herbeigezogen; dieser erste Angriffskrieg der NATO soll den Boden für weitere bereiten
@ Käptn le chuck

Der Westen hat nach der brutalen Sklaverei irgendwann mal erkannt das es falsch ist ... WOW reife leistung , der Westen hat nach den Mord an 6 mil. Juden auch erkannt das es falsch ist, WOW reife Leistung ( anschließend wurd den palistinänsern ihr Land beraubt ) , außerdem gleiche Rechte für alle ? Das glaubst du ja wohl selbst nicht , denk ma nur an die G-8 , an das Veto-Recht der Amis, an den völkerrechtswidrigen Krieg im Iraq und und und , bin grad mit der wii on , da isses schlecht zum schreiben xD
Mrs. Garrison, dir ist aber hoffentlich klar, das der 1. und der 2. Weltkrieg kein Ost-West- Konflikt war, auch kein Orient-Okzident Konflikt?

>Sluggard: Das Völkerrecht ist ein zweischneidiges Schwert. Die Amerikanische Intervention im 2.Irakkrieg 1990 kann man auch mit dem Passus begründen, das der Irak die Souveränität Kuwaits mit Füßen getreten hat. Auch hat der Irak mit Kurden vergast. Zwar nicht industriell wie die Nazis, aber per Rakete mal eben Zivilisten vergast.

Aber ich vergaß eines: Wenn Sowjets ein Land von einem solchen Terroristen wie Hussein befreien, sind sie Helden. Wenn es Amis sind, sind sie gewissenlose Mörder.

Ebenso die Intervention der NATO in Jugoslawien, weil es (in diesem Fall sogar bewiesene!) Verletzungen der Menschenrechte gab und die Kosovo- Albaner als eigenständige Bevölkerungsgruppe sogar einen Anspruch auf einen eigenen Staat hatten.

Im Übrigen hast du ähnliche Aktionen eines gewissen Landes im Osten Europas mal gänzlich ausgelassen. Beide Mächte haben sich in den Stellvertreterkriegen nicht grade mit Ruhm bekleckert. Die Sowjets sind in Afghanistan genauso "unrechtmäßig" einmaschiert wie die Amerikaner im Vietnam. Beide wurden von den jeweiligen Regierungen um Hilfe gebeten.
Auch die Waffenlieferungen Chinas und der Sowjets an den Vietcong und die NVA Vietnam hast du ausgelassen.

67 planten die Sowjetischen Offiziere den 6-Tage Krieg auf Seiten der Araber.

73 rüsteten die Sowjets die Ägyptischen und Syrischen Truppen und russische Flieger nahmen sogar als Teil der ägyptischen Luftwaffe am Jom Kippur Krieg teil.

Auch nicht grade Aktionen, die das Völkerrecht untermalen, oder?
und wenn schon die amerikaner haben auch die taliban ausgebildet gegen die sowjets und mit waffen beliefert, außerdem ist es recht sinnlos über sowas zu diskutieren weil so gut wie alle länder genügend mist gebaut haben, viel mehr gehts es doch darum wer im moment scheisse baut und das sind nunmal die amerikaner.
Es ist völlig korrekt, die Untaten der Sowjetunion hier mit einzubringen. Aber erstens beschränkte ich mich hier auf die USA, da im Zusammenhang mit Afghanistan nur von denen die Rede war. Zweitens haben die USA auch in vergleichbarer Zeit in Sachen Imperialismus eindeutig mehr auf dem Kerbholz als die Sowjetunion. Und schliesslich drittens, was am wichtigsten ist: Damals war die Sowjetunion längst eine von Renegaten beherrschte sozialimperialistische Supermacht (Stichwort Breschnev-Doktrin).
@ Bushfunk

Schon klar das der 2. Weltkrieg kein orient-okzident Krieg war , aber mir geht es auch nur um die Todesopfer die gewaltvoll getötet wurden.
Ich heiße Buschpunk... ich möchte weder mit dem Schorsch noch mit einem Dienst einer gewissen Seite in verbindung gebracht werden ;) =P

Aber dann versteh ich deine Argumentation nicht, mrs.garrison: Die Opferzahlen des 1. und 2. Weltkrieges sind allgemein bekannt. Worum gehts dir also?


@Sluggard: Naja, wenn man über Afghanistan redet muss man die Sowjetunion mit einbeziehen, denn der Konflikt ist eigentlich seit den 70er aktiv und kam auch nach dem Abzug der Sowjets nicht wirklich zur Ruhe.

Und irgendwer muss ja hier den Ausgleich schaffen und ich wollte nur verhindern, dass die Liste hier zu einseitig wird. ;)
Mal ein Beispiel für ein Stück westliche Propaganda: Die britische Times hat den Tod zweier afghanischer Frauen mal etwas genauer recherchiert. http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,683446,00.html|Hier der Artikel im Spiegel, falls jemand nicht englisch lesen möchte.
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