Das Ende der Grafikoptimierung (Digitale Spiele allgemein)

Das Ende der Grafikoptimierung (Digitale Spiele allgemein)

Ich hatte mir gestern über dieses Thema Gedanken gemacht und finde es eigentlich recht interessant.

Ab wann glaubt ihr ist der Tag X gekommen, an der die Spielegrafik nicht mehr weiter optimiert werden kann? Und was kommt dann?

Wenn Spiele nicht mehr von der Realität unterschieden werden können wäre für mich der Tag X gekommen. Nur einige Zusatzinhalte ("Virtual-Reality", Auflösungen jenseits der 4k) sind dann vielleicht noch möglich. Interessant ist dann für mich: Was passiert dann? Ist es dann überhaupt noch nötig, aller paar Jahre neue Hardware zu kaufen (ob nun Konsole oder PC) oder kann diese deutlich länger behalten werden? Was passiert dann mit der Hardware-Industrie? Ein Umdenken wäre da sicher angebracht, immerhin ist ein guter Grund, neue Hardware zu kaufen, damit verschwunden. Was passiert mit den Konsolen? Man munkelt ja ohnehin, dass die aktuelle Konsolengeneration die letzte sein kann; Zumindest in Betracht dessen, was wir als Konsole ansehen.

Und was machen die Spielehersteller? Ich habe so ein bisschen die Hoffnung, dass ab dann der Inhalt noch mehr zählt als die Grafik oder sogar ganz neue Wege eingeschlagen werden (müssen). Ich erwarte daher viele Vorteile für den Verbraucher.

Was denkt Ihr so darüber?
Wenn man sich dann wieder auf den Inhalt der Geschichte konzentriert ... wäre ich sehr dafür, dass das schon gestern passiert ist. Die alten Spiele haben durch gute Story die Grafik ausgeglichen ... die ganzen Reboots und Folgeteile kommen nicht von irgendwoher außer Faulheit.
Wenn man überlegt, wie sehr sich Spiele von den ersten Anläufen wie Pac-Man (und Pac-Man war ja schon eine Generation weiter als Pong) entwickelt haben, ist es natürlich spannend darüber nachzudenken, wohin sich alles entwickelt.

Vermutlich setzt sich der Trend fort, daß alles nur hochauflösender wird. Und vielleicht streamen wir in ein paar Jahren Spiele, so daß die Technik kaum noch eine Rolle spielt - und auch nicht mehr so oft aufgerüstet werden muß.

Vielleicht empfangen wir aber auch - in ein paar Jahrzehnten - Spiele über Gedankenübertragung.
Interessant, dass du bereits das Ende der Konsolenära einläutest, wo doch viele eher den Desktop-PC als überholt betrachten. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass die Hardwares in Zukunft immer weiter aufeinander zuwachsen, sodass es schließlich keinen Sinn mehr macht, von Konsolen oder PCs zu sprechen. Am Ende wird etwa von Xbox womöglich nicht viel mehr übrig bleiben als eine Steam-ähnliche Software, mittels derer die exklusiven Vertragstitel gespielt werden können. René wird dann in arge Konflikte kommen, was er überhaupt noch als Konsole sammeln sollte und was nicht. ;)

Grafisch ist derzeit noch viel Luft nach oben, auch wenn man bereits anderer Meinung sein mag. Grafiker sind sehr geschickt darin, die Sehgewohnheiten des Auges anzusprechen und uns entsprechend Gewohntes vorzuspielen, ohne dass wir die übrigen Unzulänglichkeiten wahrnehmen. Insbesondere im Bereich der HD-Texturen, 3D-Modelle und realistischen Lichteffekte besteht noch großer Nachholbedarf bis wir im Bereich heutiger gerendeter Modelle ankommen. Aktuelle Grafik wirkt zwar überzeugend, aber immer noch künstlich und es ist harte Arbeit, diesen Eindruck wegzubekommen.
Zum Vergleich: Crysis 3 mit höchsten Grafikeinstellungen vs. Fotografie.
Die Fotografie wirkt so viel plastischer, detaillierter, ungeordneter und für das Auge gewohnter. Man beachte bloß mal die Bodentextur des Screenshots.

Also ich glaube an kein so jähes Ende der Grafikoptimierung. Denn je weiter die Optimierung in Richtung Realität voranschreitet, desto exponentiell mehr Rechenleistung ist dazu erforderlich. Wer nun meint, die Rechenkapazität schreite doch schließlich exponentiell voran, der kann sich mal einen Screenshot vom 6 Jahre alten Crysis 1 anschauen.

Wenn nun aber wirklich eines Tages das Ende der Fahnenstange als erreicht gilt, dann werden wohl die Leveldesigner sehr gefragt sein. Die haben dann die ehrenvolle Aufgabe, aus dem riesigen Sandkasten der Engine eine überzeugende Welt aufzubauen und die einzelnen Elemente in immer neuer Weise miteinander zu kombinieren. Einen wegweisenden Schritt ging etwa das Projekt Outerra, mit dem Ziel, die komplette Erdoberfläche als Spielewelt zur Verfügung zu stellen. Ein Spiel, das damit arbeitet, gibt es derzeit aber noch nicht. Wenn man aber diese Software mit High End Grafik kombinieren würde, könnte ich mir einen allumfassenden Simulator vorstellen. Eisenbahnen, Flugzeuge, Städte, Wirtschaft bis hin zu Skifahren oder Holzfällerei ließe sich alles in ein und derselben Spielewelt als MMORPG simulieren. Es sind sogar Genremixes innerhalb derselben Spielewelt denkbar. So könnte man in ein Auto steigen und spielt das Spiel im GTA-Stil, kann dann aber wieder in einen Strategie- oder RPG-Modus wechseln, sobald man aussteigt.

Man kann den weiteren Marktverlauf aber nicht monokausal prophezeien. Spiele werden sich nicht hauptsächlich aufgrund ihrer Grafik ändern, sondern aufgrund von soziologischen, wirtschaftlichen und personellen Umständen und Entscheidungen. Wenn etwa Pläne geschmiedet werden, Spiele noch "sozialer" zu gestalten, hat das nichts mit Grafik zu tun. Es hat aber einen großen Einfluss darauf, wie das fertige Spiel wahrgenommen wird. Dass die Grafik irgendwann so gut ist, dass alle übrigen Ressourcen in Gameplay und Story investiert werden, ist Wunschdenken. Man könnte ebenso umgekehrt fragen, was wohl passiert, wenn eines Tages alle Geschichten erzählt sind. Es gibt zu viele unbekannte Faktoren als dass wir eine sinnvolle Vorhersage machen könnten.
Grundsätzlich gehe ich da mit. Ich hatte auch bewusst kein Zeitlimit genannt und die Spekulation mit den Streaming-Konsolen (wahrscheinlich haben wir den gleichen Artikel gelesen) waren ja bereits duch die Medien verbreitet wurden.

Vielleicht muss ich den Sinn des Threads etwas näher verdeutlichen. Ich sehe es auch, dass die Sprünge in Sachen Grafik in den letzten Jahren kleiner geworden sind, als diese vielleicht zu den Anfängen waren. Der Vergleich mit Crysis 1 zeigt es ja eindrucksvoll.

Möglich, dass auch gewissene Grafikstile mit der Zeit vorgehoben werden. Ich nenne als gutes Beispiel mal "The Wolf Among Us" (PC) oder "Contre Jour" (iOS), die beide vom Stil her einen doch ungewöhnlichen Weg gehen und vielleicht genau deswegen punkten können. Wenn die Grafik nicht mehr groß optimiert werden kann, sehe ich dies als Chance für jene Entwickler, die etwas anderes versuchen wollen - ob nun grafisch oder spielerisch. Letzteres wurde ja zum Beispiel bei "Mirrors Edge" versucht, was aber leider am Ende nicht so gut ankam, wie es das vielleicht verdient gehabt hätte.

Meine Hoffnung ist, dass eben solche Spiele öfters auftreten als jetzt.
Naja, "The Wolf Among Us" setzt auf die Cel Shading Optik, wie man sie vermutlich aus XIII (2003) kennt oder auch aus späteren Titeln wie GTA Chinatown Wars oder aus der Borderlands-Reihe. Daneben gibt es viele weitere.
"Contre Jour" scheint mir genauso wie Deadlight, ferner auch Outland Impressions und Braid den Grafikstil von Limbo zu imitieren.
Also leider alles schon zigfach dagewesen. Echte grafische Innovationen sind schwer und mit ein paar Shader-Effekten gebe ich mich auch lange noch nicht zufrieden (wie haben manche Spieler Borderlands 2 gelobt angesichts seiner bahnbrechenden Comicoptik). Langfristig werden die alternativen Grafikstile nur eine kleine Bereicherung sein. Denn seien wir mal ehrlich, wir brauchen keine drei Spiele im Stil von Antichamber. Gerade die Indiespiele gehen mir inzwischen schon beinahe auf den Keks mit ihrer ständigen Retrografik. Jedes zweite Spiel muss so aussehen, als wäre es Ende der 80er erschienen. Ja, danke, es reicht dann auch mal wieder.
Ich denke, wenn Realismus erreicht ist, wird Realismus auch das Maß der Dinge sein. Oder ein dem Realismus vergleichbarer Grafikstil. So sind die Spiele von Nintendo oft bunter, synthetischer und irgendwie knubbelig-wobbeliger (ihr wisst, was ich meine!) als die von PS und Xbox, aber sie sind doch auf der Höhe ihrer Zeit. Heute würde - vom Kultfaktor abgesehen - niemand mehr Mario Kart 64 spielen. Weil die Grafik zwar ansehnlich und niedlich ist, wir aber inzwischen weitaus besseres gewohnt sind. Heutige Spiele, die ebenso niedlich wirken sollen, müssen sich also trotzdem auch dem derzeitigen Niveau der Konkurrenz anpassen, sprich HD-Texturen und echte Physik und darüber dann eine Art Plastik-Filter legen. Es ist die Herausforderung, das Unrealistische möglichst realistisch aussehen zu lassen.
Wenn nun irgendwann tatsächlich alle Spiele fotorealistisch aussehen, wird das Thema Grafik sowieso in den Hintergrund rücken. Es stört den Spieler dann auch nicht, dass alle Spiele gleich gut aussehen, weil er es gar nicht mehr anders kennt. Wenn man zu diesem Zeitpunkt dann hergeht und ein Spiel im Comiclook publiziert, ist das wie heute einen Schwarzweiß-Film zu drehen. Es kann gutgehen, ist aber nichts für die breite Masse und muss zu dem Titel passen. Ich bin daher skeptisch, dass alternative Looks für eine breite grafische Vielfalt sorgen würden. Vielmehr hätten die Spieler kein Interesse mehr an einer anderen Grafik als an Realismus.
Die Spiele waren natürlich nur ein Beispiel. Bei den vielen Jahren, die die Spieleindustrie auf dem Buckel hat, ist doch jede Idee irgendwann schon einmal da gewesen. Wenn man also anfängt, Vergleiche aufzustellen, so kann man da weitaus tiefer in die Vergangenheit gehen. Doch das lohnt sich nicht.

Dagegen bin ich der Meinung, dass bei dem Status "Realismus" sehr wohl alternative Wege etwas Erfrischung bringen können. Daher sehe ich es nicht ganz so, dass ein "alternativer Look" keine Chance mehr hat. Ich denke die Mischung macht es - Look und Idee.

Das zeigt doch auch, wieso Spiele wie Starbound (auch wenn die Idee dahinter - wie du so schön sagtest - nicht ganz neu ist) so erfolgreich sind.
Bei aller Graphikeuphorie - ich denke der Zeitpunkt wird noch lange dauern! Vor zehn Jahren habe ich gedacht, dass wir zum heutigen Zeitpunkt schon fast fotorealistische Graphik haben werden.

Ich sehe all die Fortschritte eher als Blendwerk - Mit Beleuchtung HDR,Filtern wird viel vorgegaukelt. Aber eigentlichen sind alle Flächen/Objekte nur sehr sehr grob modeliert und wird mit Bump-mapping kaschiert. Ich finde da muss sich mal grundlegend was tun.

Battlefield 4 - die Graphik wurde su Gehypt, ich sehe aber nur Polygone mit netten Farben drauf!
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