Golden-Sun-Story Die Fortsetzung des Zieles Teil 5 (* Golden Sun)

Golden-Sun-Story Die Fortsetzung des Zieles Teil 5 (* Golden Sun)

Marius atmete erschöpft auf, als seine scharfen Augen die eigentümliche klare Grenze zwischen Gras- und sprödem Ödland erblickten, die durch die Neukonfiguration der Kontinente bei der Schöpfung Neu-Mirnurzars entstanden war. Damit befanden sie sich auf Yorka-Gebiet seinem ersten Stopp auf dem Weg zum Aufbau eines ernsthaften mirnurzurianischen Widerstands und der damit einhergehenden Rehabilitation seiner Person.
Einem überaus schwierigen ersten Schritt, wie er sich selbst erinnern musste. Ein reicher Mann konnte leicht Wege finden noch reicher zu werden, aber ein Mann der nichts hatte konnte kaum reich werden. Die Metapher hinkte natürlich da Geld die eine Sache war, an der es Marius im Moment nicht mangelte und damit einher gingen die Dienste von Ges und Salayan, sowie Hebi, drei von Weyards tödlichsten Männern. Einmal ganz von seinen eigenen blauen Geistern und den Aerorill abgesehen. Außerdem standen auch Eton und seine Spießgesellen für den Augenblick gewissermaßen unter seinem Kommando.
Zum Erstaunen der Aerorill waren es die blauen Geister, die seine Gruppe zuerst erblickten. Gehorsam traten die beiden verhüllten Männer an die klare Grenze und erwarteten ihn. Ein Aerorilljunge krächzte etwas und Ges erhob sich gähnend von der Ladefläche eines der Karren.
Während er die Grenze zwischen den blauen Geistern überschritt und diese ihm daraufhin folgten, war Marius sich der erschöpften und erwartungsvollen Blicke seiner Aerorillgefolgschaft schmerzhaft bewusst. Leider war er sich ebenso bewusst wie fatal es gewesen wäre seine Pläne an diesem Ort allen von ihnen mitzuteilen, also konnte er wenig tun, um sie wirklich zu beruhigen.
"Ges.", grüßte er den bärtigen Krieger knapp, der noch immer am Rand der Ladefläche saß, "Habt ihr getan was ich eich aufgetragen habe?"
"Ja.", antwortete Ges knapp, "Aber gefreut haben die sich nicht von euch zu hören."
Marius lächelte selbstgefällig. "Mein Charme verfehlt bei grausamen Barbaren meist seine Wirkung. Wasser!"
Der frühere Pirat warf ihm lässig einen Wasserschlauch zu. "Wenn ihr mich fragt, habt ihr mit meiner Ankündigung keine Zeit gespart. Die werden euch extra warten lassen nur um euch zu ärgern. Oder sie fackeln euch mit diesen Wächtern ab."
Marius öffnete den Schlauch und ließ sich beim trinken Zeit. Das Wasser war warm und schmeckte staubig, aber gegen den Durst half es zumindest. Als er den Schlauch wieder absetzte sprach er weiter. "Sie werden weder das eine noch das andere tun. Ihr kennt sie einfach nicht so gut wie ich."
Ges zuckte die Achseln und ließ sich wieder auf den Rücken fallen. Die Arme hinter dem Kopf verschränkt. "Wenn ihr meint."
Verächtlich warf Marius ihm den Schlauch auf den Bauch. "Steht schon auf! Ich werde euch womöglich bald brauchen."
Ges stöhnte genervt, erhob sich aber träge. "Wie ihr wollt."
Marius entdeckte den schwarzroten Aerorilljungen mit den Glutaugen, der ihm schon zuvor aufgefallen war, unweit von sich den Blick aufmerksam auf ihn gerichtet. Der Rotbraune, der Ges geweckt hatte, saß inzwischen neben diesem am Boden.
"Ihr beide!", rief Marius ihnen zu und wies über die Schulter auf Sylvester, "Das ist Sylvester. Passt auf, dass ihm nichts passiert, und verhindert, dass er wegläuft."
"J-ja! Verlasst euch auf uns!", rief der Rotbraune erstaunt, aber überraschend vorfreudig, während der Schwarzrote den Befehl nur mit einem genervten Krächzen zur Kenntnis nahm.
"Wachvögel? Wirklich?", fragte Sylvester abfällig, ging aber widerstandslos zu ihnen hinüber.
Marius schritt zu einem der anderen Karren und zog eine verschlossene hölzerne Kiste darauf schabend zu sich ans Ende der Ladekiste. Das Schloss löste sich mit einem Klicken, als er den Schlüssel einführte.
Ohne Eile legte er die automatische Armbrust und den Mantel ab. Dann zog er sich das Jackett aus und löste die versteckte Armbrustkonstruktion von seinem Unterarm. Anschließend öffnete er die Truhe und tauschte den verdreckten schwarzen Anzug gegen einen sauberen in rot mit polierten goldenen Knöpfen. Mit einem Handspiegel und Kamm richtete er sich danach soweit möglich das Haar und überdeckte den Schweißgeruch mit Parfüm. Dann steckte er sich eine kleine Armbrust mit faltbaren Armen hinter dem Rücken unter den Gürtel und steckte sich drei Ringe aus einer kleinen Schatulle an.
Sein missmutiger Blick fiel auf den Säbel mit goldenem Handschutz und teuer verzierter Scheide, der ebenfalls in der Schatulle lag, und legte sich den Waffengurt, an dem er hing, seufzend über die Schultern. Anschließend warf er sich noch einen teuren weißen Umhang mit goldenen Stickereien über, der ihm bis zu den Knien fiel, und schloss seine alten Sachen in der Truhe ein.
Elegant wandte er sich seinen Untergebenen zu. "Und? Wie sehe ich aus?"
"Wie ein arroganter Fatzke?", fragte Ges achselzuckend.
"Fantastisch.", schleimte Sylvester.
Salayan zuckte schweigend die Schultern.
"Dann reicht es ja für die Yorka.", stellte Marius fest, "Ges, Salayan und die Geister kommen mit mir! Der Rest bereitet sich auf den Aufbruch vor!"
Er schritt gemäßigten Schrittes zu dem Pfahl hinüber mit dem man sich den Yorka ankündigte. Flankiert wurde er dabei von den blauen Geistern. Die beiden bezahlten Söldner folgten gehorsam.
Die Aerorill machten sich auch sofort daran ihre improvisierten Lager und Feuerstellen abzubrechen und alles zurück auf die Wagen zu laden.
Marius ging einige Schritte in die Ödnis auf die aufragenden Klippen zu, die die Stadt der Yorka umschlossen, und warf dann jedem seiner Begleiter einen prüfenden Blick zu. Schließlich nickte er.
"Entzündet, das Leuchtfeuer!", befahl er mit fester Stimme und stützte eine Hand auf den Griff seines unliebsamen Säbels.
Ges stapfte zu dem metallenen Pfahl zurück und im nächsten Moment flammte es hinter Marius Gruppe in hellem Blau auf, als das glühende Signal für die Yorka aktiviert wurde. In der Ferne leuchteten sie Augen der Wächterstatuen heller auf und Marius hielt den Atem an. Er hatte die Demonstration dieser Waffen vor vielen Jahren gesehen und wusste, dass dieses Licht ihre gesamte Gruppe von einem Moment auf den nächsten hätte verdampfen können. Doch der tödliche Anblick blieb aus.
Stattdessen zeigten sich die Kriegskatzen der Yorka und ihre Reiter in der Ferne. Es waren Dutzende von ihnen, die über das Dach der Festung ausschwärmten. Winzige Gestalten auf winzigen vielfarbigen Reittieren, die mit wahnwitzigen Sprüngen über das Dach der Festung setzten und leichtfüßig auf dem brüchigen rauen Erdboden landeten. Staub wirbelte hinter ihnen empor. Nicht von ihren Schritten, sondern von der stählernen Masse des gewaltigen Festungstores, als sich die Flügel mit lautem Dröhnen in Bewegung setzten, während immer noch mehr Reiter auf gewaltigen Raubkatzen von der Festung sprangen. Mit donnernden Schritten, die über das öde Land hallten, trat etwas gewaltiges zwischen den metallenen Toren hindurch.
Es hatte dicke lederne Haut und war von einer gräulichgrünen Farbe. Mit vier gewaltigen Beinen so dick wie die Stämme von Mammutbäumen und zwei großen gewundenen Hörnern an den Seiten des massigen Kopfes mit der flachen Schnauze und dem breiten Maul. Nach hinten verlängerte sich der Rücken des Tieres zu einem breiten flachen Schwanz mit harten Panzerartigen Auswüchsen, die ihm die Gestalt einer enormen Keule gaben.
Oben in seinem Nacken direkt hinter dem Kopf ragte eine gewaltige Sänfte auf, die den fünf darauf sitzenden Yorka und dem thronartigen Sitz des Anführers mit Leichtigkeit Platz bot.
Das Geschöpf, genannt ein Riesentier oder Gargantu, war so breit, dass der zwischen den Steinkriegern vor der Feste kaum genug Platz für es war, aber es schritt ruhig und gemächlich zwischen ihnen hindurch ohne einen zu Zertrümmern. Hinter dem riesigen Tier erschienen nacheinander zwei weitere Gargantus in der Öffnung des Tores. Als sie die Steinkrieger hinter sich ließen, fächerten sie sich auf und flankierten das vordere Tier, während die inzwischen über hundert Reiter sich um die langsamen Tiere verteilten.
Marius lächelte grimmig. "Wir sollten uns geschmeichelt fühlen, dass sie sich nicht ohne eine ganze Armee an uns herantrauen."
Wenig überraschend ignorierten die blauen Geister den Scherz und auch Salayan blieb ruhig. Einzig und allein Ges lachte gehässig auf.
"Ihr König?", fragte der Krieger mit einem Nicken auf die Sänfte des mittleren Tieres.
"Schlimmer.", erwiderte Marius.
Die Yorka brauchten lange für ihren Weg. Mit den Kriegskatzen wären sie beinahe augenblicklich bei ihnen gewesen, aber die trägen Riesentiere brauchten deutlich länger und die Reiter passten sich ihrem Tempo an. Unter den massigen Füßen der Gargantus wirbelten bei jedem Schritt Staub und Erdbrocken auf und Marius konnte bereits spüren wie die Erde unter ihm erzitterte lange bevor die Tiere auch nur annähernd an sie heran waren.
Weiter hinter ihnen hörte er das nervöse Krächzen und Murmeln der Aerorill und das Scheuen der Pferde, aber zwang sich ruhig stehen zu bleiben und dem sich nähernden Kriegervolk entgegenzublicken. Der Anführer der sich nähernden Krieger beobachtete ihn und Marius konnte es sich nicht erlauben Schwäche zu zeigen; Einschüchterung war die liebste Beschäftigung der Yorka-Krieger, wenn man einmal vom blutigen Kampf auf Leben und Tod absah.
Als die sich nähernden Yorka beinahe zu ihnen aufgeschlossen hatten, fächerten die Raubkatzen zu beiden Seiten der gewaltigen Kolosse in je einem langen Band aus und umschlossen Marius Gruppe in einem weiten Halbkreis, als die drei Riesentiere ein dutzend Meter vor ihnen zum Halt kamen. Die Rufe der Krieger und das Fauchen der Katzen erfüllte die Luft. Dazu kamen das Klirren von Panzerung und das laute Scharren der Waffen.
Hinter sich hörte er wie die Aerorill krächzten und die Pferde schrien. Er selbst ignorierte es und hob den Blick zu der Sänfte auf dem Rücken des vordersten Riesentieres. Die Sonne stand im Rücken der Kreatur, sodass er wenig mehr vom Sitz des Anführers und des breitbeinig daraufsitzenden Mannes selbst sehen konnte, als einen dunklen Schemen. Der aufragende Thron, ein Helm mit zwei Hörnern und ein langes schmales Schwert, das der Anführer der Yorka-Krieger an der Klinge hielt und neben sich aufstütze, sodass Griff und Parierstange wie der Kopf eines Zepter aufragten. Neben ihm stand ein Mann in einer weiten Robe.
Um sie herum schwoll das Orchester von Brüllen, Fauchen und Waffenklirren mehr und mehr an, bis es alle anderen Geräusche verschlungen hatte, doch noch immer hielt Marius den Blick starr nach oben auf den Anführer gerichtet und ignorierte das Chaos, das schmerzhaft in seinen Ohren klang.
Dann schlagartig war es still, um sie herum, die Yorka und ihre Tiere verstummten alle zu gleich.
Metall klirrte als der Anführer der Krieger sich schweigend von seinem Thron erhob. Er war groß sehr groß, wahrscheinlich ebenso groß wie Ges, aber erheblich schmaler gebaut.
"Marius Shakir!", sprach der Yorka, wobei er die Schwertspitze geräuschvoll über die Sänfte hinter sich herzog während er sich ihrem Rand näherte. Er sprach nicht allzu laut, doch seine betonte Stimme klang dennoch klar bis zu Marius hinab und wurde vom Wind über die Reihen seiner Gefolgschaft getragen. "Ihr kehrt nach all dieser Zeit zu den Yorka zurück." Der Yorka erreichte den vorderen Rand der Sänfte trat, aber ohne zu zögern am mittleren der drei Lenker seines gewaltigen Reittieres vorbei und ging ungerührt über den Hals des Gargantu weiter. "Wir können nicht behaupten, dass ihr schmerzlich vermisst wurdet. Ganz im Gegenteil." Der Krieger kam zu einem Stopp auf dem Kopf des Tieres. "Unsere Verachtung wurde von der Zeit, die ihr fort wart, nicht gemindert."
Marius hob den Kopf noch ein bisschen mehr und tat so, als ob er die Identität seines Gesprächspartners erst jetzt erkannte, wo er mehr von ihm und seiner Rüstung erkennen konnte.
Der Yorka trug einen rostroten Helm mit zwei scharfen asymmetrischen Hörnern. und einen schwarzroten Brustpanzer, der seine Schultern und vernarbten muskelbepackten Arme entblößt ließ. Sehnen und Adern drückten durch die sonnengebräunte Haut des Yorka an die Oberfläche seiner Oberarme, während gepanzerte Handschuhe aus Metall und Leder seine Hände und Unterarme bedeckten. Eine Mähne wilden strohblonden Haars ragte unter dem Helm empor und hing ihm in unregelmäßigen Strähnen ins Gesicht bis knapp über die Augen.
"General Jekzeg.", grüßte Marius mit lauter Stimme zu ihm hinauf, "Eine Freude euch wiederzusehen."
Der General stieß ein verächtliches Zischen aus und hob seine gewaltige Klinge schwungvoll mit einer Hand auf seine Schulter. Das zweischneidige Schwert war nicht breiter als ein herkömmliches Langschwert, aber ebenso lang wie die General groß war, und glühte regelrecht im Sonnenlicht, als der Yorka in die Hocke ging und auf Marius hinabblickte.
"Ah, Manieren und Freundlichkeit, Männer. Wie erfrischend!", sprach Jekzeg mit einem Grinsen, das seine scharfen Zähne entblößte, und seine Männer lachten, "Eindeutige Zeichen zu erkennen, dass jemand etwas von einem benötigt. Vor allem wenn es jemand wie Marius Shakir ist. Was ist aus eurem Hochmut geworden, Marius? Eurer Verachtung uns gegenüber?"
"Ich musste erkennen, dass ich falsch lag.", antwortete er, "Und das meine Respektlosigkeit gegenüber eurem Volk falsch war."
"Bedauerlich.", raunte Jekzeg, "Eure Respektlosigkeit war das einzige an euch, das ich auch nur ansatzweise respektieren konnte."
"Ich bin nicht hierher gekommen...", begann Marius, aber der General unterbrach ihn.
"Macht euch nicht zum Narren, Marius. Denkt ihr die Yorka wissen nicht warum ihr wirklich hier seid?"
"Ich will den dreiblättrigen Lotus..."
"Verstecken willst du dich!" Jekzeg sprang auf und die Yorka-Krieger am Boden brüllten. "Auch in unserem Reich erklang die Stimme Angelo Costellos aus jedem Spiegel und jeder polierten Klinge und die wenigen Fremden, denen wir Einlass gewähren teilten uns übriges mit. Du bist ein geprügelter herrenloser Hund und du bist an unsere Türschwelle gekrochen, um dich zu verstecken und um Schutz und Nahrung zu betteln. Ist es nicht so?!"
Der General warf eine Blick über die Schulter zurück zur Sänfte und der Yorka in der Robe warf ihm ein Seil zu. Ohne zu zögern warf der Krieger sich zur Seite vom Kopf der gewaltigen Kreatur und Marius hörte das Geräusch der hölzernen Winde als sie sich rapide abrollte. Schnell, aber immer noch um so vieles langsamer als ein Sturz, dass der General sich nicht alle Knochen brach. Der Yorka landete schwer auf den Sohlen seiner Panzerstiefel, aber federte sich in der Hocke ab.
Ganz langsam richtete er sich wieder auf, den Blick der glasigen braunen Augen starr auf Marius gerichtet, und kam dann auf ihn zu. Die Spitze seines Schwertes berührte Meter vor ihm den Boden, während er die Waffe an seiner Seite hielt und malte eine tiefe Linie in die spröde Erde.
Marius zwang sich stehen zu bleiben und den Blickkontakt zu halten, während General Jekzeg auf ihn zu schritt. Selbst als der Stahl des Schwertes neben ihm über den Boden kratzte.
Der General stoppte erst direkt vor dem jungen Shakir. Marius war gezwungen zu ihm hinaufzublicken, um den Blick weiter zu halten, da er dem großen schlanken General kaum bis an die Brust reichte. Seine Hand schloss sich fester um seinen Säbel. Es entging General Jekzeg nicht wie das breiter werdende Grinsen auf seinen dämonischen Zügen bewies.
"Was ist los, Hündchen?", fragte der Yorka kalt, "Ist es das nicht? Warum du zu uns kommst?"
"Ich komme zu euch...", sprach Marius langsam und scharf, "... um eine Audienz bei dem Dreiblättrigen Lotus zu erbitten, der in dem Sumpf lebt, der sich inzwischen hinter eurem Land befindet."
Der General wandte sich mit einem verächtlichen Schnauben, ab und ging langsam von ihm weg. "Was denkt ihr, Männer?", fragte er laut und die Yorka grölten, "Glauben wir dem verängstigten Hündchen? Glauben wir, dass er keine Ziele hat außer sich mit ein paar verrückten Einsiedlern in einem Sumpf zu treffen?"
Die Yorka-Krieger lachten noch lauter und schlugen geräuschvoll ihre Waffen aneinander. General Jekzeg hob lässig mit nur einer Hand das Schwert vom Boden und sprach dann leise. "Nein, tun wir nicht."
"Ges!", sprach Marius schnell keine Sekunde bevor der General blitzschnell herumfuhr und die Klinge sausen ließ.
Der Söldner war praktisch augenblicklich zwischen ihnen und fing mit lautem metallischen Knirschen die lange Klinge zwischen gekreuzten Säbeln ab. General Jekzeg schnellte auf sie beide zu und schob das Schwert geräuschvoll über die beiden Klingen des Bärtigen. Schnell stemmte Ges die Arme höher sodass die Spitze der Yorka-Waffe über seinem Kopf in die Luft stieß, anstatt sich ihm ins Gesicht zu bohren.
"Wann werdet ihr eure Kämpfe endlich einmal selbst führen, Marius?", fragte der Yorka-General knurrend, während er die freie Hand auf die Rückseite seiner Klinge presste. Seine Armmuskeln spannten sich, während er versuchte Ges Waffen nieder zu drücken, doch der Säbelkämpfer stemmte sich dagegen. Die Körper der beiden hünenhaften Männer zitterten, während sie miteinander rangen. Die umstehenden Yorka-Krieger jubelten lauthals.
"Ich kämpfe jeden Kampf, der meine Zeit wert ist, persönlich.", erwiderte Marius auf die Provokation des Generals mit seiner eigenen, "Dafür bedürfte es, aber eines würdigen Gegners."
Fauchend lösten sich die verkeilten Klingen voneinander, als Ges die Säbel zu beiden Seiten auseinander riss und den General zurückstieß. Ges war wie ein Wirbelwind als er auf den General zu sprang und die Säbel schwang, bevor dieser mit dem riesigen Schwert wieder ausholen konnte. Blitzschnelle Schläge regneten in verschlungenen Bahnen und beinahe unmöglich erscheinenden Winkeln auf den General ein. General Jekzeg erwehrte sich trotz der unvorteilhaften Distanz zwischen sich und seinem Gegner behände. Er ergriff mit der freien Hand die Klinge und blockte jeden mörderischen Schlag mit dem Klingenrücken zwischen seinen beiden Händen. Dann warf er sich kraftvoll nach vorn und stieß Ges bei den Waffen zurück, nutzte aber zugleich die Kraft des Zusammenpralls, um selbst zurück zu springen. In der Rückzugbewegung, schwang er das endlos lange Schwert in einem flinken Aufwärtsstreich. Auf ihre neue Distanz konnte das Schwert den schwankende Ges allenfalls mit der Spitze kratzen, aber der Hieb kam so gut gezielt er hätte dem Säbelkämpfer ein Auge gekostet, wenn er ihn nicht im letzten Moment mit einem Säbel weggeschlagen hatte.
Beide Kontrahenten lachten kampflustig, während sie begannen sich langsam mit erhobenen Waffen zu umkreisen.
Marius lies unauffällig die Hand hinter seinen Rücken an die Armbrust gleiten, falls der General die neue Positionierung seitlich zu ihm ausnutzen wollte, um ihn statt Ges anzugreifen.
"Ihr seid gut.", sprach Jekzeg, und ließ die Klinge in einem schmalen Bogen kreisen.
"Du bist ein Arsch.", erwiderte Ges grinsend, "So ein richtiges verfi-"
Der General stieß sich vom Boden ab und schnellte in einem wilden Ausfall auf Ges zu. Der sprang zurück, direkt aus dem Schatten des Gargantus und in den schmalen Streifen Sonne zwischen diesem und dem Schatten des nächsten einen Säbel bereits in Position. Geblendet kniff der Yorka mit eine Aufschrei die Augen zusammen, als der Lichtreflex in seine Netzhaut stach und wirbelte seitlich herum, um sich aus der Bahn der Sonne zu werfen.
Ges Bein fuhr durch die Luft und er erwischte die Klinge seine Gegners mit dem Stiefel und presste sie zu Boden. Der General hatte nicht mal Zeit zu fluchen, da sprang Ges schon von seiner Klinge ab weiter auf ihn zu und ließ beide Säbel zu gleich niederfahren.
Im letzten Moment beugte der General noch die Knie und mit lautem Krachen prallten beide Säbel funkenschlagend auf den gehörnten Helm anstatt sich in dem Krieger in den Nacken zu graben.
Obwohl sein Helm ringen musste wie eine Glocke stieß Jekzeg dennoch den Kopf nach vorn und hätte Ges um ein Haar die Hörner in die Brust getrieben, doch der bärtige Kämpfer ließ brüllend einen Säbel fallen und schloss die Hand stattdessen hart um die Kehle des Generals, um ihn zurück zu drücken. Als Antwort schlug der Yorka ihm mit der freien Hand hart ins Gesicht.
"Soll ich einschreiten?", fragte Salayan leise hinter Marius, aber er schüttelte leicht den Kopf.
"Nein, alles verläuft nach Plan.", antwortete er ebenso leise, während er beiläufig die Lippen mit einer Hand verdeckte, in dem er sich die Haare glatt strich, "General Jekzeg ist ein simpler Mann. Nicht notwendigerweise dumm, aber simpel und berechenbar."
Just in diesem Moment stießen die Kämpfenden auseinander und ließ noch ein letztes Mal die Klingen kreisen, bevor sie diese senkten. Der Yorka lachte laut als er sich abwandte.
"Bedankt euch bei eurem Gefährten, Marius.", sprach er, während er zu seinem Gargantu zurück schritt, "Ihn können wir Yorka respektieren. Wir nehmen euch in unsere Mitte und eskortieren euch zu seiner Majestät."
"Was soll das denn heißen?", fragte Ges abfällig, als er an Marius Seite zurückkehrte.
"Das er uns von Anfang an reinlassen sollte.", meinte Marius, "Vorher wollte er nur seine Frustration über diesen Befehl an uns auslassen."
"Bastard.", zischte der Bärtige.
Marius lächelte rief dem General aber freudig zu. "Wir danken den Yorka für ihre Gastfreundschaft!"
Jekzeg zischte ärgerlich und ergriff das Seil mit dem er heruntergesprungen hatte mit einer Hand. Augenblicklich spannte es sich und das Knarren einer hölzernen Winde wurde laut, als man ihn wieder aufwärts zog.
Noch immer verharrte Marius wo er war und sah den General an, der seinen von Verachtung erfüllten Blick weiterhin auf Marius fixiert hielt, während er höher und höher stieg.
Keine Angst, General., dachte Marius kühl lächelnd, Dieses Mal müsst ihr nicht dabei zusehen, wie ich unbescholten davon komme, obwohl ihr euch so sicher seid, dass ich an einem misslungenen Putschversuch beteiligt war. Diesen hier werdet ihr nämlich nicht verhindern können.

Der Gasthof stand an der Weggabelung. Ein solides einstöckiges Holzgebäude mit schiefergedecktem Dach. Ein Holzschild mit einem Hirsch prangte über dem Eingang und stellte vermutlich einen Hinweis auf den nicht darauf verewigten Namen des Hauses dar. Rauch stieg in einer Säule aus dem breiten Schornstein auf und selbst aus der Entfernung war das rege Treiben, das auch zu so früher Stunde bereits im Inneren herrschte leicht zu erkennen.
Ein halbes dutzend Pferde, das bei einem Wassertrog angebunden war, scheute, als sich ihre Gemeinschaft dem Gasthof entlang der Straße näherte, und zerrte mit steigender Panik an ihren Fesseln je näher sie kamen.
Sonja zischte mit stolz erhobenem Haupt, als sie ohne die Tiere zu beachten an ihnen vorüberschritt und sich gelangweilt auf einer kleinen Grasfläche niederließ, um sich im Sonnenlicht zu wärmen.
Talion lächelte schuldbewusst, als er ebenfalls an den Pferden vorbeiging. Seine Gefährtin hatte diese Wirkung auf die meisten Tiere, vor allem auf die domestizierten... und auf Menschen... und kleinere Monster.
"Also dann...", Eton räusperte sich, als er vor der Eingangstür des Gebäudes Stellung bezog, straffte seine Haltung und strich seine Kleidung glatt, "Beginnen wir unsere Mission zur Rettung der Welt!"
Hardin seufzte und auch Talion warf dem berüchtigten Verbrecher und früherem Herrscher Oscasianes einen skeptischen Blick zu, als ihm ein Gedanke kam.
"Äh, solltet ihr euch wirklich in aller Öffentlichkeit zeigen?", fragte er nervös.
Hardin stieß abermals einen tiefen Seufzer aus. "Sollte er nicht."
Eton winkte nur lässig ab. "Alles bestens. Die Menschen lieben mich."
"Aber wenn auch nur ein Berührter dadrin ist...", protestierte Talion.
"Wird einer.", informierte Hardin ihn trocken, "Bei Adepten das beliebteste Etablissement für viele Meilen. Der Besitzer hat haufenweise Leute vor Flammenwerfer schwingenden Säuberungskommandos versteckt."
"Aber wieso gehen wir dann...?"
Talions Frage stieß auf taube Ohren, denn Eton stieß schwungvoll die Eingangstür des Hofs aus und trat mit ausgebreiteten Armen und wehendem Mantel ein.
"Bürger!", rief er laut und feierlich, während er in den weitläufigen Schankraum schritt, "Seid gegrüßt und frohlocket. Mit euch ist euer alter Herrscher, der große Held aus Weyard, Eton!"
Die stolzen Worte verhallten in einem plötzlich verstummten Raum. Polternd fielen Humpen und Besteck aus den Händen plötzlich erbleichter Gäste, die die erstarrten Blicke auf den protzigen Neuankömmling gerichtet hielten, und ergossen ihren Inhalt schäumend über Dielen und Tischplatten.
Mit erneutem Seufzen trat Hardin in das Gasthaus. "Dann wollen wir mal..."
"Äh, was wollen wir...?", fragte Talion, der ihm vorsichtig folgte.
Hardin warf ihm einen mitleidigen Blick zu. "Du gehst am besten in Deckung."
Er wollte gerade Fragen vor was, als mit einem furchtbaren Schrei der erste Gast aufsprang. Als wäre es ein Signal geriet der gesamte Schankraum auf einen Schlag in Aufruhr.
Von Anfang an ließen sich die Gäste in zwei Gruppen einteilen. Die einen suchten ihr Heil in der Flucht und stürzten panisch auf Türen und Fenster zu, nur um draußen noch panischer zu werden, als sie das Wyvernweibchen erblickten und in blanker Panik vollkommen kopflos davonstürmten. Die anderen, die Talion erheblich mehr Sorgen machten, zogen die Klingen und gingen brüllend zum Angriff über. Raus fielen nur zwei Männer die am Tresen saßen. Ein großgewachsener Mann mit dunkler Haut und Glatze und ein kleinerer mit einem langen schwarzen Mantel dessen hoher Kragen ihm bis über das halbe Gesicht ragte.
Fluchend warf Talion sich zur Seite, als ein rothaariger Mann ebenfalls am Tresen des Schankraums die Hand hoch riss und die erste Psynergie des Gefechts entfesselte. Die Novapsynergie erwischte Eton voll, doch der Unberührte zuckte nicht Mal, als die glühende Explosion seinen Mantel in Brand steckte und kleine Feuerbälle über die Dielen verteilte.
Talion warf sich hastig aus der Gefahrenzone und tauchte unter einen nahegelegen Tisch in Deckung. Zwei Berührte, ein Mann und eine Frau, rannten auf Eton zu, während der dramatisch im Zentrum des Feuers die brennenden Fetzen seines Mantels abwarf.
Hardin warf sich den Angreifern im Sprung entgegen, trieb dem Mann das Knie ins Gesicht, ließ sich bei der Landung in die Knie sinken, um einem Schwertstreich der Frau zu entgehen und zog ihr die Beine mit einem Tritt weg, bevor er sofort wieder aufsprang und mit einer wirbelnden Pirouette einem knisternden Blitz aus wich.
Der Windadept, der ihn geschleudert hatte, staunte nicht schlecht. Hardin schenkte ihm ein mürrisches Lächeln bevor sie sich aufeinander warfen.
Der Rotschopf vom Tresen wollte unterdessen ebenfalls auf Eton zu stürmen, als sich auf einmal neben ihm der große Mann vom Hocker erhob und ihn mit einer Hand lässig am Nacken packte. Wuchtig schlug er ihm den Kopf auf die Holzplatte und warf dann den stöhnenden Mann nieder. Der Hüne trug mehr als ein halbes dutzend Klingen an seiner Seite und trieb dem erstaunten Feueradepten mit einem kräftigen Tritt den Stiefel in die Flanke, während er zwei der Schwerter blank zog. Dann wandte er den Kopf und riss den Mund auf. Ein rotglühender Strahl brach aus seinem Rachen hervor und schlug in den Boden zwischen dreier Adepten ein , die sich gerade für einen Angriffsversuch auf Eton sammelten. In einer Explosion von gesplittertem Holz wurden die Kämpfer auseinander geschleudert, als die Dielen barsten.
Eton versetzte derweil unbekümmert dem Mann, dem Hardin ins Gesicht getreten hatte einen Tritt, während er an ihm vorbei weiter auf den Tresen zu schlenderte.
Hardin wirbelte von einem Wirbelwind getragen über den Kopf seines Verbündeten hinweg, landete aber geschickt auf den Füßen und wich tänzelnd einer Serie von bläulichweißen Blitzen aus, die funkensprühend aus den Handflächen seines Windadepten Gegners explodierten und den Holzboden zischend verbrannten.
Der Wasseradept stieß sich ab und wirbelte wie ein Eistänzer durch die Luft, als die Adeptin, die er zu Beginn des Scharmützels zu Fall gebracht hatte Geisterklingen auf ihn zu schnellen ließ.
Ihr Partner stand jetzt ebenfalls wieder auf und sie setzten sich in Bewegung, um mit ihr gemeinsam Hardin von zwei Seiten in die Zange zu nehmen. Eine ähnliche Idee hatten andere Adepten, die nun zu dritt auf den kahlköpfigen Hünen beim Tresen eindrangen, aber ächzend von der Schwertkunst des Mannes zurückgetrieben wurden.
Hinter den Kämpfenden am Tresen saß zu Talions Erstaunen noch immer der vermummter Mann im schwarzen Mantel, der völlig unbeteiligt weiter an einem Bierkrug nippte, während um ihn herum das Gasthaus in Chaos verfiel. Als der Hüne einem Gegner auswich, der unbeholfen in den Tresen neben ihm stolperte, zog der vermummte Gast lässig einen Dolch und nagelte dem Kämpfer die Handfläche aufs Holz. Ein gellender Schrei hallte durch den Schankraum.
Der Vermummte erhob sich geschmeidig, kippte den Rest seines Getränks hinunter und schlug den Mantel zurück, während er einem von Hardins Gegnern fast am anderen Ende des Raums zu gleich den Krug gegen den Kopf warf.
Die geschwungene Katanaklinge glitt lautlos und schnell aus der Scheide und hieb einem der beiden verbleibenden Gegner des Hünen die Ferse durch. Dann schaltete der Vermummte ihn mit einem Tritt ins Gesicht aus als er fiel. Den letzten der drei schickte der Hüne selbst mit einem Tritt in den Bauch neben dem Feueradepten von zuvor zu Boden, als dieser gerade wieder aufstand.
Der Rothaarige half ihm wieder auf, als der Hüne sich mit beiden Klingen vor ihnen aufbaute und eine Braue hob. Die Männer wechselten noch einen Blick, dann stürzten sie zur Hintertür.
Der riesige Mann lachte laut und wandte sich bereits grinsend nach weiteren Opfern zu.
Eton erreichte in genau diesem Augenblick den Tresen und ließ sich neben dem blutenden Adepten, der jaulend versuchte das Messer aus seiner Hand zu ziehen um sich zu befreien, auf dem Tresen nieder und beobachtete unbeteiligt das verbleibende Kampfgeschehen.
Die beiden Adepten gegen die Hardin kämpfte waren ins Hintertreffen geraten und wichen vor den wirbelnden Tritten und eleganten Bewegungen des Wasseradepten zurück. Als sie sahen wie sich der Vermummte und der Hüne mit gezückten Klingen näherten, während sich ihre Verbündeten am anderen Ende des Schankraum geschlagen gaben, ergriff die Frau fluchend den Arm ihres Partners und sie beide zerstoben in einem Wirbel leuchtender Partikel.
Damit verblieb von Etons Gegnern nur noch der Windadept, der nervös zusah, wie sich nun drei Gegner auf ihn fokussierten.
Dramatisch hob er die Hände und knisternde Funken tanzten zwischen seinen Fingern. Dann wirbelte er auf dem Absatz herum und rannte schreiend durch die Eingangstür davon.
Talon sah ihm nach, während er vorsichtig aus seinem Versteck kletterte und blickte dann zu den anderen Männern innerhalb des Schankraums. Der Vermummte wischte gerade die Klinge an dem Mann ab, dessen Blut es bedeckte und ließ dann geräuschvoll das Schwert in die Scheide gleiten.
"Das ist er?", fragte er an Hardin gewandt und auch der Hüne beäugte Talion skeptisch.
"Ich hatte mehr erwartet als die halbe Portion."
Der Wasseradept zuckte die Achseln. "Er hat es immerhin geschafft an einen Elementarstern zu kommen, was waren deine Qualifikationen noch mal, Stryker, dass dein Bruder uns bescheißen kann?"
Der große Mann warf Hardin einen finsteren Blick zu und legte ihm zornig eines der Schwerter an den Hals, "Wenn du was zu sagen hast, Blauröckchen... nur zu."
"Lasst das.", sprach der vermummte Mann, während er Talion weiter beobachtete. Seine Augen waren geschlitzt wie die einer Schlange, "Wir haben was zu erledigen."
Damit wandte der Schlangenäugige sich um und ging zwischen den anderen Männern hindurch als diese auseinander traten. "Nebenbei, Eton, warum sind wir hier?"
Der Angesprochene hob einen Krug Bier. Ohne dabei den wimmernden Adepten zu beachten, der immer noch neben ihm an die Theke genagelt war. "Ich wollte was trinken."
Der Vermummte hielt für einen Moment inne. "Du wolltest was trinken."
"So ist es, mein guter Hebi.", bestätigte Eton und nahm einen kräftigen Schluck. Dann verzog er angewidert das Gesicht und warf den Krug von sich. "Was ist denn das für eine Pisse?"
Hebi schien sich nicht für die Beschwerden zu interessieren. "Du hast uns hier für Stunden warten und uns diese Volltrottel verdreschen lassen." - Hebi versetzte dem bewusstlosen Mann zu seinen Füßen einen Tritt - "Nur damit du hier gemütlich sitzen und saufen kannst?"
Eton schüttelte mitleidig den Kopf. "Ich habe dich und Stryker hier warten lassen, weil eure Anwesenheit einen beschissenen Eindruck beim Rekrutieren unseres neuen Freundes gemacht hätte und weil ihr mir immer blöd kommt so wie jetzt. Wir hätten auch alle zu gleich durch die Tür da marschieren und den Laden zerlegen können. Nicht das ich hergekommen wäre, wenn ich vorher gewusst hätte was für Seifenlauge die einem hier als Bier verkaufen."
Hebi verzog das Gesicht. "Dann können wir gehen?"
Eton holte eine Flasche mit einer bräunlichen klaren Flüssigkeit hinter dem Tresen hervor und beäugte den Inhalt kritisch.
"Eton?", fragte Hardin.
"Nein.", antwortete der Angesprochene.
"Weil?" Hebi verschränkte die Arme vor der Brust.
"Weil...", wiederholte Eton langsam, "Ich seid mehr als drei Stunden durch die Gegend latsche und mir die Füße weh tun. Also bewege ich mich keinen Millimeter, bevor ich mich etwas erholt habe."
Hebis Blick wurde eiskalt. "Wollen wir wetten."
Eton verzog nervös das Gesicht. "Äh, willst du mir etwa drohen? Mir?! Dem großen Eton? Du solltest dich lieber etwas zurückhalten du reptiloide Anstandsdame und nicht versuchen dich hier als Boss aufzuspielen. Denn der Boss, dass..."
"Ja?", fragte Stryker bedrohlich.
"Wer?", fragte Hebi leise zischelnd.
Eton räusperte sich. "Wir sind eine streng demokratische Gemeinschaft... deren Satzung sagt, dass wir eine Pause machen, wenn ich nicht mehr kann. Was ist überhaupt euer Problem damit uns etwas Zeit zu lassen?"
"Du bist einer der gesuchtesten Männer der Welt und wir haben gerade eine Menge Leute entkommen lassen, die jemandem verraten könnten wo du bist zum Beispiel.", zischte Hebi und wies auf den verwüsteten Schankraum.
"Ach sollen sie doch kommen.", schnaubte Eton und grinste, "Im Ernstfall schwing ich mich auf den Wyvern und bin weg. Wenn ihnen dann keine Flügel wachsen haben sie keine Chance."
"Hey, du wirst Sonja ni-", rief Talion aufgebracht, verstummte, aber, als Hebi und Stryker ihn zu gleich böse anfunkelten, "Schon gut... wenns nur im Notfall ist."
Ein lautes Schluchzen richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Tresen.
Eton blickte den dort festgenagelten Adepten an, als würde er ihn zum ersten Mal sehen. "Was machst du eigentlich noch hier?"
Wimmernd wies der Mann auf den Griff des Dolchs, der aus seiner Hand ragte. Hebi hatte ihn bis zum Schaft durchgestoßen. Resigniert packte Eton die Waffe und zog sie mit einem Ruck heraus. Der Mann schrie gellend auf und rutschte vom Tresen auf seine Knie. Dabei hielt er sich weinend die zerschnittene Hand.
"Husch! Raus! Verpiss dich!" Gebieterisch wedelte Eton mit der Hand und Hardin zog den Mann auf die Füße.
Talion blickte dem Adepten wie benommen nach, während dieser auf zittrigen Beinen nach draußen torkelte. Wo war er da nur hineingeraten?

Eine Achtergruppe von Soldaten des Kriegsherrn näherte sich dem Gasthaus in geduckter Haltung und mit gezogenen Waffen. Eine weitere Gruppe gleicher Größe bewegte sich auf der Rückseite auf das Gebäude zu.
Laut den beiden galatanischen Adepten, die das Gebäude nach ihrer Flucht aus dem Inneren aus der Ferne beobachtet hatten, hatte Etons Gruppe das Gasthaus nicht mehr verlassen seit sie ihren Wyvern ins Innere des Gebäudes geholt hatten. Hölzerne Fensterläden und Türen verdeckten inzwischen die Sicht ins Innere, aber es half auch ihnen trotz ihrer Anzahl nicht bereits aus der Ferne entdeckt zu werden.
Eskia beobachtete die Operation aus dem Sattel ihres Wundervogels von einer nahegelegenen Felsklippe. Der Windadept, der sie mit ihren Soldaten verband, flankierte sie im Sattel eines anderen Vogels auf der linken Seite. auf der rechten tat ein dritter Wundervogelreiter selbiges.
Wenn Eton glaubte, dass er ihnen mit einem einfachen Wyvern entkommen konnte, würde er von dem darauffolgenden und sehr kurzen Luftkampf wohl überaus enttäuscht werden.
Die Soldaten erreichten das Gebäude und pressten sich seitlich gegen die Außenwände, um schwerer gesehen zu werden.
"Erwarten sie uns?" , fragte Eskia den Windadepten, während ihre Untergebenen sich auf die Fenster und Türen des Gebäudes verteilten.
Der Verbindungsmann runzelte die Stirn, während er sich konzentrierte. "Ich glaube nicht. Keiner von ihnen scheint sich besonders auf die Eingänge zu konzentrieren. Sie scheinen sich konzentriert im hinteren Teil des Schankraums aufzuhalten."
"An der Bar, wie?", erwiderte Eskia spöttisch und tätschelte den Griff der kurzen Peitsche in ihrer Hand.
"Sogar der Wyvern.", gab der Windadept schmunzelnd zurück.
"Sollen sie doch. Sollen sie sich noch ein letztes Mal volllaufen lassen, gestatten, dass ihre Reflexe langsam und ihre Körper träge werden." Eskia nickte und gestattete sich ein Lächeln. "Es ist Zeit diesen Bastard endlich der Gerechtigkeit zuzuführen. Seid ihr bereit Geschichte zu schreiben? Unsere Namen werden für immer als die derjenigen in Erinnerung bleiben, die den größten Adeptenmörder der Geschichte erwischt haben."
"Ja...", sagte der Windadept langsam, "Aber wäre es nicht doch besser das Oberkommando zu unterrichten und auf direkte Befehle zu warten."
Eskia schnalzte mit der Zunge und richtete den eisigen Blick der blauen Augen auf ihren Untergebenen. "Nein, ich werde diesem Monster keine Gelegenheit geben doch noch zu entwischen."
Oder den Ruhm seiner Hinrichtung teilen., fügte sie noch in Gedanken hinzu und strich sich eine Strähne des kurzen blauen Haars zurück.
"Aber was wenn wir Etons Gefahrenpotenzial unterschätzen... oder das seiner Verbündeten."
Das Lächeln wich einem grimmigen Gesichtsausdruck. "Unsere Leute waren sind sich sicher, dass Etons Macht lediglich auf Illusionen und Übertreibungen aufbaut. Jahrmarktstricks, um seine leichtgläubigen Anhänger zu täuschen. Nein dies geschieht jetzt. Das Blut unserer Brüder und Schwestern muss gesühnt werden! Gib das Signal!"
Der Windadept nickte langsam dann gab er über Geistleser den Befehl. ~Angriff!~
Die Soldaten am Gasthaus reagierten in perfekter Synchronizität. Ihre Psynergie zerschmetterte die hölzernen Fensterläden und Türen und buchstäblich in selben Moment waren sie im Inneren verschwunden.
Eskia hielt den Atem an, während sie auf den Bericht ihrer Leute wartete.
~Es ist niemand hier!~, erklärte der Anführer der Bodentruppen wütend über die Geistleserverbindung, ~Was zur Hölle?!~
"Was?!" Eskia wirbelte zu ihrem Windadepten herum, "Was soll das heißen? Du sagtest sie wären dadrin!"
"Aber das sind sie!", sagte er hilflos, während er erbleichte, "Ich kann sie ganz genau spüren fünf Leute, drei davon Adepten, und ein Wyvern! Selbst jetzt..."
"Was ist los?", wollte Eskia wissen, als der Mann verstummte.
"Sie kommen raus!", rief er, "Sie bewegen sich in diesem Augenblick auf den Eingang zu!"
~Was redest du? Ich sag doch hier ist niemand!~, beschwerte sich der Soldat im Gasthaus.
"Jetzt kommen sie raus.", rief der Windadept und wies hinunter zum Gasthaus.
Eskia packte knurrend die Zügel. "Bereitmachen wir greifen an sobald sie rauskommen."
Doch das taten sie nicht. Niemand kam aus dem Gasthaus.
Wieder sah sie zu ihrem Windadepten, der mehr und mehr aus der Ruhe geriet.
"Sie sind da unten!", schrie er verzweifelt, "Ich kann sie spüren, aber... aber da ist nichts!"
Eskia konzentrierte sich abermals auf das Gasthaus, doch nur einer ihrer eigenen Soldaten war in den Türrahmen getreten und blickte hinaus auf die leere und verlassene Straße.
"Sie kommen auf uns zu, Eskia!", rief der Windadept ihr von der Seite zu, "In diesem Augenblick direkt auf die Klippe. Ich meine.., ich... ich spüre, dass sie, aber..."
"Hauptmann...", zischte sie ohne ihren Untergebenen anzusehen, "Es ist Hauptmann Eskia oder nur Hauptmann! Niemals nur Eskia! Hast du verstanden?"
"V-Vergebung Hauptmann... ich... es wird nie wieder vorkommen. Aber... Eton er... er ist..."
"Hör auf mir zu sagen wo sie sein müssten, wenn sie es offenkundig nicht sind!", fuhr sie den anderen Adepten an und ließ die Peitsche knallen, "Nimm dir einen der beiden ohne Psynergie und lies seine Gedanken!"
Ihr Untergebener weitete erstaunt die Augen und nickte den heftig, bevor er die Augen zu schlitzen zusammenzog und sich konzentrierte. "Hab einen..."
"Und?"
"Einen Moment Hauptmann dieser Verstand ist schwierig... ihre Absichten... sie wollen nach Frostlande... sie..."
"Unwichtig, Soldat!", warf Eskia streng ein, "Wo sind sie?"
"Ich... wartet Moment... ein Tunnel..." Der Soldat keuchte auf. "Hauptmann sie sind unter der Erde! Von hier oben habe ich den Höhenunterschied falsch eingeschätzt!"
Eskias Lippen teilten sich in einem eisigen Lächeln. "Dann machen wir ja endlich Fortschritte. Position wieder bestimmen. Wir konzentrieren die Glutstrahlen der Wundervögel und reißen ein Loch in den Boden! Die Bodentruppen sollen sich-"
Ein Ohrenbetäubender Knall zerriss die Luft. Von einem Augenblick zum nächsten. Ging das Gasthaus in Flammen auf. Krachend zerbarsten Dachbalken und Ziegel schmolzen ein als eine flammende Explosion aus dem Inneren das Gasthaus zerriss und eine wogende Flammensäule in de Himmel hinauf stieß.
Die Schockwelle erreichte Eskias Gruppe auch auf den Klippen noch und riss die Adeptin beinahe aus dem Sattel. Ihr Wundervogel bäumte sich kreischend im kochendheißen Luftstrom, der glühende Asche zu ihnen hinüber trug, auf und schlug wild mit den Flügeln. Eskia schaffte es mit Mühe und Not das Tier wieder unter Kontrolle zu bringen.
Entgeistert ging ihr Blick zu der brennenden Ruine des Gasthauses, das wie ein Kartenhaus in sich zusammengefallen war und nur noch einem Stapel brennenden Holzes und Schlacke glich.
Schweratmend sah sie wieder zu dem Windadepten. "Statusbericht: Wie viele..."
Sie verstummte, als auf einmal der Kopf des blonden Windadepten durch die Luft segelte. Die sachtgeschwungene Klinge glühte sanft im fernen Feuerschein. Ein Mann in einem weiten schwarzen Umhang mit hohem Kragen stand bei ihnen auf der Klippe. Seine Augen waren giftgrün mit schmalen geschlitzten Pupillen wie bei einem Reptil. Lautlos glitt er am nun herrenlosen Wundervogel ihres Windadepten vorbei und fing die kurze Trainerpeitsche des Reiters, als dessen enthaupteter Körper aus dem Sattel rutschte.
Eskia riss den Arm hoch und eine Salve messerscharfer Eissplitter schnellte vor, schnitt durch den Raum zwischen ihnen und schlug dann mit widerlichen Lauten in den schlanken Körper des Angreifers ein. Die Projektile durchlöcherten ihn in der Brust, Schultern, Armen und Knien, doch der Schlangenäugige hob trotz dem die Peitsche und ließ sie Knallen. Der herrenlose Wundervogel wirbelte blitzschnell herum und riss mit einem Kreischen den Schnabel auf. Ein stetig zunehmendes Glühen schien aus dem Rachen der Kreatur.
Eskia riss fluchend an den Zügeln ihres eigenen Vogels und gab ihm die Sporen. Mit leisem Krächzen sprang das Tier bei Seite. Einen Augenblick bevor der gleißende Strahl die Luft durchschnitt und entging der todbringenden Psynergie nur um Zentimeter.
Ihr verbleibender Untergebener hatte weniger Glück. Der Glutstrahl erwischte ihn direkt. Mit feuchtschleimigen Geräusch und lautem Zischen zerriss es seinen Oberkörper samt Rüstung und allem. Sein Wundervogel schrie laut auf und bäumte sich kreischend zu voller Größe auf, während die untere Körperhälfte des Reiters noch immer im Sattel saß. Dann stieß das Tier vorwärts geradewegs auf den Wundervogel des verstorbenen Windadepten zu.
Der schlangenäugige Angreifer ließ noch einmal die Peitsche des Windadepten knallen und der von dieser kontrollierte Wundervogel warf sich ebenfalls kreischend dem anderen Tier entgegen. Pickend und kratzend prallten die beiden gewaltigen Vögel aufeinander und fielen in einem Knäuel von grün und zuckenden Gliedmaßen übereinander her.
Eskia trieb ihr Reittier in dem Moment bereits auf das Schlangenauge. Der Schnabel ihres Vogels schnellte vor und durchschlug den Körper des Angreifers mühelos. Der schwarze Mantel wirbelte durch die Luft, als der Mann empor geschleudert wurde und dann hart auf dem Steinboden aufschlug.
"War das schon alles?" Eskias Augen weiteten sich vor Schock als trotz seines mehrfach durchlöcherten und aufgeschlitzten Körpers ihr Gegner keine Spur von Angst zeigte. Dampfendes Blut troff ihm aus einer gewaltigen Wunde über Brust und Bauch und einige Schlaufen seines Darms hingen ihm aus der aufgerissenen Flanke. Trotzdem stand ihr Gegner langsam wieder auf. Und während er das Tat fügten sich zerfetztes Muskel- und Hautgewebe wieder zusammen. Im Zeitraffertempo verheilten die tödlichen Wunden und sein Körper regenerierte sich.
Eskia wartete weder bis er vollends stand noch bis er sich ganz geheilt hatte. Sie gab dem Wundervögel die Sporen und er sprang vorwärts. Flügelschlagend stieg ihr Reittier hoch empor und ließ sich dann im Sturzflug auf den Schlangenmann fallen. Die Kralle des Tieres fuhr auf den unmenschlichen Feind nieder und zerfetzte ihm den Oberkörper mit den Klauen wie mit Schwertern. Ächzend stürzte der Mann rittlings zu Boden und wurde sogleich vom Gewicht des Wundervogels in den Boden gestampft, als dieser mit beiden Füßen auf ihm landete.
Eskia ließ die Peitsche knallen und ihr Reittier öffnete den Schnabel. Ein helles oranges Glühen schien aus dem Rachen des Tieres und nahm schnell an Intensität zu. Während sich das Tier über das Gesicht des Mannes beugte.
"Glutstrahl!", sprach Eskia kalt und der Wundervogel spie die verheerende Psynergie aus nächster Nähe auf den Schlangenmann. Die Intensität des Strahls zersetzte Kopf, Nacken und Schultern ihres Gegners augenblicklich. Die Klippe erbebte, als die zerstörerische Psynergie in den Boden einschlug und ihn in einer Explosion von brennende Psynergie vernichtete. Knackend und Krachend stürzte die Klippe mit ohrenbetäubendem Krach in sich zusammen. Eskias Wundervogel stieß sich mächtig vom zerfallenden Steinboden ab und stieg hoch empor, während die Überreste des Schlangenäugigen vom einstürzenden Fels verschluckt wurden.
Schreiend stießen auch die übrigen beiden Wundervögel auseinander und stiegen auf, während sie sich wütend umkreisten und wieder und wieder zusammenzustoßen, um sich mit Krallen und Schnäbeln zu zerfetzen, oder spien einander glühende Strahlen entgegen, denen der andere nur um Haaresbreite entging.
Es gab nicht viel was Eskia ohne ihre gewohnten Reiter oder die für sie ausgelegten Trainerpeitschen tun konnte, um sie daran zu hindern. Und mit nur einem einzigen Wundervogel konnte sie sie auch nicht gewaltsam unter Kontrolle bringen. Aber das war ohnehin nicht ihre Hauptsorge. Eton hatte noch immer vier Verbündete unter der Erde und wenn auch nur einer von ihnen so gefährlich war wie der Schlangenäuige Mörder auf der Klippe, hatte sie allein wenig Chancen einen Kampf gegen sie alle zu gewinnen. Betrübt wanderte ihr Blick zu den brennenden Überresten des Gasthauses, als sie diese überflog. Niemand ihrer Untergebenen konnte das überlebt haben. Sie war auf sich allein gestellt und allein konnte sie nicht gewinnen. Sie hatte verloren. Die Mission war fehlgeschlagen und Eton würde abermals davon kommen, um...
Frostlande. Der Windadept hatte gesagt, dass das Etons Ziel war und von Neu-Mirnurzar nach Frostlande zu gelangen würde ihn Zeit kosten. Zeit die Eskia nicht benötigte um an denselben Ort zu gelangen. Und obendrein war Hohegeneral Norgono mit seiner Mannschaft dort um den Marsleuchtturm zu sichern.
Ein grausames Lächeln erschien auf Eskias Lippen. Oh, Eton würde sich noch wünschen hier und heute von ihr getötet worden zu sein. Sie würde ihm einen Empfang bereiten, den er nicht vergessen würde. Nun zumindest nicht bis zu seinem bald darauffolgenden und überaus schmerzhaften Tod.

Sonja ächzte laut, als das Wyvernweibchen die Klauen in den Stein zu ihren Füßen grub und die Schulter mächtig gegen die Falltür über sich stemmte Die Muskeln unter der geschuppten Haut spannten sich und arbeiteten sichtbar als sich die hölzerne Klappe ganz langsam anhob. Staub rieselte durch den schmalen Spalt zu ihnen hinab in den Tunnel und sie konnten hören wie der Fels über ihnen knirschte und das Holz knarrte,
"Warum dauert das denn bitte solange?", beschwerte sich Eton, der sich im Hintergrund hielt, um dem Wyvern nicht zu nahe zu kommen.
"Irgendetwas blockiert den Ausgang.", erwiderte Talion finster, "Habt ihr den Tunnel denn nicht vorher überprüft?"
"Haben wir... Hey, warum haben wir den Tunnel nicht vorher überprüft?", fragte Eton anklagend.
"Haben wir.", widersprach Secret gelassen, während er mit Sonnenrille und Anzug an eine Tunnelwand gelehnt sowohl lässig als auch vollkommen fehl am Platz wirkte, "Sie ließ sich zu dem Zeitpunkt noch leicht öffnen. Die Felsbrocken sind erst danach auf die Falltür gestürzt."
"Woher willst du wissen, dass das...?", Talions Frage wurde von einem lauten krachen unterbrochen, als Sonia es endlich schaffte sich mit einem lauten Fauchen aufzubäumen und die Falltür vollständig aufzustoßen. Das Geräusch das folgte klang verdächtig wie einige massive Felsen die aufeinander stürzten.
Schnaufend kletterte die junge Wyverndame augenblicklich durch die Öffnung ins freie, während Talion noch wegen des plötzlichen Lichteinfalls geblendet die Augen zusammenkniff, dabei schabten ihre Schuppen hörbar über den hölzernen Rahmen der Falltür.
"Na geht doch.", meinte Eton und war mit einigen schnellen Schritten an Talion vorbei, "Endlich etwas frische Luft."
Eine grobe Strickleiter hing von der Falltür hinunter und Eton ergriff diese als erster und begann umständlich hinauf zu klettern. Bevor Talion ihm folgen konnte war Stryker ihm schon zuvor gekommen und wuchtete den massigen Körper durch die Öffnung hinaus ins Freie.
Er warf Hardin und Secret nacheinander einen fragenden Blick zu, aber die beiden Männer ließen ihm den Vortritt, so dass er endlich die Seile der Leiter ergreifen konnte und die Leiter hinaufklettern konnte. Anders als Eton und Stryker hatte er aufgrund der kleinen Statur wenig Schwierigkeiten hinaufzuklettern, dennoch atmete er erleichtert auf, als er den Rahmen ergriff und sich endlich wieder unter freien Himmel befand.
Während er unter Tage gewesen war hatte er kaum bemerkt wie warm und stickig es im Inneren des Tunnels gewesen war, doch jetzt spürte wie ihm die Kleidung an der schweißnassen Haut klebte. Er stöhnte entspannt, während er sich aufrichtete und die Arme ausbreitete. Er schloss die Augen und genoss für einen Moment wie ihm der kühle Wind über die Haut strich.
Und nach diesem Moment riss ihn ein schrilles Kreischen brutal zurück in die Realität. Mit einem panischen Aufschrei, warf er sich zu Boden zwischen einer Gruppe versprengter Felsbrocken und entging gerade noch etwas großem Grünen, das genau auf ihn zuflog. Mit einem weiteren Vogelschrei rollte sich das große schillerndgrüne Federknäuel über den Boden und sprang behände auf zwei Beine auf. Es riss kreischen den Schnabel auf und spie einen gleißenden Glutstrahl himmelwärts.
Als Talion den Kopf aus seinem Versteck hob sah er gerade noch wie hoch über ihnen ein zweiter Riesenvogel dem Angriff knapp auswich, während es im Sturzflug auf den ersten Vogel zuraste. Er riss den Schnabel auf und erwiderte kreischend den Beschuss mit einem eigenen Glutstrahl.
"Scheiße!", fluchte Talion, während er sich bereits panisch auf die Beine kämpfte und losrannte.
Der Vogel setzte mit einem mächtigen Sprung aus dem Zielgebiet, doch stattdessen schlug der Flammenstrahl donnernd in die Erde ein und explodierte in einer leuchtenden Kuppel rotglühender Psynergie.
Talion war dem Explosionsradius entkommen, doch die kochendheiße Schockwelle erreichte ihn nur einem Augenblick später und trug ihn schreiend vorwärts durch die Luft,. Ächzend prallte er ins Gras und rollte sich benommen auf den Rücken.
Die Monstervögel waren wieder beide in der Luft und umkreisten sich in scharfen Bahnen, während sie wieder und wieder Glutstrahlen aufeinander spien ohne dabei zu beachten wie die todbringenden Psynergien, wenn sie verfehlten, heilloses Chaos und Zerstörung anrichteten wo auch immer sie aufprallten.
"Verdammt, Hebi!", hörte der junge Kurier Eton schreien, "Ich dachte du sagtest du hättest ihn im Griff!"
Jemand stöhnte genervt auf und erst jetzt bemerkte Talion, dass der schlangenäugige Attentäter keine drei Schritte von ihm entfernt an einen dort aufgetroffenen Fehlen gelehnt saß. Er hatte wohl irgendwo den Mantel verloren und saß mit entblößtem Oberkörper da. In Richtung Hüfte waren noch einige verkohlte Reste seines Hemds zu erkennen.
"Ja, Eton.", beschwerte Hebi sich verärgert, während Talion auf dem Bauch zu ihm hinüber robbte, "Einen der beiden."
"Ich bring dieses Drecksvieh um!", schnaubte Stryker, der ebenfalls hinter Hebis Felsen eilte.
"Schlechter Plan.", erwiderte der Killer, was Stryker einen wütenden Fluch entlocktem "Wir brauchen sie beide. Geh lieber und such die zweite Trainerpeitsche."
"Wie soll ich die bitte in diesem Trümmerfeld finden?!", spie Stryker zurück, "Das ist doch vollkommen unmög..."
"Hab sie." Sie alle drei die sich hinter dem Felsen verschanzten fuhren überrascht herum, als Secret sich zu erkennen gab. Der Glatzkopf stand mit einer brennenden Zigarette zwischen den Lippen nur ein paar Schritte von ihnen vollkommen ungeschützt im freien. Während er mit einer Hand die Zigarette aus dem Mund nahm, blies er Rauch aus und hob mit der anderen eine kurze Peitsche. "Bereit?"
Hebi sprang behände auf die Füße und hob eine zweite Peitsche. "Bereit!"
Es gab einen doppelten Peitschenknall als beide Männer die Trainerpeitschen synchron schwangen und schlagartig war das Kampfgetümmel vorüber, als die beiden Vögel urplötzlich auseinanderstießen.
Elegant glitten beide grünschillernde Geschöpfe zu ihnen herab und landete still und gehorsam am Boden vor Secret und Hebi.
Talion atmete erleichtert auf ohne ganz zu verstehen was gerade geschehen war und fuhr dann erschrocken in sich zusammen, als er begriff, dass er Sonja noch nicht gesehen hatte seit dem er den Tunnel verlassen hatte.
"Sonia!", rief er und sprang auf, "Sonia!"
Mit einem Schnurren hob der Wyvern ihren Kopf und lugte zwischen einigen Trümmern hervor. Sie räkelte sich etwas blinzelte verschlafen in Talions Richtung und ließ sich dann wieder zu Boden gleiten.
"Typisch.", seufzte er und wurde sich erst jetzt der zweifelnden Blicke von Etons Gruppe bewusst. Peinlich berührt räusperte er sich und senkte den Blick. "Ich hab mir Sorgen um sie gemacht."
"Sie ist ein Wyvern.", stellte Hebi trocken fest, "Was hätte ihr passieren sollen?"
"Hab ich was verpasst?", fragte Hardin, der erst jetzt aus der Falltür kletterte und mit gerunzelter Stirn das zerbombte Erdreich und die in diesem verteilten Bruchstücke der einst hochaufragenden Klippe musterte, und beendete gnädiger Weise so das Interesse an Talions Person.
"Nichts!", rief Eton triumphal bevor er mit aufgeplusterter Brust zu ihnen hinüberschritt, "Gar nichts! Außer natürlich der perfekten Ausführung meines fehlerlosen meines meisterhaften Planes!"
"Oh, gut.", meinte Hardin achselzuckend, "Ich dachte schon die Wundervögel, die wir stehlen wollten, wären drauf und dran gewesen uns alle umzubringen."
"Pah, mit den wäre ich fertig geworden!", prahlte Stryker und verschränkte die massiven Arme vor der Brust.
"Toll.", spottete der Wasseradept, "Dann ständen wir nur mit leeren Händen da, nachdem wir Reyter unsere Position mitgeteilt und ein dutzend seiner Leute ermordet haben. Viel besser."
Stryker zögerte für einen Moment, bevor er erwiderte: "Mit dem wäre ich auch fertig geworden."
Hebi lachte spöttisch auf und erntete daraufhin einen finsteren Blick des Hünen, der ihn zum verstummen brachte.
"Oh.", sagte der Schlangenäugige fassungslos, "Das war dein ernst. Gut, das nennen wir dann Plan B. Oder Z."
Bevor der Streit der beiden eskalieren konnte, mischte Talion sich ein: "Augenblick mal! Auszeit! Ihr hattet einen Plan?"
"Was?", fragte Eton und klang beinahe verletzt, "Selbstverständlich hatten wir einen Plan, Talion."
"Zumindest hatten wir dieses Mal einen Plan.", meinte Hardin und untergrub Etons Bravado vollkommen beiläufig.
"Es fehlte euch an Transportmitteln.", erklärte Secret gelassen, "Die einzige verfügbare Quelle waren Reyters Truppenverbände. Also hat sich Eton in dem Gasthaus zu erkennen gegeben, um sie herzulocken. Hebi hat einen Adepten, den Reyters Leute kürzlich rekrutieren wollten an der Bar festgehalten und Eton wie beiläufig deinen Wyvern erwähnt. Dann ließen wir ihn gehen. Hebi musste sich nur auf der einzigen erhöhten Position von der aus man das Gasthaus überblicken kann auf die Lauer legen, während ich mich euch anschloss, um sein verschwinden zu verbergen. Wir haben das Gasthaus mit Sprengstoff präpariert und sind in den Tunnel gestiegen. Dann mussten wir nur noch warten, den Sprengstoff zünden und die Wundervögel unter Kontrolle bringen."
"Und jetzt, mein lieber Talion.", sagte Eton grinsend, "Werden du und deine Sonia uns nach Frostlande bringen."

Der Kies knirschte unter den Hufen ihrer Pferde als sie den nebeligen Waldpfad entlang trabten. Das Sonnenlicht drang nur spärlich durch das dichte Blätterdach, das die Baumkronen über ihnen formten. Nur wenigen Strahlen gelang es durch eine Lücke zu ihnen hinabzustoßen und der feuchte Nebel der über den Waldboden wallte glühte fahl in ihrem diesigen Licht.
Neben Halen hing sein Vater mehr im Sattel als das er saß eng in einen zerschlissenen Mantel geschlossen und die Zügel nur locker in der Hand. Die Pferde kannten den Weg ohnehin und man konnte es dem Mann nicht verübeln niedergeschlagen zu sein. Halen war dennoch etwas optimistischer.
Früher waren er und sein Vater diesen Weg oft geritten. Es war in Wahrheit kaum ein Jahr her, da hatten sie noch häufig ein Versteck gebraucht. Das war vor Angello Costello gewesen. Bevor Halens Vater von dem Helden Minruzars zum Vertreter eines der abwesenden Lords gemacht worden war. Sein Leben lang hatte sein Vater ihm gesagt, dass sie eines Tages wie Könige leben würden, während Halen bis zu dem Ellenbogen in irgendeiner Bauchdecke gesteckt hatte oder den Schreien der Gepeitschten aus der Ferne lauschte. Sklaven- und Organhandel zahlten sich irgendwann aus. In der Realität war der Löwenanteil der Geschäfte immer in Crimsons Tasche gelandet.
Aber Costello war eine andere Geschichte gewesen. Nicht nur hatte er immer gut und vollständig gezahlt, einen neuen Namen und einen falschen Lebenslauf später waren sie sogar in höchsten Kreisen der neuen Weltordnung zuhause.
Und kaum hatte Halen begriffen, dass die Worte seines Vaters wahr geworden waren, da war es bereits wieder vo
Kommt da noch etwas? Weil der letzte Satz ist etwas komisch beendet. ^^ )
*Zeichenlimit. Muss ich übersehen haben. Danke. Hier ist der Rest des letzten Absatz*

Und kaum hatte Halen begriffen, dass die Worte seines Vaters wahr geworden waren, da war es bereits wieder vorbei. Seid dem waren sie wieder auf der Flucht. Glücklicherweise bestand das alte Versteck in den tiefen Wäldern noch immer. und jetzt wo sie den Waldrand überschritten hatten, war sich Halen sicher, dass sie es schaffen würden. Sie würden sich verkriechen, einige Zeit abwarten und dann zu ihren Geschäften zurückkehren. Es würde sie ein wenig Mühe kosten sich wieder mit Crimson zusammenzuschließen, aber letztendlich würde es gelingen. Immerhin war das oberste Prinzip der rotgekleideten Verbrecher, dass Geld Geld war egal wer es bezahlte oder wie es verdient wurde. Und er und sein Vater konnten ihnen Geld machen.
Sein Pferd schnaubte auf einmal laut und Halen hob den Blick, als er ein Glühen vor ihnen mitten über dem Weg sah. Er riss an den Zügeln und brachte sein Tier zum Stillstand. Sein Vater reagierte gar nicht und sein Pferd trabte einfach weiter auf das flackernde Licht zu, das über dem Kiesweg schwebte.
"Vater! Vorsicht!", rief er dem Sklavenhändler zu und der hob träge den Kopf.
Dann explodierte die Welt vor ihnen in einem hellen Leuchten, als die Luft am leuchtenden Punkt zischend aufriss und eine gleißende Scheibe aus brennendem Licht freigab. Halen schrie auf. Sein Pferd scheute. Das Pferd seines Vaters das noch näher war, bäumte sich mit panischem Wiehern heftig auf, bis es auf den Hinterhufen stand. Sein Reiter bekam die Zügel nicht mehr rechtzeitig zu fassen und flog rücklings auf den Sattel. Schreiend schlug der Mann auf dem steinigen Weg auf.
Halen wollte ihm helfen, doch er hatte Mühe sein eigenes Pferd unter Kontrolle zu halten. Schnaubend stampfte es wild auf dem Pfad auf und schüttelte den Sklavenhändler heftig durch. Das Pferd seines Vater wahnsinnig vor Furcht preschte brüllend vor direkt auf die glühende Scheibe zu, die den Weg vor ihnen zu verschlucken schien.
Als es sie beinahe erreicht hatte trat mit einem schweren scheppernden Schritt eine große gepanzerte Gestalt in einer dunklen mit weißen Fell dekorierten Rüstung aus dem Licht. Das Pferd seines Vaters rammte den Gepanzerten frontal mit der breiten Brust. Der Zusammenprall hallte laut und dumpf wieder und mit einem plötzlichen Ruck durch den Leib des Pferdes kam es jaulend zum halten. Der Gerüstete blieb genau wo er war. Grob schlang er einen gepanzerten Arm und den breiten Pferdehals und packte den mit der anderen Hand hart zu.
Ein kurzes lautes abartiges Knacken erklang, als er dem Tier den Hals brach und diesen seitlich abknickte. Ungerührt warf der schwarze Krieger das leblose Tier auf die Seite nieder, damit es ihm nicht im Weg lag.
Das leuchtende Portal erlosch so schlagartig wie es sich geöffnet hatte und auf sein Licht folgte die Dunkelheit. Nicht länger drang auch nur die fernste Erinnerung an Sonnenlicht zu ihnen hinab und dichte finstere Nebelschwaden wogten um den Gerüsteten hervor, fluteten über die Erde und zwischen den Baumstämmen hindurch.
Halens Vater schrie als sie ihn erreichte. Stöhnend vor Schmerz hatte er sich aufgesetzt, doch der Nebel stieg so hoch, dass er ihn bis über den Hals bedeckte. Schrill und panisch schrie er, als die Nebelschwaden über ihn hinwegfluteten und dunkle Schemen wie lange dürre Finger nach seinem Gesicht griffen. Er versuchte aufzustehen, viel aber dabei gleich wieder hin. Halens Pferd scheute und versuchte vor dem Nebel zurückzuweichen, aber er brachte es mit einem groben Ruck der Zügel wieder unter Kontrolle. Der Nebel strich fühlbar über seine Unterschenkel kalt und formlos, doch auf unheimliche Art fühlte er sich lebendig an,
Der Schwarzgepanzerte trat langsam auf sie zu. Halen hörte wie eines der Beine des toten Pferdes unter seinen Panzerstiefeln wie ein Zweig brach.
"Bleib weg!", schrie er dem Gepanzerten zu und griff bereits nach der geladenen Armbrust an seinem Sattel, "Bleib weg von uns!"
Der Gerüstete reagierte nicht einmal. Er kam einfach langsam näher. Ein blutiges Glühen drang aus den Schlitzen des Helmes hervor. Halen konnte die Armbrust gar nicht schnell genug heben und schoss sofort, Der Kriegsbolzen, gemacht um dickste Panzerung zu durchstoßen, sauste durch die Luft zwischen ihnen auf den dunklen Ritter zu und traf ihn klingend an der Schulter, an der er vollkommen wirkungslos und ohne eine Reaktion des Gerüsteten abprallte.
Die Armbrust entglitt Halens Händen und zerbrach krachend auf dem Weg unter ihm.
Sein Atem ging stoßweise und seine Hände zitterten, während er ohnmächtig zu sah, wie sich ihnen der finstere Neuankömmling näherte. Noch immer schrie sein Vater furchtsam am Boden.
Halen spürte den Griff seiner Axt in seiner Hand. Er hatte sie ganz automatisch ergriffen. Er schluckte dann riss er sie mit einem Schrei aus der Schlaufe und stieß seinem Pferd die Füße in die Flanke. Laut wiehernd setzte es vor, beschleunigte in den vollen Galopp, bevor es den Gerüsteten erreichte. Halen stellte sich in den Steigbügeln auf und riss den Arm mit der Axt empor.
Ohne seinen Vormarsch zu verlangsamen griff der Gerüstete auf seinen Rücken und zog die gewaltige schwarze Lanze, die er schon die ganze Zeit dort getragen hatte. Die Bewegung hatte eine Gemütlichkeit an sich, die sie gemächlich wirken ließ, aber das täuschte nur über die unglaubliche Geschwindigkeit hinweg mit der sich der Krieger bewegte. Halen war bereits mitten im Schwung der Axt, als der schwarze Ritter nach der Lanze griff, doch ebenso gut hätte er still stehen können.
Der Gerüstete zog die Lanze senkte die Spitze vor sich zu Boden und hob sie dann, als er von unten her mit nur einer Hand zustieß alles in einem winzigen Augenblick. Die gewaltige Lanze drang blutig in die Brust des Pferdes ein und kam dann mit dem widerlichen Geräusch zerfetzendes Fleisches vor Halens Beinen im Nacken des Tieres wieder heraus, nur um im selben Stoß auch Halen im Bauch zu durchbohren. Sein angsterfüllter Kampfschrei wich schlagartig einem erbärmlichen Röcheln, doch seine Axt fuhr weiter durch die Luft. Aus purem Glück traf sie den Lanzenträger mit aller Härte am Hals. Funken flogen als die Schneide auf die Halsberge traf und zerbarst ohne auch nur einen Kratzer zu hinterlassen.
Halen röchelte, während er aufgespießt in die anonyme Gesichtsplatte seines Mörders blickte. Das rote Glühen stach ihm für einen Moment schmerzhaft in die Augen, als der dunkle Ritter seinen Blick suchte, dann stürzte sein Pferd und Halen prallte auf den Kiesweg. Mit einem feuchten Laut zog der Gerüstete die Lanze wieder aus ihnen heraus.
Heißes Blut strömte aus seiner Wunde und zischte unheilvoll im kalten Nebel, als es sich in einer Lache um Halen sammelte.
Sein Vater blickte ihn entgeistert an. Halen vermochte nicht einmal ihm etwas zu sagen. Sein zerstörter Körper versagte selbst seiner Zunge den Dienst.
Mit einem wilden Schrei riss sein Vater den Dolch aus seinem Gürtel und rannte auf den schwarzen Ritter zu, der neben Halen stehengeblieben war.
"Du verdammtes Mons-" Das war alles was noch herausbekam, bevor der Ritter mit einem beiläufigen Hieb mit der Seite der Lanze seinen Schädel zum Platzen brachte wie eine überreife Frucht. Der tote Leib seines Vaters landete der Länge nach neben Halen im Kies.
Halen fehlte in diesen letzten Augenblicken die mentale Kapazität das Gewicht dieser Tatsache zu begreifen.
Der Gerüstete beugte sich zu dem Kopf eines der toten Pferde hinab und ergriff ihn mit der freien Hand. Mühelos zog er es und Halen, der in seinem Geschirr hängen geblieben war mit sich zurück zu dem anderen Pferdeleichnam und ließ sie dort liegen.
"Erhebe dich mein Schlachtross.", sprach die vom Helm verzerrte Stimme des Ritters zum ersten und letzten Mal das Halen sie vernahm.
Fauchend fuhren schwarze Blitze unter der Rüstung hervor schlugen zischend in beide Pferdeleichen ein und hoben sie gut drei Meter in die Luft empor. Halens Körper löste sich aus den Steigbügeln und blieb am Boden zurück.
Sein glasiger Blick war nach oben gerichtet und was er sah erfüllte ihn selbst in diesem abgestumpften Zustand, der dem Tod näher als dem Leben war mit Entsetzten. Er sah wie das Fleisch des einen Tieres in einer Fontäne von Blut aus seinem Maul und seinen Augenhöhlen hervorquoll und das Pferd als geleerter Hautsack über einem Gerippe zurückblieb. Sah wie Muskeln und Sehnen in das andere Tiere andrangen und es anschwellen ließen bis sich seine Masse verdoppelte, bis die Haut an dutzenden Stehlen aufriss und den Blick auf gewaltige feucht und rot glänzende Muskeln und geschwollene blaue und gelbe Venen freigab, bis die Augäpfel aus seinem Schädel platzten und der Riemen des Sattel riss. Auf eine knappe Geste des Lanzenträgers zerriss der Hautbeutel, der das andere Pferd gewesen war und ließ die klappernden Knochen einen bleichen Sattel formen. Das abscheuliche Tier landete mit einem dumpfen Knallen auf dem Boden, als der Strom der Blitze verebbte.
Der schwarze Ritter strich dem Monstrum geradezu liebevoll mit einer gepanzerten Hand über den Hals, dann schwang er sich mit einem Satz auf seinen Rücken. Das abscheuliche Pferd bäumte sich mit einem ohrenbetäubenden Wiehern auf den Hinterbeinen auf. Es war das langgezogene gequälte Heulen einer Kreatur die nie hätte existieren sollen und vom ersten Augenblick an um den eigenen Tod bettelte. Und es war der letzte Ton den Halen noch hörte.
Die Geschehnisse spielen sich direkt nach Dragnovs erfolgreichem Verrat an König Melfice ab:

~Der Junge, welcher Dragonov mit seiner letzten Kraft vernichtet hatte, lag nun bewusstlos am Boden. Zwei Gestalten hatten den Vorfall aus dem Verborgenem beobachtet.
„Dragnov dieser Narr. Hatte er tatsächlich gedacht, er könne diese Klinge nutzen?“ ertönte es von einem der beiden Beobachter. Diese entschieden sich schließlich aus dem Verborgenem herauszukommen und neben dem bewusstlosen Jungen und dem toten König zu erscheinen.
Die zwei Beobachter waren Vater und Tochter. Das Mädchen war gerade einmal zehn Jahre alt und besaß mittellange, rote Haare, die hinten zu einem Zopf zusammengebunden waren.
Ihre Augen waren grün und reflektierten ihre sowohl reife, als auch unheimlich abgestumpfte Natur. Ihr Name war Sina.
Der Vater besaß die gleiche Augenfarbe, jedoch schwarze Haare. Er trug eine markante schwarze Kuttel und hielt in seiner Hand den Stab des Hexenmeisters. Sein Name war Malik.
Malik sein Blick ging zu der Klinge des Königs. Sowohl die Klinge, als auch der Stab hatten über die Jahrtausende etliche Namen erhalten, da sie zeitgleich erschienen waren und eine besondere Rolle in der Geschichte eingenommen hatten. Nicht zu selten wurden die Artefakte auch als ‚Geschenke des Himmels‘ bezeichnet.
Ironischerweise ahnten die Menschen nicht einmal, wie nah dran sie mit dieser Bezeichnung waren. Diese außerwählten Waffen bestraften jede nicht außerwählte Person, der es wagte sie zu nutzen.
„Der Junge lebt.“ Bemerkte Sina. „Der König ist tot.“
Ein Handzeichen ihres Vaters genügte und Sina nahm das Leben des jungen Mannes. Malik schenkte der Ermordung des Mannes keine Beachtung. Die Situation war nämlich dringend. Er musste sich beeilen.
Sein Stab konnte Personen zurück ins Leben holen, indem er die Seele abfing bevor sie die tiefen Ebenen der Welt der Toten betrat. Dafür hatte er gewöhnlich 60-300 Sekunden Zeit. Es war die Zeit, die eine Seele gewöhnlich brauchte, um in die tiefen Ebenen der Welt der Toten zu betreten. Sobald eine Seele zu tief eingedrungen war konnte sie niemand mehr zurückholen.
Sein Blick ging zum Schwert.
König Melfice war die einzige Person der Existenz, der dieses Schwert noch führen konnte. Anders als der Stab, der an einen beliebigen Nachfolger weitervererbt werden konnte, war der Erbe der Klinge immer automatisch Nachfahren vom ersten König der Menschen.
Der Tod der Blutlinie von Melfice hier würde nicht nur die Klinge nutzlos machen, sondern könnte den Beginn von etwas Fürchterlichem einläuten. Dies konnte er nicht zulassen.
Malik hob seinen Stab und eine rote Blutwolke umhüllte die Leiche des Königs und belebte ihn minimalistisch geheilt, wieder.
„Die erste Phase des Plans hat funktioniert, Vater. Dragnov und seine Männer haben mit der Verstärkung durch deinen Stab, König Melfice bezwungen. Sowohl König Melfice, als auch seine Klinge befinden sich nun in unserem Besitz.“
„Es hat sich gelohnt Dragnovs Gier auszunutzen und ihn einzureden, dass er zum nächsten König werden könne. Er hat seinen Zweck erfüllt. Nun liegt die Verantwortung der Menschen und der gesamten Existenz bei uns.“
Sina nickte. „Heute ist genau Tag 666.666 seit der Nacht der Warnung. Heute ist die Nacht der Reinkarnation des Verbotenen. Die Reinkarnation des Vergessenen.“
Malik nickte ebenfalls. Dieses Wesen hatte viele Namen. Sein echter Name war vergessen und die Aussprache dessen verboten. „Deshalb muss jedes Detail meinem Plan entsprechen.“
Die beiden bemerkten, dass der König offenbar langsam sein Bewusstsein erlangte. Malik ging zu ihm. “Ihr werdet gerettet werden, mein König. Meine Tochter wird Sie zu den Hexen bringen. Diese werden sie retten.“
Der König wollte etwas sagen, doch seine Kraft reichte nicht aus. Er verlor wieder sein Bewusstsein.
„Sina, bring den König zu den Hexen. Sie sollen alles wie besprochen ausführen. Lege Zaerkaran im dunklen Turm ab.“
Das Mädchen nickte, ließ die Klinge Zaerkaran mit ihrer Psynergie schweben und verschwand mit ihr und dem König in einem Portal.
Malik hingegen nickte. Es war nun Zeit das gesamte Reich und deren Bewohner aufzuopfern. Ohne den König gab es niemanden, der dies verhindern konnte. Dies war ein notwendiges Tribut um ein unheimlich mächtiges Wesen kontrollieren zu können, den er für die Endphase seines Plans brauchte. Die Menschen von diesem Reich würden heute unfreiwillig ihr Leben geben müssen, damit die Zukunft aller Menschen gerettet werden konnte.

Ein heftiger Krach und ein heftiges Beben störte das Oberhaupt der Meister der Kampfkunst, welcher gerade auf dem Thron der Meister saß.
Die Halle der Meister wurde von vier Meistern des Ordens gestürmt, welche diesen Notfallzustand ihrem Oberhaupt mitteilen wollten.
„Was geht da vor sich?!“
„Meister Schneider! Es ist schrecklich! Malik, Sina und ein merkwürdiges Wesen. Sie stürmen unseren Tempel! Dieses Wesen ist unaufhaltbar. Es tötet jeden den es zu Gesicht bekommt!“
„Was ist mit der Schutzbarriere?“
„Die Schutzbarriere wurde… zerstört! Ich habe bereits ein Notsignal an alle Meister gegeben. Sie sollten jederzeit hier sein!“
Die Augen des Oberhaupts weiteten sich aus. Die Schutzbarriere wurde zerstört?! Es sollte kein einziges Wesen in ganz Mirnuzar geben, der dazu imstande sein sollte. Die Schutzbarriere war seit der Gründung ihres Ordens errichtet worden und hatte in den unzähligen Jahren eine legendäre Widerstandsfähigkeit aufbauen können. Die Barriere zu zerstören erforderte eine noch größere Macht, als eine ganze Welt zu zerstören.
Dies lies nur die Schlussfolgerung zu, dass sie es hier mit einem Wesen zu tun hatten, welches eine ganze Welt zerstören könnte.
„Malik… du Bastard. Was hast du nur vor?“ dachte er sich, als er sich von seinem Thron erhob, um sich dem Eindringling entgegenzustellen.
Der ganze Tempel bebte durch die Macht des Wesens.

Malik saß mit einem Bein über dem anderen gemächlich auf dem höchsten ‘ Thron der Meister‘ und genoss den triumphalen Moment, den er seiner intensiven Planung verdankte. Neben ihm stand seine Tochter Sina. Unter seinen Füßen die kniete widerwillig der Dämon, welcher im Alleingang einer der ältesten Orden der Menschheit ausgelöscht hatte. Zumindest fast.
Im Tempel der Meister lagen die zerstückelten Leichen von über hundert Meister der Kampfkunst, die das Ziel des Angriffs gewesen waren. Nur das Leben einer einzigen Person war verschont gewesen, um die Existenz des Ordens nicht komplett auszulöschen. Diese Person befand sich in einem bewusstlosen Zustand außerhalb des Tempels.
Gegen die Macht des Erzdämons Asmodeus hatten selbst die Meister mit ihrer geballten Kraft nicht den Hauch einer Chance gehabt.
Immer wieder versuchte sich der Erzdämon auf die Beine zu kämpfen, so auch diesmal. „Du… Sohn eines Bastards… Ich werde dich ZERFETZ-“
Der Stab in der Hand von Malik leuchtet auf und der Dämon wurde widerwillig mit dem Gesicht zum Boden gepresst.
„Du wirst lernen wo dein Platz ist, Oh großer Chaosbringer Asmodeus. Du magst zwar ein Albtraum der höheren Wesen gewesen sein, etliche davon sogar vernichtet haben, doch gegen mich, einem Menschen, bist du machtlos.
Dein Platz ist unter den Füßen eines Menschen. Du und deine Rasse sind nichts mehr als die Spielzeuge von uns Menschen. Selbst du, als einer der ältesten und mächtigsten Dämonen der Zeit, bist wehrlos gegen einer der Artefakte, welches die „vergessene Ära“ beendet hat. Yaerkala!“ Den wahren Namen enthüllend, hob er den Stab des Hexenmeisters posierend in die Luft.
Asmodeus versuchte sich trotz den Worten von Malik dagegen zu wehren, so als würde er versuchen seine Aussage zu widerlegen. Doch egal, wie sehr er sich anstrengte. Gegen die Macht des Stabs konnte er sich nicht wehren.
„Ich verfluche dich! Ich werde dich und diese ganze Welt vernichten sobald deine Kontrolle nachlässt.“ Er versuchte sich wiederaufzurichten, doch es blieb zwecklos. „Warte nur ab! Ich spüre wie deine Kontrollzeit abläuft! Du bist tot Mensch! Du bist sowas von tot!“
Tatsächlich lief die Kontrollzeit über den Erzdämon langsam aber sicher ab.
Malik nickte dem Chaosbringer zustimmend. „Du wirst nach wenigen Sekunden frei sein. Du hast die Macht die ganze Welt zu zerstören. Diese beiden Fakten lassen sich nicht abstreiten. Jedoch wirst du nicht länger den Wunsch dazu haben, sobald du wieder frei bist.“
„Und ob ich es haben werde! Ich werde dir zeigen, wie ernst ich es meine! Ich werde dir unter keinen Umständen verzeihen!“
Der Erbe des Stabs des Hexenmeisters stöhnte und schüttelte mit seinem Kopf, so als würde der Dämon nicht verstehen, was er meinte. Er konnte es ihm nicht verübeln.
„Dies ist sicherlich nicht das erste Mal, Asmodeus. Du wurdest bereits von meinen Vorfahren mehrfach benutzt und hast sicherlich auch damals dieselben Drohungen vor dir gegeben. Allerdings haben meine Vorfahren und diese Welt dich überlebt.“ verriet ihm Malik.
Asmodeus sah verwirrt aus. „Was laberst du da für ein Schrott? Ich wurde niemals von irgendwem kontrolliert! Ich erinnere mich an keinem solchen Vorfall!“
Malik grinste süffisant. „Du hast es selbst gesagt. Du erinnerst dich nicht daran. Dein Körper ist machtlos gegen diesen Stab und dein Geist machtlos gegen den Nachfahren des Vasallen.“ Zum letzten Mal richtete er den Stab in Richtung des Dämons. Mit einem Spruch schickte er den Chaosbringer zu einer Welt weit entfernt von ihrer. Der Dämon kehrte nicht zurück. Er hatte bereits alles vergessen. Sowohl sein Zorn, als auch alle Geschehnisse die hier stattgefunden haben.
„Sind wir hier fertig, Vater?“ gab das kleine Mädchen gelangweilt von sich.
„Fast, meine liebe Tochter. Fast.“
Wenig später ließ er das gigantische Gebäude in lodernden Flammen aufgehen, welche sich in der Bibliothek der Meister ausbreitete und das letzte Rest an verstautes Wissen über die vergessene Ära in Mirnuzar komplett auslöschte.
Die einzige Person welcher von diesem Vorfall verschont worden war, war die jüngste Schülerin der Kampfkunstmeister gewesen. Ganz gewiss würde sie den Orden neu aufbauen und mit ihrem Halbwissen versuchen die Rückkehr der schwarzen Sonne zu verhindern. Soviel wusste bereits ein Schüler im Anfangsstadium. Jedoch würden die Meister der neuen Generation nicht mehr das Geheimnis der schwarzen Sonne kennen. Er und seine Nachfahren würden die einzigen in der Existenz sein, die über dieses Geheimnis Bescheid wussten.
Die Auslöschung des Ordens wäre für Malik nicht nötig gewesen, wenn die Meister seinem Plan zugestimmt hätten. Sie hatten ihn jedoch abgelehnt. Sowohl ihn, als auch seine Methoden als zu diabolisch bezeichnet. Sie hatten ihm nicht vertraut. Sie hatten unterstellt, dass er das Leben von Menschen nicht schätzen würde. Dabei war genau das Gegenteil der Fall! Weil er das Leben so sehr wertschätzte, floh er, im Gegensatz zu den Meistern, nicht vor der Verantwortung schwere Entscheidungen zu treffen.
Malik bereute nichts. Die Meister waren für ihn nämlich nur eine Ansammlung von Idioten gewesen. Sie hatten nämlich nicht verstanden, dass Tribut nötig war, um die gesamte Existenz aufrechtzuerhalten.
Sie verdienten nicht länger die Hüter des Wissens zu sein, die sie über unzählige Jahre aufbewahrt hatten. Er und seine Nachfahren würden dieses Wissen beschützen.
Malik schaute zu seiner Tochter.
„Vergesse nie, dass Wissen Macht ist.“ Erinnerte er sie über eine der ältesten Lektionen der Menschheit. Hinter diesen Worten steckte viel mehr. Malik ging sicher, dass seine Tochter seine Lehren nicht vergessen hatte.
Sina nickte und antwortete. „Unsere Altvorderen wurden von den höheren Wesen auserwählt und erhielten die einzigartige Gabe Erinnerungen von allen Wesen löschen zu können. Der erste der diese Gabe erhielt, trug den Namen Vasall. Der erste Vasall war gleichzeitig ein mächtiger Hexenmeister. Unser Clan, stammt direkt von der Blutlinie des Vasallen ab und wir werden dementsprechend auch als solcher bezeichnet. Wir können das Wissen der Wesen kontrollieren und damit indirekt die Geschichte schreiben und sogar verändern. Wir löschen das Wissen von jedem Wissen, welches eine Gefahr für die Existenz darstellt. Mit der Macht des Vasallen sind wir die wahren Hüter der Ordnung.“
Malik nickte. Seine Tochter kannte ihre Rolle. Er zweifelte nicht daran, dass seine Nachfahren dies ebenfalls tun würden.
Die vergessene Ära trug nicht ohne Grund ihren Namen. Ihre Einzelheiten waren sowohl den höheren, als auch den niedrigen Wesen komplett unbekannt. Sie verfügten nur grobes Wissen über die Ära. Es gab bestimmte Gründe, warum sie als Vasallen Ihnen nicht alles an Wissen darüber genommen hatten.
Dieses Wissen über die vergessene Ära war sonst nur in einer geheimen Bibliothek vorhanden, welcher abseits von allen Welten existierte. Während die Wächter des Wissens der Bibliothek sich mit der Zeit immer wieder änderten, so blieb die Aufgabe gleich. Niemanden durchlassen.
Aufgrund der Natur der Bibliothek, konnte kein höheres Wesen das Wissen in der Bibliothek lesen. Normal sterbliche Wesen hingegen, mussten einen oft unsterblichen Wächter bezwingen. Kurz: Das Wissen war praktisch unerreichbar.
„Die vergessene Ära war ein Krieg zwischen einer alten und den neuen Existenzen gewesen.“ Gab er die Information an, die seine Tochter bereits schon längst von ihm kannte. „Vor der Geburt der aktuellen Existenz, hat es die Ära des Chaos gegeben.
Alle Reste, von der alten Existenz, sind heute nur noch ein Schatten ihrer selbst. Die häufigsten Reste dieser Ära sind die Dämonen.
Zu dieser Zeit haben alle neuen Existenzen zusammengearbeitet um die Ära des Chaos zu beenden. Es war anfangs ein scheinbar hoffnungsloser Kampf der neuen Existenzen gegenüber der zu mächtigen, alten Existenz.
Wir Menschen bedanken unsere Existenzberechtigung nur der Ära des Chaos.
Wir sind schließlich nur von den neuen Existenzen geschaffen worden, um die alte Existenz bekämpfen und unterdrücken zu können.“ Diesmal nickte er.
„Dabei hat es viele fehlgeschlagene Experimente gegeben. Darunter auch Dark. Er war der Prototyp von uns Menschen. Dark hatte jedoch für Bekämpfung der alten Existenz nicht ausgereicht und war somit für die neue Existenz nur ein weiterer Fehlschlag gewesen.“ Er wedelte mit dem Stab und die Flammen im Tempel breiteten sich schneller, aber kontrollierter aus.
„Die Dämonen welche über ihre ‚7 Wundergaben‘ verfügten, waren als Angehörige der alten Existenz zu mächtig gewesen. So wurde mit Mirnuzar, ein neues Projekt, geschaffen und mit ihr die Zivilisation der Menschen.
Wir Menschen waren bewusst extrem schwächlich geschaffen worden, um von den Dämonen als kein gefährlicher Faktor eingestuft zu werden. Auch wenn wir Menschen keine bemerkenswerte Kraft besaßen, so wurden wir mit Wissen ausgestattet. Mit viel Zeit und Wissen, konnten wir sieben spezielle ‚Schlüssel‘ herstellen, womit wir sechs der sieben Wundergaben der Dämonen versiegeln konnten.“
„Mit den Schicksalsklingen.“ Fügte Sina hinzu und ihr Vater nickte.
„Auch wenn nicht jeder Dämon seine siebte Gabe verloren hat, so verloren sie dennoch immer ein Großteil davon. Die Gabe der Ewigkeit, welche heute in der schwächten Form nur als eine unvergleichbar mächtige Regeneration angesehen wird. In dieser abgespeckten Form ist sie technisch gesehen auch nichts mehr anderes.“
Diesmal sprach Sina weiter. „Die 7 Schicksalsklingen beendeten die Ära des Chaos und somit den ersten Teil der vergessenen Ära.“
Die Versieglung der Kräfte der Wesen aus der Ära des Chaos beendete die Probleme der neuen Existenzen nicht vollständig. Auch wenn jedes Wesen der alten Existenz durch das Siegel erheblich geschwächt worden war, so waren die mächtigsten Wesen aus der Ära noch weiterhin eine extreme Gefahr gewesen. Der Verbotene, die Erzdämonen und viele weitere mächtige Wesen aus dieser Zeit. Sie alle strebten danach, alle Schicksalsklingen zu sammeln und das Siegel, die ihre Macht und ihre Dimension versiegelt hatte, zu brechen.
Dieser Krieg um die Schicksalsklinge war der zweite Teil der vergessenen Ära. Trotz der erheblichen Schwächung der alten Existenz, erlitt die neue Existenz weiterhin Verluste. So wurde schließlich ein weiteres Mal auf die Hilfe von uns Menschen gegriffen.
Es wurde der erste Vasall geschaffen. Ein Wesen, welcher nur eine Sache besonders gut können sollte. Dies so gut, dass selbst die mächtigsten Wesen der höchsten Wesen sich gegen diese Gabe nicht wehren können sollte.
Mit dem Vasallen, wurden zwei weitere Gegenstände geschaffen. Mit der Hilfe des Herren der Klingen und der Herrin des Zaubers.
Zeakaran schenkte dem ersten König der Menschen das Schwert, welcher seinen Namen trug. Eine Waffe mit unzähligen Kräften. Die mächtigste aller Waffen, welche sogar die Macht der Schicksalsklingen in den Schatten stellte.
Die Herrin des Zaubers Yaerkala hingegen schenkte den ersten Vasallen und dem ersten Hexenmeister den Stab, den ich gerade in meinen Händen halte. Ein Stab, mit dem Potential solche Zauber zu entfesseln, welche die Fesseln der Naturgesetze brechen kann.
Diese beiden Waffen sind besonders effektiv gegen die Wesen der alten Ära. Mit Hilfe dieser beiden Artefakte wurden die mächtigsten Überbleibsel, der alten Existenz bezwungen.
Allerdings wussten die höheren Wesen, dass der Sieg bedeutungslos war, solange ein bestimmtes Kriterium nicht erfüllt war.
Die Erinnerungen über die vergessene Ära war die größte Schwäche und das größte Risiko für die höheren Wesen der neuen Existenzen.“
Malik nickte und sprach weiter. „Genau deshalb hatten sie es zu diesem Risiko erst gar nicht kommen lassen. Vorausschauend mit den beiden Artefakten war deshalb auch der erste Vasall geschaffen worden.“ Malik nickte und sprach weiter.
„Wie geplant: Der Vasall löschte alle Einzelheiten über die letzte Ära aus, trennte alle neuen Existenzen voneinander und unterbrach ihre bisherige Zusammenarbeit. So wie es von den höheren Wesen erwünscht worden war.
Er löschte jedes Mal die Erinnerungen der Wesen, welche richtige Schlüsse über die vergessene Ära zogen und ließ die Erinnerungen über falsche Schlüsse unberührt. Die Gedankengänge wurden von falschen Schlüssen geformt, bis sie genug falsche Schlüsse waren um eine falsche Realität zu formen. So verbreiteten sich Falschinformationen und die Wahrnehmung der höheren Wesen wurde vergiftet. Die höheren Wesen wussten, dass sie sich selbst täuschen mussten um die alte Existenz täuschen zu können. All dies, um die neuen Existenzen zu schützen. All diese Falschinformationen würden verhindern, dass die Ära des Chaos jemals wieder zurückkommen konnte.“
„Wir sind jedoch nicht die einzigen Vasallen.“ sagte Sina an. Ihr Vater nickte.
„Die höheren Wesen haben ein unabhängiges und automatisch funktionierendes System geschaffen, welches jede hundert Jahre einen neuen Vasallen in Mirnuzar hervorbringt, in dem es ein Kind im Mutterleib mit dieser Gabe segnet.
Dieses automatisch funktionierende System ist die Bruststädte der Vasallen, welche von keinem höheres Wesen wahrgenommen werden kann. Sie können sich an die Existenz der Bruststädte nicht einmal erinnern.
Jeder durch die Bruststädte neu geschaffene Vasall ist komplett unabhängig von den anderen Vasallen. In unserer Gegenwart dürften bereits mehrere Vasalle existieren, doch unsere Blutlinie ist die des aller ersten Vasallen. Deshalb sind wir besonders. Nur wir verfügen über das Wissen über die alte Ära. Die neuen Vasallen und die, die außerhalb unserer Blutlinie noch geboren werden, sind komplett ignorant bezüglich ihrer Rolle und ihren Kräften. Viele sind auch verstorben, ohne ihre Kräfte je aktiv genutzt zu haben. Sie dienen nur als weitere Sicherheitsmaßnahme, falls unsere Blutlinie jemals aussterben sollte.
Natürlich ist den höheren Wesen die genauen Geburtsvoraussetzungen eines Vasallen unbekannt. Oft haben wir höhere Wesen glauben lassen, dass sie einen neuen Vasallen erschaffen haben, obwohl sie nichts damit zu tun hatten. Sie wissen jedoch, dass wir existieren, damit sie die Bedeutung von uns Menschen nicht vergessen. Paar von ihnen werden die Vasallen kennen, um nicht zu vergessen, dass wir Menschen es Wert sind am Leben gehalten zu werden. Manche hingegen wurden von unseren Falschinformationen vergiftet und denken sie hätten alles versucht uns zu vernichten.“
Malik nickte und lächelte belustigt. „Auch Dark weiß darüber Bescheid. Zumindest über die groben Informationen. Trotz seine Hörgabe ist er jedoch nicht immun gegen unsere Kräfte. Auch er erinnert sich an nichts, selbst wenn er uns in der Theorie selbst in diesem Moment zuhören könnte. Dennoch weiß er bedeutend mehr als viele der höheren Wesen.
Während wir die momentane Existenz von Mirnuzar aus beschützen, so schützt Dark diese von Außerhalb. Seine Rolle ist es zu verhindern, dass die Schicksalsklingen jemals zusammenkommen und das Siegel, welche die Ära des Chaos beendet hat, gebrochen werden kann. Um die wahre Rolle der Schicksalsklingen zu tarnen, haben wir alle Wesen glauben lassen, dass die Klingen nur da sind, um das siebte Siegel der Finsternis zu entsiegeln. Die Siegel der Finsternis waren jedoch nur ein Nebensiegel. Diese Siegel zu brechen ist nur der erste Schritt um die Ära des Chaos zurückzuholen.
Es reicht aus, wenn Dark weiß, dass nichts Gutes von der Zusammenführung der Schicksalsklingen hervorkommen kann.“
Malik schüttelte bemitleidenswert seinen Kopf. „Die Dämonen sind bedauernswert. Die inzwischen von ihrer Macht, Wissen und Kultur geraubten Dämonen existieren nur noch in der Hölle. Angeführt von einem falschen Anführer Namens Xilart. Sie sind weit gefallen, doch die höheren Wesen haben noch weitere heimtückischere Pläne für sie. Sie werden deshalb noch weiter Fallen als bisher.“ Prognostizierte der Vasall und grinste. „In ein paar Tausend Jahren, werden wir die Existenz glauben lassen, dass das heutige Zeitalter der Dämonen ihre Glanzzeit gewesen sei. Ihre Zukunft wird so düster aussehen, dass sie dies vielleicht selbst ohne unsere Manipulation glauben würden.“
Malik stand nun auf. „Sina, meine Tochter. Du bist mein Nachfahre. Du hast alle Prüfungen bestanden. Du hast deine Geschwister und deine Mutter umgebracht. Nachdem deine Macht stark genug ist mich zu töten, wirst du die Hüterin der Geheimnisse der Schwarzen Sonne und der vergessenen Ära sein. Und mit ihr auch die Erbin von Yaerkala. Nach meinem Tod wirst du die Verantwortung tragen, den nächsten Nachfahren sicherzustellen. Such dir nicht Männer nach Liebe, sondern nach ihren Talenten und Kräften aus. Es ist dabei gleichgültig, ob die Männer sich mit dir paaren wollen oder nicht. Es zählt nur ihre DNA. Ihre DNA wird das Potential unserer Blutlinie bestimmen.“
Sina nickte. „Das werde ich tun Vater.“ Bestätigte sie gehorsam.
Malik hatte seine Tochter genauso aufgezogen, wie er und etliche Vorfahren vor ihm aufgezogen worden waren. Von Moral geblendete Menschen, wie der Orden der Meister, haben diese Philosophie niemals verstehen können.
Es konnte schließlich nur einen Nachfahren geben. Einen Nachfahren, der über den Stab des Hexenmeisters verfügen konnte. Alles Knappheit an Ressource oder Position enthielt stets das Risiko für Gier und Neid.
Gier und Neid hingegen konnte ihre Blutlinie auslöschen und die gesamte Existenz gefährden. Aus diesem Grund gingen alle in seiner Blutlinie sicher, dass es nur einen Nachfolger geben konnte.
Malik erinnerte sich selbst noch an seine eigene Kindheit. Er hatte neun Geschwister gehabt. Sechs davon von anderen Müttern gewesen. Er hatte auch viele Cousins und Cousinen gehabt. Sein Großvater war ein mächtiger Vasall gewesen, deren eigene Söhne und Töchter nicht mächtig genug waren, um ihn abzulösen.
So hatte sein Großvater in die nächste Generation gesetzt und seine Kinder waren deshalb länger am Leben erhalten geblieben. Es war nicht unüblich, dass sich ein Vasall einen Clan aufbaute um aus ihr den besten Nachfahren zu ermitteln. Die Logik war einfach. Desto mehr Nachfahren der Vasall zur Auswahl hatte, umso besser die Chance auf einen geeigneten Nachfolger.
Dann eines Tages wurde er, sein dritt ältester Cousin und sein älterer Bruder von ihrem Großvater aufgrund ihres mächtiges Potential auserwählt. Sie alle hatten sich ein Todeskampf geliefert. Obwohl er damals mit 15 Jahren der jüngste unter ihnen gewesen war, hatte er es geschafft seine beiden Rivalen zu töten. Daraufhin hatte er den ganzen Rest seiner Familie, seines Clans getötet. Am Ende war er von seinem Großvater als Nachfahre von Yaerkala auserwählt worden. Im Alter von 20 Jahren, hatte er die Kräfte seines Großvaters übertroffen und ihn ebenfalls umgebracht.
Paar Jahre später hatte er selbst nach geeigneten Frauen gesucht, die sein Erbe auf die Welt bringen konnten. Er hatte damals Kinder von 12 verschiedenen Frauen gehabt. Seine Familie war groß gewesen. Einer seiner Söhne hatte ein großes Potential besessen. Mehr als jeder andere, weshalb die Auswahl seines Nachfahren nicht schwierig gewesen war.
So zumindest hatte er damals gedacht. Sein Sohn hatte abgelehnt seine Verwandten zu töten und versucht vor seinem Schicksal zu fliehen und zu verschwinden. Er hatte seinen Sohn beim Fliehen gehindert und ihn für diesen Versuch hart bestraft. Zwei Jahre später hatte er ihn noch einmal getestet und diesmal hatte er jegliche Familienmitglieder, außer ihn, getötet.
Damals hatte er fast gedacht, dass er mit seinem Sohn endlich Erfolg gehabt hatte. Doch er selbst hatte zum Glück noch Zweifel besessen. In dem letzten Test seines Sohns hatte er herausgefunden, dass sein Sohn keinesfalls beabsichtigte, die Lehren von seiner Blutlinie weiterzuverfolgen. Sein Sohn hatte nur mitgespielt, um ihn zu täuschen, zu töten und dann ein normales Leben zu führen.
Seinen letzten Nachfolger nach dieser Erkenntnis zu töten, war die schwierigste Entscheidung in seinem Leben gewesen. Er hatte danach alles von vorne beginnen müssen. Es war eine schwierige Zeit für ihn gewesen.
Heute wusste er, dass dies alles damals nur eine Prüfung für ihn gewesen war. Eine Prüfung seiner Entschlossenheit.
Den einer seiner neueren Frauen brachten Sina auf die Welt. Ihr Potential war sogar größer als die seines Sohns gewesen. Sie besaß auch nicht über die mentalen und emotionalen Schwächen seines Sohns. Zusätzlich war sie klug und besaß eine rasche Auffassungsgabe. Sie war perfekt. Bereits in ihrem unfassbar jungem Alter, hatte sie alles was er ihr beibrachte, unglaublich schnell gelernt und gemeistert. Alle seine Prüfungen bestanden. Alle seine neueren Kinder und Frauen getötet. Sie war die neue Erbin des Stabs des Hexenmeisters. Er war stolz auf sie und sehnte sich auf den Moment, in der sie auch ihn übertraf und umbrachte.
Er lächelte. Sein Gefühl sagte ihm, dass er bei dem Talent seiner Tochter nicht mehr lange darauf warten musste. Er hatte sowohl die Zukunft der Existenz, als auch die Zukunft seiner Nachfahren sichern können. Wenn die Zeit gekommen war, würde er zufrieden sterben. Mit diesem Gedanken verließ Malik zusammen mit seiner Tochter den brennenden Tempel der Meister.~
Ich hab nie wirklich verstanden, was eigentlich der Sinn dieses Threads ist, aber Mann, euch muss auch verdammt langweilig sein...
Ist das ein klischeehaftes, quitsch-pathetisch-sentimentales Gewusel. Dazu noch chauvinistisch. Pfui!

"Paar Jahre später hatte er selbst nach geeigneten Frauen gesucht, die sein Erbe auf die Welt bringen konnten. Er hatte damals Kinder von 12 verschiedenen Frauen gehabt. Seine Familie war groß gewesen. Einer seiner Söhne hatte ein großes Potential besessen. Mehr als jeder andere, weshalb die Auswahl seines Nachfahren nicht schwierig gewesen war."

Man sollte alle seine Kinder gleich viel lieben!
Ich hab nie wirklich verstanden, was eigentlich der Sinn dieses Threads ist, aber Mann, euch muss auch verdammt langweilig sein...

Glaube mir: Nicht im Ansatz so viel langweile wie jemand, der einen Thread darüber aufmacht, ob er sich in einer Welt voller gedankenmanipulierende Aliens befinde und der einzige überlebende Mensch darin sei. :3

@Liebfreund Mehl

Es freut mich hier einen so alten Leser zu sehen. :D (Vorausgesetzt, dein Alter im Profil ist korrekt. Ansonsten Schande über dich! Wie kann man im Internet nur sein falsches Alter angeben?)
Nachdem sie die neuen Rüstungen angelegt hatten kehrten Jaden und Kazan wieder in den Besprechungsraum zurück, in dem sie sich zuvor mit den Agenten besprochen hatten.
Iden wartete bereits auf sie. Sie hatte sich etwas abseits der Agenten auf einem Stuhl niedergelassen, während diese um den großen Kristallaufbau auf dem Tisch verteilt standen und Sharz Erläuterungen aus dem Inneren über einzelne Verteidigungsanlagen und Kreaturen Norths lauschten, die in die Luft über dem Kristall projiziert wurden.
Die junge Wasseradeptin hatte ebenfalls die neue Rüstung angelegt und das natürliche blaue Haar wieder zu einem strengen Pferdeschwanz zusammengebunden, damit es sie nicht in einem ungünstigen Augenblick behinderte. Jaden lief zu ihr, aber Kazan hielt es für klüger nahe des Eingangs stehen zu bleiben. Er bemühte sich die Erklärungen des Dschinns möglichst genau einzuprägen, falls er das Wissen noch brauchen sollte, wenn gleich er davon absah Zwischenfragen zu stellen.
So verging einige Zeit ohne das die Agenten auch nur von ihm oder den anderen beiden Notiz zu nehmen schienen. Erst als es an der Tür klopfte brachte Valken Sharz mit einer knappen Geste zum Verstummen. Die Projektion erlosch, als sich der Dschinn wieder außerhalb des Kristalls materialisierte.
"Herein.", rief Valken, während er sich der Tür zuwandte.
Ein kräftiger Seemann, der einen langen zerschlissenen Mantel und einen alten Dreispitz trug, trat ein.
"Sir.", grüßte der Mann Valken knapp und salutierte, "Wir sind noch etwa zehn Minuten entfernt."
"Danke, Käpten." Der Erdadept wandte sich kurz Orwine zu, um ihm einen kleinen Kristallquader zu geben. "Bereite alles vor."
"Natürlich.", bestätigte der alte Mann die Anweisung mit einem Nicken, während Valken sich bereits dem Käpten anschloss und das Zimmer verließ.
"Zehn Minuten?", fragte Kazan zweifelnd, als die Tür wieder ins schloss fiel, "Wir sprechen aber nicht von Norths, oder?"
"Das wäre doch etwas sehr zügig.", sagte Orwine, der Valkens Kristallquader gerade vorsichtig in eine der Öffnung im Ring des großen Kristalls einführte.
"Was also?", wollte Kazan wissen, "Ein Lichtsegler?"
Orwine sah zu ihm hinüber und lächelte. "Nein, wir teleportieren."
Kazan blinzelte verwirrt. "Wie jetzt?"
Das Lächeln des alten Windadepten ließ nicht nach, als er mit einem Zwinkern fortfuhr. "Ich beherrsche diese Psynergie, aber wir hätten auch Teleport-Lapis, falls ihr sie lieber selbst anwenden wollt."
"Nein, ich meinte den Teil wo unser Ziel vor dieser Methode geschützt wird."
"Wird es das?"
Kazan zögerte mit seiner Antwort, bevor er spöttisch das Gesicht verzog. "Na schön ich nehme an, dass das Kaiserreich ihre Teleportationsbarriere möglicherweise nicht ganz übers Meer ausgeweitet hat."
"Der Energieverbrauch wäre eine Verschwendung, um einen scheinbar so unbedeutenden Ort wie North zu sichern.", bestätigte Orwine seinen Verdacht mit einem Nicken, "Wir brauchen also keinen ihrer Teleportschlüssel."
"Aber!", fuhr Kazan ärgerlich fort, "Soweit ich das verstehe, verzerren die Telportbarrieren die große Teile Silkanas bedecken die Koordinaten von Teleport bis zur Unkenntlichkeit, weshalb ungerichtete Teleports ohne einen Zirkel zur Zielbestimmung auch außerhalb der Barrieren praktisch nicht möglich sind."
"Auch das stimmt.", meinte Orwine unbekümmert, während er weiter an dem Kristall arbeitete, "Allerdings hat ja auch niemand behauptet, dass wir einen ungerichteten Teleport verwenden,"
Wieder fand sich Kazan dem Mann ohne die richtigen Worte gegenüber: "Das soll heißen...?"
"Das es in North einen Kreis gibt, der von uns genutzt werden kann."
"Ja, schon klar, aber warum?"
"Einige unserer Agenten haben ihn dort schon vor Jahren eingerichtet."
Kazan hörte der Aussage verwirrt zu, wurde aber nicht wirklich schlau daraus. Norths Flüche waren für Garvas erst in greifbare Nähe gerückt, als Iden nach Hiran gekommen war und in Anbetracht der unvorhersehbaren Umstände, die zu dem lächerlichen Waffenstillstand geführt hatten, konnte sich dahinter nicht der Grund verbergen aus dem Hiran diese Verbindung errichtet hatte.
"So schickt ihr eure Agenten ins Ostreich.", sagte Iden auf einmal und Kazan sah überrascht zu ihr hinüber.
Orwine gluckste vergnügt, stellte seine Arbeit aber nicht ein. "Die junge Dame hat es erfasst. Die Küstenlinie ist aus dieser Richtung erheblich leichter zu erreichen ohne entdeckt zu werden, denn die tückischen Gewässer lassen sich fast nur vom Ostreich aus erreichen und könnten über einen solchen Kurs niemals von einer Flotte befahren werden. Ein einzelnes Schiff würde sicherlich natürlich immer noch leicht entdeckt, aber wenn man wahnwitzig genug ist, es in etwas kleinerem zu versuchen, einem Ruderboot oder einem Kanu etwa, hat man eine Chance."
Und du teilst dieses Geheimnis ohne zu zögern einer Bürgerin des Ostreichs und zwei Kriminellen mit., dachte Kazan grimmig und bemühte sich sich den Eisklumpen den er auf einmal in seiner Brust spürte nicht anmerken zu lassen, Ihr werdet uns auf jeden Fall umbringen bevor das hier vorbei ist, ihr Bastarde.
Während er das dachte bemerkte Kazan wie sich der Boden unter seinen Füßen zu neigen begann und das Schiff weniger ruhig auf dem Wasser lag.
"Wir ändern den Kurs?", fragte Iden, die die Veränderung ebenfalls bemerkt zu haben schien.
"Deswegen ist Valken an Deck.", bestätigte Orwine ihnen mit einem knappen Nicken, "Wir öffnen immerhin für einen Moment ein Loch in unserem Abwehrnetz. Es wäre wohl nicht gut, falls Ort und Zeitpunkt dieses Risikos jedermann bekannt wäre. Darum sind nur Valken die genauen Koordinaten bekannt und nur ich kann Anweisung zur Öffnung des Schildes geben.
"Dann ist es das was du da die ganze Zeit machst.", stellte Jaden mit einem neugierigen Blick auf den Kristall fest.
"Aber wäre es nicht einfacher einen Schlüssel zu verwenden?", wollte Iden wissen.
Orwine zuckte gleichgültig die Achseln. "Jemand wollte wohl nicht, dass unser Aufbruch in den Teleportprotokollen auftaucht. Nicht das uns bei unserer Rückkehr etwas anderes übrig bleiben wird. Etwas paranoid vielleicht. Ich bezweifle sehr, dass irgendwelche unserer Feinde je Zugriff auf diese Geheimprotokolle haben werden."
Trotzdem hinterließen sie dann keine Spuren, dass sieben Leute nach North aufgebrochen und nur vier wieder zurückkamen. Folglich gab es nicht mal auf dem Papier Hinweise, dass Hiran drei Zivilisten in seine Geheimoperationen gezogen und dann exekutiert hatte. Informationen die vielleicht eines Tages einem Minister oder Militäroffizier unnötig auf das Gewissen schlagen würden oder gar zu Schritten zwang, die ihrer Karriere und Lebenserwartung geschadet hätten.
Es dauerte noch einige Minuten bis Valken zurückkam und das Schiff vor Anker ging. Ihm folgte der Käpten.
"Ich wäre soweit.", teilte Orwine ihm mit und Valken nickte knapp.
"Die Mäntel dann.", wies der Erdadept Lenkon an unter der gepanzerte Agent schritt zu einer Kiste von der selben Beschaffenheit wie jenen im Lagerraum hinüber.
Im Inneren befanden sich schwere Pelzmäntel und Stiefel wie sie für extrem kalte Regionen gedacht waren. Während sein Untergebener die Winterkleidung an die übrigen Anwesenden verteilte richtete sich Valken noch einmal an den Käpten. Er reichte dem Seemann eine kleine Metallscheibe mit einem Kristall in ihrem Zentrum. Kazan konnte den todernsten Gesichtsausdruck des Mannes sehen, als er den kuriosen Gegenstand entgegen nahm.
"Falls es wieder erwarten einen Durchbruch gibt.", teilte Valken ihm mit, "Sprengt ihr damit das Schiff. Für die nächsten paar Minuten ist dies der verwundbarste Ort unserer gesamten Nation, Kapitän. Ihr dürft keinen Augenblick zögern, falls es schief läuft. Versucht nicht einmal die Lage einzudämmen, bevor ihr zu diesem Mittel greift. Hiran verlässt sich auf eure absolute Loyalität in dieser Angelegenheit."
"Ja, Sir.", antwortete der Seemann angespannt und salutierte.
"Wegtreten.", wies Valken ihn an.
Als der Kapitän ging fiel die Tür mit einer gnadenlosen Endgültigkeit ins Schloss. Kazan atmete tief durch. Dann war es jetzt also soweit. Sein bedeutendster und zugleich sinnlosester Auftrag begann. Und er konnte nicht einmal sicher sagen ob er froh oder unglücklich sein sollte, dass es jetzt früher als gedacht dazu kam.
Kazan berührte vorsichtig den Mythrilbeutel an seiner Seite. Auf jeden Fall war er zu dicht dran um jetzt doch einfach zu sterben.
"Dein Mantel.", brummte eine unfreundliche Stimme neben ihm und Kazan zuckte unwillkürlich zusammen als er bemerkte das Lenkon an ihn herangetreten war und ihm Winterkleidung hinhielt.
Verdammt, wie bewegte sich dieser riesige Kerl denn selbst in einer so ausgeklügelten Rüstung derart leise?
"Hab ich schon.", erwiderte Kazan auf das ihm dargebotene Kleidungsstück und wies auf seinen roten Umhang.
"Wenn du meinst." Lenkon hielt sich nicht lange mit seiner Erwiderung auf und schritt zurück zur Truhe, in der er die Winterkleidung wieder ordentlich verstaute. Neben Kazan und Lenkon verzichtete auch Valken auf die zusätzliche warme Kleidung. Der Rest war unterdessen dabei die dicken Mäntel, Stiefel und Handschuhe anzulegen und ordentlich festzuzurren. Orwine legte zusätzlich noch einen eigenartigen metallenen Harnisch darüber an von dessen Rückseite zwei kugelförmige Aufbauten abstanden deren Bedeutung Kazan sich nicht erschlossen. Lenkon setzte unterdessen seinen ungewöhnlichen runden Helm auf und stellte sicher dass er richtig saß und Valken nahm ein gewaltiges Großschwert auf den Rücken, dessen Klinge vermutlich länger als Jaden groß war.
Als alle bereit waren knieten sich Valken und Lenkon einander gegenüber auf den Boden und zogen eine zweiteilige Klappe auf, die so geschickt verborgen war, dass selbst Kazan sie zuvor nicht entdeckt hatte. Vielleicht verbarg ein optisches Trugbild sie, vor dem auch Traumschleier ihn nicht schützte.
Unter der Klappe offenbarte Kazan sich ein zweiter Boden, der aus einer einzelnen durchgängigen Holzplatte gemacht war. Ein komplexer Kreis aus Symbolen und Linien war säuberlich hineingeschnitzt worden groß genug damit sie alle im Inneren Platz fanden, wenn sie eng zusammen standen.
"Sir?", fragte Orwine an Valken gerichtet und der Erdadept nickte grimmig.
Mit einer letzten Berührung des großen Kristalls beendete der Windadept sein Werk und der Stein glühte unheilvoll in rot auf dann erlosch er und Orwine baute ihn mit geschickten Handgriffen auseinander. Wortlos gingen die Agenten in Position. Lenkon mit Schild und Lanze stand wie eine Mauer vor ihnen. Orwine dahinter gut geschützt, während Marie und Valken zu beiden Seiten hinter dem alten Mann Position bezogen.
Iden stellte sich zögerlich neben Orwine in den Teleportkreis, Jaden tat es ihr nicht viel weniger nervös nach. Zuletzt war es Kazan, der sich auf der anderen Seite neben Orwine stellte.
"Los.", befahl Valken knapp und Orwine antwortete mit einem auflodern seiner Psynergie, "Teleport!"
Der Kreis zu ihren Füßen glühte auf und Kazan hielt den Atem an. Sobald sie ihr Ziel erreichten würde der Überlebenskampf beginnen und trotz seines allgegenwärtigen Unwillens zu sterben spürte Kazan den Willen zu überleben stärker als in einer langen Zeit.

Der Käpten schaffte es geradeso noch den Kopf zu drehen, als Thyra aus den Schatten des Ganges glitt kaum das er wieder aus der Tür des abgeschirmten Zimmers getreten war und diese wieder ins Schloss gefallen war. Ihre Klinge glitt beinahe widerstandslos in seine Brust und stieß einige Spannen aus seinem Rücken hervor. Mit einem Seufzen des Mannes schwand das Licht aus seinen Augen, als seine Knie nachgaben. Sie fing ihn an den Schultern und senkte ihn langsam und lautlos vor sich auf die Knie. Ein Amulett rutschte aus seiner Hand und fiel klirrend zu Boden.
Thyra warf dem Gegenstand einen neugierigen Blick zu, als sie ihre Klinge wieder aus dem verstorbenen Seemann zog und diese am zerschlissenen Mantel des Käptens säuberte, aber ließ es wo es war, als sie den Käpten daneben auf den Boden senkte. Lautlos erhob sie sich wieder und lauschte, doch sie konnte nichts vom Deck oder tiefer aus den Schiff hören, das darauf schließen ließ, dass sie bemerkt worden war.
Um das Zimmer direkt neben sich musste sie sich keine Sorgen machen so abgeschirmt wie es war konnte kein Geräusch ins Innere vordringen und auch der Geist eines Windadepten nicht hinausgreifen. Für Thyra stellte es dennoch kein Hindernis dar. Die menschliche Lebensenergie glühte als flackernde goldene Schemen vor ihrem inneren Auge einer für jeden im Inneren. Sie fühlte sieben. Abzüglich des Kindes blieben sechs. Zu viele, als dass sie sich auf einen Kampf einlassen wollte und selbst mit Kolmacks Unterstützung blieb ein hohes Risiko zurück. Die Seemänner waren nichts besonderes, aber der Mann, der den Käpten begleitet hatte war ein gänzlich anderes Kaliber. Das hatte sie schon mit einem flüchtigen Blick erkannt, der bei ihr alle Alarmglocken klingeln ließ.
Ihre Überlegungen wurden vom plötzlichen Verschwinden der Schemen im Inneren des Zimmers unterbrochen. Die Feueradeptin blinzelte überrascht und konzentrierte sich in einem Versuch die verschwundenen Personen wiederzufinden. Natürlich gelang es ihr nicht, so einen Anfängerfehler wie einfach die Konzentration zu verlieren hätte sie niemals gemacht.
Also öffnete sie die Tür vorsichtig und spähte ins Innere. Der Raum war so menschenleer wie sie erwartet hatte, aber sie brauchte nicht lange um die offene Luke mit dem Teleportkreis im Inneren neben dem Tisch zu finden. Hoffentlich führte der wenigstens an einen Ort wo sich ein Hinterhalt leichter legen ließ als auf diesem feindlichen Schiff.
Zunächst wandte Thyra sich jedoch wieder um und schritt zurück in den Gang. Lautlos kletterte sie die Treppe hinauf und spähte auf das Deck.
Bis jetzt gab es kein Anzeichen das man sie entdeckt hatte. Die wenigen Matrosen, die Nachts Wache hielten und das Schiff gemäß den Anweisungen des seltsamen Erdadepten gelenkt hatten vertrieben sich lediglich die Zeit bis zur nächsten Wachablösung. Thyra hatte wenig Probleme nicht entdeckt zu werden, als sie zum Achterdeck hinaufkletterte. Das Schiff lag vor Anker, aber dennoch stand ein Mann beim Steuer und gähnte ausgiebig,
Thyra hielt sich aus seinem Blickfeld als sie zügig, aber leise an ihm vorüberging. Beiläufig versetzte sie ihm mit der Klinge einen lockeren Schlag auf den Kopf, der ihm den Schädel spaltete.
Tot bevor er wusste was ihn erwischt hatte stürzte er vornübergebeugt gegen des Steuerrad und sackte dann leblos an diesem hinab. Blut und Gehirnflüssigkeit quollen aus seinem aufgerissenen Schädel und formten eine Pfütze auf dem Deck. Thyra würdigte ihn nicht einmal mehr eines weiteren Blickes sondern ging weiter bis ans hintere Ende des Schiffes und spähte in die Nacht hinaus.
Selbst bei guten Sichtverhältnissen am Tage wäre es wahrscheinlich schwer gefallen des winzige Ruderboot zwischen den Wellen zu entdecken von dem Seil, das es mit dem Segelschiff verband einmal ganz abgesehen. Die Reise auf diese Weise war nicht angenehm und Thyra fragte sich ehrlich ob die Wasseradeptin aus dem Ostreich zu fangen den Aufwand wert sein würde und ob es wirklich die glückliche Art von Zufall war aus der sie das Ziel des Mädchens beobachtetet hatten, als diese die Teleportstation verlassen hatte.
Zugegeben nahm die Operation hinter der Kleinen gerade vollkommen neue Ausmaße an und das Mädchen war doch nicht nur Opfer irgendeines Komplotts von Hirans eigener Regierung wie Thyra insgeheim angenommen hatte, aber sie konnte sich einfachere Wege vorstellen mit dieser Sache fertig zu werden. Einfach alles irgendeinem Offiziellem mitzuteilen zum Beispiel. Kolmack sah das anders. Vermutlich dachte er, er könnte sich irgendeinen Orden verdienen, der seine Feinde eine Weile auf Abstand hielt. Vielleicht wollte er auch nur irgendwen aus dem Ostreich umlegen. Diese Einstellung war selbst unter wenig gesetzestreuen Bürgern Hirans nichts selten. Die alte Feindschaft der Nationen saß tief und die Kinder wurden zum Hass auf den Feind erzogen.
Trotzdem spielte sie für den Moment mit, wie sie sich mit einem Seufzen erinnerte und ließ einen zischenden Feuerball in ihrer Hand auflodern. Sie warf ihn hoch in die Luft und die leuchtende Kugel stieg auf bis über den höchsten Punkt des Mastes, bevor er in einer Kurve wieder herabfiel. Das Licht fing sich auf der dunklen See die das Licht des Feuerballs zurückwarf und erlosch dann schlagartig als der Feuerball zischend in den Fluten verschwand.
Einen Moment später explodierte das Licht draußen auf der See. Jetzt konnte sie das Ruderboot doch sehen, als der Feuerschein das Meer ringsum die Nussschale erleuchtete, Kolmack stand auf einer der Sitzbänke die Beine zum Sprung gebeugt und die Flammen brandeten unter seinen Stiefeln hervor und um ihn empor. Mit einem furchtbaren Brüllen stieß er sich in einer Explosion ab. Das Ruderboot zerriss es krachend, während der Feueradept in einen gewaltigen Feuerball gehüllt hoch in den Himmel hinaufstieg.
Hinter Thyra auf dem Schiff wurden Rufe laut und eine Alarmglocke geschlagen. Jemand rief nach Verstärkung; jemand rief nach dem Käpten. Die Seeleute rannten panisch umher, um sich zu bewaffnen und den Rest der Mannschaft zu den Waffen zu rufen.
Am höchsten Punkt seines Aufstiegs angelangt stürzte Kolmack wie ein todbringendes Mörsergeschoss auf das Deck das Segelschiffs zu. Die Flammen, die ihn umgaben züngelten fauchend hervor in aggressiven Formen und der unförmige Feuerball wurde mit einem Mal zu einem furchteinflößenden Drachenkopf aus sengenden Flammen, der mit weit aufgerissen Maul auf sie hinabstieß.
Krachend durchschlug Kolmack die Takelage und setzte das Hauptsegel in Brand dann schlug er mit gewaltigem Donnern wie ein Meteor in mitten des Oberdecks ein und das ganze Schiff erbebte.
Eine kochendheiße Druckwelle schleuderte Matrosen durch die Luft, Holzdielen zerbarsten und wurden als brennende Projektile über das zitternde Deck geschleudert.
Eine Wolke aus Qualm und Feuer verdeckte für einen Moment die Sicht, doch dann konnten sie alle das gewaltige schwelende Loch sehen, das Kolmacks Psynergie durch das Deck gerissen hatte. Im Inneren brannte es bereits und das Hauptsegel über ihnen stand lichterloh in Flammen. Die Luft flirrte von der Hitze, aber dennoch warf sich eine Gruppe von Matrosen, die sich gerade erst wieder aufgerappelt hatte todesmutig über die gesplitterten Ränder hinab ins Schiff.
Nach den gleißenden und brüllenden Feuerpsynergien zu schließen, die einen Moment später aus dem Loch hervorstießen, schafften sie es vermutlich nicht einmal bis zum Boden.
Mit einem lauten wilden Schrei tauchte Kolmack in einem mächtigen Satz aus dem Inneren des Schiffes wieder auf und landete mit in einem kampfwütigenden Grinsen entblößten Zähnen auf dem Oberdeck. Seine Axt glühte im Widerschein des Feuers als sie aufheulte auf und zwei Matrosen mit einer glühenden roten Sichel zweiteilte. Den Seemann, der Kolmack am nächsten war, traf die Faust des Verbrechers gegen die Brust, bevor die wirbelnden Flammen einer Igniswalze ihm ein Loch durch den Oberkörper brannten.
Die Gewalt mit der Kolmack die Besatzung traf hatten die Männer und Frauen nichts entgegenzusetzen. Hin und wieder flackerte Psynergie in Form eines Windstoßes, Eissplitters oder irgendwie gearteter Schattenpsynergie auf, aber das verlangsamte das Toben des Feueradepten nicht einmal, als er über das Deck fegte.
Thyra sah dem nicht lange zu, sondern ging stattdessen auf dem Achterdeck oberhalb des Schiffszugangs in Stellung. Sie musste nicht lange warten, bevor dieser aufgestoßen wurde und weitere Seeleute an Deck stürmten einige nur mit Nachthemd bekleidet, aber alle bewaffnet. Sie wartete einen Moment bis die Gruppe größtenteils an Deck war dann richtete sie die Handfläche auf sie und diese glühte im blutigen Licht ihrer Strahlenpsynergie. Ihre Opfer kreischten auf vor Schmerz und Panik, als die ersten von den glühenden Strahlen durchschnitten wurden, doch es war vorbei bevor sich ein Widerstand bilden konnte. Gnadenlos fuhren die rotglühende Strahlen in menschliches Fleisch und mähten sie bis auf den letzten nieder.
"Hör auf rumzuspielen und komm her!", rief sie Kolmack über das Deck zu und schwang sich vom Achterdeck. Sie wirbelte herum und schlug einer dunkelhaarigen Matrosin aus der Drehung das Schwert in den Hals, als diese gerade an Deck kam. "Das ist doch Zeitverschwendung!"
"Ist es das wirklich, wenn es einen solchen Spaß macht?", erwiderte Kolmack mit einem hämischen Lachen, als er einem Seemann zu seinen Füßen, der heulend sein abgetrenntes Bein hielt, die Axt in den Nacken trieb.
Dennoch eilte er zu ihr, als er seine Waffe mit einem schmatzenden Geräusch wieder aus dem zuckenden Körper zog. "Wo sind unsere besonderen Freunde."
"Nicht mehr hier.", antwortete sie bereits auf der Treppe unter Deck. Selbst hier unten roch es bereits nach Rauch und brennendem Fleisch. "Teleport."
"Teleport?", fragte Kolmack verwundert, "Wie zur Hölle machen ausländische Agenten hier in Hiran einen Teleport?"
"Die Details kenne ich nicht."
Sie gelangten in den Gang an den das Zimmer mit dem Teleportkreis angrenzte. Zwei Frauen knieten über dem toten Körper des Käptens. Goldenes Licht strömte aus den Händen der einen, ein kühles blaues Schimmern aus denen der anderen.
"Etwas spät für Phönix.", sprach Kolmack herablassend.
Man musste den beiden Heilerinnen lassen, dass sie schnell reagierten. Von einem Augenblick zum nächsten waren sie bereits auf den Beinen und hatten die Entermesser halb gezogen. Trotzdem war Thyra noch schneller, denn im selben Moment war sie bereits vorgeschnellt und hatte der einen Frau ihr Schwert in einem Ausfallstoß in die Brust gestoßen. Klingend prallte der erste Schlag der zweiten Matrosin von ihrem Schild ab. Einen Gegenschlag musste sie nicht mehr führen, denn Kolmacks Axt sauste kreiselnd durch die Luft und spaltete ihr den Schädel
"Nicht die Wasseradeptin für die wir hier sind.", bemerkte Kolmack beiläufig, als er sich über sein letztes Opfer kniete und sich seine Waffe zurückholte. Dann hielt er inne, als sein Blick auf etwas am Boden daneben fiel.
Das Amulett des Käptens wie Thyra auffiel. Kolmack hob es vorsichtig auf und betrachtete es nachdenklich von beiden Seiten.
"Das hätte böse enden können.", murmelte er mehr zu sich selbst als zu ihr, "Aber was machst du hier..."
"Was ist das?", wollte sie wissen und riss den Feueradepten damit aus seinen Gedanken.
"Feuerwerk.", antwortete er, als er wieder aufstand, "Ich zeig es dir gleich."
Die Angeln der Tür, die in den abgeschirmten Raum führte, barsten unter einem einzigen wuchtigen Tritt Kolmacks und krachend fiel die Tür in den Raum.
"Die war nicht verschlossenen.", bemerkte Thyra schnippisch.
"So macht es trotzdem mehr Spaß."
Thyra warf einen Blick zurück, als Kolmack in den Raum trat und sah gerade noch wie drei Adepten in den Gang stürmten, bevor ihr ein Projektilregen entgegenstieß. Hastig hob sie den Schild um sich zu schützen und ein Kreis von Runen auf seiner Oberfläche glühte auf, als die Geschosse darauf aufschlugen. Um sie herum zerstieb das Holz von Wänden und Boden in einem Splittersturm und Thyra ächzte, als sie beinahe den Halt verlor und stürzte. Zischend erwiderte sie das Feuer und glühende Strahlen zwangen ihre Gegner in Deckung zu gehen. Viel Zeit zu verschnaufen gab ihr das auch nicht denn ein halbes Dutzend weiterer Bewaffneter Adepten kam von Richtung Deck die Treppe hinunter.
"Feuerwand!", schrie sie und die Flammen fuhren fauchend zwischen ihr und den Stufen in die Höhe, um ihre Gegner auf Abstand zu halten; Zumindest lange genug, um in den abgeschirmten Besprechungsraum zurückzuweichen. Mit einer raschen Handbewegung beschwor sie eine weitere Feuersbrunst um den Eingang zu versperren.
"Hilfst du auch noch mal?", rief sie Kolmack anklagend zu, aber der andere Feueradept lachte nur hämisch.
"Das wird nicht nötig sein, meine Liebe. Komm her, wir verschwinden von hier!"
Dem Vorschlag wollte Thyra nicht widersprechen, also sprang sie zu Kolmack, der bereits mit seinem kürzlich erworbenen Teleport-Lapis im Kreis stand und mit der anderen Hand das Amulett des Käptens hielt.
"Also dann das Feuerwerk! Teleport!" Im selben Augenblick, in dem Kolmacks Lapis aufleuchtete und der Kreis zu glühen begann berührte der Verbrecher den Stein auf der Silberscheibe, der mit einem Summen aufleuchtete.
Besatzungsmitglieder brachen durch die Flammenwand an der Tür und stürmten brüllend in das Zimmer, doch sie waren bereits zu spät. Die Körper der Feueradepten zerstoben in einem Sturm leuchtender Partikel.
Doch selbst während das geschah spürte Thyra die gewaltige Erschütterung unter ihnen, die das ganze Schiff erfasste und welch enorme Hitze aufwallte. Die Wände bogen sich erschreckend durch dann zerbarsten sie alle zu gleich von der Druckwelle der Explosion, die im Bruchteil einer Sekunde das gesamte Schiff und jeden darauf verschlang und einen Krater in das nächtliche Meer riss. Ein greller Lichtblitz dann war alles vorbei und nur eine undurchdringliche Säule zischenden Wasserdampfes und das Brodeln des siedenden Meerwassers zeugte noch davon, dass es das Schiff jemals gegeben hatte. Es dauerte nicht sehr lange bis auch beide dieser Spuren von ganz allein verwischt waren.

Ein scharfes Zischen entwich Iden durch ihre Zähne, als die Welt in blendendem Weiß wieder auftauchte und zu Eis erstarrte. Sie schwankte für einen Augenblick wegen des extremen Temperatursturzes, bevor sie sich wieder fing und nur die übliche erbarmungslosen Kälte ihrer Heimat zurückblieb. Selbst mit der mit Marspsynergie gesättigten Pelzkleidung konnte sie den kalten Griff Norths bis in ihre Knochen spüren.
Der eisige Seewind pfiff in messerscharfen Böen um sie herum und erschwerte das Stehen noch zusätzlich, wenn sie sich nicht mühselig dagegen stemmte.
Sie schirmte die Augen mit der Hand ab um die Flocken des um sie wirbelnden Schnees abzuhalten, als sie den Blick wandern ließ. Sie standen auf einem breiten Vorsprung, der von dem Gletscher über das schäumende Meer hinausragte. In der Ferne konnte sie im Nebel die Silhouetten von Eisbergen vor der hier bereits aufgehenden Sonne sehen und kniff gepeinigt die Augen zusammen als sie das grelle Licht traf.
Meine Heimat, dachte sie, konnte aber nichts von den Gefühlen spüren, die vielleicht damit einhergehen sollten. Stattdessen sah sie die Felder und Wälder Volans vor ihrem Inneren Augen aufblitzen, den Nymphensee und die Goldblütenwiese, die kühlen Gänge der Feste, die schon lange keinen beklemmenden Eindruck mehr auf sie machten, die Stallungen mit den Elementarrössern, die scheinbar halbzerfallene Hütte ihres Vaters.
Ein Stöhnen riss sie aus diesen Gedanken, als Jaden neben ihr in den aufgewühlten Schnee zu ihren Füßen fiel. Er schnaufte durch den Schal, der seinen Mund bedeckte und zitterte heftig, während er am Boden kniete. Sein Atem stieb stoßweise in weißen Wölkchen durch den Stoff.
"Kalt...", presste er mühsam hervor.
"Ja.", bestätigte Iden, als sie sich über ihn beugte und sanft seine Schultern griff. Sie selbst hatte die Temperaturen die sich jetzt mit gläsernen Fänge in sie schlugen seit über einem Jahrzehnt nicht mehr gespürt, aber wie es erst für jemanden war, der noch nie an einem der eisigen Pole gewesen war, mochte sie sich kaum vorstellen.
Es dauerte noch einige Augenblicke, bevor Jaden es schaffte sich mit zitternden Gliedern auf den Knien aufzurichten, aber um sie herum kamen ihre Gefährten bereits in Bewegung. Valken warf einen schnellen analytischen Blick auf das Meer hinaus, bevor er sich wortlos mit Lenkon und Marie in die entgegengesetzte Richtung aufmachte, wo sich die Eiswand in einem Tunnel öffnete. Iden registrierte überrascht die glühenden roten Linien, die über die Haut des Agenten verliefen oder womöglich sogar darunter. Sie muteten an wie die Psynergieleitungen die durch Gebäude verliefen, was die Fremdartigkeit bei einem Menschen noch verstärkten. Orwine unterdessen schloss die Augen und hob die Hände, Leicht wiegend im Wind blieb er so stehen. Iden wusste nicht was er tat, aber er wirkte konzentriert, also fragte sie nicht.
"Überraschung, das hier sind nicht mehr die Straßen der Hauptstadt.", meinte Kazan abfällig aber grinste, als er Jaden wieder auf die Beine half.
"Was du nicht sagst, du blöder...", der Junge unterbrach seine eigene zitternde Rede, als er Kazan in seinem dünnen Umhang vollkommen unbeeindruckt von den Temperaturen vor sich stehen sah, "Ich hätte das Teil behalten sollen."
"Und du glaubst das war dein größter Fehler in letzter Zeit?", spottete der Ältere.
"Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du verdammt undankbar bist?"
"Der Mantel ist ohnehin zu groß für deine Zwergengröße."
Iden musste bei dem Gezanke der beiden Lächeln und wandte sich ab, um es vor den beiden zu verbergen. Dabei fiel er Blick wieder auf das weite Eismeer, das sich trügerisch ruhig vor ihr erstreckte.
Unwillkürlich erinnerte sie sich an die gewaltigen Eisenschiffe die einst auf dem Wasser gelegen hatten als sie das letzte Mal hier gewesen war. Dutzende von ihnen in einer Flotte, die sich bis zum Horizont erstreckte, bestückt mit glühenden Psynergiewaffen, die ihre schier grenzenlose Zerstörungskraft jederzeit gegen sie entfesseln konnten. Das größte der Schiffe war ein gewaltiges Truppentransportschiff gewesen, dessen Oberdeck auf Höhe mit diesem Vorsprung gelegen hatte, als es wie ein weiterer Gletscher vor North aus dem Wasser ragte. Sie war damals zum ersten Mal hier draußen gewesen, als sie mit den anderen Zivilisten hinausgeführt worden war. Sie hatte gezittert und geweint, während sie die Hand so fest um den Schlüssel, den Redd ihr gegeben hatte, geschlossen hielt, dass sich das Metall in ihre zierliche Handfläche gegraben hatte. Sharzs ihr damals noch so unvertraute Stimme hatte versucht sie zu beruhigen. Sie war eine der wenigen Glücklichen gewesen deren Verwandtschaft mit einem der "Verräter" bedeutete, dass man sie zu ihrem Vater auf dem Transportschiff gebracht hatte. Der Großteil der Bevölkerung... sie wusste nicht wie weit ihre leblosen Körper auf das Eismeer hinausgetrieben waren, nachdem man sie getötet und von den Klippen geworfen hatte. Damals war die schäumende See am Fuße Norths von ihren Leichen bedeckt gewesen.
~Deine letzte Chance es dir anders zu überlegen.~, erklang Sharz Stimme in ihrem Kopf, ~Jenseits dieses Meeres liegen die Küsten des Ostreich.~
Sie antwortete ihm nicht, aber richtete den Blick wieder auf den Horizont. Auch bis zur nächstgelegenen Küste des Festlands waren es viele Meilen und auch die am wenigsten geschützten Küstenlandstriche wurden zweifellos überwacht und verfügten über eine Feuerkraft sich gegen Angreifer zu verteidigen. Dennoch stellte sie es sich als durchaus möglich vor, dass eine Einzelperson durch das Verteidigungsnetz schlüpfte.
Der Schnee knirschte neben Iden, als Kazan an sie herantrat. Der Dieb stand für einige Augenblicke schweigend an ihre Seite, den Blick auf das Wasser gerichtet, als genieße er die Aussicht.
"Du könntest wegrennen.", stellte er schließlich so leise fest, dass sie ihn über den Wind kaum hören konnte. Noch immer sah er sie nicht an, "Versteh mich nicht falsch, diese Typen sind gut, aber keiner von ihnen ist ein Wasseradept und du hast einen vergleichbar mächtigen Dschinn. Wenn die es auf diesem Weg bis zum Kontinent schaffen, kannst du es auch und auf dem Wasser könnte es ihnen schwer fallen dich zu verfolgen."
Iden hörte sich seine geflüsterten Worte an ohne eine Miene zu verziehen, bevor sie antwortete: "Nur bin ich genau da wo ich sein will."
Damit wandte sie sich von der Klippe ab, um den jungen Mann keine Zeit für eine weitere Erwiderung zu geben, und schritt zu Jaden zurück, der sich dem Tunneleingang genähert hatte und neugierig etwas zu seinen Füßen betrachtete.
Mit den Armen schob er den Schnee weg, um die schwere eiserne Kante eines Torflügels freizulegen, der unter dem Schnee am Boden begraben lag. Iden stockte als sie die Reliefs sah, die in das Metall geprägt waren.
"Eine Warnung.", sagte sie betrübt zu Jaden, der mehr von den Bildern freilegte, "Von den Erbauern Norths über die Monster die sie hier eingesperrt haben. Eine Chronik der Verbrechen für die sie weggeschlossen wurden."
Sie ließ ihren neuen Stab sacht über die Oberfläche gleiten und der Schnee kräuselte sich, als er in Bewegung geriet und wie von einer scharfen Windböe erfasst auf einen Schlag fortgeblasen wurde.
Zahlreiche unterschiedliche Szenen waren tief in das Metall geprägt worden von stilistische Darstellungen von gehörnten Teufeln, toten Feldern, Krankheit, Tod und brutalen Kämpfen. Das wiederkehrende Motiv in allen von ihnen jedoch waren die Gestalten mit Skelettköpfen in langen Roben, die die Hexenmeister selbst darstellten mal wie sie zu sahen, mal wie sie daran teilnahmen, Menschen quälten und misshandelten. Iden schluckte als sie eines nach dem anderen betrachtete und blieb an einem Hängen, das ein gekröntes Skelett auf einem brennenden Thron von Kinderleichen zeigte. Ihn flankierten ein ziegenköpfiger Dämon mit fledermausähnlichen Flügeln, der aus irgendeinem Grund ein Buch hielt und ein kopfloser Ritter.
Ganz oben war die einzige Szene, die keine grausamen Verbrechen zeigte. In selbst nach all den Jahrhunderten noch wie poliert glänzendem Gold zeigte sie eine Goldene Sonne und in ihrem Zentrum die Seitenansicht eines vogelköpfigen Mannes in einem weiten verzierten Gewand. Rote Edelsteine waren in das Metall eingefasst für sein sichtbares Auge und Schmuckstücke an seinem Gewand. Die Strahlen der Sonne zogen sich über die gesamte Länge der Darstellung und die Totenkopfgestalten, die die Hexenmeister darstellten, krümmten sich unter ihnen oder flohen in Richtung eines Berges mit einer Öffnung, eben jenen Gletschers auf dem Iden sich gerade befand, North.
Jaden seufzte neben ihr, als er ihren betrübten Blick bemerkte.
"Ich weiß nicht was alles davon heißen soll.", sagte er betont desinteressiert, "Aber ich bin ziemlich sicher, dass du von allen die jetzt hier sind am wenigsten Verbrechen begangen hast."
"Wenn dieser Blödsinn überhaupt stimmt."
Die beiden wandten sich Kazan zu, der nun auch an den Torflügel trat, aber die Bilder, auf denen sich inzwischen bereits wieder Schnee zu sammeln begann, nur beiläufig betrachtete.
"Unsere Freunde hier." Der junge Mann nickte in Richtung des Tunneleingangs, in dem Valken gerade wieder auftauchte, "Und was sie so zum Wohle des über alle Zweifel erhabene Königreich Hiran getan haben werden auch nie in unserer Geschichtsschreibung auftauchen. Genauso wenig was ein paar Verbrecher und ein Nachkomme Norths getan haben."
"Hier geht es nicht um Ruhm oder darum das man uns in den Geschichtsbüchern erwähnt.", erklärte Valken gelassen, der gerade wieder aus dem Inneren des Gletschers auftauchte.
"Sonst würde Lenkon sicher auch nicht diese dämliche Käseglocke als Helm tragen.", flüsterte Jaden neben Iden amüsiert.
"Kommt jetzt, der Weg ist frei.", wies Valken sie an und verschwand bereits wieder im Inneren des Tunnels.
Das Innere des Gletschers lag trotz des Sonnenaufgangs weitestgehend im Schatten. Das Licht, das durch die Öffnung hinter ihnen fiel verlor sich beinahe vollständig nach wenigen dutzend Schritt, sodass Jaden seine Taschenleuchte etwas aufdrehte um ihnen mehr Licht zu spenden, das ihre Schatten auf das Weiß der unebenen Eiswände warf. Trotz des wahrscheinlich künstlichen Ursprungs Unterschied sich der Tunnel auf den ersten Blick nicht von einem natürlichen. Die Decke war niedrig, sodass Lenkon wahrscheinlich nur geradeso hätte aufrecht gehen können und auch nicht sehr breit. Eine einzelne Person hätte wenig Schwierigkeiten gehabt hindurchzugehen, aber selbst sie und Jaden, die nebeneinander gingen, hatten trotz ihrer schmalen Schultern Mühe nicht an der Wand entlang zu schleifen.
Damals war es ein größeres Problem gewesen, als sich hunderte Frauen, Kinder, Alte und Kranke durch diese Gänge quälten angespornt von den Soldaten in dunklen Rüstungen.
Der Tunnel öffnete sich an seinem Ende zu einer größeren Kammer, die in geisterhaftes blaues Licht getaucht lag. Die uneben Beschaffenheit der Wände und der Decke über ihnen blieb und erweckte den Eindruck einer natürliche Höhle, doch auch das konnte nicht über die kreisrunde Form der Kammer hinwegtäuschen, die diese Lüge enttarnte.
Lenkon und Marie erwarteten sie bereits. Der Hüne hielt eine Psynergiefackel, deren blaues Licht die Kammer erfüllte und seine anonyme Rüstung schillerte eindrucksvoll in ihrem Schein, während Marie am Boden nahe der Mitte der Kammer hockte am Rande eines großen mit Runen und Linien verzierten Kreis, der in den Boden eingelassen war.
"Fortschritte?", wollte Valken wissen und Marie schüttelte den Kopf.
"Ich glaube nicht, dass wir den Eingang öffnen können außer indem wir ihn zerstören.", fügte Lenkon hinzu, aber blickte dann zu Iden und Kazan, "Außer unsere Experten haben bessere Vorschläge."
Valken ließ den Blick nun ebenfalls zu ihr wandern. "Kann dein Dschinn sie öffnen?"
~Ja.~, antwortete Sharz an ihrer Stelle, als er sich in einem blauen aufflackern aus ihrem Bündnis löste, ~Ich kann.~
Kaum das der Dschinn geendet hatte schwebte er zielgerichtet auf den Kreis im Zentrum der Höhle zu und begann in einem grellen beinahe weißen blau zu leuchten, während zugleich seine physische Form zerfloss bis nur noch eine Kugel pulsierenden kalten Lichts zurückblieb.
Langsam sank er als Sphäre hinab auf den Eisboden und glitt widerstandslos in die Oberfläche. Die Runen am Rande des Kreis glühten auf und Iden konnte ein Zittern spüren, das durch die Höhle ging, als der Kreis im Boden zu vibrieren schien und sich dann knirschten ein Stück drehte als er einen halben Fuß in den Boden absank.
Die Agenten begriffen schnell und setzten sich schweigend in Bewegung. Wie beim Teleportkreis zuvor nahm Lenkon vorne Stellung, während sich der Rest hinter ihm sammelte auch Iden und der Rest ihrer Gruppe bezogen abermals Stellung in der Formation.
Kaum das sie in Position waren setzte Sharz die Plattform wieder in Bewegung und sie sank steil ab. Knirschend und knackend rieben die Ränder des schmalen Aufzugs an den Eiswänden des engen Schachts entlang, als sie mit rasanter Geschwindigkeit abwärts rauschten.
Die Vibrationen die durch die Plattform in ihre Beine wanderten waren so stark, das Iden sich kaum auf den Füßen halten konnte und sie spürte Druck auf den Ohren. Mühsam versuchte sie sich auf den Beinen zu halten, während sie immer tiefer und tiefer in den Schacht hinabstiegen. Ihr Atem rasselte und sie glaubte fast den Halt zu verlieren und gegen die Eiswand neben sich zu stolpern, als sie auf einmal den Griff einer schlanken Hand fest auf ihrer Schulter spürte, um sie an Ort und Stelle zu halten.
Sie wandte überrascht den Kopf und sah Marie. Die Agentin lächelte sie aufmunternd an, als auf einmal die beengende Wände um sie herum verschwanden und sich der Abstieg der Plattform rasant verlangsamte. Frei schwebend sank der Eiskreis nun gemächlich weiter abwärts, während sich die Sicht um sie herum auf eine gewaltige Halle aus glatt poliertem Eis öffnete.
Sechs riesige und größtenteils beschädigte runde Säulen ragten in Zweierreihen aus dem Boden bis zur Decke auf und formten einen Korridor vom einen Ende, an dem ihr Aufzug in eine im Boden eingelassene Vertiefung sank, bis zu einem gewaltigen massiven Eisportal auf der anderen Seite in dem noch die Hälfte eines meterdicken Torflügels verblieb. Der Rest lag in zersprengten Trümmern über den Boden verteilt davor oder im Raum dahinter.
Iden atmete erleichtert durch, als die Plattform, auf der sie standen geräuschvoll in die dafür vorgesehene Vertiefung sank und ertappte sich sogar dabei zu lächeln. Sie waren da.
Ihre Freude hielt nicht lange, denn unvermittelt leuchtete ein blauer Kristall im Zentrum des kunstvollen Spitzbogens über dem riesigen Portal am anderen Ende der Halle auf und ein durscheinender hellblauer Lichtstrahl schoss zielgerichtet auf sie zu.
Iden erschauderte als der unheilvolle Strahl über ihre Gruppe wusch und sie blitzschnell alle abtastete. Mit einem wenig erfreuten Alarmton wechselte der Strahl schlagartig die Farbe zu einem grellen rot, bevor er erlosch.
Valken bewegte sich sofort; in nur einem mächtigen Satz war er vorgesetzt und schwang seine riesenhafte Klinge mit nur einer Hand bis zum Boden, als wöge sie nicht mehr als eine Feder.
Um den Aufzug herum war ein weiterer größerer Kreis in den Boden geschnitzt worden, der wie auf Kommando des Portals aufleuchtete. Valkens Klinge schnitt durch die leuchtenden Energiewände, die sich aus diesem erhoben noch bevor sie sich ganz geformt hatten und zerteilte sie fauchend, bevor die Schneide seines Schwerts sich mehrere Finger breit in den blanken Eisboden grub und den Kreis unterbrach. Mit einem lauten Knacken erlosch der Kreis wieder und die Barriere, die sie hätte einschließen sollen erstarb.
Ein Grund zur Entwarnung für sie war das jedoch nicht. Das Portal leuchtete bereits abermals auf, dieses Mal am linken und rechten Ende des Spitzbogens, wo sich gleißendes Licht sammelte.
Valken hob wortlos die nicht von seinem Schwert blockierte Hand und sanftes Licht zeichnete die Konturen einer gewaltigen durchsichtigen Geisterklinge, die sich schwebend vor ihm in der Luft materialisierte. Simultan trat auch Orwine vor, während bereits knisternd elektrische blaue Funken seinen Ärmel hinabwanderten.
Iden schrie geblendet auf und krümmte sich zusammen, als sich die geballte Macht der Psynergie des alten Mannes in einem einzigen urgewaltigen blauen Blitz entlud. Die Halle erbebte unter der Gewalt der beiden Psynergien, als diese zeitgleich in die leuchtenden Teile des Spitzbogens einschlugen noch bevor sich die todbringenden Strahlenbündel entladen und sie verbrennen konnten.
Benommen blinzelte die Wasseradeptin die Nachbilder weg, die der grelle Blitz bei ihr verursacht hatte und hob wieder den Blick.
Die beiden Männer hatten ganze Arbeit geleistet. Der Spitzbogen hing nur noch in gesprungenen Trümmern über dem Portal und von seinen Seiten war kaum noch etwas übriggeblieben. Ein glitzernder Nebel aus Eiskristallen hing in der Luft, wo die Bruchstücke hinabstürzten.
"Nette Begrüßung.", spottete Kazan erschrocken über die plötzliche Heftigkeit, als er vortreten wollte, doch Lenkon versperrte ihm grob mit einem Arm den Weg.
"Zurückbleiben!", wies er ihn an und trat dann selbst vor.
"Wie jetzt? Das war noch nicht alles?", fragte der Dieb besorgt und warf Iden einen fragenden Blick zu, den sie nur mit einem Schulterzucken quittieren konnte.
"Dort!", rief Jaden und riss den Arm hoch.
Iden folgte seinem Hinweis und sah wie etwas Großes aus der gesplitterten Oberfläche einer der Säulen trat, als wäre diese lediglich ein Trugbild. Das humanoide Gebilde schien wie der gesamte Raum nur aus glattem bläulich schimmerndem Eis zu bestehen und war einer Rüstung nachempfunden. An die fünfzehn Meter hoch und gemäß dieser Größe skaliert ragte der Koloss über ihnen allen auf wie ein Riese.
Mit Schritten die den Boden unter ihren Füßen zittern ließen kam her auf sie zu und holte bereits mit einer breiten Klinge aus, die allein über fünf Meter messen musste.
Lenkon stürmte ihm ohne zu Zögern entgegen und setzte sich so vor seine Gefährten, dass er den Weg des Schwertes unterbrach, das der Eiskoloss mit einer für seine Größe erstaunlichen Geschwindigkeit tief über den Boden schwang um sie wie mit einer riesigen Sense alle zu gleich niederzumähen. Der schwergepanzerte Agent stoppte abrupt ab und stemmte sich dem Angriff mit seinem Schild und einem Brüllen entgegen. Gleichzeitig streckte er den anderen Arm zurück und stieß die Lanze einhändig in den Boden, um sich in diesem zu verankern.
Krachend und berstend prallte das Riesenschwert mit gewaltiger Kraft auf die breite Oberfläche des Schildes und kam zu einem abrupten Stopp. Der Anblick wirkte geradezu absurd, als sich die im Vergleich zum Koloss winzige Gestalt des Agenten keinen Millimeter rührte anstatt von der Wucht des Schlages fortgeschleudert zu werden wie ein Blatt in einem Herbststurm.
Die Schneide des Angreifers war gesplittert und presste nun als stumpfes Werkzeug gegen den Schutzschild, der sich in die Waffe gegraben hatte.
Valken ging unterdessen geradezu gemächlich einige Schritte um die beiden ungleichen Gegner herum und hob sein Schwert nun mit beiden Armen über den Kopf für einen machtvollen Hieb. Dann sprang er.
Orwine beschwor zum gleichen Zeitpunkt eine mächtige Windströmung mit nur einer lässigen Handbewegung, die seinen Vorgesetzten höher hinauftrug und streckte dem Eiswesen Zeige- und Mittelfinger entgegen. Ein mächtiger Blitz brach aus seinen Fingerspitzen hervor, wenn gleich dieser sich mit dem vorangegangenen nicht einmal vergleichen ließ. Der Blitzschlag traf den Koloss donnernd vor die Brust und ließ ihn schwanken.
Gerade da schnellte Marie hinter der nächsten Eissäule hinter dem Wesen hervor und sprintete mit gekreuzten Säbeln auf den Rücken des Eisgebildes zu. Schatten sammelten sich um ihre vor der Brust gekreuzten Säbel und sausten dann als X-förmige schwarze Sichel auf den Unterschenkel des Eiskolosses zu.
Der Treffer ließ das Wesen nun endgültig den Halt verlieren. Krachend stürzte es auf den Rücken nur einen Moment bevor Valken mit einem lauten berstenden Geräusch von oben in seinen Kopf einschlug. Der Kopf des Riesen wurde regelrecht auseinander gesprengt und große Brocken von Eis flogen weit durch die Halle, wo sie an den Säulen und dem Boden zerschellten.
Mit gesenkter Klinge kniete der Agent noch für einen Moment länger auf dem Hallenboden dessen Oberfläche unter ihm gesplittert und leicht eingesunken war. Wieder konnte Iden die Psynergieleitungen unter seiner Haut glühen sehen, dieses Mal in kaltem Blau, doch sie erloschen als er sich erhob.
"Heilige Schei-", raunte Jaden mit offenstehendem Mund angesichts der zerstörerischen Gewalt, die die Agenten so eben demonstriert hatten.
"Das war doch jetzt hoffentlich alles in diesem Raum.", murrte Kazan, der ihre Begleiter ebenfalls beeindruckt musterte, wenn auch nicht so überwältigt wie Jaden, "Wohl nicht..."
Iden sah es auch. Weitere identische Eiskolosse traten aus den Säulen dieses Mal aus jeder einer.
"Hey, Dschinn!", rief Lenkon an Sharz gewandt zu ihnen zurück, "Du sagtest ihre Anzahl ist begrenzt, ja?"
~Das ist korrekt.~, bestätigte der Merkurdschinn, als er sich aus der Aufzugplattform löste und schwebend vor Iden materialisierte, ~Sie regenerieren sich erst über längere Zeiträume. Bei voller Kapazität sind es noch etwa fünfzehn weitere.~
"Na dann..." Lenkon pflückte seine Lanze aus dem Boden und trat auf den ihm am nächsten gelegenen Eisriesen zu.
"Bleibt zurück!", wies Valken sie an und ließ sein riesiges Schwert locker mit einer Hand kreisen, als sich die vier Agenten unbekümmert ihren zahlen- und größenmäßig überlegenen Gegnern stellten, "Das hier dauert nur einen Augenblick."
*Part 1/2*

“Es ist also so weit.“ waren die Gedanken des Clones, welcher noch die menschlichen Eigenschaften seines früheren selbst in sich trug. Er wusste mit dem letzten Signal, was er zu tun hatte. Er hatte sich erhofft ein letztes Mal als Mensch agieren zu können, doch sein Wunsch sollte nicht erfüllt werden.
„Ich fürchte meine Zeit hier ist abgelaufen. Ich wünsche euch allen viel Erfolg dabei den Übeltäter ausfindig zu machen“ gab er an und würde sich gegen seinen Willen langsam von unten nach oben zu rotem Staub auflösen. Analog mit jeglichen verbliebenen Clonen von Semih.

Der Hinrichter welcher die ganze Zeit unsichtbar und unaufspürbar neben ihm befunden hatte hörte den letzten Anweisungen des Clones zu. „Begebe dich in die Tiefste Ebene der Welt der Toten. Dort wird jemand auf dich warten.“
Der Hinrichter sah amüsiert aus. Er konnte es kaum erwarten zu sehen, was dieses große Projekt von diesem Semih sein würde. Er fühlte keine Loyalität gegenüber diesem Semih, auch wenn dieser ihn in die Welt der Lebenden beschworen hatte. Seine Anwesenheit hier war ein Tabu, die er hätte niemals aus eigener Kraft ermöglichen können. Er konnte jedoch nicht leugnen, dass er sich die Unterhaltung nicht entgehen lassen wollte, wie die neue Ordnung und die so genannte dritte Ebene gestürzt werden würde. Egal welche Seite am Ende gewann, er würde seinen Unterhaltungswert daraus tragen.
Der Hinrichter passierte durch die verschiedenen Tore der Welt der Toten.
Die Welt der Toten besaß über sieben Tore, welche in sieben Zonen führten. Somit waren es insgesamt sieben Ebenen. Die Seelen von verstorbenen Personen befanden sich in der dritten Ebene. Eine tote Seele passierte mit der Zeit die erste und zweite Ebene, bevor sich diese in der dritten endgültig absetzte.
Der Zugriff in die ersten Ebenen konnten bereits von normalen sterblichen Wesen durchgeführt werden. Durch besonders starke Wiederbelebungszauber. Diese fingen die Seelen ab, bevor sie in die zweite Ebene durchgedrungen waren.
Durch besonders mächtige Kräfte und Gegenstände konnten sterbliche aber auch manche der höheren Wesen bis in die zweite Ebene der Welt der Toten zugreifen.
Auf die dritte Ebene der Welt der Toten hingegen konnten kaum bis gar keine Wesen. Die vierte Ebene gehörte eins dem Sensenmann. Die fünfte den Todessünden. Die sechste ihm. Die siebte hingegen seinem wahren und einzigem Meister – der Semih aus der Welt der Toten.

Es war in der siebten und letzten Ebene der Welt der Toten, in der sich eine weitaus ältere Version von Semih sich befand. Der Semih aus der Welt der Toten war ein Produkt aus allen verstorbenen verfluchten Augen Trägern der Vergangenheit. Eine Version von Semih der in Millionen von Jahren die Welt der Toten erforscht und mit seiner Weisheit und Hartnäckigkeit die Geheimnisse der Existenz entschlüsselt hatte. Er hatte von den Existenzmütter erfahren und nach zahlreichen Prüfungen die Existenzmutter der Welt der Toten dazu überzeugt, sich mit ihm zu verschmelzen. Trotz des Anstiegs seiner Kräfte auf einem unvorstellbaren Level war er nicht in die herablassende Art seines früheren selbst zurückgekehrt. Trotz seiner Stellung und Macht zeigte er sich allen Wesen der Welt der Toten und verbot es, ihn wie jemand besonderes zu behandeln.
Mit der Macht der verfluchten Augen in Kombination mit der Macht einer Existenzmutter besaßen seine Kräfte fast keine Grenzen mehr. Er konnte gänzlich frei sich durch die Äste des Baumes der Zeit bewegen und seine Augen konnten jegliche Blätter des Baums der Zeit wahrnehmen.
Mit seinen Kräften hatte er ein System der „Welt der Toten“ in jeglichen Zeitleisten implementiert und die Nutzung von Ressourcen und Energie revolutioniert, welche er dem höheren Wesen der verschiedenen Existenzorganisationen zur Verfügung gestellt hatte.
Vor seinem System hatte es nur in wenigen Zeitlinien eine Welt der Toten gegeben. Sprich in diesen Zeitlinien lösten sich jede Energie von verstorbenen aus, statt wie momentan einen Wiedernutzungswert zu besitzen.
Dieser Semih meditierte, bis der Hinrichter und die letzte Todessünde Invidia durch das letzte Tor der Welt der Toten durchschritten. Sie konnten durchstreiten, da er ihnen den Eintritt gewährte.
„Semih“ riefen sie seinen Namen, so wie er es hören wollte. Schließlich hatte er es ihnen verboten ihn mit Meister anzusprechen. „Deine Version aus der Welt der Toten hat uns hierhergeschickt.“
Bevor er darauf antworten konnte, erschien eine neue Gestalt vor ihm. Sie war komplett verhüllt von einer roten Aura.
„Tretet zurück.“ Gab Semih aus der Welt der Toten an und sein Blick richtete sich zu dem Eindringling. Die Todessünde und der Hinrichter traten zurück, ohne zu verstehen, dass es sich um einen Eindringling handelte, da dies nämlich bedeuten müsste, dass es gegen den Willen ihres Meisters passiert wäre. Dies war jedoch so absurd. Zumindest in Theorie. Er selbst jedoch wusste nun genau, wer diese verhüllte Gestalt in rot sein musste. Dies hatte offenbar auch die verhüllte Person erkannt und löste seine rote Verhüllung auf:
Eine Wesen ohne physische Gestalt, sondern nur optisch von einer blauen Aura zusammengesetzt, welche die Form Semihs trug. Die verfluchten Augen leuchteten rot, waren jedoch auch gänzlich ohne physische Gestalt. Das Wesen gab trotz allem keinen spürbaren Energielevel von sich.
„Ich hatte also Recht.“ Gab der Semih aus der Welt der Toten an. „Das ist aus dir also geworden. Du hast deine Menschlichkeit für Macht aufgegeben. Weshalb bist du hier? Oder sollte ich fragen, was willst du von mir?“
Der blaue Semih trat voran, jedoch antwortete er nicht. Er schoss einen blauen Strahl aus seinem Erscheinungsbild ab, welcher von einem blauen Strahl des anderen Semihs erwidert wurde. Beides prallte aufeinander.
Was von außen nach einem simplen Strahlduell aussah, war in Wirklichkeit der Zusammenstoß von unzähligen Fähigkeiten, die zusammenprallten und sich gegenseitig ausspielten und auskonterten. Innerhalb kürzester Zeit wurden etliche Kräfte ausgetauscht, wie ein Schachspiel. Es war nicht länger ein Kampf, sondern bei diesem Level von Macht nur noch zwei Formeln, die zusammenprallten und am Ende von ihr der Sieger herausstellen sollte. Es wirkte von außen also demnach alles andere als spektakulär.
Eine der blauen Auren fraß sich schließlich durch das andere hindurch, packte den Verlierer und donnerte ihn gegen den Boden, wo er besiegt zurückblieb.

Der Hinrichter konnte seinen Sinnen nicht trauen. Sein Meister war besiegt worden?! Von einer anderen Version von sich? Wie konnte das überhaupt sein?
Die gleiche Frage stellte sich sein Meister nun auch. „D-das ist unmöglich!“ er versuchte sich langsam aufzurichten. Dies sollte ihm gelingen, da seine andere Version nicht die Mühe machte, dies zu verhindern. “Wir beide besitzen alle Fähigkeiten, die existieren und je existiert haben. Unsere Fähigkeiten sind demnach identisch. Der einzige Unterschied zwischen unserer Macht sollten die reinen verfügbaren Energieressourcen und die Erfahrung mit dem Umgang der verfluchten Augen sein. Ich selbst besitze die Erfahrungen etlicher Träger der verfluchten Augen, als auch die Energieressourcen einer Existenzmutter. Wie also, kannst du mich übertroffen haben?“ fragte er, ohne eine Antwort zu erwarten. Doch er bekam eine Antwort. Aber keine direkte.
„Du wirst der letzte sein, den ich töte, der entweder mein Gesicht besitzt oder meine Augen trägt.“

Er blickte zu seinem bläulichen Erscheinungsbild und versuchte gerade die Worte zu verarbeiten, die er gerade gehört hatte. Er würde der letzte sein, den er tötete, der entweder sein Gesicht oder seine Augen besaß? Was sollte das bedeuten?! Konnte er etwa implizieren, dass-
Er aktivierte seine aktive Sicht und blickte in die verschiedenen Blätter des Baums der Zeit. Jedes Blatt der Baum der Zeit stand für eine alternative Zeitleiste. Wenn er sich darauf konzentrierte, konnte er in diese blicken. In Bruchteil einer Zeitspanne schien seine Befürchtung nicht nur bestätigt zu sein, sondern bei weitem übertroffen.
Seine Augen weiteten sich aus und er schien wütend zu sein. In keinem einzigen Blatt würde er einen verfluchten Auge-Träger oder Semih finden können. Sie alle waren wie vom Erdboden verschluckt. Sei es Versionen von ihm welche so gierig und mächtig waren, dass sie in ihrer eigenen Zeitleiste alle höheren Wesen ausgelöscht und ihre Position eingenommen hatten oder Versionen von ihm, welche sich dagegen entschieden hatten und das Leben eines simplen Familienvaters geführt hatten. Unabhängig von ihrer Lebensweise oder Kräfte waren alle verschwunden.
Nein, sie waren nicht einfach verschwunden worden. Diese Version vor ihm hatte sie alle getötet und ihre Augen absorbiert! Dies war jedoch nicht das schlimmste was er herausgesehen hatte. Jegliche Zeitlinien wurden in diesem Moment genauso attackiert, wie er attackiert wurde. Höhere Wesen und deren Existenzmütter wurden von diesem Semih ausgelöscht. Es wurden keine veraltete Clonetechnik benutzt. Es waren alle Semih, welcher stattdessen einfach mehrere Körper gleichzeitig kontrollieren konnte. Oder in diesem Fall mehrere Erscheinungsbilder dieser Art. Er musste hier verschwinden und sich einen Plan zurechtlegen!
Am besten sprang er in eine andere Zeitlinie und tarnte sich dort. Umso mehr Unterschiede zwischen der momentanen Zeitlinie und der Ziel-Zeitlinie existierten, umso länger dauerte eine Zeitreise. Ganz andere Zeitlinien befanden sich nämlich in verschiedenen Ästen von dem Baum der Zeit. Um schnell reagieren zu können, musste er in einer der nächsten Blätter des Baumes springen.
Er wollte in eine andere Zeitlinie springen, doch bevor er das tun konnte bemerkte er, wie in Bruchteil eines Moments alle Blätter an dem Ast des Baumes der Zeit, auf der sie sich befanden, vernichtet worden waren.
Seine Augen weiteten sich noch weiter aus als das letzte Mal. „D-Du hast unzählige Zeitlinien gleichzeitig vernichtet, nur damit ich nicht fliehen kann?!“
Ein Blatt des Baumes der Zeit zu vernichten, sprich eine Zeitlinie zu vernichten, entsprach jegliche Wesen und jegliche Existenz in ihr ebenfalls zu vernichten. Für eine solche Tat musste jemand mindestens doppelt so viel Energie und Macht besitzen wie die kumulierte Anzahl der Energie und Macht von allen Wesen und Dingen der Zeitlinie. Das sein Gegenüber nicht nur eine, sondern etliche gleichzeitig vernichten konnte war purer Horror. Er realisierte, dass er nicht den Hauch einer Chance gegen diese Version von ihm selbst besaß. Doch warum zerstörte er nicht auch diese Zeitlinie, wenn er ihn auslöschen wollte?
Nein, er wollte ihn nicht nur auslöschen. Er kannte die Antwort darauf.
Der blaue Semih erklärte es endlich.
„Du hast die schwachen verfluchten Augen Träger absorbiert. Diejenigen die verstorben sind. Ich hingegen die starken. Die am Leben waren. Du hast die Macht einer Existenzmutter absorbiert. Ich hingegen von mehreren. Dein Erfahrungsschatz und dein Studium reichen über Millionen von Jahren. Ich hingegen habe den gesamten Baum der Zeit durchreist und habe die gesamte Geschichte der Existenz nicht nur von Beginn der Zeit erforscht, sondern aus der Perspektive von jedem anderen Wesen. Es gibt kein Wissen, keine Erfahrung, dass ich nicht besitze. Ich habe verstanden, dass meine Augen nicht selbst absolute Macht darstellen, sondern lediglich den Schlüssel zur absoluten Macht und absolutem Wissen. Zusätzlich habe ich lange geplant und meinen Geist durch Millionen von Jahren Meditation abgehärtet, welche dafür sorgt, dass ich selbst in keinem Fall, sei es noch so unerwartet, nicht aus der Ruhe gebracht werden kann. Selbst, wenn sich die gesamte Existenz aller Zeitlinien und Welten gegen mich verbünden würden, könnte mir nun niemand das Wasser reichen.“
Eine weitere Aura wurde entfesselt und der besiegte Semih wurde ausgelöscht. Nur die verfluchten Augen seiner anderen Version waren zusammen mit der Macht der Existenzmutter – einem Zyna-Orb- übriggeblieben. Der nun letzte Semih und letzte verfluchten Augen Träger der gesamten Existenz absorbierte beide Kräfte.
Die Macht eines Zyna-Orbs galt als höchste Macht der Existenz und konnte nur von einem anderen Zyna-Orb konkurriert werden, doch für den letzten Semih war es ein kaum spürbarer Unterschied gewesen. Er hatte schon zuvor etliche von ihnen absorbiert. Ein weiterer mehr oder weniger machte keinen großen Unterschied mehr für ihn.
Die verfluchten Augen hingegen gaben keinen Machtanstieg, da die zusammengeführten 5 Versionen der verfluchten Augen alle Fähigkeiten und Gaben freischalteten, sowie eine nicht konkurrierbare Effizienz bei der Nutzung von Energieeinheiten ermöglichten. Das was die absorbierten verfluchten Augen aus einer anderen Zeit stattdessen an Mehrnutzen gaben waren die Erfahrungen des vorherigen Trägers. Jeder Träger der verfluchten Augen hatten unterschiedliche Fähigkeiten der Augen gemeistert und perfektioniert, welche den eigenen Präferenzen entsprachen. All diese Erfahrungen gehörten nun nur noch dem letzten Semih.
Der letzte Semih drehte sich um zu dem Hinrichter und blickte zu ihm.
„Möchtest du als ein Wesen der niedrigeren Existenzstufen wiedergeboren werden oder ausgelöscht werden?“

Der Hinrichter schaute ungläubig zu, wie sein Meister von dem blauen Semih ausgelöscht worden war. Übrig waren nur die verfluchten Augen seines Meisters gewesen und ein hell leuchtendes Orb, die eine unvorstellbare Macht von sich gab. Er hatte vieles gespürt, jedoch noch nie etwas Annäherndes wie die Macht von diesem Orb. Die Anwesenheit neben dem Orb machte ihn taub, er fühlte sich betäubt, fast schon den Wahnsinn verfallend, kombiniert von einem Zittern. Dabei hatte er nicht einmal gewusst, dass er in der Lage war all diese Gefühle zu empfinden. Er konnte dieses Phänomen nur durch die absurde Macht des Orbs begründen, dessen Ursprung er nicht kannte. Er war sich sicher. Etwas wie das hier musste die Spitze von allem sein! Es war unvorstellbar, dass es etwas mächtigeres existieren könnte, als das was er von dem Orb ausging.
Sein Meister in der Welt der Toten hatte also die ganze Zeit über solch unvorstellbare Macht besessen und unterdruckt. Was musste man dann über das Monster sagen, welches seinen Meister ausgelöscht hatte?
Das Orb wurde absorbiert und der Zustand des Hinrichters normalisierte sich, da die Macht des blauen Monsters nicht zu spüren war und der Orb nun ein Teil von ihm war. Der letzte Semih blickte nun zu ihm und sprach mit einer kühlen, monotonen Stimme.
„Möchtest du als ein Wesen der niedrigeren Existenzstufen wiedergeboren werden oder ausgelöscht werden?“
„W-Was soll das heißen?! Ich bin auf DEINER Seite?!“
„Alle höhere Wesen werden verschwinden. Wie konntest du nur denken, dass du kein Ziel meiner Mission bist? Ich werde die Frage nicht wiederholen.“
„Ich… bin der Hinrichter! Ich werde niemals dieselbe Existenzstufe wie diese niedrigen Wesen akzeptieren!“
„Dein Wunsch soll erfüllt werden.“

Nachdem der Hinrichter ausgesprochen hatte wurde er von einer blauen Klinge bestehend aus blauer Aura durchspießt. Wenig später verging seine komplette Existenz. Nicht nur die Existenz in dieser Zeitebene, sondern der Treffer vernichtete ihn in allen Zeitlinien. Zusammen mit ihm jedoch jegliche Erinnerung über ihn. Es war eine komplette Auslöschung seiner Existenz, wo in der Geschichte kein Fleck von ihm übriggelassen wurde. Es war so, als hätte er nie existiert. Es war somit die perfekte Auslöschung.
Nein, es wäre die perfekte Auslöschung gewesen, wenn sich sein Mörder nicht an ihn erinnern würde. Semih selbst hatte die Erinnerung über seine vernichteten Ziele nicht von seiner eigenen Erinnerung eliminiert. Noch nicht. Dies war nämlich einer der letzten Schritte in seiner Mission.
Nun war die letzte verbleibende Todessünde dran. Semih blickte zu ihm und wiederholte seine Frage.
„Möchtest du als ein Wesen der niedrigeren Existenzstufen wiedergeboren werden oder ausgelöscht werden?“
„Ich will…. Als Mensch wiedergeboren werden.“
Auch er wurde von der blauen Klinge durchspießt und jegliche Erinnerung über ihn ausgelöscht als hätte er oder seine ehemaligen Kollegen nie als Todessünde existiert. Doch das Versprechen wurde gehalten und er war als Mensch wiedergeboren worden.

Schatten blickte irritiert als plötzlich die Wächterenergien seiner beiden Experimente verschwanden.
„Was zur Hölle ist hier gerade vorgefallen? Ich bin mir sicher kein Fehler gemacht zu haben.“

Xaxasas bemerkte die seltsame Veränderung. Zuerst hatten Mia und Ivan ihre Wächterenergie komplett verloren. Nicht nur sie, sondern auch die sich in Berserk bekämpfenden Wächter hatten ihre Kräfte verloren und in einen der Menschenwelten abgesetzt worden. Rakarrez bei ihm war momentan der letzte existente Wächter. Normalerweise hätte die Wächterenergie von gefallenem Wächter zu ihm zurückkehren müssen, doch dies war hier nicht der Fall. Sie war komplett verschwunden. Was ging hier vor? Hatte der Sarrancona zugeschlagen? Oder doch Semih?
Plötzlich wurde er von einer blauen Aura durchbohrt und ein Wesen in form einer blauen Aura und roten Augen materialisierte sich vor ihm.
Die getroffene Stelle war von der modifizierten blauen Aura komplett ausgelöscht worden und seine Macht prozentual im selben Verhältnis wie der Verlust seines Erscheinungsbildes reduziert worden. Nicht einmal die Erinnerung an seinen verlorenen Machtanteil war übriggeblieben. Dies galt auch für die Optik.
Xaxasas war sich sicher schon immer diese Lücke in seinem Erscheinungsbild zu besitzen und nie mächtiger gewesen zu sein als jetzt.
„Oh, du hast dich verändert, doch ich erkenne dich wieder. Welch überflüssige Demonstration mir mit deiner Waffe dicht an meiner Erscheinung zu drohen. Was ist diesmal in dich gefahren, Semih?“ fragte er unbeeindruckt.
Rakarrez wollte instinktiv angreifen, doch mit einer Bewegung signalisierte Xaxasas dem Drachen, dass er sich noch zurückhalten sollte.
„Ich werde die Existenz von allen höheren Wesen bereinigen.“ erklärte Semih das Ziel seines Vorgehens knapp.
Xasaxas war jemand der zuerst auf Worte griff, bevor er auf Aktionen zurückgreifen musste. Es war zu seinem besten Interesse besonders viel zu erfahren um in den Kopf von Personen einzudringen. Besonders bei Semih hatte es sich bisher nicht als besonders schwierig erwiesen. Sei es zu der Zeit vor seiner Besessenheit von Sion oder die Zeit danach. Er hatte ihn immer in irgendeiner Form zu seinem persönlichen Zweck manipulieren können. Dies war der Hauptgrund, warum er nie sein Finger gerührt hatte, um Semih endgültig zu vernichten. Warum also sollte er Semih auch nicht dieses Mal manipulieren können? Er musste ihn lediglich nur ab und zu von seinem Wahnsinn abbringen oder diesen zumindest in ein passendes Ziel lenken.
„Und was ist der Grund dafür, Semih?“ hackte er nach und schaute, ob er sich darauf einließ. Er kannte Semih sehr gut. Er würde für jeden seiner Aktionen eine Rechtfertigung haben und nicht scheuen diese mitzuteilen, wenn man danach fragte. Tatsächlich tat er das.
„Das Machtgleichgewicht zwischen den höheren Wesen und den niedrigen Wesen ist zu enorm. Wo keine Balance herrscht, dort existiert keine Fairness. Entsprechend muss eine der beiden Wesenstufen eliminiert werden und ich habe mich für die höhere entschieden.“
„Ich fürchte du befindest dich in einem großen Irrtum, Semih. Wir höheren Wesen gewährleisten die Existenz der niedrigen Wesen und schützen sie vor sich selbst. Wir haben nicht die Absicht die niedrigeren Wesen auszulöschen, nur weil wir es können. Zumindest nicht grundlos. Ansonsten hätten wir es schon getan. Ich kann nicht leugnen, dass es in der Vergangenheit höhere Wesen gab, die ihr Macht missbraucht haben könnten, doch schwarze Schafe gibt es immer überall.“
„Wenn ein Volk, eine Rasse oder eine Welt sich selbst auslöscht, dann ist es so. Es ist deren eigenverschulden und kein Schutz ist dafür von Nöten. Der einzige Schutz der momentan begründet ist, ist der Schutz vor Wesen, die durch den Einfluss von höheren Wesen ihre Macht bei den niedrigen Wesen austoben. Dieser Art von Schutz ist jedoch auch nicht mehr nötig, sobald es diese Wesen nicht mehr gibt. Und das werde ich korrigieren. Ich galt als Fehler, doch nun sehe ich was ich wirklich sein muss. Ich bin, nicht der Fehler. Ich bin die Korrektur. Die Korrektur in diesem verdorbenen System.“
„Welch rechtschaffene und rührende Geschichte. Doch hast du nicht ein kleinen Logikfehler in deiner Erklärung drinnen? Oder vielleicht auch kein Logikfehler, sondern nur unaufrichtige Worte. Wenn du unsere Auslöschung damit begründest, dass wir ein solch großen Machtunterschied zu den niedrigeren Wesen haben, was ist dann mit dir, Semih? Gib es zu. Du möchtest nur Gott spielen und dein eigenes Ego befriedigen. Die Auslöschung von alles und jedem der die gefährlich werden könnte ist natürlich eine Sache die dir sowohl gelegen kommt, als auch dein Ego streichelt.“
„Ich besitze inzwischen weder ein Ego, noch irgendeine Form von Emotionen.“ Widerlegte er den letzten Teil von Xasaxas These. „Ich werde ein System schaffen, welche unabhängig von höheren Wesen funktioniert. Nachdem alle höheren Wesen ausgelöscht worden sind, werde ich mich selbst auslöschen. Ich bin keine Ausnahme und kein Stück besser als ihr. Deshalb werden wir alle dasselbe Schicksal teilen.“
„D-Du willst dich danach selbst auslöschen?!“ fragte Xasaxas, der mit dieser Antwort nicht gerechnet hatte.
„Denkst du wirklich, du könntest alle höhere Wesen im Alleingang vernichten?! Sobald dein Vorhaben herauskommt, wird man sich gegen dich verbünden und dich auslöschen!“ warf er ihm entgegen.
„Selbst, wenn sich die gesamte Existenz aller Zeitlinien und Welten gegen mich verbünden würden, könnte mir niemand das Wasser reichen.“
„D-das ist absurd! Das glaubst du doch selbst nicht!“ warf Xasaxas ein, den das was er sagte klang tatsächlich sehr unwahrscheinlich und viel mehr nach einem bluff.
„Es ist nun Zeit. Entscheide dich Xaxasas. Möchtest du als ein Wesen der niedrigeren Existenzstufen wiedergeboren werden oder ausgelöscht werden?“
Xasaxas erkannte, dass er mit ihm dieses Mal nicht weiterkam. Wie es aussah hatte er keine andere Wahl, als nun seinen Trumpf zu enthüllen, welche er sich für eine Situation wie diese zugelegt hatte. Er hatte bereits für den Fall, dass Semih ihn hintergehen würde, vorgesorgt.
„Ich fürchte, du lässt mir keine andere Wahl, Semih.“
Nachdem Xasaxas seinen Satz beendet hatte, verschwand die blaue Aura und einzig allein die roten Augen blieben zurück. Er enthüllte einer der silbernen Augen, die er in seinem Besitz hielt und die Kräfte von Semihs verfluchten Augen komplett unterdrücken konnten. Da sich Semih nicht einmal in einem Körper befunden hatte, war er nun komplett bewegungsunfähig in seinen zwei deaktivierten Augäpfeln gefangen und somit ein leichtes Ziel für Xasaxas.
Zumindest hätte er das sein sollen, den im nächsten Moment erschien er in derselben Form wieder, nur diesmal in weiß statt blau. Xasaxas konnte die Energie von Semih weiterhin nicht spüren, doch als er sich bewegen wollte, spürte er stattdessen das er nicht in der Lage war sich von seiner Stelle zu rühren.
„W-Was hat das zu bedeuten? Deine verfluchten Augen und damit deine Macht sollte versiegelt sein!“ protestierte Xasaxas.
„Die Macht der verfluchten Augen allein sind in meinem Plan nutzlos. Hast du etwa gedacht, dass ich mich wie früher nur auf sie verlasse? Ich habe sie genutzt um an größere Macht zu kommen, welche mit den verfluchten Augen gewaltige Synergieeffekte mitgebracht haben.“
„Was für eine Macht…?“
„Stell dir deine eigene Macht vor und gehe davon aus, dass die höchste Instanz des Systems, unter dem du arbeitest etwa maximal um die 0,01% - 5% ihrer Macht delegiert und aufgeteilt hat. Stell dir nun die Macht dieser Spitze vor. Stelle dir danach vor, dass es in all den Zeitlinien, Parallelwelten und Ebenen etwa Millionen von diesen Spitzen gibt. Nun stell dir vor, dass ich 70% von ihnen absorbiert habe.
Selbst, wenn sich die gesamte Existenz aller Zeitlinien und Welten gegen mich verbünden würde, könnte mir niemand das Wasser reichen.“ wiederholte er seine letzte Aussage und stellte klar, dass dies selbst ohne seine verfluchten Augen weiterhin galt.
Xasaxas konnte es nicht fassen. Hatte Semih für seine Mission alle seine Schwächen aus der Vergangenheit eliminiert? Er hatte weder ein Ego, noch vertraute er auf seine verfluchten Augen. Auch schien er bedeutend weiser zu sein als er ihn in Erinnerung hatte. Nein, dass war nicht länger der Semih, den er kannte. Er wirkte wie eine Version von ihm, die unzählig Millionen von Jahren gelebt haben musste. Wenn nicht sogar bedeutend mehr. Er erschien bedeutend älter und weiser als er selbst.
Xasaxas wusste nicht ob Semih bluffte oder nicht, den alles was er sagte erschien so unwirklich. Auch wenn er zugeben musste, dass die verfluchten Augen Semih in der Vergangenheit eine genauso absurd schnelle Entwicklung ermöglicht hatten. Er schloss es nicht aus. Nein, er war sich sogar sicher, dass dies stimmte. Seine verfluchten Augen ermöglichten ihm Energie vielfaches effizienter zu nutzen, wie Wesen ohne diese Augen. Wenn dieser Semih ohne seine verfluchten Augen bereits 70% der Existenz besaß, dann war seine durch die verfluchten Augen multiplizierte Macht noch unvorstellbar absurder als jetzt schon. Zweifellos konnte Semih jederzeit die silbernen Augen die er, Xasaxas, bei sich trug vernichten.
„Ich wiederhole die Frage nicht noch einmal Xasaxas.“ riss ihn Semih aus seiner Gedankenlinie.
Xasaxas hatte noch einen weiteren Plan zugelegt, falls dieser scheitern würde, doch er bezweifelte, dass dies gegen eine absurde Macht wie sein gegenüber besaß einen Unterschied machen würde.
„Das wage ich anzufechten.“ erklang es dicht bei ihnen von einem Wesen, der gerade bei ihnen erschienen war. Semih ließ Xasaxas frei, als hätte er nun gänzlich jegliches Interesse an ihm verloren.
Es war der halb-maskierte Mann, welcher für die Aufmerksamkeit Semihs verantwortlich war.
„Keine Sorge Xasaxas. Wie wir gemeinsam im geheimen vereinbart haben werde ich Semih nun auslöschen. Du hast mit mir auf das richtige Pferd gesetzt.“

Semih war zufrieden. Der unbekannte Faktor war aufgetaucht. In seinem gesamten Studium der Zeit war es nicht unübliches gewesen jede Version von einem Wesen wiederzufinden. Sei es Xasaxas, den Hinrichter, Talos, die Herren der dritten Ebene, er selbst und allen anderen Wesen. Sie alle waren logischerweise in jeder Zeitlinie vorhanden. Es hatte wenige Ausnahmen gegeben. Eine davon war der Semih aus der Welt der Toten gewesen, den er vernichtet hatte, wenn er sich selbst nicht dazu zählte. Dieser halb-maskierte Mann und sein Meister über ihm gehörten ebenfalls zu diesen Ausnahmen. Da diese Wesen über keine Vergangenheit oder Zukunfts-Versionen besaßen, hatte er nicht richtig an ihnen recherchieren können und nur eigene Vermutungen aufstellen können. Er hatte viele Theorien entwickelt, doch es stand nichts 100% fest. Somit stimmte seine vorherige Aussage, dass er über alles Wissen der Zeit besaß, nicht wirklich. Dieser halb-maskierte Mann gehörte zu den Ausnahmen und war damit der unbekannte Faktor. Doch mit unbekannten Faktoren hatte er gerechnet und seinen Geist durch seine Meditation darauf eingestellt. Sein Gefühl sagte ihm, dass diese Wesen und der geheime Mastermind hinter ihm, seine wirklichen Gegner waren. Als er die gesamte Geschichte der Zeit studiert hatte, waren ihm paar Auffälligkeiten ins Auge gefallen. Diese beiden Wesen zogen die Fäden seit Anbeginn der Zeit. Doch für welchen Zweck? Das hatte er noch nicht herausfinden können.
Nichtsdestotrotz hatte er nun einen der beiden wie geplant herauslocken können. Auf diesen Moment hatte Semih gewartet.
Der halb-maskierte Mann lächelte. „Wenn du noch irgendwelche Emotionen in dir hättest, würde ich dich fragen, warum du mich so anstarrst. Es wird nun Zeit dich zu vernichten, Semih. Die Existenz von dir endgültig zu säubern. Das sind die letzten Sekunden, die dich irgendwer noch ertragen muss. Dein Fall wird von meiner Hand sein.“
„Stimmt alles was er über seine erlangte Macht sagt?“ fragte Xasaxas seinen Partner um die Chancen des maskierten Mannes einschätzen zu können.
„Es stimmt. Doch er vergisst eine Sache. Nichts, was sich hier abgespielt hat ist entgegen meiner und die Vorstellung meines wahren Meisters passiert. Er ist der Semih aus dieser Zeitlinie und hat jegliche andere Versionen von sich und Trägern von verfluchten Augen vernichtet. Alles was diese Eskalation ausgelöst hat war mein Erscheinen in dieser Zeitlinie. Wie prognostiziert“
„Funaras Tod?“ Xasaxas verstand. Wer diese Wesen auch waren hatten von Semihs Trauma nach der Wiedererlangung seiner Kontrolle profitiert und seinen Hass gegenüber hochrangigen Wesen aufkochen lassen. Wer war er uns sein Meister? Und wofür all das?
„Wenn du denkst, dass ich euch ein Lob dafür ausspreche eure eigene Vernichtung vorausgesehen und vorausgeplant zu haben, dann muss ich dich leider enttäuschen.“
Der Blick des halb-maskierten Mannes ging nun ein letztes Mal zu Xasaxas.“Du und deine geschickte und manipulative Art erinnert mich ein wenig an meinen wahren Meister. Nur, dass du etwa Quinquagintizentillion von Jahren jünger und unerfahrener bist und zu spät geboren wurdest.“ Lobte er ihn und nickte. „Xasaxas. Wir werden uns nicht mehr wiedersehen. Ich bedanke mich hier für die erfolgreiche Zusammenarbeit.“
Sein Blick ging nun zu Semih. „Folge mir. Wir werden unseren Kampf nicht hier klären.“
Beide verschwanden wortlos in einem besonderen Portal welche Xasaxas noch nie gesehen hatte.

Sie kamen in einer alternativen Dimension wieder heraus. Es war die älteste aller Astralen in eine verlassenen Zeitlinie.
Der maskierte Mann lächelte. Nur die Hälfte seines Lächelns war aufgrund seiner Maske sichtbar. „Mutig von dir mir bis hier her zu folgen und die Konditionen von dieser Dimension zu akzeptieren.“ Gestand er.
„Meine Sichtweite reicht so weit, dass ich in der Lage bin alles was sich in allen Zeitlinien abspielt wahrzunehmen - passiv.“
„Du meinst also, ich kann dich nirgendwohin führen, wo ich dich nicht überraschen kann. Doch deine Augen sind momentan unterdrückt, weil ich auch die Splitter des zweiten silbernen Auges besitze. Gut, anderes Thema. Willst du nicht wissen, wer ich bin?“
„Nein.“
„Wirklich nicht?“
„Nein.“
„Das macht es so langweilig. Dann eben so.“
Der halbmaskierte Mann zerstörte die silbernen Augen komplett wodurch Semihs komplette Macht zurückkam. „Es soll nicht später heißen, du seist nur besiegt worden, weil du geschwächt warst.“
„…“
Der Unbekannte zeigte zuerst auf sich. „Ich habe solange auf diesen Moment gewartet, doch deine schweigsame Art macht es gar nicht so unterhaltsam, wie ich es mir vorgestellt habe! Dabei sind wir sogar etwas wie ‚Brüder‘.“
„Ich habe keinen Bruder.“ Warf Semih zurück, da er seinen menschlichen Körper abgelegt hatte und sich nicht länger als Mensch sah.
„Nicht Blutverwandt. Doch wir haben denselben ‚Vater‘. Meinen wahren Meister. Du kannst mich Zweipunktnull nennen. Dein Modellname ist übrigens Einspunktnull.“ Der Unbekannte verbeugte sich, als würde er sich aufrichtig freuen ihn kennenzulernen. Da Semih keine Reaktion zu geben schien, sprach er einfach weiter. „Nenn mich einfach Two. Ich werde dich One nennen. Es hört sich auf jeden Fall cooler an, als Zweipunktnull und Einspunktnull! Jedoch muss ich zugeben, dass die Reaktion aus deiner Seite entgegen meiner Erwartung sehr gering ausgefallen ist. Lass mich einfach grundlos alles ausplaudern, Bruder. Also hör gut zu.“
Semih schwieg. Er hatte zwar seine eigenen Theorien aufgestellt, doch er wollte das Plappermaul nicht unterbrechen, solange dieser möglicherweise wertvolle Informationen zu seinem Meister oder dessen Pläne offenbaren würde.
„Oh, ich sehe ich habe deine volle Aufmerksamkeit. Mein Meister verfolgt ein großes Ziel und existiert seit sehr, sehr, sehr langer Zeit. Im Rahmen seiner Forschungen hat er alle Existenzorganisationen infiltriert und die Natur dieser Existenzen analysiert. Du kennst sicherlich paar der Personas womit er dies tat, richtig. Selbst in deiner eigenen Zeitlinie.“
„Der dritte und vierte Hüter. Der Herr der Zeit, de-“ zählte Semih auf, bis Two ihn mit den Händen klatschend unterbrach. „Exakt. Dabei spielte es keine Rolle in was für einer lächerlichen niedrigen Position er einen Platz einnahm. Im Gegenteil.
Unser Vater ist nämlich nicht allmächtig. Er ist ein Forscher. Eine Existenzmutter könnte ihn mit ihrer Macht auslöschen. Deshalb musste er verdeckt und unbemerkt arbeiten. Jedes Detail analysieren, was er bekam. Unser Vater war aus der Zeit der ersten Existenzorganisation. Die Organisation der Zeit, welche die Grundsteine für die Existenz gebildet hat, als der Baum der Existenz noch winzig, klein und schnuckelig war!“ er nickte grinsend und fuhr fort. „Nach dem natürlichen ‚Tod‘ der ersten Mutter vergingen auch alle anderen Wesen der ersten Existenz. Nur unser Meister überlebte, als die nächsten Existenzen der Zeit geboren wurden. Durch seine Recherchen fand er über die Zyna-Orbs heraus und das System der Existenz. Damit auch, wie stark sich jede Existenz voneinander unterschied.“ er gähnte, als würde nun die folgende Geschichte langweilig werden und schüttelte anschließend seinen Kopf.
„Ich skippe mal. Paar unzählige Jahre später hatte er etliche Organisationen erforscht, damit auch ihre einzigartigen Besonderheiten, die sie bekamen. Bis diese sich irgendwann nach einer gewissen Zeitspanne wiederholten. Nachdem unser Vater alle Daten hatte, hat er dich oder viel mehr deine verfluchten Augen erstellt. Projekt 1.0.
Deine Augen verfügen über alle Möglichkeiten aller Existenzen. Die Imitation ihrer Kräfte. Imitation, welche sogar besser als das Original ist, weil deine Augen sich außerhalb des Systems bewegt und somit eine externe Kraft darstellt. Sogar darüber hinaus die Macht der perfektionierten blauen Aura. Sie ist die Macht der natürlichen besonderen Aura welche in gewissen Zeitabständen ganze Existenzorganisationen auslöscht.
Natürlich wäre es ein großes Risiko gewesen eine solche Waffe zu bauen, da diese den Müttern oder einer ihren Kindern aufgefallen wäre.“ Er nickte. „Genau deshalb wurde die Schwachstelle der verfluchten Augen implementiert, dass die Rahmen der Möglichkeiten und Kräfte abhängig von der Energie des Anwenders sind. Manche Fähigkeiten benötigen ein Minimum-Level an Energie um sie freizuschalten. Die Spanne ist zwischen einem normalen Menschen der Jahrelang unter der Erde begraben ist und einem Wesen der die gesamte Existenz im Bruchteil einer Zeitspanne auslöschen kann.“ Er grinste belustigt bei der Vorstellung, wie es sein musste solange begraben worden zu sein. „Die Augen wurden nicht direkt von meinem Meister selbst erstellt, sondern von etlichen Minions, die nicht einmal wussten wofür sie es taten oder dachten, sie täten es aus eigener Überzeugung. Gleichzeitig wurden die Augen noch einmal um 5 aufgeteilt um den Gefahrenpotential sehr gering aussehen zu lassen. Jedoch selbst dann war es von einem Wesen wie dem alten Weisen aus Weyard als zu gefährlich eingestuft worden. Die anderen vier hatten nicht so viel Pech.“ Er verbeugte sich verspielt entschuldigend. „Tut mir unendlich leid, dass du dafür 18 Jahre oder wie viel das auch immer waren, unter der Erde verbringen musstest Bruder. Unser Vater hat sein Bestes getan.“
Semih ging nicht auf die Provokation ein. „Welchen Nutzen sollte er haben um ein Wesen mit einer Macht wie mich zu schaffen? Bildet er sich ein, mich kontrollieren zu können? Wie es der dritte Hüter eins tun wollte?“
Two schüttelte seinen Kopf. „Du bist viel mächtiger als er. Er könnte dich nicht kontrollieren, doch das braucht er auch nicht, damit du die Dinge tust, die er von dir möchte. Die Natur deines Models ist die eines Rebellen. Die Kontrollvorstellung von damals war nur eine Facade um die Existenz glauben zu lassen, die Ursprung deiner Macht käme aus der Ebenen der Hüter.“ Er klatschte in seine Hände, hielt sich am Bauch fest und fing an zu lachen. „Tatsächlich haben es viele, wenn nicht alle der höheren Wesen geschluckt! Genau darin ist mein Meister dir und allen anderen höheren Wesen voraus. Er ist bedeutend intelligenter und Weiser als ihr alle. Er kontrolliert und manipuliert die Geschichte fast seit Anbeginn der Zeit. Wir alle sind nur Schachfiguren in seinem großen Plan! Alles was sich abspielt hat, hat sich gemäß seinem Plan entwickelt!“ er deutete nun auf sich selbst. „Du weißt wie du zu ihm gelangen kannst, richtig? Er hat sich selbst in einem Gefängnis eingesperrt, der jeden von ihm fernhält, solange ich existiere. Deshalb wolltest du mich unbedingt begegnen. Egal ob du gegen mich gewinnst oder verlierst. Du wirst deine Rolle erfüllen.“
„Ich werde dich vernichten und dein Meister wird dir folgen.“
„Ob du mich vernichten kannst, werden wir sehen, einpunktnull. Mein Modell ist neuer als deiner, aber anders. Du wirst dies in unserem Kräftemessen herausfinden. Deine Kräfte sind isoliert von der gesamten Existenz, meine hingegen innerhalb der bestehenden Existenz.“ Er nahm in seiner menschlichen Form eine Kampfstellung an. „Ich bin das was auch du nicht verstehst und denkst erhalten zu haben.“
„Eine letzte Frage. Gibt es oder gab es andere Modelle oder Wesen, die außer mir und dir von deinem Meister erstellt worden?“
Two schüttelte seinen Kopf. „Wir beide sind die einzigen Modelle. Vor dir hatte es jedoch ein weiteres Wesen gegeben. Ein Fehlschlag. Doch sorge dich nicht darum. Wir beide sind nun die einzigen Modelle.“
Semih hatte genug von Two erfahren und es war nun Zeit ihn auszuschalten. Das was folgte war alles andere als unspektakulär.
Die blaue Aura, welche die Verkörperung purer Vernichtung war, erfasste sein Ziel und fraß sich durch die menschliche Form des halb-maskierten und auch durch alle weiteren Existenz-Formen und Aufstufungen von ihm durch, wie ein unaufhaltbarer Virus. Unzählige Existenz-Stufen verschwanden genauso schnell wie sie kamen. Nämlich in Bruchteil einer unwahrnehmbaren Zeitspanne.
Der Sieger des Kampfes würde sich aus einer einzigen Sache ergeben. Wenn die Formen des Unbekannten ausgingen, hatte der Unbekannte verloren und Semih gewonnen. Dies wusste der Träger der verfluchten Augen selbst.
Seine angreifende blaue Aura erlosch als schließlich die scheinbar letzte Form von Two verschwand.
Er hatte gewonnen.
Sein Ziel war als nächster der Meister. Doch Semih bemerkte, dass der Eingang in das Gefängnis weiterhin versiegelt war. Hatte der Unbekannte gelogen, oder…?
„Du hast es endlich herausgefunden, nicht? Du hast mich noch nicht ausgeschaltet.“ ertönte eine Stimme in Semihs Geist, doch er konnte niemanden wahrnehmen. Was hatte das zu bedeuten? Er wusste genau, was dies zu bedeuten hatte.
Two sprach weiter in seinem Kopf und bestätigte seine Theorie. „Ich bin innerhalb deiner nahezu grenzenlosen Sichtreichweite, doch trotzdem kannst du mich nicht wahrnehmen. Egal ob mit deinen Augen oder mit deinen unzähligen anderen Kräften. Du weißt, genau was das bedeutet, richtig?
Die Existenzstufe, die ich zuletzt aufgenommen habe überschreitet das Maximum deiner kumulierten Kräfte bei weitem.“
Die Erkenntnis was ein heftiger Schock für Semih sein musste, wurde von ihm jedoch nur zur Kenntnis genommen. Aufgrund seiner Meditation, egal wie unerwartet eine Situation war, es würde ihn nicht aus der Ruhe bringen können. Er besaß diese Gefühle nicht mehr. Stattdessen hörte er nur zu, als Two weitersprach und analysierte die Situation.
„Du bist nicht einmal überrascht? Das ist ja langweilig. Dabei ist deine Niederlage nun in Stein gemeißelt. Du hast es sicherlich nun bemerkt. Mein Modell und damit meine Kräfte erlauben es mir auf die Mächte aus allen Existenzstufen zurückzugreifen. Deshalb bewegen sich meine Kräfte innerhalb der bestehenden Existenz. Ein kompletter Gegensatz zu den Kräften deiner verfluchten Augen, die außerhalb der Existenz agiert. Ich teile somit buchstäblich die Position mit dem mächtigsten Wesen der Existenz, selbst wenn ich mir nicht über diese Existenzen im Klaren sein sollte. Selbst meine neuste Existenzstufe. Ich habe nicht gewusst, dass es eine solche Existenzstufe gibt! Nur weil du die niedrigeren bezwungen hast, war ich in der Lage diese hier zu erreichen. Ich kann nämlich nie selbstständig zu Existenzstufen wechseln, die ich vorher noch nie erreicht habe. Eine höhere Existenzstufe hingegen erreiche ich nur, wenn ich in der eins niedrigeren Stufe bezwungen wurde.“ Er stoppte kurz und ein belustigtes Lachen ertönte in Semih Geist. „Du weißt was es bedeutet, richtig? Wo mein Limit und mein Maximum liegt? Ich teile stets meine Macht mit der mächtigsten Person der gesamten Existenz.“ wiederholte er. “Nur das mächtigste Wesen der gesamten Existenz besitzt eine 50% Chance mich zu vernichten. Alle anderen sind mir maßlos unterlegen. Außer ein Wesen mit Kräften außerhalb der Existenz wie du. Jedoch das nur in Theorie, den wie es scheint, reichen alle Kräfte, die du gesammelt hast nicht annährend genug aus um dich mit dem mächtigsten Wesen der Existenz anlegen zu können.“
Semih konnte nichts wahrnehmen. Etwas traf das Erscheinungsbild seines Auges und führte einen verheerenden Schaden zu und hätte seine Augen komplett auslöschen können, wenn Two es gewollt hätte. Er hatte stattdessen scheinbar nur theatralisch seine Worte unterstreichen wollen.
„Sobald du eine gewisse Mindestenergie besitzt garantieren die Kombination aus all 5 verfluchten Augen den Zugang zu jeder Fähigkeit und Gabe. Mit der höchst möglichen Affinität. Dies bedeutet, dass egal was man gegen dich tun oder unternehmen würde, du in diesem Level logisch betrachtet immer unbesiegbar und unaufhaltbar sein müsstest. Die Superlative aller Kräfte, Fähigkeiten und Gaben. Doch dem ist nicht so, richtig? Es ist wie das Prinzip eines undurchdringbaren Schildes und eines alles durchdringender Speers. Beides existiert nicht und wird nur solange nicht angezweifelt, bis es widerlegt wurde. Dies ändert jedoch nichts an der Realität, dass es diese Effekte zu keinem Zeitpunkt wirklich gegeben hat.
Eine Kette ist nur so stark wie das schwächste Glied. Wenn ein Wesen nur eine deiner Kräfte kontern oder annullieren könnte, würde das Konstrukt der Perfektion deiner Macht zusammenbrechen.“ Two lachte amüsiert und fuhrt fort: „Und deine Gaben wurden in der Vergangenheit bereits ausgekontert. Dies kommt davon, dass die verfluchten Augen zwar über die höchste Affinität besitzen, diese aber keine Superlative darstellen. Es gibt ein Limit. Dieses Limit steigt mit deinem eigenem Energielevel an.“
Semih wusste genau was er meinte, doch Two erklärte es dennoch genauer mit Beispielen aus seiner Vergangenheit.
„Deine Augen, welche jegliche Illusionen durchschauen können sollten. Warum haben sie nicht Mazes Illusionen durchschauen können? In deinem damaligen Energielevel hat es Energie, sagen wir das einfache Verständnis haltbar mehr als 1:10 Energieeinheiten benötigt, um deine Fähigkeit zu annullieren.
Pro Energieeinheit konntest du Dank deinen verfluchten Augen eine Tat vollbringen, wofür für alle anderen Wesen mindestens das 10 fache an Energie nötig gewesen wären.
Mazes Illusion Künste besaßen jedoch mehr als das 10 fache an Energieeinheiten, die du selbst besaßt um für deine Fähigkeit Illusionen zu durchschauen aufbringen zu können.“ Ein lachen ertönte. „Dies hast du damals erkannt und die Macht der dunklen Augen erweckt um damit dein Energielevel mit diesen zu erhöhen. Mit dem gewaltigen Anstieg deines Energielevels davon hattest du einen Meilenstein erreicht, bei dem das benötigte Verhältnis auf 1:100 anstieg um deine Kräfte kontern zu können. Rakarezz lag in einem der Kämpfe gegen dich Goldrichtig direkt deine Augen zu attackieren und diese vernichten zu wollen. Doch das maximale was er erreichen konnte waren einige Risse. Der Grund dafür war, dass er sich verschätzt hatte und nicht über die 100-fache Energieeinheiten besaß, die dafür nötig gewesen wären. Er war fälschlicherweise von 10 ausgegangen.“ Ein erneuertes Lachen ertönte, nach seiner kurzen Redepause. „Dein Energielevel wurde später weiter gesteigert, nachdem fast alle Planeten im gesamten Universum absorbiert wurden um die Macht deiner verfluchten Augen weiter steigern zu können. Dein wahres Limit war auf diesen Stufen keinem Wesen der höheren Ebenen bekannt, den sowohl Sion, als auch du hattet den Vorteil gelernt, welcher sich daraus ergab, diesen zu verheimlichen. Du trafst später auf Wesen wie Talos, deren Energielevel deinen um Welten überstieg. Aus ihren Augen warst du für sie deshalb nicht einmal eine Gefahr. Doch nicht einmal sie konnten einschätzen, dass das erforderliche Verhältnis auf 1:100.000 pro Energieeinheit angestiegen war. Nach der Absorbierung der Welten und das Potential der dunklen Augen war der Unterschied zwischen ihnen und dir jedoch geringer als das 100.000 fache. Du wolltest aber sicher gehen und hattest dein wahres Energielevel unterdrückt und zwischen all deinen unzähligen Clonen aufgeteilt. Auch sie hatten sich verschätzt und du konntest dir mit der Zeit eine neue Energieeinheit nach der anderen an eigenen.“
Two materialisierte sich nun vor Semih, so dass dieser ihn sehen konnte. Er hatte sich eine humanoide Form ausgesucht. „Doch mich kannst du nicht täuschen. Wissen ist Macht!“ eine merkwürdig gelbe Aura umhüllte ihn. „Dein Verhältnis ist momentan Eins zu Billionen. Verstehst du die Position, in der du dich gerade befindest, Bruder?“
Semih verstand die Aussichtslosigkeit seiner Lage durchaus. Alles was Two gesagt hatte, wusste er bereits. Er hatte sich allein 70% der Energie der Existenzmutter angeeignet, welche fast 70% der Energien glich, die in der gesamten Existenz vorhanden sein mussten. Natürlich war bei dieser Rechnung das unbekannte Wesen deren Macht Two gerade nutze nicht mitberücksichtigt.
Diese ganze Energie, die er besaß wurde durch dieses unbekannte Wesen um mehr als das Billionen-fache übertroffen. Der Anstieg zwischen der letzten Existenzstufe, die er vernichtet hatte zu diesem hier war absurd. Er hatte nie von einem solchen Wesen mitbekommen und nicht mit einer solchen Differenz gerechnet. Wer hätte er auch damit rechnen können?
Er hatte zwar damit nicht gerechnet, aber damit das immer und jederzeit etwas Unberechenbares passieren könnte. Schließlich ging so gut wie nie etwas genau nach Plan. Die Fähigkeit sich an unberechenbare Situationen adaptieren zu können. Dies hatte er sich mit der Ruhe, die er erlangt hatte angeeignet.
„Wie war das noch einmal, dass kein Wesen der ganzen Existenz gegen dich ankommen würde? Ich denke es wird nun Zeit den Kampf zu beenden, One.“ kündigte Two mit ausgestreckten armen posierend an und eine kleine gelbe Sphäre bildete sich vor ihm, welche mehr als genug Energie besaß um ihn und alles andere was er je gesehen hatte komplett zu pulverisieren.
Semih wusste, dass er nicht über genug Energie besaß um die Differenz schließen zu können. Sollte er noch einmal jegliche übrige Existenz absorbieren und so seine Macht um etwa weitere 30 Prozentpunkte erhöhen? Würde dies die Differenz schließen können?
Es gab keine Garantie dafür und es war zu riskant. Vermutlich würde es kein Unterschied machen. Es gab einen anderen Weg eine solche Differenz schließen zu können, wenn auch nur temporär. Es gab Techniken, die ein höheres Tribut erforderten um kurzfristig Taten zu vollbringen, die mit dem normalen Energielevel einer Person sonst nicht möglich gewesen wären. Umso höher der Tribut ausfiel, umso stärker der Effekt. Semih wusste, dass er improvisieren musste, damit seine Mission nicht hier auf der Stelle endete. Selbst wenn er dafür unzählige Jahre seines Fortschritts dafür aufopfern und seine Mission sich unzählige Jahre verschieben musste. Er hatte eine Idee.
Ein rotes Licht ging von ihm aus und umhüllte die gesamte Umgebung bevor die Sphäre Semih erreicht hatte. Als das rote Licht erlosch fanden beide sich in einer neuen Dimension wieder.
Two schaute ungläubig und analysierte, was hier gerade vorgefallen war. Es dauerte jedoch nicht lange, bis er herausfand, was passiert war und verbarg sein Erstaunen nicht länger. Sein Blick ging daraufhin wieder zu ihm.
„Unglaublich. Du hast eine Imitation der Dimension der Geburtsstätte der Willen angefertigt.“ erkannte Two. „Ich hätte nicht gedacht, dass es außer mir und meinem Meister ein anderes existierendes Wesen gibt, der aktiv davon weiß. Nein, du hast es nicht einmal gewusst. Du hast improvisiert.“
Sowohl Semih als auch Two besaßen nun eine Humanoide Form. Sie sahen durchaus menschlich aus. Die Umgebung war der freien Natur einer menschlichen Welt inspiriert worden und zeigte sich auch entsprechend wieder. Der Unterschied war jedoch die Gesetze dieser Dimension.
„Die Geburtsstätte der Willen. Jedes Wesen, sei er noch so hoch in der Existenzstufe oder noch so niedrig, hat seinen Ursprung in der Geburtsstätte der Willen. Selbst Wesen außerhalb der Existenz wie du One. Jede Existenz, die erscheint übernimmt automatisch einer dieser Willen aus der Geburtsstätte. Die Dimension vor der Existenz selbst, die niemand uns bekanntes weiß wo sie liegt, geschweige den weiß, dass sie existiert. Selbst mein Meister hat es noch nicht herausgefunden. Was hast du aufgeben müssen um eine solche Imitation auf die Beine stellen zu können? Dein Energielevel hätte selbst dafür nämlich nicht ausreichen müssen.“
Two grinste, als er wenig später erkannte, wie Semih es getan hatte. „Du hast die Macht deiner verfluchten Augen erschöpft in dem du sie temporär über die maximale Leistung gesteigert hast.“ er fasste sich auf diese Erkenntnis hin am Kopf und lachte belustigt. „Das bedeutet, du wirst den Rest unseres Kampfes nicht mehr diese zurückgreifen können. Abhängig von der überbrückten Differenz vermutlich sogar unzählige Jahre, bis sie sich vollständig davor erholen. Und all das, nur um meine aktuelle Existenzstufe zu bezwingen?“
Semih schwieg. Natürlich war sein Gegenüber amüsiert. Sollte sein Gegenüber eine weitere Existenzstufe haben, so würde sich sein Tribut als nutzlos erweisen, da er dies nicht wiederholen konnte. Diese Dimension würde nur maximal so lange bestehen, bis einer von ihnen gefallen war. Somit würde Two danach nichts hindern wiederaufzuerstehen, falls es eine weitere Existenzstufe geben sollte. Doch das hier war seine einzige und letzte Möglichkeit. Er hatte sonst keine andere Wahl.
„Die Geburtsstätte der Willen. In der jegliche Kräfte, Gaben und Fähigkeiten unbedeutend sind, da sie erst nach dem Willen selbst kommen. Einzig der Wille einer Person ist ausschlaggebend. Hier könnte ein einfaches Menschenkind sogar eine Existenzmutter vernichten. In dieser Dimension sind alle gleich. Ein Kampf der Willen. Unser Körper hingegen ist dicht mit unserem Willen verknüpft, auch wenn viele höhere Wesen nie auf einen Körper zugreifen. Ein Körper ist das Instrument womit wir unseren Willen in Bewegung setzen.“
Sie beide hatten die Form eines Menschen, welche visuell ihren Willen symbolisierte. In dieser Dimension hieß es den Willen des jeweils anderen – und somit den Körper – des jeweils anderen zu vernichten. Nicht viel anders als die Art wie die unzivilisiertesten und niedrigsten der Wesen ihren Willen durchsetzen. Doch Semih kam dies gelegen.
Beide nahmen ihre Kampfstellung ein.
Der finale Kampf zwischen ihnen würde nun beginnen.
Der Abstand zwischen ihnen war keine 3 Meter.
Semih machte den ersten Zug und lief auf seinen Gegner zu und holte mit der rechten zu einem Schlag aus. Two zögerte jedoch keinen Moment und tat es ihm gleich.
Beide trafen sich zeitgleich an der Brust. Semihs Brustkorb zerplatzte und er spuckte ein Blut ähnliche Substanz, welcher in seinem Fall ebenfalls rot war.
Er hatte den größeren Schaden von dem Aufeinandertreffen erhalten. Die verlorene Flüssigkeit hingegen signalisierte nur den Schaden an seinem Willen. Anders als Blut floss diese Flüssigkeit jedoch nicht die ganze Zeit, sondern nur im Moment des Aufpralls. Dieses Phänomen war somit viel mehr eine Blutung des Willens.
Semih und Two waren nach dem Treffer wieder zur Ausgangsdistanz zurückgesprungen und hatten ihre Kampfstellung wieder eingenommen. Two grinste selbstsicherer, als er nun über seine physische Überlegenheit bewusst geworden war und lief auf seinen Gegner zu. Semih hingegen hatte dies ebenfalls erkannt und konzentrierte sich auf die Defensive. Er blockte den Sturm von Faustschlägen die ihm Two entgegenwarf und suchte nach einer Öffnung. Semih wusste, dass Two einige Kämpfe in seinem menschlichen Körper durchgeführt hatte, doch er selbst diesen darin in Sachen Erfahrung bei weitem übertraf. Als Semih schließlich den letzten Faustschlag seines Gegners zur Seite lenkte, fand er genug Öffnung um kurz nach hinten zu springen und Two mit beiden Beinen etliche Meter nach hinten fliegen zu lassen.
Der halb-maskierte fing sich jedoch schnell wieder auf den Beinen. Jedoch nicht schnell genug um Semih auszuweichen, der zu ihm gesprungen war, ihn packte und mit ihm nun am Boden rollte. Mit einem Arm am Boden stützend stoppte Two die Bewegung und schüttelte Semih mit einem Tritt von sich ab. Anschließend sprang er wieder auf alle Beine und bedeckte Semih mit einer Flut an offensiven Schlägen, welcher mühevoll in Richtung hinten ausweichen konnte. Semih fiel langsam, aber sicher das Angriffsmuster hinter den Schlägen von Two auf, die er ohne lange zu fackeln nutzte um seine nächste Öffnung herauszuholen. Er sprang hoch und trat Two zielsicher gegen seinen Kopf. Two hingegen brach seinen Angriff ab und blockte knapp mit dem Arm den Treffer ab.
Doch damit hatte Semih bereits gerechnet und traf seinen Kopf an seiner ungeschützten Seite mit seinem zweiten Fuß. Two erholte sich davon jedoch merkwürdig schnell, packte noch Semihs Fuß in der Luft, drehte sich um die eigene Achse und schleuderte ihn von sich davon. Beide Kämpfer richteten sich nun wieder auf und nahmen ihre Kampfstellung wieder ein. Die Distanz zwischen ihnen betrug nun 7 Meter.
Twos Kopf an der getroffenen Stelle hatte weiß geblutet, doch bei weitem nicht so stark wie der erste Treffer, den er kassiert hatte. Warum fügten seine Angriffe ihm nur so wenig Schaden zu? Oder warum war er so empfindlich gegenüber seinen? Oder schlimmer: Warum war beides der Fall?
Two realisierte nun auch, dass er geblutet hatte und lächelte anerkennend. „Deine Erfahrung ist unglaublich. Obwohl ich dir physisch bei weitem überlegen bin konntest du einen solchen Treffer landen. Jedoch verstehst du nicht woran es dir mangelt, weshalb du auch diesen Kampf nicht gewinnen können wirst.“
Semih hatte genug gehört. Jetzt nachdem er etwas den Angriffsmuster seines Gegners analysiert hatte, entschied er sich in die Offensive zu gehen und raste auf seinen Gegner zu. Vor ihm angekommen bedeckte er ihn nun selbst mit Angriffen. Two ließ sich davon jedoch weder beeindrucken, noch von der Ruhe bringen. Er wehrte alle Schläge und Tritte von Semih ab, packte ihn am Arm und donnerte ihn mit der einen Hand gegen den Boden, während er mit dem anderen zum Schlag ausholte.
Mit einer flinken Rolle zur Seite entging Semih dem potentiell fatalen Schlag zur Seite, welcher stattdessen nur den Boden traf. Semih war bereits wieder aufgestanden, als Two ihn wieder mit nicht endenden Angriffen eindeckte.
Der verfluchten Augen Träger wisch den ersten Angriffen wie bisher aus, doch sein Gegner hatte scheinbar dazu gelernt. Er änderte sein bisher benutztes Angriff-Muster, überraschte Semih damit und stieß ihn etliche Meter fort, bis dieser heftig gegen einen Baumstamm knallte. Bevor sich Semih von dem Zusammenprall erholten konnte, stand bereits Two vor ihm und schlug ihn zusätzlich durch den Baumstamm hindurch. Erneuert verlor Semih viel Blut, doch er hatte keine Zeit sich darum zu Sorgen, denn sein Gegner hatte die volle offensive ergriffen. Semih nutzte die Bäume in seiner Umgebung aus um dem Momentum seines Gegners zu nehmen und sich vor dessen Angriffen zu decken. Als sein Gegner schließlich einen schlechten Treffer erzielte und einen Baum fällte, stand Semih schon bereit und trat ihn mit einem gewaltigen Tritt aus dem Wald heraus. Two landete diesmal mit dem Rücken auf dem Boden, doch konnte er sich schnell auf die Beine erkämpfen, ehe Semih vor ihm stand. Trotzdem hatte die Verzögerung ihn so verlangsamt, dass er nicht mehr rechtzeitig schaffte Semihs Schlag gegen seinen Magen und den darauffolgenden Tritt zu derselben Stelle am Kopf zu blocken. Stattdessen hatte Two nämlich zu einem Konter ausgeholt und Semih mit einem Kinnhacken überrascht. Der Treffer schleuderte Semih durch die Luft. Ehe er landen konnte, packte Two ihn am Bein, drehte sich wie zuvor auf um die eigene Achse und schleuderte ihn nun gegen einen Felsen, wo er heftig dagegen knallte und sich versuchte schnell wieder in einer defensiven Stellung aufzurichten.
Auch diesmal war nach den ganzen Treffern einiges an rote Flüssigkeit aus ihm herausgeflossen und Semih spürte nun, wie sein Wille im Vergleich zum Kampfanfang bedeutend schwächer geworden war. Als sein Gegner die Distanz wieder auf 5 Meter reduziert hatte, war Semih noch auf beiden Knien, da er die Erschöpfung seines Willens spürte. Nichtsdestotrotz behielt er seine Augen bei seinem Gegner.
Er war fast am Ende, während Two offenbar kaum einen Schaden davongetragen hatte. Fast alle seine Angriffe hatten sich als ineffektiv erwiesen. Twos Wille strahlte noch so stark wie am Anfang. Dieser gewährte ihm wenigstens noch sich komplett aufzurichten und machte gerade keine Anstalt seine geschwächte Lage auszunutzen. Semih verstand es nicht.
„Warum…. Warum verliere ich gegen dich? Was ist der Unterschied zwischen uns?“
Two schüttelte schon fast bemitleidenswert seinen Kopf, ehe er dann zu seinem Vorgängermodell blickte. „Du hast es noch immer nicht verstanden, oder? Was es dir mangelt? Wir könnten hier hunderte Jahre kämpfen und du würdest mich so wie du bist noch immer nicht besiegen können.“
„Aber warum?! Sag mir was mir fehlt!“ wollte er wissen.
„Du hast es vor Ewigkeiten abgelegt: Deine Menschlichkeit.“
„Meine Menschlichkeit?“ fragte er nach.
„Mit deiner Menschlichkeit hast du dein Ego verloren, was ein großer Teil eines Willens darstellt. Du hast versagt die wahre Stärke deiner Menschlichkeit zu erkennen und zu akzeptieren!“ enthüllte er und lief mit einem zornigen Schrei auf Semih zu. Semih hingegen tat es ihm gleich, den Geschrei auslassend wohl versuchend sein altes Ego zu entfalten um den Kampf zu drehen - vergebens. Beide holten zu einem Schlag aus und zielten auf den Kopf des jeweils anderen, doch nur einer sollte Treffen. Dieser jemand war nicht Semih.
Semih wurde von etlichen Faustschlägen am Kopf eingedeckt, von dem er keinen einzigen ausweichen oder abwehren konnte. Als sich scheinbar eine Gelegenheit ergab, wollte er nach hinten ausweichen, doch sein Vorhaben wurde von Two vereitelt, welcher mit einem Bein auf seins trat und ihn auf dieser Stelle buchstäblich nagelte.
Was darauf folgte war nicht länger ein Kampf, sondern eine einseitige Prügelsession. Ein direkter Schlag gegen Semihs Nase, gefolgt von einem Kinnhacken und einem Seitwärtshacken gegen seinen Kopf. Unzählige solche Schläge sollten folgen und es gab nun nichts mehr was Semih tun konnte. Jeder einzelne Treffer vernichtete seinen Willen. Semih spürte keinen Schmerz. Keine Emotion. Er konnte nichts tun. Nicht gewinnen. Nur abwarten, was für ihn wie eine Unendlichkeit vorkam.
Sein Wille war zerstückelt und schließlich war er nur noch einen einzigen Schlag davon entfernt komplett vernichtet zu werden. Er konnte sich in diesem Zustand nicht einmal bewegen, sondern nur noch zu seinem Gegner blicken, während dieser seinen Gnadenstoß durchführte. „Ich habe hier so einfach gewonnen, weil ich gegen den Träger der verfluchten Augen, statt gegen Semih gekämpft habe.“
Die Erkenntnis dieser Worte war zu spät, als sich der finale Schlag durch den Rest seines verbliebenen Körpers bohrte und ihn anschließend komplett auflöste. Die Dimension löste sich auf.
*Part 2/2*

Sie waren zu der vorherigen Dimension zurückgekehrt.
„Du hast verloren und musst dich nun der Regeln dieser Dimension beugen, die der Verlierer ausgeliefert ist und die du mit dem Eintritt akzeptiert hast. Der Gewinner kann mit dem Verlierer machen, was immer er auch möchte.“ erinnerte Two.
„…“
Semih schwieg. Er hatte verloren. Er spürte nichts. Garnichts. Er verstand nun jedoch um wen oder was es sich genau um Two handelte.
“Ich bin das was du verstehst und gleichzeitig danach so sehnst.“ Der erste Teil sprach von Wissen, während der zweite Teil von Macht sprach. Two war die Verkörperung von Wissen und Macht der gesamten Existenz. Das er hier gegen ihn verloren hatte zeigte, dass er nicht über genug verfügt hatte um die Existenz selbst zu übertreffen. Demnach hatte er nicht verdient die Existenz zu verändern und musste seine Bestrafung als Verlierer akzeptieren.
„Was wirst du mit mir machen?“ fragte Semih jedoch schließlich.
„Du bist am Ende deines Weges angekommen, Semih. Du hast deine Rolle genauso erfüllt, wie wir von dir erwartet haben. Wir bedanken uns für deine Dienste. Deine Saga und deine Geschichte ist zu ende.“
Two schnipste theatralisch und nur ein Moment später spürte Semih ein gewaltiges ziehen.
Seine Augen… seine verfluchten Augen wurden langsam, aber sicher von ihm extrahiert. Es war ein seltsames Gefühl. Er hatte unzähligen Wesen seine verfluchten Augen oder ihre Kräfte gestohlen. Doch dies war das erste Mal, dass er so etwas erleben musste.
„Meine Augen!“ rief er und versuchte sich zu wehren, doch es war zwecklos.
„Du wirst sie nicht mehr benötigen. Wir werden einen neuen Träger für sie finden, jetzt nachdem du deine Rolle erfüllst hast.“
Schon wieder sprach er über eine Rolle. „Was ist meine Rolle gewesen?“ fragte er schließlich auch danach. Er wollte noch soviel wie es ging erfahren. Glücklicherweise scheute Two nicht, sein Wissen mit ihm zu teilen.
„Einzig und allein zu beweisen oder zu widerlegen, ob es eine weitere Existenzstufe von den der uns bisher bekannten gibt.“
Wenn seine Meditation nicht all seine Emotionen und Reaktionen dieser Art genommen hätte, dann wäre Semihs Reaktion hier rauf am stärksten ausgefallen. „All das, ein Multizeitdimensionales Projekt, all die Manipulation, all die Vernichtung, all dieser Aufwand, seit fast Anbeginn der Zeit… alles… NUR um die Theorie einer weiteren Existenzstufe zu beweisen oder zu widerlegen?“ fragte er nach und Two konnte sein Lachen nicht zurückhalten. „Hehehe. Es ist nicht die erste Forschung meines Meisters, bei dem er solche Längen geht um ein Detail bestätigen oder widerlegen zu lassen. Doch das Detail, über das uns Klarheit geschaffen wurde ist relevant. Der Anstieg meiner Macht von der letzten Existenzstufe zu der aktuellen war unberechenbar. Ein solches Wesen existiert und steht sehr wahrscheinlich über alles dem, was wir bisher erfahren haben. Dies eröffnet neue Forschungszonen.“
„Wofür all diese Forschung? Allmacht? Perfektion? Absolute Vernichtung? Was ist sein Ziel?“
Two zuckte nur mit seinen Achseln, so als wäre alles deutlich simpler. „Er ist hinter der Wahrheit her.“ Er nickte und ging nun um Semih, während die Extraktion der verfluchten Augen zu keinem Zeitpunkt langsamer wurde. „Hinter jedem Wesen, hinter jedem Material, hinter jeder Energie, hinter jeder Regel und hinter jedem Phänomen gibt es ein Wesen, der direkt oder indirekt für die Erstellung verantwortlich war. Wer oder was ist der Anfang von allem?“
Er blieb nun vor Semih stehen. „Glaubst du an einen Gott? Mein Meister tut es. Jeder hat eine eigene Definition von ihm. Die Definition meines Meisters ist, dass „etwas“ was über allem steht und schon immer vor allem gestanden hat und immer tun wird. Der Schöpfer. Die letzte Ebene.“ Er setzte sich nun in die Hocke und schüttelte seinen Kopf. „Es ist aber etwas komplex, wie du siehst. Wir haben von einer neuen Existenzstufe erfahren. Ist sie das Wesen, welche wir suchen? Ganz gleich wie überzeugend und mächtig und unvorstellbar ein Wesen aussehen mag, ganz gleich wie logisch, nachvollziehbar und überzeugend es seine scheinbar Superlative Position begründen kann, es wäre Arroganz zu glauben, es könnte niemand höheres geben. Unser Wissen und unsere Fähigkeiten können uns jederzeit blind vor etwas höheres sein lassen, so wie du blind und ignorant gegenüber der neusten herausgefundenen Existenzstufe warst.“
„Was also ist sein Vorhaben? Etwas versuchen zu bestätigen, bei der er sowieso niemals komplette Gewissheit darüber erlangen können wird? Das ist absurd!“
„Und dennoch das was unser Meister tut. Er verlangt nicht, dass weder du, noch eine andere Person ihn nachvollziehen kann.“
„Was wäre passiert, wenn ich dich vernichtet hätte?“
„In dem Fall hättest du seine Theorie von höheren Existenzstufen widerlegt. Dies wäre ein Indiz dafür gewesen, dass es keine weitere erreichbare Existenzstufe mehr existiert und ein neues Modell von mir würde erstellt werden. Doch du bist derjenige, der verloren hat und der durch ein neues Modell ersetzt wird, Bruderherz. Nicht ich.“
Semih wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Ein von der Wahrheit besessener Forscher, der seine zwei Modelle gegeneinander aufspielt um seine Theorien zu testen. Die große Kontroverse dahinter war, dass dies bis in alle Unendlichkeit weiter andauern würde und der Forscher nie eine zufriedenstellende Antwort erhalten würde. Dies war krank. Doch er war machtlos diesen Zustand zu ändern. Genauso wegen solchen Wesen hatte er das System aller höheren Wesen löschen wollen. „Was… wird nun passieren?“
„Wir sind dir trotz allem sehr dankbar für deine Dienste. Wir werden dich nicht töten. Du wirst als Mensch wiedergeboren werden und kannst dein Leben so weiterführen, wie du möchtest. Eine Chance auf ein Leben, welche du vorher nie besessen hast.“
„Was?“ er wusste nicht, wie er das auffassen sollte. Positiv? Negativ? „Was werdet IHR tun?“ formulierte er seine Frage neu.
„Wir werden ein Spiel austragen lassen.“
„Ein Spiel?“
„Silkanas soll der Geburtsort des nächsten Trägers der verfluchten Augen werden.“ Er lachte freudig auf und sprach voller Aufregung. „In ganz Silkanas wird es fünf verschiedene verfluchte Augen-Elementarsterne geben. Jeder einzelne steht rein symbolisch für eine der ursprünglichen Augen der Schüler. Ist das nicht toll? Nennen wir die Sterne einfachhalber verfluchte Elementarsterne. Sobald eine Person drei der fünf Sterne hat, wird ein roter Leuchtturm in Silkanas erscheinen, dessen Flamme nur durch alle fünf verfluchte Elementarsterne entzündet werden kann. Das Leuchtfeuer wird dem Gewinner die Macht der verfluchten Augen gewähren.“
„Wofür das Ganze?!“
„Das weißt du bereits. Ein weiterer Kampf gegen mich.“
„Wenn nicht einmal geschafft habe, was lässt dich glauben, dass das Ergebnis diesmal anders ausfallen wird.“
Der halb-maskierte Mann grinste. „Die zehnte Stufe.“
Semih stoppte.
„Es gab einen Grund, warum wir aus allen Zeitlinien die zehnte Stufe entfernt haben. Wir haben es in jeder Zeitlinie so aussehen lassen, als gebe es eine berechtigte Logik für den Verlust dieser Kraft des verfluchten Augen Trägers. Die zehnte Stufe tut das, was du in deiner Improvisation durchgeführt hast. Nur nicht so plump wie du, sondern in einem optimierten Zustand. Die Unterschiede in der Energie, ganz gleich wie hoch, können in Theorie komplett überbrückt werden. Natürlich besitzt eine solche Tat auch entsprechende Kosten. Abhängig von der überbrückten Höhe der Energie, kann der Anwender: Ohne Nachteile davonkommen, seine Kräfte können geschwächt sein, temporäre oder sogar permanente Blindheit erlangen oder im schlimmsten Fall sogar sterben. Abhängig wie viel mächtiger das Ziel gewesen ist.“
„Was ist, wenn du stirbst? Was, wenn es keine weitere Existenzstufe gibt?“
„Dann sterbe ich.“
„Und du bist damit in Ordnung? Ich kann in dir einen freien Willen spüren. Willst du wirklich dein ganzes Leben lang als ein entbehrliches Modell weitermachen? Bis man dich vernichtet, um eine neue Theorie auszutesten?“
„Bildest du dir etwa ein, du könntest dich manipulieren und dein bevorstehendes Schicksal abwenden? Mach dich nicht lächerlich.“
Semih bemerkte, wie er offenbar etwas in ihm getriggert hatte. So war das also.
„Ich verstehe. Daher kommt dein Hass mir gegenüber. Du bist neidisch auf mich gewesen. Auch wenn ich manipuliert worden sein mag, so habe ich trotzdem einen freien Willen besessen. Du sagtest selbst, dass mein Modell der Rebell-Typ ist. Was genau macht dich das dann?“
Two brauchte nicht zu antworten. Seine aufflammende zornige Aura verriet Semih alles was er wissen wollte. Dieser erfasste ihn und zerdrückte seinen Geist und presste ihn anschließend gegen den Boden. „Heh, pass auf deine Worte auf, du Verlierer!“ Um Semih wurde schwarz und er konnte Two nur noch hören. „Weil du der ursprüngliche Besitzer der verfluchten Augen warst habe ich ein Geschenk für dich. Ob du hinter den Augen hergehst und versucht erneuert die Macht der verfluchten Augen zu erlangen oder ob du dich einfach zurückziehst, das Leben auskostest, eine Familie gründest. Es ist gänzlich dir überlassen! Und keine Sorge. Keine höheren Wesen oder Wesen über ein gewisses Energielevel werden sich in das Spiel einmischen können. Mit unseren Kräften und Werkzeuge, die wir zur Verfügung haben, wird niemand außenstehendes wissen was genau in Silkanas passiert, noch werden sie Interesse daran haben oder die Aufmerksamkeit dafür schenken. Ganz gleich wie offensichtlich es geschehen mag. Niemand den du begegnest wird dich mit deinem früheren selbst assoziieren können.“
Semih verstand nicht alles, aber er wusste, dass er es verstehen würde, wenn die Zeit kommen würde. Alles war komplett dunkel und es kam für ihn wie eine gefühlte Ewigkeit vor.

„Und was meinst du? Wer hat gewonnen?“ fragte Zaerkaran, welche den Angriff auf Xasaxas mitbekommen hatten.
„Nicht Semih.“ antwortete Talos. „Hätte Semih gegen diesen halb-maskierten gewonnen, dann wäre er ganz gewiss zurückgekommen. Wie es aussah lag ich mit meiner Einschätzung über Xasaxas richtig. Am Ende hat er sein Problemkind beseitigt.“
„Hm, wie konnte er mit all dieser Macht verlieren, wenn die Dimensionen, die er Xasaxas gegenüber aufgestellt hat, stimmte? Hat er gelogen?“
„Es ist irrelevant für uns. Macht verfolgt nur den Zweck Dinge aufrechtzuerhalten oder zu verändern. Die Frage ist, was ihm all diese Macht letztendlich gebracht hat: Er existiert nicht mehr, während wir es tun. Das ist der einzig relevante Fakt für uns.“
„Was ist mit diesem Unbekannten? Er hat uns getäuscht und erwähnte etwas von sich und seinem Meister.“
„Wenn wirklich alles stimmt, was sie gesagt haben, dann sind sie weit über unseren Kräften. Nur ein Narr kümmert sich um Dinge, auf die er kein Einfluss haben kann und wir sind keine Narren.“
„Das heißt?“
„Interessiert uns nicht. Nicht unser Problem. Ein Vogel, der zu nah an die Sonne fliegt, verbrennt sich. Genau was mit Semih passiert ist. Er hat sich überschätzt, in Höhen gewagt, die ihn übertrafen und ist daran verbrannt.“

Die Ewigkeit schien vergangen zu sein und etwas Kraft war in ihm zurückgekehrt. Doch er wusste noch immer nicht, wo er sich befand. Alles war weiterhin in purer Dunkelheit. Ein Moment! Dieses Gefühl! Dieser Geruch! All das kam ihm unheimlich bekannt vor? War das ein Déjà-vu?
Semih konzentrierte sich und schoss eine Ladung Energie heraus und haute ein Loch in das Gefängnis in der er bis vor kurzem festgesteckt hatte. Anschließend sprang er von der Erde heraus, in der er sich befunden hatte. „Er muss sich selbst wohl für unheimlich lustig halten, mich auf diese Weise zurückkehren zu lassen.“ kommentierte er gereizt.
Er war gereizt.
Semih stoppte.
Er wusste nicht, was er zuerst überprüfen sollte, da er mit so vielen verschiedenen Sachen gleichzeitig überrumpelt war. Die Umgebung war eine verlassene Gegend, weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Keine Tiere, viele Bäume und keine Zivilisation.
Die größten Unterschiede stellte er bei sich selbst fest. Er hatte wieder Emotionen. Warum? Die Effekte seiner Meditation mussten rückgängig gemacht worden sein und ohne die verfluchten Augen besaß er auch über keine Möglichkeit diese einfach wieder unterdrücken zu können. Er besaß auch wieder einen Körper. Doch wie alt war er? Körperlich? Es war anstrengend sich wieder mit einem Körper zu bewegen, so als wäre es eine Ewigkeit her. Nein, es war buchstäblich eine Ewigkeit her.
Es regnete und Semih spürte die fallenden Regentropfen auf seiner Haut. Er erkannte auf dem Boden eine Pfütze und blickte in diese. Er konnte sein Gesicht sehen. Er war äußerlich so jung wie bevor er eine Zeitreise unternommen und das Zeitsystem ausgetrickst hatte. Seine Augen hatten noch immer optisch das Aussehen der verfluchten Augen, doch das war es auch schon gewesen. Nur noch die Optik war als Trophäe übriggeblieben. Wenigstens hatte man ihm Kleidung mitgegeben, welche jedoch nun durch seinen Aufenthalt in der Erde komplett dreckig geworden waren. Der Regen würde sicherlich einiges an Dreck wegwaschen.
Semih versuchte sich zu erinnern. Obwohl er den elementaren Teil seiner Erinnerungen besaß, hatte er kein Zugriff auf die Details. Er hatte das Wissen über die gesamte – zumindest fast die gesamte ihm bekannte – Existenz besessen. Er hatte die Geschichte studiert. Er hatte jegliche Wissenschaften gekannt und gemeistert. Doch er erinnerte sich an keine der Details. Ohne diese Details, konnte er das Wissen nicht anwenden. Er biss die Zähne zusammen. Er hatte nicht nur seine verfluchten Augen, sondern auch Großteil seines Wissens verloren!
Erst jetzt bemerkte Semih, dass er die ganze Zeit etwas in seiner linken Hand hielt. Als er einen genauen Blick darauf warf, sah er eine Art roten Elementarstern, welcher unheilvoll wie das Augapfel seiner verfluchten Augen aussah.
Ein verfluchter Elementarstern!
Das war also das Geschenk gewesen von dem Two gesprochen hatte. Er durfte mit einem von insgesamt 5 dieser Sterne starten, falls er sich entscheiden sollte, seine Macht zurück erlangen zu wollen. Falls er die verfluchten Augen zurückwollte, musste er seine Karten gut spielen und im Idealfall alle 5 Teile sammeln, noch bevor die Leute wussten, worum es sich bei ihnen handelte. Umso mehr Leute wussten, worum es hier ging, umso komplizierter würde es werden können.
„Hey, du bleib stehen!“ erklang es plötzlich hinter ihm. Er war geschockt, dass er sie nicht hatte vorher bemerken können. Er drehte sich in ihre Richtung und erkannte, dass es sich um drei bewaffnete Abenteurer handelte.
„Was gibt es?“ wollte Semih wissen.
„Hey, schau! Atlak, Murain. Das was er in seiner linken Hand hält! Das schaut genau nach dem Stern aus, welcher uns versprochen wurde, hier vorzufinden! Ich kann es nicht glauben! Ihr wisst, was wir tun müssen, richtig?“
„Natürlich Boss.“ „Die Katze ist im Sack, Boss.“
„Woher wisst ihr darüber besch-?“ Semih kam nicht zum Aussprechen, denn seine Gegner attackierten ihn bereits mit ihrem herausgezogenen Katana.
Er hatte sich bis gerade keine Gedanken darüber gemacht, doch wie viel Macht hatte man ihm gelassen? Semih spürte, dass er abseits von den verfluchten Augen noch alles an seiner alten Kraft besaß. Sei es die dunklen Augen, die Macht der Welten oder die Existenzmütter.
„Uh-!“
Die Gegner waren bereits direkt bei ihm. Semih hatte sich zu sehr daran gewöhnt, nicht mehr einen menschlichen Körper zu besitzen. Mit ihr keinen Verstand, welcher ein menschliches Limit besaß. Die Entscheidungsfindung ohne einen menschlichen Körper ging bedeutend schneller und effizienter.
Seine Augen verfärbten sich und wurden Gold. Die dunklen Augen kamen zum Vorschein und die Macht seiner dunklen Energie würde entfesselt werden und die Abenteurer vernichten!
Zumindest hatte Semih sich es so vorgestellt.
„Argh.“
Er spürte einen tödlichen Schmerz in seiner Brust, höllische Qualen und alles um ihn wurde augenblicklich schwarz…

Er hörte einige Stimmen und sein Geist schien klarer zu werden.
„Er wacht auf, schnell komm her Boss.“
„Das wurde ja aber auch Zeit.“
Semih spürte einen heftigen Schmerz in seiner Brust. Als er zu seinem Bewusstsein zurückkam schaute er sich um und feststellen zu können, wo er war. Er war in einer Höhle, festgebunden mit den drei Abenteurer von vorhin die nun über ihn wachten.
Er hatte gegen diese drei Köter verloren…. Wie tief war er gesunken? Ganz gewiss der größte Fall in der Geschichte, den jemals jemand durchmachen musste.
Erst gegen Two und nun das hier. Er befand sich in einer Niederlagenserie.
„Wir haben deine Wunden versorgt, Blondschopf. Deine ganze Brust hat sich nach deiner Technik aufgerissen und du wärst gestorben, wenn wir dich nicht geheilt hätten.“ Er schüttelte seinen Kopf und lachte. „Komm jedoch nicht auf falsche Gedanken. Wir haben dich nicht gerettet, weil uns etwas an deinem Leben liegt. Wir können dich nicht sterben lassen. Nicht bevor wir die Informationen haben, die wir wollen.“ Er zeigte den verfluchten Elementarstern den er in seiner Hand hielt. „Siehst du das hier? Wir brauchen die restlichen. Also woher hast du diesen gefunden? Kennst du nach andere, die eins haben?“
„Wenn ich bewusstlos war, hättet ihr stattdessen mein Geist lesen sollen, statt mir diese Fragen so zu stellen. Ich weiß, dass ein Windadept unter euch ist.“
„Denkst du wir sind dumm und hätten es nicht schon versucht?“ gab der Windadept gereizt von sich. „Ich habe deine komplette Windresistenz auf 0 gesetzt und konnte in deine Gedanken eindringen. Doch wir haben nichts finden können. So etwas ist mir noch nie passiert. Es war keine Barrikade. Einfach nur… gar nichts. So als hättest du keine Vergangenheit abseits von ein paar Minuten. Das kann jedoch nicht sein, denn du bist ein ausgewachsener Mann! Wir wissen zwar nicht welchen Trick du benutzt, aber du wirst unsere Fragen jetzt beantworten müssen, wenn du weißt, was das Beste für dich ist.“
Semih versuchte alle Informationen, die er soeben hatte zusammenzureimen. Er konnte sich nun vorstellen, warum sein Körper von innen aufgerissen worden war und warum er den Kampf verloren hatte. Die Antwort war: Er besaß nur einen menschlichen Körper. Ohne seine verfluchten Augen gab es nichts, was in der Lage war die in ihm gespeicherte übermenschliche Energie zu kontrollieren. Es war nachlässig von ihm gewesen auf die dunklen Augen zurückzugreifen. Er hatte unter Zeitdruck handeln müssen, was wieder ein Limit des menschlichen Gehirns war. Er musste lernen wieder wie ein Mensch zu denken. Wegen diesem Fehler wäre er beinahe gestorben. Wenigstens hatte er nicht die Macht eines absorbierten Zyna-Orbs benutzt, den in diesem Fall wäre sein Körper mit absoluter Sicherheit pulverisiert worden. Diese Kräfte waren einfach nichts womit Menschen umgehen konnten. Semih hatte sich vorhin gefragt, wie mächtig er noch sei. Er wusste nun, dass die dunklen Augen, die Macht der Welten und die Macht der Existenzmütter, sprich Zyna-Orb ein Tabu für diesen Körper darstellte. Er würde in dieser Situation vermutlich nie mehr von ihrer Macht profitieren können. Sie waren lediglich in ihm gelagert. Wenigstens waren diese Energien unterdrückt. Sprich, sie waren in einem passiven Zustand und kein Wesen, auch keine höheren, sollte diese Energien in ihm spüren können, solange er sich nicht aktiv davon bediente.
Was war aber die Ursache mit diesem Gedanken Phänomen, was diese Typen erwähnt hatten? Dies war ihm nämlich gänzlich unbekannt. Es musste wohl von einer der Manipulationen von Two sein. Egal was mit ihm passierte, es würde wohl keine Informationen über sie herauskommen können. Er war somit scheinbar für andere wirklich ein neuer Mensch. Doch stimmte das?
„Was wollt ihr mit den 5 Elementarsternen machen?“ fragte Semih sie schließlich.
„Verkauf uns nicht für blöd. Jeder der von den verfluchten Elementarsternen gehört hat, weiß genau was sie versprechen. Reichtum, Macht und Ruhm! Alles wovon man träumt! Die legendäre und unaufhaltbare Macht von Semih. Sie wird uns gehören!“
„Genau, wir werden nicht nur diese Welt beherrschen. Sondern das gesamte Universum! Die schönsten Frauen des Universums werden uns gehören und wir werden das köstlichste Wein des Universums trinken!“
Semih schüttelte seinen Kopf. Sein Name war nun irgendeine Legende. Er war sich schon bewusst, dass sein Name für Furcht und Schrecken benutzt wurde. Doch diesmal war es offenbar um die Gier Menschen anzutreiben. Selbst der ahnungsloseste aller Menschen dürfte über die Phönixkrieger genug Glaubwürdigkeit solcher Legenden gegenüber schenken. Und wenn man ehrlich war: Sie waren nicht gelogen.
„Ich bin Semih.“ Enthüllte er schließlich direkt in die Augen seines Gegenübers blickend.
„Schön für dich. Hat dich jemand nach deinem Namen gefragt?“ erwiderte er. Nicht die Reaktion die er erwartet hatte. Scheinbar hatten sie ihn nicht verstanden. „Ich bin die Person aus der Legende, dessen Macht ihr wollt.“
„Bestimmt. Du bist auch die einzige Person, die das behauptet hat. Bestimmt willst du wie die ganzen anderen dieser Betrüger auch versprechen und jeden Wunsch zu erfüllen, sobald wir dir alle 5 Sterne bringen. Wir sind nicht dumm. Außerdem hast du dich mit einem anderen Namen vorgestellt. Sei wenigstens intelligent genug um keinen solchen Anfänger-Fehler zu machen.“
„Was??? Ich bin Semih.“
„Ja, wir haben deinen Namen gehört.“
„Genau wie die Person aus eurer Legende.“ Sagte Semih gereizt.
„Nein?! Bist du bescheuert? Das sind komplett unterschiedliche Namen.“
Semih schüttelte seinen Kopf. Was zur Hölle ging hier vor sich?
„Wie heißt die Person aus der Legende und wie heiße ich?“
„Semih und Semih.“ Kam die Antwort gleichzeitig von allen.
„Und ihr hört daraus keine Ähnlichkeit heraus? Was ist, wenn ihr in mein Auge schaut und dann zu der Abbildung im verfluchten Elementarstern. Es sind die gleichen Augen. “
Die drei schauten irritiert zu einander. „Er scheint sein Verstand verloren zu haben. Scheinbar haben ihm die Verletzung von vorhin stärker zugesetzt, als wir vermutet haben. Nichts wovon er sagt hat nur die geringste Ähnlichkeit miteinander.“
Semih hatte genug gehört. Irgendein Zauber von Two musste mit der Kognition dieser Wesen spielen. Vermutlich nicht nur diese Wesen, sondern kein Wesen der existierte, würde wohl eine Verbindung zwischen ihm und Semih herstellen können. Dann sollte es so sein. Er würde sich darüber nicht beklagen. Es war ohnehin nicht so, als hätte er viele Freunde, die ihn in seiner Situation hätten aushelfen können.
„Ich Welpen werdet nun sterben. Ich habe genug von eurem Hundetheater.“
Aus dem Boden wuchsen etliche Metallranken heraus. Einer von ihnen trennte seine Fesseln, während die anderen seine Gegner überraschte und komplett bewegungsunfähig machten.
„W-was? Diese waren Psynergie unterdrückende Fesseln! Wie konntest du Psynergie wirken?!“
„Ich bin nicht von gestern. Es war keine Psynergie. Ich kann die reinste aller Energien nutzen. Doch vermutlich wisst ihr nicht einmal worüber ich spreche.“ Er formte sich eine Klinge aus Metall und tötete sie schnell und schmerzlos. Es wäre sicher klüger gewesen sie vorher zu befragen, doch er wollte hier so schnell wie möglich raus. Er hatte sich noch nicht an seinen neu-alten Körper gewöhnt und er befürchtete, dass diese Leute womöglich noch Kameraden hatten. Er war als neugeborener Semih keine 15 Minuten bei Bewusstsein und war zwei Mal knapp dem Tod entkommen. Einmal als er sich beinahe selbst tötete. Und einmal, als diese Idioten beschlossen hatten ihn aufzuwecken, statt ihn zu töten. Er wollte sein Glück nicht zu lange auf die Probe stellen.
Er nahm den verfluchten Elementarstern wieder an sich.
„Argh.“ Er fühlte wie seine Wunde sich geöffnet hatte und er biss sich die Zähne zusammen. Metall war eine Technik gewesen, die er selbst entwickelt hatte, nachdem er die Fähigkeit Erde in Stahl verwandeln zu können erlangt hatte. Er konnte somit Erdpsynergie und Techniken wirken. Doch was war mir…
„Vollheilung.“ Seine Wunden schlossen sich und er fühlte sich körperlich wieder top fit. Semih grinste zufrieden. Es sah so aus, als könnte er zwar nicht mehr sich der Finsternis bedienen, dafür aber noch an alle Techniken der vier Grundelemente, die er sich vor Ewigkeiten mal angeeignet hatte. Das war sehr gut. So war er zumindest nicht ein komplettes Leichtgewicht. „Bewegung als Wind.“ Er löste sich in Wind auf, verließ die Höhle und materialisierte sich draußen wieder. Auf diese Weise war er sicher gegangen nicht auf dem Weg nach draußen in irgendwelche präparierten Fallen hineinzutappen. Draußen angekommen würde er sich nun auf dem Weg machen. Wohin? Das wusste er selbst noch nicht.

Semih war extrem paranoid. Es verging kein Schritt wo er nicht nach hinten blickte, dann zur Seite, dann nach oben, nach links, nach rechts und so weiter. Es gab zwei Gründe dafür. Zum einen hatte er die Aufspürfähigkeiten seiner verfluchten Augen verloren. Er war gewohnt alles jederzeit sehen zu können. Keinen blinden Winkel zu haben. Grund Nummer zwei war, dass er fast in binnen von Minuten zwei Mal verstorben wäre. Er hatte sich erinnert, wie fragil Menschen wirklich waren. Semih hatte sich unzählige von Wege und Vorstellung ausgemalt, wie er überrascht und daraufhin sterben konnte, ohne die Kontrolle über die Situation zu besitzen.
Er war schon eine Stunde auf dem Weg und fühlte zum ersten Mal seit einer Ewigkeit Hunger und Durst. Bedürfnisse, die er vergessen hatte. Er fügte gedanklich Tod durch Hunger und Verdursten ebenfalls in die Liste seiner möglichen Todesursachen, hinzu.
Semih wusste nicht wo er genau in Silkanas war. Dies war einer der Erinnerungen, die ihm geraubt worden waren. Er hatte jeden Standort zu jedem Zeitpunkt zu jeder Zeitlinie gekannt. Und jetzt erinnerte er sich nicht einmal wo er sich in Silkanas befand. Als wäre es nicht genug, dass seine Fähigkeiten fast zur vollständigen Nutzlosigkeit degradiert worden wären.
Er hatte sich noch immer nicht entschieden, ob er die Macht seiner verfluchten Augen tatsächlich wiedererlangen sollte. Doch bis auf dieses Spiel hatte er sonst hier nichts anderes zu tun und keine andere Spur. Auch wenn er sich nicht sicher war, ob er diese wiederhaben wollen würde, so war er sich sicher, dass er zumindest alle verfluchten Elementarsterne sammeln wollte. In Folge dessen hatte Semih überlegt welche Wesen erlaubt waren an diesem ‚Spiel‘ teilhaben zu können, um seine Konkurrenz einschätzen zu können. Er war nach dem Ausschlussprinzip gegangen. Two strebe offenbar trotz allem ein faires Spiel an, weshalb vermutlich seine Fähigkeiten und sein Wissen so stark reduziert waren. Dies würde im Umkehrschluss heißen, dass selbst Dark und seine Todesreiter zu hoch für dieses Spiel galten. Somit blieben seine einzigen Konkurrenten in diesem Spiel die schwachen Wesen auf dieser Welt – die Menschen und ihre sonstigen Bewohner. Dies hörte sich zwar sehr simpel an, doch auch er war gehörte zu diesen schwachen Wesen. Er war deprimiert.
Dann, etliche Stunden später, sah er etwas. Ein Gebäude? Ein Haus? Seine Sehkraft war zu schlecht, oder einfach nur zu menschlich. Als er etwas näher in die Richtung ging, erkannte er es endlich. Es war eine Taverne!

Semih betrat die Taverne und schnell spürte er die warme Luft in ihr. Die Taverne war sehr überfüllt und nach seiner Lage zu urteilen, eine Taverne für Reisende und Abenteurer. Semih setzte sich sofort an die Ecke. Hier hatte er nämlich mit dem Rücken zur Wand den besten Rückenschutz und konnte so möglichst viele blinden Winkel decken. Wenn er nicht schon seine blinden Winkel sehen konnte, dann musste er diese zumindest bestmöglich decken. Er musterte die Taverne von links nach rechts. Sein Blick verfing sich jedoch an eine Person. Sie war eine sehr hübsche, freizügig gekleidete Tänzerin, mit großen Kurven welche gerade zwischen vielen den Männern tanzte. Er fühlte sich ihr gegenüber stark angezogen, doch er schaffte es sich zu kontrollieren und schließlich sein Blick von ihr abzuwenden. „Verfluchte menschliche Schwäche.“ Schimpfte er. Als er seine verfluchten Augen besessen hatte, war er nie einem solchen Problem begegnet, da es mit ihnen möglich war jederzeit seine Gefühle zu unterdrücken. Sein Magenknurren unterbrach ihn seine Gedankenlinie. Er war hungrig und durstig. Also sollte er sich hier etwas kaufen. Doch erst jetzt fiel ihm auf, dass er überhaupt kein Gold besaß. Hätte er bloß seinen Angreifern ihr Gold abgenommen. Nun konnte er es aber nicht mehr rückgängig machen. Ohne seine verfluchten Augen nicht mehr.
Er wusste gar nicht, was er hier in der Taverne nun tun sollte. Er musste zugeben bisher sehr ziellos vorzugehen. Könnte man es ihm verübeln? Er wusste nicht einmal, wo er sich befand. Vielleicht sollte er genau dort beginnen?
Er wollte gerade nach seinem Standort fragen, als er schließlich ein Plakat sah und sein Mundwinkel hinunterklappte. Es wurde eine absurd hohe Summe für Informationen bezüglich des Aufenthaltsortes eines verfluchten Elementarsterns angeboten. Dies war nicht alles. Als Semih seiner Umgebung mehr Gehör schenkte, hörte er, wie ein junges Mädchen in der Taverne ebenfalls nach entsprechenden Informationen suchte. Sie erhoffte sich hingegen offenbar ihren verstorbenen Bruder damit wiederbeleben zu können.
Semih konnte es nicht fassen. Was für eine Art Marketingstrategie hatte dieser Two umgesetzt? Es war ein Wunder, falls er überhaupt eine Person in Silkanas fand, der davon nicht gehört hatte.
Er begrub sein Gesicht in seinen Händen. Sein Ursprungsplan dieses Spiel zu beenden, bevor der Rest die Gelegenheit dazu bekam, konnte er nun dem Klo runterspülen. Es war sogar weitaus schlimmer als gedacht. Wenn bereits einfache Menschen ein solches Interesse daran hatten, wie sah es dann mit größeren Organisationen oder sogar Reichen aus?
Semih wurde erneuert aus seinen Gedanken gerissen. Diesmal jedoch durch ein bekanntes Gesicht. Ja, er kannte diese Person. Zance.
Er war froh endlich eine Person zu treffen, die er aus dem Leben zuvor kannte. „Hey Zance!“ rief er ihn. Dieser hingegen blickte irritiert zu ihm. „Kennen wir uns?“ fragte er nur. Die Reaktion hingegen überraschte Semih inzwischen wenig. „Ich bin dein Meister.“
„Welcher?“
„Dein Meister aus Weyard. Aus Elav. Semih.“ Stellte er sich vor.
Er schien kurz überrascht, schüttelte aber seinen Kopf. „Mein Meister in Elav hieß anders.“
Semih rollte mit den Augen. „Bestimmt hieß er anders. Genau. Lass es mich dir anders beweisen. Sehe ich nicht so aus wie er? Ich weiß alles über dich und über deinen Meister.“
Zance schüttelte seinen Kopf. „Mein Meister hätte niemals das Bedürfnis gehabt, sich und seine Identität jemand anderem beweisen zu müssen. Du siehst nicht so aus wie mein Meister und alle Informationen, die du über mich oder ihn hast würden nicht beweisen können, dass du mein Meister bist. Sie würden nur beweisen können, dass du ein sehr guter Informant bist.“
„Du benutzt Techniken, die ich dir beigebracht habe!“ gab Semih bissig und langsam gereizt an.
„Ich weiß nicht warum, aber ich habe das Bedürfnis die Unterhaltung zu beenden. Ich muss wieder los. Der Wind wartet auf mich.“ Mit der Bewegung als Wind Technik verschwand er und die Augen des Meisters verengten sich genervt.
„Hey, warum so schlecht gelaunt?“ fragte ihn daraufhin ein Narr, der zuvor andere Leute der Kaserne unterhalten hatte.
„Geh mir aus den Augen Clown.“ warf ihn Semih abweisend zurück und setzte sich zurück auf seinen Platz. Er hatte sich schon gedacht, dass er das System nicht so einfach ausspielen konnte. Sie hatten wohl an alles gedacht. Selbst an Sachen, an die er womöglich jetzt nicht dachte.
Nun gut. Er akzeptierte die neuen Spielregeln. Sein Fokus war zurückgekehrt. Er brauchte die Information über ihren Standort, Gold, Essen und Trinken.
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