Retention Loops im Game Design:
Warum tägliche Belohnungen funktionieren
Wie schaffen wir es, Tag für Tag dieselben Spiele zu spielen, ohne uns zu langweilen, während uns gleichzeitig Routinen im echten Leben, wie etwa früher aufzustehen oder regelmäßig Sport zu treiben, so schwerfallen?
Man könnte argumentieren, dass der Unterschied im Unterhaltungswert liegt. Doch die Spieleindustrie hat längst erkannt, dass reine Unterhaltung allein nicht ausreicht, um Spieler langfristig zu binden. Deshalb wurden Systeme entwickelt, die tägliches Wiederkommen belohnen und dadurch Gewohnheiten formen. Diese sogenannten Retention Loops sind heute ein zentraler strategischer Bestandteil der Game Designs.
Dieser Artikel erklärt, wie diese Rückkehrschleifen funktionieren, warum sie psychologisch so wirkungsvoll sind und welche verschiedenen Belohnungssysteme Entwickler zur Spielerbindung einsetzen.
Warum es wichtig ist, Spieler zu halten
Für fast alle Spieleentwickler ist es heutzutage das wichtigste Ziel, Spieler zu halten. Das nennt man Retention (Spielerbindung). Besonders bei Spielen, die man kostenlos spielen kann, ist das entscheidend, da über 85% der gesamten Einnahmen in der Spielebranche durch dieses Geschäftsmodell generiert werden, welches auf In-Game-Käufen basiert.
Wenn Spieler länger dabeibleiben, verdienen die Entwickler über die gesamte Zeit (der sogenannte Lifetime Value) mehr Geld, weil es sehr teuer ist, ständig neue Nutzer zu finden. Der Erfolg eines Spiels hängt also nicht davon ab, wie viele Leute es herunterladen, sondern wie gut es ist, Gelegenheitsspieler in treue Nutzer zu verwandeln, die immer wiederkommen.
Diese Systeme, die Spieler zur Rückkehr bewegen, nennen sich Retention Loops (Rückkehrschleifen). Der erste Eindruck lockt den Spieler an, aber die Systeme für das Spiel nach den ersten Stunden sind dafür da, die Spieler über Wochen und Monate zu fesseln, damit sie nicht aufhören, weil es langweilig oder repetitiv wird.
Die verschiedenen Arten von Schleifen
Erfolgreiche Spiele bauen auf verschiedenen Kreisläufen von Aktionen und Belohnungen auf. Es ist wichtig, sie zu unterscheiden:
Kernschleife
Die Kernschleife ist das, was man im Spiel die ganze Zeit macht. Das sind die wichtigsten, sich ständig wiederholenden Aktionen, die direkt Spaß machen (intrinsische Motivation). Beispiele sind Kämpfen, Ausrüstung sammeln oder etwas bauen. Hier geht es darum, besser zu werden und Fortschritte zu machen.
Zwangsschleife
Die Zwangsschleife nutzt psychologische Tricks, damit man weiterspielt, auch wenn man gerade keinen direkten Spaß am Kämpfen hat. Tägliche Belohnungen oder das Erreichen neuer Stufen sind typische Zwangsschleifen, die einen von außen (extrinsisch) motivieren.
Retention Loop
Die Retention Loop verbindet diese beiden Zyklen so, dass eine Gewohnheit entsteht. Gute Spiele verwenden oft verschachtelte Kernschleifen: Die kleinen täglichen Boni locken den Spieler an (Auslöser), aber die eigentliche Bindung entsteht, wenn der Spieler im Hauptspiel Fortschritte macht.
Warum wir Gewohnheiten bilden: Die Psychologie dahinter
Die Systeme in Spielen funktionieren so gut, weil sie auf einfache Regeln der Verhaltenspsychologie aufbauen.
Lernen durch Belohnung und Bestrafung
Der Ansatz der operanten Konditionierung besagt, wenn eine Handlung belohnt wird, wird sie öfter wiederholt. Wenn sie bestraft wird, hört man damit auf. Im Spieldesign sind Belohnungen die positiven Verstärker, die dafür sorgen, dass man immer wieder die gleiche Aktion ausführt. Fast alle Spiele sind um eine Zwangsschleife herum gebaut, die positive Verstärkung nutzt, um Spieler zum Weiterspielen zu bewegen.
Dopamin, Erwartung und Überraschungen
Dopamin ist ein Botenstoff im Gehirn, der uns antreibt und mit der Erwartung einer Belohnung verbunden ist. Wenn Spiele mit variablen Belohnungsschemata arbeiten (also wenn die Belohnung zufällig oder überraschend kommt) wird viel Dopamin ausgeschüttet. Das verstärkt die Gewohnheit. Die Überraschung (man hofft immer auf die beste Belohnung) hält die Spannung hoch und sorgt dafür, dass man dranbleibt.
Der Aufbau von regelmäßigen Belohnungssystemen
Tägliche Belohnungen sind feste Punkte im Spiel, die dafür sorgen, dass die Rückkehrschleife zur Gewohnheit wird.
Der Standard-Login-Bonus
Der einfachste und häufigste Mechanismus ist der tägliche Login-Bonus. Er kommt oft und soll die Aktivität ständig aufrechterhalten.
Der Standard in der Branche ist der 7-Tage-Zyklus. Dieser Rhythmus ist psychologisch effektiv, da er leicht zu merken ist und mit der Wochenstruktur korreliert. Spieler sollen an sieben aufeinanderfolgenden Tagen zurückkommen. Die beste Belohnung, oft eine seltene oder teure Spielwährung, gibt es am Tag 7. Das macht den Anreiz, die ganze Woche durchzuhalten, maximal groß.
Streak Design
Ein Streak entsteht, wenn Nutzer eine gewünschte Aktion (zum Beispiel das tägliche Einloggen) wiederholt ohne Unterbrechung ausführen.
Ein bekanntes Beispiel außerhalb traditioneller Spiele ist die Sprachlern-App Duolingo, die ihre Nutzer stark über das Halten des täglichen Lern-Streaks motiviert. Der Streak vermittelt dabei ein starkes Gefühl, etwas erreicht zu haben.
Der wichtigste psychologische Motor bei Streak-Systemen ist die Verlustvermeidung. Man weiß aus der Psychologie, dass die Angst, einen angesammelten Vorteil oder zukünftige Belohnungen zu verlieren, oft stärker ist als die reine Motivation durch einen möglichen Gewinn. Spieler fühlen sich gezwungen, ihre Serie zu halten, damit sie ihren Fortschritt nicht verlieren.
Strategische Behandlung inaktiver Spieler
Ein weiteres Design-Element ist die Behandlung von Spielern, die lange inaktiv waren. Manche Spiele, wie Clash of Clans, haben spezielle Willkommen zurück-Kalender oder Boni, die nur kommen, wenn ein Spieler 35 Tage lang nicht gespielt hat. Diese Boni enthalten oft sehr wertvolle Belohnungen (wie magische Gegenstände), die aktive Spieler sonst nicht so schnell bekommen würden.
Diese Systeme sollen einen schnellen Wiedereinstieg ermöglichen und dem zurückkehrenden Spieler sofort einen Schub geben. Um zu verhindern, dass aktive Spieler absichtlich Pausen machen, um diese Boni zu sammeln, gibt es eine lange Wartezeit von z. B. 135 Tagen, bevor dieser Kalender erneut erscheint.
Übertragung in die Online-Glücksspiel-Branche
Online-Casinos nutzen die Retention Loops des Game Designs, um Kunden in einem umkämpften Markt zu binden.
Tägliche Routinen und Streaks
Genau wie Free-to-Play-Spiele nutzen Online-Casinos Mechanismen wie tägliche Freispiele, um einen starken Anreiz für den täglichen Besuch zu schaffen. Ziel ist es, konsequentes Spielen zu belohnen und eine Gewohnheit zu fördern, was den Wert des Kunden im Laufe der Zeit erhöht. Ein gutes Beispiel dafür sind die aktuellen Freispiele auf AustriaCasino, die genau dieses Prinzip nutzen, um Spieler regelmäßig zur Rückkehr zu motivieren.
Belohnungen müssen verdient werden
Anstatt nur einfache, binäre Boni (z. B. "zahle X ein, erhalte Y") zu vergeben, werden gamifizierte Belohnungen durch das Abschließen von Herausforderungen oder das Erreichen von Stufen verdient. Diese Zwangsschleifen steigern die Loyalität der Spieler.
Variable Belohnungen
Viele Plattformen nutzen Glücksräder oder geheimnisvolle Kisten, um zufällige Belohnungen zu bieten. Diese Überraschungselemente halten die Erwartungshaltung aufrecht und können das dopamin-gesteuerte Spielverhalten verstärken, ähnlich den Loot Boxes in Videospielen.
Langfristiger Fortschritt
Durch VIP-Stufensysteme und Loyalitätsprogramme wird ein Gefühl des langfristigen Fortschritts geschaffen, das die Spieler dazu anspornt, dabeizubleiben und ihre hart erarbeiteten Vorteile nicht zu verlieren (Verlustvermeidung).
Fazit: Die Macht der menschlichen Psychologie
Ein genauerer Blick auf das Thema zeigt, wie tiefgreifend sich das Game Design in den letzten zehn Jahren verändert hat. Der wirtschaftliche Erfolg eines Spiels hängt nicht mehr allein vom Unterhaltungswert ab; dieser findet sich in vielen anderen Spielen, was Spieler zum einfachen Wechsel von einem Titel zum nächsten verleiten könnte. Die Spieleindustrie musste dies erkennen und auf einen neuen Weg der Kundenbindung setzen, der Spieler dazu bringt, genau deren Spiel zu spielen, indem er gezielt auf psychologische Mechanismen zurückgreift.
Diese Entwicklung ist nicht auf die Spielewelt beschränkt. Auch andere Branchen, deren Erfolg auf langfristiger Kundenbindung basiert (etwa die Glücksspielindustrie oder Lernplattformen), greifen auf dieselben Prinzipien zurück. Diese Erkenntnis ist besonders für Führungskräfte und Entwickler in Branchen relevant, deren Erfolg von der Nutzerloyalität abhängt.