Testbericht: Fahrenheit

Testbericht: Fahrenheit



Auch bekannt als:
  • Indigo Prophecy

Systeme: PC; PlayStation 2; Xbox

Genre: Adventure

Erschienen: 14. September 2005

Entwickler: Spiele dieses Entwicklers Quantic Dream

Verleger: Spiele dieses Verlegers Atari

Schlecht

Cover von Fahrenheit
Systemanforderungen:
Windows XP
DirectX kompatible Soundkarte
DirectX kompatible Grafikkarte
3,6gb Festplattenspeicher
DVD Laufwerk
Maus, Tastatur
Alterseinstufung: ab 16
Kein Multiplayer

Installation:
Verbietet man dem Installer per Firewall die Verbindung ins Internet, dann sieht es für eine Minute so aus, als sei er abgestürzt. Dann fängt die normale Installationsroutine von DVD an. Während des Kopiervorgangs wird ein kleines Quiz mit knapp 20 Fragen zum Thema New York, Serienmörder und dem menschlichen Körper gestellt, welches aber wohl keinen besonderen Gewinn bereit hält. Außerdem läuft eine bedrückende, melancholische Musik, die schon mal auf die Story des Spiels einstimmt, sofern man in Previews oder dem Packungstext etwas drüber gelesen hat. Der ganze Installationsvorgang dauert keine 10 Minuten und geht damit zügig von statten.

Bei Spielstart wird selbstständig die Hardware ermittelt und die Settings werden angepaßt. Das Menü sieht etwas pixelig aus, was wohl an der Konsolenherkunft liegt. Das Menü ist mit der gleichen Musik unterlegt, wie die Installation. Man kann alle gängigen Einstellungen übernehmen, das Spiel unterstützt Gamepads.

Bedienung:
Nachdem ich festgestellt habe, dass mit „Controller" mein Joystick und nicht eines meiner beiden Gamepads gemeint war, habe ich erstmal auf Tastatur umgestellt. Standardmäßig werden die Pfeiltasten und der Numblock benutzt, sowie die Maus.

Steuert man eine der Hauptpersonen, so merkt man sehr schnell, dass die Clipping-Boxen enorm groß sind. Öfters möchte man zwischen zwei Gegenständen hindurch gehen und stellt fest, dass man doch außen rum muß. Die Orientierung mit der variablen Kamera ist auch nicht ganz einfach, denn sie lässt sich völlig frei um den Charakter bewegen und feststellen und wird dann in der nächsten Szene vom Script auf einen festen Punkt gesetzt.

Story:
Lukas Kane ist die Hauptfigur, um die sich eigentlich alles dreht. Es wird zu Beginn ein kleines Lokal gezeigt, dass im New Yorker Schnee eine Zufluchtstätte vor der Kälte darstellt. Die Kamera fährt durch den Imbiß bis ins Keramik-Kabinett zu Lukas in die Kabine. Er sieht nicht besonders gut aus, hat Visionen, Zuckungen. Schließlich verläßt er –sichtlich unter fremden Einfluß - die Toilettenkabine und ersticht einen Mann, der gerade seine Hände wäscht.

Je nachdem wie der Spieler agiert beginnen die polizeilichen Ermittlungen und man versucht herauszubekommen, welcher Teufel unseren tragischen Helden geritten hat einen Mord zu begehen.

Das Spiel:
Eigentlich könnte es „Der Film" heißen, denn die Story wird ab dem Tutorial als solcher verkauft. Spiel, respektive Film, beginnen mit Lukas Kane auf der besagten New Yorker Imbisslokal-Toilette. Auf seinem toten Opfer sitzend kommt Lukas zu sich und wird ab hier der Kontrolle des Spielers überlassen.

Ab Zeitpunkt der Kontrolle bestimmt man mit Mausgesten was Lukas tun soll. Steht er beispielsweise vor einem Spiegel und einem Waschbecken, dann könnte eine Mausbewegung nach rechts „Betrachten im Spiegel" bedeuten und eine nach links „Hände waschen". Nach diesem Prinzip bestimmt man von nun an Lukas Handlungen. Dank diesem Steuerprinzip erhält sich Fahrenheit einen hohen Wiederspielwert, weil sich immer wieder neue Möglichkeiten und Wege und Details der Story offenbaren, wenn man an bestimmten Stellen einfach mal eine andere Aktion oder Antwort gibt.

Nicht nur die Handlung von Lukas, denn man kann auch die beiden Polizisten steuern, die kurze Zeit später für den Fall zuständig sind. Per Enter-Taste lassen sich die Charaktere fliegend wechseln, wenn das Spiel das ermöglicht, ansonsten wird man nach Abschluß einer Szene vor die Wahl gestellt, mit welcher Hauptfigur es denn nun weitergehen soll.

Diese Art der Steuerung erlaubt nur bestimmte Handlungsvorgaben, welche nur unter Zeitdruck ausgewählt werden können. Bleibt man eine Antwort schuldig erhöht sich der Verdacht, bis das Spiel zu Ende geht. Andersherum kann sich die mentale Verfassung des zu steuernden Charakters verbessern oder verschlechtern. Ist sie zu schlecht stirbt er oder wird wahnsinnig. Auch in diesem Falle ist das Spiel vorbei und kann nur von einem der festgelegten Speicherpunkte aus neu begonnen werden.

Festgelegte Speicherpunkte hören sich übel an, jedoch sind Szenen und Speicherpunkte sehr intelligent gesetzt und lassen selbst Anfänger nicht verzweifeln und immer an passenden Stellen neu starten.

Immer wieder mal sind Reflexe und Geschicklichkeit gefragt, wenn man mit Pfeiltasten und Nummernblock synchron oder nacheinander bestimmte Tasten drücken muß. Entweder, wenn man vor einem Wagen wegspringt um zu überleben oder z.B. bei einer Obduktion um den Tathergang sauber rekonstruieren zu können.

Diese Aufgaben bringen Abwechslung ins Spiel, meist aber sogar im Schwierigkeitsgrad „Leicht" eher Frustration beim Zocker, da sie einfach unnötig schwer zu erfüllen sind. Genauso wirkt sich Erfolg oder Erfolglosigkeit natürlich auch auf den Gemütszustand von Kane & Co. aus, was das Spiel unter Umständen ins vorgezogene Ende treiben kann.

Unsere Protagonisten können sich eingeschränkt frei bewegen. Sind sie auf der Strasse, dann drehen sie einfach an gewissen Stellen um, wenn man nicht weiterlaufen soll/darf/kann und benachrichtigen den Spieler per „Gedanken-Sound" z.B. mit einem: „Es ist viel zu weit um von hier aus zu Fuß nach Hause zu gehen."

In Gebäuden sind einfach bestimmte Türen abgeschlossen um falsche Wege zu vermeiden. Des weiteren wird der Spieler mit einer sehr intelligenten Aufteilung des Bildschirms auf wichtige Stellen in einem Raum oder einer Szenerie hingewiesen. So teilt sich z.B. der Bildschirm, wenn ein Polizist auf dem Weg zu Lukas' Wohnung ist und man noch einiges zu tun hat, bevor eben jener Polizist die Wohnung betreten sollte. So kommt es auch manchmal zu Drei-Teilungen während der aktuelle Protagonist aber noch gesteuert werden kann. Am Anfang überfordert dieses System ungeübte Spieler noch ein wenig, gliedert sich aber sehr schnell und sehr verständlich in den Spielverlauf ein.

Sound:
Die Musik ist an die Szenen angepaßt und immer stimmig. Ist die Szenerie bedrückend, dann paßt die Musik 1-A und drückt die Stimmung noch mehr. Erlebt jemand ein Hochgefühl kommt sofort locker-luftiger Sound zum Einsatz, der motivierend wirkt. Auf diese Weise ist es sehr leicht mit Lukas mitzuleiden und auch tief in die Atmosphäre des Spiels einzutauchen.

Die Synchronisation ist auch Klasse und lässt jede Figur sofort an der Stimme identifizieren. Lukas klingt immer nachdenklich und verzweifelt, die Polizisten meist skeptisch, interessiert und motiviert bzw. sitautionsangepasst ebenfalls niedergeschlagen.

Lukas Kane erzählt einen Teil seiner Geschichte aus dem Off heraus und das keineswegs langweilig. Spricht er, so ist man eigentlich sofort gespannt, welche Details er verrät oder was als nächstes kommt.

Was also die Boxen-Erzeugnisse betrifft gibt es kein Wort der Kritik an Fahrenheit. Ohne störende Umgebungsgeräusche fiebert oder leidet man mit jeder Figur vom Ohr her sofort mit.

Grafik:
Naja, was soll man sagen? Konsole sagt glaube ich schon alles, damit sich jeder PC-Zocker ein Bild machen kann. Lego-Engine beschreibt den kantigen Bauklötzchenstil von Fahrenheit wohl am präzisesten.

Ganz klar, die Grafik ist nicht ansatzweise Zeitgemäß und bedarf eigentlich einiger Upgrades. Verglichen mit einem Spiel würde ich wohl zuerst an Tomb Raider 3 denken, vielleicht noch mit etwas besseren Lichteffekten. Aber das war es dann auch schon mit meiner Gutmütigkeit.

Die Figuren sind kantig, eckig und keineswegs geschmeidig. Genauso wie sie aussehen bewegen sie sich und machen somit der Geschichte von Lukas Kane keine Ehre.

Hier haben [cc]Atari[/cc] und [cc]Quantic Dream[/cc] definitiv geschlampt oder am falschen Ende gespart. Die Atmosphäre der New Yorker Geschichte kommt durch Sound und Erzählstil so schön schaurig rüber, dass die Grafik eigentlich auf dem gleichen Niveau hätte spielen müssen.

Fazit:
Die „Mini-Spielchen" hätte man anders gestalten können, die Grafik ist schlichtweg schlecht und das Clipping der Figuren bedarf ebenfalls einer Überarbeitung. Kann man mit diesen Kritikpunkten leben, dann erwartet einen ein Thriller, spannend erzählt, mit dem richtigen Sound unterlegt, vielen Möglichkeiten und einem tollen, neuen Spielprinzip.