Testbericht: Call of Duty 4 - Modern Warfare

Testbericht: Call of Duty 4 - Modern Warfare



Systeme: PC; Nintendo DS; Xbox 360; PlayStation 3

Genre: Ego-Shooter

Erschienen: November 2007

Entwickler: Spiele dieses Entwicklers Infinity Ward

Verleger: Spiele dieses Verlegers Activision

Sehr gut

Cover von Call of Duty 4 - Modern Warfare
Der vierte Teil der Reihe ist der dritte auf dem PC - mit einer aufgebohrten Grafikengine des zweiten Teils. Nur der erste hat nichts mehr mit "Modern Warfare" zu tun. In Call of Duty 4 bricht Infinity Ward mit dem WW2 Szenario und setzt uns als Paul Jackson und "Soap" MacTavish in der Gegenwart ab. Und zwar mit einem Dampfhammer - aber dazu später mehr.

CoD4 spielt sich wie jeder andere Ego-Shooter auch, was die Technik angeht. Zielen über Kimme und Korn, Granaten, beschränkt tragbares Waffenarsenal, allzeit begleitet von Mitstreitern und Funksprüchen. Das alleine macht CoD4 noch nicht zu einem besonderen Spiel. Der überragende Sound trägt da schon eher bei - aber den Vogel abschiessen tut die grandiose Inszenierung.

Man stürmt einen Frachter im Regen, in der Nacht. Hier und da gibt es ein wenig Deckbeleuchtung, ansonsten kann man aber nicht weit sehen. Das Schiff wankt im Sturm und feindliche Soldaten fallen wie die Fliegen. Nach einem kurzen, intensiven Gefecht kommt die Meldung! Feindliche MiGs im Anflug - raus! raus! raus! Doch schon ist es geschehen - Treffer. Die Sicht verschwimmt, wird schwarz, als nächstes sehen wir das Gesicht und die helfende Hand unseres Captains. Und Wasser! Bis zu den Knien! Das Schiff hat deutliche Schieflage, wir rennen dagegen an und springen im letzten Moment an einbrechendem Wasser vorbei in den rettenden Helikopter. Puh! Erst mal Schweiß von der Tastatur und der Maus abwischen. Denn das war nur der Epilog!

In Modern Warfare ist die Inszenierung atemberaubend und lässt an keiner Stelle nach. Und doch ist sie abwechslungsreich, wie selten zuvor in einem Spiel. Das Tontaubenschiessen mit einem Geschütz aus einem Fahrzeug heraus bekommt mit der realistischen und distanzierten Thermalsicht aus einem AC-130 heraus plötzlich Nachrichtencharakter. Der Feind hat kaum eine Form und die nüchternen, routinierten Kommentare der Crew geben ihr übriges. Hier merkt man: Krieg ist nicht toll. Modernes Töten auf Distanz kann am richtigen Knopf jeder. Und noch etwas: das ist kein Krieg. Der Terror der Realität ist längst in der Unterhaltungsindustrie angekommen. Hier kämpfen nicht mehr Chinesen gegen Amerikaner. Hier kämpft man gegen herrschsüchtige Einzelpersonen mit Armeegefolge. Spätestens an diesem Punkt fragt man sich, wie man "Spaß" daran haben kann so etwas zu "spielen", zu "bejubeln" - es ist Realität.

CoD4 ist und bleibt ein Spiel - ohne moralischen Zeigefinger, ohne Bildungsauftrag - und doch kann es dazu anstacheln sich moralische und ethische Gedanken zu machen.

Es ist ein großartiges Spiel, dessen Inszenierung über den kurzen Singleplayerpart mehr als gut hinwegtröstet. Es macht Spaß, ist spannend und herausfordernd. Von einem auf den anderen Augenblick können Stunden vergehen - aber man fragt sich nie wo sie geblieben sind. Es war nie verschenkte Zeit.

Volle Empfehlung.