Netzteilkauf? Wichtige Hinweise! (Hard- und Software)

Netzteilkauf? Wichtige Hinweise! (Hard- und Software)

Da es immer wieder ellenlange Diskussionen und Fragen zum Netzteil gibt, habe ich mal kurz zusammengetragen, was man beim Kauf eines Netzteils beachten und planen sollte. Es ist reichlich grob gefasst, sollte aber eigentlich ausreichen, um einen Fehlkauf zu vermeiden.


1. Alles Watt oder was?
Die auf dem Netzteil (oder im Katalog) erwähnte Leistung eines Netzteiles bezieht sich immer auf die Gesamtleistung desselben und sagt zunächst erst einmal wenig über die Eignung im konkreten Fall aus! Über die Berechnung und die Aufgliederung im Folgenden mehr. Watt ist also nicht gleich abrufbare und kontinuierlich verfügbare Leistung.


2. Verschiedene Verbraucher, verschiedene Spannungen
Da die unterschiedlichen Geräte im PC unterschiedliche Eingangsspannungen benötigen, werden Sie vom Netzteil über sogenannte Spannungsschienen versorgt. So liefert jedes ATX-Netzteil 3.3V, 5V und 12V Gleichstrom. Diesen Spannungswerten ist jeweils nun eine positive (+) und im 5V- und 12V-Bereich auch eine negative (-) Spannungsschiene zugeordnet. Zusätzlich gibt es noch die 5VSB (5V-Stand-By Leitung), über die der Rechner im ausgeschalteten Zustand mit Strom versorgt wird. Während also Board und Prozessor überwiegend aus dem 3.3- und 5-Volt-Bereich verorgt werden (Intels P4 hat allerdings auch noch einen 12V-Stecker), so benötigt das Zubehör im Allgemeinen 12-Volt. Dazu zählen Grafikkarten mit externer Stromversorgung, Festplatten, CD- und DVD-Laufwerke, Diskettenlaufwerke usw.


3. Was leistet das Netzteil auf welcher Schiene?
Für die richtige Bestimmung der verfügbaren bzw. benötigten Leistung eines Netzteils bedeutet dies ganz einfach:
Auf jeder der einzelnen Spannungsschienen kann eine in Ampére (A) angegebene maximale Stromstärke geliefert werden. Durch eine Multiplikation dieses Werts mit dem Spannungswert in Volt (V) der jeweiligen Schiene ergibt sich deren Leistung. Diese Werte sind auf dem Netzteil aufgedruckt und sollten vor einem Kauf immer hinterfragt werden. Wichtig ist, dass nicht die Gesamt-Wattzahl ausreichend sein sollte, sondern die benötigte Leistung jeder einzelnen Schiene reichen muss! Dies gilt vor allem für die 12-Schiene, da sonst Grafikkarten aus unerklärlichen Gründen unterversorgt erscheinen, obwohl nominell eigentlich genug Leistung zur Verfügung stehen sollte.

Beispiel für ein normales 420 Watt-Netzteil
+3,3V / 20A macht 66 Watt
+5V / 30A macht 150 Watt
+12V / 15A = 180 Watt
-5V / 0,5A = 2,5 Watt
-12V / 1 A = 12 Watt
5VSB / 2A = 10 Watt

Die 'Gesamtleistung' beträgt also erstmal Brutto 420,5 Watt

Richtlinie
Ein Schaltnetzteil sollte so zwischen 50% und 70% ausgelastet sein, um möglichst effektiv zu arbeiten und um nicht unnotig Lärm und Wärme zu produzieren. Eine Überdimensionierung ist übrigens genauso unsinnig. Der Wirkungsgrad eines guten Schaltnetzteiles liegt zwischen 65% und 75%. Es wird also nicht unerheblich wenig Leistung gleichzeitg in Wärme umgesetzt! Dimensioniert man das Netzteil entsprechend der benötigten Leistung (und der Auslastung) und bevorzugt man eine temperaturgesteuerte Lüftung, so sollte in Punkto Geräuschpegel angenehme Stille herschen. Lüfterlose Netzteile sind nur dem Profi zum empfehlen, da die Wärme auf der Rückseite abgeführt wird und es einer guten Luftzirkulation bedarf, um keinen GAU zu erleiden.


4. Einzelleistung oder 'Combined-Power' - Nicht verarschen lassen!
Ein Netzteil mit 350 Watt-Aufdruck liefert einzeln berechnet 420W? Was ist es denn nun? Ein 350- oder ein 400 Watt-Netzteil? Und mit wieviel Watt kann man es wirklich belasten?

Um die maximale Stromstärke der einzelnen Spannungsschienen zu ermitteln, werden diese zunächst jeweils einzeln belastet und gemessen. Da jedoch stets alle Spannungsschienen gleichzeitig belastet werden, weil Prozessor, Festplatte(n), Grafikkarte usw. gleichzeitig Strom ziehen, ergeben sich im praktischen Betrieb weit geringere Werte.

Viele Hersteller setzen die werbewirksame "Gesamtleistung" sehr hoch an, an Stelle ehrlich über die tatsächlich abrufbare Leistung Auskunft zu geben. Die Folge ist, daß oftmals ein qualitativ hochwertiges 300W Netzteil mehr Leistung bietet als eine günstige 500W-Version. NoName kann (muss aber nicht) Nachteile haben. Also immer nach der sog. 'Combined-Power' fragen und notfalls die Finger von dem Teil lassen, für das es keine klaren Aussagen gibt.


5. Ermitteln des Stromverbrauchs um den Leistungsbedarf zu schätzen
Ermitteln wir zunächst den Stromverbrauch der einzelnen Komponenten! Eine genaue Berechnung ist auf Grund fehlender Angaben zu einzelnen Komponenten oft fast unmöglich, aber man kann mit gewissen Faustregeln eigentlich recht gut abschätzen, was so im Rechner 'verbraten' wird. Hier kommt es auf ein paar Watt nicht an. Lieber etwas aufrunden. das reicht völlig aus.

Die Hauptverbraucher
Der Prozessor und die Grafikkarte! Bei den Prozessoren bewegt es sich (bis auf stromsparende Teile wie den Geode) zwischen ca 40 Watt für einen 800er Duron, 66 bis 77 Watt für einen Athlon XP (1800+ bis 3300+) und beim Intel zwischen 60 bis 105 Watt (P4 1,6 MZ bis EE 3,4Ghz). Was ein Prozessor genau frisst, lässt sich leicht ergoogeln. Oftmals ist zwar nur die Wärmeabgabe ausgewiesen, aber bei der Ineffizienz der Chips lässt sich dieser Wert mit +5% recht gut abschätzen. Intel-P4-Besitzer müssen auf den zusätzlichen 12 Volt Anschluss achten, sonst ist das Netzteil fast wertlos.

Bei den Grafikkarten werden je nach Modell zwischen 50 und 100 Watt fällig. Hier wird vor allem die 12V-Schiene bei der externen Versorgung belastet. Genaue Angaben erhält man auch hier im Internet, wobei erneut auf die aufgenommene Gesamtleistung geachtet werden muss.

Die Mitesser
Weniger ins Gewicht fallen heutzutage moderne Festplatten. So zwischen 7 und 12 Watt im Dauerbetrieb sollten schon einkalkuliert werden. CD und DVD sind da bescheidener, aber auch ein Brenner will schliesslich versorgt werden. Sonstiges Zubehör wie Lüfter und dergleichen können zusammen mit maximal 10 Watt veranschlagt werden. Allerdings auch hier beachten, dass jede optische Spielerei (z.B. Neon) in der Summe Strom frisst. Der Rest ergibt sich aus dem Handbuch fürs Board.


6. Was solls denn nun sein? Es geht ans Eingemachte!
Zunächst mal den gesamten Leistungsbedarf bestimmen. Dann die Hauptverbraucher der Schienen ermitteln und vor dem Kauf prüfen, ob auch genügend Ampére zur Verfügung stehen.

Beispiel
Wir haben beispielsweise ermittelt, dass Prozessor, Grafikkarte, Zubehör und Board zusammen ca. 220 Watt 'fressen'. Aber das ist leider nur die halbe Rechnung. Jetzt müssen wir die einzelnen Schienen betrachten:

Eine schnelle Grafikkarte zieht z.B. auf der 12V-Schiene 80 Watt. Zusätzlich haben wir noch 2 Festplatten mit insgesamt 20 Watt und mehrere Wechselmedien-Laufwerke mit zusammen ebenfalls 20 Watt. Macht zusammen 120 Watt. Es fliessen also mindestens 10 Ampére (120 Watt / 12 Volt = 10 Ampére).

Da wir aber bereits wissen, dass der aufgedruckte Wert nur einen theoretischer Spitzenwert einer Einzelmessung darstellt, darf man getrost 50% mehr verlangen. So sollten es schon mindestens 15 Ampére sein, die unserer neues Netzteil auf der 12V (+) Schiene liefert. Hat man noch einen P4 mit 12-Stecker reicht auch das nicht mehr aus.

Die restlichen Werte der anderen Schienen lassen sich äquivalent je nach Art des Verbrauchers errechnen. Es sollte auf die Anzahl der Abschlüsse geachtet werden (Molex, P4, Diskettenlaufwerke, SATA usw. usw.). Manche Grafikkarten benötgen mindestens einen, manche sogar 2 Molex-Stecker für sich allein! Der Intel ATX Standard 2.0 sollte auf alle Fälle auch gegeben sein.


7. TÜV-Test und Prüfsiegel
Besitzt das Netzteil eine TÜV-Zertifizierung, so besagt diese z.B., dass das Netzteil die angegebene Gesamtleistung im mehrstündigen Betrieb mit typischer Lastverteilung erbringen kann. Und zwar in einem für alle elektronischen Bauteile genau vorgegebenen, maximalen Temperaturbereich. Allerdings muss man auch hier aufs Kleingedruckte achten! Wichtig ist hier nämlich die beim Test veranschlagte Umgebungstemperatur! Ein für 25° zertifiziertes 400 Watt Netzteil liefert bei 50° weniger, als ein für diese hohe Temperatur zertifiziertes 300 Watt Netzteil! (ca. 1% Leistungsverlust pro überschrittenes Grad der Testtemparatur als Näherungswert). Von der Lebensdauer der Komponenten mal ganz zu schweigen!


8. Fazit
Es muss keine Marke sein, aber alle Hinweise sollten durchaus berücksichtigt werden. Vor dem Kauf ruhig mal einschlägige Internetforen abklappern und Kaufkritiken lesen. Das kann schon viel helfen.
Schöne Zusammenfassung.
Allerdings solltest du noch erwähnen, dass vor allem Billignetzteile keine konstanten Spannungen liefern, sondern erhebliche Schwankungen produzieren, was zu (meist) absolut unerklärlichen Systemabstürzen führen kann.
Diesen Fakt habe ich allerdings auch schon bei recht teuren Netzteilen von Enermax und Be Quiet gelesen.
Ich habe mich vor dem Kauf eines neuen Netzteils 3 Tage lang intensiv belesen und festgestellt, dass es ganz schön viel Schrott zu kaufen gibt. Das ist mir zwar völlig unerklärlich aber leider Realität.
@Enrico:
Mit der oben geschilderten "Ampére + 50%"-Faustformel sollten sich diese Schwankungen eigentlich ausschliessen lassen. Aber Recht hast Du schon. Leider ist dies nur im praktischen Betrieb zu erfahren, deshalb beim Kauf lieber gleich reichlich Ampére 'hamstern', vorher schlau machen und nicht gar so sehr mit den Geld knausern. Ich habe übrigens jetzt ein (vorher getestetes) NoName drin, das alte Tagan war wesentlich lauter. Nicht alles, was NoName ist, ist zwangsläufig auch schlechter! Aber für 20€ im ProMarkt bekommt man garantiert kein gutes Teil. Geht einfach nicht.

Nachtrag
Die Zusammenstellung der Verbraucher an einem Stromkreis wäre übrigens auch ein nicht uninteressantes Thema!

Hat man nämlich ein 'billiges' Netzteil und/oder hängt am Stromkreis noch ein anderer Großverbraucher, der beim Einschalten z.T. nicht unerhebliche Schwankungen und Spannungsspitzen erzeugt, dann kommt es u.U. zu unerklärlichen Reboots.

Konkretes Beispiel
Die Steckdosen für die PC's in meinem Arbeitszimmer hängen am selben Stromkreis wie die Steckdosen der angrenzenden Wohnzimmerwand. Beim Einschalten des fetten 82cm-Röhrenfernsehers im Wohnzimmer hatte sich der PC meiner besseren Hälfte im anderen Zimmer nur allzu oft selbständig neu gestartet. Bis ich dahinter gekommen bin, die Stromkreise zu prüfen. Ich habs jetzt anders verkabelt - geht klaglos!
Also ich bin mit meinem teuren Markennetzteil (damals 200 DM) auch immer sehr gut gefahren! Es steckt jetzt in meinem dritten Rechner und funktioniert tadellos! hat 450 Watt, reicht aber auch total aus! Deine Zusammenfassung FormatC ist sehr gut und schön das du dir die Zeit genommen hat! Die Nachfrage wird im Forum tatsächlich immer höher in letzter Zeit!
da hast du recht pie. Diese Entwicklung kann man länger beobachten! Da die Pc Leistung immer höher wird muss auch die Leistung des Netzteils steigen. Wohin das führen soll das will ich gar nicht wissen. Bei mir ist die Stromrechnung schon hoch genug^^
Alos ich denke das ein billig netztteil ausreicht
Besonders sind Billignetzteile von der Qualität her sclecht. Ich ate eins, wo der Lüfter nur gebrumt hat und dann plötzlich n wackelkontakt an meiner Festplatte war, weil die das nicht richtig gelötet haben.
Dann hätte ich jetzt mal folgende Frage:
Ich hab vor ein paar Tagen den Thread hier aufgemacht:http://www.mogelpower.de/forum/thread.php?thread_id=219975
da hatte ich den hier noch nicht gelesen. Könnte das auch an meinem Netzteil liegen?
Logge dich ein um einen Beitrag zu schreiben.