Golden-Sun-Story Die Fortsetzung des Zieles Teil 4 (* Golden Sun)

Golden-Sun-Story Die Fortsetzung des Zieles Teil 4 (* Golden Sun)

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Er weichte dem Drachendunst seines Gegners knapp mit einem Sprung zur Seite aus und nahm seine Stellung um diesen Kampf zu beenden. Dieser dauerte bereits viel zu lange, wenn man bedachte, dass er zumindest gerade nicht an solchen Kämpfen interessiert war. Allerdings schien es keine Bedeutung zu haben, ob er gerade Lust hatte zu Kämpfen oder nicht.
Kudo: Odysee!
Mehrere Geisterklingen als üblich bildeten sich hinter seinem Rücken und zielten auf den erschöpften Adepten. Allerdings blieben sie in der Luft schweben und flogen nicht auf den Gegner zu, wie es bei einer üblichen Odysee Attacke immger der Fall gewesen war.
Der Adept hatte Kudo bereits am Anfang des Kampfes mit einer aggressiven Welle an Psynergietechniken angegriffen, die Kudo entweder erfolgreich ausweichen oder mit einer eigenen Technik pariert hatte. Nach seinem letzten Angriff hatte der Adept weder genug Psynergie um anzugreifen, noch um sich zu schützen. Kudo schaute auf seinen Gegner ohne diesen besonders zu würdigen. Seine arrogante Art trat offensichtlich wieder zum Vorschein.
Kudo: Es ist vorbei. Lehrling des Blutes. Ich gebe dir die Wahl: Du kannst entweder bleiben und schmerzvoll besiegt werden oder deinen hässlichen Arsch in die nächste Strasse bewegen.
Lehrling des Blutes: Vergiss es!
Die Hand des Adepten wanderte langsam zu dem Griff seiner Klinge, die noch in der Scheide steckte. Wie er gleich merkte, sollte er ihn nicht ziehen können. Er spürte, wie sich etwas schmerzvoll durch seine Gliedmaßen bohrte und ihn an die Wand hinter ihm festnagelte. Noch ehe er die Chance hatte sich zu befreien, stand Kudo bereits vor ihm und verpasste ihm einen Schlag auf den Kopf, der ihn sofort das Bewusstsein kostete. Der Erdadept schüttelte verständnislos seinen Kopf, als er die Geisterklingen und somit den Bewusstlosen von der Wand löste.
Kudo: Bereits der Dritte.
Tsuka: Und du willst mir immernoch sagen, dass du keine Ahnung hast, woher die dich zu kennen scheinen?
Kudo weichte der Frage für dem Moment aus und heilte die Wunden seines Bewusstlosen Gegners, was ihm gleichzeitig Zeit zum überlegen gab. Zumindest waren seine 3 Herausforderer keine besonders starken Adepten gewesen, weswegen er seine Dunkelblüte nie länger als 2 Minuten warten gelassen hatte. Seine Sinne verrieten ihm, dass Vera sowie Ailas schon seid einer Weile am Schiff waren. Er dagegen war immernoch nicht dort erschienen, was er nachholen musste. Nachdem er den bewusstlosen auf einer Parkbank abstellte, wandte er sich wieder zu Tsuka.
Kudo: Wer weiss? Vielleicht haben sie von meinen Arenakampfkünste in Akestas zu hören bekommen.
Ein scherzender Unterton war aus seiner Antwort zu hören. Sie kommentierte seine Antwort nicht und wechselte das Thema.
Tsuka: Wolltest du eigentlich nicht zurück zu euer Schiff?
Der junge Erdadept schüttelte mit einem lächelnden Gesichtsausdruck seinen Kopf und verschränkte anschließend seine Arme.
Kudo: Ich werde für dich heute den Leibwächter spielen, nach dem Vorfall in der Hütte.
Tsuka: Mir geht es gut. Ausserdem werden sie mich wohl kaum am selben Tag ein weiteres mal angreiffen. Ausserdem hätten sie mir schon längst etwas angetan, wenn sie das gewollt hätten.
Kudo: Da du deine Kette nicht hast, dürftest du wohl “schwächer” sein, als üblich und bei einem Angriff schlechter dastehen als sonst, egal wer der Angreiffer ist. Wer kann schon sagen, wer wann angreifft? Ich jedenfalls kann meine Dunkelblüte nicht einfach unbewacht lassen. Bei dieser Aufgabe vertraue ich natürlich niemandem mehr als mir selbst.
Es stimmte zwar, dass sie ohne ihre Sammlung logischerweise schwächer war, aber sie war lange nicht schwach. Ausserdem war sie sich sicher, dass sie heute von niemanden angegriffen würde, was Kudo wohl befürchtete, oder nur diese Befürchtung aus einer anderen Grund nur vortäuschte.
Tsuka: Und was ist mit dein Kapitän? Ich kann mir vorstellen, dass er ziemlich wütend sein könnte, wenn du nicht erscheinst.
Auf die Frage lachte er und grinste anschließend.
Kudo: Ich handle nach Relevanz. Du bist mir wichtiger als eine blöde Anweisung. Das solltest du wissen. Wenn du allerdings unbedingt willst, dass ich zum Schiff kehre, müsstest du dahin gehen.


Der Psynergiestrom der in diesem Kampf entfesselt wurde, hätte sicher ganze Landschaften zerstört, wenn sie sich nicht in dem schwebenden Tempel meilenhoch über der Erde eingeschlossen wären. Der Tempel war mit einer Verstärkungspsynergie deutlich Widerstandsfähiger geworden als jegliches findbare Material in Mirnuzar. Somit war es optimal, dass die Umgebung keine Schäden von ihrem Kampf davon trug. Melfice richtete sein Finger auf den Meister der Kampfkunst, als würde er auf ihn zeigen. Seine Finger wurden von sichtbarer dunkler Energie umhüllt und abgefeuert.
Ein gewaltiger Strahl schoss auf Trast zu, der die Psynergie allerdings mit Verschieber ablenken konnte. Weitere solche Attacken folgten und hatten bereits stattgefunden, den er entweder durch direkte Manipulation ablenken konnte, oder seinem schwachen Körper selbst mit einer Manipulation fortbewegte um die Angriffe auszuweichen- was bisher immer gelungen hatte. Der Kampf dauerte nun schon über mehrere Stunden. Der Psynergievorrat beider Kämpfer waren gewaltig, weswegen die Intensität ihrer Angriffe kein bisschen nachgelassen hatte. Doch es gab einen entscheidenden Unterschied zwischen den beiden Kämpfern. Zwar kämpften gerade beide als Menschen, doch befand sich der eine im Körper eines jungen Königs und der andere in dem eines alten schwächlichen Mannes. Trast schien schon völlig außer Atem zu sein, wie Melfice leicht erkennen konnte. Er hätte den Kampf viel früher beenden können, hatte sich aber an seine Strategie halten wollen. Schließlich stand er nicht irgendjemandem Gegenüber. Er war sicher gegangen und hatte den Kampf in die Länge gezogen, da er wusste, dass die Dauer des Kampfes zu seinem Vorteil werden würde. Er hatte ihn nur mit einigen Attacken auf trab gehalten um das große Finale vorzubereiten. Er hob seine Hand in die Luft. Die dunkle Energie aus seinem Körper sammelte sich über seine Hand.
Melfice: Klinge des Königs!
Die Energie verformte sich langsam zu einer Klinge, wie der Name der Beschwörung esschon vermuten ließ. Es war zwar nicht, anders als die Rüstung die er gerade trug, die Originale Klinge, die er damals vor seinem Tod geführt hatte, sondern nur eine schwächere Form - aber selbst dieser besaß über gewaltige Mächte. Mehr als genug Macht um sein Gegenüber zu erledigen. Als die Klinge endlich durch seine Energie fertig beschworen war, erfasste ihn im selben Moment eine gewaltige Kraftwelle die ihn gewaltvoll gegen die Wand presste. Melfice verschwand allerdings auf verwunderliche Art und Weise, als würde er die Wucht des Angriffs ignorieren und tauchte vor Trast auf, nur um seine Klinge in sein Herz zu bohren. Das Blut des alten Mannes spritzte in sein Ausdruckloses Gesicht, als er in dessen Gesicht starrte.
Melfice: Sie haben die Besonderheit meiner Rüstung vergessen Meister Trast. Das ist Euer Fall und mein Sieg.
Trast: Ich denke nicht, “König” Melfice.
Melfice seine Augen weiteten sich. Auf den Lippen des alten bildete sich ein selbstsicheres Lächeln, als sich dann eine gewaltige Energie ausbreitete und Melfice von ihm wegschleuderte. Der ehemalige König konnte sich fangen und landete auf den Füßen. Er vergeudete keine Zeit und versuchte nach Trast umzuschauen. Doch ein leuchtendes etwas sorgte dafür, dass er seine Augen zusammenkneifen musste. Das leuchtende etwas nahm langsam eine Form an. Ihm gelang es zuerkennen was es war- eine lebende Seele. Melfice richtete sich auf und starrte ungläubig auf das schwebende Wesen, welches die optische Form des alten Mannes beibehalten hatte.
Melfice: Was...
Trast: Ich habe mich schon gefragt, wann du endlich meinen Körper “töten” würdest.
Melfice: Was heisst hier “Körper” töten? Du solltest Tot sein... Nein, allein durch die Macht meiner Klinge…
Trast: Du verstehst es nicht, oder? Ich hatte ein langes Leben. Die Zeit hat zwar mein Körper geschwächt, doch mein Geist und meine Seele haben sich stetig weiterentwickelt. Das was du siehst, ist wahrhaft eine “lebende Seele” die sich in der Welt hält. Ähnlich wie es bei dir, oder genauer gesagt bei Dämon Melfice der Fall war. Allerdings besteht ein gewaltiger Unterschied dazwischen. Ich werde es dir zeigen.
Melfice spürte wie eine gewaltige Psynergie anstieg. Die Intensität der Psynergie war so gewaltig, dass der ganze Tempel gewaltig bebte. Er verstand nun. Sein Dämon Ich hatte sich zwar in Form einer Seele hunderte von Jahren in dieser Welt aufgehalten können, war allerdings vollkommen passiv geblieben. Er allerdings, war im Besitz seiner vollen Kräfte. Nein, er war sogar deutlich mächtiger als der Trast, den er vorhin gegenüber gestanden war. Ein normales Wesen wäre in diesem Beben nicht einmal in der Lage sich auf den Beinen zu halten – Er allerdings schon. Er hob seine Klinge und bereite sich noch einmal auf den Kampf vor. Wie es scheint hatte nicht nur sein Dämon Ich, sondern auch er seinen Gegner unterschätzt. Der Kampf war wohl nicht beendet.
Trast: Ein alter, fast legendärer König der im Besitz von hunderten, wenn nicht sogar Tausenden an Psynergiereserven gegen den Meister des Kampfkunst, der über hunderte Jahren Zeit hatte seine Wissen, Erfahrungen, Psynergie und Geist zu stärken und zu erweitern.
Melfice: Du sagst es. Wer hätte am Anfang des Kampfes gedacht, dass ich der einzige von uns beiden sein würde, der in menschlicher Gestalt kämpft?!
Die letzten Worte waren nun vor dem Endkampf gesprochen. Der Kampf würde nun fortfahren, neu beginnen und enden.
Senar fand sie schließlich auf einem Aussichtsbalkon des Turmes. Die Hoheadeptin hatte sich schwer auf das Geländer gestützt und starrte gedankenverloren auf die weiten Erntefelder Feltiss hinaus. Sie schien ihn und seine hallenden Schritte nicht zu bemerken, nicht einmal als er neben ihr stand.
Senar:Wunderschön, nicht wahr? Wir haben es Silkanas zu verdanken, dass das Getreide so schnell wächst. Hinter dieser Psynergyform steckte ein ziemlich kluger Kopf, in der Tat.
Alyka fuhr überrascht zusammen und kämpfte eine Sekunde mit dem Gleichgewicht.
Alyka:Schleicht Euch gefälligst nicht so an, elender-
Die Hoheadeptin verstummte, als sie ihren Besucher erkannte. Da es ihr die Sprache verschlagen hatte, machte sie schnell eine Verbeugung.
Alyka:Lord Senar! Entschuldigt meine unhöflichen Worte. Ich habe Euch nicht sofort erkannt. Ich grüße Euch, mein Lord.
Der alte Mann grinste amüsiert und machte eine wegwerfende Geste. Alyka stand wieder auf.
Senar:Meine gute Alyka, wie viele Jahre ist es her, als Ihr mich das letzte Mal einen alten bekloppten Wirrkopf genannt habt? Ha! Auch wenn Ihr eine meiner besten Schülerinnen wart, mein Büro aufräumen gehörte fast zu Euren Dauerstrafpflichten.
Alyka:Ich erinnere mich. Habt Ihr diese scheußliche Drachenknochensammlung immer noch?
Der Lord lachte.
Senar:Bedauerlicherweise nein. Sie ging mit Galatan verloren. Es gibt so vieles, was ich verloren habe wie wir alle. Am besten wir trauern dem nicht mehr nach und richten unseren Blick nach vorne. Auch wenn die Nahrungsversorgung gesichert ist, kommen immer noch harte Zeiten auf uns zu. Wir müssen alle unser Bestes geben, um diese Prüfung zu überwinden.
Alyka:Ich verstehe. Kann ich etwas für Euch tun, Lord Senar? Ihr habt sicher nach mir gesucht, denn ich dachte hier findet mich keiner zufällig. Und da Ihr persönlich kommt scheint es wichtig zu sein. Bekomme ich endlich die Genehmigung meinen Freunden in Weyrad zu Hilfe zu eilen?
Senar schüttelte traurig den Kopf.
Senar:Ich fürchte nein. Ihr seid scharfsinnig wie immer, aber über den Grund irrt Ihr Euch. Wir brauchen Euch hier. Ich dachte das wäre Euch klar. Mir ist bewusst, dass Ihr Euch mit diesen Leuten verbunden fühlt, aber wir, Silkanas und Ristemé haben ihnen genug Unterstützung zugeteilt. Dabei haben wir genug Hoheadepten entsandt, dass wir beinahe zu wenig für uns hierbehalten haben.
Alyka:Großartig! Ich habe mehr als zwei Jahre an ihrer Seite in Varus alten Reich mit ihnen gekämpft und jetzt muss ich sie im Stich lassen? Wisst Ihr wie ich mich fühle?
Senar:Ich verstehe Euch, aber gerade weil der große Isaac und seine Gefährten nicht da sind und eine baldige Rückkehr nicht absehbar ist, brauchen wir Eure Fähigkeiten hier.
Alyka:Bekomme ich dann wenigstens die Erlaubnis die Sache mit Kadev zu untersuchen? Er ist nicht nur derjenige der mich von dieser schrecklichen Krankheit erlöst hat, er ist ein guter Freund! Selbst wenn an den Vorwürfen etwas dran ist und Kadev hat Costello wirklich getötet, dann muss er dafür einen guten Grund gehabt haben. Ich wollte mit ihm darüber reden, aber ich kann ihn nicht finden. Und Hohead- ich meine Ratsmitglied Nyphal hat mich seit seiner Beförderung nicht mehr empfangen. Es ist für mich eine Ehrensache diese Vorwürfe gegen ihn zu zerschmettern. Ich bin ihm einiges schuldig.
Der Lord schüttelte wieder den Kopf.
Senar:Ich fürchte das können wir auch nicht machen. Alyka, wir haben ein Anliegen bei dem wir Euch und Eure Erfahrungen benötigen. Ich fürchte Ihr seid die geeignetste, wenn nicht sogar die einzige Person, die diese Mission übernehmen kann.
Alyka seufzte resignierend und stützte sich wieder auf das Geländer. Es machte sie krank, dass sie keinen ihrer Freunde helfen konnte. Was konnte schon so wichtig sein, dass ausgerechnet SIE den Auftrag erledigen musste. Sie verfügten noch über knapp ein Dutzend Hoheadepten, sollten die doch gehen.
Alyka:Fein... Ich höre?
Senar:Das ist etwas, worüber man nicht sprechen sollte. Diese Bedrohung ist ernst und ich will nicht dass unser Feind von unseren Kenntnissen erfährt. Hier: Lesen und sofort vernichten.
Ein Brief blitzte unter seiner Robe hervor und wurde der Hoheadeptin entgegengestreckt, deren Interesse jetzt sichtbar erwacht war. Alyka presste ihre Lippen aufeinander und nahm den Brief entgegen. Sie brach das psynergygesicherte Wachssiegel, zog das Papier heraus und begann zu lesen. Keine zwei Minuten später schnippte sie und eine Welle konzentrierter Erdpsynergy verwandelte das Papier in einen Haufen Papierstaub.
Alyka:Toll, ein alter Bekannter. Ich hatte gehofft er wäre mit der Zerstörung Galatans dort gestorben. Sind diese Informationen wirklich vertrauenswürdig?
Senar:Das sind sie.
Alyka:Großartig... Das ist wirklich ein ernstes Problem. Wer weiß davon?
Senar:Die Lords und der Rat.
Alyka:Nur? Wer wird dann mit mir gehen? Oder kann ich mir ein Team zusammenstellen?
Der Lord wich ihrem Blick aus.
Senar:Ach ja, deswegen... Ihr geht allein. Wie ich sagte: Die Informationen sind streng geheim. Ein Abzug von vielen guten Leuten würde zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Bei Euch jedoch können wir den Vorwand vorweisen, dass Ihr letztendlich doch nach Weyard gegangen seid. Niemand wird das in Frage stellen.
Alyka war sichtbar nicht begeistert.
Alyka:Mein Lord, Euch ist doch bewusst, dass meine… Fähigkeiten nach meiner Krankheit nicht mehr auf dem alten Niveau sind?
Senar:Wir wissen davon, aber wir haben keine andere Wahl. Selbstverständlich hat niemand Interesse Sie einfach in den Tod zu schicken. Wir werden Euch mit allem ausrüsten, was Ihr für die Reise benötigt. Mehr kann ich allerdings nicht tun.
Alyka nickte und stieß sich vom Geländer zurück.
Alyka:Na schön. Ich breche in zwei Stunden auf.
Senar:Gute Jagd, meine gute Alyka. Kehrt mit guten Nachrichten zurück.

Norgono war gerade wieder eingetroffen. Die Mannschaft der Hyve trat, bildete einen Gang und nahmen Haltung an. Sie verließen erst ihre Position, als Norgono herrisch hindurch geschritten war und gingen wieder ihrer Arbeit nach. Norgono ließ den Blick schweifen. Das Schiff befand sich vor der Küste Sturmfestes unter Wasser, während eine Kraftblase die Hyve und das Begleitungsschiff von Kenevan und Ornalf vor den Wassermassen schützte. Der Hohegeneral konnte von diesem Anblick einfach nie genug kriegen. Es handelte sich um eine Technologie, die er mit dem Kriegsherren persönlich entwickelt hatte.
???:Hohegenral?
Norgono drehte sich um und sah Londoro auf sich zukommen.
Norgono:Was gibt es?
Londoro:Ich wollte Sie über die Entdeckungen unseres Schlachtenkoordinators aufklären. Er hat nahe der Küste einige bekannte Geistsignaturen entdeckt und ist sich sicher, dass sie-
Norgono:Kapaka und seiner Crew zuzuordnen ist. Danke, was noch?
Der Ristemé war sichtbar überrascht.
Londoro:Und... wie gehen wir vor?
Norgono:Wie vorgehen? Gar nicht. Ich habe von Lord Reyter persönlich eine Nachricht bekommen. Wir sollen umgehend zurückkehren und unsere neuen Verbündeten um ihn scharen. Ungefähr Zweihundert Lehrlinge des Blutes und achtzig Sturmfäuste. Um 'Paka' ist bereits jemand anderes angesetzt worden. Würde ich Zweifel hegen, dass diese Person nicht dafür geeignet ist, würden wir noch bleiben, aber in diesem Fall kehren wir umgehend zurück.
Londoro:Admiralin Zaisa?
Norgono:Negativ. Lady Balassa wird gehen.
Londoro:Balassa... Der Name sagt mir nichts.
Norgono:Sie ist die erste Offizierin des Kriegsherren, Londoro. Auch wenn sie meiner Meinung nach nicht würdig ist diese Position einzunehmen und ihr Benehmen eine Beleidigung für den Kriegsherren ist, glaube ich das sie diese Aufgabe meistern wird. Betrachtet die Elementarsterne als im unseren Besitz. Und jetzt sorgt dafür, dass wir uns in Bewegung setzen.
Der Ristemé verneigte sich tief.
Londoro:Sehr wohl.

Tsuka lächelte schwach.
Tsuka:Dein Beschützerinstinkt ist wirklich süß Kudo, aber unnötig. Aber es ist spät und ich habe keine Lust mehr zuzusehen, wie du die Lehrlinge des Blutes besiegst. Lass dich von ihren Worten doch nicht provozieren. Sie sind primitive Narren die zwar viel Dreck reden, aber wenigstens verfolgen sie ihren Ehrenkodex und greifen niemanden an der ihre Herausforderung nicht annimmt.
Kudo:Wie bitte? Du hast doch gehört, wie er mich genannt hat! Wer mich derartig beleidigt, muss die Konsequenzen ertragen.
Tsuka lächelte nachsichtig. Es war verblüffend, wie ähnlich Kudo mit ihrem früheren Selbst war. Sie hatte erst durch Anarath gelernt, dass es besser war Erniedrigungen und Verachtung einfach zu schlucken, als sie mit Gewalt und noch mehr Erniedrigung zu beantworten. War diese Ähnlichkeit der Grund, warum Kudo so eine Faszination auf sie ausübte? Die Art wie er 'Dunkelblüte' sagte hatte etwas Zärtliches, während es hingegen vor Jahren noch ein Fluch oder eine Verwünschung gewesen war.
Tsuka:Ich verstehe deinen Ärger, aber diese Kerle sind doch unter deiner Würde. Ignoriere sie einfach, was ist schon dabei? Deine Siege nähren ihre Kampflust nur unnötig weiter.
Kudo:Was für ein Haufen trauriger Verlierer...
Tsuka:Genau. Pass auf, ich mach dir einen Vorschlag: Ich gehe jetzt zurück zu meinem Gasthaus. Du kannst mich dorthin begleiten wenn du willst, aber nicht mehr. Anarath wäre nicht begeistert. Du kehrst dann zu deiner Mannschaft auf dem Schiff zurück. ABER ich komme dich morgen besuchen, versprochen. Einverstanden?
Melfice [denkt]: Als Geist ist seine Psynergie bei weitem mächtiger. Er kann sie direkt aus seinem Geist nutzen ohne sie aus einer physischen Form übertragen zu müssen.
Er richtete seine Klinge nach oben, die nun aufzuleuchten begann. Eine gewaltige Entfesslung dunkler Energie stürmte zielsicher auf Trast. Dieser ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und entgegnete der Attacke mit einer Kraftwelle. Beide Angriffe prallten Gegeneinander und nun würde sich die stärkere der beiden Attacken behaupten. Das Ergebnis stand bereits nach wenigen Sekunden fest, als sich die Kraftwelle durch die dunkle Energiesammlung frass und nun weiter zu Melfice zuflog. Die Welle befand sich in bedrohlicher Nähe, als Melfice schnell genug reagieren konnte und mit einem gekonnten Hieb, die stark abgeschwächte Welle, ablenken konnte so dass es auf die Wand neben ihm auftraf. Melfice konnte es nicht fassen. Er hatte zwar gewusst, dass die Macht des Alten weit angestiegen war, doch das es solch eine große Differenz geben würde... das hätte er niemals erwartet. Er fluchte als er aufstand und seinem Gegner in die Augen blickte- dieser meinte es ernst. Ihm blieb keine andere Wahl. Er war närrisch gewesen, als er gedacht hatte, dass er in diesem Kampf sein Vorrat sparen konnte. Er müsste Riskanter Kämpfen. Seine Rüstung würde ihn schon vor tödlichen Schäden und Wunden bewahren. Melfice wechselte in den Nahkampf und brachte sich mit einer schnellen Bewegung vor Trast. Melfice seine Klinge leuchtete gewaltig auf, als dieser auf diesen einschlug- Der Aufprall entfesselte eine gewaltige Energiewelle die sich ausbreitete.

Kudo war gerade am Schiff angekommen, nachdem er seine wunderschöne Dunkelblüte bis zum Gasthaus begleitet hatte. Er hatte ihm versichert, dass er schnell kommen würde, wenn was wäre. Zu seinem Glück, befand er sich das Gasthaus immer noch in seinem „Radius“. Er hatte schon den einen oder anderen Gedanken gemacht, ob er von dem Mast ihres Schiffes einen ungebetenen Gast im Gasthaus, mit einer seiner Distanzangriffe erwischen könnte. Die Antwort worauf er gekommen war, war ja. Allerdings auch viele andere die nicht in der Rechnung standen und wie Fliegen sterben würden, weshalb er die Idee fallen ließ.
Vera: Wo um alles in der Welt hast du gesteckt?
Kudo: Ich wurde aufgehalten. Das was zählt ist, dass ich nun hier bin. Gab es etwas interesanntest?
Vera: Erkundige dich selbst.
Ailas: Hast du den Stern?
Kudo nickte und betrat das Schiff. Er hatte heute sowieso nichts mehr Großartiges vor, weshalb er sich etwas Ruhe für heute Nacht erlauben konnte.

Das Dach des Tempels war zerstört und dieser war halb eingestürzt. Melfice ging in die Knie und sein Blick galt dem Wesen, der mehrere Meter über ihm auf der Luft schwebte. Ein gigantischer Geisterarm schwebte direkt neben diesem. Melfice erkannte seine Niederlage. Zwar hatte er keine Verletzungen oder Brüche, da die Rüstung diese vermied, solange er die nötige Psynergie dafür zahlen konnte, doch seine Reserven näherten sich langsam dem Ende. Die Reserven füllten sich bekanntlicherweise nur mit der Psynergie anderer Leute auf, die sein Dämon-Ich vergnügt verspeist hatte. Er hatte zwar noch genug dieser Reserven übrig, den Kampf fortzusetzen, hatte aber bereits erkannt, dass er ihn so nicht besiegen konnte. Es gab kein durchkommen. Die Imitation seiner Originalen Klinge war bei weitem nicht mächtig genug um das Leben dieses Mannes zu beenden, solange er nicht an ihn herankam. Er hatte zwar ein Ass im Ärmel, doch dafür musste er sich zuerst um den Arm kümmern, In dem Augenblick fiel ihm eine Idee ein. Trast holte seinen Geisterarm aus und schwang diesen gewaltvoll in seine Richtung. Melfice sprang mit allem was er hatte und weichte dem Angriff aus. Sich hinter Wänden, Säulen oder ähnliches Schutz zu suchen war eine sehr schlechte Idee, wie er bereits Erfahrung damit gemacht hatte. Nicht, weil der Arm sich durchschlagen würde, nein, dass tat er nämlich nicht. Es ignorierte jeglichen Material, flog einfach „durch“ und war damit deutlich überraschender und undurchschaubarer. Der Arm schien von Trast kontrolliert zu werden, so dass er bestimmen konnte, was es tatsächlich „ignorierte“ und wem er tatsächlich Schaden zufügte. Als er dem Angriff ausgewichen war, hatte er nun 3 Sekunden Zeit, bis Trast ihn wieder ausholen und einen anderen Angriff mit diesen starten konnte. „Die Hand des Wächters“. Er hatte verfolgen können, das Trast immer mindestens drei Sekunden brauchte um wieder damit Angreifen zu können. Er hatte bereits etliche verschiedene Konterangriffe nach dieser Erkenntnis gestartet- allerdings bisher ohne Erfolg. Mit einer schnellen Bewegung bewegte er sich durch die Öffnung im Tempel und sprang aus diesem heraus. Nun fiel er und kein normaler Mensch würde den Fall überleben. Unter ihnen befand sich ein Dorf, wie er kannte. Wenn er dort irgendwie landen könnte, würde in der Menge verschwinden und sein Bewusstsein unterdrücken können, zumindest war dies eine Option. Doch dazu kam es nicht. Keine vier Sekunden, nachdem er den Sprung nach draussen getätigt hatte, packte ihn der Arm, als wäre er nur ein Glas.
Trast: Du wirst nicht entkommen Melfice. Diese Welt hat bereits mit mehr als genug Problemen zu tun.
Melfice: Meister Trast. Sie haben einen bedeutenden Fehler gemacht.
Trast: Der wäre?
Melfice: Anzunehmen das ich gehe bevor ich das habe weshalb ich gekommen bin.
Der ehemalige König, hob seinen einzigen freien Arm, mit der Klinge in der Hand. Die Klinge leuchtete in verschiedenen dunklen Farben auf. Dieser Angriff würde zwar mehr Psynergie verbrauchen, als er bisher genutzt hatte, doch es würde den Zweck erfüllen. Der Arm stand nun für 3 Sekunden still, weswegen er ihn mit absoluter Sicherheit treffen würde.
Melfice: Königlicher Bann!
Wie ein Dolch stach er mit seiner Klinge auf die Geisterhand zu. Bei dem ersten Kontakt, verfärbte sich die Hand. Trast erkannte, wie der Arm sich löste und langsam verschwinden würde. Er konnte seinen Augen nicht trauen, als er erkannte, wem und vor allem welchen König er vor sich hatte. Nun verstand er alles. Warum er bei seiner Geschichte nie den Namen seines Reiches erwähnt hatte. An was ihm die Geschichte erinnert hatte und vieles mehr.
Trast: Der König von Qutania...
Melfice: Oh, ich bin wahrhaft beeindruckt, dass sie ein Reich kennen, welcher schon Jahrhunderte nicht mehr existiert.
Trast: Ich weiss sogar viel mehr. Es hieß, dass die Könige in dem Reich Geister und Dämonen je nach belieben verbannen konnten. Die, die das Königliche Blut in sich tragen, sollen dazu in der Lage sein. Diese Gabe galt bereits als ausgestorben, da der letzte König keinen Nachkommen hatte. Wie ironisch, dass dieser selbst zum Dämon wurde.
Melfice: Sie sind für mich gerade auch nur ein Geist. Meine Reserve an Psynergie wird ausreichen um auch sie zu vernichten.
Die Hand hatte sich nun vollständig aufgelöst. Im selben Augenblick, wuchsen zwei Flügeln aus dem Rücken des Königs, womit er sich in der Luft hielt.
Trast: Ich verstehe. Dann war der Fluchtversuch nur eine Finte alles darauf aufgebaut, den Arm zu zerstören und dann...
Melfice:... an sie herankommen zu können. Ich mach ihnen einen Vorschlag. Ich habe kein Interesse daran sie zu töten. Geben sie mir einfach das Buch und ich verschwinde.
Der alte Mann begann zu lachen.
Trast: Hochmut steht euch nicht, König von Qutania. Wie kommen sie überhaupt darauf, dass sie mich schon hätten?
Wie Melfice es nun Erkennen würde bluffte er nicht. Er traute seinen Augen nicht, als sie ein „gigantisches etwas“ hinter dem Kampfkunstmeister Form annahm. Ein riesiger Colos förmiges Geisteswesen, dem ein Arm fehlte. Das musste der komplette Wächter sein. Er konnte es nicht fassen. Der Kampf sprengte jegliche Maße. Um dieses Wesen verbannen zu können müsste er mit absoluter Sicherheit jegliche Reserven aufs Spiel setzen, würde dadurch allerdings selber sterben. Wäre er im Besitz der originalen Königlichen Klinge aus Qutania, würde die Situation anders aussehen. Er würde so keine Chance haben. Ihm blieb nur noch ein Ausweg. Inzwischen sollte er sich mehr oder weniger von dem Feuer erholt haben. Ein Horn wuchs aus seinem Stirn heraus und seine Hände nahmen eine Klauenähnliche Form an- die Verwandlung zum Volldämon fand statt.
Kriegsherr Reyter marschierte auf einem Kontrollgang durch seinen Unterschlupf. Reyter liebte seine unangekündigten Rundgänge. Keine Warnrufe, keine Ehrengrüße, keine Eskorten verrieten sein Erscheinen, so dass die Leiter seiner Kriegsmaschinerie immer das Gefühl seiner Augen im Nacken hatten. In der Waffenschmiede trat er an einen ahnungslosen Mann heran, der gerade mit einem seiner Stücke fertig war.
Reyter:Darf ich?
Dem Schmied fielen fast die Augen heraus, als Reyter das Schwert in die Hand nahm und lässig schwang. Das Metall heulte auf und entfesselte eine Energiewelle, die einen tiefen Schnitt im Felsboden hinterließ. Wohl wissend, dass nun die Augen aller Arbeiter der Schmiede auf ihm lagen, ging er in die Knie und inspizierte den Felsspalt. Reyter erhob sich wieder und legte das Schwert zurück.
Reyter:Gutes Stück. Das reicht um mehrere Menschen mit einem Schwung zu erledigen. Ein bisschen weniger Rückstoß und mehr davon, dann wird der bevorstehende Kampf ein Kinderspiel.
Er klopfte dem erstarrten sprachlosen Schmied anerkennend auf die Schulter und zog weiter. Einer der vielen Übungsplätze war an der Reihe. Knapp achtzig Adepten trainierten in Duellen, an Übungspuppen und Zielscheiben. Reyter blieb im Verborgenen und bemerkte anerkennend, dass bei den Zielscheiben meist nur die zwei innersten Zonen Löcher oder Pfeiltreffer hatten und der Bedarf an Übungspuppenköpfen und Brustplatten erstaunlich hoch war.
Reyter:SOLDATEN! KEILFORMATION!!
Die Adepten brauchten zwei Sekunden um die Verwirrung und den Schock zu überwinden und acht weitere um die gewünschte Formation einzunehmen. Nicht schlecht, aber auch nicht gut. Reyter schritt die Formation entlang und musterte die Soldaten, die versuchten seinem Blick bestmöglich auszuweichen. Reyter streckte den Arm aus und riss etwas roten Stoff von einer Übungspuppe ab und klatschte es wortlos einem Soldaten auf dem Kopf.
Reyter:UMZINGELN! IN EINEM SAUBEREN KREIS!
Vier Sekunden. An der Form des Kreises war nichts auszusetzen, aber wenn Reyter ein Ziel umzingelt haben wollte, dann meinte er SOFORT. Wieder schritt er die Soldaten entlang. Bei einem Merkuradepten blieb er stehen.
Reyter:Wo ist Eure Waffe, Soldat? Das Ziel soll ERHOBENE Waffen sehen!
Der Mann zuckte zusammen und riss sein Schwert wieder aus der Scheide und hielt es nach oben. Reyter schnaubte, packte die Schwertspitze mit seiner Hand und richtete sie auf sich.
Reyter:Sind Sie blind? Das Ziel steht hinter mir, nicht zwei Schritte links daneben! Glauben Sie ich fühle mich bedroht, wenn jemand wie Sie eine Waffe auf mich richtet?
Soldat:N-Nein, Kriegsherr!
Reyter schritt kommentarlos weiter. Dieses Mal war ein Bogenschütze an der Reihe.
Reyter:Soldat, schießen Sie dem Ziel in den Kopf. Sofort.
Soldat:S-Sir?
Reyter hob bedrohlich eine Braue und drehte sich um.
Reyter:An alle Schützen: Schießt ihm in den Kopf!!
Pfeile flogen. Die Luft begann zu glitzern und ein feiner Eisscherbennebel blockte jeden einzelnen von ihnen ab. Der Mann mit dem roten Stoff auf dem Kopf war kreidebleich, aber er hatte sich nicht einen Millimeter bewegt. Vielleicht war es auch nur die Angst gewesen, aber Reyter nickte zufrieden.
Reyter:Das nächste Mal will ich alle Pfeile fliegen sehen. Weitermachen.
Er zog weiter und ließ die Truppen ohne weiteren Blickes zurück. Sie würden es noch lernen. Er brauchte sie, so wie sie ihn brauchten. Nur zusammen konnten die Adepten jeden Feind besiegen und sich nehmen was ihnen rechtmäßig gehörte. Sein Rundgang endete in einer abgedunkelten Kammer. Die rostigen Gitterstäbe gaben einem die Illusion, das Gefängnis wäre in keinem sicheren Zustand, aber was unter dem Rost war hielt jeden Adepten oder gewöhnlichen Menschen mit Sicherheit dort wo sie hingehörten: Hinter Gitter. Eine Frau fauchte ihn an, als er an ihrer Zelle vorbeiging. Es handelte sich um eine Adeptin des Sternenordens von Aamara Hill.
Sternenmönchin:Lügner!
Reyter:Meine Liebe, ich gebe zu, dass ich nicht ganz ehrlich zu ihnen war, aber meine Ziele und Ansichten sind immer noch die selben. Ich werde diese Welt auf den Weg der Sterne führen, notfalls mit Gewalt. Ihr werdet feststellen, dass sich unsere Idiologien in vielen Bereichen gleichen und dass eine Vereinigung nur in Eurem Interesse liegt. Bruder Raheb und andere von Euren Brüdern haben es verstanden, Ihr könnt es auch. Bis dahin braucht Ihr Euch nicht zu fürchten. Niemand will Euch etwas antun, am wenigsten ich. Ich will Euch nur das Licht bringen.
Die Frau stieß eine Verwünschung gegen seine gesamte Familie und alle nachfolgenden Generationen aus und kauerte sich wieder in die Ecke. Reyter zog ungerührt weiter. Als er sein Ziel erreichte, waren bereits Sfasesh, Sarn und Weldon vor Ort.
Reyter:Bericht?
Sfasesh:Die Gefangenen wehren sich immer noch, aber uns sind schon einige Informationen in die Hände gefallen. Nichts bahnbrechendes, aber wir haben Namen und Herkünfte von Pakas neuen Verbündeten.
Reyter:Das interessiert mich wenig. Balassa wird sich ohnehin um sie kümmern, also werden sie, wenn sie sich uns nicht anschließen, sowieso nur gesichtslose Verluste sein. Ich will wissen was Paka mit dem Jupiter- und dem Venusstern gemacht hat und was Sazaels Auftrag ist.
Sarn:Daran arbeiten wir noch, aber wir sind uns bedauerlicherweise fast sicher, dass sie nichts darüber wissen.
Reyter:Schön... Wenn sie sich sicher sind machen sie hier Platz. Vielleicht werde ich demnächst eine Menge freie Gefängniszellen benötigen. Einen Augenblick.
Er trat an das Gitter heran und warf den zwei Gestalten einen langen Blick zu. Dann wandte er sich ab und begann das Zellengitter auf und ab zu schreiten.
Reyter:Ihr wisst wer ich bin?
Anora:Ich habe Euren Gestank schon seit einer geraumen Weile in der Nase, Reyter. Kommt Ihr schon persönlich, weil es Euch gegen den Strich geht, dass Eure besten Windadepten so schwer in unsere Köpfe kommen?
Sarn:Verfluchte...
Reyter:Betrachtet meinen Besuch als reine Formalität. Es spielt keine Rolle wie lange ihr widersteht, weder Paka noch irgendjemand anderes wird euch hier finden und retten können. Ihr werdet mir all euer Wissen und eure Geheimnisse verraten. Ihr werdet euren Käpten und eure Welt verraten und zu ihrem Untergang beitragen. Dann werdet ihr sterben.
Die ehemalige Köchin Pakas lachte heiser.
Anora:Schön, Reyter. Tötet uns. Ihr werdet nichts gewinnen. So oder so, dieser Mann wird kommen und unsere Überreste aus Euren dreckigen Klauen entreißen und Euch vernichten. Euch und Eure Streitmacht. Paka wird Euch zerschmettern und Mirnuzar retten. Ich muss nicht einmal die übersinnlichen Kräfte eines Berührten haben um das zu wissen. Und wenn wir uns dann im Diesseits begegnen werde ich über Euch und Euren Niedergang lachen.
Reyter:Eines muss man Paka lassen: Seine Gabe die Herzen von anderen Menschen zu unterjochen und sie komplett seinem Willen zu unterwerfen hat in Nichts nachgelassen. Klammert Euch an Euren Wahn wie Ihr wollt. Die Adepten werden über Mirnuzar herrschen. Uneingeschränkt. Für Euch Unberührte ist die Zeit abgelaufen. Das ist nun mal ganz simple Evolution.
Er wandte sich ab und schritt wieder dem Ausgang zu seinem Kerker entgegen.
Reyter:Weldon, ich möchte dass Admiralin Zaisa mir in drei Stunden ihren Bericht über das Inventar der 'Eraser' hält. Sie muss mich nicht in der Audienzkammer suchen, ich ziehe mich gleich in meine Gemächer zurück.
Weldon:Äh... Sehr wohl Kriegsherr.
Reyter ging. Weldon seufzte. Auch wenn niemand wagte darüber zu reden wussten viele über die geheime 'Romanze' zwischen dem Kriegsherren und der Admiralin bescheid. Jeder Bote der es wagte zu stören würde vermutlich nicht mehr lebendig zurückkommen. Weldon schauderte bei dem Gedanken. Die beiden waren schon schlimm genug. Noch mehr von der Sorte war etwas, dass diese Welt ganz bestimmt nicht nötig hatte.

Der Morgen war in Sturmfeste angebrochen. Auch diesen Morgen hatte das Sonnenlicht Merl in seinem täglichen Kampf zwischen dem Aufstehen oder Liegenblieben besiegt. Das anschließende Frühstück lief stiller ab als üblich. Tsuka war gestern sehr spät zurückgekommen und Merl hatte gespürt das Kudo bis zur Haustür noch bei ihr gewesen war. Auf seine Fragen, was passiert sei, antwortete sie nur knapp oder reagierte genervt. Den Fall mit der Leiche und dem Angriff verschwieg sie ihm völlig.
Tsuka:Ich gehe heute übrigens noch einmal zur Windtänzerin. Ich habe es versprochen.
Merl:Oh... gut. Ich und Lucya auch. Wir werfen noch einmal einen gründlichen Blick auf diese Leute. Wenn es dir nichts ausmacht kannst du Kudo gerne so lange ablenken, bis wir fertig sind?
Sie knurrte verärgert und stellte ihre Schüssel ab.
Tsuka:Was soll das denn jetzt bitte heißen?!
Er stocherte betont gleichgültig in seiner Schüssel herum.
Merl:Nur das wie ich sagte: Lenk ihn ab. Wenn du es nicht bemerkt hast, dieser Kerl macht nur Ärger wo er geht und steht. Mir will er außerdem an die Gurgel. Von dir allerdings kann er anscheinend nicht genug kriegen. Ich bitte dich nur um einen Gefallen, da seine Gegenwart mich nur unnötig ablenkt. Dir scheint das ja nichts auszumachen, schließlich warst du mit ihm ja gestern fast den halben Tag unterwegs.
Tsuka:Hör mal, wenn du...!
Merl:Vergiss es einfach. Ich will gar nicht mehr wissen was gestern los war. Und du willst nicht darüber reden, also passt das doch wunderbar. Wenn du seine Gesellschaft genießt, dann geh ruhig zu ihm. Ich freue mich ehrlich, dass du noch andere Menschen in deine Nähe lässt als mich und Lucya, sieht man das nicht?
Der junge Adept stellte seine leere Schüssel auf den Tisch ab und erhob sich.
Merl:Ich denke ich sollte schon mal mit Lucya vorgehen. Bitte... Sorge einfach dafür, dass der Kerl nicht in meine Nähe kommt.
Ohne auf ihre Reaktion abzuwarten verließ Merl den Raum. Lucya stand ebenfalls auf und lächelte Tsuka entschuldigend zu.
Lucya:Es ist eine Weile her, seit er das letzte Mal so war. Ist es denn mit ihm und Kudo so schlimm?
Tsuka:Du hast ja keine Ahnung...
Sie verließ das Zimmer ebenfalls. Tsuka sah ihnen traurig nach und stellte ihre Schüssel ab. Ihr war der Appetit vergangen. Mit der linken Hand tastete sie nach der Ausbeulung in ihrer Tasche, die den mysteriösen Stein verbarg.
Tsuka:Anarath?
Sein Kopf erschien in der Tür.
Merl:Ja?
Tsuka öffnete den Mund, aber es kamen keine Worte heraus. Stattdessen zwang sie sich zu einem Lächeln.
Tsuka:Da wir uns den Tag vielleicht nicht mehr sehen... Ich wünsche euch viel Spaß.
Merl:Äh... Danke, dir auch. Komm heute nicht wieder so spät.
Tsuka:Verstanden...
Der Kopf verschwand und wenig später ging die Tür. Sie war allein.

Tsuka machte sich nur wenige Minuten später auf den Weg. Wieso hatte sie nichts gesagt? Weil er so verärgert gewesen war? Aus Trotz? Sie schüttelte den Kopf. Es war schlicht und einfach der falsche Zeitpunkt gewesen. Sie hatte nicht vor es vor ihm zu verstecken. Oder vielleicht doch? Sie hatte ihm auch nichts über den gestrigen Angriff erzählt. Das hätte Anarath sicher in den Wahnsinn getrieben. Sie verstand seine Sorgen ja. Kudo war vom Wesen her nun mal jemand, der den Ärger anzog und gerne unvorsichtige Entscheidungen traf, aber was Anarath übersah war Folgendes: Sie, Tsuka, war früher auch so gewesen. Und er hatte ihr geholfen. Bei Kudo jedoch machte er sich gar nicht erst die Mühe ihn zu verstehen. Nur warum? Anarath war doch sonst nicht so... Tief in Gedanken verloren sah sie den Stein nicht, der auf der Straße lag, stolperte und legte sich der Länge nach hin. Sie rappelte sich verärgert auf, verpasste dem Übeltäter einen kräftigen Tritt, beförderte ihn durch eine nahgelegene Fensterscheibe und sah sich anschließend auf der Straße um. Die Nebenstraße in der sie sich befand war menschenleer. Auch aus dem zerbrochenen Fenster drangen keine empörten Rufe. Anscheinend war niemand da. Glück gehabt. Tsuka putzte sich griesgrämig ihr Gewand ab. Während sie das tat legten zwei schlanke Hände hier von oben etwas um den Hals. Sie hielt erschrocken inne. Hände von oben? Sie betrachtete das, was ihr um den Hals gelegt wurde. Ihre Kette!
Tsuka:W-Was? Das... Mensch, Kudo, du bist echt ein Schatz! Wie hast du...
Ihr Blick glitt nach oben und sie verstummte. Smaragdgrüne Augen blinzelten ihr entgegen und eine Reihe schneeweißer Zähne formte sich zu einem freundlichen Lächeln. Direkt über ihr lag eine Frau auf dem äußeren Fenstersims, wo vor zwei Sekunden noch Luft gewesen war.
???:Hallo, kleine Schwester. Die Welt ist wirklich klein, dass wir uns gerade hier wiedersehen. Erging es dir die letzten Jahre gut?
Tsuka:B-B-Balassa?!
„Ah, der Wein den ich verlangt habe. Los schütte mir was ein.“
Silvester trat, die Flasche die ihm Vincent gegeben hatte in der Hand, durch den Raum und tat wie geheißen.
Costello nahm einen Schluck und lehnte sich in seinen hölzernen, mit zahlreichen Schnitzereien verzierten Lehnstuhl zurück. Vor ihm dampfte eine dickflüssige, grün-gelbliche Fischsuppe in einer Schale vor sich hin. Ein toter Fischkopf sah Silvester mit leeren Augen aus der Schale an.
Costello setzte das halb geleerte Glas ab und sah sich den Wein an.
„Jung und Rot. Perfekt um den Geschmack dieses Gerichts zu vervollkommnen.“ sagte Costello verträumt und blickte zu der Suppe. Dann lachte er leise.
„Ich habe sie selbst gekocht, weißt du? Es ist eine Arme-Leute Speise aus der Provinz Mirnuzars aus der ich stamme. Ich weiß noch als ich so alt war wie du... Wir haben die Reste aus dem Fischmarkt zusammen gerafft und mit ein wenig gekochtem Meerwasser diese durch und durch widerliche Suppe gekocht. Wer weiß wie oft. Ich konnte sie nicht mehr sehen und jetzt mache ich sie mir manchmal selbst um der alten Zeiten Willen... Ich könnt mich übergeben.“
Er ließ seinen Blick über die Gemälde im Zimmer schweifen, die Silvester schon aufgefallen sind als er zum ersten mal die mechanisierte Villa betrat. Nun, wie sich heraus stellte war die gesamte Stadt die er gesehen hatte als er hier gelandet war nichts weiter als ein Teil des selben Riesigen Mechanismus. Silvester wurde unwohl bei dem Gedanken was Costello mit all diesen Maschinen vor hatte, auch wenn er es nicht wusste.
Laut Vincent wusste niemand von der Existenz dieser künstlichen Stadt und dann war da noch der Moment als er Silvester den Untergrund gezeigt hatte.
Ein scheinbar unendlich riesiger Tunnel unter der Villa Costellos, ebenfalls voller Maschinerie und voll mit Leuten. Hunderten von Leuten die ohne Sinn und klaren Verstand an diesen Maschinen arbeiteten. Wer waren all diese Menschen und wo kamen sie her? Viele der willenlosen Arbeiter waren kaum älter als er selbst.
„Findest du diese Gemälde nicht auch wundervoll?“ Costellos Frage riss ihn unerwartet aus seinen Gedanken.
„Das sind alles Fälschungen.“ antwortete Silvester. Erst als ihm auffiel welchen Fehler er begangen hatte fuhr er erschrocken zusammen. Doch zu Silvesters Überraschung und Erleichterung verzog Costello nur kurz seinen Mund und runzelte die Stirn, begleitet von einem kleinen Seufzer.
„Ich hasse es wenn Vincent Recht hat. Er hat weit aus mehr Geschmack als ich, dass muss ich ihm lassen, aber ich dachte wirklich ich hätte hier ein Schnäppchen gemacht.“
Er stocherte lustlos in seiner Suppe herum, bevor er Silvester mit leicht gerunzelter Stirn ansah.
„Wieso kennt sich ein kleiner Gossenjunge wie du mit Kunst aus?“
„Ich hab nur mal welche gestohlen.“ antwortete Silvester knapp.
Costello brach in schallendes Gelächter aus und schlug herzhaft lachen auf den Tisch.
„Bist du etwa hier weil du versuchst hast mich aus zu rauben..? Tarii hat behauptet dich nicht zu kennen, aber...“
Er zuckte mit angedeutetem Lächeln die Achseln.
„ ...wenn eine Frau lügt dann sollte ein Mann das respektieren. Stimmst du mir zu?“
„Nicht... wirklich?“ fragte Silvester verkrampft.
Costello lachte wieder, während er ein Stück Fisch mit Hilfe einer goldenen Gabel aus seiner dampfenden Suppe fischte.
„Du bist wirklich spaßig. Es wäre schade wenn du dich, wie die andern, in einen willenlosen Diener
verwandeln würdest. Wie wär´s wenn ich dich adoptiere?“
Silvesters Kinnlade klappte herunter.
„Was?“ war alles was Silvester zu Stande bekam.
„Gefällt dir die Idee nicht? Ich brauche einen Nachfolger, musst du wissen. Ich bin nur jemand der einen uralten Plan, der schon über Generationen gestrickt wurde zu Ende bringen will. Wenn ich es aber nicht schaffe in meiner Lebenszeit, dann brauche ich jemanden der diesen Plan für mich weiter führt. Das Schicksal der Menschheit hängt davon ab, auch wenn ich es nicht gerne so übertrieben dramatisch ausdrücken will.“
Silvester konnte es nicht fassen. Dieser Mann den er erst seit gestern Abend kannte und für ihn voller Rätsel war, wollte ihn adoptieren und zu seinem Nachfolger machen?
„Aber ich weiß doch noch nicht mal worum es bei diesem Plan geht, weshalb könnt ihr erwarten dass ich einfach so mit mache?“
„Es ist deine einzige Möglichkeit deinen freien Willen zu behalten. Deshalb.“ erwiderte Costello, während er mit seiner Linken nach seinem Weinglas griff.
„I-Ihr könntet mir wenigstens sagen wie der Plan funktionieren soll, wenn ich ihn weiterführen soll.“ Auch wenn Silvester sich noch nicht entschlossen hatte bei dem Plan dieses Irren mit zu machen wollte er wenigstens so viele Informationen über ihn sammeln wie möglich.
„Hmm... In Ordnung. Frag mich was du wissen willst.“ Costello nahm einen Schluck seines Rotweins und fixierte Silvester gelangweilt mit seinen stechenden, gelben Augen. Die Offenheit Costellos überraschte Silvester, aber gleichzeitig fühlte er sich wie eine Ratte die mit dem Käse in einer Falle spricht.
„Woher kommen die ganzen Arbeiter?“
„Oh, die. Die kommen aus denselben Verhältnissen wie du und ich. Wem fällt es schon großartig auf wenn ein paar Straßenkinder verschwinden?“ murmelte Costello müde und gähnte.
„Aber es sind Hunderte!“
„Im Ernst? Ich hab mir nie die Mühe gemacht sie zu zählen. Wenn über die Jahre hier und da ein Kind verschwindet kommt wohl was zusammen schätze ich. Bin immerhin seit 15 Jahren im Geschäft. Mutter ist Alkoholikerin die sich weder an den Namen ihres Sohns noch dessen Vaters erinnert und das Kind vernachlässigt...
Costello hielt inne und starrte für einen kurzen Augenblick mit melancholischem Lächeln in sein Glas.
„...Klingt lächerlich stark nach einem Stereotyp aber wie du siehst gibt es genug Kinder die in etwa diesen Verhältnissen aufgewachsen sind und mir liebend gern gefolgt sind. Ich gebe ihnen ein Ziel, einen Sinn für sie zu existieren, sie arbeiten nicht nur für mich, sie verändern die Welt mit ihrer Arbeit. Wie viele Leute können das schon von sich behaupten?“
Costello schob die ausgeleerte Suppenschale von sich weg und widmete seine Aufmerksamkeit einer Schüssel Pudding. Silvester schwieg und sah den Mann mit unschlüssiger Miene an. Nach einer Weile bemerkte Costello den Blick Silvesters.
„Was ist? Ist das alles was du wissen wolltest. Los frag mich ruhig weiter.“ ermutigte Costello ihn
während er weiter seinen Pudding auslöffelte.
„Wofür sind diese ganzen Maschinen?“ Silvesters Blick schweifte durch den Raum. Der Raum hatte sich seit dem Abend von einer Seite der Villa bis ins Zentrum bewegt und überall ragten Zahnräder
durch Boden, Wand und Decke.
Costello grinste breit. Seine gelben Augen schienen vor Aufregung zu funkeln.
„Das ist die neue Welt, mein Freund. Diese hübsche Maschinerie befindet sich schon seit Jahrhunderten überall in Mirnuzars Erd-Boden. Ich habe die letzten 15 Jahre damit verbracht sie zu ergründen, zu warten und zu verbessern. Vor 3 Jahren als diese beiden neuen Welten ihre Pforten öffneten sind meine Möglichkeiten sie zu verbessern gerade zu explodiert. Ich kann den Tag kaum erwarten an dem ich sie endlich vollends in Betrieb nehmen kann und sogar danach habe ich noch Pläne...“
Silvester sah nervös zu den stählernen Zahnrädern die in den schattigen Ecken des Raums hervor lugten. Was zur Hölle hatte dieser Kerl nur vor? Und vor allem: wer war genauso verrückt wie er und hat vor Jahrhunderten mit dieser ganzen Sache angefangen? Und es gab noch eine Frage die ihn beschäftigte.
„Meister, was genau hat dieser Kadev mit all dem zu tun von dem Vincent mir erzählt hat? Und weshalb muss es so aussehen als hätte er euch getötet?“
Costello legte schmunzelnd seinen Löffel beiseite.
„Nun, ich musste erst einmal ein Motiv für ihn erschaffen... Es sollte ursprünglich gar kein Mord an mir werden, es hat sich nur so ergeben.“
„Motiv für den „Mord“ an euch?“
„Nein für etwas noch viel etwas interessanteres als den Mord an einem interdimensionalen Helden, wie mir. Kadev ist in Galatan nicht sehr beliebt, auch wenn er an manchen Stellen hochrangige Freunde hat.
Er ist „Der Überläufer“ in den Augen der Meisten, ein undurchsichtiger Opportunist
der aus allem ein Rätsel macht und sich auf die Seite schlägt die ihm den meisten Gewinn bringt.
Diejenigen die ihn persönlich kennen werden niemals Glauben was ich ihn als nächstes tun lasse, der Rest der Welt wird ihn liebend gern als Sündenbock benutzen. Und sobald diese Aktion geschehen ist, gibt es nur noch eine Sache zu tun bevor ich die Maschinen in Betrieb nehmen kann.
Hehehe... Herrschaft, Macht, Reichtum... Viele Leute wollen so etwas erreichen und erreichen es auch, aber was wollen sie damit? Meine Aufgabe wiegt mehr als egoistische Ziele wie diese.
Einer muss als erstes den Berg besteigen und den andern Seile hinab werfen so dass sie ihm folgen können. Verstehst du?“
Silvester hatte schon lange aufgegeben ihn zu verstehen und nickte einfach nur stumm.
„Sei bitte so nett und hole dieses Metall-Gerät dass dort an der Wand lehnt.“ befahl Costello gut gelaunt.
Silvester gehorchte ihm und brachte ihm das seltsame Gerät. Costello nahm es ihn die Hand und streichelte es fast zärtlich.
„Das hier ist etwas dass durch Zufall entstanden ist. Es ist aus irgendeinem Prototyp für eine Rohrleitung entstanden sagte mein Techniker Pescio, aber dann kam ihm eine seltsame Idee und er werkelte daran rum. Und dies hier kam dabei raus.“
Silvester begutachtete argwöhnisch die Metallene Konstruktion in Costellos Armen.
„Und was ist das?“ fragte er ungeduldig.
„Ein Musikinstrument, er nannte es Saxophon. Und jetzt hör zu wie ich ein Trauerlied
für den gefallenen Überläufer spiele.“



„Gullwick! E-es schneit!“
„Ach, was im Ernst?“ fragte Gullwick entgegen ihrer sonst freundlichen Art zynisch.
Besorgt sah Gullwick in den Himmel, das letzte mal als es in LaVoisin geschneit hat, war während der letzten Schlacht der legendären Hexenkönigin LaVoisin selbst. Eine Geschichte die nicht nur die Hexen sondern auch viele der Alten in Mirnuzar kannten.
Damals lieferte LaVoisin sich einen allerletzten Kampf mit ihrem Erz-Feind Ossir, einem mächtigen Schamanen der sich selbst als Gefäß für Tausend Seelen bereit stellte und die Macht all dieser Geister in seinem Körper nutzte um seine eigene Art von Magie zu verwenden. Der Kampf der Beiden „entstellte die Welt auf ewig“hieß es in den Legenden.
Angeblich hatte ihr Kampf die Kontinente gespaltet und dann wieder zusammen wachsen lassen, die Meere verschwinden und über den Rand der Welt geschwemmt haben nur um dann neue Meere durch Sintfluten zu erschaffen. Die Gesamte Geographie Mirnuzars soll diese Schlacht verändert haben. Am Ende soll LaVoisin ihren eignen Körper aufgegeben haben um sich in einen Geist zu verwandeln und in Ossirs Inneres eingedrungen haben um den Gehorsam
seiner untertänigen Geister zu brechen. Die Tausend Geister begannen um die Herrschaft von Ossirs Körper zu kämpfen und von Ossir, sowie LaVoisin wurde nie mehr gehört. Gullwick, war selbst eine Hexe und auch wenn sie LaVoisin respektierte glaubte sie nie im Leben daran dass eine Hexe komplette Kontinente umformen konnte.
Und Ossirs Tausend Geister waren sicher auch nur eine Übertreibung um das ganze beeindruckender erzählen zu können. Ja, es gab Schamanen die Magie einsetzten in dem sie Geister anlockten und ihre Körper gezielt von ihnen besessen haben lassen aber das höchste was ein Schamane erreichen konnte waren im Durchschnitt zehn Geister und das nicht mal gleichzeitig.
Aber dieser Ossir muss einen unglaublich unangenehmen tot gestorben sein wenn sich mehr als zehn Geister um seinen Körper gestritten haben. Wahrscheinlich ist sein Körper zu einem astralen Brei zerschmolzen oder er wurde nur in blutige Stücke zerfetzt.
„Lady Gullwick, Ich sehe ein Schiff am Horizont!“
Jeanne, die sonst meistens ernst war, schien ungewöhnlich aufgeregt und zappelig. Nun, es war nicht so dass man in diesen kalten Gefilden häufig Besuch kam, also konnte sie ihre Aufregung nach voll ziehen. Aber diese Kraft die den Schneesturm aufgehalten hat war seltsam, Gullwick musste alles über diese Kraft erfahren ehe sie überhaupt daran denken konnte diese Leute in die Nähe von LaCroix zu lassen.
Nicht aus zu denken wie LaCroix auf etwas reagierte dass sie noch nicht kannte. Auch nach vielen Jahren Freundschaft viel es Gullwick schwer die Hexenkönigin in neue Konzepte ein zu weihen. LaCroixs Reaktionen reichten von Zorn bis zu Freude und durch plötzlich eintretende Depressionsphasen. Und wenn eine Hexe sich von Emotionen überwältigen lässt dann, sind die Folgen... unangenehm. Mit einem leichten Schaudern erinnerte sich Gullwick an die Sache mit dem
Gemüse. Das Wiehern war das Schlimmste daran... So eine Sache konnte und durfte sich einfach nicht wiederholen.
„Jeanne?“ Gullwicks Blick blieb auf das näher kommende Schiff gerichtet.
„Ja, alte Schnepfe?“ fragte Jeanne diszipliniert und respektvoll, für eine Hexe zu mindest.
„Diese Leute auf dem Schiff... Ich möchte das du gegen denjenigen der diesen Sturm beendet hat einen freundschaftlichen Kampf austrägst.“ orderte Gullwick ihre Schülerin an.
„Aber der einzige Zauber den ich für so eine Situation habe ist doch... Gegen so jemanden habe ich doch keine Chanche!“
„Ich bin mir sicher du schaffst es lang genug aus zu halten damit ich sehen kann wie diese Macht funktioniert. Obwohl ich denjenigen vorher fragen möchte was für eine Macht das ist und wie sie funktioniert.“
Von weitem sahen die beiden Hexen wie das Schiff an der Küste anlegte.
Melfice: Mir wieder abzugeben, war die richtige Entscheidung.
Die Brandwunden des Dämons waren immernoch noch da, auch wenn sie langsam geheilt wurden, da bereits mehrere Stunden seid Kampfbeginn vergangen waren.
Trast: Nun stehe ich wohl wieder dem „Monster“, dem Dämon Melfice gegenüber.
Der abgemagerte Dämon breitete seine Arme aus und lachte amüsiert.
Melfice: Hahaha. Absolut richtig.
Trast: Dann gestatte mir, dir eine Frage zu stellen. Dein anderer Teil ist ein Krieger mit Stolz und Ehre, du dagegen...
Melfice: Willst du etwa behaupten, ich besäße keins von beiden? Das ist richtig, denn Stolz sowie Ehre stehen nur im Weg.
Trast: Ihr seid verschieden, doch verfolgt ihr dasselbe.
Melfice: Jetzt verstehe ich, worauf du hinauswillst. Lass es mich dir so sagen: Auch ich weiss nicht, warum er dasselbe Ziel verfolgt. Ich jedenfalls tue es für mein Überleben. Vielleicht strebt er nach absoluter Macht oder Weltherrschaft. Mich interessiert es nicht, solange ich meine Existenz Aufrechthalten kann. Ist es etwa „böse“ für sein eigenes Leben zu kämpfen, selbst wenn es heisst, dass andere dadurch sterben?
Trast: Es ist Zeit das hier zu beenden Dämon. Ich war von Anfang an hinter dem „Dämon Melfice“ her.
Melfice: In der Tat. Dieser Kampf dauert tatsächlich viel zu lange. Ich brauche neue Nahrung... Der nächste Angriff wird diesen Kampf entscheiden.
Trast nickte und der Dämon schlug zweimal mit den Flügel auf, ehe er weiter in die Luft stieg. Im nächsten Moment sammelte sich intensive Energie auf seinem Horn.
Trast: Natürlich.... Es war nur eine Frage der Zeit, bist du diese Attacke ausspielst Dämon.
Diese fast nahezu legendäre Attacke, der ultimative Finisher der bereits unzählige Adepten das Leben genommen hatte.... Er hatte bereits als kleiner Junge mitten in der Ausbildung, in der Bücherei seines Meisters davon gelesen. Desto stärker die Macht der Psynergie seines Ziels, desto mächtiger und zerstörerischer die Wirkung. Aus diesem Grund war ein Treffer für Adepten stets tödlich- so heißt es. Der Angriff würde selbst beim daneben gehen, eine Psynergieexplosion auslösen, dessen gewaltiger Radius genau so tödlich war, wie ein direkter Treffer. Ausweichen schien auch nicht möglich zu sein. Ein einfacher Strahl, der selbst bei keinem direkten Treffer jemanden überraschen und erledigen konnte. Sicher waren unzählige mächtige Adepten gefallen, weil sie dieses Wissen nicht besaßen. Eine gewaltige List. Die beste Möglichkeit diese Attacke zu überleben war, es mit einer Attacke zu entgegnen. Niemand bis auf evtl. den einzigen Bezwinger Melfice dürfte nach der Attacke Siegreich über ihn gewesen sein. Schließlich hatte diese Attacke gewaltige negative Auswirkungen auf den Anwender, was hieß – sollte jemand überleben, würde er mit ziemlicher Sicherheit gewinnen. Der Bezwinger selbst war kein Adept gewesen, was hieß, dass kein Adept diesen Angriff überlebt haben konnte, wenn dieser nicht geflohen war.
Der Horn des Dämons leuchtete auf und eine Kugel bildete sich auf dessen Spitze. Eine dunkle violette Kugel, bei dessen Anblick man das Gefühl hatte, dass nichts mehr zwischen sich selbst und dem Tod stand.
Melfice: Hahaha. Selbst ein Nichtsnutz wie Hashiro hat mit diesem Angriff mehrere Leben genommen. Fühl dich geehrt alter Mann. Du bist seid Jahrhunderten der erste, der das Original zu spüren bekommt.
Trast grinste. Solange man mit seiner „eigenen Psynergie“ diese Attacke bekämpfte, würde man stets verlieren. Der „Wächter“, besaß über eine eigene Kraft, eine eigene Stärke. Dieser Wächter würde in der Lage sein, diesen Angriff abzuwehren, da es über keine Psynergie besaß. Selbst wenn dem nicht so wäre, würde die Kraft des Angriffs verflogen gehen und er würde mit Leichtigkeit etwas dagegen setzen können. Wenn dies geschah, hatte er gewonnen. Doch ihn beunruhigte eine Sache. Es konnte unmöglich sein, dass Melfice von dem Ausgang nicht wusste. Der Name des Angriffs ließ ihn von seinen Gedanken trennen, als er dann den Strahl erkannte. Zu seiner Überraschung, verfehlte ihn der Strahl. Auch folgte keine Explosion, was bei einem Fehltreffer stattfinden müsste. In diesem Moment erkannte er, den Ziel des Angriffs und Melfice seinen Plan.
Trast: Du...
Melfice: Wenn du dich beeilst, kannst du den Angriff davor abhalten, Osania und dessen Bewohner zu zerstören.
Das war also sein Plan gewesen. Er wollte provozieren, dass er die Stadt und nicht sich selbst schützte. Er hatte es zu spät erkannt. Er ließ den Wächter in einer sich ausstreckenden Stellung schützend über der Stadt erscheinen und somit den Strahl abfangen. Der Strahl aber bohrte sich gewaltvoll durch den Wächter und ließen ihn verblassen, ehe er verschwand. Der Angriff sauste ungehindert weiter, hatte aber gewaltig an Kraft verloren.
Melfice: Haha. Dachtest du, dein dämlicher Wächter würde in der Lage sein, ihn aufzuhalten?
Trast fluchte. Er hatte nirgendwo davon gelesen oder gehört, dass diese Attacke auch über eine gewaltige Durchschlagskraft besaß. Vermutlich hatte er diese Durchschlagskraft durch seine Anwesenheit erhalten. Könnte es sein, dass die Stärke der Attacke an den Anwesenden abhing? Für Spekulationen hatte er jetzt keine Zeit. Mit einer schnellen Bewegung brachte er sich selbst vor dem Strahl. Er sammelte seine ganze Kraft in den Angriff. Es hingen zu viele Menschenleben von ihm ab, weswegen er sich nicht zurückhalten dürfte. Mit einer gewaltigen Kraftwelle entgegnete er dem Angriff und ließ diesen in einer gewaltigen Explosion aufgehen. Die Kraftwelle siegte über dem stark abgeschwächten Angriff und flog nun auf Melfice zu, der erstaunlich knapp seinen Körper fortbewegen konnte. Trast verblasste und verschwand.


Der Tempel war kurz vor dem Aufprall durch eine fremde Psynergie gestoppt worden. Dies war schlecht, sehr schlecht für ihn sogar, wenn jemand mich solcher Macht sich in seiner Nähe befand. Er selbst befand sich im Tempel und suchte verzweifelt nach dem „Buch“. Die Auswirkungen seines Angriffs, sowie der hohe Psynergiegebrauch machte sich jetzt zu spüren. Er verhungerte, doch konnte er jetzt nicht gehen. Er brauchte das verdammte Buch, doch fand er ihn nirgends. Sein Blick blieb an Trast hängen, dessen Geist nach seiner Rettungsaktion in seinen Körper zurückgekehrt war. Er schien sich allerdings in einer Komaähnlichen Situation zu befinden. Wie es aussah, brachten auch seine Techniken gewisse Risiken mit sich. Er fuhr sich die Zunge über die Lippen. Er hatte miterlebt, wie gewaltig seine Psynergie war. Ihn zu verspeisen, war eine Krönung seines Kampfes. Mit langsamen Schritten ging er auf ihn zu, packte mit seiner Klaue an seiner Glatze und hob ihn vorsichtig hoch.
Lashon öffnete ganz langsam die Augen, geweckt von heller fröhlicher Musik, die von irgendwoher zu ihm durch drang. Schlaftrunken setzte er sich in seiner Koje auf und ließ seinen Blick durch die Kabine schweifen. Ein blasser Dunst wie bei einem Feuer lag in der Luft und erklärte den scharfen unangenehmen Geruch, den er seit seinem Aufwachen wahrnahm. Trems saß gemütlich in seiner Ecke und arbeitete wieder einmal mit einem kompliziert wirkenden Labyrinth aus Glasröhrchen und Glaskolben.
Trems:Du rührst dich? Gut, ich dachte schon die Dämpfe hätten dich im Schlaf getötet.
Lashon:Bei allen guten Geistern... Was machst du da?! Riecht ja schlimmer als Großmutters Tierfellsammlung auf dem Dachboden... Wäre Galatan noch da würden die heute noch in die dritte Existenzebene vermodern.
Trems:Was ich mache? Du erinnerst dich noch, als ich in der Lage war kurzzeitig die Sternenmacht zu benutzen und nebenbei um einiges mächtiger als du, Saitu und Sylvos zusammen? Bei mir war das Zeug schon heftig, aber bei einem Berührten wie dir...
Er riss die Arme hoch.
Trems:Boom!!
Lashon:Äh... hat dich das Zeug nicht aus den Latschen gehauen? Du hast ewig geschlafen...
Trems:Natürlich. Der Sternenkristall ist ein geniale Entdeckung, aber wie jedes 'unnatürliches Hilfsmittelchen' mit einigen Nebenwirkungen verbunden. Wenn du die Psynergy die sich in dich hineinfrisst nicht schnell genug aus deinem Körper bekommst, feuert dein Körper durch und du bist toter als mein erstes und einziges Haustier. Ein Berührter kommt sicher besser damit klar, da er die Sternenmacht gewohnt ist, aber sicher bin ich mir nicht. Vielleicht stirbt er auf der Stelle, weil er zu viel auf einmal gewinnt. Das ist sogar wahrscheinlicher. Du kannst gerne mein Versuchskaninchen sein.
Lashon schüttelte entsetzt den Kopf.
Trems:In dem Fall mache ich weiter: Ich versuche eine schwächere Version zu erstellen und ohne Nebenwirkungen. Mein Körper hat sich... noch nicht vollständig erholt.
Lashon:Was? Trems...
Der Junge zuckte desinteressiert mit den Schultern.
Trems:Ich arbeite auch an einem Heilmittel. Sowas Einfaches bekomme ich sicher im Handumdrehen hin. Im Moment jedoch ist das hier wichtiger. Ach übrigens, Sylvos hat seine Sachen in Tonis Kabine gelegt, damit sie sich nicht mit dem Dunst vollsaugen. So, wenn es dir nichts ausmacht könntest du verschwinden, dich anziehen und auf das Fest gehen. Oder woanders hin, mir egal, Hauptsache du lässt mich in Ruhe arbeiten.
Lashon:Wieso gehst du nicht auf das Fest.
Trems warf einen, fast tot wirkenden Blick, zu ihm nach hinten.
Trems:Ich kann einen Durchbruch in den geheimnisvollen Gebieten der Sternenmacht erzielen oder ich kann bei Musik, Leuten die ihr Hirn abschalten und einem billigen Buffet die Zeit verschwinden. Frage beantwortet?
Lashon:Gönnst du dir etwa nie etwas Spaß?
Trems:Wenn ich demnächst mit meiner Sternenmacht mit Reyter und seine Bande den Boden aufwische habe ich genug Spaß.
Lashon sah ein, dass Trems unbeirrbar an seinem Experiment festhing. Es stimmte ihn irgendwie traurig, dass der Junge scheinbar nie wirklich spielte oder zumindestens versuchte Spaß zu haben. Selbst ein Genie wie er sollte nicht sein Leben für Reagenzien verbringen.
Lashon:Gut, ich verschwinde dann mal. Wenn du deine Meinung änderst... Ich achte darauf dass etwas vom Buffet für dich übrigbleibt.
Trems:Spar dir die Mühe. Geh einfach, so hilfst du mir am meisten.
Lashon gab auf und ging. Trems war nicht der einzige, der noch auf dem Schiff war. Bei Rangi, Saitu und Sazael war er nicht überrascht, aber auch Kudo und Sinaphie waren auf Deck anzutreffen.
Lashon:Nanu? Was macht ihr denn noch hier? Heute keine Lust ein paar schöne Frauen kennenzulernen? Das ist die perfekte Gelegenheit!
Kudo schaubte und ließ seinen Blick weiter suchend durch die Menge schweifen.
Kudo:Du wirst schon sehen, Lashon! Die schönen Frauen werden zu mir kommen!
Lashon:Ah... ha... Na dann viel Erfolg. Und du? Befürchtet Paka, dass die Leute beim Anblick einer Aerorill in Panik geraten?
Sinaphie schüttelte benommen den Kopf.
Sinaphie:Es ist einfach so... laut. Und so irritierend... Ich höre so viele Stimmen, diese Musik, das Gelächter... In Nebelnest war es nie so derartig laut gewesen. Außerdem verstehe ich nicht, worüber sich diese Menschen alle so freuen.
Lashon schaute auf das bunte Treiben von der Reling aus hinab. Als Toni sagte, dass der Herrscher ihnen zu Ehren ein Fest abhielt, hatte er nicht erwähnt, dass das Fest direkt vor der Windtänzerin stattfand und dann auch noch mit so viel Besuchern. Das Dock war brechend voll. Wenige Meter von der Windtänzerin entfernt war ein prächtiger Pavillon aufgestellt wurden, in dem der Herrscher Lord Sturmwind mit Paka und Arilla in prunkvollen Stühlen saß. Nicht weit davon entfernt war eine Bühne, auf der Musiker und Tänzerinnen für die richtige Stimmung sorgten. Darüber war ein Banner befestigt, das verkündete: 'Ehre den Rettern Lord Sturmwinds'. Das erklärte zumindest die gut gelaunten Massen. Die Familienmitglieder der Sturmwinds wurden von so vielen Mirnuzarianern verehrt, dass ein paar gute Worte aus ihnen von einem Tag auf den anderen von gesuchten Verbrechern zu Helden machen konnte. Es war dennoch unglaublich diesen Sinneswandel persönlich mitzuerleben.
Lashon:... Die Aerorill machen keine Feste, oder?
Sinaphie:Nein.
Lashon:Dachte ich's mir... Du weißt also gar nicht, was dir entgeht. Komm, ich zeige es dir.
Sinaphie:Kanra sagte das auch. Und jetzt du auch noch... Na gut, ich versuche es mal. Aber nur kurz, okay?
Lashon:Vertrau mir, es wird dir gefallen. Und du bleibst hier?
Kudo:Ja!
Lashon:Gut, deine Sache. Komm Sinaphie.
Die Aerorill spring auf seine Schulter und ließ sich von ihm über den Steg zu der Quelle des Lärms tragen. Kudo starrte weiter in die Menge. Seine Dunkelblüte war spät dran. So sehr es ihm auch widerstrebte, die Aerorill hatte Recht: Das Fest war einfach zu hektisch und überreizte auch langsam seine Sinne. Er konnte es zwar ausblenden, aber er würde es erst tun, wenn er Tsuka sicher an seiner Seite wusste. Sie hatte vielleicht gesagt, dass sie ihn am Schiff besuchen kommen würde, aber vielleicht suchte sie auch auf dem Fest nach ihm. Auch wenn er versuchte ihren Geruch oder den Klang ihrer Schritte wahrzunehmen, übertönte immer noch das Brummen der puren Masse der Sinneseinflüsse seine Wahrnehmung. Wenn das alles nicht funktionierte, musste er darauf vertrauen, dass sie ihn an der Reling stehen sah. Sie würde doch ihr Versprechen halten, oder? War sie in Schwierigkeiten? War ihr etwas geschehen? Hielt dieser Anarath sie fest?! Ärger kam in ihm auf, als er das dachte. Wenn er sie in der nächsten Stunde nicht entdeckte, würde er sie suchen. Und falls der Kerl sie wirklich festhielt, würde er sein blaues Wunder erleben.

Teol stapfte durch den Schnee eisern und unaufhaltsam durch und öffnete so eine Schneise für die fünf Männer die in begleiteten. Funa hatte es sich unter Lagmars Umhang bequem gemacht, so dass nur noch ihr kleiner Kopf aus der Kragen herauslugte.
Lagmar:Wo müssen wir eigentlich hin? Hier ist weit und breit nichts anderes als Schnee! Und der verdammte Kompass spielt verrückt...
Teol:Vergessen Sie Ihr Spielzeug, Lagmar. Ich kann spüren von wo die Kraft kommt, von der dieser Sturm ausgelöst wird.
Soldat:Was tun wir, wenn der Sturm wieder einsetzt?
Teol:Das Schiff hat den Befehl sich umgehend in Sicherheit zu bringen und uns zurückzulassen. Sollten wir die Schneise nicht wieder öffnen können, sitzen wir hier fest.
Soldat:...
Teol:Haben Sie damit ein Problem?
Soldat:Ganz und gar nicht General!
Teol:Gut. Dann verbannen Sie diesen lächerlichen Ausdruck von Sorge aus ihrem Gesicht und folgen Sie mir.
Soldat:Jawohl, General!
Sie kämpften sich noch ein paar hundert Meter vor und die Schneedecke wurde immer dünner. Als der Schnee ihnen nur noch bis zu den Knien reichte, hielt Teol an und hob warnend den Arm. Die Soldaten hielten angespannt inne.
Teol:... Zwei Besucher, direkt voraus. Ähnliche Kraft wie die Ursache des Schneesturms. Grußhaltung annehmen.
Lagmar[leise]:Ich kann nichts sehen.
Teol[leise]:Vielleicht ein Trick oder sie sind unter dem Schnee. Kundschafter nehme ich an. Achtet auf Eure Manieren. [ruft]Im Namen des ewigen und glorreichen Großstaates Oscasiane, grüße ich die Einwohner Frostlandes. Wir sind in diplomatischer Mission hier und kommen in friedlicher Absicht.
Keine Reaktion. Es war weiterhin niemand zu sehen. Ein einzelner Rabe flog über ihnen hinweg, aber sonst war alles ruhig.
Lagmar:General?
Teol:Nur die Ruhe, Lagmar und haltet Euch bereit.
Lagmar:Bereit? Wofür?
Teol vergewisserte sich mit einem kurzen Blick, dass seine Kriegsklingen sich jederzeit ziehen ließen.
Teol:Auf die Begrüßung. Worauf sonst?

Tsuka:Verschwinde! Sofort!
Balassa sah verletzt aus und glitt von dem Fenstersims flüssig hinunter. Tsuka wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Nach so vielen Jahren hatte sich ihr Äußeres so sehr verändert und andererseits wieder auch nicht. Ihre einstige große Schwester war einfach nur eine junge Frau geworden und war noch viel schöner als damals. Heute trug sie statt der damaligen knappen Lumpen ein ebenso knappes edles Tänzerinnengewand. Und dieser unangenehme süße Blütenduft den sie über hinterließ, wo sie war... Es war fast so wie damals...
Balassa:Aber was sagst du denn da? Freust du dich denn nicht wenigstens ein bisschen mich zu sehen?
Tsuka:Wieso sollte ich? Damals... Du hast ihn befreit. Und dann hast du ihn getötet! Du... Du warst verschwunden, als sie ihn fanden und so ließen sie ihren Ärger an MIR aus! Doch viel schlimmer ist... Du hast mich verlassen! Du kamst nie wieder zurück!
Balassa sah sie bedauernswert an und kam ganz langsam näher.
Balassa:Ich weiß... Nach nur wenigen Stunden bedauerte ich meine Wahl und erkannte wie falsch sie war. Aber ich konnte nicht zurückkehren, nicht nachdem was geschehen war. Ich verdiene deinen Zorn, ja, aber ich hoffe du kannst mir eines Tages verzeihen.
Tsuka:Niemals... Geh einfach!
Ohne dass sie etwas dagegen tun konnte, schloss Balassa sie in die Arme und legte ihre Hand sanft auf ihren Kopf. Verzweifelte Tränen stiegen Tsuka in die Augen. Sie war wie erstarrt.
Tsuka:Bitte... Was willst du denn noch? Warum bist du hier?
Balassa:Ich bin im Auftrag meines Meisters hier. Ein Auftrag, den ich nicht erfüllen werde. Vielleicht nicht. Aber das ist nebensächlich. Ich hätte nie gedacht dich je wiederzusehen, Tsuka... Du bist gewachsen... Und du hast dich verändert. Du bist... ruhiger geworden.
Die Bemerkung hörte sich beiläufig an. Früher hatte sie verächtlich oder enttäuscht geklungen. Tsuka schluckte. War sie in ihrem Kopf? Damals hatte sie das nie getan, aber heute...
Balassa:... Wirklich erstaunlich. Es ist irgendwie schön zu sehen, dass du auf den rechten Weg wandelst, aber immer noch deine Leidenschaft für die Dunkelheit nicht aufgegeben hast. Ich frage mich, wie das passiert ist...
Tsuka:Lass... mich... los...
Zu ihrer Überraschung hörte die Frau auf sie und löste ihre Umarmung.
Balassa:Ich weiß, du brauchst mich nicht mehr... Du hast jemand anderen gefunden.
Tsuka fuhr zusammen, als hätte Balassa ihr mitten ins Gesicht geschlagen. Sie war tatsächlich in ihrem Kopf gewesen! Bedrohlich legte sie einen ihrer Finger auf den größten Zahn ihrer Halskette.
Tsuka:WAGE ES NICHT IHM ETWAS ANZUTUN!
Sie wich mit gespielter Furcht zurück.
Balassa:Oje, pass bloß auf! Ich wusste nicht, dass du das Ding immer noch hast.
Doch sie lächelte gleich darauf wieder.
Balassa:Ihm etwas antun? Denjenigen, den du heute als deinen 'Bruder' ansiehst? Keine Sorge, ich werde ihm kein Leid zufügen. Ich schwöre es. Ich bin nicht neidisch auf ihn. Aber ich würde ihn gerne kennenlernen und ihm danken, dass er sich so gut um meine liebe Tsuka gekümmert hat...
Tsuka:Das wirst du NICHT!!!
Balassa:Doch. Es ist das Mindeste, dass ich ihm meine Dankbarkeit zeige.
Tsuka:TU-ES-NICHT!
Balassa:Wenn du mich so inständig darum bittest... Ich überlege es mir. Wenn ich ihn allerdings 'zufällig' treffe...
Tsuka:Ich warne dich zum letzten Mal! Wenn du dich ihm auch nur näherst, wirst du es erheblich bereuen!
Balassa lachte hell.
Balassa:Das klingt eher nach meiner alten kleinen Schwester. Ach übrigens...
Sie öffnete ihre linke geschlossene Hand. Auf ihrer Handfläche befand sich der Stein, den Norgono Tsuka hinterlassen hatte.
Balassa:Das nehme ich mit. Auch wenn du all dein Vertrauen in mich verloren hast... Ich werde dich weiterhin beschützen, wann immer ich kann. Und das was hinter diesem Stein steckt... davor werde ich dich am meisten beschützen.
Tsuka presste die Augen zu.
Tsuka:Jetzt geh endlich!
Balassa:Ich schätze es wäre nicht fair von mir, wenn ich deine Bitte weiterhin ignoriere. Es war schön dich zu sehen, Tsuka und ich hoffe dass wir uns in nächster Zeit wieder einmal treffen könnten.
Tsuka:Nicht nötig. Jetzt verschwinde einfach!
Als sie die Augen öffnete, war die Straße leer. Dort wo Balassa eben noch gestanden hatte war nur noch Luft. Die einzige Spur waren zwei kleine schwarze Blütenblätter, die durch einen sanften Windhauch zu Tsuka geweht wurden und an ihrer Kleidung hängenblieben. Dunkelblüte... Sie klopfte sich die Blüten hastig ab und trat wütend noch einmal drauf. Wieso musste sie wieder auftauchen? Wieso war sie zurück? Wieso? Als endlich wieder Klarheit in ihr Denken kam, wurde sie sich wieder schmerzhaft bewusst, dass Balassa in ihren Gedanken gewesen war. Sie hatte versprochen Anarath zu verschonen... Aber nicht bei Lucya... oder Kudo. Tsuka bekam es mit der Angst zu tun und begann auf den fröhlichen Festlärm loszurennen. Alle drei waren dort. Sie kannte Balassa und wusste, dass sie ihren Spieltrieb nur sehr schwer unterdrücken konnte. Und ihre Spiele waren oftmals sehr gefährlich und nicht selten tödlich. Tsuka konnte einfach nur hoffen, dass Balassa sich während ihrem 'Auftrag' beherrschen konnte...
Sincan schwang seinen grünschimmernden Zweihander und trennte dem riesigen Untoten, der sich aus um die fünfzig bereits erschlagender Untoter zusammengesetzt hatte und sie jetzt mit sechzehn Waffen bekämpfte, einige Gliedmaßen ab. Es war beängstigend, dass einige dieser Kreaturen inzwischen gegen die Anti-Untoten-Waffen immun waren. Aus diesem Grund mussten sie immer häufiger darauf zuückgreifen sie mit Psynergie oder Entfesslungen zu Asche zu verbrennen. Er duckte sich unter einigen der Waffen des Leichenmonstrums hinweg und zertrümmerte die Nächsten, die auf ihn zielten mit seinem Schwert.
"Dunststurm!"
Eine Reihe von Drachenfärmigen Flammen schossen aus seiner Hand und entzündeten den Körper der Kreatur, die jedoch keine Anstalten machte aufzuhören und noch wilder als zuvor um sich schlug.
"Leuchtendes Feuer!"
Die Flammen wechselten urplötzlich in ein grelles weiß, das ihm für eine Sekunde das Augenlicht nehmen. Von dem Untoten war nichts als Asche übrig geblieben. Er blickte zum Rest des Kampfgeschehens. Seine Leute und die Risteme hatten die Untoten im Innenhof inzwishcen beinahe vollständig vernichtet. Sein eigener Kampf hatte auf dem Torhaus des Innenhofs stattgefunden. Er sprang hinab und bremste seinen Sturz mit einem Windstoß ab.
"Irgendwelche Verluste?", fragte er nachdem keiner ihrer Gegner mehr stand.
"Drei von uns und zwei Risteme."
"Auf jeden unserer alten Schlachtfelder ein wahres Wunder, aber Verluste gegen hirnlose Bestien sind eine Beleidigung für die silkanische Armee!" Sincan schüttelte den Kopf und lief zu dem Anführer der Risteme-Krieger hinüber. "Bisher ist niemand rausgekommen. Sollten wir eine Belagerung vortäuschen oder es einfach stürmen."
"Unsere Befehle waren eindeutig hier zu warten."
"Wenn ich nicht irre haben wir die Befehle bekommen in der Annahme, dass sie hier fertig sind bevor wir überhaupt ankommen."
Der Risteme wollte ihm Antworten, aber im nächsten Augenblick waren ihre Blicke auf den Himmel gerichtet. Ein pechschwarzes Portal mit einem Durchmesser von sechs Metern hatte sich im Himmel über der Stadt geöffnet.
"BARRIEREN!" Sein Befehl kam zu spät. Er schaffte es gerade noch einen eigenen Schild aufzubauen, ebenso wie einige andere, aber für großflächige Schilde blieb keine Zeit. Ein lautloser Sturm aus wirbelnden Schatten verschluckte sämtliches Licht um ihn herum. Er hörte Stein splittern und spürte wie Schutt auf seine Schild stürzte. Schreie gab es nur für Sekunden. Der Schattensturm fraß sich langsam durch seinen Schild. Er zog einen grünleuchtenden Kristall hervor. Der Kristall begann nun in intensivem grünem Licht zu scheinen. Seine Barriere festigte sich und breitete sich langsam aus wobei sie den Sturm zurückdrängte und offenbar auch Gestein entfernte. Schließlich erreichte sein Schild die größe des Innenhofes und schloss sämtliche Risteme und Silkanas mit ihm ein. Zu seinem entsetzen waren viele von ihnen tot. Er blickte nervös auf den Kristall in seiner Hand dessen Licht immer schwächer wurde, als der Schattensturm verebbte war er völlig klar. Er löste die Barriere und ließ den Kristall fallen, der wie billiges Glas zerbrach. Meter hohe Wände aus schwarzen Trümmern ragten um sie herum auf. Die toten waren kaum mehr als einstige Menschen zu erkennen und andere Lebende waren schwer verletzt. Er fluchte ihre Zahl hatte sich fast halbiert und auch die Seelnabdrücke der Risteme hatten diesen nicht sonderlich geholfen, da sie direkt innerhalb des Sturmes wieder erschienen waren.
"Was war das?", fragte er laut.
"Ein Pfeil."
Er blickte zum Sprecher, der auf die Mitte des Platzes zeigte. Ein einzelner schwarzer Pfeil steckte dort in der Erde. Er blickte zum Himmel. Das Portal war noch immer dort. Offenbar hatten sie Jeran unterschätzt; diese Art von Angriffen war gegen Armeen wirklich überaus effektiv, aber vermutlich kosteten sie so viel Psynergie, dass keine zwei direkt hintereinander eingesetzt werden konnten. Ein gewaltiges Grollen ließ den Boden erzittern. Und aus dem Portal schob sich ein gewaltiger Drachenkopf.
"... Komm schon...", Sincan lachte leise, "Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir das überlebt haben. Warum schickst du so ein Ding hier her, Jeran?"

Er erreichte das Steuer ohne Zwischenfälle. Die Crimson-Agenten blickten überrascht zu ihm herüber. Er hatte seine Klinge bereits in der Hand und blickte zu dem Wind-Adepten, der auf seiner roten Uniform ein violetes Zeichen trug.
"Was würde aus der Verbindung, die ich angefordert habe!", fragte er während er sich vor dem Wind-Adepten aufbaute.
Der Wind-Adept hob eine Braue. "Sir? Es gab keine Anfrage."
Mit einem schnauben trat er dem Adepten in die Magengrube. "VERARSCH MICH NICHT!"
"Es hat einen anderen Grund.", knurrte der Adept mit schmerzverzerrtem Gesicht.
Er schnaubte und nahm sich vor mit dem nächsten Tritt Knochen zu brechen.
"Es ist auch eine Routinemeldung ausgefallen."
Shakir stoppte. "HÄTTET IHR DEM NICHT NACHGEHEN SOLLEN?!"
Der Adept blickte ihn verängstigt an. "Äh, nun... ja... äh... Diese übertrieben häufigen Routinemeldungen... Werden andauernd vergessen. Und da es wäre wohl übertrieben jeder ausgebliebenen nach-"
"WAS IHR RISKIERT UNSERE BESTE WAFFE, WEIL IHR ZU FAUL SEID DIE SICHERHEITSBESTIMMUNGEN ZU BEFOLGEN! IHR SEID DIE GRÖßTEN VERSA-", er untebrach sich und begann erneut, "Wer hat sich nicht gemeldet?"
"Die vom Belüftungssystem."
"Ich kümmere mich darum! Ihr bleibt hier!" Mit diesen Worten rauschte er davon.

Jad blickte durch das psynergetische Fernrohr, das automatisch den Schneesturm aus seiner Sicht filterte. Das Hai-Schiff Crimsons ragte aus der Eisfläche. Es war wenn er sich nicht irrte wirklich die Waffe, die man ihm versprochen hatte. Ein gänzlich psynergieresistentes schwergepanzertes Schiff, das sich unter Wasser bewegte. Diese Welt mochte unglaublich primitiv sein, aber sie hatte eine Waffe entwickelt wie es sie in Silkanas nie geben würde. Und offenbar waren ihre Sicherheitsvorkehrungen gut, denn die Luken, die ihr Maskenträger im inneren geöffnet hatte waren inzwischen wieder verschlossen worden. Sie wollten das Schiff intakt, also war es keine Option sie aufzubrechen. Dennoch machte er sich keine Sorgen. Fünf silkanische Elite-Krieger waren bereits an Bord und sollten keine großen Probleme haben mit einer Mannschaft fertig zu werden, die nur wenige Adepten besaß, besonders wenn diese fürchten mussten, dass weitere Maskenträger an Bord waren und ihnen ihr bester Freund vielleicht gleich ein Messer in den Rücken rammte. Er konnte also beruhigt mit seinen übrigen Leuten hinter einem Schutzschild abwarten, bis das Schiff ihnen gehörte. Dieses Schiff war die einzige mirnurzurianische Waffe die Silkanas gefährlich werden konnte. Sie in besitz zu nehmen war allerdings nur eine Vorsichtsmaßnahme, da der wahre Plan schon lange vorher in Kraft getreten war.
Er wisch zurück und entging einer mächtigen Energiewelle, die ihm sonst den Kopf in Millionen von Stücken zerfetzt hätte. Eine zweite, die er nicht bemerkt hatte, traf seine Hand mit dem er den alten hielt. Schmerzerfüllt ließ er Trast los und sah wie seine Hand Augenblicklich schmerzhaft aufplatzte. Ehe die tödliche Wirkung sich in seinen ganzen Körper ausbreiten konnte, trennte er seinen Arm ab. Sein Blick galt der Gestalt, der für das hier verantwortlich war. Es handelte sich um einen braunhaarigen Jungen um die achtzehn. Von der Kleidung her ähnelte es dem Meister der Kampfkunst Trast. Er brauchte nur eins und eins zusammenzuzählen um zu erkennen, dass dieser sein Schüler war. Es war dieselbe Person, der den Tempel vor dem Aufprall gestoppt hatte.
Melfice: Du….
Der Junge trat mit langsamen Schritten an ihn ran. Melfice trat zurück. Die Situation war schlecht, sehr schlecht sogar. Diese Höllenflammen die Trast ihm am Beginn des Kampfes gewirkt hatte, unterdrückten seine Regenerationsfähigkeit immer noch. Durch das
Benutzen seiner Technik konnte er für einige Zeit nicht einmal mehr auf Psynergie zurückgreifen. Die Wunden die ihm das Feuer zugefügt hatten schwächten seinen Körper, genauso wie der Hunger. Er war am Ende. Er konnte den Jungen unmöglich besiegen. Mit einer schnellen Bewegung brachte Melfice sich vor Trast und hielt ihm seine Krallen vor die Kehle. Der Junge stoppte Augenblicklich.
Junge: Wenn du das tust, werde ich dich töten.
Melfice: Und wenn du versuchst mich zu töten, wird dein Meister sterben. Es läuft also auf das gleiche hinaus. Deshalb ist es egal wer den ersten Schritt macht. Doch dazu muss es nicht kommen richtig?
Der Junge zog etwas aus seiner Tasche heraus. Melfice erkannte einen Buch- das Buch der Dunklen Künste. In ihm standen jegliche Informationen die er für das aktivieren des dunklen Turms brauchte. Das Buch für den er hergekommen war. Der Junge wirkte Psynergie auf das Buch und kapitulierte es im nächsten in den Himmel.
Junge: Nimm ihn und verschwinde.
Nach ende seiner Wörter entfesselte der Junge eine mächtige Kraftwelle welcher auf das Buch zuflog. Melfice erkannte was der Junge vorhatte. Er bot ihm das Buch im Austausch gegen das Leben seines Meisters an. Sollte er auch nur eine Sekunde damit verschwenden den Mann zu töten, würde er es nicht mehr rechtzeitig schaffen das Buch aus der Lust zu fischen, ehe es die Welle vernichtet. Er brauchte nicht lange zu überlegen, ehe er mit dem Höchsttempo das Buch vor dem Strahl rette.
Melfice: Haha. Wie dumm mir das Buch zu überlassen und das für jemanden der nie wieder aus seinem Koma erwachen wird. Menschen sind so dumm. Genau deswegen haben sie mich nach all den Jahren immernoch nicht vernichten können.
Seine Augen leuchteten auf und er schoss 2 Strahlen auf die beiden zu. Der Junge wisch dem Angriff aus und konnte auchseinen Meister von der Attacke retten. Als er wieder zum Himmel schaute war der Dämon verschwunden.
Tsuka erreichte endlich die Docks und stand direkt vor der Mauer der Menschenmassen. Erst jetzt fiel ihr wieder ein wie sehr sie Feste, Messen und Zeremonien hasste. Aber das spielte im Moment keine Rolle. Ohne sich über die Proteste der Besucher zu scheren schob sie sich gnadenlos durch die Massen. Dank ihrem unheimlichen Erscheinungsbild gestaltete sich das ziemlich einfach, da fast alle vor ihr zurückwichen. Als sie schon kurz davor war die Orientierung zu verlieren, hörte sie einen Pfiff über die Köpfe der Masse weg und sah zur Windtänzerin hinauf. Kudo wartete dort und winkte. Ein erleichtertes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Erst jetzt wurde ihr klar wie lächerlich ihre Sorgen gewesen waren. Balassa würde sich wohl kaum in so eine große Masse hinein trauen, um dort Ärger anzurichten. Außerdem bestand keine Gewissheit, ob sie auch etwas über Kudo und Lucya in ihren Gedanken gesehen hatte. Und Anarath konnte auf sich aufpassen. Hoffte sie zumindest...
Kudo:Endlich! Warte meine Dunkelblüte, ich komme schon!
Tsuka:Warte! Du brauchst ni-
Doch Kudo konnte seine Freude nicht mehr unterdrücken und sprang von der Schiffsreling... direkt in die Menge. Diese schrie kurz erschrocken auf und teilte sich gerade rechtzeitig, bevor Kudo landete.
Kudo:Du ahnst ja gar nicht wie lange ich schon gewartet habe.
Tsuka hob fragend eine Augenbraue und grinste schief.
Tsuka:Tatsächlich? Du willst doch nicht damit andeuten, dass ich zu spät bin, oder?
Kudo:K-Keinesfalls, meine Dunkelblüte. Ich wollte damit nur ausdrücken, dass ich es nicht erwarten konnte und schon Stunden vor Festbeginn auf dich gewartet habe.
Tsuka:Wirklich? Das ist ja richtig süß von dir. Hätte ich das gewusst wäre ich früher gekommen.
Kudo:Deswegen...
Sein Blick verfinsterte sich um eine Spur.
Kudo:Du bist doch alleine hier, oder?
Sie wusste sofort, worauf er hinauswollte. Sie musste an Anaraths Bitte denken, Kudo abzulenken. Es widerstrebte ihr zwar, dass er ihr so etwas versuchte aufzuzwingen, aber sie verstand es durchaus. Wenn er und Kudo sich noch einmal trafen, konnte es ziemlich ungemütlich werden. Auch wenn das an der diesbezüglichen Dummheit beider Beteiligten galt den Konflikt nicht einfach ruhen zu lassen, sah sie die Notwendigkeit ein, die beiden getrennt zu halten.
Tsuka:Alleine...? ER ist nicht hier, wenn du das meinst. Anscheinend immer noch sauer wegen gestern. Er schmollt die ganze Zeit und hat sich in seinem Zimmer eingeschlossen.
Kudo:Wirklich? So ein Pech~...
Tsuka:Seine Schülerin ist allerdings hier, aber lass Lucya bitte in Frieden. Sie ist ein wirklich hinreißendes Mädchen, glaub mir.
Kudo:Schülerin? So eine Verschwendung an jemanden wie ihn... Aber gut, gegen sie habe ich nichts.
Nun da er Tsuka sicher an seiner Seite wusste und der Knirps nicht kommen würde um zu stören, konnte er seinen Geruchs- und Gehörsinn noch weiter vernachlässigen. So verschwand die Sinnesüberreizung von seiner Umgebung und er konnte sich besser auf seine Begleitung konzentrieren.
Kudo:Also? Was willst du machen?
Tsuka:Naja... Was das angeht... Das ist das erste Fest auf das ich überhaupt freiwillig gehe. Mir war die Nähe zu so vielen Menschen stets unangenehm. Warum übernimmst du nicht die Führung? Ich bin sicher, du findest was für uns.
Kudo lächelte zuversichtlich.
Kudo:Überlass das mir.

Merl:Na endlich...
Sein erlösendes Murmeln folgte direkt Lucyas Zeichen, das ihm verriet, dass Kudo endlich in der Menge verschwunden war. Tsuka hatte sich ganz schön Zeit gelassen. Er trat aus seiner versteckten Ecke hervor und mischte sich unter die Leute. Ein neues langes grünes Gewand schützte ihn vor den Augen der Menge und ein geruchloses Parfüm gegen die Nase von Kudo. Jetzt musste er sich nur nicht zu dumm anstellen. Aufgeregt rieb er sich die Hände. Nun würde sich ja zeigen, was hinter diesen Seefahrern wirklich steckte.

???:Das war er, kein Zweifel.
???2:Der, der in die Menge gesprungen ist? Was soll mit dem sein?
???:Hör gut zu Clatras: Ich habe letzten Abend gesehen wie der Bursche eine Schatzkiste ausgegraben hat in dem ein großes glühendes Juwel gewesen war. Er hat es sich in einen Beutel gesteckt, den ich eben bei seinem Sprung sehen konnte. Er trägt den Klunker also noch bei sich!
Clatras:Glühend? Meinst du es ist mit der Macht der Sterne erfüllt, Firr?
Firr:Darauf kannst du wetten! Ich glaube der Junge ist auch einer von den Berührten, sei also vorsichtig. Aber wenn wir das Ding erstmal haben... sind wir steinreich!
Clatras:Gut, ich bin dabei. Ich lenk ihn ab, du schnappst dir den Beutel.
Der andere nickte. Die zwei Männer, beide in hierzulande klassische Bürgertrachten gehüllt, setzten sich in Bewegung und fielen in der Menge nicht weiter auf. Trotz den verschiedenen Strömen der Menschenmassen nahm ihre Schrittgeschwindigkeit nicht ab und sie näherten sich langsam der Stelle, wo Kudo gelandet war.
Clatras[leise]:Ich sehe ihn. Zwei Uhr.
Firr[leise]:Gut, ich gehe von...
Doch bevor er seinen Satz richtig beginnen konnte, rannte ein Mann sie fast um. Beide starrten ihn angespannt an. Der Mann lächelte und entschuldigte sich.
Lashon:Tut mir Leid, die Herren... Ihr habt nicht zufällig irgendwo ein kleines Vogelwesen gesehen?
Die beiden schüttelten nur den Kopf und hofften, dass er verschwand. Der Kerl zog nur unnötige Aufmerksamkeit auf sie.
Lashon:Nein? Schade, ich muss weiter. Noch mal: Tut mir Leid, die Herren...
Er schob sich weiter durch die Menge. Firrs Augen leuchteten.
Firr:Hast du das auch gesehen, Clatras?
Clatras:Sein Geldbeutel. Bis zum Bersten gefüllt. Mit zweiter Halterung gesichert, da er anscheinend viele schwere Münzen enthält.
Firr:Was für ein Narr nimmt so viel Kohle mit auf ein Fest?
Clatras:Ein unvorsichtiger Mensch oder ein Spieler. Aber Spiele gibt es hier nicht.
Firr:Mit dem jungen Burschen und seinem Klunker komme ich alleine klar. Schnapp du dir lieber diesen Beutel, bevor es ein anderer tut.
Clatras[lacht]:Mit dem größten Vergnügen...
„Jetzt hört schon Nyphal, die Beweislage ist sogar für einen Laien deutlich.“
„Wir können nicht einfach Unschuldige verurteilen, Anguis! Deshalb ist es unsere Pflicht jeden möglichen Verlauf der Ereignisse zu prüfen so unwahrscheinlich er auch sein mag.“
„Ihr seid doch nur so kleinkariert weil der Überläufer ein Freund von euch ist. Bei jedem anderen Kriminellen wäre der Schuldspruch innerhalb von ein paar Tagen schon raus. Vergesst nicht dass eure persönlichen Erfahrungen mit einem Angeklagten vor Gerichts nichts wert sind, Nyphal.
Kadev sollte froh sein dass der Rat der zentralen Kontinente sich seinem Fall annimmt und nicht ein 3-Welten-Gericht.“
„Ihr habt vielleicht Recht, Anguis...“
Mila hörte die Stimmen aus dem Verhandlungszimmer. Sie war nicht ganz sicher ob jetzt wirklich ein passender Moment war ein zu treten, da sie die beiden Ratsmitglieder nicht bei ihrem Gespräch
aufhalten wollte. Sie nahm ihren Mut zusammen und klopfte gegen die Tür. Höffentlich wirkte ihr Verhalten nicht zu gekünstelt.
Beide Stimmen antwortreten gleichzeitig „Herein!“.
Sie betrat den Raum und sah sich kurz um. In der Mitte des Raums war ein großer Tisch auf dem zahllose Dokumente ausgerollt waren, daneben standen Nyphal und Anguis die sie interessiert anschauten.
„Ich bringe den Obduktionsbericht des Opfers.“
„Her damit!“ sagte Anguis und nahm ihr den Bericht aus der Hand.
Nyphal, der das Verhalten seines Kollegen gewohnt war richtete sich an Mila. Er würde den Bericht erst erhalten wenn Anguis alles untersucht hatte, aber damit konnte er leben.
„Haben sie dir irgendetwas zum Todzeitpunkt des Opfers gesagt?“ fragte er die junge Hohen-Adepten-Anwärterin.
Sie schüttelte den Kopf. „Nein und wenn es um so etwas geht wird es wohl im Obduktionsbericht stehen. Wenn es nicht zu viel ausmacht würde ich gerne wissen wieso man ausgerechnet Kadev für den Schuldigen hält.“
„Oh... das ,nun er hatte Gelegenheit dazu, hat für den Tatzeitpunkt kein Alibi und die Leiche hatte Material im Körper versteckt das Kadev schwer belastete. Wenn dieses Material was wir bei der ersten Untersuchung der Leiche gefunden haben wahr ist, dann... hatte er ein sehr starkes Motiv.“
„Oh, was war denn... Nein, was ist das?“ antwortete Mila und deute auf einen großen Brocken der
aussah wie ein Psynergystein. Neben dem Brocken waren lautter kleinere Steine aus demselben Material angebracht die alle in verschiedenen Farben leuchteten.
Nyphal sah mit weit geöffneten Augen nach der Apparatur und näherte sich ihr.
„Ähm, das ist unser Verbindungskristall mit dem wir Verbindung zu unseren anderen Stützpunkten
aufbauen können. Je nach Farbe des kleinen Kristalls wissen wir welcher unserer Stützpunkte Kontakt mit uns aufnehmen will. Und wenn alle kleinen Kristalle leuchten müsste das bedeuten-“
„-dass alle unsere Stützpunkte gleichzeitig mit uns Kontakt aufnehmen wollen also beeilt euch, damit ich in ruhe den Bericht lesen kann.“
Nyphal drehte an einem kleinen rot-leuchtenden Kristall.
„Hier ist Ratsmitglied Nyphal, ich melde mich vom Stützpunkt beim ehemaligen Gerichtsgebäude!“
„Lord Nyphal! Hören sie mir zu! Ich werde wohl nicht mehr lange überleben!“ die Stimme die aus dem Kritsall heraus zu hören war, war nur ein vages Flüstern.
„Beruhigen Soldat, wir werden sofort Hilfe senden.“
„Nein Lord Nyphal, wir wurden verraten. Ein paar unserer Leute haben alle unsere Vorgesetzten
getötet, unsere Waffenlager zerstört und sämtliche unserer Berichte gestohlen.“
Mila lief bleich an, Anguis starrte mit offenem Mund auf den Verbindungskristall, Nyphal schwieg.
„Und dann haben sie,“ fuhr der Soldat ängstlich flüsternd fort. „unter unserer Flagge, Zivilisten der Ristéme angegriffen! Ristéme hat uns den Krieg erklärt! Sie haben den Stützpunkt angegriffen und
wir sind verloren! Gebt dem Rest der zentralen Kontinente Bescheid was passiert ist. Tut es bevor es zu spät ist!!!“
Ein Knall, ein Schrei, dann war alles vorbei. Die Verbindung brach ab.
„Nyphal! Dreht die Verbindung zum nächsten Stützpunkt an ! Sofort!“ schrie Anguis und warf den Obduktionsbericht achtlos von sich. Das Papierbündel landete mit einem Rascheln auf dem Boden.
Nyphal drehte an einem gelben Kristall.
Wieder wurde ein Hilfeschrei übertragen.
„Ein Notfall! Hier spricht die Abteilung die für die Verhandlungen mit Silkanas zuständig ist.
Einer unserer Trupps hat all unsere Kämpfer und die von Verbündeten der Silkanas Armee in eine Falle gelockt. Die eine Hälfte unseres Stützpunkts ist tot, die andere hat uns verraten! Ich glaube ich bin der einzige der noch am Leben ist. Schickt Leute zu Verhandlungen mit den Silkanas her, sie denken wir hätten ihre Verbündeten den Untoten freiwillig ausgeliefert. Die Verräter behaupten an dauernd sie seien Teil des Bündnisses der zentralen Kontinente. Ich... bin am Ende.“
„Hey redet weiter! Redet weiter, verdammt!“ schrie Nyphal verzweifelt in den Kristall hinein.
Er fiel mit zitternden Knien und bebender Unterlippe auf den Boden.
„Ich, glaube das alles nicht!“ rief er verzweifelt.
„Glaubt ihr jetzt an seine Schuld!? Ist das Beweis genug!? Der Silkanas-Putsch für den Costellos
Leiche Beweise versteckt hatte hat statt gefunden! Und jetzt flennt nicht herum sondern dreht die Kommunikation zum nächsten Stützpunkt an!“ schrie Anguis Nyphal an und drehte den nächsten Kristall auf.
„Hier ist die Truppe die für die Kommunikation zwischen dem Rat der zentralen Kontinente und den Lords die versuchen sich mit den Mirnuzianischen Lords zu verbünden. Ein paar unserer Soldaten haben die Leibwächteruniform Lord Senars gestohlen und 3 Dörfer nieder gebrannt! Unter seinem Namen!! Ich wollte sie aufhalten doch unser gesamtes Waffenlager wurde verbrannt, ich finde die restlichen Soldaten nicht mehr, das Feuer ist auf den Wald übergegriffen. Der Rauch hat meine Augen verätzt ich kann nichts sehen! Ich habe auch gehört wie die Mirnuzianer irgendeinen mirnuzianischen Herrscher der bei Senar war getötet hätten, auf Befehl Senars natürlich! Ich weiss nicht ob ich das glauben soll! Hilfe! Brauche Anweisungen!“
Die Tür des Zimmers schwang auf. Ein Mann mit Schwert stürmte hinein.
„Kadev!?“ kreischte Mila entsetzt.
Sie stürzte vor, griff an den Hals und zertrümmerte mit einem festen Druck Nyphals Kehlkopf.
Nyphal ging gurgelnd zu Boden. Der Mann mit dem Schwert stieß, den vor Schreck erstarrten, Anguis beiseite und hob sein Schwert.
„Nein! Lord Kadev ihr habt Meister Nyphal getötet ihr Monster! Ihr habt das alles geplant!“ schrie Mila noch einmal mit falschem, aber gut gespieltem Entsetzen. Dann ließ der Mann das Schwert niedersausen und zertrümmerte den Verbindungskristall.
Sie sah auf ihre blutverschmierte Hand und dann auf Nyphal der mit letztem Lebenswillen zu ihr hoch starrte.
„Ich weiß nicht wie es sein muss über einen Freund als Richter urteilen zu müssen, aber ich weiss sehr wohl wie es ist einen Freund ermorden zu müssen. Ihr wart mir ein guter Freund Nyphal und ich bin euch dankbar für alles was ihr für mich getan habt, also werde ich euch nicht weiter weh tun. Den Mann am anderen Ende der Leitung werden wir am Leben lassen, immerhin hat er mit angehört wie Nyphal von Kadev getötet wurde. “
Sie sah zu Anguis der zitternd an einer Wand gelehnt stand.
„Lord Anguis ihr habt die Erlaubnis uns bei zu treten wenn ihr wollt. Was sagt ihr?“
Er ging lächelnd einen Schritt von der Wand weg.
„Die Arbeitsmethoden sind sehr beeindruckend. Ihr habt mein Interesse geweckt.“



„Er hat was vor Tarii !?“ Polinas Lord stand auf und hielt sich entsetzt die Hand vor den Mund
„Genau das was ich sage, Umbrio. Es war schwer das heraus zu finden, aber er hat über die letzten drei Jahre Spione in das Bündnis der zentralen Kontinente eingeschleust. Von großen Anführer des Bündnisses, bis zum Schuhputzer der Soldaten. Er hat auf allen Ebenen in allen Abteilungen Leute eingeschleust die alle zum selben Zeitpunkt zu schlagen sollten. Ich konnte es dir erst jetzt sagen ohne Verdacht bei Costello zu erregen.“
„Nein, nein, NEIN! Ich habe über 3 Jahre hinweg nichts davon geahnt. Er hat mich alle diese Jahre überlistet! Ich dachte ich wäre ihm nach all der Zeit endlich auf der Spur!“
„Falls es dich beruhigt: Er sieht dich als Bedrohung an und würde dich lieber heute als nächste Woche unter der Erde sehen.“
Umbrio setzte sich wieder an seinen Tisch und sah zu Boden. Seine Ellbogen ruhten auf dem Tisch und er stützte sich mit seinen Händen den Kopf ab.
„Was soll ich nur tun!? Selbst wenn ich es dem Rat mitteile wird er mich nur auslachen und wenn ich nicht handle wird es zu spät sein.“
„Du könntest dir doch Hilfe von den andern mirnuzianischen Lords holen.“ meinte Tarii.
„Was sollen die anderen Lords schon machen, sie haben mit dem Rat nichts zu tun.“
Es klopfte an der Tür. Umbrio reagierte nicht.
„Du solltest ihn oder sie hereinlassen“ sagte Tarii.
„Ich bin gerade nicht in Stimmung auf mehr Probleme“ antwortete Umbrio. Der Frust war eindeutig in seiner Stimme zu hören.
„Herein!“ sagte Tarii ohne auf Umbrios Zustimmung zu achten.
Ein atemloser Bote kam herein und warf sich vor Umbrio auf den Boden.
„Mylord! Der Rat der zentralen hat eines unserer Dörfer des Großstaates Oscasiane niedergebrannt.“ rief er atemlos.
Umbrio sah den Mann ausdruckslos an.
„Haben alle Frauen und Mädchen überlebt?“
„Äh- Ja woher wisst ihr das?“
„Dann verhaltet euch nach Notfallplan 42 den ich aufgestellt habe, sollte ein Dorf in Flammen aufgehen.“
Polinas Lord ging zu einem der Stapel auf seinem geliebten Schreibtisch und griff ohne hin zu sehen ein Papier aus einem der Stapel. Er gab es dem Boten der Umbrio mit iritierter Miene ansah.
„Darauf sind alle Anweisungen. Halte dich an sie und lass ein paar Notunterkünfte bauen und frage bei anderen Dorfbewohnern ob sie in der Lage sind die Obdachlosen eine unbestimmte Weile zu beherbergen.“
Der Mann nahm das Papier und wollte den Raum gerade verließ als ihn Umbrio wieder ansprach.
„Und richte den Bewohnern des Großstaates Oscasiane aus dass der Rat der zentralen Kontinente morgen nicht mehr existieren wird.“
Der Mann nickte lächelnd und verschwand dann durch den Türrahmen.
„Findest du es war eine gute Idee das letzte zu sagen?“ fragte Tarii.
„Es ist dass was mein Volk von mir hören will, davon abgesehen ist es keine Lüge...“
Er schlug sich die Stirn gegen den Tisch.
„Wir sind zu spät! So wie ich Costello kenne wird es keinen einzigen offiziellen Vertreter des
Bündnisses der zentralen Kontinente mehr geben. Sie werden sich nicht gegen all diese Vorwürfe verteidigen können da die Mehrzahl der Überlebenden Spione waren die behaupten werden sie hätten Befehle von oben erhalten. Hätte er vor dem Angriff der Phönix-Krieger zu geschlagen hätte das Bündnis noch eine kleine Chance aber das hier war´s endgültig. Galatan existiert nicht mehr und Etons Propaganda kommt Costello zu Gunsten.“
Er starrte eine Weile verzweifelt auf den Tisch. Dann sah er Tarii an.
„Du hattest Recht, Tarii. Ich tue es! Ich verlange eine Notzusammenkunft der mirnuzianischen Lords auf der Insel Oredian. Genauso wie es damals eine Notzusammenkunft auf eben jener Insel vor 40 Jahren gab.“


„Und Vincent? Nein sag es mir nicht. Die Sache mit dem Rat der zentralen Kontinente hat geklappt.“
„Ihihihi....In der Tat Meister.“
Costello kniff die Lippen zusammen.
„Ah, wie langweilig! Ich hatte gehofft ich müsste noch einmal was ändern.“ sagte er mit gespieltem Ärger.
„Tut mir Leid aber es ging alles reibungslos, was geschehen ist kann niemand mehr ungeschehen machen.“ sagte Vincent.
„Zigarre!“
Silvester reichte Costello eine Schachtel Zigarren, dieser nahm sich ohne zu zögern eine und steckte sie sich in den Mund.
„Feuer!“
Silvester nahm einen langen Holzstab den er in den brennenden Kamin hielt und zündete Costello danach mit dem brennenden Holz die Zigarre an.
Costello nahm einen tiefen Zug. Und wandte sich wieder Vincent zu.
„Und was ist mit dem Schiff?“
„Die Besatzung war genauso dumm wie ihr vorhergesehen habt, Meister. Sie sind gefangen worden.“
„Ah, Perfekt. Jetzt wo die Nachricht umgeht dass ein Schiff voll mit Rauschgift geschnappt wurde können wir die Preise für das Zeug erhöhen. Geschieht der Besatzung recht. Schiffe! Also bitte.
Im neuen Mirnuzar das ich plane wird es keine Schiffe mehr geben, sie gehören der Vergangenheit an.“
„Ja, in der Tat, Meister“ stimmte Vincent zu.
„Eimer!“
Silvester nahm einen Blecheimer, sowie ein Tuch und schob beides vor Costellos Füße.
Der nahm beides mit Freunden an und übergab sich.
„Äh, warum raucht ihr Zigarren wenn ihr sie nicht vertragen könnt, Meister?“ fragte Silvester als Costello fertig war.
„Ich rauche diese Dinger nur nach einem außer ordentlich großen Sieg wie den gegen die zentralen Kontinente. Im Gegenzug gewöhne ich mich nicht an sie weil Siege von diesem Ausmaß so selten
vorkommen.“ antwortete Costello während er sich mit dem Tuch sein Gesicht abwischte.
„Aber wenn es euch nicht gefällt dann lasst es doch.“
„Hehehe... Als ich noch so alt war wie du und ich hungernd durch die Straßen zog... Nun weißt du
das erzähl ich dir vielleicht später. Ich bin zu aufgeregt, die Maschinen werden bald starten!“


Nyphal schlug benommen die Augen auf. Er lag an die Wand einer zertrümmerten Hauswand gelehnt. Er versuchte zu verarbeiten was passiert war, aber er konnte es einfach nicht.
Anguis tauchte vor ihm auf. Nyphal wollte etwas sagen, er bewegte seinen Mund aber es kamen keine Laute heraus.
„Du bist wach.“ stellte Anguis zynisch fest. „Es gibt absolut keinen Weg das schonend zu sagen aber: Der Rat der zentralen Kontinente ist tot. Seine treuen und ehrlichen Mitglieder, zu mindest die die überlebt haben sind ihn alle Winde zerstreut. Die Untreuen reisen immer noch mordend und brandschatzend durch die Lande mit der Flagge des Bündnisses natürlich. Du wärst auch tot wenn ich dich nicht gerätet hätte... Frag mich nicht warum ich das getan habe, ich weiß es selbst nicht. Werd´ wohl weich auf meine alten Tage.“
Nyphals Lippen bewegten sich doch seine Stimme fand keinen Weg hinaus. Anguis sah ihn ernst aber ein klein wenig bedrückt an.
„Ah, ja... wie erkläre ich das am Besten... Du weißt doch dass es nicht möglich ist bestimmte Wunden mit Psynergy zu behandeln oder dass es unmöglich ist Narben zu behandeln wenn mehr als
3 Wochen nach Entstehung der Wunde verstrichen sind. Mit meiner Heilungs-Psynergy hab ich es zwar geschafft deine Atemwege zu retten aber für deine Stimmbänder gibt es keine Rettung mehr. Du wirst für den Rest deines Lebens wohl stumm bleiben müssen.“
Nyphal liess sich erschöpft zu Boden fallen und schlug die Augen zu.


„Lord Kadev! Wohin geht ihr?“
„Tue was ich dir gesagt habe Kelgar, ich werde für eine Weile an einen Ort gehen von dem ich nicht mehr so schnell zurückkehren werde. Ich habe mich endgültig entschieden es zu tun. Bis es soweit ist muss ich aber warten und ich weiß nicht wie lange.“ erklärte Kadev seinem Untergebenem.
„Ihr habt die Spiegel-Stelen bauen lassen, hattet ihr denn nicht von Anfang an vorgehabt diese Sache zu tun?“
„Ich hatte meine Zweifel, aber jetzt weiß ich es endgültig. Vorher war ich mir nicht sicher ob es das
alles wert wäre, aber ja das ist es.“ er warf einen Blick gen Himmel.
„Der Rat der zentralen Kontinente ist nicht mehr... Sag an, Kelgar... Ist das Crimsons Rache?“
„Ich weiß es nicht.“
„Lebt wohl, mein Freund“ sagte Kadev und verschwand in der Wildnis ohne einen Blick zurück zu werfen.
Reyter lehnte sich in seinem Stuhl genüsslich zurück und ließ sich von der Euphorie durchströmen, die ihn erfüllte. Der Tag war gekommen, einen weiteren Sieg zu feiern: Der Schlag gegen die Zentralen Kontinente waren ein voller Erfolg. Er konnte Costello nur danken. Der Kriegsherr hatte bekommen was er wollte: Den Krieg. Das brüchige Vertrauen zwischen dem Volk der Adepten und den Unberührten, um das sich die Zentralen Kontinente so mühevoll gekümmert hatte, war endgültig zerstört. Der Krieg zwischen den Zentralen Kontinenten und Mirnuzar war nicht mehr aufzuhalten. Und so war der Grundstein für SEINEN Krieg, den wahren Krieg gelegt. Der Marsdschinn, der Bericht erstattet hatte, sah sich nervös in der Audienzkammer um. Außer dem Kriegsherr waren auch die Admiralin und eine Gruppe Adepten in strahlend weißen, mit goldenen Streifen verzierten Roben anwesend.
Reyter:Und so beginnt es, meine Freunde. Die Nachricht ist eindeutig. Diese Bedrohung richtet sich gegen uns, unsere Brüder, gegen den Weg der Sterne.
Der Vorderste hob seine Kapuze ein wenig, um dem Kriegsherr in die Augen sehen zu können.
Raheb:Es ist genau so, wie Ihr es vermutet habt. Wir... waren so blind die Zeichen in den letzten Jahren nicht zu sehen. Unsere Welt... Unsere Heimat... Mirnuzar... ist vom wahren Weg abgekommen.
Reyter:Fürchtet Euch nicht, Bruder. Mirnuzar wird wieder unter dem Licht der Sterne wandeln. Dies ist nicht das Ende, sondern der Beginn eines Erwachens. In diesem Moment erkennen die Narren der Zentralen Kontinente die Sinnlosigkeit ihrer Bemühungen mit den Unberührten in Frieden zu leben. Dieser Frieden ist eine Lüge, das wissen sie nun. Nun ist es an euch, meine Brüder und Schwestern, sie wieder auf den rechten Weg zu schicken. Ich sende Euch aus, damit ihr unsere Botschaft verbreitet und ihre Herzen für die Wahrheit öffnet.
Raheb:Sehr wohl. Wir werden den Fehlgeleiteten die Augen öffnen und in Eure fähigen Hände führen. Das versprechen wir bei unserem Leben. Ehre den Sternen, Lord Reyter.
Reyter:Ehre den Sternen, meine Brüder.
Die Sternenmönche verließen die Kammer. Die Admiralin gab dem Marsdschinn mit einer Geste zu verstehen ebenfalls zu verwinden, was er dann auch hastig tat.
Zaisa:Es ist erschreckend, wie schnell Euer Plan sich entfaltet, Kriegsherr.
Reyter:Gewiss. Ich dachte auch, ich würde bereits alle Elemtarsterne in meinen Händen halten wenn die Zentralen Kontinente fallen, aber jetzt habe ich es nicht mehr eilig. Costello hat uns einen großen Dienst erwiesen. Zu schade, dass er ein Unberührter ist. Als Adept wäre er ein schätzenswerter Verbündeter gewesen. Umso mehr betrübt es mich, was ich Euch jetzt auftragen werde, Admiralin.
Ihre Augen glühten fast vor Eifer.
Zaisa:Soll ich mich um Costello kümmern?
Reyter:Nein... Nicht sofort. Eine überstürzte Aktion würde uns das Überraschungsmoment kosten. Aber er soll sich auch nicht in vollständiger Sicherheit wiegen.
Er ließ zwei Reihen weißer Zähne zu einem bösartigen Lächeln aufblitzen.
Reyter:Ich denke es ist an der Zeit Costello zu zeigen, dass auf seinem Spielbrett viel mehr Spielsteine verborgen sind, als er geahnt hätte.

Soldat:Ähm... Lord Angius? Verzeiht, dass ich Euch bei Eurer Arbeit störe, aber...
Der Lord drehte sich wütend um.
Angius:Seht Ihr denn nicht, dass ich zu tun habe?! Ihr wisst doch sehr wohl, in was für einer kritischen Situation sich die Zentralen Kontinente gerade befinden! Fast Euch kurz, und wehe es ist nicht wichtig, verdammt noch mal!!
Der Soldat schien zu überlegen, wie er das was er sagen wollte ausdrücken konnte. Er fuhr sich nervös mit der Zunge über seine Zähne, räusperte sich und atmete noch einmal tief durch.
Soldat:Ratsmitglied Nyphal ist... nun ja... weg.
Es folgte eine lange Pause, bis Angius wieder zu seiner Fassung fand.
Angius:Was meinen sie mit... weg?
Soldat:Nun... weg. Spurlos. Einfach... puff!
Er unterstrich seine Worte mit einer Geste, als würde sich etwas in Rauch auflösen.
Angius:Das ist doch lächerlich! Schicken sie umgehend einen professionellen Windadepten hin, der das Verschwinden untersucht. Nyphal ist verletzt, erschöpft und nicht einmal fähig zu laufen. Er hätte nicht einmal die Wachen überlisten können.
Soldat:Nun... das Problem ist, dass wir keine professionellen Aufspürer zur Verfügung haben und der Windadept meiner Einheit hat nichts gefunden.
Wieder Schweigen.
Angius[denkt]:Verdammt... Wo ist dieser Typ nur hin?!

???:Ich muss wahnsinnig sein. Absolut wahnsinnig. Das ist die beschissenste Idee, die ich je in meinem Leben hatte.
???2:Jetzt wirf endlich deine verdammten Probleme ab! Als ob du vor ihm in diesem Zustand etwas zu befürchten hättest.
???:Nein, ich meins ernst. Ich gehe so meinem sicheren Tod entgegen. Weißt du was? Seras Traumkönig ist irgendwie auf die Idee gekommen, dass ich es war, der ihn verpfiffen hat und hat mich mit seinen Schlägern durch das halbe Land gejagt! Schließlich konnte ich ihn dann doch noch überzeugen, dass ich es nicht war, aber das war pures Glück. Ich glaube wir lassen ihn einfach hier und hauen ab.
???2:Das werden wir nicht! Nicht, nachdem was wir machen mussten um ihn zu bekommen!
???3:Hey, Leute! Ich glaube er kommt zu sich!
???:Was?! Dann schlag ihn bewusstlos, bis wir im Versteck angekommen ist!
???2:Jetzt reiß dich mal zusammen! Der Mann ist schwer verletzt! Wer immer seine Wunden versorgt hat muss eine ziemliche Niete in heilender Psynergy sein!
Nyphal nahm die Stimmen am Rand seines Bewusstseins nun klarer wahr. Als seine Augen sich wieder öffneten konnte er nichts sehen. Es war stockduster. Erst wenige Augenblicke später wurde ihm bewusst, dass er getragen wurde. Er öffnete die Lippen, aber kein klares Geräusch glitt über sie. Nyphal erinnerte sich an Angius Worte und ließ es bleiben. Stattdessen griff er auf sein Hoheadpeten Training zurück und verband sich trotz seiner Benommenheit mit den drei Bewusstseinen, die ihn umgaben.
Nyphal[Geistleser]:Wer seid ihr? Was wollt ihr von mir?
???2:Dein Freund ist beeindruckend. Selbst in diesem Zustand kann er Geistleser dieser Stufe verwenden...
???:Schluss jetzt! Sag ihm einfach er soll den Rand halten, aus meinem Kopf bleiben und schön weiter schlafen bis wir das Versteck erreichen.
Diese Stimme... Nyphal wusste, dass er sie kannte. Es dauerte eine ganze Weile, dann erinnerte er sich an das Gefühl des Bewusstseins, das er berührt hatte.
Nyphal[Geistleser]:B-Barra?! Was bei allen Winden...
Barra:Ja, wir retten dich. Ich weiß, ich bin verrückt. Jetzt halt dein Maul! Oder deine Gedanken... Was auch immer!
Nyphal[Geistleser]:Wer sind diese Leute?
Barra:Freunde von mir. Und jetzt STILL VERDAMMT NOCH MAL!
???2:Du bist doch der Lauteste hier...
Barra:KLAPPE!!
Tatsächlich hörte Nyphal auf weiter Fragen zu stellen. Die Geistleserverbindung zerrte stark an seiner Konzentration und wenige Momente später dämmerte er wieder weg in die Bewusstlosigkeit...

Wache:Herrin?
Die angesprochene Frau, die auf dem Balkon des Gebäudes auf eine düstere, trostlose Gebirgslandschaft hinausstarrte, drehte sich um und sah dem Wachmann ausdrucklos in die Augen.
Wache:Der Bote war eben hier. Seine Nachricht lautet: 'Sie sind da'. Soll ich sie zu ihnen schicken?
Die Frau schwieg und ging an dem Wachmann vorbei in ihre Gemächer, nahm ihr Schwert von der Wandhalterung und befestigte es an ihrem Gürtel.
Frau:Nicht nötig. Ich empfange sie selbst.

Emain:Halten Sie das wirklich für eine gute Idee? An diesem Ort sollten wir wohl als letztes sein...
Senar:Es gibt kein zurück mehr. Das ist hier der einzige Ort, an dem man uns zuhören wird. Die Stämme Shetvers müssen erfahren, dass nicht wir hinter diesen Angriffen stecken. Gelingt es uns nicht, waren all unsere Mühen umsonst. Ich weiß zwar nicht was geschehen ist, aber irgendjemand versucht die Zentralen Kontinente auszulöschen... für immer.
Der mirnuzarianische Lord konnte nur mit dem Kopf schütteln.
Emain:Senar, wir befinden uns hier mitten auf dem Scharfrichtergipfel. Ein gespaltenes Reich, das nur erst seit Kurzem unter einem starken Banner geeint wurde. Hier kommen sämtliche Schwerverbrecher zu Tode und... verzeiht die Ausdrucksweise... Ihr seid wohl im Moment ganz oben auf der Abschussliste Mirnuzars, besonders hier in Shetver. Außerdem habe ich gerüchteweise gehört, dass die neue Herrscherin kein Erbarmen zeigt und ein Herz aus Eis besitzt...
Die Torflügel zu ihrem Wartezimmer wurden mit einem gewaltsamen Stoß geöffnet und krachten geräuschvoll gegen die Steinwände.
???:Ein eiskaltes Herz ist notwendig, wenn man ein Reich wie dieses regieren und seine Funktionen für Mirnuzar aufrecht erhalten will, Lord Gelbstein.
Emain zuckte so heftig zusammen, als wäre gerade ein Blitz direkt neben ihm eingeschlagen. Senar ging es nicht viel besser und musterte die Frau, die gerade eingetreten war. Sie war bereits wie er in den älteren Jahren und hatte sich, unüblich für eine Herrscherin, nicht in Gewand oder ein Kleid, sondern in eine elegante geschnittene aschgraue Militäruniform gehüllt. Sogar ein Schwert hing bedrohlich und griffbereit an ihrem Gürtel. Nur ein prächtiger Umhang unterschied sie von dem Rest der Soldaten, die im Turm patrouillierten. Ihre dunkelgrünen Augen hatten ein kalten und durchdringenden Blick, gerade so als könnte sie direkt in das Innere ihres Gegenüber schauen. Ihre Haare hatten eine ungewöhnlich schneeweiße Farbe und waren realtiv kurz geschnitten. Die Frau war eine ziemlich imposante Erscheinung.
Senar:Ich grüße Euch, Verehrteste. Herrin Sturmwind, nehme ich an? Im Namen d-
Sturmwind:Vergessen Sie die Formalitäten und verzichten sie auf weitere Schmeicheleien, wie 'Verehrteste'. Dafür ist keine Notwendigkeit. Sie sind Lord Senar. Bis vor kurzem noch Teil des Rates für Zusammenarbeit zwischen Galatan und Mirnuzar. Und Sie sind hochangesehener Großmeister der Windpsynergy. Ihr hingegen seid Lord Gelbstein, ebenfalls Ratsmitglied und Herrscher der Domäne des Grünen Gürtels. Vor nicht allzu langer Zeit hat es auf sie ein Attentat gegeben.
Emain schien verblüfft, dass sie auch über ihn bescheid wusste.
Emain:Sie... haben ihre Hausaufgaben gemacht, Herrin Sturmwind.
Der giftige Blick den sie ihm zuwarf ließ Emain noch weiter zusammenschrupfen. Senar biss sich nervös auf die Lippe, bis sie wieder zu sprechen begann.
Sturmwind:Ich dachte mir schon, dass der Rat kommen würde. Aber wo ist der galatanische Lord Grenorg?
Die beiden warfen sich einen langen Blick zu. Senar brauchte eine Weile um seine Trauer abzuwerfen und begann zu sprechen.
Senar:Lord... Grenorg ist nicht mehr am Leben. Als in Feltiss die ersten Unruhen begannen haben wir einen Angriff von dem Kriegsherren Reyter vermutet. Grenorg konnte Lord Gelbstein überreden die Überjacken zu tauschen, damit er sie ablenken könnte, während wir uns in Sicherheit bringen. Ich war mit ihm mit Geistleser im Kontakt, als sein plötzliches Ableben die Verbindung zerriss.
Die Herrscherin nickte anerkennend.
Sturmwind:Der Tod eines wahren Mannes. Ihr habt mein Mitgefühl.
Senar:Er war ein guter Freund und hat immer ein Ohr für die Bedürftigen unseres Volkes gehabt. Die Zentralen Kontinente werden ihn schrecklich vermissen.
Sturmwind:Mag sein. Was geschah dann?
Emain schauderte bei der Gleichgültigkeit in ihren Worten. Es machte ihn sogar zornig. Er hatte Grenorg nicht einmal gebeten sich für die Angreifer zur Zielscheibe zu machen. Er verdankte ihm sein Leben. Doch das war nicht der richtige Zeitpunkt um die Beherrschung zu verlieren.
Senar:Ich versuchte ein paar unserer Außenstellen mit meinem Geistleser zu erreichen, aber überall waren die Verräter am Werk. Und ich fand heraus, dass einige von ihnen Mirnuzars Stämme brandschatzen... unter meinem Namen.
Die Frau sah ihm desinteressiert in die Augen.
Sturmwind:Und was erwarten Sie jetzt von mir?
Senar:Ich bitte Sie... Nein, ich flehe sie an uns anzuhören und die Angriffe auf die Zentralen Kontinente aufzuhalten. Ich möchte, dass Sie den Vorfall untersuchen und Mirnuzar zeigen, dass wir keinerlei Verantwortung für diesen Vorfall haben. Ich möchte das Sie eine Katastropfe verhindern, die die Zentralen Kontinente zerstören will. Ich kam hierher, weil dieser Ort als das Zentrum der Gerechtigkeit bekannt ist. Und ebendiese suche ich... für mein Volk.
Die Frau schwieg und begann die beiden Männer mit ruhigen Schritten zu umkreisen.
Sturmwind:Ich verstehe... Nun, ich habe noch nie ein Gesuch nach Gerechtigkeit abgelehnt und in Ihrem Fall bin ich Ihnen sogar einen Schritt voraus.
Senar war verwirrt.
Senar:Wie... meinen Sie das?
Sturmwind:Ich habe bereits einige Truppen ausgesendet und in den Kampf gegen diese Plünderer und Mörder geschickt. Die Angriffe, die Richtung Norden Shetvers gehen sind bereits gestoppt und wir haben viele Gefangene gemacht. Ihre Aussagen sind zuerst alle gleich gewesen und belasten Euch schwer, Lord Senar. Allerdings... als meine Männer tiefer gruben und schließlich Folter zum Einsatz kam haben wir viele andere Dinge erfahren, die bei mir viele Fragen aufwerfen. Die Selbstmordrate bei den betreffenen Gefangenen ist momentan noch sehr hoch, aber wir arbeiten daran. Allerdings haben wir zwei oder drei der Gefangenen geknackt und am Leben erhalten können.
Emain:Moment... Folter?!?
Sturmwind:Sie suchen doch Gerechtigkeit, oder Lord Gelbstein? Hier auf dem Scharfrichtergipfel handhaben wir die Dinge etwas anders. Denken Sie etwa, ein Mörder verdient eine Luxusbehandlung?
Senar:Ich verstehe... aber entlasten uns diese Aussagen?
Sturmwind:Ich fürchte nein. Aber vielleicht lassen sich Beweise finden die das tun. Meine Männer sind momentan an dem Problem dran. Zumindest hat es ausgereicht um die Waffen der Ristemé zum Stillstand zu bringen. Sie sind sogar bereit bei den Untersuchungen zu helfen.
Senar[denkt]:Mir war gar nicht klar über was für eine unglaubliche Armeestärke dieses kleine Land verfügt. Sie haben nicht nur die Verrätergruppen in der näheren Umgebung vernichtet, sie greifen sogar die anderen an.
Emain:Und was sollen wir jetzt tun?
Senar:Wenn wir nicht entlastet sind, dann laufen wir Gefahr für etwas verantwortlich gemacht zu werden was wir nicht getan haben. Wer immer das alles verursacht hat, ist sicher in der Lage uns einen weiteren Schlag zu versetzen und die Zentralen Kontinente und ihren Rat endgültig zu diskreditieren. Deshalb... Herrin Sturmwind! Ich und Lord Gelbstein bitten um Asyl.
Die Herrscherin blieb abrupt stehen. Sie sah Senar nicht an und starrte stattdessen steif geradeaus.
Sturmwind:Asyl? Hier auf dem Scharfrichtergipfel?
Jetzt wandte sie sich ihm zu.
Sturmwind:Lord Senar, Ihnen müsste bekannt sein, dass wir als ein neutraler Staat angesehen werden. Ich würde die Neutralität gefährden, wenn ich für Sie und Lord Gelbstein Asyl gewähren würde. Selbst wenn ich wollte sind mir die Hände gebunden. Ich kann und werde ihnen kein Asyl gewähren.
Senar sah kraftlos zu Boden.
Senar:Dann sind wir erledigt.
Sturmwind:Allerdings...
Senar hob wieder den Kopf.
Sturmwind:Ist der Scharfrichtergipfel immer noch ein Teil Shetvers. Und in Shetver gibt es für jedes Land, jeden Bewohner ein ungeschriebenes Gesetz der Gastfreundschaft. Da sie keine feindlichen Absichten hegen biete ich euch an meine Gäste zu sein. Ich gebe euch Unterkunft, Versorgung und im Notfall auch Schutz. Ich lasse nicht zu, das irgendeiner meiner Gäste bedroht oder gegen seinen Willen vor ein Gericht geschleift wird. Im Gegenzug, so das Gesetz, müssen die Gäste ein wenig im Haus ihrer Gastgeber auszuhelfen. Nehmen sie meine Einladung an?
Senar war sprachlos. Von diesem Gesetz hatte er noch nie etwas gehört, Emain hingegen schien zu begreifen.
Senar:Ich... Ja, ich nehme die Einladung gerne an.
Emain:Ich ebenfalls.
Sturmwind:Sehr gut. Ich lasse gleich jemanden kommen. Treffen Sie mich heute Abend beim Essen. Sie werden noch informiert wo das ist. Jetzt muss ich mich allerdings wieder um die Verteidigung Shetvers kümmern.
Senar:Verstehe... Danke, Herrin Sturmwind.
Sturmwind:Ich will nicht Ihren Dank, ich will dass sie das Chaos beseitigen, das die Galataner seid ihrer Ankunft hervorgerufen haben. Nicht vergessen, Essen heute Abend!
Sie verließ die Kammer mit festen Schritten, pfefferte die Tür wieder auf und schloss sie mit einem ohrenbetäubenden Krachen hinter sich. Senar und Emain waren wieder allein.
Senar:Findet Ihr das gut, Emain? Unsere Sicherheit auf ein Gesetz zu legen, dass nirgendwo niedergeschrieben ist? Eigentlich muss sich nicht einmal ein Bauer daran halten.
Emain schüttelte den Kopf.
Emain:Ihr versteht das nicht. Dieses Gesetz ist, trotz der vielen unterschiedlichen Stämme Shetvers, jedem Bürger und jedem Kind heilig. Jemand der keine feindlichen Absichten hegt und Gastfreundschaft verlangt oder dazu eingeladen wird, wird sie bekommen. In Oscasiane hält sich vielleicht niemand daran, aber Ihr werdet in Shetver niemanden finden, der diese Regel nicht kennt und die ihm nichts bedeutet. Bevor Ihr aber falsche Vorstellungen bekommt: Der Gastgeber hat jederzeit das Recht seinen Gast vor die Tür zu setzen, wenn er in seinem Haus nicht aushilft oder ihn gar ausnutzt.
Senar:Tatsächlich? Kaum zu glauben, dass man in diesen Zeiten noch auf solche Freundlichkeit trifft.
Emain:Freut Euch nicht zu früh. Die Herrscherin hat noch nicht gesagt WIE wir in ihrem Haus aushelfen sollen. Glaubt mir, diese Gastfreundschaft ist ein zweischneidiges Schwert.

Als Silvester zurückkehrte spürte er, dass etwas nicht in Ordnung war. Seine Vorahnung wurde bestätigt, als er Costellos Gesicht sah. Er glaubte das erste Mal echten Zorn in dessem Gesicht zu sehen.
Silvester:Äh... Meister? Darf ich fragen warum...
Costello:Natürlich darfst du!! Irgendjemand hat es GEWAGT meine wunderbare Maschinerie zu beschädigen!!
Silvester schloss erschrocken den Mund. Zwar wollte er wissen was genau geschehen war, aber er hatte das Gefühl Costellos Wut auf ihn zu lenken, wenn er ihn danach ausfragte. Aber zum Glück sprach er weiter.
Costello:So kurz, SO KURZ vor dem Start!! Und jetzt das: Eine Störung die ihre Ursache irgendwo in Nordshetver hat! Eine Ferndiagnose hat ergeben, dass etwa ein Viertel meiner Konstruktion nicht anspringen wird und von den Arbeiten kommt keine Meldung, als wären sie nicht mehr da!
Silvester:Aber ich dachte niemand wüsste davon.
Seltsamerweise beruhigte sich Costello augenblicklich und legte die Fingerkuppen aneinander.
Costello:Das dachte ich auch. Aber möglicherweise ist jemand zufällig darauf gestoßen. Hm... Nordshetver... Von dort hatte es ab und zu schon seltsame Meldungen gegeben. Aber wie kann es sein...?
Er beendete den Satz nicht.
Silvester:Ist der Schaden schlimm?
Costello:Hm? Oh, das schon. Der Saboteur wusste anscheinend genau was er tut. Wenn ich all meine jetzigen Ressourcen verwenden würde, kostet mich das... acht... nein, sieben Monate. Natürlich nur ohne weitere Zwischenfälle. Wie ärgerlich...
Silvester:Was bedeutet das?
Costello atmete einmal tief durch.
Costello:Das bedeutet das ein Großteil Mirnuzars von meiner wunderbaren Konstruktion unberührt bleibt, wenn sie gestartet wird. Wie der Zufall es so will: Der Norden und das Zentrum Shetvers. Eine viel zu große Fläche für meinen Geschmack.
Silvester:Und... was machen wir jetzt?
Costello:Ich weiß nicht was dort lauert wo der Schaden entstanden ist... Schließlich ist der Kontakt zu meinen Leuten vollständig abgebrochen.
Sein Zorn kochte wieder hoch.
Costello:Ich will herausfinden WER es war und mir überlegen WIE ich mich angemessen revanchieren kann.
Es hatte nicht lange gedauert, bis Kudo aufgefallen war, dass der Fest, nicht mit denen in Akestas aufnehmen konnte – zumindest wenn es nach seinem Geschmack ging. Auf der Suche nach etwas „richtigem“ für die Beiden war ihm ebenfalls aufgefallen, wie erschreckend wenig er über Tsuka wusste. Sie hatte ihm zwar ein Teil ihrer Geschichte erzählt, sowie den Teil, dass sie eine Vorliebe zu dunklen Künsten pflegte, doch das war es eigentlich schon gewesen. Auf der Suche nach etwas „perfektem“ war er verzweifelt und hatte sich letztendlich beschlossen am erstbesten Stand stehen zu bleiben, um gemeinsam mit ihr- etwas trinken und diese Lücke fühlen zu können. Natürlich war Kudo dieses Mal vorsichtiger vorgegangen, bevor er seine Getränkbestellung abgegeben hatte. Er hatte sich schließlich nicht vor, in Augen seiner Dunkelblüte zu blamieren. Milch schien auch dieser Stand nicht zu verkaufen, weswegen er den Versuch auch gar nicht erst gewagt hatte. In Akestas wäre es eine Peinlichkeit gewesen, dem Kunden ein, leicht zu besorgendes, Getränk wie Milch NICHT anbieten zu können. Hier allerdings schien es anders zu sein. Sie waren allerdings nicht in Akestas und dies war der einzige Grund, wieso er nach den Regeln spielen würde.
Kudo holte die Getränke ab und setzte sich an einen der kleinen kreisförmigen Tische die zum Stand angehörten. Er überreichte Tsuka, dort seid einer Weile gewartet hatte prüfte seinen roten Mantel nach irgendwelchen Tropfen, die er während des Wartens hätte einfangen können. Er hatte verdammte zwanzig Minuten auf zwei Gläser warten müssen und das nur, weil eine Gruppe aus betrunkenen die ganze Zeit vor der Theke stand und nichts besseres zu tun hatten, als die eine Bestellung nach den anderen abzugeben, noch ehe sie überhaupt mit den Getränken in ihren Händen fertig waren. Kudo hatte den Eindruck, dass diese Leute nur nach einem Grund gesucht hatten zu feiern beidem sie ihr Geld ausgeben konnten. Wenigstens hatte er die Getränke nun und sein Mantel schien kein Opfer der Unaufmerksamkeit der Gruppe geworden zu sein. Es fühlte sich wieder gut an, seinen Mantel zu tragen. Seine Schwester hatte wohl Recht gehabt, als sie gesagt hatte, dass er Ersatzmäntel mitnehmen sollte, da sie nicht wussten, was sie ausserhalb von Akestas auf sie wartete. Zum Glück hatte er mehrere von diesen Mänteln speziell für ihn fertigen lassen, sowie auch für Ailas, so dass es für ihn möglich war Ersatzmäntel mitzunehmen.
Tsuka: Hat ganz schön lange gedauert….
Kudo: Wie recht du hast…. Du dürftest allerdings mitbekommen haben, dass es an dem stinkenden Haufen an hirnlosen Vollidioten lag. Mit seiner Hand zeigte er in die Richtung, von dem er gerade gekommen war. Tsuka lachte auf Kommentar und nickte ihm bestätigend zu.
Kudo: Allerdings habe ich selbstverständlich vorgesorgt… um mir diesen Weg nicht mehr antun zu müssen.
Er zog ein Paar Flaschen unter Mantel hervor, die er soeben am Stand gekauft hatte, als er endlich die Möglichkeit dazu gehabt hatte und stellte die am Tisch ab. Einen Kellner oder eine Kellnerin schien es unglücklicherweise nicht zu geben. Das Fest schien im Allgemeinen sehr gut zu laufen und mit großen Menschenmengen gefüllt zu sein. Auch die anderen Stände schienen reichlich überfüllt zu sein, sowie der ganze Platz.
Tsuka: Oh. Reichlich an Vorrat.
Kudo: Natürlich. Hättest du den Gestank von denen aus nächster Nähe auch ertragen müssen, dann wäre es das erste worüber du dir Gedanken machen würdest. Statt soviel für Alkohol auszugeben, sollten sie mal lieber Geld für eine Seife ausgeben.
Er schüttelte Verständnislos seinen Kopf und schaute dann zu Tsuka. Gleichzeitig verging seine gute Laune, als er merkte, dass dies der letzte Tag mit seiner Dunkelblüte sein könnte, da sie wohl verschiedene Wege gehen müssten. Unterm Tisch ballte Kudo seine Faust. Es musste einen gemeinsamen Weg geben. Sollte er von der Crew aussteigen und sein Wort brechen? Oder sollte er ihnen den Merkurstern überlassen und seine Dunkelblüte begleiten um sie von dem Fluch zu erlösen? Er schüttelte seinen Kopf. Wie sehr er sie auch mochte, konnte er letzteres nicht tun. Ausserdem würde die Begleitung heissen, dass dieser nutzlose möchtegern Held sich in seiner Nähe aufhielt. Ob sich der Fluch sich auflösen würde, wenn er Anarath töten würde? Er schüttelte seinen Kopf, als er merkte, dass er langsam offensichtlich verrückt wurde. Er hörte auf darüber nachzudenken, ehe er den klaren Verstand verlor. Er lächelte und schaute zu Tsuka.
Kudo: Ich frage mich die ganze Zeit, was du magst und was du gerne alles machst?


Jemand klopfte dreimal an die Tür. Alle Anwesenden stoppten kurz als sie das klopfen hörten, da sie niemanden erwarteten. Besonders nicht hier. Könnte es ein Feind sein? Diesen Gedanken sortierte er gleich aus, denn welcher Feind würde zuerst an die Tür klopfen. Markus öffnete die Tür und blieb dann überrascht stehen. Ein Mann um die zwanzig Jahre Jahre mit braunen Haaren stand vor ihnen. Die eine Hälfte seines Gesichts wurde von seinen Haaren verdeckt, weshalb er diesen nicht sehen konnte.
Kyle: Wer ist es?
Markus: Ich weiss es nicht. Ich habe ihn noch nie zuvor gesehen.
Er wandte sich wieder zu dem unbekannten und erkannte eine lange Waffe die dieser trug.
Markus: Hat dich Felix geschickt?
???: Wie unfreundlich einen Gast vor der Türe stehen zu lassen. Ich dagegen werde höflich bleiben und deine Frage beantworten: Nein. Ich bin aus eigenem Interesse hier.
Markus hob seine Braue.
Markus: Aus eigenem Interesse?
Nun war auch Kyle geeilt, der hinter Markus den unbekannten beobachtete. Auch er kannte ihn nicht.
Markus: Wer bist du? Und warum bist du hier?
???: „ Ich bin das, was ihr nicht versteht“
„und gleichzeitig danach so sehnt.“
Er trat einen Schritt vor und im selben Moment bildete sich ein lächeln in seinem Gesicht.
???: Ich bin hier um den Mann hinter dir, sowie seine Frau zu töten. Geh mir aus dem Weg, wenn du dein Leben schätzt.
Shakir presste sich gegen die Wand neben dem Eingang des Raumes und lauschte. Schritte hallten von dem Metallboden wieder. Einige Stimmen erklangen hin und wieder, aber es waren meist nur kurze Worte, so dass er ihren Sinn nicht wirklich verstand. Er schob sich noch näher an den Eingang. Seine Hand schloss sich fester um die Klinge. Sobald er den Raum betrat hatte er nur einen Augenblick um die Situation zu überblicken. Dann sollte er besser alle Feinde ausschalten, bevor sie die Chance hatten sich zu verteidigen. 3... 2... 1... Er sprang um die Ecke ins innere des Raumes. Drei Crimsonsagenten wandten sich verwundert zu ihm um. Sie wirkten in keiner Hinsicht vorbereitet. Waren sie Maskenträger, die Vorgaben der normalen Mannschaft anzugehören oder hatten sie die Meldung wirklich einfach nur vergessen. Besser er ging kein Risiko ein und setzte sie vorübergehend außer Gefecht. Er schlug dem Agenten, der ihm am nächsten war mit dem Knauf seiner Waffe gegen die Schläfe und trat dem nächsten in den Magen um genug Zeit zu haben dem letzten, der nicht in der Lage gewesen war ihm mit den Augen zu Folgen von hinten zu treffen. Der Getretene zog mit schmerzverzerrtem Gesicht einen Dolch. Mit einem schnauben und zwei schnellen Schlägen seines Schwertes entwaffnete er den Agenten und schlug ihm mit der Hand ins Gesicht. Er sah sich kurz um ob alle noch am Boden lagen und blickte dann auf die Anzeigen im Raum. Es schien alles normal zu sein. Er schnaubte. Hoffentlich nahmen ihm die drei das nicht übel. Crimson hatte ohnehin schon zu wenig Leute. Ein leises ihm nur zu vertrautes Geräusch erklang hinter ihm und veranlasste ihn, während er herumfuhr ein Stück zur Seite zu gehen. Ein Armbrustbolzen prallte an der Metallwand neben ihm ab. In der Richtung, aus der der Pfeil gekommen war, stand niemand. Er hob eine Braue vor ihm lag der Dolch des Agenten. Er gab vor langsam auf den Eingang zuzugehen und achtete darauf nicht direkt auf den Dolch zu blicken. Als er ihn erreichte schnellte sein Fuß vor und schleuderte die Klinge in Richtung des Ausgang. Ein metallisches Geräusch ertönte, als der Dolch von der Luft zurückprallte. Etwas glänzte silber, an der Stelle. Er machte einen Satz vorwärts und schwang seine Klinge. Kreischend grub sie sich durch die Luft. Ein Schrei ertönte und ein in eine silberne Rüstung gehüllter Krieger stolperte zurück, aber verursachte nicht mehr Geräusche, als wenn er ein Stoffgewand getragen hätte. Ein tiefer Schnitt zog sich quer über den Brustpanzer. Ein fischschuppenartiges Kettenhemd war darunter zu erkennen. Er griff gleich nocheinmal an und hinterließ eine tiefe Kerbe im Kurzschwert seines Gegners, der die freie Hand hoch riss. Mit einem Seitwärtssprung entging er einer Klinge aus Schatten, die einen Kratzer auf der Wand hinter ihm hinterließ. Schnaubend traf er den Hals des Gepanzerten und schnitt tief genug durch das Panzerhemd um ihn zu töten. Ein Zischen ertönte und ein beißender Gestank folgte. Mit einem holen Geräusch schlug sein Gegner auf dem Boden auf. Der Helm rollte davon und aus der übrigen Rüstung floß eine braune Flüssigkeit. Er schnaubte. Offenbar gab es irgendeine Vorkehrung in der Rüstung oder an dem Adepten selbst, die dafür sorgte, dass der Körper sich auflöste. Shakir wischte mit einer raschen Bewegung das Blut von seiner Klinge. Ob die die Leute im Raum von den Maskenträgern waren oder tatsächlich auf seiner Seite war schwer zu sagen, aber dem Angriff der Krieger direkt nachdem er sie außer Gefecht gesetzt hatte sprach dafür, dass sie Feinde waren, wenn gleich die Maskenträger seines Wissens nach keine solchen Krieger unter ihrem Kommando hatten.
???: Gute Arbeit, Lord Shakir.
Der Besitzer der Stimme trat im selben Moment durch eine der Metallwände, als wenn diese nicht existierte.
Er schnaubte.
Shakir: Wenigstens erspart mir ihr Angeben zu überprüfen ob ihr ein Maskenträger seid. Ihr kümmert euch darum die Mannschaft zu überprüfen und ich kümmere mich um die-
Seril: Die Rüstungen sind silkanisch
Shakir: Hört auf so einen Mist zu quatschen, warum sollten Silkanas von einem Schiff in Mirnurzar wissen?
Seril: Ich habe die Mannschaft überprüft und die Systeme entriegelt. Wir sollten jeden Moment wieder untertauchen.
Shakir: HEY, ICH GEBE HIER DIE-
Seril: Es gab offenbar keine Maskenträger an Bord, wenn man einmal von dem absieht, dem ihr begegnet seid. Wirklich interessant, dass die Maskenträger mit den Silkanas zusammenarbeiten. Nun die von mir gefangenen Silkanas werden uns möglicherweise noch die Antworten liefern.
Shakir: ICH WERDE JETZT DRAUßEN NACH WEITEREN SUCHEN!
Mit einer leichteren Erschütterung tauchte das Schiff wieder in die tiefen des Meeres.
Seril: Danke das ihr mir in Ruhe zugehört habt.

Jad sah mit steinerner Miene zu wie das Haischiff wieder versank. Seine Finger schlossen sich mit solcher Gewalt um das Fernrohr in seinen Händen, dass das Metall verbog bis es völlig nutzlos wurde seinen momentanen Zweck zu erfüllen. Er warf es achtlos weg und schlug den psnyergetischen Schild, hinter dem er sich mit dem Rest seiner Männer verbarg, zur Seite und sprintete zu dem Loch in der Meterdicken Eisfläche. Er sprang einfach hinein. Eiskaltes Wasser umschloss ihn. Beißende tödliche Kälte, aber er war mit so vielen Schutzpsynergien umgeben, dass sie ihn nicht töten würde. Unangenehm war es trotzdem. Er sandte seine Psynergie hinter dem Schiff. Keine Sekunde verging bis eine Sturm von Eislanzen auf das Schiff zuschoss. Dann waren sie verschwunden. Er öffnete seinen Moment erstaunt. Es resultierte darin das Eiswasser in seine Lunge floss. Er konzentrierte sich auf die Eisfläche über dem immer tiefer sinkenden Schiff, die regelrecht zersplitterte und die Einzelteile in die tiefe geradewegs auf das Schiff zugezogen wurden. Er sog das Wasser mit Psynergie aus seinen Lungen, während er erstaunt sah wie jeder Eisbrocken um Haaresbreite das Schiff verfehlte.

Vierzehn: Welch glückliche Entwicklung.
Vierundzwanzig: Ja? Hihi!
Vierzehn: Die zentralen Kontinente wären nach Abschluss die einzigen, die in irgendeiner Form noch Handlungsfähig wären. Die einzigen die der Herrschaft der Erwählten noch im Wege hätten stehen können.
Vierundzwanzig: Und was ist mit Reyter?
Vierzehn: Der verfolgt mehr oder weniger das selbe Ziel wie die Erwählten nur, dass er es sich komplizierter vorstellt.
Vierundzwanzig: Dann fällt die Sternenvolkvorstellung also aus, ja?
Vierzehn: Dieses Ablenkungsmannöver ist überflüssig geworden.
Vierundzwanzig: Der Zirkus wird traurig sein. Hihi! Zwei Fliegen mit einer Klappe, ja?
Vierzehn: Ich erstatte Bericht.
Mit diesen Worten hob Vierzehn einen silbernen Würfel und verschwand.

"Sie sind nicht bereit unsere Boten zu empfangen?" Garvas blickte nicht zu Narsi, die neben ihm lief.
"Ja, nicht einmal um sie uns in Stücken zurückschicken zu können. Abscheulich!"
"Ich verstehe ihre Beweggründe einfach nicht. Es ist schon Wahnsinn sich mit Silkanas oder Risteme anzulegen, aber mit Beiden und Polinas?" Er schüttelte den Kopf. "Hoffentlich ist genug von einem der Drahtzieher übriggeblieben um ihn zu befragen."
"Ja, mir würde ein wenig Unterhaltung nach den letzten Vorkommnissen auch gut tun." Er spürte regelrecht die Vorfreude Narsis irgendjemanden zu Foltern. Er selbst hatte an weniger barbarische Methoden gedacht.
"Entschuldigt mich, ich erfuhr soeben die Nachricht das ein wichtiger Bote aus Agrata zurückgekehrt ist." Narsi verschwand in einem roten Lichtblitz. Er selbstsetzte seinen Weg zum Transportraum fort. Die neusten Berichte aus Mirnurzar und Weyard sollten inzwischen eingetroffen sein. Er blieb stehen als er den Eingang erreichte. Und eine ihm doch nur zu vertraute Gestalt entgegen blickte. Groß und dürr blickte General Sincan ihm entgegen. Die silberne Rüstung war an einigen Stellen geschmolzen an anderen zerbrochen. Sincans grauhäutiges faltiges Gesicht wies einige Verbrennungen auf. Sein ebenfalls graues Haar war zerzaust und teils versengt. Die scharfen Züge wirkten ernster als gewöhnlich.
"Was ist geschehen?" fragte Garvas ihn.
"Wir haben uns mühelos vorgekämpft gemeinsam mit den Risteme und der Gruppe um Isaac von Weyard. Kaum Verluste. Häufige Begegnungen mit Jeran. Die Berichte sind euch bekannt. Aber dieses Mal war es anders. Während unsere Truppen die Stadt angegriffen haben griffen Isaacs Leute innen an, aber die Hauptfestung war nicht gefallen als wir ankamen. Während wir warteten wurden wir von einer uns unbekannten Waffe angegriffen. Ich besaß einen der Psynergiekraftkristalle weshalb wir es überstanden, aber direkt darauf wurden wir von einem Drachen angegriffen. Ich Schäme mich zuzugeben, dass wir keine Chance haben. Ich ordnete den Rückzug an, während ich die Bestie so gut wie möglich in Schach hielt. Ich hörte bereits wenige Stunden später von weiteren Vorfällen ähnlicher Art. Aus diesem Grund hielten sowohl ich als auch der Ranghöchste Risteme in Weyard einen kompletten Abzug unserer Truppen für die klügste Wahl."
"Die Gruppe um Isaac?"
"Nicht mehr gesehen. Sie sind tot oder in Gefangenschaft."
"Verluste?"
"Etwa zwei Drittel der ursprünglich eingesetzten Streitmacht."
"Ich erwarte später einen ausführlichen Bericht!"
Mit einem knappen Nicken entfernte sich Sincan.
"Euer Majestät?" Ein Soldat trat vor. "Uns wurden einige Informationen vom Scharfrichtergipfel zu kommen lassen. Ich habe sie nicht gelesen, aber laut dem Kommandanten sind sie wichtig."
Er nahm einen Kristall entgegen.
"Ihr könnt gehen."
„Ich will herausfinden WER es war und WIE ich mich angemessen revanchieren kann.“
Costello ließ die Worte eine Weile im Raum stehen.
„Aber ich werde das natürlich nicht tun.“ sagte er.
„Das was man tun will und das was man am Besten tut sind zwei unterschiedliche Dinge. Irgendjemand will dass ich unvorsichtig werde und durch meinen Zorn schludrig werde.“
Er ging den Raum einmal auf und ab.
„Merk dir eins, Silvester: Rache ist für Schwachköpfe! Weißt du an wie vielen Leuten ich mich in meinem Leben gerächt habe und wie wenig es mir gebracht hat? Das heißt natürlich nicht dass ich
denjenigen der Nord-Shetver in Gefahr gebracht hat, einfach so laufen lasse. Ich werde ihn einstweilen ignorieren. Ich bin zu weit gekommen um jetzt all die Arbeit durch einen sinnlosen Rachefeldzug zu gefährden.“
„Moment, Nord-Shetver ist in Gefahr?“ fragte Silvester. Costellos Gesicht war ernst. Das beunruhigte Silvester weit mehr als den Wutanfall den Costello vorher hatte. So lange er Costello kannte, hatte jener fast nie aufgehört zu lächeln, ihn jetzt so zu sehen wirkte vollkommen unnatürlich.
„Ja, weißt du in wie viel Fachwissen der Mechanik ich mich einarbeiten musste um ansatzweise zu verstehen was dieser gigantische Mechanismus bewirkt? Wer auch immer in Nord-Shetver zugeschlagen hat muss ein gutes Grundwissen in der Mechanik gehabt haben, aber leider zu wenig Fachwissen. Er hat den Schaufelrad-Antrieb der durch einen Untergrundfluss betrieben wird nicht beachtet was dazu führt dass...“
Er sah kurz zu dem ratlosen Silvester und starrte dann in die Leere.
„Um es einfacher zu sagen: Ich würde den Antrieb im Notfall auch mit der Beschädigung starten.
Leider würde durch die Umverteilung des Drucks der ganze Kontinent Shetver in zwei geteilt werden und im Meer versinken. Ich werde wohl doch selbst gehen und in Shetvers Mechanismus einige Änderungen durchführen. Diese Maschinerie wurde gemacht um sie zu retten, nicht zu töten.“
Costello stand auf und lehnte sich mit seiner rechten Hand an einem Gemälde. Das Öl im Gemälde wurde von einem Augenblick zum anderen wieder flüssig und platschte auf die Erde. Ein nach Essig schmeckender Geruch stieg Silvester in die Nase.
„Meister Costello! Zieht den Handschuh an!“ sagte Vincent und reichte seinem Meister einen schwarzen, ledernen Handschuh.
„Ah, sehr mitdenkend, Doktor. Ich war für einen Moment unkonzentriert.“ Er zog den Handschuh über seine rechte Hand und befahl Silvester seinen Umhang zu holen.
„Ihr habt doch nicht wirklich vor selbst dort hin zu gehen, oder Meister?“ fragte Vincent mit runzelnder Stirn.
Costello zog einen goldenen Ring über den Zeigefinger seiner linken Hand.
„Doch das habe ich, Vincent. Die Arbeiter dort, wenn sie sich nicht mehr dort melden, heißt dass, das sie tot sind. Diese Arbeiter waren Kinder, Kinder die ich dazu gebracht habe für mich zu arbeiten, aber die damit glücklicher waren als in ihren vorherigen Leben. Diese Kinder haben für mich gelebt und sind für mich gestorben. Ich wäre eine Bestie wenn ich für diese Kinder nichts empfinden würde.
Opfer zu bringen ist notwendig, es ist nicht schön aber notwendig wenn Mirnuzar weiter bestehen bleiben soll.“
Er nahm seinen Spazierstock, an dessen Knauf ein funkelnder Diamant angebracht war und klopfte zweimal gegen eine Wand. Die Wand fuhr auseinander und eine zweite Wand aus Metall in denen seltsame Ornamente eingefasst waren kam zum Vorschein.
„Wir haben Portale zu allen Bereichen der Maschinerie, wir benutzen sie nur in Notfällen und öffnen, sowie schließen sie immer nur für einen Augenblick um für Sicherheit zu sorgen“ erklärte Costello Silvester.
„Die Salbe, Meister!“ rief Vincent und holte eine kleine Blechschatulle hervor.
„Ja, die fürs Gesicht. Keine Sorge die hab ich noch.“
Er stieß den Knauf seines Spazierstocks in eines der Ornamente und drehte den Stock wie einen Schlüssel um.
„Und, Meister! Bertuccio! Vergesst Bertuccio nicht!“ rief Vincent.
„Bertuccio weiß was ich denke, er ist dir schon längst vor raus“ antwortete Costello bevor ein blauer Lichtblitz den Raum verschluckte und er im Portal verschwand.


Dequan krauchte über die Erde. Der Geruch von Blut hing noch immer in der Luft und das obwohl er jetzt schon ein gutes Stück vom ehemaligen Lager entfernt war. Aber jedes mal wenn er durch eines der nieder gebrannten Dörfer trabte stieg ihm der selbe Geruch von neuem in die Nase. Und überall war es angemalt, auf den Wänden der zertrümmerten Häusern. Das Zeichen der verbündeten
Kontinente. Ihm wurde schlecht bei dem Gedanken, dass die Marodeure sich als Mitglieder der Zentralen Kontinente ausgaben und voller Stolz dieses Zeichen auf die Trümmer malten um es auf ewig zu verschandeln. Dequan hatte es irgendwie geschafft. Er lebte. Alle seine Kameraden waren tot oder entpuppten sich als Verräter. Aber Dequan überlebte und er fand einen Weg mit den letzten
Überlebenden Kontakt auf zu nehmen, doch selbst die Wurden Opfer des Verrats. Über den Verbindungskristall musste Dequan mit an hören wie das Ratsmitglied Nyphal hintergangen und von einem Mann namens Kadev angegriffen wurde. Und dann das junge Mädchen das mit den Ratsmitgliedern Nyphal und Anguis im selben Raum war. Sie klang so verängstigt und voller Todesangst... Und Dequan konnte niemandem helfen, aber auch wenn es zu spät war konnte er immer noch jetzt etwas tun.
Mit letzter Kraft hatte Dequan einen der Verräter überwältigt der das Archiv seiner ehemaligen
Station ausräumen wollte. Dequan stiegen Freudentränen in die Augen als er fand was er suchte.
Eine Abschrift aller Daten über Kadev, einschließlich dessen Beteiligung im Mordfall Angelo Costello. Mit dem Dokumenten-Ordner unter dem Arm rannte Dequan weiter bis er da war, wo er jetzt war.
Seine Beine hatten vor Erschöpfung aufgegeben und er krauchte, den Ordner immer noch fest unter dem Arm geklemmt, durch ein verwüstetes Mais-Feld. Der hochgewachsene Mais verbarg Dequans
Anwesenheit fast völlig. Er zog sich etwas nach vorne und sah einen Fuss vor sich. Er gehörte einer Frau die vor ihm aufgetaucht war als er es nicht bemerkte und sich zu ihm hinunterbeugte.
„Ich bin Creliss von Horaz, angenehm eure Bekanntschaft zu machen“ sagte sie mit einem freundlichen Lächeln.


Seraphina stellte sich auf das hölzerne Podium in der Dorfmitte. Mit einer Handbewegung brachte
sie die Menge zum Schweigen.
„Habt ihr gehört was geschehen ist? Unsere Häuser wurden niedergebrannt, Unschuldige wurden getötet, all unserer Besitz wurde uns genommen! Uns was unternimmt unsere Regierung!? Nichts!
Können die Seelen unserer Toten ruhen wenn niemand für sie Rache übt!? Natürlich nicht!!
Hailya war ein Tyrann, ja! Aber unsere jetzigen Leute an der Regierung sind Schlappschwänze ohne Rückgrat, die nicht einmal Rache für unsere Verstorbenen üben können!! Ist es nicht so!?“
Ein Sturm aus Applaus antwortete auf ihre Frage. Sie wartete bis sich die Menge beruhigte.
„Es gibt nur eine Möglichkeit für uns! Die Regierung ist genauso nutzlos wie die Vorherige und das Militär war schon immer zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Also folgt uns! Lasst uns selbst aufbrechen und Rache üben! Die Menschen die uns wichtig sind, die wir durch die Zentralen Kontinente verloren haben..!! Zusammen können wir dafür sorgen dass diese Menschen in Frieden ruhen können!!!“
Ihre letzten Worte gingen in einem Begeisterungsturms des Publikums verloren.



„Ich kann den Meister nicht begreifen, dass er sich selbst in Gefahr begibt...“ murmelte Vincent.
„Er wirkte recht aufgebracht“ bemerkte Silvester.
„Verständlich. Immerhin hat jemand durch reine Ignoranz die Menscheit Mirnuzars in Gefahr gebracht.“
„Tut mir Leid dass ich ausgerechnet jetzt frage: Aber weshalb darf man den Meister hier eigentlich nicht bei seinem Namen nennen?“
Vincents merkwürdiges Lachen hallte durch den Raum.
„Weil fast keiner seiner Spione weiß dass sie für ihn arbeiten. Wenn er mit ihnen redet zeigt er sein Gesicht nicht und nur für den Fall trägt er meist das Gesicht eines anderen wenn er mit anderen Untergebenen redet.“
„Er trägt ein anderes Gesicht?“
„Ja, stell es dir so vor wie die Maskierung eines Schauspielers. Aber auch wenn keiner der Spione weiß für wen sie arbeiten haben alle eine vage Vermutung. Eine vage Vermutung die wir ihnen unterbewusst eingetrichtert haben, die vollkommen falsch ist.“


Der Mann wurde gewaltsam auf den kalten Kerkerboden geworfen. Seine Hände und Füße waren gefesselt. Unzählige Brand- und Schnittwunden waren auf seinen Körper gezeichnet.
„Heeeeey...“ Die Stimme gehörte einem seiner Folterer. „Versuch dich nicht zu drücken! Sich selber Kehle aufschlitzen wie bei deinen Kollegen is nich´!“
Der Mann am Boden sah zu dem Folterknecht mit dem Ratten-Gesicht hoch.
„Der ist auch fast kaputt“ sagte der zweite Folterknecht mit dumpfer Stimme.
Der rattengesichtige Mann legte eine Schlinge um den Hals seines Opfers.
„Los sag uns wer dich schickt dann machen wir nicht mehr weiter“ flüsterte er dem Mann ins Ohr.
„Ich weiß es nicht!“ war die keuchende Antwort.
„Oh, das is´ ja schade.“ sagte der Rattenmann und verband die Schlinge am Hals des Mannes über ein Verbindungsseil mit dessen Fußfesseln. Der Körper des Mannes versuchte sich in eine natürliche gerade Position zu bringen und begann auf diese Weise damit sich selbst zu erwürgen.
„Hast du uns irgendwas zu sagen?“
Der Mann keuchte gequält, Speichel lief im aus dem Mundwinkel. Seine Augen schienen heraus zu quellen.
„...Dev! Kadev...!“ waren die letzten Worte die er zu Stande brachte bevor er das Bewusstsein verlor.
Das Rattengesicht wandte sich an seinen Partner.
„Los! Sag Herrin Sturmwind Bescheid !“


Lord Stein war gerade dabei seine geliebte Angel zusammen zu bauen als jemand mit einem lauten Knall die Tür zu seiner Kammer öffnete.
„Ah, Crescentius, mein treuer Kanzler! Sag mir bitte nicht das du mir mehr Arbeit bringst. Nach dieser Sache mit Eton ist endlich Ruhe eingekehrt und alles läuft besser als zu vor. Ich hatte eigentlich vor mich endlich zu entspannen.“
„Tut mir Leid dich stören zu müssen, aber wir haben gerade Post vom Lord von Polinas erhalten. Er fordert eine Notzusammenkunft der Lords.“
Lord Stein presste die Lippen zusammen und sah zu seiner Angel.
„ Mmpf... Da kann man wohl nichts machen. An die letzte Versammlung dieser Art habe ich schlechte Erinnerungen.“
„Ihr müsst euren Verpflichtungen Nachkommen Lord Stein“ Lord Stein sah in das Gesicht seines Kanzlers und wusste das Widerstand zwecklos war. Er seufzte enttäuscht und verstaute die Angel wieder in ihrem Kasten.
„In Ordnung, ich gehe“ er nahm den Kasten mit Angelzeug, „ Aber das hier nehme ich mit!“


Baronin Lascar! Wir haben...“
Die Stimme der Botin erstarb erst als sie den Raum betrat und Baronin Lascar zum ersten mal von Angesicht zu Angesicht sah. Baronin Lascar konnte es der Botin nicht verübeln, kein Mensch weiß was er sagen soll wenn er so jemanden wie sie zum ersten mal sah.
„Ich bin das betroffene Schweigen schon gewohnt. Ihr habt sicher von meinem Zustand gehört aber mich mit eigenen Augen zu sehen ist eine Sache für sich.“ sie wollte Lächeln, hielt den Mund aber geschlossen weil sie befürchtete auf diese Weise zu bedrohlich zu wirken.
Die Botin kniete sich unterwürfig vor ihr nieder.
„Ich bringe Nachricht von Lord Decembrio Umbrion von Polinas. Er fordert eine Notzusammenkunft der mirnuzianischen Lords auf der Insel Oredian.“
„Mit welcher Begründung?“
„Es geht um den Rat der zentralen Kontinente.“
„Jeder der mirnuzianischen Lords ist berechtigt so eine Zusammenkunft zu fordern, also sehe ich damit kein Problem.“
„Aber Baronin Lascar! Euer Mann ist doch nicht von seiner Exkursion zurück.“
„Die Expeditionen meines Mannes dauern gut und gerne manchmal mehrere Monate, das bin ich von ihm gewohnt. Er ist erst seit 2 Jahren Oberhaupt dieser Stadt also wissen die Leute hier von seinen Eigenarten nichts. Also muss wohl oder übel ich als Vertretung zu dieser Notzusammenkunft.“
Der Schock auf dem Gesicht der Botin war deutlich sichtbar.
„Ihr wollt selbst gehen Baronin Lascar? In eurem... Ähm... Zustand?“
Baronin Lascar lächelte, diesmal mit offenem Mund. Die Botin wich kaum merklich zurück.
„Gibt es damit ein Problem?“
„N-Natürlich nicht wir machen uns sofort an die Arbeit“ antwortete die Botin und verließ die Baronin hastig.
Garvas wies seinen Assistenten schließlich an zu gehen, nachdem er die Informationen des Kristalls kannte. Für einen Waffenstillstand reichte das für den Moment jedenfalls, doch irgendetwas störte ihn. "Kadev...", kam ihm gedankenverloren über die Lippen, "Kadev." Irgendetwas stimmte nicht. Was wusste er über den Drahtzieher. Er war ein galatanischer Lord. Einer der ranghöchsten und Gründer des Clanes, dem der Großteil aller Feuer-Adepten angehörten. Aber das war Vergangenheit. Er hatte sich wegen einiger Anschuldigungen verantworten müssen. Details kannte er nicht, aber das war eindeutig der Auslöser warum er jetzt so schnell handelte. Jemand schlug unerwartet heftig gegen die Tür. Er zuckte zusammen. Unaufgefordert wurde die Tür aufgestoßen und Sincan trat herein. Inzwischen in einen weißen Anzug gekleidet.
"Eure Majestät, ich möchte euch bitten mich nach Mirnurzar zu schicken."
Garvas brauchte einen Moment um die Worte zu verarbeiten. "General, als euer Vorgesetzter, nein, vor allem als euer Freund, lasst mich anmerken das ich mir Sorgen um euch mache... Ihr seid seit nicht einmal fünf Stunden zurück von dem schrecklichsten Schlachtfeld, dass ich mir vorstellen kann. Und bittet mich euch nun zu dem kritischsten zu versetzen?"
"Ich werde jeden bestrafen, der die silkanische Armee auf solch hinterhältige Art und Weise angreift!"
"Nun die ganze Situation scheint nicht so schlimm zu sein wie zunächst angenommen. Es ist offenbar auf eine Gruppe von Verrätern unter der Führung eines Mannes namens Kadev zurückzuführen. Ihr seht also es ist vermutlich nur eine Frage der Zeit bis der Schuldige gefunden und hingerichtet wird." Garvas erhob sich von seinem Stuhl und lief zu einem Regal aus dem er eine Flasche Wein herausgriff. "Lasst uns etwas Trinken, General. Es muss ewig her sein, seid dem ihr euch entspannt habt."
"Und wie könnt ihr euch sicher sein, dass er nicht nur ein Sündenbock ist, den die galatanischen Lords opfern."
Garvas hielt inne. "Nun ich hatte vor Morgen einen Boten nach Mirnurzar zu schicken und den Scharfrichtergipfel um die Übergabe eines ihrer Gefangenen zu bitten. Sobald der Geheimdienst ihren Geist durchsucht hat, sollten sich alle Fragen klären."
"Aber Kadev ist der Typ, der sich als Sündenbock eignet."
Er stellte die Flasche zurück. Sincan schien das was Garvas gestört hatte bereits zu verstehen.
"Erklärt mir das."
"Kadev war ein Verräter des Drachenclan gegen Ende des Krieges in Galatan. Ich weiß nichts über die genauen Umstände, aber ihm wurde immer vorgeworfen im letzten Moment auf die Seite des Siegers gewechselt zu haben. Und natürlich betrachteten beide Seiten ihn mit Argwohn, das Schicksal eines Verräters. Ihn nun als Sündebock zu gebrauchen ist nur naheliegend."
Garvas nickte langsam. "Ja, ihr habt recht und natürlich, wäre es ihm auch nicht möglich gewesen so viele Galataner auf seine Seite zu ziehen um diese Anschläge zu verüben. Nicht ohne Freunde in anderen politischen Positionen."
Die Andeutung eines Grinsens erschien auf Sincans Züge. "Die hatte er zwar, aber davon ausgehend, dass sie nun für die Öffentlichkeit die Verantwortlichen sind hatte er wohl keine Unterstützung von ihnen."
"Also denkt ihr es waren doch die galatanischen Lords?"
"Nein."
Das Grinsen auf Sincans Gesicht verschwand. Er wirkte mit einem mal völlig emotionslos.
"Als euer treuer Diener, muss ich gestehen, dass ich weiß wer dahinter steckt und ich ihn für den Moment unterstützen werde." , sagte Sincan mit einer ebenso emotionslosen Stimme.
Garvas stürmte zu dem Stuhl auf, dem er eben noch gesessen hatte, bei dem sein Schwert lag, während er rief: "Nehmt ihn fest!"
Zwei Gestalten mit langen schwarzen Gewändern sprangen geradewegs aus der Wand, als wäre diese Luft.
"Rührt euch nicht." Sincans Worte veranlassten die Gestalten tatsächlich stehen zu bleiben. Garvas Beine versagten und er stürzte gegen den Stuhl, der sogleich mit ihm gemeinsam auf den Boden flog. Sein Schwert rutschte noch weiter von ihm weg. Er streckte seinen Arm danach aus und wollte hin kriechen, doch ein tritt Sincans in seine Seite schleuderte ihn auf seinen Rücken. Der Fuß des Generals stand keine Sekunde später auf seinem Brustkorb. Er hob die Arme und griff danach, doch das Betäubungsmittel, von dem er nicht wusste wann es ihm verabreicht worden war, befiel nun auch diese.
"Bitte missversteht dies nicht, mein König. All dies geschieht zum Besten von Silkanas und eurem Reich. Zu einem späteren Zeitpunkt werde ich jede von euch gewählte Strafe akzeptieren. Und nun schlaft!"
"Wer seid ihr?", keuchte er, "Warum hören sie auf euch?"
"Die Mitglieder des Geheimdienstes, die ihr als eure Leibwachen gebraucht habt? Dafür gibt es nur eine Erklärung."
"Ihr seid also..."
"Bitte, schlaft endlich! Mein Name ist nicht von Bedeutung er ist vor Jahrzehnten einer Nummer gewichen."
Die Tür schwang auf und, während ihm die Augen zufielen, sah er wie eine Frau mit roter Rüstung den Raum betrat.

Jads Augen starrten kalt und leer auf die Wasser Oberfläche. Er verstand wie sein Psynergieangriff blockiert werden konnte, aber es war unmöglich das alle Teile der Eisfläche das Schiff durch Zufall verfehlt hatten. Es musste ein Trick sein, eine Illusion oder irgendetwas anderes, dass es weniger real machte. Einer seiner Untergebenen trat zu ihm.
"Herrin Narsi ruft euch."
Er nickte mechanisch. Kalter Schweiß lief über seine Haut während er sich umwandte und durch den Schnee zu ihrem Lager zurück stapfte. Er starrte auf seine Hand, die zitterte, wenn gleich nicht Kälte der Ursprung war. Das ganze war so grotesk, als seine heutige Herrin noch seine Feindin war hatte er sie nicht gefürchtet. Vielleicht weil er ihr niemals persönlich begegnet war. Oder weil er damals die Unterstützung seiner Verbündeten hatte.
Der Schnee verdampfte an der Stelle, an der der Psnyergiestrom aus einigen Kristallen sich zu der Gestalt einer Frau in roter Stachelrüstung verband.
"Wie ich höre war es ein überaus erbärmlicher Fehlschlag."
"Wir waren nicht über alle Einzelheiten informierte worden." Erwiderte er so gefasst wie möglich.
"Ich rate euch von weiteren Ausreden ab, zumindest wenn ihr das Zittern in eurer Stimme auch bei denen nicht verbergen könnt."
Er schluckte.
Narsi fuhr fort: "Nun wir werden auf diese Vorsichtsmaßnahme verzichten müssen. Es ist jedoch nun an der Zeit eine Notwendige Vorbereitung zu treffen." Für einen Moment herrschte Stille. Bis er das Wort ergriff. "Reyter, Herrin?"
"Ja, du wirst mit Reyter Kontakt aufnehmen und ein Bündnis aushandeln. Um ihn zu überzeugen kannst du ihm unsere bisherigen Schritte offenbaren."
"Und wenn er nicht interessiert ist?"
"Warum sollte er das nicht sein? Wir haben den sicheren Sieg der Adepten vorbereitet." Ein eisiges Schweigen herrschte zwischen ihnen. Bis Narsi es abermals durchbrach:
"Wenn er es dennoch ablehnt werde ich es euch überlassen ihn zu überzeugen, zumindest sich solange mit uns zu verbünden, bis er keine weiteren Feinde mehr hat."

Josh legte die Spitzen seiner Zeigefinger zusammen ebenso die seiner Daumen. Eine Wolke blauen Nebels schoss aus der Mitte des Handzeichens. Sein Ziel wich gerade noch zur Seite aus. Der Nebel überzog den Boden mit einer Eisschicht wo er ihn berührte. Wandte sich ihm in geduckter Haltung zu.
"Ich sollte wohl dankbar sein, dass du nur den Odem der Dritten Eishydra gewählt hast."
"Das war aus Dankbarkeit, dass du mich nicht getötet hast, als ich dir ausgeliefert war.", antwortete Josh kühl, "Damit ist unsere Schuld beglichen."
"Hey, das klingt nicht ganz fair… Besonders wenn man bedenkt das solche Ablenkungen wie diese Unterhaltung eher mein Stil sind."
"Es ist nicht so als, wenn du mit deinem Bein noch besonders weit kommen würdest. Also kann ich den Beiden auch die Anweisung geben sich hinter dich zu schleichen, um mit dir reden zu können."
"… Ich glaube du bist der einzige der eine Ausrede brauch um sich zu unterhalten."
"Ich will dir nur sagen wie furchtbar Leid mir das ganze tut. Wenn es nach mir ginge hätte ich dir die Waffen sogar überlassen. Außer Blizzard interessieren sie mich nicht, aber Ich habe nun einmal meine Befehle."
"Gib auf elender Dieb Maxmillian Vantardo hat dich überlistet." Vantardo zog auf dramatische Weise seinen Rapier. "Während du den großen Vantardo bekämpft hast wollte er dich nur aufhalten, weshalb er schließlich seine Niederlage vortäuschte. Der Grund? Ich wollte…"
Vantardo blockte blitzartig einen Angriff von Alan. "Wie unhöflich jemanden zu unterbrechen."
"Spart euch eure Siegesreden bis nach dem Kampf, wenn ich die Waffen habe und von hier verschwinden kann." Josh lief langsam auf die Beiden zu, um so mehr Zeit er verstreichen ließ um so besser. Alan sprang von Vantardo zurück um einem Tritt von diesem zu entgehen und wich einem nachfolgenden Ausfall Vantardos aus. Josh sah zu und blickte in Graels Richtung, der auch noch keine Anstalten machte um einzugreifen. Alan bewegte sich trotz des Verletzten Beines noch schnell genug um Vantardo auszuweichen und zu kontern. Der größte Nachteil von Narkoblitz war wohl, dass man sich relativ schnell von ihm erholte. Vantardo würde unter diesen Umständen wohl ganz gut allein zurechtkommen. Alan sprang abermals von Vantardo zurück, diesmal weiter um Abstand zwischen die Beiden zu bringen. Grael schnellte aus seiner Position los um Alan in der Luft anzugreifen, der eine Windböe beschwor um sich von seinem neuen Angreifer zu distanzieren.
"Eiskönig!" Die vor dem Kampf erschaffene Eisfläche schoss über den Boden direkt zu Alans augenblicklichen Landepunkt und verformte sich zu einer Eissäule ohne dabei zu Wasser zu werden. Aus der Eissäule wuchs Tentakelartiges Eis heraus, das so verformbar wie Wasser zu sein schien. Um zur Seite auszuweichen war es zu spät unter ihm ebenfalls. Josh näherte sich der Szene, doch Alan beschleunigte seine Bewegung in Richtung der Säule und stieß sich mit den Beinen von ihr ab. In Richtung Boden. Mit einem Schlag seines Metallarms zerbrach er das Tentakel, das ihm dabei in den Weg kam. Bei seiner Landung verzog er das Gesicht schmerzverzerrt. Während er von der Säule abgestoßen hatte war aus dieser eine Eisspitze geschossen, die sein bis jetzt unverletzte Bein verwundete. Er sprang zur Seite, als eine Reihe von Eislanzen aus dem Boden schoss. Er war jedoch nicht dumm genug bis zur Tentakelsäule zu flüchten. Er blickte in eine ihm verbleibende Richtung: Josh. Er sah in die letzte ein psynergetischer Drachenkopf schoss geradewegs auf ihn zu.
"Ich bin ein wenig enttäuscht." Kam es über Josh Lippen, als Alan auf ihn zu rannte. "Schmerzenskralle!" Seine linke Hand verformte sich zu einer grünglühenden Klaue. Die Klaue prallte im nächsten Augenblick auf den Metallarm. Alans zweiter Arm schoss auf Joshs Klauenarm zu. Vermutlich wollte er so Narkoblitz einsetzen, dennoch war er nicht schnell genug. Josh stieß seine freie Hand in Alans Gesicht. Keine Sekunde später ließ er Alans Metallhand los und wich seitlich aus. Während Alan an ihm vorbei raste trat er ihm gegens Bein. Alan stürzte mit einem Schrei zu Boden und versuchte sofort wieder auf die Beine zu kommen. Josh unterband es mit einem Fußtritt in den Rücken des Diebes.
"Eiskönig!"
Alan schrie vor Schmerz auf. Josh löste währenddessen die Waffen von Alans Rücken und warf sie außer Reichweite. Dann trat er dem Wind-Adepten brutal in die Seite, sodass dieser auf den Rücken rollte. Wie erwartet wurde ein Teil des Gesicht des Diebes nun von Eis bedeckt. Ein Geschenk das Josh ihm gemacht hatte, während er ihm ins Gesicht geschlagen hatte. Im Augenblick ließ seine Eiskönigspsnyergie diese "Maske" schrumpfen wobei sie langsam Alans Gesicht zerquetschte. Er stoppte den Vorgang. "Inzwischen ist der Teil deines Gesichtes sicher schon taub von der beißenden Kälte des Eises, aber was würde damit passieren, wenn dich das Eis wirklich beißen würde?"
"Was ist das? Ein Witz?", fragte Alan keuchend.
"Nein." Sagte Josh ruhig. Sein Fuß traf auf Alans Oberkörper das Geräusch brechender Knochen er klang gemeinsam mit Alans Schmerzensschrei. "Es war eine rhetorische Frage, wenn ich aus dem Eis Zähne in deinen Kopf wachsen ließe wärest du sicherlich tot. Genug Gerede!" Er sah zu Grael und Vantardo. "Entspannt euch besser nicht. Ich will diesen Bastard ungern unterschätzen." Er nahm seinen Fuß von Alan und trat auf dessen Handgelenk welches unter der Wucht des Panzerstiefels brach und beugte sich zu Alan herunter.
"Also gut. Ich habe ein paar Fragen. Schmerzenskralle!"
Seine Hand nahm wieder Klauenform an, während er weiter sprach: "Also nur für den Fall des es dir unbekannt ist Schmerzenskralle verursacht bei Körperkontakt den maximalen Schmerz, den dein Körper auf physischer Basis empfinden kann, während sie dich davon abhält das Bewusstsein zu verlieren. So viel zu den Erklärungen. Frage 1: Wozu hast du die Waffen gebraucht? Wenn ich mich nicht irre warst du nie sonderlich an ihnen interessiert. Also brauche ich entweder den Grund, warum sich das geändert hat, den Ort, wo du sie verkaufen wolltest oder Kunden, die bereits eine solche Waffe besitzen. Eines davon wäre wohl Frage 2."
"Frage 1 scheint dich nicht sonderlich zu interessieren."
Josh Klaue berührt für einen Moment Alans Gesicht, der Augenblicklich vor Schmerz aufschrie.
"Weißt du wenn Schmerzen allein nicht helfen verkrüpple ich dich bis du deiner Eigenschaft als Dieb nie wieder nachgehen kannst."
Tsuka begann herzhaft zu lachen. Kudo schien sich davon verunsichern zu lassen.
Kudo:Was ist daran so lustig?
Tsuka:Ach... eigentlich nichts. Die Frage klang nur irgendwie komisch. Vergiss es einfach.
Sie beruhigte sich wieder.
Tsuka:Was ich mag? Meine dunklen Künste und gutes Essen.
Kudo:Und?
Tsuka:Nichts.
Kudo:Nichts weiter?!
Sie schüttelte mit einem amüsierten Lächeln den Kopf und ließ ihre goldfarbenen Haare durch die Luft flattern.
Tsuka:Du ahnst nicht einmal wie viel Reiz dieser dunkle Aspekt der Sternenmacht auf mich ausübt. Es gibt einfach so viel zu lernen und zu verstehen... Da bleibt keine Zeit für andere Hobbies. Schließlich leben in diesen Zeiten keine Meister dieser Künste mehr. Weißt du wie schwer es ist, sich das alles selbst beizubringen?
Kudo:Ich denke schon, aber... Sonst wirklich nichts?
Tsuka zuckte gleichgültig mit ihren Schultern.
Tsuka:Nein. Wenn ich nicht gerade Anarath aushelfe mache ich nichts anderes. Ich habe neues Material zu sammeln, uralte Texte zu übersetzen, neues Wissen aneignen, meine Fertigkeiten üben...
Sie hörte auf als sie Kudos Gesicht sah und lächelte nachsichtig. Sie konnte es ihm wohl kaum übelnehmen. Niemand verstand wieso Tsuka so vernarrt in die Dunkelheit war, nicht einmal Anarath oder Lucya. Doch war sie stolz auf das was sie war.
Tsuka:Dass ich meine Freizeit freiwillig nutze um dich zu besuchen, ist übrigens die erste Ausnahme an die ich mich erinnern kann.
Kudo:Ich fühle mich geehrt.
Tsuka:Das solltest du auch.
Beide fingen an zu lachen und fingen sich erst nach einer Weile wieder. Dann verfinsterte sich Kudos Gesicht auf einmal.
Tsuka:Hm? Was...
Kudo:Du hast eben doch gesagt 'wenn du ihm nicht gerade aushilfst'. Was macht der Kerl eigentlich?!
Tsuka war überrascht, dass Kudo ihr diese Frage stellte. Außerdem wusste sie nicht, wie genau sie ihm diese Frage beantworten sollte. Zum Teil weil es Kudo nichts anging, er es nicht hören wollte und zum Teil dass Anarath sicher nicht wollte, dass er es wusste.
Tsuka:Man könnte sagen, dass er durch die Welt zieht und alle Heiligtümer der Sterne Mirnuzars besucht. Anarath bildet eine Schülerin aus, musst du wissen. Allerdings lässt er auf unserer Reise keine Gelegenheit entgehen jedem zu helfen, der in Schwierigkeiten steckt und sich selbst nicht helfen kann. Damit meine ich allerdings nicht nur die Mächtigen und Reichen, sondern wirklich jeden. Seiner Meinung nach sind seine Fähigkeiten für jeden da. Lord Sturmwind war eine Ausnahme. Weißt du, in Mirnuzar ist die Familie Sturmwind ein Leuchtfeuer der Hoffnung und Gerechtigkeit. Wenn der Attentäter ihn getötet hätte... Naja, aber das ist ja nicht passiert.
Kudo:Er zieht also durch die Welt und eilt jeden Hilfsbedürftigen zur Rettung?! Ts, so wird das doch nie was. Kein Wunder, dass ich immer wieder höre wie alles in Mirnuzar vor die Hunde geht.
Tsuka:Aber jetzt bist ja du da, nicht? Der große Erlöser aus dem Nebelherz!
Sie kicherte.
Tsuka:Was ich allerdings sagen will ist... Er ist kein schlechter Mensch, genauso wenig wie du. Ihr habt euch einfach nur auf dem falschen Fuß erwischt, denke ich. Wenn ihr beide das nur erkennen würdet...
Kudo:Komm mir nicht so! Der Typ ist doch nur jedem im Weg!! Er sollte einfach aufhören und Bauer oder so was werden und ernste Probleme ECHTEN Helden überlassen!
Tsuka schüttelte nur den Kopf. Typisch Jungs. Anarath hätte gewiss nicht anders reagiert. Einen Versuch war es wert gewesen.
Tsuka:Nun... Aber um zurück zum Thema zu kommen: Er reist nicht einfach ziellos durch die Gegend. Anarath hat schon irgendwas vor, auch wenn er nicht darüber spricht...
Kudo:Hast du irgendeine Idee?
Tsuka:Null.
Dieses Mal log sie ohne mit der Wimper zu zucken. Kudo seufzte.
Kudo:Nimm es mir nicht übel, aber vielleicht täuscht du dich...
Ein kurzer Aufschrei erschall aus der Menge um sie und etwas traf Kudo an der Schulter. Es dauerte einen Moment, dass Tsuka das Geschoss als Bierkrug erkannte, dessen Inhalt sich quer über Kudos roten Mantel verteilte. Kudos Hände verkrampften sich um seinen Becher und eine Ader pochte auf seiner Stirn.
Tsuka:Kudo...?
Eine Sekunde später explodierte er.

Firr fuhr erschrocken zusammen, als der Junge anfing wie ein Berserker herumzuschreien. Schnell vergewisserte er sich, dass er ihn nicht bemerkt hatte, aber er schien nicht entdeckt worden zu sein. Firr hatte den Bierkrug aus weiter Entfernung aus der Menge geworfen, um Kudo zu zwingen den Mantel auszuziehen, damit er leicht an den Mithrilbeutel herankam. Jetzt musste er nur noch auf die richtige Gelegenheit warten. Der Junge würde nichts spüren, wenn Firr ihm dem Beutel abnahm. Er würde gar nicht einmal merken, dass er fehlte, bevor es viel zu spät war...
???[Geistleser]:Es ist nicht sonderlich nett ein junges Paar derartig zu stören.
Firr blieb das Herz für eine Sekunde stehen. Panisch sah er sich um, aber die Massen strömten an ihm vorbei und keiner würdigte ihm eines Blickes. Wer hatte gesprochen? Schlimmer... War die Stimme aus seinem Kopf gekommen? Er sah sich noch einmal um, aber entdeckte kein Augenpaar das auf ihn gerichtet war. Hatte er sich das nur eingebildet? Wie dem auch war, er sollte den Beutel so schnell wie möglich an sich nehmen und im Versteck auf Clatras warten. Firr setzte sich in Bewegung, versuchte allerdings nicht von seiner Hast auf sich aufmerksam zu machen. Er richtete seinen Blick nach vorn und hörte auf sich umzusehen. Kudo war bereits auf den Tisch geklettert und suchte die Menge in der Hoffnung den Übeltäter zu finden ab. Firr hatte damit gerechnet und näherte sich aus einer anderen Richtung. Wie erwartet hatte er seinen Mantel ausgezogen. Nur noch eine oder zwei Minuten und Firr konnte von hier mit dem Juwel verschwinden. Doch das Gefühl, dass zwei fremde Augen jeden seiner Schritte überwachten wurde immer stärker. Wenn er den Beutel hatte sollte er lieber rennen... Kudo war inzwischen wieder vom Tisch geklettert. Firr sah wie das Mädchen in seiner Begleitung versuchte ihn zu beruhigen. Keine optimale Situation für einen Taschendiebstahl, aber Firr musste handeln. Seine Schritte wurden unmerklich schneller. Aber mit jedem Schritt in Richtung des Jungen wuchs auch das unbehagliche Gefühl. Näherte sich ihm jemand? Noch konnte er einfach umdrehen und die Sache vergessen... Nein, er KONNTE nicht aufhören. Was würde Clatras nur über ihn denken, wenn er jetzt aufgab? Nur noch zehn Schritte, ein blitzschneller Zugriff und er war ein reicher Mann.

Firr kam nie bei ihnen an.
Tsuka:Jetzt vergessen wir doch einfach was passiert ist, okay? Der Schuldige ist bestimmt schon über alle Berge.
Kudo:Aber das war völlige Absicht gewesen!! Ein Krug schleudert man nicht 'aus Versehen' in die Luft. Was wäre wenn er dich getroffen hätte?
Tsuka:Och, ich hätte jeden auf diesen Fest in kleine Warzenfrösche verwandelt...
Kudo starrte sie ungläubig an.
Tsuka:War nur ein Spaß, ehrlich. Etwas Derartiges kann ich nicht. Schade eigentlich...
Der Scherz schien Kudo so weit abgelenkt zu haben, dass er sich wieder beruhigte. Er hob seinen durchnässten Mantel an und hielt ihn angewidert von sich weg.
Kudo:Das Bier hier stinkt ja noch schlimmer als Kanras Atem und das will etwas heißen. Und... oh...
Er begann zu schnubbern.
Tsuka:Ist was?
Kudo:Riech doch mal.
Tsuka:Nein danke.
Kudo:Nicht den Mantel.
Ohne wirklich zu verstehen was er meinte, sog sie die Luft um sich tief mit der Nase ein. Erst jetzt bemerkte sie einen schwachen Blütengeruch, der ihr so unangenehm vertraut vorkam. Tsuka schluckte. Die Sorgen, die sie für eine Weile vergessen hatte, kehrten wieder zurück. Sie war hier.
Kudo:Ist etwas?
Tsuka:W-Was? N-Nein, alles... bestens...

Merl sah abfällig in die Richtung wo auf einmal wütendes Geschrei aufkam.
Merl[denkt]:Fängt der Kerl schon wieder Probleme an? Ich hoffe Tsuka wird damit fertig. Zumindest weiß ich jetzt welche Ecke ich meiden sollte.
Er wandte sich wieder an das seltsame kleine Wesen vor ihm.
Merl:Danke, dass du dir so viel Zeit genommen hast... Sinaphie, richtig?
Sinaphie:Richtig! Kein Problem, mach ich doch gerne. Lass uns Freunde sein, ja?
Er konnte ein Lächeln nicht unterdrücken und nickte.
Merl:Sicher. Das würde uns freuen, nicht wahr Lucya?
Sie nickte auch.
Lucya:Ja, Meister.
Sinaphie:Das freut mich! Wenn ihr Zeit habt würde ich euch auch gerne meinen Freunden vorstellen!
Er lehnte dankend ab.
Merl:Das wäre toll, aber nicht jetzt. Wir haben noch ein wenig zu tun.
Sinaphie:Okay. Ich sollte auch besser zu Lashon zurückke-
Sie drehte sich ruckartig um und stieß einen merkwürdigen Krächzlaut aus, den Merl als Entsetzen interpretierte.
Sinaphie:Oh nein, er ist weg! Er hat sich bestimmt irgendwo in dieser Menge verirrt! Ich muss los! Man sieht sich, Lucya, Meister!
Merl:Nein, mein Name ist An-
Mit einem Satz verschwand sie und ließ Merls Worte ungehört verhallen. Er runzelte die Stirn. Ein seltsames Wesen, diese Aerorill.
Lucya:Wer hat sich nun verirrt? Sinaphie oder dieser Lashon?
Merl[lacht]:Höchstwahrscheinlich sie. Komm.
Er zog sich seine Kapuze wieder tiefer ins Gesicht und drängte sich wieder mit Lucya durch die Menge. Sie hatten nun Einiges über Paka und seine Leute in Erfahrung gebracht, aber er konnte sich immer noch kein genaues Bild von ihnen machen. Die große Frage war schließlich: Konnte man ihnen die Sterne der Elemente wirklich anvertrauen? Oder konnte man es nicht? Schließlich waren sie in Mirnuzar hochheilige Objekte und der Schlüssel zu unermesslicher Macht, dem goldenen Stern. Rechtfertigte die Dringlichkeit ihrer Mission, dass es niemanden gab der über sie wachte? Lucya stieß ihn an.
Merl:Was?
Sie lächelte.
Lucya:Hört Ihr das nicht, Meister?
???:Anar!
Jetzt hörte er es. Lächelnd drehte er sich zu der Stimme um, die nach ihm gerufen hatte. Vera drängelte sich aus der Menge heraus und ging auf sie zu. Offensichtlich war sie alleine.
Vera:Ich hatte mir irgendwie schon gedacht, dass du hier auftauchst. Hast du nach mir gesucht?
Merl hielt inne. Zwar hatte er sich auf eine Begegnung mit Vera gefreut, aber nicht damit gerechnet. Schließlich war er hier um Informationen zu sammeln, so sehr es ihm auf einmal widerstrebte.
Merl:Nun... eigentl-
Ein schmerzhafter Hieb in seine Seite ließen die Worte auf seinen Lippen ersticken.
Merl[leise]:Urgh... Verdammte...
Lucya:Natürlich hat er das! Mein Meister war schon ganz verzweifelt, weil er dich nicht finden konnte.
Merl[Geistleser]:Was soll das werden?
Lucya[denkt]:Ihr könnt ihr doch nicht einfach sagen, dass Ihr in Wirklichkeit gar nicht nach ihr gesucht habt! Das wäre ihr gegenüber doch ziemlich taktlos, oder nicht?
Vera:Tatsächlich? Das ist ja süß von dir.
Merl:Nun... ehehe... Lucya übertreibt. Ich war höchstens etwas... unruhig.
Vera:Aber das ist jetzt nicht mehr nötig, schließlich hast du mich ja gefunden.
Lucya:Wunderbar! Dann kann ich ja jetzt gehen.
Merl:Was? Aber...
Lucya:Keine Sorge, Meister! Ich kümmere mich um alles Weitere! Viel Spaß.
Sie zwinkerte vielsagend, machte sich aus dem Staub und ließ ihren Meister auf sich allein gestellt zurück.
Vera:Und weg ist sie...
Sie drehte sich zu ihm um.
Vera:Und? Warum bist du wirklich gekommen?
Ihm rutschte das Herz in die Hose. Vera hatte sie durchschaut.
Merl:Dir kann man wirklich nichts vormachen, oder?
Sie grinste breit.
Vera:Nein. Zumindest kein so schlechter Lügner wie du. Also?
Merl:Ich... Ich bin bedauerlicherweise hier, weil ich herausfinden muss, ob man eurer Mannschaft trauen kann oder nicht. Lord Sturmwind da drüben tut es, aber ich verstehe nicht warum. Deswegen befrage ich eure Leute.
Vera:Und? Was hast du über uns herausgefunden?
Er zögerte, bevor er antwortete.
Merl:Es ist... merkwürdig. Auf den ersten Blick sieht eure Mannschaft aus wie eine bunt zusammengewürfelte Gruppe aus Söldnern. Eure Mitglieder kommen nicht nur aus allen Ecken Mirnuzars, sondern auch aus anderen Welten. Dann ist da noch die Sorglosigkeit eures Kaptäns in Bezug auf die Kontrolle über seine Leute, die ich erlebt habe. Wenn ich das so betrachte ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass viele von euch nur Paka dienen, weil sie nach Reichtum, Macht oder gar der Unsterblichkeit trachten, die der goldene Stern angeblich verleihen kann. Aber von all diesen Gefühlen und Gelüsten spüre ich... nichts. Es ist fast so, als wüsste euer Käpten ganz genau, wen er auf sein Schiff lässt. Entweder das, oder ihr versteckt eure wahren Ziele ganz tief in eurem Bewusstsein, dass nicht einmal mein Gespür sie aufdecken kann.
Vera:Und was spürst du bei mir?
Merl:I-Ich... Nein, ich habe bisher vermieden mein Gespür bei euren Adepten anzuwenden. Bei dir erst recht nicht! Das würde ich nie wagen, ehrlich. Ich meine in dieses wunderschöne klare Bewusstsein einzudringen wäre so, als würde man...
Er errötete und wandte seinen Blick ab.
Merl:Es wäre nicht richtig. Ich gehöre sowieso nicht zu den Typen, die ihren Geistleser verwenden um beliebig Gedanken auszuspähen. Ich suche in den meisten Fällen nur nach negativen Gefühlen, wie Aggression, Gier oder Verrat. Und eben die finde ich bei euren Leuten nicht.
Vera:Wieso fragst du mich nicht einfach?
Merl:W-Was?
Vera:Du musst meine Gedanken oder meine Gefühle nicht lesen. Du kannst doch einfach fragen.
Merl:Nun... Wenn du das so sagst...
Er räusperte sich und kam einen Schritt näher.
Merl:Was hälst du von deinem Käpten? Vertraust du ihm? Wenn ja, aus welchem Grund? Wieso folgt ihr ihm auf seiner Mission? Wieso bist DU hier?!

Sie waren sprachlos. Da stand er, der mysteriöse Besucher, mitten im Türrahmen und seine Worte standen immer noch im Raum.
???:Welch herzloser Gast!
Der Unbekannte sah teilnahmslos zur Seite. Ein Mann mit ungewöhnlichen silbernen Haaren und freundlichen roten Augen stand neben ihm.
Hayate:Du hast kein Recht diesen Menschen etwas anzutun. Sie wollen nicht sterben und es gibt irgendwo da draußen ein paar Leute, die gegen einen unsagbar mächtigen Feind kämpfen, damit sie in Frieden leben können. Warum überdenkst du nicht einfach dein Anliegen und gehst einfach wieder?
Er antwortete nicht.
Hayate:Komm schon, diese Menschen haben das wirklich nicht verdient. Außerdem würde ein ausgezeichnetes Kuchenrezept für immer verschwinden, wenn du ihnen etwas antust. Wir können uns sicher irgendwie einigen, hm?
Wieder Schweigen.
Hayate:Na schön, probieren wir es anders: Wer bist du?
Der Unbekannte fing wieder an zu lächeln.
???:"Ich bin das, was ihr nicht versteht
und gleichzeitig danach so sehnt."
Hayate:Oh, ein Rätsel? Hm... Du bist keine Frau, die verstehe ich nämlich nie wirklich...
Der mysteriöse Besucher hatte genug und ging langsam auf Dora und Kyle zu.
Hayate:Stopp, keinen Schritt weiter!
Wieder hielt er inne und blickte zu dem Mann zurück.
Kyle:Hayate...?
Hayate:Keine Sorge, das wird schon. Ich wollte das zwar friedlich lösen, aber...
Er griff an seinen Gürtel... ins Leere. Verwundert sah Hayate an sich hinunter.
Hayate:Oh, ich muss meine neue Waffe wohl im Teehaus vergessen haben...
Der Unbekannte zuckte zusammen und riss den Kopf schnell wieder zu Isaacs und Semihs Eltern herum, aber sie waren auf einmal wie vom Erdboden verschluckt. Und sie waren nirgendwo zu spüren. Was war geschehen, während der Kerl ihn abgelenkt hatte?
???:... Wo sind sie? Ich habe euch doch gewarnt, mir nicht in den Weg zu kommen.
Hayate:Wo sie sind? Dort wo weder du, noch dein Meister sie finden werden. Ich dachte eigentlich, dass ihr früher zuschlagt, aber ich habe auch oft meine Schwierigkeiten in die Gänge zu kommen...
???:Mein Meister?
Hayate:Oh, du dienst gar nicht Semih? Tut mir Leid der Irrtum. Du wirst sie trotzdem nicht töten. Du wirst jetzt ganz einfach gehen. Schließlich warst du nicht gekommen, um uns alle zu auszulöschen, nicht?
Hayate lächelte freundlich.
Hayate:Tee?

Mann:Herrin?
Die Herrscherin des Scharfrichtergipfels saß alleine in Beratungszimmer des obersten Stabes und spielte gedankenlos mit einem scharfen Dolch in ihren Händen herum.
Sturmwind:Was gibt es, Zaar?
Zaar:Wir haben eine Aussage von einem unserer Gefangenen bekommen. Es ist-
Sturmwind:Kadev, richtig?
Zaar:J-Ja, Herrin!
Die Frau tippte mit abwesenden Blick ganz sachte auf die scharfte Spitze der Klinge.
Sturmwind:So wie bei vielen anderen auch. Alle Aussagen belasten Kadev. Sie wollten es geheim halten und dennoch wurden sie gebrochen...
Zaar:In dem Fall besteht kein Zweifel mehr. Es war Kadev, der das Unheil über die Zentralen Kontinente gebracht hat. Es wird Zeit, dass er für diese Verbrechen gerade steht.
Sturmwind:So scheint es...
Sie hob ihren Finger, an dem nun ganz langsam ein Blutstropfen hinablief. Die meisterliche Qualität der alten Klinge hatte über die Zeiten kein wenig abgenommen.
Sturmwind:Wissen Sie, was ich am meisten an einem Verräter mag, Zaar?
Der Soldat starrte nur den Blutstropfen an.
Zaar:Nun... das Verräter unter Folter am leichtesten zu knacken sind? Einmal Verräter, immer Verräter eben... So wie Kadev...
Sturmwind:Nein. Es ist Neugier.
Zaar:Neugier...?
Sie wischte den Bluttropfen teilnahmslos an der Innenseite ihres Herrscherumhanges ab.
Sturmwind:Neugier. Eine Eigenschaft in der Menschen manchmal mehr erfahren, als für sie gut ist, selbst wenn sie es nicht wissen.
Zaar:Verzeiht, Herrin Sturmwind, ich kann ihnen nicht folgen...
Sturmwind:Ich spreche von einem Mann, der zu neugierig war und ganz genau wissen wollte wem er dient und wofür. Er stellte eigene Nachforschungen an, fand gewisse Dinge heraus und entschied, es für immer für sich zu behalten, weil ihn sein Wissen zerstören würde. Irgendwie schon ironisch, dass es ihn nun auf eine gewisse Weise retten kann.
Zaar:Und was haben wir herausgefunden?
Sturmwind:Das es vielleicht jemanden gibt, der Kadev zu Fall bringen will, mit allen Mitteln. Dieser jemand ist vorsichtig und äußerst klug. Und gerade weil wir nur ein paar verwischte Erinnerungen haben auch sehr gefährlich. Ich habe eine Ortsbeschreibung, unbekannte Namen und vielleicht ein Gesicht.
Zaar:Ah... Und was werden wir jetzt tun? Soll ich die Länder informieren?
Die Frau schwieg und drückte die Dolchklinge bis zur Angel in den massiven Holztisch hinein.
Sturmwind:Werden wir nicht. Das Ziel wird Kadev bleiben.
Zaar:Was? Aber Herrin...
Sturmwind:Keine Widerrede. Wir mögen eine ziemlich interessante Geschichte zu hören bekommen haben, aber ich bin nicht bereit eine Aussage gegen ein knappes Dutzend zu stellen.
Sie zog den Dolch aus dem Holz wieder heraus.
Sturmwind:Aber selbstverständlich lasse ich sie nicht unbeachtet. Ich werde das untersuchen.
Zaar:Aber... Was machen wir, wenn wir einen Unschuldigen verurteilen? Wenn Kadev wirklich nicht der ist, den wir suchen...?
Sturmwind:Soweit wird es nicht kommen. Wenn Kadev schuldig ist, wird er gerichtet. Wenn nicht, wird ihm nichts geschehen. Das ist Gerechtigkeit. Zaar, Sie können jetzt gehen.
Er schien nicht recht zu verstehen, was genau sie damit meinte, nahm jedoch Haltung an.
Zaar:Sehr wohl, Herrin Sturmwind. Ich werde jetzt wegtreten.
Sturmwind:Gut.
Sie richtete sich von ihrem Tisch auf und ließ den Dolch mit einer fließenden Bewegung in ihrem Umhang verschwinden.
Sturmwind:Es wird Zeit für mein Abendessen.

Die Menge verstummte, als noch jemand zu Seraphina auf das hölzerne Podium stieg. Nicht wenige erkannten das Gesicht, aber die Tracht eines Senators erkannte ausnahmslos jeder.
???:So hitzig wie immer, Seraphina. Immer mit dem Kopf durch die Wand.
Sie erwiderte seine Begrüßung mit einem verächtlichen Blick und spuckte ihm vor die Füße.
Seraphina:Senator Agasawo, solltet Ihr nicht in der Krisensitzung des Senats sitzen und entscheiden, dass wir endlich den Tod unserer Lieben und Freunde rächen sollen? Oder habt Ihr wieder den Drang verspürt, lieber eine Tasse Tee zu trinken und Euch einen Platz zum Sonnen zu suchen?
Nashirou schüttelte ernst den Kopf.
Nashirou:Nein, ich bekam nur den Eindruck, dass die wahre Krise nicht im Senat, sondern hier besprochen werden sollte.
Seraphina:Oooh... Ich hätte diese Worte am wenigsten von Euch erwartet.
Die versammelten Leute fingen an ihn auszubuhen und zu -pfeifen, aber Nashirou hob beschwichtigend die Hand um für Ruhe zu sorgen.
Nashirou:Ich bin enttäuscht, dass du das so siehst. Ich mag zwar ein lausiger Senator sein, hab' mich allerdings immer für meine Mitmenschen und meine Schüler eingesetzt. Aus diesem Grund bin ich hier.
Seraphina wirkte überrascht.
Seraphina:Was? Wollt Ihr damit sagen, dass Ihr Euch uns anschließt, Senator?
Nashirou:Auf keinen Fall.
Die Menge wurde wieder laut. Seraphina musste brüllen, um sie zu übertönen.
Seraphina:Wieso dann?!
Nashirou:Um euch, euch alle zu stoppen. Verdammt Seraphina, ich weiß in was für schwere Zeiten wir leben, aber die ewigen Kämpfe und Kriege müssen aufhören. Bis vor Hailyas Fall ham' wir unzählige Welten erobert und unzählige Leben genommen oder verloren. Als jedoch all unsere Kolonnien ausgelöscht wurden, starben Millionen der Ristemé durch die Hand eines unsagbar mächtigen Getiers, das erst kürzlich seinen Meister gefunden hat. Nur unsere Heimat, Ristemé, blieb erhalten, doch der Krieg kam auch hier zu uns. Ihr alle! Seht, was von Ristemé übrig geblieben ist! Unsere Hauptstadt liegt in Trümmern und der Unterschlupf, der unsere Vorfahren in Zeiten größter Not über Jahrhunderte bewahrt hat, ist durch Hailyas Zorn gegen sein eigenes Volk zerstört worden. Und gerade jetzt, wo wir glaubten in Mirnuzars Bevölkerung Freunde gefunden zu haben, ham' sie hier in unserem Land gebrandschatzt und gemordet. Wir haben sie aufgehalten und komplett vom Angesicht Ristemés getilgt und dennoch ist für euch der Gerechtigkeit nicht genüge getan?
Seraphina:Unsere Gefallen können erst ruhen, wenn diese Mistkerle mit ihrem Leben bezahlt haben!!
Die Menge brüllte zustimmend und die ersten Stimmen, Nashirou solle verschwinden, wurden laut.
Nashirou:Ristemé hat nicht die Kraft sich gegen ein weiteres Volk aufzulehnen. Es wird nur zu einem sinnlosen Blutvergießen kommen wenn wir kämpfen, bei dem die wenigen unserer verbliebenen Krieger ihr Leben verlieren werden. Was ist mit dir, Seraphina? Ich erinnere mich noch gut, wie du unter meiner Führung ausgebildet wurdest. Wenn ich mich recht entsinne, bist du viermal durch die Seelenabdruckprüfung gefallen und ich bezweifle, dass du sie heute auf kampftauglichen Niveau beherrschst. Oder deine wenigen Anhänger hier?
Seraphina:Weitere werden kommen.
Nashirou konnte Unsicherheit in der Stimme der jungen Frau hören.
Nashirou:Viele von ihnen sind nicht einmal Soldaten. Wollt ihr etwa jeden, der den Seelenabdruck noch nicht beherrscht, einen hochrangigen Offizier zuteilen?
Seraphina:Selbst wenn, ist es nicht von Bedeutung!! Sie sollten unsere Entschlossenheit nicht unterschätzen!! Außerdem werden wir nicht die einzigen sein, die gegen die Zentralen Kontinente vorgehen. Sie haben auch Silkanas und die ursprünglichen Einwohner Mirnuzars angegriffen und gemeinsam werden wir sie vernichten!!
Die Menge brüllte immer lauter.
Nashirou:Dazu wird es nicht kommen. Sämtliche Regierungen haben die Kampfhandlungen eingestellt.
Auf einen Schlag breitete sich Stille unter den Versammelten aus.
Seraphina:Was soll das bedeuten?
Nashirou:Hm... Eigentlich wollte der Senat diese Information erst nach der Krisensitzung verkünden, aber ich denke ihr solltet es wissen: Es ist höchstwahrscheinlich, dass wir getäuscht wurden. Die Soldaten der Zentralen Kontinente die uns angriffen, haben kurz zuvor ein Teil ihrer eigenen Leute getötet. Nach Untersuchungen Mirnuzars und auch unseren eigenen sind wir zu dem Schluss gekommen, dass es sich um eine Gruppe Verräter handelte mit dem Ziel, sämtliche Regierungen gegen die Zentralen Kontinente aufzuhetzen.
Seraphina:Das ist doch Irrsinn! Niemals kann eine so große Gruppe aus Verrätern bestehen!
Nashirou:Und die Absurdität einen Krieg mit allen Nationen zu beginnen, obwohl sie nach Galatans Zerstörung am Rand der Auslöschung lebten? Die Soldaten, die sich uns ergeben wollten, aber trotzdem getötet wurden? Die Tatsache, dass sie ihre Führer erschlugen und ihre eigenen Waffenkammern zerstörten?
Stille.
Nashirou:Selbst nach alledem ist von den Zentralen Kontinenten nichts mehr übrig. Von den wenigen Überlebenden sind alle von ihnen über ganz Mirnuzar versprengt. Sie sind am Ende. Es ist nicht nötig ihnen einen Gnadenstoß zu geben.
Seraphina:Das klingt immer noch absurt! Wer sollte davon profitieren?
Nashirou:Mirnuzars Nachforschungen und Zeugenaussagen belasten eine Person namens Kadev, einem ehemaligen galatanischen Lord, der bereits in der Vergangenheit ein Verräter gewesen sein soll. Was er davon hat... wissen wir nicht. Einige spekulieren, dass er für irgendeinen Kriegsherrn arbeitet, der sich in Mirnuzar verbergen soll.
Seraphina:Und dieser Kadev soll für den Tod unserer Leute verantwortlich sein?
Nashirou:So scheint es...
Seraphina:Dann werden wir ihn jagen.
Nashirou:Nein.
Wieder wurde die Menge laut.
Nashirou:HÖRT ZU!!! Der Senat hat den Notstand ausgerufen und sperrt sämtliche freie Nutzungen der Portale nach Mirnuzar. Sämtliche Zivilisten müssen nach Ristemé zurückkehren und dürfen nicht zurück. Militärische Einheiten dürfen die Portale nur mit ausdrücklicher Erlaubnis benutzen. Jeder Verstoß gegen die Notstandsgesetze wird als Hochverrat angesehen. Ihr werdet NICHT nach Mirnuzar gehen. Falls es euch beruhigt, wir haben bereits eine Gruppe von Kommandoeinheiten zusammengestellt, die Jagd auf Kadev macht. Ristemé erlaubt jedoch keinen Rachefeldzug, der wohlmöglich in einem weiteren Krieg endet, den Ristemé sich nicht leisten kann.
Seraphina:Wollt Ihr damit sagen wir sollen einfach hier bleiben und warten?!
Nashirou:Korrekt. Solltet ihr dennoch immer noch gehen wollen, nachdem ich euch nun umfassend über unsere Kenntnisse informiert habe, lasst ihr mir keine Wahl als euch hier und jetzt aufzuhalten.
Mann:Nashirou Agasawo... Der ist für seine Bannkünste bekannt...
Frau:Er soll angeblich von dem alten Onjii gelernt haben...
Mann:Mit einem Senator zu kämpfen will ich nun wirklich nicht... Das hier hat doch keinen Sinn. Ich gehe.
Die Menge zerstreute sich unter Nashirous Drohung und schrumpfte auf nur wenige zusammen. Zu viele von ihnen hatten kaum oder keine Kampferfahrung.
Seraphina:Was habt Ihr getan? Stellt Ihr Euch gegen Euer eigenes Volk?
Nashirou:Ich bin für meine Mitmenschen da. Auch für dich, kleine Seraphina. Aber du musst langsam erkennen, dass auf Vergeltung nur noch mehr Vergeltung folgt. Wenn dieser Kreislauf nicht bald gestoppt wird, werden nur noch mehr von deinen Lieben sterben... Ich hab' inzwischen zu viele Freunde und ehemalige Schüler verloren und will nicht noch mehr von ihnen verschwinden sehen. Es ist schwer seinen Stolz herunterzuschlucken und die Rache aufzugeben, aber es ist noch schwerer seine Freunde sterben zu sehen. Ich hoff' du siehst das genauso.
Fünf Minuten nach seinem Eindringen saßen nun beide sich, mit jeweils einer Teetasse in der Hand, gegenüber. Offensichtlich hatte er Hayates Angebot tatsächlich angenommen. Er trank gerade den letzten Schluck aus seiner Tasse und legte diesen anschließend auf den Tisch vor sich ab. Es war das erste mal, dass er Tee getrunken hatte.
???: Es war schön, Tee zu trinken.
Hayate: Wenn du willst, kann ich dir noch eine Tasse füllen.
Der Gast antwortete vorerst nicht und stand auf, ehe er ihn mit seinem Auge anvisierte.
???: Nun muss ich wieder an die Arbeit.
Er grinste.
???: Du meinst, diese beiden wären nun wirklich vor mir sicher?
Er lachte eine Weile, ehe er diesen mit einem Kopfschütteln unterbrach. Allerdings machte er keinen Versuch seine These zu widerlegen.
???: Ich habe die Interesse an den beiden vorerst verloren. Dann wende ich mich vorerst an diesen blonden blauhaarigen jungen Mann zu. Ich habe nämlich keine Lust „fangen“ zu spielen und werde mir zuerst die jenigen vorknöpfen, die wirklich kämpfen wollen.
Hayate stand auf.
Hayate: Isaac?
Das lächeln aus seinem Gesicht wisch nicht, als er mit langsamen Schritten an Hayate vorbei ging und das Haus durch die Tür verließ.

Sie schloss ihre Augen.
Vera: Das sind aber viele Fragen.
Sie lächelte und öffnete diese wieder.
Vera: Na gut, ich beantworte dir diese, wenn dich die Antworten wirklich so sehr interessieren.
Merl: Ja tun sie, sogar sehr.
Sie lächelte noch einmal, ehe sie sich einen ernsten Gesichtsausdruck aufsetzte und mit dem beantworten begann.
Vera: Was ich von dem Kapitän halte? Um ehrlich zu sein, habe ich mir noch keine richtige Meinung über ihn gebildet. Wir kennen ihn schließlich noch nicht lange genug, wobei… oft kommt es auch vor, dass man selbst lang befreundete Personen schon zu kennen scheint, diese aber in Wahrheit ihr wahres Gesicht die ganze Zeit hinter einer Maske verstecken. Bisher ist uns kein negatives Verhalten oder Bedürfnis an ihm aufgefallen.
Merl überlegte kurz, ob sie auch mit dieser Einstellung über ihn dachte. Auch er „versteckte“ sich hinter einer Person, hinter einer Macht die nicht seine eigene war. Seine Gedanken wurden unterbrochen, als sie mit der Beantwortung seiner Fragen weiterfuhr.
Vera: Ob ich ihm vertraue? Ich würde sagen… ja. Allerdings nicht blind… Er scheint ein gutes Ziel zu verfolgen und die Welt vor dem Untergang retten zu wollen. Ich habe bisher nichts entdecken oder bemerken können, dass dem widerspricht. Einer der Gründe warum „wir“ ihm folgen ist, weil er über die Sterne der Elemente besitzt. Wir sind uns bewusst, welche Macht aus diesen hervorgeht und welchen missbrauch die Menschen davon tätigen können. Damit das nicht geschieht, „wachen“ wir gleichzeitig über sie. Sollten wir einen solchen Missbrauch feststellen… dann werden wir dies zu verhindern wissen.
Ihr ernster Gesichtsausdruck, die sie die ganze Zeit über angenommen hatte verschwand wieder, als er offensichtlich mit der Beantwortung zu Ende sein schien.
Vera [grinsend]: Gibt es noch etwas, was du wissen möchtest?


Schatten hob sein Kopf von der Arbeit und blickte einmal durch sein Labor im Turm. Weder Maze noch Alex waren hie. Was den zweiten Stein betraf, hatte Alex ein Geheimnis daraus gemacht, indem er sagte, dass die Zeit dafür noch nicht gekommen sei. Auch schien er nicht alle Kugeln aus der Steintafel gleichzeitig rausrücken zu wollen. Doch selbst wenn er es wäre, hatte Schatten festgestellt, dass sie sich nur unter einer speziellen Kondition von diesem lösten. Der Dschinn hatte ihm vorgeschlagen diese noch in der Steintafel zu untersuchen, doch nach Mazes Eingriff hatte dieser abgelehnt. Offensichtlich war sich Maze über die gefährliche Energie in der Steintafel bewusst, die bei einem einzigen falschen Eingriff dramatische Folgen mit sich bringen könnte. Er hatte es dies nicht ausgesprochen um trotz des Risikos an die Steintafel zu gelangen, doch er war enttarnt worden.
Schatten: Pah. Ich soll mich nicht beherrschen können und wegen meinen Experimenten womöglich alles in der Nähe in die Luft sprengen? Für wen hält der mich? Für einen naiven Amateur?!
Alex: Machst du dir immer noch darüber Gedanken?
Schatten wandte sich nicht zu ihm, denn er war beschäftigt und musste seiner Arbeit höchste Konzentration aufbringen. Er musste zugeben, dass er ihn bei seinem Eintritt nicht bemerkt hatte, auch wenn er nicht sonderlich darauf geachtet hatte.
Schatten: Was ist schon wieder?
Mit langsamen Schritten ging er auf den Dschinn zu.
Alex: Auch ich habe mir Gedanken über das Gespräch gemacht und das von dir gesagte.
Der Mensch fuhr mit der Hand über den Tisch und blieb neben Schatten stehen.
Alex: Maze vorhin erwähnt, dass du dir offenbar das Wissen über die Astralatechnik angeeignet hast.
Schatten: In der Tat. Was ist damit?
Der Adept grinste.
Alex: Wäre es nicht für dich möglich, mit Hilfe dieser Technik, die Risiken und Nachteile dieser Umwandlung zu umgehen?
Das erste mal, seitdem der Alchemist den Raum betreten hatte, wandte er sich zu ihm.
Alex: Zwei Pole in zwei Körpern. Einer in einem speziellen Astrala für mich, bei dem ich innerhalb eines Augenblicks durch den Zugriff meinen Pol wechseln kann. Somit würde mir beides zustehen, wenn auch niemals gleichzeitig.
Schatten: Dieser andere Körper… da du keine Seeleclone von dir herstellen kannst nehme ich an, dass du ein „Kontainer“ meinst…
Alex: Ich weiss worauf du hinaus willst. Doch du dürftest wissen, dass ich mit meinem Aktuellen Machtlevel einen solchen „Kontainer“ mit allem notwendigen herstellen kann, wozu vermutlich nahezu kaum ein anderer in der Lage ist.
Er machte eine kurze Pause und ging einmal um den Tisch vor den beiden rum, bis er schließlich direkt vor Schatten stehen blieb.
Alex: Was sagst du dazu?
Merl hielt inne und musste über das Gehörte nachdenken. Obwohl Vera zugab, dass sie Paka noch nicht lange kannte und wahrscheinlich nicht oft mit ihm geredet hatte, aber WUSSTE dass er einst ein galatanischer Kriegsherr gewesen war... Trotz alledem traute sie ihm? Merl verstand es nicht. Lord Sturmwind vertraut ihm, seine Crew vertraut ihm, Vera vertraute ihm. Selbst wenn er nie negatives Verhalten gezeigt hatte, fragte sich denn niemand außer ihm "Was wäre wenn er nur so tut?"? In diesem Fall gab man einem galatanischen Kriegsherren die Macht des Goldenen Sterns und verdammte Mirnuzar zum Untergang. Und das Schlimmste: Es geschah alles heimlich und leise. Er hatte sie nur aus reinem Zufall getroffen und hätte nicht einmal im Ansatz geahnt, dass jemand im Besitz von drei Elementarsternen war.
Vulkanasche[Bündnis]:Aber wenigstens weißt du, dass sie ein Auge auf ihn haben.
Merl[denkt]:Ich weiß nicht, ob ich mich da besser fühle. Ich vertraue Kudo nicht, auch wenn ich Vera vertraue.
Vulkanasche[Bündnis]:Merl, das ist doch absurd. Ich kann verstehen, dass du ihn nicht magst, aber...
Merl[denkt]:Oh, ich zweifle nicht an seinem Herzen. Ich bin sicher, dass er nichts Böses will. Aber ich zweifle an seiner Fähigkeit das Richtige zu tun, einfach weil er ein arroganter, selbstverliebter Narr ist. Paka würde es leicht haben, ihn zu manipulieren. Aber ich denke, du hast recht. Solange sie aufpassen, dass Paka wirklich der Mann ist, der er vorgibt zu sein, ist alles in Ordnung.
Vera blickte ihn fragend an, als er eine Weile nicht mehr antwortete.
Vera:Anar?
Merl wandte seine Aufmerksamkeit wieder Vera zu und fing an zu lächeln.
Merl:Da hätte ich tatsächlich noch eine Frage. Hast du schon mal die Süßspeisen dieser Gegend probiert? Nein? Dann komm mit, du wirst sicher staunen!

Das künstliche Licht in den Tunneln war gedämpft, als Costello aus dem Portal trat. Offensichtlich hatte das, was die Maschine beschädigt hatte, auch die Energieleitungen angerissen. Hier und da flackerten Psynergylampen, die Costello zu Millionen erstanden und in seinem Tunnelsystem verteilt hatte. Costello entschied sich keine Zeit zu verlieren und marschierte sorglos auf den Bereich zu, der beschädigt war. Außer seinen Schritten nahm er ein einsames Klingen von einem Hammer wahr, der sanft auf Metall schlug. Es war anscheinend noch jemand hier unten. Er bog um die letzte Ecke und sah das Ergebnis der Zerstörung vor sich: Die Maschine war an vielen Stellen präzise zerstört; der Tunnel am anderen Ende des Schachtes war eingestürzt und hatte Teile der Maschine unter sich begraben; an vielen Stellen Brandlöcher und die verkohlten Überreste derer, die für ihn gearbeitet hatten; fast alle Lampen waren ausgefallen. Costello seufzte traurig. Welch sinnloser Akt der Zerstörung. Er konzentrierte sich wieder auf das sanfte Hämmern, dass irgendwo aus diesem Bereich kam. Er ließ seine Augen durch den Schacht wandern und entdeckte eine Gestalt, die im Schneidersitz auf dem kalten Erdboden saß und eine große Anzahl mechanischer Teile um sich verstreut hatte. Eines davon hielt er in der Hand und bearbeitete es vorsichtig mit einem kleinen Hämmerchen. Er näherte sich der Gestalt.
Costello:Hallo, du.
Das magere Gesicht des jungen Mannes hob sich und starrte ihn mit müden braunen Augen durch einen Vorhang verfilzter, langer Haare an.
???:Oh... hallo. Guten Morgen...
Costello:Guten Morgen?
Der Mann nickte leicht.
???:Ja... Ich weiß nicht welche Tageszeit wir haben. Deshalb grüße ich jeden so, den ich zum ersten Mal sehe.
Costello sah zu seinen Händen hinab und hob fragend eine Braue. Dieser Mann trug keinen Ring. Er gehörte also nicht zu seinen Arbeitern.
Costello:Wer bist du?
???:He... Mein Name? Es verrate ihn Euch gerne... aber Ihr werdet ihn ohnehin wieder vergessen, so wie alle anderen auch...
Costello:Ich würde ihn trotzdem gerne hören.
???:Gelardiceunar.
Costello:... Ich nenne dich einfach Gel.
Der Mann zuckte gleichgültig mit den Schultern.
Gel:Wie Ihr wollt...
Costello richtige seinen Blick wieder auf das Chaos, das sich um sie herum entfaltete.
Costello:Was ist hier passiert?
Gel:Was passiert ist? Keine Ahnung. Ich habe mit den Kids wie jeden Tag die Maschine gewartet, bis sie auf einmal verrückt gespielt hat. Der Schacht war eingestürzt und hat die Hälfte von ihnen unter sich begraben... Der Rest wurde entweder von Explosionen in der Maschine oder in dem Blitzgewitter getötet, das plötzlich aus den Leitungen schoss. So als ob sie irgendwas überladen hätte... He... So ist es doch immer, oder? Erst baut jemand etwas Großartiges, dann kommt jemand und macht es kaputt. Jetzt liegt es wieder an uns sie zu reparieren, damit sie wieder jemand zerstören kann...
Costello stutzte. Die Geschichte war genauso seltsam wie Gel selbst. Sein geübter Blick verriet ihm, dass er tatsächlich viele kritische Komponenten um sich versammelt hatte und einige bereits professionell repariert waren.
Costello:Du gehörst nicht zu meinen Arbeitern, nicht? Wie bist du hier reingekommen und wieso arbeitest du an der Maschine.
Gel:Oh, Ihr seid also der Boss der Truppe? He... Na gut, das ist schnell erzählt. Ich hatte genug von meinem früheren Leben und wollte weit fort von jeglicher Zivilisation ein Leben in Einsamkeit verbringen. In der Königsschlucht nahe Polina fand ich an jenem Tag einen Spalt, der durch einen Erdrutsch freigelegt wurde. Ich wanderte eine Weile umher und traf auf diese Kids und die Maschine. Ich mochte diese Kinder... Anders als die auf der Oberfläche reden sie nicht viel und lügen nicht, tun einfach nur ihre Arbeit... He... Ich war immer schon ein guter Handwerker und entschied mich ganz einfach mit ihnen an diesem Wunderwerk zu arbeiten. Und nun ist beides zerstört... He...
Costello[denkt]:Seltsam. Wieso hat mich keiner benachrichtigt? [sagt]Bist du für das hier verantwortlich?
Gel schüttelte nur den Kopf.
Costello:Wieso wurdest du dann verschont?
Der magere Mann guckte ihn nur müde an und drehte ihm dem Rücken zu.
Gel:Wurde ich nicht.
Jetzt sah Costello die schlimme Brandwunde auf seinem Rücken, die das Fleisch seines halben Rückens freigelegt hatte. Das Blut war durch die Hitze zwar korrodiert worden, aber Gel müsste sich trotzdem mindestens vor Schmerz krümmen. Aber das tat er nicht.
Gel:Ich kam erst wieder zu mir, als alles vorbei war. He... Vielleicht wäre es besser ich wäre einfach auch gestorben...
Costello wandte sich wieder der Maschine zu. Was war hier nun genau passiert? Das was Gel beschrieben hatte, klang völlig unsinnig. Die Maschine sollte Blitze gespuckt haben? Den Brandlöchern zu urteilen waren die Kinder gezielt abgeschossen worden, statt das die Blitze unkontrolliert entladen wurden. Ein Unfall war komplett ausgeschlossen. Er wandte sich gedankenverloren wie Gel zu, der wieder angefangen hatte die Teile um ihn zu flicken.
Costello[denkt]:Tja... was mache ich jetzt mit dir?

Schatten:Durchaus möglich. Allerdings müsstest du diesen Körper immer in dem selben Astrala, beziehungsweise der echten Welt mit dir führen. Ein spontaner Austausch zwischen Astralaren ist mir noch nicht gelungen. Deswegen habe ich dir auch schon gesagt, dass die Kerne von dir für unsere 'Türme' nicht unbedingt geeignet sind.
Der Dschinn wandte sich wieder seiner momentanen Arbeit zu.
Schatten:ALLERDINGS wirst du sicherlich einsehen, dass ich deine Anfrage selbst mit der richtigen Gegenleistung weniger prioritär behandeln werde, weil ich noch eine Menge anderer Sachen erforschen oder konstruieren muss. Im Gegensatz zu dir und Maze bin ich nicht darauf aus, irgendwelche Mensch-Wächter-Hybriden zu erledigen. Und wage es nicht, mich zu drängeln, dann lass ich es gleich bleiben. Ich bin mit deinem Körper fertig, wenn ich damit fertig bin. Ich gebe dir dann Bescheid. Und jetzt lass mich in Frieden. Und dringe in Zukunft nicht mehr so in mein Labor ein. Ich will gar nicht wissen, wie du es gefunden hast, aber für die Zukunft schalte ich die Eindringlingsabwehrmechanismen wieder ein.
Alex sah ein, dass er nicht mehr als das bekommen würde und nickte, fast höflich.
Alex:Gib mir dann einfach Bescheid. Ich warte solange.
Er wandte sich zum Gehen, drehte aber kurz vorbei noch einmal um.
Alex:Oh, eines interessiert mich noch... Maze hat ein Geschäft zwischen dir und ihm erzählt. Diese... Drachenkreaturen gegen einen... Wächter.
Schatten:Stimmt. Mazes Fußvolk hat zwei gefangen und sicher eingesperrt. Ich weiß es ist unsicher sich mit der Ordnung anzulegen, aber dem Gerechten scheint das Schicksal der Wächter egal zu sein. Ich darf einen von ihnen für meine Experimente benutzen. Von dem jeweiligen Träger des Wächters wird nicht viel übrig bleiben.
Alex:Ich hörte es handelt sich um Ivan und Mia. Wenn nimmst du?
Schatten sah gereizt auf.
Schatten:Führt das irgendwo hin? Es ist völlig egal wen ich nehme. ... Ich nehm die Menschenfrau.
Alex:Oh... Was stimmt mit dem Jungen nicht? Wieso nicht er?
Schatten:Was ist das Ziel dieser Unterhaltung? Schön... Ich mochte Wasserpsynergy immer lieber, als Windpsynergy. Reicht dir die Antwort? Und jetzt geh endlich.
Alex:... Selbstverständlich. [denkt]Bedauerlich... So wie es aussieht wird dein Ende besonders grausam, Mia...
Kudo schaute noch einmal auf seinen durchnässten Mantel. WIE OFT würde seine Mäntel in dieser Insel noch etwas abbekommen??? Hatten die Leute ausserhalb von Nebelnest etwa eine besonders große Abneigung gegen rote Mäntel? Selbst wenn es so wäre, er würde dennoch weiterhin welche tragen, allerdings nicht jetzt… Er packte Tsuka am Handgelenk.
Kudo: Wir gehen!
Noch ehe sie etwas sagen konnte wurde sie von Kudo aus der Menschenmasse, die auf sie gerichtet waren herausgezogen und fanden in einer eher stilleren und verlasseneren Ecke des Festes halt.
Tsuka: Wohin gehen wir?
Kudo: Psst.
Er schaute sich verdächtig um, ehe er wieder zu ihr schaute
Kudo: Diese Person die uns den Tag vermasselt hat wird es bereuen.
Tsuka: Der Tag ist aber noch nicht vorbei.
Kudo: Dies stimmt aber….
Der junge Erdadept schüttelte seinen Kopf.
Kudo: Er darf nicht ungestraft davon kommen. Was wäre, wenn diese Person mich verfehlt und dich getroffen hätte? Was wäre, wenn diese Person vorhatte eigentlich dich vorhatte zu treffen? Wie vorhin schon einmal erwähnt… niemand wirft einfach so einen Krug. Da steckt etwas dahinter.
Sie merkte, dass Kudo wohl stur war, was sein Vorhaben betraf. Sie würde ihn wohl nicht „einfach so“ beruhigen können.
Tsuka: Und was gedenkst du nun zu machen? Wie willst du die Person finden?
Der Junge grinste, als er die Frage hörte.
Kudo: Nichts leichter als das. Ich habe ihn bereits gefunden. Anfangs dachte ich, ich hätte die Person verloren, doch dann habe ich den Geruch aufgenommen.
Tsuka: Welcher Geruch?
Das Lächeln auf Kudos Lippen wurde breiter und Tsuka ahnte etwas Schlimmes.
Kudo: Welcher wohl? Der Blütengeruch von vorhin natürlich. Du hattest sie doch auch gerochen. Ich habe ihre Quelle.
Tsuka: WAS?
Kudo: Oh ja, richtig. Ich werde mich schnell darum kümmern und dort weiter machen, wo wir aufgehört hatten.
Er zwinkerte ihr zu, doch Tsuka gefiel die ganze Sache nicht.
Tsuka: I- Ich halte das für keine gute Idee.
Kudo: Keine Sorge. Du kannst mit mir kommen oder warten. Es wird nur kurz dauern.
Er drehte sich um und machte sich auf dem Weg zur besagten „Quelle“.
Das konnte doch alles nicht wahr sein! Wieso musste das ausgerechnet ihr passieren?! Und warum nach so langer Zeit? Ohne einen Moment zu verschwenden packte Tsuka Kudo hinten am Kragen und hielt ihn fest.
Tsuka:Okay, das reicht!!
Kudo drehte sich mehr erschrocken als überrascht über Tsukas schlagartig verärgerten Tonfall wieder zu ihr um.
Tsuka:Jetzt schalt doch mal dein Denken wieder ein! Wieso glaubst du überhaupt, dass dieser Blütengeruch etwas mit dem Krugwerfer zu tun hat?!
Kudo:Nun...
Tsuka[knurrt]:Das muss es nicht. Es ist überhaupt völlig unwahrscheinlich. Du redest von einem Geruch von einem der vielen Gäste dieses Festes, der an unserem Tisch vorbeigegangen ist. Was lässt dich glauben, dass dieser jemand den Krug geworfen hat? Wenn ich derjenige gewesen wäre, dann hätte ich mich, erst recht nach deinem Geschrei, von diesem Tisch ferngehalten. Was wirst du tun, wenn du denjenigen trotzdem findest? Riechen ob der Geruch von Bier an seinen Händen klebt, das übrigens Hunderte hier trinken und ihm eine Abreibung verpassen? LASS ES!!
Einige der Gäste drehten sich neugierig zu ihnen um, aber wandten sich nach einem finsteren Blick Tsukas wieder ihren eigenen Angelegenheiten zu.
Kudo:Aber Tsuka, ich kann doch nicht...
Tsuka:Natürlich kannst du! Es ist ganz leicht. Schlucke einfach dieses eine Mal deinen Stolz herunter und lass den Übeltäter einfach gehen. Am Ende ist es vielleicht nur ein gelangweiltes Kind.
Sie hob warnend den Finger.
Tsuka:Denk daran: Ich bin heute wegen dir hier und wollte mich amüsieren, nicht irgendwelche Rüpel jagen. Aber meinetwegen: Geh hinterher und tu was du willst. Ich bleibe hier. Glaube aber nicht, dass ich dann noch da bin, wenn du zurückkehrst. Da das dein letzter Tag heute hier ist, würden wir uns dann nie mehr sehen. Also los! Du hast die Wahl!
In dem Moment wo Tsuka geendet hatte, bereute sie es schon. Was wenn er tatsächlich ging? Sie konnte ihm unmöglich jetzt noch folgen. Ganz davon abgesehen, dass sie Anaraths Bitte missachten würde, würde sie Kudo großer Gefahr aussetzen, falls er wirklich Balassa finden würde. Und das würde er nur können, wenn sie das wollte. Anhand ihres Geruchs würde er sie nie finden. Balassa... Hatte sie den Krug geworfen? Tsuka schloss es nicht aus, aber sie wüsste nicht, was sie sich davon versprach. Es war jetzt ohnehin nicht wichtig. Sie konnte nur darauf vertrauen, dass Kudo nachgab und seinen Ärger vergaß.

Sylvos:Ach, hier steckst du. Und ich dachte schon du verschläfst den ganzen Tag. Hat Trems dich mit seinem Gebräu ausgeknockt?
Lashon:Ah, Sylvos! Nein, aber für den ersten Moment habe ich es mir gewünscht. Vielleicht sollten wir Saitu nach zwei anderen Plätzen fragen. Trems würde uns sicher nicht vermissen...
Sylvos bemerkte Lashons abwesenden Blick und verfolgte ihn auf die Bühne bis zu den Tänzerinnen. Sein Atem stockte. Lashon, der kurz den Blick abwandte, sah es und fing an zu lachen.
Lashon:Habe ich eben die ganze Zeit auch so ein Gesicht gemacht, hä? Na, was sagst du?
Er wandte wieder seinen Blick auf die Bühne. Die Tänzerin, der sie zusahen, war atemberaubend schön und bewegte sich mit einer gnadenlosen Eleganz, wie Lashon es noch nie gesehen hatte. Die anderen Mädchen die sie umgaben waren zwar auch schön, doch diese Frau überstrahlte sie alle. Und doch tanzte sie nur am Rand mit, fast so als gehöre sie nicht dazu.
Sylvos:Sie ist... umwerfend.
Lashon[lacht]:Das kannst du laut sagen. Mehr noch, sie ist absolut heiß. Wenn ich eine schöne Erinnerung von Sturmfeste mitnehmen wollte, bin ich hiermit nicht enttäuscht worden. Ah... es ist eine Schande, dass wir so in Eile sind.
Sylvos nickte und konnte ein breites Grinsen nicht unterdrücken.
Sylvos:Glaubst du, ob sie schon einen Freund hat?
Lashon:Hehe... Glaub mir, dieser Schatz für die Männlichkeit ist bestimmt NIE einsam. Glauben Sie nicht auch, junger Mann?
Ein Gast direkt neben ihnen fuhr zu Tode erschrocken zusammen und zuckte mit seiner Hand zurück, die er gerade ausstrecken wollte.
Clatras:Oh, also ich...
Lashon:Sprachlos, eh? Ich kann es dir nicht verübeln.
Sylvos:Ich frage mich, warum sie nicht die Haupttänzerin geworden ist...
Lashon:Eine Schande... Nicht wahr, junger Mann?
Clatras Hand zuckte wieder zurück und unterdrückte ein frustriertes Stöhnen. Was war das für ein Kerl, der einfach so fremde Leute ansprach? Warum hatte er so ein Pech? Er hatte sich ganz unauffällig angeschlichen und hatte in der nächsten Sekunde seinen fetten Geldbeutel an sich gerissen, ohne dass dieser es bemerkt hätte.
Clatras:Eine Schande, in der Tat...
Lashon:Hehe... Und der arme Kudo hat sich entschlossen auf dem Schiff zu bleiben. Wenn der wüsste was er verpasst...
Clatras sah unfreiwillig zur Bühne und suchte nach der Frau, von der die beiden sprachen. Aber er sah nichts Außergewöhnliches. Welche meinten sie wohl?
Clatras:Wenn ihr mich fragt sehen die für mich fast alle gleich aus.
Lashon:Tatsächlich? Dann müsst Ihr etwas mit den Augen haben, junger Mann.
Clatras:Hören Sie endlich auf, mit diesem 'junger Mann'! Sie gehen mir auf die Nerven! Außerdem sehen Sie nicht gerade sehr viel älter aus als ich!
Lashon:Danke für das Kompliment. Tut mir Leid, aber nach dem Ende des Galatanischen Krieges kam ich mir viel älter vor als ich war...
Sylvos[grinst]:Merkt man dir aber nicht an.
Lashon:Hey... Was soll das denn bitte heißen?
Clatras presste die Zähne aufeinander. Diese zwei hatten ihn nun lange genug aufgehalten. Er würde sich nun einfach den Beutel schnappen und unauffällig verschwinden, galatanischer Veteran hin oder her. Doch gerade als Lashon ihn dem Rücken zuwandte und er blitzschnell zugreifen wollte, bemerkte er eine andere Hand. Ohne wirklich darüber nachzudenken was er tat packte er die Hand fest am Gelenk und sah seinem Besitzer finster in die Augen.
Clatras:Hey, ein Dieb!!
Lashon und Sylvos wandten sich überrascht um.
???:Lass mich los, du gemeiner...
Sylvos:Ach, du bist es. Hätte nicht gedacht, dass du auch ein dreckiger Taschendieb bist.
???:Wer ich? So ein Blödsinn. Ich wollte nur...
Der Mann erstarrte, als er zu seinem Opfer hinaufsah.
???:Oh, Schande...
In Lashons Gesicht blitze plötzlich ein Anflug von Wiedererkennung. Ein breites Grinsen zierte seine Züge.
Lashon:Sarash!!! Unglaublich wie klein Mirnuzar doch sein kann! Was hat dich denn hierher verschlagen?!
Sincan trat in den Besprechungsraum ein, der nur aus einem länglichen Steintisch und sechs steinernen Thronen bestand, von denen im Augenblick drei besetzt waren. Am Ende des Raumes saß Garvas. Links von ihm Narsi, die wie üblich in eine rote von Stacheln besetzte Rüstung gehüllt war. Der Platz zu Garvas Rechten war für Sincan vorgesehen und aus diesem Grund im Moment frei. Neben Sincans Platz saß ein Mann in einem langen schwarzen Gewand, über dem er einen weißen Mantel mit Pelzkragen trug. Der Mann hatte keine Haare und graue Augen, wenn gleich diese in regelmäßigen Abstanden grün aufblitzten. In den Händen des Mannes lag ein altes Buch, das jedoch von beachtlichem Wert zu sein schien. Hin und wieder strich der Mann mit einer Feder einzelne Passagen und schrieb neue in winzigen Buchstaben. Sincan erinnerte sich an diesen merkwürdigen Zeitgenossen einer der Stellvertreter des Anführers des silkanischen Geheimdienstes, Zaarel. Sincan ließ sich auf seinem Sitz nieder. Zaarel legte die Feder für einen Moment aus der Hand und steckte einen klaren Kristall von der größe eines Hühnereis in eine Öffnung im Tisch, der anfing leicht zu glühen. Offenbar wollte Garvas eine Aufnahme der Unterhaltung. Zaarel nahm seine Schreibtätigkeit wieder auf, bevor Garvas begann: "Ich nehme an alle Anwesenden sind mit den neuen Hinweisen über den Hinterhalt auf unsere Leute durch die Galataner vertraut. Ich plane diese Informationen durch Zaarel überprüfen zu lassen. Aufgrund der politischen Situation werde wir allerdings im Rahmen von Mirnurzars Gesetzen handeln."
"Was habe ich damit zu tun." Warf Sincan ein.
Garvas Blick wurde todernst. "Sobald wir wissen wer dahinter steckt werdet ihr sie ihn in Gewahrsam nehmen Sincan. In silkanische Gewahrsam versteht sich. Völlig unabhängig davon wer es ist oder wo er ist. Danach werden wir sowohl Risteme als auch Mirnurzar an der Entscheidung des Strafmaßes teilhaben lassen."
Was für eine Farce. Außer der Todesstrafe gab es kein angemessenes Urteil. Garvas reichte Sincan einen Bogen Papier. Die Details seines Auftrages.

Jad ließ das Fernrohr sinken. Reyter hatte wirklich ein gutes Versteck gefunden. Hätten sie nicht einen seiner Männer aufgelesen und "befragt" hätte er es wahrscheinlich nie gefunden. Er wandte sich dem erstbesten seiner Leute zu. "Geh unbewaffnet rüber und sag ihnen, dass Jad von Silkanas mit ihm verhandeln will."
Widerwillig streifte der Soldat seinen Waffengurt ab und wollte gehen.
"Oh, und bring ihm als Freundschaftsgeschenk seinen Untergebenen. Ich bin mir sicher er will den Verräter selbst bestrafen."
"Ja, Sir!"

Sincan wartete auf seinem Platz bis Zaarel und Narsi gegangen waren und er allein mit Garvas in dem Besprechungsraum zurückblieb.
"Könntest du mir erklären was das zu bedeuten hat?"
Garvas seufzte. "Mir ist klar wie sich eure Befehle auf die politische Situation auswirken könnten, aber es werden bestimmte Stimmen in unserer Bevölkerung laut. Nachdem wir nach Varus Untergang keinen Feind mehr haben und die militärisch stärkste Nation sind, werde ich sowohl von den Adelshäusern als auch der normalen Bevölkerung kritisiert, weil ich Silkanas nicht vollständig unterwerfe. Im Augenblick halten sie sich in Grenzen, aber, wenn ich einen hinterhaltigen Angriff auf unsere Leute ungesühnt lasse, wird sich das ändern."
"Ungesühnt lassen. Mir wäre es auch lieber, wenn ich die Verantwortlichen persönlich enthaupten könnte, aber wir lassen sie nicht davon kommen, sondern überlassen sie Mirnurzars Regierung."
"Ein Zeichen meiner Schwäche in allzu vielen Augen."
"Ich hätte nicht gedacht einen Mann aus der Linie des 'Bauernkönigs' einmal vor dem Adel zurückweichen zu sehen."
"Das letzte was wir brauchen ist noch ein Bürgerkrieg."
"Ich führe eure Befehle aus, wenn ihr es wünscht, aber denkt lieber daran, dass es unsere Beziehung zu einigen von Mirnurzars Herrschern zerstören könnte." Er erhob sich und wandte sich zum gehen.
"Sincan, ihr seid mir wirklich ein guter Freund."
Ein spöttisches Lächeln erschien auf Sincans Lippen. "Das bin ich dem König dieses Landes seid drei Generationen, Kleiner."
Sarash:Wie?! Du bist noch am Leben?! Gibt es in diesem Leben denn gar keine Gerechtigkeit?!
Lashon:Freut mich auch sehr dich zu sehen!! Mensch, dass letzte Mal als wir uns gesehen haben war das... damals in dem geheimen Lagerhaus deiner Bande, oder?
Sarash:Dass diese Wahnsinnige alles abgefackelt hat, ist dir wohl gerade entfallen, eh?! Meine Ware war Millionen von Goldstücke wert!!
Lashon[lacht]:Oh ja, der Truppführer war richtig sauer, als wir ihm davon berichtet haben. Aber was sollten wir machen? Ihr wolltet euch nicht ergeben. Irgendwie mussten wir euch doch da raus bekommen...
Sylvos sah zwischen den beiden hin und her.
Sylvos:Ihr kennt euch also schon... ein Freund von dir?
Lashon:Sagen wir mal ein guter alter Bekannter. Darf ich vorstellen? Sarash, Anführer der Wolfzahnbande und Dauergast in unseren Arrestzellen damals in Gilratar. Woher kennst du ihn, ist hier die Frage.
Sylvos:Er war auf dem Reyter-Schiff, das wir neulich versenkt haben. Anscheinend hat er die Nerven verloren, Mist gebaut und sich anschließend bei uns auf der Windtänzerin versteckt. Der Käpten hat ihm einen Deal angeboten, also denke ich er gehört irgendwie zu uns. Hoffentlich als Köder bei einem weiteren Angriff oder so. Dass ich ihm nicht vertraue, muss ich wohl nicht erwähnen.
Er sah nachdenklich zu, wie Sarash sich von dem Festgast losriss und sich schweigend das Handgelenk rieb. Gegenüber ihm und dem Käpten war er ziemlich aufmüpfig gewesen, während er sich vor Lashon hingegen eher zurückhaltend, fast eingeschüchtert benahm. Was war zwischen den beiden vorgefallen? Sarash deutete einen Fluchtversuch an, aber Lashon packte ihn scheinbar freundschaftlich, aber fest wie ein Schraubstock, an der Schulter und hielt ihn fest.
Lashon:Zu uns, hm? Das ist schon ein seltsames Gefühl, jetzt MIT dir zu arbeiten. Aber ich bin mir sicher, dass wir uns gut verstehen werden. Komm, ich will dich einer alten Bekannten von uns vorstellen.
Sarash:Wa... Nein... Nein, 'die' ist doch auch nicht hier, oder? DIESE VERRÜCKTE DRACHENCLAN-
???:Drachenclan- was?
Sarash erstarrte und drehte sich mit Lashon entgeistert um. Kanra drängte sich mit leicht schlängelnden Bewegungen durch die Menge auf sie zu. Ihre Wangen waren leicht gerötet und in ihrer rechten Hand befand sich ein leerer Bierkrug. Lashon nickte wissend.
Lashon:Ah, Kanra! Genau nach dir habe ich gesucht! Sieh mal, wer seit Neustem auf unserem Schiff mitfährt!
Kanra beäugte Sarash misstrauisch und rümpfte die Nase.
Kanra:Und wenn schon? Was ist mit dem?
Lashon:Sieh ihn doch mal genau an.
Sie beugte sich noch weiter vor, so dass ihr Gesicht direkt vor Sarashs war, der angestrengt versuchte von ihr zurückzuweichen.
Lashon:Und?
Sie schüttelte den Kopf.
Lashon:Nein? Geht dir denn bei dem Namen 'Sarash' kein Licht auf?
Kanra:Nö, sollte es?
Sarash:WAS?! Das kann doch nicht wahr sein!! Du hast mein verdammtes Lagerhaus abgefackelt!!
Kanra:... Tatsächlich?
Sarash:An einem anderen Tag hast du mir nach meiner Festnahme mindestens fünfmal direkt ins Gesicht geschlagen und man hat dir nicht mal eine Verwarnung gegeben!!
Lashon[leise]:Deine Worte waren auch nicht gerade die nettesten gewesen...
Kanra:Tut mir Leid, ich weiß wirklich nicht...
Sarash:Du hast mich in der Schlingfalle dieses Mistkerls kopfüber hängen lassen und mich erst abgeschnitten als ich bewusstlos geworden bin!!! MIT WIE VIELEN HAST DU DAS SCHON GEMACHT, HÄ?!?!
Kanra:... ... Verzeihung, aber ich erinnere mich echt nicht mehr an dich. Aber was ich dir auch immer angetan habe... Du hast es bestimmt verdient.
Clatras konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Das Gesicht dieses Sarashs war einfach unbezahlbar. Auch wenn er widerwillig zugeben musste, dass er gerne wissen wollte wie das hier ausging, musste er sich wieder auf das Wesentliche konzentrieren: das Gold. Wenn er zuschlagen wollte dann jetzt, wo die Aufmerksamkeit nicht mehr auf ihn lag. Er schob sich unauffällig an Lashon heran und streckte unauffällig die Hand aus. Doch gerade als er zupacken wollte, erstarrte sein gesamter Körper.
Clatras[denkt]:Wa- Was geht hier vor? Ist das die Sternenmacht?! Haben sie es bemerkt?!
Panisch sah er die Adepten an, aber keiner schien ihn wahrzunehmen, da zwischen den drei Adepten und dem Dieb, der allmählich die Beherrschung verlor, ein hitziges Wortgefecht im Gange war. Spielten sie nur mit ihm?
???[Geistleser]:Du gehörst zu ihm, nicht? Gut... Ich glaube du solltest auch nützlich sein. Komm...
Clatras Blick wurde leer, als stünde er unter einer Art Trance. Langsam zog er seine Hand zurück, drehte sich auf dem Absatz um und ließ sich von der drängelnden Menge verschlucken. Sarash hatte währenddessen aufgegeben, alle Geldbeutel herausgerückt die er gestohlen hatte und war fluchend zum Schiff zurückgekehrt. Lashon wiegte die Beutel in seinen Händen abschätzend ab.
Lashon:Hm, nicht schlecht. Das sind bestimmt viertausend mirnuzarianische Münzen.
Kanra:Damit könnte man sich so Einiges leisten...
Lashon[lacht]:Denk nicht einmal im Traum daran. Als ehemaliger Stadtwächter ist es doch selbstredend, dass wir sie sofort den örtlichen Ordnungshütern übergeben. Schließlich sind wir alles ehrliche Menschen, nicht wahr junger Mann?
Stille.
Lashon[denkt]:Komisch, keine Beschwerde?
Er drehte sich um. Clatras war fort.
Lashon:... Wo ist er hin?
Kanra:Wer?
Lashon:Der Mann von vorhin, du weißt schon. Der, der Sarash ertappt hat.
Sylvos:Er war eben noch hier gewesen... Vielleicht wollte er sich das nicht weiter antun?
Lashon überlegte einen Moment lag, zuckte dann allerdings gleichgültig mit der Schulter.
Lashon:Gut, ich bringe das hier eben weg.
Kanra:Wenn es einen Finderlohn gibt...
Lashon:... werde ich ihn großzügig ablehnen.
Kanra:Ich wollte eigentlich sagen, 'kannst du uns einen ausgeben.'...
Sylvos:Du siehst nicht gerade so aus, als könntest du noch mehr vertragen.
Kanra:Hä? Mach dich nicht lächerlich, ich halte noch mindestens die dreifache Menge aus.
Lashon setzte sich in Bewegung und lachte.
Lashon:Sie hat leider Recht Sylvos. Im Moment kannst du dich wenigstens noch mit ihr vernünftig unterhalten. Bis gleich. Reist nicht ohne mich ab, wenn‘s länger dauert!
Er riskierte noch einen Blick zur Bühne, doch die Tänzerin von vorhin war nicht mehr zu sehen. War ihr Auftritt schon zu Ende?
Lashon[denkt]:Seltsam... Das ist doch immer noch das gleiche Stück, oder täusche ich mich da?

Vera kicherte belustigt.
Vera:Tatsächlich?
Merl:ja, wirklich! Diese Gerüchte kursieren überall! In Weyard war es am schlimmsten.
Vera:Du willst mir also sagen, dass das Essen von Keksen die eigene Sternenenergie erweitert? Das klingt unglaubwürdig.
Merl nickte grinsend.
Merl:Es geht noch besser. Angeblich soll das häufige Essen von Minzblättern einen blitzschnellen Läufer aus einem machen.
Vera[lacht]:Du meinst das doch nicht ernst, oder? Das glauben die Leute?
Merl:Ich denk mir das nicht aus. Das würde allerdings erklären warum aus mir ein Psynergytyp geworden ist. Ich liebe Kekse!
Um seine Aussage zu untermalen griff er in den Weidekorb, den er sich vorhin an einem Stand gekauft hatte, fischte eine Handvoll Kekse heraus und steckte sie sich in den Mund. Vera schüttelte leicht überwältigt den Kopf. Diesen mitgezählt hatte Anar sich bereits fünf Körbe geholt. Sie hatte schon nach einem halben genug gehabt. Der Junge schien über einen außergewöhnlichen Appetit zu verfügen.
Vera:Gibt es auch etwas... das die eigene Körperkraft erhöht?
Merl:Ich glaube es waren... Äpfel.
Vera[denkt]:Jetzt wo er es sagt... Kudo hat vor vielen Jahren nichts weiter zu sich genommen als Äpfel und Milch. Sind an diesen Gerüchten wirklich etwas dran?!
Sie schüttelte den Kopf. Nein, so etwas wäre absurd. Trotzdem erwischte sie sich wenig später dabei, wie sie Anaraths Korb um einen Keks erleichterte, obwohl sie schon lange keinen Hunger mehr hatte.
Merl:Oh!
Vera:Was ist?
Er nickte nach vorn. Vera blickte in die Richtung und bemerkte, dass sie beim Umherwandern vor dem Pavillon Sturmwinds herausgekommen waren.
Merl:Mir fällt ein, dass ich Lord Sturmwind noch einen Bericht abzuliefern habe. Er ist recht kurz. Kannst du hier auf mich warten?
Vera:Wenn er wirklich kurz ist.
Er lächelte.
Merl:Zu meinem Leidwesen fürchte ich: ja. Keine Sorge, ich beeile mich auch.

Sturmwind:Willkommen Anarath, mein Junge!! Schön dich zu sehen!! Sag, wie gefallen dir die Feierlichkeiten?!
Merl:Sie gefallen mir ausgezeichnet.
Merl erwiderte die lautstarke Begrüßung mit einer höflichen Verneigung. Während er das tat warf er Paka einen Seitenblick zu. Dieser sah es und winkte ihm freundlich zu. Allerdings bemerkte Merl den ernsten Gesichtsausdruck des Mannes. War etwas passiert?
Sturmwind:Nun, mein Junge... Gibt es etwas Neues?
Er nickte.
Merl:Das gibt es, Lord Sturmwind. Ich muss ihnen bedauerlicherweise mitteilen, dass der gesuchte Dschinn entkommen ist. Er floh über den Ozean nach Nordshetver, so dass ich ihn nicht weiter verfolgen konnte. Ich war zu spät und habe keine Entschuldigung dafür.
Der Herrscher nickte und tauschte mit Paka einen wissenden Blick.
Sturmwind:Reyters Basis?
Paka:Zweifellos...
Merl:... Was?
Der Regent der Sturmfeste musterte ihn mit einem nachdenklichen Blick.
Sturmwind:Meine Kundschafter haben einen Ort weit im Norden Shetvers entdeckt, der höchstwahrscheinlich die Basis des galatanischen Kriegsherren Reyters ist. Sicher hast du schon von ihm gehört?
Merl:Sicher, aber...
Sturmwind:Ich höre in letzter Zeit immer wieder die Frage, wieso ich diesem Mann neben mir so sehr vertraue. Wieso mit jemanden befreundet sein, der einst ein galatanischer Kriegsherr war? Auch wenn ich vielen meiner Untergebenen und Freunde nicht die volle Wahrheit sagen kann, würde bei dir Anarath eine Ausnahme machen. Dein Ruf eilt dir voraus und dein Dienst für mich spricht für sich. Vielleicht kannst du Mirnuzar noch einen Gefallen tun.
Merl warf einen unauffälligen Blick nach hinten, Richtung Vera.
Merl[denkt]:So viel zu meinem 'kurzen' Bericht. [sagt] Um ehrlich zu sein stelle ich mir diese Frage schon eine ganze Weile und habe bisher keine zufriedenstellende Antwort bekommen. Verzeiht wenn ich das so sage Paka, aber es gibt keine Garantie, dass Ihr nicht einfach nur lügt.
Paka winkte wirsch ab.
Paka:Wäre ich an deiner Stelle, würde ich mir auch nicht glauben Junge. Vergiss aber nicht, dass es auch meine Entscheidung war, ob wir dich einweihen oder nicht.
Merl:Also schön, die Herren. Ich bin ganz Ohr.
Der Herrscher räusperte sich und sprach nur mit gedämpfter Stimme weiter. Merl musste schon mehr als seine natürlichen Sinne benutzen, um ihn deutlich über den Festlärm zu verstehen.
Sturmwind[leise]:Um die Wahrheit zu sagen, betreibe ich mit Paka und meiner Schwester vom Scharfrichtergipfel eine geheime Operation, deren Ziel es ist Kriegsherr Reyters Eroberungspläne Mirnuzars zu zerstören.
Merl:Moment, wa...! [leise]Ich meine, was?!
Sturmwind[leise]:Das ist richtig, Junge. Hör zu...

Sie mussten nicht lange warten. Jad spähte durch das Fernrohr und sah zwei Gestalten aus der Basis zurückkommen. Einer davon war der Soldat, denn er entsendet hatte. Der andere Mann, mit den äußeren Merkmalen eines Windadepts, hielt eine graueweiße Fahne in der Hand, die in Galatan das Zeichen für eine Misstrauensverhandlung war. Mehr konnte Jad im Moment nicht erwarten, also ließ er sie kommen.
Reyter-Offizier:Ich entsende meine Grüße von dem großen Kriegsherren, Lord Reyter. Ich bin der persönliche Schlachtenkoordinator und Euer vorerst offizielle Verhandlungspartner. Mein Name ist Sfasesh, ehemaliger Windturmwächter.
Jad:Jad von Silkanas. Ich bin der Verantwortliche hier. Ich hatte gehofft mit Lord Reyter persönlich zu verhandeln.
Sfasesh:Der Kriegsherr befindet sich momentan in umfassenden Vorbereitungen für einen Angriff und ist daher im Moment sehr beschäftigt. Allerdings zeigt er gutwilliges Interesse in Euer Erscheinen. Das Volk der Welt Silkanas ist uns nicht nicht lange bekannt und Lord Reyter interessiert sich sehr für das Volk der Schattenadepten. Allerdings weiß er zu wenig über euch, um den Wert einer Verhandlung einzuschätzen. Ich wurde entsandt um zu entscheiden, ob der Kriegsherr dieser Verhandlung persönlich beiwohnen sollte oder nicht. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, dann erzählen Sie mir neben dem Grund warum Sie hier sind, etwas mehr über ihre Welt.
"Warum nicht..." Fing Jad an. "Beginnen wir mit unserer Welt. Im Augenblick teilt es sich in drei Reiche: Das Ostreich, mit ihrer Kaiserin Narsi, das südliche Reich Hiran mit ihrem König Garvas und das Zentralreich, das bis vor kurzem von dem legendären König Truar regiert wurde. Im Augenblick sind alle Reiche in einer Art von Bündniss, wenn gleich es nur dazu kam, da unser Krieg mit Varus alle Reiche neben Hiran beinahe vollständig zerstört hat. Unsere Geschichte ist aber eine der Kriege. Sowohl Kriege zwischen den Reichen, als auch Bürgerkriege. Die Reiche sind also wenig kooperativ. Verschärfend kommt hinzu, dass Hirans Geheimdienst dafür bekannt ist sich Leute gefügig zu machen. Sobald einer der Herrscher eine Entscheidung trifft, die den falschen Leuten nicht gefällt, wäre es ein Kinderspiel der Öffentlichkeit weißzumachen, dass dieser Herrscher vom Geheimdienst manipuliert wurde. Ein weiterer Krieg wäre unanbwendbar. Aus diesem Grund plant meine Herrin Narsi nach Mirnurzar umzusiedeln, sowie wir es von den niederen Kreaturen gereinigt haben. Nicht-Adepten meine ich selbstverständlich. Womit ich unsere Pläne erreicht habe. Meine Herrin hat bereits mit der ersten Unterstützung, die Silkanas Mirnurzar schickte, mich und weitere Loyale Diener in Mirnurzar gewisse Vorkehrungen, an den Leuchttürmen der Elemente treffen lassen. Um euch zu erklären was wir getan haben lasst mich euch den ältesten und unbekanntesten Teil von Silkanas Geschichte erzählen. Eine Zeit in der es in Silkanas elementare Leuchttürme und Nicht-Adepten gab."
"Wartet!", Reyters Offizier blickte Jad erstaunt an, "Wollt ihr damit sagen ihr kennt einen Weg um alle ohne Psynergie mit einem Schlag auszulöschen?"
"Exakt. Sobald alle Leuchttürme brennen und die goldene Sonne entsteht, werden die Leuchttürme zerstört. Von da an wird, wie es in Silkanas der Fall ist, die Welt selbst Alchemie erzeugen. Der wichtigste Teil aber ist die goldene Sonne, die kollidieren wird und die gesamte Welt mit einer Welle von Alchemie überschwemmt. Unseren Experimenten nach hat diese Alchemie auf Adepten bloß eine stärkende Wirkung, aber auf Nicht-Adepten wirkt sie in fast allen Fällen tödlich."
"Fast?"
"Oh, ja, in Mirnurzar würden einige wenige hundert wohl zu schwachen Adepten werden. Ich gönne es ihnen zwar nicht, aber ich akzeptiere dieses Übel. Nachdem diese Welt also gereinigt und ihre Bevölkerung dezimiert wurde, werden wir uns in dieser Welt ansiedeln. All dies wird im Augenblick vorbereitet, wenn gleich wir bis zur Entzündung der Leuchttürme gerne die verbleibenden Adepten des vergangenen Galatans auf unserer Seite wissen. Pläne in die ich nicht eingeweiht bin sollen dieses Ziel erreichen. Nun wie auch immer aus diesem Grund wollen wir mit Reyter über ein für unser Reich angemessenes Gebiet verhandeln."
Reyters Offizier blickte ihn schweigend und nachdenklich an. "Könnt ihr es beweisen?"
Jad zuckte mit den Schultern. "Kommt darauf an in wie weit ihr die Leuchttürme versteht. Unsere Modifikationen an ihnen Verstehen selbst bei uns nur wenige..." Er überlegte kurz dann bildete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht. "Ja, warum geben wir euch nicht silkanische Waffen und Schilde für eure Schiffe. Sie sind den galatanischen Überlegen müsst ihr Wissen." Warum hatte Jad nicht gleich daran gedacht? Natürlich konnte man die Gunst eines Kriegsherren am besten mit Waffen gewinnen...

Sciz leerte einen weiteren Krug. Er befand sich an einem Stand und tat sein Bestes sich nichts außer seinem Krug zu konzentrieren, was ihm von Krug zu Krug leichter fiel. Der Grund war schlicht das Fest selbst. Er hasste Feste, seid eines Aufgurnd seiner Ergreifung veranstaltet wurde, das dann in seiner Enthauptung enden sollte...
Jemand rempelte ihn an. Reflexartig packte er ihn an der Schulter. "Hey..." knurrte er, doch dann zeigte sich Überraschung auf seinem Gesicht. Der Mann den er festhielt war kräftig gebaut und besaß struppiges braunes Haar und Bart. Ihm fehlten zwei Zähne und seine Augen waren grün. Der Mann war in eine zerflederte Weste gekleidet. "Käpten...?" fragte der Mann und wich ein wenig zurück. Der Bärtige fing nun an ihn von Kopf bis Fuß zu Mustern, bis er nach einigen Minuten nickte.
"Wie lange ist es her, Ges?", fragte Sciz während er einen Schluck von seinem Krug nahm.
"'Ne Weile nich..." Ges wandte sich dem Stand zu. "RUM!"
"Wie kommt es, dass du auf der Insel bist."
Ges erhielt seinen Rum kippte ihn in einem Zug hinunter, verlangte einen weiteren Krug und brummte: "Leb jetzt hier, Käpten."
"Es ist Sciz."
"Gehst du jetzt wieder bei dem Namen?" Fragte Ges überrascht, während er seinen Krug in Empfang nahm.
"Ja, ich hoffe das ändert sich nicht zu bald."
"Was verschlägt dich eigentlich hierher? Du hast doch Feste."
"Ich bin hier, weil ich eine böse Vorahnung habe und ich die in Bier ertränken will."
"Böse Vorahnung. Du bist Berührter mit Windpsynergie, dass heißt das ist übel!"
"Berührter, he? Du sprichst wie ein Mirnurzurianer. Und ja das ist übel. Besonders, weil ich mir sicher bin das es hier passiert." Er leerte seinen Krug.
"Warum bist du dann hier?" Ges kratzte sich am Kopf.
"Es geht nicht nur um mich... es geht auch um die anderen auf dem Schiff. Noch ein Bier!" Sciz sefzte. Warum interessierte es ihn überhaupt ob der Besatzung der Windtänzerin etwas passierte? Aus Dankbarkeit? Weil er glaubte, dass sie die einzigen waren, die die Leuchttürme entzünden und die Welt retten konnten? Nein, das konnten Reyters Leute sicher genauso gut.
"He, ich glaube fast ich bin weich geworden."
"Sciz, dann bist du noch lange nicht nett." Meinte Ges neben ihm. "Neben bei... Bist du von der Windtänzerin?"
"Ja, das bin ich tatsächlich."
"Dann kennst du sicher einen Idioten der ne Menge große Töne spuckt un-"
"Kudo?"
"Trägt der 'nen roten Mantel?"
"Ja."
"WO IST DIESE RATTE?!"
Einige Gäste wandten ihnen überrascht die Köpfe zu, aber nur für einen kurzen Moment, dann richteten sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf andere Dinge.
"Selbst mit Geistleser hätte ich nicht die besten Chancen ihn zu finden. Aber warum suchst du ihn?"
"Ich hatte einige Probleme wegen ihm und seinem Turm?" Schnaubte Ges. "Erstmal hat er die ganze Halle weggepustet, weil er am verlieren war, anstatt die Verkrüppelung durch Striker hinzunehmen ruiniert er allen andere ihre Chance und sorgt auch noch dafür, dass sie verhaftet werden."
"Du hast mal wieder eine Nacht im Gefängniss verbracht? Früher hast du das nie als Grund gesehen so durch zu drehen."
"Zwei Dinge sind anders. Erstens der Typ hat keine Wachen gerufen, weil er Angst vor mir hatte oder so was oder nur seinen Job gemacht. Er wollte nur seine eigene Haut retten. Und der Zweite ist das ich kein Pirat mehr bin. Ich habe hier eine Familie verstehst du? Ich will nicht, dass die mich für einen Kriminellen halten."
Sciz lachte. "Du hast also schon wieder geheiratet? Die wie vielte ist das?"
Ges Augen verengten sich. "Nimm die, die du getötet hast, und zähl aufwärts."
"Verzeih mir... Wie auch immer... Kudo zieht Aufmerksamkeit auf sich. Du wirst ihn schon finden, aber bitte bring ihn nicht um... Und bestehle ihn auch nicht, ja?"
"Wie gesagt ich bin kein Krimineller." Knurrte Ges.
"Womit du sagen willst außer illegalen Wetten, illegalen Kämpfen und Schlägereien tust du nichts illegales?" Fragte Sciz grinsend.
"Nein, ich tue alles, bei dem sich keiner die Mühe macht Nachforschungen anzustellen. Das kümmert meine Familie nicht." Mit diesen Worten ging Ges.
"Wie ich sehe hat er immer noch seine eigene Definition von... allem eigentlich..." Murmelte Sciz. Wirklich merkwürdig, dass er gleich zwei seiner früheren Untergebenen hier traf. Er zog einen Bogen Papier aus seinem Mantel; Rulks Nachforschungen... Der Mistkerl hatte sie da liegen lassen wo sie jeder, der den Laden betrat sofort finden würde. Gut, dass Sciz offenbar als Erster da gewesen war. Die Informationen die er über Paka wollte enthielten sogar das dieser einmal Kriegsherr gewesen war, aber nicht viel, dass Paka inzwischen nicht offen zu gab. Er griff nach dem vor kurzen bestellten Krug, der schon seit einiger Zeit dort stand.

Garvas blickte in absolute Dunkelheit. Er schien einfache Kleidung zu tragen und... Fesseln selbstverständlich. Seine Handgelenke waren hinter seinem Rücken zusammengekettet und die Fesseln widerum mit einer Kette mit dem Boden verbunden. Seine Fußgelenke mit Fußfesseln am Boden befestigt. Er saß so aufrecht wie möglich aufrecht, da der Raum bis zu einem halben Meter Höhe mit Wasser gefüllt war; kaltem Wasser natürlich. Vermutlich war die Decke des Raumes niedrig und die Wände nicht allzuweit entfernt von ihm, denn die Luft war schon sehr bald sehr dünn geworden, wenn gleich er gäbe es keine Luftzufuhr er wohl bereits erstickt wäre. Das hier war vermutlich schlimmer, als direkte Folter, bei der wusste man wenigstens, dass man am Leben war und einem wurde nicht langweilig. Nun es gab schlimmeres die Wassertanks in denen Hirans Geheimdienst seine Gefangenen aufbewahrte zum Beispiel... Dennoch musste er hier irgendwie rauskommen. Wenn sein Angreifer war wer er dachte, dann hatte er inzwischen bereits seine Gestalt angenommen und erteilte irgendwelche Befehle im Zusammenhang mit den Zentralen Kontinenten und Kadev. Er hatte keine Ahnung, aber wenn er die Wahrheit gesagt hatte, war es etwas zum Vorteil von Silkanas und ins besondere Hiran. Das Problem war wohl nur, dass er jegliche Schritte selbst einleiten würde, es sei denn sie stimmten nicht mit seinen Prinzipien über ein. Mit diesen Gedanken zerrte er knurrend an seinen Ketten, aber außer Schmerzen an den gefesselten Gelenken brachte es ihm bisher nichts.
"Mach so weiter für die nächsten fünfzig Jahre und vielleicht kommste du frei." Er lachte hilflos und setzte seine sinnlosen Bemühungen fort.
Sfaseshs Gesichtsausdruck verfinsterte sich für einen kurzen Augenblick, nachdem Jad seinen Satz beendete.
Sfasesh:Ich nehme an Ihr wolltet mich und den Kriegsherr mit dieser Aussage nicht beleidigen. Ich weiß nicht in wie weit Ihr meint die Galataner nach einem so kurzen Zeitraum zu kennen, aber steckt unser techonologisches Wissen nicht in die gleiche Kategorie wie das der Zentralen Kontinente.
Jad wirkte über die forsche Zurechtweisung des Schlachtenkoordinators überrascht. Anscheinend hatte er einen empfindlichen Nerv getroffen.
Jad:Ich versichere Euch mein Angebot hatte nur die besten Absichten. Ich wollte damit ausdrücken, dass unsere Welt schon viele Kriege gesehen hat. Und da gerade in Kriegszeiten sich die Technologie stark weiterentwickelt, ist unsere Ausrüstung dementsprechend weit fortgeschritten.
Sfasesh:Mag sein, aber wenn Ihr die 'Schattendrifter' oder die 'Eraser' einmal in Aktion sehen könntet, dann hättet Ihr vielleicht nicht eine so geringe Meinung über Lord Reyters Marine. Aber dennoch verstehe ich den Wert Eures Angebotes. Die Schildtechnologie ist von uns erst seit einigen Jahren entwickelt worden und bisher war sie in Lord Reyters Flotte einzigaritg. Ich will nicht bezweifeln, dass wir eine Menge voneinander lernen können. Vielleicht bekomme ich Lord Reyter dazu ein Teil unserer Ausrüstung mit eurer zu tauschen.
Jad:Das würde uns sehr freuen.
Sfasesh nickte zufrieden.
Sfasesh:Kommen wir nun zu einem wichtigeren Thema... Ihr habt erwähnt, dass Ihr bereits die Leuchttürme der Elemente modifiziert habt. Dann verratet mir doch... Wo sind sie?
Jad:Ich verstehe nicht genau, worauf Ihr hinauswollt...
Sfasesh:Nicht? In Mirnuzar sind bis auf den Leuchtturm des Windes sämtliche Türme verschollen. Ein alter Orden hat dafür gesorgt, dass keinerlei Aufzeichnungen über ihren Standort übriggeblieben sind. Trotz knapp drei Jahren intensiver Suche galatanischer Kartographen, Hoheadepten und, selbstverständlich, Lord Reyters Suchtrupps ist es noch niemanden gelungen sie zu finden. Es wurden viele Berechnungen angestellt, das Gespür von Experten benutzt, die wenigen unbewohnten Gebiete Mirnuzars durchstreift... Aber man fand nichts. Als wären sie vom Erdboden verschluckt.
Jad:Verstehe... Ich fürchte diese Frage kann ich nicht beantworten, denn für unsere Modifikationen war kein direkter Kontakt mit den Türmen nötig.
Sfasesh[denkt]:Also können sie bestimmt genauso einfach wieder entfernt werden... Und so wie ich den Adepten des Windturmes auf dem Scharfrichtergipfel kenne, ist es dort höchstwahrscheinlich schon geschehen. [sagt] Verstehe... Sämtliche Nicht-Adepten auf einen Schlag ausrotten... das klingt verlockend. Wir hatten ohnehin vor die Alchemie zu entfesseln.
Jad:Und die Gebietsansprüche?
Sfasesh:Darüber... sollten Sie mit dem Kriegsherrn persönlich sprechen.
Jad:Sie haben sich also entschieden, dass da der Kriegsherr uns persönlich anhört?
Sfasesh nickte.
Sfasesh:Durchaus. Der Kriegsherr wird sehr interessiert sein, wenn ich ihm das berichte was Ihr mir gesagt habt. Haltet Eure Position Meister Jad und wartet auf das Signal. Ich werde zurückkehren und Euch zu ihm führen. Eure Männer sind herzlich angeladen unsere Gäste zu sein.
Jad:Sehr liebenswürdig, Schlachtenkoordinator Sfasesh. Wir werden mit Freuden warten.
Sfasesh nickte und schwang traditionell die Fahne. Dann machte er kehrt und ging zu der Basis zurück. Jad verschränkte die Arme und bereitete sich auf eine lange Wartezeit vor. Dennoch konnte er seine Zufriedenheit nicht leugnen. Mehr hätte er nicht erwarten können.

Sazael mochte keine Feste. Feste waren für Faulpelze nichts weiter als ein ausreichender Grund nicht arbeiten zu müssen. Und gerade in diesen Zeiten konnten die Bewohner Mirnuzars es sich nicht leisten die Arbeit schleifen zu lassen. Es gab immer etwas zu tun. Und wer sich einmal treiben lässt, der gerät in Gefahr es immer wieder zu tun. Ungeduldig schob er sich an den letzten Menschen vorbei und passierte die Wachen des Pavillion des Herrschers, die lautstark protestierten und ihm hinterhereilten. Narren. Hätte er seine Schritte beschleunigt, hätte er den Lord erreichen und ermorden können, bevor die Wächter überhaupt in seine Nähe gekommen wären. In diesem Fall fingen sie ihn auf der halben Strecke ab und hielten ihn fest.
Sazael[gereizt]:Lassen Sie mich los, Grobian. Ich möchte meinem Käpten nur eine Nachricht überbringen, dann bin ich wieder weg.
Sturmwind[ruft]:Schon gut, Männer! Sazael ist ein guter Freund von mir! Lasst ihn durch!
Sazael riss sich los, warf den Wächtern einen herablassenden Blick zu und ging zu Paka und Lord Sturmwind hinüber. Bei ihnen war auch ein blonder Junge, der anscheinend mit den beiden in ein ernstes Gespräch verwickelt gewesen war. Jetzt schwiegen sie.
Paka:Ah, Sazael! Sind die Reparaturen bald abgeschlossen?
Sazael:Sie SIND abgeschlossen. Es hat eine Weile gedauert das Design der Windtänzerin wieder herzustellen, aber jetzt sieht es wieder aus wie neu...
Paka:Design? Ich hätte doch nur um das Nötigste gebeten...
Sazael:Womit ich bereits heute früh fertig war. Ich bin zwar noch nicht mit dem Glanz des Holzes zufrieden, aber auf dieser Insel lässt sich keine anständige Politur finden. Ich hätte vielleicht noch intensiver danach suchen können, wenn die Integrierung dieses Schildartefakts nicht so lange gedauert hätte...
Paka:Das WAS?!
Sazael:Tut mir Leid, ich weiß nicht wie es heißt. So ein bernsteinfarbener Kristall... Leitet man Psynergy hinein, entsteht ein heller Lichtschleier der schnelle Objekte und Psynergien abwehrt.
Paka:... Was für ein Ding? Wo hast du das gefunden?
Der Konstrukteur zuckte gleichgültig mit den Schultern.
Sazael:Es lag einfach so auf dem Deck herum. Ihr wusstet nichts davon? Naja, ich habe es eingehend untersucht. Es birgt keine Risiken, nur Vorteile. Soll heißen es ist kein Sender und Selbstzerstörungsmechanismus enthalten.
Paka konnte nicht glauben, was er da hörte. Eine so nützliche Technologie war ihm einfach so zugeflogen?
Sturmwind:Jetzt wo ich so darüber nachdenke habe ich Gerüchte über Schiffe gehört, die die Psynergien von galatanischen Eskortschiffen verschluckt haben. Diese Schilde gehören also vermutlich Reyters Armee.
Paka:Er kann sie jetzt also auch noch selbst herstellen? Das sind schlechte Neuigkeiten...
Sazael:Wie dem auch sei, jetzt haben wir auch so ein Ding. Ich übergebe Euch gerne die Kontruktionspläne, die ich davon erstellt habe. Vielleicht können 'die' es auch nachbauen. Wo wir schon dabei sind...
Er blickte misstrauisch in Merls Richtung. War er nicht derjenige gewesen, der den Käpten verhaftet hat?
Sazael:Darf der Winzling hier das überhaupt mithören?
Merl[denkt]:Winzling?!
Paka:Ja.
Sazael:Also gehört er jetzt dazu?
Merl:Nein.
Zwischen den Männern herrschte für eine Weile Schweigen, dass Sazael mit einem vernehmlichen Räuspern brach.
Sazael:Wie dem auch sei, Ihr könnt wieder in See stechen Käpten. Es geht jetzt in den Norden Shetvers, nicht? Der Marsstern...
Paka:Das ist richtig. Ich denke wir sollten so bald wie möglich aufbrechen. Arilla spürt, dass es in letzter Zeit tief einschneidene Ereignisse in Mirnuzar gegeben hat. Wenn wir uns nicht beeilen wird Reyter seinen Vorteil aus dieser Situation ziehen.
Sturmwind:In diesem Fall ist wohl die Zeit für den Abschied gekommen.
Der Herrscher und der Käpten standen auf.
Sturmwind:Lass mich das Finale einläuten und du sammelst deine Leute zusammen. Richte meiner Schwester schöne Grüße aus, wenn du sie triffst. Außerdem hoffe ich, dass du nicht wider so lange brauchst um mich zu besuchen, alter Freund.
Paka:Das werde ich nicht, versprochen.
Sie gaben sich die Hand.
Paka:Auf Wiedersehen.
Sturmwind:Gute Jagd, Paka.
Der Käpten und Sazael verließen den Pavillion. Auf dem Weg konnte Sazael es nicht lassen den Wachen einen finsteren Blick zuzuwerfen.
Sturmwind:Nun mein Junge... Ich finde es bedauerlich, dass du dich uns nicht anschließen kannst, aber ich bitte dich trotzdem ein Auge auf Paka und seine Leute zu haben. Schließlich kommt jemand wie du viel herum.
Merl:Natürlich, Lord Sturmwind. Und mit Eurer Operation wünsche ich euch viel Glück.
Der Junge verließ den Pavillion und ließ den Herrscher allein zurück.

Merl:Den Sternen sei Dank, du bist noch da!!
Vera:Um ehrlich zu sein, bin auch ich überrascht. Ein kurzer Bericht, ja?
Merl guckte grimmig.
Merl:Er war auch kurz. Allerdings ist es dabei nicht geblieben.
Zu seiner Überraschung lächelte Vera plötzlich wieder.
Vera:Das habe ich mir schon fast gedacht. Worum ging es?
Er biss sich zögernd auf die Lippe.
~Paka:Denk daran, Anarath... Die Unkenntlichkeit Reyters über unsere Operation könnte kriegsentscheidend sein. Was wir dir offenbart haben ist streng vertraulich. Auch wenn jemand an dich herantritt und vorgibt von uns geschickt zu sein... Keiner darf etwas erfahren!~
Das waren seine Worte gewesen. Da er Vera nicht alles verraten konnte, entschied er sich für die halbe Wahrheit.
Merl:Ähm... Der Käpten hat angefragt, ob ich seiner Crew beitreten will.
Vera:Oh... Und?
Merl:Ich habe abgelehnt.
Vera:Warum?
Merl:Es gibt noch andere Dinge, um die ich mich kümmern muss.
Vera:Du weißt aber worum es geht, oder? Was könnte wichtiger sein, als Mirnuzar vor diesem Strudel zu retten?
Merl:Das ist eine lange Geschichte. Ich kann nur verraten, dass es um Kultisten geht, die auch nicht viel Gutes im Schilde haben.
Vera verstand kein Wort.
Vera:Davon hör ich zum ersten Mal. Erzähl mir mehr, ich habe genug Zeit.
Merl schüttelte den Kopf.
Merl:Die hast du nicht. Euer Schiff ist fertig und der Käpten will so schnell wie möglich aufbrechen.
Vera sah zu Boden.
Vera:Oh... verstehe. Also ist das hier jetzt dein Abschied, ja?
Stille trat zwischen ihnen ein. Ja, es war soweit. Merl hatte bedauerlicherweise keine andere Wahl gehabt, als das Angebot des Käpten abzulehnen, selbst wenn es bedeutete Vera möglicherweise nie wieder zu sehen. Obwohl er sie nur kurz gekannt hatte und nicht viel über sie in Erfahrung gebracht hatte, so fühlte er doch eine seltsame Leere in sich.
Merl:Weißt du noch? Als wir uns das erste Mal getroffen hatten, hatte ich dir einen kleinen Ausflug angeboten. Dazu bin ich leider nie gekommen, aber ich verspreche dir, dass ich das wieder gutmache.
Vera:Nach dem was ich gehört habe, ist Mirnuzar sehr groß. Glaubst du wirklich, dass wir uns jemals wiedersehen?
Merl:Mein Weg führt möglicherweise auch an den Leuchttürmen der Elemente vorbei. Glaube mir, ich habe schon seltsamere Zufälle erlebt. Wer weiß? Vielleicht tauche ich in Zeiten größter Not auf und rette euch alle?
Vera[lacht]:Du klingst schon fast wie mein Bruder.
Der Junge schauderte bei dem Gedanken.
Merl:Ehrlich? Dann hör ich besser auf.
Er nahm zögerlich Veras Hand.
Merl:Aber zumindest weiß ich jetzt, dass die Sterne der Elemente in sicheren Händen sind. Du und die anderen habt eine große Aufgabe vor euch und es gibt eine Menge Leute die ihr Vertrauen in euch setzen. Enttäuscht sie nicht.
Vera wunderte sich über seinen plötzlichen Sinneswandel, nickte jedoch ernst.
Vera:Werden wir nicht.
Merl:Dann geh. Und pass gut auf Kudo auf. Man kann nie voraussehen, wann er sich das nächste Mal in Schwierigkeiten bringt.
Vera:Da kennst du meinen kleinen Bruder nicht gut genug. Leb wohl, Anar.
Sie entzog ihre Hände seinem Griff und verschwand nach einem letzten Lächeln in der Menge und steuerte das Schiff an.
Vulkanasche[Bündnis]:Hey, das war doch gar nicht so übel. Ich hatte erwartet, dass das hier in einem traurigen Gestammel endet. Du bist immer wieder für eine Überraschung gut.
Merl[denkt]:Vulkanasche?
Vulkanasche[Bündnis]:Ja?
Merl[denkt]:Halt die Klappe!

Er brauchte nicht lange, um ihn zu finden.
Saitu:Ah, da bist du Kudo. Der Käpten ruft alle Crewmitglieder zu sich. Wir machen uns bereit für die Abreise.
Er sah zwischen ihm und dem Tsuka hin und her und fragte sich beiläufig, in was für eine Situation er gestolpert war.
Kudo:Was? SCHON?!
Saitu:Wenn du dich länger hättest amüsieren wollen, dann hättest du das Schiff früher verlassen sollen. Jetzt komm und hilf mir den Rest einzusammeln. Mit deinem Gespür sollte das schneller gehen.
Der Dämon schrie voller Zorn auf, als ihm auffiel, dass er absolut nichts von dem Buch lesen konnte. Die Sprache in der sie geschrieben wurde, gehörte einst einem uralten Volk. In der heutigen Zeit beherrschten diese nur eine handvoller Leute. Er klappte das Buch verärgert zu und steckte diesen wieder ein.
Melfice: Ich hätte es mir denken müssen, dass es nicht so einfach werden würde.
Er fühlte wie sich eine Person hinter ihm näherte.
???: Doch „denken“ gehörte vermutlich nie zu deinen Stärken, Dämon!
Der Dämon drehte sich nun vollständig um und sah zu dem Fremden. Ein Grinsen bildete sich auf seinen Lippen, als er diesen als Schüler von dem verstorbenen Rance erkannte.
Melfice: Wie hast du mich gefunden, junge?
Dewan: Hast du dich hier überhaupt umgeschaut?
Überall um den Dämon lagen Leichen von Reyters Männern oder vielmehr was von ihnen übrig geblieben war. Der Dämon hatte sich in den letzten Stunden damit beschäftigt seine Psynergie aufzuladen. Dabei hatte er mehrere von Reyters umherziehende Männer attackiert, ob auf dem Land oder auf dem Meer. Auch war er mehreren, von Reyter unabhängigen, Gruppen Galataner begegnet die er köstlich aufgefressen hatte.
Melfice: Du kannst dich glücklich schätzen, Junge. Ich habe gerade keinen Hunger und habe auch sonst nichts mit dir zu tun.
Dewan: Ich aber noch einiges mit dir.
Melfice breitete seine Flügel aus und flog in die Luft. Wenige Sekunden später öffneten sich mehrere Portale hinter ihm, aus denen eine Vielzahl an Dämonen herausschoss. Es dauerte zwar nicht lange, bis er diese in kürzester Zeit erledigte- da diese über keine Regenerationsfähigkeiten besaßen, aber der eigentliche Dämon war bereits fort. Dewan fluchte als ihm Melfice entkommen war. Er würde ihn vermutlich unter diesen Umständen nie Stellen können. Sein Blick galt zu den Leichen, als ihm schon eine Idee einfiel…

Kudo wusste nicht, was er sagen sollte. Die Zeit mit ihr war viel zu schnell vergangen und er bereute jede einzelne Sekunde die er nicht mit ihr verbringen konnte. Die Pflicht rief. Er schaute kurz zu Saitu, der aus seinem Blick herauslesen konnte, was er wollte. Er entfernte sich und lies die beiden alleine. Eine Minute könnte er noch warten, da er damit rechnete, dass sie mit Kudos Fähigkeit sowieso schneller mit dem Suchen fertig werden würden.
Tsuka: Sieht nach einem Abschied aus.
Der junge Erdadept trat näher an sie ran und schaute in ihre Augen.
Kudo: Ja, allerdings kein Abschied für immer.
Er hielt ihre Hand fest.
Kudo: Wenn ich mit meiner Pflicht fertig bin, dann schwöre ich, dass ich dich wieder finden werde. Auch wenn meine Dunkelblüte auf der anderen Seite der Welt sein sollte… Ich werde dein unvergleichbaren wunderschönen Geruch niemals vergessen!
Tsuka: Danke für das Kompliment. Pass auf, dass du bei deiner Pflicht Erfolg hast.
Kudo: Das werde ich und vielleicht gibt die schöne Frau vor mir noch einen Kuss als Motivation.
Ehe sie antworten konnte, rief Saitu bereits nach ihm. Kudo fluchte.
Kudo [denkt]: Was ein Timing. [sagt]: Ich hoffe du kommst noch einmal bevor das Schiff ins Meer sticht.
Er wollte gehen, als ihm etwas einfiel.
Kudo: Aja. Etwas, was ich dir mitgeben wollte: Solltest du keinen Weg finden, diesen „Fluch“ aufzuheben, dann rate ich dir irgendwann nach Akestas zu gehen… Dort befindet sich eine…..
Er überlegte kurz und entschied sich dann Beschreibungen wegzulassen.
Kudo:…Person, die dich womöglich heilen könnte. Es handelt sich um meine Meisterin Silya. Sie ist mit abstand mächtigste Person in Psynergie die ich bisher je begegnet bin… und dabei hat sie kaum viele ihrer Fähigkeiten in all den Jahren preisgegeben. Sollte sie keinen Weg kennen, dann wirst du sie unglücklicherweise vermutlich nie mehr loswerden.
Ein weiteres Mal hörte er seinen Namen.
Kudo: Aber in nächster Zeit dürfte die Reise nach Nebelnest nahezu unmöglich sein.
Ohne den Grund dafür zu nennen, winkte er ihr zu und lief dann zu Saitu, da dieser offensichtlich langsam ungeduldig wurde.
Sturmwind:... und deshalb wollen wir ihnen danken. Nicht nur für mein gerettetes Leben. Nicht nur weil sie verhindert haben, dass unsere Heimat weiterhin im Chaos versinkt. Nicht nur weil sie einen sehr gefährlichen Attentäter beseitigt haben, der im Falle eines Erfolgs möglicherweise noch andere führende Persönlichkeiten Mirnuzars getötet hätte. Sie verbreiteten mit ihrer Tat eine Nachricht an alle Feinde der Gerechtigkeit und des Friedens. Eine Nachricht die lautet: Ihr habt versagt! Und ihr werdet wieder versagen. Der Geist des Guten und der Gerechtigkeit ist unbrechbar und wird euch eines Tages zur Strecke bringen...
Kanra verdrehte die Augen und unterdrückte einen weiteren Würgreiz. Nur dass das Eine mit dem Anderen nichts zu tun hatte. Hinter ihr standen sämtliche Mitglieder des Schiffes in einer Reihe und gut sichtbar für die Menge. Nur sie hing über der Reling auf der vom Strand abgewandten Seite und kämpfte mit ihrer Übelkeit. Sie tat ihr Bestes um sich nicht in einer Sprechpause von Sturmwinds Rede geräuschvoll zu übergeben. Nach viel zu langen zehn Minuten war er endlich fertig und Applaus und Jubel wurde laut. Sie nutzte die Gelegenheit und befreite sich endlich von ihrem unnötigen Mageninhalt. Saitu löste die Reihe auf und brüllte schon die ersten Befehle über das Deck. Die Reise ging endlich weiter.
Sinaphie:Alles okay?
Lashon kam mit Sinaphie auf der Schulter vorbeigeschlendert.
Kanra:Klar, ging mir nie besser.
Lashon:Ich hätte nicht gedacht, dass dir so früh schon schlecht wird...
Kanra:Klappe! Ich halte eigentlich viel mehr aus!! Ich hatte einfach nur ein schlechtgewordenes Bier, das ist alles...
Lashon[denkt]:Wenn nicht sogar ein schlechtes Bierfass.
Das Schiff setzte sich in Bewegung, als die neuen Segel den aufkommenen Wind aufnahmen. Lashon drehte sich um und warf Sturmfeste noch einen letzten Blick zu. Langsam begann er sich zu fragen, ob all ihre Zwischenstopps so aufregend wurden wie ihre bisherigen. Nachdem was er von Paka oder anderen Matrosen gehört hatte, war das durchaus der Fall. Er hoffte nur, dass er noch genug solcher 'Abenteuer' überleben konnte, bis ihre Mission erfüllt war.
Sinaphie:Und jetzt reisen wir zu diesem... wie hieß es? Festland?
Lashon:Ja. Du wirst staunen. So viel Land hast du noch nie zuvor gesehen. Wenn man Shetver zu Fuß durchqueren wollte, würde es dir wie eine Unendlichkeit vorkommen.
Sinaphie:Ich kann es kaum erwarten.
Gemeinsam sahen sie zu wie die Insel immer kleiner wurde, bis Sturmfeste nur noch ein Punkt am Horizont war.
Lashon[denkt]:Also dann... Shetver wir kommen!

Tsuka setzte sich zu ihnen auf einen Brandungsstein und starrte mit Merl und Lucya auf den Punkt, wo die Windtänzerin zuletzt zu sehen gewesen war.
Tsuka:Weg sind sie...
Merl:Aber unsere Hoffnung ist bei ihnen.
Tsuka:Wirst du jetzt sentimentalisch?
Merl[lacht]:Ich fand es irgendwie angebracht.
Lucya:Und wo werden wir jetzt hingehen?
Merl überlegte. Normalerweise hätte er sich jetzt für irgendeinen zufälligen Ort entschieden, an dem die Psynergy stark war. Aber dieses Mal war etwas anders.
Merl[denkt]:... Reyters Krieg wird bald heraufziehen. Ich will in keinem Krieg kämpfen, aber ich kann ihm wohl kaum ausweichen, oder?
Vulkanasche[Bündnis]:Sollte Reyter wirklich das Ziel verfolgen alle Nichtadepten zu töten, dann lautet die Antwort wohl 'Nein'.
Merl[denkt]:Dann geh ihm nach! Ich kann unmöglich gegen eine Armee aus Adepten in den Krieg ziehen! Aber wenn du Kapaka deine Hilfe zur Verfügung stellst, werden sich ihre Chancen um ein Vielfaches verbessern.
Vulkanasche[Bündnis]:Nein danke, ich habe nicht das Bedürfnis dich so bald zu verlassen. Vergisst du unseren Deal?
Merl[denkt]:Nein...
Er seufzte. Dann blieb ihm nur eine Wahl: Er musste sich 'ihnen' stellen. Er war bereit. Dennoch hatte er gehofft es ein weiteres Mal vor sich aufzuschieben. Aber Paka und Sturmwind brauchten seine Hilfe. Nur wenn er seine Dämonen der Vergangenheit bezwang, konnte er daran denken sie zu unterstützen.
Merl:Wir gehen... zum Hohirgebiet.
Tsuka:Hm? Moment, da klingelt was bei mir... Ich glaube den Ort kenne ich. Was wollen wir den in dieser abgelegenen Gegend?
Merl:Dort gab es eine versteckte Enklave, in dem einst Sternenmachtanwender ausgebildet worden. Sie wurde in einer der zahllosen Unruhen von Mirnuzars Vergangenheit zerstört und ist seitdem verlassen. Ich hoffe da etwas zu finden, mit dem ich Lucyas Ausbildung vorantreiben kann.
Tsuka:In Ordnung. Eine alte versteckte Enklave, sagst du? Klingt nach einem guten Ort, wo Aufzeichnungen über Flüche oder ähnlichen verborgen sein könnten. Endlich mal eine gute Wahl.
Merl nickte und sah nachdenklich auf den Horizont hinaus. Das Ziel war festgelegt. Jetzt gab es kein zurück mehr.
Tsuka:Kudo wollte einen Kuss.
Es dauerte eine Weile bis Lucya und Merl verstanden, was genau Tsuka gerade gesagt hatte.
Tsuka:Jetzt macht nicht so unglaublich dumme Gesichter!
Merl:Hat er ihn denn bekommen?
Tsuka:Nun... Nein. Hat er nicht.
Merl:Oh, gut... Ich meine... gut...
Tsuka:Mehr hast du nicht zu sagen?!
Merl:Nun... nein?
Lucya:Meister!
Merl:Was denn?!
Tsuka:Ach, vergiss es.
Er sah zwischen den beiden hin und her, doch beide wichen seinem Blick aus und hatten das Thema anscheinend abgehakt.
Merl[denkt]:Verstehst du das?
Vulkanasche[Bündnis]:Ich habe euch Menschen nie wirklich verstanden.
Merl[denkt]:Ts... Frauen.
Er stand auf.
Merl:Na schön. Brechen wir auf.
Er rannte gerade mit allem was er hatte davon, doch langsam versagte seine Ausdauer, Er dürfte um keinen Preis der Welt stoppen, denn es ging schließlich um sein Leben. Es war eine sehr sehr sehr sehr sehr schlechte Idee gewesen, diesen Wasseradepten darum zu bitten, eine Welt ohne Menschen für ihn auszuwählen. Nun wurde er von einer Kreatur verfolgt, die alles andere war als ein Mensch.
Eton: VERDAMMTE SCHEISSE!!!
Was um alles in der Welt hatte dieser Verfolger gegen ihn? Die anderen hatten ihn nicht verfolgt. Wollte er ihn etwa auf lebendigem Leibe auffressen? Vielleicht würde er ihn auch vorher totschlagen und dannach aufessen.
Langsam erkannte er das Ziel- eine Lichtung. Wenn er diesen erreichte, was er sicher tun würde, dann hatte er gewonnen.
Eton: Geschafft.
Dort, mit Abstand, angekommen blieb er stehen und war bereits ziemlich ausser Atem. Das Wesen ließ sich wenige Sekunden später auf Sichtentfernung blicken. Ein breites Grinsen war auf Etons Lippen gebildet. Warum auch nicht? Denn schließlich lief er genau auf seine Falle zu, die er für seine eigene Sicherheit vor einigen Stunden aufgestellt hatte. Seine ganzen Ausrüstungen hatte er zwar in Mirzunar verloren, aber zum Glück hatte der gute alte Eton noch eine Ersatzausrüstung, die er so einfach nicht verlieren konnte. Seine Ersatzausrüstung war in eine Kapsel versiegelt worden, die mit seinem Fingerabdruck beschworen werden konnte. Diese Kapsel hatte er aus Sicherheitsgründen verschluckt und sie war ihm später wieder… in seinem Besitz gelangt. Als das Wesen sein Explosionsradius betrat, zog Eton einen Knopf aus der Tasche und drückte auf diesen.
Eton: VERRECKE JÄMMERLICHER WURM!!!
Offensichtlich hatte Eton mit seiner Falle nicht an Explosionsmaterial gespart, denn eine gigantische Detonation erfasste das Land und riss die ganze Umgebung mit sich. Der ganze vordere Teil des Waldes wurde buchstäblich weggefegt.
Eton: Hahaha. Die Macht des einen und einzigen Etons. Die Macht des Erlösers. Wie schmeckt sie dir?! Sicher zum totfallen.
Der Ex-Lord erstarrte, als er erkannte wie dieses Wesen nun vor ihm stand. Mit langsamen, ungläubigen Schritten ging er zurück.
Eton: Nein, wie kann das möglich sein? Nein…Nein…Niemals…
Er hörte Schritte um sich und als er genauer hinschaute erkannte er, dass er von einer ganzen Gruppe dieser Wesen umzingelt wurde. Er schaute sich panisch nach einer Fluchtmöglichkeit, einer kleinen Lücke um, doch er fang keins. Eton ging langsam runter und führte nun einen Monolog mit sich selber.
Eton: Du hast dich selbst getötet Eton…Du bist dein Mörder… Wie kann man nur so sterben, heh? Soll das etwa Lord Etons Ende sein, heh? Du wolltest Macht besitzen… Reich werden… Ruhm erlangen… dich zum endgültigen König krönen lassen…
Die Wesen näherten sich ihm und Eton ging auf die Knie. Eton hatte offensichtlich erkannt, dass er vor dem Toren des Todes stand. Die Wesen standen nur noch wenige Meter um ihn. Vor seinem geistigen Auge erschien eine Person, an dem er sich die letzten 7 Jahre lang nicht erinnern wollte. Sie war seine verstorbene Frau.
Eton: Ich bin am Ende meines Weges angekommen… Ich bin nun auf dem Weg zu dir… wenn sich der erste auf mich stürzt, dann ist es vorbei… Ich habe dich sowieso vermisst.
Als Eton mit der Welt abrechnete, ertönte eine Stimme, die er überhörte. Einen Augenblick später knieten sich die Wesen alle nacheinander nieder und ein anderes Wesen trat aus der Menge hervor. Es war dasselbe Wesen, die ihn noch über Stunden verfolgt hatte. Was um alles in der Welt ging hier vor?

Nach seiner Ankunft in Shetver waren bereits Stunden vergangen. Gerade befand sich Dewan auf der Spitze des Mars-Felsens. Er hatte bereits die Fähigkeit aus der Statue erhalten, aber er hatte offensichtlich nicht genug. Auf der Spitze lebte ein gigantischer rot-schwarzer Drache, die er nur mit der neu erworbenen Fähigkeit erreicht hatte. Der Drache baute sich langsam auf und machte sich offenbar Kampfbereit.
Dewan: Oh? Habe ich Drachilein, aufgeweckt? Das tut mir aber Leid. Als Wiedergutmachung werde ich dich schnell töten, dein Fleisch grillen und als Geschenk diesem Kriegsführer mitbringen.
Der Drache schrie voller Zorn auf und entfesselte wenig später einen mächtigen Hurrikan, welcher direkt auf den jungen Adepten zuflog. Dewan blickte nach rechts und links. Die Fläche auf der Spitze war klein. Er sah keine Ausweichmöglichkeit darin.
Dewan: Verdammt…
Sturmwind:Hm? Was ist denn hier los? Warum sind die Wachen so in Eile?
Naos:Kein Grund zur Beunruhigung, Lord Sturmwind. Wie es scheint sind zwei Männer in den Burgfried eingedrungen und machen ein wenig Ärger, aber das ist fünf Stockwerke tiefer. Sie scheinen nur betrunken zu sein und randalieren im Speisesaal.
Sturmwind:Wie ärgerlich!!
Naos:Ich bitte um Verzeihung Lord Sturmwind. Es ist so erniedrigend, dass trotz der verschärften Sicherheit nach den Angriffen des Attentäters zwei Betrunkene einfach so hier eindringen können. Was müsst Ihr nur von meinen Männern denken...
Sturmwind:Hm? Ach das meinte ich nicht. Ich habe heute Morgen extra angewiesen, dass der Speisesaal nach den Bombenexplosionen wieder restauriert wird und dann das! Keine Sorge Naos, ich weiß dass Eure Männer ihr bestes geben. Allerdings erwarte ich, dass du die Probleme so schnell wie möglich in den Griff kriegst.
Naos:N-Natürlich, Lord Sturmwind!
Der Herrscher lachte aus voller Kehle.
Sturmwind:So ist's gut. Berichte mir morgen, wie sie es hineingeschafft haben, okay? Es ist schon spät und ich habe in den letzten Tagen nicht sonderlich viel schlafen können. Du weißt, wo du mich morgen findest.
Der Hauptmann der Leibwache nickte und nahm Haltung an.
Naos:Sehr wohl. Gute Nacht, mein Lord.
Sturmwind:Und haltet die Augen nach weiteren Betrunkenen auf, okay?
Mit einem weiteren brüllenden Lachen drehte er sich um und ließ Naos alleine. Als er die Tür zu seinen Gemächern hinter sich schloss atmete er zufrieden aus. Endlich konnte er wieder in seinem eigenen Bett schlafen. Die harte Matte in seinem geheimen Unterschlupf hatte die wenigen gegönnten Stunden Ruhe zu einer Folter gemacht. Er befreite sich von seinen Schuhen und seinen Umhang und tänzelte leichtfüßig zu seinem Himmelsbett hinüber. Als er jedoch die Vorhänge zur Seite schob, machte er eine ungewöhnliche Entdeckung. In seinem Bett lag bereits jemand.
Sturmwind:Du meine Güte! Träume ich etwa schon?!
Die Frau die in seinem Bett lag sah so atemberaubend schön aus, dass sie von den Sternen selbst geschickt worden sein musste. Sie schien zu schlafen, aber dann bildete sich ein Lächeln auf ihren sanften Lippen und sie schlug ihre smaragdgrünen Augen auf.
Balassa:Da seid Ihr ja, mein Herr. Ihr habt mich lange warten lassen.
Sturmwind[lacht]:HAHAHA! Wenn ich gewusst hätte was mich hier erwartet, wär ich bedeutend früher hier gewesen!
Balassa:Aber dann wäre es doch keine Überraschung mehr gewesen, oder? Ihr ahnt gar nicht wie sehr ich mich auf diesen Gesichtsausdruck gefreut habe.
Sturmwind[lacht]:Das kann ich mir gut vorstellen?
Sie setzte sich auf und hielt ihm den Arm lockend hin.
Balassa:Also mein Lord... warum kommt Ihr denn nicht einfach näher?
Sturmwind:Euer Wunsch ist mir Befehl, meine Teure.
Er setzte sich zu ihr. Balassa schnurrte zufrieden und strich dem Lord Sturmfestes liebevoll über die Wangen.
Balassa:Dann entspannt Euch, mein Herr. Wir haben noch die ganze Nacht vor uns...
Sturmwind:Die ganze Nacht? Mensch, die Sterne meinen es gut mit mir. Aber...
Seine zwei prankigen Hände schossen hoch und umfassten die schlanken Handgelenke.
Sturmwind:... dennoch finde ich es sehr bedauerlich, dass du so mühevoll versuchst in meinen Kopf einzudringen. Beanworte mir doch eine kleine Frage: Wie bist du ungesehen hier hineingekommen? Ich hatte schon immer gute Beziehungen zu Galatan und habe allen erdenklichen Sicherheitsschnickschnack erworben, den man sich nur leisten kann.
Balassa:Nun seid doch nicht so misstrauisch. Wie ich hineingekommen bin? Eure Männer haben mich eingelassen, natürlich!
Sturmwind:Meine Männer haben das gleiche Geistlesertraining wie ich absolviert. Sie sind durchaus in der Lage solche Eindringversuche wie die deinen mit Leichtigkeit zu spüren und abzuwehren.
Balassa:Ihr versteht das völlig falsch, mein Herr... Ich wollte Euch lediglich etwas für die nächsten Stunden stimulieren. Also... warum lehnt Ihr Euch nicht einfach zurück und ich kümmere mich um alles Weitere?
Je näher Balassa an ihn heranrückte, desto mehr fing der Herrscher an sein Gesicht zu verkrampfen. Der Druck gegen seine mentalen Barrieren wurde immer stärker.
Sturmwind:N-Nein! Meine alte Mutter hat mich gelehrt keiner noch so schönen Frau zu vertrauen, die sich verzweifelt nach mir sehnen.
Balassa schlug traurig die Augen nieder.
Balassa:Bedauerlich...
Ein Windstoß kam auf und schlug gewaltvoll die gewaltige Messingtür zu dem Balkon des Herrschers auf. Sie starrte gedankenverloren nach draußen.
Balassa:Eine wunderschöne Nacht nicht.
Sturmwind schwieg und kämpfte weiterhin gegen den Einfluss an, der nach seinen Gedanken griff. Es kostete ihn inzwischen so viel Kraft, dass Balassa sich seinem schwächer werdenden Griff ganz leicht entziehen konnte und hinaus auf den Balkon trat.
Balassa:Die Brise ist so angenehm... Kommt mein Lord, dass solltet Ihr Euch nicht entgehen lassen.
Und entgegen all seines Willens erhob er sich und trat zu ihr auf den Balkon.
Balassa:Ein Mann sagte mal zu mir, dass meine Berührung sanfter wär, als die Umarmung des Windes. Ich glaube allerdings, dass das nicht wahr ist. Es füllt sich sicher wunderbar an, wenn man von hier aus hinunterspringt und sich voll und ganz den Winden Sturmwindes hingibt.
Sturmwind:Ich... Ich...
Die erste Offizierin Reyters sah den Mann wehleidig an, ging zu ihm hinüber und schloss ihn in die Arme.
Balassa[flüstert]:Mein Herr... Ich flehe Euch an... Sterbt für mich...
Der Herrscher blickte sie entsetzt an, doch dann wandelte sich Entsetzen in Frieden. Er löste sich aus ihrer Umarmung, lächelte und verbeugte sich.
Sturmwind:Euer Wunsch ist mir Befehl, meine Teure.
Er nahm kurz Anlauf und sprang mit einem gewaltigen Satz über das Geländer und stürzte in die Tiefe. Balassa sah ihm traurig nach.
Balassa:Und noch etwas mein Lieber... 'Mühe' habe ich mir nicht gegeben. Es ist einfach so passiert.
Sie verschwand und ließ nichts außer einem süßen Blütengeruch zurück, denn niemand jemals wahrnehmen würde. Zwei Minuten später ertönte ein entsetzter Schrei, als Hauptmann Naos den toten Lord Sturmwind fand...

Die Flagge der Verhandlung, die Sfasesh vorhin noch getragen hatte, wurde zusätzlich zu Reyters gehisst. Das war das Signal!
Jad:Los geht's, Männer!
Sie marschierten zu den Toren der Basis, wo sie bereits von Sfasesh erwartet wurden. Dieser gab mit einer Geste zu verstehen, dass sie ihm folgen sollten. Während sie durch den Wall marschierten, sah sich Jad beiläufig die Verteidigung an. Sie war nicht schlecht für galatanischen Maßstab, allerdings musste er zugeben, dass er mehr erwartet hätte. Würden die verbliebenen militärischen Mächte Mirnuzars hier geballt zuschlagen, würde Reyter die Basis nicht halten können. Sfasesh führte sie in ein Gebäude, dessen Bewachung dem des Walles glich.
Jad:Ist es noch weit?
Sfasesh:Nur die Ruhe. Wir werden bald da sein.
Sie betraten eine leere Halle, in dessen Mitte ein kleines Podest stand, in dem ein Kristall eingefasst war.
Jad:Ein Teleport-Lapis?
Sfasesh:Ganz recht. Lord Reyter ließ Gerüchte streuen, dass dies sein Hauptsitz sei. Allerdings, müsst Ihr wissen, gibt es nur neun Personen die den Standort des echten Unterschlupfes kennen. Ein größerer Kreis von ungefähr vierzig Offizieren ist berechtigt und in der Lage diesen Teleportkreis zu benutzen. Ich gehöre dazu.
Er legte die Hand auf das Lapis und ein Jad unbekanntes Pentagramm gleißte auf dem Boden der Halle auf.
Sfasesh:So ist Lord Reyter in der Lage nur Leute seines Vertrauens in sein wahres Machtzentrum zu lassen und jederzeit große Truppenmengen in Windeseile über seine Außenposten in Mirnuzar zu verteilen.
Jad:Der Kriegherr könnte also auf diese Weise mit genügend großer militärischer Stärke ganz Mirnuzar gleichzeitig überrennen?
Sfasesh:Ich bin überzeugt, dass er diese bereits hat. Ihr müsst es doch selbst wissen: Mirnuzar hat einfach nicht mehr die Kraft sich gegen eine Armee wie die eure oder des Kriegsherrn zu stellen. Sie verwenden ihre kostbaren Ressourcen für den Wiederaufbau nach den Angriff der Phönixkrieger, statt in eine neue Armee. Lord Reyter jedoch wartet auf den richtigen 'Moment'. Noch hat Mirnuzar noch nicht all seine Karten offengelegt. Aber das kann Euch der Kriegsherr persönlich besser erklären.
Er nahm die Hand von dem Lapis, dass sich weiterhin auflud und einen Energiestoß durch das Symbol jagte. Dieses veränderte sich und nahm die Form eines gewöhnlichen Teleportfeldes an, das Sfasesh, Jad und seine Männer in viele Psynergyteilen zerlegte an am anderen Ende Mirnuzars wiederzusammensetzte.
Jad:Was für eine Fahrt... Das fühlte sich nicht nach einem normalen Teleport an... Wo sind wir?
Er sah sich staunend um. Die Kammer in der sie sich befanden war riesig. Anscheinend diente sie dazu große Truppenmengen auf einmal zu versenden. Im Moment jedoch war sie sterbensleer. Bis auf drei weitere Gestalten, die sie offenkundig erwarteten.
Mann:Gruß unseren Brüdern aus Silkanas! Ich bin Kriegsherr Reyter, freut mich sehr Eure Bekanntschaft zu machen, Meister Jad.
Jad:Die Freude ist ganz meinerseits, Kriegsherr.
Jad musste zugeben, dass der Kriegsherr eine sehr imposante Erscheinung war. Er konnte förmlich die Psynergy spüren, die er ausstrahlte. Trotz der Gerüchte über ihn sah er überhaupt nicht aus, wie ein brutaler kaltherziger Massenschlächter, dessen Gesicht nur so von Narben überzogen war. Im Gegenteil, sein Lächeln war charismatisch, seine Bewegungen elegant und sein Gesicht war äußerst sympathisch. Jad war sich sicher, dass er auch deshalb in der Lage war so viele Menschen auf seine Seite zu ziehen.
Reyter:Ich freue mich sehr über Euer Kommen. Sfasesh erzählte mir sehr viele Interessante Dinge über Euch. Seid versichert, dass Ihr und Eure Männer meine volle Gastfreundschaft genießt. Rook wird sie in unseren besten Gemächern unterbringen und für eine gute Behandlung und Unterhaltung sorgen, während wir über Euer Abkommen verhandeln. Allerdings muss ich darauf bestehen, dass Eure Männer den Gästeflügel unter keinen Umständen verlassen. Das wäre für sie... äußerst fatal.
Jad:Keine Sorge, Kriegsherr. Meine Männer sind nicht so dumm, um sich gegen die Regeln ihres Gastgebers zu stellen. Und wenn, lassen sie sich nicht dabei erwischen.
Reyter:Haha! Ihr gefallt mir, Meister Jad. Ich hoffe diese Verhandlung wird zum Vorteil beider ausfallen. Rook, du weißt was zu tun ist. Und Rina?
Rina:Ja, Va- Ich meine, ja Kriegsherr?
Reyter:Du wirst unseren Gästen all ihre Wünsche erfüllen, ja? Und wage es ja nicht ihr Missfallen auf uns zu ziehen! Alles soll perfekt sein, verstanden?!
Sie strahlte über das ganze Gesicht.
Rina:Was immer Ihr befiehlt!!
Reyter:Das will ich hoffen. Für dich. Rook, habe ein Auge auf sie.
Rook:Sehr wohl, mein Lord. Wenn die Herren mir folgen würden...
Die Leute verließen die Kammer und ließen Reyter und Jad allein.
Reyter:Lasst mich Euch ein wenig herumführen, Meister Jad. Hier gibt es viel zu sehen.
Jad:Sehr gern.
Sie verließen die Kammer durch einen anderen Gang.
Jad:Verzeiht wenn ich frage, aber... Ist diese Anlage unterirdisch?
Reyter:Größtenteils. Wir befinden uns direkt in einem der unzugänglichsten Gebiete Mirnuzars. Ihr werdet staunen wenn Ihr seht, was wir damit gemacht haben. Aber dazu später. Lasst uns doch gleich mit dem anfangen, dass Euch und Eure Kaiserin interessiert: Die Gebietsansprüche. Ich würde gerne erfahren, wie sich Kaiserin Narsi vorstellt wie die 'Umsiedlung' auszusehen hat... Und vor allem wozu. Dient es für ein zeitweises Lager, um Silkanas unter einem Banner, ihrem Banner, zu vereinigen? Oder hat sie tatsächlich vor in Mirnuzar zu bleiben? So oder so, ich kann mir schwer vorstellen, dass eine starke Frau wie Eure Herrin sich von Ihrem Land abwendet oder vor den Konflikten flieht, die dort lauern. Verratet mir doch den Grund, Meister Jad.
„Stop! Ich rede! Ich rede ja schon! Ich bin ein Dieb kein Kämpfer, ich gebe gern auf!“
„Dann rede!“
Alan schloss die Augen und atmete tief ein. Dann sah er Josh durchdringend an.
„Der Grund warum ich die elementaren Waffen brauche ist ein Mädchen namens Tarii.“
„Tarii!?“
Eine Klingenspitze fand sich auf Alans Hals gerichtet wieder.
„Lass den Quatsch Vantardo!“ brüllte Josh und hob drohend die Schmerzenskralle.
„Wir brauchen ihn lebend!“
Vantardo beachtete ihn nicht und richtete seinen Blick starr auf Alan.
„Erzähl mir mehr von dieser Tarii!“
Alan erwiderte den Blick eine Weile bevor er die Augen schloss und seufzte.
„Tarii, hm? Ich liebe sie... Ich liebe dieses Mädchen, wie meine eigene Tochter.“
„Tochter, sagst du? Mädchen?“
Vantardo hob seinen Rapier von Alans Hals. Er sah eine Weile mit gerunzelter Stirn zu Boden.
Alan blieb bewegungslos liegen. Grael und Josh sagten nichts.
„Ich bitte um Entschuldigung... Aber wieso hat dieses Mädchen diesen Namen!?“fragte Vantardo.
„Weil ich ihn ihr gegeben habe.“ sagte Alan trocken. Vantardo sah ihn schweigend und todernst an
„S-sie wird dieses Jahr Sieben...-Ah, verdammt ist das ein Schmerz im Handgelenk, Eisiger!- Ich habe sie bei einer meiner ersten Missionen als Dämonenjäger gerettet und mich seit dem um sie gekümmert. Es ist nur ein Name, wo ist das Problem?“
„Nur ein Name... Aber von allen möglichen Namen ausgerechnet diesen!?“
„Ich verstehe nicht was ein Name-“
„Antworte mir!“ Es war kein Befehl,keine Drohung, sondern eine verzweifelte Bitte. Alan zögerte einen Moment.
„Äh... Ich hatte einen guten Freund namens Jeran... Dieser Freund von mir redete immer von einer Frau namens Tarii. Als ich das Mädchen fand und es sich nicht an seinen eigenen Namen erinnnerte war dass der erste Name der mir einfiel.“
Vantardo fiel auf die Knie, sein Unterkiefer bebte.
„Und, diese Tarii die dein Freund häufig erwähnte... Wie alt war sie? Wie sah sie aus?“
„Ich habe sie nie persönlich getroffen, aber er sagte sie hätte rotes, lockiges Haar und müsste ungefähr Anfang zwanzig gewesen sein, vor 5 Jahren.“
Vantardo war auf den Knien und hielt sich geschockt die Hand vor den Mund.
„Es macht keinen Sinn aber, aber es passt so genau... Aber sie müsste jetzt doch ungefähr sechzig sein...Es ist vierzig Jahre her...trotz allem passt alles perfekt...Ob ihre Fingerkuppen auch...“
Er redete mit sich selbst. Dann sah er noch einmal zu Alan. Der Dieb hob in einer ratlosen Geste die Arme.
„Das ist alles was ich über sie weiß.“
Grael sah zu Vantardo der immer noch in Selbstgespräche versunken auf dem Boden kniete, dann zu Alan der am Boden lag und dann zu Josh der immer noch die Schmerzenskralle drohend neben Alan hielt.
„Aber das klärt immer noch nicht warum du die elementaren Waffen brauchst.“ sagte Grael.
„Das Mädchen wurde als Geisel genommen, nicht wahr?“ fragte Josh.
Alan wich seinem Blick aus. „Das ist wahr. Eine Fraktion der Rebellen hat Angst dass das Imperium durch das Sammeln der Elementaren Waffen zu stark wird. Als Gegenmaßnahme wollten sie selbst die elementaren Waffen sammeln. Also wollten sie den geschicktesten Dieb auf die Waffen ansetzen den sie kriegen konnten.
Aber ich habe mich geweigert, ich wollte dass die Menschen zusammenhalten und keinen Streit untereinander haben und statt dessen die Dämonen bekämpfen. Dann haben sie meine Tarii entführt...Der offizielle Anführer der Rebllen, der graue Titan weiß von alledem nichts, es ist nur eine kleine Gruppe der Rebellen die auf eigene Faust handelt... Ich musste ihnen gehorchen “
„Rührende Geschichte, aber uns interessiert es nur die an die elementaren Waffen zu kommen. Wenn du das Mädchen retten willst erwarte keine Hilfe von uns.“
„Ich habe nichts anderes erwartet von dem berühmten Eisigen.“
„Was redet ihr da für einen Schwachsinn, Eisiger!“
„Grael?“ fragte Josh perplex.
„Ein kleines Mädchen wird als Geisel genommen und ihr weigert euch ihm zu helfen?“
Josh seufzte. „Grael... Hört zu, unsere erste Pflicht als Soldaten ist es unseren Befehlen zu folgen. Es ist nicht schön aber Bestandteil unserer Leben.“
„Und jetzt hört ihr mir zu, Eisiger. Ich bin Soldat geworden um stark genug zu sein Leuten in solchen Situationen zu helfen. Wenn ich dass nicht tun kann was hat meine Entscheidung Soldat zu werden dann für einen Sinn? Ich bin vor allem ein Mensch und dann erst Soldat. Ich werde das Mädchen retten, ob ihr das wollt oder nicht, Josh!“
Grael nahm Alan und packte ihn auf seine Schulter.
„Die Sonne gehört an den Himmel und Eltern zu ihren Kindern.“
Er ging vorraus ohne einen Blick zurück zu Josh zu werfen. Grael war es egal wenn er jetzt den Befehl eines Vorgesetzten missachtete. Er würde niemals sein Gewissen vor Befehle stellen.
Alan sah Grael mit hochgezogenen Augenbrauen an, dann lächelte er.
„Du bist wirklich ein Idiot, Junge! ...Aber ich habe so einen Idioten vermisst.“
„Wartet! Der große Vantardo wird euch begleiten! “ Vantardo folgte Grael und Alan hastig.
„Du hast dich erholt Vantardo?“ fragte Grael und richtete den Blick weiter nach vorne.
„Für jemanden wie Maximillian Vantardo ist Erholung ein unnötiger Luxus! Ich werde dir helfen deine Tarii zu retten ,du dreckiger Dieb und danach wirst du mir helfen einen Weg zu der Welt zu verschaffen aus der du kommst, um diese andere Tarii zu finden! Aber denk nicht wir wären jetzt Freunde, wenn es etwas gibt was ich hasse dann sind es Diebe. Nun was sagst du?“
„Alles was du willst, wenn du mir nur wieder mein kleines Mädchen zu mir bringst.“
Alan sah zu Josh zurück.
„Nur um das beiläufig zu erwähnen, aber die Geiselnehmer meiner Tarii hatten schon Materra erbeutet bevor ich gegangen bin. Es ist aber sehr wahrscheinlich das sie die Axt der Erde schon längst zerstört oder fortgebracht haben.“



„Herrin Sturmwind! Wir haben eine Einladung zur Notfallkonferenz der mirnuzianischen Lords erhalten.“
„Wir? Der Scharfrichtergipfel wird normalerweise nicht einberufen bei einer Notfallkonferenz.“
„Der Einberufer der Konferenz, Lord Umbrio von Polinas hat darauf bestanden jeden Staat bei der Einladung zu berücksichtigen. Euer Bruder der die Sturmfeste regiert darf die Einladung nicht zurück schlagen, es wäre eine Beleidigung gegenüber den Lords die zur Versammlung erscheinen.
Aber das der Scharfrichtergipfel zu einer Notversammlung eingeladen wird ist ein absolutes Novum. Wie lautet eure Entscheidung Herrin Sturmwind?“




Gel sah mit offenem Mund und müden, aber überraschten Augen zu, wie Costello seine Hand wieder aus der Maschinerie zog und einen Handschuh darüber streifte. Er sah den jungen Mechaniker mit einem selbstgefälligen Lächeln an.
„Beeindruckend, nicht wahr, Gelardice, mein Freund?“
Gel nickte kaum merklich.
„Ich habe noch nie so etwas mit eigenen Augen gesehen. Seid ihr einer der Sternenberührten?“
„Ein Adept?“, Costello leckte sich über die Lippen, „Nein, ich bin etwas Reineres, etwas Höheres.“
Er klopfte mit der Handfläche zufrieden auf ein gewaltiges Zahnrad neben ihm.
„Ich gebe zu, für eine komplette Reparatur des Systems hat es nicht gereicht, aber die größten Gefahrenherde sollten vorerst gebannt sein.“
Mit einem geübten Blick sah Gel auf die veränderten Mechanismen.
„Ihr habt das System komplett verändert. Beeindruckend.“
„Hehehe, danke schön. Ich musste dringend etwas verändern bevor uns ein Kontinent um die Ohren fliegt. Die restliche Wartung überlasse ich dir, Gelardice.“
Ohne Gel weiter zu beachten verschwand Costello in der Dunkelheit der Gänge.



„Senator Agasawo... Ich... Ich wusste immer dass Rache eigentlich nichts bringt... Aber.. Ich...“
Sie schwieg und wich Nashirous Blick aus.
„Aber was ist denn los, Seraphina?“
Seraphina wich weiter seinem Blick aus und begann zu zittern.
„Calixtus ist wieder zurück, das ist los, Senator Agasawo.“
Nashirou wandte sich zu dem unbekannten Sprecher.
„Damaso! Du bist auch wieder hier? Und was sagst du da? Calixtus soll wieder hier sein. Seraphina, ist das wahr?“
Seraphina schwieg, sah den Neuankömmling aber aus dem Blickwinkel an.
Damaso legte den Beutel mit seinem Hab und Gut, den er über der Schulter trug auf dem Boden ab.
Er reichte Narishou die Hand, der den Händedruck erwiderte.
„Es ist gut euch wieder zu sehen und vor allem zu diesem Zeitpunkt, Senator. Ich wollte Seraphina selbst zur Vernunft bringen, aber ihr habt mehr Einfluss auf das Volk als jemand wie ich.“
„Es freut mich auch dich wieder zu sehen, Damaso. Aber was hat Calixtus mit diesem Aufstand zu tun und seit wann ist er wieder da? Er ist auf einem Eroberungsfeldzug in einer anderen Welt verschollen gegangen, dachte ich. Das war noch zu Hailyas Zeiten.“
„Ich weiß nicht wann genau er zurück gekommen ist, aber als er in sein Heimatdorf zurückkehrte, fand er es von galatanischen Truppen in den Boden gebrannt. Gerüchte sagen er ist vor kurzem mit
einer selbsternannten Miliz auf Rachefeldzug nach Mirnuzar unterwegs. Es ist gut möglich dass er dort angekommen ist bevor ihr die Portale geschlossen habt. Oder er gelernt hat selbst Portale zu erschaffen, immerhin hat er es irgendwie geschafft aus einer anderen Welt nach Ristéme zurück zu kehren. Neben den Aufständischen sollen auch die Truppen bei ihm sein die ihm damals unterstellt waren als er verschollen ging.“
Nashirou fuhr sich mit der Hand durch sein Haar.
„Calixtus ist zurück... Ich muss sofort dem Senat Bescheid geben.“
„Beeilt euch aber, sowie ich es verstanden habe weiß Calixtus wahrscheinlich gar nicht dass Hailya nicht mehr an der Regierung beteiligt ist. Er weiß gar nicht in was für eine Lage er Ristéme mit seinem Rachefeldzug bringt. Und er würde sich niemals überzeugen lassen das Hailya tot ist.“
Damaso sah lächelnd zu Seraphina, dann zu Nashirou.
„Passt auf, Senator, Calixtus ist viel hitziger und noch viel eher daran gewöhnt mit dem Kopf durch die Wand zu stürmen als seine kleine Schwester.“



Der Rabe stürtzte zu Boden und landete als Frau.
Die Soldaten, außer Teol, wichen erschrocken zurück.
„Wer seid ihr?“ fragte Teol trocken.
„Mein Name ist Gullwick. Ausbilderin für Junghexen und zuständig dafür mit Besuchern zu reden.
Ich und meine Schülerin heißen euch bereits herzlich willkommen.“
„Schülerin? Ich sehe nur euch. Ist sie unsichtbar?“ fragte ein Soldat während er unsicher mit der Hand durch die Luft griff.
Ein Schrei ließ die Bediensteten Polinas, außer Teol, ein weiteres mal erschrecken.
„D-Da wächst ein Mädchen aus deinem Schwert!!“ schrie ein Soldat.
„Ja das seh ich selbst! Äh.. Ich meine, was zur Hölle!?“
Das Schwert eines Soldaten verlor seine Form und nahm die Form von Jeanne an, die sich erschöpft in den Schnee fallen ließ. Das Schwert nahm sofort danach wieder seine ursprüngliche Form an. Der Soldat warf es panisch in den Schnee und beobachtete es argwöhnisch.
„Du hast auch nicht mehr alle Latten am Zaun, du alte Sumpfkröte!“
„Du musst es ironischer betonen, Schätzen sonst nehmen dich die Leute zu ernst.“
„Wieso habt ihr mich durch die Spiegel-Stele geschickt!? Wer weiß, was mir hätte passieren können?!“
„Ich schon mal nicht. Deshalb ich ja auch dich als Versuchskaninchen benutzt und nicht mich.“
„Entschuldigung, die Damen...“ begann Lagmar,
nur um dann ignoriert zu werden.
„Und mich kann man einfach für magische Experimente benutzen, oder wie? Du bist eine hässliche, dicke, fette, hässliche, gemeine Kröte. Und du bist hässlich!“
„Meine Damen würden sie bitte...“
„Nun du möchtest doch eine genauso dicke, fette, hässliche Kröte werden wie ich. Deshalb bist du ja bei mir in Ausbildung, nicht?“
„Und alt bist du auch!“
„Was? ...Alt? Wie kannst du es wagen du kleines, gebuttertes Fohlen.“
Die junge Hexe sprang zurück.
„Jetzt wartet, Gullwick, ich hab es nicht so gemeint.“ versuchte Jeanne ihre Ausbilderin zu beruhigen.
Gullwick erzeugte einen kleinen, schwarzen Stern der über ihrer Handfläche schwebte und silbern glänzte.
„Manchmal muss man seine Schüler bestrafen. Glaub mir: Das hier tut mir mehr weh als dir, Jeanne.“
„Wir sind hier um den Mars-Stern her zu bringen.“ sagte Teol gelassen, aber deutlich.
Gullwick ballte die Hand zur Faust und zerquetschte dadurch den schwebenden Stern. Sie lächelte.
„Ah, ich erkenne diese Energie wieder. Du bist dann also derjenige der durch den Schneesturm gekommen ist?“
„Das ist korrekt.“ antwortete Teol.
Jeanne ging zögerlich hinter einem der Soldaten in Deckung.
„Nun wir Hexen interessieren uns nicht sonderlich für euch normale Menschen. Aber es wäre sehr gut zu wissen was für eine Gefahr diese Macht für unser Dorf darstellt bevor wir euch dort hinein lassen. Bitte erzähl mir von dieser merkwürdigen Kraft. Wo kommt sie her, was bewirkt sie und wie funktioniert sie? Das würden wir gern wissen.“
Sie sah Teol unverwandt an.
„Und denk nicht dass du dich hinter diesem Soldaten verstecken kannst, Jeanne. Sobald der Herr mit seinen Erklärungen fertig ist, wirst du einen kleinen Freundschaftskampf mit ihm austragen.“
Mit einem Zwinkern lächelte sie. „Machen sie sich keine Sorgen, greifen sie Jeanne ruhig so an als würden sie sie töten wollen.“ fügte Gullwick fröhlich hin zu.


„Das scheint sie ja ganz schön aus dem Konzept gebracht zu haben... Ich wette sie ist böse auf mich.“
Eine Tür öffnete sich.
„Ein Eindringling!“
„Wie sieht er aus?“ fragte eine Stimme aus dem Gang.
„Es handelt sich um eine wunderschöne Frau!“
„Ich bin ein Kerl du, Schwachkopf!“ antwortete der Eindringling.

~ Zwei Minuten zuvor~

„...Es ist einfach so passiert.“
„Ach, es ist einfach so passiert?“
Ein Eindringling stand in der Tür durch die sie gerade verschwinden wollte.
„Oh, was für eine Überraschung. Und ja es ist...“
Sie hob ihre Hand und streichelte dem Unbekannten zärtlich über die Wange.
„..Einfach so passiert...Bitte...Stirb du auch für mich...“
Er ohrfeigte sie.
Balassa fiel zu Boden, mehr durch Überraschung als durch die Wucht des Schlags.
„Was?“
„Du hast echt Nerven... Und jetzt...“
Er stampfte mit seinem Fuß neben ihrem Gesicht auf und hielt ihr seinen Schuh vor die Nase.
„Ablecken, du Made. Im Schleimen bist du ja so gut.“
Balassa stand auf und hielt sich eine Hand an die Schläfe. Sie sah den Mann verwirrt an.
„W-Wieso..?“ stammelte sie. „Ich schaffe es nicht in deinen Geist ein zu dringen. Es gibt gar keinen Widerstand, es ist so als würde ich einfach hin durch rutschen.“
„Vielleicht bin ich ja ein Geist!“ erwiderte der Mann sarkastisch.
„Ich war hier um einen Mann zu töten der mit Leuten Bündnisse hatte die ich verachte. Ich gebe zu
du hast das sehr gut gemacht. Erlaube mir Verantwortung für diesen Mord zu nehmen. Hättest du gerade nicht das selbe mit mir versucht hätte ich dich sogar gelobt. Aber du hast ein verzerrtes Weltbild.“
„Verzerrtes..?“
„Du denkst im Ernst du kommst mit ein wenig Augenzwinkern an mir vorbei? Würde klappen wenn du nicht so eine widerliche Made wärst. Schau mich an, dann weißt du was wahre Schönheit ist.
Ich bin der einzige Mensch dessen Schönheit es wert ist dafür zu sterben.“
„Du... Ist das dein... Ernst?“
„Wir haben anscheinend die gleichen Feinde, also kann es gut sein dass wir uns einmal als Verbündete wieder sehen. Lebe wohl.“ sagte der Unbekannte, hielt ihr die Tür auf und verbeugte sich. Erst sah sie ihn misstrauisch an, doch dann ging sie durch die Tür.
Sie verschwand und ließ nichts außer einem süßen Blütengeruch zurück, denn niemand jemals wahrnehmen würde. Denn dem Einzige der in der Lage war ihn war zu nehmen, war dieser Geruch keine Beachtung wert.

~


„Nenne deinen Namen, Fremde! Äh ...Fremder!“
„Ihr sollt zerquetscht werden unter dem Hammer von Hailyas Reich. Ich bin derjenige der Lord Sturmwind getötet hat. Rache allen die sich mit den Zentralen Kontinenten verbunden haben!“
Der Wächter stürtzte auf ihn zu. Der Fremde rammte ihm den Ellbogen in die Magengrube. Der Wächter sackte in sich zusammen.
„Ich bin Calixtus von Ristéme“ sagte er über die Schulter des bewusstlosen Wächter zu einem weiteren Wächter der auf ihn zu kam. „Niemand der mit den Zentralen Kontinente je freundschaftlichen Kontakt hatte wird überleben.“
Er warf den bewusstlosen Wächter auf den anderen Soldaten. Mit etwas Anlauf sprang Calixtus aus dem selben Fenster wie bereits Lord Sturmwind und verschwand in der Dunkelheit der Nacht.
Der Drache schrie schmerzerfüllt auf, als sein Fleisch lebendig verbrannt wurde. Keiner seiner bisherigen Gegner hatte je soviel Elementare Macht in seine Angriffe legen können wie sein aktueller Gegner.
Dewan: Pft….
Der Drache breitete seine Flügel erneuert aus und versuchte wegzufliegen, doch die Flammenwellen folgten ihm mit jeder Bewegung. Dieser junge Mann konnte Flammen nach seinem Willen lenken. Ein Genie mit unvergleichbarem Talent.
Dewan: Du willst immer noch nicht sterben was?
Die Intensität der Flammen stieg noch weiter an. Mit unendlichen Qualen schrie der Drache auf. Seine ganze Haut brannte bereits und die Schmerzen hinderten ihn jeglicher Aktion zu tätigen. Dewan schüttelte seinen Kopf, als der Drache nicht einfach sterben wollte.
Dewan: Wieso diese Sturheit? Stehst du wirklich so sehr darauf zu leiden?!
Erneuert schüttelte er seinen Kopf.
Dewan: Drachendunst!
Ein riesiger Strahl mit einem Drachenkopf packte ihn aus der Flammenwolke und donnerte ihn direkt vor seine Füße.
Dewan: Hm.
Der Drache rappelte sich wieder auf und seine Wunden verheilten Augenblicklich. Der junge Marsadept trat zurück als sich der Drache wieder mit einem Schrei in die Luft erhob.
Dewan: Du wirst stetig geheilt. Im inneren des Felsens gibt es etwas, was dich heilt, habe ich Recht? Ich wusste doch, dass ich mich nicht zu dir „durchschummeln“ sollte.
In den Augen des Drachens konnte er Zorn lesen. Zorn welches auf ihn gerichtet war. Eine gewaltige blaue Energiekugel sammelte sich vor dem Drachen und schoss ihn einen Augenblick später auf die Felsspitze ab. Der junge Marsadept blieb Angesicht dieser Attacke kühl stehen und brachte sich mit einem Teleport weg von der Attacke und erschien auf dem Rücken des Drachens.
Dewan: Doppelter Drachendunst!
Zwei Drachenköpfe wurden entfesselt die sich jeweils in einen der Flügel herein bissen. Gewaltvoll rissen diese die Flügel heraus. In diesem Moment entfesselte der mächtige Marsadept einen Glutstrahl mit dem er den Drachen gewalltvoll auf die Bergspitze presste. Als er wieder vor diesem landete und der Drache offensichtlich immer noch nicht genug hatte schüttelte er ein weiteres Mal seinen Kopf. Selbst die Flügel waren wieder herangewachsen.
Dewan: Du wirst wohl nie liegen bleiben. Liegt sicher an diesem Mechanismus, welchen ich übersprungen habe. Ich habe nicht vor diesen nachzuholen. Dann bleibt mir wohl nur noch eine Alternative…
Der junge Mann öffnete seine Hand und in dieser bildete sich eine kleine Flammenkugel. Der Drache stand wieder und schrie erneuert zornerfüllt auf.
Dewan: Ich muss dich mit einer einzigen Attacke vernichten. Mit einer Attacke, die nichts mehr zum heilen zurücklassen wird. Leider wird die Grillparty ausfallen müssen.
Der Adept schloss seine Hand mit der Kugel in dieser. Der Drache schien nicht sonderlich beeindruckt von der Kugel gewesen zu sein und flog nun zielsicher auf Dewan zu. Dieser entgegnete ihm mit dem gleichen Blick wie am Kampfbeginn. Sollte dieser Drache ihn nur einmal zum Packen bekommen, dann würde er sicherlich in tausenden von Teilen zerfetzt werden. Dieser Drache besaß eine legendäre Kraft, welches er offensichtlich von dem Felsen bezog. Er aber, war mächtiger als der Drache jemals sein würde. Er musste es, denn schließlich war er nach dem Tod seines Meisters der neue Meister der Kampfkunst. Mit einem ruhigen leisen und konzentrierten Ton sprach er das nächste Wort aus, ehe er seine Hand indem sich die Flammekugel befunden hatte, öffnete…
Dewan: Sol!
Der Drache blieb geschockt stehen, als eine gigantische Flammenkugel hinter Dewan erschien, die einer Sonne glich. Die Größe der Kugel überstieg die des Drachens ums vielfache. Mit einem Teleport verschwand Dewan, der als einziger zwischen seiner Attacke und dem Drachen gestanden hatte, bevor beide aufeinander trafen…

???: Keine Sorge, Mensch. Weder sie noch ich werden dir etwas tun.
Eton: Was? Warum hast du mich dann die ganze Zeit gejagt?! Ihr führt etwas im Schilde!
???: Ich wollte nur... mit dir reden, aber du gabst mir keine Möglichkeit dazu. Als wir uns sahen, schriest du "Verdammt. Ich will nicht sterben." und liefst davon.
Eton:...
???: Nun gut. Vielleicht sollte ich mich vorher vorstellen. Ich bin die "Mutter".
Eton: D-Die Mutter?
Mutter: Ja. Ich bin die Mutter dieser Wesen, die ursprünglich aus der Welt der Toten stammen. Wir wurden als Form eines Experiments von dem Sensenmann geschaffen.
Eton: Sensenmann?
Mutter: Wer er war, sollte dir egal sein. Er ist fort. Wir wurden dazu verdammt in dieser Welt zu bleiben und können uns alleine aus dieser nicht entfernen. Ausserdem haben wir überhaupt keine Erfahrung da draussen.
Eton: Und was habe ich mit dem ganzen zu tun?
Mutter: Wenn du dich bereiterklärst, wirst du mit uns einen Pakt eingehen und der "Vater" werden. Mit dir werden wir diese Welt verlassen können.
Eton: Moment, Moment, Moment mal. Einen Pakt eingehen? Vater werden? Was ist aus ihm geworden? Ihr wollt diese Welt verlassen? Was um alles in der Welt habt ihr vor?!
Mutter: Den Vater gab es nicht. Er muss bestimmt werden. Wir wollen lebenden vernichten.
Der Ex-Lord schwieg über die Offenheit des Wesens vor ihm. Nach einer Zeit, beschloss er allerdings darauf zu antworten.
Eton: Und warum zur Hölle denkt ihr, ich würde euch helfen? Ich gehöre zu den lebenden. WIE DUMM müsst ihr sein um solch ein Vorhaben vor dem Pakt zu verraten?
Mutter: Wir können nicht Lügen... die meisten von denen haben noch nicht einmal gelernt zu reden.
Eton: Dann Pech für euch. Ich werde nicht-
Die Mutter unterbrach.
Mutter: ablehnen. Denn wenn du dies tust, wirst du sterben und wir suchen uns einen anderen "lebenden" aus. Solange du der Vater bist und den Pakt abschließt, werden sie dir alle Folgen. Sie können dich nicht verraten. Eine "unsterbliche" Arme. In der Welt der Lebenden existiert für uns der "Tod" nicht. Wir haben keine Seele, nur eine Hülle die beides beinhaltet.
Eton: I-Ihr könnt nicht sterben? Das ist dann der Grund... warum du meine Falle überlebt hast.
Mutter: Richtig.
Eton: Bringt dieser Pakt, irgendwelche direkten Nachteile für mich? Ich will mein Aussehen, mein Wille und alles was ich habe behalten. Grenzenlose Macht... wenn das möglich ist, hätte ich natürlich nichts dagegen, wenn dies dazu kommt.
Mutter: Nein, tut mir Leid. Grenzenlose Macht wird sie dir nicht bringen. Es wird dich überhaupt nicht stärker machen. Es wird dich nicht verändern, sondern nur uns an dich binden. Solltest du sterben, dann verschwinden wir alle.
Eton schwieg... schien allerdings nach seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, noch etwas im Hinterkopf zu haben.
Eton: Nun gut. Ich stimme zu.
Mutter: Gut! Nun drehe dich um und sage, dass du ihr Vater bist.
Eton drehte sich um, sagte es und bekam wenige Sekunden später ein zeichen auf die Handrückseite.
Mutter: Der Pakt ist geschlossen. Hier die Karte...
Ein Glas erschien vor Eton, welcher mehrere Welten beinhaltete. Mirnuzar, Silkanas, Weyard... und sogar...
Eton: Galatan? Ich dachte diese Welt ist zerstört!
Die Mutter klickte auf diese und "zoomte". Wie Eton erkennen konnte, war Galatan in bester Verfassung.
Eton [denkt]: Kann es sein, dass kein Mensch, weder in Mirnuzar sonst noch wo darüber bescheid wusste? Die Portalwege waren eine ganze Zeit lang zerstört. Neue zu bauen, für eine Welt, die zerstört wurde... darauf würde natürlich niemand kommen.
Eton grinste.
Mutter: Welche Welt greiffen wir als erstes an?
Eton: Absolut keine. ICH, Lord Eton, werde nicht zulassen, dass ihr meinesgleichen irgendetwas antut. Schweig und knie dich nieder.
Die Mutter schüttelte ihren Kopf.
Mutter: Jämmerliches Wesen. Denkst du wirklich, du wärst intelligent? Ich die Mutter bin die einzige, die du nicht kontrollieren kannst. Ich bin zwar an deinen Leben gebunden, kann dir aber den Arm ausreissen und den Pakt mit uns brechen.
Eton: WAAS???! Warum sagst du mir das erst jetzt?
Mutter: Ich gebe dir die letzte Chance.
Sein panisches Gesichtsausdruck wandelte sich wenig später.
Eton: Na gut. Wir werden sie zerstören. Und unser Ziel wird...
Mit dem Finger wollte er gerade ein Ziel bestimmen, als er etwas aktivierte und ein grelles Licht anfing zu scheinen. Die Mutter hielt schmerzefüllt an ihren Augen fest.
Mutter: Was zur Hölle ist das??!!! Ich kann nicht mehr sehen.
Eton: Hahaha. Du nutzloses Miststück. Ihr Loser kennt nicht einmal Blenndbomben? Ich habe eins aus meinen Fehlern in der Vergangenheit gelernt. Traue niemals einer Frau die du entweder nicht durchschauen kannst oder ihreGeheimnisse nicht alle kennst.
Eton schnippste mit den Fingern.
Eton: Frisst eure Mutter auf und lasst kein Stück von ihr übrig.
Alle Wesen gehorschten Eton aufs Wort und wenige Sekunden später war von "der Mutter" nichts mehr übrig geblieben. Eton lächelte selbstzufrieden.
Eton: Ihr werdet alles andere als Kampftruppen sein. Ich habe nicht vor, mich zu einem Ziel zu machen.
Er klickte auf Galatan und wenige Sekunden später öffnete sich ein Portal in diese Welt.
Eton: Ihr seid mein Trumpf. Mein Trumpf um den Thron zu besteigen. Der Trumpf, damit mir Mirnuzar wieder folgt. Mit ihrem eigenen Willen. Doch vorher... gibt es Vorbereitungen zu erledigen um der Sache mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen.
Mit einem lächeln verschwand er durch das Galatan Portal. Die Wesen folgten ihm...

Dewan schleppte den Kopf des verkohlten Drachens mit sich. Er hatte es wohl eindeutig übertrieben. Die Grillparty konnte man nun endgültig vergessen. Warum er das Ding trotzdem noch mit sich zog? Natürlich als Trophäe. Das er den Kopf weniger schleppte, sondern sich mit diesem wegteleportierte, vereinfachte das ganze.
Dewan: Wie zur Hölle finde ich diesen Reyter?
Er schaute sich um und zog dann seine Karte heraus und schaute dann nochmal wieder nach vorne. Er befand sich vor einem riesenloch... Hier sollte eins ein Tempel oder ähnliches laut seiner Karte gestanden haben.
Dewan: Verdammte Scheisse.... hatte Meister Rance keine aktuellere Karte aufbewahren können?
Balassa durchquerte in aller Ruhe die verwundenen Gänge von Sturmfestes Bergfried. Überall rannten Soldaten, Wächter und Bedienstete panisch umher, aber niemand schenkte ihr trotz ihres auffälligen Erscheinungsbildes irgendeine Form von Beachtung. Gerade so, als wäre sie für alle anderen unsichtbar. Außer für ihn... Gedankenverloren rieb sie sich die Stelle, an der sie geschlagen wurde. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Es alles war wie geplant gelaufen.
Balassa[denkt]:Was für ein hilfreicher Mann du doch bist, Calixtus. Ohne dich hätte jeder sofort die Schuld auf Reyter geschoben. Aber das hat Zeit.
An einer Gangkreuzung hielt sie inne. War sie hier schon fertig? Es war langsam Zeit wieder die Spur von Paka und seiner Windtänzerin aufzunehmen. Doch statt nach links, Richtung Ausgang zu gehen, entschied sie sich für rechts. Wenn sie schon einmal hier war, konnte sie auch noch das erledigen.

Die Zellentür öffnete sich. Derbow registrierte es nur nebensächlich. Sein Versagen frustrierte ihn so sehr, dass er praktisch seinen Lebenswillen verloren hatte. Hätte er nur nicht so viel mit ihm gespielt... Er hätte Saitu einfach töten können! Was hatte er sich dabei gedacht?
Derbow:Stellen Sie die Schale da drüben hin und verschwinden Sie.
Doch entgegen seiner Erwartungen tauchten in seinem Sichtfeld zwei schlanke nackte Füße auf.
Derbow:Was zum...
Balassa:Hallo Derbow, mein Lieber.
Derbow:Oh... du... Die Hinrichtung kommt anscheinend schneller, als ich gedacht hätte. Was ist mit den Wachen?
Balassa:Sie beachten uns nicht. Armer Derbow... was haben sie nur mit dir gemacht?
Der Harimdur sah beiläufig auf seine verkrüppelte Hand.
Derbow:Spielt das jetzt noch eine Rolle? Jetzt mach schon. Lord Reyter muss schon sehr enttäuscht von mir sein, wenn er jemanden wie dich schickt.
Balassa:Armer Derbow... Du irrst dich wenn du denkst, Reyter hätte mich wegen dir geschickt. Ich kam zufällig des Weges... und habe deine Aufgabe erfüllt.
Es dauerte eine Weile, dann wurden Derbows Augen groß.
Derbow:Du... Du hast nicht...?
Sie legte ihm ihre Finger auf seine Lippen und zischte beruhigend.
Balassa:Psst... Ganz ruhig. Es gibt keinen Grund mehr zur Aufregung. Ich kenne Reyter gut genug, dass ich sagen kann, dass er dich niemals töten lassen würde. Du bist ein fähiger Mann, so wie dein Bruder. Nicht umsonst hat er ihm Scharlach anvertraut. Trotz deinem 'Unfall' wird er dich noch nicht sofort abschreiben. Er braucht Männer wie dich.
Er konnte seinen Ohren kaum trauen.
Derbow:W-Wirklich? Du holst mich hier raus?
Balassa:Das werde ich... Aber zuerst wüsste ich gerne ein paar Dinge. Ich habe dir bei deiner Mission geholfen, jetzt hilf mir bei meiner. Die neuen Verbündeten Pakas... wer sind sie?
Derbow:Ich bin nicht vielen begegnet, aber ich habe sie in Scharlachs Erinnerungen gesehen. Drei oder vier Galataner... drei Männer und eine Frau. Sie ist eine Feuer-, die Männer jeweils Erd-, Feuer- und Windadept, alle sehr mächtig. Sie sind dafür verantwortlich, dass ich hier sitze. Dann ist da eine Gruppe von Jünglingen, hier aus Mirnuzar. Die Windadeptin und der Wasseradept sind anscheinend keinerlei Gefahr, aber auf den Erdadepten solltest du aufpassen. Seine Kraft ist unkontrolliert, aber brutal. Scharlach musste sich nach einem direkten Treffer eine ganze Weile lang regenerieren.
Balassa:Sonst noch jemand?
Derbow:Da wäre noch eine kleine Vogelkreatur. Schnell und tödlich. Von mehr weiß ich nicht. Können wir später darüber reden? Ich will hier raus!
Sie lächelte dem Harimdur freundlich zu.
Balassa:Sicher. Gehen wir.
Sie half ihm aus den Psynergyfesseln und beim Aufstehen. Balassa schritt anmutig aus der Zelle, während Derbow fluchend hinter ihr hinterher humpelte. Kaum hatte er einen Fuß aus der Zelle gesetzt senkte sich ein silbernes Leuchten auf ihn hinab und trieb sich unbarmherzig in seine Brust. Fassungslos sah Derbow zu dem Gefängniswärter auf, der ihn mit seiner Klinge aufgespießt hatte. Balassa schritt einfach weiter, ohne sich umzudrehen, ohne langsamer zu werden. Der Blick des Wärters war leer und ging an Derbow vorbei.
Wärter:Er wollte fliehen. Ich musste ihn aufhalten.
Balassa[leise]:Ja, das musstest du...
Derbow:Urgh... Verflucht seist du... Traumwandlerin...
Er brach zusammen und hauchte seinen letzten Atem aus. Der Wärter starrte auf den Toten nieder, als wüsste er nicht was gerade vor sich geht. Balassa war zufrieden. Jetzt war sie hier fertig.
Balassa[denkt]:Ja, Derbow. Du warst ein fähiger Mann, den Reyter gebrauchen konnte. Genau das ist der Grund, warum du nie wieder zu ihm zurückkehren solltest.
Sie verschwand wieder und hinterließ einen süßlichen Blütengeruch, in dem sonst so stickigen Zellenblock.

Etons Lächeln verblasste, als er zum ersten Mal in Galatan eintrat. Riesige pechschwarze Risse zogen sich in Windeseile über den Himmel und die Erde, die am Ende des Horizonts sich unter einem perlweißen Funkenschauer auflöste und nichts als einen Gaiariss hinterließ. Und er kam schnell näher.
Eton:Das kann doch nicht sein!!
Doch sein irritierter Schrei beeindruckte die Welle der Zerstörung nicht im geringsten, die immer näher kam. Panisch sah er sich um, aber das Glas mit dem er das Portal geöffnet hatte war nirgends zu sehen. Es war vermutlich in der letzten Welt zurückgeblieben. Alles was er vorfand waren die Wesen der Mutter, die Stück für Stück auftauchten.
Eton:VERDAMMT, TUT ETWAS DAGEGEN!!
Doch die Kreaturen standen nur ratlos da. Eton wandte sich frustriert ab. Wie war er nur in dieses Weltuntergangsszenario hineingeraten? Hatte er es zufällig ausgelöst, als er die Welt betreten hatte? Das war nicht fair!
Der Gaiariss erreichte sie und riss die ersten seiner neuen Verbündeten in die Tiefe. Grellweiße Blitze zuckten auf, als die Kreaturen zu tief in die endlose Leere fielen und wurden von ihnen verschluckt. Eton rannte. Er rannte so schnell er konnte. Doch ihm war klar, dass er dieser Zerstörung nicht entkommen konnte. Wieso? Wieso passierte das ausgerechnet ihm?! Nach und nach verschwanden seine neuen Diener im Riss, bis er wieder alleine war. Dann verfing sich Etons Fuß in einer Wurzel und ließ ihn straucheln. Er flog der Länge nach hin und versuchte schnell wieder aufzustehen, als der Boden unter seinen Füßen wegbrach. Er fiel. Er fiel in die endlose Leere eines Gaiafalls hinab. Nur die Götter wussten, was ihn erwartete. Eton schrie. War das jetzt doch sein Ende? Er sah die perlweißen Blitze unter sich knistern. Würden sie ihn verschlingen, so wie die anderen? Oder würde er einfach ewig fallen, bis er das Bewusstsein verlor?
???:Ein Mensch?
Eton würgte, als ein eisiger Griff von oben seinen Kragen packte und seinen Sturz stoppte. Er wagte es nicht aufzusehen. Ein seltsames, krankhaftes Gefühl durchdrang ihn und es fühlte sich an, als ob die Quelle ihn gerade festhielt.
Eton:W-Was...?
???:Menschen gehören nach Mirnuzar. Hier habt ihr nichts mehr verloren.
Eton:Was habt Ihr mit...
???:Ich bin auf der Suche nach einem Mineral, dass hier verborgen sein soll. Die Zerstörung dieser Welt war unumgänglich.
Eton:Meine Armee... Meine Hoffnung...
???:Deine Armee? Wenn du diese Kreaturen meinst... Vergiss sie. Sie gehörten nicht in die Welt der Lebenden. Sei lieber froh, dass du sie los bist. Ich fürchte die astralare Energie hat sie so vernichtet wie diese Welt. Nicht mal ein Ewiges Wesen, egal ob aus dem Reich der Lebenden oder der Toten, würde das überstehen. Aber du verstehst wahrscheinlich nicht einmal wovon ich Rede.
Der Sarrancona riss mit seiner Hand ein Portal in die Luft und warf Eton ohne weitere Erklärung hinein. Wer hätte denn gedacht, dass sich noch ein normaler Mensch noch hierher trauen würde? Er musste das Mineral des Vasallen finden. Und die Zerstörung Galatans war ein wichtiger Schritt, um es zu finden.

Eton wusste nicht wo er war, aber wenn er der mysteriösen Stimme Glauben schenken wollte, dann war das hier unweigerlich Mirnuzar. Von den Kreaturen die ihm gefolgt waren, war weit und breit nichts zu sehen. Wütend hämmerte Eton auf den Erdboden. Er war wieder dort wo er angefangen hatte.

Lagmar:Ist das wirklich notwendig? Wir müssen ihr Dorf doch gar nicht betreten. Wir geben ihnen den Stern, gehen zurück zum Schiff bevor der Sturm wieder einsetzt und haben alle unser Ziel erreicht. Dann können wir-
Teol warf Lagmar einen frostigen Blick zu, der ihn sofort schweigen ließ.
Teol:Wir werden den Stern nicht irgendjemanden überlassen, Lagmar. Wir liefern ihn persönlich am Ziel ab, nicht mehr und nicht weniger. Allerdings hat er durchaus recht, Gullwick. Was wollt Ihr mit einem Kampf gegen eure Schülerin bezwecken? Ihr scheint zu glauben, dass ein General Polinas mit der Macht eure Barriere zu durchbrechen nicht in der Lage ist, eine Eurer Schülerinnen zu töten, wenn er es versucht. Durch so eine unüberlegte Aktion einen Konflikt zwischen unseren Ländern auszulösen ist nicht meine Absicht.
Gullwick:Nennt es Tradition! Ich fürchte ich muss darauf bestehen, wenn Ihr weiter voranschreiten wollt. Aber vergesst nicht eure Fähigkeit zu erklären!
Teol:Schön. Wenn Ihr darauf besteht... Meine Fähigkeiten sind in euren bekannten Grenzen vermutlich nahezu einzigartig. Sie stammen aus der Blutlinie der Ristemé.
Gullwick:Ristemé?
Teol:Ein einstiges Großreich, das aufgrund seiner damaligen Stärke viele Welten erobert hat. Inzwischen ist sie durch vergangene Konflikte auf einen jämmerlichen Bruchteil geschrumpft, aber das ist eine andere Geschichte. Fakt ist, dass ich der einzige Ristemé bin, den ihr möglicherweise in eurem Leben begegnen werdet.
Gullwick:Haben alle Ristemé Augen wie Ihr?
Lagmar schauderte. Als jemand das letzte Mal den Mut gefasst hatte, um den General etwas über seine Augen zu fragen, war er mit unsagbarer Kälte zurechtgewiesen worden. Hier jedoch fiel seltsamerweise jede Art von Reaktion aus.
Teol:Nein. Zu meinen Fähigkeiten: Ristemé sind bekannt für ihr ausgeprägtes Gespür für Energien sämtlicher Formen und die Fähigkeit Banne zu sprechen. Im Allgemeinen gilt sie der Sternenkraft als überlegen. Ähnlich wie diese, sind Ristemé mit den richtigen Kenntnissen und Fähigkeiten in der Lage Elemente zu manipulieren oder zu beeinflussen. Was uns jedoch den Zutritt zu Frostlande ermöglicht hat war ein Bannstoß. Es handelt sich um einen Bann, der eine Stoßwelle freisetzt, die nahezu alle Energieformen vertreibt. Nicht alle, aber bei eurer mir unbekannten Kraft hat es offensichtlich auch funktioniert.
Gullwick:Und Ihr könnt diese Banne jederzeit benutzen?
Teol:Meine Fähigkeiten sind auf einer Stufe, in der ich das kann. Um Banne zu wirken sind drei Dinge wichtig: Kenntnis des Bannes und seiner Energieform, die richtige Beschwörungsgeste, wie eine korrekt ausgeführte Handbewegung, und das Einleiten mit der richtigen Beschwörungsformel, gesprochen im alten Ristemé. Die Bewegungen und die Formel jedoch dienen hauptsächlich zum Fokus. Wenn man sich genug Zeit für alles nimmt ist der Bann entsprechend stark, ohne das würde er nicht funktionieren oder nur schwach ausfallen. Jedoch kann die übermäßige Benutzung von Bannen ähnlich wie bei der Sternenkraft zu körperlicher Erschöpfung führen, allerdings nicht annähernd so schnell.
Gullwick:Sonst noch was?
Teol:Ich habe nicht vor sie zu benutzen, wenn Ihr mich zum Dorf durchlasst. Wie ich sagte, ich bin als Vertreter Polinas in friedlichen Absichten hier. Wenn ihr meine Männer und mich den Stern abliefern lasst und uns wieder gehen, dann ist alles in bester Ordnung verlaufen.
Die Hexe schien zufrieden.
Gullwick:Also schön. Zeit für den Freundschaftskampf.
Jeanne:Jetzt sofort?
Teol warf ihr einen abschätzenden Blick zu. Er war überzeugt, dieses Mädchen leicht töten zu können. Ihre Kraft mochte fremdartig sein, aber ein Bannstoß sollte ausreichen, um ihre Kräfte nichtig zu machen. Außerdem diente er nicht mehr unter Hailya, der sich vermutlich über eine neue Kriegserklärung gefreut hätte. Er war als Diplomat hier.
Soldat:General...?
Teol:Wann endet dieser Kampf?
Gullwick:Wenn Ihr oder Jeanne hier genug hat.
Teol:In dem Fall hätte ich schon jetzt genug.
Die Hexe lachte.
Gullwick:So geht das nicht, Teol.
Teol:Na schön.
Er wandte sich Jeanne zu.
Teol:Als Zeichen meines guten Willens überlasse ich dir den ersten Angriff.
Jeanne:Äh... wirklich?
Teol:Selbstverständlich. Ich gebe dir mein Wort das ich nicht nach der ersten Attacke besiegt sein werde, egal was du auch versuchst.
Sie war völlig überrascht. Der Mann hatte noch nicht einmal seine Waffen gezogen. War das sein Ernst? Sie blickte zu ihm hoch. Erst jetzt fiel ihr wieder auf, wie groß dieser Mann doch war. Mit der Sonne im Rücken leuchteten ihr sein gelbes und sein eisblaues Auge entgegen. Sie fühlte sich fast so, als würde er sie mit seinem Blick durchbohren. Die Selbstsicherheit die er ausstrahlte verunsicherte sie.
Teol:Du zögerst.
Gullwick:Ist dein Hintern festgefroren?
Jeanne:Halt die Klappe, du hässliche Kröte! Sieh genau her!
Als sie ihren Blick jedoch wieder Teol zuwandte, sah sie ihn bereits mitten im Sprung auf sie zukommen. Ihre Gedanken waren leer, als er immer näher kam und seine Faust nach unten riss. Der Panzerhandschuh traf direkt auf ihren Kopf und drückte Jeanne tief in den kniehohen Schnee. Sie blieb liegen.
Gullwick[denkt]:Das arme Ding... Sie ist nicht einmal dazu gekommen ihre Hexerei zu wirken.
Teol:Ich nehme an ihr trainiert hier draußen nicht oft für den Kampf. Ein Soldat muss immer auf alles gefasst sein und darf sich von nichts ablenken oder verunsichern lassen. Ohne die nötige Entschlossenheit ist ein Kampf verloren, bevor er begonnen hat.
Lagmar:Nichts für Ungut, aber sollte sie nicht zuerst angreifen?
Gullwick:Ihr habt sie getestet, nicht?
Teol:Zum Teil. Allerdings habe ich nicht gelogen, als ich sagte, ich würde vermutlich nicht besiegt werden, egal was sie täte.
Jeanne:Au... mein Kiefer...
Soldat[leise]:Hey, sie ist noch bei Bewusstsein. Hat der General nicht stark genug zuschlagen?
Lagmar[leise]:Idiot! Sie ist immer noch eine junge Frau! Selbst der General weiß was Männerehre ist!!
Teol:Sind wir hier fertig?
Gullwick:Ich weiß nicht...
Sie sah frohlockend zu dem Schneeabdruck hinüber, der die Form der umfallenden Jeanne hatte.
Gullwick:Sind wir hier fertig?
Jeanne:Auuu... mein Kiefer...!
Gullwick:HEY, ICH REDE MIT DIR!!!

Sturmwind:Ich habe für so etwas keine Zeit! Schickt wie gewöhnlich einen Vertreter hin, der mich über sämtliche Sachverhalte anschließend informiert.
Bote:Sehr wohl.
Sturmwind:Außerdem sorgt dafür, dass mein nutzloser Bruder auf seiner Rückreise einen Umweg hier auf dem Scharfrichtergipfel macht. Ich muss mit ihm etwas besprechen, dass ich nicht über Schriftverkehr oder Psynergyverbindungen diskutieren will.
Bote:Selbstverständlich. Wir schicken den üblichen Vertreter?
Sturmwind:Ich kann ihn hier im Moment nicht gebrauchen. Das heißt 'ja'.
Bote:Verstanden Herrin. Ich nehme es sogleich in Angriff.
Er eilte davon. Die Herrscherin des Scharfrichtergipfels nickte zufrieden und setzte ihren Weg zu dem Abendessen mit Emain und Senar fort.
Dewan, der sich gerade vor einer Brücke befand, wurde von zwei Männern aufgehalten.
Mann1: Hast du deine Ausweispapiere dabei, Junge?
Dewan: Nein.
Mann2: Es tut uns Leid. Du wirst hier nicht passieren können. Das Land hinter dieser Brücke gehört Rotzahn, dem berühmten Krieger aus Galatan.
Dewan: Rotzahn? Noch nie von ihm gehört. Denkt ihr nicht, dass blutende Lippe besser gepasst hätte, wenn er schon dauernd einen auf die Fresse bekommt?
Mann1: Schweig Narr. Achte auf deinen Ton, denn sonst werde ich mit deinen Tonbändern spielen, bis der Ton richtig sitzt.Wie kannst du behaupten, nicht von ihm gehört zu haben?
Mann2: Ohne ihn, wären wir alle in Galatan hoffnungslos verreckt. Er hat die Aufmerksamkeit der Phönixkrieger auf sich gezogen und uns die Flucht nach Mirnuzar verschafft.
Dewan: Ihr "alle" wärt verreckt? Wer ist alle?
Mann1: Alle seine Anhänger.
Dewan: Ihr seid also Galataner. So so. Es gibt etwas, was mir nicht einleuchten möchte: Wieso sollte einem Galataner ein ganzes Land hinter eine Brücke in Mirnuzar gehören?
Mann1: Du hast wirklich keine Ahnung oder?
Mann2: Die Prinzessin von Kantas und Rotzahn haben sich vor ungefähr zwei Wochen vermählt.
Dewan: Kantas.... unterliegt einer Herrschaft...? Eine Prinzessin...? Noch nie davon gehört.
Er war auf dem Weg nach Kantas, eine Stadt in einem abgegrenzten Bereich von Nordshetver. Die Stadt befand sich mitten in einem Gebirgegebiet und nur eine, diese Brücke, führte dahin.
Mann1: Es ist, wie es ist. Dein Wissen lässt schwer zu wünschen übrig, Junge.
Dewan: Ich kenne die Geschichte von Kantas. Dort ist jemand... den ich besuchen will. Ich kann mit 100 %iger Sicherheit sagen, dass die Stadt sich noch unter keiner Herrschaft befand. Genausowenig wie es "eine Prinzessin" gab.
Mann2: Du Aussenstehender weisst nichts. Absolut nichts. Doch das ist egal, denn du wirst dich umdrehen und nun gehen.
Dewan [denkt]: Irgendetwas seltsames geht in dieser Stadt vor, doch ich habe keine Zeit mich darum zu kümmern. Diese beiden wissen offensichtlich nicht einmal, dass sie kein "Recht" haben mich nicht in ein Bereich Mirnuzars durchzulassen. Was soll´s.[sagt]: Wie ihr wünscht. Dann werde ich auf meinen Besuch verzichten müssen. Vielleicht ist es besser so. Macht es gut.
Er drehte sich um und ging, den Drachenkopf mit sich ziehend. Seine Reise ging weiter nach Osten. Er würde schon früher oder später auf einen von Reyters Männern treffen- einen lebenden. Denn tote hatte er bereits schon oft getroffen.

Eton konnte es nicht glauben. Warum hatte er nur so viel Pech im Leben? Nachdem er sich langsam beruhigt hatte, stand er wieder auf. Er hatte seine ganze Armee mit seiner Wahl in ihr Ende gelenkt. So war es schon immer gewesen.
Eton: Moment... Ich habe diese Wesen in ihr Ende gelenkt.... ICH war es. Ich habe eine potenzielle Bedrohung für die komplette Menschheit alleine ausgelöscht....
Vermutlich war dies die einzige Sache die Eton jemals wirklich gutes für die Menschen getan hatte, wenn auch die Absicht ein ganz anderer war.
Eton: Wo bleibt die Belohnung? Der Ruhm? Die Anerkennung?
Er spuckte verärgert auf den Boden. Zuerst traf er auf Semih, der ihn in die andere Seite der Welt teleportierte, dann schaute er in einem verrückten Kampf zwischen dem grauhaarigen Wasseradepten und einem komischen, menschlich aussehenden, aber überhaupt nicht menschlichen Wesen zu, überlebte dies knapp, landete in einer Welt die vor der Vernichtung stand, wurde von einem Irren gerettet, der wohl dachte, dass es ein guter Zeitpunkt sei um in diesem Chaos nach einem Mineral zu suchen und war nun hier...
Eton: Kranke Scheisse....
Die Bilder wiederholten sich in seinem Kopf. Diese übermenschlichen Wesen... wo hielten sie sich auf? Was waren deren Motive und Ziele? Wäre er nur Ansatzweise so mächtig wie eins der Wesen die er kürzlich getroffen hatte, dann wäre die Welt sicherlich bereits seins... Doch sie zeigten sich nicht einmal. Mischten sich nicht ein. Warum bloss?
???: Eton.
Er wurde von seinen Gedanken getrennt und drehte sich um. Allerdings sah er keine Person, sondern einen gelben Umschlag mit seinen Namen. Er öffnete den Umschlag, nahm das Blatt heraus und begann zu lesen.
Eton [denkt]: Saul!?

Er hatte seine Augen geschlossen und saß im Schneidersitz mit einer leicht genervten Miene und stützte seinen Kopf an seiner rechten Hand ab. Diese Kinder gingen ihm seid einigen Stunden tierrisch auf die Nerven.
Semih [Clone]: Könnt ihr ruhig sein? Ich versuche zu...
Er stoppte, als er merkte, dass sein Ton von den der drei übertönt wurde. Seine Ohren drohten ihm zu platzen, wenn er sich weiter den Streit dieser nervigen drei anhören würde. Seine Augen waren gegen die unmöglichsten Schmerzen, Qualen und Attacken sehr gut ausgerüstet, doch gegen diese Art von Qual schienen sie ihm nichts am geringsten den Schmerz zu lindern. Worüber stritten sie sich die ganze Zeit überhaupt? Nach der ersten Stunde hatte er abgeschaltet ihnen zuzuhören. Nach der zweiten ignorierten sie ihn bereits schon... Er hielt es nicht mehr aus.
Semih [Clone]: Invidia... lege alle drei um. Sofort!
Einen Augenblick später erschien ein schwarzes Wesen aus dem nichts, die sich zu einer menschlichen wirkenden Struktur verformte. Invidia war gerade dabei seine Passivform zu wechseln, als Semih realisierte was er da gerade von sich gegeben hatte.
Semih [Clone]: St-
Doch es war bereits zu spät um rechtzeitig ein Wort aufzusprechen. Mit einer schnellen Bewegung brachte er sich vor dem Angriff. Der Arm bohrte sich durch seine Schulter, die eine Sekunde später wieder verheilt war.
Semih [Clone]: -opp...
Die Todessünde grinste und nahm wieder seine Passivform an.
Invidia: Du hast deine blaue Schutzaura deaktiviert um mir nicht zu Schaden? Du bist ein guter Meister, wärst aber ein miserabler Vater.
Semih [Clone]: Klappe. Ausserdem wirst du nie wieder Todesbefehle ausführen, die auf dieses nervtötende Trio gerichtet sind. Das ist ein Befehl.
Invidia: Wieso eigentlich der Aufwand? Du könntest sie jederzeit wiederbeleben?
Er konnte in den Augen seines Meisters eine sammelnde Wut herauslesen, die wohl auf ihn gerichtet war. Es war höchste Zeit zu gehen.
Invidia: Schon gut, schon gut. Ich gehe.
Semih war es nicht aufgefallen, doch die nervtötenden Stimmen hatten aufgehört, die er seid einigen Stunden vertragen musste. Stattdessen schauten sie nun zu ihm.
Geltan: War er der Vasall?
Semih: Nein. Hätten wir den Vasallen gefunden, dann wären wir nicht in der Situation. Der Sarrancona hätte sich längst Blicken gelassen.
Yennar: Wir müssen ihn suchen, Semih! Wer nicht sucht, der nicht findet! Wir können ein Wettrennen machen. Der erste der ihn findet bekommt...
Semih: ...bekommt von mir was er will...
Ashira: Wirklich?
Semih: Nein! Ihr wisst nicht einmal, wie der Vasall aussieht, ganz davon abgesehen, was er überhaupt ist.
Geltan: Und wie sieht er aus?
Semih: Nun ja.... Er sieht aus wie....
Ashira: Hmm?
Semih: Ihr stört. Wegen euch werde ich die wichtigen Schritte des Sarranconas verpassen und die Gelegenheit verpassen, mir ihn von wegzuschnappen.
Yennar: Dürfen wir trotzdem nach ihm suchen?
Semih: Ich erwähnte bereits, dass es unmöglich für euch ist, ihn zu finden. Wobei... dann habe ich zumindest meine Ruhe. Viel Spass. Ich komme allerdings mit.
Der Clone teilte sich in zwei. Der jenige der zurückblieb würde wohl die Aufgabe fortführen und der andere auf die Kinder aufpassen. Vielleicht waren sie nach einer fehlgeschlagenen Suche leiser. Er konnte sich in der Zwischenzeit etwas überlegen um den anderen Zwilling aus dem Astrala herauszubekommen.
Kanra kam die Treppe hinauf, als Sylvos sie mit dem 'Kartendienst' ablöste. Obwohl es noch tief in der Nacht war, war das Deck durch den grellen rötlichen Halbmond gut beleuchtet. Außer dem Rauschen des Meeres war nichts auf dem Schiff zu hören. Die Crew schlief vermutlich schon. Sairi bedauerlicherweise vermutlich auch.
Kanra[leise]:Verdammt, ich hätte jetzt ein Glas bitter nötig...
Lashon:Stimmt, wäre bei diesem herrlichen Sternenhimmel nicht übel...
Kanra blieb kurz das Herz stehen, als sie Lashons Stimme so nahe neben sich hörte. Dieser hatte sich nämlich an die Reling gelehnt und hatte gedankenverloren in die Sterne geschaut.
Kanra:Lashon, verdammt! Du hast mich zu Tode erschreckt! Was machst du hier?
Lashon:Kann nicht schlafen. Ich habe die Gelegenheit gleich genutzt und Rangi für eine weitere Übung überredet. Hat mich leider nicht so müde gemacht, eher noch unruhiger.
Kanra:Rangi ist auch noch wach?
Lashon:Du müsstest es besser wissen, schließlich teilt ihr euch den selben Raum: Schläft diese Frau überhaupt einmal? Ich denke sie übt um diese Zeit für sich allein, wo sie niemanden stört. Oder besser: Wo sie niemand stört.
Er starrte wieder nach oben in den klaren Nachthimmel. An den roten Mond musste er sich noch gewöhnen, aber irgendwie gefiel er ihm auch. Dennoch würde ihm das blasse silberne Licht fehlen, dass er aus seiner Heimat kannte. Nicht weniger neu war der reich gefüllte Sternenhimmel. Lashon hatte mal in einem Buch gelesen, dass es über zweitausend bekannte Sternenkonstellationen in Mirnuzar gab. Und zu fast jeder gab es eine Geschichte oder eine Legende. Kein Wunder dass diese Menschen ihre Sterne so verehrten.
Kanra:Hey... guck dir das an!
Lashon senkte seinen Blick und schaute in die Richtung, in die Kanra sah. Zwei Männer, eingehüllt in dicken Pelzmänteln und mit prallgefüllten Reiserucksäcken auf dem Rücken, folgten Käpten Paka, der mit ihnen die Treppe in den vorderen Schiffsbereich nahm, in dem sich auch die Karte befand.
Kanra:Was... war... das? Planen wir einen Abstecher nach Frostlande?
Lashon:...
Kanra:Was? Ich kenn diesen Blick! Irgendwas heckst du doch aus?
Er ließ zwei Reihen Zähne zu einem belustigten Lächeln aufblitzen.
Lashon:Lust auf einen kleinen Spaziergang bei Nacht?

In was war er da hineingeraten? Sarash kaute wütend auf seiner Lippe. Warum machte er das? Er hätte jederzeit abhauen können, besonders nachdem Pakas Leute anscheinend alle Harimduren in Sturmfeste getötet hatten. Er hätte abwarten können, bis zum richtigen Moment und diese Typen für Lord Reyter ans Messer liefern können, um seine Gunst zurückzugewinnen. Trotzdem hatte er auf die wiederholte Frage des Käptens, ob er das wirklich wollte, mit 'ja' geantwortet. Vielleicht weil er tief in seinem Inneren glaubte, das Richtige zu tun? Blödsinn! Höchstwahrscheinlich weil er sich nicht sicher war, ob Reyter ihn wirklich verschohnte. In der Flotte war das Gerücht kursiert, dass Reyter guten Offizieren zwar viele Fehler verzeihte, aber Verrat auf das Höchste bestrafte. Deshalb waren die Harimduren wohl zu seinem Lieblingsspielzeug geworden.
Sarash:Verdammt, ich sterbe noch unter diesen warmen Zeugs!
Sazael:Behalt es lieber an, Bursche. Diese Mäntel sind nicht umsonst mit hochgradig wärmender Feuerpsynergy getränkt. Meine Vorhersage: Du wirst trotzdem frieren!
Sarash:Das ist nicht Euer ernst!
Sazael:Und wie! Mit dem Ding würdest du in Frostlande vermutlich nicht einmal eine Woche überleben! Es sei denn diese 'besonderen Damen' finden dich zuerst. Dann überstehst du nicht einen Tag.
Sarash:Besondere Damen?
Paka:Sazael hat in Frostlande ein verstecktes Dorf entdeckt, in dem anscheinend seltsame Kräfte praktiziert werden.
Sazael:Keine Psynergy, Bursche, das steht fest. Die hätten mich bei drei Situationen fast entdeckt und erwischt. Das heißt, man hat mich erwischt... Aber es handelte sich um einen jungen offenherzigen Wasseradepten, der mir heimlich alle Aufzeichnungen aus dem Dorf brachte, die er über den Leuchtturm des Feuers hatte. Du wirst unmöglich erraten wo ich ihn dann fand!
Sarash:W-Wo?
Sazael:Unter vielen Meter dicken Eis! Als ich in diesem Ding drinn war, habe ich auch den zweiten Mantel, den den du trägst, übergezogen. Wär trotzdem fast erfroren. Ehrlich, in diesem Ding frierst du dir den A-
Paka:Genug jetzt, wir sind da.
Der Käpten stieß die Tür gegenüber den Kartenraum auf. Der Raum ähnelte diesen von der Form her, aber statt einer Karte war eine runde Steintafel mit einem Teleportfeld in den Boden eingefasst. Allerdings war es etwas anders als die normalen Teleportfelder.
Sarash:Ist das da das, was ich denke?
Paka:Gewiss, nur besser. Mit diesem Teleportfeld können wir eine Gruppe von wenigen Personen über sehr weite Distanzen verschicken.
Sazael:Wie genau es funktioniert, darüber solltest du dir nicht den Kopf zerbrechen. Wichtig ist, dass uns dieses Ding bis nach Aktonia bringt. Wir wissen nicht genau wo wir landen, noch ob der Leuchtturm in der Nähe ist, aber sorgfältige Berechnungen von Gelehrten geben an, dass das so ungefähr das Gebiet ist.
Sarash:WAS?! Soll das heißen wir ziehen ohne genauen Anhaltspunkt durch einen verdammten Eiskontinent? Vielleicht müssen wir auch noch unter dem Eis suchen, wenn die Geschichte von Frostlande stimmt.
Sarash zog die Stirn verärgert in Falten und trat so nah an Sarash heran, bis ihre Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt waren.
Sazael:Hast du etwa Angst, dass dir kalt wird?
Paka:Das reicht jetzt. Sarash, dieser Mann HAT den Leuchtturm in einem EISKONTINENT gefunden, der UNTER dem Eis war. Vertraut auf seine Fähigkeiten und versucht ihn nach besten Willen zu unterstützen.
Sarash:Schon gut, schon gut... Wann brechen wir auf?
Paka:Jetzt. Sazael, ich erwarte deine Nachricht.
Sazael:Sehr wohl, mein Hauptmann.
Sarash:Moment, wa-
Das Zeichen blitzte auf und verwandelte die zwei Männer in Energie und schleuderte sie weit in den Norden hinaus. Paka nickte zufrieden und drehte sich zur Tür um.
Paka:Ich hoffe ihr macht euch keine Sorgen, um euren alten Bekannten.
Kanra:Oh, hehe... Ihr habt uns bemerkt?
Paka:Ihr habt noch nicht einmal den Fuß auf die erste Stufe unter Deck gesetzt, da habe ich euch schon bemerkt. Nein, Scherz. Ich habe euch oben gesehen und irgendwie gewusst, dass ihr uns folgen würdet. Es ist nicht sehr schwer, sich an mich heranzuschleichen.
Lashon:Nur nicht so bescheiden, Käpten. Und zu Sarash... er ist nicht der Typ zum Sterben. Nicht nach dem, was er schon erlebt hat. Sie hätten ihm allerdings schon ein paar aufmunternde Worte mitgeben können.
Paka:Nun, es gab keinen Grund für schöne Worte. Ich weiß, dass sie sicher zurückkommen werden. Auf Sazael kann man sich verlassen.
Lashon:Er sagte 'Hauptmann' zu ihnen...
Paka[lacht]:Er ist ein 'ziemlich' alter Freund von mir. Ich kannte ihn schon lange vor Saitu und das will etwas heißen. Glaubt es oder nicht, aber ich war mal auch 'nur' ein Hauptmann.
Kanra:Wir haben schon verstanden.
Paka:Na dann, versucht jetzt ein wenig Schlaf zu bekommen. Ihr müsst für Morgen gut ausgeruht sein. Das ist ein Befehl.
Lashon:Ich würde ihn gerne befolgen, aber ich kann einfach nicht schlafen...
Paka:Nicht? Dann weck doch eben Sairi und lass dir etwas von ihr geben. Sie wird schon wissen, was du brauchst. Bei mir wirkt es stets Wunder.
Kanra:Sairi wecken, um etwas zu trinken zu bekommen? Hey, endlich mal eine gute Idee.
Paka:Nur für Lashon, du gehst schlafen Kanra.
Kanra:Was? Das ist nicht ihr ernst...? I-Ich glaube ich kann auch nicht schlafen...
Der Käpten seufzte müde.
Paka:Na schön. Seht nur zu, dass dein Kater dich morgen noch aufstehen lässt, so dass Lashon nicht wieder deine Schicht übernehmen muss.
Kanra:Käpten, Ihr seid der Beste!
Paka:Wenn ich euch in den Griff bekommen würde, 'dann' wäre ich der Beste. Und jetzt setzt euch in Bewegung!
"W-Wir sind fertig." antwortete Jeanne benommen.
Gullwick seufzte. "Ich hätte gern die Gefahren dieser fremden Macht weiter ergründet, hatte dich sogar mit einem Schutzbann belegt, weisst du?"
"Warum sagt ihr mir das nicht füher?"
Gullwick schürzte die Lippen. "Aber du weisst doch das es wichtig bei der Hexerei ist, wer an etwas glaubt und wer von etwas nichts weiß. Sonst wirkt es nicht."
Die alte Hexe wandte sich unter dem ,Gerassel ihrer vielen Ketten, wieder an Teol.
"Folgt mir, ihr seid wirklich stark, aber die Kräfte von Mutter Natur sind nicht mit Gewalt zu besiegen, also seid ihr keine all zu große Bedrohung."
Ihr blickte richtete sich auf den kleinen Hundekopf der aus Lagmars Kragen hervor lugte.
"Das ist doch...Lasst mich raten: Der Mars- Stern ist in diesem Hund"
"Äh, ja" antwortete Lagmar unsicher.
"Dieser Hund... Diese Hündin... Ach es ist nichts. Hexenkönigin LaCroix wird euch sicher darüber aufklären. Aber ich muss schon sagen dass euer Herrscher ein gerissener Bursche ist."


~~Mirnuzar: -Jahrhunderte(?) zuvor~~
Es war Nacht. Die Sterne funkelten auf das Meer herab auf dem alles schlief.
Nur Novalia stand wachend auf der Reling der Eridanus, dem Schiff auf dem sie aufgebrochen sind um das zu verfolgen was die meisten Menschen einen Wunschtraum nennen würden. Es war besser einem unsinnigen Traum zu folgen als einfach nur zu träumen, also war es ihr egal was andere Leute über ihre Reise dachten. Sie hörte leise Schritte hinter sich, der Anführer der Expedition und Kapitän der Eridanus stellte sich neben sie und stützte sich auf die Reling.
"Ihr solltet dort herunter kommen, Novalia, ich will nicht dass ihr dort runter fallt."
"Danke, aber ich bin in der Lage auf mich selbst auf zu passen" sie sah ihn nicht weiter an und konzentrierte ihre Sinne auf eine bestimmte Stelle am Horizont.
"Die Leute aus dem letzten Hafen haben uns vertrieben, uns als wahnsinnige Sekte verschrien...
Manchmal frage ich mich ob dass was wir tun das alles wirklich wert ist."
Novalia sah zu dem hochgewachsenen Mann neben sich. Sein blondes, gelocktes Haar wehte im Meereswind während er melancholisch auf den Ozean starrte.
"Sag mir, Novalia... Sind es die Leute aus dem Hafen die uns da folgen."
Novalia erinnerte sich an die Stelle am Horizont auf die sie sich konzentriert hatte. Ein normaler Mensch hätte das Schiff niemals sehen können und das tat sie auch nicht. Sie spürte das andere Schiff das Wasser des Ozeans vertrieb, wie es die Natürlichkeit des Meeres veränderte.
"Du, spürst es auch?" fragte sie nicht übberrascht.
"Nein... Ich spüre die Seelen an Bord des Schiffs. Es müssen ungefähr 20 Mann an Bord sein, wenn ich die Seelen abziehe die ich für Ratten halte. Also eine Mannschaft die ungefähr so gross ist wie unsere eigene."
"Ich kann sie jetzt sehen... Es sind Piraten." sagte Novalia mürrisch.
Der Mann neben ihr lachte tonlos. "Als wir im letzten Hafen Söldner anheuern wollten, wurden wir vertrieben weil unser Vorhaben angeblich "gottlos" sei. Jetzt das."
"Hey sie schicken ein Ruderboot los."
Ein kleines Ruderboot wurde von den Piraten ins Wasser gelassen. Ein Mann stand aufrecht im Boot und hielt eine weisse Flagge während ein Zweiter ruderte.
"Der Mann mit der Flagge scheint ihr Kapitän zu sein. Lassen wir ihn an Bord und sehen was er zu sagen hat, oder hast du was dagegen, Novalia."
"Ich trau dem Braten nicht, ich gehe und wecke die anderen. Sie sollen so tun als würden sie schlafen sollen aber ihre Waffen bereit halten. Wir haben keine Ausgebildeten Kämpfer an Bord. Der Überraschungsmoment ist unsere einzige Waffe im Notfall."
"Tu was du nicht lassen kannst" bekam Novalia als gelangweilte Antwort.
Nachdem Novalia wieder aus dem Quartier kam sah sie wie der Piratenkapitän gerade auf die Eridanus kletteterte.
Der Pirat strich sich über die Lederjacke, nahm seinen Hut ab und verbeugte sich vor ihr als er sie sah. Er sah nicht furcht einflössend und ungepflegt aus wie man es von einem Piraten erwartete. Sein langes, schwarzes Haar war gekämmt und zu einem Pferdeschwanz gebunden der ihm bis zur Hüfte reichte. Eine hölzerne Nachbildung eines Katana hing in seinem Gürtel.
"Ich hatte nicht damit gerechnet heute noch auf so eine angenehme Gestalt zu treffen. Soll ich mit euch sprechen oder diesem Mann neben mir?"
Der Mann neben ihm räusperte sich.
"Ich bin Kapitän der Eridanus und Leiter dieser für die Menschheit wichtigen Expedition. Mein Name ist Ossir. Und dass hier ist.." er nickte in Novalias Richtung. "meine gute Freundin, Kollegin und Vizekapitän der Eridanus Novalia LaVoison. Und wer seid ihr? In diesen Gewässern hört man selten von Piraten."
Der Piratenkapitän kratzte sich verlegen am Hinterkopf und setzte dann wieder seinen Dreispitz auf.
"Es tut mir auch außerordentlich Leid euch auf eurer Reise so einen Schrecken bereiten zu müssen. Wir sind nur auf Durchreise, dies sind nicht unsere Gewässer. Mein Name ist Riijadon."
"Ich kann nicht sagen das mir der Name geläufig ist" gab Ossir zu.
"Nun was wollt ihr von uns? Ich bin eigentlich immer davon ausgegangen das Piraten die Mannschaft töten nachdem sie das Schiff entern und sämtliches Gut für sich behalten."
"Das sind wirklich ein paar schreckliche Vorurteile" meinte Riijadon. "Ich kann in der Hinsicht zwar
nicht für andere Piraten sprechen aber wir tun nur denen Leid an die sich wehren. Piraten hängen genauso sehr an ihren Leben wie die Leute deren Schiffe sie entern, solltet ihr wissen."
"Kommt endlich zur Sache und sagt uns was ihr wollt."
Ossir hob beschwichtigend die Hände. "Nicht so forsch, Novalia... Ich möchte den werten Herren hier nur ungern verärgern."
"Nein, Nein ist schon in Ordnung. Wir nehmen uns was uns nicht rechtmäßig zusteht also haben wir kein Recht Respekt ein zu fordern.
Nuuun.. Es ist ein wenig peinlich das zu sagen aber meine Mannschaft hat sich neulich betrunken und meine Männer haben im Trinkwahn ihre Hüte über Bord geworfen. Wir fordern 23 Hüte dann segeln wir auch sofort weiter."
Ossir und Novalia sahen Riijadon mit offener Kinnlade an.
"Hüte?" brachte Novalia ungläubig heraus. "Hüte? Das ist alles? Kein Gold? Keine Lebensmittel?
Ihr wollt einfach nur... HÜTE!?
"Ähm, ich sagte doch es ist mir ein wenig peinlich... Aber wir haben niemanden an Bord der sich sonderlich mit Sonnenstich auskennt. Also ist es am besten wenn man das sofort verhindert. Wir nehmen natürlich auch Kopftücher entgegen wenn nicht genug Hüte vorhanden sind. Mit Gold können wir eh kaum etwas anfangen weil wir uns eh alles nehmen was wir brauchen und mit Proviant sind wir im Moment überfüllt."
"Ihr seid wirklich die lausigsten PIraten von denen ich je gehört habe. Seid ihr wirklich Piraten?" fragte Novalia mißtrauisch.
"Wir sind eher Leute die keinen Platz mehr auf der Welt haben und nach einer Zuflucht suchen. Ehe wir diese Zuflucht finden schlagen wir uns als Piraten durch."
"Sie sind uns ein wenig ähnlich, nicht wahr Novalia?"
"Halt den Mund Ossir.Wir sind keine Verbrecher."
"Das was wir vorhaben ist ein viel größeres Verbrechen als etwas Piraterie, wenn wir ehrlich sind, Novalia... Würde es euch etwas ausmachen etwas von dieser Zuflucht zu erzählen die ihr sucht, Riijadon?"
"Was machst du, Ossir? Willst du dich mit Piraten verbrüdern?"fragte Novalia bissig.
"Unsere Zuflucht..." begann Riijadon.
"Lasst gut sein, Käpten ihr werdet nur wieder ausgelacht." Es war der Matrose der im Ruderboot saß und Riijadon zur Eridanus gerudert hatte. "Als wäre die Hutsache an Peinlichkeit für heute nicht genug..."
"Unsere Zuflucht..." begann Riijadon erneut ohne auf die Einwände seines Matrosen zu hören,
"...ist eine schwimmende Stadt."
"Eine schwimmende Stadt?" wiederholte Ossir.
"Eine schwimmende Stadt." bestätigte Riijadon.
Eine unangenehme Stille breitete sich aus.
"Das ist immer noch wahrscheinlicher als das was wir vorhaben." sagte Ossir schließlich.
Riijadon und sein Matrose sahen Ossir perplex an, der ihrem Blick mit einem schelmischen Lächeln begegnete.
"Käpten... Ich glaube er macht sich über uns lustig, nicht dass ich es ihm übel nehmen könnte."
"Nun,äh, um zu erläutern was ich mit schwimmender Stadt meine..." fing Riijadon an, der sich nicht ernstgenommen fühlte,
"Als ich ein kleiner Junge war und zum ersten mal mit meinem kleinen Boot fischen fuhr, da sah ich: Eine Flotte.
Es war nicht einfach eine einfache Schiffsflotte. Nein es waren Schiffe von unglaublichem Ausmaß begleitet von kleineren Schiffen. Diese riesigen Schiffe würden unsere Karavellen aussehen lassen wie Frösche verglichen mit einem Drachen. Die größten von ihnen waren Schiffe mit Neun Masten und 4 Decks. Manche der Schiffe waren schwimmende Gärten oder schwimmende Farmen. Sie konnten Schafe auf den Schiffen grasen lassen! Und es gab mindestens mehr als Zweihundert Schiffe insgesamt. Mindestens 50 davon waren solche Neun-Master- Riesenschiffe. Es war eine schwimmende Stadt, es gibt keine andere Bezeichnung für solch eine gewaltige Flotte. Und wir werden sie finden. Welche bessere Zuflucht gibt es für Leute wie uns als eine schwimmende Klein-Nation die ständig in Bewegung ist."
"Interessant." sagte Ossir nach dem Riijadon mit seiner Ausführung fertig war. "Ich frage mich ob es diese gewaltige Flotte noch gibt."
"Seien wir doch ehrlich es gibt absolut keine Nation in Mirnuzar die Zeit, Interesse oder die Mittel hätte solch eine gewaltige Seeflotte auf zu stellen." meinte Novalia.
"In Mirnuzar." bestätigte Riijadon, "aber vielleicht gibt es mehr als Mirnuzar. Im moment versuchen
wir zu ergründen wie es unter Mirnuzar aussieht."
"Verstehe ich das richtig?" fragte Novalia, "Ihr wollt ernsthaft versuchen die endlosen Wasserfälle am Rand der Welt heruntersegeln?"
"Oh, nun seid nicht albern. Wir suchen eine sichere Passage die uns unter die Wasserfälle führt."
"Kein Wunder dass man euch auslacht." antwortete Novalia. "Wären wir nicht genauso verrückt würde ich auch lachen."
Riijadon verschränkte die Arme. "Nun ihr beide macht mich aber auch die ganze Zeit neugierig! Wenn es euch nichts ausmacht würde ich gerne über eure Expedition hören."
Ossir lachte herzhaft. "Wird Zeit das ihr auch einen Grund bekommen uns auszulachen: Wir wollen den Tod überlisten."
Riijadon sah ihn ernst an. "Ich finde das gar nicht zum Lachen. Wollt ihr Unsterblichkeit, ewige Jugend? Das ist..."
"Gottlos? Ein viel, viel größeres Verbrechen als Piraterie? Nun da stimmen wir zu. Wir wollen Menschen eine Möglichkeit geben mit ihren Verstorbenen reinen Tisch zu machen. Habt ihr nicht auch jemanden verloren dem ihr nur noch ein einziges mal etwas sagen wollt nachdem er tot ist. Wir wollen den Menschen Möglichkeit geben genau das zu erreichen. Ist das wirklich verachtenswert?" fragte Ossir.
Riijadon hob in einer ausweichenden Geste die Hände. "Verzeiht mir aber ich bin nun wirklich nicht in der Stimmung über Leben und Tod zu reden. Sieht man in meinem Beruf zwar nicht so oft
wie man erwarten würde, ist aber nicht ungewöhnlich dem Tod zu begegnen."
"Und was ist mit dem Leben?" wollte Ossir wissen.
"Oh, glaubt mir ich habe genug Leben für unsere beiden Schiffe zusammen" antwortete Riijadon und sah Ossir rätselhaft an.
"Ja, das kann ich fühlen" entgegnete Ossir. Er reichte Riijadon die Hand. "Wie wärs wenn wir eine Zeit lang zusammen reisen? Wir brauchen Leute die Kämpfen können solange wir auf See sind und ihr wirkt als bräuchtet ihr einen Gesellschafter. Novalia kann eurer Mannschaft sicher auch noch etwas über Kräuter beibringen. So wie es aussieht scheint ihr ja keinerlei medizinische Kenntnisse bei euch an Bord zu haben, wenn ihr nicht mit Sonnenstich fertig werdet."
Novalia funkelte böse Ossir an.
"Was machst du da Ossir, das sind Piraten! Wenn wir uns mit denen Verbünden sind wir endgültig offizielle Verbrecher."
"Die Sternenmönche sehen uns sowieso als dunkle Sekte an, geleitet von einem Schamanen und einer Hexe. Wenn sie uns finden droht uns so oder so die Hinrichtung. Durch ein Bündniss hätten wir eine Chanche uns zur Wehr zu setzen bei einem Angriff." entgegnete Ossir. "Also was sagt ihr Riijadon?"
"Medizinische Kenntnisse zu erlernen ist sehr wichtig für uns." erwiderte Ossirs Händedruck, "wir begleiten euch bis ihr bei eurer nächsten Station auf eurer Expedition an Land geht."
Ossir lächelte zufrieden.
"Dann ist es entschieden ihr helft uns auf unserer Suche nach dem Spesa-Thomagethericon."
Jad lachte beinahe amüsiert. "Das wäre als wäret ihr in Galatan geblieben, Kriegsherr. Neunzig Prozent der Bevölkerung sind tot, annähernd das gesamte Land ist vernichtet und die Böden sind verseucht. Außer der Umsiedlung sind die Optionen fortan auf Hiran angewiesen zu Leben oder zu sterben. Die Kraft eines Herrschers reicht nicht um ein bereits vernichtetes Reich zu retten. Und doch habt ihr recht. Kaiserin Narsi würde niemals den Krieg aufgeben. Mirnurzar ist lediglich ein taktischer Rückzug. Ich hoffe ich konnte eure Neugier befriedigen, Kriegsherr."

Bemüht seinen Atem ruhig zu halten presste sich Kazan an einen der Bäume. Inzwischen war er so tief im Wald, dass selbst, wenn die Sonne noch am Himmel gestanden hätte kaum Licht zu ihm vorgedrungen wäre. Er spähte um den Baum herum. "Nachsicht.", murmelte er und die Lichtverhältnisse in seinem Blick wechselten. Eine große Gestalt bahnte sich eine gezackte Klinge schwingend seinen Weg durch das Unterholz. Er schlich vornüber gebeugt tiefer in den Wald hinein. Zumindest hatte er es vor, bevor er bloß drei Meter von ihm entfernt eine weitere Person sah, die ihn jedoch Aufgrund des schlechten Lichtes und dem Gestrüpp noch nicht gesehen zu haben schien. Er sah sich weiter um, aber es gab sonst niemanden in seinem Sichtfeld. Das waren zu wenige für einen Hinterhalt und zu viele für einen Zufall. Einer spontanen Eingebung folgte blickte er nach oben und erkannte eine Gestalt auf einem Ast über ihm; Weitere auf anderen Bäumen. Die Gestalt die mit den Augen etwas auf dem Boden suchte erkannte ihn schließlich in der Dunkelheit und zielte mit einer Armbrust. Er warf sich zur Seite und entging dem auf seine Beine gezielten Pfeil. Er hechtete los. Keine Sekunde später spürte er Psynergie hinter sich. Er sah über seine Schulter und erkannte die Gestalt mit der gezackten Klinge, die gerade die Hand hoch und ihm eine mannsgroße schwarze Kugel hinterher schoss. Der Treffer schleuderte ihn Vorwärts geradewegs durch zwei Bäume hindurch, bevor er auf dem Boden aufprallte, sich mehrfach Überschlug und mit dem Gesicht voran gegen einen Baumstamm prallte. Er fiel benommen auf den Boden und rollte sich auf den Rücken. Er streckte seine Hand hilflos nach oben aus, während er noch eine letzte Psynergie wirkte, bevor ihm schwarz vor Augen wurde.

Dabei war alles so gut gelaufen. Kazan hatte gerade einen Auftrag erledigt und seine Bezahlung eingestrichen, die er auch sogleich darauf verwendete sein Überleben von eben diesem Auftrag zu feiern. Er hatte genüsslich einen Schluck aus seinem mit einem violetten Getränk gefüllten Glas getrunken, während seine Beine auf dem Tisch vor ihm ruhten. Er hatte noch nicht einmal die Überresten des großen Landsitzes in Hiran verlassen, der, nachdem die Besitzer entweder verstorben oder in eine der Städte geflohen waren, zu einem Treffpunkt der Unterwelt entwickelt hatte. Er befand sich in dem zu einer Art Bar umorganisierten Speisesaal gemeinsam mit allerhand Mördern, Dieben, Räubern und anderen zwielichtigen Gestalten, als der Fremde an seinen Tisch trat, wobei das leise metallische Klirren von Waffen zu hören war. Er hatte zu ihm hoch gesehen. Der Fremde - wer auch immer es war - war überdurchschnittlich groß und trug einen langen blauen Mantel mit Kapuze.
"Kenn ich dich?", hatte Kazan gefragt, während er versuchte das Gesicht unter der Kapuze zu erkennen.
"Nein, aber ihr wurdet mir aufs wärmste empfohlen, Wanderer."
"Wanderer, hä?", hatte er amüsiert gemeint, "Verwechselst mich, Großer, wie man mich auch bezeichnet 'Wanderer' ist absoluter Blödsi-" Als er realisierte, DASS ihn mal jemand so genannt hatte, war es bereits zu spät gewesen. "Sch-" Er wollte noch aufspringen und augenblicklich davon laufen, doch der Kapuzenträger hatte es geahnt und sich sein Bein geschnappt.
"Schattenschlag!" ließ Kazan einen peitschenartigen Schatten aus seiner Hand schießen und dieser schlug nach der Hand, die ihn festhielt. Schnaubend hatte der Fremde ihn mit einer Kraftwelle ihn Rücklings gegen die Wand hinter Kazan geschleudert und an dieser winzige Risse verursacht. Während er keuchend nach Luft rang und der Putz auf sein Haupt nieder regnete, trat der Fremde vor ihn. Er hatte natürlich versucht aufzustehen, doch mit aller Kraft war es ihm nicht gelungen auch nur einen Muskel zu rühren. Paralyse... Kazan hatte bis dahin nur von der Psynergie gehört, doch sie werden zu sehen noch zu spüren bekommen. Mit schweren Schritten war der Fremde vor ihn getreten.
"Das sollte euch vom weglaufen abhalten." Ein gezacktes Kurzschwert wat blank gezogen worden und auf Kazan gerichtet worden. "Ich rate euch so etwas wie eben nicht noch einmal zu versuchen. Und jetzt steht auf und folgt mir!"
Das hatte Kazan allerdings nur bis aus dem Raum gemacht und war dann schleunigst durch eines der Fenster im zweiten Stockwerk geflohen und zu dem nahegelegenen Wald gestürmt. Aufgrund der dort platzierten Leute war wohl anzunehmen, dass der Fremde mit etwas ähnlichem gerechnet hatte.

Er blickte noch immer benommen nach oben. Bäume... Kazan erinnerte sich wieder in welcher Situation er sich befunden hatte. Er sah sich um und erkannte den Fremden keine drei Schritte von ihm entfernt. Fliegende Feuerbälle beleuchteten die Umgebung.
"Sucht weiter!", befahl der Kapuzenträger mit gebieterischer Stimme, "Er muss irgendwo hier gelandet sein und nach meinem Angriff wird er nicht einfach aufgestanden und weitergelaufen sein. In der Umgebung erkannte er jetzt auch jene, die zuvor auf den Bäumen gesessen hatten. Er hatte wirklich Glück gehabt, dass er noch Tarnkappe wirken konnte, bevor er bewusstlos wurde. Wie entkam er jetzt ohne, dass der Fremde ihn bemerkte? Sein Blick wanderte wieder nach oben. Nichts außer Astwerk. Das war ja schon fast ironisch, wenn er auf diesem Weg entkam. Er kroch langsam mit möglichst wenig Bewegung rücklings zum nächstbesten Baum ohne seine Umgebung aus den Augen zu lassen, wobei er leider zu sehr auf die Männer des Fremden und zu wenig auf die Zweige am Boden achtete. Ein Knacken und ein Fußtritt in seine Richtung waren genug für den Fremden, um seine Position zu bestimmen.
"Schluss mit dem Versteckspiel!", knurrte der Hüne so wie sein Fuß auf Kazans Rippen ruhte.
Kazan beschloss sich für den Moment geschlagen zu geben und löste die Psynergie. "Herzlichen Glückwunsch, sie haben unsere Fangen sie Kazan Wettbewerb gewonnen! Sie erhalten einen Rabatt von-"
"Ruhe!"
"Genau..."
"Erinnert ihr euch daran, was ich sagte?"
Die Frage blieb unbeantwortet, doch es reichte dem Fremden. Der Zufrieden Teleport wirkte.

Shakir beobachtete die Küste der Oredians von seinem Schiff aus. Wie viel Zeit war seit der letzten Zusammenkunft dieser Art vergangen? Nun nach dem was geschehen war, war es wohl kaum eine Überraschung, wenn ein Treffen der Lords gefordert wurde. Dennoch war es merkwürdig das sie von einem Galataner gefordert wurde. Er wandte sich um, als er Schritte hinter sich hörte.
"Sieht aus, als hättet ihr tatsächlich recht gehabt.", sagte er widerwillig.
"Nun ein Aufruf wie dieser ist für einen Zauberer nur schwer zu übersehen. Zumindest für den Zauberer Seril. Dennoch spüre ich in letzter Zeit eine große Anzahl schwerwiegender Vorfälle." Fast unhörbar fügte Seril noch hinzu. "Ich frage mich ob Mirnurzars Ende gekommen ist."
Shakir schnaubte. "Werdet nicht paranoid, Seril! Wir haben Semih und Varus überlebt."
"Ich kann mich nicht erinnern, dass wir einem von denen was hätten entgegensetzen können. Uns im Augenblick sind ihr neben den menschlichen Aktivitäten auch unendlich mächtigere Wesen am Werk."
"Oh, bitte. Kümmert ihr euch um eure Hirngespinste, während ich mich um Mirnurzars echte Probleme kümmere."
"Verzeiht, aber ich sehe nicht wirklich, warum ihr dann diese Insel beobachtet."
"Über solche Notversammlungen kann man in unserer Geschichte viel nachlesen. Es wartet doch nur jemand darauf, dass es dazu kommt."
"Und ihr nennt mich paranoid?"
Er schnaubte...

Die Beiden Wächter schleuderten Kazan grob in die Zelle, deren Tür hinter ihm zuviel. Tür war jedoch das falsche Wort, denn seine Zelle wurde von einer massiven Steinplatte verschlossen. Die einzige Luftzufuhr der Zelle war ein Handbreiter Spalt, der sich über die komplette Rückwand zog und auch ein dämmriges Licht hineinließ. Er selbst trug inzwischen die übliche silkanische Sträflingstracht. Ein einfaches graues Gewand. Die Zelle enthielt nur einen Hocker und eine spartanische Matte zum schlafen. Seufzend marschierte er zu dieser und schob sie zur Seite. Eine schwarze metallplatte lag dort bereit. Er zeichnete ein Dreieck auf die Platte und sie verformte sich zu einer Kiste, die er öffnete. Sie enthielt seine eigene Ausrüstung. Er kleidete sich um und trat in die Mitte des Raumes wo er einen Kristall niederlegte, der ebenfalls in der Kiste gelegen hatte. Eine quadratische Fläche im inneren des Raumes schwang lautlos auf und offenbarte einen Teleportzirkel gerade groß genug, um darin zu stehen. Den Zugang in einer Gefängniszelle zu verstecken, die gewöhnlich nicht belegt wurde, war überraschend einfallsreich, aber es war ihm schleierhaft wofür ihn dieser Kapuzenaffe brauchte, wenn er selbst solche Vorbereitungen im inneren eines Gefängnis treffen konnte. Er verdrängte die Überlegungen vorerst und stellte sich in den Zirkel, der seinem Äußeren nach nur über kurze Distanz funktionierte, vermutlich hatte er die selbe Funktion wie eine Treppe. Kazan aktivierte den Zirkel. Fast zeitgleich schwand seine Sicht, als sie zurückkehrte erblickte er zwei Gestalten in langen schwarzen Gewändern, die augenblicklich gekrümmte silberne Klingen zogen.
"Fängt ja gut an."

"Grael, ich rate euch nicht ohne Informationen über den Verbleib der Waffe zurückzukehren." Josh sprach die Worte nicht aus, als wenn es eine Drohung wäre, aber dennoch würde er Grael wohl auf der Stelle töten, wenn er ohne Informationen oder der Waffe selbst zurückkehrte, auch wenn es bedeutete allein in dieser Welt reisen zu müssen. Mit einem knirschenden Geräusch erschien der Eisfalke mit einem schmerzerfüllten Krächzen.
"Was soll das du Sklaventreiber!" ,kam es von der Eisbestie wütend, "Würdest du bitte erst eine Beschwörung durchführen, wenn du es kannst ohne mich zu verletzten!"
"Sei ruhig! Und geh mit den dreien!"
"So leicht kommst du nicht dav- Bin dabei!"
"Ich habe keine Zeit mich mit überflüssigen Aufgaben wie dieser rumzuschlagen." Er blickte zu Vantardo. "Oder mit ihm."
"Schon klar ich behalt sie im Auge, aber erwarte keine Echtzeitübertragung oder eine dauerhafte Übertragung oder überhaupt eine Übertragung oder..."
"Beweg dich!"
Der Eisfalke überquerte die Distanz zu den drei Dämonenjägern mit wenigen Flügelschlägen.
"Wie ich sehe hat sich meine Gesellschaft gerade verbessert. Ich sollte mich wohl vorstellen, da ich hoffe eine möglichst lange Zeit mit euch zu verbringen. Ich Varai, der Eisfalke, werde euch mit all meiner überaus begrenzten Macht assistieren."
Josh lachte halb. Vermutlich hätte er ihnen keine nutzlosere Bestie mitgeben können, aber er war auch nicht daran interessiert, ob die drei Überlebten. Ein Dieb, ein Irrer und ein potenzieller Verräter seines Kaisers.
Er schlug verwundert die Augen auf. Mallar setzte sich in seinem ungemütlichen Bett kerzengerade auf und versuchte zu verarbeiten, was ihn gerade aus seinem Schlaf gerissen hatte. Es war kein Geräusch gewesen, sondern... Er sprang ruckartig auf und begann sich etwas anzuziehen. Mallar schätzte, dass es noch mitten in der Nacht war und immer noch Sperrstunde auf den Fluren herrschte. Doch er konnte nicht warten. Als er fertig war stieß er die Tür zu seinem Quartier auf, schloss sie leise hinter sich und rannte den Korridor hinauf. Er musste sich keine Sorgen machen einem Aufseher in die Arme zu laufen. Diese saßen bestimmt wieder gemütlich im Bereitschaftsraum und vertrieben sich die Zeit mit Bier und Karten. Schnell huschte er durch das Labyrinth von Gängen und Korridoren, blieb schlitternd vor einer Tür stehen und hob die Hand. Kurz vor dem Klopfen hielt er inne. Was wenn er sich geirrt hatte? Er war noch ziemlich verschlafen gewesen, vielleicht war es nur ein Traum... Doch bevor er sich entscheiden konnte ob er anklopfen sollte oder nicht, öffnete sich die Tür bereits. Ein alter Mann, eingehüllt in einem schwarzen Talar, blickte stechend auf ihn hinab.
Mann:Mallar. Ich hoffe es gibt einen guten Grund, dass du mich bei meiner nächtlichen Meditation störst.
Mallar:Meister Talb... Ich glaube... Nein, ich bin mir sicher, dass ich IHN endlich wieder gespürt habe.
Der alte Meister hob überraschend die Augenbrauen und musterte den Schüler streng.
Talb:... Komm herein.
Er ließ Mallar ein und sperrte die Tür hinter sich ab. Zwar war die Möglichkeit um diese Zeit gestört zu werden sehr gering, aber er wollte lieber auf der sicheren Seite sein. Dieses Gespräch war für keine weiteren Ohren bestimmt.
Talb:Er ist also wirklich hier?
Mallar legte nachdenklich den Kopf schief.
Mallar:Ich... denke schon. Es war... wie eine kurze Welle seiner Sternenmacht die mich durchströmt hat. Nur für einen Augenblick, aber sehr intensiv. SEHR intensiv.
Talb:Also sind unsere Befürchtungen wahrgeworden. Er ist zurückgekehrt um unsere Geheimnisse zu vernichten... und sich vielleicht an uns zu rächen.
Mallar:Und was sollen wir jetzt tun?
Der Meister ging hinüber zu seinem Schreiberpult und blätterte einen Stapel Papier durch, bis er fand wonach er gesucht hatte. Er zog ein Stück Papier aus dem Stapel und klatschte es auf den Tisch. Talb winkte Mallar heran.
Talb:Das haben wir doch schon vor Ewigkeiten durchgesprochen. Irgendwann musste er wieder zurückkommen. Wir werden ihn aufhalten, um jeden Preis. Für die Sterne.
Mallar trat heran und blickte auf den Zettel, der auf den Tisch lag. Es handelte sich um einen Kopfgeldsteckbrief, auf dem eine ihm noch gut vertraute Person abgebildet war. Es handelte sich um ein Kind von ungefähr vierzehn Jahren, mit hellen blonden Haaren und violetten Augen. Der Steckbrief berichtete von einem äußerst gefährlichen Mörder, für dessen Ergreifung eine beachtliche Summe gezahlt wurde. Egal ob tot oder lebendig. Mallar wusste es besser, aber er hielt den Mund. Er stand dem Gesuchten mit gemischten Gefühlen gegenüber.
Talb:Ich denke es wird Zeit wieder ein paar von denen zu verteilen, auch wenn er sich vermutlich äußerlich stark verändert hat. Ich werde in und um der Enklave gewisse... Sicherheitsvorkehrungen treffen. Er kann ruhig wissen, dass wir ihn erwarten. Währenddessen wirst du ausziehen und alles daran setzen ihn zu zerstören.
Mallar:Ich, Meister? Ich hatte gehofft mein Training hätte nur dazu gedient ihn aufzuspüren...
Talb:Natürlich nicht, Mallar. Er ist eine Geißel die wir loswerden müssen. Deine tatkräftige Unterstützung wird von Nöten sein, damit das auch gelingt.
Mallar:Kann das nicht jemand anderes übernehmen?
Talb:Jetzt mache keinen Rückzieher, Mallar. Wir haben dich und nur dich eingeweiht, weil du der Richtige für diese Aufgabe bist. Du bist unsere Elite und kennst das Ziel gut. Denk daran: Wohin er auch tritt stirbt die Sternenmacht und nichts bleibt zurück. Nur deshalb haben wir dich dieser besonderen Ausbildung unterzogen. Tut mir Leid, aber das ist deine Aufgabe. Du wirst dich doch nicht dieser Verantwortung entziehen wollen, oder?
Mallar:... Nein, natürlich nicht. Es ist wie Ihr sagt, er ist zu gefährlich um noch viel länger am Leben zu bleiben.
Talb:Sehr gut. Allerdings bin ich mir auch bewusst, dass du es möglicherweise nicht allein schaffen kannst. Deshalb darfst du ein bis zwei andere Schüler mitnehmen.
Mallar[denkt]:Das wird ja immer besser... [sagt] Mitnehmen, Meister?
Talb:Korrekt. Ich überlasse die Wahl dir. Nimm diejenigen mit, die deiner Meinung nach diese Aufgabe am besten bewältigen können. Allerdings unter einer Bedingung: Es darf keiner aus den älteren Jahrgängen sein.
Mallar:Warum nicht? Unter den Anfängern ist wohl kaum einer in der Lage...
Talb:Ich möchte vermeiden, dass es sich um jemanden handelt, der unseren verlorenen Sohn kennt. Denn jene die ihn kennen könnten seinem... Einfluss erliegen und uns bitter schaden. Ich bin dem Risiko bewusst, aber diese Schüler müssen dich nur unterstützen, nicht für dich kämpfen, wenn es dazu kommt. Am besten du brichst noch heute Nacht auf. Noch irgendwelche Fragen?
Mallar:Nein... Meister.
Talb:Gut. Lass ihn nicht entwischen. Du wirst den Sternen einen großen Gefallen tun.
Der alte Meister entriegelte wieder die Tür und schickte Mallar hinaus. Freiwillige... Es sollte nicht schwer sein die zu finden. Die Akademi konnte ein langweiliger Ort sein, aber aufgrund der strengen Geheimhaltung ihres Standortes waren Ausgänge ein Privileg das nur selten vergeben wurde, hauptsächlich an die besten Schüler. Viele würden sich darum reißen den öden Lernalltag hinter sich zu lassen und ein 'Abenteuer' zu erleben. Mallar wollte jedoch keine Anfänger mitnehmen, die ihm möglicherweise noch im Weg standen. Gute Neulinge waren eine Seltenheit, also war die Auswahl nicht sonderlich groß. Doch wen sollte er fragen? Er kehrte in den Korridor für die Schülerquartiere zurück. Er starrte auf die langen Reihen von Türen und konnte sich für keine entscheiden. Während er in seinem Kopf die geeigneten Kandidaten durchging, musste er wieder an den Steckbrief denken. Mörder nannten sie ihn... Hatte er das wirklich verdient?
Mallar[denkt]:Wieso nur? Wieso bist du zurückgekehrt, Merl?

Merl atmete schwer und versuchte sich aufzurichten. Die Welt drehte sich erbarmungslos um ihn und seine Knie waren so weich wie Butter. Kaum stand er auf seinen Füßen, stolperte er drei Schritte und legte sich wieder der Länge nach hin. Tsuka entschied sich für die bessere Variante und blieb gleich auf dem Rasen liegen.
Tsuka:Urgh... Was für eine Fahrt... Tolle Reise, Anarath. Das nächste Mal nehmen wir ein verdammtes Schiff!!
Merl:Das waren die Winde um Sturmfeste, nicht ich! Außerdem braucht ein Schiff viel länger um Shetver zu erreichen, geschweige denn können sie nicht über Land reisen!
Tsuka:Ich wusste gar nicht, dass wir es so eilig haben...
Merl versicherte sich, dass sein Stab und sein Reiserucksack immer noch an seinem Körper festgezurrt waren. Alles noch dran. Er war erleichtert. In einem Wirbelwind quer durch die Welt zu reisen war wahrlich nicht die sicherste und die eleganteste Methode zu reisen, aber sie war schnell, günstig und im Moment einige der wenigen in ganz Mirnuzar die zuverlässig funktionierte, seit das Teleportnetzwerk abgebrochen worde.
Merl[denkt]:Das ganze wäre nicht halb so schlimm gewesen, wenn einem gewissen Jemand nicht übel geworden wäre...
Vulkanasche[Bündnis]:Urgh... Ich glaube ich muss gleich reihern...
Merl[denkt]:Du bist ein DSCHINN!! Ein Elementargeist! Wie kann dir überhaupt schlecht werden, geschweige denn wie willst du reihern?!
Vulkanasche[Bündnis]:Mich trifft keine Schuld! Über die Jahrhunderte nehmen Dschinn nun mal menschliche Eigenheiten an! Einige sind Vielfraße, anderen wird von rasanten Reisen wie diesen schlecht!
Merl[denkt]:Aber kannst du dich nicht einfach daran gewöhnen? Das war bei weiten nicht das erste Mal...!
Vulkanasche[Bündnis]:Und jedes Mal wird mir schlecht! Lass gut sein, Merl... Es ist einfach eine Kopfsache... Ich KANN dir einfach nicht die ganze Zeit bei der Kontrolle des Windes helfen, wenn sich alles um mich dreht. Und dann noch diese Stürme um die Meeresdrillinge...
Merl[denkt]:Ist ja gut, ist ja gut! Ich habe schon verstanden. Naja, wenigstens sind wir auch dieses Mal noch am Leben.
Nach und nach hörte die Welt auf, sich um ihn zu drehen. Sie befanden sich auf einer Waldlichtung, die an ein weites Getreidefeld grenzte. Es war zwar eine Weile her, aber er erkannte es: Die Ausläufer des Hohirgebietes. Nicht weit von hier war die Enklave und noch ein wenig weiter war der Scharfrichtergipfel, auf dessen Spitze sich der Jupiterleuchtturm befand. Er würde seine Geschichte hier beenden und sich mit Paka dort wieder zusammenschließen. Das war zumindest der Plan. Merl kämpfte sich auf die Beine und half Tsuka und Lucya hoch.
Tsuka:Zumindest sind wir dieses Mal in keinem See oder ähnlichem gelandet...
Lucya:Oder auf Bäumen. Wisst ihr noch beim vorletzten Mal?
Tsuka:Erinnere mich bloß nicht daran. Auf einem acht Meter hohen Baum landen ist eine Sache, aber gleich neben einem Bienennest...
Merl:Wenn ihr damit fertig seid euch zu beschweren, dann macht euch reisefertig. Dank meiner GENIALEN Sternenkünste sind wir nur eine halbe Stunde vom nächsten Dorf entfernt.
Tsuka:Können wir es beim nächsten Mal nicht ein wenig ruhiger angehen lassen?
Merl:Hmmmhm... Ich werde darüber nachdenken, aber ich mache keine Versprechen Zuki...
Tsuka:Es ist Tsuka! Und solange du darüber nachdenkst...
???:AUS DEM WEG!!!
Ein blaues Etwas schoss aus dem Getreidefeld und rannte mit solcher Wucht in Tsuka und Merl, dass beide wieder von den wackligen Beinen gerissen wurden.
Lucya:Meister! Tsuka!
Merl:Bei allen Sternen... Was war das?
???:Autsch... Urgh... Oh, nicht gut, ich darf nicht langsamer werden!
Tsuka:Was?! Warte du Früchtchen, du wirst nicht einfach so abhauen!
???:W-Was? Hey, lass mich los!
Es folgte eine Rangelei in dem Knäuel, von dem Lucya schon gar nicht mehr durchsah welche Gliedmaßen zu wem gehörten.
Merl:AAH!! Tsuki, bist du verrückt?! Nicht du auch noch!
Tsuka:Es ist Tsuka!! Jetzt hör auf zu Jammern und halt ihren Arm fest!!
???:Lasst mich los! Ich... Ich schreie wenn es sein muss!
Tsuka:Mir egal!
???:Dann beiße ich eben!
Merl:Runter von mir, ich will dich nicht festhalten! Ihr zwei erdrückt mich! Wenn du also... AAAHHHH! Warum beißt du MICH!?! Hör auf!!
Die Rangelei ging weiter, bis Tsuka schließlich siegreich war und das blaue Etwas fest in ihrem Klammergriff hielt. Merl sah erschöpft auf. Bei dem Angreifer handelte es sich um ein ungefähr vierzehnjähriges Mädchen, dass in eine blaue Uniform gehüllt war, die er nicht sofort erkannte.
Tsuka:So! Und jetzt verrate uns mal, wieso du uns über den Haufen gerannt hast!
Mädchen:Das ist nicht meine Schuld! IHR standet mitten auf meiner Reiseroute!
Merl:Reiseroute? Das hier ist nicht mal ein Weg, sondern verfluchtes offenes Feld!! Mehr als genug Platz um auszuweichen, will ich meinen!!
Mädchen:Unsinn! Das IST mein Weg! Woher hätte ich wissen sollen, dass ihr ihn blockiert?
Tsuka:Was soll ich dazu sagen? Pech gehabt?! Du kannst nicht einfach-
Mädchen:Äh... Pech gehabt?
Tsuka und Merl wechselten verwirrte Blicke. Was war jetzt los?
Mädchen:Ich habe... Pech gehabt? Unsinn.
Tsuka:Willst du mich wütend machen? Mach dich nicht über mich lustig!
Mädchen:... Äh, ich muss los!
Mit einer plötzlichen Gewandtheit, die Tsuka völlig überraschte, entzog sie sich ihrem Klammergriff, packte ihre blaue Mütze und einen schwer aussehenden Tornister und preschte mit unglaublicher Geschwindigkeit davon. Die drei konnten nur hinterher starren.
Tsuka:Grrr... Dieses verrückte Huhn! Ich sollte ihr einen saftigen Fluch an den Hals hetzen. Hinterher!
Plötzlich ging ihm ein Licht auf! Er wusste doch, dass ihm diese Uniform gekannt vorkam.
Merl:Vergiss es. Das war eine 'Azurblaue Läuferin', wenn ich mich nicht irre.
Tsuka:Äh... eine was?
Lucya:Was? Du hast noch nie von ihnen gehört?
Tsuka:Sollte ich?
Merl[lacht]:Bist du in dieser Welt geboren, oder nicht?
Tsuka:Tja, ich war nie wirklich in der Lage eine Schule zu besuchen, Anarath. Klär mich auf!
Merl:Okay... 'Azurblaue Läufer', so werden sie genannt, sind eine schwindende Organisation von Boten.
Tsuka:Boten?
Merl:Genau. Sie waren darauf trainiert schneller zu laufen als jedes Pferd und wurden von den Reichen eingesetzt um schnell und diskret Nachrichten über weite Entfernungen zu verschicken, oder Dinge zu liefern. Nun ja... Nach den ersten Psynergytechnologien aus Galatan und Weyard waren ihre Dienste überflüssig und zu teuer geworden. Ich nehme an, dass man wieder ein paar von ihnen sehen wird, bis das Teleportnetzwerk wieder aufgenommen ist.
Tsuka:Für einen aus Weyard kennst du dich gut mit Mirnuzars vergangener Geschichte aus.
Merl:Äh... Nun ich... Ich habe hin und wieder etwas aufgeschnappt, seit ich hier bin.
Tsuka:Mehr als ich, wie es mir ständig scheint. Kommt, lasst uns weiter geh- Was ist denn jetzt schon wieder?
Merl hörte sie zuerst, bevor er sie sah: Eine Gruppe Reiter, die durch das Getreidefeld pflügte und auf sie zuhielt.
Lucya:Meister...?
Merl:Mach dir keine Sorgen. Bleibe einfach hinter mir.
Die Reiter kamen näher und wurden immer langsamer, je näher sie kamen.
Reiter1:Was macht ihr? Das ist niemand, den wir suchen!
Reiter2:Aber sie sehen nach Adepten aus! Seht sie euch an! Die Adepten werden auch immer jünger...
Merl blieb ruhig und ließ sich nicht von den Reitern irritieren, die sie bedrohlich umkreisten und nicht einmal direkt ansprachen.
Merl:Können wir Ihnen irgendwie helfen?
Reiter2:Kannst du mit Psynergy umgehen, Junge?
Merl:Die Sternenmacht? Ja, ich beherrsche sie. Doch was könnten Soldaten Reyters von einem unreifen Adepten wie mir wollen?
Der Reiter wirkte überrascht, dass sie durchschaut wurden, aber das unter der Überjacke halbverborgene Emblem des Kriegsherren war ihm nicht entgangen.
Reiter2:Für so einen 'unreifen Adepten' bist du äußerst scharfsinnig und gebildet. Ich nehme an du und deine Freunde, ihr wart das gewöhnliche Leben leid. Habt ihr Lust auf ein abenteuerliches Leben?
Merl:Ihr wollt mich also rekrutieren? Danke für das Angebot, aber ich möchte keinem Mörder und Kriegstreiber wie Reyter dienen.
Reiter2:Bedauerlich, dass du ein Opfer der falschen Gerüchte geworden bist, die seit Neustem kursieren. Lasst mich euch aufklären...
Reiter1:Wir haben keine Zeit dafür, Mann! Am Ende haben sie noch kaum einen Funken Talent, wenn du sie endlich überredet hast. Wir müssen weiter!
Reiter2:Tss... Ihr könnt ja schon mal vorgehen. Ihr werdet damit schon fertig, während ich gleich drei für uns anwerbe!
Merl:Ich habe mich wohl unklar ausgedrückt. Wir werden Reyter nicht dienen.
Reiter1:Du hast den Knaben gehört! Jetzt komm! Soll er doch auf der falschen Seite stehen, wenn unser Tag gekommen ist.
Reiter2:Tss... Na schön. Und ihr! Am besten vergesst ihr, dass ihr uns gesehen habt. Das wäre nur zu eurem Besten. Kommt uns nicht in die Quere.
Er schnalzte mit der Zunge und sein Pferd setzte sich wieder in Bewegung.
Tsuka:Wartet!! Sucht ihr zufällig nach dieser Azurblauen Läuferin?
Der Reiter stoppte sein Pferd. Merl stockte der Atem.
Merl[denkt]:Zuka?! Was tust du da?!
Der Mann drehte sich im Sattel um.
Reiter2:Und wenn das so wäre?
Tsuka:Oh nichts weiter. Nur ein dummes Gör, dass eine kleine... Zurechtweisung verdient hätte, als es uns so tollpatschig umgerannt hat.
Lucya[leise]:Tsuka... Bitte nicht...
Reiter2:Was wäre denn der Teil der mich vielleicht interessieren könnte?
Tsuka hob den Finger und zeigte in Richtung Waldrand.
Tsuka:Sie schien etwas... ängstlich, weil wir sie so lange aufgehalten haben. Sie schlug eine gänzlich andere Richtung ein.
Reiter2:Tatsächlich? Da lang? Wie interessant. Und du bist so großzügig uns den Weg zu zeigen weil...?
Tsuka:Anders als mein dummer Bruder sehe ich nicht ein, warum sie ungestraft für ihre Unachtsamkeit davonkommen sollte. Das ist alles.
Reiter2:Ist dem so? Tja, dann sollten wir uns das doch mal ansehen. Ihr zwei, bleibt auf der ursprünglichen Richtung, der Rest da lang! Vielen Dank junge Dame.
Die Reiter teilten sich auf und galoppierten davon.
Lucya:Tsuka... Für einen Moment dachte ich du würdest sie in die richtige Richtung schicken. Es... tut mir Leid.
Tsuka:Schade, dass es nur auf dich so überzeugend gewirkt hat. Zwei sind noch hinter ihr her...
Merl seufzte niedergeschlagen.
Merl:Nein... es sind mehr. Zuka... dich trifft keine Schuld, aber... Ich spüre die Läuferin in der Richtung, in du die Reiter Reyters geschickt hat.
Eiskaltes Entsetzen machte sich in Tsukas Gesicht breit.
Tsuka:Was?! Das ist doch nicht wahr, oder?
Merl:Doch... anscheinend hat sie wirklich die Richtung geändert... Nur NACHDEM wir sie aus den Augen verloren haben.
Tsuka:A-Aber was sollen wir denn jetzt machen? Die holen wir nie ein!
Merl hielt inne.
Merl:Nun, möglich wäre es schon...
Tsuka:Wirklich, Anarath? Wi- Oh... Nein, bitte nicht...
Merl:Hast du eine bessere Idee?
Tsuka:... Ich hätte einfach meinen Mund halten sollen... Meinetwegen. Schließlich ist es meine Schuld. Anarath, tu dein Schlimmstes.
Merl:Lucya, du wartest hier. Sollten diese Reiter zurückkommen... Versteck dich.
Lucya:Verstehe, Meister...

Reyter:Verzeiht, ich wusste nicht wie schlimm es um Silkanas stand. Ich weiß nicht was schlimmer wäre: Zu wissen, dass die eigene Welt, aus man stammt, vollständig zerstört wurde, oder aber die eigene Welt noch existiert, aber dennoch vernichtet und unbewohnbar ist, ohne Hoffnung auf Wiederherstellung.
Jad nickte nur.
Reyter:Gut, ich will offen mit Ihnen sein, Meister Jad. Mit Ihnen und ihrer Kaiserin. Diese Gebietsansprüche sind von meinem Standpunkt aus keine erstrebenswerte Lösung.
Nun war Jad überrascht. Lehnte der Kriegsherr Hilfe so offenkundig ab?
Jad:Darf ich fragen wieso?
Reyter:Es ist ganz einfach. Ich werde die Fehler Galatans nicht wiederholen. Unsere Welt im Ganzen war schwach. Sie litt und zerfiel unter den vielen Reichen, den vielen Dutzenden Königen, Lords und Kriegsherrn, die sich gegenseitig bekriegten und gnadenlos wertvolles Adeptenblut vergossen. Der Drachenclan suchte den Tod aller, die nicht die Macht des Feuers inne hatten, die Zentralen Kontinente suchten die Vernichtung des Drachenclans, die Kriegsherrn gierten nach Macht... Und ich? Ich kämpfte als Kriegsherr für Einigkeit.
Sie betraten eine der größeren Hallen, in denen die Übungsplätze untergebracht waren. Reyter breitete mit einem zufriedenen Lächeln seine Arme aus.
Reyter:Das alles, Meister Jad, sind Menschen aus allen Ecken Galatans und auch Mirnuzars. Wir alle sind eins und einem Banner, meinem Banner. Wir sind Adepten und das ist es worauf es ankommt. Nehmt meine treusten Offiziere: Hohegeneral Norgono, einst ein Kriegsherr der sich mir samt seinem Reich angeschlossen hat. Admiralin Zaisa, ehemals Primus eines mächtigen Kriegsherrn. Als er sich trotz vielen Verhandlungen gegen eine Vereinigung stellte und weiter nach meinem Land gierte, tötete sie ihren Herren, übernahm die Kontrolle und schloss sich mir an. Sfasesh, ihn kennt Ihr schon. Er ist mein Schlachten-Koordinator, war jedoch früher der Windturmwächter in Galatan für die Zentralen Kontinente. Er genoss viel Ansehen bei ihnen, aber dennoch gab er es auf und kam eines Tages zu mir. Meine erste Offizierin, Balassa, kommt aus Mirnuzar. Kein Gedanke ist in ihrer Nähe sicher. Sie war für mich ein klares Zeichen dafür was für talentierte Adepten in dieser Welt leben. Und wir alle kämpfen nicht nur um ein reines Mirnuzar, sondern auch ein vereinigtes. Es wird keinen Grund mehr für weitere Kriege geben. Die Adepten werden in einer Welt in Frieden leben. Galatan hat das nicht geschafft und, wenn ihr diese Bemerkung erlaubt Meister Jad, auch in eurer Welt gibt es Krieg aufgrund mangelnder Einigkeit. Das soll sich in dem neuen Mirnuzar, das sich in naher Zukunft erheben wird, nicht wiederholen.
Jad:Also wollt Ihr das Volk von Silkana nicht in dem neuen Mirnuzar haben?
Reyter:Im neuen Mirnuzar soll es keine Silkana geben, genauso wenig wie Galataner oder Mirnuzarianer. Es ist die Welt der Adepten unter einem König. Dem König der Adepten.
Sie zogen durch die Reihen der Soldaten, die unter den Augen das Kriegsherrn eifrig ihre Manöver ausführten, ihre Psynergy ausströmen ließen oder sich erbitterte Übungszweikämpfe lieferten.
Reyter:Dennoch... Den Gedanken ein Volk der Adepten in einer verseuchten Welt wohnen zu lassen kann ich genauso wenig ertragen. Das Problem ist, dass wir voneinander so wenig wissen. Ich kann mir kein Urteil über Eure Welt oder Eure Kaiserin bilden. Dazu müssten wir einander besser kennenlernen. Ein Prozess, der für gewöhnlich viele Jahre in Anspruch nimmt.
Jad:Aber ihr werdet doch den Silkana... den Adepten eine Zuflucht gewähren?
Reyter:Selbstverständlich. Ich kann nur nicht einschätzen was für ein Risiko ein silkanaisches Herrschaftsreich im neuen Mirnuzar auf die Welt hätte.
Jad:Selbst, wenn meine Kaiserin ein Bündnis anbieten würde?
Reyter blieb kurz stehen, ging dann jedoch weiter als wäre nichts gewesen.
Reyter:Bündnisse... Bündnisse lösen sich mit der Zeit und schaden einem auf unerwartenster Weise, wenn sie zerbrechen. Das ist eine Lektion die ich damals aus Galatan mitgenommen habe und mit der ich noch heute kämpfe, aber das ist eine andere und lange Geschichte. Fahren wir lieber fort.

Skrasas:Es war keine gute Idee ihn laufen zu lassen.
Amirwin:Viel weniger war es eine gute Idee ihm das Leben nehmen zu wollen, nachdem er alle Fragen beantwortet hatte. Vertraut ihm, er wird uns nicht verraten. Ich bin mir sicher, er hat die Wahrheit erkannt.
Die rieb sich gedankenverloren eine Stelle am Hals, an der kürzlich noch ihr Ordensmedaillon geruht hatte. Sie hatte es dem Soldaten gegeben und es mit ihrem eigenen Blut begossen, damit dieser ein Beweisstück für ihren Tod hatte. Er hatte versprochen es abzugeben und sich danach von Reyters Streitkräften abzusetzen, bis man ihn vergessen hatte. Lanthari, die den immer noch bewusstlosen Körper von Hashiro trug, sah zu Skrasas hinüber.
Lanthari:Was ist jetzt mit Euch?
Skrasas:Hm?
Lanthari:Nach der Geschichte die wir gehört haben, können wir wohl nicht tatenlos zusehen.
Amirwin:La hat Recht. Wir müssen diesen Paka treffen, wenn er wirklich über drei Sterne der Elemente verfügt.
Lanthari:Das ist unser nächstes Ziel. Doch nicht das Eure. Um ehrlich zu sein weiß ich nicht einmal von wo Ihr kamt, noch wer Ihr wirklich seid. Wo werdet Ihr hingehen, Skrasas?

Reiter1:DA IST SIE! SCHNAPPT SIE EUCH!
Die Läuferin überrascht von der Quelle auf, in der sie ihre Trinkflasche wieder auffüllte. Sie verzog missmutig ihr mit Sommersprossen geziertes Gesicht.
Läuferin:Ihr schon wieder. Seid ihr es denn nicht langsam Leid, ständig abgehängt zu werden?
Reiter1:Dieses Mal ist es mir egal, ob ihr Gewalt anwendet, Männer! Seht nur zu, dass sie in einem Stück bleibt!
Reiter2:Ich habe schon darauf gewartet, dass Ihr das sagt Kommander! Bruyère!
Nesseln schossen um sie herum aus dem Boden und umgaben.
Reiter2:Ha, haben wir dich!
Doch nur wenig später kroch sie aus dem Haufen hervor, ohne einen Kratzer zu haben.
Läuferin:Huch... Ein Glück, dass dieser Hohlraum war...
Reiter2:Tss... Verdammtes Glück...
Reiter1:Angriff!
Die Pferde rannten los. Das Mädchen zuckte erschrocken zusammen, machte kehrt und preschte in ebenbürtiger Geschwindigkeit davon.
Läuferin:Ah! Geht doch endlich weg! Ich werde nicht mit euch gehen!
Reiter1:Die Wahl liegt nicht bei dir! Erdbeben!
Das Mädchen begann zu straucheln, schaffte es jedoch irgendwie auf den Beinen zu bleiben.
Reiter3:Vorsicht!
Das Erdbeben hatte einem alten Baum den Rest gegeben, der nun auf die Reiter umstürzte, die gerade so auseinanderstoben.
Reiter2:Geben Sie Acht, Kommander! Sie gewinnt an Vorsprung!
Reiter1:Ruhe! Wir sind zu sechst, sie ist allein! Schneidet ihr den Weg ab! Verliert sie unter keinen Umständen aus den Augen!
Sie kamen wieder näher. Die Läuferin sah panisch nach hinten. Diese Kerle waren hartnäckig. Sie verfolgten sie schon seit knapp zwei Tagen. Jedes Mal entkam sie nur knapp. Was wollten sie überhaupt von ihr? Doch sie vergaß, sich auf den Weg zu konzentrieren und verfing sich in einer Wurzel.
Reiter4:Luftkeule!
Die Pressluftwelle schlug ihr gerade noch im Fallen die Mütze von Kopf, wo eben noch ihr Kopf gewesen war und traf mit voller Wucht auf einen Baum, der kräftig durchgeschüttelt wurde und etwas fallen ließ. Es zerplatzte auf dem Boden und befreite einen Schwarm wütender Hornissen.
Reiter3:AAHHH!! Das kann doch nicht wahr sein!
Reiter5:Dunst!!
Reiter1:Nicht doch, du Trottel!!
Doch es war zu spät. Die Feuerwolke schoss in den aufgescheuchten Schwarm, grillte einen Großteil der Hornissen, entfachte deren Zorn jedoch nur noch mehr und gaben ihnen ein Ziel.
Reiter5:AAHHH!!! SIE STECHEN MICH!! SIE FALLEN ÜBER MICH HER!! HELFT MIR!!
Reiter1:Lasst ihn! Vergesst nicht das Ziel!
Die Läuferin hatte sich inzwischen befreit und hetzte weiter. Die Reiter folgten ihr. Doch wie der Zufall es so wollte verfing das Pferd des sechsten Reiters in der gleichen Wurzel wie sie und stolperte. Der Reiter wurde aus vollem Ritt aus dem Sattel befördert und prallte ungünstig gegen den nächsten Baum und wurde ohnmächtig.
Reiter1:Verdammt, lasst den Idioten! Weiter, weiter! Jetzt waren nur vor vier übrig. Doch plötzlich blieb die Läuferin angewurzelt stehen.
Reiter3:Jetzt! Das ist unsere Chance!
Doch plötzlich drehe sich die Läuferin um und rannte ihnen schreiend entgegen.
Reiter2[denkt]:Was wird das?
Reiter1:Ausbrechen!!
Reiter4:Was? Waru-
Eine mächtige Pranke schoss aus den Schatten und riss gleich zwei Reiter aus den Satteln. Der Kommander der Reiter schluckte, als er die Kreatur erspähte, die aussah wie eine Mischung aus einem Bär und einem Gorilla. An seiner Schnauze klebte Blut und in seinen Augen leuchtete der Wahnsinn.
Reiter1:Was bei Gaia...!
Reiter2:DAS IST DOCH UNMÖGLICH!! WIESO PASSIERT DAS ALLES?!
Reiter1:Bewahren Sie die Ruhe und greifen Sei das Vieh an!! Erdbeben!
Reiter2:Bruyère!
Reiter1:Ragnarök!
Die Reiter Reyters kämpften verzweifelt mit der Kreatur, während die Läuferin sich still und heimlich aus dem Staub machte. Sie kam erst wieder zur Ruhe, als der Lärm des Kampfes schon fast nicht mehr zu hören war. Erschöpft lehnte sie sich gegen den nächstbesten Baum.
Läuferin:Uff... Gerettet...
???:Gerettet?
???2:Wohl eher nicht, hehe...
Läuferin:Wah!
Aus den Schatten der umgebenden Bäume kamen die letzten zwei Reiter, die zunächst die andere Richtung genommen hatten. Mit einem bösartigen Lächeln sprangen sie von den Pferden, zogen ihre Klingen und kamen von links und rechts auf sie zu. Sie saß in der Falle.
Soldat1:Haben wir dich endlich, du dummes Gör.
Soldat2:Schluss mit den Spielchen. Dieses Mal werden keine komischen Dinge passieren, um dir die Haut zu retten.
Läuferin:Was wollt ihr überhaupt von mir?!
Soldat1:Sagen wir einfach, du hast das Interesse von den falschen Leuten erweckt.
Soldat2:Da fragt man sich doch, was sucht eine Azurblaue Läuferin hier draußen im Hohirgebiet? Hier draußen gibt es doch nichts Besonders von dem wir wissen...
Soldat1:Und da wir so brennend neugierig sind, dachten wir mal wir fragen dich, ob wir einen Blick in deine Nachrichten werfen können.
Läuferin:Niemals! Ich werde euch niemals an meinen Tornister... Oh...
Sie sah an sich hinunter.
Soldat1:Was ist?
Soldat2:Nein... sag mir nicht...
Plötzlich sah sie todunglücklich aus.
Läuferin:... Ich habe ihn verloren.
Soldat2:Tch... Na, was auch immer. Du warst ohnehin das eigentliche Ziel.
Er hob seinen Knüppel.
Soldat2:Nach all dem Ärger den du uns bereitet hast, wirst du nur noch im bewusstlosen Zustand mit uns kommen. Der Kommander wird über einen blutigen Kopf wohl keine Träne vergießen.
Soldat1:Guter Einwand. Ich sage ihm, dass sie abhauen wollte.
Läuferin:Das meint ihr doch nicht ernst! Hiiilllfeee!!!
Soldat2:Dieses Mal nicht.
Er holte aus und machte sich bereit zum Schlag. Doch dann wurden plötzlich Schreie laut. Der Soldat hielt verwundert inne.
Soldat2:Was ist das? Wer schreit da?
Soldat1:Das klingt nicht wie unsere Jungs...
Die Schreie wurden immer lauter, bis sie sich schließlich mit dem Geräusch brechender Zweige vermischte. Aus dem Blätterdach fielen zwei Gestalten und landeten zielgenau auf den Soldaten, die bei der Wucht des Aufpralls das Bewusstsein verloren.
Tsuka:Autsch... Ich wusste dass das eine blöde Idee war. Wenigstens bin ich dieses Mal weich gelandet. Hm? Ist das...
Merl:Ja, ich denke schon. Bei mir auch. Na, DAS nenne ich mal einen Volltreffer.
Läuferin:Ha! Ich wusste es!
Die beiden sahen verdutzt zu der Läuferin auf.
Merl:Was meinst du? Bist du in Ordnung?
Sie schüttelte breit grinsend den Kopf.
Läuferin:Nein, mir fehlt nichts. Ich habe nicht einmal einen Kratzer, dank euch.
Tsuka:Was meintest du mit 'Ich wusste es'?
Läuferin:Ich wusste, dass es kein Pech sein konnte, in euch hineinzurennen.
Merl[denkt]:Wovon redet sie da?
Skrasas lächelte. "Ich war in den letzten Jahren auf Reisen und ich bin mir ziemlich sicher, dass diese ähnliche Ziele haben wie Paka sie hat." Als er die verwirrten Gesichter sah fügte er hin zu: "Ich reise zu Orten mit starker Psynergie oder suche nach Lebewesen mit ähnlichen Eigenschaften. Eines von Beiden findet man auf der Suche nach den Sternen immer und..." Er unterbrach sich. "Das hier klingt wichtig und ich musste ein Narr sein, wenn ich warte bis Ereignisse wie diese mich erreichen."
"Ihr wollt mitkommen?", fragte Lanthari ihn überrascht.
"Ich werde mich euch nicht aufzwingen, aber ihr werdet meine 'Talente' vermutlich als nützlich erachten. Aber ich glaube nicht, dass mitkommen das richtige Wort ist. Schließlich befand sich der Mars-Stern nach meinen letzten Informationen hier, obwohl die ein wenig veraltet sind."

Kazan hechtete den Gang entlang und warf sich um die Ecke. Eine Reihe von psnyergetischen Geschossen explodierte an der Rückwand des Ganges, aber hinterließ nichts außer einigen Rußflecken. Die Gänge wurden von einem merkwürdigen Licht erleuchtet, auf welches sich seine Tarnkappen-Psynergie nicht einstellen konnte und von den Wachen waren inzwischen weit mehr, als die Beiden am Eingang hinter ihm her. Es handelte sich um Agenten von Hirans Geheimdienst, wenn er sich nicht irrte. Im Augenblick war es ihm natürlich egal wer ihn verfolgte, denn sein einziger Gedanke war es ihnen zu entkommen. Er berührte den Klauenförmigen Metallanhänger, um seinen Hals und von diesem breitete sich eine durchsichtige Blase aus, die ihn komplett einhüllte. Ohne zu zögern rannte er in die nächste Wand und in diese hinein. Absolute Dunkelheit umfing ihn gemeinsam mit eisiger Kälte. Er hasste es in Wänden herum zu laufen, aber es war wohl sein einziger Fluchtweg. Natürlich konnte auch der Geheimdienst innerhalb ihrer eigenen Festungen durch Wände laufen, aber sie waren sicherlich genauso blind wie er in ihnen und liefen durch ihn hindurch ohne es zu merken. Die zwei Probleme mit diesem Gegenstand waren, dass er nichts sehen konnte und ihn nur begrenzt Atemluft umgab. Er machte sich daran seinen bisherigen Weg innerhalb der Wand zurück zu verfolgen. Dabei war seine einzige Orientierung seine Erinnerung und die von ihm vermutete Anzahl von Schritten, die er benötigte.
Merl:Ein was? Soetwas habe ich ja noch nie etwas gehört.
Läuferin:Es ist wahr! Ich habe euch doch gesagt, was passiert ist. Etwas Ähnliches passiert mir immer.
Tsuka:Klingt eher wie eine grausame Verkettung von Zufällen zu deinem Gunsten...
Läuferin:Das ist es doch gerade! So etwas kann einfach nicht passieren, aber es ist trotzdem geschehen. Das ist eben meine persönliche Begabung!
Tsuka:Ich würde das nicht unbedingt eine Gabe nennen...
Die Läuferin sah sie beleidigt an und plusterte sich vor ihnen ab.
Läuferin:Darf ich mich vorstellen? Ich bin Tali, lebender Talisman. Das Glück folgt mir auf Schritt und Tritt!
Merl:Ich muss zugeben, dass vorhin war recht ungewöhnlich... Ich meine, ich habe dich nur in einer ungefähren Richtung gespürt, aber ich konnte nicht einen Blick durch dieses Blätterdach werfen... Das wir diese Soldaten beide erwischt haben grenzt an ein Wunder.
Tali:Äh... Wie seid ihr überhaupt von dort gekommen?
Tsuka:Wir können uns eben Flügel wachsen lassen! Komm Anarath, wir verschwenden hier nur unsere Zeit... Ein lebender Glücksbringer, wie lächerlich!
Die Läuferin streckte ihr verärgert die Zunge heraus. Tsukas Mundwinkel zuckten unkontrolliert.
Tsuka:Mach nur so weiter und ich hexe dir ein Leben lang Pech an den Hals!
Merl:Tsuki, bitte...
Tsuka:ES IST TSUKA!!
Merl:Viel wichtiger ist doch... Was wollten diese Männer von dir? Brauchst du vielleicht eine Eskorte bis zum nächsten Dorf?
Die Läuferin fing an zu lachen.
Tali:Ich bezweifle, dass ihr mit mir Schritt halten könntet. Nun ich weiß nicht was diese Kerle von mir wollten. Zuerst wollten sie mich nur für ihre Streitkräfte rekrutieren.
Merl:Du beherrscht die Sternenmacht?!
Tali nickte fröhlich und stolz.
Tsuka[denkt]:Gibt es die denn heutigen Tages denn um jeder Ecke?! Vor drei Jahren konnte ich mir bekannte Berührte an einer Hand abzählen!
Tali:Nachdem sie jedoch herausfanden wo ich hinwollte, wollten sie auch meinen Tornister... Den ich verloren habe...
Tsuka:Immer Glück, ja?
Tali:Ach, gib Ruhe! Hätte ich ihn noch bei mir gehabt, als die beiden mich gestellt haben, hätten sie ihn mir sicher abgenommen!
Tsuka:Natürlich, Mädchen...
Tali:Grr...
Merl:Wie dem auch sei: Brauchst du Hilfe?
Sie lächelte, schüttelte jedoch den Kopf.
Tali:Nein, danke! Die Reiter haben sich ja erstmal erledigt und meine Sachen finde ich schon selbst. Ich habe bisher in jedem Heuhaufen eine Nadel gefunden, meist eine goldene. Ähm, bildlich gesprochen.
Tsuka:Dann können wir endlich gehen?
Merl:Nun... ja. Sammeln wir Lucya ein und gehen zum Oparadonbrunnen.
Tali:Hm? Oparadonbrunnen? Den Ort muss ich auch noch aufsuchen! Vielleicht sieht man sich ja nochmal! Ich würde mich gerne für meine Hilfe erkenntlich zeigen...
Merl winkte ab.
Merl:Das ist nicht nötig. Wir haben gerne geholfen.
Tsuka:Außerdem werden wir, bis du den Tornister gefunden hast, bestimmt schon wieder weitergezogen sein. Tschüss, Mädchen.
Mit rauschenden Schritten ging sie voran. Merl verdrehte die Augen, verabschiedete sich von Tali mit einem entschuldigenden Nicken und folgte ihr.
Merl:Ärgert dich was?
Tsuka:Ein menschlicher Glücksbringer! Glaubst du das?!
Merl:Ich weiß nicht... Ich habe schon viele verrückte Dinge gesehen...
Ein euphorischer Ruf holte sie ein.
Tali:Gefunden!!!
Tsuka:Das kann doch nicht wahr sein...
Er lachte.
Merl[denkt]:Ein Leben lang ewiges Glück? Das wäre wirklich nicht schlecht!

Lashon:HA!
Mit einer blitzschnellen Drehbewegung traf er Rangi, die das Gleichgewicht verlor und stürzte. Doch entgegen seiner Erwartungen nutzte sie den Schwung und zog ihn mit einem flinken Tritt die Beine weg. Lashon landete schmerzhaft auf den Rücken und sah für einen kurzen Moment Sterne. Die Zuschauer spendete Beifall.
Matrose:Das ist unsere Rangi! Da bist du platt, Galataner!
Kanra:Komm schon, Lashon! Lande mal ein paar ordentliche Treffer, damit die Quoten besser werden!
Sie lachte und nehm noch ein paar Münzen entgegen, während sie welche an andere verteilte. Lashon stand auf und schüttelte die Benommenheit ab. In dieser Ruhepause fragte er sich, wie es dazu gekommen war. Nach Sazaels und Sarashs Verschwinden war nichts Ungewöhnliches passiert und außer dem Überwachen der Karte, bei dem inzwischen auch Sciz, Vera und Ailas einsprangen, wenn ihnen danach war, hatte er nicht viel zu tun. Irgendwie hatte er Rangi davon überzeugt den Großteil des restlichen Weges nach Shetver weiter mit ihm an seinen Fähigkeiten zu üben, was dann nach und nach immer mehr gelangweilte Crewmitglieder angezogen hatte. Die Sache mit den Wetten war Kanras Idee gewesen. Die Wetten waren allerdings ein gutes Zeichen, denn inzwischen unterlag er nicht immer.
Rangi:Braucht Ihr eine Pause?
Lashon:Wohl kaum! Wirst du etwa müde?
Sie ging nicht auf die Provokation ein und ging wieder in Kampfhaltung.
Toni:Dreißig Münzen, dass Rangi diese Runde nicht einen Treffer abkriegt!
Kanra:Eine gute Wahl!
Lashon:Ts... Danke für das Vertrauen in mich, Kanra. Na warte, euch zeige ich es noch!
???:Kann man hier noch einsteigen?
Kanra:Natürlich, nur keine falsche Scheu! Die Quoten sind...
Sie verstummte, als sie die Stimme erkannte. Selbst die Anfeuerungsrufe der Mannschaft verstummten. Sofort nahmen alle Haltung an.
Kanra:Käpten! Ich dachte Sie steuern das Schiff!
Toni:Äh... Wir können das erklären...
Paka lachte.
Paka:Keine Angst, das geht in Ordnung. Im Gegenteil: Die lebhafte Atmosphäre kann der Moral auf dem Schiff nicht schaden! Ich habe es bereits abgesegnet. Wenn nicht, hättet ihr alle bereits Strafarbeiten von Saitu bekommen.
Toni:Das... hehe... freut uns zu hören...
Rangi:Gibt es Neuigkeiten, Käpten?
Paka:Ja. Ich dachte ich sage Bescheid, dass wir in ungefähr fünfzehn Minuten im Deregallhafen anlegen. Seht zu, dass ihr dann alle für eine Besprechung bereit seid!
Crew:Jawohl, Käpten!!
Paka:Sehr schön! Nun zu meiner Wette... Sieg für Rangi innerhalb von fünf Sekunden. Vierhundert Münzen.
Kanra:Vierhu- Käpten, seid Ihr sicher? Lashon hält sich inzwischen wacker gegen sie. Fünf Sekunden sind...
Paka:Meine Wette gilt. Rangi, Ihr werdet mich doch nicht enttäuschen?
Rangi:Nein, Käpten!
Kanra:Komm schon, Lashon! Fünf Sekunden sind doch nichts!! Du hast schon mal ganze Minuten ausgehalten!
Lashon:Das schon... Aber...
Er sah in Rangis Augen und nahm eine unglaubliche Entschlossenheit wahr.
Lashon[denkt]:Mir schwant Übles.
Toni:Bereit? Und... los!!
Rangis Angriff war so schnell, dass er Schwierigkeiten hatte darauf zu reagieren. Dennoch schaffte er es ihre Faust abzublocken und bereite einen Gegenangriff vor. Doch plötzlich kam Rangis zweite Hand aus dem Nichts, packte ihn am Kragen und riss ihn ruckartig zu ihr heran. Mit eiskalter Präzision zog sie ihm seine strauchelnden Beine weg und warf ihn mit einem kräftigen Zug über ihren Rücken. Wie durch ein Wunder schaffte Lashon es auf seinen Beinen zu landen. Doch ein weiterer Schlag Rangis machte seinem Glück ein jähes Ende und schickte ihn endgültig auf den Boden. Das Ganze war so schnell abgelaufen, dass die fünf Sekunden nicht unterschritten wurden. Die Crew amüsierte sich köstlich, als Paka die Münzen einstrich.
Paka:Ich wusste, auf Euch ist Verlass Rangi.
Enir[leise]:Irgendwie tut er mir sogar Leid...
Paka:Nun, danke für diese Vorstellung. Ihr habt euch gut geschlagen Lashon. Vergesst nicht: Treffen in ungefähr fünfzehn Minuten.
Er schlenderte wieder nach vorne. Kanra half Lashon beim Aufstehen.
Kanra:Tja, du hast noch einen langen Weg zu gehen, Lashon.
Lashon:Vielleicht willst du es ja mal probieren?!
Kanra:Gerne, aber ich wäre nicht so dumm und würde meine Psynergy versiegeln lassen wie du. Hast du noch Kraft für eine Runde?
Lashon:Urgh... Nein. Zuerst möchte meine Zähne einsammeln.
Rangi:Endlich kommt Ihr zur Vernunft.
Lashon:Ich will eine Revanche.
Rangi:Die bekommt Ihr, wenn Ihr Euch mal ausgeschlafen habt.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren verließ sie de Kreis.
Kanra:Ruh dich erstmal aus. In fünfzehn Minuten sind wir endlich in Shetver.
Lashon nickte zufrieden. Es gab einiges, was er dort erledigen wollte.
"Verwünschte Mauer!", rief Garet neben Isaac, als er eine Wand aus Nebel vor ihm und den Rest errichtete, um eine Lichtkugel abzublocken, aber beim Kontakt mit dieser gemeinsam verschwand.
"Ah, kam euch diese Auswirkung ebenso bekannt vor wie mir?", fragte Isaac die übrigen Mitglieder seiner Gruppe, aber diese hatten keine Zeit, um zu antworten, als beinahe lautlos eine Gestalt aus der Dunkelheit vor ihnen sprang. Er riss die Arme hoch. "Nebelmaul!"
Eine Nebelwand bildete sich vor ihm, die den Angreifer verschluckte. Vier Klingen stießen dann durch den Nebel auf die Gruppe zu. Er riss seine Klinge hoch und diese verkeilte sich mit einer der angreifenden Klingen. Der Zusammenprall brach ihm dennoch fast die Arme. Jenna, Garet und Felix blockten die übrigen Klingen. Die Kraft der Waffen, die von langen Insektenartigen Beinen ausgingen war enorm und stieß sie von der Gestalt im Nebel weg. Der Nebel löste sich schließlich auf und offenbarte ihren Gegner. Der einstige galatanische Lord Ardilir blickte sie aus goldenen Augen an, während sich bestialische Zähne zu einem Grinsen offenlegten. Aus dem Rücken des Lords wuchsen die Vier Beine mit den Klingen.
"Dezo´rk, nicht wahr?", fragte Aaron.
"Ich bin hier, um mein Eigentum zu fordern!", sprach Dezo´rk mit rauer Stimme, dann entwichen den Händen seines Avatars Lichtkugeln.
Die Gruppe stob auseinander, um dem Angriff zu entgehen, die große Teile der Umgebung die sie trafen in Lichtscherben zerbersten ließ, die in einem schwarzen Loch verschwanden.
"Verwünschter Speer!" Felix und Aaron warfen jeder einen Nebelspeer, die Dezo´rk mit präzise auf diese abgeschossenen Lichtkugeln konterte. Isaac attackierte die Kreatur von der Seite und wie er bemerkte tat Jenna selbiges von der anderen Seite. Dezo´rk sandte, als Antwort auf die Beiden eine Lichtwelle von seinem Körper aus.
"Verwünschte Mauer!" Garet rief abermals eine Wand aus Nebel, die er in einem Bogen um Dezo´rk zog, um all seine Freunde zu schützen. Beim Kontakt mit der Lichtwelle löste sich dieser Schutz augenblicklich gemeinsam mit dieser auf und offenbarte, dass Dezo´rk, als ihnen von ihrer eigenen Technik die Sicht verdeckt worden war, Lichtkugeln auf Jenna und Aaron abgeschossen hatte, die Beide nur noch knapp entkamen.
"Wie ärgerlich. Wenn ihr euren Schutz schneller aufgebaut hättet, hätten die euch nach dem Verschwinden augenblicklich getroffen.", sprach Dezo´rk belehrend, während er mit seinen Klingen Isaac, Jenna und nun auch Garet in Schach hielt, die ihn im Nahkampf angriffen, während Aaron einen Eissturm heraufbeschwor.
"Heilige Erde!" Erklang Felix Stimme.
Ein konzentrierter Strahl flüssigen Magmas schoss unter Dezo´rk und verschluckte ihn. Die drei Nahkämpfer sprangen zurück und beschworen die Psynergien Heilige Erde und Pyrogriff. Ein Schmerzenschrei erklang, als sich Lichtscherben aus der Flammensäule lösten. Aaron sprang vorwärts zu einer der Scherben und streckte beide Hände aus. Nichts geschah. Dann öffnete sich ein schwarzes Loch, aber die vorhandenen Scherben verschwanden nicht in diesem, sondern weitere Scherben traten aus diesem hervor, die in der Flammensäule verschwanden, in der noch immer Ardilirs Körper verbrannte. Die Flammen wurden im nächsten Moment von etwas im inneren der Säule eingesogen. Isaac erkannte, als die Psynergie fast verschwunden war, dass sie in den geschwungenen Stacheln auf Ardilirs Schultern verschwand.
"Ihr habt seine Technik probiert, nicht wahr? Aber nach meiner 'Niederlage' habe ich meine Meisterenergie so verändert, dass ein Diebstahl nicht mehr möglich ist und schon gar nicht, wenn man nur in der Theorie weiß wie es geht." Dezo´rk öffnete seinen Mund und spie einen Strahl von Psynergie nach Aaron.
"Verwünschte Mauer!" Der Wasseradept errichtete eine Nebelwand vor sich, doch Dezo´rk schoss eine Lichtkugel ab, die seinen Angriff überholte und die Mauer traf.
Als beides verschwunden war wurde Aaron ungeschützt von dem Psynergiestrahl getroffen, der ihn mehrere Meter durch die Luft wirbelte. Die übrigen Adepten gingen sofort wieder in den Nahkampf über, um Dezo´rk davon abzuhalten Aaron in der Luft mit einer Lichtkugel zu treffen, doch dieser blockte jeden mit einer der Klingen von seinem Rücken und zielte seelenruhig mit den Händen, während die Beine einen wilden Schwertkampf mit Isaac und den übrigen austrugen.
"Das war's für dich!" Dezo´rk schoss eine weitere Lichtkugel ab.
Isaacs Augen weiteten sich. Dann traf die Kugel... und verschwand. Abgewehrt von einer hauchdünnen Nebelwand, die Aaron errichtet hatte. Das Geschehen lenkte ihn für eine Sekunde zu lange ab. Seine Klinge lenkte den tödlichen Stich Dezo´rks gerade noch auf seine Schulter ab. Dezo´rks Hand erschien in seinem Blickfeld.
"Kannst du auf diese Distanz blocken?" Den Worten folgte ein Aufschrei, als ein Schwert den Arm und das Insektenbein mit der Klinge gleichzeitig abtrennte. Beides löste sich in Lichtscherben auf.
"Alles in Ordnung, Isaac?", fragte Jenna, auf deren Stirn drei nach innengerichtete Dreiecke erschienen waren, während sie ihre zweite Klinge Dezo´rk entgegen schwang, der mit einer seiner drei Verbliebenen blockte.
"Abgesehen von der Schulter." Er sprang zur Seite um besser Zielen zu können. "Verwünschter Speer!"
Diesmal traf das Nebelgeschoss und verschwand spurlos im Körper des Avatars. Die Insektenbeine und die Stacheln auf den Schultern zerstoben in Lichtscherben. Der Avatar riss seinen verbleibenden Arm hoch. Ein Funken entstand an der Handfläche, aber mehr nicht.
"Er ist schutzlos. ANGRIFF!", befahl Isaac, aber der Avatar kippte vornüber, bevor jemand reagieren konnte.
Noch während des Falls verwandelte sich der bestialisch wirkende Körper zurück in Ardilirs rein menschliche Gestalt. Die umherschwebenden Lichtscherben verschwanden in einem schwarzen Loch.
"Das war's?", fragte Garet ungläubig.
"Nein, wir haben schließlich bereits einen weiteren Avatar gesehen.", antwortete er seinem Freund ernst, während Aaron seine Schulter heilte.
"Wie recht ihr doch habt!"
Die Gruppe duckte sich unter dutzenden Klingen weg, die über ihren Köpfen entlang schnitten, doch wickelten sich Lichtfäden mit brutaler Stärke um sie und brachen ihnen die Knochen. Er blickte hoch und sah etwas ganz und gar nicht menschliches. Es lief auf acht stachelbesetzten Spinnenbeinen, hatte vier menschliche Arme, mit messerscharfen Klauen und einen Kopf, der am ehesten an ein Krokodil erinnerte. Aus dem Rücken des Geschöpfes ragten gigantische Schwingen, die aus unzähligen Klingen bestanden, die ein jeder der Ursprung einer Reihe von Lichtfäden waren, die sich im Augenblick um ihn und seine Freunde legten.
"Dieser Avatar war einst Senku Hailya Hohe Krone von Risteme. Da er einen ausgezeichneten körperlichen Zustand hatte, ist die Art und Weise, auf die ich seinen Körper verändern kann, nicht so furchtbar begrenzt wie bei Ardilir. Ich gehe dieses Mal kein Risiko ein." An der Spitze jeder Klinge am Körper des Avatars entstanden Lichtkugeln.
"Könnt ihr im gefesselten Zustand ausweichen?" Der Krokodilkopf grinste. Ein Fuß aus Licht trat neben Isaac auf. Er sah zu dem Wesen und sah jemanden, der exakt aus sah wie Drakon. Einmal davon abgesehen, dass er komplett aus Licht bestand.
Dezo´rk rührte sich nicht. Nichts bewegte sich abgesehen von den gefesselten Adepten und dem Lichtdoppelgänger ihres alten Feindes.
"In was für eine misslichen Situation ihr doch steckt.", stellte die Lichtgestalt ohne ein besonderes Interesse fest, "Aber ich muss ich um einen kleinen Gefallen bitten. Darum helfe ich euch." Die Fäden lösten sich, als wenn sie an ihrem Ursprung abgeschnitten worden wären. Und Isaac fühlte auch seine gebrochenen Knochen heilen. Er richtete sich mühelos auf und blickte ihren mysteriösen Retter misstrauisch an. "Wer bist du?"
"Talos, Bote der Existenz.", kam eine nichtssagende Antwort, "Ihr erinnert euch vielleicht, dass ich mich in eurem Kampf mit Semih in einer anderen Gestalt zeigte."
Isaac erinnerte sich an ein Wesen aus Licht, das aussah wie Drakons Bruder Uron.
"Aber das ist unwichtig.", fuhr Talos fort, "Ich sprach von einem Gefallen, den ihr mir tun müsst. Und ich entschuldige mich, dass er sehr zeitaufwendig ist."
"Moment. Wir würden dir ja gerne helfen, aber wir müssen zuerst versuchen Jeran aufzuhalten."
"Ihr missversteht mich. Ihr habt keine Wahl." Erwiderte Talos nur.
"Keine Wahl!", brüllte Jenna, "Was glaubst du wer du bist uns vorzuschreiben was-"
Die Umgebung hatte sich von einer Sekunde auf die andere verändert. Sie standen auf einer weiträumigen Plattform aus einem atmenden Material. Vor ihnen ragte ein gigantischer Torbogen aus der Plattform.
"Was ist das hier?", fragte Felix Talos.
"Einst war es die Halle der Ewigkeit, dann wollte ich es zu einer Zuflucht namens Sphäre der Einsamkeit machen, aber ich musste sie aufgeben um das hier zu errichten." Talos machte einen Schritt auf den Torbogen zu. "Eure Reise beginnt, sobald ihr ihn durchschreitet."
"Wer hat gesagt, dass wir da mitspielen?!", fuhr ihn Jenna verärgert an, "Wir sind dir dankbar, dass du uns gerettet hast und alles, aber dennoch können wir keine vermutlich gefährliche Reise machen, um jemandem zu helfen, wenn wir selbst noch unzählige Probleme haben."
"Ihr glaubt ihr könntet euch widersetzen?" Talos streckte eine Hand aus und die dreidimensionale Darstellung einer Stadt erschien vor ihm in der Luft. "Dies ist eine Stadt in Mirnurzar. Eine unbedeutende Stadt selbst nach den Maßstäben von euch Menschen, aber sie hat viele Bewohner. Ihr wollt sicher nicht, dass ich sie zerstöre."
"Das kann nicht dein Ernst sein.", rief Aaron.
Die Stadt vor Talos Hand verschwand. "IHR könnt unmöglich glauben, dass es das nicht ist."
"In Ordnung.", sagte Isaac, "Aber nur wenn du den Rest von uns auch noch holst."
"Nein, ich will nicht, dass irgendjemand nach euch sucht, der diesen Ort erreichen könnte."
"Wir werden aber ihre Hilfe brauchen."
"Ich glaube kaum, dass das etwas ändert, aber ich sollte euch wohl zumindest einen Wind-Adepten zur Unterstützung überlassen." Jemand erschien neben Talos.
"Warte, Zail?" Er blickte den Neuankömmling überrascht an.
"Nehmt es nicht persönlich, aber wir begegnen uns bei weitem zu häufig.", sagte der ehemalige Attentäter nur.
"Eure Mission beginnt! Findet meinen Körper!" Ein rotes Glühen schien von Talos Körper auszugehen.
"Warte! Wie erkennen wir-" Seine Worte wurden von einer Schockwelle unterbrochen, der die Menschen zu Boden warf. Ein Strahl wirbelnden roten Lichtes schoss ins innere des Torbogens. Und mit dem Geräusch von splitternden Glas wurde der Raum im inneren des Bogens gespalten und gab den Blick auf einen farblosen Strom frei. Knackend brach die Plattform langsam in Stücke.
"Entschuldigt die Turbulenzen!", sprach Talos, der trotz seines ruhigen Tons deutlich zu verstehen war, "Ich überlasse alles weitere euch." Im nächsten Moment war der Bote der Existenz fort. Und Isaac fand sich mit dem Rest der Anwesenden im unaufhaltsam Sog des Torbogens wieder.

Kazan wich erneut von einer seiner Psynergieblasen umschlossen zurück. Erneut in die Wand oder zumindest hatte er das vor gehabt, doch dieses mal trat er durch sie hindurch und stürzte rücklings. Er versank in Wasser, aber setzte sich keuchend wieder auf. "Was zur-" Er befand sich in völliger Dunkelheit.
"Flamme!" Nichts geschah. Ach wie er es hasste... Er konzentrierte sich und spaltete einen Teil Feuerpsynergie aus seiner eigenen Schattenpsynergie. "Flamme!" Diesmal funktionierte es und ein Feuerball erschien über seiner Handfläche. Der Raum war klein. Kazan konnte sich nicht einmal aufrecht hinstellen. Und in der Mitte des Raumes war jemand an den Boden gebunden.
"Wer seid ihr?", fragte der Gefesselte.
"Tut mir Leid, Kumpel, aber ich müsste ziemlich blöd sein, um dir das zu sagen, nicht."
"Dann sag mir wenigstens was du hier machst."
"Ich verweise auf meine letzte Antwort."
"Interessiert mich auch nicht. Binde mich einfach los!"
"Ich weiß nicht. Davon mal abgesehen, dass du meine Position verraten könntest, wenn du versuchst zu fliehen, gehören eigentlich alle die hier sind hier her."
"Ich nicht. Ich bin nur durch eine verdammte Falle hier gelandet."
"Du bist also die Ausnahme, wie?" Er lachte. "Das würde mir jeder erzählen."
"Ich bin Hirans König, verdammt!"
Er verstummte und blickte den Gefangenen stumm an. Dann begann er lauter als zuvor zu Lachen. "DAS würde mir wohl kein anderer erzählen." Die Miene des Gefangen war ernst. Und Kazan musste zu geben, dass er Garvas zumindest sehr ähnlich sah.
"Entschuldiget, dass ein einfacher Bürger wie ich, so unverschämt in eure Zelle eingedrungen ist, eure Majestät. Ich werde dann mal nach dem anderen Spinner suchen, der sich für einen König hält."
"Gratiel?", fragte der angebliche König, "Du willst diesen Hund befreien?"
"Wollen ist sicher, dass falsche Wort, aber... Hab ich es dir doch noch verraten." Er zuckte mit den Schultern. "Du sitzt hier ohnehin fest."
"Und du bald auch.", erwiderte der Gefesselte, "Wenn du mit ihm entkommst, hängt dir die gesamte Verfolgungseinheit an den Fersen und nicht einmal Gratiel kann denen entkommen, wenn sie ernst machen."
"Das ist Sache des Gefängnisleiters, da er mich ja auch bezahlt."
"Warte... Was?! Demel arbeitet für Gratiel?"
"Oh, du kennst ihn?", fragte Kazan, "Nun der Gefängnisaufseher der Hauptstadt wurde ja vom König persönlich eingesetzt."
"Weißt du, es könnte recht bald ein Aufseher zu mir kommen, um mich zu verhören.", sagte der Gefangene wie beiläufig, "Wäre Schade, wenn ich reden würde."
"Wäre schade, wenn er dich vermisst und genau weiß wo ich abgeblieben bin."
"Ja, aber dann wüssten die nicht, welche Zelle sie, besonders beachten müssen und würden sich darauf konzentrieren mich zu fangen, also haben wir einen Deal?"
"Ich könnte dich auch umbringen, damit du nicht redest."
"Aber dann hättest du kein Ablenkungsmanöver."
"Fein.", brummte er und trat näher an den Gefangenen heran, um ihm die Fesseln abzunehmen.

Jeran wandte sich nicht zu dem Neuankömmling auf der Turmspitze um. "Was gibt es, Dezo´rk?"
"Sie sind entkommen.", knurrte Dezo´rk.
"Wie ärgerlich, aber ich bin überrascht, dass du die Suche aufgegeben hast."
"Wenn ich wüsste wie sie entkommen sind, dann würde ich sie augenblicklich wiederfinden, aber ich kenne keine Methode, die absolut keine Spuren hinterlässt."
"Klingt schlecht."
"Dein Interesse scheint sich in Grenzen zu halten, Jeran."
"Ich bin fast am Ziel, also warum sollte ich mich an ihrem verschwinden stören, wenn sie eine Möglichkeit hätten mich unbemerkt zu erreichen, dann hätten sie die längst genutzt."
"Eine Welt der Toten. Ich weiß zwar nicht was du damit bezwecken willst, aber es ist mir auch gleich. Du und deine Kreaturen sind nämlich viel energiearm, als dass ich eine Verwendung für euch hätte."
"Wann wirst du dich um Maze kümmern?"
"Sobald seine Festung fertig ist." Der Avatar verschwand.
Jeran seufzte. "Was will er mir mit seinen andauernden Besuchen nur sagen?"
Erneut verspürte er ein merkwürdiges Gefühl der Kälte, doch, bevor er genau wusste was es war, war es schon wieder verschwunden. Irgendwoher kannte er das doch, aber er konnte es nicht genau festmachen.

Garvas rieb sich die schmerzenden Handgelenke, als er vor der Wand seiner Zelle stand. "Mein Aufenthalt war deutlich kürzer, als erwartet. Danke für die Rettung." Er blickte seinen Befreier an. Es handelte sich um einen jungen Mann mit kurzem violettem Haar und rötlichen Augen, dieser trug eine dunkel rote Robe und dunkle Armschienen, die jedoch scheinbar seine einzige Rüstung waren. Um seinen Hals hing ein Metallanhänger in Form einer Vogelklaue, an seinem Gürtel eine Reihe von Messern und weitere Talismane.
"Als Dank könntet ihr mir verraten wo Gratiel ist, Majestät."
"Wenn ich mich nicht ihre ist er am Ende des Ganges.", antwortete er gelassen, "Ihr solltet euch beeilen, denn die Wachen haben sicher bemerkt, dass meine Ketten geöffnet wurden."
"Ihr hättet mir das auch früher sagen können!" Sein Befreier berührte seinen Klauenanhänger und erschuf eine durchsichtige Blase um sich herum, bevor er in die nächstbeste Wand rannte.
"Tut mir ja schon fast Leid.", murmelte Garvas, während er ruhig abwartete, bis die Geheimdienstagenten in ihren langen schwarzen Gewändern erschienen.
"Ergebt euch oder sterbt!", riefen die Neuankömmlinge simultan.
"Halt!", befahl er.
Die Gestalten stoppten.
Er blickte eine von ihnen an. "Du gib mir dein Schwert."
Der Agent händigte schweigend eine gekrümmte silberne Klinge aus.
"Gut, die Hälfte von euch geht zu Gratiels Zelle! Jemand wird bald versuchen ihn zu befreien." Er zeigte auf zwei von ihnen. "Ihr Beide kommt mit mir! Und der Rest versucht den Eindringling zu fangen. Er wird wahrscheinlich bei der Zelle am Ende des Ganges an zu finden sein!"
Der Großteil der Gestalten setzte sich in Bewegung und stürzte den Gang herunter. Er machte sich unterdessen flankiert von den zwei übrigen Agenten auf dem Weg zum Ausgang. Wie gut, dass die Agenten keinen eigenen Willen besaßen und man ihm seine Befehlsgewalt über sie nicht so leicht abnehmen konnte. Er hatte gelogen, als er sagte, dass er bald befragt werden würde. Tatsächlich hatte sein Doppelgänger sicher befohlen, dass keiner seine Zelle betrat. Sie erreichten nach einiger Zeit den Ausgang, bei dem es sich, um einen kleinen Teleportzirkel handelte. Die Beiden Agenten teleportierten mit ihm. Er stand jetzt in einer der gewöhnlichen Gefängniszellen.
"Öffnet die Tür!"
Ein Agent machte eine Handbewegung und die Steinplatte, die den Raum verschloss fuhr nach oben. Er verlies den Raum und machte sich raschen Schrittes auf dem Weg Richtung Ausgang. Ein gepanzerter Wachmann trat um eine Ecke und blickte sie überrascht an.
"Wo bringt ihr ihn hin. Und warum sieht er aus wie seine Majestät?"
Garvas seufzte. Dieser würde ihm auch nicht glauben, dass er der echte ist, solange er die Kleidung eines Gefangenen trug.
"Betäuben!", befahl er den Agenten.
Der Wachmann brach zusammen. Er warf ihm noch einen besorgten Blick zu, bevor er seinen Weg fortsetzte. Sie erreichten bald ihr Ziel, obwohl sie noch zwei weitere Wachen außer Gefecht setzen mussten, und verließen den Gefängnistrakt. Er war kurz vorm Eingang, aber entschied sich gegen die Flucht und nahm eine Abzweigung. Am Ende des Ganges befand sich eine Holztür, auf der in prunkvollen Lettern "Demel".
"Niemand betritt den Raum, bis ich wieder draußen bin!" Er stieß die Tür auf und trat ohne die Agenten ein. Hinter sich warf er die Tür geräuschvoll zu und blickte zu dem riesenhaften Mann mit schwarzem Haar und Bart, der am Schreibtisch vor ihm saß und entgeistert anblickte.
"Majestät, was ist mit dieser Kleidung." Der Gefängnisleiter blickte auf die Klinge in Garvas Händen. "Und was habt ihr mit der Klinge vor?"
"Ich muss euch danken, Demel.", sprach er, während er sich dem Schreibtisch näherte, "Dennoch kann ich einen Hochverrat nicht so leicht vergeben."
Kudo wachte auf und schaute sich benommen um. Wie lange schlief er nun schon? Seitdem er in Sturmfeste war, hatte er kaum geschlafen. Er musste also einen ziemlich langen Schlaf nachgeholt haben. Wie lang der Schlaf auch gewesen war, es hatte ihm gut getan.
Kudo: Moment!
Schnell stand er aus seinem Bett auf und kontrollierte, ob der Merkur-Stern noch im Beutel war. Er atmete erleichtert auf, als sich seine Vermutung als falsch herausstellte. Eine vertraute Stimme neben ihn ertönte.
Ailas: Bist du endlich aufgewacht?
Kudo: Wonach sieht es denn aus?
Kudo setzte sich vor dem Spiegel und würde nun mit seinem Äusseren beschäftigt sein. Nach dem Besuch in Sturmfeste konnte er nicht wie ein allein gelassener Penner auf der Strasse aussehen.
Kudo: Wie weit ist es noch?
Ailas: 5 Minuten und wir sind laut Einschätzung da.
Der junge Erdadept drehte sich verblüfft zu seinem Freund. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie bereits so nah an Shetver dran waren. Ailas nickte um Kudos jegliche Zweifel zu räumen. Ein Augenblick später bildete sich ein breites Lächeln auf dem Gesicht des Jungen.
Ailas: Du weisst, was das bedeutet oder?
Der ehemalige Arenachampion hatte sich wieder dem Spiegel zugewandt und kämmte seine langen blonden Haare mit den Fingern. Vorne gingen seine Haare zur Seite und hinten hatte er sie zu einem Zopf zusammengebunden – nun waren sie wieder Perfekt. Er stand zeitgleich mit seiner Antwort auf und drehte sich dann zu seinem Freund.
Kudo: Ja.
Mit dieser Antwort knappen Antwort ging er an ihm vorbei, packte sich seinen roten Mantel und verließ seinen Zimmer.

Ein mit Blut bedeckter Körper fiel auf dem Boden und der letzte Schüler sah zu seinem toten Meister, der vor seinem Augen gestorben war. Er war nicht der einzige seiner Sorte, die in den letzten Tagen ihr Leben gelassen hatten. Der Schuldige an diesem Chaos war eine, für andere unbekannte, Kreatur Namens Melfice. Sein Meister fiel allerdings nicht durch die Hand des Monsters, sondern durch seine.
???: Hahaha. Danke Melfice.
Er trat die Leiche mit den Bein respektlos zur Seite und ging weiter zum Herzen des Tempels. Jeder andere der Meister in Mirnuzar würde seinen Tod dem Dämon Melfice zuschreiben. Sein Meister umzulegen war ein Kinderspiel gewesen. Er hatte ihn mit einem feigen Angriff gekillt, als er damit beschäftigt war, die Verteidigung des Tempels zu stärken, falls der Dämon kommen würde. Eine unglaublich mächtige Verteidigungspsynergiekunst, die nur beherrscht hatte. Eine undurchdringbare Verteidigung für Geist, Körper und Seele. Für die Vorbereitung war ein 10 stündiges Ritual nötig gewesen, bei dem die Seele den Körper verließ und dann eine heilige Aura um das Wunschareal aufbaute. Diese Technik hatte seine Schattenseiten. Es verkürzte das Leben des Anwenders. Ausserdem war der Körper, die Dauer des Rituals, vollkommen schutzlos. Sein Meister hatte ihn beauftragt ihn zu schützen, doch er hatte ihn getötet. Sein Meister hatte ihm vertraut, allerdings nicht genug. Noch nie hatte er ihn in das innere des Heiligtums gelassen mit der Begründung, er sei noch nicht bereit. Er müsse sein Herz vor alles böse reinigen. Nur ein reines Herz würde wissen was es heisst, mit Macht umzugehen.
???: Nicht von dem was du sagtest, hat dein Leben retten können. Nichts.
Als er vor einer großen Tür stehen blieb, hob er seine Hand und las einen besonders langen Spruch vor. Die Sprache war eine, die in dieser Zeit vergessen wurde. Eine dunkle Sprache der dunklen Kunst. Als er fertig war, öffnete sich die Tür und er trat herein. Der ganze Raum war dunkel und nur von 4 Artefakt ähnlichen Kerzenlichter beleuchtet.Ein Blick auf die Kerzen verriet ihm, dass diese mit der Macht des Mars getränkt waren und Jahrhunderte weiter brennen würden ohne das diese etwas an ihrem Licht verlieren würden. Sein Blick ging durch den Raum. Er schien völlig leer zu sein. Nur ein Altar stand in der Mitte des Raumes. Mit langsamen, vorsichtigen Schritten näherte er sich diesem. Überall könnten Fallen oder Schutzmechanismen sein, die sein Leben ein Ende setzen würden. Als er vor dem Altar ankam, erkannte er, dass keine solche Vorkehrungen offenbar getroffen wurden. Auf dem Altar sah er ein alt aussehendes Buch. Als er die Schrift sah erkannte er, dass es sich um die dunkle Psynergie handelte. Feuer, Wasser, Erde, Wind... Das waren die vier Grundelemente. Das Element des Lichts war eine Perfektion aller vier Grundelemente. Dieses Element galt längst als ausgestorben. Das Element der Finsternis... In Mirnuzar kaum noch vorhanden. Er aber, besaß sie, genau wie es sein Meister es getan hatte. Das Element der Finsternis war Ausbaufähig. Sein Meister hatte ihm erzählt, dass legendäre Personen und Wesen die Entwicklungsstufe Chaos erreicht hatten. Das Schattenelement galt auch als einer dieser Entwicklungsstufen. Für Menschen allerdings, war es ein Ding der Unmöglichkeit. Eine einzige Technik würde der Menschenkörper niemals überleben und im Augenblick der Anwendung sterben.
Keiner dieser beiden Klassen würde er je erreichen. Dafür gab es eine weitere Klasse, die allerdings bedeutend schwächer war als die vorherigen, aber ausreichen würde um seine Ziele zu erreichen.
Er blätterte im Buch um und entdeckte etwas interessantes...
Zail kam langsam wieder zu sich und er hob sich aus dem Sand. Das letzte woran er sich erinnern konnte war in dieses merkwürdige Tor geschleudert worden zu sein. Sein Blick schweifte umher. Er war offenbar an einem Strand gelandet. In seiner Nähe lagen Felix und Jenna noch immer bewusstlos. Er wandte ich von den Beiden Adepten ab und blickte nach oben. Der Himmel sah aus wie die in den anderen Welten, die er bereits betreten hatte. Er verstand bisher nicht was besonders an diesem Ort war. Sie waren von hohen Klippen umgeben und nur ein schmaler Pass führte nach oben. Nicht das die Klippen ihn hätten aufhalten können. Felix richtete sich hinter ihm wieder auf und eilte dann zu Jenna, um diese zu wecken.
"Er hat euch gegenüber nicht zufällig erwähnt was wir hier suchen, oder?", fragte er den Erd-Adepten.
"Nein. Weißt du wo der Rest ist?"
"Ich bin nicht viel länger auf den Beinen als du." Er spürte Psynergie und zog eines seiner Schwerter, bevor sich ein Portal vor ihm auftat. Langsam trat eine Gestalt aus diesem. Eigentlich war er nicht sicher, ob sie lief, denn sie löste dabei keine Geräusche aus und ihre Beine waren wie der Rest ihres Körpers unter einer zerschlissenen Kutte verborgen.
"Name und Rasse.", forderte die Gestalt mit kalter Stimme.
"Bitte?", fragte Jenna, die das Bewusstsein gerade wiedererlangt hatte, "Das ist das erste was ich höre, sobald ich aufwache?"
"Name und Rasse."
"Ich muss ihr zu stimmen." Zail trat einen Schritt von der Gestalt zurück. "Wie wäre es mit ein Paar Informationen, bevor wir antworten. Wer du zum Beispiel bist und warum du unsere Namen willst."
"Ich bin Sensenmann Livilos. Rasse wird benötigt, um die Lebewesen möglichst effektiv einzusetzen. Namen werden benötigt, um die Lebewesen ihresgleichen wirkungsvoll vorzustellen. Name und Rasse!"
"Effektiv einsetzen?", fragte Felix.
"Alle Lebewesen müssen arbeiten verrichten, um das Überleben des Reiches zu sichern."
"Wir sind nur auf der Suche nach etwas?"
"Lebewesen, die nicht arbeiten, sind Störfaktoren, die das Reich gefährden. Die Beseitigung von Störfaktoren ist die oberste Pflicht aller Sensenmänner und Hüter."
"Hüter, was haben die hier mit zu tun?"
"Ich habe euch bereits genug Informationen überlassen. Name und Rasse!"
Zail schüttelte den Kopf. "Zail, Mensch."
"Was soll das werden?", fragte Jenna.
Er sah die Feuer-Adeptin an. "Wenn alle von euren Freunden sich ausweisen, dann gelangen wir vermutlich alle an den selben Ort."
"Negativ! Ihr seid auf keinen Fall ein Vertreter der Rasse Mensch.", kam es bedrohlich von Livilos.
"Was?! Okay, Windwächter."
"Negativ. Rasse Windwächter existiert nicht."
"Seele?"
"Guter Witz."
"Ich weiß nicht weiter." Er sah zu den anderen Beiden. "Versucht ihr es."
"Felix, Mensch."
"Negativ! Ihr seid auf keinen Fall ein Vertreter der Rasse Mensch."
"Jenna, Mensch."
"Negativ!"
"Hast du überhaupt schon einmal einen Menschen gesehen?"
"Ich erkenne die äußerliche Übereinstimmung, aber ihr seid etwas anderes."
"Wächter."
"Diese Rasse existiert nicht."
"Wir können dir wohl nicht helfen." Zail machte einen Schritt an dem Sensenmann vorbei. "Offenbar sind ihm unsere Rassen nicht bekannt oder uns die korrekten Bezeichnungen nicht."
"Störfaktoren werden beseitigt! Wir werden euch genauestens Überprüfen, um eure Rasse festzustellen oder zumindest euren besten Nutzen."
"Ich bin mir irgendwie sicher, dass diese Überprüfung keine Rücksicht auf unsere Gesundheit nimmt."
"Das ist richtig, aber eure Alternative ist eure Auslöschung."
"Das sollten eigentlich deine Optionen sein. Du hast nämlich eindeutig keine Sense."
"Beseitigung der Störfaktoren beginnt!"
Livilos riss einen Arm nach oben und der halbe Strand verschwand in einer Explosion.

Garvas wich der gezackten Klinge Demels aus, die einen tiefen Bruch im Schreibtisch des selbigen verursachte. Er duckte sich unter dem schwarzen Strahl weg, den der Verräter mit der freien Hand abschoss und schnitt in den Arm des Mannes, doch die Schockwelle die der Psynergieangriff von wenigen Augenblicken zuvor auslöste, als er auf die Psynergie resistente Wand prallte, warf Beide Männer quer durch den Raum gegen die gegenüberliegende Wand, von wo sie sogleich zu Boden stürzten. Garvas kämpfte sich benommen wieder auf die Beine und wollte seine Klinge an Demels Kehle legen, als er sich zur Seite werfen musste, um einer weiteren Schattenattacke zu entkommen, obwohl diese schwächer war und ihn mit seiner Schockwelle nur kurz ins Wanken brachte. Er sprang zurück, um der Klinge von dem nun auch wieder stehenden Demels zu entkommen, der zeitgleich den schnitt an seinem Arm mit Merkurpsynergie versorgte. Garvas griff einen der umgestürzten Stühle in dem Büro und schlug mit seiner Klinge Demels Waffe weg. Den Stuhl warf er nach dem Gefängnisleiter, der ihn direkt gegen den Kopf bekam und gegen die Wand hinter sich fiel. Garvas sprang auf ihn zu und holte. Demel hob die freie Hand. Die silberne Klinge Garvas schnitt in den Arm seines Gegners und lenkte diesen zur Seite, was eine weitere Schattenattacke unkontrolliert durch den Raum schießen ließ. Durch die Schockwelle wäre der König fast gestürzt, aber er fing sich mit der Hand an der Wand ab. Augenblicklich duckte er sich und Demels Klinge zog eine tiefe Schabe durch die Wand. Er packte mit der freien Hand das Handgelenk des bewaffneten Arms, doch ein Stromschlag zwang ihn dieses so gleich wieder los zu lassen. Warum musste ausgerechnet Demel so gut darin sein die Grund-Elemente aus der Schattenpsynergie zu ziehen.
"Tut mir Leid, eure Majestät, aber ohne eure Psvnergie werdet ihr hier nicht weit kommen." Demel lachte. "Verratet mir doch das Geheimniss, auf das jeder Adelige Hirans so scharf ist."
"Ich bin untröstlich, aber damit kann ich nicht dienen."
"Detonation!" Der Schreibtisch explodierte und sandte einen Sturm von Holzsplittern als tödliche Geschosse durch den Raum. Für sich selbst errichtete Demel eine Schattenbarriere. Garvas schwang seine Klinge. Eigentlich hatte er gehofft die Entfesslung für einen besseren Moment, als Überraschungsangriff einzusetzen, aber dem hier entging er nicht ohne sie.
"Raumbinder!", rief er, als die Klinge aufheulte. Die Holzsplitter stoppten von einem schwachen silbrigen Schimmer umgeben in der Luft.
"Hah! Das war alles?!" Demel steckte seine Klinge weg und stieß Beide Handflächen in seine Richtung. "Schwarze Sonne!"
Garvas war bereits vor gestürmt und rannte an Demel vorbei, bevor sich der Strom tödlichen schwarzen Feuers aus dessen Händen entlud. Er drückte seine Klinge in Demels Nacken.
"Wie wäre es, wenn wir aufhören?", fragte er in einem freundschaftlichen Tonfall.
"Ja, das wäre sicher eine gute Idee.", knurrte Demel, während er sein gezacktes Schwert auf den Boden warf.
Garvas zog Psynergie versiegelnde Fesseln aus Demels Gürtel. Jetzt wo er so darüber nachdachte hätte er wohl die von den Wachen auch mitnehmen sollen. Er sprang zurück, als er das Knarren der Tür vernahm, denn im nächsten Augenblick schoss ein schwarzer Strahl, wie auch Demel sie zu Anfang verwendet hatte, durch das verwüstete Büro und hätte ihn, wenn er sich nicht bewegt hätte getroffen. Dennoch war er nicht außer Gefahr, als der Strahl an der Wand eine Schockwelle entfesselte, die ihn und Demel erfasste und wieder einmal durch den Raum schleuderte.
Paka sah die Reihen der Männer kurz auf und ab, und sah schließlich zu Saitu hinüber, der am anderen Ende der Reihen stand. Dieser nickte. Paka räusperte sich.
Paka:Also schön, ich denke wir sind jetzt alle bereit. Zunächst: Willkommen im Deregallhafen, dem größten Hafen in den nördlichen Regionen Shetvers! Ähm... Für diejenigen, die es nicht wissen: Die nördliche Region wird auch das 'wilde Shetver' genannt, weil die spärliche Besiedlung, unwegsames Gelände und wenig Militärstärke die Straßen außerhalb, aber auch innerhalb von kleinen Dörfern oder Städten zu einem rauen Pflaster machen. Über Banditen oder Trickbetrügern wundert sich schon keiner mehr. Das heißt, hier allerdings nicht... Der Deregallhafen zählt zumindest zu den sichersten Orten, da die Miliz die Kriminalität größtenteils unter Kontrolle hat. Der Grund warum ich das sage ist Folgender: Reyter und ein paar andere Feinde die wir uns gemacht haben haben Kopfgelder auf jedes bekannte Mitglied von uns ausgesetzt. Eigentlich sollte uns hier nichts passieren, aber ich möchte kein Risiko eingehen. Für unseren Aufenthalt seid ihr alle Mitglieder des Handelskorps von Murno, dem Ehrlichen; Das wäre meine Wenigkeit. Unser Schiff ist die 'Sternenrose' und kommt aus unserer Heimat in Polina. Ob ihr eure Namen ändert kann nicht schaden, aber es ist auch nicht unbedingt notwendig. Soweit alles klar?
Zustimmendes Gemurmel folgte auf seine Frage und Paka nickte zufrieden.
Paka:Gut, nun zu dem Grund warum wir hier sind: Der Marsstern. Auch wenn wir sämtliche Überlieferungen, denen wir habhaft geworden sind, gründlich studiert haben, bleibt immer noch ein RIESIGER Parameter, in dem sich der Stern befinden könnte. Und das auch nur, wenn er immer noch da ist, wo ihn der Sternenorden zurückgelassen hat. Ich fürchte das wird die schwerste Aktion von allen.
Die ältesten der Crewmitglieder stöhnten missmutig.
Toni:Schlimmer als diese Sache mit dem Prior der Nebelkathedrale?
Paka:Nun... Auf eine andere Weise schlimm, wäre wohl korrekter formuliert. Aber wir werden für das hier VIEL mehr Zeit brauchen. Zeit, die die Bewohner des großen Ozeans nicht mehr so lange haben.
Lashon sah aus dem Augenwinkel, wie sich Ailas und Vera unmerklich anspannten. Kudo ließ sich nichts anmerken. Offenbar machte er sich keine Sorgen darüber, ob er es schaffen würde.
Paka:Unser erstes Ziel ist ein Dorf namens Aamara Hill. Vieles deutet darauf hin, dass dieses Kaff mit dem Marsstern in Verbindung steht. Wir werden eine Gruppe dort hin senden. Gut zweitens...
Er räusperte sich wieder vernehmlich.
Paka:Ich werde einen kleinen Ausflug machen.
Unter den älteren Crewmitgliedern brach ein unruhiges Gemurmel aus.
Sairi:Seid Ihr nicht an die See gebunden, Käpten?
Paka:Nicht, wenn ich die richtigen 'Vorkehrungen' treffe. Allerdings muss ich zugeben, dass ich ein ungeheures Risiko eingehe, aber diese Reise ist notwendig. Es geht für mich zum Scharfrichtergipfel und ich werde auch ein paar mit mir nehmen.
Kanra:Äh... Verzeiht die Frage, aber warum solltet Ihr da hingehen wollen? Dieser Ort erscheint für mich der letzte, an dem jemand von Eurem allgemeinen Ruf sein sollte... Nichts für ungut, Käpten...
Paka:Mir wird nichts passieren. Auf dem Scharfrichtergipfel regiert eine Sturmwind und die hat ihr Reich noch besser im Griff als der Deregallhafen. Außerdem sind die Sturmwinds Freunde von mir und genau sie will ich aufsuchen. Es geht um wichtige Unterstützungen für die kommenden Prüfungen, die auf uns zukommen. Gut. Zum letzten Punkt...
Er sah noch einmal durch die Reihen, ob noch alle aufmerksam waren. Er ging ein paar Schritte und blieb neben Trems ruckartig zum Stehen, der erschrocken zusammenfuhr. Zufrieden fuhr der Käpten fort.
Paka:Da ich nicht auf dem Schiff bleiben werde, wird Saitu das Kommando übernehmen. Sein Name wird übrigens Käpten Krok sein.
Saitus Mundwinkel zuckten undeutbar, als Paka den Namen aussprach. Offenbar hatte er an der Wahl seines Decknamens kein Mitspracherecht bekommen.
Paka:Diejenigen, die zurückbleiben, bewachen wie üblich das Schiff und versuchen etwas über den Stern oder relevante Neuigkeiten in der Stadt aufzuschnappen. Wir können jede Spur gebrauchen, die wir finden können. Also, nun zu den Gruppen! Mit mir zum Scharfrichtergipfel gehen: Arilla, Rangi, Sciz, Kurlag, Vera und Sinaphie.
Vera:W-Was? Wieso ich?
Sciz:Verwundert? Ich erkenne ein klares Muster...
Paka:Ihr liegt richtig in der Annahme, dass ich nur Windadepten mitnehme. Die, die es nicht wissen: Auf dem Scharfrichtergipfel steht der Leuchtturm des Windes, zu dem wir freien Zugang erhalten. Ihr werdet den Besuch nicht bereuen, das garantiere ich.
Kanra:Verzeihung, Käpten... Aber ich würde gerne mitkommen. Ich möchte Sinaphie nur ungern aus den Augen verlieren...
Lashon stieß sie grinsend an.
Lashon:Und was ist mit mir? Wenn du gehst, wer hält mir dann den Rücken frei?
Paka:Nun... ich habe nichts dagegen, aber allerdings muss es dann dabei bleiben. Wir brauchen auch einige Leute für die eigentliche, wichtige Expedition nach Aamara Hill. Entweder kommst du alleine mit uns oder du bleibst bei den anderen.
Kanra:Nun...
Sylvos klopfte ihr freundlich auf die Schulter.
Sylvos:Geh ruhig. Ich werde ihn schon in einem Stück zurückbringen.
Lashon:Siehst du? Ich werde es schon überleben.
Kanra überlegte einen Moment, dann nickte sie.
Kanra:Danke, Sylvos. Käpten, ich komme mit Euch.
Sinaphie blinzelte ihr zu.
Sinaphie:Es ist schön, dich dabei zu haben.
Vera wandte sich unsicher an ihren Bruder und Ailas.
Vera[leise]:I-Ist das in Ordnung so? Ich meine uns aufzutrennen...
Kudo:...
Paka:In Ordnung. Die Expedition nach Aamara Hill wären dann: Tropfen, Toni, Trems, Lashon, Sylvos, Kudo, Boden und Ailas, wobei Tropfen das Kommando übernimmt.
Kudo:WAS?! Der Dschinn bekommt das Kommando?
Tropfen:Ein Problem damit, Kumpel?
Kudo:Allerdings, denn diese Sache im Windfelsen hat mich nicht besonders beeindruckt...
Tropfen:Daran war das Dschinnlied Schuld. Der Ort war dafür einfach wie geschaffen. Und es gibt nur wenige Adepten die es beherrschen. Es wird sich also wohl kaum wiederholen.
Saitu:Ein Dschinn ist in keinster Weise einem Menschen unterlegen, Kudo. Ihre psynerg- ich meine Sternenkräfte stehen den unseren in nichts nach und Tropfen hat eine Menge Kriegserfahrung und ist durchaus in der Lage diese Expedition zu führen. Du wirst auf ihn hören, Kudo. Verstanden?
Kudo:Pffff! Ich kann nicht glauben, dass das passiert.
Paka:Sonst noch Fragen? Nein? Wie dem auch sei, so ist die Aufstellung. Saitu wird mit Sairi wird an Land gehen und beide Expeditionen vorbereiten. Das wird vier bis fünf Stunden dauern. Bis dahin haben alle die Erlaubnis den Hafen zu besichtigen, aber spätestens in sechs Stunden sind alle wieder hier. Verstanden?
Mannschaft:Jawohl, Käpten!
Paka:Gut. Rühren. Alle die müssen, bereiten sich so gut wie es geht auf die Reise vor.
Lashon:Ähm, Käpten? Kann ich Sie mal eben unter vier Augen sprechen?
Paka:Ähm... Natürlich... Komm da rüber Lashon...
Kanra ahnte worum es ging und klopfte Lashon noch einmal freundlich auf die Schulter, bevor er zu dem Käpten hinüberging. Die Mannschaft begann die Reihen aufzulösen und verteilte sich wieder auf der Windtänzerin.
Kanra:Der wird ein Weilchen brauchen. Lust auf ein Bier?
Sylvos:Ich halte es für keine gute Idee, wenn du die Reise betrunken anbrichst...
Kanra:Ach, lass dir von Lashon nichts erzählen! Wenn etwas so Wichtiges ansteht, habe ich mich durchaus beim Trinken unter Kontrolle. Ähm, meistens jedenfalls.
Sylvos:Wenn du es sagst...
Kanra:Perfekt! Komm Sinaphie. Du weißt noch, was du zu tun hast?
Die Aerorill sprang fröhlich auf ihre Schulter und nickte.
Sinaphie:Ich spiele das handzahme Haustier um die Leute nicht zu irritieren und greife nur in Notsituationen ein.
Kanra:Genau. Lashon wird uns schon finden, wenn er fertig ist. Brechen wir auf.

Jad:Das war äußerst beeindruckend. Ich denke wir haben jetzt ein viel klareres Bild von Euch, als vor diesem Treffen.
Reyter[lacht]:Ich danke für die netten Worte. Bei einer wichtigen Mission wie die Reinigung Mirnuzars bedarf es der gründlichsten Vorbereitungen. Und wenn ihr wirklich in der Lage seid die 'Unberührten' über die Goldene Sonne zu töten, dann wird dieser Kampf schon in wenigen Monaten entschieden sein. Alles was jetzt noch nötig ist, ist ein kleiner-
Der Kriegsherr verstummte, als sein Blick auf etwas am anderen Ende des Korridors hängen blieb. Jad folgte seinem Blick und erspähte das leuchtende Rot eines Mars-Dschinns.
Reyter:Entschuldigt mich bitte für einen kurzen Moment, Meister Jad. Das hier scheint wichtig zu sein.
Jad:Kein Problem, Kriegsherr. Ich habe es nicht eilig.
Reyter:Ich danke Ihnen. Komm, Scharlach.
Der Marsdschinn verbündete sich wortlos mit ihm. Jad beobachtete wie die Züge des Kriegsherr in rascher Reihenfolge von fragend auf wütend, dann interessiert, dann amüsiert wechselten. Er wartete respektvoll, bis Reyter sich wieder an ihn wandte.
Reyter:Verzeiht, aber ich habe gerade höchstinteressante Nachrichten bekommen. Nun, wo waren wir stehengeblieben?
Jad:Im eigentlichen Sinne waren wir vorerst fertig. Bleibt nur noch die offene Frage mit einem Bündnis oder einem Gebiet für Kaiserin Narsi zu klären.
Reyter:Ja, genau! Nun... Mir kommt da eine Idee. Wie wäre es mit einer kleinen Geste des guten Willens? Und dabei rede ich nicht von Waffen- oder Psynergytechnologien.
Jad:Sondern?
Reyter:Ich habe da ein Problem, bei dem ihr aushelfen könntet. Um genau zu sein sind es drei verschiedene. Ich verlange nicht, dass sich eure Kaiserin um alle kümmert, es reicht wenn ihr mir bei einem aushelft.
Jad:Und die wären?
Reyter:Das erste Problem habe ich vorhin möglicherweise angedeutet. Es ist ein wenig... kompliziert. Wenn ich es einfach formulieren müsste: Ein paar alte Freunde von mir haben vermutlich erst seit Kurzem in Shetver angelegt. Sie haben da etwas, dass wir haben wollen. Könnt Ihr mir folgen, Meister Jad?
Jad:Ihr redet doch nicht etwa... von den Elementarsternen?
Reyter[lacht]:Ihr seid verdammt clever. Ja, von denen rede ich. Es handelt sich um drei, um genau zu sein. Allerdings möchte ich darauf hinweisen, dass es nicht unbedingt eine Notwendigkeit ist, sie zu stehlen.
Jad:... Nun kann ich Ihnen nicht mehr folgen, Kriegsherr...
Reyter:Das liegt daran, dass sie die Leuchttürme ebenso entzünden wollen wie wir. Es geht am Ende nur darum, dass sie den Zeitpunkt wählen können, wann sich die Goldene Sonne erhebt. Aber sie verfolgen zumindest das gleiche Ziel wie wir. Wir könnten sie also auch vorerst gewähren lassen und uns anderen Problemen widmen, die für den Sieg entscheidend sind.
Jad:Und die wären?
Reyter:Das zweite mögliche Problem ist... nun Ihr habt vermutlich schon gehört, dass ich einen Angriff plane. Einen großen, einen der ganz Mirnuzar erschüttern wird.
Jad:Wenn ich raten müsste... Uns sind Informationen über ein Notstandstreffen aller Herrscher Mirnuzars 'zugeflogen'. Hat es etwas damit zu tun?
Reyter:Das wäre zunächst anzunehmen, oder? Ich könnte die führenden Köpfe unserer Feinde abschlagen und diese Welt im Chaos versinken lassen. Aber... nein. Das Ziel was mir in den Sinn kommt ist nicht nur kritischer, sondern auch viel subtiler.
Jad:Und das wäre?
Reyter lächelte geheimnisvoll.
Reyter:Zu den Einzelheiten komme ich später. Es hängt sehr viel ab von dieser Aufgabe, deswegen werde ich mich persönlich darum kümmern. Ich nehme auch meine besten Leute mit. Aber ein wenig silkanasische Hilfe ist immer willkommen.
Jad[denkt]:Wenn der Kriegsherr selber geht muss es wirklich etwas Großes sein. Was er wohl vor hat? [sagt] Verstehe. Und weiter?
Reyter:Das letzte Problem hat mit unbestätigten Informationen zu tun, die mich erreicht haben. Anscheinend hat irgendwer eine Organisation gegründet, die sich gezielt gegen mich und meine Männer richtet. Es gab ein paar 'Zwischenfälle', die mir äußerst zu denken gegeben haben. Aber wenn ich meine besten Männer zur Untersuchung schicke finden sie... fast nichts. Aber das wenige was sie entdeckt haben, weißt auf eine Gruppe hin, die mich unter allen Umständen daran hindern will, in Mirnuzar Fuß zu fassen. Ich habe schon einige Männer ausgeschickt, die im Geheimen unterwegs waren, diese Männer zu infiltrieren, aber bisher hatte ich Pech. Vielleicht habt ihr mehr Glück?
Jad:Ihr redet von Spionage.
Reyter:Korrekt. Bisher waren ihre Aktionen ein reines Ärgernis, aber diese 'Vorfälle' werden mit jedem Mal immer dreister.
Jad:Und Ihr sagt, wenn wir bei einem der Probleme aushelfen, sagt Ihr uns das Land oder ein Bündnis zu?
Reyter:Das ist mein Angebot. Wenn Ihr zu Eurer Kaiserin zurückkehrt, werde ich genauere Informationen mitsenden, die die Entscheidung erleichtern sollen. Die Wahl liegt bei Euch.
Jad:In Ordnung. Ich werde Euer Angebot der Kaiserin überbringen.
Reyter:Mehr verlange ich nicht. Nun, Meister Jad, sollten wir unser Kennenlernen feiern. Wenn Ihr und Eure Männer dann reichhaltig erfrischt seid, könnt Ihr Eure Kaiserin kontaktieren wann immer Ihr wollt. Solange seid ihr meine Gäste. Habt Ihr einen bestimmten Wein, den Ihr bevorzugt...?
Zail sprang hoch aus der Reichweite des Angriffes. Er erkannte noch wie die anderen Beiden einen Schutzschild erschufen, um sich zu schützen, bevor der Rauch der Explosion ihm die Sicht auf die Beiden versperrte. Eine Bewegung im Rauch, dann flog der Sensenmann ihm aus der Rauchwolke entgegen und stieß eine rotglühende Hand nach Zail, der mit einer Windböe auswich, bevor ihn der Angriff erreichte. Eine Entladung roter Blitze, die von der Hand des Sensenmannes ausging bedeckte den Himmel nur Sekunden später. Er warf eine Wurfnadel nach dem Kuttenträger, der mit minimalen Aufwand aus der Schussbahn schwebte. Ach bitte. Kräfte sparen war schön und gut, aber man sollte Waffen nicht so nehmen wie sie waren. Eine Windböe erfasste die Nadel hinter Livilos und ließ diese Hinter dessen Rücken entlang fliegen. Ein bis zu diesem Zeitpunkt unsichtbarer Metalldraht, der von der Nadel zu Zails Hand führte schnitt in den Körper des Wesens, das sich mit einem Schrei teleportierte. Blitzschnell zog Zail den Draht zurück und erhielt auch so sein Wurfgeschoss zurück. Er bemerkte, dass der Sensenmann hinter ihm wiederauftauchte und mit rotglühender Hand auf Zail zuflog.
"Ich finde es auch ungewöhnlich, aber ich bin nicht alleine.", sagte er zu dem Angreifer, der keinen Augenblick später von dem Flammenstrahl vom Boden verschluckt wurde.
Er nutzte die Zeit, die das Wesen mit den Flammen, die seinen Körper verbrannten kämpfte und beschleunigte seinen Weg zum verbrannte Sandboden mit einer Sturmböe. Zwanzig Sekunden. Der Sensenmann befreite sich aus dem Flammenstrahl und stieß Beide Handflächen in Richtung Boden. In die Richtung der drei Menschen besser gesagt. Eine von roten Blitzen durchzogene Kraftwelle schlug ihnen entgegen. Zail rannte auf die Klippen zu, während die anderen Beiden teleportierten, aber zu ihrer eigenen Überraschung direkt vor dem Sensenmann erschienen, der mit wieder rot leuchtenden Händen nach ihnen Schlug. Unterdessen rannte Zail die fast Senkrechten Klippen hoch und sprang von ihnen ab. Die Entladung von roten Blitzen aus Livilos Händen wurde von einer Wand aus Nebel abgeblockt. Sein Sprung erreichte eine Position über dem Sensenmann, wenn er drei neue Nadeln warf. Neunzehn Sekunden. Die Kraftwelle traf den Boden und versenkte den betroffenen Teil des Strandes im Meer. Wasserfontänen erreichten ihre Position hoch über dem Boden, wenn alle drei Nadeln sich in die vermummte Gestalt bohrten. Livilos entfesselte einen Sturm roter Blitz von seinem Körper, während er vor Schmerz brüllte, der die Wassermassen augenblicklich in Dampf auflöste.
"Zyklon!", beschwor Zail seine Psynergie, um an Höhe zu gewinnen und so dem Angriff entging. Die Adepten hatten sich auf die Klippen gerettet. Der Sensenmann war in dem Dunstschleier, den sein Angriff ausgelöst hatte, verschwunden, doch Zail konnte erkennen, dass sich seine Seele noch immer an diesem Ort aufhielt. Es geschah nichts, während Zail in Richtung der Dampfwolke fiel. Sieben Sekunden, als er sie erreichte.
"Tornardo!" Ein gewaltiger Wirbelsturm zerfetzte die Wolke, doch der Sensenmann hatte sich rechtzeitig aus ihr heraus teleportiert. Er beschwor eine Windböe die ihn auf die Klippen trug. Der Sensenmann war bisher nicht wieder erschien. Fünf Sekunden... Vier... drei... zwei... eins... Wenn das Gift wirkte war Livilos jetzt tot.
"Was für ein nettes Willkommen.", bemerkte der Erd-Adept etwas entfernt.
"Wie wohl der Abschied aussieht?", fragte Jenna sarkastisch.
"Blutig, wenn es viele von der Sorte gibt.", warf Zail ein, während er langsam zu den Beiden hinüber lief, "Er scheint geflohen zu sein."
"Oder er wartet, bis wir unvorsichtig werden."
"Dann lässt er uns in Ruhe, solange wir auf der Hut sind? Wäre gut. Ich passe eigentlich immer auf."
"Sehen wir uns hier doch erst einmal um und versuchen den Rest zu finden."

Garvas blickte mit zusammengebissenen Zähnen zu dem Angreifer hoch, der in der Tür stand. Ein stämmiger älterer Mann mit langem grauem Haar und Bart. Der Mann trug die selbe graue Gefängnistracht wie Garvas, doch hatte er sich den Mantel eines Geheimdienstagentens übergeworfen und trug drei Klingen an seiner Seite, die mit Garvas momentaner Waffe übereinstimmten.
"Welch seltene Ehre, Majestät." Gebieterisch schritt der Mann in den Raum jede Bewegung hatte etwas königliches an sich.
"Gratiel, welch zweifelhaftes Vergnügen.", erwiderte er ruhig, "Ihr habt euch wirklich gehen lassen, Banditenkönig."
"Drei Monate in diesem Wasserbecken gestatteten es mir leider nicht mich um mein Äußeres zu bemühen, Bauernkönig." Gratiel wandte sich an Demel, der sich wankend an der Wand aufrichtete. "Gute Arbeit, mein Junge. Es hätte natürlich auch früher sein können und ich mag es eigentlich nicht, wenn ein Mann dem ich so viel verdanke wie Kazan von meinen Leuten erpresst wird, aber in Anbetracht der Tatsache, dass ich nun über meinem geschlagenen Feind stehe, hat es sich gelohnt."
"Ihr kauft ihm das doch nicht ab, alter Mann.", erklang die Stimme des jungen Mannes, der auch ihn aus seiner Zelle befreit hatte. Offenbar war sein Name Kazan.
"Was meint ihr, Wanderer?", fragte Gratiel interessiert.
"Seht euch diesen Kerl doch einmal an!" Kazan deutete auf ihn. "Glaubt ihr der König Silkanas kommt im Sträflingsoutfit zu einem Verräter nur von zwei Agenten begleitet, die er vor der Tür warten lässt. Und offenbar hat er seine tolle Meisterklinge vergessen und sich ein Schwert von seinen Untergebenen geliehen. Ehrlich. Das ist eindeutig irgendein Hochstapler, der versucht hat unser Land zu übernehmen und dafür eingebuchtet wurde."
"Ich kann mir aber wirklich nicht vorstellen, dass selbst wenn unser Geheimdienst unter Gedankentkontrolle steht, er durch nur das selbe Gesicht getäuscht werden kann."
"Und wie kann unser König bitte unbemerkt eingesperrt werden. Haben sämtliche Adeligen und alle Militärischen Führer ihn gleichzeitig verraten und vertuschen sein verschwinden?"
"Zugegeben, obwohl er kaum Verbündete im Adel hat, hat er sehr loyale Generäle." Gratiel schlenderte zu Garvas hinüber und blickte ihm direkt in die Augen. "Ihr seid ein wirklich guter Schauspieler und gut informiert. Was hattet ihr vor?"
Garvas dachte nach. Wenn er sich jetzt als Hochstapler ausgab konnte er vielleicht mehr oder weniger Gratiels Unterstützung gewinnen, aber es widerstrebte ihm mit einem Verbrecher wie diesem zusammen arbeiten. In einer Hand hielt er noch immer Demels Psynergiefesseln. Wenn er Demel jetzt ablenkte, konnte er ihm die vielleicht anlegen und ihn dann als Geisel nehmen.
"Die Stadt übernehmen.", antwortete er auf Gratiels Frage, "Das Land eigentlich. Ich wollte Demel zwingen mir zu helfen und ihn, dann zu einer Audienz im Palast begleiten. König Garvas töten und seinen Platz einnehmen."
Gratiel lachte. "Ihr glaubt wirklich, dass es so einfach wäre? Er hat eine Leibgarde aus Elite-Adepten, die nur einen Katzensprung von ihm entfernt sind..."
Und mir trotzdem nicht geholfen haben, weil ich ihren Hauptmann auf eine Mission geschickt habe.
"Irgendwo sicher auch noch Geheimdienstagenten, die ihn bewachen..."
Und mich verraten haben.
"Und mit der Meisterklinge kann er wohl fast jeden Gegner niederstrecken."
Wenn ich sie rechtzeitig zu fassen bekomme.
"Folglich ist euer Plan zum Scheitern verurteilt. Aber er ist Ausbau fähig. Zum Beispiel kommt ihr mit eurem Aussehen in die Militärstützpunkte und Streitkräfte fortschicken, damit ich mit meinen durch Demels Portal einfallen kann, um die Stadt zu übernehmen. Da springt zwar keine Position, als König raus, aber ich könnte ich eine andere Position geben."
"Zu viele zivile Opfer.", knurrte er.
"Jeder Krieg fordert Opfer und bei der momentanen Regierung retten wir unterm Strich vermutlich mehr, als wir töten." Der Banditenkönig wandte sich von ihm ab. "Ihr seid mein Gefangener bis ihr es euch überlegt habt."
Er sprang vorwärts und schloss einen Teil der Fessel um Gratiels rechtes Handgelenk. Doch bevor er das andere Handgelenk zu fassen bekam wirbelte Gratiel herum und schlug ihm mit der freien Hand ins Gesicht. Er stolperte zurück, was dem Banditenkönig genug Zeit gab, um eines seiner Schwerter zu ziehen, Demel daran erinnerte zu der Stelle zu laufen, an der seine Waffe lag und Kazan mehr Platz zwischen sich und die Beiden Könige zu bringen.
"Guter Versuch, aber ein solcher Angriff trägt nicht gerade zu meiner guten Laune bei."
"Das verschlechtert die Situation nur unwesentlich, Bandit." Er suchte in den Trümmern nach der Klinge, die er zuvor verwendet hatte oder etwas andere, das sich als Waffe eignete.
"König Garvas, fangt!", rief Kazan quer durch den Raum und warf ihm etwas zu.
Er fing es erstaunt auf, während er gerade noch einem Schwertschlag Gratiels entging, der seine Überraschung für einen Angriff genutzt hatte. Er blickte auf das Objekt, das er gefangen hatte, ein kleines ovales Amulett aus Gold, das einen kleinen spiegelnden Kreis in der Mitte hatte. Ein greller Lichtblitz ging von der spiegelnden Fläche aus, dann wurde es schwarz um ihn.

"Ich hoffe für euch, dass das es war was ihr geplant hattet, Wanderer.", knurrte Demel ihn an.
Kazan stöhnte. Natürlich hatte er das genauso geplant. Jeder hätte sich das Amulett angesehen, anstatt es in Richtung seiner Feinde zu halten und die Augen zu schließen.
"Bleib ruhig, mein Junge, der Wanderer weiß, dass ich nur mit dem Finger auf ihn zeigen muss und schon sind ihm entweder meine Leute oder die Regierung und jeder Kopfgeldjäger des Landes auf den Fersen."
"Erinnert mich nicht, alter Mann." Er lief zu dem bewusstlosen Körper des Hochstaplers hinüber und holte sich sein Amulett wieder, wobei er darauf achtete nicht die Spiegelfläche anzusehen. "Davon mal abgesehen, wollte mich der Kerl da unten reinlegen." Er hatte ihm glücklicherweise nicht vertraut und ihn aus der Wand belauscht. Danach war er einfach den Agenten gefolgt, die Gratiels Zelle sichern sollten und hatte sie mit einem Überraschungsangriff und einem gewissen Amulett außer Gefecht gesetzt. Am Schluss musste er nur noch Gratiel auf die selbe Weise befreien, wie den anderen Möchtegernkönig, der die anrückenden Agenten mit Psynergie in Aschehaufen oder Blutlachen verwandelt hatte.
"Gut, Demel, du versuchst irgendwie den Zustand deines Büros zu verbergen, während ich mit dem Wanderer und 'Garvas' von hier verschwin-" Bevor Gratiel endete, erklang ein klarer Ton und Demel hob einen Kristall von der Größe eines Kopfes vom Boden, der den Kampf wie durch ein Wunder überstanden hatte. Der Kristall glühte auf und eine Person erschien über dieser in Miniaturform.
"Wer seid ihr? Ich habe euch noch nie gesehen.", fragte Demel den Mann.
"Zance, ich bin erst seit kurzem in dieser Welt und erst nach der Schlacht mit Varus in Mirnurzar dieser Einheit zugeteilt worden."
"Ja, ich erinnere mich an den Namen. Was gibt es?"
"Ich bin Kommandant der zweiten Verfolgungseinheit. Und bin so eben informiert wurden, dass im Spezialsektor ihres Gefängnisses zwei Gefangene entkommen sind. Der im allgemeinen, als Banditenkönig bekannte Gratiel und einer der uns bis jetzt nicht bekannt ist."
"Wie sie wissen, bin ich nicht für den Spezialsektor zu ständig."
"Ja, aber meine Leute haben festgestellt, dass sie das Gebäude noch nicht verlassen haben, also bitte ich sie ihre Wachen zu alarmieren. Und ihre Ausgänge abzuriegeln. Die Portalverbindungen wurden bereits im gesamten Vierteil unterbrochen. Wir treffen bald bei ihnen ein." Die Gestalt verblasste.
"Verdammt!", knurrte Demel.
"Noch haben wir kein Problem.", warf Gratiel ein, während Kazan sich langsam dem Ausgang näherte, "Wartet, Wanderer! Du befiehlst, dass Gefängnis abzuriegeln, dann tötest du Garvas Doppelgänger und ich schlage dich nieder. Mit Wanderers Fähigkeiten können wir immer noch entkommen und du hast es zumindest geschafft einen der Flüchtlinge zu stoppen."
"Niemand wäre überrascht, wenn mich der Banditenkönig Gratiel überwältigen könnte, denke ich." Demel ließ den Kristall wieder aufleuchten. "Wir haben ein Problem! Sofort das ganze Gebäude abriegeln!"
Der Meistermorde erhob sich. Ein diabolisches Lächeln hatte sich auf seinen Lippen gebildet. Hier stand alles. Wirklich alles was er brauchte. Sein Moment des Glücks wurde von einer Stimme im Hintergrund unterbrochen. Die Freude wandelte sich Augenblicklich in einen Schock als er das Wesen als Melfice identifizierte.
Melfice: Du hast deinen Meister getötet? Das wird mir die Sache deutlich vereinfachen.
Die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben, als er mit langsamen Schritten zurücktrat. Warum musste er unbedingt jetzt erscheinen? Er hatte noch nichts aus dem Buch studieren können. Er ließ seine Hand in seiner pechschwarzen Robe verschwinden und holte eine Beutel mit Krähenasche hervor. Der Inhalt aus der dem Beutel wurde beschworen und mehrere schwarze Aschenkrähen stürzten sich auf den Dämon. Dieser wisch nicht aus und ließ den Angriff über sich ergehen. Als dieser vorbei war hob er die Hand und gähnte gelangweilt. Der Angriff war so derart schwach gewesen, dass er sich nicht einmal regenerieren musste. Melfice sauste mit einem Lächeln im Gesicht auf den Meistermörder, der diesmal beschloss seinen Ring zu benutzen, den er in seinem Zeigefinger trug.
???: Schwarze Verteidigigung.
Eine Schutzwall bildete sich vor ihn, welcher allerdings problemlos von dem Dämon durchbrochen wurde. Wenig später spürte er einen unglaublichen Schmerz in seinem Magen – Ein Schlag und er wurde mehrere Meter weg geschleudert und krachte schließlich gewaltvoll gegen die Wand. Er hatte nicht reagieren können. Nicht einmal aufstehen konnte er nach diesen Treffer.
Melfice: Welch eine Enttäuschung. Ich bin nun jedem Schüler dieser legendären Meister begegnet und du bist mit ABSAND der schwächste unter ihnen.
Er schüttelte seinen Kopf, als er langsam auf ihn zuging.
Melfice: Nein, du bist sogar weit schwächer als die meisten Adepten. Nichts weiter als ein lächerlicher Wurm.
Er packte ihn am Kragen und hob ihn auf seine Höhe.
Melfice: Du kannst die alte Schrift doch sicherlich lesen. Das ist der einzige Grund warum du lebst.
Er holte einen Buch aus der Tasche hervor.
Melfice: Übersetz mir den Inhalt.
???: I-Ich k-ann nicht lesen wenn du mich so festhältst.
Der Dämon überlegte kurz und ließ den jungen runter. Er war sowieso keine Gefahr für ihn.
Melfice: Ich warne dich. Eine dumme Aktion und du verlierst dein Leben. Solltest du dich gut anstellen, dann werde ich dir dein Leben nicht nehmen.


Kudo verschränkte seine Arme. Er hatte solch eine Trennung bereits geahnt. Aamara Hill.... Was sie wohl dort erwartete. Er drehte sich zu Ailas, seinem besten Freund. Solange er dabei war, war er nicht allein und es konnte die ganze Welt gegen sie kommen wenn es sein musste. Sein Kindheitsfreund der ihm stets den Rücken deckte und sich lieber passiv verhielt, worum es auch ging. Kudo hatte ihn mal gefragt, warum er dies tat. Die Antwort war nur gewesen, dass er es für besser hielt, wenn er ihn wichtige Entscheidungen treffen ließ. Sein Blick galt seiner Schwester. Sie hatte sich beliebter bei der Mannschaft gemacht, als Ailas und er. Zumindest wenn man für seinen Teil nicht die Frauen mitzählte.
Vera: Pass auf dich auf, ja?
Kudo [grinste]: Das gleiche wollte ich dir sagen. Wenn dich irgendwer auf der Reise belästigen sollte, schreibe ihre Namen auf und übergebe mir die Liste. Sie werden dannach nie wieder in der Lage sein das gleiche zu wiederholen.
Vera lachte und verabschiedete sich auch von Ailas. Anschließend drehte sich Kudo zu Boden.
Kudo: Damit eins klar ist: Ich will wenigstens den Co-Leader Posten in dem Team, wenn deine Dschinn Instinkte versagen, wird mein Weiser Rat und in den Richtigen Weg leiten. Kannst du mir etwas über Aamara Hill erzählen?


???: Interessant... äussert interessant. Ich wusste nicht, dass Meister Trast das Buch für die Aktivierung des dunklen Turms besitzt.
Melfice: Sag mir, was ich für die Aktivierung tun muss.
Der junge schrieb weiter mit einer Feder auf ein Blatt. Das Blatt war bereits voll beschriftet. Es soll eine Liste der notwendigen Sachen und Konditionen sein, damit der Turm beschworen werden konnte. Die Sprache in der, der junge die Liste fertigte konnte er lesen und verstehen. Allerdings kamen ihm einige Sachen etwas merkwürdig vor. Es vergingen zwei Stunden. Der junge richtete die Stapel Blätter und übergab es dem Dämon.
Melfice: So viel? Soll das ein schlechter Scherz sein?
???: Ich habe das ganze Buch zusammengefasst. Es stehen mehr Sachen darin als die Aktivierung des Dunklen Turms.
Melfice: Wie z.b?
Der junge lehnte sich zurück.
???: Das kannst du in der Ruhe lesen. Allerdings gibt es einen Aktivierungsspruch im Buch der erwähnt wurde. Eine Übersetzung reicht nicht aus. Du musst ihn genau so wiedergeben.
Melfice: Ich muss ihn genauso wiedergeben?
???: Es ist ein kleines Ritual. Solltest du alles haben, wird sich das ganze mit dem Code bewegen.
Melfice: Ich verstehe. Und wie lautet der?
???: Bei der Aktivierung musst du diesen Satz aus dem Buch lesen.
Er deutete mit den Fingern auf eine Zeile die er kaum lesen konnte.
???: Diese hier. Es auswendig lesen würde den Effekt nicht eintreten lassen. Es muss eine Verbindung zum Geist des Beschwörers geben. Dies geschieht in diesem Fall eben durch die Augen.
Da du den Satz nicht lesen kannst, solltest du mir am besten nachsprechen.
Er zeigte auf die Zeile, schaute zum Dämon und las die Zeile vor. Als dieser das gleiche tat, berührte er ihm am Rücken. Ein seltsames leuchten, ein kurzer Ton gefolgt von einem langen Schrei. Melfice hielt sich am Körper fest, ging in die Knie und schaute mit geschwächtem Blick zum grinsenden Jungen. Er spürte wie jeder einzelne Zelle in seinem Körper zerstört wurde. Sein Körper regenerierte den Schaden zwar, doch diese unendliche Qualen hielten ihn davor ab sich zu bewegen.
Melfice: Was hast du Bastard mit mir gemacht?
Der junge lachte und ließ das Buch, welcher ein Trast gehörte fallen und beugte sich zum Dämon.
???: Ich habe nichts gemacht. Du hast lediglich mit dem Selbstzerstörungsfluch belegt, als du den Satz närrischer weise gelesen hast.
Melfice: Warum bist du nicht betroffen? DU hast mit mir die Zeile gelesen.
???: Denkst du ich gehöre zu den Art den Typen die ihre Geheimnisse lüften sobald sie am gewinnen sind? Du irrst dich Dämon. Ich gehöre nicht zu den Narren.
Er legte seine Hand auf dem Boden und wenige Sekunden später wurde der Dämon von Ketten gefangen genommen, die offensichtlich schon vorher von seinem Meister vorbereitet worden war.
Melfice: Ich kann mich nicht bewegen...
Der Selbstzerstörungsfluch hatte seinen Effekt bereits wieder verloren. Dämonen konnte er offenbar nur kurz paralysieren, da ihre Regenerationskunst sie vor einer solchen Zerstörung fernhielten. Wenige Sekunden später wurde eine zweite Falle aktiviert. Die Ketten saugten ihm mit enormer Geschwindigkeit die Psynergie aus einem Körper.
Melfice [denkt]: NEIN! Ich brauchte meine Psynergie.... ansonsten....
Er wandte sich von ihm und ging direkt wieder zum Altar. Er wurde vor wenigen Stunden von Melfice unterbrochen noch bevor er fertig war. Das Buch des Dämons brauchte er nicht. Das was er aus dem Heiligtum hatte, reichte ihm völlig, da er nicht beabsichtigte den dunklen Turm zu beschwören. Alles was er diesem Dämon über das Buch aufgeschrieben und erzählt hatte, war Müll gewesen.
Er las einige Sprüche aus seinem Buch und wenige Sekunden später erschien ein schwarzer Stab aus dem Altar.
???: Endlich! Der Stab Hexenmeisters.
Melfice: D-Der Stab des Hexenmeisters? DIESES ARTEFAKT EXISTIERT NOCH?!!!
Der Schüler lachte und wandte sich wieder zu Melfice.
???: Der Stab der dich all die Zeit eingesperrt hat, nicht wahr Dämon? Hast du Angst? Ich spüre die Angst in dir. Die Angst vor einem „Schwächling.“ Aber diese Schwächling wird dich nicht vernichten. Es ist die Aufgaben der Meister. Ich bin nach dem Tod meines Meisters zwar der Nachfolger, aber ich habe gegen das erste Tabu verstossen. Das Absichtliche Töten eines Menschen.
Deswegen habe ich keine Verantwortung, was dich betrifft. Ausserdem gibt es einen zweiten Grund, warum ich dich am Leben lasse.
Er nahm etwas Staub aus einem Beutel, den er mit sich trug und pustete diesen von seiner Hand. Ein nur aus knochen bestehender kleiner Falke erschien. Einen Augenblick später beschwor er mit dem Stab eine Welle, die den Knochenfalken eine gigantische Größe annehmen ließ. Nun stieg er langsam auf diesen und schaute noch einmal auf Melfice herab.
???: Schließlich soll der Tod meines Meisters nicht mir zugeschrieben werden. Der Falke streckte seine Knochenflügel aus um abheben zu können. Wie ein nur aus Knochen bestehender Falke fliegen konnte, würde wohl sein Geheimnis bleiben. Der junge Mann klappte sein Buch auf und las erneuert eine Zeile vor. Gewaltvoll setzten sich die Ketten in Bewegung und riss dem Dämon alle Gliedmaßen aus dem Körper. Er war frei, ging allerdings in die Knie, da der plötzliche Psynergie Verlust ihn ganz schön viel Energie gekostet hatte.
Der Falke hob ab und der Dämon machte keine Anstalten ihn zu verfolgen.
??? [denkt]: Mir, Ealar Loghain wird schon bald diese Welt gehören.
Sarrancona:Nun... Ich denke, ich weiß nun wie ich es anstellen soll.
Ashana zitterte. Sie zitterte wegen einer Kälte, die sie eigentlich gar nicht spürte. Egal wo sie hinsah... war nichts. Außer dem Wesen, dass als Sarrancona bezeichnet wurde, umgab sie nur endlose Leere. So sah also eine restlos vernichtete Welt aus? Der Anblick entmutigte sie mehr, als die Zerstörung, die sie mitansehen hatte müssen.
Sarrancona:Keine Sorge, ich werde dir in keiner Weise schaden. Entspann dich einfach und lass dich von mir nicht ablenken.
Er legte seine unheimliche Hand auf ihren kleinen Kopf und starrte ziellos in die Ferne. Ashana hasste das krankhafte Gefühl, dass sie nun nur noch stärker erfüllte, aber sie versuchte krampfhaft die Berührung zu ertragen. Sie wollte wissen, warum das alles geschah. Sie wollte es VERSTEHEN.
Sarrancona:Das was ich für meine Suche benötige... ist eine Art Abdruck, eher ein Echo, dass in deinem Körper wiederhallt. Es ist eine gewaltige Form, die Unmengen von Welten zu seinem früheren Zeitpunkt enthält, aber sie wirkt merkwürdig verzerrt.
Ashana:Ein Abdruck von Welten?
Sarrancona:Ja... Sie als ob jemand versucht hat, eine Art Versicherung allen Seins in dir zu verstecken. Auch wenn ich nicht weiß, warum. Tatsächlich wirkt sie so, als sollte sie gar nicht da sein. Aber es wird für mich reichen.
Er konzentrierte sich auf diesen Abdruck im Inneren des Mädchens und betrachtete ihn genau. Wenn er es richtig einschätzte, dann war der Abdruck älter als das Menschenmädchen. Also musste er direkt auf sie übertragen worden sein. Und da war noch viel mehr, was ihm Gedanken bereitete. Dennoch konnte er sein Vorhaben nicht unnötig weiter aufschieben.
Sarrancona:Ich fange an...
Ashana:G-Gut... Hoffe ich...
Sie spürte nichts. Wie versteinert stand der Sarrancona neben ihr, die Hand auf ihrem Kopf.
Ashana:... Sarrancona?
Er reagierte nicht. Es war, als wäre er erstarrt. Dennoch wagte sie es nicht, die Berührung zu beenden oder versuchen zu fliehen. Sie würde das durchhalten, bis er sich wieder rührte...

Er erkannte diesen Ort fast nicht wieder. Vor wenigen Jahren noch, war der Oparadonbrunnen nicht mehr gewesen, als eine Ansammlung von Häusern und Gehöften, die nur über einen kleinen Marktplatz verfügten und eine verfallene Kirche. Innerhalb von zwei Jahren allerdings, hatte sich die Größe der Siedlung nahezu verdoppelt. Er musste zugeben, dass er Gerüchte gehört hatte, aber selbst zu sehen wie dieser Ort sich in so kurzer Zeit verändert hatte, war viel ernüchterner als jede noch so detailierte Information. Der Oparadonbrunnen war zu einem der Hauptumschlagsorte für Kopfgelder in ganz Shetver geworden. Täglich gingen hier neue Kopfgelder ein und wurden gestrichen. Die Kopfgelder waren allerdings in der Regel nicht schlecht, nicht wenige wurden von Beauftragten vom Scharfrichtergipfel ausgestellt. Gesucht wurden tatsächlich nur Kriminelle. Dennoch gab es auch unter hervorgehaltener Hand Kopfgelder, die von Verbrecherorgnaisationen ausgestellt wurden, die jemanden finden oder aus dem Weg räumen wollten. Legal waren diese Kopfgelder nicht, aber es gab genug Kopfgeldjäger mit den richtigen Verbindungen, denen das gleichgültig war. Man sollte also immer die Augen offenhalten, wenn man mächtige Feinde hatte.
Tsuka:Was für ein heruntergekommendes Dorf... Da fühle ich mich ja fast wie Zuhause. Wir müssen doch nicht hier übernachten, oder?
Merl:Entweder das, oder ein Zelt. Die Enklave ist von hier aus ungefähr eine Stunde Fußmarsch entfernt, die wir jeden Tag zurücklegen müssten. Nicht zu schweigen davon, dass wir alles nützliche was wir finden dann auch noch tragen müssen...
Tsuka:Klingt beides nicht besonders gut...
Lucya:Ich wäre für ein Zelt! Dann könnten wir die Enklave gleich vor Ort untersuchen!
Tsuka:Und wir sollen uns unser Essen selbst kochen?
Merl:Ich glaube Sturmfeste hat dich zu sehr verwöhnt, Zuka.
Tsuka:Es ist Tsuka!!
Lucya:Keine Sorge, ich übernehme das mit dem Kochen. Ich weiß doch wie ungern du und Meister Anarath das macht.
Merl[leise]:Du meinst wohl wie miserabel sie kocht.
Tsuka:Hä?! Was war das?!
Merl:Och, nichts. Ich habe nur mit mir selbst geredet.
Lucya:Was machen wir eigentlich hier?
Merl:Um die Ruinen betreten zu dürfen müssen wir vorher mit dem zuständigen Beauftragten vom Oparadonbrunnen reden. Wir brauchen eine Erlaubnis uns dort aufzuhalten. Wenn das erledigt ist, leihen wir uns ein Zelt, kaufen Proviant und ziehen los.
Tsuka:Eine Erlaubnis? Wozu brauchen wir eine Erlaubnis?!
Merl:Da viele abenteuerlustige Individuun hier aufkreuzen, versucht der Bürgermeister vom Brunnen aus den Ruinen Geld zu schlagen. Die Erlaubnis ist nicht billig, aber vielleicht gibt man uns eine... ähm... wegen mir umsonst.
Er fühlte sich unwohl bei dem Gedanken, sich wieder einmal für einen persönlichen Vorteil auf seine falsche Identität zu berufen. Allerdings untertrieb er noch bei weitem, wenn er 'nicht billig' sagte. Auf dem Weg zum Rathaus des Dorfes glitt sein Blick plötzlich nach rechts ab und seine Schritte wurden auf einmal langsamer.
Tsuka:Was ist? Warum halten wir an?
Merl[denkt]:... Wie ist das möglich?
Langsam ging er auf das schwarze Brett auf dem Dorfplatz zu, dass mit einer lächerlichen Unzahl von Steckbriefen zugepflastert war. Sein Blick galt einem Stück Papier, das dort scheinbar noch nicht lange hing, da es anders als die anderen noch nicht vergilbt war. Das Bild zeigte eine ziemlich genaue Zeichnung von ihm, als er ein paar Jahre jünger gewesen war. Er konnte von Glück reden, dass sich sein Äußeres von seinem damaligen dermaßen stark unterschied, dass ihn niemand erkennen konnte. Zumindest würde sich das zeigen.
Tsuka:'Merl Monsuur, gesucht wegen Mordes an einem Mitschüler'? Was ist mit ihm, Anarath?
Lucya:Sogar Kinder werden hier zur Jagd freigegeben? Was für ein grausamer Ort...
Tsuka:Da steht er hat jemanden umgebracht, Lucya. Der hier mag zwar ein kleiner Junge sein, aber je früher man solche Leute stoppt, desto besser.
Merl biss die Zähne zusammen und versuchte äußerlich einen neutralen Gesichtsausdruck zu bewahren. Innerlich kochte die Wut in ihm. Natürlich, sie machten ihn natürlich verantwortlich für Dars Tod. Aber das war nicht wirklich der Grund, wieso sie ihn suchten. Dennoch stand er vor einem unerwarteten Problem: Sie erwarteten ihn. Vielleicht war ein Zeltlager direkt an der 'zerstörten' Ausbildungsstätte keine so gute Idee. Er wollte weder Tsuka und erst recht nicht Lucya damit hineinziehen.
Lucya:Sieh mal da oben! Kommst du da ran, Tsuka?
Merl riss sich von seinen Gedanken los und beobachtete Tsuka, wie sie sich auf Zehenspitzen stellte und ein anderes, deutlich älteres Blatt vom Brett riss, dass ebenfalls die gleiche Zeichnung verwendete. Als Merl jedoch den Text darunter las, unterdrückte er einen erstickten Überraschungsschrei.
Tsuka:'Merl Monsuur, vermisster Sohn der Monsuur-Familie.' Hm, der Betrag ist sogar noch viel höher.
Lucya:Das ist komisch... Wenn der Junge jemanden getötet hat, wieso will ihn seine Familie dann zurück?
Tsuka:Um ihn persönlich zu bestrafen? Sieh dir dieses Kopfgeld an! Diese Familie muss verdammt reich sein, wenn sie so viel Geld anbieten. Aber sag mal, Anarath... Was ist mit dem Kerl?
Merl:Es ist nichts... Mir kommt sein Familienname nur sehr bekannt vor...
Lucya:Kennst du diese Monsuurs?
Merl[denkt]:Darauf kannst du Gift nehmen. [sagt] Möglicherweise.
???:Kennt ihr Merl?
Sie drehten sich fragend nach dem Sprecher um. Merls Herz setzte einen Schlag aus, als er den Jungen nach wenigen Sekunden erkannte.
Tsuka:Nie von ihm gehört. Wir sind auch keine Kopfgeldjäger, also verschwinde.
Mallar:Oh, gut... Solltet ihr ihn jedoch zufällig finden, sagt ihm es ist keine gute Idee hierher zurückzukehren. Man hat ihn nicht vergessen.
Merl sah seinen alten Bekannten durchdringlich an. Hatte er ihn erkannt?
Merl:Ich glaube nicht, dass wir 'zufällig' über ihn stolpern werden. Und wie meine Freundin hier schon sagte, sind wir auch nicht daran interessiert ihn zu finden.
Mallar:Schon gut. Ich dachte nur, da ihr die Steckbriefe... Vergesst es einfach. Schönen Tag noch.
Sein Blick blieb für Merls Geschmack zu lange an ihm hängen, bevor er sich umdrehte und den Dorfplatz wieder verließ. Merl sah ihm angespannt hinterher. Sein Vorhaben hier hatte sich möglicherweise gerade um ein Vielfaches erschwert.

???1:Ich bin keine Expertin, aber das Ding da sieht nicht wie ein mirnuzarianisches Schiff aus.
???2:Auch wenn es nicht aus Mirnuzar kommt, muss es nicht das Schiff sein, das wir suchen.
???3:Ich habe eben mit einem Hafenarbeiter gesprochen. Das Schiff heißt 'Sternenrose' und gehört einem Händler aus Polina. Es soll heute gegen Mittag angelegt haben.
???1:Ein Handelsschiff aus Polina? Dann sind wir wohl falsch hier...
???2:Warte, La!
Lanthari sah ihre Freundin fragend an.
Amirwin:Mittag ist noch nicht lange her. Aber wenn das ein Handelsschiff ist, wieso wird keine Ladung aus- oder eingeladen?
Lanthari sah zurück zum Schiff und stellte fest, dass sie recht hatte. Vor dem Schiff war keinerlei betrieb.
Amirwin:Zugegeben, es sagt auch nicht, dass es sich um die Windtänzerin handelt. Aber es wirkt auf mich nicht wie ein Handelsschiff.
Skrasas:Zu etwas anderem: Seht mal da drüben. Die Frau mit den langen schwarzen Haaren.
Die beiden Frauen drehten sich zu der von Skrasas gewießenen Richtung um und entdeckten die besagte Frau, die sich in einem schwarzen Umhang gemurmelt an eine Hauswand gelehnt hatte und unverbannt auf das Schiff starrte.
Skrasas:Diese Frau starrt das Schiff an, seit ich sie vor einer Stunde bemerkt habe. Offenbar ist dieses Schiff nicht nur für uns interessant.
Lanthari:Also... Was machen wir jetzt?
Sie wusste immer noch nicht, ob es eine gute Idee war, es mit den Leuten der Windtänzerin Kontakt aufzunehmen. Möglicherweise würden auch sie sie ins Visier nehmen. Doch Amirwin lächelte freundlich und ging einen Schritt vor.
Amirwin:Wieso gehen wir nicht einfach hin und fragen ganz freundlich? Seht, da kommt jemand heraus.
Lanthari sah wieder zurück zum Schiff und sah, wie ein Mann das Schiff verließ. Seine Haare waren braun und sein Kleidungsstil war eindeutig galatanisch.
Amirwin:Wollen wir?
Ohne eine Antwort abzuwarten, ging sie los.
Lanthari:Amirwin, warte!
Skrasas:Hey, die Frau da drüben setzt sich auch in Bewegung. Das sieht nicht gerade ungefährlich aus. Komm, hinterher!
Lanthari wollte zuerst widersprechen, doch da Skrasas sich bereits in Bewegung setzte gab sie sich geschlagen und folgte den beiden.

~Paka:Habe ich das also richtig verstanden? Du und die anderen wollen bleiben?
Lashon:Ich kann zwar nicht für Kanra und Sylvos sprechen, aber beide schienen mit mir einer ähnlichen Meinung zu sein. Ihr werdet auf Eurer Mission Hilfe brauchen, Käpten. Wenn das, was wir bisher erlebt haben, nur der Anfang ist, dann werdet Ihr ein paar gute Schwerter benötigen. Wieso sollten wir uns den übrigen Galatanern in Feltiss anschließen, wenn wir Ihnen auch dabei helfen können diesen Strudel aufzuhalten? Allerdings möchte ich vorher einen Besuch in Feltiss abstatten, bevor ich mich Euch bis zum Ende Eurer Mission anschließe. Wenn Ihr also nach der Sache in Aamara Hill den Anker für ein oder zwei weitere Tage ruhenlassen könntet...
Paka:Sicher, Lashon. Ich gebe zu, zuerst war ich skeptisch, als du, Sylvos und Kanra an Bord kamt, aber inzwischen weiß ich, dass ich euch dreien vertrauen kann. Aber bitte denkt daran, dass ihr euer Leben riskiert, wenn ihr mir weiterhin folgt. Eine Konfrontation mit Reyter ist unausweichlich.
Lashon lachte.
Lashon:Also inzwischen sind wir ziemlich gut darin unser Leben zu riskieren und zu überleben. Nein Käpten, ich werde Euch auch weiterhin folgen. Und Kanra und Sylvos mit Sicherheit auch.
Paka:Das weiß ich wirklich zu schätzen.~
Das Gespräch war gut verlaufen. Zuerst hatte er gedacht, dass der Käpten es sich vielleicht anders überlegen würde, weil seit Lashons Beitritt viele unangenehme Dinge passiert waren und Saitu sich schon mehrmach über seine Spontanität geärgert hatte, aber Paka hatte keinerlei solcher Bedenken gehabt. Er schien froh, auf sie zählen zu können. Also wollte Lashon ihn nicht enttäuschen. Er würde versuchen keinen neuen Ärger auf sie zu ziehen, wenn es sich vermeiden ließ.
???:Entschuldigung? Sie sind doch von diesem Schiff, nicht? Kann ich Ihnen ein paar Fragen stellen?
Lashon sah auf. Der Anblick der sich ihm bot, ließ ihn erstarren. Wenige Meter entfernt kam eine junge Frau in einer grellweißen goldbestickten Ordensrobe auf ihn zu, dicht gefolgt von einer noch jüngeren Frau in flammenfarbenen Zeremonienkleidern und einen dagegen finster wirkenden Mann. Von der anderen Seite kam eine einzige Frau mit langen schwarzen Haaren auf ihn zu, die ihr halbes Gesicht und ihren Körper mysteriös unter einem dunklen Umhang versteckt hielt. Lashon konnte sich gut ausmalen, dass unter dem Umhang auch eine Waffe versteckt war. Eine seltsame Gruppe. Er wurde nervös. Waren das vielleicht Kopfgeldjäger? Sie waren verdammt schnell da. Soviel dazu, dass er keinen Ärger auf sie ziehen wollte. Lange hatte sein Vorsatz nicht gehalten. Doch Lashon zwang sich zu seinem typischen Lächeln.
Lashon:Hallo und Grüße aus Polina. Kann ich Ihnen irgendwie helfen?
Er drehte sich schnell zur Windtänzerin um.
Lashon:Ich könnte hier ein wenig Hilfe brauchen!
Sie war gefangen und konnte sich kein Stück bewegen. Seine zwei Entführer und Bewacher zugleich wachten seid Stunden über sie. Sie ärgerte sich darüber auf eine solche Falle reingefallen zu sein. Sie war normalerweise deutlich vorsichtiger und gegen solche Art von angriffen gewappnet, doch diesmal war alles anders gelaufen. Sie hatte Umbrio allein gelassen, das Gebäude verlassen und war wenige Sekunden später aus dem Hinterhalt angegriffen worden, nachdem sie zuvor in eine vorher angefertigte Falle rein getappt war. Sie hatte schnell das Bewusstsein verloren und fand sich nun in einer verlassenen Höhle wieder bei dem sie Permanent überwacht wurde. Eine Riesenschlange hatte sich um ihr Körper gewickelt, die sie von jeglichen Aktionen fernhielt. Eine dritte Person kam hinzu, die Tarii identifizieren konnte.
Saul: Gute Arbeit, Salayan. Gute Arbeit Hebi.
Salayan: Wann bekommen wie unser Geld?
Saul: Könnt ihr beide nicht einmal eine Unterhaltung führen ohne, dass das Wort Geld darin vorkommt?
Hebi: Sagt der Richtige. Wir wissen genau was für ein Geld-kranker Schwein du bist.
Saul ignorierte Hebis Kommentar und duckte sich dann zu Tarii. Einen Augenblick später Ohrfeigte er sie heftig und schrie sie nun an.
Saul: WEISST DU SCHLAMPE ÜBERHAUPT WIE VIEL GELD DU MIR GEKOSTET HAST?!!!
???: Weniger als ich es tun werde.
Saul drehte sich um und eine weitere Person erschien im Raum. Dieser trug einen Anzug mit einer passenden Sonnenbrille, hatte eine Glatze und hatte zwischen den Zeige- und Mittelfinger eine angezündete Zigarette.
Saul: Oh, Secret.
Er schüttelte seinen Kopf. All diese Leute die er verpflichtet hatte, gehörten nicht zu seiner originalen Truppe. Diese waren aber deutlich besser in ihrer Arbeit als es seine alte Truppe war. Deswegen würde er heute das tun, was er hätte schon vor langer Zeit tun sollen.
Saul: Wie sieht es aus?
Secret: Ich habe Eton sowie Hardin die Einladungskarte gegeben.
Saul: Und was ist mit Silvester?
Secret: Er erfüllte nicht die Konditionen in denen sie Eton sowie Hardin befinden.
Saul: Ist egal, ich werde mich irgendwann um ihn kümmern. Doch zuerst kommen meine 'alten Freunde' dran. Sie werden mit ihr Leben dafür bezahlen versagt zu haben. Ein qualvoller Tod wartet auf sie. Nachdem du ihre Leichen vor dir siehst „Tarii“, wirst du von dir selbst ausplaudern, was diesen neuen Lord betrifft.
Secret: Übrigens: Das Schiff mit den drei Elementarsternen ist kürzlich in diesem Kontinent eingetroffen.
Saul nickte zufrieden und wenige Sekunden später verschwand Secret schon. Sky, der noch nichts von der wahren Absicht Sauls wusste, betrat im selben Moment die Höhle und landete auf dessen Schulter.
Sky: Eton und Hardin sind gerade für die Versammlung eingetroffen. Sie warten einige Meilen weg von hier, so wie du es wolltest.
Saul streichelte ihn. Er war wirklich der einzig nützliche von ihnen. Dannach wandte er sich wieder zu den beiden.
Saul: Solange ich weg bin könnt ihr mit ihr machen was ihr wollt, solange sie weder stirbt noch irgendwie befreit wird.
Salayan: Moment, wir wollen erst unser Geld.
Saul: Ihr bekommt sie, wenn ich zurück bin. Eure Aufgabe ist noch nicht abgeschlossen. Dannach könnt ihr verschwinden und wir sehen uns nie wieder.
Er drehte sich um und verließ die Höhle um seine nichts ahnenden 'Freunde' im Treffpunkt entsprechend zu begrüßen.


Die Gruppe blieb stehen und sahen vor sich zwei Gestalte die sich aufeinander stürzten. Eine riesige Lichtdetonation erfasste das Areal und der größere der beiden Gestalte war verschwunden. Das andere Wesen, welcher nun eindeutig als Mensch identifiziert werden konnte landete auf den Füßen. Er hatte braune Haare, die eine Gesichtshälfte von ihm verdeckten und trug nur eine auffällige zwei Meter lange Klinge mit sich, die er gerade einsteckte.
???: Heh, er ist geflohen.
Der Unbekannte richtete auf und wandte sich zu der Gruppe die sich ihm bereits genähert hatten.
Jenna: Du wurdest von diesem Sensenmann genauso freundlich begrüßt wie wir?
???: In der Tat. Ich nehme an, ihr wurdet auch von der Gastfreundlichkeit dieser Wesen genauso positiv überrascht wie ich.
Zail: Und du bist?
???: „Ich bin das was...“
Er stoppte kurz und schüttelte seinen Kopf.
???: Ich meine ich kann mich nicht mehr an meinem Namen erinnern.
Isaac: Du kannst dich nicht daran erinnern?
???:Ja, Unglücklicherweise habe ich vor nicht allzu langer Zeit meine Erinnerungen über meine Person verloren. Ich wusste nicht was ich tun oder machen sollte. War vielleicht auch besser so. Ein komisches Wesen fand mich sagte irgendetwas davon, dass ich seinen Körper finden solle und er mir im Austausch meine Erinnerungen geben könne. Ich stimmte zu, da ich sowieso nichts anderes zu tun hatte. Ein langer Weg folgte und ich fand mich schließlich hier wieder.
Log er, den nichts von dem er erzählte stimmte. Er bezweifelte sogar, dass Talos überhaupt etwas darüber wusste, dass er diesen Ort betreten hatte. Ob er es wusste oder nicht, interessierte ihn gleich null, denn schließlich gab es keinen Wesen der ihn vor dem Eintritt an einem Ort verwehren konnte. Den schließlich gehörte das Betreten jedes Areals zu einer seinen einzigartigen Fähigkeiten.
Aaron: So ähnlich ist es bei uns abgelaufen. Wenn auch nicht ganz so freiwillig....
???: Wir haben also das selbe Ziel? Das dachte ich mir offen gesagt. Was hält ihr davon, wenn wir unsere Kräfte für diese komische Aufgabe verbünden? Falls ihr einverstanden seid, könnt ihr mir ruhig eure Namen verraten. Ansonsten werde ich trotzdem das Ergebnis akzeptieren und mich alleine auf meinen Weg begeben... Ohne die Atmosphäre einer Gruppengesellschaft.
In seinen letzten Worten konnte man ein leichtes seufzen entnehmen, als er die Gruppe anschaute und auf ihre Antwort wartete.
Es war faszinierend. Auch wenn er etwas Derartiges noch nie getan hatte und erst kürzlich auf die Idee gekommen war, lief alles unerwartet reibungslos ab. Der Sarrancona bewegte sich im Geiste durch eine astralare Projektion von dem vergangenen Galatan, fast drei Menschenjahre vor der Gegenwart. Es war ihm immer noch ein Rätsel wie der Abdruck geschaffen wurde, ebenso wenig kannte er den Grund für seine Existenz und weshalb er in diesem unscheinbaren Menschenkind versteckt war. Er wäre allerdings nicht überrascht, wenn Xasaxas damit zu tun hatte. Diese Art von Spielchen passte zu ihm. Er versuchte zwar dein Grund seiner Taten hinter seinen Pflichten als Gerechter, oder was auch immer er im Moment war, zu rechtfertigen, aber der Sarrancona war sich sicher, dass Xasaxas eine gewisse Genugtuung verspürte, wenn er andere Wesen so manipulierte, dass sie genau das taten was er wollte. Demnach wäre das, was er in dieser astralaren Projektion fand eine Falle. Aber am Ende hatte der Sarrancona keine Wahl. Er musste entdecken, was es zu entdecken galt. Ihm gingen die Ideen aus, wie er den Vasallen vor Semih und Xasaxas finden konnte. Das war seine einzige Chance. Denn die astralare Projektion gab ihm den Vorteil, dass Semih nichts von dem sah, was er 'sah'. Für diesen würde es aussehen, als würde er die gesamte Zeit bewegungslos neben dem Menschenmädchen verbringen. Ein angenehmer Nebeneffekt. Der Sarrancona brachte seine unfeste 'Gestalt' zu der Höhle des ehemaligen Drachenältesten Rakarezz. Was er hier finden könnte, würde die Suche nach dem Vasall auf die eine oder andere Art vorantreiben, dessen war er sich sicher. Die Frage war nur: Würde die Suche zu seinem Gunsten weiterverlaufen?

Lashon:Ähm... Käpten?
Paka:Lashon! Warum bist du noch hier? Wolltest du dich nicht mit deinen Freunden in der Stadt treffen?
Lashon nickte langsam und warf einen unsicheren Blick nach hinten, wo die Fremden warteten.
Lashon:Mir ist etwas... Unerwartetes dazwischen gekommen. Offensichtlich ist unsere Ankunft hier nicht annährend so geheim wie sie sein sollte...
Paka sah ihn fragend an.
Paka:Worauf wollt Ihr hinaus?
Lashon:Ihr habt wichtigen Besuch.
Der Käpten sah ihn überrascht an, ging an ihm vorbei und spähte über die Reling auf den Steg.
Paka:Wer ist das? Und was wollen sie?
Lashon:Das eine ist eine Art Ordensschwester namens Amirwin.
Paka:Nie von ihr gehört.
Lashon:Dachte ich mir. Sie und die zwei anderen in ihrer Begleitung wollen dringend mit Ihnen sprechen. Es geht angeblich um den Marsstern.
Paka sah ihn verblüfft an.
Paka:Tatsächlich? Dann sollte ich mich wohl mit ihnen unterhalten. Aber...
Er warf Lashon einen durchdringenden Blick zu.
Paka:Du hast von zwei Begleitern geredet. Da unten stehen jedoch vier.
Lashon:Richtig... Erkennt Ihr zufällig die Frau in dem schwarzen Umhang?
Paka:Nein. Sollte ich?
Lashon:Nicht unbedingt, aber Ihr habt sicher schon von Ihr gehört. Es ist die Hoheadeptin Alyka von den Zentralen Kontinente. Da ich sie schon einmal gesehen habe, kann ich bestätigen, dass sie es wirklich ist.
Paka nickte. Den Namen kannte er tatsächlich. Sie war die unerschrockene Frau gewesen, die Xalhill so lange gegen Reyters Truppen verteidigt hatte. Damals hatte er zwar auf Reyters Seite gestanden, aber er und seine Männer waren nie in die Kämpfe um Xalhill verwickelt worden, auch wenn ihre Karte sich in seinem Schiff befand. Sie waren also nie wirklich Feinde gewesen.
Paka:Was könnten die Zentralen Kontinente denn jetzt noch von mir wollen? Jagen sie mich immer noch als Kriegsherrn?
Lashon senkte seine Stimme.
Lashon:Die Lage ist... komplizierter als Ihr glaubt. Mit den Zentralen Kontinenten ist etwas passiert, anscheinend während wir auf See waren. Ich weiß keine Einzelheiten, deshalb lasst es Euch lieber von ihr erklären.
Paka:Ja, aber was WILL sie?
Lashon schüttelte den Kopf.
Lashon:Das sagte sie nicht. Sie versichert jedoch, dass sie keine feindlichen Absichten hat und ihnen nicht schaden will. Wenn Sie darauf bestehen, lässt sie ihre Waffen zurück und legt sich psynergyunterdrückende Fesseln an.
Paka nagte nachdenklich auf seiner Unterlippe.
Paka:Dann sollten wir sie nicht lange warten lassen. Schick sie bitte zu mir herauf.
Lashon:Was, wenn es eine Falle ist? Sie haben uns gefunden, obwohl wir nur wenige Stunden hier sind und unser Kurs nur Ihnen und wenigen anderen bekannt waren. Selbst wenn sie die Wahrheit sprechen und wirklich keine bösen Absichten verfolgen... Wenn die uns so einfach finden, können andere das auch.
Paka:Nun... Es ist nicht so, als ob unser Kurs nicht offensichtlich gewesen wäre... Und selbst wenn es eine Falle ist...
Er lächelte zuversichtlich.
Paka:Glaube mir, ich habe mich bisher nicht von Reyters Schergen umbringen lassen und ich werde jetzt nicht damit beginnen. Aber wenn du die Frage erlaubst... Seit wann bist du so misstrauisch? Ich hatte immer den Eindruck, du könntest Menschen richtig einschätzen. Vertraust du ihnen, oder vertraust du ihnen nicht?
Lashon senkte den Blick. Die Frage des Käptens brachte ihm zum Nachdenken. War er vielleicht noch geschockt von der Nachricht, dass die Zentralen Kontinente nach einem großen Verrat praktisch nicht mehr existierten? Die Tatsache, dass selbst die letzten Überlebenen aus seiner Heimat so einfach binnen weniger Tage vernichtet oder in alle Winde verstreut waren... Vielleicht fühlte er sich plötzlich daran erinnert, wie verwundbar er und Pakas Unternehmen eigentlich war. Wenn es in Mirnuzar Mächte gab, die selbst eine Orgarnisation wie die Zentralen Kontinente vernichten konnte, wie konnten dann überhaupt sie dagegen ankommen? Lashon schüttelte den Kopf.
Lashon:Ich denke man kann ihnen trauen. Lady Alyka ist eine geschworene Feindin Reyters und eine der respektabelsten und gutherzigsten Persönlichkeiten unter den Hoheadepten. Und sie hat mächtige Freunde. Was die Ordenschwester angeht, scheint sie so wie ihre Begleiter schlechte Erfahrungen mit Reyter gemacht zu haben. Und der Feind unseres Feindes ist unser Freund, nicht?
Der Käpten nickte, hob jedoch fragend die Braue, als Lashon die Hoheadeptin als 'Lady Alyka' bezeichnete.
Paka:So sei es. Ich werde hier warten.
Lashon nickte knapp und ging wieder zurück zur Holzrampe, um die Besucher zu Paka hinaufzuführen. Offensichtlich waren in Mirnuzar viele Dinge im Gange, von denen er nichts wusste.

Mit einem vergnügten Summen putzte er die letzten Fenster fertig. Es war eigentlich nicht seine Art, sich über Hausarbeit zu freuen, da er es zumeist nur tat um sich abzulenken. Man könnte meinen das ein Dorf wie LaVoisin mit all den Hexen ein aufregender Ort war, aber tatsächlich war es eher ruhig und öde. Der Schneefall war das aufregenste Ereignis, dass in letzter Zeit stattgefunden hatte. Doch der heutige Tag war noch besser. Sie hatten Besuch. Und wenn Sasso eines wusste, dass Fremdlinge noch mehr Fremdlinge anzogen. Selbst wenn man manchmal nachhelfen musste.
Mit einem zufriedenen Lächeln legte der junge Mann das Tuch beiseite und setzte sich auf den Treppenabsatz, der mit dem Eingangskorridor von LaCroix's Haus verbunden war, denn wenige Augenblicke später waren gedämpfte Stimmen und schwere Schritte zu hören, die sich der Tür näherten. Schließlich verstummten die Schritte einen Augenblick und das massive Schloss der Haustür knackte.
Gullwick:Hier entlang bitte. Oh, und zieht diese nassen Stiefel aus, sonst ruiniert ihr den gesamten Boden.
Sasso konnte sie nicht sehen, aber er hörte wie sie der Aufforderung stillschweigend nachkamen. Erst als die Schritte wieder laut wurden, konnte er die Prozession sehen, als sie am Türrahmen vorbeizogen. An der Spitze war Gullwick, die ihn gar nicht beachtete oder ihn nicht zu bemerken schien. Ihr folgte ein großer unheimlich aussehender Mann, der seinen Kopf ein Stück drehte und ihn mit zwei ungleichen Augen durchdringlich und forschend anstarrte. Sasso grüßte ihn mit einem freundlichen Lächeln, musste aber seinen Blick widerwillig senken, als er Teols Starren nicht mehr ertrug. Dieser wandte sich danach gleichgültig ab und folgte ohne langsamer zu werden Gullwick. Lagmar und seine Männer bemerkten ihn auch, hielten ihn jedoch für einen Diener und vergaßen ihn in dem Moment, wo sie die Augen wieder nach vorne richteten. Den Schluss bildete Jeanne, die ihn augenblicklich bemerkte und sogar stehen blieb. Sassos Lächeln wurde breiter und er winkte er heiter zu. Jeanne öffnete kurz den Mund, als ob sie irgendetwas sagen wollte, besann sich jedoch und folgte den anderen und ließ Sasso allein. Sein Lächeln war nicht verschwunden. Im Gegenteil, es wurde noch breiter, fast höhnisch. Die Dinge waren dabei, endlich interessant zu werden. Sasso stand auf und öffnete das gerade frischgeputzte Fenster. Die kalte Luft Frostlandes schnitt sich wie ein Messer in LaCroix's gut geheiztes Haus und erfrischte den jungen Wasseradepten. Ohne sichtbaren Grund streckte er seinen Arm weit aus dem Fenster und wartete. Ein Vogelkreischen erschall über das nun eingeschneite LaVoisin und ein stolzer Raubvogel landete auf seinem Handrücken. Sasso streichelte ihm kurz durch das Gefieder und ließ danach seine Hand in seine Tasche gleiten. Er zog ein sorgsam zusammengerollte Stück Papier hervor und band es an das ausgestreckte Bein des Vogels. Dann entließ er ihn wieder in die Wildnis. Wie gesagt: Fremde lockten andere Fremde an. Man musste nur gelegentlich nachhelfen.

Im Grunde war die Prozedur einfach. Merl hatte ohne sich vorzustellen eine Erlaubnis für die Ruinen erbeten. Der Beauftragte hatte es zunächst für einen Witz gehalten und ihm den angeblich 'üblichen' Preis genannt, auf den er entsprechend ungehalten reagiert hatte. Als der Beauftragte ihn schließlich die Erlaubnis verwehrte, hatte er sich beleidigt zum Gehen gewandt, als Tsuka bei dem Versuch ihn zu besänftigen 'zufällig' seinen Namen Anarath einfließen ließ, der das grinsende Gesicht des Beauftragten eingefror. Zuerst entschuldigte er sich und fragte genauer nach seiner Identität nach. Als er es nicht glauben wollte kam sein Vorgesetzter, dann noch einer, bis irgendwann ein entnervter Bürgermeister aufgetaucht war, der ihnen die ersehnte Erlaubnis endlich übertrug. Als das erledigt war, frischten sie ihren Proviant auf, kauften benötigte Ausrüstung und brachen auf. Falls Mallar Merl wirklich erkannt hatte, woran er inzwischen keinen Zweifel mehr hatte, wollte er ihm nicht unnötig Zeit schenken, der Enklave von ihm zu berichten. Als sie die Ruine erreichten, waren bereits ein paar andere Zelte von Forschern aufgeschlagen, die sie zunächst misstrauisch beäugelten, sich aber gleich wieder um ihre eigenen Angelegenheiten widmeten. Da er nichts riskieren wollte schlugen sie ihr Lager entgegen Tsukas Protest am äußersten Rand auf.
Tsuka:Da reist man mit einem der größten Genies der Psynergy umher und stellt fest, dass er nicht einmal weiß, wie man ein Zelt aufbaut!
Merl:Du warst auch keine große Hilfe, Zuka. Lucya musste fast alles alleine machen.
Tsuka:Es ist Tsuka! Außerdem woher soll ich wissen wie man ein Zelt aufbaut?
Merl:Sicher nicht indem man daneben sitzt und in einem staubigen Buch liest.
Lucya seufzte und klatschte einmal laut in die Hände um die beiden auf sich aufmerksam zu machen.
Lucya:Gut, das reicht. Nicht streiten. Jetzt ist alles fertig. Wollen wir gleich aufbrechen, oder ersteinmal etwas essen?
Tsuka:Essen!
Merl:Aufbrechen!
Tsuka:Anarath, bitte...
Merl:Kannst du nicht einmal aufhören ans Essen zu denken? Ich sage wir sehen uns erst einmal grob um und sehen, wie es in der Ruine aussieht.
Sie schüttelte ärgerlich den Kopf.
Tsuka:Wenn es nach dir gehen würde, würden wir verhungern. Geh doch, wenn du es nicht mehr erwarten kannst. Lucya und ich bleiben hier und kochen uns erstmal was, dann kommen wir gerne nach.
Lucya:Nun... Meister?
Merl zuckte mit den Schultern.
Merl:Meinetwegen. Wenn Zuki sich erst den Bauch vollschlagen muss, dann sei es so. ICH werde mich nützlich machen. Bis dann.
Tsuka:Es ist Tsuka, verdammt!
Er rauschte mit gespielter Ungeduld davon und marschierte auf die Ruine zu.
Lucya:Oh... Meister Anarath, ich lass dir etwas übrig, okay?
Er gab mit einem Winken zu verstehen, dass er verstanden hatte und entfernte sich aus der Hörreichweite. Ein erleichtertes Lächeln huschte über seine Züge. Besser hätte es nicht laufen können. Den zwei Mädchen würde es erst viel später auffallen, wenn er einige Zeit fehlte. Und Merl hatte keine Ahnung was auf ihn zukommen würde. Aber mit Vulkanasche an seiner Seite würde er die Sache schnell zu Ende bringen. Aber dann musste er schnell weg. Am besten überlegte er sich für Tsuka und Lucya einen Grund, wieso sie sofort wieder weg mussten. Doch während er darüber nachdachte betrat er die Ruinen und eine starke Welle von nostaligischen Gefühlen spühlte seine Gedanken weg. Er ließ sich einen Moment Zeit, um die Umgebung auf sich wirken zu lassen. Die Überreste der alten Enklave waren inzwischen noch viel mehr ausgebeutet worden, als sie es beim letzten Mal gewesen waren. Vermutlich hatten Forscher und Plünderer fast alles mitgenommen, was überhaupt nur glänzte. Er grüßte einen von ihnen im Vorbeigehen mit einem Nicken, wurde aber von diesem nicht weiter beachtet. Ohne über seine Schritte nachdenken zu müssen lenkten ihn seine Füße durch das fast völlig vernichtete und labyrinthartige Gebäude und führten ihn zu einem verlassenen Raum, der weit vom Eingang entfernt war. An dem Raum war nichts besonderes, nur mit einer Ausnahme: Eine schmucklose Steintafel, wie es sie in diesem Gebäude zu hunderten gab, nur war sie nahezu unbeschädigt. Nur war das nicht der Grund, weshalb sie besonders war.
Merl:Verschieber.
Die Psynergyhand griff nach der Platte, fand Halt und drückte sie nach seinem Willen zur Seite und gab eine kleine geheime Öffnung frei, durch die er sich hindurch zwängte. Die Platte schloss sich geräuschlos wieder hinter ihm. Merl konnte ein nervöses Schlucken nicht unterdrücken. Er war da. Und es war so einfach abgelaufen, dass es ihm unheimlich vorkam. Aber er nahm es einfach hin. Jetzt gab es ohnehin kein Zurück mehr. Mit festen Schritten folgte er den niedrigen schmucklosen Felsgang, der sich schwindelerregt lang vor ihm erstreckte. Die geheime Ausbildungsstätte für mirnuzarianische Adepten existierte tatsächlich immer noch und ihr Zugang war in den Ruinen der alten vernichteten angelegt. Dabei war sie so angelegt, dass kein Ruinenbesucher zufällig über sie stolpern konnte. Der Gang führte von der eigentlichen Ruine weit weg und führte in ein Tal, dass von einer Kette von einem unüberwindbarem Gebirge umgeben war. Dort war die eigentliche Enklave versteckt. Mit jedem seiner Schritte und dem Klacken seines Stabes, den er auf dem Boden aufsetzte, schlug sein Herz etwas höher. Er lief mitten in das Reich seines Feindes und hatte womöglich nicht einmal das Überraschungsmoment auf seiner Seite. Aber er hatte keine Wahl. Und auf einmal war der lange Gang zuende und führte auf einen breiteren Korridor aus hellen Backstein. Es standen keine Wachen am Gang. Seltsam. Er folgte dem Korridor und begegnete keine hundert Meter später den ersten Schülern, die ihn nicht weiter beachten, da sie ihn für einen von ihnen hielten. Merl konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Er war zurück. Da auf ihn keine Falle gewartet hatte, hatte Mallar es vermutlich noch nicht oder erst vor wenigen Augenblicken geschafft zu berichten. Falls er ihn überhaupt erkannt hatte. Wie im Traum wandelte er durch die vertrauten Korridore, sah Vertrautes, entdeckte Veränderungen und sah unter den Schülern das eine oder andere vertraute Gesicht. Doch niemand erkannte ihn, so wie er jetzt aussah. Falls ihn also niemand zufällig aufgriff und eingehend seine Psynergy überprüfte und dann noch wiedererkannte, konnte ihm eigentlich nichts passieren. Auf den Gärten hielt er an. Sein Blick hatte sich auf eine unbelegte Steinbank geheftet, auf die er früher immer gerne gelegen hatte.
Merl[flüstert]:Es ist ein Weilchen her...
Er ließ sich auf ihr nieder und legte sich hin. Da lag er, mitten im Reich eines Feindes, der seinen Tod forderte, und sonnte sich für einen Moment...

Corfas verbeugte sich vor seinem Meister.
Corfas:Ihr habt gerufen?
Maze drehte sich in betonter Gelassenheit um und schritt auf ihn zu.
Maze:Corfas... Ich möchte das du, Ruby, Krauz und Quilzar im sechsten Turm in Bereitschaft seid. Wenn wir uns auf Besuch einstellen müssen, dann ist es dort am wahrscheinlichsten.
Corfas:Äh... Verstanden, Meister. Darf ich fragen warum?
Maze:Ich bin alles noch einmal durchgegangen. Eine Flucht meiner Opfer aus ihren Spiegelkammern war unmöglich. Aber es gibt nur eine Möglichkeit...
Corfas:Die da wäre?
Maze:Die einzige Verbindung zwischen diesen Kammern und dem Rest des Turmes, sogar aller Türme waren die Spiegel. Die Spiegel, mit denen wir uns durch die Türme bewegen und die Sicherheitssysteme steuern. Es gibt keine andere Erklärung: Sie sind durch die Spiegel geflohen.
Corfas Augen weiteten sich erstaunt.
Corfas:Wie ist das möglich?
Maze:Dazu gibt es viele Erklärungen. Ich bin überzeugt, dass ich keinen Befehl gegeben habe, der diese Flucht aus Versehen ermöglicht. Schatten hat mir das sogar bestätigt. Also...
Corfas:Also?
Maze:Da sie alle gleichzeitig verschwunden sind, bedeutet das eines: Die Spiegel haben sie eingesogen. Und das bedeutet eines: Schatten weiß es, aber verschweigt es mir.
Dem Erdadepten klappte die Kinnlade herunter.
Corfas:Schatten betrügt Euch? Aber... Das ist fatal! Die Festung, die Systeme... Alles steht unter seiner Kontrolle! Wenn er sich gegen Euch wendet, wird das kaum gut ausgehen.
Maze:Das ist richtig. Aber wenn Schatten mich vernichten wollte, dann hätte er das schon vor Ewigkeiten getan. Nein, er wollte verhindern, dass ich sie dauerhaft gefangenhalte, nicht mehr und nicht weniger. Die Frage ist das Warum.
Corfas:Und was werdet Ihr jetzt tun?
Maze:Nichts. Schatten mit meiner unbeweisbaren Vermutung zu beschuldigen bringt keinen weiter, am wenigsten mich. VIELLEICHT war es irgendein Wächtertrick, aber eigentlich war das auch nicht möglich. Aber wenn sie die Spiegel genommen haben und daran besteht kein Zweifel, dann...
Corfas:Sind sie bereits in den Türmen?! Unmöglich! Selbst mit ihren Fähigkeiten: Wir hätten sie zumindest schon entdeckt!
Maze:Bis auf dort, wo man nicht suchen kann.
Jetzt war er ratlos. Er sah seinen Meister hilflos an und wartete auf die Antwort.
Maze:Sie wandeln die Ganze Zeit im Äther des Systems. Sie hängen zwischen den Spiegelflächen fest und können weder vor und zurück. In diesem Zustand können wir sie unmöglich erreichen, bis auf einer...
Corfas:Schatten.
Maze:Genau. Also wenn er dahinter steckt, dann erklärt das Einiges. Will er sie für sich haben? Oder will er sie im ungünstigsten Moment freilassen? Darauf habe ich keine Antwort. Deshalb müssen wir uns so gut wie möglich auf den Sturm vorbereiten, selbst im tiefsten Inneren der Türme.
Corfas:Aber der sechste Turm... Sie werden sicher kommen, um Euch zu töten, Meister.
Maze:Werden sie nicht. Alisha, ihre Schwägerin und ihre missratenen Freunde bestreiten den Weg des selbstzerstörerischen der Treue. Sie werden zuerst ihre Freunde retten. Aber es kann auch sein, dass sie sich aufteilen und auch hier auftauchen. Aber sie können mich nicht töten. Nicht, bevor sie eine Möglichkeit gefunden haben mich von diesem Körper zu trennen. Dummerweise verstehen sie nicht, dass Anarath tot ist...
Er gestattete sich ein selbstzufriedenes Lachen.
Corfas:Also bewachen wir im sechsten Turm die Gefangenen?
Maze:Sicher. Und seht zu, dass Qilzar sie nicht aus Spaß umbringt. Mia gehört Schatten und ihr werdet dafür gerade stehen, wenn sien Testobjekt Schaden erleidet.
Corfas:Sehr wohl. Ich sage den anderen Bescheid und lasse Qilzar den äußeren Bereich bewachen.
Mit einer weiten Verbeugung ging er davon. Maze stöhnte gereizt. Wenn seine Vermutung richtig war, konnte Alisha und ihre Begleiter jeden Moment wieder auftauchen. Und das konnte praktisch überall sein. Er hatte wieder ein paar Stunden mit System debattiert, aber keine Ergebnisse erzielt. Aber sie mussten dort sein. Sie konnten sich nicht einfach in Luft aufgelöst haben. Er hatte eine uneinnehmbare Festung, wie sie noch nie existiert hatte. Er hatte eine Reihe neuer Kreaturen, die seinem Willen folgten. Er hatte vier Träger von Elementarsternschwertern. Er hatte Alex und Schatten. Alles war bereit, um selbst Wesen wie Wächter der Ordnung mit aller Gewalt zu vernichten. Doch sein Ziel war unauffindbar. Maze konnte nur warten. Aber früher oder später war es soweit und er würde bereit sein. Die Auseinandersetzung mit Anaraths Familie und seinen Freunden endete genau hier!
Leise, bedächtig, vorsichtig setzte er seine Schritte um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Dennoch fiel es ihm schwer trotz der Anleitung zum schnellen Schleichgehen die er von Alan erhalten hatte. Alan hatte ihm auch geraten eine grau-grüne Wolldecke zur Tarnung zu tragen da, das Schwarz seiner Rüstung im Dunkeln zu sehr auffallen würde.
Also wie war das nochmal. Erst den Fuß heben, dann die Zehen gleichmäßig auf den Boden setzen. Dann langsam den Fußballen absetzen und zum Schluß die Ferse leicht seitlich absetzen. Ihm entwich ein leiser, erleichteter Seufzer als ein weiterer Schritt getan war.
Er hob seinen anderen Fuß und setzte seine Zehen auf dem Fuß eines Wächters ab.
"Kraftwelle!"
Ein mit Psynergy verstärkter Schlag mit dem Handballen schleuderte den Wächter, unter lautem Scheppern, gegen die nächste Wand. Der Wächter blieb auf dem Rücken liegen und konnte aufgrund seines gewölbten Rückenpanzers nicht aufstehen. Er sah aus wie eine große, metallene Schildkröte die man auf den Rücken geworfen hatte.
Vier weitere Wächter kamen im schnellen Gänsemarsch aus einer Tür hinter Grael.
"Drachenschuss!"
Grael rechter Arm wurde zu einem psynergetischen, weißen Schlangendrachen der sich durch die vier Wächter bohrte.
Die Wächter verloren ohne jeglichen Anzeichen von Verletzung das Bewusstsein.
Ein weiterer Wachmann sprang hinter der Hausecke vor Grael hervor und rollte sich dabei seitlich ab um einem Angriff zu entgehen.
"Fänger!"
Graels Drachenarm packte den Mann mit einem ungefährlichen Biss und schleuderte ihn hinter die Ecke zurück aus der er gekommen war.
Etwas krachte und Grael hörte das Geschrei der Wachen die von ihrem fortgeschleuderten Kollegen getroffen worden waren.
Soviel zu Graels Talentlosigkeit im Schleichen. Er würde einfach die Zeit damit verbringen so viel Aufmerksamkeit wie möglich auf sich zu ziehen damit Vantardo und Alan sich um die Rettung des Kindes kümmern konnten.

Er betrat den dunklen Raum. Er ging aus Gewohnheit hinter einem Weinfass in Deckung. Wenn er in einen Raum kam ohne jegliche Deckung fühlte er sich einfach nackt. Die Torflügel aus Eichenholz schlugen hinter ihm zu. Ein leeres Weinregal wurde durch die Gegend geschleudert und landete so dass es den Weg zum Ausgang vollständig blockierte. Alan blieb regungslos. Auch als er hörte wie der Kronleuchter heruntergelassen und die Kerzen darauf angezündet wurden. Alan sah den Schatten des Menschen der den Kronleuchter anzündete.
"Du, kannst ruhig heraus kommen, Alan." sagte die Stimme die dem Schatten gehörte. Sie klang nicht vertraut.
Alan sagte nichts. Die namenlose Stimme seufzte.
"Ich tue dir nichts. Vertrau mir! " sagte die Stimme. Alan grub in den staubigsten Ecken seines Erinnerungsvermögens doch, er war sich absolut sicher diese Stimme nicht zu kennen. Na, gut er war jetzt shon öfter hier gewesen um Tarii zu besuchen, also war ein Befreiungsversuch sehr wahrscheinlich. Eigentlich konnte es nur ein Bluff sein, sie konnten nicht völlig sicher sein wer er war. Doch andererseits sprach die Stimme so als würde sie ihn kennen.
"Ich will nur ein ehrliches Duell, Blitzmesser. Das ist der Grund warum ich hier angeheuert habe. Seit Jahren schon hab ich gehofft dich mal persönlich zu sehen. Wenn du ein Mann bist willst du doch auch wissen wer der bessere von uns ist, nicht wahr?"
Wer war dieser Kerl? Ein Fan? Nein Alan hatte keine Fans aber dieser Mann schien auf die ein oder andere Weise von ihm besessen zu sein. Er hörte langsame Schritte auf dem Parkettboden. Alan reagierte beinahe ohne nach zu denken und ging bereits hinter dem nächsten Weinregal in Deckung. Er sah wie der Schatten des unbekannten Mannes auf die Stelle fiel an der er vor einigen Sekunden noch gehockt hatte.
"Oh, mir ist schon klar warum du mir nicht antwortest. Du bist in erster Linie ein Dieb und hast deinen Stolz. Aber hör mal, ich hätte dich längst hier einsperren und die Wachen rufen können, aber ich tue es nicht. Und das obwohl ich hier als Söldner angeheuert bin.
Wusstest du dass in diesem Weinkeller fast alles aus Eichenholz besteht? Du weisst was das bedeutet, deshalb sag ich nichts weiter dazu."
Natürlich wusste Alan was das bedeutete. Eichenholz konnte hartnäckiger sein als manches Metall und es brannte sehr lange und sehr gut. Und es brannte sehr lange weil es nicht sehr schnell zerfällt und dem enstprechend lange den Weg nach draußen blockierte. Und dann der ganze Alkohol hier unten. Würde der Mann ohne Namen ein Feuer legen würde Alan es nur in einem Leichensack schaffen aus dem Keller heraus zu kommen.
Der Mann wusste über Eichenholz bescheid, das tat auch jeder Tischler, aber auch diejenigen die es sich angewohnt haben fremde Türen zu öffnen. Aber er kannte auch Alans alten Spitznamen "Blitzmesser",der nur in der weyarder Unterwelt bekannt war. Und der Mann hatte eine subtile Art zu drohen. Und dann dieser seltsame Hauch von Stolz in der Stimme des Typen...
"Du bist ein Assassine, nicht wahr?" fragte Alan. Ein leises Lachen kam als Antwort.
"Wie hast du es herausgefunden? Ich hätte gedacht dü würdest mich für einen Söldner halten."
"Der abfällige Ton in dem du "Eichenholz" sagst. Nur Diebe und Auftragsmörder nennen dieses Wort mit so einem Trotz in der Stimme. Und Diebe würden nie aus Stolz ihr Leben riskieren. "
"Nun, ich erinnere mich noch daran als ich jung und unerfahren war und versucht hab eine Eichentür mit einem großen Hammer ein zu schlagen. Da kann einem die Laune verdorben werden."
Alan sah wie der Schatten des Mannes sich entfernte, aber im Gegensatz zuvor gab es keine knarrenden Schrittgeräusche mehr. Ein Assassine der seinen Schritt nicht tarnt um sich als Söldner aus zu geben. Der Kerl hat Erfahrung.
"Würdest du mir deinen Namen nennen, mein meuchelmordender Freund?"
"Ich bin Clay."
Alan fiel es wie Schuppen von den Augen. Clay! Natürlich! Ein Attentäter der in manchen Kreisen Weyards als "Klingenregen" bekannt ist. Ein Meister des Messerkampfs und vorallem des Messerwurfs. Er soll mit einem Wurf in der Lage sein einer fliegenden Biene sämtliche Augen aus zu stechen ohne sie dabei zu töten.
Alan hasste den offenen Kampf, weswegen er blitzschnell und mit der Macht der Blitze zu stiess um alles schnell zu beenden.
Klingenregen hingegen stand seinen Opfern entgegen der Assasssinen-Tradition von Angesicht zu Angesicht gegenüber, zog sein Messer warf es und traf. Und er traf immer. Wenn eins seiner Messer nicht traf, warf er ein weiteres Messer gegen das erste Messer und liess es so noch einmal seine Flugbahn ändern.
Alan wurde häufig gefragt ob er sich für besser als Clay hielt, doch er verstand nie warum. Messer waren keine Schwerter, ihm kam nie der Gedanke das die Leute ihn für sowas wie ein Koryphäe der Messerkampfkunst hielten. Aber jetzt wurde ihm klar worum es ging, auch wenn er es vorher nicht beachtet hatte.
Es gab immer mehrere Schwertkampfschulen die untereinander im Wettbewerb sind um zu entscheiden welcher Stil der bessere ist.
Die Unterwelt Weyards hielt Alan anscheinend für den Meister der Nahkampfmesserschule und Clay für den Meister der Fernkampfmesserschule.
"Ich... verstehe." sagte Alan nur, während er aus seiner Deckung kam und sich Clay auf dem Korridor gegenüber stellte.
Clay strich sich seine hellbraunen Haare aus dem Gesicht und holte einen Gurt voller verschiedener Wurfmesser aus seinem schwarzen Mantel. Am Gurt hingen mehrere verschiedene Varianten von Wurfmessern, Varianten die aussahen wie normale Messer und auch exotischere Modelle die wahrscheinlich in Kibombo gefertigt wurden und mehr nach Sicheln aussahen als nach Messern.
Es waren Messer deren Flugbahn man kaum berechnen konnte wenn man sie vorher nicht gesehen hatte. Fliegende Mini-Sensen die 3 oder 4 mal die Richtung ändern, als wüssten sie nicht ob sie einen Arm, oder doch lieber direkt den Kopf abschneiden sollten.
Aber Alan hatte in seinem Leben viele Messer gesehen. Clay befestigte den Gurt über seiner Brust und Alan konnte im Innern des Mantels weiteres Metall glitzern sehen. Clay warf eine Münze in die Luft.
"Ein Duell, also? Jetzt werden wir nach all den Jahren herausfinden wer der beste Messerkämpfer Weyards ist. Keine faulen Tricks, keine elementare Psynergie, reine Klingenmanipulation."
Die Münze landete, Klingen klirrten, Alan ging in Deckung.

Vantardo hatte sich nicht sonderlich Mühe gemacht sich zu verstecken. Er hatte mit Grael und Alan ausgemacht das jeder allein nach dem Mädchen suchen sollte und nach einer vereinbarten Frist an einem vereinbarten Ort erscheinen sollte.
Vantardo stolzierte hoch erhobenen Hauptes durch die Gänge des Rebellenlagers der rebellierenden Rebellen. Er grüßte Soldaten und Offiziere, klopfte den Unteroffizieren ermutigend auf die Schulter beim Vorbeigehen und wies mit einem Augenzwinkern einen Soldaten zurecht den er dabei erwischte wie er sich aus einigen unidentifizierbaren Gegenständen Schnaps brannte. Vantardo versicherte dem Soldaten er würde in diesem Fall ein Auge zudrücken und so tun als hätte er nichts gesehen und ihn bei keinem Vorgesetzten melden.
Die Wächter grüßten Vantardo lächelnd als er durch Türen und Pforten ging durch die er eigentlich nicht gehen durfte.
Es war ein offensichtliches Geheimnis dass jeder Trickbetrüger kannte, das Vantardo anwandte und auch etwas das mit seinem gutsitzenden, grauen Anzug zu tun hatte.
Wenn man einen gut gekleideten Menschen sieht, der so tat als würde ihm alles gehören, war dieser Mensch zweifelsohne wichtig und gehörte an den Ort an dem er war. Womoglich gehörte ihm besagter Ort sogar.
Wenn dieser Mensch, sowie Vantardo, auch noch überzeugt davon war so wichtig zu sein wie er tat, verstärkte dass diesen Eindruck nur.
Ein Wächter der eine Pforte bewachte und mißtrauisch fragte wer Vantardo war, bereute es recht schnell. Also liess er Vantardo durch und berichtete niemanden von seiner Begegnung mit einem merkwürdigen Mann im Anzug der eine Art Falkenskulptur aus Kristall auf der Schulter trug.
Niemand fragte nach dem Falken denn alle wussten welch ausgefallenen Waffen in Gar´Nyl verbreitet waren.
Schließlich gelangte Vantardo in eine steinerne Hütte die er durchqueren musste um laut dem Bericht des schnapsbrennenden Soldaten zu dem Ort zu gelangen an dem das Mädchen gefangen sein sollte.
Er schloß die Tür hinter sich, klopfte sich die Schuhe ab und verneigte,nicht verbeugte(er war immerhin kein Untergebner), vor der kleinen Bärtigen Gestalt mit Zipfelmütze die reglos in der Mitte des, ansonsten vollkomen leeren Raums stand.
Vantardo ging unbeirrt weiter auf das kleine Wesen zu.
"Du bist ein... Leprechaun, so heisst das Wort, richtig? Du gehörst zu den kleinen, grün angezogenen Männern die einen Topf voller Gold am Ende eines wunderschön glänzenden Regenbogens bewachen. Ich war schon immer neidisch, aber nicht all zu neidisch, auf euer Stilbewusstsein."
Die kleine Gestalt sah mit regungslosen, dunklen Knopfaugen zu ihm hinauf.
"Ich bin ein Gnom-Magier." antwortete der falsche Leprechaun.
Andere Menschen wären jetzt vielleicht ein wenig in Verlegenheit geraten, doch Vantardo sagte,"Nein, das muss dir nicht peinlich sein,
du kannst mir sagen dass man ein Haus über das Ende deines Regenbogens gebaut und dich ausgeraubt hat. Ist sicher schon vielen vor dir passiert, schäm dich nicht. "
Varai pickte Vantardo ins Ohr.
"Au! Was sollte das denn? Und beweg dich nicht. Denk an deine Tarnung! Ich brauche so etwas wie Tarnung nicht, weil ich mit dem gesamten Universum Freundschaft geschlossen hab. Aber du bist eine Eis-Bestie, du hast Feinde überall."
Varai pickte ein weiteres mal.
"Argh!"
"Er ist wirklich ein Gnom-Magier, ein Monster aus Weyard, ich habe schon welche gesehen."
Vantardo und der Eisfalke blickten beide zu dem Gnom-Magier hinunter. Nach einer Weile sagte Vantardo,"Na, los! Entschuldige dich bei ihm."
Varai stöhnte genervt, es war unmöglich Vantardo dazu zu bringen sich einen Fehler ein zu gestehen. Aber Vantardo war Varai irgendwie sympatisch, was wahrscheinlich am Meisten damit zu tun hatte dass Josh ihn nicht leiden konnte. Und alle Leute die Josh nicht leiden konnte waren Varai auf Anhieb sympatisch.
"Es tut uns außerordentlich..."
"Du meinst dir." warf Vantardo ein. "Weisst du, dieser Eisfalke hier schickt mir seine Gedanken zu und lässt mich einfach seine innersten Gedanken ausplaudern.Er macht das unabsichtlich, deswegen, verzeih ihm wenn es zu Missverständnissen kommt."
Der Gnom-Magier sagte nichts, blinzelte nicht und sah ihn weiter mit seinen ausdruckslosen Knopfaugen an.
Anderen Menschen wären zu diesem Zeitpunkt nervös geworden, doch Vantardo salutierte lächelnd, für den Fall dass der Gnom-Magier ein Soldat war und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter während er an ihm vorbeiging und auf Tür am anderen Ende des Raumes zusteuerte.
"Ich habe dich nicht vergessen Maxi", sagte der Gnom-Magier hinter ihm.
Vantardo bleib regungslos stehen und schaute nicht zurück.
"Ich dich auch nicht, Opa Winterzahn. Es ist lange her, nicht wahr?"
"Sehr lange für einen Menschen, aber einfach nur lange für jemanden aus dem Volkstamm der Wichtel, wie ich es bin."
"Ich hatte gehofft, wenn ich so tue als kenne ich dich nicht, müsste ich nicht mit dir kämpfen. Aber du arbeitest jetzt anscheinend hier und deine Loyalität gegenüber Arbeitgebern kenne ich." Er zog mit einem müden Brummen seinen Rapier.
"Deine Mutter war eine gute Frau." sagte Winterzahn.
"Oh, verschone mich damit... Ich hatte wirklich gehofft dass ich hier vorbei komme ohne dich zu verletzten."
Der Gnom-Magier gluckste vergnügt. Es war als hörte man einen Gartenzwerg lachen.
"Du? Mich verletzen? Ich hab deinen Hintern gepudert und deine Windeln gewechselt."
"Könntest du das bitte für dich behalten? Wenn die Leute erfahren dass mich ein Wichtel ohne Hose gesehen hat wird mein Ruf ziemlich darunter leiden." sagte Vantardo mürrisch.
"Leck mich." sagte Opa Winterzahn.
(@sking: Es sind nicht alle Mitglieder der Gruppe am selben Ort gelandet. Bisher waren nur Jenna, Felix und Zail erwähnt. Ich überlasse es dir ob deine Szene eben bei den dreien oder bei den übrigen drei stattgefunden hat. Die "Begrüßung" fällt ähnlich aus, weshalb es in beiden Fällen passt.)

Talos reagierte kaum, als Zaerkaran auf beschädigten Plattform erschien und blickte weiterhin geduldig auf den zerschmetterten Torbogen.
"Du...?" Der Herr der Klingen trat neben ihn. "Wenn du noch hier bist, wer ist dann?" Er nickte in Richtung des kaputten Torbogens.
"Unser Herr des Wissens, wäre eigentlich die einzige Erklärung."
"Was hat dieser Volltrottel vor?!", knurrte Zaerkaran, "Damit zerstört er alles von der zweiten Ebene an abwärts."
"Als Herr des Wissens in einer Form der ersten Ebene ist der Effekt äußerst gering.", beruhigte er seinen Verbündeten.
"Wie lange also?"
"Bis es gefährlich wird? Zwei Wochen mindestens. Wenn er die Gestalt eines höheren Wesens annehmen sollte, überleben wir natürlich nicht einmal zwei Sekunden."
"Wie ist er überhaupt durchgekommen? Selbst du brauchtest all das hier. Und du bist der Bote der Existenz."
"Wenn er gehandelt hat, bevor sich mein Tor geschlossen hat, könnte er hineingelangen. Aber er gelangt nicht mehr heraus. Immerhin ist diese eine Welt eine zweite Art Existenz und als solche nicht den gewöhnlichen Regeln unterworfen. Ich hoffe nur er weiß das, wenn es ihn überrascht könnte er Dummheiten machen."
"Dann erklär mir warum seine Anwesenheit irgendetwas ändert, als Herr der Klingen ist meine Anwesenheit in dieser Existenz notwendig, um die Klingen zu erhalten, aber er verfügt nicht über eine solche Funktion."
Talos seufzte, da er diese Handlung für passend erachtete. "Er ist ein Mitglied der dritten Ebene, die die Essenz der Existenz ist, folglich darf ein Mitglied es nicht verlassen ohne sie zu Schwächen. Die zweite Existenz die ein Abfallprodukt der Ersten ist verfügt nicht über eine zweite und dritte Ebene und daher ein ziemliches Chaos. Sie ist deshalb so instabil, dass sie nur Wesen der ersten Ebene betreten können ohne sie zu zerstören. Bei einem höheren würde sie augenblicklich zerfallen. problematisch ist das für uns nur, wenn ein Wesen der dritten Ebene abwesend ist und unsere Existenz geschwächt ist, dann würde unsere Existenz ebenfalls zerfallen. Aus der letzten Erfahrung wissen wir natürlich, dass die dritte Ebene es übersteht."
"Es ist folglich eine Welt, die zerstört wird, wenn höhere Wesen sie betreten und deren Untergang auch den unseren bedeuten kann."
"Ja... So könnte man es ausdrücken, da sie in diesem Fall nur aus einer einzelnen Welt besteht. Wenn gleich sie natürlich, um ein vielfaches schwerer zu betreten ist, als jede andere Welt."
"Aber da der Herr des Wissens sie nicht verlassen kann...", fragte Zaerkaran grimmig.
"Nun ich habe natürlich Vorkehrungen getroffen, damit mein Körper hierher zurückkehren kann, aber wenn irgendjemand die Chance verpasst bekommt er nie wieder eine Chance. Und was das im Falle des Herrens des Wissens bedeutet ist dir klar."
"Na herrlich... Ich hoffe er vermasselt es nicht." Mit einem wehen seines Umhang aus Licht und Schatten verschwand Zaerkaran wieder.

Das große blaue Wesen, das an einen Herkuleskäfer erinnerte landete summend in der Kristallhalle. Der Panzer des Insekts hatte mehrere Risse und dem Tier fehlte auch ein Bein. Eine Vibration ging durch die Halle.
"Hüter Treses, was führt euch zu mir.", erklang eine altklingende Stimme aus der Mitte der Halle wo ein Pyramidenförmiges Obejekt stand.
"Wir haben drei Störfaktoren, Nor.", sagte der Käfer in einer Stimme, die keineswegs zu einem Insektenkörper passte.
"Es scheinen mehr zu sein." Erklang die Stimme die dem Wesen namens Nor gehörte.
Eine grauhäutige dürre Gestalt mit schwarzen Stacheln erschien in der Luft über der Pyramide.
"Dies ist Sensenmann Livilos. Er ist aus einem Kampf hierher geflohen, aber bevor er berichten konnte, was passiert war, starb er durch ein Gift, das auch auf seine Rasse zu wirken scheint. Ich werde seinen Körper nun absorbieren, um Energie für das Reich zu gewinnen."
Der tote Sensenmann verschwand im inneren der Kristallpyramide.
"Was sollen wir jetzt tun, Nor?", fragte Treses unruhig.
"Als einstiger Hüter sollte euch die Vorgehensweise bekannt sein. Störfaktoren müssen ausgelöscht werden. Setzt so viel Gewalt ein wie nötig, aber verringert nicht die Arbeit, die verrichtet werden kann, um das zu tun. Das Überleben des Reiches hat oberste Priorität."
Ein aggressives Summen, dann verschwand Treses und ließ die Pyramide, Nor, allein zurück.
"Konstruktion beginnen."
Helle Lichter fingen an über der Pyramide herumzuwirbeln.

Demel erhob sich wankend vor dem fremdartigen Mann. Gratiel hätte es nicht so sehr übertreiben müssen, als er ihn niederschlug. Jetzt bot er diesem Zance einen wirklich jämmerlichen Anblick. Er tat dennoch sein möglichstes um Haltung anzunehmen. Im Augenblick unterstand er Zance Befehl. Das war das besondere an der Verfolgungseinheit. Sobald sie Flüchtlinge aus einem Spezialsektor verfolgten, unterstanden sie nur noch den drei höchsten Generälen, den zehn höchsten Adeligen und den Geheimdienstagenten der ersten drei Kommandorängen. Das waren auch die einzigen, die eine ihrer Aktionen unterbinden konnte. Diese Tatsache und ihre Wind-Adepten deren Spezialität es war einzelne Leute aufzuspüren sorgten dafür, dass man ihnen kaum entkommen konnte.
"Ihr scheint Glück gehabt zu haben. Ich glaube nicht das viele eine Begegnung mit dem Banditenkönig unter diesen Umständen überlebt hätten."
"Ich hatte Glück, offenbar hielt er mich für nicht wichtig genug.", log Demel ohne eine Miene zu verziehen, "Was haben sie übrigens mit der Leiche getan?"
"Wessen Leiche?", fragte Zance verwundert.
"Der zweite Flüchtling. Er sah aus wie unser König, aber ich habe ihn durchschaut und getötet."
"Hier war keine Leiche."
"UNMÖGLICH!" Er verstummte. "Ich bin sicher er war tot."
"Ihr müsst euch geirrt haben."
"Ja... Muss ich wohl."
"Was ist eure Verbindung zum Banditenkönig?", kam es unerwartet von Zance.
"Es gibt keine, außer das er mich niederschlug natürlich."
"Seid ihr einer seiner Sympathisanten?"
"Nein!"
"Sogar einer seiner Diener."
"Nein, verdammt!"
Schneller als er es sah schloss sich ein leuchtender Würfel um ihn, der permanent schrumpfte.
"Zance, sie verdammter... Sobald man meine Verhaftung überprüft zieht man sie zur Verantwortung!"
Er glaubte jedoch nicht an diese Worte. Als nächstes würden ihn Geheimdienstagenten auseinander nehmen, bis sie die Wahrheit kannten, die Zance dummerweise richtig erkannt hatte.
"Ihr Atem hat sich in einem Maße beschleunigt, das typisch für überzeugende, aber wenig erfahrene Lügner ist. Sobald man sie überprüft kommen nur die Details heraus.", Zance wandte sich, um während ihn das schrumpfen seines Gefängnisses zwang in die Knie zu gehen, "Ich werde mich jetzt, um euren Boss und den anderen kümmern." Zance schien sich regelrecht in Luft aufzulösen, als er das zerstörte Büro verlies.

Er hustete schwer, stürzte zu einer Wand hinüber, konnte keinen Halt finden und rutschte an dieser zu Boden.
"Was für ein alberner König.", erklang eine Stimme auf eine gerade zu diabolische Art und Weise amüsiert.
"Ihr könntet mir zumindest helfen aufzustehen, Zaarel.", schnaubte er, "Oder wie wäre es, wenn ihr das tut, Sincan."
Der alte General zuckte mit den Schultern. "Würde ich gerne tun, aber Zaarel meint, ich solle Körperkontakt vermeiden."
"Die Reanimation eines Toten ist zeitbegrenzt genug, aber bereit bei einem Händedruck mit einem Lebenden kann sie augenblicklich beenden."
"Gott, hören sie auf so zu reden Zaarel!"
"Mein König, Garvas, diese Methode ist dazu da Tote zu befragen und nicht, um sie zurückzuholen. Mit anderen Worten sollten sie uns erklären, wer euer Doppelgänger im Palast ist."
"Er hat einen höheren Befehlsrang als ich und konnte sowohl meine, als auch eure Gestalt annehmen Sincan."
"Das kann nicht sein! Er ist tot.", Sincan trat einen Schritt näher an Garvas heran.
"Nicht notwendigerweise. Das war eine Suche nach neuen Welten, also besteht durchaus die Möglichkeit, dass er einfach nicht zurückkehren konnte." Zaarel schloss das Buch, das er die ganze Zeit über in der Hand hielt. "Aber er besaß eine unvorstellbare Loyalität unserem Land gegenüber. Ausgeschlossen, dass er sich gegen uns stellt."
Er lachte schwach. "Vielleicht denkt er es wäre besser, wenn er dieses Land regiert."
Zaarel stand auf. "Dummerweise können wir nicht beweisen wer er ist."
"Wir können nicht einmal sicher sein, dass er es ist.", unterbrach Sincan ihn.
"Soll das heißen ihr traut mir nicht, Sincan?", fragte Garvas und hustete erneut, "Verdammt tut was gegen diesen durchstochenen Lungenflügel!"
"Heilung oder Reanimation. Jede Psynergie bricht eure Wiederbelebung."
"Wie sehr foltert ihr die, die enthauptet wur-" Garvas Augen verloren ihr nicht.
"Zurück in den Tod." Zaarel schlug sein Buch wieder auf. "Was machen wir Beide jetzt."
"Nachdem wir schon einen Befehl des momentanen Regenten ignoriert haben und anstatt nach Mirnurzar zu gehen eine Leiche befragt haben? Klingt für mich nach einer Überprüfung der Theorie unseres toten Freundes."
"Ich hoffe wirklich das Tewer bald wiederkommt, sonst haben wir ein echtes Problem wie diese Theorie stimmt." Zaarel machte eine abfällige Bemerkung. "Unfassbar."
"Was?", fragte Sincan.
"Der Autor dieses Buches wird in ganz Silkanas ein Genie genannt. Ich musste bisher siebzig Prozent seiner Theorien umschreiben damit es fachlich richtig ist. Der Geheimdienst sollte seine wissenschaftlichen Erkenntnisse wirklich veröffentlichen dürfen, sonst werde ich für den Rest meines Lebens damit beschäftigt sein Bücher aus Tewers Bibliothek zu korrigieren."
"Ich gebe zu, dass ich wissen wollt, was ihr die ganze Zeit mit diesen Büchern macht, aber gerade eben ist möglicherweise unser König gestorben."
*Ich habe nur die Namen ausgetauscht. Sollte so in Ordnung gehen.
Btw: Der „Unbekannte“ ist nicht der Herr des Wissens selber, sondern nur jemand der für diesen arbeitet. Heris zumindest, hat sich an ihn erinnert. Natürlich kannst du trotzdem noch sagen, dass der Unbekannte oder der Herr des Wissens nicht von jedem aus der dritten Ebene unterscheidet/erkannt werden kann.


Die Gruppe blieb stehen und sahen vor sich zwei Gestalte die sich aufeinander stürzten. Eine riesige Lichtdetonation erfasste das Areal und der größere der beiden Gestalte war verschwunden. Das andere Wesen, welcher nun eindeutig als Mensch identifiziert werden konnte landete auf den Füßen. Er hatte braune Haare, die eine Gesichtshälfte von ihm verdeckten und trug nur eine auffällige zwei Meter lange Klinge mit sich, die er gerade einsteckte.
???: Heh, er ist geflohen.
Der Unbekannte richtete auf und wandte sich zu der Gruppe die sich ihm bereits genähert hatten.
Jenna: Du wurdest von diesem Sensenmann genauso freundlich begrüßt wie wir?
???: In der Tat. Ich nehme an, ihr wurdet auch von der Gastfreundlichkeit dieser Wesen genauso positiv überrascht wie ich.
Zail: Und du bist?
???: „Ich bin das was...“
Er stoppte kurz und schüttelte seinen Kopf.
???: Ich meine ich kann mich nicht mehr an meinem Namen erinnern.
Felix: Du kannst dich nicht daran erinnern?
???:Ja, Unglücklicherweise habe ich vor nicht allzu langer Zeit meine Erinnerungen über meine Person verloren. Ich wusste nicht was ich tun oder machen sollte. War vielleicht auch besser so. Ein komisches Wesen fand mich sagte irgendetwas davon, dass ich seinen Körper finden solle und er mir im Austausch meine Erinnerungen geben könne. Ich stimmte zu, da ich sowieso nichts anderes zu tun hatte. Ein langer Weg folgte und ich fand mich schließlich hier wieder.
Log er, den nichts von dem er erzählte stimmte. Er bezweifelte sogar, dass Talos überhaupt etwas darüber wusste, dass er diesen Ort betreten hatte. Ob er es wusste oder nicht, interessierte ihn gleich null, denn schließlich gab es keinen Wesen der ihn vor dem Eintritt an einem Ort verwehren konnte. Den schließlich gehörte das Betreten jedes Areals zu einer seinen einzigartigen Fähigkeiten.
Jenna: So ähnlich ist es bei uns abgelaufen. Wenn auch nicht ganz so freiwillig....
???: Wir haben also das selbe Ziel? Das dachte ich mir offen gesagt. Was hält ihr davon, wenn wir unsere Kräfte für diese komische Aufgabe verbünden? Falls ihr einverstanden seid, könnt ihr mir ruhig eure Namen verraten. Ansonsten werde ich trotzdem das Ergebnis akzeptieren und mich alleine auf meinen Weg begeben... Ohne die Atmosphäre einer Gruppengesellschaft.
In seinen letzten Worten konnte man ein leichtes seufzen entnehmen, als er die Gruppe anschaute und auf ihre Antwort wartete.



Eton und Hardin befanden sich in einem verlassenen Gegend und warteten ungeduldig auf ihren Kapitän. Wo man auch hinschaute, nur Gebirge. Eton hatte bereits einen Verdacht, warum es hier in der Nähe weit und breit weder eine Stadt, noch einen Dorf gab. Diese Umgebung wimmelte nur von gefährlich aussehenden Monstern, die offensichtlich nichts besseres zu tun hatten als sich an den erst besten Fremdling in ihrer Nähe zu stürzen. Als er die Nachricht von Saul erhalten hatte, war er hierhergekommen. Er hatte sich richtig durch schmuggeln müssen. Er hatte schließlich keinen Schiff gehabt, womit er Shetver hätte erreichen können. Nachdem er sich in ein Schiff, mit Shetver als Ziel, erfolgreich eingeschlichen hatte und sich die ganze Fahrt lang in einem Gepäck der Passagiere verstecken musste, war er irgendwann aufgeflogen. Ein Kind, der offenbar ein Spielzeug in seinem Gepäck vergessen hatte, wurde von seiner Mutter begleitet. Das Geschrei der Frau, nachdem sie ihn vorgefunden hatte, war unglaublich laut gewesen. Laut genug, damit er aufflog und aus dem Schiff ins Meer geworfen wurde. Sie hatten ihn zum Glück nicht erkannt und noch mehr Glück hatte er, als ihn ein Fischer entdeckte und ihn mit auf sein Boot nahm. Von ihm hatte er erfahren, dass sie sich nicht allzu fern von der Küste Shetvers befanden. Schließlich war er dann doch noch irgendwie hierher gelangt. Hardin hatte er Mitten in diesen endlos erscheinenden Gebirgen gefunden. Oder vielmehr... er hatte ihn gefunden. Diese Harpyien ähnliche Kreaturen hatten ihn verfolgt und er war vor Angst in eine Höhle geflüchtet. Wie er feststellen musste, befand sich darin ein Ork. Entweder er konnte raus und draussen zerfetzt werden oder hier drinnen... was für eine Wahl! Er hatte sich schließlich entschieden rauszurennen und hatte sich bei dem Versuch irgendwo gestoßen, weswegen er umfiel und nicht aufstehen konnte. Seine ganze Ausrüstung hatte er unglücklicherweise schon verbraucht. Der Moment als der Ork seine Axt erhob hätte sein Ende gewesen sein können, doch so war es nicht. Wenig später fiel dieser mit Eisscherben durchbohrt leblos auf dem Boden. Eine vertraute Stimme, ein vertrautes Gesicht – Hardin.
Eton: Ich frag mich was er jetzt vorhat. Ich kann dir gar nicht erzählen was mir alles in der Zeit passiert ist!
Hardin: Du warst nicht der einzige der negative Erlebnisse durchmachen musste.
Saul: Da seid ihr ja.
Ein Schatten fiel auf sie. Als sie hochschauten erkannten sie einen großen Vogel, von dem wenige Sekunden später ein Mann heruntersprang und vor ihnen landete. Der Vogel, der kein geringerer als Sky war, schrumpfte und nahm anschließend am linken Schulter des Kapitäns platz.
Eton: Tag.
Saul: Ich werde schnell zur Sache kommen.
Hardin: Oho. Ist der Kapitän etwa sehr beschäftigt? So beschäftigt, dass er nicht einmal Zeit für einen Small Talk mit seiner Mannschaft übrig hat?
Ein Lächeln bildete sich auf dem Gesicht des Mannes, doch dieser schüttelte dann nur seinen Kopf.
Saul: Nein, es ist nicht so das ich keine Zeit hätte oder besonders beschäftigt wäre.
Eton: Hm?
Saul: Es ist ganz einfach. Man kommt von selbst darauf wenn man nur kurz darüber nachdenkt. Wieso sollte ich einen Smalltalk mit Leuten führen die schon bald sterben werden?
Eton: Pft. Du bist gar nicht lustig Saul. Wir werden zwar gesucht, doch Tot sind wir lange noch nicht. Vielleicht wenn du weiterhin so dickköpfig bist und immernoch an Mirnuzar hängst. Es gibt noch andere Welten wie Silkanas oder Risteme. Aja, sogar Galatan existiert wieder... aber ich sage das schon mal im voraus: Dort sind wir schneller Tot als jetzt.
Hardin: Hm? Was ist in Galatan?
Eton: Ein komisches hässliches Wesen der Mitten plus eine Welt die offensichtlich den Schicksals hat immer wieder zerstört und aufgebaut zu werden.
Hardin: Moment. Du warst in Galatan? Wann?
Eton: Nicht... lange her. Ich habe eine für die Menschen gefährliche Rasse mit voller Absicht nach Galatan gelenkt und sie dort sterben lassen. Ich bin selbst entkommen. Ich verdiene dafür eine Auszeichnung. Ich sollte zum Helden ernannt werden, aber nein. Niemand hat diese Leistung auch nur BEMERKT!
Hardin: Sicher Eton. Sicher hast du das.
Eton: Was? Du glaubst mir nicht?!
Saul: SCHLUSS!!!
Die beiden wandten sich wieder Saul zu.
Saul: Das ist der Grund warum wir hier so kurz gezogen haben. Mit dieser närrischen Art seid ihr mir ein Klotz am Bein. Ich zeige euch, wie ich mit solchen Leuten umgehe.
Ohne Ankündigung rammte Saul seinen Hacken in Sauls Schulter. Wenige Sekunden später wurde er von einem heftigen Stromschlag erwischt, welcher nie zu enden schien. Die überraschte Gruppe schaute zu, wie sich Hardin mit viel Glück und ein wenig Können sich aus dem Hacken schließlich doch befreien konnte. Er war allerdings nun am ganzen Körper paralysiert und konnte sich kaum mehr noch rühren.
Eton: Was hast DAS zu bedeuten?
Sky: Ja Saul. Was sollte das?
Der Kapitän lachte und schaute Hardin und Eton mit einem diabolischen Blick an.
Saul: Das was ich sagte. Ihr werdet hier sterben. Nur aus Respekt weil ihr mal nützlich gewesen 'wart' werde ich euch persönlich umlegen.
Sky: Du willst was?
Saul: Du siehst überrascht aus Sky. Seien wir doch mal ehrlich. Wofür brauchen wir diese Versager noch? Der eine ist schwach wie eh und je und wird ausserdem noch in ganz Mirnuzar als Verbrecher gesucht. Hardin dagegen ist ebenfalls kein unverzichtbares Mitglied.
Er ballte seine Hand, seine Augen wurden größer genau wie sein Grinsen.
Saul: Sie bringen mir kein Geld mehr ein! Ihre Fähigkeiten sind begrenzt. Ich brauche keine Mannschaft mehr. Ich werde mir das entsprechende Personal für entsprechendes Geld zusammenkaufen.
Hardin der wegen der Paralyse noch am Boden gelegen hatte stand wieder auf.
Hardin: Du bist verrückt.... wahnsinnig. Wir haben mit voller Leidenschaft für dich und mit dir gearbeitet. Wir hatten Unmengen an Spass. Wir haben alles für dich gegeben.... und du willst uns nun töten nur weil wir dir und deinem „Gewinn“ im Weg stehen könntne? Was ist aus dir geworden Saul? Kann Geld einen Menschen wirklich so sehr verändern?
Saul: Wie ich bereits sagte: Ja.
Eton konnte vor Angst bereits nicht mehr reden. Hardin sowie er wussten, dass sie gegen Saul keine Chance hatten. Nicht nur, dass er in der Überzahl war, nein sie kannten ihn bereits sehr gut. Diese man besaß über ein größeres Arsenal an Artefakten, wie vermutlich kein anderer Mensch vor ihm. Einen Dschinn, der in sich vereint bis zu 64 Dschinneigenschaften aufwies und noch vieles mehr.
Saul hob seine Hand und wenig später bildete sich eine Lichtkugel über ihn. Iris! Die mächtigste Dschinnbeschwörung in Sauls Besitzt. Dieser Angriff würde mehr als ausreichen um einen angeschlagenen Hardin sowie einen vor Angst gelähmten Eton zu erledigen.
Saul: Ir-
Plötzlich wurde er unterbrochen. Ein gewaltiger Angriff trat ihn und stieß ihn gewaltig um.
Saul: Wie?
Der Schätzesammler stand überrascht auf und erkannte, dass Sky ihn gerade umgetackelt hatte.
Der Vogel hatte die Größe eines Riesenfalkens angenommen und stand schützend vor Hardin und Eton. Dieser sah zu den beiden.
Sky: Das ist eure einzige Chance zu entkommen. Lauft weg. Ich kümmere mich um ihn.
Hardin: Aber was ist mit dir?
Sky: Es ist so das beste. Eton!
Eton nickte. Hardin war paralysiert und würde demnach nicht richtig laufen können, weswegen er ihn wohl oder übel tragen musste. Bevor sie verstanden warfen sie einen letzten Blick zu Sky.
Eton: Halte den Kranken Typen auf!
Saul: Sky? Was sollte das?
Sky: Ich werde nicht zulassen, dass du ihnen etwas antust.
Saul: Du willst was? Geh sofort aus meinem Weg Sky. Ich warne dich!
Sky: Was sonst? Willst du mich nun auch beseitigen?
Saul:Du verrätst mich? Mich für diese nutzlosen Verlierer? Denkst du ich würde Verrat dulden?
Sky: Du hast dich wirklich sehr verändert Saul. Ich werde es nicht zulassen, dass du ihnen etwas antust. Selbst wenn es bedeutet dich hier und jetzt zu bekämpfen.
Ein Lachen. Ein lautes Lachen folgte. Ein anscheinend nicht zu enden wollendes Lachen.
Saul: Sky, Sky, Sky... Denkst du ernsthaft du könntest mich aufhalten? Denkst du deine Handlung würde irgendetwas bewirken? Irgendetwas retten?
Sky erhob sich in die Luft und begann zu leuchten. Sky ging in seine Endform über. Ein strahlender gigantischer Phönix stand nun Saul gegenüber.
Saul: Du meinst es also wirklich ernst Sky. Du hast sogar deine wahre Form angenommen...
Ohne sich von dem mächtigen Phönix beeindrucken zu lassen, zog er ein Blasrohr aus der Tasche. Saul sowie Sky wussten bereits, wer aus diesem Kampf siegreich hervorgehen würde. Eton und Saul waren bereits außer Reichweite, als sie merkten, wie eine mächtige Beschwörung gerade eben getätigt wurde. Sie blickte nach hinten und erkannten trotz der riesigen Distanz ein gigantisches Ungeheuer. Das „Ungeheuer“ von Saul, den er auch in Empol beschworen hatte würde wohl gegen den Phönix am Himmel kämpfen.
"Gel? So war der Name? Würdest du mich bitte begleiten?"
Gel legte einen Schraubschlüssel aus der Hand und sah den Neuankömmling an. Es war ein Mann der nur ein ein paar Jahre älter war als Gel selbst aber ebenfalls wie er selbst voller Schmieröl war.
"Oh...Guten Tag" antwortete Gel mit belegter Stimme.
"Wir haben Nacht, aber bei der Begrüssung zählt nur der Gedanke, nicht? Mein Name ist Pescio, ich bin der Chefingenieur dieser Maschinerie. Würdest du mich jetzt bitte begleiten?"
"Aber die Wartung in diesem Bereich ist noch nicht abgeschlossen..." wandte Gel halberzig ein.
"Vielleicht verstehst du mich nicht, aber wenn du länger hier bleibst wirst du nicht überleben. Dem Meister ist das ziemlich egal, aber mir wäre es lieber wenn du überlebst, du hast Talent."
"Die Wartung ist noch nicht abgeschlossen..." wiederholte Gel.
"Okay, dann lass es mich so ausdrücken: Wenn die Maschinen gestartet werden, wirst du nicht überleben und deine Leiche könnte in den Zahnrädern stecken bleiben und so eine Beeinträchtigung der Maschinenperformance hervorrufen."
Gel stand auf.
"Ich verstehe. Dann... Lass uns gehen."


Lagmar hörte Stimmen aus dem Raum der Hexenkönigin.
"...und deshalb bin ich gekommen um dich zu warnen. Eine Rückkehr ist zu erwarten." sagte eine eindeutig männliche Stimme hinter der Holztür die zu LaCroix führte.
Gullwick beugte sich etwas vor und lauschte mit einem Ohr an der Holztür.
"Oh, was für ein Zufall die Hexenkönigin hat anscheinend gerade Besuch."
Die Tür ging auf und Gullwick richtete sich so unauffälig wie möglich wieder aufrecht. Ein Mann mit langen schwarzen Haaren der in einen schwarzen Ledermantel gehüllt war sah Gullwick lächelnd an. An seinem Gürtel hing ein Katana griffbereit.
"Ich bin jetzt hier fertig, also gibt es keinen Grund euch weiter auf zu halten. Ich bitte um Verzeihung."
Immer noch lächelnd ging der Mann an Teol und seinen Männern vorbei während er ihnen freundlich zu nickte.
"Wer war das Frau Gullwick?" fragte Jeanne. "Ich habe hier in LaVoisin ausser Sasso noch nie einen anderen Mann gesehen."
Gullwick biss sich kurz auf die Unterlippe. "Das war Riijadon, er kommt hier alle paar Jahre zu Besuch. Er ist ein alter Freund von LaCroix, er ist nicht wichtig."
Jeanne konnte allein an Gullwicks Gesichtsausdruck erkennen dass dieser Riijadon wichtig war.
"Meine, Herren, ich begebe mich jetzt mit meiner gelehrigen Schülerin in die Kammer des Löwen, also in die Kammer der Hexenkönigin. Dort werden wir versuchen sie zu überreden euch an zu hören. Das könnte eine Weile dauern und egal wie viel Geschrei, Gezeter und Geknall ihr jetzt hören werdet: Bleibt hier und geduldet euch. Öffnet auf keinen Fall die Tür bevor wir es sagen.
Komm, Jeanne."
Die Hexenausbilderin ging zusammen mit ihrem Lehrling in die Kammer LaCroixs.
"Lagmar." sagte Teol währen er er ernst auf die Kammertür vor ihm sah.
"Bin hier, General " sagte Lagmar und salutierte.
"Dieser Mann gerade... Wenn du ihm je im Kampf gegenüber stehst, möchte ich dass du weg läufst."
Lagmar sah Teol ratlos an der sich nicht rührte.
"Das gilt für euch alle." fügte Teol hin zu als er das Murmeln der Soldaten hörte.
"Aber warum denn?" fragte ein Soldat.
"Dieser Mann, hätte uns alle in einer Sekunde zerfetzen können, sogar mich."
Die Soldaten erschauderten bei dem Gedanken an einen Mann den sogar Teol nicht besiegen könnte.
"Aber ihr seid unbesiegbar, General" meinte ein Soldat mit zittriger Stimme. Teol sah den Soldaten mit seinen ungleichen Augen an.
"Niemand ist unbesiegbar. Ich nicht und auch dieser Mann nicht. Aber keiner von uns hier könnte ihm das Wasser reichen."
"Moment, woher wisst ihr das? Seid ihr ihm schon mal begegnet?" wollte Lagmar wissen.
"Einmal, vor dreißig Sekunden. Ich bin ein Krieger und dieser Mann ist ebenfalls ein Krieger. Es ist natürlich dass ich erkenne wie stark er ist."
"Ihr könnt herein kommen. Allerdings nur Teol, Lagmar und die Hündin" verkündete eine Stimme hinter der Kammertür.


"Lasst ihr mich jetzt gehen?" fragte Tarii fröhlich.
"Nun hör mal wir haben schon häufig für dich gearbeitet und du bist als Arbeitangeber angenehmer als dieser Saul, aber wir lassen dich deswegen nicht gehen" gab ihr Salayan als Antwort.
Hebi ging auf die Knie und flüsterte der Riesenschlange die um Tarii gewickelt war etwas zu. Die Schlange liess los und verschwand im Erdreich.
"Was zur Hölle tust du da!?" zischte Salayan.
"Ich kann es dir nicht genau erklären" sagte Hebi matt. Tarii lachte und streckte sich.
"Glaub deinem Freund er kann es dir wirklich nicht erklären, denn in dir ist kein Dämonenblut, Salayan."
"Hebi was soll das!?" fragte Salayan den auf dem Boden knienden Hebi noch einmal und nahm ein Seil von seinem Gürtel. Er umkreiste Tarii langsam, wie ein Jäger der seine Beute nicht erschrecken will.
"Hör mal Salayan. Ich weiss nicht ob diese Frau kämpfen kann, aber sie hat eine furchtbare Macht. Macht über Informationen, wenn wir wir für ihren Tod verantwortlich sind kann es gut sein dass ihr Informationsnetzwerk dafür sorgt dass uns absolut niemand mehr Aufträge gibt." antwortete Hebi.
"Oh, das weiss ich selbst. Ich dachte die Sache hätten wir geklärt bevor wir den Auftrag angenommen haben. Warum bekommst du ausgerechnet jetzt kalte Füsse. Du hast irgendwas mit Hebi angestellt, nicht wahr du Hexe?"
Tarii presste sich beide Hände aufs Herz und sah Salayan mit gespieltem Entsetzen an.
"Hexe? Ich muss doch sehr bitten! Ich bin keine Hexe. Ich bin etwas Reineres, etwas Höheres."
Salayan sah abwechseln zu Hebi und dann zu Tarii. Dann seufzte er und packte das Seil in seiner Hand zurück.
"Okay, ich weiss nicht was du mit Hebi angestellt hast, aber wir lassen dich laufen. Aber auch nur weil ich diesem Saul nicht traue. Wahrscheinlich murkst er uns auch ab anstatt uns zu bezahlen."
"Braver, Junge" sagte Tarii spöttisch, "Dafür wird mein Netzwerk euch einen anderen Auftrag zu senden. Lest einfach jeden Tag in der Zeitung die Creliss von Horaz veröfentlicht und ihr werdet neue Aufträge erhalten."
Sie verschwand von einem Augenblick, auf den nächsten. Salayan half dem knienden Hebi hoch.
"Lass, uns gehen, Hebi. Hier ist nichts mehr zu holen und ich will nicht hier sein wenn dieser geldgierige Mistkerl wieder hier auftaucht.
Wir sollten uns beeilen."
"Das solltet ihr wirklich." sagte Secret der hinter ihnen aufgetaucht war und eine Zigarette rauchte.
Salayan der den benommenen Hebi auf der Schulter stützte, sah mit einem verzweifelnden Grinsen zu Secret.
"Du wirst uns töten nicht wahr?" fragte Salayan.
"Dazu wurde ich nicht bezahlt" antwortete Secret und rauchte weiter an seiner Zigarette.
"Danke" sagte Salayan bevor er zusammen mit Hebi flüchtete.
"Ich arbeite nicht umsonst, das ist alles." sagte Secret.


Oredian, eine Insel im Meer, die keinem Reich angehört. Es ist ein Ort der vollkommenen Neutralität und Abgeschiedenheit.
Ein Ort der Verhandlungen, schon seit Jahrhunderten. Ein uraltes, aber dennoch prächtiges Anwesen von dessen Herkunft niemand etwas genaues weiss, dessen Sitzungssaal aber schon seit Ewigkeiten benutzt wird, wenn auch ziemlich unregelmäßig. Die einizigen Menschen die auf dieser Insel leben sind Handwerker die mit der Restauration des Hauses beuaftragt sind, Gärtner und eine Gruppe Fischer die für die Nahrung der Inselbewohner zuständig ist.
Auf dieser Insel, in diesem Haus, das im mirnuzianischen Volksmund "Haus der Begegnung" genannt wird, findet zum 167ten mal in der Geschichte Mirnuzars eine Notversammlung aller herrschenden Lords und Ladies statt.
Mit Ausnahme der Hexen natürlich, denen zwar ein Platz angeboten wurde, jedoch abgelehnt haben irgend etwas mit den Notversammlungen zu tun haben wollen.
Die Insel ist dank einer stachelbesetzten hohen Mauer, die von der Hitze der oredianischen Geysire ständig aufgehitzt wird, nur vom Hafen aus zu erreichen. Jeder der sich zu lange in Nähe der Mauern aufhält erleidet unweigerlich Verbrennungen. Jedes Gesicht, jeder Bedienstete, Matrose, Begleiter der Lords ist auf einer Liste eingetragen. Auf dieser Insel, hinter jenen Mauern ist jeder verpflichtet jedem Auskunft über seine Identität zu geben. Die Mauer Oredians endet nur an einer Stelle, am Hafen der Insel.
Hier an diesem Hafen, der den einzigen Zugang zur Außenwelt, markiert steht der Mann der die jetzige Notversammlung einberufen hat und wartet.
Neben Ex-Quästor, Lord von Polinas, Decembrio Umbrio, stehen zwei seiner ehemaligen Leute von der Stadtwache Gilratars.
Rechts neben Umbrio steht ein grimmig aussehender Mann, der aussieht als hätte er schon bessere Tage gesehen. Ein Mann dem man bereits aus dem Gesicht liest dass er auf den Straßen zu Hause ist.
Zu Umbrios Linken steht eine dunkelhäutige Frau, die einen Turban aus Kalay trug und durch ein Fernglas aufs Meer starrte.
"Siehst du schon ein Schiff kommen, Aminah?" fragte Umbrio die dunkelhäutige Frau.
"Ich seh´ kein Schiff, komm´n. Aber, da war vorhin so´n Ding das ins Wasser getaucht is´ glaub ich."
"Seit wann spricht du so seltsam?"
"Hab scho´ne Kräutapastulle von ´na Wanderhexä gekauft. Mainö Schunge is´ jetzt irjenwie eingeschluff..eingeschlapp... taub."
"Verstehe." sagte Umbrio der nur die Hälfte verstanden hat. "Gib am besten Ghassan dein Fernglas, oder mir. Wir verstehen kaum was du sagst."
"Aber, schör, das dingens dassen da abgetauchtnd ist, beobachtät uns sicha."
"Wenn es ein Ungeheuer ist und näher kommt wird es eine Harpune in den Rachen bekommen. Gib jetzt Ghassan dein Fernglas."
Die Frau gab dem grimmig wirkenden Mann das Fernglas. Ghassan machte ein Handzeichen.
"Was ist?" hätte Umbrio gern gewusst, doch Ghassan antwortete ihm nicht.
"Er kann auch niasch spräschön" sagte Aminah.
Umbrio sah Ghassan etwas genauer an.
"Ähm, wie genau ist sowas möglich?"
"Hexö" antwortete Aminah.
"Sein verdammter Hals ist weg und sein Kopf schwebt über seinem Körper als wär nix passiert!"
"Hexän" meinte Aminah nur achselzuckend.
Umbrio nahm das Fernglas selbst in die hand und sah ins Meer.
Er sah das Schiff von Lord Stein und...Lord Stein selbst.
Gut, ein Herrscher ist bereit eingetroffen, es ist nur noch eine Frage der Zeit bis der Rest kommt.
Lord Stein nickte zufrieden, als er hörte, dass sie bald Ziel erreicht hatten. Obwohl er auch früher viel gereist war, hatte er sich an lange Fahrten über das Meer nicht gewöhnen können.
Er schaute zu seinen rechten, ein dunkelhaariger Junge Mann in einer genauso dunklen Robe, der einen Stab in einer Hand hielt und mit verschränkten Armen ungeduldig wartete.
Stein: So, wir sind bald da „Meister Ealer Loghain“.
Der junge nickte. Lord Stein hatte ihn nicht direkt als einer der 7 legendären Meisterkämpfer in Mirnuzar erkennen können und hatte sich dafür auch entschuldigt. Sie besaßen über spezielle Rechte in den einzelnen Kontinente und galten schon immer als Neutral. Sie nahmen in der Politik nicht teil und verhielten sich sonst auch immer Passiv. Umso mehr hatte es ihn überrascht, als der junge sich als den neuen Meister seines Bereichs vorstelle und Lord Stein die typischen nicht fälschbaren Merkmale eines solchen vorzeigte. Anders hätte er ihm den Titel sicherlich nicht abgenommen.
Stein: Sie meinen wirklich die Gefahr ist so groß?
Der Meistermörder nickte ohne seinen Blick von der Insel vor ihnen zu trennen.
Loghain: Ja. Ich erwähnte bereits das ich meinen Aufstieg diesem tragischen Unfall bedanke. Es war kein schöner Anblick zu sehen, wie der eigene Meister vor den Augen ermordet wird.
Stein: D-dieser Jahrhunderte alte Dämon... läuft nun da draussen rum...?
Loghain: … und verfolgt das Ziel seine, von unseren Vorfahren, versiegelte Macht zurückzuerlangen, richtig. Sie sind bereits lange der Herrscher Empols, Lord Stein. Sie wissen und kennen unsere Aufgaben. Mich freut es zu sehen, dass wir hier draussen, zumindest nicht von allen, vergessen wurden und wir noch mit dem nötigen Respekt empfangen werden.
Stein: Ja, ich kenne euch. Damals habe ich Meister Trast im Heiligen Tempel von Antana getroffen. Die Stadt existiert schon lange nicht mehr, dafür der Tempel. Ein Ort der für jeden Gast stets geöffnet ist. Wie geht es ihm eigentlich?
Loghain [denkt]: Woher soll ich das wissen? [sagt]: Er befindet sich wie ich in größter Sorge. Auch er hieß es gut, mich in die Versammlung ziehen zu lassen. Sie wissen, Meister Trast ist nicht der jüngste. Ausserdem hatte er gewisse Vorbereitungen für den Dämon zu treffen.
Stein: Zur Versammlung: Ich habe ihrer Bitte, die Versammlung über die Gefahr zu warnen und euren 'Wunsch' auszusprechen, zwar zugestimmt, aber es kann sein, dass das Timing gerade nicht das beste ist. Es kann sein, dass die Versammlung sich von mir unterscheidet.
Loghain: Wenn wir vor einer Gefahr stehen, dann kann es kein falsches Timing geben. Ich werde mit meinem Auftritt gerne bis zum Ende warten.
Lord Stein nickte und im selben Moment stoppte das Schiff. Sie waren da.

Reyter blieb stehen als er eine fremde Person vor sich erblickte. Sein Blick galt nun Jad, der sich noch in seiner Nähe aufhielt.
Reyter: Gehört er zu euch?
Jad: Nein.
???: Ich bin eurem Dschinn gefolgt, Reyter. Ich hoffe ihr seid mir nicht allzu sauer.
Reyter gefiel es nicht, dass jemand sich so unbemerkt hier eindringen konnte. Seine Männer hatten den Eindringling bereits umzingelt und bereiteten sich vor ihn zufassen, als Reyter plötzlich seine Hand hob. Die Männer verwarfen die Akion und blieben nun nur stehen. Reyter warf Jad einen Blick zu.
Reyter: Tut mir Leid wegen der Unterbrechung.
Er schaute nun zu dem Unbekannten.
Reyter: Ich lasse ungern meine Feier stören. Ich hoffe du hast einen guten Grund, ansonsten...
Der junge lächelte unbeeindruckt als Reyter seine Andeutung machte.
Dewan: Es war eine lange Reise, bis ich sie endlich finden konnte. Hätte ich den Dschinn nicht gesehen, dann wäre ich vermutlich immernoch kein Stück weiter. Um mich vorzustellen, ich bin Dewan, der Nachfolger von dem kürzlich verstorbenen Meister Rance aus Sturmfeste.
Reyter [denkt]: Scharlach war unvorsichtig?
Dewan: Ich gehe meinen Pflichten nach.I ch erwarte nicht, dass sie von mir oder ihm etwas gehört haben. Ich bin hier um einen Gefallen auszusprechen, die sie mir erfüllen könnten. Ganz gleich, was die Antwort sein mag, ich werde wieder verschwinden. Vorher...
Er breitete seine Arme aus und schaute dann von rechts nach links allen Anwesenden ins Gesicht.
Dewan: …sollten wir klären, ob sie mir vorher Psynergiefesseln anlegen wollen, mir einen Dolch unter die Kehle halten wollt oder gerne andere, oder keine, Maßnahmen treffen wollt.
Paka legte müde den Kopf in die Hände und strich sich durch seine azurblauen Haare, während er mit den Besuchern und Lashon am Tisch saß. Dieser fragte sich, warum er an dieser Runde teilnehmen sollte, aber der Käpten musste schon einen Grund dafür haben. Er ließ seinen Blick durch die Runde schweifen. Die Hoheadeptin machte ein überaus ernstes Gesicht, die Ordensschwester sah Paka aufmerksam und ein wenig bedauernd an, ihr Begleiter hielt sich unauffällig am Rand und nahm mit stiller Neugier an der Runde teil und die mit dem hellen Festtagskleid sah sich mit offenen Misstrauen und Nervosität auf dem Schiff um, als würde sie jeden Moment einen Angriff erwarten. Da Lashon nicht wusste, was der Käpten von ihm erwartete, hielt er sich ebenfalls im Hintergrund und lauschte mit wachsender Bedrückung, was die Hoheadeptin und die Ordensschwester zu sagen hatten. Nach einem längeren Moment des Schweigens hob Paka wieder den Kopf und sah Amirwin mit einem betrübten Gesichtsausdruck an.
Paka:Ihr wollt mir also sagen... Dass der Marsstern aus der Obhut Eures Clans gestohlen wurde?
Sie nickte.
Amirwin:Das ist richtig. Wie ich sagte: Reyter kam zu uns mit der Absicht den Stern vor Dieben zu schützen. Inzwischen sind wir uns längst im Klaren, dass er ihn für sich stehlen und meinen Orden verführen wollte, was ihm fürchte ich gut gelungen ist. Allerdings wurde der Stern gestohlen, bevor Reyter ihn erreicht hatte.
Alyka:Das ist eine gute Nachricht.
Paka:Auf eine gewisse Weise ist sie schlechter als gut. Reyter beabsichtigte wie wir die Leuchttürme zu entzünden, um den Gaiastrudel zu schließen, mit dem Unterschied dass er anschließend die Alchemie für seine Pläne missbrauchen möchte. Jetzt könnte der Stern ÜBERALL sein. Habt Ihr denn eine Idee, wer den Stein gestohlen haben könnte?
Amirwin:Darüber kann ich nur Vermutungen anstellen, mehr jedoch nicht. Tatsächlich hatte ich gehofft, Sie würden mehr darüber wissen als wir.
Paka:Bedauerlicherweise nein, Schwester Amirwin. Ich wusste ursprünglich nicht einmal, wo genau ich den Stern zu suchen hatte. Umso frustrierender ist es, dass Aamara Hill als unsere Erstwahl korrekt gewesen wäre.
Alyka:Vielleicht ist das auch gut so. Hätten Sie ihn bekommen, hielten sie alle vier Sterne in der Hand, wenn das was ich gehört habe richtig ist. Verstehen Sie mich nicht falsch: Sie wirken auf mich wie ein vernünftiger Mann, aber wenn man die Macht einer Goldenen Sonne in der Hand hält, werden selbst die sonst so Vernünftigen korrumpiert.
Paka schüttelte fassungslos den Kopf.
Paka:Wissen Sie denn nicht, was auf dem Spiel steht, wenn wir die Alchemie nicht entfesseln können?
Alyka zuckte mit den Schultern.
Alyka:Nein, das weiß ich nicht. Im Gegensatz zu Ihnen, wenn ich mich nicht irre. So wie ich das sehe, geben Sie Reyter mit der Alchemie nur eine Waffe in die Hand, mit der Mirnuzar von ihm überrannt werden könnte. Warum erleuchten Sie uns nicht einfach? Dazu bin ich hier und die drei vermutlich auch: Wir wollen Antworten.
Paka lehnte sich erschöpft zurück und ließ seine Hände kraftlos in den Schoß sacken.
Paka:... Die sollen sie auch bekommen. Sie haben eine Antwort verdient. Alle haben eine Antwort verdient. Deshalb hätte ich eine Bitte... Lashon?
Jetzt kam wohl sein Auftritt.
Lashon:Ja, Käpten?
Paka:Bitte informiere alle Crewmitglieder in der Stadt die du finden kannst und weise sie an so früh wie irgend möglich zurück zum Schiff zu kommen. Ich muss sie über den Marsstern informieren... Und über weitere Dinge. Dinge, die ich schon vor ein paar Tagen hätte enthüllen sollen.
Lashon nickte, obwohl er keine Ahnung hatte was diese Dinge hätten sein können. Allerdings hatte er kein gutes Gefühl dabei, denn dieses Thema schien Paka zu belasten.
Paka:Ich werde all eure Fragen beantworten, wenn meine Crew wieder auf dem Schiff ist. Bis dahin biete ich euch an meine Gäste zu sein.
Amirwin:Das freundliche Angebot nehme ich gerne an.
Lanthari sah alles andere als begeistert aus, aber sie zwang sich ihrer Freundin nicht zu widersprechen.
Alyka:Ich auch, aber darf ich Ihnen noch etwas vorschlagen?
Der Käpten sah sie fragend an.
Paka:Äh... nur zu.
Alyka:Ihr Freund Lashon sollte sich beeilen. Und am besten auf der Hut sein. So hart das auch klingen mag: Ihr erregt Aufsehen wie ein wütender Wundervogel in einem Beerdigungszug. Eure 'Tarnung' das Schiff als Sternenrose auszugeben treibt nur uninteressierte Einwohner in die Irre. Tatsache ist, dass eine Menge Kopfgeldjäger sich in Nordshetver tummeln, auch hier.
Paka:Das mag sein, aber der Deregallhafen ist die sicherste Ecke in der...
Alyka:Und das ist das Problem. Die Gerüchte über die Unruhen auf den Meeres Drillingen und besonders über die Windtänzerin, haben sich in Windeseile verbreitet. Ratet mal, wieso ich und die Schwester Euch so schnell finden konnten. Und wenn wir das können, können die das auch.
Lanthari:Also schweben wir in Lebensgefahr, wenn wir auf diesen Schiff bleiben?!
Paka:Niemand auf diesem Schiff ist in Gefahr, Verehrteste. Wenn uns irgendwer angreifen sollte, würde er nicht einmal an Bord kommen können, dass garantiere ich.
Alyka:Nicht um uns mache ich mir Sorgen, sondern über Eure Männer. Der Hafen mag sicher sein, aber es ist für Kopfgeldjäger ein Leichtes ihre Beute im überfüllten Stadtzentrum einfach verschwinden zu lassen.

Sylvos:Lashon lässt sich sehr viel Zeit...
Kanra:Vielleicht läuft sein Gespräch mit Paka nicht so gut wie erwartet? Aber was es auch ist, Lashon wird ihn schon überzeugen, darin kann er sehr gut sein, wenn er will. Wir haben noch ein paar Stunden Zeit, also mach dir keine Gedanken über ihn, er wird schon klar kommen.
Sylvos nickte zustimmend und wandte sich wieder dem Tresen zu. Entgegen seiner Befürchtungen hatte Kanra offenbar die Wahrheit gesagt, als sie meinte sie hätte ihr Trinkverhalten unter Kontrolle. So etwas wie damals an der Rotsandküste wollte er nicht unbedingt nochmal erleben. Sinaphie hing wie immer an Kanras Schulter und musterte ihre Umgebung mit neugierigen und täuschend echten gedankenlosen Augen. Der Schankwirt war zunächst nicht begeistert gewesen, aber hatte nach einem verführerischen Zwinkern Kanras klein beigegeben.
Kanra:Weißt du Sylovs... Wir reisen jetzt schon eine Weile zusammen und wenn ich so recht darüber nachdenke weiß ich eigentlich fast gar nichts über dich. Erzähl doch mal was über dich!
Sylvos:Was meinst du...?
Kanra:Heimat, Familie, Arbeit... sowas eben.
Sylvos:Ich weiß doch genausowenig über dich, wie du über mich.
Kanra grinste.
Kanra:Mag sein, aber ich habe zuerst gefragt.
???:Das müssen sie sein, Jungs!
???2:Wahlu sagen zwei Rothaarmenschen mit großen Vogel kommen von Schiff. Wahlu sagen sie bringen mindestens fünf Mal Haufen Geld.
???3:Fünf mal Haufen Geld? Was soll das sein?
???:Du weißt doch, dass Malmer Probleme mit Zahlen hat. Normale Adepten erzielen für jeden von uns 1000 Gold.
Kanra drehte leicht ihren Kopf und spähte teilnahmslos nach hinten. Offenbar war der Deregallhafen nicht so sicher, wie der Käpten behauptet hatte. Sie sah sie: Zwei Blauhaarige Frauen mit einem Steingolem in ihrer Mitte.
Kanra[denkt]:1000 Gold?! Soviel verdiene ich regelmäßig an Kartenglücksspielen, wenn die Nacht gut ist. Und wen bezeichnet ihr hier als normalen Adepten?!
Sylvos warf ihr einen besorgten Blick zu, aber Kanra erwiderte seinen Blick mit einem belanglosen Schulterzucken.
Kopfgeldjägerin1:Sieht so aus, als hätten sie uns bemerkt.
Malmer:Darf ich zerstampfen?
Kopfgeldjägerin2:Nein Malmer, noch nicht. Wahlu hasst es, wenn seine Beute zur Unerkenntlichkeit zugerichtet wird.
Malmer:Oh... ... ... Darf ich jetzt zerstampfen?
Kopfgeldjägerin1:Nein!!
Der Schankwirt hinter dem Tresen hatte alles mitbekommen und hob erschrocken die Hände.
Wirt:Bitte... Ich will keinen Ärger hier drin!
Kopfgeldjägerin1:Keine Sorger, Väterchen. Wir wollen uns nur mit unseren Freunden hier unterhalten.
Kanra:Wir aber nicht mit euch! Zieht ab, ihr nervt.
Kopfgeldjägerin1:Oho, die zwei Drachenclankrieger werden jetzt schon aufmüpfig!
Sie legten die Hände an ihre Waffengurte.
Kopfgeldjägerin1:Wie wäre es, wenn wir uns draußen weiter unterhalten?
Kanra hob ihr Glas und leerte es mit einem Zug, als hätte sie die beiden nicht gehört. Dann wandte sie sich an Sylvos und unterhielt sich mit ihm mit gedämpfter Stimme.
Kanra:Wieviel Erfahrung hast du mit Kneipenschlägereien, Sylvos?
Sylvos:Ich gebe zu nicht viel...
Kanra:Ist ganz einfach. Zuerst beginnt man am besten mit einem Krug oder einer Flasche, die man zum Start den anderen über den Kopf haut. Danach dauert es nicht lange, bis sich alle Gäste der Prügelei anschließen. Wenn zu viele auf einmal gegen dich vorgehen, werf mit ein paar Stühlen um dich. Der Rest entscheidet sich durch Gefühl und Gelegenheiten.
Sylvos nickte. Was Kanra auch damit sagen wollte war, dass sie ihre Psynergy besser nicht in einer überfüllten Tarverne einsetzten, da sie sonst Unschuldige verletzten konnten oder eine Massenpanik auslösten.
Sylvos:Verstehe... Welchen willst du?
Kanra grinste breit.
Kanra:Die dämliche Göre, die lieber ihren Smalltalk mit ihrer Beute hält, statt sofort zu den Waffen zu greifen oder uns aus dem Hinterhalt anzugreifen.
Sylvos nickte und trank sein Glas auf einen Zug aus. Dann wirbelte er mit Kanra synchron herum und pfefferte den Glaskrug auf den Kopf der anderen Merkuradeptin, während Sinaphie sich von Kanras Schulter auf den Golem warf. Wenige Sekunden später brach das Chaos aus.

Kudo:Das ist doch alles Unfug!
Vera:Ich weiß nicht, was dein Problem ist. Schließlich bekommst du die Chance den Marsstern zu finden.
Kudo schüttelte verärgert den Kopf.
Kudo:Du hast gut reden! DU gehst schließlich mit diesem hoffnungslosen Fall von Käpten und darfst dich auf dem Turm des Windelements umsehen, während man mich unter der Leitung eines Dschinns in ein Hinterwäldlerdorf in einer Einöde schickt, nur um diese Einöde zu untersuchen! Außerdem denke ich nicht, dass man in solchen Gegenden schöne gepflegte Frauen findet...
Vera verdrehte die Augen und tauschte mit Ailas einen genervten Blick. Darum ging es also wieder. Anscheinend fand ihr Bruder es in keinster Weise faszinierend, sich auf völlig neuem Land bewegen zu können. In ihrem gesamten Leben hatten sie zunächst nichts als Inseln kennengelernt und nun befanden sie sich endlich auf einem Kontinent! Ein Kontinent mit Einöden, Dschungeln, Wüsten, Tundren, Heiligtümer, Ruinen und einer Vielzahl Großstädte... Und Kudo machte sich nur Sorgen um die Qualität der weiblichen Gesellschaft.
Kudo:Ich meine es ernst! Wieso suchen wir nicht in Gebieten, die ein wenig... belebter sind?
Ailas:Weil es unwahrscheinlich ist, dass der Stern an einem belebten Ort versteckt ist.
Kudo:Komm mir nicht so. Viel wichtiger... Wie lange willst du uns noch folgen?!
Ailas blickte ihn überrascht an und sah plötzlich beleidigt aus.
Ailas:Was soll das denn wieder heißen?
Kudo:Nicht du! Dieser Zwerg, vier Meter hinter dir!
Ailas und Vera drehten sich um. Hinter ihnen stand ein kleiner, aber stämmiger Mann, der Kudo gerade mal bis zur Hüfte reichte, in Begleitung von sechs dunkelbraunen Kreaturen, die verdächtig wie viel zu große Gottesanbeterinnen aussahen. Der Mann hatte eine dunkle Haut und eine Halbglatze und trug die schmutzige Kleidung eines Bergarbeiters. Er fuhr sich nachdenklich über das Kinn, während er die drei Adepten gründlich mit dem Auge untersuchte.
Mann:Es ist nicht höflich einen vom Bergvolk als Zwerg zu bezeichnen, Großer. Ich wollte euch nur mal fragen, ob ihr zufällig von diesem großen Schiff kommt, das kürzlich angelegt hat.
Vera&Ailas:Nein.
Kudo:Ja.
Vera:Kudo!
Kudo:Was denn? Dieser Winzling hat doch nur eine einfache Frage gestellt.
Mann:Winzl...! Wie ich sehe habt ihr keine Manieren. Ihr könnt nur Seefahrer sein! Das trifft sich gut, denn dann seid ihr wirklich die, die ich suche.
???:Kekekeke... An deiner Stelle würde ich sie in Ruhe lassen, Smill. Es sei denn, du willst auf einem Leichenkarren nach Hause zurückkehren.
Der kleine Mann namens Smill sah nach oben von wo die Stimme gekommen war. Kudo und die anderen taten es ebenfalls. Oben auf der Dachkante des Hauses neben ihnen saß eine weitere Gestalt. Wie Kudo erstaunt feststellte war sie ebenso klein wie der andere, wenn nicht sogar kleiner, wenn das überhaupt möglich war. Das Wesen auf dem Dach war nicht zu erkennen, da es sich in eine glänzende Rüstung mit einem Kreuzhelm gehüllt hatte. Doch im Gegensatz zu Smills tiefer Brummstimme, wie die des Neuankömmlings hoch und pfeifend und Kudo zweifelte daran, dass sie zur selben Rasse gehörten.
Smill:Wahlu? Scher dich weg, das ist meine Beute. Ich war zuerst hier.
Kudo:Beute? Wir? Das würde ich mir lieber an deiner Stelle nochmal überlegen.
Wahlu:Hör auf den Jungen! Wenn deine Recherche etwas gründlicher gewesen wäre, dann wüßtest du was auf dich zukommt. Aber du hast Recht: Du warst zuerst hier. Wenn du sie nicht aufgibst, werde ich mich nicht einmischen.
Smill:Einen Dreck werde ich! Weißt du was meine Auftraggeber für Adepten von der Windtänzerin zahlen?!
Wahlu:Bestimmt nur ein Bruchteil dessen was ich bekomme, kekekeke... Du weißt gar nicht, was diese Leute wert sind.
Kudo:Okay, das reicht!!
Die zwei kleinen Männer verstummten.
Kudo:Ich weiß nicht ob das ein Scherz sein soll, aber zwei Winzlinge und ein paar Käfer sollen MICH aufhalten?
Wahlu:Kekekeke... EIN Winzling und ein paar Käfer. Ich bin erst später dran. Betrachte sie als eine kleine Aufwärmübung.
Smill:Dreckiger...
Kudo:Sicher? Wenn du mit deinen Freunden nicht zusammenarbeitest werde ich dich locker auseinandernehmen.
Wahlu:Du willst mich auseinandernehmen? KEKEKEKEKEKE!!! Du bist es wohl gewöhnt zu siegen, hä? Gut, dann wird Smill dein letzter sein.
Smill:Jetzt habe ich langsam genug. Ein paar Adepten sind wohl kaum eine Herausforderung für mich.
Kudo:Dann friss deine eigenen Worte. Ailas, Vera, ich werde...
Vera:Das alleine regeln, schon klar. Sieh nur zu, dass du nicht wieder alles um dich herum beschädigst. Sonst müssen wir uns WIEDER mit der örtlichen Stadtwache anlegen.
Kudo:Ich verspreche gar nichts.
Wahlu:Kekekeke... Du bist so dumm, Smill.
Smill:Das werden wir ja seinen. Grabt meine Süßen.
Innerhalb eines Wimperschlages warfen sich die Gottesanbeterinnen auf die Erde und gruben sich in wenigen Sekundenbruchteilen in die Erde ein. Smill lächelte bösartig und sprang in das nächstbeste Loch zu seinen Tierchen. Kudo schwieg und lauschte. Es war ein leichtes die Wesen zuhören, wie sie ihre Tunnel gruben. Er konnte das mit einem einfachen Erdbeben beenden, aber ihm war nicht wirklich danach. Außerdem stimmte es, dass er lieber auf die Umgebung aufpassen sollte. Er hatte zwar keine Angst davor sich mit der Stadtwache anzulegen, aber es würde die Suche nach dem Stern nur unnötig hinauszögern. Er lächelte.
Kudo:Ich hatte dich gewarnt.

Saitu wischte sich den Schweiß von der Stirn, als der letzte Angreifer steifgefroren zu Boden ging. Niemals hätte er gedacht, dass sich so viele Kopfgeldjäger am helllichten Tage auf sie stürzen würde und das noch im Deregallhafen. Doch selbst nach mehreren Minuten Kampf war von der gepriesenen Stadtwache überhaupt nichts zu sehen. Irgendetwas Faules ging hier vor. Das sah der Stadt überhaupt nicht ähnlich. Sie hätten schon zwei Minuten nach Ausbruch des Kampfes auftauchen müssen.
Saitu:Alles in Ordnung?
Die Schankmaid ihres Schiffes nickte matt und klopfte sich den Großteil des Drecks von ihrem Kleid.
Sairi:Körperlich ja, aber mein Stolz ist verletzt. Diese Wilden... Ich fürchte wir müssen die Vorräte neu einkaufen gehen. Ich glaube kaum, dass wir etwas davon retten können.
Saitu:Vergiss die Vorräte. Irgendwas ist hier faul und der Käpten muss davon erfahren. Tropfen?
Tropfen[Bündnis]:Jep, Boss?
Saitu:Ich möchte, dass du die anderen in der Stadt suchst und ebenfalls zu Schiff zurückrufst. Wenn mich mein Gefühl nicht täuscht, dürften die Straßen bald ziemlich unangenehm werden...

Gel:He... Ich habe eine Frage Herr Pescio, auch wenn es mich nichts angeht. Darf ich sie stellen?
Pescio:Sicherlich. Allerdings kommt es auf die Frage an, ob du eine Antwort bekommst.
Gel:Vielen Dank Sir... Dieses Phänomen, das die Maschine beschädigt hat... Ist es nochmal aufgetreten.
Der Meistertechniker sah den ausgemergelten Mann durchdringend an. Eigentlich war es kein Thema, dass er jedermann anvertrauen sollte, aber andererseits war Gel der einzige Überlebende der ersten Katastrophe. Vielleicht bekam er etwas von Interesse aus ihm heraus?
Pescio:Ich fürchte schon. Es handelt sich seltsamerweise nicht um eine spontane und zufällige Zerstörung, sondern um etwas zielgerichtetes, möglicherweise Lebendiges.
Gel:He... Ich bin nicht sicher, ob ich das verstehe...
Pescio:Zunächst... Sind diese Vorfälle nur auf einer Strecke zu verzeichnen. Wir haben die Orte analysiert und stellten fest, dass sich diese Katastrophen und Zerstörungen mit gleichbleibender Geschwindigkeit fortbewegen und es bei wichtigen kritischen Bereichen zu diesen zerstörerischen Akten kommt. Es ist als ob diese Energie die die Maschine zerstört, wie du sie beschrieben hast, leben und hätte ein klares Ziel. Wir haben es schon versucht es aufzuhalten oder einzusperren, aber der Erfolg ist... Dürftig. Wir können die Bewegung nur verlangsamen.
Gel:Das ist wirklich merkwürdig... Ihr könntet Recht haben. Die Explosionen und die Entladungen die die Kinder getötet haben... sie waren viel zu präzise, fast als hätte man es gezielt auf sie abgesehen. He... Wenn es etwas Lebendiges ist, ist es grausam. Die Kinder, die Maschine... was könnte es wollen? Wohin ist es unterwegs?
Pescio:Das wissen wir noch nicht.
Das war gelogen. Sie wussten es sehr wohl. Sie hatten das Bewegungsmuster ausgiebig analysiert und die Antwort war offensichtlich, allerdings nicht hilfreich. Sie waren auf dem Weg zum Zentrum. Zu Lord Costello...
Gel:Verstehe... Danke, dass Ihr Euer Wissen mit mir geteilt habt, Sir...
Pescio:Keine Ursache. Jetzt komm. Ich finde sicher eine gute Verwendung für dich.

Merl musste sich zwingen, nicht zu hasten. Auch wenn ihn niemand erkannte, wollte er nicht unnötig auf sich aufmerksam machen. Er musste noch verborgen bleiben. Noch. Wenn er das Buch vernichtet hatte, war es egal wie er wieder herauskam. Dennoch gab es sicher ein oder zwei Menschen, die ihn gewiss wiedererkennen würden. Und die durften ihm auf keinen Fall begegnen. Er hielt einen der Studenten an.
Merl:Entschuldigung! Weißt du wo ich den Meister Talb finde?
Student:Den Achivarmeister? Ich glaube er unterrichtet gerade im Südflügel. An deiner Stelle würde ich da nicht reinplatzen, du weißt doch wie er ist. Du musst leider warten und das kann eine ganze Weile dauern.
Merl:Das ist ja furchtbar![denkt] Das ist ja wunderbar!
Er bedankte sich und steuerte ohne Umschweife das Büro Talbs an. Wenn das Buch irgendwo war, dann dort. Und er würde für eine ganze Weile ungestört danach suchen können. Das lief zu gut.

Lagmar:Moment... Ich auch?
Teol:Kein Grund zur Besorgnis, Lagmar. Das ist ein diplomatisches Treffen, also wird Ihnen nichts geschehen. Wenn Sie sich allerdings nicht trauen...
Lagmar schüttelte entsetzt den Kopf. Er mochte sich zwar nicht sicher sein, ob es ihm gefiel mit einer offensichtlich launischen Hexe in einem Raum zu sein, aber noch viel weniger gefiel es ihm, vor dem General oder gar seinen eigenen Männern, als Feigling dazustehen. Wieder einmal bewunderte er Teol für dessen unerschütterliche Ruhe. Lagmar wollte alles tun um wie er zu werden. Also riss er sich zusammen und nahm wieder eine disziplinierte Haltung an.
Lagmar:Das ist nicht der Fall. Ich komme mit.
Teol:Gut. Dann treten wir ein.
Noch während er den ersten Schritt machte, dachte er an den Mann zurück, dem sie eben begegnet waren. Was er Lagmar gesagt hatte, war nicht ganz richtig. Er hatte ihn schon einmal gesehen, damals am Tag vom Tod der Hohen Krone Senku Hailya. Er hatte die drei Elementarsternschwertkämpfer attackiert, wenn auch nicht sonderlich lang. Noch bevor Yoruri sich ihnen angeschlossen hatte, war er fort gewesen. Und eines war sicher: Wenn er diese exzellenten Kämpfer verwunden konnte, dann waren Lagmar und seine Soldaten kein Hindernis für ihn. Und wer wusste wie stark er wirklich war? Aber wieso traf er ihn wieder hier? Und wieso hatte er so getan, als wären sie einander nie begegnet? In seinen Augen war keine Wiedererkennung gewesen. Ob er ihn vergessen hatte? Was es auch war, irgendetwas ging hier vor. Ein Hauch von Schicksal umgab diesen Mann und es würde Teol nicht überraschen, wenn er sie damit absichtlich oder unabsichtlich berührt hatte.
Teol:Und Lagmar? Bitte zeigen Sie nicht unnötig Schwäche vor der Hexenkönigin, wenn Sie vor ihr stehen. Sie würden damit dem Ruf Oscasianes schaden.
Lagmar:N-Natürlich nicht!
Teol[denkt]:Dann wollen wir mal sehen, was uns erwartet.
Gemeinsam betrat er mit Lagmar und Funa, deren Kopf immer noch aus Lagmars Umhang herausguckte, das Zimmer.

Reyter setzte sein freundliches charismatisches Lächeln auf.
Reyter:Nicht doch, mein junger Freund. Wir sind doch keine Barbaren. So eine Behandlung haben höchstens Unberührte oder Feinde verdient. Meint Ihr etwa Ihr hättet diese Behandlung verdient?
Dewan:Nein.
Reyter:Sehr gut. Allerdings möchte ich darauf hinweisen, dass ich ein sehr beschäftigter Mann bin und keine Zeit für jedes kleine Bittgesuch habe. Heute ist keine Ausnahme. Ich werde jemanden nach Ihnen schicken, der Sie anhört. Bis dahin sind Sie mein Gast. Kommandant?
Der Kommandant der Wache trat heran.
Reyter:Geben Sie dem jungen Mann ein gut hergerichtetes Gästezimmer und schicken Sie Sfasesh zu ihm, damit er sich anhört, was er zu sagen hat.
Dewan:Ich würde lieber persönlich mit Ihnen reden, Reyter.
Reyter:Das kann ich mir gut vorstellen. Aber ich bin ein vielbeschäftigter Mann und werde woanders dringender gebraucht. Schließlich haben wir eine Welt zu befreien. Oh und Kommandant?
Kammendant:Ja, mein Kriegsherr?
Reyter:Es reicht, wenn Sie unseren Gast unter Bewachung stellen. Ausreichende Bewachung. Und finden Sie heraus, wieso er Ihnen lange genug entkommen konnte, bis er diese Gemächer erreicht hat. Sollte das noch einmal passieren, werde ich nicht wegsehen. Wir verstehen uns doch, oder?
Der Mann wurde bleich, nickte aber zackig.
Kommandant:Ja, mein Kriegsherr! Es wird nie wieder geschehen!
Reyter:Sehr gut. Bringt ihn unter.
Dewan:Aber ich...
Der Kommandant der Wache packte ihn mit überraschender und unnötiger Härte am Handgelenk.
Kommandant[leise]:Du magst Lord Reyters Gast sein, aber wenn du unseren Kriegsherr noch einmal so respektlos begegnest, werden wir dich töten und behaupten, du hättest uns angegriffen. Sei dankbar, dass der Kriegsherr ein so gütiger Mann ist.
Dewan leistete keine Widerrede, als die Männer ihn abführten.
Reyter:Ich fürchte es gibt heute viele Unterbrechungen, Meister Jad. Verzeihen Sie.
Jad:Vertrauen Sie mir, ich kenne das Problem. Unsere Kaiserin wurde bereits ein paar Mal auf eine ähnliche Weise von einem Unbekannten überrascht. Allerdings sind sie nicht so gut davon gekommen, wie dieser hier.
Reyter:Es ist gut streng durchzugreifen, aber glauben Sie mir wenn ich sage, dass niemandem in diesen Gewölben irgendeine Gefahr droht. Wir haben das Beste, was Galatan zu seinen Zeiten präsentieren konnte.
Jad:Obwohl es nicht mehr existiert sollen wir sicher sein?
Reyter:Wären die Lords der Zentralen Kontinente nicht so schwach gewesen, wäre es nie dazu gekommen. Aber wir beide interessieren uns doch im Moment nur für Mirnuzar, richtig? Am besten kontaktieren Sie Ihre verehrte Kaiserin noch heute, damit wir die Sache ein wenig vorantreiben.
Der Kampf hatte nicht sonderlich lange gedauert. Nachdem Smill erkannt hatte, dass seine Angriffe aus dem Untergrund keinen Erfolg brachten, hatte er seine Kampftaktik umgeändert und war herausgekommen. Ein großer Fehler wie es sich gezeigt hatte. Geisterklingen hatten sich durch seine Gliedmaßen gebohrt und ihn an den Boden festgenagelt. Er war bewegungsunfähig.
Smill: Lass mich frei!
Wahlu: Kekeke. Schon geschlagen Smill? Was für eine lächerliche Vorstellung!
Smill: Ich bin noch nicht fertig! Richtet mich auf!
Kudo: Babylon!
Vera und Ailas zuckten schon zusammen als Kudo die Technik ausgesprochen hatte, doch zum Glück erschien alles andere als der volle Turm. Eine kleine Kuppel hatte sich um Smills Körper gebildet. Er war Bewegungsunfähig. Allein sein Kopf schaute aus der Erdhülle heraus. Seine Tierchen konnten die Hülle nicht durchbrechen.
Smill: Bringt mich hier weg! Schnell! Bringt mich hier weg!
Wahlu: Denkst du ernsthaft dieser Adept würde dich verschonen? Kekekekeeke. Du wirst jämmerlich sterben!
Doch zu seiner und zu Smills Überraschung tat Kudo nichts und stand stattdessen nur ruhig bis Smill und seine Tierchen komplett verschwunden waren.
Wahlu: Hm? Du verschonst ihn? Ist das ein Witz?
Der junge Erdadept blickte zu Wahlu und im selben Moment bildete sich ein Lächeln auf seinen Lippen.
Kudo: Ich erkenne wie ich stärker werde.
Er wandte sich von ihnen ab und schaute auf seine Hände.
Kudo: Einfach Genial. In so kurzer Zeit soviel stärker. Ist das Bodens verdienst? Oder liegt das an den an der erhöhte Schwierigkeitsgrad der Gegner.
Sein Gegner fühlte sich ignoriert, als der junge Erdadept sich selbst mehr aufmerksam schenkte als ihm.
Kudo [lachend]: Unglaublich. Wirklich unglaublich. Ihr seid wirklich besser als jedes Training.
Er drehte sich um und schaute den Gegner provozierend an.
Kudo: Komm her du Clown. Der große Kudo ist in absoluter Top-Form.
Wahlu: Kekekeke. Dann wird der große Kudo in seiner Top-Form geschlagen werden. Nur zu Schade, dass die Summe dadurch nicht höher wird. Was soll´s. Sie ist bereits hoch genug. KEKEKEKEKE.
Kudo steckte, zu Ailas und Veras Verwunderung, beide Hände in die Manteltaschen. In seinen Armen oder Beinen waren seine Panzerausrüstung nicht zu erkennen. Verzichtete er etwa in diese Kampf darauf? Wahlu ging bereits mit einem Frontalangriff auf Kudo zu, bis der Erdadept mit Grinsender Miene eine Psynergie aussprach.
Kudo: Odysee.
Wahlu stoppte, als er sah wie sich mehrere Geisterklingen hinter dem Erdadepten bildeten. Es waren viele, ungewöhnlich viele. Viel zu viele. Knapp mehr als ein Dutzend hoch scharfe und überdurchschnittlich mächtige, schwebende Geisterklingen schauten drohend in seine Richtung. Wahlu schüttelte seinen Kopf und ließ sich davon nicht beirren. Gegen Smill waren es bedeutend wenige gewesen, vor allem hatten sie ihn noch nicht einmal getötet. Was mehr daran lag, dass er ihn aus einem unerklärlichen Grund verschont hatte. Er aber war um einiges besser. Er zog seine Waffe und achtete auf die Geisterklingen. Diese rührten sich nicht, selbst als er nur noch ein paar Meter vor dem Erdadepten stand. Wahlu umschlang mit beiden Händen seine Waffe und schwang diesen auf den, sich nicht rühren wollenden Erdadepten.
Kudo: Babylon.
Einen Augenblick später stand eine Erdwand getränkt mit seiner Psynergie zwischen den beiden, der den Angriff abfing. Die Waffe schnitt sich durch den, ungewohnt leichten Material, und blieb dann genau in der Mitte stecken. Die untere Hälfte war stärker. Eine Sekunde später hatte sich die geschnittene Stelle wieder zusammengefügt – in einer deutlich festeren Form. Wahlu fluchte, als er mit der Waffe feststeckte. Das war also seine Absicht gewesen.
Er ließ seine Waffe los und erkannte einen Moment später wie die Waffe sich gelockert hatte. Seine Augen weiteten sich, als sich Geisterklingen durch die, von der Wandstärke wieder niedrigen, Erdwand bohrten. Er hoch schützend die Arme und wurde von den kommenden Klingen überwältigt. Sie bohrten sich nach einander durch seine Rüstung und nagelten ihn an die Wand hinter ihm, die erst gerade beschworen wurde. Es bohrten sich ihm jeweils einer durch die Schulter, einer durch die Arme, einer durch die Beine und der letzte verfehlte ihn absichtlich knapp zwischen den Beinen. Ein Zentimeter höher und es wäre ein Volltreffer gewesen. Er wollte sich befreien, doch er saß fest. Der blonde junge kam mit langsamen Schritten auf ihn zu. Die übrigen Geisterklingen schwebten immer noch hinter ihm. Er hatte gerade eben längst nicht alle abgefeuert.
Wahlu: Kekekeke. Gar nicht schlecht, Junge. Gar nicht schlecht.
Kudo: Kekekeke. Gar nicht gut, Zwerg. Gar nicht gut.
Kudo zog die Geisterklinge mit der er absichtlich verfehlt hatte aus der Wand heraus und hielt ihm diese drohend unter die Kehle.
Kudo: Plaudere schon deinen Auftragsgeber heraus. Ich überlege mir derzeit ob ich dich behandeln soll wie die menschliche Rasse oder nicht. Keine krummen Dinger. Das erklärt sich von selbst.
"Aber seien wir doch ehrlich dieses Phänomen ist eine Schande, nicht?"
"He... Wenn jemand etwas aufbaut, kommt immer jemand der es zerstört."
"Diese Welt verrotet. Auch das ist eine Schande."
"He... alles ist irgendwie schlimmer geworden." stimmte Gel ihm zu.
Pescio schüttelte den Kopf.
"Nein, ich meinte das wörtlich. Ich bin nicht vollkommen einverstanden mit den Methoden des Meisters, aber die Maschinen sollen Mirnuzar retten. Im Moment löst sich Mirnuzar langsam auf. Glaub es mir oder nicht. Die Maschinen verhindern eine vollkommene Vernichtung der Menschen in Mirnuzar sobald sie aktiviert werden. Wir werden alle sterben wenn wir sie nicht aktivieren können. Vor allem weil die Maschinerie mit Mirnuzars Existenzkern gekoppelt ist. Wir werden möglicherweise morgen alle tot sein, wenn die Zerstörung anhält."
Er lächelte breit.
"Aber glücklicherweise gibt es für jedes Problem eine Lösung. Und Lösungen für Probleme finden ist das was wir Mechaniker am besten können."


"Willkommen ihr Würmer."
Gullwick hielt sich genervt eine Hand an die Schläfe.
"Hatten wir nicht abgemacht uns unhexenhaft zu verhalten für die Dauer des Treffens, LaCroix?"
"Seid wann hast du mir etwas zu sagen!? Ich erlaube euch, euch hin zu setzen, Würmer."
Teol liess sich nichts anmerken, und setzte sich zusammen mit Lagmar, der versuchte sich nichts anmerken zu lassen der Hexenkönigin gegenüber. LaCroix saß in ihrem Sessel und legte ihre Pfeife widerwillig beiseite. Mit einem Handwink schob sie das Netzt aus scheinbar schwebenden Kerzen beiseite.
"Wir sind..." begann Teol.
"Gekommen um den Mars-Stern zu bringen, blablabla. Ich weiß. Lassen wir diesen diplomatischen Firlefanz und sagen wir uns einfach was wir wirklich denken. Kommen wir zur Sache."
Sie schnippte und Funa schwebte langsam aus Lagmars Umhang heraus, der mit höchster Konzentration versuchte nicht vor Schreck zusammen zu fahren.
Die alte Hexe liess Funa vor sich auf Augenhöhe schweben und betrachtete sie von allen Seiten.
"Jeanne! Gullwick!"
Die Hexenausbilderin und ihre Schülerin nahmen eine weiße Decke und wickelten sie um den schwebenden Hund. Nur den Kopf liessen sie heraus gucken. LaCroix schloss die Augen und schien sich auf etwas zu konzentrieren.
"Und Rückkopplung des Fluchs in 0, 1, 7, 8, 5, 6, -4, =3, -2, 10, Jetzt!"
Der Hundekopf wurde größer, Hundehaare fielen zu Boden und aus dem Hund wurde eine junge Menschenfrau. Die junge Frau fiel, immer noch in die Decke gewickelt, zu Boden und verlor das Bewusstsein.
"Jeanne, nimm das Mädchen und zieh sie an. Sie wird sich noch eine Weile erholen müssen also wird sie aller höchstens in einer Woche aufstehen." sagte LaCroix gelangweilt.
Jeanne nickte nur, nahm Funa und verschwand mit ihr hinter einem schwarz getönten Spiegel hinter dem Sessel der Hexenkönigin.
Sie sah Lagmar an der benommen blinzelte, dann sah sie sie zu Teol der nicht einmal mit der Wimper zuckte.
"Habt ihr es gewusst?" fragte sie ihn.
"Nein," antwortete Teol wahrheitsgemäß, " aber ich wusste dass etwas nicht mit der Hündin stimmte."
"Oh, nun ihr gefallt mir. Aber euer Lord ist schon eine kleine, arrogante Mis-
"LaCroix" warf Gullwick verzweifelt ein.
"Ah, ja mein Fehler. Wisst ihr wer dieses Mädchen ist?"
"Nein" antwortete Teol ein weiteres mal.
"So wie ihr klingt scheints euch auch egal zu sein, aber ich sags euch trotzdem damit ihr wisst was für ein Mensch euer Lord ist.
Dieses Mädchen ist die rechtmäßige Thronfolgerin Polinas, die Tochter des letzten Lord von Polinas und die Protegée Lord Steins.
Da ich mit Lord Stein seit Jahrzehnten eine Fehde führe wusste euer guter Lord dass ich das Mädchen hierbehalten werde. Und da ihre Existenz mit der des Mars-Sterns gekoppelt ist, der aufgrund eines uralten Fluchs nicht aus LaVoisin entfernt werden kann sobald er zurück gekehrt ist, ist Umbrios Herrschaft gesichert.
Er braucht sich keine Sorgen zu machen dass die richtige Thronerbin zurückkehrt. Und das beste daran ist, dass niemand je beweisen können wird dass er das alles geplant hat. Woher sollte er denn wissen das eure "Funa" die Tochter des vorigen Lords war? Wie hätte er ahnen können dass sie den Mars-Stern frisst?
Er hat den Schneid benutzt mich als Werkzeug zu benutzen und er weiss dass ich es nur zu lasse weil ich Stein zu sehr hasse.
Nun, nur ganz unter uns Teol was haltet ihr von der ganzen Sache?
Sie sah zu Lagmar. "Und mit euch muss ich gleich auch noch reden"


"Hier"
Sylvos warf Kanra einen dunkelgrünen Ring zu und duckte sich dabei unter dem Schlag eines Barbesuchers weg, der sein Ziel verfehlte und im Gesicht der Merkuradeptin landete. Sylvos nutzte die Gelegenheit, stellte ihr ein Bein und sie knallte mit dem Kinn auf die Theke.
Kanra verteidigte sich gerade gegen eine Gruppe heranstümender Gäste mit einem gekonnten Stuhlwurf. Sie betrachtete den Ring genauer.
"Sylvos, ist das ein..?"
Sylvos kippte einen Tisch um und ging dahinter in Deckung.
"Ja, ist es. Und ja, ich gehörte zu so einer Gruppe. Feuerschürer ist der offizielle Begriff dafür. Er sagt den meisten nichts. Jetzt weisst du aber was es bedeutet."
Sie nickte stumm. Der Ring den er ihr gegeben hatte war ein Merkur-Negator. Ein Ring der an einem Merkur-Adepten sämtliche Psynergie vernichtete und gleichzeitig eine Ganzkörper-Lähmung verursachte. Es war ein Ausrüstungesgegenstand an den nicht einmal hohe Kommandanten des Drachen-Clans ausgehändigt bekamen. Die einzigen die befugt waren einen Merkur-Negator zu besitzen, waren diejenigen die speziell dafür ausgebildet wurden Merkur-Adepten zu töten. Menschenjäger.
Sie richtete den Strahl der aus dem Ring kam auf die andere Merkuradeptin, die sofort aufhörte sich zu bewegen.
Etwas traf Kanra und schleuderte sie in hohem Bogen aus dem Lokal. Der Golem hatte sie getroffen. Sie blieb mit dem Gesicht im Dreck liegen und hörte eine Stimme. Die Stimme sprach vertraute Worte sehr vertraute Worte.
"...ist es ein schändliches Verhalten eurerseits, Kanra, das dafür sorgt dass wir euch in regelmäßigen Abständen volltrunken vom Rinnstein und von Theken zu entfernen haben.
Euch ist klar das Steuergelder verpulvert werden, damit ich Wächter bezahle die euch suchen, damit ihr nicht zu viel Schande mit eurem Verhalten über die Wächter Gilratars bringt?"
Nein, das konnte nicht wahr sein! Nicht hier, nicht jetzt! Sie blieb um sicher zu gehen auf der Strasse liegen und tat so als sei sie bewusstlos. Doch die Stimme sprach weiter.
"Ist euch nicht klar, dass ihr eine Vorbildsfunktion als Wächterin habt, Kanra?"
Oh, sie erinnerte sich an den Satz. Vor ihren Augen sah sie den Besitzer der Stimme wie er sie streng über den Rand seiner Brillengläser beobachtete. Sie ging auf die Knie, richtete sich dann schnell auf und nahm Haltung an.
"E-Es wird nie mehr vorkommen, Quästor!"
Doch vor ihr stand nicht ihr ehemaliger, oberster Vorgesetzter.
Talion sah zu dem Brief aus dem er gerade vorgelesen hatte und dann zu Kanra.
"Kanra von den Sonnenreiterebenen?" fragte er vorsichtig.
Teol verschränkte gelassen die Arme. Zugegeben: Niemals hatte er geahnt, dass Umbrio etwas Derartiges geplant hätte. Aber er schien das Risiko, dass Teol und seine Männer davon erfuhren, billigend in Kauf genommen zu haben, wenn die Geschichte stimmte. Also war der Fall für Teol klar.
Teol:Was ich darüber denke? Das meine Mission abgeschlossen ist. Meine Aufgabe war es den Marsstern einer neutralen Partei zu übergeben und Lord Umbrio wählte Euch in Frostlande. Das habe ich getan.
LaCroix:Tatsächlich? Und es ist Euch egal, dass sie eigentlich den Anspruch auf den Thron Polinas hätte und damit Eure eigentliche Herrin wäre?
Teol:Diese Dinge haben nichts mit mir zu tun. Ich habe lediglich nur einen Befehl ausgeführt. Es geht mich nichts an, selbst wenn mein Herr sich über all dies im Klaren war. Selbstverständlich werde ich ihn darüber informieren, aber wenn er sich entschließt die Sache nicht öffentlich zu machen, dann werde ich es auch nicht tun. Erhalte ich jedoch den Befehl sie zurückzuholen, werde ich versuchen ihn auszuführen, selbst wenn es stimmt, was Sie über die Schutzmechanismen sagen. In meinen Augen ist Umbrio der momentane rechtmäßige Herrscher des Großreiches Oscasiane.
Die Hexenkönigin lachte.
LaCroix:Ihr seid ein gewissenloser Mann, Teol. Eine Schande, dass Ihr diesem missratenen Vo-
Gullwick:LaCroix, bitte...
Sie schnaubte abfällig, aber setzte den Satz nicht fort.
Teol:Ich sehe die Dinge einfach so wie sie sind.
Lagmar fühlte sich unangenehm in seiner Haut. Auch wenn er Teol noch so sehr bewunderte, er konnte ihm nicht zustimmen. Dass sich Lord Umbrio solcher Tricks bediente... Das konnte er nicht glauben! Falls es stimmte... Nein, das konnte nicht sein! Die Hexe musste versuchen ihn mit ihren Lügen zu beeinflussen! Natürlich, deswegen tat der General so ruhig. Er wusste, dass es eine Lüge war und sagte nur was die Hexe gerne hören wollte.
Aber wenn es doch wahr war? Lagmar wusste nicht, auf wessen Seite er dann stehen sollte...
Teol:Wie dem auch sei: Der Marsstern ist übergeben. Meine Mission ist erfüllt. Wenn Sie das wünschen, verschwinden wir noch heute und Sie können den Sturm wieder erneuern, der Frostlande vor Fremden schützt. Es ist möglich, dass Sie uns nie wieder sehen.

Wahlu:Kekekeke! Es steht mir nicht zu den Namen meiner Auftraggeber zu wissen. Ein Kopfgeldjäger interessiert sich nur für den Preis, kekeke...
Kudo:Du bist ein Kopfgeldjäger? Dann kein besonders geschickter.
Wahlu zuckte verärgert mit dem Kopf.
Wahlu:Ich bin gefährlich! Hör auf zu grinsen!
Seine Körpergröße und seine pfeifende Piepsstimme ließ die Drohung geradezu lächerlich wirken. Kudo lachte und machte den Winzling in der Rüstung nur noch ärgerlicher.
Wahlu:Das reicht! Ich werde gleich deine Seele fressen Großer, wenn du dich nicht sofort ergibst!
Kudo:Du willst was?!
Er prustete belustigt.
Kudo:Du überschätzt wohl gewaltig deine Möglichkeiten.
Wahlu:Kekekeke... Da liegst du falsch, Großer! Ich habe nur darauf gewartet, dass du so nah herankommst, KEKEKEKEKEKE!!! Finstermantel!
Ohne jegliche Vorwarnung zerfloss der Boden unter ihnen zu einer schwarzen dickflüssigen Substanz, die gierig an Kudos Beinen hinaufleckte. Dieser stieß einen zornigen Fluch aus und stieß mit der Geisterklinge zu. Doch er hatte in seiner Unachtsamkeit Wahlu viel zu viel Zeit gegeben. Die Finsternis war bereits an seiner Rüstung hinaufgekrochen und fing den Treffer der Geisterklinge ab, die von der Finsternis sofort absorbiert wurde. Kudo knurrte und riss sich mit purer Kraft von dem pechschwarzen Finsternisboden los und sprang in genügend Abstand in Sicherheit. Aber die Substanz an seinem Körper starb nicht ab, sondern breitete sich immer weiter aus. Er hatte nur eine Wahl: Er musste den Wirker ausschalten, sofort! Doch dessen Rüstung war bereits von der Substanz vollständig eingedeckt.
Wahlu:Kekekeke... Da staunst du, was? Psynergysiegel!
Kudo machte sich bereit, aber zu seinem Entsetzen verstärkte der Finstermantel die Wirkung des Siegels. Nein, das war nicht ganz richtig. Der Finstermantel schwächte seinen Widerstand! Kudo versuchte sich zu konzentrieren, aber es gelang ihm nicht. Erbarmungslos formte sich das Siegel um ihn und fixierte sich. Zeitgleich floss der Finstermantel über den Rest seines Körpers und schloss ihn ein. Die Geisterschwerter verschwanden und Wahlu war wieder frei. Freudig hüpfte er von einem Bein auf das andere, als wäre er nahezu unverletzt.
Wahlu:Kekekekeke! Das hättest du nicht gedacht, hä? Weißt du, ich kämpfe nicht besonders gut mit Waffen, aber diese Rüstung hat schon so manche in die Irre getrieben. Du bist nicht der erste, den ich auf diese Weise in meine direkte Nähe gelockt habe. Kekekek-kä?
Durch den Finstermantel drang an den Händen ein schwaches Licht durch und explodierte in der nächsten Sekunde. Vera und Ailas tauschten einen wissenden Blick. Kudo hatte seine Handschuhe gezündet. Doch die Belastung musste enorm sein, die Lichtexplosion in einem geschlossenen Raum zu zünden. Die Erschütterung musste direkt durch seinen gesamten Körper gehen. Wenn er den Schaden nicht bald heilen konnte, dann würde er das nicht lange durchhalten.
Kudo:Das wirst du bereuen, Zwerg! Schnapp ihn dir, Boden!
Der Dschinn brach aus seinem Körper hervor, breit zur Entfesselung.
Wahlu:Ke... Von einem Dschinn war nie die Rede. Schwarze Entladung.
Die Fetzen des Finsermantels auf der Straße zersprangen zu einem Sperrfeuer an schwarzen Blitzen, die die gesamte Straße einhüllten. Boden musste die Entfesselung abbrechen und in Deckung gehen. Als sich das Gewitter legte war Wahlu fort.
Vera:Wie? Er ist geflohen?
Ailas:Offensichtlich sind ihm die Tricks ausgegangen... Aber was war das? Es war die Sternenmacht, aber... Dieses Element habe ich noch nie gesehen!
Ein verkrampftes Stöhnen drang über die Straße.
Vera:Kudo, geht es dir gut?!
Kudo nickte und versuchte zuverlässig zu lächeln, aber es gelang ihm nicht. Die kurze Zeit in dem Finstermantel hatte einen Großteil seiner Körperwärme absorbiert. Eine dünne Schicht Eiskristalle zog sich über seine Haut und seine Kleidung und sein Atem beschlug an der warmen Luft zu Dampf. Wut stieg in ihm auf. Selbst wenn das Siegel nicht wäre, konnte er sich nicht einfach heilen, um seine Körperwärme wiederherzustellen. Wie würde es denn aussehen, wenn er SO wieder vor die Crew treten musste?! Das würde dieser Wahlu bezahlen. Er atmete tief ein... und hielt erschrocken inne. Dieser Geruch! Er versuchte etwas zu rufen, doch seine gefrorenen Lippen versagten ihren Dienst.
Kudo:Bo... Bo...
Vera:Was?
Kudo:Bo... oden...
Boden:Wa-?
???:KE!
Mit einem spitzen Ausruf sprang Wahlu aus einem Loch in der Straße, das Smill und seine Kreaturen zuvor gegraben hatten und klatschte Boden wie eine Fliege mit seinen behandschuhten Händen aus der Luft. Als er ihn traf wurde er in eine ebenso schwarze Kugel eingeschlossen wie Kudo vorhin, als die Substanz von seiner Rüstung auf den Dschinn übergriff. Die Kugel fiel mit einem matschigen Klatschen auf die Straße und blieb regungslos liegen. Kudo brüllte und zwang seine schmerzenden Muskeln zu Höchstleistungen. Er zwang sich auf die Beine, hechtete nach vorn und hob die Hand.
Wahlu:Kä?
Mit einem Aufschrei blitzte sein rechter Panzerhandschuh auf und traf Wahlu mit einer Lichtexplosion direkt in der Magengrube. Der Finstermantel auf Wahlus Rüstung wurde hinfortgesprengt und er bekam den abgeschwächten Treffer ab und landete in der nächsten Hauswand. Kudo sank auf die Knie, weigerte sich jedoch hinzufallen. Er hatte es geschafft. Der Kerl war erledigt. Sein Blick wanderte zu Boden. Doch die Kugel des Finstermantels hatte ihn immer noch eingeschlossen. Doch wieso?
Ailas:Kudo, pass auf! Hinter dir.
Kudo spürte es, bevor er es sah. Entsetzt drehte er sich zu dem Loch in der Straße um, aus dem Wahlu vorhin gesprungen war und aus dem jetzt wieder die Substanz des Finstermantels drang und seine Füße hinaufkroch. Wieder wurde er eingehüllt, doch anders als vorhin blieb sein Gesicht frei.
Wahlu:Kekeke...
Vera:U-Unmöglich!
Der Kopfgeldjäger zwängte sich wieder durch das Loch in der Wand und sprang wieder auf die Straße. Doch anscheinend hatte Kudos Treffer Wirkung gezeigt, denn er torkelte leicht und zog mit einem unerfreuten Geräusch an seiner verbogenen Rüstung.
Wahlu:Vielleicht bist du doch mehr wert, als man im Moment für dich verlangt. Aber ich werde für meine Mühen entlohnt, wenn ich deine Ausrüstung verkaufe. Und wenn die anderen Erfolg hatten, dann habe ich genug Geld für meinen Meister.
Vera:Kudo!?
Wahlu:Schweig, Mädchen. Finstermantel schwächt nicht nur den Körper mit seinem kühlen Griff, sondern frisst auch den Kampfgeist des Opfers. Aus diesem Grund wird auch mein Psynergysiegel nicht verschwinden. Erstaunlich, dass er sich überhaupt ein zweites Mal aufraffen konnte, aber das war’s. Das kommt davon wenn man seinen Gegner zu gering schätzt, da kannst du so mächtig werden wie du willst. Kekeke... Wäre nicht das erste Mal. Nun...
Er wandte sich Ailas und Vera zu.
Wahlu:Jetzt liegt es an euch, meine Großen. Gebt auf!
Vera:Wir werden uns nicht jemanden wie dir ergeben.
Wieder erschall das hohe Lachen des Kleinen.
Wahlu:KEKEKEKE!!! Sicher? Sogar jetzt leidet eurer Freund. Der Finstermantel wird seinen Willen Stück für Stück verzehren und seine Muskeln einfrieren. Macht Euch keine Illusion, ich brauche euch nicht lebend. Aber es würde gegen den Ehrenkodex der Kopfgeldjäger verstoßen, wenn man euch nicht zwingend tot sehen will.
Vera und Ailas tauschten wieder einen Blick. Das Kudo besiegt war, konnten sie gar nicht glauben. Aber wieso rührte er sich nicht? War er etwa...
Wahlu:Kekeke... Was sollen diese überraschten Blicke? Ich bin darauf trainiert starke Adepten zu fangen. Mitunter sehr starke, wie euren Freund hier. Ihr zwei habt keine Chance. Könnt ihr überhaupt kämpfen?
Vera[leise]:Was jetzt? Glaubst du wirklich Kudo...
Ailas[leise]:... Ich weiß nicht, aber wir sollten wohl lieber nicht abwarten um es herauszufinden.
Sie nahmen Kampfhaltung ein. Wahlu kicherte.
Wahlu:Kekeke... Auch wenn ihr nicht nach keiner Herausforderung ausseht, glaubt nicht dass ich euch unterschätze.

Kanra war noch ein wenig benommen, so dass sie die Situation noch nicht sofort begriff.
Kanra:Wenn Sie den Einwand gestatten, Quästor... Ich dachte Kommandant Lune hätte Ihnen gesagt hätte, dass der Vize-Kommandant Lashon... Ich meine... äh?
Sie blinzelte den Jungen fragend an. Wer bei der Alchemie war das? Auf der Straße wurde es still. Außer ihr und dem Jungen mit dem Brief waren nur wenig Zivilisten da, die entweder angesichts des Kampflärms aus der Taverne eilig davonmachten oder interessiert aus sicherer Entfernung zusahen. Talion wiederholte die Frage.
Talion:Kanra von den Sonnenreiterebenen?
Kanra:... Wer?
Talion:Sie sind doch Kanra von den Sonnenreiterebenen?
Kanra:Nein. Du musst mich verwechseln.
Es war offensichtlich dass sie log und Kanra selbst wusste es. Aber die Standpauke, die der Junge gerade von sich gegeben hatte klang zu sehr nach ihrem alten Vorgesetzten, um gefälscht zu sein. Außerdem passte diese Art von Humor bestens zu Umbrio.
Talion:Doch ich bin mir sicher!
Kanra:Nein, du irrst dich...
Talion:Sie haben den Namen Lashon erwähnt. Ist er zufällig auch in der Nähe...?
Kanra:Hallo?! Ich wurde gerade aus einem Fenster geworfen und du erkundigst dich nach Leuten die ich nicht kenne? Wieso machst du dich nicht nützlich und rufst nach der verfluchten Stadtwache?!
Talion:Ich dachte Ihr wärt selbst Stadtwächterin gewesen. Eine hochrangige noch dazu. Könnt Ihr den Ärger nicht selbst regeln?
Kanra wurde es allmählich unangenehm, wie viel der Junge wusste.
Kanra:Ich?! Stadtwächterin?! Würde ich mich dann aus einem Fenster werfen lassen?!
Talion:... Ihr tragt immer noch die Überjacke der gilratanischen Stadtwache.
Kanra schwieg betreten. Der Junge hatte Recht. Innerlich verfluchte sie sich, dass sie niemals auf den Gedanken gekommen ist, sich von ihren alten Sachen zu trennen.
Kanra:Na gut, Junge. Weißt du was? Vergiss es! Die gilratanische Stadtwache gibt es nicht mehr! Außerdem habe ich meine Marke längst verkauft, also arbeite ich für niemanden mehr.
Talion:Aber ich...
Kanra:Wenn es dir etwas ausmacht, ich muss eine Schlägerei gewinnen.
In dem Moment wo sie ihren Satz beendete erfüllte ein helles Klirren die Straße und der Steingolem flog durch das andere Fenster aus der Tarverne und blieb mit einem großen Spalt auf der Brust reglos liegen. Ihm folgte Sinaphie die hinterher sprang und stolz auf ihrer Beute landete. Im gleichen Moment öffnete sich die Tür und Sylvos kam betont ruhig herausmarschiert, während die Schlägerei noch im Gange war.
Sylvos:Diese zwei sind erledigt, aber ich fürchte das interessiert die Leute da drin nicht mehr. Wir sollten vielleicht verschwinden bevor wir noch mehr Ärger bekommen... Wer ist das, Kanra?
Kanra:... Ärger, denke ich.
Ailas hielt mit lächelnder Miene die Hand vor Vera.
Ailas: Überlass das mir.
Wahlu: Kekekeke. DU alleine gegen mich?
Der junge Wasseradept hatte ein ungewöhnlich selbstsicheres Lächeln im Gesicht. Wahlu war schon fast davon irritiert. Bestand die Gruppe etwa nur aus hochmütigen Adepten die keinen ihrer Gegner ernst nahmen? Oder lag das an ihm? Mit langsamen Schritten ging der Junge mit dem blauen Mantel auf ihn zu. Er wirkte etwas unheimlich. Wahlu hatte ein merkwürdiges Gefühl. Er wusste zwar nicht woher es kam, aber irgendetwas gefiel ihm an dem Typen überhaupt nicht. Dann plötzlich blieb der Junge stehen und schüttelte seinen Kopf.
Ailas: Nein, es wird nicht nötig sein.
Wahlu folgte Ailas Blick und konnte seinen Augen nicht trauen, als der blonde Erdadept wieder auf den Beinen stand. Die Substanz befand sich immer noch auf seinem Körper, dieser konnte dennoch stehen.
Wahlu: Wie-
Vera: Er... er nutzt doch nicht....
Ailas: Doch das tut er.
Wahlu verstand kein einziges Wort. Kudo gab einen Zorn erfüllten Schrei von sich und eine in Licht erfüllte Aura zersplitterte die Substanz an seinem Körper, sprengte den Psynergiesiegel und befreite Boden. Wahlu glaubte nicht, was er gerade eben gesehen hatte. Er hatte sich aus der Substanz befreien können. So einfach war es bisher noch niemandem gelungen. Der Körper seines Gegners leuchtete ununterbrochen. Kudo trat mit langsamen Schritten an ihn ran. Er befand sich in Rage.
Kudo: Das wirst du bezahlen. Mein Aussehen hätte ernsthafte Schäden davontragen können!
Vera: Genug Kudo! Stopp es! Es ist lebensgefährlich.
Ailas: Er weiss schon was er tut.
Vera: Ailas...
Wahlu ließ sich nicht länger irritieren. Der Kampfes Wille des Jungen war merkwürdigerweise noch größer als jemals zuvor. Doch das änderte nichts, denn offenbar lernte der Junge nichts aus seinen Fehlern. Nicht, dass er ihn offenbar immer noch unterschätzte, nein, er näherte sich auch noch besonders Treffer-Anfällig. Er hatte sich mit dem Finsternismantel zurückgehalten. Wie tragisch, wäre er liegen geblieben, dann hätte zumindest noch eine Chance zum überleben übrig gehabt. Dies hatte er sich nun gänzlich verspielt.
Wahlu: Kekekeke, komm nur her.
Keine besondere Ausweichreaktion von Kudo folgte. Vielleicht wäre eine solche sogar zu spät gewesen, als sich der ganze Boden um ihnen, zu einem schwarzen Schlamm verformte. Ailas und Vera hatten sich noch Dank der Distanz retten können, doch Kudos Füße hatte es erwischt. Wie von einem Magnet angezogen sprang die Substanz auf den Körper des Erdadepten.
Vera: Bruder!
Ailas:....
Wahlu: Kekekeke. Du bist Geschichte.
Er würde den Jungen nicht Unterschätzen, diesmal nicht. Das würde vermutlich ausreichen, aber er hasste es zwei mal den selben Fehler zu machen. Die schwarze Substanz vergrößerte sich und hatte Kudo nun völlig ausnahmslos eingehüllt. Er sah aus wie ein pechschwarzer Klumpen, der sich stetig durch die dazukommenden Substanzen vergrößerte. Er würde nun-
Wahlu sprang verwirrt einen Satz nach hinten, als merkte, dass der Klumpen in Schritttempo auf ihn zukam. Offen gesagt, hatte sein Tempo von Anfang an nicht einmal abgenommen. Was ging hier überhaupt vor? Mit seinen Augen erkannte er wie der junge seine linke Hand hob. Die Verformungen des pechschwarzen Klumpen verrieten ihm immer, was der eingeschlossene Tat. Ein bekanntes Licht kam aus ihrem Inneren.
Hatte der Narr etwa vor sich erneuert rauszusprengen? Es würde niemals ausreichen. Selbst wenn es ausreichen würde, wäre später nicht mehr von diesem Kudo übrig.
Ailas: Schnell, weg Vera!
Vera: Was, warum?
Ailas: Frag nicht und komm einfach.
Wahlu: Hey bleibt ste-
Er hatte nur eine halbe Sekunde weggeguckt und dies hatte ihm beinahe das Leben gekostet. Eine unfassbare Lichtdetonation pulverisierte lediglich die ganze verbreitete Substanz und nahm einen gewaltigen Stück vom Boden mit sich. Es sah fast so aus, als hätte hier ein Meteor eingeschlagen. Rauch hatte die ganze Umgebung eingenommen.
Die Druckwelle hatte Wahlu sehr weit weg geschleudert, aber er selbst hatte sich nicht im Radius der Explosion befunden - zu seinem Glück. Vermutlich hatte er mit seiner Kamikaze Aktion gleichzeitig versucht nicht seine Begleiter zu verletzen. Einen solchen Angriff hatte er niemals erwartet. Er hatte Glück gehabt. Sehr viel Glück. Bekanntlicherweise gehörte Glück auch zum Können.
Der Rauch verschwand allmählich, doch das was Wahlu sah gefiel ihm überhaupt nicht. Er konnte es nicht fassen. Der Junge stand immer noch da, wo er gestanden hatte, noch dazu unverwundetund ohne irgendwelche Schäden! Er verstand in diesem Moment nichts mehr. Absolut nichts. Sein Finsternismantel, diese unfassbare Lichtdetonation... nichts... nicht davon hatte ihm etwas angehabt! Woher nahm er nur diese Kraft? Was war das für eine Macht? Was für eine Technik?
Wahlu: Wie... konntest du der Finsternis entkommen?
Kudo: Pah? Dieses bisschen Finsternis soll mich verschlingen? Nicht einmal wenn du die ganze Finsternis der Welt sammeln und auf mich feuern würdest, könntest du mich nicht besiegen: Das
ewige Licht! Und zugleich der mächtigste Mensch dieser Welt.
Wahlu: Der mächtigste Mensch? Kekekeke.
Kudos Zorn war nicht verschwunden. Vera und Ailas betrachteten weiterhin aus der Entfernung die Szene. Auch wenn sich Kudo gerade als unbesiegbar gab, diese Technik verlangte großes Opfer.
Wahlu verstand nichts mehr... diese Junge hatte definitiv etwas, was seine Angriffe wirkungslos machte. Ob es am Licht lag? Nein, denn auch seine eigenen Angriffe schadeten ihm nicht. Bald würde hier sicher die Stadtwache eintreffen. Er musste fliehen und sich eine neue Strategie überlegen. Zurzeit konnte er den jungen unmöglich besiegen.
Wahlu: Kekeke. Es hat Spass gemacht, aber es wird Zeit Abschied zu neh-
Eine unfassbar schnelle Bewegung die er auf keiner Weise wahrnehmen konnte traf ihn an der Brust, zerfetzte seine Rüstung in tausend Teile und katapultierte ihn mehrere Hunderte Meter in die Luft. Einer solchen Geschwindigkeit war er nie zuvor begegnet. War der junge ein Hoheadept? Er versuchte sich in der Luft zu bewegen, doch der Schmerz an seiner Brust lähmte ihn förmlich. Unter ihm stand der Junge der ihn in die Luft befördert hatte. Sein rechter Panzerhandschuh leuchtete drohend auf.
Vera: Nein, er wird sterben!
Ailas: Wird er nicht, die Angriffspower befindet sich nicht auf einem Lebensbedrohlichen Niveau. Ihm vielleicht das Bewusstsein kosten, aber nicht töten.
Ailas seine Wörter schienen Vera zu beruhigen und Wahlu, der das ganze noch mitten im Sturz mitbekam lächelte. Der Junge hielt sich wieder zurück und würde ihn nicht tödlich angreifen? Erneuert rief er seinen Finsternismantel, als eine Lichtkugel in seine Richtung zuflog.
Wahlu: Kekek-
Als die Lichtkugel die ausgebreitete schwarze Substanz berührte, breitete sich eine Meilenweite Kette an Lichtdetonationen aus, welcher locker hätte die ganze Stadt auslöschen können. Wahlus jegliche Schutzmaßnahmen waren erfolglos und er verlor in dieser auffälligen Detonation seinen Leben. Er verstand zu spät, dass nicht er gemeint war, sondern Kudo.
Als die Detonationen verschwunden war, hielt sich Kudo, stark geschwächt, mit der Hand am Herz fest.
Kudo: Ich... verliere... gegen niemanden.... Hässliches Wesen!
Wenige Sekunden später hörte das Leuchten an seinem Körper auf und er ging in die Knie. Jegliche relevanten Muskeln versagten und er konnte sich kaum mehr rühren. Die Nachteile dieser verbotenen Technik und sie waren äusserst gering ausgefallen, zumindest schien es so. Sie verkürzte nicht nur das Leben, sondern könnte sogar permanente Schäden oder Behinderungen auslösen.
Vera lief zu seinem Bruder und hielt diesen dann in ihren Armen.
Vera: WAS DENKST DU DIR DABEI DEIN LEBEN SO ZU RISKIEREN?!!! Du hättest dich locker befreien und normal weitermachen können!
Kudo: SCHREI mir nicht ins OHR!
Ailas schüttelte mit lächelnder Miene seinen Kopf. Offenbar ging es Kudo gut und der Streit würde eine Weile andauern. Ihr Gegner war sehr Interessant gewesen. Genau wie seine Kräfte. Nur leider hatte er keine Zeit sich damit zu beschäftigen.
Ailas: Ich hole Hilfe, Vera du bleibst hier. Ich bin schnell zurück.
Kudo: Nein! Niemals Ailas. NIEMAND darf mich so sehen! Ich warne dich!
Es war schon zu spät, er verschwand.
Kudo: Wehe du bringst eine Frau mit!
Vera hoffte, dass sie in der Zeit keinem anderen Attentäter gegenüberstehen würden. Dies war aber nicht der Fall und nachdem sie sich umsah, verstand sie auch warum Ailas darauf vertrauen konnte. Das Kampffeld war WIEDER EINMAL völlig zerstört, was bei Kudo zur Kampfordnung gehörte. Die Stadtwachen hatten sich bereits um den beiden versammelt. Kudo schaute mit den Augen einmal durch die Runde.
Kudo: Eine Sache ist Positiv.
Vera: Und die wäre?
Kudo: Immerhin ist keine Frau dabei.
Vera: ...


Das Gebirgegebiet hatte von dem Kampf ihre Schäden getragen. In dessen Mitte stand das Wasserungeheuer. Es hatte überall auf dem Körper schreckliche Brandwunden. Sein linker Arm war abgetrennt und lag auf dem Boden. Über Tausende von messerscharfen Phönixfedern hatten sich durch seinen Körper gebohrt. Blut floss ihm aus dem Kopf hinunter. Seinen linken Auge hatte es verloren. Der Phönix, der dazu zuständig war und das Areal zu seinem Vorteil genutzt hatte löste sich auf.
Saul: Unfassbar.... Sky... Du bist zwar gestorben, konntest aber ein ewiges Wesen so derart schwächen....
Er schaute zu dem sehr stark angeschlagenen Ungeheuer. Sky war kurz davor gewesen selbst ein ewiges Wesen zu werden. Wie bedauerlich ihn so zu verlieren. Saul aber brauchte niemanden, der ihm nicht von nutzen sein konnte oder sich beschloss gegen ihn zu wenden.
Secret erschien. Saul wandte sich diesem zu, als das ewige Wesen bereits verschwunden war.
Saul: Was gibt es?
Secret: Neuigkeiten: Tarii ist entkommen. Die beide haben sie entkommen lassen.
Saul: SIE HABEN WAS?
Er beruhigte sich wieder.
Saul: Hm, diese Volltrottel haben ihr Job bis hierhin also völlig umsonst gemacht. Wie dumm. Sie haben Tarii nach Nordshetver gebracht und mir die Sache vereinfacht – gleichzeitig ihr Auftrag nicht erfüllt. Sie haben mir also im Endeffekt geholfen, ohne Bezahlung.
Saul lachte.
Saul: Secret. Finde Tarii und sorge nur dafür, dass sie Nordshetver nicht verlasst, bis ich zurück bin.
Secret: Hm?
Saul: Es wird langsam Zeit, dass auch ich belohnt werde nicht? Drei Elementarsterne befinden sich nicht weit weg von hier sagtest du? Es wird Zeit sich alle drei auf einmal zu holen – im Alleingang.
"Ich verstehe.", Jad wandte sich um, "Meine Leute sollten alles vorbereitet haben. Also entschuldigt mich, Kriegsherr."
"Einer meiner Männer wird euch den Weg zeigen." Reyter rief einen seiner Untergebenen zu ihnen gab diesem den Befehl.
Sie brauchten nicht lange, um die Räume zu erreichen, die Reyter ihnen für die Dauer ihres Aufenthaltes zu Verfügung gestellt hatte. Er trat in den des Höchstrangigen ein. "Ist alles vorbereitet?"
"Selbstverständlich, Sir?", antwortete der Soldat und wies auf einen Kreis von Kristallen, den er aufgebaut hatte, "Sagt hatte Reyter nichts gegen eine Kontaktaufnahme von seinem Stützpunkt aus einzuwenden?"
"Er sagte nichts und es kürzt das ganze ab. Aktivieren!"
Die Kristalle glühten auf und entfesselten ein jeder einen Psynergiestrom, die sich zu einem Ebenbild Narsis verbanden.
"Kaiserin." Er verneigte sich. "Reyter scheint durchaus bereit zu einem Bündnis zu sein, aber es widerstrebt ihm diese Welt zu unterteilen. Und er besteht auf ein Treffen mit euch persönlich."
"So?", Narsi wandte ihm den Rücken zu, "Das ist kein Problem."
"Wie lauten eure Befehle?"
"Sagt ihm, dass ich jederzeit bereit bin, mich mit ihm zu treffen. Sobald er es wünscht könnt ihr ein Portal für ihn öffnen. Ich hoffe er versteht, dass es äußerst auffällig wäre, wenn ich jetzt nach Mirnurzar käme. Und ich muss mich nicht notwendigerweise in seine Politik einmischen. Erzählt mir mehr von eurer Unterredung, Jad."

Sciz blickte zwischen den versammelten Stadtwächtern hindurch. Er hätte sich ja schon gedacht, dass dieser Vollidiot für die Lightshow verantwortlich war. Er sollte ihm jetzt wohl aus der Klemme helfen und wenn es nur war, weil er wusste, dass Kudo es hassen würde, oder weil er sich extra die Mühe gemacht hatte herzukommen. Trotzdem so viele konnte er nicht gerade unbemerkt ausschalten, wenn er sie leben ließ natürlich nur. Und er wollte ungern, dass man die Windtänzerin und Paka irgendwie mit so einer Aktion in Verbindung brachte. Er konnte eigentlich darauf verzichten, dass noch mehr Leute hinter ihnen her waren. Er zog seinen Säbel blank und hielt ihm einer Person an die Kehle, die hinter ihn trat. Er war nicht besonders überrascht Ailas zu sehen, da sich dieser immer in Kudos nähe aufhielt. Er steckte seine Waffe wieder weg und verwendete Geistleser.
~Gut das du da bist. Das erleichtert mir das ganze ungemein.~
~Dann habt ihr einen Plan?~, kam die Antwort des Wasser-Adepten durch ihre Gedanken Verbindung.
~Ja, und er ist wunderbar simpel.~ Er veränderte seinen Geistleser, so dass auch Vera und Kudo.
~Bitte, warum du?~, erklang das Bewusstsein des Erd-Adepten.
~Dein Fehler du musstest ja das Inferno da oben veranstalten. Davon mal abgesehen, dass du damit jeden Kopfgeldjäger deine Position verraten hast. Selbst wenn wir die Stadtwachen augenblicklich ausschalten kann es noch schwer genug werden, hier weg zu kommen ohne, dass die ganze Mannschaft mal wieder verhaftet wird.~ Mit diesen Worten zog entfernte er sich von Ailas und schlich durch die Seitengassen, um auf die andere Seite der Wachen zu gelangen.
~Er hat recht Kudo.~, meldete sich nun auch Vera zu Wort, ~Wir würden hier mit vielleicht fertig werden können, wenn Ailas mir hilft, aber es würde zu lange dauern.~
~Die Stimme der Vernunft.~, fügte Sciz hinzu, ~Nervt es dich nicht den gesunden Menschenverstand deines Bruders zu spielen?~ Diese Frage hatte er Kudo natürlich nicht übermittelt.
~... Die Zeit...~, erwiderte Vera nach kurzem zögern.
~Ja, schon gut. Ich gehe auf die andere Seite der Wachen und greife zeitgleich mit Ailas an. Sie können noch so gut, aber ich glaube nicht, dass ein Zangenangriff, von zwei Adepten außerhalb ihrer Reichweite zu den Dingen gehört, für die sie ausgebildet sind. Vera, du musst dich nur darauf konzentrieren, dass du und Kudo nichts abkriegen.~ Er erreichte sein Ziel und blickte auf die Straße.
~DAS nennst du einen Plan?~, fragte Kudo herablassend.
~Nein, das nenne ich eine schnelle Problemlösung.~ Er machte sich bereit. ~LOS!~
Er hechtete aus der Gasse und hob Beide Hände. "Luftkeule!"
Ihm gegenüber war Ailas auch in Stellung und entfesselte einen Sturm von Eiskugeln. Vera warf sich mit Kudo gemeinsam zu Boden und erschuf einen Windschild, um sich vor den Angriffen zu schützen. Die Auseinandersetzung dauerte wirklich nicht lange. Die Geschosse aus gepresster Luft oder Eis zwangen die Stadtwächter schnell, aber allen falls leicht verletzt zu Boden. Nachdem es vorbei war eilte er zu den Beiden, die in der Mitte der Bewusstlosen standen.
"Wie gut bist du in Sachen Erinnerungslöschung?", fragte er die Wind-Adeptin.
"Das habe ich eigentlich noch nie gemacht.", antwortete Vera.
"Ist ganz leicht, wenn dein Ziel nicht bei Bewusstsein ist und du weißt wie es geht. Verwende einfach Geistleser auf einen von ihnen, während ich seine Gedanken verändere, dann verstehst du schon wie." Er zeigte auf dem direkt zu seinen Füßen und drang in das beinahe inaktive Bewusstsein ein. Er griff auf die jüngsten Erinnerungen zu nahm den Abschnitt bis kurz bevor sie Kudo und seine Schwester gesehen hatten und komprimierte diesen Teil so weit er konnte. Damit war diese Erinnerung vergessen. Sie konnte einem irgendwann wieder einfallen, aber es dauerte zu meist lange und war auch dann nur verschwommen.
"Ich gebe zu es ist nicht wirklich eine Löschung und wenn man ältere wählt dauert es eine Weile, um die richtigen zu finden, aber für unsere Situation ist sie ausgezeichnet geeignet."
Nun gemeinsam mit Vera ließ er die Wachen alles an die Adepten vergessen. Er sollte diese Fähigkeit wohl bei Gelegenheit auch dem Vogel beibringen.
"Das sollte der letzte gewesen sein.", meinte er schließlich.
"Bist du sicher?", fragte Ailas.
"Fast, das sind fast dreidutzend, aber es wird reichen." Er sandte sein Bewusstsein aus. Noch war niemand in Angriffsreichweite, aber es näherte sich eine beträchtliche Anzahl schnell. "Bringt Kudo zum Schiff. Ich kümmere mich um die Kopfgeldjäger und das irreführen weiterer Stadtwächter. In seinem momentanen Zustand kann Kudo von jedem der etwas Glück hat getötet werden und die meisten von denen sind fähig, also kümmere ich mich darum bevor sie euch erreichen. Ich warne per Geistleser alle von der Mannschaft, die ich erreiche, aber vielleicht haben viele schon so viel begriffen wie wir." Er wollte sich in Bewegung setzen, aber wartete noch. "Warum eigentlich das Lichtinferno?"
"Ein harter Kampf.", antwortet Kudo grinsend.
"Hör auf mit dem Getue und geh ins Detail!"
Statt Kudo antwortete Ailas: "Ein merkwürdiger Kopfgeldjäger mit einer komischen Sternenmacht hat ihn an seine Grenzen gebracht und dann hat er es ein bisschen übertrieben."
"Merkwürdig?"
"Irgendeine schwarze Substanz."
"... Vielleicht ein Schattenadept... oder was schlimmeres. Über die ist kaum etwas bekannt. Seid lieber nicht zu sicher, dass er tot ist." Mit diesen Worten bewegte er sich auf die zentralste Position zu, die es im Bezug auf die sich ihnen nähernden Personen gab, wenn er sich nicht zu weit von den drei Adepten aus Akestas entfernte, hatte er gute Chancen alle Angreifer rechtzeitig abzufangen. Die frage war warum er das überhaupt für die drei tat. Es musste daran liegen, dass sie nach Sturmfeste ohnehin schon weniger Leute waren und sie die drei in einem Kampf gebrauchen konnten.
Die Segel des kleinen Segelschiffes hörten auf sich zu dehnen und der Wind flaute stark ab. Das Schiff war jetzt nah genug dran und die einzige Passagierin an Bord wusste um die aufmerksamen Spüradepten, die im Deregallhafen den nahen Ozean nach verräterischen Psynergyspuren absuchten. Galatans Vernichtung hatten die Dinge in Mirnuzar sehr verändert. Zwar hatten die Welten zuvor einige Jahre zusammen einen regen Handel und Wissensaustausch geführt, so dass jedem Menschen das Mysterium der Psynergy oder Sternenmacht, wie man es nennen wollte, verständlich war und man sie praktisch benutzte, aber das plötzliche Erscheinen Tausender vom Adeptenvolk, den Galatanern, hatte die Psynergy endgültig zu etwas Gewöhnlichem gemacht. Viele fürchteten diese Veränderung, zu Recht, aber es hatte auch die Lebenslage vieler Menschen verbessert, die die Veränderungen begrüßten und zuließen. Das Ausspionieren des Küstenbereiches vom Deregallhafen war nur eines der Beispiele. Sie als gebürtige Berührte aus Mirnuzar mochte diese Veränderungen überhaupt nicht. Vor Galatans und Weyards Kontaktaufnahme waren ihre Kräfte unbekannt, ja fast einzigartig gewesen. Sie hatte tun und lassen können was sie wollte, doch jetzt musste sie aufpassen, dass man sie nicht dabei entdeckte. Faul auf dem Rücken liegend starrte sie in den wolkenlosen blauen Himmel, der sich unendlich in alle Richtungen zog und beobachtete die für Unberührte unsichtbaren Strömungen des Windes. Es würde noch zwei Stunden dauern, dann war sie da. Sie konnte es kaum erwarten, denn sie spürte eine große Unruhe vom Hafen ausströmen. Irgendetwas war im Gange. Das durfte sie sich nicht entgehen lassen! Zufrieden streckte sie sich herzhaft, rollte sich wieder zusammen und schloss die Augenlider. Es würde noch eine Weile dauern, bis der Wind sie zum Hafen trug. Bis dahin würde sie sich noch eine Weile ausruhen. Ein Lächeln lag auf Balassas Gesicht. Sie konnte es kaum erwarten.

Auf dem Weg zum Schiff war Kudo in Gedanken versunken und überlegte sich einen Weg ungesehen auf das Schiff zu kommen. Schlimm genug, dass dieser Typ ihn schon wieder aus einer misslichen Lage geholfen hatte die er sicherlich einfach unter Kontrolle hätte bringen können, aber es war nicht nötig, dass ihn noch jemand so sah.
Ailas:Glaubt ihr es stimmt, was Sciz gesagt hat? Dass der Kopfgeldjäger vielleicht noch lebt?
Kudo, der aus seinen Gedanken gerissen wurde, schnaubte verärgert.
Kudo:Glaubst du alles was dieser Typ sagt? Der Gnom ist vernichtet. Hinüber! Vorbei!
???:Ke...
Alle hielten wie vom Donner gerührt an.
Vera:Ähm... Habt ihr das auch gehört?
Kudo:... Nein, du musst dich verhört haben.
Ailas:Aber ich habe auch etwas gehört...
Kudo:Hey! Wer hat hier das beste Gehör?
Ailas:Schon... Aber...
???:Ich bin nicht tot! Macht euch nicht lächerlich! Obwohl ich zugeben muss, dass ich noch nie so kurz davor stand.
Ailas und Vera wirbelten herum und suchten panisch die leere Straße ab, aber Kudo schloss die Augen und nahm einen tiefen Atemzug durch die Nase. Er roch ihn, aber der Geruch kaum von den wenigen blutartigen Spritzern, die auf seine Sachen gespritzt waren. Das war merkwürdig. Wo steckte dieser Kerl? Er lauschte aufmerksam und wartete, bis er wieder etwas sagte.
Wahlu:Ke! Habt ihr etwa Angst vor meiner Gegenwart?! Ihr solltet im Moment mehr Angst vor meiner Abwesenheit haben, kekekeke...
Kudo riss die Augen auf.
Kudo:Ailas! Zwischen uns!
Ailas:Was? Machst du Witze?!
Ailas, der Kudo abstützte damit sie schneller vorankamen, sah in Kudos Richtung und stieß einen überraschten Schrei aus. Auf seinem Stützarm thronte ein Wahlu in scheinbar unbeschädigt in voller Rüstung... Nur das er inzwischen so groß war wie ein Fingernagel. Nun wo er bemerkt wurde sprang er auf und hopste wütend von einem Bein auf das andere.
Wahlu:Was soll dieser Blick, eh?! Wisst ihr eigentlich was für Glück ihr hattet?! Ich habe Hina, Mina und Malmer gerufen um euch zu erledigen, aber diese Nichtsnutze scheinen ebenfalls besiegt worden zu sein!
Ailas, nicht sicher ob der Winzling eine Gefahr war oder nicht, versuchte ihn abzuschütteln, aber dieser sprang geschickt auf Kudos Kopf. Da er sich immer noch nicht richtig bewegen konnte, schüttelte er mit dem Kopf um ihn loszuwerden, aber Wahlu packte hartnäckig ein paar Haare und hielt sich fest. Vera hob die Hand um Psynergy zu wirken, aber Kudo stieß einen erstickten Schrei aus.
Kudo:NICHT!! Du würdest mir meine Frisur ruinieren!
Vera:Willst du lieber diesen Kerl auf deinem Kopf lassen?!
Wahlu:Kekeke!!! Besser wär's, ihr Riesen! Es sei denn ihr wollt den nächsten Kopfgeldjäger am Hals haben.
Kudo nahm einen tiefen Atemzug. Tatsächlich, da warteten weitere Gestalten in den Schatten der verlassenen Straße. Sie schienen auf irgendwas zu warten.
Ailas:Was meinst du?
Wahlu:Ke... Der Ehrenkodex der Kopfgeldjäger besagt, dass sich ein Kopfgeldjäger niemals in den Kampf eines anderen einmischen darf, weil sonst die Frage um die Aufteilung der Belohnung zu verheerenden Streits führt. Und die Auftraggeber haben es gar nicht gern, wenn sich jemand nicht an die Regeln hält. Am Ende landen so manche Jäger selbst auf der Liste. Solange ich hier bin, gilt mein Kampf noch nicht als beendet. Wenn ihr die Docks erreicht wird euch keiner mehr angreifen und ich verschwinde.
Vera:Was? Wieso?
Wahlu:Ke... Erwartet ihr ehrlich, dass ich jemanden meine Beute wegschnappen lasse?! Nicht nur das, du bist viel mehr wert als man für dich momentan bezahlt, Großer! Mindestens das Zehnfache! Bis es soweit ist, lässt du besser nicht zu, dass man dich fasst, denn dieses Kopfgeld gehört mir!!
Kudo:Du Großmaul... Du kannst mich nicht besiegen! Ich werde immer stärker!
Wahlu:Ke! Dann werde ich mich eben besser vorbereiten! Im Moment geht dir Sieg an dich, aber ich freue mich auf ein Wiedersehen, kekeke...
Ailas:Wieso denkst du, dass man uns an den Docks in Ruhe lässt?
Wahlu:Ist das nicht offensichtlich?! KE! Als ob sich jemand mit dem Kriegsherrn und der Verfluchten gleichzeitig anlegen würde!! Sowas tut nicht einmal mein Meister!
Vera:Meister?
Wahlu:Ke... Vergesst es, es tut nichts zur Sache. Er ist nicht derjenige, der mich für euch bezahlt. Noch nicht... Aber ich denke das ist weit genug. Wir sehen uns wieder, Riese! Dann werde ich deine Seele fressen!
Mit einem herzhaften Sprung verließ er Kudos Kopf.
Kudo:PACKT IHN!
Doch er war bereits durch ein Mauseloch in einem der Hafengebäude verschwunden. Am anderen Ende der Docks war bereits die Windtänzerin zu sehen.
Ailas:... Sieht so aus, als hättest du einen neuen Fan, Kudo.
Plötzlich musste er grinsen.
Kudo:Soll er ruhig kommen. Nächstes Mal werde ich ihn schlagen, ohne darauf zugreifen zu müssen! Ich freue mich schon irgendwie darauf.

Die Psynergy der die Tür schützte war so unfassbar primitiv, dass Merl sie mit einer Handbewegung überwand. Es hatte offensichtlich seinen Preis, dass sich das Lehrzentrum für Berührte vor dem Rest der Welt versteckte und isolierte. Im Vergleich zu dem galatanischen Standart, lagen die psynergetischen Technologien hier noch mindestens ein Jahrhundert zurück. Jedenfalls kostete es ihn keine Mühen in das Zimmer des Meisterarchivars Talb einzudringen. Als er die Tür hinter sich schloss stellte er fest, dass sich das Zimmer so gut wie gar nicht verändert hatte. Nur die Farben der Bucheinbände waren anders. Ohne eine Sekunde zu verlieren ging er zu seinem Arbeitstisch und riss eine Schublade nach der nächsten auf. Nichts. Er ging zu der Truhe neben dem Bett und schnitt das Schloss mit einem schneidenden Wind auf und durchwühlte den Inhalt. Da waren ein paar Tuniken, Roben... und Talbs Lieblingskette, die er nicht ganz unabsichtlich in der Mitte durchbog. Aber keine Spur von dem Buch, dass er suchte. Trug der alte Mann es immer bei sich? Möglich. Aber Talb wäre ein Narr, wenn er das tun würde. Merl stand auf, filzte erfolglos das Bett und wandte sich dann der breiten Bücherregalwand zu, das er nun nach und nach ausräumte. Er öffnete ein paar der größeren Bücher, falls diese innen ausgeschnitten waren und das Buch beinhalteten, aber alles was er fand war ein Beutel mit seltenen wertvollen Goldmünzen, die Merl gewissenlos in die eigene Tasche steckte. Als alle Regale leer waren, war bereits gut ein und eine halbe Stunde um. Viel Zeit hatte er nicht mehr. Er durchsuchte die leeren Regele auf Schalter, die vielleicht ein Geheimfach öffnen konnten, aber auch hier landete er in einer Sackgasse. Mit einem frustrierten Seufzer sah sich Merl in dem Zimmer um. So wie es aussah, hätte er gleich die Psynergy Orkan verwenden können. Und vielleicht würde er das noch machen, wenn er dieses Zimmer mit leeren Händen verließ. Er durchsuchte noch einmal den Schreibtisch... und stieß dabei auf eine Schale mit dunkelroten sirupartigen Kugeln. Merl war überrascht. Wozu stellte Talb Bonbons in seinem Zimmer aus? War es für jüngere Schüler, damit sie sich in bei einer Unterredung nicht so unwohl fühlten? Das klang überhaupt nicht nach Talb. Talb hasste Kinder und er bezweifelte stark, dass sich das geändert hatte. Allerdings... Merl konnte einfach nicht die Augen von der Schale nehmen.
Vulkansche[Bündnis]:Hey, wolltest du nicht etwas suchen?
Merl[denkt]:Ja, ich...
Er zuckte mit den Schultern, als sein Verlangen die Oberhand gewann. Eine Hand voll würde doch nicht schaden.
Vulkanasche[Bündnis]:Warte! Da stimmt was ni-
Doch er war zu spät. Munter griff Merl nach den Bonbons. Er spürte eine schwache Psynergy als er sie berührte und erschrak. An der Decke öffnete sich eine Falltür und Merl sprang in Deckung... Doch es kam nichts. Irritiert sah der die Falltür in der Decke an.
Merl:Was soll das denn?
Er ging langsam und vorsichtig darauf zu und blieb unter ihr stehen, um hinaufzuspähen. Es war einfach nur ein langer dunkler Schacht, der in knapp zehn Metern Höhe endete. Keine Abzweigungen oder besondere Merkmale... nichts. Enttäuscht wandte er sich ab. Er hatte damit gerechnet doch noch das Buch zu finden, aber er hatte nur eine sinnlose Falltür mit einem sinnlosen Schacht geöffnet. Warum? Warum war das da? Und wieso hatten die Bonbons damit zu tun?
Vulkanasche[Bündnis]:Vielleicht... Ist da mehr, als wir sehen?
Merl[denkt]:Was meinst du? Wenn... oh!
Er schlug sich auf die Stirn. Er hatte Recht. Wieso war er nicht gleich drauf gekommen. Das musste es sein! Mit selbstsicherem Lächeln formte er seine Psynergy.
Merl:Enthüller!
Und sein Lächeln fror ein, als er mit den Augen der Wahrheit sah. Er war nicht allein. Um ihn herum hatten sich gut vierzig rote Kugeln versammelt, die bedrohlich zitterten.
Merl:Was bei...
Ein kaltes Lachen erschallte durch den Raum und ließ Merl zur Tür herumwirbeln. Talb stand mit verschränkten Armen im Türrahmen und sah ihn verächtlich an.
Talb:Wen haben wir denn da?

Dockarbeiter:Hey! Sie können hier nicht anlegen! Dieser Platz ist reserviert!
Doch sein Ruf wurde ignoriert. Das kleine Segelschiff kam unbeirrt immer näher. Frustriert zog er sich an den Haaren.
Dockarbeiter:Nicht zu fassen!! Wenn der Platz in einer Stunde nicht frei ist, hat die Morgenrot keinen Platz zum andocken und ich bin schuld! Die können doch nicht einfach hier anlegen! Holt die Dockwache!
Einer der Männer neben ihn nickte und eilte davon.
Dockarbeiter2:Seltsam... da ist niemand an Bord. Zumindest sehe ich niemanden?
Dockarbeiter:Was?! Das meinst du doch nicht ernst. Gib her!
Er entwandte seinem Kollegen das Fernrohr und spähte selber hindurch. Tatsächlich, er hatte recht! Das Steuer und die Segel waren unbemannt. Ein herrenloses Schiff auf Kollisionskurs? Das hatte ihnen gerade noch gefehlt!
Dockarbeiter:Toll und was machen wir jetzt? Wenn dieses Schiff uns hier rammt und den Steg ruiniert, dann wird der Käpten der Morgenrot dafür sorgen, dass man uns hängt.
Dockarbeiter2:Warte! Es wird langsamer!
Er nahm das Fernrohr ab und beobachte das Schiff. Sein Kollege hatte Recht, es wurde langsamer! Schweigend sahen sie mit an, wie das Schiff an Fahrt verlor und elegant neben dem Steg zum Stehen kam.
Dockarbeiter:Da muss noch jemand drauf sein. So etwas passiert nicht von allein.
Gerade traf der Mitarbeiter mit der Dockwache ein.
Dockarbeiter:Sehr gut! Kommen Sie mit!
Langsam näherten sie sich dem Schiff. Bisher war niemand von Bord gegangen. Die Dockwachen übernahmen die Spitze und spähten in das Boot hinein. Sie machten überraschte Gesichter und grinsten sich gegenseitig an.
Dockarbeiter:Was ist?
Dockwache:Sehen Sie sich das an! Das glauben Sie nicht!
Unsicher was er davon halten sollte, näherte er sich mit seinen Mitarbeitern und spähte hinein. Er staunte nicht schlecht, als er eine Frau von atemberaubender Schönheit darin entdeckte, die offenbar tief und fest schlief.
Dockarbeiter2:Woah! DAS sieht man nicht alle Tage! Glaubt ihr nicht, sie friert in dieser... Aufmachung?
Dockwache:Haha, also wenn es nach mir ginge, kann sie das immer tragen...
Sie zuckte.
Dockwache:Oh, die Prinzessin wacht auf!
Balassa schlug ihre smaragdgrünen Augen auf, streckte sich genüsslich und bemerkte die Männer, die sie vom Steg aus beobachteten. Sie lächelte ihnen zu.
Balassa:Oh... Bin ich schon da?
Dockarbeiter:Bei mir sind Sie immer richtig, meine Schöne. Darf ich Ihnen beim Ausstieg behilflich sein?
Dockwache:Hey, du Wurm! Wir waren zuerst hier, also haben wir das Recht ihr zu helfen.
Dockarbeiter:Wurm?! Was fällt Ihnen ein? Wenn Ihr Vorgesetzter davon erfährt...!
Dockwache:Soll er doch! Also, Prinzessin?
Sie zwinkerte.
Balassa:Es wäre mir ein Vergnügen.
Sie setzte sich auf und hielt ihm die Hand hin. Es gab ein wenig Geschubse auf dem Steg, aber schließlich setzte sich der Dockwächter durch und nahm ihn Hand, um sie zu sich zu ziehen. Mit einem schwungvollen Schritt landete sie elegant mit ihren nackten Füßen auf dem Steg und lächelte ihr Empfangskomitee freundlich an.
Balassa:Vielen Dank an die starken Gentlemen.
Dockarbeiter:G-Gern geschehen!
Dockwache:Klappe! Du hast doch gar nichts gemacht!
Er räusperte sich.
Dockwache:Nun... kann ich Ihnen sonst noch behilflich sein?
Dockarbeiter:Wenn Sie irgendeine Art von Hilfe wegen ihrem Schiff brauchen, wenden sie sich an uns und nicht an die Affen der Dockwache!
Dockwache:Du mickriger-
Balassa:Sehr freundlich. Da gibt es in der Tat etwas...
Eine starke Windböe kam auf und riss am Segel des Schiffes und trieb es wieder vom Steg auf den offenen Ozean hinaus.
Balassa:Oh weh... Könnten die Herren mir bitte mein Schiff zurückbringen und es hier festmachen? Wenn das geht...?
Dockpersonal:Jawohl!!
Ohne Ausnahme sprangen alle ins Wasser und setzten dem Schiff nach, das immer mehr Fahrt aufnahm. Einer der Dockarbeiter konnte offenbar nicht schwimmen, aber das hinderte ihm nicht daran sich immer wieder Richtung Boot werfen zu wollen. Balassa sah ihnen nicht einmal nach, sondern marschierte alleine den Steg hinunter und betrat den gepflasterten Boden des Deregallhafens. Diese Männer würden ihrem Boot so lange nachschwimmen, bis sie ertranken. Sie würden nicht zur Vernunft kommen, nicht einmal wenn sie ihre Arme nicht mehr bewegen konnten. Sie würden für sie sterben, weil sie keinen anderen Sinn mehr in ihrem Leben sahen... Doch im nächsten Moment hatte Balassa sie schon wieder vergessen. Aufmerksam sah sie sich um. Und tatsächlich: Am anderen Ende des Hafens war der vertraute Umriss der Windtänzerin zu sehen. Doch statt darauf zu zugehen, wandte sie sich in die entgegengesetzte Richtung. Sie wollte zuerst sehen was in der Stadt so los war.
"Ach, so schnell müsst ihr nun auch nicht verschwinden, ruht euch aus, lasst euch mit Proviant eindecken... Ich hatte noch nicht genug Gelegenheit euch richtig zu schikanieren."
LaCroix nahm ihre Pfeife und polierte sie etwas.
"Jetzt zu euch, Lagmar!"
Lagmar zuckte unwillkürlich zusammen als er hörte wie sein Name ausgesprochen wurde. Die Hexenkönigin sah ihn durchdringend an.
Er hielt dem Blick eine Weile stand, wandte dann jedoch in demselben Moment wie die Hexenkönigin den Blick ab. LaCroix holte seelenruhig eine Dose mit Tabak aus einer Schublade neben sich heraus.
"Diese, "Funa", wie ihr sie nennt. Sie hat euch ziemlich liebgewonnen."
"W-Worauf wollt ihr heraus?" fragte Lagmar erstickt.
"Sie hat jetzt für eine Weile als Hund gelebt und als Hund gedacht. Wer weiss an wie viel sie sich noch erinnert aus ihrem vorherigen Menschenleben. Allerdings kann die Rückverwandlung ein emotionales Trauma auslösen. Dem könnte man entgegenwirken wenn
jemand dem sie schon als Hund vertraut ihr bei steht bis ihre Erinnerung vollständig zurückkehrt.
ch möchte euch bitten bei "Funa" zu bleiben bis sie wieder eine emotionale Stabiltät besitzt. Was sagt ihr?"
Lagmar sah mit offenem Mund zu Teol, der immer noch gelassen, mit verschränkten Armen neben ihm saß.
"Sagen sie es ihr." sagte Teol nur.
"Natürlich, habe ich nicht vor euch eines Soldaten zu berauben Teol, deswegen könnt ihr Einwand erheben wenn ihr wollt." sagte LaCroix während sie ihre Pfeife anzündete.
"Dazu sehe ich keinen Bedarf." antwortete Teol.
LaCroix sah wieder zu Lagmar.
"Wie ihr seht liegt die Verantwortung allein bei euch, Lagmar. Antwortet."


"Hallo."
Tsuka sah zu dem Mann der sich vor ihr verbeugte, während sie am Essen war. Hätte sie nicht seine tiefe Stimme gehört, hätte sie ihn für eine Frau mit langen Haaren gehalten.
"Hallo" erwiderte Tsuka. "Wer sind sie?"
Der Mann fuhr sich nachdenklich übers Kinn und sah erst zu Lucya die ihn mit grossen Augen ansah,dann wieder zu Tsuka.
"Wie ich gehört habe reist ihr beide mit Anarath von den Anemnos?"
"Wer will das wissen?" fragte Tsuka.
"Sein Mörder." antwortete Calixtus, während er Tsuka mit einem Genickschlag außer Gefecht setzte. Seine Männer hatten Lucya bereits gefesselt.
Er legte eine Hand auf Tsukas Stirn. "Bannprüfung!"
Das Mädchen war echt, keine Illusion, keine Doppelgängerin, keine Fluchenergie in der Nähe.
Er seufzte erleichtert. Jetzt hatte er den Köder um den großen Helden der Zentralen Kontinente an zu locken.
Die Zentralen Kontinente existierten zwar kaum noch, aber das Ende ihres großen Helden sollte das Zeichen für ihren endgültigen Untergang sein.


Sylvos fand nie heraus wieso genau der Junge Ärger bedeutete. Als er die Explosion gehört hat wusste er dass es Kudo gewesen sein musste und hatte sich sofort, ohne nach zu denken auf den Weg gemacht. Wenn es um Kudo ging konnte man sich keine Zeit leisten um nach zu denken.
Er sah den Krater, die bewusstlosen Wächter und Ailas, Vera und Kudo die sich auf den Weg zur Windtänzerin machten.
"Was für ein Chaos. Nicht wahr, General Sylvos?" sagte eine Stimme hinter ihm.
Sylvos wirbelte herum und zog sein Schwert. Dann betrachtete er den Sprecher genauer und steckte es wieder ein.
"Hauptmann Vholsann. Ich bin froh euch wieder zu sehen."
"Geht mir genauso" sagte Vholsann freudestrahlend und reichte ihm die Hand.
Sylvos reichte seinem alten Bekannten die Hand.
"Seid ihr immer noch Wächter hier? Was habt ihr so gemacht?" fragte Sylvos.
"Ich bin immer noch Wächter hier und ich habe euch gesucht" sagte Vholsann immer noch lächelnd, während er die Psynergyhandschellen um Sylvos Handgelenke schloss.
"Was hat das zu bedeuten, Hauptmann?" fragte Sylvos mit zuckendem Mundwinkel.
"Ich habe gerade einen Schwerverbrecher verhaftet, auf den eine riesige Belohnung ausgesetzt ist und den die Todesstrafe erwartet so bald der Prinz aus Oredian zurück kehrt." antwortete Vholsann freundlich.
"Äh, das ist einer von euren dummen Scherzen, oder Vholsann?"
Vholsann lächelte weiter vor sich hin.
"Ihr seid Komplize desjenigen der Hochverrat gegen die Zentralen Kontinente geleistet hat. Ihr seid doch General Sylvos vom Zirkel der Phönixkralle oder etwa nicht?"
"Seid dem Angriff der Phönixkrieger hatten wir eigentlich vor den Namen zu ändern. Aber ja der bin ich." sagte Sylvos der wusste dass er erkannt worden war und keine Chance mehr hatte sich raus zu reden.
"Lord Kadev hat die Zentralen Kontinente vernichtet und ihr seid einer seiner engsten Verbündeten."
"Aha." meinte Sylvos nur. Das war wieder mal einer von Vholsanns blöden Witzen- Er würde ihn gleich wieder laufen lassen.
~Probleme?~
Mit einem gemischten Gefühl nahm Sylvos die Gedankenübertragung von Sciz war.
~Ich denke das wird sich von alleine lösen. Ich kenne den Mann, er ist von der Stadtwache hier. Der Kerl macht nur einen miesen Witz und lässt mich dann laufen.~
~Du solltest aber wissen, dass mehrere Wächter grad geschickt werden, für deinen Gefangenentransport. Ich kann sie ausschalten und ihre Erinnerung verändern, wenn du willst.~
Sylvos Kinnlade klappte herunter und schleichend machte sich in seinem Inneren eine eisige Gewissheit breit. Er versuchte verzweifelt sie nicht zu realisieren.
"I-ich meine ich kann gar nicht... Ich war die ganze Zeit auf See es ist unmöglich...dass ich oder Kadev...äh... Sagt mir bitte was los ist!?" bat Sylvos verzweifelt.
"Hab ich euch gerade gesagt" sagte Vholsann gelassen, der ihn weiter Richtung Kerker führte als wäre nichts passiert.
~Soll ich mich um die Wachen kümmern~ erkundigte sich Sciz.
~Nein, wenn das stimmt was er sagt dann bin ich in irgendwas politisches rein geraten. Wenn... Wenn er die Wahrheit sagt bin ich ein international gesuchter Schwerverbrecher. Ich werd schon irendwie überleben; sieh nur zu dass ihr diesen Strudel aufhaltet.
Grüß Kanra, Lashon, Paka, Rangi, Toni,Saitu, Kurlag und alle anderen außer Kudo von mir. Ich komme später nach.~
~Bist du dir sicher?~
~Hab ich eine Wahl? Der Rat der Zentralen Kontinente ist vernichtet! So ein Schwachsinn. Ich wache sicher gleich aus diesem Alptraum auf... Ja, lass mich einfach nur ausschlafen, das ist alles.~
~Du träumst nicht~ antwortete Sciz schlicht.
~Klugschwätzer. Verschwinde jetzt! Man darf mich nicht mit der Windtänzerin in Verbindung bringen. Das wird schon wieder! Irgendwie...~


"Euer Freund hatte es aber ganz schön eilig" sagte Talion gelassen während er mit dem Finger über die Zeilen des Briefs fuhr.
"Hast du von der Explosion gerade eigentlich überhaupt nichts mitbekommen!?"
"Hmm, o doch. Aber das hier ist wegen der Kopfgeldjäger ständig sowas in der Art los. Sagen sie mir jetzt wo Lashon ist?"
"Ich hab dir doch gesagt dass ich nicht weiß wo er ist!"
Talion beachtete Kanra nicht weiter.
"Und du bist Sinaphie?" fragte er die junge Aeorill freundlich. "Krandan hat gesagt ich soll dich grüßen lassen."
"Du hast Papa getroffen?"
"Getroffen?" er hielt inne und lächelte sie an. "Er hat mein Leben gerettet und einen Krieg verhindert. Im Nebelherz ist eine Menge passiert. Aber keine Sorge jetzt ist alles wieder friedlich."
"Du... warst im Nebelherz?" fragte Kanra mißtrauisch.
"Ja, ich hab auch nicht erwartet dort je hin zu kommen. Würden sie mir jetzt endlich sagen wo ich Lashon finden kann? Es ist sehr wichtig." sagte Talion geduldig aber bestimmt.
"Woher soll ich..!? Und überhaupt warum sollte ich ausgerechnet dir sagen wo er ist?"
"Weil ich weiß wo der Mars-Stern ist." erwiderte Talion.
Hebi: Was haben wir denn da? Jackpot!
Salayan: Es war eine gute Idee hier kurz vorbeizuschauen.
Trems sowie Toni lagen auf dem Boden und rührten sich nicht. Salayan sowie Hebi lächelten. Nachdem sie vor Saul geflohen waren, hatten sie beschlossen sich an der nächstbesten Stadt zu erholen. Doch spätestens in der Taverne hatten sie ihren ursprünglichen Plan verworfen. Sie hatten dort von einem bekannten Attentäter gehört, dass sich in ihrer Nähe, sehr gute Beuten herumtrieben. Der Deal mit Saul war geplatzt, weswegen sie leider immer noch knapp bei Kasse waren. Eine solche Gelegenheit traf man nicht immer. Beide traten näher an ihnen heran, blieben aber dann plötzlich stehen als ein Wesen vor ihnen auftauchte. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich.
Salayan: Sturm....
Sciz: Wenn haben wir den da? Salayan und Hebi. Welch eine Überraschung euch hier wiederzusehen. Wenn Attentate anstehen, dann dürft ihr wohl nie fehlen. Lange nicht mehr von euch gehört.
Salayan: Das selbe gilt für dich. Auch von dir hat man lange nichts gehört.
Hebi: Salayan, ich dachte dieser Typ wäre verblödet.
Salayan: Er scheint sein Verstand langsam in Griff zu bekommen. Die meisten Menschen schaffen das bereits im Kindesalter.
Sie lachten. Allerdings dauerte das Lachen nicht allzu lange, als die beiden Begriffen, dass Sturm nun deutlich gefährlicher geworden war als zu früher.
Hebi: Hmm. Was hast du vor, Sturm? Willst du uns im Weg stehen? Willst du auch etwas vom Preis? Das kannst du dir abschminken. Wir sind nicht in der Situation irgendetwas teilen zu können.
Sciz: Ihr werdet diesen beiden nichts weiter antun.
Hebi hob verwundert seine Braue und tauschte mit Salayan die Blicke.
Salayan: Du willst was?
Sciz ging in Angriffsstellung. Beide traten einen Schritt nach hinten.
Salayan: Du gehörst doch nicht zur Windtänzerin....
Hebi: Genug geredet!
Der Arm des Halbdämons wandelte sich in eine Schlange und sauste auf Sciz zu, der sich unter diesem hindurch duckte und ihn mit mehreren gezielten Treffern abtrennte. Im Selben Moment erschien ein Skorpionschwanz aus dem Boden, dem Sciz lässig ausweichen konnte. Salayan hob seine Hände
Salayan: Nun gut, du hast gewonnen. Behalt die beiden sowie deine ganze Crew.
Sciz: Warum dieser plötzliche Sinneswandel?
Hebi: Dieser Kampf würde zu lange dauern und dies können wir uns nicht leisten. Denn schon bald... wird Saul hier sein.
Scizs Blick änderte sich.
Sciz: Saul? Er kommt hier her?
Hebi: Richtig. Wenn du wirklich etwas mit der Windtänzerin zu tun hast, sei auf der Hut. Er ist gerade sehr gefährlich. Er ist hinter den Elementarsternen und trauert hinter dem Verlust des Mars-Sterns hinterher. Er geht durch Leichen. Selbst seine Gefolgsleute wollte er umlegen. Wir wissen zwar nicht was aus ihnen geworden ist, aber dieser Typ ist definitiv Verabscheuungswürdig geworden.
Salayan: Nicht zu vergessen, dass wir bis kürzlich für ihn gearbeitet haben, aber wir können ihn nicht ausstehen. Passt auf, er könnte vielleicht bereits hier sein: Und das könnte auch ungesund für uns Enden. Wir sind weg!
Sciz: Wartet! Was habt ihr mit den beiden angestellt?
Beide tauschten aufrichtig verwundert ihre Blicke.
Hebi: Wir? Wir haben nichts mit ihnen angestellt. Als wir ankamen, lagen sie bereits hier. Sie scheinen nicht allzu lange zu liegen, denn sonst wären sie ganz gewiss bereits getötet worden.
Sciz sagte nichts und wenige Sekunden später waren beide Verschwunden. Er untersuchte die Beiden genauer und erkannte, dass sie sich in einer Koma-ähnlichen Situation befanden. Es war eine Psynergie. Ein Art Fluch. Er versuchte mit ein Paar Tricks diesen aufzuheben, aber es gelang ihm nichts. Allerdings hatte er den Fluch durchschaut. Es gehörte den Element Wasser an und würde beide für bis zu 12 Stunden in dieser Verfassung halten, ehe sie sich automatisch auflöste. Er wollte in ihre Erinnerung eindringen, fand aber nichts. Wer dafür auch zuständig war, war ganz gewiss kein Attentäter gewesen und besonders gut darin, was er tat.


Kudo: Lasst mich auf der Stelle runter!!!
Ertönte es von dem Jungen als sie vor der Windtänzerin standen. Beide schauten ihn verwundert an.
Vera: Was ist den jetzt schon wieder?
Kudo: Da sind Frauen.... ich kann es riechen. Frauen auf dem Schiff!
Ailas: Frauen?
Vera schüttelte ihren Kopf und bemerkte Zeitgleich Kudos verängstigtes Gesicht.
Ailas: Was... ist? Ist etwa etwas den Crew Mitgliedern zugestoßen?
Kudo: Nein! Deutlich schlimmer. Sie haben uns bemerkt und machen ein paar Schritte in unsere Richtung. SIE WERDEN MICH SO SEHEN! BODEN!
Ailas und Vera konnten es nicht glauben, als Kudo Boden beschwor, sie damit traf. Vera und Ailas flogen ein paar Meter weit und landeten unbeschadet auf den Beinen. Kudo saß nun da und hatte einen Bein auf den anderen und rührte sich kaum. Einige Unbekannte und Bekannte Gesichter guckten aus dem Schiff hinunter.
Alyka: Hm wer sind sie? Gehören sie zu euch?
Paka trat einige Schritte vor und schaute sich die Szene an. Lashon stand neben ihm, der sich noch nicht auf den Weg begeben hatte.
Lashon: Hey Kudo! Was machst du denn da unten?
Kudo: Siehst du es denn nicht?
Gab er verärgert von sich.
Kudo: Ich bräune mich. Das Wetter ist Ideal!
Ein der Frauen wandte sich leicht irritiert zu Lashon.
Lanthari: Sagte er wirklich, er bräunt sich?
Lashon nickte. Die Gäste sagten nichts und beobachteten weiter die Szene.
Paka: Immerhin scheinen sie in Sicherheit zu sein. Darf ich euch vorstellen: Das ist Kudo, der talentierte Adept aus Nebelherz und der Träger des Merkursterns.
Kudo: Und zugleich der charismatischste, gut aussehenste und mächtigste Mann auf ihrem Schiff. [flüstert]: Hey Boden. Hast du nicht irgendeine Technik drauf, der mir auf die Beine helfen könnte? NEIN. Ich rede nicht vom Körpertausch. Wehe du wagst es diese Technik noch ein einziges mal anzuwenden!
Boden [flüstert]: Evtl. Ja. Allerdings nur eine einmalige. Ich lehne es allerdings ab, sie jetzt zu benutzen.
Kudo [flüstert]: Spinnst du? Was für eine Situation soll Bitteschön schlimmer sein, als die aktuelle ?
Boden [flüstert]: Jede andere.
Lashon: Willst du dich nicht denn zu uns gesellen, Kudo? Du weisst, es ist sehr unhöflich Damen aus dieser Distanz zu begrüßen.
Kudo [murmelt]: Du... mieser..... [zu Boden]: Heile mich! Auf der Stelle! Egal wie.
Boden: Meisterin Silya hat mich mit dieser Psynergie belegt, damit ich dich heilen kann, sobald du in Lebensgefahr stehst. Es ist nur einmalig. Denkst du ich würde....
Kudo: Lebensgefahr sagst du? Das kannst du haben!
Kudos Körper leuchtete wieder auf. Ailas und Veras Augen weiteten sich. Er setzte es wieder ein? War er nun völlig übergeschnappt?
Boden: Schon gut, schon gut. Du hast gewonnen. Hier nimm und stirb stattdessen bei der erst besten Gelegenheit.
Eine gespeicherte Psynergie entfesselte in Kudos Körper Hermes Wasser. Er fühlte sich Augenblicklich wieder körperlich Fit und stand auf. Kudo wirbelte mit den Armen und grinste breit.
Kudo: Perfekt!
Ailas schaute zu Vera, die gerade nur ihren Kopf schüttelte.
Ailas: Pass du auf, dass Kudo nicht das Schiff verlässt. Sein Körper ist zwar geheilt, doch sein Geist ist immer noch angeschlagen. Allerdings bezweifele ich, dass er in nächster Zeit das Schiff verlassen würde.
Er blickte zu Kudo, der bereits wieder auf dem Schiff war und seine ganze Aufmerksamkeit den neuen Gäste zugewandt hatte.
Vera: Gehst du irgendwo hin?
Ailas: Es sind Kopfgeldjäger hinter uns her. Einer muss die Crew ja warnen.
Vera: Alleine?
Lashon: Ich kann dich begleiten. Ich hatte ohnehin vor die anderen zu warnen. Es wäre nicht schlecht einen Begleiter mitzuhaben.
Ailas: …
Lashon: Ist was?
Ailas: Es ist nichts.... gehen wir Lashon.
Talb:So so... Ich muss zugeben ich hätte dich niemals erkannt Merl, aber zum Glück war ich auf dein Erscheinen hier vorbereitet.
Merl, immer noch von den roten Kugeln umgeben, hielt in aller Ruhe die Schale mit den Bonbons in der Hand und warf sich eine nach dem anderen in den Mund. Wenn er schon in eine Falle geraten war, dann konnte er den Köder auch gleich behalten. Er wollte ihn eine bissige Bemerkung entgegenschleudern, aber der Sirup hatte seine Zähne verklebt.
Talb:Und wie ich sehe ist dein Appetit auf Süßes nicht verloren gegangen, hehe... Allerdings...
Er sah sich mit missgelaunten Augen in seinem Zimmer um.
Talb:Hatte ich damit gerechnet, dass du sie zuerst finden würdest, bevor du mein Zimmer so verunstaltest
Merl[denkt]:Ich übrigens auch. Dieses Zeug ist lecker.
Doch er war froh, dass ihm die klebrigen Bonbons Gelegenheit gaben über seine Antworten nachzudenken. Sein Plan war gründlich gescheitert. Er war entdeckt und gestellt worden und hatte das Buch weder im Besitz, noch vernichtet. Und das Schlimmste: Talb war derjenige, der ihn gefangen hatte. Dennoch hatte Merl sich für diesen Fall einen Notfallplan teilweise zurecht gelegt. Es gab leider auch da eine Menge was schief gehen konnte.
Merl[denkt]:Vulkanasche, geh in Stand-by. Wenn Talb die Stärke meiner Psynergy in einem Bündnis entdeckt, sind wir Geschichte.
Vulkanasche[Stand-by]:Ist gemacht.
Er riss seine Zähne mit Gewalt auseinander.
Merl[lacht]:Ihr müsst also Meister Talb sein, hm? Wo ist das Buch?
Der Meisterarchivar hob fragend eine Braue. Offensichtlich hatte es geklappt.
Talb:Nicht hier, schließlich hat Mallar gespürt, dass du kommst...
Merl:Das ich komme...? Ihr scheint mich zu verwechseln. Ich gebe zu, dass ich hinter dem Buch her bin, aber Merl hält sich vorerst bedeckt. Ich bin in seinem Auftrag hier. Ich weiß wozu Ihr fähig seid und sage Euch eines: Überlegt es Euch, ob Ihr Euch mit mir anlegen wollt.
Talbs Gesicht verzog sich zornig. Merl konnte es nicht glauben. Offensichtlich funktionierte die Finte.
Talb:Wer seid Ihr?
Merl:DAS müsst Ihr nicht wissen. Aber Ihr steckt in Schwierigkeiten, wenn Ihr mir das Buch nicht bald übergebt. Wenn ich bis Sonnenuntergang nicht zurück bin, macht Merl Eure kleine Einrichtung hier publik.
Der Meisterarchivar stieß ein wütendes Knurren aus.
Talb:Das würde dieser Bengel nicht wagen!! Er weiß, was für ein Wissen ich vor der Welt verstecke, dass auf keinen Fall diese Einrichtung verlassen darf. Er WEIß, dass das der Grund ist, wieso wir seinen Tod fordern.
Merl lachte abermals und streckte die Hand aus.
Merl:Dann pfeift Eure lächerlichen Zornbälle zurück und gebt mir das Buch. Sonst werde ich Euch holen kommen. Wenn Ihr Euch entschließt sie in die Luft zu jagen, dann bleibt auch von euch nicht mehr viel übrig... Und das verbotene Wissen ist begraben.
Doch Talb reagierte anders als erwartet. Sein Gesicht wurde plötzlich ruhig und in seinen Augen glänzte blanker Hohn.
Talb:Glaubt Ihr für mich besteht Gefahr? Von diesem Raum wird bedauerlicherweise nichts übrig bleiben, aber die Explosion wird ihn nicht verlassen, dafür habe ich mit einem Sternenfeld gesorgt. Außerdem... Selbst wenn Ihr die Wahrheit sagt und dieser Narr verrät uns nach all den Jahren letztendlich doch, was ich mir nicht vorstellen kann, dann wäre es genauso fatal Euch das Buch zu geben. Ihr könntet Euch dieses Wissen auch aneignen.
Merl wurde langsam panisch, versuchte sich allerdings sich nichts anmerken zu lassen.
Merl:Dann zerstört es eben vor meinen Augen! Mir auch recht!
Talb lachte.
Talb:Ich weiß nicht wie viel Merl Euch erzählt hat, aber wenn er Euch alles erzählt hätte, dann wüsstet Ihr, dass ich das niemals tun werde. Allerdings werde ich Euch nicht töten. Ich bin kein Mörder. Auf der anderen Seite werdet Ihr nicht ungeschoren für Euer Eindringen davonkommen. Kehrt zu Merl zurück und sagt ihm, er soll sich uns stellen. Vielleicht nehme ich ihn wieder auf, vielleicht töte ich ihn. Beides wäre ein Akt der Gnade.
Merl kochte innerlich. Kein Mörder? Das war eine Lüge! Talb hatte schon jemanden umgebracht, der Mord wegen dem man IHN suchte.
Merl:Ihr... lasst mich gehen?
Talb lachte.
Talb:Sicher. Aber Ihr werdet diesen Tag niemals vergessen, denn Euer Leben wird nie mehr so sein wie es war. Ich hoffe nur Merl hat Euch auf diese Möglichkeit vorgewarnt.
Merl schluckte schwer. Er tat es tatsächlich.
Merl[denkt]:Sei stark, Vulkanasche. Ich weiß nicht, wie sehr dich das treffen wird.
Vulkanasche[Stand-by]:Ich werde es überleben...
Merl breitete mit teilnahmsloser Miene die Arme aus.
Merl:Solange Ihr mich gehen lasst, macht was Ihr wollt.
Talb:Du weißt es nicht? Dann tu dir selbst einen Gefallen und töte Merl. Wenn er ihn verdient hat, dann jetzt.
Talb hob mit ausdrucksloser Grimasse beide Arme und richtete sie auf ihn. Merl schloss die Augen. Er konnte nur hoffen, dass er das geistig gesund überstand.
Merl[denkt]:Tsuki... Lucya... Sucht nicht nach mir...

Lagmar konnte das einfach nicht glauben. Woher wollte diese Hexe wissen, dass er so verbunden mit Funa gewesen war? Aber sie wusste es. Er fühlte sich nicht wohl.
Lagmar:Und ich müsste... hier bleiben, bis sie sich von dem Trauma... erholt hat?
Teol:Sie haben sie gehört, Lagmar. Das bedeutet im Klartext Sie kommen hier für eine Weile nicht weg, erst recht wenn der Sturm wieder einsetzt. Wenn Sie allerdings mitkommen und Lord Umbrio nach dem Bericht sich entschließt die Thronerbin zurückzuholen, dann wirft das ein schlechtes Licht auf Sie und mich.
Auf der anderen Seite, dachte sich Teol, konnte die erholte 'Funa' auch eine Menge Ärger für Oscasiane bedeuten, wenn Umbrio die Herrschaft klar für sich beanspruchen wollte. Würde er noch für Ristemé arbeiten, würde er sie jetzt auf der Stelle töten müssen, aber diese Zeiten waren vorbei. Aber die Thronerbin konnte eine Rebellion organisieren, mit Hilfe von Lord Stein und vielleicht auch den Hexen. Wenn sie sich gegen Oscasiane stellten, wäre das gewiss nicht im Sinne Umbrios. Wäre es da nicht gut jemanden bei der Thronerbin zu haben, der sie jederzeit unschädlich machen konnte? Sein Blick fiel auf Lagmar. Ein Spion war immer zu gebrauchen. Das sollte gehen.
Teol:Wenn Sie unbedingt eine Empfehlung für Ihre Entscheidung brauchen, Lagmar, dann würde ich sagen, dass Sie bleiben. Vielleicht können Sie sogar mit Ihrem Beisein die Beziehungen zwischen unseren Ländern verbessern.
LaCroix:Ich und Freundschaft mit diesem gottlosen Bastard? Ha, im Leben nicht.
Teol:Einen Versuch ist es zumindest wert. Ihre Entscheidung, Lagmar?
Lagmar wusste nicht, was er sagen sollte. Er sollte alleine bei diesen Hexen bleiben?! Das war doch wahnsinnig! Auf der anderen Seite hatte Teol es im geraten. Und er wollte nicht, dass der General von ihm enttäuscht war.
Lagmar:G-Gut, dann übernehme ich diese Aufgabe.

Kanra blieb wie vom Donner gerührt stehen. Nun hatte der Junge doch ihre volle Aufmerksamkeit. Sie wussten, dass sie den Marsstern suchten?! Das konnte nicht sein! Woher wusste Umbrio davon? Kanra und Lashon waren Paka eher spontan beigetreten und hatten keinen alten Bekannten außer Lamya getroffen. Außer Lamya... Sie stöhnte. Das musste es sein. Die Vorfälle in Sturmfeste hatten offensichtlich die Aufmerksamkeit Umbrios erregt und Lamya hatte gesungen. Aber das alles spielte im Moment keine Rolle mehr.
Kanra:W-Was hast du gesagt?
Talion:Ich weiß wo der Marsstern ist.
Sinaphie:Suchen wir den nicht?
Kanra:... ... Du weißt schon, dass ich dich jetzt unmöglich gehen lassen kann, bis du verraten hast wo.
Talion:Das muss nicht sein. Sagt mir einfach, wo ich Lashon finden kann.
Kanra:... Sinaphie, wir gehen zum Schiff. Du kommst du mit, ähm...
Talion:Talion. Und ja ich komme mit, wenn wir Lashon dort finden.
???:Ihr habt gerufen?
Lashon und Ailas kamen um die Ecke der Taverne. Der Galataner grinste breit.
Lashon:Irgendwie wusste ich, dass ich dich hier finden würde... Wer ist das? Und wo ist Sylvos?
Kanra:Wo er steckt kann ich dir auch nicht beantworten, aber er ist zu einer Explosion gegangen, die offensichtlich zu Kudo gehörte.
Ailas:Seltsam... Dann hätte er uns entgegenkommen müssen.
Lashon:Gibt es noch mehr Explosionen, von denen wir nicht wissen?
Kanra:Das... Nein, warte Lashon, es gibt Wichtigeres. Dieser Junge weiß, wo der Marsstern ist!
Ailas:Er weiß WAS?!
Talion nickte. Richtig, er hatte auch noch ein Zitat für Lashon in dem Brief. Er hob das Papier, um es zu suchen.
Lashon:Moment, das ist jetzt nicht das Wichtigste.
Kanra&Sinaphie&Ailas:Ist es nicht?!?!
Lashon:Darauf könnt ihr wetten! Ein Freund ist gerade verschwunden! In einer Stadt voller Kopfgeldjäger! Offensichtlich hat jemand unsere Ankunft hier an die große Glocke gehängt und uns somit die Hälfte der Kopfgeldjägergilde an den Hals gejagt. Auf der Windtänzerin sind auch ein paar Gäste eingetroffen, die vielleicht auch Ärger machen könnten. Wir sind Saitu vorhin begegnet. Er vermutet, dass die Stadtwachen größtenteils die Straßen geräumt haben, weil sie mit einem großen Knall rechnen. Einem SEHR großen. Wir müssen ihn finden und so schnell wie möglich von hier weg!
???:Das solltest du nicht tun. Sylvos wünscht, dass ihr ihm nicht folgt.
Sie wandten sich um und sahen Sciz, der mit Trems und Toni auf jeweils einer Schulter sich auf sie zukämpfte.
Lashon:Sciz?! Was ist passiert?
Sciz:Ich bin mir nicht sicher, aber die zwei sind okay. Sie wachen in einem halben Tag wieder auf.
Lashon:Was meinst du, Sylvos will nicht, dass man ihm folgt?
Sciz setzte die beiden ab und erzählte, was er von Sylvos über Geistleser erfahren hatte. Talion inzwischen war völlig ratlos. In was war er hineingeraten?
Sciz:Jetzt mal Sylvos beiseite... Dieser Junge weiß wo der Marsstern ist?
Talion, froh wieder Aufmerksamkeit zu haben, nickte und hob den Brief um das Zitat vorzulesen.
Kanra:Ja weiß er. Wir müssen ihn und Trems und Toni zum Schiff bringen, schnell! Wir können uns gerne dort unterhalten.
Lashon:Macht das gerne! Ich werde Sylvos da raus holen.
Talion:Was? Aber die Nachricht...
Lashon:Sylvos ist mein Freund und ich lasse ihn nicht zurück. So wie sich das anhört steckt er in Schwierigkeiten, die er nicht so schnell überwinden kann. Und wir müssen hier schnell weg! Ich werde nicht zulassen, dass Paka dazu gezwungen ist Sylvos zurücklassen zu müssen. Wenn es so kommen muss, dann bleibe ich zumindest mit ihm hier.
Kanra seufzte. Sie hatte es geahnt. Er war immer so.
Kanra:Und damit auch mich. Du glaubst doch nicht, dass ich dich allein lasse oder?
Sinaphie:Wenn Kanra geht, geh ich auch.
Sciz:Warte Lashon, das ist noch nicht alles. Ein Mann namens Saul ist auf den Weg hierher und er will die drei Elementarsterne!
Lashon:Probleme?
Sciz:Große Probleme.
Lashon:Noch ein Grund mehr so schnell wie möglich von hier zu verschwinden. Mann, am Ende taucht noch der engste Offizier Reyters hier auf, aber es ändert nichts daran, dass wir abhauen müssen! Sag Paka er soll uns so viel Zeit verschaffen wie er kann, soll uns dann aber einfach zurücklassen wenn er muss. Sciz, wo haben sie ihn hingebracht?
Sciz schwieg zunächst. Dann...
Sciz:Hauptquartier der Wache. Da lang. Aber ihr werdet ihm damit keinen Gefallen tun.
Lashon:Dann kann er meinetwegen den Rest seines Lebens auf uns sauer sein! Brechen wir auf.
Sciz:Was immer du willst... Ailas nimm Trems, ich nehme Toni. Junge, du folgst uns.
Talion:Sekunde! Diese Nachricht ist für Kanra und Lashon bestimmt...
Sciz:Und damit auch für uns. Du hast keine Wahl. Wenn du dich weigerst schlag ich dich bewusstlos und entreiße die Information deinen Gedanken.
Talion:Das können Sie nicht...
Sciz:Oh, willst du es probieren?
Talion:... Ich komme mit.
Kanra:Braver Junge.
Sie wandte sich an Lashon.
Kanra:Bereit wenn du es bist.
Lashon:Dann los!
Sinaphie sprang auf Kanras Schulter auf und die drei rannten in Richtung Hauptquartier davon.
Sciz:Komm Ailas, diesen Jungen zu Windtänzerin zu bringen hat oberste Priorität. Sei immer wachsam. Los jetzt!

Als die Mitglieder der Windtänzerin und Talion sich aufteilten, hatte niemand die Frau wahrgenommen, die entspannt auf dem Flachdach der Taverne lag und alles belauschte. Balassa lächelte amüsiert, als hätte sie einen guten Witz gehört.
~Mann, am Ende taucht noch der engste Offizier Reyters hier auf, aber es ändert nichts daran, dass wir abhauen müssen!~ Wie recht dieser Mann doch hatte. Kopfgeldjäger, korrupte Stadtwächter, der Marsstern... Hier war ordentlich was los. Doch was sollte sie jetzt tun? Reyter würde jetzt von ihr erwarten, dass sie die Position des Marssterns in Erfahrung brachte und die neuen Verbündeten Pakas erledigte. Beides war zum Greifen nahe. Und dennoch... Sie gähnte. Sie hatte keine Lust jetzt irgendetwas zu unternehmen. Stattdessen würde sie sie weiterhin beobachteten. Solange sie unterhalten wurde, hatte sie auch keinen Grund Reyters Befehle zu befolgen oder sich in irgendeiner Form den Leuten der Windtänzerin bemerkbar zu machen.
Sie liefen schon in Richtung des Schiffes. Ailas seufzte.
Sciz: Was ist?
Ailas: Zum zweiten Mal innerhalb einer Stunde... trage ich jemanden auf dem Rücken.
Tailon: Wer war denn der erste?
Fragte er Neugierig. Sciz wollte Antworten, doch plötzlich hörten sie, wie etwas zersplitterte. Sie stürzten in die Tiefe. Sciz schaute sich Mitten im Sturz um. Eine Falle! Jemand hatte die untere Schicht des Bodens unter ihnen so fest eingefroren, dass dieser mit einem entsprechenden Angriff locker zerstört werden konnte. Die Folge davon war, dass sich nun ein großes Loch im Areal befand und die diejenigen, die darauf gestanden hatten nun runter fielen: Eine Fall-Falle. Es ging sehr weit nach unten. Die Gruppe wollte sich gegen den Sturz wehren und sich irgendwo abfangen. Tailon wollte sich irgendwo an den Steinen, die sich seitlich im „Tunnel“ befanden festhalten, als ihn allerdings eine Warnung von Sciz daran hinderte. Diese Wände waren mit Fallen belegt. Einige von ihnen lösten sich bereits gerade auf, die anderen würden sich erst auflösen, wenn man sie aktiv berührte. Diese waren die Gefährlichsten.
Ailas: Was sollen wir machen? Da kommen Eisbrocken auf uns zu: Und wir Fallen immer noch. Wenn wir uns nicht irgendwie halten können, sind wir beim Aufprall spätestens nur noch Scheiben.
Sciz: Die Eisbrocken... Wir müssen sie mit unseren eigenen Angriffen weg schlagen. Hey Junge. Wenn du irgendetwas kannst, dass diese Dinger abwehren kann, dann solltest du dies nicht aufheben.
Ailas: Und was ist mit dem Sturz?
Sciz: Darum kümmere ich mich. Ich werde einen Wirbelwind entfesseln und uns zurück an die Oberfläche wirbeln.
Sie schlugen einige Eisbrocken, die auf sie zukamen, mit ihrer Psynergie zur Seite.
Sciz: Vorher aber, müssen wir alle Angriffe abwehren. Sonst werden wir später im Wirbel die Angriffe nicht so einfach verteidigen können.

Lucya: Da ist jemand. Hinter der Säule.
Kam es vom Mädchen und zeitgleich spürte das Mädchen ebenfalls die Unbekannte Präsenz. Eine solche Präsenz hatte sie bisher noch nie wahrgenommen. Sie war sehr dunkel. Man könnte fast sagen, dass sie die Dunkelheit in sich versammelt hatte. Sie war aber nicht zu hundert Prozent menschlich.
Tsuka: Komm heraus.
???: Ihr habt mich also bemerkt. Nicht schlecht.
Ein Wesen mit einem Horn auf der Stirn, der trotzdem nur einem Halbdämonen ähnelte stand nun vor ihnen. Beide kannten ihn nicht und hatten den Dämon vorher auch nie gesehen. Dieser Grinste breit.
Tsuka: Ein... Halbdämon.
Lucya: Ein Halbdämon?
Tsuka: Eine Rasse, die es in Mirnuzar Normaleweise nicht gibt.
Melfice lachte und schüttelte seinen Kopf. Eigentlich war er ein Volldämon und war gerade nur im Standby Modus. Naja nicht ganz, wenn man das System mit denen der Dschinns der Elemente verglich. Der Dämon lebte in dem Körper des legendären, aber vergessenen König aus der alten Epoche. Theoretisch gesehen war er also der Dschinn.
Alles in allem konnten drei Formen diesen Körper bewohnen. Einmal der König, aus der alten Epoche, der gegen Meister Trast zum ersten mal in Hunderten von Jahren die Chance bekommen hatte (wenn auch nur sehr kurz), die Kontrolle zu erlangen. Einmal die Halbdämonform, bei der er noch menschlich wirkte, dieser aber seine Kräfte erheblich schwächte. Dafür gab es in dieser Form keinen Energieverbrauch die er durch Adepten wieder „füllen“ musste.
Zuletzt noch die Volldämon und somit die mächtigste Form. Der Energieverbrauch entsprechen höher. Alles hatte seinen Preis.
Tsuka: Was willst du hier?
Melfice: Wir sollten uns vielleicht vorher vorstellen, nicht? Mein Name ist Melfice. Wie lautet dein Name?
Tsuka: Tsuka....
Lucya: Lucya....
Melfice [denkt]: Nach deinem habe ich nicht gefragt, Gör! [sagt]: Mich freut es, euch kennenzulernen. Du nutzt und interessierst dich für dunkle Künste, wie ich es in Sturmfeste mitbekommen habe. Ich sag dir, weshalb ich hier bin.
Der sich freundlich benehmende Dämon zog einen Buch aus der Tasche, die er aus dem Tempel von Antana gestohlen hatte.
Melfice: Du beherrscht sicherlich die alte Sprache. Sie ist nötig, damit man eine dunkle Kunst erlernen kann.
Tsuka: Hm... Ja, ich beherrsche sie.
Melfice: Sehr gut. Ich bitte dich um einen Gefallen. Im Gegenzug kann ich dir fast alles anbieten, solange du nicht dieses Buch wünschst. Im Buch steht etwas über einen Turm in Empol. Der vergessene dunkle Turm im Herz Mirnuzars. Übersetze mir dessen Aktivierung bzw. dessen Voraussetzungen. Wärst du dazu bereit, kleine?

Der Wirbelwind den Sciz immer wieder erneuerte, trug sie. Die Gruppe blickte auf die versiegelte Fläche über ihnen. Eine Psynergiewand trennte den Weg nach draussen.
Sciz: Mist, es lässt sich nicht knacken. Wer auch immer das ganze vorbereitet hat, muss ein Genie gewesen sein.
Ailas: Ein Genie?
Sciz: Ja, eine solche komplexe Falle schafft man nicht einfach ohne Hilfsmittel. Ich fand keine Spuren von irgendwelchen Hilfsmittel hier unten.
Er klopfte an die Psynergiewand.
Sciz: Wieder das selbe Element: Wasser. Auch diesmal ist es an eine bestimmte Frist gebunden, bis sie sich auflöst. Fünfundsiebzig Minuten. Es war ohne Frage der selbe Typ, der auch Toni sowie Trems ausgeschaltet hat.
Ailas schaute misstrauisch zu Tailon.
Ailas: Du bist doch nicht dafür irgendwie verantwortlich oder?
Tailon: N- Nein! Ich habe nichts damit zu tun. Du bist der jenige, der Wasserpsynergie bedient.
Sciz: Nein, seine Psynergie unterscheidet sich von seinem...und du bist kein Wasseradept.
Sciz schaute durch die Psynergiewand. Sie konnten zwar heraussehen, aber die Leute da draußen nicht nach innen. Wenigstens etwas positives. Vor Attentäter und anderen waren sie im Moment sicher. Ausserdem erkannte Sciz einer weitere Schwachstelle.
Sciz: Mir ist gerade etwas aufgefallen. Wie närrisch. Dieser Siegel scheint für Wasseradepten keine Einschränkung zu haben...
Ailas: Auch für mich?
Er nickte.
Ailas: Aber warum?
Sciz: Offen gesagt: Ich habe keine Ahnung. Vermutlich wollte der Anwender mit allen Mitteln verhindern, selbst hineingeraten und für 75 Minuten festsitzen zu müssen.
Der Wasseradept verstand und nickte.
Ailas: Gut, ich hole jemanden und kläre die Crew die beim Windtänzerin hockt am besten, dass wir es mit einem Raffinierten Angreifer zu tun haben.
Sciz nickte. Es wäre besser, wenn die Crew Bescheid wusste, anstatt das Ailas zusammen mit ihm hier untätig herum hockte. Wer immer das auch war, sie würden ihn finden. Nachdem Ailas verschwunden war, beschäftigte er sich weiterhin mit der Falle. Irgendwann gab er es auf und beobachtete die Menschen die über die Fläche gingen ohne davon betroffen worden zu sein. Das die Falle bei ihnen aktiviert wurde, konnte kein Zufall gewesen sein. Was nur eins heißen konnte: Der Täter ist oder war ganz in der Nähe.
@sking: Lucya und Tsuka wurden bereits von Calixtus und seinen Soldaten gefangen genommen. Sagen wir Melfice hat Tsuka befreit, aber Lucya ist noch an einem anderen Ort gefangen.
Okay. Ka wie, aber denn kurzen Teil hatte ich irgendwie überlesen.
@sking: Kann passieren^^

"Wir haben euch sogar die sicherste Zelle zur Verfügung gestellt die wir haben. Betrachtet euch als Gast, General. Immerhin wollen wir das ihr am Leben bleibt bis der Prinz zurück kehrt. Wir wollen nur euer Bestes." versicherte ihm Vholsann.
"Sehr freundlich von euch Vholsann, sehr freundlich" war Sylvos Antwort als hinter ihm die Zellentür abgeschlossen wurde.
Sylvos sah sich in seinem neuen Heim um. Ein verfaulter Haufen Heu bot sich als Sitzplatz an, eine Ratte beäugte ihn missmutig und verschwand in einem Mauseloch. Der Raum war das was jeder Kerker sein wollte. Schlecht belüftet, dreckig, muffig, dunkel und verbreitete eine düstere Atmosphäre. Sylvos wunderte warum diese Zelle anders sein sollte als die anderen.
Er müsste warten bis die Windtänzerin ablegte ehe er sich befreite. Er würde die Windtänzerin allein mit seiner Anwesenheit in Gefahr bringen. Aber welchen Ärger hat sich Kadev eingehandelt während er weg war?
"He, Neuer, wie heisst du?"
Sylvos sah zu einem Gitter das in einer Wand neben ihm eingelassen war und kurz unter der Decke angebracht war. Ein Gefangener
aus der Nebenzelle grinste ihn neugierig an. Es war ein alter Mann, mit langem grauen Bart, vergilbten Zähnen und einem ebenso vergilbten Zylinder auf dem Kopf. Der Alte umschlang mit seinen sonnengegerbten, knorpeligen Finger die Gitterstäbe.
"Solltest du nicht zu erst deinen Namen nennen bevor du mich fragst?" stellte Sylvos als Gegenfrage.
Der alte Mann kicherte.
"Ich bin Loki, freut mich deine Bekannschaft zu machen, General. Ich wüsste nur gern General welcher Armee?"
"Hat dich nicht zu interessieren, Loki."
Der Alte kicherte noch einmal.
"Ach hat es nicht? Weswegen sitzt du denn, General? Gab es einen Krieg während ich hier drin saß? Bin schon lange hier unten.
Hab ein paar Betrügereien zu viel abgezogen, deswegen sitz ich hier falls es dich interessiert."
"Es interessiert mich aber nicht" seufzte Sylvos genervt. "Könnte ich bitte etwas Ruhe haben?"
"Hoho, hört den, General! Ruhe möchte er haben! Das hier ist ein Kerker schon vergessen? Wieso sollte ich auf dich hören? Zu sehr daran gewöhnt Befehle zu geben nehm ich an."
"Es war nur eine Bitte, du kannst so viel reden wie du willst, Loki. Erwarte nur nicht dass ich dir zu höre."
"Wie fies von euch, General. Schenkt einem alten Mann etwas Aufmerksamkeit! Ist nicht zu viel verlangt. Habt keine Soldaten um euch hinter ihnen zu verstecken, deshalb seid ihr so nervös was?"
Sylvos ignorierte seinen neuen Zellenachbarn und liess sich mit geschloßenen Augen auf den Heuhaufen nieder.
"Und jetzt tut ihr so als wär ich nicht da... Ihr seid sehr wichtig, General. Eine schwere Last wird bald auf euren Schultern lasten.
Bereitet euch darauf vor." flüsterte Loki ihm verschwörerisch zu.
Sylvos öffnete müde ein Auge.
"Ach, im Ernst? Dann lass mich ausruhen ich muss Kräfte sammeln."
"Ihr nehmt mich nicht ernst, General. Nun seid ihr selbst dran schuld, ruht euch aus und verweilt in Unwissenheit, General. Es ist euer Los!"
Lokis Gesicht verschwand hinter den Stäben. Sylvos streckte sich, gähnte und schlief dann ein.


"Nun, dann ist es entschieden. Gullwick, bring Lagmar zu seiner neuen Bleibe."
Gullwick nahm Lagmar am Arm und führte ihn aus dem Zimmer.
"Ich nehme an es ist alles geklärt. Teol? Nun, dann ruht euch hier einen oder zwei Tage aus. Kehrt ihr zurück nach Polinas?
Ich habe Nachricht erhalten dass sich, euer Lord in Oredian aufhält. Die Notversammlung die er einberufen hat findet erst in 3 Tagen statt aber er wartet bereits. Und typischerwise dauert es immer 2 Tage bis die letzten Lords eingetroffen sind und die Verhandlungen selbst dauern auch meist 3 Tage. Ein Normales Schiff braucht von hier eine Woche bis nach Polinas und 3 Tage nach Oredian.
Ich kann euch mit meinem gelenkten Sturm eine Starthilfe geben also kann ich eure Reise um einen halben Tag verkürzen. Nun, an was habt ihr gedacht?"


Calixtus knirschte mit den Zähnen. Er hatte einen seiner Köder verloren! Er sah zu Lucya die geknebelt, gefesselt und bewusstlos vor seinen Füssen lag. Nun, dann würde er den zweiten Köder höchstpersönlich bewachen. Er presste die Lippen zusammen und sah durch das Fenster seines Quartiers. Das Meer war in ein angenehmes dunkel getaucht. Der niemals endende Regen prasselte gegen die Fenster. Er würde den zweiten Köder nicht verlieren. Er befand sich mit seinem Schiff auf der Schwelle zwischen Dasein und Nichts. Einen Ort den Menschen nicht wahr nehmen und Dämonen nicht betreten konnten ohne auf direktem Weg die Hölle gezogen zu werden.
Es war ein endloses, dunkles Meer über dem der Regen nie versiegte. Zum Glück hatte er damal diese 3 Schiffe gestohlen, mit ihrer Hilfe hatte er es bewerktstelligt nach Ristéme zurück zu kehren. Dank dieser 3 Schiffe konnte er die Meere aller Welten befahren und sich von einer Welt in die andere bewegen ohne auf Portale zurück zu greifen. Und er kam mit ihnen in die Unterwelten jeder Welt.
Anarath von den Anemnos würde Calixtus erst finden wenn dieser das wollte. Und dann würde er ihn zum Duell auf Leben und Tod heraus fordern.
Calixtus beugte sich zu Lucya und strich ihr sorgsam ein Haar aus dem Gesicht. Er würde nicht zu lassen dass seinem Köder etwas passierte.
Sein Schiff und die beiden anderen Schiffe hatten zusammen genug Platz um ein mittelgroßes Dorf zu beherbergen. Entsprechend viele Elite-Soldaten Ristémes die ihm treu ergeben waren halfen ihm bei der Bewachung seines Köders. Er brannte darauf Anarath von den Anemnos endlich persönlich gegen über zu stehen.


Mit überkreuzten Beinen, und den Armen hinter dem Kopf verschränkt lag Tarii auf dem Sattel ihres Wyphern der, gerade das Meer überfog. Sie richtete sich auf als einen Luftzug spürte und sah hinter sich.
"Oh." sagte sie lakonisch. Sie lehnte sich an den Rücken des Mannes der sich auf die gleiche wie sie hingesetzt hat.
"Du bist wohl nicht gekommen um mich auf Kaffee und Kuchen ein zu laden?" fragte sie Secret, mit dem sie Rücken an Rücken fünzig Meter über der Meeresoberfläche saß.
"..Kommst du freiwillig?" fragte er sie
Sie gähnte herzhaft. "Nö, hab keine Lust."
"Würdest du bitte mitkommen?" fragte Secret ein weiteres Mal.
Sie schmunzelte und nickte nachdenklich mit dem Kopf hin und her.
"Okay" sagte sie nach einigem hin und her. "Ich wollte nur dass du bitte sagst. Wohin gehts?"
Lashon:Wir sind da.
Sein Satz war nur ein leises Hauchen, auch wenn es keinen wirklichen Grund gab die Stimme zu senken. Vor ihnen erhob sich das Hauptquartier der Stadtwache, das sie halb verborgen von der Ecke eines angrenzenden Geschäftes aus beobachteten. Sylvos musste da drin sein und wenn er Sciz die Anzahl der Wachen als Begleitschutz glauben konnte, dann war er ein sehr wichtiger 'Gast'. Da Lashon selbst Stadtwächter gewesen war, konnte er gleich sagen, dass eine einfache Rettungsaktion vergebens war. Er kannte den Ruf der Deregall, die schon vor dem Angriff der Phönixkrieger beachtlich gewesen war. Seit dem sind die Sicherheitsmaßnahmen nur verschärft worden. Er untersuchte flüchtig die Wachen in den Wachposten und erkannte gleich den einen oder anderen Spüradepten, die die nähere Umgebung des Gefängnisses sorgsam nach verdächtigen Psynergyspuren absuchten. Spüradepten alleine waren kein umfassender Schutz, aber das Risiko entdeckt zu werden war immer noch sehr groß. Und da das Gefängnis über tiefe unterirdische Kerker mit mehreren Kontrollpunkten verfügte, war ein heimliches Eindringen ebenfalls eine Herausforderung. Aber hatten sie eine Wahl? Sie konnten auch mit voller Feuerkraft hinein marschieren, aber den Ärger den sie sich damit einhandeln würden wäre enorm. Kanra dachte offenbar dasselbe, denn sie fuhr sich wie immer wenn sie nervös war durch die Haare und untersuchte die sichtbare Fassade des Gebäudes nach Schwachstellen. Sinaphie war die erste, die das Wort ergriff.
Sinaphie:Und wo ist Sylvos?
Kanra schüttelte den Kopf.
Kanra:Das gilt es herauszufinden. Allerdings scheint Sylvos ein wichtiger Gefangener zu sein, also vielleicht fragen wir mal jemanden höflich, wenn wir einen zu fassen bekommen. Lust dich zu verkleiden, Lashon?
Er verstand, schüttelte aber auch den Kopf.
Lashon:Zu riskant. Wenn wir uns zwei Gardisten schnappen und uns ihre Uniformen ausleihen, werden wir es höchstens bis ins Gebäude schaffen. Die Kontrollpunkte werden uns sofort entlarven, wenn wir uns nicht richtig ausweisen können. Wäre Sciz mitgekommen, wäre das kein Problem, aber sonst... Nein, das sollten wir vergessen.
Kanra:Aber was bleibt übrig? Wenn wir da rein gehen und bei irgendeiner Gelegenheit Psynergy einsetzen, scheuchen wir die Spüradepten wie ein Schwarm wütender Bienen auf.
Lashon nickte. Es würde knifflig werden. Sie mochten in Gilratar zur Elite gezählt haben, aber sie würden wohl kaum einen Kampf gegen die Stadtwache einer Stadt wie des Deregallhafens gewinnen können, besonders nicht in ihrer eigenen Arena. Viele galatanische Kriegsveteranen waren nach Kriegsende dem Beruf des Stadtwächters oder des Verteidigungsheersoldaten nachgegangen, da man ihnen damals nur beigebracht hatte wie man kämpft. Lashon musste zugeben, dass es bei ihm ähnlich gewesen war, aber er hätte sich auch zugetraut sich als Barde durchzuschlagen. Aber was die Deregallwache anging, konnten sie wohl kaum mit einem Haufen Anfängern rechnen, wenn in letzter Zeit eine Menge Kriegsveteranen eingestellt worden waren.
Sinaphie:Ich könnte mich bestimmt einschleichen, ohne Psynergy zu verwenden! Ich weiß sowieso nicht, wie man damit richtig umgeht...
Lashon:Das bezweifle ich nicht, aber in den engen Steingängen wirst du nirgends Deckung finden. Ja, du bist schnell genug, dass man dich für ein Phantom halten kann, aber Kontrollpunkte sind meist mit vergitterten Türen gesichert, an dem immer eine Wache postiert ist. Ich glaube nicht, dass du ungesehen dort durch kannst, ohne das Gitter auszureißen oder die Wache auszuschalten.
Sinaphie:Wäre das schlimm?
Kanra lächelte schwach.
Kanra:Nun, dann wäre es nicht mehr 'unentdeckt', oder?
Sinaphie:Oh, stimmt... Du hast recht.
So kamen sie nicht weiter. Lashon wühlte in seinen Taschen nach seiner Ausrüstung und bedeutete Kanra das Gleiche zu tun. Gleichzeitig sah er sich auf der Straße um. Saitu hatte recht: Selbst direkt vor dem Hauptquartier sah man keine Patrouillen. War es wegen der Gefahr, in einen Kampf mit Kopfgeldjägern hineingezogen zu werden, oder wegen etwas Größerem? Lashon ließ den Blick weiter streifen, aber auf der Straße gab es nichts als Geschäfte. Ein Fleischer, ein Schneider, ein Schmied, ein Geschirrhändler, ein Lebensmittelhändler, ein Holz- und Steinverkäufer... Er hielt inne. Kanra hob argwöhnisch die Augenbraue.
Kanra:Was? Diesen Blick kenne ich jetzt zu genüge.
Lashon nickte und grinste breit.
Lashon:Ich habe einen Plan.
Kanra:Wusste ich es doch. Hast du eine Lücke gefunden? Wo willst du rein?
Lashon:Haupttor.
Kanra fuhr sich wieder durch die Haare.
Kanra:Oooookay... Und wie stellst du dir das vor?
Lashon:Was für Haarfärbfläschchen hast du? Braun, Schwarz, Blond...?
Er bezog sich auf die kleinen Fläschchen, mit denen Kanra sich auf der Bleichinsel als Obdachlose getarnt hatte. In Galatan waren sie damals für spontane Individuen der letzte Schrei gewesen, da sie in wenigen Minuten effektiv Körpermerkmale verfärbten und sich einfach mit Wasser auswaschen ließen. Aber auch die Stadtwache setzte sie mit Vorliebe in verdeckten Operationen ein. Leider war die Pflanze, die das wichtige Grundmittel für die Farbstoffe gewesen war, mit Galatan zerstört worden und es gab nur wenige Orte in Mirnuzar wo sie überhaupt gedeihen konnte. Was bedeutete, dass in den nächsten zwei oder drei Jahren keinen Nachschub mehr für die normale Bevölkerung geben würde. Falls die Pflanze nicht sogar komplett durch die Phönixkrieger ausgerottet war. Kanra, unsicher was er vorhatte ging die Fläschchen durch.
Kanra:Ich habe hier ein helles Braun...
Lashon:Grün oder Blau für zwei Augen?
Kanra:Blau, ja. Aber ich verstehe nicht, wie uns ein falsches Gesicht weiterhelfen soll.
Lashon nahm einen seiner Stoffbeutel und wedelte damit Kanra und Sinaphie vor dem Gesicht herum.
Lashon:Wart's ab.

Paka:Saitu, gut dass ihr es geschafft habt.
Saitu nickte und versuchte seine leichte Erschöpfung zu verbergen. Da sein Kopfgeld neben Pakas und Arillas das höchste war, hatte er sich mit Sairi den Weg praktisch freikämpfen müssen. Und es waren wirklich fähige Kopfgeldjäger dabei gewesen. Einmal hatte er sogar um Sairis Leben fürchten müssen, aber er hatte zum Glück rechtzeitig reagiert und sie nach hundertfachen Heilungen sicher und unverletzt zu den Docks gebracht, wo die Angriffe schlagartig aufgehört hatten.
Saitu:Wir hatten da ein paar Schwierigkeiten, Käpten. Irgendwas ist da mächtig faul: Kopfgeldjäger an jeder Ecke, doch Stadtwächter sieht man fast nirgends. Gerade so als hätte uns hier jeder erwartet!
Alyka:Das dachte ich mir.
Saitu sah fragend am Käpten vorbei und entdeckte eine Gruppe Leute, die nicht zur Crew gehörten.
Saitu:Wer ist das?
Paka:Eine Hoheadeptin der Zentralen Kontinente und die anderen sind Vertreter des Sternenordens aus Aamara Hill. Sie haben uns wohl auf den gleichen Weg gefunden wie die Kopfgeldjäger.
Saitu:Wie konnte das passieren? Niemand von außerhalb wusste, dass wir den Deregallhafen ansteuern.
Paka:Das macht mir auch Sorgen, aber die Frage sollten wir später in Angriff nehmen. Diese Menschen hier sind keine Bedrohung, also werden sie vorläufig unsere Gäste sein. Ich erkläre dir die Einzelheiten gleich. Aber zunächst sollten wir zusehen, dass wir hier schleunigst weg kommen.
Saitu:Ich weiß, Lashon und Ailas sind uns in den Docks begegnet. Wer fehlt noch?
Paka:Tropfen hat fast alle zurückgebracht, aber ich fürchte uns fehlen noch ein paar. Naja... Die Namen sind natürlich größtenteils keine große Überraschung.
Saitu:Wer?
Paka:Ailas, Lashon, Kanra, Sciz, Sylvos, Trems und Toni.
Saitu:... Kudo ist nicht auf der Liste?
Paka drehte sich verstohlen um und eröffnete Saitu den Blick auf Kudo, der erfolglos versuchte Lanthari zu bezirzen, die ihn immer noch wie alle anderen als vertrauensunwürdig und gefährlich betrachtete. Sie dachte wohl immer noch, dass Paka sie alle jeden Moment in Ketten legen ließ.
Paka:Nein, aber überraschenderweise hat Trems das Schiff wirklich verlassen. Und Toni... Naja, Toni eben.
Saitu:Und unsere restlichen Ärgermagneten, natürlich. Was sollen wir tun? Warten?
Paka:Wir lassen niemanden zurück, wenn wir die Wahl haben. Ailas und Lashon trommeln den Rest zusammen, also sollten sie bald hier sein.
Rangi trat zu ihnen.
Rangi:Ich fürchte da irren Sie, Käpten.
Ohne weiter zu erläutern, deutete sie auf die Docks hinaus. Ailas hastete auf sie zu. Allein.
Saitu:Das sieht gar nicht gut aus.
Paka:Ich fürchte du hast recht. Ihnen ist doch nichts zugestoßen?!

Die kristalline Apparatur knisterte, als sich die Energie im Ring sammelte und wenig später mit einem tiefen Summen ein Portal nach Mirnuzar öffnete. Dann wurde es ruhig und die Halle würde nur noch von dem leisen Pfeifen der Energie erfüllt. Eine Gruppe Menschen hatte sich vor dem Portal versammelt und wartete auf die letzte Phase ihrer Abreise. Senator Nashirou räusperte sich vernehmlich und überreichte seiner Novizin Eka ein sorgfältig gefaltetes Stück Papier mit einem wachsähnlichen Siegel darauf. Sie nahm ihn mit einem ernsten Nicken an und ließ ihn in ihrer sonst so selten getragenen Einsatzkleidung verschwinden.
Nashirou:Denk daran, Eka: Das Ultimatum ist gültig, sobald Calixtus das Siegel bricht. Wenn er sich weigert den Brief entgegenzunehmen...
Eka:Ich kenne meine Befehle, Meister.
Mit einer sanften Spur von Wehmut betrachtete sie das achtköpfige Team Killerkommandos hinter sich, die auf sie und Damaso warteten. Alles waren dekorierte Profis von Ristemé.
Nashirou[seufzt]:Ich weiß, Eka. Ich will nur sagen... Zögere nicht, wenn du weißt dass es aussichtslos ist...
Sein trauriger Blick lag jetzt auf Seraphina, die gefasst neben ihm stand und das Team verabschiedete. Nashirou hatte sie nicht hier haben wollen, aber sie hatte ihn dringlich darum gebeten, also hatte er nachgegeben. Aber die Leute verabschieden, die auszogen um ihren großen Bruder zu töten, wenn er nicht einlenkte, was äußerst unwahrscheinlich war? Nashirou hatte nichts weiter für sie tun können, als Eka und Damaso zu schicken, um diese verschwindend kleine Chance so gut es ging zu verbessern. Eka zu überreden war nicht leicht gewesen, aber sie hatte letztendlich eingelenkt. Damaso ging, weil er Calixtus gut kannte. Seraphina jedoch hatte keine Freigabe bekommen, weil ihre persönlichen Gefühle die Mission gefährden könnten. Dem hatte er sich beugen müssen. Es war ohnehin anstrengend gewesen, Senatorin Ankis die Killerkommandos abzuschwatzen. Nun lag alles in ihren Händen.
Nashirou:Ihr wisst ich hasse Abschiede, also wird's kurz. Macht Ristemé keine Schande. Macht's gut.
Sie nahmen alle Haltung an und stießen alle eine knappe Bestätigung aus, dann wandten sie sich dem Portal zu. Als sie los gingen, trat Seraphina einen Schritt vor.
Seraphina:Eka... Damaso... Bitte verspricht mir, nichts unversucht zu lassen.
Damaso:Ich verspreche es.
Eka:... ... Ja, ich verspreche es.
Ohne weitere Worte drehten sie sich um und ließen sich mit den acht anderen von dem Portal verschlucken, das wenige Augenblicke später wieder erstarb. Ein dumpfes Knacken verriet, dass das Portal wieder aufgrund der Portalsperre unbrauchbar gemacht wurde. Nashirou sah Seraphina nachdenklich an, die immer noch in den Ring starrte, wo eben noch das Portal gewesen war.
Nashirou:Keine Sorge, Seraphina. Eka und Calixtus waren damals stark miteinander befreundet. Und zusammen mit Damaso wird es ihr nicht schwerfallen, Calixtus zur Vernunft zu bringen.
Seraphina:... Sie WAREN gut befreundet. Ihr wisst genauso gut wie ich, dass sie es höchstwahrscheinlich nicht schaffen werden.
Nashirou:Sicher? Ich denke die Chancen sind optimal.
Sie antwortete nicht. Er unterdrückte einen weiteren Seufzer. Das Mädchen musste jetzt eine lange Zeit der Ungewissheit über sich ergehen lassen. Sie brauchte dringend Arbeit. Arbeit, die sie voll beanspruchte und ihr wenig Zeit für Gedanken an diese Operation ließ. Das kam ihm gerade recht.
Nashirou:So... Wo nun Eka weg ist, brauch ich jemand ander'n der mir hilft. Wie wär's mit dir?
Seraphina:Äh... was?
Nashirou:Ja, ganz recht. Es muss nicht lang sein, nur bis Eka zurück is'. Das Gehalt wird dir gefall'n, ich garantiers dir! Du traust dir doch zu, meine Termine zu verwalt'n?
Seraphina:Schon, aber ich möchte wirklich ni...
Nashirou klatschte begeistert in die Hände.
Nashirou:Abgemacht. Dann mal ab ans Werk!
Er nahm mit sanfter Bestimmung ihren Arm und schleifte die ganz und gar nicht begeisterte Seraphina mit sich. Der Hallenaufseher verfolgte es als stummer Beobachter.
Hallenaufseher[denkt]:Unternimmt Senator Agasawo gerade eine Entführung?

Tsuka war durcheinander. Es war alles so schnell gegangen! In der einen Sekunde schlug sie jemand halb bewusstlos, dann war Chaos ausgebrochen und wenig später hatte dieser Halbdämon sie gepackt und in Sicherheit gebracht. Auch wenn diese Begegnung ungeheuerlich faszinierend für sie war, sehr sogar, musste sie immer wieder an die Angreifer und die entführte Lucya denken. Lucya! Anarath würde sie umbringen! Sie musste schnell etwas unternehmen, auf der anderen Seite erwartete ein gefährlich aussehender Halbdämon von ihr, dass sie sein Buch übersetzte. Und einer Kreatur wie dieser sollte man niemals abgelenkt und unkonzentriert gegenübertreten, so wie sie es jetzt war. Sie versuchte sich zu beruhigen und trat Melfice mutig entgegen.
Tsuka:Zunächst einmal... Es ist nicht 'Kleine', Halbdämon Melfice. Es ist Tsuka. Merke dir meinen Namen und ich werde mir deinen merken.
Melfice:Natürlich, werte Tsuka. Ich werde versuchen dich nicht mehr so unhöflich zu bezeichnen. Also? Wirst du mir helfen?
Tsuka:Normalerweise würde ich dich über die Grundfesten deiner Natur ausfragen und herausfinden wollen, wieso gerade ich in dein Interesse geraten bin, aber dein Angebot kommt mir gelegen. Ein dunkler Turm... Das klingt faszinierend. Ich wäre eine Närrin, dich nicht zu unterstützen. Ich könnte so vieles lernen. Zumindest besser als in verlorenen Enklaven nach Brauchbarem zu graben.
Melfice:Das freut mich sehr zu hören, Tsuka.
Tsuka:Als Gegenleistung...
Sie sammelte sich kurz. Einem Wesen wie einem Halbdämon musste man die Forderung so klar und deutlich wie möglich formulieren. Sie taten nur ungern das, was man von ihnen verlangte und versuchten ihren Auftraggebern durch die kleinsten falschen Wortlaute das Leben schwer zu machen. Sie musste an die Legende von Morakii den Unachtsamen denken, als dieser frustriert vor seinem Halbdämondiener ausrief 'Möge mir der Himmel auf den Kopf fallen!'.
Tsuka:... möchte ich, dass du das Mädchen das vorhin in meiner Begleitung war... sie heißt Lucya... ihren Entführern entreißt und geistig und körperlich unversehrt zu mir zurückzubringen. Solltest du feststellen, dass diese Entführer und alle die mit ihnen in einem Bündnis stehen, irgendetwas mit ihr angestellt haben, was ihr zeitweise nach einer erfolgreichen Rettung in irgendeiner Form Schaden zufügen könnte, dann versuche diese Manipulation mit all deinen zur Verfügung stehenden Kräften zu beseitigen. Und das alles so bald wie es dir irgend möglich ist. Ich gebe dir maximal zwei Tage. Scheiterst du nicht, werde ich danach alles für dich übersetzen, was in diesem Buch steht.
Melfice[denkt]:Ich muss also nur kurz diesen Wurm von den anderen Würmern retten? Nichts leichter als das, hehe... [sagt] Akzeptiert.
Tsuka nickte zufrieden und deutete eine Verbeugung an.
Tsuka:Ui Iuun masae, Melfice.
Sein Lächeln fror einen kurzen Moment ein. Er verdammte sich zu seiner Unvorsichtigkeit. Jetzt MUSSTE er sich daran halten, komme was wolle. Entweder das, oder er tötete sie schnell, bevor sie nach Nichteinhaltung des Versprechens eine gefährliche Macht über ihn gewann. Sie ahnte zwar nicht, dass er viel mehr war als ein Halbdämon, aber es gab auch Regeln denen selbst er unterworfen war. Zumindest einen Vorteil hatte das Ganze: Tsuka musste auch ihren Teil einhalten, sonst lieferte sie sich ihm gnadenlos aus. Und er würde sie nicht verschonen, wenn sie ihn betrog, selbst wenn er sie für das Buch brauchte. Und wenn er ehrlich zu sich war... Wie schwer konnte das schon werden?
Melfice:Dann mache ich mich jetzt auf den Weg, werte Tsuka. Ich bin gleich zurück.
Sie nickte und betete, dass ihre Formulierung gut genug war, dass Melfice ihre Forderung zufriedenstellend erfüllte. Wenn Anarath zurück kam und davon auch nur erfuhr...
Tsuka:Dann geh, mächtiger Melfice. Bringe mir Lucya zurück.

Merl stolperte, gestützt von zwei der mächtigsten Meister der Schule, die zugleich seine Eskorte waren, über den rauen Boden der Gänge, die Richtung Ausgang führten. Massenweise Schüler hatten sich versammelt, um den Eindringling zu sehen, der sie entdeckt und das Zimmer des Meisterarchivars aus unbekannten Gründen durchwühlt hatte und staunten als es sich um einen Jungen handelte, der gerade erst ins Mannesalter kam. Die Prozession wurde von Talb höchstpersönlich angeführt, der einen unerträglichen selbstzufriedenen Gesichtsausdruck zur Schau trug. Ihm macht das sichtlich Freude. Merl musste sich keine Sorgen machen, dass ihn jetzt noch einer der Schüler erkannte. Schließlich war sogar Talb auf seinen Schwindel hereingefallen. Aber das war alles Positive, was er im Moment sagen konnte. Miserabel wäre noch ein beschönigtes Wort im Vergleich zu dem, wie er sich gerade fühlte. Es war als wäre etwas verstummt, was er sein ganzes Leben hätte hören können. So als hätte sein Herz aufgehört zu schlagen, aber er lebte immer noch. So als wäre er blind, doch dennoch konnte er sehen. Als wäre er taub, doch er hörte noch wie im Rausch das Gemurmel der Schüler und die selbstgerechten Worte, die Talb der Masse verkündete. Was ihm genommen wurde, wirkte sich auch auf seinen Körper aus, denn er war nicht in der Lage richtig zu gehen. Dennoch konnte Merl sich glücklich schätzen. Talb hatte ihn nicht 'zerstört', so wie er es hätte tun können. Dennoch hatte er einen großen Verlust erlitten. Ein Verlust, von dem Merl nicht wusste, wie er ihn wieder ausgleichen konnte.
Vulkanasche[Standby]:Merl...? Hörst du mich?
Merl[denkt]:Ich höre dich... den Sternen sei Dank.
Vulkanasche[Standby]:Auch wenn es dich nicht wirklich aufmuntert... Mir geht es bestens. Mir ist nichts passiert.
Merl[denkt]:Im Gegenteil, ich bin unendlich froh das zu hören.
Plötzlich hielten sie abrupt an. Etwas war passiert. Merl strengte sich an, um wieder seine Umgebung genauer wahrzunehmen.
Talb:Was stellst du dich uns in den Weg, Mallar.
Merl zuckte zusammen. Mallar? Der Schweiß brach ihm aus. Er hob seinen schweren Kopf und sah tatsächlich Maller, der sich vor Talb aufgestellt hatte. Mallar starrte ihn an. Merl war sich nicht sicher, aber es war als wäre Mallar sich unsicher, was er als nächstes tun sollte.
Merl[denkt]:Schweig! Bitte schweig, Mallar! Du musst doch wissen, dass Talb Unrechtes tut und nicht ich!! Bitte, Mallar...
Talb:Nun?
Mallar:... Es gibt da etwas, das Ihr wissen solltet, Meister.
Talb:So? Ich bin ganz Ohr. Geht es um Merl?
Merl[denkt]:Mallar! Nicht!
Mallar schwieg wieder einen Moment, der sich fast wie eine Unendlichkeit anfühlte.
Mallar:... Ja. Dieser Junge den Ihr da habt, Meister... IST Merl.
Merl konnte Mallar nur anstarren. Er hatte es getan. Er hatte ihn verraten. Talb schwieg eisig und die Schüler verfielen in ein aufgeregtes Gemurmel. Dann drehte sich der Meisterarchivar um und trat den angeschlagenen Merl kräftig in die Magengrube, was ihn endgültig einknicken ließ. Wütend riss er seinen Kopf an den Haaren hoch, so dass Merl direkt in Talbs faltiges Antlitz blickte.
Talb[leise]:Unglaublich, dass ich auf diesen Schwindel tatsächlich hineingefallen bin. Ich hätte es wissen müssen, als ich fast all deine minderwertige Sternenkraft für immer aus deinem Leib entrissen habe!
Er versuchte ihn mit aller Gelassenheit zu entgegnen, die er aufbringen konnte.
Merl:Schwindel? Was meint Ihr? Ich kenne diesen Typen nicht.
Talb[leise]:Spiel nicht den Dummkopf. Mallar ist darauf trainiert deine Psynergy aufzuspüren und sogar geschult dich zu vernichten. Schade, dass sein Training völlig umsonst war. Naja, fast umsonst. Wer glaubst du, hat dich mir angekündigt?
Merls Zuversicht schwand immer mehr, doch er durfte sein Spiel jetzt nicht aufgeben.
Merl[lacht]:Und Ihr denkt wirklich, ich wäre Merl? Ich glaube sie werden senil... Na schön. Tötet mich und findet heraus, was passiert. Es wird Euch nicht gefallen.
Talb[leise]:Keine Sorge, du wirst schon bald den Tod finden, genauso wie Dar damals.
Um ein Haar hätte Merl die Kontrolle verloren und sich verraten, aber er zwang sich zu schweigen.
Talb[leise]:Wie würde es aussehen, wenn ich dich vor den Schülern und den Meistern töten würde? Nein, ohne deine Sternenmacht bist du harmlos wie ein Harpyienküken. Wozu die Eile? Machen wir es doch über den offiziellen Weg.
Merl:Tun Sie sich keinen Zwang an, aber Sie haben den Falschen.
Talb:Netter Versuch, aber Mallars Gespür kannst du nicht täuschen.
Mallar trat zögerlich heran.
Maller:Bedeutet das... ich bin hier fertig?
Talb richtete sich auf und nickte.
Talb:Sicher. Du hast uns vor einem peinlichen Fehler bewahrt. Gute Arbeit, Mallar. Du kannst gehen.
Der Schüler nickte nur, warf Merl einen sehr langen Blick zu, dann ging er davon.
Meister1:Offizieller Weg, Meisterarchivar Talb? Das heißt, wir bringen ihn in die Kammer?
Talb nickte.
Talb:Sehen wir zu, dass es unserem verlorenen Sohn in seinen letzten Stunden gut ergeht. Jetzt können nur noch die Sterne über seine Seele richten.
Merl nahm schon gar nicht mehr wahr, was die Meister sagten. Jetzt gab es nur einen Ausweg. Und selbst das bedeutete, dass er tief in der Tinte saß.

Die geheimen Lager waren angelegt. Lashon war geübt darin, welche in Sekundenschnelle anzulegen. Selbst für einen aufmerksamen Suchenden waren sie nur sehr schwer zu entdecken. Lashon und Kanra legten ihre Ausrüstung hinein und zogen die neuen Sachen vom Schneider gegenüber an. Dann machte sich Kanra unter großem Staunen Sinaphies zurecht.
Kanra:Ich glaube das war es... Wie sehe ich aus?
Sinaphie:Es ist schwer dich wieder zuerkennen.
Lashon überprüfte wie der Haarton und die Augenfarbe passten und nickte zufrieden.
Lashon:Sehr gut. Wie eine Unberührte.
Er kramte in seiner Tasche und holte zwei getrocknete Pflanzenfasern hervor.
Lashon:Kau das, aber schlucke es nicht hinunter. Wenn es soweit ist, spuck es aus.
Kanra:Naja, wenn es sich nicht vermeiden lässt...
Sie nahm ihm einen der Fasernstränge ab und schob sie sich in den Mund.
Lashon:Sinaphie? Du weißt was du zu tun hast?
Sinaphie:Jepp. Ich halte ich verdeckt, bis ihr mich braucht.
Lashon:Sehr gut.
Er lächelte und die Sachen mit, der er eben zusammengekauft hatte: Ein Metallgitter vom Schmied, einen Stapel Holz und etwas Fleisch.
Lashon:Machen wir uns ein paar Freunde.

Eigentlich war es offensichtlich. In ein Gefängnis zu kommen war nicht schwer. Das Problem war nur, wieder herauszukommen. Ohne Psynergy war es für einen Adepten genauso unmöglich wie allen anderen auch, seine Zelle zu verlassen, denn psynergyunterdrückende Fesseln gab es inzwischen überall. Sie waren auch bitter nötig. Allerdings... Was geschah, wenn man einen Adepten nicht als solchen erkannte? Einen Adepten erkannte man meistens schnell an dessen Aussehen. Das galt allerdings selten für Erdadepten, die selten in einer Masse Unberührter auffielen. Lashon brauchte keine Verkleidung, Kanra jedoch schon. Allerdings waren Stadtwächter nicht dumm und hatten ebenfalls Möglichkeiten einen Erdadepten von einem Unberührten zu unterscheiden. Ein Geistleser konnte von einem Adepten widerstandslos zugelassen werden und so die Kontrolle täuschen, aber es gab psynergetische Steine die verräterisch leuchteten, wenn sie die Haut eines Adepten berührten. Und die gehörten an einem Ort wie diesem zweifellos zum Standartsortiment. Allerdings würden diese Dinger nicht bei Adepten aufleuchten, die währenddessen munter auf psynergyabsorbierenden Ebonstrauch herum kauten. Jetzt brauchten sie nur noch ein harmloses Verbrechen, dass sie ins Gefängnis brachte, ohne sie groß als Gefahr anzusehen. Und Lashon hatte eine köstliche Idee.
Lashon und Kanra gingen in ihren neuen Sachen munter auf die Stadtwache zu, hielten auf der Wiese an und bauten dort einen provisorischen Grill auf. Sie mussten zwar eine Weile warten, aber nach zehn Minuten tauchte eine zweiköpfige Patrouille auf, die von dem Anblick alles andere als begeistert waren.
Stadtwache1:Hey, Sie da!!
Lashon sah lächelnd auf und winkte.
Lashon:Guten Abend, verehrte Stadtwache. Ein herrliches Wetter, nicht?
Die zwei kamen fassungslos näher.
Stadtwache1:Wissen Sie überhaupt, was Sie da machen?!
Kanra:Öhm... Wir machen uns was Köstliches zu essen?
Stadtwache2:Richtig! Und das auf dem Rasen des Hauptquartiers! Wie lange sitzt ihr schon hier?!
Kanra:Was denkst du, Shoka? Zwanzig...
Lashon:Ich würde sagen fast dreißig Minuten, Nirki.
Stadtwache1:Eine halbe Stunde?! Wie... Okay, vergessen wir das. Ihr wisst schon, dass das was ihr tut verboten ist?
Lashon:Ach kommen Sie... Das ist doch ein wunderbares Plätzchen!
Stadtwache2:Das ist egal, verschwinden Sie, auf der Stelle!
Lashon[denkt]:Das läuft doch gut. [sagt] Nur weil die Wiese an die Stadtwache angrenzt? Haltet Euch doch nicht mit unwichtigen Details auf. Kommt, wir vergessen das und ihr bekommt etwas ab.
Kanra:Genau! Setzt Euch doch zu uns, die Herren. Erzählt uns doch gleich ein paar spannende Geschichten von den Verbrechern die ihr so fangt, okay?
Stadtwache2:Ihr Verfluchten...
Stadtwache1:Warte, kein Stress, Kumpel. Diese zwei wollen nur ihren Feierabend genießen und das will ich auch. In wenigen Minuten ist unsere Schicht zu Ende, wenn wir die jetzt mitnehmen, dann lässt uns der Kommandant die nächste Stunde nicht gehen, bis wir einen ausführlichen Bericht geschrieben haben. Willst du dir das wirklich antun?
Stadtwache2:... Nein, du hast recht.
Lashon und Kanra wechselten einen ungläubigen Blick. Meinten die das ernst?!
Stadtwache1:Siehst du? Also Freunde, ich mach euch einen Vorschlag: Wir geben euch nur eine Verwarnung. Wir verschwinden, als hätten wir nichts gesehen und ihr räumt sofort den Platz.
Kanra:Ich will aber hier essen!
Der Wächter ignorierte Kanras Quengeln.
Stadtwache1:Mag sein, aber ihr verstoßt gegen knapp vier Gesetze und der Kommandant sieht es nicht gern, wenn die Leute sein 'Reich' auf diese Weise missbrauchen.
Lashon:Wozu soll die Wiese sonst gut sein? Euer Kommandant ist anscheinend ziemlich dumm...
Stadtwache2:Was?!
Stadtwache1:Ruhig Blut, Mann! Ja ihr habt recht, er ist ein aufgeblasener Idiot, aber er ist alles andere als angenehm, wenn er wütend ist. Also schlage ich Folgendes vor: Wir gehen als wäre nichts gewesen und wenn wir wieder aus dem Hauptquartier kommen seid ihr weg, okay?
Lashon konnte sie nur anstarren. Er glaubte das alles nicht.
Lashon:Ich denke gar nicht dran. Ich gehe erst wenn das Fleisch fertig ist.
Der Stadtwächter seufzte verzweifelt.
Stadtwache1:Ich bin mir SICHER, dass Ihr zur Vernunft kommen werdet, Freunde. Komm gehen wir. Soll sich doch eine andere Patrouille mit denen beschäftigen.
Stadtwache2:Gute Idee...
Die beiden machten kehrt und gingen zum Hauptquartier. Lashon sah Kanra an, die ein ebenso dummes Gesicht machte wie er. Keine Sekunde später traf etwas Heißes den zweiten Stadtwächter mit einem Klatschen im Nacken, der aufschrie und danach griff. Als er ein halbgares Stück Fleisch in der Hand hielt, drehte er sich wütend um. Kanra setzte eine unschuldige Miene auf.
Kanra:'Tschuldigung. Ist mir aus der Hand gerutscht.
Stadtwache2:JETZT REICHTS!!!

Die Zellentür schloss sich mit einem lauten Knall und der Stadtwächter schnaufte wütend.
Stadtwache2:Ich hoffe ihr seid beide jetzt zufrieden! Wisst ihr was? Ich glaube ich sage dem Kommandant nicht mal über euch Bescheid. Nicht heute. Und bis es mir morgen wieder einfällt, wird keiner wissen, dass ihr hier seid und euch gegen eine Geldstrafe wieder auf die Straße lassen. Genießt den Aufenthalt.
Er rauschte fluchend davon und rieb dabei mit schmerzverzerrtem Gesicht seinen Nacken. Kanra und Lashon warteten bis er weg war, dann brachen sie in schallendes Gelächter aus.
Lashon[leise]:Hat geklappt. Keine großen Kontrollen, keine Überwachung... Mann, nicht einmal Ketten haben die uns angelegt. Bestens!
Kanra[leise]:Ich habe nicht gewollt, dass es soweit kommt. Aber sie wollten uns einfach nicht mitnehmen...
Beide spuckten den Ebonstrauch aus.
Kanra[leise]:Was jetzt?
Lashon[leise]:Zehn Minuten. Solange werden wir brauchen, bis unsere Psynergy ausreichend erholt ist. Dann machen wir einen kleinen Spaziergang.
Als der Halbdämon sich von Tsuka getrennt hatte und eine beachtliche Distanz in so kurzer Zeit aufgebaut hatte, blieb er stehen. Sein Körper verfärbte sich und zwei Flügel wuchsen ihm aus dem Rücken. Er war wieder ein Volldämon.
Melfice würde die Sache so geschickt wie möglich angehen. Diese Lucya wurde mit Sicherheit besser bewacht als noch vor paar Stunden. Diesmal würde es schwieriger werden. Deshalb musste er auf ein paar seine Volldämonfähigkeiten zugreifen. Er ärgerte sich darüber, warum er nicht beide gleichzeitig befreit hatte. Er war nicht gut darin Manipulationstechniken, die auf andere als auf sich selbst wirkten, aufzuheben. Er musste die Sache anders angehen. Gerissener.
Der Dämon schnipste mit den Finger. Genau 10 Portale erschienen hinter ihm. Aus jedem dieser trat ein Dämon des selben Typs heraus.
Melfice: Ihr wisst was ihr zu tun habt.
Er konnte in seiner Dämonenform jegliche Dämonenklassen und Typen beschwören die unter seiner Kontrolle standen und kurze Befehle ausführten. Eine sehr nutzvolle Beschwörungstechnik. Die Beschworenen Dämonen hielten allerdings nur einen Treffer aus, ehe sie wieder verschwanden. Sie waren also niemals so mächtig wie ein echter Dämon. Er bediente sich lediglich von ihren Fähigkeiten, wenn er diese mal brauchte.
Melfice: Bringt 'sie' zu mir.
Die beschworenen Dämonen teleportierten sich weg. Eine Fähigkeit die Melfice selber nicht beherrschte. Diese Dämonenklasse war die beste, wenn es darum ging sich fortzubewegen. Der Dämon nahm wieder seine Halbdämonform an, ehe er weiterging. Zwei Tage sagte sie? Er würde nicht einmal zwei Stunden brauchen.

Ailas klärte die ganze Situation auf. Die Gesichtsausdrucke aller Anwesenden verschlechterte sich von der einen Sekunde auf die anderen.
Saitu: Das fehlte uns.... Sylvos ist gefangen. Lashon, Kanra und Sinaphie begeben sich in Gefahr um Sylvos wieder zu befreien. Als wären die bereits ganzen gut Informierten Attentäter kein ausreichendes Problem... haben wir es noch mit einem offensichtlich sehr fähigen Wasseradepten zu tun, der es auf die Crew abgesehen hat. Toni, Trems, Sciz sind zusammen mit einem Boten, der behauptet zu wissen wo sich der Marsstern befindet gefangen. Habe ich alles richtig verstanden?
Ailas nickte und fügte hinzu.
Ailas: Ausserdem scheint eine Person Namens Saul auf dem Weg hier her zu sein. Sciz schien ihn zu kennen und stufte ihn als besonders gefährlich ein.
Saitu hatte die Arme verschränkt und schaute zu Paka. Könnte der Angreifer auf die Crew etwa dieser Saul sein?
Paka: Womöglich ist er hinter den Elementarsternen her. Das würde seinen Motiv erklären.
Rangi: Was machen wir jetzt?
Kudo: Es ist eindeutig. Das einzige was wir machen müssen ist die Truppe aufsammeln und verschwinden. Wenn dieser Bote die Wahrheit sagt, haben wir uns sehr viel Zeit gespart.
Paka überlegte. Dieser Bote war im Moment sehr wertvoll. Fünfundsiebzig Minuten waren lang. Er konnte sie unmöglich solange unbeaufsichtigt lassen. Ebenfalls wusste er nicht, was aus Lashon und Co. werden würde, wenn sie auf sich allein gestellt waren. Er konnte es sich nicht leisten einen Teil seiner fähigsten Adepten auf einmal zu verlieren.
Paka: Nun gut. Wir brauchen einen Team, der die Crew zusammentrommelt. Wir können unmöglich alle zurücklassen.
Kudo: Das Aufspüren ist absolut kein Problem. Ich kann die Position aller selbst aus diesem Standort nennen.
Paka nickte zufrieden. Eine sehr gute Nachricht. Zumindest würden sie keine Zeit mit Suche verschwenden.
Ailas: Wer geht alles mit?
Paka überlegte. Es wäre nicht klug alle seiner Männer gleichzeitig hinaus zuschicken. Wenn dieser Täter hinter den Elementarsternen her war, dann durfte er die Verteidigung seines Schiffes nicht allzu sehr schwächen.
Paka: Ich habe mich entschieden.


Saitu der eine Tarnkappe von Ailas ausgeliehen bekommen hatte, (damit sie sich unbemerkter Fortbewegen konnten,) bewegte sich zusammen mit Kudo unauffällig durch die die Straßen der Stadt. Zusammen mit den sehr gut ausgeprägten Sinnen des Erdadepten umgingen sie bisher jegliche Attentäter.
Kudo hatte ihm erklärt, dass sich Attentäter anders bewegten als normale Menschen. Ihre Schritte sollen durchdachter, vorsichtiger und vor allem Geschickter sein als andere.
Sie hatten sich von Ailas und Vera getrennt. Vier Leute hatte der Kapitän herausgesandt, wenn man Boden sowie Tropfen nicht mitzählte. Kudo, Tropfen und er würden sich um Sciz und dem Rest kümmern. Ailas, Boden sowie Vera dagegen würden Lashon und Co. Unterstützung bieten, sobald es erforderlich sein würde.
Saitu war überrascht gewesen, als ihm Kudo erklärt hatte, dass jeder von Pakas Mannschaft ein Tropfen von einem besonderen Wasser von Ailas mit sich trug. Mit diesem war Ailas dann fähig sie Punkt genau aufzuspüren.
Saitu hatte die ganze Sache nicht gefallen, da sie es gegen ihre Einwilligung getan wurde. Kudo aber hatte sich daran festgehalten, dass es nur eine Vorsichtsmaßnahme von ihm gewesen sei, falls sie es sich doch beschlossen hatten mit dem Merkurstern abzuhauen.
Ausserdem konnte Ailas mit dem Wasser 'verbundenen' Personen ein Signal schicken, mit dem sie dann auch in der Lage wären, Ailas aufzuspüren. Da Kudos Sinne ausreichten, hatten sie sich geeignet, dass dieser Signal soviel bedeutete wie: Wir sind in Gefahr!
Der Erdadept blieb plötzlich stehen und schaute auf den Boden.
Kudo: Hier sind sie. Unter uns.
Saitu hob die Braue. Sie sahen oder spürten nichts. Einzig Kudo schien sie dank seinen Sinnen wahrzunehmen.
Sciz [Geistlerser]: Ihr seid also erschienen. Allerdings völlig umsonst. Vor 55 Minuten wird sich die Falle nicht lösen und mich wird glücklicherweise auch kein Kudo davon befreien können.
Saitu [Geistlerser]: Damit haben wir bereits gerechnet. Wir sind mehr hier um euch die Zeit lang vor Angreifer zu schützen. Es kann möglich sein, dass eine bestimmte Adeptengruppe durch die Versieglung sehen kann. Vor Ablauf der Frist kommen wir sowieso nicht mit euch weg.
Sciz [Geistleser]: Ich verstehe.
Saitu [Geistleser]: Geht es allen anderen gut? Was ist mit dem Jungen?
Sciz [Geistleser]: Ja, allen geht es in Ordnung. Welcher Junge? Wenn du den Boten meinst. Er teilt die Information nicht freiwillig mit uns.
Saitu [Geistleser]: Nicht Freiwillig?
Plötzlich spürte Saitu sowie Kudo etwas. Ailas gab ihnen das Signal... Sie befanden sich in Gefahr. Kudo lief ohne etwas zu sagen in die Richtung in den sich wohl seine Schwester sowie sein bester Freund befanden. Saitu fluchte und folgte ihm.

Sinaphie erkannte wie das ganze Gebäude in denen sich Kanra, Lashon sowie Sylvos befanden buchstäblich 'eingefroren' wurde. Eine dicke Eisschicht hatte sich um das Gebäude gelegt, welcher offenbar verhindern würde das in nächster Zeit irgendwelche Personen ein oder austraten. Sie sah wie sich ein paar Stadtwachen sofort zum Gebäude begaben.
Ein paar Adepten wandten Feuerpsynergie an, die wirkungslos scheiterte. Sie überlegte was sie nur tun sollte. Als sie nach oben schaute, sah sie zehn ihr unbekannte fliegende Wesen die nicht sehr weit weg von ihr landeten. Da sie von Kanra nur gesagt bekommen hatte, sich verdeckt zu halten beschloss sie sich kurz nach den Wesen zu sehen.

Stadtwache: Was ist das? Vorallem WER war das? Habt ihr keine verdächtige Person in der Nähe gesehen?
Stadtwache 2: Unsere Gruppe sah nichts auffälliges.
Stadtwache 3: Geht uns genauso.
Stadtwache 4: Absolut nichts.
Stadtwache: Dieses Eis.... es schmilzt. Wenn auch sehr langsam. Es wird zwar einige Zeit dauern. Wie es aussieht werden wir abwarten müssen. Es ist nichts gefährliches. Einer hat sich wohl einen schlechten Streich erlaubt.

Kudo, Saitu sowie Sinaphie traten fast zeitgleich ein. Auf dem Boden lag ein, sich vor Schmerz krümmender Ailas. In der Luft bemerkte Kudo etwas, was ihm überhaupt nicht gefiel. Drei fliegende Dämonenwesen. Einer davon hatte seine Schwester mit seinen Krallen gepackt. Sie war vollkommen eingefroren.
Kudo: Wartet ihr Penner!
Seine Handschuhe leuchteten auf und er wollte die Wesen abknallen. Die Distanz und die Höhe war gewaltig, aber noch in seinem Radius. Kudo überlegte sich das ganze zweimal. Nicht nur, dass der Angriff das Leben seiner Schwester in Gefahr bringen könnte, sie würde einen Fall aus dieser Höhe sicher nicht einfach so überleben. Dann plötzlich verschwanden sie, als wären sie nie hier gewesen. Kudo versuchte ruhig zu bleiben.
Er hatte keine Ahnung wer die Entführer waren, aber auch sie trug mit Sicherheit etwas von Ailas Spezialwasser mit sich. Er würde sie später aufspüren, doch zuerst lief er zu seinem schwer verwundeten Freund, der sich mehrfach versuchte aufzurichten, aber immer wieder versagte, bis er schließlich auf den Knien liegen blieb. Von Boden war keine Spur.
Kudo: WAS ist geschehen? Und vor allem WER hat dir das angetan?
Der junge Adept schaute geschwächt zu allen dreien.
Ailas: Er ist gerade... geflohen.... als er merkte das ihr kamt.... Ich werde euch alles erzählen.

Calixtus stand dem Halbdämon gegenüber und er verstand, dass es der selbe Wesen sein musste, der bereits die ältere der beiden Mädchen befreit hatte. Genau wie er verstand, wie er diesen Ort gefunden und betreten hatte. Er war weder ein ganzer Mensch, noch ein ganzer Dämon. Die perfekten Voraussetzungen. Wieso war er wieder hier? Hatte er letztes mal nicht alles mitnehmen können?
Melfice: Melfice mein Name. Und wie lautet deiner, Mensch?
Calixtus: Ich werde meinen Namen nicht vor dir verstecken, Halbdämon. Ich bin Calixtus von Ristéme. Lass mich dir zuerst etwas Fragen: Warum bist du hier?
Der Dämon setzte sich ein Grinsen auf und musterte den Mann an. Er war kein Adept und in seiner Halbdämonform war er lange nicht in der Lage seine ganze Macht zu entfesseln. Sein Blick verriet ihm auch, dass sein Gegner kein Schwächling war.
Melfice: Du hattest ursprünglich geplant, die beiden als Köder zu benutzen? Gegen Anarath, den Helden?
Er lachte.
Melfice: Dazu wirst du vielleicht nach einem Kampf gegen mich nicht mehr in der Lage sein. Es gibt allerdings einen Weg, wie wir beide das erreichen, was wir wollen ohne einen Kampf zu riskieren, Mensch.
Calixtus hob die rechte Braue. Er fragte sich wohin ihm das Gespräch bringen würde.
Melfice: Ich brauche das Mädchen. Ohne irgendwelche Schäden, Manipulationen und Veränderungen. In Top Zustand. Ich schlage dir etwas vor. Gib ihn her und wir brauchen nicht zu kämpfen.
Calixtus: Ich soll dir meinen einzigen Köder geben? Vergiss es.
Der Dämon lachte vergnügt.
Melfice: Deinen einzigen? Du hast noch einen weiteren.
Im selben Moment erschienen drei Dämonen per Teleport hinter ihm und setzten eine eingefrorene Frau vor ihm ab. Einen Augenblick später gaben sie einen schmerzerfüllten Schrei von sich und gingen in Flammen auf. Sie konnten den Ort nicht vertragen und verschwanden.
Melfice: Anarath hat gefallen an der Frau gefunden. Eine junge Adeptin aus Nebelherz namens Vera. Ich habe sie in Sturmfeste beobachtet.
Calixtus starrte sie misstrauisch an.
Calixtus: Glaubst du ich würde dir das einfach so glauben? Dies könnte eine Täuschung von dir sein, Halbdämon. Ich bin kein naiver Narr!
Melfice: Wenn du mir nicht glaubst, wecke die Kleine neben dir auf und warte auf ihre Reaktion nachdem sie diese Frau sieht. Ihre Reaktion wird mein Beweis sein.
Calixtus: Hmpf. Und was ist mit dem Eis?
Melfice: Sie war bereits in dem Zustand. Ich habe nichts damit zu tun. Ich bemerke gerade, wie das Eis langsam schmilzt. In Schätzungsweise einer Stunde dürfte es komplett geschmolzen sein.
Der Dämon trat einen weiteren Schritt nach vorne,
Melfice: Übrigens interessiert es mich ganz nebenbei, was du mit dem „Helden“ vorhast. Wenn du mir entsprechend Antwortest, dann werde ich als Gegenleistung niemandem von diesem Ort erzählen. Also?
Calixtus rümpfte, mit verschränkten Armen die Nase.
„Denkst du, du hättest mich in der Hand? Dieser Ort kann von normalen Menschen nicht wahr genommen werden. Sie spüren eine Nässe die nicht da ist, spüren Wellen die nicht existieren und ertrinken obwohl sie in Sicherheit auf dem Trockenen sind.
Und was die Dämonen angeht…“
Er sah hinauf auf die schwarzen Wellen die Dasein und Nichts von einander trennten.
„Ich und meine Flotte haben versucht die Hölle zu erobern.“
Melfice lachte. Eine menschliche Streitmacht hatte versucht die Brutstätte aller Dämonen, die Hölle selbst zu erobern und war lebendig wieder gekehrt. Das interessierte ihn für den Moment mehr als das was Calixtus für den „Helden“ in petto hatte.
„Erzähl.“ befahl der Halbdämon. „Wieso lebt ihr noch?“
„Jemand hat die Hölle vor uns erobert.“ Antwortete Calixtus und genoss den Ausdruck von Unglauben ihm Gesicht des Halbdämons.
„Was hast du da gesagt?“ Melfice wusste dass allein die Vorstellung jemand hätte das Reich des Teufels erobert völlig unmöglich war. Trotzdem machte ihn die Vorstellung neugierig.
„Ich habe die Hölle nie in ihren Glanzzeiten gesehen, aber man konnte sehen das sie ein Schatten ihrer selbst war. Gibt es in Mirnuzar Elefanten, Melfice? Das sind Tiere die sich zum Sterben an einen bestimmten Ort zurück ziehen. Die Hölle ist jetzt solch ein Ort für die Dämonen. Es halten sich nur noch Dämonen dort auf die Wissen das ihr Dasein abgelaufen ist. Sie haben nicht mal mehr den Willen sich zu verteidigen wenn man sie angreift. Es war sinnlos solch einen Ort zu erobern also sind wir zurück gekehrt. Wir waren ungefähr 2 Tage dort unten.“
Melfice schloss seinen Mund nicht.
Bevor man ihn versiegelt hatte war die Hölle ein Quell niemals versiegender Dämonenenergie. Auch wen nur die absolut reinen Dämonen, die nicht aus Menschen entstanden sind dort Zugang hatten. Jeder Dämon menschlicher Abstammung der sich dort hin verirrte wurde seiner Dämonenkräfte beraubt, die dann dem Energiequell zugefügt wurde. Der so verkrüppelte Dämon war nichts weiter als ein Mensch der in Schmerzen verendete und die Hölle nie mehr verlassen konnte. Es gab nur einen Weg die Hölle zu vernichten.
„Der Dämonenkönig,“ sagte Melfice tonlos“ wer hat ihn getötet?“
„Laut einem der lebenswillenlosen Dämonen, wurde der Dämonenkönig vor einigen Jahrhunderten von einem Menschen namens Riijadon getötet.“ Sagte Calixtus der sich freute zu sehen wie sehr er den Halbdämon aus dem Konzept brachte.
Melfice griff sich unterbewusst an den Hals. Riijadon… er war diesem Mann einmal begegnet.
Bevor Melfice versiegelt wurde hatte er ein verstecktes Dorf voller Adepten entdeckt.
Sie hatten von ihm gehört und flohen vor ihm. Doch kein einziger von ihnen wäre ihm entkommen.
Hätte sich ihm nicht ein Mann mit Schwert im Gürtel und geschlossenem Regenschirm in der Hand sich ihm entgegengestellt.
Wobei entgegengestellt das falsche Wort. Der Mann schlenderte gelangweilt die Strasse entlang und versperrte Melfice anscheinend durch Zufall den Weg, als dieser den flüctenden Adepten nachsetzte.
„Verschwinde, Men-“ hatte Melfice gebrüllt, aber in dem Moment war es auch zu spät.
Durch den geöffneten Mund, den Rachen bis hinein in den Magen hatte Riijadon, Melfice den ungeöffneten Regenschirm gerammt.
„Ich habe einen Namen, Riijadon“ hatte der Mensch gesagt ohne seinen Spaziergang zu unterbrechen.
„Benutze ihn“ hatte er gesagt als er an der Leine des Regenschirms zog und weiterging.
Melfice hatte nie vergessen was er die nächsten 3 Tage durchmachte. Sein Kernkörper entstammte dem eines Menschen also konnte er den geöffneten Regenschirm nicht mit Dämonenenergie zerstören ohne sich selbst in Gefahr zu bringen.
Es waren 3 Tage der Demütigung und des Schmerzes.
Melfice nahm die Hand von seinem Hals weg. Riijadon. Ja das war möglich…
„Die Waffe des Dämonenkönigs, das Schwert das keinen Schneideprozes verursacht und nur einen Schnitt verursacht. Das Schwert das nicht schneidet, aber sogar im Schicksal Schnitte verursacht… Wo ist es?“
„Brauchst du es?“ fragte Calixtus zuckersüß.
Melfice besann sich wieder und grinste.
„Nein… Ich brauche nur das Mädchen.“, erwiderte er
Melfice brauchte das Schwert wirklich nicht.
Der Dämonenkönig hatte die Fähigkeit sämtliche Dämonen, Halbdämonen und sogar Menschen die bald zu Dämonen wurden zu spüren.
Mit seinem Schwert konnte der Dämonenkönig jederzeit und überall einen Schnitt setzen.
Er konnte einen Dämon von einem Moment auf den Nächsten vollkommen vernichten und die Energie des hingerichteten zum Energiequell der Hölle hin zu fügen.
Bis jetzt war Melfice einzige Sorge gewesen plötzlich vom Herr der Hölle hingerichtet zu werden, doch jetzt brauchte er sie nicht mehr zu haben. Aber so lange dieses Schwert existierte konnte er sich nicht wirklich sicher fühlen, auch wenn nur der Dämonenkönig selbst es führen konnte. Immerhin war es sein eigener Arm gewesen.
„Na, gut“ sagte Calixtus lächelte geheimnistuerisch.
„Weißt du, Halbdämon… Mich interessiert wofür du das Mädchen benötigt.
Das andere Mädchen „Zuki“ heisst sie, wenn ich das letzte Gespräch Anaraths mit ihr mitbekommen habe, ist eine Fluchsprecherin. Bist du so etwas wie ihr Haustier?“
Calixtus hielt plötzlich inne, als er zu Vera sah.
„Warte mal… Anrath von den Anemnos soll verheiratet sein…und das Mädchen in dem Eisklotz ist mit ihm… Und dann ist da dieses fluchsprechende Mädchen…“
Sein Blick wanderte weiter zur bewusstlosen Lucya.
„Und wenn die erstmal erwachsen ist… Dieser Anarath von den Anemnos ist ein hoffnungsloser Frauenheld, mittlerweile denke ich dass irgendein unbestimmtes, schönes Mädchen ebenso gut als Köder taugt.“
Calixtus schüttelte verständnislos den Kopf.
„Aber dass dieser Anarath seinen Ruf als Held für so etwas missbraucht… zeigt nur wie verkommen die Galataner sind.“
„Du hast immer noch nicht erzählt hast was du mit dem „Helden“ vor hast“ sagte Melfice leicht genervt. Er hatte immerhin eine Frist ein zu halten.
„Ich werde ihn zu einem Duell herausfordern. Oh, ja ich könnte seine Geliebte...“
Er sah noch einmal zu Lucya.
„..und seine künftige Geliebte hier und jetzt töten um ihm ein Leben voller Verzweiflung zu schenken. Aber dann wäre ich nicht besser als die Galatner die meine Heimat vernichtet haben.“
„Zu einem Duell“ wiederholte Melfice „Und du bist sicher dass du gewinnst?“
„Die Gerechtigkeit wird siegen!“ verkündete Calixtus mit eiserner Miene.
Der Halbdämon konnte sich nicht verkneifen breit zu grinsen. „Gerechtigkeit“, wie oft hatte er das Wort in seinem langen Leben schon gehört. Die „Gerechtigkeit“ siegte immer, die einzige Frage war wessen Vorstellung von Gerechtigkeit.
„Wenn du das sagst… Geb mir jetzt einfach das Mädchen“ forderte Melfice.
Calixtus hob in einer beschwichtigenden Geste die Hände.
„Moment, Dämon, ich habe dir hierbei noch nicht zu gestimmt. Es gibt hier keine Adepten aber jeder meiner Männer hat sich eine oder mehrere besondre Fähigkeiten angeschafft während unserer Reise. Einer kann vergangene Gedanken lesen und einer ist der Telepathie mächtig.
Ich weiß warum du das Mädchen brauchst.“
Melfice knirschte mit den Zähnen, er hatte sich voll auf Calixtus konzentriert und die Soldaten nicht weiter bemerkt die alle fast gleich stark waren wie ihr Anführer.
„Aber ich hab auch einen schönen Plan aufgestellt, der dafür sorgst dass du nicht mehr an deinen Fluch gebunden bist und mir einen weiteren Köder einbringt.“ Erzählte Calixtus.
„Für mich ist die Sache erledigt, ein fairer Tausch.“
„Möchtest du vielleicht nicht das hier?“ fragte Calixtus der aus seiner Jackentasche einen gelbbraunen, dreieckigen Splitter geholt hatte.
Melfice stürtzte sofort vor um ihn sich zu schnappen, doch Calixtus zerquetschte den Splitter.
Calixtus grinste schelmisch.
„Ich habe einen ganzen davon“ sagte er.
Melfice knurrte. Der Splitter den Calixtus zerquetscht hat, war einst Teil eines Zahns des Dämonenkönigs. Dieser winzige Splitter enthielt Energie, für die Melfice normalerweise eine Mittelgrosse Stadt voller Hoheadepten verschlingen hätte müssen. Ein ganzer Zahn entsprach der Energie von Zwei Leuchfeuern der Elemente, wenn man sie denn essen konnte.
Würde er einen ganzen Zahn verschlingen hätte er 2 Monate lang keine Sorgen zu machen je irgendetwas an Psynergy zu verlieren. Es war mehr Energie als die 8 Kampfkunstmeister Mirnuzars 3 mal zu verschlingen.


Riijadon lehnte sich in seinem kleinen Ruderboot, dass er von der Strömung übers Meer treiben ließ zurück.
Er brauchte sich keine Sorgen machen zu ertrinken.
Er dachte zurück an den schwarzen Spiegel in LaCroixs Kammer.
Damals hatte er den Herr der Hölle getötet, dessen gefürchtetes Schwert mit seinem Tod zersplitterte und sich in stumpfe Kohle verwandelt hatte. Aus einem Stück dieser Kohle, hatte er damals eine Hexe einen Spiegel machen lassen. Immer wieder kehrte Riijadon in das Dorf der Hexen zurück um den Spiegel zu sehen. Es war das Schicksal des Dämonenkönigs durch seine Hand zu sterben hatte ihm der Hüter damals offenbart nach dem er zur Unsterblichkeit erlangt war.
Deswegen wusste er dass der Dämonenkönig endgültig besiegt war, aber der Spiegel war das einzige zu dem Riijadon immer über die Jahrhunderte zurück kehrte.
Es war neben dem Schwert die einzige Konstante in seinem Leben. Das Einzige was er ein zu Hause nennen konnte.
Die einzige magische Fähigkeit die der Spiegel besaß war die Zeit zu überdauern, er war sogar ein paar male zerbrochen und wieder repariert worden. Aber das war nicht schlimm so lange es etwas ihn Riijadons Leben etwas gab das immer gleich blieb.
Er sah den sich den Himmel an. Die Sterne funkelten wunderschön und der Mond liess mit seinem silbrigen Licht Schatten auf sein Gesicht fallen. Er dankte im Stillen Lord Stein und LaCroix die vor 40 Jahren für diesen wunderschönen Nachthimmel ihr Leben eingesetzt hatten.
Doch bald würde die Erde zum Himmel werden und er wusste es.
Teol:Euer Angebot ist zu freundlich, aber ich muss leider ablehnen. Mein Auftrag hier ist erledigt und auch wenn Lord Umbrio für die nächste Zeit nicht in seinem Land anwesend ist, kann ich keine Ruhepause nehmen, selbst wenn ich gewollt hätte. Wir werden uns ein paar Stunden mit den Reparaturen des Schiffes beschäftigen, die bei der Hinfahrt im Sturm nötig geworden sind und werden dann gleich nach Polina aufbrechen. Über eine Starthilfe allerdings wären wir äußerst dankbar, denn es beschleunigt die Dinge ungemein.
LaCroix:Ihr wollt nicht rasten? Was ist mit Euren Männern?
Teol:Meine Männer haben auf dem Schiff genug rasten können. Außerdem kann man unsere Aufgabe kaum als besonders kräftezehrend ansehen. Desweiteren stehen sie unter meinem Befehl und wenn ich der Meinung bin, wir brechen sofort auf, wird es keine Widerworte geben. Aber lassen wir das beiseite. Ihr hattet erwähnt, dass es sich um eine Notversammlung handelt, zu der unser Lord aufbricht. Aus welchen Grund?
LaCroix:Oh, genauer habe ich nicht nachgefragt... Anscheinend hat dieser Versager und die anderen Narren Probleme auf ihre Länder aufzupassen. Es hat wohl ein paar unschöne Angriffe gegeben.
Teol:In dem Fall vergesst was ich über die Reparaturen gesagt habe. Wir brechen in zwei Stunden auf. Ich möchte vorher nur noch eine kurze Besprechung mit Lagmar über sein Verhalten hier führen, dann verlassen wir LaVoisin.
Es war irgendwie bedauernswert. So lange hatte es keine Beducherin Frostlande gegeben und jetzt wo sie da waren, waren sie zu beschäftigt um über einen längeren Zeitraum zu bleiben. Doch LaCroix würde sie auch nicht vermissen. Sie zog noch einmal an ihrer Pfeife, dann nickte sie.
LaCroix:Na schön. Gullwick wird Euch sicher zeigen, wo sie Lagmar untergebracht hat.
Teol erwiderte das Nicken und erhob sich.
Teol:Herzlichen Dank. Dann ist das jetzt mein Abschied, Hexenkönigin LaCroix. Ich hoffe der Marsstern ist bei Ihnen sicher.
Die Hexenkönigin lachte.
LaCroix:Oh, das ist er. Das ist er...

Kanra hockte am Schloss ihrer Zelle und bearbeitete es mit kurzen intensiven Hitzestrahlen, während Lashon mit wachsender Ungeduld seinen Kopf so weit wie möglich zwischen die Gitterstäbe presste und den Kerkergang auf und ab sah. Die angrenzenden und gegenüberliegenden Zellen waren leer und so konnten sie sich so verdächtig verhalten wie sie wollten. Offensichtlich hatte der Stadtwächter dafür gesorgt, dass niemand so bald von ihrer Anwesenheit bemerkte. Leider hatte er nicht gewusst, dass das genau das war was sie gewollt hatten. Selbst aufmerksame Spüradepten würden das kurze Aufflammen von Kanras Psynergy kaum bemerken. Es war als würde man versuchen unter einem Regenschauer eine Schneeflocke sehen: Man musste schon angestrengt danach suchen.
Lashon[leise]:Dauert das noch lange?
Kanra knurrte verärgert, als Lashon die Frage schon zum dritten Mal wiederholte.
Kanra[leise]:Hör zu, dass hier ist ein Sicherheitsschloss, ähnlich wie unsere damals. Da ist es nicht mit ein paar Handgriffen getan, wenn ich sie nicht aufsprengen darf. Jetzt halt endlich die Klappe, ich bin gleich fertig. Je öfter du mich störst, desto länger brauche ich.
Sie machte weiter, währenddessen dachte Lashon über ihre nächsten Schritte nach. Sie waren nicht so tief im Kerker wie er gewollt hätte, aber sie hatten knapp fünf Kontrollposten ohne großes Aufsehen passiert. Wenn sich die Deregallwache an die Standartsicherheitsvorschriften hielten, dann hatten sie bis zu den sichersten Kerkerzellen mindestens noch zwei Posten vor sich. Lashon war sich ziemlich sicher, dass sie Sylvos dort finden würden, denn in den bisherigen Zellen war er nicht untergebracht worden. Und dann war dann noch das Problem mit dem Herauskommen. Wie gesagt, es war leicht in ein Gefängnis hineinzukommen, aber nicht unbedingt einfach wieder herauszukommen. Ein lauteres Knacken riss ihn aus seinen Gedanken. Mit einem Grinsen zog Kanra die Zellentür auf.
Kanra[leise]:Na, was habe ich gesagt? Unauffälliger und leiser muss noch erfunden werden.
Lashon wollte gerade etwas erwidern, als er eilige Schritte hörte. Schnell presste die Zellentür wieder zu und bedeutete Kanra still zu sein und sich von der Tür zurückzuziehen. Sie tat es und wartete ab. Die Schritte worden lauter und wenige Sekunden später lief ein Fünfertrupp Wächter vorbei, ohne ihnen Beachtung zu schenken, und rannten tiefer in den Kerker hinein. Lashon sah Kanra fragend an, die ebenfalls uberrascht aussah.
Lashon[leise]:Ob die was wissen, was wir nicht wissen, hm?
Kanra[leise]:Hast du ihre Gesichter gesehen? Zuversicht sieht anders aus. Ob irgendwas in den Kerkerzellen passiert ist?
Lashon[leise]:Toll... Sag mir nicht, Sylvos befreit sich gerade alleine. Ich kann mir zwar keine Möglichkeit vorstellen wie er das machen könnte, aber wenn er einen Plan hatte... Tja, dann stecken wir vielleicht selbst in Schwierigkeiten.
Kanra[leise]:Vielleicht ist es auch jemand oder etwas anderes. Wer weiß? Auf jeden Fall müssen wir hier raus!
Lashon zögerte, wusste aber das Kanra recht hatte. Allerdings... Erhöhte Alarmbereitschaft war der Feind jeder heimlichen Befreiungsaktion. Und sie konnten es sich nicht leisten zu warten, bis sie sich wieder beruhigt hatten. Wenn sie Sylvos bald da raus holen wollten, dann mussten sie JETZT gehen. Was gab es noch für Möglichkeiten?
Lashon[leise]:Gut, dann... Stopp!
Weitere Schritte wurden laut. Er versuchte sich zu konzentrieren. Es war nur ein Schrittpaar. Lashon bekam eine Idee.
Lashon[leise]:Kanra, die Tür!
Sie brauchte einen Moment um zu verstehen was er von ihr erwartete, begriff jedoch und ging in Position. Lashon warf sich gegen die Gitter, als die Schritte ganz nah waren.
Lashon:Lasst uns raus! Man hat uns zu Unrecht eingesperrt!
Der Stadtwächter kam in Sicht und wurde tatsächlich langsamer, bis er vor ihrer Zelle mit gerunzelter Stirn anhielt.
Stadtwache:Was sagen Sie? Zu Unrecht? Da würdet Ihr hier wohl kaum sitzen!
Lashon:Warten Sie, bitte hören sie mich an! Uns wurde Unrecht angetan! Man hat uns eingesperrt, weil wir ahnungslos auf der Wiese vor der Stadtwache ein Feuer zum Grillen entfacht haben...
Stadtwache:Eine bescheuerte Idee. Und wieso denkt Ihr, Ihr seid zu Unrecht eingesperrt?
Lashon:Wir haben unseren Fehler eingesehen, leider zu spät. Soweit ich weiß, dürfen wir uns für ein gewisses Erlösegeld freikaufen, aber der Mann hat uns nicht gelassen! Er hat uns hier eingesperrt und damit geprahlt, dass er seinem Vorgesetzten nicht einmal einen Bericht über unser Dasein abgibt! Niemand weiß das wir überhaupt hier sind! Können Sie uns irgendwie helfen? Ich flehe Sie an, wir lügen nicht. Sie können das doch sicher irgendwie überprüfen...?
Der Mann sah sie nachdenklich an.
Stadtwache:Ich gebe zu, dass auf dieser Ebene eigentlich keiner sein sollte. Eine ungemeldete Festnahme, sagt Ihr? Das ist wirklich ungeheuerlich. Ich habe gerade eine Menge um die Ohren, aber ich denke ich bringe Euch zum Kommandanten. Hände hoch, wo ich sie sehen kann und keine plötzlichen Bewegungen. Wenn ihr mich jedoch verarscht habt, dann sitzt ihr hier noch länger. Kapiert?
Lashon:Sicher, aber wir sitzen wirklich in der Tinte. Danke für Ihre Hilfe.
Stadtwache:Gut...
Er holte einen Schlüssel hervor und steckte ihn ins Schloss, aber er ließ sich nicht drehen. Offenbar hatte Kanra das Schloss zu sehr zerschmolzen.
Stadtwache:Was zum...
Er beugte sich fragend vor. In dem Moment trat Kanra mit aller Kraft gegen die Zellentür, die krachend aufflog und den Stadtwächter direkt am Kopf traf, der nach hinten geschleudert wurde und bewusstlos liegen blieb.
Lashon:Autsch.
Kanra:Deine Idee. Was jetzt?
Lashon:Deine Idee. Von vorhin. Uniform.
Kanra:Ich dachte damit kommen wir nicht weit?
Lashon:Stimmt schon, aber ich habe noch eine Idee.
Da die Uniform des Stadtwächters Lashons Größe hatte, zog er sie an. Während er das tat schleifte Kanra den Bewusstlosen in ihre Zelle, verdeckte ihn so gut es ging mit dem Schlafheu und schweißte die Zelle von außen an der Innenseite zu, damit niemand von außen verräterische Spuren entdeckte.
Lashon:Passt?
Kanra überprüfte ihn.
Kanra:Die Ärmel sind ein wenig zu kurz, aber sonst ist sie gut. Und als was soll ich...
Lashon holte ein Paar Fesseln hervor. Er fuhr mit seinem Finger über die Innenseite und nickte zufrieden. Keine Psynergyunterdrückung. Kanra sah die Fesseln entgeistert an.
Kanra:Lashon... nein, oder?
Lashon:Natürlich bist du die Gefangene. Ich habe bisher noch keine weibliche Stadtwächterin gesehen und vermutlich gibt es auch fast keine. Für dich werden wir wohl kaum etwas Passendes finden.
Kanra[knurrt]:Typisch Mirnuzar...
Doch sie legte sich die Fesseln ohne weitere Widerworte an. Lashon schloss sie auch gleich auf, so dass sie sie jederzeit abwerfen konnte, wenn es bremslig wurde.
Lashon:Dann mal los. Beweg dich, Gesetzesbrecherin!
Kanra:Tss... Das macht dir Spaß, nicht wahr?

'Die Kammer' war ein kleiner runder abgedunkelter Raum, in dessen Mitte ein rautenförmiger Kristall in den Boden eingefasst war. Aus diesem Kristall wurde mit Hilfe der Sternenmacht Lichtkugeln in der gesamten Kammer projeziert, die zusammen ein originalgetreues dreidimensionales Bild von Mirnuzars wunderschönem Sternenhimmel ergaben. Der Anblick war dazu gedacht, den Insassen des Raumes in Ehrfurcht zu versetzen, ihnen zu zeigen, dass sie im Vergleich zu all diesen fernen mächtigen Sternen unwichtig und winzig waren. Und es funktionierte. Merl wusste noch wie er damals jede seltene Gelegenheit genossen hatte, in diesen Raum zu kommen. Der Anblick beeindruckte ihn heute noch. Nur hatte er auch viele andere Sorgen. Seine Hände und Füße waren gefesselt und er stand ganz allein in der Kammer, in der die Sternenkarte sanft rotierte. Im alten Sternenorden war es ein Brauch gewesen einem zu Tode verurteilten einen ganzen Tag in dieser Kammer zu verbringen und voller Reue zu den Sternen zu blicken, um sie um ein Zeichen der Vergebung zu bitten das niemals kommen würde. Wenn die Sonne dann unterging, wurde der Verurteilte unter den wahren Sternenhimmel geführt und dort hingerichtet. Wenn Merl sich noch richtig erinnerte, dann hatte es in den alten Zeiten fast hundert von diesen Kammern gegeben. Diese einzigartigen Kristalle waren der Schatz des Sternenordens gewesen. Nun waren sie alle zerstört oder verschollen, bis auf diesen hier.
Vulkanasche[Standby]:Bist du wirklich sicher, dass du das wirklich riskieren willst?
Merl[denkt]:Ja. Das ist die einzige Möglichkeit Talb das Buch abzunehmen. Er und die anderen werden es vor Furcht nicht wagen sich mir in den Weg zu stellen. Wir nehmen das Buch, verschwinden und zerstören es.
Vulkanasche[Standby]:Und Talb?
Merl wusste darauf keine richtige Antwort. Der Dschinn hatte recht. Was wurde aus Talb? Selbst wenn das Buch vernichtet werden würde, wüsste Talb noch um dessen Inhalt. Er könnte es niederschreiben und das ganze Theater würde sich von Vorne wiederholen. Außerdem hatte er Dar getötet. Merl konnte ihn nicht einfach ungeschoren davonkommen lassen.
Vulkanasche[Standby]:Warte... da kommt jemand!
Jetzt hörte Merl es auch. Die schwere versiegelte Tür, vor der die zwei Meister Wache stand, die ihn mit Talb hierher gebracht hatten, glitt mit einem lauten Ächzen auf. Wie seltsam. Der Tradition nach war es zwar durchaus erlaubt, dass der Verurteilte Besucher bekam, aber wer würde ihn denn hier besuchen?
???:Darf ich eintreten?
Merl erkannte die Stimme sofort und machte sich nicht einmal die Mühe sich umzudrehen. Es war Mallar.
Merl:Was willst du? Dich an der Ernte deiner Lügen erfreuen?
Maller schloss die Tür hinter sich.
Mallar:Lassen wir dieses Drama. Ich weiß wer du wirklich bist und du weißt es auch.
Merl:Nun in dem Fall sollte ich dich noch mehr hassen, denn dann hast du deinen Meister angelogen, um Merl zu decken.
Mallar:Sag was du willst, aber du kannst mich nicht täuschen. Ich spüre deine Sternenmacht deutlich genug, dass es an deiner Identität keinen Zweifel gibt. Außerdem... wer sonst trägt noch so eine Antiquität bei sich?
Merl drehte sich leicht und hielt kurz erschrocken inne. Mallar hielt sein Sternenglas in der Hand.
Mallar:Du warst der Einzige den ich kenne, der soetwas hat. Du hattest immer darauf aufgepasst, als würde es deine Seele enthalten. Ich erinnere mich noch an die zahllosen Prügelein, die du angefangen hast, wenn es dir jemand aus Spaß weggenommen hatte.
Merl:Du warst also ein Freund von Merl?
Mallar:Ich war nie DEIN Freund. Das weißt du. Aber Dar war es. Deswegen bin ich hier. Meister Talb macht dich für seinen Tod verantwortlich, aber auf der anderen Seite warst du sein bester Freund und es ich habe ein paar Dinge in Erfahrung gebracht, die mich an Talbs Worte zweifeln lassen. Du warst zwar alles andere als ausgeglichen, aber Dar hättest du niemals töten können. Zu so einer Tat warst du nie in der Lage. Das glaube ich zumindest. Deswegen: Verrate mir was wirklich passiert ist. Ich weiß das es ein Geheimnis gibt, in das man mich nicht einweihen darf und ich will es auch gar nicht wissen, aber ich habe ein Recht zu erfahren, wer Dar wirklich getötet hat. Und weshalb.
Für einen Moment war er versucht ihm alles zu sagen. Doch was wenn es ein Trick war? Und selbst wenn nicht, wer sagte das man sie nicht irgendwie belauschte? Merl behielt seinen kühlen Gesichtsausdruck und wandte sich gleichgültig von Mallar ab.
Merl:Ich weiß darüber nichts und es ist mir egal. Ich bin hier um das Geheimnis zu zerstören, dass der Meisterarchivar hütet. Ich sage es zum letzten Mal: Ich bin nicht Merl.
Mallar:Nicht zu fassen. Ich hätte nie gedacht, dass du in einer Situation wie dieser noch so starrköpfig sein kannst. Okay, ich spiel mit. Wenn du nicht Merl bist, wer willst du dann sein?
Merl:Das werdet ihr feststellen, wenn ihr es wirklich wagt mich hinrichten zu wollen. Dann solltet ihr mich besser tun lassen was ich will oder ihr seid alle dem untergang geweiht.
Mallar schüttelte frustriert den Kopf.
Mallar:Es war sinnlos zu glauben, ich könnte von dir Antworten kriegen, Merl. Meinetwegen: Stirb ruhig und beende so die Fehde, die du mit Meister Talb führst und Dar das Leben gekostet hat. Vielleicht findet seine Seele dann seine wohlverdiente Ruhe.
Merl:Verschwinde endlich und lass mich mit deinem Wahn in Ruhe. Spätestens in ein paar Stunden wirst du sehen, dass du dich geirrt hast. Und dann wird es zu spät sein.
Offensichtlich hörte Mallar ihm nicht mehr zu und schloss die Tür hinter sich mit einem lauten Knall. Sofort stieg Bedauern in ihm auf, aber er wusste, dass es sein musste. Er konnte ihm nichts verraten, nicht wenn er am Leben bleiben wollte.

Der Wachmann des ersten Kontrollposten ging bewusstlos zu Boden, als gerade nach Lashons Ausweis gefragt hatte. Sie schleiften ihn in eine andere leere Zelle und schlossen sie hinter ihm ab. Doch nun standen sie vor neuen Problemen: Lashon hatte den Mann zuvor in einem kurzen Smalltalk ausgefragt von der Eisschicht erfahren, die das Gebäude einhüllte und offenbar Psynergyresistent war. Einen ungünsterigen Zeitpunkt hätte es nicht geben können. Das war also für diese Unruhe verantwortlich. Kanra hatte sich währenddessen an der Uniform des Bewusstlosen bedient. Sie passte ihr wie zu erwarten nicht richtig, aber einen flüchtigen Blick konnte sie schon damit austricksen. Und falls man sie fragte, konnte sie noch immer ihre Fantasie spielen lassen.
Kanra:Toll, was jetzt? Es gibt mindestens noch einen Konrtollposten. Und wenn die merken, dass der hier fehlt...
Lashon:Werden sie nicht. Ich spiele den Wachposten. Du gehst vorerst allein weiter und siehst nach, ob wir ihn nicht schon hier finden.
Kanra:Und wenn nicht?
Lashon:Dann kannst du gegen den letzten Gewalt anwenden. Ich werde niemanden durchlassen und allen sagen, dass etwas mit ihren Ausweisen nicht stimmt.
Kanra:Aber du hast die Männer gesehen die in diese Richtung marschiert sind! Wieviele sind wohl dort?
Lashon:Glaubst du, du kommst gegen knapp zehn Leute nicht zurecht? Du hast den Mann eben gehört. Wir sind in einer Eisschicht eingesperrt. Du kannst ruhig Psynergy verwenden, denn jetzt haben die Spüradepten es noch schwerer uns zu orten, mit all dem Psynergyeis um dem Hauptquartier.
Kanra:... Das stimmt auch wieder. Gut, dann sehe ich zu dass...
Schritte hallten den Gang zu ihnen hinauf.
Lashon:Oh, oh... Da kommt wohl Verstärkung.
Eine Gruppe von drei Männern bog um die Ecke und kam auf sie zu. Lashon und Kanra imitierten die gleiche Habachthaltung, die sie bei den anderen Wachposten beobachtet hatten. Der mittelere Mann runzelte die Stirn. Lashon bemerkte dass sich seine Uniform äußerlich von den anderen unterschied. Ein ranghöherer Offizier?
Stadtwache1:Gibt es einen Grund, wieso dieser Wachposten doppelt besetzt ist?
Kanra:Tut mir Leid, ich gehöre nicht dazu. Ich wollte nur eine Auskunft. Stimmt es, dass das Gebäude in Eis eingeschlossen ist?
Stadtwache1:Ich fürchte das ist korrekt. Eine seltsame Falle, die niemanden hinein oder heraus lässt. Ich fürchte es hängt mit einem unserer neuen Gefangenen zusammen, denn der Zeitpunkt ist zu perfekt. Deswegen, lassen Sie uns passieren und kommen sie beide mit mir.
Lashon:Gerne, aber zuerst möchte ich Ihre Ausweise sehen.
Stadtwache2:Was soll der Unsinn, Mann? Sie wissen doch, dass das Vholsann ist, unser-
Vholsann:Nein, das ist gut. Zu so einem Zeitpunkt ist Wachsamkeit das A und O. Was wenn ich ein Betrüger wär?
Die drei holten drei runde Bronzemarken hervor, auf die irgendwelche Nummern eingraviert waren. Lashon tat als wäre er zufrieden und gab sie ihnen zurück. Er konnte unmöglich gegenüber einem Vorgesetzten wie Vholsann sagen, dass sein Ausweis falsch war.
Lashon:Scheint in Ordnung zu sein. Ähm... Warum sollen wir Ihnen folgen und den Kontrollposten aufgeben?
Vholsann:Wie ich sagte, des alles hängt vermutlich mit einem Gefangenen zusammen, der sich in der sichersten Ebene befindet. Sie werden dort als Wachen aufgestellt.
Lashon wusste nicht, ob er das als Glück oder Unglück deuten sollte. Glück, weil es sich vermutlich um Sylvos handelte, den Vholsann meinte. Unglück, weil sie nur zwei von einer größeren Zahl Wachen sein würden.
Vholsann:Nun?
Lashon:S-Sicher, wir kommen mit, Herr.
Kanra:Gehen wir.
Sie schlossen sich den drei Männer mit Unbehagen an. Einer von Vholsanns Begleitern wandte sich im Gehen Kanra zu und musterte sie verwundert von unten bis oben.
Stadtwache2:Was-
Kanra:Meine echte muss gereinigt werden. Ein paar verfluchte Bürger haben mich mit Grillfleisch beworfen, also habe ich die hier von einem Freund ausgeliehen, dessen Schicht gerade zuende war.
Stadtwache2:... Sie wurden mit Fleisch beworfen.
Kanra:Äh... Ja.
Lashon konnte ein Grinsen nicht unterdrücken.
Vholsann:Ruhe jetzt. Wir sind gleich da.
Sie passierten den letzten Kontrollpunkt, dessen Wache auch aufgefordert wurde sich ihnen anzuschließen. Der letzte und sicherste Kerkerabschnitt war eng und kaum beleuchtet. Sie mussten direkt in zwei Reihen hintereinander gehen, um sich vorwärts bewegen zu können. Über die Köpfe der anderen hinweg konnte Lashon eine Gruppe von zehn Wachen erkennen. Wenn man sie jetzt dazu zählte, waren sie sechszehn Männer, die sich auf einen dünnen Korridor drängten.
Vholsann:Wie sieht es aus?
Wache:Ist noch da und es gibt keine verdächtigen Anzeichen.
???:Ooh, noch mehr Besucher, hm? Was geht denn da oben vor, dass plötzlich alle den General bewachen müssen?
Wache:Klappe Loki, alter Mann.
Lashon legte die Stirn in Falten.
Lashon[denkt]:General? Ist das wirklich Sylvos?
Er riskierte einen Blick und entdecke die vertraute Silhouette auf einem Heuhaufen liegen. Offensichtlich versuchte er bei all dem Lärm zu schlafen.
Vholsann:Gut, fünfzehn Mann sind genug. Taakap? Sie als einziger Adept dieser Gruppe haben das Kommando. Informieren sie mich über Geistleser, wenn etwas Ungewöhnliches hier unten passiert.
Taakap:Ja, Sir!
Vholsann:Gut. Ich muss zurück in die Zentrale, vielleicht gibt es Neuigkeiten. Entschuldigt mich.
Vholsann drängte sich an ihnen vorbei. Lashon und Kanra wechselten einen Blick. Jetzt waren sie dort wo sie hinwollten. Und was jetzt? Sie standen mitten in einer Gruppe Wachen, die sogar über einen Adepten verfügten. Alles was sie hatten war das Überraschungsmoment. Kanra sah ihn an, als wollte sie fragen 'Jetzt?'. Er schüttelte kaum merklich den Kopf, um ihr verstehen zu geben, dass sie etwas warten sollte. Vielleicht ergab sich eine günstige Gelegenheit.
Ailas ging auf die Knie und stützte seine Hände auf den Boden. Er sah übel mitgenommen aus. Saitu bemerkte eine Änderung am Boden: Sie wurde eingefroren. Doch es war zu spät. Eine gewaltige Detonation fegte den Boden unter ihnen weg. Sie stürzten sehr weit nach unten, ehe eine Eisschicht den Loch versperrte. Die selbe Falle wie er sie bei Sciz und Co. gesehen hatte. Wann war die Falle errichtet worden? Vor allem warum genau auf diesem Platz?
Wenigstens war der Graben nicht besonders tief. Sie landeten auf dem Boden. Merkwürdigerweise waren nur Sinaphie und er gefallen. Die anderen beiden schienen sich irgendwie gerettet zu haben.
Tropfen: Hier ist ein Dschinn in der Nähe.
Er schaute sich um und erkannte Boden, der völlig im Eis eingesperrt war. Saitu schaute nach oben. Der Eis über ihnen war sah deutlich stabiler im Gegensatz zu den anderen aus. Ein erfahrener Blick verriet ihm, dass dieser Eis schon in wenigen Minuten verschwinden würde.
Irgendetwas Merkwürdiges ging hier vor. Die Falle war definitiv nicht neu errichtet worden. Der Erddschinn schien bereits vorher gefangen worden zu sein. Es konnte aber kein Zufall sein, dass sie sich genau hierher begeben hatten. Derjenige der dafür zuständig war, kannte sie gut. Der Angreifer war kein Unbekannter. Er war jemand unter ihnen. Jemand den sie vertraut hatten.
Saitu setzte die Puzzeln an Informationen zusammen, die sie erhalten hatten. Wie unwahrscheinlich das Ergebnis auch war, nur eine Person kam im Frage.
Ailas [denkt]: E..-er...?
Ein sehr ungutes Gefühl fuhr durch seinen Körper, als er erkannt hatte, wer die Person war.



Kudo schaute ungläubig wie Saitu und Sinaphie in die, nur kurz sichtbare, Tiefe gestürzt waren. Sie waren regelrecht vom Erdboden verschluckt worden. Im Gegensatz zu den anderen beiden war er verschont geblieben. Was ging hier vor? Kudo bemerkte wie es plötzlich zu regnen anfing. Merkwürdig, wenn man bedachte, dass man vor wenigen Sekunden noch keine einzige Wolke sehen konnte.
Er wollte sich nach seinem angeschlagenen Freund umsehen und drehte sich um. Im selben Moment wisch er einem Eis Angriff aus, der ihn fast getroffen hatte. Er schaute ungläubig zu seinem Angreifer.
???: Es war zwar nicht leicht, aber jetzt sind wir endlich alleine, Kudo.
Kudo: W. Wasas sollte das Ailas? Warum stehst du überhaupt wieder? Gerade eben-
Ailas: -war ich stark angeschlagen? Sag mir Kudo. An was glaubst du? An die Realität oder... an den Teil was du für die Realität hältst?
Kudo verstand nicht, was er damit sagen wollte.
Ailas: Ich werde dir die Realität nennen.
Kudo: Die.. Realität?
Der Wasseradept trat näher heran und schüttelte anschließend seinen Kopf.
Ailas: Ich weiss noch gar nicht womit ich beginnen soll. Vielleicht damit, dass ICH derjenige war, der die einzelnen Mitglieder der Crew, inklusive Vera angegriffen und eingesperrt hat?
Kudo: Du hast WAS?!
Ailas: Ja, ich glaube das ist in der Tat ein guter Anfang, Kudo. Nun bist du der letzte.
Kudo schüttelte seinen Kopf. Er soll die Crew Mitglieder sowie seine Schwester attackiert haben? Das konnte nur ein schlechter Witz sein.
Kudo: Das was du sagst ergibt keinen Sinn. Warum solltest du das tun?
Der Wasseradept lachte. Natürlich verstand es Kudo nicht. Was anderes hatte er nicht erwartet. Er kannte ihn schon zu lange um ihn schlecht einschätzen zu können.
Kudo: Nein. Du warst doch die ganze Zeit mit uns....
Ailas grinste: Die ganze Zeit?
Kudo erstarrte. Er war heute immer wieder eine kurze Zeit lang verschwunden. Sehr kurz. Diese Fallen, diese Art Gabe der Sterne. Sie gehörte nicht Ailas. Sein Freund war offenbar verrückt geworden. Dann plötzlich roch er es. Blut. Das Blut seiner Schwester klebte an Ailas. Warum war ihm das nicht vorher aufgefallen? Zorn stieg in ihm auf. Doch eine Sache widersprach die ganze Sache noch enorm.
Kudo: Deine Innere Energie stimmt nicht mit dem des Angreifers üb-
Noch bevor er seinen Satz beenden konnte, veränderte sich Ailas Psynergie. Fast erstarrte er, als er die Kälte seiner Psynergie spürte. Eine sehr intensive, aber ruhige Psynergie. Eine vergleichbar hohe Energie hatte er bisher nur bei seiner Lehrmeisterin gespürt.
Ailas: Noch was?
Kudo sagte nichts. Er verstand nun alles. Alle Zweifel waren in ihm verschwunden. Zornig schaute er zu seinem Kindheitsfreund, der nun eine völlig andere Person zu sein schien. Diese Seite von ihm hatte er noch nie kennen gelernt. Er hatte zwar keine Ahnung warum er das getan hatte, doch das würde er aus ihm schon heraus prügeln.
Kudo: Du wirst für deine Taten bereuen Ailas. Ich werde dich zur Rechtschaffenheit ziehen.
Er würde ihn erledigen. Kudo würde Ailas jegliche Knochen brechen. Er war schon immer der deutlich stärkere zwischen den beiden gewesen. Heute würde es nicht anders sein.
Ailas: Du aufgeblasener Trottel sollst mich schlagen können? Ich bin mal gespannt, wie du das anstellen willst, Kudo.
Kudo: Odysee!
Noch ehe die Geisterklingen ihn erreichten, froren sie ein und stürzten unbrauchbar auf den Boden. Kudo fluchte. So einfach hatte noch niemand diesen Angriff abwehren können. Der junge Wasseradept trat näher an ihn heran.
Ailas: Das was ich dir sagte, war die erste Realität. Es gibt noch viele Sachen von dem du keine Ahnung hast, Kudo.
Kudo: Klappe! Babylon!
Ein großer Turm erschien aus der Erde-oder sollte es zumindest. Noch ehe er die Größe eines halben Meters erreichte, war er eingefroren. Was war geschehen? Kudo schaute unbeeindruckt zu Ailas.
Kudo: Was für Sachen?
Ailas: Sachen, über den dich Meisterin Silya nicht einmal Informiert hat.
Kudo: Pah, ich war ihre stärkste Schülerin, weswegen mir das komplette Wissen zustand. ICH versichere dir, dass ICH.
Ailas: Wirklich? Dann weisst du sicherlich auch etwas über die Meister der Kampfkunst Kudo? Wie du sicherlich auch weißt, dass Meisterin Silya zu ihnen gehört und ich der reguläre Schüler bin?
Kudo: Meister der Kampfkunst...?
Er hatte absolut keine Ahnung. Wer zur Hölle waren die Meister der Kampfkunst? Und warum wusste er nicht darüber bescheid? Wollte er damit sagen, dass Meisterin Silya, Ailas als den stärkeren ansah und ihm deswegen dieses Wissen mitgeteilt hatte?
Kudo schüttelte seinen Kopf. Das könnte es unmöglich sein. Das war nur eine Finte von ihm, auf dem er nicht reinfallen würde. Er wollte ihn mit seinen Psychotricks verwirren, damit er so seinen Handicap in Sache Stärke ausgleichen konnte. Sein Trick war gescheitert.
Ja, Ailas war aus der „Taan“ Blutlinie. Sie galten eines in Akestas als legendär. Nachdem Ailas sein Vater, Silyas Lehrmeister, gestorben war, galt diese Blutlinie schon beinahe als ausgestorben. Ailas selbst hatte keine Fähigkeiten der Blutlinie übernommen. Vermutlich hatte sein Vater ihn irgendwann mal etwas über die Kampfkunstmeister erzählt. So musste es gewesen sein und nicht anders.
Kudo: Ich Fall nicht darauf rein Ailas. Ich werde dich hier und jetzt fertig machen. Erzitterung der Er-
Sein ganzer Psynergiefluss fror buchstäblich ein. Kudo weitete seine Augen. Diese Gabe.... die Gabe der Taans... er konnte diese doch unmöglich beherrschen! Die Wahrscheinlichkeit das jemand aus der Blutlinie diese Fähigkeit tatsächlich beherrschte war so gering...Doch... er wäre ein Narr, wenn er die Realität verleugnen würde. Ailas hatte seine Psynergie 'eingefroren'. Die Gabe war stärker als jeder andere Psynergieunterdrückungssiegel. Das bedeutete, dass er nun vergessen konnte auf seine innere Energie zuzugreifen.
Kudo bemerkte, wie seine Hände und Beine langsam auch begannen einzufrieren. Vermutlich weil er die Gabe der Sterne für den Moment nicht benutzen konnte. Diese unvergleichbar kalte Aura die Ailas ausstrahlte... Kudo würde das nicht zulassen. In seinen Händen und Füßen erschienen seine Panzerausrüstungen. Eine Lichtaura umgab sein rechten Handschuh und er feuerte mit diesen auf Ailas. Dieser entging der Kugel in dem er sich unter diesem hindurch duckte. Er kannte Kudos Techniken bereits sehr gut. Ailas wusste, dass ein Treffer selbst für ihm sehr gefährlich sein könnte. Es war Zeit für den Gegenangriff.
Kudo lief auf ihn zu, sprang aber dann zur Seite um einen Eisbrocken zu entgehen. Ein weiterer Angriff folgte diesem. Dann ein weiterer. Mehrere Eisklingen kamen dazu. Kudo konnte bald nicht mehr ausweichen und blockte jeden Angriff mit seinen aufleuchtenden Panzerhandschuhen. Der Angriff schien überhaupt nicht enden zu wollen. Schon bald fand sich Kudo in einem Sturm voller Wasser- und Eisattacken wieder. Die Zahl der Angriffe nahm stetig zu und bald kam sich Kudo so vor, als würde er nicht nur gegen einen Adepten Kämpfen. Nach der Zahl der Angriffen zu urteilen, konnte man durchaus von hundert Angreifern ausgehen.
Selbstverständlich hielt Kudo diesem Angriff nicht stand und die Angriffe würden sich in sein Körper einbohren. Er gab einen Schrei von sich. Er war alles andere als ein Schmerzensschrei.
Kudo: Verdammt AILAS!
Eine Lichtaura fegte die ganze Angriffswolke um Kudo weg. Ailas erkannte wie Kudo erneuert aufleuchtete und auf seine Lebensenergie zugriff. Schon wieder... Solange er das Tat, war er buchstäblich unbesiegbar. Er würde die Energie solange benutzen bis er starb, was nicht lange dauern würde, wenn er weiterhin so sorglos damit umgehen würde.
Ailas: Gegen deine voll ausgeschöpfte Technik komme ich in der Tat nicht an Kudo. Diese Macht ist zu groß, ABER.....
Der junge Taan tauchte vor dem Erdadepten auf, der bereits ausholte. In diesem Moment erkannte Kudo eine Veränderung in Ailas Augen.
Kudo [denkt]: Diese Augen... Sag mir nicht-
Kudo spürte wie er seine Kräfte verlor, seine Ausrüstungen zersplitterte und ihn ein hoch intensiv konzentrierte Wasserpsynergie seine Brust berührte. Irgendetwas hielt Ailas davon ab mit voller Kraft abzufeuern.
Kudo spürte, wie er vom Strahl getroffen wurde, der ihn nach hinten durchdrückte. Dann plötzlich durchspießten ihn mehrere Eisklingen von hinten. Ailas hatte eine Eiswand aus Spitzen Eisklingen hinter ihm erstellt und ihn mit dem Strahl auf diesen gepresst. Einer der Klingen hatte sein Herz knapp verfehlt. Er hatte gerade eben äußerst fatale Treffer kassiert. Er versuchte sich aufzurichten, doch Erfolglos. Stattdessen schaute er im Moment seiner Niederlage ein letztes mal zum jungen Taan.
Kudo: Ailas....
Das waren seine letzte Worte, ehe es ihm schwarz vor Augen wurde.

Melfice schien sich mit der Entscheidung zu quälen, doch dann schüttelte er seinen Kopf.
Melfice: Ich halte mich an die Abmachung mit dem Mädchen. Ich habe meinen eigenen Weg und brauche nicht „mehr“. Es ist unnötig. Die Begierde nach mehr verursacht oft Fehler.
Er schüttelte seinen Kopf.
Melfice: Ausserdem gibt es noch einen Fehler in deiner Theorie.
Calixtus hob gespannt die rechte Augenbraue. Er wusste über die Vergangenheit des Halbdämons Bescheid. Der Halbdämon zeigte auf sich.
Melfice: Ich bin nicht nur eine Person. Ich lebe nur durch eine Person in mir und diese widerrum durch mich.
Calixtus: Der König aus der alten Epoche....
Er hatte keine weiteren Informationen mehr über ihn erfahren können. Nur eine Auszeichnung über den Kampf gegen Trast. Offensichtlich kannte nicht einmal der Halbdämon die Identität dieser Person.
Melfice: Wir beide verfolgen das selbe Ziel: Den dunklen Turm! Ich kenne zwar seine Ziele und Absichten nicht, doch solange wir das selbe wollen wird er sich nicht gegen mich wehren. Es wird keinen Kampf um das Bewusstsein geben. Nun Calixtus? Wirst du den Tausch den ich dir am Anfang vorschlug durchführen?
Der Halbdämon grinste. Dieser König war die einzige Schwachstelle in seiner Informationskette. Solange er nicht auftrat, würde er auch nichts über diesen herausfinden. Der selbe Typ der beim schlagen von Trast beigetragen hatte. Melfice war gekommen um das zu holen, wofür er gekommen war, was wohl hieß, dass sie sich im schlimmsten Fall bekämpfen mussten. Calixtus hatte sich entschieden.

Ailas nahm den Beutel mit dem Merkurstern aus der Tasche des Jungen. Er war von Anfang an unwürdig gewesen dieses Heilige Artefakt zu besitzen. Der Merkurstern alleine war der Grund, warum er Kudo nicht mit aller Kraft attackiert und vernichtet hatte. Er würde schon bald sterben, wenn er keine dringende Hilfe bekam. Diese würde er von ihm nicht bekommen.
Er hatte schon von Anfang an geplant die Crew zu verraten. Nur unglücklicherweise waren Vera sowie Kudo auch einer von ihnen geworden. Ailas hatte nur darauf gewartet, dass er endlich auf einem festen Kontinent stand. Nun war er von niemandem mehr Abhängig. Er hörte ein Klatschen. Jemand Applaudierte. Ailas drehte sich um und erkannte einen Mann mit einer Augenklappe und einem Hacken in der Hand.
Saul: Bravo Junge! Bravo! Du hast es wirklich jedem gegeben. Du hast deinen besten Freund sowie deine ganze Crew verraten, nachdem du erkannt hattest, dass sie nutzlos sind. Du und ich, sind gleich.
Ailas hob seine rechte Braue, als er zu dem Unbekannten aufsah.
Ailas: Und du bist?
Saul: Saul, mein Name und ich bin hinter den Elementarsternen her. Du hast mir die ganze Sache deutlich vereinfacht. Ich hatte mir zwar vorgenommen jeden von der Crew zu töten, aber du gefällst mir Junge. Gib mir den Stern und schließe dich mir an.
Ailas: Nein.
Saul: Ich bezahle dich auch so hoch wie du willst.
Ailas: Nein.
Saul: Ich gebe dir alles, was du willst.
Ailas: Nein.
Saul: Dann gib mir wenigstens nur den Elementarstern.
Ailas: Nein.
Eine Ader guckte aus der Stirn Sauls heraus, als er vor dem Jungen landete. Er wagte es, seine Angebote abzulehnen? Er hatte nicht vor hier lange zu bleiben. Er würde das nehmen was er wollte und notfalls die ganze Stadt verschlingen lassen. Deshalb griff er in die Tasche und zog das Blasrohr heraus, was für die Beschwörung des ewigen Wesens nötig war. Wenn er ihn einmal beschworen hatte, dann waren die drei Elementarsterne ganz gewiss schon seins. Er fuhr die Öffnung in den Mund. Dann, noch ehe er die Beschwörung aktivieren konnte, zerbrach das Blasrohr in über Hunderttausenden von Stücken.
Saul schaute fassungslos was da eben geschehen war. Sein EWIGES WESEN hatte er verloren, sein GANZES GOLD was er sich über all die Jahre angesammelt hatte sowie seine GANZEN SCHÄTZE und Artefakte die er dort aufbewahrt hatte. Saul war geschockt. War das gerade wirklich passiert? Er schaute Zorn erfüllt zu dem Jungen.
Saul: DU WIRST DAS ALLES RÜCKGÄNGIG MACHEN!!!
Ailas lächelte, wieder hatten sich seine Augen verändert und die zweite Pupille war erschienen.
Saul hatte immer noch die mächtigsten und besten Artefakte, die er gesammelt hatte noch angelegt. Dieser Junge, sowie kein anderes Wesen würde ihn je besiegen können. Er würde ihn zuerst besiegen und ihn dann dazu zwingen sein Blasrohr wieder aufzubauen. Natürlich nachdem er ihn vorher angemessen bestraft hatte.
Ailas: Artefakten Zerstörer!
Der Junge blinzelte nur und keine Sekunde später brachen jegliche Artefakte die Saul besaß ausnahmslos zusammen. Er hatte soviel davon an gehabt, dass er nun halb nackt auf der Stelle stand. Alle die Effekte seiner Artefakten waren ignoriert worden? Diese Augen? Hatten sie etwas damit zu tun?
Saul: Ich lass mich nicht verarschen! IRI-
Ailas: Dschinn Zerstörer!
Es kam zu keiner Beschwörung. Saul spürte wie das Bündnis mit seinem Dschinn, der über 70 Dschinnkräfte besaß auflöste. Wie unglaublich es auch zu sein schien, er war für alle Ewigkeiten „zerstört“ worden. Was waren das für Augen? Er hatte noch nie von ihnen gehört. Als er in die Augen blickte, sah er eine Vision seines Todes. Der Schock und die Angst stand Saul ins Gesicht geschrieben. Er trat mehrere Schritte ängstlich zurück.
Ailas: Deine unwahre Macht habe ich dich gestohlen, Saul. Genau wie ich es bei meinem Freund tat. Nun kannst du zeigen, wie mächtig du wirklich bist.
Saul [denkt]: Secret! Melde dich, Secret! Secret!!!
Der Junge hielt mit seiner linken Hand, sein rechtes Handgelenk fest. Seine rechte Hand zeigte nach oben. In diesem bildete sich eine kleine blaue Wasserkugel. Wenig später fiel Saul auf, dass diese Wasserkugel all das Wasser in der Umgebung aufsaugte. Den Großteil entzog sie dem Boden und den Pflanzen in der Umgebung, die leblos auf den Boden kippten. Auch saugte sie den fallenden Regen, der normalerweise auf den Boden tropfen würde auf.
Saul [denkt]: Secret! Melde dich! Das ist ein Befehl!
Secret [telepatisch]: Was ist?
Saul war erleichtert, als er die Stimme hörte, doch gleichzeitig sehr sauer.
Saul [denkt]: WARUM hast du mir nichts über die Kräften des Jungen erzählt?
Secret [telepatisch]: Du hast mich nicht dannach gefragt, vor allem nicht dafür bezahlt.
Saul [denkt]: Okay, okay. Bring mich erst von hier weg! Halte ihn auf!
Secret [telepatisch]: Bezahlung!
Saul [denkt]: Bezahlung? Was meinst du damit? Ich stehe hier kurz vor dem Tod!
Secret [telepatisch]: Mich interessiert nur dein Geld, nicht dein Leben.
Saul [denkt]: Du Drecks-.... Nagut. Ich werde dir über eine beachtliche Summe zahlen, sobald ich hier weg bin.
Secret [telepatisch]: Tut mir Leid Saul. Ich kann keine neuen Aufträge mehr für dich ausführen. Ich weiss, dass dir nun das Geld für die Bezahlung fehlt. Schließlich muss ich meine Zigaretten irgendwie finanzieren nicht? Keine Sorge. Tarii wird bis zu deinem „Tod“ noch in diesem Kontinent gefangen sein. Anschließend werden wir eine Tasse Kaffee trinken gehen. Ich wünsche dir auch viel Spass, Saul.
Die Verbindung war abgebrochen. Dieser Dreckssack! Er tat das ganze nur für Geld und lies ihn hier einfach so verrecken? Er schaute sich um. Er hatte absolut niemanden mehr. Alle seine Freunde... seine ganze Crew. Sie war vollständig verschwunden. Sky... vor allem er. Er hatte sich gedacht, dass die Kontrolle über Personen die optimale Lösung sei. Kontrolle konnte man sich immer mit Geld erkaufen. So hatte er das ganze zumindest gesehen. Er verstand erst jetzt, dass er im Unrecht gelegen hatte.
Ailas: Vergleich dich nie wieder mit mir!
Die feuerte die Kugel, die er in seiner Hand gesammelt hatte ab. Saul schloss seine Augen.
Saul [denkt]: Tut mir Leid... Eton... Hardin... Urias... Sky.
Als der Angriff Saul traf wurde er regelrecht pulverisiert worden. Keine Explosion, kein Knall, kein lautes Geräusch.
Der Wasseradept blickte sich ein letztes mal um, sprang und landete dann plötzlich auf einem Flachdach, der sich ganz in ihrer Nähe befand.
Balassa: Hm?
Ailas: Ich wollte mich nur bedanken, dass du dich nicht eingemischt hast.
Der Junge verschwand anschließend von der einen Sekunde auf die andere. Sie wurde bemerkt. Ihr Blick galt dann plötzlich dem Regen, welcher langsam aufhörte. Sie sammelte ein paar Tropfen in ihrer Hand und schaute sie dann genauer an. Sie grinste.
Balassa: So ist das also.
Wenige Sekunden später beobachtete sie, wie sich der Regen und alle Eismanipulationen in der Stadt innerhalb der nächsten drei Minuten auflösen würden.
Die Tür schwang nach langer Zeit wieder auf. Zum letzten Mal. Einer der Meister trat ein und sah zu Merl herüber, der ihm den Rücken zugewandt hatte und die Augen nicht von dem falschen Sternenhimmel nehmen konnte.
Meister:Es wird Zeit.
Merl schwieg und atmete einmal tief durch. Wie lange war er schon hier? Zwölf Stunden? Länger? Suchten Lucya und Tsuka schon nach ihm?
Meister:Kommst du oder muss ich dich holen?
Er gestatte sich ein leises Kichern und drehte sich zu dem Meister um, der auf einmal völlig verunsichert wirkte.
Merl:Nicht nötig. Ich komme.

Alyka trommelte mit ihren Fingern ungeduldig auf ihrem Stab herum und warf dem Käpten des Schiffes einen flüchtigen Blick zu, wie er offenbar ebenso ungeduldig wie sie an der Reling wartete. Das dauerte ihr zu lange. Es war offensichtlich, dass diese Leute in den Kampf geraten waren und möglicherweise gar nicht mehr in der Lage waren zurückzukehren. Wie lange musste sie denn noch warten? Bis das Schicksal jedes Crewmitgliedes feststand? Doch noch kurz bevor sie den Blick wieder abwandte, runzelte Paka fragend die Stirn und griff hastig in seine Tasche. Alyka wurde neugierig, als er einen Kommunikationskristall hervorholte. Diese Dinger waren bedauerlicherweise zu selten geworden. In Mirnuzar gab es einfach keine geeigneten Kristalle, die zur Herstellung benötigt wurden.
Paka:Saitu, was gibt es?
Alyka musste sich anstrengen, um die verzerrte Stimme wahrzunehmen, die aus dem Kristall drang. Irgendetwas musste die Übertragung stören. Aber auch so konnte sie nicht alles hören.
Paka:Wiederhol das.
Saitu:...auch in so einer Falle... Gefühl, dass Ailas... Sinaphie spührt... sich nicht sicher...
Paka:Was? Ist das dein Ernst?
Saitu:Ja, denn... löst sich gleich auf... keinen Sinn!
Paka:Das wär eine Katastrophe. Wir lang ist das her?
Saitu:Zehn Minuten.
Paka:Dann kann er nicht weit sein. Wie wär's mit...? Ja, genau! Hast du das Lapis noch?
Die Stimme des Ersten Maats wurde energischer.
Saitu:... unmöglich sagen... sehen wohin...
Paka:Das ist kein Problem. Ich setze Arilla darauf an. Hoffen wir, dass du dich irrst.
Saitu:...ch auch!
Noch während Alyka sich fragte wer Arilla war, tauchte plötzlich hinter einem Vorratsfass eine kleine in weiße Gewänder gehüllte Gestalt auf. Wie war sie da hin gekommen? Hatte sie sich etwa die ganze Zeit vor ihrem Blick versteckt?
Paka:Du weißt was du tun musst?
Arilla:Ich bin schon dabei, Paka...
Das junge Mädchen unter Schleiern musste sich anscheinend konzentrieren und Alyka spürte sanft feine Windpsynergywellen, die von ihr ausgingen.
Arilla:... Ich habe Kudo! Er scheint... Paka sein Bewusstsein ist schwach! Er ist schwer verletzt... Nein, er liegt sogar im Sterben!
Paka ließ einen Fluch los, den Alyka schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gehört hatte.
Arilla:Er ist nicht weit von Saitu und Sinaphie entfernt... Aber Ailas kann ich nirgendwo in der Nähe orten...
Paka:Das kann doch nicht sein!
Saitu:... bestätigt meine Theorie, aber... Kudo zeigen!
Paka:Okay, tu es Arilla!
Alyka entschied sich, dass sie genug davon hatte im Hintergrund zu stehen und näherte sich dem Käpten. Irgendetwas ging vor und sie wollte wissen was. Scheinbar war Paka zu konzentriert um sie zu bemerken oder es war ihm egal.
Saitu:Wir sind raus! Und... Arilla hat recht. Er sieht nicht gut aus. Hier ist überall Blut! Stoßgebet!
Paka:Und der Stern?
Eine andere, Alyka unbekannte Stimme, meldete sich. Sie hörte sich seltsam an, fast als wäre sie nicht menschlich.
Sinaphie:Oje... Der Glitzerbeutel ist leer. Das ist schlecht oder?
Paka seufzte und rieb sich mit geschlossenen Augen die Stirn.
Paka:Schlecht ist gar kein Ausdruck. Wenn er wirklich weg ist wirft uns das meilenweit zurück. Das wird uns kostbare Zeit kosten. Zeit die Mirnuzar nicht hat...
Arilla:Ich hab ihn!
Paka:Den Stern?
Arilla:Ailas. Er entfernt sich aus dem Deregallhafen.
Saitu:Käpten, ich denke der Verdacht liegt nun wirklich nahe! Wir müssen dorthin!
Arilla:Er ist schon jedenseits des Stadtrands. Den können wir niemals zu Fuß einholen.
Saitu zischte einen anderen Fluch, den Alyka noch nicht einmal gehört hatte.
Saitu:Verdammt, jemand muss hier bleiben und Kudo heilen. Aber wir dürfen den Stern auf keinen Fall verlieren...
Alyka:Kann ich Euch vielleicht helfen?
Paka schien sie erst jetzt zu bemerken und sah verwirrt zur ihr auf.
Paka:Hoheadeptin Alyka, was... Ich bin gerade-
Alyka:...beschäftigt, das sehe ich. Ob es Euch gefällt oder nicht ich habe fast die Hälfte von dem gehört was passiert ist und ich biete Euch meine Hilfe an. Ich möchte genauso wie Ihr, dass Eure Crew wieder komplett auf dem Schiff ist. Ihr erwähntet, jemand von euch sei schwer verletzt? Ich werde gehen und ihn für Euch heilen und zurückbringen, dann können Eure Leute den jagen, der den Stern gestohlen hat.
Paka:Es ist nicht sicher das...
Alyka:Aber falls doch stecken wir alle in Schwierigkeiten nicht? Ich mag den Gedanken zwar nicht, dass Ihr im Besitz von so vielen Elementarsternen seid, aber letztendlich wäre es mir lieber alle in Sichtweite zu haben. Lasst mich Euch helfen, indem ich den Mann heile. Ihr müsst mir nur zeigen wo.
Paka:... Schön. Eure Hilfe ist mir sehr willkommen, ehrenwerte Hoheadeptin. Arilla?
Die Psynergywelle die von ihr ausgingen verbanden sich jetzt auch mit ihrem Bewusstsein. Bilder erschienen vor ihrem Inneren Auge und zeigten eine Straße bedeckt mit Eis. Dann sah sie Kudo, Saitu und ein gefiedertes Wesen, dass ihr seltsam bekannt vorkam.
Alyka[denkt]:Ist es... von selben Volk wie Gaures?
Paka:Wie schnell könnt ihr dort sein?
Alyka:Schnell genug.
Paka:Ausgezeichnet. Ich danke Euch vielmals. Arilla, gib Saitu Ailas Position durch.

Die Minuten verrannen, während sie zwischen den Wachen standen und Sylvos Zelle bewachten. Lashon bekam eine Idee nach der anderen und verwarf sie ebenso schnell. Wie er es drehte und wendete: Sie waren zwar genau dort wo sie wollten, aber waren unfähig etwas zu tun, um die Wachen schnell und überraschend auszuschalten, bevor der Windadept Alarm schlug.
Loki:Hey du, die Frau! Gab es die Uniform nicht eine Nummer kleiner?
Der alte Mann kicherte. Kanra mahlte ärgerlich mit ihren Zähnen.
Kanra:Schnauze, alter Sack!
Lashon bemerkte aus den Augenwinkeln wie Sylvos zusammenzuckte.
Loki:Ts, nun reagier doch nicht gleich so gereizt! Ich habe das doch nicht böse gemeint, nicht wahr Taakap? Du kennst mich...
Taakap:Halt den Rand, Loki! Ich schwöre, wenn ich dein Geschwafel wieder stundenlang ertragen muss...
Loki:Oho, ruhig Blut Taakap. Einen alten Mann hinter Gittern zu bedrohen ist sowas von unmoralisch... Was willst du mir denn antun? Mich auspeitschen lassen? Wie grausam...
Lashon[leise]:Ist der immer so?
Taakap:Ich fürchte im Moment ist er noch gelassen und charmant.
Loki:Oder vielleicht die Streckbank? Hm, ein paar Zentimeter größer sein wäre vielleicht nicht mal so übel...
Taakap:Nein, Loki. Die Stadtwache würde niemals so etwas barbarisches tun. Aber wenn du uns weiter auf den Wecker fällst, gibt es heute kein Abendessen.
Loki:Was?! Das könnt ihr nicht tun!! Da wär mir Folter noch lieber!!
Taakap:Dazu muss es nicht kommen, wenn du einfach die Klappe hä-
Loki:Du Monster! Und ich dachte wir verstehen uns gut, Taakap!
Taakap:Wir haben uns niemals gu-
Loki:Ah, du bist so ein grausamer Mann geworden! Da sieht man mal was diese Kerkerwände aus dir gemacht haben! Aber ich weiß, dass du das nicht wirklich bist, also vergebe ich dir.
Taakap:Loki, es reich-
Loki:Aber es gibt doch trotzdem Abendessen, oder? Du kannst doch keinen armen Mann wie mich hungern lassen?
Taakap:LOKI! HALT DIE SCHNAUZE!!
Loki:Aber warum denn?! Von euch spricht doch keiner, das ist so deprimierend...
Die anderen Wachen sahen gereizt zur Decke und wünschten sich nichts sehnlicher, Loki würde mit dem Aufruhr aufhören, aber er schien sich vielmehr zu steigern. In all der Aufregung bemerkte Lashon, wie Sylvos einen Blick riskierte. Er mochte Kanra nicht sofort erkennen, aber sobald sein Blick ihn streifte, weiteten sich seine Augen. Lashon gebot ihn mit einem verborgenen Handzeichen sich nichts anmerken zu lassen. Sylvos begriff und legte sich wieder hin. Lashon sah sich weiter im Kerkerkorridor um. Er war so schlecht beleuchtet, dass er kaum etwas sehen konnte...
Lashon[denkt]:Warte, das ist es!
Er schob sich unmerklich zu Kanra hinüber und wartete ab, bis die Auseinandersetzung zwischen Taakap und Loki eine genügend hohe Lautstärke erreicht hatte.
Lashon[leise]:Die Fackeln! Wenn es soweit ist, geh da rüber. Ich bin direkt neben dir.
Sie nickte um ihm zu zeigen, dass sie verstanden hatte.
Taakap:Sei still!!
Loki:Das würde ich vielleicht tun, wenn du mich nicht immer zum antworten zwingen würdest...
Der Windadept trat gereizt an die Gitterstäbe von Lokis Zellen.
Taakap:Das genügt! Kein Abendessen für di- HEY!
Loki war noch vorn gesprungen und hatte Taakaps Jacke gepackt.
Taakap:LASS LOS!! Willst du sterben?!
Loki:Ich lass erst los, wenn du versprichst, dass mein Abendessen nicht ausfällt!
Andere Wachen eilten dem Adepten zur Hilfe, um ihn von Loki loszureißen. Jetzt oder nie. Lashon gab Kanra das Zeichen und beide machten einen Satz zur Seite, so dass sie abseits von den anderen Wachen standen. Offenbar hatten sie in der Aufregung nicht einmal das bemerkt. Lashon konzentrierte sich. Er war nie sehr gut mit Sandtechniken, aber...
Lashon:Trockenpeitsche.
Bevor die Wachen wussten wie ihnen geschah fauchte eine Kette aus Sand über ihre Köpfe hinweg und schlug die Flammen der Fackeln aus und tauchten den Kerker in Finsternis.
Kanra:Detonation!
Die Druckwelle erfasste die nächstgelegenen Wachen und pfefferte sie gegen die Wand, mit der sie mit einem unangenehmen Geräusch kollidierten und regungslos liegenblieben.
Lashon:Trockenpeitsche!
Dieses Mal zielte er auf Wachen und knockte fast alle mit einem gut gezielten Treffer aus. Plötzlich zuckte ihnen ein Blitz entgegen, der den Kerker für eine Sekunde erleuchtete. Lashon konnte erkennen, dass sie alle erwischt hatten, bis auf einen: Taakap den Windadepten. Lashon fluchte. Er hatte es bestimmt geschafft bereits seinen Geistleser Notruf abzusetzen. Aber jetzt war es zu spät, etwas daran zu ändern.
Lashon:Wildwucher!
Ranken brachen aus dem geplasterten Kerkergang und wickelten sich erbarmungslos um die Gliedmaßen des Adepten, der nicht genug Platz hatte um auszuweichen.
Kanra:Detonation!
Die Schockwelle gab Taakap den Rest und er blieb regungslos in den Ranken hängen. Dann wurde es gespentisch still im Kerker. Kanra entzündete eine Flamme auf ihrer Handfläche.
Kanra:Meinst du er hat es geschafft seinen Vorgesetzten zu informieren?
Lashon:Wenn nicht, dann hat uns bestimmt deine Detonationen verraten. Konntest du nichts leiseres wählen?
Kanra:Mir fiele nichts Leises ein. Es sei denn, ich hätte sie abfackeln dürfen.
Sylvos:Was macht ihr hier?!
Sie wandten sich zu ihm um.
Sylvos:Hatte ich nicht gesa-
Lashon:Aber zumindest...!
Unterbrach er Sylvos mit gehobener Stimme.
Lashon:...haben wir jetzt unsere Beute.
Sylvos:...W-
Kanra:Stimmt, Shoka. Als ob wir die Stadtwache alles überlassen würden! Das Kopfgeld gehört uns!
Ein heiseres Lachen ertönte.
Loki:Kopfgeldjäger? Ihr greift tatsächlich die Stadtwache an? Verstößt das nicht gegen euren Kodex?
Lashon[lacht]:Kodex? Zur Hölle mit dem Kodex! Das einzige was zählt ist harte Währung und die werden wir uns nicht von ein paar Gesetzeshütern stehlen lassen! Sie sind selbst Schuld, wenn sie sich an unserer Beute vergreifen.
Loki:Oho, der General ist so wertvoll?
Kanra:Er hat wohl ein hohes Tier tötlich beleidigt. Mir sind Details egal, nur die Zahl muss stimmen.
Lashon:Du sagst es, Nirki. Jetzt raus hier.
Er nahm Taakap den Schlüssel ab und öffnete Sylvos Zelle. Dieser spielte mit und sah ihn unbeeindruckt an.
Sylvos:Und wie wollt ihr Anfänger mit mir hier raus? Mit Eurer Show habt ihr die gesamte Wache über euch informiert.
Kanra:... Keine Ahnung.
Sylvos&Loki:WAS?!
Lashon lachte.
Lashon:Genug der Späße. Wir kommen hier raus. Und du wirst uns dabei helfen. Die Hände.
Sylvos sah Lashon fragend an.
Sylvos:Du willst mir die Psynergyfesseln abnehmen? Wie dämlich seid ihr eigentlich?
Lashon:Wie ich sagte, du wirst uns helfen. Du wirst mit Nirki hier mit deiner und ihrer Sternenmacht...
Er deutete auf die Kerkerwand hinter ihm.
Lashon:... zusammen einen Gang nach oben brennen. Die Kerker sind nicht sehr tief, ihr werdet also keine drei Minuten brauchen.
Sylvos:Natürlich... Und wieso denkt ihr, ich sollte das machen? Hier erwartet mich nur ein Prozess. Wenn ich mit euch gehe, werde ich vermutlich von einem rachsüchtigen Adeligen umgebracht.
Kanra:Wieso?
Sie trat an ihn heran.
Kanra:Weil ich dir sonst den Kopf wegsprengen werde, deshalb.
Lashon:Vielleicht lassen wir dich frei, wenn du uns mehr Geld bieten kannst, als auf deinem Kopf ausgesetzt ist.
Sylvos:... Überredet, das kriege ich möglicherweise hin.
Loki:Was? Wie schade...
Lashon machte Sylvos los.
Lashon:Jetzt, fangt an. Und keine Mätzchen, sonst hast du meine Klinge im Rücken.
Kanra und Sylvos stellten sich nebeneinander.
Lashon:Los!
Kanra&Sylvos:Strahl!
Die Feuerenergie der beiden verband sich und traf die Kerkerwand, die unter der Hitze anfing zu schmelzen und langsam einen Gang diagonal nach oben fraß. So konnten sie die Eiswand umgehen, die das Gebäude eingeblich eingehüllt hatte.
Loki:Hey, wenn ihr nichts dagegen habt... Nehmt ihr mich mit?
Lashon:Nein.
Loki:Pah! Ihr lasst einen alten Mann zurück, der den Rest seiner Tage in dieser engen Zelle verbringen soll? Ich habe Taakap und diese Idioten abgelenkt! Ihr schuldet mir was.
Lashon:Wir schulden dir gar nichts, alter Mann!
Sie warteten. Lashon wurde unruhig. Hatte er sich verschätzt, was die Tiefe des Kerkers anging? Doch dann endlich gab Kanra einen jubelenden Schrei von sich.
Kanra:Tageslicht! Hauen wir ab!
Lashon nickte, zog seine Jacke aus und tauchte sie in den Wassereimer von Sylvos seiner Zelle und warf sie sich über den Kopf. Anschließend hob er den Eimer hoch und leerte ihn über seinem Kopf. Der Tunnel war so aufgeheizt, dass Lashon möglicherweise ohnmächtig wurde, während es Feueradepten kaum beeinflusste.
Lashon:Nirki, geh voran. Dann du. Ich bleibe hinter dir, also keine falschen Bewegungen.
Sie huschten in den Tunnel und verschwanden einer nach dem anderen.
Loki:Und weg sind sie...
Plötzlich ertönte ein dumpfer Knall aus der unmittelbaren Umgebung. Loki sah interessiert in die Richtung aus der das Geräusch kam. Da war es wieder. Jemand trat von innen heraus gegen die beschädigte Zelltür gegenüber. Offenbar hatte die Feueradeptin sie mit ihrer Detonation beschädigt. Es wiederholte sich noch fünfmal, dann flog sie auf. Heraus trat eine Frau in mittleren Jahren mit ewiglangen aschgrauen Haaren, die sich aufmerksam umsah und dann den Schlüssel Taakaps aufhob, den der Erdadept hatte fallen lassen.
Loki:Ah, die Prinzessin ist also doch wach. Und ich dachte schon du wärst in deiner Zelle gestorben, so lange habe ich nichts mehr von dir gehört.
Sie ignorierte ihn und öffnete ihre Fußfesseln. Ihre Armfesseln jedoch konnte sie nicht aufschließen, da sie nicht an das Schlüsselloch herankam.
Loki:Hey, lass mich das doch machen. Als Gegenleistung will ich nur, dass du meine Tür öffnest und mich frei lässt.
Jetzt sah die Frau auf.
Frau:Eigentlich wäre es besser für die Welt, wenn dein unerträgliches Geschwafel hier eingekerkert bliebe, aber...
Sie lächelte bösartig.
Frau:Ich könnte deinen Wassereimer gebrauchen.

Ailas spürte wie ihn ein geistiger Tentakel berührte und abtastete. Er wehrte ihn ab, aber wusste das der Urheber jetzt über seine Position bescheid wusste. Sei es drum, dachte er sich. Sie holten ihn nie ein, dazu war er zu weit weg... Dachte er zumindest, bis er über seinen Regen etwas neues spürte. Er drehte sich mit ehrlich gemeinten Staunen um.
Ailas:Nicht übel. Ich wusste gar nicht, dass du zu so etwas fähig bist, Saitu. Wie hast du das angestellt?
Saitu hob seinen Fuß und trat kräftig auf den Teleportkreis, der aus einer dünnen Eisschicht bestand und in tausend Stücke zersplitterte.
Ailas:Ah, so ist das. Und ich dachte Meisterin Silya wäre die einzige, die die Technik des Teleports beherrscht.
Saitu:Dich scheint es nicht sonderlich zu wundern, dass ich hier bin. Dann weißt du bestimmt auch, was mit Kudo geschehen ist... und kannst mir ein paar Fragen beantworten.
Der junge Akestas zuckte teilnahmslos mit den Schultern.
Ailas:Ich habe keinen Grund dir etwas vorzuspielen. Wenn du es unbedingt wissen willst: Kudo hat verdient was er bekommen hat. Du hast keine Ahnung wie es ist, hinter so einem arroganten Bengel aufzuräumen, der sich für den Allergrößten hält, obwohl er von uns immer der Zweitrangige war.
Saitu blieb ruhig. Äußerlich nahm er Ailas Verrat gelassen hin. Innerlich kochte er vor Wut. Wie konnte er nur seinen eigenen Freund angreifen und sich gegen Paka und seine Aufgabe stellen?
Saitu:Wo ist der Merkur-Stern, Ailas?
Ailas:Sicher in meiner Verwahrung.
Saitu:Und du versuchst zu fliehen?
Ailas:Es war von Anfang an meine Absicht euch zu hintergehen.
Saitu:Aber wieso? Du weißt ganz genau wie dringend wir die Sterne benötigen. Mirnuzar stirbt Stück für Stück und deine Heimat gehört zu den ersten Orten, die dem Gaiastrudel zum Opfer fallen. Du hast ihn doch mit eigenen Augen gesehen!!
Der Taan lächelte unbeirrbar.
Ailas:Ihr wart nie würdig über den Stern zu verfügen.
Saitu:Nicht würdig? Wenn das alles ist, was du zu sagen hast...
Saitu zog seinen Langschwert.
Saitu:... bleibt mir nichts anderes übrig, als ihn dir abzunehmen. Es sei denn du erklärst dich bereit ihn mir freiwillig zu übergeben.
Ailas lächelte nur.
Saitu:Dachte ich mir. Glaziale Se-
Ailas:Artefakten Zerstörer.
Die Klinge zersplitterte und das Teleportlapis in seiner Brusttasche zerbrach.
Saitu:Was-
Ailas:Ein gut gemeinter Rat: Kehr um solange du noch kannst. Ich fürchte das war nur ein kleiner Vorgeschmack.
Saitu schob den nutzlosen Schwertgriff in seine Tasche. Ein grimmiges Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht.
Saitu:Jetzt klingst du genauso wie Kudo.
Ailas:Vergleiche mich nie wieder mit diesem Narren.
Saitu:Aber es trifft es zu gut. Ich weiß zwar nicht woher ein Junge wie du, isoliert auf einer Insel der nicht einmal sonderlich stark in der Psynergy ist, all diese Kräfte hast, aber es ist töricht in der Außenwelt zu wandeln und zu denken, man ist seinem Umfeld weit überlegen, wenn man nicht einmal weiß mit wem man es zu tun hat.
Ailas:Versteh mich nicht falsch: Ich unterschätze dich nicht. Aber ich fürchte meine verborgenen Talente sind deinen weit überlegen.
Saitu:Und damit irrst du dich gewaltig. Frostprisma!
Ailas:Eisrakete.
Unmengen von Frost bildete sich um die Merkuradepten und prallte in einem brutalen Sturm aufeinander. Saitu sowie Ailas mussten einigen Eisprojektilen ausweichen, die den Sturm des anderen durchbrachen.
Saitu:Hydrostrahl.
Ein konzentrierter Strahl aus Wasser fraß sich mit Hochdruck durch vier Eisblöcke und Ailas rechte Schulter.
Ailas:Hmpf, nicht schlecht. Tiefes Gebe-
Saitu:Witterung!
Schmerz durchzuckte Ailas Körper, als seine Wunde plötzlich brannte wie Feuer. Was für eine Psynergy war das eben gewesen?
Ailas:Tiefes Gebet! Stoßgebet!!
Die Wunde schloss sich nur dürftig. Entgeistert sah er das Loch an, das immer weiter blutete, dann zu Saitu, der über zwei manneshohe Eisblöcke auf ihn zusprang. Er hatte nie den Eindruck gemacht, aber der Kerl war gefährlich. Es gab keinen Grund ihn weiter zu schonen. Er griff mit seiner Gabe hinaus und erfasste den Ersten Maat der Windtänzerin.
Saitu:Flut!!
Ein Sturzbach brach über sie ein und zwang Ailas sich auf einen Eisblock zu retten. Er stellte fest, dass es äußerst schwieriger war Saitus Psynergyfluss einzufrieren als Kudos, da er viel kontrollierter mit seiner Kraft umging. Aber es war nur eine Frage der Zeit, bis es ihm auch bei Saitu gelang. Saitu hob beschwörerisch beide Arme in den Himmel und ließ einen Sturm von Wasser und Eispsynergien auf Saitu niederstürzen, der sich mit einem eleganten Sprung ins Wasser rettete.
Ailas:Das war nicht klug, Saitu.
Er streckte die Handfläche aus. Langsam sammelte sich wie zuvor das Wasser seiner Umgebung sich in eine kleine blaue Kugel, die immer größer wurde. Die Psynergy die von ihm und Saitu entfesselt wurde war einfach unglaublich. Der Wasserspiegel senkte sich immer weiter.
Ailas:Ich hatte nicht gewollt das es soweit kommt, aber...
Saitu:Hydrostrahl!
Der Hochdruckwasserstrahl brach aus der Wasseroberfläche hervor und durchlöcherte Ailas Hand. Ailas verlor durch den überraschenden Schmerz die Kontrolle und die Kugel wurde direkt über seiner Hand entfesselt. Wäre sie voll aufgeladen gewesen, wäre von ihm nichts mehr übrig geblieben. Unglaubliche Wassermassen brachen aus der Kugel aus und schleuderten Ailas viele Meter durch die Luft. Er landete hart auf dem matschigen Boden und kämpfte sich auf die Beine. Das war verdammt knapp gewesen.
Saitu:Gib auf, Ailas. Selbst ohne Psynergy wäre ich noch in der Lage zu kämpfen. Jahrelanges Training auf einer isolierten Insel und ein wenig Talent kann es nicht mit über Jahre erworbene Erfahrung aufnehmen.
Ailas:Du denkst ich hätte verloren? Dann warts ab.
Er hob die Hand um erneut Psynergy zu wirken. Alles was er wahrnahm war ein schnelles Trommeln von Schritten, bevor ihn etwas mit großer Wucht von hinter erfasste und zu Boden warf. Kräftige Arme und Beine krallten sich in seine Gliedmaßen und hielten ihm am Boden fest. Ailas wollte dagegen ankämpfen, bis er das Messer sah, dass kühl an seiner Kehle lag.
Sinaphie:Erwischt.
Ihre Stimme klang alles andere als vergnügt, wie es sonst immer der Fall gewesen war. Nun war sie kalt, bedrohlich und klang eher wie ein Zischen. Ailas wusste nicht was zu tun war. Die Aerorill hatte sie über die gesamte Strecke eingeholt. Damit hatte er nicht gerechnet. Sie war die letzte gewesen, mit der er sich hatte anlegen wollen. Ihre Stärke beruhte auf ihrer unfassbaren Schnelligkeit, Körperbeherrschung und der natürlichen Kraft eines Aerorill. Sie brauchte keine Artefakte oder Sternenmacht. Sie schlug überraschend aus dem Verborgenen zu und erledigte ihren Feind bevor dieser wusste, dass sie da war. Gegen diesen Kampfstil hatte er keine Technik in der Hand. Er war ihr gnadenlos ausgeliefert.
Ailas:Verdammt, dreckige...
Das Messer drang ein Stück in seine Kehle ein, als Sinaphie ihn mit einem bedrohlichen Krächzen die Luft abdrückte.
Sinaphie:Der einzige Grund warum du noch atmest ist der, dass ich dich Kudo übergeben werde, damit er über dein Schicksal entscheiden soll.
Ailas:Also habt ihr Kudo gerettet? Das hättet ihr lassen sollen. Dieser unverbesserliche Narr wird niemals ein Held sein und nie etwas Größeres vollbringen, dass über das Angraben von Frauen hinausgeht. Wenn er euch noch weiter begleitet, wird er euch noch alle in den Untergang reiß-
Der Rest verstummte in einem Schrei, als Sinaphie ihm mit ihren Füßen seine beiden Arme brach als wären es Zweige.
Sinaphie:Kudo ist ein großer und ehrenwerter Kämpfer! Ich lasse nicht zu, dass du so schlecht von ihm redest. Gerade nicht du, der seinen Stamm und seine Freunde so gewissenlos verrätst. Wären wir in Nebelnest, wäre es als große Ehre angesehen dich auf der Stelle zu exekutieren.
Saitu:Das reicht, Sinaphie.
Doch sie schien ihn nicht zu hören und verstärkte ihre Umklammerung noch weiter, so dass man das Brechen von weiteren Knochen hören konnte. Saitu fluchte. War Kanra die einzige, die das Biest unter Kontrolle hatte? Ailas lief inzwischen blau an.
Saitu:Sinaphie, SCHLUSS!!
Die Aerorill lockerte den Griff um den Hals und Ailas rang nach Luft. Es hatte keinen Sinn mehr. Sinaphie brannte darauf, dass er ihr einen Grund, damit sie ihn töten konnte. In seinem Zustand konnte er sie unmöglich bekämpfen. Ihm blieb nur die Aufgabe oder der Tod. War es das, was Kudo in seiner Niederlage gegen sie gespürt hatte? Saitu kam näher.
Saitu:Ich habe keine Ahnung, was wir mit dir machen sollen, aber anstatt Kudo wird der Käpten entscheiden, was mit dir geschieht.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, holte er einen Wurfpfeil mit Widerhaken aus seinem Mantel und stach ihn tief in Ailas Schulter. Sofort spürte er, wie seine Sternenkräfte unterdrückt wurden.
Saitu:Gebet.
Ailas Wunden schlossen sich oberflächlich.
Saitu:Halt ihn gut fest, Sinaphie.
Auch wenn es unnötig war es ihr zu sagen nickte sie und verstärkte wieder ihren Griff, stärker als nötig gewesen wäre. Saitu durchsuchte Ailas und fand das Bündel, in dem der Stern eingewickelt war und schlug es auf. Ailas konnte den Stern nicht sehen, aber Saitu legte plötzlich fragend die Stirn in Falten. Dann sah er ihn durchdringend an.
Saitu:Okay, genug der Tricks. Wo ist der Stern.
Ailas:W-Was redest du?
Saitu drehte ihm ausdruckslos das Bündel hin und zeigte Ailas dessen Inhalt. Es war ein großer gerundeter Kieselstein. Ailas klappte der Mund auf.
Ailas:Was?!
Saitu:Hör auf mit den Spielchen. Es ist vorbei. Wir wissen, dass du den Mithrilbeutel zurückgelassen hast. Es wird ein Leichtes für uns die Strahlung des Merkur-Sterns zu orten. Mach es dir nicht unnötig schwerer.
Ailas:D-Das wusste ich nicht! Wieso... Ich hatte ihn doch in der Ha-argh!!
Sinaphies Griff drohte ihm nun den Kopf abzureißen.
Sinaphie:Er muss die ganze Zeit bei dir gewesen sein. Niemals hättest du ihn aus Versehen verloren. Was hast du mit ihm gemacht?
Saitu:Warte, Sinaphie! Das hilft uns nicht weiter. Bringen wir ihn zunächst zum Schiff, dann kriegen wir vielleicht mehr aus ihm heraus. Vielleicht hat Arilla ihn schon längst gefunden.
Ailas:Aber... Aber...
Saitu:Steh auf und mach keine plötzlichen Bewegungen. Wenn du nach dem Wurfpfeil greifst oder versucht davon zu laufen, kann ich für nichts mehr garantieren. Sinaphie, lass ihn hoch.
Sie krächzte zornig, aber sie ließ ihn los. Saitu packte ihn, riss ihn auf die Beine und zog ihn unsanft mit sich. Während das alles geschah, war Ailas wie gelähmt. Kudo hatte ihn ausgetrickst. Er hatte den Stein bestimmt mit einer illusionspsynergy belegt... Nein, soetwas hätte er nie gemacht. Er hatte weder die Mittel, noch die Vorsicht dazu gehabt. Kudo dachte immer er war unbesiegbar, also trug er den echten Stern fast immer mit sich herum.
Ailas[denkt]:... Sie?
Er musste an die Frau denken, die auf dem Flachdach gelegen hatte. Er hatte keine Ahnung gehabt wer sie war, aber er hatte gespürt dass auch sie über Sternenkräfte verfügte. Sie war sicher nicht aus Zufall dort gewesen. Konnte sie etwas gemacht haben? Er überlegte. Sie hatte einfach nur dagelegen und getan, als würde sie schlafen... oder? Wieso war er sich plötzlich so unsicher? Er verstand das alles nicht. Wo war der Merkur-Stern geblieben?

Lashon, Kanra und Sylvos rannten so schnell sie konnten durch die anliegenden Straßen der Stadtwache. Sie hatten unglaubliches Pech gehabt. Die Eiswand, von der sie gehört hatten, war gerade abgeschmolzen und dementsprechend viele Stadtwächter hatten sich am Haupteingang gesammelt und sie zufällig bemerkt. Lashon hatte all seine Psynergy auf einmal in einen Wildwucher gesetzt und einen gigantischen Wall aus Ranken geschaffen, der den Stadtwachen den Weg abschnitt und waren geflohen. Zu allem Überfluss regnete es. Der Farbstoff wurde aus Kanras Haaren gespühlt und machte die ersten blutroten Flecken sichtbar. Endlich erreichten sie die richtige Gasse zwischen zwei Geschäften und kamen kurz zur Rast.
Sylvos:Was ist? Wieso halten wir hier an?
Lashon:Wir haben unsere Ausrüstung hier versteckt.
Kanra:Ja. Eigentlich wollten wir während unserer Flucht Sinaphie ein Signal geben, damit sie in das Hauptquartier einbricht und deine Ausrüstung stiehlt. Leider kam uns die Geschichte mit der Eiswand dazwischen.
Sylvos:Eiswand?
Lashon:Was das betrifft, sind wir genauso schlau wie du. Deswegen sind wir möglicherweise noch lange nicht in Sicherheit.
Sylvos:Okay. Vergesst meine Ausrüstung, das werde ich irgendwie verkraften. Zuerst will ich wissen, was ihr euch dabei gedacht habt! Hat Sciz euch nicht gesagt, ich wollte nicht, dass ihr mir folgt?! Eure Tarnung als Kopfgeldjäger war ganz gut, aber wisst ihr in was für Probleme Paka und ihr alle geratet, wenn man mich mit der Windtänzerin in verbindung bringt?!
Kanra sah peinlich berührt zu Boden.
Kanra:Aber wir mussten dich da raus holen... Außerdem war das Lashons Idee!
Sylvos:Überrascht mich nicht.
Lashon:Ich lasse nie einen Freund im Stich, Sylvos. Ich gebe zu, dass wir überstürzt gehandelt haben. Wir hätten einen besseren Plan entwickeln können, wir hätten Informationen einholen können, weshalb man dich festgenommen hat und hätten dann die richtige Vorgehensweise gewählt. Aber es blieb keine Zeit. Wir wurden in dieser Stadt massiv attackiert und Paka hat bald keine Wahl mehr, als die Windtänzerin hier raus zu bringen. Wenn es so weit gekommen wär, hätten wir vielleicht nie wieder die Gelegenheit bekommen, dich zu befreien. Oh, und nebenbei, Kanra wollte dich genauso retten wie ich.
Kanra:Wa- N-Natürlich wollte ich das. Jetzt reit nicht unnötig darauf herum. Hol unser Zeug.
Lashon musste grinsen. Kanra hatte seit Lashon sie kannte fast keine Freunde gehabt und tat sich immer noch schwer darin Zuneigung in irgendeiner Form zuzugeben.
Sylvos:Naja, jetzt ist es zu spät um etwas zu ändern... Danke. Auch dir Kanra.
Kanra:Ja, ja, jetzt lasst uns von hier verschwinden.
Lashon nickte und zählte die Schritte von der linken Hauswand ab. Nach dem vierten ging er in die Hocke und suchte mit seinen Fingern den Rasen ab, bis er in der Erde einen nahezu unsehbaren Vorsprung berührte, seine Finger in die Erde grub und einen falschen Rasenteppich anhob... und sofort wieder zudrückte.
Kanra:Hm? Was wird das denn wenn es fertig ist?
Lashon:Leute...
Kanra:Wa- Nein, Sekunde. Sag mir nicht, das Lager ist leer?! Wenn es auch nur irgendjemand wagt mein Pyroka zu klauen, werde ich ihm-
Lashon:Nein, das ist es ist. Es... Seht selbst.
Sie traten heran und sahen Lashon neugierig über den Rücken. Langsam hob er den Deckel des geheimen Lagers wieder hoch. Kanras und Sylvos Augen wurden groß. Zwischen den Wächterjacken, direkt neben Lashons Schwert lag der blau schimmernde Merkur-Stern. Auf der sonst so makellos polierten Oberfläche war der Abdruck eines Kussmundes zu sehen und ein kleines Stück weiter klebte ein weißes Blütenblatt an dem Stern, dass einen süßlichen Geruch auströmte.
Lashon:Wo bei Gaia kommt der denn her?!

Balassa streckte sich genüsslich, als sie aus ihrem Schlaf erwachte. Sie lag noch immer auf dem selben Dach wie eine Stunde zuvor und der Regen hatte endlich aufgehört. Sie mochte vielleicht völlig durchnässt sein und der Wind wehte ihr kalte Meeresluft über ihre nackte Haut, aber sie fror nicht. Sie hatte viel Unterhaltsames mit diesen Leuten erlebt. Verrat, Treue, Freundschaft... Balassa kam nicht umhin ein Interesse für diese Leute zu entwickeln. Das war auch der Grund gewesen, weshalb sie den Merkur-Stein an sie zurückgegeben hate. Reyter wäre außer sich gewesen, aber ihr Befehl lautete nur, dass sie sich um Pakas neue Verbündete kümmern sollte. Vielleicht sollte sie sich einem von ihnen vorstellen? Ein glückliches Lächeln zog sich über ihr Gesicht. Sie hatte schon einen passenden Kandidaten.

Stimmen. Kudo hörte Stimmen. Sie klangen ruhig und fest, aber ein gewisser Ernst war in ihnen wahrzunehmen. Worum es wohl ging? Kudo verstand nicht was die Stimmen sagten, dazu war er zu benommen. Er fühlte sich warm und behaglich, aber spürte auch einen brennenden Schmerz in seinem Hinterkopf. So als wäre da ein wichtiger Gedanke, an den er auf keinen Fall denken wollte. Kudo fühlte sich im Warmen wohl und verdrängte den Schmerz. Er genoss die Wärme und lauschte den Stimmen, die immer klarer wurden. Langsam verstand er einzelne Worte, konnte sie aber in keinen Zusammenhang bringen. Stern. Windtänzerin. Verletzung. Psynergy. Kampf. Stern. Ailas. Ailas!
Kudo[leise]:Ailas...
Die Stimmen verstummten. Etwas berührte ihn sanft auf der Stirn. Kudo öffnete langsam die Augen und erblickte eine Frau mit klaren blauen Augen, in einem strahlend weißen Gewand und einem noch strahlenderin Lächeln.
Amirwin:Er kommt zu sich. Den Sternen sei Dank.
???:Kudo, kannst du mich hören?
Kudo reagierte nicht. Stattdessen lächelte er zurück.
Kudo[leise]:Bin ich hier im Himmel? Wo kommt dieser Engel her?
Ein vernehmliches Räuspern das Alyka gehörte ertönte und sie trat mit forschenden Blick in sein Sichtfeld.
Alyka:Schlecht kann es ihm gar nicht mehr gehen, wenn er schon solche Bemerkungen von sich gibt.
Jetzt erkannte Kudo auch die andere Stimme, die vorhin gesprochen hatte und jetzt wieder sprach. Sie gehörte dem Käpten.
Paka:Was können Sie mir über seinen Zustand sagen?
Alyka:Die gute Nachricht ist, er wird es überleben. Die schlechte ist, dass er sich eine ganze Weile erholen muss. Wenn ich das richtig beurteilen kann hat er Psynergy verwendet, die auf die eigene Lebenskraft zurückgreift. Tss, mit ihm werde ich ein ernstes Wörtchen reden müssen. Er hat keine Ahnung wie schlimm das wirklich ist...
Paka:Aber er wird es überstehen?
Alyka:Ich habe getan was ich konnte und das war eine Menge. Ja, er wird wieder gesund und topfit sein, aber nur weil ich rechtzeitig dort war. Ein paar Dutzend Stoßgebete hätten nicht annährend viel bewirkt.
Paka:Kann ich mit ihm reden?
Alyka:Nun, er ist wach, also können Sie es versuchen.
Paka:Kudo, kannst du verstehen was ich sage?
Kudo überlegte ob er wirklich antworten wollte, nickte dann aber.
Paka:Gut. Tut mir Leid, dass ich dich das schon fragen muss, aber wo ist Vera?
Kudo schwieg.
Paka:Weißt du wo Vera ist?!
Kudo:Meine Schwester... ist nicht hier? Stimmt... diese Dinger haben sie entführt... Ich... muss sie zurückholen.
Er machte Anstalten aufzustehen.
Alyka:Oh nein, Freundchen. Das tust du nicht.
Sie drückte Kudo mit dem Ende ihres Stabes auf den Brustkorb wieder zurück in die Koje.
Amirwin:Alyka, ich bitte Euch, der Mann ist verletzt.
Die Hoheadeptin zuckte trocken mit den Schultern.
Alyka:Mag sein, aber das ist die einzige Sprache, die er im Moment versteht.
Paka:Ich hoffe das wird sich bald ändern. Arilla kann Vera nirgendwo aufspüren. Und wenn sie wirklich entführt wurde, fürchte ich dass wir nichts für sie tun können. Wir sind schon zu lange geblieben. Wir müssen sofort hier weg. Es ist fast alle an Bord, wir müssen nur noch auf Sinaphie und Saitu warten, solange sie Ailas zurückbringen...
Ailas. Der Schmerz in seinem Hinterkopf explodierte und flutete seine jüngsten Erinnerungen durch seinen Verstand. Wieder drückte Alyka ihn unsanft zurück in die Koje, als er versuchte sich aufzusetzen.
Kudo:Ailas, wo ist er?!
Paka:Ruhig, Kudo! Es ist alles in bester Ordnung... Soweit man das von den Umständen sagen kann.
Kudo:Käpten Paka? Was ist los? Was ist passiert?
Paka:Jetzt beruhige dich erst einmal.
Kudo überlegte zuerst ob er versuchen sollte auszustehen, aber Alyka schnalzte bedrohlich mit der Zunge und verstärkte den Druck auf den Stab noch etwas. Die Berührung war nicht stark, aber trotzdem schmerzte jede Faser seines Körpers. Also entschied er sich ruhig liegen zu bleiben.
Paka:Wunderbar. Gut, ich erzähle dir die Kurzfassung. Wir haben dich fast tot aufgespürt und die Hoheadeptin Alyka hier hat dich zum Schiff gebracht und dich geheilt. Zunächst eine Frage. War es wirklich Ailas, der das getan hat?
Kudo starrte betreten auf seine Decke.
Kudo:... Ja.
Paka nickte wissend.
Paka:Saitu hat es vermutet und ist ihm nachgejagt. Er und Sinaphie haben ihn überwältigt und sind jeden Moment mit ihm zurück.
Kudo:Sie haben Ailas?!
Paka:Ja. Allerdings war der Merkur-Stern nicht bei ihm. Stattdessen hat Lashon ihn am anderen Ende der Stadt gefunden, in einer versteckten Grube die er kürzlich angelegt hat. Weißt du warum?
Kudo:Nein... Nein, ich habe keine Ahnung.
Paka:Nun es ist ein Rätsel. Wir können von Glück reden, dass er gefunden wurde und Lashon ihn mit Sylvos zurückbringen konnte. Ich... habe ihn vorläufig verwahrt, aber ich gebe ihn dir zurück sobald du-
Kudo:Nein...
Der Käpten sah ihn überrascht an.
Paka:Was?
Kudo:Nein, ich... Ich will ihn nicht mehr tragen.
Er war überrascht diese Worte aus seinem Mund zu hören, aber er meinte sie ernst. Er war von Ailas besiegt worden. Kudo fing langsam an sich zu fragen, ob er wirklich würdig gewesen war, den Stern zu tragen. Wieso hatte Meisterin Silya ihm den Stern anvertraut und nicht Ailas? Und wieso hatte Ailas dieses Schauspiel über all die Jahre gemacht und ihn getäuscht?
Paka:Oh... Okay... Aber ich gebe ihn dir wieder zurück, wenn du ihn je wieder tragen willst.
Kudo nickte abwesend.
Paka:Allerdings habe ich was deine Schwester angeht keine guten Neuigkeiten. Wir haben keine Spur wo sie ist und die Wesen die sie entführt haben, so wie Sinaphie sie beschrieben hat, sind mir nicht bekannt. Vielleicht kriegen wir von Ailas die Information, die wir brauchen. Wenn nicht, stehen die Chancen ziemlich schlecht.
Kudo:Können wir also nichts machen?
Paka:Ich fürchte nicht. Und ich fürchte außerdem, dass wir nicht mehr lange bleiben können. Ich lasse das Schiff gerade startklar machen. Sobald Saitu und Sinaphie da sind, verschwinden wir.
Kudo:Wir verschwinden? Aber... Was wird aus Vera?
Paka:Ich fälle diese Entscheidung nicht leichtfertig, aber wir riskieren zu viel, wenn wir noch lange hier bleiben. Reyters Häscher sind gewiss nicht mehr weit und was weiß ich wer alles noch Jagd auf uns macht. Allerdings garantiere ich dir, dass ich nichts unversucht lasse, um Vera zurückzubringen. Mehr kann ich leider nicht tun.
Er wandte sich zum Gehen.
Paka:Alles was du jetzt tun kannst, ist liegen zu bleiben und dich von deinen Wunden zu erholen. Kann ich darauf zählen, dass die Hoheadeptin und die Schwester Amirwin weiter nach dir sehen?
Alyka:Gewiss.
Amirwin:Selbstverständlich.
Paka:Ich danke euch. Wenn Ihr mich entschuldigt...
Er ging zur Tür der Kajüte und hielt am Türrahmen noch einmal inne.
Paka:Kudo... Wenn Ailas hier eintrifft... Wünscht du ihn zu sprechen? Oder sollen wir das übernehmen?
Calixtus kicherte.
"Dämonen sind unersättlich, vielleicht liegts daran dass du nur ein Halbdämon bist. Ansonsten hättest du dieses Angebot nicht ablehnen können."
Mit einem Lächeln warf er dem Halbdämon Lucya zu.
"Nimm das Mädchen mit, König vergangener Zeit. ...Geh voraus und bring das Mädchen zurück, ich komme später nach."
Melfice fing das Mädchen und sah Calixtus mit einem fragenden Gesichtsausdruck an.
"Du...Kommst später nach?"
Calixtus schloß die Augen.
"Als Gegenleistung verlange ich..dass du dass Mädchen...ihren Entführern entreißt und geistig und körperlich unversehrt zu mir zurückbringst." sagte Calixtus ruhig.
Er lächelte.
"Wir werden die beiden Mädchen einfach noch mal entführen nach dem dein Buch übersetzt worden ist, Melfice."
Melfice sah Calixtus ausdrucklos an.
"Tu das, es interessiert mich nicht. Aber denkst du nicht das sie jetzt mit dir rechnen?" fragte der Halbdämon.
"Das ist genau das was ich will. Ich biete dir meine Ehrerbietung an, König Melfice, Dämon oder was auch immer du bist."
Der Dämon war zusammen mit Lucya bereits verschwunden.


~~Mirnuzar: -Jahrhunderte(?) zuvor~~
"Was genau der Grund ist warum wir die Existenz solcher Ketzer nicht weiter dulden können."
"Es ist nur eine kleine Gruppe sie sind kaum eine Gefahr ist es wirklich nötig sie um zu bringen?"
"Sie sind klein aber lernfähig und aufgeweckt. Das kann nur noch schlimmer werden. Sie haben vor die Ordnung der Welt aus dem Gleichgewicht zu bringen. Finde und töte sie, Großritter Azharu des heiligen Sternenordens. Das ist eine Anweisung vom Rat des Abendhimmels, den höchsten aller Sternenmönchen. Durch ihre Münder sprechen die Sterne selbst zu uns. Willst du die Macht der Sterne anzweifeln, Azharu !?"
Azharu sah zu dem täuschend echt wirkenden Sternenhimmel auf, den der Kristall in der Mitte des Raumes projizierte.
"Nein. Aber ich bin ein Ritter und kein Mörder. Es gefällt mir nicht. Aber wenn es der Wille der Sterne ist muss ich mich dem fügen, Herr."
"Gut. Dann breche noch heute mit deiner Flotte auf und lösche Desiderata und alles was mit ihm zu tun hat aus dem Gedächtnis unserer Welt."
"Ich werde morgen aufbrechen, Herr."
Azharu kniete immer noch mit gesenktem Kopf vor dem hohen Priester, doch seine Worte waren klar und fest wie blanker Stahl.
"Nat...ürlich" war die gemurmelte Antwort des Priesters.
Azharu nickte und erhob sich.



Taakap richtete sich leicht benommen wieder auf.
Er sah zu der Zelle in der Sylvos gefangen war und dann zu einer weiteren leeren Zelle.
„Wo ist…“ begann er.
„Die Prinzessin meinst du? Die ist gegangen, zusammen mit meinem Wassereimer. Undankbares Gör. Und wo der General ist möchtest du sicher auch wissen, hä? Sag ich dir aber erst wenn du mir persönlich mein Essen heute Abend bringst.“
Taakap fuhr sich durch die Haare als er das Gesicht Lokis sah. Er blinzelte kurz als er noch mal nach Loki sah.
„Deine Zellentür ist auf, Loki.“ bemerkte Taakap knapp.
„Ich weiss.“ Antwortete Loki ebenso knapp. „die Prinzessin hat sich meinen Wassereimer geholt. Junge Leute wie du haben heut zu Tage einfach keinen Anstand und hören alten Mitmenschen wie mir einfach nicht zu.“
„Möchtest du nicht fliehen?“ bohrte Taakap nach.
Er war sehr gewissenhaft als Wächter, doch die Vorstellung Loki nie mehr wieder sehen zu müssen war verlockend.
„Oh ich dachte auch ich wollte fliehen, aber im letzten Moment hab ich gemerkt dass es mir hier besser gefällt als draußen. Meine Familie, sollte ich noch eine haben will nix mit mir zu tun haben und meine Freunde sind schon alle an Altersschwäche dahin gesiecht. Ich bin alt und verspüre keinen Drang
mit meinem Hexenschuss ein Leben auf der Flucht zu führen.
Hier hab ich ein Dach auf dem Kopf, bekomme fast regelmäßig was zu essen und habe Leute mit denen ich reden kann. Außerdem würden mich hier alle Leute vermissen, ich gehör praktisch zum Inventar.“
Taakap hob eine Augenbraue und versuchte nicht all zu angewidert aus zu sehen bei der Aussicht weiterhin in Lokis Gesellschaft zu bleiben.
„Du bist erst seit ungefähr einem Monat hier, Loki. Es wird dich keiner vermissen. Absolut keiner glaub mir.“
Loki schnäuzte sich mit einem fleckigen Stofftaschentuch unüberhörbar die Nase.
„Wie kannst du nur so kalt zu einem alten Mann sein, du Widerling!“ sagte er und schnäuzte noch einmal demonstrativ in sein Taschentuch.
„Lass den Mist Loki und erzähl mir was hier passiert ist!“
Loki steckte sein Taschentuch mit einem theatralischen Schniefen wieder ein.
„Verspricht du mir das ich den ganzen nächsten Monat, Essen bekomme egal was passiert?“
Taakap zögerte einen Augenblick. Einen Monat lang würde Loki herumlabern ohne dass man ihn bestrafen konnte, aber die Information war zu wichtig.
„Ja, du wirst dein Essen bekommen, von mir aus auch Nachtisch. Und du darfst dir sogar aussuchen was es zu essen gibt.“
„Juchhe! Auf dass dir deine Lenden nie versagen mögen, Taakap.“
„Jaja, sag mir was passiert ist.“
„Zwei deiner Wachen, waren anscheinend verkleidete Kopfgeldjäger und wollten die Belohnung für den General für sich selbst.“
Taakap rümpfte die Nase.
„Du willst mir sagen zwei illegale Kopfgeldjäger waren es?“
„Wenn sie der Gilde angehört haben werden sie aufgrund ihres Kodexbruchs auf jeden Fall exkommuniziert. Ich kann dir auch ihre Namen nennen, wenn du mir verspricht dass ich jeden Monat eine Flasche Rotwein und etwas zu lesen zu bekomme.“
„Hör auf mit den dummen Spielchen und sag mir ihre Namen, Loki!“ fuhr Taakap den in die Jahre gekommenen Trickbetrüger an. Obwohl Lokis Zellentür die ganze Zeit über auf war fiel Taakap jetzt erst der Stoffsessel auf, auf dem Loki saß.
„Warte, wo hast du den Sessel her!?“ fragte Taakap. Loki stand von dem zerschlissenen, dennoch benutzbaren Sessel auf und donnerte seine Kerkertür zu. Das Schloss klickte. Loki hatte seinen eigenen Kerkerschlüssel gestohlen und verriegelte die Tür von innen.
„Der Sessel ist meiner! Ich hab den draußen auf der Strasse gefunden während du bewusstlos warst.
Den gebe ich nicht her!“ krächzte er.
Der Sessel gehörte einst Vholsann. Taakap hatte letzte Woche den Befehl gegeben ihn zu entsorgen, Loki schaffte es früher oder später alle Leute zu überreden ihm zu geben was er wollte.
Taakap schluckte seine Wut herunter. Sollte der alte Drecksack, doch einen Sessel, täglich zu essen, etwas zu lesen und seine Zelle als improvisiertes Hotelzimmer betrachten, er musste jetzt die Namen der Kopfgeldjäger erfahren.
„Du kriegst alles was du willst! Sag mir ihre Namen, verflucht! Ich werde auch dafür sorgen dass von deinen Sachen nichts konfisziert wird!“
Loki gackerte fröhlich.
„Okay die Namen waren Shoka und Nirki.“
„Gut, mehr brauche ich nicht zu wissen.“
Er stieg über mehrere bewusstlose Wächter und machte sich auf den Weg nach draußen um eine Anfrage nach Shoka und Nirki bei der Kopfgeldjägergilde zu machen.
Wenn sie nicht zur Gilde gehörten war es Ehrensache der anderen Kopfgeldjäger die Unregistrierten zur Rechenschaft zu ziehen.
Weiterhin ließ er Befehl geben nach der entflohenen Gefangen zu suchen.
Loki klappte grinsend den Sichtschutz seiner Kerkertür zu und ließ sich auf seinen Sessel plumpsen.
Er nahm ein Buch zur Hand das er unter seinem dem Sessel aufbewahrte zur Hand und begann seelenruhig zu lesen.
Als er das Buch unter dem Sessel hervor nahm, streifte seine Hand den Griff einer Replika eines Zermenonienschwerts aus der Singai-Epoche Mirnuzars, welche er vor etwas mehr als einem Monat an seiner Hüfte trug, als er vor einem offiziellen Ausschuss der Zentrale Kontinente aussagte.



„Kudo... Wenn Ailas hier eintrifft... Wünscht du ihn zu sprechen? Oder sollen wir das übernehmen?“
Kurlag lehnte sich mit verschränkten an die Wand ausserhalb des Zimmers, als er Pakas Worte hörte. Für einen Moment war er versucht an Stelle von Kudo zu antworten, doch Kudo musste lernen sich selbst ein zu schätzen.
Kurlag schloss die Augen. Er hatte Silya damals versprochen auf ihre drei Schüler auf zu passen.
Er hatte auf ganzer Linie versagt.
Als Kudo bewusstlos war hatte er auf seinem Körper eine Schutzrune angebracht die es verhindern würde dass er zu viel von seiner Lebensenergie verwendete.
Das war ein kleiner Trost. Ailas würde er Kudo –oder je nach Kudos Entscheidung- Paka überlassen.
Sobald sich allerdings ein Lebenszeichen von Vera zeigen würde, würde Kurlag los ziehen und sie retten.
Treses landete vor dem tempelartigen Gebäude, das sich innerhalb "des Reiches" befand. Es war schlicht gehalten, aber bestand aus einem schillernden Material. Ehemalige Hüter und Sensenmänner der verschiedensten Rassen hatten diesen umstellt und griffen an, sobald sich jemand zeigte. Treses hatte keine Ahnung, wie sie zu diesem Ort gelangt waren, aber eigentlich wusste er auch nicht wie irgendwer sonst an diesen Ort gelangt war. Sie mochten wesentlich mächtiger sein, als die übrigen Lebewesen und selbst als ein einziger Hüter oder Sensenmann, aber mit ihren vereinten Kräften konnten sie auch mit diesen Störfaktoren fertig werden. Er musste sich nur noch überlegen, wie sie es mit den wenigsten Verlusten schafften und bevor die Störfaktoren herausfanden, was dieser Tempel eigentlich war, denn von da an vervielfachten sich die Probleme des Reiches.

"Meine Kaiserin wünscht euch persönlich zu treffen, Kriegsherr.", sagte Jad, nachdem er zu Reyter zurückkehrte, "Sie sagte das sie keine Entscheidungen treffen könne ohne euch nicht einmal persönlich zu begegnen. Sie sagt so etwas nur selten. Jedenfalls wurde ich angewiesen euch sobald ihr es verlangt zu ihr zu geleiten."
"Zu ihr?", fragte der Galataner, "Nach Silkanas?"
"Ich bin mir sicher der Kriegsherr hat einiges zu tun, aber meine Königin ist derzeit nicht in der Lage euch aufzusuchen ohne Aufsehen zu erregen. Sagt mir wenn ihr bereit seid. Oh, und sie gestattet euch so viele Leute mitzubringen wie ihr es für angebracht haltet."

Sciz blickte auf die Reling gestützt aufs Meer, wobei er den strömenden Regen ignorierte. Seine Züge zierte ein Grinsen, das mordlustig und animalisch wirkte. Es richtete sich gegen Niemanden, zumindest nicht gegen einen Lebenden und zumindest nicht momentan. Wie konnte dieser verdammte Dreckskerl es eigentlich wagen einfach hier zu krepieren. Niedergemetzelt von einem verdammten Verräter, der in einer Nebelbank aufgewachsen war. Sicherlich steckte irgendein Trick dahinter. Andernfalls hätte Ailas Saul zu diesem Zeitpunkt nicht bezwingen können. Aber das war egal. Saul war einen völlig bedeutungslosen Tod durch jemanden, den er gar nicht kannte gestorben. Er hatte sich wirklich auf einen letzten Kampf gefreut. Diesmal hätte er sich selbst getötet nur, um Saul mitzunehmen. Seine Todesliste war andererseits noch nicht zu Ende. Der nächstverhasste Mensch wartete doch praktisch nur auf sein Ende... Eton... er sollte es nicht wagen zu sterben, bevor er ihn tötete. Und Hardin und Urias kamen auch noch dran... Und dann... dann... was dann?

Narsi blickte den Adepten, der ihr gegenübersaß, geringschätzig an. Ein mirnurzurianianischer Möchtegernadept, dem die Ehre ihrer Gegenwart zuteilwurde.
"So was hast du herausgefunden?"
"N-nun, die... äh... die Untersuchungen des Windturmes in Mirnurzar hat ergeben, dass er mit dem der einmal in Silkanas gestanden hat übereinstimmt, also... ist der Jupiterstern Silkanas mit ihm kompatibel.", antwortete der Adept.
"Deine Gegenwart wird nicht länger benötigt. Kehre auf deinen Posten beim Scharfrichtergipfel zurück.", befahl sie ohne auf das gesagte einzugehen.
Der Adept erhob sich verneigte sich überstürzt und eilte für ihren Geschmack etwas zu schnell aus dem Raum. Wirklich wie überaus unangenehm ihre Anwesenheit auf andere Lebewesen zu wirken schien. Und sie spie jemand untergeordneten noch nicht einmal wie ihr Vater - Möge er in der Hölle schmoren - Todesdrohungen zur Begrüßung ins Gesicht.
"Vater gefällt es nicht, wenn du so über ihn denkst, Narsi...", erklang eine zittrige Stimme aus dem Schatten hinter ihr.
"Das soll er mir ins Gesicht sagen.", erwiderte sie ruhig.
"A-aber er hat doch keine Zunge mehr." Der Sprecher trat hinter ihr aus dem Schatten. Es handelte sich um einen Mann ein wenig älter als sie selbst mit schulterlangem schwarzen Haar, der bleich und dürr war und während er zu dem Sitz ihr gegenüber war wirkte sein Gang so zittrig wie seine Stimme. Der Mann trug ein edle schwarze Uniform an der die Knochen eines Skeletts angebracht waren. Die Armknochen an den Ärmeln die Bein Knochen an den Hosenbeinen, sogar jeder einzelne Finger des Skelettes war mit den Handschuhen des Mannes verbunden. In den Händen hielt er den Schädel. Schließlich ließ er sich ihr gegenüber nieder. Und begann mit dem Kiefer des Schädels in unregelmäßigen Abständen klappern zu lassen.
"Was tust du da, Naamos?", fragte sie ruhig.
"M-morsecode..."
"Ich werde meine Wortwahlkorrigieren, weil du es bist. Es interessiert mich nicht, ob Vater es gefällt was ich tue oder denke."
Naamos wurde noch bleicher als zuvor, dann begann er mit unglaublicher Geschwindigkeit anzusprechen: "Du machst ihn böse! Bitte sag so etwas nicht. Du machst ihn böse! Vater ist böse, Narsi! Bitte entschuldige dich! Er wird wütend... Ah.... AAAAAAAAAAAH!"
Der Schrei hielt noch eine Weile an, dann verstummte Naamos augenblicklich und sein Kopf sackte herunter. Der Schädel entglitt seinen Händen und fiel auf den Boden.
"Du bringst deiner Familie auch im Tod noch Schande, Vater...", murmelte die Kaiserin leise.
Saitu und Sinaphie näherten sich der Windtänzerin. Der Weg würde nicht mehr lange dauern. Ein lächeln bildete sich auf seinen Lippen. Die Zeit war reif. Er schaute sich noch ein letztens mal um, ehe er mit seinem Ausbrechversuch begann.
Während seiner ersten plötzlichen Bewegung drehte sich Sinaphie blitzartig um. Ailas Hand ging absichtlich in die Richtung des Wurfpfeils. Gleichzeitig sah er, wie er gleich von ihrem Messer getroffen werden würde. Noch ehe ihn das Messer berührte, zerbrach es nutzlos. Stattdessen wurde er von einem Waffenlosen Angriffs Sinaphies erfasst. Er keuchte nur kurz, doch der Treffer war überraschend ineffektiv gewesen. Gleichzeitig spürte die Aerorill wie sie von ihm gepackt wurde.
Ailas [denkt]: Reingefallen.[sagt]: Hab ich DICH!
Die gepackte Stelle fror Augenblicklich ein und das Eis würde sich auf ihren ganzen Körper ausbreiten. Saitu, der sich erst jetzt umgedreht hatte, beobachtete aufrichtig überrascht , dass dieser Junge trotz des Wurfpfeils in der Lage war Psynergie zu wirken. Die Augen des jungen leuchteten seltsam. Als sein Blick Sinaphies zerbrochenen Messer galt verstand er. Er hatte die Unterdrückungsfähigkeiten seines Wurfpfeils zerstört, ohne den Gegenstand selbst zu beschädigen, so konnte er den Raub seiner Psynergie vortäuschen. Dies war zumindest die einzig logische Begründung hinter all dem. Allerdings widersprach eine winzige Sache dem ganzen. Saitu hatte gespürt, wie Ailas Psynergie unterdrückt worden war. Im selben Moment realisierte er, was er falsch gemacht hatte. Dieser Junge hatte bereits in Nebelnest sowie auf der ganzen Reise seine Psynergie unterdrücken können. Warum also auch nicht vorhin? Er würde ihm zutrauen, dass er auch in der Lage gewesen war, sie ganz zu unterdrücken. Er fluchte. Warum hatte er bloss nicht damit gerechnet?
Sinaphie: Lass mich los!
Sie schlug und trat mehrfach ununterbrochen auf Ailas, der sich nicht davon beirren ließ und seinen Griff nicht lockerte. Ihre Angriffe waren genauso kräftig wie vorhin, der Schaden den sie bei ihren Angriffen verursachte verschwand erstaunlich schnell. Er brauchte nur ein wenig. Wenn sie komplett eingefroren war, dann war sie so gut wie tot. Ein Blick zu Saitu verriet ihm, dass er seine Technik verstand. Dies wiederum gefiel ihm überhaupt nicht. Er verstand höchstwahrscheinlich, dass er das Wasser in seiner Umgebung benutzt hatte um sich zu heilen. Diese Selbstheilungen fand ununterbrochen statt bis zu einem festgelegten Zeitpunkt. Die Heilung selbst war dadurch etwas schwächer geworden und saugte nur Wasser in kleinen Mengen von der Umgebung auf, um ihn zu heilen, was einerseits gut gewesen war, da er so nicht auffiel. Da er nicht vorhatte eine ganze Stadt zu heilen, reichte dies für eine einzelne Person mehr als locker aus. Das Meer war schließlich nicht sehr weit weg.
Saitu: Witterung!
Noch ehe Sinaphies nächster Angriff treffen konnte, ließ er sie schließlich los. Ailas fluchte innerlich. Musste dieser Typ ihm alles kaputtmachen? Wenigstens war ein drittel des Aerorill eingefroren. Unter diesen Umständen würde sie nicht kämpfen und ihm gefährlich werden können.
Ailas lachte sehr kurz und richtete sich bereits auf, als er gleichzeitig den Pfeil durchtrennte und seine Wunden von eben 'einfror'.
Ailas: Vorhin hattest du gemeinsam mit ihr sehr gute Chancen gehabt, Saitu. Nun ist sie aber nicht mehr als ein halb gefrorener Huhn den man auf dem Markt zum Verkauf anbieten könnte.
Saitu: Du hast das ganze nur gespielt um an sie ran zukommen...?
Sinaphie konnte sich zu Ailas seine Überraschung immer noch bewegen. Für ihre Verhältnisse sogar recht gut. Sie hatte nicht genug? Er würde nicht wie Kudo sein und dieses Ding verschonen.
Ailas: Eisraketen!
Saitu: Warte, nein! Hydrostrahl!
Der Strahl fraß sich durch Ailas seine Angriffe durch und erfassten ihn erneuert an der rechten Schulter. Der höllisch brennende Schmerz tat so weh und sorgte dafür, dass er sich an seiner verletzten Stelle festhalten musste.
Saitu: Halte dich zurück Sinaphie und überlass ihn mir. Dieses Eis macht dich an den gefrorenen Stellen sehr leicht zerbrechlich was tödliche Folgen mit sich bringen könnte.
Langsam nervte er ihn. Er schien genau zu wissen, was seine Wasserpsynergie bewirkte.
Ailas: Aus diesem Grund hatte ich gehofft auf so wenige wie möglich von euch zu treffen. Du bist wahrhaft mächtig Saitu genau wie Sinaphie. Ihr bedient euch von eurer eigenen Macht. Nicht von irgendwelchen Artefakten oder Gegenständen die eure Kampfkraft so stark unterscheiden. Du Saitu, bist allerdings anders. Ich verstehe was du mit Erfahrung meintest. Du bist kein dummer Mann. Deshalb zeige ich dir etwas neues.
Saitu schaute konzentriert auf den Akestas. Er besaß anscheinend die Fähigkeit Objekte und andere Hilfsmittel problemlos ganz oder nur teilweise zu zerstören. Die Psynergie des Wasseradepten war auf einem ungewöhnlich hohen Niveau. Ausserdem nutzte er nicht allzu selten beschränkte 'Zeitmagie' mit denen er die Stabilität und Wirkung seiner Psynergie manipulierte. Von einer solchen Kämpferklasse hatte er noch nie etwas zuvor gehört. Was sollte als nächstes kommen?
Saitu bemerkte wie Sinaphies restliche Körperteile langsam anfingen einzufrieren, da sich ihr Psynergiestrom schon längst eingefroren war.
Ein Blick in die Umgebung verriet ihm, dass er erneuert das Wasser aus der Umgebung benutzte. Diesmal aber für keinen Angriff. Ailas absorbierte sie um kurzzeitig seine Psynergie zu erhöhen. Die Unterstützung die er dadurch bekam war vergleichbar mit einem Adepten, der im jeweiligen entzündeten Leuchtturm der Elemente kämpfte. In diesen Umständen würde er in einem verlängerten Kampf im Handicap stehen.
Saitu: Hydrostrahl!
Ailas: Nicht noch einmal. Frost Prisma! Polagra! Eisrakete! Stoßgebet!
Zu Saitus Überraschung wirkten alle Psynergie gleichzeitig, was Ailas wohl durch die Manipulation der Wirkungszeit schaffte. Dies dürfte ihm unglaublich viel Psynergie kosten, was zurzeit seine geringste Sorge sein dürfte. Der Strahl und die Angriffe trafen aufeinander und neutralisierten sich gegenseitig. Ailas schüttelte seinen Kopf und sah dann zu Saitu.
Ailas: Dieser Kampf hat keinen Sinn. Der Aufwand ist für beide Seiten größer als der Nutzen an sich. Deshalb werdet ihr mich gehen lassen.
Plötzlich lösten sich alle Manipulationen die Ailas getätigt hatte auf. Er schien nicht mehr weiterkämpfen zu wollen. War er am Ende? Irgendwie bezweifelte Saitu dies.
Saitu: Warum sollten wir das tun?
Ailas: Weil ihr mich nicht so einfach besiegen oder einsperren könnt ohne das ich wieder stehe. Töten wollt ihr mich ganz gewiss nicht.
Sinaphie: Da irrst du dich.
Der Taan lächelte wissend. Wenige Sekunden später erschienen eine schwebende kleine blaue Kugel vor Ailas – Der Merkurstern. Das konnte nicht sein. Sie hatten die Nachricht bekommen, dass... Im selben Moment meldete sich Paka per Kommunikationskristall bei Saitu, dass der Stern verschwunden sei. Sinaphie passte im selben Moment auf, dass der Akestas keine plötzliche Bewegungen tätigte. Das Lächeln im Gesicht des Jungen wurde breiter.
Ailas: Zerstörung!
Der Merkurstern zersplitterte und explodierte in unzählbare Stücke. Der erste Maat sowie die Aerorill verblassten Augenblicklich. Saitu trennte abwesend die Verbindung zu Paka. Es war ein Schock für die beiden. Tausende von Fragen sammelten sich in ihren Köpfen. Wie sollte Mirnuzar nun gerettet werden?
Sinaphie: Du hast den Merkurstern ZERSTÖRT?!!! Du bist selbst aus Nebelnest... Wie konntest du nur....?!
Saitu: Nein... das kann nicht sein... der Stern...
Der junge Adept lachte begnügt über das was die beiden sagten. Der Merkurstern war in der Tat zerstört worden.
Ailas: Ihr versteht Gar nichts. Nicht ich bin der derjenige der den Merkurstern zerstört hat, sondern ihr wart die diejenigen die ihn BEINAHE zerstört hätten.
Beide verstanden kein Wort. Ailas saugte die Energie des Merkursterns in kürzester Zeit in sich, in dem er die Splitter und die Energie die es hinterlassen hatte absorbierte. Zeitgleich stieg seine Macht enorm an. Saitus Zorn stieg von Sekunde zu Sekunde an. Hatte er den Merkurstern nur zerstört um ihn absorbieren zu können? Ihm war völlig unklar wie er es geschafft hatte. Das Lachen des jungen Wasseradepten hörte auf und wenige Sekunden später bildete sich in seiner Hand eine kleine blaue Kugel. Ailas genoss es wie sie ihn ungläubig anschauten. Seine Macht hatte wieder im selben Umfang abgenommen. Der Merkurstern war wieder in seiner Hand.
Ailas: Versteht ihr es nun? Der Merkurstern und ich... sind verbunden. Dieser ist allerdings mehr Abhängig von mir als ich von ihm. Sobald ich sterbe.... Könnt ihr euch vorstellen was dann mit dem Stern geschieht, Saitu, Sinaphie?
Sinaphie: Du bluffst. Der Merkurstern gehörte ursprünglich zu un-
Ailas: Schweig. Ihr habt nicht die geringste Ahnung was unser Clan mit dem Merkurstern alles angestellt haben, damit sie ihn für sich behalten konnten. All der Leid. Der ehemals mächtige Clan aus Akestas: Die Taans. Ich bin der einzige er noch über ihre Gaben verfügt. Ich kann mich selbst von dem Stern nicht lösen, selbst wenn ich es wollte. Naja... Hier fangt!
Er warf ihnen belustigt den Merkurstern zu, den Sinaphie auffing. Einen Augenblick später tauchte er vor Ailas wieder auf. Saitu konnte es nicht glauben was sie nun dort sahen. Wenn dies stimmte, dann hatten sie nahezu kaum Chancen den Merkurstern in ihren Besitz zu bringen und somit die Leuchttürme der Elemente zu entzünden. Ausser sie töteten ihn und hofften, dass er nur bluffte. Doch was, falls nicht? Konnte er ein solches Risiko eingehen? Irgendwie bezweifelte er, dass sie den Elementarstern von ihm durch irgendwelche Psynergiemanipulationen trennen konnten.
Ailas: Was denkt ihr, warum ich gestattet hatte jemanden wie Kudo den Stern zu tragen? Nun. Was wollt ihr tun?
Saitu wirkte äußerlich wieder ruhiger. Es hatte schließlich keinen Nutzen, wenn sie in Panik gerieten. Ganz gewiss hatte niemand mit solch einer Situation gerechnet.
Saitu: Was hast du vor... Du scheinst nicht nach Macht zu streben. In diesem Fall könntest du den Stern absorbieren und von seiner Macht profitieren ohne das du ihn wiederherstellen brauchst. Oder tust du es nicht, weil du auf keine fremde Macht zugreifen willst? Was ist dein Ziel?
Ailas: Ich bin euch keine Rechtfertigung schuldig.
Er bemerkte die unzufriedenen Blicke der beiden.
Ailas: Solange ihr den Marsstern nicht habt, spielt das ganze sowieso keine Rolle für euch. Ich habe meine Beweggründe, weshalb ich den Stern benötige. Ihr könnt die, für euch 'knappe' Zeit, entweder weiter mit mir verschwenden oder nach dem Marsstern suchen gehen. Die Wahl liegt bei euch.
Sie antworteten nicht. In diesem Moment bildeten sich große Eiswände um ihn, die ihn einschlossen. Das was in seinem inneren vorging konnten die beiden nicht erkennen. Langsam würden diese Wände anfingen zu schmelzen. Doch irgendetwas sagte den beiden, dass sie darin nicht mehr Ailas vorfinden würden.

Tsuka bemerkte die selbe dunkle Präsenz die sie vor wenigen Stunden gespürt hatte. Als sie sich genauer in die Richtung konzentrierte, spürte sie den Halbdämon der in seinen Händen das Mädchen, scheinbar unversehrt, trug. Wortlos legte er sie ab und schaute dann mit einem fragenden und misstrauischen Blick zu ihr.
Melfice: Was sagst du nun? Alles so wie du es haben wolltest, Tsuka?
Er würde abwarten, was sie zu sagen hatte. Der Mann den er getroffen hatte war gerissen. Hundert Prozent vertraut hatte er ihm nicht. Vertrauen schenkte er nämlich zu niemandem. Er würde erst sehen, was das Mädchen dazu zu sagen hatte. Falls alles in Ordnung war, dann würde nicht mehr viel bleiben, bis er von den Geheimnissen im Buch erfuhr.
Isaac sah die hohlen mit einer brodelnden Flüssigkeit gefüllten Kristallsäulen, die sie umgaben prüfend an. Sie standen auf einer Art Brücke, die vom Eingang des Tempels, über einen Abgrund zu einer Kammer führte, in deren Mitte zwei Sensen über einem Sockel schwebten. Eine aus Licht und eine, die materiell wirkte, dennoch konnten sie keine von Beiden berühren. Abgrund war nur ein absolut schwarzes Loch unter ihnen. Die Kristallsäulen mussten vom Grund dieses Loches aus bis zur Decke reichen, die er ebenfalls nicht erkennen konnte, da sie zu hoch war, und waren in regelmäßigen Abständen an beiden Seiten der Brücke zu sehen. Dieser Ort schien so aufwendig gebaut wie sinnlos zu sein. Aaron und Garet hielten, im Augenblick beim Ausgang Wache, während er nach einem anderen Ausgang suchte. Wären seine Augen ein wenig mehr wie Semihs, hätte er es inzwischen wahrscheinlich gefunden. Augen wie Semihs! Er erstarrte, als er erkannte, dass unzählige rote Augen in den Kristallsäulen auf und abströmten und sie alle blickte ihn kalt und hasserfüllt an. Dann begannen sie langsam rot zu leuchten. Eine enorme Hitze trieb ihm den Schweiß ins Gesicht. Er blickte zu der Quelle der Hitze und erkannte einen riesigen Feuerball, der von oben in seine Richtung stürzte. Er warf sich zur Seite und errichtete einen Schutzschild, um den Flammen zu entgehen, die der Brücke in Brand setzten. Die Flammen zogen auch Garets und Aarons Aufmerksamkeit auf sich, die ihm zur Hilfe eilten. Er erkannte einen Sturm von Meteoriten, der von oben auf sie hinunterstürzte. Die drei Adepten blockten die aus dem nichts erschienen Himmelskörper, doch die Meteoriten gaben der Brücke den Rest, die schließlich einbrach, doch zu seiner Überraschung stürzten sie nicht, besonders tief, da sich ein Portal unter ihnen auftat. Er fing seinen Aufprall in absoluter Dunkelheit ab. Der Raum, in den sie das Portal geführt hatte war offenbar absolut dunkel. Garet entzündete neben ihm einen Feuerball, über seiner Handfläche, der sich wenig später aufspaltete, so dass der Raum von einer Reihe schwebender Feuerbälle erleuchtet wurde oder besser gesagt ein kleiner Teil der riesigen Halle, in der sie standen. In regelmäßigen Abständen standen hier Wesen, die übermenschliche Größe und einen menschenähnlichen Körperbau besaßen. Isaac blickte zu ihren Gesichtern hinauf und leere Augenhöhlen starrten zurück. Die Besitzer der Augen.
"Das sind unzählige...", meinte er atemlos.
"Äh, Isaac erinnerst du dich an diesen hier?", fragte Garet und deutete auf eine deutlich kleinere Gestalt ohne Augen.
Isaac erstarrte das war doch...
"Isaac?!", fragte die augenlose Gestalt wutentbrannt, "Du bist Semihs Bruder nicht war?"
Sie wichen von der schreienden Gestalt zurück im Gegensatz zu den anderen war dieser hier offenbar lebendig.
"Wie war noch mal dein Name?", fragte Isaac den Orientierungslosen, "Ich glaube, du hast ihn uns gegenüber nie erwähnt."
"Mein Name? Ich bin Zoga.", antwortete der Augenlose.
"Weißt du was das hier für ein Ort ist?"
"Wie kommst du dazu mit mir zu reden, als wären wir alte Bekannte? Dein Bruder hat mich umgebracht."
"Du hast ihn auch getötet, vergessen?", fragte Garet.
"Äh, was? Ich habe ihn getötet? Redet keinen Unsinn. Er hat Chaospsynergie eingesetzt und mich getötet."
Isaac überlegte kurz, dann erinnerte sich, dass Semih den originalen Angreifer getötet hatte und danach die zukünftige Variante erschienen war.
"Das ist im Augenblick unwichtig. Ohne deine Augen hast du ohnehin kaum Fähigkeiten.", warf Aaron ein.
"Ich war ein Genie in meinem Volk auch ohne die Augen, aber wenn ich nicht einmal sehen kann, dann kann ich es nicht mit ehemaligen Hütern und dergleichen aufnehmen."
"Warum kannst du dich eigentlich als einziger Bewegen?"
"Das ist nicht der Fall.", ertönte eine tiefe Stimme von oben herab, die einem Giganten gehörte, der die normalen umstehenden noch überragte, "Ich bin Tynois, der Vater dieser bewegungslosen Geschöpfe. Und ebenfalls Semihs Feind."
"Wir können uns bewegen, weil wir diesen Ort ohne Augen erreicht haben, nachdem Semih sie an sich gerissen hat.", sprach Zoga.
"Aber wir sind die einzigen, weder mein alter Verbündeter noch diese lästige Harpie sind an diesen Ort gelangt, aber über die Zeit ist eine beträchtliche Anzahl meiner Kinder an diesen Ort gelangt.", kam es erneut von oben.
"Dann sind die Augen in den Säulen...", begann Isaac.
Tynois unterbrach ihn: "Die Augen meiner Kinder, die ihr gesamtes Bewusstsein enthalten, aber nur die Kraft der 3.Stufe meiner Augen haben."
"Was ist dieser Ort? Ein Lagerhaus für Leute wie Semih?"
"Nein, über die Zeit habe ich weitere Räume gefunden, in denen andere Lebewesen gefangen sind, die nicht identifiziert werden konnten."
"Warum wollten sie uns dann vernichten?"
"Das sollte euch diese Kreatur erklären... Ich glaube er nannte sich selbst Sarek."
Isaacs Gesichtsausdruck versteinerte. DER auch noch? War es nicht schlimm genug das Semihs alte Feinde sich hier versammelten und sie Möglicherweise jeden Moment angriffen?

Doch Saitu erkannte überrascht, dass sie sich täuschten. Als die Wände geschmolzen waren lag Ailas am Boden und eine Gestalt in schwarzer Kutte stand über ihm.
"Wieso wirkt meine Psynergie nicht?", fragte Ailas schwer atmend.
"Ich wandle deine Psynergie in gewöhnliches Wasser um, dass dir zwar erlaubt dich zu heilen, aber nicht so gut zu manipulieren ist wie die Sternenkraft, aber viel wichtiger wandle ich den größten Teil der Luft um dich herum in windelementare Sternenkraft um. Die Blitzvariante versteht sich. So ist deine Atemluft begrenzt und die Elektrizität legt deine Muskeln lahm. Das du, um die Schnittwunde, die ich dir eben am Arm zu gefügt habe zu heilen, Wasser absorbiert hast hat die Situation übrigens nicht verbessert.", sprach der Kuttenträger, "Schwester Amirwin ist sicher nicht sehr erfreut davon zu hören. Sie ist kein Freund von Gewalt, aber ohne den Merkur-Stern ist Mirnurzar verloren, dass wird sie verstehen."
"Warum ist dein verdammtes Messer nicht zersprungen, bevor du mich geschnitten hast. Ich habe meine Kräfte benutzt."
"Oh, die Kräfte der Taan funktionieren nicht bei einem Messer wie diesem, weil es aus Knochen ist. Und deswegen einst selbst lebte. Nehmt ihr es kleine Aerorill." Er warf das Messer zu Sinaphie, die es auffing und kurz betrachtete. "Und ihr 1. Maat die Dschinns müssen aufpassen, weil die Taan sie nur, als ein Hilfsmittel für Menschen ansehen und eine Zerstörungsfähigkeit haben, die sie tatsächlich über ihre physische Form hinaus verletzen können."
"Wer zur Hölle bist?", fragte Ailas wütend.
"Was soll ich darauf antworten? Skrasas? Das würde dir nichts sagen. Ein Feind? Das wäre nicht korrekt, weil ich gar nicht weiß was du tun willst. Die Person, die mehr über deine Blutlinie weiß, als du? Das wäre ein wenig arrogant nicht wahr?"
Skrasas legte seine Hand auf Ailas Augen, der auf der Stelle einschlief.
"Was habt ihr getan?", fragte Saitu.
"Oh, Schlaf der Ewigkeit nennt sich diese Technik, weil sie ohne korrekte Gegenformel für immer hält. Einige Berührte können sie brechen, aber sie schlafen dann andauernd ein und müssen sie dann erneut brechen.", Skrasas hob Ailas auf seine Schulter, "Schien erstmal die beste Lösung zu sein."
"Ich danke euch.", sagte Saitu schlicht.
"Kein Grund mir zu danken, seine Taten waren der einzige Grund warum ich eingegriffen habe.", meinte Skrasas, während er mit Ailas die Planke der Windtänzerin betrat, "Ich richte die Menschen nicht zu Grund ich helfe ihnen nur es selbst zu tun."
Saitu wusste nicht recht was er von Skrasas oder seiner letzten Bemerkung halten sollte, aber folgte dem mysteriösen Gast auf die Windtänzerin.
"Sieht aus als ob wir endlich hier weg könnten."
Reyter:Vestehe. Ich werde ein paar von meinen besten Männern abstellen, damit sie sich mir für diesen Besuch anschließen. Allerdings nicht viele. Wie ich sagte: Wir stecken gerade in aufwendigen Vorbereitungen für einen Angriff. Ein Angriff der meine Anwesenheit erfordern wird.
Jad:Das verstehe ich Kriegsherr. Ich und meine Kaiserin hoffen, dass das Treffen gut und zügig verläuft.
Der Kriegsherr lächelte freundlich.
Reyter:Ich ebenso, Meister Jad. Ich bin in ungefähr vier Stunden bereit zum Aufbruch. Ich schicke Sfasesh nach Ihnen, damit Sie ihm beim Erstellen eines Weltenportals behilflich sein können.

War die Entscheidung richtig gewesen? Er fragte sich das immer wieder. Lagmar hatte eine Familie in Polina. Wie würde sie auf seine Entscheidung reagieren? Würden sie ihn verstehen? Oder hielten sie es für selbstsüchtig?
Teol:Hören Sie mir überhaupt zu, Lagmar?
Er zuckte unmerklich zusammen, als ihm bewusst wurde, dass er General Teol gerade ignoriert hatte.
Lagmar:Natürlich, ich-
Teol:Für den Fall, dass doch nicht, wiederhole ich es noch einmal. Dieses Gerät kommt aus Ristemé und sendet Energiewellen aus, die auf deren Gegenstücke empfangen werden können. Ich habe drei davon. Eines ist für Sie, eines bleibt bei mir und das andere händige ich Lord Umbrio aus. Sie funktionieren anders als Kommunikationssteine der Psynergy. Wir können kein direktes Gespräch führen, sondern nur Nachrichten versenden die eine Weile brauchen, bis sie die Gegenstücke erreicht. Aber aus diesem Grund ist ihr Signal auch viel stärker. Es wird also auch den Sturm durchdringen. Wir werden es benutzen, um Berichte von Ihnen zu empfangen und Ihnen Anweisungen zu geben, wenn dies nötig ist.
Lagmar drehte das kleine bronzefarbene tellerförmige Gerät in seiner Handfläche, auf dessen flachen Seiten jeweils eine Vertiefung war.
Teol:Das Gerät ist leicht zu bedienen, also sehen Sie zu, dass es nicht in fremde Hände fällt. Sie müssen den Hexen da draußen auch nicht unbedingt auf die Nase reiben, dass es existiert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihnen der Gedanke gefällt, dass sie in irgendeiner Form mit der Außenwelt verbunden sind.
Lagmar:V-Verstehe.
Teol:Das hoffe ich. Man hat Ihre persönlichen Sachen für Ihrer Tür abgestellt, also ist das unser vorerst letztes Aufeinandertreffen. Wenn es Sie beruhigt: Mir gefällt es auch nicht sonderlich Ihren Posten durch jemand anderen vertreten zu lassen. Wenn Lord Umbrio Sie nicht hier benötigt, holen wir Sie wieder ab, versprochen.
Lagmar rang sich zu einem schwachen Lächeln durch. Das beruhigte ihn tatsächlich. Er war sich nicht sicher, aber Teol hatte ihm möglicherweise gerade ein Kompliment gemacht. Er salutierte.
Lagmar:Sehr wohl, General. Ich wünsche gute Reise.
Teol:Gute Jagd, Lagmar. Machen Sie Oscasiane keine Schande.
Mit diesem Abschied drehte er sich um und verschwand durch seine Zimmertür. Lagmar schob das Gerät in seine Tunika. Hoffentlich hatte er die richtige Entscheidung getroffen.

Er wurde gerade vorbei geführt. Lashon, Kanra und Sylvos sahen fast wie versteinert zu, wie zwei von der Crew in Begleitung des Käptens Ailas auf einer Trage unter Deck brachten. Wie alle anderen fragten sie sich nach dem Wieso. Was für Gründe könnte Ailas gehabt haben, sie zu verraten und Mirnuzar seinem Schicksal zu überlassen? Saitu sah sie und kam zu ihnen hinüber.
Saitu:Kanra! Gut, dass ich Euch gefunden habe. Könnt Ihr nach Sinaphie sehen?
Kanra:Sinaphie? Was ist mit ihr?
Saitu:Sie ist oben im Aussichtsturm. Ich bin mir nicht sicher, aber ihr Verhalten macht mir sorgen. Vielleicht ist es nichts, aber vielleicht doch. Möglicherweise hat es vorhin ihren Stolz verletzt, dass sie Ailas beinahe entkommen lassen hat. Ich habe schon versucht ihr zu erklären, dass es nicht ihre Schuld war, aber sie scheint mir nicht zuzuhören. Vielleicht erreicht Ihr mehr.
Kanra:Sicher, ich gehe.
Sie ging zum Maschennetz hinüber und begann daran hinaufzuklettern.
Lashon:Was genau passiert jetzt mit Ailas?
Saitu schien eine Weile über seine Frage nachzudenken.
Saitu:Das kann ich nicht genau sagen. Fürs erste werden wir ihn der Negationskammer einsperren.
Sylvos:Die was?
Saitu:Unsere Arrestzelle, wenn ihr so wollt. Sie befindet sich im hinteren Teil des Schiffs. Unser Experte Sazael hat sie gebaut.
Lashon:Negationskammer... ist das nicht so ein Raum, dessen Wände aus einem besonderen Gestein bestehen, dass sämtliche Psynergy im Inneren unterdrückt?
Saitu:Nicht ganz richtig, aber es ist unmöglich Psynergy im Inneren zu wirken, ja. Sazael würde mich jetzt für meine schlechte Beschreibung zurechtweisen, aber ich werde es probieren. Dieses Gestein erschafft ein Feld, das rohe Psynergy im Inneren zerfasern lässt. Damit auch die Psynergy, die in dem Körper eines Adpeten gespeichert ist. Es ist also so, als wäre die eigene Psynergy dauerhaft erschöpft.
Sylvos:Ich verstehe, so sind psynergyunterdrückende Fesseln überflüssig. Ich habe noch nie von diesen Dingern gehört. Woher kennst du sie, Lashon?
Lashon:Ich habe nur vage Gerüchte gehört. Wurde der Bau nicht einstellt, als festgestellt wurde, dass mit Psynergy erfüllte Gegenstände wie unsere Waffen in der Nähe eines solchen Feldes unwiderruflich ihre Kräfte verlieren?
Saitu:Sie sind gut informiert, Lashon. Ja, das ist richtig, allerdings kann dem Stern selbst nichts passieren. Und das Feld ist nur nach Innen gerichtet, also müsst ihr euch keine Sorgen machen, wenn ihr der Kammer zu nahe kommt.
Sylvos:Wird Ailas denn nicht den künstlichen Schlaf verlieren, wenn er die Kammer betritt?
Saitu:Es könnte im unwahrscheinlichsten Fall passieren, aber dieses Feld löst eigentlich nur rohe Psynergy auf. Der Käpten ist sicher sicher, dass dieser Schlaftechnik nichts geschieht und da Ailas in dieser Kammer einen elementaren Widerstand von null, wie ein Unberührter hat, wird er ihn unmöglich brechen können. Und selbst wenn er wach ist, kommt er da nicht raus. Die Kammer ist ursprünglich dazu gedacht, Reyter oder gar einen seiner engsten Offiziere darin festzuhalten. Sie muss das Alles also können und bisher hat Sazael nie etwas vermasselt. Da fällt mir ein... Sylvos? Wollt Ihr kurz mit mir kommen?
Sylvos:Wohin geht es?
Saitu:Ich fürchte Ailas hat meine Ausrüstung zerstört und ich hörte, Ihr habt die Eure verloren. Kommt mit in die Rüstkammer, wir können uns sicher von ein paar guten Stücken für Euch trennen.
Sylvos sah auf seine Hand, wo der Ring ruhte, den Kanra ihm wieder zurückgegeben hatte. Das war alles, was von seinem alten Zeug übrig geblieben ist. Er könnte neue Ausrüstung gebrauchen.
Sylvos:Gerne, das Angebot lehne ich sicher nicht ab.
Saitu:Keine Ursache. Kommen Sie.
Die beiden ließen Lashon alleine. Dieser starrte nachdenklich eine Minute auf das Meer hinaus, während der Deregallhafen sich immer weiter von ihnen entfernte, sprang plötzlich auf und lief zum hinteren Teil des Schiffes. Er wollte gerade unter Deck gehen, als ihm jemand entgegen kam.
Sciz:Hey, Lashon. Der Junge wird langsam ungeduldig.
Lashon:Wer?
Sciz:Dieser Talion. Du und Kanra sollt ihn so bald wie möglich aufsuchen.
Lashon:Kanra ist gerade auf dem Aussichtsturm. Sie ist dort eine Weile beschäftigt. Wenn sie herunter kommt, kann sie mich bei Kudo finden. Dann können wir zu Talion gehen und in Erfahrung bringen, wo wir den Marsstern finden.
Sciz zuckte mit den Mundwinkeln.
Sciz:Kudo?
Lashon nickte. Er wusste das Sciz wie viele andere auch eine Abneigung gegen ihn hatten und ihre Gründe waren durchaus nachvollziehbar. Ein sachtes Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
Lashon:Ich weiß, was du denkst. Aber Kudo hat heute auf einen Schlag seine Schwester und seinen besten Freund verloren. Ich kann ihn nicht einfach damit alleine lassen.
Sciz:Hm... Naja, ist deine Entscheidung. Sieh nur zu, dass es nicht zu lange dauert. Der Käpten möchte nachher eine Ansprache halten und es scheint um etwas Großes zu gehen.
Lashon nickte wissend.
Lashon:Ich weiß. Ich glaube wir kriegen jetzt den Rest der Geschichte zu hören, den Paka bisher vor uns und seinen Leuten verborgen hat.
Der Windadept sah ihn fragend an.
Sciz:Davon abgesehen, dass er ein ehemaliger galatanischer Kriegsherr war? Was kommt denn noch?
Lashon:Ich habe eine Vermutung. Aber wir werden sehen, wenn es soweit ist. Vergiss nicht, Kanra zu informieren.
Sciz:Mach ich.
Lashon klopfte ihm dankbar auf die Schulter und ging unter Deck.

Tsuka:Lucya!!
Ohne den Halbdämon zu beachten stürzte Tsuka auf das Mädchen los, ging neben ihr in die Hocke und setzte sie auf. Sie war immer noch bewusstlos und gefesselt, also schnitt sie zuerst die Seile mit ihrem Messer durch. Als sie immer noch nicht wach war, schüttelte Tsuka sie durch.
Tsuka:Lucya! Lucya!! Kannst du mich hören?!
Das Mädchen hustete und öffnete langsam ihre Augen. Zusammen mit Tsukas Hilfe setzte sie sich richtig hin.
Lucya:Au... Mein Kopf...
Tsuka:Lucya, geht es dir gut?!
Lucya:Mir tut mein Kopf höllisch weh... Aber sonst... Nein, nein ich denke nicht. Was ist passiert?
Tsuka:Du erinnerst dich an nichts? Was ist mit den Männern, die dich entführt haben?!
Lucya:... Ich... wurde entführt?
Tsuka seufzte erleichtert. Ich war wirklich zurück. Mit Tränen in den Augen schloss sie Lucya in die Arme.
Tsuka:Ich war so krank vor Sorge... Aber jetzt bist du in Sicherheit. Wir suchen Anarath und dann kann dir nichts mehr passieren.
Melfice rollte leicht angewidert mit den Augen. Diese Gefühlsduselei der Mädchen machte ihn noch ganz krank.
Melfice:IST denn nun alles zu deiner Zufriedenheit? Oder nicht?
Lucya sah fragend auf und stieß einen spitzen Schrei aus, als sie Melfice sah. Tsuka hielt sie fester und gab ihr zu verstehen, dass sie sich beruhigen konnte. Melfice schnalzte verächtlich mit der Zunge.
Melfice:Behandelt man so seinen Retter?
Lucya:Meinen... was?
Tsuka:Ich fürchte es stimmt. Du musst dich nicht fürchten. Sein Eid lässt nicht zu, dass er dich verletzt oder etwas geschieht, was dich in naher Zukunft gefährden wird. Ist es nicht so?
Melfice:Ich erinnere mich. Und du? Weißt du noch was du versprochen hast?
Tsuka:Gewiss. Ich werde dir den Inhalt deines Buches übersetzen. Aber ich würde dir gerne ein paar Fragen stellen. Wenn du nichts dagegen hast.
Melfice knurrte ungeduldig.
Melfice:Kommt auf die Fragen an.
Tsuka:Zum einen wüsste ich gerne, wer versucht hat uns zu entführen.
Melfice:Damit habe ich mich nicht aufgehalten. Ich habe einfach nur das Mädchen zurückgebracht.
Sie schien nicht zu bemerken, dass er log.
Tsuka:Oh... verstehe. Dann hoffe ich, dass wir sie nicht so bald wiedersehen. Dann wüsste ich gerne, wieso du den dunklen Turm aktivieren willst. Oh und wo genau ich ihn finden kann! Ich würde fast alles dafür geben, wenn ich mich da mal umschauen könnte! Da müssen Unmengen von Wissen begraben sein!!
Genervt senkte Melfice den Kopf.
Melfice:Sonst noch was?
Auf einmal glänzte ihr Gesicht vor Eifer.
Tsuka:Wie alt bist du? Wo ist die Welt der Dämonen? Kann man da irgendwie als Mensch hin? Über was für Kräfte verfügst du? Wie genau funktioniert die Hierarchie und den Dämonenklassen? Wie entsteht ihr überhaupt? Wie entstanden die alten Gesetze zwischen Beschwörer und dämonischen Dienern? Stimmt es, dass...
Und so ging es immer weiter.
Jad vollendete das letzte Zeichen im inneren des Kreises, der stark an einen Teleportkreis erinnerte.
"Das sollte es sein.", meinte Sfasesh etwas entfernt.
"Nicht ganz.", antwortete er, bevor er ins Zentrum des Kreises trat, "Wir haben das Portal mit einer Positionsangabe und allem, aber uns fehlt noch der Schlüssel?"
"Schlüssel?"
"Ja, eine zusätzlicher innerer Kreis, der es erlaubt eine auf diesen Schlüssel abgestimmte Anti-Portalbarriere zu durchdringen. Er wird meistens so angelegt, dass man ihn bei jeder Verwendung neu anbringen muss, damit kein Unbefugter das Portal verwendet. Wäre auch höchstangenehm, wenn ihr euch ein privates Portal erschafft, dass euch ins Wohnzimmer eines einflussreichen Freundes bringt und irgendein Attentäter es dann findet und einsetzt, nicht, also merkt ihn euch gut ohne den landet ihr entweder in irgendeiner Arrestzelle oder jedes eurer Einzelteile woanders. In Kaiserin Narsis Fall könnte die Barriere den Transport in den Magen eines Monsters umleiten."

Sarek blickte überrascht zu den Neuankömmlingen, die von Zoga und Tynois begleitet wurden.
"Was ist denn mit euch passiert?", fragte er mit süßlicher Stimme, "Normalerweise ist die Chance, dass man nach seinem Tod in diese merkwürdige Welt gelangt fast null, wenn man etwas Besonderes ist steigt die Chance allerdings. Stellt sich nur noch die Frage warum ihr hier seid? Inzwischen neigen sie doch dazu zu töten, was sie nicht verstehen."
"Könntest du uns erklären warum?", fragte Isaac.
"Als ich herkam habe ich wohl für etwas Unruhe gesorgt.", die Beiden Schlangenköpfe auf seinem Rücken zischten bedrohlich, "Ich wurde am Ende allerdings so schwer verletzt, dass ich fliehen musste, als ich in dieses Sammelbecken für überlegene Geschöpfe gelangte haben sie es für leichter gehalten mich einfach einzuschließen."
Der Gesichtsausdruck der drei Menschen änderte sich. Er lachte. "Muss euch wohl auch passiert sein, aber das ist egal ich könnte mich jederzeit befreien. Aber mir fehlt leider die Kraft es mit so vielen von denen aufzunehmen. Ihr könntet mir natürlich aus der Patsche helfen."
"Wie? Und warum?"
"Oh, ich weiß wo der Boss des 'Reiches' sitzt, aber allein könnte ich ihn nicht töten. Und zwei Blinde wären auch keine Hilfe. Nun wir werden also hier ausbrechen, diese Augenmonster erwecken, sie die Hüter und Sensenmänner ablenken lassen, den Boss töten und die Kontrolle übernehmen."
"Und warum?", fragte Garet, "Wir haben vielleicht keine sonderlich guten Chancen, aber du mit der Kontrolle über all diese Hüter wäre auch nicht besser."
Er lachte. "Ich töte euch, wenn ihr euch widersetzt."
"Du solltest nicht glauben, dass wir nicht stärker geworden sind in den Jahren, nach deinem Tod."
"Ihr seid sogar schwächer!" Er spie einen grünen Strahl nach den drei Adepten, die mühelos abblockten.
Ein Flammenstrahl traf ihm im nächsten Augenblick und schickte ihn Richtung Wand. Er stürzte zu Boden rollte weiter und erhob sich mühelos.
"Noch mal?", fragte er grinsend, "Ich glaube ihr habt es nie bemerkt, aber ewige Wesen und Mitglieder der Ordnung und dergleichen können mich nicht verletzen. Sie könnten sogar ein stinknormales Schwert in mich hinein rammen und es würde mich nicht verletzen und ihr seid jetzt Wesen wie diese. Nicht vollständig, aber genug um eure Angriffe nutzlos zu machen. Die beiden Blinden könnten mich verletzen, aber ohne ihre Augen fehlt ihnen die Macht. Folglich werdet ihr mir alle helfen oder sterben. Ich bin mit beidem zufrieden."

Zail blickte zu den Geschöpfen, die Harz aus Bäumen zu saugen schienen, um es dann in einen Kristall zu füllen. Die Wesen wirkten wie übergroße Nacktschnecken mit Armen, acht Augen und einem riesigen Maul voller nadelspitzer Zähne und schienen in fast allen Farben vorzukommen.
Eines der Wesen kroch zu ihnen, als es die Vier bemerkte. "Ihr seid keine von uns, also warum kommen so viele Sensenmänner zu uns?"
"Eigentlich sind wir auch keine, Sensenmänner.", meinte Felix.
"Äh, Neuankömmlinge?", fragte die Schnecke, "Wieso seid ihr noch nicht zugeordnet worden?"
"Offenbar war es nicht möglich uns zu zuordnen und wir sollten beseitigt werden.", kam es von dem neusten Mitglied der kleinen Gruppe.
"Dann habt ihr den Krach gemacht?", fragte die Schnecke, "Beeindruckend, dass ihr gewonnen habt. Ich habe gegen Livilos verloren und ich war vorher der Anführer meines Stammes."
"Warum hat er dich angegriffen, wenn er dich zuordnen konnte?", fragte Zail.
"ICH habe IHN angegriffen, WEIL er mich zugeordnet hat. Ich lasse mich nicht kampflos versklaven."
"Was macht ihr hier eigentlich?"
"Das was alle tun. Wir erhalten das Reich am Leben."
"Erklär uns einfach wie das an diesem Ort abläuft, ja?"
"Na ja, du kommst her wenn du stirbst. Oder zumindest kann das sein. Keine Ahnung warum einige herkommen oder andere nicht. Offenbar gibt es zwei Gruppen Hüter und Sensenmänner. Wenn Wesen die zu ihrer Lebzeiten eines von Beiden waren herkommen werden sie zu Dienern des Reiches, alle anderen werden nach Rassen sortiert und auf Inseln wie dieser untergebracht und müssen irgendetwas was ihre Rasse kann tun, um das Reich am Leben zu erhalten. Wir sind Sklaven des Reiches. Das Reich ist ein merkwürdiges Festland oder so, dass offenbar jede Menge Energie benötigt, um erhalten zu bleiben. Wir Sklaven erzeugen die Energie. Die Diener sorgen dafür, dass die Sklaven es tun. So läuft das hier? Und ihr seid Störfaktoren. Ihr tut nichts für das Reich, also seid ihr nicht gut für das Reich, also seid ihr schlecht für das Reich, also vernichtet man euch."
"Verstehe. Aber warum weißt du das, wenn du nur ein Sklave bist?"
"Weil mir das dieser Kerl von vor ein paar Jahren gesagt hat. Wollte den ganzen Ort übernehmen und hat überall wo er lang kam vor ein blutiges Chaos gesorgt. Konnte es auch mit ein paar von den Dienern des Reiches aufnehmen, aber es wurden irgendwann zu viele.
Zail wandte sich blitzschnell um und erkannte wie ein Schatten sich in den Schatten eines Baumes zurückzog. "Was war das?"
Eine Gestalt ließ sich von einem Baum fallen. Er sah zu der Gestalt. Es war ein humanoides Wesen mit schwarzer Haut und achtfingrigen Klauenhänden. Ein riesiger Vogelschatten fiel auf die Gruppe. Eine Art Bärentatze schoss aus dem Boden, doch er und die anderen drei sowie die Schneckenkreatur brachten sich noch in Sicherheit.
"Das sind wohl noch mehr Diener.", kam es von Jenna.
"Vier von ihnen.", knurrte die Schnecke.
"Es sind acht.", korrigierte er das Geschöpf, "Die anderen verstecken sich nur noch."
"Flucht wäre wohl aussichtslos.", der Unbekannte zog seine Klinge blank, "Das könnte schwer werden."
Im nächsten Moment verschwand alles in einer Reihe von Explosionen, Angriffen und Schreien.
Melfice hatte keine ihrer ,nicht enden wollenden, Fragen beantwortet. Stattdessen hatte er sie mit einem kurzen „SCHWEIG ENDLICH!!!“ erfolgreich zum schweigen gebracht. Einer so Neugierigen Kreatur war er noch nie begegnet und das sollte was heissen...
Ihr beleidigtes Gesichtsausdruck war bereits verschwunden, nachdem sie begonnen hatte das Buch zu lesen. In ihm waren jegliche Informationen wie Aufenthalt, Beschwörung, Eintritt und Entzündung des Turms aufgelistet. Sie sah sehr konzentriert weswegen er sie bis jetzt nicht angesprochen hatte. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass sie mehr las als überhaupt notwendig war. Doch daran könnte er nichts tun. Sein Blick galt nun dem kleinen Mädchen. Sie scheute ihn und hielt seid Anfang an eine sichere Distanz zu ihm aufrecht.
Dann, plötzlich klappte sie das Buch zu und lächelte.
Tsuka: Fertig.

Eine Überraschung nach dem anderen. Wer genau war dieser Skrasas? Und woher kannte er die Tanns. Das alles hatte er nicht kalkuliert.
Ailas: He he he he.
Er versuchte sich aufzurichten und bemerkte im selben Moment die Trägheit seines Körpers. Er schaffte es irgendwie noch aufzustehen, stützte sich dann aber äußerlich stark geschwächt an der Wand ab. Er war ausser Atem und Schweißperlen hatten sich auf seiner Stirn gebildet. Diese wischte er mit der Hand weg und schaute sich dann in seiner 'Zelle' um.
Sein Körper war immernoch im Schlafzustand. In diesem Status konnte er nur mit äußerst großer Mühe seinen Körper mehr oder minder bewegen. Ausserdem löste der Raum bei ihm eine offensichtlich permanente Erschöpfung in seiner Gabe der Sterne aus. Sie hatten ihn somit gefangen ohne das er ausbrechen konnte – glaubten sie zumindest.
Ailas ging in die Knie. Es war sehr schwer sich gegen den Schlafzustand zu wehren. Es war ein Kampf um sein Bewusstsein. Das er seine innere Energie nicht nutzen konnte, machte die ganze Sache erheblich schwieriger. Schlaf der Ewigkeit. Diese Technik war in der Geschichte seiner Blutlinie die effektivste Kunst gegen sie gewesen. Die Taans konnte ihre Erschöpfung jederzeit unterdrücken. Sie brauchten theoretisch keinen Schlaf und würden sogar über mehrere Monate ohne diesen hinwegkommen. Ebenfalls würden sie physische Tätigkeiten über Jahre fortführen können ohne jemals physisch erschöpft zu werden. Ihre Augen nahmen die Erschöpfung in sich, speicherten es und isolierten es ohne das sie irgendetwas von dem ganzen Prozess spürten.
Er wusste zwar nicht woher der Name Schlaf der Ewigkeit kam, doch diese Technik besaß eine Besonderheit zu allen anderen Schlaftechniken. Sie produzierte keinen Scheinschlaf wie in vielen anderen Techniken der Fall war, sondern visierte die kleinste Erschöpfung oder Müdigkeit des Opfers und lies diesen immer und immer weiter wachsen. Irgendwann schlief man ein und würde nie wieder aufwachen, ehe jemand den Prozess von außen unterbrach. Da die Taans in der Regel immer eine große Erschöpfungs- und Müdigkeitsquelle in sich getragen haben, war die Technik um ein vielfaches effektiver gewesen als gegen andere Klassen. Unfassbar, dass dieser Skrasas diese Kunst beherrschte. Aber woher?
Ailas: He he he he.
Erneuert richtete er sich auf und hatte diesmal beim stehen mehr Erfolg als vor einigen Minuten. Das spielte keine Rolle, den er kannte den Weg dagegen vorzugehen. Nicht nur er, sondern auch Kudo und Vera taten dies, bei denen die Auswirkung niemals so verheerend sein dürften wie bei ihm. Ihre Lehrmeisterin hatte ihnen, in ihrer Ausbildung, bereits ein Vorgehen gegen viele Künste beigebracht. Er hatte die Kunst bereits über hunderte male aus erster Hand erfahren.
In Ailas Gesicht bildete sich ein Lächeln, als seine Gliedmaßen langsam 'aufwachten'. Er hatte zwar die Kunst nicht schnell genug erkannt, doch wenigstens war es ihm gelungen sein Bewusstsein von dem Schlafvorgang beim wirken auszuisolieren. Sein Blick galt erneuert der Wand und er klopfte leise, prüfend an die Wand. Die Wände waren Schuld dafür, dass sich seine innere Energie nicht erholte. Dachten sie ernsthaft er bräuchte sie um auszubrechen?
Nicht jetzt und vor allem nicht hier. Sie befanden sich längst nicht mehr auf dem Land. Selbst wenn er jetzt ausbrechen würde, dann müsste er gegen die gesamte Crew kämpfen. Auch das Schiff zu zerstören wäre keine gute Lösung. Er würde das Land nicht erreichen. Ausserdem hatte er zu wenig Informationen über die 'neuen'. Vor allem über diesen Skrasas. Er musste sich passiv verhalten und solange einen neuen Plan ausdenken. Er setzte sich wieder hin. Er dürfte nicht scheitern.

Lashon verließ wieder den Raum. Das Gespräch war nicht besonders lang gewesen. Kudo hatte ihm nur mitgeteilt, dass sie ihn zu Pakas Geschichte rufen sollten. Auch er hatte dannach etwas zum ankündigen. Solange sollte ihn niemand stören, selbst keine Frauen die nur 'gut' aussahen, hatte er hinzugefügt.

Rasend vor Wut regte sich Melfice am Boden ab. Sie hatte nur das Artefakt genannt die zum Beschwörung des Turmes notwendig war und das hatte bereits ausgereicht. Warum unbedingt ausgerechnet dieses Artefakt? Warum nur? Der Stab des Hexenmeisters.... Der Stab den ihn Jahrhunderte lang eingesperrte hatte. In seinem geistigen Auge sah er bereits den jungen Mann der nun im Besitz dieses Artefaktes war: Ealar Loghain. Der aktuelle Meisterkampfkünstler in Mirnuzar der seinen Rang nur erhalten hatte, weil er seinen Meister auf Intrige Art und Weise umgelegt hatte.
Er war nun im vollständigen Besitz der verbotenen dunklen Künste. Auch ohne den Stab hätte er sicherlich die eine oder andere sehr effektive Technik gegen ihn parat. Zum Glück war er nur ein Amateur. Nichts desto trotz könnte er keinen offenen Kampf gegen ihn erlauben. Die Gefahr, dass er sich die Techniken und die Macht des Stabs angeeignet hatte war zu groß. Er würde sich schon etwas einfallen lassen. Langsam beruhigte er sich.
Tsuka: Es war offenbar sehr negative Information.
Der Halbdämon nickte und gab ihr den Zeichen, dass sie fortfahren sollte.
Tsuka: Also... Für die Beschwörung wird der Stab des Hexenmeisters benötigt.
Wiederholte sie. Das war vorhin der einzige Satz gewesen die sie vorhin ausgesprochen hatte.
Tsuka: Ab Seite zwölf ist ein vier Seiten langer Text abgebildet, die bei der Beschwörung vorgelesen werden. Dies kann widerrum nur jemand, der in der Lage ist die Dunkle Kunst zu nutzen.
Sie bemerkte wie sein Gesichtsausdruck sich noch weiter verschlechterte. Auch dies gefiel dem Halbdämon ganz und gar nicht.
Tsuka: Ausserdem wird hier ein weiterer besonderer Artefakt erwähnt, was für den erklimmen des Leuchtturms notwendig ist. Das „Tor der Dunkelheit“ soll sich nur mit dem „Dolch des Verfluchten“ öffnen.
Meflice schweig. Das „Tor der Dunkelheit“ war wohl nur eine Tür, die zum inneren des Turms führte. Über den Dolch hatte er bisher noch nichts gehört. Nur einer der Meisterkampfkünstler konnte dieses Artefakt aufbewahren. Der Schlüssel zum Turm. Er brauchte ihn, was auch heissen würde, dass er sich mit einem weiteren der Meister anlegen musste. Dies gefiel ihm überhaupt nicht. Es gab nur noch vier von ihnen, die er nicht besucht hatte. Meister Rance in Sturmfeste hatte er im Schlaf ermordet. Meister Trast hatte er im Heiligen Tempel von Antana nur knapp besiegen und vor seinem Schüler entkommen können. Der dritte, Meister Gusvos war Glücklicherweise von seinem eigenen Schüler, Ealar Loghain, aus dem Hinterhalt ermordet worden. Die einfachste Methode einer der Meister der Kampfkunst zu erledigen war, ihn zu überraschen. Was nun vermutlich nicht mehr möglich war. Rance hatte über seine Rückkehr nicht bescheid gewusst. Ebenfalls konnte er nicht hoffen, dass der Rest auch über solch egomanische, Intrige und verlogene Schüler wie Ealar Loghain besaßen. Tsuka fuhr fort.
Tsuka: Als nächstes wurden Prüfungen, Aufgaben und ähnliche Sache im Turm erwähnt.
Methode: Überspringe den Teil.
Tsuka: Auf der vorletzten Ebene wird ein Ritual erwähnt.
Melfice: Ein Ritual?
Tsuka: Ein Ritual um die Spitze zu erreichen. Ein Ritual was nötig ist um einen dunklen Stern herzustellen. Im gesamten Buch sind die notwendigen Dinge nicht aufgelistet. Es scheint als würde man im Turm selbst mehr darüber erfahren können.
Und das sollte er fertig bekommen, noch bevor die vier Leuchtfeuer entfacht waren?!!! Wenn er sich nicht irrte, fehlte einer Gruppe nur noch ein Stern. Notfalls musste er ihr Leben schwer machen, damit seiner einfacher lief.
Melfice: Okay, weiter.
Tsuka: Dann soll die letzte Ebene erreicht werden, der Stern in die einzige Öffnung auf der Spitze geworfen werden. Wenn das geschehen ist, wird der Schalter Mirnuzars umgeschaltet. Was hat das zu bedeuten?
Der Dämon musste lachen, schüttelte dannach aber seinen Kopf.
Melfice: Das musst du nicht wissen.
Tsuka: Notfalls werde ich selbst nach Empol gehen um es herauszufinden.
Melfice: Und du glaubst, du könntest den Turm einfach so betreten?
Sie grinste frech. Offensichtlich gab es etwas, was er ihr noch nicht gesagt hatte.
Tsuka: Ist der Turm einmal beschworen und die Wege geöffnet, dann bleiben sie dies für immer. Nur der erste der sich hinaufarbeitet ist auf die Objekten angewiesen.
Melfice: Pff. Gibt es noch etwas, was du mir verschwiegen hast?
Sie schüttelte ihren Kopf.
Tsuka: Der Rest ist nur Hintergrundwissen über den Turm. Wusstest du schon, dass ein König aus der alten Zeit den Turm bauen ließ?
Melfice: Verschone mich mit dem geschichtlichen Kram. Ich habe nun bereits genug zu tun.
Zum Glück hatte er sich die aktuelle Geografie Mirnuzars angeschaut. Er hatte viel Zeit damit verbracht sich die Welt einzuprägen. Er schloss seine Augen und spürte bereits Ealar Loghain. Ebenfalls spürte er die restlichen vier Meister der Kampfkunst. Ihre Aura unterschied sich deutlich von der Rest der Bevölkerung. Flügel ragten ihm aus dem Rücken heraus und sein ganzer Körper wandelte sich Augenblicklich um. Der Volldämonen grinste als bereits dreißig Portale hinter ihm erschien. Aus jedem von ihnen erschien jeweils ein Dämon, die gemeinsam zu einem bestimmten Ziel flogen. Melfice schlug mit den Flügeln und hob langsam in die Luft. Tsukas Blick verriet ihm, dass sie sich über seine Vollverwandlung wunderte.
Melfice: Hast du noch EINE kurze Frage, ehe ich verschwinde, Tsuka? Ansonsten rate ich dir, auf dich selbst aufzupassen.
Tsuka erwiderte Melfices provokatives Aufbrechen mit einem süßlichen Lächeln. Sie hatte es geahnt. Sie hatte schon damals den Verdacht gehabt, dass Melfice mehr als ein Halbdämon war, als dieser ihr gegenüber seinen wahren Namen verraten hatte. Kein Halbdämon war so unvorsichtig, wenn er mit jemanden sprach, der die dunklen Künste beherrschte.
Tsuka:Die habe ich tatsächlich.
Sie zeigte auf das Buch, dass sie immer noch in der Hand hielt.
Tsuka:Darf ich das haben? Ich gebe dir gerne die Seiten über die Beschwörungsformel, aber alles andere habe ich dir ja bereits übersetzt und du kannst es ohne einen Experten nicht selbst lesen. Also? Darf ich?

Saitu:Seid Ihr sicher, dass Ihr das tun wollt?
Der Käpten nickte mit traurigem Gesichtsaussdruck.
Paka:Ich habe meinen Entschluss gefasst. Ich wünschte ich hätte es schon viel früher getan. Spätestens nach der Sache in Sturmfeste. Ich fürchtete das diese Enthüllung an diesem Tag eine Enthüllung zu viel gewesen wäre.
Saitu räusperte sich.
Saitu:Nun es ist Eure Entscheidung und ich respektiere sie. Aber bedenkt: Ihr seid im Begriff der Crew zu sagen, dass wir sie über Jahre angelogen haben.
Paka:Besser jetzt, als in einem kritischen Moment in dem die Wahrheit alles zerstören könnte, wofür wir gearbeitet haben. Nein, ich bin fest entschlossen es ihnen zu sagen. Wenn ich so weitermachen würde, hätte ich ihr Vertrauen nicht verdient.
Saitu konnte nur nicken. Es war also so weit. Diese Enthüllung belastete nicht nur Paka sondern auch ihn. Schließlich hing er genauso drin, wie sein Käpten, Sazael und Arilla.
Saitu:Ich verstehe.
Paka:Nur Mut, Saitu. Egal wie der Tag endet, wir haben das Richtige getan. Sag der Crew ich bin in einer halben Stunde bereit.

Lashon hatte schmerzlich feststellen müssen, dass Kudo nicht mit ihm reden wollte. Er hatte es versucht, aber Kudo hatte ihn schon nach wenigen Minuten hinausgeschickt. Lashon wusste, dass es nicht gut war jemanden in einer solchen Situation allein zu lassen, aber er war Kudos indirekter Bitte zu gehen nachgekommen. Er musste gähnen. Nach all den Strapazen und den Mangel von Schlaf in den letzten Tagen war er nur noch hundemüde. Aber er musste noch mit Talion sprechen und hören was der Käpten zu sagen hatte. Danach würde er einfach hoffen, dass Sylvos oder Kanra seine Position an der Karte übernahmen. Er hoffte das Gespräch mit Talion war nicht lang und verlief reibungslos. Es war lange her, dass etwas einfach und reibungslos abgelaufen war.
???:Oh, hallo. Darf ich kurz stören?
Lashon wandte sich um und sah die Hoheadeptin Alyka auf sich zu kommen. Sie wirkte wesentlich entspannter, als es zuvor der Fall gewesen war. Offensichtlich schien sie sich keine Gedanken darüber zu machen, dass sie auf offener See waren und für den Fall, dass Paka sie loswerden oder gefangennehmen wollte, nirgendwo hin fliehen konnte.
Lashon:Sicher. Was kann ich für Sie tun, Hoheadeptin? Ich hoffe es dauert nicht lange, denn ich muss jemanden treffen.
Seine Antwort kam viel härter heraus, als sie gemeint war. Sie schien unsicher zu sein, was sie sagen wollte.
Alyka:Oh, wenn es Euch ungelegen kommt kann ich es gerne später noch einmal probieren...
Lashon musste lächeln.
Lashon:Verzeiht den forschen Unterton. Ich bin nur ein wenig müde, sonst nichts. Das letzte was ich möchte ist gegenüber einer Hoheadeptin unhöflich zu sein. Das hat mir mein Vater immer eingebläut.
Die Hoheadeptin kicherte.
Alyka:Dann ist Euer Vater ein weiser Mann. Keine Sorge, ich fühle mich nicht beleidigt.
Lashon:Das ist schön. Was gibts?
Alyka:Ich überlege schon eine Weile, aber ich habe vorhin nie die Gelegenheit gefunden Sie zu fragen... Haben wir uns schon einmal irgendwo gesehen?
Lashon stieß ein vergnügtes Lachen aus.
Alyka:Was ist so lustig?
Lashon:Ach, nichts besonderes. Es erscheint mir nur seltsam, dass jemand Berühmtes wie Sie sich noch schwach an ein Gesicht von jemanden wie mir erinnert. Um die Frage zu beantworten: Ja, wir haben sind uns mal über den Weg gelaufen. Das ist schon ein Weilchen her, noch bevor Ihr eine offizielle Hoheadeptin wurdet.
Alyka:Oh, tatsächlich? Dann muss ich mich wohl dafür entschuldigen, dass ich mich nicht an Euren Namen erinnern konnte...
Lashon:Das macht nichts, Hoheadeptin. Ich... ähm... habe damals mit ein paar Kollegen Mist gebaut und Ihr habt uns ordentlich zur Schnecke gemacht.
Sein Lächeln wurde noch eine Spur breiter, als ein wenig Röte in das Gesicht der Hoheadeptin schoss.
Alyka:Oh, ähm... T-Tur mir Leid...
Lashon:Keinen Grund sich zu entschuldigen. Wir hatten es damals redlich verdient. Wir hatten uns von ein paar Verbrechern reinlegen lassen, die unsere Pferde samt Ausrüstungswagen vor unserer Nase gestohlen haben. Ihr wart nicht besonders amüsiert.
Alyka:Ich erinnere mich... Ihr kommt auch aus den Neitälern?!
Lashon:Lashon von den Neitälerin, immer wieder erfreut Sie zu sehen, Lady Alyka.
Sie lächelte und winkte ab.
Alyka:Bitte... Nennt mich doch einfach nur Alyka.
Lashon:Sehr gern, Alyka.
Alyka:Wo willst du eigentlich so eilig hin, wenn ich fragen draf?
Lashon:Ich und meine Kollegin müssen mit jemanden reden, der offensichtlich von unserem alten Boss geschickt wurde... Der uns zufällig verraten möchte wo wir den Marsstern finden kann.
Alyka:Was? Einfach so?
Lashon:Jep. Ich weiß nicht wieso er weiß, dass wir zu Pakas Crew gehören und wieso er sich dafür interessiert, dass wir auch den Marsstern in die Hände bekommen, aber eines weiß ich mit Sicherheit: Es gefällt mir nicht.
Alyka:Auch wenn du den letzten Stern für euer Vorhaben erbeutet?
Lashon:Auch wenn dem so ist, muss mir das nicht gefallen, oder?
Alyka:Nein, muss es nicht.
Sie gingen gerade auf Deck, als Lashon fast mit Kanra zusammenstieß, die ihnen entgegenkam.
Kanra:Oh, du bist schon fertig?
Lashon:Ich fürchte schon. Kudo war nicht sehr gespächig.
Kanra:Gut, dann hören wir uns doch mal an, was dieser Talion zu sagen hat. Ähm...
Sie bemerkte die Hoheadeptin neben ihm.
Lashon:Oh, darf ich vorstellen? Kanra, das ist die Hoheadeptin Alyka. Alyka, das ist Kanra. Wir waren damals Kollegen und sind jetzt beide Teil von Pakas Crew.
Sie gaben sich zögerlich die Hand und beäugten sich vorsichtig.
Alyka:Freut mich sehr...
Kanra:Ganz meinerseits...
Lashon:Gut, dann sollten wir gehen. Man sieht sich, Alyka.
Alyka:Sicher. Bis bald.
Sie gingen los und ließen die Hoheadeptin zurück.
Kanra:Das ist also Hoheadeptin Alyka...?
Lashon:Lass dich von ihrem Titel nicht einschüchtern. Du wirst sie mögen.
Kanra:Beunruhigt es dich nicht, dass eine Hoheadeptin auf dem Schiff ist und uns für die Zentralen Kontinente überwacht? Zumindest... was von ihnen übrig ist, wie ich gehört habe.
Lashon:Nach dem was ich weiß, ist sie eine vernünftige und verständnisvolle Person. Wenn sie erfährt, was wir wissen, wird sie wohl kaum versuchen Paka zu behindern.
Kanra:Tja, es sei denn die Dinge ändern sich mit dem, was er uns nachher verkünden möchte.
Sie brauchten nur eine Minute, um Talion zu finden. Dieser hatte es sich auf einem kleinen Fass bequem gemacht und sah den Matrosen bei der Arbeit zu, bis er sie kommen sah und erwartungsvoll aufsah.
Talion:Na endlich. Ich dachte schon, ihr hättet mich vergessen oder wärt abgehauen.
Lashon:Abgehauen? Iwo, wo denkst du hin?
Kanra räusperte sich.
Kanra:Ich denke wir sind uns einig in dem Punkt, dass unser alter Quästor dich geschickt hat, richtig? Dann verrate uns mal, wieso er sich mit uns in Verbindung setzt, obwohl wir nicht mehr Teil der Zentralen Kontinente sind... geschweige denn seiner Stadtwache. Und warum sollte man ausgerechnet uns sagen, wo der Marsstern zu finden ist?

Reyter:Nun, das wäre unerfreulich, nicht?
Sie sahen auf, als der Kriegsherr mit seinem kleinen Gefolge den Raum betrat.
Reyter:Es behagt mir nicht, mich aus dem Magen einer Kreatur heraussprengen zu müssen. Was für einen Eindruck würde es machen vor Eure Kaiserin zu treten, wenn wir von Monsterinnereien bedeckt sind?
Sfasesh nahm Haltung an.
Sfasesh:Kriegsherr...
Reyter:Sfasesh, ich habe ein paar Planänderungen vorgenommen. Sie kommen mit mir.
Sfasesh:Sehr gern. Aber was ist mit dem Kerl, den ich befragen sollte...?
Reyter:Darum wird sich die Admiralin kümmern. Ich könnte Sie da drüben gebrauchen.
Sfasesh:Natürlich.
Reyter:Ausgezeichnet. Nun, Meister Jad, es ist alles bereit zum Aufbruch. Fügen Sie den Schlüssel ein und lassen Sie uns mit Ihrer Kaiserin treffen.

Sarn:Was? Ich bekomme schon wieder dich zugeteilt?
Weldon gähnte und zuckte mürrisch mit den Schultern.
Weldon:Ich habe es mir nicht ausgesucht.
Sarn:Ich wünschte wirklich, die Admiralin würde mir jemand zuverlässigeren schicken als dich.
Weldon:Finde dich damit ab, Sarn. Ich könnte mir auch viele lustigere Sachen vorstellen...
Sarn seufzte verzweifelt, aber er musste sich geschlagen geben. Er wollte es nicht riskieren die Admiralin jetzt noch zu bitten, dass er jemand anderen bekam.
Sarn:Sieh einfach zu, dass er mich nicht umbringt.
Weldon:Ich glaube nicht, dass er das will.
Sarn:Könntest du wenigstens so TUN als wärst du wachsam?
Weldon:Ich verspreche gar nichts, aber ich kanns ja mal versuchen.
Sarn schüttelte den Kopf. Mehr konnte er von jemanden wie Weldon nicht erwarten. Wo hatte Admiralin Zaisa diesen Typen nur aufgegabelt?
Sarn:Gut, gehen wir rein.
Er schob die Tür auf und ging einen schmalen Gang entlang, an dessen Ende eine weitere Tür wartete, an der zwei Wachen postiert waren, die nickten und sie beide durchließen. Der Raum war ein recht gemütlich eingerichtetes Gemach, mit einem Schrank, einem gemütlichen Federbett und einem viereckigen Tisch mit einer halbgefüllten Obstschale, an der sich ihr 'Gast' gerade zu schaffen machte. Der Junge begrüßte die zwei Herren mit einem Lächeln.
Dewan:Wurde auch Zeit. Ich dachte schon, mir würde das Obst wieder ausgehen...
Sarn:Ich bin Schlachtkoordinator Sarn und das ist der erste Offizier der 'Eraser' Weldon. Wir dienen beide der Admiralin Zaisa, die dem Kriegsherren Reyter folgt. Wir beide sind deine zuständigen Ansprechpartner für den Grund deines Aufenthalts hier und hoffen auf gute Kooperation.
Weldon konnte es nicht unterdrückten, generft die Augen zu verdrehen. Immer diese Formalitäten. Bei Sarn war es besonders schlimm. Zu seinem persönlichen Unglück legte seine Admiralin großen Wert darauf.
Sarn:Man hat uns gesagt, Ihr seid in diesem Komplex eingedrungen und hättet ein Gespräch mit Lord Reyter gesucht. Wie er Euch zu verstehen gegeben hat, ist er zu beschäftigt, um sich mit Euch zu beschäftigen. Der einzige Grund, wieso man Euch nicht eingesperrt hat ist der, dass der Kriegsherr zumindest Interesse an Eurer Anwesenheit hier hat. Erzählen Sie die ganze Geschichte, was Sie vom Kriegsherr wollen und wie Sie hier eingedrungen sind. Lassen Sie bitte kein Detail aus. Wenn Sie nicht kooperieren, müssen wir uns Ihr Wissen holen.
Dewan grinste.
Dewan:Fertig? Oder kann ich langsam anfangen?
Weldon:Gewöhn dich dran. Sarn hört sich gerne reden.
Sarn:Grr...
Weldon:Na dann schieß los. Wenn wir hier schnell fertig sind, lasse ich noch eine Schale Obst bringen.
"Sehr wohl." Jad richtete seine Hand auf die Mitte des Kreises und es bildeten sich drei Zeichen in einem Dreieck. "Ihr gestattet."
Jad aktivierte das Portal, das auf leuchtete und ihnen für einen Moment die Sicht nahm. Nachdem Reyter wieder sehen konnte fand sich der Kriegsherr hinter einem schwarzen Psynergieschild wieder, das nur leicht durchsichtig war. Hinter dem Schutzschild erkannte er eine beträchtliche Anzahl Soldaten in stacheligen Rüstungen, die Armbrüste oder Speere auf sie richteten. Er blickte angespannt zu Jad.
"Seid unbesorgt, Kriegsherr. Es ist eine reine Vorsichtsmaßnahme, falls es jemand anderes wäre.", sprach der Silkanas beschwichtigend.
Und Jad behielt recht, als der Schild sich nur Momente später auflöste und die Wachen eine Passage für die Neuankömmlinge bildeten, die zu einem schweren Tor führte, vor denen ein bleicher schwarzhaariger Mann stand, der einen Totenschädel in den Händen hielt und auch an seiner Uniform Knochen befestigt hatte. Der Mann wurde von zwei Wächtern flankiert, die rote Rüstungen statt wie die übrigen Schwarze trugen.
"Kriegsherr Reyter, die kaiserliche Familie von Silkanas Ostreich heißt euch willkommen. Ich bin Naamos Bruder unserer Kaiserin.", begrüßte der Mann sie, "Mir ist euer knapper Zeitplan bekannt, deshalb werde ich euch umgehend zu der Kaiserin geleiten." Naamos blickte zu Jad. "Und Graf Jad meine Schwester wünscht das ihr einen wichtigen Auftrag umgehend ausführt." Naamos ließ mit einer zittrigen Handbewegung einen Kristall zu Jad schweben, der diesen in seiner Tasche verschwinden ließ.
"Damit muss ich mich verabschieden, Kriegsherr.", Jad wandte sich um und kehrte zu dem Portal zurück. Wo er eine Anweisung gab woraufhin sich das Portal veränderte und er es abermals aktivierte.
"Verzeiht, dass wir dies bei eurer Ankunft erledigt haben, aber es duldet keinen Aufschub." Naamos hob die Hand und das Tor hinter ihm schwang auf. "Wenn ihr mir dann folgen würdet."
Naamos führte die Gruppe durch einen von Sonnenlicht durchfluteten Korridor, dessen Wände aus Glas bestanden, sodass man die Stadt außerhalb sehen konnte, über der dieser Korridor zu verlaufen schien. Zumindest hatte Reyter das für einen Moment geglaubt, dann bemerkte er die Psynergie, die von den Glaswänden ausging.
"Scharfsinnig, Kriegsherr.", meinte der Schwarzhaarige, obwohl er sich nicht umgewandt hatte, um eine mögliche Veränderung in seinem Gesicht gesehen zu haben, "Ja, dies sind Psynergiespiegel. Sie dienen dazu Gästen, die uns feindlicher gesinnt sind als ihr, eine falsche Position dieses Ortes zu vermitteln, aber ihr solltet es als einen einfachen Ausblick auf die Stadt betrachten."
"Diese Stadt sieht intakter aus, als Meister Jads Worte erwarten ließen. Ist die Darstellung aktuell oder nur eine Aufzeichnung."
"Sie ist eine Echtzeit Übertragung eines unterirdisch gelegenen Stützpunkts, der von meinem Vater erbaut wurde, um im Notfall, die einflussreichsten Bürger zu beheimaten.", Naamos lachte leise, "Meine Schwester zog natürlich einen wesentlich praktischeren Nutzen vor. Es ist der bestausgestattete Militärstützpunkt des Ostreiches und beheimatet derzeit einen Teil unserer Truppen. Den besten Teil versteht sich. Jeder hier ist ein Elite-Soldat, der es mit mindestens zwanzig der üblichen Soldaten zeitgleich aufnehmen kann. Das bezieht sich natürlich nur auf die schwächsten der hier stationierten Soldaten."
Sie erreichten ein rundes Tor, dass sich augenblicklich öffnete, als sie es erreichten. Die Wächter, die Naamos bislang flankierten blieben zurück, als sie es durchschritten. Der Raum beinhaltete einen großen runden Steintisch, mit einer exakt auf die Anzahl seiner Leute abgestimmten Anzahl Plätze auf der ihnen zugewandten Hälfte und fünf Plätzen auf der anderen Seite. Vor jedem Platz war eine Vertiefung, in die wohl der Kristall gepasst hätte, den Naamos Jad gegeben hätte. Es schien also eine Art Informationsspeicher zu sein, der in Silkanas üblich war.
"Nehmt Platz, Kriegsherr.", sprach die in der Mitte der gegenüberliegenden Seite sitzende Frau, die eine rote stachelbesetzte Rüstung trug.
Reyter folgte dem Angebot seiner Gastgeberin und ließ sich ihr gegenüber nieder, während seine Leute auf den übrigen Plätzen auf dieser Hälfte Platz nahmen. Er blickte zu der Person die zwei Plätze links von der Kaiserin saß und hob überrascht eine Braue. Es handelte sich um ein Mädchen mit kurzem roten Haar, das er auf etwa vierzehn schätzte. Es trug ein oranges Gewand und einen für ihre kleine Körpergröße zu großen Stab.
"Ich versichere euch ihre Anwesenheit hat ihre Richtigkeit.", flüsterte Naamos, bevor er um den Tisch herumlief und sich rechts neben seine Schwester setzte. Die übrigen Plätze waren im Augenblick leer noch leer. Dies änderte sich im nächsten Moment, als Fontänen von Psynergiepartikeln aus den leeren Sitzen schossen und erstaunlich lebensechte Menschen bildete. Links von Narsi einen großgewachsenen Mann mit dunkelbraunem Haar, der einen schäbigen schwarzen Mantel und Panzerhandschuhe trug und den Kriegsherr und seine Gefolgsleute nacheinander mit kühlem Blick musterte. Rechts von Naamos erschien das Abbild eines Kahlköpfigen Mannes ohne Augenbraue, der völlig gleichgültig geradeaus starrte und keinerlei Gesichtskonturen zu besitzen schien.
"Lasst mich die Vorstellung meiner Leute übernehmen. Dies sind mein oberster Heerführer Belvios..." Die Kaiserin wies auf den Mann links von sich. "Die Kommandantin unserer stärksten Einheit Siera." Sie wies auf das rothaarige Mädchen. "Der Leiter der Forschungsabteilung, Naamos. Und Vierzehn. Er ist einer der Anführer einer Geheimen Organisation in Mirnurzar, der allerdings ursprünglich, der Anführer des Geheimdienstes Hirans war. Er war mit Hiranspolitik nach seiner Rückkehr, aber nicht mehr einverstanden und arbeitet nun für mich."
Reyter bemühte sich seine Überraschung zu verbergen. Silkanas Einfluss in Mirnurzar ging offenbar wesentlich weiter, als er angenommen hatte.

Das Schiff legte an Oredians Küste an. Shakir schwang sich bereits über die Reling, bevor seine Rampe hinunterlassen konnten. Einige der Wächter der Insel eilten bereits zu ihm. Es war nicht verwunderlich. Er kannte noch von der letzten Notversammlung die strengen Sicherheitsvorkehrungen.
"Lord Tulius Shakir, von Erebos.", meinte er knapp und schritt zwischen den Wächtern hindurch. Die Sache war seiner Meinung nach erledigt.
"Wartet!", rief einer der Wachen.
Er blieb schnaubend stehen und fuhr zu dem Sprecher herum.
"Was war das?!", knurrte er.
Der Wächter schluckte. "Lord Umbrio, hat angewiesen euch einer besonderen Befragung zu unterziehen."
"Ich hoffe für euch, dass das nichts mit den Beschuldigungen eines Galataners zu tun hat, der sein eigenes Volk niedergemetzelt hat."
"Selbst wenn es von Kadev kommt müssen wir überprüfen ob es war ist, dass ihr Crimson finanziell und militärisch unterstützt habt."
"Ja, natürlich müsst ihr das." Er packte den Wächter so schnell an der Kehle, dass dieser nicht einmal reagieren konnte. Der Schmerz den sein Griff verursachte zwang den Wächter in die Knie
"Lässt ihn los.", brüllte der zweite Wächter und wollte seine Waffe heben, doch Shakir blickte ihn wütend an, und der Wächter hielt inne. Ein Schweißtropfen rann an dem Gesicht des Wächters herab.
"Hört: Ich habe niemals mit Crimson zusammengearbeitet oder kooperiert egal auf welche Weise. Und wagt es nicht eines dieser Worte anzuzweifeln!"
Er löste seinen Griff abrupt und der Wächter kippte hustend nach vorne. Auf allen Vieren kniend und schwer hustend oder von Schweißgebadet und bewegungslos. Das waren die Männer denen dieser Umbrio die Sicherheit von Mirnurzars Lords anvertraute? Er lachte während er weiterging. Wenn ihn noch jemand wegen Crimson befragen wollte würde er es als begründete Sorge auffassen und nicht als Beleidigung so viel war sicher.

"Nicht übel für einen Anfänger...", sprach eine Stimme anerkennend direkt vor Ailas, der erschrocken einen Schritt zurückwich, "Mh, ha ha. Macht es dir Angst?"
"Unsinn! Du hast mich nur überrascht." Er streckte seine Hand nach vorne aus, um die Illusion mit der der andere sich verbarg zu brechen, doch er griff einfach durch die Position der Stimme hindurch. Eine solches Trugbild sollte eigentlich bereits bei Kontakt zusammenbrechen, aber selbst wenn es das nicht tat, dann war es unmöglich, dass er durch ein physisches Lebewesen hindurch griff.
"Und jetzt?", fragte der Unsichtbare.
Er dachte nach die Stimme war nicht in seinem Kopf, sondern kam von dieser einen Stelle.
"Ich bin in einer Illusion gefangen und kann mich nicht befreien, weil ich keine Psynergie habe oder weil ich zu erschöpft bin."
"Mh, ha ha. Guter Versuch, aber mehr auch nicht."
"Grr... Zeig dich endlich, Skrasas!"
Die Luft bekam Risse von dort ausgehend von wo die Stimme kam. Erschrocken zog er die Hand zurück. Dann zersplitterte die Luft und eine Gestalt mit schwarzer Kutte und bleichem hageren Gesicht erschien, dessen Augen im Schatten der Kapuze lagen.
"N-nicht schlecht, aber es bleibt eine Illusion.", meinte er, während sich nach seinem ersten Schock ein Grinsen auf seinem Gesicht bildete.
"Ich sagte bereits, dass es nicht mehr als ein guter Versuch war.", sprach Skrasas deutlich weniger amüsiert als beim ersten Mal. Es klang als würde er es einem kleinen Kind erklären. "Das hier ist real... realer, als die Realität sogar, denn in der Realität stehst du alleine in dieser Zelle, sagst kein Wort und rührst dich nicht, seid du gegen die Wand geklopft hast und auch ich bin in der Realität ganz woanders. Trotzdem begegnen wir uns in physischer Form in dieser Zelle und reden miteinander. Es ist eine private Realität von mir."
"Du redest totalen Blödsinn.", antwortete Ailas verwirrt.
"Du solltest nicht so darüber reden, denn du bist ein Naturtalent in Sachen Psynergie. Das bedeutet, dass du nach einem Menschenleben Studium die Grundlagen dieser Kunst beherrschen könntest."
"Was willst du also?"
"Ich bin abgeschweift. Ich wollte nur wissen, ob du vor hast den Leuchtturm zu entzünden, wenn dem so wäre gebe es nämlich keinen Grund für mich dich nicht gehen zu lassen, wenn du willst. Oh, und bevor du antwortest... In dieser Realität bin ich nicht von der Wirkung dieser Zelle betroffen, obwohl du es bist, also sei dir nicht zu sicher, dass du in dieser Realität eine glaubwürdige Lüge zu Stande bringst."
„Der Ex-Quästor sieht Reyter als eine internationale Bedrohung der Sicherheit an.
Er möchte euch sagen wo der Mars-Stern zu finden ist, um Reyter zu behindern.
Den Mars-Stern einer anderen Partei zu geben gefällt ihm nicht. Er kennt euren Käpten nicht, aber euch beide kennt er.
Er vertraut eurem Gerechtigkeitssinn. Er vertraut darauf dass ihr beide niemals lange für jemanden arbeiten würdet der vor hat die die Macht der Elementarfeuer zu missbrauchen.
Deswegen habe ich auch die Anweisung erhalten mich nicht mehr mit euch in Kontakt zu setzen solltet ihr nicht mehr auf der Windtänzerin sein.
Er übergibt euch vollkommene Vollmacht über das Wissen über den Verbleib des Mars-Sterns. Ich persönlich denke das ist ein zu hohes Risiko, aber er scheint euch sehr zu vertrauen. Es scheint mir jedenfalls als wäre er sich absolut sicher darüber wie ihr reagieren würdet.“ Talion endete seinen Vortrag mit einem erwartungsvollen Schweigen.
„Das mag ja sein, aber er kann doch nicht einfach erwarten, dass wir ihm bei seinem Plan so einfach helfen. Er ist nicht mehr unser Vorgesetzter!“ platzte es aus Kanra heraus.
Talion zuckte unschuldig mit den Achseln.
„Da kann ich nix für. Er geht eh davon aus dass ihr ihm helfen würdet in dem ihr das tut, was ihr ohnehin tun würdet. Oder habt ihr etwa vor Reyter den Mars-Stern zu bringen nach dem ich euch die Position verraten habe?“
„Natürlich nicht!“ erwiderte Kanra. Sie kaute etwas nervös auf ihrer Lippe herum.
„Es ist nur so, dass es sich anfühlt als hätte unser alter Quästor, uns sämtliche Entscheidungen abgenommen ohne uns nach unserer Meinung zu fragen. Man kommt sich vor wie eine Marionette!“
„Es ist nicht so als würde er euch zwingen…“ begann Talion.
„Wir können aber auch nicht nein sagen! Es fühlt sich an als hätte ich keine Kontrolle mehr über meine eigenen Entscheidungen! Und wie hat er uns überhaupt gefunden!?“
„Oh, das war Zufall. Eines Tages landete ein Beschwerdebrief eines mirnuzianischen Adligen auf seinem Schreibtisch. Darin stand dass ein seltsames Paar, das laut Kleidung aus Galatan stammte sein Haustier in seinem eigenen Garten gebraten hat und dann flüchtete.
Lord Umbrio musste direkt an euch beide denken als er das gelesen hat.“
„Moment, sagtest du eben „Lord“ Umbrio?“ fragte Lashon mit gerunzelter Stirn.
Talion runzelte ebenfalls die Stirn.
„Wisst ihr davon gar nichts? Decembrio Umbrio ist derzeitiger Lord von Polinas und damit ebenfalls rechtmäßiges Oberhaupt des Großstaates Oscasiane.
Ach, ja und der Mars Stern befindet sich in Frostlande, im Dorf LaVoisin. So jetzt wisst ihrs.“


„Und hiermit geben wir öffentlich bekannt dass dieses Schiff, namens Windtänzerin auch auf eurer Fahndungsliste auf taucht, Lady Azharu.“
Lady Azharu, die eine direkte Nachkomme des Großritters Azharu war, nickte gleichgültig und sah von ihrem Schreibtisch aus zu Vholsann herab. Als sie das Papier in die Hand nahm verengten sich ihre Augen für einen kurzen Augenblick zu Schlitzen.
„Das ist… Eine heftige Summe.“ sagte sie und leckte sich über die Lippen.
„Wird ein ziemliches Chaos geben wenn ich dieses Fahndungsplakat in der Gilde veröffentliche. Kommt die Stadt wirklich alleine klar, wenn die Hälfte der Kopfgeldjäger sich auf die Suche nach diesem Schiff macht? Bei dieser Summe könnten sich Kopfgeldjägergruppen bilden.“
„Nun du bist die Gildenleiterin. Wen du ziehen lässt ist dein Ding. Das können wir von der Wache dir nicht verbieten.“
„Ich verstehe… es käme dir gelegen dass so viele Kopfgeldjäger auf einmal verschwinden.
Du bist, der vorhergesehene Ersatz…“
Vholsanns Gesichtsausdruck verwandelte sich in ein steifgefrorenes Lächeln.
„..Ja“ war seine gewisperte Antwort.
Das Gildenoberhaupt nickte ein weiteres mal.
„Ich werde den Auftrag in der Kopfgeldjägergilde veröffentlichen.
Der Gefährlichkeitsgrad für die Mission“ Fangen/Zerstören der Windtänzerin“ ist eingetragen als „unbekannt“. Missionen dieser Art werden nur von den erfahrensten Kopfgeldjägern übernommen und bei dieser Summe werden sie garantiert als Team agieren.
…Aber diese Summe….was genau ist der Grund für solch einen astronomischen Betrag?“
Sie legte den Haken der ihre linke Hand ersetzte mit einem Klirren auf den Tisch.
Das Metall glitzerte bedrohlich im Schein der durch die Fenster strahlenden Sonne.
„Ich habe gesehen wie ein wichtiger Gefangener zusammen mit 2 Crewmitgliedern die Windtänzerin betreten hat die kurz danach auslief.“
Lady Azharu sah missmutig zu ihm hinab. „Und du hast nichts unternommen?“
„Ich konnte nicht alleine auf ein Schiff mit wer weiss wie vielen Kriminellen an Bord stürmen.“ rechtfertigte sich Vholsann. „Und überhaupt hast du, ebenfalls nichts unternommen.“
„Wie meinen?“
„Der Haken an deiner Hand da. Der gehörte doch dem Piraten Saul.“
Sie lächelte ihn mit blitzenden weißen Zähnen an.
„Das ist das einzige was von ihm übrig ist, wurde vollkommen pulverisiert. Der Arme.
Und wenn du noch eine dumme Anspielung machst, Vholsann, endest du genauso.“
„Ich bezweifle dass du mir was tun wirst.“ bemerkte Vholsann nüchtern. „Was ist mit Shoka und Nirki?“
„Sind beide nicht eingetragen. Entweder sind es Decknamen oder wirklich zwei unangemeldete Kopfgeldjäger. Wenn dem so ist wäre es mir eine Freude sie persönlich zu zerschmettern.“
„Ach und warum dass? Ich bin trotz allem noch ein Wächter und kann Mordlust in meiner Stadt nicht ohne weiteres dulden.“
Lady Azharu funkelte ihn düster an.
„Mordlust? Mein Vorfahr hat die Kopfgeldjägergilde gegründet nach dem er den Befehl vom Sternenorden erhalten hat Zivilisten zu töten. Seit dem war er davon überzeugt dass jeder Mensch für sich selbst heraus finden soll was richtig und was falsch ist. Wir Kopfgeldjäger sind nicht so vom Gesetz eingeschränkt wie ihr Wachen. Aber setze uns nicht mit den Mördern gleich die wir jagen, nur weil wir mehr Freiräume haben als ihr Wachen.
Wenn wir unoffizielle Kopfgeldjäger zu lassen, wird man uns bald so fürchten wie die Verbrecher wie die wir neutralisieren.
Wer sich nicht an gewisse moralische Werte hält und sich nicht dem Glauben an die Sterne verschrieben hat ist bei uns nicht willkommen.
Inoffizielle gefährden das Bild dass die Öffentlichkeit von der Kopfgeldjägerschaft hat. Das kann ich natürlich nicht dulden.“
Vholsann schluckte unwillkürlich als er die kalte Leidenschaft in Lady Azharus Augen strahlen sah, nach dem sie mit ihrem Vortrag endete.
Die Kopfgeldjäger waren nicht nur im Allgemeinen Stärker als der Durchschnittswächter sondern besaßen auch viel mehr Stolz und waren(seltsamerweise) sehr religiös veranlagt.
Normalerweise würde er niemanden wünschen sich mit diesen Leuten anlegen zu müssen, aber im Fall der Windtänzerin ging es um mögliche Verbündete von Kadev, demjenigen der den Rat der zentralen Kontinente ausgeschaltet hatte.
Jeder der mit diesem Mann in Verbindung war muss untersucht oder im Notfall auch eliminiert werden, ansonsten stand die Sicherheit aller Nationen auf dem Spiel.
Jetzt wo die Kopfgeldjägergilde einen offiziellen Auftrag verteilte und Vholsann den andern Staaten Nachricht zu kommen hat lassen würde die Windtänzerin von der ganzen Welt gejagt werden.


„Und was machen wir jetzt?“
„Halt den Mund Eton.“ Hardin nahm Eton an der Schulter und zog ihn hinter sich her.
„Er muss irgendwo in der Nähe sein… Er meinte er wolle auf mich warten weil er ein ungutes Gefühl bei der Sache hat.“
„Wenn meinst du? Und wohin gehst du überhaupt!?“
Abrupt blieb Hardin stehen.
„Beweg dich nicht!“ befahl Hardin mit scharfer Stimme. Eton gehorchte.
Eton spürte wie etwas dicht an seinem Ohr vorbeifegte. Den lauten Knall hörte er erst eine Sekunde später.
Eine Kutsche war an ihm vorbei geflogen und landete mit einem Dumpfen Geräusch vor ihm.
Ein massiger Mann mit Glatze trat aus der Kutsche und fing an die Einzelteile seines Reisegefährts ein zu sammeln.
Hardin hatte es ihm bereits nach getan.
Eton stand mit offenem Mund da während der Glatzkopf und Hardin schweigend die Kutsche wieder zusammen setzten als handelte es sich dabei um ein Puzzlespiel.
Das ganze dauerte etwa eine halbe Minute.
Hardin sah zu Eton.
„Eton, darf ich vorstellen. Das hier ist Gofer. Ich hab eine Weile für ihn gearbeitet. Er hat geahnt dass etwas Schlechtes passiert und hat mir einen Fluchtweg in Aussicht gestellt.“
„Du bist also Eton“ Die Stimme des riesigen Mannes war nicht so furchterregend wie er aussah. Geradezu weich.
„Hardin hat mir von dir erzählt. Wenn du im Moment nichts zu tun hast, würdest du dann vielleicht für mich arbeiten?“


„Ich heiße Sie willkommen Lord Stein. Ihr seid der erste der hier eingetroffen ist.“
„Danke schön Lord Umbrio, sie können mich ruhig Evander nennen.“
„Das würden die andern Lords unter Umständen nicht gut heißen. Sie wissen ja wie die andern Herrscher sein können.“
„Ja ich weiß was sie meinen. Ich bin ursprünglich bürgerlich wissen sie. Da fühlt man sich am Anfang unter dem Adel nicht ganz wohl. Sie spüren diese Phase im Moment auch immerhin, sind sie auch ursprünglich bürgerlich.“
Umbrio spähte hinter Lord Stein wo, Ealar Loghain gerade mit Steins Dienern aus dem Schiff stieg.
„Äh, ja. Zugegebenermassen bin ich nur so etwas wie eine Notlösung nach Eton, ich hatte auch nicht damit gerechnet in den Adelsstand gehoben zu werden. Könnten sie mein Gedächtnis auffrischen und mir sagen wer das ist?“
„Das ist Ealar Loghain einer der 7 legendären Meisterkämpfer Mirnuzars.“
Umbrio sah Loghain missmutig an. Er hatte von Tarii Informationen sammeln lassen über jeden einzelnen der bei der Notversammlung zugelassen war. Der Name Loghain war ihm nicht bekannt.
„Ähm, Verzeihung aber der Name Loghain wird auf keiner unserer Listen erwähnt und ist damit bei der Versammlung nicht zu gelassen.“ sagte Umbrio langsam.
„Die 7 Meister haben schon seit je her das Recht an den Versammlungen teil zu nehmen, Lord Umbrio. Auch wenn er noch nicht lange ein Meister ist hat er das Recht teil zu nehmen“ erwiderte Stein frostig.
„Dessen bin ich mir durchaus bewusst, aber nach dem Vorfall mit dem Rat der zentralen Kontinente, kann kein Risikio mehr getragen werden. Es ist dieses mal nicht möglich für ihn teil zu nehmen.“
„Was er zu sagen hat ist sehr wichtig. Ich verbürge mich dafür.“
Umbrio sah zu einer verkohlten Vogelleiche neben sich.
Aufgrund der Hitze der Außenmauern Oredians bildete sich ständig eine kochendheisse Kondenswolke über der Insel, die jeden Vogel der dort hinein flog augenblicklich kochte.
„Nun dann werden sie vor der Versammlung sagen um was es geht. Ich kann jedenfalls nicht verantworten dass jemand hier ohne vorherigen Eintrag auf der Liste erscheint.“
„Was für eine strenge Überwachung. Das lob ich mir. Sogar noch strenger als bei meinen Wachen vom Deregalhafen.“
Umbrio reichte dem Neuankömmling die Hand.
„Ah, Sie sind also auch mit Lord Steins Schiff gekommen Prinz Dyrmund.“ Stellte Umbrio fest.
„Ja, ich habe unter Deck an meinem Miniaturmodell von Oredian weiter gewerkelt. Stimmt es dass Lord Emain Gelbsstein und Baron Lascar kommen sollen? McAlister kommt sowieso da brauch ich gar nicht nach zu fragen.“
Umbrios Stirn legte sich in Falten.
„Ich habe Nachricht an Lord Gelbstein geschickt der sich im Moment am Scharfrichtergipfel aufhält, jedoch keine Antwort von ihm erhalten. Ich rechne nicht wirklich mit ihm halte ihm und seinem Gefolge aber Platz frei. Baron Lascar ist wie üblich auf Reisen also wird seine Frau, die Baronin herkommen.“
Prinz Dyrmund lächelte.
„Interessant. Das Ehepaar Lascar hat man noch nie in der Öffentlichkeit gesehen, ich bin gespannt zumindest eine Hälfte des Paares als erstes zu sehen.“
Dann wandte sich Umbrio an Ealar Loghain.
„Meister Loghain, ich bedauere es zutiefst aber wir können euch aufgrund einer kürzlichen, politischen Katastrophe nicht einlassen,wegen Sicherheitsgründen. Wir werden euch natürlich erlauben das abgeschlossene Waldgebiet in Hafennähe zum Training und zur Meditation zu benutzen. Bleibt die Woche hier, vielleicht ergibt sich ja etwas. Wir werden euch natürlich die traditionelle Wochenration von einer Zwiebel und einem Apfel überreicht.“
„Eine Zwiebel und ein Apfel…“ wiederholte Loghain.
„Ja, das ist schon seit Jahrhunderten Tradition. Euer Meister hat euch sicher davon erzählt. Die Meister kommen zwar hierher aber deshalb hören sie natürlich nie auf zu trainieren. Und alles was sie von den Gastgebern verlangen ist eine Zwiebel und ein Apfel.
Wenn die anderen Meisterkämpfer hier eintreffen werden sie unter denselben Bedingungen hier leben“
„Und ein Haus?“ fragte Loghain mit dem Anflug einer dunklen Vorahnung.
„Oh wir halten zwar im Hafengebäude Platz frei für die Meisterkämpfer, aber da zu übernachten hat noch nie ein Meister in Anspruch genommen. Die Meister übernachten alle im eingemauerten Trainingswald in dem es von wilden Monstern wimmelt. Sie sagen wer nicht unter Feinden schläft verweichlicht irgendwann, deswegen sieht ganz Mirnuzar ja auch zu ihnen auf.
Nun soll ich euch zum Trainingsplatz führen Meister Loghain?
Das Versammlungshaus öffnet sich sowieso erst wenn alle Herrscher angekommen sind. Ein uralter Hexenfluch sorgt dafür. Ihr verpasst also nichts.“
Amüsiert las sich Wahlu den für ihn zu großen Steckbrief nochmals durch, den er vor Kurzem von einem Bekannten aus Lady Azharus Gefolge erhalten hatte. Inzwischen hatte er wieder die Hälfte der Größe erlangt, die er zu Beginn des Kampfes mit Kudo inne hatte (also immer noch verdammt klein). Er konnte einfach nicht glauben, dass Azharu die Windtänzerin erst jetzt auf ihre Liste setzte. Sämtliche Mitglieder der Windtänzerin, nur wenige waren mit Namen genannt, waren bereits seit längerer Zeit gesucht. Dabei unterschied dieses ältere Kopfgeld in ehemalige Mitglieder, Berührte und Unberührte. Prämien gab es für wichtige Persönlichkeiten des Schiffes, wie den Käpten Paka, Arilla die Verfluchte, Saitu den Ersten Maat und Sazael den Baumeister. Aber mit der Geschwindigkeit, mit der die Mitglieder der Windtänzerin Chaos in Mirnuzar stiften werden es bald eine Menge mehr sein. Allerdings war dieses Kopfgeld nur halblegal, denn der Auftraggeber hat es über eine Scheinorganisation ausgesetzt. Dennoch wurde es geduldet. Das neue Kopfgeld von der Deregallwache jedoch war durchaus vollständig legal, so dass nun der Rest der Gilde Jagd auf die Windtänzerin machen konnte. Religiöse Narren. Das alte Kopfgeld war zwar nur geringfügig höher, aber Geld war nun mal Geld. Wenn es diese Kerle wagten ihm SEINE Beute abzunehmen, würde ihn das zur Weißglut treiben. Allerdings rechnete er nicht mit Erfolg. Offenbar wussten sie nicht annähernd so viel über die Windtänzerin wie diejenigen, die den alten Auftrag angenommen hatten, sonst wüssten sie wie DUMM es war das Schiff selbst direkt anzugreifen. Mit dem ehemaligen Kriegsherr und der Verfluchten war nicht zu spaßen. Sie würden alle den Tod finden. Das konnte ihm nur recht sein.
Wahlu:Kekeke... Kekekeke!! Diese selbstgerechten Kopfgeldjäger... Brauchen erst einen offiziellen Grund, um einzugreifen. Dann ist es ab jetzt ein Wettlauf...
Hina:Meister Wahlu, wir sind so weit.
Wahlu sah auf, warf den Steckbrief achtlos weg und ging auf die zwei Frauen zu, die an dem ramponierten Malmer gearbeitet hatten. Er inspizierte ihn gründlich und wippte zweifelhaft auf seinen Fußballen vor und zurück.
Wahlu:Und ihr seid sicher, ihr habt alles richtig gemacht?
Mina:Sicher! Wir müssen nur noch die Golemhülle erneuern, dann ist Malmer zu gut wie neu. Wenn nicht noch besser.
Wahlu hatte seine Bedenken, aber er behielt sie für sich.
Wahlu:Guuut. Dann wach auf, Großer! KE!
Er ließ Psynergy zwischen seinen Fingern aufblitzen und schlug sie auf die Oberfläche des Golems, der wie von einem Elektroschock zusammenzuckte. Das Leuchten in seinen Augen erschien und er stand auf.
Mina:Seht Ihr, Meister Wahlu? Gleich beim ersten Versuch...
Der Golem drehte sich zu ihr um und hob die Hände wie ein Zombie.
Malmer:Muss... Muss... Menschheit versklaven.
Wahlu:Kä?
Der Golem machte einen schweren Schritt auf die zwei Frauen zu, die einen erschrockenen Schrei ausstießen. Dann begann er zu rennen und jagte die zwei vor sich her.
Malmer:Muss Menschheit versklaven, muss Menschheit versklaven, muss...
Wahlu schrie frustriert. Konnten diese zwei nicht EINMAL was richtig machen? Mit einem spitzen Schrei warf er sich auf den Rücken des Golems und hämmerte mit seinen winzigen Händen wirkungslos auf den Kopf Malmers ein.
Wahlu:Nein, das wirst du nicht, du dämlicher Felsbrocken! Halt an und gehorche wieder meinem Befehl!
Malmer:Muss Menschheit versklaven, muss Menschheit versklaven, muss...
Hina:Meister, haltet ihn auf!!! Kyyaaa!!!
Noch bevor Wahlu eine wütende Antwort geben konnte, blitzte ein silbernes Messer auf, das sich präzise in die zerborstene Golemschale bohrte. Malmer blieb ruckartig stehen. Dann klappte er wieder in sich zusammen und Wahlu setzte mit einem eleganten Sprung auf dem Boden ab.
Wahlu:Ke! Wunderbar, jetzt müssen wir noch mal anfangen!
???:Tut mir Leid, wenn ich Euer Eigentum beschädigt habe. Ich fürchte ich habe reagiert, bevor ich darüber nachdenken konnte.
Wahlu sah auf. Wenige Meter entfernt stand eine Frau mit sehr langen aschgrauen Haaren in bunten, schlecht zusammenpassenden Kleidungsstücken. Offenbar war sie wahllos zusammengestohlen worden. Wahlu hopste ungehalten auf seiner Stelle herum.
Wahlu:'Tut mir Leid'?! Dieser Golem ist schon wieder völlig entladen!! Jetzt müssen wir ihn wieder aufladen und reparieren!! Und mit diesen zwei Nichtsnutzen kann es sich um viele Stunden handeln!!
Hina:Aber Meister, sie hat uns gerettet.
Wahlu:Ke...
Die Frau trat näher an sie heran.
Frau:Ihr habt Recht, kleiner Mann. Ich hätte nicht handeln sollen, aber ich habe die Klinge schon geworfen, als es mir in den Sinn kam. Leider habe ich auch kein Geld um Euch zu entschädigen. Aber vielleicht kann ich Euch trotzdem auszahlen.
Wahlu:Keke... Was kannst du mir außer Geld denn anbieten?
Frau:Ihr seid Kopfgeldjäger, nicht? Ich würde gerne für euch arbeiten.
Wahlu:Kä? Bist du etwa auch eine Berührte?
Frau:Nein. Ich habe viele Talente, aber die Sternengabe gehört nicht dazu. Aber dieses geworfene Messer war kein Glückstreffer, sollt Ihr wissen.
Der Winzling neigte seinen Kopf interessiert hin und her.
Wahlu:Ich denke ich bin interessiert. Ich bin schon lange auf der Suche nach guten Gehilfen.
Hina:Aber Meister...
Wahlu:GUTEN Gehilfen. Nur leider wollen nur sehr wenige für mich arbeiten.
Frau:Weshalb?
Wahlu:Kekekekeke!! Wegen meiner Erscheinung natürlich! Kaum jemand nimmt mich als Kopfgeldjäger ernst, dabei habe ich bereits Beute gefangen, bei der viele dieser Anfänger nicht mal eine Minute durchgehalten hätten! Außerdem ist der Beuteanteil für meine Mitstreiter gering.
Die Frau winkte desinteressiert ab.
Frau:Vorerst habe ich kein Interesse an Gold. Ich habe so lange festgesessen, dass ich einfach nur danach lechze wieder auf die Jagd zu gehen.
Wahlu:Kekekeke!! So gefällt mir das! Und wenn du nur halb so gut bist wie du versprichst, dann genügt nur ein Wort und ich gebe dir jeweils ein Drittel von Hina und Minas Beuteanteil ab.
Die beiden Frauen protestierten entrüstet, aber Wahlu brachte sie mit einem finsteren Blick zum Schweigen.
Hina:Na schön... Wie auch immer, danke für die Hilfe. Wie können wir dich nennen?
Die Frau schenkte ihr nicht einmal Beachtung, antwortete trotzdem.
Frau:Ihr könnt mich 'Trea' nennen. Mein wahrer Name ist nicht wirklich von Bedeutung.
Hina:Oh... Na gut, Trea. Danke für die Hilfe vorhin.
Sie streckte die Hand zu ihr aus, als Trea sie giftig ansah.
Trea:Fass mich nicht an.
Die Adeptin sprang erschrocken zurück.
Wahlu:Kekekeke! Ich fürchte du musst ihre Anwesenheit dulden, also versuch sie nicht allzu sehr zu verschrecken. Gut, während die beiden Malmer wieder zusammenbauen, werde ich dich einkleiden und dir eine anständige Waffe besorgen. Betrachte es als Investition.
Trea lächelte bösartig.
Trea:Zu liebenswürdig. Ich hoffe sie ist scharf genug. Aber eine Warnung habe ich, Kleiner.
Wahlu:Und die wäre?
Trea:Ich bin vielleicht mehr, als Ihr kontrollieren könnt.
Wahlu:Kekeke... Ich werde ein Auge auf dich haben. Komm jetzt, Trea. Dein erster Job steht bereits an.

Die beiden runzelten die Stirn.
Kanra:LaViosin?
Lashon:Frostlande?
Talion nickte.
Talion:Genau. Es ist der südliche Eiskontinent Mirnuzars und im Allgemeinen nimmt man an, dass dort niemand lebt, weil dort unwirtschaftliche Eisstürme wüten. Diese Stürme sind so stark, dass es unmöglich ist sich Frostlande mit einem Schiff zu näheren. Allerdings versichere ich, dass LaVoisin existiert. Diese Stürme wehen nur auf die Küste hinaus, aber auf Frostlande selbst sind die Wetterbedingungen in Ordnung.
Kanra:So gut wie das Wetter auf einem Eiskontinent sein kann. Was bei alle brennenden Höllen macht der Stern da? Er ist doch erst vor einigen Tagen aus Aamara Hill gestohlen worden, habe ich gehört.
Talion:Nun, durch einen... Zufall fiel er Lord Umbrio in die Hände. Aus Neutralitätsgründen brachte er ihn nach LaViosin.
Kanra schüttelte ungläubig den Kopf.
Kanra:Wenn er sich schon die Mühe macht, hätte er ihn uns nicht einfach geben können?!
Lashon:Um auf dieses 'Lord Umbrio' noch mal zurückzukommen...
Er wandte sich Talion zu.
Lashon:Wie konnte das denn passieren? Wie schafft es ein gebürtiger Galataner den Regierungssitz von Polina und damit ganz Oscasianes zu werden? Das erscheint mir schon aus rein politischen Gründen völlig lächerlich. Kein Mirnuzarianer würde zulassen, dass das größte Reich ihrer Welt einfach in die Hände eines Auswertigen fällt.
Talion:Und was ist mit Eton?
Lashon überlegte und zuckte mit den Schultern.
Lashon:Du hast wahrscheinlich recht.
Kanra:Also müssen wir schon wieder quer durch die Welt nach Frostlande?
Talion:Dann müsstet ihr euch schon mal Gedanken machen, wie ihr die Sturmbarriere überwinden wo-
Lashon:Sekunde mal, das ist doch perfekt!
Kanra und Talion sahen Lashon fragend an, der auf einmal breit grinste.
Talion:Bitte?
Lashon:Kanra, überleg nur! Weißt du noch wo Paka sagte, wo der Marsleuchtturm Mirnuzars gefunden wurde?
Kanra sah ihn eine Weile fragend an, dann wurden ihre Augen groß.
Kanra:Frostlande. Unter vielen Metern Eis begraben. Das ist gut, dann müssen wir nicht so weit laufen. Aber wie kommen wir da-
Sie verstummte, als ihr wieder etwas einfiel. Lashon nickte wissend, weil er wusste woran Kanra dachte.
Lashon:Genau. Sazael. Er war dort und hat ein Portal eingerichtet, dass mit dem auf diesem Schiff verbunden ist. Frostlande ist nicht einmal zweihundert Schritte für uns entfernt.
Talion:Ihr könnt nach Frostlande? Einfach so?
Lashon:Lange Geschichte. Ich erzähle sie gerne, aber zuerst sollte der Käpten davon erfahren.
Er machte Anstalten sofort loszuhasten, aber Kanra hielt ihn vorsichtig an der Schulter fest.
Kanra:Warte mal... Sollte das nicht lieber warten?
Lashon:Wie? Was meinst du?
Kanra:Der Käpten wollte nachher doch etwas verkünden. Etwas Wichtiges. Vielleicht solltest du für den Fall einfach bis dahin warten.
Lashon:Für den Fall? Was für ein Fall?
Kanra antwortete nicht, doch ihre Augen schienen Lashon schon genug zu sagen, denn er drehte sich wieder zu ihnen um und nickte.
Lashon:Na gut Kanra, dann warten wir bis nachher.

Reyter nickte jedem von ihnen zum Gruß zu. Als die Kaiserin fertig war räusperte er sich.
Reyter:Ich grüße Sie alle recht herzlich. Ich bedauere, dass mein oberster Stab nicht anwesend ist, aber sie sind umfassenden Vorbereitungen für einen Angriff verwickelt und deshalb leider verhindert an der Sitzung teilzunehmen. Meine Männer die mich begleiten sind alle Teil meiner persönlichen Crew auf der 'Schattendrifter'. Um die Begrüßung nicht zu lange ausfallen zu lassen stelle ich Ihnen nur meine zwei höchsten Offiziere vor. Sfasesh von Brexal, mein Schlachtenkoordinator und ehemaliger Wächter von Gilratars Windturm in Galatan.
Er zeigte auf den Windadepten, der die Anwesenden stumm grüßte.
Reyter:Und Rook aus den Kaarnischen Hochlanden, Verantwortlicher für die Rekrutierung und Ausbildung meiner Soldaten.
Der ungepflegt wirkende Venusadept mit dem Rauschebart nickte ihnen lächelnd zu.
Narsi:Es ist uns ein Vergnügen.
Reyter:Dann lasst uns beginnen. Euer Kontaktmann, Meister Jad, hat uns von Eurem Vorhaben eine Umsiedlung nach Mirnuzar zu unternehmen erzählt, ebenso von der geplanten Vernichtung aller Nichtadepten dieser Welt mit der Entfesselung der Alchemie. Ich weiß nicht wie viel Meister Jad Ihnen berichtet hat, aber ich begrüße Zweiteres mit Freude, aber Ersterem kann ich nicht ohne Weiteres zustimmen.
Der hochgewachsene Heerführer, Belvios erinnerte sich Reyter, hob die Brauen und ergriff das Wort.
Belvios:Ich wusste nicht, dass wir dafür Ihre Zustimmung brauchen, Kriegsherr.
Reyter lächelte freundlich. Er wusste, dass der Heerführer ihn nur testen wollte. Er glaubte daran, dass alle Beteiligten bestens informiert waren.
Reyter:Sollte Ihnen meine Ansichten so gleichgültig sein, hätten Sie niemals die Anstrengung unternommen sich mit mir in Kontakt zu setzen.
Belvios nickte zufrieden und Reyter fuhr fort.
Reyter:Ihnen sollte klar sein, dass ich der Umsiedlung nur deshalb mit Sorge entgegen sehe, weil sie unweigerlich mit der Gründung eines eigenen Reiches mit eigener Regierung, in diesem Fall der des Silkanaschen Ostreiches, verbunden ist. Meiner Ansicht nach sollte das neue Mirnuzar, das Reich der Adepten, unter einem Banner vereint sein. Mehrere Nationalitäten und Herrschaftsmächte führen nur zu Konflikten, Kriegen und dem Niedergang einer Welt. Galatan ist das beste Fallbeispiel. Und wenn Sie den Ausdruck erlauben, hat der Krieg auch in Silkanas deutliche Spuren hinterlassen. Allerdings steht das neue Mirnuzar für jeden Adepten offen, ganz gleich welcher Herkunft er ist.
Narsi:Aber Sie würden einer Umsiedlung unter dem Banner meines Reiches unter gewissen Bedingungen zustimmen?
Reyter:Selbstverständlich. Kein Adept sollte auf verseuchtem Land leben. Ich werde ihnen genug zur Verfügung stellen, damit sich Hirans Griff um Ihre Nation lockert. Ich denke, Jad hat Ihnen meine drei optionalen Bedingungen übermittelt...?
Narsi:Gewiss.
Reyter:Gut. Für welche dieser Bedingungen interessieren Sie sich?

Alles stand bereit. An dem Ereignis selbst, nahmen nur die Lehrmeister und ein paar Erwählte teil. Der rötliche Mond Mirnuzars strahlte zusammen mit einem Meer der Sterne auf Merl hinab, als er unsanft über den feuchten Rasen des Gartens auf eine Apparatur in dessen Mitte zugeschoben wurde. Merl musste unweigerlich an die vielen Stunden zurückdenken, die er in diesem Garten verbracht hatte. Würde er hier wirklich sterben? Nein, das konnte er nicht zulassen. Er hatte noch viel zu tun, bevor er ans Sterben denken konnte. Er untersuchte die Apparatur. Es handelte sich um eine Holzplattform mit einer runden Vertiefung in der Mitte. Über der Plattform waren drei bläulich schimmernde Pfähle in mechanischen Vorrichtungen an einem Holzgerüst angebracht, die mit ihren Spitzen auf die Vertiefung zeigten. Die Pfähle schimmerten deshalb, weil sie mit einer kleinen Menge Heilpsynergy versehen waren. Man würde ihn in die Vertiefung setzen, die Pfähle auslösen die sich durch alle lebenswichtigen Bereiche seines Körpers bohren würden und die Heilpsynergy sollte ihn noch eine Weile am Leben erhalten, damit er die volle Qual des Todes zu spüren bekam, bis die Kraft der Pfähle aufgebraucht war und ihm den Tod überließ. Merls Kehle wurde trocken. Talb hatte wirklich einen ausgeprägten Sinn für Grausamkeit. Er wollte auf keinen Fall sterben. Nicht so. Er musste Vulkanasche vertrauen.
Talb:Ah, da bist du ja, Merl. Hast du deinen Frieden bereits gefunden? Ich hoffe doch nicht.
Der Meisterarchivar erwartete ihn und kicherte gehässig. Er schien der einzige zu sein, der sich amüsierte. Die anderen schienen sich bei dem Gedanken an die Hinrichtung nicht sonderlich wohl zu fühlen.
Merl:Ich glaube nicht, dass es einen Sinn hat Ihnen zu sagen, dass ich nicht Merl bin?
Talb:Stur bis zuletzt, wie? Deine Eltern wären stolz auf dich. Schade, dass sie dich nie wieder gesehen haben und es auch nie wieder werden. Wobei sie die ganze Zeit nach dir gesucht haben...
Merl:Können wir weitermachen? Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.
Talb hielt einen Moment inne, dann lachte er schallend.
Talb:So begierig zu sterben? Dann sollten wir dich nicht enttäuschen. Bringt ihn rauf. Oh, bevor ich es vergesse... Irgendwelche letzten Worte?
Merl lächelte grimmig.
Merl:Die habe ich tatsächlich.
Narsi legte langsam einen Mythril-Beutel auf die Vertiefung vor sich. Er verschwand und erschien vor Reyter wieder, der ihn aufschnürte und den Inhalt überrascht betrachtete den Inhalt eingehend. Dann sah er wieder zu Narsi.
"Ich bin beeindruckt.", sprach der Kriegsherr anerkennend, "Dennoch frage ich mich wie ihr in den Besitz eines Elementar-Sternes gelangt seid, den ich in den Händen meines Widersachers glaubte."
"Der Stern, den ihr gesucht habt, ist wahrscheinlich auch dort.", erwiderte Narsi, "Jad erzählte euch, dass auch in Silkanas Leuchttürme existierten."
"Wenn dies ein Stern eines nicht länger existierenden silkanischen Leuchtturms ist..."
"Keine Sorge. Ich habe das in Betracht gezogen und einen von Crimsons Spionen beim Scharfrichtergipfel einige Nachforschungen anstellen lassen. Es ist eindeutig die gleichen Sterne unterschiedlicher Welten scheinen vollständig übereinzustimmen. Für den Moment kann ich euch nur den Jupiterstern des OStreiches übergeben, aber ich habe bereits eine Expedition in das Zentralreich geschickt, um den Venusstern aus der Hauptstadt zu bergen und Jad kümmert sich darum den Merkurstern aus Hiran zu beschaffen."
"Was ist mit dem Marsstern?", fragte Reyter.
"Uns ist seine Position bekannt, aber es ist unmöglich ihn in einem akzeptablen Zeitraum zu beschaffen."
"Lasst mich das erklären.", ergriff Belvios abermals das Wort, "Neben der Adepten-, nein, Menschenrasse gibt es in Silkanas eine einzige weitere Rasse, die man als uns gleichgestellt ansehen kann. Sie nennen sich Glaori und sind den Menschen physisch und psynergetisch standardmäßig weit überlegen, aber es gibt vergleichsweise wenige, weshalb sie niemals versucht haben ihr Teretorium auszuweiten. Die Glaori verehren die Welt selbst und sehen den Marsstern, als einen besonders wertvollen Teil dieser Welt. Ein solches religiöses Objekt könnten wir ihnen nur nach jahrzehnte langen Verhandlungen von ihnen erhalten, und sie sind den Menschen äußerst misstrauisch gegenüber, weshalb ich nicht einmal sicher wäre, ob wir Verhandlungen aufnehmen könnten. Ein Militärschlag ist in unserer momentanen Situation undenkbar. Sie würden uns niedermetzeln. Ein Diebstahl würde zum Krieg führen."
"Wir haben natürlich auch keine Informationen über den Verbleib von Mirnurzar Marsstern." Narsi schüttelte den Kopf. "Es sind bei weitem zu viele unsichere Faktoren, wenn es um das beschaffen der Elementarsterne geht. Aus diesem Grund werde ich euch Sieras Spezialeinheit für euren Angriff zur Verfügung stellen."
"Also werdet ihr uns eure Sterne nicht überlassen?"
"Nein, wir werden euch die verfügbaren Sterne überlassen, sobald ihr sie benötigt, schließlich wollen wir unseren Teil zu der Reinigung Mirnurzars leisten."
"Das klingt fast als würdet ihr versuchen zwei Möglichkeiten zu erfüllen."
"Wir tun es aus purem Eigennutz.", antwortete Narsi ernst, "Mirnurzars Reinigung ist absolut notwendig. Und wir müssen euch verstehen und wenn möglich von euch lernen. Wie wäre das besser möglich als bei einer Aktion teilzunehmen, die ihr persönlich leitet."
"Lernen.", sprach Naamos urplötzlich, "Das trifft auf ein weiteres Anliegen zu, das wir haben."
Reyter schien zu überlegen was Naamos meinte, doch Sfasesh ergriff an seiner statt das Wort: "Sprecht ihr von dem Austausch der Technologie, den ich Meister Jad zu Beginn anbot."
"Ja, sofern er Zustande kommt.", antwortete Naamos mit deutlich festerer Stimme als sonst, "Die galatanische Psynergietechnologie oder besser die der zentralen Kontinente oder des Drachenclans sind in meinen Augen längst überholt, aber Graf Jad berichtete uns, dass eure Technologie fortgeschrittener sei. Sofern ich eure Technologie als für uns nützlich erachte werden wir gerne unser Wissen Preis geben. Zu diesem Zweck bitte ich euch begleiten zu dürfen und untertänigst, um eine Demonstration eurer Technologie."

Kazan lehnte sich keuchend an eine Hauswand. Er hatte sich ein zerlumptes graues Tuch übergeworfen, um unter den Bettlern, die sich in dieser Straße tummelten nicht aufzufallen.
"Ihr seid viel zu aufgeregt, Wanderer.", flüsterte Gratiel in ähnlichem Aufzug neben ihm.
Kazan war überrascht, dass der alte Mann, der sich stets bemühte wie ein König auszusehen, dazu hinabließ sich als Bettler auszugeben.
"Lass mich endlich in Frieden, alter Mann.", knurrte er, "Es ist eure Schuld, dass ich jetzt von den wohl fähigsten Spüradepten der Welt verfolgt werde. Ich hab euch aus eurer Zelle und dem Gefängnis geholt. Jetzt muss endlich Schluss sein!"
"So ist die Welt nicht, Wanderer.", antwortete Gratiel, "Und diese Tarnung hilft uns nur für eine kurze Verschnaufpause. Wir können nicht fliehen."
"Dann stell dich ihnen, so dass ich wegkomme.", erwiderte er grimmig.
"Ach was. Dich verfolgen die sicher weiter. Unsere einzige Chance ist es, wenn wir einen der wenigen Vorgesetzten der Verfolgungseinheit finden und ihn davon 'überzeugen' uns zu helfen."
"Ohne mich!" Er sprang auf und überquerte die Straße, um dann ein Geschäft zu betreten, das offenbar mit Gegenständen handelte, die es dem Träger gestatteten bestimmte Psynergie ohne Vorkenntnisse anzuwenden. Diese Gegenstände waren sehr beliebt in Hiran und der Grund warum noch kaum einer diese Künste selbst erlernte. Der Verkäufer beäugte ihn argwöhnisch, wegen des Tuches, aber konnte scheinbar die ein wenig edlere Kleidung darunter sehen.
"Wie kann ich helfen?", fragte der Verkäufer, "Ihr scheint ein Abenteurer zu sein, also vielleicht ein Hamercubus?"
"Wanderer?!", rief Gratiel, der gerade in den Laden trat, "Was tut ihr?"
Das fragte er sich auch gerade. Um von Gratiel wegzukommen war es nicht unbedingt das Klügste sich in den erstbesten Laden in der Straße zu flüchten. Um die ganze Situation noch merkwürdiger zu machen, bemerkte er, dass seine Hand zu seiner Waffe gewandert war und diese nun krampfhaft umklammerte.
"Äh, ihr solltet nicht näher kommen."
Gratiel verstand nicht was er sagte und packte ihn an der Schulter. "Wir sind zusammen in diesem Unsinn! Du ka---"
Gratiel wich einen Schritt zurück, als er herumfuhr und mit seinem Dolch nach der Kehle des Banditenkönigs hieb.
"Was soll das werden?", fragte Gratiel wütend.
Er holte ohne das geringste Zutun bereits zum nächsten Schlag aus.
"H-HILFE, WACHE!", brüllte der Händler völlig unnötigerweise, da er wesentlich besser den Alarmknopf unter dem Tresen hätte betätigen können, aber er war eine gefährliche Situation wohl nicht gewohnt.
"Ach, verdammt!" Gratiel stürmte auf die Straße und in die nächstbeste Menschenmenge.
Kazans Füße nahmen bereits von allein die Verfolgung aufnahmen und er sich einen Weg durch die Menge bahnte, indem er die Passanten aus dem Weg stieß oder vereinzelt niederstach. Dies tat er aber so schnell und präzise, dass es ihn selbst überraschte und meist unbemerkt von den übrigen Passanten blieb. WAS ZUR HÖLLE GESCHAH HIER EIGENTLICH?!
Ailas: Du denkst also, ich lasse mich einfach von dir Verhören?
Er schüttelte seinen Kopf. Er mochte den Mann nicht besonders. Alleine weil er es mit einer Technik nach dem anderen schaffte, ihn zu überraschen. Er zweifelte nicht an, dass er es noch öfter konnte. Auch er hatte noch einige Überraschungen im Hinterhand. Würde es sich aber lohnen diese gegen jemanden auszuspielen, der womöglich nicht einmal sein Feind war? Jetzt, wo er sogar eine andere Lösung anbot?
Ailas: Du brauchst mir das ganze nicht so zu erklären, als sei ich ein Kind. Ausserdem bin ich lange kein Anfänger wie du vielleicht glauben magst.
Er schaute sich um. Er hatte also den Auslöser betätigt nachdem er auf die Wand geklopft hatte. Womöglich hatte er es geplant ihn auf dieser Weise zu treffen. In einer eigenen Realität.
Ailas: Ich weiss zwar 'noch' nicht, wie ich deine Realität verlassen kann, doch selbst du solltest wissen, dass ich irgendwann darauf kommen werde.
Skrasas: Du könntest auch einfach auf meine Frage antworten.
Ailas: Ja das könnte ich, wie viele andere Sachen die ich auch 'könnte'. Ob ich es tue ist allerdings eine andere Frage.
Er schloss seine Augen. Alleine darauf würde er Antworten.
Ailas: Ich habe weder vor den Leuchttürm aktiv zu entzünden, noch dessen Entzündung zu verhindern.
Die Leuchttürme würden entzünden werden, ganz gleich ob er dabei half oder nicht. Er würde seine Zeit nicht damit verschwenden. Sein Blick galt etwas anderem. Zumindest gerade schien er nicht bereit zu sein, eine weitere Frage zu beantworten.

Dewan: IHR seid dafür Verantwortlich?!
Die beiden kamen sich im laufe des Gesprächs bereits so vor, als wären sie die diejenigen gewesen, die befragt wurden. Die Plötzliche Erhebung in seiner, nun deutlich ernst klingenden, Stimme lies sie zurückschrecken, ohne dass sie begriffen was sie falsch beantwortet hatten. Sarn und Weldon schauten sich an. Es kling bereits so, als wären sie für irgendetwas Schuld. Das Gespräch war ohne das sie es richtig gemerkt hatten abgeschweift. Dewan verschränkte seine Arme, sah wieder ruhiger, dafür aber nachdenklicher aus. Als sich wieder ein Lächeln auf seinem Lippen bildete.
Dewan [denkt]: Ich hatte mir schon gedacht, dass irgendein Trottel Melfice beschworen hatte. Seine Kräfte zu nutzen wäre normaleweise sowieso nicht lange gut gegangen. Er würde den Verstand seines Containers immer weiter zerfressen, bis er sich über diesen bediente. Diese beiden hatten den ganzen Prozess offenbar deutlich beschleunigt, indem sie dem Mann Namens Hashiro seine Persönlichkeit geraubt hatten. Die Larve war geschlüpft. Dabei hätte es so einfach sein können.
Dewan: Ist ja auch egal.
Sein Blick fastete sich wieder an den beiden. Sie sprachen bereits eine ganze Weile miteinander, doch seid beginn des Gesprächs hatte das Gespräch übernommen. Ihnen gefiel das ganze überhaupt nicht. Im Gegensatz zu ihm, waren sie kein bisschen schlauer geworden.
Sarn: Wirst du langsam unsere Fragen beantworten?
Dewan: Man sollte den Gegenüber nicht unterbrechen. Ihr müsst euch schon gedulden, wenn ihr eine Antwort erbittet. Ihr sagtet ihr wärt einem Dämon getroffen, mehrmals.
Sarn:...
Dewan: Wisst ihr den, was für ein Gefahr dieser Dämon Namens Melfice darstellt?
Und schon wieder ging es nur um seine Fragen.
Sarn: Ich habe ihn überprüft. Wir kennen seine Schwächen. Er ist absolut kein Problem.
Dewan: Deine Analyse beruht sich auf einen Menschen, der einen Dämonengeist in sich trug und seine Kräfte benutzte. Heute sieht die ganze Lage anders aus.
Weldon: Auch dieser Böse Geist, hat bereits gegen die Admiralin gekämpft. Meflice. So hatte er sich auch vorgestellt.
Dewan: Ich weiss wohin es hinausläuft, allerdings benötigt selbst ein Dämon nach seiner Beschwörung Zeit um seine vollständigen Kräfte zu nutzen. Trotzdem hat er überlebt nicht? Das ist nicht neues. Egal wie die Konditionen stehen, er überlebte bisher in alle die Jahrhunderte immer.
Dabei musste er an die gefürchtete Attacke dieses Monsters denken, die in den Bücher ihrer Vorfahren aufgelistet wurde. Eine Attacke die jeden Adepten auslöschen könnte. Eine Attacke die ganze Dörfer und Städte ausrottete. Adepten die sich ihm gegenüber stellten, hatten sich stets dem Vorteil vertraut, dass der Dämon ihre Psynergie als 'süß' genug empfand,um nicht darauf zuzugreifen. In den Büchern standen schon oft Kämpfe, in denen der Dämon erniedrigt wurde trotzdem aber geschafft hatte zu siegen oder zu entkommen.
Weldon: Das ist Mirnuzar. In Mirnuzar gibt es bei weitem nicht allzu viele Adepten. In Galatan dagegen war jeder ein Adept. Dieser Melfice kann für euch zwar eine nicht überwältbare Gefahr darstellen, doch wir haben deutlich mehr gesehen.
Dewan: So so.
Sarn: Ausserdem, unsere Frage. Bisher wurde noch keine einzige von ihnen Beantwortet. Erzählt wurde uns bisher nur von einem Dämon, der gefährlich sein dürfte. Was hat das mit uns zu tun?
Dewan warf einen Blick zu Sarn und hatte wieder das Lächeln aufgesetzt, dass er am Anfang auf hatte.
Dewan: Ich werde euch die Fragen noch beantworten, ohne dass ihr mich immer wieder daran erinnert.
Er sah zum Adepten, der vorhin gesprochen hatte.
Dewan: Was hältst du von einem kleinen Kräftemessen. Ich möchte nur gerne sehen, wie überlegen ihr den Mirnuzaner wirklich seid. Weldon war dein Name?
Sarn: Was diese bitte können wir unmöglich nachkommen!
Dewan: Ich, als Kampfkunstmeister Mirnuzars garantierte, dass ihr keinen Schaden davon tragen werdet. Es wird nur im Niveau eines Trainingskampfes sein. Ich möchte die Macht der Galataner sehen, die mir ein Leben lang verwehrt geblieben war.
Dewan hasste es zwar, zu kämpfen, doch es ging nicht um ihn. Er erwartete zwar nicht unbedingt, dass er annahm, doch selbst dann hatte er einen Plan B. Er musste bei seinem letzten Satz schmunzeln, denn er hatte gelogen.

Der Dämon warf ihr einen skeptischen Blick zu.
Melfice: Du willst es haben? Ich leih es dir aus.
Kam es nur stattdessen von ihm, als er sich in die Luft erhob. Wer weiss ob er das Buch noch brauchte. Im Moment schien es nutzlos zu sein. Zumindest für ihn. Seine Dämone hatten bereits Ealar Loghain aufgespürt. Er dagegen würde sich solange irgendwo anders hinbegeben.
Kazan bog noch immer ohne Kontrolle über seinen Körper um eine Ecke. Er war längst erschöpft von der Verfolgung und dem Versuch gegen die Fremdsteuerung seines Körpers anzukämpfen, doch sein Körper schien dieses noch nicht bemerkt zu haben, denn er bewegte sich weiterhin mit seiner gewöhnlichen Geschwindigkeit. Eigentlich sogar schneller als am Anfang der Verfolgung, denn ihm fiel auf, dass er permanent mehr von der Kontrolle verlor. Inzwischen konnte er nicht einmal mehr sprechen. Wenn das so weiterging würde er auf die eine oder andere Art sterben. Entweder ermüdete sein Körper bis er tot umfiel oder Gratiel tötete ihn. Bisher hatte der Banditenkönig ohnehin nur nichts getan, weil er bei einem Nahkampf zu lange an einem Ort bleiben müsste und sobald er Psynergie einsetzte von der Verfolgungseinheit geortet wurde. Dummerweise näherte sie sich jetzt einer verlasseneren Gegend. Das hieß, dass Gratiel ihn sicher bald angreifen würde. Bei der nächsten Biegung bewahrheitete seine Befürchtung sich, als ihm eine Klinge entgegen kam sobald er abbog. Er duckte sich unter dem Schlag weg und stach mit seinem Dolch nach dem Herzen des Angreifers, der sich mit einem Schritt zurück in Sicherheit brachte und mit dem zweiten Schwert angriff. Er tauchte seitlich unter dem Hieb weg und an Gratiel vorbei, wobei er die eigene Waffe nach der Seite des Banditenkönigs schwang, der jedoch mit einem Schwert blockte, und den Dolch mit einer Drehung weg schlug, die er auch als Basis für einen Streich mit der zweiten Klinge gebrauchte. Kazan sprintete ein Stück vor, sodass die Klinge knapp seinen Rücken verfehlte. Er drehte sich um und blockte eine Reihe von Schwertschlägen, während er rückwärts lief, von Gratiel weglief, der noch immer beide Klingen schwingend die Verfolgung aufnahm. Kazan wusste, dass er das nicht lange durchhalten würde, denn trotz steigendem Alters war der Banditenkönig noch ein gewandter Kämpfer.
"Tut mir Leid, Wanderer!", knurrte Gratiel ohne seinen Angriff zu unterbrechen, "Ich weiß, dass ihr das hier nicht wolltet, aber ich habe keine Wahl."
Kazan hätte am liebsten Augen verdreht, aber dafür hatte er nicht genug Kontrolle über seinen Körper. Es war völlig unwichtig ob man ihn töten wollte, wenn er tot war war tot und mehr war in der Hinsicht unwichtig.
Eine blitzschnelle Drehung von Gratiels Klinge entriss ihm seinen Dolch, der hoch durch die Luft flog und etwas entfernt nutzlos liegen blieb. Von da an begann er den Beiden Schwertern mehr schlecht als recht auszuweichen und musste unzählige Beinahetreffer hinnehmen. Er stolperte über einen hochstehenden Stein und stürzte rücklings zu Boden, während des Falls gelang es ihm jedoch gegen Gratiels Hand zu treten, der das Schwert vor Schmerz fallen ließ, doch mit der nun freien Hand ebenfalls sein zweites Schwert packte. Kazan kroch rückwärts in dem Versuch von dem Banditenkönig wegzukommen. Zumindest nahm er an, dass das der Grund war, aus dem sein Körper rückwärts krabbelte. Gratiel folgte ihm die Spitze seiner Klinge auf seine Kehle gerichtet.
"Jetzt stirb!" Der alte Mann holte kraftvoll aus und schwang seine Klinge auf Kazans Kopf hinab. Das war's! Schoss es ihm durch den Kopf, doch dann fiel ihm etwas ein.
Ein tentakelartiger Schatten schoss aus seiner Hand und sollte den herannahenden Stahl abblocken, doch es gelang ihm nur die Waffe abzulenken, sodass sie funkensprühend einen Zentimeter neben seinem Ohr aufprallte. Er hatte also recht gehabt. Da er noch immer sein Bewusstsein unter Kontrolle hatte, konnte er seine Psynergie noch immer selbst steuern. So begrenzt sie auch war. Er konzentrierte sich und ließ dunkle Psynergie in Form von Speeren, aus seinen Handflächen schießen, die sich in Wände an Beiden Seiten von ihm bohrten und ihn zwangen seine Arme in diese Richtung zu strecken.
"Ihr scheint eine Lösung gefunden zu haben." Gratiel nickte kurz. "Viel Glück, Wanderer!"
Gratiel rannte in die nächste Seitengasse aus seiner Sichtweite.
Hoffentlich ließ diese Fremdsteuerung seines Körpers nach, wenn er Gratiel nicht mehr verfolgen konnte. Sein Mund öffnete sich abrupt. Und was war das jetzt? Er streckte seine Zunge raus. Moment er würde doch nicht... Sein Kiefer schnappte zu und er hätte vor Schmerz aufgeschrien, als sich seine Zähne in seine Zunge schlugen und diese abtrennten. Ein Blutschwall floss zwischen seinen Zähnen hindurch. Seine Psynergie löste sich durch den Konzentrationsverlust und er fiel auf rücklings zu Boden. Seine Hände presste er reflexartig auf den Mund, als er die Kontrolle über seinen Körper verlor. Panisch kreisten seine Gedanken, um sein baldiges Ende. Er kannte keine Heilungspsynergien. Im war keine Dunkelheitpsynergie mit dieser Wirkung bekannt und er war auch nicht fähig Wasser- oder Erdpsynergie zu benutzen.

Skrasas Lachen hallte durch den Raum. "Du wärst nicht der Erste, der meine Realität verlassen würde. Am einfachsten wäre es, aber einfach mich in dieser Realität zu vernichten. Das ist ohnehin der einzige Weg, wie du mich wirklich los werden könntest, aber du bist offenbar schlau genug um zu verstehen, dass ein Kampf sinnlos wäre, solange du in einer Zelle sitzt." Skrasas wandte sich um.
"Aber du verstehst nicht einmal ansatzweise die Komplexität dieser Kunst. Ich sagte doch bereits ein Talent wie du ein Menschenleben bräuchte um die Grundlagen zu verstehen. Wir treffen uns wieder."
Von seinem Körper breiteten sich Risse durch die Luft aus, bis die gesamte Umgebung wie Glas zersprang. Er hatte seine private Realität zerschmettert und Ailas war zurück in der Realität aller Menschen. Er selbst war während seiner Unterhaltung in der gewöhnlichen Realität und seiner eigenen Realität zu gleich aktiv gewesen, weshalb sicher auch niemand bemerkt hatte, dass etwas ungewöhnliches vorgefallen war. Obwohl... Vielleicht hatte die, die Verfluchte genannt wurde, - Arilla war es? - ein Gespür von ausreichender Stärke, um die Veränderung, die es beim erstellen und zerstören der privaten Realität gab.

"Was zur...?!" er schnappte nach Luft, als er wieder zu sich kam
"Alles in Ordnung.", rief eine Gestalt mit einer Rüstung neben ihm und weitere Gestalten in Rüstungen eilten zu seiner Position. Offenbar waren sie von der Stadtwache.
"Gut, dann bring ihn auf die Wache! Wir müssen diesen messerschwingenden Irren verfolgen!"
Kazan hob eine Hand und deutete in die entgegengesetzte Richtung, in die Gratiel geflohen war.
Verstehend stürmten die meisten der Wächter in die Richtung davon.
"Können sie aufstehe, Sir?", fragte der Wächter, "Ich habe sie zwar geheilt, aber sie sind wahrscheinlich noch nicht wieder ganz in Ordnung.
Kazan erhob sich widerwillig als Antwort. Seine Zunge fühlte sich verdammt taub an, was für ein verdammter Stümper dieser Kerl war. Er wäre nicht überrascht, wenn seine Zunge falsch zusammengesetzt war. Er griff in seine Tasche und förderte das Amulett zu Tage, dass ihm bei dem falschen König gute Dienste geleistet hatte. Er richtete die Spiegelnde Seite auf den Wächter und kniff die Augen zusammen. Ein greller Lichtblitz und er öffnete sie wieder. Der Wächter fiel scheppernd um.
"Tud mir fas leid.", stammelte er Aufgrund des Zustands seiner Zunge.
Aber er durfte sein Glück nicht herausfordern und darauf hoffen das der Wache nie auffiel, dass man ihm die Zunge wohl kaum nebenbei mit einem Messer rausgeschnitten hatte, oder das das Messer in dieser Gasse ihm gehörte oder das sie seine Akte überprüften.
Er warf das graue Tuch, das er hier wieder trug über den Wächter und machte sich schleunigst daran zu verschwinden. Am besten er blieb erstmal in einem entlegenen Gebiet. Dort konnte man zwar leicht entdeckt werden, von der Verfolgungseinheit, aber die waren ja noch hinter Gratiel her, der sich wahrscheinlich zu einem Gebiet mit vielen Menschen aufmachte, um seine Spuren möglichst gut zu verwischen. Und dann musste er noch herausfinden wer seinen Körper kontrolliert hatte oder zumindest ob er das noch einmal tun würde.

Jad leitete seine Psynergie unter dem eindeutig feindlichen Blick zweier Wachen in einen Kristall in der Mitte des Raumes, der bestätigend grün aufleuchtete.
"Wie es aussieht hat alles seine Ordnung.", sagte er herausfordern zu den Wachen, "Pech für euch."
Einer der Wächter spuckte ihm vor die Füße. "Beeil dich, Abschaum, bevor ich mich vergesse."
"Das kann vorkommen, wenn man so beschränkt ist, wie... ihr."
"Ihr wollt es nicht anders!", der Wächter richtete seinen Speer auf Jad.
"Wisst ihr... Hirans Verfassung sichert Hirans Adeligen einen gewissen Schutz zu. Und auch wenn ich ein Verräter bin... So bin ich dank meiner Abstammung noch immer ein Adeliger Hirans und da ich das Oberhaupt meiner Familie bin wird sich das nicht zu bald ändern, also..."
Der Wächter senkte die Waffe. "Fahr zur Hölle...", knurrte er noch.
"Ja, ja, jetzt macht die Tür endlich auf!", befahl er mit einem selbstsicheren Grinsen.
Widerwillig schritt der zweite Wächter zu einem goldenen Tor und öffnete diese mit einem Handgriff. "Geht, aber seid euch sicher, dass wir genau auf eure Schritte achten."
"Haltet ihr Beide eigentlich nie den Mund?" Er stieß den Wächter aus dem Weg und durchschritt die golden Tür. Lange Gänge mit gläsernen Schränken erstreckten sich vor ihm. Diese Räume waren nur einer handvoll Menschen zugängig und enthielten unsagbar wertvolle Artefakte. Mit der speziellen Erlaubnis des Königs durfte man sich ein solches Artefakt sogar für eine begrenzte Zeit ausleihen, um etwa bestimmte Untersuchungen daran durchzuführen oder weil man die Fähigkeit eines solchen für etwas benötigte. Er hatte so eine Erlaubnis im Augenblick selbstverständlich von dem Doppelgänger Garvas. Das Artefakt, das er suchte, war selbstverständlich der Merkurstern. Er erreichte den Stern nach einem scheinbar endlosen Weg durch die Gänge. Er öffnete die Vitrine und nahm den Stern von dem Kissen, auf dem er ruhte. Das alles war so wunderbar einfach.
"Wir sollten reden, Jad." Eine schmale silberne Klinge legte sich an seinen Hals.
"Wer?", fragte er nervös.
"Gebt erstmal das her!" Jemand riss ihm den Merkurstern aus der Hand. "Keine Ahnung was euch der nützen sollte, aber es kann nichts gutes sein."
Das war eine andere Stimme als die erste. Wo hatte er sie schon einmal gehört?
"Sincan?", fragte er, als es ihm wieder einfiel, überrascht, "Ihr bedroht einen Adeligen Hirans?"
"Dies ist ein Verhör!" Das war wieder die erste Stimme. "Ein Verhör, dass der Geheimdienst Hirans leitet."
"Und seid wann habt ihr das Recht einen Adeligen meines Ranges ohne triftigen Grund zu verhören?"
"Eigentlich hatten wir das schon immer, es wurde nur nicht öffentlich gemacht und was einen Grund betrifft sollte euer Verrat genug sein."
Er seufzte. "Schön aber ich glaube kaum das ihr einen Grund habt den Stern mit zu nehmen."
"Überprüfen seiner Echtheit, nachdem ein Verräter die Chance hatte ihn auszutauschen."
"Ich bin vielleicht ein Verräter aber kein Feind! Das Ostreich und Hiran haben einen Waffenstillstand."
"Haltet die Klappe!", befahl Sincan.
"Schön, schön, ich gebe mich geschlagen."
"Langsam umdrehen!", befahl der Geheimdienst Agent, und er gehorchte.
Sincans Hand schnellte vor und entriss ihm die Erlaubnis den Stern mitzunehmen. "Was sagt ihr hier zu Zaarel?", fragte der General.
"Sieht nach der Original Unterschrift auf, aber das überrascht nicht.", antwortete Zaarel finster.
"Sehe ich auch so." Eine Stichflamme verbrannte das Dokument.
"Ich nehme an das erklärt ihr, Garvas, zusammen mit dem Grund dafür, dass ihr nicht auf der euch zugeteilten Mission seid, Sincan.", spottete er.
"Er ist tot.", erwiderte Sincan trocken.
"Was?"
"Wir haben ihn im Gefängnis gefunden. Tot."
"Das war nicht geplant...", knurrte er unhörbar.
"Ich nehme diese Aussage zur Kenntnis.", kam es von Zaarel.
"Was war nicht geplant?", fragte Sincan ernst, "Das er stirbt oder das wir es herausfinden?"
"Beides.", antwortete er, "Wie dem auch sei. Ich kann nicht mehr zurück, also nehme ich mir euch beide besser vor."
Er zerschmetterte die Klinge an seinem Hals mit Psynergie und schleuderte ein Eisspeer nach Sincan, der auswich und seinen Zweihänder blank zog eine Tätigkeit, bei der er Aufgrund des geringen Platzes eine Glasvitrine zerschmetterte. Aus dem Augenwinkel sah Jad wie sich die Splitter von Zaarels Klinge verflüssigten und wieder zu einer Klinge vereinten, während Zaarel mit der anderen Hand eine zweite identische Klinge aus einem Strom silberner Flüssigkeit schuf.
"Ihr wollt mich bezwingen?", fragte er halblachend, "Wie niedlich! Euch sollte bekannt sein, dass ich einer der wenigen Stufe 1 Adepten Hirans bin!"
Um seine Worte zu unterstreichen entfesselte er einen Schneesturm, der die anderen Beiden rund zwanzig Meter zurückschleuderte, aus seinen Handflächen gemeinsam mit einer unnatürlichen Kälte, die die gesamte Umgebung augenblicklich mit einer Eisschicht überzog.
"Lichtschild!", schrie Sincan und beschwor sich und Zaarel einen Schutzschild.
"Der Schneesturm ist nur des dramatischen Effektes wegen!", lachte er, "Hier kommt ein richtiger Angriff! Damokleseis!"
Eine scheinbar unbegrenzte Anzahl Eisschwerter unterschiedlicher Größe erschien über seinen beiden Gegnern.
"Bis im nächsten Leben!" Die Schwerter fielen.
"Flammensturm! Windstoß" Sincan entfesselte ein wahres Flammenmeer aus seinen Händen und schickte es den Schwertern entgegen, während er einen gewaltigen Windstoß herbeirief, der das Feuer zusätzlich anfachte, doch das Eis schmolz zu langsam, um die Geschosse völlig zu zerstören, doch schwächte es sie stark genug, so dass sie am Lichtschild zersplitterten.
"Ich sagte echter Angriff, nicht starker Angriff, oder?", sagte er spielerisch.
"Schattenschlitzer!"
Er wich Zaarels Schattenklinge mit einem Drehung zur Seite aus, doch der Geheimdienstagent rannte nun selbst durch den Schneesturm auf ihn zu wobei er seine Schwerter so wild vor sich schwang, dass es auf Jad wirkte, als würde er einen Schutzschild aus silbernen Blitzen vor sich hielt.
"Damokleseis 90°!" Diesmal erschienen die Eisklingen direkt vor Jad und zielten in Zaarels Richtung. Die Klingen schossen vorwärts und zerschmetterten die Beiden Schwerter Zaarels mühelos, der die Einzelteile blitzschnell verflüssigte und vor sich zu einem Schutzschild verband, das jedoch ebenfalls von den Klingen durchbohrt wurde. Mit Eisklingen gespickt stürzte der Geheimdienstagent zu Boden.
"Nur noch du Sincan.", sagte er mit einem Lächeln, doch sah er Sincan nicht. Er musste geflüchtet sein, als er von Zaarels Schwertkunst abgelenkt gewesen war. Er konnte noch nicht weit sein... Besser er folgte ihm sofort, denn der General hatte immer noch den Merkurstern.
"Ich weiß schon wie ich dich fange!" Er trat an die nächste Abzweigung des Ganges und hob die Arme. "Flutwelle!" Wasser entstand unter seinen Füßen und wurde zu einer Flutwelle, auf der er Richtung Ausgang ritt. Sincan würde sicher dorthin fliehen und wenn nicht kam er dort früher oder später vorbei.

"Urgh!" Zaarel wischte sich etwas Blut aus dem Mundwinkel. "Das tut weh!"
Soweit verlief alles nach Plan. Als Jad sich, während seines Ausweichmanövers von ihnen abgewandt hatte, hatte Sincan ihm den Merkurstern zugesteckt und dann hatte er sich scheinbar töten lassen. Doch keines der Eisschwerter hatte ihn an einer lebensbedrohlichen Stelle durchbohrt. An den Positionen der wichtigen Organe waren die Klingen nur leicht eingedrungen. Sein Schutzschild war wesentlich ausgeklügelter gewesen, als es ausgesehen hatte, denn es war an einigen Stellen wesentlich stabiler, als an den übrigen. Er riss eines der Schwerter aus seinem Körper und heilte die Wunde, bevor er mit dem nächsten weitermachte.
*@ all: Sry, wenn in nächster Zeit die Beiträge von mir länger brauchen, aber bin umgezogen und habe vorerst kein Internet :D. Weiß nicht wie lang es noch dauert und wie mein Zeitplan aussehen wird, aber ich versuch immer noch regelmäßig zu posten^^.*

Da Melfice endlich weg war, konnte Lucya endlich aufatmen. Sie bewunderte Tsuka für ihre Ruhe in Gegenwart dieses unheimlichen Wesens. Sie wünschte, sie wäre eines Tages wie sie. Statt sich Gedanken über den Abgang des Dämons zu machen, öffnete Tsuka bereits wieder das Buch und leckte sich fahrig über die Lippen. Sie blätterte es hastig durch, als suchte sie etwas. Bis sie es fand.
Lucya:Tsuka? Was ist das?
Tsuka:Ich weiß nicht.
Sie zog einen vergilbten Zettel aus dem schweren Buch, der eindeutig nicht dazu gehörte. Es war ein sorgsam gefaltetes, faseriges Pergament mit angerissenen Rändern und war sehr eng mit einer handgeschriebenen und sehr unordentlichen Schrift bekritzelt. Hier und dort waren Zeilen gestrichen und noch enger korrigiert worden.
Tsuka:Offenbar hat der geschichtliche Teil Melfice so sehr gelangweilt, dass er das übersehen hat. Da es nicht Teil des Inhaltes des Buches war, musste ich es ihm auch nicht übersetzen.
Lucya:Kannst du es lesen?
Tsuka:Die Sprache ist mit der des Buches fast identisch. Also ja, ich kann es lesen.
Lucya;Und was steht da?
Tsuka grinste breit.
Tsuka:Keine Ahnung. Was da steht ist Mist.
Lucya:Was? Wie meinst du das?
Tsuka:Ich lese die Worte, aber sie ergeben keinen Sinn. Aber das kann nur heißen, dass es sich um etwas Großes handelt. Es ist kodiert.
Lucya:Ko- Wieso sollte jemand eine Notiz wie diese verschlüsseln?
Tsuka:Hey, das will ich gerade herausfinden. Das Problem ist, die damaligen Meister der dunklen Künste bauten ihre Verschlüsslungen auf komplizierte mathematische Systeme auf. Und leider...
Lucya verstand und nickte wissend.
Lucya:... bist du eine absolute Niete im Rechnen.
Sie schenkte dem Mädchen einen gereizten Blick aufgrund der unsensiblen Aussprache ihrer Schwäche, aber natürlich hatte sie absolut recht. Sie hatte nie eine Schule besucht und niemanden gehabt, der es als nötig ersann ihr etwas beizubringen. Aber was den Text anging war sie überfragt. Die alte Sprache war ganz anders als die heutige aufgebaut und konnte nicht einfach von einem Gelehrten entschlüsselt werden. Er musste das System der Sprache zumindest verstehen. Das bedeutete, sie brauchte jemanden der sich sehr gut mit der Sprache auskannte und zeitgleich ein Zahlengenie war. Gab es überhaupt so jemanden? Falls ja... wo konnte sie ihn finden?

Trems nieste heftig.
Lashon:Wohl bekomms. Bei uns in Galatan sagte man, wenn jemand dreimal hinterander niest wie du eben, dann sucht jemand nach dir.
Trems:Glaubst du diesen Schwachsinn?
Lashon:Ich glaube vielen Unsinn, aber das nun wirklich nicht. Alles in Ordnung?
Trems:Ich bin in den letzten Tagen zwei Mal eingefroren worden! Was glaubst du, wie es mir geht?! Ich warte nur noch auf Pakas Rede, dann leg ich mich wieder hin. Wenn der mal hinne machen würde!
Lashon sah sich um. Die Crew hatte sich bereits versammelt, sogar Saitu war schon da. Der einzige der fehlte war Paka und Rangi, die unten bei Ailas Wache schob. Er war spät dran.
Trems:Nicht zu fassen, dass dieses Weichei uns verraten wollte! Aber ich war nach meinem Auftauen nicht untätig. Ich habe ein Extrakt gebraut, das ich ihm in sein nächstes Essen tun werde. Berührter hin oder her, er wird seinen kompletten Darminhalt unter unmenschlichen Qualen aussch-
Kanra:Psst! Er kommt.
Er sah auf. Kanra hatte recht. Endlich kam Paka aus dem vorderen Teil des Schiffs auf die ordentlich aufgereihte Crew und die Gäste am anderen Kopfende zu. Doch zu Lashons Erstaunen begleitete ihn Arilla, die trotz ihrer Scheu vor der gesammelten Mannschaft auftrat. Er war nicht der einzige der überrascht war, denn leises Geflüster ging durch die zwei Reihen. Der Käpten und die in weiß Gehüllte blieben neben Saitu am Beginn der gebildeten Gasse stehen.
Paka:Danke, dass ihr alle erschienen seid. Besonders die, die vor Kurzem im Deregallhafen verwundet worden sind. Ich habe diese Versammlung einberufen, nicht nur weil ich Neuigkeiten habe, sondern auch euch etwas Wichtiges gestehen muss. Damit werde ich auch sogleich beginnen.
Er hielt kurz inne und musterte kurz jedes Gesicht von seinen Zuhörern. Die meisten waren ratlos, neugierig, aber auch angespannt. Nur Saitu wirkte gefasst, da er höchstwahrscheinlich schon längst wusste, worum es ging. Paka räusperte sich.
Paka:Zuerst einmal... Fürchte ich euch sagen zu müssen, dass ich nicht immer ehrlich mit euch war. Besser ausgedrückt, ich habe euch Dinge verschwiegen, von denen ihr stets das Recht hattet sie zu erfahren. Es ist etwas, dass ich euch hätte sagen sollen, als ich euch offenbarte, dass ich einst als galatanischer Kriegsherr bekannt war. Nein, das ist nicht ganz wahr. Ich hätte es euch sagen sollen, als sich ein jeder von euch entschieden hat, auf meinem Schiff anzuheuern und mir auf meiner Aufgabe Mirnuzar zu retten beizustehen. Ich hätte es euch sagen sollen, aber ich tat es nicht. Ich zweifelte, dass ihr es verstehen würdet. Aber ich hatte kein Recht es euch zu verheimlichen, das ist mir bewusst. Aber das möchte ich und WERDE es heute ändern. Es steht zu viel auf dem Spiel, als dass ich weiterhin mit verschlossenen Karten spiele. Ich bitte euch nur um eines: Hört mir bitte bis zum Ende zu, damit ihr alles versteht. Mehr verlange ich nicht.
Der Käpten atmete tief durch.
Paka:Wie ihr wisst, versuchen wir den Goldenen Stern zu erwecken um einen Strudel im Herzen Mirnuzars Ozean zu schließen, der jeden Tag immer größer wird, bis er Mirnuzar eines Tages verschlingen wird. Ähnlich wie in den alten Erzählungen... darunter auch die recht neue Geschichte um Isaac den Helden aus Weyard... wird die Alchemie den Strudel stoppen und wieder schließen. Die gute Nachricht ist, dass das wirklich geschehen wird und ich mich nicht einfach auf Vermutungen stütze, schließlich ist dieses Phänomen in keiner bisherigen Geschichte aufgeführt und völlig neuartig. Der Grund dafür ist einfach: Ich bin dafür verantwortlich, dass es ihn gibt. Ich war derjenige, der die Alchemie Jahre zuvor in Mirnuzar versiegen lassen hat und diesen Strudel geschaffen hat.
Totenstille herrschte auf dem Deck der Windtänzerin. Nur das rhythmische Schwappen der Wellen, das sanfte Streichen des Windes und der einsame Schrei eines Seevogels waren zu hören. Viele waren geschockt von dem, was sie da hörten. Lashon erinnerte sich. Der Käpten hatte es ihm und Kanra bereits in der Zelle in Sturmfeste gesagt, aber hatte nicht weiter erklärt worum es ging. Nun würden sie es wohl erfahren.
Paka:Ja, das ist richtig. Ich würde euch an dieser Stelle liebend gerne einen sehr guten Grund geben, wieso ich das getan habe, aber den gibt es nicht. Ich habe aus purem Eigennutz gehandelt.
Saitu:‘Wir‘ haben aus purem Eigennutz gehandelt.
Paka:Nein, Saitu. Es war mein Wort, meine Entscheidung. Ich habe selbst Sazaels Warnungen ignoriert. Ihr solltet wissen, dass ich kurz zuvor Reyter verraten und vor seinem Griff geflohen bin. Ich überließ mein Land den Zentralen Kontinenten um es vor Racheangriffen Reyters zu schützen, richtete so viel Schaden wie möglich an und bin danach untergetaucht. Allerdings ging die Flucht schief und es wurde jemand getötet. Jemand der mir sehr am Herzen lag, eine Frau die ich über alles geliebt habe. Doch ich konnte ihren Tod einfach nicht akzeptieren. Also suchte ich einen Weg sie von den Toten zurückzuholen.
Ein Schaudern ging durch die Reihen. Selbst die Ordensschwester Amirwin hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund.
Paka:Ich weiß was ihr denkt, aber ich musste es einfach versuchen. Es war meine Schuld, dass meine liebste Neera durch die Hand Reyters starb und selbst wenn es mich mein Leben gekostet hätte, ich hätte es getan.
Kanra[leise]:Moment... die Neera?! Die Frau von Reyter?
Lashon[leise]:Ich glaube ich kann langsam nachvollziehen, wieso die beiden sich so hassen...
Der Käpten unterdrückte ein säuerliches Lächeln, als er an das zurückdenken musste, was Sarash zu ihm gesagt hatte.
~Sarash:Geschichten sind in Wahrheit immer ziemlich einfach. Ich rate mal sie haben seine Frau ausgespannt oder was in der Richtung... Vielleicht...? Ja, vielleicht haben sie ja seinen Sohn auf diesem Schiff hier aufgenommen? ...Ahh, was solls interessiert mich eh nen vergilbten Zveroff!~
Wenn er wüsste wie gut er ins Schwarze getroffen hatte...
Paka:Selbstverständlich hatte ich das Wissen, wie ich das möglicherweise bewerkstelligen konnte, dank Arilla hier. Wir brauchten nur genug Energie um das zu bewerkstelligen, aber es gab nur eine Quelle die wir wirklich benutzen konnten.
Alyka:Die Alchemie von Mirnuzar. Die in Weyard war gelöscht und in Galatan wart Ihr ein gesuchter Kriegsverbrecher. Ihr habt das gesamte Schicksal einer Welt aufs Spiel gesetzt, nur um eine Person wiederzubeleben?
Saitu:Lasst den Käpten aussprechen, Hoheadeptin Alyka. Der Strudel war keinesfalls geplant, beabsichtigt oder gar in Betracht gezogen, dass etwas Derartiges geschehen konnte. Wir-
Paka:Genug, Saitu. Lass mich das übernehmen. Nun Hoheadeptin, man könnte sagen Ihr habt recht. Ich war bereit jeden Preis zu zahlen, zwar nicht auf Kosten Unschuldiger, aber mir war bewusst, dass ich mit meinem Vorhaben die Alchemie von Mirnuzar erlöschen lassen würde. Darin sah ich kein Problem, sondern auch Vorteile. Wisst Ihr, wenn Kriegsherr Reyter sich eines Tages aus Galatan zurückziehen musste und zweifellos hat der das dann auch getan, blieb ihm nur Mirnuzar als Ziel. Ohne die Macht der Goldenen Sonne, oder des Goldenen Sterns wenn ihr so wollt, würde ihn das beträchtlich zurückwerfen. Soweit zur Theorie. Aber um eine Psynergy von solcher Macht zu wirken, dass man wirklich Tote vollständig erwecken konnte und nicht einfach nur halbherzig als irgendein Zombie, brauchte ich alle Alchemie die ich kriegen konnte, also brach ich mit meinen letzten Gefolgsmännern aus der alten Zeit zum Sternenplateau auf. Dort wartete ‘sie‘ auf mich.
Enir:‘Sie‘?
Paka:Sie war ein Wesen, das man wie aus der Geschichte von Isaac dem Helden kennt. In Weyard gab es ein gottähnliches Wesen namens ‘der Alte Weise‘, der Beschützer Weyards. ‘Sie‘ jedoch war anders. Sie hatte sich in die Gestalt eines Menschen gehüllt. Eine junge Frau, nicht größer als ein Kind, aber sie strahlte eine Macht und Weisheit aus, wie ich es nie zuvor erlebt habe. Aber anders als den Alten Weisen gibt es keinen Grund sie als eine Beschützerin von Mirnuzar anzusehen, wenn man bedenkt, was sie getan hat. Sie hielt mich nicht auf, sondern unterstütze mein Vorhaben.
Alyka:Sie tat was?!
Paka:Sie sagte mir, dass ich Erfolg haben könne. Sie bot mir an mir zu helfen und bat mich im Gegenzug um einen Gefallen. Wie ich sagte, ich hatte nichts zu verlieren und willigte ein. Sie schenkte uns einen gigantischen Psynergystein, den Sazael benutzen konnte um ihn für unser Vorhaben entsprechend anzupassen. Mit ihm waren wir in der Lage Unmengen von Alchemie aus Mirnuzar zu ziehen und in diesem Kristall zu speichern. Doch in unserer Blindheit wurden wir verraten. Als alles bereit war... Ich hätte nur noch den Psynergystein berühren müssen... tauche ‘sie‘ wieder auf und versenkte den Stein unter grausamen Gelächter im Ozean vor dem Sternenplateau. Als ich sie anschrie, was das alles zu bedeuten hatte, hatte sie nur geantwortet: „Nun werdet ihr Menschen endlich die Verantwortung übernehmen.“ Während sie das sagte, öffnete sich ein Strudel vor dem Sternenplateau, der unser heutiger Gaiastrudel ist. Der Psynergystein der die Alchemie absorbiert... sie hatte ihn mit Mirnuzar selbst verbunden. Dieser Stein verzehrt nach und nach die restliche Alchemie dieser Welt und vergrößert auf diese Weise den Strudel immer mehr. Sie sagte noch: „Wenn ihr eure Schuld beglichen und von euren Fehlern gelernt habt, dann werden wir uns wiedersehen. Wenn nicht, seid ihr alle dem Untergang geweiht.“ Damit verschwand sie und ließ uns ganz allein mit dem Strudel zurück, der langsam immer größer wurde. Ich brauchte erst eine Weile um die Aufgabe zu begreifen, die vor mir lag. Ich musste die Alchemie erneut erwecken. Die Macht des Goldenen Sterns konnte mehr Alchemie produzieren, als der Strudel aufnehmen kann und würde ihn schließen. Nur dann könnte ich den Stein zerstören und das aufhalten, was ich begonnen habe. Aber dazu musste ich die Sterne der Elemente finden. Artefakte, die über ganz Mirnuzar verteilt und verborgen waren, genauso wie die Leuchttürme, in einem Land, dass ich noch nicht sonderlich gut kannte. Wir hatten keine Gefolgsmänner, Verbündete, Geld oder andere Materialien, nur ein Schiff. Uns war klar, dass wir das unmöglich alleine schaffen konnten. Deswegen brauchten wir treue, fähige und leidenschaftliche Menschen, die gewillt sind einem Narren zu helfen den größten Fehler seines Lebens zu korrigieren. Wir brauchten EUCH. Ich brauchte euch. Ohne euch wäre mein Vorhaben schon damals zum Scheitern verurteilt gewesen. Aber ich fürchtete allein zu bleiben, wenn ich euch die Wahrheit erzählt hätte. Das war auch ein schwerer Fehler. Ich hätte mir niemals erlauben sollen an euren Herzen zu zweifeln und euer Urteil nicht mit meinen Schweigen oder falschen Tatsachen zu beeinflussen. Ich kann das nicht mehr ändern, aber ich tue es jetzt. Ich werde von nun an immer ehrlich mit euch sein und all mein Wissen teilen. Denn ich bin willens, absolut willens meinen Fehler wieder gutzumachen und dazu werde ich euch und euer Vertrauen immer noch brauchen, noch mehr als je zuvor. Ich tue das nicht für mich, sondern für jeden von uns. Ich kämpfe dafür, dass ihr alle am Ende belohnt werdet: Dass ihr überlebt und auch in den nächsten tausend Jahren ein Mirnuzar haben werdet, in dem ihr in Frieden leben könnt. Auch genug Reichtum sollt ihr mitnehmen, aber das Aufhalten des Strudels soll unsere oberste Priorität haben. Ich werde euch ab heute alle Fragen nach besten beantworten, wenn ihr sie mir stellt. Das verspreche ich.
Er verstummte und ließ einen Augenblick der Stille vergehen.
Paka:Ich bin fertig. Ich werde mich jedem Urteil von euch stellen, egal wie es aussehen mag. Aber ich bin froh, dass ich ausgesprochen habe, was ich schon lange sagen musste.
Vorwort:


Dieses Buch richtet sich an all jene die sich an der Schönheit der dunklen Künste erfreuen wollen.
Zunächst einmal sei gesagt das dieses Buch selbst genug Schattenmacht besitzt, dass allein sein Besitz in Wesen mit entsprechender Veranlagung(z.B Adepten) dunkle Mächte geweckt werden können.
Dieses Buch wurde erschaffen um die dunklen Künste zu verbreiten.
Insofern sollte es niemanden wundern das sämtliches Geschriebenes in diesem Buch die Persönlichkeit seines Lesers widerspiegelt und eine Ausdrucksweise annimmt die sich dem Intellekt des Lesers anpasst, um den Umgang mit den dunklen Mächten so einfach wie möglich zu gestalten.
Wenn man will kann man dieses Buch als „Dunkle Magie für Dumme und wirklich ganz erstaunlich Dumme“ bezeichnen. Des Weiteren aktualisiert sich der Inhalt dieses Buch wie, ich entschuldige mich für den Wortwitz, von Zauberhand.
Nun dann wollen wir gleich einmal einen kurzen Überblick über die einzelnen Themen die in diesem Buch behandelt werden werfen.
- Grundlegende Nekromantie
- Geisterbeschwörung(Schamanismus)
- Dämonlogie, wie sich Dämonen unterscheiden und an welchen Merkmalen man erkennen kann um was für einen Dämon es sich handelt. Lebensräume und Essverhalten des Durchschnittsdämons werden ergründet. Desweiteren behandeln wir die Dämonen-Hierarchie innerhalb der Hölle.
- Dämonenbeschwörung. Etikette bei einem Dämonenbesuch. Ausführung sowie Regeln die der Dämon bei seinem Ausflug in Reich der Menschen beachten muss.
- Einfache und praktische Zauber wie zum Beispiel der Fluch der es erlaubt jedes Buch so leicht verständlich zu machen wie dieses hier.
- Ein Überblick über sämtliche Arten von überirdischer Macht die nicht den dunklen Künsten entspringt wie z.B Runenmagie, Hexerei und der Unterschied zwischen der wilden Alchemie und der gezähmten Psynergy.
- Eine Liste sämtlicher nennenswerter Artefakte die vorhandene Dunkelmacht um ein Vielfaches steigern können(und mit einem knappen Budget erschwinglich sind)




Neugierige Blicke huschten über das Pergament und verschlangen sämtliche Worte.
Finger ließen das vergilbte Pergament rascheln und schlugen es an einer neuen Stelle auf.


Dämonologie

Wie schnell sich deine Finger für dieses Kapitel entschieden haben! Erstaunlich, du weißt wohl bereits welcher dunklen Macht du dich verschreiben möchtest?
Dann fangen wir mal sofort an.

-„Was ist ein Dämon?“

Diese Frage scheint einfach zu beantworten, doch kommt es immer wieder zu Missverständnissen zwischen Dämonen und Menschen, denn die meisten Menschen denken „Ein Dämon ist ein mächtiges Böses Etwas“ und die meisten Dämonen denken „Menschen sind diese fleischigen, rosa Dinger, richtig?“
Natürlich haben beide auf ihre Weise recht, aber einen Dämonen als ein Böses Wesen mit viel Macht zu bezeichnen ist genauso wie einen Menschen als fleischig und rosa zu bestimmen.
Es gibt noch viele andere Dinge innerhalb der Welten die fleischig und rosa sind als der Mensch.
Und natürlich gibt es viele andere bösartige, mächtige Wesen als Dämonen.
In alten Zeiten zeichneten sich Dämonen dadurch aus aktiv zu versuchen das Schicksal zu beeinflussen. Sie liebten das Chaos und hassten jede Art von Ordnung und Regeln. Ihr großes Ziel war es ein Wesen namens „Hüter“ zu stürzen und das Chaos regieren zu lassen.
Ihre Existenz war der Grund warum der Hüter nie seine Macht als Schicksalsbewahrer missbrauchen konnte. Sie hassten die Ordnung doch stellten sie durch ihre Existenz eine Ordnung her, seltsame Wesen, nicht wahr?
In der alten Zeit konnte man Dämonen als „Wesen übernatürlichen Ursprungs die vom Schicksal unbeeinflussbar waren, die Hölle bevölkerten und alles taten um jegliche Art von Ordnung zu zerstören“ definieren.
Doch eines Tages gelang es dem Hüter mit Hilfe einer List den Dämonenkönig zu vernichten und die Hölle, die Heimat aller Dämonen zu zerstören.
Seit diesem Tag gibt es nur noch wenige der richtigen Dämonen da die meisten bei der Zerstörung der Hölle verendet sind.
Heute trifft man fast nur noch auf Dämonen die aus korrumpierten Menschen entstanden sind.

Fassen wir also zusammen: Es gibt grob genommen 2 Hauptarten von Dämonen
Zum einen die Veteranen aus der Hölle, die „echten“ Dämonen wie wir sie von nun an in diesem Buch bezeichnen werden.
Zum anderen gibt es die „falschen“ Dämonen, dazu zählen nicht nur die Dämonen die einst Menschen waren sondern auch die Menschen die von „falschen“ Dämonen korrumpiert worden sind und selbst zu Dämonen geworden sind.

Echte Dämonen haben die Fähigkeit Menschen mit gewissen persönlichen Veranlagungen in dämonische Diener zu verwandeln. Diese Diener, diese „falschen“ Dämonen wiederum besitzen die Fähigkeit Menschen in Dämonen zu verwandeln besitzen jedoch nicht die Fähigkeit sich diese Dämonen hörig zu machen.

Die echten Dämonen besitzen keinen Weg ihre Zahl zu erhöhen haben jedoch die Möglichkeit sich jeden falschen Dämon untertan zu machen.
Zu diesem Zeitpunkt existieren nur noch 3 echte Dämonen von denen alle untergetaucht sind.
Es sollte noch erwähnt werden das es einen speziellen Menschen gibt der sich ALLE Dämonen untertan machen kann.
Auf die Existenz dieses Menschen weisen wir hin jedoch werden wir uns in diesem Punkt bedeckt halten da allein das Wissen um die Identität dieses Menschen Lebensgefahr bedeuten kann. Wir werden auch nicht von den Umständen berichten wie es dazu kommt das ein Mensch Kontrolle über sämtliche Dämonen üben kann.
Wir warnen aber ausdrücklich sich UNTER. KEINEN. UMSTÄNDEN. Diesem Menschen zu nähern.


-„Die Hölle“

Ein Ort des Chaos und der fließenden Energie war die Heimat der Dämonen vor ihrem Untergang.
Tödlich für jeden Besucher doch heilend für jeden Dämon war die Hölle.
Die Hölle ist eine Knotenpunktwelt. Das heißt dass es von jeder Welt aus einen Weg in die Hölle gibt.
Hier ein kleiner Abriss der ehemaligen Höllenhierarchie:

An erster Stelle stand der Höllenkönig Xilart, der erste aller Dämonen der von der Finsternis selbst als eine lebende Verkörperung des Chaos geboren wurden sein soll.

Unter ihm folgten die echten Dämonen

Danach dann die aus Menschen enstandenen falschen „Dienerdämonen“

Darunter dann von „Dienerdämonen“ korrumpierten Menschen die ebenfalls zu falschen Dämonen wurden.


Nach dem Fall Xilarts und der echten Dämonen waren die meisten Dienerdämonen herrscherlos und ziehen bis heute planlos durch die Welten.

Nach Xilarts Fall wurde die Hölle von einem niedrigen Dämonen, einem Vampir names Asmedes mehrere Jahrhunderte lang geführt. Asmedes versuchte die Hölle zu erneuern nach dem er sich der Herrschaftsinsignien Xilarts bemächtigt hatte wurde jedoch vor einigen Jahrzehnten getötet.
Seit dem ist die Hölle endgültig dem Verfall ausgeliefert.


„Wovon ernähren sich Dämonen?“

Eine gute Frage. Dämonen ernähren sich von den verschiedensten Dingen, manche von Energieformen wie Psynergy, andere von Emotionen, andere von Gedanken, andere von Gewalt, wieder andere von Wahnsinn…
Jeder Dämon hat eine andere Sache von der er sich ernährt um seine Gestalt innerhalb der Realität zu festigen.
Wenn ein Dämon seine Nahrung nicht bekommt verliert er die Macht der Realität klar zu machen das er ein Recht hat zu existieren und verwandelt sich in einen Alptraum.
Als Alptraum schwebt er vom Unterbewusstsein eines Menschen zum nächsten in einem verzweifelten Versuch igrendjemandem klar zu machen das er noch existiert.
Sobald sich niemand mehr an den Alptraum erinnert ist der Dämon nicht mehr existent.




Müde wandte sich das Augenpaar von dem Text ab, legte ein zusammengefaltetes Stück Papier als Lesezeichen ein und schloss den Buchdeckel.

Thomagethericon A

-Lehrbuch der Dämonenbeschwörung, Nekromantie und dem Umgang mit den unterweltlichen Kräften.


Prangte in dicken silbernen Lettern auf dem Deckel des Buchs.
Ealer Loghain öffnete seine Augen, ohne sich von seinem Schneidersitz zu lösen. Es war dunkel und etliche Monster wimmelten im Wald herum. Er war mehr oder minder gezwungen, die Tradition der Meister fortzusetzen. Eine Zwiebel und ein Apfel... sowie der Aufenthalt im freien. Er hatte sich jeglichen Kommentar über die Bescheidenheit, die ihn hier erwartet hatte, erspart.
Das Knurren im Wald wurde lauter, doch das schien ihn sichtlich kaum zu stören. Viel mehr störte ihn das Wesen, welcher gerade vor ihm gelandet war. Ein dunkelroter Dämon mit scharfen Krallen und ebenso scharfen Reißzähnen, der auf allen Vieren auf ihn wartete und ungeduldig mit seinem Schwanz wedelte. Eine Beschwörung von Melfice, ganz gewiss und er schickte ihn, weil er sich selbst nicht her traute.
Dämon: Ich bin hier um dir einen Deal vorzu-
Noch ehe der Dämon ausgesprochen hatte, bildeten sich um ihn pechschwarze Ketten, die sich um jegliche Gliedmaßen des Dämons gebildet hatten. Der Dämon konnte sich nicht rühren, egal wie viel Kraft er aufbrachte.
Dämon: Eine Illusion?
Loghain stand wenig später auf und schüttelte anschließend mit seinem Kopf. Der Dämon verstand nicht, doch das konnte er auch gar nicht. Er klappte das Buch auf und lass ungestört weiter, denn es hatte ihm gerade gezeigt, dass er sehr nützlich sein konnte. Illusion der Nacht. Eine Illusionskunst, der vor etlichen Jahren von einer der Meisterkampfkünstler entwickelt wurde. Desto klarer der Mond schien, desto stärker die Wirkung. Das wirken auf ein Wesen des Typ Dunkelheit, verstärkte das ganze je nach Wesen. Er wandte sich von dem Dämon ab, drehte sich um und ging mit langsamen Schritten davon, noch ehe er sich weiter mit dem Buch beschäftigte. Er schnipste mit den Fingern. Wenig später erschienen drei unnatürliche Wesen aus den Büschen um sie. Sie sahen aus wie Mischwesen – Chimären. Loghain hatte offenbar mit den Wesen im Wald Chimären geschaffen, zusammen mit dem Wissen das er aus seinem Buch hatte. Chimären die seiner Kontrolle unterlagen. Es waren allerdings nicht mehr als 3 gewesen, da er wohl keine Interesse an einer solchen Armee hegte, sondern nur das Ergebnis seines Wissens austestete. Willenlos stürzten sie sich wenig später auf den Dämon, der sich nach dem ersten Treffer bereits selbst auflöste. Die Stille, die dannach zurückkehrte herrschte offenbar nicht lange, als ein Wesen in Form eines hautlosen Raben auf seinem Arm landete. Die Nachricht die er erhielt, beunruhigte ihn sehr. Es waren offenbar noch eine ganze Horde solcher Dämonen unterwegs. Natürlich war er das Ziel. Allerdings würden sie deutlich später eintreffen als der erste. Nicht allzu bald, was ihm Zeit verschaffte und er wäre nicht der, der er war, wenn er dies nicht zu seinem Vorteil nutzen konnte.

Weldon trat irritiert zurück, noch bevor der Kampf richtig angefangen hatte und schaute irritiert zu Sarn. Dieser nickte ihm bestätigend zu.
Weldon: Ein Galataner?
Dewan: Wenn ihr mich so nennen wollt, dann bitte. Ich wurde in Galatan geboren, kam aber im Alter von drei Jahren hier her.
Erklärte er und trat näher an die beiden, ehe er ernst vor ihnen stehen blieb.
Dewan: Ich brauche Männer um gegen diesen Dämon anzukommen und ihn für alle Zeiten zu vernichten.
Weldon: Wir arbeiten für Reyter und sind ihm Loyal untergeben, falls du das meinst.
Der Meister der Kampfkunst grinste, denn diesem war er sich bewusst und er war nicht hier um jemanden abzuwerben.
Dewan: Ich weiss. Genauso wie ich mir bewusst bin, dass Reyter über eine große Adeptenarmee besitzt und er sie ungern hergeben würde. Ich bin hier, weil ich auf der Suche nach Rekruten bin.
Er klang nicht so, als würde er wirklich darauf zählen, dass ihm Reyter einige seiner Männer freistellte, sondern eher so, dass er aus seiner Pflicht heraus fragte.
Sarn: Was wirst du ihm als Gegenleistung anbieten?
Fragte er vorsichtig, doch nach dem Gesichtsausdruck des Jungen zu Urteilen, hatte er damit schon gerechnet.
Dewan: Geld, Macht, Land andere Wünsche? Je nachdem wie es endet und wie hoch die Anzahl der Bereitstellung ist. Zurzeit werdet ihr absolut keinen Profit von einer solchen Bereitstellung beziehen können. Es gibt Sachen die Vorrang haben. Zum Beispiel auf der Suche nach freiwilligen Rekruten.
Weldon: Du hast immernoch nicht beantwortet, wie du hier reinkamst.
Er zuckte mit den Schultern.
Dewan: Die Meister der Kampfkunst haben das Recht jeden Ort Mirnuzars ohne Erlaubnis betreten zu dürfen.
Weldon:....
Sarn: Das haben wir nicht gemeint.
Dewan: Mehr habe ich dazu nicht zu sagen.

Der „Boss des Reiches“ spürte eine Klinge aus dunklem Element, die sich ein letztes mal ungestört in sich hin einbohrte. Vor sich blickte er zu der jungen rothaarigen Frau mit pechschwarzen Augen. Er wollte sich lösen, doch ihr Griff hielt ihn fest. Es handelte sich um die verstorbene Funara, die Dank eines Stücks der silbernen Augen, die sich nun in sich trug, hierher gelangt war. Doch irgendetwas war bedeutend anders bei ihr. Ein diabolisches Grinsen bildete sich auf ihren Lippen.
Funara [dunkler Semih]: Ahahahaahaha. Du bist Endgegner in diesem Reich?!
Die dunkle Seele die ebenfalls hierher gelangt war, hatte sich das nächstbeste Körper herausgesucht und war in ihr eingedrungen. Es gab zwei Arten, wie seine Seele in Körpern eindringen konnte. Dies war die zweite Version gewesen. Dafür hatte er Hilfe von „gewissen Personen“ gebraucht.
Alle Sensenmänner und Hüter in der Nähe waren durch die Übergelaufenen Diener abgelenkt. Dies würden sie auch für einige Zeit lang sein. Der Boss versuchte sich herauszubewegen, doch eine unbekannte Energie hielt ihn davon ab. Nebenbei entzog ihn irgendetwas einen Teil seiner Kräfte.
Die Klinge spaltete sich und setzte eine, in diesem Reich bisher nicht vorhandene, Zerstörungskraft frei der den letzten Streich ausführte und den Boss pulverisierte. Ob er wirklich dadurch gestorben war? Oder hatte er sich irgendwie retten können? Die Antwort auf die Fragen kannte er nicht, genauso wenig wie er gewusst hatte, was für eine Besonderheit dieses Wesen in sich trug. Doch das war für ihn selbst nicht relevant gewesen. Die Frau drehte sich zufrieden um und blickte zu einem seiner Loyalisten, der ihn im Kampf unterstützt hatte.
Gentile: Sehr gut. Er ist erledigt.
Funara [dunkler Semih]: Nicht zwangsweise. Es wäre ein fataler Fehler ein Wesen zu unterschätzen, der wer weiss wie lang, der Herrscher dieses Reiches war. Mich würde es nicht wundern, wenn er irgendwelche Tricks im Ärmel hätte. Wenn „er“ nicht abgelehnt hätte, wären wir jetzt um ein vielfaches schlauer.
Gentile: Luna scheint mit seiner Ablenkung gute Arbeit geleistet zu haben.
Funara [dunkler Semih]: Ja, aber wir dürfen unsere Deckung vor den ganzen Hütern und Sensenmänner nicht vernachlässigen.
Nach seiner Warnung schaute er zu Yudor, dem er zum Teil seine Wiederauferstehung und das Nutzen seiner Kräfte in einem Fremden Körper bedankte. Die junge Frau hatte zu seinem Glück großes Talent was das nutzen dunkler Psynergie betraf, weswegen sie die Idealen Voraussetzungen erfüllte. Die „Quelle“ seiner Energie war Varus gewesen, den sie auf listige und unfaire Art und Weise eingesperrt, mit Luna Bewegungsunfähig gemacht wurde und mit Gentile ihm die Energie entzogen hatten. Yudor war derjenige gewesen, der das ganze Verarbeitet hatte. Die drei waren die einzigen vollen Ex-Anführer gewesen, die überhaupt die Chance hatten hier zu existieren. Schließlich war der Rest entweder durch die ehemaligen Augen seiner zehnten Stufe gefallen oder lebten immernoch. Die anderen dreien kamen wirklich auf das Niveau ihres früheren Ichs, da sie die Kräfte der Umhänge verloren hatten. Er dagegen hatte die Kräfte der Umhänge noch nie erhalten, dafür aber die dunklen, sowie die verfluchten Augen verloren. Wenig später erschien auch Luna, der in seiner Hand, zwei Paare verfluchte Augen hielt, dem er einen der Nachkommen Tynois abgenommen hatte.
Luna: Hier, die Augen die du wolltest.
Funara verschränkte seine Arme und blickte zu Yudor.
Yudor: Dieser Körper wird sie nicht nutzen können und verfallen, Semih. Komm nicht erst einmal auf die Idee. Selbst wenn es nicht die Ursprungsaugen sind.
Funara [dunkler Semih]: Dessen bin ich mir bewusst. Ich habe gerade die Nachricht bekommen, dass sich unter den „Eindringlingen“ mein Bezwinger aufhält. Wenn sein Körper und seine Augen erst mir gehören, wäre es dann möglich mir diese beiden dann anzulegen?
Yudor: Nun... das würde die ganze Sache ändern. Doch die Stufen der Augen werden höchstens auf der dritten Stufe sein, bis auf ein paar weiteren Fähigkeiten der höheren Stufen die vom Talent des Trägers abhängt. Ist dir der ganze Aufwand wirklich wert? Ausserdem würdest du die Macht verlieren, denen wir aus Varus diesem Körper übertragen konnten.
Funara [dunkler Semih]: Ich habe nur einen Ziel. Hier raus zu kommen. Wenn das erst einmal geschieht, werdet ihr mit mir kommen. Ich brauche den Körper und die Augen Isaacs um mich für etwas höheres vorzubereiten. Der Schöpfer der verfluchten Augen. Ein ehemaliger Hüter. Er muss hier sein. Er muss wissen wie man die verfluchten Augen herstellt. Er wird sie MIR wiederherstellen, damit ich mich und euch wiederbeleben kann. Die Augen müssen eigentlich dem Körper im Status eines Embryos eingepflanzt werden. Allerdings wäre jemand, der bereits eine geringe Stufe der Augen besitzt sicherlich möglich die verfluchten Augen selbst zu kontrollieren. Wenn auch nur einen - das entsprechende Element der fünf.
Luna: Deine ursprünglichen verfluchten Augen, konnten den Tod aufheben richtig? Und die Augen dieses Jungens beruhen sich auf die Fähigkeiten deiner Ursprungsaugen. Seine Augen würden also reichen.
Funara [dunkler Semih]: Korrekt.
Ein Raunen ging durch die Versammelten, als Merl seine Lippen wieder schloss und mit todernster Miene seinen Blick durch die Menge schweifen ließ. Sie waren schockiert, verunsichert, ja manche von ihnen hatten Angst. Selbst die weisen Lehrmeister. Talb war der erste der sich fing.
Talb:Anarath von den Anemos? Du?
Merl sah auf. Seine violetten Augen glänzenten vor Zorn.
Merl:So ist es. Ich traf Euren einstigen Schüler Merl und er vertraute mir Euer Geheimnis an und flehte mich an es zu zerstören. Deswegen bin ich hier.
Talb:Ich glaube nicht, dass du mich noch einmal täuschen kannst.
Merl setzte sein überlegenstes Lächeln auf, das er in seinem Zustand noch aufbringen konnte.
Merl:Ihr täuscht Euch selbst, Archivar. Ein Wort eines Jungen und eine verschwommene Erinnerung machen mich zu einem Bild eures alten Schülers. Nun, ich gebe zu der Junge könnte von seinem Aussehen mit einem Anemos verwandt sein, aber derartige Körpermerkmale sind nichts Ungewöhnliches für einen Windadepten.
Talb:Wenn das deine letzten Worte waren Merl, dann bist du wirklich ein schlechter Verlierer. Leb wohl.
Er stieß den gefesselten Jungen in die Vertiefung und ging zum Auslöser hinüber.
Merl:Ihr könnt mich gar nicht töten. Und wenn Ihr es versucht, werdet Ihr es bitter bereuen.
Einer der Lehrer trat vor.
Lehrmeister:Meisterarchivar Talb... Wir sollten vielleicht aufhören. Wenn Sie sich wirklich irren...
Talb:Klappe!! Tatsächlich? Wenn deine Macht so groß ist, warum hast du nichts unternommen, als ich sie dir nahm?
Merl:Ihr seid ein Dummkopf, wenn Ihr glaubt Ihr hättet mir irgendetwas genommen.
Talb:Dann sieh her, wie ich dein Leben nehme!!
Er löste die Pfähle aus. Schlagartig stießen sie vom Holzgerüst auf Merl in der Vertiefung zu und trafen ins Ziel.

Weldon stöhnte auf und trat unmerklich einen Schritt zurück, als Sarn langsam die Beherrschung verlor. Er konnte nur hoffen, dass der Windadept nichts Dummes tat.
Sarn:Ich habe langsam wirklich genug, Bursche. Weißt du eigentlich mit wem du dich hier anlegst? Mit den Streitkräften von Lord Reyter! Deine Titel in Mirnuzar haben bald weder Wert noch Bedeutung, wenn der Kriegsherr eure Welt umgestaltet. Wenn du uns nicht freiwillig sagen willst, was wir wissen wollen, werde ich dir dieses Wissen eben entreißen müssen.
Dewan:Ich habe bereits alles gesagt, was ihr wissen müsst.
Sarn schüttelte ungläubig den Kopf.
Sarn:Du verstehst immer noch nicht, Junge. Was du willst ist für uns alle ohne Belang. Sprich oder trage die Konsequenzen.
Weldon:Vorsicht Sarn. Er trägt vermutlich nicht ohne Grund den Titel eines Meisters der Kampfkunst.
Sarn:Auf wessen Seite stehst du eigentlich? Wen er sich wehrt, dann hilfst du mir eben. Dazu bist du überhaupt hier!
Der Mann hob abwehrend die Hände.
Weldon:Pass auf Sarn: ich will, kann und werde nicht kämpfen, weil die Admiralin Gewalt vorerst ausgeschlossen hat, es sei denn er greift uns an oder versucht zu fliehen. Ich hätte nicht einmal gekämpft, als er mich vorhin herausgefordert hat. Das gilt auch für dich. Wenn du es doch tust, reißt uns die Admiralin den Arsch auf.
Sarn:Wir können doch einfach lügen.
Weldon schüttelte den Kopf. Er hörte einfach nicht zu. Es war zwecklos jetzt mit Sarn reden zu wollen. Seine einzige Hoffnung war, dass der Junge rechtzeitig einlenkte.
Weldon:Hör zu... Dewan, richtig? Es ist leider Fakt, dass du in Lord Reyters Unterschlupf eingedrungen bist und deswegen gelten die Regeln für dich wie alle anderen auch. Ich fürchte wenn du weiterhin schweigst, wird das für niemanden gut enden. Und überhaupt: der Kriegsherr wird wohl kaum zulassen, dass du anfängst seine Leute zu rekrutieren. Die einzige Lösung wäre für ihn zu arbeiten. Ist deine Entscheidung. Wenn du allerdings weiterhin nicht mit der Sprache rausrückst, werden wir gehen, die Admiralin informieren und diese wird dann entscheiden, was mit dir passiert. Du musst dich zwar nicht um dein Leben fürchten, was du scheinbar ohnehin nicht tust, aber es wird dir nicht gefallen.
Sarn:Warte, Weldon! Wir sind hier noch lange nicht fertig...
Weldon:Und es gibt kein Obst.
Dewan hob die Braue und sah irgendwie wehleidig aus.
Dewan:Kein Obst?
Er nickte ernst.
Weldon:Kein Obst.
Sarn verdrehte die Augen. War er nur von Narren umgeben?
Sarn:Wenn ihr mit diesem Unsinn fertig seid, frage ich noch einmal: Wie bist du hier hereingekommen? Weiß sonst noch jemand über diesen Weg bescheid? Was versuchst du mit deinem jämmerlichen Auftreten hier zu bezwecken?! Und wenn du schon einmal dabei bist, sage uns alles was du über Melfice weißt. Unser kleines... Projekt erfordert noch ein wenig Feinschliff.
Dewan horchte interessiert auf.
Dewan:Projekt?
Sarn lächelte säuerlich und ahmte den Gesichtsausdruck nach, den Dewan die ganze Zeit zur Schau stellte.
Sarn:‘Mehr habe ich dazu nicht zu sagen‘.

Lashon:Ich hatte mich schon gefragt, was es war. Wieso Ihr die Alchemie gelöscht habt, meine ich. Aber eine Tote zu erwecken... Ist so etwas überhaupt möglich? Ich habe unzählige Geschichten über Totenerweckungen gehört, aber nur wenige kommen dem nahe, was Ihr uns gerade erzählt habt. Woher exakt wolltet Ihr wissen, dass Ihr es mit genug Energie schaffen könntet, Käpten?
Paka setzte zum Sprechen an, wurde dann jedoch von einer unauffälligen Geste Arillas unterbrochen, die einige Schritte hinter ihm verborgen gestanden hatte und jetzt neben ihm in den Vordergrund trat.
Arilla:Wie Paka bereits sagte... Jenes Wissen stammt von mir. Es gibt viele Aspekte des Todes, die Sterblichen verborgen bleiben, bis sie selbst eines Tages den Tod finden.
Dieses Mal war es Trems, der sich einschaltete.
Trems:Ach genau, die ‘Verfluchte‘. Wir kriegen doch jetzt alle Antworten die wir wollen, oder? Ich wollte schon lange wissen wer du eigentlich bist, wo du herkommst und was genau deine Funktion auf diesem Schiff ist. Bisher habe ich nie gesehen wie du etwas Nützlicheres gemacht hast, als gedankenverloren auf das Meer zu starren, falls du überhaupt durch diesen Schleier sehen ‘kannst‘!
Saitu sah den Jungen mit durchdringender Kälte an und räusperte sich.
Saitu:Vielleicht solltest du sie erst einmal eine Frage beantworten lassen, bevor du an der Reihe bist eine zu stellen.
Arilla:Das ist in Ordnung, Saitu. Beide Fragen laufen auf die selbe Antwort hinaus. Die Wahrheit ist die, Trems...
Sie hob die Hände und begann ihren Schleier zu lösen. Die Crewmitglieder, besonders die ältesten lehnten sich angespannt noch ein Stück vor um besser sehen zu können. Zu lange hatte sie die Frage gequält, was sich unter diesem Schleier verbarg. Leider versperrte gerade Lashon das die Sicht, weil er an einer ungünstigen Stelle stand.
Lashon:Kanra, könntest du vielleicht ein Stück...
Doch bevor er seinen Satz beenden konnte, sah er den Schleier zu Boden fallen und nicht wenige wichen erschrocken einen Schritt zurück, darunter auch Kanra. Als Lashon Arillas Antlitz erblickte, durchfuhr ihn ein kalter Schauer in der Magengegend. Er hatte schon öfters darüber gerätselt wie Arilla wirklich aussah. Aber damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Ihr Gesicht wäre das eines außergewöhnlich schönen Mädchens gewesen, mit strahlend blauen Augen und hellblonden Haaren, die kunstvoll geflochten von ihrem Kopf herunterfielen. Doch dort wo die linke Gesichtshälfte hätte sein sollen, schimmerte der Knochen eines ausgeblichenen Schädels mit einer großen schwarzen leeren Augenhöhle. Der Übergang war dermaßen grotesk, dass Lashon ebenfalls zurückwich.
Arilla:Die Wahrheit ist die: ich bin tot. Vor vielen Jahren war ich die Tochter meines Vaters, dem König eines Landes der südlichen Königreiche, bis ich im Alter von vierzehn Wintern von politischen Gegnern meines Vaters ermordet wurde. Es ist zu lange her, als das ich mich an seinen Namen oder den des Königreiches erinnern kann. Denn beide sind so lange nicht mehr...
Auch wenn der Schock Trems direkt ins Gesicht geschrieben stand, schaffte er es eine weitere Frage hervorzupressen.
Trems:Wie lange? Ich hatte immer angenommen, ich wäre älter als du...
Arilla:Seit meinem Tod sind fünfhundertsiebenunddreißig Jahre vergangen. Ich begegnete Paka vor fünf Jahren. Damals, als er als erster den versiegelten Palast betrat...
Paka:Zu dieser Zeit hatten meine Männer eine alte Ruine mitten im galatanischen Großmeer entdeckt und ich wollte überprüfen, ob man ihn vielleicht als Festung nutzen könnte. Dass er verflucht war hatte ich nicht einmal geahnt.
Eine vergessene Erinnerung kam in Kanra hoch.
Kanra:Ihr... erwähntet einmal, dass Arilla Euer Fluch war.
Arilla:Das ist richtig. Mein Vater war so außer sich über meinen Tod, dass er seinen besten Hofadepten den Auftrag gab mich irgendwie wiederzubeleben. Sie scheiterten, aber waren schließlich in der Lage das wenige von mir, dass noch nicht in die endlose Leere des Todes versickert war, an diese... Hülle die einst mein Körper war zu binden. Allerdings brauchte ich ein Ziel, irgendeine Bestimmung der ich folgen musste, sonst hätte mein Geist nicht die Willenskraft gehabt sich weiterhin an diesen Körper zu klammern. Also verdammten sie mich dazu auf alle Ewigkeit in dem Palast meines Vaters zu verweilen und jene zu verfluchen, die ihn unrechtmäßig betraten. Jene Schänder meiner letzten Ruhestätte sollten nie wieder in der Lage sein das Meer zu verlassen und über Land zu wandeln. Sie sollen ebenso auf ewig von mir heimgesucht werden.
Sylvos:Warte mal... was? Ihr könnt Euch nicht auf dem Land bewegen? Das kann nicht stimmen. Ihr habt es schon mehrmals getan, man erinnere sich an Sturmfeste...
Paka lächelte schmerzlich.
Paka:Nein, es stimmt das ich Land ohne Probleme betreten kann. Es gibt Mittel und Wege das zu tun, aber es ist allerdings wahr, dass ich an das Meer und Arilla gebunden bin.
Kudo wurde plötzlich nachdenklich. Arilla war an den Käpten gebunden? So wie Tsuka an diesen Anarath? Vielleicht konnte sie ihm mehr darüber sagen. Aber das war im Moment seine letzte Sorge...
Paka:Tatsache ist, dass ich das Meer oder besser das Meereswasser immer in meiner Nähe behalten muss. Je mehr ich mich davon entferne, desto schwächer werde ich, bis ich vermutlich an Erschöpfung sterbe. Ich... he... habe nie wirklich probiert das herauszufinden. Aber ohne mein mit Meereswasser gefülltes Gehänge, das viele von euch bereits haben bewundern dürfen, sind Strandspaziergänge alles wozu ich in der Lage bin.
Arilla:Um deine Frage zu beantworten, Lashon... Da ich tot bin, sehe ich die Welt anders als ihr. Ich bin direkt mit der Natur, den sanften Strömen der Psynergy verbunden die diese Welt durchfließen. Meine ‘Wiederbelebung‘ mag fehlgeschlagen zu sein, aber mir sind Mittel und Wege bewusst Leute aus dem Reich der Toten zurück ins Leben zu bringen, selbst wenn es für mich zu spät ist. Allerdings ist die Menge an Energie die benötigt wird, um eine Brücke zwischen hier und dem Diesseits zu schlagen unfassbar groß. So groß, dass nur die gesammelte Macht der Alchemie sie überbrücken kann. Die Macht, die nun Mirnuzar mit einem Gaiastrudel zu verschlingen droht.
Lashon schluckte und versuchte sich auf Arillas ‘lebendige Hälfte‘ zu konzentrieren. Sie schien ebenfalls der Meinung zu sein, dass die Crew vorerst genug gesehen hatte und hob ihren Schleier wieder auf, den sie sich auch gleich wieder anlegte.
Lashon:Dann sollten wir uns besser beeilen, damit das nicht geschieht.
Paka nickte.
Paka:Da hast du recht, Lashon. Wir besitzen bereits drei Sterne der Elemente und sind mit drei der Leuchttürme über einen Teleportkreis verbunden. Es ist immer noch genug Zeit. Zeit, um den Strudel aufzuhalten, bevor er die Chance hat auch nur eine Insel in den Abgrund zu reißen. Dennoch stehen wir vor einem Problem. Wie ich euch sagte, hatte ich den Marsstern über ein weitflächiges Gebiet vermutet. Unsere Suche sollte in Aamara Hill beginnen. Nun, diese Frau hier, ihr Name ist Amirwin, ist eine Ordensschwester der Sterne aus eben jenem Dorf und sie einst eine Hüterin des Marssternes. Doch vor wenigen Tagen wurde der Stern gestohlen und wir wissen nicht, wo er ist.
Lashon wechselte mit Kanra einen Blick. Sie nickte und räusperte sich.
Kanra:Das ist nicht richtig. Der Marsstern befindet sich in LaVoisin, einem Dorf in Frostlande.
Wieder herrschte absolute Stille auf Deck und Kanra wurde sich unangenehm bewusst, dass sie nun die volle Aufmerksamkeit der Crew genoss. Talion nickte wissend. Sie hatten sich also entschlossen es ihnen doch zu sagen.
Paka:In LaVoisin? Das ist der Ort, von dem Sazael gesprochen hat.
Kanra:Eben dieser. Der Junge... Talion hat uns verraten, dass wir ihn dort finden sollen. Er ist ein Bote des amtierenden Herrschers Oscasiane, ein Mann namens Umbrio. Er war einst mein und Lashons oberster Vorgesetzter in der Stadtwache. Irgendwie muss er in den Besitz des Marssternes gekommen sein und hat ihn aus Neutralitätsgründen nach LaVoisin geschafft.
Enir:Wieso hat er ihn nicht einfach behalten? Das Ding ist doch sicher Millionen wert!
Saitu:Wer möchte schon so ein wertvolles Objekt in seiner Nähe haben, wenn viele mächtige Organisationen alles daran setzen ihn zu bekommen? Nach allem was wir wissen ist Oscasiane stark geschwächt und noch verwüstet von den jüngsten Ereignissen. Hätte Reyter den Wunsch verspürt, die Hauptstadt zu überrennen, hätte er nichts gehabt um Widerstand leisten zu können.
Paka:Im Prinzip sollten wir Umbrio danken. Wäre er nicht gewesen, hätte laut Schwester Amirwin Reyter den Stern selbst in die Finger bekommen.
Amirwin:Das ist richtig. Es war einem glücklichen Umstand zu verdanken, dass der Kriegsherr den Schrein erst wenige Stunden später erreichte.
Paka:Allerdings frage ich mich, wieso Umbrio die Position des Sternes euch verraten hat?
Lashon zuckte unwissend mit den Schultern.
Lashon:Das wissen wir selber nicht, Käpten. Wir selbst haben den Quästor nur ein paar Male gesehen. Laut Talion vertraut er unserem Urteilsvermögen, aber das einzige was er von uns gehört haben sollte, sind eigentlich nur Berichte über Nichteinhaltens von Anweisungen oder unangemessenes Verhalten durch Alkoholeinfluss in der Öffentlichkeit.
Kanra[leise]:Musst du das immer wieder so betonen...?
Paka:Wenn diese Informationen korrekt sind...
Lashon:Dann befindet sich der Stern für uns in greifbarer Nähe. Und der Leuchtturm ist nicht weit entfernt davon.
Paka:Dann sollten wir eine Expedition in arktische Gebiete vorbereiten.
Amirwin:Bevor Ihr Euch auf die nächste Aufgabe konzentriert, eines noch Paka.
Der Käpten wandte sich ihr zu und nickte.
Paka:Sicher. Was ist?
Amirwin:Dieser Stein der die Alchemie aus Mirnuzar zieht... Er wird sicher wieder in Erscheinung treten, wenn Ihr es schaffen solltet den Strudel mit dem Goldenen Stern aufzulösen.
Paka:Das ist äußerst wahrscheinlich. Der Goldene Stern produziert mehr Alchemie als der Stein aufnehmen kann und lässt den Strudel verschwinden.
Amirwin:Dann wird er sicher viel mehr Energie enthalten, als jemals zuvor. Wenn Ihr es schafft den Strudel aufzuhalten... und alles, was Ihr Euch erhofft in Erfüllung geht, was werdet Ihr mit diesem Stein dann tun?
Alle Augen waren nun auf Paka gerichtet. Dieser sah die Ordensschwester ausdruckslos an.
Paka:Ihr wollt wissen, ob ich immer noch versuchen werde Neera ins Leben zurückzuholen? Diese Frage habe ich mir auch schon hunderte Male gestellt. Ich habe lange darüber nachgedacht, bin jedoch letztendlich zu dem Schluss gekommen, dass die Toten lieber tot bleiben. Es schmerzt zwar, aber niemand sollte über die Macht gebieten, jemanden von den Toten auserstehen zu lassen. Ich denke, dass ist das was ‘sie‘ meinte, als sie sagte, dass ich von meinen Fehlern lernen soll. Aus diesem Grund habe ich schon ein paar zuverlässige Methoden entwickelt, ein Objekt von dieser Kraft zu zerstören, ohne das die innewohnende Psynergy unkontrolliert entweicht und zu irgendwelchen Katastrophen führt. Sicher, seine Kraft lässt sich auch für gute Zwecke nutzen, aber Mirnuzar wäre ein besserer Ort ohne die Kraft des Steins.
Amirwin:Wahre Worte. In diesem Fall möchte ich Euch gerne begleiten und Euch helfen Euren Fehler wieder gutzumachen. Jeder hat eine solche Chance verdient. Nehmt Ihr meine Hilfe an?
Lanthari[leise]:Amirwin...!
Paka nickte langsam.
Paka:Sehr gern. Eure Weisheit und Güte ist mir sehr willkommen, Schwester Amirwin.
Saitu[denkt]:Noch mehr willkürlich rekrutierte Adepten?! Natürlich, was machen schon zwei oder fünf mehr?
Paka:Wenn noch jemand ein Anliegen hat, dann möge er jetzt sprechen. Ansonsten beginnen wir mit den nächsten Schritten zum Marsstern.

Der Kriegerherr nickte Naamos zu.
Reyter:Selbstverständlich lässt sich das arrangieren. Ich verspreche Ihnen, dass Sie zufrieden sein werden. Was die Unterstützung für den Angriff selbst betrifft, würde ich empfehlen so viele Adepten mit Wasserbegabung zu entsenden wie möglich. Je mehr und so stärker, desto besser. Mir ist klar, dass Schattenadepten für gewöhnlich nur in der Lage sind sich des Schattenelementes zu bedienen, aber Talent in Wasserpsynergy ist für diese Operation äußerst wichtig. Auch wenn ich unzählige Merkurdschinns und Wasseradepten in meinen Streitmächten habe, spürt man jedoch deutlich das der Drachenclan im Krieg gegen das Merkurkorps volle Arbeit geleistet hat.
Narsi:Wir werden das berücksichtigen. Darf man fragen wozu und worum es überhaupt geht?
Der Kriegsherr lächelte gütig.
Reyter:Selbstverständlich. Ich möchte doch nicht, dass Sie Ihre Soldaten in eine Operation schicken, von der Sie nicht das geringste Detail wissen, verehrte Kaiserin. Rook? Die Karte bitte.
Der Venusadept griff in seine Brusttasche und holte ein sorgsam gefaltetes Stück Papier heraus.
Reyter:Lassen Sie mich Ihnen zeigen, wie wir fast ganz Mirnuzar einen schweren Stoß versetzen können, ohne dass sie erfahren, wer dahinter steckt. Lassen Sie mich Ihnen zeigen, dass es unterhalb von Mirnuzar eine gewaltige Maschine gibt, die von dem Mann kontrolliert wird, der die Zentralen Kontinente ausgeschaltet hat. Und lassen Sie mich Ihnen zeigen, was ich damals bei meiner Flucht aus Galatan nach Mirnuzar mitgenommen habe...

Eigentlich hätte Tsuka dankbar sein sollen, dass sie es irgendwie geschafft hatte Lucya unversehrt zurückzubekommen, ohne Anarath erklären zu müssen. Doch langsam begriff sie, dass er viel zu lange brauchte, um sich einfach nur in den Ruinen umzusehen. Irgendwas war nicht in Ordnung. Hatten die Angreifer von vorhin ihn gefunden? War er verletzt?
Lucya:Tsuka, warte doch! Du bist mir zu schnell!
Tsuka strengte sich an ihr Tempo zu drosseln, damit Lucya mit ihren kürzeren Schritten wieder aufschließen konnte.
Tsuka:Es ist schon Stunden her, seit Anarath uns verlassen hat. Er hätte schon längst wieder zurückkommen müssen! Wo steckt der Kerl nur?
Lucya:Glaubst du meinem Meister ist etwas passiert?!
Tsuka:Ihm? Wohl kaum. Er ist doch Anarath von den Anemos, nicht? Dem geht es sicher gut. Was meinst du? Sollten wir irgendwo versuchen einen Kuchen zu backen, damit der Geruch ihn herauslockt...?
Lucya musste trotz ihrer Angespanntheit trotzdem lächeln. Sie wollte gerade fragen, wo sie am besten die Zutaten für einen Kuchen herbeikommen sollten, als ihr an einem Hügel gegenüber der Wiese die sie gerade durchschritten eine vertraute Gestalt ins Auge fiel.
Lucya:Meister! Tsuka, er ist da drüben!
Auch sie sah ihn und atmete erleichtert aus.
Tsuka:Den Sternen sei Dank. Was macht er denn hier draußen? Er ist nicht einmal in den Ruinen! Er... ach, egal. Los, gehen wir zu ihm.

Merl stand nachdenklich ein paar Metern von den Ruinen entfernt und hielt ein schmuckloses, altes Buch ihn einem braunen Ledereinband vor sich. Seine Hand, die auf dem Einband lag, strich immer wieder über den Rand, als würde er mit sich ringen es zu öffnen oder nicht. Er stand schon eine Weile so da, als Vulkanasche in ihm wieder zu sich kam.
Vulkanasche[Bündnis]:Hat es... funktioniert?
Merl[denkt]:Ich lebe, falls du das meinst. Und ich habe das Buch. Man könnte sagen es hat funktioniert.
Der Dschinn wurde argwöhnisch. Merl verhielt sich seltsam.
Vulkanasche[Bündnis]:Und Talb?
Merl[denkt]:... Er ist tot.
Schweigen, dann...
Vulkanasche[Bündnis]:Ich verstehe. Ich frage am besten nicht, wie es dazu gekommen ist. Ist es das?
Diese Frage bezog sich auf das Buch, dass Merl in den Händen hielt. Der Junge nickte nur.
Vulkanasche[Bündnis]:Worauf wartest du dann? Zerstöre es endlich! Du warst doch derjenige, der entschieden hat, dass es so besser wäre. Erinnere dich an das Versprechen, dass du mir gegeben hast.
Wieder nickte Merl, doch er machte keine Anstalten irgendetwas zu tun. Wieder spielte er mit dem Rand des Einbandes.
Vulkanasche[Bündnis]:Du... hast doch nicht weiter darin gelesen... oder?
Merl[denkt]:Nein... Nein, ich schwöre das habe ich nicht getan. Hab ich nicht!
Vulkanasche[Bündnis]:Beruhige dich! Das war keine Anschuldigung!
Merl[denkt]:Ja, es ist nur... Ich möchte nicht, dass du denkst, dass ich...
Vulkanasche[Bündnis]:Schon gut, ich glaube dir. Jetzt zerstöre dieses Buch!
Merl nickte wieder. Er nahm die Hand von dem Buch und hob es ganz langsam mit der anderen hoch. Er zögerte kurz, aber dann atmete er noch einmal tief durch und sammelte die Psynergy in seiner Hand.
Merl:Blauer Blitz.
Mit einem Donnerschlag sprang der Blitz von seiner Hand auf das Buch über und verwandelte es in Staub. Der Blitz war so gründlich, dass niemand jemals auch nur auf den Gedanken kommen konnte, dass es sich bei dem Staubhaufen mal um ein Buch gehandelt haben könnte. Der sanfte Wind trug die Überreste in alle Richtungen davon.
Merl[denkt]:Es ist getan.
Vulkanasche[Bündnis]:Das ist es, Merl. Das ist es.
???:Anarath, was...?!
Er drehte sich überrascht um und sah Tsuka und Lucya, die schwer atmend hinter ihm stehen geblieben waren. Merl hatte sich so sehr auf das Buch konzentriert, dass er fast alle Wahrnehmung hatte fallen lassen.
Tsuka:Das Buch eben... sah alt aus... und wertvoll.
Merl:Ja.
Tsuka:Und es enthielt bestimmt irgendwelche alten Geheimnisse.
Merl:Ja.
Tsuka:Und du hast es einfach so zerstört?
Merl:Ja. Tut mir Leid, kommt nicht wieder vor.
Tsuka konnte ihn einfach nur anstarren. Sie rang mit sich ob sie wütend oder erleichtert sein sollte.
Merl:Tut mir Leid, wenn ich zu lange weg war. Hab ich das Abendessen verpasst?
Dann, ohne Vorwarnung, schlossen ihn beide Mädchen in die Arme.
Merl:WA-?!
Lucya:Meister! Ich habe mir solche Sorgen gemacht!!
Merl:Ja... Wie ich sagte, tut mir Leid, dass ich weg war. Ist etwas passiert? Lucya? Tsuki?
Er bekam einen leichten Schlag auf den Hinterkopf.
Tsuka:Es ist Tsuka, du Blödmann.
Die beiden ließen ihn wieder los.
Tsuka:Und ja, es ist etwas passiert, Wir, äh... sollten vielleicht gehen, bevor wir in irgendwelchen Ärger geraten.
Merl:Ich hätte nichts dagegen zu gehen, in diesem Ort finden wir sowieso ni-
Er verstummte, als er realisierte das Tsuka es gewesen war, die vorgeschlagen hatte zu gehen. Dabei hatte sie sich so viel davon versprochen, hierher zu kommen.
Merl:Was ist passiert?
Der Dämon spähte schon seid mehreren Stunden über die Berge und endlich hatte er die einsame Hütte mitten im Herz der Gebirgereihen gefunden. Die Beschreibung die er erhalten hatte, war äusserst unpräzise gewesen, wie er leider zu spät festgestellt hatte. Unter normalen Umständen hätte Melfice keine Wegbeschreibung gebraucht um einen Ort ausfindig zu machen, in der eine Person lebte die Psynergie in sich trug. Allerdings hatte er es auch diesmal mit keiner normalen Person zu tun. Der Meister der Kampfkunst, den er gleich begegnen würde, konnte seine Präsenz unterdrücken. Eine äusserst nützliche Fähigkeit, besonders in Spionagegebieten, doch sie galt bereits als vergessen und verlernt, weshalb man nur sehr sehr selten auf jemanden traf, der über diese Fähigkeit besaß.
Melfice: Endlich.
Der Dämon landete mit beiden Beinen sanft über die, mit Wiese bedecktem, Boden. Als Melfice sich genauer umschaute, erkannte er neben der Hütte auch einen Brunnen der sich im, mit hunderten von Blumen beschmückten ,Garten umschaute. Die Umgebung um die Hütte wirkte so... unpassend, wenn man bedachte, dass sie sich in einem Gebirgegebiet aufhielten. Es schien fast so, als wäre der kleine Blumengarten und die Hütte eine eigene Welt, die sich von allen äusseren Einflussen vollständig isoliert hatten.
Noch bevor Melfice zum ersten Schritt ansetzen wollte, trennte sich etwas aus dem Boden, zwischen ihm und der Hütte die langsam Gestalt annahm und sich schließlich zu seiner Form verfestigte. Ein gutaussehender Mann Anfang dreißig stand – oder würde zumindest vor ihm stehen, wenn dieser sich die Mühe gemacht hätte, sich die Haare zurecht zu kämen, seinen mehrere Wochen alten Bart zu rasieren und die alte verschmutzte, teilweise zerrisene Kleidung mit etwas neues zu ersetzen – dies war aber nicht der Fall gewesen. Der Meisterkampfkünstler Xallank Yall schien sich die letzten Jahre lang nicht mehr besonders um sein äusseres Erscheinungsbild zu kümmern.
Xallank: Ehehehe! Wir haben einen Gast, Xallank! Wir haben einen Gast!
Der schlanke, zierlich und schmächtig aussehende Meisterkampfkünstler klatschte vergnügt mit den Händen und sprang aufgeregt, ehe er mit einer verstellten Stimme fortfuhr.
Xallank: Ja, Yall. Wir haben Besuch, benimm dich du Trottel!
Er lachte nun und tanzte einmal um die eigene Achse ohne auf den Dämon zu achten.
Xallank: Du bist der Trottel. Sieh doch: Ein Dämon, ein Dämon, Dämooooon! Auf meinem Garten, auf meinem Garten, Garteeeen! Laalllaalaaalala laaa!
Melfice schüttelte seinen Kopf. Es stimmte also, was er aus der letzten Stadt erfahren hatte. Xallank Yall galt seid mehreren Jahren schon als absolut verrückt. Vielleicht hatte er genau aus diesem Grund keinen Schüler oder Schülerin bei sich aufgenommen. Das er sich hier niedergelassen hat, sollte wohl nur die Menschen vor dem erbärmlichen Bild des Meisterkampfkünstlers bewahren, den Xallank an den Tag legte. Das alles kam Melfice äusserst gelegen. Ein Meister der Kampfkunst der Mental nicht mehr in der Lage war mit den anderen aufzunehmen. Ein leichtes Spiel.
Xallank: AAAAAAHHH!!!!
Der Schrei ertönte, als der Dämon vor dem Verrückten stand und mit seiner Klaue ihn in zwei Hälfen zerfetzte. Der Meister fiel leblos auf dem, inzwischen rot gerfärbten, Boden. Mit keinem weiteren Blick würdigte der Dämon die Leiche als er schließlich die Hütte betrat.

Es waren keine drei Stunden vergangen, als Eton sie eingeholt hatte um ihnen mitzuteilen, dass er seine Meinung intuitiv geändert hatte.
Hardin: Erst groß reden, dass du für Niemanden mehr arbeiteten würdestt, weil du der ach so tolle Eton bist und dann wenige Stunden später angedackelt kommen und betteln, dass wir dich aufnehmen sollen. Das sieht dir ähnlich.
Eton gab keinen Mucks von sich. Er war keine zwei Stunden allein gewesen und war fast drei Mal ums Leben gekommen und hatte durch Glück und Zufall dem Tod entkommen können. Er konnte sich nicht daran gewöhnen der 'gejagte' zu sein, genauso wenig was es hieß 'Schutzlos' zu sein. Er war ein großes Ziel, deshalb brauchte er jemanden oder eine Gruppe die ihm diese Sicherheit gewährte – zumindest solange bis die Dinge sich beruhigt hatten und sein Name sowie sein Gesicht vergessen waren. Doch eine Sache musste er wissen, ehe er diesen Weg ging.
Eton: Was genau für „arbeiten“ verrichten wir`?


Dewan lehente sich zurück und verschränkte die Arme. Er schien etwas zu sagen zu wollen, oder sah zumindest nur sah aus. Beide warteten ein paar Minuten lang, ehe sie bemerkten, dass er diese Geste absichtlich angenommen hatte, nur um sie zu verärgern. Die beiden wurden langsam zornig, doch dann beschloss sich der rothaarige doch etwas zu sagen.
Dewan: Da ihr mir das Obst eingestellt habt, werde ich nur noch mit Reyter persönlich reden – ausser ich ändere meine Meinung.
Erklärte er, mit seinem Ton so deutend, dass eine Meinungsänderung nicht von den beiden verursacht werden konnte. Er schien bereit zu sein zu warten.

Kudo trat nun hervor. Er versuchte so selbstsicher wie sonst auch immer zu wirken- Allerdings schien ihm das verschwinden seiner Schwester und der Verrat seines Freundes wohl mehr zu treffen, als er es jemals zugeben würde.
Kudo: Wie ihr alle wisst, halte ich den Merkur-Stern nicht mehr in meinen Händen.
Er drehte sich um und fuhr bereits fort.
Kudo: Der Merkur-Stern der benötigt wird um die Leuchttürme der Elemente zu entzünden. Das Ziel der Crew. Damit soll Mirnuzar gerettet werden und das aufgehalten werden, was Mirnuzar zu verschlingen bedroht.
Er blieb stehen und schaute in die Gesichter die noch nicht ahnten, wohin das ganze hinauslaufen würde.
Kudo: Ich werde nicht um den heissen Brei reden und direkt zu dem kommen was ich sagen möchte: Ich werde nicht mehr länger als Mitglied der Crew gebraucht.
Erklärte er und fuhr fort ohne der Menge eine Chance auf eine Reaktion zu geben. Es war kein Geheimnis, dass sich Kudo, zumindest bei den männlischen Mitglieder der Crew nicht besonders beliebt gemacht hatte. Manche würden sich ganz gewiss über den nächsten Teil freuen. Der junge Erdadept ging auf den Kapitän zu und blieb unmittelbar vor ihm stehen.
Kudo: Das heisst: Sobald wir auf dem nächsten Kontinent sind, werde ich euch verlassen und euch die Aufgabe überlassen müssen...
Er bemerkte, wie es ihm besonders schwerfiel den letzten Teil auszusprechen. Es gab nichts mehr, was er mehr tun wollte, als die Welt und seine eigene Heimat zu retten. Allerdings hatte ihm das Schicksal einen Streich gespielt und er musste zwangsweise abschweifen.. Als er den Kapitän anschaute grinste er und wirkte wieder arrogant.
Kudo: Allerdings erwarte ich für meine bisherigen Dienste einen Preis.
Paka: Einen Preis`?
Der Erdadept nickte und deutete auf seine Arme und Beine.
Kudo: Meine Panzerausrüstung wurde vernichtet. Ich kann sie nicht mehr aufrufen. Ich werde zwar nicht halb so stark sein wie früher, aber immerhin stärker als jetzt. Ergo: Ich brauche eine neue Waffe und diese neue Waffe will ich mir aussuchen dürfen.
Schnell wurde sich Paka gewusst, auf was er abzielte. Offensichtlich hatte Kudo auch von den Artefakten mitbekommen, die sich auf der Windtänzerin befanden.
Paka musterte ihn lange, bis er letztendlich nickte.
Paka:Einverstanden.
Kudo musste sich anstrengen seine Überraschung zu verbergen, wie schnell der Käpten eingewilligt hatte.
Paka:Saitu, ich will dass du Kudo mit in die Ausrüstungskammer nimmst und ihn ein paar der besten Schönheiten vorführst. Du wirst ohnehin selbst eine neue Waffe brauchen, die die verlorene ersetzt.
Zu Kudos weiterer Verwunderung widersprach der Erste Maat nicht einmal.
Saitu:Ich bin nicht sicher, ob ich etwas Geeignetes für mich finden werde.
Paka:Du meinst du findest nichts um Reyter zu begegnen? Natürlich gibt es da etwas. Nimm mein altes Schwert.
Saitu blinzelte überrascht und sah seinen Köpten sprachlos an.
Saitu:Was? Aber es gehört doch Euch...
Paka:Ja und jetzt gehört es dir. Ich habe ohnehin meinen Dreizack, damit werde ich schon zurecht kommen.
Saitu schien nicht zu wissen was er sagen sollte, denn er setzte dreimal zum Sprechen an, ohne etwas zu sagen.
Saitu:... Sehr wohl, Käpten. Kudo, folge mir.
Doch bevor Kudo sich in Bewegung setzten konnte, tippte ihn jemand auf die Schulter. Als Kudo sich umdrehte stand Lashon neben ihm.
Lashon:So, du haust also einfach ab, hm?
Kudo:Wie ich sagte, ich werde hier nicht länger gebraucht.
Er tat gelassen, doch irgendwie war er sich sicher, dass Lashon ihn durchschaute.
Lashon:Da irrst du dich und das weißt du, aber mir ist klar das du einen guten Grund hast zu gehen. Aber dir sollte auch klar sein, dass du jederzeit wieder zu uns zurückkehren kannst.
Kudo:Wohl kaum. Mit diesem Schiff überquert ihr den Ozean in wenigen Tagen, wie soll ich euch da finden, wo ihr euch doch vor diesem Reyter bedeckt haltet?
Lashon grinste.
Lashon:Ich dachte DU hättest die Spürnase. Dir wird schon was einfallen.
Saitu räusperte sich.
Saitu:Können wir gehen, Kudo?
Kudo:Ja, ich komme.
Lashon klopfte ihn nochmal auf die Schulter.
Lashon:Schau vorher unbedingt noch mal bei mir vorbei, bevor du aufbrichst.
Mit diesen Worten drehte er sich um und ging davon. Kudo folgte Saitu nach unten.

Narsi:Und Ihr könnt garantieren, dass man diesen Angriff nicht mit Euch in Verbindung bringen kann, Kriegsherr?
Reyter faltete die Karte zusammen und gab sie wieder Rook, der sie sicher verwahrte.
Reyter:Ihr wisst genauso wie ich, dass es in Kriegen keine absolute Gewissheit geben kann. Wer meint alles über den Feind zu wissen ist ein Lügner oder ein Narr. Sicherlich wird es ein oder zwei unserer Feinde geben, die einen Verdacht haben werden, aber sie haben keinen Beweis, noch wüssten sie wie wir es angestellt haben könnten. Aber wie Ihr gesehen habt, muss das Timing perfekt sein, sonst wäre die Täuschung nicht annährend vollkommen glaubwürdig. Aber sollte kein Problem darstellen. Im Moment verläuft alles nach Plan und ich habe keinen Grund zur Annahme, es könnte etwas schiefgehen.
Naamos:Was nicht viel heißen mag.
Reyter nickte.
Reyter:Richtig, aber auch wenn wir nicht wissen wozu alles unsere Feinde fähig sind, wissen sie nicht wozu wir fähig sind. Und bis sie es wissen, ist es schon viel zu spät.
Naamos:Ich gebe zu, der Plan ist gut durchdacht. Wann würden sie denn starten?
Reyter:Wozu warten? Wieso beginnen wir nicht gleich morgen? Diese Unberührten werden nicht einmal merken, was sie getroffen hat, hehe...

Kudo sah sich mit immer weiter steigenden Unglauben in der Kammer um. Unzählige Waffen, Rüstungen und undefinierbare Gegenstände lagerten in gut gesicherten Holzgerüsten oder Regalen, für den Fall das sie unter starkem Beschuss oder hektischen Seegang sich nicht lösten, über den Boden rollten oder gar Psynergy ausstießen. Viele Stücke waren, wie Saitu ihm erklärte, galatanischer Herkunft. Doch es gab auch viele, sehr fremdartige Gegenstände, die nur im Entferntesten erahnen ließen, was ihr Zweck war.
Saitu:Das sind Fundstücke, die wir während der Fahrt über den Ozean erbeutet haben. Auch wenn ihr in Nebelherz nichts davon mitbekommen habt, vor hunderten Jahren gab es mehrere Seekriege in Mirnuzar und viele Piratenclans. Wir finanzieren unser Unternehmen, indem wir solche Artefakte oder Goldschätze bergen und verkaufen. Nützliche Dinge bewahren wir allerdings auf.
Kudo nahm kurz etwas in die Hand, dass vermutlich eine Sense darstellen sollte, nur das der Griff und das Schneidblatt komplett mit einer Art Muschelschalen überzogen war. Mit leicht angewiderter Miene legte er sie zurück.
Saitu:Wonach genau suchst du eigentlich? Wieder nach etwas destruktiven, wie deine Handschuhe?
Kudo:Ich bin mir noch nicht sicher... Ich wollte zunächst mal sehen, was ihr hier unten habt.
Saitu:Zumindest nicht viele Kampfhandschuhe. Wir haben leider nichts Vergleichbares zu deinen alten Panzerhandschuhen. Jene da drüben lassen zwar die Erde erzittern, aber es ist nichts, was du mit deiner Psynergy übertreffen könntest.
Sie gingen weiter die Regale entlang.
Saitu:Was für Waffentypen beherrscht du sonst noch?
Kudo viel ein, dass er ihnen noch nie wirklich offenbart hatte, wie gut er mit Klingen umgeben konnte.
Kudo:Schwerter... Ein wenig.
Saitu:Schwerter gibt es viele. Wir haben sogar ein paar richtig gute. Nichts legendäres, versteht sich, aber schon ein paar Waffen die wir in einer Schlacht gegen Reyter sehr gut gebrauchen könnten. Eigentlich würde ich sie nicht hergeben wollen, aber der Käpten hat gesagt ich solle dich ausrüsten, also tue ich das auch. Sekunde.
Er löste ein paar Schnallen, packte einen großen Schwertgriff mit beiden Händen und zog es aus dem Holzgerüst. In der Hand hielt er einen großen Zweihänder, aus dessen Griff zwei sehr lange scharfe Klingen ragten, zwischen denen ein kleiner Zwischenraum war.
Saitu:Bergteiler. Laut Trems soll das sein Name sein. Es ist ziemlich schwer und in der Crew gibt es keinen der es effektiv benutzen kann. Für dich sollte das allerdings kein Problem sein. Probier mal.
Kudo nahm es in die Hand. Der Griff fühlte sich seltsam in seinen Händen an und erinnerten gar nicht an das wohlige Gefühl, dass er bei seinen Handschuhen immer gehabt hatte. Er hob es an. Wie er erwartet hatte, gab es keinerlei Probleme. Bestimmt konnte er es so leicht umherschwingen wie einen Zweig.
Saitu:Was du da hast ist eine zweielemtare Waffe. Eine Klinge ist mit Wind- die andere mit Feuerpsynergy getränkt. Die Waffe hat also zwei gewöhnliche Entfesselungen. 'Schallstreich' sendet eine schneidene Windwelle in Schneidrichtung ab, während sich die Feuerklinge bei 'Glühende Schneide' stark genug aufheizt, das sogar gewöhnliches Metall zum Schmelzen bringt und entzündliches in Flammen aufgehen lässt. Ich wäre dir also dankbar, wenn du es nicht auf dem Schiff ausprobieren würdest. Aber die Tatsache das es eine zweielementare Klinge ist, macht es nicht besonders.
Kudo nickte. Ohne genau zu wissen wieso er es tat, leitete ein wenig von seiner Psynergy in die Waffe. Zwischen den zwei Klingen im Leerraum erschien ein schwaches Leuchten.
Saitu:Nicht schlecht. Genau das. Du kannst deine Psynergy zwischen die Klingen leiten und somit die Schlagkraft beträchtlich steigern. Als wäre die Waffe nicht schon verheerend genug. Je mehr du hineinleitest, desto stärker wird der Schlag. Sicher, du kannst im Gegensatz zu deinen Handschuhen damit nichts in die Luft jagen, aber es kombiniert die Schneidkraft eines Schwertes mit der Schlagkraft eines Großhammers. Allerdings muss ich dich warnen. Man vergisst schnell seine Psynergyzufuhr zur Waffe zu trennen, wenn man sie gerade nicht braucht. Am besten wäre es, wenn du es nur in dem Moment benutzt, wenn du etwas damit treffen willst. Wenn du sie permanent hineinleitest, geht dir schon bald deine gesamte Psynergy aus und dann steckst du in Schwierigkeiten.
Kudo löste die Verbindung und das Licht erlosch. Er sah die Klingen hinauf. Bergteiler war tatsächlich eine sehr große Waffe. Sie würde sich schlecht verstecken lassen und er musste sie wohl oder übel auf seinem Rücken tragen. Ob er damit verwegener aussah? Oder würde es die Frauen abschrecken?
Kudo:Ich weiß nicht...
Saitu:Nicht? Ich denke die Waffe passt gut zu dir. Vielleicht hat die Waffe noch irgendwelche anderen Fähigkeiten, aber das ist alles was Trems aus den Innenschriften entziffern konnte. Wie gesagt: Im Moment haben wir niemanden der stark genug ist die Waffe effektiv benutzen zu können, also habe ich kein Problem damit sie dir zu überlassen. Es wäre eine Schande sie hier unten verkommen zu lassen.
Kudo:... Sicher das ich sie hier nicht testen darf?
Saitu schüttelte ernst mit dem Kopf.
Saitu:Auf keinen Fall. Es würde uns zu sehr aufhalten, wenn wir den Mast noch einmal reparieren müssten wie beim letzten Mal, als der Käpten es in der Hand hatte.
Irgendetwas war schiefgelaufen, denn Melfice fand sich vor der Hütte und Xallank Yall wieder. Zuerst weiteten sich die Augen des Dämons, doch dann fing er sich recht schnell wieder. Stattdessen lächelte er nun ,mit der selben Zuversicht die ihn ausmachte. Er breitete abhebend seine Arme aus und schüttelte mit einer gespielten, traurigen Miene seinen Kopf.
Melfice: Leider, Meister Xallank Yall. Leider muss ich sagen: Ich kenne deine Kunst.
Ein blutrunstiges Grinsen erschien auf seinem Gesicht, als er sich auf den Kampfkunstmeister stürzte. Erneuert lief etwas schief, denn er war nicht soweit gekommen, wie er eigentlich hätte tun sollen. Seine Beine rührten sich nicht mehr.
Melfice: Eine weitere Illusion?
Er hob seine Krallen, bohrte diese in seinen Körper und ließ die Wunde absichtlich nicht regenerieren, damit sich die Illusion auflöste und die Psynergie Manipulation aus ihm herausfloss. Zeitgleich schoss er mit der anderen Hand einen dunkle Wolke aus, die den Meister der Kampfkunst einhüllte und wenig später verheerend explodierte. Als der Angriff vorüber war, erkannte er den lachenden, singenden und tanzenden Irren immernoch.
Xallank: Ahhh, das war nicht schön! Überhaupt nicht schön! Haha, garnichts ist größer als ein Apfel. Bäume sind blau, das Meer gelb, und die Sonne grün.
Melfice stöhnte, als wäre das ganze nicht genug, laberte der Irre nun sinnloses Zeug. Er hatte nicht die Zeit den ganzen Tag mit ihm zu kämpfen. Als er seine Wunde genau betrachtete, erkannte er, dass diese verheilt war. Das konnte nicht sein, denn er hatte sich doch vorhin aus der Illusion befreit. Doch er merkte schnell, dass er sich geirrt hatte, als er merkwürdige Stimmen in seinem Kopf hörte. Die Stimmen sprachen genau den selben, sinnlosen Zeug wie Xallank und schon bald wurde die gesamte Umgebung von der Dunkelheit verschluckt, aber der Dämon wusste bescheid – alles war nur ein Streich. Nichts davon war Real. Melfice konzentrierte seine innere dunkle Energie in Mengen. Er würde sich mit Gewalt aus der Illusion heraussprengen!
Xallank: Grüün! Grüüüüüün! Grüüüne Wolken!
Mit einem hasserfüllten Schrei wurde Melfice in Stücke zerrissen, als er sich selbst mit seiner eigenen Energie zerfetzte. So sollte er aber nicht lange bleiben, denn er setzte sich wenig später wieder zusammen. Die Dunkelheit war verschwunden, nur um wenig später wieder aufzutauchen.
Melfice: Das kann nicht sein.... Ich habe ihm KEINE Blösse gegeben. Er sollte seine Illusion nicht erneuert auf mich wirken können!
Die Stimmen in seinem Kopf hörten nicht auf und er konnte sich fast kaum mehr konzentrieren, aber einer Sache war er sich trotzdem im klaren: Er hatte sich vorhin aus der Illusion befreit, doch warum... Warum befand er sich dann immernoch in einer Illusion? Plötzlich ging ihm ein Licht auf.
Melfice: Aber Sicher.... eine Illusion in einer Illusion. Eine Doppelillusion.
Dieser Typ konnte also selbst innerhalb einer Illusion den Opfer noch weiter täuschen indem er ihn selbst in einer zweiten Illusion täuschte. Eine zweite Illusionswelt, in der ersten. Er fluchte, dass er es nicht vorher erkannt hatte. Doch jetzt, wo er seine Technik durchschaut hatte, würde er sich nur zwei mal heraussprengen brauchen, ehe er zurück in die Realität kam und seinen Genger zerfetzen konnte.
Xallank: Menschen sind rot, Eulen sind flüssig, Hörner sind warm...
Melfice: Genauso wie dein Blut.

Seine neue Klinge an seinen Rücken befestigt, kamen er zusammen mit Saitu heraus. Auch wenn er diese Klinge nie nutzen würde, würde er sie allein aus Erinnerungszwecken mitnehmen. Eine Klinge war da, um zu töten. Deshalb hatte er vor langer Zeit seine damalige Klinge abgesetzt. Doch wenn seine Gegner wirklich „Dämonen“ waren, dann würde er tatsächlich auf solche Waffen zurückgreifen können. Aus seiner Manteltasche zog er etwas heraus, den er aus Ailas Privatsachen genommen hatte - eine Karte. Die Karte stammte offenbar aus Sturmfeste, soviel ihm der Geruch noch verriert.
Kudo: Meister der Kampfkunst....
Lass er laut aus dem Zettel, bei dem Legendenteil heraus. Ein dicht mit Bäumen bedecktes Feld war angekreuzt. Offensichtlich ein Wald. Kudo drehte die Karte mehrfach um und betrachtete sie aus verschiedenen Winkel, aber er wurde nicht kein bisschen schlauer. Auch hatte er keine Ahnung wo sie sich zurzeit befanden, da die Namen der Städte nicht abgebildet waren. Allein die Namen der Kontinente. Wusste die Welt ausserhalb von Akestas wirklich nicht, wie man vernünftige Karten zeichnete? Am besten fragte er jemanden aus der Windtänzerin, bevor er sie verließ. Da er sowieso vorgehabt hatte, gleich nach seiner Waffenwahl anzuhören, was Lashon zu sagen hatte, war er wohl die beste Person dafür.

Er grinste, als er die Leiche des Meisterkampfkünstlers in seiner Hand hielt, aber auch dieses mal spielte ihm seine Wahrnehmung einen Streich. Die ganze Umgebung verschwamm und er fand sich vor der Hütte wieder. Er ging einen Schritt nach vorne, aber sein Körper reagierte genau anders herum. Komische Gestalten, die Dämonen sehr ähnelten, aber keine waren, erschienen aus dem Nichts und schlossen sich dem Tanz und dem Gesang des Meisterkampfkünstlers an, der fröhlich weiter sang. Melfice konnte es nicht fassen. Es war eine weitere Illusion? WIE OFT wollte er noch auf den selben Trick hereinfallen? Es war eine Ketteillusion, unswar mehr als fünf Illusionswelten, wie er bei seinem letzten Versuch bemerkt hatte. In wie vielen Illusionen befand er sich? Wie hoch war die Macht seines Gegners? Wie viele Illusionswelten konnte er aufbauen, ohne dass das Gerüst einstürzte? Er war bisher nicht einmal im klaren gewesen, dass jemand in der Lage sein könnte, mehr als eine Illusionswelt, in seinem Opfer herzustellen.
Xallank: Schätze sind lecker, Klingen sind weich...
Melfice: HALT ENDLICH DEINE VERDAMMTE FRESSE!
Wie lange steckte er eigentlich in diesen endlosen Illusionsketten? Seine Nerven fingen langsam an zu versagen und seine Geduld war am Ende, er musste raus. Desto länger sich Melfice, in diesen endlosen Illusionsketten aufhielt, desto schwieriger konnte er die Illusionen durchschauen. Dabei war er sich sicher, dass sie genauso so stark wie am Anfang sein mussten – nicht stärker. Der Dämon hielt sich die Hand vors Gesicht. Er wurde sich bewusst, dass er langsam anfing, Realität und Illusion nicht mehr ausseinander halten zu können. Wenn es so weiter ging, dann würde er sie nicht mehr unterscheiden können. Auch hatte er längst seinen Zeitgefühl verloren. Wie lange kämpfte er dagegen nun schon an? Seid wie vielen Minuten? Oder waren es sogar Stunden, Tagen oder Wochen gewesen? Vielleicht sogar Jahre? Warum war er überhaupt nochmal hier? Wo war er überhaupt?Er schaute sich um und erkannte einen mit Sand beschmücktes Gebiet. Vor ihm lag das Meer. Ja, er lag an einem Stand und genoss die Sonne die auf seine gut gebräunte Haut strahlte. In seiner linken Hand hielt er einen Cocktail, während sich zwei junge, attraktive Frauen unter seinen Armen befanden und sie an seine Brust anlehnten. Ein großer Geschäftsmann zu sein war anstrengend. Er musste sich auch mal entspannend. Einer der Frauen erhob sich und schaute ihn fragend an.
Frau1: Soll ich dich mit Trauben füttern, Mark?
Melfice nickte.
„Nun während du weg warst hab ich deine beiden Freundinnen da entführt.“
Tsuka sah mit offenem Mund zu dem Mann der sie bewusstlos geschlagen und Lucya entführt hatte.
Calixtus sah grinsend, im Schneidersitz auf einem Felsbrocken neben Merl und sah ihm, mit einem verachtenden Grinsen direkt in die Augen.
Merl hob eine Augenbraue.
„Äh, Moment das geht mir zu schnell. Wer bist du noch mal?“ fragte Merl. „Und wen hast du entführt? Und seit wann bist du überhaupt neben dir?“
Calixtus zog eine enttäuschte Schnute. Mit einem Lächeln deutete er auf Tsuka.
„Liebst du sie?“ fragte er Merl mit einem hohlen Klang in der Stimme.
„WAS!?“
Ein Tritt traf Merl ins Gesicht und schleuderte ihn mehrere Meter durch die Luft. Er knallte gegen einen Baum und fiel zu Boden.
„Meister!“ wollte Lucya schreien, doch sie starrte nur mit offenem Mund zu Tsuka.
Tsuka hatte ihren Meister mit einem Tritt fünf Meter in die Luft geschickt und nun schwebte sie einen halben Meter über dem Boden, mit vollkommen verrenkten Gelenken. Sie sah aus wie eine Menschliche Schraube. Ihre Wirbelsäule war völlig verdreht, ihre Zehen waren soweit nach außen gedreht dass ihre Kleinen Zehen parallell zueinander waren und jeder einzelner ihrer Finger zeigte in eine andere Richtung.
Calixtus blickte freundlich lächelnd zu Lucya.
„Ich weiß was du denkst, kleines Mädchen. Menschliche Gelenke sind für solche Bewegungen nicht gemacht, sie müsste sich in diesem Moment eigentlich alle Knochen brechen.“
Tsuka flog sich drehend auf Calixtus zu und entknotete sich gleichzeitig. Sie entladete die volle Wucht ihres Flugs in einem Handkantenschlag, dem Calixtus mit einem gelangweilten Schritt zur Seite auswich. Der Schlag traf einen Baum hinter ihm dessen Stamm sofort in zwei Teile geteilt wurde.
Tsuka schwebte in einem Bogen aufwärts, so als würde sie Schwung holen.
„Ich kann meinen Körper nicht mehr kontrollieren. -LUCYA!“
Tsuka schoss den selben Bogen den sie hinauf geflogen wieder hinab auf Lucya zu.
Merl schubste Lucya aus Tsukas Schussbahn, eine Ohrfeige aus dem Sturzflug streifte ihn und schleuderte ihn mit dem Gesicht im Dreck vergraben vor Calixtus Füsse.
„Das ist wirklich erbärmlich, Anarath von den Anemnos. Nicht einmal solchen Attacken kannst du ausweichen. Man sagt dir die Stärke und Gewandheit eines halbgottes nach, weißt du? Jetzt hier einen kleinen Jungen im Dreck liegen enttäuscht mich.“
Tsuka schwebte hin und her, drehte sich um die eigene Achse und schoss in eine Baumgruppe hinein.
Äste und Baumstämme flogen in einer Explosion aus Holzsplittern durch die Gegend.
Merl raffte sich mit zitternden Händen auf, jeder seiner Knochen knackte als er sich bewegte.
„Was… Was tust du mit ihr?“ fragte er keuchend. Blut rannte ihm von einer Platzwunde ins linke Auge.
Calixtus verschränkte die Arme und sah missmutig zu dem vermeintlichen Helden Galatans.
„Ich tue gar nichts. Sie besitzt keine Kontrolle über ihren Körper und ich auch nicht. Aber dafür ist sie jetzt völlig immun gegen jede Art von Physischem Schaden. In diesem Zustand könntest du sie mit einer Keule aus Diamant schlagen und die Keule würde zerbrechen. Und im Moment hat sie in ihrem kleinen Finger genug Kraft um damit einen Baum zu fällen oder zu pulverisieren wenn ihr danach ist. Ich kann nur einen Menschen gleichzeitig in diesen Zustand versetzen, sollte ich dir wohl sagen, bevor du dir all zu viele Sorgen machst.“
Calixtus sah desinteressiert zu dem Gelenkknoten namens Tsuka der mit der Geschwindigkeit einer Kanonenkugel auf ihn zu rollte.
Er trat zur Seite und schnippte mit den Fingern, Tsukas Gelenke normalisierten sich und sie rollte an Calixtus und Merl vorbei.
Mit einem spitzen Schrei landete sie in einem Gebüsch, Merl sah ihr mit offenem Mund hinterher.
„Du hast eine Frau und Kinder… Solche Kerle wie du die sich nur darum kümmern sich mit hübschen, jungen Mädchen zu vergnügen fand ich schon immer erbärmlich. Nicht das daran was schlecht wäre, aber es gibt noch andere Dinge auf der Welt. Und dann deinen Stand als Held so schamlos für so etwas zu gebrauchen, du widerst mich an!“
Calixtus warf Merl eine Pergamentrolle und einen Schlüssel an den Kopf.
„Auf dem Pergament ist ein Bildnis des Mädchens das wir entführt haben. Darunter ist eine Karte abgebildet. Wenn du dem markierten Punkt auf der Karte findest solltest du auch das Schlüsselloch zu dem Schlüssel finden den ich dir gerade geschenkt habe.
Es ist ein Teleportschlüssel, sobald ihn ins Schloss setzt und drehst wirst du in die Arena teleportiert in der wir unseren Zweikampf austragen. Wenn du gewinnst kommt die Gefange frei. Aber in deinem jetzigen Zustand würde ich dich wohl zerfetzen. Dir steht es frei jemanden als Vertreter zum Kampf zu schicken, aber bedenke das der Ruf des Helden Anarath von den Anemnos dann für immer in den Schmutz gezogen ist. Ein Held der einen Stellvertreter schickt um die Maid in Nöten zu retten… Wie lächerlich. Der Schlüssel kann nur ein einziges Mal eingesetzt werden und nur einen Menschen transportieren bevor er sich auflöst. Enttäusch mich nicht, Anarath von den Anemnos.“
Mit einem Flackern verschwand Calixtus



„Wie du siehst ist es besser dir direkt zu zeigen worum es geht, die Arbeit zu erklären ist zu schwer wenn man dieses Ding nicht gesehen hat. Du kannst natürlich noch umkehren wenn du willst, wir begleiten dich auch wieder raus.“ sagte Hardin zu dem verblüfften Eton.
Eton sah sich verblüfft in der Höhle die sich 500 Meter unter der Erde befand um.
„Was ist das für… ein Ding? Was sind das hier alles für komische Geräte und wer hat das alles gebaut? Das sieht aus wie eine Art große…Lore? Und wer hat all diese Tunnel gebaut die sehen ziemlich neu aus“
Gofer deutete auf die Lore.
„Das ist keine Lore, das ist eine Bahn die auf Schienen fährt, sie kann durch Dampfkraft und Psynergy angetrieben werden. Ein Transportmittel das keine Pferde braucht und sich schneller bewegt als jede Kutsche, eine Lokomotive. Und diese großen Metallkäfige auf Rädern die du da drüben siehst sind Passagierwagons. Ursprünglich wurde mit dieser Bahn Baumaterial transportiert aber jetzt hat sie jemand für Personenbetrieb umgesattelt. Wobei ich mir sicher sind dass sehr viele Menschen auf diesen Bahnen transportiert worden sind.“
Gofer sagte seine Erklärung so lustlos gelernt auf, als hätte er sie auswendig gelernt.
„Aber wer baut so etwas?“ wollte Eton wissen.
Ein goldenes, von eingravierten Lorbeerblättern umrandetes „C“ prangte auf der Rauchkammertür der Lokomotive.
„Es ist besser wenn du das nicht weißt, zumindest nicht solange du dich nicht entschieden hast bei unserer Arbeit zu helfen.“
„Nun, äh dann sagt mir doch endlich mal einer was für eine Arbeit das ist!“ forderte Eton genervt. Es gab hier zwar keine Monster, aber dieser Ort machte ihn nervös. Es wirkte als würde an diesem Ort Tag für Tag gearbeitet aber aus irgendeinem Grund war niemand zu sehen. Er rechnete jeden Moment dass jemand auftauchte und ihn in Ketten abführte.
„Wir führen einige Verbesserungen am System durch.“ sagte Hardin.
„Dieses Transportnetzwerk zieht sich durch ganz Mirnuzar und wird dazu benutzt Rohmaterialien für ein größeres Maschinennetzwerk innerhalb Mirnuzars zu versorgen. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht dieses System an manchen Stellen ein klein wenig zu ändern. Aber wir werden nicht mehr viel Zeit haben noch großartige Änderungen ein zu bringen.“
„Warum nicht?“ fragte Eton.
„Normalerweise sind hier Arbeiter und Wachen postiert.“ Antwortete ihm Hardin „Es geht bald los, die Maschinen werden wohl bald starten, deswegen ist niemand mehr hier. Aber das ist gut, dann ist niemand da der uns erwischen kann.
Hörst du mir zu, Eton?“
Eton war in einen der Passagierwagen geklettert und hatte dort eine Truhe geöffnet.
„Argh! Kalt“
Hardin packte Eton am Arm und zog ihn hinaus.
„Natürlich sind die Truhen kalt, denkst du man kann Organe warm transportieren?“
„Ich hab nach Schätzen gesucht nicht nach Organen!“ erwiderte Eton
„Gehen wir“ schlug Gofer vor. „Ich möchte nicht hier sein wenn die Maschinen losgehen.“
„Finde ich auch“ stimmte ihm Hardin zu.
„Ähm, ich auch… Aber ich wüsste trotzdem was das hier alles soll…“
Gofer blieb stehen und sah Eton an.
„Kannst du mir sagen was die MIrnuzaner am Meisten verehren?“ fragte er Eton
„Öh Sterne?“
„Nun, kannst du dir denken was sich die meisten Menschen Mirnuzars dann wohl wünschen?“
„Sterne?“
„Exakt.“
Eton sah Gofer eine Weile an.
„Ich versteh gar nichts“ meinte Eton.
„Erklär ihm nichts weiter, Gofer„ warf Hardin ein „Wenn du Eton die Sache jetzt in normalen Worten erzählst gerät er nur in Panik.“


Vincent ging vor seinem Meister auf die Knie.
„Es sind alle versammelt Meister, alle Arbeiter, alle Wachen, alle Spione, alle sind versammelt.“
„Hehehe… Ich kann die Halle von hier oben selbst überblicken Vincent, aber danke dass du es mir trotzdem sagst, sobald der Vorhang auf der Bühne aufgeht ist es wohl Zeit für meinen großen Auftritt.“
Costello kramte in seiner Tasche und reichte Vincent eine Schachtel. Vincent betrachtete die Schachtel ehrfürchtig. Mit einem vergilbten wischte der alte bucklige Mann sich die Nase.
„Das ist mehr als ich jemals hätte verlangen können, danke Meister, ich bin zutiefst gerührt.“
sagte Vincent überglücklich und verschwand mit der Schachtel.
„Was habt ihr ihm da gegeben, Meister?“ fragte Silvester.
„Das neueste auf dem Markt erhältliche Insektenpräparations-Set. Wobei ich sagen muss das sich der Markt für Insektenpräparations-Sets auf ein einziges Produkt beschränkt. Das der gute alte Balder gleich anfängt zu weinen hab ich auch nicht erwartet. Aber er liebt sein kleines Hobby halt, was soll man machen?“
„Balder?“
„Balder ist Vincents Vorname. Dr. Balder Vincent, ehemaliger Gerichtsmediziner der mittlerweile aufgelösten Staatsanwaltschaft von Polinas. Er hilft mir schon seit Jahren. Bist du aufgeregt Silvester? Morgen oder Übermorgen sind die Vorbereitungen abgeschlossen. Und selbst wenn sie es nicht sind müssen wir das System starten damit uns nicht ganz MIrnuzar um die Ohren fliegt. Ich bin glücklich.“
Silvester nickte.
„Freut mich, Meister, freut mich….“




Mila sah sich in der Halle um. Der Raum war riesieg und mit Menschen gefüllt, mehr als die Hälfte davon kaum älter als zehn. Ein Balkon war am Ende der Halle angebracht, der durch einen roten Vorhang verdeckt wurde.
Sie blickte in die Menge und erkannte ein bekanntes Gesicht.
„Wie geht’s euch Lady Azharu?“ fragte Mila ihre Bekannte.
„Die Träume jedes Gläubigen Mirnuzianers werden in Erfüllung gehen, heute ist ein grossartiger Tag.“
„All die Jahre Arbeit im Geheimen werden bald Früchte tragen, hat ja lang genug gedauert“ meinte der Begleiter von Lady Azharu.
„Ach, Vholsann ihr seid auch hier, wusste gar nicht dass ihr auch einer von uns seid.“ sagte Mila.
„Sag Bloß… Hier sind viele Leute die ich kenne, ich hätte nicht gedacht das so viele für den Meister arbeiten die ich kenne. Aber irgendwie beruhigt es mich jetzt auch die Gesichter der anderen zu kennen. All die Jahre nicht zu wissen mit wem man da eigentlich zusammenarbeitet war ziemlich belastend, jetzt zu sehen dass auch Bekannte für den Meister arbeiten lässt mich fühlen dass es nicht komplett falsch ist was ich getan habe.“
Mila nickte einem weiteren bekannten Gesicht zu.
„Wie lang dauert´s noch, bis zum Start Pescio?“ wollte Mila wissen.
„Darf ich nicht sagen“ antwortete Pescio und zwinkerte ihr zu, dann wandte er sich an den Mann hinter ihn, „komm mit mir, Gel.“
Die beiden Mechaniker schritten weiter durch die Menge.
Mila hörte Stimmen hinter sich.
„Und ich muss sagen das Tarii uns wirklich zu einem guten Job hier bei dem Kerl gebracht hat, Salayan.“
„Hebi, du bist wirklich gut auf Tarii zu sprechen, obwohl sie dich gegen deinen Willen kontrolliert hat. Nun wir werden hier wirklich gut bezahlt und unser neuer ist bei weitem besser als dieser Schleimbeutel, Saul. Willst du eine von meinen neuen Zigarren probieren, Secret?“
„Nein.“
„Das war eine kurz angebundene Antwort“
„Ja“
Mila schloss die Augen und lächelte. Adlige, hochangesehene Bürger, Beamte, namhafte Händler, namhafte Gestalten aus der Unterwelt, sie alle haben sich unter dem Banner Costellos zusammengefunden und jetzt wurden sie Zeugen der Geburt eines neuen Zeitaters für Mirnuzar.
Sie sah hinauf zum Balkon. Der Vorhang öffnete sich.
Kudo:Nicht hier?
Trems:Muss ich alles zweimal sagen, oder was? Lashon ist nicht hier. Oder siehst du ihn irgendwo?
Kudo schüttelte genervt den Kopf. Den Jungen würde er wohl als letztes vermissen.
Kudo:Hat er wenigstens gesagt, wo er hin ist?
Trems:Wieso benutzt du nicht deine Spürnase und suchst ihn selbst?
Kudo rümpfte die Nase. Der Grund warum er es nicht getan hatte war schlicht der, dass der Gestank von Trems Chemikalien einfach zu stark war. Er hatte angenommen, dass Lashons Geruch einfach von diesen überlagert wurde.
Kudo:Das muss ich mir von dir nicht sagen lassen, Kleiner. Aber gut: Wenn Lashon nicht hier ist, dann werde ich gleich wieder gehen.
Er drehte sich um.
Trems:Oh, Moment! Hey, Idiot! Warte mal!
Kudo drehte sich gereizt um.
Kudo:Wie war das?!?!
Trems:Du haust doch ab oder?
Kudo:Was interessiert dich das?
Trems:Eigentlich nicht viel. Allerdings...
Der Junge hing in die Hocke und zog eine Holzkiste unter seiner Koje hervor, in der er anfing herumzukramen. Kudo verlor schon fast die Geduld, als Trems fündig würde.
Trems:Da. Nimm das.
Er warf Kudo eine Glasphiole mit einer rötlichen zähflüssigen Flüssigkeit zu, die er geschickt auffing.
Kudo:Was ist das?
Trems:Mit Sternenkraft durchtränkte Säure. Das ist eine neue Mischung an der ich arbeite. Du legst dich doch mit dämonenartigen Kreaturen an, hab ich gehört oder? Ich habe mal irgendwo gelesen, dass viele von ihnen über eklige Regenerationsfähigkeiten verfügen. Mit diesem Zeug sollte ihnen das nicht möglich sein.
Kudo:Und du gibst mir das weil...?
Trems:Weil ich wohl kaum die Gelegenheit haben werde, ein geeignetes Testobjekt zu finden. Aber nachdem wir uns in diesem Grab in Nebelnest mit dieser unsterblichen Kreatur angelegt haben, dachte ich mir ich mische etwas zusammen, damit wir beim nächsten Mal nicht vor solchen Problemen stehen. Leider wurde mir erst später bewusst, dass wir nicht so bald einen solchen Feind treffen werden. Du schon. Ich will das du sie benutzt und mir sagst wie sie gewirkt hat, FALLS du jemals lebend zurückkommen solltest.
Kudo:Ich werde dieses Zeug wohl kaum brauchen.
Trems zuckte mit den Schultern.
Trems:Mag sein, aber sag nicht ich hätte dich nicht gewarnt. Ich bin mir sowieso sicher, dass du drauf gehst. Pass aber auf, dass du nicht selbst mit dem Zeug in Kontakt gerätst. Die Säure kann nicht durch die Sternenkraft neutralisiert oder entfernt werden. Das heißt jeder Berührter, der zu viel davon abkriegt, ist so gut wie tot. Aber mir geht es nur darum, dass ich wissen will wie sie auf Dämonen mit mächtigen Regerationsfähigkeiten wirkt.
Kudo spielte schon mit dem Gedanken, ihm das Zeug zurückzugeben. Wenn er so darüber nachdachte, hatte Trems ihm das Zeug ZUGEWORFEN! Er hatte wohl billigend in Kauf genommen, dass Kudo bei einem Ungeschick etwas von der Säure abbekommen hätte. Doch irgendetwas hielt ihn zurück. Mit zusammengepressten Lippen steckte er das Zeug ein. Vielleicht war es doch zu gebrauchen.
Kudo:Bilde dir aber bloß nicht ein, dass ich mich für diesen Krempel bedanke.
Trems:Um ehrlich zu sein, hatte ich das auch nicht erwartet. Narren wissen Genies nur selten zu würdigen.
Kudo:Pass besser auf was du sagst, oder ich probiere dieses Zeug gleich an dir aus.
Er drehte sich wieder um und setzte sich in Bewegung. Trems sah nicht einmal mehr auf oder machte Anstalten ihn zu verabschieden. Kudo tat es ihm gleich und schloss die Tür der Kajüte hinter sich. Er lief eine Weile herum, bis er außer Reichweite des Gestanks von Trems Chemikalien war und Lashons Geruch aufspührte. Auf den Weg dorthin begegnete er Kanra, die ihn zu sich heranwinkte.
Kudo[denkt]:Was ist denn jetzt wieder?
Er ging zu ihr hinüber.
Kanra:Du ziehst also wirklich los, hm?
Kudo:Was denn? Willst du etwa das ich bleibe?
Kanra schüttelte den Kopf.
Kanra:Nein, so meine ich das nicht. Ich weiß du musst gehen, um deine Schwester zu finden. Ich kannte sie zwar nicht sonderlich lange, aber sie ist ein gutes und nettes Mädchen. Ich wollte nur... Ach, ich bin nicht gut in solchen Dingen.
Sie hob ihre linke Hand, in der, wie Kudo erst jetzt auffiel, sie eine Flasche trug.
Kanra:Hier, das ist ein wenig von meinem besten Tropfen, einem Purpurglutschnaps. Ich wollte ihn für deine Reise mitgeben.
Kudo konnte sie nur anstarren.
Kudo:Ich... trinke keinen Alkohol.
Kanra musste unwillkürlich grinsen.
Kanra:Es ist nie zu spät damit anzufangen, Kudo. Da kannst du mir vertrauen. Nein, ich gebe ihn dir nicht wegen seines wunderbaren Geschmacks mit. Purpurglutschnaps enthält unter anderem Lebenswasser. Es mag zwar seltsam klingen, aber damit kann man sogar Todgeweihte wieder beleben, wo selbst die mächtigste Heilungspsynergy versagt.
Kudo musste lachen.
Kudo:Soweit wird es niemals für mich kommen.
Kanra nickte zufrieden.
Kanra:Das wär klasse. Wenn du ihn nicht gebrauchen kannst, wäre ich dir sehr dankbar wenn du ihn mir zurückbringst. Er ist mein kostbarstes Gut.
Erst jetzt verstand Kudo, wie viel ihr daran lag. Er war verwirrt. Bisher hatte er immer angenommen, sie konnte ihn nicht ausstehen.
Kudo:Wieso...
Kanra:Wie ich sagte, Vera ist ein gutes Mädchen. Es ist einfach deine Pflicht als Bruder sie zu beschützen. So gern wir es auch tun würden, ich und Lashon können nicht mit dir gehen. Du verstehst hoffentlich warum. Paka wird sämtliche Hilfe gebrauchen können, damit wir diesen Strudel aufhalten können. Ich habe eine ganze Weile darüber nachgedacht, wie ich dir helfen könnte, aber mehr kann ich dir leider nicht geben.
Kudo zögerte. Doch dann nahm er ihr die Flasche ab, sei es nur um ihr zu zeigen, dass er ihre Geste zu würdigen wusste.
Kudo:Danke, Kanra.
Kanra:Keine Ursache. Rette du einfach nur deine Schwester, okay? Wir bleiben hier und retten während deiner Abwesenheit deine Heimat.
Kudo:Das klingt nach einem fairen Deal.
Kanra lächelte.
Kanra:Finde ich auch. Vertraue einfach deiner Kraft... und dem Alkohol. Dann kann nichts schief gehen. Viel Glück, Kudo!
Kudo verabschiedete sich und ging weiter. Doch es dauerte nicht lange, da wurde er wieder aufgehalten.
???:Ah, da steckst du. Hast du eine Sekunde?
Kudo drehte sich um und erkannte die Hoheadeptin Alyka, die auf ihn zukam. Er lächelte breit.
Kudo:Sicher! Für eine Schönheit wie Euch habe ich immer Zeit.
Sie ignorierte seinen Kommentar.
Alyka:Danke. Ich wollte mit dir über etwas Ernsthaftes reden. Wie du weißt war ich diejenige, die dich im Deregallhafen zuerst behandelt hat, als du im Sterben lagst.
Kudos Lächeln verschwand, als sie ihn daran erinnerte.
Kudo:Oh, stimmt... Nochmal danke dafür...
Alyka:Schon in Ordnung. Aber ich wollte mit dir über die Art deiner Wunden reden. Du hast Psynergy angewendet, die von der eigenen Lebenskraft gespeist wird, oder?
Kudo war überrascht. Das hatte sie herausgefunden, indem sie einfach nur seine Wunden gesehen hatte?
Kudo:Ja schon, aber...
Sie unterbrach ihn mit einer wirschen Handbewegung.
Alyka:Dachte ich es mir doch. Lass dir eines gesagt sein, Freundchen: Lass die Finger von solchen Techniken! Egal wie verzeifelt eine Situation sein mag, solche Techniken sollten auf jeden Fall der allerletzte Ausweg sein. Nach ein paar Malen mag es dir noch egal sein, aber irgendwann, wenn es zu spät ist, wirst du es bitter bereuen. Und glaube nicht, dass ich dich einfach nur belehren möchte. Ich spreche aus Erfahrung. Vor wenigen Wochen noch war ich unheilbar krank, verkrüppelt. Ich hatte wie du auf Psynergyformen zugegriffen, die den eigenen Körper irreparabell schädigen, damit ich meinen Freunden helfen konnte. Und letzten Endes hat es mich so sehr geschwächt, dass ich ihnen nicht mehr helfen konnte, als sie Hilfe am meisten gebraucht haben. Das ist sogar heute noch der Fall. Ich will nicht, dass du auch dieses Schicksal teilst. Hast du mich verstanden?
Kudo schwieg verblüfft. Die Hoheadeptin seufzte.
Alyka:Glaub mir, die eigene Gesundheit vermisst man erst, wenn sie nicht mehr da ist. Ich will nur, dass du dir das in Erinnerung rufst, bevor du noch einmal daran denkst dein Leben aufs Spiel zu setzen, nur um effektivere Psynergy zu wirken. Es gibt immer einen anderen Weg.
Kudo:Ich verstehe...
Alyka lächelte müde.
Alyka:Ich hoffe du tust das wirklich. Hier, nimm das hier. Ohne das hier wäre ich heute vermutlich nicht mehr hier. Ein guter Freund hat es für mich besorgt, ein Freund den die Welt jetzt als Mörder und Verräter anklagt. Und ich habe es letztens benutzt um dich zu heilen. Nimm jeden Tag einen Schluck zu dir, dann wird deine alte Stärke bald zurückkehren und die letzten Spuren deiner Verletzung beseitigen.
Sie gab ihm das Heilmittel, dass Kadev besorgt hatte, mit dem auch sie endlich von ihrer Krankheit genesen konnte.
Kudo:Das werde ich.
Alyka:Mehr verlange ich auch nicht. Viel Glück auf deiner Mission, Kudo.
Ohne auf eine Antwort zu warten ging sie wieder. Kudo sah ihr eine Weile hinterher, bis er seinen Weg fortsetzte.
Kudo[denkt]:Wenn das so weitergeht, dann komm ich nie bei Lashon an...
???:Kudo...
Als er die Stimme erkannte, drehte er sich breit grinsend um.
Kudo:Rangi, du auch noch! Willst du deinem geliebten Kudo auch viel Glück wünschen und etwas mitgeben? Wie wäre es mit einem Kuss.
Sie sah ihn ausdruckslos an.
Rangi:Wohl kaum. Ich glaube nicht an Glück. Aber wenn ich dir etwas mitgeben kann, hätte ich da etwas.
Mit einer flüssigen Handbewegung ließ sie etwas aus ihrer Tasche in ihre Hand springen. Kudo sah es entgeistert an.
Kudo:... Ein Messer.
Rangi nickte.
Kudo:... Was soll ich mit einem Messer?
Rangi:Ein Messer ist keine Waffe Kudo, sondern vielmehr ein Werkzeug. Selbst für einen Adepten ist es töricht ohne eines auf eine Reise aufzubrechen. Vertrau mir, ein einfaches Messer kann man immer brauchen.
Kudo:Nun... danke. Was ist jetzt mit dem-
Doch bevor Kudo seinen Satz beenden konnte, rauschte Rangi wieder davon.
Kudo:... Kuss? Naja...
Nicht wirklich von dessen Nutzen überzeugt, klappte er das Messer zusammen.
???:Kudo?
Er sah nach oben. Sinaphie hing kopfüber von einem der Maschennetze der Windtänzerin herunter.
Kudo:Oh, du auch noch...
Sinaphie:Stimmt es wirklich, dass du gehst?
Er nickte. Die Aerorill ließ sich fallen und landete geschickt auf beiden Füßen vor ihm.
Sinaphie:Du kommst doch wieder zurück, oder?
Kudo dachte über die Frage nach. Was würde er tun, wenn er seine Schwester gefunden hatte? Selbst wenn er zurückwollte, wo sollte er nach ihnen suchen? Die Windtänzerin verweilte nur selten über längere Zeiträume an einem Ort.
Kudo:Wir werden sehen.
Sinaphie:Du MUSST wiederkommen, okay? Ich meine... Ich...
Kudo sah die Aerorill irritiert an.
Kudo:Was ist?
Sinaphie schüttelte den Kopf.
Sinaphie:Ich weiß, dass du es schaffen kannst! Du wirst Vera finden und retten, das weiß ich einfach! Ganz gleich was Ailas gesagt hat! Egal wie lange er mit dir schon zusammengelebt hat, er kennt dich überhaupt nicht! Wir haben miteinander gekämpft Kudo und ich weiß was für ein großer Krieger du bist. Du wirst niemals aufgeben, egal wie groß die Herausforderung ist und du wirst siegen! Und du wirst zu uns zurückfinden, wenn du es wünscht, ganz sicher!
Eine Überraschung folgte der nächsten. Kudo hätte nie vermutet soetwas wie Syphathie für diesen Vogel zu empfinden, aber irgendwie brachte sie ihn zum Lächeln.
Kudo:Natürlich komme ich zurück. Und wenn dann wenigstens, um unseren Kampf zu wiederholen, den ich gewinnen werde.
Sinaphie nickte ernst.
Sinaphie:Und ich werde bereit sein.
Sie blinzelte freundlich.
Sinaphie:Eines Tages werde ich die größte Federheldin sein und du der größte Held der Menschen. Dann werden wir unseren letzten Kampf austragen. Sieh zu, dass es soweit kommt okay?
Kudo:Tss, ich werde schon der größte Held sein, noch bevor du Federheldin geworden bist.
In ihren Augen funkelte Angriffslust.
Sinaphie:Das werden wir ja sehen.

Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis er Lashon endlich erreichte. Zu seiner Überraschung stellte er fest, das die Windtänzerin bereits an Land angelegt hatte. Nicht an einer Stadt oder in einem Hafen, sondern an einem weiten leeren Sandstrand. Lashon wartete mit dem Käpten an der Rampe, die vom Schiff führte.
Paka:Bist du soweit?
Kudo:Ich denke schon.
Paka:Ausgezeichnet. Gute Reise Kudo. Finde deine Schwester und befreie sie von diesen seltsamen Kreaturen. Viel Glück auf deiner Reise. Denk daran, du wirst hier immer ein zu Hause haben, hier auf der Windtänzerin.
Er ging davon, um die letzten Vorbereitungen für die Reise nach Frostlande zu treffen und ließ Kudo mit Lashon allein.
Lashon:Nettes Schwert.
Kudo zuckte mit den Schultern.
Kudo:Nicht das, was ich erwartet hatte, aber es wird seinen Zweck erfüllen. Worüber wolltest du mit mir reden?
Lashon:Nicht so eilig. Ich habe hier noch etwas von Kurlag für dich.
Er reichte Kudo eine kleine Schachtel.
Kudo:Was ist da drin?
Lashon zuckte mit den Schultern.
Lashon:Keine Ahnung. Ich habe ihn gefragt, wieso er es dir nicht selbst gibt, aber er hat etwas geantwortet wie: "Dem Jungen sind Abschiede doch bestimmt peinlich."
Kudo:Nun ja, es sind genug... Sekunde. DU hast sie alle zu mir geschickt?
Lashon setzte eine Unschuldsmiene auf.
Lashon:Ich weiß nicht wovon du redest. Nun, vielleicht habe ich hier da und eine Bemerkung gemacht...
Kudo:Vergessen wir das.
Lashon:Oh, gut. Aber es sollte dir das verdeutlich, was der Käpten dir vorhin gesagt hat, Kudo. Du kannst jederzeit zurückkehren, hier wird immer ein Platz für dich sein. Du bist niemals allein.
Tatsächlich waren diese Worte eine Art Trost für Kudo. Sein bester Freund hatte ihn verraten, seine Schwester wurde entführt und seine Heimat war so unendlich weit weg...
Kudo:Danke, Lashon.
Lashon:Keine große Sache. Du bist immerhin ein Teil von Pakas Crew, egal ob du uns verlässt oder nicht. Schließlich hast du unsere Wette damals verloren, nicht?
Er lächelte belustigt, als er ein ärgerliches Funkeln in Kudos Augen sah, als er in daran erinnerte.
Lashon:Ach, in der Schachtel ist übrigens noch ein Säckchen Ebonstrauch von mir. Ein wenig Ausrüstung kann nie schaden.
Er stieß sich von der Reling ab, an der er die ganze Zeit gelehnt hatte.
Lashon:Nun dann, die Zeit deines Aufbruches ist also gekommen. Wo wirst du deine Suche beginnen? Arilla hat keine Spur von deiner Schwester gefunden. Und wenn man Paka glauben schenken darf, verfügt sie über eine beeindruckende Reichweite. Damit fällt ein großer Teil von Nordshetver erst einmal weg.
Kudo fiel die Karte wieder ein, die er bei Ailas gefunden hatte und holte sie hervor.
Kudo:Möglicherweise. Kannst du mir sagen, wo das ist...?
Sciz legte seinen Säbel auf einem kleinen Holztisch neben dem Eingang zu Ailas Zelle ab. Diese Waffe sollte nicht von der Zelle zerstört werden oder von Ailas Fähigkeiten, wenn dieser sie noch immer einsetzenn konnte.
"Seid ihr sicher, dass ihr ihn nicht überschätzt!", erklang eine leise rauchige Stimme hinter ihm.
"Der Name war Skrasas, nicht?", fragte er nur.
"Das ist richtig.", der mysteriöse Begleiter der beiden Ordensschwestern trat neben ihn, "Aber jetzt solltet ihr auch meine Frage beantworten."
"Der letzte den ich hilflos in einer Zelle hatte, hatte einen Boss mit einem Metallhaken, der mir fünf Stunden nach der Gefangennahme durch die Eingeweide gezogen wurde. Jahre später fand ich heraus das sein Name Eton war."
Ein schwaches Lächeln erschien auf Skrasas Zügen. "Zumindest hat eure Paranoia einen Grund."
"Ihr glaubt doch auch, dass er entkommen könnte."
"Ich weiß es."
Sciz hob eine Braue. "Wenn ihr beweise habt, warum dann nicht den Käpten informieren."
"Er würde ihn nicht töten lassen, also ständen wir jetzt nur mit mehr Leuten in diesem kleinen Raum."
"Ich werde ihn töten."
"Ich werde ihn nicht töten. Unter keinen Umständen."
"Ihr seid ein wahrer Idiot."
"Hahaha... der letzte der mir das gesagt hat..."
"Bitte erspart mir die Geschichten."
"Wie ihr meint."

Sincan rannte so schnell er konnte, während er eine Barriere nach der anderen hinter sich beschwor. Hinter sich hörte er bereits etwas, dass er vermutete eine Flutwelle war, die Jad heraufbeschworen hatte. Hoffentlich hielten seine Barrieren sie lang genug auf damit er verschwinden konnte, doch danach zu urteilen das die Welle sekündlich lauter wurde half es nicht viel. Er blickte nach hinten und erkannte Jad auf einer gewaltigen Flutwelle auf ihn zu kommend.
"Tornado!" Ein Wirbelsturm riss mehrere der Vitrinen in die Luft und schleuderte sie nach der Flutwelle. Hoffentlich hatte irgendeiner der Gegenstände in ihrem inneren eine Fähigkeit, die ihm etwas Zeit verschaffte. Doch er würde es wohl nicht herausfinden, da Jad sie mit Eisraketen abfing. Der Tornado wurde einfach von der Flutwelle überrollt.
"Würdet ihr endlich stehen bleiben, Sincan?", rief Jad ihm gerade zu freundlich zu.
Im nächsten Augenblick wurde er von der Flutwelle verschluckt. Er wirkte jede Schutzpsynergie die er kannte und machte sich auf den Aufprall gefasst, der jedoch aus blieb. Er wurde schlicht in den Vorraum gespült und blieb in der Mitte des Raumes liegen. Scheinbar hatte Jad die Welle abgeschwächt und umgelenkt, so dass sie diese Sammlung endlich verließen. Oder... war es jemand anderes?
Die Wassermassen verschwanden jedenfalls gerade im Mund eines ihm unbekannten, der über ihm stand. Er blickte ihn an und war sich sicher in noch nie gesehen zu haben. Es handelte sich bei seinem vermeintlichen Retter um einen dicklichen Mann mit Glatze und schwarzem Schnurrbart, der ein festliches grünes Gewand trug.
Sincan richtete sich schnell auf und brachte mehr Raum zwischen sich und den Mann.
"Warum so ängstlich?", fragte der Dicke freundlich, "Ich hätte dich doch längst verschlungen, wenn ich dich töten wollte."
"Was mich zu der Frage führt: Warum habt ihr das nicht, Thelok?", erklang Jads Stimme vom Eingang des Raumes, "Stattdessen habt ihr meine Welle gefressen und sie dabei so umgelenkt, dass sie ihn nicht zerschmettert."
Der Mann namens Thelok watschelte langsam auf Jad zu. "Wisst ihr, Graf, ein gleichwertiges Lebewesen zu töten ist ein schreckliches Verbrechen, in fast allen Kulturen, aber im Tierreich ist es völlig normal... Der Grund ist, dass Tiere sie essen, um zu überleben. Ich für meinen Teil habe viele Menschen getötet, aber hatte noch nie einen Mord zu verantworten, weil ich sie gegessen habe."
"Warum habt ihr Sincan dann nicht gegessen?"
"Weil der alte Mann nicht sehr appetitlich aussieht.", meinte Thelok wie selbstverständlich, "Und jetzt wüsste ich doch gerne wo der Merkurstern ist, Graf."
"Er hat ihn!" Jad nickte in Sincans Richtung.
"Nein das würde ich riechen."
"Sonnenova!" Sincan hob seinen Zweihänder hoch über den Kopf und sammelte all seine Psynergie, als Licht- und Feuerpsynergie in der Klinge die er mit einem Schlag freisetzte. Der Raum war Psnyergie resistent, aber neutralisierte sie nicht, also wurde die sonst so weit gestreute Wirkung dieser Psynergie, die in ihrer jetzigen Form durchaus eine ganze Straße zerstören könnte, in einem kleinen Bereich gefangen sein. So konnte er wahrscheinlich selbst Jad töten.
Grellweiße Flammen explodierten von seinem Schwert und würden nicht einmal Asche in diesem Raum zurücklassen. Doch die Flammen wurden in eine Richtung gesogen und verschwanden in Theloks Mund. Er starrte fassungslos zu dem Adepten.
"Vorzügliche Vorspeise?", sprach Thelok lobend, "Sogar besser, als die Wächter, die ich vor eurer Ankunft gegessen habe. Jetzt benötige ich aber wirklich langsam den Hauptgang!" Thelok wandte sich zu Jad. "Ich denke ihr seid das beste Mahl, das ich hier kriegen kann, also haltet jetzt still!"
Jad trat einen Schritt zurück. "Ihr glaubt ihr könntet mich bezwingen Thelok? Damokleseis alle Winkel!"
Thelok stand keinen Augenblick später in einer Kugel aus Eisklingen, deren Spitzen auf ihn zielten, doch er wirkte erschreckend unbeeindruckend.
"Glaubt ihr allen ernstes ich könnte einen Angriff aus allen Richtungen nicht abwehren?", fragte Thelok lachend, "Ich gebe zu sie sind zu nah, um sie alle zu fressen, aber ich kann noch viel mehr."
Jad schnippte mit den Fingern und ide Klingen setzten sich in Bewegung. Im Mund schossen unzählige Knochen aus Theloks Mund und bildeten einen Schutzschild, an denen die Klingen wirkungslos abprallten. Nach dem ihr Zweck getan war verschluckte Thelok die Knochen wieder, die wie Sincan bemerkte gemeinsam eine größere Masse hatten als Thelok. Dann verschwand der Adept.
"Eisraketen!" Jad feuerte unzählige Eisgeschosse auf Theloks letzte Position ein, doch diese trafen nur ins leere. Thelok tauchte hinter Jad wieder auf.
"Guten Appetit, Graf. Oh, ich vergas ihr seid ja das Essen!"
Der nächste Moment wirkte ungemein bizarr auf Sincan, als Theloks seinen Mund zu Jads Größe aufriss und ihn hinunterschlang.
"Was seid ihr?", fragte Sincan leise.
"Ich bin Thelok, Gourmet und Meister der Tarnung." Thelok verschwand abermals, aber Sincan war sich sicher, dass er in die Sammlung marschieren würde, deshalb sprintete er vorwärts und stach mit seinem Zweihänder in den Gang direkt hinter dem Eingang, aber nur ins Leere. Genau wie bei Jads angriff, scheinbar bewegte Thelok sich getarnt unglaublich schnell oder hatte gelogen und verwendete eine Form von Teleport, die nicht von den Vorkehrungen in diesem Gebäude unterdrückt werden konnte. Die Richtigkeit einer seiner Theorien zeigte ich, als zwanzig Minuten später Zaarel aus dem nichts vor ihm aufschlug.
"Hat er den Merkurstern?", fragte er den Agenten ruhig.
Ein schwaches Nicken war die Antwort.

"Sie sind hier." Siera erhob sich von ihrem Platz in der Runde und betete, dass ihre Untergebenen diese Situation nicht ruinierten. Eine Tür schwang seitlich auf und eine Reihe von Leuten trat ein, die Aufstellung annahmen.
"Kriegsherr, ich präsentiere ihnen die größten Kämpfer des Ostreiches, die sie in ihrem Plan unterstützen werden."
Sie wies auf den ersten in der Reihe, einem älteren Mann mit ernstem Gesichtsausdruck, der eine hochdekorierte Uniform trug, die sich jedoch von Naamos Aufgrund der anderen Zugehörigkeit unterschied.
"Dies ist Vize-Kommandant Tsen Loro." Sie schritt zum nächsten. Einem gerade zu gigantischen Mann mit langen wilden braunem Haar, der die selbe Uniform wie Tsen trug, wenn gleich seine von bei weitem weniger Erfolg zeugte. "Gregorius."
Der nächste war eine Frau mit langem violetem Haar, das zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden war, und deren Kleidung aus verschiedenen Tierfellen bestand. "Lúze."
Sie erreichte den letzten in der Reihe. Den Problematischten. Es handelte sich um einen jungen Mann mit weißem Haar und eisblauen Augen, die stets einen eiskalten Blick hatten. Der Mann trug einen langen dunkelblauen Mantel mit seinem persönlichen Wappen der weißen Silhouete des Speers, den er in der Hand hielt.
"Dies ist... der Nordspeer.", stellte sie ihn widerwillig vor.
"Es ist Redd", flüsterte er so leise, dass nur sie in der Lage sein sollte es zu hören. Seine Stimme war ebenso kalt, wie sein Blick und sie hatte ewig gebraucht, bis sie nicht jedesmal, wenn er sie ansprach zusammenzuckte.
"Es gibt noch ein weiteres Mitglied, das sich ihrer Aufgabe anschließt, sofern es bis dahin von seiner momentanen Mission zurückkehrt."
Redd trat einen Schritt vor. "Neben uns werden sie noch von mir handverlesene Merkur-Adepten begleiten, die bereits einige Erfahrung in 'ähnlichen' Situationen haben." Damit machte der Mann, der nur nach seiner Waffe genannt wurde einen Schritt zurück in die Reihe.
"Nun Kriegsherr, wenn ihr keine weiteren Punkte zu besprechen habt, bitte ich euch und euren Stab mit mit zu kommen. Ich bin nicht besonders geduldsam, wenn es zu der Erschließung neuer Technologie kommt."

Yudor erkannte verschwommen etwas großes graues und im nächsten Moment flog Luna durch den Raum und prallte krachend gegen eine Wand.
"Warte, wie kann das...?" Er kam nicht dazu die Frage zu stellen, als etwas unglaublich schnelles seinen Oberkörper erfasste und von den Beinen trennte. Ähnlich wie Luna zuvor prallte auch er gegen eine Wand. Unter großem Schmerz splitterte sein abgetrennter Oberkörper beim Zusammenprall. Er sah jetzt auch seinen und Lunas Angreifer. Es schien kein Lebewesen zu sein sondern eher eine Art Golem aus grauem Metall. Er war etwa zweimal so groß wie ein großer Mensch und besaß einen humanoiden Körperbau, wobei Oberkörper und Arme im Vergleich zu den Beinen wesentlich dicker war. Einen Kopf besaß er ebenfalls nicht. Wenn Yudors Blick nicht deutlich eingeschränkt war, dann schien dieser Golem unvollendet zu sein, da die Beine nicht auf den Oberkörper zugeschnitten waren und sich an diesem noch einige Vertiefungen befanden, als wenn noch zusätzliche Gliedmaßen angefügt werden sollten. Und dieses unvollständige Ding hatte ihn und Luna gerade mühelos ausgeschaltet. Zumindest waren die dunkle Seele und Gentile nicht so abgelenkt vom ersten Angriff gewesen, dass sie sich nicht aus der Reichweite des Dings bewegt hatten. Er sah an sich herunter. Einige seiner Käfer hatten sich bereits daran gemacht die fehlenden Teile seines Körpers nachzubilden. Er sah wieder zu dem Angreifer, der sich mit unglaublicher Geschwindigkeit auf Funaras Körper zu bewegte. Fast zu schnell für Yudor um es war zu nehmen, also deutlich zu schnell für die menschlichen Augen, auf die sich die dunkle Seele im Augenblick verlassen musste. Doch die Seele hatte wohl bereits mit dem Angriff gerechnet, da eine Unzahl von riesigen Schattenklingen vor ihr erschienen und den Golem abfingen. Eine Wirkung blieb jedoch völlig aus. Die Schattenklingen zerflossen wie Wasser, als sie auf den Körper des Golems prallten. Funaras Körper sprang so weit dieser es vermochte zurück, was den Schlag signifikant abmilderte, aber nicht ausreichte um sämtliche Knochen des Menschenkörpers zu brechen.
"Gentile, die Beine!", rief Yudor dem Wesen aus bloßer Energie zu, das augenblicklich reagierte und auf die Beine des Golems in Form eines Energiestrahls zuflog.
Der Golem drehte seinen Oberkörper, packte den Strahl und schleuderte auch ihn Richtung Wand. Gentile prallte in seiner üblichen Form auf. Yudor blickte an sich herunter. Neue Beine waren bereits fertig. Die Risse in seinem Oberkörper mussten unter diesen Bedingungen, während des Kampfes repariert werden. Er stand auf und streckte die Arme, in denen er seine Klingen hielt zur Seite. Acht gepanzerte Spinnenbeine sprossen aus seinem Rücken. Als einzigen stehenden Gegner visierte der Golem ihn als sein nächstes Ziel an. Yudor duckte sich knapp unter dem ersten Schlag weg und griff in seiner geduckten Position ein Knie des Golems mit seinen Spinnenbeinen an und schwang seine Waffen kreisförmig nach oben nach dem Golemarm. Ein Fuß traf ihm in Gesicht und presste ihn an die Wand. Der Golem stand jetzt auf einer Hand, hatte ein Bein angezogen und das andere in Yudors Gesicht, während sein zweiter Arm noch immer mit zur Faust geballter Hand ausgestreckt war.
Was für ein Witz! Dieser Golem war offenbar nicht fähig all seine Gliedmassen zeitgleich zu bewegen und hatte unvollständige Beine, die nur einen Bruchteil der Kraft der Arme besaßen und dennoch schaffte er es vier Anführer einer Gruppe, die Ewigkeiten den Augen der Ordnung entgangen war und nur aus handverlesenen Kämpfern bestand, zeitgleich zu bekämpfen. Das Bein in Yudors Gesicht wurde blitzartig zurückgezogen, als ein Strahl von Gentile auf es abgeschossen wurde. Der Golem sprang zurück, um zeitgleich einem Strahl auf das zweite Bein zu entgehen.
"Müssen wir das hier etwa allein machen?", fragte das weiße Wesen ihn.
"Der menschliche Körper unseres Bosses ist gerade nutzlos geworden und Luna scheint extrem anfällig für physischen Angriffe zu sein, wenn sie ihn wirklich treffen."
Der Golem griff wieder an, Yudor sprang Richtung deckte und krallte sich mit den Beinen auf seinem Rücken daran fest, während Gentile zur Seite auswich und auf die Beine des Golems feuerte.
"Hey, Gentile, es scheint als könne das Ding nur drei seiner Gliedmaßen zeitgleich verwenden oder nicht beide Arme in einer bestimmten Zeitspanne.", rief er zu dem Anführer hinab, "Außerdem hält er meist für kurze Zeit still, wenn er nicht angegriffen wird. Wenn wir Glück haben ist der Grund ein Energiemangel."
"Wir sollen ihn also zwingen sich möglichst lange zu bewegen, in dem wir ihn angreifen?", fragte Gentile vor den Schlägen des Golems fliehend.
"Seine Beine angreifen!" Yudor ließ sich fallen und schoss zwei faustgroße Hornissenartige Insekten aus seinen Handgelenken ab. Der Golem blockte sie mit einer Hand und sprang dann hoch um, weiteren Strahlen Gentiles auszuweichen. Yudor sprang hinter her, während er seine Klinge wirbelnd vor sich schwang und mit den Spinnenbeinen unerbittlich zu stach. Ein Konterschlag des Golems beförderte ihn zurück auf den Boden. Gentile schoss auf die Position zu, an der der Golem landen würde, doch dieser fing ihn mit einer Hand und warf ihn gegen die Decke. Yudor warf, während seine Käfer seinen Körper reparierten, eine seiner Klingen, damit der Golem wie geplant nicht zum stehenbleiben kam, und befreite die Riesenspinne vollständig aus seinem Körper. Der Golem zerquetschte sie geradezu nebensächlich, musste aber sogleich einen Sturm von Energiepfeilen von Gentile abfangen, bevor dieser seine Beine traf. Yudor entließ zwei mannshohe Skorpione aus seinem Körper, die von hinten auf den Golem zuschossen, aber ähnlich wie zuvor die Spinne endeten. Was Gentile jedoch wieder eine Öffnung gab. Doch sie blieb ungenutzt, als ein geworfener Skorpionskadaver Gentile erwischte. Yudor schleuderte seine zweite Klinge, aber verfehlte, da sein Arm beschädigt war. Der Golem kam wohl doch noch zum stillstehen... Überraschend sprang der Golem hoch, als eine dunkle Attacke aus seinem Schatten kam. Schien, als wenn der Körper von dieser Funara noch bei Bewusstsein war. Yudor entließ einen Schwarm von den Hornissen, die er bereits zuvor eingesetzt hatte, während Gentile mehrere Lichtkugeln beschwor, die sich im Raum verteilten bereit aus allen Richtungen anzugreifen.
Sie sahen den Sturm von Angriffen zu, die alle ihre üblichen Wirkungen verfehlten, aber dennoch
den Golem in die Ecke drängen konnten.
Semih [F]: Weit davon entfernt das Ding zu erledigen.
Yudor: Bist du wieder Kampfbereit?
Semih [F]: Sieht ganz dannach aus. Aufpassen!
Rechtzeitig weichten sie dem Golem aus, der sich durch die ganze Angriffwelle durchbewegt hatte. Seine Augen fokustrierten die Seele der Dunkelheit, der die Arme hochriss und eine dunkle Kuppel um sich herstellte, aus den eine Schattenhand den Golem an den Beinen packte. Der Golem versuchte sich loszureissen, hatte aber vor dem kommenden Angriff zu wenig Zeit, als ihn Luna mit seiner Technik traf und sich nun in seinem Körper befand. Es war aus. Diese Technik hatte ursprünglich Sol gehört, doch seitdem Luna auch diese Technik übernommen hatte, konnte er sie auch nutzen. Luna hatte der dunklen Seele geholfen, in das Körper des Mädchens einzudringen. Wenn Luna die Technik nutzte, um sich einen eigenen Körper zu beschaffen, dann war diese umso mächtiger.
Plötzlich traf ihn etwas und kataplulierte ihn durch die Luft, als ihn der Arm traf und ihn gegen die nächstbeste Wand donnerte. Der Bruch seiner Knochen war laut wie eine Explosion. Blut spuckte er heraus und fiel auf die Knie, ehe er sich Blut aus dem Körper kotzte. Lunas Körper bewegte sich während dessen wieder, was ein Zeichen dafür war, dass er den Fremdkörper verlassen hatte.
Luna: Dieser Typ.... darin steckt keine Seele der ihn kontrolliert....es war die falsche Technik gegen einen Seelenlosen.
Gentile: Was hat das zu bedeuten?
Luna: Das weiss ich nicht, nur soviel: Diese Kreatur ist gegen meine Technik äusserst Resistent. Zumindest, wenn es direkt auf ihn gewirkt wird.
Der Golem befand sich inzwischen wieder vor der dunklen Seele, der ihm Schutzlos ausgeliefert zu sein schien, doch ehe er ihn erwischen konnte, tauchte er in seinen eigenen Schatten und erschien auf der anderen Seite, in Form einer Schattengestalt wieder – seine physische Form komplett abgelegt.
Gentile: Und ich dachte, dass sei es wirklich für dich gewesen.
Semih [F]: Klappe. Wenn wir bloss die verdammten Kräfte der Umhänge noch nutzen könnten....
Der ehemalige Anführer hatte zwar noch nie davon profitiert, dafür aber die anderen drei. Viel Macht war ihnen verloren gegangen, mit denen sie sicherlich deutlich einfacher mit der Kreatur fertig geworden wären. Trotz dieses Umstands dürfte NICHT solch eine Kraftdifferenz vorhanden sein, denn der Golem war schließlich auch nicht vollkommen. SIE waren die mächtigsten und würdigsten gewesen. Auch ohne die Umhänge. Nur deshalb wurden sie von ihnen akzeptiert.
Semih [F]: Dieses Ding wird uns nicht aufhalten. Zeigt was ihr könnt.
Motiviert von den Worten, folgte nun ein Massenangriff auf den Golem, der von Gentile angeführt zu sein schien. Er hatte sich in hunderttausend Stücke geteilt und sauste von allen auf die Beine des Golems zu. Dieser wollte sich Fortbewegen, scheiterte aber, als ihn auffiel, dass die dunkle Seele ihn wie eine Schlange umwickelt hatte.
Luna: Sie sind endlich hier.
Die Tür brach auf und hunderte von Kreaturen, die von dem Ex-Anführer kontrolliert wurden, sausten in den Raum und stürzten sich auf den Golem. Dieser schien durch die herannahende Gefahr aber an neue Kraft dazugewonnen zu haben und konnte sich trotz des Griffes Fortbewegen - wenn auch deutlich langsamer als üblich. Dies wusste Yudor aber offensichtlich zu nutzen, den seine Insekten flogen nun ihn großen Massen auf ihn zu und setzen sich alle nach dem anderen auf dem Körper des Golems ab, bis dieser Überhaupt nicht mehr zu sehen war. Die Wesen, die Luna kontrollierte sprangen auf den Gegner, in der Hoffnung ihn mit ihrem gemeinsamen Gewicht stürzen zu können. Dieser hielt aber mit einer unvergleichbaren Kraft stand.
Luna: Ich hätte niemals gedacht, dass noch ein kräftigeres Wesen als Tog leben würde.
Yudor: Naja. Um genau zu sein, lebt er auch nicht. Gentile!
Gentile: Ich weiss.
Die kleinen aufgeteilten Gentiles, schossen auf die Beine des Golems zu, der diesen Angriff weder bemerken, noch abwehren konnte. Er verlor an Balance, was die dunkle Seele ausnutzte und ihn mit seinen Schatten am Bein fesselte und diese wegzog. Zusammen mit dem ganzen Gewicht, was auf ihn lag stürzte er. Die Anführer sammelten sich nun um ihn, ohne ihren Angriffsflut abzubrechen.
Yudor: Seine Energie läuft aus.
Semih [F]: Es ist unverständlich, wie er sich immernoch wehren kann.
Ein dunkles Loch breitete sich um den Golem aus. Schattententakel packten den Golem und zogen ihn mit viel Mühe runter in die Finsternis. Unter normalen Umständen hätte sich der Golem sicherlich befreien können, doch er war geschwächt und selbst wenn es nicht ausreichen würde, diese monströse Gestalt nach unten zu ziehen, würde es ihm seine letzte Energie kosten müssen.
Semih [F]: Bleib endlich liegen!

Kudo winkte kurz mit der Hand dem fortsegelnden Schiff entgegen – die Windtänzerin. Als sie schließlich ganz verschwunden war, drehte er sich um und ließ Lashons Wegbeschreibung nocheinmal durch den Kopf gehen. Er müsste immer weiter nach Süden. Die Karte die er in der Hand hielt war laut Lashon eine Ausnahme. Nicht alle Karten waren so wenig Informativ wie jene, die er mit sich trug.
Kudo: Dann auf geht’s.
Zuerst würde er Ailas seine Spur verfolgen, die zu den Meister der Kampfkunst führen würde. Er hatte zwar absolut keine Ahnung, ob sie ihn mit dem Dämonen weiterhelfen könnten, doch seine Heldeninstinkte würden ihn schon durch den Richtigen Weg führen. Er maschierte durch den Strand und kam wenig später an einem Feldweg an. Weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Kudo ertappte sich dabei, wie er seine ständige Begleitung sowie die Gegenwart in dieser Crew vermisste. Schnell verdrängte er die Gedanken und marschierte den Weg immer weiter nach Süden. Auf dem Weg begegnete er Reisende Händler die ihn fast dazu zwingen wollten, ihnen etwas abzunehmen. Bisher hatte Kudo sich aber davor wahren können auch nur einen einzigen Gold für diesen sinnlosen Schrott, was die Händer anboten, rauszuschmeissen. Er hatte besseres zu tun, als irgendwelche drittklassigen Tücher, Kleidungen oder halbverdorbene Früchte zu kaufen, die mit denen in Akestas kaum mithalten konnten. Nachdem endlich das erste Dorf zu riechen war, dauerte es nicht sonderlich lange bis er diesen auch sah. Ein äusserst kleines Dorf wie er merkte. Kudo suchte sich den erstbesten Gasthaus aus, zahlte mit dem Gold die er bei sich hatte den Preis für eine Nacht und ging runter zum Marktplatz um seinen Vorrat aufzufrischen. Als er eine halbe Stunde später wieder zurückkam, legte er diese in seinem Zimmer ab und ging wieder nach draussen um nach den Schönheiten des Dorfes Ausschau zu halten. Depremiert davon, dass die Frauen am Dorf Männer ausserhalbs nichts besonders zu mögen schienen, verließ er das Dorf noch vor Sonnenuntergang.
Kudo: Totale Zeitverschwendung.
Jammerte Kudo vor sich hin und zog eine Karte aus der Tasche, die er sich im Dorf gekauft hatte. Er folgte den Weg und hielt sich mit nichts und niemandem auf. Selbst in der Nacht marschierte er immer weiter und mit Aufgang der Sonne erkannte Kudo vielleicht erst zu spät, dass er sich verirrt hatte... Er würde dem Händler den Kopf ABREISSEN, wenn er ihn noch einmal begegnen würde. Diese Karte war ganz sicher falsch! Sein Körper heulte bereits vor Müdigkeit, aber er konnte unmöglich in der Nähe der Strasse schlafen. Seine Nase verriet ihm, dass sich nicht allzuweit weg von hier ein großer Berg aufhielt. Aus irgendeinem Grund wurde der Ort von Menschen gemieden, was in diesem Fall für ihn sprach. Gähnend, ohne sich die Hand vorm Mund haltend, schleppte er sich in sein neues Ziel. Er würde sich Gedanken über das ganze machen, wenn er seinen Schlafmangel nachgeholt hatte.
Merl schüttelte fast benommen vor Verwirrung den Kopf. Worum bei den Sternen war es diesem Typen gegangen? Mechanisch hob er den Schlüssel und das Pergament auf und ging zu Tsuka hinüber, um ihr aus dem Gebüsch zu helfen.
Merl:Bist du verletzt?!
Sie gab ein erschöpftes Grunzen von sich und nickte.
Tsuka:Mann, ich fühle mich als wäre ich von einer Horde Bullen überrannt worden. Ansonsten bin ich unverletzt... von meinem Stolz mal abgesehen...
Sie klopfte sich dem Dreck aus dem Gewand.
Tsuka:Wo ist er hin?
Merl wusste darauf keine Antwort. Er hatte die Kräfte des Mannes gesehen. Es war keine Sternenkraft gewesen... oder zumindest keine Form, die ihm bekannt war. Er wusste natrülich schon, dass es noch andere 'übernatürlichen' Kräfte als Psynergy gab, aber er hatte noch nie mit einer zu tun gehabt. Er griff mit seinen Geistleserwellen hinaus und fand... nichts. Keine Restspuren von Sternenkräften in der Luft, die auf Teleports hinwiesen oder irgendwelche Spuren die von ihnen wegführten, einfach nichts.
Lucya:Was sollte das nur? Was hat er gegen Euch, Meister?
Merl:Das würde ich auch gerne wissen... Aber es gibt bestimmt viele Gründe, sich mit mir anzulegen.
Tsuka:Und was sollte dieses dämliche Gerede über Frau und Kinder? Und was...
Merl gab ihr mit einem energischen Kopfschütteln zu verstehen, dass sie aufhören konnte.
Merl:Da bist du genauso schlau wie ich. Ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung, woher das Gerücht kommt ich hätte eine Familie. Es gibt auch Gerüchte, dass ich gar kein Mensch wäre. Diese Gerüchte gibt es einfach und nur weniges davon reicht an die Wahrheit heran. Weißt du wie nervig es für mich ist durch die Welt zu reisen und in jedem Land gibt es eine andere Version der Geschichte über mich und meine alten Freunde? Seht mich an! Seh ich alt genug aus, als ob ich heiraten könnte?
Tsuka rollte mit den Augen.
Tsuka:Das habe ich niemals gesagt.
Merl schüttelte den Kopf.
Merl:Solche Vorwürfe sind einfach lächerlich. Ich habe keine Ahnung was dieser Irre wollte, aber er hat uns bedroht und hält sogar eine Geisel gefangen.
Er wedelte wirsch mit dem Pergament herum.
Merl:Ich fürchte mir bleibt keine andere Wahl, als dieser Herausforderung nachzukommen.
Tsuka:Aber warum? Warum ist er hinter dir her?
Merl zuckte mit den Schultern.
Merl:Wie ich sagte: Ich weiß es nicht. Aber wir finden es heraus.
Vulkanasche[Bündnis]:Sei vorsichtig, Merl! Du weißt, dass er von dem echten Anarath von den Anemos redet. Du könntest da in etwas verdammt Gefährliches hineingezogen werden!
Merl musste ihm zustimmen. Er hatte sich schon gefragt, wie lange es dauern würde bis der Tag kam, an dem er etwas über Anaraths Schicksal herausfand. Eines Tages waren er und die anderen großen Helden wie Isaac und seine Freunde spurlos verschwunden. Ihre Macht sollte angeblich grenzenlos gewesen sein, jedenseits all ihrer Vorstellungskräfte und dennoch herzensgut und hilfsbereit. Ihnen war es angeblich zu verdanken, dass sie alle noch am Leben waren, als dunkle Mächte versuchten Mirnuzar zu zerstören. Jetzt diese Herausforderung... vielleicht wusste er mehr über Anaraths Verbleib? Er musste es herausfinden. Wenn Merl den wahren Anarath wieder zurückbringen konnte, dann würde vielleicht der Frieden wieder nach Mirnuzar zurückkehren. Falls er überhaupt noch lebte.
Lucya:Also meinst du es ernst, Meister? Du wirst diese Herausforderung annehmen?
Tsuka:Das ist doch sicher eine Falle, Anarath!
Er lächelte.
Merl:Mag sein, aber wenn ich nicht gehe, muss jemand dafür leiden. Und das ist nicht akzeptabel.
Er faltete das Pergament auf.
Lucya:M-Meister stimmt etwas nicht?
Kaum hatte er einen Blick auf die Zeichnung geworfen war er kreidebleich geworden. Sein Lächeln war abgestorben und klamme Kälte breitete sich in seinen Eingeweiden aus, als er Vera erkannte. Die zwei Mädchen warfen auch einen Blick auf das Pergament und Lucya schlug sich entsetzt die Hand vor den Mund.
Lucya:Das... ist...
Tsuka:... Vera, richtig?
Merl musste sich bemühen seine Hände ruhig zu halten, um sein Zittern zu verborgen. Für einen Moment konnte er einfach an gar nichts mehr denken.
Tsuka:Also... DAS sollte das Gerede über Mädchen?!
Lucya nickte.
Lucya:Meister Anarath hegt Gefühle für sie...
Merl:Ich... habe nie gesagt, dass... dass...
Er schüttelte heftig den Kopf um einen klaren Gedanken zu fassen.
Merl[denkt]:Das darf mich jetzt nicht aus dem Konzept bringen.
Er atmete noch einmal tief durch. Sein Zittern hörte auf und sein Blick wurde wieder klar.
Merl:Sie könnte genauso gut eine Fremde sein. Es ändert rein gar nichts an der Tatsache, dass ich sie vor diesem Wahnsinnigen retten muss.
Tsuka:Bist du bescheuert?! Der Kerl hat es soeben persönlich gemacht! Er wird sie ganz gezielt gegen dich benutzen! Es wär idiotisch dorthin zu gehen, wo er dich haben will!
Der junge Adept nickte, aber auf seinen Zügen erschien ein schwaches Lächeln.
Merl:Mag sein. Aber ob idiotisch oder nicht, ich lasse niemanden sterben oder wegen mir leiden.
Lucya:Meister...
Tsuka stieß einen frustrierten Seufzer aus.
Tsuka:Anarath!! Wieso bist du nur immer so... so... so wie du, eben!! Aaahhhrr, ich krieg noch eine Krise!! Fein, ich komme mit dir!
Merl schüttelte den Kopf.
Merl:Das kann ich nicht erlauben. Er sagte ich solle allein kommen. Wenn ich mich an diese Bedingung nicht halte, wird er Vera vielleicht sofort töten.
Tsuka:Du hast keine Wahl! Ich bin an dich gebunden, du erinnerst dich?
Merl erstarrte und stieß einen lautlosen Fluch aus. Sie hatte vollkommen recht. Die Bindung! Es war völlig egal wohin der Schlüssel ihn teleportieren würde, das Band zwischen ihm und Tsuka konnte nicht gebrochen werden, nicht einmal kurzfristig.
Merl:Dann... Aber... W-Was soll ich denn jetzt machen?
Er sackte auf dem Boden zusammen. Das war ein Problem. Er hatte absolut niemanden, den er für ihn schicken konnte. Außerdem WOLLTE er selbst gehen. Wenn nicht um Anaraths Ruf gerecht zu werden, dann zumindest für Vera.
Tsuka:... Ich habe vielleicht eine Idee.
Merl hob hoffnungsvoll den Kopf.
Merl:Ja?
Tsuka:Nun... vielleicht. Aber du wirst nicht begeistert sein.

Eka warf ihrer Gruppe verstohlen Blicke zu. Ihr behagte es einfach nicht, mit diesen Leuten zusammen zu sein. Es waren Ristemé, die dazu ausgebildet und erzogen worden waren zu töten. Und sie war mit den besten von ihnen zusammen unterwegs. Und was viel schlimmer war: Sie machten nicht einmal den Eindruck, als wären sie abgebrühte Killer.
Mann1:Der Wirt war eben an der Tür. Essen ist in zehn Minuten fertig.
Mann2:Ahh, danke Natter. Diese Nachricht versüßt mir den Tag. Wenn er genauso gut kocht wie gestern, hat er einen Orden verdient.
Eine Frau, die sich von Kopf bis Fuß mit schwarzen Schleiern eindeckt hatte, schnalzte herabwürdigend mit der Zunge.
Frau1:Es erstaunt mich, dass du überhaupt noch jemanden mit deinem beleibten Körper töten kannst, wenn du dir immer den Bauch so dermaßen vollschlägst, Cordill.
Das Lächeln des Mannes verschwand und er hob kühl die Augenbrauen.
Cordill:Es erstaunt mich, dass du überhaupt noch laufen kannst, durch diese bescheuerte Grünzeug Diät. Irgendwann wirst du deswegen zusammenbrechen.
Natter:Cordill, Witwe, genug mit dem Gezanke.
Mann3:Genau! Schwesterchen versucht sich zu konzentrieren!
Die beiden wandten sich voneinander ab. Cordill schnaubte beleidigt.
Cordill:Sie hat angefangen...
Eka konnte einfach nicht glauben, dass sie es mit professionellen Soldaten zu tun hatte. Sie hatte fast das Gefühl, als hätten sie in der Schule Nashirous Unterricht besucht, wenn sie nicht besser wüsste, dass ihr Meister sich strickt weigerte Killer auszubilden. Als wäre ihr Verhalten nicht genug, konnte sie sich einfach ihre Namen nicht merken. Sie wechselten immer wieder zwischen ihren Codenamen und ihren echten. Natter, der auf den ersten Blick halbwegs normale Soldat, schien der Anführer zu sein, aber eine klare Rangordnung konnte sie nicht erkennen. Eka mochte nicht hier sein. Sie fragte sich immer noch, wieso sie kleinbeigegeben hatte und in die Bitte ihres Meisters eingewilligt hatte. Sie WOLLTE Calixtus nicht sehen. Nie wieder. Aber irgendwas hatte sie doch dazu gebracht. Zudem war sie das erste Mal allein unterwegs, ohne ihren Meister. Dazu noch in einer fremden Welt! Zusammen mit Leuten, die Töten für eine genauso wenig aufregende Sache hielten wie das Mittag essen... Wobei in Cordills Fall das Essen wohl noch viel aufregender war.
Damaso:Seht Ihr immer so unruhig aus?
Sie zuckte mit den Schultern.
Eka:Ich bin es nicht gewohnt, keine Arbeit zu haben. Warten ist keine meiner Stärken.
Damaso:Das Warten gehört einfach dazu, denke ich. Wie oft wart Ihr schon mal im Einsatz?
Eka:Vier Mal.
Damaso:Vier Mal?! Wie seid Ihr Novizin geworden?
Eka:Wohl zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Damaso:Das klingt nicht sehr überzeugend.
Eka:Ich könnte natürlich behaupten, dass meine Fähigkeiten meinen Rang verschafft haben, aber das wäre nicht ganz richtig. Man behauptete zwar das Gegenteil, aber ich glaube mein einflussreicher Vater hatte seine Finger im Spiel. Deswegen bin ich auch bei Nashirou gelandet, vermutlich. Keine Gefahr für seine Tochter, versteht Ihr...?
Damaso:Autsch.
Eka:Allerdings kann ich mich nicht beklagen. Ich vermisse das Schlachtfeld nicht. Und ich hoffe, dass es dieses Mal zu keinem kommt.
Damaso:Tja, wir reden von Calixtus, aber ich teile Eure Hoffnungen. Wenn wir die Wartezeit nur irgendwie beschleuigen könnten...
Frau2:Ich hab was!!
Alle sprangen überrascht von ihren Sitzen auf, als der Ruf aus dem Nebenzimmer kam. Sie gingen ins Nebenzimmer zu der Frau die gerufen hatte. Sie trug die gewöhnliche Einsatzuniform einer Ristemé und saß mit starren Blick in die Ferne im Schneidersitz auf dem nackten Fußboden.
Natter:Was gibt es, Späher? Calixtus?
Sie nickte langsam, schob jedoch schmollend die Unterlippe vor.
Späher:Problem:Er ist wieder weg.
Mann3:Ach keine Sorge, Schwesterchen. Der kommt wieder.
Witwe verdrehte stöhnend die Augen und schlug sich die Hände ins Gesicht. Auch die anderen waren nicht sonderlich begeistert.
Cordill:Toll, drei Tage hocken wir hier schon und dann haben wir eine Spur, die wir sofort verlieren?
Natter:Er hält sich nicht ohne Grund versteckt. Er muss auf irgendetwas warten. Sein Erscheinen ist wohlmöglich ein Grund anzunehmen, dass sein Plan in Bewegung gerät.
Mann3:Nun, das ist nicht gut, hm?
Natter:Spar dir die unnötigen Kommentare, Auge...
Späher:Ruhe bitte! Nochwas: Da ist noch ein Gegenstand, auf dem er Spuren hinterlassen hat.
Sie setzte ein Siegerlächeln auf.
Späher:Das Beste: er bewegt sich!
Natter:Ausgezeichnet.
Auge:Mehr hast du dazu nicht zusagen?!
Natter:Nein. Wie weit?
Späher:Hm... Schätzungsweise: Zwei Tagesmärsche.
Natter:Dann packt die Sachen, wir brechen auf.
Cordill:STOP!
Alle starrten ihn an.
Cordill:Und das Essen?
Eka:Ich fass es nicht...
Natter:Wir brechen auf, JETZT! Frag den Wirt, ob er es dir einpackt, aber dann schleppst du das Zeug!
Cordill:... Heißt das, wenn ich alles trage, darf ich alles davon essen?
Eka:Ich fass es einfach nicht...
Natter:Positiv. In zehn Minuten brechen wir auf. Bleib nicht zurück.
Er verließ das Zimmer.
Cordill:Alles für mich, ja? Das klingt fair.
Eka:Ehrlich, ich fass es einfach nicht. Wo wurden diese Leute ausgebildet?
Damaso lachte.
Damaso:Jedenfalls nicht bei der Stadtwache, das steht fest.

Paka räusperte sich.
Paka:Gut, es geht los Leute. Wir wissen nicht, wie lange meine Reise oder die Expedition unter Tropfens Kommando dauern wird, aber ich plane weniger als zwei Wochen zu brauchen. Bis dahin hat Saitu das volle Kommando über die Windtänzerin.
Lashon wünschte sich, er könnte sich an der Schulter kratzen. Er kam sich dämlich vor, wie er in voller Wintertracht mit einigen anderen da stand, während der Rest der Mannschaft ihre normale Kleidung passend zum Spätsommer trug. Und er schwitzte zu Tode!
Lashon[leise]:Hey, wo ist eigentlich Sciz? Sollte er Paka nicht begleiten?
Sylvos[leise]:Hab ihn nicht gesehen. Aber ich bin mir sicher er kommt bald.
Lashon sah sich um. Die Windtänzerin hatte den fernen Norden Shetvers erreicht. Die Küste bestand aus einer sehr steilen Klippe, an der man normalerweise unmöglich an Land gehen konnte. Das Schiff selbst verbarg sich in den Schatten einer engen und kleinen Bucht, in der sie vom Ozean aus unmöglich zu sehen waren. Ein ausgesprochen gutes Versteck. Selbst wenn eine Patrouille Reyters die Küste entlang fuhr, wäre es unwahrscheinlich, dass man das Schiff entdeckte. Aber das Versteck hatte seinen Preis: Für den ungünstigen Fall das sie entdeckt wurden, saßen sie zwischen riesigen Klippen in der Falle.
Paka:Meine Reise zum Scharfrichtergipfel wird vermutlich kürzer sein, als die Expedition nach Frostlande. Oh, ehe ich es vergesse, es gab eine kleine Umstellung.
Lashon:Umstellung?
Paka:Ja, Lashon. Aufgrund jüngster Ereignisse ist euer Team geschrumpft. Ailas hat uns verraten und Kudo und damit Boden haben uns vorerst verlassen. Und Trems muss sich von seinen Erfrierungen erholen. Demnach blieben nur Tropfen, du, Sylvos, und Toni. Wenn ich Sazaels Hinweise bedenke, dann solltet ihr nicht so wenige sein, aber ich alle Windadepten sollten lieber mit mir kommen.
???:Kurz: Wir sind die Lösung.
Lashon drehte sich um. Drei Frauen mit dicken Pelzen kamen gerade von unter Deck: Aylka, Amirwin und Lanthari.
Enir:Käpten? Die Hoheadeptin...?
Paka:Ich weiß was ihr denkt, Enir. Auch wenn die Hoheadeptin nicht zu unserer Crew gehört und für die Zentralen Kontinente arbeitet, habe ich kein Recht ihr zu verbieten die Expedition nicht zu begleiten, wenn sie mir ihr Wort gibt sich nicht in unsere Entscheidungen einzumischen, was sie getan hat.
Lashon grinste.
Lashon:Was denn, Alyka? Du wolltest mitkommen?
Alyka:Ich halte es für besser die Dinge zumindest zu beobachten... und euch im Falle eines Desasters da unten vielleicht am Leben zu erhalten.
Paka:Amirwin begleitet Euch ebenfalls, denn ich bin überzeugt, dass sie uns helfen kann die Frage um den Marsstern friedlich zu lösen.
Amirwin nickte mit gütigem Lächeln.
Amirwin:Auf gutes Gelingen.
Lashon:Und Ihr?
Lanthari sah ihn distanziert an. Sie schien sich immer noch nicht auf dem Schiff wohlzufühlen.
Lanthari:Ich passe auf Amirwin auf, nichts weiter. Ihr werdet außerdem eine weitere Feueradeptin benötigen, da bin ich mir sicher.
Amirwin:Aber La... Ich weiß das du es gut meinst, aber es wird uns schon nichts geschehen. Der kleine Dschinn passt auf uns auf.
Tropfen:Jap, keine Sorge Ladys, das wird ein Spaziergang.
Paka:Noch Fragen?
Stille.
Paka:Gut, packen wir's an.

Irgendwo, im fernen Süden in einer unterirdischen Eiskammer, erwachte ein Teleportkreis unter einer Eisschicht zum Leben und ließ diese zerbersten. Fünf Sekunden später schossen Psynergypartikel aus dem nichts auf den Kreis zu und formten sich zu sechs Menschen und einem Merkurdschinn. Dann erlosch der Kreis und die Ruhe kehrte wieder ein. Bis sie ein wüster Fluch sie durchbrach.
Lashon:Bei Gaia, ist das kalt!!!
Alyka:Kalt ist gar kein Ausdruck...
Tropfen:Ehrlich? Ich spühre keine Kälte wie Menschen, also... Naja, ich beneide euch nicht. Lashon, du bist für das Teleportlapis verantwortlich. Verlier es nicht. Auch wenn die Hoheadeptin uns im Notfall ohne es teleportieren kann.
Lashon und Alyka nickten und er verstaute es behutsam in seiner Tasche. Sie beide, Toni und Amirwin klapperten mit den Zähnen und blieben in Bewegung um sich warm zu halten. Die Feueradepten und der Dschinn hingegen schienen keinerlei Probleme zu haben.
Tropfen:Kann sein dass es hier unten etwas kälter ist. Diese Kammer liegt tief unter dem Eis. An der Oberfläche ist es bestimmt wärmer.
Lashon:W-Wie h-hat Sazael es n-nur geschafft hier einen K-K-Kreis zu binden? Er m-muss sich doch den Allerwä-wärtesten abgefroren haben.
Tropfen:Weiß nicht. Ist es wirklich so kalt?
Alyka:Darauf kannst du wetten!! Wo gehts hier raus?!
Sylvos:Da ist eine Treppe die nach oben führt... Zumindest sollte sie das.
Sie sahen auf die Stelle auf die Sylvos zeigte. Lashons Herz rutschte in die Hose. Der Gang, den die Treppe nach oben folgte, war komplett zugefroren.
Alyka:Klasse... Können wir zurück und uns aufwärmen?
Tropfen:Schon? Nix da! Sylvos, Lanthari, macht euch an die Arbeit. Schmelzt den Block weg.
Lanthari:Gib mir keine Befehle, okay!? Ich bin nicht Teil der Crew! Ich begleite nur Amirwin.
Tropfen:Oh, tut mir Leid Schwester. Hilfst du Sylvos bitte das Eis zu schmelzen? Bitte, bitte?
Lanthari:... Na schön, ich machs. Aber nur, damit Amirwin nicht friert.
Sie machte sich mit Sylvos an die Arbeit.
Tropfen:Das hatte ich mir anders vorgestellt. Ich mag der Anführer sein, aber was nützt das, wenn nur die Hälfte wirklich auf mich hört?
Toni:Ich mach alles was du sagst, hauptsache du bringst uns an einen wärmeren Ort!
*Wir schreiben doch noch trotzdem weiter, oder? ^^*


Es war so schön, doch nun passierte das selbe wie bereits hunderttausend mal zuvor. Die Dimension brach auseinander nur damit er feststellen konnte, dass alles nur eine Illusion war. Wie oft hatte er ihn schon reingelegt? Er stand erneuert vor der Hütte und dem Mann. Wieder eine Illusion? Auf sein Gedächtnis konnte er sich garnicht mehr verlassen. Nicht nur seine Wahrnehmungen, sondern auch sein Gedächtnis wurde getäuscht! Jegliche versuche dagegen anzukämpfen scheiterte. Seine Gedanken wurden durch die neue Illusionen abgebrochen.
Melfice: Aufhör-!
Noch bevor Melfice ausschreien konnte, fand er sich in der Rolle eines armen Bauers wieder, der gerade vor dem Grab seiner verstorbenen Frau stand. Die Illusion zersprang nach einer Zeit erneuert nur um kurz dannach in einer anderen Rolle zu sein. Der Teufelskreis wiederholte sich immer und immer wieder bis-
Xallank: Das genüüügt Yall! Er ist nun einer von uns!
Xallank: Ja, ja! Er ist breit wie ein Neid!
Er sprang auf und klatschte aufgeregt mit den Händen. Zum ersten mal seitdem Melfice das Areal betreten hatte, entfernten sich jegliche Illusionsmanipulationen aus seinem Körper. Die erste Reaktion die Dämon betätigte war ein hasserfüllter ohrenbetäubender Schrei gefolgt von einem wahnsinnigen Lachen. Er hob seine Krallen und ohne nachzudenken bohrte er es sich in sein eigenes Fleisch.
Melfice: EINE ILLUSIOON!!!
Er durchspiesste sich, entfesselte eine dunkle Welle die seinen Körper zerfetzte.Er regenerierte sich, fuhr aber mit seinem Handeln gleich wieder fort. Er trennte sich den Unterkörper, flog blitzschnell in die Luft und sauste mit unvergleichbarer Geschwindikeit in die Erde. Der Aufprall quetschte seinen Körper dicht zusammen.
Melfice: EINE ILLUSION! ICH WILL RAUS!!!
Sein Körper setzte sich wieder zusammen. Er bohrte sich nacheinander die Krallen in die eigene Brust, riss sich nicht allzu kleine Stücke heraus und wiederholte es nach der Regeneration gleich nochmal. Er schlug wild um sich und schlug seinen Kopf mehrfach gegen den Boden um sich seinen Schädel zu brechen. Mit den Krallen schlitzte er sich die Kehle auf und brach sich sogar mehrfach das Genick. Seine automatische Regeneration verhinderte immer wieder, dass er sich das Leben nehmen konnte. Die Illusion war zwar aufgelöst, doch offenbar hatte es ernsthafte Schäden hinterlassen.
Melfice: Lass mich GEHEN!!! ICH DURCHSCHAUE DICH! HAHAHA. Ich werde RAUSKOMMEN!!
Xallank Yall klatschte belustigt mit den Händen, lachte amüsiert und schaute sich das Spektakel an. Der Dämon zerstörte sich immer mehr. Eine Detonation folgte der anderen. Desto mehr Psynergie er benutzte, desto mehr nahm seine Macht ab. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich der Dämon selbst vernichtet hatte, doch so kam es nicht. Der Dämon leuchtete auf, die Extremitäten aus seinem Körper verschwanden und ein Wesen mit menschlicher Form erschien – der König der alten Epoche. Xallank Yalls Augen weiteten sich, als der Tausch gefolgt hatte. Die gefälschte Klinge, die in der Hand des Ex Königs erschienen war, fackelte nicht lang, ehe es eine senkrechte Welle entfesselte, die Xallank Yall durch zwei teilte. Durch die Überraschung konnte er nicht reagieren und fiel anschließend leblos auf den Boden. Zeit um eine Illusion vorzubereiten hatte er nicht gehabt.
Melfice sein Blick galt zu dem Meisterkampfkünstler. Die Illusion in der Melfice gesteckt hatte, war unfassbar gewesen. Während der Zeit der Illusion war ihm kein Tausch möglich gewesen. Noch viel unglaublicher waren die Schäden dieser Technik. Der Dämon hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Seine Erinnerungen waren manipuliert worden und sein Verstand verloren. Wer um alles in der Welt war dieser Kerl genau gewesen? Er schüttelte seinen Kopf. Nun war es egal.
Er wusste zwar nicht, wie lange diese Schäden halten würden, doch er selbst wusste von diesem Zustand zu profitieren. Er richtete seine Augen auf die Hütte, zudem er jetzt freien Zugang hatte. Der Sieg gegen die Kampfkunstmeister brachte offenbar sein Opfer mit sich und jedes Opfer brachte ihm ein Stück näher zu seinem Ziel.


~Trast: Es ist schön eine Versammlung aller Meister der Kampfkünstler zu haben. in der auch wirklich alle erscheinen.
Der älteste der Meisterkampfkünstler lächelte zufrieden als er nun die vollständige Aufmerksamkeit bekam. Eine solche Versammlung trat in der Regel einmal in fünf Jahren auf. Neue Meisterkampfkünstler stellten sich vor, was oft den Tod eines alten bedeutete. Schüler wurden vorgestellt, die gleichzeitig ihre Zukunft waren und viele anderen Dinge wurden diskutiert.
Rance: Kam das wirklich so selten vor?
Rance war ein Mann Ende zwanzig. Er trug ein rotes Gewand, einen roten Schal, rote Stiefel sowie zwei Handschuhe an den Händen die ebenfalls rot waren. Dieser Mann machte kein Geheimnis aus seiner Lieblingsfarbe. Er galt als sehr Großzügig, Gutherzig und ebenso mächtig.
Trast: Selten?
Der alte Mann lachte.
Trast: Es ist offengesagt das erste Mal seid vierzig Jahren das tatsächlich alle erscheinen.
Xallank: Besser als fünfundvierzig Jahre.
Er breitete seine Arme aus als er den Blick des Ältesten auf sich zog. Xallank war gerade zweiundzwanzig unglaublich gutaussehend und genoss den Ruf als Illusions-Genie unter den Meisterkampfkünstler.
Xallank: Komm schon. Es gibt besseres als das ganze Gelaber, was hier sowieso jedes fünfte Jahr wiederholt wird.
Trast: Dieses 'Gelaber' ist die Zukunft von den Meister der Kampfkunst und die von Mirnuzar.
Xallank: Tss. Immer wieder das selbe. Der Dämon aus der der alten Zeit soll zurückkehren... bla bla.
Olaf: Es kommt mir fast so vor, als würdest du das ganze nicht besonders ernst nehmen, Meister Xallank.
Der Illusionist schüttelte seinen Kopf, denn er wusste das er nun die Aufmerksamkeit der anderen hatte.
Xallank: Ich nehme das ganze sehr wohl ernst, doch Tausend Wiederholungen machen das ganze nicht ernster.
Grace: Das ist hoffentlich nicht die Entschuldigung dafür, dass du beim letzten Treffen nicht anwesend warst.
Grace war ein kräftig gebauter, muskelöser Mann dem man anmerken konnte, in welche Richtung seine Kampfkunst ging.
Trast: Ruhe! Das ist nicht das, wofür wir uns versammelt haben. Es geht auch um etwas anderes als den Dämon Melfice. Heute haben uns Inizimil und Rance ihre vielversprechende Schüler mitgebracht.
Xallank: Doch nicht etwa die Knirpse von vorhin?! Sie waren keine zehn Jahre alt. Wie heissen sie denn?
Silya: Ealar Loghain und Talah Dewan. Wir waren auch nicht viel älter als uns Meister Zark Taan uns vorgestellt hatte, Yall.
Xallank blickte zu Silya. Sie waren zusammen in Akestas groß geworden und in der Tat waren sie damals nicht viel älter gewesen. Meister Zark war seid vorletztes Jahr verstorben und es hieß das seine Macht selbst mit der von Meister Trast mithalten konnte. Sein alter Meister hatte ihn und Silya ausgebildet wodurch sie es am Ende bis hier hin geschafft. Er war von den beiden als erster zum Meister ernannt worden, wonnach er Akestas verlassen hatte. Sie hatte es ihm bis heute nicht verziehen. Er nickte nachgebend.
Grace grinste: Wenn beide hier sind, heisst es wohl, dass wir endlich mal eine Schüler gegen Schüler Schlacht zu Gesicht bekommen.
Olaf: Hoffentlich wird es genauso lustig wie der letzte, nicht wahr Meister Xallank?
Beide schauten mit einer Grinsenden Miene den Illusionisten an, der das ganze nur mit einer grimmigen Miene erwiderte. Sein Blick wanderte zu Silya die ihm ein vernichtendes Lächeln zuwarf – das selbe Lächeln wie damals vor ungefähr zehn Jahren, als er gegen sie verloren hatte.
Trast: Übrigens Meister Xallank. Wir müssen gleich dringend miteinander reden.



Der Kampf der beiden Lehrlinge lief, doch da ihn Meister Trast reden wollte musste der Kampf warten.
Xallank: Worum geht es denn?
Trast: Um deine Illusionen.
Xallank: Um meine Illusionen?
Trast: Ich wollte vor den anderen nicht sagen, doch ich muss dich warnen. Deine Illusionen sind sehr gefährlich und das nicht nur für die Opfer.
Xallank: Gefährlich?
Trast: Ich denke du weisst bereits was ich meine. Solche Komplexen Illusionen aufzubauen überbeansprucht das Gehirn. Desto tiefer und komplexer du Illusionen gestaltest, desto größer ist die Auslastung. Selbst eine einzige Scheinwelt in der Illusion aufzubauen erfordert bereits Unmengen an Talent. Du dagegen kannst bereits drei Scheinwelte innerhalb der Illusion aufbauen.
Xallank: Und was willst du mir damit sagen?
Trast: Dreifache Auslastung. Geh auf keinen Fall weiter.
Xallank: Dreifache Auslastung?
Er schüttelte seinen Kopf und lachte.
Xallank: Inzwischen sind es bereits Fünf .
Trast: Fünf? Fünf Kettenillusione?
Xallank: Ich habe einen Weg gefunden die „Grenze“ zu knacken. Es ist viel mehr drinnen. Ich weiss es.
Trast: Nein! Allein durch die Fünffache Auslastung würdest du in paar Jahren den Verstand verlieren.
Xallank: Wirklich? Oder befürchtest du nur das ich dich dann bald schon überholen würde. Dich, den vermutlich mächtigsten Meister dieses Jahrhunderts?
Trast: Nein, ich will nur verhindern das wir einen begabten Meister wie dich 'verlieren'. Es wäre Schade wenn „Der, der die Realität zur Illusion werden lässt“ zur einer erbärmlichen Kreatur mutiert, nicht?
Xallank: Natürlich nicht.~

König Melfice näherte sich mit langsamen Schritten immer weiter der Hütte. Aus dem Augenwinkel nahm er eine bewegung wahr. Die beiden Hälften bewegten sich zueinander und taten sich wieder zusammen. Zu seiner Überraschung bemerkte Melfice, dass die Schnittwunde verschwunden war. Wie konnte das möglich sein? Besaß er über eine Dämonenähnliche Regenerationskraft? Nein, dass war es nicht. In einer Illusion stecken tat er auch nicht.
Melfice: Nicht... möglich... Sag bloss...
Er musterte die Kreatur genauer an. Hatte er wirklich....
Der König entfesselte eine gigantische Energiewelle und sprang nach hinten um sich zurückzuziehen. Wenn das wirklich der Fall war, dann hatte er absolut keine Chance.. Soetwas in der Art hatte selbst er noch nie erlebt. Wie erwartet steckte Xallank Yall den Treffer ab, als hätte es nicht einmal stattgefunden. Melfice seine Befürchtung bestätigte sich. Dieser VERRÜCKTE, ELENDE, WAHNSINNIGE hatte seinen eigenen Körper einer Dauerhaften Illusion unterzogen die ihn selbst bei seinem Tod glauben lies – er sei noch am Leben und somit auf wundersamen Art und Weise selbst den Tod aufhalten konnte. Er MUSSTE schleunigst Fliehen, denn wenn er erst einmal in seiner Illusion gefangen war, würde er genauso enden wie der Dämon. Er konnte ihn nicht besiegen – zumindest solange er nicht die Hilfe eines legendären Artefaktes hatte.
Melfice: „Der, der die Illusion zur Realität werden lässt.“- wir sehen uns noch wieder.
"Magus des Zeitschnittes!", erklang eine klare monotone Stimme.
Eine beinahe menschliche Gestalt aus silbernen Licht flog durch den Raum und trennte die Luft über dem schwarzen Loch der dunklen Seele auf, bevor sie sich auflöste. Aus einem violeten Wirbel erschien ein zweiter Golem, der identisch war mit dem Ersten, der im selben Augenblick erfolgreich von dem schwarzen Loch absorbiert wurde. Mit einem der üblichen Sprünge verschwand der neue Golem in einer Wand, die Gentile nur eine Sekunde später sprengte, um festzustellen, dass sich nichts dahinter befand.
"Was war das gerade?", fragte die dunkle Seele.
"Diese Art von Fähigkeit ist mir völlig neu, aber aus der Wortwahl zu schließen könnte er den Golem aus einem früheren Zeitpunkt beschworen haben, als der momentane nicht mehr zu retten war.", sprach Yudor, bevor er sich schlagartig um 180° drehte und ein Tuch, dass vor dem Kampf an einer Wand gehangen hatte, hinter sich ergriff und wie einen Umhang umwarf, "Danach habe ich die ganze Zeit gesucht."
"Ist dir ein Umhang so verdammt wichtig?", fragte Luna überrascht.
"Ich antworte, wenn du mir etwas wertloseres als die Antwort auf diese Frage anbietest."
Dem neuen Körper der dunklen Seele entwich ein Seufzer. Da war er wieder! Freizeit-Yudor, wenn man so wollte. Was ihn wieder zu der Frage führte, ob er ihm überhaupt trauen konnte, nachdem er ihn in der letzten Schlacht verraten hatte. Das Dumme war, dass er nach der neusten Entwicklung auf keinen seiner Gefolgsleute verzichten konnte.
"Fahren wir mit unserem eigentlichen Plan fort...", sagte er schließlich.
"Verzeihung, aber sollten wir nicht erstmal eine Art von Hauptquartier aufbauen, dass wir mit Sicherheitsvorkehrungen ausstatten, mit denen wir unseren neuen Gegner leichter bezwingen können?", warf Yudor ein, "Oder zumindest Vorkehrungen gegen Zeitmanipulationen in einem bestimmten Gebiet vornehmen."

Nach Luft schnappend erwachte er. Sein Körper schweißgebadet. Mit einem schnellen Blick scannte er seine Umgebung. Er lag in einem Bett innerhalb eines kleinen Raumes mit Holzwänden und einer vergitterten Tür. War er in einem Gefängnis? Nein, dem sanften Schwanken der Umgebung nach wohl eher auf einem Schiff. Eine Zelle auf einem Schiff. Er erhob sich aus dem Bett und stürzte so gleich erschöpft auf die Knie. Mühsam zog er sich an der Wand wieder hoch und wankte zur Tür hinüber. Der Gang vor dem Raum war leer. Er sah zu dem Türknauf hinunter. Er griff danach und war überraschender Weise in der Lage sie zu öffnen. Benommen lief er durch den Gang weiter. Er musste hier raus, denn auch wenn er nicht wusste was geschehen, wusste er zumindest, dass er niemanden mit einem Schiff auf seiner Seite hatte. Er hatte nur einen einzigen Verbündeten und den mochte er nicht besonders.
"Ihr seid aufgewacht wie ich sehe.", sprach eine Stimme hinter ihm, die er weder als freundlich noch als feindlich gesinnt zuordnen konnte.
Er wirbelte herum und verlor das Gleichgewicht. Jemand hielt ihn am Arm fest, sodass er nicht stürzte.
Er sah an der Hand entlang und über den Arm und weiter über den Arm und-
Er blickte wie erstarrt hoch. In dem Gang fünf Meter von ihm entfernt stand ein älterer Mann mit kurzem weißem Haar, der eine grüne Robe trug, und dessen Arm sich über die gesamte Distanz zwischen ihnen entlang gestreckt hatte.
"Wie... Wie?", fragte er perplex, bevor er sich beruhigte und fragte: "WAS bist du?"
"Was? Das ist aber unfreundlich.", der Mann legte den Kopf schief, "Ich bin Reyon, Diener des Grafen Skrasas und ältester der neuen Art."
"Neue Art?", er riss sich Reyon los und stütze sich an der Wand ab, um sich nicht die Blöße zu geben doch noch zu fallen, "Dann lag ich mit 'Was' doch richtig."
"Oh, nein ich bin genauso ein Mensch wie ihr es seid."
"Wie ich? Wohl kaum!", knurrte er, "Mehr wie einer von diesen Berührten, Adepten, Galatanern oder was auch immer."
"Ich bin sowohl das selbe, als auch das genaue Gegenteil.", antwortete Reyon mit einer unlesbaren Miene.
"Ach ja, warum erzählt ihr mir nicht wo ich bin oder... wer ich bin?" Letzteres fragte er nachdem er realisierte, dass er es nicht wusste.
"Ihr seid niemand.", Reyon machte einen Schritt auf ihn zu, "Aber ihr wart Hashiro."

Vierundzwanzig schlich vergnügt durch das Hauptquartier von Crimsons "Masken". Endlich war es soweit! Sie konnte das alte Klappergerippe endlich erledigen. Wie lange wartete sie schon darauf, dass sie diesen Knochenhaufen für Vierzehn erledigen konnte. Trotz seiner schweren Rüstung folgte ihr ihr Schatten lautlos in der Dunkelheit des Tunnels.
"Ich brauche dich hier nicht, Vogelmann!", rief sie ihm zu.
Eine Antwort war nur ein respektvolles Nicken des angesprochenen, dass sie als "Scheiß egal, ich komme trotzdem mit interpretierte", wenn gleich ihr Leibwächter es wenn sie sich recht erinnerte weitaus höflicher formuliert hatte. Sie erreichten den Eingang zu Detholus Gemächern. Leyo, diese Pest von Handlanger eines Zauberers, war wahrscheinlich auch hier. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Eine große Untote Fliege und eine ganz normale, wenn man nach ihren Maßstäben ging. Sie strich mit der Hand über das komplizierte Schloss, das es ihr unmöglich machte die Tür zu öffnen, wenn sie nicht gerade Sprengstoff dabei hatte. Wie jetzt gerade. Sie stellte das Sprengstofffass an die Tür und entzündete die daran befindliche Lunte. Sie trat einige Schritte zurück und wartete ungeduldig bis es explodierte. Der Knall der Explosion hallte im Korridor wieder und verursachte massive Sprünge in den Wänden, die bald von einem dichten Rauchschleier verdeckt wurden.
“Halloooooo?”, fragte sie, während sie in die Rauchwolke schlenderte, “Jemand zu hause?”
Kaum hatte sie den beschädigten Türrahmen passiert bemerkte sie eine Bewegung im Rauch neben sich. Sie macht sich nicht einmal die Mühe zu reagieren. Eine große Bewegung im Rauch, als ihr Schatten sich auf den Angreifer stürzte. Es war kein aufeinanderprallen von Stahl zu hören, aber stattdessen ein menschlicher Schrei. Dann bewegte sich ihr Schatten ein weiteres Mal und vertrieb mit einer furiosen Drehung den Rauch, bevor er mit einem Sprung nach oben aus ihrem Sichtfeld verschwand und sich vermutlich an der Decke festkrallte.
Die Kammer war voll mit Knochen und Edelsteinen und hatte an ihrem Ende einen Thron, auf dem wenig überraschend eine Verbindung aus beidem saß ein Juwelenbesetztes Skelett, das selbst den größten Menschen noch um einen Kopf überragend würde. Neben dem Thron wabberte eine Art Hügel aus Fleisch Haut und Knochen, Detholus blutiger Schatten. Leyo war wie erwartet ebenfalls anwesend und erhob sich gerade aus einem Haufen Knochen, vermutlich hatte der Vogelmann ihn hineingeworfen, als er sei bei der Tür angegriffen hatte.
“Ich nehme an dies ist kein Freundschaftsbesuch.”, sprach Detholus trotz seiner zungenlosigkeit mit erstaunlich menschlicher Stimme.
“Nein? Hihi!” Vierundzwanzig legte den Kopf schief. “Du denkst ich wäre dein Feind, ja? Wäre gekommen dich zu töten, ja? Richtig! Hihi!”
“Das wollte ich nur wissen.” Detholus Kiefer klappte herunter und ein Strahl tiefgrünen Gases schoss mit hohem Druck aus dem Mund des Skelettes.
Sie wich mit einem Seitenschritt aus und blickte mit angehaltenem Atem dem Strahl nach, der durch die Tür hindurch flog und die Wand des Korridors verätzte.
“Leyo, einer deiner Jupiter-Dschinns hat doch die spezielle Fähigkeit Luft zu reinigen.”, rief Detholus Serils Handlanger zu, “Ich rate dir ihn jetzt einzusetzen. Das Gas ist bereits in kleinen Mengen tödlich.”
Danke für die Warnung, dachte sie und sprang von ihrer momentanen Position auf einen Berg von Juwelen und atmete tief ein, bevor das Gas von Detholus ersten Angriff sich im ganzen Raum ausbreitete. Ratschlagend entkam sie einem weiteren Strahl grünen Gases und näherte sich in gleicher Manier Detholus. Drei Meter entfernt sprang sie ab und näherte sich mit einem mehrfachen Salto Detholus auf seinem Thron. Am Ende zog sie zwei Langschwerter von ihrem Rücken blank und schlug mit dem Schwung ihres Sprunges zu. Detholus blockte mit seinen Unterarmen oder Unterarmknochen und klappte seinen Kiefer wieder herunter. Sie ließ sich nach hinten fallen und der Gasstrahl schoss über sie hinweg. Langsam ging ihr die Luft in ihren Lungen aus, also keine Zeit mehr für Spielchen. Sie rollte sich durch den ganzen Raum bis zurück zur Tür und kam auf die Beine. Dann schlug sie mit dem Knauf eines Schwertes mit aller Kraft gegen die Wand neben sich. Ein mechanisches Klicken ertönte. Sie warf einen Kuss in den Raum. Tschüss, Gerippe. Sie verlies den Raum. Ihr Schatten folgte blitzartig und dann schoss die Decke abwärts. Ein ohrenbetäubendes Krachen. Sie sah durch den Türrahmen und nur noch eine glatte Steinwand. Das kam davon, wenn man sich nicht damit beschäftigte, für was dieses Zimmer verwendet worden war, bevor Crimson in das Gebäude “eingezogen” war. Sie sah sich auf dem Gang um, bemerkte, dass das grüne Gas zu Boden gesunken war und atmete.

“Hashiro.”, sagte der er, der offenbar Hashiro war, während er Reyon durch das Schiff folgte.
“Dieses Schiff steht im Augenblick unter dem Kommando des Königs.”, erklärte der alte Mann.
“Der König von was?”
“Das solltet ihr ihn nur Fragen, wenn ihr einen sehr schmerzhaften Tod sterben wollt. Er ist sehr gefährlich und dient uns momentan, als Aushängeschild für die Truppen der neuen Art, obwohl er nur ein Berührter ist, ein sehr mächtiger Berührter.”
“Ich hasse diese Galataner.”
“Dann werdet ihr die Fähigkeiten der neuen Art mögen sie sind für jeden mit genügend Geld erschwinglich, wenn gleich sie auf Psynergie aufbauen.”
“Was seid ihr also?”
“Skrasas hat einen Trank entwickelt, der uns spezielle Fähigkeiten verleiht, in dem er das psynergetische Potenzial, das in der Theorie jeder besitzt verändert. Nun ein Nichtbrührter verfügt natürlich nicht über die Psynergie, um es zu nutzen, die er durch Einnahme des Trankes jedoch erhält. Ein Berührter muss den Trank nur einmal einnehmen, da seine Psynergie sich weiterhin automatisch auffüllt.”
“Und was mache ich hier?”
“Du wirst einen Auftrag für uns erfüllen und im Gegenzug stellen wir deine Erinnerungen wieder her.”
“Was für ein Auftrag?”, fragte er misstrauisch.
“Wir wollen ein Reich gründen, aber mit diesem Irren an unserer Spitze wird das nichts. Wir brauchen einen waren König.” Reyon blieb stehen und wandte sich mit einem unleserlichen Gesichtsausdruck um.
“Und?”, fragte er.
“Vor kurzem ist einer ohne ein Reich erschienen und er ist eins mit einem Wesen, mit dem ihr einst eins wart.”
“Hä?” Er zog eine Braue hoch.
“Sein Name lautet Melfice, aber er bewegt sich so sprunghaft, dass wir ihn niemals finden können, aber wenn wir eure Verbindung reaktivieren, werdet ihr ganz automatisch zu ihm gelangen.”
“Angenommen ich bin einverstanden, was dann?”
“Überzeugt ihn uns beim Schafrichtergipfel zu treffen.”
~Der Kampf zwischen den beiden Schülern war sogut wie vorbei. Es gab einen großen Machtunterschied – der Kampf war bereits entschieden. Der Junge mit den schwarzen langen Haaren ging in die Knie und schaute fassungslos in seine Hände.
Loghain: Was... Was hast du mit meiner Gabe gemacht? Du hast sie mir GENOMMEN!
Dewan: Nicht wirklich, nur verändert.
Loghain: Das ist nicht möglich. Da ist ein fauler Trick dabei!
Die Meister beobachteten den Kampf. Loghain hatte bereits Mental den Kampf verloren und war allzu verwirrt um die Technik seines Gegners zu durchschauen.
Grace: Es muss wohl ein wirklich komisches Gefühl sein, wenn die eigene Dunkle Kunst von Mars ersetzt wird. Dieser Junge ist wirklich talentiert. Wie hieß er noch gleich?
Silya: Talah Dewan.
Loghain schaute zu den Meistern hinauf und zu seinem eigenen Meister, der seinen Kopf schüttelte. ~


Nach der alten Erinnerung öffnete er seine Augen. Diesen erniedrigenden Moment hatte er nie vergessen, doch er musste sich für etwas anderes vorbereiten. Die Angehörigen der Versammlung wussten es zwar noch nicht, aber dieser Ort würde schon bald von Dämonen besucht werden. Den ersten hatte er vernichtet, doch das würde er mit dem Rest nicht tun – nicht einfach so.
Er stand auf und unterbrach seine Meditation und blickte in das Licht des Mondes. Die Spitze seines Stabes bohrte er in die Erde, während er die Kreaturen erkannte die gerade direkt auf ihn zuflogen. Ein Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht, während er einen Kreis um sich zog und diesen dann mit einem Spruch fertigstellte.
Loghain: Offensichtlich kommen sie noch früher als erwartet.

Kudo: Hier muss es sein!
Der junge Erdadept prüfte nocheinmal die Karte. Es war ein sehr anstrengender Weg gewesen bei dem er längst seine vollen Essen- und Trinkreserven aufgebraucht hatte. Als er den Weg nocheinmal prüfte gab es keinen Zweifel mehr, dass er richtig war. Er stand auf einer Klippe auf dem nur einsames Haus zu finden war. Wenn man von der Klippe hinunterblickte sah man nur Bäume. Eine Endlose Schlange an Bäumen.
Kudo: Das muss wohl der Wald sein der auf der Karte abgebildet ist.
Der junge Erdadept roch eine unglaubliche Vielzahl an Kreaturen, die durch den Wald wanderten. Es waren alles Monster, eine unglaubliche Anzahl an Monstern. Scharen von ihnen wanderten durch den Wald, nach einer Beute suchend. Manche von ihnen bekämpften sich gegenseitig um das Fleisch des anderen zu kosten während andere sich feige versteckten. Auf dem Weg hierher war Kudo aufgefallen, dass es keine Strasse gab, die zum Wald selbst führte. Der Ort wurde wohl von Menschen gemieden, was auch besser so war.
???: Ah, ein Wanderer. Das sieht man nicht alle Tage. Willkommen Fremder.
Kudo wandte seinen Blick zu dem Mann, der gerade aus der Hütte gekommen war. Es war ein hünenhafter Mensch, mit schwarzen sehr kurz rasierten Haaren, der nur von Muskeln trotzte wie er sie bisher von niemandem gesehen hatte. Als wollte er diese zu Schau stellen, schleppte er mehrere zusammengebundene Baumstämme auf der Schulter, während er in der anderen Hand eine Axt mitschleppte. Als der Unbekannte den Blick des Jungen bemerkte, lachte er kurz und setzte dann den Stapel gleich neben seiner Hütte ab. Anschließend klatschte er sich zufrieden in die Hände und wandte sich wieder dem Erdadepten zu. Keine einzige Schweißperle konnte er auf seiner Stirn erkennen.
Grace: So, das Kamin sollte für eine Zeit lang genug Feuer haben. Ich gehe nur ungern in den Wald.
Kudo: Sie waren im Wald? Dann müssen sie in der Tat der Mann sein, denn ich suche!
Der Mann schaute überrascht und hob seine rechte Braue.
Grace: Der Mann, den du suchst?
Kudo: Sie sind doch sicherlich der Meister der Kampfkunst.
Grace: Wer weiss. Ist der Wanderer etwa nur wegen der Frage bis hier hin gekommen?
Kudo: Ich bin KEIN Wanderer. Ich bin ein KRIEGER! Oder kennen sie einen Krieger der eine solche Waffe mit sich rumschleppt?
Er deutete mit der Hand auf seiner Klinge die er auf dem Rücken trug.
Grace: Die Waffe ist ziemlich sauber, sehr sauber – zu sauber. Ich kann riechen, dass es seid Jahren kein Blut abbekommen hat. Du kannst mir vorspielen was du willst, Wanderer. Du hast mit der Waffe noch nie gekämpft, geschweige den getötet.
Er konnte es riechen?
Kudo: Pff. Ich habe diese Waffe erst seid kurzem erhalten.
Grace: Aja? Und wo ist dann deine alte Waffe?
Kudo: Sie ist zerstört.
Der Unbekannte lachte amüsiert und schüttelte anschließend seinen Kopf.
Kudo wurde langsam ungeduldig. Der Mann nahm ihn offenbar nichteinmal ernst. Vermutlich glaubte er ihm nicht einmal!
Grace: Du bist ein schlechter Lügner, junger Wanderer.
Kudo: Ich bin KEIN WANDERER!
Grace: Du gibst also zu, dass du ein Lügner bist?
Der Mann lachte erneuert. Kudo hatte genug. Was bildete sich dieser Kerl ein? Wusste er überhaupt mit wem er hier überhaupt redete? Er hatte nicht vor sich länger verarschen zu lassen und nahm seine Kampfstellung ein.
Kudo: Komm her Muskelfreak. Lass und kämpfen. Ich zeige dir wie ich Trolle in die Knie zwinge.
Grace: Ziemlich Vorlaut für einen Wanderer.
Auch er ging in die Kampfstellung und legte die Axt ab.
Grace: Aber wie du willst.
Der Mann bewegte sich und Kudos Augen weiteten sich, als er realisierte wie falsch er die Geschwindigkeit des Mannes eingeschätzt hatte. Noch ehe Kudo auf seine Bewegung reagieren konnte, stand er bereits vor ihm, wohl zu einem gewöhnlichen Schlag mit rechts ausholend. Kudo fasste sich und hob seine Arme um sich damit das Gesicht zu schützen. Der Schlag würde nie ausgeführt werden, denn der Arm zog sich wieder zurück. Stattdessen spürte er wie ein heftiger Schmerz sich in seine Magengruppe bohrte. Es war die andere Faust mit der nun zugeschlagen hatte. Kudo spuckte aus, fiel sich an der Magengruppe festhaltend auf dem Boden und rollte sich auf dem Boden vor Schmerz. Er versuchte einen Heilzauber auszusprechen, doch vergebens. Der Schmerz hinderte ihn dabei.
Grace: Was ist los, Wanderer? Ich dachte du wolltest mir noch was zeigen.
Es dauerte mehrere Minuten bis Kudo wieder vernünftig atmen konnte. Er stellte sich geschwächt wieder auf die Beine, realisierte aber, dass er keine Chance gegen einen solchen Gegner haben würde – nicht unter diesen Umständen. Er fluchte innerlich.
Grace: Beeindruckend, dass du immernoch weiterkämpfen willst. Willst du nicht deine Waffe gegen mich einsetzen?
Kudo: Brauche ich nicht. Odysee!
Eine dutzend Geisterklingen sausten auf den Mann zu, der in einem hohen Tempo allen Mühelos ausweichen konnte.
Kudo: Erzitterung der Erde!
Der Boden unter dem Mann bebte so heftig, dass er für eine Zeit Bewegungsunfähig sein musste. Sein erster Angriff hatte nur als Ablenkung gedient. Kudo stürmte nun auf Grace zu und sprang kurz bevor er ihn erreicht hatte ab, um mit dem Schwung einen heftigen Tritt auszuführen. Grace jedoch riss die Arme hoch, seine Erdpsynerige völlig ignorierend und packte den Erdadepten aus der Luft, noch ehe er den Tritt ausführen konnte.
Kudo: Miist!
Grace: Du verfügst also über die Gabe der Sterne. Überhaupt nicht schlecht. Die Kraft deiner Psynergie ist überdurschschnittlich, aber was willst du nun machen, Wanderer?!
Kudo grinste: Jetzt hab ich dich.Boden. Jetzt!!!
Der Erdadept verschwand und stattdessen befand sich nun ein Dschinn an der Stelle. Boden hatte sich die Plätze mit seinem Besitzer ausgetauscht. Kudo, der sich hinter dem Mann befand, führte einen Schlag gegen den Hinterkopf des Mannes aus – keine Wirkung. Stattdessen bekam er einen Tritt ab, der ihn gleich gewaltvoll in den Boden hämmerte. Dannach fehlte ihm die Kraft gleich wieder aufstehen zu können. Der Mann schaute ihn skeptisch an.
Grace: Dieser Dschinn... Meisterin Silya?
Der Dschinn verband sich wieder mit Kudo, der sich noch immer noch nicht richtig rühren konnte.
Grace: Aha, nun verstehe ich. Ich hätte das letzte Treffen nicht schwänzen sollen. Du bist also der Schüler von Meisterin Silya? Du sollst der Sohn von dem letzten Taan sein? Du hast offenbar überhauptnichts von deinem Vater geerbt.
Kudo: Verdammt nochmal. Ich bin nicht Ailas. Ich bin Kudo!!!
Grace: Und ich Grace, Meister der Kampfkunst. Freut mich dich kennenzulernen, Kudo. Wie geht es Meisterin Silya? Hat sie dich wegen Melfice hierhergeschickt?
Kudo stand auf und schüttelte seinen Kopf.
Kudo: Wer zur Hölle ist genau dieser Melfice? Ihr geht es gut.
Grace: Du weisst nicht über den Dämon Melfice bescheid?
Die Verwunderung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
Kudo: Dämon Melfice?
Grace: ….
Kudo: Was ist los?
Grace: Ich denke wir beide haben einige Fragen. Folge mir in die Hütte.

Semih (F): Decke die Lücken, sogut und schnell du kannst Yudor. Unsere aktuellen „Feinde“ sind nicht die einzigen. Vielleicht können wir jemand anderem die Drecksarbeit überlassen. Wie sieht es mit der Zielgruppe aus? Die Gruppe mit Isaac und den anderen?
Luna: Sie haben ihren Kampf gewonnen.
Gentile: Schon wieder? Wenn sie so weitermachen dürften sie ja nicht sehr lange auf sich warten lassen.
Semih (F): Yudor, war bisher keine Spur von dem vierten Hüter zu sehen?
Yudor: Er fehlt als einziger, zusammen mit dem letzten. Es scheint so, als hättest du mit deiner Befürchtung Recht behalten. Wesen, die durch die zehnte Stufe vernichtet worden sind, haben jegliche Spuren ihrer Existenz verloren, genau wie die Anführer die dadurch gefallen sind.
Gentile: Das klingt nach einem großen Problem.
Semih (F): Ja, es ist ein großes Problem, aber kein unlösbarer. Es gibt noch eine Person die über das Wissen der Herstellung der verfluchten Augen bescheid weiss und jeder von uns kennt ihn. Er hat sich noch zwar nicht blicken lassen, doch wir werden ihn finden.
Yudor grinste: Der ehemalige Assistent des vierten Hüters. Wie könnten wir unseren alten Freund Arzt nur vergessen? Denkst du allen ernstes er würde auch nur einen Wort darüber herausspucken? Schließlich bestand sein Lebenssinn offensichtlich nur darin, die verfluchten Augen zu zerstören. Er ist der Schöpfer der silbernen Augen. Er hatte uns all dies verschwiegen.
Semih (F): Luna kann sein Körper übernehmen und auf seine Erinnerungen zugreifen.
Luna: Und wie wollen wir Arzt finden? Bisher zeigt er keine Spur von sich.
Gentile: Das stimmt. Du Semih warst immer der Orientierungsspezialist unter den Anführern. Ohne die Augen, werden wir ihn niemals finden.
Yudor: Diese Golems... könnte sich Arzt mit jemanden verbündet haben? Auch von ihnen war vorher keine Spur zu finden gewesen.
Semih (F): Das alles ist in der Tat sehr merkwürig. Es muss etwas geheimes mit diesem Raum auf sich haben. Zumindest sagt mir das mein Instinkt. Wenn ich doch nur...
Luna: Sie sind in Fünf Minuten hier. Die Zweite Gruppe kommt über den Ostweg und wird noch ungefähr eine Stunde brauchen bis sie das Schloss erreicht haben.
Yudor: Oho. Unsere Freunde sind ja richtig schnell. Werden wir sie überraschen oder hier empfangen.
Luna, der sich die ganze Zeit mit dem Ort verbunden hatte, löste die Verbindung auf um wieder Kampffähig zu sein.
Die Dunkle Seele überlegte eine Weile. Das Grinsen in seinem Gesicht verriet, dass er eine Idee hatte. Ein Schattenschlamm bildete sich unter ihren Füßen, der sie langsam in sich einzog.
Yudor: Wenn sie hier ankommen, sind wir „nicht hier“ und überlassen ihnen die Such und Drecksarbeit?
Gentile: Warum eigentlich nicht?
Luna: Und dannach...
Semih (F): Fahren wir mit „ihnen“ wie geplant fort.
Nachdem sie vom Schattenschlamm verschluckt worden waren blieb von ihnen im Raum nichts mehr übrig.
*Frohes Neues!*

Zaisa:Rook, Ihr seid zurück.
Der ungepflegte Mann salutierte grinsend und holte ein Schriftstück aus seiner Tasche, dass er der Admiralin übergab.
Rook:Der Kriegsherr hat den Zeitpunkt, Herrin Zaisa.
Sie überflog den Brief nur flüchtig.
Zaisa:Also schön, morgen dann. Und Sie sind hier, um die Truppen zu mobilisieren?
Rook:Das ist meine Aufgabe, Herrin. Aber zuvor möchte ich über das Ergebnis der Verhandlungen mit Kaiserin Narsi berichten.
Während er sprach hörte Zaisa mit aufmerksamer aber ausdrucksloser Miene zu. Sie prägte sich alle Details ein und unterbrach Rook niemals, höchstens um sich etwas genauer erklären zu lassen.
Zaisa:Wir sollen also unsere Technologien in Aktion zeigen, bei der Operation morgen.
Rook:Jawohl, Herrin. Silkanas wird einen Vertreter schicken, der sich bei den Schlachtenkoordinatoren aufhalten wird, um den besten Ausblick zu haben. Sfasesh weiß bereits Bescheid, also müssen nur noch Sarn und Jorith informiert werden.
Zaisa nickte. Wenn sie Bedenken hatte, dass es äußerst riskant wäre einen neuen Verbündeten in die Nähe der Schlachtenkoordinatoren zu lassen, wobei sie die Silkanas erst kürzlich kennengelernt hatten, sagte sie kein Wort. Rook war nicht überrascht. Sie vertraute Reyter blind, er war keine Ausnahme. Außerdem würde er sich genauso bei den Koordinatoren aufhalten.
Zaisa:Ich werde Sarn informieren, dass er Euch aufsuchen soll. Jorith ist vermutlich noch auf der Hyve und meditiert.
Rook:Dieser Schwachkopf macht auch nie was anderes, was? Hehe... Nun, soll er seine Zeit verschwenden, wie er es für richtig hält. Ich mach mich dann auf den Weg, Herrin.
Zaisa:Wann wird der Kriegsherr und sein Gefolge eintreffen?
Rook:Sehr bald und er bringt Truppen von Silkanas mit. Und ihren Vertreter. Hach, ich bin so aufgeregt! Morgen gibt es endlich wieder etwas anderes zu tun, als Soldaten auszubilden.
Zaisa:Wenn alles nach Plan verläuft, werden Eure Kampfkünste nicht einmal benötigt.
Rook lachte leise.
Rook:Als ob der Kriegsherr sich das entgehen lassen würde! Er ist schließlich mein Käpten, nicht? Wenn er in die Schlacht zieht, bin ich mit dabei.
Zaisa:Dann seid vobereitet, Rook.
Er verneigte sich grinsend und marschierte davon. Die Admiralin machte sich auf den Weg um Sarn zu informieren.
Zaisa[denkt]:Ihr wärt überrascht, Rook. Wenn jemand aufgeregt über den morgigen Tag ist, dann bin ich das.
Ihre Hand zuckte unwillkürlich an ihren Gürtel, wo ihr Morgenstern befestigt war. Sie konnte es kaum erwarten.

Lashon nahm die letzten Stufen im Sprung und stieß einen Schrei der Erleichterung aus, als er die Oberfläche von Frostlande erreicht hatte. Sylvos, Lanthari und Amirwin, die schon auf sie warteten, zuckten erschrocken zusammen, als er die ewige Stille der Eiswüste zerbrach.
Lanthari:Was soll das werden?! Müsst Ihr mich so erschrecken?
Lashon:Ach, entspannt Euch Lanthari! Euch mag es nicht aufgefallen sein, aber hier oben ist es viel wärmer als da unten. Und das obwohl auch hier überall nur Schnee liegt.
Tropfen:Dennoch solltest du nicht so herumschreien. Wir könnten ungewollte Aufmerksamkeit erregen.
Der Dschinn kam mit Alyka und Toni gerade aus dem Treppenschacht, der zu der Höhle führte der sie gerade entkommen waren.
Alyka:Unglaublich... Wo sind wir?
Tropfen:Mehrere Meter über dem Marsleuchtturm, der Jahrhunderten unter dem Eis begraben wurde. Nordwestlich von hier liegt LaVoisin, wenn Sazaels Erinnerungen korrekt sind. Allerdings konnte er nicht sagen wie weit.
Lashon kniff die Augen zusammen gegen den blendenen Schnee und drehte sich einmal um die eigene Achse um die Landschaft genauer zu betrachten. Außer Schnee und Eisdünen war weit und breit nichts zu sehen. Kein Wunder, dass noch nie jemand zuvor den Marsleuchtturm gefunden hatte. Ob die anderen zwei auf ähnliche Art verschwunden waren? Er hob den Blick Richtung Horizont. Der Himmel war völlig klar, doch in unschätzbarer Entfernung türmten sich die Sturmwolken.
Lashon:Ist das...?
Tropfen:Jap, das ist der Sturm der das Erreichen von Frostlande unmöglich macht. Sazael weiß nicht wie er erzeugt wird, aber er vermutet die Quelle in LaVoisin. Das heißt sie verfügen über große Macht, also sollten wir uns vorsehen.
Sylvos:Nun, Kudo ist nicht hier, also ist das Risiko jemanden versehentlich zu beleidigen stark gesunken.
Tropfen:Sehe ich auch so. Macht einen guten Eindruck und man wird uns möglicherweise mit freundlichen Armen empfangen. Naja, bis wir von unseren Absichten erzählen, heißt das.
Toni:Dann sollten wir aufbrechen, bevor wir erfrier-
Bevor er seinen Satz beenden konnte, traf ihn ein Schneeball am Hinterkopf. Wütend drehte er sich um.
Toni:Hey, was soll der Unsinn?!
Er blinzelte verblüfft, als niemand hinter ihm war. Die Gruppe sah sich suchend um.
Tropfen:Seht ihr was?
Sylvos:Nein.
Lanthari:Der Schneeball wird sich wohl kaum von alleine gew-
Ihre Worte verstummten, als sie ein weiterer Schneeball aus einer ganz anderen Richtung traf.
Amirwin:La! Alles in Ordnung?
Lanthari:Oookay, Schluss mit den Spielchen! Zeig dich!
Ihre Stimme hallte einsam über die Scheedünen hinweg, ohne eine Antwort zu bekommen.
Lashon:... Tropfen?
Tropfen:Hey, ich bin das nicht! Ehrlich! Aber lustig ist es irgendwie schon...
Ohne Vorwarnung schoss ein weiterer Schneeball aus einer ganz anderen Richtung heran und traf Tropfen zielsicher aus der Luft, der kurz benommen schwankte. Lashon hob amüsiert die Brauen.
Tropfen:Ich nehm alles zurück. Findet diese Plage und macht sie fertig!
Lashon grinste.
Lashon:Ist das ein Befehl?
Tropfen:Darauf könnt ihr wetten!
Alyka:Woah!
Mit einer reflexartigen Bewegung wich sie gekonnt einem weiteren Schneeball aus.
Alyka:Tja, da musst du dir etwas Besseres einfallen lassen.
Wenige Augenblicke später wünschte Lashon, sie hätte das nicht gesagt. Vermutlich als Reaktion auf ihre Provokation entfesselte sich ein Sturm aus Schneebällen, die aus allen Himmelsrichtungen herangeschossen kamen und sie mit einem Speerfeuer eindeckten.
Toni:Woher kommen diese Geschosse?!
Tropfen:Wenn ich das nur wüsste!
Alyka und Lashon warfen sich einen Blick zu und er nickte. Beide wirkten ihre Psynergy und ließen einen Erdwall aus dem Boden wachsen, der sie umgab und alle weiteren Schneeballattacken unmöglich machte.
Alyka:Puh! Das sollte reichen. Die brauchen schon etwas besseres als Schneebälle um uns aufzuhalten.
Lashon blickte nach oben, als der Himmel sich verdunkelte. Sein Mund öffnete sich staunend, als er tausende Schneebälle sah, die auf sie hinabfielen.
Tropfen:Ja... Aber nichts viel besseres...
Lanthari:Jetzt habe ich aber wirklich genug! Hitzewelle!
Sylvos:Flammenwand!
Die Flammen der Feueradepten verbanden sich und wehrten alle Schneebälle ab, bevor sie sie erreichen konnten. Sylvos reagierte und sprang über den Erdwall. Er konnte wetten, dass er irgendwas im Schnee gesehen hatte...
Sylvos:Da!
Er wieß auf eine Stelle nördlich von ihnen.
Lashon:Wo genau...?
Sylvos:Warte, da!
Er wies in eine andere Richtung und runzelte die Stirn.
Sylvos:Nein, da! D-da? Oder da?
Alyka:Verdammt ich seh überhaupt nichts!
Sylvos zeigte ratlos von einem Punkt bis zum nächsten, bis...
???:Oje, ich wurde entdeckt.
Die Gruppe fuhr erschrocken zusammen, als sie eine Männerstimme direkt zwischen ihnen hörten. Sie wichen alle bis auf Sylvos zurück, dessen Zeigerfinger auf einen Mann in weißen Gewändern und blassblauen Haaren wies. Sein schadenfrohes Lächeln und der Schneeball in seiner Hand entlarvte ihn als Übeltäter.
Sasso:Willkommen in Frostlande, Reisende.
Die Dämonen blieben vor dem Schutzkreis stehen und unterbrachen ihre Serien von Angriffen um die Barriere zu zerstören. Der Meisterkiller setzte zufrieden seinen Stab ab.
Dämon: Verdammt, wir kommen nicht durch.
Loghain: Scheint als habt ihr Handlager von einem Dämon doch einen Verstand. Ich habe schon angefangen daran zu zweifeln.
Dämon: Schweig Mensch!
Loghain: Mein Name ist Ealar Loghain. Das habe ich auch eurem Beschwörer mitgeteilt. Melfice nicht? Dachtet ihr ernsthaft ich wäre unvorbereitet auf euren Angriff? Teilt eurem Beschwörer mit, dass er zu leicht durchschaubar ist. So wird er nie den Turm beschwören können. Es ist nicht dasselbe wie paar schwächliche Dämonen zu beschwören. Doch warum den Aufwand machen und mich entführen, wenn ich bereit wäre „freiwillig“ das Ritual auszuführen?
Dämon: Du meinst, du kommst freiwillig mit?
Loghain: Nicht ganz. Mit der entsprechenden Gegenleistung. Es ist ganz einfach.
Die Dämonen stimmten zu, versuchten telepathischen Kontakt mit Melfice aufzubauen was jedoch scheiterte. Nachdem die Dämonen dies realisiert hatten, lösten sie sich einfach auf.

Reyon: Er hat zugestimmt?
Hashiro: Es war wie ihr gesagt habt. Ich konnte Kontakt mit ihm aufnehmen, was allerdings nur dadurch geschah, dass beide Seiten zugestimmt hatten.
Reyon nickte zufrieden.
Hashiro: Allerdings gibt es noch eine Sache oder eher eine bestimmte Kondition für das Treffen. Der König aus der alten Epoche sagte er sei sehr beschäftigt. Für das Treffen erwartet er deshalb, dass ihr ihm ein Teil seiner Arbeit abnimmt.
Reyon: Inwiefern?
Hashiro: Hier in Mirnuzar soll es einen Heiligen Artefakt geben dessen Aufenthaltsort für ihn Unbekannt ist. Den Dolch der Wahrheit. Ein Artefakt mit denen man jegliche Illusionszauber unterbrechen kann.

Sie kamen wieder aus der Hütte und alle offenen Fragen aus der Seite des Meisters hatte sich geklärt, wobei Kudo allerdings immer noch etliche Antworten fehlten.
Grace: So und du behauptest ernsthaft, der Schüler von Silya hatte euch verraten?
Kudo: Er heisst Ailas und ja, hat er.
Der Meister schüttelte ruhig seinen Kopf.
Grace: Diese ganze Sache riecht wirklich faul. Doch darauf will ich nicht weiter eingehen. Dämonen haben deine Schwester entführt, richtig? Es muss Melfice sein Werk gewesen sein. Er hat bereits dreimal zugeschlagen. Der einzige von ihnen, der bisher einen Kampf gegen ihn überlebt hat, war der weiseste und mächtigste unter uns – Meister Trast. Er liegt momentan im Koma.
Kudo verstummte für einen Moment. Er hatte bereits erfahren, dass auch seine Meisterin zu denen gehörte, die diesen Titel teilte. Als Grace das Gesicht des jungen Erdadepten sah, grinste er.
Grace: Keine Sorge Bengel. Die verstorbenen sind Rance sowie Inizimil.
Kudo: Pah. Ich mache mir sicherlich keine Sorgen. Meisterin Silya hätte diese Kreatur mit Links fertig gemacht. Dieser Melfice tut es gut, sie bisher nicht attackiert zu haben, aber er hat einen großen Fehler begangen, als er meine Schwester entführen ließ.
Er schlug sich auf die Hand.
Kudo: Ich werde ihm jegliche Knochen brechen.
Der Meister stöhnte und schüttelte seinen Kopf.
Grace: Du hast wohl absolut keine Ahnung, was für Fähigkeiten Dämonen haben und noch weniger was Melfice kann. Du könntest momentan niemals Melfice schlagen und deine Schwester retten. Ausser…
Kudo: Ausser was?
Grace grinste breit und kratzte sich verlegen am Kopf. Kudo verfolgte die Geste mit einem stutzigen Blick.
Grace: Du wirst mein Schüler. Trast hat mich, Xaklar und Olaf sowieso immer kritisiert keine Schüler ausgebildet zu haben.
Kudo überlegte sich seine Worte. Er wollte ihn als Schüler haben? Er würde sicherlich davon profitieren von einem zweiten Meister der Kampfkunst trainiert zu werden. Nachdem er erlebt hatte, was Ailas mit ihm gemacht hatte, kochte er immer noch vor Wut. Er hatte sich so einfach schlagen lassen. Meisterin Silya hatte sich wohl eindeutig mehr um Ailas gekümmert, als um ihn. Wieso sonst wäre diese Machtdifferenz vorhanden gewesen?
Kudo: Nun… das Angebot ist reizend, aber… ich habe nicht ewig Zeit. Ich kann nicht lange bleiben.
Grace: Es wird dir sicherlich nicht schaden, stärker zu sein als vorher und mehr Wissen zu verfügen als vorher. Du kannst wieder abreisen, wann auch immer du willst.
Kudo: Gut. Dann lass uns keine Zeit verlieren und sofort beginnen!
Grace kopfschüttelnd: Nicht so hastig. Du hast noch gar nicht die Prüfung bestanden.
Kudo: Prüfung?
Grace: Ob du geeignet bist dafür oder nicht. Es ist ganz simpel. Schaue die Schlucht runter zum Wald.
Der junge Erdadept tat das und wurde im nächsten Moment mit einem heftigen Tritt aus den Beinen geholt und flog die Schlucht hinunter. Grace rief ihm nur: „Überlebe und komme zurück in die Spitze“ hinterher, ehe er seinen Blick von ihm abwandte und von Kudos Blickfeld endgültig verschwand.
Kudo fluchte. Was sollte der Mist werden? Er war nicht einmal vorher gewarnt worden! Als er sich umdrehte und erst jetzt realisierte, aus welcher Höhe er stürzte, erkannte er gleichzeitig in welcher Gefahr er schwebte.
Kudo [denkt]: ICH WERDE STERBEN. Wenn ich am Boden aufkomme werde ich sterben!
Doch das hatte er ganz gewiss nicht vor. Sein Leben sollte nicht so enden. Niemals. Er war nicht einmal zu der Person geworden, wo nach er gestrebt hatte. Er musste den Sturz irgendwie abfangen, Er hatte keine fünf Sekunden mehr Zeit, bis er aufkommen würde.
Kudo [denkt]: Denk nach, denk nach, denk nach. Verdammt denk nach!
Wenn er seine verdammte Panzerausrüstung gehabt hätte, wäre es ein leichtes gewesen sich mit einem Energiestrahl zurück in die Spitze zu katapultieren.
Kudo [denkt]: Moment! Ich hab´s! [sagt]: Babylon!
Der Turm erschien und würde seinen Sturz mindern, da die Fallhöhe dadurch gewaltig gesunken war. Doch das reichte noch nicht aus. Zumindest wenn er an der Spitze aufkommen würde. Stattdessen fiel er also neben dem Turm weiter runter und hielt sich dann, an der Turmmitte, an einer Säule fest, die links an dem Turm herausragte. Es erforderte sehr viel Kraft um nicht loszulassen, doch schließlich gelang es ihm letztendlich.
Kudo: Puh, geschafft.
Sein Blick galt nach unten. Nun war er nicht mehr Lebensgefährlich gefährdet. Wenn er aus dieser Höhe stürzen würde, würde er sich höchstens die Hälfte seiner Knochen brechen. Als würde jemand die These überprüfen wollen, brach die Säule am Turm ab und Kudo stürzte erneuert in die Tiefe.
Kudo [denkt]: Verdammt! Ich Trottel habe vergessen die Säule mit der nötigen Psynergie zu stärken.
Als er am Boden ankam, spürte er wie sich zahlreiche seiner Knochen Augenblicklich brachen, ehe er seinen Turm wieder auflöste. Immerhin hatte sein Gesicht nichts abbekommen und er konnte noch Psynergie wirken um seine gebrochene Knochen zu heilen.
Kudo: Argh…. Das tat unglaublich weh. Das Ganze hat wirklich toll angefangen.
"VERDAMMT!" Sincans Faust prallte gegen die Hauswand neben ihm.
"Habt ihr euch noch immer nicht beruhigt?", fragte Zaarel mehr oder minder besorgt.
"Wie sollte ich das?!", knurrte er den Geheimdienstagenten an, "Unser König ist tot, der Merkurstern in Feindes Hand."
"Wir wissen nicht einmal, wofür sie den benötigen." Zaarel strich scheinbar seelenruhig eine Zeile in dem Buch, das er in der Hand hielt.
"Allein das ein Schatz wie dieser direkt vor meinen Augen entwendet wurde..."
"Eigentlich regt es euch doch viel mehr auf, dass ihr wie ein Krimineller gejagt werdet, wenn die herausfinden, dass wir nicht auf unserer Mission sind."
"Unwichtig, was mich aufregt! Uns gehen die Optionen aus."
"Eine haben wir noch. Wir nehmen uns den Hochstapler direkt vor."
"Wie, sollen wir das machen? Der Typ der Jad gefressen hat hat ihn bestimmt gewarnt und wir werden getötet sobald wir den Palast betreten."
Zaarel lachte. "Aber wir könnten uns doch einfach Gratiels Handlanger ausleihen."
"Und als Ausgleich verhelfen wir am besten dem Banditenkönig zur Flucht.", erwiderte Sincan.
"Schien mir eher ein Bezahlter zu sein."
"Wie viel man ihm wohl zahlen muss, damit er einen in den Palast bringt..."
"Überlasst die Verhandlungen einfach mir..."

Reyon nickte nach einiger Zeit und Schritt dann zu einer mit mehreren Schlössern versiegelte Tür. Alle sprangen auf, sobald Reyon an der Tür zog. Hashiro späte in den Raum und verzog kurz das Gesicht, als er im inneren des Raumes aufgetürmte Leichen erkannte.
"Nehmt eine und bringt sie in die Mitte des Raumes!", wies der alte Mann ihn an.
Widerwillig entschied er, dass es im Augenblick klüger war sich gut mit seinem Gastgeber zu stellen und schleifte einen wahllosen Körper in die Mitte des Raumes. "Zufrieden?"
Reyon zog ein Messer hervor und schnitt sich in die Handfläche. Das Blut tropfte auf die Leiche.
"Überwältigend...", meinte Hashiro und sprang im nächsten Moment zurück.
Die Leiche war von einer Sekunde auf die andere von grünen Flammen verschluckt worden, aber auch die waren in nur einem Moment wieder verschwunden und die Asche des Leichnams wurde von einem Sturm der im inneren des Zimmers entstand aufgewirbelt und schien an Menge zu zunehmen bis eine wirbelnde Aschewolke die Mitte des Raumes erfüllte.
Reyon wandte sich trotz des Sturmes ruhig zu ihm um. "Seid IHR zufrieden?"
Hashiro schluckte, als sich die Aschesäule verfolgte und zu etwas gänzlich anderem wurde. Ein bleiche dürre Gestalt stand in der Mitte des Raumes, deren Körper großteils von einer weiten schwarzen Kutte verdeckt wurde. Unter der Kapuze glommen bedrohlich zwei rote Augen hervor.
Schweiß rann ihm beim Anblick dieses Geschöpfes über das Gesicht. "Hey, das ist nicht lustig."
"Was ist es was du wünscht, mein Diener.", sprach das Geschöpf kalt wie eis zu Reyon.
"Großer Mörder Mirnurzars.", Reyon verbeugte sich unterwürfig, "Mein Graf, ich benötige einen Gegenstand den man den Dolch der Wahrheit nennt."
Der Sturm im Zimmer verebbte, fast schien es als wäre dieses Geschöpf nachdenklich. "Es... ist lange her."
"Ihr... ihr wisst es doch?", Reyons Stimme schien besorgt zu sein.
"Sicherlich, doch er ist nicht leicht zu erreichen." Das unheimliche Wesen blickte nun zu Hashiro und streckte die Hand aus. "Komm her!"
Hashiro sah angsterfüllt zu Reyon, der seinen Blick ungeduldig erwiderte. Schwer atmend stapfte er zu der bleichen Gestalt, die blitzartig ihre Hand auf seine Stirn legte. Es fühlte sich nicht an wie eine Hand, sondern eher wie Sand oder... Asche.
"Hole ihn!"
Er taumelte benommen zurück und als er wieder sehen konnte war die Kabine des Schiffes verschwunden und er war in einer Art Höhle. Die einzige Ähnlichkeit war wohl, das noch immer das rotäugige Geschöpf vor ihm stand.
"Was zur-", er verstummte, als er bemerkte, dass nur der Kuttenträger da stand.
"Hole ihn!"
"Ja.", brachte er hervor und suchte mit den Augen nach einem Ausgang.
"Nimm das.", die bedrohliche Gestalt warf ihm einen Waffengurt zu, den er auffing. Ein Langschwert und eine Reihe von Wurfklingen befanden sich an diesem. Er schnallte ihn sich wortlos um.
"Beeil dich! Ich weiß nicht ob ich ewig an diesem Ort verweilen kann. Deine Chancen auf ein Entkommen von hier ohne mich ist nicht besonders hoch.
Er nickte und beeilte sich den Ausgang zu erreichen.
Kudo weichte dem Raubtierähnlichen Monster aus, nur um dutzend weiteren Angriffen, die aus allen anderen Richtungen kamen auszuweichen. Mit seinem neuen Schwert trennte er den Kopf, einer der Monster, die sich zu nahe an ihm herangewagt hatte. Mit einem schnellen Sprung zur Seite konnte er noch dem Feuerodem ausweichen, den er mit seinen überdurchschnittlich ausgeprägten Sinnen noch rechtzeitig wahrgenommen hatte. Diese verdammten Kreaturen besaßen über die Gabe der Sterne!
Kudo: Erzitterung der Erde!
Alle in der Nähe befindlichen Monster wurden gelähmt. Seine Klinge heulte auf, ehe er eine zerteilende Windwelle in die Richtung der Monster schickte und sie damit tötete. Nachdem der Kampf vorbei war, spuckte er auf den Boden und blickte um sich. Wie sollte er sich auf den Weg konzentrieren, wenn er jede fünfte Minute gegen eine Monsterhorde antreten musste? Natürlich würden sie ihn niemals besiegen können, doch auch seine Ausdauer hatte seine Grenzen. Diese Grenze war allerdings noch weit entfernt davon, erreicht zu werden.
Kudo: Wie komme ich nun wieder nach oben?
Er schaute nach oben. Er konnte keinen solch großen Turm beschwören, mit dem er wieder zurückfinden würde. Er musste also den Weg in die Spitze finden und das war mehr als schwer. Zumindest für eine normale Person. Dank seinen ausgeprägten Sinnen würde er es definitiv schaffen. Er kannte die Richtung von dem er den Wald verlassen konnte. Das einzige Problem war, dass der Weg versperrt war. Er musste sich also etwas einfallen lassen.
Der junge Erdadept nahm ein Geräusch wahr und zog seine Waffe wieder heraus.
Kudo: Nicht schon wieder.

Hashiro kam wieder zurück und schien besonders ausser Atem zu sein. Zu seinem Glück war der Kuttenträger mit den roten Augen immernoch da, was wohl hieß, dass er in der Tat noch Überlebungschancen hatte. Zumindest wenn er entkam.
Ein lautes zorniges Gebrüll ertönte hinter ihm. Hashiro blieb neben dem Kuttenträger stehen und blickte zu der Richtung des Gebrülls. Dort tauchte ein gelbliches, dickes Monster auf der zwar relativ kräftig aussah, aber dafür nicht besonders schnell. An seinem Oberkörper konnte man die zahlreichen Wurfmesser sehen, die in seinem Körper steckten. Ein großes Langschwert steckte außerdem in dessen Stirn, doch davon ließ es sich nichts anmerken.
Hashiro: D- das Monster ist nicht totzukriegen! Ich habe keine Waffe mehr übrig. Ich konnte gerade noch rechtzeitig entkommen. Mach schnell und bring mich hier RAUS!
Kuttenträger: Er ist der Wächter der Höhle. Es verbirgt sich hier mehr als nur das Messer. Hast du zumindest das Messer?
Hashiro nickte eilig und zog ein buntes Messer aus der Tasche.

Der König erhielt die Nachricht, dass die Kontaktperson wirklich im Besitz des Dolches gekommen war. Er war leicht verwundert „Hilfe“ zu bekommen, aber das störte ihn überhaupt nicht. Er nahm zwar Hilfe an, vertraute allerdings niemanden mehr. Mit diesem legendären Artefakt würde er Xaklar bezwingen und sich einen weiteren Schlüssel, der für die Aktivierung des Turmes gedacht war, angeln können. Er hatte zum Treffen zugesagt und würde somit erscheinen. Er würde sehen was es mit diesem Treffen auf sich hatte.

Das Schwert bohrte sich in den Rücken des Geflügelwesens ehe es zusammen mit Kudo in Richtung Boden zuraste. Der Mensch sprang rechtzeitig ab und entfesselte Odysee mit dem er der letzten Kreatur den Rest gab. Sichtlich Müde landete Kudo auf den Beinen und wischte sich den Schweiß aus der Stirn. Er war bereits seit ungefähr acht Stunden im Wald gefangen und war bisher nur mäßig weitergekommen. Er hatte KEINE FÜNF MINUTEN Ruhe gehabt! Wenn er sich bewegte kam es sogar oft dazu, dass es noch schneller zu einer Begegnung kam. Der ganze Wald wimmelte nur von unzähligen Kreaturen, die ihm keinen Ausweichweg gestatteten. Die Sonne war schon seit mindestens zwei Stunden untergegangen, die Anzahl und die Stärke der Monster dagegen angestiegen. Sein Körper wurde langsam Müde, doch er hatte nicht einmal die Möglichkeit sich auszuruhen oder zu schlafen. Kudo gab einen lauten Schrei von sich. Wenn er seine Panzerhandschuhe gehabt hätte, dann hätte er schon längst den ganzen verfluchten Wald weggesprengt! Wie sollte er unter den aktuellen Bedingungen durchkommen? Mit einem schnellen Hieb teilte er eine Kreatur, mit seiner Psynergie verstärkten Waffe, in zwei. Er hatte ihn offenbar mit seinem Schrei angelockt.
Kudo: Kommt her ihr jämmerlichen Luschen oder verzieht euch ganz!
Natürlich tat sich nichts und Kudo ging mit weiteren Schritten in die Richtung des Waldausgangs von dem er, bei diesem Tempo, noch über zwei Tage entfernt sein musste. Gereizt von der ganzen Situation steigerte er sein Tempo und lief nun gerade weiter in Richtung Waldausgang. Erneuert kam er vor einer Monsterhorde an, allerdings blieb er nicht stehen und schnitt sich durch die Menge durch. Aufgrund seiner Unaufmerksamkeit steckte er einige Treffer ein, die ihn allerdings nicht von den Beinen holen konnte. Mit Segnung heilte er sich und lief weiter.
Kudo [denkt]: Diese Bastarde verfolgen mich.
Doch dies war Kudo nun endgültig egal. Er würde seine neue Strategie weiter fortführen und seine Verfolger dann irgendwann alle gemeinsam erledigen. Dies war bedeutend schwieriger, aber Zeitsparender. So kam er wenigstens voran, auch wenn er sich am Ende gegen eine Megahorde durchsetzen musste. Es würde ihm schon eine Lösung einfallen, wenn es soweit war. Schließlich war er KUDO aus Akestas. Doch hochmutige Adept schnitt nun einen Baum in zwei, der seinen Weg versperrt hatte und sah nun auch die nächste Monsterwelle, die ihn auch schon mit einem Sturm an Feuerstrahlen begrüßte. Mit einem schnellen Satz nach links, weichte er diesem aus und die Strahlen trafen stattdessen einige seiner Verfolger und schüttelten diese ab. Mit einem Gebrüll stürzte er sich in die Menge, um sich seinen Weg durchzuschlagen…

Es war nun soweit. Kudo hatte das Schiff verlassen und hatte höchstwahrscheinlich die Karte aus seinem Zimmer gefunden mit dem er zu Meister Grace gelangen würde. Es war alles nach Plan gelaufen, zumindest der Teil mit Kudo. Ein anderer war dagegen bedeutend fehlgeschlagen. Dieses dagegen bedürfte eine dringende Korrektur. Es gab keinen Grund sich weiter gefangen halten zu lassen, weswegen er sich aus seiner Zelle befreit hatte, wenn auch nicht aus eigener Kraft. Noch bevor er das Schiff verlassen konnte, spürte er eine Klinge unter seiner Kehle. Die Klinge bestand aus Eispsynergie und war offensichtlich so hergestellt worden. Zwar keine geeignete Waffe für einen Kampf, doch genug um damit einer Person die Kehle aufschlitzen zu können. Anschließend wurde er von dieser Person in einem effektiven Griff gepackt. Er brauchte die Person nicht zu sehen ihn zu identifizieren.
Saitu: Ein Dschinn. Ich hätte nicht gedacht, dass auch du eins besitzt. Keine plötzliche Bewegung.
Ein leichtes lächeln bildete sich auf dem Lippen des Taans und er wirkte ruhig und gelassen trotz seiner aktuellen Situation.
Ailas: Eigentlich gehört es nicht mir, sondern Meisterin Silya. Kudo ist nicht der einzige, der einen Dschinn von ihr ausgeliehen bekommen hat. Ihr solltet fähigere Wachen aufstellen, wenn ihr nächstes Mal einen Gefangenen bewacht.
Noch ehe Saitu darauf antworten konnte, weiteten sich seine Augen als er das unfassbare sah. Eine gigantische Flutwelle kam auf das Schiff zu, die selbst die steile Klippe vor dem Schiff bei weitem überragte. Die Flutwelle würde sie und das Schiff verschlingen! Ailas hatte den Moment genutzt und sich aus seiner Position befreien können, doch das schief die geringste Sorge des älteren Merkuradeptens zu sein. Ailas dagegen empfing die Welle deutlich entspannter und hob seine Hand. Kurz bevor die Flutwelle das Land und das Schiff überfluten würde, stoppte es Augenblicklich. Saitu konnte seinen Augen nicht trauen, doch dann begriff er es.
Ailas: Richtig. Ich beziehe die Macht gerade aus dem Merkurstern.
Der Taan sprang auf die Wasserwelle.
Saitu: Bleib stehen.
Ailas: Es gibt keinen Grund mich hier aufhalten zu wollen, nicht das du oder jemand anderes jetzt dazu in der Lage wären. Ich werde im Merkurleuchtturm sein, wenn ihr beschließt das Leuchtfeuer zu entzünden.
Nach seinen Worten verschmolz er sich mit der Flutwelle, die dann in sich zusammenbrach. Von Ailas war keine Spur mehr da.

Während Tsuka und Merl sich unterhielten, fiel dem jüngsten Mädchen etwas auf, was am Boden lag. Nicht weit vom Meer an dem sie standen. Sie hob es auf, schaute auf den Inhalt und ihre Augen weiteten sich.
Lucya: Meister! Tsuka! Seht mal kurz her, was ich gefunden habe.
Merl: Nicht jetzt.
Tsuka: Gleich.
Lucya: Es ist sehr Wichtig.
Beide gaben auf und blickten schließlich dann doch zu Lucya. Sie erkannten den Merkurstern den sie in ihrer Hand hielt.
Saitu schüttelte frustriert den Kopf. Was war los mit ihm? Wieso hatte er ihn nicht aufhalten können? Doch jetzt war es zu spät. Paka hatte das Schiff bereits verlassen und Arilla mit ihm. Ailas zu finden war somit im Moment nicht möglich, aber das spielte im Moment nicht die größte Rolle.
Saitu[leise]:Rangi...
Er sprang auf und rannte zur Negationskammer. Doch es war niemand zu sehen. Wenn Ailas Rangi überwältigt hatte, wo war sie dann? Er wollte gerade wieder gehen, als er im Nebenzimmer Stimmen hörte. Saitu machte drei lange Schritte und riss die Tür auf. Im Raum befanden sich Rangi, Sciz, die sich feindseelig anstarrten und Skrasas, der dem Geschehen mit teilnahmsloser Miene folgte. Rangi sah auf.
Rangi:Gut, dass Ihr kommt Saitu. Ich habe diese beiden vor der Negationskammer aufgegriffen. Sciz hatte vermutlich vor Ailas zu töten.
Sciz:Ich hatte meine Gründe, wenn Ihr mich erklären lassen könntet...
Saitu:Eure Gründe sind mir im Moment völlig gleichgültig! Während ihr hier drin diskutiert ist Ailas entkommen.
Totenstille erfüllte den Raum. Saitu sah etwas in den Augenwinkeln und blickte zu Skrasas. Der beobachtete die Situation immer noch teilnahmslos, aber Saitu meinte eine Art wissendes Nicken gesehen zu haben. Er wandte sich wieder an die anderen beiden. Rangi hatte die Lippen fest aufeinander gepresst. Sie trat vor.
Rangi:Gibt es eine Möglichkeit ihn noch einzuholen?
Saitu:Nein, dazu ist es zu spät.
Sciz:Wie?
Saitu:Offensichtlich hat ihn ein Dschinn geholfen.
Sciz:Aber habt ihr ihn nicht darauf überprüft?
Saitu:Das ist es ja: Haben wir. Und ebenso hätte ein Dschinn in einer Negationskammer nicht einmal die Kraft sich zu bewegen, geschweige denn seine Kräfte einzusetzen. Aber es ist geschehen und offenbar leise genug, damit ihr alle nichts mitbekommen habt.
Rangi sah betreten zu Boden.
Rangi:Es ist wie Ihr sagt, ich habe versagt wie eine blutige Amateurin. Wie kann ich das wieder gutmachen?
Saitu:Helft uns einfach diesen Strudel zu schließen und Reyter zu vernichten, dann ist alles vergeben und vergessen. Was mich zu meiner nächsten Frage führt: Was macht ihr noch hier?! Der Käpten ist ohne euch beide aufgebrochen! Ihr könnt ihn noch einholen, aber ihr solltet euch bald mal in Bewegung setzen.
Rangi:Ich hatte gesehen wie Sciz sich hier eingeschlichen hat. Ansonsten habe ich keine Entschuldigung.
Saitu:... Wisst ihr was? Vergessen wir das fürs erste. Der Käpten hat euch um Unterstüzung gebeten, also sollte es eure oberste Priorität sein ihn einzuholen. Ich möchte, dass ihr ihm berichtet was passiert ist. Was Euch angeht Sciz: Wir werden uns diesbezüglich ein anderenmal unterhalten, wenn es der Käpten nicht tut. Habe ich mit klar genug ausgedrückt?
Sciz:... Ja habt Ihr.
Saitu:Gut, dann Abmarsch!! Und betet das die Sicherheitsvorkehrungen des Käptens für den Fall von Ailas Flucht funktionieren, denn wenn wir den Merkurstern nicht wiederfinden können, ist Mirnuzar wegen euch dem Untergang geweiht.
Rangi zögerte nicht, sondern nickte, packte Bogen und Kampfstab und verließ den Raum. Sciz nahm seinen Säbel wenig später und folgte ihr.
Saitu:Aber eine Frage steht noch offen. Was hattet IHR hier zu suchen, Skrasas?

Lanthari:Was sollte das denn, du Schlange?!
Sasso kicherte.
Sasso:Ah, tut mir Leid. Glaubt's mir, ich hab's nicht böse gemeint.
Sylvos:Begrüßt ihr alle Neuankömmlinge so?
Sasso:Keine Ahnung. Das ist das erste Mal, dass ich jemanden von außerhalb begrüße. Wir haben eigentlich nie Besuch.
Lanthari:Das ist doch trotzdem keine verdammte Art jemanden zu begrüßen, du Flegel!
Er hob abwehrend die Hände und wich grinsend einen Schritt zurück.
Sasso:Oh, wie furchterregend.
Lanthari knurrte wütend und machte einen Schritt auf ihn zu, aber Amirwin legte ihr ihre Hand sanft auf die Schulter.
Amirwin:Lass gut sein, La. Dieser Mann sagte doch, er meinte es nicht böse.
Lashon:Böse oder nicht...
Er hatte sich dem Mann leise von hinten genährt, packte ihn mit dem linken Arm, grub mit der rechten Hand etwas Schnee aus dem Boden und seifte ihn damit ordentlich ein.
Lashon:Wir sollten das Begrüßungsritual auch erwidern.
Amirwin:Lashon, bitte!
Lashon:Was denn? Ich meine es doch nicht böse...
Doch etwas war seltsam. Der Mann wehrte sich überhaupt nicht dagegen und lächelte unbeirrt weiter. Lashon runzelte fragend die Stirn.
Tropfen:Okay, lass gut sein Lashon! Wir sollten lieber einen guten ersten Eindruck machen...
Sasso sah fragend auf, als er die fremdartige Stimme des Dschinns hörte und starrte ihn an.
Tropfen:Hallo, Bewohner der Frostlande. Ich bin Tropfen und...
Sasso zog etwas aus seiner linken Tasche, das verdächtig nach einem Keks aussah.
Sasso:Hallo Kleiner. Willst du was zu futtern? Komm her, ich tu dir nichts.
Er wedelte mit dem Keks herum, als wollte er einen Hund anlocken. Tropfen starrte ihn einen langen Moment an.
Tropfen:Lashon? Mach weiter, bitte.
Lashon zuckte mit den Schultern, nahm sich eine neue Hand voll Schnee und setzte seine Arbeit genüsslich fort.
Amirwin:Lashon...
Lashon:Ist ein Befehl, da kann ich leider nichts machen.
Als sich alle beruhigt hatten, richtete sich Sasso wieder richtig auf, wischte sich den Schnee auf dem Gesicht und strahlte sie an.
Sasso:Ist ja gut, tut mir Leid wegen vorhin. Ihr wollt nach LaVoisin, nicht? Alle Besucher wollen nach LaVoisin! Ich bringe euch hin.
Tropfen sah ihn immer noch ein wenig beleidigt an.
Tropfen:Wir finden den Weg sicher auch alleine...
Sasso:Hee... Wirklich? Mag sein, aber es wäre doch besser, wenn ihr mit mir mitgeht. Manche der Damen die hier leben sind manchmal etwas sehr gelangweilt. Wenn ihr einfach so da reinstolpern würdet, könnten euch neue lustige Gliedmaßen wachsen oder so... Außerdem will ich euch Mutter vorstellen.
Der Dschinn sah immer noch nicht sonderlich überzeugt aus.
Alyka[leise]:Er mag zwar... sonderbar sein, aber ich denke auf mehr hätten wir nicht hoffen können.
Tropfen:Ist ja gut, ist ja gut. Ok, bring uns bitte hin, ja? Aber mach das von vorhin nicht nochmal. Sonst seife ICH dich ein.
Sasso:Oh, darauf würde ich mich freuen. Eine Schneeballschlacht wäre sicher lustig. Dazu sind die Mädels hier sich alle zu fein.
Sylvos:Wie hast du das eigentlich gemacht? Ich konnte fast wetten du warst überall...
Sasso grinste.
Sasso:So natürlich.
Ohne Vorwarnung verschwandt er blitzschnell im Schnee und ließ ein Loch zurück.
Lashon:Ein Wasseradept...
Sasso:Adept, hm?
Sie waren nicht sonderlich überrascht, als er hinter ihnen stand.
Sasso:Nennt man so Berührte der Sterne bei euch?
Lashon:Manche von uns kommen NOCH weiter weg, als andere...
Sasso:Wow, klingt interessant. Davon müsst ihr mir mehr erzählen. Aber am besten ich bring euch erstmal hin, ja? Mutter ist bestimmt an eurem Besuch hier 'interessiert'. Kommt!
Er ging los ohne auf eine Antwort zu warten. Sie wandten sich an Tropfen.
Tropfen:... Wenn wir vorhatten uns heimlich zu nähern, ist es jetzt eh zu spät. Lasst uns gehen.

Merl konnte sie nur anstarren. Tsuka sprach zuerst aus, was sie alle dachten.
Tsuka:Was macht der denn hier?!
Lucya:Es lag einfach... hier.
Die deutete auf eine Stelle, wo das Gras noch den Abdruck zeigte.
Tsuka:Das ist unmöglich, wir hätten das Ding doch noch vor drei Sekunden sehen müssen, als wir daran vorbeigelaufen sind.
Merl sah den Stern mit wachsendem Entsetzen an. Der Merkurstern sollte doch in Kudos Besitz sein. Seine Schwester war bereits in der Gewalt dieses Irren. Und noch war der Stern hier. Das konnte nur bedeuten... Kudo war vernichtend geschlagen worden. Vielleicht sogar tot. Aber wenn das der Fall war, was war mit Pakas Mannschaft? Waren sie auch vernichtet worden? Hatte er mit seiner Wahl, nicht mit ihnen zu gehen und erst seine eigenen Angelegenheiten zu beenden sie alle ihrem Verderben überlassen? Schweiß rann ihm über die Schläfe.
Tsuka:Anarath? Glaubst du...
Er schüttelte den Kopf.
Merl:Ob Kudo und den anderen etwas zugestoßen ist? Ja, ich fürchte das ist es. Ob der Kerl von dafür verantwortlich ist? Sehr wahrscheinlich. Ob die anderen Sterne jetzt auch im Besitz eines anderen sind? Das kann ich nicht sagen.
Lucya überreichte ihm das Juwel, das Merl nervös in den Händen hielt. Er hatte keinen Mithrilbeutel oder etwas Vergleichbares, um seine Strahlung zu unterdrücken. Ihm blieb nichts anderes übrig als ihn so zu tragen wie er war.
Tsuka:Dann ist es also entschieden. Wir machen es.
Merl brauchte eine Weile um zu begreifen, dass sie ihren Vorschlag meinte.
Merl:Zuki, nein! Ich bin immer noch dagegen.
Tsuka:Es ist Tsuka, verdammt! Hast du vielleicht eine bessere Idee, du Genie?
Er biss sich auf die Lippe. Nein, die hatte er nicht.
Merl:Pass auf: Wir gehen zuerst du dem vereinbarten Ort. Bevor ich die Arena betrete, reden wir noch einmal darüber, FALLS mir nichts anderes eingefallen ist.
Tsuka:Fein. Aber denk nicht, dass ich klein beigebe.
Sie gingen weiter.
Merl[denkt]:Ich weiß einfach nicht mehr, was ich tun soll...
Vulkanasche[Bündnis]:Ganz ruhig. Ja: Es wird ernst. Aber du darfst deswegen nicht gleich in Panik geraten. So wie die Dinge stehen, kannst du nichts mehr daran ändern. Rette erst einmal dein Mädchen, vielleicht kann sie uns sagen was hier passiert.
Merl[denkt]:Gut... W-Warte, sie ist nicht 'mein Mädchen'.
Der Dschinn gluckste.
Vulkanasche[Bündnis]:Ich war schon mit mehreren Adepten verbündet, die das durchgemacht haben. Aber keiner war so jung wie du. Keine Sorge, du wirst noch schnell begreifen. Rette sie erst einmal, dann läuft der Rest wie geschmiert.
Merl hatte keine Lust mehr dem Dschinn zu antworten und konzentrierte sich wieder auf den Weg.
Ein klarer, kurzer, unglaublicher Schrei riss Kudo aus seiner Konzentration.
Vor sich sah Kudo den Nachthimmel. Kudo lag bereits auf dem Boden, er hatte gar nicht mitbekommen dass er seine Balance verloren hatte, geschweige denn dass er von etwas getroffen wurde.
Er sprang auf und ging sofort in Kampfhaltung, die Monster waren bereits verschwunden,aber etwas dass in der Lage war all diese Monster mit einem Schrei in die Flucht zu schlagen musste unglaublich gefährlich sein.
"Tut mir Leid euch erschreckt zu haben, ich dachte ihr wärt in Not. Ihr wisst nicht zufällig wie ich zu dem Meister der Kampfkunst gelange der hier leben soll?"
Kudo richtete Bergteiler auf den fremden Mann der plötzlich neben ihm stand.
Der langhaarige Fremde ignorierte die beiden Klingen die auf ihn gerichtet waren und wich Kudos Blick aus.
"Ich nehme nicht an dass ihr der Meister seid den ich suche. Ich entschuldige mich noch einmal dafür euch erschreckt zu haben. Ich habe nicht vor zu Kämpfen, also habt ihr keinen Grund eine Waffe auf mich zu richten."
Kudo nahm die Waffe nicht hinunter.
"Wer bist du? Seit wann bist du hier? Warst du derjenige der die Monster verjagt hat? Und ich hatte KEINE Probleme!"
Der Mann musterte Kudos Schwert eine Weile lang, bevor er antworte. Die Hände hatte er dabei die ganze Zeit über in den Hosentaschen vergraben.
"Ich bin Riijadon. Ich bin seit heute Nachmittag in diesem Wald und hab mich verlaufen. Ich habe die Monster verjagt weil ich dachte ihr wärt in Gefahr, ich entschuldige mich noch einmal dafür dass ich das getan hab."
Kudo runzelte die Stirn.
"Du hast die Monster nur mit einem Schrei verjagt?"
Riijadon blickte ihn ratlos an.
"Womit denn sonst?" fragte er perplex.
Ein Feuerstrahl schoss an Riijadons Ohr vorbei auf Kudo zu. Kudo wich aus und erlegte das Monster dass ihn angegriffen hatte mit einem schnellen Schwerthieb.
"Verdammt! Wo ich endlich dachte ich könnte eine Pause machen!"
Mehrere kleine Wesen schossen an Riijadon vorbei auf Kudo zu. Kudo erlegte die Kreaturen mit einem zweiten Schwerthieb.
Kudo sah mit zweifelnder Miene zu Riijadon.
"Wieso greifen die nur mich an!?"
"Sie greifen mich nicht an, weil ich weder Beute noch Bedrohung für sie darstelle."
"Dein Brüllen eben war verdammt bedrohlich!" erwiderte Kudo und schickte eine zerteilende Windböe durch eine heranstürmende Monsterhorde.
"Du bist in das Revier dieser Wesen eingedrungen..." begann Riijadon.
"Du doch auch!"
"...du hast die Wesen die dich angegriffen haben um ihr Revier zu schützen ohne zu zögern getötet. Damit hast du dich als Aggressor zu erkennen zu geben, weshalb diese Monster immer mehr ihrer Brüder und Schwestern holen um ihre Heimat zu verteidigen. Und du bringst sie alle um. Weshalb dich noch mehr Monster angreifen damit nicht noch mehr Blutvergiessen statt findet..."
Riijadon deutete mit dem Finger auf den Baum den Kudo auf seinem Weg zerschnitten hat.
"Ausserdem hörst du nicht damit den Lebensraum dieser Kreaturen zu zerstören. Wärst du in meine Wohnung eingebrochen und hättest angefangen meine Familie umzubringen nach dem sie versucht hat, dich zu vertreiben, wär ich auch ganz schön wütend auf dich, gelinde gesagt."
"Aber was soll ich denn machen!?"
"Nun du hättest den anfänglichen Angriffen ausweichen sollen und laufen sollen. Dann hätten die Monster nach einer Weile dass Interesse an dir verloren. Aber als Erd- Adept müsstest du eigentlich in der Lage sein mit dem Wald eins zu werden, dann wären alle diese Monster und sogar die Pflanzen und der Boden dieses Waldes deine Freunde. Dann könntest du auf einem dieser Pantherwesen reiten und die Grashalme und Blätter würden dir den Weg weisen."
Mit lautem Gebrüll befreite sich Kudo aus der Umklammerung eines Affenmonsters und stiess es mit dem Knauf seines Schwerts weg.
"Das soll funktionieren? Was müsste ich dafür tun?"
"Nun normalerweise sind nur extrem mächtige Adepten überhaupt in der Lage nur die Stimme des Waldes zu hören. Um eins mit dem Wald zu werden sind normalerweise tausende Stunden von Meditation im Wald und ein Lebensstil als Mönch nötig der jahrelang praktziert werden muss, sowie jahrelanges,tägliches Training im Umgang mit heilender Venus-Psynergy.
Dir aber würde ich empfehlenden Schaden den du im Wald angerichtet hast rückgängig zu machen und dich dann beim Oberhaupt des Waldes in aller Demut zu entschuldigen. Zum Oberhaupt könnte ich dich hinführen "
Kudo blinzelte zweimal.
"Ich... soll den Schaden rückgangig machen?"
Riijadon nickte.
"Aber, ja. Du besitzt doch die Psynergien Segnung, Phönix und Wachstum, oder?"
"Lass mich dass mal klar stellen: Du willst dass ich den ganzen Weg den ich gelaufen bin zurück gehe, sämtliche Monster die ich verletzt habe heile und wiederbelebe und sämtliche Pflanzen die ich beschädigt habe mit Wachstum wieder herrichte?"
Riijadon nickte ein weiteres mal.
"Genau das, und natürlich darfst du während der ganzen Sache keine weiteren Monster mehr verletzen. Ich schätze du darfst sie bewusstlos schlagen wenn du es schaffst dabei nicht ihre Knochen zu brechen. Oder du könntest ihre Knochen heilen während sie bewusstlos sind."
"Wie soll ich dass denn alles machen!?"
Riijadon ignorierte Kudo und sprach unbeirrt weiter.
"Ah ja... Und wenn du dann alle Monster geheilt hast werden wahrscheinlich auch die wiederbelebten Monster weiter hinter dir her sein.
Danach musst du ins Herz des Waldes vordringen wo die meisten und stärksten Monster das Oberhaupt des Waldes schützen. Während natürlich alle anderen Monster die dir vorher begegnet sind noch hinter dir her sein. Wenn du dann beim Oberhaupt angekommen bist werf dich vor ihr in den Dreck auf die Knie und flehe sie um Vergebung an. Es gibt aber keine Garantie das sie überhaupt wach ist und wenn sie wach ist, dann kann es natürlich sein dass sie dir nicht vergibt."
"Und woran erkenne ich das Oberhaupt?" fragte Kudo der mit einem Sprunge einem Flammenodem auswich.
"Sie ist ein grosser, sprechender Baum mit einem Gesicht, eine Crania-Älteste. Crania sind das Volk der Bäume des Wissens, ich glaub in Weyard im Wald von Kolima soll es sie auch geben."
"Und wenn sie mir vergibt?" fragte Kudo schweratmend.
"Dann wird sie dir eine Prüfung auferlegen und wenn du diese Prüfung bestehst, wirst du ein Teil des Waldes. Du wirst eins mit dem Wald und kannst hier ohne Probleme raus und bekommst jede mögliche Abkürzuung freigestellt.
Aber du bist dann nur ein Teil DIESES Waldes hier, jedoch solltest du wenn du die Prüfung bestehst die Gabe erhalten die Stimmen jedes Waldes hören zu können. Eine Gabe mit der man jedes Lebewesen in einem Wald aufspüren kann und man spürt wo sich heilige und verseuchte, dämonische Energie innerhalb eines Waldes befindet."
"Also heisst das..." sagte Kudo während er mit einem ,Zittern der Erde, eine Monstergruppe um sich herum lähmte," würde ich das alles machen käme ich aus diesem Wald raus und würde die Gabe erlangen Dämonen aufzuspüren?"
"Solange sich der Dämon den du suchst sich gleichzeitig mit dir im selben Wald aufhält, dann ja."
Er sah sich noch einmal Kudos Schwert an.
"...Ich würde noch etwas über deine Schwertführung sagen, aber diese Waffe die du da hast ist, zumindest für mich, kein Schwert.
Es ist ohne Zweifel eine schrecklich mächtige, destruktive Waffe aber es ist kein Schwert das gemacht wurde um zu Schneiden.
Deine Waffe wurde dafür gemacht um einen Feind zu zerhacken, nein eher zu zerfetzen. Es ist keine Waffe zum Kampf gegen Menschen, oder kleine Monstergruppen, so eine Waffe wie deine wurde gemacht um Drachen zu erlegen
Du versucht sie zu benutzen wie ein gewöhnliches Schwert, das kann nicht funktionieren. Bei einem normalen Schwert wird die Kraft die du auf den Schwertgriff ausübst auf die Klinge übertragen. Die Kraft wird auf eine möglicht dünne Linie gebracht und es entsteht durch diese Kraftübertragung auf einer geraden Linie bei Erhönung der Geschwindigkeit der Masse, der Schnitt.
In deinem Fall wird die Kraft die du für einen geraden Schnitt bei einem normalen Schwert brauchst durch zwei geteilt, was bedeutet dass du die doppelte Kraft beim Schwertschnitt aufbringen musst als bei einem normalen Schnitt. Deine Waffe ist auch noch doppelt so schwer wie ein normales Schwert dieser Größe. Also ist der Kraftverbrauch insgesamt viermal so gross wie bei einem Normalen Schwert, was bedeutet das du auch viermal schneller müde wirst.
Versuche möglicht viel zu stechen und weniger zu Schneiden, dass sollte zu mindest etwas weniger anstrengend sein.
Das gilt natürlich nur für die normalen Schläge die Entfesselungen kannst du so einsetzen wie du lustig bist.
...Sind aber alles nur meine persönlichen Vorschläge du brauchst sie nicht ernst zu nehmen.
Wenn du vor hast zu lernen wie man die Stimme des Waldes hört dann werde ich dich begleiten um dich zur Crania-Ältesten zu bringen. Solltest du auf dem normalen Weg raus wollen werde ich dich begleiten, immerhin möchte ich selber aus diesem Wald raus.
Ich werde in keinem Fall irgendetwas oder irgendjemanden in diesem Wald angreifen, also tu einfach das was du für richtig hälst."
Kudo: Das muss es gewesen sein.
Erklang es von ihm, als er auch den letzten Schaden an der Natur geheilt hatte sowie die Wesen geheilt. Durch seine ausgeprägten Sinne war es ihm nicht allzu schwer gefallen den Rückweg zu finden. Dieser ganze Aufwand hatte mehrere Stunden gedauert, doch immerhin haben ihn seitdem nicht alle Monster angegriffen dem er begegnet war. Manche hatten ihm bei seiner Heilung sogar zugeschaut. Aber alles im allem war es schwer zu heilen und auszuweichen. Diese Monster verloren nicht einfach die Spur. Er hatte dem fremden Ausdrücklich gewarnt sich nicht einzumischen.
Riijadon: Es ist nicht mehr weit bis zum Oberhaupt.
Kudo: Das gleiche hast du mir vor fünf Minuten auch schon gesagt!
Riijadon sprang die Äste, Stufenweise hoch, die ähnlich wie eine Treppe angelegt waren. Kudo wimmelte die Monster ab, ehe er ihm schließlich folgte. Eigentlich brauchte Kudo die Gunst des Oberhauptes nicht um den Wald zu verlassen. Er wusste, dass ein Berg oder eher eine Höhle, aus dem Wald herausführte, die allerdings am anderen Ende des Waldes lag. Ob er ihn erreicht hätte war die einzige Frage die sich in ihm auftat. Die Stimme des Waldes zu hören würde ihm sicherlich nicht schaden.
Kudo: Wehe du erfindest die ganze Gabe um die Stimme des Waldes.

Sarek fluchte als er den Kampf abbrechen musste, nachdem ihn diese Diener von seinen Gegnern getrennt hatten. Ebenso wie Tynois und Zoga, die nicht weit von ihm wegstanden. Sie wurden immer noch von einer Großzahl an Dienern attackiert, die offensichtlich nur das Ziel hatten sie hier lange genug festzuhalten.
Zoga: Diese Wesen werden kontrolliert.
Tynois: Ist mir auch schon aufgefallen.
Sarek: Irgendjemand kam mir zuvor. Wer bist du? Zeig dich gefälligst.
Statt sich zu zeigen ertönte eine bekannte Stimme in ihren Köpfen.
Semih [telepathisch]: Dieser Ort gehört nun mir, alte Freunde.
Sarek [telepathisch]: Du?! Du bist hier?
Semih [telepathisch]: Ich gewähre euch die Chance mir noch einmal gegenüber zu stehen und zeige euch den Weg in die Spitze. Dort werden die Gegner warten, die euch vorhin entkommen sind.
Zoga: Was soll dieses Spiel?
Semih [telepathisch]: Gewinnt ihr, dann erhaltet ihr die Ehre ein weiteres Mal gegen mich anzutreten. Ein weiteres Mal von mir vernichtet zu werden. Gewinnt ihr jedoch beide Kämpfe und ihr erlangt die Kontrolle.


Garet: Nun sind wir hier oben im Thronsaal und was ist zu finden? NICHTS. Nur ein leerer Raum mit einem fehlenden Herrscher.
Aaron: Oder er wartet nur auf die richtige Gelegenheit zu erscheinen. Isaac, siehst du mit deinen Augen einen geheimen Pfad? Vielleicht ist das nicht der letzte Raum.
Sarek: Moment!
Die zweiköpfige Schlange betrat den Raum, genauso wie Tynois und Zoga.
Zoga: Es scheint, als wären die drei unsere Gegner. Aber warum hier? „Er“ scheint mit uns zu spielen oder irgendetwas im Schilde zu führen.
Garet: Wer ist „er“?
Sarek: Das geht euch nichts an. Verteidigt euch.
Aaron, Garet und Isaac gingen in Verteidigungsposition.
Eton sah aus dem Fenster. Die beleuchteten Höhlenwände schossen an ihm vorbei.
"War es wirklich eine gute Idee diesen Zug zu klauen?" fragte er Gofer.
Der Kahköpfige Mann drehte sich nicht zu Eton um sondern richtete seinen Blick weiter auf das Armaturenbrett des Zuges.
"Es war eine gute Idee glaub mir, Eton" antwortete Hardin an Gofers Stelle.
"Warum das denn? Dieses Ding macht eine Menge Lärm während wir es benutzen und ich glaube ich werde davon sehkrank. Und schau mal aus dem Fenster die Höhlenwände haben sich grade verändert."
Eton winkte mit der Hand in Richtung Fenster.
Anstatt der kahlen Felswände bestand der Tunnel nun aus glänzendem hellblauen Kristall.
"Ah, wir sind bereits in einem der Kristallrohre. Das bedeutet dass wir uns noch nicht verfahren haben." erklärte Hardin Eton, "Dieser Tunnel hier funktioniert so ähnlich wie eine Ziehharmonika, sobald der Hauptmechanismus gestartet wird, fährt der Tunnel so auseinander wie ein Teleskop.
Naja du wirst schon sehen wozu das gut ist sobald du alles in Aktion siehst"
"Eton, Hardin."
Gofer zeigte ruhig auf das Gleis auf dem der gekaperte Zug fuhr. Dort vor den dreien, mitten auf der Strecke stand jemand.
Gofer drosselte das Tempo der Lokomotive etwas.
"Ich dachte erst es wäre eine Wache aber, irgendetwas stimmt nicht..."


"Und es ist wirklich in Ordnung das dieses Ding jetzt kurz vor dem Start durch die Tunnel umherstreift..?" fragte Gel während er sich mit einem Finger die Lippe entlang fuhr.
"Wir haben keine Zeit ihn ein zu fangen. Er war so wieso nur ein Prototyp."



Gofer schaltete die Psynergy-Scheinwerfer der Lok an. Das aufflackern der Scheinwerfer spiegelte sich in den Augen der weit entfernten Gestalt.

"Ein Prototyp eben, ein totaler Fehlschlag."

Gofer betätigte zweimal das Signalhorn der Lokomotive
"Ich starte jetzt durch mit Vollgas! Wenn er nicht aus dem Weg geht ist er selber Schuld!"

"Natürlich wurde das Material aus dem wir ihn zusammengeschustert haben gut verarbeitet und auch nicht mit der Bewaffnungen oder den Transformationsfunktionen gab es Probleme. Von der funktionstüchtigkeit läuft alles eigentlich einwandfrei."

Hardin hielt sich an einem der Sitzplätze fest und erwartete den Aufprall. Eton klammerte sich von hinten an Hardins Hüfte fest.
"Eton, ich krieg keine Luft! Und wieso hälst du dich ausgerechnet an MIR fest!?"
Gofer schluckte kurz und drückte dann den Geschwindigkeitsregler der Lok auf Maximallesitung.
"LOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOS!!!


"Wir wollten den größten Krieger Mirnuzars mechanisch kopieren und wir haben versagt. Wir mussten uns leider nur auf Berichte von Augenzeugen verlassen als wir seinen Kampfstil in den mechanischen Körper einprogrammiert haben. Es war zu erwarten dass es auf diese Weise nicht funktionieren konnte. Oh, zugegeben er ist schon ein ernstzunehmender Gegner..."


Die Lok raste mit auf den voller Wucht auf die Gestalt zu.
*BZZZZZZZZZZZZZZZZZT*
Der Zug stoppte abrupt und Gofer knallte mit dem Gesicht ins Armaturenbrett. Hardin flog über den Sitz an dem er sich festhielt und Eton flog über Hardin an dem er sich fest hielt.
Gofer beschloss das Dröhnen in seinem Kopf zu ignorieren und sah noch einmal auf die Gleise.
Die Gestalt hatte ein Schwert in die Dampfkammer der Lokomotive gebohrt und leuchtete Gofer mit unmenschlichen Augen ins Gesicht.
"Bzzzzzt..?" machte Gofer ungläubig.


"...Er verfügt zum Beispiel über die Kraft ein ganzes Haus hoch zu heben..."


Die Gestalt versenkte das Schwert weiter in den Zug und kippte es seitwärts. Die gesamte Lokomotive begann seitlich zu kippen. Die ganze Lok kippte seitwärts auf die Erde.


"...aber das eigentliche Problem ist.... nein, nicht das sein Kampfstil vollkommen unkontrolierbar ist...Nein, das eigentliche Problem ist..."


Hardin machte benommen die Augen auf.
"Seid ihr verletzt?"
"Kein Bisschen."
"Mmmmf."
Hardin richtete sich auf, er war auf ein Sitzkissen gefallen dass seinen Sturz gebremst hatte.
Eton hatte Gofers Sturz gebremst und diente diesem jetzt als Sitzkissen. Gofer stand nicht auf und lehnte sich zu Hardin vor.
"...Du glaubst mir nicht was ich gerade da draussen gesehen habe..."
Ein Schwert fräste sich durch das ehemalige Dach des Zug und erschuf einen Eingang.
Gofer riss eine der Sitzbänke neben sich aus den Angeln und bewaffnete sich damit.
"Hardin.... Egal was du jetzt siehst. Zögere nicht einen Augenblick."
"Verstanden..."


"Das Problem liegt im Personalitätsprogramm. Wir haben weder geschafft die Persönlichkeit des Originals zu kopieren, noch den Prototyp unter Kontrolle zu bringen. Der Prototyp hält sich selbst für das Original. Und da wir die Persönlichkeit des Originals auch nur aus Augenzeugen kennen, mischen sich in diesem Prototypen unglaublich verschiedene Fehlfunktionen die vollkommen unvorhersehbar sind und er nimmt keine Befehle entgegen. Deswegen haben wir ihn in einen der evakuierten Bereiche geschafft damit er möglicht wenig Schaden verursacht und uns nicht im Weg ist. Wegen dieses Prototyp-Unfalls haben wir auch Tarii engagiert damit sowas nicht nochmal passiert."


Die Gestalt kam herein und Gofer schlug mit der Sitzbank zu. Die Sitzbank wurde von einer Metallhand abgewehrt. Ein Blitz schoss durch Gofer der schreiend zusammenbrach.
"Aquarius-......"
Hardin unterbrach seine Attacke. Diese Statur diese Kleidung. Das konnte nicht sein!
An den Schultern der Gestalt öffnete sich jeweils eine Klappe.


"Aber er war wirklich eine, rein von der Mechanik her, Meisterleistung. Wir haben sogar das Waffensystem der Daedalus-Beschwörung in Menschengröße reproduzieren können, abgesehen von der grossen Rakete."


Unmöglich... Hardin sah in die Scheinwerfer Augen des Metallkopfs und fasste sich wieder. Zwei Salven fingergrosser Raketen trafen ihn und sendeten ihn mit einer Kettenexplosion Richtung Boden.
Eton der am Boden saß und zurückwich sah den Metallmann langsam auf sich zu kommen.
Der mechanische Mensch hob sein Schwert. Eton sah tonlos mit offenem Mund nach oben, er wusste genau wen dieser Blechmann mit Aufziehschlüssel im Hals darstellen sollte. Die
Scheinwerfer-Augen sahen hinab zu Eton.
*DU=IMITAT ......BESTRAFUNGSEQUENZ_ INITIERT!*


"Im Nachhinein muss ich sagen dass, Projekt Robo-Eton das Dümmste war dass wir je getan haben. Aber aus Fehlern lernt man und die Fehler die wir bei dem Projekt gemacht haben waren zahlreich und gewaltig."


*ICH_BIN_LORD_ETON! BZZT.*





"Wir sind da, Kudo."
Kudo sprang die letzten Ast-Treppenstufen hinter Riijadon her.
"Wo ist sie?"
"Du stehst praktisch vor ihr."
Riijadon klopfte zweimal an die Rinde des Baumstamms neben sich.
Der Baumstamm auf dem Kudo und Riijadon standen bewegte sich von alleine nach oben.
"Wer seid ihr?" fragte eine schläfrige Stimme.
"Zwei Wanderer die eine Audienz wünschen" antwortete Riijadon.
"ICH BIN KEIN WANDERER!"
"Na gut, dann eben Riijadon und jemand der wünscht die Fähigkeit zu erlernen die Stimme des Waldes zu hören."
"Die Stimme des Waldes...so,so....zzzzzzz....."
"Hey! Schlaf nicht ein!"
Riijadon berührte Kudo beschwichtigend an der Schulter.
"Beruhigt euch, Menschen!" donnerte eine Strenge Stimme.
Ein Gesicht fuhr aus der Rinde vor Kudo und Riijadon.
"Ich bin Baijal der zweitälteste Crania dieses Waldes. Wenn ihr mit der Ältesten Testalia sprechen wollt dann besteht erst die Prüfung. ...Oh, bist du das Riijadon?"
"Lange nicht mehr gesehen Testalia, damals warst du noch ein Sätzling. Mein Freund hier möchte die Prüfung absolvieren."
Das runzlige Gesicht Baijals wandte sich Kudo zu.
"Ist dem so?"
"Absolut!" antwortete Kudo ohne zu zögern.
"Gut, Gesprochen, Samenkorn. Die Prüfung ist simpel: In diesem Wald gibt es vier heilige Bäume die verseucht wurden, heile diese Bäume, dann wird der Weg zu einem alten Tempel frei. In diesem Tempel lauert etwas Böses. Bezwinge dieses Böse und bring mir sein noch pochendes Herz. Das Herz wird nicht sehr lange Pochen also beeile dich wenn du es erhälst. Während der gesamten Prüfung ist der Einsatz von Psynergy untersagt. Weckt mich wenn du die Aufgabe erfüllt hast."
Der Zweig fuhr wieder nach unten und setzte die beiden auf dem Waldboden ab.
Sinaphie:Wow...
Sie stand auf einem grasbewachsenen Hügel und drehte sich ungläubig um die eigene Achse. Wohin sie auch sah war Land. Unendliches Land. Nur wenn sie zurück sah, den Weg von dem sie hinauf gerannt war, konnte sie in der Ferne noch das Meer sehen. Ein Meer das ihr so unendlich vorgekommen war wie das Land nun, was sie umgab. Niemals hätte sie sich zu träumen gewagt so WEIT sehen zu können. Ihr Herz schlug so kräftig vor Aufregung, dass es fast wehtat. Sie spürte wieder diesen Drang, einfach loszurennen und noch mehr zu sehen...
Kanra:Hab ich dich endlich...
Sinaphie drehte sich um. Kanra kam keuchend und erschöpft auf sie zu.
Kanra:Was war denn los? Du warst so still und dann bist du einfach abgehauen...
Sie blinzelte entschuldigend.
Sinaphie:Tut mir Leid, Kanra. Es ist... Es ist nur... so überwältigend. Ich weiß ihr habt mir davon erzählt, aber...
Sie starrte wieder auf die schier unendlichen Grasfelder hinaus. Weit in der Ferne konnte sie Berge erkennen, die fast so groß waren wie der Baum der Stammesfeder. Kanra setzte sich neben sie.
Kanra:... Sinaphie, wieso verlassen Aerorill ihre Insel eigentlich nie? Ist es wirklich, weil sie kein Interesse an der wahren Welt haben?
Sinaphie:Wieso reisen Menschen so viel in unbekannte Regionen? Das ist für uns genauso ein Rätsel über die Menschen. Für uns IST Nebelnest die wahre Welt. Für die anderen zumindest. Ich hatte mich schon immer gefragt, wie es ist... Doch nach der Bleichinsel und Sturmfeste hätte ich niemals etwas so... Gigantisches erwartet. Es ist wunderschön, nicht?
Kanra nickte. Diese weiten Grasfelder erinnerten sie irgendwie an ihre alte Heimat und irgendwie auch wieder nicht. Doch sie existierte nicht mehr und langsam sollte sie sich damit abgefunden haben. Aber dennoch kam die Erinnerung in ihr wieder hoch...
Sinaphie:Tut mir Leid, dass ich einfach mir nicht, dir nichts losgerannt bin. Ist Paka wütend auf mich?
Kanra:Wütend? Niemals. Wenn ich ehrlich bin habe ich diesen Typen noch niemals wütend gesehen. Nein, er schien sogar ein wenig besorgt...
Sinaphie:Oh... Dann lass uns besser umkehren.
Kanra:W-Was? Können wir nicht noch ein wenig... sitzenbleiben?
Sinaphie sah zu Kanra und erinnerte sich wieder, wie sehr sie außer Puste war.
Sinaphie:Natürlich Kanra.
Kanra:Danke.

Als sie zurückkamen waren bereits Sciz und Rangi zu ihnen gestoßen. Kanra runzelte die Stirn.
Kanra:Da seid ihr ja. Was war denn los?
Kurlag:Offenbar ist der junge Ailas entkommen.
Kanra&Sinaphie:WAS!?
Sie war schockiert. Er war aus einer Negationskammer entkommen? Wie? Nachdem was sie gehört hatte, müsste es für einen Adepten schlicht unmöglich sein. Sie schob sich zum Käpten durch, der immer noch mit Rangi und Sciz redete. Sein Tonfall klang ernst. Und das war gar nicht gut.
Kanra:Ist das wahr?
Paka:Ah, Kanra. Ihr seid zurück... Wegen Ihr mit 'das' die Flucht von Ailas meint, fürchte ich dass es wahr ist.
Sciz:Er hatte einen Dschinn bei sich, der die Auswirkungen der Negationskammer zumindest kurzfristig überstehen konnte.
Kanra konnte einfach nicht glauben was sie da hörte.
Kanra:Und der Merkurstern?
Paka:Fort.
Kanra:Dann müssen wir sofort da hin!!
Paka:Nein.
Kanra:Nein? Wieso nicht?!
Der Käpten räusperte sich.
Paka:Er beherrscht genug Techniken die des Teleports ähnlich sind, um uns immer wieder zu entwischen. Wir verfügen nicht über die Mittel oder die Zeit um ihn wie er jetzt ist wieder einzufangen. Deshalb haben wir etwas mit ihm gemacht, während er unter Einfluss der Schlaftechnik stand. Es zu erklären würde ein wenig dauern, aber seid versichert dass wir sowohl Ailas, als auch den Merkurstern zu späteren Zeitpunkt bekommen werden. Ich erklär euch nachher wieso.
Kanra schien zufrieden. Doch Sinaphie nicht. Sie zog sich an Kanras Schulter hoch, damit sie mit dem Käpten auf Augenhöhe war.
Sinaphie:Wir könnten ihn doch wieder einfangen und ihm seine Arme und Beine ausreißen. Damit sollte er nicht mehr fliehen können...
Paka:Das wäre keine Lösung.
Sinaphie:Wieso nicht? Saitu konnte irgendwas machen, was ihm die Heilung nicht mehr möglich gemacht hat.
Kanra:Er hat was?
Paka:'Witterung'... Eine recht unbekannte Psynergyform. Je nach Stärke des Anwenders legt es sich auf den Körper anderer und wirkt heilender Psynergy entgegen.
Kurlag:Hmm... klingt gefährlich.
Paka:Ist es auch. Viele Adepten die sich zu sehr auf ihre Heilung verließen sind schnell gestorben, wenn sie es mit Reyters Elite zu tun bekommen haben. Witterung verliert sich mit der Zeit oder kann mit genug Kraftaufwand überwunden werden. Aber je stärker der Anwender desto schwieriger wird es. Aber selbst bei einem gleichstarken Gegner verliert man fast all seine Psynergyreserven, wenn man eine tödliche Wunde heilen muss. Man kann sie mit 'Basilisk' ablösen, aber das muss jemand tun der nicht unter der Witterungspsynergy steht. Zudem senkt sie den elementaren Widerstand eines Adepten. Ein einfach Blitz eines Windadepten wäre dann bereits tödlich.
Kanra:Klingt so, als würde nur Reyter und seine höchsten Offiziere dazu fähig sein. Wo haben sie das gelernt?
Paka lachte humorlos.
Paka:Gelernt? Reyter hat sie erfunden. Er galt schließlich schon in jungen Jahren als Genie. Das Wissen wird nur durch ihn und seine Schüler weitergegeben. Ich kenne sie, aber nur dank Saitu. Mit dieser Psynergy ist nicht zu spaßen.
Kanra schauderte. Wenn Reyter in der Lage war solche Psynergy zu erfinden, was vermochte er noch alles zu tun?
Paka:Wie gesagt, lasst Ailas und den Merkurstern meine Sorge sein. Ohne den Marsstern ist er uns ohnehin nicht nützlich. Da wir jetzt komplett sind... Wollen wir gehen?

Lashon staunte nicht schlecht, als sie LaVoisin erreichten. Das Dorf war völlig schneefrei und die Luft war sogar warm genug, dass Lashon seine Kapuze des Pelzmantels zurückziehen konnte und den obersten Knopf öffnete. Er hatte sich schon gefragt, wie Sasso es mit diesem Gewand aushielt. Aber sonderbarer als die Wetterlage waren wohl nur LaVoisins Bewohner selbst. Oder besser: Bewohnerinnin. Es waren nur Frauen in den seltsamsten Kleidern zu sehen. Lashon hatte schon irgendwo mal den Begriff 'Die Hexen von Frostlande' gehört, aber er hatte keine Ahnung was er sich unter einer Hexe vorstellen sollte. In Galatan hatte es sowas nicht gegeben. Sie starrten die Gruppe mit einer Mischung aus Neugier und berechnender Zurückhaltung an. Lashon rückte ein Stück an Sylvos heran.
Lashon[leise]:Kennst du das Gefühl, wenn du irgendwo hingeführt wirst und denkst dass etwas gewaltig in die Hose gehen wird?
Sylvos nickte.
Lashon[leise]:Nun... Ich hab es gerade nicht.
Sylvos schüttelte halb amusiert, halb genervt den Kopf.
Sasso:Kein Grund nervös zu sein. Die tun euch nichts, solange ich euch begleite. Sie glauben möglicherweise das sie Ärger mit Mutter bekommen, wenn sie etwas probieren wollten... Das Haus ist gleich da vorne.
Er deutete auf ein Haus, das ein wenig größer als die anderen war. Es verfügte wohl über eine Dienerschaft, denn selbst von außen konnte man sehen, wie gut dieses Haus gepflegt wurde. Lashon war sich sicher, dass es einer einflussreichen Person gehören müsste.
Lashon:Wenn ich so darüber nachdenke... Wer ist Eure Mutter, Sasso?
Sasso:Och, nur die Hexenkönigin LaCroix.
Tropfen:Die Königin? Oh... Das spart Zeit.
Lashon biss sich nervös auf die Lippe. Als sie das letzte Mal zu einem Anführer gebracht wurden, hatte man ihnen eine Prüfung auf Leben und Tod auferlegt.
Lashon[leise]:Okay, Sylvos... Vielleicht hab ich es doch. Nur ein bisschen...
Sasso schob unbeirrt die Tür auf und wies sie mit einem Handzeichen an ihm zu folgen. Anders als Gullwick bei Teols Truppe zuvor dachte er nicht daran sie zu bitten die Stiefel auszuziehen. Er durchquerte mit ihnen zielstrebig das Haus bis in die Vorkammer zu LaCroixs Zimmer. Lashon sah eine Hexe die gerade saubermachte, die sie bemerkte und wie vom Donner gerührt erstarrte. Sie sah alles andere als begeistert aus.
Jeanne:Sasso?! Was...
Sasso:Durch diese Tür. Mutter erwartet euch bereits.
Er sprach so laut und übertönte Jeanne völlig. Dann zog er die Tür auf und lud sie mit einer freundlichen Geste hinein. Lashon sah zu Tropfen, der ihm mutig zunickte und ging als erster. Die anderen folgten.
Amirwin:Habt Dank, Sasso.
Sasso:Keine Ursache, meine Liebe.
Sie ging hinein. Der Wasseradept schloss die Tür hinter ihnen. Jeanne war völlig perlex.
Jeanne:Sasso... Wer sind diese Menschen?!
Sasso:Fremde von außerhalb.
Jeanne:Das SEH ich. Und die Hexenkönigin erwartet sie?
Sasso:Keine Ahnung. Vielleicht ja.
Jeanne:V-Vielleicht ja?! Was soll das heißen?
Sasso:Sie weiß doch sonst alles was im Dorf vor sich geht. Naja meistens.
Jeanne:Bist du verrückt?! Du hast sie nicht einmal informiert?
Doch Sasso grinste nur und ging fröhlich pfeifend davon. Es war lange her, seit dem er sich so gut unterhalten gefühlt hat.
Sie waren vor ungefähr einer Stunde aufgebrochen. Als wäre eine Prüfung nicht genug, hatte er nun gleich mit zwei zu tun. Zuerst würde er die Prüfung der komischen Bäume absolvieren. Solche schräge Gestalten hatte er noch nie gesehen! Bäume die reden konnten…
Riijadon: Bist du sicher, dass du weißt wohin du hingehst? Du scheinst dich nicht besonders umzuschauen.
Kudo: Natürlich. Ich brauche meine Augen nicht um mich orientieren zu können. Meine Ohren sowie meine Nase reichen vollkommen aus. Ich habe den Geruch der vier verdorbenen Bäume bereits geortet.
Riijadon: Soso. Äußerst interessant. Von wo kommst du?
Kudo: Akestas, in Nebelnest.
Riijadon [denkt]: Hielt sich dort nicht ein anderer Meister auf?
Kudo: Da!
Der Erdadept blieb vor einem großen Baum stehen, dessen Blätter sich schwarz gefärbt hatten. Der Baumstamm selbst war violett. Er unterschied sich erheblich von den anderen Bäumen in der Umgebung.
Kudo: Was für ein hässlicher Baum.
Riijadon: Hast du nicht zugehört? Der Baum ist heilig.
Kudo: Nicht für mich, aber anscheinend für die Wesen die in diesem Wald wohnen.
Er schaute sich kurz um, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder zum Baum wandte.
Kudo: Diese Kreaturen meiden die Nähe dieses Baumes. Zumindest sieht es dannach aus. Vielleicht liegt es auch an der Seuche. Naja, ist ja auch egal.
Er warf einen genauen Blick auf den Baum. Wie zur Hölle sollte er ihn ohne Einsatz seiner Gabe heilen können? Er legte seine Hand auf den Baum und zog ihn erschrocken wieder zurück.
Riijadon: Gut reagiert.
Kudo starrte ungläubig auf seine Hand. Ihm war vorhin Psynergie entzogen worden, doch sie regenerierte sich nicht mehr.
Riijadon: Diese Bäume saugen die Psynergie von den jenigen, die sie berühren. Deshalb meiden die Kreaturen diesen Ort. Du scheinst dich vorhin verflucht zu haben.
Kudo: Was verflucht? Meine Psynergie regeneriert sich nicht mehr! Hättest du mich nicht früher warnen können?
Riijadon: Es ist deine Prüfung. Ausserdem brauchst du deine Psynergie in dieser Prüfung sowieso nicht. Du findest sicherlich einen Weg den Fluch loszuwerden.
Kudo murmelte etwas leise vor sich hin. Dieser Typ sagte nur wenig von dem was er wusste. Doch er hatte nicht die Zeit sich über belanglose Dinge zu beklagen. Er verschränkte seine Arme und dachte intensiv nach. Kräuter oder ähnliches hatte er im Wald nicht gefunden, die eine Seuche heilen könnten. Psynergie dürfte er nicht benutzen. Seine Möglichkeiten waren begrenzt.
Kudo: Könnte vielleicht…
Er zog eine blaue Flasche aus der Tasche. Dieselbe Flasche die er von der Hoheadepten erhalten hatte. Riijadons Augen weiteten sich kurz überrascht, ehe sich ein Lächeln auf seinem Gesicht bildete.
Riijadon: Hermes Wasser.
Kudo: Was?
Riijadon: So heisst der Trank den du gerade in deiner Hand hältst. Sie stammte von dem Merkurleuchtturm.
Kudo schaute den Mann ungläubig an, dann wieder zur Flasche. Das Wasser was er die ganze Zeit mitschleppte, stammte wirklich vom Merkurleuchtturm? Offenbar meinte es Merkur gut mit ihm. Zuerst schleppte er seinen Stern mit sich rum und nun seinen Trank!
Kudo: Ich wusste nicht….
Riijadon: Gehe sparsam damit um.
Kudo nickte und goss einen kleinen Teil auf die Baumwurzeln. Die Wirkung entfaltete sich schnell. Der Baum verfärbte sich und nahm eine gesunde Farbe an.
Kudo: Es klappt! Ich bin ein unvergleichbares Genie! Ich wette niemand anderes ist bisher auf die Idee gekommen einen ungesunden Baum mit dem Trank aus dem Merkurleuchtturm zu heilen!
Seine Prahlerei hätte fast dafür gesorgt, dass er das leuchtende Licht in einer der Waldrichtungen verpasst hätte.
Riijadon: Der Baum zeigt dir aus Dankbarkeit den Weg. Ein guter Neustart mit dem Wald.

Nachdem Kudo die übrigen heiligen Bäume auch geheilt hatte, gaben auch sie ein leuchtendes Licht von sich. Kudo folgte ihnen, denn alle vier Lichter schienen denselben Punkt anzuzeigen. Sie kamen an einer Lichtung an. Dort was sie sahen, sah Kudo fasziniert an. Ein Oval leuchtendes etwas, befand sich in der Luft, groß wie ein normaler Mensch.
Riijadon: Ein Portal.
Der junge Erdadept drehte sich mit einem fragenden Blick zu ihm. Offenbar hatte er keine Ahnung was ein Portal zu sein schien.
Riijadon: Es ist ein Weg in eine andere Dimension oder in einem anderen Ort. Oft auch in eine andere Welt. Der hier führt zum Tempel.
Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, betrat er sie.


Kudo ging mit äußerster Vorsicht voran. Irgendwo in den Gängen versteckte sich eine böse Macht, die nur darauf wartete, von ihm erschlagen zu werden. Sie mussten nicht weit gehen. Kudo erkannte ein merkwürdig langsam bewegendes Wesen, das sich in seine Richtung bewegte. Er entfesselte eine Windböe und erledigte das Ding Augenblicklich.
Kudo: Haha. Hast du gesehen wie ich das Ding erledigt habe? Keine Sekunde und das Böse wurde vom Helden Mirnuzars bezwungen!
Riijadon: Das ist er nicht. Dafür ist er zu schwach. Nur einer seiner Diener.
Kudo wandte sich nun mit dem Körper zu dem Mann und schien offensichtlich leicht verärgert zu sein.
Kudo: Aja? Und was lässt dich so sicher erscheinen? Zweifelst du etwa daran, dass ich dieses Böse etwas auch mit einem Streich erledigen könnte?
Er schüttelte seinen Kopf.
Riijadon: Ich würde meinen: Ja. Vor allem weil du deinen Gegner von vorhin immer noch nicht erledigt hast.
Kudo drehte sich blitzartig um und konnte den Angriff des Wesens blocken. Wie konnte das möglich sein?
Kudo: Verdammt. Ich habe das Ding doch vorhin in zwei geteilt. Warum steht es immernoch?
Riijadon: Das sind keine normale Kreaturen, sondern Untote. Waffen und Psynergien mit Schneide und Sticheffekten sind nicht besonders effektiv gegen sie. Versuch es stattdessen mit was anderem.
Kudo: Das brauchst du mir nicht zu sagen. Das hatte ich ohnehin vor.
Er stürmte auf das Monster und seine Klinge leuchtete auf.
Kudo: Glühende Schneide!
Das Monster wurde von der Waffe erwischt und ging Augenblicklich in Flammen auf, ehe es sich nicht mehr rührte.
Riijadon: Das war schon wesentlich besser. Feuer ist effektiv gegen Untote. Merk dir das, denn in diesem Tempel gibt es genug von ihnen.
Kudo: Pah. Als ob mich auch nur einer von ihnen aufhalten könnte.

Die nächsten Minuten liefen sehr Unspektakulär. Immer wieder stellten sich ihnen einige Untote, die allerdings durch ihre mangelnde Geschwindigkeit und durch die Kraft Kudos erledigt wurden. Seinen überragenden Sinnen verdankten sie es, dass sie jegliche Sackgassen und Hinterhalte ausweichten und schon bald ins Innere des Tempels eindrangen. Eine düstere Gestalt mit einer dunklen Robe schien bereits auf sie zu warten. In der Hand hielt er einen Stab, der mit seinen knochigen Händen gehalten wurde. Selbst die aufgesetzte Kapuze konnte den Skeletkopf darunter nicht verdecken.
Xaz: Ich habe euch erwartet Eindringlinge. Mein Name lautet Xaz und ich bin der Wächter des Tempels.
Kudo: Was zur Hölle ist das? Ein Wesen ohne Fleisch und Blut? Was genau hast du getan um so zu enden?
Xaz: Klappe Kleiner. Schon gleich wirst du für deine mangelnde Respektlosigkeit büßen. Jeder der diesen Ort betretet, endet als mein Sklave.
Riijadon: Pass auf. Er ist mächtig, auch wenn er nicht gerade dannach aussieht. Er ernährt sich von der dunklen Energie im Wald, mit der er die Heiligen Bäume verseucht hatte.
Der Wächter hob seinen Stab und beschwor schon gleich mehrere Dutzende Untote die sie umzingelten. Einer solchen Anzahl waren sie bisher nicht begegnet. Xaz änderte seine Form und verwandelte sich in einen Skeletdrachen.
Kudo: Ein Drache. Wirklich perfekt. Sagtest du mir nicht, meine Waffe sei extra für so etwas hergestellt worden?
Ohne auf die Antwort zu warten entfesselte er Schallstreich und räumte ein paar der Untoten aus dem Weg. Sie waren zwar nicht vernichtet worden und sich demnach bald wieder zusammensetzen, aber so hatte er immerhin für ein paar Sekunden seine Ruhe.
Der Drache spuckte ein grünes Odem aus, dem er geschickt zur Seite ausweichen konnte und dannach weiter zum Drachen stürmte. Noch bevor er ihn erreichen konnte, stellten sich ihm neue Untote in den Weg.
Kudo: Ich habe keine Zeit mich mit euch Luschen aufzuhalten.
Er sprang über sie hinweg, doch er bemerkte zu spät, dass der Drache seinen Knochenschwanz nach ihm schwang, der ihn voll erwischte und ihn zusammen mit den Untoten in den Boden rammte. Bevor er wieder stand griff der Drache nun mit seinen Klauen an. Zeit zum Ausweichen blieb ihm nicht mehr. Er packte sich den nächstbesten Untoten und benutzt ihn als Schild während er selbst die Zeit des zerfetzen nutzte, um nach hinten zu springen.
Zwei Untote schlugen nun nach ihm. Er duckte sich unter deren Angriffen hinweg und nahm sie mit einem Dreh kick von dem Beinen. Dem einen konnte er noch die glühende Waffe in die Brust rammen, ehe er über den Schwanzhieb des Drachen hinwegspringen musste. Der nächste Versuch sich ihm zu nähern wurde erneuert abgebrochen, als dieser wieder sein grünes Odem von sich spie.
Kudo [denkt]: Ich muss einen Weg finden um an ihn heranzukommen – ohne Psynergie.
Die einzige Möglichkeit die ihm geblieben war, der Schallstreich - den er auch schon benutzte.
Der Drache aber sprang über die Windwelle hinweg und blieb in der Luft stehen. Kudo grinste, als hätte er auf diese Reaktion des Drachen gewartet und sprang mit seiner hohen Sprungkraft ebenfalls in die Luft. Der Drache machte sich bereit , sein Grünes Odem abzufeuern. Kudo reagierte vorher und schleuderte seine glühende Waffe so, dass es über den Drachen hinweg fliegen würde. Auf ihm saß Boden. Der Erdadept fackelte nicht lange und rief seinen Namen.
Kudo: Boden!
Der Tausch zwischen den beiden erfolgte und Kudo stand nun dort, wo der Dschinn noch eben gestanden hatte. Er befand sich nun genau über dem Drachen dessen Angriff ins Leere ging. Er packte seine Waffe und nutzte den Sturz um die Wucht seines Angriffs zu steigern.
Überraschenderweise konnte der Drache reagieren und seinen Körper bewegen. Kudo traf zwar nicht den Kopf des Drachen, zerschmetterte dafür aber die Knochen, die den Flügel bildeten und beförderten ihn somit auf den Boden. Dem Erdadepten selbst gelang es vor dem Sturz abzuspringen und auf den Beinen zu landen.
Kudo grinste: Ich hab ihn.
Der Skeletdrache jedoch richtete sich wieder auf und setzte sich komplett wieder zusammen, während Kudo nebenbei weitere Untote zerschmetterte.
Kudo [denkt]: Der Drache kann sich wieder zusammensetzen?! Wie soll ich ihn dann bitteschön besiegen können?
Wenn er genauer darüber nachdachte…: War seine Aufgabe nicht, das Herz des Wesens zum Oberhaupt zu bringen? Seine Augen sahen zwar kein Herz, doch seine Nase roch, dass sich unter den Knochen noch etwas anderes befand. So war das also! Er musste das Herz des Wächters, von seinem Körper entfernen. Kudo lief erneuert auf Xaz zu, der diesmal eine Feuerwelle abfeuerte. Der Erdadept hob beide Arme und lief durch das Feuer, was er nicht ohne Schäden schaffte. Vor dem Drachen angekommen, sprang er und wollte ihm die Waffe in die Brust rammen, doch noch bevor das geschehen konnte, schlug der Drache ihm die Waffe aus der Hand und fing sie mit den Klauen auf. Noch ehe Kudo reagieren konnte, wurde er von dem Schwanz des Drachen umklammert und nur sein Kopf guckte heraus. Er versuchte sich mit Gewalt zu befreien, doch Zwecklos. Er war gefangen.
Kudo: Lass mich auf der Stelle los, du hässliches Ding!
Xaz: Ahahaha. Was ist los? Ohne deine Waffe bist du wohl nur ein Vorlauter Bengel.
Er befand sich in einer sehr üblen Situation. Wenn er nur Psynergie benutzen könnte, hätte er aus dem Ding kurzen Prozess gemacht.
Kudo: Klappe. Venus!
Er beschwor seinen Dschinn, der die Kreatur direkt am Gesicht traf. Der Angriff war zwar nicht besonders stark, doch es hatte ihn zumindest abgelenkt. Er hatte seinen rechten Arm befreien können. Er hatte genug von der Prüfung. Er würde diesem wandelnden Skelett nun ein Ende bereiten, auch wenn er dadurch durchfallen würde. Seine Geduld hatte seine Grenze erreicht. Noch bevor er Odysee wirken konnte, sah er, wie eine Klinge in seine Richtung flog.
Riijadon: Versuch es stattdessen hiermit.
Er fing sie und erkannte im nächsten Moment welche Macht in ihr schlummerte. Er entfesselte Titan-Klinge die den Drachen mit dem Kopf an den Boden nagelte und Kudo gestattete sich zu befreien. Als er wieder am Boden landete schaute er nach Bergteiler um, den sich inzwischen ein Haufen von Untoten geschnappt hatte. Mit einer schnellen Bewegung stand er zwischen ihnen und kombinierte, Tritt, Schlag und Klinge um an seine eigene Waffe wiederzuerlangen. Als dies geschehen war, packte er Bergteiler mit beiden Händen am Griff, sprang mit einem gewaltigen Sprung zum festgenagelten Drachen und führte Glühende Scheide aus, die den Rücken seines Gegners zerschmetterte. Anschließend sah er das Herz.
Kudo: Da ist es.
Xaz: Nein!!!
Ohne zu zögern riss er ihm das Herz aus dem Körper. Es dauerte keine zwei Sekunden bis der Wächter und die Untoten zu Staub zerfielen. Der Junge steckte den Bergteiler wieder ein.
Riijadon: Gute Arbeit. Das Herz gehört dir. Das hier allerdings mir.
Er hob den Stab auf, den der Wächter benutzt hatte um die Untoten zu beschwören. Kudos Blick zeigte ihm, dass er sowieso kein Interesse an dem Staab gehabt hatte. Der junge Erdadept warf Riijadon die Gaiaklinge zurück, die er geschickt auffing.
Kudo: Lass uns schleunigst zurückkehren. Ich will das eklige Herz des Miststücks, so schnell wie möglich loswerden.
Merl kniff konzentriert die Augen zusammen.
Merl:Enthüller.
Es lagen sonderbare Energiespuren in der Luft. Noch nie zuvor hatte er etwas Vergleichbares gespürt, mit Ausnahme der Begegnung von Veras Entführer. Tatsächlich waren jene Spuren auch mit dem Enthüller zu sehen, wenn man wusste worauf man achten musste. Es war wie ein Flimmern von warmer Luft in kalter Umgebung. Dank diesem Phänomen fand er schnell was er suchte.
Merl:Das ist es.
Er kratzte an der Rinde eines Baumes und brach ein Stück ab. In den Baum war ein Schlüsselloch eingearbeitet, wie er es beschrieben hatte.
Tsuka:Tja und wir sind NOCH in keinen Hinterhalt geraten.
Merl holte sein Sternenglas hervor und hielt es zwischen sich und dem Schlüsselloch.
Merl:Analyse...
Der Glaswürfel reagierte und feuerte gezielt ein glühendes Leuchtsymbol ab, dass sich in das Schlüsselloch bohrte. Ein Strom von Informationen wurde in seine Gedanken geleitet. Inzwischen konnte er das unwichtige herausfiltern, was sehr wichtig war, da andernfalls das gewöhnliche Menschengehirn damit leicht überfordert war. Bei seinen ersten zwei Versuchen war er sofort bewusstlos geworden. Er starrte das Schlüsselloch durch das Glas ganze zwei Minuten an, dann sprang das Schriftzeichen in den Würfel zurück und er erlosch.
Tsuka:Und?
Merl biss sich verbittert auf die Lippe.
Merl:Es... müsste gehen.
Tsuka:Keine Superideen?
Merl:... Keine...
Tsuka:Dann ist der Fall klar.
Sie zog sich ihre Kette mit den Monsterzähnen vom Hals und warf ihren Umhang ab.
Lucya:Bitte, Tsuka tu es nicht. Ich weiß noch als ich es das eine mal gesehen habe... Ich hatte wirklich Angst um dich.
Merl:Dem stimme ich zu.
Tsuka:Versucht nicht mir das auszureden. Es wird schon gut gehen. Anarath passt auf mich auf. Lass mich nicht im Stich, ja? Und jetzt umdrehen.
Die letzten Worte richtete sie an Merl, als sie begann ihr Hemd aufzuknöpfen. Dieser drehte sich mit einem unzufriedenen Gesichtsausdruck um. Es musste eine andere Lösung geben. Irgendwas... Klack! Er sah auf und bemerkte eine feine Nadel, die sich eine Handbreit vor seinem Gesicht in den Baumstamm gebohrt hatte.
Merl:W-
Noch bevor er reagieren konnte, zerplatzte sie in einer unglaublich hellen Lichtexplosion, geparrt mit einem durchdringenden ohrenbetäubenden Geräusch, dass sein Gehör vollends ausfallen ließ. Merl reagierte mehr, als das er über sein Handeln nachdachte. Blind und taub schloss er die Augen und versenkte sich in sich selbst und umgab sich mit seiner Psynergy. Er Angriff, ein Schlag auf seinen Kopf, kam von links. Mit einer flüssigen Bewegung ging er in die Knie und wich dem Angriff aus. Er umgab mit seiner Psynergy seinen Angreifer, damit er ihn so klar sehen konnte, als hätte er noch sein Augenlicht. Er deckte es mit einem Gewittersturm von Blitzen ein und traf. Dann verschwand das Ziel ganz plötzlich. Doch er hatte keine Zeit sich auf den Verbleib des Angreifers zu konzentrieren, denn ein grellen Glühen näherte sich ihm. Er rollte sich zur Seite und spührte anhand der Hitze, die ihn knapp verfehlte, dass es sich um Feuer gehandelt haben musste. Wieder näherte sich jemand, so blitzartig, dass er meinte derjenige wäre aus dem Nichts gekommen. Mit kräftiger Wucht schlug der mit seinem Stab auf den Boden und stieß alles was ihn umgab mit einer kurzen, aber mächtigen Windschockwelle weg. Dabei hatte er auch den Baum mit dem Schlüsselloch zerfetzt, aber das war im Moment nicht seine größte Sorge. Er sendete kurz ein paar Geistleserwellen aus um nach Tsuka und Lucya zu sehen und herauszufinden wie viele Angreifer es waren. Drei... Fünf... Sieben... Acht? Nein, es waren sieben... oder? Er spürte die zwei Mädchen in seiner Nähe. Sie waren beide bereits bewusstlos. Merl wusste nicht, ob sie verletzt waren.
Merl[denkt]:Ihr verdammten Hunde. Ich hatte geahnt, dass es euch nicht nach einem fairen Kampf steht. So einfach kriegt ihr mich nicht.
Dieses Mal ließ er seiner Psynergy freien Lauf. Die Angriffe auf ihn wurden weniger, als seine Angreifer offenbar einsahen, dass es nicht so einfach werden würde. Merl versuchte es mit etwas heilender Psynergy, aber das Ergebnis war dürftig. Er konnte wieder etwas sehen, aber in seinen Ohren war immer noch dieses leise unterschwellige Pfeifen. Sein Orientierungssinn war völlig hinüber und er wich eher schlecht als recht aus. So kam er niemals hier raus. Wieder holte er seinen Sternenglas und betete.
Merl:Beistand.
Zumindest glaubte er, dass er das gesagt hatte. Ein Sturm von kleinen Lichtschriftzeichen brach aus dem Glas hervor und erzeugten einen mannshohen Schild, drei vier Meter lange Schwerter und zwei Bögen, die völlig selbstständig argierten. Offenbar leisteten sie gute Arbeit, denn für einen Moment hatte er Ruhe. Es gab ihm genug Zeit, um gegen seine Blind- und Taubheit zu kämpfen. Langsam hörte er die ersten Geräusche und konnte wieder feste Umrisse erkennen. Dann tauchte plötzlich ein schwarzes Etwas vor ihm auf. Für eine Sekunde sah er in das flatternde Schwarz... Dann verlor er endgültig das Bewusstsein.

Die Lichtwaffen zerfielen.
Witwe:Hab ihn!
Cordill:Gibt's nicht!? Der war meiner...
Natter:Was macht ihr zwei da?! Runter!!
Der Adept stand wieder auf und erwischte Witwe direkt mit einem grellen Blitz. Diese Närrin! Sie hatte sich mit einem Seelenabdruck an ihr Ziel bewegt und hatte alle Deckung fallen lassen. Er war wütend. Nicht unbedingt nur auf Witwe, aber auch besonders auf sie.
Natter:Das reicht mir jetzt. Der Kerl ist mir zu zäh.
Cordill:Erlaubt Ihr?
Natter:Positiv!
Cordill warf eine weitere Nadel, dieses mal in goldener Farbe. Er traf den Adepten direkt in den ungeschützten Nacken und schickte ihn wieder auf den Boden. Und dieses Mal blieb er liegen. Natter wandte sich an Eka.
Natter:Zufrieden?
Eka:Ist er tot?
Natter:Nein, aber um ein Haar wärs Witwe gewesen. Auge, Sie.
Auge:Helfe Witwe. Mal wieder...
Natter:Mund halten und an die Arbeit machen. Und noch etwas Novizin: Wenn Sie das nächste Mal darauf bestehen eine Blitzschleuder wie die hier umbedingt 'sanft' zu erledigen, dann werde ich Sie auf der Stelle meucheln.
Eka:Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er nach dem Blendpfeil noch kämpfen konnte...
Natter:Wir auch nicht, aber wir hätten es tun müssen.
Auge:Hey, in dem Typ sitzt ein Dschinn! Kein Wunder dass er noch mal aufgestanden ist.
Natter:Aber der Pfeil hat ihn lahmgelegt?
Auge:Jap.
Natter:Dann kümmern wir uns später um sie. Späher, wo ist das Ding?
Späher:Einfach: In seiner linken Brusttasche.
Cordill holte ihn und warf ihn Natter zu, der ihn an Eka weiterreichte.
Natter:Euer Auftritt. Wenn Ihr in zwei Stunden nicht am Treffpunkt seid, fahren wir unseren Befehlen entsprechend fort.
Eka:Ich habe nicht die Absicht ein freundliches Gespräch über die Vergangenheit zu halten. Ich übergebe Calixtus einfach das Ultimatum, dann verschwinde ich wieder.
Damaso:Denk an Seraphina, Eka. Soll ich das lieber übernehmen?
Sie seufzte.
Eka:Nein, ich mach das. Wir sehen uns am Treffpunkt.
Natter:Gut. Cordill, sichert die vier und nehmt sie mit. Vielleicht können wir sie verhören.
Eka durchforstete den Boden, der von Holzsplittern des zerstörten Baumes übersäht war. Dann pickte sie sich den heraus, auf dem das Schlüsselloch noch intakt war. Sie atmete noch einmal tief durch, rammte den Schlüssel hinein und löste sich auf.
Natter:Ts... Viel Glück.

Soldat:Mein Herr? Es ist jemand gekommen.
Calixtus:Wenn Ihr sagt 'jemand', dann ist es nicht er? Verdammt, habe ich mich diesem 'Helden' nicht klar genug ausgedrückt? Will wohl nicht seine eigene Haut riskieren?!
Er schnaubte verächtlich.
Calixtus:Sei es drum, ich komm zur Arena.
Soldat:Vielleicht nicht...
Calixtus:Was soll das heißen...?
Soldat:Der Gast steht vor Eurer Tür. Auf Euren Befehl lassen wir sie rein.
Calixtus:Habe ich nicht klar und...
Soldat:Eure Befehle waren eindeutig, aber ich glaube in diesem Fall machen Sie wirklich... WIRKLICH eine Ausnahme.
Calixtus runzelte die Stirn, doch er entspannte sich wieder. Er zuckte nervös mit der Hand.
Calixtus:Gut, schickt... sie?... rein.
Soldat:Sehr wohl.
Er verließ die Kammer und ließ die Tür offen. Als Calixtus jedoch die Frau erblickte, die von vier seiner Männer flankiert wurde, spührte er eine unangenehme Kälte in sich aufsteigen. Erinnerungen kamen in ihm hoch, die er gerne wieder vergessen hätte, aber andererseits nie vergessen wollte. Er hatte mit vielen gerechnet und war gut vorbereitet, aber nicht auf diese Frau. Ihr kühler zorniger Blick traf den seinen und ihre Mund winkel zuckten.
Calixtus:... Lasst uns allein.
Seine Männer waren viel zu diszipliniert, als das sie widersprachen und führten seine Anweisung ohne zu Zögern aus. Als sich die Tür wieder schloss, sah er ihr wieder in die Augen.
Eka:Hallo, Calixtus.
Skrasas hob wie zum Abschied die Hand, dann war er verschwunden.

Saitu blickte perplex an die Stelle vor sich. Hatte er nicht mit jemandem genau da gesprochen? ... Nein, das war unmöglich. Kopfschüttelnd wandte er sich von der Negationskammer ab.
"Ah, Saitu.", rief Skrasas, der gerade eingetreten war, "Wisst ihr wie er sich befreien konnte."
Saitu überlegte kurz wie viel er diesem Mann sagen konnte und erkannte, dass es keinen Grund gab etwas zu verheimlichen. "Er hatte Hilfe von einem Dschinn, obwohl mir nicht ganz klar ist wie der ihm geholfen hat."
"Vielleicht hat er die Tür aufgemacht."
"Nein, Rangi und Sciz waren zu dem Zeitpunkt hier."
"Ein Wind-Adept und jemand mit den Fähigkeiten wie sie und er entkommt unbemerkt aus der Zelle."

Ailas öffnete die Augen und bemerkte, dass er an einem Strand lag. Ein blaues Geschöpf landete auf seiner Brust.
"WIE kannst DU, der Schüler eines Meisters der Kampfkunst, einschlafen, während du auf einer Flutwelle stehst?", tadelte ihn der Merkur-Dschinn an, "Ich hätte dich zu deiner eigenen Sicherheit in dieser Zelle lassen sollen!"
"Das ist diese ewige Schlafpsynergie.", erwiderte Ailas und erhob sich von dem Sandboden, wobei der Dschinn herunter fiel.
Eine eiskalte Hand packte seine Kehle und hob ihn empor, doch die Hand fühlte sich nicht an wie Fleisch und Blut, sondern wie Sand. Geschockt blickte er in Feuerballartige Augen eines bleichen Gesichts, das eine schwarze Kapuze trug.
"Dachtest du, dass du mir in kommen könntest?", fragte die Gestalt.
"Skrasas!", erkannte er, wenn gleich weder Gesicht noch Statur mit dem Mann auf dem Schiff übereinstimmten.
Ein leises Lachen kam aus der Gestalt. "Selbst in Akestas ist der Mörder von Mirnurzar sicher ein Begriff."
"Eine Gruselgeschichte für dumme Kinder!", knurrte Ailas, während er versuchte den Griff auf seinem Hals zu lösen.
Ein erneutes Lachen. "Eine Gruselgeschichte geglaubt von jedermann, als die Sternenmönche noch diese Welt beherrschten. ICH BIN DIESER MÖRDER!"
"Ich glaub's dir sogar."
"Da du auf dem Schiff zu gefährlich bist bringe ich dich an den nächstbesten Ort."
Skrasas presste ihn gegen eine Mauer. Ailas konnte sich nicht erinnern, dass eine Mauer hinter ihm gewesen war und nun erkannte er auch eine weitläufige Eiswüste hinter Skrasas. Stoff löste sich von Skrasas Gewand und wurde zu Asche, bevor es dann die Form von langen schwarzen Klingen annahm.
"Warte!", schrie Ailas und beschwor einen gewaltigen Schneesturm, doch Skrasas schien ihn nicht einmal zu bemerken. Die Klingen bohrten sich in all seine Gelenke und nagelten ihn buchstäblich an die Mauer, während Skrasas seine freie Hand in sein Auge bohrte. Er schrie jaulend auf, als Skrasas ihm eines seiner Augen herausriss und in den Schnee warf.
"Keine Angst, ich werde dich nicht töten, du wirst hier warten, bis Paka eintrifft, um den Turm zu entzünden."
"VERSCHWINDE!" Eine zweite Pupille erschien in Ailas verbleibenden Augen.
Mit einem Aufschrei zerstob dieser Körper Skrasas zu Asche, denn auch er war nur ein Hilfsmittel wie eine Waffe gewesen.
Die Klingen zersplitterten nun ebenfalls und er stürzte auf den Boden. Schnell kroch er durch den Schnee zu seinem herausgerissenen Auge und ergriff es bevor, er auch nur anfing Heilpsynergie zu wirken, während er sie nun einsetzen wollte blickte er nach oben und erkannte den Merkur-Leuchtturm vor sich. Das Gebäude, an das ihn Skrasas gefesselt hatte. Mit einem Mal entglitt ihm die Kontrolle über seine Psynergie und ließ seine Wunden offen. Er fiel in den Schnee und schlief ein.
"Verdammte Schlaftechnik."

Eine weitere Aschegestalt des Mörders erschien an dem Strand, an dem sich der Merkur-Stern befunden hatte. Er blickte den drei Gestalten nach die ihn gefunden hatten. Kein Grund sich einzumischen. Der Stern würde womöglich von allein zur Wndtänzerin zurückkehren, da er in keinster Weise verborgen wurde. Und wenn nicht hatte er später immer noch die Chance dazu. Schließlich stand nur ein Junge, der Held spielte in seinem Weg. In diesem Augenblick wandte sich der Junge um, aber konnte höchstens noch etwas aufgwirbelten Sand erkennen.
"Gar nicht schlecht.", murmelte Skrasas an Bord der Windtänzering, "Ihr beide."

Redd blickte ungerührt die Gestalt an, die soeben vornüber durch ein Portal vor ihm gestürzt war. Lúze beugte sich über die grüngekleidete Gestalt und durchsuchte ihre Kleidung bis sie eine blaue Kugel fand, die sie warf sie Redd zu, der sie geschickt auffing.
"Nordspeer...", keuchte die Gestalt am Boden, "Ich... sterbe vor... Hunger."
Lúze versetzte der Gestalt einen Tritt. "Wer soll dir das glauben!" Sie wollte dem Liegenden einen weiteren Tritt versetzen, doch dieser packte blitzartig ihr Bein und hob sabbernd den Kopf.
"Ich warne dich, Thelok!", knurrte Lúze und hob die Hand.
Verschwommen lösten sich die Schattenhaften Umrisse einer riesiegen Kreatur von ihrem Körper. Thelok ließ ihr Bein los und sprang auf. Noch bevor er auf den Beinen war weitete sich der Mund des dicken Adepten und die Kreatur war in diesem verschwunden.
Mit einem breiten Grinsen wischte sich Thelok den Speichel aus dem Gesicht. "Du weißt eben immer was mir schmeckt, meine Gute."
"Wenn du das sagst.", antwortete die Kriegerin ruhig, bevor sie sich Redd zuwandte, der der Szene amüsiert zu gesehen hatte, "Aber was tun wir jetzt mit dem Stern, Redd."
"Für dich immer noch Nordspeer!", erwiderte er, bevor der Merkur-Stern Silkanas ins Licht hielt, "Für uns ist er nutzlos. Die Frage ist nur, wie Reyter ihn erhält. Geben wir ihn unseren Vorgesetzten, damit sie ihn übergeben oder werden wir ihn zu einem geeigneteren Zeitpunkt persönlich übergeben."
"Wir sollten uns für eine Seite entscheiden.", erklärte Thelok nickend, "Ich persönlich halte Reyter für die bessere Wahl."
"Ich schließe mich diesem Gierschlund an." Lúze nickte. "Die Kaiserin ist eine vom Krieg besessene Wahnsinnige anderenfalls würde es niemals eine Einheit wie Sieras geben."
Redd nickte. "Ich verstehe eure Position vollkommen. Wir müssen nur wissen, wann sie Reyter in den Rücken fällt."
"Ich bin mir sicher wir werden unseren Teil darin spielen, so dass wir rechtzeitig bescheid wissen."
Redd warf den Stern dem Sprecher zu. "Schluck ihn!"
Thelok gehorchte lachend, bevor er sich zu dem noch immer offenen Portal umwandte und das Ziel änderte. "Ich kehre dann mal erfolglos aus Hiran zurück.", sagte er und verschwand im Portal, das sich danach schloss.
"So Redd was planst du?", fragte Lúze in einem Ton, der zu erkennen ließ, dass sie nicht auf die Antwort verzichten würde.
Als Antwort hob er seine Waffe. "Vielleicht erzähle ich der Kaiserin schlicht von dieser Unterhaltung oder ich bringe sowohl sie, als auch den Kriegsherren um... Mal überlegen. Fürs erste plane ich zu schweigen."
"Falsche Antwort!", knurrte seine Gegenüber und zahlreiche Schattenkreaturen lösten sich von ihrem Körper.
"Außer unserer jungen Kommandantin bin ich noch niemandem begegnet, der mir gewachsen war, also Vorsicht!"

Sarek breitete die Arme aus eine Geste, die seinen Gefährten zeigte sich herauszuhalten und Isaac und seine Freunde geradezu einlud die Zerstörungsbestie anzugreifen.
"Verwünschter Speer!" Sowohl Garet, als auch Aaron warfen einen Speer aus Nebel nach Sarek, während Isaac selbst vorwärts stürmte und mit dem Schwert attackierte.
Ein Lachen erklang Sareks Mund, als die Lanzen sich in seinem Körper bohrten. Isaac sprang vom Boden ab und schlug seine Klinge in Sareks Kopf, was diesem zum verstummen brachte.
"So sehr hast du uns doch nicht einmal in unserem ersten Kampf unterschätzt.", sagte er zu dem noch immer auf seinen Beinen stehenden Körper.
"DAMALS WART IHR DEUTLICH GEFÄHRLICHER!", brüllte Sarek und schlug nach ihm.
Er sprang zurück.
"ODYSEE!" Er verzichtete auf kleinere Klingen und schoss fünf in Übergröße in Sareks Körper.
"STEINBRUCH!" Aaron eilte zu Sareks Position und fror den Körper des Wesens ein.
"VERFLÜSSIGER!" Eine Reihe Lavastrahlen fraßen sich durch das Eis und den darin liegenden Körper. Heißer Wasserdampf hüllte den zerschlagenden Körper Sareks ein.
"SAGTE ICH NICHT, IHR KÖNNT MIR NICHTS ANHABEN!" Vrbrannte Arme fegten den Dampf weg und offenbarten Sareks Körper, der sich in rasanter Geschwindigkeit wiederherstellte.
"Wie hast du das gemacht?", fragte Garet fassungslos.
"Ihr seid erst dran." Sarek schoss grüne Lichtstrahlen aus seinen Augen auf Isaac, doch dieser beschwor einen Schild, an dem die Strahlen wirkungslos abprallten.
"Wie seid ihr nach all dem Chaos, dass ihr in den 'göttlichen' Plänen der Ordnung angerichtet habt noch ein Teil von ihr geworden?"
"Wieso sollten wir dir das sagen?", fragte Isaac.
"Ist ja auch egal." Sarek schüttelte den Kopf. "Sei es nun ein Hüter, die Gerechte, ein gewöhnliches ewiges Wesen oder Zion. Wesen dieser Art können mich nicht verletzen, Ich hätte gegen die Wände der Halle der Ewigkeit laufen können und hätte nichts gefühlt. Leider war meine Macht nicht ausreichend, um den Hüter zu vernichten."
"An der Situation hat sich im Bezug auf uns dann nicht viel geändert.", sagte Garet und hob die Hand für einen erneuten Angriff.
In jeder von Sareks Händen erschien eine Klinge, die mit drei Meter länge fast so groß war wie Sareks Körper. "Ich sagte es vor unserem ersten Kampf. Die Schwerter der Elemente sind nicht der einzige Weg um Psynergie zu absorbieren."
Ein intensives grünes Licht erstrahlte von Sareks Augen und denen der Schlangenköpfe auf seinem Rücken, die sich zischend nach vorne über Sareks Schultern beugten. Aus ihren Mäulern quollen schwarze Flammen. Und dann wurde ein Psynergie-Sturm bunten Lichtes aus Sareks Körper entfesselt, der ihn wie eine Aura umgab. Grüne Runen erstrahlten auf Sareks Schwertern und die Klingen wurden von Klingen aus grünem Licht von doppelter Länge und breite umgeben.
"DIES IST SAREK! DIES IST DER UNTERGANG VON EUCH UND ALLEN WELTEN!"
Und mit diesem Worten versank das Gebäude in Chaos.
"Hallo" grüsste Calixtus zurück.
Er sah ihr starr in die Augen und sie erwiderte seinen Blick.
"Wie.. Wie ist es dir die letzten Jahre ergangen?" erkundigte sich Calixtus mit knirschenden Zähnen.
"Lass den Unsinn, ich bin nicht hier um mich von dir ein wickeln zu lassen, Calixtus."
"Oh? So eine harte Art ist man von dir gar nicht gewohnt, Mäuschen. Ich weiss noch damals in der Schule, hast du dich häufig Dinge nicht getraut, die du eigentlich konntest. Warst unnötig schüchtern.
Du bist bei Nashirou gelandet, wegen deines Vaters... Nicht weil es dein Wunsch war. Du hast immer dein Bestes geben wollen, weil du deinen Vater nicht enttäuschen wolltest.
Hast dich an Dingen versucht die du eigentlich gar nicht konntest und die dir eigentlich gar nicht lagen. Entsprechend schlecht waren oft die Resultate.
Ich musste dich oft trösten- Du warst sowas für mich wie eine zweite kleine Schwester. Erinnerst du dich noch an die Zeit, Mäuschen?"
Eka funkelte ihn weiter mit kühlem, zornigen Blick an. Die einzige Gefühlsregung die man äusserlich erkennen konnte war, dass das Zucken ihres Mundwinkels zugenommen hatte.
"Halt den Mund, Calixtus. Halt einfach den Mund."
fauchte sie Calixtus an.
Calixtus lächelte kurz, ehe seine Miene wieder versteinerte.
"Die fiepsende Maus hat sich gesteigert zum brüllenden Löwen. Ich bin beeindruckt. Eine Schande dass du nie Hailyas Größe anerkannt hast."
"Größe!?" wiederholte Eka fassungslos "Hailya war ein Mörder!"
"Nashirou war ein Feigling!" erwiderte Calixtus.
"Nashirou war auch eine Zeit lang dein Meister, Calixtus!"
"Deswegen kann ich seine Feigheit aus erster Hand beurteilen! Er weigert sich Attentäter aus zu bilden und trotzdem leiht er sich welche aus um mich zu finden!?
Er ist sogar zu feige seinen eigenen Prinzipien treu zu bleiben!"
Eka runzelte kurz die Stirn.
"Woher weisst du von den Attentätern?"
"Simpel: Du wärst niemals in der Lage gewesen mich zu finden. Und du wärst auch niemals auf eigenen Wunsch hier her gekommen, nur auf Befehl."
Eka hob den Brief in ihrer Rechten und warf ihn auf den Schreibtisch vor dem Calixtus saß.
"Ich habe dir die Nachricht überbracht, ich gehe jetzt."
Sie wandte sich um, um zu gehen.
"Eka, du kannst nicht gehen."
Eka drehte sich nicht zu Calixtus um.
"Willst du mich etwa hier festhalten."
"Sei nicht schwachsinnig! Du weisst genau dass ich dir niemals etwas antun könnte!"
Eka sah zu Calixtus der wutentbrannt aus seinem Sessel gefahren war. Er wich ihrem Blick aus.
"Ich...ich meinte dass du nicht gehen kannst, weil es physikalisch unmöglich ist. Du befindest dich immerhin an Bord meines Flagschiffs. Und diese speziellen Schiffe die ich benutze Segeln nicht auf dem Meer, sondern auf der Schwelle zwischen Dasein und Nichts. Dass Portal dass du benutzt hast, funktioniert nur einmal und auch nur in eine Richtung. Für dich müssten wir erst einmal ein Portal zurück erschaffen."
"Du, sagst also der einzige Weg zurück ist es deinen Portalbindern zu vertrauen?"
Calixtus blickte sie weiter nicht an, nickte aber.
"...Eka?"
Sie wandte ebenfalls den Blick ab.
"Was..?"
"Wenn du den Schlüssel hast, heisst dass, ihr habt Anarath von den Anemnos getötet?"
Eka sah ihn noch einmal ratlos an.
"Anarath von den Anemnos? Der Held?"
"Genau der! Ich habe ihm den Portalschlüssel gegeben, weil ich ihn zum Duell gefordert habe. Wenn du den Schlüssel hast dann musst du ihm begegnet sein."
Eka runzelte noch einmal die Stirn.
"Das sollte Anarath von den Anemnos sein? Der kleine, blonde Junge?"
"Es war also nicht der Echte... Ich habs schon vermutet,viel zu schwach der Kleine. Nun, sicher kann ich nicht sein... Fang!"
Er warf Eka einen zweiten Portalschlüssel zu, die ihn geschickt auffing.
"Bitte, gib diesen Schlüssel dem Jungen der sich Anarath von den Anemnos nennt. Ich möchte mit ihm reden, wenn er ein Betrüger ist,weiß er vielleicht wo das Original sich aufhält. Und wenn er der Echte ist möchte ich mich natürlich mit ihm duellieren."
Ekas Blick wandte von dem Portalschlüssel in ihrer Hand zurück zu Calixtus.
"Wieso sollte ich das für dich tun?"
"Weil ich eine Geisel halte und ich nicht denke dass du die Schuld am Tod eines anderen Menschen ertragen könntest." antwortete Calixtus kalt.
"...Weisst du eigentlich das Hailya Tod ist?"
"Das würde bedeuten, dass Teol versagt hat. Ein Beweis dafür dass dieser Versager niemals Hailyas Rechte Hand hätte werden sollen. Dieser Platz war für mich bestimmt gewesen."
"Du, weisst also das Hailya tot ist und machst trotzdem weiter?"
Calixtus fing beiläufig mit Dehnübungen an seinem Handgelenk an und versuchte möglicht gelangweilt zu Eka zu gucken.
"Nur weil Hailya tot ist, heisst das nicht das Hailyas Gedanken tot sind. Mit diesen Schiffen hier kann man die Schwelle zwischen Dasein und Nichts bereisen. Es gibt nur noch 4 Welten die intakt sind. Ristéme ist eine davon. Wir haben auf unserer Reise auch gemerkt, dass neue Welten um diese 4 Welten herum enstehen. Wenn wir jetzt schnell handeln, können wir Ristéme zum Zentrum des Universums machen! Nein, wir könnten Ristéme zum Universum machen! Verstehst du nicht, Eka!?
Wenn das ganze Volk Ristéme angehört, wenn das ganze Universum nur aus einer einzigen Nation besteht, dann wird es nie mehr Kriege geben!"
"Und du denkst das wirklich?"
"Natürlich! Wir sind die letzte Generation Ristémes die Blut vergiessen muss. Wir müssen uns nur mit der Eroberung beeilen. Ich bin bereit solange weiter zu kämpfen bis ich der nächsten Generation ein Reich des Friedens vermachen kann."
"...Du bist ein Narr."
Calixtus stand auf und blickte Eka in die Augen.
"Vielleicht hast du damit sogar Recht."
Eka wich für einen Augenblick zurück. Calixtus schüttelte den Kopf und ging auf ein Fenster zu.
"Ich bin diesen Weg bereits zu weit gegangen, Eka."
sagter er, während er aus dem Fenster schaute.
"Calixtus..."
"Ich habe bereits zu viel getan. Ich kann nicht einfach umkehren. Ich habe den Punkt an dem man sich entschuldigt und zurückgehen kann, lange überschritten.
Wenn ich zum Senat gehe und mich entschuldige... Wenn ich das tue und verspreche ein friedliches Leben zu führen, all meine Verbrechen wiedergut mache und das Leben eines Heiligen zu führen.
Denkst du man würde mir vergeben? Die einzige Aussicht die ich dort hätte wäre ein Leben in Gefangenschaft oder eine Hinrichtung. Und die Hinrichtung müsste nicht einmal offiziel statt finden, dafür hat der Senat seine Attentäter. Ich bin einer von Hailyas loyalsten Leuten, es wird mehr als genug Grund geben mich hin zu richten.
Ich bin bereits ein toter Mann."
Eka hörte einfach nur mit zugeschnürter Kehle zu.
"Ich habe nur noch diesen einen Weg übrig mein Leben weiter zu führen. Ich hatte gehofft dass du mich vergisst. Ich wollte dich nicht noch weiter verletzen als ich es bis jetzt schon getan habe, deswegen wollte ich dich nicht wieder sehen. Um keine alten Wunden auf zu reissen."
Er hielt inne und holte tief Luft. Er sah weiter mit voller Konzentration starr aus dem Fenster hinaus.
"Sag Seraphina, sie soll sich keine Sorgen um ihren grossen Bruder machen. Ich habe vor zu überleben.
Und Eka... es ist vielleicht das letzte Mal dass wir uns sehen. Deswegen will ich dass du weisst... Dass du die Erste warst die ich jemals geliebt habe. Ich wünschte die Dinge wären damals anders gekommen... Ich werde dich niemals vergessen. Führe ein Leben dass du nicht bereust, das ist alles was ich will. Werde glücklich."
Die einzige Antwort die Calixtus bekam war das Schließen der Tür. Er sah zur geschlossenen Tür und liess sich auf die Knie fallen.
"Für ein besseres Morgen, Lord Hailya, für ein besseres Morgen..." flüsterte er erstickt.
Nach einer Weile stand er wieder auf ging zum Schreibtisch und öffnete den Brief


"Das ist das Herz ohne Zweifel. leg es auf diesen Baumstamm dort." sagte Baijal.
Kudo tat wie geheissen.
"Und nun..." setzte der Crania an.
Riijadon nahm den Stab den er Xaz abgenommen hatte und rammte ihn durch das Herz in den Baumstamm.
Augenblicklich verschmolzen Herz und Baumstamm zu einem Mannsgrossen Baum mit Kindergesicht.
"Fluch gebrochen. Xaz ist wieder er selbst" verkündete Riijadon gelassen. Er sah zu dem schlafenden KIndergesicht auf dem Baum.
"Er sieht friedlich und sogar irgendwie niedlich aus."
"Moment. Dieser Skelletdrache war in Wahrheit auch einer von den sprechenden Bäumen?"
"Und du hast ihn gerettet, Kudo" sagte eine wohlklingende, sanfte Frauenstimme. Es war die beuhigendste Simme die Kudo je gehört hatte, er fühlte sich geborgen sobald er die Stimme hörte.
"Was für eine Stimme..." stammelte Kudo.
"Es ist meine. Ich bin Testalia, Älteste Crania in diesem Wald." sagte der gewaltige Baum hinter ihm. Das Gesicht der Testalias war noch schöner als ihre Stimme. Was für eine Verschwendung so eine Stimme und so ein Gesicht einem Baum zu überlassen!
"O, Großer Kudo, Retter des Waldes, hiermit verleihe ich dir den Titel eines Waldheiligen"
"Klingt gut."
Ein wohlig-warmes Gefühl durchströmte Kudo und er spürte wie seine Kraft, sein Geschick, seine Wahrnehmung, und seine Psynergy zunahm. Es fühlte sich so an als würde er sich mit Boden verbünden, nur war das Gefühl um vieles stärker. Er spürte wie neue Arten von Psynergien in ihm aufkeimten.
"Was ist das für ein Gefühl" fragte Kudo erstaunt und sah an sich hinab. Er hielt seine Sinne vorher schon für geschärft doch jetzt fülhte er sich als hätte er sein ganzes Leben lang nur durch Nebel gesehen und hätte jetzt zum ersten mal klaren Himmel vor Augen. Die Farben und Gerüche waren viel intensiver als sonst. Alles wirktze auf einmal so...lebendig.
"Die Ernennung zum Waldheiligen ist ein Klassenwechsel." erklärte Riijadon. "Normalerweise erreicht man so etwas nur durch das Verbünden mit Dschinn oder den Einsatz von bestimmten Gegenständen. Der Waldheilige ist allerdings eine sehr spezielle Psynergy-Klasse. Wenn er im Wald kämpft wird seine innere Kraft direkt mit der des Waldes eins. Er ist stärker, schneller und lernfähiger im Wald. Das heisst das er extrem schnell Erfahrung sammelt wenn er im Wald kämpft, zu mindest im Kampf gegen gleichstarke oder stärkere Gegner. Im Wald sind auch seine regenerativen Kräfte erheblich gestärkt.
Neben den Psynergien die der Adept vor dem Klassenwechsel besaß, kommen auch noch die speziellen Psynergien des Waldheiligen die sich hauptschächlich darauf spezialisieren Bäume und andere Pflanzen wachsen zu lassen oder Tiere herbei zu rufen die ihm helfen.
UND dann ist da noch die Psynergy die dich am meisten interessiert "Waldherz".
Durch den Einsatz dieser Psynergy spürst du alles was der Wald selbst spürst. Aber ich würde dir empfehlen sie später aus zu probieren. Dein Gehirn muss sich erst an die Neuauslastung durch deine geschärften Sinne gewöhnen. Würdest du jetzt Waldherz einsetzen würdest du wahrscheinlich in Ohnmacht kippen."
Ultimatum zu händen von Calixtus.

Mit diesem Ultimatum fordert Sie der Senat von Ristemé, im namen des Volkes der Ristemé, einmalig und endgültig dazu auf sämtliche Kampfhandlungen gegen die Zentralen Kontinente und deren Allierten einzustellen. Sie werden dazu aufgefordert sich selbst mit Ihren Untergebenen, sowie der kompletten Ausrüstung Ihres Kommandos der Nation Ristemés unter der Leitung des Senats zu übergeben.
Die Nation Ristemé ist nicht willens weitere Kampfhandlungen gegen die Zentralen Kontinente, die weiterhin als Verbündete Ristemés gelten, gutzuheißen, da genannte Nation durch einen inzwischen aufgedeckten Verrat diskreditiert wurde.
Als Gegenangebot für Ihre Kooperation garantiert der Senat der Ristemé die Sicherheit Ihrer Person und Ihrer Untergebenen. Ihnen steht eine Entschädigung in Form von Material und Ländereien zur Vefügung, über deren Umfang zu verhandeln ist. Bedingung für dieses Gegenangebot ist der sofortige ehrenhafte Austritt von Ihnen und Ihrer Männer aus dem Militär der Nation Ristemé und mit einem lebenslangen Verbot an Tätigkeiten, die mit diesem in Verbindung stehen.
Sollten Sie drei Tage Ristemézeit nach Erhalt dieses Dokuments nicht auf das Ultimatum reagieren, innerhalb von vierzehn Tagen Ristemézeit alle genannten Forderungen nicht erfüllt haben oder Widerspruch einlegen, werden Sie und Ihr Kommando fortan als Feind der Nation Ristemé geahndet und von genannter Nation losgesagt. Man wird Sie als hochrangige Gefahr Ristemés einstufen und ohne Chance auf weitere Verhandlungen neutralisieren.
Dieses Ultimatum wurde von allen Senatoren im Namen des Volkes der Ristemé bestätigt.


Es folgte eine Liste von Unterschriften der Senatoren. Calixtus überflog alles mit desinteressiertem glasigen Blick und warf ein Blick auf den Umschlag, dessen Wachssiegel, von dem zuvor ein schwaches Glimmes ausgangen war, inzwischen verblasst war. Man wusste also Bescheid, dass er es empfangen hatte. Doch bevor er beides weglegen konnte, viel ihm eine Notiz ins Auge die auf dem Briefumschlag geschrieben war. Sie war ihm bisher entgangen. Es handelte sich um Ekas Handschrift. So lange hatte er sie nicht gesehen, doch er erkannte sie sofort wieder.
Du hast alles bekommen was du wolltest. Damals hättest du auch alles bekommen was du von mir wolltest. Doch es war dir nicht genug.

Eka:Also hat Euer glorreicher Anführer eine Geisel genommen, um Anarath von den Anemos zu töten? Einem Mann dem wir die Rettung und Befreiung Ristemés zu verdanken haben?
Soldat:So hat er das? Wieso stellt er sich dann auf die Seite derer, die unsere Zivilisten abschlachten?
Eka:Weil Sie zu ignorant waren, um eine Täuschung zu durchschauen? Die Zentralen Kontinente steckten nicht hinter dem Angriff, aber das scheint euch entgangen zu sein. Außerdem steht Anarath auf der Seite von niemandem. Ich bin ihm zwar nie persönlich begegnet, aber eine Freundin von mir, Yoruri kannte ihn gut. Er gab ihr auch die Kraft um Teol zu besiegen.
Soldat:Teol wurde besiegt?!
Eka:Richtig. Nach dem wir Hailya aufhalten konnten sein eigenes Volk umzubringen, wurden er und andere verbannt. Ihr allerdings habt eine Chance bekommen. Allerdings rechne ich nicht damit, dass Euer Anführer sie ergreifen wird, so tief wie er gefallen ist.
Der Gesichtsausdruck des Soldaten wurde neutral.
Soldat:Halten Sie endlich den Mund, Novizin. Ich werde ihnen nicht mehr antworten.
Eka:Das müssen Sie auch nicht. Aber bedenken Sie eines: Calixtus hat indirekt zugegeben, dass er bis zum Ende weitermachen wird. Ihr habt es vor der Tür gehört, dass sehe ich in Euren Augen. Und ihm ist es dabei egal, wie viele von euch er mit ins Verderben reißt.

Der Kriegsherr war zurück! Weldon fühlte sich bei dem Gedanken alles andere als wohl. Das hatte gewiss mit der Tatsache zu tun, dass er vor zwei Minuten die Meldung bekommen hatte, dass Dewan verschwunden war. Sarn suchte bereits nach ihm. Weldon machte sich keine Illusion, dass sein kurzes Schläfchen ihm teuer zu stehen kommen würde. Nicht von Reyter persönlich, aber von seiner Admiralin Zaisa. Weldon tat also das einzig Vernünfte: Er ging zum Kriegsherrn und blieb in dessen Nähe, bis der Entflohene auftauchte. Dann war er wenigstens vor Ort um sich zurechtfertigen oder ihn gar abzufangen, wenn der Kriegsherr es befahl. Er fand Reyter auf einem seiner üblichen Rundgänge. Er vergewisserte sich gerade, ob alles für morgen perfekt war.
Reyter:Ah, Weldon! Ihr seid es. Ein wunderbarer Tag heute, nicht?
Weldon lächelte nervös.
Weldon:Für mich könnte er besser sein, mein Lord. Ich nehme an, das Treffen ist gut verlaufen?
Reyter:Besser als erwartet, ja. Es ist großartig auf die Führer eines hochentwickelten Adeptenvolkes zu treffen. Man fühlte sich fast ein wenig an Galatan erinnert. Zu schade, dass ich nicht mehr von Silkanas sehen konnte.
Der Kriegsherr war in der Tat gut gelaunt. Weldon biss in den saueren Apfel. Jetzt oder nie.
Weldon:Mein Herr... ich habe ein großes Problem.
Reyter hob fragend die Brauen.
Reyter:Sprecht.
Weldon:Es scheint, als wäre der Junge... Dewan entkommen. Keiner weiß, wie er es angestellt hat. Aber ich habe Grund zu der Annahme, dass er euch bald aufsuchen wird.
Reyter musterte ihn berechnend. Weldon schluckte.
Reyter:... Nun gut. Ich habe in dem Knaben ohnehin eine große Kraft gespürt und er hat es bereits geschafft ungesehen hier einzudringen. Allerdings erwarte ich, dass Sie ihre Sicherheitsprobleme endlich in den Griff kriegen. Wenn einer es schafft sich hier ungesehen zu bewegen, schaffes es auch andere. Das ist nicht akzeptabel.
Weldon:Ja, Kriegsherr...
Ein Flattern erregte die Aufmerksamkeit beider Männer. Ein Raubvogel kam in den Felsgang geschwebt, in dem sie sich befanden. Ein grüner Stofffetzen an seinem Federkleid verriet, dass er überprüft worden war und keine Gefahr darstellte. Reyter war zunächst überrascht, aber der Vogel ihn umkreiste, aber streckte dann den Arm aus. Der Vogel landete gehorsam und hielt still. Der Kriegsherr sah den Zettel, der an dem Bein des Vogels befestigt war.
Reyter:Welch ungewöhnliche Methode Nachrichten zu versenden. Hm... tatsächlich? Ha!
Weldon brauchte eine Weile bis er begriff, dass Reyter mit seinen Dschinns geredet hatte und nicht mit ihm.
Weldon:Mein ich so neugierig sein darf...
Reyter:Sicher Weldon. Dieser Vogel ist psynergysensitiv. Offenbar wurde er dazu abgerichtet, zu der Person mit der intensivsten ausgestrahlten Feuerpsynergy zu fliegen.
Weldon:Aber... Ihr seid ein Wasseradept und...
Reyter:Zerbrecht Euch nicht den Kopf, der Vogel ist noch nicht an seinem Ziel. Macht vermutlich nur einen Zwischenstopp. Aber sehen wir mal, worum es geht.
Er nahm dem Vogel die Nachricht ab, rollte sie auf und las sie mit Stirnrunzeln durch. Dann begann er zu lachen. Weldon sah sich verstört um. Manchmal wüsste er wirklich gerne, was der Kriegsherr dachte.
Reyter:Weldon mein Freund, der Tag scheint immer besser zu werden. Scharlach, Pyron? Seid so gut und holt Flama für mich, ja?
Zwei Marsdschinn verließen Reyters Körper. Der Vogel sah auf und flog ihnen hinterher. Doch bevor er mit ihnen den Gang verließ, änderte er die Richtung und stürzte sich in eine dunkle Ecke.
Dewan:Oh, ich wurde entdeckt.
Reyter:Ihr seid da? Gut, das spart Zeit. Weldon verriet mir, Ihr wolltet mit mir reden. Ich gebe Euch zehn Minuten, also holt nicht zu weit aus.
Dewan nickte und trat dann auch schon vor. Sein Blick galt einmal in jede Richtung, ehe er bei Reyter hängen blieb.
Dewan: Mein voller Name ist Tallah Dewan und ich gehöre zu den Meister der Kampfkünste aus Mirnuzar.
Reyter: Freut mich, einen dieser Meister begrüßen zu dürfen, doch was genau verdanke ich euren Besuch?
Auch Dewan hatte nicht vor länger als zehn Minuten für seine Erklärung aufzuopfern. Er hatte seine Hausaufgaben gemacht.
Dewan: Es geht um eine Bedrohung, die zurzeit verhindert werden kann noch ehe sie bedeutend größer wird. Ich möchte ganz am Anfang eines klar stellen: Mir ist absolut gleichgültig was für ein Art Mensch ihr seid, genauso wie eure Ziele. Für uns Meister spielt dies keine Rolle, denn wir greifen sowieso nicht in die Tate der Menschen ein – zumindest nicht so, dass wir ihre Leben beenden.
Reyter nickte, als er diesen Part verstanden hatte. Der Junge fuhr fort.
Dewan: Diese Bedrohung ist die einzige Sache, was uns etwas angeht. Ihr und eure Männer seid dieser Bedrohung schon einmal begegnet – der Dämon Melfice.
Der Kriegsherr erinnerte sich an das Wesen, der ihm ein Bündnis angeboten hatte. Er hatte es abgelehnt. Er hatte zwar seiner Admiralin beauftragt ihn zu vernichten, doch das war ihr nicht gelungen.
Dewan: Ist bisher niemandem gelungen. Er ist ein Überlebungskünstler und scheut sich nicht vor Rückzug um später so oft wie möglich anzugreifen.
Ich weiss von eurem Kampf Bescheid, denn der Kampf mit eurer Admiralin war der Kampf gewesen, bei der er die „Hülle“ des Menschens ablegte und nun selbstständig wieder zum Dämon der alten Epoche wurde. Versteht mich nicht falsch. Ich werfe euch nichts vor, denn er hätte diese Hülle früher oder später sowieso abgelegt.
Reyter: Was ist es dann, warum ihr hier seid?
Dewan: Ich denke mir, dass es nicht an eurem Interesse liegt, dass der Dämon Jagd auf die Menschen macht, die über die Gabe der Sterne besitzen. Um zu überleben wird er sie verspeisen. Auf dem Weg zu euch fand ich etliche eurer Männer. die ihm zum Opfer gefallen waren.
Der letzte Teil war für Reyter keine neue Information. Mehrere seiner Truppen waren bereits von einem ‚Angreifer‘ erledigt worden, nur um dannach lebendig aufgefressen zu werden. Er hätte sich selbst um das Problem kümmern lassen, doch die Spur des Dämons verschwand dafür viel zu schnell und lies sich viel zu schwierig wiederaufnehmen.
Reyter: Sehe ich das richtig? Ihr als „Meister der Kampfkunst“ wollt euch um „die Bedrohung“ kümmern und uns das „Problem“ abnehmen, die ihr gerade erwähnt habt? Falls ja, dann hättet ihr es tun können ohne mit mir vorher darüber sprechen zu wollen. Also: Was genau wollt ihr von mir?
Dewan: Ich bin kein Wunderkind, der das vollbringen kann, wo bisher die Menschen aus der Vergangenheit sowie aus der Gegenwart versagt haben. Alleine werde ich den Dämon nicht vernichten können, dafür aber mit der nötigen Unterstützung.
Der Feueradept schüttelte ruhig seinen Kopf.
Dewan: Das ist alles. Ich bin hier nur wegen der Anfrage, ob ihr mir Männer für den Kampf gegen den Dämon entbehren könnt? Und falls die Antwort „ja“ lauten sollte, unter welchen Bedingung und Gegenleistung? Und wenn ich richtig liege, laufen die zehn Minuten gleich ab.

Der König aus der alten Epoche befand sich bereits auf dem Soldatengipfel, denn hier sollte ihr Treff stattfinden. Er hatte jegliche Begegnungen mit Menschen vermieden. Er wusste zwar nicht, wer die Personen waren, die ihm um das Treffen gebeten hatten, doch nun wusste er immerhin den Aufenthaltsort des legendären Artefaktes mit denen man jegliche Illusionen durchschneiden konnte.
Hashiro: Da vorne ist er! Da vorne!
Der König aus der alten Zeit wandte seinen Blick in die Richtung des Mannes indem vorher Melfice gewohnt hatte. Die Imitation seiner ehemaligen Klinge erschien auf seiner Hand, die er in die Richtung der Truppe hielt.
Melfice: Gebt mir zuerst den Dolch wie vereinbart und sagt dann, wenn ihr etwas zu sagen habt.

Kudo verbeugte sich respektvoll vor den Crania.
Kudo: Ich werde auf eure Warnung achtgeben. [denkt]: Warum höre ich von jeder dritten Person eine Warnung?!
Die Prüfung war abgeschlossen und die Gunst des Waldes hatte er auch erhalten. Nun fehlte nur noch die Prüfung des Meisters. Den Wald verlassen dürfte sich wohl nicht für allzu schwierig erweisen. Besonders nicht jetzt. Doch eine Sache gab es da noch. Er war immer noch verflucht! Trotz der ganzen Vorteile die ihn die Klasse anbieten sollte, fielen die Regenerationsfähigkeiten aus. Seine Psynergie sowie seine Ausdauer nahmen stetig, wenn auch in geringen Mengen, immer weiter ab. Wenn es so weiter ging…
Kudo: Wie werde ich den Fluch los? Kann einer von euch mich zufällig vom Fluch erlösen?
Testalia: Du hast dich angesteckt. Auf dem Gipfel des Berges, ganz am Ende des Waldes, ist eine besondere Quelle, die dich von jeglichen Erschöpfung, Flüchen und sonstigen Schäden heilt.
Kudo fluchte innerlich, doch er bedankte sich und verabschiedete sich dann von den Bäumen. Er würde seinen Begleiter frühestmöglich aus dem Wald herauslassen und sich dann zu den Quellen begeben. Falls Riijadon zu dem Meister musste, würden sie sich sowieso wieder sehen.
Kudo: Wer genau bist du? Und woher weisst du so viel über diese Klasse und deren Fähigkeiten?
Der junge Erdadept und der neue Waldheilige hätte die Frage vermutlich schon viel eher stellen sollen. Nun hatte er sie gestellt. Auch wenn seine Psynergie dadurch schneller flöten ging, überlegte er sich währenddessen ein geeignetes Reittier. Wenn er den Fluch erst einmal gebrochen hatte, warteten seine neuen Fähigkeiten nur darauf, ausprobiert zu werden.

Plötzlich spürte Sarek einen erheblichen Schmerz. Eine Schattenklinge hatte sich durch seine Brust gebohrt und er war gelähmt. Nicht wegen der Klinge. Luna hatte ihn seine Körperkontrolle vorübergehend genommen, während Gentile Sareks Strahl abgefangen hatte. Zwar konnte Gentile ohne die Macht des Umhangs nicht mehr Strahle „absorbieren“ und seine eigene Macht steigern, aber er war immer noch immun gegen Attacken dieser Art.
Sarek: Du! Wer seid ihr?!
Garet: Funara , Yudor, Luna und Gentile? Sie ist gestorben?
Aaron: Scheint so… doch was macht sie zusammen mit Semihs Lakaien?
Isaac: Das ist nicht sie… das ist Semih. Der Semih, den wir zuletzt bekämpft haben. Er hat sich den Körper ihrer Schülerin geschnappt… wie abscheulich.
Sarek: DU bist es also. Im Körper des Mädchens?
Semih F[telepatisch]: Tut mir Leid, aber ich konnte nicht zulassen das du versehentlich meinen NÄCHSTEN Körper vernichtest.
Die anderen beiden ehemaligen Besitzer der verfluchten Augen wurden währenddessen von Yudor überrascht und waren besiegt. Sarek wollte sich befreien, doch seine Kraft versagte. In dem Moment erkannte er, dass die vier genau die Art von Wesen waren die ihn vernichten konnten. Sie waren unabhängig von der Ordnung und kein ewiges Wesen. Sie waren Wesen die ihre Macht erheblich gesteigert hatten, ohne den Schritt in die nächste Stufe gemacht zu haben. Sie hatten ihren eigenen Weg gefunden um in die Spitze zu kommen, sei es durch Verrat, Rücksichtslosigkeit oder durch Ehrgeiz. Sie waren die stärksten ihrer „Art“.
Semih F: Gute Arbeit. Er ist zu wertvoll um ihn zu vernichten. Luna.
Luna: Wenn du übernimmst Yudor.
Die Insekten überfielen Yudors Körper und sorgten dafür, dass er sich nicht fortbewegen konnte, während Luna seine Kontrolle trennte. Gentile diente als zweite Wache.
Semih F: Deinen Körper zu vernichten würde nicht ausreichen, nicht wahr Sarek?
Luna nutzte die Technik, die er Sol abgenommen hatte. Zum ersten Mal verließ er seinen eigenen Körper und befand sich nun in dem eines (ehemaligen) lebenden. Es war ein anderes Gefühl als sich mit leblosen Sachen oder Dingen zu verbünden, die zu seinen ursprünglichen Fähigkeiten gehört hatte. Es war die mächtigste Körpermanipulationstechnik aller Zeiten gewesen.
Yudor: Die Seele hat seinen Körper nicht rechtzeitig verlassen können um der Vernichtung zu entgehen. Pech gehabt Gentile. Für dich gibt es nichts zu tun.
Gentile fluchte und die dunkle Seele schien dazu keine Reaktion zu zeigen. Als Seele wäre er zwar Lunas Techniken entkommen, dafür aber anfälliger auf Gentiles und seine gewesen.
Ihre Aufmerksamkeit wandte sich nun zu den neuen. Die dunklen Seele hatte den unglaublichen Drang, den Körper Isaacs hier und jetzt mit Hilfe von Luna zu übernehmen, doch die Zeit dafür war noch nicht gekommen. Sie hatten noch einen Feind. Einen unbekannten. Alle Schachzüge waren entscheidend.
Semih F: Ihr braucht uns dafür nicht zu danken.
Garet: Euch danken? Niemals!
Semih F: Nicht so hitzköpfig. Wir wollen euch nicht bekämpfen oder behindern. Euer Weg ist frei.
Der Schattenschlamm erschien unter den Füßen der ehemaligen Anführer, während sie von ihm verschlungen wurden. Sie sollten ruhig ihren neuen Feind finden und erledigen. Vielleicht würden ihre Wächterkräfte sich auch als nützlich erweisen. Wenn es soweit war, würde es zum Endkampf kommen und es gab nicht den geringsten Zweifel, dass sie diesen Gewinnen würden.
Jenna: Isaac!
Die dreiköpfige drehte sich um und erkannte Jenna, Felix, Zail sowie einen Unbekannten, der ihnen folgte. Sie schauten sich im Raum um, der Kampfspuren aufwies.
Felix: Was ist hier geschehen?
Reyter nickte.
Reyter:In der Tat, die Zeit ist um. Ich möchte ehrlich zu Euch sein, Bursche. Ich kann Menschen nicht ausstehen, die keine Partei ergreifen, wie euch 'Meister der Kampfkunst'. Entweder Ihr steht auf meiner Seite oder Ihr tut es nicht. Allerdings ist Euer Angebot vernünftig. Diese jämmerliche Kreatur Melfice entwickelt sich zu einer Plage und hat nicht wenige meiner Soldaten auf dem Gewissen. Und ich sorge mich sehr um meine Männer.
Dewan:Aber...?
Reyter:Aber ich werde keine Männer absetzen, um Euch zu helfen, Knabe. IHR werdet stattdessen mir helfen. Ihr solltet wissen, dass einer meiner besten am Problem Melfice sitzt und bereits erhebliche Fortschritte gemacht hat, aber ob es zu seiner Vernichtung ausreicht wissen wir nicht. Wenn Ihr wirklich auf meine Ressourcen zugreifen wollt, könnt Ihr unter ihm arbeiten und Euer Wissen mit ihm teilen. Ich habe keinen Zweifel, dass ihr gemeinsam Melfice viel schneller loswerdet als ihm lieb ist.
Dewan sah ihn an.
Dewan:Aber ein Meister der Kampfkunst schließt sich niemanden einfach so an...
Reyter:Tja, das ist jammerschade, denn das ist meine Bedingung. Ihr habt keine andere Wahl. Und das wisst Ihr, Bursche. Wer sollte Euch sonst helfen? Eine handvoll Hoheadepten, die den Rest der Zentralen Kontinente ausmachen? Die Unberührten? 'Paka'?
Reyter schüttelte den Kopf.
Reyter:Der hat weit größere Sorgen als Euren Exorzismus. Wir wollen doch beide das Gleiche: Die Tilgung von Melfice vom Angesicht des Landes der Sterne. Ihr tätet nicht nur Euch, sondern dem ganzen Adeptenvolk einen Gefallen. Sie sind der Schlüssel, die Zukunft von allem. Die Ära der Unberührten ist bald vorbei.
???:Ganz richtig, Kriegsherr! Mögen sie alle brennen!
Weldon schloss entgeistert die Augen und versuchte seine Präsens so weit es ging auszulöschen. Dewan drehte sich um und im selben Moment sprang der Raubvogel von seiner Schulter. Er flog ein kurzes Stück und landete auf dem ausgestreckten Arm eines geschätzt sechszehn Jahre alten Mädchens mit schulterlangen roten Haaren die lockig hinter einem silbernen Haarreif an ihrem Gesicht herunterfielen. Ihre leichte Plattenrüstung schimmerte golden und über ihren Rücken war ein Stab geschnallt. Sie schloss sich der Männergruppe mit einem sonnigen Lächeln an. Die zwei Marsdschinns, Pyron und Scharlach, verbündeten sich wieder mit Reyter. Der Kriegsherr lächelte freudig.
Reyter:Ah, Flama! Wie schön dich zu sehen. Wie gehts?
Flama streckte sich energiegeladen.
Flama:Gut wie eh und je. Ich brenne darauf wieder etwas zu tun bekommen.
Dewam kam nicht umhin sie anzustarren. Hier stand er, Meister der Kampfkunst und Feueradept, neben dem Kriegsherrn, der sich mit zwei äußerst mächtigen Marsdschinns verbündet hatte und man wusste nicht ob das alle waren... Und der Vogel entschied sich für das Mädchen? Auch er bemerkte die Sternenmacht des Feuers die sie ausstrahlte... Es war einfach unglaublich. Flama bemerkte seinen Blick.
Flama:Starrt mich nicht so an, ich habe schon einen Freund.
Dewan:Was? Nein, ich...
Flama:Das war ein Scherz.
Dewan:Ah... Wieso-
Sie wandte sich wieder an den Kriegsherrn und hatte Dewan schon wieder vergessen.
Flama:Ihr habt mich rufen lassen, mein Herr?
Reyter:Das habe ich. Mich hat ein sehr interessanter Brief erreicht. Ich möchte das so bald wie möglich erledigt haben, aber morgen ist der große Angriff und ich brauche deinen Käpten Norgono hier. Stattdessen soll er dich und diesen Londoro schicken mit eurer Crew schicken.
Flama:Ahh...! Wo gehts denn hin?
Reyter:Nach Frostlande. Es gilt den Marsstern zu holen und den Marsleuchtturm zu entzünden.
Weldon, Dewan und Flama machten große Augen.
Weldon&Dewan&Flama:Er wurde gefunden?!
Reyter:Ja. Und der Stern liegt nur wenige Kilometer vom Ziel entfernt. Äußerst praktisch möchte man meinen. Natürlich eilt es, denn wenn wir das wissen, weiß Paka es vielleicht auch schon längst. Und dieses Mal will ich diesen Stern wirklich in meinem Besitz wissen, nicht wie damals in Aamara Hill.
Flama:Mit Vergnügen. Ich werde diesen Ristemé oder wie er sich nennt gleich wecken und auf die Hyve zerren.
Reyter:Sehr gut. Oh und eins noch...
Wieder verließen rote Lichtkugeln Reyters Körper, doch dieses Mal waren es drei. Die Dschinns verbanden sich mit Flama.
Reyter:Ich beobachte diesen Auftrag mit großen Interesse. Dein rascher Aufstieg ist bemerkenswert. Mach weiter so und ich schenke dir das neue Schiff der Sol-Klasse, dass gerade im Bau ist.
Das Mädchen war hellauf begeistert.
Flama:Wirklich?! Habt Dank, mein Lord!
Sie umarmte den Kriegsherrn stürmisch, zog sich aber sofort peinlich berührt zurück und nahm mit geröteten Gesicht Haltung an.
Flama:Ich werde Euch nicht enttäuschen!
Reyter schien nicht verärgert zu sein und tat so, als wäre nichts passiert.
Reyter:Das wirst du nicht. Auf mit dir, Flama.
Das Mädchen strahlte vor Freunde und rannte davon. Weldon atmete erleichtert aus. Sie hatte ihm keinerlei Beachtung geschenkt.
Weldon:Das neue Schiff, mein Herr...? Sollte es nicht...
Reyter:Einer von den ersten Offizieren bekommen?
Weldon erschrak.
Weldon:Himmel, nein! Ich wollte nicht-
Der Kriegsherr lachte leise.
Reyter:Nur ein Spaß, Weldon. Ich weiß das Ihr kein Interesse habt weiter aufzusteigen, schade eigentlich. Aber Balassa? Wenn man Euch Faulheit anhängt, dann brauchen wir von Ihr gar nicht erst zu reden. Londoro? Ein wenig zu übereifrig, außerdem weiß ich nicht wie ich den Ristemé einschätzen soll. Ich werde ihn später berücksichtigen, wenn ich ihn besser kenne.
Weldon:Mag sein, aber Flama...
Reyter sah ihn mit plötzlicher Kühle an.
Reyter:Ihr wisst genauso wie ich, dass ich so junge Leute niemals auf das Schlachtfeld schicken würde, erst gar nicht in verantwortungsvoller Position, es sei denn sie sind bereit. Und Flama ist es. Ihr taktisches Verständnis hat sie von Norgono gelernt und sie ist ein seltenes Naturtalent im Umgang mit der Psynergy. Sie erinnert mich an mich, in jungen Jahren. Sie hat das Schiff redlich verdient.
Reyter lächelte grimmig. Tatsächlich wünschte er sich, Flama wäre seine eigene Tochter. Aber leider hatte ihn das Schicksal mit Rina bestraft. Dewan räusperte sich.
Reyter:Ich habe Euch nicht vergessen, Junge.
Dewan fiel langsam auf, dass der Kriegsherr noch nie seinen Namen benutzt hatte.
Reyter:Weldon, geleite unseren Gast zu Cyro und stell ihm meine Empfelung aus. Ich muss Norgono von meinen Plänen mit seinem Schiff unterrichten.
Dewan:Moment, ich habe noch nicht zugesagt...!
Reyter:Wie ich sagte, ich kann Leute nicht ausstehen, die keine Partei ergreifen. Lasst Euch von Weldon zu Cyro bringen oder zurück in unser Gästequartier. Ich muss Euch doch nicht erklären, dass Ihr den Stützpunkt nicht verlassen dürft, solange uns nicht klar ist, wie Ihr eingedrungen seid?
Die Männer trennten sich.

Paka:Wir sind da.
Endlich hatten sie den anstrengenden Bergstieg hinter sich gelassen und standen nun vor dem Jupiterleuchtturm, den sie schon von unten aus gesehen hatten und vor der kleinen Stadt, die darum gebaut worden war: Scharfrichtergipfel.
Kanra:Endlich...
Sie schnupperte die Luft ein und rümpfte leicht die Nase. Es roch nach Rauch und ein wenig nach Blut. Als sie sich die Stadt genauer ansah, bemerkte sie die Spuren einer Schlacht, die diesen Ort heimgesucht hatte.
Sciz:Die Stadt hat schon mal bessere Tage gesehen...
Paka:Ja, in jüngster Vergangenheit kam es zu Revolutionen, die gewaltsam niedergeschlagen worden sind. Scharfrichtergipfel ist ein Ort der kalten Gerechtigkeit, also bitte, BITTE, stellt ja nichts Schlimmes an. Die Herrscherin mag zwar eine Sturmwind und somit eine gute Bekannte von mir sein, aber wenn ihr hier eines Verbrechens angeklagt werdet, wird mein Wort nicht reichen um euch auf dem Kerker zu holen... Oder vor der Hinrichtung zu retten.
Kanra schauderte. So sehr ihr es missfiel: Sie sollte ihren Alkoholkonsum besser an diesem Ort drastisch reduzieren.
Kurlag:Und wie gehen wir vor?
Paka:Wir lassen es langsam angehen. Wir besorgen euch eine sichere Bleibe, dann suche ich die Herrin der Stadt auf. Dann ziehen wir im Leuchtturm des Windes ein, genießen die Gastfreundschaft bis meine Angelegenheiten hier vorbei sind und dann kehren wir wieder zurück. Das kann allerdings mehrere Tage in Anspruch nehmen, also nehmt euch Zeit, die Geheimnisse des Turms zu ergründen.
Für Kanra klang das nicht sonderlich spannend, da sie nicht einmal zu den Windadepten gehörte. Aber ein wenig Ruhe nach all der Aufregung der vergangenen Tage würden ihr guttun. Wie Lashon und die anderen gerade vorankamen?
Paka:Dann suchen wir uns mal ein Gasthaus. Denkt daran: Macht KEINE Schwierigkeiten. Wenn euch die graue Garde ersteinmal hat und glaubt mir sie SIND gut, dann steckt ihr in unglaublichen Schwierigkeiten.
Sciz:Das Großmaul Kudo ist doch nicht hier, nicht? Was soll dann schon schief gehen?

Er fühlte sich wie von einem riesigen Stein erschlagen. Schwaches Licht flackerte hinter seinen Augenlidern, aber er wollte sie nicht öffnen. Lieber noch ein wenig Dösen, das wär nicht schlecht. Er wollte sein Bett lieber nicht verlassen, denn er wusste was ihn da draußen erwartete. Für eine Sekunde musste er überlegen. Was war es denn dieses Mal? Musste er jemanden finden? Jemanden bewachen? Oder mal wieder jemanden retten? Ja, das war es bestimmt wieder. Dann sollte er wohl doch nicht so viel Zeit verschwenden, der Boden war ohnehin unerträglich hart. Moment! Lag er gar nicht in seinem Bett? Was hatte er letzte Nacht gemacht? Er erinnerte sich an einen Schlüssel in seiner Hand, als plötzlich...
Merl riss die Augen auf und wollte aufspringen, aber sorgfältig gewickelte Fesseln verhindeten, dass er auch nur einen Muskel rühren konnte. Er war in einer stockfinsteren Kammer gefangen, deren einzige Lichtquelle eine brennende Sturmlaterne war. Merl stutzte. Man hatte ihn leben lassen? Warum?
???:Wach?
Merl schaffte es, sich ein wenig zu der Stimme umzudrehen. Hinter ihm saß ein dicker Mann auf einem Stuhl um kaute auf einem Stück Brot herum. Die Kleidung die er trug kam Merl nicht bekannt vor, aber er gehörte vermutlich zu seinen Angreifern. Merl konnte sein Bewusstsein nicht spüren. Psynergyunterdrückende Fesseln, was sonst? Er versuchte etwas zu sagen, aber nur ein ersticktes Krächzen verließ seine Lippen.
Cordill:Haha! Du magst ein zäher Bursche sein, aber nach einem Lähmungsgiftpfeil der Extraklasse kann nicht einmal ein talentierter Adept wie du etwas ausrichten.
Merl versuchte wieder zu sprechen, aber er brachte nicht eine anständige Silbe heraus.
Cordill:Ne ne, vergiss es. Deine Stimmbänder sind noch ein paar Stunden gelähmt. Aber lass mich raten, okay? Die meistgestellten Fragen sind: Wo bin ich? Sag ich dir nicht. Was wollt ihr von mir? Sag ich dir nicht. Was habt ihr mit meinen Freunden gemacht? Sag ich dir nicht. Nur das sie vorerst in Sicherheit sind, solange du kooperierst. Habt ihr was zu essen? Dir geb ich nichts ab. Haha! Die Frage kommt wohl immert zuerst von mir.
Merl drehte sich wieder auf die Seite um sich keine Zerrung zu holen.
Merl[denkt]:Vulkanasche?
Cordill:Nein, auch der Dschinn ist extrahiert und eingesperrt, falls du dich in diesem Augenblick wunderst. Was hast du mit dem armen Geschöpf gemacht, es golden angemalt? Haha, Spaß! Wir wissen, dass dieses Vieh wohl das gefährlichste an eurer Gruppe ist. Hat uns ganz schön viel Ärger gemacht. Aber ich bin ihm nicht böse, denn er hat Witwe ein wenig durchgebraten. Haha! Nein, ernsthaft: Ich hätte ihn dafür zerstören können, dass er jemanden von uns verletzt hat. Man hat es uns leider verboten. Noch.
Merl sank ins sich zusammen. Damit war er am Ende. Ohne Vulkanasche würde er vermutlich nicht einmal einen von seinen Angreifern besiegen können, wenn er versuchen würde zu fliehen. Er hörte wie eine Tür geöffnet wurde und vor einen kurzen Augenblick flutete etwas Licht herein, bis die Tür sich wieder schloss.
???:Ich hörte dich reden. Ist er wach?
Eine Frauenstimme.
Cordill:Steht dir zur Verfügung, der Kleine.
Eka beugte sich mit berechnenden Blick über ihn. Die Beschreibung die Yoruri ihr gegeben hatte stimmte, aber sie konnte es einfach nicht glauben.
Eka:Anarath von den Anemos?
Da seine Zunge nicht wollte, nickte er krampfhaft. Die Frau hielt ihm den zweiten Schlüssel hin, den Calixtus ihr gegeben hatte.
Eka:Wir müssen uns unterhalten.
Cordill:Mach dir keine Mühe, der redet das nächste Weilchen nicht.
Eka:Was? Aber es ist dringend...
Cordill:Kann man nix machen. Anders hätten wir ihn nicht gekriegt... lebend zumindest.
Eka:Wunderbar... Wie lange wird es dauern?
Cordill:Bis es soweit ist. Brauchst du ihn bis dahin?
Eka:Wenn er nicht reden kann, ist er für mich nicht zu gebrauchen.
Cordill lachte herzhaft.
Cordill:Gut!
Er sprang vom Stuhl, sank auf ein Knie und schlug Merl mit der freien Hand mit einem mächtigen Hieb gegen den Kopf, dass der Junge bewusstlos wurde.
Eka:Verdammt, was...?!
Cordill:So schläft er wenigstens durch und ist bei Kräften, wenn Sie mit ihm reden wollen.
Eka:Aber... Aber... Er ist vielleicht derjenige, der Yoruri und Hayate geholfen hat, die uns von Hailya befreit haben!
Cordill:Hab mich nie für Politik interessiert... Er kann jetzt eh nicht reden. Nachher schon.
Eka:Ja... Aber nur wenn sein Kiefer nicht gebrochen ist.
Cordill lachte sich wieder fast den Hintern ab.
Cordill:Niemand ist perfekt.
"Ich bin Riijadon. Ein Wanderer. Ich habe mein Leben der Schwertkunst gewidmet und habe Freude daran mein Wissen weiter zu geben.
Und weshalb ich von dieser Klasse weiß?
Du bist bei langen nicht der erste der zu einem Waldheiligen ernannt wurde. Ich bin in meinem Leben viel herum gekommen, hab sehr viel erlebt..."
"Hmm..."
Kudo spürte dass ihm etwas verschwiegen wurde doch, er entschloss sich dazu Riijadon weiter zu fragen, wenn er ihn beim Meister wieder traf.



"Männer! ...Und Frauen natürlich. Ich verkündige hiermit: Die Auflösung der Miliz zur Rache gegen die Zentralen Kontinente!"
Die anwesenden Verstummten.
"Was sagt ihr denn da, Kommandant Calixtus? Nach dem wir soweit gekommen sind sollen wir jetzt auf einmal aufhören?" fragte eine junge Milizangehörige empört.
"Kommandant!"
"Was ist in euch gefahren Kommandant!?"
Mit einer ausholenden Geste brachte Calixtus die Menge zum Schweigen.
"Hört mir zu! Senku Hailya ist wahrlich gefallen. Wenn wir jetzt weiter machen, sieht uns die jetzige Regierung Ristémes als Feinde an.
Wir kämpfen für ein vereinigtes Ristéme, vergesst das nicht!
Wir haben ein Angebot des Senats erhalten. Wenn wir ab sofort sämtliche Kampfhandlungen einstellen, uns dem Senat übergeben und lebenslang aus dem Militär Ristémes austreten."
Die Soldaten schwiegen entrüstet.
"Na großartig!" rief einer der Milizangehörigen. "Da nehm ich armer Tropf von Bauer die Waffen meines Opas aus dem Keller in die Schlacht zu zu ziehen und dann stellt sich unser Anführer als ein Weichling heraus der sich von ein paar alten Männern aus dem Senat Angst einflössen lässt!"
Calixtus verschwand, nur ein Flimmern in der Luft hinterlassend. *Knack*
Der Milizangehörige ging bewusstlos zu Boden. Die restlichen Soldaten folgten seinem Beispiel.
*Knack* *Knack* *Knack*
In weniger als 10 Sekunden waren ausser 3 Soldatinnen, alle auf dem Schiff bewusstlos.
Calixtus nahm wieder feste Gestalt an.
Er winkte den 3 Soldatinnen zu.
"Nun, meine 3 Engel, könnt ihr euch denken was ich vorhabe?"
Die kleinste der 3 hob ihren Arm und sprang aufgeregt auf und ab.
"Hier, Hier! Frag mich!"
Die grösste der 3 verschränkte die Arme.
"Du sendest all diese Leute samt Ausrüstung zum Senat."
Calixtus lächelte.
"Exakt, Camelia. Und was mache ich danach?"
Die kleinste der 3 hüpfte immer noch aufgeregt auf und ab.
"Hier, nimm mich dran!"
"OK, was habe ich jetzt vor Lily?"
"Du tötest Anarath von den Anemnos. Und zwar ganz allein."
Calixtus schmunzelte. Er rieb sich verschwörerisch das Kinn.
"Ho? Nun nicht ganz allein. Ihr 3 Schwestern werdet mir dabei helfen. Und was denkst du mache ich nach dem Anarath von den Anemnos tot ist, Amelie?"
Fragte er die letzte der 3 Schwestern. Amelie sah ihn schweigend an, holte einen Notizblock hervor und begann zu schreiben.
Sie zeigte ihm den Notizblock mit ihrer Antwort.
"...Damit hast du absolut Recht, Amelie. Ihr 3 Schwestern seid meine treuesten und stärksten Soldaten. Ihr kennt mich einfach zu genau, was keine Überraschung ist nach all dem was wir durch gemacht haben. Wir sind sogar zusammen durch die Hölle gegangen. Ihr seid schlau, stark und wunderschön.
Welche besseren Untergebenen könnte sich ein Mann wünschen?"
"Hast du gehört? Hast du gehört? Calixtus hat gesagt wir sind wunderschön!"
Camelia schüttelte genervt den Kopf.
"Geht das schon wieder los... Und hör endlich auf rum zu hopsen Lily.
Kommandant, euch ist klar dass das was ihr vor habt reiner Selbstmord ist. Anarath von den Anemnos besiegen mag möglich sein, aber diese andere Sache..."
Calixtus lachte trocken.
"Natürlich, ist es unmöglich. Wir werden dabei Sterben. Es wird mein letzter Walzer sein. Eine letzte ehrenvolle Schlacht im Namen Hailyas. Ich hatte gehofft ihr würdet mich dabei begleiten."
"Natürlich, Kommandant" bestätigte Camelia
"Aye, Sir" quietschte Lily fröhlich und salutierte überzogen.
"Es ist uns eine Ehre" schrieb Amelie auf ihren Notizblock.
"Dann lasst uns gemeinsam zur Hölle fahren, meine Engel."
(Vorhin der Tippfehler aufgefallen: Selbstverständlich befinden sich der König und Hashiro + Co dort wo sich auf Treffen sollten >.> Scharfrichtergipfel -_-)


Der Wanderer hatte ihn schon vor einigen Minuten verlassen und sie waren den ganzen Weg bis zu dem besagten Felsen auf einem Reittier geritten. Kudo streichelte den Panther lobend, ehe es dann per Befehl wieder verschwand. Dannach wandte er seine volle Aufmerksamkeit zum Felsen und blickte in die Spitze. Er musste da irgendwie hoch. Es war unglaublich wie viel Psynergie der Fluch bereits von ihm verschlungen hatte. Es würde sicherlich nicht mehr lange dauern, bis sein Bewusstsein verlor. Ausserdem fühlte er sich in einer miserablen Körperverfassung. Den Fluch musste er loswerden!
Er konnte nicht hochklettern, denn das traute er seinem Körper gerade nicht zu. Babylon konnte er auch nicht beschwören, denn seine Psynergie reichte dafür nicht aus.
Kudo grinste: Alle guten Dinge sind bekanntlich drei. Genauso wie meine Möglichkeiten. Boden!
Der Dschinn löste sich von Kudo und sah ihn mit einer nur mäßig beeindruckten Miene an.
Boden: Ich weiss, ich weiss. Ich Klettere den ganzen Weg alleine hoch und Tausche dann unsere Positionen aus, nur damit ich noch einmal den Weg auf mich nehmen kann. Ich freue mich schon sooooo drauf.
Kudo: Hast du einen anderen Vorschlag?
Boden: Du könntest wie jeder normale Mensch auch den Weg bis zur Bergspitze nehmen. Der große Höhleneingang sollte dir sicherlich nicht entgangen sein.
Kudo: Jammer nicht, oder willst du das ich vor Erschöpfung den Löffel abgebe? Falls dies dein Ziel ist, hast du ihn bald erreicht. Sobald ich Bewusstlos bin, könnte es aus sein.
Der Dschinn gab bei den Übertreibungen seines Besitzers nach und nahm den Weg nach oben. Kudo lehnte sich gegen einen Baum. Er wusste, dass sich oben auf dem Felsen eine weitere menschliche Gestalt aufhielt.

Baijal: Warum hast du nicht selbst den Fluch gebrochen und ihn den ganzen aufwendigen Weg bis zur Quelle geschickt? Bei dem Fluch dürfte sich der Weg als äußerst anstrengend erweisen.
Testalias: Weil er es so wollte. Grace hatte sich vorhin geistig mit mir kommuniziert.
Baijal: Er beobachtet also das Ganze, was ihm als erfahrener Waldheiliger nicht besonders schwer fallen dürfte.
Testalias: So ist es und offenbar will er ihm die Prüfung nicht allzu leicht machen.

Die vier bemerkten nun eine schwebende blaue Kugel die zwischen ihnen stehen blieb, nur um sich dannach zu verformen. Ein junger blauer Adept erschien zu der Verwunderung der drei, der nun gemeinsam mit ihnen an Bord seines Flagschiffs stand. Calixtus machte mit einem Handzeichen deutlich, dass die drei zurücktreten sollten und er sich um ihn kümmern würde. Er hatte absolut nichts gespürt, genauso wenig wie die drei, was die Anwesenheit des Jungen betraf. Er musste ein Genie sein, was die Unterdrückung seiner eigenen Präsenz anging. Seine Aura strahlte nur Schwäche aus, doch seine langjährige Erfahrung verriet ihm, dass es sich nur um eine Täuschung handeln konnte. Besonders, wenn man er es mit seiner ersten Folgerung verknüpfte schien seine These sogar nicht allzu unwahrscheinlich zu sein.
Calixtus: Ein Eindringling, eh? Wie kamst du hier rein? Es gab schließlich nur einen Schlüssel…
Dann Begriff er es und das nicken des Unbekannten bestätigte es. War er vorhin nicht in der Form des Merkursterns gewesen? Bei seinen Unterdrückungskünsten sollte es keine allzu große Schwierigkeit sein, sich bei seinen letzten Besuchen angeklebt zu haben. Der Ristemé blieb ruhig, schüttelte seinen Kopf und grinste dann. Seine Beobachtungsgabe und seine Kombinationsfähigkeit hatten ihn in der Vergangenheit bereits oft einen Vorteil über den Gegner verschafft.
Calixtus: Du bist hier, weil du etwas willst. Du hast unser Gespräch vorhin belauscht nicht wahr?
Der Unbekannte hob abwehrend die Hände und begann dann auch zu sprechen.
Ailas: Euch zu belauschen war nicht meine Absicht, aber du hast Recht. Ich bin hier, weil ich etwas will. Wenn ich mich nicht irre sollte sich hier irgendwo in der Nähe eine Freundin von mir aufhalten, die unter deiner Gewalt steht. Ich hatte mir erhofft zusammen mit dem Anemos einzudringen und während des Kampfes selbst nach ihr zu suchen, doch bekanntlicherweise wurden die Pläne durchkreuzt und ich musste den Plan ändern. Ich bin nicht hier zu kämpfen, sondern zu verhandeln. Ausser die Verhandlungen erfordern vorher den Kampf.
Calixtus: Ich habe nicht ewig Zeit dich anzuhören. Drück dich schnell aus und sag mir, wer genau du bist.
Der Junge schüttelte seinen Kopf.
Ailas: Es ist egal wer ich bin, solange man nicht weiss was ich bin. Ich bin nicht einmal ein richtiger Mensch. Ich bin hier weil ich eine Mission habe. NICHTS wird sie aufhalten.
Wenn meine Annahme falsch ist, korrigiere mich bitte: Du benutzt die Frau als Köder um dir einen Kampf mit dem Anemos abzuliefern. Mehr nicht.
Der Ristemé verstand worauf das Wesen vor ihm andeutete.
Calixtus: Du willst mir vorschlagen, dass ich sie mit dir laufen lasse, sobald Anarath eintritt?
Ailas: Und ihm sagst, du hättest sie und mich laufen lassen.
Calixtus die Braue hebend: Und wo soll mein Profit liegen?
Ailas: Der Profit ist für uns beide dasselbe: Wir behindern uns nicht gegenseitig. Andersfalls wird es zum Kampf kommen. Auch wenn es die schlechteste Option ist, die mir übrig bleibt.
Dieser Typ stellte die einzige Gefahr darin, dass seine Mission scheitern könnte. Sie befanden sich nicht länger in Mirnuzar, sondern in einem Platz getrennt von allen Welten. Ein Ort wie geschaffen für ihn, so dass er unabhängig „der Regeln“ und „Beschränkungen“ der Mission kämpfen konnte.


Der Tausch zwischen Besitzer und Dschinn fand statt. Die Augen des Jungen weiteten sich und ein breites Grinsen bildete sich auf seinen Lippen. Es befand sich eine warme Quelle in der Mitte und darin eine bezaubernde junge Frau mit schwarzen langen Haaren und rubinroten Augen. Nur bestimmte Teile ihres Körpers waren bedeckt, doch was Kudo davon sehen konnte, gefiel ihm. Sie winkte ihm zu und lud ihn offenbar zu der warmen Quelle ein. Der Tag war gerettet! Man meinte es offenbar gut mit ihm. Es schien so als hätte ihm der Anblick allein neue Energie beschafft, denn es dauerte keine Sekunde bis er davor stand. Er blieb stehen, als die junge Frau ihre Hand hob und ihm ein süßes Lächeln schenkte.
Frau: Lege doch bitte deine Ausrüstung und Kleidung ab, bevor du hier reinkommst.
Sie zwinkerte ihr zu.
Frau: Es könnte nämlich gleich stören.
Kudo ließ es sich nicht zweimal sagen und legte alles bis auf die Unterhose ab. Er befand sich schon bald mit ihr in der Quelle. Er fühlte wie die Erschöpfung verschwand, seine Psynergie sich wieder vollständig auflud und der Fluch gebrochen wurde. Er befand sich im Paradies.
Frau: Wie heisst du süßer?
Kudo: In der Stadt von dem ich herkomme nennt man mich den gutaussehenden Kudo! Und wie ist dein Name?
Frau: Oh, freut mich sehr den gutaussehenden Kudo kennenzulernen. Ich bin Elona.
Kudo: Ein wunderschöner Name die deine Schönheit perfekt wiederspiegelt. Was machst du eigentlich in dieser… nicht allzu typischen Gegend, so ganz alleine?
Sie bewegte sich zu ihm und hielt ihm den Finger vor dem Mund.
Elona: Psst. Darüber können wir gleich reden, Süßer.
Sie näherte sich ihm und er erlaubte es. Sieküsste ihm auf die Lippen und Kudo spürte den intensiven Kuss, bevor eine unglaubliche Müdigkeit seinen Körper durchdrang und er in den Schlaf verfiel…

Es würde für ihn kein Problem sein diesen Ort genauso verlassen, wie er ihn betreten hatte. Wie jeder Meister besaß er mehr als das eigene Element. Sie blieben vor der Tür stehen.
Weldon: Hinter dieser Tür befindet sich Cyro.
Dewan: Danke fürs herbringen. Was für ein Mensch ist dieser Cyro?
Weldon: Müsst ihr wohl selbst herausfinden.
Der Feueradept lächelte und nickte dann. Wenn es hieß, dass er für die Vernichtung Melfice diesen Weg gehen musste, dann sollte es so sein. Er war bereit weitaus mehr zu Opfern, wenn es nötig dazu wäre. Er klopfte zweimal an der Tür.


Zornerfüllt stand Kudo auf dem Gipfel des Berges. Diese INTRIGRANTE DIEBIN!!! Alle seine Sachen und Gegenstände hatte sie gestohlen und war dannach im Wald verschwunden! Seine Waffen, seine Objekte, seine Kleidung. Alles weg! Nur die Unterhose war ihm geblieben. Zum Glück sah niemanden diesen peinlichen Auftritt. Mit Wachstum hatte er eine Pflanze geschaffen, mit der er seinen Körper und Gelenke umwickelt hatte – wohl Ersatz für die Kleidung, auch wenn er mit seinem neuen Stil sehr unzivilisiert wirkte. Es war nur eine Übergangszeit.
Kudo: Ich finde dich Diebin. Du wirst lernen, dass man niemals den Zorn des Waldheiligen, gutaussehenden, großen Kudo aus Akestas, Erklimmer des Bora Felsens, Freund Sturmfestes und Retter des Waldes auf sich ziehen sollte.
Mit seinen sogar noch weiter geschärften Sinnen ortete er sie. Selbst der Wald war auf seiner Seite. Er würde sie stellen und zur Rechtschaffenheit ziehen. Wenigstens konnte er die Situation ausnutzen und praktische Erfahrung in seinen neuen Fähigkeiten sammeln.
Kanra langweilte sich schnell. Sie hatten sich in ein durchschnittliches Gasthaus mit streng wirkenden Personal ausgesucht und ihre Zimmer bezogen, während der Käpten zum Leuchtturm ging. Sie teilte ihres mit Sinaphie und Rangi. Da es keinen Sinn machte sich mit Rangi unterhalten zu wollen, verließ sie bald das Zimmer mit Sinaphie und hielt Ausschau nach einer Schenke. Nicht um zu trinken, zumindest nicht allzu viel, sondern um sich nach etwas Glücksspiel umzusehen. Sie hatte kein Glück. Offenbar waren Glücks- und Kartenspiele in Scharfrichtergipfel nicht gerne gesehen. Kanra war wohl am langweiligsten Ort der Welt gelandet.
Kanra:Oh man... Diese Leute hier wissen wohl nicht, wie man Spaß hat. Was für ein trauriger Berg...
Sinaphie:Es liegt ein seltsames Gefühl von... Bedrückung in der Luft.
Die Aerorill legte mit zusammengekniffenen Augen den Kopf schief. Ihr neuentdecktes Talent für Windpsynergy machte ihr immer noch Schwierigkeiten.
Kanra:Nun... mir ist schon klar, dass man nach einem Bürgerkrieg nicht einfach so in einen gewöhnlichen Lebensrythmus zurückfällt, aber diese Menschen machen mich schon depressiv, wenn ich sie ansehe.
Sie seufzte. Sie war nicht einmal einen Tag hier und schon langweilte sie sich zu Tode. Wäre Lashon hier, würde ihm schon etwas einfallen, wie sie die Zeit rumkriegen könnten.
Kanra:Naja, Scharfrichtergipfel wäre nicht so ein berühmter Ort, wenn es hier nicht einmal was zu sehen gäbe. Machen wir einen kleinen Spaziergang und schauen uns mal um.
Sinaphie:Klingt gut. Dieser Ort ist faszinierend.
Kanra sah ihre gefiederte Freundin fast wehleidig von der Seite an. SIE schien sich schon zu amüsieren. Und sie? Kanra konnte keine tristen, halbverfallenen Städte wie diese hier sehen. Sie hoffte wirklich, sie würde etwas interessantes finden.
Sie war sich sicher, dass Lashon sich in diesem Moment wahrscheinlich köstlich amüsierte.

Zaar:Herrin Sturmwind? Die Gäste sind da.
Paka trat einen Schritt in der angedunkelten Kammer vor und lächelte freundlich.
Paka:Herrin Sturmwind, es freut mich sehr Euch wiederzusehen...
Die Herrscherin sah nicht auf, sondern bohrte gedankenverloren mit ihrem Dolch auf dem runden Beratungstischen herum.
Sturmwind:Zaar... Lasst uns allein. Ihr könnt den Wachen vor der Tür eine kleine Auszeit gönnen.
Normalerweise würde er protestieren. Aber Hauptmann Zaar hatte die Besuche dieses Käpten mit dem geisterhaft gekleideten Mädchen an seiner Seite schon öfters erlebt und kannte die Prozedur. Er verneigte sich und ging nach draußen. Dabei schloss er die Tür hinter sich und tauchte das ohnehin schon dunkle Zimmer in finsteres Dämmerlicht.
Paka:Es ist eine Weile her, Oviir. Lasst mich-
Sturmwind:-erklären, warum mein Bruder tot ist?
Paka verstummte schlagartig.
Paka:Was sagst du?!
Die Frau sah mit bedrohlichem Glanz in ihren Augen zu ihm auf.
Sturmwind:Du weißt es nicht? Wie seltsam, es geschah am Tag deiner Abreise... Irgendein aufständischer Ristemé hat ihn vom Turm gestoßen. Allerdings ohne eine Wunde. Ich kannte meinen Bruder gut. Er war ein närrischer Idiot, leichtsinnig, aber niemals wäre er kampflos in so einer Situation gestorben, was er aber anscheinend ist. Da fragt man sich doch, was für ein schmutziges Spiel dahinter steckt, nicht wahr?
Paka konnte sie einfach nur anstarren. Die Neuigkeit überrumpelte ihn völlig. Sein alter Freund war tot? Das konnte er nicht glauben. Er WOLLTE es nicht glauben!
Paka:A-Aber wieso? Was sollte ein Ristemé davon haben?
Sturmwind:Eine weitere interessante Frage.
Sie erhob sich langsam, den Dolch immer noch in der Hand und schritt ruhig und entschlossen auf ihn zu. Paka machte unmerklich einen Schritt zurück. Sie würde doch nicht etwa...
Sturmwind:Was sollte gerade der Ristemé davon haben? Ich habe sämtliche Beziehungen spielen lassen, um mit der letzten Kontaktperson zu reden, die von diesem Volk noch hier in Mirnuzar ist. Man versichert mir, dass der Täter nicht im Auftrag Ristemés gearbeitet hat und sie ihn mit großer Priorität selbst jagen. Aber das bringt ihn nicht zurück, versteht Ihr Paka?
Sie blieb sehr dicht vor ihm stehen, die Gesichter nahe beieinander, die feine Dolchklinge zwischen ihnen.
Paka:Aber wieso er? Revell... Ich meine Lord Sturmwind war der Herrscher von Sturmfeste, einen vergleichbar... unwichtigen Ort in Mirnuzar.
Sturmwind:Ihr wisst es doch besser, wir Sturmwinds sind ein Symbol zur Beendigung der Tyrannei. Wir sind die Königsmörder. Dieser Mord war ein Akt der Kriegserklärung an die freien Völker Mirnuzars. Man will uns unterwerfen und erobern, aber wie sollte ein lausiger Ristemé mit einer winzigen Streitmacht das anstellen können? Dazu in der Lage ist im Moment nur einer.
Paka:Reyter...
Ihre Augen glühten fast.
Sturmwind:Genau. Es würde viel mehr Sinn machen, wenn er dahinter stecken würde. Seltsamerweise gab es auch Gerüchte, dass der Ristemé eine Frau gewesen sein sollte. Unser wahrer Täter? Oder nur ein betrunkender Gardist, der zu tief ins Glas geschaut hat?
Die Dolchspitze zuckte nervös vor Pakas Augen.
Sturmwind:Ich werde nicht ruhen, ehe dieses Verbrechen aufgeklärt und für Gerechtigkeit gesorgt worden ist. Sonst wäre ich nicht das, was ich bin: Die Herrin über den Scharfrichtergipfel, der die Gerechtigkeit Mirnuzars darstellt.
Sie wirbelte herum und warf den Dolch. Dieser bohrte sich bis zum Heft in die Stirn eines ausgestopften Tierkopfes an der Wand.
Paka:Oviir...
Sturmwind:Für Euch immer noch Herrin Sturmwind.
Paka:Oviir, ich bedauere sehr was passiert ist. Revell war mein Freund und hätte ich auch nur den geringsten Verdacht gehabt, es wären noch weitere Attentäter in der Festung gewesen... Ich hätte die Stadt auseinander genommen, bis ich sie gehabt hätte.
Oviir:Ich habe es schon gehört. Ihr und dieser Anarath von den Anemos. Ihr habt zwei Attentäter Reyters unschädlich gemacht. Leider leben beide nicht mehr. Euer Gefangene wurde von den Zellenwärtern getötet, als dieser fliehen wollte.
Paka:Welch seltsamer Zufall.
Oviir:Ihr glaubt genauso wenig an solche Zufälle wie ich.
Sie wandte sich ihm wieder zu.
Oviir:Meine Theorie: Es war Reyter. Die Vorgehensweise war unüblich, aber die Art des Mordes trägt seine Handschrift. Aber warum sollte er das Symbol der Sturmwinds hinterreißen wollen? Will er nicht still und leise abwarten und im richtigen Moment zuschlagen, wenn Mirnuzar am verwundbarsten ist? Eine solche Aktion würde nur unnötig Aufmerksamkeit erregten. Das lässt mir nur eine Vermutung offen: Er ahnt etwas. Von uns.
Paka und Arilla sahen die Herrin des Scharfrichtergipfels versteinert an, als sie sich müde in ihren Stuhl zurückfallen ließ.
Oviir:Und wenn das der Fall ist, dann ist er kurz davor die Wahrheit zu entdecken. Und wenn die Sternenwache kein Geheimnis mehr ist, haben wir verloren. Und dann steht nichts mehr zwischen Reyter und seinem Sieg in der Vernichtung aller Unberührten Menschen.
Paka:Wenn Reyter es wissen würde, würden wir beide nicht mehr leben. Nichts würde ihn daran hindern. Offenbar hat Revell das Geheimnis mit ins Grab genommen.
Oviir:Ein schwacher Trost, aber wenigstens das hat er richtig gemacht dieser Narr...
Sie ließ den Kopf hängen und sah plötzlich für eine Sekunde verloren und gebrechlich aus. Aber nur für eine Sekunde. Vielleicht war es auch nur das schlechte Licht gewesen. Sie sprang wieder vom Stuhl auf und begann im Raum auf und ab zu gehen.
Oviir:Gut, kommen wir zum eigentlichen Thema. Da mein Bruder ermordet wurde, haben wir einen weniger im Rat. Das Chaos zu übernehmen war keine leichte Sache, dass verrate ich Euch. Wie sieht es mit Euren Beutezügen aus?
Paka:Ich kann euch... 670.000.000 Münzen umgerechnet anbieten. Zwei antike Ruinen vor der Küste der Nebelkathedrale. Wieder ein paar Waffen mehr. Oh und wir haben einen großen Fang: Die Pläne zu Reyters momentaner Schildtechnologie.
Oviir hob ihre schneeweiße Braue vor Überraschung.
Oviir:Ho? Nicht übel...
Paka:Ja, das und schlechte Neuigkeiten: Reyter baut viele neue Schiffe. Wir sind zwei davon begegnet. Beide Schiffe gehörten zur galatanischen Räuberklasse. Sie sind in der Lage mit Hilfe eines Trägerschiffes unter Wasser zu reisen.
Oviir:Davon hatte ich auch Berichte. Es sind fast hundert.
Pakas Augen wurden groß.
Paka:Hundert?!
Oviir:Und ein neues Schiff der Sol-Klasse... Paka, das ist zu viel. Wir brauchen mehr Material als Eure 670 Millionen, so viel wie das auch zunächst erscheinen mag.
Paka stützte sich mit einer Hand auf dem Tisch ab. Reyter wurde immer stärker. Er wollte wohl absolut sicher sein, dass nichts und niemand ihn aufhalten konnte. Bisher war er auf einen guten Weg dorthin.
Paka:Nun... Wir sind gerade dran den letzten Stern der Elemente in Frostlande zu bergen und Sazael sucht den letzten Leuchtturm der Elemente.
Oviir:Das freut mich sehr Paka, aber Ihr versteht nicht recht: Selbst wenn wir den Strudel schließen und den Goldene Stern sofort wieder versiegeln, wenn wir Reyter nicht aufhalten kann er auch ohne diese Kraft Mirnuzar zweimal erobern.
Sie nestelte mit ihren Fingern an dem Schwertgriff an ihrem Gürtel herum, als ob sie überlegte damit noch mehr der Inneneinrichtung zu beschädigen.
Paka:Glaubt mir, ich bemühe mich ja, aber das Geld ist nicht vor jeder Inselküste zu finden die ich ansteuere. Allerdings werde ich meine Anstrengungen verdreifachen. Ich hatte in letzter Zeit... vielversprechende Neuzugänge in meiner Crew. Deswegen bin ich auch hier.
Oviir:Ihr wollt vollen Zugang zum Turm? Macht was ihr wollt, solange ihr uns nicht alle in die Luft jagd.
Paka:Ich danke Euch.
Die Sturmwind nickte nur und ließ ihre Klinge gedankenlos halb aus ihrer Scheide schnappen und wieder zurückgleiten.
Paka:Gibt es sonst noch etwas?
Oviir:Ihr werdet mit mir heute Abend essen, dann bereden wir den Rest. Ihr und Eure Männer genießen meine Gastfreundschaft. Ihr solltet ihnen erklären, was das bedeutet.
Paka nickte, leicht geknickt. Er hatte gehofft ihnen den Leuchtturm zur Verfügung zu stellen OHNE auf irgendwelche Regeln zu achten.
Paka:Natürlich.
Oviir:Dann meldet Euch kurz vor Sonnenuntergang bei mir. Seid nicht zu spät.
Paka verneigte sich leicht und verließ die dunkle Kammer. Draußen atmete er wieder auf. Es war gut zu wissen, dass Oviir Sturmwind auf seiner Seite stand. Zaar sah ihn und winkte ihm zu.
Zaar:Hat sie diesem Tierkopf wieder etwas angetan?
Paka:Messer. Direkt zwischen die Augen.
Zaar:Ich habe doch gesagt, sie hasst ihn. He... Der Quartiermeister wird ausrasten...

Cyro:Reinkommen, leise.
Dewan hat wie geheißen, öffnete lautlos die Tür und schob sich hinein. Sofort fand er heraus, dass sein letzter Satz völlig falsch formuliert gewesen war. In einer größeren Höhle, vollbepackt mit beschriebenen Kreidetafeln, Werkbänken und den unterschiedlichsten Gerätschaften, hockte auf einem mittleren Podest ein Merkurdschinn. Dieser saß einfach da und starrte auf eine Wasserkugel über ihn, die langsam nacheinander die unterschiedlichsten Formen annahm. Offensichtlich steuerte er sie selber. Er sah eigentlich ganz gewöhnlich aus, nur dass er eine kleine zackige Muschel wie eine Krone auf dem Kopf trug.
Cyro:Nicht wundern, das hilft mir beim Nachdenken.
Er sprach ohne den Blick von der Kugel zu nehmen. Dewan räusperte sich.
Dewan:Du bist Cyro...?
Cyro:Ein Neuling, hm? Ja, ich bin es. Der berühmte Cyro, erster und 'mächtigster' Dschinn des Kriegsherrn. Ich würde sogar so weit gehen, dass ich der schlauste bin... Naja, der zweitschlauste, wenn Achat noch lebt.
Dewan:Nie von dir gehört.
Cyro:Och, jetzt hast du meine Gefühle verletzt.
Die Wasserkugel zerplatzte und spritzte Dewan über die Tunika. Jetzt fasste der Dschinn ihn ins Auge.
Cyro:Naja, ich bin viel zu beschäftigt um nachtragend zu sein. Also, was gibts?
Dewan:Ich bin Dewan, Kampfkunstmeister von Mirnuzar. Ich bin hier um Euch bei dem Problem Melfice zu helfen.
Cyro:Ah... Gut, mach es dir bequem.
Dewan sah sich zweifelnd um. Dieser Raum war zweifellos für einen Dschinn gebaut worden.
Dewan:Ich denke ich stehe lieber.
Cyro:Deine Entscheidung. Also, wie genau sollst du mir helfen?
Dewan:Ich verfüge über Kenntnisse, die nützlich sein könnten.
Cyro:Das... drückt es nicht sehr genau aus. Am besten sagst du mir alles was du weißt und ich zeige dir alles was ich weiß.
"Jaja, seid gegrüsst blabla... Ihr wollt den Mars-Stern. Kann ich euch nicht geben. Zumindest im Moment nicht."
Die Worte trafen ein bevor die Gruppe überhaupt komplett im Zimmer versammelt war.
Die Gruppe sah erstarrt zu der alten Frau die, umgeben von schwebenden Kerzen in einem Schaukelstuhl sass.
Sylvos hatte sich die Hexenkönigin etwas... königlicher vorgestellt. Die alte Frau saß zusammengesunken in ihrem Sessel und sah ihre Besucher mürrisch an.
"Ihr habt also den Mars-Stern wirklich?" fragte Amirwin in einem Versuch das Gespräch fort zu führen.
"Oh, ja ich habe den Mars-Stern. Aber ich kann ihn euch nicht geben. Umbrio hat euch geschickt, oder?"
"Geschickt ist das falsche Wort." sagte Sylvos. "Wir wurden mit der Nachricht überrumpelt dass der Mars-Stern hier ist."
LaCroix stopfte seelenruhig ihre Pfeife und würdigte Sylvos keines Blickes.
"Wärt ihr bereit Unschuldige zu töten um an den Mars Stern zu kommen?"
"N-Niemals!" antwortete Alyka.
LaCroix schnaubte abfällig.
"Dann gibt es nur eine Möglichkeit für euch an den Mars-Stern zu kommen: Warten."
"Wir haben keine Zeit zu warten! Wenn wir zu lange brauchen geht Mirnuzar unter!" erwiderte Tropfen.
"Tut es nicht." sagte LaCroix nüchtern."Hör mir mal zu du blaue Zahnfee... Ich bin eine Hexe, ich bin eins mit der Natur, ich höre das Herz von Mirnuzar schlagen. Ich weiss nicht was los ist, ich
fühle was im Ozean vor sich geht.
Ihr habt Angst das dieser Strudel unsere Welt verschluckt und deshalb wollt ihr die Alchemie zurück nach Mirnuzar zurück bringen. Klingt arg vertraut nach den Abenteuern der Krieger von Vale aus Weyard."
Sie schüttelte ernst den Kopf.
"Ein Freund... von mir kam mich neulich besuchen und hat mich vor etwas gewarnt."
Ihr Blick wanderte für einen kurzen Moment zu dem Spiegel in ihrem Zimmer.
"Ausser Frostlande, Nord-Shveter und einigen kleinen Inseln ist Mirnuzar in Sicherheit, vor diesem Strudel."
"Also wenn Frostlande von dem Strudel betroffen ist. Sollte es dann nicht in eurem eigenen Interesse den Strudel zu schließen?" fragte Sylvos.
"Keine Sorge ihr werdet den Mars-Stern rechtzeitig erhalten, bevor jemand zu Schaden kommt. Doch im Moment ist einfach nicht der rechtzeitige Augenblick dafür.
Wenn ihr mehr über den Mars-Stern heraus finden wollt redet mit einem Mann namens Lagmar der im Osten des Dorfs wohnt. Ich habe einfach Probleme damit mit Leuten von ausserhalb zu reden, es ist einfach zu ermüdend."
Mit einem Schnippen ihres Fingers verwandelte LaCroix die Brennkammer ihrer Pfeife in einen winzigen Vulkan. Die Gruppe um Lashon wich etwas zurück. Lava tropfte von der Pfeife hinab auf den Boden. LaCroix stand auf ohne sich von den Brandlöchern die auf den Dielen entstanden zu beachten.
"Ich gehe jetzt los und trommele ein paar von meinen besten Hexen zusammen. Wenn ihr mit Lagmar gesprochen habt, kommt wieder her. Dann machen wir euer Schiff flugtauglich."
"Wie bitte?" fragte Sylvos.
"Euer Schiff, so wie es jetzt ist, wird bald nutzlos sein. Glaubt mir, ich tue nur was nötig ist."
Ohne unsichtbar zu machen oder zu teleportieren hatte es LaCroix irgendwie geschafft an der Gruppe vorbei durch die Tür zu gehen.
Eine zweite alte Hexe kam die Tür hinein. Im Gegensatz zu LaCroix war diese Hexe jedoch gross,schlank und voller Schmuck.
"Ah, Besucher! Verzeiht Hexenkönigin LaCroix, sie ist sehr schlecht darin Dinge zu erklären, Besucher von ausserhalb werden oft nicht schlau aus ihr. Ehrlich gesagt viele von uns Hexen auch nicht. Mein Name ist Gullwick, kommt mit mir, ich bringe euch zu Lagmar. Folgt mir einfach."
Mit einem Krächzen verwandelte sie sich in eine Krähe. Die Krähe flog eine Runde durchs Zimmer. Die Gruppe sah ihr hinterher, dann flog Gullwick durch eines der Fenster nach draussen.


"Warum bietest du überhaupt den Kampf als Option an? Du könntest mich nicht besiegen, was nicht heisst dass ich dich besiegen kann. Aber ich habe Angst dass dabei meine Schiffe zu Bruch gehen, deswegen ist meine Antwort simpel: Kein Warten mehr. Ich gehe zu Anarath.
Amelie, hol das Mädchen."
"Jawohl" schrieb Amelie auf ihren Notizblock.
"Camelia, sammel unsere bewusstlosen Leute pack sie auf eines der Schiffe und lade sie an irgendeiner Küste ab an der die Hunde des Senats sie aufgabeln können."
"Verstanden, Kommandant!" antwortete Camelia pflichtbewusst.
"Lily, du bleibst bei mir."
"Aye Sir!" Sie klammerte sich an Calixtus Arm fest. "Habt ihr gehört? Habt ihr gehört? Ich darf bei Calixtus bleiben!"
"Äh, ja freut mich für dich" meinte Camelia, während sie dabei war die bewusstlosen aufeinander zu stapeln.
Amelie begann etwas zu schreiben.
"Keine Beleidigungnen." ermahnte Calixtus sie.
Sie strich das was sie geschrieben hatte durch und packte ihr Notizbuch weg.
"Ich mag vielleicht Geiseln nehmen aber ich halte immer mein Wort. Anarath soll sehen wie ich das Mädchen frei lasse. Also egal ob ich gewinne oder verliere, das Mädchen kommt frei.
Aber erst nach dem Kampf. Ich will das Anarath wirklich mit vollem Einsatz kämpft. Wenn ich ihn einfach so angreifen würde dann, könnte es sein dass er nicht kämpft sondern sich nur verteidigt und weg läuft. Er soll mich besiegen wollen.
Bist du damit einverstanden?"
Dewan: Nun gut. Am einfachsten ist es, wenn ich mit dir mein Wissen über seine Fähigkeiten, Techniken und Besonderheiten teile. Ich selbst bin ihm nur ein einziges mal begegnet. Ich konnte nicht alles überprüfen und möglicherweise gibt es noch Sachen, über die ich nicht Bescheid weiss.
Der Dschinn nickte.
Dewan: Er ist ein Dämon, der in der Lage ist dunkle Psynergie zu nutzen. Das Element der Finsternis. Jedoch regeneriert sich seine Psynergie nicht von selbst.
Cyro: Und deswegen frisst er Adepten.
Dewan: Richtig. Durch das „auffressen“ eines Adepten, addiert er die Psynergie des Adepten auf seine eigene. Adepten sind nicht die einzige Nahrung, auf die er theoretisch zurückgreifen könnte. Psynergiekristalle oder andere Objekte, die Psynergie enthalten... daraus könnte er sich genauso gut ernähren. Solange es kein Notfall ist, wird er seinen Hunger nicht davon stillen wollen. Das Ganze schmeckt ihm offensichtlich nicht besonders.
Cyro: Die Anwendung von Psynergie macht ihn also hungriger.
Dewan: So könnte man es sagen. Allerdings sollte man es nicht mit dem Hunger vergleichen, den wir kennen.
Cyro: Und über was für bekannte Techniken verfügt er?
Dewan: Nicht wenige, die zum Element der Finsternis angehören. Doch seine zwei bekanntesten sollte ich erwähnen.
Er kann mehrere Dutzend Dämonen gleichzeitig beschwören und sie kommandieren. Dämonen jeglicher Art. Sie verschwinden zwar nach einem Treffer, doch ihre Offensive zeigen keine Differenzen. Entweder erledigt man sie schnell genug, oder sie erledigen dich. Es kann ziemlich schwierig sein, die Fähigkeiten jedes einzelnen Dämons zu analysieren und den Überblick zu bewahren. Besonders, wenn man selbst attackiert wird und noch dazu gegen ihren Beschwörer kämpfen muss.
Der Dschinn verstand. Flächendeckende Angriffe waren wohl der beste Weg so viel wie möglich, so schnell wie möglich loszuwerden.
Dewan: Die andere soll mit Nebenwirkungen verbunden ist. Ich selbst kenne die genauen Nebenwirkungen nicht, doch sie sind groß genug, damit der Dämon ihn in der Regel als letzter ausspielt. Sie ist die tödlichste Technik, dem ein Adept nur gegenüberstehen kann. Zumindest wenn man den alten Aufzeichnungen Glauben schenkt. Es ist eigentlich ganz einfach: Wenn jemand den Angriff überlebt oder dannach weiterkämpfen kann, hat er höchstwahrscheinlich gewonnen.
Der Dschinn grinste.
Cyro: Es klingt so, als wäre der Trick bisher niemandem gelungen.
Dewan: So scheint es. Es ist wirklich schwer vorstellbar, dass bisher niemandem gelungen sein soll, dannach weiterzukämpfen. Ich muss zugeben, dass mir die genaue Wirkung Unbekannt ist. Meine eigene Interpretation ist lediglich, dass es sich um einen Angriff mit großer Fläche handeln muss. Groß genug, um selbst nach einem 'verfehlen' erfolgreich fliehen zu können. Ich kann mir nicht vorstellen, dass bisher niemandem gelungen sein soll auszuweichen und wir beide wissen - Melfice lebt immernoch. Es heisst ausserdem, dass er ein sehr guter Überlebungskünstler sein soll, der sich nicht vor dem Rückzug scheut. Es war offenbar nicht nur Glück hinter seiner langen Existenz. Selbst wenn man ihn besiegen sollte, existiert die Gefahr, dass ihm die Flucht gelingt und er dich dann irgendwann überrascht. Ich bin hier, damit genau das nicht passieren soll.
Cyro fühlte, dass der Junge offenbar nicht alles erzählt hatte, was er über den Dämon wusste, dennoch alles gesagt hatte, was zu seiner Zerstörung beitragen könnte.
Dewan: Nun bist du an der Reihe. Was genau kannst du mir zeigen?

Ailas: Einverstanden.
Der Ristemé war auf Anarath fixiert. Die anderen beiden Gefährtinnen des Helden schienen Calixtus gleichgültig zu sein. Vera würde er nach dem Kampf freilassen. Egal ob Anarath überlebte oder nicht, es spielte für ihn keine große Rolle mehr. Calixtus würde seinen ungestörten Kampf bekommen und er dannach seinen Treffen mit dem was noch übrig war. Er verwandelte sich in eine kleine blaue Kugel und schlüpfte in die Tasche seines Gegenübers, der es zuließ. Sobald er den Ort verlassen hatte, würde der Stern sich wieder in der Tasche des Jungen befinden.

Elona blieb stehen als sie merkte, dass der Junge sie erstaunlich schnell gefunden und eingeholt hatte. Keine Sekunde später tauchte er schon, in seinem neuen Look, vor ihr auf. Auch sie trug andere Sachen oder zumindest mehr. Kudo wirkte recht wütend, doch sie ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen und behielt ihr lächeln.
Kudo: Ich hab dich, du intrigante Verräterin. Ich habe deinen Versuch natürlich von Anfang an durchschaut und habe dir nur die Chance gegeben, dein Vorhaben abzubrechen.
Der Erdadept schüttelte seinen Kopf.
Kudo: Doch leider hast du die Chance nicht genutzt. Als 'Waldheiliger' gebe ich dir die letzte Chance dich zu ergeben und mir alles zurück zu geben. Dann zeige ich dir einen kleinen Teil meiner unendlichen Güte und vergebe dir.
Elona: Wenn du deine Sachen haben willst, musst die sie dir schon holen. Zeig mir wie mächtig du bist, großer Kudo.
Kudo: D-du willst gegen mich kämpfen? M-mach dich nicht lächerlich. Auch wenn du einen trainierten Körper zu haben scheinst, mit mir kannst du nicht damit aufnehmen.
Elona: Das wissen wir erst, wenn wir den Kampf hinter uns haben.
Kudo wirkte angespannt und trat einen Schritt zurück. Er sah nicht dannach aus, als würde er angreifen wollen.
Elona: Du greifst mich nicht an? Wie langweilig. Dann werde ich es tun.
Mit einer erstaunlich schnellen Bewegung tauchte sie vor dem Adepten auf...

Kudo: Urgh...
Der junge Erdadept lag wieder einmal auf dem Boden, nur um zum gefühlten tausendsten mal aufzustehen. Die Frau hatte es bereits erwartet und beförderte ihn mit einem Tritt in die Magengruppe wieder auf dem Boden.
Elona: Tss. Wenn du mich schon nicht angreifst, dann verteidige dich wenigstens. Oder tue wenigstens so, als würdest du richtig ausweichen oder abblocken wollen.
Der neue Waldheilige stand wieder auf, wenn auch bedeutend langsamer als beim letzten mal. Er war schon gefühlte tausendmale auf den Boden befördert worden und war immer wieder aufgestanden. Ein schwaches Grinsen bildete sich auf seinen Lippen, als er wieder zum Aufstehen ansetzte.
Kudo: Ich sagte dir doch bereits, dass ich gegen keine Frau kämpfe. Wenn ich angreifen, ausweichen oder verteidigen würde, wäre es ein „Kampf“ und somit nicht akzeptabel.
Die Frau starrte ihn verständnislos an, als er sich wieder auf den Beinen befand. Sie war schon fast Müde davon geworden, ihn niederzuschlagen.
Elona: Wie dumm. So wirst du deine Sachen niemals zurückerhalten. Ist das wirklich was du willst?
Erneuert tauchte sie vor ihm auf und schwang ihr Knie gegen sein Gesicht, der nach der knappen Ausweichreaktion ‚nur‘ seinen Hals traf. Wie jedes Mal, wenn sie auf sein Gesicht gezielt hatte. Kudo blieb die Luft aus, er fiel erneuert runter und rollte sich würgend auf dem Boden.
Elona: Du bist wirklich seltsam. Wenn dein Gesicht droht getroffen zu werden, bewegst du dich so, dass stattdessen dein Hals getroffen – was bedeutend schmerzhafter ist.
Seiner Regeneration im Wald verdankte er es, dass er überhaupt so viel einstecken konnte. Doch dieser letzte Treffer würde ihn für ein paar Minuten am Boden festhalten. Er merkte, wie sie wieder ging. Zwei Minuten später stand Kudo wieder und nahm die Verfolgung nochmal auf…
~Ich hoffe das hier funktioniert, General. Ich bin nicht sicher, ob ich alles richtig gemacht habe...
Lagmar, Einsatzbericht: Heute ist eine seltsame Gruppe Reisender in Frostlande angekommen, die offenbar nicht im Namen einer bekannten Nation handeln. Sie werden von einem Dschinn angeführt und scheinen fast alle Adepten zu sein. Sie kamen zu mir und haben mich über den Marsstern ausgefragt. Meine Versuche mich unwissend zu stellen scheiterten, nicht nur weil die Hexe Gullwick anwesend war, sondern weil... 'Funa' das Zimmer betrat und die Fremdlinge im wahrsten Sinne 'angeknurrt' hat. Offenbar schien der Stern in ihrem Inneren immer noch eine gewisse Strahlung abzugeben, denn sie erkannten seinen Aufenthaltsort sofort. Um Lady Gullwick nicht noch misstrauischer zu machen war ich gezwungen grundlegende Informationen mit ihnen zu teilen. Im Gegenzug versuchte ich mehr über sie in Erfahrung zu bringen, bislang jedoch ohne nennenswerten Erfolg. Sie scheinen eine Katastropfe mit der vereinten Macht der vier Elementarsterne verhindern zu wollen, zumindest behaupten sie das. Was hat das nur zu bedeuten?
Die Hexen des Dorfes scheinen ihre Anwesenheit in LaVoisin zu tolerieren, also scheint es sich um wirklich wichtige Leute zu handeln. Im Moment haben sie sich darauf geeinigt 'Funa' so zu lassen wie sie ist und sich eine Lösung einfallen lassen, wie sie den Stern von ihr trennen können, aber es gibt keine Garantie dass sie diese Nacht nicht versuchen würden sie zu entführen oder sonstetwas mit ihr anzustellen. Ich warte dringend auf weitere Anweisungen, General!
Lagmar, Ende der Botschaft. Empfänger: General Teol.~

Lashon:Das ist doch verrückt. Erst Ailas und jetzt diese Frau... Wie kann man sich nur mit einem Elementarstern verbinden? Haben die sich denn nicht einmal vorher überlegt was passiert, wenn wir sie dringend brauchen?!
Alyka:Das ist schon ein starkes Stück Psynergy... Ich könnte mir nicht vorstellen, wie man das anstellen könnte. Von den Nebenwirkungen will ich lieber gar nichts wissen.
Sylvos blickte neugierig von der Zeichnung auf, die er mit einem Zweig in den Schnee gezogen hatte.
Sylvos:Nebenwirkungen?
Alyka:Was denn? Hast du dich noch nie gefragt, wieso in fast allen Überlieferungen zu den Elementarsternen auch immer wieder Mithrilbeutel erwähnt werden?
Lashon runzelte die Stirn.
Lashon:Nun ja, sie unterdrücken deren Strahlung, mit der Adepten sie leicht aufspüren können...
Alyka:Das ist nicht alles.
Sylvos:Dann möge die Hoheadeptin uns bitte aufklären.
Lashon kicherte, als Alyka dem Feueradepten einen finsteren Blick zuwarf.
Alyka:Es ist die besagte Strahlung. Es heißt, wenn man ihr zu lange ausgesetzt ist, schädigt sie den Körper des Trägers. Aber damit das geschieht, muss man ihn schon ohne Beutel mehrere Tage direkt am Körper mit sich herumführen. ABER das gilt für Adepten. Was sie mit Nichtadepten anstellt, vermag ich nicht zu sagen. Aber sich mit so einem Objekt direkt zu verbinden... Das könnte durchaus tötlich enden, wenn die Verbindung zu lange besteht.
Lashon:Also könnte diese sonderbare... Hundefrau, die an deinem Hintern geschnuppert hat, in ein paar Wochen daran sterben?
Alyka errötete leicht, als er sie daran erinnerte, aber sie nickte.
Alyka:Ich weiß nicht viel darüber, wie gesagt. Aber man darf es nicht ausschließen. Vielleicht hat die Strahlung auf Nichtadepten gar keinen Effekt? Wer weiß...
Schritte im Schnee ließen sie aufhorchen. Tropfen kam mit den anderen zurück. Sie erhoben sich von den Findlingssteinen, als denen sie gesessen hatten.
Lashon:Und?
Tropfen:Lief nicht so gut.
Der Dschinn sah, auch wenn es als schwer galt bei einem solchen Gesichtsausdrücke zu lesen, ziemlich angefressen aus.
Tropfen:Wir haben noch mal mit Gullwick gesprochen. Sie konnte uns nicht sagen wie lange es dauert, bis wir den Stern kriegen können, wie sie es anstellen wollen oder warum zur Hölle sie unser Schiff aufrüsten wollen. Sazael würde einen Anfall kriegen, wenn jemand sein Lieblingsschiff anpackt. Vom Käpten ganz zu schweigen. Oh, und Saitu erst. Ganz ehrlich, mir gefällts auch nicht.
Lashon konnte es sich schon fast lebhaft vorstellen.
Tropfen:Offensichtlich vertrauen sie blind auf das Urteil ihrer Königin und mal ganz ehrlich...
Er sengte seine Stimme. Offenbar hatte er doch Angst, dass ihn jemand hörte.
Tropfen:...hat die doch nicht alle Tassen im Schrank. Mit der Natur Mirnuzars verbunden? Nun, das ist Arilla auch. Und sie sagt mit ganz Mirnuzar geht es zuende, wenn der Strudel sich ausbreitet. Und ganz ehrlich: Ich vertraue eher auf ihr Wort, als auf das einer schrull... möglicherweise getäuschten Hexenkönigin.
Lashon konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
Amirwin:Ich bin mir sicher, dass sie uns nicht anlügen. Vielleicht ist uns irgendetwas entgangen?
Tropfen sah sie gestresst von der Seite an.
Tropfen:Wenn dem so ist, wieso teilen sie ihr wundervolles Wissen nicht mit uns? Ich mag es nicht, wenn man uns im Dunkeln tappen lässt. Und wir brauchen diesen verdammten Stern. Irgendeine Idee, Hoheadeptin?
Alyka schüttelte traurig den Kopf.
Alyka:Null. Ebensowenig was wir mit der Aura anstellen, die den Marsstern an diesem Ort halten soll. Ich verstehe unheimlich viel von Psynergy, aber das hier ist mit etwas anderen... fremden gemischt. Und da ich das Hexenhandwerk nicht beherrsche...
Tropfen:Ein einfaches 'Nein' hätte mir gereicht.
Sylvos:Okay, und was jetzt?
Der Dschinn flog einen kleinen Kreis, während er nachdachte.
Tropfen:Auf jeden Fall müssen wir das melden. Toni, du und die Hoheadeptin nehmt den Teleportkreis zurück zur Windtänzerin, sagt Saitu bescheid und kehrt zu uns zurück. Ich will wissen wie er darüber denkt. Falls wir schnell von hier verschwinden müssen, hat Lashon immer noch unser Teleportlapis.
Alyka:Was? Doch nicht wieder in diese unglaublich kalte Höhle...
Tropfen:Gibt es ein Problem damit?
Sie seufzte.
Alyka:Nein...
Toni sah auch nicht sonderlich begeistert aus, aber er schüttelte schweigend den Kopf.
Tropfen:Gut.
Amirwin:Darf ich um etwas bitten?
Der Dschinn sah sie müde an. Was war jetzt?
Amirwin:Diese arme junge Frau... die den Marsstern ins sich trägt... Ich würde gerne zurückkehren und ihr helfen. Sie scheint es schwer zu finden ihren Weg zurück zum Menschendasein zu beschreiten, aber vielleicht kann ich ihr dabei helfen.
Lanthari:Ich würde mich dem gerne anschließen.
Tropfen:Gute Idee, dann könnt ihr vielleicht mehr aus diesem Lagmar herauskriegen. Sonderlich kooperativ war er nicht, aber vielleicht gewinnt ihr sein Vertrauen.
Amirwin:Meine Anstrengungen werden der Frau gelten, aber ich sehe was ich tun kann.
Tropfen:Fein. Was noch...? Oh, richtig. Sylvos, Lashon... Ihr beide werdet mir helfen den Leuchtturm vorzubereiten.
Lashon:... Das ist ein Witz, oder?
Der Dschinn reagierte gereizt auf seinen Widerspruch.
Tropfen:Was lässt dich das annehmen?
Lashon:Der Turm liegt noch unter der Kammer, in der das Teleportfeld ist, oder? Da unten erfrier ich doch totsicher! Du und Sylvos, euch macht die Kälte nichts aus, aber für normale Menschen wie mich ist sie tötlich... Ich hätte da einen anderen Vorschlag.
Tropfen:Der da wäre?
Lashon:Ich habe nachgedacht... Seit wir hier sind haben wir nur Frauen gesehen, oder? Mit Ausnahme von Lagmar, der ist selber ein Fremdling... und diesem Sasso. Nach dem was ich gehört habe, muss er der Wasseradept gewesen sein, der Sazael damals unterstützt hat.
Tropfen:Stimmt, der Schluss liegt nahe... Und du willst ihn ausfragen, was hier vor sich geht? Weil er uns vielleicht nochmal helfen würde?
Lashon nickte.
Lashon:Die Hexenkönigin ist doch seine Mutter, nicht? Einen Versuch ist es wert.
Toni:Wie, du willst ganz allein in dieses Dorf zurückkehren?! Hast du denn keine Angst, was die mit dir anstellen könnten?
Tropfen:Ich muss Toni zustimmen. Das ist riskant.
Lashon:Ich kann auf mich aufpassen.
Der Dschinn sah ihn lange und streng an.
Tropfen:... Na schön, aber halt die Augen offen.
Er wandte sich wieder an alle.
Tropfen:Also gut Leute, packen wir es an!!

Merl saß schweigend vor der Frau, der er bereits begegnet war. Sie saß genauso streng schweigend vor ihm und erwiderte seinen Blick fest und selbstsicher. Das ging schon einige Minuten so, seit sie den Raum betreten hatte und der Dicke gegangen war. Merl nahm es ihm immer noch übel, dass er ihn ausgeknockt hatte. Zum zweiten Mal.
Eka:Nun... Bist du Anarath von den Anemos?
Er zögerte keine Sekunde.
Merl:Das bin ich.
Eka:Der Anarath der Anemos, der Novizin Yoruri und Hauptmann Hayate dabei geholfen hat, die Verbrechen der Hohen Krone Senku Hailya ans Tageslicht zu bringen?
Er hatte nicht die geringste Ahnung wovon sie sprach, doch er ließ sich nichts anmerken.
Merl:Man hat vieles über mich gehört, aber nur die Hälfte davon entspricht der Wahrheit und der Teil ist meist ausgeschmückter erzählt, als es wirklich passiert ist.
Eka sah ihn mit lodernden Blick an.
Eka:Beantworte meine Frage. Bist du der Anarath?
Merl schwieg einen Moment und setzte alles auf eine Karte.
Merl:Der bin ich.
Eka betrachtete ihn eingehend, als ob sie sich entscheiden müsste, ob sie ihm glauben konnte oder nicht.
Eka:Für einen Helden solchen Rufes bist du nicht sonderlich mächtig.
Merl:Ach, ihr meint DAS?
Er hob gelassen die Psynergyfesseln, die um seine Handgelenke geschlungen waren.
Merl:Das kann jedem passieren. Zum einen war ich allein mit meiner Schülerin und einer Freundin unterwegs, zum anderen habt ihr mich auf dem falschen Fuß erwischt. Glückwunsch dafür übrigens.
Eka knirschte mit den Zähnen. Merl hatte keine Ahnung, ob er das als gutes Zeichen nehmen sollte.
Eka:Ich habe Yoruris Psynergy gespührt, nachdem sie Teol besiegt hatte. Und im Vergleich dazu, ist die deine lächerlich klein, nachdem wir dich von dem Dschinn getrennt hatten. Es ist unwahrscheinlich, dass du ihr beigebracht hast dieser Elementklingen zu benutzen.
Merl beugte sich überzeugend gereizt vor.
Merl:Ich und mein Dschinn sind eins. Wir sind das, was die Erzählungen um meine Kräfte ausmachen. Wenn Sie das nicht akzeptieren können, ist das nicht mein Problem. Außerdem war ich es nicht allein. Isaac und die anderen waren bei mir.
Er lehnte sich zurück.
Merl:Jetzt sind sie es nicht mehr, aber ich versuche immer noch für Ordnung in Mirnuzar zu sorgen. Und jetzt werde ich kein Wort mehr sagen, bis sie mir verraten haben, was Sie mit meinen Gefährten gemacht haben.
Eka:Denen geht es gut. Die Mädchen sind wohlauf und dein Dschinn schläft friedlich durch. Er würde nur Probleme machen, wenn er aufwacht.
Merl:Ich will sie sehen.
Eka:Das darfst du nicht.
Damit log sie nicht. Selbst wenn sie es erlauben würde, Natter würde es sicher nicht. Sie mochte Teil der Operation sein, aber sie hatte keine Befehlsgewalt über das Killerkommando.
Merl:Dann haben wir nichts mehr zu bereden.
Sie schlug mit der Faust auf den Tisch.
Eka:Nun hör mir mal zu! Anarath oder nicht, du bist derjenige, den Calixtus töten will.
Merl:Was geht Sie das an?
Eka:Weil ich nicht zulassen will, dass er sich auf diese Weise zerstört!!
Merl hob fragend eine Braue. Eka fuhr zusammen. Sie verfluchte sich. Wieso hatte sie das gesagt?
Merl:Ich werde ihn nicht töten, falls es das ist was Sie meinen...
Eka:Nein, ich...
Sie senkte die Stimme, obwohl sie sich sicher war, dass zumindest einer von ihrem Team vor der Tür aufmerksam zuhörte.
Eka:Er ist dabei einen Pfad zu beschreiten, der ihn für immer verändern wird. Calixtus glaubt, er ist ihn bereits zu weit gegangen, aber das stimmt nicht...
Merl:Nun, das ist mir egal? Er hat eine Geisel und die werde ich befreien. Es ist mir egal was mit mir passiert, solange ich sie in Sicherheit bringen kann. Und Sie und Ihre Freunde stehen mir dabei im Weg. Wenn Sie mich also nicht bald gehen lassen, dann...
???:Was dann?
Merl zuckte zusammen, als jemand urplötzlich im Raum erschien. Kein Aufflackern oder sonstige Regung in der Psynergy hatte ihn gewarnt. Das war also die berühmteste Kraft der Ristemé, von der er gehört hatte: den Seelenabdruck.
Natter:Es ist lustig von einem Kindchen wie dir bedroht zu werden, nachdem du so leicht zu fangen warst. Dich zu töten wär noch leichter gewesen.
Er sah zu Eka. Merl bemerkte tiefe Verachtung in den Augen des Kommando, mit der er die Novizin betrachtete.
Natter:Was wir mit Calixtus machen ist immer noch meine Entscheidung, Novizin. Allerdings dürfen wir noch nichts machen, solange Calixtus die Bedingungen des Ultimatums nicht bricht. Wir werden im schlimmsten Fall zwei Wochen warten müssen, es sei denn er kommt um dieses Kind zu töten. Ein guter Köder...
Eka:Was wollt Ihr, Natter oder wolltet Ihr einfach nur Eure Stimme hören?
Er kniff die Augen zusammen.
Natter:Seien Sie vorsichtig mit dem, was Sie sagen. Nein, ich wollte Sie darüber informieren, dass sich jemand dem Unterschlupf nähert.
Eka:Calixtus?!
Natter:Nein. Nicht einmal ein Ristemé. Sehen Sie sich es an. Der Junge kann warten.
Er öffnete die Tür. Eka drehte sich noch einmal zu Anarath um. In ihrem Blick lag schon fast etwas... Flehendes? Dann stand sie auf und folgte den Mann nach draußen. Merl stand auf und ging im Zimmer auf und ab. Sie mussten hier raus, schnell. Aber ohne einen Schlüssel für seine Fesseln konnte er nicht einmal daran denken zu fliehen. Und den hatte der Fettsack. Merl starrte die Tür an. Kein Laut war zu hören. Aber wenn er versuchte zu fliehen, wurde er bestimmt getötet. Frustriert ließ er sich wieder auf den Stuhl fallen. In was war er dieses nur Mal hineingeraten?
Lúze folgte abseits der eigentlichen silkanischen Truppen die das Portal passierten. Sie alle waren in die schwarzen Rüstungen des Ostreiches gehüllt und marschierten im Gleichschritt wie Maschienen. Bewaffnet waren sie mit Speer und Schwert. Vor den Fußsoldaten lief Redd Vor diesem widerum Siera, Tsen, Gregorius und Naamos. Ihr Blick fiel wieder auf Redd unwillkürlich griff sie nach dem Bogen auf ihrem Rücken.
"Das wäre unvorstellbar dumm." Thelok beschleunigte seine Schritte, um ihre Sicht auf Redd zu blockieren.
"Erstens würde es wahrscheinlich nicht funktionieren und zweitens würde dir sein Tod nur die Sekunde helfen, die der Rest bräuchte, um rauszufinden, wer ihn erschossen hat. Wir können ihn ausschalten, wenn er seinen Nutzen erfüllt hat. Danach wird er so unberechenbar wie zuvor. Ich dachte das hätte er dir sogar gesagt."

~Vorsichtig beugte Redd sich über Lúzes steifgefrorenen Körper. Sie war eine erbärmliche Gegnerin gewesen. Er hätte sie vernichten können ohne auch nur einen Schritt zu gehen, aber sie hatte ihn aus einem seiner Vergangenheit nach berechtigten Misstrauen herausgefordert, also sah er keinen Grund sie zu töten und so mögliche Fragen Seitens Narsis oder Sieras aufzuwerfen. Er stieß sie mit der Spitze seines Speeres an.
"Lass dir das eine Lehre sein! Fordere mich nicht heraus!"
Als Antwort bekam er nur einen wütenden Blick. Zu mehr war Lúze im Augenblick auch nicht in der Lage.
Er schnippte unnötigerweise mit den Fingern, als er die Psynergie wirkte, um sie aufzutauen und wandte sich dann mit wehendem Mantel von ihr ab. "Achte darauf, dass niemand bemerkt, dass du in einen Kampf verwickelt warst. Es würde für einige unangenehme Fragen sorgen."
"Ich sagte ich will eine Antwort.", keuchte Lúze hinter ihm, "Und nur weil du mich einmal einfrierst ändert sich das nicht."
"Ich plane nichts, wovon ihr nichts wisst.", sprach er wahrheitsgemäß, "Im Augenblick zumindest nicht. Ihr seid einfach viel zu misstrauisch geworden, seid ihr unter Narsi dient. Und ich kann nur zu gut verstehen, dass ihr deutlich lieber unter Reyter dienen würdet. Es ist einfacher, denn Reyter ist nur dann eine Bedrohung für seine Leute, wenn sie versagen oder sich gegen ihn stellen, während Narsi bereits ihre eigenen Städte zerstört hat um das Volk des Ostreiches von der Rechtschaffenheit unseres Krieges zu überzeugen."
"Euch kann man noch viel weniger Trauen. Ihr habt euer eigenes Volk an sie verraten!", brüllte Lúze.
"Oh, ja, das hat meine Langweile vertrieben und mich in eine bessere Position für interessante Schlachten gebracht, aber ich habe genug... Nachdem ich unsere Kaiserin, die ich für brillant hielt, in all ihrer Verdorbenheit begriffen habe, macht sie mich nur noch krank. Sicher werde ich Reyter eines Tages verraten oder jemanden manipulieren um gegen ihn Krieg zu führen, aber für den Augeblick sind meine Absichten vollkommen edel."~

"Das wäre eine ziemlich ungünstige Verhandlungsbasis, denkt ihr nicht auch?", fragte Reyon in seinem typischen nicht zu deutenden Ton.
Der König der alten Zeit wandte sich demonstrativ um und machte einige Schritte, bevor Reyon ihn stoppte.
"Wartet! Ich weiß das ihr nicht gehen werdet. Nicht ohne den Dolch."
Melfice hielt inne. "Ich weiß doch nicht einmal ob ihr diesen Gegenstand wirklich habt."
"Fragt euren dämonischen Freund.", rief Hashiro ihm zu, "Der weiß es so sicher, wie ich, dass ihr beide von einem verrückten Einsiedler zur reinsten Lachnummer gemacht wurdet."
Melfice wandte sich ihnen wieder zu. Seine Miene war steinern. "Ich werde euch wohl entgegen kommen müssen. Was wollt ihr von mir?"
"Wir wünschen, dass ihr uns führt." Reyon kniete nieder und verbeugte sich. "Führt uns zu einer Heimat in Mirnurzar. Lasst uns eine Welt erschaffen, in der es sich zu leben lohnt und-"
"Genug!" Melfice richtete seine Klinge abermals auf Reyon. "Ihr wollt meine Macht und meine Erfahrung, um ein Reich zu erlangen, das von Bedeutung ist?! Und dann? Ihr werdet mich in dem Moment verraten, in dem ich keinen Nutzen mehr habe!"
"D-das ist nicht wahr, ehrwürdiger König!" Reyon blickte auf in seinem Blick lag Verzweiflung. "Wir sind ein große Anzahl von Menschen, die keinen Platz in dieser Welt haben, die im Chaos versinkt! In unserer Verzweiflung folgten wir einem Mann, der von sich behauptete ein König zu sein, doch er ist ein Wahnsinniger, der nicht über die geeigneten Fähigkeiten verfügt uns zu führen, aber er ist zu mächtig, als das wir uns gegen ihn stellen könnten. Wir haben uns von allen unseren alten Banden losgesagt, großer König, und brauchen einen wahren Herrscher, der uns aus diesem Elend herausführen kann! Ich flehe EUCH an, bitte helft uns!"

Varai wich einem Geschoss aus, das Vantardo nur um milimeter verfehlte. Das war der mit Abstand gefährlichste Gnom, dem er je begegnet war und er war einigen begegnet, obwohl "Opa Winterzahn" der erste war, der auch nur ein Wort gesagt hatte.
"Vantardo, ich sehe mal ob ich das Mädchen finde, während du hier ein wenig Zeit mit deinem Großvater verbringst." Varai flog in Richtung Tür, doch Winterzahn blockiert schweigend den Weg.
Vor Varais innerem Auge erschien Josh. Keine Kontaktaufnahme seines Meisters, sondern eine simple Vorstellung. "Du redest zu viel!"
So sehr er sich auch weigerte Josh zuzustimmen gelang es ihm dieses eine mal nicht. Er schloss die Augen un bereitete sich auf Schmerz vor. Nicht wegen des Wichtels, obwohl das wohl nötig werden würde, wenn er sein Manöver nicht schnell genug ausführte, sondern wegen seiner eigenen Technik. Es war eine Technik die so abscheulich und tödlich war wie keine andere, für ihn, wenn Josh von ihr wüsste und sie ihn öfter durchführen würde.
Varai der Eisfalke verschwand in einer Wolke von Eiskristallen, und hielt Kurs auf Winterzahn hielt, der ihm aus seinem Knopfaugen entgegen sah und seinen Stab hob. Die Eiskristalle flogen über ihn hinweg und an ihm vorbei und fegten ihm dabei die Mütze vom Kampf, bevor sie durch die Spalten des Ausgangs hinter ihm verschwanden. Varai setzte sich auf der anderen Seite der Tür ächzend wiederzusammen. Wenn man einem Menschen erzählte wie eine Eisbestie sich in Eiskristalle oder Schnee auflöste stellte sich dieser das wohl wie die seltene Psynergie "Versander" vor, besonders dann wenn die Eisbestie wie Varai einen Körper aus Eis besaß. Tatsache aber war, dass jemand, der aus einem Element bestand sich nicht ohne weiteres in besagtes Element verwandeln konnte, weshalb Varai für sein soeben durchgeführtes Fluchtmanöver seinen Körper in winzig kleine Teile zerschmettert hatte, was ebenso schmerzhaft war wie es sich anhörte. Nun Varai billigte es aus zweierlei Gründen. Der wichtigste Grund war er hatte es NICHT für Josh getan und der nächstwichtige war, dass er dem Wichtel entkommen war.
RUMMS! Die Tür erwischte Varai von hinten und schleuderte ihn zu Boden. Kleine Eisstücke splitterten von seinen Flügeln ab. Er blickte zurück und sah wie Winterzahn seine Mütze wieder aufsetzte.
"Hast du irgendeine Ahnung weiß die Mütze eines Wichtels ist?!", fragte der Gnom-Magier.
"Großer Ärger für mich?", der Eisfalke sprang auf die Beine, während er seine Flügel reparierte.
Sidley saß am Strand und angelte. Nun um die Wahrheit zu sagen, Sidley angelte nicht wirklich, er tat so als würde er angeln um Zeit zum Nachdenken zu haben.
Obwohl in einem Dorf wie seinem Zeit keine Bedeutung hatte, weil nie irgendetwas passierte.
Oh, natürlich letzte Woche hatte Frau Solkin ein neues Rezept für Blaubeermarmelade kreiert.
Das war das Interessanteste was im letzten halben Jahr passiert ist. Sidley, war sich sicher dass er gar nicht wüsste wie er reagieren sollte wenn etwas Interessantes geschehen würde,immerhin hatte er jetzt schon 64 Jahre Erfahrung im Langweilen.
Nun, ein Erdbeben hatte angefangen, etwas das hier in der Mitte Shetvers noch nie passiert ist.
Also hatte Sidley angefangen zu Angeln, damit er überlegen konnte, wie er entsprechend den Umständen reagieren sollte.
Eine Erdspalt öffnete sich ein paar Meter von ihm entfernt. Der Spalt zog in einer geraden Linie entlang ins Landessinnere.
Seltsam, dachte Sidley, wenn dieser Erdspalt gerade weiter verläuft trennt er Shetver genau in der Mitte durch.
Nun, hier in Nord-Shetver würde man es nicht unbedingt bereuen von Süd-Shetver getrennt zu sein. Ausserdem sah der Spalt zwar seeeeehr tief aus aber nicht wirklich breit.
Die Erde bebte ein weiteres mal, Sidley angelte seelenruhig weiter. Aufregung war in seinem Alter nicht gut fürs Herz.
Der Süd-Shetver-Teil der Erde fuhr ein paar Meter nach oben. Dort wo eben noch Sidley eben noch einen Wald hinter der Erdspalte sehen konnte ragte eine steile Bergwand hervor. Und diese Wand schien sogar weiter in die Höhe zu wachsen.
Was konnte das nur alles bedeuten fragte sich Sidley, während er einen neuen Köder an seiner Angel befestigte.


Riijadon sah zu dem hünenhaften Mann vor sich auf.
"Meister Grace nehme ich an?"
Der gewaltige Mann sah zu ihm hinab und begann herzhaft zu lachen.
"Zwei Wanderer an einem Tag? Willkommen!"
Riijadon verbeugte sich und bot Grace die Gaia-Klinge an die er mit sich trug.
"Ich denke als Willkommensgeschenk, habe ich leider nichts besseres" sagte Riijadon.
Grace nahm das Schwert an und steckte es mit der Klinge nach unten, neben ihn in den Boden.
Der Kampfunstmeister klatschte in die Hände und lachte.
"Danke für das Schwert, aber ich brauche es nicht wirklich."
Riijadon kratzte sich verlegen am Hinterkopf, "Es ist nur eine Geste, ich wollte einfach nicht mit leeren Händen erscheinen."
"Aber, brauchst du das Schwert denn nicht um dich zu verteidigen, Fremder?"
Riijadon klopfte auf das Holzkatana in seinem Gürtel.
"Das hier ist alles was ich brauche." sagte Riijadon.
Grace fing wieder an zu lachen.
"Ist das ein Bokuto? Ich wusste nicht dass es noch Leute gibt die sich zu trauen mit so etwas zur Wehr zu setzen. Du gefällst mir, Fremder! Wie ist dein Name."
"Riijadon..."
"Riijadon..." wiederholte Grace. Riijadon und Grace machten gleichzeitig einen Schritt aufeinander zu. Ihre Hände wurden kurz zu Schemen. Die für das Auge nicht wahrnehmbare Bewegung endete in einem friedlichen Handschlag.
Du bist also DER Riijadon." stellte Grace fest.
"Hey, das war gefährlich wenn ich nicht rechtzeitig reagiert hätte wäre das übel ausgegangen." murmelte Riijadon mit einem müden Lächeln.
"Tut mir Leid, ich musste einfach wissen ob es DER Riijadon ist." verteidigte sich Grace grinsend.
"Ah, nun ich finde du kannst das "DER" weglassen. Es gibt etwas dass ich dir sagen muss, Grace. Etwas das die Ordnung der Welt ändern könnte"
Die Erde begann zu beben. Riijadon blickte auf zum Himmel, zu den Wolken die plötzlich fortsprinteten. Das helle blau des Himmels wurde immer klarer bis man an manchen Stellen, schwarze Stellen und das Funkeln der Sterne ausmachen konnte.
Grace blickte ebenfalls auf.
"Wieso kann man die Sterne sehen? Es ist hellichter Tag!"
"Oh, das ist erst der Anfang. Ich bin wohl doch ein wenig spät..."



Das Schwert des Metall-Etons verwandelte sich in einen Bohrer, der auf Eton zu schoss. Eton wich mit seiner übermenschlichen Geschwindigkeit zur Seite aus.
"Soll dieser Blecheimer ich sein!?"
Der metallene Eton schoss einen Blitz aus seiner Handfläche nach dem echten Eton der zur Seite sprang.
Hardin biss die Zähne zusammen und stand auf.
"Nein Eton, dieser Kerl soll nicht du sein, dieser Kerl soll alles das sein was du den Leuten vorgespielt hast. Unmenschlich schnell, unmenschlich stark, unmenschlich geschickt, unglaublich mächtig."sagte Hardin zwischen zusammengepressten Zähnen und deutete auf die Stelle an der, der Blitz des Robo-Eton eingeschlagen ist. Die gesamte stählerne Wand des Waggons war geschmolzen.
Hardin lachte hämisch, Regenwolken strömten stetig aus seinem Körper und sammelten sich an der Decke des Waggons.
"Aber keine Sorge. Ich bin nicht mehr der halbstarke Hardin von früher, ich bin auf einem ganz anderen Level."
Der Metallmensch beachtete Hardin nicht weiter und schlenderte gemütlich auf Eton zu.
Hardin presste Zeigefinger und Daumen aufeinander.
"Mein Aquarius-Speer ist dank des Wasserdrucks, stark genug um Drachenhaut und Diamanten problemlos zu durchdringen, aber er verbraucht fast meine gesamte Psynergie auf einmal. Aber mit Hilfe dieser Regenwolken kann ich eine verbesserte, leicht schwächere, dafür aber genauere Variante der Technik einsetzen."
Robo-Eton hob wieder sein Schwert und stürtzte auf Eton zu. Hardin schnippte manisch grinsend mit den Fingern.
"Aquarius-Phalanx!"
Die feinen Wasserstrahlen schossen mit Schallgeschwindigkeit aus der Wolke an der Decke des Zugs und Durchbohrten den Roboter. Jedenfalls hätten sie das Tun sollen, der Metallkörper wurde zwar in den Boden gestampft nahm jedoch keinerlei Schäden.
Hardin knirschte mit den Zähnen.
Hardin war stark. Er wusste dass er stark war, aber dennoch hatte er seit längerer Zeit nur noch Niederlagen einstecken müssen. Aber wenn Hardin schon verlieren musste dann wenigstens gegen einen Menschen.
"Vergiss es, Hardin!" rief Gofer der gerade wieder zu sich gekommen ist. "Der Kerl besteht aus Psynergy-resistentem Material, deine Attacken sind wirkungslos. Lass uns die Beine in die Hand nehmen!"
"NEIN! Ich bin lange genug weggelaufen!"
"Hör mal, Hardin, Eton ist schon längst abgehauen und wir sollten es ihm gleichtun."
Der Oberkörper Robo-Etons löste sich vom Unterkörper und begann mit Hilfe von Düsen durch die Luft zu fliegen.
Aus dem Unterkörper schoss eine kabel-ähnliche Wirbelsäule und fesselte Hardins Beine aus der Distanz.
Hardin sah dem fliegenden Oberkörper tief in die Augen.
"Du fesselst mich, weil du denkst ich laufe weg!? Wie kannst du es wagen!? Ich zeige dir etwas das ich auf meiner Reise gelernt habe."
*OBJEKT-NEUTRALISIERUNG_ERFOLGT_IN=_3_*
Hardins Kopf richtete sich direkt auf den Boden. In seiner Hand bildete sich eine stachelbesetzte Kugel aus Eis.
"Hardin! Lass den Quatsch!"
*_2_*
Die Kugel in seiner Hand vergrösserte sich schlagartig.
*_1_*
"ICH BRING DICH UM !!!!!!
Gofer konnte nicht genau sagen was in dieser Viertelsekunde in der er geblinzelt hatte passierte.
Aber was er mit Sicherheit sagen konnte war das ein kleiner Gletschter den Waggon auseinandergerissen hatte und das der Oberkörper des metallenen Etons verschwunden war.
Hardin atmete ein paar mal ein und aus bis er wieder zur Ruhe kam.
"Was war denn das für eine Technik?" fragte Gofer beeindruckt.
"Oh, diese Technik? Ich habe nur versucht den gefährlichten Angriff den ich je gesehen habe, mit meiner Merkur-Psynergy zu reproduzieren."
"Du kannst Techniken kopieren in dem du sie einfach nur siehst?" fragte Gofer mit einem Anflug von Bewunderung.
"Nein, kann ich nicht. Aber bei dieser Technik weiß ich bis heute nicht wie ich sie überlebt habe." Hardin nickte sich selbst anerkennend zu."Ich sehe sie sehr oft in meinen Alpträumen, und zwar so oft das ich fast jedes Detail auswendig kenne."
"Das ist... irgendwie enttäuschend. Aber wir haben ein Problem."
"Welches wäre das?" fragte Hardin zuversichtlich.
"Dieser Metallmann wird von deiner Psynergy nicht beschädigt, du hast ihn nur weggeschleudert."
"Ich denke das reicht um ihn aufzuhalten."
"Nun, du hast ihn in die Richtung geschleudert in die Eton gelaufen ist."
Die Erde begann zu beben.
"Ausgerechnet jetzt?" fragte Hardin ungläubig.
Die Felswände hinter den Kristallwänden bröckelten auseinander.
"Die Kristallrohre fahren auseinander" bemerkte Gofer nüchtern.
Hardin sah durch den Kristall auf den mittlerweile freigelegten Horizont.
Sein Blick wanderte nach unten zum Kristallenen Boden unter seinen Füssen. Er konnte das Meer unter sich erkennen.
"Es geht also los, Gofer"


Lagmar sah aus dem Fenster. Was er sah liess ihm den Atem stocken.
"Ist das eine fliegende Stadt!?"
Es ging das Gerücht um, das während des Angriffs der Phönix-Krieger eine fliegende Festung aufgetaucht sein soll. Stand ein neuer Angriff der Phönix-Krieger bevor!?
Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. Das musste sofort gemeldet werden.
Er wandte sich um und blickte Gullwick ins Gesicht. Erschrocken wich er zurück.
"Ah, Entschuldigung, ich wollte dich nicht erschrecken. Siehst du das dort?"
Sie deutete auf die Stadt am Himmel.
"Nun, man kann es schwer nicht übersehen. Das ist eine Fliegende Insel mit einer Stadt drauf?"
Gullwick schnippte mit den Fingern. Auf einmal sah Lagmar die alles viel schärfer und er konnte auch viel weiter sehen. Dafür konnte er jedoch keine Farben mehr wahrnehmen.
"Keine Panik, Lagmar. Für den Moment habe ich dir die Augen eines Falkens verpasst damit du sehen kannst was ich sehe. Kannst du diese Öffnungen rund um die schwebende Insel sehen?"
Lagmar kniff die Augen zusammen, obwohl er es eigentlich gar nicht nötig hatte, er war es nur einfach nicht gewohnt so scharf zu sehen.
"Das sind so etwas wie Öffnungen für Anker?"
Gerade in dem Moment schossen aus den Öffnungen riesige an massiven Ketten befestigte Anker über ganz Mirnuzar hinweg. Lagmar rieb sich die Augen. Nur zur Sicherheit. Vielleicht bildete er sich das ja nur ein.
"Was ist das für ein Ding? Es hat zum Glück keinen dieser gigantischen Enterhaken nach uns geschleudert."
"Natürlich nicht. Die Erbauer dieses Systems hatten Angst vor den Hexen. Obwohl unsere Kräfte in dieser Höhe nicht funktionieren würden."
"Sie wissen was das für ein Gerät ist Lady Gullwick!?"
Die Hexe schwieg nachdenklich.
"Ja, das tue ich" sagte sie nach einer bedeutenden Pause.
"Aber ich weiß erst seit kurzem dass es wirklich echt ist."
"Was macht dieses Ding denn!?"
"Schauen sie einfach nur zu Lagmar."
Lagmar sah wieder zur fliegenden Stadt. Energie strömte wabbernd um die scheinbar unendlich langen Ketten. Die Ketten begannen jetzt zu Rasseln, ein knarrendes Geräusch dass man bis nach LaVoisin füllte die Luft.
"Sehen Sie nur hin, Lagmar. Sehen sie was diese fliegende Insel gefangen hat und zu sich zieht.
Lagmars Kinnlade klappte herunter.
"Das ist doch Wahnsinn! Das... Das ist vollkommener Schwachsinn!"
"Nun, was sehen sie, Lagmar?"
"Diese schwebende Stadt...sie...zieht die anderen Kontinente zu sich herauf. Nein, die Kontinente fliegen von selbst! Die Ketten sind nur da um die Richtung zu weisen. Die Kontinente fliegen weil... Flammenstrahlen sie nach oben treiben!?"
"Oh, ja. Düsenantriebe die, die Kontinente nach oben treiben. Lächerlich, nicht wahr? Kein Wunder das LaCroix es nicht den Fremden erzählen wollte. Die Existenz solch einer Maschine glaubt man nur wirklich wenn man sie direkt mit eigenen Augen sieht."
Lagmar konnte es noch immer nicht ganz glauben.
"Die anderen Kontinente sie sind jetzt fast an der mittleren Insel angedockt....
Was ist denn jetzt los?"
Kristallene Röhren fuhren aus der Insel, so wie aus den Kontinenten. Die Röhren schraubten die Kontinente jeweils zusammen und verbanden sie mit der Insel. Gullwick lächelte humorlos.
"Der Großteil Mirnuzars zusammen gefasst zu einem einzigen fliegenden Kontinent. Anscheinend fehlt ein Großteil von Shetver und ein paar Inseln. Ich she zum Beispiel Oredian nirgends."
Der neue, menschengmachte Super-Kontinent flog langsam aber, unaufhaltsam aufwärts.
Wasserfälle strömten von den nassen Kontinenten, Schiffe stürtzten aus hunderten Metern in die Tiefe.
Lagmar sah immer noch nach Worten suchend zwischen Gullwick und dem fliegenden Kontinent hin und her.
"Wer..? Warum..? W-Weshalb...?" brachte er stammelnd zu stande.
Gullwick strich sich übers Kinn und grübelte.
"Wir wissen nicht wer dieses Ding in Gang gesetzt hat, aber wir wissen wer es gebaut hat.
Der Orden der Sternmönche hat vor Jahrhunderten mit der Konstruktion dieses Systems begonnen. Es ist so lange her dass wir es für ein dummes Märchen hielten. Und selbst wenn wir davon ausgegangen wären das die Maschine noch existiert hätten wir niemals damit gerechnet das sie noch tauglich ist."
"Die Sternenmönche!? Aber...aber...Wieso!?"
"Haben Sie schon einmal von den Anemnos in Weyard gehört?"
"Ja, i-ich erinnere mich grob an etwas. Ein Volk das mit seiner Stadt in den Himmel geflogen sein soll und deren Stadt zum Mond Weyards wurde..............................
...........................................
..........................................
Oh, Nein! Das hat doch niemand wirklich vor, oder!? "
"Oh, doch!" Gullwick schüttelte verächtlich den Kopf. "Laut der Sternenmönche gehören die Menschen zu den Sternen. Es ist doch ein logischer Schluss dass sie irgendwann versucht haben ihren Traum zu bewerkstelligen. Sie wollten ganz Mirnuzar in den Nachthimmel verfrachten."
Lagmar liess sich kraftlos auf eine Couch neben sich fallen.
Funa kam auf allen Vieren zu ihm auf die Couch geklettert und legte ihren Kopf auf seinen Schoss. Er blickte gedankenverlorenen in die Leere und kraulte Funa hinter den Ohren ohne darüber nach zu denken. Sein Mund war dabei die ganze Zeit aufgeklappt. Er blinzelte auch nicht mehr.
Gullwick machte sich Sorgen. War der Schock wirklich so stark? Lagmars einziges Lebensanzeichen war die Kraul-Bewegung seiner Hand.
"Lady Gullwick?" fragte er zögerlich nach einer Weile. Sein Gesicht veränderte sich kein bisschen.
"Muss ich... Muss ich jetzt mein ganzes Leben lang hier bleiben? Ich meine... ich bin gerade hier und Polinas fliegt zum Mond?"
"Nun genaugenommen wird Polinas zu einem Teil des zweiten Mondes"
Etwas schluchzte gequält. Sie wusste nicht ob das herzzereissende Geräusch von Funa oder Lagmar stammte. Und sie wollte es beim besten Willen auch nicht wissen.
"Naja, Polinas wird nicht direkt bis zum Nachthimmel fahren, anscheinend hat das fliegende Mirnuzar gerade eine Pause auf dem Weg nach oben eingelegt."
Lagmar sah mit leerem Blick aus dem Fenster.
"Mirnuzar schwebt noch... Aber die Düsen haben aufgehört. Wieso fällt Mirnuzar nicht runter...?" Lagmar stellte die Frage mit der Entschlossenheit eines Mannes der die Antwort auf seine Frage nicht wirklich wissen will. Gullwick beantwortete sie trotzdem.
"Die Maschine war nur dazu da Mirnuzar zu einem Kontinent zusammen zu fassen und auf die richtige Höhe zu bringen. Das Schweben übernimmt Mirnuzar alleine."
Lagmar wollte "wie kann der Super-Kontinent von alleine Schweben" fragen doch er fürchtete sich vor der Antwort. Seine Nerven hatten für heute genug.
"Der riesige Kontinent kann von alleine Schweben weil er mit dem Existenzkern Mirnuzars gekoppelt ist."
Lagmar liess sich tiefer in seine Couch sinken. Je mehr Antworten er bekam um so mehr Fragen entstanden. Er sah noch einmal zum schwebenden Kontinent.
Lagmars Sicht veränderte sich. Er sah eine Art blaue Kuppel die sich am ganzen Firmanent entlang ausbreitete. Genau auf der Mitte dieser Kuppel balancierte das schwebende Mirnuzar.
"Tut mir Leid das ich mich noch mal an ihren Augen vergreifen muss Lagmar.
Sehen Sie das blaue Kraftfeld?"
"Ja...." grummelte Lagmar genervt. Er hatte genug von Erklärungen. Er wollte einfach nur die Augen aufmachen und aus diesem blöden Traum aufwachen.
"Diese Kuppel unter der wir uns befinden und auf der dieser KOntinent balanciert ist Mirnuzars Atmosphäre. Sie ist so etwas wie die Wände die Welten von einander trennen. Man kann solch eine Wand nicht mit Teleportation durchdringen. Das gilt auch für diese Atmosphäre, aber man kann im Gegensatz zu einer Dimensionswand leicht durch sie durchdringen, sie leistet keinen Widerstand. Man muss nur fliegen können."
"Aha" brummte Lagmar. Seine Heimat, seine Familie, seine Chanche aus diesem Dorf zu verschwinden. All das wurde ihm auf die unglaublichte Weise genommen die man sich vorstellen konnte. Er wollte sich einfach nur ausruhen.

"Es gibt da jedoch eine Möglichkeit Mirnuzar wieder vom Himmel zu holen."

Lagmar richtete sich schlagartig auf. Funa machte nur müde ein Auge auf und schlief dann mit dem Kopf auf Lagmars Schoss weiter.
Gullwick räusperte sich.
"Um den Super-Kontinent zum Schweben zu bringen musste man ihn mit dem Existenzkern dieser Welt verbinden. Um das zu bewerkstelligen musste sich erst jemand mit dem schwebenden Kontinent und dann mit dem Existenzkern von Mirnuzar selbst verbunden haben."
Lagmar sah zu Funa die friedlich schlief.
"Also hat sich jemand mit ganz Mirnuzar verbunden, so wie Funa mit dem Mars-Stern?"
Lagmars Fantasie war ziemlich beschränkt, aber zu mindest hatte er eine gute Kombinationsgabe ,fand Gullwick. Sie nickte.
"Genau. In diesem Moment, muss es jemanden geben der Mirnuzar ist .
Nun zu mindest ist er der schwebende Teil von Mirnuzar."
"Und... Und wenn wir diesen Jemand finden und ihn bitten Mirnuzar wieder hier nach unten zu befördern, dann könnte er das tun."
Gullwick nickte ein weiteres mal.
"Ja, das könnte er. Er ist sogar der einzige der das kann. Aber er hat sicher zwei Gründe das nicht zu tun."
"Zwei" fragte Lagmar, dessen Gehirn sich langsam aber sicher weigern wollte weiter zu arbeiten.
"Ich kann verstehen das jemand der versucht Mirnuzar in den Himmel zurück zu befördern sicher nicht will es wieder nach unten zu bringen. Aber was soll der zweite Grund sein."
"Unsere Besucher haben davon gesprochen" sagte Gullwick. "Der Strudel. So lange Mirnuzar schwebt ist es vor dem Strudel sicher. Naja ausser den Teilen die noch unten sind. Wie wir zum Beispiel."
Lagmar liess sich die Sache durch den Kopf gehen.
"Ich werde jetzt erst mal etwas Schlafen" sagte er und machte die Augen zu.
Der Spiegel in Lagmars Zimmer begann zu zischen. Lagmar weigerte sich die Augen auf zu machen.

"Mein Name ist Angelo Costello."

Lagmars Augen öffneten sich. Er kannte diesen Namen. JEDER kannte diesen Namen.
Der Spiegel hatte aufgehört zu spiegeln, stattdessen war dort das lebensechte Spiegelbild eines blonden, braungebrannten Mannes mit dem selbstzufriedensten Lächeln das Lagmar je in seinem Leben gesehen hatte.
"Oh" sagte Gullwick beeindruckt "er hat die Visions-Reflektor Kugel aufgetrieben. Damit kann man durch jeden Spiegel Mirnuzars sprechen."
Sie warf einen Blick durch das Fenster das zum Dorfplatz gerichtet war. Auf der Spiegel-Stele in der Mitte des Dorfplatzes war Costellos Gesicht proportional zur Grösse der Stele abgebildet.
"Er spricht also durch alle Spiegel von Mirnuzar gleichzeitig, beeindruckend, Lagmar, oder?"
Lagmar schwieg. Ihn konnte mittlerweile nichts mehr beeindrucken.
"Ihr habt meinen Namen sicher schon oft in eurem Leben gehört. Ihr habt auch sicher gehört, dass ich tot sein soll. Nun, ich bin es nicht, das ist alles was ich dazu erst einmal sagen werde.
Ihr fragt euch sicher,liebe ,brave Bürger von Mirnuzar was geschehen ist und warum, zu mindest die Meisten von uns im Himmel schweben.
Nun ich zeige euch den Grund!"
Das Bild von Costello flimmerte kurz. Ein Bild von Mirnuzars Ozean wurde jetzt aus der Vogelperspektive gezeigt. Und es war vollkommen unmöglich das Loch im Meer zu ignorieren.
Das Bild wechselte wieder zu Costello zurück.
"Habt ihr das gesehen? Die alte Welt fällt auseinander. Aber hier oben, ja hier oben, in der neuen Welt sind wir sicher. Was dieser Strudel ist fragt ihr euch? Das ist doch vollkommen klar.
Lasst mich euch eine Geschichte erzählen die ihr alle schon mal als Kinder gehört habt:
Die Schlacht zwischen dem Schamanen Ossir und der ersten Hexenkönigin LaVoisin endete damit dass die Geografie von Mirnuzar vollkommen aus dem Gleichgewicht gebracht wurde.
Durch dieses gebrochene Gleichgewicht löste sich Mirnuzar immer weiter stetig auf. Seit Jahrhunderten ist dieser Prozess im Gange.
Zu nächst kaum merklich, aber nun nimmt die Geschwindigkeit des Verfalls zu! Seht euch nur diesen Strudel an."
"Ah, ich verstehe" meinte Gullwick. "Dieser Mann dort verwechselt den Strudel mit einem anderen Phänomen aus den alten Legenden."
"Es blieb leider keine Zeit mehr für Warnungen. Ich entschuldige mich aufrichtig dafür nichts vor der Aktivierung der Maschinen gesagt haben."
Costello schüttelte mit einem gequälten Lächeln und geschlossenen Augen den Kopf.
"Es tut mir Leid. Aber ihr habt diesen Strudel auch gesehen. Ich hatte einfach keine andere Wahl, ich musste handeln ansonsten wären wir wir alle vom Nichts verschluckt worden.
Eigentlich sollten wir mit ganz Mirnuzar direkt bis zu den Sternen fliegen aber... Es gibt noch ein paar Wartungsprobleme mit Nord-Shetver. Und ohne den Antrieb von Nord-Shetver werden wir es nicht ganz bis zu den Sternen schaffen. Daher halten wir erst einmal hier auf dieser Höhe an, wo wir vor dem Strudel sicher sind und warten bis Nord-Shetver repariert ist."
Lagmar saß mit offenem Mund da. Er überlegte, ob es sich lohnte ihn wieder zu schließen, immerhin konnte in den nächsten 30 Sekunden wieder etwas unerwartetes passieren.
"Zu dem werden wir natürlich nach einer Möglichkeit suchen die Lords aus Oredian hierher zu befördern.
Bis uns das gelungen ist sind in den Gebieten dieser Lords ihre jeweiligen Stellvertreter zuständig."
Er holte ein Pergament vor.
"Ersatz für den Bereich des Deregal-Hafen ist: Der Kommandant der Garde Vholsann.
Für den Bereich Empol zuständig ist: Kanzler Crescentius...."
Er las die Liste mit Namen vor bis er alle Herrschaftsgebiet Mirnuzars durchgegangen hatte.
"Für die Sicherheit ist bis auf weiteres die internationale Kopfgeldjägergilde von Lady Azharu.
Bei Fragen wendet euch an sie.
Ach und noch etwas. Hier oben funktionieren Portale und Teleportation nicht mehr, wir arbeiten aber daran. Wir haben mit Hilfe einer großzügiger Unternehmer ein Transportamittel entwickelt das durch diese Kristallröhren fährt. Eine Kutsche die ohne Pferd funktioniert. Desweiteren sind an manchen Übergängen zwischen den Herrschaftsgebieten Gondeln angebracht.
Wenn ihr vor habt zu reisen wendet euch an die Leute die für die Bedienung dieser Transportmittel ausgebildet wurden.
In 2 Tagen öffne ich die Bahn-Verbindung zur Hauptstadt Neu-Mirnuzars, dort könnt ihr eine Audienz mit mir verlangen wenn euch danach ist Fragen zu stellen. Ich empfange jeden.
Ich wünsche euch einen angenehmen Tag voller Überraschungen in der neuen Welt. Geht jetzt und hört den jewieligen Herschervertreter eures Areals an.
Ich entschuldige mich noch einmal für sämtliche Komplikationen."
Das Bild verschwand.


Die Lords sahen mit heruntergeklappten Kinnladen auf den Spiegel auf dem gerade noch Costellos Abbild zu sehen war. Ausser Umbrio der mit grimmigem Lächeln zu Neu-Mirnuzar aufblickte.
Costello hatte nicht vor alle Lord an einer Stelle zu versammeln, er wollte sie nur von Neu-Mirnuzar weghaben. Und Costello hatte schon für jeden Bereich die Vertreter der Lords unter seine Kontrolle gebracht.
Es gab auf den ersten Blick keine Einwände gegen das was er tat, immerhin hatte er alles legal geregelt.
Aber, Costello hatte sich auch ohne es laut zu sagen, zum König von Mirnuzar gekrönt.
Sollte er ruhig, denn Umbrio hatte bereits vorgesorgt
Costellos Stimme verhallte von dem Spiegelschrank, der sich in seinem Quartier befand. Reyter saß im Stockdusteren, bereits völlig angekleidet und starrte schweigend auf irgendeinen Punkt der Wand ihm Gegenüber. Er hatte dem Spiegel nicht einmal eines Blickes gewürdigt. Seine Stunde war gekommen.
???:Niemals hätte ich gedacht, dich so tief fallen zu sehen.
In seinen Augenwinkeln erschien eine Frau. Sie hatte wallendes, ultramarinblaues Haar, ein wunderschönes Gesicht und unendlich tiefblaue Augen. Sie hatte ihre Hände in die weiten Ärmel ihres weißen Gewandes zurückgezogen, während sie einfach im Raum stand und die Arme verschränkt hielt. Reyter sah nicht auf, sondern starrte unbeirrt den Punkt ihm Gegenüber an.
???:Damals wolltest du beschützen, dein Volk vor dem Untergang bewahren. Heute bist du nur noch eine machtgierige Bestie, die auf Eroberung sinnt. Das war mal anders.
Reyter:Und das ist, was du niemals begreifen wirst, liebste Neera.
Reyters verstorbene Frau blinzelte.
Neera:Was nicht begreifen?
Reyter:Ich beschütze immer noch. Ich beschütze das Volk der Adepten, ich beschütze das, was von Galatan übrig ist.
???2:Ts! Interessant, dass dein 'Schutz' daran besteht, sich zum höchsten Herrscher der Adepten ausrufen zu wollen. Ich bitte dich, Reyter, unsere Augen sind geöffnet. Deine schönen Lügen sind nichts weiter als eine Fassade, die deine Machtgier überdenken sollen.
Eine weitere Gestalt tauchte am Rand von Reyters Sichtfeld auf. Er neigte seinen Blick nicht damit er ihn genau erkennen konnte, aber diese Stimme war ihm wohlstens bekannt. Wie könnte er sie je vergessen?
Reyter:Du bist ein intelligenter Mann, Kapaka. Deine Lügen sind überzeugender, als meine es jemals sein könnten. Du warst es, der Neeras Geist vergiftet hat, damit sie sich gegen mich wendet.
Neera:Das ist nicht wahr. Es war offensichtlich, dass du nur nach mehr Macht gestrebt hast. Du hättest den Krieg damals beenden können, als sich der Drachenclan ergeben hat.
Reyter:Du warst schon lange davor nicht mehr mein. Ich war nur zu blind, um es zu bemerken. Letztendlich nahmst du mir auch meinen geliebten Sohn Kapaka und ließt mir nichts zurück.
Neera:Du hast immer noch Rina.
Reyter lachte herzhaft.
Reyter:Rina? Sie hätte genausogut auch mit dir gehen können, Kapaka. Aber wie ich sagte, du bist ein kluger Mann. Natürlich hattest du keine Verwendung für sie, für dieses schädliche Wesen das zum allen Überdruss mein Fleisch und Blut ist.
Neera:Meine Rina liebt dich über alles! Hätte sie nur dein wahres Wesen erkannt, hätten wir sie mit uns nehmen können.
Reyter:Aber ihr habt es nicht getan. Wieso auch nicht? Ihr wusstet ganz genau welch Demütigung ihr mir damit antut. Ein gerissener Schachzug.
Neera schüttelte traurig den Kopf.
Neera:Wie konnte es nur dazu kommen, Reyter? Du hast sie einmal geliebt. Du hast sie einmal wirklich vergöttert, ganz gleich wie schwach sie in der Psynergy war.
Reyter:Nur damit das klar ist: Ich habe eine neue Familie, die es zu beschützen gilt. Meine Familie ist all das hier. Meine Crew, die Männer unter meinem Banner, nahezu ein jeder Adept. Zaisa ist eine bessere Frau, als du es jemals warst. Flama eine bessere Tochter, als Rina es je sein wird. Soger jeder meiner Soldaten liegt mir mehr am Herzen, als Saitu es je vermochte.
Kapaka:Und nun verdammst du sie zu einem grausamen Schicksal, indem du sie in einen Krieg schickst, der dem Vernichtungszug des Drachenclans zu seinen Glanztagen in nichts nachsteht?
Reyter schloss die Augen.
Reyter:Und deshalb werdet ihr es nie verstehen. Mein Krieg unterscheidet sich von dem des Drachenclans um Dimensionen. Ich beschütze damit nur meine wahre Familie.

Es klopfte. Die Tür zu seinem Gemach öffnete sich.
Rook:Mein Herr! Alle Vorbereitungen sind abgeschlossen. Sie wollten jetzt geweckt gewerden.
Doch Reyter war bereits wach. Er saß komplett angezogen auf seinem Bettrand, nickte mechanisch und erhob sich langsam. Rook ließ seinen Blick durch das Zimmer schweifen. Er runzelte die Stirn. An zwei Stellen war ein scharfer Eispfeil in die Zimmerwand gefeuert worden. Doch Rook stellte keine Fragen. Sein Blick blieb am Spiegel von Reyters Schrank hängen.
Rook:Ich nehme an, Sie haben es bereits erfahren, Kriegsherr. Costello hat seinen Schritt gemacht, wie sie es vorhergesagt haben.
Reyter nickte nur und öffnete den Schrank. Seine schwarzgoldene Kriegsrüstung glänzte ihm entgegen und der Harnisch spiegelte sein ausdrucksloses Gesicht wieder. Dann zog sich ein breites Grinsen über seine Gesichtszüge.
Reyter:In der Tat, mein guter Rook. Die Zeit ist gekommen die Sache ins Rollen zu bringen.
Er griff nach seinen Schulterplatten.
Reyter[denkt]:Nun werde ich dir zeigen, Costello, dass die Sterne nur jenen vorbehalten sind, die von ihnen auserwählt worden sind.

Sie standen einfach nur entsetzt da, von dem Schrecken des Ereignisses am erstarrt, dass ihnen die Sicht auf die Sonne versperrte und die Welt in ein unheimliches Dämmerlicht tauchte.
Amirwin:Bei den Sternen...
Lashon:Nun... Jetzt wissen wir zumindest wieso die Windtänzerin in der Lage sein muss zu fliegen...
Tropfen:Es ist manchmal einfach unbeschreiblich, wozu Menschen in der Lage sein können. Davor hat Arilla uns nicht gewarnt.
Alyka ließ sich zurück auf den Findling sinken. Sie hatte sich noch nie so hilflos gefühlt. Selbst jetzt, wo Isaac und alle anderen an unendlich entfernten Orten gegen unsagbar mächtige Wesenheiten kämpften, die Welten wie Mirnuzar mit einem Wimpernschlag auslöschen konnten, waren sie immer noch nicht in der Lage solche Dinge aufzuhalten.
Amirwin:'Strebt näher an die Sterne'... Wie kann man das nur wörtlich auffassen?
Lashon:Okay, beruhigen wir uns ersteinmal. Noch stehen wir vor keinem Problem.
Tropfen:Keinem Problem?! Lashon, nahezu ganz Mirnuzar ist in den Himmel befördert worden!!
Lashon:Wir bekommen ein fliegendes Schiff, wenn man den Hexen glauben kann. Und selbst wenn nicht, hilft es uns nicht weiter jetzt in Verzweiflung zu versinken.
Amirwin:Ihr habt Recht, Lashon. Hoffnung gibt es immer.
Tropfen:Schön, dass ihr so optimistisch seid, aber ihr habt den Kerl gehört.
Er zeigte auf die Spiegelscherbe zwischen ihnen im Schnee, die Lashon zuvor aus seiner Hosentasche gezogen hatte, als er eine seltsame Stimme aus ihr hervordringen gehört hat.
Tropfen:Teleports sind nach dem Rest Mirnuzars nicht mehr möglich. Ganz gleich wie man es dreht und wendet: Sazaels Mission war umsonst. Wir können die Leuchttürme nicht mehr wie es uns beliebt über ein einfachen Teleport erreichen, wie müssen sie erneut auf den üblichen Weg erreichen! Und bis wir das geschafft haben, wird der Strudel den Rest von Mirnuzar absorbieren!

Arilla:Paka?
Der Käpten der Windtänzerin starrte mit unzähligen anderen Schaulustigen auf den Straßen vom Scharfrichtergipfel das Schauspiel am Himmel an und lauschte der Rede in den verspiegelten Schaufenstern eines angrenzten Geschäfts.
Paka:Wer hätte das gedacht...? Eine derartige Konstruktion hat all die Zeit unter Mirnuzar geschlummert? Unheimlich...
Arilla:Sie sind dort oben nicht sicher.
Paka wandte sich ihr fragend zu.
Paka:Nein?
Sie schüttelte den Kopf.
Arilla:Es mangelt ihnen an der Vorstellungskraft, was dieser Strudel ist. Sie denken, wenn sie nicht mehr Teil des Grundes sind, wird ihnen nichts geschehen. Das ist nicht richtig. Wenn Mirnuzar verschlungen ist, wird der Himmel folgen. Dann der Mond, dann die Sterne... Sie können sich mit dieser Maschiene vielleicht ein Jahrzehnt erkaufen, aber ihr Schicksal ist unausweichlich an Mirnuzar gebunden. Und hat der Strudel erst einmal einen Leuchtturm der Elemente verschlungen, ist der langsame Tod Mirnuzars nicht mehr aufzuhalten. Am Ende wird nichts als Leere herrschen. Uneingeschränkt.
Paka schauderte.
Paka:Jetzt erzähle keine Horrorgeschichten. Soweit wird es nicht kommen. Uns wird schon etwas einfallen.
Arilla:Ich hoffe du hast recht.

Sie ließen sie nur bis auf ein paar Schritte herankommen. Doch als sie die Hand austreckte um den Türknauf des scheinbar verlassenen Hauses zu berühren, legte sich eine Schwertklinge an ihren Hals.
Natter:Keine Bewegung oder du bist tot.
Sie gehorchte.
Natter:Gut. Wer bist du?
Das Mädchen erhob beide Hände, um zu zeigen, dass sie unbewaffnet war und sprach mit ruhiger und klarer Stimme.
Mädchen:Eine Botin. Hab' eine Nachricht für Anarath von den Anemos.
Natter:Was lässt dich annehmen, dass er hier ist?
Mädchen:Hab' gesehen, wie ihr ihn bewusstlos hier reingeschleppt habt.
Sein verstand raste. Sein Team hatte doch das gesamte Gelände vorher gesichert! Wie konnte sie das beobachtet haben?
Natter:Eine Lüge. Der Junge ist nicht hier.
Mädchen:Junge? Sagt man sich nicht immer, er wäre ein ausgewachsener Mann?
Schweigen. Dann...
Natter:Dir ist schon klar, dass du diesen Ort womöglich nie wieder lebend verlassen kannst?
Mädchen:Ich will keinen Ärger. Ich will nur-
Natter:Schweig. Wie lautet die Nachricht?
Mädchen:Weiß ich nicht. Hab' in den Brief nie reingeguckt. Darf ich auch nicht.
Sie nickte in Richtung ihres Tornisters, den sie bei sich trug.
Natter:Dann lass mich einen Blick reinwerfen.
Mädchen:Sind Sie wahnsinnig? Noch nie etwas vom Postgeheimnis gehört?
Natter:Nein, noch nie. Du hast keine Wahl, her mit dem Tornister.
Unwillig übergab sie ihm.
Natter:Rein mit dir und keine plötzlichen Bewegungen.
Mädchen:Krieg ich nachher meinen Tornister wieder?
Natter:Du solltest froh sein, wenn du dein Leben behalten darfst... Rein mit dir, ich sage es kein zweites Mal.

Wenig später ging es los. Der Lärm und die Erschütterung waren nicht zu überhören, als sie Südshetver von Nordshetver abspaltete, da sie sich nicht unweit des Bruches befanden. Merl fiel auf ein Knie und konnte gerade so noch verhindern ganz hinzufallen. Erschrocken blickte er sich um, aber er konnte in dem abgedunkelten Zimmer kaum etwas erkennen. Doch er konnte die Stimmen der Leute im Haus hören, die ihn gefangenhielten. Auch sie schienen überrascht zu sein. Eilige Befehle wurden ausgesprochen, die er nicht richtig verstehen konnte. Unbeholfen durch das Beben, robbte er sich auf seinen Knien zur Tür, hielt ein Ohr dran und lauschte... Und fiel fast vornüber, als die Tür geöffnet wurde. Merl sah erschrocken auf. Und erstarrte.
???:Hab' ich dich gefunden! Und gleich die erste Tür! Das nenn ich Schwein.
Merl starrte ungläubig zu dem Mädchen hinauf, das im Türrahmen stand.
Merl:Tali?!
Grace: Wieso hat sich alles Negative nur denselben Zeitpunkt ausgesucht?
Sie hatten das ganze angesehen, doch nun erschien eine dritte Person neben ihnen. Es war eine junge bildhübsche Frau, die die ganze Ausrüstung des jungen Erdadepten mit sich trug. Der Hüne entschuldigte sich mit einer Handbewegung von seinem Gast und wandte sich dann Elona zu.
Grace. Du bist unverwundet. Wie ist es gelaufen?
Elona: Ich habe so einiges versucht, doch das Ergebnis war eindeutig. Dieser Junge hatte zu keinem Zeitpunkt vor, mich zu töten. Offen gesagt, hat er mich nicht einmal angegriffen… Was höchstwahrscheinlich an meinem Geschlecht lag. Er gehört nicht zu den Typ Personen, die ihre Macht als erster dazu benutzen um das Leben anderer Personen zu beenden. Was genau ist hier vorhin-
Kudo: WARTE!!!
Stark angeschlagen erreichte er die Hütte, mit einem langsamen Tempo und blieb kraftlos stehen.
Kudo: Gib mir meine Sachen zur-
Noch ehe er seinen Satz ausgesprochen hatte, sah er, wie seine Sachen auf ihn zuflogen. Er fing sie auf und überprüfte ob wirklich noch alles da war.
Grace: Heb deine Fragen auf, Kudo. Du hast bestanden. Zieh dich wieder an und bleib in der Hütte bis ich dich wieder rufe.
Kudo gab einen grimmigen Laut von sich. Diese Elona war also von Anfang an ein Teil seiner Prüfung gewesen? Nun musste er sogar seine Fragen aufheben und wie ein Kind, der sich in das Gespräch der „Erwachsenen“ nicht einmischen dürfte, in der Hütte warten. Zum Glück würde er das Ganze sowieso "hören". Als er in der Hütte ankam, zog er seine Sachen wieder an. Immerhin hatte er beide Tests bestanden.

Der Ex-König schaute der ganzen Sache unbeeindruckt zu. Der Wandel Mirnuzars beunruhigte ihn etwas. Die Aktivierung der Türme stand nun in Gefahr.
Melfice: Warum sollte es mich kümmern, was aus euch geschieht?
Reyon schwieg, sowie alle anderen Anwesenden.
Melfice: Doch wenn ihr es ernst meint, fangt an meine Gunst zu gewinnen.
Er streckte seine Hand aus um den Dolch zu empfangen. Reyon überlegte sich genau, ob er wirklich den Dolch geben sollte. Er hatte noch keine wirkliche Garantie oder Zusage bekommen. Anderseits würden die Verhandlungen platzen wenn er es nicht täte. Sie selbst hatten keinen Nutzen von dem Dolch. Ebenso war die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der König sie attackierte um das zu nehmen, was er wollte. Er übergab den Dolch. Ein zufriedenes Lächeln bildete sich auf den Lippen des vergessenen Herrschers.
Melfice: Ein guter Anfang. Ihr habt einen kleinen Teil meiner Gunst erlangt. Doch bildet euch nichts Falsches ein. Ich werde euch nicht helfen. Zumindest noch nicht. Ich brauche noch etwas und dafür müssen die Elementarleuchttürme entfacht werden. Leider werden die Träger der Elementarsterne nach der Veränderung vielleicht nicht dazu kommen um ihren Job zu erfüllen.
Nachdem der König erklärt hatte, wie man seine Gunst weiter ansteigen lassen konnte, bildeten sich Horn sowie Flügeln aus seinem Körper. Die Verwandlung zum Dämon war in wenigen Sekunden abgeschlossen. Ein breites Grinsen bildete sich auf den Lippen des Dämons. Er hatte sich von der Gruppe abgewandt und schenkte ihnen kaum Aufmerksamkeit.
Melfice: HAHAHA. Perfekt. Xallank Yall ist so gut wie tot! Nun fehlt nur noch eine Person die den Turm aktivieren kann und diese Person habe ich schon gefunden.
Aus dem Nichts erschienen ein paar Dämonenwesen.
Melfice: Redet.
Dämon1: Er hat zugestimmt, „wenn“ du seine Kondition akzeptierst.
Die Außenstehenden hatten bereits zu viel mitbekommen. Er erhob sich in den Himmel und warf einen Blick auf die Menschenwesen, bevor er verschwand.


Ealar Loghain war alles andere als froh. Zorn keimte in ihm auf, als sein Plan zerstört worden war. Hätte dieser selbstgefälliger Angelo Costello nicht warten können, bis sein Plan aufgegangen war ? Als hätte seine Veränderung nicht genug Aufmerksamkeit erregt, hatte sich dieser Mensch das genommen, was ihm gehören würde. Er würde der Herrscher Mirnuzars werden, selbst wenn er dafür seine Seele an den Teufel verkaufen würde.
Die wichtigsten Persönlichkeiten befanden sich auf dieser Insel. Ealar Loghain schlug sein Buch auf und blättere einige Seiten, ehe er das fand, was er gesucht hatte. Der Dämon persönlich war auf dem Weg hierher. Offenbar hatte er seiner Bedingung zugestimmt. Er wäre nicht Ealar Loghain wenn er keinen zweiten Plan in der Hinterhand gehabt hätte.
Shakir ließ sich auf einem der Stühle nieder im inneren des notdürftig eingerichteten Konferenzsaales. Trotz der Tatsache, dass noch nicht alle angekündigten Lords anwesend waren und das sich das Tor zum eigentlichen Konferenzsaal noch nicht geöffnet hatte, duldete die Konferenz keinerlei Aufschub mehr. Shakir blickte zu Umbrio, der ebenso ernst war wie die übrigen Lords, aber deutlich gefasster. Als wüsste er exakt was vor sich ging oder zumindest mehr, als die Übrigen.
"Galataner", dachte der Lord wütend, bevor er sich erhob.
"Ich, Tulius Shakir, Lord von Erebos, spreche sicherlich für uns alle, wenn ich sage, dass wir unsere Position im Bezug auf Angelo Costello besprechen müssen. Mir ist nicht entgangen, dass einige von ihnen seine Aktionen als gerechtfertigt betrachten und andere über seine Taten höchstverärgert sind. Aus diesem Grund möchte ich Lord Umbrio von Polinas bitten uns von Costello zu berichten, sowie uns sämtliche ihm bekannte Informartionen von der 'Ermordung' Costello mitzuteilen, für die der Rat der zentralen Kontinente Kadev verantwortlich machte."
"Ich bin überrascht, dass man sich noch an meine und seine gemeinsame Geschichte erinnert.", sprach Umbrio ruhig.
"Sie haben ihn wegen diverser Verbrechen angeklagt und ich bin mir sicher, dass sie ihn auch danach weiter versuchten zu überführen, also sollten sie von uns allen wohl die wichtigsten Informationen über ihn besitzen. Ich fordere sie nun auf zu reden, GALATANER!" Schnaubend ließ sich Shakir auf seinen Platz fallen.

Earlar Loghain schreckte auf und wandte sich in einer defensiven Haltung um, als er die Präsenz eines Lebewesen hinter sich spürte. Ein Mann mit edler Kleidung und einer Feder an seinem Hut streckte ihm die Hand entgegen. "Seril, Zauberer."
Er blickte die Hand des "Zauberers" nervös an bevor er sie ergriff. "Ealar Loghain."
"Freut mich.", sprach Seril lächelnd, "Ich wollte euch nur berichten, dass die Lords nun tagen. Lord Stein hatte leider keine Zeit euch in Kenntnis zu versetzen."
"Ich kann mir denken warum."
Der Zauberer wandte sich von dem Meistermörder ab. "Kommt mit, ich führe euch."
Loghain folgte Seril durch den Wald und stellte erstaunt fest, dass Seril wohl nur deshalb hinter ihm gestanden hatte, weil er selbst mit dem Rücken zu dem Konferenzgebäude gestanden hatte. Dabei hätte er schwören können, dass er immer darauf geachtet hatte nicht die Richtung zu vergessen.
"Ich will euch nicht zu nahe treten.", sagte Seril ohne seine Schritte zu verlangsamen, "Aber seid ihr wirklich ein Meister der Kampfkunst, wie ich hörte."
Er glaubte etwas ungläubiges in Serils Stimme mitschwingen zu hören und das gefiel ihm nicht. Er ahnte den Grund für diesen Unglauben und entschloss sich dem sogleich entgegen zu wirken.
"Eure Skepsis ist eine durchaus begründete Reaktion, nachdem ihr mich so leicht überraschen konntet, aber das lag nur daran, dass ich in tiefster Meditation war, um einen Feind einer anderen Art als der menschlichen zu erfassen, falls er diese Insel angreifen wollte."
"Und ihr verzichtet völlig auf eure Wahrnehmung von Menschen? Das ist ein taktischer Fehler."
"Ich nehme das dankend zur Kenntnis." Loghain verbeugte sich leicht. "Aber ich hatte keine Wahl der Feind von dem ich sprach ist eine Bedrohung ohne Gleichen und ich muss den Lords davon berichten, wenn gleich ich fürchte, dass sie mir nun nicht mehr zu hören werden."
"Ja, aber ich bin mir sicher ihr habt einen Ersatzplan."
Allerdings, dachte Loghain.
"Genau den meine ich." Seril zwinkerte.
"Was?!"
"Ist irgendetwas?", fragte Seril, während er seinen Weg fortsetzte.

"Ein Meisterstück."
Costello trat von der Visions-Reflektor Kugel zurück und blickte zu dem Sprecher an. "Ihr seid Detholus, oder?"
Das Skelett grinste. Eigentlich tat es das die ganze Zeit, aber Costello war sich sicher, dass es das jetzt auch getan hätte, wenn es Lippen besäße.
"Ich hätte durchaus Crimsons Überreste erwartet, aber mehr in Form eines Killers, der weniger... wichtig ist."
"Ich bin nicht hier um dich zu töten.", sprach Detholus, "Ich will dich um Unterkunft, nein... Unterstützung bitten."
"Am heutigen Tage kann ich durchaus darüber nachdenken, aber warum ist es nötig."
"Weil sich diese Geier auf mich stürzen.", antwortete Detholus, "Aber seht es nicht so einseitig. Ich bin der einzige der Crimsons beste Maskenträger erkennen kann, bevor sie euch erreichen. Ohne mich seid ihr in spätestens einer Woche tot."
Costello lachte. "Ihr schafft es nicht jemanden zu bitten ohne ihn zu bedrohen, oder?"
"Ich drohe euch nicht.", erwiderte das Skelett, "Wenn ich euch drohen wollte würde ich euch erklären, dass ich ein Virus freisetzen könnte, dass einen Menschen in wenigen Stunden tötet und sich durch die Luft verbreitet, aber das habe ich nicht."
"Doch, jetzt gerade."
Ealar Loghain gefiel es überhaupt nicht, dass sein Handeln durch die Präsenz einer zweiten Person gestört wurde. Solange er da war, würde er sich sicherlich nicht so frei bewegen können. Den Zauberer umzubringen, wäre eine Lösung, allerdings gehörte Ealar Loghain zu den Personen die alles für möglich hielten. Dieser Zauberer könnte besser sein, als es ihm recht war. Wenn er ihm entkam oder der Kampf zu lange dauerte, könnte sein Plan scheitern. Dann würde jeder Wissen, welches Gesicht hinter der Maske verborgen war. Er würde ihm also nichts antun und unauffällig bleiben.
Seril: Eine Person hat die Insel betreten.
Loghain: Natürlich hat er das. Es sind sogar mehrere.
Melfice war noch auf dem Weg. Wer war also gekommen? Loghain schloss sein linkes Auge und sah in dem Moment aus dem Auge seiner schwarzen Krähe die gerade im Himmel flog. Loghain hätte fast laut geflucht. Warum war ER hier? Dieser Typ durfte ihn keinesfalls sehen. Er könnte auffliegen. Er musste seinen Plan ein weiteres Mal abwandeln. Innerhalb von weniger als vier Sekunden war dies geschehen und die schwarze Rabe verließ den Ort. Sie hatte nun eine andere Aufgabe erhalten. Einer seiner Chimären, die sich auf der Insel bewegten, würde die alte Aufgabe der Rabe übernehmen.

Die Geräusche um das Gebäude wurden laut und ein Mann Ende vierzig, teuer gekleidet und mit einer ernsten Miene betrat den Raum gefolgt von seiner beachtlichen Truppe an Männern, die ihm mit ihren Speeren folgten.
???: Ihr bleibt draussen und haltet eure Stellung.
Soldat: Aber sie sagten wir sollen sie verfolgen.
???: Das war vorhin. Bleibt nicht an der Vergangenheit hängen, wir sind in der Gegenwart. Flexibel sollt ihr sein. Abmarsch!
Der Soldat nickte, leistete dem Befehl folge so wie der Rest. Der Lord der es wohl nach als letzter geschafft hatte, trat zu den anderen Adligen.
???: Es ist schön in solchen Zeiten immer noch auf bekannte Gesichter treffen zu können.
Shakir: Seid Willkommen, Lord und Meisterkampfkünstler Olaf Edwin.
"Dann unterschätzt du die Handwerkskunst der Hexen, Zahnfee!" sagta LaCroix schnippisch.
Gullwick, Jeanne, Sasso, LaCroix und mehrere Hexen hatten sich der Gruppe genähert.
LaCroix sah ernst zu Tropfen. Gullwick blickte ebenfalls gelassen zu ihm.
Jeanne versuchte es den beiden älteren Hexen gleich zu tun, jedoch fuhr ihr Blick ständig nervös zum Himmel.
Auch Sasso sah zum Himmel, allerdings schien er sich dabei unglaublich zu amüsieren.
"Hätte ich euch gesagt das ein Irrer versucht Mirnuzar, mit Hilfe einer uralten Maschinedazu zu bringen zu den Sternen zu reisen... Hättet ihr mir geglaubt?" fragte LaCroix und fuhr weiter bevor ihr jemand antworten konnte. "Mit den Flügeln die wir an eurem Schiff anbringen wollen, werdet ihr schneller sein als jeder Vogel."
Die Hexengruppe trug 2 grosse, flache in Tuch gewickelte Pakete.
Ein Schaukelstuhl aus Schnee erschien unter LaCroix als sie sich hin setzte.
"Es sei denn natürlich ihr wollt unsere Hilfe nicht, aber ihr habt weder Zeit noch Wahl. Bringt uns zu eurem Schiff."
Sie schaukelte in ihrem Stuhl während sie Rauchblasen aus ihrer Pfeife stieß, ohne jemanden dabei an zu sehen. Sie schien über etwas nach zu denken.
"Wir Hexen... Alle zusammen... Wir könnten das Wachstum des Strudels für eine Woche aufhalten." murmelte sie.
"So etwas könntet ihr tun?" fragte Sylvos skeptisch. "Könntet ihr dann nicht den Strudel komplett anhalten?"
Gullwick fasste an die breite Krempe ihres Hexenhuts, während sie ihren Kopf schüttelte.
"Das wovon die Hexenkönigin spricht ist... möglich, aber...Es würde bedeuten dass der Strudel in der nächsten Woche doppelt so schnell wächst. Wir würden das Wachstum nicht aufhalten, sondern nur den Zeitpunkt des Verfalls verändern. Wenn wir diesen Zauber, kurz vor dem Untergang der unteren Ebene einsetzen, könnten wir euch im Notfall noch eine Woche Aufschub gewähren, bei eurer Mission."
LaCroix stand auf. Der Schaukelstuhl aus Schnee zerfiel hinter ihr.


"Nicht das es mir was ausmachen würde. Ich bin schon lange gegen Gift immun. Wenn du... wüsstest was ich mit meinem Körper angestellt habe um mich mit Mirnuzars Existenzkern verbinden zu können, Detholus... Ich bin schon lange kein normaler Mensch mehr." fügte Costello gelassen an seinen letzten Satz an. Er schien trotzdem ein wenig genervt zu sein, dass man versucht hat ihn zu vergiften. Detholus grinste ihn an, nicht dass ihm bei seiner Mimik viel Wahl blieb.
"Ich hätte dich auch dann aufgenommen wenn du mich nicht bedroht hättest, weisst du?
Aber was hätte Crimson davon mich um zu bringen?"
"Das fragst du noch?"
"Im Moment bin ich eins mit Neu-Mirnuzar. Das heisst im Klartext wenn ich sterbe stürtzt Mirnuzar ab. Das die Bevölkerung so einen Sturz überlebt ist fraglich. Und ich hab meine Zweifel daran dass Crimson das will. Wobei ich nie verstanden habe was der Sinn eurer Organisation ist.
Und vor allem warum ihr euch untereinander an die Kehle geht.
Ich unterstütze dich Detholus, sei unbesorgt. Es wäre aber sehr hilfreich wenn du mir erklärst was
Crimson vor hat. Nur wenn du mir das erzählen willst versteht sich."


"Hoho... Bekannte Gesichter, wie? Du bist zum Schiessen, Olaf Zum wie vielten Mal bin ich jetzt wohl bei so einer Versammlung?"
Ein alter,bärtiger Mann der, so gross war, das er einem normalen Menschen bis ans Knie reichte, stand im Rahmen der Tür, hinter Olaf Edwin. Zwei Gnom-Magier standen neben dem kleinen Mann.
"Ah, McAlister, Oberhaupt des Wichtelvolks, es hat uns schon gewundert dass du ausnahmsweise zu spät kommst. Sonst bist du immer als erster da." begrüsste Lord Stein den Neuankömmling.
McAlister wackelte fröhlich mit den buschigen Augenbrauen.
"Irgendwann passiert alles zum ersten Mal, Evander. Ihr bleibt draussen." sagte er an seine Wachen gerichtet und schloss die Tür hinter sich.
Die Tür klappte direkt wieder auf. Das Dämmerlicht strahlte durch die Tür und erleuchtete den Umriss einer Frau im Rollstuhl.
"Aha, ich komme also doch noch sie dazu zu sehen... Die Baronin Lascar. Wollt ihr euch nicht zu uns gesellen?" fragte Prinz Dyrmund mit einem schelmischen Lächeln. Baronin Lascar lächelte mit blitzenden Zähnen zurück. Dyrmunds Lächeln wurde ersetzt von einem nervösen Zucken seines Mundwinkels.
"Ach du Schreck." bemekte McAlister.
"Nun, das erklärt... zumindest warum es euch nicht behagt euch in der Öffentlichkeit zu zeigen. Ah, Verzeihung ich wollte nicht aufdringlich sein, Baronin." meinte Umbrio
"Das... muss vor vierzig Jahren passiert sein..." schlussfolgerte Lord Stein.
Die Baronin fuhr mit ihrem Rollstuhl herein. Sie hatte das Gesicht einer schönen Frau Anfang dreißig, zu mindest bis zum Nasenrücken. Der untere Teil ihres Gesichts war eine Wolfschnauze.
Ihr linker Arm sah aus wie das Vorderbein eines Wolfs, ihre Linke Hand war eine gewaltige Pranke die leblos auf der Armlehne ihres Rollstuhls ruhte.
Sie nickte.
"Das hier... ist in der Tat vor Vierzig Jahren passiert. Ich bin eine Lykanthropin. Gerade als ich im Vorgang der Verwandlung war... verschwand der Mond. Seit dem ist mein Körper in diesem Zustand gefangen. Ich kann weder altern, noch ist es mir möglich meine Beine zu benutzen.
Habe ich eure Neugierde zur Genüge befriedigt, Prinz Dyrmund?"
Prinz Dyrmund nickte hastig.
"WIE AUCH IMMER!" intonierte Shakir." Wir sind jetzt alle vollzählig. Jetzt erzählt uns von Costello... GALATANER."
"Gott, jetzt hör endlich auf zu schreien Tulpi! Das ist echt unerträglich. Du klingst wie ein quengelndes Kind."
"Hast du den Ernst der Lage etwa nicht erkannt? STEIN!?"
Lord Stein hob die Hände in einer Geste von der er hoffte sie könnte Shakir beruhigen.
"Nun, jetzt wo alle Lords anwesend sind. hat sich der richtige Konferenzsaal geöffnet. Lasst uns dorthin gehen dann werde ich von Costello berichten?"
"Warum tut ihr es nicht hier!?" fragte shakir mißtrauisch.
"Es gibt im Konferenzsaal etwas dass ich euch allen zeigen möchte. Es ist überaus wichtig."
Tropfen:Man, ich kann das wirklich nicht leiden.
Saitu:Mir geht es ähnlich, aber es ändert nichts daran, dass wir sie brauchen.
Saitu lehnte an der Wand des Quartiers von Paka und stellten den hellblauen Kristall auf dem Schreibtisch vor ihnen an. Sie hatten in letzter Zeit öfter auf dieses Ding zugegriffen, als ihnen lieb war.
Tropfen:Geht dir das nicht so an die Substanz wie mir? Dieser Stress tut mir nicht gut... seh ich blasser aus als sonst?
Saitu:Dir geht es blendend, also reg dich ab.
Sie starrten die ruhigen Wirbel an, die in dem Kristall umhertrieben.
Tropfen:... Solange wir noch warten... Seh ich aus wie eine Zahnfee?
Saitu:Wie kommst du denn auf den Quatsch?
Tropfen:Weil-
Saitu hob den Finger an die Lippen und gebot Tropfen still zu sein. Die Wirbel in dem Kristall schreckten auf, zerflossen in schwindelerregentem Tempo und bildeten die Gestalt Pakas und Arillas.
Saitu:Käpten, ich nehme an es ist Euch nicht entgangen?
Paka:Ist wohl kaum zu übersehen. Ein Glück, dass wir uns zufällig in Regionen befunden haben, die nicht in den Himmel levitiert wurden. Allerdings brauchen wir jetzt einen Plan...
Tropfen:Haben wir.
Paka klatschte freudig in die Hände.
Paka:So gelob ich das mir. Schieß los.
Der Dschinn erzählte von dem Angebot der Hexen. Paka hörte aufmerksam zu und stellte nur dann Fragen, wenn er etwas genauer wissen sollte. Als Tropfen endete, war seine Miene unleserlich.
Paka:... Wenn ich dem zusage, wird Sazael ausrasten.
Alle drei schauderten und nickten.
Paka:Allerdings... was bleibt uns eine Wahl?
Saitu:Ich stimme dem zu. Das Angebot kommt alles andere als ungelegen.
Tropfen:Aber können wir ihnen trauen?
Saitu:Ihre Hintern hängen da genauso drinnen wie unsere. Wenn wir untergehen, geschieht ihnen das gleiche.
Paka:Die Frage ist doch eher: Was für einen Grund haben sie uns zu vertrauen?
Schweigen.
Paka:... Nehmen wir das Angebot an.
Saitu:Sehr wohl, Paka.
Tropfen:Wir wollen diese Frauen wirklich auf unser Schiff lassen?! Hm... Na schön. Du bist der Boss.

Sasso:Ist das nicht aufregend, Mutter?
LaCroix hatte etwas abseits von den Hexen und den Fremdlingen Platz genommen, um ungestört ihre Pfeife rauchen zu können. Sasso hatte sich einen Moment zuvor noch im Gespräch mit den Fremden befunden und war urplötzlich hinter ihr aufgetaucht. Sie war weder überrascht noch wandte sie sich von ihrer Pfeife ab. Sie tat einen tiefen Zug.
LaCroix:Aufregend? Wovon redest du da, Nervensäge?
Sasso:Es ist lange her, dass etwas 'Außergewöhnliches' passiert ist und nun geschieht so viel in so wenig Zeit... Ich bin richtig glücklich.
LaCroix:Schwachkopf... Wenn es dich so glücklich macht, dann könntest du einfach fortgehen.
Sasso machte ein augenscheinlich betroffenes Gesicht, doch sein unterdrücktes Lächeln war kaum zu missdeuten.
Sasso:Sag soetwas nicht, Mutter. Solange du da bist werde ich nie von deiner Seite weichen.
Die Hexenkönigin nahm die Pfeife aus dem Mund und starrte die Brennkammer gelangweilt an, aus der es merkwürdig grün glühte.
LaCroix:Klingt fast so als wartest du nur darauf, bis ich den Löffel abgebe.
Sasso:Ach, sei nicht so grausam mit mir. Ich möchte wirklich nur dein bestes.
Er warf einen Blick nach hinten und beobachtete, wie die Hexen und die Besucher sich hin und wieder verstohlende Blicke zuwarfen. Die Damen von LaVoisin waren nicht weniger misstrauisch als die anderen. Dennoch strahlten beide Seiten eine gewisse... Faszination aus. Sasso hatte das Gefühl ihr Besuch hier würde mehr ändern, als sie sich es je vorgestellt hätten.
Sasso:Siehst du das? Ist das nicht wundervoll?
LaCroix:Ts... Je früher wir sie los sind, desto besser.
Sasso:Wirklich? Ich hoffe sie bleiben noch eine Weile oder besuchen uns bald wieder. Ich habe noch nie gesehen, dass du so viel Spaß hattest.
Er drehte sich um und ging zu den anderen zurück. LaCroix starrte weiterhin ihre Pfeife an und drehte gelangweilt an dessen Stiel.
LaCroix[denkt]:Spaß, he?...
Wenige Augenblicke später kam noch jemand zu hier hinüber.
LaCroix:Und wie lautet euer Entschluss, Zahnfee?
Tropfen:Zieht euch etwas Warmes an und lasst euch etwas einfallen, wie wir diese Flügel durch die schmalen Gänge des Treppenganges zum Teleportkreis kriegen. Wir bitten euch die Windtänzerin mit euren Flügeln zu versehen.

Er war immer noch sprachlos. Was machte die Läuferin hier? Das Haus war voller Leute mit mächtigen Fähigkeiten. Sie hatten keine Schwierigkeiten gehabt ihn zu überwältigen, auch wenn sie ihm auf dem falschen Fuß erwischt hatten.
Merl:Wie-
Tali:Alles ist gut, ich bin hier. Jetzt sag... Passen die hier?
Sie hielt einen Reif mit sechs Schlüsseln in der Hand und ließ sie neckisch um ihren Zeigefinger kreiseln. Merl entschied sich nicht weiter darüber nachzudenken, wie sie daran gekommen war, weil er womöglich noch den Verstand verlor. Er hob seine Hände und hielt ihr seine Fesseln hin. Sie pickte irgendeinen Schlüssel heraus der ihr gefiel und hatte auf Anhieb den richtigen. Das gleiche geschah bei seinen Fußfesseln. Merl sprang auf die Beine.
Merl:Danke Tali. Aber wie hast du das geschafft?! Sag mir nicht, du hast diese Typen überwältigt? Oder sind sie abgelenkt? Und was war dieses unglaubliche Bebe-
Doch der Rest seiner Worte erstarb, als Tali beschwingt die Schlüssel in ihre Manteltasche gleiten ließ, einen Schritt auf ihn zumachte, ihn sanft an den Schultern packte und ihn küsste. Das Ganze geschah so plötzlich, dass Merl wie gelähmt war. Er bekam erst seine Fassung wieder, als Tali sich löste und sich grinsend über die Lippen wischte.
Tali:Gut, jetzt können wir hier verschwinden. Oh und ich brauch meinen Tornister, ich habe da ein paar Nachrichten für dich...
Merl:Was bei den Sternen sollte das denn!?!
Er war sich bewusst, dass er mit seinem Geschrei nur unnötige Aufmerksamkeit seiner Häscher auf sich zog, aber er scheiterte daran seine Stimme unter Kontrolle zu bringen.
Tali:Was das sollte? Das wirst du bald herausfinden. Oh, es hält nur ungefähr zweieinhalb Stunden, hat dann aber so seine Nebenwirkungen... Aber bis dahin sollten wir schon mit deinen Freunden über alle Berge sein.
Merl verstand kein Wort.
Merl:Aber du hast eben-
Tali verdrehte die Augen.
Tali:Oh, was für ein Held... Hast du noch nie ein Mädchen geküsst?
Merl:NEIN!!
Sie zuckte erschrocken zusammen.
Tali:Oh, tatsächlich? T-Tut mir ehrlich Leid, das wusste ich nicht...
Er schüttelte seinen tomatenroten Kopf.
Merl:Ach, weißt du was? Vergiss es einfach. Ich bring uns jetzt hier raus, mindestens allein deshalb damit du mir sagst, was das sollte!!
???:Nun...
Sie wirbelten zur Tür herum.
Natter:Wenn hier einer interessiert ist zu wissen, was vor sich geht, dann bin ich das. Keine Bewegung oder ihr seid tot.
Merl war inzwischen alles egal. Völlig vergessen, dass er nicht mehr mit Vulkanasche verbunden war, trat er vor und stellte sich vor Tali. Blitze knisterten zwischen seinen Fingern.
Merl:Dann zeig mal was du drauf hast!
Natter:Jungs! Eleminieren, jetzt!

Als die silkanasischen Truppen eingetroffen waren und von Sfasesh an ihre Position geführt wurden, stieß Reyter zu ihnen. Naamos trat vor.
Naamos:Seid gegrüßt Kriegsherr.
Dieser breitete freudig die Arme aus.
Reyter:Die Freude ist ganz meinerseits. Heute ist zweifellos ein guter Tag.
Naamos runzelte die Stirn.
Naamos:Ist er das? Wie mich unsere Späher informiert haben, hat Costello zuerst gezogen. Wirft das eure Pläne nicht über den Haufen?
Reyter:Nein. Wir führen lediglich den Sekundärablauf aus. Das führt zwar zu deutlich weniger Schäden und Verlusten auf Seiten des Feindes, aber Costello hat bereits diesen Teil für uns übernommen. Es werden nur weniger Unberührte ihr Leben lassen, weiter nichts. Ihr Ende ist ohnehin unausweichlich.
Naamos:Aber befinden sie sich denn nicht zu hoch im Himmel?
Reyter:Unterschätzt die vereinte Stärke von uns Adepten nicht. Die Lösung des Problems...
Sie traten durch den Torbogen, durch die Sfasesh sie führte. Für einen Moment war die Spitze von Silkanas geblendet, als ihnen echtes Sonnenlicht entgegen schlug. Als Naamos Augen sich an die Helligkeit angepasst haben, staunte er nicht schlecht.
Reyter:Ein denkwürdiger Anblick, nicht?
Er musste nicken. Sie befanden sich nun ein einem kreisrunden Tal das von himmelshohen Bergen umgeben war. Zwölf Säulen, alle samt mit einem sorgfältig gefrästen Loch in der Mitte, bildeten im perfekten Abstand einen Kreis. Doch nicht nur das: Das gesamte Tal war gefüllt mit Merkuradepten aus allen nur vorstellbaren Winkeln Galatans und Mirnuzars. Die Menge an Menschen, mit Haarfarben die von dunkelblau bis silber reichten, standen in säuberlichen Reihen bereit und nahmen nahezu wie ein Mann Haltung an, der Kriegsherr den Torbogen durchschritt.
Reyter:Darf ich Euch unseren Fokuspunkt vorstellen?
Naamos:Das ist er also?
Der Kriegsherr nickte.
Reyter:Er ist nur ein Prototyp und wahrscheinlich nur einmal verwendbar, aber er wird seinen Zweck erfüllen.
Der Kriegsherr lächelte, als er Admiralin Zaisa und Hohegeneral Norgono erblickte, die in der Mitte des Kreises auf ihn warteten.
Reyter:Phase 1: Erwecken. Lasst uns anfangen.
Reyters Schlachtenkoordinator räusperte sich vernehmlich.
Sfasesh:Jene mit Wasserbegabung folgen mir jetzt bitte...
Kudo: DAS soll mein Essen sein? Soll das ein Scherz? Wer soll bitteschön davon satt werden? Ich ganz bestimmt nicht. Warum isst ihr nicht diesen Schrott? Das Ganze ist nicht fair! Bis auf die Äpfel, kann ich auf den Rest verzichten.
Ein komisches Brot, Äpfel, harte Nüsse, Minzen Blätter. ein komischer Pfeffer und wohl ein Keks zum Nachtisch. Sollte er wirklich diese jämmerliche Kombination Essen? Wenn er an sein wohlhabendes luxusleben in Akestas dachte, war er gerade sehr tief gefallen. Er hatte damals alles gehabt: Geld, Essen, Ruf, Freunde und Kraft. Bis auf das letzte war nicht mehr viel übrig geblieben. Der Weg ein Held zu werden hatte ihm einiges gekostet. Grace, Elona sowie Riijadon hatten dagegen ein Festmahl.
Grace: Ab heute wirst du dich nur noch davon ernähren, bis dein Körper davon genug hat. Dieses Brot erhöht deine Ausdauer, der Keks dagegen deine Psynergie. Der Apfel macht dich Stärker und die harte Nuss steigert deine Reflexe. Die Minze macht dich schnell und der Glückspfeffer wird dir etwas Glück bringen.
Kudo: Aja? Ich soll an diesen abergläubischen Mist Glauben?
Grace lachte amüsiert und klatschte erneuert in die Hände. Kudo der gerade in den Apfel gebissen hatte, schaute grimmig zu ihm.
Grace: Ich dachte mir schon, dass du das sagst.
Riijadon: Es ist so wie Grace es sagt. Leider wissen die meisten Menschen davon gar nichts oder sie denken so ähnlich wie du darüber.
Der junge Erdadept schluckte runter und trank einen Schluck aus seinem Glas. Wenigstens hatte er seine Milch bekommen. Er schaute zu der Klinge die an der anderen Seite der Hütte lag. War das nicht die Klinge die er kurz benutzt hatte?
Plötzlich fiel ihm die Frage ein, die er ihm vorhin auch schon stellen wollte.
Kudo: Riijadon, richtig?
Sein Blick wandte sich vom Wanderer ab und festete sich bei dem Meisterkampfkünstler.
Kudo: Warum genau ist er hier? Und was genau ist vorhin mit Welt passiert?
Grace und Riijadon schauten sich aneinander an. Offensichtlich hatte der Junge von Angelo Costello mitbekommen.

Melfice empfing, nicht weit von Empol, einen schwarzen Vogel was offenbar von dem Meistermörder stammte. Offenbar wollte er ihm eine Nachricht überbringen, was höchstwahrscheinlich mit ihrem Deal was zu tun hatte. Der Dämon hatte sich zuerst für die Beschwörung des dunklen Turms entschieden. Xallank Yall konnte warten. Sobald der Junge den Turm beschwören würde, musste er ihn töten. Allein, weil er das Artefakt besaß, was ihn all die Jahre eingesperrt hatte.
Als Melfice die Krähe berührte bekam er die Informationen die in ihm verschlüsselt waren. Eine dunkle Kunst Technik um sicher zu gehen, dass nur der jenige die Information erhielt, für den sie auch bestimmt war. Hätte eine andere Person die Krähe vorher berührt oder anders versucht die Informationen zu erhalten, dann wäre sie verfälscht worden.
Melfice: So so.
Ein Grinsen bildete sich auf den Lippen des Dämons. Olaf Edwin befand sich also auch in Empol. Er konnte ihn jetzt sogar schon spüren. Die Aufgabe die ihm der Junge übertragen hatte war äusserst Interessant.
@sking: Die Lord befinden sich auf Oredian, nicht in Empol.


Die Hexen standen auf dem Deck der Windtänzerin. Je eine Hälfte der Hexen zu je einer Seite des Schiffs ausgerichtet. Sie hatten die Augen geschlossen, murmelten konzentriert etwas vor sich hin.
LaCroix stand auf der Mitte des Decks. Sie öffnete ihre zur Faust geballte Hand.
Die Miniatur Flügel aus Holz in ihrer Hand, nahmen wieder ihre ursprüngliche Größe an und schwebten einige Meter über der Windtänzerin.
Kleine, grüne Blitze schossen aus den Händen der anderen Hexen. An den Flanken der Windtänzerin, bildete sich jeweils eine längliche, hellgrün leuchtende Fläche.
"Die Markierungen sind angebracht, verhutzelte, alte, närrische Schachtel!"
Verkündete eine der Hexen.
"Verstanden." erwiderte LaCroix." Aber übe noch sehr viel an der Kreativität deiner Beleidigungen, es fühlt sich an als bringst du mir nicht genug Respekt über."
Die Holzflügel wurden von einer dunklen Energie umfasst. Sie verloren ihre feste Form, wandelte sich zu Flügeln aus schwarzer Energie, die sich am Rücken der Hexenkönigin anbrachten.
Die Flügel falten sich über ihr zusammen wie eine zweidimensionale, schwarze Miniatursonne.
LaCroixs Handflächen glühten grün. Sie knirschte mit dem Kiefer. Aus ihrer Pfeife und ihren Nasenlöchern schossen Dampfstrahlen. Das grüne Glühen in ihren ausgestreckten Handflächen wurde zu einem hellen Strahlen.
Die schwarze Sonne verschwand.
Dunkler Nebel flammte in einer magischen Eruption aus den Seiten den Windtänzerin und nahm die Form von gewaltigen Schwingen aus Dunkelheit an.
Die gewaltigen Schwingen schlugen zweimal. Die Windtänzerin wurde 10 Meter in die Höhe katapultiert. Haushohe Wellen,enstanden durch den Wind der Flügelschläge, flossen kreisförmig von der Stelle an der die Windtänzerin eben noch auf dem Meer ruhte, weg.
Das Schiff glitt überraschend sanft durch die Luft wieder zurück auf die Meeresoberfläche. Die Flügel waren jetzt mit der Windtänzerin fest verbunden jedoch bestanden sie wieder aus normalem Holz
LaCroix klatschte in die Hände.
"Das wars unsere Arbeit hier ist beendet. Bleib du hier und erklär ihnen alles."
Ohne ein weiteres Wort zu sagen gingen die Hexen und LaCroix zum Teleportkreis und verschwanden mit ihm.
Gullwick blieb mit einem gequälten, übertrieben lang gezogenem Seufzen zurück.
Ihre unzähligen Ketten verursachten das Geräusch einer Blechtrommlerkappelle als sie mit den Achseln zuckte.
"Es bleibt also wieder an mir hängen, nun ja ich bin das ja gewohnt....
Diese Flügel werden durch eure geammelte Psynergy angetrieben. Sie sind eine verbesserte Version von den Flügeln die, die Krieger von Vale benutzt haben. Je länger ihr fliegt desto mehr Psynergy wird von allen Adepten an Bord des Schiffs verbraucht. Wenn ihr Psynergy in die Schwingen leitet werden sie wieder ihre Schattenform annehmen.
Ich bin hier weil ich den einzigen Hexenzauber beherrsche die von der Höhe nicht negativ beeinflusst wird: Die Verwandlung in einen Menschengrossen Raben.
Die Erbauer Neu-Mirnuzars hatten Angst vor den Kräften der Hexen,weshalb sie garantiert irgendwelche Schutzmechanismen eingebaut haben.
Ich rechne mit einigen bösen Überraschungen während wir uns Neu-Mirnuzar nähern, deshalb werde ich vor eurem Schiff in meiner Rabengestalt fliegen, um euch zu führen.
Und jetzt noch etwas wichtiges. In dem Moment in dem ihr die Atmosphäre Mirnuzars durchquert versagt die Hexenmagie die euer Schiff antreibt. Neu-Mirnuzar,das die ungefähre Form eines mehrteiligen Kreisels hat, balanciert mitseiner unteren Spitze genau auf dieser Atmosphäre.
Um an einen Landeplatz zu gelangen müsst ihr genug Geschwindigkeit erreichen, bevor ihr die Atmosphäre durchbricht. Dann versagt die Hexenmagie zwar immer noch aber ihr habt dann noch die Chanche auf festem Boden zu landen.
Jetzt noch eine letzte Sache: LaCroix hat zwei Wege gefunden an den Mars-Stern zu gelangen gefunden ohne dass das Mädchen sterben muss.
Variante 1: LaCroix und die anderen Hexen behandeln das Mädchen mit einem geeigneten Gegenfluch. Die Erfolgsgarantie dieser Heilungsmethode beträgt 100%.
ABER diese Methode dauert MINDESTENS ein halbes Jahr. Bis dahin wird LaVoisin wohl nicht mehr existieren.
Variante 2: Es gab einst einen berühmten Arzt der sich auf die Behandlung von übernatürlichen Phänomenen spezialisiert hat. Egal was es war, Krankheit, Hexenflüche, Geisteraustreibungen, Sternenkraft. Dieser Mann konnte alles rückgängig machen. Aber dann wechselte er seinen Beruf von einem Tag auf den anderen. Er arbeitete danach als Gerichtsmediziner von Polinas.
Dann, während des Angriffs der Phönix-Krieger verschwand er. Er ist der einzige, den wir kennen der euch... nein, der uns allen helfen kann. Sein Name ist Doktor Balder Vincent, er ist ein kleiner,buckliger alter Mann... mehr wissen wir über ihn auch nicht.
Selbst wenn er nicht mehr am Leben sein mag, könntet ihr einiges erfahren wenn ihr es schafft an seine Aufzeichnungen zu kommen...
Das ist alles was ich zu sagen habe. Wenn ihr bereit seid sagt mir Bescheid,dann fliege ich los."


Winterzahn richtete seinen Stab auf Varai. Varai rannte davon während seine Flügel sich weiter regenerierten.
"sVorza!"
Der Stab wirbelte durch die Luft, unkontrolliert Geschosse ausspuckend. Varai nutzte den Moment um ab zu heben ohne zurück zu sehen.
Vantardo stand grinsend mit der Spitze seines Rapiers auf den Hals Winterzahns gerichtet vor dem Wichtel.
"Ich bin älter, reifer und erfahrener geworden als es jemals ein Wichtel hätte tun können."
Winterzahn sah ihn mit ausdrucklosem Gesicht an.
"Vergiss nicht..." sagte der Gnom-Magier. Der Stab wirbelte über den beiden Duellanten an der Decke. Etwas klickte leise genug um für Vantardo unhörbar zu sein. Ein Geschoss durchschoss einen von Varais Flügeln. Der Eisfalke musste kurz notlanden. Er ging hinter einem Fass in Deckung. Er musste noch ein Stück fliegen dann wäre er an die Tür zu der Hütte gelangt in der das Mädchen fest gehalten werden sollte. Doch er ging lieber schnel hinter einem Fass in Deckung. Aus seinem Versteck heraus sah der Eisfalke wie sich aus dem Stab eine versteckte Klinge löste.
"Pass auf!" rief Varai. Zu spät. Der auf Wichtelgrösse angepasste Rapier fiel sich aus dem Stab. Direkt in Winterzahns Hände der noch im selben Moment, mit der selben Bewegung den Rapier fing und zustach. Vantardo parierte im Letzten Moment.
"Sforza!"
Der Wichtel stach erneut zu. Erneut parierte Vantardo, doch diesmal wurde er quer durch den Raum geschleudert während seine Waffe ihm aus der Hand und durch den Raum flog.
"...wer dir das kämpfen beigebracht hat. Kleiner." beendete Winterzahn seinen Satz.
Die Schwertscheide die als Stab getarnt war, fiel klirrend zu Boden.
Ein Luftzug zertrümmerte das Fass hinter dem Varai saß und um Haaresbreite auch ihn selber.
Winterzahn wirbelte mit der Geschwindigkeit einer Kanonenkugel auf ihn zu.
"Vlèche!"
Ein unsichtbares Geschoss traf Winterzahn von der Seite und schleuderte ihn rechtzeitig aus dem Weg.
Vantardo kam hustend, mit zerissener Kleidung aus dem Türrahmen.
Jetzt waren alle 3 in dem freien Bereich der zwischen der Hütte lag in der Winterzahn wache stand und der Hütte in der das Mädchen gefangen war. Mauern umzäunten das Gebiet.
Winterzahn rollte sich fluchend ab, während er seine Mütze festhielt. Vantardo lächelte mit hoch erhobener Nase.
"Was sagst du dazu, Opa Winterzahn? Auch ich behersche jetzt die Kunst meine Schwertstösse fliegen zu lassen. Und im Gegensatz zu dir können meine Stösse nicht nur gerade aus fliegen.
Sie fliegen immer.. und zwar absolut immer... In einer V-förmigen Bahn. Ha! Was sagst du jetzt!? Ich kann mit unsichtbaren Geschossen aus jedem erdenklichen Winkel angreifen!"
Winterzahn flog auf Vantardo zu.
"Vierer Vlèche!"
"Ballestra!"
Stach in vier verschiedenen Winkeln vor sich. Winterzahn landete genau vor Vantardo. An vier verschiedenen Stellen in den Mauern bildeten sich Löcher. Winterzahn machte einen Ausfall Schritt mit Angriff, den Vantardo erfolgreich parierte. Eins der Löcher bildete sich genau neben Varai.
"Wenn deine Attacken in V-Form. fliegen dann hast du direkt vor dir einen riesigen ungeschützten Bereich direkt vor dir. Was hab ich dir beigebracht. Sag deinen Feinden nicht was du vorhast." brummte Winterzahn verdriesslich. "Und wieso bist du so laut und angeberisch? Als Kind konntest du kaum einen ganzen Satz zu stande bringen weil du zu schüchtern warst."
Vantardo betätigte mit dem Daumen einen kleinen Hebel am Griff seines Rapiers. Zwei kleine Klingen klappten aus dem Handschutz seiner Waffe. Winterzahns Klinge wurde durch die plötzliche Erschütterung aus dem Weg gestossen,seine Deckug war offen.
Vantardo hieb seitwärts nach unten.
"Maxi...." Winterzahn parierte den Hieb.
"...mum..." Vantardo führte die Klinge aus der Bewegung heraus diagonal nach oben in die entgegengesetzte Richtung. Winterzahn verteidigte sich auch gegen diesen Hieb.
Varai wunderte sich. Anstatt ersnthaft zu kämpfen, wie bisher hatte Vantardo mit seiner Klinge ein V in die Luft gemalt. Jetzt übertrieb der Kerl es aber mit dem angeben.
Vantardo sprang ein Stück zurück, Winterzahn beäugte ihn wortlos.
"...Vlèche!"
Vantardo stach zu. Ohne direkt getroffen zu werde, wurde Winterzahn weggeschleudert.
Der Wichtel rollte sich sofort ab und war wieder auf zwei Beinen. Jedoch war die Kleidung an seinem Oberkörper zerfetzt. Ein großes rotes V war in Form einer Fleischwunde in seiner Brust eingebrannt.
Der Gnom-Magier warf achtlos seine Mütze in den Schnee.
Vantardos Daumen wanderte zu einem zweiten Hebel am Griff seines Rapiers.
Mit einem *Kling* klappte der Rapier in zwei dünnere Rapiere auseinander.
Vantardo nahm je einen Rapier in die Hand. Den Daumen jeweils auf dem Griff Ende und die Klingen nach unten gerichtet.
Der Wichtel ging langsam, wort- so wie auch mützenlos auf Vantardo zu. Winterzahn strebte mit derselben Entschlossenheit vorwärts wie ein Eisberg der sich in ein Schiff bohrt.
Vantardo lächelte angespannt.
"Du machst jetzt endlich ernst wie? Dann zeige ich dir mal die Kraft die mir der Dämonenverzehrende Parasit in meinem körper geschenkt hat.
Erlebe nun "Blitzmesser- Vantardo in Aktion!"
"Die Aufgabe unserer Organisation. Neben der die Mitglieder zu bereichern?", fragte Detholus und klapperte vergnügt mit den Zähnen, "Wir versuchen für Stabilität zu sorgen. Es gibt Kriege zu verhindern, Kriminelle zu kontrollieren, Politiker aus dem Verkehr zu ziehen, Kreaturen zu töten. Tatsächlich haben wir unzählige Bedrohungen aufgehalten, von denen die Menschen niemals erfuhren oder mit denen einige Reiche nicht fertig wurden. Wir haben den Luxus jede beliebige Methode zu verwenden, was die Lords auf Grund politischer Bindungen, ihrer Sorge um ihr öffentliches Ansehen und so etwas lächerliches wie Moralvorstellungen verwehrt bleibt. Aber natürlich sind diejenigen, die unsere Gelder finanzieren, weniger interessiert an soetwas. Viele sehen nicht über einen kurzzeitigen Profit hinaus. Sie versuchen die Organisation selbst zu übernehmen, obwohl viele von ihrer jahrelangen Bindung zum Anführer davon abgehalten wurden, aber als Ren die Organisation übernehmen musste änderte sich das. Es gab deutlich mehr Attentate und Versuche der Übernahme Crimsons, wir waren geschwächt und mussten unser Augenmerk mehr auf die kriminelle Seite Crimsons richten, um die Organisation nicht zu zerstören, also wurden unsere wichtigen Aktionen bis zu Etons Berührtenhetze ausgesetzt." Detholus wandte sich von Costello ab. "Ohne Ren und mit unzähligen Mitgliedern verhaftet, reichte unser Vermögen allerdings wieder, weil wir ja nicht mehr diese Kriminellen beteiligen mussten. Der Geheimrat dem ich angehörte traf einige Entscheidungen, aber wir konzentrierten uns auf eine neue Bedrohung, die - wie ich während meiner Flucht feststellen musste - mir anscheinend nur vorgetäuscht wurde. Mein einziger Verbündeter im Rat zog los, wenig später verschwand auch einer meiner Gegner im Rat und das letzte Mitglied hat versucht mich zu töten."
Costello hatte geduldig gewartet, bis er geendet hatte, bevor er fragte: "Also was planen sie?"
"Ich weiß nicht. Aber während meiner Flucht, die zugegebener Weise nur darin bestand die Falle, die mich töten sollte zu überleben und dann das Hauptquartier zu verlassen, beobachtete ich Vierundzwanzig und sie sprach mit einem Mann, den ich als König Garvas von den Silkanas wiedererkannt habe."
"Von den Silkanas?" Costello schien erstaunt darüber zu sein. "Crimson wird von diesem Adeptenvolk kontrolliert?"
"Kontrolliert, unterstützt. Ich weiß nur, dass die Maksenträger in jeder einigermaßen wichtigen Einrichtung Mirnuarzars haben. Genug Chaos für eine Invasion zu erzeugen wäre eine Kleinigkeit. Die Unterstüzung, um die ich euch bitte... oder die euch euch anbiete ist nicht für mich oder Crimson sondern für Mirnurzar. Wir müssen dieser Welt Stabilität zurückbringen."
"Crimson aufhalten und vermutlich die Silkanas." Costello seufzte. "Das klingt kompliziert, aber glücklicherweise können die Silkanas uns nicht erobern, weil sie nicht hierhergelangen werden."
"Das war nur ein mögliches Vorhaben von unzähligen. Aber ihr habt recht, wenn wir Crimson jetzt ausschalten, dann können wir uns wenigstens verteidigen. Auch wenn ich hoffe, dass wir unsere Verbindung zu anderen Welten auf ewig unterbrechen können."
"Das würde alles übersichtlicher machen.", kommentierte Costello die letzte Aussage.

"Blitzmesser"? Das hatte er doch schon mal in anderem Zusammenhang gehört. Varai schüttelte den Kopf, während er weiter Richtung Tür sprintete. Er hatte nie verstanden warum Menschen sich solche Namen ausdachten und noch viel weniger, warum das auf einige Eindruck machte, aber er hatte oft bemerkt, dass, wenn zwei starke Kämpfer aufeinandertrafen, die wahrscheinlichkeit klein war, dass sie einen schwachen Vogel viel Beachtung schenkten. Sein Blick wanderte zurück zu Vantardo ohne seinen Lauf zu verlangsamen. Unwahrscheinlich, dass der Gnom Zeit fand ihn anzugreifen. Er sprang ab und flog Richtung Tür. Graziös landete er auf der Türklinke. So graziös wie ein Falke, der auf einer Türklinke landete sein konnte zumindest. Er öffnete sie ein Stück und verschwand im Inneren. Hoffentlich gab es noch andere Ausgänge, weil es schwer werden würde einen Menschen unverletzt durch den Kampf vor der Tür zu führen.

Kazan wich weiter in die Sackgasse zurück, in die er geflohen war. Vor ihm stand ein älterer Mann, der eine Offiziersrüstung Hirans unter einem langen Umhang trug und ihm einen riesenhaften Zweihänder entgegen hielt. Er bemerkte einen Schatten hinter sich und wenig später stand dort ein kahler Mann mit einem weißen Mantel mit Pelzkragen. Er wich erschrocken in die andere Richtung zurück zu dem Alten mit dem Schwert. Der weißgekleidete blickte ihn aus gräulichen Augen an, aber alle vier Sekunden blitzten sie smaragdgrün auf.
"Hey, Alterchen, man sollte solch große Messer nicht auf Leute richten, die nur ihren täglichen Besorgungen nachgehen.", sagte er, während er zu dem alten herumschwang und seinen Mantel so zur Seite schob, dass die Messer an seinem Gürtel sichtbar waren.
"In der Gefängnisszelle von Gratiel, dem Banditenkönig.", fragte der Mann mit den merkwürdigen Augen hinter ihm.
"Red keinen Mist, Platte!", knurrte er, "Bin kein Heiliger, aber mit Staatsfeinden lass ich mich nicht ein."
"Dann waren sie nicht der Mann, der ihm damals die Ridur-Tore geöffnet hat.", fragte der alte Mann.
"Was?!", fragte er gespielt verwirrt, "Ich weiß nicht einmal wo die stehen."
"Bis wir mitbekommen haben, dass sie durch Wände laufen können, wann immer sie wollen, hatte der Vorfall niemals Sinn gemacht.", sagte der Glatzkopf, "Es ist eine beeindruckende Technik, selbst der Geheimdienst kann nur durch die Wände von Gebäuden gehen, sofern diese bei ihrem Bau mit einigen Psynergien versehen wurden. Ein beeindruckendes Artefakt trifft es natürlich besser."
Kazan griff krampfhaft nach dem Klauenanhänger an seinem Hals. Ein Fehler, da sie jetzt wussten, dass er zumindest über diesen Gegenstand Bescheid wusste, aber er konnte ärgerlicherweise nicht klar denken, wenn es um diesen Gegenstand ging.
"Ich bin Zaarel vom silkanischen Geheimdienst.", sprach der Mann mit dem weißen Mantel,
Nicht der Jagdeinheit, überlegte Kazan, Vermutlich ist das hier keine Festnahme.
"Was wollen sie von mir?", fragte er ohne den Griff um seinen Anhänger zu lösen, "Irgendeine höchstgeheime Aktion? Wenn hätte ich gerne vollständige Amnestie als Gegenleistung."
"Wow, ihr Hochverräter werdet auch immer dreister, oder?", kam es vom Alten.
"Meine Bedingungen, meine Fähigkeit, Opa.", erwiderte er und ließ den Anhänger los, "Der funktioniert nämlich nur für mich."
"Probieren wir das doch erst einmal aus." Der alte Mann ließ sein Schwert mit einer Hand los und stütze auf die Erde.
"Wenn du ihn anfasst schneide ich dir die Kehle durch.", knurrte Kazan und zog einen Dolch von seinem Gürtel... den er sogleich wieder zurückgleiten ließ, als eine schmale silberne Klinge an seinem Hals lag.
"Also, Zaarel, mein Freund, was kann ich für euch tun.", fragte er mit gezwungenem Lächeln den Mann, der ihm eine Klinge unter die Kehle hielt.
Saitu:Also haben wir nur einen Namen... und eine dürftige Beschreibung. Das ist nicht viel.
Gullwick:Über mehr verfügen wir nicht.
Tropfen:Großartig. Also probieren wir es vorerst in Polina?
Saitu:Sieht nicht so aus, als hätten wir andere Anhaltspunkte. Na schön, Lady Gullwick, Sie können fürs erste nach LaVoisin zurückkehren. Wir rufen Euch dann wenn es los geht.
Sie hob fragend eine Braue.
Gullwick:Ihr brecht nicht sofort auf?
Saitu:Nein, nicht ohne unseren Käpten. Und der kehrt vermutlich erst in ein paar Tagen zurück. Ich fürchte so lange müsst Ihr Euch noch gedulden.
Lashon runzelte fragend die Stirn.
Lashon:Ich weiß nicht ob ich jetzt falsch liege, aber... Hat der Käpten nicht gesagt, er wäre an das Meer gebunden?
Saitu nickte langsam.
Saitu:Eben das ist das Allergefährlichste an dieser Entwicklung. Wenn wir einmal erst den Himmel emporsteigen, kann uns der Käpten nicht mehr beschützen. Sein Gehänge ist mit Meerwasser gefüllt, damit er seine Kraft behält, aber er ist nur geringfügig in der Lage zu kämpfen. Das macht uns angreifbarer als mir lieb ist.
Lashon lächelte.
Lashon:Heey, ihr habt immer noch uns. Was kann da schief gehen?
Saitu[denkt]:Wenn du wüsstest, Lashon... [sagt] Du hast Recht. Wir haben ohnehin keine Wahl. Aber eine Frage hätte ich da noch, Gullwick. So wie Sie es vorschlagen, müssen wir mit hohem Tempo größtenteils unkontrolliert auf dem Kontinent aufschlagen, um ihn so betreten. Aber wie, stellt Ihr Euch vor, kommen wir wieder zurück nach unten?

Die Löcher der Fokuspunktsteine blitzten auf und verbanden sich in einem perfekten Ring aus blau strahlender Wasserpsynergy miteinander. Reyter, seine Admiralin, sein Hohegeneral, die Schlachtkoordinatoren und Silkanas Stab befanden sich auf einem Podest in der Mitte und betrachteten den Ablauf des Rituals.
Naamos:Ist die Erweckung denn jetzt noch wirklich notwendig? Das erhobene Mirnuzar ist so weit weg...
Reyter:Es geht mehr um den Effekt, den es erzielt, als sein Nutzen für einen Kampf. Wie gesagt, der richtige zeitliche Ablauf ist wichtig.
Langsam erfüllte ein Summen das Tal. Zuerst brauchte Reyter einen Moment um zu erkennen, dass das Summen nicht von der Psynergy herrührte, sondern von den versammelten Adepten. Sie sangen. Reyter blickte sich kurz fragend um und sah Sfasesh, der ihm einen amüsierten Blick zuwarf.
Sfasesh:Erkennt Ihr es?
Reyter hörte genauer hin. Nur wenige der versammelten Wasseradepten sangen, aber immer mehr stimmten ein. Er kannte diese Melodie... Ein breites Lächeln zog sich über sein Gesicht und seine Augen funkelten feurig.
Reyter:Ho'Solar! Wie könnte ich es je vergessen... Sfasesh, Ihr seid ein Genie!
Naamos:Kriegsherr?
Reyter:Neugierig? Am besten Ihr hört einfach eine Weile hin. Dann versteht Ihr.
Der Gesang schwoll immer weiter an. Einige schienen ebenso irritiert wie die Silkanas, andere wiederrum lauschten fasziniert und fielen wenig später selber in den Gesang ein. Nach mehreren Minuten lauschen verstand Naamos ansatzweise den Aufbau. Das Lied bestand aus drei Strophen die sich immer wieder wiederholten und von einem Refrain geteilt wurden. Doch das besondere war, dass es von drei verschiedenen Stimmen gleichzeitig gesungen wurde. Naamos verstand nicht eines der Worte, aber der Klang des Schlachtgesanges, der nun das gesamte Tal erfüllte, jagte ihm einen Schauer über den Rücken und weckte einen gewissen... Tatendrang in ihm.
Naamos:Faszinierend...
Reyter:Nicht wahr? Ho'Solar ist in altem Galatan geschrieben und gesungen und existierte schon vor dem Beginn des Großen Krieges mit dem Drachenclan. Die Altvorderen sollen es erfunden haben, als sie damals ganz Galatan geeint und alle Kreaturen unterworfen oder ausgelöscht haben, die über die Gabe der Psynergy verfügten. Deshalb war Galatan, von dem Krieg mal abgesehen, ein ungefährlicher Ort zum Reisen. Sie waren gründlich. Das Lied spiegelt perfekt unsere Absichten wieder, keine Ahnung wieso wir es so selten singen... Sie spüren es auch, oder? Vielleicht verstehen Sie nicht, was sie singen, aber Sie 'verstehen' was sie meinen.
Naamos war sich nicht sicher, dass er die letzte Bemerkung des Kriegsherrn verstanden hatte, aber er erwischte sich wenig später dabei, wie er ohne es zu merken mit in den Gesang eingefallen war. Dabei kannte er nicht einmal den Text! Er sah den Kriegsherr und seinen Stab an. Auch sie waren in das Ho'Solar eingestimmt. Der Kriegsherr schloss die Augen, konzentrierte sich nur auf das Lied und seine Psynergy, die er wie die anderen Hundertschaften von Wasseradepten in der Kreislauf des Fokuspunktes einspeiste. Zaisa und Norgono taten es ihm gleich. Sie wurden genauso wie sie, ohne Rang, gleichgültig der Herkunft, sie alle wurden so einem Ganzen. Zu etwas Großen. Genau in diesem Moment verbanden sich die Schlachtenkoordinatoren miteinander und all jenen, die sich auf dem Potest befanden. Norgono stand als oberster Schlachtenkoordinator in ihrem Zentrum. Der Rausch der Psynergy beflügelte sie alle und sie mussten sich nicht einmal mehr auf den Gesang konzentrieren, der ihnen nun selbstständig aus den Münden floß. Vor ihrem geistigen Auge erschien eine kleine Gesamtansicht von Mirnuzar, die das fliegende Neu-Mirnuzar und das Meer darunter zeigten. Weit in der Ferne war auch der Strudel zu erkennen, aber er lag abseits von sämtlichen Interesse.
Norgono:Das...
Eine schimmernde Hand wies auf eine Stelle im Ozean, die genauso aussah wie alle anderen.
Norgono:... ist unser Angriffspunkt. Sfasesh, die Schiffe bitte...
Unter der Meeresoberfläche begannen knapp an die zwanzig Lichtpunkte aufzuflackern, zwei davon waren riesengroß.
Norgono:Danke. Das da ist die 'Schattendrifter' und die 'Eraser'. Sie werden während der Phase 'Sternensterben' mit geteilten Streitkräften der Begleitschiffe jeweils einen Angriffspunkt attackieren.
Reyter:Ich gehe nach Cozedas in Süd-Oscasiane und die Admiralin nach Viirtii, an der ehemaligen Ostküste Süd-Shetvers. Das wissen wir alle bereits, Hohegeneral.
Norgono strich sich ruhig über den Schnurrbart.
Norgono:Sehr wohl. Nun, die Soldaten stehen bereit und warten bis die Phase 'Sternensterben' begonnen hat. Wenn Balassa ihre Aufgabe gut macht...
Reyter:Das wird sie.
Norgono:... werden alle Bewohner des erhobenen Mirnuzars in ihrer Panik nicht einmal merken, dass sie getroffen worden sind, geschweige denn wovon. Wenn wir fertig sind, werden wir beide Angriffsorte von dem fliegenden Superkontinent abspalten und uns so aus der 'Anti-Teleport-Zone' extrahieren. Der Rest läuft einfach nach Plan. Wenn wir alles richtig machen, wird es nach einem überzeugenden Unfall aussehen. Noch Fragen?
Naamos:Wie kriegen wir unsere Leute in Position?
Norgono:Auf dem Podest, auf dem wir gerade stehen, ist ein Teleportkreis. Wir werden ihn in permanenten Betrieb halten, damit wir eure Truppen zügig auf die Schiffe bekommen. Ein Großteil der Wasseradepten hier muss ebenfalls auf die Schiffe verteilt werden. Noch etwas?
Reyter:Können wir endlich starten?
Norgono schmunzelte. Der Kriegsherr konnte es kaum erwarten. Norgono selbst auch nicht.
Norgono:Natürlich. Wecken wir den kleinen Racker mal auf.

Merl:Sturmblitz!
Natter sprang mit einem Hechtsprung aus dem Türrahmen in Deckung, um den den grellen violettweißen Blitzen zu entgehen, aber Merl setzte nach.
Merl:Schallkeule!
Die gebündelte Windkraft erfasste den fluchenden Mann und durchbrach die Wand hinter ihm, wobei sie zufälligerweise vier andere Angreifer traf, die gerade herbeigeilt kamen um zu helfen. Doch dieses Mal wusste Merl, womit er es zu tun hatte. Er rief den Wind um sich und Tali keine Sekunde zu spät und blockte sechs vergiftete Nadeln ab, die aus einem verborgenen Winkel des Zimmers geworfen wurden. Merl schleuderte noch einen Blitz, um das Zimmer zu erhellen und bemerkte gerade rechtzeitig fünf Gestalten, die mir nichts dir nichts einfach aufgetaucht werden.
???:Elementarfeuer!
Er ließ sich zu Boden fallen und riss Tali mit sich. Die Flammen schlugen über ihn zusammen und setzten das Zimmer in Brand. Merl stieß ein zittriges Lachen aus.
Merl:Zyklon!
???2:Bist du wahnsinnig?!
Ein Wirbelwind kam auf, der das Feuer der Ristemé nährte und in einer Kreisbahn im ganzen Zimmer verteilte. Nun brannte der gesamte Raum lichterloh und setzte dabei alle Angreifer darin in Brand, nur im Auge blieben Merl und Tali verschont. Als der Zylkon langsam abflaute, packte er Tali am Ärmel.
Merl:Spring!
Mit einem Satz warfen sie sich durch die Flammen und purzelten durch den zerfetzten Türrahmen und fanden sich im Flur wieder. Merl rollte sich zur Seite um eine Flamme auf seinem Rücken zu ersticken, doch da bohrte sich eine dünne Klinge genau an die Stelle, wo eben noch sein Kopf gewesen war.
Tali:Erdbeben!
Das gesamte Haus erzitterte. Merl konnte es sich nicht erlauben überrascht zu sein und riss aus liegender Position seine Hand hoch, um den strauchelnden Angreifer mit einem Blitz zu braten. Er verschwand drei Sekunden später direkt vor seinen Augen.
Merl[denkt]:Diese Fähigkeit geht mir verdammt noch mal auf den Senkel. Diesen Typen habe ich jetzt schon zum dritten Mal erledigt.
Er rapelte sich auf und zog Tali mit sich, die nur halb auf den Knien war und wehrte mit einem erneut glücklich gewirkten Windstoß noch ein paar Nadeln ab. Merl blickte nach oben, von wo der Angriff gekommen war. Sein dicker Bewacher von vorhin stand auf der offenen zweiten Etage des Hauses und holte zum zweiten Mal aus.
Merl:Schlaf!
Cordill fielen die Augen nur halb zu, aber es reichte aus, damit er daneben warf. Die Nadeln schlugen mit einem stumpfen Geräusch in etwas hinter Merl ein. Er drehte sich um und erkannte die Frau mit den schwarzen Schleiern, die ihn bei ihrer ersten Begegnung ausgeschaltet hatte. Sie fiel bewusstlos zu Boden. Cordill fluchte.
Cordill:Witwe, halt dich endlich mal an das beschissene Protokoll!
Anders als die anderen Angreifer bisher verschwand sie nicht und stand nicht wieder auf. Einer weniger. Er zielte mit einer neuen Schallkeule auf Cordill, der sich grunzend in Deckung warf. Den Moment Ruhe auskostend, rannte er Tali mit sich ziehend weiter, öffnete im Laufen eine Tür mittels eines Windhiebs und schlüpfte hinein.
Tali:Oh... Sackgasse...
Sie waren in einem weiteren Zimmer gelandet. Merl sah sich hastig um und bemerkte seinen Stab, sein Sternenglas, den Schlüssel, Tsukas Kette und den Rest seiner Ausrüstung auf einem Tisch ausgebreitet liegen. Und... da lag Vulkanasche, in einem glühenden Würfel eingepresst, offensichtlich schlafend.
Merl:Nett!
Erst jetzt nahm er sich die Zeit und sah an sich herunter. In seinem Gewand steckten mehrere Nadeln, die ihn zwar getroffen, aber seinen Körper knapp verfehlt hatten. Er musste lachen.
Merl:Tali, ab heute zweifle ich nie wieder daran, dass es menschliche Glückbringer wie dich gibt.
"Wart ihr schon einmal hier?"
"Ein oder zwei Mal vielleicht."
"Könnt ihr mir etwas empfehlen."
"Es schmeckt alles scheußlich."
"HEY!"
"Du weißt das es stimmt."
"Ja, aber ich hätte an deinen Beiden Begleitern noch was verdienen können!"
Kazan brummte. "Deine Probleme möcht ich haben."
Und trotz der Tatsache das der Wirt dieses entzückenden Gasthauses voller Diebe, Meuchelmörder und noch unangenehmerer Gestalten bei weitem zu vielen städtischen Verbrechern Geld schuldete und sein Geld nur verdienen konnte indem er Diebe und Meuchelmörder dazu brachte für ihr Essen ihre Zimmer und die Leute die auf ihre Zimmer kamen zu bezahlen, meinte Kazan es ernst.
"Hätte ich von diesem Ort gewusst hätte ich mal ein paar Stadtwächter herschicken lassen.", meinte Sincan, der seinen Zweihänder an seinen Stuhl gelehnt hatte, leise.
"Und wenn ich gewusst hatte in was ich hinein geraten würde, hätte ich Demel gesagt er soll sich den Auftrag sonst wo hinstecken und mich gleich abzustechen."
"Bringt mir dieses Ragatoromlett.", rief Zaarel dem Wirt zu.
Kazan starrte den Geheimdienstagenten an. Sincan ebenfalls.
"Zaarel...", begann Sincan, "Ihr wisst was ein Ragator ist?"
"Eine insektoide, flugunfähgie Drachenart, wenn ich mich nicht täusche."
"Und ihr wisst, dass ihre Eier eigentliche keine Eier sind, sondern lediglich Eierschalen mit tausenden ihrer Larven im inneren, nicht?"
"Durchaus."
"Und das diese Larven hochgiftig sind."
"Bei korrekter Zubereitung sind sie ungefährlich und sehr nährreich."
Kazan legte den Kopf schief.
"Der Koch hier kann nicht einmal normale Eier zubereiten."
"Statt mein Essen zu beleidigen könntest du deine Zeche bezahlen.", knurrte der Wirt.
"Mir sind die Hände gebunden.", erwiderte Kazan, während and den Seilen, die seine Handgelenke an seine Armlehnen fesselte zerrte.
"Dafür war ich nie schnell genug." Der Wirt grinste. "Und keine Sorge diese Eier sind das einzige WAS mein Koch vernünftig zubereiten kann."
"Das eklärt warum es vor vier Jahren auch schon als Tagesgericht aufgeschrieben war."
"Zwingt dich keiner hier zu sein."
"Doch der Typ mit dem großen Schwert und der Kerl mit den gruseligen Augen."
Der Wirt zuckte mit den Schultern. "Wenn ihr ihn umbringt bezahlt ihr seine Rechnung, klar?!"
"Natürlich.", antwortete Zaarel, "Aber keine Sorge ich kann seinen Tod über Monate hinauszögern."
Kazans kopfte sackte in den Nacken. "Ist das hier der Fluch von irgendeiner alten Gruft."
"Ihr seid auch noch Grabräuber?", fragte Sincan unfreundlich.
"... nein...?"
"Noch verwerflicher geht es wohl nicht."
"Ob wenn diese Skelette, Mumien und Staubhaufen noch was mit dem Zeug anfangen könnten. Obwohl ich einem Exemplar von jedem begegnet bin, die sich noch bewegten."
Zaarels Augen blitzten. "Hatte das was mit dem Staubsturm im Süden zu tun vor ungefähr vier Jahren."
"Nein!"
"Da hat er was anderes erzählt, als er das letzte mal hier war.", sprach eine Angestellte, die gerade Zaarels Omelett brachte, das mehr an einen Teller plattgestampfter Maden erinnerte, als an ein Omlett.
"Danke.", knurrte er die Frau an.
"Du solltest mehr Trinkgeld geben. Wie Seors da drüben."
"Seors? Der Attentäter Seors?", fragte Sincan sie.
"Ja, er ist hier Stammkunde. Kazan?"
"Ja?", fragte er über den Tisch gebeugt, um nicht von hinten gesehen werden zu können.
Sie kam nicht dazu ihre Frage zu spezifisieren.
"Kazan!" Es dauerte nur wenige Sekunden, bevor der Sprecher den Tisch erreicht hatte.
Kazan hob widerwillig den Kopf. "Tag, Seors."
Der angesprochen war ein Mann mit langem dunkelblauem Mantel und ledernen Arm- und Beinschienen. Sein Gesicht war hager, sein Haar schwarz. Eines seiner Augen starrte leer gerade aus, während das andere Kazan fixierte. zahlreiche bronzefarbene Matallringe waren durch das Kinn des Mannes gestochen. Seine Auge wanderte über die Seile an Kazans Händen, dann zu Zaarel und Sincan, wobei letztere fassungslos zu sah, wie Zaarel sein unappetitliches Mahl verspeiste.
"Was habt ihr mit ihm vor?", fragte Seors im Geschäftston.
"Das haben wir noch nicht entschieden.", brachte Kazan zwischen zwei Bissen hervor, "Wenn ihr ihn töten wollt. Könnt ihr ein Angebot machen, aber wir haben schon einige Recht hohe Angebote."
Die Lüge kam glatt heraus und war wie beiläufig ausgesprochen.
"Kann ich mir vorstellen. Aber ich zahle nicht dafür jemanden zu töten, vor allem wenn es nur darum geht, wer ihn umbringt." Seors wandte sich der Angestellten zu. "Ich hoffe dich heute Abend auf meinem Zimmer zu treffen, Shaina."
Mit diesen Worten ging der Attentäter wieder.
Kazan atmete erleichtert aus.
"Shaina...", murmelte Sincan nachdenklich, "Den Namen habe ich schon mal gehört."
"Wie geht es deiner Schwester?", fragte Shaina Kazan offensichtlich um abzulenken.
"Sie ist immer noch bei der Stadtwache, denke ich."
"Sie ist eine Kommandantin, nicht wahr?"
"Glücklicherweise ist sie noch immer so korrupt wie die Leute beim Wachdienst.", kam es vom Wirt.
Sincan hustete. "Eine Kommandantin lässt sich bestechen?"
"Gar nicht mal so überraschend, schließlich ist Aufgrund der ganzen Kriege zwar der Sold der Soldaten hoch, aber die Wachleute werden dafür ziemlich mies bezahlt.", sprach Zaarel, bevor er das letzte Stück seines 'Omletts' heruntschluckte, "Kompliment an die Küche."
Kazan gab ein würgendes Geräusch von sich. "Ich fass es nicht."
"Wo bleiben die Beiden, mit denen wir uns hier treffen wollten?", fragte Sincan mit angewidertem Gesichtsausdruck.
"Sie haben die Möglichkeit wegzulaufen, also vielleicht nutzen sie sie."
"Nicht ein jeder von uns kann den Verlockungen eines Himmelsfahrtskommando mit der selben Leichtigkeit wiederstehen mit der du es tust."
Er seufzte. "Nummer eins ist eingetroffen."
Es standen viele Soldaten, Magier und Adepten aus vielen Teilen Mirnuzars die alle während der Versammlung draussen bleiben mussten. Ihre wichtigste Pflicht bestand darin, den Lord des eigenen Reiches zu schützen, wenn etwas vorfallen sollte. Viele hielten ihren Posten, während manche ihre Zeit mit Karten oder Münzspielen überbrückten. Jedoch gehörten die Soldaten aus Kail nicht zu ihnen. Sie hielten diszipliniert ihre Stellung, in der einen Hand das Speer und in der anderen ihren Schild. Einer der Glücksspieler lachte, als er gerade zum dritten Mal in Folge gewonnen hatte. Sein Gegenüber warf verärgert die Karten und verließ den Tisch.
Kartenspieler: Schon wieder gewonnen. Heute habe ich bereits die Hälfte meines normalen Lohns gewinnen können. Hey ihr da! Ihr seht aus, als würdet ihr ein Spiel vertragen können.
Soldat: Wir müssen unsere Stellung halten.
Kartenspieler: Und wofür? Wer wäre schon verrückt genug einen solchen Ort anzu-
Er hatte noch nicht zu Ende gesprochen, als ein Geräusch der Explosion aus dem inneren Gebäude der Versammlung kam. Sie hatten keine Zeit um nach ihren Ausschau zu halten, den ein Feuerstrahl durchtrennte den Kopf des Kartenspielers, während der Soldat sich hinter seinem Schild vor dem Angriff schützte.
Soldat2: W-wir werden Angegriffen!
Im nächsten Moment tobte ein Orkan durch die Menge der Soldaten und eine Flutwelle nahm sie von den Beinen. Immer mehr Dämonen wurden gesichtet, die für diese Angriffe verantwortlich zu schein schienen.

Shakir: Wir sind nun im Konferenzsaal. Ich denke ich spreche für alle, wenn ich sage, dass unsere Zeit begrenzt ist.
Stein: Beruhige dich endlich Shakir. Deine Ungeduld wird uns die verlorene Zeit nicht zurückgeben.
Noch bevor es weiter gehen konnte, bildete sich eine schwarze, kugelförmige, dicke Gestalt zwischen ihnen. Es dauerte nicht lange bis alle Anwesenden erkennen konnten, was genau die Gestalt war. Der Dämon fing an zu leuchten und blähte sich langsam auf.
Dyrmund: Ein Dämon.
Olaf: Und nicht irgendeines. Der Kamikaze Dämon wird gleich explodieren um uns alle mitzunehmen!
Noch ehe die Anwesenden wussten was Sache ist, explodierte der Kamikaze Dämon – ein massiver Knall erfasste den Raum.


Soldat: VERTEIDIGEN!
Die beiden hielten ihre Psynergie resistente Schilde hoch und empfingen die Hitzewelle des Flammendämons. Die speziellen Schilde aus Kail blockten den Strahl erfolgreich ab. Für die Freude war es eindeutig zu früh, denn ein vierbeiniger Dämon stand bereits neben ihnen und schwang Zielsicher seine Klauen um die Köpfe der beiden zu zerfetzen. Bevor ihm sein Vorhaben gelang, durchspießte den Dämon ein Speer und er löste sich auf.
Soldat 3: Das war knapp für euch gewesen. Glücklicherweise lösen sich diese Dämonen nach einem Treffer direkt auf.
Soldat: Danke.
Soldat 3: Nicht die Rede -
Der Soldat wurde von einem geflügelten Dämon gepackt, der ihn mit in die Luft trug. Der Soldat versuchte sich zu befreien, allerdings schien der Dämon in Sache Stärke voraus zu sein.
Dämon1: Willst du dich wirklich befreien? Ich kann dich loslassen und du würdest jämmerlich verrecken.
Der Soldat Antwortete nicht und der Dämon leckte sich die Zähne, ehe er in den Kopf des wehrlosen Soldaten hineinbiss. Der Dämon bereute die Aktion. Der Soldat detonierte augenblicklich. Die ungewöhnlich mächtige Explosionswelle zerfetzte ihn sowie ein Dutzend weitere geflügelte Dämonen, die sich in seiner Nähe aufgehalten hatten.
Seril hatte ungläubig zugesehen, ehe er sich zu dem Meistermörder wandte.
Seril: War diese Kunst nicht verboten?Ihr habt das Leben und Blut des Mannes benutzt um diese, zugegeben äusserst beeindruckende Welle zu beschwören.
Loghain: Wir Meister der Kampfkunst kennen keine Tabus im Kampf. Das Leben des Mannes war sowieso vorbei und ich habe ihn genutzt um andere Leben zu retten. Wenn dieser Umstand nicht gewesen wäre, hätte ich es niemals angewandt.
Seril schaute wieder in die Luft. Es waren neue Dämonen erschienen, die exakt die Anzahl der vernichteten Dämonen ersetzten. Das ganze erinnerte ihn an wenig an die Phönixkrieger.
Loghain: Wenn ihr kämpfen könnt, dann solltet ihr es tun, sowie alle anderen anwesenden.
Seril: Ihr wollt nicht kämpfen?
Der Meistermörder schüttelte seinen Kopf.
Loghain: Der Beschwörer dieser Kreaturen hat sich noch nicht gezeigt. Er ist bedeutend mächtiger als alle anwesenden Feinde zusammen und wir sicherlich bald erscheinen. Ich werde meine Macht für ihn aufheben, so wie es meine Pflicht ist.

Shakir hustete, als die Explosion vorüber war. Als er sich wieder aufrichtete erkannte er, dass es überhaupt kein Staub gegeben hatte. Nachdem er sich den Raum genauer angeschaut hatte, war er sogar zum Schluss gekommen, dass die Explosion seine volle Wirkung nicht entfaltet hatte. Das Gebäude hatte nichts abbekommen und alle Anwesenden waren auch noch am Leben. Gut für ihn, denn er hatte nicht vorgehabt auf diese Art und Weise zu sterben.
Shakir: Was war DAS?
Olaf: Ist das nicht offensichtlich?
Die Geräusche die aus dem Hintergrund kamen, beantworteten seine Frage.
"Verstehe." Serils Blick wanderte systematisch auf dem gesamten Kampffeld um. Natürlich waren sie alle viel zu beschäftigt um ihre Aktionen aufeinander abzustimmen und formierten sich nur mit den Soldaten aus ihrem eigenen Reich. Seril war klar, dass er sie jetzt nicht anweisen konnte eine geeignete Position einzunehmen. Dafür war etwas Zeit nötig, aber eben diese war gegen ihre Feinde so erstaunlich einfach zu erkaufen.
Unter den Wächtern hatte es ursprünglich zwei Berührter gegeben, die aus verschiedenen Reichen stammten und verschiedene Elemente besaßen. Einer von ihnen war bereits von dem Überraschungsangriff getötet worden, aber zu seinem Glück lebte der strategisch wichtigere noch.
"Meister Loghain, folgt mir wir bringen euch in eine Position, in der ihr euch nicht um diese niederen Dämonen kümmern müsst."
Er eilte in die Reihen der kämpfenden und erreichte den verbleibenden Adept, der gerade einem fliegenden Dämon mit einem Eisgeschoss vernichtete. Natürlich ein nutzloses Unterfangen, da so gleich ein neuer erschien.
"Berührter des Wassers, Regenschauer über das größte mögliche Gebiet!"
Der Soldat sah ihn fragend an.
"Ihr werdet schon sehen."
Soldat hob die Arme zum Himmel. "REGENSCHAUER!"
Der Himmel verfinsterte sich, die Wolken wurden dunkel und in nur einem moment setzte ein Platschregen ein.
In nur einer Sekunde war jeder Ton, den man hören konnte die Regentropfen, die auf dem Boden Oredians und den Männern auf diesem aufprallten.
"Wie?", fragte der bereits völlig durchnässte Loghain, während er sich umsah, "Wo sind sie alle diese Dämonen hin?"
Seril deutete gen Himmel, wo schwarze Schemen sich stetig verändernd erschienen und verschwanden.
"Natürlich." Loghain hatte es begriffen. "Sie verschwinden nach nur einem einzigen Treffer."
"Regenschauer auf große Fläche gewirkt schaltet sie in dem Moment aus, in dem sie erscheinen." Seril räusperte sich. "Ich bin Seril, stolze Krieger und bitte euch meinen Anweisungen zu folgen."
Als sich kein Widerstand zeigte fuhr er fort: "Schildträger mit Schwertern einen Wall um die übrigen Bilden. Die Speere nützen euch nichts, da diese Dämonen zu schnell an uns rankommen. Männer von Kail eure Schilde sind unerlässlich, da sie unseren wirkungsvollsten Schutz gegen die übernatürlichen Angriffe darstellen. Verteilt euch auf den Schildwall und seid jederzeit bereit aus ihm hervorzubrechen, um einen dieser Angriffe zu blockieren und euch dann direkt in ihn zurück zu ziehen. Dabei müssen auch die übrigen Schildträger bereit sein sich zu bewegen, um die Seite des Kail-Soldaten zu schützen, wenn es erforderlich wird. Hinter den Wall die Lanzenträger, mit der höheren Reichweite könnt ihr die fliegenden Gegner bekämpfen und auch jene vor dem Schildwall. Bogenschützen und sonstige Fernkämpfer in die Mitte zusammen mit Meister Loghain, diesem Berührten des Wassers und mir konzentriert euch auf Feinde, die aus gefährlichen Positionen angreifen, wie Lücken, die sich in der Verteidigung auftun und unterstüzt uns auch ansonsten so gut es gut. Nahkämpfer des Wichtelvolkes halten sich zwischen dem Schildwall und den Lanzenträger. Ihr werdet den Wall verlassen zuschlagen und euch in den Wall zurück ziehen. Eure Körpergröße ist sehr vorteilhaft zu diesem Zweck. Berührter des Wassers, setze deine Waffe ein wie du kannst, aber keine Psynergie. Auf mein Kommando nutzt du die Psynergie flächendeckend, um uns eine Verschnaufpause zu verschaffen. Meister Loghain, ihr wisst sicher am besten, wann ihr eingreifen müsst."
Seril wartete bis die Soldaten die Formation eingenommen hatten, was Aufgrund der Tatsache, das jeder von ihnen zur Elite ihres Reiches gehörte nicht lange dauerte.
"Wir treten gleich in die Konferenzkammer. Das Tor schließt sich hinter uns. - Dann wirst du den Regenschauer aufheben - Wir nehmen die Lords in unsere Mitte und ziehen uns zum Tor zurück. Es ist annähernd unzerstörber und der Weg dahint is schmal, so dass wir uns nur von der Vorderseite schützen müssten. Über unsere Flucht spreche ich mich mit den Lords ab. Und nun auf gehts, unser Versagen verschlechtert Mirnurzars Zustand nur noch mehr. KÄMPFT TAPFER!"
So wie sie sich in Bewegung setzten ließ Seril seinen Blick besorgt über die Umgebung wandern. Es sah nicht so aus, als wenn die Dämonen sich für die Insel interessierten, also waren die Insel Bewohner, die nicht zu den Wächtern gehörten, wahrscheinlich in Sicherheit. Hoffentlich.
Sie hasteten in durch das geöffnete Tor, welches hinter ihnen zu schlug. Er spürte wie der Berührte neben ihm Regenschauer auflöste.
"SIND ALLE HIER DRIN IN ORDNUNG?", fragte einer der Soldaten laut.
Ein Schnauben. "Bitte, sagt mir nicht, dass ihr hier seid, weil ihr euch unterstellen wollt.", kam es von Shakir, der die durchnässte Truppe argwohnisch betrachtete, "Oh, soll das heißen ihr seid wegen der Explosion von vor zehn Minuten hier."
Eine Explosion erklang hinter der Eingangstor dicht gefolgt von lauten schabenden Geräuschen. Eine Unruhe ging durch die Reihen der Herrscher Mirnurzars.
Umbrio hob beschwichtigend die Hand. "Keine Sorge, dieses Gebäude hält Angriffen wie diesen über Tage statt. Und inzwischen hat sich auch ein zweiter Hexenzauber aktiviert, der das eindringen mit Teleportation, Portalen und Ähnlichem verhindert."
Shakir schnaubte, aber Seril erkannte darin den widerwilligen Respekt, den Shakir den Kräften der Hexen entgegenbrachte.
"Also, Umbrio, ich schlage vor wir besprechen das weitere vorgehen.", sprach Shakir mit einem vorfreudigem Grinsen, "Und keine Sorge selbst wenn all unsere Schiffe zerstört wurden, habe ich einen Fluchtplan für uns. Aber dazu später. Galataner, ich bin gespannt."
Seril erkannte, warum Shakir die Situation gefiel. Die hier versammelten Herrscher waren Gefahr und Druck gewohnt, aber die wenigstens waren je direkt bedroht. Viele von ihnen würden in dieser Situation einem kriegerischen Mann wie Shakir vertrauen und wenn er ihnen allen zur Flucht verhalf konnte sich Shakir ihrer Unterstützung weitestgehend sicher sein. Seril konnte sich schon denken zu was Shakir sie auffordern würde.

"Kitaniel.", ließ sich der Mann mit dem hageren Gesicht, dem dunkelbraunem Haar und dem langen braunen Mantel auf einen Platz fallen. Unter dem Mantel trug er rot und an seiner Seite ruhte ein mit rubinen verziertes Langschwert mit geschwungener Parierstange und einer golden Scheide.
"Nummer zwei.", erwähnte Kazan noch beiläufig.
Und nickte zu der ersten Gestalt ein junger Mann mit heller Haut, blauen Augen und langem lockigen blondem Haar, der eine weiße Robe und eine federboa der selben Farbe trug.
"Ferad und Kitaniel.", wiederholte Sincan die Namen, "Beides sagt mir nichts."
Ferad hob mit einem strahlend weißem Lächeln eine Braue.
"Was bei einem von ihnen auf eurer mangelnden Beachtung der wahren Helden unserer glorreichen Welt liegt.", leierte Kazan herunter, "Diese Beiden sind Spazialisten. Selbst mit meinen Fähigkeiten kommt man nicht weit in den Palast ohne zumindest entdeckt zu werden."
"Ich war wirklich überrascht, dass du nach all der Zeit doch noch das Kommando gibst.", sagte Kitaniel nachdenklich, "Ich dachte fast du und deine Süße hätten es sich anders überlegt."
"Kit... DU WARTEST HIER ECHT SEID EINEM JAHR?" Kazan konnte den Mann nur anstarren.
"Ich sagte doch ich bin auf jedenfall da." Kitaniel lehnte sich zurück. "Das schulde ich dir."
"Also hattet ihr mal einen Einbruch in den Palast geplant?" Zaarels Augen blitzten zwei mal schnell hintereinander. "Gut zu wissen."
Kazan lehnte sich vor so weit es die Armfesseln erlaubten, was das Ganze ein wenig merkwürdig anmuten ließ. "Diese Geschichte werde ich euch niemals erzählen und der Grund ist nicht einmal, dass ihr IHR seid."
"Sag einfach, du redest nicht darüber.", murmelte Kitaniel, "Shaina, das Übliche."
"Lasst mich euch in die Planung unserer grandiosen Heldentat einweihen, meine teuren Mitstreiter, die es so dankend hinnehmen in meinen Legenden nur eine zweitrangige Rollen spielen zu werden."
"Zumindest, kann ich dank euch nur als Komplize beschuldigt werden, Ferad." Sincans Gesicht zeigte eine Art mürrisches Lächeln.
In der endlosen Tiefe des mirnuzarianischen Ozeans, eine Welt in die nicht einmal mehr das Sonnenlicht drang, rührte sich etwas. Für einen Moment schien es, als würde sich der gesamte Boden bewegen, aber die Bewegung war genauso schnell vorbei, wie sie begonnen hatte. In den nächsten Minuten passierte nichts mehr. Dann blitzte ein blauer Psynergyfunken auf, der die Landschaft für einen Herzschlag in gespentisches Licht tauchte. Ein großes rundes Auge tat sich auf. Die schwarze grünschimmernde Perle betrachtete den Funken schläfrig, bis dieser wieder erlosch und die endlose Dunkelheit wieder zurückbrachte. Wieder ging eine sanfte Bewegung durch die Landschaft. Seine Müdigkeit verflog mit jeder Sekunde. Sein Vater brauchte ihn. Die anderen fünf Augen öffneten sich und spähten nach oben. Ganz weit weg schimmerte das Sonnenlicht durch die Oberfläche des Ozeans. Dort musste er warten. Der Grund des Ozeans erbebte heftig und ein unglaublich schriller Schrei wurde ausgestoßen. Ein Schrei, der sich bis zur Oberfläche des Ozeans ausbreitete und weit darüber hinaus. Und wenig später erreichte sie den weiten breiten Himmel Mirnuzars und wurde so von fast jedem Lebewesen vernommen.

Gel:He... Es hat nicht geklappt?
Pescio schüttelte ernst den Kopf.
Pescio:Was immer das für ein Phänomen ist, es ist keine gewöhnliche Energieform. Costello hat dafür gesorgt, dass wir über die besten Sicherheitsmechanismen verfügen, aber dieses Ding... Es überspringt sie einfach, als wäre sie nicht da.
Gel:He... Das ist wirklich ungewöhnlich. Habt Ihr noch eine letzte Idee?
Pescios Augen schnellten hin und her. Das Knistern der seltsamen Energieform, die in diesem Moment nicht einmal eine Minute davon entfernt war in die Kontrollkammer einzudringen, war jetzt schon zu hören.
Pescio:Ich... nun... Nein. Die wichtigsten Funktionen auf andere Einrichtungen umleiten ist das einzige was wir machen konnten. Leider war nicht genug Zeit alles umzuleiten...
Gel:He... Dann sollten wir jetzt lieber abhauen. Da kommt es.
Pescio folgte seinem Blick und sah es: eine Energiewelle, die Blitze speiend über die Metallleitungen auf sie zuraste. Die beiden Männer hasteten los und suchten die für eigens diesen Zweck aufgestellten Sicherheitskammer Zuflucht. Durch den Sichtschlitz beobachteten sie, wie die Energieform in die evakuierte Kontrollkammer eindrang... und verstummte.
Gel:Ist... es fort?
Pescio schüttelte den Kopf.
Pescio:Das bezweifle ich...
Dann blitzte die Energieform wieder auf. Doch statt die Kontrollkammer zu zerstören, teilte sie sich auf und raste in vier verschiedene Richtungen davon. Ein paar Blitze verrieten, das ein Teil der Energieform in der Kontrollkammer geblieben war. Dann begann die Erde zu beben.
Gel:He... Ist es jetzt aus mit uns?
Pescio:Nein, es ist nicht mehr möglich den fliegenden Kontinent von hier aus abstürzen zu lassen. Das System haben wir erfolgreich umgeleitet. Mir macht es allerdings Sorgen, dass dieses Ding sich auch noch teilen kann.
Plötzlich hallte ein markerschütternder Schrei durch die Tunnel von Costellos Maschienerie, so laut, dass den beiden Mechanikern die Farbe aus dem Gesicht wich.
Gel:Was... war das? Noch mehr Sorgen?
???:Verrat.

Die Stimme war wie ein Flüstern, wie das Rauschen des Windes, sanft aber mit eisiger Kälte durchzogen. Es war, als wäre sie direkt in seinem Kopf. Ryfahl, Kaiser eines Reiches in Südshetver und Mitverschwörer auf Seite Costellos war mit den Nerven am Ende. Der gesamte fliegende Superkontinent bebte, dann kam dieser furchterregende Schrei. Und jetzt...
???:Ihr alle... habt uns verraten. Ihr hättet euch niemals zu uns in den Himmel stellen dürfen. Nun müsst ihr den Preis dafür zahlen.
Ein Mann packte ihn an der Schulter, schüttelte ihn kurz durch und wies mit der Hand auf das Fenster. Er rief irgendwas, was Ryfahl über das Beben nicht verstand. Aber das musste er auch nicht. Er sah es.
Ryfahl[leise]:Grundgütiger...
Der Mann der ihn geschüttelt hatte, König Uthen, ein Verbündeter von ihm und ein geschätzter Freund, sog die Luft zischend ein.
Uthen:Die Sterne... Sie verschwinden!
Ryfahl konnte nur hilflos zusehen, wie ein Stern nach dem anderen vom Himmel verschwand. Er musste sich an den Armlehnen seines Stuhls festkrallen, um nicht in sich zusammenzurutschen.
Ryfahl:Die Sterne... Sie haben sich von uns abgewandt...
Er und die anderen Leute im Raum, alles Herrscher oder deren Vertreter da einige immer noch auf der Versammlung in Oredian festsaßen, betrachteten wie gelähmt das Schauspiel am Firmament. Sie hatten sich gerade über neue Handelsrouten beraten, als das Unglück über sie hineinbrach. Wie nichtig das nun alles erschien.
Uthen:Costello...
Der König spie das Wort wie ein Fluch aus.
Uthen:Er hat uns das alles eingebrockt!
Mann2:Was redet ihr da?
Uthen:Liegt das nicht auf der Hand, Häuptling Akafento? Wir haben es seiner Maschine zu verdanken, dass wir den Zorn der Sterne auf uns gezogen haben!
Akafento:Aber er hat uns vor dem Abgrund gerettet...
Uthen:Und uns ins nächste Verderben geschickt!! Außerdem... Hat irgendeiner von uns diesen Strudel mal gesehen? Dieses Bild kann auch eine Fälschung sein. Mein persönlicher Berührter hat mir mal gesagt, dass dies durchaus möglich ist.
Schweigen. Ryfahl gewann allmählich seine Fassung wieder.
Ryfahl:Was schlägt Ihr vor, König Uthen?
Uthen:Wir spalten uns wieder ab!!
Akafento:Das meint Ihr nicht ernst! Erst all dieser Schlamassel, damit wir uns zu den Sternen aufmachen können und dann...
Uthen:Ihr schlagt also vor, wir sollen uns dem Zorn der Sterne aussetzen?
Frau:Ich wüsste gar nicht, dass Ihr so abergläubisch seid.
Uthen sah sie finster an.
Uthen:Ich glaube nicht, ICH WEIß! Die Legende über die Sterne... das ist alles wahr.
Akafento:Wovon redet Ihr da...?
Ryfahl meldete sich zu Wort.
Ryfahl:Du redest von dem Elementarstern?
Uthen nickte.
Uthen:Richtig. Was ihr vielleicht nicht wusstet ist, dass ich bis vor wenigen Monaten im Besitz des wertvollsten Schatzes meines Königreiches seid Jahrhunderten war: Dem Stern der Erde. Ein paar Piraten kamen und haben ihn gestohlen. Aber ich besitze noch Aufzeichnungen des Ordens, der ihn bei uns versteckt hat. Ich mag zwar kein religiöser Mensch sein, aber ich habe genug über die Macht der Sterne gelesen, um mich nicht ihrem Zorn aussetzen zu wollen.
Akafento:Angenommen Sie haben Recht... Wollen Sie einfach zu Costello gehen, sich entschuldigen und bitten Sie und Ihr Königreich wieder auf die Erde zu schicken?
Uthen:Wohl kaum. Costello hat sich seine neue Welt aufgebaut und wird sie nicht nach wenigen Tagen auseinanderbrechen sehen lassen wollen. Wenn er uns gehen lassen würde, könnten andere folgen. Eine Katastophe für einen Neubeginn.
Akafento:Und wenn er es nicht kann? Wenn keine sichere Abspaltung möglich ist?
Uthen:Dann sind wir alle verloren. Aber er wäre ein Narr, wenn er sich nicht die Möglichkeit einer erneuten Landung offen gelassen hätte. Wir müssen ihn nur... 'überzeugen' wieder zu landen. Oder zumindest soweit hinunterzubringen, damit wir den Zorn der Sterne besänftigen.
Akafento:Das ist doch Wahnsinn!
Ryfahl:Das sehe ich anders, Häuptling. Wir leben nicht einmal ein Tag am Himmel und schon gerät alles aus den Fugen.
Sein Freund und Verbündeter nickte ihm anerkennend zu.
Uthen:Das sehe ich genauso. Alle die sich dem Vorhaben anschließen wollen, heben bitte die Hand.
Knapp die Hälfte der Anwesenden hoben die Hände.

Reyter:Sehr überzeugend.
Naamos:Und diese Balassa hat die Nachricht an alle Bewohner des fliegenden Kontinents geschickt? Unglaublich!
Reyter:Die Schlachtkoordinatoren und ein von uns entwickeltes Gerät haben ihr dabei geholfen, aber... ja, sie ist unglaublich. Sie hat ein Talent Zwietracht auszulösen oder die Gefühle anderer Menschen zu manipulieren. Das macht sie allerdings gefährlich und fast unkontrollierbar. Es hat mich eine Weile gekostet sie zu zähmen.
Der Kriegsherr war in Hochstimmung. Wo immer Balassa sich im Moment auch befand, sie hatte sich perfekt in seinen Plan eingefügt. Das war das größte Risiko von allen gewesen. Und jetzt erntete er die Ergebnisse seines Plans. Selbst ohne die Hilfe der Schlachtenkoordinatoren konnte er das wachsende Gefühl der Verwirrung und Panik spüren, das von Neu-Mirnuzar herrührte. Sicher: Costello und seine Männer wussten von der wahren Ursache des Bebens, ausgelöst durch den Angriff, den er nach dem Fall der Zentralen Kontinente ausgesendet hatte. Ebenso wusste jeder erprobte Adept, dass es eine Adeptin gewesen war, die als die mysteriöse Stimme zu allen gesprochen hatte, nicht etwa ein Stern oder ein höheres Wesen. Aber der Schrei aus dem Herzen des Ozeans, sowie das Erlöschen der Sterne taten ihr übriges, denn sie waren nicht zu erklären. Die letzte Täuschung hielt zwar nur anderthalb bis zwei Tage an, wenn Cyros Schätzung richtig war, aber es erfüllte seinen Zweck. Er brauchte keinen Tag. Nur ein paar Stunden.
Reyter:Aktiviert den Teleportkreis und bringt die Truppen auf die Schattendrifter und die Eraser. Auf uns wartet eine Schlacht!
Norgono:Hierher, meine Herrschaften. Von hier aus haben Sie den besten Überblick auf den Schlachtverlauf...
"Sagt, Kriegsherr, warum die Mühe mit dem Schrei?", fragte Naamos leise, "Der war sicher laut, aber Neu-Mirnurzar ist sehr hoch und dazu kommt, dass Kilometer von Erde und Stein den unteren Teil einnehmen. Außer in einigen Randbereichen kann man den gehört haben und das auch nicht sehr deutlich. Nur etwas, das man sich eingebildet haben könnte."
"Zugegeben." Reyter wandte sich kurz von dem Schlachtverlauf ab. "Mir war offengestanden auch nicht klar wie hoch Mirnurzars Kontinente wirklich steigen würden."
"Verstehe.", murmelte Naamos, "Dennoch solange die Sterne verschwunden sind und eure erste Offizierin das Übrige tut, sollte das Chaos noch immer groß genug sein."
"Wenn", dachte er, "wenn, Kriegsherr."

"Uthen, seht!" Ryfahl deutete erneut an den Himmel.
Uthen und die übrigen Anwesenden folgten seinem Blick.
"Licht...", raunte es in ihren Reihen.
Es sah nicht aus wie die Sterne zuvor, aber es bildeten sich definitiv leuchtende Lichter am Himmel.
Sie kamen zurück! Die Sterne kamen wieder.
Jemand räusperte sich. Die Anwesenden wandten sich zu dem Urheber.
"Herr Costello schickt mich. Es gibt einige vorrübergehende Probleme die von der Atmosphäre herrühren, so dass das Licht für einige Tage nicht zu uns durchdringen wird." Der Sprecher sah zum Himmel. "Oder nur verzehrt."
Die Lichter am Himmel wurden ein weiteres mal verschluckt.
"Herr Costello bittet sie um Verständnis. Nähere Auskünfte gibt er ihnen gerne, während der bereits angekündigten persönlichen Audienzen." Der Mann verbeugte sich und ging.
"Das wäre fast zu einer Katastrophe gekommen.", sagte Akafento nervös, "Wir sollten nicht so leicht zu den Waffen greifen, meine Freunde."
Die übrigen nickten zustimmend.
"Nun lasst uns zu unseren Völkern zurückkehren.", sprach Uthen sichtlich erleichtert durch die Entschärfung der Situation.

"Floriszierende Vögel..." Costello blickte das Tier, an das auf seinem Arm Platz genommen hatte. "Es war etwa so groß wie eine Taube und leuchtete in sanften Licht."
Detholus betrachtete das kürzlich gefangene Tier. "Unzählige von denen fliegen, um Neu-Mirnurzar herum..."
"Kennt ihr sie?", fragte der neue König Mirnurzars.
"Wir haben sie extra gezüchtet für einige Ablenkungsmanöver."
"Dann verdanken wir diese 'Sterne' Crimson?"
"Ob das hier das verbleibende streben nach Ordnung und Gleichgewicht innerhalb der Organisation ist." Detholus schüttelte leicht den Kopf. "Irgendetwas anderes steckt doch dahinter..."

Einem Schwert gleich stieß etwas in ihre Gedanken. Sie hatte von diesem unglaublichen geistigen Schmerz geschrien, aber sie vermochte es nicht. Sie sackte zusammen, als sie die Kontrolle über jeden Muskel ihres Körpers verlor. Es war als hätte eine geistige Klinge ihren Geist von ihrem Körper getrennt. Sie versuchte sich wieder in Bewegung zu setzen und die Kontrolle über Körper zurück zu erhalten, aber nicht einmal ihre Psynergie und ihr Geist konnten noch etwas tun.
~Wollen wir es Reyter doch nicht ZU leicht machen~, erklang eine alte Stimme in Balassas Gedanken. Sie kannte sie nicht, aber schwor sich sie nicht zu vergessen, falls sie sich jemals wieder rühren könnte.
Knackend brachen unzählige Skelettarme aus dem Boden um sie herum und schlangen sich schmerzhaft, um ihre Gliedmaßen. Die Tatsache, dass sie den Schmerz fühlte bedeutete, dass dieser Angriff entweder geistiger Natur war oder jemand sie zwang den Schmerz ihres Körpers dennoch zu fühlen. Langsam schlossen sich die Knochen fester, um sie und pressten sie in den Boden, in dem sie langsam wie in Schlamm einsank.
Es war eine Sekunde die so lang wie ein ganzes Jahrhundert wirkte. Dann war es vorüber.
Der Golem lag mit zertrümmerter Brust auf der Erde.
Zahnräder, Scharniere und andere mechanische Innereien des Golems lagen ausgebreitet im Raum.
Das linke Auge des Golems war schwarz, während das rechte schwach flimmerte. Die Arme standen in ungesunden Winkeln vom Rest des Körpers ab.
Der leblose Körper einer Frau lag neben dem Golem.
Eine Wand des Hauses fehlte. Nein, das war falsch, die Wand existierte in Form einer dichten Staubwolke die durch das Zimmer schwebte.
Klirren. Ein paar Messer fielen zu Boden. Der Staub lichtete sich etwas und gab den Blick auf den Körper einer zweiten Frau frei. Sie war genauso bewusstlos wie die andere.
Wiederholtes Klirren. Messer wirbelten durch die Luft,landeten alle auf dem Bode.
Seine Knochen schmerzten, insbesondere der kleine Finger seiner linken Hand. Seine Rippen wurden von seinem eingedellten Panzer eingedrückt. Ihm fiel es schwer luft zu holen, geschweige denn auf zu stehen.
Der Staub lichtete sich vollkommen
Er sah zu ihr hinauf. Sie sah zu ihm herab.
Wie er es hasste, dass leute ständig auf ihn herabsahen.
Sie stand im Loch das einmal eine Wand war, die Hände mit Handschellen gefesselt, einen Anker mit langer Kette, locker über ihre rechte Schulter geschwungen.
Eine Eisenkugel mit dem Durchmesser von geschätzt einem Meter war mithilfe einer Fussfessel an ihr linkes Fussgelenk gebracht worden.
Auf ihrem weißen Brustpanzer war ein Wappen eingraviert.
Ein weißer Löwenkopf auf einem blauen Hintergrund der einen Anker im Maul trägt.
Und genauso wie ihr Wappen sah sie auch aus.
Ihr wildes, braunes Haar umrahmte ihr Gesicht wie eine Mähne.
Ihr zorniger, kalter Blick lag auf ihm.
Der Anker auf ihrer Schulter verwischte kurz zu einem grauen Schemen, Messer fielen vor ihr auf den Boden.
"Könntest du deiner Gefährtin sagen sie soll aufhören Messer nach mir zu werfen?"
"Ke... Hör auf, Trea." krächzte Wahlu.
"Ich gehe nicht zurück!" rief Trea.
"Kä? Zurück wohin? Stell dich nicht dumm an. Wenn du die umbringst müssen wir uns mit dem Rest anlegem. Weisst du... Ke... überhaupt wer das ist?"
"Lady Azharu" antwortete Trea. "Wir sind uns schon begegnet."
Auf Lady Azharus Lippen bahnte sich der Anflug eines Lächelns an.
"Ich bin nicht gekommen um euch zu holen... "Prinzessin". Ich wusste nicht einmal dass ihr hier seid.
Es ist aber gut dass ich euch treffe. Die neue Regierung hat beschlossen euch die Freiheit zu schenken wenn ihr im Gegenzug jemanden für uns jagt."
Lady Azharu reckte das Kinn hoch, ihre Augen sahen mit derselben zornigen Kälte zu Trea.
"Im Jagen seid ihr ja so gut. Überleg ob du das Angebot annimmst "Trea". Aber du dagegen."
Lady Azharu richtete ihren Anker auf Wahlu. Sie stampfte mit dem Fuss auf. Die Dunkelheit die sich langsam an sie anschleichte löste sich auf. Wahlu knirschte mit den Zähnen. Lady Azharus kalte, blaue Augen sahen in seine.
Nein diese Augen sahen durch Wahlus Augen durch bis tief in sein Innerstes. Diese Augen verschlangen jeden Gedanken den er treffen wollte.
Es waren die Augen von jemanden der Beschlossen hatte hunderte Jahre Tradition auf ihrem Rücken zu tragen.
Augen ohne Gnade. Augen die nur einen Unterschied zwischen Gut und Böse kannten, ohne Grauzone dazwischen.
"Für einen inoffiziellen wie dich gibt es nur eine Strafe. Wahlu. Und ich bin lücklich über dich gestolpert zu sein. Denn ich werde diese Strafe über dich verhängen. Ich habe McAlister immer gesagt er soll sich um dich kümmern, aber wir wussten nie ob du wirklich ein Wichtel bist. Wir werden es wohl auch nie erfahren. Zeit für deine Strafe"
Wahlu lächelte gequält. Wenn Hina und Mina Malmer nur schneller repariert hätten, wenn er nur rechtzeitig genug Ausrüstung geholt hätte und ein funktionierendes Schiff gefunden hätte bevor der Kontinent abhob.
Der Anker sauste auf ihn herab. Der Anker glitt durch seinen Schattenpanzer wie ein warmes Messer durch ein Stück Butter
"Kekekekekeke.... KE!"
"Lady Azharu!"
Der Anker blieb stehen kurz bevor er Wahlus Stirn berüührte.
Lady Azharu sah zu dem Jungen der die Tür geöffnet hatte.
"Du. Du bist Costellos Sohn."
Silvester schluckte die Bemerkung herunter. Auf der Rede vor dem Flug der Kontinente hatte Costello Silvester an seine Seite gezogen und stolz verkündet er, Silvester wäre sein Sohn und Nachfolger.
Allein die Erinnerung daran fühlte sich an als hätte er einen Eiszapfen verschluckt. Seit der Rede folgten ihm immer zwei Leibwächter auf Schritt und Tritt.
Silvester konnte jetzt gehen wohin er wollte, aber er stand immer unter Beobachtung. Er war ein Ziervogel in einem sehr weitläufigen Käfig.
Manchmal schickte Costello ihn auf Botengänge, so wie jetzt. Damit er seine späteren Untergebenen kennenlernte
behauptete Costello.
"Ich bringe eine Botschaft von Cos-- von Ang-- Von meinem Vater."
Er hasste sich für das letzte Wort.
"Der illegale Kopfgeldjäger Wahlu soll zu... meinem Vater, gebracht werden. Lebend, möglichst unverletzt. Denn er wird benötigt. Vater hat einen Auftrag für ihn."
Lady Azharus Augen wanderten zwischen Silvester und Wahlu hin und her. Sie rührte den Anker nicht von der Stelle.
Sie schien es wirklich in Betracht zu ziehen Wahlu an Ort und Stelle den Schädel zu zertrümmern.
"Fein." sagte sie. Sie hob den Anker von Wahlus Stirn.
Eine Schockwelle erschütterte das Haus, sie war stark genug um Silvester von den Beinen zu fegen.
Der Anker war mit einer Spitze neben Wahlus Ohr auf dem Bogen gestossen worden. Die Wucht des Aufschlags hatte einen kleinen Krater erschaffen in dem Wahlu lag.
Seine Lider waren offen doch seine Pupillen waren hochgerollt so das man nur das weisse seiner Augen sehen konnte. Sein Mund war weitgeöffnet und voller Schaum.
"Er ist nur bewusstlos. Vor Angst. Keine Sorge." sagte Lady Azharu trocken während sie ging.


Der Metall-Eton stürtzte Schwert voran auf den richtigen Eton zu.
Ein Mann im blauen Anzug stellte sich vor Eton und griff mit der Hand in den Brustkorb des Roboters.
Der Mann blutete dabei als er mit der Hand puren Stahl durchbrach, doch seine Wunden heilten immer sofort.
Der Metall-Eton hörte auf sich zu bewegen.
"Ah, also hast du den Aus-Schalter gefunden. Ihr Dämonen seid für viele Dinge äusserst praktisch." sagte eine Stimme die Eton kannte und nie vergessen würde.
Der Dämon der aussah, wie ein Mann in einem blauen Anzug sagte nichts weiter.
Die Frau ging an Eton vorbei ohne ihn zu beachten. Sie strich sich eine rote Locke aus dem Gesicht mit der einen Hand, während sie mit der anderen Hand auf die Schulter des Robo-Eton klopfte.
"Ja, dieser Körper ist genau perfekt. Genau das was ich von Costello als Bezahlung will."
Sie sah das Gesicht des Metallmenschen genauer an. Sie fuhr mit einer Hand eine metallene Wange hinab.
"Hm. Der sieht irgendwie jemandem ähnlich den ich mal kannte."
Sie streichelte das Gesicht aus Metall fast zärtlich.
"An wen erinnert er mich bloss."
Sie sah zu dem echten Eton hinab. Sie sah ihn direkt an.
Tariis Gehilfe packte den Metall-Eton über seine Schulter.
"Ich weiss nicht. Du kennst viele Leute." antwortete der Dämon im blauen Anzug.
"Ja, zu viele." gab Tarii zu bedenken. Sie machte auf dem Absatz kehrt ohne Eton eines weiteren Blickes zu würdigen.
Sie ging mit ihrem Kompagnon in die Richtung zurück aus der sie gekommen war, ohne ihn weiter zu beachten.


"Du willst mir also sagen wir fliegen hunderte Meter in der Luft, weil ein Wahnsinniger versucht uns vor einem Strudel zu retten." Bei dem Wort Strudel kamen bei Kudo einige schlechte Erinnerungen zurück.
"Das" sagte Riijadon bedeutungsschwanger "fasst es ziemlich gut zusammen, ja."
"Okay jetzt mal angenommen das ist die Wahrheit was machst du dann hier?"
"Es gibt vieles was Kampfkunstmeister ihren Schülern über Generationen hinweg vermachen.
Kampfsysteme, Artefakte, Schriftrollen voller Geheimnisse, Prophezeiungen...
Nach diesen Dingen suche ich. Wenn man etwas über die Vergangenheit Mirnuzars wissen möchte sucht man am besten einen Kampfkunstmeister auf.
Ich kenn mich zugegeben sehr gut mit der Geschichte Mirnuzars aus, aber ich habe wie jeder Mensch nur ein begrenztes Erinnerungsvermögen.
Ich suche nach Informationen über das System das uns in die Luft befördert hat."
"Hey, Moment mal." unterbrach ihn Kudo."Wenn wir jetzte gerade durch die Luft fliegen, wie kommen wir dann wieder runter? Zu den anderen Orten die nicht abgehoben sind."
"Das ist eine der Informationen nach denen ich hier suche" antwortete Riijadon.
"Meister Grace ist so freundlich mich hier zu beherbergen bis ich alle seiner überlieferten Schriftrollen studiert habe. Wenn ich nichts finde, wandere ich bis zum nächsten Meister.
Solange ich hier bin kann ich Meister Grace ja bei deinem Training helfen.
Jetzt wo ich dir geantwortet habe, beantworte bitte meine Frage. Was genau verspricht du dir von Meister Grace, weshalb bist du hier und wonach möchtest du hiernach?"


Gullwick schaute bedrückt drein.
"Die Wahrheit ist wir wissen nicht wie ihr wieder runter kommt. Wir bezweifeln sogar das euer Schiff den Aufprall übersteht. Sollte euer Schiff es entgegen aller Erwartungen überstehen zu landen, müsst ihr es nur unter die Atmosphäre Mirnuzars bringen, da fliegt es ja."
"Wir sollen unser Schiff also einfach in die Tiefe stürzen lassen?" fragte Saitu.
"Ja, das heisst es wenn ihr es schafft da zu landen wo ich versuchen werde euch hin zu führen-"
"Und wenn das nicht der Fall ist?" wollte Saitu wissen.
"Dann sagt unserer Welt auf Wiedersehen.


Ein plötzlicher Krampf schüttelte Costellos Körper. Der Vogel flog von seinem Arm und kreiste an der Decke.
Costello atmete schwer.
"Nachwirkungen meines Virus?" fragte Detholus.
"Nein, Nein. Es geht schon wieder. Ich BIN Neu-Mirnuzar. Dinge die Neu-Mirnuzar geschehen spielen mir übel mit."
"Was ist denn mit Neu-Mirnuzar geschehen?"
"Das... kann ich nicht spüren" gestand Costello.


"He... Ganz schön gruselig."
"Du klingst nicht wirklich ängstlich."
Gel zuckte mit den Achseln. "He..."
Pescio sah nochmal aus dem Sichtschlitz.
Die Blitze hatten aufgehört. Er sah einige der Apparaturen im Kontrollraum an. Die Spuren der Energieform waren verschwunden, doch die Energieform selbst reiste immer noch im System umher. Die Energieform musste von vorne beginnen die Schäden waren aufgehoben, doch dioe Energieform nicht gebannt.
"Ich weiss nicht was das war... Aber es hat uns zumindest Zeit verschafft, nur unser Problem nicht gelöst-" flüsterte Pescio besorgt.


LaCroix saß in ihrem Schaukelstuhl und trank einen Tee.
Sie hatte die Schwingung gespürt die von Neu-Mirnuzar ausging.
Angelo Costello... So hieß er jetzt.
Sie musste leise lachen. Was für ein Name...
Vor 40 Jahren wurde Angelo Costello geboren, sie war dabei. Damals hatte er noch keinen Namen.
Seine Geburt verlief etwas... ungewöhnlich.
Er war kein Adept. Er ist ein normaler Mensch. Dennoch gibt es eine schlafende Kraft in ihm von der er selbst nicht weisst.
Hätte sie Costellos Entwicklung beobachten sollen? Sie und Stein hielten das damals für unnötig. Sie lagen beide vollkommen falsch damit ihn in Frieden leben zu lassen.
Sie fragte sich ob Stein Costello wieder erkannt hatte... Nein wahrscheinlich nicht er war keine Hexe.
Angelo Costello war ein Mensch. Aber er war kein Adept. In Wahrheit war er etwas Reineres, etwas Höheres.
Was denkst du wohl gerade Stein?


Shakir sah ein klein wenig zerknirscht auf das Gerät das im versteckten Kellergewölbe des Versammlungsaals installiert war. Und vor ein paar Minuten in Betrieb genommen wurde.
-Ein paar Minuten zuvor-
"Und das ist das wichtige Etwas von dem ich geredet habe. Und hier ist mein Vorschlag für unser weiteres Handeln: Wir fliegen mit der Insel Oredian hinauf zu Angelo Costello und fragen ihn selbst.
Oredian selbst besitzt einen Flugmechanismus den ich vor Costello geheimhalten habe lassen."
"Und vor uns." bemerkte Shakir gehässig.
"Bis jetzt." erwiderte Umbrio."Wer dafür ist dass wir diesen Ort verlassen und zu Costello fliegen hebe bitte jetzt die Hand.
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Die neutrale, Festungsinsel Oredian flog jetzt bereits seit einigen Minuten und zwar auf die Hauptstadt Neu-Mirnuzars zu.
Stille... angespannte Stille. Sie erfüllte den gesamten Raum und war so unheimlich, wie das Hämmern und Schaben auf dem Tor vor nur wenigen Minuten.
Seril betrachtete die Situation distanziert, wie es ein Taktiker tun sollte. Die Dämonen hatten ihren Angriff auf das Tor eingestellt. Hatten sie begriffen, dass sie es nicht durchbrechen konnten und warteten bis es sich von selbst öffnete? Hatte ihr Beschwörer sie entlassen, weil die Insel sich in die Luft erhob? Hatte irgendetwas den Beschwörer abgelenkt? Und wer war der Beschwörer überhaupt? Stand er mit Costello in Verbindung oder hatte er den Angriff nur gestartet, als er wusste, dass sie abgelenkt waren.
Was er auch in Erwägung zog. Über diesen Teil konnte er nur spekulieren.
Andere Teile waren deutlich sicherer. Zum Beispiel Costello selbst. Selbst wenn es eine Maschiene zu sein schien, die Mirnurzar schweben ließ, so war das unmöglich die ganze Wahrheit. Er war sich ziemlich sicher, dass man dafür den Existenzkern Mirnurzars benötigte; sich mit ihm verbinden musste. Und es schien offensichtlich wer mit ihm verbunden war, und damit auch wer gerade fast die gesamte Bevölkerung Mirnurzars als Geisel hielt. Man konnte Costello nicht angreifen. Costellos Tod war Mirnurzars Tod. In der Theorie mochte er die Gabe besitzen Costello und den Kern zu trennen, aber er konnte nicht sicher sein, dass er Mirnurzars Existenzkern dabei keinen Schaden zufügte, und er konnte sich sicher sein, dass er den Kern nicht rechtzeitig einsetzen konnte, um Neu-Mirnurzars Sturz zu verhindern.
Seine Gedanken kehrten zu dem eigentlichen Geschehen zurück und das bestand in einem Schweigen aller Anwesenden, das von ängstlich bis agressiv/Shakir reichte. Hoffentlich blieb es fürs erste dabei. Für einen Taktiker gab es nichts schlimmeres, als wenn die "Soldaten" nicht alle am selben Strang zogen.
"Umbrio." Und damit schien Shakir etwas schlimmeres auszulösen. "Wie kommt es, dass ihr uns nicht über die Maschinerie in Mirnurzar berichtet habt, die sich direkt unter unser aller Arsch befand. Ihr hättet diesen Flugmechanismus nicht vorbereitet, wenn ihr nicht von ihrem Zweck gewusst hättet."
"Du hättest doch sicher mit einem Schnauben den Raum verlassen, wenn man die Möglichkeit einer solchen Maschiene erwähnt hätte." Die Antwort kam nicht von Umbrio, sondern von Stein.
Shakir schnaubte abfällig. "Könntest du endlich aufhören darauf herumzureiten." Die Worte waren gerade laut genug geknurrt, dass Stein sie verstand. Stein stand dummerweise zehn Meter von Shakir entfernt.
Einer der Adeligen versuchte ein Lachen mit Husten zu übertönen, was leider nicht gelang. Eine Ader auf Shakirs Schläfe pochte. Die Knöchel am Griff seines Säbels wurden weiß.
"Lasst uns doch ruhig bleiben." Dieser Satz hätte Shakir sicher keinesfalls beruhigt, wenn ihn einer der Herrscher gesagt hätte, noch weniger einer der Wächter oder Seril, aber sein Griff an seiner Waffe lockerte sich tatsächlich und er blickte den Sprecher vergleichsweise ruhig an.
Stein räusperte sich. "Dies ist Meister Ealar Loghain, von den 7 Meisterkämpfern Mirnurzars."
"Meister Loghain?", fragte Olaf Edwin, "Was ist denn aus Meister Gusvos geworden."
Loghain schluckte. "Er wurde getötet... von Melfice."
Edwins Blickt wurde hart. "Dieser..."
"Ich halte es für das beste ihnen allen nun von einer weiteren Gefahr zu berichten.", sprach Loghain, "Das ist der Grund, aus dem ich hierher gekommen bin."

Detholus Kiefer klappte herunter und ein Strahl grünen Gases erfasste den Vogel, der augenblicklich abstürzte und beim Aufprall bereits lange tot war.
Costello verzog das Gesicht. "Es war ein hübscher Vogel."
Detholus klapperte mit den Kieferknochen. "Er erfüllte hier drin keinen Nutzen und wenn ihn jemand sehen würde, käme er vielleicht darauf was dieser 'Sternenhimmel' ist."
Seine Fingerknochen bewegten sich knackend. Sein Kiefer klappte herunter und ein Strahl einer klarren Flüssigkeit schoss auf den Vogel zu. Zischend zerfraß die Säure die Leiche des schönen Geschöpfes. Detholus klappte seinen Kiefer wieder zu und bewegte noch einmal knackend die Finger.
"Ich sehe mich mal ein wenig in eurer neuen Welt um."
"Wolltet ihr nicht Hilfe?"
"Dafür brauche ich erstmal einen konkreten Plan.", erwiderte das Skelett und hob einen kleinen Spiegel, "Reicht das für Kommunikation?"
Balassa schreckte aus ihrem Schlaf hoch und blinzelte. Sie blickte auf das Kristall-Gerät, dass sie auf ihrem Bauch umklammert hielt und stellte fest, dass es durchgeschmorrt war. Offenbar hatte der ungebetene Gast in ihrem Geistlesernetzwerk die Leitung überbeansprucht. Damit hatte er nicht nur sie sondern auch sich selbst aus Reyters Schlachtnetzwerk gerissen. Achtlos warf sie es über den Rand ihres Floßes ins Wasser, drehte sich faul gähnend auf die Seite und schloss wieder ihre Augen. In dem kurzen Moment als sie die Augen offen hatte, sah sie zum ersten Mal den fliegenden Superkontinent am Himmel. Kaum waren ihre Augen zu, versuchte sie diesen Anblick angewidert aus ihrem Gedächtnis zu brennen und konzentrierte sich wieder auf andere Dinge. Ihre Aufgabe war erfüllt und jetzt konnte sie sich wieder auf die Besatzung der Windtänzerin konzentrieren. Dazu musste sie sie aber erst einmal wieder finden.
Balassa[denkt]:Schade, dass dieses Klappergerippe die Verbindung überlastet hat. Ich hätte gerne noch ein wenig mit ihm gespielt...

Die Menschen der Stadt Cozedas waren in Unruhe, wenn nicht sogar in Panik. Amy musste zugeben, dass sie angesichts der anhaltenen Beben und der Ungewissheit über die jüngsten Vorgänge auch allmählich die Nerven verlor. Verrat... Was konnnte die Adeptin nur gemeint haben? Wie hatte die es überhaupt geschafft mit so vielen Menschen gleichzeitig eine Geistleserverbindung aufzubauen? Zu viele Fragen und keine Antworten. Was ging hier nur vor?
Mann:Hey, Amilia! Was starrst du den Himmel so düster an? Komm endlich und hilf mir mit dem Karren.
Amy wandte sich dem Mann der gesprochen hatte mit einem Seufzen zu, stemmte ihre Hände in ihre Hüften und sah ihn fassungslos an.
Amy:Kirat! Wie kannst du jetzt noch daran denken zu arbeiten?! Du bist einfach unmöglich!
Der Mann, der vergeblich an einem mit Erz beladenen Holzkarren zog, lächelte sie verschmitzt an.
Kirat:Was sollen wir denn deiner Meinung nach tun? Weglaufen? Uns unter einem Stein verstecken? Zum Rand Neu-Mirnuzars laufen und hinunterspringen? Nichts davon würde Sinn machen. Warum nicht die Zeit nutzen und sie sinnvoll verbringen? Komm jetzt, ohne deine Sternenkraft bewegt sich dieses Ding kein Stück.
Amy:Oh, fragst was wir meiner Meinung nach tun sollen? Ich weiß es: Bereit sein!
Kirat lächelte weich, ging auf sie zu und nahm sie in die Arme. Sie ließ es zu, aber sah ihn immer noch verstimmt an.
Kirat:Ich weiß, aber sieh es mal von der Seite: Wir sind hier an einem abgelegenen Ort und den Leuten in den größeren Städten wissen nur von uns, weil wir ihnen hin und wieder nützliches Erz liefern. Was auch immer gerade vor sich geht... warum sollte es gerade hier einschlagen?
Amy:Ich will doch nur sagen...
Sie starrte wieder in den Himmel.
Amy:Passt auf...
Kirat zwinkerte sie fröhlich an.
Kirat:Das werde ich. Ich kann dich doch wohl kaum allein lassen, meine liebste Amili-
Amy:ICH MEINS ERNST! IHR DA, PASST AUF!!
Eine Gruppe Männer weiter weg von ihnen schrak zusammen, sahen zu ihr und folgten ihrem Blick zum Himmel. Kirat tat es ihnen nach.
Kirat:Grundgütiger...
Amy verschwendete keine Sekunde. Sie packte Kirat fest am Arm und rannte los. Dann schlug etwas Großes hinter dem Hügel direkt auf der Stadtmauer auf. Ein großes leuchtenes Oval knisterte, als die Psynergyschilde die Steine und Wachposten und sich zermalmte. Als das Leuchten abklang erkannten sie ein Schiff, das einfach vom Himmel gefallen war. Und es war nicht das einzige. Amy erkannte weitere Schiffe am Himmel, die wie ein Meteoritenschwarm in die Stadteinschlugen. Die Schutzschilde verhinderten, dass die Schiffe zerschellten. Und dann kam es. Amy konnte ihren Augen nicht trauen, als ein weiteres Schiff, so groß wie eine Festung als letztes vom Himmel fiel und direkt den Burgfried im Zentrum der Stadt zermalmte. Kirat war der erste, der sich von dem Schock erholte.
Kirat:S-Sie sind es! Das Zeichen Reyters! Sie sind es!!
Es war die Schattendrifter. Amy kam auf ihre wackligen Beine, was wegen dem Beben keine leichte Sache war. Sie atmete tief durch. Sie hatten das viel zu oft geprobt, um jetzt in Panik zu geraten.
Amy:Lass den Karren stehen und gehen wir nach Hause. Wir müssen unsere Ausrüstung holen. Die anderen tun das bestimmt auch in diesem Moment.
Kirat:I-Ist es dein Ernst? Siehst du nicht wie viele Schiffe das sind?! Das ist eine Invasionsflotte!
Amy:Erinnere dich an unseren Eid.
Kirat sah sie noch eine Weile ängstlich an, dann fing er sich und nickte.
Kirat:Du hast Recht... Wie immer...
Sie ließen den Karren zurück und sprinteten los.

Norgono[Geistleser]:Sieht gut aus, Kriegsherr. Sie und die Admiralin sind zeitgleich gelandet. Es scheinen sich noch keine Truppen zum Gegenschlag formiert zu haben. Admiralin Zaisa, ich fürchte zwei ihrer Schiffe sind zu sehr vom Kurs abgedriftet und haben die Westflanke von Viirtii verfehlt. Da befindet sich die Offiziersmesse der örtlichen Truppen, sie sollten also mit stärkerem Widerstand rechnen.
Sfasesh[Geistleser]:Nichts ist gefährlicher als ein Soldat, dem man gerade seinen Nachtisch ruiniert hat.
Reyter[Geistleser]:Ruhe, Sfasesh! Halten sie die Verbindung für sinnvolle Kommentare offen.
Sfasesh[Geistleser]:Ich bitte um Verzeihung...
Er runzelte die Stirn.
Sfasesh[Geistleser]:Hm... Kriegsherr, Admiralin? Scheint als würden beide Orte eine Bürgermiliz zusammentrommeln. Wie ungewöhnlich. Ihre Moral ist... außergewöhnlich stark, wenn man unseren Auftritt bedenkt.
Sarn[Geistleser]:Der Mann hat Recht, Admiralin. Bergleute scheinen raue Burschen zu sein. Haben die denn keine Angst vor uns?
Zaisa[Geistleser]:Falls nicht wären sie außerordentlich dumm. Ein Kämpfer ohne Angst überlebt nicht lange.
Naamos:Vielleicht haben sie den Schrei überhört?
Norgono löste sich leicht aus dem Geistlesernetz und wandte sich dem Silkanas zu.
Norgono:Sfasesh, übernehmen Sie für einen kurzen Augenblick. Lord Naamos, ich habe Sie vorhin eine ähnliche Bemerkung gegenüber dem Kriegsherr machen hören. Haben Sie die Besprechung nicht aufmerksam genug verfolgt?
Naamos:Es mag sein, dass diese Kreatur einen starken Schrei ausstößt. Aber-
Norgono:Sie sprechen von einem gewöhnlichen Schrei. Wenn sie einen Berg sprengen, hören Sie im benachbarten Königreich vielleicht nur ein fernes Donnergrollen, ein Reich weiter hören Sie gar nichts. Der Grersewarg befindet sich am Grund des Ozeans und sein Schrei hallt bis zum Himmel hinauf. Finden Sie nicht, dass ein gewöhnlicher Schrei, egal wie laut, schon an der Wasseroberfläche nicht mehr hörbar sein müsste? Nein, dieser Schrei durchdringt alles, selbst das Wasser und die Erd- und Gesteinsschichten, auf dem der Großteil von Mirnuzar jetzt schwebt. Für gewöhnlich schreien Gresewargs nicht, deshalb ist dieser Fakt auch nur einer Handvoll Leuten bekannt. In Galatan sind in den vergangenen Jahrhunderten nur zwei Vorfälle notiert worden.
Er konnte ein selbstgefälliges Lächeln nicht unterdrücken.
Norgono:Und ein Schrei... kündigte damals Lord Reyters Aufstieg zum mächtigsten Kriegsherrn von ganz Galatan an, was allerdings nur wenige wissen.
Naamos:Aber wozu die Erweckung und all der Aufwand für den Schrei? Was nützt uns der Grersewarg am Grund des Ozeans, wo Neu-Mirnuzar im Himmel schwebt?
Norgono:Das...
Er sprach leise, als er wieder in Position ging um sich wieder vollständig mit den Schlachtkoordinatoren zu verbinden.
Norgono:... betrifft Sie nicht weiter. Alles worauf Sie sich jetzt konzentrieren sollten, ist unser Angriff.

Kirat brach den Schrank in seinem Zimmer stürmisch auf und lankte hinein. Er schallte sich seinen Waffengurt um, befestigte Arm- und Beinschienen und machte sich gerade daran den Kürass zu befestigen, als seine Frau Amy den Raum betrat und ihm hineinhalf. Sie war bereits vollständig ausgerüstet und bereit zum Aufbruch. Sie wechselten keine Worte, aber die Blicke die sie austauschten sagten ihnen beiden alles was es zu sagen gab. Als er auch alles hatte, machten sich beide auf den Weg nach draußen.

Kirat sah sie zuerst.
Kirat:Amy, da drüben sind sie!
Die beiden hasteten auf eine Gruppe von knapp fünfzig Männern und Frauen zu, die ebenfalls so schwer bewaffnet waren wie sie. Ein Mann mit dekorativ geflügelten Schulterplatten und Armschienen ging auf sie zu.
Anführer:Gut das ihr kommt, Amilia, Kirat... Unsere Gruppe ist fast komplett, aber ich fürchte wir können nicht lange warten.
Amy:Wie ist die Lage, Ezmar?
Ezmar war wie sie Veteran des Galatanischen Krieges, auch wenn dieser weitaus mehr Erfahrung hatte als sie. Ihre Gruppe war eine Mischung aus Mirnuzarianern, Galatanern und sogar ein oder zwei waren aus Weyard.
Ezmar:Undenkbar schlecht.
Er zuckte für einen kurzen Moment nervös mit den Mundwinkeln.
Ezmar:Das gigantische Schiff das eben herunter gekommen ist, ist die Schattendrifter. Sie hat bereits das Feuer eröffnet und fast alle Verteidungsstreitkräfte Cozedas vernichtet, bevor die ersten Truppen überhaupt gelandet sind. Die Innenstadt und der Burgfried sind fürs Erste verloren, aber die Mienen werden noch umkämpft. Das muss ihr Ziel sein, sonst gibt es hier nichts was sich zum Kämpfen lohnt. Wir werden uns also auf dem Berghang postieren. Möglichst unauffällig. Wenn sie den Mieneneingang angreifen, schlagen wir zu.
Amy nickte und auch Kirat verstand. Da die Erzmiene das Hauptziel sein musste, würden der Großteil der Streitkräfte dort zuschlagen. Der Eingang war in einen gebogenen Berghang gegraben worden. Wenn sie es schafften sich richtig zu postieren, konnten sie alle Truppen die sich auf dem Vorplatz des Mieneneinganges befanden einkesseln und in ein tödliches Kreuzfeuer nehmen. Und wenn sie zurückschlagen wollten, würden sie eine unangenehme Überraschung erleben.
Ezmar:Los Leute, wir müssen aufbrechen!
Frau:Aber der alte Kiff und seine Söhne sind noch nicht hier!
Ezmar:Wir können nicht länger warten. Wenn sie gerade in der Stadt waren, dann haben sie es vermutlich nicht geschafft und mit jeder Sekunde die verstreicht wird der Kampf aussichtloser.
Kirat und die anderen schwiegen, aber sie wussten dass Ezmar Recht hatte.
Ezmar:Noch Fragen? Gut, dann betet zu Gaia, den Sternen oder zu wem ihr wollt. Sternenwache, ausrücken!
Kirat und die anderen setzten sich in Bewegung. Eine Hand ergriff die seine und sofort wusste er, dass es Amys wahr. Sie sahen sich schweigend in die Augen. Sie wussten es. Ezmar gewiss auch. Sie alle wussten es. Sie hatten keine Chance. Sie alle wanderten in den Tod. Aber Opfer mussten gebracht werden. Kirat wünschte nur, er hätte dieses Opfer erst später bringen müssen. Er hätte zu gerne noch mehr Zeit an Amys Seite verbracht...

Sarn zuckte unmerklich zusammen.
Sarn[leise]:Hallo, hallo? Was habt ihr denn vor? [Geistleser] Hohegeneral? Sehen Sie sich das an!
Er sendete die Information an Norgono, der die Stirn kraus zog.
Norgono[Geistleser]:Admiralin, ein paar ihrer Truppen sind in der Schlossruine in einen Hinterhalt geraten. Viirtii hat viel mehr Truppen als angenommen... Und ihre Ausrüstung ist viel besser. Das kann unmöglich nur eine einfache Miliz sein.
Zaisa[Geistleser]:Schlampige Aufklärung?
Norgono[Geistleser]:Negativ, das bezweifle ich. Aber es kann sich auch nicht um eine zufällige Gruppe von außerhalb handeln, schließlich haben wir seit mehreren Tagen Sturmfäuste auf entsprechenden Positionen, die uns darüber informiert hätten.
Zaisa[Geistleser]:Hat man uns erwartet?
Norgono[Geistleser]:So scheint es auf den ersten Blick, aber es sind viel zu wenige um uns wirklich Stand halten zu können. Können Sie herausfinden um wen es sich handelt?
Schweigen. Langes Schweigen.
Norgono[Geistleser]:Admiralin?
Zaisa[Geistleser]:Ich fürchte die Anfrage kam zu spät. Ich habe soeben die Schlossruine in Schutt und Asche gelegt. Ich weise die Truppen an nach Überlebenden zu graben.
Norgono musste sich bemühen keine bissige Bemerkung zu machen. Zaisa handelte hin und wieder zu überstürzt und schlug oftmals zu, ohne langfristige Konsequenzen zu denken. Der einzige Grund für ihre Position war der, dass sie in dem was sie konnte verdammt gut war: Vernichten.
Norgono[Geistleser]:Kriegsherr, haben Sie zufällig mit erhöhtem Widerstand zu kämpfen?
Reyter[Geistleser]:Gibt es Probleme?
Norgono[Geistleser]:Keine großen... Aber in Viirtii sind unbekannte Truppenverbände aufgetaucht, deren Kämpfstärke die der örtlichen Verteidigungstruppen übersteigt. Sie... haben sich zwar verkalkuliert was die Zerstörungskraft der Admiralin angeht, aber sie schienen zumindest teilweise auf uns vorbereitet. Und wenn in Viirtii welche aufgestaucht sind, würde es mich nicht wundern-
Sfasesh[Geistleser]:Kriegsherr, Rook bittet um Unterstützung. Sie sind bei der Erzmiene in einen Hinterhalt geraten.
Reyter[Geistleser]:Da sind sie schon. Ich mach mich auf den Weg. Sagen Sie Rook, er muss durchhalten. Sonst noch irgendwelche Überraschungen?
Norgono[Geistleser]:Bislang nicht.
Reyter[Geistleser]:Was machen die Vorbereitungen der Extraktion?
Norgono[Geistleser]:Liegen im Zeitplan.

Weldon war mehr als froh, nicht an der eigentlichen Schlacht beteiligt zu sein. Am besten dachte er gar nicht darüber nach, was viele Kilometer weit entfernt mit Viirtii und am anderen Ende der Welt mit Cozedas geschah. Wenn er die Wahl hatte viele Menschen zu töten die er weder kannte, noch das sie ihm etwas getan hatten oder ein sehr tiefes Loch zu buddeln fiel die Wahl leicht. Ihm kam der unheimliche Gedanke, dass die Admiralin inzwischen wusste wie er tickte. Entweder das, oder sie wollte anders als Reyter, dass bei den Vorbereitungen für das Verlassen Neu-Mirnuzars ein hochrangiger Offizier die Aufsicht hatte. Falls sie es jedoch wirklich wusste, würde seine Zukunft alles andere als erfreulich werden. Und im schlimmsten Fall war sie ausgesprochen kurz.
Mann:Weldon, Sir! Wir sind auf das Tunnelsystem gestoßen!
Weldons Spaten-Psynergy stoppte und löste sich unter einem erleichteten Seufzer des Ersten Offizieres der Admiralin auf.
Weldon:So gefällt mir das. Zeigen sie es mir!
Der Soldat führte ihm zu einer hausgroßen Öffnung, die sie freigelegt hatten. Sie hatten sich soeben zu einem der Tunnel durchgegraben, durch die Costellos Maschiene verlief.
Weldon:Ha! Wie es aussieht sind wir die ersten. Gute Arbeit, Soldat! Bereiten Sie die Sprengung vor.

Kirat warf noch eine Granate auf die Truppen Reyter auf dem Vorhof hinab, die sich dort gefangen hinter Stein- und Eishindernissen verschanzt hatten, die sie mit Psynergy gerufen hatten. In der Ferne donnerte es immer wieder, während die Kanone der Schattendrifter in regelmäßigen Abständen in die Stadt feuerte. Amy neben ihm legte einen neuen Pfeil ein, zielte sorgfältig und schoss. Ob sie etwas getroffen hatte, konnte Kirat nicht sagen, aber sie zögerte nicht lange um einen weiteren Pfeil aus dem Köcher zu ziehen.
Kirat:Was glaubst du, wie es in der Stadt aussieht?
Amy:Will ich lieber nicht wissen...
Sie packte ihren Bogen noch fester, so dass die weißen Fingerknöchel hervortraten und schoss. Kirat musste mit dem Kopf schütteln. Wieso? Wieso musste Amy hier sein, ohne Aussicht auf Erfolg? Kirat schätzte fünfhundert Angreifer, alles Elitesoldaten. Mindestens! Und sie waren nur knapp fünfzig.
Kirat:Hat unser Opfer hier überhaupt irgendetwas zu bedeuten?
Amy:Verlier jetzt bloß nicht die Nerven, Liebster.
Kirat:Ich meine es ernst.
Beide mussten in Deckung gehen, als ein Feuerball knapp über ihren Köpfen einschlug. Amy sah ihn durchdringend an.
Amy:Was willst du denn machen? Weglaufen? Dich unter einem Stein verstecken? Zum Rand Neu-Mirnuzars laufen und hinunterspringen? Nichts davon würde Sinn machen.
Kirat lachte leicht hysterisch.
Kirat:Das ist unfair, das sind meine Worte.
Er schüttelte den Kopf.
Kirat:Nein, Amilia... Ich will nicht, dass du stirbst.
Sie musste sich anstrengen ihn nicht anzuschreien.
Amy:Dann sorg dafür, dass das nicht passiert!
Mann:DECKUNG!!
Flügelschläge sausten über ihre Köpfe hinweg, als ein riesiger grüner Vogel in voller Rüstung sich trällernd aus dem Himmel stürzte und ein Geländer wegriss, auf dem drei ihrer Mitkämpfer Position bezogen hatten und nun schreiend in die Tiefe stürzten.
Amy meinte etwas auf dem Rücken des Vogels zu sehen, ehe dieser wieder an Höhe gewann. Ein Reiter, mit langen silbernen Haaren und schwarzgelber Rüstung... Amy wirbelte herum und sah zu ihrem Anführer Ezmar, der wenige Meter hinter ihnen Stellung bezogen hatte. Er war kreidebleich und nickte. Er schien ihre Frage zu kennen.
Ezmar:Ich fürchte Sie irren sich nicht, Amilia.
Er blickte wieder zum Himmel hinauf, wo der Vogel seine Kreise zog.
Ezmar:Kriegsherr Reyter nimmt an der Schlacht teil.

Reyter schlug seinem Reittier sanft gegen den Hals und murmelte etwas. Der Vogel ging wieder in den Tiefflug und riss noch ein Geländer in die Tiefe, auf dem die feindlichen Truppem postiert waren. Norgono hatte Recht: diese gut ausgerüsteten Truppen waren auch hier zu finden. Und ihre Bewaffnung war äußerst interessant. Sein paar seiner Männer meldeten, dass diese seltsamen Granaten Psynergy verdrängten und seinen Truppen und deren Ausrüstung so ihre Kraft entzogen. Ekliges Zeug, aber es unterstützte Norgonos Theorie, dass sie erwartet wurden. Mehr oder weniger. Dennoch konnten sie nicht viel tun, außer die Truppen unter Beschuss zu nehmen, die sich versucht haben der Erzmiene zu näheren. Die Stadt selbst war längst verloren. Dank Silkanas Truppen ging alles noch schneller.
Reyter[Geistleser]:Ich bin in Position. Sagen Sie Rook, er soll nicht erschrecken.
Er schnalzte mit der Zunge und der Vogel trällerte eine Bestätigung. Ein wundervolles Tier. Sie kamen ursprünglich aus dem alten Weyard und waren als Wundervögel bekannt. Ihre natürliche Stärke, Schnelligkeit und Gabe der Psynergy war überwältigend. Man hatte also ein paar Exemplare damals nach Galatan gebracht und auf den Kampf spezialisiert, was sie zu unglaublich mächtigen Kreaturen machte. Durch die Rüstung büßten sie zwar einen Teil ihrer Geschwindigkeit ein, aber waren dafür nicht einmal von einer ganzen Gruppe von Adepten totzukriegen. Der Wundervogel trällerte noch einmal und kippte schlagartig zur Seite. Reyter ließ es geschehen und ließ sich fallen.

Rook zuckte zusammen, als Reyter zielsicher auf beiden Beinen neben ihm landete.
Reyter:Hier bin ich Rook. Wo liegt das Problem?
Rook:An der Beschaffenheit des Geländes. Wir hätten den Hang längst einrutschen lassen, aber der Hohegeneral ist sicher dass der Hang durch das ständige Beben der Erde so instabil ist, dass uns das Geröll zuschütten wird wenn wir es versuchen.
Reyter:Raffiniert. Greifen wir sie an, überrollt uns ihre Falle. Tun wir nichts, reiben sie uns langsam aber sicher auf.
Rook:So sieht es aus. Was machen wir?
Reyter:... [Geistleser]Sfasesh, befehlen sie den Truppen in der Nähe des Mienenvorhofs den Rückzug in die Stadt.
Rook:Aber Kriegsherr... Wenn wir unsere Deckung verlassen, sitzen wir aus dem Präsentierteller.
Reyter:Das ist kein Problem. Leuchteis!
Leuchtende Eiskristalle kristallisierten sich auf dem Vorhof und bildeten eine sichere Bresche die vom Vorhof führte. Geschosse, Psynergien und Explosionen prallten wirkungslos davon ab.
Reyter:Heilt die Verwundeten und verschwindet von hier. Ich übernehme das.
Rook unterdrückte ein Grinsen. Er verstand allmählich, wie sehr der Kriegsherr die Tage auf dem Schlachtfeld vermisst hatte, statt sie von der Kommandozentrale aus zu kontrollieren.
Rook:Verstehe. Abmarsch Leute!
Sie verschwanden, einer nach dem anderen. Nur der Kriegsherr blieb zurück. Doch das Feuer brach nicht ab. Im Gegenteil, sämtliche Aufmerksamkeit galt ihm. Doch ihre Waffen waren nicht in der Lage das Leuchteis auch nur zu kratzen. Mit kalten Lächeln hob er beide Hände.
Reyter:Das...
Blau schimmernde Psynergy flackerte auf seinen Handflächen auf.
Reyter:... ist dafür, was ihr meinen Soldaten angetan habt.

Amy sah nicht genau was geschah, aber etwas schlug plötzlich und hart in das Bergmassiv ein und brachte es zum Beben.
Ezmar:Der Berghang stürzt ein!! Festhalten!!
Amy und Kirat griffen sich die nächstbesten Felsen und hielten sich daran fest, als das Gestein unter ihnen nachgab und sie in die Tiefe abrutschten. Der Krach war unbeschreiblich und für einen ungewissen Moment des Fallens, der ihr wie eine Ewigkeit vorkam, dachte Amy es wäre vorbei. Doch als sie wieder zu sich kam, war sie immernoch am Leben. Sie blinzelte schwerfällig. Der Kriegsherr... Hatte er seine Männer in Sicherheit gebracht und sich dann selbst lebendig begraben? Doch dann durchfuhr sie anderer schmerzvoller Gedanke. Kirat! Mühsam kämpfte sie sich auf die Füße. Das Beben Neu-Mirnuzars bemerkte sie schon fast gar nicht mehr.
Amy:K-Kirat?!
Ein schmerzvolles Stöhnen antwortete ihr. Amy ignorierte die Schmerzen, die ihren gesamten Körper durchzuckten und zwang sich weiter zu laufen. Sie fand Kirat nur wenige Meter und einer kleinen Decke Geröll begraben.
Amy:Kirat! Halt durch, ich hol dich hier raus.
Kirat:Ha... haha... Wir haben ihn Amy. W-Wir haben den Kriegsherr erledigt!
Amy:J-Ja, das haben wir. Jetzt halt still und lass mich diese Steine wegräumen...
Ein blubberndes Geräusch hinter ihr ließ sie herumfahren. Eine kleine Fontäne Wasser sprenkelte aus dem Gestein hervor. Und wenig später sprang kein geringerer als Kriegherr Reyter daraus hervor, der völlig unverletzt schien. Er hatte nicht einmal ein Kratzer. Reyter schüttelte sich und Amy fühlte sich für einen Moment bizzarerweise an einen Hund erinnert, nachdem er aus dem Wasser gekommen war. Ihre Erstarrung wurde erst gebrochen, als Kirats Hand sie ergriff. In seinen Augen glimmte ein fremdartiger Glanz, den sie noch nie gesehen hatte.
Kirat:Schnell... verschwinde von hier.
Amy:Was? N-Nein, erst hol ich dich hier raus! Ich lass dich nicht zurück!
Kirat:Mein Bein ist eingeklemmt, es ist keine Zeit!
Er packte sie noch fester und blickte ihr fast flehend in die Augen.
Kirat:LOS! LAUF!
Ein Wasserstrahl peitschte durch die Luft und traf Kirat mitten ins Herz. Für einen Moment schien die Welt stillzustehen, dann brach Kirat kraftlos zusammen.
Reyter:Witterung.
Amy:Nein, Kirat!! Heilwasser!
Die Psynergy schloss die Wunde nicht. Das Blut floss unaufhaltsam weiter aus dem Loch in seiner Brust.
Reyter:Gib auf Mädchen, es ist zu spät für ihn. Seine Zeit ist gekommen, also lass ihn würdevoll abtreten.
Amy umklammerte weinend die nun schlaffe Hand Kirats.
Amy[leise]:Bitte Kirat... verlass mich nicht. Verlass... Bitte, nein...
Reyter trat mit gerunzelter Stirn näher.
Reyter:Du solltest einem Nichtadepten nicht nachtrauern. Früher oder später hätte ihn der Tod sowieso ereilt. Es ist nur natürlich.
Mit einem Kreisen warf sie sich mit gezückten Messer auf den Kriegsherrn. Dieser bewegte sich kein Stück...
Reyter:Das bringt nichts.
Die Messerspitze stoppte abrupt, als eine grellgelbe Energieblase aufflammte und den Angriff stoppte. Sie schlug noch viermal zu, aber das Ergebnis blieb das gleiche.
Amy:ODYSEE!!
Reyter hob die Hand... und packte die größte Klinge mit mit den Fingerspitzen, während die kleineren wirkungslos an der Blase abgelenkt wurden. Er drückte sanft zu und die Klinge zerbrach. Amy sank auf die Knie.
Reyter:Es gibt nur eine Waffe, die diesen Schutz durchbrechen zu vermag, aber sie ist nicht in eurem Besitz. Und nun... Genug der dramatischen Szene. Eine Soldatin sollte nicht so leicht die Kontrolle verlieren.
Amy:Ihr habt meinen Mann getötet!!
Reyter:Nicht das erste Mal, dass ich das höre.
Sie kreischte auf und holte zu einem weiteren Angriff aus, versuchte es wieder und wieder, bis sie eine fast unsichtbare Welle durchzuckte und all ihre Muskeln betäubte. Sie sackte zusammen.
Reyter:Es widerstrebt mir das Blut von Adepten zu vergießen. Aber ich erlöse dich gerne von deinen Leiden, wenn du darauf bestehst. Also?
Amy konnte nicht mehr klar denken. Wie konnte das alles nur passieren?! Heute morgen war sie noch durch den Wind gewesen, weil sich Mirnuzar in den Himmel erhoben hatte. Das erschien ihr nun unendlich weit weg und so dermaßen belanglos... Und nun musste sie zwischen Leben und Tod endscheiden. Sie wollte das nicht mehr. Sie wollte alles jetzt hier beenden. Aber sie hatte Angst. Außerdem...
~Kirat:Ich will nicht, dass du stirbst.~
Sie flüsterte etwas.
Reyter:Wie war das?
Amy:Bitte... lasst mich leben...
Reyter sah verwundert aus, aber dann lächelte er.
Reyter:Endlich mal jemand der zur Vernunft kommt. [Geistleser]Sfasesh, sagen Sie meinen Truppen sie können zurückkehren und das Gebiet sichern. Außerdem habe ich eine Gefangene. Bringt sie in die Arrestzelle auf der Schattendrifter.
Sfasesh[Geistleser]:Sehr wohl.
Norgono[Geistleser]:Kriegsherr, die Vorbereitungen für die Extraktion sind abgeschlossen und die Kampfhandlungen in Viirtii sind vorbei.
Reyter[Geistleser]:Oh, Ihr wart schneller fertig als ich Admiralin? Beeindruckend.
Zaisa[Geistleser]:Ihr schmeichelt mir unnötig, mein Lord. Die Verteidungsstreitkräfte waren lachhaft schwach.
Norgono[Geistleser]:Können wir also anfangen die Länder abzuspalten, Kriegsherr?
Er nickte, obwohl Norgono es unmöglich sehen konnte.
Reyter[Geistleser]:Ich denke wir sind hier auch fertig. Tun Sie es.
Er blickte auf die Frau vor ihm, die noch immer regungslos auf dem Schutt lag und lautlos Tränen vergoss. Reyter hätte sie ohnehin nicht getötet, selbst wenn sie es gewünscht hätte. Die Information über die unbekannten Angreifer war zu wichtig.
Amy:Was wird jetzt aus mir?
Reyter:Du wirst an Bord meines Schiffes gebracht. Du wirst die Organisation für die du arbeitest und deine Freunde verraten. Wenn alles vorbei ist, kannst du ein neues Leben beginnen.
Amy:Wenn... alles vorbei ist...?
Rook und andere aus Reyters Mannschaft eilten zu ihm.
Reyter:Bringt sie weg.
Die Männer nickten, legten sie in Ketten und eskortierten sie fort.
Rook:Oh man, da haben sie ganze Arbeit geleistet, Kriegsherr... Jetzt müssen wir die Miene wieder ausgraben.
Reyter:Die Miene... Sie ist nicht der Grund warum wir hier sind.
Rook hob die Braue.
Rook:Nein? Wenn ich mich recht erinnere, haben wir Cozedas und Viirtii gewählt, weil sie die einzigen Orte sind, wo man dieses Erz abbauen kann.
Reyter:Das stimmt nur zum Teil. Unsere Feinde werden es auch glauben. Aber sie werden es noch sehen.
Rook rieb sich die Hände. Das alles machte ihm zusehens Spaß.
Rook:Kanns kaum erwarten.
Ein Donnerschlag ertönte in der Ferne und das Beben der Erde hörte schlagartig auf.
Reyter:Es scheint es wird Zeit für unsere Rückkehr.

Die Beobachter von Oredian staunten nicht schlecht. Von dem Superkontinent Neu-Mirnuzar brachen zwei kleine Stücke ab.
Mann:... Unterrichtet die Lords davon.

Die zwei Länder stürzten in den Ozean. Die Schiffe von Reyters Flotte aktivierten die Schilde erneut und reduzierten den Schaden beim Aufschlag auf ein Minimum. Die Teams die sich nicht auf einem Schiff befunden hatten, hatten sich in Sicherheit teleportieren können, als sie die Anti-Teleport-Zone verließen.
Die Operation endete mit vierzehn Toten auf Seiten Reyters, drei auf Seiten Silkanas, keine Vermissten. Die Bevölkerung von Viirtii und Cozedas wurde vollständig ausgelöscht. Überlebende: vier Angehörige der Sternenwache, eine davon als Gefangene.
Als die Truppen und der Kriegsherr wieder in der Basis ankamen, stimmten sie alle das Ho'Solar an. Der Krieg hatte begonnen.

Wahlu:Ke... Sauerei...
Trea verzog nicht eine Faser ihres Gesichts, damit sie keinen Verdacht erweckte. Wahlu hatte abgewartet bis Trea unbeobachtet war, bis er wieder das Wort ergriff.
Trea[leise]:Ich bin beeindruckt, Kleiner. Wie hast du das geschafft?
Wahlu:Hab meine Hülle verlassen. Glaubst du wegen sowas falle ich vor Angst in Ohnmacht?
Trea[leise]:Klang überzeugend. Wo bist du?
Sie spührte seine Bewegung und lächelte wissend. So wie es sich anfühlte, war Wahlu im Moment nicht größer als ein Fingernagel.
Trea[leise]:Passt auf dass du da nicht erdrückt wirst.
Wahlu:Kekeke... Interessant. Normalerweise reagieren Menschenfrauen empfindlich, wenn ich mich hier verstecke. Entweder kreischen sie hysterisch oder brüllen mich hasserfüllt an... Nun hör zu: Ich habe ein Problem.
Trea[leise]:Ist mir aufgefallen.
Wahlu:Nein, es geht um Azharus Anschuldigung. Ich bin kein inoffizieller Kopfgeldjäger. Ich weiß zwar, dass manche meiner Aufträge gewisse Schattenmänner hat, aber ich habe mich immer in der legalen Zone bewegt. Verdammt, ich habe mich immer an den verdammten Ehrenkodex erhalten! Also entweder hat mich jemand diskreditiert, oder Azharu will mich loswerden, weil ich ihren lächerlichen Glauben nicht teile...
Trea zuckte mit den Schultern.
Trea[leise]:Oder wegen mir. Ich gehöre eigentlich in eine Hochsicherheitszelle.
Wahlu:Ke... Oder das. Hab ich es mir doch gedacht...
Trea[leise]:Und was jetzt?
Der kleine Kopfgeldjäger überlegte einen langen Moment.
Wahlu:Wir spielen mit. Costello hat einen Auftrag? DER Costello? Klingt nach Geld, keke! Ich will mir zumindest anhören, was er will und kehre daher in meine Hülle zurück. Es wäre ohnehin unerträglich warten zu müssen, bis ich wieder von alleine so groß werde. Du kannst dich gerne austoben wie sie von dir verlangen, falls es dich nicht stört. Aber wir bleiben im Kontakt.
Trea zog verstimmt die Lippe kraus.
Trea[leise]:Doch nicht da.
Wahlu:Kä?
Trea[leise]:Wieso nicht... hinter dem Ohr?
Wahlu:Ke... Fein.
Der Kopfgeldjäger kletterte aus dem Kragen ihres Unterhemdes, sprang auf ihre Schulter und klatschte mit der Hand auf eine Stelle hinter ihr Ohr, wo ein kleiner Fleck Finsternis haften blieb. Ein unwissender Betrachter würde es nur für einen Leberfleck halten. Überrascht stellte Trea fest, dass Wahlu seine Erscheinung gewechselt hatte. Statt der Rüstung mit dem Kreuzhelm trug er nun einen für ihn weiten grauen Mantel und einen Spitzhut mit unnötig weiter Krempe. Und er hatte ein kleines Zepter auf dem Rücken geschnallt.
Wahlu:Da staunste, kä? Ich habe ein vielseitiges Repertoire.
Trea[leise]:Ich hätte dich fast nicht erkannt, Kleiner.
Wahlu:Ke... Sehr lustig. Ich melde mich dann, wenn ich weiß was Costello will.
Er wartete ab, bis niemand hinsah und sprang leicht füßig und flink zu dem Körper in der zerbeulten Rüstung hinüber. Er sprang in den Kreuzschlitz des Helmes und wenige Sekunden später zuckte der ganze Körper kurz zusammen, aber er sagte nichts, als er von Silvesters Männern abgeführt wurde.
Kudo überlegte wie er seine Antwort am besten formulieren konnte, ohne dass er gleich preisgab das er vernichtend geschlagen worden war und noch dazu seine mächtigste Ausrüstung bisher verloren hatte.
Kudo: Ich muss stärker werden, viel stärker als jetzt. Es gibt einen Gegner, der dringend einen Schlag ins Gesicht benötigt und um diesen Schlag ausführen zu können bin ich hier.
Riijadon: Du bist recht stark. Wie kommst du darauf, dass du unbedingt stärker werden musst? Wurdest du etwa kürzlich von irgendwem besiegt?
Kudo: Der Kampf war UNFAIR!
Riijadon: Also doch. Ich lag richtig.
Kudo: Das ist nicht alles. Hauptsächlich bin ich hinter einem Dämon her. Ich kam hierhin um mich über ihn zu informieren und es war seine Idee das ich unbedingt stärker werden muss, wenn ich ihn bekämpfen möchte. Allerdings habe ich offen gesagt nicht den blassesten Schimmer wie ich ihn aufspüren soll. Das werde ich mir später überlegen.


Ealar Loghain wurde unterbrochen, noch bevor er angefangen hatte. Die Beobachter informierten sie über das neueste Ereignis. Staunen lag in den Gesichtern der meisten Anwesenden geschrieben, er allerdings bewahrte seine Ruhe. Olaf hingegen schüttelte nur seinen Kopf. Loghain hob seine Hand und wartete bis der Raum sich beruhigt hatte.
Loghain: Nun… das was passiert ist, hat wenig damit zu tun, was ich euch nun mitteilen werde. Leider muss ich mitteilen, dass wir deutlich beunruhigender Nachrichten haben, meine Lords. Eine Gefahr die nicht von den Menschen ausgeht, eine Gefahr die über die Jahrhunderte überlebt hat und eine Gefahr die heute wiedererschienen ist. Eine Gefahr die uns ALLE betrifft.
Der Meistermörder schaute zu Olaf. Melfice hatte ihre Abmachung noch nicht eingehalten. Er, Ealar Loghain war es gewesen, der Melfice dazu aufgefordert hatte, Oredian anzugreifen. Er hatte sich bei dem Angriff erhofft, dass einige Lords dabei ihren Leben verlieren würden, doch das Ergebnis war nichts desto trotz zufriedenstellend. Sein Blick galt zu den Hexen, die es nicht glauben konnten, dass sein Meister tatsächlich gefallen war. Etwas Stolz überfüllte ihn den Moment, wenn er sich an dem Moment seines Verrats erinnerte.
Loghain: Ihr habt richtig gehört. Inizimil Gusvos ist leider gefallen.
Sein Meister hatte sehr gute Beziehungen zu den Zauberern und Hexen in Mirnuzar gepflegt. Er galt unter ihnen als ein sehr angesehener und weiser Mann. Nur hatte ihn seine Weisheit nicht vor dem Tod bewahren können.
Loghain: Die Gefahr von der ich spreche ist ein Jahrhundert alter Dämon. Genau derselbe Dämon, der vorhin seine Lakaien befehligt hatte uns anzugreifen.
Umbrio: Ein Dämon?
Loghain: Nicht nur irgendeins. In den alten Aufzeichnungen fällt oft genug der Name Melfice. Die Hexen und Zauberer von euch dürften sicherlich etwas von ihm gehört haben, denn es war jemand eurer Art, der ihn vor Jahrhunderten erfolgreich versiegelt hatte. Dieser Dämon ernährt sich von uns, den Menschen und wird dadurch stärker. Es wird nicht mehr lange dauern bis er das Niveau erreicht hat, in der er unaufhaltbar wird. Ist das erst einmal geschehen, werden nicht nur ihr, sondern JEDER einzelne von uns zum gejagten!
Er breitete seine Arme übertrieben aus und schaute nach oben.
Loghain: Eine Zerstörung wird dem nächsten Folgen bis jeder einzelne von uns fällt. Mein Meister fiel bereits, sowie Meister Rance, wie ich erst seit kurzem erfahren habe. Wir Meisterkampfkünstler gaben uns selbst die Aufgabe ihn bei seiner Rückkehr aufzuhalten.
Shakir: Dann solltet ihr es auch tun und nicht alle nacheinander krepieren!
Stein: Achte auf deine Worte Shakir. Die Meisterkampfkünstler sind unvergleichbar mächtige und weise Kämpfer die selbst eine ganze Stadt normaler Menschen problemlos auslöschen könnten, wenn nicht sogar Menschen mit den Gaben der Sterne.
Loghain: Danke, Lord Stein. Meister Olaf und ich sind hier, weil wir eure Unterstützung brauchen. Der Dämon ist nicht etwas, was ihr auf eurem aktuellen Level bekämpfen könntet. Wir brauchen freiwillige Soldaten und Kämpfer, die von uns ausgebildet werden um gegen ihn zu bestehen.
Wie ihr sicherlich alle wisst, ist Meister Olaf der Lord von Kails Wir werden die überragende Schmiedekunst Kails und mein Wissen benutzen und den Dämonen vernichten. Im Gegenzug werden wir euch nach der Vernichtung des Dämons gegen Angelo Costello unterstützen. Vorausgesetzt es kommt zu keiner Einigung zwischen euch und Costello.
Olaf: Was? Loghain. Ich meine Meister Loghain. Du kannst unmöglich sowas-
Bevor er zuende sprechen konnte unterbrach ihn Loghain. Er hatte nicht vor das Versprechen zu halten, doch er musste verhindern, dass Olaf ihn die Verhandlungen vermasselte.
Loghain: Wenn es der Preis ist, um den Dämonen für alle Zeiten zu vernichten, dann soll es so sein. Überleg nur, was geschehen würde, wenn wir hier versagen. Diese Lords verdienen für ihre Unterstützung belohnt zu werden.
Olaf: Moment, wir wissen nicht einmal OB sie uns unterstützen.
Ein Lächeln bildete sich auf den Lippen des Meisterkillers. Olaf war überzeugt worden.
Shakir: Vorher will ich wissen, WIE ihr diesen Dämon vernichten wollt? Habt ihr irgendetwas, worauf ihr euch verlassen könnt? Irgendeine spezielle Waffe gegen den Dämon, welches uns den Sieg verspricht?
Ealar Loghain bemerkte aus dem Augenwinkel, dass Olaf gerade die Frage verneinen wollte. Ehe er dazu kam, zog er seinen Stab unter dem Umhang hervor und hielt ihn präsentierend hoch.
Loghain: Meine geehrten Lords und alle anderen Anwesenden. Das legendäre Artefakt des Hexenmeisters, das damals den Dämon versiegelt hatte. Unser Sieg und sein Untergang.
Olaf: Seid wann…
Loghain: Meister Gusvos hat es mir vor seinem Tod anvertraut. Mit Hilfe eurer Unterstützung wird der Dämon fallen.
Shakir: Und was wenn wir nicht dem zustimmen?
Ealar Loghain lachte und schüttelte seinen Kopf.
Loghain: Wenn ihr unsere Hilfe gegen den Dämon ablehnt, werde ich gehen statt den Dämonen von euch abzulenken. Was Meister Olaf tun wird, weiss ich nicht. Allerdings solltet ihr wissen, dass der Dämon uns gerade verfolgt und uns schon bald aufgeholt haben wird. Wollt ihr euch wirklich mehr auf die Wände dieses Gebäudes verlassen, als an uns?
Es dauerte nicht lange bis sich eine Hand nach dem anderen erhob.

Dewan: Soso. Der Dämon wird also von zwei verschiedenen Wesen bewohnt. Die Information ist mir vollständig neu.
Cyro: So scheint es. Offenbar ein König aus dem alten Mirnuzar. Während der andere Kämpft, erholt sich der andere offenbar. Allerdings konnte ich bisher keine Kämpfe dieser zweiten Person aufzeichnen.
Dewan: Ein Unbekannter Faktor… Ich muss die anderen Meisterkampfkünstler davor warnen. Ich bedanke mich für den Informationsaustausch.
Der Junge verbeugte sich und drehte sich um.
Cyro: Du kommst hier nicht so einfach heraus. Du musst uns noch eine Frage beantworten. Dieser Ort ist mit verschiedenen Arten von Psynergie abge-
Die ganze Psynergie im gesamten Umfeld löste sich auf und zerstreute in der ganzen Umgebung in Flammen ähnliche Psynergie. Cyro hatte so etwas noch nie zuvor gesehen. Nun verstand er, wie der Junge eingetreten war. Der Junge besaß über ungewöhnliche alchemistischen Fähigkeiten womit er jegliche Art Psynergie in seinem Umkreis in Feuerpsynergie umgewandelt hatte. Die Wirkung der ursprünglichen Psynergie war damit verflogen. Der Junge drehte sich zu ihm.
Dewan: Euer Massaker da draußen ist Verabscheuungswürdig. Ich hatte mir bei meiner Ankunft hierher erhofft, etwas über meine Heimatswelt Galatan in Erfahrung zu bringen, doch nach allem was ich sehe ist mir die Lust dazu verflogen.
Mit einem hochstufigen Teleport verschwand der junge Meisterkampfkünstler.
Ein zorniges Schnauben ließ die Herrscher mitten in der Bewegung innehalten. Wie nicht selten an diesem Tag blickten sie alle zu Shakir. In Friedenszeiten hatte er sich meist zurückgehalten, sodass er auf der letzten Notfallkonferenz kaum ein Wort gesagt hatte, aber in Zeiten des Kampfes, so war allgemein bekannt, war er stets eine treibende Kraft.
Sein Gesicht zu einer Maske des Zornes verzogen lag sein Blick auf Loghain, dem es schwer fiel nicht einen Schritt zurück zu weichen, als er in die Augen des alten Mannes sah.
"Habe ich das richtig verstanden?" Shakir näherte sich langsam Loghain, wobei er seinen Platz verlies. "IHR, ein lächerlicher kleiner Abkömmling einer altertümlichen und heute bedeutungslosen Gruppe, versucht gerade Mirnurzars Lords in den Kampf gegen ein Wesen zu zwingen, das nicht einmal sicher existiert, uns somit von der akkuten Gefahr durch einen Despoten, der sich anmaßt über unsere Welt besser entscheiden zu können als wir, abzulenken und habt dabei die Frechheit uns erpressen zu wollen? NEHMT EUCH NICHT ZU WICHTIG, BURSCHE! ICH LEGE WEDER WERT AUF EURE ANWESENHEIT NOCH AUF EURE HILFE UND JEDER IN DIESEM RAUM, DER AUCH NUR HALBWEGS BEI VERSTAND IST SOLLTE MIR ZU STIMMEN!"
Loghain hatte Shakir an diversen Stellen unterbrechen wollen, aber dies war ihm nicht gelungen, da der Lord ihn bei weitem übetönte.
"Bitte du übertreibst maßlos.", sprach Olaf Edwin.
"OLAF, du stehst hier als Oberhaupt Kails, nicht als Meisterkämpfer oder was weiß ich. Egal wie vernünftigt sein Vorschlag sein mag - was er meiner Meinung nach nicht ist - , er hat soeben versucht einahe sämtliche Herrscher Mirnurzars zu kontrollieren, in dem er ihre Sicherheit als Druckmittel einsetzt. EGAL WIE SCHLIMM DIESE ZEITEN SIND, EGAL WIE WICHTIG SEIN ANLIEGEN SEIN MAG NACH DIESER FRECHHEIT MIT IHM ZU KOOPERIEREN, WÜRDE BEDEUTEN DIESE BELEIDIGUN ZU AKZEPTIEREN UND UNS SELBST ALS UNFÄHIGE TROTTEL DARZUSTELLEN!" Shakir hob die Arme und fuhr ruhiger fort. "Wir sind Mirnurzars Herrscher, Mirnurzars WAHRE Beschützer, wir dürfen unsere Reiche; unsere Welt nicht enttäuschen indem wir solche Schuld wie dieser Drohung nachzugeben nicht auf uns laden." Der alte Mann ließ die Arme sinken und wandte sich Olaf zu. "Wenn die Geschehnisse um Angelo Costello aufgeklärt sind und wir wieder über unsere Länder herrschen, um ihnen Sicherheit und Stabilität zurückzugeben, tretet als Meisterkampfkünstler vor uns und bittet uns, um die Hilfe gegen diese neue Gefahr, wenn ihr es denn für nötig erachtet und sowohl ich, als auch - so bin ich sicher - die übrigen Herrscher Mirnurzars werden euch nach besten Kräften unterstützen." Shakir verneigte sich leicht.
"Ihr unterschätzt die Gefahr von Mel-"
Shakir fuhr zu Loghain herum abermals rasend vor Zorn. "SCHWEIGT STILL! ENTSCHULDIGT EUCH UNTERTÄNIGST FÜR EURE UNVERSCHÄMTHEIT UND BITTET UNS DIE SCHANDE DIE IHR ÜBER EUCH UND EUREN ORDEN GEBRACHT SO WEIT ES GEHT ZU TILGEN IN DEM IHR UNS NACH BESTEN KRÄFTEN UNTERSTÜTZT ODER VERSCHWINDET VON HIER MIT DEM WISSEN, DASS DAS LETZTE BISSCHEN RESPEKT, DAS ICH VOR EUREM ORDEN VERSPÜRE, DER EINZIGE GRUND IST WARUM ICH EUCH NICHT AUGENBLICKLICH GETÖTET HABE!"

Hirans Palast war ein gigantisches Bauwerk aus perlweißem Stein mit einem gewölbten Dach aus, denen fünf Türme wie Speere ragten. An den Ecken und ein höherer in der Mitte, von dem scheinwerferartiger Lichtstrahl in die Ferne führte. Der Palast war ringsherum von einem zusätzlichen Schutzwall umgeben, der eine Entfernung von hundert Metern vom eigentlichen Gebäude hatte. Der Bereich war einst für einen prachtvollen Garten mit Pflanzen aus allen Regionen Silkanas genutzt worden, doch seine Aufrechterhaltung war zu mühsam gewesen, um ihn in Kriegszeiten aufrecht zu erhalten, sodass es sich jetzt um eine einfache Grünfläche handelte durch die gepflasterte Wege bis zum Palast führten, die jeweils von hohen Hecken umgeben waren. Sowohl auf der Außenmauer, als auch den äußeren Türmen des Palastes standen Adepten, denen der Umgang mit der Psynergie Enthüller gelehrt worden war, die bereits seit Jahren von Hirans Militär eingesetzt wurde. Desweiteren wurden die Eingänge in den Innenhof und den Palast führten streng bewacht und jeder registriert, der eintrat, was nur nach Ausweisung eines hohen Ranges oder Nachweises eines Termins möglich war. Jeder der passierte wurde von mindestens einem Wächter begleitet solange er sich in dem Palastbereich aufhielt. Desweiteren wurde der gesamte Außenhof vom Boden bis hoch in den Himmel permanent mit Geistleserpsynergie gescannt, die jedes Lebenszeichen auf der Stelle ortete. Das gesamte Gelände, ob innerhalb oder außerhalb des Palastes wurde streng von Wächtern patroulliert, die wie auch jedes andere Personal des Palastes Teil eines Geistleser Netzwerkes war, so dass jedes Abweichen von der vorgegebenen Route oder des Dienstplanes ebenso bemerkt wurde wie ein Angriff auf den Wächter. Einmal von diesen offizielen Sicherheitsmaßnahmen abgesehen gab es auch noch eine Division des Geheimdienstes im Inneren des Palastes.
Anders ausgedrückt besaß Hiran ein höchst aufwendiges und paranoides Verteidigunssnetzwerk, das ein unbemerktes eindringen praktisch unmöglich machte und die Bewegungsfreiheit im Inneren des Palastes ebenfalls stark einschränkte.
Die erste Phase des Planes jedoch Umgang sämtliche Veteidigunsmethoden. Sie erforderte die vollen Fähigkeiten von Kazans Anhänger und ein exaktes Maß der Entfernung.
Die Zweite nutzte eine weitere unbekannte Fertigkeit.
Die Dritte schützte sie vor dem Geistleser Netzwerk.
Die Vierte war praktisch ein Kinderspiel.
Die fünften Phasen unterschieden sich bei beiden Parteien innerhalb dieser Mission und konnten dementsprechend schwierig werden.
Die Sechste war einfach nur eine Flucht, die offentlich nichts dramatisches hatte und unbemerkt blieb bis man die Stadt verlassen hatte.
Und mit all diesem und all dem was bei dieser hirnrissigen Aktion schief gehen konnte im Kopf sah Kazan den Äußeren Wall aus der Distanz an, bevor er zu seinen vier Kameraden blickte blickte, die im Gegensatz zu ihm Rüstungen trugen.
"Will irgendjemand diesen Schwachsinn abbrechen?", fragte er ein letztes mal hoffend.
"Nein."
"Es ist bei weitem zu verlockend."
"Gibs auf!"
"Nein."
Seufzend berührte er seinen Anhänger.

"Wie langweilig." Redd lag rücklings auf dem Boden. Seine Rüstung trug er nicht, sondern nur seinen Mantel mit dem Wappen über einfacherer Kleidung. Sein Speer lag neben ihm zusammen mit einer Flasche.
"Das einzig interessante Ziel war der Kriegsherr, aber wir standen auf der selben Seite.", erklang Lúzes Stimme, die an einer Wand in seiner Nähe lehnte.
"Denkst du?" Seine Stimme klang wenig überzeugt. "Ich glaube kaum, aber da war etwas anderes. Unvorstellbar mächtig und unvorstellbar traurig,"
"Wovon redest du?"
"Eine merkwürdige Hitze lag über dem heutigen Schlachtfeld... und ich HASSE Hitze."
"Hitze ist nicht zu vermeiden, wenn man ein Ziel mit Schiffen bombardiert."
"Das meinte ich nicht... Und was singen sie immer noch dieses bescheuerte Lied?"
Lúze blickte den "Nordspeer" merkwürdig an. "Du findest es 'bescheuert'? Ich habe mich selbst dabei ertappt mitzusingen. Und selbst Naamos-"
"Es ist nur ein Lied das die Illusion lachhafter Einigkeit hervorruft, die es niemals unter den Menschen oder irgendeiner anderen Art von Lebwesen geben wird." Er schielte zu seiner Kollegin. "Wir stehen auf der selben Seite und trotzdem hast du mir misstraut und ich musste dich bekämpfen."
"Lass das besser nicht die Truppen des Kriegsherrns hören. Einigkeit unter Adepten ist die Ideologie des Kriegsherren."
"Denkst du sie lassen mich beim Verhör der Gefangenen helfen?"
"Was?"
"Die Gefangenen - Verhören - ICH."
"Wohl kaum. Siera und Naamos würden das sicher nicht zu lassen."
"Es ist nicht ihre Entscheidung.", flüsterte Redd, "Ich frage Reyter nachher persönlich."
Tss. Lúze wandte sich um und ging in Richtung des "bescheuerten" Liedes.

Varai hockte unter einem Tisch in der Hütte, in der das Mädchen, Tarii, gefangengehalten wurde. Es gab nur einen Ausgang, nämlich die Tür, durch die er hereingekommen war. Er konnte Tarii bisher nicht sehen, aber das hing wohl damit zusammen, das er bereits beim eindringen in den Raum den Rücken eines gepanzerten Soldaten gesichtet und sich hinter die bestmögliche Deckung geworfen hatte, dan Tisch. Im Augenblick dachte er darüber nach ob er den Soldaten angreifen sollte oder wartete bis Vantardo hereinkam und das erledigte. Problematisch war das nur, wenn erstens Vantardo den Kampf verlor, oder zweitens irgendetwas sagen würde, das auch nur annähernd so klang, als wenn ihm das Leben des Mädchens etwas bedeutete, was den Soldaten, nämlich veranlassen könnte sie als Geisel zu nehmen. Wenn dieser Soldat wirklich nur ein Fußsoldat war, so war Varai sich sicher, dass er ihn aus dem Hinterhalt erledigen könnte, aber wenn es ein starker Kämpfer war, wäre er selbst tot und der Soldat würde sicher mal draußen nachschauen und Winterzahn gegen Vantardo zu Hilfe kommen.
Wäre allerdings nett mal wieder wertgeschätzt zu werden, dachte die Eisbestie missmutig und entschied sich es zu wagen. Er sprang unter dem Tisch hervor und schlog schnell ein paar mal mit den Flügel um an Höhe zu gewinnen. Der Soldat hörte das Geräusch und wollte sich umdrehen. Varai schoss einen federförmigen Eispfeil geradewegs auf den schwach gepanzerten als des Wächters ab.
Loghain [denkt]: Was für eine Aufstand.
Dieser alte Sack war eine Bedrohung, allerdings war er noch weit davon entfernt sein Vorhaben zu vereiteln. Er selbst spielte nicht mit fairen Mitteln, weswegen er einige Vorsichtsmaßnahmen vor seiner Rede, getroffen hatte. Diese würde er selbst jetzt nicht benutzen. Eins musste er sich allerdings gestehen: Er hatte Shakir unterschätzt.
Loghain: Erpressung? Euer voreiliger Einspruch und eure Subjektive Interpretation geben nicht meine wahren Absichten wieder.
Shakir: DU WAG-
Noch ehe er seinen Satz vervollständigen konnte, sprach Loghain etwas in einer fremden Sprache und Shakir verstummte keinen Augenblick später. Die Lords hatten ihre Aufmerksamkeit auf Shakir gerichtet. Sie staunten nicht schlecht, als Shakirs Mund vollständig aus seinem Gesicht verschwunden war.
Loghain: Ich habe dich aussprechen lassen und jetzt rede ich.
Die Adern auf Shakirs Stirn drohten zu platzen. Loghain befürchtete das schlimmste, allerdings würden die wenigsten im Raum zulassen, dass er ihn Angriff.
Loghain: Behaltet eure Hände für euch. Der einzige Grund, warum ich euch nicht zu einem Frosch verwandelt habe ist, mein Respekt gegenüber der Rest der Versammlung.
Der Meistermörder schwieg und im selben Moment erschien der verschwundene Mund wieder.
Shakir: DUKLEINER –
Ealar Loghain ergriff erneuert das Wort und der Mund verschwand. Offensichtlich reagierte der Mund auf Loghains Stimme und unterbrach Shakir jedes Mal, wenn er selbst sprach. Der Meistermörder schaute zu der Rest der Versammlung.
Loghain: Es ist euch jedem selbst überlassen, für was ihr euch entscheidet. Um die Dinge noch einmal klar zu stellen: Ich bin nicht hierhergekommen und meine Hilfe anzubieten, sondern um eure Hilfe zu empfangen. Wollt ihr wirklich aufgrund meiner „Frechheit“, eure Länder, Männer, Frauen und Kinder einer Gefahr aussetzen, die unser Ende bedeuten könnte? Bedenkt außerdem, dass über eine zerstörte Welt niemand mehr regieren kann. Weyard und Galatan ist das beste Beispiel dafür.
Er schüttelte seinen Kopf.
Loghain: Ich habe keine Drohung ausgesprochen, sondern euch nur über mein Vorhaben in Kenntnis gesetzt. Allein die Ablenkung des Dämons könnte mein Ende bedeuten. Die Wahrscheinlichkeit ist sogar ziemlich hoch. Als ein Meister der Kampfkunst habe ich die Pflicht, die Dinge objektiv zu sehen. Mein Handeln hat Einfluss auf die Leben der gesamten Menschheit. Ich darf keine verantwortungslose Tat begehen. Ohne eine feste Zusage wäre mein Tod, genauso wie die jedes anderen Meisters, ein weiterer Schritt Richtung Untergang Mirnuzars. Im Fall einer Zusage, wäre mein Leben es allerdings sowohl Wert riskiert zu werden, da wenigstens Meister Olaf auf eure Unterstützung zählen könnte.
Er breitete Aufrichtig seine Arme aus.
Loghain: Solltet ihr etwas anderes interpretiert haben, dann entschuldige ich mich für diese „unangemessenen Dinge“ bei euch allen– allen bis auf Shakir.
Für einen Moment dachte er, er würde bei seinem zornigen Gesichtsausdruck jederzeit attackiert werden, doch die Möglichkeit dazu würde er nicht haben. Plötzlich stoppte die Bewegung der Insel.
Stein: Sind wir schon da?
Umbrio schüttelte seinen Kopf. Sie waren längst noch nicht da. Irgendetwas hatte die Bewegung der Insel gestoppt. Ein Blick auf Olaf verriet ihm, dass sich Ärger ansammelte.
Olaf: Die Dämonen sind erneuert erschienen und sie drücken mit aller Kraft gegen die Bewegungsrichtung der Insel. Allerdings habe ich eine bedeutend beunruhigendere Nachrichten.
Loghain: Offenbar scheint es, als hätte ich die Rede völlig umsonst gehalten. Der Dämon ist soeben erschienen.
Etwas donnerte heftig gegen das Dach des Gebäudes und der ganze Raum bebte so heftig wie bisher nie zuvor.


Melfice war auf dem Dach gelandet. Das Gebäude schien äusserst stabil zu sein, wenn selbst seine beschworenen Dämonen keinen Weg gefunden hatten, einzudringen. Er musste zwangsweise selbst übernehmen. All seine Beschwörungen waren dabei die Bewegung der Insel zu stoppen. Er hatte momentan keine Beschwörung mehr offen. Er war hier um seine Abmachung zu erfüllen. Den dunklen Turm beschwören zu lassen war genauso wie ihn zu entfachen. Xallank Yall stellte nach Erhalt seines neuen Artefaktes absolut keine Gefahr mehr dar. Er hatte so gut wie alle erforderlichen Gegenstände um den Turm zu aktivieren - sobald er beschworen wurde.
Er hob seine Hand und rammte seine Klauen mehrfach in das Dach. Nachdem er einige Sekunden erfolglos versucht hatte das Dach zu durchbrechen, beschloss er die Angriffsart umzuändern.
Er schoss eine dunkle Spirale ab, die sich wie ein Bohrer in das Dach einbohrte und keine Anzeichen machte zu verschwinden. Ein Grinsen bildete sich auf den Lippen des Dämons. Wenige Sekunden später befand sich ein riesiges Loch an der Wand. Noch bevor er ihn vollständig betreten konnte erfassten ihn mehrere Attacken und zerfetzte ihn.

Olaf erkannte den Ernst der Lage und hatte alle Anwesenden dazu aufgefordert Ruhe zu bewahren.
Olaf: Das Übel kommt schneller als erwartet. Melfice wird gleich den Raum betreten. Ich erwarte nicht von euch, dass ihr kämpft. Wir werden übernehmen.
Erklang es von ihm und er schaute zu Loghain, der nickte. Eine dunkle Spirale bohrte sich durch die Decke und würde in wenigen Sekunden ein Loch zurücklassen. Der ältere Meisterkampfkünstler beschwor vier Speere. Zeitgleich als Melfice den Raum betrat, lösten sich die vier Speere auf und beschworen 4 Strahlen mit unterschiedlichen Elementen, der den Dämon eindrucksvolle zerfetzte und fortschickte.
Shakir: Das soll die Gefahr gewesen sein, von der ihr berichtet?
Olaf: Nein. Das wird ihm nicht mal einen Kratzer zurücklassen. Der Kampf hat erst begonnen.
Die Wächter der Herrscher eilten mit ihren Schutzbefohlenen in Richtung Tor, wie Seril es ihnen vor Kurzem geraten hatte.
Shakir jedoch rührte sich nicht. Nicht weil er Loghain und Olaf nicht weiteren Zuspruch verweigern wollten.
Nachdem Loghain seinen verdammten Trick auf ihn gewirkt hatte und somit die Autorität eines Herrschers Mirnurzars untergrub und Shakir bereits zuvor den Stolz der Herrscher angesprochen hatte, war es unwahrscheinlich, dass noch ein Einziger helfen wollte. Sicherlich dachten viele Herrscher erst an ihr Volk und Loghain hatte dieses Gefühl kurz vor Melfices Eintreffen angesprochen, aber nach Loghains Handeln hier zu zu stimmen war dasselbe, als den Meistern der Kampfkunst zu gestatten zu jedem Zeitpunkt sich den Herrschern zu überstellen, was Mirnurzar einer grauenvollen Gefahr preisgab. Davon einmal abgesehen besaß wohl auch der gütigste Herrscher zu viel Stolz als nach Loghains Unverschämtheit ohne eine Wiedergutmachung ihm zuzustimmen.
Shakir blieb wo er war, weil ER zur stolz war um sich hinter zwei Männrn zu verstecken. Eine Armee wurde natürlich auch er von den Seiten des Kampffeldes kommandieren, bei einem Angriff auf sein Reich würde er in seiner Residenz zurückbleiben, aber wenn ein Feind so Nahe kam wie Melfice, würde er ihn eigenhändig ins Jenseits schicken, also wies er seine eigens mitgebrachten Soldaten zurück als sie ihn zu den übrigen Herrschern ziehen wollten, die von ihren Männern gegen das Eingangstor gedrängt wurden, da die Dämonen dieses nicht durchbrechen konnten ohne das sie es zuerst bemerkten, während sie die von Seril erdachte Formation annahmen und nur noch eine Reihe bilden mussten, um gegen die einzige ungeschützte Richtung zu sichern. Kails Krieger bildeten den Schildwall, da ihre Schilde den besten Schutz versprachen, wenn einer der Angriffe zufällig in ihre Richtung flog.
"IHR HUNDE, GEHT ZU DEN ÜBRIGEN UND SCHÜTZT SIE ODER KÄMPFT AN MEINER SEITE!", brüllte er seine eigenen Wächter an und stieß sie zur Seite, während er seinen Säbel blank zog.
"Ihr könntet sterben, wenn ihr euch nicht zurück zieht.", sprach Loghain angespannt.
"SCHWEIG, WURM, DU BIST ES NICHT EINMAL WERT D-" Er verstummte als er den vollständig regenerierten Melfice über sich erkannte.
"Tulius." Olaf schielte für eine Sekunde zu ihm. "Das hier wird heftig."
Er schnaubte. "Olaf, man nannte mich einmal den Haifisch Mirnurzars, weil ich von einer Schlacht so angezogen wurde wie ein Hai vom Blut. Mein Ruf ist der des besten Schwertkämpfers Mirnurzars." Er bleckte mit einem weiteren Schnauben die Zähne. "Du denkst du und der Bastard eines Redners wären so viel stärker als ich? DANN SIEH GUT HIN!"
In wilden Kreisbewegungen fuhr Shakirs Säbel über den Boden des Raumes und trennte messerscharf geschliffene Geschosse aus diesem, die wie ein Pfeilregen auf Melfice zuschossen, der Aufschrie als sich die Geschosse in und durch sein Fleisch bohrten. Wie gut, dass dieser Steinboden über den ursprünglichen gebaut wurde, denn der wäre so stabil wie der Rest des Gebäudes und unmöglich zu schneiden, dachte Shakir.
"Mit einem nicht psynergetischen Angriff hat er nicht gerechnet." Olaf beschwor vier weitere Speere, die sich um Melfice formierten und in energetischen Strahlen entluden, doch der Dämon ließ sich ein Stück fallen, um dem Angriff zu entgehen, wobei er die Steingeschosse, die sich weiterhin in ihn bohrten ignorierte. Er spie einen finsteren Strahl, der auf keinen von ihnen zielte, sondern viel mehr einen Punkt zwischen ihnen drei.
Shakir stürmte rückwärts seinen Säbel immer noch schwingend und so weiterhin Geschosse auf den Dämon abfeuerte, der jedoch einen Schild aus dunkler Energie errichtete, an denen diese wirkungslos abprallten und agil Olafs und Loghains Angriffen auswich. Zu seiner Freude hielt Melfice direkt auf ihn zu.
Vermutlich wusste er das Shakir, als einziger der drei keine Psynergie verwendete und sah ihn als einfachstes Ziel.
Er stoppte seinen Angriff vom Boden und begann mit rasanter Geschwindigkeit seinen Säbel in der Form einer auf der Seite liegenden Acht vor sich zu schwingen. Langsam schien das Symbol feste Form anzunehmen. Es lag an der enormen Geschwindigkeit seiner Klinge, dass man das Zeichen sehen zu schien und daran das-
Melfice kam im Sturzflug auf ihn zu seine Klauen hinter seinem Schild erhoben, der ihn jetzt vor den Angriffen der beiden Meisterkampfkünstlern schützte. Shakir machte sich keine Illusionen, dass ein direkter Treffer ihn nicht in einem Stück lassen würde, dennoch rührte er sich nicht von der Stelle und bewegte seine Klinge weiter in Achtform. Er beugte ein Knie nach vorne. Und blickte in die Augen des hernnahenden Dämons. Der dunkle Schild lichtete sich, um Melfice einen Angriff mit den Klauen zu ermöglichen.
Shakir schrie stieß sich mit dem gebeugten Bein vom Boden ab wirbelte auf dem anderen Bein, um die eigene Achse und schwang seine Klinge. Als sie vor ihm entlang schnitt hatte Melfice ihn noch nicht erreicht, doch dennoch wurde der Dämon getroffen. Eine Keule aus Luft erfasste Melfice und schmetterte den Dämon gegen die intakte Decke des Raumes.

Wie ein unsichtbarer Schleier war Luft hinter Shakirs Klinge hergezogen worden als er sie durch die Luft bewegt hatte stetig mehr Luft sammelnd hatte sich am Ende genug für eine gigantische Waffe gebildet, die sich wie eine Peitsche bewegte und nur für kurze Zeit bestehen blieb. Shakir nannte diese Technik 'Luftpeitsche Gigantes', da er eine kleine Luftpeitsche bei jeder Schwertbewegung erzeugen konnte, wenn gleich die auch nur die Wirkung einer Standardpeitsche hatte.
Shakirs Luftpeitsche Gigantes bestand jedoch noch immer, nachdem er Melfice gegen die Decke geworfen hatte, sodass er mit den aggressiven Kreisbewegungen fortfuhr, mit denen er den Boden zersägt hatte, und traf Melfice mit der immer mehr an Masse verlierenden Peitsche, die den Dämon wie ein verwundetes Insekt durch die Luft trudeln ließ bis sie zu kurz war, um ihn zu erreichen.
Seril sah zu dem Merkur-Adepten in der Gruppe der Wächter. "Jetzt!"
Eine Erschütterung ging durch den Raum und ließ alle Anwesenden ins Wanken geraten, während viele auch den Halt verloren und stürzten, aber die verherrensten Auswirkungen hatte es auf Melfice gehabt, der buchstäblich in den Boden gepresst wurde. Das Prinzip war simpel Melfice hatte sich nicht bewegt, aber dafür der Boden. Alle von Melfices Dienern, die die Insel in Position hielten, waren auf einmal verschwunden - Dank eines großflächigen Regenschauerangriffes -, so dass die Insel sich augenblicklich wieder mit maximaler Geschwindigkeit bewegte und gegen Melfice, der in der Luft seine Position hielt geflogen war. Ursprünglich waren die Auswirkungen durch den Luftwiderstand von dem Gebäude zurückgehalten worden, doch das Loch in der Decke änderte diese Bedingung. Jeder auf der Insel spürte nun soetwas wie starken Wind von oben, was natürlich alle Anwesenden verlangsamte. Nichtsdestotrotz sprintete Shakir auf Melfice zu, wobei er ignorierte, dass Loghain und Edwin Melfice jetzt nicht mit einem zerstörererischen Angriff angreifen konnten. Seril wunderte sich heute wirklich über den alten Mann.

Shakir erreichte Melfice, der ihm entgegen stürmte und hieb mit der Faust der freien Hand zu. Sein Schlag brach geradewegs durch Melfices Zähne.
Knurrend presste er seinen Arm tiefer in Melfice Rachen, wobei er den Schmerz in Kauf nahm, den der Dämon ihm zufügte, indem er die Überreste seiner Zähne in seinen Arm presste. Ebenso die Wunden die sie verursachten, als sich die Zähne regenerierten.
Weiter und weiter drückte er seinen Arm in den Hals das Dämons, während er die Klauen der Kreatur mit seinem Säbel niederdrückte.
Als er fast bis zur Schulter im Dämon steckte öffnete er seine Faust und zog seinen Arm mit aller Kraft heraus und sprang zurück. Heißes Blut rann über seinen aufgeschlitzten Arm und färbte seinen zerfetzten Ärmel.
Ein Gurgeln drang aus Melfices Mund, bevor er sich mit einem markerschütternden Schrei aufbäumte und dunkle Strahlen quer durch den Raum feuerte, die jedoch nichts tragen, da er nicht zielte. Laut Jaulend stürzte Melfice nach vorne und rollte sich brüllen auf den Rücken.
Shakir schnaubte grimmig. Dann lachte er.
Olaf und vor allem Loghain starrten ungläubig auf den sich windenden Dämon.
"Dämon erlegt, Dummkopf verstummt. Wäre es nur immer so einfach."
Melfice sprang auf die Beine und griffen mit seinen Klauen nach seinem Bauch.
"NICHTS DA!" Arme und Beine des Dämons wurden abgetrennt und wirbelten nutzlos durch den Raum, aber nur für einen Moment, da wegen Oredians aufstieg noch immer gewaltige Luftmassen auf den Raum eindrückten.
Melfice brüllte weiter, aber regenerierte sich deutlich langsamer.
Er zog einen Heiltrank auß seinem Mantel und leerte das Gefäß mit einem Zug. Seine Wunden fing an sich mit sichtbarer Geschwindigkeit zu schließen.
"Priesterringe, sind wirklich praktisch.", meinte Shakir, "Wenn gleich ich wohl der erste bin, der ihn einem Dämon ins Maul gepresst hat."
Er sah zu Loghain. "Zeit für euren Stab und euren Abgang, DIREKT danach."
Loghain zögerte. Aus Unglauben... oder?
Shakir warf sich flach auf den Boden. Ein dunkler Strahl schoss über ihn hinweg. Er stieß sich mit seinem freien jetzt völlig verheilten Arm vom Boden ab und landete wieder auf den Beinen. An Melfice Stelle war nun ein Mann der sich auf die Knie hochgestemmt hatte.
"Wo bin ich?", fragte der Mann, bevor er Loghain und Olaf fixierte, "Olaf Edwin. Ich dachte mir schon das es ein weiterer Kampf war."
Der Mann richtete sich vollständig auf. Eine Klinge erschien in seiner Hand.
Shakir schnaubte. "Du bist kein Dämon... aber sicherlich auch kein Mensch... WER BIST DU?"
Jemand hielt einen goldenen Stab von der Länge eines Spazierstocks zwischen sie.
"Bitte, bitte, lasst uns doch ruhig bleiben.", sprach Seril beschwichtigend, von dem Keiner wusste wie er die Distanz überquert hatte, "Schließlich sind wir doch alle zivilisierte Menschen. Nehmt das nicht persönlich mein Herr, aber mit eurer dämonischen Seite konnten wir uns unmöglich unterhalten."
"Seril!", knurrte Shakir.
"Lasst euch nicht täuschen, es ist immer noch Melfice!", rief Loghain beinahe panisch.
"SCHNAUZE!", brüllte Shakir den jungen Mann an.
Der Mann, der an Melfice Stelle getreten war, sah verwundert von Loghain und Shakir zu Olaf und dann zu Seril.
"Ihr scheint ein großes Ziel zu verfolgen.", sagte Seril freundlich, "Ich habe eine ungefähre Vorstellung. Und ich kann euch dabei behilflich sein."
Der Zauberer zog seinen Stab zurück und zeigte durch das Loch in der Decke.
"Ich wage zu sagen, dass ich nützlicher bin als JEDER der Anwesenden und weit nützlicher, als der Tod eines JEDEN Anwesenden. Ich bin Zauberer, taktisch begabt, diverser Sprachen mächtig und äußerst gebildet, also warum belassen wir diese Herren nicht ihren eigenen Angelegenheiten und wir sprechen über den Preis meiner Dienste. Keine Sorge, es ist nichts wirklich komplexes, prinzipiel ist es eine übliche Bezahlung, wie sie auch zu eurer Zeit üblich war, eure Hoheit."
"Meister Olaf wir können ihn nicht einfach gehen lassen!", brüllte Loghain.
Der zweite Meisterkampfkünstler runzelte die Stirn. "Was habt ihr mit Melfice zu tun, Fremder?"

Eine durchsichtige Blase inmitten von Finsterniss mit fünf Menschen in ihrem inneren stieg langsam auf. Zu Beginn war sie groß wie ein Haus gewesen jetzt hatte sie die Größe eines Ochsenkarrens.
Kazan sog die staubige Luft im inneren der Vorratskammer ein. Unzählige Gerüche überfluteten seine Sinne, aber es ging ihm einzig und allein, um die Atemluft.
~Phase 1: Wir benutzen die Fähigkeit von Kazans Artefakt, um uns durch den Boden, den sie nicht mit Geistleser scannen, in den Palast zu bewegen. Problematisch ist, dass die Blasen, in denen man sich bewegt nur eine begrenzte Menge Atemluft mitnehmen. Wir müssen also schnell sein, aber dürfen uns nicht bei der Entfernung verschätzen, wenn wir nicht mitten in der Wachstation rauskommen wollen.~
"Kazan, Ferad, ihr wisst was ihr zu tun habt." Kitaniel griff einen Apfel aus einem der Regale und biss hinein. "Wir machen es uns solange gemütlich."
Kazan stöhnte genervt. "Kann nicht, die Platte gehen. Er kann die Psynergie auch."
"Die Platte, kann aber nicht durch Wände gehen und das könnte auch ganz praktisch sein."
Zaarel räusperte sich vernehmlich.
Kitaniel schüttelte den Kopf. "Selbst Schuld deinen Namen nicht zu verraten."
Kazan wirkte Psynergie. Es schien sich nichts geändert zu haben, doch in Wahrheit waren er und Ferad nun unsichtbar, wenn gleich er als Nutzer der Psynergie und Ferad als ebenfalls erfasster noch immer einander sehen konnten.
Der König der alten Epoche lächelte kalt, nachdem er sich eine Meinung über die Situation gebildet hatte.
Melfice: Das müsst ihr selbst herausfinden, Olaf Edwin. Ich werde euch das Geheimnis nicht vorsagen.
Es waren zwei Meisterkampfkünstler im Raum. Einer davon dürfte nicht leben und der andere nicht sterben. Er schaute zu Seril.
Melfice: Euer Angebot muss ich im Moment ablehnen Zauberer. Ihr verfügt nicht über die geeigneten Mittel um mir auch nur helfen zu können.
Seril: Nicht die geeigneten Mittel?
Olaf: Dann verrate uns eins, Unbekannter. Was genau hast du nun vor?
Melfice: Ist das nicht offensichtlich? Ich will euch auslöschen.
Der König der alten Epoche verschwand von der einen Sekunde auf die andere. Einen Augenblick später wurde Shakir entwaffnet und von der Klinge des Unbekannten durchspießt. Alle Anwesenden schauten geschockt zu der Szene. Shakir schien immer noch am Leben zu sein. Der König blickte ihm Anerkennend in die Augen.
Melfice: Du bist ein Taktisches Genie und noch dazu beeindruckend gut in der Schwertkunst. Verzeih mir, ich konnte nicht zurückbleiben als ich diese beiden Eigenschaften sah, die mich zu meiner Zeit auszeichneten.
Er wollte gerade seine Klinge herausziehen, was aber verhindert wurde. Shakir hatte die Waffe mit den Händen gepackt und zog ihn zu sich. Der vergessene König war erstaunt darüber, dass er trotz dieser tödlichen Verletzung zu so einer Aktion fähig war. Woher nahm er diese Kraft? Das alles spielte allerdings keine Rolle, wenn er erst seine Waffe entfesselte. Die Entfesselung seiner Waffe würde ihn gleich von innen zerfetzen.
Noch bevor er seine Gedanken in die Tat umsetzen konnte, war der ältere Meisterkampfkünstler an Stelle und er musste seine Waffe loslassen um seinen Angriff mit dem Speer zu entkommen.
Olaf handelte schnell. Der Speer in seiner Hand verschwand und ein anderes wurde beschworen, den er in Shakirs blutenden Körper rammte. Der Speer verschwand und ließ eine heilende Wirkung zurück, dass die von Stoßgebet gleichkam. Die Blutung stoppte, die Wunde schloss sich und Shakir stand wieder. Er war etwas ruhiger und versuchte klar nachzudenken. Die Kunst von eben…
Shakir: Es stimmen also die Gerüchte über dich Olaf. Es heisst, du sollst einen Weg gefunden haben jegliche Arten von Psynergie anzuwenden.
Olaf: Passt auf. Dieses Wesen… es ist anders.
Melfice: Nein, nein. Ich habe nicht weiter vor gegen euch zu kämpfen. Der Überraschungsangriff ist Fehlgeschlagen. Deswegen… überlasse ich das ganze wieder dem anderen.
Flügel wuchsen aus seinem Rücken heraus. ein riesiges Horn wuchs aus seiner Stirn, seine Hände wandelten sich in Klauen und sein Körper verfärbte sich. Der Dämon war zurück. Ein breites Grinsen bildete sich auf seinen Lippen.
Melfice: Tut mir Leid für die Unterbrechung. Ihr dachtet doch nicht wirklich, ihr wärt mich los?
Edwin verstand nun, was der große Hacken war, den Dämon zu vernichten. Dieses Wesen war von Zauberern geschaffen worden. Die Wirkung des Ringes hatte sich aufgehoben, ohne dass sein Körper vollständig zerstört worden war. Lag es daran, dass der Tausch vorhin geschehen war, oder besaß der Dämon über Fähigkeiten die ihn unantastbarer als echte Dämonen machten?
Olaf: Der Ring ist offensichtlich verschwunden. Hast du noch einen, Shakir?
Shakir: Nein, das war mein einziger.
Olaf: Wir müssen wohl einen anderen Weg finden um ihn zu erledigen.
Melfice: Wie Schade. Dachtet ihr, ihr hättet gewonnen? Egal wie oft ihr mich verletzt, besiegt, manipuliert oder taktisch überwindet. Ihr könnt mich nicht vernichten. Ihr jedoch, stirbt sobald euer Herz aufhört zu schlagen. Ihr Menschen wart schon immer schwach und werdet es auch immer bleiben.
Mehrere Portale erschienen im Raum, aus denen mehrere Dämonen herausschossen. Olaf beschwor vier Speere die jeweils die Verteidigung, den Widerstand, die Angriff, sowie die Schnelligkeit der Gruppe anstiegen ließ. Mit Hilfe seiner Kunst konnte er nicht nur, auf unterschiedliche Psynergie zurückgreifen, sondern sie auch gleichzeitig anwenden. Der Dämon besaß eine unglaubliche Menge an Psynergie, doch seine Beobachtungen hatten gezeigt, dass er nur immer einen winzigen Teil für seine Angriffe ausgab. Er hielt sich zurück, doch warum? Es musste einen Hacken geben. Doch welchen?
Der Wasseradept wurde aus dem Hinterhalt gepackt, während ihm ein zweiter den Kopf abriss. Offensichtlich wollte er damit verhindern, dass seine Beschwörungen wieder verschwanden. Die Taktik mit dem Wasseradepten wäre auf Dauer sowieso nicht aufgegangen, da die Psynergie des Wasseradepten im Vergleich zu den Beschwörungen nicht Grenzenlos anwendbar war. Aus dem Augenwinkel erkannte er, dass Shakir zurückgetreten war. Eine dunkle Aura umhüllte Melfice. Zum ersten Mal während des Kampfes nutzte der Dämon einen Flächendeckenden Angriff. Offensichtlich plante er, alle Anwesenden mitzunehmen. Er dürfte es nicht zulassen.

Der nerv tötende Wasseradept war erledigt, seine Dämonen machten seine Gegner unsicher und Loghain war endlich aus der Nähe seiner Gegner verschwunden. Endlich brauchte er auf ihn keine Rücksicht mehr zu nehmen und konnte die Stufe seiner Techniken steigern. Da Loghain sich sehr zurückhielt hatte er Olaf als einzige Gefahr eingeschätzt. Wer hätte gedacht, dass der alte Greis ihn so übel zurichten könnte? Weder jämmerlichen Schilde noch sonst wer würde den Angriff stoppen können. Seine Entfesselung hüllte das Gebäude ein und verschluckte alles, was sich im inneren befand. Wenig später wurde die dunkle Energie zurückgeschleudert. Er wurde selbst von seiner eigenem Angriff getroffen und aus dem Gebäude herausgejagt.
Melfice: Was?
Mit einem Schrei stellte er sich wieder her und schaute hasserfüllt durch das Loch ins Gebäude. Er sah ein Schild, das SEINEN Angriff tatsächlich zurückgelenkt hatte! Das Schild den Olaf bei sich trug… er erkannte es direkt. Es war ein legendäres Artefakt das angeblich alle Angriffe zurücklenken konnte und dessen ehemaligen Besitzer er schon vor Jahrhunderten bekämpft hatte. Das erklärte zumindest, woher die Soldaten aus Kail ihr Wissen über die Herstellung von Psynergie Resistenten Schilden bezog. Er fluchte. Warum wollten diese jämmerlichen Meisterkampfkünstler nicht einfach verrecken?
Orkan, Supernova, Shuriken sowie Eisraketen erfassten ihn in der Luft. Der Dämon hatte seinen Körper mit dunkler Psynergie überfüllt, was ihn nun für den Rest des Kampfes immun gegen jegliche Schmerzen machte. Er beschloss nach den Treffern auf Distanz zu gehen und flog nun hundert Metern über das Gebäude. Es machte keinen Sinn sie anzugreifen, solange Olaf das Schild hatte und seine Angriffe jederzeit ablenken konnte. Ausserdem war er in dieser Entfernung sicherer vor Shakir. Es gab keinen Grund so risikoreich wie am Anfang zu kämpfen. Die nächsten Dämonen die er beschwor, würden sie so lange angreifen, bis sie vollständig erschöpft waren. Sie konnten nicht gewinnen.

Ealar Loghain hatte einen Skelettfalken beschworen und sah dem ganzen Kampf aus der Ferne zu und verhielt sich sehr passiv. Der König hatte ihn zum Glück nicht verraten und bei seinem eigenen Vorhaben gelogen. Er hatte die anderen verlassen, damit Melfice endlich seine wahre Macht demonstrieren konnte. Das legendäre Spiegelschild lenkte tatsächlich selbst den Machterfüllten Angriff des Dämons zurück. Er fing an dem Sieg des Dämons zu zweifeln. Der Dämon stellte seine Angriffe ein und änderte offenbar seine Taktik.

Loghain erschien im Gebäude und suchte Olaf auf, der damit beschäftigt war, die gefallen Krieger mit Zaubern wie Phönix, Stoßgebet und anderen Psynergien zu heilen. Gleichzeitig griff er mit offensiven Psynergien an. Der Meistermörder zählte, dass Olaf inzwischen schon bis zu 10 Techniken gleichzeitig wirkte.
Loghain: Warum wendet er nicht einfach Regenschauer an?
Fragte er Seril, der sich nicht weit weg von ihm befand.
Seril: Der Dämon ist diesmal offensichtlich klüger. Seine Beschwörungen sind auf Verteidigungspsynergie spezialisierte Dämonen, die sich mit vor schwachen Angriffen schützen können.
Loghain: Deutlich mächtigere Attacken würden auch unsere Männer schaden. Ich verstehe.
Shakir: Da ist die Angsthase ja. Was ist? Hast du dir vorhin bei dem Angriff in die Hosen gemacht?
Loghain: Ich habe den Dämon aus einem anderen Winkel beobachtet und habe sein Vorgehen studiert.
Olaf: Da bist du ja. Hast du etwas herausgefunden?
Loghain: Er scheint offenbar zu warten. Desto länger der Kampf dauert, desto besser für ihn. Sein Psynergievorrat ist unserem bei weitem überlegen. Er ist nur mit Fernangriffen erreichbar und scheint eher defensiv zu handeln.
Olaf: Gut, kümmer du dich um die Dämonen im Raum und schlage mit deiner „ eigenen“ Technik zu, falls ich verlieren sollte. Und du Shakir… du wirst sicherlich am besten wissen was du tust.
Loghain entfesselte eine Geisterwolke, die Augenblicklich die ganze Insel einhüllte und die Sicht bedeutend erschwerte. Jeder innerhalb der Wolke würde spüren, wie in kurzen Abständen ein ganz kleiner Teil ihrer Energie von der Wolke aufgesaugt wurde, allerdings nicht viel um gefährlich zu werden. Jegliche Dämonen verschwanden Augenblicklich und waren somit vom Kampf isoliert worden. Olaf verließ das Gebäude. Melfice konnte sie nicht sehen und nur ungefähr spüren. Sie die Meisterkampfkünstler wussten allerdings jederzeit exakt darüber Bescheid, wo genau er steckte.
Dewan brachte sich mit einem blitzartigen Sprung hinter einem massiven Felsbrocken in Sicherheit, als die Luft um ihn auf einen Schlag stark abkühlte. Einen Wimpernschlag später verwandelte sich der Fleck an dem er sich eben noch befunden hatte durch einen schwach bläulich leuchtenden Luftschwall in eine Eiswüste. Der junge Kampfkunstmeister seufzte und taute seinen linken Arm schnell wieder auf.
Dewan:Okay, eines würde ich gerne wissen. Wie?
Cyro:Denkst du wirklich du kannst dich in unserer Basis frei bewegen, ohne dass du mit einer Spur belegt wirst? Werd erwachsen.
Dewan:Aber die habe ich doch entfernt. Alle vier!
Er hörte den Dschinn schnauben.
Cyro:Nun, dein Pech. Es waren sieben. Köstlich dieses Obst in den Gästequartieren, nicht?
Bevor er etwas darauf antworten konnte, machte Dewan einen weiten Satz von dem Felsen weg hinter dem er sich verborgen hatte. Keinen Augenblick später brach der Dschinn mit roher Gewalt hindurch und deckte seine Umgebung mit Felsstaub und Kältedampf ein. Doch für diesen kurzen Augenblick meinte Dewan eine gelbschimmerde Blase zu sehen, die den Dschinn umflackerte...
Dewan:Drachendunst.
Cyro:Schaumkrone.
Die Wasserpsynergy erstickte sein Feuer im Keim und hielt weiter auf ihn zu. Dewan sah sie gelassen an... und löste sie in eine Flammenwand auf. Er konnte sich nicht zu lange mit dem Dschinn aufhalten. Er sollte das lieber schnell beenden.
Dewan:Doppelter Drachendunst!
Die gewaltigen Feuerwolken hielten in enger Umarmung auf den Dschinn zu. Dewan hielt sich bereit sämtliche Psynergy in Feuer aufzulösen, die Cyro zu seiner Verteidigung rief... Aber der Dschinn pustete nur, als wollte er eine Kerze löschen. Die Feuerwand und die Drachendunste verschwanden durch den selben schwach leuchtenden Luftschwall, der Dewan schon vorhin beinahe erwischt hätte. Der junge Kampfkunstmeister konnte den Dschinn mit der Muschelkrone nur in die ausdruckslosen Knopfaugen starren. Er mochte zwar noch weit davon entfernt sein auf seine volle Kraft zurückzugreifen, aber der Dschinn selbst schien sich selbst nicht ein Stück zu verausgaben. Wie er es auch drehte und wendete: Es würde ein sehr gefährlicher Kampf werden. Am liebsten würde er einfach fliehen, aber wenn er Cyro glauben konnte hatte er noch mindestens drei weitere Spuren auf sich. Er hatte sein Möglichstes getan um alle zu erspüren und aufzulösen, aber anscheinend waren sie nicht psynergetischen Ursprungs. Und der Dschinn wusste anscheinend genau wo er sich hinteleportierte und konnte ihm problemlos folgen.
Dewan:Wie bist du eigentlich-
Cyro:Hergekommen? Dein Teleport war oberstes Hoheadepten-Niveau: effektiv, meisterhaft und effizient. Aber ich habe ihn schon vor zwei Menschenleben perfektioniert.
Noch während der Dschinn sprach, schillerte die gelbe Kraftblase wieder auf. Dewan zog die Mundwinkel nach unten. Das wäre wohl zu einfach gewesen.
Cyro:Hast du gerade versucht mich in eine fröhliche Fackel zu verwandeln?
Der Leiter der Entwicklungseinheit schüttelte seinen kleinen Kopf.
Cyro:Zwei Gründe wieso das nicht geht: Dschinnmaterie und somit unsere Kräfte sind nicht so aufgebaut wie Psynergy. Der beste Beweis ist, dass du meinen kühlenden Hauch nicht in Feuer auflösen konntest. Grund zwei: Dieser Schutz ist undurchdringbar mit Ausnahme einer gewissen Waffe die, zu meinem Glück, einzigartig ist und sich nicht in unserer Nähe befindet.
Dewan:Du bist ganz schön gesprächig für jemanden, der mich schon ein paar Mal einfrieren wollte. Was willst du eigentlich noch von mir?
Cyro:Eigentlich bin ich viel zu beschäftigt, um nachtragend zu sein...
Der Dschinn schwebte näher, während Dewan im gleichen Äquialent zurückwich.
Cyro:Aber da du ohne entsprechende Erlaubnis abgehauen bist, sind meine Anweisungen klar. Desweiteren hast du nicht nur den Schutz unserer Basis, sondern auch viele empfindliche Geräte in meinem Labor ruiniert. DAS tut nicht nur mir in der Seele weh, sondern schadet einem Heer wie Reyters ungemein und kommt einer Kriegserklärung gleich.
Dewan:Oh, das... tut mir echt Leid...
Cyro:Nö, tut es nicht wirklich. Noch nicht.

Reyter:Danke... Danke... Ihr habt heute tapfer gekämpft... Nein, das ist nicht nötig... Alles in Ordnung? Der Kratzer sieht ja schlimm aus! Stoßgebet. Da, schon viel besser...
Reyter hatte es sich schon fast zur Tradition gemacht, nach einer Schlacht sich unter die Soldaten zu mischen, die zurück in die Basis strömten. Das Ho'Solar war seit ein paar Minuten langsam verklungen, aber hin und wieder summte es noch ein Soldat, während er seine Waffe reinigte oder einfach nur beim Gedanken an das Abendessen war. Trotz der bösen Überraschung der unbekannten Verteidiger war die Stimmung unter den Soldaten ausgesprochen gut. Was Kampfkoordination anging konnte kein Heer ihnen das Wasser reichen, nicht einmal die Zentralen Kontinente auf ihrer glänzensten Zeit im Kampf gegen den Drachenclan. Neulinge in seiner Armee kosteten gerade zum ersten Mal diese Überlegenheit und Veteranen erkannten wie schwach ihre Feinde im Vergleich zu jenen im Galatanischen Krieg waren. Als schon der sechste ihn mit einem begierigen Funkeln in den Augen nach der nächsten Schlacht fragte, musste Reyter ein Lächeln unterdrücken. Es konnte nicht besser laufen. Wenn er für heute fertig war, würde er Kontakt mit Flama aufnehmen und von ihrem Sieg berichten und die Admiralin für eine 'Besprechung' um die Abendszeit in sein Quartier einladen...
???:Kriegsherr?
Er wandte sich um und erkannte einen Krieger der Silkanas auf ihn zumarschieren.
Reyter:Ja? Wie kann ich helfen... Redd nicht?
Der Silkanas hielt für eine Sekunde verdutzt inne.
Redd:Ihr erinnert Euch?
Reyter:Ich habe ein gutes Gedächtnis für Leute von Eurem Talent. Ich hörte Ihr habt in der Unterstadt von Cozedas ordentlich aufgeräumt? Mein Respekt sei Eich gewiss.
Redd machte eine wegwerfende Geste, als bedeute ihm das Lob nichts.
Redd:Kinderkram. Dazu hättet Ihr uns nicht einmal gebraucht.
Reyter nickte.
Reyter:Stimmt, hätte ich nicht. Aber die Aufstockung der Kampfstärke durch Eure Truppen war auch nur zweitrangig. Der Sinn dieser Schlacht lag darin, einander kennenzulernen. Ich mag den Stil der silkanasischen Truppen, aber ihr argiert in meinen Augen vielleicht ein wenig zu selbstständig... Aber in Eurem Fall spielt das vermutlich keine Rolle, Ihr wisst was Ihr tut. Was also wolltet Ihr?
Redd:Ich habe gehört Ihr habt eine Gefangene?
Reyter:Das ist richtig. Sie war Teil einer unbekannten Streitkraft, die nicht gezögert hat sich uns entgegenzustellen. Ich werde Eure Vorgesetzten über alles informieren, wenn sie ausgepackt hat. Wir wollen doch nicht, dass man die Silkanas und uns jetzt schon schon miteinander in Verbindung bringt, oder?
Redd:Mir ist das gleich. Ich wollte einfach fragen, ob ich mich an dem Verhör beteiligen darf.
Der Kriegsherr runzelte die Stirn und musterte den 'Nordspeer' eingehend. Es war ihm offensichtlich, dass der Mann sich langweilte. Eifer und Langeweile waren zwei völlig verschiedene Dinge. Und ein gelangweilter Soldat war nie besonders zuverlässig. Andererseits...
Reyter:Gut, ich mag eifrige Soldaten. We- Oh, entschuldigen Sie einen Moment.
Ein Ziehen in seinem Kopf verlangte nach seiner Aufmerksamkeit. Eigentlich wussten sie bescheid, dass er nie während eines Gespräches unterbrochen werden wollte, es sei denn es war wichtig. Also mehr als Grund genug dem nachzugehen.
Reyter[denkt]:Was gibts, Emeralt?
Emeralt[Bündnis]:Meister, Cyro hat sich gemeldet. Er hatte ein wenig Ärger und musste schnell aufbrechen.
Reyter[denkt]:Was genau ist denn passiert?
Der Dschinn berichtete präzise und knapp und bestätigte Reyters Vermutung nur, seit er das Wort 'Cyro' gehört hatte.
Reyter[denkt]:Gut, ich seh mir das mal an. [sagt] Verzeihung Nordspeer Redd, aber ich fürchte ich werde für einen kurzen Augenblick gebraucht. Aber keine Sorge, ich nehme auch an der Verhörung teil, Sie können sich also mir unbesorgt vor der Schattendrifter anschließen so... in einer Stunde? Bringen Sie einfach nur die Erlaubnis Ihrer Vorgesetzten mit, dann gibt es kein Problem.
Redd:Aber ich würd-
Reyter:Nehmen Sie es mir nicht übel, aber das muss warten. In einer Stunde, nicht vergessen! Ich warte nicht lange!
Der Kriegsherr eilte davon.

Lashon lockerte seinen Pelzmantel, als sie wieder die warme Zone von LaVoisin erreichten. Dieses Mal waren nur er, Tropfen, Amirwin und Lanthari hier.
Lashon:Und ihr versucht wirklich nicht andere von Eurem Glauben zu überzeugen, Schwester Amirwin?
Amirwin nickte geduldig.
Amirwin:Stimmt. Es hat keinen Sinn jemanden den Weg der Sterne aufzuzwingen, so wie meine Brüder und Schwestern es häufig äußerten. Der Weg der Sterne ist der Pfad des Guten, des friedfertigen Miteinanders, des Bekämpfen des Hasses, des schlichtens uralter Vorurteile... Nicht etwa die Verehrung der nächtlichen Himmelskörper und die mystischen Kräfte die sie manchen von uns verleihen. Die Sterne sind lediglich ein Symbol für die Tugenden, für die der Weg der Sterne steht. Viele Menschen die Religionen wie uns betrachten denken automatisch an Fanatismus. Jene kennen den Orden der Sterne nur aus alten Geschichten. Und in der Vergangenheit des Ordens haben viele wichtige Mitglieder grauenvolle Dinge getan, die sie angeblich im Namen der Sterne für richtig erachteten.
Lashon versuchte das alles zu verarbeiten.
Lashon:Also... Obwohl dieser Pfad der Sterne nichts weiter als, wenn ich es so sagen darf, das Streben nach dem Guten ist, versuchen sie nicht andere davon zu überzeugen? Ich meine das klingt doch großartig.
Amirwin lächelte sanft.
Amirwin:Kommt darauf an, was Ihr unter Überzeugung versteht, Lashon. Man sollte den Weg der Sterne nur gehen, wenn man sich selbst dazu bereit erklärt, nicht weil jemand wie ich lange genug auf einen einredet, bis man denkt man muss es tun. Vielmehr liegt wahre Überzeugung mehr in Taten, als in bloßen Worten. Ich gehe den Weg der Sterne um andere zu inspirieren, ihnen zu zeigen was der Weg der Sterne wirklich ist.
Tropfen:Das ist ja schön und gut...
Er drehte sich leichtfüßig auf Lashons Schulter zu Amirwin um.
Tropfen:Aber so funktioniert die Welt leider nicht. Verzeiht meine Unverblühmtheit, aber Euer selbstzerstörerischer Pazifismus kann Mirnuzar nicht retten. Punkt!
Lashon wandte sich kurz ab und zog eine geqäulte Miene. Tropfen hatte leider Recht. Amirwins Glaube mochte noch so vielversprechend sein, aber er hätte unmöglich die tausenden Klingen, Pfeile und Feuerbälle aufgehalten, die er im Galatanisch Krieg gesehen hatte. Stattdessen hatte ihn sein Schwert, seine Psynergy und deine Bereitschaft seine Angreifer zu töten ihn am Leben erhalten.
Amirwin:Du hast Recht, kleiner Dschinn. Die Welt mag anders funktionieren, aber ich versuche anderen zu zeigen wie Mirnuzar sein 'könnte'. Wenn der Wille da ist, sich von dem Weg der Sterne inspirieren zu lassen, dann kann sich die Welt zum Besseren verändern. Vielleicht nicht zu meinen Lebzeiten, vielleicht nicht einmal in der meiner Kinder. Aber ich bin überzeugt, dass ich das Richtige tue.
Lashon:Punkt für Euch.
Tropfen:Ihr seid zu optimistisch.
Amirwin:Naja, schließlich gehört es auch zu meiner Aufgabe den Glauben zu behalten wo andere ihn verlieren.
Sie stampften einen Moment des Schweigens weiter durch den Schnee.
Lashon:Hey, darf eine Ordensschwester wie Ihr wirklich Kinder haben?
Amirwin kicherte.
Amirwin:Wieso nicht? Schwebt Euch etwas bevor, Lashon?
Lanthari:Das reicht jetzt auch!
Tropfen:Gerade wo es interessant wurde...
Sie alle lachten, mit Ausnahme von Lanthari, die den Dschinn böse anfunkelte.
Lashon:Was ist mit Euch, Lanthari? Teilt ihr den Glauben an den Weg der Sterne?
Lanthari antwortete ohne mit der Wimper zu zucken.
Lanthari:Nein.
Lashon sah sie überrascht an.
Lashon:Warum nicht?
Lanthari:Weil er Unsinn ist. Er hat mir nie das zurückgegeben, was mir wichtig war. Und weil er nicht in der Lage ist, Amirwin zu schützen. Mein Glauben tut es. Und der sagt mir, dass ich euch immer noch nicht vertrauen kann.
Amirwin:Ach La...
Lashon blickte fragend von der Ordensschwester und der Festmeisterin zurück. Amirwin erwiderte seinen Blick traurig.
Amirwin:Das ist eine Geschichte, die nur La etwas angeht. Wenn Ihr es verstehen wollt, dann nur wenn sie sich entscheidet Euch davon zu erzählen.
Lanthari:Macht Euch keine Illusion, ich rede gewiss nicht darüber. Sind wir bald mal da?
Tropfen:Wir stehen davor.
Lanthari:Oh...
Vor ihnen ragte ein Gebäude auf, in dem die unfreiwillige Trägerin des Marssterns mit ihrem Beschützer wohnte. Amirwin hatte von Saitu die Erlaubnis bekommen, sich irgendwie um sie zu kümmern, solange Paka unterwegs war. Lanthari war dementsprechend automatisch dabei. Lashon selbst wollte noch einmal versuchen etwas aus Sasso herauszubekommen. Und Tropfen sollte einfach nur aufpassen, dass niemand sie in Kröten verwandelte. Ein unheimlicher Gedanke, fand Lashon. Ob er als Kröte noch Psynergy wirken konnte...?
Amirwin:Also da wären wir. Also kehren wir die Nacht wieder zum Schiff zurück?
Tropfen:So ist es. Am besten bevor die Sonne untergeht, sonst verirrt ihr euch in der Eiswüste. Lashon, du hast das Teleportlapis, also holst du sie ab, klar?
Lashon:Sicher. Also bleibst du hier oder kommst du mit?
Tropfen schwieg eine Weile.
Tropfen:Sicher, dass du ganz alleine zum Haus der Hexenkönigin willst?
Lashon:Nur ein kurzer Besuch, keine große Sache. Vielleicht sehe ich sie nicht einmal.
Tropfen:Na gut, ich denke ich trau dir das zu.
Lashon grinste.
Lashon:Danke Mutter...
Ein eiskalter Wasserstrahl traf ihm im Gesicht.
Tropfen:Denk dran: Vor Sonnenuntergang.
Als Amirwin anklopfte, trennte er sich von ihnen. LaVoisin wirkte fast märchenhaft auf ihn. An allen Horizonten sah Lashon nichts als riesige Berge von Schnee, aber die Straßen waren völlig eisfrei. Außerdem sahen viele Häuser sehr bizarr aus, ebenso wie ihre Bewohnerinnin. Während er den gleichen Weg ging, den Sasso sie letztens geführt hatte, merkte er wieder wie sich unzählige Augenpaare auf ihn richteten und sich dieses ungute Gefühl sich wieder einstellte. Vielleicht hätte er doch Sylvos oder Alyka bitten sollen, ihn zu begleiten...
Hexe:Guten Tag, der Herr!
Lashon drehte leicht den Kopf und sah eine junge Hexe die gesprochen hatte. Sie saß auf der Veranda ihres sonderbaren Hauses, dass erstaunlich an eine gigantische Version eines fremdartigen Gemüses erinnerte und rührte mit gedankenverlorenen Blick in ihrem Kessel. Sie trug einen kurzen glänzenden Spitzhut, ein schwarzes Samtkleid mit langen wadenbedeckenden Stiefeln und hatte ihr blondes Harr kurzgeschnitten.
Lashon:Ah... Guten Tag. Kann ich helfen?
Hexe:Vielleicht. Mein Gebräu hier ist gleich fertig. Wollt Ihr mal probieren?
Sofort schrillten Alarmglocken in seinem Kopf. Lashon war erstaunt über die Dreistigkeit dieses offensichtlichen Versuches eine fremde Chemikalie an ihm auszuprobieren. Nicht einmal Trems hätte den Charakter dazu.
Lashon:Nein danke, aber danke. Meine Eltern haben mich gelehrt von Fremden nichts anzunehmen.
Sie hob fragend eine Braue.
Hexe:Für das Geschenk unserer Flügel seid Ihr ganz schön misstrauisch, mein Freund. Glaubt Ihr etwa, ich will Euch vergiften? Das würde unsere neue Bekanntschaft doch ziemlich... überschatten. Ich dachte hingegen daran, Euch einen kleinen Gefallen zu tun.
Gesunder Menschenverstand hin oder her, Lashon kam nicht umher ein paar Schritte näher zu kommen und den Inhalt des Kessels aus sicherer Entfernung zu inspezieren.
Lashon:Einen Gefallen...? Was soll das sein?
Hexe:Hmm... Vielleicht habt Ihr etwas ähnliches mit Eurer Sternenkraft gesehen...? Es ist verhextes Wasser, dass sich in das liebste Getränk oder Soße für den Betrachter verwandelt.
Wie interessant. Lashon wusste nicht wirklich was sein liebstes Getränk war und trat noch einen Schritt näher... Und da die erwarteten Explosionen, Leuchtfunken oder spontane Körperverwandlungen ausblieben gestatte er sich einen genaueren Blick in den Kessel. Er schnupperte und staunte nicht schlecht.
Lashon:Kaarnasisches Ale! Das bekommt man heute nirgendwo mehr.
Hexe:Freut mich zu hören. Wollen Sie sich eventuell doch überwinden?
Der Teil Vernunft in ihm, der für einen Moment ausgesetzt hatte, meldete sich wieder zu Wort.
Lashon:Nein, ich fürchte ich bin zu feige gute Frau. Außerdem ist es nicht gut Alkohol von einer Frau angeboten zu bekommen.
Sie rollte mit den Augen.
Hexe:Es ist eigentlich nur Wasser.
Lashon:'Verhextes' Wasser. Und wozu sollte man 'nur' Wasser rühren?
Hexe:Ihr wisst nicht viel über Hexenmagie, hm?
Lashon:Ich gestehe... nein, eigentlich nichts. Und ich bin auch nicht scharf darauf, sie als allererstes am eigenen Leib auszuprobieren.
Hexe:Ihr tut mir Unrecht.
Lashon wollte darauf etwas erwidern, seufzte aber müde. Vertrauen musste irgendwo anfangen, das waren seine eigenen Worte. Zögerlich wühlte er in seinen Taschen und fand die eigens für solche Zwecke entwickelte Flasche mit Gegengift heraus. Er nahm es in die eine Hand und streckte die andere Hand nach der Kelle aus, die ihm die Hexe völlig ungezwungen übergab. Auf der einen Seite konnte er wohlmöglich einen ganzen Kessel Kaarnasisches Ale gekommen. Auf der anderen Seite wartete möglicherweise der Tod oder das Dasein als Kröte. Hoffentlich war Trems wirklich so genial, wie er immer behauptete...
Lashon:Naja, man lebt nur einmal...
Doch bevor er die Kelle zu seinem Mund heben konnte, packte eine blasse Hand Lashons Handgelenk. Die Hexe sah verärgert auf.
Hexe:Sasso?
Sasso:Gerettet. Du dachtest wohl, dein neuer Freund könnte den Blaubeerensaft ganz alleine für sich haben?
Die Hexe umschlang ihren Kessel mit beiden Armen und hielt ihn außer Sassos Reichweite.
Hexe:Der ist für die Fremden und seine Freunde, Sasso. Zisch ab du Schlange.
Sassos Lächeln tat sich keinen Abbruch.
Sasso:Wie kaltherzig, liebe Jessie...
Hexe:Mein Name ist Seris du Schwachkopf.
Sasso wandte sich lächelnd von der Hexe ab und wandte sich an Lashon, dessen Handgelenk er losließ.
Sasso:Hallöchen, Lashon. Was machst du denn hier?
Die Hexe grummelte.
Seris:Natürlich, seinen Namen merkst du dir...
Lashon fing sich wieder aus seiner Überraschung und erwiderte unsicher Sassos Lächeln.
Lashon:Glaub es oder nicht, ich war auf der Suche nach dir. Ich hatte ein paar Fragen, wenn du Zeit hast...
Sasso:Natürlich habe ich die! Wenn es etwas in Lavoisin gibt, dann ist das Zeit. Viel Zeit. Komm mit, bei mir zu Hause sind wir ungestört.
Lashon:Oh... sicher...
Sasso:Oh, gibst du uns den Kessel Blaubeersaft, süße Seris?
Seris zog den Kessel fester an sich heran.
Seris:Nicht für dich. Jetzt hau ab.
Sasso:Wie schade. Komm Lashon.
Seris:Du... kommst du noch mal vorbei, oder Fremder?
Lashon:Oh, ähm... Wenn es die Zeit zulässt...
Sie ließen die Hexe auf ihrer Veranda allein.
Lashon:Blaubeersaft?
Sasso:Gelogen. Ich hab Tomatensaft viel lieber. Aber das Zeug hätte ich dir trotzdem nicht empfohlen.
Lashon:Dacht ich es mir doch... Warum?
Sasso:Nun... Sie hat nur die halbe Wahrheit erzählt. Das Gebräu ist genau das was sie sagte und es tat genau was sie sagte: Verhextes Wasser, dass den Lieblingsgeschmack des Trinkenden annimmt.
Lashon:Und der Haken?
Sasso:Die Reinheit. In dem Wasser schwamm gewiss ein Haar von ihr. Ein Schluck und... nun, deine Palette wäre um einen neuen Lieblingsgeschmack erweitert worden. Weißt du, die Damen hier leben schon so lange von allem zurückgezogen und sie bekommen fast nie Männer zu Gesicht...
Lashon:Ja, ja, ich denke ich habe verstanden. Und was ist mit dir?
Sasso kicherte.
Sasso:Ich? Nun, ich bin der Sohn der Hexenkönigin. So ist das eben. Ist das nicht auch der Grund, weshalb du hier bist?
Lashon schüttelte den Kopf.
Lashon:Nein. Ich wüsste zum Beispiel gerne ob du es warst, der einem von uns vor einiger Zeit den Leuchtturm gezeigt hast...?
Sasso:Ah, ich wurde ertappt! Ja, der bin ich. Aber erzähl das nicht so herum. Vielleicht krieg ich noch Ärger.
Lashon:Mach ich nicht, versprochen. Dann gibt es da einige Dinge die ich gerne wüsste...

Dewan wusste nicht zu viel über Dschinn, aber dieser war gewiss die größte Plage von allen. Cyro hatte keine Hemmungen rücksichtslos seine Nähe zu suchen, da dieser Schild vor allem Erdenklichen schützte. Wäre die Blase aus Psynergy könnte er sie auslösen, aber das war sie nicht. Er bezweifelte sogar, dass es sich um Dschinnkraft handelte.
Dewan:Sol!
Der gewaltige Feuerball schoss auf den Dschinn zu, der einmal kräftig pustete und ihn auf die Hälfte reduzierte, ehe er ihn erwischte. Die Blase gleißte auf und hielt sämtliches Feuer und Hitze draußen. Der Dschinn sauste knapp an Dewan vorbei und hinterließ eine feine Eisschicht in seinen Haaren, die augenblicklich schmolz.
Cyro:Nett. Solche Feuerbälle schmeißt nur Flama, wenn man sie zu sehr ärgert. Vielleicht ist der Titel Kampfkunstmeister doch etwas wert. Zu schade das einer von ihren Jünglingen heute sein Leben lassen muss.
Dewan:Du sprichst doch nicht etwa von mir?
Cyro rollte mit den Augen.
Cyro:Naaatürlich nicht. Obwohl du dich noch selbst umbringst, wenn du weiterhin so sorglos mit der Psynergy umgehst.
Dewan:Ich habe genug Psynergy um das Tage durchzuhalten.
Cyro:So viel Zeit habe ich nicht.
Der Dschinn teleportierte sich und erschien eine Handbreit von Dewans Gesicht entfernt.
Cyro:Sag mal... Kennst du eigentlich meine richtige Kraft? Ich zeig sie dir.
"Willkommen, ihr seid also, Wahlu?"
Costello saß die Beine überschlagen in einem hochlehnigem Sessel, ein Buch in der einen, ein Glas grünluechtenden Wein in der anderen Hand.
Er lag beides aus der Hand auf einen Tisch neben ihm. Mit einem Wink seiner Hand verliessen die Wachen die Wahlu zu ihm gebracht hatten,
den Raum und die Tür schloss sich wie von Geisterhand hinter ihnen.
Als er aufstand fuhr Costellos Sessel auf Schienen durch den Raum.
Eine Klappe in der Wand öffnete sich und verschluckte den Sessel. Costello schmunzelte, wie er es fast immer tat.
"Bitte erschreckt nicht."
Ein Tisch fuhr aus dem Boden unter Wahlus Füssen und stemmte ihn bis auf Höhe von Costellos Knie.
Costello setzte sich im Schneidersitz vor den Tisch auf dem Wahlu stand.
"Ich hoffe es wirkt nicht beleidigend. Aber ich bin gerne auf Augenhöhe mit meinen Partnern. Untergebene sind eine Sache... Aber bei Partnern habe ich eine einzige feste Regel die ich immer einhalte. Eine Regel von der ich hoffe das auch ihr sie einhaltet wenn wir ein Geschäft machen wollen."
"Ke... Ihr kommt schnell zum Geschäft. Wie lautet die Regel?"
Wahlu konnte sein eigenes Spiegelbild in Costellos Augen sehen.
"´Ich stehe nicht über euch und ihr steht nicht über mir`. Das ist eine meiner wenigen, eisernen Regeln.
Akzeptiert ihr meinen Wunsch dieser Bitte nach zu kommen?"
"Kekekeke... Ich akzeptiere viel, wenn der Preis stimmt."
"Ah, ja die Bezahlung. Ich KANN euch alles geben was ihr euch wünscht. Ansehen in der Öffentlichkeit, Adelstitel, Land, Reichtum, Waffen, Sicherheit, Medizin, Alkohol...
Wobei zu den wenigen Dingen die ich niemandem besorge, gehören Frauen, manche Dinge finde sogar ich unverzeihlich.
Nun, was wollt ihr?"
Wahlu überlegte einen Moment.
"Darüber entscheide ich wenn ich gehört habe, was mein Auftrag ist. Oder eher wer."
"Ah. Ihr wollt mein Anliegen hören bevor ich euch von eurer Belohnung berichten kann. Ihr seid wahrlich ein bescheidener Gentleman, Wahlu."
"Kekeke... So bin ich eben."
Costello blickte eine Weile gedankenverloren durch den Raum. So als suchte er nach Worten für das was er sagen wollte.
"Wahlu... Bevor ihr Kopfgeldjäger wurdet... Habt ihr euch eine Weile als Söldner versucht. Ist das wahr?"
Wahlus Grinsen stoppte für einen kurzen Moment. Dieser Themenwechsel traf ihn unerwartet.
"Ja, das ist wahr, ich... war eine sehr kurze Zeit lang Söldner", gestand Wahlu zerknirscht. "Ich denke ehrlich gesagt nicht sehr gerne an diese Zeit zurück."
"Das ist tragisch" sagte Costello mit gekräuselten Lippen, "Denn ich verlange von euch dass ihr euch mit einem alten Freund aus euren Söldnertagen trefft."
Wahlu zuckte zusammen als er das Wort "Freund" hörte. Das konnte doch nicht sein. Meinte Costello wirklich...
"Jepp, ich rede von eurem guten, alten Freund Vierherz."
Wahlus Mund klappte auf. Warum ausgerechnet Vierherz!?
Costello lächelte offen und fröhlich. Zumindest hätte jeder Mensch es für offen und fröhlich gehalten der Costello nicht näher kannte.
"Soweit meine Informanten in Erfahrung bringen konnten wart ihr, Wahlu und Vierherz zusammen für eine Gruppe von Söldnern auf eine Mission gegangen."
Wahlu kramte vorsichtig in den Schubladen seines Gedächtnisses.
"Ja... das waren wir. Es war mein erster Auftrag als Söldner und mein letzter."
"In den Berichten steht, das sowohl die Söldnergruppe für die ihr gearbeitet habt als auch eure Gegner vollständig vernichtet wurden. Die einzigen Überlebenden waren zwei junge Söldneranfänger namens Wahlu und Vierherz.
Mysteriös, mysteriös.... nicht wahr?"
Wahlu schluckte unwilkürlich. Costellos fuhr fort.
"Wir haben zwar keine Ahnung was genau passiert ist, aber da wir es auf Vierherz abgesehen haben können wir uns ziemlich denken was passiert sein muss.
Um meine Gedanken auf den Punkt zu bringen:
Könntet ihr dafür sorgen dass der Söldner Vierherz sich dem galatanischen Kriegsherren Reyter anschließt?"
Wahlu zögerte. Es lohnte sich zu zögern.
Nein, eigentlich lohnte sich gar nichts was man zu tun versuchte wenn man sich mit Vierherz einliess, egal ob als Freund oder Feind.
"Kriegsherr? Aus Galatan?" fragte Wahlu um möglicht lange vom Thema Vierherz weg zu kommen.
"Ja. Was? Wundert es euch dass ich einen Kopfgeldjäger anheure, einen Söldner dazu zu bringen, sich einem Feind von mir an zu schließen?"
"Nein das tue ich nicht" antwortete Wahlu wahrheitsgemäß. "Ich kenne Vierherz also wundert es mich nicht. Ke..."
"Nun, gut dann kümmert euch darum. Natürlich nur wenn ihr wollt... Partner."
Mit einem Lächeln reichte er Wahlu die Hand.



"Vierherz?" erkundigte sich Trea. "Kurioser Name. Was ist so besonders an ihm"
Wahlu schlenderte zusammen mit Trea durch einen Korridor in Costellos Schloss. Wahlu schwieg nachdenklich. Dann sagte er,
"Sie reparieren Malmer. Sie sagten sie machen ihn flugtauglich für kurze Strecken jedenfalls. Und bestücken ihn mit neuen Waffen. Raketen nannten sie die Dinger, sowas ähnliches wie Bomben..."
Trea liess sich nicht von dem Themenwechsel beeindrucken, "Ist Vierherz stark?"
"KE! Nein! Er kann kämpfen, aber er ist schwächer als ich... Aber er hat... etwas...."
"Was hat er?"
Wahlu ringte um Worte.
"Ist er grausam?"
"Kekekeke! Nein. Er ist ein Narr der solche Dinge wie Liebe, Freundschaft, Freiheit und all solchen Kram verbreitet. Und er ist treu, wenn er sich einmal für eine Seite entschieden hat bleibt er dieser Partei treu auch wenn es ihn umbringt."
"Dann... ist er ein Taktiker?" Trea, verstand beim besten Willen nicht was an diesem Vierherz so beeunruhigend sein soll.
"Absolut nicht. Er hasst Hinterlist und Tücke. Und ist mit der Wahrheit selbst verheiratet. Dieser Narr. Kekekeke..."
Wahlus Lachen grenzte ein wenig an Panik.
"Aha, er ist also ein unfähiger Söldner in allen Belangen. Ich verstehe dass man so jemanden nicht auf der eigenen Seite haben will, aber jemanden an zu heuern um sicher zu gehen dass er zum Feind kommt ist ein wenig übertrieben.
Hat er sonst noch irgendwelche besonderen Fähigkeiten."
Wahlu hielt kurz inne.
"Ke......."
"Was ist?"
Wahlus Grinsen war so breit gezogen dass man nur noch Zähne unter seinem Helm sehen konnte.
"KEKEKEKEKE! KEKEKEkeKE! Eine besondere Fähigkeit?
Nun wenn du das so nennen willst.. Ja er hat eine. Und ich will nicht da sein, wenn er sie einsetzt.
Spürst du es? Es wird Krieg geben. Mirnuzar gegen Galatan.
Geld ist erst einmal nebensächlich! Das wichtigste ist das wir NIEMALS auf derselben Seite wie Vierherz stehen."
"Hast du dir den Kopf gestossen?" Treas Frage war nicht sarkastisch, sie war so trocken wie Kalksandstein.
"Kekeke. Ke! Mach dich nur lustig. Vierherz ist niemand den du als Verbündeten haben willst! Selbst wenn die Welt untergeht."


"Evakuieren? Wovor denn? Was glaubt Vholsann wer er ist? Er soll uns wenigstens eine Begründung geben!"
"Die Begründung ist mein Speer der in deinem Hals stecken bleibt wenn du dich nicht sofort dem Flüchtlingstrupp anschließt."
Der Junge Mann der von dem jungen Soldaten zu recht gewiesen wurde sprang vor und packte den Speer des Soldaten.
"Was soll das?"
"Denkst du nur weil du jetzt bei der Wache bist stehst du über mir? Ich hab dich verprügelt als wir Kinder waren und heute tu ich das auch noch, Wache hin, Wache her!"
Zwei Hände unterbrachen das Gerangel der beiden jungen Männer. Mit Überkreuzten Armen hielt ein grosser langhaariger Mann mit Federn im Haar, die Arme der beiden Kontrahenten fest.
"Na,na,na,na,na!" machte er, so als wolle er zwei streitende Kinder tadeln.
Die Beiden Streitenden sahen erstaunt zu dem Neuankömmling.
"Wer sind sie?" stammelte der Wächter verblüfft.
"Könnten sie mich bitte loslassen ich will das hier mit ihm klären."
"Ja, Mann, lass mich los. Dumme Leute wie er verstehen keine Worte, nur Fäuste"
Der Mann mit den drei Federn seufzte traurig in den Himmel.
"Oh... Ist es wirklich so viel leichter zu hassen an statt zu lieben? Uns alle so gegenseitig zu lieben als wären wir Brüdern und Schwestern einer grossen Familie?"
"Ah, ich verstehe!" sagte der Soldat. "Sie wollen dass wir unseren Konflikt friedlich lösen!"
Der Soldat war stolz auf seine Schlussfolgerung und sah den Mann mit den Federn im Haar mit erwartungsvollem Lächeln an.
Der Mann mit den Federn gab ihm einen Kopfstoss.
Der Soldat sackte wortlos lächelnd zusammen.
"W-Was soll das?" stammelte der andere Mann.
Nach einem weiteren Kopfstoss stammelte er nicht mehr.
Der Mann mit den drei Federn sah hinauf zum Himmel.
"Ach, ist es nicht schön einen Streit zu schlichten?
Mein Herz ist so gross wie das von vier Männern, also muss ich auch heute mehr Frieden auf dieser Welt schaffen.
Alles was ich tue, tue ich im Namen der Liebe!"

"Tarii hätte uns VIEL früher von Reyter erzählen sollen! Es ist jetzt schon fast zu spät!"
"Es ist niemals zu spät" sagte Costello träumerisch.
"Tarii ist meine Partnerin, keine Untergebene ich kann ihr nicht befehlen.
"Nun aber.... Meister Costello! Ist es wirklich in Ordnung die Abwehrmechanismen nicht an zu schalten?"
Costello beschwichtigte Vincent mit einer Handbewegung.
"Nur die Ruhe Vincent, ich habe mit so etwas gerechnet. Ich hatte es gehofft zu verhindern, aber es ist besser wenn wir sie nicht angreifen, das würde Dinge nur verkomplizieren."
Eine lautes Beben liess das Schloss erzittern.
"Das klang nach grossem Sachschaden, Meister!"
"Du bist ein Liebhaber des Offensichtlichen, Balder.
Sie sind hier. Ehrlich gesagt wollte ich ihn immer mal persönlich treffen. Ich frage mich wie sein Gesicht aussehen wird. Wird er angespannt sein, wird er so tun als wäre er entspannt. Wird man ihm ansehen ob er mir die Kehle mit eigenen Händen aufreissen wird?"
"Er ist nicht das, Problem."
"Natürlich nicht er allein, aber nach all den Jahren interessiere ich mich einfach für ihn am Meisten, Balder."
Ein Diener kam die Tür herein.
"Meister Costello! Ein Notfall!"
Costello kratzte sich am Kinn.
"Notfall. Die Insel Oredian ist auf eigene Faust übers Meer geflogen und ist mitten in meinem Schloss gelandet mit samt einer Ladung Lords die, gelinde gesagt, ziemlich sauer auf mich sind.
Das ist kein Notfall. Sag mir nur in welchem Stockwerk sie sind, ich geh sie begrüssen."
Der Mund des Dieners klappte auf und wieder zu. Dann fasste er sich und ging.
" ...Ich und Umbrio spielen ein Schachspiel mit sehr eignen Regeln. Den Zug den er jetzt gemacht hat war unvermeidlich. Nun, ich bin damal im Gerichtssaal nur Gradius begegnet jetzt sehe ich Umbrio zum ersten mal selbst."
"Meister, ich bin sicher ihr habt es nicht vergessen aber fast sämtliche Lords Mirnuzars sind dort und sehen euch als Usurpator von 80% von Mirnuzar."
"Und wieder sagst du das Offensichtliche, Vincent." antwortete Costello mit einem milden Lächeln.
Ein weiterer schwerer Hustenanfall schüttelte ihn durch. Schweiß lag ihm auf der Stirn und er rang mühevoll nach Atem. Er verharrte ganze zehn Minuten gekrümmt über seinem Wasserbad, bis sich der Anfall endlich wieder legte. Mit zittriger Hand wischte er eine silberne Haarsträhne aus seinem runzligen Gesicht und starrte auf die glatte klare Wasseroberfläche unter ihm. Ein alter erschöpfter Mann starrte ihn mit müdem Blick an. Der Zahn der Zeit hatte deutliche Spuren hinterlassen.
Mann[denkt]:Einhundertdreizehn Jahre alt und du siehst immer noch verdammt gut aus...
In ihm stieg ein Kichern auf, dass nur in einem ersticken Hustanfall endete. Jeden Tag sah er sein Spiegelbild und nie waren ihm die vielen kleinen Veränderungen aufgefallen, die sein Körper im Laufe der Zeit unternommen hatte. Es war schon eine Ironie, dass die größte Veränderung an sich, die er jemals bemerkt hatte, nicht in einem Spiegel zu sehen waren. Wenn er allerdings den Kopf hob war da etwas, was bis vor zehn Tagen noch nie dagewesen war. Früher hatte er immer gedacht, er würde sich davor fürchten wenn die Zeit gekommen war. Aber tatsächlich musste er jedes Mal lächeln, wenn er es sah, als würde er einen alten Freund begrüßen.
Ein Türklopfen holte ihn aus seinen Gedanken.
Bote:Meister Gisai, Herrin Sturmwind bittet um Ihre Anwesenheit. Fühlen Sie sich gut?
Der sehr, sehr alte Mann grummelte.
Gisai:Wenn Oviir nach mir ruft, kann ich wohl schlecht nein sagen. Noch bin ich nicht tot, Jungchen. Noch nicht.

Paka:Ein neuer König für ein neues Mirnuzar? Ich hoffe Ihr scherzt, Kanra.
Kanra:Jaa... Kann auch sein, dass es Spinner waren, aber der eine hat indirekt von uns gesprochen: Die Träger der Sterne. Naja, auch wenn... wir nur zwei haben.
Sinaphie:Der Kerl bekam Hörner, wurde soooo groß und konnte fliegen! Das war wirklich unheimlich!
Paka:Also soll irgendwas... passieren, wenn wir alle Leuchttürme entzünden?
Kanra:Ich habe fast gar nichts von dem verstanden, was sie gefaselt haben, aber... so in etwa haben sie es ausgedrückt.
Paka:... Und wo sind die Männer jetzt?
Kanra:Ich hatte den Rückzug angetreten, seit dieser Mann... oder was für eine Kreatur er auch war, losgeflogen ist. Dachte die erwischen mich wie ich lausche, aber ich hatte Glück. Sinaphie hat mir geholfen ein wenig Markierungspuder auszustreuen und wenn sie den regulären Weg genommen haben, können wir sie so verfolgen. Vielleicht sind sie noch in der Stadt?
Paka wusste nicht was er von dem halten soll, was Kanra bei ihrem gelangweilten Spaziergang zufällig belauscht und beobachtet hatte. Aber er wurde das Gefühl nicht los, dass sie auf etwas Wichtiges gestoßen waren. Aber wenn ihn sein Gefühl nicht trog, dann standen sie vor neuen Problemen. Und sie brauchten keine neuen Probleme.
Paka:Kann ich Euch darauf ansetzen Kanra?
Kanra:Natürlich.
Paka:Sehr schön, aber seid vorsichtig, okay? Ihr wisst ja, was ich über die örtliche Gesetzeshabung gesagt habe...
???:Tut mir Leid die Verspätung!
Eine Frau mit aschgrauer Uniform und wehendem Umhang trat ein. Kanra nahm unwillkürlich Haltung an, als sie an ihr vorbeischritt. Die Frau mit den kurzen weißen Haaren warf ihr einen kurzen Blick zu, wandte sich wieder ab und durchschritt den Raum bis zu dessen Ende, wo sie sich zackig zu Paka und seiner versammelten Gruppe umdrehte.
Oviir:Ich bin Herrin Sturmwind, die momentane Herrscherin über den Scharfrichtergipfel. Ihr habt euch schlechte Zeiten für einen Besuch ausgesucht, aber gute Zeiten sind in Nordshetver ein seltender Gast. Dennoch biete ich euch allen meine Gastfreundschaft an.
Paka:Wir akzeptieren sie mit Freuden.
Kanra und die anderen nickten. Paka hatte ihnen erklärt, was es mit der Gastfreundschaft auf sich hatte. Sie mussten im Hause aushelfen und ihrer Gastgeberin unter keinen Umständen schaden oder sich gegen ihre Anweisungen wenden. Ansonsten wurden sie vor die Tür gesetzt.
Oviir:Sehr gut. Desweiteren stelle ich euch allen auf Pakas Bitten den Jupiterleuchtturm zur Verfügung, allerdings unter der Bedingung, dass unser hiesiger Turmwächter die Aufsicht führt. Meister Gisai, Sie können eintreten.
Kanra musste sich zwingen nicht ungläubig zu starren, als ein alter Mann mit Krügstock hereinhumpelte. Er sah so alt aus wie... Jetzt wo sie darüber nachdachte, hatte Kanra noch nie einen älteren Menschen gesehen. Das Laufen schien ihm Probleme zu machen und er schnaufte bei jedem Schritt.
Kanra[denkt]:Naja, wenigstens bewegt er sich nicht im Schneckentempo. Aber ob das gut für ihn ist?
Gisai:Seid gegrüßt, ich bin Meister Gisai, Wächter des alten Turmes des Scharfrichtergipfels. Nun...
Der alte Mann hielt inne und starrte Kanra schockiert an.
Kanra:W-Was?
Gisai grummelte etwas und lenkte seinen Blick auf Sinaphie, die auf Kanras Schulter saß und wirkte noch überraschter.
Gisai:Nanu? Ist das...
Oviir:Ich hatte die Aerorill erwähnt, Ihr erinnert Euch verehrter Meister?
Gisai:Natürlich! Ich bin doch nicht völlig verkalkt! Aerorill ist also der Name von denen, so so...
Sinaphie blinzelte freundlich. Kanra hielt vorsichtsheitshalber ihr Bein fest, damit sie nicht aus Versehen in ihre 'gewöhnliche Begrüßung' verfiel und den alten Mann wie eine Killerin ansprang. Möglicherweise starb er dann an einem Herzanfall. Aber sie tat nichts dergleichen, denn Pakas Worte lagen ihr gut im Gedächtnis.
Sinaphie:Hallo Meister! Mein Name ist Sinaphie, freut mich sehr Euch kennenzulernen.
Gisai:Ganz meinerseits, kleine Dame.
Oviir:Da die Formalitäten erledigt sind, muss ich mich anderen Dingen zuwenden. Es gibt viel zu tun.
Paka:Wohl wahr. Wir kommen wie besprochen heute Abend noch einmal zusammen. Bis dahin lasst euch von Meister Gisai alles zeigen. Macht ihm keinen Ärger.
Gisai lachte kehlig.
Gisai:Wenn sie Ärger machen, stutze ich sie persönlich zurecht.
Oviir:Genießt den Aufenthalt.
Sie und Paka verließen den Raum.
Gisai:Na schön, ihr Jungspunde... Folgt mir.
Kanra:Na dann viel Spaß. Ich schaue später bei euch rein, ich will mir noch etwas ansehen... Rangi, kommst du-
Rangi:Ich habe auch eigene Dinge zu tun, bedaure.
Ohne weitere Erklärung ließ sie die verblüffte Kanra stehen. Bildete sie sich das ein, oder war Rangi noch angespannter als sonst? Die Aerorill sprang von ihrer Schulter.
Sinaphie:Bis nachher, Kanra!
Sie verabschiedete sich mit einem unsicheren Grinsen und verließ ebenfalls die Kammer.
Sciz:Ich frage mich wirklich, was der Käpten will was wir im Turm entdecken... Darüber hat er uns bisher nichts gesagt.
Sinaphie:Dann finden wir es raus. Ist doch auch viel lustiger auf diese Weise!

Lashon hätte nie erwartet, dass dieser Sasso seine Fragen offen und nach bestem Willen beantworten würde. Erst recht nicht im Haus der Hexenkönigin, deren Dasein schon ein Mysterium an sich war. Aber genau das tat er. Lashon gingen die Fragen schneller aus, als er gedacht hätte.
Lashon:Also wäre es möglich mit dem Marsstern den Leuchtturm zu entzünden? Oder ist er außerhalb der Aura, die ihn an Ort und Stelle hält?
Sasso, der sein ausgesprochen ordentliches Zimmer nach etwas durchsuchte, während sich mit ihm unterhielt, zuckte unwissend mit den Schultern.
Sasso:Weiß nicht, hab es nicht probiert. Vielleicht ja, aber dann wäre der Schutz ja ziemlich unbrauchbar. Die Sterne werden hier an Ort und Stelle gehalten, eben WEIL keiner sie eben mitnehmen soll um irgendwas anzuzünden. Irgendwie bezweifel ich es, aber es gibt Mittel und Wege die Aura auszudehnen, zumindest so dass es für den Marsleuchtturm reicht.
Lashon:Würde die Hexenkönigin das für uns machen?
Sasso:Mutter hat euch schon geholfen, also wieso nicht?
Lashon:Stimmt... Und du weißt wirklich nicht, wie man einen Menschen mit einem Elementarstern verbinden kann?
Sasso:Nö, kein bisschen. Wie gesagt, außer ein wenig putzen und dann und wann irgendwo aushelfen habe ich nicht viel gemacht. Die Außenwelt ist mir sehr oft ein Rätsel. Mein Wissen beschränkt sich auf Frostlande und die Bücher die ich gelesen habe. Das sind eine Menge, wie gesagt hier gibt es sehr viel Zeit...
Lashon pustete nachdenklich die Luft aus.
Lashon:Hmm... Was machst du da eigentlich?
Sasso grinste breit.
Sasso:Gut das du fragst! Ich hab ihn gerade gefunden!
Er zog einen smaragdgrünen Umhang aus einer alten Eichtruhe heraus. Obwohl Lashon vermutete, dass er eine Weile nicht mehr getragen wurde, schien er noch im erstklassigen Zustand zu sein.
Lashon:Ein Umhang?
Sasso strahlte.
Sasso:Jap! Ich habe den jetzt schon eine ganze Weile, doch ich weiß einfach nicht wohin damit... Deshalb möchte ihn dir schenken, Lashon! Du könntest ihn nützlich finden.
Lashons Nackenhaare sträubten sich.
Lashon:Ah weißt du... Die Sache mit wundersamen Dingen, dir man mir mir nichts, dir nichts anbietet...
Sasso:Keine Sorge, er ist nicht mit Hexenmagie gemacht. Der Stoff ist mit Sternenkraft getränkt, hier nimm.
Ohne Lashon eine Wahl zu lassen, warf er ihm den Umhang zu. Dieser fing ihn auf und spührte tatsächlich Psynergy in dem Mantel. Und nicht einmal wenig.
Sasso:Der passt hervorragend zu deinen Augen!
Lashon wurde das Gefühl nicht los, dass Sasso etwas ausheckte.
Lashon:Ich weiß nicht...
Schließlich überwand er sich.
Lashon:Andererseits hätte ich vorhin auch irgendeinen Liebestrank von einer Wildfremden getrunken, also was soll's...
Er schwang ihn sich um und befestigte ihn. Der Mantel saß gut und er fühlte sich nicht anders. Sasso nickte zufrieden.
Sasso:Schön zu sehen, dass er einen neuen Besitzer bekommt... Bei mir wär er nur versauert. Ich hab ihn seit ich in Frostlande angekommen bin, weißt du?
Lashon sah von dem Umhang auf.
Lashon:In Frostlande ange... Wie das? Bist du hier nicht geboren?
Sasso:Nö.
Lashon:Ich dachte die Hexenkönigin wäre deine Mutter.
Sasso:Oh, das ist sie auch. Natürlich nicht im Blute, das sieht man doch, nicht?
Lashon kam sich für einen Moment blöd vor, aber er nickte. Er kannte Sassos Vater nicht, aber jetzt wo er darüber nachdachte hatte der Mann nichts mit der Hexenkönigin gemein.
Lashon:Und wie... ist sie zu deiner Mutter geworden?
Sasso:Das...
Er lächelte großspurig.
Sasso:... ist mein einziges Geheimnis, dass ich nicht verrate.
Lashon:Oh...
Sasso:Sei nicht traurig, ich muss auch mal dann und wann gemein sein.
Lashon:Erinnerst du dich wenigstens an deine Zeit außerhalb?
Sasso zuckte gleichgültig mit den Schultern.
Sasso:Dunkel. Ich erinnere mich an irgendeine kleine Hafenstadt, aber da war es noch langweiliger als hier. Und das ist wirklich eine Leistung.
Lashon:Und deine richtige Familie?
Sasso:Wen kümmerts? Diese Dinge sind schon ewig ohne Bedeutung für mich. Es gibt ohnehin nichts Aufregendes zu erzählen. Naja, bis auf das.
Er zeigte mit dem blassen Zeigefinger auf den Umhang.
Sasso:Der kann einen ziemlich interessanten Trick. Ich zeig ihn dir.

Tsuka feixte. Der Lärm im Haus ging schon eine ganze Weile und das bedeutete nur Gutes. Er hatte zwischendurch kurzzeitig aufgehört, nur um wenig später noch gewaltiger zurückzukehren. Und er kam näher.
Tsuka[denkt]:Tja, im Ärgermachen ist er verdammt gut, wenn er sich dazu entscheidet.
Die Tür flog auf und Merl stürzte herein, Lucya in einem Arm, den Stab in der anderen Hand. Doch sie waren nicht allein.
Merl:Keine Zeit für Erklärungen! Halt still!
Er drückte ihr ihre Zahnkette in die Hand und machte sich an ihrem Knebel und ihren Fesseln zu schaffen. Keine Ahnung woher er wusste wie er die Risteméausrüstung ablegen konnte, aber er machte alles in einem sauberen Durchgang, als hätte er nie etwas anderes gemacht.
Tsuka:Was macht denn die Brieffee hier?
Merl:Mich retten um euch zu retten. Und jetzt sehen wir zu, dass wir verschwinden.
???:Das würde ich mir nochmal überlegen.
Natter erschien hinter Merl und richtete seine Waffe auf ihn. Merl machte nur einen kurzen Schlenker mit seinem Stab und die Waffe verbog sich als wäre sie aus Gummi. Tsuka hatte das schon einmal gesehen und wusste wie viel Konzentration er normalerweise brauchte das zu tun, geschweige denn Augenkontakt. Entweder war er über Nacht viel mächtiger geworden oder er hatte einfach nur unverschähmtes Glück. Merl wandte sich zu ihm um.
Natter:Keine falsche Bewegung! Du magst uns zwar bisher entkommen zu sein, aber du kannst unmögliche diese drei Mädchen gleichzeitig beschützen.
Merl:Krümmt ihnen ein Haar und ich schicke euch alle in die leeren Abgründe. Der Spaß ist vorbei.
Natter:Da hast du verdammt Recht.
Vier weitere Gestalten erschienen im Raum. Merl hob den Stab...
Damaso:Schluss jetzt, Natter.
Der Mann zischte wütend, fast wie eine Schlange. Wäre die Situation nicht so ernst gewesen, hätte Merl es sogar amüsant gefunden.
Natter:Wir von Euch keine Befehle entgegen.
Damaso:Ihr alle, hört auf. Das ist kein Befehl, sondern ein Rat. Der Aufwand ist viel größer als der Nutzen, diese Kinder gefangen zu nehmen.
Natter und die anderen schienen für einen Moment wirklich innezuhalten. Offenbar war ihm der Gedanke auch schon gekommen.
Natter:Ihr kennt das Protokoll...
Damaso:Drauf geschissen.
Er sagte das ohne mit der Wimper zu zucken.
Damaso:Ihr Jungs habt genug Befugnisse, um das Protokoll außer Acht zu lassen, wenn es der Mission dient. Ich will euch sicher nicht sagen, wie ihr euren Job machen sollt, aber wenn ihr einen Moment zuhört...
Natter schien zu überlegen, blieb jedoch in Kampfhaltung. Merl und die anderen auch.
Natter:Fahrt fort.
Damaso:Ob er nun ist wer er behauptet oder nicht: Er ist unsere Spur zu Calixtus. Und er steht selbst auch nicht auf Calixtus Seite.
Natter:Behauptet er.
Damaso:Es passt zu Ekas Geschichte.
Natter schnaubte verächtlich, als er ihren Namen erwähnte.
Damaso:Daher mein Vorschlag: Wir helfen dem Jungen Calixtus zu treffen und das Mädchen zu retten... obwohl er schon eine Menge um sich hat...
Merl musste sich zusammenreißen nicht die Außen zu verdrehen.
Damaso:... und wir schnappen uns Calixtus.
Natter:Tss... Hätte diese Novizin den Vorschlag gemacht, hätte ich es nicht einmal im Ansatz in Betracht gezogen. Aber wenn Ihr das so seht, stehen die Dinge anders.
Zu Merls Überraschung löste er seine Kampfhaltung auf und die anderen senkten die Waffen. Er lächelte bösartig.
Natter:Außerdem scheint in dem Jungen mehr drin zu stecken, als wir zunächst gedacht hätten. Vielleicht hält er ein wenig länger gegen Calixtus durch, als zehn Sekunden?
Merl:Ich habe nie gesagt, dass ich mit euch arbeiten werde. Erst recht nicht nach allem, was ihr uns angetan habt.
Natter zog seine Augen zu Schlitzen. Merl musste schon wieder an eine Schlange denken...
Natter:Dann können wir den Tanz gerne fortsetzen. Ich würde zu gerne sehen, wie lang du noch durchhälst. Oder deine Freundinnin.
Diese Bemerkung drang wieder bis zu Merl durch. Leider konnte er nicht widersprechen, dass er nicht in der Lage war Lucya, Tsuka und Tali gleichzeitig zu schützen. Auch wenn er nicht wusste, was mit ihm los war, sein Glück würde gewiss auch nicht ewig währen. Außerdem... Da war noch dieser Gesichtsausdruck dieser Risteméfrau...
Merl:Nur unter der Bedingung, dass wir unsere Waffen bis dahin behalten dürfen.
Tsuka:Wie bitte, Anarath? Du gehst darauf ein? Ich kann sie immer noch 'in die finsteren Abgründe schicken', wie du es so schön gesagt hast. Ich habe auch schon die richtige Idee dafür...
Merl:Spars dir auf, bis sie krumme Tricks versuchen. Wir behalten euch im Auge.
Natter verzog unwillkürlich die Mundwinkel zu einem Schmunzeln.
Natter:Wir euch auch, verlasst euch drauf. Auge, löschen Sie endlich das verdammte Feuer im Obergeschoss.
Der Kampf dauerte schon über eine halbe Stunde, obwohl die Bewegungen sehr fix gingen. Dewan hatte sich immer weiter wegteleportiert und der Dschinn war ihm gefolgt. Anfangs hatte Cyro angenommen, dass der Meister fliehen wollte, doch als er sah wohin ihr letzter Teleport sie hinführte, war er sichtlich irritiert, dennoch schaute er unbeeindruckt durch die ganze Adepten Menge. Alle Anwesenden schauten auf die beiden. Der Dschinn verstand erst jetzt, dass er ihn hierhergelockt hatte.
Cyro: Willst du mich etwa mit dem Leben dieser Männer drohen?
Alle Anwesenden handelten sich um eine Streitkraft Reyters, die sie gerade eben bemerkt hatten.
Dewan: Wer weiss. Supernova!
Eine Explosion wurde im Zentrum der Männer entfesselt und schleuderte sie nur weit davon. Es dauerte nicht lange, bis sie einen Gegenangriff auf den Jungen starteten. Der Junge lachte nur Müde über die Angriffe und wandelte sie um.
Dewan: Sol!
Die Sonnenkugel die entstand, absorbierte jegliche Psynergie und wurde stetig größer. Einer der Angriffe, wandelte er in eine weitere Supernova um und jagte sie von sich.
Cyro [denkt]: Er kann nicht nur Psynergie auflösen, sondern auch zurücklenken oder sie selbst benutzen?
Dewann konzentrierte sich wieder auf Cryo und schoss die Kugel ab, die ihn traf und ihn Meilenweit mitschleppte, ehe sie in einer gewaltigen Explosion aufgingen, die selbst von dieser Stelle aus zu sehen war. Mit einem weiteren Teleport verschwand Dewan auch schon wieder.


Melfice fluchte, als er sich wieder nach einer Zerstörung vollständig regenerieren musste. Sein Gegner ging ihm langsam aber sich auf die Nerven. Er verlor die Geduld, wenn er daran dachte, dass er Olaf Edwin bisher noch nicht einmal eine einzige Wunde zugefügt hatte. Das Schild hatte bisher alle seine Angriffe abgeblockt und teilweise sogar zurückgelenkt. Aufgrund dieser Ergebnisse hatte er Psynergie Angriffe schon vor einigen Minuten eingestellt. Seine Beschwörungen fielen aufgrund der Geisterwolke aus. Das einzige was dem Dämon geblieben war, war somit der Nahkampf.
Olaf versuchte mit Hilfe eines Flammenstrahls Distanz zu halten. Der Dämon ignorierte den Strahl, der ihm die ganze Haut verbrannte und schlug nach seinem Gegner. Die dunkle Psynergie die seinen Körper durchströmte, machte ihn immun gegen jegliche Art von Schmerzen. Der Nachteil dieser Technik war der ständige Verbrauch von Psynergie.
Der Schild wehrte den Angriff ab, ein Speer traf ihn und zog mit einem Treffer, einen Teil seiner Psynergie aus ihm – wie bereits schon siebenunddreißigmal zuvor- heraus.
Er ignorierte den Speer, der ihn gerade durchspießt hatte und packte den Schild mit beiden Klauen. Wenn er dem Meister erst den Schild entrissen hatte, würde es ein leichtes Spiel werden. Noch bevor er dazu kam beschwor Olaf einen Speer, der sich gleich entlud und eine leuchtende Kette entfesselte, die ihn am ganzen Körper fesselte. Seine Arme wurden von einer Supernova vernichtet, wodurch er den Schild nicht mehr halten konnte. Er versuchte sich aus den Ketten zu befreien, doch es gelang ihm nicht. Sie schienen irgendeine besondere Wirkung zu besitzen.
Melfice: Diese verfluchte Kette. Ich kann mich nicht bewegen!
Statt sich mit dem Geheimnis auseinander zu setzen, sprengte er seinen Körper mit Hilfe von dunkler Psynergie und regenerierte sich einfach wieder neu.
Olaf: So typisch.
Der Dämon biss die Zähne zusammen. Es gefiel ihm nicht, wie sich der Kampf entwickelt hatte. Sein Gegner hatte im Kampf, eine nahezu perfekte Strategie gegen ihn entworfen und gewann nun eine Runde nach dem andere. Zuerst hatte er ihn in den Nahkampf gezwungen und nun nutzte er die Situation aus, um ihm so viel Psynergie wie möglich zu entziehen. Melfice war zwar noch weit davon entfernt vernichtet zu werden, doch er war kein Narr. Mit dieser Strategie würde er entweder scheitern oder irgendwann vernichtet werden. Er musste den Kampf beenden, noch bevor Oredian am Ziel eintraf. Er besaß eine Technik die dazu in der Lage war. Er musste die Technik nun anwenden um den Kampf auf einem Schlag zu beenden. Wie sehr er es hasste auf die Technik zurückzugreifen. Der Dämon breitete seine Flügel aus und hob ab. Im Himmel angekommen, legte er jeweils den Zeige-sowie den Mittelfinger beider Hände auf die Stirn, direkt neben dem Horn. Einen Augenblick später leuchtete das Horn auf.

Der Dämon hatte sich in die Luft erhoben und hatte offenbar seine Nerven verloren. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er seine legendäre Attacke benutzen würde. Diese Zeit war offenbar gekommen. Der Meisterkampfkünster schaute genau zu. Das Horn des Dämons leuchtete auf und eine violette Kugel bildete sich auf dessen Spitze. Es war auf ihn gerichtet. Ein unheimliches Gefühl durchdrang ihn am nächsten Moment. So als würde er gerade dem Tod persönlich gegenüber stehen. Es war keine normale Attacke. War es über eine Attacke oder eher ein Fluch oder eine Illusion? Vielleicht auch etwas ganz anderes. Vermutlich wusste der Dämon selbst nicht einmal, was es war. Ein Grinsen bildete sich auf seinen Lippen.

Der Dämon schoss die Technik ab. Melfice sah, wie Olaf als letzte Verzweiflungsaktion, einen Speer beschworen hatte. Egal was dieser Speer für eine Wirkung hatte, er hatte gewonnen. Der Schild des Meisters bekam die erste Berührung ab und pulverisierte Augenblicklich, ehe es dann den Meister traf. Ein lauter Schmerzhafter Schrei ertönte wenig später. Er gehörte allerdings nicht dem Meister.
Melfice: WAAAAAAAAAAAARH
Der Dämon rollte sich unkontrolliert auf dem Boden und schrie Qualvoll ohne sich auch nur eine kurze Pause zu gönnen. Er bohrte die Krallen in die Erde und versuchte sich wieder einzufangen. Doch er scheiterte. Die Haut des Dämons zerfiel, genauso wie die Kraft des Dämons. Der Dämon wurde immer dünner und dünner. Schon bald sah man die Knochen des Dämons, der offenbar kurz vor seiner Vernichtung stand.
Olaf: Schmeckt dir deine eigene Medizin? Du hast die Wirkung deines eigenen Angriffs kassiert. Ich habe nur die ganze Zeit darauf gewartet, dass du die Technik nutzt.
Melfice konnte nicht verstehen, wie so etwas nur passiert sein konnte. Er hatte Olaf Edwin getroffen!
Olaf: Diese Kunst lernte ich vor ein paar Jahren kennen, als ich Weyard einen Besuch erstattet hatte um mein Wissen über die Psynergie zu erweitern. Ich traf auf ein mächtiges Wesen. Dieses Wesen konnte die Wirkung eines Angriffs zurückleiten. Es hat mich zwei Jahre gekostet diese Technik mit Hilfe seiner Hilfe einmalig auf einen Speer zu übertragen. Als Gegenleistung habe ich ihm die mächtigste Ortungstechnik beigebracht, womit er seinen Zwilling finden wollte.
Melfice wollte etwas sagen, doch es gelang ihm nicht. Der einzige Grund warum er nach einem Treffer nicht direkt vernichtet worden war, dass sich der Angriff ursprünglich auf Olaf Edwin eingestellt hatte. Olaf war schwächer als er. Die Technik hatte sich ihm angepasst.
Allerdings machte das Ganze im Moment überhaupt keinen Unterschied für ihn. Seine Psynergie nahm drastisch ab, sein Körper versagte. Selbst der Tausch mit dem König schien unmöglich zu sein. ER KONNTE NICHTS UNTERNEHMEN! Sein Körper würde sich zwar bald erholen, doch seine Psynergie nahm stetig ab. Es würde nicht mehr lange dauern, bis es komplett verschwunden war. Dannach würde seine Existenz aufhören. Olaf Edwin hatte ihn ausgespielt!

Der Dämon lag geschlagen auf dem Boden und war nur wenige Sekunden davon entfernt, vernichtet zu werden. Er musste Sol danken, wenn ihr jemals wiedersah. Olaf spürte einen Moment später eine bekannte Psynergie. Noch bevor er reagieren konnte, wurde er gepackt von der mächtigsten Hinterhaltspsynergie, die er je gesehen hatte. Er kannte diese Technik, denn er hatte ihn schon einmal gesehen. Man konnte von der Technik nur gefangen werden, wenn man ihn gerade nicht erwartete. Doch wenn man einmal erst gefangen war, konnte der Opfer sich in keine Art und Weise wehren, solange bis der Anwender die Technik abbrach. Allerdings verfügte die Technik über einen großen Nachteil. Solange die Technik wirkte, galt der Effekt auch für den Anwender.
Der Dämon sammelte seine letzte Kraft und stürzte sich auf den wehrlosen Lord.


Der Junge schaute grimmig, als der Dschinn erneuert vor ihm aufgetaucht war. Er musste sich erneuert den Körper erhitzen und ausweichen. Er hatte zwar viele Tricks auf Lager, womit er „nicht verlieren“ würde, doch wenn es darum ging zu „Gewinnen“ gegen den Dschinn, war seine Auswahl sehr begrenzt. Er musste sich etwas einfallen lassen.
Dewan: Offensichtlich bringt „noch größere Schlagkraft“ genauso wenig wie „Große Schlagkraft“.
Cyro: Nicht schlecht. Desto stärker die Psynergie deines Gegners sind, desto mächtiger sind deine Angriffe. Du machst dir die Psynergie deines Gegners zum Nutzen. Doch was willst du gegen mich unternehmen?
Dewan: Gegenfrage: Wir hören auf zu kämpfen und du schließt dich mir an.
Cyro: Angebot abgelehnt.
Dewan: Schade.


Melfice fraß sich durch das tote Fleisch des Meisters durch und hatte schon längst die kritische Zone überwunden. Die Wirkung der Technik hatte Nachgelassen und im Moment füllte er seine Psynergie mit dem des Meisters auf. Die Psynergie schmeckte einfach fabelhaft. Es war Jahrhunderte her, dass er so gut gegessen hatte.
???: Was lernen wir daraus?
Erklang es von der Person, die neben ihm stand. Es handelte sich um Ealar Loghain, der Olaf Edwin mit seiner Technik gefangen hatte. Der Junge hatte bereits einen zweiten Meister auf den Gewissen. Wenn er darüber nachdachte, war er bereits erfolgreicher als er. Als der Dämon mit dem Fressen fertig war, hob er seinen blutgetränkten Körper und schaute zu dem Meistermörder und Verräter.
Melfice: Vertraue niemals Ealar Loghain.
Loghain ein breites Grinsen auf den Lippen und nickte bestätigend mit dem Kopf.
Loghain: Richtig. Vetraue NIEMALS Ealar Loghain!
Er hob seinen Stab und Melfice realisierte erst in der letzten Sekunde, was passierte. Die Geisterwolke die nicht nur seine Beschwörungen verhindert hatten, sondern jegliche Beobachter vom Kampf isoliert hatte, wandelte sich um. Ealar schlug das Buch der dunklen Künste und las gleich eine Zeile vor. Die Geisterwolke, wandelte sich in einen Geisterdrachen, der direkt auf den Dämon zuflog. Er konnte gerade nach links ausweichen, wurde allerdings am linken Arm davon getroffen. Sein Arm fiel ab und der Dämon blickte geschockt zu dem Jungen.
Melfice: DU….
Loghain: Was ist los?
Der Junge stellte sich dumm und das machte Melfice rasend vor Zorn. Der Treffer hatte nicht nur einen Teil seiner Psynergie geraubt. Er konnte seinen Arm nicht mehr regenerieren.
Melfice: WAS HAST DU MIT MEINEM ARM GETAN?
Loghain: Mit deinem Arm? Ich habe deine DNA Verändert und deinen Arm „getötet“, wenn es dir weiterhilft. Dachtest du wirklich ich würde es durchgehen lassen, dass du mit „zuviel“ Psynergie davon kommst? Dein aktueller Psynergie Level ist mit deiner Ankunft gleich. [telepatisch] Ich werde meinen Deal auch erfüllen, da du deins eingehalten hast.
Melfice fluchte innerlich. Diese Technik eben hatte sich nicht nur von den Energien aller Anwesenden ernährt, sondern auch von einigen Leben. Das würde die Leichen auf der Insel erklären, die er gefunden hatte. Nun verstand er auch, wofür er eine „Unterstützung gegen ihn forderte“. Diesen Hurensohn würde er töten, sobald er den Turm für ihn den Turm beschworen hatte. Er hatte es gewagt, ihn zum zweiten Mal Lächerlich zu machen und hatte sogar seinen Arm gekostet. Melfice hielt seinen „toten“ Arm und schlug seine Flügel auf. Im selben Moment erkannte er, dass die Insel am „Ziel“ angekommen war.
Eine Erschütterung ging durch die ganze Insel. Ealar Loghain hatte Schwierigkeiten sich auf den Beinen zu halten und krallte sich an einem nahegelegenen Baum fest. Ein Schrei erklang über dem Lärm den die Insel verursachte und jemand rollte an Loghain vorbei, bevor er sich stoppte in dem er eine Klinge in die Erde rammte. Die Person zog sich auf die Beine, als wenn ihr Sturz sie nicht beeinträchtigt hätte. Es war ein Mann in einer roten Uniform mit stählernen Arm- und Beinschienen so wie Schulterpanzerung und einem Helm, der mit einer ausdruckslosen Metallmaske verbunden war, sodass er das Gesicht des Mannes völlig verbarg. Die Klinge mit der er sich gestoppt hatte war ein Dolch, an dessen Griff eine Kette befestigt war, die zu dem eines Langschwertes an seiner Seite führte.
Loghain hatte eine solche Ausrüstung nicht bei einem Wächter der Herrscher gesehen, aber selbst wenn das der Fall gewesen wäre würde das seinen nächsten Schritt nicht ändern. Dieser Mann musste sterben! Die Wahrscheinlichkeit, dass er seine und Melfice Unterhaltung gehört hatte war viel zu hoch.
Er sprang hinter den Baum, als der Mann den Dolch nach ihm schleuderte, sodass das Wurfgeschoss in der Rinde stecken blieb. Er trat wieder hinter dem Baum hervor und wollte eine Psynergie wirken, doch er konnte sein Ziel nicht mehr sehen. Er duckte sich wegen einer bösen Vorahnung, während er sich umwandte. Das Schwert des Maskierten sclug knapp über seinen Kopf eine tiefe Kerbe in den Baumstamm auf der Höhe auf der sich eben noch sein Kopf befunden hatte.. Während feine Holzsplitter auf ihn nieder regneten, sah Loghain wie sein Gegner etwas mit der freien Hand fing. Er wich zurück, wobei er sich aufregnete und die Dolchklinge schnitt in sein Gewand, aber erreichte die Haut um wenige milimeter nicht. Er entfesselte eine Schockwelle, die den Mann drei Meter von ihm schleuderte, bevor dieser ihm mit dem Schwert, mit dem er bereits ausgeholt hatte, den Gnadenstoß geben konnte.
Dieser Gegner war gut. Er hatte den Schwung seines Schwertschlages genutzt, um den Dolch and Kette aus dem Baum zu sich zu ziehen, um mit der zweiten Waffe noch einmal anzugreifen.
Sobald er auf dem Boden aufschlug sprang der Maskierte auch sogleich wieder auf die Beine. Loghain schwang den Stab. Im selben Moment in dem die Sohlen des Mannes den Boden berühten traf seine Technik und der Mann stürzte sogleich wieder. Diesesmal stand er nicht wieder auf.
Loghain blickte die Leiche nachdenklich an. Er spielte die wohl größte Bedrohung Mirnurzars aller Zeiten wie einer Marionette, aber dennoch hatte ihn gerade irgendein namenloser Unberührter fast umgebracht. Die Techniken seines Meisters waren schon eine merkwürdige Sache, und scheinbar die effektivsten, die es gegen Melfice gab.
Er richtete seinen Stab auf die Leiche und schleuderte sie mit Psynergie von der Insel. Wenn man sie doch einem Herrscher zu ordnen konnte, war es besser wenn man seine Leiche nicht fand.

~"Ich traue ihm nicht." Shakirs Worte waren nur ein Flüstern, das selbst Seril direkt neben ihm nur mit Mühe verstehen konnte.
Seril lächelte. "Ich nehme an, dass es an ihrer Konfrontation liegt."
"Vielleicht.", knurrte der Herrscher, "Ich kann gründsätzlich niemanden leiden, der sich anmaßt mir zu befehlen, aber da ist mehr..."
"Das mit dem Mund?", fragte der Zauberer scherzahaft.
Shakir schnaubte. "Das mit dem er hat dem Dämon nicht den Rest gegeben, als er heulend am Boden lag."
"Das Artefakt lässt sich nicht sooo leicht verwenden und davon mal abgesehen konnte er wohl kaum erwarten, dass DER Feind für den er sein Leben lang trainieren sollte und der seinen Meister getötet hat, von einem unhöflichen alten Mann mit Säbel niedergestreckt wird."
Erneutes Schnauben.
"Mich wundert nur seine Blindheit.", meinte Seril, "Er wollte eure Soldaten ausbilden, obwohl ihr tausende Meilen von ihnen entfernt seid und sprach Hexen und Zauberer an als wären sie dasselbe."
"Sind sie nicht?"
"Nein, sind wir nicht. Tatsächlich sind wir sogar recht gegenteilig... solange man nicht von einer Sorte Zauberer spricht, der ich nicht angehöre. Der Begriff Zauberer wird leider bei fast allen übernatürlichen Kräften vorschnell gebraucht."
Shakir sah sich im Raum um. "Sind hier Zauberer außer euch?"
"Nein, ich glaube nicht. In einem ganzen Jahrhundert tauchen meist nur ein oder zwei auf, die vollkommen seperat agieren. Kadev hatte wirklich Glück oder Unglück zwei zu begegnen."
"Loghain braucht auch Glück, wenn er NACH Melfice überleben will."
Seril stöhnte leise. "... wie schmutzig von euch..."
Umbrio hob die Stimme: "Wir erreichen unseren Zielort in einer halben Minute. Bereiten sie sich besser auf den Aufprall vor!"~

KLONK!
Der Wächter sackte vornüber, als Ferad ihn mit einer Kristallkugel am Ende seines Stabes einen Schlag auf den Hinterkopf versetzte.
Eilte zur Tür, um sicher zu gehen, dass niemand etwas gehört hatte. "Wir sind sicher."
Ferad nickte nur, während er seine Hände auf die Schläfen des Bewusstlosen presste und Psynergie wirkte.
Ferad beherrschte eine Kazan niemals zuvor begegnete Psynergie. Er selbst beschrieb sie als das Kopieren eines Bewusstseins. Prinzipiel veränderte er das Geistleser Netzwerk, das dieser Adept mit allen Wächtern im gesamten Gebäude hatte, sodass niemand bemerkte, dass er bewusstlos war und sie für alles was sie sahen eine Erklärung von diesem Wächter übermittelt bekamen. Sie hatten fünf Stunden, bevor das bemerkt wurde, weil die Ablösung für den Bewusstlosen kam. Natürlich hatten die Wächter so etwas wie einen eigenen Verstand, der sie bei einem Abweichen von ihren Vorschriften sicherlich anweisen würde eine zweite Meinung von der ihres Überwachers einzuholen. Allerdings würden sich die übrigen Eindringlinge in den Palast auch zuvor besorgte Wächterrüstungen tragen. Und für eine Gruppe Wächter, die sich vom Dienstplan unabhängig durch den Palast bewegte gab es sicher einige plausible offiziel klingende Erklärungen.
"Alles erledigt.", sagte Ferad und trat an Kazan vorbei geradewegs durch die Tür in den Korridor davor. Kazan folgte ihm. Im Korridor saßen drei Wächter einer mit einem violettem Symbol auf Brustpanzer und Helm. Vor den Wächtern befand sich eine Glaswand mit einer vergitterten Tür. Einer der Kontrollpunkte im Palast, der mit Enthüller auf Unsichtbare überprüfte und alle anderen mit Geistleser, desweiteren benötigte ein jeder eine spezielle Erlaubniss, um hier durchzukommen, wenn man nicht wie Kazan und Ferad unsichtbar war UND durch Wände gehen konnte.
Einer der drei wandte sich um, als er Kazan und Ferad hörte. "Hey, euch haben wir nicht durchgelassen!"
Kazan riss das Amulett hoch, mit dem er "Garvas" ausgeschaltet hatte, aber die Distanz war zu groß, als das es sich aktivierte.
Neben ihm hob Ferad packte seine Waffe, einen langen weißen Stab mit einer durchsichtigen Kristallkugel an jedem Ende, in der Mitte und wirbelte ihn über dem Kopf herum, wo bei die Kristallkugeln in regelmäßigen Abständen Lichtkugeln der selben größe hinterließen.
Der Wächter mit dem violetten Symbol schoss einen Blitz ab die anderen Beiden Schattenkugeln.
Kazan warf sich zu Boden, um dem Angriff zu entgehen, während Ferad in elegantenTanzbewegungen auswich, während er seinen Stab weiterwirbelte.
"Lichthagel!", tönte Ferad und seine Geschosse flogen in wilden Kurven auf die Wächter zu, die wahrscheinlich bereits versuchten über das Geistlesernetzwerk Hilfe zu rufen, was nicht möglich war, da das Zentrum dieses Netzwerks eine Minute zuvor von Ferad niedergeschlagen worden war.
Die Wächter wurden von den Lichtkugeln, deren Wirkung wie die großer Steine waren, aus den verschiedensten Winkeln getroffen und gegen die Glaswand und die Gittertür geworfen, an der sie zu Boden sanken.
Kazan stand wieder auf und wollte sich gerade den Staub von der Kleidung klopfen als ein tentakelartiger Schatten milimeter an seinem Gesicht vorbeischoss.
Ferad schlug den Angriff, der von einem Wächter, der irgendwie bei Bewusstsein geblieben war, stammte, mit seinem Stab nieder und stieß dann wie mit einem Speer nach dem Wächter. Eine Lichtkugel traf genau ins Gesicht.
"Einem Helden sollte sich niemand in den Weg stellen, denn sein Handeln ist gut und seine Motive rein."
"Und was sind deine Motive für das ausräumen der königlichen Schatzkammer?", fragte Kazan abfällig.
"Die Reichen haben zu viel, die Armen zu wenig, ich sorge dafür, dass es kein arm und kein reich mehr gibt."
"Also gibst du es den Armen?"
"NEIN, das würde nur ein Aufschub des Problems sein. Ich sorge dafür das es kein arm und kein reich mehr gibt."
".... weil KEINER mehr Geld hat?"
"NEIN, das wäre bösartig und unfair!"
"Mir fällt nichts mehr ein."
"Natürlich nicht, ein Held wird niemals verstanden. Weshalb man sein Handeln nicht in Frage stellen sollte."
Es dauerte rund zwanzig Minuten bis die restlichen Drei sie erreichten. Der Ursprungliche Plan hatte weder das ausschalten von Wachen noch das eindringen von jemandem neben ihm und Ferad vorgesehen, aber da sie diese Aktion nur durchführten, weil Zaarel und Sincan in den Palast wollten war diese Änderung unvermeidlich gewesen.
"Weiter.", sagte Kitaniel kaum hatte er die vergitterte Tür passiert, "Die hier werden bereits in zwei Stunden abgelöst."
"Eine Schande...", murmelte Sincan mit einem Blick auf die Wächter.
Der Dschinn bedachte den jungen Feueradepten mit einem berechnenden Blick. Es wurde langsam Zeit.
Cyro:Ich mach dir einen Vorschlag.
Dewan:Wenn es nicht darum geht, mich gehen zu lassen, dann stößt du wohl nur auf taube Ohren.
Der Dschinn zwinkerte vielsagend.
Cyro:Dann glaube es oder nicht: Das tut er.
Der Kampfkunstmeister blinzelte überrascht. Einfach so?
Dewan:Lass hören.
Cyro:Ich habe diesen Kampf langsam über und habe noch einige Dinge zu reparieren. Ich werde also meine gesamte Psynergy und meine vollständige Entfesslung in meinen nächsten Angriff setzen. Überstehst du es lebend, kannst du gehen.
Dewan dachte darüber nach. Das war in der Tat kein schlechtes Angebot. Aber meinte es der Dschinn ernst? Als würde er seine Gedanken lesen können, sprach er weiter.
Cyro:Wenn ich fertig bin, wird deine Spur ohnehin von der intensiven Psynergy weggespühlt sein, die ich freisetzen werde. Und ohne genug Psynergy kann ich keinen weiteren Teleport machen, geschweige denn irgendwelche Psynergy im Standby wirken. Ohne einen Adepten, der sich mit mir verbündet werde ich auch nicht in der Lage sein meine vollständige Entfesselung nochmal zu wirken. Ich könnte mich natürlich noch selbst beschwören, aber eine gewöhnliche Merkurbeschwörung dürfte dir doch keine Angst machen, oder?
Dewan:Und die Spuren würden wirklich verschwinden?
Cyro:Ich bin nicht komplett sicher, was die Risteméspur angeht, aber es ist sehr wahrscheinlich. Ich kenne mich mit Energieverdrängung gut aus... Jetzt ist übrigens der Zeitpunkt gekommen dir meine Entfesselung zu zeigen.
Dewan hob abwehrend die Hände.
Dewan:Sekunde! Ich habe noch gar nicht zugesagt!
Cyro:Macht keinen Unterschied, ich tue es sowieso. Leb wohl, Kampfkunstmeister...
Vor dem Dschinn bildete sich ein Eissplitter. Dewan reagierte und versuchte die Psynergy aufzulösen, aber der Splitter war so klein, dass er sich noch unter der Kraftblase des Dschinns befand. Er musste abwarten, bis es die Blase verließ... Der Eissplitter wuchs sehr langsam an und Dewan konnte die Psynergy förmlich sehen, wie sie hochkonzentriert sich in den Splitter ergoss und jede mikroskopische Eisfaser in voller Kraft schillern ließ. Dewan dachte an seine Lehren zurück und erinnerte sich daran, was gesagt wurde wenn man mit viel zu hochkonzentrierter Sternenkraft in Berührung kam, die auf Tödlichkeit gepolt war: Eine noch so kurze Berührung und der Geist eines Berührten würde zersplittern, egal ob es sich nur um einen Kratzer handelte. Wenn der Dschinn das Ding abschoss und zu einem Schrapnellsturm zersprengte...
Dewan[denkt]:Nein, ich darf jetzt nicht die Nerven verlieren. Das wird zwar nicht leicht, aber ich kann es schaffen. Im Notfall muss ich dem einfach nur ausweichen, wenn nötig dann mit Teleport.
Als der Splitter die Größe einer Faust annahm, keuchte Cyro auf, presste kurz die Augen zusammen, aber es kamen keine neuen Energieströme mehr dazu. Dewan betrachtete den Splitter. Es wäre ein Kunstwerk gewesen, wenn die Situation Platz für Bewunderung lassen würde.
Cyro:Reiner Forscher dran... Wie viel Psynergy kannst du in sehr kurzer Zeit auflösen?
Bevor Dewan den Mund aufmachen konnte, verschwand der Dschinn mit dem Eissplitter. Dewan machte einen Satz um auszuweichen... woraufhin der Dschinn per Teleport direkt vor ihm erschien und den Splitter abfeuerte.
Dewan[denkt]:Nein! Er hat mich auf dem falschen Fuß erwischt...
Als das hell leuchtende Eisprisma die Schildblase verließ, reagierte Dewan sofort. Für Teleport war jetzt keine Zeit mehr, dazu war der Splitter von zu kurzer Entfernung auf ihn geschossen worden. Er musste ihn auflösen! Doch in dem Moment wo er begann, wusste er welch fatalen Fehler er damit beging. Doch der halbe Kristall löste sich bereits auf... Und entlud sich in eine intensive grellweiße Stichflamme, die alle Schatten in der näheren Umgebung verdrängte und das Gestein zum Kochen brachte. Und Dewan befand sich direkt in dieser Flamme! Es war zu viel Psynergy auf einmal, um sie effektiv auflösen zu können. Verschweifelt nach Kontrolle über so viel Energie auf einmal und seinem eigenen Schutz bemüht bemerkte er fast gar nicht wie sich alles, was er mit sich führte... Kleidung, Waffen, Artefakte... wie alles in einem reinen Feuersturm verbrannte, schmolz und sich gar in Gas auflöste. Selbst seine Haare verbrannten, aber sein Körper selbst hielt stand. Mit einem langen Aufschrei riss er die Hände hoch und bediente sich der Kraft der Flamme, um sich am Leben zu erhalten. Nach einem langen Moment des Zweifels über die eigenen Fähigkeiten löste die Flamme sich auf.
Cyro:Einfach nicht zu fassen! Wieso stirbst du nicht?
Dewan spührte winzige Füße auf seinem kahlen Schädel.
Dewan[denkt]:Verd-
Cyro:Entfesselung!
Er stieß sich kräftig von seinem Kopf ab, drehte sich im Sprung mit aufgeplusterten Backen um und blies kräftig. Und aus der reinen ewigen Flamme wurde ein unglaublicher Kältesturm, der sämtliche Wärme in winterliche Kühle verwandelte. Dewan mobilisierte sämtliche Feuerpsynergy in sich, um nicht schockartig gefroren zu werden. Das geschmolzene Gestein zu seinen Füßen fror augenblicklich ein und verfestigte sich zu einem bizarren Muster. Doch Dewan verstand schnell, dass der Dschinn nicht einfach aufhören würde zu pusten. So viel Atemluft passte nicht in diese kleinen Backen! Er zog alle erdenklichen Psynergyquellen in der Nähe an, um seinen Körper gegen die Kälte zu schützen. Cyro verfolgte den rotglühenden Körper in seinem eisblauen Kältesturm mit wachsender Gelassenheit. Es war zu spät für ihn. Der Kampfkunstmeister konnte sich nicht mehr fortteleportieren. Falls er es versuchen würde, müsste er seine Konzentration kurz unterbrechen und in diesem Moment würde er auch schon zu Tode gefroren sein. Dewan wusste es offenbar und versuchte es gar nicht erst. Das Leuchten seines Körpers wurde schwächer...
Dewan:U-Unterschätz mich nicht!
Das Glühen nahm wieder stark zu und er kämpfte sich langsam auf die Beine.
Cyro[denkt]:Beeindruckend... Sehr beeindruckend. Aber es ist aussichtlos. Es spielt keine Rolle wie stark er sich aufheizen kann... Meine Kraft ist nicht einfach nur Kälte, sondern das reine Verdrängen von Wärme und Energie. Je mehr du aufwendest, desto mehr verlierst du...
Der Kampfkunstmeister sank langsam wieder in die Knie und das wärmende Glühen seines Körpers nahm rapide ab. Niemals hatte er gedacht, dass er einmal erfrieren würde! War... war es wirklich vorbei?
~???:Der cleverste Weg einen überlegenen Feind zu schlagen ist, seine eigenen Waffen gegen ihn zu verwenden.~
Dewan erinnerte sich nicht, wer diese Worte einmal zu ihm gesagt hatte, aber er hatte ihre Wahrheit auf Anhieb erkannt. Stets hatte er die Psynergy anderer geraubt und sie so ihres Vorteils enthoben, aber das half ihm gegen den Dschinn nicht mehr weiter... oder? Sein von Kälte getrübter Blick schoss umher. Er konnte nicht weit sein... wo... verdammt, wo? Und da lag er: Der halbe noch schimmernde Eiskristall, den Cyro auf ihn abgefeuert hatte. Dewan hatte es nur geschafft die Hälfte umzuwandeln, bevor ihn die Flamme fast verzehrt hätte. Aber es hatte gereicht den Splitter von seiner Flugbahn abzulenken. Ein Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht...
Cyro[denkt]:... Was...?!
Das rote Glühen nahm wieder zu, verdammt schnell und wurde zu einem weißen Gleißen.
Cyro[denkt]:Woher nimmt er nur all diese Psyn- Oh, oh!
Sein Blick schnellte zu dem Eissplitter, der sich nach und nach auflöste. Cyro schalt sich für seine Unvorsichtigkeit, aber es war zu spät. Jetzt musste er sich ein Wettrennen mit seiner eigenen Psynergy liefern... Das war doch lächerlich!
Cyro&Dewan[denkt]:Weiter... nur noch ein... bisschen...!
Doch kurz bevor das Eis sich auflöste und somit das Ende des Kampfkunstmeisters bedeutete, spürte Cyro ein schmerzhaftes Stechen in seiner Substanz. Der Dschinn wusste, dass er sein Limit überstaperzierte. Noch ein wenig länger und er schädigte seine Substanz irreparabel. Der blaue Kältesturm stoppte... zeitgleich löste sich der letzte Rest des Eissplitters auf. Cyro starrte ausdruckslos in den Kältedampf.
Der Kampfkunstmeister lebte. Nackt, von Reif bedeckt, ohne irgendwelche Psynergyreserven, vollkommen unterkühlt, aber er lebte. Dewan stand ganz langsam mit steifen Gliedmaßen auf und starrte den Dschinn mit trüben Augen an, als erwartete er, der Dschinn würde sich doch noch selbst beschwören. Doch Cyro zischte gekränkt und sank zu Boden, wo er sich auf den Boden erschöpft hinsetzte.
Dewan:He... W-W-Was f-fü-fü-r e-ein kühl-es L-Lüftch-chen...
Cyro:Ts... ... Geh.
Dem hatte der Kampfkunstmeister nichts mehr hinzuzufügen, selbst wenn seine Lippen ihm noch gehorchen würden. Er konzentrierte sich darauf sämtliche Psynergy die sich in ihm regenerierte zu Wärmung seines Körpers zu benutzen, statt ihn für einen Teleport aufzusparen. Vielleicht erfror er noch bis dahin. Er setzte ein Fuß vor dem anderen, von dem Dschinn weg. Dieser rührte sich nicht mehr vom Fleck sondern beschwor nur eine winzig kleine Wasserblase, die er vor seinen Augen tanzen ließ, wie er es bei ihrem ersten Treffen getan hatte. Vielleicht gab es in diesem Haufen doch noch ein Fünkchen Ehre... Dewan presste angestrengt die Augen zusammen, um im Kältedampf etwas sehen zu können. Er wusste nicht einmal wo ihn sein letzter Teleport genau hingebracht hatte. Seine Schritte setzten für einen Moment aus, als er meinte eine Silhouette vor sich sehen zu können. Sie hielt einen Arm in die Höhe gestreckt und riss sie mit einer schnellen Bewegung hinunter.
???:Yumi!
Mit einem Mal riss der Nebelschleier durch, wie ein Stück Papier. Mit gedämpften Sonnenlicht im Rücken sah Dewan einen Mann, einen Mann in einer Rüstung aus Gold und Schwarz. Sein langes silbriges Haar bewegte sich elegant mit seiner Bewegung, mit der er den Dampf geteilt hatte. Erst jetzt realisierte Dewan, dass eine Wand aus Hochdruckwasser dafür verantwortlich war die ihn knapp verfehlt hatte... Nein, er irrte sich. Er sah es nur auf einem Auge. In Wirklichkeit ging die Wasserwand... durch ihn durch.
Reyter:Für meine Soldaten...
Bevor Dewan das Leben verließ, dachte er nur enttäuscht daran, wie sehr er sich mit der Ehre getäuscht hatte...

Reyter verbündete sich wieder mit seinem Dschinn Yumi und starrte auf Dewans Leiche hinab, die fünf Schritte von ihm entfernt lag. Ein talentierter Junge, was für eine Schande... Aber trotz allem würde sein Tod ihnen allen nützen.
Reyter[denkt]:Emeralt, hol sie her.
Cyro:Was wäre gewesen...
Die Wasserblase zerplatzte und er wandte sich seinem Herrn zu.
Cyro:Wenn er nicht geflohen wäre? Wenn er sogar den Wunsch verspürt hätte sich uns anzuschließen?
Reyter:Du kennst die Antwort darauf. Der Kampfkunstmeister war nie dafür vorgesehen, aber er wird seinen Zweck noch besser erfüllen. Hätte er sich uns angeschlossen, hätten wir den ursprünglichen Plan verfolgt.
Die beiden sahen sich eine ganze Weile lang schweigend an, bis Cyro traurig den Kopf hängen ließ.
Cyro:Ich hätte ihn selbst erledigen sollen... Jetzt komm ich mir richtig mies vor.
Reyter:Das geht vorbei.
Psynergypartikel tauchten auf und materialisierten sich zu ein paar Dschinns, drei Männern und einer Kiste mit fremdartigen Gerätschaften. Der Kriegsherr hob die Braue, als er den Mann erkannte, der vortrat.
Reyter:Ihr?
Weldon grüßte ihn mit wehleidiger Höflichkeit.
Weldon:Ja, mein Kriegsherr. Die Admiralin hat mich ausgewählt den Vertrag zu schließen, da Sarn seine Pflichten als Schlachtenkoordinator nicht vernachlässigen darf und...
Er verstummte und wurde kreidebleich, als er Dewans halben Körper entdeckte. Weldon hatte das alles nicht gewollt. Hätte der Junge nur viel früher kooperiert.
Weldon:E-Er, mein Herr?
Reyter:Hat Euch die Admiralin nicht über alles informiert?
Weldon:Ich habe vielleicht nicht so gut aufgepasst...
Er zwang sich seinen Blick von dem toten Kampfkunstmeister abzuwenden und verfluchte sich, wozu er sich dieses Mal bereit erklärt hatte. Natürlich hatte er gewusst was ihn erwartete. Und natürlich hatte Admilarin Zaisa zunächst Sarn vorgeschlagen, aber Weldon hatte darauf bestanden es zu tun. Aber nun fragte er sich, ob es die richtige Entscheidung gewesen war... Einer der Soldaten in seiner Begleitung pfiff beeindruckt.
Soldat1:Ihr habt hier aber ganz schön die Landschaft verändert. Wie gern hätte ich diesen Kampf gesehen...
Cyro:Wärst du in der Nähe gewesen, wärst du erfroren.
Soldat2:Erfroren? Der Bursche ist halbiert!!
Dschinn1:Reicht das überhaupt für das Ritual aus?
Cyro:Es gibt nur einen Weg das herauszufinden. Baut es auf!

Merl konnte nicht glauben was er sah, als er das Haus verließ. Zunächst hatte er den Ristemé nicht glauben wollen, aber es war wahr. Mirnuzar hatte sich zum größten Teil in den Himmel gehoben. Der Spalt, der sie einst mit dem nördlichen Shetver verbunden hatte, war nicht einmal weit fort von hier. Es war nur eine Sache von Kilometern, dass er sich jetzt nicht mit im Himmel befand... Was bei allen Sternen ging hier nur vor?
Merl[denkt]:Eines nach dem Anderen... Vera hat Vorrang und wenn ich mich auf Tali verlassen kann, wirkt ihr... 'Geschenk' nicht mehr so lange. Und für den Fall, dass auf diese Ristemé kein Verlass ist, brauche ich jeden Vorteil, den ich kriegen kann.
Er kickte ein wenig Schutt auf seinem Weg zur Seite und bemühte sich nach besten Willen zu beruhigen. Er hatte sich gerade mit einem gesamten Killerkommando angelegt und die sagten Calixtus sollte man nicht unterschätzen. Wenn Merl nur wüsste, was sein Problem mit Anarath von den Anemos war! Schließlich hatte er dem 'Plan' dieser Männer und Frauen zugesagt, noch ein paar Vorbereitungen getroffen und, das konnte er am wenigsten von ihm selbst nachvollziehen, Lucya, Tsuka und Tali bei ihnen gelassen. Er hatte sich selbst noch nie so unsicher gefühlt.
Vulkanasche[Bündnis]:Bewahr die Ruhe, Kumpel. Du wirst das schaffen, ich glaub an dich. Selbst diese Ristemé glauben du kriegst das hin, also hab ein wenig Vertrauen.
Merl mochte darauf nichts antworten, aber er fühlte sich schon ein wenig besser. Dennoch... Er bekam das Gesicht der Risteméfrau Eka einfach nicht mehr aus dem Kopf. In was war er hier hineingeraten? Schließlich erreichte er die vereinbarte Stelle.
Merl[leise]:Ob es euch passt oder nicht, es geht los.
Er pickte das Rindenstück mit dem Schlüsselloch vom Boden und steckte mit wilder Entschlossenheit den zweiten Schlüssel hinein... Doch nichts geschah. Merl blinzelte perplex. Er versuchte den Schlüssel zu drehen, aber nichts passierte.
Merl:Was zur Hölle... Erst willst du kämpfen und jetzt machst du einen Rückzieher? Wieso geht das nicht? Zeig dich du Feigling!

Weldon beendete den letzten Vorgang und Dewans Leiche löste sich in rötliche Blitze auf, die in eine Energiekugel schossen und sich mit ihr vermischten. Reyter unterdrückte die Frage, ob alles ordnungsgemäß ablief, denn er hatte wirklich keine Ahnung was als nächstes passieren würde. Aber er konnte Cyro blind vertrauen. Er war der erste gewesen, der zu ihm gekommen war. Noch lange bevor er offiziel zum Kriegherr wurde...
Cyro:Weldon, halt dich bereit. Er kommt!
Weldon nickte knapp und wurde ein wenig Steif. Reyter sah dem Mann seine Angespanntheit an. Er konnte es ihm nicht verübeln, schließlich war er im Begriff etwas zu tun, was bisher noch nie jemand von ihnen getan hatte. Die Kugel verformte sich. Mit seltsam anmutender Manier verdrehte und streckte sie sich und nahm ganz langsam die Form eines zwei Meter großen Hundes mit rotem Fell an, an dessen Pfoten und um seinen Hals spitze Stachelbänder mit gebogenen Widerhaken befestigt waren. Seine gelbglühenden Augen fixierten Reyter und er stieß ein furchterregendes Knurren aus. Reyter ließ die Show halt, da Cyro gesagt hatte das die Kreatur den Kreis nicht verlassen konnte, den sie vorher gezogen hatten. Als das nichts half stieß er ein schreckliches Heulen aus, dass Weldon einen eiskalten Schauer durch den Körper jagte.
Cyro:Weldon, jetzt. Der Vertrag.
Weldon räusperte sich und trug seinen auswendig gelernten Text in der fremden Sprache vor. Er musste dreimal von vorne anfangen, weil die Kreatur ihn immer wieder mit ein Knurren oder eine ruckartigen Bewegung erschreckte, aber beim vierten Mal schaffte er es.
Weldon:...ui Iuun masae, Garm!
Der Hund heulte noch einmal auf voller Kehle und starrte ihn blutrünstig an. Die Adepten und die Dschinns starrten erwartungsvoll zurück... Dann seufzte der Hund menschlich und ging geknickt in die Hocke.
Hund:Das kann doch nicht wahr sein... Es gibt wirklich noch Menschen, die die Frechheit haben mich zu beschwören? Und ich Narr dachte mein Name wäre aus sämtlichen Archiven getrichen...
Cyro schwebte vor.
Cyro:Bist du der Dämon Garm?
Der Hund starrte den Merkurdschinn miesgelaunt an.
Hund:Wer sonst? Hätte die Beschwörung funktioniert, wenn es anders gewesen wäre?
Er seufzte wieder.
Garm:Na schön, ich bin ein braver Dämon und tue was ihr sagt. Je schneller ihr mich wieder entlasst und noch besser die Quelle vernichtet aus der ihr meinen Namen habt, desto besser. Ich tue alles dafür. Was soll es sein? Welteroberung? Soll ich ein einmaliges Denkmal für Euch errichten? Oder ist es nur etwas einfaches wie eine Frau für euch stehlen?
Reyter:Weldon?
Weldon, der die ganze Zeit den Dämon mit offenen Mund angestarrt hatte, zuckte zusammen und nickte dem Kriegsherr zu.
Weldon:Richtig... dein Auftrag...
Der Dämon schnaubte.
Garm:DAS soll mein Meister sein?
Er überging die abfällige Bemerkung.
Weldon:Bevor ich dir deinen Auftrag erteile... Ist dein Partner da?
Garm nickte.
Garm:Ja, ist er. Und er geht mir auf die Nerven. Der kapiert gar nichts was hier vor sich geht... Wollt Ihr ihn sprechen? Meister...?
Reyter:Ich denke das wird nicht nötig se-
Weldon:Ja, ich bitte darum.
Die Anwesenden starrten Weldon ungläubig an, als er dem Kriegsherrn widersprach. Doch der Kriegsherr zuckte nur mit den Schultern.
Garm:Schön, vielleicht gibt er dann Ruhe...
Der Hund verformte sich... und nahm die Gestalt Dewans an. Der Kampfkunstmeister war alles andere als begeistert.
Dewan:IHR!
Er zeigte auf den Kriegsherrn.
Dewan:WAS HABT IHR MIT MIR GEMACHT?! WER ODER WAS IST DIESER GARM?!
Reyter:Ich sehe hier verlangt es etwas Klärung. Zu deiner ersten Frage: Ich habe dich getötet, Bursche. Du hast dich uns in den Weg gestellt und musstest beseitigt werden.
Dewan knurrte und feuerte einen Drachdunst auf ihn, der sich über der Kreisgrenze um ihn auflöste.
Dewan:Lasst mich hier heraus und ich zeige Euch wie tot ich wirklich bin.
Cyro:Da besteht leider kein Zweifel.
Dewan:Und du! Du hast gesagt ich könne gehen!
Cyro:Ich sagte nur, ich lasse dich gehen. Habe ich doch auch gemacht, oder? Wenn du zuhören könntest...
Dewan:Was habt ihr mit mir gemacht?!
Cyro:Darauf wollte ich gerade eingehen. Weldon, sag ihm er soll die Klappe halten.
Weldon:Ich? Oh... Halt mal die Luft an, Junge. Hör Cyro einen Moment zu, klar?
Zu seinem Erstaunen hörte der Junge auf ihn, als wäre er verstummt.
Cyro:Danke. Nun... Was wir gemacht haben ist ganz einfach. Wir haben deinen Körper benutzt um den Dämonen Garm zu beschwören. Er soll uns bei unserem kleinen Problem zur Hand gehen. Du weißt sicher, wovon wir sprechen?
Dewan sah ihn nur finster an.
Cyro:Oh, du warst wohl zu deutlich... Weldon?
Weldon:Wa- Oh, klar... Du darfst sprechen, Junge.
Dewan schnappte nach Luft.
Dewan:Was geht hier vor?
Cyro:Der Dämon den wir beschworen haben, hat sich mit dir vermischt. Ihr seit sozusagen ein Wesen. Und da Weldon hier durch einen Vertrag die Kontrolle über Garm hat, hat er auch Kontrolle über dich.
Dewan:Vertrag?
Cyro:Ein Vertrag der es euch verbietet, euch gegen uns zu stellen, unserem Vorhaben oder dem Kriegsherrn zu schaden und und und... Frag Garm, wenn du nicht alle Details kennst. Zu deinem Auftrag...
Dewan:Glaubt ihr wirklich, ich würde nach all dem für euch arbeiten?
Cyro:Du musst! Dein Vertrag zwingt dich dazu. Außerdem winkt dir eine Belohnung, wenn wir Garm in dir entlassen...
Dewan:Eure Belohnung könnt ihr euch sonstwohin stecken!
Cyro:Sachte, nicht so eilig. Die Belohnung wäre deine Wiedergeburt, du könntest wieder leben.
Dewan:Ich bin lebendig genug!
Cyro:Schön das du das so siehst. Aber nichts destotrotz musst du dich an alle Anweisungen halten, die Weldon dir gibt. Weldon, verrat ihm doch seinen Auftrag.
Dewan wirbelte zu dem Mann herum, der seinem Blick wehleidig auswich.
Weldon:Euer Auftrag... dürfte dir nichts Neues sein. Ich befehle euch Melfice zu vernichten.
Nun war der Kampfkunstmeister wirklich überrascht. Doch die Überraschung wich Entsetzen, als plötzlich ein großer roter Hundekopf aus seiner Schulter wuchs.
Garm:Mo-Momentchen mal. Melfice? DER Melfice? Äh, nicht dass ich die Party sprengen müsste, aber wenn wir von dem selben Melfice sprechen den ich kenne... Der ist wohl eine Dämonenkategorie zu hoch für mich.
Dewan stieß einen überraschten Schrei aus und versuchte mit beiden Händen den Kopf von sich wegzudrückten, oder auszureißen. Garm schüttelte gereizt den Kopf und biss ihm genüsslich ihn die rechte Hand. Zu Dewans Verwunderung tat es nicht einmal weh.
Garm:Könntest du damit aufhören? Ich versuche gerade klarzustellen, dass unser Auftrag eine Nummer zu hoch für uns ist. Wenn dir dein Leben... UNSER Leben lieb ist, dann lass mich weitersprechen.
Cyro:Oh, der Junge weiß sehr wohl, wer Melfice ist. Auch er ist auf der Suche nach einem Weg ihn zu zerstören.
Garm:Wa-? Habt ihr alle einen Knall? Beschwört lieber Trucica, der hegt doch eh Selbstmordgedanken...
Dewan:Wir sollen für euch Melfice zerstören?
Reyter:Wie ich sagte, entwickelt sich dieser Dämon zu einer Plage, die für alle Adepten gefährlich wird. Cyro entwickelte einen Plan einen Dämon mit einem Dämon zu bekämpfen. Und Garm hier verfügt über Fähigkeiten, die Melfices Vernichtung erreichen können.
Garm:Oh, klar! Wenn er stillsteht und mich einfach machen lässt! Und mich dabei nicht in Staub verwandelt!
Cyro:Nicht so bescheiden, die Schriften die ich fand sagen genug über dich aus. Du bist das, was wir gegen Melfice brauchen. Und nachdem wir dir das richtige Wissen und die richtige Ausrüstung gegeben haben, könnt ihr als Ebenbürtige kämpfen, wenn nicht sogar du als Überlegender. Und ich bin überzeugt dein Partner hat auch einiges nützliches Wissen, was er mir bisher vorenthalten hat.
Jetzt realisierte Dewan es in volle Gänze.
Dewan:Ihr... habt das geplant, habe ich recht?
Reyter:Nicht wirklich, wir haben nur eine Gelegenheit ergriffen. Dein Wissen war unschätzbar wichtig, also gab ich Cyro die Anweisung dich zur Strecke zu bringen, solltest du dich nicht uns anschließen wollen. Hättest du es doch getan, wäre dir nichts geschehen.
Garm wimmerte.
Garm:Und ich hätte nicht beschworen werden müssen. Danke dafür...
Cyro:Bedaure Garm, aber früher oder später wäre es dazu gekommen.
Reyter:Das ist richtig. Für die Rolle des Blutopfers hatte ich jemand anderen im Sinne, aber Dewan kam uns mit seinen Wissen gerade recht. [denkt] Glück gehabt, Saitu. Wirklich Glück gehabt...
Dewan:Ich glaube das alles nicht...
Garm:Na schön, ich habe sowieso keine Wahl, nicht? Wenn ihr sagt ich hätte eine Chance, fühle ich mich schon viel besser. Ist es... nur dieser eine Auftrag?
Cyro:Vorerst ja.
Garm:Meister?
Weldon zuckte zusammen.
Weldon:Nun... Vielleicht kannst du mir noch ein hübsches Mädel mitbringen...
Reyter:Weldon!
Weldon:Aber wenn du alles zu meiner Zufriedenheit erfüllst, entlasse ich dich.
Garm:Und löscht Ihr meinen Namen?
Weldon sah zum Kriegsherrn. Dieser zuckte gleichgültig mit den Schultern.
Weldon:Sicher, das werde ich.
Der Hundekopf stieß ein Siegesgeheul aus.
Garm:Auch wenn Ihr keine Kleinigkeit verlangt, nenn ich das mal Motivation. Los, Dewan! Holen wir uns Melfices Kopf!
Garm verschwand wieder in Dewan. Dieser starrte fassungslos die Stelle an, wo der Kopf verschwunden war und sah dann zu Weldon. Dieser wich seinem Blick immer noch krampfhaft aus.
Weldon[leise]:Tut mir Leid, Junge... Es tut mir wirklich Leid.
Reyter:Wenn Ihr mich entschuldigt... Ich habe in wenigen Minuten eine Verabredung mit einem interessanten Silkanas und einer Gefangenin. Viel Spaß, Weldon, Cyro, Jungs...
Er verschwand durch einen Teleport.
Cyro:Dann ab in meine Einrichtung, da unterrichte ich euch über alles.
Weldon:Gut... Garm, gehen wir.
Dewan verformte sich und bildete erneut den kompletten Garm.
Garm:Ich bin zwar nicht ganz überzeugt, aber wie ihr wünscht, Meister.
Cyro verwischte die Kreislinie an einer Stelle und erlaubte es dem Hundedämon so sich frei zu bewegen. Er trottete hinter dem Dschinn mit der Muschelkrone her.
Dewan[Bund]:Ist es dir egal, dass sie dich nur für die Drecksarbeit benutzen?
Garm[Bund]:Kopf hoch, so ist das eben. Ich war schon in schlimmeren Situationen. Manchen Dämonen geht es viel schlechter als mir, denn sie haben in der Vergangenheit viele auffällige Dinge getan, sind wohlbekannt und werden dementsprechend oft beschworen. DEREN Sterblichkeitsrate ist hoch. Wenn das hier vorbei ist, habe ich vielleicht für ein neues Jahrtausend Ruhe... wenn nicht sogar die süße Ewigkeit!
Dewan: Diese Hurensöhne.
Als wenn Melfice schon nicht ohnehin mächtig genug wäre, war auf absurde Art und Weise seine Kraft durch zwei geteilt worden. Seine Kunst, womit er sich in einem solchen Fall sicher bringen wollte, war zwar geglückt, doch es hatte einen hohen Preis gekostet. Der Preis wäre unter normalen Konditionen gleich null gewesen, wenn man die lange Vorbereitung vorher nicht miteinbezog.
Er befand sich im heiligen Tempel von Antana. Der Schüler des ältesten Meisters näherte sich ihm. Er gehörte zum Wildvolk an und besaß das Aussehen eines lebhaften Tigers.
Unarus: Meister Dewan. Ihr sehr nicht gerade zufrieden aus. Ist ein Fehler passiert?
Dewan: So könnte man es sagen. Wer hätte damit rechnen können, dass so etwas passiert?
Unter normalen Umständen hätte er mit der von Generation zu Generation weitergegeben Technik des Seelenteleportes problemlos entkommen können. Der Anwender löste dabei seine Seele von seinem Körper und erschien in einem anderen Ort oder Stelle wieder. Allerdings nicht lange, da man einen neuen Körper brauchte und der Anwender sich dannach nur von seiner eigenen Lebensenergie ernährte. Die Technik galt Jahrzehnte lang als unausgereift bis man schließlich die Technik mit einem bestimmtes Ritual kombinierte.
In dem Ritual schuf man einen zweiten - oder mehrere- Körper von sich, die man als Container für die Seele aufbewahrte. War dies geschehen konnte man jederzeit in einen dieser Container zurückkehren. Sein verstorbener Meister Rance hatte diese Technik letztendlich perfektioniert in dem er diese eine weitere Technik hinzugefügt hatte. Normalerweise gingen in einem solchen Transfer stets ein Teil seiner eigenen Kraft und Lebensenergie verloren. Rance hatte allerdings einen Weg gefunden, den „verlassenen Körper“ zu absorbieren und die verlorene Kraft sowie Lebensenergie zurückzuerhalten. Sein Meister hatte die Unsterblichkeit geschaffen.
Dewan schüttelte seinen Kopf. Das was nicht ganz richtig. Der Schlaf war ein Schwachpunkt der Technik, da sie nicht passiv wirkte. Ein plötzlicher Todesstoß der das Leben sofort beendete, war genauso tödlich wie üblich. Er war dem nur einen Schritt näher gekommen.
Unarus: Was genau ist passiert?
Dewan: Sie haben mich wiederbelebt. Zumindest einen Teil von mir-
Unarus: Das geht?
Dewan: Mein Körper galt in dem Zeitpunkt als „tot“ und es dauert einige Stunden bis die Seele den Körper verlassen und in den neuen Körper eindringen konnte. In der Zeit lang galt man in der Gesetzen der Natur wohl als „tot“, obwohl die Seele noch vorhanden war. Ihre Totenbeschwörung hat ein Teil meiner Seele entzogen und sie mit dem Körper versklavt. Ich kann den Körper nur auflösen und absorbieren, wenn sich in dem Körper kein Geist befindet.
Unarus: Wie wäre es, wenn der Körper erneuert sterben würde?
Dewan: Dann würde ich all meine Kraft die darin gespeichert war für alle Ewigkeiten verlieren und ich bin, wenn man uns beide im Kampf vergleicht der schwächere von beiden, aber ich habe ein Plan.
Es war zwar komisch an zwei Orten gleichzeitig zu sein und zwei Körper gleichzeitig zu besitzen, doch es war beunruhigend…

Der Meistermörder las die letzte Strophe des Buches uns hob den Stab des Hexenmeisters, welcher ein grelles Licht von sich gab und die halb Empol in sich aufnahm. Wenige Sekunden später bebte die Erde und etwas schien aus dem Boden herauszuwachsen. Ein schwarzer, gigantischer Turm wuchs aus dem Boden Empols und nahm genau in dessen Mitte Platz – der dunkle Turm war erfolgreich beschworen worden!
Loghain: Der Deal ist abgeschlossen. Ich werde jetzt gehen.
Melfice: Bevor du gehst: Wissen die Lords über Olaf Edwins Tod Bescheid?
Loghain: Eine meiner Chimären haben sie informiert.
Melfice: Zu Schade.
Loghain: Schade?
Melfice: Du hättest ihr auch die Anweisung geben sollen, die Lords über deinen Tod zu berichten.
Loghain: Du Mistk-
Noch bevor er die Chance hatte eine Kunst auszusprechen, schossen zwei blitzschnelle Strahlen aus dem Auge des Dämons und trafen die Hand des Meistermörders, der den Stab anschließend fallen lassen musste.
Melfice: Dachtest du ich würde dich am Leben lassen? Dachtest du ich würde dir erlauben auch nur einen Kunst auszusprechen? Du hättest lieber die Zeit zum Fluchen für deinen Spruch verbrauchen sollen.
Loghain versuchte panisch seinen Stab aufzuheben, doch der Dämon war schneller und trat den Stab Meilenweit weg.
Melfice: Wie stark bist du jetzt ohne den Stab „Meister Loghain“? Zeig mir die Macht die du mir vor einigen Stunden in Oredian gezeigt hast und kämpfe wie ein Meister.
Die Angst war Loghain ins Gesicht geschrieben. Er drehte sich um und rannte davon während er seiner Begleitungen befahl anzugreifen. Der Dämon lachte über die Chimären die sich auf ihn stürzten.
Melfice: Chimären? Das ist alles? Das soll mich aufhalten?
Der Dämon trat einer der Chimären den Kopf so, dass er sich um die eigene Achse drehte, während er mit einem Sprung ausweichte und gleich zwei Chimären, mit den Krallen in jeweils drei Stücke trennte. Einer von ihnen stürzte sich von oben auf ihn, den er problemlos mit dem Horn aufspießte. Die übrigen acht stürzten sich nun auf ihm.
Melfice: ich mache es kurz.
Er ließ das Ausweichen sein und seine Gegner bohrten sich in sein Fleisch hinein, über das er nur grinste und seinen Schutzschild aktivierte. Da sie sich im Schildradius befanden, wurden sie in ihrem inneren durch die dunkle Psynergie zerfetzt. Er grinste.
Melfice: Du Wurm entkommst mir nicht.
Er breitete sein Flügel auf und hob ab.


Ealar Loghain befand sich schon am Strand und lief auf das Meer zu. Der Dämon landete mit einem Salto vor ihm, schnitt ihm somit den Weg ab und schwang seine Krallen.
Loghain: NEIN!
Das sollten die letzten Wörter Loghains sein, als ihn die Krallen des Dämons trafen und ihn ihn zwei Stücke zerfetzte.
Melfice schaute befriedigt zu dem toten Meistermörder. Er hatte diesem Bastard seine Respektlosigkeit heimgezahlt. Wenn er ihm nicht auf die Nerven gegangen wäre, hätte er ihn bei seiner Meisterkillanzahl sogar noch am Leben gelassen. Melfice drehte sich um und ging.
Zumindest hatte er das beabsichtigt. Er brach ab, als er ein Bewegen wahrnahm. Obwohl der Unterkörper vollkommen abgetrennt war, richtete sich Loghain auf, indem er sich an einem Arm abstützte.
Melfice: Wie… Wie kannst du noch immer leben?
Loghain lachte. Erst jetzt fiel Melfice auf, dass Loghain nicht blutete.
Melfice: Du bist ein… Untoter?
Loghain schüttelte seinen Kopf. Der Dämon wurde es nicht verstehen können. Er hatte den „Genwandler“ genutzt. Diese dunkle Kunst konnte die Gene und somit seine Rasse verändern. Sein Aussehen konnte auf Wunsch gleich bleiben, doch seine Zellen übernahmen die Fähigkeiten seiner Auswahl. Es war einer der Techniken die er aus dem Buch gelernt hatte und ohne den Stab wirken konnte. Er hatte nur eine Sekunde gebraucht um den Spruch auszusprechen. Seine Chimären hatte er zwar alle opfern müssen, doch sie hatten ihren Zweck reichlich erfüllt. Er sprach ein Wort aus und im nächsten Moment erschien der Stab wieder in seiner Hand. Der Dämon griff erneut mit einem Augenstrahl an. Loghain sprang in Wasser und weichte dem Angriff so aus und tauchte ein. Der Dämon flog knapp über das Wasser, damit er Loghain den Todesstoß geben konnte. Für einer der gefährlichen Techniken brauchte er entsprechend längere Sprüche und musste auftauchen. Melfice wartete und wartete, doch es geschah nichts. Bis er merkte, dass er verschwunden war.
Der Dämon schüttelte seinen Kopf. Konnte er etwa auch unter dem Wasser atmen? Sein Blick ging zu der Stelle wo sich die andere Körperhälfte des Meistermörders befunden hatte – verschwunden.
Melfice schüttelte seinen Kopf. Er war ihm entkommen, doch das würde seine gute Laune nicht stören. Der Turm stand und das war alles was zählte. Ausserdem hatte er den Dolch der Wahrheit womit er Xallank Yall vernichten und das letzte, für die Turmaktivierung erforderliche Artefakt, in seinen Besitz bringen konnte. Der Dolch des Verfluchten. Ein Lachen hallte durch Empol, bevor er abhob. Er hatte gesiegt!
Er begann sich wieder zu beruhigen.
Wahlu:Na schön, die Vorteile überwiegen das Risiko bei weitem. Die Belohnung, die ich hierfür verlange, wird endlich genug sein... und noch ein paar nützliche Extras einbringen...
Trea:Wie meint Ihr das?
Der kleine Kopfgeldjäger zuckte zusammen.
Wahlu:Oh, ich habe nur mit mir selbst geredet. Zerbrecht Euch nicht den Kopf Trea... Dieser Auftrag ist ohnehin nichts für Euch.
Sie hob fragend eine Braue.
Trea:Ist er nicht?
Wahlu:Ihr habt es vielleicht in Eurer Zelle verpasst: Dieser Kriegsherr Reyter ist ein radikaler Adept, der Mirnuzar von allen Nichtadepten säubern will. Wenn seine Männer Euch sehen während ich versuche ihr Vertrauen zu gewinnen... Naja, Ihr könnt Euch den Rest denken. Ich habe hingegen einen Vorschlag für Euch: Ihr bleibt hier und arbeitet augenscheinlich für Azharu, aber Euer wahres Ziel ist es herauszufinden, wieso man mich als inoffiziellen Kopfgeldjäger deklassiert hat. So kann ich nicht arbeiten.
Trea:Und was springt für mich dabei heraus?
Wahlu sah im Gehen zu Trea hinauf.
Wahlu:Ihr wollt doch jagen, oder nicht? Ihr werdet ihn zur Strecke bringen, ke!
Sie grinste.
Trea:Klingt gut.
Sie erreichten die Werkstatt in der Malmer gerade repariert wurde. Hina und Mina waren bereits vor Ort und versuchten mit dem Ingeneur zu sprechen, der dem Golem den letzten Schliff gab. Dieser schien jedoch einem Gespräch abgeneigt zu seien. Wahlu war überrascht, als er Malmer sah. Sein Äußeres hatte sich durch die Aufwertungen stark verändert.
Wahlu:Ke... Wie siehts aus?
Mina:Gelardiceunar ist fast fertig.
Gel[denkt]:Hee... Sie hat sich meinen gesamten Namen gemerkt?
Wahlu:Schön, habt ihr die Ausrüstung besorgt, die ich verlangt habe?
Hina:Alles ist da.
Wahlu:Sehr schön...
Gel trat schweigend von dem Golem zurück.
Gel:He... Das sollte es sein. Nur habe ich keine Ahnung, wie ihr das Ding aufladet...
Wahlu:Ke! Überlasst das mir!
Psynergy blitzte zwischen seinen Fingern auf und er schlug die Hand auf die Hülle Malmers, der kurz zusammenzuckte. Wahlu war gespannt. Jedes Mal wenn sie ihn reparieren und dann neu 'aktivieren' mussten, änderte sich Malmers Persönlichkeit. Clever war er jedoch nie gewesen. Doch wenn er dem Mechaniker glauben konnten, dann hatte er da etwas verbessert...
Wahlu:Aufwachen, mein Großer!
Malmer rührte sich und blickte auf Wahlu hinab.
Malmer:Ich bin einsatzbereit, Meister. Soll ich jemanden für sie töten?
Wahlu:Kä?
Hina, Mina und Gel wichen zurück.
Mina:Nicht schon wieder...
Trea lächelte.
Trea:Also mir gefällts...
Wahlu:Fürs erste nicht, Großer.
Malmer schien enttäuscht.
Malmer:Oh, wie schade... Gibt es wenigstens jemanden zu foltern?
Gel:He... Ist das normal? Ich könnte mir sein Verhaltenskern noch einmal ansehen...
Wahlu:Ich bin zufrieden. Und nein, es gibt auch niemanden zu foltern... Noch nicht.
Malmer seufzte.
Wahlu:Nun wo das Team wieder zusammen ist, werde ich meinen Kostenvorschlag machen. Wenn er angenommen wird, brechen wir sofort auf... bis auf Trea natürlich.
Trea:Schade, ich würde gerne den neuen Malmer in Aktion sehen.
Mina:Wir können gerne tauschen...
Wahlu:Kekeke... Nein, das wird nicht nötig sein. Haltet euch bereit, ich bin gleich zurück.

Kanra hatte Glück. Sie fand die beiden Männer in der Nähe des Stadttores, wo sie an einem Stand Halt gemacht hatten, um vor der Reise noch eine Mahlzeit zu sich zu nehmen. Zuvor hatte sie, einer spontanen Eingebung folgend, sich einen weiten, schmucklosen grauen Umhang gekauft, um ihre doch recht auffällige Stadtwachenuniform von Gilratat zu verbergen. Sie bestellte sich auch etwas und setzte sich in die Nähe des abgelegenen Tischs der beiden. Dabei nahm sie weit genug Abstand, dass sie nicht verdächtig wirkte, aber die beiden immer noch belauschen konnte. Einer von den beiden schien über etwas ungehalten zu sein und hob seine gedämpfte Stimme etwas.
Hashiro:Ich habe getan, was Ihr verlangt habt. Ihr werdet doch meine Erinnerungen wiederherstellen?
Der andere sah ihn ausdruckslos an.
Reyon[leise]:Nicht so laut. Was das angeht... Er hat sich immer noch nicht einverstanden erklärt, oder?
Hashiro[leise]:Ich habe das Treffen arrangiert und diesen verdammten Dolch geholt. Was wollt Ihr denn noch?
Reyon[leise]:Melfice will, dass wir seine Gunst erlangen. Ihr wart einst eins mit ihm, also wisst Ihr vielleicht wie wir das am besten bewerkstelligen können.
Hashiro[leise]:Dann wäre es wohl besser meine Erinnerungen wiederherzustellen, oder?
Reyon[leise]:Wir wissen nicht...
Den Rest verstand Kanra nicht mehr, als der Besitzer des Standes eine handvoll Gemüse zischend in eine heiße Pfanne warf und lautstark kochende Suppe hinzufügte. Als der Lärm sich wieder legte, waren die beiden Männer schon im Begriff zu gehen.
Reyon[leise]:...vielleicht Graf Skrasas eine Idee, aber fürs erste sollten wir zum Schiff zurückkehren.
Kanras Gabel hielt für einen Moment inne und ihr Mund blieb kurz unsinnig weit geöffnet. Hatte er gerade Skrasas gesagt? Skrasas wie der Mann, der mit der Ordensschwester Amirwin und der Hoheadeptin Alyka kam? Vielleicht ein anderer Skrasas, aber ihr fiel ein, dass sie gar nichts über den Mann wusste.
Reyon[leise]:Hier, nehmt das und übernehmt die Bezahlung.
Das unverkennbare Geräusch von klingenden Münzen ertönte kurz und Kanra hörte, wie sich beide vom Tisch erhoben. Einer von ihnen ging zum Standbesitzer und gab ihm die Teller und die Bezahlung. Kanra hob den Blick nur für einen Moment, um den Mann genauer zu betrachten. Doch im selben Moment drehte sich dieser um und ihre Blicke trafen sich. Kanra brauchte einen Moment zu lang den Blick zu lösen und schalt sich für ihre Unvorsichtigkeit.
Kanra[denkt]:Geh vorbei, los! Geh einfach weiter...
Hashiro:Hey...
Sie sah wieder auf.
Hashiro:Ich kann neugierige Galataner nicht besonders leiden.
Kanra rang sich ein humorlosen Lächeln ab.
Kanra:Schade.
Der andere trat zu ihm.
Reyon:Nur die Ruhe, er ist nur ein wenig... gereizt. Vergebt ihm. Entschuldigt die Störung.
Er zog ihn mit sich. Kanras Blick verfolgte die beiden noch eine Weile, bis sie das Stadttor durchschritten und seufzte erleichtert. Sie hatte keine Ahnung was sie gemacht hätten, wenn sie geglaubt hätten sie hätte gelauscht, aber sie war froh das es nicht so gekommen war. Sie aß ihren Imbiss schnell auf, der auf einmal viel besser schmeckte und machte sich auf dem Rückweg. Viel hatte sie nicht erfahren, aber sie hatte das Gefühl, dass mit 'Skrasas' der Skrasas gemeint war, der sich im Moment auf der Windtänzerin befand. Sie musste es dem Käpten berichten!

Silvester:Schickt ihn herein.
Die Wächter nickten und öffneten seinem Gast die Tür. Silvester runzelte fragend die Stirn, als er die kleine Gestalt erblickte, die den Raum betrat. Statt seiner Rüstung trug der Kopfgeldjäger nun einen grauen Mantel und Spitzhut mit breiter Krempe. Auf seinem Rücken war ein seltsamer Stab gebunden, dessen Kopf die Form von drei goldenen ineinandergreifenden Zahnrädern hatte.
Silvester:Kopfgeldjäger Wahlu...?
Wahlu:Ke! Wer sonst? Ich hörte mein Partner Costello ist gerade nicht verfügbar, also soll ich mit meinem Anliegen zu Euch kommen.
Er wedelte mit einer Liste in der linken Hand herum.
Wahlu:Hier stehen die Dinge drauf, die ich für meinen Auftrag Vierherz bei Reyter einzuschmuggeln haben möchte. Es mag zwar eine Menge sein, aber Costello sagte auch ich könne alles haben, kekekeke...
Silvester nahm ihm wortlos die Liste ab und überflog sie.
Silvester:Was...? Was wollt ihr den damit? Den hohen Geldbetrag kann ich noch nachvollziehen, aber was wollt ihr mit dem Rest?
Wahlu:Was stimmt damit nicht?
Silvester:Da stehen viele seltene Materialien und Tiere drauf, aber vieles davon hat keinen wirklichen Nutzen... Seid Ihr ein Sammler?
Wahlu:Ke... Könnte man so sagen... Ihr kriegt doch alles zusammen?
Silvester:Karabris... Diese Vögel sind doch kurz vor dem Aussterben...?
Wahlu:Ein lebendes Exemplar reicht mir.
Silvester schwieg eine Weile. Tatsächlich verlangte der Kopfgeldjäger weniger, als er bei Costellos großzügigen Angebot erwartet hätte. Nicht einmal Ländereien oder Titel wollte er. Nur ungewöhnlich viel Geld und scheinbar willkürlich ausgesuchten seltenen Krempel. Das meiste war nicht mal von großem Wert, nur eines hatten alle gemeinsam: Sie waren schwer aufzutreiben.
Silvester:Bis auf die Eissternblüte können wir vielleicht alles besorgen. Ich glaube diese Pflanze wächst nur auf Arktonia, dass immer noch auf dem Boden Mirnuzars liegt...
Wahlu:Wenn sie fünf oder sechs Dinge nicht auftreiben können ist das auch in Ordnung. Ich hätte jedoch gerne so viel wie möglich.
Verwirrt, aber einverstanden nickte Silvester.
Silvester:In Ordnung. Ich denke Cos- mein Vater hat damit keine Probleme.
Wahlu machte einen kleinen Luftsprung.
Wahlu:Freut mich! Dann brauche ich nur noch den Ort, wo sich Vierherz gerade aufhält.
„Costellllloooooo!!“
Zwei Sensen rasten auf Costellos Gesicht zu.
Etwas klickte. Der Sensenträger hielt im Angriff inne. Bertuccio hatte eine Armbrust auf die Schläfe des Angreifers aufgesetzt. Die Sensenklingen stoppten kurz vor Costellos Hals.
„Ganz ruhig, Prinz Dyrmund kein Grund für Gewalt hier.“ Sagte Costello schlicht.
Prinz Dyrmunds Sensen bewegten sich nicht, aber er liess sie auch nicht senken. Mit kaltem Blick fixierte er Costello.
„Du wagst es einen Lords Mirnuzars mit einer Armbrust zu bedrohen!?“
„Ich? Nein niemals.“
Costello blickte mit gespielter Unschuld zur Seite.
„Bertuccio hat von ganz alleine reagiert.“
Ein zweites Klicken. Eine weitere Klinge an Costellos Hals.
Bertuccio richtete eine Armbrust an den Kopf von Prinz Dyrmund und mit der anderen Hand eine andere Armbrust auf Shakir.
Costello blickte den Säbel entlang auf dessen Oberfläche sich sein eigenes Lächeln spiegelte.
„Ah, Tulius. Ihr solltet es vermeiden euch zu viel zu bewegen. Ihr seht schon angeschlagen aus, beruhigt euch lieber. Es sei denn ihr wollt dass ich den anderen Lords von den Sachen erzähle die mir euer…. juwelenliebhabender, knochiger Freund über euch erzählt hat.“
Shakir richtete weiter den Säbel auf Costello und sagte nichts. Costello begegnete dem Blick.
„Seid ihr zu erschöpft um mich an zu schreien oder kann es sein… Dass euer böser Blick bedeuten soll dass ihr mich so wertlos findet dass ihr keinen Atem an mich verschwenden wollt? Das wäre sehr gemein von euch, in der Tat. Jawohl.“
Dyrmunds Sensen zitterten.
„Costello, du Mistkerl! Ich habe es während unserem Flug gesehen! Du hast ihn zerstört! Du hast den „Rückenkamm des Grossen Drachen“ zerstört den mein Vater vor Vierzig Jahren gebaut hat. Seine Konstruktion hat 5 Jahre gedauert! Du hast meine Ländereien vernichtet! Und die Ländereien der Nachbarregionen! Ich weiß dass du es gewesen bist!!“
Costello nickte. Er lächelte nicht mehr.
„Das stimmt in der Tat Prinz Dyrmund von Deregal. Ich habe Vholsann den Befehl dazu gegeben den „Rückenkamm des Grossen Drachen“ zu zerstören.“
„Aber WARUM!? Meine Ländereien und die der Nachbarregionen sind zu Sumpfland geworden! Wahrscheinlich hat die Zerstörung des „Rückenkamms des Drachen“ dafür gesorgt das sogar abgelegenes Gebiet wie Viirtii oder Cozeda ,ausgelöscht wurde!“
„Der beste Krieg ist der, der nicht statt findet. Wenn es einen Weg gibt die feindlichen Truppen zu dezimieren ohne seine eigenen Leute in Gefahr zu bringen, sollte man ihn nutzen.“
“Feind?“ schnaubte Dyrmund mit verzogenem Mundwinkel.
„Ja. Die Truppen des galatanischen Kriegsherren Reyter.“


Etwas packte Merl von Hinten am Kragen. Er verlor den Boden unter den Füssen. Um sich herum nahm er nur noch grauen Nebel war. Mit einem dumpfen Geräusch fiel er auf Holzplanken.
„Entschuldigung das der Teleport nicht klappt. Seid dieser grosse Felsbrocken am Himmel aufgetaucht ist, scheinen alle Portale aus dem Gleichgewicht zu kommen.“
Calixtus saß breitbeinig auf einer Holtreppe die zum oberen Teil des Decks führte vor Merl.
Sein Gesichtsausdruck sah nicht sehr kampfeslustig aus. Er schien sogar enttäuscht.
Beide sahen sich ernst an. Merl war bereits in Kampfhaltung. Calixtus dagegen wirkte immer noch als würde er auf etwas warten.
Etwas knatterte und knallte. Calixtus schmunzelte.
„Ich wusste das Damaso seine Geduld nicht zügeln kann jetzt wo ich so nah an ihn herangekommen bin. Scheint als wäre er in Lily gelaufen. He. Zu versuchen eins meiner Schiffe zu entern in dem Moment in dem ich dich abhole. Er würde mih zu gerne wieder sehen.“
Eine Stimme drang aus dem Nebel.
„Calixtus! Calixtus! Ich hab einen Eindringling abwehrt! Bin ich nicht toll? Bekomme ich eine Belohnung?“
„Wie wäre es mit einer Umarmung?“
„Ui!“
„Wie auch immer, zurück auf deinen Posten, Lily!“
„Ja, Calixtus!“
Merl umklammerte seine Waffe.
„Ich dachte es soll ein Duell werden? Was macht dieses Mädchen hier?“
„….Keine Sorge meine Untergebenen werden sich nicht einmischen. Aber sie halten Wache. Du weißt nicht was für schmutzige Tricks die Leute die Ristémes Senat losschickt benutzen.“
„Doch. Ich durfte sie am eigenen Leib erfahren.“ antwortete Merl.
„Und trotzdem verbündest du dich mit ihnen? Ein echter Held bist du, Anarath. Du bist derjenige der dafür gesorgt hat das solche Leute jetzt die Macht über Ristéme haben. DU bist dafür verantwortlich dass mein Meister tot ist.
An dem Tag an dem Lord Hailya gestorben ist, hat auch mein Leben jeglichen Sinn verloren. Du hast mir alles genommen. Nicht du alleine natürlich. Aber wenn du nicht gewesen wärst. Anarath von den Anemnos…. Ich kann dir nicht vergeben, Anarath. Ich werde es nicht.“
Calixtus stand auf. Sein Blick fest auf Merl.
„Bevor wir anfangen. Habe ich eine Frage…“
„Wie lautet sie?“ fragte Merl.
„WER BIST DU!?“
Der Nebel floh von Calixtus aus weg, in alle Richtungen. Merl kreuzte die Arme vor dem Gesicht um sich von dem Wind zu schützen der von Calixtus ausging.
Jetzt erst konnte Merl genau sehen wo er sich befand.
Er war zusammen mit Calixtus auf einem Schiff das durch ein Meer aus Nebel schwamm, oder schwebte?
Zu beiden Seiten des Schiffs, war je ein anderes Schiff.
Auf diesen anderen Schiffen hielt jeweils eine junge Soldatin das Steuerrad. Auf dem Schiff auf dem sich Calixtus und Merl befanden ebenfalls.
„Amelie, Camelia, Lily! Ich verbiete euch meinem Besucher etwas zu tun oder mir zu helfen. Wenn ich heute hier durch seine Hand sterben soll dann ist das eben mein Schicksal! Sinnt nicht auf Rache!“
Er wandte sich wieder Merl zu.
„Ich sollte dir wohl sagen was es mit diesem Ort hier zu tun hat. Diese Schiffe die ich ergattert habe Segeln auf der Schwelle zwischen Dasein und Nichts. Solange wir uns auf diesen Schiffen befinden sind wir für die Leute von ausserhalb praktisch nicht existent. Wir sind also im Moment so etwas ähnliches wie Geister. Wir können uns beliebig durch Wände, Welten und jedes Materiale Hindernis bewegen. Leider fliegen wir nicht hoch genug um zum fliegenden Kontinent zu kommen.
Jetzt im Moment steuern wir auf den Ratsaal des Senats von Ristéme zu. Wir werden unsere kanonenbestückten Schiffe genau mitten im Senat materialisieren und zünden.
Wir werden mit einem Selbstmordangriff den Senat vernichten. Ich bin mir sicher auch Meister Hailya wünscht sich das. Guck nicht so erschreckt. Ich gebe dir zwei Möglichkeiten das zu verhindern.
Erste Möglichkeit: Du besiegst mich. Dann werden wir dir dein Mädchen zurück geben und unseren Angriff abbrechen.
Zweite Möglichkeit: Wenn du NICHT Anarath von den Anemnos bist dann ist sowieso alles umsonst. Ich MUSS Gewissheit haben. Wenn du nicht Anarath von den Anemnos bist kommt es zu keinem Kampf, ich gebe dir das Mädchen und greife den Senat nicht an.
Die Leute vom Senat sind zwar nicht unschuldig, aber es stehen unschuldige Leben auf dem Spiel. Wenn das Senatsgebäude einstürtzt wird es zu Todesfällen unter den Unschuldigen kommen. Also wenn jemand auf diese Weise stirbt wird es deine Schuld sein weil du unbedingt den großen Helden Anarath von den Anemnos spielen wolltest.
Willst du diese Fassade wirklich weiter auf recht erhalten? Was bringt es dir den Helden zu spielen? Bist du nicht zu alt dafür!? Lohnt es sich wirklich das Leben von Unschuldigen zu riskieren um einmal „Held“ sein zu dürfen?
Okay, ich frage dich ein letztes Mal und bedenke dass du mit deiner Antwort das Leben von Unschuldigen in Gefahr bringen kannst:
BIST DU ANARATH VON DEN ANEMNOS!?“



Vierherz saß auf einem hohem Trümmerhaufen, innerhalb des überfluteten, ehemaligen Deregal-Hafen.
Jetzt war der Hafen nur noch eine im Sumpfland versinkende Müllanhäufung.
Vierherz sah missmutig herab.
Deswegen also sollten die Leute evakuiert werden.
Er sah hinunter zur feuchten Erde wo eine Truppe von Soldaten im Schlamm begraben war.
Auf ihrem umgeknickten Banner, war das Zeichen irgendeines galatanischen Kriegsherren abgebildet, das Vierherz einmal gesehen hatte.
Die Truppe war gerade nach Deregal gekommen als alle evakuiert worden waren. Vielleicht kamen sie sogar in friedlicher Absicht?
Sie wurden von den Wassermassen verschluckt. Sie hatten keine Chanche.
„Der Rückenkamm des Grossen Drachen“ die große Sehenswürdigkeit von Deregal, der größte Damm Mirnuzars. Er wurde vernichtet. Das Wasser das er über Jahrzehnte angesammelt hat ist losgebrochen Richtung Cozedias, das sich nach der neuzusammensetzung des Kontinents nun in der Nähe Deregals befand. Diese Stadt und die Minen der Umgebung werden vom Wasser vollkommen überflutet worden sein. Wenn nicht sogar von Neu-Mirnuzar komplett herunter gespült worden.
Vierherz nahm seine Harpune. Solche Ungerechtigkeit konnte er nicht dulden. Er musste den Überlebenden dort helfen.
Mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen, um sich den Anblick der Moorleichen aus dem Gedächtnis zu singen, und der Harpune auf der Schulter kletterte über umgeknickte Bäume Richtung Cozedas. Jetzt wo die Wäldereien nicht mehr waren sollte man sich einfacher orientieren können, fand er.

„Reyter hin oder her! Was sollen wir mit Sumpfland machen nachdem wir den Krieg gewonnen haben? HM!?“
Costellos Lächeln meldete sich aus dem Urlaub zurück.
„Gewinnen? Ich sorge erst einmal dafür dass wir überhaupt überleben. Mirnuzar besitzt keine stehende Streitmacht die sich mit Reyters Truppen messen kann. Deshalb habe ich ihren vormarsch verzögert. Ich bin mir sicher das sie einige schwere Verluste erlitten haben, solch eine Aktion kommt schließlich plötzlich und Psynergy kann keine Naturgewalten aufhalten. Zumindest keine von dem Ausmaß. Ihrer Moral haben wir hoffentlich auch einen Stoßdämpfer verpasst. Mehrere Tonnen Wasser auf einen zuströmen zu sehen ist sehr demoralisierend, wenn sie gerade bei einer Siegesfeier waren dann um so besser.
Aber das was ich eigentlich erreichen möchte ist seine Truppen zu verzögern. Es sind Adepten also werden sie durch den Sumpf kommen. Aber eine Armee durch ein Land aus Sumpf zu bringen wird etwas dauern. Genug Zeit um alle Truppen Mirnuzars zu sammeln. Und zwar genau hier. Ich habe bereits alle Städte evakuieren lassen. Es sind alle auf dem Weg hierher. Zugegeben eine riskante Taktik aber nur wenn sich ganz Mirnuzar vereint hat es eine Chanche gegen die Galataner.
Was meint ihr dazu? Grosser Taktiker, Zauberer Seril?“


Der Eispfeil blieb in Graels Hals stecken, der durch den Treffer auf den Boden fiel.
Er hatte gegen das Halbe rebellenlager gekämpft, bis er es geschafft hatte eine Uniform zu stehlen. Nach den ganzen Kämpfen hatte er einfach keine Kraft mehr um dem Schuss aus zu weichen.
Mit einem Auge sah er noch Varai an bevor er das Bewusstsein verlor.
Vantardo flog zusammen mit der Tür durch die Luft und prallte an die gegenüberliegende Wand. Vantardo plumste zusammen mit seinen beiden Rapieren erschöpft zur Erde.
„Mag sein dass du in den letzten 40 Jahren Fortschritte gemacht hast Maxi. Aber das gilt auch für mich. Der Stärkenunterschied zwischen uns ist immer noch derselbe, auch wenn wir beide stärker geworden sind. Und nun zu dir Eisbestie!“
Ein schwarzes Schwert durchbohrte Winterzahn. Vantardo stand hinter Winterzahn und hatte im seinen Rapier durch die Brust gestochen. Der Vantardo der bewusstlos im Raum lag verwandelte sich in einen Schatten. Der Schatten flitzte über den Boden bis er sich wieder an seinen Besitzer dranhängte.
„Dunkelklinge- Vantardo!“
Winterzahn keuchte.
„Wie hast du… Zoldams Kampfstil….“
Vantardo zog den Rapier aus dem Gnom, der in sich zusammen sackte.
„Ich habe deine Organe absichtlich verfehlt, aber du solltest schnell behandelt werden bevor du verblutest. Varai. Verschließe seine Wunden mit etwas Eis.“
Ein kleines Mädchen sah Vantardo mit tränenden Augen an.
„I-I-Ihr beide habt Opa Winterzahn getötet und den netten Soldaten….!! Ich..!! Ich..!!
ICH HASSE EUCH!“
Das Mädchen rannte an Varai und Vantardo zur Tür hinaus.
„Flieg ihr hinter her und tröste sie! Meine Beine wollen nich mehr! Los schnell ihr hinterher! Bring sie hierher!“
"Und?"
Rulk betrachtete das fünfzehn zentimeter hohe dredimensionale Bild der rothaarigen Frau, das über der nach obengewandten Handfläche von Reyons ausgestreckter Hand war.
"Ich bin eigentlich nicht mehr in dem Geschäft tätig.", antwortete Rulk schwach, "Natürlich bin ich immer noch gut, aber das ist eine Allerweltsgalatanerin. Gebt mir nen Namen und ich kireg was raus mit dem Gesicht wirds ne Weile dauern."
"Verstehe..." Reyon wollte die Hand senken.
"MOMENT!",Rulk beugte sich schlagartig vor und deutete auf einen Bereich, "Geht das größer?"
Die Projektion verschwand und nur der gewünschte Bereich erschien, allerdings vergrößert.
"Und?"
"Schränkt die Suche nur bedingt ein, aber seht ihr das hier unter dem Umhang?"
"Eine... Uniform."
"Erstaunlich!", sprach Hashiro, der hinter Reyon an der Wand lehnte, "Diese Bewohnerin einer Kriegswelt trägt tatsächlich eine Uniform! Und ICH erkenne sogar sie ist nicht aus Mirnurzar. IST das nicht unfassbar."
"Ich hab so eine in Sturmfeste gesehen. Gilratars Stadtwache."
"Das ist ja viel bedenklicher, als wenn es ein Elite-Soldat wäre."
"Ich weiß du bist sauer das ich unseren kleinen Wettbewerb gewonnen habe, aber hältst du endlich die Schnauze!"
"Ts."
Reyon räusperte sich. "Das ist wirklich nicht unbedingt hilfreich."
"Aber bedenklich, wenn man bedenkt wer die Stadtwache mal geleitet hat.", erwiderte Rulk, "Umbrio, der Herrscher Oscasianes."
"Er kann unmöglich etwas von uns Wissen."
"Umbrio ist gerissen und manipulativ, es ist unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Und ihr wisst nicht wie lange sie euch gefolgt ist."
Reyon nickte bedächtigt. "Wenn sie Melfice gesehen hat, als er sich verwandelt hat... Das wäre bereits bedenklich, wenn das die örtlichen Befehlshaber glauben würden."
Er ging einige Schritte auf und ab. "Auf die Gefahr hin, dass sie nur zufällig da war und dass sie es misstrauisch macht, wenn sie einen entdeckt... Keine Wahl. Rulk, schickt ein paar gute Männer, die sich unsichtbar machen können. Sie sollen sie suchen und herausfinden was es mit ihr auf sich hat. Aber ich will keinen Kontakt mit ihr! Ich beurteile die Situation und entscheide über unseren nächsten Schritt! Und wenn es etwas bedenkliches gibt... 'der König' wäre sicherlich eine nützliche Waffe. Hehe!"

"Wie gut ihr doch informiert seid..." Seril schritt langsam an Costello vorbei. "Wäre es nicht ironisch, wenn es hier zu unseren Gunsten enden würde? Eine Übermacht gegen eine Stadt... Ich habe immer bereut nicht in Gilratar gewesen zu sein in der finalen Schlacht gegen den Drachenclan."
"S-Seril?", knurrte Shakir ohne den Blick von Costello und seinem Leibwächter abzuwenden.
Costello blickte dem Zauberer leicht irritiert hinterher als er den Raum verlies, aber hielt ihn nicht auf.
"Ihr könnt auf meinen Rat zählen.", sprach der Zauberer noch.
"Ist niemandem aufgefallen, dass 'Bertuccio' nur zwei Arme hat?", fragte Shakir verärgert, "Also würde jetzt irgendjemand bitte jemand diesen Irren umbringen, damit wir unsere Probleme endlich einmal dezimieren?"
"Tulius...", pfiff Costello.
Shakir schnaubte. "Ich lasse mich nicht auf eure Spielchen ein! Eher steche ich euch auf die Gefahr, dass es mich und Dyrmund umbringt, ab!"
"Damit würdet ihr Mirnurzar womöglich in einen Bürgerkrieg stürzen und uns jegliche Chance gegen Reyter nehmen."
"Ich bin nicht für meine überlegten Entscheidungen bekannt, also gebt auf ODER TRAGT DIE KONSEQUENZEN!"

"Frost!" Varai verzichtete auf das Zielen und bedeckte Winterzahns gesamten Körper mit einer dünen Eisschicht, bevor er absprang und durch die Tür flog.
Er überholte das Mädchen noch bevor sie den Eingang zu der Hütte, in der er Winterzahn getroffen hatte. Er war eine Eisbestie und dazu auch noch ein Falke, also war seine Geschwindigkeit dementsprechend größer als das eines heulenden Menschen Mädchens.
Endlich war mal etwas einfach.
"Nicht so schnell, Kleine!"
Das Mädchen rannte zur Seite wurde aber von einer Wand aufgehalten.
Trösten....
Er flog zu ihr.
"Warte, lauf nicht weg... Ta... ri?..."
Sie blickte ihn mit einer Kombination aus Angst, Hass und Trauer an.
"Also... die beiden sie sind in Ord-... Nun ähm.... zumindest noch am Leben."
Stille.
"DU LÜGST! Ich hab gesehen wie ihr sie umgebracht habt!"
"Ich versichere dir das haben wir nicht."
"Habt ihr wohl.", schluchzte das Mädchen.
"Nein, Leute sterben nicht bloß weil sie Schwerter durch die Brust oder Pfeile in den Hal- Oh, verdammt!"
Er begann noch einmal: "Also jedenfalls waren sie böse Menschen."
"IHR SEID BÖSE MENSCHEN!"
"Waaa- Ich bin noch nicht einmal ein Mensch und Vantardo... vermutlich auch nicht."
Sie stieß einen schrillen Schrei aus!
"Ihr... seid Dämonen!"
"NEIN!"
"WÄÄÄÄH!"
"Oooooh.... ALAN!"
"Hä...?"
"Ich bin der Diener von Josh. Er ist ein... Freeuuund... von Alan. Und Vantardo ist auch ein Freund von Alan und Grael.... jedenfalls bat Alan uns dich hieraus zu holen."
"Er würde das nicht-"
"Fr das nötige Kleinge- Er ist auch hier also ist es ganz logisch du kommst mit zurück zu Vantardo und verabschiedest dich von Opa Winterzahn und dem netten Soldaten."
"S-sie sind tot!"
"NEIN! Ich meine du wirst sehen, dass sie eindeutig am Leben sind!"
"Lügner!"
"Wir bringen dich zu Alan und gehen dann von hier weg."
"Du lügst!"
"Es ist die Wahrheit" - wenn man Freund anders definiert - "Vertrau mir, ich lüge nie." - Josh zählt nicht - "Du wirst sehen, niemand is verletzt!" - Zumindest nicht tot - "Und dann bringen wir dich zu Alan, du willst doch zu Alan, oder?"
*Die Truppen Reyters und Silkanas sind nach der Schlacht in Cozedas und Viirtii in die Haupt-Basis, weit nördlich in Norshetver, zurückgekehrt und der Rest auf den Schiffen geblieben, als die zwei Länder in den Ozean gestürzt sind. Die wiederrum Schilde haben, um sich vor einer Flutwelle zu schützen, schließlich können sie sich auch so unter Wasser bewegen. Eigentlich meinte ich auch, dass die beiden Länder im Ozean 'versunken' waren, aber habs nicht weiterausgeführt, mein Fehler :P*

Vierherz würde immer betrübter, als er keine Überlebenden fand. Alle waren tot. Doch als er einen weiten Schritt machen wollte, um über eine der halb versunkenen Leichen zu steigen hielt er inne. Erst jetzt fiel ihm auf, dass diese Männer und Frauen keine Uniformen trugen. Und der Mann, über den er hatte steigen wollen, hatte eine tiefe klaffende Wunde auf dem Rücken. Jetzt verstand er. Die Banner Reyters rührten von einem Kampf her und die Leichen, die angespühlt wurden waren bereits tot gewesen: Es handelte sich um die Einwohner Cozedas. Vierherz sah auf und erspähte in der Ferne ein Schiff, dass das Banner Reyters trug. Es schien völlig unbeschädigt.
Soldat1:Das kann doch nur uns passieren! Schadensbericht?
Soldat2:Öhm... Abgesehen, dass wir im Sumpfschlamm stecken... Was ist überhaupt passiert?
Soldat1:Der Koordinator sagt, dass uns eine Flutwelle unbekannter Herkunft erfasst und uns wieder auf Cozedas zurückgeschwemmt hat. Und da wir die einzigen waren die noch nicht getaucht sind, hat es nur uns erwischt! Mann!
Soldat2:Und was jetzt?
Soldat1:Der Hohegeneral hat gesagt, dass Reyters Grersewarg und gleich abholt... was immer das auch heißen mag. Tss... So eine Blamage...
Soldat2:Kopfhoch, es hätte uns schlimmer treffen können... Hey, weißt du was? Die Flutwelle hat vielleicht noch etwas anderes zerstört. Deregall steht vermutlich nicht mehr.
Soldat1:Und das soll ein Trost sein? Wir hätten diesen Ort ohnehin früher oder später verwüstet! Sehen wir zu, dass wir das Schiff von dem Morast befreien, wenn dieser... Grersewarg?... hier eintrifft. Wenn Reyter ihn persönlich schickt, dann sollten wir zusehen, dass wir nicht so ein verdrecktes Schiff vorweisen müssen... Was auch immer er oder es ist...

Merl schloss für einen langen Moment die Augen, was nicht hieß er würde seinen Gegner nicht beobachten. Nervosität drohte ihn für einen Moment zu übermannen. Er stand vor der Wahl seine Maske aufzulösen und alles sofort zu beenden oder er lief Gefahr einen Kampf zu begehen, den er eigentlich vermeiden konnte. Einen Kampf, der weitere Unschuldige mit einbezog. Die Hände die seinen Stab umklammerten wurden locker. Es jetzt zuzugeben konnte die Qual beenden, die er jedes Mal verspührte, wenn er anderen gegenüber behauptete, Anarath von den Anemos zu sein. Ja... Er musste nicht mehr aufpassen was er sagte, nicht mehr seinen Freunden etwas vorlügen, nicht mehr in den Spiegel gucken und sich fragen wer man ist... Er konnte es zugeben und dabei Leben retten. Eines Tages würde er sowieso auffliegen. Und wenn es auf diesen Weg herauskam, würde jene die ihm vertraut hatten nur viel mehr enttäuschen. Held spielen... Er hatte nie besonders viel auf Bewunderung von anderen gehalten und er würde es nicht vermissen. Und doch...

~???:Du siehst genauso aus wie er, als ich ihn zum ersten Mal traf...
Merl brauchte eine Weile um zu begreifen, dass er derjenige war, der in dem vollen Lokal angesprochen wurde. Es war einer der seltenen Abende, in dem er die geheime Enklave verlassen konnte, um sich zu amüsieren. Eine Belohnung für besondere Leistungen in der letzten Prüfung. Seine Mühen begannen sich allmählich auszuzahlen. Doch niemals hatte er gedacht, während er einen Krug Beerensaft hinterspühlte und von einer wildfremden Frau angesprochen wurde, das dies später der Grund für einen unglaublichen Wandel seines Lebens sein würde. Merl wischte sich den roten Saft aus den Mundwinkeln und drehte sich links zu der Frau um, die neben ihm am Tresen stand und scheinbar auf ihre Bestellung wartete.
Merl:Reden Sie mit mir?
Die Frau kicherte. Sie hatte langes blondes Haar violette Augen und einen seltenen Hautton, der Merl irgendwie an den seinen erinnerte.
Frau:Tut mir Leid, vielleicht denke ich nur laut. Sag, du bist nicht zufällig aus Weyard?
Weyard... Dieses Land... Nein, eine ganze Welt traf es passender... War ihm erst seit Kurzem ein Begriff. Ganz Mirnuzar war völlig überrascht, als plötzlich zwei Welten mit ihnen in Verbindung getreten waren. Soetwas hatte es noch nie gegeben! Merls Neugier war geweckt, denn in der versteckten Enklave hörte er fast nie Geschichten von außerhalb und wusste noch weniger über die Dinge in Mirnuzar bescheid, als die Bauern vom Oparadonbrunnen. Er stieß ein fröhliches Lachen aus.
Merl:Machen sie Witze? Ich habe noch nicht einmal das Land verlassen, in dem ich geboren wurde. Aber eine andere Welt...? Wie kommen Sie darauf?
Frau:Oh, nun... Seine Statur, dein Aussehen erinnert an einen Anemos... Ach, vergiss dass ich etwas gesagt habe.
Merl:Oh, reden Sie nur. Ich habe Zeit und das hier klingt interessant. Oh, ich habe mich gar nicht vorgestellt. Ich bin Merl Monsuur.
Frau:Hübscher Name. Du kannst mich Cosma nennen. Ich bin hier, um diesen Ort mit dem Portalnetz zu verbinden.
Merls Augen wurden groß.
Merl:Dann ist es also wahr? Ihr seid diejenige, die uns die Sternenmacht schenkt, mit der wir in kürzester Zeit von einem Ort zum anderen Reisen können?
Cosma:So in etwa... Sternenmacht, sagst du? Wir nennen es Psynergy.
Merl runzelte die Stirn.
Merl:Psynergy... Komisches Wort. Sternenmacht ist doch viel treffender, schließlich ist es die mystische Kraft, die uns die Sterne verliehen haben.
Cosma:Nun, es ist eigentlich ein wenig anders... Aber da du sagst 'uns', nehme ich an dass du ein Adept bist?
Merl:Adept? Was ist das?
Sie kicherte.
Cosma:Ich weiß entschieden zu wenig über diese Welt. Kein Wunder, dass Felix diesen Job bisher immer gemacht hat... Wie nennt Ihr die Anwender von Sternenmacht?
Merl:Die von den Sternen berührte... Berührte eben. Und ja ich-
Plötzlich fiel ihm ein wo er war und brach seinen Satz hastig ab. Wenn jemand herausfand, dass er ein Adept war, dann würden seine Ausflüge aus der Enklave für die Zukunft gestrichen werden.
Merl:Ich meine... Das-
Cosma:Schon gut, du musst es mir nicht sagen.
Sie lächelte mild und nahm das Getränk in Empfang, dass sie bestellt hatte.
Merl:Was hatten Sie vorhin eigentlich gemeint, als Sie sagten, ich sehe aus wie 'er'?
Cosma:Ich meinte meinen Bruder, Anarath. Den Namen hast du vielleicht gehört?
Merl grinste.
Merl:Klar. Ah, jetzt verstehe ich. Meine Freunde ziehen mich auch manchmal damit auf.
Cosma:Dann ist es nicht nur mir aufgefallen.
Merl:Sagtet Ihr Bruder? Dann gehört Ihr auch zu den Helden aus Vale?
Sie schmunzelte.
Cosma:Krieger von Vale... Helden von Vale... Viele von uns stammen nicht einmal von dort, aber... ja, so könnte man es nennen. Aber anscheinend bin ich nicht so bekannt, wie mein Bruder...
Merl lief rot an.
Merl:O-Oh, tut mir Leid, ich wollte nicht...
Cosma lachte.
Cosma:Schon okay. Isaac und Felix haben vermutlich den größten Ruf von uns und Anarath... Tja, er hat die Angewohnheit sich in Schwierigkeiten zu bringen und ist wohl deshalb in aller Munde.
Merl:Nein, ehrlich? Gut, denn diese Eigenschaft habe ich zum Glück nicht von ihm, sondern nur sein Aussehen.
Cosma:Ja, als er noch ein kleiner hilfloser Junge war.
Merl:Heeeyy...
Sie kicherte und Merl wandte sich beleidigt seinem Getränk zu.
Cosma:Tut mir Leid, ich wollte dich nicht kränken.
Merl:Schon okay, MEINE Schwester hat mir das oft genug gesagt. Sooo... Ihr seid also eine Heldin, Cosma.
Cosma:Ach, so weit würde ich nun nicht gehen...
Merl:Aber Ihr habt doch Welten gerettet! Diese Alchemiekatastrophe in Weyard, der Krieg in Galatan... selbst in diesem Nest hört man davon.
Cosma:Ich habe nur einen kleinen Teil dazu begetragen... Naja, der Ruf ist bei manchen von uns eben größer, als der Mensch dahinter. Ich denke das gehört dazu...
Merl:Nun untertreibt mal nicht. Ich meine ein Held zu sein... Das ist doch bestimmt toll! All diesen Leuten helfen, die in Not sind...
Cosma sah ihn plötzlich mit einem forschenden Blick an.
Cosma:Dann verrate mir, Merl: Was denkst du, ist ein Held?
Merl war über die Frage überrascht.
Merl:Äh... Wie?
Cosma:Na los, sag schon. Was glaubst du, macht einen Helden zu einem Helden?
Merl:Nun... Ich... Ich würde sagen ein Jemand, der sich großen Gefahren stellt, Unschuldige beschützt, Unrecht bekämpft und sich so den Respekt der Leute verdient...
Cosma:Eine Standartantwort. Was noch?
Merl:Nun... Es...
Cosma:Gar nicht so einfach, nicht?
Er nickte verlegen.
Cosma:Es stimmt schon, solche Dinge habe ich oft getan, aber nicht immer erkennen Leute nicht wirklich was wir tun. Man kann nicht erwarten, dass jede Tat, die man für Gut hält, von anderen als solche erkannt wird.
Merl:Das verstehe ich natürlich...
Cosma:Es ist vielmehr sich selbst einem höheren Ziel zu verschreiben. Wir haben zum Beispiel die Alchmie in Weyard entfesselt und Unzählige mussten deswegen leiden. Aber dafür haben wir Weyard vor dem sicheren Untergang bewahrt. Viele sahen uns als Fluch, andere als Helden.
Merl:Man kann es nicht allen Recht machen. Man muss das tun, was richtig ist...
Cosma:Und wer entscheided darüber was richtig ist? Du?
Merl presste die Lippen aufeinander.
Merl:Ich denke ihr hattet keine andere Wahl...
Cosma:Möglich, aber es ist nur ein Beispiel. Wie wärs mit... Genau, mit Anarath. Damals in Galatan ist er in einen Krieg geraten, der nicht der seine war. Dort hatte man versucht ihn zu zwingen, für die Zentralen Kontinente zu kämpfen. Letztendlich entschied er sich jedoch freiwillig dazu. Damals war er so ein Junge wie du und hatte auf seitens der Zentralen Kontinente für völlig Fremde gegen den Drachenclan gekämpft und seine Hände zum ersten Mal richtig mit Blut befleckt. Er hatte sich dadurch verändert, aber er tat es aus der Überzeugung uns, seine Freunde und aber auch ein Volk Adepten zu verteidigen, die er nur flüchtig kannte. Und obwohl seine Taten letztendlich nicht sonderlich viel zum Sieg über den Drachenclan beigetragen hatte, er war bei der finalen Schlacht kaum dabei, war er ein Quell der Hoffnung für die Galataner. Sie denken, er allein war der Grund, dass sie überlebt haben. Er war es, der ihre größte Heldin Gabriel Keershine zurückgebracht hatte und gemeinsam mit ihr das Heer des Drachenclans zerschmetterte, zusammen mit ihrem dämonischen Heerführer Draco. Das sagen sie. Allerdings hatten auch viele andere einen großen Anteil an diesen Taten, doch die Zentralen Kontinente hielten besonders Anarath für ihren Erlöser. Dabei wusste er die meiste Zeit nicht einmal was er tat. Verstehst du jetzt, was ich damit sagen will?
Merl zuckte schuldbewusst zusammen. Er hatte lieber der Geschichte gelauscht, als den Sinn dahinter zu erfassen.
Merl:Nun... Nein. Tut mir Leid.
Cosma:Das macht nichts. Aber als Held angesehen zu sein kann eine große Bürde sein, nicht so wie man sich es als Kind vorgestellt hat. Menschen suchen deinen Rat oder vielleicht Hilfe, die über deine Fähigkeiten hinausgehen. Sie erwarten stets Unmögliches von dir. Sie verlassen sich auf deinen Ruf und sehen den Mensch darunter nicht. Und wenn du ihnen zu oft hilfst, verlassen sie sich nur noch auf dich und verlieren die Kraft selbst Konflikte zu lösen, die sie eigentlich selbst lösen konnten.
Merl:Wow... Ich wusste gar nicht, dass es so schlimm sein würde ein Held zu sein...
Cosma:Nicht alles ist schlecht. Man kann Menschen zum Beispiel inspieren anderen zu helfen, sich gegen etwas zu stellen vor dem sie sich zuvor gefürchtet haben... Und man kann ihnen helfen sich zu entwickeln. Da fällt mir ein...
Ihr Gesichtsausdruck verdüsterte sich.
Cosma:Da gibt es noch ein Portal, dass ich binden muss... Der Bürgermeister fragt sich wahrscheinlich schon, wo ich bleibe.
Merl:Oh... Okay. Ich will Euch nicht aufhalten.
Cosma lächelte ihn warm an.
Cosma:Ich wünschte du würdest es weiter versuchen. Aber die Pflicht ruft... leider.
Merl sah fast wehleidig zu ihr auf, als sie sich erhob.
Merl:Seid Ihr morgen Abend wieder hier?
Cosma:Vielleicht. Kommt darauf an, wie schnell ich fertig bin. Aber ich habe noch eine Unmenge an Ortschaften auf der Liste. Aber falls nicht, war es mir eine Freude dich kennen zu lernen, Merl Monsuur.
Merl:Ganz meinerseits, Cosma, Heldin von Vale.
Sie lächelte säuerlich und wandte sich zum Gehen, bis ihr noch etwas einfiel.
Cosma:Wie ist deine Schwester eigentlich? Ist sie mir auch ähnlich?
Merl:Sie ist eine Plage. Ich würde sie gerne gegen Euch tauschen.
Cosma:Nun, im Leben kann nicht alles perfekt laufen. Bis morgen, vielleicht!
Merl winkte ihr eifrig zum Abschied.
Merl:Bis morgen!
Doch nächsten Abend war sie schon fortgezogen. Merl hatte sie nie wieder gesehen.~

Merl riss die Augen auf, setzte seinen Stab entschlossen vor sich auf und starrte Calixtus fest in die Augen. Dieser starrte ausdruckslos zurück, bemerkte aber eine seltsame Wandlung in Merls Verhalten.
Merl:Ich könnte lügen, aber es ändert nichts. Ich bin Anarath von den Anemos. Und dennoch bin ich nicht der, den du suchst.
Calixtus:Du leugnest also, bei der Ermordung meines Meisters behilflich gewesen zu sein?
Merl:'Der Ruf ist bei manchen von uns eben größer, als der Mensch dahinter.' Hast du vielleicht einen Moment einen Gedanken daran verschwendet, dass man mir all diese Dinge nur nachsagt? Mein Anteil an vielen meiner Taten war gering, meistens wusste ich nicht einmal was ich tat. Aber alles was ich tat, tat ich aus der Überzeugung das Richtige zu tun. Vielleicht habe ich die Menschen Ristemés inspiriert, sich gegen die Unterdrückung eines Tyrannen aufzulehnen, aber auch das war nur mein Ruf. Ich habe weder etwas derartiges befohlen oder mich an ihren Aktionen beteiligt.
Calixtus:Lügen.
Merl:Wieso, weil du es so willst? Ich bin nur das was du vor dir siehst: Ein junger Mann, vielleicht ein Kind in deinen Augen, der große Kenntnisse über die Psynergy hat und andere Menschen vor einem Wahnsinnigen zu retten versucht.
Calixtus:Also entscheidest du dich doch den Helden zu spielen?
Merl machte eine wegwerfende Geste.
Merl:Ich spiele hier den Helden nicht, weil ich es will. Die Menschen sind gebeutelt von Krieg, Zerstörung und Tod. Sie verlieren die Hoffnung. Wie können ihre Leben nur wieder werden, wie sie es mal waren, nicht ständig in Angst leben von jemanden wie dich verschleppt oder getötet zu werden? Ich stehe ihnen bei um ihnen Hoffnung zu geben, ihnen die Kraft zu geben um sich wieder von allein zu erheben, damit sie sich 'entwickeln'. Nur deswegen... [denkt]Nur deswegen kann ich es mir nicht erlauben, jemand anderes außer Anarath von den Anemos zu sein.
Calixtus lachte kalt.
Calixtus:Tolle Ansprache. Willst du mir sagen, dass unser Kampf am Ende doch sinnlos ist?
Merls Blick nahm eine Spur von Kühle an.
Merl:Nein, ein Kampf wird es geben. Er ist unausweichbar. Du bist eine Bedrohung, eine Gefahr. Und Gefahren gehören ausgelöscht. Wenn du entkommst, wirst du Ersatz suchen und andere an meiner Stelle töten. Wenn ich dich gefangen nehme, gibt es keine Garantie, dass du deine Meinung ändern wirst. Und wenn du siegst... Werden Menschen Opfer deines Wahnsinns werden. Es gibt keine Kompromisse mit Leuten wie dir. Ich werde dich töten. Dich und deine Gefährten hier.
Calixtus hob überrascht eine Braue.
Calixtus:Was sagst du? Das ist aber nicht sehr heldenhaft.
Merl lächelte humorlos.
Merl:Wie ich sagte: Ich und mein Ruf sind verschieden. Wenn sie sich ergeben... Nun, dann lasse ich sie vielleicht leben. Aber du kannst nicht gerettet werden.
Ekas Gesicht tauchte wieder vor seinem geistigen Auge auf. Er zwang es beiseite.
Merl:Bevor wir beginnen... Wo ist Vera? Ich will sichergehen, dass du dich an deine Abmachung hälst.
Calixtus:Immer noch der Frauenheld?
Merl blickte provokativ zu seinen Leibwächterinnin.
Merl:Gerade du solltest den Mund nicht zu voll nehmen.
Calixtus:Wieso nicht? Schließlich wirst du derjenige sein, der sterben wird.
Merl hob seinen Stab mit dem violetten Kristall und hielt es kampfbereit vor sich. Er musste trotz allem Lächeln. Am Ende hatte er doch die Angewohnheit Anaraths übernommen, sich in Schwierigkeiten zu bringen.
Sagetues: Ich soll mich euch anschließen?
Erklang der Wasseradept verwundert, als ihn ein große Gruppe in Roben gekleidete Personen vor ihm auftauchten. Eine blonde Frau, Anfang dreißig, dessen Haare wohl offensichtlich hinten zusammengebunden war, führte sie an.
???: Ihr könnt nicht leugnen, dass er unser 'Erlöser' ist, vor dem Chaos was hier in Mirnuzar herrscht, befreien kann. Schließlich hat er die Invasion der Galataner prophezeit. Wir waren so töricht und haben ihm nicht gefolgt. All die Lords die uns vor den Berührten beschützen wollen sind nur einfache Menschen. Sie werden scheitern. Die Welt braucht einen Helden. Einen Helden, die Mirnuzars einzige Hoffnung ist. Er hat uns verlassen, weil wir seine gütmütige Seele mit Zweifel entgegnet haben. Nun schaut er bei unserer Vergeltung zu, die wir ohne Zweifel verdient haben. Nur wenn wir alle Einig sind, können wir den mächtigsten Helden der Menschheit, Lord Eton zurückbringen.
Sagetues: Ihr habt einen Knall. Ich dachte, ihr redet von meinem Meister, doch ihr habt wahrhaft einen Knall, wenn ihr daran glaubt, dass euch ein schwacher verlogener Egoist retten kann.
Eton Fanatikerin: Er hat... Er hat den Mächtigen beleidigt! Entweder schließt ihr euch an, oder wir werden euch eliminieren. Mit eurer Gabe seid ihr nur ein weiterer Feind. Der Mächtige hat befehlt, alle Galataner zu vernichten, die nicht auf der Seite Mirnuzars stehen. Kommt Männer. Führt den Willen Etons aus.


???: Wenn ihr den selben König wie meint, auf den ich getroffen bin, dann wird er sich wohl kaum von euch benutzen lassen.
Reyon schaute sich um und erkannte eine schlange Person, der im schwarzen Umhang gewickelt war. Die Kapuze verdeckte ein Teil seines Gesichtes, während er in der rechten Hand einen Stab hielt.
Hashiro: Wer seid ihr?
???: Ah, ich habe mich noch nicht vorgestellt. Verzeiht meine Unhöflichkeit.
Mit der Hand nahm er seine Kapuze ab, während er alle Anwesenden kurz anschaute.
???: Ealar Loghain mein Name. Ich gehöre zu den Meisterkampfkünstler Mirnuzar.
Hashiro: Zu den Meisterkampfkünstler? Ernsthaft? Ich habe schon von euch gehört.
Loghain: Ich führe mich geehrt.
Reyon: Euer Besuch ist sicherlich nicht ganz Grundlos.
Loghain: Das ist Richtig. Ich bin hier, weil ich diesen Mann hier vorne brauche.
Mit seiner Hand deutete er auf Hashiro. Alle Anwesenden schauten überrascht aus.
Hashiro: W-Wofür?
Loghain: Dieses Geheimnis darf ich euch nicht verraten, doch vertraut mir, wenn ich euch sage, dass es auf euren Vorteil verlaufen wird.
Reyon: Zu unserem Vorteil?
Loghain: Exakt. Doch vorher erklärt mir, was euer Ziel ist. Ich werde dafür sorgen, dass ihr euch dem einen weiteren Schritt nähert, falls dies in meiner Macht steht.


Der Kampf dauerte keine fünf Sekunden bis er entschieden war. Dabei war er nur hergekommen, um Leute zu heilen. Alle Fanatiker lagen Bewusstlos auf dem Boden. Er war sich sicher, dass es viele weitere gab.
Sagetues: Ich komme aus Weyard und nicht aus Galatan verdammt.
Paka ließ sich langsam ausatmend auf seinen Stuhl zurückgleitend. In der Kammer befanden sich nun mehr Gesprächsteilnehmer als heute Nachmittag. Doch was sie zu berichten hatten, gefiel ihm gar nicht. Besonders die Nachricht, die ihr letzter Gast überbrachte, der noch von unzähligen, noch grob behandelten Schürf- und Schnittwunden übersäht war.
Oviir:Alles okay, Paka?
Paka:Das war ziemlich viel auf einmal. Geben Sie mir einen Moment um darüber nachzudenken.
Mann:Ich weiß, dass es schlimm aussieht.
Der Mann zu seiner rechten, ein kleinwüchiger, kahlköpfiger Mann mit gelben Zähnen sah ihn eindringlich an.
Mann:Aber gerade Ihr solltet jetzt nicht verzweifeln. Schließlich seid Ihr der Grund, warum wir hier sind.
Oviir fuhr den Sprecher scharf an.
Oviir:Niemand verzweifelt hier, Baron Pirk! Wir haben einen Rückschlag erlitten, aber wir haben den Krieg noch nicht verloren!
Der Baron legte die Hände über seinem biergeformten Bauch zusammen und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
Pirk:NOCH nicht. Aber das wird sich rasch ändern, wenn wir nicht schleunigst etwas unternehmen. Die Sternenwache ist über ganz Mirnuzar verstreut gewesen und nun schwebt ein Großteil davon im Himmel. Sie sind von uns abgeschnitten und die Kommunikation zu ihnen ist schlecht, bis gar nicht vorhanden. Reyter hingegen hat sich scheinbar mit einer ganzen Nation von Adepten verbündet, seid wir das letzte Mal zusammengekommen sind.
Paka:Silkanas... Was könnten die nur mit jemanden wie Reyter wollen?
Mann2:Vielleicht ist er nach ihrem Geschmack?
Ein weiterer Teilnehmer vom Rat der Sternenwache, der Sheriff Oxus, zuckte mit den Schultern und strich sich seinen Schnurrbart.
Oxus:Das 'wieso' ist jetzt nicht wichtig. Wir sollten lieber nachdenken, wie wir dagegen vorgehen wollen.
Paka:Entschuldigung, aber ich finde das 'wieso' sogar sehr wichtig. Je schneller wir es wissen, desto größer ist noch die Chance dafür zu sorgen, dass sie aus Reyters Bündnis aussteigen oder sich gar gegen ihn stellen.
Pirk:Wenn wir schon dabei sind... Was spielt Ristemé für eine Rolle in diesem Krieg?
Die Anwesenden warfen ihm fragende Blicke zu.
Oviir:Wie meinen Sie das?
Pirk:Mein letzter Spion hat davon verrichtet, dass Hohegeneral Norgonos direkter Untergebener ein Ristemé namens Londoro ist. Und war es nicht ein Ristemé, der Revell tötete?
Die Anwesenden warfen Oviir Sturmwind einen beunruhigten Blick zu, als der Baron so unergriffen von dem Tod ihres Bruders sprach. Sie ballte die Hände zu Fäusten, so dass ihre Handschuhe knarrten, aber sonst verzog sie keine Miene oder sagte ein Wort.
Oxus:Ich denke wir wüssten es, wenn Ristemé sich Reyter angeschlossen hätte. Außerdem hätten sie weder ein Motiv, noch die Stärke für einen Krieg.
Mann:Verzeiht...
Der Soldat der noch im Raum stand, der mit den Wunden, war der Anführer der Verteidiger in Cozedas gewesen und unterbrach das Gespräch der Ratsmitglieder zum ersten Mal, seid er seinen Bericht beendet hatte. Sein Name war Ezmar.
Ezmar:Aber von den Silkanas wussten wir bis heute auch nicht. Aber auch ohne sie war es ein hoffnungsloses Unterfangen. Wie konnten Reyters Schiffe in dieser Höhe einfach vom Himmel fallen?!
Oviir:Mir scheint es stehen zu viele Fragen offen, auf die wir keine Antwort haben.
Pirk:Ich nehme an, das war mein Stichwort.
Der Baron, und Verantwortlicher für den Geheimdienst der Sternenwache, setzte sich gerade auf und sah verdrießlich in die Runde.
Pirk:Das Netz meiner Informanten baut sich langsam wieder auf, jetzt wo das erste Chaos durch das Emporheben Mirnuzars gelegt hat. Vielleicht bringen wir dann auch in Erfahrung, was Reyter mit dem Psynergid will.
Paka nickte. Das kam noch erschwerend hinzu. Psynergid war ein Erz, dass es schon damals in Galatan gegeben hatte. Hier in Mirnuzar war es verdammt selten und die einzigen zwei bekannten Vorkommen waren Cozedas und Viirtii gewesen. Allerdings fiel ihm beim besten Willen kein vernünftiger Grund ein, wieso Reyter für etwas Psynergid einen so aggressiven Zug machte. So wertvoll war das Erz nun auch nicht.
Pirk:Ich würde sagen, wir vertagen uns für heute, denn ohne aktuelle Informationen kommen wir nicht weiter. Ich bin mir sicher, morgen sind wir schlauer. Dennoch brauche ich bessere Spione, wenn wir in Zukunft nicht mehr von soetwas überrascht werden wollen.
Der Herrscherin des Scharfrichtergipfel kam ein Einfall.
Oviir:In dem Fall habe ich vielleicht einen Vorschlag. Ich werde Ihnen nachher den ehemaligen Lord der Zentralen Kontinente Senar vorbeischicken, Baron. Vielleicht kann er Ihnen aushelfen.
Der Baron runzelte die Stirn.
Pirk:Ein Lord der Zentralen Kontinente als Spion? Ich bezweifle, dass diese Idee gut ist.
Oviir:Ihn selbst meinte ich auch nicht. Vertraut mir.
Pirk:Sehr wohl, Herrin Sturmwind.
Sie erhoben sich gleichzeitig aus den Stühlen.
Oviir:Wir treffen morgen wieder um die selbe Zeit wieder hier aufeinander. Gute Nacht die Herren.
Sie verließen einer nach dem anderen die Kammer. Paka und Arilla gingen zusammen mit Ezmar als letzte.
Ezmar:Ich habe ihn gesehen, wisst Ihr? Den Kriegsherrn. Seine Psynergy ist... Unglaublich. Habt wenigstens Ihr eine Chance gegen ihn?
Paka strich sich nachdenklich über den Dreizack, während er über die Frage des Soldaten nachdachte.
Paka:Vielleicht. Aber ich kann das unmöglich allein schaffen. Das letzte Mal waren wir zu zweit, als ich gegen Reyter kämpfte... Doch kaum war einer von uns tot, war der Kampf bereits entschieden. Und seitdem ist seine Macht noch gewachsen, so wie die meine. Ich habe viele vielversprechende Adepten in meiner Crew, aber die sind noch nicht soweit... noch nicht. Und bis sie bereit sind, muss ich sie unbedingt von Reyter fernhalten.
Ezmar:Er hat fast alle von uns mit einer Psynergy vernichtet und hat nicht einmal einen Kratzer davon getragen. Ich wüsste nicht, wie jemand gegen ihn eine Chance haben sollte...
Paka:Verliert die Hoffnung nicht, Ezmar. Reyter wird aufgehalten werden, dass verspreche ich. Eure Freunde die heute gefallen sind, werden gewiss ihre Ruhe finden. Und jetzt sucht bitte das Heilerhaus auf und ruht Euch aus, Ezmar. Wir brauchen Euch bei Kräften.
Ezmar:Sehr wohl, mein Herr... Gute Nacht.
Der Mann eilte davon. Als Paka sein Gehen mit den Augen verfolgte, sah er Kanra am Eingang des Raumes stehen, die vermutlich auf ihn gewartet hatte. Auch sie sah ihm nachdenklich hinterher.
Kanra[denkt]:Ezmar, Ezmar... Wo habe ich den Namen schon mal gehört? Ich bin mir sicher, dass ich mir den Namen aus irgendeinem Grund hatte merken wollen... Aber warum?
Paka:Kanra, habt Ihr auf mich gewartet.
Sie vergaß den Soldaten und wandte sich zu ihrem Käpten um.
Kanra:Ja, das tat ich. Ich wollte gleich zu Euch, aber man ließ mich nicht zu Euch durch...
Paka:Es war auch ein Gespräch unter absoluter Geheimhaltung. Nehmt es nicht persönlich.
Kanra:Ist jetzt auch nicht weiter wichtig. Ich habe Neuigkeiten...

Reyter:Nun hier bin ich. Wartet Ihr schon lange?
Redd drehte sich zum Kriegsherr um, der gerade den Steg zur Schattendrifter betrat. Irrte er sich, oder war der Kriegsherr tatsächlich auf die Sekunde genau angekommen?
Redd:Es gab nicht viel zu tun.
Reyter:Tut mir Leid die Verzögerung, aber die Dinge liefen nicht ganz so glimmlich ab, wie wir es zunächst gedacht haben.
Redd:Probleme?
Reyter:Nicht wirklich, außer dass scheinbar doch genug Leute darüber bescheid wissen, wer angegriffen Cozedas und Viirtii angegriffen hat.
Redd:Und wo liegt das Problem?
Reyter lächelte.
Reyter:Nirgends. Wir bekommen nur den Krieg, den wir immer gewollt haben. Ich weiß nur nicht, ob ihre Vorgesetzten so begeistert davon sein werden. Sei's drum. Nun hören wir uns doch mal an, was die Gefangene zu sagen hat. Folgt mir.

Die Hyve wurde langsamer, als die Stärke des Schneesturms immer weiter zunahm. Londoro knurrte. Das Eis von Frostlande machte es unmöglich, sich der Küste Unterwasser zu näheren und die Schilde die den Schneesturm eindämmten zehrten an den Kräften der Adepten von Norgonos Crew. Doch das war nicht unbedingt das, was ihn am meisten ärgerte. ER war der erste Offizier des Hohegenerals. Wieso übertrug der Kriegsherr einem jungen Mädchen aus Norgonos Crew die Verantwortung? Sein Blick glitt zum Bug des Schiffes und da war sie: Flama lag munter summend auf dem Bauch, die Beine strampelten zum Klang ihrer Melodie durch die Luft, während sie die Küste im Auge behielt auf die sie zusteuerten. Londoro verstand gar nichts mehr. Er hatte gedacht, wenigstens in dieser Armee lief alles normal. Anscheinend hatte er sich getäuscht. Der Ristemé versuchte den Ärger aus seinem Gesicht zu verbannen und schritt zu ihr hinüber.
Londoro:Käpten, ich bereite mich jetzt auf meinen Bannstoß vor. So nah wie wir gekommen sind, kann es den Sturm auf unseren Weg gewiss auflösen.
Flama sah ihn fröhlich lächelnd an.
Flama:Schön, dann fangen sie mal an.
Londoro musste einen bissigen Kommentar herunterschlucken und begann die Einleitungsformel zu sprechen. Währenddessen gesellte sich noch jemand zu ihnen.
???:Das ist es, oder? Das Land der Hexen...
Flama:Jap, das ist Frostlande. Stimmt etwas nicht, Raheb? Ihr wirkt angespannt.
Der neue Vorsitzende des Ordens der Sterne in Reyters Reihen sah der Küste Frostlandes erbost entgegen.
Raheb:Die Hexen und der Orden der Sterne... Wir teilen eine lange vergessene Vergangenheit.
Londoro[denkt]:Scheinbar nicht so vergessen.
Er musste sich bemühen es nicht auszusprechen, sonst musste er in der Beschwörung noch einmal von vorne beginnen.
Flama:So?
Raheb:Glaub mir, es wäre besser wenn wir alle verbrennen.
Flama:Aber das werden wir NICHT. Wir werden mit ihnen reden und verhandeln, nicht sie auf einen Scheiterhaufen sammeln und anzünden. Seid Ihr und eure Brüder etwa deshalb mitgekommen?
Raheb:Nein, ich verstehe die Absicht des Kriegsherrn. Er möchte die Hexen nicht vom Antlitz Mirnuzars fegen, wie die Unberührten, wenn sie sich nicht gegen ihn stellen. Ich bin aus einem anderen Grund hier.
Flama drehte sich auf den Rücken, um den Ordensbruder besser sehen zu können.
Flama:Der da wäre?
Raheb:Sollten die Hexen, wie ich es erwarte, ihre Flüche und Hexereien auf euch werfen, dann kann euch keine einfache heilende Psynergy retten. Doch die Macht des Glaubens, von Geistlichen wie uns, ist gegen ihre Tricks immun und in der Lage sie von euch zu entfernen, wenn sie euch befallen sollte. Hexen sind keine Krieger und ohne ihre widerwärtigen Künste haben sie keine Chance gegen euch.
Flama:Naja, dazu soll es nicht kommen.
Londoro riss die Arme hoch.
Londoro:Bannstoß!!
Das Schiff erbebte und der Schneesturm wirbelte auf. Dann flaute er in einer geraden Linie Richtung Küste ab.
Londoro:Legen wir an.
Flama lächelte und sprang erwartungsfroh auf. Ihr erstes richtiges Kommando, von Reyter persönlich ausgewählt. Sie durfte sich keinen Fehler erlauben.
Flama:Keine Sorge, Bruder. Sie werden uns mögen, ganz sicher. Jetzt lasst uns ein heißes Tänzchen hinlegen.

LaCroix setzte ihr Pfeife ab und raunte einen undeutbaren Laut in ihr leeres Zimmer. Der Sturm... Er hatte sich wieder aufgelöst.
LaCroix[denkt]:Nun, Teol... Ihr sagtet Ihr wäret vermutlich der einzige Eurer Art, den wir jemals sehen werden? Wie Ihr seht, lagt Ihr falsch, Dummkopf.
Sie hob das Mundstück ihrer Pfeife wieder zum Mund und nahm noch einen Zug...
"Ihr wisst nicht einmal was wir wollen, aber seid überzeugt uns helfen zu können?" Reyon zog langsam einen Handschuh aus. "Nehmt ihr es mir übel, wenn ich euch nicht ganz vertraue?"
Hashiro blickte aus dem Augenwinkel nervös zu Reyon. Wie fast immer hatte sie weder etwas freundliches noch etwas feindliches. Er wünschte sich das etwas feindliches darin gelegen hätte. So wenig er Reyon oder seine Situation mochte. Diesem "Meisterkampfkünstler" konnte man nicht vertrauen! Moment woher wusste er das? Dieser Mann war merkwürdig und verhandelte über ihn wie einen Gegenstand, aber Reyon war genauso und bei dem war er sich nicht so sicher. Melfice? Hatte er ihn als Melfice gekannt oder kannte der echte Melfice ihn?
"Hashiro, was denkt ihr?", fragte Reyon, während er mit den Fingern spielte.
"Vertraue niemals Ealar Loghain!", antwortete er automatisch.
"Komisch...", murmelte Reyon, "DACHT ICH AUCH GERADE!"
Reyon streckte seine hanfschuhlose Hand aus. Der Arm streckte sich in einer Sekunde über die gesamte Distanz und und bohrte sich in Loghains Brustkorb. An fünf verschiedenen Stellen brachen Reyons ebenfalls gestreckte Finger aus Loghains Körper hervor. Als der Meister zusammensank rutschte ihm seine Kapuzre von seinem Kopf und Hashiro erkannte einer war geradewegs durch die Schädeldecke gestoßen.
Hashiro betrachtete das groteske Bild mit einer ihm unverständlichen Genugtuung, von der er sich sicher war, dass auch der Dämon sie spüren konnte.
“Rulk?”, fragte Reyon ohne sich im geringsten daran zu stören, das sein Arm auf unnatürliche Weise in einer Leiche steckte im üblichen Tonfall, “Ich dachte ich hätte eine Anweisung gegeben.”
“Verzeihung.”, sprach Rulk mit einer leichten Verbeugung, “Ich kümmere mich sofort darum.”
Der kleine Mann eilte aus dem Raum.
“Woher wusstet ihr das?”, fragte Hashiro, als er fort war.
“Hehehe! Hashiro das einzige an euch was auch nur annähernd interessant ist ist Melfice. Und es war naheliegend er führte nichts gutes im Schilde. Uns einfach nach unseren Zielen auszufragen. An wen er die wohl verkauft hätte.” Reyon streckte seinen zweiten Arm quer durch den Raum aus und ergriff Loghains Stab, der zu Boden gefallen war, als dieser starb. “Sag Melfice wir brauchen noch etwas mehr Zeit für seine Aufgabe, aber hätten ein kleines Freundschaftsgeschenk. Mir egal ob König oder Dämon.”
“Meinetwegen.”

“Ich weiß ihr lebt noch.”
Loghain öffnete langsam die Augen. “Urgh, Verdammter!”
“Tut mir außerordentlich Leid.” Der Arm zog sich ohne Rücksicht auf sein körperliches Wohl aus seinem Körper zurück und kehrte zu normaler Länge zurück.
Loghain sprach ein Wort, um den Stab zurück zu rufen, aber es funktionierte nicht.
“Euer Körper ist äußerst ungewöhnlich aufgebaut. Mir ist nur ein einziges Lebewesen bekannt, dessen innere Organe bei so geringer Größe in einem menschlichen Körper funktionieren würden.” Während er sprach, wischte Reyon sich mit einem Tuch das Blut von der Hand.
Loghains versuchte, währenddessen einige Psynergien zu wirken, aber es funktionierte nicht. Irgendetwas hatte all seine besonderen Fähigkeiten lahmgelegt.
“Also was wollt ihr?”, fragte er den alten Mann.
Reyon zog seinen Handschuh wieder an. “Was wollt ihr? Ihr sagt mir was ihr vorhabt. Ich entscheide den Rest. Simpel nicht wahr?”
Loghain schwieg und dachte über seine Optionen nach, aber kam zu keinem Ergebniss.
“Sonst übergebe ich euch Melfice, scheint euch ja nicht zu mögen. Ach ja, ihr wisst nicht was ich bin, also solltet ihr lieber keine Tricks oder Lügen versuchen.” Reyon wandte sich von ihm ab und entfernte sich zwei Schritte. "Dieses Schiff ist nicht so leicht zu verlassen, wie es bei ihrem eintreten den Anschein gehabt haben mag. Nur damit sie es wissen."
Reyon fühlte etwas Ätzendes an der Hand, mit der er Loghain angegriffen hatte. Ehe er sich versah, hatte die Säure seine gesamte Hand aufgefressen. Ein begnügtes Lächeln hatte sich auf Ealars Lippen gebildet. Hashiro schaute feindlich zu Loghain. Dieser hob unschuldig die Hände.
Loghain: Ihr braucht gar nicht so zu gucken. Ich habe nichts gemacht. Zumindest nicht jetzt. Die Säure gemacht von einem Wesen der seltensten Rasse und sie war in meinem Körper eingespeichert. Ich bin schließlich nicht ohne Vorbereitungen aufgebrochen.
Wie so etwas gelang, ohne dass man sich selbst gefährdete, wusste wohl nur der Meistermörder. Die nächste Überraschung für Reyon sollte folgen, als er einen unglaublichen Entzug in seiner Seele spürte und zusammen sackte. Was um alles in der Welt hatte ihn da erwischt? Es war nicht der Meisterkampfkünstler, dessen war er sich sicher. Loghain genoss dennoch jeden einzelnen Moment.
Hashiro packte den jungen Mann an den Kragen, der das Ganze nur mit einem breiten Grinsen erwiderte.
Hashiro: Was hast du mit ihm gemacht?!
Loghain: Hahaha. Ich habe gar nichts gemacht. Er hat es selbst getan.
Hashiro: Er selbst? Ich erkenne deine Lüge.
Loghain: Wenn du es für eine Lüge hältst, dann glaub es einfach nicht. Nicht ich bin dafür verantwortlich, sondern die unvergleichbare Macht des Stabs.
Hashiro: Der Stab?
Er ließ ihn los und wandte sich zu Reyon. Der versuchte den Stab loszulassen, doch es funktionierte nicht! Er war zu Bewegungsunfähigkeit verdammt worden. Hashiro wollte ihn den Stab entreißen.
Loghain: Das würde ich an deiner Stelle lassen. Nicht umsonst heißt es, in der alten Geschichte Mirnuzars, die Seele jedes Diebes in den Stab versiegelt, jeder der dachte nach einem Sieg über den ehemaligen Besitzer, dass ihm der Stab gehören würde –. Solange ich lebe, wird der Stab mein sein.
Selbst wenn er sterben würde, konnte der Stab nicht in fremde Hände gelangen. Es gab geheime Anforderungen, Rituale und die Gunst des Meisters nur um den Stab nach seinem Tod berühren zu können. Loghain hatte nicht umsonst, seinen Meister getötet.
Hashiro: Wie… wie kann man es stoppen.
Loghain: Schneid ihm die gesunde Hand ab, in der er den Stab hält.
Erklang es von ihm. Hashiro überlegte sich, ob er das richtige tat. Nach wenigen Sekunden, kam er zum Ergebnis, dass es nicht schlimmer sein konnte. Nachdem er es getan hatte, konnte sich Reyon wieder rühren.
Loghain: Ich hoffe für euch, dass ihr etwas könnt um deine Hände wieder in Ordnung zu stellen.
Erklang es belustigt von ihm, was Reyon seine Nerven nicht unbedingt beruhigte. Noch bevor er angreifen wollte, hob Loghain seine Hand.
Loghain: Stopp. Ich habe euch bisher nicht ein einziges Mal angegriffen. Es ist euer Verschulden, wenn ihr in den Körper fremder Leute eindringt oder euch von ihrem Eigentum Gebrauch machen wollt. Ich dagegen habe möglicherweise euer Leben gerettet.
Der Meistermörder rührte sich kein bisschen um den Stab zurück zu beschaffen.
Loghain: Es gibt nichts, was ich mehr verabscheue als den Kampf und außerdem ist mir in der Tat aufgefallen, dass es schwierig sein wird, das Schiff zu verlassen. Verlasst euch nicht zu sehr darauf, dass ihr mir all meine Künste ausgeschaltet habt. Ich bin eher dafür, nach diesem unerfreulichen Schlagabtausch beider Seiten zu ‚Reden‘. Das was Menschen ausmachen.
Reyon: Dann beantwortet mir meine Frage.
Loghain: Und wenn ich ablehne?
Reyon: Dann werdet ihr sterben.
Loghain: Das wäre ziemlich ungünstig von euch, wenn man bedenkt, dass ihr die Gunst des Königs wollt. Wäre er erfreut, wenn seine lange Arbeit den Turm zu beschwören vollkommen umsonst gewesen wäre?
Hashiro: Wie meinst du das?
Loghain: Der Turm wird zerfallen, sobald es der Stab auch tut.
Reyon lachte ungläubig.
Reyon: Ich durchschaue den Bluff. Wenn es dem so wäre, dass nach dem Tod des Besitzers, der Stab zerfällt, dann hättet ihr sie nicht. Oder wollt ihr mir erzählen, dass ihr der erste Besitzer seid?
Loghain: Euer Zweifel ist verständlich, doch ich kann euch versichern, dass ich bisher noch keinen Erben ausgewählt habe oder es besser gesagt zeitlich nicht konnte. Solange es keinen Erben gibt, wird der Stab nicht mehr existieren und glaubt nicht, dass ihr um die Tatsache einfach rumkommt.
Der Meistermörder setzte fort.
Loghain: Doch im Gegensatz zu euch, kenn ich das „Ziel“ des Königs. Auch wenn ich mir dessen nicht hundertprozentig sicher bin.
Erklang es von ihm. Er sah, dass er das Interesse von diesem Reyon geweckt hatte. Offenbar ein Silkanas. Es war wohl zu seinem Vorteil, dass er seine Abstammung NICHT kannte.
Loghain: Und wenn meine Annahme stimmt, werden sich unsere Wege nicht kreuzen. Zumindest nicht in Mirnuzar. Mein Ziel ist Melfice sein Ziel.
Reyon: Von welchem?
Loghain: Von beidem. Sie beide verfolgen dasselbe Ziel, auch wenn der Grund ein anderer ist – so wie auch bei mir. Diese Gruppe mit dem Besitz der drei Elementar-sternen könnte Verdacht über euren Plan schöpfen, nachdem ihr belauscht worden seid. Eine neutrale Person könnte diese Zweifel verschwinden lassen, wenn ihr mir Hashiro mit auf dem Weg gibt, nicht das ihr ihn noch lange halten könntet.
Reyon: Was meint ihr damit?
Loghain: Das werdet ihr im schlimmsten Fall selbst erfahren müssen, falls es zu keiner Einigung kommen sollte und ihr mich in irgendeiner Form überwältigt
Der Meistermörder wartete auf eine Antwort und zeigte nicht einmal die geringste Furcht. Offenbar hatte er trotz der Lage, wie schon oft eine weitere Karte in seiner Hand.


Der Dämon grinste, als er über das Haus des verrückten Einsiedlers schwebte. Xallank Yall. Es wäre nun soweit. Das letzte Artefakt schrie, um abgeholt zu werden.
Kanra war komplizierte Irrgarten wie diese gewohnt. Ähnlich wie die Straßen Gilratars, war der Jupiterleuchtturm Mirnuzars ein heilloses Durcheinander von Gängen, Abzweigungen und Sackgassen. Allerdings stellte sie interessiert fest, dass er ganz anders strukturiert war, als sein Gegenstück in Galatan. Allerdings waren viele Dinge von seinen Bewohnern ungebaut oder andernweitig verändert worden. Nur die unteren Stockwerke waren mit den Quartieren der Stadtsratmitglieder oder andere hochrangige Vertreter besetzt, der Rest stand leer, obgleich er im guten Zustand gehalten wurde. Das Problem war nur, dass sie überhaupt keine Ahnung hatte, wo sie suchen sollte...
Kurlag:Ah, guten Abend Kanra.
Kanra blieb stehen und linste in den Gang hinein, von der die Stimme gekommen war. Kurlag hüstelte vernehmlich und schlenderte auf sie zu.
Kanra:Guten Abend, Kurlag. Wie läuft... nun... was auch immer ihr tut...
Kurlag:Der Käpten war nicht sehr genau, was unser Aufenthalt hier bezwecken sollte, aber das macht nichts. Jeder Grund nicht ewig auf diesem schaukelnden Kahn zu sitzen kommt mir gelegen. Außerdem ist dieses Gebäude faszinierend... sowohl psynergetisch, als auch bautechnisch. Ich verstehe das nicht. Weyard, Galatan, Mirnuzar... Wir alle hatten unglaublich schlaue Vorfahren, die das hier errichtet haben, aber all ihr Wissen ist verschwunden und das lässt uns dumm dastehen.
Kanra:Falls es die Menschen überhaupt waren, die sie geschaffen haben...
Kurlag zuckte mit den Schultern.
Kurlag:Möglich. Aber die Legenden und wenige Aufzeichnungen sagen was anderes... Vielleicht hat irgendeine... höhere Macht uns das Wissen für die Leuchttürme gegeben, hm? Außerdem wüsste ich gerne, wieso man in den Heiligtümern immer wieder versteckte Kammern findet, in denen interessante Gegenstände zu finden sind. So wie Sciz vor einer Stunde.
Kanra sah ihn fragend an.
Kanra:Äh... wie?
Kurlag:Och, keine Ahnung. Er hat plötzlich mir nichts, dir nichts ein wenig Psynergy gewirkt und eine verborgene Tür geöffnet. Dahinter war eine kleine Kammer mit einem Podest, auf dem so ein Glaswürfel schwebte... Naja, Sciz hat ihn jetzt. Wenn du ihn sehen willst, musst du ihn suchen... Oh, wo wolltest du überhaupt hin?
Kanra:Nur mal nachsehen was ihr treibt... Wo ist Sinaphie?
Kurlag:Ich habe sie mit diesem Gisai vor einer Wand mit Innenschriften stehen sehen. Die beiden sind sehr... redseelig. Sogar ziemlich unerträglich, wenn ich so sagen darf. Folge einfach diesem Korridor.
Kanra:Verstehe... Naja, danke. Und was macht Ihr? Kehrt Ihr bald zurück.
Kurlag:Nun, ich bin kein Abenteurer...
Seine Augen leuchteten begeistert.
Kurlag:Aber wenn Sciz hier etwas finden kann, dann kann ich das schon lange. Ich sehe mir hier noch alles in Ruhe an. Sagt einfach über Geistleser bescheid, wenn ihr mich braucht.
Sie trennten ihre Wege. Kanra wurde nachdenklich. Wieso schickte Paka alle seine Windadepten nach Scharfrichtergipfel und verriet ihnen dann nicht einmal was sie hier sollten?

Lashon lehnte bequem neben des Hauseingangs zu der Hütte, in der der Soldat aus Polina und die verwirrte Sternenträgerin hausten und klimperte gedankenverloren auf seiner Laute. Sasso hatte ihn vor einer Stunde verabschiedet, weil er 'noch etwas zu tun' hatte. Hatte er nicht gesagt in LaVoisin gab es mehr Zeit und nichts war interessanter als Besucher? Aber Lashon hatte kaum Gelegenheit gehabt zu fragen, so schnell war er plötzlich fort gewesen. Es war also noch ein bisschen bis zur Abenddämmerung, als Lashon sich auf den Rückweg gemacht hatte, wobei er vorsichtsheitshalber einen weiten Bogen um Seris Haus machte. Doch da Lagmars Haus nicht sonderlich groß war und der Soldat bei so vielen Besuchern ohnehin schon angespannt war, hatte er sich entschieden draußen zu warten. Offenbar hatte Tropfen das ähnlich gesehen und leistete ihm draußen Gesellschaft.
Tropfen:Das kenn ich doch! Das ist verdammt alt...
Lashons Melodie hielt inne.
Lashon:Nicht übel, bisher hat das keiner erkannt.
Tropfen:Glück, würde ich sagen. Ich kannte den Barden der es geschrieben hat. Der ist lange vor deiner Geburt verstorben, schade eigentlich. Er war ein lustiger Kerl gewesen...
Lashon:Wie kommt ihr Dschinns eigentlich mit so vielen Erinnerungen aus so vielen Menschenlebensspannen zurecht?
Tropfen:Einfach so. Wir vergessen Dinge, die zu lange her sind, aber ich vergesse auch manchmal Dinge die zehn Minuten her sind. Aber an diese Melodie erinnere ich mich noch klar.
Lashon:Hm... Und was ist damit?
Er spielte noch eine Melodie, schneller und fröhlicher als die letzte. Lashon hatte das Instrument vorhin nur aus einer Laune heraus auf der Windtänzerin eingepackt, bevor sie aufgebrochen waren. Es war ein Weilchen her, seit er das letzte Mal Zeit und Anlass zum Spielen gefunden hatte, aber seine Fähigkeiten kehrten rasch wieder. Tropfen musste kapitulieren.
Tropfen:Ne... Das sagt mir wirklich nichts.
Lashon lächelte triumphierend und spielte die Melodie in vierfacher Geschwindigkeit zu Ende. Plötzlich klatschte jemand Beifall. Als die beiden aufsahen, bemerkten sie eine fremde Person auf der Straße vor dem Haus stehen, die angehalten hatte um zu lauschen. Lashon erkannte eine junge Frau mit silbernen Haarreif und blutroten Haaren, die völlig begeistert von der Vorstellung schien. Ihrer Kleidung nach zu urteilen war sie keine Hexe. Aber was war sie dann?
Flama:Das war herrlich.
Lashon:Oh... danke. Habt Ihr einen Wunsch, junge Frau?
Sie legte den Zeigefinger auf ihre Unterlippe und überlegte eine Weile.
Flama:Kennt Ihr 'Tarnfall der Betrüger'?
Lashon:Klar.
Noch während er sich über den ungewöhnlichen Wunsch wunderte, spielte er das gewünschte Stück. Die Feueradeptin war aus dem Häuschen und applaudierte auch hier, als er fertig war.
Flama:Das war großartig, danke! Ihr kommt viel herum, nicht wahr?
Lashon:Das könnte ich von Euch auch behaupten. Ich wusste gar nicht, dass es noch andere Verrückte wie uns gibt, die die Hexen von Frostlande besuchen. Ihr seid doch wohl kaum hier um Euch die Sehenswürdigkeiten anzusehen...?
Flama seufzte.
Flama:Schön wärs. Nee, bin geschäftlich hier. Und ihr?
Der Dschinn antwortete, bevor Lashon antworten konnte.
Tropfen:Wir sehen uns die Sehenswürdigkeiten an.
Sie kicherte.
Flama:Ihr seid verrückt, stimmts?
Lashon:Nun, nicht halb so verrückt wie das, was gerade sonst noch so in Mirnuzar passiert.
Flama:Das ist wahr. Könnt ihr mir helfen? Ich suche das Haus der... 'Bürgermeisterin'.
Lashon:Sag es ruhig: Hexenkönigin. Sie wohnt da die Straße hinauf, aber ich würde es mir an deiner Stelle noch einmal überlegen. So verrückt siehst du nicht aus. Naja, nicht GANZ so verrückt.
Flama:Ich bin nicht ganz unvorbereitet, wenn das Eure Sorge ist.
Tropfen:Na schön... Wir halten dich nicht auf. Sag aber nicht, wir hätten dich nicht gewarnt.
Flama:Natürlich. Na dann... Wünscht mir Glück.
Lashon:Machen wir.
Flama:Man sieht sich!
Sie ging in die gezeigte Richtung vorbei. Lashon wollte Tropfen gerade fragen, was er davon hielt, als ihm etwas ins Auge fiel. Etwas, dass ihm ganz und gar nicht gefiel. Ein Blick zur Seite verriet ihm, dass Tropfen es auch sah: Auf dem Rücken der freundlichen Besucherin von außerhalb prankte das Symbol Reyters im leuchtenden Rot.
Lashon:Bei Gaia, das ist verdammt schlecht, oder?
Tropfen:Schlechter als du denkst. Siehst du diesen Kreis um das Symbol?
Lashon:Ja... Was bedeutet es?
Tropfen:Das bedeutet, du hast vor wenigen Augenblicken Freundschaft mit einer kommandierenden Offizierin Reyters geschlossen, sogar einer sehr ranghohen.
"Gruppe mit den drei Elementar-Sternen?", fragte Reyon, "Wovon redet ihr? Wollt ihr sagen, dass diese Frau zu einer Gruppe mit DREI Elementar-Sternen gehört?"
Reyon blickte zu Hashiro. "Sag Kehlan Bescheid, dass er sich dieser Sache annehmen soll, sobald Rulks Männer die Gruppe finden." Diesmal war etwas widerwilliges oder sogar angewidertes in Reyons Stimme und wenn auch nur ein Bruchteil von dem stimmte, was er über Kehlan an Bord gehört hatte war es verständlich.
"Aber-"
"Ich versichere euch diese Situation ist nicht im Geringsten bedenklich."
"EURE HÄNDE!"
Reyon hob die Armstümpfe. "Die?"
Der Stab des Hexenmeisters schnellte in die Höhe.
"Eine hab ich noch." Reyon deutete mit einem Stumpf auf die Hand, die den Stab noch immer umklammerte. "Oh, und sag endlich Melfice wir haben ein Freundschaftsgeschenk!"
"Dann stirb doch, alter Mann.", knurrte Hashiro und ging.
"Ich habe das Gefühl er tut doch worum ich ihn gebeten habe."
"Ihr glaubt Melfice ist rechtzeitig hier?", fragte Loghain noch immer grinsend.
"Ich denke ihr könntet euch entscheiden, bevor er hier ist. Tod kommt ja nicht in Frage, aber wenn ihr euch entscheidet mit offenen Karten zu spielen..."
"Ich habe euch gewarnt."
"Mein Junge." Reyon machte einen Schritt auf Loghain zu, während seine Hand mit dem Stab schwebend zurückblieb. "Glaubt ihr ich hatte es nie mit einem Meisterkampfkünstler zu tun? Oder einem Nutzer der dunklen Künste?"

Ihr nächster Schritt war einfach. Ferad schickte durch den bewusstlosen Geistleser Adepten falsch Informationen an die übrigen Kontrollpunkten, sodass er mit Kazan eskortiert von den übrigen drei in den Wächterrüstungen passieren sie erreichten auf diesem Wege nach etwa einer halben Stunde ihre Ziel Ebene innerhalb des Palastes.
"Hier wären wir." Kitaniel setzte den Helm ab. "Für die Schatzkammer konnten wir leider nicht im vorraus planen."
"Viel Glück, euch beiden.", sagte Zaarel beinahe überzeugend.
"Was?", Kitaniel sah den Geheimdienstagenten an, "Wo wolltet ihr hin?"
"Oh, das ist eine Privatsache, aber Kazan wird euch sicher eines Tages davon erzählen."
Sincan krallte schweigend seine Hand in Kazans Schulter. "Denk nicht einmal daran jetzt noch wegzulaufen."
Kazan schielte zu dem alten Mann. Dann sah er Kitaniel an. "Vergiss den Vogel nicht."
"Ist das hier wirklich in Ordnung?" Kitaniel griff nach seiner Waffe. Das hier lief nicht mehr nach Plan.
"Wenn wir jetzt kämpfen führt das nur dazu, dass wir entdeckt und getötet werden." Zaarel wandte sich bereits von der Gruppe ab und lief auf eine Tür zu.
Ein unsicheres Lächeln bildete sich auf Kazans Lippen. "Den Vogel."
Kitaniel nickte ernst.
"Gehen wir.", Sincan zog Kazan mit sich hinter Zaarel her.
"Du kannst los lassen, Opa, selbst ich renn nicht einfach irgendwo hin, wenn ich mich im königlichen Palast befinde."
Sincan stieß ihn vor sich. Die drei verschwanden in der Tür.
"Welch eine unerwartete Wendung." Ferad wirbelte seinen Stab herum. "So muss der Held die Gefahr doch fast allein bekämpfen."
Schweigend wandte er sich von seinem Partner ab. "Die Schatzkammer."

Ihr Weg führte sie nun durch weite Korridore, mit roten Teppichen, prunkvollen Gemälden und hellen Psynergielichtern. Kazan überlegte ob es sich nicht eher lohnen würde die Gänge auszuräumen statt der Schatzkammer. Er wollte natürlich vor allem einen ganz besonderen Gegenstand, aber wenn es nur um Reichtum ging war das hier für eine kriegsgeschunde Nation ziemlich gut ausgestattet.
"Sie sind nicht echt.", sagte Zaarel, "Die Gemälde verändern sich, sodass jemand, der sich an ihnen orientiert hier oben verläuft. Sie stammen aus der Zeit der Erbauung dieses Palastes durch den Alchemisten Hiec, damals war das hier noch ein Labyrinth, aber inzwischen wurden die falschen Gänge zerstört, um Platz für andere Räume zu schaffen und man hat nur noch einige wenige, die direkt zu den Zielen führen."
"Ich sehe keine Türen in andere Räume."
"Der Geheimdienst verwendet sie, deshalb gibt es keine sichtbaren Türen.", meinte Sincan, "Wenn Zaarel uns nicht mit einer Tarnpsynergie eines hohen Levels schützen würde hätten die uns längst entdeckt."
Kazan stoppte and sah Sincan entgeistert an. "UND KITANIEL UND FERAD?!"
"Bei der Übermacht werden sie sich augenblicklich ergeben. Um ihre Freilassung kümmern wir uns später."
"Verdammter-"
"Sie sind Kriminelle du kannst dankbar sein, dass wir sie später freilassen."
Sie erreichten das Ende des Korridors. Zaarel öffnete den Weg vorsichtig. Der Raum vor ihen enthielt nur einen großen Teleportkreis.
Kazan sah ihn an. "Kanntet ihr den Schlüssel nicht?"
"Doch, den Ursprünglichen, aber irgendjemand hat eine sofortige Änderung veranlasst, nachdem beinahe alle altgedienten Generäle und hochrangigen Agenten des Geheimndienstes in dieser oder einer anderen Welt auf mehr oder weniger wichtige Missionen geschickt worden waren." Zaarel ging, während dieser Aussage einfach weiter.
Kazan lachte. "Der Mann muss euch wohl alle für Verräter halten, aber nachdem was man gehört hat hatte Jad ihn ja auch verraten."
"Du bist doch Garvas begegnet." Sincan trat an ihm vorbei. "Im Gefängniss."
Kazan hatte fast laut aufgeschrien. Wie viel wussten diese Beiden über seine jüngsten Aktivitäten?
"Wir vermuten das hinter dem ganzen ein Doppelgänger steckt."
"Demel hat ihn getötet."
"Ja, aber das war wahrscheinlich das Original." Zaarel war schließlich doch noch stehen geblieben. "Er sagte uns, dass der Befehlsrang innerhalb des Geheimdienstes des Königs im Palast höher war als seiner. Diesen Rang hat, aber nur der oberste Anführer des Geheimdienstes."
"Und?"
"Jemand, der mal diese Position inne hatte, hat die Fähigkeit jeder beliebige Gestalt anzunehmen."
"Ich dachte die Geheimdienste Agenten haben alle keinen freien Willen."
"Die mit hohem Rang schon."

Vierzehn blickte sein Spiegelbild an. Garvas König Hirans blickte zurück. Eine Hand am Griff der Meisterklinge.
Er war zurück in seiner Heimatwelt nach all den Jahren...
Er hatte die Rolle des Mannes übernommen, dem seine Loyalität hätte gelten sollen. Aber seine Loyalität galt Silkanas und heute auch Mirnurzar. Krieg hatte Silkanas zerfressen und auch Mirnurzar steuerte auf ein Ende zu. Stabilität und Ordnung konnte nicht von Menschen gebracht werden. Vor allem dann nicht, wenn so viele widerstreitende Parteien dort waren. Crimson war dagewesen, um solche Kämpfe zu verhindern, aber sie konnten nichts mehr tun, nachdem es über Mirnurzar hinausging und Mirnurzar das Zentrum des Kampfes vieler Welten wurde. Die Ordnung wieder herzustellen hieß die Welten unter einer Herrschaft zu vereinen.´
Er hatte das erreicht in dem er eines von Silkanas verbleibenden Reichen übernommen hatte und sich dem Zweiten unterordnete. Er besaß keinen Stolz, der ihn daran gehindert hätte dies zu tun, wie all die normalen menschlichen Herrscher. Für Silkanas blieb nur noch Gratiels Männer auszuschalten, aber der hatte nicht die Macht sich zwei silkanischen Reichen zu widersetzen.
Mirnurzar würde von Reyter und den Silkanas erobert werden. Narsi wurde Reyter verraten. Entweder sie siegte und Mirnuarzar sammelte sich ebenfalls unter ihr oder sie starb. Silkanas wäre sicherlich leicht von Reyters Adeptenreich zu überzeugen.
Bedauerlich das die Chancen besser für Narsi standen. Ein Reich des auf der Einigkeit aufbaute würde deutlich leichter bestehen bleiben, als Narsis Schreckensherrschaft.
Nun gut. Es gab ja immer noch ihn um für Stabilität zu sorgen, wenn es nötig wurde
Melfice landete genau vor der Hütte des Einsiedlers. Im selben Moment spürte er, wie der Dolch eine große Menge an Energie absorbierte. Das war also die Gabe, dass der Dolch der Wahrheit besaß. Es absorbierte jegliche Illusionspsynergie in seiner Nähe. Solange dies der Fall war, würde keiner der Anwesenden von einer Illusion betroffen sein. Er musterte seinen Gegenüber von oben bis unten. Sein genaues Alter konnte er nicht einschätzen, da er ziemlich ungepflegt wirkte, mit seinen langen blonden Haaren und dem gleichfarbigen Bart. Zwei rote Ohringe hingen an seinen Ohren. Die Farbe erlosch, als der Dolch die Energie aufsaugte.. Es schien, als wäre es ein Art Verstärker gewesen, der die Macht seiner Illusionen noch weiter angesteigert hatte.
Der Dämon trat mit langsamen Schritten heran und hob seinen einzigen Arm. Mit einer hohen Geschwindigkeit sauste er auf Xallank Yall zu, der sich nicht bewegte und wie erstart auf der Stelle stehen blieb...

Loghain: Gut zu wissen.
Erklang es von dem jungen Mann nicht besonders beeindruckt, während sein Blick den gesamten Schiff streifte.
Loghain: Ich habe Zeit, bis der Dämon auftaucht?
Er schüttelte seinen Kopf, schaute aus dem Schiff und lachte kurz, ehe er sich hinsetzt. Offenbar störte es ihn immernoch nicht im geringsten, dass er den Stab nicht in seiner Hand hielt.
Loghain: Dann werde ich sehr viel Zeit haben.
Reyon: Ihr meint, der Dämon lässt auf sich warten?
Der Meistermörder lachte, da die Antwort offensichtlich war.
Loghain: Er braucht nur noch einen Artefakt um die Spitze des dunklen Turms betreten zu können. Denkt ihr, er würde jetzt zurückkehren, nur um euer lächerliches Geschenk zu empfangen, dass für den Dämon in meiner Hand sowieso keine Gefahr dargestellt hatte. Oder plant ihr ihn sogar zu benutzen?
Ein schadenfrohes Lächeln war auf seinen Lippen abgebildet. Reyon hatte zwar den Stab, doch er wusste, dass die Benutzung selbst für ihn fatal Enden könnte. Selbst die Meister der Kampfkunst die den Stab weiter vererbt hatte, hatten den Stab nur so wenig wie möglich benutzt. Der junge Mann vor ihm, schien die einzige Ausnahme unter ihnen zu sein. Loghain Blick war trotz seines lockeren Auftretens konzentriert.
Reyon: Ihr plant also immernoch nicht eure Karten aufzudecken?
Loghain: Warum auch? Die Dinge entwickeln sich zu meiner Zufriedenheit.
Der ältere Mann wusste nicht, was er meinte.

Er spürte einen unglaublichen Schmerz an seinem Bauch, der von etwas erfasst wurde und seine Psynergie Augenblicklich in zwei teilte. Er rollte sich auf dem Boden - er hatte keinen Gegenangriff erwartet und notwenig gehalten seine Schmerzimmunfähigkeit zu benutzen.
Xallank Yall: Ironie des Schicksals. Ich habe schon so lange nach dem legendären Dolch der Wahrheit gesucht um mich von diesem Wahnsinn zu befreien. Das ausgerechnet du es mir bringst... hätte ich nicht erwartet.
Der Dämon erkannte in der Hand des Meisters eine durchsichtige Klinge von nicht physischer Form. Der Dämon rappelte sich wieder auf.
Melfice: Du....
Der Meister beachtete ihn wohl nicht und war wohl zu sehr damit beschäftigt sein Spiegelbild auf seiner Klinge zu erkennen, die kurz physische Form annahm, nur um wieder zurückverwandelt zu werden.
Xallank Yall: Ich sehe wirklich beschissen aus. Wer hätte gedacht, dass der unvergleichbar Attraktive Xallank Yall mal so enden würde?
Melfice fackelte nicht lange und schoss mehrere schwarze Kugel auf seinen Gegenüber, der trotz der kurzen Distanz alle mühelos ausweichte.
Melfice: Ob der kranke Einsiedler von vorhin, oder der zweitklassige Meister von jetzt.Ich mache jeden von euch fertig!
Offenbar hatte der Dämon keine Lust, sich auf einen fairen Kampf einzulassen und beschwor dreißig Portale, aus denen die selbe Anzahl an den Dämonen herausschossen. Melfice breitete seine Flügeln aus und flog in den Himmel, während alle anderen Dämonen Strahlattacken der unterschiedlichen Elemente auf den Meister abfeuerten. Einem solch gewaltigen Angriff konnte niemand trotzen. Oder etwa doch?
Xallank [gereizt]: Zweitklassig? Ich werde dir zeigen, wozu ein Meister der Kampfkünste der Stufe S in der Lage ist.
Melfice: STUFE S?
Xallank schnippte mit der Hand.
Xallank: Odysee!
Melfice sollte nicht schlecht staunen, als mehrere hunderte Geisterklingen erschienen, die alle Angriffe überwältigten und alle dahinter befindliche Dämonen Augenblicklich ausschaltete. Der Sturm der Klingen sollte nicht enden, als sie auch auf den Dämon sausten. Melfice machte keinen Anstand auszuweichen. Er würde sich treffen lassen, nur um sich wieder zu regenerieren.
Als die ersten Klingen trafen, erkannte der Dämon, dass er einen fatalen Fehler begonnen hatte. Jede einzelne Klinge entriss ihm seine Psynergie, neben der bekannten Wirkung von Odysee. Soviele Klingen und noch dazu mit solch einer Wirkung... Fast panisch erkannte der Dämon, dass das diese Technik ihn vernichten würde. Er aktivierte seinen Schutzschild, der die Angriffe abprallen ließ bis sie plötzlich aufgehört hatten, auf ihn zuzufliegen. Stattdessen warteten sie schwebend um ih. Als Melfice sich genauer umschaute, staunte er nicht schlecht, als vier Berge mit jeweils einer Telekinese ähnlichen Kunst abgerissen waren und nun auf ihn zuflog. Was für eine Macht und Kontrolle über die Psynergie!
Die höchste Stufe die ein Meister der Kampfkunst erreichen konnte war S. Bisher hatten nur 3 Meister diesen Rang jemals erreicht. Mit Xallank wären es sogar 4. Er hatte niemals gedacht, nach Trast auf einen weiteren dieser Stufe zu treffen. Diesmal war Melfice vorsichtiger und erkannte, dass die abgerissenen Bergstücke mit Psynergie getränkt waren.
Melfice [denkt]: Er plant mich damit in ihrem inneren zu zerquetschen um...
Die Geisterklingen setzten nun wieder ihren Weg fort, direkt hinter den Bergstücken. Melfice hatte keine Wahl. Er sammelte eine sehr große Menge seiner Psynergie und entfesselte eine pechschwarze dunkle Welle, die mit solch vernichtenden Wucht beschworen worden war, dass die Berge zerfetzt und die Geisterklingen vernichtet waren. Die Welle sauste nun unaufhaltbar auf den Meister zu, der beide Hände auf den Boden legte.
Xallank: Tz.
Eine gigantische Wand erschien vor ihm, der den Angriff vollständig abfing. Melfice war der Blick hinter die Mauer versperrt, doch er spürte, wie die seine Aura verschwand.
Melfice [denkt]: Hinter mir!
Er konnte nur mit den Augen sehen, wie der Meister aus der Erde hervortrat, mit der er sich verschmolzen und dessen Hilfe fortbewegt hatte. Der zweite Schwertstreich halbierte erneuert seine Psynergie. Die Wucht, der wie ein Hammerschlag kam, schleuderte den Dämon auf den Boden. Der Meister lächelte breit. Der Dämon realisierte ungläubig, was ihm genommen worden war. Er hatte nicht mehr genug Psynergie um seine mächtigste Technik zu benutzen...
Xallank: Solltest du eigentlich nicht stärker sein? Oder hast du deine Probleme damit, gegen den legendären ehemals gutaussenden Meister aus Akestas, der Stufe S zu kämpfen? Ist wohl nicht das selbe, wie gegen Trast, der seine besten Jahre schon längst hinter sich hatte.
Melfice: Du kannst mich nicht aufhalten!
Erneuert wurden Dämonen beschworen und im selben Moment flüsterte der Meister an Namen. Aus allen Seiten traten gigantische Wände hervor und ergänzten den bereits beschworenen. Wenige Sekunden später stand nun ein gigantische Festung, wo vorhin nur eine Hütte und paar Berge gestanden hatten. Der Meister zerfiel in Erde und tauchte ausserhalb der Festung wieder auf.
Xallank: Diesmal mit voller Kraft. Odysee.

Melfice und alle anderen Dämonen bombadierten die Wände, die nicht im geringsten nachließen. Er war eingesperrt. Dann traf ihn eine Odysee Klinge, die aus der Wand herausgetreten war und dann noch eine, gefolgt von der nächsten. Der Dämon schaute sich panisch um, als seine Psynergie entzogen wurde. Hunderte Klingen trafen ihn und seine Beschwörungen. Die Anzahl schien nicht enden zu wollen und er konnte nicht raus. Er musste aushalten. Irgendwie! Er musste Sieeeegen!

Xallank beobachtete nur, wie seine neunhundert neunundneunzig Odysee Klingen den Dämon aufspießten und mit jedem Treffer seine Psynergie geringer wurde. Der Dämon brauchte Psynergie um zu leben. Ohne ihn, endete seine Existenz. Es war Zeit für die 1000. Klinge. Ein Teil der Erde unter ihm, trat schnell heraus und schleuderte ihn in die Luft, über die Festung. Dort angekommen, bildete sich eine Festunggroße Geisterklinge in der Luft, der mit einer Handbewegung den Streich durch die Festung vollführte. Den Schwertstreich hatte man sicherlich selbst aus Meilenweiter Entfernung klar und deutlich entnehmen können. Nach dem Finisher, stürzte die Festung zusammen und eine Gestalt trat aus dem inneren hervor. Ein breites Lächeln war auf den Lippen Yalls zu erkennen.
Xallank: Ich habe auf dich erwartet, vergessener König der alten Epoche.
Flama[denkt]:Das muss es sein.
Die Feueradeptin steuerte zielstrebig auf das größte, am meisten gepflegte Haus zu und ignorierte dabei die Blicke der Hexen, die sie auf der Straße sahen. Eine eigenartige Atmosphäre lag über diesem Dorf. Fast unheimlich. Als sie die Tür erreichte, hob sie die Hand um anzuklopfen... Und hielt inne. Sie spürte das Aufflackern von Psynergy nur in einem kurzen Sekundenbruchteil, das daraufhin sofort erlosch. Als sie sich umdrehte, stand ein unscheinbarer junger Mann mit blasser Haut und schneeweißer Robe hinter ihr und grinste aus undeutbaren Gründen.
Sasso:Schönen Tag, verehrte Besucherin. Kann ich helfen?

Kanra:Hey! Was macht ihr da?
Sinaphie und der alte gebrechlich wirkende Mann sahen von einer Steintafel zu ihr, als sie den Raum betrat. Sinaphie gurrte erfreut.
Sinaphie:Kanra! Du bist zurück! Komm, komm, sieh dir das an!
Die Aerorill war sichtbar aus dem Häuschen. Kanra trat neugierig näher um zu sehen, was der Grund dafür war. Der Alte, Gisai, zog sich mit einem angestrengten Ächzen über seinen Stock auf die Beine. Für einen kurzen Moment sah er Kanra mit einem seltsamen undeutbaren Gesichtsausdruck an, ehe er ein warmes Lächeln aufsetzte.
Gisai:Kanra, nicht wahr? Ihr seid also die Frau, von der die Aerorill immer redet. Nachdem was sie mir über ihr Volk gesagt hat, seid Ihr mit ihrer Freundschaft einer seltenen Ehre zu teil geworden.
Kanra:Nun... Wie kann man nicht mit ihr befreundet sein? Sinaphie fällt es leicht mit Menschen umzugehen...
Sinaphie:Ich habe so viele Bücher gelesen und verstehe trotzdem fast gar nichts vielen Eigenarten der Menschen...
Kanra warf ihr einen seltsamen Blick zu.
Kanra:Das wundert mich auch nicht, wenn man bedenkt WAS für Bücher du gelesen hast...
Der alte Mann nickte nachdenklich.
Gisai:Ich gebe zu ich war überrascht, als ich Eure kleine Freundin das erste Mal sah. Über die Aerorill ist uns nahezu fast gar nichts bekannt...
Kanra:Ihr habt ja keine Ahnung... Ein einfacher Mensch würde in deren Kultur nicht lange überleben. Ich weiß wovon ich rede...
Gisai:Wissen über sie ist wie gesagt nicht weit verbreitet. Aber ein Hinweis auf sie... ist genau hier.
Er deutete auf die Steintafel in der Wand hinter sich. Kanra trat zwischen sie und betrachtete sie gründlich. Und was sie sah, ließ sie nicht schlecht staunen. Es waren Zeichnungen von geflügelten kräftigen Wesen, eindeutig Aerorill, die den Leuchtturm erbauten. Soviel zu Kurlags Theorie.
Kanra:Wie kann das sein? Sagte die Stammesfeder nicht, dass dein Volk aus einer anderen Welt kam, Sinaphie? Wie können sie hier, in einem der ältesten Bauten aller Zeiten verewigt sein?
Sinaphie neigte fragend den Kopf.
Sinaphie:Ich weiß nicht. Mir fiele auch kein Aerorill ein, der alt genug ist um die alte Welt noch persönlich zu kennen... Bis auf die Federhelden natürlich, die leben schließlich ewig. Doch nie ist einer von ihnen zu uns zurückgekehrt.
Kanra:Liefert diese Steintafel denn gar keine Antworten?
Gisai:Ich fürchte nein. Falls es welche gibt, bleibt sie mir und unseren Historikern verschlossen... Ich dachte Eure kleine Freundin könnte mir ein paar Antworten geben, aber...
Sinaphie:Ich versteh gar nichts davon...
Kanra:Schade... Was ist das?
Die zeigte auf einen Abschnitt an dem rechten Rand. Dort war eine Abbildung der Turmspitze mit brennendem Leuchtfeuer eingemeißelt. Gleich daneben war ein Aerorill abgebildet, der auf einer endlosen Treppe in den Himmel hinaufstieg. Gisai schüttelte nur den Kopf.
Gisai:Nur eines von vielen Mysterien, leider habe ich auch darauf keine Antwort. Auch wenn dieser Abschnitt scheinbar sehr wichtig ist...
Sinaphie starrte die eingemeißelte Geschichte ihrer Ahnen fasziniert an. Das musste etwas bedeuten. Aerorill verließen niemals ihre Welt oder ihr Land und ganz gewiss lebten sie nicht unter anderen Kulturen. Konnte es sein...?
Sinaphie:Was ist mit dem Juwel? Kann man es herausnehmen?
Die Menschen beugten sich mit zusammengekniffenen Augen vor.
Kanra&Gisai:Juwel?
Sinaphie:Da, im Auge dieses Mannes...
Sie machte einen kleinen Sprung, zog sich mit einer Hand an Kanras Schulter hoch und griff mit der anderen nach dem Steingemälde. Kanras Augen beobachteten, wie Sinaphies Klauen scheinbar ein paar Zentimeter in den Felsen eintauchten und sie ein zylinderförmiges rosafarbenes Juwel aus dem Auge des Aerorill zog.
Kanra:W- Wie kannst du das sehen? Beherrscht du die Enthüller-Psynergy?
Sinaphie:Die was?
Gisai:Nein, das bezweifle ich. Wir haben schon ein paar mal ein paar schlaue Leute hier, die den Turm gründlich mit Enthüller und so abgeleuchtet haben. Es muss etwas sein, dass nur die Augen Eurer Freundin erspähen kann... Was für eine Entdeckung!!
Kanra:Naja, nicht die einzige. Sciz hat schließlich diesen Würfel gefunden...
Gisai:Wer...? Oh, ich vergaß! Ich sollte die anderen ja auch im Blick behalten! Wo sind sie nur hin...? Egal, ich muss mir das auch ansehen. Er darf es nicht aus diesem Gebäude entfernen! Alles was ihr hier findet, gehört immer noch der Stadt!
Die Aerorill zuckte zusammen.
Sinaphie:Wirklich? Dann tue ich das lieber zurück...
Gisai:Unsinn! Behalt es!
Kanra sah den Alten verwirrt an.
Kanra:Was? Sagtet Ihr nicht eben-
Gisai:Dieses Objekt ist für die Aerorill bestimmt gewesen. Es gibt wohl einen guten Grund, wieso es für Menschen nicht aufspürbar war. Der Würfel allerdings... Wie habt ihr ihn überhaupt entdeckt?
Kanra:Keine Ahnung. Vielleicht waren unsere Vorgänger doch nicht so schlau...
Gisai:Dann sollte ich mich sputen, bevor ihr noch alle verbleibenen Geheimnisse des Turms plündert!

Reyter:Wie? Wiederholt das.
Sfasesh:Ihr habt richtig gehört, mein Kriegsherr. Was immer Ihr mit ihr gemacht habt, es war brilliant. Sie antwortet auf alles was wir sie fragen wahrheitsgemäß. ABSOLUT alles. Bedauerlicherweise mag ihr Wissen als Sicherheitsmaßnahme ihrer Anführer beschränkt zu sein, aber Ihr werdet staunen. Soll ich Euch erzählen was wir in Erfahrung gebracht haben, oder wollt Ihr sie selber befragen?
Der Kriegsherr war auf seltsame Art verblüfft. Er hatte dieser Frau ihren Lebensgefährten genommen und jetzt half sie ihm? Ihre bisherigen Gefangenen hatten sich stets als zäh herausgestellt. Was hatte ihren Willen gebrochen? Redd neben ihn scharrte gelangweilt mit dem Fuß über den getäfelten Holzboden.
Redd:Wir befragen sie selber.
Sfasesh sah den Mann fassungslos und zornig an.
Sfasesh:Verzeiht, ich habe den Kriegsherr gefragt, nicht Euch Silkanas!
Reyter:Schon gut, keine Aufregung Sfasesh. Er denkt nur das Gleiche was ich denke. Ja, wir nehmen das selbst in die Hand.
Sfasesh:... Sehr wohl, Kriegsherr. Sarn ist noch bei ihr, die Tür steht also offen.
Er ging, warf jedoch im Vorbeigehen Redd einen kühlen Blick zu. Redd erwiderte ihn gelassen.
Reyter:Wollen wir?

Sarn ließ sie allein, als die beiden eintraten. Amy saß gefasst auf einem Stuhl aus Eisen und ihre Fuß und Handgelenke waren mit substanzlosen Fesseln aus Psynergy zusammengebunden. Als der Kriegsherr eintrat, senkte sie den Blick. Sie konnte ihn nicht ansehen, nicht nachdem sie gesehen hatte, was er getan hatte. Sie durfte jetzt nicht die Beherrschung verlieren und alles ruinieren... selbst wenn es bedeutete, all ihren Stolz und ihre Ehre wegzuwerfen. Reyter stellte sich vor ihr auf. Redd blieb zunächst im Hintergrund.
Reyter:Euer Name?
Amy:Amilia aus Choga, ehemals Galatan.
Reyter:Eure Tätigkeit und Rang?
Amy:Ich bin... war Soldatin einer Schläferzelle der Sternenwache, unter der Führung von Ezmar aus den Neitälern.
Reyter verschränkte die Arme. Die Stimme der Frau war tonlos und sie antwortete nahezu ohne zu zögern. Wie seltsam... Aber wenn Sfasesh sagte, all ihre Aussagen wären wahr, dann konnte er das glauben. Sfasesh war ein Spezialist, wenn es darum ging die Gedanken anderer auszuspähen. Die einzige, die ihn darin übertraf, und das auch noch überragend, war Balassa.
Reyter:Die Sternenwache.
Amilia hob den Blick und sah ihn mit blutunterlaufenden Augen an.
Amy:Die Sternenwache ist ein Geheimbund, dessen Ziel es ist Euch und nur Euch und Euer Heertum zu vernichten, Kriegsherr.
Reyters Augenbrauen hoben sich. Hatte er es doch gewusst! Diese Angriffe, diese Sabotageakte... Endlich hatte der Feind einen Namen. Reyter hatte seine Stärke und seine Verbündeten in aller Heimlichkeit um sich geschart und dennoch hatte es immer wieder lästige Seitenhiebe bei diesem Prozess auf ihn gegeben. Niemand hatte bisher dazu Stellung bezogen. Reyter stand so eine ganze Weile vor einem Problem. Da er nicht wusste wer oder welches Land Mirnuzar sich ihm widersetzte, hatte er sie auch nicht vernichten können. Sämtliche Versuche einen Attentäter zu fangen oder aus seiner Leiche etwas herauszubekommen, hatten sich als absolut fruchtlos herausgestellt. Nicht einmal seine ausgesetzten Agenten hatten jemals Kontakt mit ihnen aufbauen können, geschweige denn diese Gruppe infiltrieren können. Und nun fiel ihm einfach so ein großartiges Puzzelteil zu.
Reyter:Wer sind eure Anführer?
Amy:Ich weiß es nicht. Das schwöre ich. Ezmar hat uns rekrutiert und war unser Sprachrohr zu unseren Anführern. Ich hatte es auch immer für das Beste gehalten keine Nachforschungen anzustellen, für den Fall dass ich gefangengenommen werde... So wie jetzt.
Reyter:Und dieser Mann ist...?
Amy:Vermutlich tot. Ihr habt ihn möglicherweise getötet, als Ihr den Hang habt zusammenstürzen lassen... oder die Insel versenkt habt.
Reyter:Ihr habt überlebt, Euer Anführer dementsprechend vielleicht auch. Was glaubt Ihr?
Sie sah ihn noch eine Weile schweigend an, dann ließ sie den Kopf sinken.
Amy:Er ist ein fähiger Mann, besser als wir alle von der Einheit... Ja, er hat vermutlich überlebt.
Reyter nagte auf seiner Unterlippe. Ärgerlich. Er brauchte die Namen der Anführer... Obwohl er sich einen sehr gut vorstellen konnte: Paka. Bei ein paar anderen war er nicht ganz sicher, also hatte er sie überwachen oder 'verschwinden' lassen, wie Lord Sturmwind von der Sturmfeste. Es gab immer noch eine Sturmwind. Vielleicht sollte er seine Untersuchungen dort fortsetzen...?
Reyter:Verstehe. Woher habt ihr eure Ausrüstung her?
Amy:Einiges brachte ich noch aus dem Galatanischen Krieg mit. Den Rest hat Ezmar organisiert.
Die Leute von der Sternenwache waren wohl sehr vorsichtig. Allerdings konnte er das auch niemanden übelnehmen. Gerade mal eine Handvoll Leute in seinem gesamten Heer wusste, wo sich seine Hauptbasis befand. Reyter wollte sich nicht den ganzen Tag mit ihr aufhalten, den Rest konnten seine Männer übernehmen. Und da Redd hinter ihm langsam ungeduldig wurde, stellte er seine letzte Frage.
Reyter:Warum erzählt Ihr mir das alles? Ihr wisst, was Ihr da verratet, Amilia.
Sie sah ihn immer noch nicht an.
Amy:Ich... will einfach nur leben. Ihr verspracht mir... ich könne ein neues Leben beginnen...
Reyter[denkt]:Dieser Ezmar hätte sich seine Rekruten sorgfältiger aussuchen sollen. [sagt] Ich stehe zu meinem Wort. Dient mir gut und ich stelle Euch mit Freuden für mein Heer auf. Nach Eurem Verrat könnt ihr unmöglich zu Euren Freunden zurück, aber hier seid Ihr unter Adepten, unter Euren Brüdern und Schwestern.
Amy:Meine Freunde...? Wen kümmert es... Ihr habt all meine Freunde und Liebsten getötet.
Reyter:Es dient alles einem höheren Zweck. Glaubt mir, ich hasse es Adeptenblut zu vergießen. Wenn Ihr mich nicht hintergeht und mir gut dient, dann werdet Ihr reich belohnt und nach dem Ende dieses letzten Krieges in absolutem Frieden leben können.
Amy:Sehr wohl... mein Kriegsherr.
Reyter musste ein triumphierendes Grinsen unterdrücken. Was für ein faszinierender Mensch diese Amilia doch war. Sie war einer der Beweise, dass es niemanden gab, der die kommenden Ereignisse noch abwenden konnte. Mirnuzar würde den Adepten gehören. Auf immer und ewig. Die Zeiten der 'Unberührten' war endgültig aus.
Reyter:Ausgezeichnet. Redd, Sie sind dran. Ich hoffe ich habe nicht all Eure Fragen vorweggenommen.
Der Kriegsherr machte es sich in der Verhörkammer bequem.
Melfice [König]: Nicht schlecht. Gar nicht schlecht, Xallank Yall. Ich sagte doch, dass wir uns wieder sehen würden.
Xallank: Auch ihr werdet mich nicht aufhalten, König von Qutania.
Melfice: Oh, ihr kennt mich Xallank?
Xallank: Meister Trast hat eure Identität schon durchschaut. Ihr werdet hier und jetzt sterben.
Der vergessene König ließ seine pechschwarze Rüstung erscheinen und in seiner Hand, seine imitierte königliche Klinge. Beide starrten sich für wenige Sekunden in die Augen, ehe sie aufeinander stürmten.


~Trast blickte durch die Runde. Es war wieder soweit. Die Versammlung der Meister fand hier und jetzt wieder statt. Natürlich war auch dieses Mal nicht alle Meister aufgetaucht. Selbst sein ehemaliger Schüler Olaf Edwin war nicht anwesend. Als besondere Gäste waren zwei Schüler anwesend. Auch ein Fremder Gast war dabei.
Trast: Gratulation. Wir haben es tatsächlich geschafft die dreißiger Marke zu erreichen. Ich glaube das ist vielleicht sogar ein neuer Rekord. Dreißig Jahre lang haben wir es nicht geschafft in dieser einmal in fünf Jahre Versammlung vollzählig zu sein.
Zark: Ich fühle mit euch, Meister Trast. Obwohl wir Momentan nur 5 Meister haben sind dennoch nur 3 Anwesend.
Trast: Wie auch immer. Wollt ihr nicht eure Begleitungen vorstellen, Inizimil, Zark?
Der hellbraunhaarige Taan, der trotz seiner vierzig Jahren tierisch alt und müde wirkte, was aber oft von seinem todstrengen Gesicht verdeckt wurde, gab Inizimil Gusvos den Vortritt. Auch Zark war gespannt, wer dieser ungefähr 20 jährige junge Mann war. Er schien definitiv kein Schüler zu sein.
Inizimil: Er heisst Hashiro. Obwohl er kein Talent in Psynergie besitzt studiert er dennoch die dunklen Künste und dunkle Mythen. Trotz seines jungen Alters besitzt er schon ein unglaublich großes Wissen in dem Bereich, den er sich angesammelt hat. Er hat Geschichten und Bücher gefunden, die aus der alten Zeit stammen. Er ist eine Bereicherung für uns alle.
Zark: Ein Freizeit Wissensjäger also.
Hashiro nickte. Bevor sie fortfuhren, erschienen zwei Gestalten zwischen ihnen.
???: Tut uns Leid für die Verspätung.
Trast: Oh, Meister Olaf und sein Schützling.
Der Schützling handelte sich um ein hünenhaftes Kind, der ziemlich groß wirkte. Trast wusste, das Grace keine 15 Jahre alt war.
Zark: Offensichtlich hat wohl fast jeder eine oder mehr Begleiter mitgebracht.
Olaf: So ist es Zark. Wollt ihr nicht anfangen? Ihr dürftet Grace sicherlich aus dem letzten Treffen kennen.
Hashiro erwischte, wie Inizimils kurzzeitig die Blicke der Anwesenden Meister ausweichte. Es war offensichtlich, wer letztens gefehlt hatte.
Zark bemerkte, wie seine Schülerin sich hinter ihm versteckte während sein Schüler selbstsicher neben ihm stand. Die eine war zu unsicher und die andere hatte zu viel Selbstvertrauen. Er schüttelte seinen Kopf und entschied sich zuerst den ungefähr zwölfjährigen Jungen. Er hatte lange blonde Haare, goldene Augen und eine schlanke Struktur.
Zark: Xallank aus Akestas. Er hat sowohl das Talent der Yalls von seiner Mutter geerbt als auch die Psynergie seines Vaters.
Akestas besaß zwei Psynergie talentierte Familien. Die Taans sowie die Yalls. Beide waren vor dem Aussterben bedroht. Die ehemalige letzte Yall hatte wohl noch einen Nachwuchs in die Welt gesetzt, doch soweit er wusste besaß Zark keinen der seinen Erben fortführen konnte. Alle Meister kannten die Eltern Xallanks und konnten dadurch seine Talente ableiten. Seine Mutter besaß durch ihr Erbe ein unglaubliches Talent in der Illusion. Sein Vater dagegen war ein mächtiger Erdadept außerhalb von Nebelnest und noch dazu ein meisterhafter Schwertkämpfer. Beide Elternteile hätten ein Meister sein können. Der Vater war für die Ausbildung zu alt gewesen, während die Mutter das Angebot abgelehnt hatte.
Trast: Äußerst vielversprechend.
Grace: Pah. Für mich sieht er aus wie ein Wurm.
Olaf: Grace!
Ermahnte der Meister seinen Schüler, während Xallank ihm einen bösen Blick zuwarf. Grace grinste nur zurück. Zark griff nach hinten, packte seine Schülerin und stellte sie neben dem Yall ab. Grace sein Mund blieb offen, als sie die violett haarige Schönheit erkannte, was Xallank noch weniger gefiel. Auch sie war in Xallanks Alter.
Zark: Silya. Sie ist Waise und stammt ursprünglich aus Weyard. Sie hat unvergleichbare Talente. Am besten seht ihr einfach zu.
Hashiro: Zusehen?
Olaf [grinsend]: Ein Kampf unter den Schülern.
Xallank und Silya schauten sich geschockt an. Viel sagen konnten sie wohl nicht, denn der Beschluss stand fest.~



Noch bevor der König ihn erreichen konnte, blieb Xallank stehen.
Xallank: Odysee.
Die Hundertschaften an Odyseeklingen ließen nicht lange auf sich warten und stürmten auf den vergessenen König zu, der sie gelassen anschaute und seine Klinge hob. Xallank sollte nicht schlecht staunen, als er mit ansehen musste wie die Klingen alle nach den anderen abgewehrt wurden. Seine Beobachtungsgabe verriet ihm, dass er dem besten Schwertkämpfer gegenüber stand, den er je begegnet war. Der Yall griff nach seiner eigenen Klinge. Er selbst dagegen war der beste Schwertkämpfer Mirnuzars. Oder zumindest noch vor einen halben Jahrzehntel. Nachdem er „verschwunden“ war, galt er in der Öffentlichkeit bereits als tot.
Melfice: Darauf habe ich gewartet.
Xallank: Ich werde dich für dein Warten belohnen.
Noch bevor beide Klingen aufeinander prallten, nahm die Klinge des Meisters eine physische Form an. Der König verteidigte alle Hiebe mit einem unglaublichen Geschick, genauso wie sein Gegner.
Xallank: Odysee.
Der König verteidigte und erkannte, wie sich um die hundert Geisterklingen um ihn bildeten. Er selbst sprang zurück und ließ sich von einigen Treffern der Geisterklingen nicht stören, da seine Rüstung die Treffer gut verarbeitete. Er nutzte dem Moment und hob seine aufleuchtende Klinge.
Xallank [denkt]: Mist.
Auch der Meister reagierte. Wenig später wurde die gesamte Umgebung von einer dunklen Welle vernichtet. Zumindest bis auf die Wand die da noch stand.
Melfice [denkt]: Er hat verteidigt.
Der Meister trat aus seiner Verteidigung heraus, während nun seine Klinge aufleuchtete und nach dem König schlug. Die Schlagkraft schien bedeutend zugenommen zu haben, als Melfice trotz seines Blocks mehrere Meter weiter befördert wurde. Als er sicher auf den Beinen landete, bemerkte er, wie sich die Erde unter ihm in zwei Teilte. Mit einem gewaltigen Sprung sprang er noch oben um der Falle auszuweichen. Die Erde katapultierte Xallank ebenfalls in die Luft, der nach einem neuen Hieb ausholte. Auch Melfice holte aus, dessen Klinge ebenfalls zu leuchten begann. Bei einem Treffer entfesselte er solch gewaltige Welle, dass er den Meister in diesem Zweikampf bezwang und ihn die Wucht in Richtung Schlucht beförderte.
Xallank [denkt]: Ich habe den Zweikampf verloren?!
Der Boden schloss sich Augenblicklich. Der Meister landete auf den Beinen, doch Melfice stand erneuert vor ihm und holte aus.
Melfice: Nicht nur deine Klinge beherrscht den Trick.
Der Meister konnte in letzte Sekunde die Klinge zwischen sich und dem Angriff halten. Als Belohnung wurde er nur mehrere dutzend Meter fortgeschleudert.
Paka:Ihr habt also etwas gefunden?
Der Käpten setzte sich zu ihnen, als sie sich zum Ende des Tages wieder versammelten. Oviir Sturmwind, Gisai und Zaar waren auch anwesend. Sciz nickte und zog einen kleinen handgroßen Rauchglaswürfel aus seiner Tasche und legte ihn in die Mitte des Tisches. Paka beugte sich vor, um das Objekt zu begutachten.
Paka:Was ist das?
Der alte Gisai stieß ein heiseres Kichern aus.
Gisai:Das ist ein Sternenglas, Jungchen.
Kanra:Ein was?
Oviir:Sind das nicht diese alten Sternenenergiespeicher?
Gisai:Alt ist gar kein Ausdruck. Die letzten Sternengläser wurden gegen Ende des letzten Kreuzzugs des Sternenordens hergestellt. Sie waren schon veraltet, als meine Mutter mit das Leben schenkte.
Kurlag beugte sich neugierig vor. Er hatte soetwas noch nie gesehen.
Kurlag:Und was macht es?
Gisai räusperte sich.
Gisai:Wie Herrin Sturmwind schon richtig sagte sind das Sternenenergiespeicher. Sie sind ziemlich vielseitig, aber alles andere als zuverlässig, von ihrer Zerbrechlichkeit mal ganz zu schweigen. Meine Mutter hatte fünf von denen, sind alle nach ein paar Wochen kaputt gegangen...
Kurlag:Aber was genau tun sie?
Gisai:Vereinfacht ausgedrückt, sie enthalten formbare Sternenenergie, die allen möglichen Zwecken dienen kann. Gängig waren Lichtquellen oder sie offenbaren Botschaften, ähnlich wie aus Büchern. Manchmal zeigen sie auch lang vergessene Bilder. Sie wurden auch für Sicherheitssysteme für die Hallen des Sternenordens verwendet, aber einen kämpferischen Nutzen haben sie kaum einen, weil sie zu leicht dazu neigen zu zerbrechen. Naja, wie ich sagte sind sie vielseitig und sein Besitzer konnte mit dem nötigen Wissen alles mögliche mit ihnen machen, wenn er clever genug war sie richtig anzupassen. Es würde Tage dauern alle Beispiele aufzuzählen, und es wären nicht alle...
Oviir:Nun, was tut dieses Ding versteckt in unserem Turm?
Gisai zuckte mit den Schultern.
Gisai:Offen gesagt, ich weiß es nicht. Aber wenn ich raten dürfte, dann ist es schon seit sehr langer Zeit hier, was nur bedeuten kann dass jemand, der sich damals gut in dem Turm auskannte es dort platziert haben muss. Vielleicht waren es sogar die Erbauer? Wenn wir den Inhalt des Sternenglases ergründen könnten, wüssten wir es.
Paka:Doch unglücklicherweise...?
Der Alte beugte sich schnaufend vor, nahm das Sternenglas vom Tisch und drückte beide Handflächen auf zwei entgegengesetzte Flächen. Das Rauchglas begann unregelmäßig zu glimmen und stieß ein paar verformte Schriftzeichen aus, die wenig später zerflossen und sich auflösten.
Kanra:... Ist er im Eimer, richtig?
Gisai:Korrekt. Wenn ich das richtig sehe, dann ist die ursprüngliche Information noch im Glas enthalten. Erstaunlich, wenn man sein Alter bedenkt. Sternengläser wie ich sie kannte hielten nur bis zu dreißig Jahre durch. Bedauerlicherweise ist es andernweitig beschädigt und wir können den Inhalt nicht herbeirufen. Schade eigentlich.
Zaar:Könnt Ihr es nicht einfach reparieren?
Gisai lachte wieder, doch wurde von einem Hustenanfall unterbrochen. Als er sich wieder fing, sah er den Mann durchdringend an.
Gisai:Nein, kann ich nicht. Wie ich sagte, sie sind schon ewig veraltet und seit fast hundert Jahren interessiert sich keiner mehr für sie. Hinzu kommt, dass dieser hier besonders zu sein scheint, denn nach all den Jahren ist die Sternenenergie im Inneren immer noch unbeschädigt. Ich kenne keinen lebenden Menschen, der sich noch mit ihnen auskennt, aber vielleicht gibt es da draußen noch jemanden.
Oviir:Denkt Ihr die Informationen darauf sind wichtig?
Gisai:Kann ich nicht mit Gewissheit sagen. Aber wenn man seinen Fundort bedenkt... Er war nicht ohne Grund versteckt. Vielleicht ist es aber auch nur eine Speisekarte eines tausend Jahre toten Kochs.
Zaar:Und wie treiben wir diesen Kerl auf, der das Glas repariert?
Gisai:Keine Ahnung. Diese Leute hier kommen doch viel herum. Vielleicht stolpern sie über einen.
Die Herrscherin biss sich nachdenklich auf die Oberlippe.
Oviir:Ihr schlagt also vor, ich soll das Eigentum des Scharfrichtergipfels mit potenziell hochwertigen Informationen an Bündnispartner abgeben?
Gisai:Natürlich.
Sie sah den Glaswürfel für eine lange Zeit an, doch dann nickte sie.
Oviir:Einverstanden. Paka, halten Sie während Ihrer Reise ein Auge offen.
Paka:Selbstverständlich. Sciz, ich überlasse den Würfel ersteinmal Eurer Obhut.
Sciz:Okay.
Er nahm Gisai das Sternenglas ab und steckte es wieder ein. Sinaphie hatte die ganze Zeit nichts gesagt, doch sie beobachtete den Würfel nachdenklich.
Sinaphie[denkt]:Habe ich das nicht schon mal irgendwo gesehen...?
Oviir:Zum eigentlichen Thema: Wie weit seid ihr vorangekommen?
Kurlag:Womit denn?
Die Herrscherin schwieg für einen Moment, doch der Ärger war ihr anzusehen. Paka hingegen riss die Augen auf und formte seinen Mund zu einem lautlosen O.
Oviir:Paka?
Paka:Ehehe... Es ist mir wohl entfallen, es ihnen zu sagen... Wie peinlich...
Oviirs Augenbraue zuckte.
Oviir:'Entfallen'? Wie habt Ihr es nur geschafft mit diesem Gedächtnis bis jetzt zu überleben? Verehrter Meister, war die Aufgabe nicht auch Euch bekannt?
Gisai:Natürlich, ich bin doch nicht senil. Äh... Worum ging es gleich noch?
Pakas Leute warfen sich entgeisterte Blicke zu.
Paka:Tut mir Leid, ich bringe das schnell in Ordnung. Wie ihr wisst, geht die Sage um, dass ein jeder Bewohner Mirnuzars den Tod eines Menschen vor seinem Auge miterlebt, wenn er auf der Spitze des Leuchtturms hingerichtet wird. Diese Strafe wurde neulich auch für jemanden verhängt. Fakt ist, diese Sage ist wahr, auch wenn in den letzten hundert Jahren dort keiner mehr hingerichten wurde und es deswegen keiner weiß. Aber diese mächtige Psynergyschwankung trat in Galatan oder Weyard nie auf. Das liegt an einer Vorrichtung, die scheinbar nach der Erschaffung des Leuchtturms gebaut wurde. Nun, warum erzähle ich das? Es ist so, dass diese Vorrichtung auch anders genutzt werden kann. Windadepten sind in der Lage ihren Geist von ihrem Körper zu lösen und sich in ganz Mirnuzar frei zu bewegen. Bevor ihr Bedanken habt: Es ist sicher. Sollte irgendwas schieflaufen, landet ihr hundertprozentig in euren Körpern.
Sciz:Also sollen wir etwas ausspähen?
Paka:Ja und nein. Die Windadepten des Scharfrichtergipfels zum Beispiel benutzen sie bereits um Reyters Truppenbewegungen zu überwachen. Ich hingegen möchte, dass ihr anhand der Anhaltspunkte die wir haben die Position von manchen unserer Ziele, wie zum Beispiel den letzten verbleibenden Merkurleuchtturm, bestimmt. Ich habe Sazael vielleicht bereits vorausgeschickt, aber wenn wir ihn mit irgendwelchen Informationen versorgen könnten, wären wir besser dran.
Kanra:Hat das nicht schon mal jemand versucht? Wir sind bestimmt nicht die ersten, die auf diese Weise nach dem Leuchtturm suchen.
Paka:Ihr vermutet richtig. Aber wir haben mehr Hinweise, als andere. Aber ja, bisher wurde er nicht gefunden, egal wie intensiv die Suche war. Aber ein weiterer Versuch kann nie schaden.
Kurlag:Und warum wir?
Paka:Diese Informationen sind kritisch. Wenn jemand den Leuchtturm findet, muss es jemand sein den ich vollkommen vertrauen kann, also sollte es jemand aus meiner Crew sein. Wenn Reyter davon erfährt, stehen wir vor sehr großen Problemen.

LaCroix zog gerade an ihrer Pfeife, als sich ihrer Zimmertür öffnete und jemand eintrat. Sie machte keine Anstalten sich zu ihnen umzudrehen.
Sasso:Mutter, tolle Neuigkeiten. Wir haben Besuch.
LaCroix:Ich weiß, du Nichtsnutz.
Sie drehte sich zu ihnen um. Das Mädchen mit den blutroten Haaren und der verzierten leichten Rüstung bildete einen scharfen Kontrast mit dem bleich wirkenden Sasso. Dennoch hatte ihr Anblick benahe etwas vertrautes.
LaCroix:Und? Wie habt ihr es schon wieder angestellt Frostlande zu erreichen?
Flama, offensichtlich überrascht dass man ihr keine Gelegenheit gab sich vorzustellen, räusperte sich vernehmlich.
Flama:Mein erster Offizier besitzt die Gabe Energien zu verdrängen und da wir wussten, dass der Sturm nicht natürlich war, konnten wir so eine Schneise hierher schlagen. Ich hoffe wir haben nichts beschädigt.
Die Hexenkönigin trat heran und tippte mit unverhohlenden Ärger mit ihrem Pfeifenkopf gegen die Stirn des Mädchens.
LaCroix:Unterschätze das Hexenhandwerk nicht, Mädchen. Aber dieser Sturm ist nicht umsonst da. Es soll Besucher von Frostlande 'fernhalten'.
Sie zog wieder an der Pfeife, doch stieß anstatt Rauch einen Schwall bunter Funken aus. Seit sie den Stern besaßen, hatten sie nichts als Schereien. Flama schien ihren Gedanken zu teilen.
Flama:Ich glaube, Ihr wisst bereits warum ich hier bin.
LaCroix:Ich kann es mir gut vorstellen, aber warum frischt du mein Gedächtnis nicht auf?
Flama:Na gut... Mein Name ist Flama, ich bin von Kriegsherr Reyter beauftragt worden den Marsstern zu bergen.
LaCroix:Natürlich...
Sasso unterdrückte ein Grinsen und setzte ein trauriges Gesicht auf.
Sasso:Oh... Was für ein Dilemma. Wir haben den Marsstern doch bereits jemanden versprochen.
Flama:Tatsächlich? Lord Reyter ist bereit-
LaCroix:Uns mangelt es an nichts, Mädchen.
Sie klopfte ihre Pfeife aus.
Flama:Seid Ihr sicher? Der Marsstern ist dem Kriegsherr sehr wichtig. Er braucht ihm, um den Zerfall Mirnuzars aufzuhalten.
Sasso:Das kommt mir doch bekannt vor...
LaCroix:Hast du eigentlich nichts besseres zu tun?
Sasso schüttelte den Kopf. Die Hexenkönigin kräuselte ihre Lippen.
LaCroix:Hast du den Wink nicht verstanden? Hau-ab!
Sasso wich beiläufig einen grünen Funken aus, der auf sein Gesicht zugeflogen war und in der Wand ein kleines Brandloch hinterließ.
Sasso:Natürlich Mutter.
Er ging.
Flama:Werdet Ihr uns den Marsstern trotzdem übergeben? Es hängt sehr viel daran.
LaCroix:Eigentlich kümmert mich dieses Mistding nicht, aber wieso sollte ich es Euch überlassen?
Flama:Unsere Absichten sind nur die Besten. Mirnuzar wird von einem Strudel verzehrt und ohne den Goldenen Stern können wir das nicht aufhalten. Mein Herr hat die Ressourcen, das Wissen und die Männer die Vernichtung aufzuhalten, doch all das wird scheitern, wenn wir den Marsstern nicht bekommen. Wir sind nur aus besten Absichten hier. Helft Ihr uns, Hexenkönigin?
Redds Verhör gestaltete sich für den Kriegsherr ausgesprochen überraschend. Die Fragen des Silkanas schienen völlig bedeutungslos. So fragte er sie etwa nach ihrem typischen Tagesablauf oder einzelnen Mitgliedern der Sternengarde, die sie zufällig irgendwann namentlich erwähnte. Sie antwortete jedesmal, aber die Erinnerung schien sie deutlich mehr zu quälen, als der Verrat, den sie begangen hatte, als sie mit dem Kriegsherr gesprochen hatte.
Reyter fragte sich, was der Silkanas damit bezweckte. Wollte er sie quälen? Das wäre nicht nur eine Zeitverschwendung, sondern konnte, auch dazu führen, dass sie weniger kooperativ werden würde, als sie es gerade war. Dennoch irgendetwas hielt ihn davon ab Redds Befragung zu unterbrechen.
Nach einigen scheinbar unnützen Schilderungen nickte Redd. "Eines noch Amy: Wie werden eure Mitglieder rekrutiert und wenn du das nicht weißt, wie wurdest du rekrutiert?"
Reyter verstand es mit einem Mal. Es ging um die einzelnen Mitglieder der Sternengarde, ihre Persönlichkeit und Vergangenheit. Redd wollte wissen welche Art von Mensch rekrutiert wurde und wie.

Langsam wurden die Bewohner der letzten bewohnten Ebene des Jupiterturmes aus ihren Wohnungen getrieben. Keiner von ihnen wussten, was wirklich geschah, doch sie alle spürten die Hände und Waffen, die sie aus ihren Wohnungen zu den restlichen Bewohnern zwangen und hörten die Stimmen der Unsichtbaren, die sie gefangennahmen. Neben den anderen Bewohnern zwang man sie in die Knie. Eine Haltung, in der auch die, die vor ihnen gefangen genommen worden waren verharrten. Es gab keine Spur von den Mitgliedern der Grauen Garde, die hier stationiert waren, aber an ihren gewöhnlichen Posten waren Brandspuren und Asche zu erkenen. Die Blicke der Gefangenen waren auf die Treppe auf die nächst höhere Ebene gerichtet. Der einzige Weg, der weiter hinauf führte, wenn man einmal von den nicht funktionierenden Fahrstühlen absah. Eine einzige Gestalt stand aufrecht und es war eindeutig, dass sie nicht zu ihnen, sondern zu den Unsichtbaren gehörte. Sie sahen einen kahlen tatöwierten Hinterkopf auf einer hünenhaften Gestalt im schwarzen Umhang. Sonst konnten sie nur die in einen Panzerhandschuh gehüllte Hand des Mannes sehen, die sich auf das Ende eines verzierten schwarzroten Streithammers stützte.
Der Hüne wandte sich langsam um und betrachtete die neuen zusätzlichen gefangenen. Die roten Augen eines Feuer-Adepten scannten durch die Reihen der Gefangenen. Deren Farbe durch die schwarzen Tätowierungen auf unheimliche Art und Weise noch hervorgehoben wurden.
"Sie ist nicht hier.", sprach der Mann düster, während er sich wieder von seinen Gefangenen abwandte, "Sie will doch nicht etwa den Turm entzünden..."
Die Worte schien der Hüne nur zu sich selbst zu sprechen.
"Nun, diese Anzahl von Würdenträgern und eine unbekannte Anzahl unsichtbarer Geiselnehmer, sollten die Sicherheitskräfte auf Abstand halten, wenn sie doch noch bemerken, dass etwas nicht stimmt." Die zweite ebenfalls gepanzerte Hand des Mannes erschien mit einem Helm im Sichtfeld der Stadträte. Ein Ächzen ging durch die Reihen der Geiseln, als einige die Art des Helmes erkannten. Es war ein galatanischer Helm, den man heute nicht mehr verwendete; der Helm eines hochrangigen Mitglied des Drachenclans.
"Keine Sorge." Der Mann setzte den Helm auf. "Dies ist nicht der Wille des Feuers... Es ist nur mein Wille... und der der neuen Art..."

~"Wir haben sie."
Rulk blickte von seinem Sitz auf. "Wie? Die Stadt ist nicht klein genug, als dass ihr eine einzelne Person so schnell finden könntet."
"Wir hatten Glück.", antwortete er, "Ich habe einen Freund von mir getroffen. Einen von unseren Leuten, der unsere silkanischen Gäste zum Turm begleitet haben. Jedenfalls hat kurz vor ihnen eine rothaarige Frau den Turm betreten."
"Die Uniform?”
“Tja, also er sagte er hat nur einen grauen Umhang gesehen.”
“Na toll. Entweder hat unsere Gesuchte Freunde von der Obrigkeit oder wir verfolgen eine Feuer-Adeptin, die wir nicht suchen und Freunde in der Obrigkeit hat.”
Ein dumpfer Knall ertönte. Rulk fuhr erschrocken herum und erkannte den Urheber des Geräusches. Kehlan blickte ihn schweigend an. Es handelte sich bei ihm, um einen hünenhaften Feuer-Adepten mit kahlen tätowierten Schädel und roten Augen, der noch immer seine Rüstung trug, die ihn als hochrangigen Drachenclan Befehlshaber ausgezeichenet hatte, wenn gleich er sie in der Öffentlichkeit, mit einem schwarzen Umhang verbarg. Den Helm der hatte er sich unter den Arm geklemmt. Mit der anderen Hand hielt er den Griff seines Streithammers, den er vor sich auf die Erde stützte, und der wahrscheinlich der Ursprung des Geräusches gewesen war.
“Sir?”, fragte Rulk nervös, während er Hashiro hinter Kehlan fixierte, der nur mit den Schultern zuckte.
“Reyon meint ich sollte das hier erledigen.”, sprach Kehlan.
Rulk schluckte dann fragte er: “Warum?”
“Sie gehört wohl zu einer Gruppe mit drei Elementar-Sternen.” Kehlan schritt an Rulk vorbei. Den Hammer schleifte er über den hölzernen Boden hinter sich her. “Das wird ein Spaß.”
Rulk blickte zu Hashiro und formte Stumm mit den Lippen ein ‘Wird es nicht...’~

Kehlan ergriff die Kehle eines seiner Gefangenen und hob ihn auf Augenhöhe. Er roch die Angst regelrecht hörte das Wimmern. Furcht, die er beinahe schmecken konnte. Welch ein wundervoller erster Strich auf seiner Leinwand, auf der ein Gemälde von Tod und Zerstörung entstehen würde.
"Die Berührten...", knurrte er, "Sag den Berührten sie sollen zu mir kommen. Sag ihnen ich will das sie mir die Sterne bringen. Oh... und bring mir den Anführer. Er soll sie mir auf der Spitze überreichen. Ich muss mit ihm sprechen... Geh nun und erzähl es ihnen und vergiss nicht, dass ich noch Geiseln außer dir habe... Wenn die Übergabe zu meiner Zufriedenheit verläuft werde ich keinem von ihnen etwas tun, aber wenn nicht... " Er stieß ein Zischen aus. "Verstanden?" Er ließ ihn fallen und der Mann fiel hin. Fast panische blickte er zu ihm auf, bevor er sich aufraffte und davon rannte.
Er wandte sich an seine übrigen Geiseln. "Ich gehe nun auf die Spitze... aber vergesst nicht wer bei euch bleibt. Wer sich rührt ist tot!" Er wandte sich schwungvoll um und schritt die Stufen hinauf, wobei er seinen Streithammer hinter sich herschleifte. Welch ein wunderschönes Bild... Tote würde es geben... Leid würde es geben... Und wenn die Legenden stimmten... würde jeder es kennen. Grauen... GRAUEN... GRAUEN ÜBER MIRNURZAR.. TOT AM SCHARFRICHTERGIPFEL... Welch wunderschönes Kunstwerk entstehen würde.
Unter seinem Helm bildete sich ein Lächeln schrecklich und freudig.
Ihr leerer Blick wich den ihren weiterhin aus, während sie tonlos weitersprach.
Amy:Ich habe nie viele Fragen gestellt, aber im Grunde war es der Anführer unseres Trupps, Ezmar, der uns rekrutierte. Wie ich schon erwähnte, waren wir eine von vermutlich fast hundert verborgenen Schläferzellen, die über alle Regionen Mirnuzars verteilt sind. So konnten wir Eure Züge überall verfolgen und überwachen. Wir lebten im Verborgenen und führten augenscheinlich einfache, unbedeutende Leben, bis Ezmar uns die Befehle unserer Führung übermitteln würde. Ich vermute viele werden vor Ort rekrutiert, ich persönlich jedoch wurde nachdem ich mich bei Ezmar auf die Sternenwache vereidigt habe nach Cozedas verlegt.
Sie hielt kurz inne und stieß ein zittriges Atmen aus. Dort hatte sie schließlich auch Kirat kennengelernt. Es war ein wundervolles Jahr gewesen... Bis Reyter gekommen und alles zerstört hatte.
Amy:Was ich sagen will ist... Ezmar ist zu mir gekommen. Vermutlich hat er mich rekrutiert weil er mich kannte, aber... Kirat kannte er vorher nicht. Wir offenbarten es ihm erst, als sich Ezmar ganz sich mit ihm war. Er hat eine gute Menschenkenntnis und war schon im Galatanischen Krieg ein guter Anführer... Er kann entscheiden wer vertrauenswürdig ist... oder nicht.
Reyter[denkt]:Und dennoch... meine Agenten waren keine Idioten. Sie hätten trotzdem in der Lage sein sollen zumindest eine dieser Zellen zu infiltrieren. Es muss mehr als das sein...

Er befand sich ungefähr im dritten Viertel auf dem Weg nach oben, als eine elegant geschmiedete Tür ihm den Weg versperrte. Kehlan, der sich zuvor über den Bauplan des Gebäudes informiert hatte, stutzte. Das war der einzige Weg zur nächsten Ebene. Er hob den Streithammer, den er immer noch hinter sich herschleifte, an und hämmerte heftig gegen die Tür. Das Ergebnis entsprach seinen Erwartungen. Die Tür bekam gerade mal einen flachen Kratzer. Die Altvorderen die die Türme erbaut hatten, hatten schon einiges auf den Kasten gehabt. Aber ohne den Aufzug... Er schlug noch einmal gegen die Tür, dieses Mal mit voller Kraft. Diese zeigte sich unbeeindruckt und verformte sich kein Stück. Er holte wieder aus...
Kanra:Spar dir die Mühe, das wird nichts. Am Ende ruinierst du nur noch das Schlüsselloch.
Kehlan drehte sich ruhig zu der Sprecherin um, die nicht weit entfernt mit verschränkten Armen an der Wand lehnte und ihn mit einem verdutzten Blick bedachte.
Kanra:Oh... Für einen Moment fürchtete ich, wir kennen einander. Hätte nie gedacht, dass Reyter euch diese Rüstungen behalten lässt.
Kehlan grinste.
Kehlan:Du bist also die gilratanische Wächterin die uns hinterherspioniert hat?
Kanra:Ich bin aufgefallen?! Ich bin wirklich aus der Übung... Ich nehme dann mal an, Ihr arbeitet gar nicht für Reyter, sondern für die Anbeter dieses Monsters?
Sie betrachtete ihren Gegenüber genau und unterdrückte den Reflex schwer zu schlucken. Sein Blick sprach Bände. Dieser Mann hatte bereits unzählige Schlachten gewonnen und viele getötet. Und er ging allein, offenbar im Bewusstsein wer alles auf der obersten Ebene auf ihn wartete. Von wo tauchten auf einmal all diese monströs starken Typen auf?
Kehlan:Für wen ich arbeite ist irrelevant. Aber ich bin neugierig. Wie kommt eine ehemalige Drachenclankriegerin zu der Wache der ehemaligen Hauptstadt der Zentralen Kontinente? Oder seid Ihr in den Regionen der Kriegsherren aufgewachsen?
Kanra:Nein, Drachenclan. Aber das ist schon lange Vergangenheit und schon lange vergessen. Allein diesen Helm zu sehen macht mich krank. Ergebt Euch jetzt, oder ich schneide ihn Euch samt Kopf von Eurem Körper.
Kehlan war den Kopf zurück und lachte auf voller Kehle.
Kehlan:Ergeben?!
Kanra fuhr sich nur einmal kurz durch die Haare, dann drückte sie sich von der Wand ab, packte ihr Schwert und ließ es langsam aus der Scheide fahren. Kehlan schulterte seinen Hammer und sah amüsiert zu.
Kehlan:Seid Ihr sicher? Vielleicht ist meine Nachricht nicht ganz zu Euch durchgedrungen? Wenn die Übergabe nicht zu meiner Zufriedenheit verläuft wird noch einer von den Geiseln verletzt, die wir genommen haben. Eine Wächterin wie Ihr würde doch niemals-
Kanra:Detonation.
Grelles Licht und ohrenbetäubender Donner erfüllte die Kammer und erwischte den überraschten Kehlan auf dem falschen Fuß. Die Druckwelle ließ ihn zurückstolpern, bis sein Rücken gegen die verschlossene Tür stieß. Kanra nutzte die Gelegenheit und setzte nach. Mit einem schnellen und weiten Hieb versuchte sie ihn zu enthaupten, doch Kehlan brachte sich mit einem für seine Größe überraschenden akrobatischen Sprung in Sicherheit. Kanra schoss in rascher Abfolge drei Radiussträhle hinterher, doch ihr Gegner war sehr wendig.
Kehlan[denkt]:Für so niedrigstufige Psynergytechniken steckt ganz schön viel Kraft dahinter. Keine Anfängerin, wie interessant.
Er kam schlitternd zum Stehen, bevor er in eine große Öffnung durch den Boden fiel. Der Leuchtturm mochte zwar seit Jahrhunderten für Menschen umgebaut worden sein, aber es waren immer noch Spuren des alten Prüfungspfades vorhanden, der es damals nur Adepten möglich gemacht hatte die Spitze zu erreichen.
Kanra:Oh, Entschuldigung. Ich fürchte ich bin bei der Stadtwache nie weit aufgestiegen, weil ich mies in Geiselbefreiung war und zu impulsiven Reaktionen neige. Aber ich bin verdammt gut im Hindernisse wegsprengen.
Kehlan kicherte.
Kehlan:Welch interessanten Gegner ich gefunden habe. Ich wusste das hier wird lustig.
Kanra fixierte ihn und achtete auf jede kleinste Bewegung. Das hier würde nicht leicht. Dieses Mal war kein Lashon da, der ihr den Rücken freihielt. Sie fuhr sich durch die Haare.
Kanra:Wenigsten einer von uns amüsiert sich. Fragt sich nur wie lange.
Sie drehte ihre Klinge auf die Seite und hielt sie vor sich. Kehlan erkennte es endlich.
Kehlan[denkt]:Pyroka?! Sie war Kommandant oder höher...!
Kanra:Gleißende Glut!
Die Klinge blitzte auf.
Kehlan[denkt]:Mis-!

Etwas fiel raschelnd zu Boden. Einer der Gefangenen murmelte etwas nervös und bückte sich, doch eine Hand umklammerte sein Handgelenk. Die Botschaft war klar: Noch eine verrätersiche Bewegung und sein Leben war vorbei. Der Unsichtbare sah sich das Objekt an, dass der Mann fallen gelassen hatte. Es sah aus wie ein halbvoller Münzlederbeutel. Einer spontanen Laune auf schnell verdientes Geld griff er danach. Als er ihn berührte, platzte er und spritzte hell leuchtende Farbe durch den ganzen Raum. Das war das Signal. Der Großteil der Gefangenen nutzte die Sekunde der Verwirrung und schmissen ebenfalls gleiche Lederbeutel auf den Boden und verteilten die Farbe in der gesamten Halle. Dann zogen sie jeweils zwei verborgene Stilette aus ihren Krägen und griffen mit wilder Entschlossenheit an. Noch bevor die markierten Unsichtbaren ihres beraubten Vorteils bewusst wurden, schossen Pfeile durch verborgene Scharten in den Wänden und erledigten jeden, der sich nicht rechtzeitig duckte.
???:Ausschalten, jetzt!
Gesprochen hatte ein drahtiger Mann mit sturmgrauen Haaren und ebenso grauer Uniform, der aus einer getarnten Tür sprang und eine Hellebarde schwang. Weitere scheinbare Mauerabschnitte öffneten sich und bald war der Raum erfüllt mit grauen Uniformen, die sich mit gezückten Waffen in das Chaos stürzten. Unter ihnen bewegte sich eine hochkonzentrierte Frau, Pfeil und Bogen im Anschlag, und schien jede Bewegung gleichzeitig im Blick zu haben.
Rangi[denkt]:Vierzehn an der Tür, Acht an der Treppe, Einunddreißig zwischen den Geiseln und unseren Agenten.
Sie glitt reflexartig zur Seite, rammte einem unmarkierten Unsichtbaren ihren Bogen in die Seite, zog ihm gleichzeitig mit einem Tritt die Beine weg und richtete ihm noch im Fallen mit einem Pfeil in die Stirn hin. Die übrigen Gardisten vollbrachten ähnliche Manöver, wenn auch ihnen Rangis Präzision und Schnelligkeit fehlte. Nach fünf Sekunden erfasst sie wieder alle im Raum.
Rangi[denkt]:Neun an der Tür, Sieben an der Treppe, Zwölf zwischen den Geiseln.
Sie schoss blitzschnell noch zwei weitere Feinde nieder und eilte an die Seite des Anführers mit den sturmgrauen Haaren und rammte dabei einen der Unsichtbaren mit einem Schulterstoß um. Noch bevor er außer Reichweite torkeln konnte, riss dieser seine Hellebarde herum. Er traf in an der Brust und verfehlte Rangis Kopf wie durch ein Wunder.
Rangi:Hätte dich erwischt.
???:Es war noch Zeit.
Rangi:War es nicht.
Ihre Augen hetzten durch den Raum.
Rangi[denkt]:Vier an der Tür, einer geflohen, Fünf an der Treppe, Zwei zwischen den Geiseln, Vier Gardisten verwundet oder tot.
Rangi nahm sich die Treppe vor und säuberte sie erbarmungslos in wenigen Augenblicken. Der Anführer stürmte zur Tür, aber die dort stationierten Feinde traten die Flucht an.
Rangi[denkt]:Kommen nicht weit, die Grauen warten schon.
Rangi gab einen letzten Schuss ab, dann war Ruhe. Fünf Sekunden Stille. Dann...
???:Gruppe Eins, bringt die Stadträte durch die Geheimgänge raus, Zwei sichert die Ausgänge. Drei, entreißt alle dem Tod die ihr könnt, unsere Leute haben Vorrang. Vier-
Rangi:Vier wird dem Berührten NICHT verfolgen. Stattdessen werdet ihr mit zehn bis zweiunddreißig die Stadt säubern.
Der Anführer sah sie tadelnd an.
???:Ihr habt keine Befehlsgewalt mehr Rangi. Aber ich höre Euren Rat gerne an.
Rangi:Ihr seht, was dieser Mann mit Gruppe Null gemacht hat.
Sie nickte auf die Aschehaufen, die einst die erste Verteidigungslinie gebildet haben.
???:Ihr wollt Eure Freunde und Herrin Sturmwind das alleine regeln lassen?
Rangi:Vertraut mir wenn ich sage, dass die Grauen ihnen keine Hilfe sein werden. Wenn sie ihn nicht aufhalten können, hat dieser Kampf keinen Sinn. Außerdem ist mein Käpten da oben...
???:Wegen dem Ihr uns verlassen habt? Dann soll er mal seinen Wert unter Beweis stellen. Vier, ihr habt Rangi gehört. Abmarsch.
Die Männer rückten ab, während der Rest eifrig die Befehle ausführte. Die toten Angreifer wurden langsam wieder sichtbar und die Umrisse der Schwerverletzten waren auch wieder zu sehen.
Unsichtbarer:W-Wie?
Der Anführer kniete sich zum dem halbsichtbaren Menschen nieder und sah ihn mit gehobenen Augenbrauen an.
???:Ich hab euch schon gesehen. Ihr habt die Stadttore gemieden und seid an der West- und der Südseite des Walles in die Stadt eingedrungen. Ihr wart noch nicht einmal in der Stadt, da habe ich euch schon gesehen. Wenn du es genau wissen willst, ihr wart heute noch nicht einmal wach, da habe ich euch schon gesehen.
Unsichtbarer:Mistkerl...
Rangi:Dieser Mann hört auf den nicht sonderlich einfallsreichen Namen Gray, also benutzt ihn bitte. Gray, redet keinen Unsinn und kommt ihm nicht zu nahe. Er ist ein Berührter.
Gray:Spätestens heute sollte er gelernt haben, dass man 'Unberührte' von der Grauen Garde nicht unterschätzen sollte. Außerdem ist meine Kampfmeditation so scharf wie eh und je.
Rangi blickte zur Treppe. Dieser Mann... Er hatte alle Grauen von Gruppe Null ausgelöscht, ohne dass diese Widerstand leisten konnten. Ihnen hatte die Kampfmeditation nichts geholfen. Sie brauchte sich nicht umzudrehen um zu wissen, dass Gray ihren Blick bemerkte.
Gray:... Wenn du ihnen helfen möchtest, begleite ich dich.
Rangi:... Dann komm.
Sie gingen zur Treppe und kletterten sie im Laufschritt hinauf.
Rangi:... Wie geht es deiner Schwester?
Gray:Offensichtlich zu gut, soll aus dem Gefängnis ausgebrochen sein.
Rangi:Oh...

Sheriff Oxus tippte den gefallenen Unsichtbaren vor sich mit der Fußspitze an. Ein Keuchen hinter ihm ertönte.
Senar:Ich hätte mir nie gedacht, dass man im Zuge der Gastfreundschaft zu solch blutigen Gegenleistungen gezwungen werden kann.
Der Mann stützte sich schwer auf seinen Stab und hielt sich seine linke Schulter. Der ehemalige Lord der Zentralen Kontinente musste langsam einsehen, dass seine Zeit als Kämpfer bald hinter ihm lagen. Vierzig Angreifer waren früher kein Problem gewesen, aber jetzt hätten ihn beinahe nur ein Dutzend die gleichzeitig angriffen erledigt.
Oxus:Seltsam...
Senar:Was ist seltsam?
Oxus starrte den Leichnahm an, der inzwischen vollständig sichtbar war.
Oxus:Das sind keine Sturmfäuste. Und diese Uniformen...
Senar trat neben ihn und betrachtete die Leiche ebenfalls. Seine Gesichtszüge entgleisten.
Senar:Wie, das war nicht Reyter? Der ganze Ärger, so viele Angreifer und es war nicht einmal Reyter?!
Oxus:Ausschließen können wir nichts, aber...
Senar:Ihre Kunst hat sich auch nicht wie normale Psynergy angefühlt.
Der Sheriff zuckte mit den Schultern.
Oxus:Da seid Ihr der Spezialist. Können wir es irgendwie ausschalten und sie sichtbar machen? Nicht auszudenken, wenn noch hunderte davon in der Stadt wären.
Senar:Ich wüsste nicht wie.
Oxus seufzte enttäuscht und sah hinauf zur Spitze des Leuchtturms.
Oxus:Wenn es nicht Reyters Truppen sind... was könnten sie wollen?

Es war als wäre ein Moment aus der Zeit herausgeschnitten worden. Er hatte nicht einmal das Licht gesehen, dass von der Klinge ausgegangen war. Doch als Kehlan zu sich kam, war sein Streithammer weg und seine Hände mit psynergyunterdrückenden Fesseln verbunden. Als wäre das nicht genug lag eine kühle Schneide an seinem Hals. Kehlan grinste.
Kehlan:Gnade? Wie töricht.
Kanra:Ihr könnts drauf ankommen lassen, dann kann ich das gerne korrigieren.
Kehlan:Ach ja? Jetzt kenn ich Euren kleinen schmutzigen Trick. Aber ich muss sagen, Ihr überrascht mich. Ihr scheint die Überreste des Drachenclans zu hassen und dennoch tragt Ihr dieses Schwert.
Kanra:Ich habe es ein wenig verändert.
Kehlan:Ist mir aufgefallen. Ein einfaches Pyroka ist zu soetwas nicht in der Lage.
Kanra:Gut erkannt. Jetzt genug mit dem Gerede, was wollt Ihr von uns?
Kehlan:Nein, ich bin gerade in der richtigen Stimmung für Gerede. Sagt, wo finde ich den Schlüssel für diese Tür?
Kanra grinste frech und steckte ihm die Zunge heraus.
Kanra:Ich gehöre nicht zu denen, die ihrem Gefangenen ihren großen Plan erzählen, damit dieser entkommen und alles versaun kann. Danke, ich habe genug dieser Geschichten gehört.
Kehlan[denkt]:Plan? Sie haben uns erwartet? [sagt] Sagt es mir!
Kanra:Verdammt okay, ich rede ja schon, also bitte nicht aufregen... Oh, Sekunde! Ich hab ja das Schwert in der Hand! Sag mal, ist es denn noch scharf? Ich habe es jetzt schon ein paar mal benutzt.
Kehlan kicherte und nutzte den Moment sich verstohlen umzusehen. Sein Streithammer lag am anderen Ende des Raumes, vermutlich hatte sie ihn während seines Blackouts nur mit dem Fuß weggeschoben. Törichtes Mädchen, sie hätte ihn in das Loch treten sollen. Außerdem war der Knoten seiner Fesseln fest, aber nicht absolut perfekt. Offenbar dauerte der Effekt des Schwertes nur wenige Sekunden an. Beim nächsten Mal würde sie ihn töten, daran zweifelte er nicht. Er durfte auf keinen Fall noch einmal in das Licht sehen.
Kanra:Jetzt sind Euch die Worte vergangen, hm? Schade, langsam hatte ich auch Freude daran. Ohne Eure Psynergy und Euren Hammer seid Ihr wohl nicht mehr so überheblich.
Kehlan:Das?
Er hob die gefesselten Handgelenke.
Kehlan:Wenn Ihr glaubt, dass das ausreicht...
Kanra:Hey, ich halte Euch ein verdammtes Schwert an den Hals! Zeigt mir doch, was Ihr dagegen machen wollt, hm? Ich bin furchtbar gespannt.
Die Fesseln gingen in Flammen auf. Ein glühend heißer Luftstoß fegte über Kanras Haut. Während sie noch geschockt dastand ergriff ihr Gefangener die Klinge ihres Pyrokas und entriss es ihrer Hand.
Sie musste mich bewegen sonst-
Der Schmerz explodierte in ihrer Magengrube, als eine geapanzerte Faust sich in sie hinein bohrte und zwei Meter von ihm schleuderte. Sie prallte auf dem Boden auf und rollte durch die Wucht weiter. Sie bremste ab und nutzte ihren Schwung, um aufzuspringen.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht feuerte sie einen Radiusstrahl auf ihn ab, doch er sprang hoch über ihren Angriff. Sie sprang zur Seite. Eine Sekunde später prallte seine Hacke dort auf wo sie gerade noch gestanden hatte, doch sie hatt keine Zeit für einen Gegenschlag, als er seinen Arm zur Seite schwang und sie zurückweichen musst, um zu entkommen. Er schlug mit der anderen Hand zu. Wieder wich sie zurück, aber stieß mit dem Rücken gegen die Wand des Ganges. Die Faust traf sie mitten im Gesicht und schmetterte ihren Hinterkopf gegen die Wand, während ihre Nase mit einem Knacken brach. Das nächste was sie erkannte war der Drachenclan Helm, als ihr Gegner ihr eine Kopfnuss verpasste, die sie erstmal Sterne sehen ließ. Ein Schlag traf ihren Kiefer und schleuderte sie in Richtugn der verschlossenen Tür zu Boden, bevor sie auch nur daran denken konnte aufzustehen. Traf sie ein gepanzerter Stiefel so hart in der Seite, dass sie gegen die andere Mauer des Ganges geschleudert wurde.
Sie blickte leeren Blicks nach oben. Blut rann von ihrer Nase über ihr Gesicht. Ihr Körper schmerzte ihre Lungen brannten. Das Gefühle bewusstlos geprügelt zu werden hatte sie wirklich nicht vermisst. Aber sie konnte jetzt nicht liegen bleiben, wenn ihr Gegner ihr hätte den Rest geben wollen hätte er es sicherlich längst getan, aber sie durfte ihn auch nicht einfach so gehen lassen.
Sie brauchte das Pyroka!
Kanra rollte sich auf den Bauch und stemmte sich mit den Armen hoch. Sie scannte noch benommen die Umgebung. Das Pyroka lag bei dem Streithammer. Sie kam auf die Beine und wollte darauf zu gehen, doch eine Stimme von der verschlossenen Tür hinter ihr erklang: "Lass das lieber bleiben!"
Sie wandte sich um. Ihr Gegner stand mit dem Rücken zu ihr. Eine Handfläche auf den Kratzer an der Tür gepresst.
"Du wärest tot... bevor du es einsetzen könntest."
Und du wärest tot, WENN ich es einsetzen könnte.
"Wo ist der Schlüssel?"
"Warum suchst du ihn nicht selbst?"
"Oh, ich gebe dir die Möglichkeit euren 'Plan' zu realisieren. Durch diese Tür komme ich auch ohne den Schlüssel... wenn nötig." Als er endete stieg Dampf von seiner Hand an der Tür auf und wenig später fing das Metall an der Stelle an zu glühen. Ihr Gegner drückte langsam die Handfläche in das nun weiche Material.
Sie feuerte eine Salve Radiusstrahlen quer durch den Gang in seine Richtung und wirbelte herum, um in Richtung der Beiden Waffen zu hechten.
Eine Sekunde und es war vorbei! Eine heißer Luftstoß erfasste ihre linke seid. Sie schrie vor Schmerz, als als Brandblasen auf ihrer Haut entstanden und ihre Kleidung Feuer fing. Echtes Feuer, kein psynergetisches, wie das, das seine Fesseln zuvor verbrannt hatte. Sie verlor den Boden unter den Füßen, doch bevor sie aufschlug. War ihr Gegner neben ihr und stieß sie gegen die Wand. Die Flammen wischte er mit einer Hadbewegung weg. Dann schlug er zu: Gesicht, Magen, Gessicht. Seine Fäuste fuhren simultan auf ihre Schultern nieder. Sie schrie lauter als zuvor und sank an der Wand endgültig zusammen. Ein gepanzerte Stiefel prallte auf ihre rechte unverletzte und brach ihr so meherere Finger.
Ihr Gegner hockte sich vor sie und blickte so aus roten Augen unter seinem Helm hervor an. "Sagt euch Kehlan etwas?", fragte er mit einem freudigem Lächeln das nur Abscheu und Angst bei ihr verursachte.
Kehlan... der Stolz und die Schande des Drachenclans. Einer ihrer größten Krieger, der mehr Leben im Namen des Feuers genommen hatte, als jeder andere. Der mehr Freude dabei verspürte, als jeder andere. Er war der Stolz des Drachenclanes gewesen, bis... sie alles es begriffen. Es ging nicht, um den Willen des Feuers, um den Krieg oder um Ideale! Nur um Tod und Zerstörung. Ein Monster so furchtbar, dass er noch vor Ende des Krieges im Drachenclan verurteilt worden war, weil er seine eigene Einheit getötet hatte. Es war Aufgrund der Niderlage bei Gilratar gewesen, dass seine Hinrichtung nie stattfand und irgendwann hörte man nichts mehr von ihm.
Zu dem Schweiß durch die Hitze und Anstrengung kam nun auch kalter Angstschweiß hinzu.
Sein Hand strich gerade zu zärtlich über ihr geschundenes Gesicht, als er es bemerkte.
"Den Schlüssel..."
"Wie machst du das?", fragte sie monoton, "Du verwendest keine Psynergie."
"Dies ist nicht Galatan...", flüsterte er, "Hier gibt es viel mehr Unglaubliches und Unmögliches!"

"Das war nicht sonderlich hilfreich." Redd gähnte. "Aber wenigstens haben auch Unberührte einen Nutzen."
Reyter blickte Redd fragend an. "Sie ist eine Berührte."
"Ja, ich meinte auch diesen Kirat. Sie hat echt länger gebraucht, über ihn zu sprechen, als ich gefragt habe."
Reyter überlegte kurz. Vielleicht der Unberührte den er direkt neben ihr getötet hatte. "Wie hilft uns dieser... Unrat."
"Sie redet, wegen ihm.", erwiderte Redd, "Liebe nennt sich so was, hehe. Die meisten neigen eher zu Rache, aber sie ist etwas anderes. Vermutlich sagte er 'lebe für uns Beide' oder so einen Blödsinn."
"Ich bitte euch das nicht gegenüber der Gefangenen zu erwähnen, falls ihr noch einmal mit ihr sprechen solltet. Sie würde dann möglicherweise ihre Kooperation einstellen.
"Natürlich, Kriegsherr."
*Wird Zeit, dass ich auch langsam meiner Theater-Schreibweise abschwöre^^*

"Letztendlich ist es gleich, aus welchen Gründen sie mit uns kooperiert. Ich habe heute ein paar sehr wichtige Dinge erfahren und ich bin überzeugt, dass ich damit eine Menge anfangen kann. Vielleicht kriegt Sfasesh noch mehr Details aus ihr heraus.", bemerkte der Kriegsherr und sah den Silkanassoldat durchdringend an. "Allerdings scheint Ihr nicht sonderlich viel von Liebe zu halten, Redd."
Redd zog über diese Bemerkung die Stirn kraus.
"Warum auch nicht? Es ist nur eines von vielen nutzlosen Gefühlen, dass das rationale Denken behindert. Denkt Ihr etwa nicht so?"
Reyter lächelte.
"Überrascht es Euch etwa? Weil ich an der Spitze eines Krieges stehe und den Tod tausender ohne ein Wimpernzucken herbeiführen könnte? Liebe, Beschützerinstinkt, Hingabe... All das kann ein guter Antrieb sein. Seht Ihr, die Stärke eines Kriegers ist die, sich von seinen Idealen leiten, aber sich nicht von ihnen kontrollieren zu lassen. Wer nur nach reiner Macht, Zerstörung oder der Hitze der Schlacht folgt, wird am Ende seines Pfades zurückblicken und nichts mehr vorfinden. Ich hingegen versuche eine neue Welt aufzubauen, eine Welt des Friedens, Fortschritts und Wohlstandes. Keine zersplitterten Reiche mehr: Alle arbeiten zusammen und vertrauen einander. Dazu müssen jedoch alle gleichberechtigt sein, aber die Kluft zwischen Berührten und Unberührten ist unüberwindbar. Solange es diese Kluft gibt, wird es Kriege und Uneinigkeit geben. Dieses Ziel mag fast unmöglich zu erreichen sein, aber es zu erreichen..."
Er hob seine Hand und ließ seine Psynergy aufblitzen.
"Das ist der Sinn in meiner Stärke und in meiner Macht."

Dummes Mädchen!, schalt sie sich. Genauso sollte es nicht ablaufen! Wie gelähmt lag Kanra an der Wand und musste die Erniedrigung durch ihren Gegner hinnehmen, da jede Faser ihres Körpers schmerzte sobald sie nur versuchte sie zu bewegen. Seit sie gesehen hatte, dass es sich um einen ehemaligen Drachenclankrieger gehandelt hatte, hatte sie ihn allein schlagen wollen. Sie hatte die Anweisungen von Oviir Sturmwind völlig ignoriert und bezahlte nun dafür. Kanra murmelte etwas. Kehlan grinste.
"Wie war das? Klang fast wie 'Lashon', ein Name...? Soll er dich retten? Hat er den Schlüssel? Was es auch ist, du solltest schon etwas lauter rufen, sonst wird er nicht kommen."
Nein, er würde dieses Mal nicht kommen, er befand sich am anderen Ende von Mirnuzar. Sie musste sich allein befreien. Wenn sie nichts unternahm, würde sie hier sterben. Sie presste die Zähne aufeinander, ignorierte Schmerz und Furcht und schöpfte Kraft aus ihrer Wut. Wut über Kehlan, der in ihr wahrscheinlich nur ein Spielzeug sah. Wut über ihre Überheblichkeit und ihr Versagen, das daraus hervorgegangen ist. Wut über ihre eigene Schwäche. Sie musste ihre Fähigkeiten dringend verbessern, wenn sie weiterhin überleben wollte. Dazu musste sie jedoch nur noch dieses eine Mal dem Tod von der Schippe springen.
"Ich sagte: WEG VON MIR!!!", kreischte sie und entlud wild entfesselte Psynergy zu einer Detonation, die beide auseinander riss. Noch bevor sie sich unter brennenden Schmerzen auf die Beine kämpfen konnte, streifte sie auch schon wieder ein glühend heißer Feuerschwall, der ihren grauen Umhang in Brand setzte. Ungeachtet dessen richtete Kanra ihren geschundenen Arm auf ihr Ziel.
"Glutstrahl."
Kehlan riss ungläubig die Augen auf, als der Strahl ihm trotz dem heilosen Durcheinander an der linken Schulter traf, seine Rüstung halb durchschmolz und sein Fleisch stark versengte. Doch er schrie nicht. Stattdessen verfolgte er mit glühenden Augen, wie Kanra sich von dem brennenden Umhang befreite und einen Heiltrank zog, den sie gierig leerte. Ihre Wunden verschwanden augenblicklich und die einzigen Spuren waren nur die Brandlöcher in ihrer Wächteruniform.
Mehr habe ich nicht vom Schiff mitgebracht. Verdammt, wenn ich nur gewusst hätte, dass uns selbst hier ein Kampf vorbesteht.
"Und so...", verkündete Kehlan großspurig, "Haben wir beide eine zweite Chance erhalten. Einigen wir uns darauf, dass es keine dritte geben wird?"
Kanra bewegte ihre Finger, die vor wenigen Momenten noch gebrochen gewesen waren und verzog das Gesicht. Ein Heiltrank mochte den Körper zwar effektiv heilen, aber es blieb immer noch ein gewisser Phantomschmerz in den nächsten Minuten.
"Klingt vernünftig. Das dauert sonst noch ewig.", meinte Kanra mit belegter Stimme. "Es ist ein langer Tag. Ich könnte bald einen Drink vertragen."
"Schade, dass wir nicht miteinander anstoßen können.", lachte Kehlan und bückte sich.
Erst jetzt realisierte Kanra, wo genau er stand. Als Kehlan sich wieder erhob, hatte er seinen Hammer in seiner rechten Hand und Kanras Pyroka in seiner linken. Seine Augen glühten.
"Was wäre es dir wert, mich zu töten? Dein Leben?"
"Eine Glücksspielerin weiß immer, wann der Einsatz zu hoch ist."
Sie ging langsam nach links ab, ohne Kehlan aus den Augen zu lassen. Dabei nestelte sie an etwas an ihrem Gürtel herum.
"Die Frage ist...", begann sie und offenbarte ein kleines metallenes Objekt in ihrer linken Hand, "was wäre dir der Schlüssel zu dieser Tür wert? Schön und gut, Ihr sagtet Ihr braucht ihn nicht um sie zu druchdringen, aber das würde dauern. Oder nicht, großer Kehlan?"
Seine Augen verengten sich berechnend.
"Und wenn schon?"
"Nun, Ihr könnt gewiss nachvollziehen, dass das nicht die einzige Tür ist. Allerdings lassen sich alle mit dem gleichen Schlüssel öffnen. In diesem Moment versucht mein Käpten den Aufzug wieder in Gang zu setzen und wenn Ihr Euch durch jede Tür schmelzt, wird keiner mehr da oben sein."
"Stimmt, das wäre ärgerlich.", stimmte Kehlan unbeeindruckt zu, aber Kanra bemerkte wie er ihre linke Hand fixierte.
"Und Euer Ärger würde mir nur den Tag versüßen.", sagte sie mit fröhlichen Unterton und blieb stehen. Kehlan bemerkte, dass sie direkt vor dem Loch stand, dass eine Ebene tiefer führte. Sie würde doch nicht etwa...?
"Bevor ich es vergess: Ich bin Kanra von den Sonnenreiterebenen. War schön Euch kennenzulernen, Kehlan. Ich dachte immer Ihr wärt stärker, aber wenn Ihr nicht einmal mich töten könnt, dann solltet Ihr langsam daran denken Euren Hammer an die Wand zu nageln."
Mit diesen Worten ließ sie sich nach hinten fallen und stürzte durch das Loch. Kanra drehte sich um Sturz und sah dem Boden entgegen. Die Farbe wich ihr aus dem Gesicht. Der Sturz war tief. Sehr tief. Ein Blick nach oben verriet ihr, dass Kehlan ihr hinterhergesprungen war. Entweder hatte ihre Provokation Wirkung gezeigt oder er war zur Überzeugung gekommen, dass er ihr den Schlüssel rechtzeitig entreißen konnte und so die Spitze rechtzeitig erreichen konnte. So weit, so gut. Jetzt muss ich nur noch zusehen nicht zerschmettert zu werden.
Sie biss die Zähne zusammen, wich einen schlecht gezielten Feuerschwall von oben aus und drehte sich in der Luft, um mit beiden Füßen zu landen. Als sie auf dem Boden ankam, ging ein Knacken durch ihre beiden Beine und Kanra kreischte auf. Das war bescheuert gelaufen. Sie fiel auf den Rücken und blickte sich panisch in der Kammer um, in der sie gelandet war. Da fand sie ihn: Ein stillgelegter Ventilator, der in einer kreisrunden unvergitterten Öffnung in der Wand eingefasst war, direkt hinter ihr. Kanra schaute nach oben und sah Kehlan, der wild grinsend mit erhobenen Streithammer auf sie hinunterfiel. Sie riss die Hände hoch und legte alle Psynergy hinein, die sie in diesem Moment noch aufbringen konnte.
"Detonation!"
Kehlan flog von der Druckwelle verfasst von Kanra weg auf die andere Seite des Raumes, während Kanra über den Boden schliff und schmerzhaft mit der Schulter gegen die Wand, direkt unterhalb des Vertilators. So schnell wie ihre gebrochenen Beine es zuließen, zog sie sich zur Öffnung hinauf und versuchte sich durch sie in die Kammer dahinter zu zwängen. Kehlan war bereits wieder auf den Beinen. Er lachte.
"Welch Pech, Ihr habt etwas verloren, Kanra."
Sie reagierte nicht mehr auf ihn und kämpfte sich weiter durch die Öffnung. Kehlan ging ein paar Schritt durch den Raum und bückte sich nach dem Schlüssel, den Kanra bei der Druckwelle ihrer Detonation losgelassen hatte. Doch als er ihn aufhob verschwand sein Lächeln. Der Schlüssel war kein Schlüssel, sondern ein verbogener Flaschenöffner.
"... Jetzt habt Ihr mich ziemlich wütend gemacht."
"Die Welt ist hart und ungerecht.", keuchte Kanra und zog ihre schmerzenden Beine auch durch die Öffnung.
"Ihr habt mich wunderbar unterhalten, aber ich habe jetzt genug von Euch. Ihr habt verspielt."
Kanra schmuzelte, trotz schmerzverzerrter Miene.
"Kann nicht sein. Ich gewinne immer.", sagte sie und zog sich mit einem letzten Ruck durch die Öffnung.
Kehlan brüllte, machte einen weiten Satz auf die Öffnung zu und hielt Kanras Pyroka bereit, sie durch die Ventilatorblätter zu erstechen.
"Jetzt!!", schrie Kanra und schlug die Hände über ihrem Kopf zusammen.
Ein Wirbelwind erfasste das Gerät und setzte es in den Gang. Kehlan reagierte sofort und schlug beide Haken in die Ränder der Öffnung, um nicht von seinem Schwung in den Ventilator getragen und so zerhäckselt zu werden. Dennoch berührte das Pyroka die mächtigen Blätter des Geräts und rissen es ihm aus der Hand. Der Windkanal erfasst ihn in voller Gänze und wirbelte ihn zurück in die Mitte des Raumes. Kanra atmete erleichtert aus, als eine kleine weißgefiederte Gestalt auf Kehlans Seite des Ventilators geräuschlos auf dem Boden landete.
"Bist du okay, Kanra?", fragte Sinaphie leise und sah Kehlan durchbohrend an, der sich mit interessierten Gesichtsausdruck langsam erhob.
Kanra nickte nur.
"Ich hätte das nicht tun sollen, Sinaphie... Tut mir Leid, dass ich dich zurückgelassen habe. Bitte sag Paka nicht, dass ich mich gegen den Plan gestellt habe."
"Das ist kein Problem, Kanra. Ich habe es bemerkt, dass du diesen Kampf um deiner Ehre willen führen wolltest. Unter Aerorill hätte dich niemand stoppen dürfen, nicht einmal die Stammesfeder.", erklärte Sinaphie mit ungewöhnlich ernster Stimme und nahm ihr Messer zur Hand.
"Was haben wir denn da? So etwas habe ich ja noch nie gesehen."
"Dies ist nicht Galatan.", sagte Kanra mit fester Stimme, "Hier gibt es viel mehr Unglaubliches und Unmögliches."
Kehlan schulterte seinen Streithammer und grinste.
"Verdammt richtig.", stimmte er zu.
"Sei vorsichtig. Er ist-"
"Ich weiß.", unterbrach die Aerorill Kanra und nahm eine geduckte Kampfhaltung ein. "Er ist gefährlich. Ihm haftet der Geruch von tausenden seiner Opfer an. Das wird kein ehrenvoller Kampf."
Kanra hatte die Aerorill noch nie wütend gesehen. Und obwohl sie nicht genau wusste, wie Aerorill sich in ihrer Wut gebahren, war ihr jedoch sofort klar, dass Sinaphie in diesem Moment sehr wütend war.
"Mach nicht den selben Fehler wie ich, Sinaphie. Befolge den Plan.", flüsterte Kanra und Sinaphie nickte mechanisch. Ob sie sie wirklich verstanden hatte, das würde sich noch zeigen. Sinaphie stürmte los und sprang.
Wie rücksichtslos, dachte Kehlan und ließ die Flammen zusammenschlagen. Doch dann kniff er die Augen zusammen, als etwas merkwürdiges geschah. Krümmte sich gerade der Raum, oder war die Aerorill mitten im Sprung stehen geblieben...? Ein stechender Schmerz löste ihn aus seiner Trance, als Sinaphie ihr Messer in seine bereits versengte Schulter trieb und mit einem wilden Schwinger drei tiefe Klaunenkratzer auf seinem Helm hinterließ. Kehlan versuchte sie fluchend abzuschütteln, aber das Tier war so flink und reaktionsschnell, dass er es einfach nicht zu fassen bekam. Als sie gerade zu einem Klammergriff ansetzte, um ihm das Genick zu brechen, hüllte er seinen gesamten Körper in Flammen und zwang die Aerorill zum Absprung. Offenbar hatte er sie ein wenig erwischt, den Kehlan bemerkte eine schwache Rauchfaune, die der Aerorill folgte. Er nutzte den Sekundenbruchteil und schwang seinen Streithammer. Doch irgendwie korrigierte die Aerorill ihre Sprungflugbahn in eine ganz andere Richtung, so dass er sie nicht erreichen konnte.
Was...
Sinaphie holte mit ihrer linken aus.
"Ruuuuuu!", machte sie. Aus ihrem Klauen kamen fünf flüssig anmutende Energiestrahlen, die durch Kehlans Flammen zuckten und über seinem Körper verliefen. Blut spritzte in alle Richtungen und die Flammen erstarben. Kehlan stand noch, aber er sah gar nicht gut aus. Dort wo ihn die Strahlen erwischt hatten war seine Rüstung wie Butter aufgeschnitten worden und hatte tief ins Fleisch geschnitten. Kanra erinnerte sich, diesen Angriff schon einmal in ihrem Kampf gegen Kudo gesehen zu haben. Sie hatten geglaubt, es wäre von Pakas Messer gekommen. Offenbar hatten sie sich alle geirrt... Doch Sinaphie beließ es nicht dabei. Kaum landete sie auf dem Boden ging sie in die Hocke und sprang Kehlan fast waagerecht an. Dieser schlug mit einem wilden Aufschrei mit seiner gepanzerten Faust zu und traf Sinaphies dargebotene Handfläche. Sein Schlag stoppte.
Was?! Ich mag vielleicht verletzt sein, aber dieses dürre Federvieh hat mehr Muskelkraft als ich?!, dachte Kehlan entsetzt. Die blutgespränkelte Sinaphie gurrte bedeutungsschwanger und trat mit ihrem rechten Bein zu. Sie traf Kehlan mit mächtiger Wucht in der Brust, verbeulte seine ohnehin schon beschädigte Rüstung und schleuderte ihn durch den Raum, direkt auf ein Loch zu, dass noch eine Ebene tiefer führte.
"Nein!", rief er wütend, als er ohne Möglichkeit sich festzuhalten fiel.
Sinaphie krächzte.
"So kämpft eine Heldin, du verabscheuungswüriger Reißer."
Kanra rutschte erschöpft zusammen. Eigentlich sollte sie erleichtert sein, aber kalter stechender Frust machte sich in ihr breit. Stets hatte sie angenommen, sie müsste auf Sinaphie aufpassen, aber letztendlich war sie es gewesen, die Kehlan bekämpft hatte und fast unverletzt erschien. Was war nur los mit ihr? Sie hatte damals immer zu den besten gezählt. War das in dem neuen Mirnuzar denn gar nichts mehr wert?
"Kanra? Bist du schwer verletzt?", fragte Sinaphies Stimme auf der anderen Seite des Ventilators.
"Ich werde es überleben.", antwortete sie hohl und schloss die Augen. Eine Ebene tiefer wartenen bereits Sciz und Kurlag. Auch sie sollten Kehlan eine Ebene tiefer werfen. Hoffentlich hatten sie mehr Erfolg, als sie. Andererseits... hatte Sinaphie ganze Arbeit geleistet.
Ein Schrei hallte aus dem Loch. Die gepanzerte Gestalt Kehlans sprang heraus drei Meter in die Luft von dem Loch weg. Unter ihm flimmerte die Luft wie durch große Hitze und kochend heiße Luft trieb Kanra den Schweiß auf die Haut.
Kehlan führte seine linke Hand zur Brust und seine Finger schmolzen sich in das Metall. Langsam zog er die Hand durch seinen Brustpanzer bis die gesamte Vorderseite geteilt war ebenso wie das Kettenhemd darunter.
"Wie unwürdig eine solch beschädigte Rüstung zu tragen." Er ergriff mit je einer Hand eine Seite das Brustpanzers und zog. Die schweren Metallplatten bogen sich wie warmer Wachs und er zog seine Panzerung wie eine Jacke. aus. Über seinen Oberkörper zogen sich schwarze Tätowierungen. Seine Armschienen glühten auf und schmolzen von seinen Gliedmaßen. Sein Schweiß stieg in Form von Dampf von seinem Körper aus. Er riss sich den Helm vom Kopf und schleuderte ihn achtlos durch den Raum.
"Reißer?", fragte er, "Nennt ihr so eure Mörder? Oder gehört mehr dazu, Täubchen?"
"Nur wer absichtlich und ehrenlos seine eigene Art tötet!"
"Dann wäre ich gern ein Mitglied deines Volkes.", sprach der Mars-Adept kopfschüttelnd, "Ehre ist etwas das ich akzeptieren kann, aber... sag schon, Täubchen, wie ehrenvoll sind unsere Gesetze? Wie ehrenvoll sind die meisten von uns? Hast du das schon erkannt?!" Kehlan breitete die Arme aus. "Dann Freundin... Kanra..." - er kicherte - "Sie und ich sind vollkommen gleich. Wir haben Wehrlose getötet, Unschuldige. ODER WIDERSPRICHST DU, KANRA?!"
Sinaphie unterdrückte das Bedürfniss zu Kanra zu sehen, um ihre Deckung nicht zu vernachlässigen.
"Wir beide haben geholfen ganze Städte niederzubrennen und zwar in der Absicht ein ganzes Volk auszulöschen. KEINE EROBERUNG! EIN VERNICHTUNGSFELDZUG! WIR METZELTEN SOLDATEN NIEDER, NORMALE BEWOHNER, FRAUEN, KINDER! Jaaa, die Kinder waren am schlimmsten nicht? Sie wirkten wehrlos, unschuldig, gut. Aber natürlich war für uns klar, dass sie der Feind werden würden, also mussten wir sie töten und am Anfang fühlten wir uns schuldig und dafür hassten wir die Kinder, weil sie es verdient hatten, aber wir, wenn wir nicht aufpassten schwach wurden und etwas anderes Glauben."
"Kanra...?", fragte die Aerorill besorgt.
"Und das Schwert, das sie noch immer so selbsverständlich trägt ist der Beweis das es ihr ernst war!" Kehlan blickte zu Kanra. "Also was ist dieses Vögelchen? Eine Wiedergutmachung? Ein Neuanfang? Du distanzierst dich von dem Hass den du grundlos auf all diese Menschen hattest, glaubst du? NEIN, DU LEUGNEST ES NUR! DU LEUGNEST WIE SEHR EIN TEIL VON DIR ES GENOSSEN HAT! WIE SEHR DU DICH NACHDEM GEFÜHL ABSOLUTE GERECHTIGKEIT ZU VERTRETEN SEHNST!"
"HALT DIE KLAPPE!", schrie Kanra, "GLUTSTRAHL!"
Kehlan machte einen Schritt zur Seite und der Angriff verfehlte.
"Lass gut sein.", sprach ihr Gegner, "Du verwendest diesen Level der Strahl-Psynergie eigentlich nicht auf diese Distanz, also ist es weil ich recht habe oder weil ich deine Vergangenheit dem Vogel verrate?"
"Kämpfe!", forderte Sinaphie.
Kehlan grinste und legte seine Hand auf die von Sinaphie verursachten Schnittwunden. Er verbrannte das Fleisch durch bloße Hitze und stoppte so die Blutung ohne, dass sein Grinsen verschwand. "Gut, und nach welcher Art kämpft deine Art?"
Sinaphie schoss wie ein Pfeil auf ihn zu. "Entehre nicht meinen Stamm, indem du vorgibst unseren Sitten zu folgen!"
Kehlan blickte ihr kampflustig entgegen, während er seine Handflächen nach oben drehte. Die Luft flimmerte in einer kugelform über seinen Handflächen. Das war seine tödlichste Waffe. Luft zu dem Grad erhitzt, in dem sie alles einäscherte oder schmolz wo mit sie in Kontakt kam. Ein beinahe unsichtbare, unbekannte, und in tödlichere Art von Feuer, wenn man so wollte.
Aus dem Loch hatte er sich ebenfalls mit einer Detonation von heißer Luft katapultiert. Der Vogel sprang zur Seite und sprintete, um ihn herum, als sie fast vor ihm war.
Er drehte die Handfläche zur Seite. Eine der Beiden Kugeln entlud sich in einen Strahl glühendheißer Luft mit solcher Kraft, das sie ihn herumfahren ließ.
Sinaphie, die seinen Nacken hatte attackieren wollen starrte ihn mit geweiteten Augen an, aber dennoch führte sie Klaue weiter, die jetzt nur noch wenige centimeter von seiner Kehle entfernt war. Die verbleibende Hitzekugel entlud sich ebenfalls in einen kurzen Luftstoß, allerdings diesesmal entlang seines Unterarmes, so dass sein Schlag beschleunigt wurde. Der Kopf des Vogels knickte zur Seite, um zu entkommen, aber er traf die Schulter. Blut spritzte, als sie eine Kralle in seinen Arm schlug, als er sie traf. Sie flog quer durch den Raum, bis gegen die nächste Wand, an der sie zu Boden ging, aber durch die Kraft, mit der sie fortgeschleudert worden war, hatte ihre Kralle auch tiefer in seinen Arm geschnitten. Er schloss die Wunde, indem er sie verbrannte ebenso wie seine Knöchel, deren Haut durch die Wucht des Treffers aufegerissen war, doch im selben Augenblick war Sinaphie wieder auf den Beinen und schoss im Zickzack auf ihn zu. Er entlud von jeder Hand einen der heißen Luftstöße, um Distanz zwischen sie zu bringen und zu seinem Hammer zu gelangen, den er zum selben Zeitpunkt verloren hatte wie das Pyroka.
Sein Vorsprung war nur der Bruchteil einer Sekunde! Einen Luftstoß von seinen Füßen, um hoch in die Luft zu gelangen. Einen von seiner Hand, um seinen Hammer noch über seinen Kopf zu katapultieren.
Sinaphie sprintete regelrecht die Wand hoch und stieß sich dann davon ab, um mit einem Rückwartssalto über Kehlans Kopf hinter ihn zu gelangen. Er entfesselte einen Luftstoß von seiner Handfläche um sich zu ihr umzudrehen, aber diesesmal war sie vorbereitet und hatte ihre Flugbahn geändert, sodass sie jetzt neben seinem Kopf war. Ihre Klaue sauste auf seine Kehle zu. Ein Lufstoß bei seinem Fuß une er vollführte eine Art von Ratschlag in der Luft, sodass seine Beine auf Sinaphies Rücken zu schossen und sein Kopf unter ihren Körper war. Sein Tritt streifte sie allerdings nur, da sie ihm blitzschnell einen Tritt in die Seite versetzte, der ihn ein wenig wgstieß und seine Haut an der getroffenen Stelle aufschlitzte. Während er die Wunde wieder schloss, indem er sie verbrannte, und wieder richtig herum in der Luft war, schoss er nun zahlreiche heiße Luftkugeln aus seinen Handflächen in Sinaphies Richtung, die sich entweder in direkter Flugbahn oder in einer mit regelmäßigen Kurven bewegten. Ein einziger Treffer und der Vogel wurde in Flammen aufgehen, aber den Treffer bekam er nicht. Wahrscheinlich nahm sie mit ihren übermenschlichen Augen das Hitzeflimmern seiner Angriffe viel deutlicher war als ein Mensch. Sie änderte ihre Flugbahn mehrfach und entging allen Geschossen. Er fing seinen Hammer auf. Vier Hitzekugeln platzierte er bei seinen Füßen. Eine am Kopf seines Hammers. Die an seinen Füßen entlud er in Luftstößen zusätzlich zu einem weiteren, der direkt dort entstand. Er flog unverletzt durch seine eigenen Geschosse und erreichte Sinaphie, die bereits erkannt hatte nicht mehr rechtzeitig wegzukommen und ihre Krallen mit einem flüssigwirkenden Strahl von jeder Kralle niederfahren ließ. Kehlan entlud die Hitzekugel am Hammerkopf. Statt wie geplant der beschleunigte Hammerkopf traf nur der Schaft seiner Waffe das Vogelmädchen in der Seite. Die Lichtstrahlen schabten über seine Waffe, aber hinterließen nur dünnste Kratzer, bevor der Aerorill zu Boden geschleudert wurde. Am Hammerkopf, den er bis hinter seinen Rücken geschwungen hatte platzierte er eine neue Kugel aus glühendheißer Luft schoss sich mit einem Luftstoß der sich nach ihrem Aufprall mehrfach überschlagenden Sinaphie hinterher.
Bevor er sie erreichte, kam sie auf die Beine und kreuzte die Arme vor sich. Der Luftstoß wurde am Hammerkopf entfesselt und er traf ihre gekruzten Arme. Das Kreischen eines Vogels, ein ohrenbetäubendes Knacken und das Zischen der heißen Luft.
Sinaphie prallte abermals gegen die Wand und fiel vornüber zu Boden. Sie stand nicht wieder auf, aber blickte von unten entschlossen zu Kehlan auf, der sich ihr langsam näherte. Seinen Hammer hinter sich her schleifend.
"Ist ein Tod nach einem fairen Kampf ehrenhaft?", fragte er leise, aber sich sicher, dass sie ihn dennoch hören konnte, "Oder ist es unehrenhaft von einem Reißer getötet zu werden?"
Er sah zurück zu Kanra, die ihn wütend fixierte bereit eine Psynergie auf ihn abzufeuern. Er war sich sicher jedem Angriff auf diese Distanz entkommen zu können. "Lass gut sein, du bist besser auf kurze Distanz."
Er sah zu Sinaphie. "Heldin hast du dich genannt?" Er hockte sich vor sie und strich über ihr zerzaustes Gefieder. "Ich werde deiner Freundin nichts tun, Täubchen. Du hast sie gerettet."
"WEG VON IHR!"
Er rollte sich zur Seite entging so einer Reihe Radiusstrahlen von Kanra.
"Vielleicht soll ich dich töten und dafür sie leben lassen, Heldin des Drachenclans.", er grinste, während er sich erhob, "Aber nein, es wäre sicher eine viel größere Schande für sie auf diese Weise zu überleben."
"Sterben und Töten hat nicht viel mit Ehre zu tun."
In der Mitte des Raumes erschien ein Mann mit grauem Haar, der eine Narbe hatte die von seiner Schläfe aus abwärts führte und eine schwarze Weste.

"Leben und leben lassen, wohl schon viel eher. Obwohl das natürlich heuchlerisch klingt, wenn man meine Geschichte bedenkt und, dass ich dich enthaupten wollte, als Kanra so blöd war dich anzugreifen. WOBEI DU BEINAHE MICH GETROFFEN HÄTTEST!"
"Sciz...", stöhnte Sinaphie schwach.
"Hey, nachdem wir ihn schon fallen gehört haben und er nicht ankam haben wir uns Sorgen gemacht.", meinte Sciz und nickte in Richtung eines alten Mannes, der vor dem Ventilator kniete, "Du scheinst fantastische Arbeit geleistet zu haben, 'Federheldin'. Merk dir das Gefühl deines zerschlagenen Körpers gut, ich zeige dir was ich von diesem Gefühl gelernt habe."
Kehlan lachte. "Unsichtbar... und beinahe so lautlos wie Täubchen hier... Ihr seid ein beeindruckende Gruppe."
"Und wir überleben dich.", Sciz grinste selbstsichter.
"Nicht alle von euch!" Kehlan hob den Hammer über Sinaphie. "Du hättest sie retten sollen, als ich mit den Strahlen beschäftigt war."
"ICH sie retten?" Sciz schüttelte den Kopf. "Ich lenke dich ab, damit jemand anderes das tun kann."
Kehlans Hammer fuhr auf sie Sinaphie nieder und traf schallend den Boden. Kehlan blickte Sciz an, dann an ihm vorbei zu dem Ventilator wo der alte Mann gerade Sinaphie auf Kanras Seite schob.
"Sie hatte ein paar Federn, während des Kampfes verloren. Das reicht Kurlag für eine Beschwörung oder was auch immer er tut." Sciz zog den Säbel blank. Eine Reihe von Runen erschien auf dem Ventilator und trennte die beiden Seiten des Ventilators mit einer Barriere.
"Schafft ihr mich zwei Ebenen runter?", fragte Kehlan.
Sciz komprimierte etwas Luft in seiner freien Hand. "Du hast also unseren extrem komplexen Plan herausgefunden beeindruckend. Wie dein Kampfstil." Die Luftkugel in Sciz Hand platzte mit einem Plop. "Und wenn man bedenkt, dass du vollkommen dehydriert und verbrannt von deiner eigenen Psynergie bist..."
Eine Hitzekugel explodierte am Hammerkopf. Der Sciz mit voller Wucht am Oberkörper erwischte, doch zuckte dieser nicht mal. Stattdessen wurde der Hammer zurückgestoßen und riss die Arm seine Trägers hinter sich her. Als der Hammerkopf die Wand hinter Kehlan traf fuhr ihm der Schock durch den ganzen Körper.
"Die 'Refelktionsrune' hält was sie verspricht!" Sciz Klinge fuhr in einem scharfen Bogen durch die Luft.
Kehlan rollte sich an der Wand entlang zur Seite, um dem Schlag zu entgehen. Ein speerartiger Blitz schoss aus Sciz and auf Kehlans Kopf zu, der sich blitzschnell duckte. Und mit einem Luftstoß von seinen Füßen schoss er auf Sciz zu seine freie Hand mit einer Hitzekugel nach vorne gestreckt. Dieser Adept war Asche!
Die Hand durch drang Sciz Körper wie Luft. Sciz Form verschwamm. Er entlud einen Luftstoß aus seiner Hand und blockte Sciz Säbel funkensprühend mit dem Schaft des Hammers. Er entlud einen Luftstoß, um einen seiner Schläge zu beschleunigen. Sciz lehnte sich zurück, um auszuweichen. Genug Zeit für Kehlan, um eine Hitzekugel am Hammerkopf zu platzieren. Durch den Luftstoß wurde Sciz wie Sinaphie zuvor vom Schaft des Hammers und nicht dem Kopf getroffen. Der Treffer war dennoch hart genug, um Sciz quer durch den Raum zu wirbeln. Ein Luftstoß von seinen Füßen und Kehlan war bei ihm mit einer weiteren Hitzekugel am Hammerkopf. Genau wie der finale Schlag gegen Sinaphie, aber Sciz war nicht auf den Beinen und nicht in einer defensiven Haltung und seine Knochen waren wahrscheinlich auch weniger stabil. Sciz Fuß traf den Hammerschaft und verschob ihn. Der Luftstoß ließ den Hammerkopf weit über Sciz hinweg sausen.
Sciz war auf den Beinen und schwang streckte die Hand aus. "ZERFETZENDER TORNADO!"
Er ließ den Hammer los und schoss sich mit den Luftstößen von seinen Händen von Sciz und dem alles zerreissenden Wind bei dessen Hand weg.
"Windlauf!" Sciz rannte mit übermenschlicher Geschwindigkeit an ihm vorbei zu dem Loch.
Kehlan lachte, während er ihn verfolgte. "Ich falle nicht von allein runter!"
Eine Klinge blitzte auf. Das Pyroka!
Er schloss die Augen. Eine Klinge grub sich in jeden seiner Oberarme und jemand trat ihm die Beine weg. Als er die Augen öffnete war er bereits im freien Fall durch das Loch. Eine salve Blitze, die ihm hinterher flog, hielt ihn davon ab sich wieder nach oben zu katapultieren.
Sciz blickte zu Kanra seinen Säbel in der einen, das Pyroka in der anderen Hand. "Ich sehe da ein paar Schwachpunkte in Lady Sturmwinds Plan."
"Wem sagst du das."
*Gruppenzwang ^^*


„Sehr gut. Wie es scheint hast du große Fortschritte gemacht, Kudo.“ Erklang es von Grace.
Der junge Waldmeister hatte einen unglaublichen Trainingswillen gezeigt und fast die letzten 24 Stunden durchtrainiert. Mit dem Ring, den er ihm für das Training gegeben hatte, war der eine Tag so effektiv verlaufen wie ein ganzer Monat. Der Ring der Entwicklung war ein einzigartiger Artefakt, der den Trainingserfolg gewaltig steigern konnte. Grace hatte ihn persönlich geschmiedet, wie viele andere Sachen. Für mehr als ein Tag war der Ring allerdings nicht zu gebrauchen und konnte dannach zu permanenten Behinderungen führen. Solang man es richtig nutzte, war es ein sehr nützliches Artefakt.
Kudo war deutlich am Ende seiner Kräfte und konnte kaum stehen, während sein Trainingspartner Riijadon noch ziemlich fit wirkte.
„In spätestens drei Stunden musst du den Ring wieder abnehmen. Nutze die Stunden für deine Erholung. Dannach werde ich dir zum Abschluss eine spezielle Kunst beibringen.“ Sprach der Meister erneuert, der jetzt nun ein breites Grinsen auf den Lippen hatte. Er hätte niemals gedacht, dass er diese Kunst ausgerechnet ihm beibringen würde. Auch wenn der Junge höchst verdächtigerweise nichts über die Meister der Kampfkunst wusste, war er kämpferisch sehr gut ausgebildet worden.
Kudo schüttelte seinen Kopf und hob abwehrend die Hände. „ Ich habe keine Zeit für eine Erholung. Vera und die Leuchttürme der Elemente warten auf mich.“
Mit der Antwort hatte er gerechnet. „So soll es sein.“
Der Meister wandte sich von Kudo ab und blickte in Richtung des Wanderers, ehe er mit den Händen klatschte. „Ich bedanke mich, für die Hilfe. Aber ab hier übernehme nun ich.“

Xallank tauchte unter der Klinge des vergessenen Königs und verschmolz mit der Erde, nur um mehrere Meter weiter weg wieder aufzutauchen. Melfice fackelte nicht lange und folgte ihm.
Mit einer schnellen Bewegung verschwand er und tauchte vor dem Meister wieder auf, dem nur noch die Zeit blieb seine Klinge hochzuziehen. „Verteidigung.“
Zu spät bemerkte der König, dass die Farbe der Klinge sich von Rot auf Grün änderte. Sein Treffer erzielte nicht die geringste Wirkung und er wurde durch den Aufprall zurückgeschleudert, konnte aber ohne Probleme auf den Beinen landen. „Nicht schlecht, Xallank.“
Melfice schwang sein dunkel leuchtendes Imitat durch die Luft und mehrere kleine Kugeln sausten auf den Meister, der nur die Klinge vor sich hielt und den Angriff problemlos abwehrte. Die Farbe der Klinge änderte sich wieder und wurde Rot. Er wechselte also von der Defensive wieder auf die Offensive. Die Schlagpower seiner Klinge würde wieder zunehmen, was seine Klinge ebenfalls konnte und er wie schon vorhin nicht verlieren würde.
Statt seinen Gegner anzugreifen, bohrte der Meister seine Klinge in die Erde. Ein unfassbar mächtiges Beben erfasste das Ganze Gebiet. Das war allerdings noch nicht alles. Eine nicht endende Anzahl an Bergsplitter regnete vom Himmel auf Melfice herab, den er mit viel Mühe ausweichen musste. Seine Bewegung war zwar durch das Beben erheblich gemindert worden, doch es war mehr nötig um ihn zu erwischen. Jedoch hatte er den Meister aus den Augen verloren. Die Ganze Umgebung war in Trümmern begraben und die Luft war von dicken Staubwolken umhüllt. Er konnte ihn zwar nicht mehr sehen, jedoch spüren. Genau deshalb spürte er, wie er sich ihm von hinten näherte und zu einem Angriff ansetzte. „Jämmerlich Xallank. “ gab er spottend von sich, während er seine Klinge hob und den Angriff mühelos blockt. Zumindest hätte dies unter normalen Umständen der Fall sein sollen. Xallanks Klinge wurde nicht geblockt, sondern ging einfach durch seine hindurch, traf ihn an dem Oberkörper und teilte seine Psynergie in zwei. Melfice spürte eine starke Erschöpfung. Es war dieselbe Fähigkeit der Klinge die der Dämon mehrmals einstecken musste. Deswegen also die Staubwolken. Er hatte damit seinen Angriff getarnt, die sich sonst durch die Farbe bzw. (in diesem Fall) keine Farbe der Klinge, verraten hätte.
Ein selbstsicheres Lächeln war auf den Lippen Xallanks erschienen, den sein Gegner gerade wohl nicht sehen konnte. „Deine Rüstung mag zwar eine unvergleichbar hohe Resistenz gegen Psynergie zu besitzen und sogar noch eine höhere gegen Angriffe mit physischem Ursprung, aber auch sie hältst du nur dank deiner eigenen Psynergie aufrecht. Gegen eine Klinge die weder von physischer noch von psyenergischer Natur ist, kannst du nicht blocken.“
„Das ist zwar richtig, aber…“ Der König schwang erneuert seine Klinge und erfasste Xallank, der gerade so mit der Klinge verteidigen konnte. Schwarz und Grün kreuzten sich diesmal. Ein Gewinner gab es jedoch nicht. „du kannst nicht gleichzeitig Angreifen und verteidigen.“
Melfice entfesselte eine Serie von kraftvollen und schnellen Hieben, gegen die der Meister nur verteidigen konnte bis er wieder zu seiner Signaturtechnik zurückgreifen musste.
„Odysee.“
Melfice brach seinen Angriff ab, verschwand und tauchte in der Entfernung wieder auf, während er mit einem Lächeln beobachtete wie sich die letzten Staubwolken auflösten. Der Vorteil stand wieder auf seiner Seite.
„…Hmpf“
Calixtus starrte Merl an ohne Anstalten zu machen sich zu bewegen.
„Was ist?“ fragte Merl und erwiderte das Starren.
„Nein… Du bist es wirklich nicht. DU bist wirklich nicht der nach dem ich suche.
Ich habe zu viel Zeit verschwendet dich zu suchen. Es gibt jemand andern den ich zu erst hätte finden sollen.“
Calixtus hob seine einbandagierten Fäuste.
„Heisst wohl ich hau dich so schnell wie möglich um, bevor ich weiter ziehe. Der Senat kann ruhig warten. Es geht los, Anarath!“
Merl behielt die Verteidigungshaltung bei.
Merl lag am Boden. Der Stab in seiner Hand war verschwunden.
Blut floss ihm in den Mund.
Die Knochen in seinem Kiefer… sie waren weg. Er spürte sie nicht mehr.
Wenn seine Knochen nicht mehr da waren bedeutete dass… Calixtus hatte sein Kinn zerschmettert.

Er öffnete den Mund und ein Blutschwall tropfte auf die Holzplanken des Schiffs.
Mit zittrigen Händen nahm Merl den Stab der ihm vorher aus der Hand geschlittert ist und blieb auf dem Bauch liegen.
Calixtus sah regungslos zu Merl hinab, immer noch in kampfbereitschaft mit erhobenen Fäusten.
„Ich schlage niemanden der am Boden liegt. Ich werde nicht eher zufrieden sein bis ich dich nach den Regeln zerschmettert habe.“
„3….4….5“
Im Nebel hörte Merl eine Frauenstimme zählen und er erinnerte sich an das was Damaso gesagt hatte.

~
„Calixtus besitzt überdurchschnittliche Schnelligkeit, Stärke und Ausdauer. Es gibt nichts in dem er vollkommen aufgeht, aber genau das macht ihn so gefährlich. Er hat sich nicht auf eine Sache spezialisiert, er ist in allen Dingen überdurchschnittlich gut.
Wenn du dich auf eine Sache spezialisiert hast wird er dir in dieser einen Sache nicht überlegen sein, aber dafür in mindestens zwei anderen. Er ist ein vollkommen ausgeglichener Kämpfer. Trotz seiner Persönlichkeit ist sein Kampfstil extrem gut durchdacht und ein perfektes Beispiel für den Gedanken “Maximaler Gewinn bei niedrigstem Risiko“. Du hast Glück dass er so einen Narren an dir gefressen hat.“
„Glück?“ erwiderte Merl,“ je mehr ich über ihn höre um so schlimmer scheint es zu sein ihn zu besiegen.“
„Calixtus ist sehr stolz. Sein Stolz lässt ihn oft unglaubliche Dinge durchmachen, aber sein Stolz blendet ihn auch gewaltig. Er wird nicht mit ganzer Kraft gegen dich kämpfen sondern nur mit seinem Stolz.“
„Seinem Stolz..?“ wiederholte Anarath mit gewölbter Braue.
„Calixtus Stolz ist seine Fähigkeit im Faustkampf. Der Kampf im Ring nach sportlichen Regeln. Der Faustkampf ist ein eher aussterbendes Hobby in Ristemé da es auf dem Schlachtfeldern Ristemés effektivere Techniken vorherrschen als einfache Schlagtechniken. Calixtus wird dich nur mit seinen Fäusten bekämpfen. Keine Seelenabdrücke oder ähnliches, er wird einfach nur zu schlagen. Deswegen hast du eine durchaus realistische Chance zu gewinnen.“
„Er wird wirklich nur versuchen mich mit seinen Fäusten zu schlagen? Das klingt viel zu einfach.“
Damaso machte eine Faust und klopfte mit seiner anderen Hand darauf.
„In seinen Fäusten steckt sein ganzer Stolz. Und er ist kein brutaler Schläger.
Er macht keine wütenden weiten Schläge. Kurz, durchdringend und genau zum richtigen Zeitpunkt… das sind alle seine Schläge.
Deswegen ist es am besten ihn auf Distanz zu halten.
Aber unterschätze nicht die mentale Kraft die ihm sein Stolz gibt.
Ich habe damals versucht Calixtus zu stoppen und bin an seinem Stolz gescheitert.“
„Ihr habt also schon gegen Calixtus gekämpft.“ Bemerkte Merl
„Ich habe ihn entwaffnet. Und ich habe ihn so lange bekämpft bis er bewusstlos war…“
Damaso schloss die Augen.
„…und verloren.“ knüpfte er an.
„Wie kann man gegen jemanden verlieren der bewusstlos ist?“
Damaso kniff ein Auge zu.
„Er hat weitergekämpft. Bewusstlos. Weißt du was für ein Gefühl das ist jemanden zu bekämpfen der schon nicht mehr bei Bewusstsein ist? Bei mir war es pure Angst.
3 Gebrochene Rippen. Ein Gebrochener Elbbogen. Ein ausgerenkter Kiefer.
Das sind die Verletzungen die er mir zugefügt hat während er bewusstlos war.
Um gegen Calixtus eine Chance zu haben musst du…“

~

„8… und..“
Schluss mit dem Zählen, Lily.“ sagte Calixtus lächelnd. ,“er ist wieder auf den Beinen“
Merl fixierte Calixtus mit entschlossenem Blick an. Sein Unterkiefer hing lose nach unten, Blut tropfte ihm übers Kinn.
„Um gegen Calixtus eine Chanche zu haben muss man in der Lage sein auch dann weiter zu kämpfen wenn man kein Bewusstsein mehr hat.“ dachte Merl.
Er sah zu Calixtus der nicht mehr lächelte sondern konzentriert ihn Merls Richtung starrte. Er schien nicht Merl selbst zu fixieren sondern alles was sich in Merls Richtung befand.
„Kannst du dich erinnern womit ich gerade dein Kinn zertrümmert habe, Anarath?“
Merl nickte keuchend.
„Ah mit gebrochenem Kiefer zu reden ist sehr unangenehm. Ich nehme dein Nicken als ja.“
Merl erinnerte sich an den Moment des Angriffs zurück:
Calixtus hatte sich nicht teleportiert.
Calixtus war einfach nur auf ihn zugerannt. Nicht so schnell dass man ich nicht wahrnehmen konnte. Aber obwohl Merl den Angriff kommen sah, konnte sich sein Körper nicht schnell genug davon bewegen.
Vor seinem inneren Auge sah er den Schlag wie ihn Zeitlupe auf ihn zu kommen.
Calixtus nickte. „Jep eine rechte Gerade. Und nach einer einzigen bist du so zu gerichtet. Hast du nun eine Ahnung warum ich dich nicht ersnt nehmen kann?“
Calixtus kniff amüsiert ein Auge zu einem Zwinkern zusammen.
„Aber das sind wunderbar, entschlossene Augen die mir da entgegen starren. Lily! Das Signal zum Weitermachen!“
Im Nebel erklang ein Gong. Calixtus lächelte.
Eine Walze aus Gewitterwolken schoss mit der Geschwindigkeit und Unaufhaltsamkeit eines Vulkansausbrauch auf ihn zu. Seine Kinnlade klappte herunter.
„Eh?“ war das einzige Geräusch dass er machte als er von der Psynergystrom verschluckt wurde.
Merl schwang seinen Stab mehrmals und schickte noch mehr Psynergy in die Gewitterwolke in der Calixtus gefangen war.
Er stützte sich erschöpft auf seinen Stab. Das Blut in seinem Mund hatte endlich aufgehört zu fliessen, aber spüren tat er in seinem Unterkiefer noch immer nichts.
Das Gewitter brach entzwei, Windhosen rauschten links und rechts an Merl vorbei.
Der befreite Calixtus stand vor Merl.
Merl ließ die Spitze seines Stabs die auf dem Boden war in seine hintere Hand schnellen und stiess zu.
Psynergy hatte sich in der Stabspitze mit der er zu stiess gesammelt ohne dass er es selbst gemerkt hatte. Die zusammengepresste Luft an der Spitze des Stabs bildete ein Luftkissen, das Calixtus Schlag ablenkte.
Merl hatte solch eine Technik nie gelernt- Das schien also Talis „Glück“ zu sein.
Calixtus bemerkte die anstehende Luftexplosion und schlug das Luftkissen mit seiner anderen Hand auseinander.
Die Luftexplosion fand trotzdem statt und schleuderte Calixtus von Merl weg. Jedoch nahm keiner der beiden Schäden.
Calixtus lächelte immer noch. ER schein sich prächtig zu amüsieren.
„Das war also „Psynergy“. Wirklich interessant. Mächtig aber… man merkt das ihr etwas abhanden gekommen ist was sie einst bessessen hat. Und sie hat einen gewaltigen Nachteil. Ich zeig ihn dir.“
Er machte einen kurzen geraden Schlag mit seiner linken Hand.
3 Meter von Calixtus entfernt zuckte Merl durch die Wucht des Schlags zusammen.
Es fühlte an als hätte man Merl einen Werkzeughammer gegen die rechte Schläfe geworfen.
„Ein kurzer Stoss mit der Führhand. Am besten noch ein paar zu Übungszwecken“
Er stiesss mehrmals mit der Linken zu und Merl zuckte jedes mal getroffen zusammen. Mit Hilfe seines Stab hielt sich Merl weiter auf den Beinen.
Als er eine Luftbrise spürte Schützte Merl instinktiv seine rechte Schläfe. Stattdessen bohrte siche ein viel stärkerer Windstoss als alle vorherigen in seine Magengrube.
Merl sackte in sich zusammen. Er blickte gepinigt zu Calixtus der 3 Meter vor ihm einen Kinnhaken andeutete. Merl bemerkte wie schutzlos er Calixtus sein Kinn anbot und sprang unmittelbar zur Seite. Eine Sekunde später schoss eine Windfontäne ihn die Höhe, genau an der Stelle an der er gerade noch gestanden hatte.
„Ein Schlag in den Magen lässt das Kinn hervorschnellen für einen schönen Aufwärtshaken. Elementar mein lieber Anarath, elementar. Hätte dich das getroffen hätte ich sogar den restlichen Respekt vor dir verloren.“
Calixtus wirbelte mehrmals mit seiner linken Hand und begann Merl an zu stürmen.
Blitze regneten vom Himmel auf Calixtus herab der unaufhaltsam weiter rann und dabei unbekümmert auswich.
Calixtu stand vor Merl und holte unnatürlich weit mit seiner Rechten zu einem Haken aus.
Gerade als Merl sich bewegen wollte prasselten Windstösse auf seine rechte Seite.
Dumpf erinnerte sich Merl daran wie Calixtus seine linke Hand wirbelte bevor er losstürmte. Deshalb das also… Die Kleinen Windstösse zusammen schafften es zusammen Merl mehrere Zentimeter seitlich in die Luft zu befördern. Einer der Luftstösse hatte Merls rechte Schulter nutzlos gemacht, aber er kralltesich mit aller Kraft an seinem Stab fest.
Calixtus Faust kam unaufhörlich näher und Merl würde genau in den Schlag hinein fallen.
Merl biss die Zähne zusammen. Er wusste von Anfang an es würde nicht einfach werden. Er hatte solch eine Situation erwartet. Er musste einfach nur die Zähne zusammen beissen und…. Der Schlag traf Merl. Und zerfetzte seine komplette Seite. Die Wucht schleuderte Merl gegen die Reling des Schiff wo er leblos liegen blieb.
Calixtus sah enttäuscht zu ihm hinab.
„Hast du die Schwäche der Psynergy herausgefunden? Wahrscheinlich kann nur ein Aussenstehender diese Schwachstelle bemerken. Psynergy hinterlässt lange Spuren, sowohl nach der Technik als auch zuvor. Ich wurde von Kindheit darauf gedrillt alle Arten von Energieformen zu manipulieren. Ich habe in unserem Kampf keine einzige Technik der Ristéme benutzt und nur mit meinen Fäusten gekämpft.“
Merl spürte seine Seite wieder, sie wurde nicht zerfetzt, es fühlte sich im Moment des Schlages nur so an. Was für wahnwitzige Schlagkraft hatte dieser Kerl denn in dem Schlag!?
„Die Ristéme können Energie direkt an der Wurzel manipulieren. Das habe ich nicht getan.
Mit meinen Schlägen erzeuge ich kleine Windstösse. Wenn ich genau zum richtigen, im genau richtigen Winkel, mit genau der richtigen Geschwindigkeit zu schlage, kann ich den Fluss des Windes ein wenig steuern. Mit dem normalen Wind klappt das natürlich nicht, aber deine Psynergy, sie ist so leicht zu durchschauen. Schon bevor die eigentliche Technik anfängt sehe ich die Stellen und den Zeitpunkt an dem ich zuschlagen muss um den Wind zu dir zurück zu schicken.“
Anarath tastete mit zitterndenden Händen nach seiner Seite. Drei oder Vier Rippen waren gebrochen. Sein rechtes Schultergelenk schien sich nicht mehr bewegen zu lassen. Sein Schädel brummte ständig aufgrund der ganzen Windstösse an die Schläfe und sein Magen hatte sich vollkommen verkrampft. Nichts Lebensgefährliches, er konnte also noch weiter kämpfen.
„Dasselbe mit den Blitzen. Für dich sieht es so aus al sei der Blitz genauso schnell wie ein normaler Blitz. Das ist vollkommen falsch. Die Psynergy nimmt erst einmal die Form des Blitzes an bevor sie zum Blitz wird. Natürlich kann ich das nur sehen weil ich auf das Energiemanipulieren gedrillt worden bin. Psynergy ist langsam und vorhersehbar. Was ihr fehlt ist die Wildheit der echten Natur. Ein echter Blitz wird einem psynergetischen immer unterlegen sein!“
Merl stand wieder auf.
„Hey. Wir haben vorhin bis 10 gezählt. Du warst 2 Minuten lang KO nach meinem Rechten Haken. Wir haben keinen Grund weiter zu kämpfen. Nimm das Mädchen und geh.“
Merl schoss einen Blitz nach Calixtus der genervt das Gesicht verzog und mit einem leichten Wippen auswich.
Merls Beine gaben nach und er fiel wieder zu Boden.
„Jetzt hör mal Junge. Egal wie stark deine Psynergy sein mag, so etwas wie du reicht nie im Leben aus um Teol zu besiegen. Du bist nicht Anarath, versuch nicht weiter diese Fassade aufrecht zu erhalten. Egal was du an Psynergy losschickst egal wie stark sie ist, sie ist für mich vollkommen vorhersehbar. In dem Moment in dem du denkst du sammelst die Psynergy sehe ich schon die Form deiner Attacke vorraus, weil du sie unterbewusst denkst. Psynergy ist von Gedanken abhängig, deshalb auch vorhersehbar.“
Merl stand ein weiteres Mal auf. Calixtus seufzte.
„Du bist langweilig, ich will nicht mehr mit dir Spielen.“
Calixtus kam wieder auf Merl zu, doch Merl verlor das Gleichgewicht und Calixtus schlag landete im Leeren. Psynergy schoss aus Merls Füssen in Form einer Windböe die Calixtus in die Luft schleuderte.
„W-Was? Ich habe keine Vor-Form gesehen! Denkst du nicht mehr!?“
Merl spürte plötzlich wie alle Psynergy aus seinem Körper mit einem Mal verschwunden war.
Er landete auf dem Hosenboden und sah hinauf zu Calixtus. Und dort sah Merl wohin seine Psynergy verschwunden war.
In Form einer Massiven Kugel aus Blitzen flog Merls gesamte Psynergy in einer einzigen Attacke auf Calixtus zu der anscheinend genau in die Attacke hinein fiel.

Energiemanipulation. Das wäre die einfachste Art sich zu befreien aus dieser Lage. Dann konnte er die Kontrolle über seinen Körper aufgeben und sich kurzzeitig unbesiegbar machen.
Aber… Aber… Er hatte sich vorgenommen Anarath von den Anemnos nur mit seinen Fäusten zu besiegen. Und wenn er vor so einer leckeren Herausforderung stand un sie nicht annahm konnte er sich nicht mehr Calixtus von Riséme nennen. Mit der Faust voran stürtzte sich Calixtus in die Blitzkugel.

„Glück“ dachte Merl. Die gesamte Psynergy in eine undurchdachte Attacke setzen, war das wirklich Glück. Falls Calixtus das überleben sollte, dann war wirklich alles am Ende.

Ein Schrei zerfetzte die Blitzkugel. Calixtus schoss brüllend Richtung Erde. Seine Haut war an unzähligen Stellen verbrannt und Blut floss überall an ihm hinab, seine Kleidung war ein einziger Lumpenhaufen. Wie ein Meteor stürtzte er sich auf Merl der in letzter Sekunde seinen Stab vor sich hielt. Calixtus schlug den Stab mit seiner linken zu Boden und liess seine Rechte gereade hinab auf Merls Schädel herab sausen.
Die Faust durchstoss das Deck genau neben Merls Gesicht.
Calixtus lächelte müde.
„Eine… Herausforderung die einem Gourmet würdig ist…“
Manisch grinsend zog Calixtus seine Faust aus dem Deck wandte sich um und ging.
Merl sah zu seinem Stab, dort in seinem Stab war nun eine Delle die genau die Form von Calixtus linker Faust hatte.
Calixtus machte ein Handzeichen und Vera schwebte in einem Eisblock eingefroren aus dem Nebel und landete sanft neben Merl.
„..Sie ist am Leben, keine Sorge das ist kein echtes Eis ihr könnt sie problemlos auftauen.
Du…. Bist wirklich nicht der nach dem ich gesucht habe. Gegen dich zu sterben ist sinnlos. Ich muss noch jemanden sehen bevor ich in Ruhe abtreten kann.
Aber ein Problem hast du noch… Komm raus, Blauer! Ich weiss dass du da bist, mach das mit Anarath hier aus!“
Ailas trat aus den Schatten.
Es war nicht ganz so verlaufen, wie er es sich erhofft hatte. Der vergessene König würde nicht zweimal auf denselben Trick hineinfallen. Er hatte ihn zu wenig getroffen um seine Psynergie so zu reduzieren, dass er seine Rüstung auflösen musste. Sein Gegner hatte mit der Rüstung eine scheinbar undurchdringbare Verteidigung und mit seiner Waffe eine verheerende Offensivkraft, die seine Waffe im Vergleich hinter sich ließ. Eine ähnliche Situation wie damals…

~
Der siebtzehnjährige Erdadept schluckte, als er kurz davor war, das Kampffeld zu betreten. Es wäre eine Lüge, wenn er nicht zugeben würde, dass er Nervös war. Das konnte ihm niemals verübeln, wenn man seinen Gegner betrachtete. Der Hüne, vor Muskel protzende Grace wartete mit breitem Grinsen auf ihn. Vielleicht sollte er umkehren. Wenn er einmal mit ihm da drinnen war, gab es kein Zurück mehr. Irgendetwas sagte ihm, dass er nur sehnsüchtig darauf wartete, ihn auseinander zu nehmen.
„Du wirst es schon packen, Xal. Mach ihn fertig.“ Kam es von seiner violett haarigen Kameradin aufmunternd, die her gekommen war um bei seiner Prüfung zuzuschauen. Meister Zark war nicht unter den Anwesenden, was ihn nicht sonderlich störte. Zumindest würde er nicht jede einzelne Sekunde seinen stechenden Blick im Nacken spüren.
„Du hast leicht reden. Du musst keine Meisterprüfung durchziehen und einen Meister besiegen.“ Kam es von Xallank weniger optimistisch. Grace war seit einem Jahr bereits zum Meister aufgestiegen und hatte sich von seinem ehemaligen Meister Olaf gelöst.
Ähnlich würde es auch Silya ergehen, die als der ‚hochrangigste Schüler‘ ihres Meisters zählte, was wohl so viel hieß wie: Er war nur Nr. 2.
Wie er sich diesen Rang verdient hatte? Das war nicht besonders schwer gewesen. Nachdem er seinen Kampf, in ihrer ersten Versammlung, gegen Silya verloren hatte, war ihm dieser Platz bis zum Ende seiner Lehrzeiten zugeteilt worden. Manchmal überlegte er sich, wie der Kampf damals ausgegangen wäre, wenn er im Kampf etwas aggressiver gewesen wäre. Er hatte sie nicht verletzen wollen, doch bis heute hatte er sein Handeln nicht bereut. Sein Blick ging zu dem Hünen – bis heute.
„Du bist besser als er und falls nicht, dann flicke ich dich nach dem Kampf persönlich wieder zusammen.“ Kam es von der Windadeptin lächelnd, was Xallank Kommentarlos hinnahm und das Kampffeld schließlich doch betrat. Keine Sekunde später wurde das Kampffeld von einem roten Licht umgeben, der sie in einem roten, durchsichtigen Kasten einsperrte. Der junge Yall schaute zu ihrem Aufpasser, Meister Rance .Zusammen mit Meister Trast und Silya war er der einzige Beobachter dieses Kampfes. Was vielleicht auch besser so war. Der Erdadept fragte sich, wie viele Schüler vor ihm wohl so eine Art Prüfung durchgezogen hatten. Der einzige Grund warum er den jüngsten Meister besiegen musste war, dass Zark zwei Schüler gleichzeitig aufgezogen hatte. Es konnte also nur einer von Ihnen in seinen Fußstapfen treten um die Balance zwischen den Meistern zu halten. Falls er scheiterte, war nichts Großes dabei. Er verlor nur jegliche Chance, jemals ein Meister werden zu können, solange er keinen neuen fand, der ihn als ersten Schüler aufnahm. Er verfluchte innerlich den Jenigen, der sich das Ganze ausgedacht hatte. Helfen taten ihm diese Ganzen Reglungen kein bisschen.
„Du Wurm hast es also doch getraut, dich zu zeigen.“ Kam es von Grace spöttisch, der mit unverändertem Grinsen zu dem Blondschopf blickte. Xallank dagegen zog unter seinem roten Mantel eine Klinge hervor, die ihm verglichen mit seinem Gegner nur wie ein Dolch vorkam. Grace seine Arme hingegen wurden für einen kurzen Moment im Licht eingehüllt. Wenige später hatte er silberne Panzerhandschuhe an den Händen.
Rance gab das Startsignal und schon begann der Kampf. Der junge Yall erkannte, dass es nun zu spät für jegliche Selbstzweifel war. Er musste sich konzentrieren und irgendwie Gewinnen. Eine andere Option hatte er nicht. Der Schwachpunkt eines solchen Muskelprotzes war sicherlich seine Geschwindigkeit. Er musste ihn auf Distanz halten und ihn erledigen, noch bevor er ihn erreichen konnte. So könnte es funktionieren. „Ody- Was?“
Wie sehr sich Xallank über die Geschwindigkeit seines Gegenübers geirrt hatte, erkannte er erst jetzt. Er war vor ihm verschwunden. In letzter Sekunde erkannte er, dass Grace gesprungen war und sich nun über ihn befand. Intuitiv wich er nach hinten aus. Die Faust des Meisters erwischte den Boden und hinterließ ein beeindruckendes Loch zurück. Spätestens jetzt sollte ihm klar sein, dass es eine sehr gute Entscheidung war auszuweichen. Der Erdadept fackelte nicht lange und sah seine Chance auf einen Gegenangriff. „Odysee“
Er beschwor ein dutzend Geisterklingen die auf Grace zuflogen. Sein Gegner allerdings ließ sich davon nicht beeindrucken und wich allen aus, bevor er in seine Richtung stürmte. Xallank fluchte innerlich. Für Ausweichen war es nun zu spät. Er musste Verteidigen.
Kurz bevor ihn der Schlag seines Gegners Treffen konnte, erschien zwischen ihnen eine Wand aus Erde, die den Schlag abfing. Ein lächeln bildete sich auf Xallank seinen Lippen – er hatte ihn gestoppt. Nun musste er Kontern - Diesmal mit voller Kraft. „Odysee.“
Seine Wand zerfiel zu Erde und Grace sollte von fünfzig Geisterklingen umzingelt sein, die alle auf ihn zuflogen. Der Junge konnte überraschte Augen auf dem Gesicht des Meisters erkennen. Damit hatte er ganz Gewiss nicht gerechnet. Grace hingegen, ließ sich nicht aus der Fassung bringen. Noch bevor ihn die Klingen trafen, wurde er in einer kurzen Lichtaura eingehüllt, was ihn jedoch nicht vor Treffern bewahren konnte. Eine Geisterklinge nach der anderen traf ihr Ziel genauso wie alle nach dem anderen Wirkungslos abprallten – es war eine komplette silberne Rüstung, mit Helm, die perfekt zu den Panzerhandschuhen passten und ihn wie einen heldenhaften Ritter aussehen ließen.
Zorn überflutete Xallank seinen Körper, als er in die Luft sprang und weit ausholte. Einen hatte er noch. Es konnte doch nicht sein, dass er ihm mit seiner stärksten Technik keinen Kratzer zufügen konnte! Noch war es nicht vorbei.
Die Größte aller Geisterklingen erschien in der Luft, was wohl die letzte und gefährlichste war. Der Erdadept zögerte keine Sekunde und warf sie in die Richtung des Meisters, der jedoch nur lässig seine rechte Hand hob und die Geisterklinge mit einem Lichtstrahl entgegnete.
Der Strahl fraß sich ungehindert durch die Geisterklinge und flog weiter auf den sich in der Luft befindenden Schüler, der in letzter Sekunde eine Wand aus dem Boden wachsen ließ und sich von ihm abstieß. Er war ausgewichen und landete auf beiden Füßen. Fassungslos schaute er zu seinem Gegner, der wieder einen Nahkampf anstrebte. Xallank beschloss den gleichen Trick wie vorhin zu nutzen und beschwor erneuert eine Mauer zwischen ihnen. Die Mauer ragte aus dem Boden und Grace sein Schlaghandschuh leuchtete im selben Moment auf. Mit Staunen stellte Xallank fest, dass der Schlag sich durch seine Verteidigung fraß und ihn an der Brust erwischte. Er wurde Augenblicklich fortgeschleudert und blieb erst nach einem heftigen Zusammenprall an der roten Wand, zwanzig Meter hinter ihm, zum Stehen. Blut floss ihm aus dem Mund und de, Oberkörper, während ihm der heftige Schmerz an seinem Rücken und Rippen verriet, dass beides gebrochen war – Er hatte nicht die geringste Chance. Nicht die geringste. Seine mächtigste Attacke hatte gegen diese Rüstung nicht den geringsten Effekt erzielt, noch dazu diese unglaubliche offensive, die ihn mit einem Treffer so üblich zurichten konnte, ob im Fern- oder Nahkampf. Wie sollte er gegen so einen Typen gewinnen können? Doch er konnte nicht aufgeben. Sein Blick galt zu Silya. Nicht solange es Leute gab, die auf ihn zählten.

„Hahaha. Ein Treffer und du bist erledigt? Ich hätte mehr erwartet. Selbst von einem Wurm wie dir.“
Grace wusste, dass er bereits gewonnen hatte. Jedoch spürte er noch einen nicht zu unterschätzenden Kampfgeist in den Jungen. Mit seinen Augen nahm er ein Bewegen wahr, wie Xallank Yall Segnung wirkte und mit viel Mühe versuchte sich auf seine Beine zu kämpfen. Wie lächerlich. Er konnte nicht gegen ihn Gewinnen. Er selbst hatte diese Artefakte, mit dem Wissen was er in Kail dank seiner Ausbildung bei Olaf erhalten hatte, geschmiedet. Es war langsam aber sicher die Zeit, diesen Kampf zu beenden. Da Rance der Aufpasser in diesem Kampf war, konnte sowieso niemand in diesen Wänden sterben. Ihr Körper würde nach der Auflösung der Technik wieder in ihre ursprüngliche Verfassung zurückkehren. Das hieß, er würde diesen kleinen Wurm vernichten können und dannach vielleicht endlich die Aufmerksamkeit von Silya bekommen die er verdiente. Nicht dieser Wurm!
„Ich warne dich, gib auf.“ Erklang es von ihm. Jedoch bekam er keine Antwort, was ihn sehr zufriedenstellte. Der Yall hatte sich schon mit viel Mühe wieder auf die Beine gekämpft, als Grace in seiner Hand eine Lichtkugel erstellte und sie dann zielsicher auf den geschwächten Erdadepten feuerte.
Xallank schaute der Kugel nur mit entschlossenen Augen zu, jedoch war ein Ausweichen nicht drin. Er konnte nur die Arme hochhalten, wurde jedoch von der Kugel direkt getroffen und landete wieder an der Wand. Grace erkannte, dass der Erdadept sich bei dem Angriff nahezu jegliche Knochen gebrochen hatte. Selbst mit einer mächtigen Heilkunst würde er nicht so schnell wieder stehen können. Als er vor direkt vor seinem Gegner stand, schaute er ihm in die goldenen Augen.
„Gib auf und verschwinde. Du bist ein Verlierer und hast nichts im Rang eines Meisters zu -“ noch bevor er seinen Satz beenden konnte, wurde sein Gesicht von der Blutspucke seines Gegners getroffen. Dieser Mistkäfer wagte es tatsächlich ihn anzurotzen?!
Der Meister fackelte nicht lange und holte zu einem langen, vernichtenden Finalschlag aus. Im selben Moment spürte Grace einen heftigen Stich in Körper. Einen Blick zu Xallank verriet ihm, dass er in gerade mit seiner Waffe aufgespießt hatte. Es herrschte gerade doppelte Verwunderung bei ihm. Wie hatte er sich bewegen können und wie hatte er seine Rüstung… Ein kalter Schauer lief ihn über dem Rücken. Seine komplette Ausrüstung war verschwunden. Was war geschehen? Er hatte es nicht aufgelöst! Der kritisch getroffene Meister ließ sich von dem Treffer nicht aufhalten und ignorierte mit einem unglaublichen Kampfeswillen den Schmerz. Doch Plötzlich spürte er eine Taubheit an seinem Schlagarm, welcher seinen Angriff unterbrechen ließ.
„Odysee“ Die neu erschienen Geisterklingen bohrten sich aus nächster Nähe in sein Fleisch. Er schrie schmerzerfüllt auf, während er von der Wucht der 50 Klingen getroffen und geschlagen auf den Boden befördert wurde, während er den letzten Worten seines Gegners lauschte. „Unterschätze niemals Xallank Yall.“
„Gewinner, Xallank Yall.“ Verkündete im nächsten Moment Rance mit einer verblüfften Stimme.
„Wirklich… Beeindruckend. Mit einer Illusion den eigenen Körper zum eigenen Vorteil getäuscht, mit einer zweiten die Ausrüstung des Gegners auflösen gelassen und mit der dritten den Angriff des Gegners abgehalten. Drei Illusionen gekoppelt mit einem Finalen Angriff. Der Junge hat wirklich Talent.“ Bemerkte Trast. „Er hat die Illusion des Sieges zur Realität werden lassen.“
Rance nickte zustimmend. „„Der, der die Illusion zur Realität werden lässt.“
~


Der Wasseradept war aus dem Schatten getreten. Seine Begleitung hatte Anarath wohl nicht dabei. Sein Blick ging zu Vera. Sie hatte keine Ahnung von seinem Verrat. Alles passte gut zusammen„ Ich bin dir wohl ein Dank schuldig.“ merkte er an und schaute ihm direkt in die Augen. „Du fragst dich sicherlich was wir hier zu suchen haben, getrennt von der Gruppe…. Es sind schreckliche Dinge geschehen.“ Erklärte er mit einer traurigen Miene.“ Das hier ist allerdings nicht der Richtige Ort um etwas zu erzählen. “ Sein Blick ging kurz zu dem Ristemé. Dann legte er die Hand auf die Schulter Merls, dessen Verletzung Augenblicklich geheilt sein würden.
Sciz warf Kanra eine Phiole mit einer grünen Flüssigkeit zu. "Hier, das ist der stärkste Heiltrank, den es in Weyard jemals gab. Die Menge sollte für euch beide reichen. Und passt auf, dass er sich nicht wieder hoch katapultiert."
Er sprang auf die tiefere Ebene und bremste seinen Fall mit einem kleinen Wirbelwind.
Kehlan blickte ihn sich auf seinen Hammer lehnend an.
Die Distanz zwischen ihnen war etwa drei Meter.
Sciz schloss seine Hand um seinen Säbel; Kanras Schwert hatte er ihr zurückgegeben.
"Nachdem du mich mit deinen Bluffs hier hinunter befördert hast, hätte ich dich für klüger gehalten, als allein zu kommen.", sagte der Feuer-Adept, "Selbst ihr alle zusammen könntet mich nicht besiegen."
"Ich dachte eigentlich, dass du bereits erkannt hättest, dass es nicht darum geht dich zu töten... Mein Fehler."
Ein Luftstoß explodierte von Kehlans freier Hand, die ihn schräg von Sciz weg in die Luft katapultierte. Er packte den Streithammer mit beiden Händen und die Waffe heulte auf. schwang seinen Hammer und entfesselte ein glühendes Lava-Geschoss.
Sciz hob die Hand und schoss eine Donnerlanze ab, bevor er mit einem Sprung zur Seite auswich.
Kehlan wich Sciz Angriff mit einem seiner Luftstöße aus und katapultierte seinen Hammer mit einem zweiten noch weiter nach oben. Dann begann er seine Handflächen blitzschnell nach vorne zu stoßen und schoss mit jedem Stoß eine Kugel heißer Luft ab. Diese Geschosse bewegten sich nicht nur in gerader Linie sondern auch in Kurven und regelmäßigen welligen Flugbahnen und waren nur durch das von ihnen verursachte Hitzeflimmern zu sehen.
"Verdammt! WINDLAUF!" Sciz wirbelte herum und rannte von Kehlans Angriff, der regelrecht wie eine Wand zwischen ihm und Kehlan war weg, während er Wirbelwind-Psynergien auf Ventilatoren ähnlich dem auf der höheren Ebene abschoss. Sie wurden alle fast zeitgleich aktiviert und verursachten Winde, die Kehlans Luftgeschosse verschluckten und ihrer Form beraubten, und ebenso Kehlan, der von der verbleibenden Hitze seines Angriffs erfasst und von den Winden der Ventilatoren gegen die Wand des Raumes geschleudert wurde. Sciz entging dem selben Schicksal nur indem er einen Windschild um sich errichtete, der jeden Windstoß, mit dem er in Kontakt kam einfach absorbierte.
"Dachtest du wir hätten die Ebenen zufällig verteilt?" Er zog seinen Säbel und warf ihn in seinen Windschild, in dem er sogleich herum geschleudert wurde. "Dieser Raum ist für jemanden, der Windpsynergie einsetzt einfach optimal geeignet. Meine Wirbelwinde zum Beispiel lösen sich nicht einfach auf, sondern werden diese Ventilatoren in Gang halten. Was bedeutet du wirst noch ein Weilchen länger an der Wand geplättet." Er grinste. "Oder auch nicht!"
Sein Säbel, der für das menschliche Auge aufgrund seiner Rotation jetzt nur noch als wirbelnde Scheibe wahr zu nehmen war verlies den Schild und flog Pfeil schnell durch die Windkanäle der Ventilatoren bis er in den gelangte, der Kehlan an der Wand festhielt.
"Das war's!"
Kehlan entfesselte eine schnelle Folge von Luftstößen von seinen Handflächen und Füßen, die ihn zuerst aus dem Luftkanal befreiten und dann auf Sciz zu fliegen ließen. Das würde ihm auch nichts nützen! Sein Windschild wurde durch die Windstöße zweier Ventilatoren verstärkt; er war widerstandsfähiger als eine Wand aus Stein. Kehlan rammte den Schild und wurde von ihm weggeschleudert in den Windkanal eines Ventilators, aus dem er sich mit weiteren Luftstößen befreien musste.
"Versuchs noch mal!", höhnte Sciz, "Diese Luftstöße von dir erschöpfen deine Psynergie und der Sturm deine Ausdauer. Ich wollte es ja schnell machen, aber jetzt warte ich einfach bis du von ganz allein draufgehst."
Hoffentlich zwang das Kehlan zu irgendeiner unvorsichtigen Aktion, denn im Gegensatz zu Sciz Schutzschild, der solange hielt wie er Psynergie hatte würden die Wirbelwinde, die die Ventilatoren in Gang hielten bald von allein verschwinden.
Kehlan feuerte unaufhörlich Luftstöße aus seinen Händen, um zu seinem Hammer zu gelangen, der von einem Ventilator gegen eine Wand gedrückt wurde.
Der Hammerkopf glühte auf, sowie der Feuer-Adept den Hammer zu fassen bekam. Und mit einem Sturm von Luftstößen schoss Kehlan sich in einen der beiden Windkanäle, die Scizs Schild nährten, um die Kraft des Ventilators für seinen Rammenangriff zu nutzen.
Sciz sog die Luft ein. Jetzt!
Die Wirbelstürme an den Ventilatoren erstarben und stieß seine Handflächen in Kehlans Richtung. Sein Schild floss davon und schloss sich, um Kehlan. Bevor Kehlan auch nur versuchte sich zu befreien. Formte er den geballten Windschild in eine unvorstellbar Starke Luftströmung, die sich ein Schlange gleich durch den Raum wanderte und direkt in dem Loch im Boden des Raumes endete.
Kehlan, völlig überrumpelt, wurde auf die nächst tiefere Ebene geweht.
"Wehe, der Plan funktioniert nicht!", knurrte er.

"Es funktioniert nicht.", Tewer trat einen Schritt von dem Leuchtfeuer zurück oder besser von dem Loch, über dem es brennen würde, wenn der Jupiter-Leuchtturm brannte.
"Und was jetzt?", fragte Regor zwei Meter hinter ihm.
"Jad muss den Energiefluss des Turmes verändert haben. Anders als wir bisher annahmen. Ich denke ich kann ihn in den Ausgangszustand zurück versetzen, aber das wird mich einige Zeit kosten. Ich befürchte solange werden wir hier nicht allein sein, also vergesst nicht was wir besprochen haben.“
"Ich bin kein Anfänger, Tewer."

Kehlan rammte mit dem noch immer glühenden Hammerkopf den Boden. Eine zerstörerische Druckwelle und eine Explosion glühender Lava rissen einen gigantischen Krater von seiner Position aus in den Boden.
Er stöhnte. Der Angriff kam unerwartet.
Langsam hob er seinen Hammer vom Boden und lehnte ihn über seine Schulter und ließ die Wirbel in seinem Hals knacken.
"Also worauf wartet ihr mit eurem tollen Plan!"
Der vergessene König trat mit langsamen, sicheren Schritten näher an den Meister heran. Als die angemessene Entfernung erreicht worden war, blieb er stehen, senkte seine Klinge und schaute seinem Gegenüber direkt in die Augen.
„Es wird Zeit, dass wir den Kampf beenden.“
Xallank erwiderte den Blick und tat es dem König gleich. Seine goldenen Augen blickten in die kalten, grauen Augen seines Gegners. Diese Augen hatten so viel Tod miterlebt. Sie hatten sich schon längst von jeglichen Emotionen gelöst und verfolgten nur ein einziges Ziel. Er war sein letztes Hindernis. Ein selbstsicheres Lächeln bildete sich auf seinen Lippen.
„Ich werde nicht verlieren. Es gibt noch einige Sachen die ich erledigen muss.“ Das Lächeln verschwand und ein ernstes Gesicht erschien, dessen Entschlossenheit dem König in nichts nachstand. „Ich habe so viel opfern und verlieren müssen, für diesen einen Moment. Ich werde die Person sein, die dich vernichten wird, Melfice.“
„Wir sind uns sehr ähnlich, Xallank Yall. Nicht nur du hast Opfer und Verlust hinnehmen müssen.“ Die Klinge des Königs leuchtete in violetter Farbe aus. Die Psynergie die aus ihm herausströmte war gewaltig.
„Vergleich dich nicht mit mir! Ich verstecke mich nicht hinter einem Dämon.“ Der vergessene König erkannte einen intensiven Zorn und Rage in den Augen seines Gegners, als dieser mit seiner aufleuchtenden Klinge, in seiner linken Hand, auf ihn zulief.
„Zwecklos.“ Der König hob seine eigene Klinge. Nicht um den Angriff abzuwehren, sondern um mit der konzentrierten Macht seiner Klinge den Meister einem Hieb auszulöschen. Einen Zweikampf konnte er nicht gewinnen. Genauso wenig, wie Xallank seine Klinge mit der Imitation seiner alten Waffe aufnehmen konnte.
„Odysee.“
Mehrere Geisterklingen stürzten in kürzester Distanz in seine Richtung. Hinter der ersten Reihe, spürte der König hunderte von weiteren Geisterklingen, die den ersten folgen würde. Sie alle abzuwehren würde wertvolle Zeit kosten. Besonders weil Xallank auf ihn zukam. Es war nun an der Zeit, seine Karte auszuspielen. Er hatte ihn sich den perfekten Moment aufgehoben.
„Königlicher Bann!“
Seine Klinge schickte eine unsichtbare Aura über das Ganze Gebiet. Jegliche Geisterklingen verblassten und verschwanden. Die Blutlinie des König von Qutonia. Die Gabe jegliche Dämonische und Geisterhafte Lebewesen, sowie Dinge, zu verbannen.
Nun war es ein 1 gegen 1. Klinge gegen Klinge. Nun war es entscheidend, wie sein Gegner reagierte. Würde er sich zurückziehen um sich für einen neuen Angriff vorzubereiten? Oder würde er seinen Angriff nicht unterbrechen und versuchen, die kurze Zeit auszunutzen die er für die Beseitigung der Geisterklingen benötigt hatte? Xallank stürmte weiterhin entschlossen auf den König zu. Er schien nach der Zeitverzögerung des Königs nun der erste zu sein, der Treffen würde. „Das hier ist dein Untergang!“
Der König hätte am liebsten über diesen Spruch gelacht. Xallank sein Angriff würde ihn zwar Treffen, doch es war niemals mächtig genug um seine Rüstung mit einem Schlag zu durchbrechen.
„Was?“ kam es überrascht von dem König, als Xallank nicht mit der Waffe zugeschlagen, sondern mit der Hand seine Brustpanzerung gepackt hatte. Nun verstand er den Plan.
Xallank wollte ihm die Rüstung herausreißen und im dem kurzen ungeschützten Moment, mit der Klinge durchdringen. Seine Rüstung war zwar alles andere als normal und auch der Versuch würde in der Regel mit einem sicheren Fehlschlag bewertet werden, doch sein Gegner war ein Meister der Psynergie. Es war zu Gefährlich es darauf ankommen zu lassen.
Der Yall stach, ohne ein Moment der Verzögerung, mit seiner Klinge zu. Offensichtlich spielte er auf ein perfektes Timing, damit sein Vorhaben gelingen konnte. Der König aus der alten Epoche hatte alles andere vor als einfach nur zuzusehen und stach ebenfalls mit seiner Klinge zu. Im selben Moment erkannte er, dass sein Angriff Treffen würde, noch [d] bevor[/d] Xallank genug sein würde, die Brustpanzerung zu entfernen. Er war sich sicher, dass auch Xallank dies erkannt hatte und somit sein Plan fehlgeschlagen war. Nun war sein Gegner in Schwierigkeiten. Er würde höchstwahrscheinlich seinen Angriff abbrechen und mit seiner Erd-Fortbewegungstechnik verschwinden wollen – doch das tat er nicht- und wurde mit einem fatalen Treffer seiner Klinge durchspießt, dessen Energie sich in wenigen Sekunden in ihm ausbreiten würde. Blut floss aus seinem Mund heraus. Er war erledigt. Doch warum hatte er nicht ….?
Ein heftiger Schmerz, ein tiefer Schnitt und nun war auch er einer der Jenigen die Blut kotzten, während er ungläubig sah, wie seine Rüstung vollständig verschwunden war. Wie war das passiert? Hatte er sich deswegen Treffen lassen? Sein verwirrter Blick fixierte das breite Grinsen des Meisters, von dem er sich eine Erklärung erhoffte.
„Wie ich mir dachte. Selbst der Dolch der Wahrheit braucht mehr als einen Augenblick um fünfzehn Illusionsketten aufzulösen. “
Fünfzehn Illusionsketten?! Hatte er ihn deswegen an der Brustpanzerung berührt? Nicht um sie herauszureißen, sondern um eine Illusion nach der anderen in ihm zu wirken, bis der Dolch der Wahrheit nicht mehr mitkommen würde. Deswegen hatte er auch seine Hand nicht zurückgezogen und gleichzeitig zugeschlagen. Die Illusion hatte seine Rüstung auflösen lassen. Der König spürte, wie der Dolch noch zwei Sekunden brauchen würde um alle Illusionen vollständig aufzulösen. Erst dannach konnte er seine Rüstung wieder erscheinen lassen, doch das schien Xallank Yall bereits zu wissen. „Du willst uns beide mit in den Tod reißen?“ fragte der dunkle König geschwächt, als beide ihrer Klingen für den Finalangriff aufleuchteten. Auf die Frage Antwortet der Meister nur mit einem Grinsen. Beide Klingen leuchteten auf, eine tödliche Explosion der beiden Klingen riss beide voneinander. Ein großer Rauch erfasste das Feld und die Körper der beiden landeten im Rauch...

Der König der vergessenen Epoche konnte sich nicht mehr rühren, doch er lebte. Es war wirklich sehr knapp gewesen, dass er überlebt hatte, genau wie damals, als er verraten wurde. Seine Rüstung hielt ihn am Leben. Die schwarze Rüstung seiner Blutlinie. Zu seinem Glück hatte Xallank Yall nicht über alle Geheimnisse über seine Rüstung Bescheid gewusst.
„Soso. Die Rüstung hält dich also am Leben. Es aktivierte sich kurz nach deinem Herz aufgehört hatte zu schlagen und holte dich zurück.“ Als der König die Silhouette erkannte, die aus dem Rauch heraustrat, erstarrte er. Der Meister schaute mit einer steinfesten Miene auf ihn herab und steckte seine Klinge ein. War es das, was er gespürt hatte? „Unfassbar. Du scheinst selbst Meister Trast übertroffen zu haben.“ Die Wunden des Meisters heilten sichtbar schnell, während er die Heilung aus der Erde, aus dem Boden und somit aus dem Leben Mirnuzars selbst bezog. „Eins mit der Natur….“ Fügte der geschlagene König hinzu und erkannte nun die Ganze List des Meisters seit dem Anfang des Kampfes. Er hatte ihn die ganze Zeit glauben lassen, dass ein Treffer den Meister erledigen würde, indem er jeglichen Angriffen ausgewichen war. Selbst dann, wenn es sich als ziemlich ungünstig für ihn herausgestellt hatte. Er hatte seine Äußerst hochgradige Heilungskunst versteckt, ebenso wie die Tatsache, dass er – wenn auch nur kurz – sich trotz des Dolches von seinen Illusionskräften bedienen konnte. Die Ganze Situation an sich war eine Art Illusion gewesen.
„Xallank… Yall..“ ertönte es von ihm. „Der, der die Illusion zur Realität werden lässt. Offensichtlich geht es auch andersrum. Das ist also die Macht des letzten S Rang Kampfkünstler Mirnuzars.“
„Es gibt noch einen. Ruf den Dämon, nicht du, sondern er ist mein Ziel.“
Xallank hatte sowohl Melfice, auch ihn besiegt, ohne Schäden davon zu tragen. Noch dazu hatte er nicht einmal seine vollen Kräfte zur Verfügung gehabt. Nein, das war es nicht gewesen. Es war was ganz anders. Er war im Kampf unglaublich gut Vorbereitet auf ihn gewesen. Schon fast so, als würde er den Dämon Melfice und ihn auswendig kennen. So als hätte er sein Leben nur dem einzelnen Lebensziel verschrieben. „Du warst verdächtig gut vorbereitet… Xallank.“
„Ich sagte, ich habe mehr geopfert und verloren als du es getan hast. Ich werde es dir erzählen…“
Als Tropfen endete, nickte Saitu resignierend und zog sich eine leere Holzkiste heran, um sich darauf niederzulassen. Angespannt blickte er in die Gesichter der anderen Crewmitglieder, die sich auf Deck zur Notfallssitzung versammelt hatten.
"Das ist ein verdammt großes Problem. Ich bin offen für Vorschläge.", sagte er, doch eine schnelle Antwort blieb aus.
Lashon tippte sich nachdenklich mit dem Zeigefinger auf die Unterlippe, bis er einen Moment später das Wort ergriff.
"Um es noch einmal zusammenzufassen... Wir haben es mit der Elitebesatzung der Hyve zu tun, das Schiff von Reyters Hohegeneral Norgono, dem wir erst kürzlich am Strudel begegnet sind. Wobei Tropfen bei seiner Beobachtung festgestellt hat, dass der Hohegeneral offenbar nicht da ist..."
Der Dschinn nickte, während er ziellos über der versammelten Gruppe umherschwebte.
"Das sollte der Fall sein, ja. Normalerweise übernimmt in diesem Fall der Erste Offizier das sagen, aber...", Tropfen hielt beim Schweben inne, "diese hochrangige Offizierin der wir begegnet sind... Sie ist vermutlich nicht Teil der üblichen Besatzung. Tatsächlich unterstehen Leute dieses Ranges nur dem Kriegsherren, der Admiralin und dem Hohegeneral... Und bis zu einem gewissen Grad deren Ersten Offizieren. Eine hohe Nummer also."
"Gar nicht mal überraschend, wenn man bedenkt was Reyter sich erhofft zu bekommen.", überlegte Lashon. "Wir können wohl davon ausgehen, dass sie über den Marsstern bescheid wissen. Glaubt ihr die Hexen werden schweigen?"
"Ungewiss.", erwiderte Saitu knapp. "Für sie ist Reyter wohlmöglich nur ein Mann, der das selbe zu erreichen wie wir. Und wenn sie ihre Neutralität und ihre Enthaltung aus dem Krieg in Mirnuzar beibehalten wollen, werden sie seinen Forderungen nachgeben. Selbst wenn wir uns glücklich schätzen können und sie Reyters Truppen abgeneigt sind, ist es auf Dauer unmöglich unsere Anwesenheit oder die des Sterns zu verbergen. Der Stern kann die Zone nicht verlassen und wir können dort nicht bleiben. Aber wir müssen den Stern beschützen. Wenn er Reyter in die Hände fällt, kann er den Zeitpunkt der Zündung des Leuchtturmes selbst bestimmen, den er sicher bald selbst entdecken wird. Was uns zu unserem nächsten Problem führt."
Alyka schluckte.
"Das Portal.", sagte sie.
"Genau.", bestätigte Saitu und sah beunruhigt durch die Runde. "Wenn sie den Turm und anschließend unser Portal finden, ist die Windtänzerin selbst in Gefahr. Das darf ich nicht zulassen. Ich würde das Portal lieber zerstören, aber das versperrt uns den einzigen Weg nach Frostlande. Und damit gehört der Stern endgültig Reyter. Egal wie es aussieht, wir stecken in großen Schwierigkeiten."
"Können wir diese Kräuterweiber nicht irgendwie überzeugen, diese Kerle in Frösche zu verwandeln?", fragte Trems gereizt, gerade so als wollte er das Problem so schnell wie möglich aus der Welt schaffen.
"Wie gesagt, wir wissen nicht wie die Hexen dazu stehen.", wieß Saitu den Jungen rau zurecht.
"Aber ich weiß jemanden der es kann.", warf Lashon ein.
Sylvos warf ihm einen wissenden Seitenblick zu.
"Sasso?"
Lashon nickte.
"Ich weiß nicht, ob es so eine gute Idee ist ihn jetzt noch zu kontaktieren.", gab Saitu zu bedenken. "Wenn die Truppen der Hyve nach LaVoisin ziehen, bezweifle ich dass ihr da ungesehen durchkommt. Und wir müssen davon ausgehen, dass sich irgendwer verplappert was uns betrifft, so dass sie nach uns die Augen offenhalten."
"A-Aber was sollen wir dann jetzt machen?", wollte Toni wissen.
"Wir werden uns im Marsleuchtturm eingraben müssen. Sobald Erkundungs- oder Spähtrupps kommen, müssen wir dafür sorgen, dass sie nicht zurückkommen. Im schlimmsten Fall müssen wir durchhalten, bis der Käpten zurück ist. Im Moment scheint er selbst Probleme zu haben, denn er antwortet nicht auf unsere Verbindungsversuche."
Plötzlich machte Lashon sich Sorgen.
"Probleme? Was für Probleme?", wollte er wissen.
"Wissen wir nicht. Aber der Käpten ist bei ihnen, also sollten sie okay sein. Konzentrieren wir uns zunächst auf unser Problem.", antwortete Saitu mit etwas scharfen Unterton in der Stimme.
Lashon, ein wenig peinlich berührt, nickte.
"Also... Soll ich nun versuchen mit Sasso zu reden oder nicht?", wollte er wissen.
Saitu überlegte einen langen Moment. Dann...
"Keine unnötigen Risiken.", forderte er.
"Sicher nicht."
"Hetzt die Hexen nicht gegen Reyters Truppen auf, wir wollen nur im Bilde sein wie sie zu der Sache stehen."
"Klar, sonst noch was?"
"Keine Arenakämpfe."
"Dass sollte mir schwerfallen..."
"... und du gehst nicht allein. Sylvos, Tropfen... Hoheadeptin, ich weiß ich kann euch keine Vorschriften machen, aber-"
"Ich würde mich freuen irgendwas dazu beizutragen, Reyter für das was er mit Xalhill angestellt hat die Suppe zu versalzen. Ich helfe gerne."
"Ich danke Ihnen... Seht zu, dass niemand Eure Spur zum Turm verfolgen kann und vermeidet sämtlichen Kontakt mit Reyters Truppen. Meldet euch spätestens in fünf Stunden zurück. Viel Glück."

Merl kniff schmerzerfüllt die Augen zusammen, als Ailas mit seiner Psynergy seine Knochen neu sortierte und an die richtige Stelle zurückspringen ließ. Nach und nach schwand der brennende Schmerz mitsamt seinen Wunden in dem heilenden Licht, bis dieses schließlich erlosch. Merl atmete tief durch und betastete seinen Kiefer, als wollte er nachsehen ob noch alles dran war.
"Danke... Es ist schon eine Weile her, seit ich das letzte Mal so verprügelt wurde...", murmelte er und wischte sich das verbleibende Blut aus seinem Gesicht.
"Hast du dich da auch mit einem Meisterkrieger aus einer anderen Welt angelegt?", fragte Ailas mit unbekümmertem Unterton.
Nein, aber mit meiner echten Schwester, dachte Merl, doch er behielt es für sich. Sein Blick wechselte zwischen der gefrorenen Vera und dem ungewöhnlich ruhigen Ailas hin und her.
"Was... bei den Sternen geht hier vor...? Wieso bist du hier? Warum-"
"Wie ich sagte,", unterbrach Ailas ihn forsch, "ist das nicht die richtige Zeit, noch der richtige Ort. Lass uns erst von hier verschwinden, dann reden wir."
Merl nickte.
"S-Sicher, du hast recht... Ich... hol sie dort eben nur da heraus...", brachte Merl bruchstückhaft hervor, noch immer verwirrt von dem plötzlichen Ende des Kampfes und Ailas plötzliches Erscheinen. Er musste sich darauf konzentrieren, weshalb er eigentlich hier war: Vera hier herauszuholen. Kannst du mir aushelfen?
~Okay. Aber bist du sicher? Calixtus mag uns zwar ziehen lassen, aber er ist immer noch gefährlich. Wirst du ihn nicht verfolgen?~, ertönte es von Vulkanasche in seinen Gedanken.
Merls Blick wanderte zu der Stelle, wo er den Ristemé das letzte Mal gesehen hatte.
Nein. Denn ganz gleich was er sagte, ich könnte keine Psynergy verwenden... Ich konnte immer noch seinen Geist spüren. Etwas... hat sich in ihm verändert. Er ist nicht mehr unser Feind. Und ich habe das Gefühl, dass wir ihn nicht wieder sehen werden.
~Na schön, wenn du es sagst...~
Ailas sah Merl fragend an, als dieser einen seiner Arme hob.
"Deine Sternenkraft ist erschöpft. Was...?"
"Flamme.", sagte Merl bestimmt und beschwor ein glühendes Feuer, um das Eis zu tauen.
"Oh? Beeindruckend.", bemerkte Ailas. "Du beherrscht auch die Kraft des Feuers?"
"Ein wenig von allem könnte man sagen.", antwortete Merl ausweichend und holte mit seiner freien Hand zwei Gegenstände aus seinem nun zerschlissenen Umhang. Einen schob er sich zwischen die Zähne und zerbrach ihn mit einem stumpfen Knacken. Ailas erkannte den Gegenstand als einen Zahn, der dem ähnelte, den Kudo damals auf Sturmfeste in der Gefängniszelle zerbissen hatte. Doch als die Splitter zu Boden rieselten geschah nichts.
"Absicherung.", warf Merl knapp ein, bevor Ailas fragen konnte. Als der Eisblock schon fast geschmolzen war, ließ er den letzten Gegenstand fallen, der Ailas nicht erkannte. Es war ein kleiner topfähnlicher Gegenstand aus schwarzen geschmiedeten Eisen, aus dessen Öffnung ein schwaches Glimmen leuchtete.
"Und das?"
"Der Heimweg.", antwortete er, diesmal lächelnd. Kaum hatte er seinen Satz beendet, öffnete sich ein Spalt in der bizarren Luft und eine Gruppe Leute trat daraus hervor. Der vermutliche Anführer von ihnen trat an Merl heran.
"Calixtus?", fragte Natter knapp.
"Man könnte sagen, wir haben ein Patt erreicht. Den Rest überlasse ich Euch."
"Den Rest? Wir hatten eine Abmachung", knurrte Natter und ging einen Schritt bedrohlich auf Merl zu.
"Ich habe meinen Teil eingehalten. Aber ich werde diese beiden jetzt hier herausschaffen. Ihr kommt schon ohne mich zurecht."
"Verdammt richtig.", zischte Natter giftig und sein Blick blieb auf Ailas liegen. "Wer ist das?"
"Ein Freund."
"Meinetwegen... Bereich sichern! Auge, spüren Sie Calixtus auf. Cordill, auch wenn mir das Schicksal dieses Narren gleichgültig ist, nehmen Sie sich Witwe und bringen Sie Damaso in Sicherheit. Führt nur zu unangenehmen Fragen bei der Berichterstattung. Sämtliche Feinde bei Kontakt sind zu neutralisieren."
Merl fiel auf dass jemand fehlte. Eka war nicht bei ihnen.
"Seid ihr nicht einer zu wenig?"
"Sie würde uns nur im Weg stehen, genauso wie du Bursche. Müssen wir dir und deinem neuen kleinen Freund den Weg nun zeigen oder findet ihr ihn selber?"
Das letzte Eis schmolz und Merl und Ailas nahmen die immer noch bewusstlose Vera jeweils bei einer Seite, damit sie nicht stürzte.
"Wir kommen zurecht. Viel Glück, ihr werdet es brauchen.", verabschiedete Merl sich mit seltsamen Unterton in der Stimme.
"Verschwinde einfach und lass dich nie wieder blicken. Ausrücken!", den letzten Befehl rief der dem Killerkommando zu, die sich blitzschnell auf dem Schiff verteilten.
Merl hob seinen Stab auf, betrachtete die Verformung mit resignierenden Seufzen und trug Vera mit Ailas Hilfe durch den Spalt. Als sie hindurch schritten, bemerkte Ailas auf den Zügen des falschen Anaraths ein wissendes Lächeln. Bevor er fragen konnte was los war, ließen sie das Schiff im endlosen Nebel hinter sich.
Skrasas blickte unweit von der versammelten Mannschaft aufs Meer. Seine Hände lagen auf der Reling. Seien Kapuze hatte er abgestreift. Er konnte es nicht riskieren im Augenblick einen Leuchtturm zu betreten, sonst hätte er seine Hilfe angeboten, aber es gab noch mehr das ihn beunruhigte. Es regte sich Psynergie mit unverkennbaren Merkmalen in Mirnurzar. Sein Elixir war alles andere als ein Erfolg gewesen, aber dennoch erfreute es sich bei Unberührten mit den richtigen Beziehungen großer Beliebtheit. Das Problem war, dass die Kraft nicht von einem Unberührten genutzt wurde. Er konnte sich nur allzu gut denken mit wem Paka Probleme hatte und er hoffte für den Käpten, dass er es lösen konnte, bevor Kehlans Psynergie vollständig umgewandelt war und eine Naturkatastrophe entfesselt wurde, die einen ganzen Landstrich verwüsten konnte. Es wäre wirklich zu Schade, wenn die Entfesslung des Goldenen Sterns auf diese Weise verzögert werden würde.
"Hohe Adeptin." Er wandte sich um, als Alyka an seinem Rücken vorbeilief.
"Gibt es noch etwas, Skrasas?", fragte die Erd-Adepting höflich.
Er zog eine Phiole mit einer rötlichen Flüßigkeit hervor und blickte für einen Moment hinein, bevor er sich umwandte und ihr reichte. "Falls sich eine Konfrontation mit der Offizierin nicht vermeiden lässt wird das hier nützlich sein."
"Was ist das?"
"Ein Trank ohne Namen. Zeigt ihn nicht den Hexen sie würden euch deshalb nicht umbringen, aber sie mögen die Quelle davon nicht."
"Ich danke euch, aber wie setzt man ihn ein."
"Werft ihn auf sie. Am besten wirkt es wenn es direkt trifft, wenn ihr verfehlt ist es aber auch nicht wirkungslos." Er überlegte kurz. "Tatsächlich hat er aber auch eine stärkende Wirkung wenn man ihn trinkt. Das ist sogar besser, als ihn gegen einen Feind zu werfen und eigentlich unbedenklich, aber es manipuliert die menschliche Lebensenergie, also solltet IHR ihn unter keinen Umständen trinken. Kein Wasser dieser Welt ist so gut, dass es diese Art von Schädigung vollständig behebt."
"Habt ihr mein Gespräch mit Kudo gehört?"
"Ja, aber diese Information hatte ich vorher schon..." Er beugte sich zu ihr vor und sprach Flüsterton: "Über Kadev."
Ihre Augen weiteten sich und sie öffnete den Mund, aber er schnitt ihr das Wort mit einer Handbewegung ab und schüttelte den Kopf. "Er hat zu viele Feinde, um offen über dieses Thema zu sprechen." Er deutete leicht in Richtung des schwebenden Neu-Mirnurzars. "Man wartet auf euch, Hoheadeptin."
Sie verabschiedete sich verwirrt und folgte den übrigen. Skrasas blickte wieder auf mehr hinauf.
"Vorsicht Paka...", flüsterte er.

Sein Blut kochte. Seine Hitzeresistenz war unglaublich gewaltig, aber die Temperatur, die sein Blut dabei war zu erreichen war selbst für ihn schmerzhaft. Bisher gab es allerdings noch keine äußerlichen Anzeichen. Es war erst der Anfang, aber er hatte den Zustand erreicht, indem er normalerweise auf seine Kräfte verzichten musste. Aber im Augenblick war es zu wichtig. Sie brauchten die Elementar-Sterne für Melfice und ER musste Mirnurzar noch einmal wahren Terror bringen. Er MUSSTE weiter machen seine Fähigkeiten weiter einsetzen. Egal welches Risiko für ihn damit verbunden war!
"WWAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHH!" Sein Hammer heulte auf und sandte mit wirbelnden Schlägen Magmageschosse durch den Raum, die Teile der Wände einschmolzen oder entzündeten. "GEBT MIR DIE STERNE! JEEETZT! ODER IHR WERDET ES BEREEUUUEEEEN! ZEIGT EUCH ODER ICH VERWANDLE DEN GANZEN TURM IN EIN KUNSTWERK DER ZERSTÖRUNG!"
Er schlug seinen Hammer mit aller Kraft auf die Erde und eine Magmafontäne wurde am Kopf freigesetzt, die bis zur Decke schoss und ein Loch in diese riss.
Er schwang seinen Hammer, um seinen ganzen Körper und dann in die Luft. Eine gigantische Magmakugel flog hoch über seinen Kopf und explodierte. Ein Hagelsturm von kleineren Magmageschosse regnete auf den Raum nieder ein jedes machtvoll genug, um einen Menschen restlos auszulöschen.

Metalldornen schossen aus Xallank Yalls Schulter als dieser mit einem Schrei zu Boden ging. Immer mehr Dornen brachen überall aus dem Körper des Kampfkunstmeisters und färbten ihn und die Erde rings um ihn herum rot von Blut, aber es war deutlich weniger Blut als er verlor, dann ebenso viel Blut wie das auf dem Boden sogen die Dornen einen gemeinsam mit seiner Psynergie. Und irgendwie gelang es ihm nicht neue Psynergie aus Mirnurzar zu ziehen, als würden ihn die Dornen von der Welt abschneiden. Sein Brustkorb riss auf und eine faustgroße schwarze Kugel voller Metalldornen löste sich aus dem Loch. Langsam schoben sich einige Dornen über die Kugel und legten eine einzelne Stelle frei. Ein Auge öffnete sich dort. Es war weit aufgerissen, rot und von Adern durchzogen. Xallank spuckte Blut, während weitere Metalldornen durch seine Haut brachen.
Es waren unzählige dieser Augäpfel in seinem Körper. Er versuchte eine Illusion auf sie zu wirken, doch es war als wolle er einen Stein täuschen. Sie verfügten einfach über gar keine Sinne, über die er die Kontrolle übernehmen konnte. Seine Angriffe waren auch nutzlos solange seine Ziele in seinem eigenen Körper waren. Zumal sie seine Psynergie absorbierten und dementsprechend auch Treffer mit dieser wirkungslos wären. Er schnappte nach Luft, als schließlich seine Lungenflügel durchstochen wurden. Er versuchte verzweifelt sein Schwert einzusetzen, doch sein Körper versagte ihm den Dienst.
Eine sanftes Licht floss aus der Pupille des Auges auf seiner Brust und nahm vorm von zwei Personen an.
"Meister Xallank Yall!", sprach einer von ihnen, ein alter Mann, "Kennt ihr schon Meister Ealar Loghain?"
Der alte Mann deutete auf die zweite Gestalt.
Xallank würgte nur noch mehr Blut.
"Ich bin Reyon, sagt euch der Name was?" Der alte Mann blickte ihn eine schmerzhafte Sekunde an bevor er fortfuhr. "Ich bin Mitglied einer Gruppe, die euren Gegner über aus verehrt. Ich war es übrigens, der ihm den Dolch der Wahrheit beschaffen hat. Was ihr mir wahrscheinlich nicht so übel nehmt, wie die Tatsache, dass ich die Teufelsaugen, die euren Körper auseinandernehmen an ihm angebracht habe. Die kennt ihr nicht... Sind ganz neu. Ich hätte eure Geschichte wirklich gerne gehört, aber man muss Prioritäten setzen.
Xallank fluchte innerlich über diese Situation. Im Augenblick seines Sieges war er geschlagen worden. Melfice selbst hatte nicht hier von gewusst. Wer seine Feinde täuschen will, muss zuerst seine Freunde täuschen. In gewisser Weise hatte Reyon eine simple und doch meisterhafte Illusion erschaffen. Und indem er nur als Projektion erschien war der alte Mann außerhalb von Xallanks Reichweite und sicher vor den Illusionen des Meisters.
"Majestät!", sprach Reyon zu Melfice, "Es ist verrückt! Kaum wart ihr weg sind einige Elementar-Sterne hier aufgetaucht... und Loghain, also wenn ihr es erübrigen könnt, kommt doch einmal vorbei."
Die Projektion verschwand, das Auge schloss sich und die Dornen kehrten in ihre alte Position zurück.
"Verdammt!", hustete Yall, bevor sich das "Teufelsauge" mit seinen Dornen in seine Kehle bohrte.
„Narr….“ Erklang es nicht von Xallank, sondern dem König der vergessenen Epoche. Reyon hatte seine Ganze Strategie zerstört! Zum ersten Mal seit Beginn des Kampfes zweifelte er an seinen eigenen Sieg. „Diese Dornen sind Interessant.“ Kam es von seinem Gegenüber, der trotz den großen Schäden, die er erlitten hatte, lebte.
Der König spürte zwar wozu diese Augen in der Lage waren - Psynergie, Blut und vielleicht noch weitere Dinge zu entziehen, doch eine Entscheidende Sache war davon nicht betroffen – Lebensenergie. Mirnuzar oder eher die Erde teilte ihre Kraft mit dem Meister. Da er diese Fähigkeit bis zum Ende geheim gehalten hatte, konnte er auf die kurze Zeit keine Schwäche erkennen, doch er war sich sicher, dass es eine gab.
„Und ich fragte mich, wann deine Lakaien endlich erscheinen würden. Offen gesagt habe ich eine größere Nummer erwartet. Ts. Zu erwarten, dass mich Herz und Totschlag erledigen könnte. Wie erbärmlich.“ Kam es Grinsen von dem Meister, der sich zu dem König duckte und den Dolch der Wahrheit an sich riss. Er ignorierte vollkommen die Augen, die sich nun in fast jedem Teil seines Körpers befanden.
Selbst wenn diese Augen ihm die Verbundenheit mit der Erde genommen hätten und ihm somit gefährlich geworden wären, wäre ihm ein zweiter Weg geblieben. Der Meister hatte in ihrem ersten Kampf bereits bewiesen, dass er mit seine Illusion jegliche Schäden und Verletzungen wie ein ‚Traum‘ wahrnehmen konnte und so selbst den direkten Tod entging. Alles hatte seinen Preis. Solche Macht hatte ihm den Verstand gekostet. Allein der Dolch der Wahrheit unterdrückte die Kraft der Illusion in ihm und befreite seinen Verstand. Das war höchstwahrscheinlich der einzige Grund warum er den Dolch nicht versucht hatte zu zerstören. Der Dolch war sein Erlöser vor dem Wahnsinn.

Der Meister erhob sich wieder und musterte den Dolch der Wahrheit von oben bis unten. Der Gegenstand, wonach er lange gesucht hatte. Zwar konnte er, solange er in seiner Nähe war, nur eine Illusion wirken, wenn er den Körper seines Ziels ‚aktiv‘ mit der Hand berührte und dann auch weit entfernt war, an seine mächtigsten ranzukommen, doch der Preis war es allemal wert.
„Du hast es also gewusst…“ kam es vom König.
„Verrückter Einsiedler…! Sie werden sich an ihren Worten noch verschlucken. Vorher werde ich Loghain aufgrund seines Doppelverrats in Rechtschaffenheit ziehen, nachdem ich Melfice erledigt und mir diesen hässlichen Bart abrasiert habe.“ Erklärte er und schaute sich seinen Körper genauer an. „Diese hässlichen Dinger stören.“
Er malte mit seinem Finger einen Kreis auf seinem Körper und wenig später saugte der Kreis jegliche Augen und Dornen aus seinem Körper heraus, versiegelte sie problemlos und verschwand. Der König hatte keine Anwendung von Psynergie gespürt, was ihn nicht sonderlich überraschte. Kein Meister der Kampfkunst, der nicht gerade ein Amateur war, würde aufgrund des Verlustes seiner Psynergie oder seine Spezialisierung in ernsthafte Schwierigkeiten stecken. Einer der Stufe S erst recht nicht.

Innerlich fluchend ging der König seine Optionen durch. Die Geschichte die er zu hören bekommen würde, hätte ihm tausendmal mehr Nutzen gehabt, als der kurze Eingriff. Zwar wussten es weder Xallank noch Reyon, doch Melfice seine Psynergie lud sich in ihm auf und somit seine Zerstörungstechnik – die womöglich einzige Waffe der diesen Mann vernichten konnte. Der Meister der letzten Stufe hob seine Klinge in die Luft. Diese nahm eine gelbe Farbe an.
„Machtversieglung.“ offenbar sah Xallank selbst ihn als Menschen an und wollte ihn nicht töten, sondern lediglich seine gesamte Macht versiegeln. Er hatte keine Wahl, sie konnten hier nicht verlieren. Flügel wuchsen ihm aus dem Rücken und seine Haut verfärbte sich, als er Melfice dem Dämon den Kampf überließ. Die Klinge ging wie ein Geisterschwert durch den Dämon durch und erzielte nicht die geringste Wirkung. Der Dämon sprang zurück, der Meister nicht überrascht über das Ergebnis. Ein zufriedenes Grinsen bildete sich auf seinen Lippen und sein gelangweilter Blick wandelte sich in eine zornige Freude. „Endlich bist du erschienen. Diesmal entkommst du nicht.“
Der einarmige Dämon schlug aus nächster Nähe mit der Klaue zu, der sich durch den Meister Riss, welcher ihn jedoch nur unbeeindruckt mit den Augen verfolgt hatte. „Heute werde ich meine Rache bekommen.“ Gab er mit einer kalten Stimme von sich.
Die Farbe seiner Klinge änderte sich erneuert und sein Schwertstreich teilte die Psynergie des Dämons wie am Anfang des Kampfes. Der Dämon hatte dazu gelernt und beschwor zwanzig Dämonen, die den Meister umzingelten und ihn mit verschiedenen Psynergie Salven bombardierten.
Die Augen des Dämons weiteten sich, als dieser unbeeindruckt heraustrat und alle Angriffe auf sich ergehen ließ, ohne Schäden davon zu tragen. Er ignorierte sie und ging mit langsamen Schritten auf Melfice zu. Der Dämon gab nicht auf und schoss eine gewaltige dunkle Welle auf den Meister, der getroffen wurde, aber nicht zurückschreckte und im selben Tempo weiter auf ihn zukam. Der Dämon fühlte Angst und Panik. Dieser Typ unverwundbar! „Greift ihn.“ Befahl er seinen Lakaien. Er musste irgendwie Gewinnen. Er war Melfice. Nur ein Schritt davon entfernt den dunklen Turm zu aktivieren. Er dürfte hier nicht scheitern. Wenn seine Lakaien es schafften, den Meister zu fangen, konnte er ihn womöglich auffressen.
„Die Hand der Erde.“
Mehrere Hände aus Erde packten die Dämonen, die dadurch Bewegungsunfähig wurden. Xallank setzte seinen Weg fort. Der Dämon erhob sich panisch in die Luft und beschwor neun weitere Dämonen aus seinem Arsenal. Nahkampfspezialisten. Er wusste, dass sie nicht lange genug existieren würden. Seine letzte Beschwörung hatte er sich aufgehoben. Diesen Meister konnte er nicht besiegen. Er kannte ihn zu gut. Seine Psynergie hatte er auf ein Niveau reduziert, von der er seine mächtigste Technik nicht anwenden konnte. Ohne diese konnte er nicht gewinnen! Diese Technik war schon immer sein Schlüssel für den Sieg gewesen, wenn es von hart auf hart gekommen war. Die Möglichkeit zur Flucht würde er ihm wohl kaum geben, selbst wenn, würde er ihn durch seine Erdteleportationstechnik jederzeit aufholen können. „VERDAMMT ICH WILL NICHT STERBEN!!!!“ brüllte der Dämon und schaute sich nach jeglichen Psynergiequellen um. Keine weit und breit. Nichts, was er schnell erreichen konnte. Selbst wenn etwas aufzufinden wäre, würde Xallank es verhindern.
„Ist das alles was der mächtige Dämon Melfice drauf hat?“ gab Xallank herablassend von sich.
Er brauchte etwas Neues. Etwas, womit selbst er nicht rechnen konnte. Die Ganze Überlegenheit seines Gegners baute sich darauf auf, dass er ihn durchschauen konnte – genauso wie es Loghain die ganze Zeit getan hatte. Xallank hatte sogar höchstwahrscheinlich herausgefunden, wer der König aus der vergessenen Epoche ganz genau war.
Die Augen des Dämons wandelten sich von einer Sekunde auf die andere, als er seine letzte Beschwörung tätigte. Ein faustgroßer leuchtender Dämon aus purem Licht erschien vor ihm. Ein Lichtdämon – die absolut seltenste Dämonenrasse die je existiert hatte. Sein Gegner entgegnete es nur mit einem arroganten Lächeln. Der Dämon öffnete seine Mund. Seine Reißzähne guckten genauso wie seine lange Zunge heraus. Das Bild des kranken Dämons wurde perfekt, als dieser entgegen alle Erwartungen den kleinen Lichtdämon griff und ihn mit einem mal verschluckte. Der mit Abstand ekelhafteste Geschmack den er beim Fressen je empfunden hatte!
„Kannibalismus?“ gab Xallank unerwartet von sich.
Die Psynergie des Dämons füllte sich auf Anhieb und der Meister erkannte die unglaublich große Gefahr die dadurch entstanden war. Der Dämon fackelte keine einzige Sekunde. Sein Horn leuchtete auf und eine violett leuchtende Kugel entstand über diesem. „ES IST AUS!!!“.
Xallank fluchte. Mit so etwas hatte er ganz sicher nicht gerechnet. Ein komisches Gefühl breitete sich in ihm auf. Er hatte schon vieles über diesen Angriff gelesen. Er hatte viele alte Reliquien, Bücher und Schriftrollen über den Dämon gefunden. Diese Attacke wurde überall anders beschrieben, was es bewirkte, doch in einem waren sie sich alle einig: Es war der sichere Tod.
Er konnte nicht alles auf seine Heilung durch den Boden legen. Die Heilung die er nach dem Angriff dafür bekam, würde höchstwahrscheinlich nichts mehr von diesem Kontinent übrig lassen – selbst dann war es ungewiss ob er überleben würde. Eine solche Verantwortungslosigkeit konnte er nicht eingehen.
Er legte seine Hände auf den Boden und rief den Namen einer alten Festung, die erneuert erschien und Melfice einschloss. Seine stärkste Verteidigung.
Der Dämon in seinem inneren schoss den Strahl ab, der einfach durch die Wand der Festung ging. Keine Sekunde später verblasste die Festung und löste sich auf. „Tut mir Leid. Ich werde nach dem hier nicht zurückkommen. Das wird mein letzter Angriff. Lebt wohl.“ Sein Blick ging kurz zum Dolch der Wahrheit, den er in seiner Hand hielt.

Der Dämon genoss seinen Sieg. Der Strahl hatte sich gerade durch die mächtigste Verteidigung des Meisters durchbohrt. Jedoch sah er ihn nicht. War er mit seiner Erdteleportation verschwunden? Selbst wenn, es machte keinen Unterschied. Der Angriff musste nicht treffen, damit er das Ziel vernichtete.
„Da bist du ja.“ Erklang es grinsend von dem Dämon, der Xallank auf den Boden erkannt hatte. Der Meister war vor dem Strahl erschienen und hob seine Hand, als er seine Technik aussprach. „Final Odysee.“ Eine Purpur leuchtende Version von einer Odysee Klinge, die aus seiner eigenen Klinge entstanden war. Der Dämon lachte über den Versuch seinen Angriff etwas entgegenstellen zu wollen. Niemand konnte diesen Angriff blocken, abwehren, ausweichen oder überleben. Er verstand es selbst nicht und vielleicht war dies einer der Gründe warum es auch so geblieben war.
Kurz bevor der Strahl und die Odyseeklinge aufeinanderstießen, teilte sie die Klinge in zwei, wisch so dem Strahl aus und flog direkt weiter auf Melfice zu. „Ein Angriff? Du Greifst aus deiner erbärmlichen Lage an, statt um dein Leben zu kämpfen?!“ schrie er und wisch beiden Angriffen rechtzeitig aus. Sein Angriff hingegen detonierte wenig später und ließ nur eine große Rauchwolke zurück. Als der Rauch verschwand war nichts mehr von dem Meister der Kampfkunst übrig geblieben. Der ganze Ort war in Trümmern vergraben. Der Dämon konnte es nicht fassen! Er hatte gesiegt! XALLANK YALL WAR TOT!Er brach in Gelächter aus, wurde jedoch von dem unglaublichen Schmerz unterbrochen, den er plötzlich spürte.
Ein Purpur leuchtende Klinge hatte ihn aufgespießt. Der Dämon krachte fluchend auf den Boden, als er merkte wie ein gewaltiger Teil seiner Psynergie entzogen wurde. Mit seinen Klauen schaffte er es zwar, die Klinge wieder zu entfernen, doch der Verlust war geblieben. Der letzte Angriff des Meisters hatte sich nicht in zwei, sondern in drei geteilt. Wenn ihn nur zwei der drei Klingen getroffen hätte…
Der einarmige Dämon rappelte sich unheimlich geschwächt wieder auf und erkannte erst dann seinen großen Verlust. Der Treffer bewirkte, dass der König und er nicht mehr tauschen konnten. Wie er diesen Kerl HASSTE!
Er streckte seine Hand in die Richtung in der die Hütte ehemals gestanden hatte. Wenig später erschien der letzte Schlüssel für den Turm in seiner Hand. Der Dämon musste seine Halbdämonform annehmen. Es war keine Spur vom Dolch der Wahrheit. Er musste hier so schnell wie möglich verschwinden und nach neuem Futter suchen. Wenn er auf einen weiteren Meister traf, war er Geschichte. Wenigstens hatte er nun alle notwendigen Artefakte um den Turm zu aktivieren. Er brauchte keine weitere Auseinandersetzung mit einem Meister der Kampfkunst. Die Leuchttürme mussten nur entfacht werden. Bevor er sich mit diesen ‚Menschen‘ Treffen würde, musste er sich stärken. Er hatte keine Lust in eine Potenzielle ‚Falle‘ Loghains zu laufen.

„Der Dämon hat gesiegt, jedoch ist er am Ende seiner Kräfte. Er wird sich nicht trauen in dieser Verfassung hier anzutanzen. Er wird Menschen mit der Gabe der Sterne jagen gehen.“ Versicherte Loghain dem alten Mann, der ihm nur zuhörte.
„Ausserdem ist der Kontakt zwischen Dämon und König unterbrochen. Zumindest bis der dunkle Turm von der Goldenen Sonne überflutet wird.“ Der Meistermörder verließ seinen Schneidersitz, stand auf und schaute zu seinem Gegenüber. „Was wird dann geschehen?“ fragte Reyon.
Ealar Loghain lachte und schüttelte wenig später den Kopf. „Wenn das Licht der Goldenen Sonne den Dämon trifft, werden sich beide trennen. Das ist was der König will.“ Er drehte dem alten seinen Rücken und fügte hinzu. „Freiheit ist nicht alles, was er sich erhofft im Turm vorzufinden. Sondern seine ganze Macht. Der König den ihr verehrt. Wie viel wisst ihr über ihn?“ bei seinen letzten Worten drehte er sich wieder Reyon.
„Nicht viel, richtig? Die Gruppe mit den drei Elementarsternen – Merkur, Jupiter und Venus – ihr wollte es ihnen abnehmen und die Türme für die Gunst des Königs entzünden.“ So zumindest waren seine aktuellsten Informationen was die Elementarsterne anging. Reyon unterbrach ihn. „Du wolltest vorhin nicht mehr reden. Offensichtlich bist du mit dem Ausgang des Kampfes nicht zufrieden.“ Der Meisterkiller schüttelte seinen Kopf. „Falsch. Es ist so ausgegangen wie erhofft. Meine Verhandlungsposition ist besser als zu Beginn. “
„Du weisst was ich wissen will, Junge.“ Konterte Reyon.
„Ich weiss nur, dass ich nicht gerne mit Leuten verhandle, die mein Eigentum, als dummes Friedensgeschenk an einen Dämon geben der nichts damit anfangen kann. Der König hätte es vielleicht geschätzt, doch reden wir offen: Den Dämon interessiert es momentan nur ein Dreck.“


„Ich hatte einen weniger in Erinnerung.“ Sagte Ailas, als er das neue Mädchen sah.
„Eine Freundin.“ Kam es Merl recht schnell und der Wasseradept begnügte sich offensichtlich damit.
Sie waren inzwischen wieder zurück und Vera war immer noch nicht aufgewacht, würde es bald aber sicherlich tun. Ihr ging es gut, was Merl beruhigte. Tsuka und Lucya schauten immer noch mit den Fragen „Was ist passiert? Was suchst du hier“ in seine Richtung, sowie Merl. „Es wird nun Zeit, dass ich es euch von den schrecklichen Geschehnissen erzähle… Bevor Vera aufwacht. Ich bzw. wir brauchen eure Hilfe. Wir haben sonst niemanden.“ begann er und sein Ton hatte sich ins Negative geändert. „Ich weiss nicht womit ich beginnen soll… Nachdem wir Sturmfeste verlassen hatten, war alles noch in Ordnung. Es war Allgemein alles in Ordnung bis etwas Geschah, was keiner von uns erwartet hätte.“ Er legte ein schweigen ein. „Was ist passiert?“ fragte Tsuka ungeduldig. Nach weiteren Sekunden der Stille fuhr Ailas schließlich fort und Zorn spiegelte sich in seinen Augen wieder. „Dieser dreckigen, heuchlerischen, egoistischen Mörder haben uns hintergangen!“ die Wörter trafen sie wie ein Schlag. „Verraten? Inwiefern?“
„Es fing alles mit einem Streit an. Wir waren kurz davor den letzten Elementarstern in unseren Besitz zu bringen und hatten vorher eine Rast in einer Stadt gemacht. Kudo sprach mit dem Kapitän darüber die Gruppe zu verlassen, welcher nicht sehr beeindruckt davon war. Die Diskussion wurde immer hitziger, doch schließlich willigte Paka ein. Jedoch wussten wir nicht, welches Monster sich in ihm versteckte. Er hatte nicht vor uns gehen zu lassen – nicht lebend. Kudo und ich wurden von Paka, Saitu und ein paar weitere seiner Anhängern angegriffen. Der Angriff geschah nicht vor der gesamten Piraten Gruppe sondern im Stillen. Offenbar will Paka sein Gesicht als den gutmütigen Kapitän vor Neumitgliedern wie Lashon, Kanra und Sylvos bewahren. Im Kampf gegen uns beschwor er einen merkwürdigen Dämon Namens Melfice. Wir unterlagen.“ Merl unterbrach ihn. „Moment, Moment. Was war mit Vera?“ Ailas schüttelte seinen Kopf. „Sie war nicht bei uns gewesen. Es kann möglich sein, dass Paka vor hatte sie am Leben zu lassen. Ich war rein zufällig dort. Vermutlich wäre ich auch nicht angegriffen worden, wenn ich nicht dort gewesen wäre. Das was ihn nur interessieren zu schien, war der Elementar-Stern den Kudo trug. Er und der Dämon sprachen von irgendeinem komischen dunklen Turm den sie entzünden wollten. Ich weiss nicht was dort mit ihr geschehen ist, jedoch… “ Er machte eine kurze Pause und schaute kurz zu Tsuka. „ Als ich bei Calixtus war und ihn nach Vera ausfragte, sagte er mir dass er sie mit dem Dämon Melfice ausgetauscht haben soll. Es war ein Mädchen gegen Mädchen Geschäft sagte er. Keine Ahnung war er damit meinte. Ich kann Menschen aufspüren, auf die ich mein Spezialwasser aufgetragen habe. So konnte ich Vera finden.“ Und schloss damit das Kapitel Vera.“ Zu uns: Kurlag, ein alter Zauberer aus Akestas, wir kannten ihn schon sehr lange, rettete mich mit einem Zauber vor dem sicheren Tod. Ich wurde mit dem Merkurstern weit weg teleportiert, jedoch hatte ich den Stern nicht mehr bei mir. Ich wachte in der Nähe eines Strandes auf. Ich weiss nicht was aus ihm geworden ist… Den Rest kennt ihr“ Er schwieg, als wollte er die nächste Frage nicht beantworten. Schließlich traute sich das jüngste Mädchen dannach zu fragen. „Und was ist mit Kudo?“ Ailas schwieg eine ganze Zeit lang und machte einen sehr traurigen Eindruck. Es kam ihnen wie eine Ewigkeit vor, bis dieser schließlich antwortete.“ Er hat im Kampf gegen den Dämon sein Leben gelassen.“
"Dieser Ort ist perfekt!", sprach Garm mehr zu sicher selbst, als er mit der Pfote über den sterbenden Rassen strich.
Dewan in seinem Inneren schauderte, als er die Berührung spürte, so als wäre es seine eigene Hand. Er hatte sich vorerst mit seinem Los abgefunden, da der Dämon anscheinend die größere Kontrolle ausübte, andernfalls hätten sie diesen Platz schon längst verlassen. Er fühlte sich so leer an, so... tot. Dieser Ort war wahrlich von den Sternen verlassen.
"~Wer sind diese Leute?~", fragte Dewan Garm über die telephatische Verbindung zwischen ihnen und bezog sich auf die Menschen um sie herum, die sie halbversteckt hinter Säulen oder Büschen beobachteten.
"~Ich müsste raten,~", erklärte Garm für ihn in seinen Gedanken, "~schließlich war ich Ewigkeiten nicht mehr in Mirnuzar. Hier in der Nähe gab es mal eine riesige Akademie, die deinesgleichen ausgebildet hat. Fanatische Kultisten waren das... Zu meinen Glanzzeiten wurde ich dort des Öfteren beschworen, bis ich aus 'Versehen' ihr Archiv abgebrannt habe. Mit meinem Meister... Ich glaube das hier sind irgendwelche Überreste eben jener 'Berührten'.~"
"~Ich dachte du kannst deinem Meister keinen Schaden zufügen?~", bemerkte Dewan.
"~Kommt drauf an.~", erwiderte Garm heiter und tappste weiter. Die Menschen wichen ängstlich vor ihm zurück, als er an ihnen vorbeischritt. "~Bei der Beschwörung wird stets der Vertrag geschlossen und daher endgültig. Deswegen muss man gründlich auf seine Formulierung achten und kein Detail zu vage ausdrücken. Weil wenn ein Dämon die Gelegenheit bekommt seinen Meister zu töten, dann ergreift er sie, denn dann ist er wieder befreit. Zu schade, dass unser jetziger Meister ziemlich vorsichtig war. Ich fürchte sein Schutz ist absolut dicht. Vielleicht vertut er sich mal, wenn er uns einen Befehl gibt, ansonsten können wir nicht viel mehr tun als zu erledigen, was er von uns verlangt.~"
Dewan konnte nicht sagen ob er Mitleid für den Dämon empfinden sollte, da er anscheinend nichts anderes war als ein Sklave für die Menschheit, andererseits schien ihm das Schicksal anderer auch nicht sonderlich zu berühren. Daher beschloss er, sich zunächst auf ihre Aufgabe zu konzentrieren.
"~Dieser Ort... ist tot in der Sternenmacht.~"
"~Gut erkannt.~", antwortete Garm und blieb an dem Fleck stehen, an dem das Leeregefühl am stärksten war. "~Und dieser hier ist sehr frisch. Ein glücklicher Zufall! Hier sollten wir Melfice zur Strecke bringen. Hier gibt es keine Sternenenergie und jene die sie tragen werden sie verlieren. Ziemlich schlecht platziert, wenn das hier wirklich eine Akademie für Berührte ist.~"
"~Wie kann soetwas überhaupt entstehen?~", fragte Dewan verwirrt. Soetwas widernatürliches hatte er noch nie gesehen.
"~Es gab Wege... Naja, von denen ich nie gedacht hätte das sie in der heutigen Zeit noch existieren. In Mirnuzar gibt es noch andere Orte wie diese hier... Nicht viele, aber es gibt sie. Wenn man weiß, wo man suchen muss. Aber wichtig für uns ist, dass es genau das ist, was wir gegen Melfice brauchen. Jetzt müssen wir uns nur einen Weg einfallen lassen, ihn hierherzubringen.~"
"~Vielleicht ein Teleport?~", schlug Dewan vor.
"~Wie gesagt: Sternenenergie funktioniert hier nicht. Wir können hier nicht reinteleportieren, denn die Sternenenergie kann diesen Platz nicht erreichen.~", belehrte ihn Garm.
Einer der Menschen trat vor, vermutlich einer der Lehrmeister.
"Was... Willst du von uns Kreatur?", fragte der Mann bemüht ruhig, doch Dewan konnte durch Garms Nase seine Angst förmlich riechen.
Der Hundedämon ignorierte ihn glatt.
"~Wir brauchen etwas anderes, aber Teleport ist ein guter Ansatz. Wie wäre es damit?~"
Er streckte eine Kralle aus und kratzte etwas in den Steinboden. Der Mann beugte sich vor, als glaubte er der Dämon wollte ihm eine Nachricht schreiben. Er zog die Stirn kraus, als er das Symbol sah, dass Garm in den Stein geritzt hatte.
"Ich fürchte ich verstehe nicht..."
"Das...", sagte Garm und alle Menschen um ihn herum erschraken darüber, dass er sprechen konnte. Sichtbar zu Garms Genuss. "... ist das Zeichen dafür, dass ihr lieber packen und von hier fortziehen solltet, denn bald wird hier ein Kampf ausbrechen und ich weiß nicht ob euer kleines Versteck hiernach noch steht. Außerdem hat der Gast, den ich gedenke hierher einzuladen, euch alle gewiss zum Fressen gern. Beeilt euch lieber."
Garm machte einen Satz und rauschte so schnell davon, dass die Menschen dachten, er hätte sich einfach in Luft aufgelöst.
"So ein Unglück... Erst tötet dieser Anarath Meister Talb, beraubt unserem Unterschlupf seiner Macht und jetzt müssen wir von hier fliehen? Womit haben wir das verdient...?"

"Kunstwerk der Zerstörung? Welch kleingeistiger Unsinn.", ertönte eine kühle Frauenstimme durch den Raum. Als Kehlan aufblickte, sah er wie die Sprecherin in der Tracht der Grauen Garde in imposanter Manier auf ihn zuschritt und einen edlen Degen blankzog.
"Es kommen einfach noch mehr? Versucht ihr mich so mit bloßer Übermacht zu schlagen? Wenn ihr glaubt das würde funktionieren, wäre das ein lächerlicher Plan. Besonders wenn mein letzter Gegner nur eine Soldatin von der Grauen Garde ist.", spottete Kehlan und nahm seinen Hammer von der Schulter. "Bringt mir besser die Sterne oder ich sorge dafür dass von diesem Berg nichts mehr übrig bleibt."
"Ist dem so? Dann versucht es. Zerstört uns, wenn Ihr könnt. Aber Mirnuzars Gerechtigkeit wird niemals zerschmettert werden."
Oviir warf ihren Umhang für optimale Beweglichkeit ab. Mit stechenden Augen fixierte sie ihn und nahm Kampfhaltung ein. Kehlen gestatte sich den letzten Moment vor Kampfbeginn und sah sich in dem Raum um. Er wollte Überraschungen wie auf der letzten Ebene vermeiden. Dieses mal fand er keine Ventilatoren, dafür war der Raum mit metallischen Stäben gespickt, die in unregelmäßiger Form auf dem Boden, an den Wänden und an der Decke verteilt waren. Doch ihr Zweck blieb ihm verborgen.
"Netter Raum.", bemerkte er und wandte sich wieder seiner neuen Gegnerin zu. Eine Antwort bekam er nicht. Kehlan hob eine Braue.
"Bist du verstummt?", fragte er in amüsierten Unterton, doch seine Gegnerin würdigte ihn noch immer keine Antwort. "Na schön...", brummte er und richtete die Hand auf sie. Er hatte die Spielchen langsam satt. Mit einem grimmigen Aufschrei hüllte er sie in einen Sturm heißkochender Luft ein.
Die Sturmwind wich seinen Angriffen mit verblüffender Leichtigkeit aus. Tatsächlich sah es so aus, als hätte sie es schon tausend Male getan. Kehlan musste zugeben, dass er von ihren Reflexen beeindruckt war, aber andererseits hätte er auch nicht geglaubt, dass es sich nur um eine gewöhnliche Kämpferin der Grauen handelte. Sie huschte mit schnellen Schritten zwischen den metallischen Stäben hindurch, die durch die heiße Luft schon ein schwaches rötliches Glimmen angenommen hatten. Mit jedem Augenblick, den sie den Luftstößen auswich, überbrückte sie ein weiteres Stücken Distanz zu ihm. Sie suchte den Nahkampf. Kehlan entschied sich, ihn ihr zu geben und seine Luftstöße verstummten.
"Dann zeig mal was du kannst.", rief Kehlan aus und schwang den Hammer auf ihren Kopf zu, als sie in Reichweite kam. Mit einer geschmeidigen Bewegung tauchte unter der Attacke weg und hob ihre Klinge zum Angriff, brach ihn aber abrupt ab, als Kehlan den Hammerstiel wirbeln ließ. Oviir sprang ihn wieder an, wich jedoch aus dieses Mal seinen Angriffen aus und begab sich jedes Mal aus seiner Reichweite. So setzte sich der Kampf eine ganze Weile fort. Langsam wurde Kehlan unruhig. Sie hatte ihn noch nicht einmal angegriffen. Stattdessen täuschte sie es jedes Mal an, entging seinen Schlägen und Luftstößen und zog sich wieder zurück, nur um wenig später wieder in den Angriff zu gehen. Ob sie ihn nach Schwachstellen abtastete? Kehlan lächelte in sich hinein. Da konnte sie lange suchen. Aber er wollte sichergehen. Er schwang seinen Hammer zu einem weiten wilden Hieb, mit dem Ziel sie aus dem Gleichgewicht zu bringen. Zu seiner Überraschung schien das auch zu gelingen, denn Oviir musste schlagartig zurückweichen und mit ihrer Balance kämpfen. Kehlan setzte nach, bereit ihren Schädel zu zerschmettern. Um dem Hieb zu entgehen, ließ sich Oviir nach hinten fallen, ein Fehler, dachte Kehlan. Doch bevor ihr Rücken den Boden berührte kam ein kräftiger Wind auf, der ihren Körper erfasste und direkt unter Kehlan brachte. Kehlan hatte zwar mit einem Gegenangriff gerechnet, aber nicht damit. Der Degen blitzte und Kehlan feuerte einen weiteren Luftstoß, um sich von der Klinge fortzubewegen. Das dünne Metallblatt durchtrennte seinen Nasenrücken, wo eben noch seine Augen gewesen waren. Kehlan landete nach einem eleganten Salto auf den Beinen und betastete mit schmerzverziertem Gesicht die Nase.
"Autsch. Du wolltest mich blenden.", stellte er mit gelassener Stimme fest und schloss die Wunde mit einem kurzen Hitzestoß. "Du hast mir nicht erzählt, dass du eine Windadeptin bist. Ich wusste gar nicht, dass die Graue Garde Adepten einstellt."
"Ich bin nur Ehrenmitglied.", antwortete Oviir im neutralen Tonfall. "Ich bin ihr Training durchlaufen und habe es gleichsam ein wenig verfeinert. Nebenbei... leite ich sie."
Kehlan lachte.
"Oh!! Verzeiht, dass ich Euch nicht gleich erkannt habe Herrin Sturmwind, Herrin des Scharfrichtergipfels. Welch Zufall, dass wir uns hier begegnen. Euer Tod wird wohl für Unzählige ein Schock werden. Nicht auszudenken, was Euer abgetrennter Kopf in Shetver alles auslösen könnte..."
Sturmwind würdigte dem keine Antwort und sprang ihn wieder an. Doch Kehlan sprang zurück und schwang seinen Hammer, der aufheulte und ein Magmageschoss Oviir entgegen sendete. Oviir sprang zur Seite und das Magmageschoss traf einen der metallischen Stäbe, wo es zerbarst und den Stab zerschmolz.
"Euer Kampfstil ist der eines Feiglings. Und wie einen Feigling werde ich Euch töten. Dann sind wir hier endlich fertig. Wenn diese Leute sich dann noch immer weigern mir die Sterne zu übergeben, werde ich alle hier mit Euch begraben."
"Niemand hat je behauptet, dass hier bereits Endstation ist.", hauchte Oviir und machte einen fast gemächlichen Ausfallschritt zur Seite. Ihr Fuß trat auf einen fast unsehbaren Steinschalter auf dem Boden, der mit einem tiefen Klicken in seiner Vertiefung verschwand. Direkt unter Kehlan öffnete sich eine Falltür. Doch Kehlan grinste nur und brachte sich mit einem Luftstoß in Sicherheit.
"Ich hoffe, das war nicht Euer großer Trick.", spottete Kehlan und blickte den Schacht hinunter. Dieser war anders. Die Wände waren aus dem gleichen massiven Graustein des Gebirgzuges, dem der Scharfrichtergipfel angehörte. Dieser Schacht war eindeutig künstlich angelegt worden und war kein Bestandteil des eigentlichen Leuchtturmes. Doch er war so tief, dass er außer dem pechschwarzen Loch nichts erkennen konnte. Zweifellos war das der Ort, an dem diese Narren ihn so verzweifelt zu bringen versuchten.
"Wo führt das hin?"
"Springt doch hinunter und findet es heraus.", erwiderte Sturmwind trocken.
Kehlan lächelte mehrdeutig.
"Vielleicht werde ich das. Nachdem ich Euch erledigt habe."
Seine Gegnerin antwortete nicht. Stattdessen schenkte sie ihm nur ein kurzes herablassendes Lächeln. Kehlans Mundwinkel zuckten. Die Temperatur seines Blutes stieg langsam auf ein unerträgliches Niveau an. Es war Zeit den Kampf zu beenden. Er winkelte die Beine an und nutzte einen Luftstoß um sich blitzschnell durch die Halle zu bewegen. Er gab seiner Gegnerin nicht einmal Zeit auszuweichen. Kaum hatte er sie erreicht, deckte er sie mit einem Schauer von Schlägen ein. Kehlan ließ ihr keine Zeit mehr zum Zurückweichen. Jedes mal wenn sie es versuchte setzte er einfach nach. Dabei nahm er sogar eine leichte Wunde an seinem Hals und seiner linken Hüfte hin, nur um sie von der Flucht zu hindern. Wie ein Tier trieb er sie vor sich her und nutzte seinen Vorteil seiner überlegenen Stärke und Schnelligkeit. Oviir stieß beim Zurückweichen mit dem Rücken an einen der Stäbe und warf sich mit einem Zischen zur Seite. Sein Hammer traf ihre Degenklinge mit voller Wucht zwischen Hammerkopf und Metallstab. Die Waffe zersplitterte und Oviir sprang konzentriert zurück. Doch Kehlan setzte ihr nicht mehr nach, sondern sah wortlos die Splitter des Degens an.
"Wollt Ihr mich beleidigen?", knurrte er wenig später und trat mit seinem Stiefel auf die Splitter. "Diese Klinge war nicht einmal mit Psynergy geschmiedet. Wollt Ihr mir damit sagen, dass eine gewöhnliche Waffe durchaus genug ist, um mich zu bezwingen?"
"Zweifellos. Jede Waffe hat ihre Vorzüge.", erwiderte sie.
"Ach ja?"
Er holte aus und schlug in den Metallstab, der sich durch den Schlag völlig verbog. Magma schoss aus dem Kopf hervor und verwandelte das Material in Schlacke.
"Was kann Euer zerbrochener Zahnstocher?"
"Das.", antwortete sie knapp, sprang einen Satz zurück und schlug mit dem zerbrochenen Degenüberrest gegen eine andere Stange. Es funkte.
Bevor Kehlan es realisierte, flog er von einem schweren Schlag getroffen quer durch den Raum. Sein gesamter Körper schmerzte, als er sich wieder auf die Beine zog. Was war das? Er griff nach einer der Stangen, um sich an ihr hochzuziehen... Dann begriff er, leider zu spät. Ein kräftiger elektrischer Blitz sprang von dem Stab auf seine Hand über und durchflutete seinen gesamten Körper. Die Wucht schleuderte ihn wieder durch den Raum, wobei er dieses Mal seinen Hammer fallen ließ. Ein kurzes Gefühl der Taubheit lähmte seine Muskeln. Trotz all der Schmerzen die er empfand kämpfte er sich auf die Beine. Offenbar waren die Stäbe über verborgene Leitungen miteinander verbunden. So konnte Sturmwind ihre Blitzpsynergy über ihre Waffe und die Leitungen direkt zu ihm leiten, wo ihn eine sehr konzentrierte und sehr gefährliche Ladung traf. Als er wieder stand und Oviirs überraschtes Gesicht sah, grinste er wie wahnsinnig.
"Monster. Wie kannst du nach all dem noch stehen?", zischte Oviir ungläubig, warf den zerbrochenen Griff achtlos weg und ging wieder in Kampfhaltung.
"Jaa, wie nur...?!", lachte Kehlan und flog mittels Luftstoß wieder auf sie zu. Nun hatte sie keine Waffe mehr und ihre Psynergy konnte ihm nichts anhaben. "Werdet zu Kunst, HERRIN STURMWIND!!"
Im nächsten Moment wurde er getroffen. Seine Sicht verschwamm und er fiel aus seiner Flugbahn zu Boden. Irgendwie schaffte er es noch sich abzurollen und einem harten Aufprall zu entgehen. Als er zum Stillstand kam, sah er an sich herunter und entdeckte einen schlanken Pfeil, der sich direkt in seine Brust gebohrt hat. Kehlan sah auf und kniff die Augen zusammen um besser sehen zu können. Am Treppenansatz, der in den Raum geführt hatte, hockte verborgen den Schatten eine Frau, die den selben kühlen und berechnenden Blick zur Schau trug wie Sturmwind. Doch es war keine Zeit sich auf den Neuankömmling zu konzentrieren, denn hinter ihm erklang das Geräusch schleifenden Steins. Als Kehlan sich umdrehte, sah er gerade noch, wie sich eine Geheimtür zum Raum zur Seite schob und ein Soldat der Grauen Garde hervorstürmte, eine Hellebarde zu einem tödlichen Stoß erhoben. Blitzschnell stieß Kehlans Hand der Klinge entgegen und packte die Waffe am Stiel, bevor sie ihn aufspießen konnte. Mit einem Grinsen entwandt Kehlan ihm geschickt die Waffe und setzte zu einem tödlichen Gegenschlag an. Doch der Soldat erwiderte nur das Lächeln.
"Jetzt, Herrin!"
"Gewitter!", rief Oviir und entfesselte einen Blitzsturm, den die Waffe wie magnetisch anzog.
Kehlan kreischte, ließ die Waffe los und warf sich zur Seite, um einem Pfeil zu entgehen der seine Kehle durchbohrt hätte. Mühevoll konnte er sich dem Blitzsturm entziehen. Er torkelte. Kehlan war fast am Ende seiner Kräfte angekommen. Sein Blut war bereits so heiß, dass seine Haut bereits dampfte. Langsam hielt er das nicht mehr aus. Die drei starrten ihn ausdrucklos an, als schienen sie zu warten bis er den nächsten Zug machte. Lediglich im Blick des Soldaten war ein verräterisches Aufblitzen der Neugier zu sehen und sein Blick schweifte knapp an Kehlan vorbei... Dieser wirbelte herum und entdeckte den Grund sofort. Direkt hinter ihm, wo das Loch des künstlichen Schachtes war, erhob sich der Oberkörper und der Kopf einer leuchtenen kristallienen Schlange, die ihn mit glühend roten Augen fixierte. In dem Moment in dem er sie bemerkte, riss sie das Maul auf und stieß zu. Die Bewegung war unglaublich schnell, einfach zu schnell für ein Wesen dieser Größe. Die scharfen Fangzähne gruben sich in seine Hüfte. Kehlan schrie und bevor er es verhindern konnte, zog ihn die Kreatur in den Schacht und warf sich mit ihm in die Dunkelheit.

"Kudo... tot? Das... nein...", stammelte Tsuka mit zittriger Stimme und streckte die Hand haltsuchend nach der Hauswand des Gebäudes aus, in der sie vom Killerkommando letztens noch festgehalten wurden.
Merl ging zu ihr und legte ihr tröstend eine Hand auf die Schulter. Er hatte Kudo zwar nicht sondlich leiden können, aber er war für Tsuka einer der wenigen Personen gewesen die sich überhaupt für sie interessiert hatten. "Dieser verfluchte Dämon... hätte ich das nur gewusst...", murmelte sie zornig in ihrer Trauer.
"Was, Zuki? Was redest du da...?", fragte Merl verwirrt.
Es war eines der wenigen Male, bei denen Tsuka ihn nicht bei der Verwendung ihres Kosenamens zurechtwies.
"Ich hatte dir nichts davon erzählt, weil ich fürchtete du würdest an die Decke gehen, Anarath... Ich bin diesem Dämonen bereits begegnet."
"Du hast was? Wieso hast du es mir nicht gesagt? Du weißt doch du kannst dich mir anvertrauen, egal was es ist."
"Schon, aber..." Sie schluckte kurz, um ihre Stimme zu beruhigen. "Aber ich habe Mist gebaut... Calixtus und seine Männer... Sie hatten Lucya entführt und waren auch kurz davor mich mitzunehmen. Dieser Dämon tauchte auf, befreite mich und wollte, dass ich ihm die Schrift eines antiken Buches entziffere... Da kam ich auf die Idee von einem Handel. Lucya gegen die Übersetzung."
"Was für eine Übersetzung?", fragte Merl ruhig.
"Über einen dunklen Turm... Einen Leuchtturm der Dunkelheit. Das ist es was der Dämon will. Anarath, ich hatte gedacht alles wäre perfekt. Ich war vorsichtig, mit allem was ich sagte. Dämonen kann man nicht vertrauen, dass ist das oberste Gebot. Ich wählte all meine Worte mit Bedacht, damit er mich nicht betrügen konnte und Lucya heil zurück bringen würde... Das tat er... Im Austausch gegen Vera. Hätte ich nur irgendwie erwähnt, keine Unschuldigen mit hinein zu ziehen..."
Merl sagte zunächst nichts, sondern blickte zu Ailas, der ein betroffendes Gesicht machte. Dann wandte er sich wieder Tsuka zu.
"Ist okay, du hättest es nicht wissen können... Ich bin sicher Vera wird dir vergeben, wenn sie erwacht, wenn es denn etwas zu vergeben gibt. Sollte Paka diesen Melfice wirklich beschworen haben, damit er sich um Kudo kümmert, dann war sie bestimmt schon vorher in seiner Gewalt. Was ist dann passiert?"
"Er gab mir Lucya, ich ihm die Übersetzung und das wars. Dann war er weg. Ich konnte das Buch behalten... Oh und da ist noch eine kodierte Seite, von der er offenbar nichts weiß. Sie scheint nicht zum Buch selbst zu gehören, aber ich kann sie nicht entziffern..."
Ailas wurde ein wenig hellhörig.
"Eine verschlüsselte Nachricht in dem Buch über den dunklen Turm?"
Sie nickte. Tsuka schien sich so weit gefangen zu haben, dass sie sich nicht mehr abstützen musste und bedeutete Merl, dass sie okay war und er die Hand zurückzog.
"Ja. Aber ich bräuchte ein mathematisches Genie, dass zumindest das Sprachsystem versteht, ansonsten ist es zwecklos."
Merl nickte.
"Klingt nach einem Ansatz. Ich würde gerne mehr über diesen dunklen Leuchtturm erfahren, aber dazu später mehr. Zumindest haben wir eine gute Nachricht, Ailas. Der Stern ist in Sicherheit. Wir haben ihn."
Lucya nickte und holte den Merkurstern hervor, den sie während seiner Abwesenheit aufbewahrt hatte. Ailas schien erleichtert.
"Wenigstens eine gute Nachricht... Vielleicht besteht doch noch Hoffnung.", sagte Ailas und atmete sichtbar auf.
Merl hob die Braue.
"Du verstehst sicher, wenn ich den Merkurstern vorerst in meiner Nähe aufbewahre...?", fragte er.
"Oh... Sicher. Deswegen... können wir später noch einmal darauf zurückkommen, wenn Vera erwacht."
"Okay.", sagte Merl, nahm von Lucya den Stern entgegen und schob ihn in seinen Umhang. Dabei sah er an sich herunter und stellte resignierend fest, dass er wohl einen neuen brauchen würde.
"Und was machen wir jetzt?", fragte Ailas.
Merl sah ausdrucklos auf.
"Ich wüsste da was... Aber was sollen wir denn deiner Meinung nach tun?", fragte er zurück.
Ailas antwortete nicht sofort. Er fragte sich ob Anarath ihm glaubte oder nicht. Das war ihm nicht klar ersichtlich. Da er nicht antwortete, sprach er weiter.
"Für's Erste würde ich sagen wir gehen in die nächste Ortschaft, frischen uns dort auf, gehen noch einmal alles in Ruhe durch und entscheiden dann was wir tun. Vielleicht weiß Vera mehr. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass wir uns ausruhen müssen."
"Klingt gut.", stimmte Ailas zu.
"Jaaa... Ich... Ich brauch jetzt unbedingt Ruhe...", antwortete Tsuka traurig.
"Okay... Was ist mit dir Tali?", wollte Merl wissen.
"Hm?", machte sie.
"Ich danke dir für deine Hilfe, aber was wirst du jetzt tun?"
"Nun... Mein Tornister mit meinen Briefen ist bei unserer Flucht verbrannt. Technisch gesehen macht mich das arbeitslos."
Merl sah sie sprachlos an.
"Was... Wie das?"
"Nun, man könnte sagen ich bin die letzte Azurblaue Läuferin. Ich habe es mir lediglich zur Aufgabe gemacht, alle verbleibenden Briefe zu zustellen, die nach unserer Auflösung noch ausstanden. Jetzt wo alles weg ist..."
Tsuka musste trotz ihrer Trauer lächeln.
"Doch kein endloses Glück, wie?"
Ailas sah sie fragend an. Endloses Glück?
"Nein, das kann nicht sein. Zuerst erschien es mir auch so, aber von einem anderen Standpunkt aus beobachtet ist es vielmehr ein Wink des Schicksals. Denn einen Brief habe ich noch übrig. Er ist für dich, Anarath."
"Für mich?", fragte er überrascht.
Sie nickte fröhlich, zückte ihn aus ihrem Mantel und übergab ihm.
"Man könnte sagen, das ist meine letzte Handlung als Azurblaue Läuferin. Mein Weg hat mich letztendlich zu Euch geführt. Und nachdem ich erlebt habe mit welchem Ärger ihr zu tun habt, habe ich beschlossen mich euch anzuschließen."
Merl und die anderen brauchten eine Weile um die Nachricht zu verdauen.
"Was?", fragte er beklommen, den Brief noch immer in der Hand.
"Wenn jemand einen Talisman nötig hat, dann ihr. Ich habe meine Sternenmacht zwar nie für ein Gefecht benutzt, aber ich bin mir sicher ein Meister wie du kann einem hoffnungslosen Fall wie mir das eine oder andere beibringen.", sagte sie bestimmt.
Merl war völlig perplex.
"Äh... Ich möchte deine Talente nicht bestreiten, aber du scheinst nicht wirklich zu wissen worauf du dich einlässt..."
"Was? Anarath, glaubst du diesen Unsinn?", fragte Tsuka ungläubig wegen dem, was gerade geschah.
"Das ist kein Unsinn.", erklärte Tali ruhig. "Außerdem habe ich ihm meine Gabe bereits einmal zu Teil werden lassen. Er kann es aus erster Hand bezeugen."
"Ah, jaaa... Das...", brummte Merl und wandte sich ab, um sein Erröten zu verbergen.
"Was 'Das'? Wovon spricht sie?!"
"Nicht so wichtig. Aber ja, ich glaube daran. Es muss eindeutig mehr als eine Verkettung günstiger Zufälle gewesen sein, die mich das überstehen lassen hat. Und dennoch denke ich, es wäre besser wenn du einfach nach Hause gehen würdest."
"Hab' kein zu Hause. Bin Kriegswaise.", antwortete Tali kühl. Merl seufzte. Davon hab es heutigen Tags einfach zu viele. "Ich bin schon seit ich mich erinnern kann als Talisman von einem zum anderen weitergereicht worden, aber hier könnte ich wirklich etwas bewirken. Bitte lasst mich mitkommen. Ich falle euch auch nicht zur Last, versprochen."
Merl stöhnte. Das war einfach alles zu viel auf einmal.
"Weißt du was? Wir entscheiden darüber, wenn wir uns ausgeruht haben. Überleg es dir nochmal sehr gut, denn unser Weg ist in diesen Zeiten alles andere als ungefährlich. Und es wird nicht besser."
Tali nickte ernst.
"Das werde ich, aber ich habe meinen Entschluss gefasst."
Na toll, dachte Merl, aber behielt es für sich. Schließlich galt seine Aufmerksamkeit wieder dem Brief in seiner Hand. Er war nicht für ihn, sondern für Anarath von den Anemos. Andererseits... vielleicht verriet er ihm, wo sich der echte Anarath aufhielt? Er öffnete den Umschlag und las sich die Botschaft durch. Sie war kurz und umfasste nur drei Zeilen. Als Merl fertig war, lächelte er zufrieden.
"Und? Was steht da?", wollte Tsuka wissen.
"Geheim.", war alles was er zu sagen hatte und schob ihn in seinen zerschlissenen Umhang.
"Gehen wir."

Je tiefer sie fielen, desto dunkler wurde es, bis Kehlan in komplette Schwärze getaucht wurde. Das einzige Licht ging als mäßiges Glimmen des Körpers der Schlange aus, die nicht wie zunächst angenommen aus Kristall bestand sondern aus Eis. Nur das dieses Eis unter den extremen Temperaturen seines Körpers nicht schmolz. Kehlan brüllte und entfesselte seine pyroklastischen Stürme auf den Kopf der Schlange. Das Eis knackte und beikam ein paar Sprünge, doch sie stürzte der Dunkelheit immer weiter entgegen.
"LASS MICH LOS!!", kreischte er.
Eine Detonation erschütterte den Schacht und riss größere Gesteinsbrocken aus der Wand. Die Fangzähne, die seine Hüfte durchbohrt hatten zersprangen und gaben ihn frei. Keine Sekunde zu früh. Kehlan schaffte noch einen Luftstoß um seinen Sturz zu bremsen, dann schlug er mit der Eisschlange auf. Schnell sprang er auf die Beine, den Angriff der Eisschlange erwartend, doch das Wesen starrte ihn nur mit halb zertrümmerten Kopf stumm an. Im nächsten Moment erlosch das Leuchten ihres Körpers und zerfiel in unzählige kleine Eiswürfel. Kehlan blickte hustend nach oben. Ein stecknadelgroßer Lichtpunkt war die einzige Lichtquelle, der Punkt von dem er in die Tiefe gezogen wurde. Er befand sich wohl sehr tief im Herzen des Berges. Kehlan entzündete ein Feuer in seiner Hand und sah sich in seiner neuen Umgebung um. Es handelte sich um eine größere Tropfsteinhöhle, dessen zweite Hälfte eine stille Wasserquelle einnahm. Die Erschütterung seines Aufpralls hatte leichte Wellen auf dem Wasser geworfen, aber ansonsten erschien alles ruhig. Aber Kehlan war sich sicher, dass er auch dieses Mal nicht allein war. Er machte einen Schritt vorwärts um das andere Ende der Höhle besser sehen zu können, als er mit dem Fuß klappernd gegen etwas stieß. Als Kehlan sich herunterbeugte erkannte er ihm flackernden Feuerschein eine Art Gehänge mit ungewöhnlich geformten Behältern, in denen etwas transportiert wurde.
"Aufgepasst, das werde ich später noch brauchen.", hallte eine Männerstimme zu ihm hinüber.
"Und mit wem habe ich das Vergnügen...?", knurrte Kehlan und drehte sich um. Er sah einen Mann. Ein Mann mit längeren blauen Haaren, der sich bis auf eine Seemannshose entkleidet hatte und direkt auf der Wasseroberfläche der Quelle stand. In seiner rechten Hand hielt er einen Dreizack, den er locker auf zwei Fingern balancierte.
"Der Name ist Paka... Ich bin Käpten der Windtänzerin. Ich hörte Ihr wärt auf der Suche nach mir?"
"Ihr seid also der Anführer der Berührten die wir suchen...? Dann habt Ihr die Sterne."
Paka blinzelte.
"Nein."
Die Antwort traf Kehlan wie ein Faustschlag ins Gesicht.
"W-Was?"
"Ich trage die Elementarsterne nicht bei mir.", ergänzte Paka mit erbarmungsloser Ruhe und begann den Dreizack zwischen den Fingern zu wirbeln. "Pass auf, Freundchen. Mir hängen Dutzende weitaus gefährlichere Assassinen an den Fersen als du. Und selbst Diebe werden heutigen Tages immer dreister. Wäre es da nicht leichtsinnig, wenn ich die Sterne immer bei mir tragen würde?"
Kehlans Kiefer knirschten und sein Blut brachte seinen Körper zum Glühen. Wollte der Kerl ihm etwa sagen, dass der Angriff und all seine Bemühungen völlig umsonst gewesen waren?
"So oder so, ich kann dir nicht geben was du suchst. Aber wenn ich dich so ansehe, wärst du mit den Sternen ohnehin nicht lebendig zurückgekehrt."
"Haltet den Mund...", keuchte Kehlan zornig und ging einen Schritt auf ihn zu. Sein Hammer lag noch unzählige Meter in der ersten Ebene des Jupiterleuchtturms über ihm, aber das war ihm egal.
Paka durchdrang ihn mit seinen tiefblauen Augen und packte den Dreizack fest in der Hand. Für einen Moment zuckte Kehlan unter der Aura des Mannes zusammen.
"Vorsicht, ich könnte der Meinung sein du wolltest immer noch weiterkämpfen.", hauchte er mit unheilvollsschwangerer Stimme. "Mich weit weg vom Meer anzugreifen mag ein kluger Zug gewesen sein, aber die gute Oviir hat vor knapp einem Monat dieses Problem für mich beseitigt. Die Quelle, auf der ich stehe, ist nämlich mit dem Meer verbunden."
"Und wenn schon.", spie Kehlan, doch seine Stimme hatte spürbar an Aggression verloren.
"Lass es mich so ausdrücken: Nicht einmal wenn du voll ausgeheilt und ausgeruht wärst, könntest du mir auch nur einen Kratzer zufügen."
"DU VERFLUCHTER-!!", schrie Kehlan empört, doch bevor er ihn mit seiner Kraft zu Asche verwandeln konnte, streckte sich der Dreizack unsehbar schnell zu ihm aus und traf ihn am Bauch. Die scharfen Zacken durchstachen Haut, Fleisch und Knochen und pressten ihn gegen die Höhlenwand am anderen Ende hinter ihn, bevor er einen klaren Gedanken fassen konnte.
"Mir ist durchaus klar, wer du bist. Der berüchtigte Drachenclankrieger Kehlan. Wir kennen einander nicht, aber wir hatten schon einmal miteinander zu tun. Du hattest damals meinen König ist Ost-Wraile getötet, vielleicht erinnerst du dich? Vielleicht auch nicht? Sei's drum, das ist Vergangenheit. Und dennoch bist du heute hier und bedrohst mich und meine Crew. Das war dein letzter Fehler."
"Ihr... könnt mich nicht töten...", stöhnte Kehlan bei seinem erfolgslosen Versuch, die Zacken aus seinem Körper zu ziehen. Der Druck war einfach zu stark und langsam begann seine Sicht zu verschwimmen.
"Das ist auch gar nicht nötig. Ich sehe dir deinen Zerfall förmlich an. Du trotzt dem Schmerz, erkennst aber das deine Zeit bald abgelaufen ist."
Der Zacken zog sich zurück und ließ eine tiefe blutende Wunde zurück, die nicht einmal Kehlan sich traute mit seiner Hitze zu schließen. Seine Innereien würden irreparablen Schaden davontragen. Langsam sank er an der zu Boden, wo er eine Weile liegen blieb. Dann kroch Kehlan langsam auf Paka zu.
"Die Sterne...", flüsterte er schwach.
"Nein.", sagte Paka ruhig.
"Gebt Sie mir..."
"Nein."
Auf halber Strecke hielt Kehlan an. Paka fragte sich einen Augenblick warum, als er Kehlan schließlich lachen hörte. Sein gesamter Körper dampfte bereits.
"Was ist so komisch?", fragte er argwöhnisch.
"Wenn...", begann Kehlan und riss die Augen weit auf. "WENN ICH DIE STERNE SCHON NICHT BEKOMME, DANN WERDET IHR SIE AUCH NICHT BEKOMMEN!! SIEH, PAKA, SIEH MEIN KUNSTWERK DER ZERSTÖRUNG!!"
"Leuchteis!", reagierte Paka umgehend und schloss Kehlan vollständig in einen Eisprisma ein, das die selbe Beschaffenheit aufwies wie seine Schlange. Keine Sekunde zu früh, denn der Kristall flammte auf und erstahlte in einem derart starken Licht, das dem der Sonne gleichkam. Was immer der Mann für ein Inferno entfesselte, war offensichtlich stark genug den gesamten Berg zu sprengen. Hätte Paka nur eine Sekunde gezögert, wäre das verheerend für den Scharfrichtergipfel gewesen. Das Leuchteisgefängnis hielt stand... Aber für wie lange? Leuchteis war eine mächtige Psynergyform, aber wie auch alle anderen hatte auch sie Grenzen. Und Kehlan hörte nicht auf zu brennen. Es wurde nur noch intensiver. Paka blickte zögernd nach unten, in die Quelle hinein. Das war vermutlich seine einzige Chance.
"Verschieber..."

Kehlan ließ der Zerstörung freien Lauf und drang immer stärker auf die Eiskristallwände ein. Die Temperatur, die sich im Inneren anstaute überstieg das was ein Menschen aushalten konnte bereits um ein Millionfaches. Doch Kehlan war das in seinem jetzigen Zustand egal. Er würde nicht aufgeben, bis er sein Gefängnis durchbrochen und alle zerstörte, die sich ihm widersetzt hatten. Käpten Paka, Herrin Sturmwind, der Windadept, den Runengreis, den Vogel, die Drachenclanverräterin, die Graue Garde... sogar seine eigenen Männer. Ihm war alles egal. Nur noch ein klein wenig und sein Kunstwerk war vollendet.
"ZERBRECHE!!", schrie er, als die Energie das Eis übermannte und zerbarst. Das zerstörerische Inferno entlud sich um einen Schlag.
Abertausende Liter Wasser verdampften und rissen eine tiefe Schneise um den Krieger. Verblüfft stellte er fest, dass er sich gar nicht mehr in der Höhle befand, sondern irgendwo... im Herzen des Ozeans. Er konnte nur noch hilflos zusehen, wie die Wellen wieder über ihm zusammenschlugen und sich den Platz zurückholten, den Kehlan verdunstet hatte.
"Oh... Ver-"
Seine Worte verstummten, als das unendliche Wasser des Meeres ihn tosend überflutete und ihn anschließend in seiner dunklen und geräuschlosen Unterwasserwelt umschloss. Kehlan blinzelte. Die Oberfläche war viel zu weit weg, als das er sie erreichen könnte, bevor er erstickte. Selbst wenn sein Körper noch reagieren würde. Doch seine Muskeln schienen nun endgültig am Ende zu sein. In gespenstischer Stille sank er irgendwo im nirgendwo weiter gen den Meeresboden hinab, die Augen auf die weit entfernte Oberfläche gerichtet. Die Blasen, die das verdampfte Wasser warfen, brachen das Licht von der Oberfläche in ein schillerndes Spektrum an Farben, die schon fast bizarr wirkten. Kehlan musste lächeln.
Wahrlich... ein wahres Kunstwerk.
Und mit diesem Gedanken schwand der Wille Kehlans endgültig und ließ nur einen einzigen Gedanken in einem beinahe leblosen Körper zurück... SCHMERZ!!!
In einem Schrei der nichts anderes verkörperte als absoluten Schmerz riss Kehlans Körper den Mund soweit auf das sein Kiefer knackte. Seine Augen ebenso seine Pupillen schrumpften zu winzigen schwarzen Punkten durch das Glühen das sein eigener Körper nun ausstrahlte. Blutgefäße in seinen Augäpfeln platzten und bedeckten seine Augen mit wie Lava leuchtendem Blut. Sein Blut kochte nicht mehr. Es war Lava und leuchtete selbst durch seine Haut. Kehlans Fleisch schien aus flüssigem Feuer zu bestehen, das in seiner Intensität nur von dem dunklerem leuchten seiner Knochen übertroffen wurde. Ein Skelett aus glühendem Gestein umgab von einem Körper aus Lava, der von leuchtenden Adern durchzogen wurde und dessen ursprünglichen menschlichen Züge nur durch die noch immer pechschwarzen Tätowierungen erkennbar waren. Paka hatte recht gehabt Kehlan zerfiel, doch er täuschte sich, als er geglaubt hatte, dass es Kehlans tot bedeutete. Kehlans Bewusstsein war entschwunden, doch der pure Schmerz und Wille nach Zerstörung ließ seinen unzerstörbaren Körper sein Ziel fortsetzen. In jedem Augenblick stieg die intensität von Kehlans Körper, während er über den Meeresgrund stampfte und das Wasser bis zur Oberfläche zum sieden brachte und den Boden unter ihm zum schmelzen. Und obwohl sein Kehlans sowohl physisch als auch geistig annähernd blind war fand er doch seinen Weg in Richtung des Scharfrichtergipfels. In jedem Augenblick wuchs sein Körper, um mehr als Kehlans ursprüngliche Masse.

Sciz lachte, als er aufs Meer blickte. Es war nicht heiter oder sonst irgendetwas. Er lachte über die Absurdität dessen was er sah.
Sicher Varus hatte den gesamten Himmel Mirnurzars in ein wahres Schreckensbild verwandelt, aber Varus war nicht von dieser Welt; vielleicht tatsächliche eine Gottheit, aber ihr jetziger Gegner war ein MENSCH!
Er stand gemeinsam mit Kanra, Kurlag und Sinaphie auf einem an der Außenseite des Turmes gelegenen Aufstiegs der zu dem Korridor führte, in dem Kanra Kehlan konfrontiert hatte.
Sie alle vier blickten auf das selbe Naturschauspiel. Am Horizont stieg eine Rauchsäule vom Meer aus und unter ihr schillernde Farben auf der Wasseroberfläche und ein Glühen, das selbst vom Grund des Meeres aus noch zu erkennen war. Und all das bewegte sich auf sie zu.
"Das kann unmöglich...", kam es von Kanra.
"Nein, es ist unmöglich.", knurrte Sciz, "Aber dennoch..."
"Ist er es.", vollendete Kurlag den Satz.
Keiner von ihnen hatte einen Beweis, dass es Kehlan war, aber dennoch waren sie alle davon überzeugt. Man konnte seinen Wahnsinn geradezu schmecken.
Sinaphie blickte angespannt der Rauchsäule entgegen. "Er wird größer."
"WAS?!" die drei blickten die Aerorill entgeistert an.
"Er wird größer.", wiederholte sie und Sciz meinte etwas wie Angst in ihrer Stimme zu hören.
"Ich denke wir haben etwa einen Tag bis er hier ist." Sciz sprach die Worte geradezu nebensächlich aus und wenn man bedachte gegen was sie kämpften war es das wohl auch.
"Für was?!", fragte Kanra gereizt, "Ich glaube kaum das wir etwas haben was ihn jetzt töten kann! Evakuieren kann man eine Stadt auch nicht in so schnell, wenn man bedenkt, dass annähernd alle Fluchtplätze hoch über unseren Köpfen fliegen, und wenn er den Turm zerstört sind wir ohnehin am Ende!"
Sciz nickte schwach. "Ich weiß."
"Ich hätte da einen Vorschlag.", sprach eine unbekannte Stimme hinter ihnen, "Die Chancen auf Erfolg stehen trotzdem denkbar schlecht."

"Titan des Feuers.", murmelte Reyon, der sich gemeinsam mit Loghain inzwischen an Deck befand.
Hashiro starrte die weit enfernte Rauchsäule an. "Was war das?"
"Oh, Titan des Feuers war niemals ein Titel Kehlans, aber Graf Skrasas nannte ihn manchmal so... Jetzt weiß ich warum."
"Ihr wollt mir erzählen, dass der Typ der gerade das Meer eindampft euer Freund ist?!", fragte Hashiro ungläubig.
"Nein, es ist Kehlan, er ist kein Freund, sondern ein gestörter Mörder und glücklicherweise so gut wie tot. Vielleicht wütet er noch ein paar Tage, aber dann ist es aus mit ihm."
Ein leichtes Lächeln bildete sich auf Reyons Gesicht. "Ein wundervoller Tag."
"Und das nachdem ihr euren wertvollen König verloren habt?", fragte Loghain verächtlich.
"Melfice ist ein herber Verlust, aber ich bin nicht vollends auf ihn angewiesen. Geht auf Kampfstation!"
Seid geraumer Zeit befand sich das Schiff der neuen Art auf hoher See und das mit Kurs auf die Elementar-Sterne. Der Windtänzerin besser gesagt. Und wenn Rulks Informationen stimmten würden sie sie nicht kommen sehen, bis ein Vermeiden des Kampfes zu spät war.

Sie standen alle versammelt vor dem nun geöffneten Tor zur Spitze. Vor dem Tor standen ein junger Mann mit blondem Haar und Augenklappe und ein Mann mit längerem schwarzen Haar in einer silbernen Rüstung, der seinen Helm unter dem Arm trug. Hinter ihnen standen vier weitere in den selben silbernen Rüstungen.
Auf "ihrer" Seite standen neben den vier Adepten nun auch Paka mit seinem merkwürdigen Schmuck, Rangi, Gray, Lady Sturmwind und Gisai.
"Ihr habt sechs Leute übersehen.", sprach Oviir hart, "Ich erwarte eine Erklärung, Gray!"
Der Hauptmann der Grauen Garde blickte düster drein und fixierte den einäugigen Anführer der Truppe. "IHN kann ich nicht einmal jetzt wahrnehmen."
"Ich stimme zu.", meinte Sciz, "Ich spüre weder eine Präsenz noch ein Bewusstsein und damit meine ich selbst verglichen mit Rangi ist er unnauffällig."
"Wir haben dringendere Probleme, als das oder die Tatsache was ich mit fünf Mitgliedern von Hirans königlicher Garde hier mache.", sprach der junge Mann ernst, "Mein Name ist Tewer und der Anführer meiner Beschützer hier ist Regor."
"Ihr sagtet ihr hättet eine Idee wie wir meine Stadt schützen können. Das ist der einzige Grund, aus dem ich euch nicht in Ketten legen ließ!"
Tewer entgegnete Oviirs Blick gelassen. "In dieser Stadt gibt es eine einzige Möglichkeit diesen Gegner zu töten..." Tewer breitete die Arme aus.
"Verdammt... das kann nicht euer Ernst sein!", stöhnte Gisai, "Ihr könnt unmöglich von dem Turm selbst sprechen."
"Warum nicht dieser Turm produziert im aktiven Zustand mehr Psynergie als ein Berg aus Psynergiegestein.", erwiderte Tewer."
"Das mag ja stimmen, aber der Turm ist keine Waffe!"
Tewer schüttelte den Kopf. "Er wurde von Menschen gebaut, natürlich kann man ihn als Waffe einsetzen!"
"Angenommen wir wären in der Lage den Turm zu entzünden.", mischte sich Paka ins Gespräch ein, "Wenn man ihn allein entzündet richtet er einen Schaden in unserer Umwelt ein."
"Paka!" Oviir starrte den Kapitän an. "Vorübergehende Naturkatastrophen können wir in Kauf nehmen, wenn wir so den Turm retten."
Regor ergriff das Wort. "Davon einmal abgesehen wird der Angriff die momentane Energie des Turmes restlos verbrauchen, wenn man den Stern entfernt, bevor sich neue aufbaut, wird er danach auch nicht mehr brennen."
"Es ist Wahnsinn!", meinte Kurlag.
Tewer reagierte nicht darauf. "Problematisch ist nur, dass die meisten Änderungen nach entzünden des Turmes vorgenommen werden müssen und ich glaube nicht das ich alle Vorkehrungen treffen könnte, bevor er hier ist. Wir müssten ihn irgendwie aufhalten."
Lady Sturmwind blickte zu Gray. "Wir sind für eine Belagerung ausgerüstet, aber glaubt ihr unsere Waffen können ihm etwas anhaben."
"Ich bin nicht sicher ob unsere Geschosse nicht verbrennen, bevor sie ihn überhaupt erreichen, wenn er in der Lage ist das Meer in diesem Maße zu erhitzen und wenn sie treffen ist es fragwürdig, ob sie ihn verlangsamen. Ich kann mir kein Urteil über seine Fähigkeiten bilden. Ich kann nicht sagen, ob sie etwas nützen."
"Wir haben psynergetische Schilde, die uns richtig eingesetzt etwas Zeit verschaffen können.", erklärte Regor, "Unter normalen Umständen würde ich noch Erd- und Eiswände errichten lassen, aber hier ist die Zahl von Adepten stark begrenzt."
Tewer sah zu Paka. "Eiswand. Kriegt ihr das hin?"
Paka sah ihn eine Weile an. "Ich denke schon."
Tewer wandte sihc um. "Ich mache mich schon mal an die Arbeit. Ich hoffe, dass man mir den Jupiter-Stern recht bald bringt."
"Ich behalte ihn im Auge.", meinte Gisai und folgte ihm.
Regor salutierte. "Habe ich Erlaubniss die uns möglichen Schutzmaßnahmen zu ergreifen?"

Der Angriff begann völlig unerwartet. Ein Geschossregen deckte das Deck der Windtänzerin ein. Die überraschten Crewmitglieder konnten gerade noch reagieren und so lebensbedrohliche Verletzungen vermeiden.
Skrasas blickte aus seiner Deckung hinter einem Stapel Kisten auf eines der Geschosse, die im Deck steckten. Sie sahen aus wie geschliffene Diamanten. Er kannte diese Fähigkeit. Sie war oft unter der neuen Ort vertreten. Er blickte vorsichtig aus seinem Versteck und erkannte ein Schiff, das sich der Windtänzerin schnell näherte. Es wirkte wie ein gewöhnliches Handelsschiff aus Mirnurzar, aber es gab zwei wichtige Unterschiede. Zum einen waren die Segel nicht gehisst und zum anderen fuhr es nicht auf dem Wasser, sondern einem unsichtbaren Luftkissen darüber.
Neben ihm zogen sich die Diamantgeschosse aus dem Deck zurück und flogen in Richtung des herannahenden Schiffes zurück.
Ein Stück von Skrasas Gewand verwandelte sich in Asche und verschmolz dann zu einem Katana mit schwarzer Klinge.
Er trat aus seiner Deckung hervor und schritt über das nun von Kerben übersähte Deck. Was plante Reyon wohl, indem er dieses Schiff angriff?
Er hustete.
"Ts. Was denken sie wohl?" Er ergriff mit seiner freien Hand den Speer, der seinen Überkörper durchbohrt hatte. Mit einem Ruck zog er ihn wieder heraus. Seine Verletzung verheilte.
Ein weiterer Regen von Diamantgeschossen ergoss sich über die Windtänzerin, aber dieses Mal verhinderte ein Schutzschild aus Wasser, dass sie das Schiff erreichten.
Skrasas blickte zu Saitu, der gerade das Deck betreten hatte.
"Was zur-" Saitus Augen weiteten sich, als eine Gruppe von rund dreißig Personen sich vom Deck des herannahenden Schiffes lösten und in gerader Bahn auf die Windtänzerin zu flogen.
Die Mannschaft, die sich inzwischen bewaffnet hatte, spannte die Bögen und sandten den fliegenden Gegnern eine Salve Pfeile entgegen, doch die Diamantgeschosse, die sich aus Saitus Schild zurückgezogen hatten formierten sich zu einem Schutzschild vor ihnen.
Einem der Crewmitglieder wurde der Kopf von den Schultern getrennt.
Skrasas schleuderte den Speer, den er noch immer in der Hand hielt. Ein Mann ging von ihm durchbohrt zu Boden. Einen Augenblick früher war er noch nicht dagewesen. Er berührte eine Kiste neben sich, die verschwand, sodass ihr Inhalt aufs Deck stürzte. Danach stieß er seine freie Hand in Richtung von Pakas Crewmitgliedern. Eine Welle aus Schlamm ergoss sich über die Seeleute. Neben disem wurden allerdings noch drei weitere Personen, die zuvor unsichtbar gewesen waren. Pakas Leute griffen sie an, bevor sie vollends erkannten, dass sie nun zu sehen waren, dennoch erreichten ihre fliegenden Gegner die Windtänzerin.
Die Arme der Neuankömmlinge selbst verwandelten sich in diverse Waffen und mit erstaunlichen Geschick trieben sie die Crew der Windtänzerin zurück. Fluchend eilte Skrasas zu ihnen hinüber und trennte ein Mitglied der neuen Art dessen Arm zu einer riesigen Axt geworden war mit einem Streich des Katanas in zwei.

Rulk schlich lautlos und unsichtbar durch die Windtänzerin. In der einen Hand hielt er einen Psynergiestein, der heller zu leuchten begann, wenn er sich der unverkennbaren Energie eines Elementar-Sternes näherte, und in der anderen hielt er etwas das aussah wie ein Kompass. Die Nadel dieses "Kompass" begann allerdings sich schneller zu drehen, wenn sich der Gegenstand Mythril näherte. Dank dieser beiden Objekte würde es ein leichtes sein die Elementar-Sterne zu finden. Eine Erschütterung fuhr durch das Schiff. Das Schiff der neuen Art hatte soeben die Windtänzering gerammt.

Eine wahre Flut aus Feinden deren Körper sich in Waffen verwandelten sprang auf die Windtänzerin über Reyon beobachtete das ganze gemeinsam mit Loghain und Hashiro, die beide nicht sonderlich erfreut über den Verlauf waren.
"Könntet ihr endlich aufhören meine Zeit zu verschwenden?", fragte Hashiro wütend, "Ich habe meinen Teil der Abmachung mehr als erfüllt, also könntet ihr wenigstens Versuchen mir meine Erinnerungen wiederzugeben und mich nicht weiter in eure Probleme hinein ziehen?!"
Reyon schnippte mit den Fingern. Hashiro fielen die Augen zu und er stürzte zu Boden.
"Also Loghain was plant ihr?"
"Ihr glaubt ich nutze das Kampfgeschehen um zu entkommen? Als wenn ich das nötig hätte."
"Anscheinend fehlen mehr Adepten, als die beim Scharfrichtergipfel. Ihr habt uns auf ihre Spur gebracht, also irgendeine Idee, wo die sind?"
"..."
Reyon sah wie seine Leute Pakas Männer immer weiter in die Enge trieben, obwohl das Geschick dieser Leute erstaunlich war, denn sie hatten kaum Verluste zu verbuchen. Bisher...
"Wisst ihr Loghain, Paka hat es mir einfach gemacht, es scheint, als wenn ich die stärksten Waffen gar nicht einsetzen muss."
„Nicht so schnell. Du hast etwas was mir gehört.“ Erklang es vor dem Hundedämon, der zwei Gestalten vor sich erblickte. Den sprechenden unter ihnen erkannte Garm wieder. Ein Grinsen bildete sich auf seinen Lippen. „Du hast dich geteilt?“
„Nein, ich WURDE durch einen dummen Zufall geteilt und ich bin hier um wieder vollständig zu werden.“ Dewan schien alles andere als zufrieden über den Umstand zu sein. Sein Begleiter, ein animalisches Wesen der an einen wilden Tiger erinnerte trat heran. „Das ist er, Meister Dewan? Dieser Hund hat eure Gaben in sich?“ brüllte er aggressiv in die Richtung des Dämons, welcher alles andere als eingeschüchtert zu sein schien.
„Ja, dass ist er. Zuerst fangen wir ihn, dann erledigen wir den Dämon. Dieser Ort scheint Ideal dafür zu sein.“ Sagte der Marsadept, ehe er zusammen mit dem Schüler auf ihn zulief.
„Dafür müsst ihr mich erst fangen.“ Gab der Dämon von sich, der mit allen vieren auf die beiden zustürmte. Der Tiger erreichte ihn mit seinen Krallen als erstes, doch seiner kleinen Statur verdankte er es, dass er seinen Angriff ohne Probleme ausweichen konnte. Nun stand er vor Dewan, dem er seinen Kopf gegen die Brust rammte. Die Wucht schleuderte ihn gewaltig nach hinten und er blieb am Boden liegen. Garm sprang bereits auf ihn um nachzusetzen, doch in aller letzten Sekunde packte ihn etwas Kräftiges am Schwanz, wirbelte ihn herum und donnerte ihn brutal gegen den Boden.
„Lass Meister Dewan in Ruhe!“ brüllte der Schüler, der eine große Rage ausließ und den Dämon gefühlte hundert male gegen den Boden hämmerte. Dewan der den Großteil seiner Kräfte sowieso nicht benutzen konnte, war aufgrund des Ortes fast von seinen gesamten Fähigkeiten getrennt worden.
„Danke Unarus.“ Bedankte sich der Meister, der sich wieder aufrappelte. Als hätte der Dämon nur darauf gewartet, zerfiel er in hunderttausende von Stücken, verzerrte und setzte sich, zu Überraschung aller, hinter ihm wieder zusammen. „Was?“ Der Meister drehte sich schnell genug um den Angriff zu empfangen. Selbst wenn es ihm nicht gelungen wäre, Unarus war bereits zur Stelle der mit einem Tritt versuchte den Dämon in den Boden zu stampfen.
„Zu langsam.“ Der Dämon verzerrte erneuert und tauchte in der Luft auf von dort aus er schwebend auf die beiden hinunterblickte. Das Tier aus dem Wildvolk sprang ihm bereits hinterher. Der Dämon nutzte den Vorteil in der Luft, wisch dem Angriff aus und trat seinen Gegner mit den Beinen stärker als jedes Pferd und beförderte ihn von sich weg. Lange sollte er ihn nicht loswerden, denn sprang an der Luft ab, so als würde es eine Unsichtbare Wand existieren um wieder in seine Richtung zufliegen.
Kurz bevor Unarus ihn traf, verzerrte er, tauchte über ihm auf und beförderte ihn mit einem gewaltigen Tritt Richtung Boden. Unarus krachte heftig, stand jedoch ohne größere Verletzungen wieder.
„Er spielt nur mit uns.“ Kam es von dem Meister. Solange der Dämon weiterhin seine Fähigkeit des Verzerrens nutzte, war er praktisch unverwundbar. „Ich hab ihn.“ Versicherte ihm sein Gefährte. Der Dämon spürte, wie ihn etwas gepackt hatte. Er wollte sich verzerren, doch es gelang ihm nicht. Nicht nur sein Körper sondern auch sein Geist wurde festgehalten. „Ein… Geist?“ fragte er ungläubig als er das blasse Wesen wahrnahm. Bevor er sich versah, wurde er in den Boden gedonnert, wo er zwar keinen Schaden nahm, jedoch Bewegungsunfähig blieb, der Geist ihn weiterhin auf den Boden drückend. Garm wollte gerade etwas anderes nutzen, doch bevor sein Vorhaben Erfolg haben konnte, stand Dewan schon vor ihm, öffnete den Deckel einer Flasche und packte ihm mit der Hand am Kopf. Er spürte plötzlich, wie seine Zellen sich in bloße Energie auflösten. Sein Körper verwandelte sich vollständig zu Energie und wurde in die Flasche eingeschlossen, wo er eine flüssige Form annahm.
Dewan starrte auf den schwarzen Trank, den er nun in seiner Hand hielt und den Deckel wieder schloss. „Fertig.“
„Das ist also die Gabe über die Meister Trast gesprochen hat. Dinge und sogar Lebewesen in ihre ursprünglichen Elementen aufzuteilen. Alles was existiert, besteht aus einer Kombination der Elemente. Du kannst sie mit deiner Hand manipulieren. Die Hand der Alchemie.“ Betitelte er ihn. Es war nicht selten, dass Meister aufgrund einer ihrer Talente Spitznamen bekamen. Es ehrte ihn, dass selbst ein Schüler, welcher nicht sein eigener war, davon gehört hatte.
„Ich kann meine Hand zwar nicht gegen Menschen anwenden, da der Kodex der Meister sich dem widerspricht, aber er war ein Dämon.“ Es war im Allgemeinen auch sehr riskant für ihn gewesen, diese Gabe zu nutzen. Im Nahkampf war er verwundbar, egal wie man es drehte und wendete. Sein Ritual konnte ihn bei Vorbereitung zwar vor dem Tod bewahren, jedoch musste er sich vorher darauf vorbereitet haben. Er musterte die Flasche genauer an. Er musste ihn nur trinken, damit er an seine Gabe der Psynergie wieder gelangte. Er hatte sie durch das Ritual der Galataner verloren, da seiner dadurch nicht vollständig abgelaufen war.
„Lasst mich raus.“ Kam es aus der speziellen Flasche. Die Augen des Meisters weiteten sich.
„Garm? Wie konntest du dein Bewusstsein bewahren?“ fragte er irritiert.
„Ha, ist ein Berufsgeheimnis.“ Sagte er nur. Unarus blickte zu dem Meister. „Was jetzt?“
Dewan schüttelte seinen Kopf. „Wenn ich ihn trinke… vermischt der Dämon sich höchstwahrscheinlich mit mir.“ Er konnte nur Risiken einschätzen, sie aber nicht voraussagen. Der Vertrag zu Reyter wäre zwar aufgelöst, selbst wenn er den Dämon mithinunter schluckte, doch was würde aus ihm werden? Falls er den Trank nicht trank, war er jedoch lange nicht mehr auf dem Niveau in dem er sich normalerweise befand. Es gab eine Person, die den Dämon aus dem Trank reinigen konnte, doch ohne seinen Teleport konnten sie Silya nicht erreichen. Somit blieb nur noch einer übrig. „Wir suchen Ealar Loghain auf.“
„Wir verpassen die Gelegenheit Melfice zu erledigen.“
„Momentan stehen unsere Chancen sowieso schlecht.“ Ob er es riskieren sollte den Dämon zu trinken?


Ealar schaute zu dem Bewusstlosen Hashiro, dannach zu dem was aus Kehlan geworden war. Zwei Gelegenheiten, doch etwas beunruhigten ihn sehr. Dewan und Unarus… sie kamen in ihre Richtung. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie hinter ihm her waren war erstaunlich groß. Genauso groß wie die Wahrscheinlichkeit, dass sie von seinem Verrat erfahren hatten. Ob beide als Vollstrecker unterwegs waren? Gegen beide würde er im Moment unmöglich aufnehmen können. Hashiro war noch nicht mächtig genug und Kehlan war alles andere als bereit.
„Ihr seht ziemlich beunruhigt aus, Loghain. Was ist aus eurer Selbstsicherheit von vorhin geworden?“ fragte Reyon mit einem breiten Grinsen auf seinen Lippen.
Loghain ging Zielsicher auf einen Punkt des Schiffes, schnitt mit dem Dolch an seinem Finger und ließ es auf ein Punkt tropfen. Wenig später leuchtete das Schiff für einen kurzen Moment auf, bevor das Leuchten wieder erlosch. Reyon warf ihm einen überraschten Blick zu.
Der Junge hatte gerade das Siegel gebrochen, das ihn davor bewahrt hatte, auf seine dunkle Kunst zurückzugreifen. Das Siegel war zwar nicht besonders gut versteckt worden, vielleicht hätte ihn auch eine besonders talentierte Person mit der Gabe der Sterne brechen können, doch das verwunderliche war, dass der Junge allein durch Logik, den komplexen Vorgang des Siegels begriffen und seinen Deaktivierungspunkt ausfindig gemacht hatte. Es waren über zehntausende Prozesse und Rechnungen die dafür notwendig waren, selbst dann…
„Ich habe nichts gegen euch, Reyon. Jedoch muss ich jetzt gehen.“ der Stab erschien wieder in seiner Hand, während er in seiner Hand eine Kugel erscheinen ließ, die er zwischen ihnen warf und sie in der Luft stehen blieb. Reyon blickte genauer in die Kugel. Es zeigte ihm die Position aller Adepten im Umkreis. Den Stab brauchte er sowieso nicht mehr, jetzt wo der König verschollen war. Womit Loghain offensichtlich nicht rechnete, war die besondere Fähigkeit des Schiffes. Zwar konnten alle Leute das Schiff der neuen Art betreten, jedoch nicht wieder austreten. Zumindest solange, bis sie nicht seine Erlaubnis hatten oder im vollen Bewusstsein waren.
Der Meistermörder warf einen nachdenklichen Blick zu dem Bewusstlosen Hashiro und trat ihn aus dem Schiff runter. Wenig später leuchtete das Schiff der neuen Art erneuert auf. Reyon spürte, wie sein Schiff für wenige Sekunden aus seiner Kontrolle entrissen wurde. „Der Schwachpunkt befindet sich unten, alter Mann.“ Erklärte ihm der Meistermörder.
Eine Boshafte Gestalt in Form eines Dämons landete auf dem Deck. Reyon erkannte ihn als Hashiro wieder, der eine Verwandlung zum Dämon hinter sich hatte – welcher jedoch mit dem echten Melfice nicht aufnehmen konnte. Der Dämon biss die Hand Loghains ab und flog mit davon. Loghain hingegen blieb zurück. „Diese Welt… sie wird am Ende mir gehören. Weder Reyter, noch Costello. Ich habe mehr Verstand als beide zusammen. Noch dazu trage ihn Königliches Blut in mir, welcher jedoch nicht aus dieser Welt ist.“ Er zitterte am ganzen Körper. Jedoch nicht aus Angst, Furcht oder Aufregung. „Das ist mein Ziel.“ Das Zittern wurde immer extremer und spätestens jetzt sollte es klar sein, dass es nicht aus einem natürlichen Ursprung stammte. „Euch bleibt noch Zeit eine Frage zu stellen, die ich beantworten werde.“ Die Intensität des Zitterns nahm stetig weiter zu und nun versagten bereits seine Gelenke, während sein Stab sich nicht einmal mehr in seiner Hand befand.
"Meister Loghain, seid ihr in Ordnung?", fragte Reyon in seinem undefinierbaren Tonfall.
Loghain schlug die Augen auf. "UNMÖGLICH!"
Hashiro lag am Boden, er kniete neben Reyon und Reyons Truppen wüteten noch immer auf der Windtänzerin.
Dewan und Unarus waren immer noch zu ihm unterwegs... Also was war geschehen. Das Geschehen trug alle charakteristika einer Illusion, aber wann hatte sie begonnen und hatte sie bereits geendet?
"Ich nehme an ihr habt mich nicht ernst genommen, als ich gesagt habe man kann diesen Ort nicht so leicht verlassen? Ihr Meister der Kampfkunst habt andere schon immer unterschätzt." Reyon lehnte sich mit dem Rücken gegen die Reling und stützte sich mit den Armen an ihr ab. "Kanntet ihr Meister Taidil? Nein, ich denke ich habe ihn getötet, bevor es zu einem Treffen zwischen euch beiden kommen konnte."
"Taidil?" Loghain blickte Reyon fassungslos an. "Er hat eine Lücke in den Reihen der Meister hinterlassen, die bis heute nicht gefüllt wurde."
"Davon habe ich doch gesprochen. Er war so überzeugt, dass seine spezial Techniken ihn unbesiegbar machten, dass er keine Schüler hatte, als ich ihm das Gegenteil bewies. Demut ist wohl etwas, dass ihr Meister nicht besitzt."
"Eure Worte zeugen auch nicht von Demut."
"Nein. Aber um Arroganz zeugt von Mut und Macht für einen Herrscher unabdingbar."
"Mut? Diese Eigenschaft konnte ich bei euch noch nicht feststellen!" Loghain sprang auf und warf sich mit dem Kopf voran über die Reling...
"Wieder so abwesend?", fragte Reyon in seinem üblichen Tonfall er lehnte noch immer an der Reling.
Interessant... dachte Loghain am Boden kniend.
Er packte den Stab des Hexenmeisters.
"H-hey!", rief Reyon, als Loghain ihm den Stab entwand.
Loghain rannte weiter packte Hashiro und-
Blinzelte. Reyon stand an der Reling, der Stab in der Hand neben ihm und er selbst am Boden kniend.
Loghain fluchte innerlich. Zwecklos.

Gentile wurde von dem gewaltigen Handkanten schlag des Golems zerteilt und seine Beiden Hälften in den Arm selbigen gesogen.
Luna war es wenige Minuten vorher ähnlich ergangen. Yudors Körper lag zertrümmert unter einem Baum mit blauen Blättern in ihrer Nähe, scheinbar konnte der Golem keine physischen Körper absorbieren, aber das war ein schwacher Trost, denn wenn Luna seine Kräfte noch hätte verwenden können hätte er sich längst befreit und den Golem zeitgleich vernichtet. Dieses Monstrum eines Gegners war dieses mal vollständig und schien im Gegensatz zu ihrem vorherigen Kampf nicht mehr kurz zu erstarren, wenn er einen Angriff ausführte.
Semihs dunkle Seele hatte also keine Wahl er musste sich zurückziehen. Seine Verbündeten wären ihm ohnehin keine große Hilfe mehr.
Funaras Körper versank in ihrem eigenem Schatten.
Absolute Dunkelheit umfing ihn, aber irgendwie konnte er nicht wieder erscheinen. Vor ihm löste sich ein Manns hohes Pyramidenobjekt aus der Dunkelheit.
~Willkommen Himes.~, erklang es in seinen Gedanken.
"Oh, bitte, nicht dieser völlig bescheuerte Name, den mir damals Xasaxas gegeben hat, um mich zu kontrollieren."
~Himes~
"WAAAH!" Im war als wenn seine Seele selbst einen Sprung bekam. "Wer bist du?"
~Ich bin Nor. Oberster Verwalter des Reiches und einstiger Hüter.~
"Ich suche den dritten Hüter."
~Himes~
Er heulte auf vor Schmerz und fiel, obwohl er auf gar keinem Boden stand, auf die Knie.
"Du versuchst die selbe Kontrolle auszuüben wie Xasaxas, aber du bist kein Gerechter."
~Himes~
"GYAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAH!" Dieses mal war der Schmerz heftiger, als alles was er jemals zuvor gefühlt hatte.
~Deine Handlungen gegen das Reich finden hier ihr Ende. Allerdings erkenne ich den großen Nutzen von dir und deinen Gefährten für das Reich. Ihr werdet gegen die andere Gruppe von antreten, die sich derzeitig dem Reich widersetzt.~
"Isaac und die Übrigen?" Die Seele lachte. "Das ist keine Herausforderung."
~Der Gewinner wird vor mich treten.~ Pause. ~Ich würde dir in dem Fall deine Frage beantworten.~
"Zu freundlich."
~Falls du dich gegen dieses Angebot entscheidest, wird mein Wächter euch und die andere Gruppe vernichten.~
"Dieser lästige Golem?"
~Himes~
Er schrie gequält auf und fand sich dann am Boden wieder.
Er richtete sich mit gequältem Gesichtsausdruck wieder auf und sah sich um. Yudor lag noch immer unter dem Baum in seiner Nähe. Luna und Gentile lagen ein Stück vor ihm am Boden.
Der Golem war verschwunden.
Er strich sich Funaras Haare aus dem Gesicht. "Nor... Das zahl ich dir noch heim."
"~Das bereitet dir Freude, wie?~", stöhnte Garm deutlich angefressen von seiner Situation.
"~Nimm es ihm... 'mir' nicht übel. Ich hole mir nur, was mir gehört. Ist nichts Persönliches Dämon.~", antwortete der Dewan in seinem Inneren gelassen.
"~Hör zu, es sind genau diese Dinge, die euch Menschen so unausstehlich macht. Ihr seht euch als Maß aller Dinge und denkt es ist euer gutes Recht uns zu versklaven und uns in kleine Flaschen zu sperren. Kannst du dir im Entferntesten vorstellen, was für eine Qual dieses kleine Gefängnis für meine Substanz ist?~", wetterte Garm zornig. "~Wenn ich meinen Auftrag nicht ausführe, wird mein Name nie aus eurer Welt verschwinden und ich werde niemals frei sein.~"
"~Letzten Endes hast du keine Garantie, dass dich dein Meister wirklich entlässt. Er könnte ganz einfach Lügen.~", bemerkte Dewan schlicht.
"~Genau das ist es!!! Wenn ich ehrlich sein soll, ich rechne damit!! Aber mir bleibt keine andere Wahl, weißt du? Am Anfang stellte ich es mir leicht vor. Selbst wenn der Vertrag meine Wenigkeit dazu zwingt meine Aufträge zu erledigen, dachte ich mir dass ich sie nicht gut erledigen musste. Je schlechter ich mich darstellte, desto unwahrscheinlicher war es, dass ich beschworen werde. Und das Ergebnis? Lächerlich! Manche die sich so verhalten werden als Futter für mächtigere Dämonen beschworen. Ich hatte das Glück, dass ich 'nur' das Dämonenfeuer mehrfach zu spüren bekam. Ich bezweifle, dass das Wissen um diese Bestrafung zu dieser Zeit ausgestorben ist. Du denkst das wär nicht schlimm? Ihr Menschen wisst nicht einmal annährend wie viel Schmerz wir spüren können!~"
Dewan beschloss ihn zu ignorieren. Seine Beschwerden interessierten ihn ohnehin nicht. Seine oberste Priorität war es mit seinem wahren Selbst wieder eins zu werden.
"~Schön... Ich hatte nicht erwartet, dass du das verstehst. Du bist schließlich nichts als ein anderer Mensch. Tja, dann zeige ich dir mal den Grund wieso ich nach all den Jahrtausenden in hunderten Beschwörungen in eurer Welt überleben konnte.~"
Dieses Mal benutzte Garm wieder seine hörbare Stimme.
"Keinen Schritt weiter, Mensch."
Dewan hielt nicht an, aber er zog das Fläschen aus seiner Tasche und hielt es auf Augenhöhe.
"Auch wenn ich beeindruckt bin, dass du dein Bewusstsein behalten konntest... Sei still."
"Du bist nicht mein Meister. Wo wir gerade davon sprechen, ihr vermasselt mir gerade eine Gelegenheit Melfice zu vernichten. Da deine andere Hälfte ebenfalls meinem Meister dient, muss er alles tun was wir für nötig halten um Melfice zu vernichten... Was mir ein kleines, nicht unerhebliches Druckmittel gibt."
"Hört nicht auf ihn, Meister. Dämonen wie der hier versuchen gerne euch zu täuschen.", ermahnte Unarus.
"Deswegen seid Ihr wohl nur der Schüler oder der Gehilfe möchte ich behaupten. Ich meine das todernst.", fuhr Garm geschäftig fort.
"Was für ein Druckmittel?", fragte Dewan argwöhnisch.
"Meister, hö-"
"Dich.", unterbrach der Dämon den Tigermenschen und verschaffte sich volle Aufmerksamkeit. "Ich mag zwar nicht zur selben Dämonenklasse wie Melfice gehören, sonst hättet ihr ihn vermutlich auch schon längst in so ein schnuckliges Fläschen gesperrt, aber ich bin durchaus in der Lage dieses Gefäß zu sprengen... auf Kosten meiner symbiotischen Hälfte. Deinem Abbild."
"Unsinn.", sagte Dewan mit fester Stimme, doch selbst in seiner Flasche konnte Garm einen leichten Schweißausbruch riechen.
"Da braucht jemand wohl Nachhilfe in Dämonologie. So sieht es aus: Entweder du lässt mich frei oder ich absorbiere deine andere Hälfte. Ich zähle bis drei. Eins..."
"~Du bluffst!~", sagte der innere Dewan.
"Du bluffst!", wiederholte der andere.
"Dann kannst du es ja drauf ankommen lassen. Ich brauche zwar deine andere Hälfte, um besser gegen Melfice kämpfen zu können, aber wenn ich dieses Opfer nicht bringe, dann werde ich niemals gegen ihn kämpfen können. Zwei!"
"Er... Er will Euch nur hereinlegen, Meister.", warf Unarus ein, doch seiner Stimme war eine gewisse Zögerlichkeit zu entnehmen.
"Das weiß ich...", antwortete Dewan, nun sichtbar angespannt.
"Ihr... könnt Euch auf mich verlassen, Meister. Ich bin mir sehr sicher..."
Garm war froh keine feste Form zu haben. Denn dann hätte er jetzt hämisch gegrinst. Er unterlegte sein nächstes Wort mit einem seltsam anmutenden Zischen.
"Drei!"
Blitzschnell flog der Verschluss von dem Fläschen und Dewan holte weit aus und zerschmetterte es zusätzlich auf dem Boden. Garm materialisierte sich vor den beiden, mit ziemlich gleichmütigem Gesichtsausdruck. Dewan starrte ihn entgeistert an, als er in voller Gänze begriff, was er gerade getan hatte.
"Du... hast gelogen, nicht?"
"Nein. Das war mein voller Ernst. Ihr braucht WIRKLICH Nachhilfe in Dämonologie.", bemerkte Garm in unbeteiligtem Tonfall und überkreuzte seine beiden Vorderpfoten.
Unarus brüllte und wollte sich auf ihn werfen, aber weder er, Dewan, noch der Geist würde ihn jemals erwischen. Nie wieder.
"Teufelsfüße.", bellte Garm und löste sich mit einem Peitschenknall in Luft auf.
Unarus blieb schlitternd zum Stehen und blickte sich um.
"Wo-"
Ein Sturm von scharbenden Geräuschen ließ die beiden Männer zusammenzucken, als auf allen Oberflächen nach und nach tiefe Klauenspuren erschienen, die sich mit jeden geschlagenen Kerben näherten. Dewan und Unarus wichen zurück, bis sie Rücken an Rücken waren, als die Kratzspuren bis wenige Zentimeter in einem Kreis vor ihnen stoppten. Eine Weile lang war es still, dann erschien vor ihnen wieder der zwei Meter große Hund mit dem roten Fell. Dewan blinzelte überrascht. Der Dämon war nicht unsehbar schnell gewesen oder hatte sich teleportiert; er war einfach verschwunden und dann wieder aus dem Nichts aufgetaucht.
"'Tschuldigung. DAS musste sein. Ihr solltet mal Eure Gesichter sehen." Er wandte sich zu der blassen Form um, die sich ihm lautlos von hinten näherte. Jetzt wo er wusste, wo mit er es zu tun hatte, machte er einen eleganten Drehsprung von der Kreatur weg.
"Ganz ruhig, Bruder. Ich will dich nicht fressen. Ich helf dir sogar. Sag mir einfach nur wo."
Der Geist zischte etwas unverständliches, griff ihn jedoch trotzdem an. Garm überkreute die Vorderbeine.
"Halt ihn auf!", befahl Unarus, doch Garm verschwand bereits wieder in einem Peitschenknall.
Dieses Mal jedoch floss Blut. Unarus schrie mehr erschrocken als schmerzerfüllt auf, als eine Krallenspur sein Hemd aufriss und ein Pentagramm auf seiner Brust offenbarte, dass nun von einer blutigen Schnittwunde unterbrochen wurde. Der Geist erstarrte plötzlich wie eine Salzsäule. Dann entschwand er, mit einem schrillen Geheul. Einen weiteren Peitschenknall tauchte Garm wieder auf.
"Nun, wo das geklärt ist...", schnaufte er zufrieden, "wie wäre es, wenn wir Melfice gemeinsam jagen?"
"Wir mit dir zusammenarbeiten?!", fragte Unarus empört. "Du hast uns angegriffen und einen Teil der Macht des Meisters gestohlen."
"Ah... Ihr vom Wildvolk seid nicht anders als Menschen. Natürlich ist der Dämon wieder der böse.", stöhnte Garm gelangweilt. "Ihr habt mich ganz nebenbei zuerst angegriffen und mich in eine Flasche gesperrt. Ich kann das auch mal gerne mit euch machen. Und außerdem kann ich nichts dafür, dass ich ein Stück deines Meisters in mir trage. Wenn es nach mir ginge, wär ich überhaupt nicht beschworen worden."
"Du hast meinen Geist zerstört!"
"Zerstört? Nein. Befreit? Ja. Ich habe ihn lediglich von deinen Ketten befreit. Habt ihr seinen Freudenschrei nicht gehört?", konterte Garm giftig.
"Er war mein Gefährte!"
Langsam wurde Garm zornig. Er stieß ein bedrohliches Knurren aus und tapste einen Schritt auf ihn zu.
"Hör mal zu, du missratenes Kätzchenimitat: Kein Dämon oder Geist lässt sich freiwillig von einem Menschen geißeln. Wir sind keine Dschinn, die sich mit Euresgleichen sogar Freundschaften schließen. Lass mich eines fragen: Wenn dein Geist bei dir bleiben hatte wollen... Wieso hat er mir gesagt wo ich seine Ketten finde?"
Darauf wusste Unarus keine Antwort.
"Wir wollen dir nichts tun, Dämon.", warf Dewan endlich ein. "Ich kann dich vielleicht von deinem Vertrag befreien. Ich will nur meine andere Hälfte..."
Er streckte die Hand aus, um Garm mit seinen alchemieumformenden Kräften zu berühren. Doch bevor seine Finger das rote Fell erreichten, wuchs ein menschlicher Arm aus dem Dämon, der ihm am Handgelenk packte. Ein Kopf wuchs hinterher und Dewan glaubte für einen Moment in einen Spiegel zu sehen.
"Verstehst du nicht? Gleich was ich oder du willst, ich bin an diesen verdammten Vertrag gebunden wie der Dämon.", keifte der Dewan in Garm sein Spiegelbild an und stieß dessen Hand zurück.
Der echte Dewan war geschockt. Garm knurrte.
"Versteh mein Dilemma. Ich würde gerne frei sein, vielleicht funktioniert das was du vorhast ja. Aber wenn du auch nur versuchst uns zu befreien, sind wir beide gezwungen eben das zu verhindern. Ihr könnt mich nicht befreien, es sei denn ihr vernichtet mich... und deine bessere Hälfte gleich mit. Aber bevor das geschieht, werde ich euch beide fressen. Aber das bringt keinen von uns etwas. Daher mein einmaliges Angebot: Wir rotten uns zusammen. Wir können uns hier gegeneinander verausgaben und Melfice entkommen lassen, oder wir benutzen unsere kombinierten Kräfte. Ihr wisst vielleicht mehr über Melfice und den König, aber ich bin ein Dämon und ich weiß wie andere Dämonen ticken. Und ich bin ausgerüstet worden um eben diesen Dämon zu vernichten. Zusammen sind unsere Chancen größer, als allein."
"Damit du deinen Auftrag beenden und mit meiner Hälfte verschwinden kannst.", fragte Dewan verärgert.
Garm grinste grisgrämig.
"Mein Meister gab mir sein Wort, dass es nur dieser eine Auftrag ist. Und wenn er sein Wort bricht, kann ich ihn vielleicht vernichten. Wenn nicht, kannst du das gerne übernehmen, auch wenn mir mein Vertrag verbietet dir zu sagen, wer mein Meister ist, aber vielleicht weißt du es schon." Er sah ihn durchdringend an.
"Wenn ich endlich entlassen werde, wird deine andere Hälfte wiedergeboren. Dann könnt ihr verschmelzen, oder zwei glückliche Zwillinge werden, das bleibt euch überlassen. Die Frage ist... haben wir einen Deal? Oder muss ich euch wirklich fressen?"

Es erstaunte Saitu immer aufs Neue, wie gut ihre Mannschaft gegen überlegene Gegner kämpfte, wenn man bedachte dass sie aus ganz gewöhnlichen Menschen rekrutiert wurden und nur von Rangi ausgebildet wurden. Doch auch so war es ein hoffnugsloses Unterfangen. Die Kämpfer waren einfach aus dem Nichts gekommen. Ihre Karte konnte zwar alles zeigen was das Wasser berührte, wenn Saitu sie bediente, aber der Luft gegenüber waren sie blind gewesen, da sein Käpten sie alle mitgenommen hatte. Die Angreifer waren einfach zu zahlreich. Egal wie viele er fällte, es kamen auf jeden Gefallenen zwei nach. Saitu gab nach, als er Pierson und Hengren vor seinen Augen sterben sah.
"Zurück!! Weicht unter Deck zurück!! In den Gängen nützt ihnen ihre Übermacht nichts!! Gebt das Deck auf!!"
Der Befehl wurde weiter gegeben und nach und nach wichen seine Männer auf die wenigen Zugänge zurück, die unter Deck führten. Saitu blieb und gab ihnen Deckung. Die Angreifer waren nicht darauf aus sie zu versenken. Sie schienen zu warten, als ob sie etwas von Bord brauchten. Und Saitu konnte sich gut vorstellen was es war. Er hoffte nur, dass sie noch ein Weilchen brauchten bis sie herausfanden, dass die echten Elementarsterne nicht hier waren. Paka hatte ein paar Fälschungen in der Schatzkammer in einem verborgenen Mithrilfach, um einen Dieb zu täuschen, aber diese Angreifer wirkten nicht wie eine gewöhnliche Bande von Dieben und Plünderern.
"Fresst das, ihr Missgeburten!", bellte eine helle Stimme und mehrere Phiolen flogen durch die Luft. Ein paar fielen wirkungslos ins Wasser, aber der Großteil traf das feindliche Schiff. Die Phiolen detonierten und ein blassrosa Feuer breitete sich schnell darüber aus. Saitu fluchte, stürmte los, schlug ein paar Angreifer bei seinem Sprint nieder und erreichte Trems, der wütend und unbewaffnet das feindliche Schiff anstarrte, ohne auf seine Umgebung zu achten. Saitus Schwert stoppte einen Mann der Trems von hinten meucheln wollte und packte den Jungen kräftig am Kragen.
"Was bei allen guten Geistern tust du hier, Trems?! Suchst du den Tod?!", schrie Saitu ihn fassungslos an.
"Das was ich am besten kann: Scheisse niederbrennen!!", brüllte er zurück und deutete auf das feindliche Schiff. Das Feuer breitete sich bemerkenswert schnell aus und die Löschversuche erwiesen sich bisher als sinnlos. Saitu hatte das noch nicht gesehen. Die Chemikalie war offenbar neu.
"Du nützt uns gar nichts, wenn du dich hier töten lässt!! Wir brauchen dich, verdammt nochmal!!"
"Saitu!!", rief eine weitere bekannte Stimme und Saitu sah wenig später Toni, der sich zu ihnen durchkämpfte.
"Du kommst gerade richtig, Toni!!", überschrie Saitu den Kampflärm, packte den lautstark protestierenden Trems und warf ihn Toni an die Brust.
"Zieht euch unter Deck zurück und errichtet Barrikaden! Haltet so lange durch wie ihr könnt! Hilfe ist unterwegs!"
Toni kämpfte mit Trems, der sich losreißen wollte, aber Toni hielt ihn eisern umklammert.
"Der Käpten?", fragte Toni hoffnungsvoll.
Saitu nickte.
"Ich dachte er hat selber Probleme? Wenn wir ihn nicht kontaktieren können, wie soll er uns zur Hilfe eilen?"
"Er muss und WIRD! Vertraut mir! Andernfalls bleibt uns keine Alternative als uns zu ergeben. Das wird nicht GESCHEHEN! Wartet nicht auf mich, verbarrikadiert alles!! NA LOS!!!", brüllte Saitu die letzten Worte und stürmte los. Toni zog den widerspenstigen Trems mit sich.
Jetzt wo das Deck frei von Verbündeten war, konnte Saitu viel besser wüten als vorher. Mit einer Wasserwelle jagte er gleich zwanzig Angreifer auf einmal über die Reling ins Meer, aber er gewann nur eine Verschnaufspause, denn die gleiche Anzahl Männer kam umgehend nach. Doch Saitu hatte nicht vor kämpfend unterzugehen. Er brach bis zum vorderen Teil des Schiffes durch, hechtete dort durch die Tür unter Deck, der Bereich den nur der Käpten und Arilla überlicherweise betreten durften, und trat die Tür zum Gemach Pakas ein. Dort ging er zu dem Kommunikationskristall auf der Anrichte und berührte ihn. Einmal. Zweimal. Dreimal. Langsam ging er von dem Objekt zurück. Mehr konnte er nicht tun. Saitu ließ seine Klinge wirbeln und erlegte einen unsichtbaren Angreifer, der ihm gefolgt war. Blutige Fußabdrücke hatten ihn verraten. Saitu verließ das Gemach und wollte gerade wieder auf Deck gehen um zu kämpfen, als er ein schwaches Stöhnen hörte.
"Saitu..."
Saitu wurde bleich, als er das vertraute Gesicht und die riesige Blutlache sah.
"Enir! Was tust du hier?!", fragte Saitu entgeistert, warf sich auf Knie neben ihr und flöste ihr einen kräftigen Stoß heilender Psynergy ein.
Enirs Augenlider hörten auf zu flattern und ihr Gesicht gewann etwas Farbe zurück.
"Die Schatzkammer...", stöhnte sie und deutete auf die helbgeöffnete Tür hinter sich. "Ich habe versucht sie zu beschützen, aber irgendwas... stach mich nieder... Allerdings wurde kein Gold gestohlen..."
Saitu konnte nur mit dem Kopf schütteln.
"Kein Gold ist dein Leben wert!"
"Doch ist es..."
"Ist es NICHT! Steh auf, vorsichtig.", sagte Saitu beschwichtigend und half ihr auf. Er brachte sie zum nahegelegenden Kartenraum, der vollkommen verlassen war.
"Diese Tür ist eine der sichersten. Sperr sie von innen ab und komm erst heraus, wenn es wieder sicher ist. Hast du verstanden."
Sie wich seinem Blick aus, aber nickte.
"Gut. Ich verspreche es, ich hol dich hier raus.", versicherte Saitu und schlug die schwere Tür zu. Enir riegelte sie ab. Tief durchatmend lehnte sie sich an die Tür und ließ sich an ihr heruntersinken. Durch das Holz konnte sie die Kämpfe hören, die nicht weit von hier stattfanden. Sie war keine Kämpferin, trotzdem hatte sie das Gefühl, sie würde ihre Freunde im Stich lassen...
"HAAA!", kreischte sie plötzlich unvermittelt, hieb ihren Dolch durch die Luft.
Ein Schrei ertönte und als Enir sich wegrollte enttarnte sich ein Mann, der nicht zu ihnen gehörte.
"Bleiben Sie weg von mir!", schrie Enir, stolperte in die andere Ecke des Raumes, den Dolch panisch erhoben.
Rulk sank schmerzgepeinigt auf den Boden zusammen und presste die Hände auf seine Wunde.
Sie hatte ihn gut erwischt. Die Verletzung blutete stark und seine Beine fühlten sich taub an. Ob glücklicher Treffer oder nicht, spielte keine Rolle mehr.
"Urgh... Man könnte fast sagen, damit wären wir quitt.", grunzte er und sah die blutverschmierte Frau mit trüben Augen an. Sie hatte offenbar nicht die Absicht ihn zu erledigen. Im Gegenteil, sie schien viel zu große Angst zu haben sich im überhaupt zu näheren.
"Ihr wart das? Was habt Ihr aus der Schatzkammer genommen? Die Juwelen? Das Gold der Nebelkathedrale?! Sprich!"
"Es gibt weitaus wichtigere Dinge als Gold.", hustete Rulk.
"Aber nicht viel wichtigeres."
Rulk hob eine Braue. Meinte die Frau das ernst?
"Doch allerdings. Auch wenn du mir bestimmt keine zufriedenstellende Antwort geben kannst... Wo sind die Sterne?"
Enir lachte humorlos.
"Die Elementarsterne? Nicht hier! Wäre dem so, wäre unser Käpten hier. Und wäre er hier, hätte von euch keiner lebend dieses Schiff betreten können."
"Euer Käpten hat die Sterne?", fragte Rulk entgeistert.
"Ich wüsste nicht, wer sonst. Ich will es auch gar nicht wissen. Aber ihr werdet dafür bezahlen, dafür dass ihr unsere Freunde angegriffen habt. Das verspreche ich. Und jetzt schweigt oder ich sorge dafür dass Ihr es tut."
Rulk wusste, dass es eine leere Drohung war, aber er schwieg. Die Frau war keine Bedrohung. Aber nun standen sie vor einem Problem. Wenn der Käpten nicht die Sterne hatte, er sie aber auch nicht auf der Windtänzerin versteckt hatte... wo waren sie dann?

Saitu sah sich einer überwältigenden Übermacht gegenüber. Er kämpfte auf Deck ganz allein. Alle anderen hatten sich bereits unter Deck verbarrikardiert. Seine Arme wurden allmählich taub und seine Psynergy neigte sich dem Ende zu. Ein Mann mit einem Schwertarm stieß nach seinem Gesicht, streifte allerdings nur seine Schulter. Saitu schwang sein neues Langschwert.
"Glaziale Serie!"
Ein Eissturm kam auf und fegte noch eine Gruppe von der Windtänzerin. Doch gleichzeitig stieß ein Unsichtbarer ihm eine Klinge in den Rücken. Saitu fluchte, erschlug ihn mit seiner Klinge und heilte die Wunde. Für einen Moment wünschte er sich, Lashon, Sylvos und die Hoheadeptin wären nur wenige Minuten später aufgebrochen. Er hätte sie gut gebrauchen können. Und was würde passieren, wenn sie in die Falle liefen? Wenn sie sich überstürzt zurückziehen mussten und sich mitten in einem Gemetzel widerfanden? Wenn die Hexen Reyters Truppen verraten hatten, wo ihr Teleportkreis zu finden war... Die Hexen! Natürlich! Saitu wirbelte herum. Die Flügel der Windtänzerin waren immer noch intakt. Er hatte keine Wahl. Er fokussierte die Schwingen mit seinem Geist.
"Los!!"
Die Holzschwingen verwandelten sich in Ebenbilder aus flüssigen Schatten und schlugen zweimal kräftig aus. Die Windtänzerin erhob sich ruckartig mehrere Meter in die Luft. Die unvorbereiteten Gegner stolperten. Für's erste hatte sich die Windtänzerin von dem Angreiferschiff entfernt, es würde vorerst kein Nachschub kommen. Aber so wie es um seine Psynergy stand, konnte er nicht mehr lange kämpfen, das Schiff fliegen erst recht nicht. Stattdessen kam er auf eine wahnsinnige Idee, die glatt von Lashon hätte kommen können.
Ich hoffe, ich denke nicht bald wie er... Haltet euch fest, Leute!, dachte Saitu grimmig.
"Frost.", beschwor er einen Eisklumpen, der seine Füße mit den Holzdielen fest verwachsen ließ. Er hoffte nur, dass es reichen würde. Saitu atmete tief durch.
Er ließ die rechte Schwinge alleine schwingen. Und nochmal. Und nochmal. Und wieder. Bevor die Angreifer es realisierten, kippte die Windtänzerin in der Luft auf den Kopf. Alle Angreifer auf Deck fielen kreischend in die Tiefe, während Saitu kopfüber am Eis hängend versuchte die Konzentration zu halten. Vermutlich wurde seine Crew im Inneren durchgeschüttelt, aber da sie alle unter Deck waren, fielen sie wenigstens nicht von Bord. Somit war das Schiff vorerst fast feindfrei. Wieder ließ er eine Schwinge alleine schlagen, bis sie wieder richtig herum flogen.
"Tschuldigung...", flüsterte er still zu seinen Leuten unter Deck, ließ das Eis zu seinen Füßen zerspringen und erledigte die letzten paar Feinde, die es geschafft hatten sie festzuhalten. Als das Deck frei war, warf Saitu einen Blick zurück auf das Feindschiff... Und erstarrte. Es verfolgte sie. Sogar bis in den Himmel. Saitu überprüfte die Distanz. Die Windtänzerin war minimal schneller. Aber er würde nicht mehr lange durchhalten. Drei oder fünf Minuten maximal. Dann würden sie wieder auf den Ozean sinken und der Sturm begann von Neuem.
"Paka... Beeilt Euch!"

"Ihr wollt mir also sagen, dass selbst wenn wir den Turm entzünden und alles so verläuft wie Ihr es plant, wird der Turm dennoch erlöschen und wir brauchen einen neuen Jupiterstern um ihm zu entzünden? Ähm... Wisst Ihr eigentlich wie lange es dauert, bis sich ein neuer Jupiterstern bildet?", fragte Paka, sichtbar entgeistert.
"Exakt elf Wochen, auf natürlichen Weg. Aber es gibt Rituale, mit denen er beschworen werden kann.", antwortete Tewer, als hätte er es auswendig gelernt.
Paka nickte wiederwillig.
"Genau... Und der einzige Mensch, der das Material hat um einen neuen zu beschwören ist kein Freund von mir.", fügte Paka hinzu.
Oviir nickte wissend.
"Reyter.", sagte sie tonlos.
"In Silkanas kann man gewiss auch die nötigen Materialien auftreiben. Außerdem haben wir noch einen Jupiterstern, den unsere Welt nicht benötigt...", gab Tewer zu bedenken, doch Paka schien nicht begeistert.
"Ein Rennen auf Zeit also... Wie ihr vielleicht wisst, hängt uns die Zeit im Nacken, was die Schließung des Strudels angeht. Wir können uns nicht immer wieder auf die Suche nach neuen Sternen machen. Und es gibt keinen anderen Weg?", wollte er wissen.
Im Geiste ging er noch einmal durch, womit sie es zu tun hatten. Der Merkurstern war verschwunden. Der Merkurleuchtturm war noch nicht entdeckt. Der Marsstern war für sie nicht verfügbar, bis sie eine gewisse Person fanden. Und jetzt mussten sie auch noch den Jupiterstern neu beschaffen? Hatten diese Leute auch nur eine Ahnung wie lange er gebraucht hatte, um überhaupt drei zu sammeln? Die Erfüllung seiner Aufgabe und das Retten Mirnuzars rückte in immer weitere Ferne und ihm lief die Zeit davon.
"Vergesst nicht, Paka. Wenn dieses Ding den Leuchtturm zerstört, haben wir ohnehin verspielt.", sagte Oviir bestimmt, als könnte sie seine Gedanken lesen. Vielleicht tat sie es auch.
"Nun... Okay. Aber denkt noch einmal scharf darüber nach, ob wir das irgendwie drehen können, ohne die Energie des Leuchtturms zu verbrauchen."
Tewer zuckte mit den Schultern.
"Ihr verlangt nicht wenig..."
"Irgendwie! Selbst wenn wir ihn andernweitig den Rest geben müssen! Ich kann es leider nicht. Ich kann nicht einmal mit einer anständigen Eiswand dienen.", gab Paka zerknirscht zu.
"Können Sie nicht, oder wollen Sie nicht?", wollte Regor wissen.
Paka klapperte vielsagend an seinem Gehänge.
"Ich kann nicht. Das einzige was das Biest effektiv stoppen könnte wäre richtiges Leuchteis. Und das in Riesenmengen. Damit könnte ich nur auf dem Ozean selbst dienen. Tut mir Leid, aber ich kann nicht viel dazu beitragen ihn aufzuhalten."
"Vielleicht...", begann Oviir und tippte nachdenklich auf ihren kaputten Degengriff. "Vielleicht... könnten wir das jemand anderen übernehmen lassen. Allerdings müssten wir dafür eine Triumpfkarte ausspielen, die wir später noch gebrauchen könnten."
"Das wäre?", fragte Kanra hoffnungsvoll.
"Wir überzeugen jemanden, der die Leuchttürme ebenso nicht zerstört sehen will wie wir.", fuhr Oviir mit einem Blick zu Paka fort.
Dem schwante Übles.
"... Reyter.", schauderte er.
"Was?", stießen mehrere von ihnen ungläubig aus.
"Natürlich.", sagte Kanra trocken. "Wir nehmen mit ihm Kontakt auf und sagen: 'Hey, Reyter! Schön mit dir zu reden. Hey, wir haben Probleme am Windleuchtturm, denn da kommt ein riesiges Monster auf uns zu, dass binnen eines Tages hier sein wird und uns zu Schutt und Asche kloppen wird. Wir fragten uns, ob du nicht vielleicht helfen möchtest ihn aufzuhalten, damit wir unsere Geheimwaffe auf ihn abfeuern können.'"
"So wird das natürlich nicht laufen.", stellte Paka richtig. "Wir haben uns vor einiger Zeit eine Strategie überlegt, mit der wir Reyter täuschen können, allerdings würde er den Betrug irgendwann entdecken. Reyter ist nicht dumm. Der Trick wird nur einmal klappen und den könnten wir später im offenen Krieg gegen ihn gut gebrauchen. Und es ist ein Risiko. Wenn er herausfindet, dass wir hier sind oder ich mit Herrin Sturmwind in Verbindung stehe... Dann sind wir erledigt."
"Ein Risiko ist es, den Leuchtturm der Zerstörung auszusetzen.", wies ihn Oviir rau zurecht und blickte in die Runde. "Reyter mag unser Feind sein, aber er kann dieses Ding lange genug aufhalten, damit wir alles vorbereiten können. Vielleicht zerstört er es sogar für uns und das Leuchtfeuer kann weiterbrennen, aber vorerst geht es nur um Zeit. Ich denke das ist das Risiko wert."
"Tss... Na schön, einen anderen Plan habe ich nicht. Stimmen wir uns vorher mit dem Rat ab, aber ich bin dafür.", gab sich Paka geschlagen.
"Aye. Ich rufe sie zusammen.", sagte Gray und eilte los.
Tewer streckte die Hand fordernd aus.
"Ich bräuchte trotzdem den Stern."
Paka nickte.
"Sicher... Bin gleich zurück, dauert keine zwei Min-"
Eins. Zwei. Drei. Pakas Augen weiteten sich, als ihn drei Schauer von seinem Kommunikationskristall durchfuhren. Schwerer Notfall!
"Vergesst die zwei Minuten, ich muss weg!", rief er aus und hastete klappernd mit seinem Gehänge davon und ließ alle anderen verwundert und ratlos stehen.
In der Etage unter der Leuchtturmspitze angekommen, begann er durch die Löcher zu springen, um in die tieferen Ebenen zu gelangen. Ein Windstoß erfasste ihn und lenkte ihn zielsicher durch die Ebenen von einem Loch zum nächsten, so dass er keine Sekunde verlor. Wie aus dem Nichts tauchte die weiße Gestalt Arillas neben ihm auf.
"Sie sind in großer Gefahr! Saitu würde niemals um Hilfe rufen, wenn er der Situation nicht heer werden könnte!", rief Paka beim Fallen und tauchte im gleichen Moment in den tiefen künstlichen Schacht zur Quelle ein.
"Ist es okay, jetzt einfach so zu gehen? Diese Männer brauchen den Jupiterstern.", fragte sie in ihrer üblichen endlosen Ruhe.
"Ein Tag ist eine lange Zeit. Und wenn Reyter am Strang zieht, hält er das Monster vielleicht von ganz allein auf."
"Aber um ihn zu täuschen ist meine Hilfe von nöten. Aber da ich an dich gebunden bin, muss ich mit dir gehen.", gab sie zu bedenken.
"Ich weiß! Ich... weiß... Aber ich kann nicht einfach hier alles arrangieren, während die Leute sterben, die mir trotz all meiner Lügen noch vertrauen."
Paka setzte dank Arillas Windbeherrschung sanft auf beiden Füßen in der Tropfsteinhöhle auf, entledigte sich Umhang, Tunika und Stiefel, nahm seinen Dreizack in die Hand und sprang ohne zu Zögern in die eiskalte Quelle. Als das Wasser ihn umschloss ließ Paka seine Psynergy wirken. Er tauchte umgehend wieder auf und fand sich an einem völlig anderem Ort wieder... und sah gerade zu wie die Windtänzerin auf schwarzen Flügeln in der Ferne verschwand, verfolgt von einem ihm unbekannten Schiff. Paka sprang aus dem Wasser, blieb auf dessen Oberfläche stehen und zog die Stirn kraus. Er hatte die Windtänzerin noch nie mit Flügeln gesehen.
"Das ist mein Schiff... Aber wo fliegt es hin?"
Paka fiel etwas Merkwürdiges auf dem Wasser auf. Ein roter Kreis zog einen gewaltigen Bogen um das, was aus Kehlan übrig geblieben war. Der Kreis hatte eine rote Farbe, der sich mit dem Wasser verschmolzen hatte, aber dennoch nicht verschmierte. Innerhalb des Kreises schien er undefinierbare Zeichen wahrzunehmen, die er allerdings aufgrund der Größe des Kreises nicht vollständig wahrnehmen konnte. Was geht hier vor?
Paka beobachtete, wie sich der riesige Kreis öffnete und Kehlans wachsende Masse vollständig verschlang, bis nichts mehr von ihm übrig war. Jedoch blieb der Kreis bestehen und verschwand nicht. Der Kapitän der Windtänzerin wusste nicht, ob er erleichtert oder beunruhigt über den Vorfall sein sollte. Als nächstes hörte er Schreie aus dem Wasser. Es war eine große Anzahl an Personen im Wasser, die immer weiter in die Richtung des Kreises gesaugt wurden. Zu seinem kannte er sie nicht, denn er hatte die schlimme Befürchtung gehabt, dass sie von seiner Mannschaft sein könnten. Sie versuchten sich alle mit jedem erdenklichen Mittel her auszukämpfen, doch der Kreis saugte sie alle nach dem anderen auf, bis kein einziger mehr von Ihnen übrig geblieben war und sich der Kreis schloss. Die Gefahr schien vorüber zu sein, doch der Kreis blieb weiterhin bestehen. Was es damit auf sich hatte? War die Windtänzerin deswegen weggeflogen? Wer waren diese unbekannten Personen gewesen?

„Das Fressen kannst du dir abschminken. Wir werden dich anders vernichten.“ Kam es gereizt von Unarus. Dewan dagegen hob beruhigend seine Hand. „ Wir können entweder gegen dich kämpfen oder mit dir. Eine andere Option bleibt uns also nicht.“
Der Dämon grinste belustigt. „Du lässt die Option fallen, meinen Meister zu töten?“
„Er ist ein Mensch. Auch wenn wir Meister um Leben oder Tod kämpfen. Wir dürfen keinen Menschen töten. Egal was sie mir angetan haben, weder ich noch mein Gefährte werden weder Reyter noch einen seiner Männer töten.“ Erklärte der Meister.
Dewan schüttelte seinen Kopf. Er trug zwar den Rang eines Meisters, hatte jedoch nicht mehr die geringste Psynergie in sich – auch wenn ihm ein Weg blieb noch welche anzuwenden. Seine schwache Kraft war deprimierend, welche der niedrigste Kampfkunstmeisterstufe gleichkommen musste. Selbst Unarus war Momentan deutlich mächtiger als er.
„Wir werden zusammenarbeiten, wenn du alle anderen Geisterbeschwörungen von Unarus in Ruhe lässt.“
„Aber Meister Dewan!“ protestierte Unarus, doch der Blick Dewans ließ ihn verstummen.
„Garm, so darf ich dich doch sicherlich nennen? Es ist zwar schön und gut, der Plan wie er bisher war. Jedoch glaube ich nicht, dass dies alles ausreicht um Melfice zu vernichten.“ Gab Dewan seine Einschätzung bekannt während er in seine Hände blickte. „Ich habe ihn, nachdem er meinen Meister begegnet ist, im Alleingang gejagt. Zumindest bis ich festgestellt habe, wie schwierig es ist ihn zu kriegen. Der Dämon kämpft nur dann, wenn es sich für ihn lohnt oder er auf Nahrungssuche ist.“ Teilte er ihn mit.
„Ich weiss nicht, welche Fähigkeiten du besitzt. Ob du ihn anlocken könntest. Jedoch kenne ich einen alten Kameraden, der uns sicherlich nützlich im Kampf gegen ihn sein würde. Sein Name lautet Ealar Loghain und auch er ist ein Meister wie ich. Auch sein Meister wurde von dem Dämon getötet. Er strebt somit das gleiche Ziel an, wie wir alle. Erlaubt dein Pakt, Verbündete im Kampf gegen den Dämon zu suchen?“ zwar würde Ealar Loghain wohl genauso wenig wie Unarus davon begeistert sein, dass sie mit einem Dämon kooperierten, aber mit ihm waren ihre Chancen sicherlich größer. Es lag außerdem lange zurück, bis sie sich das letzte Mal gesehen hatten.

Reyon hatte miterlebt wie eine große Anzahl seiner Männer, die von der Windtänzerin gefallen waren, von dem Kreis verschluckt wurden. Sie waren vermutlich alle Tod. Er hatte keine Ahnung, was es mit dem Kreis auf sich hatte. Sein Blick zu Loghain verriet ihm, dass er ihn immer noch da hatte, wo er ihn haben wollte. Er war sich sicher. Loghain hatte Nichts gewirkt, aber wer dann? Über den Stab war auch nichts gewirkt worden. Der Junge Meister stand auf und richtete sich vor ihm auf. Er schien diesmal keine Absichten zum Angriff zu hegen.
„Ihr habt mich, Reyon. Ich komme hier nicht einfach raus und ihr verschont mein Leben vermutlich nur wegen dem Stab? Vielleicht habt ihr auch nur andere Pläne mit mir.“ Fing Loghain an und ein lächeln bildete sich in seinen Lippen. „Ihr habt Meister Taidil getötet. Gratulation. Jedoch war euer Leben damals nie in Gefahr gewesen. Ihr hättet höchstens besiegt werden können. Doch heute ist es anders. Ich habe auch Pläne mit ihnen. Aber sie haben Recht: Die Meister haben ihre Schwäche. Es ist ihr Kodex. Ich werde zeigen, dass ich mich von der Schwäche gelöst habe.“
Kaum hatte Loghain zu Ende gesprochen, spürte Reyon den Bruch seiner Rippen, als ihn der Treffer über dem Reling schleuderte. Jedoch fand er sich merkwürdigerweise auf dem Boden des Decks wieder. Doch der Schmerz war nicht verschwunden, er war immer noch da. Es war also keine Illusion, sondern Real. Er rappelte sich auf und erkannte wie eine finstere Gestalt vor ihm stand. Er ähnelte einem Piraten, was ihn durch seine rechte Augenklappe, den Hacken in seiner rechten Hand und dem linken Holzbein interpretierbar war. Jedoch hatte er eine dunkle Haut, die mit dem eines Dämons und eines Untoten Ähnlichkeiten hatte – sich aber in gewissen Feldern vollständig von ihnen Unterschied. Gesund schien er zumindest nicht aus. Der Schwarze Augapfel fokussierte ihn.
„Ihr habt doch nicht gedacht, dass ihr so einfach entkommen könntet, Reyon.“ Kam es diesmal von Loghain. „Ich sagte, ich habe Pläne mit Ihnen.“ Sein Grinsen wurde diabolischer. „Ihr werdet hier und jetzt sterben. So oft wie es nötig ist. Die ‚Fünf Schritte zum Tod‘ wird euer Ende sein. Es wird kein Entkommen geben und am Ende, wird mir euer Körper für alle Ewigkeiten dienen. Ihr habt darum gebettelt! Deine Zeit ist abgelaufen. Ab hier übernimmt die Jugend.“
Reyon musterte den Unbekannten an. Loghain war immer noch Aktionsunfähig und war sich offenbar dessen Bewusst. Doch dieses neue Wesen, welcher vor ihm stand war anders. Er lebte nicht einmal, genauso wenig wie er ihn auf die gleiche Art und Weise fesseln konnte wie Loghain. Einem Wesen wie ihn, war er weder begegnet, noch etwas von ihm gehört.
Ein paar fliegende Chimären hatten sich um das Schiff gesammelt, die ihn offenbar nicht betreten wollten. Anscheinend wollten sie ihn aus der Distanz mit Psynergie attackieren. Jedoch schienen sie deutlich schwächer als der Gegner zu sein, der vor ihm stand. Das Wesen trat heran. „Darf ich ihn jetzt töten, Meister Loghain?“ fragte das Wesen ohne die geringste Emotion in seiner Stimme. „Vernichte ihn, Saul. Oder eher: Tuh was du willst, falls meine Stimme nicht bei dir ankommen sollte und Reyon dies unterbindet. Die Dinge passieren von mir unabhängig.“
Mit einer unmenschlich schnellen Bewegung tauchte der Pirat vor Reyon auf, dessen dritte Hand ihn dort Erwartet hatte und ihn aufspießte. Zu seiner Überraschung ignorierte Saul den Treffer. Nicht einmal ein Schmerzensschrei gab dieser von sich. Er riss seinen Körper buchstäblich mit purer Gewalt von der Hand heraus und entfesselte eine schwarze Wasserblase, die beide einhüllte. Reyon erkannte nicht einmal eine Wunde, die nach seinem Treffer zurückgeblieben war. Es war alles verschwunden. Er wollte raustreten, doch die Wasserblase hatte sie beide eingesperrt. Saul griff ihn mit dem Hacken an, unter dem er sich ducken konnte. Der Hacken traf stattdessen die Blase und einen schwarzen tödlichen Strom, der sich in ihren Körpern entlud. Während er spürte, wie sein Gegner kaum davon betroffen war, spürte er selbst den Schock in seinen Knochen. Die Wasserblase platzte und er ging in den Boden. Sein Gegner starrte nur auf ihn herab, nur darauf wartend, dass dieser wieder Aufstand oder irgendwoher erschien. ..

Natürlich hatte die Seele der Dunkelheit dem zugestimmt. Eine andere Möglichkeit war ihm nicht geblieben. Obwohl er über große Macht besaß war er leicht kontrollierbar. Seine Macht war gegen die Ordnung bedeutungslos. Als er die verfluchten Augen besessen hatte, war er an einem Punkt gelangt, wo er das mächtigste Wesen aller Zeit geworden war. Diese Ratten… sie hatten ihn zuerst seine verfluchten Augen deaktiviert und ihn dann alle zusammen bekämpft. Selbst dort wäre er nicht gefallen, wenn Semih kooperiert hätte. Heute allerdings, waren sie wieder zusammen.
Sie alle vier standen nebeneinander, ihre Gegner erwartend. Hinter Ihnen ein bekannter – Arzt. Ein lächeln bildete sich auf den Lippen Funaras. Dieser Mann war der größte aller Verräter gewesen. Dieser Mann hatte seine verfluchten Augen, durch seine silberne Augenerfindung, neutralisiert. Jedoch war er hier und jetzt sein Verbündeter. Luna kontrollierte ihn. Sie hatten alle Informationen die sie benötigten erhalten. Der dritte Hüter war nicht hier! Er war nirgends aufzufinden. Jedoch gab es eine zweite Alternative. Arzt war einer der Assistenten des dritten Hüters gewesen. Wenn sie mit allem fertig waren, würden sie sein Wissen benutzen um die Augen neu zu schmieden, doch bevor dies geschehen konnte, mussten sie Nox und sein Golem vernichten.
Die Schwachstelle des Golems kannten sie nun durch Arzt. Mit etwas Teamarbeit würden sie ihn in einem zweiten Kampf bezwingen können. Doch war Nox immer noch da, wozu sie auch schon eine Lösung gefunden hatten. Sie brauchten neue Umhänge um der Ordnung widersetzen können. Umhänge, die ihnen ihre alte, vollständige Macht zurückgeben würden. Mit ihrer vollständigen Macht als Anführer wäre selbst jeder einzelne Anführer in der Lage den Golem zu vernichten. Nox hingegen würde seine Macht über ihn verlieren. Damit all das Geschehen konnte, brauchten sie Umhänge. Umhänge, die sie von ihren nächsten Gegnern
*Kehlan befindet sich nicht bei Paka oder der Windtänzerin, nach dem Paka ihn mitten im Ozean ausgesetzt hat bewegt er sich von dieser Position aus nun auf den Jupiter-Leuchturm zu. Lediglich den Rauch, den er verursacht, da er Unmengen von Meerwasser auf seinem Weg verdampfen lässt kann man über große Distanz erkennen. Und das Glühen seines Körpers, von erhöhten Positionen aus.*

"Zeigt ihr euch endlich, Seehund!"
Paka wirbelte schnell wie der Wind herum und blockte funkensprühend einen herannahenden Goldzepter mit seinem Dreizack. Die unerwartete Kraft des Schlages schleuderte ihn von dem Angreifer. Er tauchte unter, als er auf der Wasseroberfläche aufschlug und tauchte unter seinen Gegner von wo er wieder die Oberfläche durchstieß, doch bevor er seinen Feind erreichte wurde dieser von einer Wasserfontäne davon getragen. Paka stoppte auf der Wasseroberfläche und sah an der Fontäne hoch. Zum ersten Mal sah er seinen Gegner richtig.
Ein großgewachsener Mann mit säuberlich gestutzten Bart. Langes graues Haar fiel ihm über die Schultern. Erstaunlich waren jedoch der purpurne Hermelinmantel und die ringförmige Krone, die mit bunten Edelsteinen besetzt war.
Die Fontäne hatte oben die Form eines Thrones aus sprudelndem Wasser angenommen und obwohl dieser König auf ihr saß schienen seine Kleider nicht einmal nass zu werden.
Paka lächelte unsicher. "Ich fürchte ich habe keine Zeit nieder zu knien."
Stolze grüne Augen blickten zu Paka hinunter. "Solch eine Respektlosigkeit gegenüber der Krone bin ich von euch schon aus der Zukunft gewohnt, Seehund!"
Für eine Sekunde herrschte Schweigen zwischen ihnen. Dann öffnete Paka den Mund: "Wie bitte?"
"Ganz wie erwartet. Du wirst mein Königreich nicht bedrohen!"
"Das habe ich wirklich nicht vor. Und Zeit habe ich auch nicht! Mein Schiff ist nämlich in Gefahr." Pakas Blick wurde ernst. "Habt ihr damit etwas zu tun?"
"Sie haben den König in der Zukunft bereits verraten!"
Pakas Dreizack streckte sich.
Blitzschnell bewegte sich der Zepter und klemmte sich zwischen zwei Zinken von Pakas Waffe und stoppte die längste der Zinken nur einen Zentimeter vor der Brust des Königs.
Paka riss seine Waffe nach oben der König die seine zur Seite. Sowohl Dreizack als auch Zepter wurden den Händen ihrer Besitzer entrissen und hoch in die Luft gewirbelt.
Paka stieß sich von der Wasseroberfläche ab der König von seinem Thron, der danach zusammenfiel.
Paka erreichte seinen Dreizack und griff noch in der Luft an. Die Waffen prallten in schneller Folge funkensprühend aufeinander.
Pakas durchdringende blaue Augen blickten in die harten grünen des Königs.
Der König holte mit dem Zepter weit über seinen Kopf aus; Pakas Dreizack fügte ihm einen Schnitt auf der Wange zu.
"SEEEEEEEEEHUUUUUUUUUUUUND!"
Er blockte den Zepter in dem Moment, indem sie die Wasseroberfläche erreichten. Die Wucht des Schlages schleuderte sie Beide tief unter Wasser und verursachte eine gigantische Föntane über ihnen.
Pfeilschnell stießen sie unter Wasser auseinander und kehrten an die Oberfläche zurück, auf der sie sich gegenüberstanden.
Paka atmete tief ein und aus. Dieser Gegner redete zwar viel wirres Zeug, aber er war ein ganz anderes Kaliber als Kehlan. Das würde kein einfacher Kampf werden.
Der König streifte den Mantel ab und wickelte seine Krone und den Zepter darin ein, bevor alles in einen Eisblock einschloss und diesen ins Wasser fallen ließ.
Warum wirft er seine Waffe weg?, wunderte sich Paka, während er den Kettenpanzer betrachtete, den der König unter dem Mantel trug. Weder Verarbeitungsweise noch Material kamen ihm auf den ersten Blick bekannt vor, aber sie schien hochwertig zu sein.
Er sah in die Richtung des roten Kreises. Es schien keine direkte Gefahr von ihm auszugehen. Wie erwartet reagierte der König Augenblicklich und sprintete über die Wasseroberfläche auf ihn zu.
"Leuchteis!" Leuchtende Eiskristalle kristallisieten sich und bildeten eine Wand zwischen ihm und seinem Gegner. Etwas übertrieben für eine Finte, aber indem Moment, in dem sein Gegner sein Leuchteis übersprang oder drunter durch tauchte konnte er ihm mit einem starken Schlag den Rest geben.
Doch der König machte keine Anstalten den Schild zu umgehen und preschte weiter auf ihn zu. Mit Knall prallte die Faust des Königs auf das Leuchteis. Knackend bildeten sich feine Risse auf dem Leuchteis, während die Knochen in der Hand des Königs beinahe völlig zerschmettert worden wären
Geschockt von dem unvorstellbaren Angriff tauchte Paka unter und direkt wieder auf nun hinter dem König. Dieser wirbelte herum, während die lädierte Hand durch Merkur-Psynergie verheilte. Von der beschädigten Leuchteiswand verdeckt erhob sich eine gigantische Schlange aus Leuchteis sogar gewaltiger als jene, die Kehlan gepackt hatte, und stürzte sich auf den König, der in Pakas Richtung blickte.
Eine Eiskuppel bildete sich um den König, doch Unterschied sie sich von einem einfachen Schutzschild, da sie aus fünf einzelnen Eisringen bestand, von denen ein jeder über drei Zacken aus Eis von einem Meter länge verfügte. Die Eisringe begann sich mit unglaublicher Geschwindigkeit in verschiene Richtung zu drehen. Die Schlange prallte auf die Kuppel und wurde von den fünf Teilen von dieser regelrecht zerfetzt. Dutzende von Metern weit flogen einzelne Splitter der Eisschlange und verloren dabei ihr glimmen. Die Kuppel des Königs stoppte ihre Bewegung. Es waren Einzelteile herausgebrochen und der Rest war von Rissen übersät.
Pakas Dreizack streckte und durch brach den rissigen Schutzschild. Funkend schlug der König seine von metallischen Manschetten geschützten Handgelenk zwischen die Zinken und drückte die Waffe nach unten. Während die Überreste der Eiskuppel vollends zerbarsten und sich die Splitter sowie die herumtreibenden Überreste von Pakas Schlange in Messerscharfe Eisscheiben verwandelten die Kurs auf Paka nahmen.
Der Kapitän hob eine Hand und sandte zielsicher einen Schwarm Eispfeile in Richtung der Scheiben. Jede einzelne wurde von einem Pfeil zerschlagen, doch die Splitter absorbierten Meerwasser und wurden zu Scheiben der selben Größe, wie die originale.
Paka schnaubte und ließ seinen Dreizack sich wieder einziehen, wobei er den König, der noch immer seine Handgelenke zwischen die Zinken geklemmt hatte, zu sich zog. Er riss seinen Dreizack los und hieb erneut zu. Der König sprang zurück. Der Dreizack streckte sich und traf ihn in der Magengrube, wenngleich er das Panzerhemd nicht durchbrechen konnte. Der Schaft des Dreizacks strecke sich weiter und stieß den König auf die herannahenden Scheiben zu. Keine Sekunde bevor er sie erreichte bekam er die Zinken zu fassen und stieß sich von ihnen ins Wasser ab.
Der Dreizack kehrte zu seiner eigentlichen Länge zurück.
"Leuchteis!" Die Eisscheiben prallten auf die leuchtenden Eiskristalle und zersplitterten beim Zusammenprall nur damit die Einzelteile abermals zu Scheiben der selben Größe werden konnten, die wieder auf das Leuchteis prallten und zerbrachen.
Paka wollte gerade diesen Angriff beenden, als sich zwei starke Hände, um seine Fußgelenke schlossen.
"Warte!", stieß er aus, "Wieso habe ich das nicht erwartet?" Dann wurde er in die Tiefe gezogen.

Reyons Männer hatten inzwischen die Feuer an Deck gelöscht. Das war wirklich ein interessantes Mittel gewesen. Reyon musste zugeben, dass es es mit den effektiveren Feuer-Mitteln in seinem Repertoire aufnehmen konnte.
Und nicht zuletzt verlor die Windtänzerin sowohl an Höhe, als auch Geschwindigkeit. Wie erwartet hatte Paka nur noch diesen einen Adepten an Bord und obwohl er über eine beträchtliche Macht verfügte hatte er sich gegen diese Übermacht schnell erschöpft. Der Sieg gehörte ihnen.
Vorausgesetzt sie wurden schnell genug zu den Siegern erklärt.
Wenn sich Reyon nicht täuschte war die Person die gerade mit dem König kämpfte Paka und wenn gleich er nicht wirklich wusste wie mächtig einer von den Beiden war und er nicht sicher war ob Paka ihm selbst gefährlich werden könnte, aber er durfte es nicht ausschließen.
Und natürlich gab es da das Problem mit Saul und den Chimären. Hier war er Mitten auf dem Meer und die Windtänzerin so gut wie geschlagen, aber sein verdammter Gefangener sandte ihm einen Gegner ohne auch nur annähernd zu begreifen, wie Reyon ihn überhaupt festhielt. Und er hatte Hashiro ausgeschaltet und Rulk auf die Windtänzerin geschickt und deshalb niemanden, der auch nur annähernd qualifiziert war den nächsten Schritt für ihn zu erledigen…
Er knirschte mit den Zähnen, was Loghain ein Lachen entlockte. Es gab sicher einfachere Methoden, um mit seinem finsteren Gegner fertig zu werden, aber leider hatte er keine Zeit für nur einen davon und musste den hier wählen. Er stampfte auf und ein rotes Kreuz bildete sich auf dem Boden unter Saul. Eine viereckige rote Barriere bildete sich um die Endpunkte des Kreuzes. Nur eine Maßnahme, um ihm kurz Zeit zu verschaffen. Er schwang seinen linken Arm durch die Luft und mit einem Knacken brach er und riss am Ellenbogen auf. Er führte die Wunde zum Mund und würgte. Eine kleine Kugel, die in sanftem orange leuchtete, gelangte in seinen Mund und er setzte sie in die Wunde ein, aus der warmes Blut floss. Dann schwang er den Arm erneut, um ihn einiger Maßen zu richten. Ein tiefrotes glühen ging von seinem linken Arm aus. Eine Sekunde später verwandelte er sich in einen Strudel aus dunkelroter Energie, der die Chimären verschluckte. Er stampfte auf und die Barriere um Saul verschwand. Bevor der Pirat reagierte, war auch er in dem Strudel verschwunden und er wurde wieder zu Reyons Arm.
"Ich hoffe das war eure letzte Vorkehrung, Loghain.", sprach er gefasst, während sein linker Arm verfaulte, "Ich kann nicht garantieren, dass dieser Arm nichts erfasst, was er nicht erfassen sollte." Der verfaulte Arm fiel einfach ab.
Reyon sah zu der Windtänzerin die nur noch knapp von der Wasseroberfläche entfernt war. "Wenigstens ihr Timing stimmt."
Sowie die Windtänzerin wieder auf dem Meer aufsetzte und zum still stand kam lenkte er ihr Schiff direkt neben die sie und schritt bis an die Reling heran. Seine Hand mit dem Stab des Hexenmeisters ließ er weiterhin neben Loghain schweben, wo auch sein Arm lag. Pakas erster Maat stand noch immer allein an Deck das Schwert in der Hand.
"Besatzung der Windtänzerin!", rief Reyon dem Mann zu, "Wir geben euch die einmalige Chance euch zu ergeben!"
"Garantiert, die Sicherheit der Mannschaft!", forderte der erste Maat.
"Wir haben kein Interesse an sinnlosem Blutvergießen. Wenn unsere Forderungen erfüllt werden wird keinem von euch Leid zugefügt."
Der Seemann ließ die Klinge sinken, behielt sie jedoch in der Hand. "Was wollt ihr?"
Ein Kristall, der nachträglich and Reling angebracht wurde, glühte auf und eine leuchtende Kristallstruktur bildete sich zwischen den Beiden Schiffen. Reyon schritt ohne zu zögern über die psynergetische Brücke.
"Was von Interesse könnte sich auf diesem Schiff befinden?"
"Ich kann nicht folgen."
"Hört auf euch dumm zu stellen. Ich meine die Elementar-Sterne."
Der erste Maat schüttelte den Kopf. "Sie sind nicht hier."
Welch eine offensichtliche Lüge. "Sie sind scheinbar nicht bei eurem Käpten, also erscheint es mir logisch, dass sie hier sind."
"Ich sagte euch bereits sie sind nicht hier."
Reyon blickte den Merkur-Adepten an. Völlig egal was er sagte Rulk dürfte die Sterne bald finden, also sollte er sich jetzt damit beschäftigen Paka auf Distanz zu halten.
"Könnt ihr Kontakt mit Kapaka herstellen."
Für einen Moment sah ihn der Andere überrascht an, bevor er sprach: "Nein, das ist nicht möglich."
"Wirklich nicht? Kein Adept dieser Welt befehligt ein Schiff und hat nicht entweder eine Verbindung zu einem Netzwerk Wind-Adepten oder einen Kommunikationskristall."
Reyon sah sich auf dem Schiff um, bis sein Blick an einer Tür heften blieb. Dort fühlte er die Signatur eines Kommunikationskristalls.
"Geht voran."
Schweigend tat der Merkur-Adept wie ihm geheißen.

Rulk blickte benommen an die Decke.
Verdammt, er war verletzt! Wie konnte man nur so mit einem Verwundeten umspringen!
Er stöhnte. "Rulk, warum konntest du nicht in deiner Kneipe in Sturmfeste bleiben und weiter dieses Zeug verticken, während Reyon diese Schiffsscheiße allein abzieht."
Zu spät erinnerte er sich, dass er nicht allein war. "Sag mir, dass du das nicht gehört hast..."
Keine Antwort, aber die Frau war bei bewusstsein und das hies: Dann müsste ich lügen.
Unter Schmerzen rollte er sich auf den Bauch und richtete sich mühsam wieder auf.
Geschockt erkannte er, dass er dabei noch mehr Blut verlor. Er lehnte sich mit dem Rücken gegen eine Wand und blieb an dieser sitzen.
Er richtete die Spitze seines Dolches auf die Frau, die ihm gegenüber in ähnlicher Haltung saß.
Er hatte immernoch eine Wurfklinge in jedem Ärmel und noch weitere in der Tasche, aber selbst wenn er sie in seinem jetzigen Zustand traf brachte ihm das möglicherweise mehr Schaden als Nutzen und wenn er verfehlte würde sie möglicherweise doch noch und griff ihn an.
"Hey, Süße.", knurrte er, "So wie ich das sehe verlieren deine Leute und dann hast du ein Problem, wenn ich tot bin. Und wenn du tot bist und deine Leute doch gewinnen, bringen die mich aus Rache sofort um. Also warten wir hier doch einfach ab und lassen den Rest ihren Spaß haben sich gegenseitig zu umzubringen."
"Sagte ich nicht ihr sollt ruhig sein?", fragte Enir verärgert.
"Ich dachte würdest dich auch sicherer fühlen, wenn du weißt, dass ich dich nicht gleich umbringe.", brummte er und kramte seine Meerschaum-Pfeife aus seinem Mantel
"..."
Er stopfte seine Pfeife tonlos und entzündete sie.
"Und was war das mit dem Gold aus der Nebelkathedrale? Sag nicht ihr habt auch diese Axt, von der ich gehört habe. Ich kenne einen Kerl in Polinas, der eine Menge Gold für die zahlen würde... Wenn er noch welches hat nach der Adeptenverfolgung. Armer alter Gane da überlebt man Käpten Sturms Zorn und verliert nur einen Arm dabei und kaum baut man sich eine Existenz auf kommt irgendein rassisten Herrscher und lässt einen mit Grillen."
"Ihr wollt wirklich sterben, oder?"
Rulk hustete Aufgrund seiner Wunde Rauch aus. "Pah, ich rede lieber und höre mir deine lächerlichen Drohungen an, als das ich hier sitze und mir selbst beim bluten zuhöre." Eine ernstzunehmende hätte ihn allerdings sofort zum verstummen gebracht.
Er spuckte auf den Boden. "Also habt ihr die Axt?"

Saitu öffnete die Tür und trat ein. Er sah ihn aus dem Augenwinkel, aber ließ es sich nicht anmerken und ging weiter in Richtung des Kommunikationskristalls.
Er verschwand hinter der geöffneten Tür, bevor Reyon eintrat.
"Wusste ich es doch.", sprach Reyon wie meist klang es weder nach etwas Gutem noch nach etwas Schlechtem, "Ihr solltet mich nicht noch einmal belügen. Und jetzt tretet bei Seite."
Saitu gehorchte widerwillig und Reyon streckte seinen verbleibenden rechten Armstumpf nach dem Kristall aus.
Er sprang aus seiner Deckung, bevor Reyon ihn berührte. Die schwarze Katanaklinge fuhr durch Reyons linken Lungenflügel. Der Älteste der Neuen Art hustete und blickte auf die Klinge die aus seiner Brust ragte.
"Das ist unerwartet.", sprach Reyon mehr zu sich selbst, als zu ihm oder Saitu.
Mit einer blitzschnellen Bewegung schleuderte er Reyon in Richtung des Eingangs und zog dabei die Klinge aus ihm heraus. Das Holzobjekt, das er schon die ganze Zeit in seiner Hand hielt, löste sich auf. "Wildwucher!" Eine Flut aus blitzschnell wachsenden Ranken erfasste Reyon und wirbelte ihn aus dem Raum zurück auf das Deck der Windtänzerin.
"Hieltet ihr das für klug, Skrasas?", fragte Saitu ihn.
Ein schwaches Lächeln erschien auf seinen Lippen. "Ihr wolltet doch auch nur Zeit schinden. Und zurecht, wenn ich mich nicht täusche ist euer Käpten nicht mehr weit weg von hier, wenn gleich er es mit einem ebenbürtigen Gegner zu tun hat."
"Ein ebenbürtiger Gegner?!", fragte Saitu fassungslos, "WER?!"- dann schüttelte er den Kopf - "Nein, das ist jetzt nicht wichtig."
Skrasas sah zu dem Reyon auf dem Deck der sich hustend aufraffte. "Er gewöhnt sich schon an die Verletzung…"
"Er sollte tot sein."
"Ich erkläre euch alles was ich über ihn weiß später, aber jetzt müssen wir erst einmal verhindern, dass er und seine Leute dieses Schiff besetzen." Er zog einen Psynergie-Stern hervor und reichte ihn Saitu.
Gemeinsam traten traten sie auf das Deck.
Reyon blickte Saitu an und dann zu Skrasas. "Was glaubt ihr was ihr erreichen könnt?"
Der alte Mann stampfte blitzschnell auf und ein rot leuchtendes Kreuz bildete sich auf dem Boden unter den dreien. Eine sanftes rotes Licht bildete sich zwischen den Vier Endpunkten des Kreuzes und bildete eine Vierecke Barriere.
"Das ist neu.", meinte Skrasas.
Saitu verzog das Gesicht. "Ich kann das Schiff nicht bewegen."
"Dieser Schild bricht erst, wenn ihr mir das Herz aus der Brust reißt.", sprach Reyon noch immer im neutralen Ton.
"Wenn du dadurch sterben würdest, würde mir das möglicher Weise sogar Spaß machen.", erwiderte Skrasas.
Reyon streckte seinen Armstumpf zur Seite aus, der sich daraufhin in eine Langschwertklinge verwandelte. "Oh, und meine Besatzung wird währenddessen euer Schiff 'durchsuchen'. Es könnte dabei einiges zu Bruch gehen. Lebewesen und dergleichen."
Skrasas blickte zu Saitu. "Verzeiht mir, ich habe euer Schiff wohl in Schwierigkeiten gebracht."
"Genug geredet!" Reyon griff an.
*Dann als Korrektur: Es gab 2 Kreise.
Einer der die Personen absorbierte (was Paka gesehen haben sollte).
Der Zweite Kreis um Kehlan, den Paka nicht gesehen hat >.> womöglich nur Personen auf dem Leuchtturm etc.*
Der Kreis, der Kehlan verschluckt hatte begann sich zu bewegen und seine Farbe zerfloss leicht im Wasser, wenngleich er sich nicht vollends auflöste.
Das Wasser im Inneren des Kreises begann unter großer Hitze zu kochen, wenn gleich es nicht mit der selben Geschwindigkeit verdampfte wie es bei Kontakt mit Kehlans Körper gewesen war.
Dann brachen fünf Strahlen von feiner weißer Asche durch die Oberfläche und verwandelten sich in fünf gigantischen völlig identischen Gestalten. Sie hatten weiße Haut und rotglühende Augen und waren in pechschwarze Kutten gekleidet, die sie wie fünf riesenhafte Schatten erscheinen ließen.
Kaum waren sie erschienen geriet die See in Aufruhr und der Himmel verdunkelte sich.
Mit lautem Donnergrollen fuhren Blitze in die nun tobende See ein. Und unverständliche Worte verließen die Lippen der riesigen Gestalten in einer unheilverkundenen Melodie. Die schwarzen Wolken zogen sich zusammen. Wie ein gewaltiger tiefschwarzer Arm senkten sie sich ins innere des Kreises und verdrängten das Wasser. Blitze schossen aus dem Wolkenarm und schlugen in den Kreis ein, während die Lautstärke der gesungenen Worte immmer weiter anschwoll, bis sie selbst denn Donner übertönten.
In einem einzigen Augenblick schoss ein Strahl heißen Dampfes aus den tiefen des Meeres und der Arm wurde in schwarze Wolkenfetzen zerrissen, die über den nun wieder blauen Himmel davon trieben, als das Glühen von Kehlans Körper das tief in der See zurückgekehrt war. Die fünf weißen Gestalten stießen ein unmenschliches Kreischen aus und schlugen die Handflächen zusammen. Damit verschwamm die Farbe des Kreises vollständig bis sie nicht mehr zu sehen war und die Gestalten wurden wieder zu Asche, die in den Tiefen des Meeres erneut verschwanden.
Das Meer war abermals wieder ruhig. Einmal abgesehen von den Blasen und Dampf auf seiner Oberfläche, das die unvorstellbaren Temperaturen von Kehlans Körper verursachten, während der einstige Mensch seinen unaufhaltsamen Weg zum Scharfrichtergipfel fortsetzte.
Der zweite Kreis verschwand ebenfalls, jedoch ohne Einfluss eines Äußeren Effekts. Jegliche Wesen, die sich darin befunden hatten, waren gestorben und nun endgültig zu seinen Materialien hinzugefügt worden. Es waren genug Opfer für einer der hochrangigsten des verbotenen Teils der dunklen Kunst, zusammen mit der Sammlung, die er von den Lords entnommen hatte. Niemals würde er auch nur einen von Ihnen für einen sinnlosen Kampf verschwenden oder um damit zu entkommen. Loghain war besonders zufrieden mit seinem letzten „Zug“. Es hatte sich bereits gelohnt, hier aufzutauchen.
Saul war zwar schneller verschwunden, als er es sich erhofft hatte, doch er hatte sein Zweck erfüllt. Genauso wie die Chimären.
Er wusste nun immerhin, dass er sich nicht in einer Illusion befinden konnte, auch wenn es den Anschein hatte. Sie wäre sonst unterbrochen worden. Es war etwas anderes. Etwas was er nicht kannte und ihn vor seinen Aktionen bewahrte.
„Schwach.“ Kam es von dem Meistermörder, als er wahrgenommen hatte, dass sich der Kreis um Kehlan gelöst hatte. Seine Theorie hatte sich bestätigt. Jemand wollte aktiv, dass der Leuchtturm in Gefahr war. Er hatte auch schon herausgefunden wer und warum.
Ob Reyon schon herausgefunden hatte, was seine ‚fehlgeschlagene‘ Aktionen bisher bewirkten und zurückließen? Bisher schien es nur so, als würde er in jeder seiner Ablenkungen hineinfallen und das wichtigste übersehen.
Der alte Mann war Weiser als er. Mächtiger als er .Erfahrener als er. Doch er hatte eine Schwäche, die er vermutlich nicht einmal selbst kannte.
Loghain konnte noch warten, bis er endgültig verschwinden würde, denn wenn er es jetzt täte, müsste er einen zu großen Verlust hinnehmen. Er hatte noch Zeit. Reyon hingegen nicht. Er war in einem Kampf verwickelt, was zu seinem Vorteil kam. Loghain lehnte sich zurück. Er selbst blieb weiterhin dabei nichts zu unternehmen, was allerdings nicht hieß, dass nichts passieren würde. Eine Chimäre landete auf dem Deck, der in seine Schulter bis. Der Meistermörder schrie schmerzerfüllt auf.

Reyon spürte einen Biss in seiner Schulter, der ihn schmerzerfüllt schreien lassen würde, doch seine Erfahrung ließ ihn den Schmerz unterdrücken und er schaffte es trotz der Ablenkung den Angriff seines Gegners zu parieren. Er spürte einen heftigen Schmerz an der Brust. Fast genauso als hätte man ihm die Brust abgebissen.
~ Scheint dich nur etwas zu stören, aber nicht so zu einzuschränken wie erhofft. ~ hörte Reyon Loghains Stimme in seinem Kopf. Er hatte schon vermutet, dass er dahinter steckte. ~Freu dich, wir sind miteinander verbunden! Das Siegel der Teilung auf deinem linken Bein. Deshalb wage es nicht zu sterben, okay? ~ die Stimme klang sehr ironisch, doch ein Blick zu seinem Bein ließ Reyon einen Punktkleinen Siegel erkennen, den er vorher nicht erkannt hatte. Reyon war sich nun vollständig sicher. Dieser Junge konnte, obwohl er gefangen war, durch irgendeinen Weg seine dunkle Kunst wirken. Aber wie? ~Du sagtest, dein Herz müsste aufgefressen werden? ~ Die Wunden in seiner Brust wurden immer größer, während er zurücktappte und merkte, dass es immer tiefer wurde. Jetzt realisierte er, dass sein Herz das Ziel war. Doch das würde er niemals tun. Doch sie stoppten. ~Deine Gedanken liegen richtig. Ich werde keine Kamikaze begehen. ~
Die Hände zogen ihn immer tiefer in die finsteren Tiefen des Ozeans hinab. Paka kämpfte gegen den Griff an, doch die Stärke seines Gegners, die in der Lage war sein Leuchteis zu beschädigen, hielt gnadenlos seine Fußgelenke umschlossen. Als die Wasseroberfläche knapp zwanzig Meter über ihnen war, sah Paka nach unten und sein Blick traf den des Königs. Doch sein entsetzer Gesichtsausdruck verwandelte sich umgehend in ein übertrieben freches Grinsen. Ein kurzes Aufflackern von Psynergy und Paka war fort. Der König wirbelte herum, gerade rechtzeitig um die glänzenden Zacken des Dreizacks auf sich zu kommen zu sehen. Er riss seine Arme mit den Manschetten zur Deckung hoch, die sich wieder zwischen den Zacken verkeilten. Doch dieses Mal machte Paka keine Anstalten seine Waffe einzufahren. Ein kleines Funken war die einzige Ankündigung, bevor ein Stakkato von perlweißen Blitzsalven aus den Zacken schoss und den König durchzuckten. Paka riss den Dreizack mit Gewalt los, fuhr ihn wieder ein und schwamm an die Oberfläche. Wo bereits die Eisscheiben auf ihn warteten. Der Käpten ließ den Dreizack wirbeln und zerschlug die Geschosse, die daraufhin all ihre Kraft verloren und sich nicht neu zusammensetzten.
"Damit sollte dem Genüge getan sein...", murmelte er, doch ein Plätschern zeigte ihm, dass er sich irrte.
Der König schoss nur knapp neben ihm aus dem Wasser, bereit ihn mit einem mächtigen Schwinger ihm sämtliche Knochen zu brechen, doch Paka ließ sich wieder zurück ins Wasser gleiten und tauchte keine zwei Sekunden später in sicherer Entfernung wieder auf.
"Seehund?", fragte der König, offenbar verwundert.
"Ich fürchte der Ozean ist meine Domäne, mein guter Herr. Unter der Oberfläche weitaus mehr als darüber. Je mehr mich das Wasser des Ozean umgibt, desto besser. Nun, um fair zu sein müsst Ihr mir nun auch etwas beantworten. Was ist aus meinem kleinen Elektroschock geworden, der Euch eigentlich todsicher hätte erledigen müssen?", fragte Paka in übertrieben höflichen Tonfall.
"Du wirst es in naher Zukunft sehen.", antwortete sein gegenüber und strich sich über seinen Bart.
"Wie nah?"
Der König lächelte und stieß die Arme vor. Die perlweißen Blitze schossen aus den Manschetten auf Paka zurück, der mit einem überraschten Aufschrei den Dreizack hochriss. Die Zacken absorbierten das Blitzstakkato restlos. Ein beißender Geruch von Ozon lag in der Luft und Paka atmete erleichtert auf.
Mann, das war vielleicht knapp gewesen, dachte er und wischte sich einen Schweißtropfen aus dem Gesicht. Sein Gegner war weitaus hervorragender als er angenommen hatte. Und der Kampf wurde damit unangenehm lang. Zu lang als er sich leisten konnte. Paka drehte den Dreizack mit der Spitze nach unten Richtung Wasseroberfläche und stieß in sie hinein. Die Augen auf Paka fixiert, bemerkte der König fast zu spät, wie sich die Spitze des Dreizacks viele Meter hinter ihm aus dem Wasser bohrte und auf seinen Nacken zuschoss. Der König riss den linken Arm hoch und blockte die Waffe erneut mit der Manschette. Dieses Mal kamen keine Blitze. Ob er sie nur unter der Wasseroberfläche abfeuern konnte? Der König verwarf den Gedanken und blickte auf den Dreizack, wo er in der Wasseroberfläche verschwand und hinter ihm aufgetaucht war. Er hatte angenommen, dass er sich nur geradeaus strecken konnte. Entweder lag das Geheimnis im Wasser des Ozeans oder...
"Leuchteisbeschwörung!", rief Paka und erschuf eine neue Leuchteisschlange, die aus der Wasseroberfläche brach und den festgekeilten König rücksichtslos attackierte. Dieser erschuf einen neuen Eisschild, der sich jedoch nicht vollständig aufbauen konnte, bevor die Schlange ihn erreichte. Die Kreatur durchbrach den Schild, verlor dabei allerdings die vier schärfsten Fangzähne, bevor es den König in den rechten Arm biss. Der König war sichtbar unter Druck, als zwei seiner Arme festgehalten wurde. Als er noch nach unten in den Ozean blickte, sah er eine weitere Eisschlange im Anmarsch.
"SEEHUND!!!", brüllte er erneut und bäumte sich mit schier unglaublicher Kraft auf und machte einen gewaltigen Satz, als wöge die Leuchteisschlange nichts und als würde ihn der Dreizack kein wenig behindern. Die zweite Leuchteisschlange brach aus dem Ozean hervor, dem König hinterher, dass Maul weit aufgerissen. Der König schwang seinen rechten Arm und ließ die erste Leuchteisschlange schwer gegen die zweite prallen. Trotz seines Erstauenes fand Paka eine Gelegenheit und riss den Dreizackgriff herum. Die Zacken sprangen aus ihrer Verkantung, kratzten funkensprühend über die Manschetten und spießten sich in die ungepanzerte Achsenhöhle seines Feindes, wo er Knochen, Fleisch und Sehnen traf. Paka zog den Dreizack wieder ein und riss die andere Hand auf den König gerichtet hoch.
"Witterung!", donnerte er und wirkte die Psynergy, die das Heilen stark verringerte und den elementaren Widerstand negierte.
Wenn der König Schmerzen empfand, dann zeigte er sie nicht. Sein linker Arm hing regungslos von seiner Schulter hinab, aber dennoch wehrte er sich noch immer gegen die erste Leuchteisschlange, die er endlich aufgrund der fehlenden Fangzähne mit einem kräftigen Ruck abschütteln konnte. Er landete wieder auf der Wasseroberfläche und starrte Paka finster an, der mit ebenso finsteren Blick die Spitze seines Dreizacks erneut auf ihn richtete.
"Ich habe keine Zeit für sowas. Ihr werdet mich nicht länger aufhalten. Meine Crew ist in Gefahr."
"Sie werden mir nicht entkommen.", entgegnete der König ernst.
"Ihr sagtet es doch selbst: Sie haben Euch in der Zukunft bereits verraten. Wie können Sie Euch bereits verraten haben, wenn Ihr sie hier aufhaltet?"
Der König runzelte die Stirn, als dachte er darüber nach.
"Das ist wahr.", sagte er schließlich.
Ist es das?!, dachte Paka, nickte jedoch als würde das für ihn auch Sinn machen.
"Deswegen werden sich unsere Wege hier jetzt trennen, mein Herr. Bald werden sie sich wieder kreuzen... wenn wir Euch verraten haben. Ähm... In der Zukunft, meine ich...", folgerte er darauf, setzte seinen Fuß auf einer Welle auf die immer größer wurde und ihn in die Richtung trug, in der die beiden Schiffe verschwunden waren.
Der König sah hinterher, immer noch in Gedanken versunken, bis ihm scheinbar etwas einfiel.
"WARTET, SEEHUND!", brüllte er und setzte zur Verfolgung an.
"Ihr werdet ihm nicht folgen.", sagte eine klare ruhige Stimme hinter ihm.
Als der König sich umdrehte, entdeckte er Arilla, die hinter ihm auf dem Wasser stand. Seine Augen weiteten sich ungläubig.
"Die Prinzessin...", hauchte er.
"Ich glaube wir sind einander noch nie begegnet.", erwiderte sie.
"Nie begegnet, jaa. Aber ich habe von dir geträumt."
Die weißverschleierte Person verschränkte die Arme.
"Geträumt...? Von mir?"
"Du wirst mein gewesen sein... Nicht heute, nicht bald, aber in der Zukunft.", erklärte der König mit belegter Stimme.
"Ich werde dir niemals gehören. ... Du bist hinter 'dem' Thron her, nicht?", wollte Arilla wissen.
Der König lächelte undeutbar, trotz seiner Verletzung.
"Dann... Wieso verfolgst du uns? Paka hat damit nichts zu tun. Er stammt nicht einmal aus Mirnuzar!"
"Für den Thron ist kein bestimmtes Blut von Nöten. Und ER wird in der Zukunft auch Anspruch daran haben."
"Du sprichst in Rätseln.", antwortete Arilla im wütenden Unterton und streckte eine Hand nach ihm aus. Der schneeweiße Ärmel rutschte ein wenig zurück und offenbarte die bleiche Knochenhand mit ausgestreckten Finger.
"Ich habe auch gesehen...", fuhr der König gelassen fort, ", dass du mich vernichten wirst. Nicht heute, nicht bald, aber in der Zukunft. Aber diese Zukunft ist dabei sich zu verändern. ALLES wird sich verändern."
"Das werden wir ja sehen. Du wirst Paka und seinen Männern kein Haar mehr krümmen, dafür werde ich sorgen!"
Blitze flackerten auf, doch erloschen sofort wieder. Arilla ließ den Kopf sinken, als sie ihre Kräfte verließen und ihr Körper durchsichtig wurde. Das verfluchte Band zwischen ihr und Paka zerrte sie hinfort, da er sich bereits zu weit von ihr entfernt hatte.
"Damit du es weißt...", sagte sie mit entfernt klingender, widerhallender Stimme, "Ich bin Arilla, die Verfluchte. Ich werde niemals dein sein."
Sie verpuffte zu weißen Nebel. Der König bewegte sich kein Stück, machte nicht einmal Anstalten Paka zu folgen. Er stand einfach da und begann herzhaft zu lachen.

"Die Axt?", fragte Enir verwundert und zog die Stirn kraus. "Ist sie wirklich so wertvoll? Nun, Saitu hat gemeint sie gebe eine recht gute Waffe ab, aber...", sie blickte ihn mit widerwilliger Neugier an. "Was ist damit?"
"Habt ihr sie also wirklich? Nicht wahr, oder?", fragte Rulk über seine Schmerzen hinweg.
Enir schien nachzudenken und ihre angespannte Haltung löste sich ein wenig.
"Sie müsste noch in der Waffenkammer irgendwo hängen, wenn sie noch nicht von Paka verkauft wurde. Unser Besuch in der Nebelkathedrale ist schon eine Weile her..." Ihr schien wieder einzufallen in welcher Situation sie sich befand und hob den Dolch wieder etwas höher. Sie schien zu befürchten, dass Rulk trotz seines Zustandes den acht Meter langen Raum zu ihr in einer Sekunde überspringen und über sie herfallen könnte.
"Wie seid ihr an dem Prior der Kathedrale vorbeigekommen? Ich hab ein paar Geschichten gehört, dass er ein wahres Monster sein soll.", fuhr er fort, in der Hoffnung sie zum Weitersprechen bewegen zu können.
"Ich möchte nicht darüber reden. Wir haben ihn erledigt, aber hat auch einige meiner Freunde... Das ist nicht weiter wichtig. Schließlich war er derjenige der den Jupiterstern bewacht hat, neben all den Schätzen die er sonst noch gehortet hat."
Rulk pfiff beeindruckt aus, endete jedoch in einem kurzen Hustenreiz.
"Das muss kein schlechter Fang gewesen sein.", sagte Rulk, als er sich vom Husten erholt hatte.
"Nein... war es nicht. Das Gold was noch in der Kammer ist, ist ein winziger Teil von dem, was wir dort gefunden haben.", fuhr Enir widerstrebend fort, als wüsste sie nicht wieso sie überhaupt mit ihm sprach.
"Dann ist der Rest noch da? Ich glaube kaum, dass alles auf dieses Schiff passt.", bohrte Rulk nach.
"Nein, unser Käpten hat das gesamte Gold bereits ausgegeben. Sogar das der umliegenden versunkenen Ruinen."
Rulk musste unkontrolliert Husten.
"W-Wie bitte?! Wo geht denn das ganze Gold hin? Jedenfalls nicht in Euer Schiff, geschweige denn in vernünftige Uniformen."
Um ehrlich zu sein wusste Enir nicht genau, wo Paka das Geld hingebracht hatte. Er hatte ihnen nur stets versichert, dass er es für den Kampf gegen Reyter brauchte und das hatte ihr durchaus genügt. Solange sie ihren Anteil daran bekam, verständlich... Rulk hustete erneut schwer. Entgegen ihrer Vernunft ließ sie ihren Dolch sinken.
"Wie schlimm ist die Wunde?", fragte sie zögerlich.
Rulk grunzte.
"Weißt du doch wohl am besten. Du hast sie schließlich geschnitten!", brummte er verstimmt.
"Ihr wart unsichtbar.", korrigierte sie ihn trotzig.
"Es blutet wie verrückt, zufrieden?", entgegnete er gereizt.
Enir biss sich auf die Lippe. Auch wenn sie den Mann nicht sonderlich mochte, schließlich hatte er sie ebenso niedergestochen, überwand sie sich ihm zu helfen. Sie zog ein Büschel getrocknetes Moos aus der Jackentasche.
"Hört zu... Ich kann Euch das hier geben um die Blutung zumindest ein wenig zu stillen. Es hilft auch gegen die Schmerzen."
Rulk wirkte nicht sonderlich begeistert.
"Was ist das?", fragte er misstrauisch.
"Ein Beruhigungsmittel."
"Oder auch Gift. Was verschafft mir diesen glücklich Zufall, dass du es trägst?"
"Ich versorge diese Männer und gekocht gibt es einen guten Schlaftee ab, okay?", antwortete sie wirsch und warf es ihm in den Schoß. "Wenn du es nicht willst, dann kannst du es mir ja wieder zurückgeben.", fügte sie hinzu.
"Nein.", sagte Rulk schnell und zog das Moos an sich. "Aber wieso willst du, dass ich noch ein wenig am Leben bleibe, hm? Ich habe dir nicht geholfen, als ich dich zurückgelassen habe."
"Zum einen hättest du mich einfach töten können, statt verwunden und außerdem...", sagte sie mit einem grimmigen Lächeln, "möchte ich, dass du mich über den wahren Wert dieser Axt aufklärst. Ich könnt ein wenig Gold gebrauchen."

"Natürlich erlaubt er das, solange diese Verbündeten meinem Meister oder dem Auftrag nicht schaden.", antwortete Garm gelassen, beruhigt dass wenigstens das Spiegelbild seiner anderen inneren Hälfte über Verstand verfügte. Für einen Menschen, versteht sich.
"Aber dann solltet ihr zwei euch sputen. Melfice sammelt sich, während wir hier warten. Ich werde diesen Ort noch ein wenig besser vorbereiten, aber ich werde nicht ewig warten. Wenn ihr zu lange braucht, greife ich Melfice alleine an."
Unarus war nicht begeistert.
"Das wirst du nicht! Du wirst dich Melfice nicht alleine stellen und Meister Dewans Hälfte dem Dämon opfern!"
"Nur wenn ihr mich unnötig warten lasst. Keine Sorge, ich weiß wie ineffektiv Menschen arbeiten, also lasse ich euch einen fairen Zeitraum."
"Und du wirst immer noch hier sein, wenn wir zurückkehren?", fragte Dewan ein wenig argwöhnisch.
"Zweifellos!", sagte der Dämon und hob die Pfote zu einer Schwurgeste. "In dem Fall müsst ihr mir vertrauen. Keine schöne Option für euch, aber genauso könntet ihr mich in einen Hinterhalt locken, wenn euer Freund so sehr mit Dämonen bewandert ist. Während ihr also euren Freund sucht, pass ich diesen Platz perfekt unseren Wünschen an. Noch Einwände oder wollt ihr noch mehr Zeit und Energie verschwenden?", frohlockte der Dämon.

"Offenbar sind wir nicht das einzige Problem, mit dem Ihr zu kämpfen habt.", bemerkte Saitu, als Reyon seinen Angriff abbrach und sich krümmte.
Reyon gelang ein schleppender Schritt zur Seite, als eine Salve Eissplitter, die ihn an den Mast hinter ihn festpinnen sollten, ihn nur streifte. Doch Saitu war der Bewegung bereits gefolgt und hieb aus. Sein Langschwert grub sich tief in Reyons Brust und durchtrennte einige seiner linken Rippen. Er setzte mit einen Tritt auf die Wunde nach und ließ Reyon mit dem Geräusch brechender Knochen gegen den Mast prallen.
"Witterung.", rief Saitu und unterwarf Reyon dem Bann der Psynergy.
Dieser spürte wie ihn ein brennender Hauch durchströmte und sich über ihn legte. Würden ihm Schmerzen noch etwas ausmachen, er müsste schreien als wäre jede Faser seines Körpers von Nadeln aufgespießt. Aber selbst wenn er keine Schmerzen spürte, musste er jedoch feststellen dass die besondere Beschaffenheit dieser Psynergy seinen Kräften entgegenwirkte.
Das ist unglaublich! Der Trank hat mir Kräfte verliehen die weitaus überlegender sind als die der Psynergy. Wie kann das sein? Niemand hat mir gesagt, dass so eine Psynergyform existiert...!
Offenbar hatte sich alles gegen ihn gewand. Loghain mochte nur ein gewaltiger Störenfried sein, aber trotz aller Vorkehrungen konnte er sich nicht mit ihm und der Windtänzerin gleichzeitig beschäftigen.
"Glaziale Serie!", rief Saitu aus als sein Langschwert aufheulte und Reyon mit einem kleinen Eissturm eindeckte. Selbst Skrasas stellte überrascht fest, dass es eine erstaunlich positive Wirkung zeigte. Reyons Körper war von einer Reifschicht bedeckt und Bewegungen fielen ihm sichtbar schwer.
"Das hätte niemals so gut funktionieren dürfen...", bemerkte Skrasas und näherte sich mit Saitu Reyon vorsichtig.
"Aus diesem Grund ist 'Witterung' eine derart gefährliche Psynergy. Sie wurde geschaffen, um hochstufige Feinde zu vernichten, dort wo die gängigsten Psynergyformen versagen.", erklärte Saitu Skrasas und griff erneut mit seinem Langschwert an.
Reyon hob seinen Schwertarm zur Parade, doch als die beiden Klingen aufeinander prallten zersplitterte seine wie Glas. Er versuchte sie neu zu erschaffen, doch es geschah so langsam, dass Saitu den Rest der Waffe zerschlug.
"Unheimlich.", pflichtete Skrasas ernst bei, seine schwarze Katanaklinge bereit vor sich erhoben.
"Was habt ihr mit mir gemacht?", zischte Reyon, dem sichtbar die Kontrolle über die Situation entglitt. Er hatte seine Feinde weitgehend unterschätzt und nicht genug studiert.
"Und ich wüsste gerne wieso Ihr noch lebt, geschweige denn noch halbwegs aufrecht stehen könnt.", erwiderte Saitu kalt und drehte sich halb zu Skrasas um. "Was sollen wir machen? Ihm wirklich das Herz durchstechen oder gar herausschneiden...?"
"Das wird vielleicht gar nicht nötig sein.", sagte Skrasas und deutete mit seiner freien Hand nach vorn.
Saitu folgte der Geste an Reyon vorbei und auch dieser drehte sich um. Erst jetzt erkannte er den Grund für das rauschende Geräusch, dass man bisher kaum über den Kampflärm hören konnte, aber stets lauter wurde. Eine gigantische Flutwelle, die beide Schiffe über das Sechsfache überragte, hielt auf sie zu. Zwischen den zusammenschlagenden Wellen schossen mannshohe Hände aus Wasser der Flutwelle, griffen wirkungslos in die Luft und zerfielen wieder. Oben auf der Welle thronte Paka, flankiert von zwei Leuchteisschlangen und Arilla, die wie ein weißer Nebeldunst neben ihm herflog. Reyon konnte nur tatenlos zusehen wie die Welle über ihnen zusammenschlug.
"Käpten!!", brüllte Saitu gegen die Gischt an und gab ihm mit wendelnder Hand ein Zeichen.
Bevor die Welle die Windtänzerin verschlingen konnte stoppte sie und brach stattdessen über dem Angreiferschiff zusammen. Dieses zündete gerade rechtzeitig die Schilde, um das Wasser davon abzuhalten es zu zerschmettern, doch beide Leuchteisschlangen durchbrachen den belasteten Schild mühelos und bohrten sich tief in den Rumpf des Schiffes und zogen daran. Die unmenschliche Kraft der Schlangen brachte beide Schiffe zum Kippen, als sie versuchten das Feindschiff unter Wasser zu ziehen. Panische Befehle wurden gebrüllt und das Feuer auf die Leuchteisschlangen wurde eröffnet, an denen jedoch alles wirkungslos abprallte. Paka selbst sprang von der Welle ab, hob eine Klinge aus Leuchteis die er statt seines Dreizacks führte und bohrte sie mit dem Schwung seiner Landung in die Kristallbrücke. Hellblaue Haarrisse durchzogen die Kristallstruktur von der Klinge aus und zerbarst mit dieser in feinen kristallinen Staub. Die Windtänzerin ruckte wieder nach oben und erleichterte den Leuchteisschlagen widerrum ihre Arbeit. Als Paka sich wieder erhob riss er beide Arme in die Höhe. Die Hände schossen erneut aus der Flutwelle und griffen dieses Mal weit genug aus, um die Angreifer auf Deck der Windtänzerin zu packen. Die Erfassten wurden in die Flutwelle gezogen und verschwanden dort mit einem schmatzenden Geräusch. Keiner wurde verschont, nicht einmal die Unsichtbaren. Auch auf Reyon schoss eine Hand zu. Dieser sah sie durchdringend an und brachte sie mit einer Schockwelle zum platzen. Paka schritt zügig auf sie zu, als die letzten Angreifer erfasst und von Deck gezogen wurden.
"Was ist hier los? Was ist für eine Barriere?", rief Paka über den Lärm der Fluten hinweg.
"Er hat sie erschaffen, Käpten.", antwortete Saitu und zeigte auf Reyon, der immer noch erschöpft gegen den Mast lehnte. Er lächelte.
"Ah, Käpten Paka. Wie gut, dass wir uns endlich treffen. Ich hatte eine Frage an Euch. Wo-"
Seine Worte erstickten, als eine bleiche Knochenhand seine Stirn sanft mit der Zeigefingerspitze berührte. Wie ein Geist war Arilla aus dem Nichts aufgetaucht und hatte Reyon ihrem Bann unterworfen. Im nächsten Augenblick fielem ihm die Augen zu und er rutschte an dem Mast in sich zusammen. Die Barriere löste sich mit einem tiefen Dröhnen auf und gab die Windtänzerin frei.
"Diese Frage", sagte Paka in bemüht ruhiger Stimme, "höre ich heute für meinen Geschmack zu oft."
Wieder schoss eine Wasserhand aus der Flutwelle, packte den regungslosen Reyon und riss ihn von der Windtänzerin.
"Halt!", schrie Skrasas, doch es war zu spät.
"Was ist?", fragte er Käpten neutral.
Skrasas sah ausdruckslos an die Stelle in der Flutwelle, in der Reyon verschwunden war.
"Es wäre besser gewesen ihn zu töten, glaubt mir."
"Das hättet Ihr mir früher sagen können, Skrasas. Aber meine oberste Priorität ist es mein Schiff und meine Männer von diesen Leuten in Sicherheit zu bringen. Und des werde ich jetzt tun. Saitu, kannst du diese Flügel nochmal in Gang kriegen?"
"Ich denke schon, einen Augenblick...", antwortete Saitu seinem Käpten und ließ die Schwingen wieder ihre Schattenform annehmen.
"Was habt ihr mit ihnen nun gemacht?", wollte Skrasas wissen.
"Sie quer über den Ozean verteilt, um es grob zu umschreiben. Mir war egal wohin Hauptsache weit weg von hier."
"Käpten!! Ihr seid gekommen!!", rief eine andere bekannte Stimme und der Rest der Crew kam von Deck. Toni ging voran und hielt sich seine blutende Hand. Die Wunde stammte von einem Biss, den er sich vermutlich zuzogen hatte, als er Trems zu grop mitgezerrt hatte.
"An die Segel! Wir machen das, was wir am besten können!", rief Paka durch die Menge und ging selbst Richtung Steuer.
Skrasas hob die Brauen.
"Und das wäre?"
Paka drehte sich im Laufen um. Er blinzelte vielsagend und zum ersten Mal, seit er die Windtänzerin wieder betreten hatte lächelte er wieder.
"Davonlaufen! Was sonst?"

"Sie fliehen!! Die Barriere funktioniert nicht mehr!! Wie ist das möglich?"
"Die benutzen wieder diese seltsamen Flügel!! Bringt uns in die Luft!!"
"Geht nicht, diese verfluchten Dinger halten uns fest!! Wir müssen zuerst dafür sorgen, dass wir nicht untergehen!!"
Ealar Loghain schlug die Augen auf und setzte sich benommen auf. Seine Gedanken fühlten sich taub an, aber seine Erholung war rasch. Als er das Chaos um sich sah, erinnerte er sich wieder. Er hatte sich mit Reyon verbunden, aber dieser war überraschend von einer Art Gedankenkaskade lahmgelegt worden. Auch wenn er es nicht für möglich gehalten hätte, war es stark genug gewesen um auch ihn lahmzulegen. Jetzt spürte er Reyon nicht mehr. War er tot?
"Nein!! Haltet sie irgendwie auf!!"
Ein starker Luftstoß blies ihm über das Gesicht und die geflügelte Windtänzerin erhob sich in die Lüfte. Ein Pfiff erfüllte die Luft und übertönte einen kurzen Augenblick lang den gesamten Lärm. Ein Aufflackern von Windpsynergy durchfuhr die Umgebung, gefolgt von einem kräftigen Windstoß, der die geöffneten Segel der Windtänzerin erfasste und sie mit noch größerer Geschwindigkeit davontrug, als die Flügel allein es vermochten. Keine zwanzig Sekunden später waren sie weg. Loghain sah vom Himmel weg und starrte vor seine Füße. Sein Stab war zu Boden gefallen und Reyons verbleibender Arm war regungslos. Loghain musste nur zwei und zwei zusammenzählen. Er grinste. Was immer ihn ausgeschaltet hatte, hatte auch Reyon außer Gefecht gesetzt. Und somit all seine momentan aktiven Techniken. So wie es aussah auch die Illusionsfalle. Niemand schenkte ihm mehr weiter Beachtung, da alle beschäftigt waren das Schiff vor dem Untergehen zu bewaren. Das war seine Chance. Es war Zeit von Bord zu gehen.

"Wo gehen wir hin?", fragte Saitu, als die Lage auf Deck sich wieder beruhigt hatte.
Paka zuckte erschrocken zusammen, weil er wie hyponotisiert den Schattenschwingen beim Schlagen zugesehen hatte.
"Oh, das Ziel... Wisst ihr schon wie sie euch gefunden hatten?", fragte Paka, doch sein Erster Maat schüttelte den Kopf.
"Sie sind einfach aufgetaucht. Aus der Luft. Nicht gerade ein Ort von dem man ein Schiff vermutet. Außerdem hatten wir keinen Windadepten an der Karte, da Ihr alle mitgenommen habt, Käpten. Aber damit hätte auch keiner rechnen können."
"Mirnuzar wird von Tag zu Tag seltsamer.", stimmte Paka zu und überlegte. "Wir wissen also nicht, ob sie uns jeden Moment wieder aufspüren können, hm...?"
"Nein, Käpten.", gab Saitu zerknirscht zu.
Paka drehte gedankenverloren am Steuerrad, um ihren Kurs zu ändern. Für den Fall, dass sie bereits die Verfolgung aufgenommen hatten.
"Wie viele haben wir verloren?", fragte Paka mit beklommener Stimme.
"Sechs, Käpten. Ich fürchte ich konnte nicht viel für sie tun."
"Nun aber, Saitu. Du hast getan was du konntest. Ohne dich wären es vielleicht noch mehr gewesen. Wenn jemand Schuld ist, dann meine fehlerhafte Planung."
"Schon wieder diese Schuldverteilung?", erklang die ruhige Stimme Arillas zwischen ihnen. "Wir alle haben doch inzwischen gelernt, dass wir nichts daran ändern können, wenn wir die Schuld auf uns laden, sei es drum ob es gerechtfertigt ist oder nicht."
"Du hast ja recht, Arilla...?", fragte Paka.
"Wie haben sie abgehängt. Bisher haben sie sich noch nicht einmal in die Lüfte erhoben. Ich kann es fühlen."
"Meine Leuchteisbeschwörungen müssten jetzt eigentlich ihre Kraft verlieren. Vielleicht haben sie das Schiff genug beschädigen können..."
Wieder verfiel er in nachdenkliches Schweigen. Dann drehte er wieder am Steuerrad, dieses mal mit sichtbarer Präzision.
"Haben wir einen Kurs, Käpten?", fragte Saitu.
"Ja. Wir fliegen zur Devouras-Kurve."
Saitu sah alles andere als begeistert aus.
"Was? Ist die denn noch Teil des Mirnuzars, dass nicht im Himmel schwebt?"
"Ich habe Berichte über den Riss durch Shetver gelesen. Sie ist noch da. Er wäre der ideale Ort."
"Ideal?", sagte Saitu zweifelnd. "Wenn wir dorthin gehen sind wir blind."
"Sie auch.", gab Paka überzeugt zu bedenken. Die Devouras-Kurve war ein Küstenzug, dessen Beschaffenheit Psynergy und psynergyähnliche Signale störte. Spüradepten waren dort absolut machtlos und Übertragungsgeräte funktionierten dort nicht.
"Dort können wir Euch aber nicht mehr im Notfall erreichen oder umgekehrt.", warf Saitu ein, immer noch überzeugt das Pakas Idee nicht besonders gut war.
"Bedenke Saitu: Wir kennen uns dort aus, der Feind gewiss nicht. Ihr könntet ihnen einen Hinterhalt stellen oder rechtzeitig vor ihnen fliehen. Und sie können euch auch nicht mehr aus der Luft überraschen. Letztendlich wollen sie die Sterne und sie sollten inzwischen begriffen haben, dass sie nicht auf dem Schiff sind."
Saitu verschränkte die Arme. Es gefiel ihm trotzdem nicht, aber Paka hatte Recht. Es gab nicht viele Orte wo man sich so gut verstecken konnte wie in der Devouras-Kurve, ein Labyrinth aus Riffen, Buchten und Schluchten.
"Ich verstehe."
"Kopf hoch, Saitu. Es ist höchstens für zwei weitere Tage. Ich habe da... andere Probleme um die ich mich kümmern muss. Dringend."
"Heißt das Ihr reißt bald wieder ab?"
"Nicht bald... Jetzt. Du kennst den Weg.", sagte Paka, ließ das Steuerrad los und ging zur Reling. Arilla stellte sich neben ihn. Saitu war völlig überrumpelt über die Plötzlichkeit dieses Moments, aber eigentlich musste er es langsam gewohnt sein.
"Käpten! Was immer Ihr tut... Viel Glück!"
Paka lächelte.
"Danke Saitu. Ich kann das gut gebrauchen. Versuch etwas über diese Männer in Erfahrung zu bringen. Oh und wundere dich nicht, wenn du in der Ferne den Jupiterleuchtturm sich entzünden siehst."
"WAS?!"
"Passt gut auf euch auf."
Paka sprang von der Reling viele Meter in die Tiefe, bis er in den Ozean eintauchte. Keinen Wimpernschlag war er wieder beim Scharfrichtergipfel und Arilla löste sich in eine weiße Nebelwolke auf. Saitu starrte das Wasser einen langen Moment an, dort wo der Käpten verschwunden war, bis er sich endlich lösen konnte.
"Toni, übernimm das Steuer. Kurs ist die Devouras-Kurve."
Der Matrose ließ beide Schultern lustlos hängen.
"Ist das Euer Ernst...?"
"Das IST mein voller Ernst. Abmarsch."
"Aye, Saitu...", brummte Toni und ging ans Steuer.
Saitu überlegte. Er sollte etwas über die Angreifer in Erfahrung bringen? Dann wusste er genau den richtigen. Es wurde ohnehin Zeit sich mit Skrasas auszusprechen. Bis ihn auf einen Schlag etwas einfiel. Enir! Er hatte sie völlig vergessen. Eiligen Schrittes machte er sich auf dem Weg zum Kartenraum.
Mochte es nur an der Versorgung seiner Wunden liegen oder daran, dass er eine Chance witterte sich auch selbst zu bereichern; Ein Grinsen erschien auf Rulks Lippen.
„Die Axt gehört zu einem Set von vier Waffen, die jeweils einem der vier Elemente zugeordnet sind. Die Namen sind mir Aufgrund meiner mangelnden Kenntnisse in den älteren mirnurzurianischen Sprachen nicht bekannt, aber es handelt sich um eure Axt für Merkur, ein Schwert für Mars, einen Schild für Venus und... einen Stein für Jupiter.“
Rulk machte eine Pause, in der Enir ihn ungeduldig anblickte. „Ihr Wert für einen Kämpfer ist natürlich immens, wenn auch geschmälert, da alle vier Waffen verflucht sein sollen.“ -
~Ein verfluchter Stein des Windelements?! ~
- „Aber ihr historischer Wert ist möglicherweise noch gewaltiger, da sie noch aus einer Zeit vor den Sternenmönchen stammen, was so ziemlich gar nichts anderes tut.“
„Was würde euer Freund zahlen?“
Rulk stieß einen Lacher aus. „Mehr als er euch weiß machen würde, Schätzchen – und die Summe wäre schon verdammt hoch.“ Rulk leckte sich über die Lippen. „Ich andererseits könnte wohl soviel raus schlagen, dass ihr selbst, wenn wir fünfzig-fünfzig teilen deutlich mehr bekommen würdet, als wenn ihr mit ihm verhandelt. Und wenn ich in die Situation kommen würde, dass ich EUCH dabei helfe diesen Handel abzuschließen würde ich nur dreißig von euch verlangen.“
„Wisst ihr wie schlecht eure Situation dann wäre?“, fragte sie fassungslos.
„Ich habe Informationen über euren Käpten Kapaka ich bin mir sicher ich werde mit ihm zu einer Übereinkunft kommen.“
„Ihr klingt auf einmal so sicher, dass eure Leute verlieren.“
Rulk blies Rauch aus. „Haben wir.“
Das Wurfmesser rutschte aus der Hand des Mannes und fiel klirrend zu Boden
„Enir!“, hallte Saitus Stimme von der anderen Seite der Tür.

Ein Ton wie ein Glockenschlag erklang am Deck des Schiffes der Neuen Art. Der Ton schwoll immer weiter an, bis die gesamte Luft über dem Schiff zu Beben schien und die Mannschaft sich der Belastung ihrer Ohren wegen am Boden rollte.
Ein silberner Riss brach über der Mitte des Decks offen und diesem entrann ein grauenhaftes Kreischen, während bleiche Hände den Rand des Risses ergriffen und weiter aufrissen. Ein bleiches Gesicht mit rotglühenden Augen, das eine schwarze Kapuze trug schob sich durch die Öffnung dicht gefolgt von der restlichen verhüllten Gestalt. Die Lippen bewegten sich doch die Beiden überwältigenden Geräusche machten es unmöglich die Worte zu hören.
Die Gestalt griff in den nun mannsgroßen Spalt und zog grob einen völlig durchnässten und noch immer schwer verwundeten Reyon heraus, den sie auf das Deck warf.
Der Spalt schloss sich und schlagartig verstummten die Geräusche und Stille lag über dem sinkenden Schiff.
Die glühenden Augen wanderten noch einmal starr über das Deck, als würden sie es gar nicht sehen, dann zerfiel die Gestalt zu feiner Asche, die vom Wind davon getragen wurde.
Unter große Anstrengungen erhoben sich einige der Neuen Art wieder auf die Beine, während andere einfach liegen blieben, während weiterhin Wasser durch die Löcher im Rumpf in das Schiff strömte.
Loghain richtete sich langsam wieder auf. Selbst für ihn war der Krach unerträglich gewesen.
Reyon war also zurück, aber glücklicherweise schien er noch nicht wieder bei Bewusstsein. Er würde es jedoch nicht riskieren länger auf dem Schiff zu bleiben, um den alten Mann zu töten. Statt dessen würde er einfach nehmen weshalb er hergekommen war und fliehen.
Sein Blick wanderte zu Hashiro, der noch immer regungslos am Boden lag. Er ergriff den Stab des Hexenmeisters, der unweit von ihm am Boden lag und löste Reyons nun leblose Hand von dem Artefakt.
„Zeit auf zu Wachen, Hashiro...“, flüsterte er.
Er wich zur Seite und Stieß einen leisen Schrei aus, als ein Wurfmesser seine Wange streifte. Hashiro blickte angsterfüllt zu ihm auf.
„Du bist wieder wach? Hätte ich mir denken können.“ Er richtete den Stab auf Melfice einstigen Wirt. „Gehen wir!“ Mit einem bestialischen Brüllen stürzte sich eine Chimäre von dem nächsten Mast auf Hashiro. Der Unberührte konnte nicht einmal mehr rechtzeitig nach oben sehen.
Der Schrei der Chimäre hallte über das Schiff, als sich eine Speerspitze tief in ihren Kopf bohrte. Bevor Loghain den Angreifer richtig sehen konnte, versetzte dieser ihm einen Stoß mit seinem Schutzschild, der ihn gegen die Reling schleuderte.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht versuchte der Meistermörder sich wieder auf zu richten, doch er stoppte, als er den Stahl der Speerspite an seinem Hals spürte. Er blickte am Schaft der Waffe entlang zu ihrem Träger.
Es handelte sich, um eine junge Frau Anfang Zwanzig mit kurzem braunem Haar die eine leichte silberne Rüstung trug und einen gerade zu riesigen schmucklosen Schild in der Hand hielt.
Er grinste leicht, als er spürte das weder sie noch ihre Ausrüstung irgendeine Energieform in sich trug. Sie war eine völlig normale Frau mit einer völlig normalen Waffe.
„Wer bist du? Du hast nicht dieselben Kräfte wie der Rest der Crew.“
„Ich bin Cryszara, man könnte mich als Meister Reyons Stellvertreterin nennen. Und in dieser Funktion werde ich dafür sorgen, dass ihr und Hashiro hier bleibt.“
Das Stück der Reling an der Logahin lehnte zerfiel zu Staub und er stürzte rückwärts über Bord, bevor Cryszara verstanden hatte was vor sich ging.
Loghain streute bevor er die Oberfläche erreichte ein Pulver in die Luft, das sich sogleich in einen kleinen Falken aus Knochen verwandelte. Eine Welle dunkler Energie entwich seinem Stab und wurde von dem Falken absorbiert, der sogleich zu gigantischer Größe wuchs
Mit einigen Schlägen seiner Schwingen stoppte der Knochenfalke ihren Sturz knapp über der Wasseroberflächen und trug Loghain auf seinem Rücken über das Schiff. Die Mitglieder der neuen Art hatten inzwischen entdeckt was vor sich ging und sammelten sich bei Cryszara für einen Gegenangriff. Er hatte keine Zeit sich mit diesen Fußsoldaten aufzuhalten.
Er hob den Stab. „GEISTERWOLKE!“
Wie zuvor, um die Insel Oredian legte sich eine finstere Wolke über das Schiff, das langsam die Lebenskraft aller Lebewesen in ihr absorbierte. Dazu kam das die Wolke die Sicht behinderte.
Er beschwor eine Reihe geflügelter Chimären. „Tötet die Besatzung!“
Die Kreaturen stürzten sich sogleich in die Wolke, doch eine hielt er zurück. „Du! Bring mir Hashiro!“
Die Chimäre gab ein verstehendes Knurren von sich und folgte ihren Gefährten, jedoch kam sie nicht sonderlich weit, denn eine riesige Hand aus Wasser schoss aus dem Ozean unter ihnen schoss mit der Geschwindigkeit eines Pfeiles auf die Chimäre zu und schloss sich um sie. Sie war augenblicklich tot ihre ursprüngliche Form war in keinster Weise mehr zu erkennen.
Während sich die Hand öffnete und die Überreste fallen ließ wie das zerquetschte Insekt, dass sie für sie war, türmten sich die Wassermassen zu einer riesenhaften menschlichen Gestalt auf, die das Schiff hätte in ihren Händen halten können.
Loghain erkannte, dass es eine riesige Königsgestalt mit einer Krone und einem Zepter aus Eis und einem Mantel aus fließendem Wasser war, als sich sein Falke von dieser entfernt. Eine Nebelwolke trat aus dem Mund des Wasserriesens aus, die in seine Geisterwolke eindrang. Geschockt sah er wie die Farbe der Geisterwolke schwand und spürte wie seine Technik sich auflöste.
Nur noch ein feiner Wasserdunst lag über dem Schiff, durch den Loghain erkannte, dass jede einzelne Chimäre von einer Unmenge von Eislanzen durchbohrt am Boden lag. Dann langsam strömte Wasser aus dem Rumpf des Schiffes und die Lecks wurden von Eis geschlossen, sobald alles Wasser das Schiff verlassen hatte.
Loghain blickte fassungslos auf das Schiff, das eine ähnlich unglaubliche Rettung erlebte wie die Windtänzerin zuvor und erkannte, wie ein menschliches Ebenbild des riesenhaften Wasserkönigs langsam über das Deck schritt.
Der König an Deck blickte langsam zu ihm hinauf.
Loghain schluckte. Selbst über diese Distanz konnte er die Intensität dieses Blickes spüren.
„Verschwinde!“, befahl der König und bevor Loghain begriff was er tat wirbelten Wolkenfetzen an ihm vorbei und das Meer raste unter ihm hinweg, als er mit seinem Falken floh lange noch nachdem das Schiff und der Wassergigant außer Sichtweite waren.
Einige Augenblick lang starrte er mit leerem Blick nach Vorn, dann ganz langsam fiel er auf dem Rücken des Falken auf die Knie und presste seine schweißnasse Hand auf seinem in Panik rasendes Herz.
„Ein Wort...“, kam es ihm über die Lippen, „Ealar Loghain... mit nur einem Wort...“
Eine Hand legte sich beruhigend auf seine Schulter.
„Endlich haben wir euch gefunden.“, sprach Dewan, der hinter ihm auf dem Falken stand.

Er schritt langsam über das Deck seines Schiffes, während die bewundernden Blicke seiner Untergebenen auf ihm lagen, wenn gleich jemand weniger Schlaues als der König ihre Blicke gewiss für verängstigt oder verwirrt gehalten hätte, doch er hatte keine Zeit hier zu verweilen, denn jeden Moment konnte die gefasst wirkende Fassade zusammenbrechen und den König offenbaren, wie er sich verzweifelt an die Zukunft erinnern zu versuchte. Zeiten mit der Prinzessin und ohne sie schossen durch seinen Kopf, welche in denen Seehund gegen ihn kämpfte und welche in denen er an seiner Seite kämpfte, Zeiten mit Leuten, die ihn in der Gegenwart kannten und Leuten die ihn erst in der Zukunft wieder kennen würden. Doch wie hatte er vergessen können, was er als nächstes getan hatte und was er als nächstes tun würde.Vertieft in diesen Gedanken und mit seiner aufgesetzten Miene erreichte er schließlich seine Gemächer, die entgegen dem was sicher alle dachten wie ein Raum auf einem Schiff wirkten.
Er fror die Tür hinter sich zu und blickte die Eisstatue an, die er bereits vor Stunden geschaffen hatte. Es war ein Ebenbild der Prinzessin, die in der Zukunft Sein sein würde, auch wenn sie es vergessen hatte.
Sein Zepter entglitt seinem noch immer von der Macht Seehunds verwundeten Arm und er glitt vor den Füßen der Statue zu Boden wo er liegen blieb.
„Noch immer lastet die Gabe, die ihr niemals hättet haben sollen schwer auf euch, König.“, sprach eine warme Stimme über ihm.
Mit halbgeschlossenen Augen blickte er zu dem Sprecher auf und erkannte die durchsichtige schwarze Silhouette eines Mannes neben ihm stehen, die von einem sanften blauen Leuchten umgeben war.
„Geist...“, flüsterte er schwach, „Warum hast du sie gehen lassen?“
„Wie ihr sagtet sie ist noch nicht euer.“, sprach der Geist.
Schweigend blickte er den Geist weiter an.
„Wie jeder außer euch vergesse ich was in der Zukunft geschieht.“, fuhr der Geist fort, „Und seid euch nicht zu sicher, dass alles was ihr glaubt bereits erlebt zu haben, so geschehen wird.“
„Eure Wünsche und Träume können euch wie eure Erinnerungen an die Zukunft erscheinen, König.“, sprach eine weibliche Stimme, die dem zweiten Geist gehörte, der eine weibliche Silhouette war, die auf der anderen Seite neben ihm hockte.
„Zweifelt ihr die Weisheit eures Königs an Geister?“, fragte er vorwurfsvoll.
„Niemals, Sire!“, erwiderten die Geister.
„Dennoch, König, solltet ihr nun ruhen und euch erinnern was geschehen wird und was geschehen soll.“, flüsterte der weibliche Geist und berührte seine Stirn.
Seine Augen schlossen sich und ein Gefühl von Schwere überlagerte all seine Gedanken, als er in die Welt des Schlafes entglitt.
Die Geist blickten sich über seinem schlafenden Körper noch einmal an, dann entschwanden sie wie sie gekommen waren – gar nicht.
Cryszara blickte ungläubig zu einem Mann der neuen Art, der gerade Hashiro mit einem Schwertstreich das Herz durchspießt hatte. Der Mann der neuen Art, erhob sich und blickte zu ihr. War er ein Spion? Ein Überläufer? Oder wurde er kontrolliert? Als sie auf ihn zu rennen wollte, erkannte sie, wie er gerade damit fertig wurde ein Symbol auf seinen Körper zu kritzeln. Das Symbol war mit Blut geschrieben worden. Es leuchtete auf und sein Blut fing an zu kochen.
Der Mann platzte gewaltvoll auf, während sein Blut die präzise Form einer Kuppel annahm. Es dauerte keine fünf Sekunden bis sich die Blutkuppel auflöste. Weder von Hashiro noch von sonst jemand war etwas übrig geblieben. Das einzige was die Blutkuppel hinterlassen hatte war ein genauso großes Loch.

Nicht der König war der Grund für seine große Panik gewesen, sondern das Gefühl fast die Seele aus dem eigenen Körper herausgepresst zu bekommen. Auf der Flucht hatte er Blut gespuckt. Sein Leben war kein einziges Mal in Gefahr gewesen, selbst wenn der König ihn und seinen Körper zerschmettert hätte, wäre er unbeschadet entkommen. Seine verbotene Kunst hätte ihn rausgeholt, doch nun verlangte der Stab seinen Preis!
Sein Geist fühlte sich schwach und erschöpft an, auch wenn es diesmal keine permanente Schäden waren, der Nebeneffekt war lästig. Er hatte zwar vorher mit den Nebeneffekten gerechnet, jedoch war dies über seinen Erwartungen gewesen. Er besaß sowieso schon eine gewaltige Resistenz gegen den Stab… auch hatte er nicht an seinen Opfern gespart…
Wie es aussah brauchte er noch mehr Menschenleben als Tribut, um die verbotenen Künste unbeschadet zu entkommen, den sobald er das nicht erreichte, griff er an der Seele und Energie seines Besitzers. Vermutlich hatte er seinen Meister deswegen nie den Stab benutzen sehen.
Er hatte Hashiro, der noch lebte, in seinem Besitz. Einer der Leuchttürme würde wohl bald aktiviert werden und noch dazu hatte er die Anzahl seiner zukünftigen Opfer erhöht, die er für seine verbotenen Rituale benötigen würde. Die Schattenseiten waren, dass Saul nun inaktiv war. Ihn wieder zu aktivieren würde viele Opfer kosten. Genauso sah es mit seinem ‚neuen Diener‘ aus. Beide waren zwar eine sehr gefährliche Waffe, doch Hashiro besaß mehr Potenzial als beide zusammen. Egal was wen er benutzte, diesmal brauchte er mehr Opfer, wenn er dem Stab nicht ein Teil seiner Seele verschenken wollte. Seine Seele schmerzte immer noch. Eine Hand legte sich beruhigend auf seine Schulter.

„Endlich haben wir euch gefunden.“, sprach Dewan, der hinter ihm auf dem Falken stand.
Loghains Gesichtsausdruck wandelte sich und er drehte sich schlagartig zu ihm um. „Du…?“
Auch Unarus erkannte er. Sie hatten ihn zwar überrascht, doch er hatte sich bereits eine Flucht-Vorsichtsmaßnahme entworfen. Er hatte ihn bisher nicht gebraucht um von dem Schiff zu entkommen, was er hier und jetzt zu seinem Vorteil nutzen konnte.
„Ihr habt mich also gefunden.“ Fügte der Meistermörder unbeeindruckt hinzu.
Dewan lächelte und schüttelte verständnislos seinen Kopf. „Begrüßt man so einen alten Freund? Dein antiker Falke ist übrigens ganz cool.“
„Meister Loghain. Stimmt es, dass Meister Inizimil ebenfalls gefallen ist?“ fragte Unarus.
Der Meistermörder war sich unsicher. Könnte es sein, dass sie von seinem Verrat noch nichts mitbekommen hatten? Am besten ging er die Sache Vorsichtig an.
„Leider. Nicht nur ihn hat sich Melfice geholt. Olaf Edwin fiel ebenfalls. Wir beide haben zusammen in Oredian gegen den Dämon gekämpft. Selbst Xallank Yall konnte ihn kürzlich nicht aufhalten. Ich denke ihr habt die Intensität des Kampfes ebenfalls gespürt.“
Er legte eine künstliche Redepause ein, bevor er seinen Blick wieder den beiden schenkte. Ihre Mimik verriet ihr, dass sie den Großteil der Informationen bereits gewusst hatten. Nun war es die Zeit für alles oder nichts. „Ihr habt mich sicherlich nicht grundlos aufgespürt.“
„Nun ja.“ Dewan kratzte sich leicht verlegen am Hinterkopf. „Wir haben ein kleines Problem. Um ehrlich zu sein betrifft es eher mich. Es geht um einen Dämon – und es ist nicht Melfice.“
„Ihr könntet das Problem lösen. Wir haben nicht viel Zeit, den der ursprüngliche Feind wartet.“ Fügte der Tiger hinzu.
„Wir planen einen Finalen Kampf gegen den Dämon. Er trägt große Wunden von seinem letzten Kampf. Wenn wir unsere Kräfte und unser Wissen verbünden, könnten wir es mit der richtigen Vorbereitung tatsächlich schaffen.“ Sagte Dewan.
Ealar Loghain hob seine Arme und schüttelte mit seinen Händen. „Moment, Moment. Ihr wollt den Dämon zum einen Finalen Kampf zwingen? Und wer ist dieser ‚andere‘ Dämon? Erzählt mir alles was ihr wisst, damit ich euch in dem Problem helfen kann.“

Isaac, Jenna, Garet, Felix, Aaron, Zail und der Unbekannte waren gefangen in einer Schattenkugel, die von einer Schattenhand umschlossen wurde. Sie konnten ihre Körper nicht bewegen, was sie Luna zu verdanken hatten. Er hatte Sareks Körper abgelegt und sich mit dem ‚Ort‘ selbst verbündet. Gentile hingegen verdankten sie, dass ihre Psynergie permanent Erschöpft war. Dieser Typ ernährte sich an jeglicher Energie, den er zu fressen bekam. Sie konnten nicht raus.
Die Anführer schauten zufrieden, wie die Gruppe ihnen in die Falle getappt war.
„Ihr verlogenen Feiglinge! Uns erst durchlassen und dann später aus dem Hinterhalt attackieren!!!“ schrie Garet in die Richtung der Anführer, während die dunkle Seele es nur mit einem Grinsen erwiderte. Wenig später wurde er von einem Schatten durchspießt. Der Feueradept kotzte Blut.
„Garet!“ rief Isaac, während er zu der dunklen Seele schaute, der für den Angriff zuständig war.
„Es ist nicht so, als das wir euch in einem fairen Kampf nicht hätten problemlos besiegen können. Es ging nur darum Zeit zu sparen. Keine Sorge. Dein Freund lebt. Wir brauchen euch lebend. Ihr werdet unsere neuen Umhänge werden.“ Verkündete die dunkle Seele.
Ein zweiter Schatten durchspießte ein Mitglied der Gruppe. Diesmal traf es Aaron. Die dunkle Seele trat näher heran.
„Ihr Bastarde. Wenn ihr nicht gewesen wärt, wäre ich nun das mächtigste Wesen den es gibt, den es gab und jemals geben würde. Euch verdanke ich, dass ich heute in diesem lächerlichen Körper stecke!“
Der dritte Schatten durchspießte Jenna, welcher Isaac einen zornigen Schrei herauslockte. Jedoch ohne seine Energie konnte dieser nicht einmal seine verfluchten Augen aktivieren.
„MEIN PLAN WAR PERFEKT GEWESEN! Ich war im Besitz der Macht mit dem größten Potenzial. Die verfluchten Augen. Desto größer der Input an Energie war, desto mächtiger wurden sie. Deshalb unterwarf ich jegliche Welten und absorbierte ihre Energie. Das reichte mir jedoch nicht aus und ich hatte auch schon eine Lösung. Da gab es schließlich noch etwas. Die Augen aus dem ich entstanden bin – die dunklen Augen. Mit ihrer Hilfe konnte ich jegliche dunkle Energie absorbieren und für mich und meine verfluchten Augen nutzen. Also sammelte ich die Schicksalsklingen um den letzten Akt für meine Perfektion abzuschließen: Den Schalter der Finsternis zu aktivieren und alles Licht in pure Dunkelheit umzuwandeln. Leider… kam es nicht dazu…“
Der nächste Schatten durchspießte Zail, während der Blick der dunklen Seele nur auf Isaac gerichtet war.
„Denn ich wurde in einem lächerlichen Kampf eingewickelt. Ich wurde von meinen eigenen Männern verraten, wurde durch die silbernen Augen geschwächt und von einer Armee Schwächlichen Idioten besiegt! Heute werde ich wieder auferstehen und das nehmen was meins ist.“
Nun war der Unbekannte der nächste, der von dem Schatten getroffen wurde.
„Ich werde mir deinen Körper nehmen und neue Augen schmieden lassen. Es ist der Beginn einer neuen Ära. Ich bin weder Zion, noch Semih. Ich habe beide Vergangenheit hinter mir. Das hier wird die Geburt von Sion werden und es gibt nichts was ihr dagegen tun könnt, denn…. ES IST DER WILLE DER FINSTERN-!“
Sion unterbrach als er eine Lichtklinge in seinem Körper spürte. Durch das Licht konnte er sich zwar nicht verformen, aber es war mehr als das nötig gewesen um ihn verletzen zu können. Er erkannte den Unbekannten, der die anderen Anführer, genau wie ihn, überrascht hatte. Wie war er überhaupt entkommen? Er spürte eine Veränderung in ihm. Er war kein Mensch mehr… er strahlte die Präsenz eines Ewigen Wesens. Sion hob beruhigend die Hände.
„Haha, denkst du ein solcher Schnitt hält mi-?“
Noch bevor Sion seinen Satz beenden konnte, spürte er, wie sich eine warme, rote Energie um Funaras Körper legte. Sein Körper fing sich langsam an aufzulösen. Er kannte diese Energie, diese Aura. Omega Phönix holte ihn gerade zurück ins Leben! Doch warum?
Sion erkannte einen silbernen Splitter der auf dem Boden lag. Der Splitter war von seinem Körper gefallen. Nun verstand er alles. Dieser Unbekannte hatte gewusst, dass er einen Splitter der silbernen Augen in sich hatte. Sein Angriff hatte also nur das Ziel gehabt ihn davon zu trennen. Noch ehe er sich versah war er wiederbelebt worden…

Gentile, Yudor und Luna hatten zugesehen, wie ihr Anführer sie gerade verlassen hatte. Die Schatten waren verschwunden und der Unbekannte hatte ihre Verwirrung ausgenutzt um die Gruppe zu heilen. Die Anführer blickten verwirrt untereinander. Gerade waren all ihre Pläne zerstört worden. Die dunkle Seele lebte zwar wieder, doch sie alle drei hatten kein neues Leben bekommen! Sie konnten zwar diese Gruppe zwar wieder bekämpfen, doch ein Sieg würde ihnen kein neues Leben schenken.
Die nächsten Sekunden verliefen ohne Worte. Luna verschmolz sich mit dem Boden und verschwand. Yudor löste sich in einen Schwarm Insekten auf. Gentile teilte sich in unzählige kleine Energiekugeln und verschwand ebenfalls. Es hatte für sie keinen Sinn mehr weiterzukämpfen.
Baron Pirk schnaubte verärgert und klatschte seine Hand unnötig heftig auf den Beratungstisch.
"Schön,", sagte er, "spielen wir ruhig unsere Trumpfkarten aus, bevor wir überhaupt in den offenen Krieg ziehen. Aber ich möchte an eines erinneren: Reyter wird wissen wollen, wieso das Leuchtfeuer entzündet wurde, wieso es sich anschließend wieder löscht und wieso so eine riesige Kreatur kommt um den Turm zu zerstören. Und wenn er unsere Operation hier aufdeckt sind wir geliefert."
"Wie ich bereits hundert Mal sagte haben wir keine Wahl.", erklärte Oviir mit bemüht ruhiger Stimme. Sie hatte ewig gebraucht um den Baron von ihrer Wahl zu überzeugen. Das schlimmste daran war, dass sie es selbst auch für eine fürchterliche Idee hielt. Aber sie hatten keine Alternativen.
"Ein Hauptquartier kann verlegt und neu errichtet werden. Der Leuchtturm kann es jedoch nicht.", entgegnete Oxus mit ruhiger Stimme, doch sein gedankenverlorenes Zupfen an seinem Schnurrbart verriet auch seine Nervosität.
"Oh? Und wohin wenn ich fragen darf? Mein Land wurde in den Himmel gehoben und Eures ist, nichts gegen Euch persönlich, eine schlechte Wahl. Von den Verbrecherbanden ganz zu schweigen, die unser Geheimnis an den nächst höchtbietenen verkaufen würden, sind Eure paar Siedlungen gegen einen Großangriff wohl kaum zu verteidigen. Wir brauchen den Scharfrichtergipfel!!", rief Pirk und stand halb von seinem Stuhl auf.
"Beruhigen Sie sich, Pirk.", fuhr Oviir in mit fast bedrohlich klingender Stimme an.
Pirk setzte sich mit sichtlichen Widerwillen wieder hin.
"Überlasst die Sache mit der Verlegung mir.", fügte sie ungerührt hinzu.
Die beiden Männer sahen sie fragend und überrascht an, doch sie sagten daraufhin nichts. Schließlich brach Pirk das Schweigen mit einem Schnauben.
"Na schön. Ihr habt bereits meine Zusage. Aber wo ist denn unser Schiffskäpten mit dem Klappergerüst, hm?"
"Der Schiffskäpten mit dem Klappergerüst...", antwortete eine Stimme von der Tür her, die lautlos aufgeglitten war, "musste sein Schiff verteidigen, nachdem es an eine Gruppe unbekannter Gegner geraten war. Der wir vielleicht auch den Angriff auf Scharfrichtergipfel verdanken."
Oviir nickte ihm zu.
"Paka."
Er erwiderte den Gruß. Falls sich jemand an seinen durchnässten Haare und Hose, sowie seine hastig angezogene und daher schiefe Tunika störte, ließen sich die Ratsmitglieder der Sternenwache nichts davon anmerken.
"Ihr habt Euch geeinigt?", fragte Paka.
"Haben wir.", antwortete Sturmwind und erhob sich aus ihrem Sitz. "Sie haben Erlaubnis für die Entzündung des Leuchtturms, sowie das Anlocken von Reyter, um den Titan zu verlangsamen."
"Wenn das funktioniert müssen wir und die Mitglieder der Sternenwache sehr schnell weg."
"Ist uns aufgefallen.", sagte Pirk verdrießlich.
"In Ordnung. Wartet auf der Leuchtturmspitze auf mich. Ich komme in drei Minuten nach."

"Da kommen sie.", raunte Rangi, als sie als erste Paka und Arilla bemerkte, die die letzten Stufen zu ihnen auf die Turmspitze heraufnahmen.
Kanra sprang auf und eilte dem Käpten entgegen, der ihre Frage jedoch abwürgte, bevor sie den Mund aufmachte.
"Tut mir Leid mein hastiger Aufbruch, ohne Euch zu sagen was vor sich ging, aber es war keine Zeit. Ja, die Windtänzerin wurde angegriffen. Allerdings sind wir mit einem blauen Augen davongekommen. Das Schiff selbst ist fast unbeschädigt. Aber ich fürchte wir haben ein paar von uns verloren..."
Rangi senkte ihren Blick und murmelte etwas, dass Kanra nicht verstehen konnte. Als sie den Blick wieder hob war es, als wäre nichts gewesen.
"Wer?"
Kanra hatte die Männer nur flüchtig gekannt, die Paka aufzählte, aber es jagte ihr trotzdem einen eiskalten Schauer über den Rücken. Doch letztendlich war sie erleichtert zu hören, dass Lashon, Sylvos und die anderen nicht zu ihnen gehörten.
"Also... werdet ihr den Leuchtturm jetzt entzünden?", fragte Kurlag, offenbar um das Thema zu wechseln.
"Ich fürchte ja. Lasst uns keine Sekunde verschwenden."
Er ging weiter auf die Öffnung des Leuchtfeuers zu, wo die Silkanas und Oviir bereits warteten. Tewer sah den Mithrilbeutel erwartungsvoll an, den der Käpten bisher nicht mit sich getragen hatte.
"Ist er das?"
Paka griff in den Beutel und holte den Jupiterstern hervor. Kanra schauderte leicht bei der Aura, die der Stern ausstrahlte.
"Könnt Ihr garantieren, dass es klappt?", fragte Paka Tewer ein letztes Mal.
"Wir ich sagte: nein, kann ich nicht. Aber es wird schon irgendwie funktionieren."
"Dann sollten wir mit den Schutzmaßnahmen beginnen.", meinte Regor.
"In Ordnung. Die Graue Garde wird Sie unterstützen.", versprach Oviir und winkte den Hauptmann Gray heran.
Paka überreichte Arilla den Stern.
"Dann lasst uns beginnen. Allemann: Tretet ein Stück zurück."
Die Anwesenden taten wie geheißen. Arilla streckte die Arme aus und ließ den Stern in die Öffnung fallen.

Saitu blickte wieder von Enir zu Rulk, der mit verbundenen Händen und ein wenig benommen auf einem Stuhl in der Schiffsschenke saß.
"Und was genau macht dieser Mann hier?", fragte Saitu Enir.
"Bluten, was sonst...", murmelte Rulk müde. Der Blutverlust und das Beruhigungsmittel zollten langsam ihren Preis.
"Ich kann es nicht mit Bestimmtheit sagen, aber er sollte vermutlich die Elementarsterne finden und stehlen.", antwortete Enir mit bedachten Worten und sah Rulk nachdenklich an.
Als sie Saitu die Tür geöffnet hatte und den ungebetenen Gast gefesselt hatte, hatte Rulk keinerlei Widerstand geleistet und seine Gefangennahme gelassen hingenommen. Saitu hatte auf Enirs Bitte hin seine Wunden oberflächlich geheilt, genug um keine bleibenen Schäden zu hinterlassen und ihn gleichzeitig auf einem niedrigen kampffähigen Niveau zu halten.
"So in etwa.", bestätigte Rulk schwach lächelnd. "Übrigens ein paar nette Glasperlen hattet ihr da. Aber keine besonders guten Fälschungen..."
"Sie täuschen einen flüchtigen Blick, dass muss genügen. Nun...", wandte er sich wieder an Enir, "könnt Ihr mir nun verraten, Enir, wieso Ihr Euch für diesen Mann so einsetzt?"
"Ich bin überzeugt er kann uns, abgesehen von den Informationen über unsere Feinde von Nutzen sein..."
"So? Hat er Euch also etwas versprochen...?", hakte Saitu misstrauisch nach.
"... und er hätte mich erledigen können, wenn er gewollt hätte, hat er aber nicht. Außerdem scheint er mir eher zu vernünftigen Sorte zu gehören.", fuhr Enir ungerührt fort.
Rulk prustete in sich hinein, hielt jedoch den Mund.
"Nun das mag vielleicht sein, aber er gehört immer noch zu den Feinden die uns aus heiteren Himmel angegriffen haben.", sagte Saitu und verschränkte die Arme. "Noch dazu konnte er sich irgendwie unsichtbar machen. Ich kann ihn wohl kaum frei auf dem Schiff herumlaufen lassen."
"Das verlange ich auch gar nicht. Ich möchte lediglich darum bitten, ihn nicht wie einen Schwerverbrecher einzukerkern.", gab sie im neutralen Tonfall zurück.
Saitu sah sie durchdringend an. Er kannte Enir schon eine ganze Weile, aber trotzdem verstand er sie noch nicht. Einerseits tendierte sie zu wahnwitzigen Entscheidungen, andererseits war sie mit anderen Dingen übervorsichtig. Saitu zweifelte ihre Intelligenz und ihre Treue nicht an. Er glaubte nicht, dass der Gefangene sie auf seine Seite gezogen hatte, aber irgendwas verschwieg sie ihm.
"Und von welchen Nutzen sprechen wir genau?"
"Sagen wir einfach, wir haben vielleicht ein paar Dinge auf dem Schiff die wertvoller sind, als wir dachten.", erwiderte Enir mit dem Anflug eines Lächelns.
"Ich verstehe.", seufzte Saitu resignierend. Das klang schon eher nach der Enir die er kannte. "So sehr ich mich dafür interessiere, was Sie uns über sich und ihre Freunde erzählen können", sprach er mit gefasster Stimma an Rulk gewandt, "denke ich wäre es besser, dass Sie sich ausruhen. In dem Zustand nützen Sie uns nicht viel."
"Zu freundlich.", brummte er.
"Ich lasse die Negationskammer angemessen vorbereiten, reicht das?"
Enir nickte stumm.
"Gut. Haben Sie sonst noch irgendwelche psynergetische oder vergleichbare Gegenstände bei sich, die ich Ihnen noch nicht abgenommen habe? Wenn nicht, sollten Sie sie mir übergeben, andernfalls werden sie dann unwiderruflich funktionsunfähig gemacht."
Rulk rang sich zu einem matten Lächeln durch.
"Nein, Ihr wart ganz schön gründlich. Wenigstens durfte ich meine Unterhose anbehalten."
Saitus Mundwinkel zuckten.
"So schlecht scheint Euer Zustand nun auch nicht zu sein. Na los, gehen wir."
"Was? Wir sind doch hier in einem Schankraum. Kriege ich nach all dem Mist nicht mal ein Bier?"
"Jedenfalls nicht umsonst!", warf die Stimme hinter dem Tresen im süßlichen Tonfall ein.
Die einzigen Spuren von dem Kampf die Sairi trug waren eine harmlose Platzwunde an ihrer linken Schläfe und eine Schürfwunde an ihrer rechten Schulter.
"Na los, gehen wir...", wiederholte Saitu nocheinmal und brachte Rulk nach draußen.
"Brauchst du was, Enir Schatz?", erkundigte sich Sairi mit trockener Fröhlichkeit bei Enir. Das war wohl ihre Art mit den Schrecken fertig zu werden, die die Windtänzerin in letzter Zeit immer wieder heimsuchten.
"Nein, mir gehts gut...", murmelte Enir und stand auf um zu gehen.
"Tatsächlich? Du warst immerhin mit diesen Kerl eine Weile im Kartenraum eingesperrt. Hattest du keine Angst?"
"Es ging... bis später Sairi.", antwortete Enir ausweichend und setzte sich in Bewegung.
"Dieses Mal geht es doch auch nur um Geld, oder?", rief ihr Sairi nach.
Enir atmete tief durch.
"Sicher, was denn sonst...", murmelte sie, ehe sie die Schenke verließ.

"Das war vorerst alles. Du schaffst das schon Flama, dessen bin ich mir sicher."
Die Miniatur-Flama aus Psynergypartikeln verneigte sich eifrig mit glühenden Gesicht.
"Sehr wohl, mein Herr. Ich werde Euch nicht enttäuschen."
Die Verbindung brach ab und die kleine Flama verschwand mit einem stummen Zischen. Reyter verschränkte die Hände und dachte an das Mädchen, das am anderen Ende Mirnuzars in seinem Namen versuchte den Marsstern zu erbeuten.
"Ich frage mich immer noch, warum Ihr ausgerechnet Sie geschickt habt.", ertönte Zaisas hinter ihm, als sie sich auf seinem Bett durchstreckte. Sie hatte der ganzen Berichterstattung über nur schweigend gelauscht und sich ruhig verhalten. "Flama wird es noch sehr weit bringen, oh ja. Vielleicht weiter als uns beide gemeinsam. Aber noch ist sie unerfahren und hat so ihre kleine... Schwäche. War es wirklich notwendig, dass ihr erster Auftrag gleich etwas so Wichtiges ist?"
"Aber zweifellos, meine Liebe.", bemerkte Reyter schmunzelnd und setzte sich zu seiner Admiralin. "Ich verspreche mir sehr viel von Flama, seit sie mir das erste Mal aufgefallen ist. Sie ist eine brilliante Taktikerin und eine überaus mächtige Adeptin. Es wird Zeit, dass sie erste Erfahrungen sammelt, sowohl im Umgang mit fremden Kulturen wie den Hexen, als auch..."
"Paka.", beendete die Admiralin für ihn im nachdenklich Tonfall.
Reyter nickte. Er hielt es für sehr wahrscheinlich, dass sie dort in Frostlande auf Paka und seine blindtreuen Männer treffen könnte. Die perfekte Gelegenheit ihr wahres Können zu testen. Er erwartete nicht, dass sie Paka im Alleingang besiegte, das wahrhaftig nicht. Aber sie war für ihr Alter sehr talentiert und dieser mehr als Aufgabe gewachsen.
"Wenn dem so ist, dann erwartet sie eine harte Lektion.", stellte die Admiralin trocken fest. "Fragt sich nur wer von beiden erfolgreich daraus hervorgehen wird."
"Wie dem auch sei, sie wird eine Menge lernen. Und damit gewinnen wir."
Die Admiralin wollte darauf etwas erwidern, als es unvermittelt an der Tür klopfte. Reyter seufzte. Seine Privatzeit war anscheinend wieder beendet.
"Ich hoffe es ist wichtig.", rief er mit strenger Stimme der Tür zu. Reyter konnte beinahe spüren, wie der Bote dahinter zusammenzuckte.
"Schlachtenkoordinator Sfasesh schickt mich, verehrter Kriegsherr. Er sagt es ist äußerst dringend und duldet keinen Aufschub. Offenbar steht der Jupiterleuchtturm vor seiner... Zerstörung."
Zaisa beobachtete wie Reyter sich anspannte und seine Lippen zu einer schmalen Linie verzog.
"Ich komme sofort.", erwiderte er ruhig.
"Sehr wohl, mein Herr!", erwiderte die gedämpfte Stimme hinter der Tür und der Bote nahm die Beine in die Hand.
Der Kriegsherr und die Admiralin erhoben sich.
"Wie konnte das nur passieren? Und wer könnte davon profitieren.", fragte sie.
Reyter schlüpfte in seine Stiefel.
"Finden wir es heraus."

"Das sollte geklappt haben.", hauchte Arilla und trat von dem Leuchtfeuer zurück, dass sich vor ihnen in einer perfekten violetten Kugel vor ihnen erhob.
Kanra kannte das Jupiter-Leuchtfeuer noch aus Gilratar. Doch aus dieser Nähe hatte sie es noch nie betrachtet. Ein Zucken ging durch Sinaphies Federkleid. Sie hatte so etwas no nie erlebt.
"Also ist Reyter darauf reingefallen?", versicherte sich Paka zaghaft.
Arilla nickte zögerlich.
"Ich denke schon. Falls nicht, wird er zuerst hier am Leuchtturm aufkreuzen."
"Dann sollten wir keine Zeit verlieren!", stieß Pirk eilig aus. "Ich werde umgehend abreisen. Oxus, Sie sollten das Gleiche tun."
"Paka?", fragte Oviir in einem undeutbaren Tonfall.
"Sobald wir alles erledigt haben, werden auch wir die Kurve kratzen."
"Ich verstehe.", kommentierte sie und wandte sich an Tewer. "Beginnen Sie mit der Arbeit. Ich überlasse den Leuchtturm vorläufig Ihren Händen. Beten Sie, dass ich das nicht bereuen werde."
Tewer trat langsam vor das Leuchtfeuer und ging in die Knie. Er brührte mit seinem Zeigefinger den Rand der Öffnung. Ein violette Lichtfeld breitete sich von dem Loch über den Boden aus und erlosch. Die Steine schienen vollständig verschwunden zu sein und nur eine glatte Glasfläche blieb um das Leuchtfeuer zurück unter dem Mann die komplexen Psynergieleitungen im inneren des Turmes erkennen konnte. Tewer verglich sie mit denen der Rekonstruktion des Turmes in Silkanas sie stimmten weitgehend überein. Die wenigen Abweichungen mussten auf die Manipulation zurückzuführen sein, die Jads Männer vorgenommen hatten. Er hatte jetzt keine Zeit sich darum zu kümmern, aber unter dem Vorwand den Turm in seinen ursprünglichen Zustand zurück zu versetzen würde er sicher noch die Chance bekommen und niemand würde erfahren, dass es jemals eine gegeben hatte. Aber vorerst musste er verhindern das der Leuchtturm zerstört und Mirnurzar so zum sterben verdammt wurde.
„Konstruktionskontrolle!“, befahl er, während er sich erhob, und farbloser Psynergiestrahl schoss aus dem gläsernen Boden, der in einer Kugel vor ihm endete.
Er streckte seine Hände aus geradewegs in die leuchtende Kugel vor ihm und schloss sein verbleibendes Auge. Bilder der gesamten Turm Konstruktion schossen unkontrolliert durch sein Bewusstsein, doch er brachte sie sehr schnell unter Kontrolle und beschränkte sich auf die Bereiche, die das Leuchtfeuer in Position hielten. Der Mechanismus selbst war relativ simpel, aber da das aufheben der Fixierung zu einem sofortigen Erlöschen des Turmes führen konnte gab es unzählige Sicherheitsmechanismen, die es auszuschalten oder umgehen gab. Eine Frage der Zeit...

Eine glühende Hand durch, die man glühende Knochen erkennen konnte erhob sich aus dem dampfenden Ozean. Und grub sich in den unter ihrer Temperatur schmelzenden Boden. Eine Hand von vielfacher Größe folgte, die groß genug war um ein Haus zerquetschen zu können. Träge zog sich der Titan des Feuers aus dem Meer, während die Küste unter seiner Berührung schmolz. Seine glühenden Augen erblickten das grelle violette Licht des Leuchtturms in der Ferne. Ein Brüllen, das leicht bis zur Stadt gehört werden konnte, entwich seiner Kehle. Inzwischen war der rechte Arm der Kreatur deutlich größer als der linke und reichte bis zum Boden und der Hals der Kreatur war verschwunden, sodass der Kopf direkt auf den Schulter zu sitzen schien.
Vornüber gebeugt stapfte das Monstrum vorwärts und hinterließ bei jedem schritt einen riesigen geschmolzenen Fußabdruck in der Erde. Die recht Hand schleifte sie in den Boden gebohrt hinter sich her und sammelte geschmolzenes Gestein in ihr, während es einen glühenden Graben auf seinem Weg aushob.
Reyons Geist kehrte nach dieser Beobachtung in seinen Körper zurück, der starr wie ein Toter in einem Kreis aus grüner Farbe lag und umgeben von Kerzen war, denen ein unheilvoller blauer Dampf entwich.
Er sah neben sich wo der nun nicht mehr verfaulte Arm und die von Hashiro abgetrennte Hand wieder an ihm festgewachsen waren. Wenn er den Stab nicht mehr hatte gab es keinen Grund mehr, dass zu verzögern. Und auch seine Lunge hatte sich regenerierte. Die größeren Wunden, waren ebenfalls geschrumpft und würden bald verheilen.
Er setzte sich auf und blickte Cryszara am, die beim Eingang des Raumes kniete. „Was soll diese alberne Haltung immer?“
Hastig stand sie auf: „Verzeiht, Herr!“
„Verzichte auf diese Art von Anrede.“, sprach er ruhig, „Ich darf niemals zum offiziellen Anführer der Neuen Art werden.“
Cryszara blickte zu Boden: „Verzeiht.“
Er schüttelte den Kopf. „Schon gut, es ist ja nicht so, als wenn ich eine solche Position nicht wollte.“
„Ich möchte mich auch entschuldigen, dass ich Loghain mit Hashiro habe entkommen lassen.“
„Nach alldem Ärger, den Loghains lächerliche Angriffe mir eingebracht haben ist es vielleicht gar nicht so schlecht, dass er glaubt frei zu sein, er ist mir nicht mal ansatzweise entkommen. Der 'Verlust' von Hashiro ist auch vertretbar. Erstmal ist unser Hauptproblem die Windtänzerin.“
Reyon schloss die Augen. „Paka wird bald zum Schafrichtergipfel zurückkehren und mit ihm dieses dumme Gespenst. Aber natürlich ist der Besatzung der Windtänzerin klar, dass unser Schiff nicht auf dem Meeresgrund liegt und vielleicht trauen sie uns zu sie sogar noch einmal anzugreifen, bevor Paka zurückkehrt.“
„Ist es das Risiko überhaupt wert? Sie haben dir Sterne doch gar nicht an Bord und wenn Loghain die Wahrheit sagt nützen sie uns für Melfice doch gar nicht mehr.“
„Ja, aber sie haben bestätigt die Sterne zu haben. Wir müssen die Crew nur gegen sie eintauschen. Davon einmal abgesehen ist das Schiff selbst viel wichtiger. Nicht nur, dass es in jeglicher Hinsicht besser ist, als dieses jetzt auch noch geflickte Handelsschiff, mit den Flügeln könnten wir vermutlich sogar Neu-Mirnurzar erreichen, wofür ich dieses Schiff bei weitem nicht weit genug emporheben kann. Wir schlagen sofort zu.“
„Wohin also? Ihr seid dieses mal doch nicht in der Lage ihre Position zu bestimmen.“
Reyon lächelte. „Nicht direkt, aber das gibt mir ja gerade Auskunft über ihre Position. Letztes Mal habe ich Pakas Verbindung zu ihrem Kommunikationskristall zurückverfolgt, aber dieses Mal gibt es die nicht. Eigentlich gibt es sie schon, aber sie erreicht den Kristall nie. Das muss heißen, dass ihre Verbindung irgendwie gestört wird und in dem was von Mirnurzar noch hier unten ist gibt es nur einen Art mit derartigen Eigenschaften. Also sag wer auch immer dieses Schiff steuert er soll Kurs auf die Devouras-Kurve legen.“
„Wirklich? Wenn sie einen solchen Ort aufsuchen rechnen sie mit uns und ich glaube nicht, dass es einfach ist dort zu navigieren.“
„Ich sage nicht es wird einfach, aber es ist unsere letzte Chance, wenn ich Pakas Position verliere – und wenn er den Schafrichtergipfel verlässt werde ich das – finden wir sie wohl nie wieder und dann sitzen wir hier unten fest und warten auf den Strudel uns zu verschlingen, wenn Kehlan erst mal den Turm eingerissen hat.“

Sion blickte durch eine Kristallwand die vor ihm in der schräge Stand. Links und Rechts von ihm waren die gleichen Wände und hinter ihm eine weitere. Er war gefangen in einer Kristallpyramide einer ihm nur all zu bekannten Größe.
"Nor!?", fragte er Hass lag in seiner Stimme.
"Ja.", hallte es von überall in seinem Gefängniss.
"ERKLÄR ES MIR! WARUM BIN ICH IMMER NOCH HIER?!"
"Was soll diese Frage? Ich kann mich nicht erinnern, dass etwas geschehen wäre, was dir gestattet hätte zu gehen."
"Meine nicht ganz geplante Wiederbelebung.", knurrte Funaras Körper.
"Wie sollte dir eine Wiederbelebung helfen?", fragte Nor, beinahe kam es Sion verwirrt vor, "Du lebst doch noch."
"Was?", fragte die dunkle Seele nun selbst verwirrt, "Sie- SIE WAREN ALLE TOT! LUNA, GENTILE, YUDOR- SIE WAREN TOOOOT!"
"Oh, ich verstehe jetzt. Du glaubst du wärst in der Welt der Toten, die die Sensenmänner verwaltet haben.", sprach Nor, "Das ist ein Trugschluss. Auch wenn viele an diesem Ort die Erinnerung an ihren Tod oder den Tod eines anderen Anwesenden haben sind wir alle außnahmslos am Leben. Etwas wie die Welt der Toten gibt es hier nicht. Wer tot ist verschwindet für immer, als wenn seine Existenz ausgelöscht worden wäre."
"UNMÖGLICH!"
"Himes."
"GAAAAAARGH!" Er ging auf die Knie.
"Aus deiner Reaktion schließe ich, dass du tatsächlich vorhattest zu fliehen. Dies steht im Widerspruch zu unserer Abmachung, Himes."
"Nenn mich nicht so!"
"Himes."
"AAAARRGH!" Er kippte vornüber und stieß dabei mit dem Kopf gegen eine der Kristallwände. "Verstanden..."
"Auch sind deine Mitstreiter geflohen. Es missfällt mir dies, als einen Sieg für eure Gegner zu zählen, also fürchte ich, dass ich auf Nummer sich gehen muss."
Ein Runenverziertes Tor, vor seinem Gefängniss öffnete sich und offenbarte einen Blick auf den Golem, der ihn und die Anführer beinahe getötet hätte, oder besser einen Golem wie diesen, denn kaum hatte der erste den Raum betreten folgte ein zweiter identischer und diesem folgte ein dritter. Das Tor schloss sich, als zwölf Golems im Raum standen.
Sion blickte diese Geschöpfe fassungslos an. Er hätte die Hilfe der anderen drei Anführer gebraucht, um mit dem ersten fertig zu werden und nun standen zwölf in diesem Raum, als wären sie Fußsoldaten.
"Du erinnerst dich sich an den ultimativen Wächter.", sprach Nor, "Seit der Fertigstellung des erstens produziere ich weitere. Sobald sie zahlreich genug sind, werden sie die Hüter und Sensenmänner als Aufseher ersetzen. Dann werden mächtige Wesen wie Hüter und Sensenmänner zu Arbeitskräften und so unseren Gewinn vergrößern. Auf diese Weise werden wir das Reich besser erhalten können.
"Ein Reich von was Golems und dir?"
"Nein das Reich, das Zentrum dieses Ortes, die Kraftquelle die diesen Ort zusammenhält. Ohne das Reich löst sich dieser Ort mit allen die sich darin befinden auf. Um diese Kraftquelle niemals erlöschen zu lassen, müssen alle Bewohner dieses Ortes daran arbeiten, die Energie zu produzieren, mit der wir das Reich füttern und unsichere Faktoren wie du und Wesen die uns unbekannt sind müssen verschwinden, weil sie eine Unsicherheit in der Erhaltung des Reiches darstellen. Und genau deshalb werden diese zwölf ultimativen Wächter den neuen Wettstreit überwachen und dieses Mal werden deine Verbündeten in einer sehr unvorteilhaften Position sein. Es besteht für dich jedoch kein Grund zur Sorge, Himes, Ich habe andere Pläne für dich.

Yudors Finger bohrten sich in den Stamm des Baumes, an dem er sich um Fassung ringend abstützte. „Nein! Nein, nein, nein, nein, NEEIIIIN!“ Er schlug seinen Kopf gegen das Holz, das knackend nachgab.
Das hätte nicht passieren dürfen! Nichts davon. Das Glück war ihm gewogen gewesen. Bis eben! Die Anwesenheit von einem Wesens wie Nor, die Abwesenheit der verbleibenden Anführer, die durch ihr Handeln sofort alles zunichte gemacht hätten, dass Sion ihn damals nicht mit der zehnten Stufe ausgelöscht hatte und das Sion gerade den Teil seiner Erinnerung verloren hatte, dass Yudor ihn wie Celara und die übrigen verraten hatte. ALLES war viel zu gut gewesen!
Nor hatte Sion mühelos unter Kontrolle gehabt; er hatte Yudors ursprünglichen Plan um die dunkle Seele aufzuhalten überflüssig gemacht, aber selbst wenn nicht und wenn Sion irgendwann einen Weg aus dieser merkwürdigen Totenwelt gefunden hätte. Wenn es dazu gekommen wäre, hätte Sion seine verbleibenden Gefolgsleute mitgenommen. Und in dem Moment, in dem sie zwischen den Dimensionen wechselten, wäre Sion von jeglicher Dunkelheit abgeschnitten gewesen. Er wäre einzig und allein mit Funaras Fähigkeiten ausgestattet gewesen, wenn er das Mädchen in diesem Sekunden Bruchteil überhaupt hätte kontrollieren können. Es wäre so einfach gewesen dieses finstere Geschöpf zu töten, aber natürlich gab es einen Fehler, weil Funara diesen Ort nicht sofort wieder verlassen hatte hatte Yudor gedacht, dass Semih sie nicht wiederbeleben wollte. Tatsächlich musste ihn etwas behindert haben. Entweder hatte dieser Unbekannte die Blockade irgendwie aufgehoben oder jemand anderes oder Semih. Jedenfalls kehrte Funaras Körper ins Leben zurück und Sion mit ihr. Und im schlimmsten Fall genügte die Zeit die Semih benötigte um zu begreifen, dass es nicht seine Schülerin war, Sion um seinen Körper zu übernehmen, aber selbst wenn nicht und Sion Semih irgendwie entkommen konnte waren die Konsequenzen furchtbar. Zion hatte niemals versucht Licht in Schatten zu verwandeln, aber sicher nicht weil er nicht wusste wie. Zion hatte das Licht bekämpft, versucht es zu unterdrücken und soweit zu zerstören wie es irgendwie möglich war, aber die tatsächliche Ordnung von Licht und Dunkelheit von zwei widerstrebenden Kräften, die potenziell gleich stark waren hätte er vermutlich niemals angerührt, ebenso wie die Ordnung, nachdem sie Zion damals besiegt hatten ihn und seine Macht mit den Siegeln wegschloss und niemals versuchte ihn vollends auszulöschen, geschweige die Dunkelheit. Der Grund war vermutlich, dass Leben Licht und Dunkelheit benötigte. Selbst sogenannte Wesen der Dunkelheit besaßen Licht, während auch Wesen des Lichts Dunkelheit besaßen, einmal abgesehen von Zion und sein Licht Gegenstück, das eben durch den Wunsch nach reinem Licht ausgelöscht wurde.
Er glaubte keine Sekunde lang, dass alles lief wie Sion es wollte, aber wenn Sion tat was er wollte würde die Dunkelheit alles verschlingen und nicht einmal Sions Bewusstsein würde zurückbleiben.
Wenn Xasaxas Sion rechtzeitig entdeckte würde es diesem wohl nicht all zu bald gelingen sein Vorhaben in die Tat umzusetzen und er würde wohl tatsächlich ein neuer Zion werden, der die Unordnung bekämpfte, aber immer mit der Gefahr, dass er irgendwann alles auslöschte.
„Wie absurd.“, kam es aus seinem Mund, „Ich bin das eine Wesen, dass sich um diese Gefahr sorgt. Dabei hat mich die Ordnung doch immer einen Dreck interessiert. Ich bin nur Mitglied dieser verdammten Gruppe geworden, um ihrer Kontrolle endgültig zu entgehen. HAHAHAHAHA! Dank dir geht wirklich alles den Bach runter.“

Rulk betrat seine Zelle wenig begeistert. „Und demnächst irgendwelche besonderen Pläne?“, fragte er Saitu geradezu freundschaftlich, doch der Wasseradept würdigte dies keiner Antwort. Er zuckte mit den Schultern. „Ich will ja nur sicher sein, dass euer Käpten nicht Geburtstag hat und er sich mir noch weniger wohlwollend zeigt, wenn ich den verge-“
Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss.
„Wie unhöflich...“, murmelte er, „Zumindest hat er mir keine reingehauen.“
Er hob eine Braue, als die Energie in seinem Körper schwand. Was für ein Trick war das?! Konnten diese Leute nicht ganz normal Psynergie blockieren, was vollkommen nutzlos gewesen wäre. Es wäre sogar besser gewesen, wenn sie seine Kräfte wirklich versiegelt hätten, aber irgendetwas hier erschöpfte seine Psynergie! Für einen Adepten oder einen von der neuen Art, der einmal ein Adept gewesen war, wäre das kein viel größeres Problem gewesen, da sich die Psynergie von allein wieder aufbaute, aber er war ursprünglich ein normaler Mensch gewesen und hatte diesen Luxus nicht. Er konnte nicht mal einen Psynergiekristall zu diesem Zweck verwenden! Bis er wieder etwas von dem Trank bekam war er wieder so machtlos wie ein Mensch.
Natürlich gehörte er nicht zu denen, der viel Vertrauen in seine Fähigkeiten mit der Kraft hatte, aber im Notfall unsichtbar zu werden war eine verdammt nützliche Fähigkeit.
Mit einem seufzen ließ er sich auf den Rücken fallen, was ihm sein Körper mit einem heftigen Schmerz dort wo seine Wunde gewesen war. „Ich fühle mich geehrt, dass ihr mich für so gefährlich haltet, dass ihr meine Verletzung nicht komplett kuriert.“, zischte er sarkastisch, bevor die Augen schloss.
Auch das bereute er in der nächsten Sekunde, als er sich über einem Abgrund wiederfand und in die roten Augen eines bleichen Gesichts schaute, das unter einer Kapuze hervorlugte.
„Ich muss dich bitten einige Dinge zu vergessen!“, sprach der Mörder kalt.
Rulk schreckte hoch. Nach einem Moment versuchte er sich zu erinnern, aber fand keine Lücke in seinen Erinnerungen.
War ja auch unwahrscheinlich, dass er sich daran erinnerte was er vergessen hatte.
„Hättest mich auch deine verdammte Visage vergessen lassen können, Mistkerl.“
~Wie lange dauert es noch bis wir ankommen?~
~Ihr werdet Euer Ziel in zwei Stunden erreichen, Kriegsherr. Die zweite Division wird in ungefähr fünf Stunden beim Scharfrichtergipfel eintreffen.~, antwortete Sfasesh über Geistleser.
~Verstanden. Halten Sie uns auf dem Laufenden.~, forderte Reyter und löste die Verbindung wieder.
Irgendetwas störte ihn gewaltig an dieser Sache. Er zweifelte nicht an der Existenz des Titanen, noch daran dass sein Ziel wirklich der Leuchtturm sei. Er hatte sich selbst davon überzeugt und außerdem war der Zufall seines Erscheinens zu groß, jetzt wo sich der Leuchtturm offenbar entzündet hatte. Doch dieses Vorhaben stand völlig entgegen Pakas Standpunkt, der alle Leuchttürme gleichzeitig zünden wollte. Hatte er keine andere Wahl gehabt? Oder war es gar nicht Paka, der den Leuchtturm entzündet hatte? Das wäre alles andere als gut. So sehr er Paka auch hasste, er war ein respektabler Gegner, dem er durchaus zutraute ihr gemeinsames Ziel, die Leuchttürme zu entzünden, zu erreichen. Er zog es vielleicht vor die Sterne selbst in seinem Besitz zu wissen, aber in den Händen einer dritten Partei war für ihn völlig undenkbar. Reyters Hände schlossen sich fester um die Zügel seines Reittiers. Genaueres würde Admiralin Zaisa in Erfahrung bringen, wenn sie am Leuchtturm eintraf.
Die gewaltige Schwinge seines Wundervogels zerteilte noch eine Wolke die seinen Weg kreuzte. Nicht mehr lange und sie würden den Titan erreichen. Und was auch immer da vor sich ging, sie würden es herausfinden.

"Sinaphie?". rief Kanra mit wachsendem Unbehagen.
Es war bereits zwei Stunden her, seit Paka das Leuchtfeuer entzündet hatte. Sie war so fasziniert und abgelenkt von dem Leuchtfeuer gewesen, dass sie gar nicht bemerkt hatte wie Sinaphie verschwunden war. Es kam ihr so vor als hätte die kleine Aerorill sich von einem Moment auf den anderen in Luft aufgelöst. Als sie nicht zurückgekehrt war, hatte sie begonnen sich Sorgen zu machen und sich im Leuchtturm auf die Suche gemacht.
"Sinaphie!", wiederholte sie zum gefühlt tausendsten Mal.
Doch dieses Mal hatte sie Erfolg.
"Ich bin hier.", hallte Sinaphies sanfte Stimme durch die verlassenen Gänge des Jupiterleuchtturms.
Kanra hastete in die Richtung aus der die Stimme kam und entdeckte die Aerorill in einer angrenzenden kreisrunden Kammer mit hoher Decke, die nach den äußeren Spuren her in letzter Zeit nicht benutzt wurde. Sinaphie kauerte auf dem Boden und kratzte mit ihren Klauen in den Zwischenräumen der Bodenkacheln, von denen bereits einige herausgelöst waren.
"Da bist du ja!", seufzte Kanra in unendlicher Erleichterung. "Warum bist du gegangen? Du hättest mir... Was machst du da?"
Sinaphie sah auf und senkte den Kopf mit entschuldigendem Ausdruck.
"Tut mir Leid, dass ich einfach so abgehauen bin. Aber als ihr das Leuchtfeuer entzündet habt, habe ich etwas erkannt... Ich glaube es war kein Zufall, dass wir uns begegnet sind, Kanra. Damals auf der Lichtung, als wir uns das erste Mal sahen, war ich lediglich neugierig und glücklich einen Menschen von außerhalb getroffen zu haben. Nachdem ich mich entschlossen hatte euch alle zu begleiten habe ich so viele neue Dinge gesehen und kennengelernt, wie ich es mir nie erträumt hätte. Dinge, die fast alle anderen Aerorill niemals erleben oder begreifen werden. Ich erkannte wie groß die Welt doch ist. Und trotz alledem, dadurch dass ich mich entschlossen habe dir zu folgen Kanra, bin ich an diesem Ort angekommen. Ihr habt mich hierhergeführt."
Kanra sah die Aerorill verwirrt an. Wovon bei allen guten Geistern redete sie da?
"Sinaphie...", begann sie und ließ sich neben ihr auf ein Knie hinunter.
"Kanra, ich bin so dankbar dich getroffen zu haben. Wie kann ich mich jemals für das erkenntlich zeigen, was du alles für mich getan hast?", fragte Sinaphie sie in einem derart ehrlichen Klang in der Stimme, dass es Kanra eiskalt den Nacken herunter lief.
Sie verhielt sich so seltsam, dass sich ihre Sorge langsam in Angst verwandelte.
"Wovon redest du da, Sinaphie? Du hörst dich an, als würdest du uns verlassen. Das tust du doch nicht, oder?", wollte Kanra wissen.
"Ich hoffe nicht. Ich will dich und die anderen nicht verlassen und ich möchte an eurer Seite mit euch Mirnuzar retten. Doch ich muss das hier tun."
Mit diesen Worten löste sie eine weitere Bodenkachel aus dem Fußboden. Sinaphies Augen leuchteten. "Da ist es."
Aus der Nähe erkannte Kanra nun eine kleine Vertiefung, zu der glühende Leitungen führten, dessen Energie vom Leuchtturm selbst zu kommen schien. Kanra hatte auf ihrem Weg bereits unzählige andere dieser violett leuchtenden Linien gesehen, die nach der Entzündung aufgetaucht waren.
"Was ist das?"
"Ich hatte dir davon erzählt, Kanra. Und es stand auf den Steinen, auch wenn ich es erst verstanden hatte, als das Leuchtfeuer brannte.", erwiderte Sinaphie und schüttelte ihren linken Arm aus.
Ein Kristall glitt aus ihrem weißen Federkleid und trotz ihrer Verwirrung stellte Kanra ein weiteres Mal erstaunt fest, was die Aerorill darin alles verbergen konnte. Bei näherer Betrachtung stellte sie fest, dass es sich um den gleichen Kristall handelte, den sie dem Aerorill auf der Steintafel aus dem Auge gezogen hatte. Sinaphie hielt ihn prüfend über die Vertiefung im Boden. Er passte.
"Woher wusstest du das?", fragte Kanra verblüfft.
"Ich habe es in den Flammen des Leuchtfeuers gesehen.", antwortete Sinaphie mit fast ehrfürchtiger Stimme und ließ den Kristall in die Vertiefung gleiten.
Die violetten Leitungen in der Kammer flammten auf und ihr Licht drang selbst durch die Bodenkacheln und den Mauern und traf sich an dem Mittelpunkt der Decke. Kanra schrie überrascht auf, als diese sich urplötzlich in dünne Luft auflöste. Hinter dem verschwundenen Mauerwerk tauchte eine endlose Dunkelheit auf, in dessen Ferne ein strahlender Sternenhimmel zu erkennen war. Die Leere zog sich scheinbar ins Unendliche.
Das kann nicht sein! Über uns muss sich noch die Leuchtturmspitze befinden! Was für ein Trick ist das?, dachte Kanra völlig überwältigt von dem was über ihr geschah. Doch das war noch nicht alles. Sie zuckte erschrocken zusammen, als mit einem Zischen neben ihr Stufen aus fahlen Licht erschienen, die sich wie eine Wendeltreppe in die Höhe schraubten. Als sie endeten, öffnete sich vor der letzten Stufe eine Tür. Doch besser wäre es gewesen zu sagen, dass sich eine quardratische Öffnung in der endlosen Leere des falschen Sternenhimmels auftat, aus der grelles weißes Licht drang.
"Was...", stammelte Kanra atemlos.
"Das ist der Aufstieg, Kanra.", erklärte Sinaphie ruhig und starrte die Öffnung sehnsüchtig an.
Kanra erinnerte sich.
"War das nicht diese Prüfung von der du sprachst... um-"
"-eine Federheldin zu werden? Ja, das sagte ich.", führte die Aerorill den Satz zuende.
Kanra pfiff, beeindruckt von dem Anblick der sich ihr bot.
"Woah... Aber ich muss schon sagen, dass die Aerorill das mit dem Aufstieg ziemlich wörtlich nehmen. Das sind wahnsinnsviele Stufen. Aber jetzt mal ernsthaft...", sagte Kanra und blickte Sinaphie wieder besorgt an. "Du sagtest doch, der Aufstieg sei nur den mächtigsten Aerorill vorbehalten. Bist du sicher, dass du dafür bereit bist? Und das gerade jetzt?"
Sinaphie schüttelte den Kopf.
"Ich bin mir inzwischen gar nicht mehr so sicher, ob der Aufstieg wirklich eine Prüfung ist... Nenn es eine Ahnung, aber ich glaube der Aufstieg ist etwas anderes..."
"Das ist ja schön und gut, aber ich möchte dich noch einmal an das erinnern was Paka gesagt hat. Wir müssen jeden Moment von hier- Hey, wo willst du hin?", rief sie erschrocken, als Sinaphie die ersten Stufen hinaufnahm.
Offenbar trugen die Lichtstufen ihr Gewicht mit Leichtigkeit.
"Ich will mir das nur mal kurz ansehen, Kanra. Ich muss es einfach."
"Warte doch eine verdammte Sekunde mal! Ich sagte gerade wir müssen... Ach, verflucht!", knurrte sie und setzte zögerlich einen Fuß auf die erste Lichtstufe, als Sinaphie nicht anhielt.
Erst setzte sie eine Zehenspitze, dann den Rest des Fußes auf, als sich auf etwas wie festen Grund stieß. In ihrer Zuversicht bekräftigt, dass sie nicht einfach durch die Stufen fallen würde hechtete sie Sinaphie hinterher. Sinaphie blickte zurück, als Kanra sie auf halben Wege eingeholt hatte.
"Kanra..."
"Nein, sag nichts. Ist mir egal ob das so eine Aerorillsache ist oder nicht, aber ich werde dich begleiten.", schnaubte sie.
"Nein, Kanra. Da..."
"Vergiss es, du stimmst mich nicht um."
"Nein Kanra, da unter dir!", rief Sinaphie und deutete auf die untersten Stufen.
Als Kanra nach unten guckte blieb ihr Herz stehen. Die Kammer aus der sie in die Leere hinaufgestiegen waren war verschwunden. Und als wär das nicht schon genug gewesen lösten sich die Stufen nacheinander auf. Und das nicht langsam.
"LAUF!", schrie Sinaphie ihr zu.
Das ließ sich Kanra nicht zweimal sagen. Sie hatte keine Lust herauszufinden was geschah, wenn sie in die endlose Leere stürzte. Ihr blieb nur noch eine Fluchtmöglichkeit: Nach oben. Sie hechtete los. Sinaphie ebenfalls.
"Ich hätte es wissen müssen!", brüllte Kanra, als sie die Stufen hinaufhechtete.
Sie traute sich gar nicht nach unten zu sehen, um sich über den Fortschritt des Verfall der Stufen zu informieren.
"Komm Kanra, beeil sich!"
"Du hast leicht reden!"
Die Aerorill raste mit sichtbarer Mühelosigkeit die Stufen hoch, während Kanra allmählich die Kraft ausging. Sie hatte nicht übertrieben, als sie die Zahl der Stufen geschätzt hatte. Ihr Ziel erschien ihr unendlich weit entfernt, als ihre Beine immer schwerer wurden. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie fast stolperte und wertvolle Zeit verlor. Sie rannte weiter und warf ein Blick nach hinten. Sie stieß einen Fluch aus. Der Verfall war nur noch vier Stufen hinter ihr. Von dieser Erkenntnis angetrieben rannte sie noch schneller, als sie es für möglich gehalten hatte.
"Komm Kanra, nur noch ein kleines Stück! Halt durch!"
Sie blickte nach oben und entdeckte Sinaphie, die auf der letzten Stufe auf sie wartete. Es war tatsächlich nicht mehr weit! Nur noch zehn Stufen... sieben... fünf...
"Spring Kanra!", rief Sinaphie ihr zu und streckte ihre beiden Arme aus.
Kanra zögerte keine Sekunde und sprang. Keinen Augenblick zu spät, denn kaum einen Wimpernschlag später löste sich die Stufe auf, auf der sie eben noch gestanden hatte. Noch im Sprung hatte Kanra dabei zusehen, wie die Stufen unter ihr verschwanden, Stück für Stück. Sinaphie packte sie in dem Moment wo die vorletzte Stufe verschwand und nutze den Schwung um sich und Kanra durch die Tür zu reißen. Die letzte Stufe verschwand und mit ihr die Tür. Dann umfing sie Dunkelheit...

Als Vera erwachte fand sie sich in einem warmen Bett in einem Gasthauszimmer wieder. Durch die Fensterscheiben drang bereits das schwindende Licht der Abenddämmerung und tauchte das fremde Zimmer in einen rötlichen Schimmer. Immer noch ein wenig benommen drehte sie ihren Kopf zur Seite und entdeckte auf ihrem Nachttisch einen Teller. Bis auf ein paar Krümel war er leer. Noch während sie sich fragte wo sie eigentlich war und wie sie hierhergekommen war, öffnete sich die Tür zu ihrem Zimmer leise.
"Du bist also endlich wach, hm?"
Vera drehte sich zum Sprecher um und sah ihn verwirrt an.
"Anar? Was machst du denn hier? Wie... Wo bin ich hier?"
Merl erwiderte ihren Blick mit nachdenklicher Traurigkeit.
"Du erinnerst dich an nichts?", fragte er vorsichtig.
Vera guckte ihn stumm und durchforstete ihr Gedächtnis. Was war geschehen? Irgendwie schaffte sie es nicht, sich an die jüngsten Ereignisse zu erinnern.
"Wir waren in Deregall... Irgendwas ist furchtbar schief gelaufen... Aber was...?"
Sie starrte aus dem Fenster und hielt abrupt den Atem an. Sie konnte nicht fassen was sie sah.
"Ist das... eine schwebende Insel?!", fragte sie fassungslos.
"Um genau zu sein sind das mehrere Kontinente. Es erscheint dir vielleicht unendlich weit weg, aber die Landmasse dieses 'erhobenen Mirnuzars' wie die Leute es inzwischen nennen ist deutlich größer als alles, was sich am Meer befindet. Irgendsoein Wahnsinniger scheint zu glauben, dass sie das vom Strudel beschützt.", erklärte Merl mit bitteren Unterton in der Stimme.
Vera konnte nicht glauben was sie da hörte.
"Wie lange war ich weg?", flüsterte sie, immer noch überwältigt von dem Anblick.
"Ziemlich lange... Wenn man bedenkt was alles passiert ist. In Wirklichkeit waren es eigentlich 'nur' ein paar Tage, aber so wie es in Mirnuzar gerade zugeht ist das eine Menge Zeit. Bevor ich es vergesse... Wie geht es dir?", erkundigte er sich mit besorgter Stimme.
"So gut wie man sich mit großen Gedächtnislücken und der Erkenntnis, dass sich fast alles geändert hat, nur fühlen kann.", erwiderte Vera trocken.
"Oh, ähm... Tut mir Leid.", entschuldigte er sich.
Vera winkte ab.
"Schon gut, es gibt nichts zu entschuldigen.", sagte sie und lächelte warm. "Wenigstens tut es gut ein bekanntes Gesicht zu sehen... Aber was ist mit den anderen."
Merl zögerte. Er wollte gewiss nicht der Überbringer schlechter Nachrichten sein. Ganz bestimmt nicht.
"Das ist... schwierig. Kannst du gehen?"
"Ich denke schon... Was-?"
"Gut!", unterbrach er sie mit brüchigen Lächeln. "Dann komm mit nach unten. Dort wartet ein guter Bekannter auf dich."
"Kudo?"
Merl biss sich auf die Lippe. Sie wusste noch nicht einmal davon. Wie konnten sie ihr das nur beibringen...
"Nein, aber es ist Ailas. Am besten wäre es, wenn du alles von ihm hörst, denn ich weiß auch nicht viel mehr als du. Jetzt komm mit runter und ich suche noch mal den Koch auf. Du musst hungrig sein."
Jetzt wo er es erwähnte, wurde sich Vera bewusst dass sie seit Tagen nichts mehr gegessen hatte.
"Das hört sich sehr gut an..."
Merl folgte ihrem Blick und fand den leeren Teller auf dem Nachttisch.
"Oh ja...", murmelte er verlegen. "Der Besitzer hatte soetwas wie ein Genesungskuchen für dich gebacken... Aber da du so lange geschlafen hast, wurde er nur kalt und ich dachte mir..."
Vera kicherte.
"Schon gut. Mir steht der Sinn im Moment sowieso nicht nach Kuchen. Ich könnte viel lieber ein ganzes Pferd essen."
"Ich verstehe.", antwortete Merl lächelnd. "Dann komm. Ich lade dich zu einem Festmahl ein."

Das Gasthaus war bis auf ihnen und einer Stammtischgruppe örtlicher Bewohner völlig leer. Als sie unten ankamen, saßen Tsuka und Tali an einem Tisch in einen hitzigen Streit vertieft, während Lucya abseits in der Ecke hockte und sich auf einen Psynergykristall in ihrer Hand konzentrierte. Ailas lehnte in der Nähe an der Wand und sah dabei zu. Als sie sie bemerkten, hielten alle in ihren Tätigkeiten inne und sahen zu ihnen.
"Es ist gut, dich wieder auf den Beinen zu sehen.", begann Ailas.
"Es ist auch gut dich zu sehen Ailas. Ich weiß wirklich nicht was hier gerade passiert, aber gut dass du da bist. Wo sind die anderen?"
Ailas sah Merl prüfend an.
"Du hast es ihr nicht gesagt?"
Merl wich Veras fragenden Blick aus.
"Ich dachte das übernimmst du besser..."
"Ich verstehe...", antwortete Ailas mit gedämpfter Stimme.
Vera bemerkte wie auch Tsuka wegsah und Lucya sich wieder angestrengt ihrem Kristall zuwandte. Die Unbekannte neben Tsuka schaute nur ratlos zu. Auch wenn Anarath es gut zu verbergen versuchte, sie spürte wie ihn etwas Großes belastete.
"Was? Was nicht gesagt?", fragte sie mit wachsender Angst in der Stimme. "Ailas, was ist passiert!? Wo ist Kudo!?"
Der Diener des Herrn des Wissens schaute kurz zu Isaac. Sie würden bald ankommen und noch bevor der letzte Kampf stattfand, musste er ihn von dem anderen Isolieren, damit er ihn erledigen konnte. Schließlich war er der einzige Grund warum er ihnen gefolgt war. Jedoch gab es momentan keinen Grund seine Tarnung aufzugeben. Er musste seine Mission erfüllen, wofür er sich ziemlich viel Zeit genommen hatte. Er würde den Anfang einer großen Veränderung einleiten.
Und wieder Unterlag eine ganze Horde mit der Gabe der Sterne dem Dämon. Melfice ließ keinen von ihnen entkommen und fraß sie alle gierig, während er damit seine Psynergie wieder auffüllte. Er war zwar längst nicht mehr auf dem Niveau wie gegen Xallank Yall, aber hatte er die lebensbedrohliche Lage überwunden. Jedoch… eine schreckliche Veränderung hatte er bemerkt. Diese Veränderung zeichnete sich nicht dadurch aus, dass er keinen Kontakt zu dem König der alten Zeit hatte – den das hatte er früher auch nicht gehabt.
Sondern, dass dieser verfluchte Meister ihm den Geschmackssinn genommen hatte! Er konnte seine Beute nicht mehr schmecken! Das beste Ding der Welt war ihm geraubt wurden. Er hasste ihn. Er hasste ihn über alles!
Das einzige erfreuliche an der war, dass das erste Leuchtfeuer entzündet worden war. Er musste vorher noch den dunklen Turm entzünden. Das hatte jedoch Zeit. Bevor das dritte Leuchtfeuer entzündet werden würde, plante er den Turm zu entzünden. Bis dahin musste er sich stärken.

Cyro sah wie sowohl Dewan, als auch Unarus zurückkehrten. Sie hatten eine weitere Person mitgebracht. Ein junger Mann, der in einer schwarzen Robe eingehüllt war, während er in seiner rechten Hand einen Stab. Der schwarzhaarige, zierliche Mann wirkte auf dem ersten Blick sehr sympathisch
„Das ist Cyro?“ erklang es von Loghain, während er die Kreatur ebenfalls genau anschaute. Dannach wandte er sich der Umgebung und prüfte den Ort genau. „Ein besonderer Ort. Hier wollt ihr also Melfice stellen. Er wäre hier zwar nicht wehrlos, dennoch geschwächt.“
Der Meisterkiller schenkte dem Dämon wieder seine Aufmerksamkeit. „Ealar Loghain mein Name. Auch ich gehöre zu den Meister der Kampfkünste. Dewan hat schon viel von euch erzählt. Jedoch wenig positives.“ Gab er mit einem Grinsen von sich.
„Ich kann es ihm nicht übel nehmen.“ Entgegnete der Dämon, den Blick zu Dewan richtend. Dieser schüttelte seinen Kopf.
„Lasst uns das hier schnell beenden. Ich habe es von der ersten Sekunde satt, von den Großteil meiner Kräfte getrennt zu sein.“ Warf Dewan ein.
„Nicht so Eilig. Zuerst brauchen wir einen Plan. Eine Taktik. Dieser Ort schwächt nicht nur ihn, sondern auch ein paar von uns. Nutzlos im Kampf sollte jedoch keiner von uns sein. “
„Und wie lautet die Taktik Meister Loghain?“ gab der Tiger ungeduldig von sich.
„Ganz ruhig Unarus. Du wirst im Kampf eine entscheidende Rolle spielen. Genau wie deine Geister. So wie ich das mitbekommen habe, bleibt Dewan nur noch die Hand der Alchemie. Alles andere wird von diesem Ort unterdrückt. Selbst die Fähigkeiten die noch in dem Teil von Cyro stecken.“
Er schüttelte unzufrieden seinen Kopf. „Was sind eure Fähigkeiten und Stärken Dämon?“ fragte er ihn offen, während er fortfuhr. „Ich hoffe ihr könnt irgendetwas, womit ihr Melfice hierherlocken könnt. Dewan sollte in der Lage sein, ein Gefängnis um die Stadt zu errichten, falls wir alle erst einmal drinnen sind.“


„Kudo ist….“ Kam es höchst geschockt von Vera, während sie mit aller Kraft versuchte ihre Tränen zurückzuhalten. Ihr war bewusst, dass sie dem nicht länger widerstehen könnte, während die ersten Tränen bereits ihrer Wange runterliefen. Sie wischte es sich mit ihrem Handrücken davon. „Bist du dir dessen sicher…?“ fragte sie in der Hoffnung, dass er es nicht war.
„Tut mir Leid Vera… ich konnte gegen den Dämon nichts ausrichten… Mein bester Freund starb vor meinen Augen.“
Vera schüttelte ablehnend ihren Kopf, stand vom Stuhl auf und verließ den Raum. Sie schloss die Tür hinter sich ab, bevor sie jegliche Kraft verließ, sie sich gegen die Wand lehnte und in einem Tränenfluss ausbrach.
Sein kleiner Bruder… Kudo. Das letzte Mitglied ihrer Familie hatte sie auch verlassen. Sie war alleine. Ihre Eltern waren von einem Mysteriösen Gast in Akestas ermordet worden, während Kudo und sie keine sieben Jahre alt gewesen waren. Ihr älterer Bruder hatte ein paar Jahre auf sie aufpasst, bis auch er verschwunden war. Kudo und sie waren von Silya aufgenommen und unterrichtet worden.
Diese dunkle Zeit hatten sie gemeinsam überstanden. Seitdem sie sich erinnern konnte, hatte sie ihn bei sich gehabt. Ein Leben ohne ihn war für sie undenkbar. Sie vermisste ihn jetzt schon. Warum Kudo? Warum musstest du sterben?
*Da hast du wohl einen Namen verwechselt...*

Garm unterdrückte ein abfälliges Schnauben. Er hatte sich getäuscht. Offenbar hatte er es tatsächlich mit einem Haufen Dummköpfen zu tun. Er hatte ein paar Dinge von diesem Loghain in Dewans abgespaltener Erinnerung erfahren und hatte sich nur deshalb auf diesen Unsinn eingelassen und gewartet. Jetzt bereute er seine Entscheidung. Offenbar hatten diese Schwachköpfe seinen Namen vergessen und ihm stattdessen den des Dschinn gegeben, der unter anderem für seine Beschwörung verantwortlich war. Aber das kam ihm gerade recht.
"Soll das ein Scherz sein? Um diesen Dämon anzulocken braucht es keine besonderen Fähigkeiten oder Techniken. Alles was nötig ist, ist ein wenig Grips, was wie ich sehe bei euch dreien ein wenig untergehen zu scheint. Desweiteren...!", hob Garm seine Stimme, um die Proteste der Menschen im Keim zu ersticken, "... 'hatte' ich einen Plan, der wundervoll funktioniert hätte, wenn ihr zwei bei der Beschaffung eures Freundes ein klein wenig schneller gewesen wärt... Dieses klein wenig wären dann drei Stunden oder so gewesen. Ich fürchte Melfice ist kräftig genug um die Hälfte meiner Ideen nichtig zu machen, was übrigens eure Überlebenswahrscheinlichkeit beträchtlich verringert."
"Bisher höre ich nichts als Gerede, Dämon.", sagte Loghain ruhig mit einem halbversteckten spöttischen Grinsen, das Garm gewiss nicht entging.
Der Dämon fühlte sich irritiert über dessen Erscheinung und änderte seine Augen ein wenig ab. Garm konnte wie so viele andere Dämonen auch Dinge auf verschiedenen Ebenen betrachten, während Menschen und niedere Dämonen nur Irdisches sehen konnten. Adepten und Dschinns konnten auch auf psynergetischer Ebene sehen und wenige andere Individuun sogar darüber hinaus. Ein paar Dämonen, wie Garm oder jene höheren Grades wie Melfice, konnten weitaus mehr Ebenen betrachten, was meist zwecklos war, da dort meistens nichts Ungewöhnliches zu sehen war. Aber irgendetwas war an diesem Mann faul, Garm konnte es wittern. Während er all dies tat verging kein Bruchteil einer Sekunde und er setzte sein Gespräch ohne Pause fort.
"Ihr wollt einen Plan? Gut. Ich hole Melfice hierher und wir kämpfen hier bis zum Tod."
"Ist das ein Scherz, Cyro? Das ein bescheuerter Plan.", platzte Dewan heraus.
"Natürlich.", erwiderte Garm mit rollenden Augen. "Mein Sarkasmus. Mein Fehler. Obwohl ich mir vorstellen kann, dass es genau das war was ihr euch vorgestellt habt. Hört her, ich wurde von meinen Auftraggebern entsprechend ausgerüstet, um mich speziell gegen Melfice zu behaupten."
"Wo sie bestimmt so viel über ihn wissen, nehme ich an?", warf Loghain ebenfalls sarkastisch ein.
Garm ignorierte ihn völlig.
"Ebenso ist mir sein Ruf bekannt und ich weiß wie Dämonen wie er ticken. Überlasst ihn also mir. Aber Melfice verfügt über etwas was mir Kopfzerbrechen bereitet."
"Das da wäre?", fragte Dewan.
"Als vollwertiger Dämon hohen Grades ist er in der Lage über niederrangige Dämonen zu herrschen und sie zu befehligen. Nun, falls ihr die unqualifizierte Frage stellt: Mich nicht.", fügte er rasch hinzu, als er sah wie sich Unarus Mund öffnete. "Ich bin zwar graduell gesehen ein Stück unter ihm und das macht ihn somit immer noch zu einem mörderischen Gegner, aber sein Einfluss reicht nicht ganz aus um etwas wie mich hervorzubringen und zu befehligen. Und wie euch vielleicht aufgefallen ist: Im Vergleich zu vielen meiner gleichstufigen Brüder und auch einigen der höherstufigen bin ich um Einiges cleverer."
Die Menschen schienen darauf keine Antwort zu haben.
"Was ich damit sagen will ist: Ich bin vielleicht so gut auf einen Kampf mit Melfice vorbereitet wie es nur möglich ist, aber wenn er eine Armee von seinen niederen Dämonen auf mich hetzt bekomme ich Probleme. Da die Beschaffenheit des Ortes Psynergy bedeutungslos macht, wird das einer seiner Hauptoffensivpunkte sein."
"Du willst uns also sagen, du willst Melfice ganz alleine besiegen? Wie?", wollte der freie Dewan wissen.
"Mit einer List.", erklärte Garm gelassen. "Es sei denn ihr denkt, ihr habt genug Feuerkraft um Melfice in einem offenen Kampf zu schlagen. Bedauerlicherweise sind Dämonen wie er nicht dumm und wissen wann es zu bremslig wird, um den Kampf fortzusetzen. Was übrigens auch auf mich zutrifft. Wenn meine List nicht klappt können wir gerne versuchen zu kämpfen, doch wenn wir keine Chance haben hau ich ab. Ich lass mich nicht sinnlos verheizen, nein danke."
"Also fliehst du, gleich beim ersten Anzeichen von Gefahr?", schnaubte Unarus verächtlich.
Garm sah ihn durchdringend an.
"Ich habe einfach nur keine Todessehnsucht. Ich lebe länger als ihr alle drei zusammen und das hundertfach und ich weiß wann ich kämpfen kann und wann ich Gefahr laufe mich aussichtslos verheizen zu lassen. Außerdem habe ich einen Auftrag zu erfüllen und werde so oft neu anfangen, bis die Chancen gut genug stehen. Also wenn ihr mir keinen Grund gebt und dem Kampf auch nur einen guten Schimmer des möglichen Erfolgs verleiht, dann bleibe ich auch dabei."
"Von was für einer List sprichst du?", wollte Loghain wissen.
In diesem Moment ging Garm ein Licht auf. Der Geruch! Loghain trug den verräterischen Gestank Melfices an sich. Wieder stellte er seine Augen auf eine andere Ebene ein und wurde fündig. Es war nicht zu übersehen, wenn man wusste wonach man zu suchen hatte. Loghain war mit Melfice in Berührung gekommen. Das gab Garm zu denken.
"Es wäre doch keine gute List, wenn ich sie laut aussprechen würde, nicht?", entgegnete Garm stattdessen und wandte den Blick Dewan zu.
"Ich mache mich jetzt auf den Weg um Melfice herzubringen. Ihr könnt währenddessen Eure Formation planen. Und du..." Er beugte sich zu Dewan hinunter. "Warte mit dem Gefängnis bis zuletzt. Melfice muss glauben, dass er immer die Wahl hat zu gehen... Bis es zu spät ist."
Ohne auf eine Bestätigung zu warten kreuzte er die Vorderbeine.
"Teufelsfüße!"
Mit einem Peitschknall löste er sich auf.

"Deine Meinung, Kretarr?"
"Da hatte wohl jemand wirklich Probleme mit unserer Treppe. Aber trotzdem: Ein ziemlich interessanter Besuch... Wie lange ist es her, Shikraa?"
"Das müssten inzwischen fast sechzig Jahre sein."
Kanra war immer noch benommen. Beim Sprung durch die Tür hatte sie ein Gefühl erlebt, als würde sie in einem gewaltigen Wirbelsturm hin- und hergewirbelt werden wie eine Strohpuppe in einem Orkan. Als wäre das nicht genug, konnte sie fast nichts sehen, da grelles Licht sie blendete.
"Ein Kind und ein Mensch... Ein Mensch! Wenn das mal keine Überraschung ist..."
"Sie scheint fast wieder auf den Beinen zu sein. Ziemlich zäh für einen Menschen."
"Ich habe schon Kater überstanden die weitaus schlimmer waren als das hier...", murmelte Kanra und versuchte aufzustehen. Womit sie nicht allzu erfolgreich war, also begnügte sie sich damit sich aufzusetzen.
"Sinaphie?"
"Ich bin Kanra.", antwortete die Stimme direkt neben ihr. "Bist du okay?"
"Ich denke schon. Das werde ich herausfinden, wenn ich wieder sehen kann. Offenbar haben unsere Gastgeber nicht mit uns gerechnet."
"Das sind Aerorill.", informierte Sinaphie sie mit ungewöhnlich leiser Stimme.
"Ah.", machte Kanra trocken und blinzelte gegen das Licht an. Ihr war das übliche Krächzen und die anderen Laute völlig entgangen, die die Aerorill gewöhnlich machten wenn sie die Menschensprache benutzten. Aber sie konnte Sinaphie wohl glauben. Was die Situation nicht gerade verbesserte. Wenn diese Aerorill der Meinung waren sie jetzt anzugreifen, dann wäre sie vollkommen schutzlos.
"Ihr müsst Euch nicht um Eure Sicherheit sorgen.", sagte die eine Stimme, als könne sie Kanras Gedanken lesen. "Wir waren lediglich... Überrascht. Wir dachten schon es findet niemand mehr über diesen Weg zu uns."
Kanra stellte überrascht fest, dass die Stimme tatsächlich zu einem Aerorill gehörte. Der Akzent war nur fast nicht zu hören.
"Ihr beherrscht unsere Sprache ziemlich gut."
"'Eure' Sprache? Diese Menschen...", stöhnte einer von ihnen.
"Wer seid ihr?", hörte Kanra Sinaphie neben sich sagen.
"Verzeiht, wir haben uns noch nicht vorgestellt. Mein Name ist Kretarr."
"Und ich bin Shikraa. Vielleicht habt ihr diese Namen schon mal gehört?"
"Und ob.", hauchte sie. Kanra konnte eine gewisse Erregung in ihrer Stimme spüren.
"Na dann kläre mich mal auf.", sagte Kanra gelassen, obwohl sie in ihrem Inneren alles andere als gelassen war. Wo bei allen guten Geistern war sie jetzt schon wieder gelandet?!
"Kanra, das sind sie!", rief die kleine Aerorill aus.
"Und wer sind 'sie'?", bohrte Kanra ungeduldig nach.
"Das sind die ersten beiden Federhelden meines Volkes!"
Für einen Moment herrschte überraschte Stille. Langsam konnte Kanra wieder Umrisse erkennen. Endlich sah sie die zwei großen kräftigen Körper, die vor ihr aufragten.
"Fast richtig.", sagte der eine mit vergnügtem Tonfall.
"Ich war der erste.", erklärte Kretarr. "Shikraa hier ist der dritte. Aber ich fürchte der zweite hat seine Dienste in jene gestellt, die unsere Feinde sind, also haben wir ihn schon vor Ewigkeiten seines Titels enthoben."
"Was? Davon ist mir nichts bekannt. Soll das heißen es gab insgesamt fünf Helden?"
"So ist es, Mädchen. Jetzt sind wir nur noch drei."
"Vielleicht auch zwei.", korrigierte Shikraa finster.
"Was? Wie konnte das geschehen?", wollte Sinaphie wissen.
"Ich denke wir haben schon genug Fragen beantwortet. Jetzt seid ihr dran. Was genau führt euch hierher?"
"Eine ziemlich beknackte Treppe, über dessen Sicherheit wir nochmal sprechen sollten.", warf Kanra ein und schaffte es endlich sich vollends aufzurichten.
Das sie nicht länger gegen die grelle Lichtquelle starren musste, konnte sie die Aerorill nun viel besser sehen. Der eine, offenbar Kretarr, hatte ein knallgelbes Federgewand das an einigen Stellen mit schwarzen Federn durchsetzt war. Shikraa hingegen schien auf dem ersten Blick pechschwarz, aber wo das Licht günstig stand leuchteten sie in einem faszinierenden blau. Natürlich kam sie nicht umhin zu bemerken, dass beide ausgesprochen groß und muskulös genug waren, sie mal eben in der Luft zu zerreißen.
Skikraa lachte über ihre Bemerkung.
"Der Aufstieg war auch nicht für Menschen vorgesehen. Aber jetzt ernsthaft, was sucht ihr hier?"
"Nun ich... Das heißt vielleicht, wenn ihr..."
Kanra sah zu der völlig überwältigten Sinaphie, die voller Ehrfurcht nicht einmal einen Satz hinbekam. Das passte überhaupt nicht zu ihr. Als die beiden Federhelden sich fragende Blicke zuwarfen, fasste Kanra sich ein Herz.
"Meine Freundin, Sinaphie hier, hat nach euch gesucht. Ihr sehnlichster Wunsch ist es, eine von euch zu werden. Eine Federheldin."
Das überraschte die beiden sichtlich. Sie warfen sich wieder einen verstohlenden Blick zu. Kanra fuhr sich durch die Haare. Hatte sie etwas Falsches gesagt?
"Ich hingegen wollte sie nicht einfach diese fürchterliche Treppe alleine hinaufgehenlassen, da wir nicht wussten wohin genau sie führt. Tja, leider habt ihr wohl vergessen einen Rückweg einzubauen.", fuhr sie schnell fort.
"Einen Rückweg? Ha! Wenn ihr euch die Zeit genommen hättet und die Glyphen gelesen hättet, dann wäre euch klargewesen, dass es keinen Rückweg gibt."
"Nun, offenbar weiß niemand mehr wie man sie liest und... KEINEN RÜCKWEG? Was soll das heißen?! Wir kommen nicht mehr von hier zurück?!"
Kretarr hob beschwichtigend die Hände. Eine ziemlich menschliche Geste, wie Kanra fand.
"Ganz ruhig, so war das nicht gemeint. Das ist schon irgendwie möglich... Aber bisher sind nur zwei Aerorill bereit gewesen diesen Ort zu verlassen und haben sich um ihre Abreise selbst gekümmert."
"Ach und das soll mich jetzt beruhigen?! Dort wo wir herkommen stehen wir ein wenig unter Zeitdruck und man wird nach uns suchen!", rief Kanra.
"Nun, wenn sie keine weiteren Aerorill bei sich haben, werden sie euch wohl kaum finden. Der Aufstieg öffnet sich nämlich keinen Menschen."
"Großartig."
"Es besteht nun wirklich kein Grund zur Sorge.", mischte sich Shikraa ein. "Gaures oder Krauz haben gewiss Aufzeichnungen hinterlassen, wie sie den Aufstieg zur Rückkehr nach Mirnuzar benutzt haben. Ihr werdet gewiss zurückkehren können, nur eben nicht sofort."
"Was?! Wir befinden uns nicht einmal mehr in Mirnuzar?!", entgegnete Kanra entsetzt.
Die beiden Federhelden warfen sich bedrückte Blicke zu.
"Ich nehme mal an wir alle haben ein wenig Klärungsbedarf. Wie wäre es, wenn wir uns alle beruhigen und nach oben gehen, wo es ein wenig behaglicher ist?", schlug Kretarr vor. "Shikraa du könntest schon mal nachsehen, wie Krauz und Gaures die Rückkehr bewerkstelligt haben."
"... Okay. So schwer kann das ja nicht sein..."
"Sehr schön.", sagte Kretarr und fasste die beiden Gäste ins Auge. "Kommt ihr?"
Kanra fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken dem Aerorill zu folgen, aber sie spührte auch dass sie ihnen nichts Böses wollten. Vorerst.
"Sinaphie?"
"Ja, ich... Gehen wir."
Sinaphie machte einen Satz und hängte sich wieder an Kanras Schulter. Kretarr neigte den Kopf leicht und klackte einmal kurz mit dem Schnabel. Kanra kannte die Geste von Sinaphie, wenn sie sich über etwas amüsierte.
"Hier entlang.", war alles was er sagte, dann drehte er sich um und führte sie aus der Kammer nach draußen.

Saitu fand ihn schließlich auf Deck, wie er nachdenklich an der Reling stand und das ferne Glimmen des Jupiterleuchtfeuers betrachtete.
"Skrasas? Auf ein Wort.", sprach er ihn an.
Dieser sah ihn mit gespielter Überraschung an.
"Was ist los, Saitu? Habe ich etwas Falsches getan?"
"Im Moment habe ich keinen Grund dazu, das anzunehmen. Es ist mir jedoch nicht entgangen, dass Ihr offensichtlich mehr wisst als ich bisher angenommen hatte. Dann noch die unauffällige Art, wie ihr auf dieses Schiff gekommen seid und mehr oder weniger mit uns reist..."
"Ihr glaubt ich führe etwas im Schilde.", schloss Skrasas gelassen.
"Wäre das so abwegig? Vorhin, als uns diese Männer angriffen, schient ihr zu wissen wer sie sind und wie man mit ihnen zu verfahren hat. Uns hingegen sind sie völlig neu. Vielleicht wäre es an der Zeit uns zu erklären wer die sind und was sie wollen. Ich denke nicht, dass sie das Gleiche mit den Sternen wollen wie wir, sonst hätten sie uns nicht einfach deswegen überfallen."
"Das ist kompliziert."
"Ich mag kompliziert.", erwiderte Saitu herausfordernd. "Also bitte. Ich bin ganz Ohr. Nebenbei wüsste ich auch gerne wer genau Sie sind und was Ihre Ziele hier bei uns sind."

"Wartet!", riefen Sylvos und Alyka gleichzeitig aus, als sie abrubt auf der Treppe nach oben stehen blieben. Sie warfen sich kurz einen Blick zu.
"Was gibts?", fragte Lashon.
"Ich fürchte da oben ist jemand. Und wenn ich sage jemand, meine ich keine Hexen.", antwortete Sylvos.
"Sechszehn Adepten um genau zu sein, in zwei Achtergruppen. Ich fürchte Reyters Truppen haben den Leuchtturm bereits gefunden.", fügte Alyka hinzu.
"Wirklich? Ich könnte wetten es sind siebzehn.", bemerkte Sylvos beiläufig.
"Sechszehn! Das eine ist offenbar ein Dschinn."
"Woher wisst Ihr das?", wollte Lanthari wissen, die mit Amirwin den Schluss der Gruppe bildete.
"Psynergygespür.", erklärte Lashon. "Also sie erspüren die Sternenkraft, so dass sie Berührte in der Nähe fühlen können.", fügte er in ihren Worten hinzu. "Hoheadepten wie Alyka haben es meist als Grundvoraussetzung. Sylvos hingegen..."
"Ich bin ein sehr guter Jäger. Gehört zu meinen Spezialitäten."
"Aber siebzehn zählen...", murmelte Alyka verhalten.
"Ich sage es sind siebzehn!", gab Sylvos frostig zurück.
"Ist das nicht egal? Es sind zu viele, das reicht uns. Was mich interessiert, wissen sie dass WIR hier sind?", mischte sich Lashon ein.
"Schwer zu sagen. Ich würde behaupten..."
"Eine der Gruppen nähert sich dem Eingang zur dieser Treppe, die andere scheint zu patrouillieren. Vielleicht verfehlen uns beide. Aber sie wissen offensichtlich wonach sie zu suchen haben.", unterbrach Sylvos sie.
Alyka warf ihm einen abschätzenden Blick zu.
"Das wollte ich gerade sagen, ja."
"Okay...", murmelte Lashon. "Also vermutlich keine gute Idee uns nochmal nach LaVoisin zu schleichen."
"Das bezweifle ich.", stimmte Alyka zu und ein Großteil ihres Ärgers verschwand aus ihrem Gesicht.
"Und was machen wir?", wollte Amirwin wissen.
"Mal überlegen... Sylvos, wie weit hast du mit Tropfen den Turm vorbereitet?", fragte Lashon.
"Wir haben unzählige Kammern freigelegt und die Leitungen zum Leuchtfeuer hergestellt. Alles was wir noch hätten tun müssen wäre gewesen, uns durch das Eis bis zur Leuchtturmspitze durchzukämpfen.", berichtete er.
"Du kennst dich hier also gut aus?"
"Kann man so sagen. Aber es gibt noch ein paar zugefrorene Kammern, die ich noch nicht betreten habe."
"Das muss genügen.", meinte Lashon. "Weißt du einen Weg, wie wir Reyters Leute aussperren können?"
Sylvos lächelte.
"Einige. Das Tolle an Leuchttürmen ist, dass sie so komplex sind und auch nicht mit Fallen geizen. Das krieg ich hin."
Lashon nickte zufrieden.
"Gut. Dann schlage ich vor, wir warten hier ab. Sollten die Patrouillien uns verfehlen, schleichen wir uns nach LaVoisin. Wenn nicht, schließen wir so ein, dass sie nicht zu uns kommen... Oder wieder heraus."
"Ihr wollt sie gefangennehmen und dem Kältetod überlassen?", fragte Amirwin entsetzt.
"Nun, ich dachte eher daran sie von uns fernzuhalten und für eine Weile daran zu hindern dem Rest der Schiffsbesatzung zu erzählen, wo der Leuchtturm sich nun befindet. Wenn alles glattgeht, können wir sie befreien und das Portal hinter uns zerstören. Was Saitu nicht sehr gefallen wird."
Sylvos zuckte mit den Schultern.
"Klingt nach einem Plan."
Alyka schlang ihre Arme um ihnen Körper.
"Was? Wir wollen wirklich in dieser Tiefkühlkammer ausharren?"
"Ich bin mir sicher, Sylvos und Lanthari machen uns ein kleines Lagerfeuer.", beschwichtigte Lashon sie.
Sylvos grinste die Hoheadeptin an und sie sah genervt weg.
"Na schön, dann machen wir es so."
"Gut. Außerdem... ich sage da oben sind achtzehn.", fügte Lashon hinzu.
Sylvos und Alyka sahen ihn finster an.
"Und wie kommst du darauf? Hast du etwa ein Gespür von dem du uns bisher nichts erzählt hast?", fragte Alyka bissig.
"Nein, ich habe kein so gutes Gespür. Ich fühle nicht einmal einen. Ich bin lediglich dazu ausgebildet Psynergyspuren in Gegenständen aufzuspüren, Zollkontrolle und so. Aber mein sechter Sinn sagt mir ihr irrt euch beide und es sind achtzehn."
"Wollen wir wetten?", fragte Sylvos.
"In Ordnung. Die Verlierer teilen sich die nächste Gasthausrechnung.", schlug Lashon vor.
Die zwei waren einverstanden. Sie legten sie Handflächen aufeinander.
"Siebzehn Adepten!", sagte Sylvos.
"Sechszehn!", kam es von Alyka.
"Achtzehn Reytersoldaten.", schloss Lashon.
Sie lösten sich. Lanthari schüttelte ungläubig den Kopf.
"Ihr Galataner habt eindeutig einen Knacks weg. Na los, machen wir ein Feuer."
„Also... das ist eine Falle.“
Die Gruppe stand am Rande einer steilen Felsklippe, die an den reißenden Ozean in dieser Welt grenzte von dem sich eine endlos lange Brücke aus sanften Licht bis in den Horizont erstreckte. Sie wies keinerlei Verzierungen auf und war absolut eben und verfügte über ein niedriges Geländer, das wohl verhindern sollte, dass der Wind einen über den Rand stieß.
Garet setzte vorsichtig einen Fuß auf die Brücke, bevor er ein paar Schritte über sie lief. „Zumindest hält sie.“
„Stimmt auch nicht mit der bisherigen Vorgehensweise überein
„Das war auch nur eine Armee von diesen 'Hütern' und 'Sensenmännern'.“, kam es von Felix.
„Sions Werk ist es aber auch nicht schließlich hatte er uns vorhin schon erledigen wollen, bevor er verschwunden ist.“ Zail beugte sich über den Rand der Brücke und blickte in die Tiefe, aber konnte nur weit entfernt die Meeresoberfläche erkennen. „Aber ein normaler Weg ist es auch nicht, sonst hätten wir ihn schon von weitem gesehen.“
„Und was ist es dann?“, fragte der Unbekannte, „Eine Einladung, vielleicht?“
„Die sind doch schon seid unserer ersten Begegnung nicht mehr am Reden interessiert.“, erwiderte Aaron.
Wie um die Worte des Lemurianers zu unterstreichen schoss ein Blitzgeschoss hinter einem nahen Felsen hervor und schlug in der Mitte der Adepten ein. Die folgende Explosion sprengte die Gruppe regelrecht auseinander und wirbelte die Adepten mehrere Meter durch die Luft.
Zail landete fast unverletzt auf seinen Beinen, während er eines seiner Schwerter noch in der Luft gezogen hatte.
„Supernova!“, rief Jenna, während des Falls und die Explosion sprengte den Felsen, hinter dem das Blitzgeschoss hervorgekommen war. Zail erkannte eine um die drei Meter hohe humanoide Gestalt mit vier Armen und grüner Haut, die in einer Hand einen stachelbesetzten Zepter hielt.
„Sensenmann Griat!“, knurrte die Kreatur, bevor es alle vier Hände um den Zepter schloss und kraftvoll in ihre Richtung stieß.
Ein zweites Blitzgeschoss löste sich aus der Waffe und schoss auf den Unbekannten zu, der mit einem Sprung auswich und dem Riesen eine Lichtdetonation entgegenschickte, doch die Explosion wurde von zwei leuchtenden Peitschenschwänzen zerteilt und erfasste nur zwei große Gebiete neben Griat, in den kaum mehr als ein glühender Krater zu erkennen war.
„Du solltest doch warten bis Treses und ich in Position sind, bevor du den Angriff startest.“, erklang die piepsige Stimme eines Wesens vor dem Sensenmann, das kaum einen Meter groß war und vollständig von langem weißgrauen Fell bedeckt war, was es schwierig machte Details der physischen Gestalt zu erkennen, jedoch schien es als streckte es zwei selbst proportional winzige Arme aus von deren Enden je ein rotleuchtender Peitschenstrang ausging.
„Hüter Spilit!“, erklang die alles andere als bedrohliche Stimme erneut.
Die Gruppe deren Mitglieder sich inzwischen von dem Überraschungsangriff erholt hatten stob auseinander, als ein grüner Feuerball von Himmel hinab schoss. Eine gute Entscheidung, denn der Feuerball verwandelte sich, als er den Boden erreichte in ein Inferno aus grünen Flammen von der Größe eines Hauses, des ein großes Stück der Klippe verschluckte. Die Lichtbrücke erweiterte sich augenblicklich bis zum neuen Rand der Brücke. Der Urheber des Feuerballs landete am Anfang der Brücke. Er schien ein großer blauer Herkuleskäfer zu sein. „Hüter Treses.“
„Drei? Letztes mal waren es mehr.“, meinte Jenna.
„Verwunschene Mauer!“ Eine Nebelwand entstand vor der Feuer-Adeptin und blockte eines von Griats Blitzgeschossen. Zail warf eine Wurfnadel nach, dem Grünhäutigen, doch das Geschoss prallte wirkungslos an der Haut des Wesens ab. Er hatte jedoch nicht mal die Zeit sich darüber zu ärgern, denn er hatte bereits ein zweites Schwert ziehen müssen, bevor das Geschoss sein Ziel erreicht hatte, um mit beiden Schwertern den Sturm von Peitschenschlägen zu blocken, die Spilit auf ihn entfesselte, als er vor ihm erschien. Er wich zurück, während er weiter die Angriffe blockte und nach einer Öffnung Ausschau hielt.

"Was haben wir noch für Optionen?", fragte Gentile Luna, während er zum Eingang der Höhle blickte, in der sich die beiden einstigen Anführer versteckt hielten.
"Wir übernehmen diese Welt."
"Mit diesem Golem ist das ja auch viel versprechender, als darauf zu warten, dass dieser Sion-Typ die verfluchten Augen bekommt und uns auch wiederbelebt."
"Wir müssen nur Nor finden, dann übernehme ich die Kontrolle und kann auch die Golems von uns fernhalten.", erwiderte Luna.
"Er könnte uns vernichten bevor, wir überhaupt in seine Nähe kämen."
Der Boden unter Luna brach urplötzlich auf und ein steinerner Arm kam an die Oberfläche, bevor Luna reagieren konnte wurde sein Körper in den Arm gesogen und verschwand mit ihm in dem Loch.
"Verdammt!" Gentile schoss so schnell er konnte aus der Höhle heraus, bevor der Golem auch ihn erreichte, doch eine Sekunde später erkannte er den Golem neben sich und wie er seinen Arm nach ihm ausstreckte.
Dann erfasste ihn ein unsagbar starker Sog, der ihn restlos in den Arm absorbierte.
Der Golem stoppte abrupt ab, nachdem er Gentile eingeschlossen hatte. Und schritt durch ein Portal, das sich direkt vor ihm auftat.

"Offen gestanden ich habe keine Ahnung was sie mit den Sternen vorhaben." Skrasas blickte zum Leuchtturm, den der Titan bald erreichen würde. "Aber bei Paka bin ich mir so sicher auch nicht mehr."
"ER hat seine Gründe!", warf Saitu ein, "Und ihr glaubt sicher nicht, dass ich mich mit dieser Antwort zufrieden gebe!"
"Nein, natürlich nicht. Mein Ziel hier an Bord ist das entfesseln des Goldenen Sterns, jetzt wo ich von diesem Strudel weiß. Ich bin nur hier, weil ich Schwester Amirwin und Lanthari helfen wollte, bei der Geschichte mit Reyter und dem Verschwinden des Mars-Sternes.“ Ein leichtes Lächeln erschien auf Skrasas Gesicht. „Eine pazifistische Ordensschwester und eine unerfahrene Adeptin hielt ich nicht wirklich für die besten, um sich mit dem Kriegsherren anzulegen oder euch dessen mysteriösen Gegenspieler zu treffen. Meine Meinung von ihnen ist recht hoch, aber nach ihrem Leben in diesem abgeschotteten Dorf waren sie alles andere, als in der Lage allein mit dieser Situation fertig zu werden.“ Skrasas zuckte mit den Schultern. „Meine Sorge war unbegründet, da wir euch ohne echte Zwischenfälle erreichten und ihr weniger... gefährlich gewesen seid als angenommen. Dennoch habe ich durch euch erfahren wie es um Mirnurzar steht und dieser Zustand missfällt mir aus offensichtlichen Gründen."
Skrasas sah Saitu das erste mal wieder an, seid dem er zu sprechen begonnen hatte, dessen Ungeduld man ihm nur allzu deutlich ansehen konnte.
"Meine Person... Graf Skrasas vom Großreich Oscasiane - eigentlich inkognito unterwegs -, Reisender, Gelehrter, Forscher, Alchemist und noch einiges anderes, aber das ist es im Wesentlichen."
"Ich hatte das mit dem Graf schon von Kanra gehört, dennoch bin ich überrascht.", sprach Saitu nach einigen Momenten des Schweigens.
„Überrascht, dass ich wirklich einer sein könnte oder das ich es zugebe?“ Er sah auf seinen Ärmel. „Mit dieser Kutte sicherlich eine verständliche Reaktion.
„Und was hatte ein Graf aus Oscasiane überhaupt in Aamara Hill zu suchen?“, hakte Saitu nach.
„Der Mars-Stern... Ich hatte endlich herausgefunden wo er war und wollte mir sein Heiligtum ansehen. Das Heiligtum war leider deutlich neuer, als ich gehofft hatte und vom Mars-Stern fehlte jede Spur. Bis ich euch traf.“
Sie behielten ihre Worte für sich, denn jeder wusste bereits, was er zu tun hatte. Sie würden weder Melfice, noch Cyro entkommen lassen. Zumindest dachten die Unarus und Dewan dies. Ealar Loghain hatte einen zufriedenen Gesichtsausdruck aufgesetzt. Sie ahnten noch nicht einmal, dass er die beiden zu Olaf Edwin schicken würde, während er Cyro ihm gehören würde.
Der Dämon mit dem Dewans Teil verbunden war, hatte eine zu hohe Stufe, so dass er gezwungen werden würde ein paar verbotene Künste zu benutzen, die wiederum Menschenopfer benötigten.
Weder ein der lebenden Meister, noch ein Dämon würde verstehen, was er gerade hier tat, als er ein Siegel aufzeichnete, die für Dämonen nicht wahrnehmbar war.
„Sein Name war Cyro, richtig?“ fragte der Meistermörder vorsichtshalber nach.
„So ist es.“ Bestätigte Dewan.
Loghain beendete einer der Vorbereitungen, während er seine anderen Vorsichtsmaßnahmen im Kopf ging. „Wir sollten uns zuerst auf Melfice konzentrieren. Wenn er kurz vor dem Fall ist, überlasse deine Last mir, mein Freund.“

„Sehr gut. Du hast auch die letzte Kunst perfektioniert.“ Erklang es von Meister Grace, nachdem Kudo sein letztes Training abgeschlossen hatte. Der junge Erdadept war in Schweiß gebadet und wirkte so erschöpft wie nie zuvor. Sein Körper wackelte, während er kaum noch Luft bekam.
Kudo konnte sich nur mit viel Mühe noch gerade so auf den Beinen halten. Er nahm den Ring, der sein Trainingsfortschritt deutlich beschleunigt hatte, ab und warf es dem Meister zu, welcher ihn geschickt auffing. Kudo blickte zu dem Meister und schnappte jede Sekunde nach Luft.
„Ich hatte dich gewarnt. Du hättest die restliche Zeit des Rings für die Erholung statt fürs Training zu benutzen. Komm mit rein und Ruhe dich aus.“
Nur ein müdes Nicken würde von dem Schüler kommen, bis er vor Erschöpfung schließlich in Ohnmacht fallen würde.
"Grace, der Meister der Kampfkunst?", fragte der Mann hinter dem Tresen, während er mit einem schmutzigen Lappen ein noch schmutzigeres Glas abwischte. "Ja, sein Unterschlupf befindet sich gar nicht mal so weit von diesem Nest hier entfernt. Wenn ich dir einen Rat geben darf: Vergiss es. Der anliegende Wald beherbergt verdammt gefährliche Kreaturen, die einen achtlosen Reisenden in einen Wimpernschlag in Stücke reißen. Außerdem sagt man, der Meister hätte Besuch von zwei Männern. Und wenn die den Wald durchqueren konnten, dann ist mit denen erst recht nicht zu spaßen."
Der Gast zog seine Kapuze noch tiefer ins Gesicht und legte noch eine Münze auf den Haufen, mit dem er das unberührte ungenießbare Getränk vor sich bezahlt hatte.
"Du willst noch mehr wissen? Mit dieser Einstellung hast du nicht mehr lange zu leben. Mal überlegen... Ich habe gehört einer der Besucher wäre ein junger Erdadept namens Kudo, hab seinen Namen aber vorher noch nie gehört. Der andere ist auch niemanden bekannt, aber offenbar ein sehr geschickter Schwertkämpfer."
Der Gast legte noch eine Münze nach.
"Kudo? Ich habe von einem Händler von ihm gehört. Scheint sehr große Stücke auf sich zu halten, denn er soll sich 'großer Held' oder so genannt haben. Nichts ungewöhnliches, manche kleingeistige Leute versuchen so günstigere Preise zu erzielen. Aber er IST immerhin in den Wald gegangen... Vielleicht ist er auch schon tot."
Der Gast nickte dankbar, drehte sich um und verließ die Schenke. Sein Getränk blieb weiterhin unberührt. Der Schankwirt atmete auf. Abgelegene Nester wie dieses zogen nicht selten zwielichtige Gestalten an. Er war nicht der erste gewesen und gewiss nicht der letzte. Dennoch jagten sie ihm immer wieder einen Schauer über den Rücken. Aber ein was Gutes hatten sie: Sie tendierten dazu nie wieder zurückzukommen. Außerdem zahlten sie gut.

Die Treppe, wenn man sie so nennen wollte, bestand lediglich aus aberhunderten von soliden Holzstangen, die wie eine Wendeltreppe den steinernden Turm in dem sie sich befanden hinaufführten. Glücklicherweise war Kanra die Kletterpartien aus Nebelnest bereits gewohnt und sie musste zugeben dass diese sogar noch sehr menschenfreundlich war. Die Kammer die sie erreichten war tatsächlich ziemlich gemütlich eingerichtet. Es handelte sich um einen hellen runden Raum, der mit Bücherregalen, sorgfältig gestapelten Kisten und einer niedrigen polierten Holzplatte in der Mitte, die offenbar als Tisch diente. Zu ihrer linken prasselte munter ein Kaminfeuer und verlieh der Atmosphäre ihren letzten Schliff.
Offenbar haben diese Aerorill wirklich einiges von den Menschen übernommen. Ich habe zwar nur Sinaphies und Krandans Haus von innen gesehen, aber das hier sieht mir nicht nach dem üblichen Stil der Aerorill aus, dachte Kanra.
Sie nahmen auf Sitzkissen platz, die um den Tisch herum angeordnet waren. Sie waren aus irgendeiner Tierhaut gefertigt, die sowohl weich als auch elastisch war. Die drei schwiegen sich für einen Moment an, während Kretarr gedankenverloren durch sein Gefieder fuhr, eine lose gelbe Feder auszupfte und vor sich auf den Tisch legte.
"Nun...", begann er plötzlich, so dass Kanra unvermittelt zusammenzuckte. "... eine Frage habe ich an dich, Kleine. Es ist nicht zu übersehen, dass du und diese Menschenfrau ein enges Band miteinander teilt. Das ist überraschend. Sage mir: Sind die Aerorill noch immer ein Volk aus Feiglingen, die sich vom Rest der Welt isolieren?"
Sinaphie gab einen erschrockenen Krächzlaut von sich.
"Bitte?"
"Beantworte einfach meine Frage. Verstecken sie sich immer noch vom Antlitz Mirnuzars und vermeiden sämtlichen Kontakt mit anderen Völkern wie den Menschen?", bohrte Kretarr nach.
Andere Völker? Meint er noch außer Menschen...?, wunderte sich Kanra.
"Nun... auf gewisse Weise ja.", antwortete Sinaphie eingeschüchtert. Offenbar war sie immer noch überwältigt auf einmal mit einem Federhelden zu reden. "Aber sie sind keine Feiglinge!", fügte sie schnell noch hinzu. "Die Aerorill sind ein stolzes Volk, dass unendlichen Wert auf Ehre legt! Die meisten von ihnen mögen oder vertrauen nur keinen Menschen und deshalb bleiben sie lieber unter sich..."
"Ah.", machte Kretarr und klackte belustigt mit dem Schnabel. "Sie sind sich also zu fein, sich mit anderen Völker abzugeben, dass willst du damit sagen?"
"Nein, ich..."
"Doch, genau das ist es.", schnitt er Sinaphie ins Wort. "Also bist du ein Einzelfall. Oder gibt es noch andere von dir, die Nebelnest verlassen haben? Oder gar welche die sich mit Menschen umgeben."
Sinaphie warf Kanra einen hilfesuchenden Blick zu.
"... Mein Vater wäre sicher daran interessiert gewesen diese Welt zu erforschen und er hat kein Problem sich mit Menschen zu umgeben."
"Aber sonst niemand? Ich verstehe. Nun... Warum?"
"Was...?"
"Wieso hast du dich entschieden mit diesen Traditionen zu brechen und Nebelnest zu verlassen?"
"Ich...", begann Sinaphie zögerlich und sah wieder zu Kanra. "Ich wurde schon als Küken von meinem Vater gelehrt, dass Menschen keinesfalls die schwachen, barbarischen, betrügerischen, unehrenhaften Wesen waren wie die anderen sie immer beschrieben. Er brachte mir bei, dass dies alles nur auf einen jahrhundertelangen Hass zurückzuführen war, der bis zu dem Kampf um Nebelnest zurückreichte."
"Dann war dein Vater ein Aerorill mit Verstand.", kommentierte Kretarr. "Sicherlich haben die anderen Aerorill ihn wegen seines Denkens mit Verachtung belohnt?"
"Mein Vater war ein ehrenhafter Aerorill!", plusterte Sinaphie sich auf. "Fast so ehrenhaft wie die Stammesfeder! Er hatte viel mehr verdient!"
"Aber dennoch haben sie ihn wie einen Außenseiter behandelt, ist doch so oder? Und trotz allem hast du dich entschlossen seinem Beispiel zu folgen?"
"Ich... Ich habe es nie verstanden. Ihr Federhelden werdet selbst unter den Aerorill als die ehrenhaftesten von allen gefeiert, selbst über der Stammesfeder. Dabei seid ihr es, die den Aerorill den Rücken kehren und in die weite Welt Mirnuzars aufbrechen. Wieso wurde mein Vater für sein Denken gestraft, obwohl er am ähnlichsten dachte wie ihr? Das ergibt keinen Sinn!"
"Ein interessanter Ansatz.", stimmte Kretarr zu. "Wieso verehrt man uns, obwohl wir genau das tun, was die Aerorill aus ihrem Stolz heraus vermeiden wollen? Wegen unseren besonderen Fähigkeiten? Aerorill sind nicht so dumm und verehren einen anderen nur wegen vergessener Zaubertricks. Ich sage es ist vielmehr eine unterbewusste Bewunderung, weil wir mutig genug gewesen waren die Ketten der Furcht zu sprengen, die alle anderen Aerorill an Nebelnest kettet. Die sie dazu zwingt sich zu isolieren. Vermutlich verachteten sie deinen Vater, weil er selbst nicht willens war Nebelnest zu verlassen. Weil ihn irgendetwas an diesen Ort bindet. Wäre er sonst nicht mit dir gekommen?"
"Krandans Entscheidung ist für Euch nicht von Belang!", fuhr Kanra Kretarr zu ihrer eigenen Überraschung im aggressiven Tonfall an. "Er liebt seine Tochter über alles und glaubt genauso an seine Ansichten wie Sinaphie. Er ist nur zurückgeblieben, weil er eine Aufgabe zu erfüllen hatte. Eine Aufgabe die..."
Sinaphie tippte Kanra zaghaft an und brachte sie zum Schweigen.
"Ist schon gut, Kanra.", beschwichtigte die Aerorill sie.
Kanra nickte widerstebig und wieder einmal fiel ihr auf, wie gefährlich ihr Gegenüber war. Wenn sie ihn verärgert hatte...
"Nun, Ihr habt Recht Kanra. Ich entschuldige mich. Ich wollte nicht andeuten, dass es Schwäche war, die Sinaphies Vater am Verlassen von Nebelnest gehindert hat.", antwortete Kretarr gelassen, ohne die Spur von Ärger in seiner Stimme. "Und ich zweifle nicht daran, dass er ein großartiger Aerorill ist. Vielleicht ist er sogar der Anfang, der die Aerorill aus ihrer Angst reißt."
"Mir kommen die Aerorill nicht gerade wie ein ängstliches Volk vor. Was genau ist passiert?", fragte Kanra nach, ermutigt dass sie den Federhelden noch nicht verärgert hatte.
"Die Aerorill waren schon immer ein stolzes Volk, ähnlich wie die Menschen. Doch eines Tages machten wir uns einen Feind, dem wir nicht gewachsen waren."
Kanra schauderte bei der Vorstellung eines Feindes, der mächtig genug war um für die Aerorill zu ihren Glanzzeiten eine ernste Bedrohung darzustellen.
"Ich hörte davon. Es gab einen gewaltigen Krieg. Man vertrieb uns aus unserer alten Heimat und wir landeten in Mirnuzar... in Nebelnest.", sagte Sinaphie leise.
"Kein Krieg. Nicht wirklich. Es war vielmehr eine Jagd auf uns. Man nannte sie die Jäger des Kummers. Eine Gruppe mächtiger Wesen, deren Macht Göttern gleichkommen soll. Die vierte Federheldin fiel im Kampf gegen sie. Der zweite, der seinen Titel nicht mehr trägt, schloss sich ihnen an. Der fünfte und letzte von uns, zog ebenfalls aus um ihrer Existenz ein Ende zu bereiten. Wir haben nie wieder von ihm gehört. Diese Jäger sind vermutlich noch immer der Grund, wieso die Aerorill sich verstecken. Nur weiß vermutlich niemand von ihnen mehr, wer dieser Feind in Wirklichkeit ist."
Erst jetzt begriff Kanra in voller Gänze wie alt das Wesen war, dass ihr gegenübersaß. Diese Ereignisse waren schon Jahrhunderte her. Sinaphie hatte erwähnt, dass Federhelden fast unsterblich waren... Aber das sie überhaupt nicht alterten?
"Also was..."
Kanra sah zu Sinaphie, die sichtlich Mühe hatte zu sprechen.
"Was macht einen Federhelden nun aus?", brachte Sinaphie endlich hervor. "Ich nahm immer an, es wäre der Aufstieg zu einem mysthischen Wesen..."
Kretarr entfuhr ein Krächzlaut, der einem Lachen gleichkam.
"So ganz falsch ist das nicht. Aber auch nicht richtig. Ein Federheld ist jemand, der sämtliche Ketten seiner eigenen Ängste und Beschränkungen abwirft und sein eigenes wahres Wesen erkennt. Letztendlich ist es vielleicht nichts weiter als ein Titel, aber so würde ich es beschreiben. Und wenn ich dich so ansehe...", sagte er und tippte seine Feder auf dem Tisch mit einer Klaue an, die in feurige Funken zerstob und Kanra einen überraschten Aufschrei entlockte, "hast du die ersten Schritte bereits getan. Wer weiß? Vielleicht bist du näher daran, dich Federheldin zu nennen als du denkst?"
Kanra sah zu Sinaphie. Sie erwartete, dass ihre Augen überrascht groß wurden, sie freudig aufsprang oder sonst irgendwie ihrer Freude Ausdruck verlieh. Doch auch diesmal wurde Kanra überrascht.
"Das ist alles?", fragte Sinaphie mit einem merkwürdigen Unterton in der Stimme. "Ich dachte Federhelden würden durch die Welt ziehen, sie völlig erkunden, Abenteuer erleben und sich mit den größten Bedrohungen aller Zeiten messen. Von Gauris und Zandyn, den letzten zwei Federhelden, mal abgesehen, seid ihr nicht anders als die Aerorill, die ich mit meinem Vater in Nebelnest zurückgelassen habe."
Nun war Kanra völlig irritiert. Was meinte Sinaphie damit? War es nicht immer ihr größter Wunsch gewesen eine Federheldin zu werden?
"Sprich ruhig weiter.", ermutigte Kretarr sie gelassen.
"Seid ich hier bin habe ich den Eindruck, dass der Aufstieg nur ein Versteck für Euch verbleibende Federhelden ist. Ein Versteck. Wie könnt ihr uns, die Aerorill von Mirnuzar nur so verurteilen, dass wir uns in Nebelnest verstecken, wenn ihr das Gleiche an einem anderen, noch besser versteckten Ort tut. Würde das nicht bedeuten, dass Ihr auch die Gleiche Furcht teilt, wie jene aus meiner Heimat?"
Für einen langen Moment herrschte Stille am Tisch. Kretarr gurrte schließlich einen fremdartigen Laut und stand von seinem Sitzkissen auf.
"Natürlich. So wie du diesen Ort bisher erlebt hast, erscheint es wohl so. Dann kommt, ich muss euch beiden etwas zeigen."
Kanra stand auch auf und sah zu Sinaphie, deren Blick immer noch finster war. Kanra konnte eine gewisse Enttäuschung dahinter sehen.
"Vielleicht wird es deine Meinung nicht ändern, kleine Sinaphie. Aber möglicherweise wirst du verstehen, wieso uns nicht danach ist weiterhin durch Mirnuzar zu streifen.", sagte Kretarr in seiner unerschütterlichen Ruhe und führte sie aus dem Raum.

"Ihr habt uns nie erzählt warum Ihr all dieses absonderliche Zeug sammelt, Meister. Noch was Ihr damit macht."
"Ke... Und ich habe euch schon oft genug gesagt, dass euch das nicht zu interessieren hat.", antwortete Wahlu abweisend.
Sie saßen auf Malmers Rücken, der mit halsbrecherischen Tempo durch die Luft flog. Auf diese Weise hatten sie das fliegende Mirnuzar problemlos verlassen können.
"Oh... Na gut...", sagte Hina enttäuscht über die erneute Abweisung und wechselte das Thema. "Was denkt ihr, Meister Wahlu? Wird es schwer sein, diesen Vierherz zu finden und bei Reyter einzuschreiben?"
"Ke... Schwierig sollte es nicht werden. Aber es wird nicht ungefährlich. Vierherz neigt zu einer gewissen Unberechenbarkeit."
Der kleine Kopfgeldjäger zog die unnötig breite Hutkreme noch weiter ins Gesicht, als Mina sich wie immer neugierig vorbeugte um ein Blick auf sein Gesicht zu erhaschen. Sie arbeiteten schon ein Weilchen für ihn, dennoch kannten sie sein Gesicht immer noch nicht. Eigentlich gab es da nicht viel zu sehen: Sein Körper bestand aus einer gefestigten Schattenessenz mit biegsamen Knochen und sein Gesicht war nichts weiter als Dunkelheit aus der zwei bösartige Augen starrten. Dennoch gefiel es ihm ein Geheimnis aus seiner wahren Gestalt zu machen.
"Ich habe schon einen halbfertigen Plan, wie wir ihn dazu überreden. Allerdings habe ich Vierherz schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen und- KE?!"
Er und die zwei Frauen japsten erschrocken auf, als Malmer einen abrupten Schlenker zur Seite machte, um einem Klumpen Vogelmist auszuweichen der von einer Möwe über ihnen herrührte. Daraufhin ließ er sich nicht weniger abrupt zurückfallen und schoss einen Flugkörper ab. Und bevor Wahlu fragen konnte, was in Malmers hohlen Schädel vor sich ging, explodierte der Vogel in einem gewaltigen Feuerball.
"KE! Malmer, was-!"
"Dieser Vogel wollte Euch Böses Meister. Das konnte ich nicht einfach so stehenlassen.", antwortete Malmer, in fast belehrenden Tonfall.
"Das arme Tier...", jammerte Mina.
"Du wolltest nur deine Waffensysteme ausprobieren, ist doch so Großer, ke? Das nächste Mal warne mich vorher."
"Natürlich Meister. Nur ein Wort und ich puste für Sie alles in die Luft."
"Ich verstehe.", gab Wahlu verärgert zurück.
"... Ganz ehrlich. Nur ein Wort genügt."
"Flieg einfach weiter Großer."
"Sehen Sie diese Insel da? Ich wette ein gut gezielter Geschosshagel-"
"Flieg weiter! Ke!", fuhr Wahlu ihn an.
"Natürlich Meister.", antwortete Malmer trotzig.
Die beiden Frauen klammerten sich ängstlich aneinander.
"Ich will runter..."
"Und ich will niemals mit dem neuen Malmer allein gelassen werden..."
"Ruhe! Ke! Malmer, geh runter."
Hina strahlte über das ganze Gesicht.
"Danke, Meister."
"Nicht wegen Euch. Das hier soll es sein. Hier hat man ihn zuletzt gesehen.", erklärte Wahlu gereizt und zeigte auf einen überfluteten Landschaftsstreifen. "Haltet Euch bereit. Die nächste Jagd beginnt.", fügte er hinzu, wie er traditionell vor jedem Auftragsbeginn sagte.

Saitus Haltung wurde lockerer, aber ganz zufrieden war er nicht.
"Dem Gespräch, das Kanra belauscht hat zu urteilen, gehören sie vielleicht irgendwie zu diesen Leuten."
"Irgendwie.", sagte Skrasas mit einem schwachen Lächeln. "Vielleicht hat sie den Sinn des Gesprächs falsch ausgelegt. Würde ich mit diesen Leuten arbeiten, dann wäre ich Ihnen beim Kampf vorhin in den Rücken gefallen. Falls Sie es vergessen haben: Ich hab Ihnen in der Kammer des Käptens geholfen."
"Das ist wahr. Danke nochmal dafür.", gab Saitu zurück. "Aber vielleicht ein interner Streit zwischen Konkurrenten? Vielleicht lag der Angriff entgegen ihrer Interessen."
"Möglicherweise. Sicher kann man sich nie sein. Aber ich möchte darauf hinweisen, dass Sie zu unbelegten Annahmen springen."
Saitu nickte zustimmend.
"Na schön. Aber es liegt auf der Hand, dass sie diesen Feind kennen. Wer sind die und was genau wollen die?"

"Die Beschreibung dieses Einwohners stimmt. Der Leuchtturm ist hier! Direkt unter dem Eis... Dort wo ihn kein gewöhnliches Auge finden kann.", knurrte Londoro.
"Kein gewöhnliches.", stimmte Flama vergnügt zu und betrachtete den Eingang zu dem Treppenschacht, der in den Turm hineinführte.
Er war offensichtlich vor Kurzem benutzt worden. Doch Londoros Blick galt Flamas Augen, deren blutrote Iris golden schimmerte. Als Ristemé konnte er die Psynergy deutlich spüren, die darin lag. Das Mädchen war im Vergleich zu Durchschnittsadepten ein wahres Monster. Wenn sie Reyters eines Tages ablöste, war das alles andere als unwahrscheinlich. Dennoch war sie immer noch eine junge Frau, die gerade erst erwachsen wurde. Sie war jung, unerfahren und-
"Da drin halten sich wohl die anderen Besucher auf.", störte ihre fröhliche Stimme seine Gedanken.
"Ein Hinterhalt?", fragte Londoro und versuchte es mit seinem eigenen Gespür.
Zerknirscht stellte er fest, dass er nichts spürte.
"Wieso eigentlich nicht? Ich wette die Tatsache, dass sie freiwillig in dieser Kälte darin verharren weist stark darauf hin. Hm... Ob sie uns spüren können?"
Sie legte nachdenklich ihren Zeigefinger auf die Lippen.
"Das bezweifle ich.", brummte Londoro.
Niemals würde ein Adept ihn bemerken, bevor er den Adepten lange zuvor zuerst bemerkte. Das würde gegen seine Ehre gehen.
"So wie sie sich verteilt haben... Doch, ich denke schon.", lächelte sie und winkte den zwei Suchtrupps zu, damit sie näherkamen. "Also schön Leute. Wir gehen da jetzt rein."
"Wa- Einfach so? Sie sagte doch selbst, dass wir einen Hinterhalt zu erwarten haben!", protestierte Londoro.
"Nur weil sie nicht genau wissen, wie sie mit uns zu verfahren haben. Sie werden denken, dass wir sie auf Sichtkontakt versuchen gefangenzunehmen oder zu töten."
"Ist es nicht das, was der Kriegsherr will?", fragte Londoro ungläubig.
"Ihr wärt überrascht.", lächelte Flama. "Für ihn ist der Erfolg unserer Mission entscheidend."
"Ja. Und wenn es wirklich Pakas Männer sind, sind sie unsere Feinde."
"Nicht zwingend.", sagte Flama unbeirrbar. "Immerhin haben wir das Gleiche Ziel."
"Der Goldene Stern.", murmelte der Ristemé.
"Richtig.", strahlte Flama. "Sie könnten uns vielleicht noch sehr nützlich sein. Und dazu brauchen wir nicht einmal ihnen Klingen an die Kehle zu halten. Außerdem habe ich das Kommando und wir machen was ich sage."
Dieser letzte Satz war für Londoro unmissverständlich. Sie mochte ihn mit freundlicher Unbekümmertheit ausgesprochen haben, aber er hatte die Drohung ganz klar verstanden. Der Kriegsherr stand direkt hinter ihr. Er hatte keine Chance sich querzustellen, ohne sich der Ungnade Reyters auszusetzen. Damit musste er leben. Zumindest für diesen Moment.
"Was planen wir also daher?", fragte er ruhig, als wäre nichts gewesen.
"Wir gehen rein und reden mit ihnen. Sie unterstützen uns mit Ihren Ristemékräften, Londoro. Wir werden Sie brauchen."
Londoro kam nicht umhin ein zufriedenes Lächeln aufzusetzen. Das beunruhigte ihn.
"Wir werden sie also überraschen?"
"Auf gewisse Weise... Wir werden mit ihnen reden."
Londoros Lächeln verschwand.
"Und wenn sie uns einfach angreifen?"
"Werden sie nicht.", sagte Flama selbstüberzeugt. "Und selbst wenn... Wir sind in der klaren Übermacht. Aber vertraut mir: sie werden uns zuhören."

Sie spürte ihn kommen, noch bevor er an die Tür klopfen konnte.
"Bitte... Lass mich einen Moment allein.", hauchte Vera gerade laut genug, damit man sie auf der anderen Seite hören konnte.
Vor ihrem geistigen Auge konnte sie sehen, wie Merl die Hand sinken ließ.
"Ich... Ich kann dich unmöglich so wie du jetzt bist allein lassen. Wenn es nur irgendeine Möglichkeit gibt, deinen Schmerz auch nur irgendwie zu lindern..."
Vera antwortete nicht. Sie saß einfach weiterhin an die Tür gelehnt, stillschweigend, die Tränen immer noch auf ihre Knie tropfend. Einen langen Moment später hörte sie, wie Merl auf der anderen Seite sich ebenfalls mit dem Rücken die Tür hinuntergleiten ließ, bis er den Boden erreichte und schweigend sitzen blieb. Dann war es für die nächste halbe Stunde still. Nur das Rauschen des ungewöhnlich starken Windes in den angrenzenden Wäldern und das gedämpfte Tropfen ihrer Tränen waren die einzigen Laute, unterbrochen von einem Gelächteranfall von einem der Stammgäste in der unteren Etage. Alles erschien ihr so fern und unwirklich. Sie erinnerte sich an gar nichts mehr. Sie war erst vor weniger als zwei Stunden erwacht und hatte erfahren, dass ihr Bruder tot und Mirnuzar in seinen Grundfesten erschüttert worden war. Es erschien ihr wie eine Ewigkeit, bis sie die Stimme endlich wieder hob.
"Wieso hast du es mir nicht gesagt?"
Sie hörte wie Merl auf der anderen Seite sich rührte.
"Ich denke ich hatte einfach Angst.", gestand er offen. "Du wusstest nichts... Hattest keine Vorahnungen... Ich wollte einfach nicht derjenige sein, der es dir sagen würde. Aber ich weiß ich hätte es tun sollen, auch wenn es nichts geändert hätte. Vielleicht dachte ich einfach, ein langer Bekannter wäre besser dazu geeignet..."
Merl zischte verächtlich über sich selbst. Er hatte sich getraut zu einem Todesduell zu gehen und mit einem gewissenslosen Killerkommando zusammenzuarbeiten, aber dennoch war es ihm nicht über die Lippen gekommen.
"Es ist seltsam... gesagt zu bekommen, dass... er weg ist.", sagte Vera nach einer weiteren langen Minute. "Er war doch immer so stark und gewann immer... egal wie unmöglich es aussah... Also wie...? Mein kleiner Bruder..."
Mehr brachte sie nicht heraus. Merl konnte ihren Schmerz deutlich spüren. Doch statt sich dagegen abzuschirmen, ließ er alles hinein. Er begann sich zu fragen was passiert wäre, wenn er es gewesen wäre. Vor wenigen Tagen, in der Enklave, hatte auch er den Tod umarmt. Und er hatte keine Garantie für seine Rückkehr gehabt.
~Du bist klein und schwach, Merl. Aber keine Sorge, ich pass auf dich auf.~
Meliza..., dachte er kläglich und schloss die Augen, in der Hoffnung den Gedanken zu verbannen.
"Das ist nicht richtig.", sagte er.
"...Was?", fragte Vera leise.
"Irgendetwas ist nicht richtig. Egal wie oft ich mir Ailas Erklärung durch den Kopf gehen kann... Irgendetwas stimmt damit nicht. Aber ich weiß einfach nicht was..."
"Anar...", schluchzte sie.
"Hör zu, du bist nicht allein. Ich, Zuki, Ailas... wir sind alle für dich da und wir kümmern uns um dich, okay? Es mag dir zwar nicht so vorkommen, aber es wird bald wieder besser. Vertrau mir einfach."
"Aber... mein Bruder..."
Merl starrte auf seine Hände, die er zu Fäusten ballte.
"Ich weiß vielleicht nicht, was passiert ist...", fuhr er fort. "Aber ich werde es herausfinden."
Er machte Anstalten aufzustehen.
"Bitte, geh nicht.", drang es gedämpft durch die Tür.
Merl hielt inne und ließ sich zurücksinken.
"Ich bleibe.", sagte er. "Solange wie es nötig ist."
Danach herrschte wieder Schweigen. Doch in seinem Inneren ging eine Menge vor. In Merl brannte eine Leidenschaft, wie er sie noch nie zuvor gespürt hatte. Morgen würden sie aufbrechen, um Paka und seine Crew zu finden. Sein letztes Verhör mit dem Käpten der Windtänzerin mochte vielleicht höchst unprofessionell abgelaufen sein. Aber dieses Mal würde er ihm alle Fragen beantworten müssen. Ob er wollte oder nicht.
Seol blickte dem sich nähernden Titanen des Feuers entgegen. Die Schilde waren bereits in Position und bis er sie erreichte hatten sie noch Zeit, aber die Schilde wenn es in dieser Geschwindigkeit weiter an Kraft gewann würden die Schilde ihnen, am Ende wohl gar nichts nützen.
Um so wichtiger war es, dass er die Aufgabe erfüllten, die Regon ihm zugeteilt hatte. Er kniete sich auf den Boden und legte die Handfläche auf die Erde, augenblicklich spürte er die Psynergie der anderen vier Silkanischen Soldaten die sich durch den Boden zog.
„Befestigung!“ Seine Psynergie verschmolz mit der die die seine Kollegen in den Boden gesandt hatten und gab ihr Form. Eine etwa hundert Meter breite Fläche vor ihm, die sich bis weit außerhalb seiner Sicht nach links und rechts erstreckte entlang der Linie die Regon und die drei anderen gebildet hatten, geriet in Bewegung. Die Erde türmte sich zu einem gigantischen Wall auf, der mehrere hundert Meter hoch und fünfzehn Meter dick war. Die restlichen vierzig Meter machte ein hunderte von Metern tiefer Graben vor dem Wall aus. Nach dem der Erdwall seine volle Größe erreicht hatte erstarrte er zu Stein.
Zufrieden blickte er an seiner Kreation empor und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Da macht mir selbst ein Erd-Adept nichts vor.“, prahlte er, „Wenn das das Ding nicht verlangsamt was dann?“
Eine schlanke Klinge glitt durch seinen Brustpanzer wie Butter und durchtrennte sein Kettenhemd darunter. Mit einem Aufschrei ging er zu Boden.
„Tsts. Ich hätte wissen müssen, dass Regon vor dem letzten anzugreifen meine Genauigkeit bei diesem verringert.“, sprach eine Stimme tadelnd, während ihr Besitzer langsamen Schrittes über seinen Rücken schritt, „Bleib einfach liegen und verblute, dann kannst du dein Versagen vor unseren Göttern mit meinem Schleichangriff rechtfertigen.“
Er schielte zur Seite und erkannte verschwommen schwarze Panzerstiefel, die sich mit eleganten Bewegungen von ihm entfernten. Diese dünne Statur... die vornehme Haltung... das Schwert, welches so mühelos durch seine mit Psynergie gehärtete Rüstung geschnitten hatte... Dieser Mann konnte doch unmöglich in Mirnurzar sein!
Und doch konnte er nicht leugnen was er erkannte, als die heilende Entfesslung seiner Rüstung seine Sicht klärte und ihm die Schmerzen nahm. Der Krieger trug die schwarze Panzerung des Ostreiches!
Tsen Loro, der Mann der den großen Heerführer Sincan vor langer Zeit verkrüppelt hatte und lange Zeit als hoher General des Ostreiches gedient hatte, entfernte sich von ihm mit einer Gelassenheit, als befände er sich auf einem Spaziergang.
Er konnte ihn nicht einfach gehen lassen, wenn es so sicher war, dass er hinter Tewer her war, auch wenn er unmöglich gewinnen konnte. Sein eigenes Element der Dunkelheit war absolut wirkungslos gegen Loro, aber er konnte ja auch das Erdelement verwenden.
Loro wandte sich um und obwohl es langsam wirkte, war er in Wahrheit viel schneller, als Seol reagieren konnte.
Tsen hob sein Schwert wie im Triumph und die Klinge heulte auf. Ein Lichtstrahl, der vom Boden drei Meter in die Höhe ragte wanderte von der Position der Klinge mit rasender Geschwindigkeit über den Boden durch Seol hindurch und verschwand in der Ferne. Loro wandte sich wieder von ihm ab und setzte seinen Weg ungerührt fort.
Er blickte an sich herunter ohne eine Verletzung zu bemerken bis zum Boden. Direkt vor ihm war ein hauchdünner tiefer Schnitt im Boden, der unter ihm entlang verlief und sich dann hinter ihm fortsetzte.
Ich bin tot... Ich wusste es bis gerade nur nicht..., dachte er mit der Gewissheit, dass es keine Rettung gab, bevor sein vertikal zerteilter Körper in zwei verschiedene Richtungen stürzte.

„Ich weiß wirklich nicht was sie vorhaben.“, betrübt wanderte Skrasas Blick wieder zum Leuchtturm, „Ich hätte nicht gedacht, dass Reyon überhaupt etwas plant und jetzt in diesem Ausmaße. Er diente mir fünfzehn Jahre ohne, dass ich etwas bemerkt habe. Dienstbotenaufgaben hauptsächlich, aber er hat sich auch für ein Experiment zur Verfügung gestellt. Ich hielt es für fehlgeschlagen, aber er sah das wohl anders.“
„Inwieweit?“
„Ich denke ihr habt bereits erkannt, dass man in Mirnurzar die Sterne. Anders als in Galatan wo sie allgegenwärtig waren oder Weyard wo bis vor wenigen Jahren kaum jemand von ihnen wusste, war der Versuch einen Unberührten die Gabe der Sterne zu verleihen hier nicht selten.“
„Glaubt mir, damit habe ich meine eigenen Erfahrungen.“, meinte Saitu düster, „Also habt ihr ihm die Fähigkeiten gegeben die er jetzt besitzt?“
„Ja, ein schrecklicher Misserfolg. Ich wollte lebenspende Wasserpsynergie, wachstumbringende Erdpsynergie, Windpsynergie, die mir hätte so viele Geheimnisse offenbaren können... oder Feuerpsynergie, aber was ich schuf war eine verzerrte Unterform, die im Endeffekt nur eine Waffe war. Vor einiger Zeit tauchte der Trank dann in Mengen, die ich nie hergestellt hatte auf dem Schwarzmarkt auf, also sammelt er vermutlich seid einiger Zeit finanzielle Mittel.“
„Ihr habt nichts dagegen getan?“, fragte Saitu skeptisch.
Skrasas drehte seine Handflächen nach oben. „Zu dem Zeitpunkt, als ich es bemerkte, hatte man Galatan hierher evakuiert und Phönixkrieger zogen durchs Land, also hatte ich andere Sorgen. Und in den unruhigen Zeiten danach konnte ich auch nicht wirklich was tun. Seien wir ehrlich, wenn Reyters Eroberungsfeldzug erst einmal richtig beginnt wäre es nützlich ihm etwas entgegenzusetzen, dass es in einem Kampf mit Psynergie aufnehmen kann.“
„Also diese Angreifer sehen gegen Reyters Elite-Soldaten alt aus.“
„Wohl wahr, aber in der Not greift man nach jedem Strohhalm.“ Ein leichtes Lächeln erschien abermals auf Skrasas Gesicht. „Lasst mich raten meine Worte haben weitere Fragen aufgeworfen.“

„Langsam wird’s heiß hier!“, rief Sciz dem Mann am Leuchtfeuer zu und deutete auf das deformierte glühende Wesen, das inzwischen beinahe die Höhe des Turmes erreicht hatte, in der Ferne.
Tewer wandte sich nicht von der leuchtenden Kugel, in der noch immer seine Hände steckten ab, als er antwortete: „Ich sagte bereits ihr müsstet ihn irgendwie aufhalten und es schien als hättet ihr einen Plan.“
„Schon gut.“, knurrte Sciz, „Ich suche eigentlich auch nur nach zwei Freunden von mir.“
„Ich kann euch nicht helfen.“, erwiderte Tewer monoton, „Außer sie hatten etwas mit der Anomalie im Sektor A zu tun.“
Sciz schüttelte den Kopf. „Glaube kaum, aber wo war das?“
„Raum CQ7 ein runder Raum im Osten, ein Zugang und eine scheinbar funktionslose Leitung.“
„Jupiter... Ich konnte mich gerade mal an den Weg zur Spitze erinnern, wie kann dieser Typ sich den Plan des Turmes merken.“, murmelte Sciz, während er sich wieder einem Aufzug zuwandte, „Was? Wieso fährt gerade jemand hoch?“
„WEG DA!“
Sciz warf sich zur Seite hinter eine Steinfigur nahe seiner Position, als ihn Tewers Ruf erreichte und entging gerade noch einem Regen von Steinsplittern, die aus dem Aufzugschacht schossen und des Gebiet in seiner Nähe mit messerscharfen Steingeschossen spickten.
„Gut das die Turmmaterialien so hochwertig sind.“, brummte der einstige Pirat mit einem Blick auf die rissige und von mehreren Geschossen durchbohrte, aber noch immer stehende Statue.
„Ihr Geheimdienstagenten habt einem schon immer den Spaß verdorben!“, erklang eine verärgerte Stimme vom Aufzug, der gerade sein Ziel erreichte.
Sciz zog seinen Säbel blank und trat hinter der Figur hervor. „Kein guter Zeitpunkt für einen Ausflug zum Schafrichtergipfel.“
„Aber das hier ist meine letzte Gelegenheit die Stadt zu sehen.“, erwiderte der Neuankömmling, der den alles andere als kleinen Sciz noch überragte und durch eine gewaltige schwarze Rüstung noch massiger wurde. Das Gesicht des Neuankömmlings wurde von einem wie ein Maul geformtes Visier verdeckt.
Der Gepanzerte trat von der Aufzugsplattform, während er einen schweren Morgenstern an seinem Waffengurt ergriff.
„Donnerlanze!“ Mit einem Kanll löste sich ein absolut gerader Blitz von Sciz geballter Faust.
Der Gepanzerte fing den Angriff mit seiner freien Hand ab, vor der sich ein Kraftschild bildete, der den Angriff komplett neutralisierte.
„Und ich wollte glauben du könntest nur Leute mit deiner Rüstung einschüchtern.“, meinte Sciz abfällig, während er vor den Aufzug trat, „Neuer Versuch!“
Er sprintete auf seinen Gegner zu, seine Klinge an der Seite bereit um zuzuschlagen. In Erwartung des Angriffs holte sein Ziel bereits mit dem Morgenstern aus. Er stieß sich vom Boden ab und sprang zur linken Seite seines Gegners, um dem Morgenstern in der Rechten zu entgehen und schwang seine Klinge, doch bevor seine Klinge den schwächer gepanzerten Hals berührte, traf der Morgenstern den Boden und leitete die Venuspsynergie seines Trägers in den Boden.
Ein Beben, ein vielfaches stärker, als Epizentrum, erfasste Sciz, obwohl er noch nicht einmal wieder den Boden berührte. Der Boden schoss mit unvorstellbarer Geschwindigkeit unter ihm entlang und er bekam gerade noch die Kante neben dem Aufzug auf der anderen Seite der Spitze zu fassen, so dass er nicht vom Turm stürzte.
Er zog sich mit einem grimmigen Gesichtsausdruck wieder hoch und erkannte seinen gepanzerten Gegner auf der anderen Seite langsam in Richtung Tewer laufen. Als der Mann in der Rüstung ihn erblickte wandte er sich ihm zu und hob die Hand über den Kopf.
„Unmöglich!“, entwich es seinen Lippen, als sich eines der Gebäude aus der Stadt hinter seinem Gegner über den Turm erhob und die Spitze mit seinem Schatten bedeckte.
„Du hast noch nie einen Erd-Adepten meines Levels gesehen!“ Der Adept schwang seine Hand in Scizs Richtung hinab und das Haus folgte.

Rulk verkrampfte sich und rollte von Schmerz erfüllt über den Boden der Negationskammer. „VERDAMMT, KANN MAN MICH DENN NIE IN FRIEDEN LASSEN!“
Ein transparenter Fuß setzte als Antwort vor seinem Kopf auf, als der Schmerz verschwand. „Sei ruhig.“, erklang die Stimme ohne böse und gute Absicht.
„Du bischts, eh.“, nuschelte er ohne an der Transparenten Gestalt hinauf zu sehen, „Was gibt’s?“
„Wir haben die Devouras-Kurve erreicht. Zieh ihre Aufmerksamkeit auf dich, damit wir sie überraschen können.“
„Das wird total ungefährlich für mich, weil sie sich dann im Vorraum zu meinem Gefängnis verbarrikadieren und mich, umbringen, wenn ihr ihnen wirklich zu Nahe kommt.“
„Deine Wahl...“, sprach Reyon, bevor etwas folgte, dass nach einer Drohung klang, „Aber vergiss nicht... Wenn wir dieses Schiff erobern sollte ich mir besser sicher sein können auf welcher Seite du stehst.“
Und damit verblasste Reyons Erscheinung und ließ Rulk allein zurück.
„Meine Wahl?“, murmelte er.
Reyon würde dieses Schiff aller Wahrscheinlichkeit einnehmen, wenn Paka nicht wieder auftauchte, also war sie doch klar.
Er stand auf und trat an die Tür der Zelle, als ihm etwas anderes als sein momentanes Überleben in den Sinn kam. Wenn er sich Reyon fügte und der ihn nicht dennoch umbrachte, was leider auch möglich war, würde er vermutlich für den Rest seines Lebens für diesen Kerl arbeiten müssen.
Wenn die Windtänzerin aber irgendwie siegte, winkte ihm ein lukratives Geschäft und möglicherweise Ganes Hilfe, um seiner Gefangenschaft zu entfliehen...
Er kniete nieder und zog einen Dietrich aus seiner Schuhsohle. Er brauchte nur wenige Augenblicke und die Tür war offen.
Der Wächter der aufgestellt wurde sprang auf und zog seine Waffe.
„W-WARTE!“ Er riss die Hände hoch. „Reyon ist in der Devoura-Kurve.“
„Woher weißt du, wo wir sind?“, fragte der Seemann verwundert.
„Halt die Klappe und sag das deinem Vorgesetzten, Versager!“, erwiderte er unfreundlich, „Obwohl du mich vorher am Besten bewusstlos schlägst und wieder in die Kammer stopfst!“
„Was?!“
„Ich bin der mit dem Hirn, also tu was ich sage!“

Paka wirbelte herum, als er die Psynergie spürte und sah gerade noch wie Rangi an einer Wand des Ganges reglos zu Boden sackte.
„Keine Sorge.“, sprach die Person in der Mitte des Ganges weniger, als zehn Meter von ihm entfernt war, „Sie lebt noch, auch wenn ich bezweifle, dass sie all zu bald wieder aufsteht.“
Paka blickte seinen Gegenüber verwirrt an. Ein Mädchen, um die Vierzehn, von kleiner Statur mit kurzem roten Haar, das eine orange Jacke trug und einen polierten Holzstab, der jedoch zu groß schien und in ihren Händen wie eine Keule wirkte.
Wie um seiner Einschätzung ihrer Waffe zu widersprechen wirbelte sie sie mit einer ihrer zierlichen Hände über ihren Kopf und schwang ihn dann in seine Richtung. Drei Lichtstrahlen entwichen aus der Spitze. Er spürte die machtvolle Lichtpsynergie auf seiner Haut, als alle drei Strahlen seinen Körper, um Haaresbreite verfehlten.
Hinter ihm stürzte Arilla zu Boden von den drei Strahlen wie von Seilen aus Licht gefesselt.
Das rothaarige Mädchen kam mit einem unschuldigen Lächeln näher, den Stab hielt sie mit beiden Händen hinter ihren Kopf. „Widerstand ist zwecklos, Käpten.“
Paka erwiderte ihren Blick entspannt, aber seine Gedanken rasten. Dieses Mädchen hatte sich ihm unbemerkt genähert, Rangi mit einem einzelnen Angriff ausgeschaltet und ohne die geringste Anstrengung eine Lichtpsynergie eingesetzt, die Arilla gefesselt hatte.
„Du arbeitest für Reyter?“
„Kann man so sagen.“, antwortete sie, „Werdet ihr also Widerstand leisten, bis der Kriegsherr hier eintrifft?“
Der Golem welcher vor ein paar Minuten Gentile sowie Luna absorbiert hatte blieb wie versteinert stehen, bevor sich Luna von ihm trennte und mit ihm Gentile. Der Golem jedoch reagierte schnell und trat nach dem blauhäutigen. Der tritt traf Luna, doch dieser rührte sich nicht im Geringsten. Stattdessen wurde der Golem von einer unvergleichbaren Wucht weggeschleudert und blieb in zwei Hälften liegen. Die beiden schauten sich um. Sie waren in einem komplett neuen Ort. Schnell wurden sie von fünf Golems umzingelt.
„Offensichtlich weiß Nor nichts von meinen Fähigkeiten oder er hat sie übersehen oder einfach nur vergessen.“
Während Gentile seiner Sache nicht sicher zu sein schien, strahle Luna genau das Gegenteil aus.
„Was machen wir jetzt?“ fragte Gentile verunsichert.
Als Luna nicht antwortete, nutzte Gentile die Möglichkeit und teilte sich in tausend kleine Strahlen auf. Während einige von dem Golem erwischt wurden, entkam er mit dem größten Teil und bildete sich außerhalb des Golem Kreises wieder zu einem Stück.
Der blauhäutige schüttelte seinen Kopf, während er das feige Verhalten seines Kameraden verfolgte. Diese Golems hatten eine Resistenz auf seine Kontrolltechnik, da sie bereits von einer anderen Person kontrolliert wurden, doch das war nicht alles.
Diese Golems besaßen nicht das „etwas“, was jedes andere Lebewesen besaß. Eine kleine Sache, die seine Kontrolle noch einmal abschwächte und sie automatisch resistenter machte. Jedoch… sie waren immer noch weit davon entfernt Immun zu sein.
Während die Golems für einen kurzen Moment stoppten, stürmte Luna auf sie. Jedoch fingen sich die Golems wieder schnell. Der Angegriffene Golem reagierte mit einem Handkantenschlag und traf Luna am Hals, noch bevor dieser ihn erreichte. Der Kopf des Golems flog in die Höhe.
Noch bevor Luna es kommen sah, packte ihn zwei andere Golems um ihn in den Arm aufzusaugen. Der ehemalige Anführer brauchte nicht zu reagieren und die Golems wurden in ihrem eigenen Arm aufgesaugt.
Nachdem bereits 4 Golems erfolgreich ausgekontert waren, zogen sich die letzten beiden zusammen mit den beiden angeschlagenen zurück. Offenbar reagierte ihr „Meister“ um sie zurückzuziehen. Luna konnte sie dabei nicht aufhalten, da ihre zufällige Resistenz ihn davon abhielt sie daran zu hindern.
Als der Kampf beendet war, sollte ein neuer Beginnen, als der blauhäutige Anführer seinen abwertenden Blick auf Gentile richtete. Gentile spürte, wie sein Körper einer gewissen Kontrolle unterworfen wurde.
„W-Was soll das werden?“
„Gentile. Du bist zwar mächtig, doch ohne den Macht was dir der Umhang verleiht hat, bist du nicht in der Lage auch nur einen dieser Golems zu bezwingen. Nicht nur du, sondern jegliche ehemaligen Anführer sind ohne die „Macht“ des Umhangs nur ein Schatten ihrer selbst. Selbst Sion. Die einzige Ausnahme unter euch bin ich.“
Luna trat einen Schritt vor und blickte nach oben zu Gentile.
„Ohne die Umhänge bin ich der mit Abstand mächtigste ehemalige Anführer. Ab jetzt gehen wir unterschiedliche Wege. Ich werde mit dir anfangen.“
Auch Gentile besaß eine gewisse Resistenz gegen seine Technik, was davon kam, dass er seinen physischen Körper in dieser Form abgelegt hatte. Jedoch war auch er weit davon entfernt seiner Kontrolle kurzzeitig widerstehen zu können.
Gentile spürte, wie er gezwungen wurde auf Luna zu rasen, welcher ihn mit offenen Armen empfangen würde. Er wusste ganz genau was passieren würde, sobald er ihn traf. Noch bevor er mit Luna zusammenprallte, verblasste Gentile und war verschwunden.
„Ts. Er ist wieder feige verschwunden.“
Es war die Fähigkeit der Kompletten Tarnung. Gentile konnte sich nicht nur unsichtbar machen, sondern seine Komplette Existenz verstecken, wenn er wollte. Er würde nicht lange in dem Modus bleiben. Keine Stunde und er musste wieder erscheinen, falls er nicht endgültig verschwinden wollte.
Der blauhäutige verschmolz sich mit der Boden der Welt und verschwand um seinen eigenen Weg zu gehen.


Der Meistermörder war fertig mit seiner Arbeit, als er sich wieder erhob und zu den beiden stellte. Cyro war noch nicht aufgetaucht, doch er zweifelte nicht daran, dass er Melfice hierher bringen würde. Sein Blick ging zu Dewan.
„Falls wir Melfice wirklich erledigen wollen, muss deine Technik stehen, sobald beide hier drinnen sind.“ bemerkte Loghain an.
„Aus welchem Grund? Mir erschein Cyros Version mit dem „warten“ deutlich schlüssiger. Solange Melfice denkt, er hätte noch eine Fluchtmöglichkeit, werden wir den Finalen Überraschungsmoment auf unserer Seite haben.“ Konterte Dewan.
Loghain tippte sich auf die Stirn und schüttelte seinen Kopf.
„Ich habe bereits Erfahrungen mit Melfice gehabt. Er wird es bevorzugen einen Meister oder andere starke Gegner zu vermeiden, solange sie ihm nicht sein Ziel näher bringt. Er hat bereits alle nötigen Gegenstände um den dunklen Turm zu entzünden.“
Er sah, wie er bei seinem Gegenüber ein beunruhigtes Gefühl ausgelöst hatte.
„Und warum entzündet er den Turm dann noch nicht?“ hackte der Schüler nach.
Ealar zuckte mit den Schultern und nickte dann als sei es die selbstverständlichste Sache der Welt. „Sein letzter Kampf. Ich denke ihr habt sie gespürt. Er muss gegen Meister Xallank gekämpft haben. Da er den Turm immer noch nicht entzündet hat, ist davon auszugehen, dass er seine Energie neu auflädt. Er ist also gerade auf der Jagd nach Beute. Warum sollte er uns, über ihn informierte Meister jagen, wenn schwächere Beute deutlich einfacher zu fangen ist?“
Die beiden hatten verstanden auf was er hinauswollte.
„Wo bleibt dieser Hundedämon?“ knurrte Unarus, während er ungeduldig an seinen Krallen leckte
"Nicht schlecht, für einen Menschen.", piepste Spilit vom Boden vor Zail aus, sein Fell von seinem Blut blau verfärbt.
Zail trieb der kleinen Kreatur die Klinge in den Kopf. "Hättet ihr uns geglaubt, dass wir Menschen sind, dann hätten wir diese Auseinandersetzung vielleicht nicht."
Mit einem Kreischen stürzte das zerstörte Exoskelett des Hüters Treses neben dem regungslosen Körper Griats zu Boden. Der Unbekannte landete elegant ein Stück von Zail entfernt. "Diese Ausdauer ist wahrlich eine lästige Sache."
Zail ignorierte die Worte vorerst und wandte sich der Lichtbrücke zu. "Und ihr Rätsel ist noch immer nicht gelöst."
"Unsere Gegner haben uns am Überqueren hindern wollen.", meinte Garet, "Also wollen sie nicht, dass wir diesen Weg nehmen."
"Ja, aber ihre Anzahl war verglichen mit ihrem vorherigen Aufgebot zu klein.", erwiderte Felix, "Andererseits..." – der Erd-Adept warf einen Blick zurück – "Haben wir sonst auch keine Anhaltspunkte."
"Also, werden wir in eine Falle tappen, weil diese Falle wahrscheinlich näher an unserem Ziel ist?", fragte Jenna irritiert, "Unsere Pläne waren auch schon besser!"
"Meine Pläne waren viel besser.", meinte Zail, "Aber die Voraussetzungen waren gänzlich anders. Wie wäre es wenn ich und Namenlos vorausgehen. Dann sind wir alle näher an unseren üblichen Methoden."
"Wir könnten aber eure Augen brauchen, Isaac. Sie wären in der Lage eine Vielzahl von Fallen schneller zu erkennen."
"Keine Sorge. Ich habe ein Händchen für Fallen, dich brauche ich wegen deiner Feuerkraft, falls es eine Armee ist die uns erwartet. Und jetzt komm, bevor eine solche Armee hier anrückt."
"In Ordnung."
Die Beiden eilten davon und waren nur Augenblicke später aus der Sicht der restlichen Gruppe verschwunden.
"Also gehen wir.", sprach Isaac und wollte auf die Brücke, doch wirbelte urplötzlich herum, "Jenna, hinter dir!"
Die Feuer-Adeptin reagierte nicht schnell genug, als sich eine Gestalt aus dem Körper Treses löste und einen Arm, um sie schlang und ein zweiter ihr eine Doppelklinge an den Hals legte.
"Wie wäre es mit einer netten Unterhaltung bei einem Tee. Ersetzt nur 'nett' mit 'erzwungen' und 'Tee' mit 'Geiselnahme'!"
"Lass sie los, Yudor!", knurrte Felix.
"Und eure hasserfüllten Blicke gegen tödliche Angriffe eintauschen? Nein, danke."
"Was willst du?", fragte Isaac.
"200000000 Goldstücke! Freies Geleit! Ein schnelles Pferd! UND KUCHEN!", platzte es aus dem schwarzen Wesen heraus.
"Äh, was?!"
"Ich wollte die Stimmung auflockern, weil ihr so ernst ausseht. Na ja, das mit dem Kuchen war mein Ernst, aber ich weiß ihr habt auch keinen.", erklärte Yudor in freundschaftlichen Ton, "Ich will deine Augen, Isaac, und nicht weil ich glaube das sie bei Frauen gut ankommen oder weil ich eine Halskette daraus basteln will, sondern weil ich das erste Mal in meinem Leben, beinahe selbstlos handle."
"Was soll der Mist, lass Jenna los!", rief Garet.
"Geiselnahme, heißt der mit der Geisel stellt Forderungen die ohne erfüllen sie widerspenstig. Also gib mir bitte die Augen. Oder ich muss meine Klinge schmutzig machen." Yudor schnitt leicht in Jennas Hals. "Schneid sie dir raus oder komm im ganzen mit. Deine Wahl!"
"Gut. Lass sie los.", gab sich Isaac geschlagen, "Ich komme mit."
"Seeehr schön.", zischte Yudor, "Übrigens in ihrem Körper sitzen Tasi-Käfer. In zehn Minuten fangen die an sie von innen zu zerfressen. Ich rate zu permanenter Heilung. Damit gewinnt ihr sicher sechs Stunden. Natürlich ist sie ohne meine Hilfe nach höchstens sieben trotzdem tot, aber ich helfe ihr natürlich, wenn ich mit ihrem Freund fertig bin. Sagen wir ich helfe ihr wahrscheinlich, wenn alles so klappt wie ich es vorhabe." Der ehemalige Anführer stieß Jenna grob zu Boden und sprang zu Isaac. "Also gehen wir!"
Gigantische Mundwerkzeuge brachen bei den Beiden aus dem Boden hervor und wirbelten eine gewaltige Menge Staub auf. Mit der auch Isaac und Yudor verschwunden waren.

Sion blickte aus dem inneren seines Gefängnisses. Sämtliche von Nors ultimativen Wächtern waren völlig intakt und inzwischen mit jeweils sechs Armen, um die Kristallpyramide verteilt. Ihm war ohnehin klar, dass die Golems die Luna zerstört hatte unmöglich die Wächter gewesen sein konnten. Schließlich hatte Luna selbst mit ihm und den anderen beiden Anführern einen einzelnen unvollständigen Golem nur mit großer Mühe besiegen können. Sein Blick wanderte auf die dreidimensionale Projektion, von dem Ort den Nor für die Auseinandersetzung zwischen den verbleibenden Anführern und Isaacs Gruppe vorgesehen hatte, die zuvor auch Luna und Gentile gezeigt hatte. Im Augenblick sah er nur Zail und das Wesen, das den Splitter der silbernen Augen aus Funaras Körper geschnitten hatte, die in wahnsinniger Geschwindigkeit über die Brücke auf den eigentlichen Komplex zu rasten, in dem sich Luna und Gentile befanden.
"Welch Ironie.", erklang Nors Stimme, die bisher geschwiegen hatte von allen Wänden seines Gefängnisses, "Ich wollte Aufgrund eures Fluchtversuches dieser Gruppe das Privileg zu teil werden lassen gegen jedes Mitglied eurer Gruppe einzeln zu kämpfen, aber dennoch entscheiden sie sich sich aufzuteilen."
"Vielleicht hättest du ihnen deine Regeln mitteilen sollen."
"Vielleicht, doch nun haben diese Beiden euren Diener, Luna, erreicht."

Zail blickte an der schwebenden Festung aus einem ihm unbekannten leuchtenden Material empor in deren Eingang die Lichtbrücke endete.
"Denkt ihr dies ist ihr Hauptquartier?", fragte der Unbekannte ihn.
"Ich glaube der Ort ist wichtig.", erwiderte Zail nur, während er durch das Tor eintrat. "Aber könnte auch nur eine Falle sein."
Eine Halle aus dunklem Stein mit einigen runden Steinsäulen, die nur durch das Licht, das durch das Haupttor fiel erleuchtet wurde.
Der Unbekannte kratzte mit der Spitze seines Schwertes über den Fußboden. "Staubig..."
"Mit dem Raum stimmt was ganz anderes nicht." Zails Blick streifte über die Wände, den Boden, die Decke und doch fand er überall nur einen Beleg für seinen Verdacht. "Das gesamte Material des Raumes scheint von einer Seele erfüllt zu sein."
"Du scheinst mich bemerkt zu haben.", erklang eine ihm bekannte Stimme.
"Semihs Lakai."
"Ich habe meine eigenen Pläne.", Luna löste sich aus der Säule, die ihnen am nächsten war, "Aber aus irgendeinem Grund komme ich nicht aus diesem Raum, weder durch die Tür noch durch die Wände, wenn ich mich mit ihnen verschmelze. Nor hat ein Gefängnis für mich erschaffen, das wirklich funktioniert."
"Nor?", fragte Zail.
"Der große Boss hier... Noch der Boss hier."
"Es scheint mir unlogisch diese Worte von euch zu hören, wenn er euch doch eingesperrt hat.", sprach der Unbekannte.
"Na ja. Er wollte, dass wir gegeneinander kämpfen... Vermutlich schickt er euch alle hier her und lässt mich gehen, wenn ich gewinne. Und wenn er sich mir zeigt, übernehme ich die Kontrolle...", Luna schüttelte den Kopf, bevor er weitersprach, "Erst mal. Sterbt ihr."
Zail warf drei Wurfnadeln, die in der Luft vor Luna stoppten und zurückflogen. Der Unbekannte blockierte sie mit einem einzigen Streich und setzte eine Lichtwelle frei, der Luna entging, in dem er mit dem Boden verschmolz. Eine Säule explodierte und ihre Splitter schossen auf präzise auf Zail zu, während Luna sich aus dem Boden unter dem unbekannten löste, diesen packte und in die Luft flog, während die Steinsplitter ihre Flugbahn veränderten und Zail wie ein Schwarm wütender Hornissen angriffen.
Zail wich den Geschossen aus, aber fand keine Lücke, um diesen "Schwarm" von Steinsplittern unverletzt zu verlassen, doch dies war auch nicht nötig, denn sie fielen einfach zu Boden, als Luna wie eine Kanonenkugel durch eine Säule gegen eine Wand geschossen wurde. Der Unbekannte erschien über Luna und hob seine Klinge. "Ich bin..."
"Wütend!", unterbrach Luna ihn und der Körper des Unbekannten prallte wie von Geisterhand geworfen gegen die Decke.
Luna hob die Klinge des Unbekannten und wollte sie auf sein Herz abschießen, doch im selben Augenblick durchbohrte ein Schwert seine eigene Brust dort wo ein Mensch sein Herz hatte. Er spuckte Blut, bevor er sich mit der Klinge verband und sich wieder von ihr trennte, so dass er sie ihrem Besitzer an die Kehle hielt. "Warum kann ich mich mit keinem von euch Beiden verschmelzen?!".
Doch Zail war verschwunden, als er seinen Satz beendete. Und zwei menschliche Hände brachen sein Genick, bevor er reagieren konnte. Mit dem Schwert des Unbekannten blockte er eine Metallnadel, die Zail ihm in den Kopf rammen wollte und zwang Zails Körper von ihm abzulassen, doch der Unbekannte stand neben ihm und hüllte ihn in eine Lichtexplosion, während er ihm das Schwert entriss und ihn damit durchbohrte, während sich zeitgleich ein dutzend vergiftete Wurfnadeln, von Zail in den Rücken des blauen Wesens bohrten.
Er ging schwer verwundet in die Knie und kontrollierte das Gift der Nadeln, so dass es sich in seinem Mund sammelte und er es zusammen mit weiteren Blut ausspucken konnte.
"Ihr könnt doch unmöglich nur zwei Menschen sein...", keuchte er und blickte zu dem Unbekannten hoch, der sein sichtbares Auge schloss.
"Ich bin das, was ihr nicht versteht"
"Und was mir antworten schuldet." Zail trennte Lunas Kopf mit einem Streich vom Körper und warf ein zweites Schwert, dass sich durch den Kopf bohrte. "Wesen mit deiner Macht existieren nicht einfach zufällig und deine Seele wirkt auf den zweiten Blick auch nicht mehr so menschlich!"
"Wissen ist Macht!" Ein roter Kreis formte sich um Lunas Körper. "Wie erwartet."
Ein Lichtstrahl schoss aus der freien Hand des unbekannten gegen eine Wand und Lunas Körper bildete sich in dem Strahl, während der getrennte Körper und Kopf verschwanden. Der Strahl formte sich zu einer Kugel, um Lunas gesamten Körper.
"W-WAS?! NEIN!"
Der Unbekannte schloss seine Hand zur Faust und die Lichtkugel fing an zu schrumpfen, als er sie ganz geschlossen hatte, war die Kugel gemeinsam mit Luna verschwunden.
Der Unbekannte wandte sich von Zail ab. "Ich bin das, was ihr nicht versteht... Und gleichzeitig danach so sehnt"
"Wonach ich mich sehne? Wie wäre es mit 'Antworten'?"

Regon eilte an der erst kürzlich geschaffenen Steinwand entlang, hinter der sich die Sonne herab senkte, in Richtung von Seols Position. Die Wahrscheinlichkeit, dass er auch nur einen seiner Männer noch retten konnte, sank mit jeder Sekunde, die er benötigte.
Er verlangsamte seine Schritte und hob seinen Schild vor sich, als er die gepanzerte Gestalt Tsens erkannte.
"Welch armselige Vorstellung mir die großen Krieger der königlichen Leibgarde doch geboten haben.", sprach der alte Soldat, während er seinen Weg mit gleicher Geschwindigkeit fortsetzte, "Ich hoffe doch ihr werdet nicht ganz so schnell fallen."
"Was tut ihr hier, Loro! Unsere Länder haben einen Waffenstillstand!"
"Diese Farce wird auch noch für einige Zeit andauern. Euer Leben andererseits endet hier!"
"Dies ist nicht mein Ende, alter Mann!"
"Eure Zuversicht zeugt nur von eurem mangelnden Verständnis unserer Strategie."
"Und euer Angriff zeugt von eurer Ahnungslosigkeit..."
"Ich weiß von der brennenden Kreatur, die diesen Turm zu vernichten droht, und ich weiß wer sie aufhalten wird. Die Frage ist nur, wer ihm entkommen könnte, während er das sichere Ende dieser Welt zu stoppen versucht."
"Dann wisst ihr wohl mehr, als ich dachte, aber nützen wird das zumindest euch nichts mehr."
"Wir werden sehen...", erwiderte der Ostreich-Soldat und hob seine Klinge.
Regon warf sich zur Seite, als sie aufheulte, und entging der alles zerteilenden Entfesslung um Haaresbreite.
"Schattenhatz!" Ein Stück von Tsens Schatten löste sich und verschwand in Regons Schatten bevor er seinen Sprung vollendet hatte.
Er drehte sich sobald Tsen verschwand und blockte die Klinge seines Gegners, als dieser in seinem Schatten wieder auftauchte, in dem er sein Schwert gegen die flache Seite von Tsens Schwert presste, da dieses seine Waffe oder seinen Schild einfach zerteilt hätte, wenn er geblockt hätte.
"Schattenpflock!", sprach der alte Mann ruhig und erschuf einen Speer aus Dunkelheit in seiner Hand, den er in den Boden neben sich stach, bevor er die Kraft, mit der Regon gegen seine Klinge drückte, nutzte um elegant zurück zu springen, während er sein Schwert hob und die Klinge erneut aufheulen ließ.
Regon fluchte der "Schattenpflock" war mit seinem Schatten verbunden. Das hieß das sein Schatten in die Form eines Kreises gezwungen wurde und er selbst sich nur noch innerhalb seines Schattens bewegen konnte.
Es war unmöglich für ihn sich einem Angriff, der so schnell war wie diese Entfesslung mit so wenig Bewegungsfreiraum auszuweichen.
Sein eigenes Schwert heulte auf, als er es schwang, und krümmte den Raum vor ihm, bis hinter seinen Rücken und Tsens Angriff folgte dieser neuen Bahn des Raumes und bewegte sich in seiner geraden Bahn um Regon herum.
"Beeindruckend!", lobte Tsen, "Euer Schwert natürlich. Ein Krieger des Ostreiches wird sicherlich noch seinen Nutzen daraus ziehen."
Regon steckte seine Klinge weg und richtete seine Handflächen auf Tsen. "Lichtstrahlen!"
Ein Lichtstrahl schoss aus seinen Händen, der sich in eine riesige Anzahl gleichgroßer Strahlen verzweigte, jeder von diesen verzweigte sich abermals und die daraus resultierenden verzweigten sich erneut, so dass ein sich immer weiter verzweigendes und sich verbreiterndes Konstrukt von Lichtstrahlen von seinen Händen auf Tsen zu wuchs.
Der alte Soldat sprang blitzschnell einige Male zurück, um sich von dem Angriff zu entfernen, doch die sich weiter verzweigenden Strahlen setzten ihre Bewegung fort. Mit einem Mal stoppte Tsen seinen Rückzug und sprang vorwärts in das Strahlengebilde, während er seine Klinge in die Scheide gleiten ließ. Um Haaresbreite tauchte er zwischen einigen Strahlen hindurch schaffte es tatsächlich allen Treffern zu entgehen, während er an Hohe verlor. Seine Hand setzte zwischen einigen Lichtstrahlen auf der Erde auf und sein Körper erstarrte.
"Unmöglich?!", keuchte Regon.
Tsen hielt sich nur auf eine Hand gestützt mitten in einer Verrenkung zwischen allen Strahlen hindurch in der Luft. Der Grund dafür waren fadenartige Schatten, die sich vom Boden über Tsens gesamte Rüstung zogen.
"Diese Technik ist wirklich gefährlich, wenn eine gewisse Distanz zwischen Angreifer und Ziel liegt.", knurrte Tsen, "Mit deiner unglaublichen Menge Psynergie ist sie umso schrecklicher, aber ihr entscheidender Schwachpunkt ist, dass nur die neusten Verzweigungen sich weiter aufspalten. Wenn ein Gegner, also einen sicheren Ort mitten innerhalb des Angriffes findet und in ihn gelangen kann ist sie harmlos. Aber dein größtes Problem ist es, dass du meine Fähigkeit mich mit Dunkelheit zu stärken zu unterschätzt hast."
"Was redest du? Mein Angriff ist Lichtpsynergie!"
"Doch je heller das Licht desto dunkler der Schatten, ich kann mich also nicht nur mit dunkler Psynergie stärken, sondern auch mit Psynergien, die starkes Licht verursachen."
"Also verschwende ich nur meine Psynergie, wenn ich meine Technik weiter aufrecht erhalte." Regon ließ die Hände sinken und seine Psynergie löste sich auf.
Tsen sprang wieder auf die Beine und zog dabei die Klinge blank. "Dunkler Zwilling!" Die Spitze von Tsens Schwert schabte über den Boden und, als er es wieder hochriss, verließ der Schatten der Waffe den Boden. Tsen fing die völlig schwarze Kopie seines Schwertes auf und kreuzte die Klingen vor der Brust.
"Diesmal rettet dich dein Schwert nicht. Schließlich hast du nur einen winzigen Raumbereich verschoben. Es reichte für meine normale Entfesslung, aber wenn du den selben Trick wiederholst tötet dich immer noch ein Ende des 'X'-Schnittes." Der alte Soldat schwang seine Schwerter zu unterschiedlichen Seiten und beide heulten auf.
Ein X aus zwei Lichtklinge schoss auf Regor zu der Schnittpunkt der Klingen zielte geradewegs auf seinen Oberkörper. Mit dem winzigen Bewegungsradius, der ihm noch blieb war es völlig unmöglich noch auszuweichen.
Gleißendes Licht flutete Tsens Blickfeld, sodass er den Blick für einen Moment abwenden musste. Als er wieder hinsah erkannte er die Schnittspuren seines Angriffes im zerschmolzenen Erdboden dort wo eben noch Regon gestanden hatte.
"Wie ich dich dafür hasse, dass du über solche Unmengen von Psynergie verfügst, dass du diese Technik einfach so anwenden kannst.", knurrte der Ostreich-Soldat und blickte an der Erdwand hinter der die Sonne endgültig verschwunden war empor.
Wie eine Sonne strahlte ein riesiger Löwe aus gleißendem Licht von diesem auf ihn hinab und blickte mit rotglühenden Augen auf ihn hinab.
Tsen ließ den Schatten seiner Klinge wieder in seine ursprüngliche Form zurückkehren und steckte seine Klinge weg. "Unter diesen Bedingungen kann ich natürlich das Gegenstück dieser Technik anwenden." Er breitete die Arme aus und zog Kraft aus den schier endlos langen Schatten tiefsten schwarzes, die alles durch das Licht des Löwen warf. Der Löwe setzte zum Sprung an. "SCHATTENPANTHER!"
Die gigantische Lichtkatze stürzte sich auf Tsen hinab, aus dessen inneren eine pechschwarze Finsternis hervorbrach.
Die Pranke aus gleißendem Licht kollidierte mit einer aus schwärzester Dunkelheit. Eine Explosion des Chaos-Elements sprengte die beiden gewaltigen Raubkatzen auseinander, als die reine Lichtpsynergie und die reine Finsternispsynergie das Gleichgewicht der Elemente in ihnen zerstörten.
"Unser Lehrmeister würde weinen, wenn er wüsste, dass wir uns mit diesen Techniken gegenseitig bekriegen, Tsen.", erklang Regons Stimme aus dem Inneren der Lichtkreatur mit einer überraschenden Vertrautheit.
"Dann hatte es auch etwas Gutes, dass meine Kaiserin ihn töten ließ.", erwiderte Tsen aus dem Inneren des Panthers.

Sciz blickte hinunter zu seinen Füßen, die frei in der Luft hingen, den Trümmern nach, die in die Tiefe des Aufzugschachtes stürzten.
"Ich verbringe in diesem Kampf schon viel zu viel Zeit an irgendwelchen Abgründen zu hängen.", brummte er, bevor er sich nach oben zog und wieder auf dem Boden der Spitze stand.
Sein gepanzerter Gegner war inzwischen wieder bei seinem Hauptanliegen Tewer und dem Leuchtfeuer ohne Sciz eines weiteren Gedanken zu würdigen.
"Ts. Entweder er ist ein Anfänger oder verdammt arrogant.", knurrte der einstige Pirat, "Windlauf!"
Er sprintete mit der Geschwindigkeit des Windes auf den Feind zu und Schwang seinen Säbel.
"Schlagbeben!"
"Blitzschritt!" Er stieß sich funkensprühend vom Boden ab und verschwand in einem Blitz, mit dem er zehn Meter über seinem Gegner wieder erschien, und entging so dem Morgenstern seines Gegners und der nachfolgenden extrem kleinflächigen Epizentrumspsynergie.
"Zyklon!" Ein gewaltiger Wirbelsturm brach los und hüllte ihn ein.
Er hielt seine Arme dicht am Körper, während der Wind ihn um seine eigene Achse wirbelte und er die Umgebung nur noch in Fetzen an ihm vorbeifliegen sah. Sein Gegner riss den freien Arm hoch und sandte Sciz ein weiteres Gebäude des Schafrichtergipfels entgegen.
"Sturmfall!", knurrte Sciz und der Wind des Zyklons verwandelte sich in einen mächtigen Fallwind, der Sciz noch immer um sich selbst drehend auf seinen Gegner zu schleuderte, "Aufprall!"
Ein rötlicher Schimmer legte sich um die Klinge seiner Waffe, als er den Arm ausstreckte und sie mit der Macht seiner Drehung auf seinen Gegner zu schwingen ließ.
Dieser streckte die frei Hand aus und erschuf einen Kraftschild um diese, während er mit dem Morgenstern ausholte, doch der Treffer auf den Schild blieb aus und nur Sciz leere Hand schoss an dem Schild vorbei. Der Ritter schwang seinen Streitkolben. Sciz streckte seinen anderen Arm aus, der Aufgrund der anhaltenden Drehung auf den Kopf seines Gegners zielte. Mit der Geschwindigkeit seines Gegners, würde der Morgenstern ihm aber vorher den Schädelzerschmettern.
Eine rein hypothetische Überlegung...
Der gepanzerte Krieger schrie von schmerzerfüllt, als Scizs frei umherfliegender Säbel sich funkensprühend durch Arm und Panzerung schnitt und den Waffenarm sauber abtrennte. Durch den Schmerz überwältigt und ungeschützt wurde der Krieger von Scizs Schlag, in dem die gesamte Kraft des Zyklons steckte, getroffen. Der Treffer riss ihm den Helm vom Kopf und warf ihn zu Boden.
"Vergib mir." Sciz sprang von dem seinen Armstumpf umklammerten Feind zurück, sodass er direkt vor Tewer stand. "Doch der Rest ist dein Fehler."
Das Gebäude jetzt ohne die psynergetische Kontrolle des Adepten stürzte hinab auf den verwundeten Krieger. Mit einer Handbewegung beschwor Sciz einen Windschild, um versprengte Trümmerstücke abzulenken, die in seine Richtung geschleudert wurden.
"Beeindruckend.", sprach Tewer hinter ihm.
"Der Dummkopf hat mich einfach zu sehr unterschätzt."
"Macht nicht den gleichen Fehler. Das ist Gregorius aus dem Ostreich Silkanas."
"Silkanas! Was macht ihr hier in M-"
Ein schmerzverzerrtes Brüllen aus dem Schutthaufen vor ihm unterbrach seine Worte.
"Glaubt nicht das ihr um diese Antwort herum kommt!", knurrte Sciz, bevor er dem in sich zusammenstürzenden Schutthaufen entgegen stürmte.
„Mit den Antworten musst du warten. Der Kampf ist noch nicht vorbei.“
Bevor Zail fragen konnte, was er damit meinte, trennte sich auch der Kopf des Unbekannten. Der Unbekannte löste sich ähnlich auf, wie Luna vorhin. Das blaue Wesen erschien zeitgleich mit einem selbstsicheren Lächeln auf seinem Lippen. „Einer weniger. Bleibt nur noch einer übrig.“
„Ach ja?“ Der ehemalige Anführer und Zail blickten in die Richtung, von der die Stimme gekommen war. Der Unbekannte war wieder erschienen und obwohl die Struktur gleich aussah, hatte er seine physische Form komplett verloren.
„Tss. Also ein Hüter. Wie dem auch sei.“ Schlussfolgerte Luna. Währenddessen erschien ein Portal hinter dem Unbekannten, der aus diesem floh. Luna folgte ihm, da er die Möglichkeit zu seiner Flucht aus diesem Raum sah und diesen Typen nicht entkommen lassen würde.
Als er auf der anderen Seite erschienen war, fand er sich in einer merkwürdigen Welt wieder. Vor ihm sah er den Namenlosen, der offenbar auf ihn gewartet hatte. Das Portal verschwand wieder.
„Lass dich nicht täuschen. Das hier ist nicht die Welt der Lebenden. Wir befinden uns nur in einem speziellen Astrala.“
„Astrala?“
„Ich habe keine Lust es dir zu erklären. Ich habe dich nur hierherlocken müssen um dich zu besiegen.“ Der Unbekannte schüttelte seinen Kopf.“ Hier wirst du enden, Luna. Ich weiss nämlich alles über dich und deinen abstrakten Techniken und Strategien. Es wundert mich, dass es nach Semih einen Wesen mit solch komplexen Fähigkeiten existiert.“
„Mich vernichten? Alles über mich Wissen?“ Das blauhäutige Wesen lachte. „Niemand kann mich besiegen oder vernichten.“
„Knack den Code, dass ist sein Tod“ gab der Unbekannte mit betonenden Worten von sich und zeigte auf seinen Gegner. „Im Gegensatz zu deinen bisherigen Gegnern, durchschaue ich dich. Ich kann es beweisen wenn du willst. Eine kurze Analyse über dich.“
Luna musste laut lachten. Etwas Dümmeres hatte er noch nie gehört. „Dann leg mal los, Sherlock.“
Der Unbekannte lächelte und öffnete dann seine Hände. „Womit soll ich anfangen?“ er überlegte und nickte dann. „Vielleicht sollte ich mit deinem schwächlichen Körper anfangen. Du hast es bisher sehr gut verstecken können, aber nicht vor mir.“
In der Hand des Unbekannten erschien ein kleiner Dolch aus Stahl. „Ich weiss ganz genau, dass dich selbst ein Schnitt mit diesem Dolch töten würde, wenn deine Verteidigung von deinem Zwillingsbruder nicht wäre. Ich wette, dass du mit deiner eigenen Kraft nicht einmal einen Baum zum Fallen bringen könntest. War dies nicht der Grund, warum du der schwächste aus deinem Volk warst?“
„W…Woher?!“ Der Unbekannte lachte.“ Doch zum Glück konnte der kleine Luna das ausgleichen. Sein Körper besaß nämlich die einzigartige Fähigkeit, die Techniken und Fähigkeiten der Mitglieder seines Volkes anzueignen. Das geschah, indem er ihre Körper absorbierte. Du hast nahezu alle absorbiert, nicht wahr Perfekt Luna? Keiner deiner Fähigkeiten gehörte ursprünglich dir.“
„Und wenn es so wäre. Was würde das für einen Unterschied machen?“ gab der Ex Anführer unbeeindruckt von sich.
„ Es gibt eine Schwäche von dir Preis. Du kannst deine Fähigkeiten nur in deinem jetzigen Körper benutzen. Deine Körpertauschtechnik deines Bruders lässt dich zwar in einen anderen Körper schlüpfen, doch deine Clanfähigkeiten bleiben in deinem Originalkörper. Bis du wieder in ihn schlüpfst. Das ist der Grund, warum du im Gegensatz zu Sol, kaum deinen Originalkörper verlassen hast. Zumindest nicht lange.“
Luna knurrte. Es gefiel ihm überhaupt nicht, dass jemand so genau über seine Vergangenheit wusste.
„Kommen wir zu deinen beeindruckenden Schauspielfähigkeiten und deinem jämmerlichen Kampfstrategie.“ Der Unbekannte schüttelte seinen Kopf.“ Wie ich vorhin sagte: Du kannst mich nicht täuschen. Ich weiß ganz genau, dass du in Wirklichkeit seit dem Erhalt von Sols Fähigkeiten, keinen einzigen Schaden, keine einzige Verletzung und keinen einzigen Schmerz erhalten hattest. Sonst wärst du bei deinem Körper, bei dem ersten guten Treffer gestorben.“ Sagte er und fuhr fort. “ Deine Ganzen Verletzungen in den vergangenen Kämpfen sind kein Stück Real. Alles vorgespielt.“
„Und warum sollte ich so etwas vorspielen?“ hackte Luna nach.
„ Die Antwort ist leicht: Aufgrund deiner Kampfstrategie. Nachdem du Sols Fähigkeiten besitzt, absorbiert dein Körper jegliche Effekte und Wirkungen von außen. Ob Schlag, Schnitt, Strahl, Fluch, eingesaugt werden, geschleudert werden oder sonst etwas. Es gibt kein Angriff, der dir Schaden kann – das ist richtig. Normalerweise leitet die Fähigkeit die Auswirkung automatisch an den Verursacher weiter, der selbst das Opfer seines Angriffs wird. Die mächtigste Kontertechnik die existiert hat. Jedoch… bist du in der Lage dies zu verhindern und selbst den Zeitpunkt des Konters zu verzögern und es den Anschein erweckt, als wärst du verletzt und hättest es nicht rechtzeitig geschafft. Wir beide wissen doch, dass dein Körper passiv reagiert. Dein Körper reagiert von selbst. Selbst wenn kein Verursacher ausfindig gemacht werden kann, wird der Treffer bei deiner Abwesenheit, an einem anderen beliebigen Wesen oder Objekt weitergeleitet.“
„Nette These.“ Luna grinste und schüttelte seinen Kopf. „Nehmen wir mal an, alles was du sagst, stimmt. Warum sollte ich in dem Fall einen direkten Konter verzögern, wenn mein Körper in der Lage sein soll, es automatisch zu dem Verursacher zu leiten? Welchen Nutzen hätte ich von einer solch sinnfreien Aktion.“
Der Unbekannte lachte. „Nun tun wir bereits auf unwissend? Deine verzögerten Konter Angriffe werden in einem Pot gesammelt. Desto mehr du an Treffern sammelst, desto verheerender später der Konter. Wie du es bei mir vorhin genutzt hast. Du simulierst Verletzungen und sparst deine Konter auf, damit deine Gegner nicht merken, dass sie keine Wirkung erzielen und nur deinen Konterangriff in die Höhe treiben, der sie vernichten soll. Wer schließlich würde bei dem ersten kleinen Kontern noch weiter Angreifen?“ der Unbekannte grinste und blickte zu dem verunsicherten Luna. „Schau mich nicht so zornig an. In all den Kämpfen gegen die Golems und die anderen hast du nur deinen Konterspeicher gegen sie aufgefüllt und warst nie verwundet. Die Golems hatten einen gewissen Widerstand gegen deine Kontrolltechnik nicht wahr? Deinen echten Körper konntest du für längere Zeit auch nicht verlassen, wie ich es vorhin aufklärte. Also war der Konter die einzige Möglichkeit.“
„Mir reicht es.“ Sprach Luna dazwischen, der nun wohl endgültig genug hatte von dem allem. „Herzlichen Glückwunsch. Es wird trotzdem nichts an deinem Tod ändern. Du kannst mich nicht besiegen. Ich jedoch kann dich auch anders töten.“
Luna wollte auf seine Kontrolltechnik zurückgreifen, doch der Unbekannte hüllte das Ganze Areal vorher in einem dichten Nebel ein, welcher Luna die Sicht komplett versperrte. Das blauhäutige Wesen fluchte, als er sah wie gut der Gegner über ihn Bescheid wusste. Aber woher?
„Kommen wir zu deiner Kontrolltechnik. Wesen ohne Körper- wie momentan meine Wenigkeit – oder Wesen die bereits von wem anders kontrolliert werden – wie die Golems – sind etwas resistenter gegen deine Kontrolltechnik. Die große Schwäche deiner Kontrolltechnik ist, dass du dafür den Gegner beim wirken deiner Technik sehen musst.“
Eine Windwelle aus dem Nichts löste den Nebel auf und zwei Wesen, die Hüter ihrer Zeit waren, standen vor Luna, der sie offenbar kontrollierte. Ohne zu zögern ließ er beide auf den Unbekannten los. Dieser grinste nur selbstsicher und zog seine zwei Meter lange Waffe heraus, die noch ihre materielle Form hatte.
„Degradierung!“
Der erste Schnitt traf beide. Der Treffer hatte verheerende Folgen gehabt. Beide Hüter hatten sich in einen Menschen umgewandelt, die den zweiten Treffer mit der Klinge nicht überleben konnten. Luna konnte seinen Augen nicht trauen. Was hatte er da gerade eben getan?
„Als Hüter schwach, genauso auch als Mensch. Höhere Wesen verdanken ihre Stärke nur ihrem Existenzlevel. Zumindest die, die noch nie zuvor in den unteren Stufen waren.“ Sein Blick ging zu Luna, der nur seinen Kopf schüttelte. „Mich kannst du nicht degradieren.“ Der Unbekannte nickte zustimmend. „Das stimmt. Du bist auch kein Teil der Ordnung. “
Der unbekannte steckte seine Klinge wieder in die Scheide. „Deine Verteidigung. Jeder Angriff den ich auf dich starten würde, hätte keine Wirkung auf dich. Ich kann sie nicht überwinden. Vermutlich hatte auch Nor darüber Bescheid gewusst und den Raum in der du dich befunden hattest, versiegelt, anstatt die Versieglung direkt über dich zu wirken. Ich oder niemand anderes kann dich besiegen. Dennoch werde ich gewinnen.
Luna lachte, als er den Schwachsinn hörte, den sein Gegner nun von sich gab. Hatte er endgültig den Verstand verloren? Er wusste vielleicht als einziger über all dem Bescheid, was er konnte und dennoch sprach er vom Gewinnen. „Ich frage mich, wie du das anstellen willst. Niemand kann mich verwunden. Ich kann nicht verlieren.“
„Knack den Code, dass ist sein Tod.“ Wiederholte der Unbekannte und zog seine Klinge wieder heraus, die nun gewaltig aufleuchtete. „Du vergisst, deinen Level. Deine Grenzen. Deinen Körper.“
Luna sah unbeeindruckt aus und grinste. Auch der Unbekannte grinste. Ihre Blicke trafen sich. Doch dann... er holte weit aus. Statt Luna anzugreifen, rammte er die Klinge in den Boden. Die volle Energie entlud sich in der Erde. „Ich bin das, was ihr nicht versteht... Und vor allem du dich
so sehnst."
Luna konnte es nicht fassen. Durch die gewaltige Energie die freigelassen wurde, explodierte der ganze Planet. Er verstand nicht einmal, weswegen er es getan hatte. Die Wucht der Explosion traf ihn. Jedoch hatte sie keinen Verursacher. Sein Körper leitete den Schaden an eine andere Quelle weiter, die er selbst nicht kannte. Er kam ohne Schaden davon und fand sich im All wieder. Doch dann spürte er, wie etwas nicht stimmte. Er bekam keine Luft! Sein Körper brauchte Luft um zu atmen! Das hier war keine Technik von irgendwem, welcher ihm das Atmen verbat. Sein Körper wurde nicht angegriffen, sondern sein Körper brauchte dringend etwas und das war Sauerstoff. Er war unbesiegbar! Er konnte doch unmöglich aufgrund eines solch jämmerlichen Zustands sterben!
Er versuchte sich zu orientieren, doch er scheiterte, den er sah kaum etwas in der Dunkelheit. Somit auch nichts, was er kontrollieren konnte. War es das, was seine einzige Schwäche war? Seine Grenze? Es wurde ihm schwarz vor den Augen.

Vor Zail erschien ein Portal, aus dem der Unbekannte heraustrat. Es waren keine fünf Minuten vergangen. Die Entsperrung im Raum wurde aufgehoben.
„Offensichtlich sind wir ihn diesmal los?“ fragte Zail. Der Unbekannte nickte. Als sie den nächsten Raum betraten, wiederholte sich das Ganze Spiel nochmal. Sie waren erneuert eingesperrt. Etwas flog auf sie zu. Die beiden sprangen zur Seite. Das Ding flog zwischen ihnen durch und blieb in der Luft stehen. Ein Grinsen bildete sich auf dem Lippen des fliegenden Wesens.
„Ihr seid also meine Gegner? Ich scheine Glück zu haben. Es sind nur zwei.“ Freute sich Gentile.
„Wie es aussieht kennst auch du die Spielregeln.“ Der Unbekannte zog seine Waffe heraus. Gentile blickte zu dem Hüter und fragte sich, seit wann einer eine solche Waffe benutzte. Auch wirkte er äußerlich nicht gerade wie einer.
Der Ex Anführer dehnte sich aus und schoss auf den Unbekannten zu, der ihn mit einem Lichtstrahl empfing. Gentile lächelte und sauste einfach durch. Der Strahl prallte Wirkungslos von ihm ab. Hätte er die Macht des Umhangs gehabt, dann wäre jetzt seine Stärke um den Angriff angestiegen. Der Unbekannte konnte in letzter Sekunde reagieren und dem gigantischen Energiebündel ausweichen und schlug mit seiner Waffe nach ihm. Auch tat es ihm Zail gleich, der paar Wurfnadeln nach ihm schleuderte. Alles prallte wirkungslos an dem Energiebündel ab, der sich dann aufteilte. Der Unbekannte wurde von dem Angriff pulverisiert, während Zail ihm mit seiner Geschwindigkeit noch gerade so entkommen konnte. Gentile sammelte sich wieder und grinste dann zu Zail herabblickend. Es war nur noch einer übrig. Bevor er seinen nächsten Angriff startete, bemerkte er wie jemand neues erschienen war.
Der Ex Anführer drehte sich um und erkannte den Unbekannten, der nun wieder eine physische Form hatte. Er beschloss ihn vorerst zu ignorieren und sauste nun auf Zail zu. Dieser Typ war zwar unter normalen Umständen schneller als er, doch dafür konnte er tricksen. Er tauschte die Intensität seines Angriffes, gegen Geschwindigkeit aus. Nach Gentiles Einschätzungen würde sein Gegner ohnehin nach dem ersten Treffer hin sein. Sein Gegner blieb stehen und wich nicht aus, während der andere etwas rief. „Echotor.“
Zu spät erkannte Gentile, was sich vor ihm öffnete. Seine Geschwindigkeit war auf Maximum, weswegen er nicht abbrechen konnte. Noch bevor er hineinflog, löste sich Gentile einfach auf.
„Er ist verschwunden…“bemerkte Zail. Der Raum wurde dennoch wieder freigegeben. Zwar war der Kampf rein theoretisch nicht vorbei, doch Gentiles Tarntechnik löschte jegliche Existenzspur von sich. Offenbar ein Bug in Nors Spiel.
„Wissen ist Macht.“
Ein deutlich größerer roter Kreis bildete sich um sie herum. Der Kreis dürfte sich sogar über mehrere Räume erschrecken. Als der Unbekannte das Wissen über den Aufenthalt erhalten hatte, bildete sich ein Grinsen auf seinen Lippen. Gentile versteckte sich zwei Räume weiter. Seine Tarnung würde innerhalb der nächsten fünf Sekunden verfliegen. Er rief das Echotor nochmal auf. Die Schwäche dieses Ex Anführers war, dass er während seiner Tarnung nur eine eingeschränkte Orientierung besaß. Er würde das Tor nicht einmal bemerken, bis es zu spät war. Noch innerhalb der nächsten drei Sekunden wurde der ganze Raum in der sich Gentile befand von dem Tor verschluckt. Der Unbekannte steckte wieder seine Waffe ein. „Hoffen wir, dass er der letzte Gegner war.“
"Hoffst du das wirklich?", fragte Zail abfällig, "Er hat dich Hüter genannt und wenn ich mich nicht täusche sind das unsere Gegner."
"Dieser… Ort vermittelt einen falsch Eindruck von ihnen, für gewöhnlich sind sie deutlich überlegter in ihren Handlungen."
"Er ist kein Hüter!", erklang eine Stimme vom Eingang des Raumes aus.
Zail und der Unbekannte wirbelten herum, um zu sehen wie es aufflog und einen wirbelnden Strudel aus bunten Farben offenbarte.
"Seid ihr Nor?", fragte der Unbekannte ruhig.
Als Antwort schossen vier geisterhafte Ketten aus dem Strudel und schlangen sich um Arme und Beine des Unbekannten, bevor dieser reagieren konnte.
"Was bist du?!", donnerte die Stimme, "Ein Hüter jedenfalls nicht. Und diese körperlose Gestalt ist auch nicht die eines Hüters… Ein Geist, aber mit einer Macht jenseits der eines Hüters…"
Der Unbekannte zerriss die Ketten mühelos. "Eine notwendige Maßnahme, bei Kontakt mit einem höheren Wesen zerstört werden würde. Was mich zu der Frage führt: Was seid ihr?"
"Ich bin Nor!", antwortete die Stimme aus dem Strudel, "Und ihr-
"Es ist nicht nötig für euch zu antworten, denn WISSEN IST MACHT!"
Ein roter Kreis bildete sich unter dem Strudel.
"Und was werdet ihr tun mit diesem Wissen? Es verleiht euch keine Macht über mich, es lässt ich verstehen, warum ich tue was ich tue, aber helfen wird es euch nicht."
"Was war euer Handel mit den Beiden Geschöpfen, die ich vernichtet habe?", unterbrach der Unbekannte die Stimme.
"Vielleicht habe ich mich getäuscht. Ich sprach nur zu dem Wesen Himes, das sich Sion nennt. Ich erkannte den nutzen von euch Störfaktoren für die Erhaltung des Reiches, also entschied ich das eine Seite eures Konfliktes überleben sollte, wenn sie die andere auslöschte."
"Also?"
"Einer… ein Einzelner bleibt noch, den ihr vernichten müsst, doch ihn konnte ich bisher nicht hierherbringen, wenn er vernichtet ist sprechen wir über eure… neue Funktion."
Das Tor schlug zu.
"Also arbeite ich wieder als Auftragskiller." Zail wandte sich dem Unbekannten zu. "Wer und was seid ihr und vor allem was habt ihr vor."
"Ich bin-"
"Mir reichen eure rezitierten Verse nicht als Antwort, Geist!"

Sciz wich den auf ihn nieder schießenden Trümmergeschossen, in die sich der Schutthaufen, unter dem sein Feind begraben war, verwandelte, mit Windlauf im schnellen Zickzack Kurs aus, da jedes einzelne Geschoss seinen Windschild hätte durchschlagen können.
Die Silhouette seines Gegners, Gregorius, war schwach sichtbar in der Staubwolke, die in der Mitte der Leuchtturmspitze schwebte. Er stieß sich vom Boden ab und tauchte in die Staubwolke eine.
Seine Hand schnellte vor zu Gregorius Silhouette. "Zerfetze-"
"Schwerer Staub!"
Die Staubwolke stürzte auf ihn nieder und presste ihn zu Boden. Mit schmerzverzerrtem Gesicht blickte er zu seinem Gegner nach oben.
"Wie kann ein Wurm wie du es wagen einen der größten Krieger des Ostreiches zu verletzen.", knurrte Gregorius hasserfüllt und hob seinen Armstumpf an dessen Ende sich Trümmerteile zu einem riesigen Morgenstern verbunden hatten.
"Atemstoß!" Der Inhalt seiner Lungen explodierte aus seinem Mund auf Gregorius Gesicht zu, doch der Erd-Adept schob seine verbleibende Hand in die Flugbahn und blockierte den Angriff mit seinem Kraftschild.
"Du hättest dir die Luft zum Schreien aufsparen sollen. Schlagbeben!"
"Luftkissen!" Die Luft staute sich über seinem Rücken und begegnete dem improvisierten Morgenstern, beinahe wie ein festes Hindernis.
Die Erdbeben-Psynergie wurde zu früh freigesetzt und erschütterte die Luft mit solcher Wucht, dass sie Gregorius zurück warf. Sciz kämpfte sich durch die Staubmasse auf seinem Rücken, als diese nicht mehr von Gregorius Psynergie auf ihn gedrückt wurde und sprang auf seinen Gegner zu. Seine Klinge wurde von dem gepanzerten Unterarm von Gregorius intakten Arm zur Seite gedrückt, der seinen Fall stoppte und versuchte mit seinem, während des Sturzes teils auseinandergefallenen, Morgensternarm nach ihm zu schlagen. Scizs Faust traf die Wange des Soldaten mit solcher Wucht, dass dessen Gesicht zur Seite gedreht wurde. Mit dem Schwung des Schlages drehte Sciz sich um die eigene Achse und schwang seinen Säbel. Der Schnitt fegte über Gregorius hinweg und säbelte ihm die Spitzen einer Haarsträhne ab. Die Hand des Erd-Adepten schloss sich eisern um Scizs Handgelenk. Gregorius wirbelte herum und schwang Sciz an dessen Arm über ihn hinweg und rammte ihn seinen Trümmermorgenstern in einer simultanen Bewegung in die Magengrube. Alle Luft wurde ihm aus dem Körper gepresst, als er schmerzhaft auf seinem Rücken aufschlug und Gregorius sich mit seinem ganzen Körper auf die nun glücklicherweise stachellose Trümmerkugel warf und mit solcher Wucht in seinen Bauch drückte, dass es Sciz überraschte seine Wirbelsäule nicht bersten zu hören.
"Göttlicher Erdzorn!" Vier lodernde Säulen aus flüssigem Gestein schossen Ringsum den Jupiter-Leuchtturm in die Höhe und hüllten die Spitze in einen feuriges Rot. "Venuspfahl!"
Die vier Magmasäulen stieben zusammen und erkalteten zu wirbelnd zu einer gigantischen nach unten gerichteten Metallspitze, die in ihrer Beschaffenheit an einen Bohrer erinnerte und wenn sie hinabstürzte sich sicherlich von der Spitze aus durch mehrere Stockwerke des Leuchtturms schlagen würde.
"Schwerer Staub!", knurrte Gregorius ohne in seinem Angriff nach zu lassen, als Scizs Glieder durch den Luftmangel kraftlos zu Boden sanken. Der Staub des zerschmetterten Hauses wirbelte in vier Staubwolken über die Turmspitze und fiel auf die Arme und Beine des Wind-Adepten und hielt diese in Position.
Während sich sein Blick unter dem brennenden Schmerz seiner Lungen trübte erkannte Sciz, dass sich der Venuspfahl zu drehen begann.
"Möge dieser Speer dich in die Tiefen der Hölle stürzen!" Gregorius sprang von Sciz weg. Der Pfahl fiel.
Nach Luft schnappend, versuchte er aufzuspringen, doch der Staub hielt ihn in Position mit einem Brüllen blickte er zu dem Venuspfahl hinauf, der ihm wie in Zeitlupe entgegenstürzte. Als er nur noch Zentimeter von ihm entfernt war, setzte etwas helles sich über die Spitze hinweg und stieß ihn aus der Bahn. Der Venuspfahl wurde wie ein Streichholz von der Spitze gewirbelt, als er getroffen wurde. Ein großer leuchtender Löwe landete majestätisch auf der Turmspitze und verhaarte für eine Sekunde, bevor eine pechschwarze Kreatur aus purer Dunkelheit sich auf ihn stürzte. Eine Schockwelle aus Licht und Dunkelheit erschütterte den Turm, als sie die beiden Geschöpfe kollidierten. Gregorius wurde von den Beinen gerissen, aber rollte sich ab und kam wieder auf die Beine. Dennoch war erneut seine "Schwerer Staub"-Psynergie gebrochen und Sciz befreite sich aus seinen Fesseln.
"Windlauf!" Er preschte vorwärts auf Gregorius zu, der ihm den Rücken zugewandt hatte, bemüht sich anders als dieser nicht von diesen unglaublichen Wesen ablenken zu lassen.
Der finstere Panther riss den Löwen mit sich vom Turm.
"Hab dich!" Sciz führte seine Arme unter Gregorius Schultern entlang und stieß sich mit den Beinen vom Boden ab.
"WA- Du verdammter-"
"Zyklon!". Der Wirbelwind trug sie über die auf der Spitze verteilten Häusertrümmer hinweg und über Tewer, der noch immer Veränderungen am Turm vorzunehmen schien, bis sie über dem Leuchtfeuer schwebten.
"NEIN! ICH WERDE NICHT…", schrie sein Gegner.
"Sturmfall!" Und mit der Geschwindigkeit des Windes stürzten sie beide in den violetten Feuerball.
"… UNTERGEHEN! SCHLAGBEBEN!"

Reyon setzte mit einem Sprung auf die scheinbar leere Windtänzerin über. Leute der neuen Art folgten ihm schnell über Kristallbrücken wie die, die er bereits beim ersten Angriff verwendet hatte. Anscheinend hatte Rulk ihre Aufmerksamkeit wirklich gelungen auf sich gezogen. Wie konnte man das nur zu lassen, wenn man wusste, dass man verfolgt wurde.
Unerwartet hallte ein verzerrtes Brüllen über das Deck.
"Was?" Reyon wandte sich der Quelle zu und erkannte eine Reihe seiner Untergebenen vor der Tür die unter Deck führte. Ihre Körper waren bereits sichtbar entstellt von der Säure, die sich über sie ergossen hatte.
"Sie haben uns erwartet.", bemerkte Reyon, während er sich den Todgeweihten näherte, "Cryszara sicher mit den Übrigen das Deck. Der König wäre sicherlich nicht erfreut, wenn wir noch weitere Männer verlieren."
"Der hat wirklich das Kommando?", fragte ein Mitglied der neuen Art ungläubig.
Einen Augenblick später ging er nieder, als eine Klinge seine Brust durchbohrte.
"Ich verbiete diese Respektlosigkeit.", sagte Reyon in seinem undeutbaren Tonfall, bevor er seine in ein Schwert verwandelte Hand wieder aus dem Toten zog, "Ihr habt eure Befehle."
Er stieg über die fast völlig zersetzten Körper an der Tür hinweg und verschwand unter Deck.
Eine eiskalte Hand legte sich von hinten auf Cryszaras Schulter.
"Nach allem was ich für dich getan habe, Cryszara?", flüsterte Skrasas in ihr Ohr, "Verrat."
Augenblicklich ruhte die gesamte Aufmerksamkeit auf ihm.
"Mein Herr, ich…" Bevor ihr Satz geendet hatte schoss ein Pfeilregen vom Hang vor dem die Schiffe ankerten auf das Deck nieder und durchlöcherte die Abgelenkten von der Neuen Art an Bord der Windtänzerin, während jene an Bord des anderen Schiffes in Deckung gingen, bevor die zweite Salve auf ihres nieder regnete gingen diese jedoch in Deckung.
"Wir reden später…" Skrasas versetzte Cryszara einen Schlag mit der Handkante in den Nacken und sie brach zusammen.
*Hab jetzt eine Weile nicht mehr geschrieben, sry. Hab einfach zu viel um die Ohren gehabt. Versuche jetzt aber auch regelmäßiger zu posten. Hat mir irgendwie gefehlt ;D*

"Meine Güte, das Ding ist vielleicht hässlich.", murmelte einer von Reyters Soldaten, als sie über den Titan hinwegzogen und anfingen Kreise zu drehen.
"Konzentration. Offenbar hat es uns noch nicht wahrgenommen. Entweder das, oder es interessiert sich nicht für uns. Vielleicht ist es ferngesteuert. Finden Sie das raus.", befahl der Kriegsherr kühl und betrachtete den Koloss unter ihnen mit neugierigen Augen.
Einen solchen Elementriesen zu erschaffen kostete im Allgemeinen zu viel Psynergy und außerdem waren sie zu anfällig für gegen Angriffe, um wirklich effektiv zu sein. Deshalb wurden sie im Galatanischen Krieg fast nie eingesetzt. Aber dieser hier war etwas ganz anderes. Er spürte es deutlich.
Sein Windadept, der sich gleich an die geistige Sondierung gemacht hatte, biss sich angestrengt auf die Zähne und verzerrte sein Gesicht.
"Es ist nicht wirklich ferngesteuert. Es... Was ist das? Das ist keine gewöhnliche Form von Psynergy..."
"Das interessiert mich für den Moment nicht. Können Sie es übernehmen?"
Der Adept löste die Verbindung und sah den Kriegsherr abschätzend an.
"Möglich. Wenn ich es schaffe dieses Psynergymuster aufzuschlüsseln, kann ich in seinen Geist eindringen. Momentan ist dieser Klotz nichts weiter als Hass, Zerstörungsdrang und Elementare. Das wird ein Kinderspiel, wenn keine neuralen Fallen hinterlegt wurden."
"Tun Sie es.", befahl Reyter. "Wir sorgen in der Zwischenzeit für ein wenig Ablenkung."
Seine Männer bestätigten ihn mit einem Schlachtruf und gingen hinter ihm in Formation. Reyter lächelte als sie in eine enge Kurve gingen und die Vögel in den Sinkflug gingen. Es war ein Weilchen her, dass er ein Ziel hatte, an dem er sich richtig austoben konnte.
"Auf gehts! Leuchteis!"
Drei mächtige Pfeiler aus Leuchteis wuchsen aus dem Boden und bohrten sich aus drei verschiedenen Richtungen in den Titanen, durchstießen seinen Körper und hielten ihn fest.
Der Titan brüllte. Es war ein ohrenbetäubender, befremdlicher Laut, der nicht annährend menschlich klang. Doch die Formation seiner Männer wankte nicht. Im Gegenteil, ihr Eifer nahm mit jedem Meter den sie zum Titanen zurücklegten nur noch zu. Als sie ihn erreichten donnerte ein Hagel von Psynergien auf die Brust des Wesens ein. Reyters schlug zuerst ein und öffnete einen großen riss, der von den nachfolgenden Psynergien nur noch vergrößert wurden. Das Brüllen wurde sogar noch lauter, so dass schon ein paar seiner Männer sich die Ohren zuhalten mussten, während ihre Wundervögel sich pfeilschnell wieder in den Himmel schraubten. Als Reyter wieder einen Blick nach unten warf, schloss sich die zähflüssige Magmamasse des Titanen über der Wunde.
"Zäher Bursche.", knurrte Reyter in grimmiger Bewunderung und setzte neu an.
Offenbar hatten sie nun seine Aufmerksamkeit. Mit einer plötzlichen Bewegung, der man so einer schwerfälligen Kreatur nicht zugetraut hätte, schleuderte es ihnen ein Magmageschoss entgegen. Reyter hob wortlos die Hand und schlug sie beiseite. Das Geschoss verließ seine Flugbahn abrupt und fiel auf den Titanen zurück, wo es kaum nennenswerten Schaden hinterließ. Als sie ihn fast erreichten riss es mit beiden Händen an einem der Leuchteispfähler, doch das bizarre Eis gab den mächtigen Magmahänden nicht ansatzweise nach. Kurz bevor sie die nächste Psynergysalve absetzten bildete sich eine Blase auf seiner Brust, die beim Platzen eine intensive Flammensäule auf sie spuckte. Reyters Wundervogel trällete und schoss einen kräftigen Glutstrahl, der die Flammensäule punktgenau traf und eine Explosion auslöste. Der Großteil seines Zuges musste wegen der Flammenwolke abdrehen. Reyter und drei andere durchbrachen sie an einer dünnen Stelle und setzten ihre Psynergy am gleichen Punkt ab. Das frische Magma spritzte noch leichter zur Seite, doch der Schaden war dieses mal deutlich geringer. Der Titan schlug nach ihnen, doch trotz seiner Gewandheit war er einfach viel zu langsam für die Wundervögel. Einer seiner Soldaten und sein Wundervogel hatten eine üble Verbrennung davongezogen, doch einen Augenblick später hatte Reyter sie geheilt. Einen Wimpernschlag später waren wieder alle in Formation, ohne das er auch nur ein Wort oder ein Geistleserkommando geben musste.
"Ich schlage vor, wir versuchen es mit einer neuen Strategie. Nehmt Euch seine Beine an den Kniekehlen vor. Zumindest da wo sie sein sollten. Ich sorge für Deckung."
Die Männer bestätigten und lösten die Formation auf, um sich in Zwei Trupps zu gruppieren. Blitzschnell stießen sie wieder auf ihr Ziel hinab, bevor es sich richtig wieder orientieren konnte. Als es sie bemerkte war es fast schon zu spät, aber Reyter überließ nichts dem Zufall.
"Yumi, Emeralt. Schnappt ihn euch."
Ein Merkur- und ein Jupiterdschinn brachen aus Reyters Körper hervor. Der Merkurdschinn blieb auf halber Strecke zum Titan stehen und kreischte auf. Wie aus dem Nichts erschien eine monströse Hochdruckwasserwelle, die den Titanen einhüllte. Reyter hatte Yumi schon ganze Gebirgszüge verwüsten sehen. Unter den Dschinns einer der mächtigsten denen er begegnet war. Als sich das Wasser legte, konnte Reyter durch den Dampf sehen, wie das zähflüssige Magma zu einem brüchigem Gesteinspanzer abgekühlt war. Das machte es Emeralt noch leichter. Der seltsam anmutende grüne Jupiterdschinn blieb kurz vor dem Titanen zum Halt und spuckte ein ebenso grünes Netz aus, dass sich rasend schnell über den Giganten ausbreitete, als es ihn berührte. Die Energiefäden umspannten ihn nur für drei Sekunden, aber hielten ihn dafür komplett bewegungsunfähig. Das war mehr als genug.
"Links!", rief einer seiner Männer und beide Gruppen flogen die linke Kniekehle von verschiedenen Richtungen an und belegten sie mit ihrer destruktiven Psynergy. Das brüchige Gestein platzte wie Glas. Die Wucht des Angriffes reichte aus um das Bein abzusprengen. Der Riese stürzte jedoch nicht, da er noch an den Leuchteispfählern hing. Das Netz löste sich wie erwartet nach drei Sekunden auf. Ein donnerndes Brüllen übertönte den Triumphschrei seiner Soldaten, als der Titan unheilvoll den Arm hob.
"Rückfall!", schrie Reyter, als er sah wie unzählige rotglühende Flammenzungen aus dem erkalteten Gesteinspanzer drangen, doch die Wundervogelreiter waren noch viel zu nah dran.
Er leitete die Energie aus den Leuchteispfählern, die sich in gewöhnliches Eis verwandelten und unter der Hitze schlagartig zerplatzten und schmolzen.
"Leuchteis!"
Gerade noch rechtzeitig zog sich eine Eisbarriere hoch genug, um die Reiter vor einer Explosion abzuschirmen, die den gesamten Landstrich verwüstete. Sein persönlicher Schild flackerte auf, als die Hitzewelle über ihn drüber raste und auch sein Reittier versengte. Reyter heilte es augenblicklich und befahl ihm mit einem Zungenschnalzen auch zurückzufallen.
"Neu Formieren! Neu formieren!", rief er und stieg mit seinen Soldaten in weite Höhen auf, außer Reichweite des Koloss.
"Junge, junge, was für ein Rumms...", bemerkte einer seiner Soldaten, als sie zum ihm aufgeschlossen hatten.
Sie betrachten ihn für eine Weile aus der Höhe dabei, wie der Titan sein Bein regenerierte und offensichtlich in der Überzeugung seine Gegner vernichtet oder verscheucht zu haben setzte er seinen ursprünglichen Weg fort.
"Monster...", murmelte Reyter und wandte sich seinen Soldaten zu, die mit ihren Vögeln um ihn herum versammelt auf der Stelle schwebten. "Wir haben es allen Anschein nach mit einem völlig neuen Typen der Psynergy zu tun. Das Biest ist stark resistent gegen unsere Psynergy, sowohl auch Dschinnkraft. Irgendjemand eine Idee?"
Der Windadept meldete sich zu Wort.
"Ich konnte ein wenig von dieser Form entschlüsseln und einen groben Blick auf seinen Geist werfen. Offenbar handelte es sich ursprünglich bei diesem Ding tatsächlich um einen Menschen."
"Was? Ein Mensch?"
"Kaum zu glauben..."
"Das dachte ich mir.", erwiderte Reyter lediglich.
"Da ist noch mehr. Es war ein Adept, dem eine weitere Kraft hinzugefügt wurde... Und ich habe einen Namen. Vielleicht kennt ihr noch Kehlan vom Drachenclan?"
Ein undeutbarer Schatten huschte über Reyters Gesicht.
"Natürlich. Er ist unter anderem für das Massaker in Glenfirr verantwortlich."
Er blickte nach unten, wo der Titan seinen Weg fortsetzte.
"Das ist also Kehlan vom Drachenclan? Nun seht ihn euch an. Er ist offenbar das geworden, was er sich am sehnlichsten gewünscht hat: Eine Bestie der Zerstörung. Zeit seiner Qual ein Ende zu machen."
"Wie ist der Plan, Kriegsherr?"
Er überlegte einen Moment.
"Wer hat Ebonsäure in seiner Ausrüstung?"
Die Soldaten gingen ihre Vorräte durch. Insgesamt kamen sie auf sechszehn Phiolen.
"Gut. Gebt sie mir.", forderte er sie auf und fing eine Phiole nach der anderen geschickt auf.
"Wie gehen wir vor?", fragte der Mann nochmal.
"Dieses Mal gebt ihr mir Deckung. Sichere Entfernung."
Der Kriegsherr straffte sich und drehte seinen Wundervogel um.
"Ich übernehme das."
Mit einem Aufschrei stürzte sich sein Wundervogel auf den Titanen in die Tiefe.

Ein wenig Ehrfurcht verspürte er schon. Von Furcht ganz zu schweigen. Garm überprüfte tatsächlich sein Aussehen in einer Pfütze, um noch ein paar Sekunden herauszuschinden. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Was wenn Melfice ihm nicht glaubte? Er brauchte ihn nur zu verärgern und sein loses Mundwerk war nicht gerade die beste Voraussetzung für einen netten Plausch. Er überprüfte schon zum sechsten mal alle verdächtigen Ebenen, aber er täuschte sich nicht. Melfice war direkt voraus.
"Na schön. Machen wir uns ein paar Freunde."

Melfice wandte sich von seiner halbverspeisten Beute auf und hielt inne. Er spürte, dass sich jemand näherte.
"Sehr scharfsinnig.", kommentierte eine gelassene Stimme hinter ihm und ließ Melfice herumfahren.
Ein Hundedämon mit blutroten Fell und gelbleuchtenden Augen schritt seelenruhig hinter einem Busch hervor und hielt auf Melfice zu.
"Was willst du? Du bist keiner meiner Dämonen. Bist du auch geschickt worden, mich zu vernichten?"
Garm blieb im sicheren Abstand zum Halt und hockte sich hin.
"Überraschung: Das wurde ich tatsächlich. Aber ich werde es nicht tun."
Melfice lachte.
"Einen Befehl deines Meisters verweigern? Was, widerspricht das nicht der Natur eines niederen Dämonen wie dir?"
Garm sah ihn beleidigt an.
"Würde es. Aber mein Meister hat einen Fehler bei seiner Beschwörungsformel gemacht. Ein Anfänger. Leider wird er mich nicht entlassen, bis ich meinen Auftrag erfüllt habe."
"Oh?", machte Melfice und machte einen angriffslustigen Schritt auf ihn zu. "Und du glaubst jetzt du kannst es mit jemanden wie mir aufnehmen?"
"Nicht einmal im Traum!", rief Garm aus und senkte seinen Kopf unterwürfig. "Ich bin nicht hier um dich zu bekämpfen. Ich bin hier um Euch zu unterstützen."
"Für wie dumm hälst du mich eigentlich?", fragte Melfice den Hundedämon, doch er amüsierte sich zu sehr um ihn mit einer blitzschnellen Attacke zu zerfetzen.
"Ich bitte Euch, großer Melfice. Eure Grausamkeit ist unter den Dämonen weit bekannt! Meine Motive sind rein und edel... Naja, eigennützig vielleicht auch, aber ich möchte Euch gewiss nicht schaden."
Melfice grinste hämisch.
"Tatsächlich..."
"Selbstredend!", pflichtete Garm ihm bei.
"Nun, du sagst du willst mich unterstützen, aber ich glaube eher ich soll etwas für dich tun. Lass mich raten, ich soll deinen Meister töten?"
Garm grinste angespannt.
"Ah, Ihr durchschaut mich wie Luft. Das wäre natürlich spitze. Leider war der Teil seiner Beschwörung astrein, ich kann dir also nichts über ihn verraten. Nein, ich fürchte darauf musst du selber kommen. Natürlich vorausgesetzt Ihr hättet die Güte..."
"Ich habe für so etwas keine Zeit.", erwiderte Melfice und zuckte nervös mit seinen Klauen, als konnte er nicht erwarten wieder damit etwas zu zerreißen.
Zu seiner Freude konnte er sehen, dass es dem Dämonen nicht entging.
"Ah... Schade. Aber Ihr könnt mir dennoch vertrauen, hört Ihr? Ich stelle mich sogar vor! Mein Name ist Garm. Ich erbaute den Turm von Erred innerhalb von zwei Tagen, ich bin bekannt als der Zerstörer von..."
"Jaja, schon gut.", brummte Melfice, doch er musste zugeben er war beeindruckt. Wenn ein Dämon seinen wahren Namen aussprach, dann erfüllte eine sanfte Vibration die Luft, die nur Dämonen selbst wahrnehmen konnten. Der Dämon, Garm, hatte ihm tatsächlich seinen echten Namen genannt. Nicht dass Melfice als Dämon damit etwas anfangen konnte, aber er könnte es genausogut dem erstbesten Dämonenmeister verraten, der Garm zu seinem ewigen Sklaven machen konnte. Entweder war er erstaunlich dumm oder er meinte es ernst.
"Nun, Garm... Wie willst du mich unterstützen? Ich bin drauf und dran mein Werk zu vollenden. Auch ohne deine Hilfe."
"Ich gebe zu ich weiß nicht einmal genau, was Ihr hier in Mirnuzar überhaupt wollt Mirnuzar. Ich weiß nur dass meine Beschwörer gewaltig Angst davor haben und extra einen Insider wie mich schicken, um Euch zur Strecke zur bringen. Oh ja, die stellen sich das wirklich so leicht vor. Nein, aber wenn Ihr wirklich schon so kurz davor steht, interessiert es Euch vielleicht was ich Euch zu sagen habe. Eure Feinde sammeln sich, um Euch zu zerstören."
Melfice sah Garm durchdringend an.
"Sprich."
"Nun... ich muss ein wenig ausholen. Ich bin auf meiner Faullenzerreise durch Mirnuzar mit meiner Scheinmission Euch zu jagen in ein paar Typen gerannt die sich Meister der Kampfkunst nennen. Offenbar hatten sie Wissen um Wege euch zu vernichten. Da sie mir selbst an die Substanz wollten, einer von denen hat leider ein privates Interesse an mir, nicht so wichtig, lockte ich sie mit dem Angebot Eure Exzellenz gemeinsam eine Falle zu stellen. Gutgläubig wie diese Trottel sind, willigten sie ein. Kaum zu fassen, ehrlich..."
"Komm zum Punkt. Was können sie mir, dass es so wichtig ist mich darüber zu informieren?"
Garm zuckte zusammen.
"Och, gar nix eigentlich. Seht, Meister Melfice, diese Jungs wollen, dass ich Euch zu ihnen locke, damit sie Euch überfallen können. Dieser Ort ist tot in der Psynergy und wird Euch schwächen... Aber die auch. Der Ort ist voller Antidämonenfallen die ich aufgestellt habe... Die niemals anspringen werden wenn ich es nicht möchte. Und letztenendes: Ihr kennt jetzt die Falle von der die denken dass es eine Falle ist... Also ist es keine Falle mehr. Jedenfalls nicht mehr für die, das steht fest. Ich habe sie extra hingehalten, damit Ihr Euch stärken könnt, denn offenbar hattet ihr einen schweren Kampf hinter Euch."
"Ich sehe immer noch keinen Grund, wieso ich da hingehen sollte.", antwortete Melfice. "Sollen die doch verrotten. Ich habe meine Ziele fast erreicht. Sie können mich gar nicht aufhalten."
"Nun, wer weiß? Dieser Loghain scheint noch einen Plan in der Hinterhand zu haben..."
Garm bemerkte wie Melfice sich fast unsehbar verkrampfte.
"Loghain? So so..."
"Ich für meinen Teil hielt es für angebracht, Euch zu fragen ob Ihr mir helft sie zu erledigen."
"Du willst sie töten?"
Garms Blick wurde kalt.
"Ja. Einer von ihnen... Ein Mensch in Tigergestalt, hat unzählige Geister als Sklaven. Und jene zwei die bei ihm sind betrachten mich auch nicht weiter als einen Köder, den sie vermutlich guten Gewissens opfern können. Ich möchte Eure Feinde vernichten, Melfice. Mir ist gleich, was Ihr mit Mirnuzar anstellt, hauptsache Ihr reißt so viele Menschen ins Verderben wie möglich. Ich habe genug von diesen Kreaturen, die uns versklaven und sich dann auch noch für etwas viel Höheres halten als wir. Aber diesen Mann in Tigergestalt... Ich möchte ihn so sehnlichst die Kehle aufreißen, dass ich mich kaum beherrschen kann." Seine Krallen gruben sich in den Boden. "Wie ich sagte, meine Motive sind edel. Lieber die als wir. Ich könnte mein Gewissen reinigen und Ihr könntet Eure Feinde mit einem Schlag vernichten. Was sagt Ihr, Herr?"

~"Was? Wiederholt das!", forderte Saitu den Mann auf, der die Negationskammer bewacht hatte.
"Ist das wirklich nötig? Saitu, sie kommen! Das heißt, wenn man diesem Mann trauen kann."
"Wo ist der Gefangene? Ich möchte mit ihm sprechen!"
"Das wird nicht gehen. Ich habe ihn niedergeschlagen.", sagte der Mann mit unbekümmerter Stimme.
"Ihr habt was?!"
"Ja... Er ist frech geworden, außerdem hat er gesagt ich solle es tun. Liegt wieder in der Negationskammer, fast nackt. Ich wollte sichergehen, dass er nicht noch mehr Ausrüstung irgendwo versteckt hat."
Saitu schürzte die Lippen, sagte jedoch nichts. Skrasas verbarg ein amüsiertes Lächeln.
"Also haben sie uns trotzdem gefunden. Was machen wir jetzt?", wollte er wissen.
"Wir-", begann Saitu, wurde aber von Trems unterbrochen, der auf sie zueilte.
"Ich habe eine Idee. Wenn ihr gestattet..."
Saitu verbiss sich einen Kommentar und nickte.
"Sicher, fahr fort."
"Wir machen das was wir ursprünglich vorhatten wenn sie auftauchen... Aber wir benutzen auch Windertänzerin 2.", schlug der Junge mit breiten Grinsen vor.
Saitu und Skrasas sahen ihn verständnislos an.
"Windtänzerin 2? Saitu, was ist das?"
"Ich habe keine Ahnung.", gab Saitu offen zu.
Trems rollte genervt mit den Augen.
"Das nenn ich Vergesslichkeit. Du weißt schon, das Ding was Sazael für unseren Diebstahl des Venussterns gebaut hat. Er hat es eine Woche später wieder abgeholt und hier eingelagert. Wir haben es nur seither nie benutzt, weil es Reyters Truppen zu leicht durchschauen konnten, da sie die Windtänzerin von der Kopie unterscheiden können. Aber diese Typen haben unser Schiff nur einmal gesehen. Verräterische Energiesignaturen können sie auch nicht feststellen, schließlich sind wir in der Devouras-Kurve"
Saitus Erinnerung kehrte zurück. Dennoch zweifelte er.
"Dieses Ding hat aber keine Flügel."
Trems grinste noch breiter.
"Das ist ja das Gute daran. Ich weiß einen Weg, wie wir das umgehen können. Holt mir das Ding nur aus dem Lagerraum, ich erledige den Rest."~

Saitu fühlte sich unwohl bei dem Anblick wie er und die Hälfte ihrer Crew die augenscheinliche Windtänzerin mit einem Hagel aus Pfeilen überzogen. Sie hatten den Köder ausgelegt und die echte Windtänzerin an einem Ort versteckt, den das feindliche Schiff nicht erreichen konnte.
"Hoffentlich knallt ihr diesen alten Sack nicht ab.", murmelte Trems, der neben einer Kiste mit sehr gefährlichen Brand- und Säurebomben hockte und den Inhalt auf das Feindschiff abwarf. Wenn sie mit etwas anderen außer Pfeilen auf die falsche Windtänzerin feuerten, dann würden sie zu schnell verraten, dass es sich um eine Fälschung handelte. Deswegen hatten sie auch Fallen eingebaut, um die Lüge noch glaubwürdiger zu machen.
"Skrasas kann auf sich aufpassen. Wir sollten uns besser bereithalten, wenn sie das Gegenfeuer eröffnen."
"Wenn sie das tun, laufen sie Gefahr den Klippenhang abzusprengen, der ihr Schiff begraben wird. Naja, was wir ja so oder so vorhaben.", sagte Trems und zuckte mit den Schultern. "Ist schon jemand unter Deck gegangen?"
Saitu nickte. Wenn seine Augen ihn nicht getäuscht hatten, dann war es sogar der gleiche Anführer wie beim letzten Mal gewesen. Reyon. Wenn man bedachte was Paka mit ihm angestellt hatte, kam Saitu nicht umhin seine Zähigkeit zu bewundern.
"Dann sollten wir die Party lieber sprengen, bevor er bemerkt, dass alle Quartiere und Kammern leer sind."
"Wir müssen warten. Skrasas ist noch nicht hier."
"Nicht ganz richtig, ich bin hier.", antwortete eine Stimme hinter ihnen. Skrasas ließ eine Frau vor sich auf den Boden fallen, die er unter dem Arm getragen hatte. "Und ich habe was ich wollte. Lasst euch von mir nicht aufhalten."
Das ließ sich Saitu nicht zweimal sagen. Er zielte sorgfältig und schoss mit einem mannshohen Eisklumpen die Fahne vom Mast der falschen Windtänzerin. Das Schiff regierte und begann unter einem goldenen Funkenregen in sich zusammenzuschrumpfen. Die übrigen Eindringlinge sahen sich gezwungen von Bord zu springen, da sie ihr Schiff nicht mehr erreichen konnten. In diesem Moment erholte sich das Feindschiff aus seiner Ohnmacht und erwiderte das Feuer.
"Okay, das reicht. Wir ziehen uns zurück!", befahl Saitu.
Er und Trems gingen als letzter.
"Wohl bekomms!", murmelte Trems als er eine giftgelbe Phiole aus seiner Brusttasche zog und auf den Klippenhang warf.
Der Inhalt reagierte mit den restlichen platzierten Sprengsätzen und ließ ihn explodierten. Dann zogen auch sie sich zurück.

Eine halbe Stunde später stand Reyon auf dem Hang. Er kochte vor Zorn. Von hier oben betrachtete er den Schaden, den der Erdrutsch an ihrem Schiff angerichtet hat. Nicht nur, dass von der Windtänzerin und ihrer Crew jede Spur fehlte, sie hatten erhebliche Verluste hinnehmen müssen und ihr Schiff ging für die nächste Zeit nirgendwohin. Selbst wenn sie es schafften alle Trümmer von ihrem Schiff zu räumen und alles zu reparieren, machten die Trümmer in den engen Wasserstraßen der Devouraskurve ein Weiterkommen oder einen Rückzug unmöglich. Und dank der Beschaffenheit des Geländes konnten sie auch nicht einfach losfliegen. Sie saßen fest. Das würde dem könig gar nicht gefallen. Er hatte sich noch rechtzeitig befreien können, bevor ihm das falsche Schiff beim Schrumpfen in seinem Inneren zerquetschte. Alles was von der Attrappe übrig geblieben war, war eine mit Psynergyleitungen überzogene Holzkiste gewesen. Ein Spielzeug! Ein aufblasbares Schiff, wenn man so wollte. Reyons Wut nahm mit jeder Sekunde zu. Wenn er sie je erwischte...
"Herr, wir haben etwas!", rief einer seiner Männer, die den Hang untersuchten.
Reyon ging mit festen Schritten zu ihm und begutachtete die Entdeckung des Mannes. Ein schmaler Felsspalt, gerade groß genug dass ein Mensch durchpassen würde.
"Sie müssen hierdurch geflohen sein. Sehen Sie die Spuren?"
"Ja... das muss es sein...", murmelte Reyon.
"Soll ich einen Suchtrupp zusammenstellen?"
"Nichts überstürzen!", fuhr Reyon den Mann an. "Die Devouras-Kurve wird nicht nur wegen ihren engen Wasserstraßen 'Labyrinth des Todes' genannt. Dieses Tunnelsystem ist gewiss noch weit verzweigter. Offenbar kennen sich diese Hunde hier bestens aus. Wenn wir da reingehen, könnten an jeder Ecke ähnliche Hinterhalte lauern, wie der den wir gerade erlebt haben."
Der Mann sah ihn betreten an.
"Und... was tun wir dann?"

"Herrin!", rief Zaar als er die Tür aufstieß und sich nach Oviir in der Kammer umsah.
Er fand sie am anderen Ende des Beratungszimmers über einen Kommunikationskristall sitzen. Offenbar war sie gerade fertig, denn das Leuchten des Kristalls verschwand und sie stand auf um sich ihm zuzuwenden.
"Was gibt es?", fragte sie ihn forsch.
"Auf der Turmspitze ist ein heftiger Kampf ausgebrochen! Die Grauengarde hat keinen Zugang, da der Eingang mit Trümmern versperrt ist.", berichtete er hastig.
"Ist mir aufgefallen.", erwiderte sie kühl und deutete auf das Fenster. "Vor wenigen Augenblicken ist ein ganzes Haus hier hinaufgeschwebt. Egal wie sie das anstellen, aber kriegen Sie das irgendwie in den Griff! Sonst wird von Scharfrichtergipfel nichts mehr übrig sein, dass dieser Gigant zerstören kann. Ich schließe mich Gray und der ersten Gruppe an. Ihr helft Gruppe vier bei der Evakuierung der Stadt."
"Jawohl, Herrin!", rief Zaar aus. "Bevor ich gehe... Mit wem habt ihr gesprochen?"
"Ich habe lediglich Hilfe gerufen.", antwortete Ovirr, als sie ihre Waffen anlegte. "Reyters Leute werden bald da sein, dass heißt Paka und seine Leute können nicht ewig bleiben. Die Graue garde tut ihr Bestes, aber wir haben es hier mit Monstern zu tun, die offenbar ein ähnliches Kampfniveau haben wie dieser Kehlan. Ich kann von niemanden Verlangen sich ihnen in einem offenen Kampf zu stellen. Deshalb habe ich nach jemanden geschickt, der kein Mitglied der Sternenwache ist aber in der Lage uns zu helfen."
"Wen?"
Sie sah ihn vielsagend an.
"Cerro."
Zaar brauchte einen Moment zu realisieren, was sie gesagt hatte.
"Cerro, Herrin...? Haltet ihr das für eine gute Idee?"
"Ja. Der Preis für seine Hilfe ist ein geringerer als der den wir zahlen müssen, wenn wir den Kampf nicht bald beenden."

"Widerstand? Keine Sorge, soweit muss es nicht kommen. Ich wollte ohnehin eben nur meine Crewmitglieder einsammeln und dann abhauen. Also wenn du mich entschuldigst..."
"Moment, Käpten!", warnte das Mädchen und richte ihren Stab auf ihn aus. "Ich mache keinen Spaß. Ich habe zwar schon von Eurer Art gehört, aber ich fürchte wenn ihr mich nicht bald ernst nehmt wird noch wer ernst zu schaden kommen. Ich bezweifle, dass Ihr in Eurem Zustand mir etwas anhaben könnt."
"Da hat aber jemand seine Hausaufgaben gemacht. Ich habe mich schon gefragt, wieso ein Früchtchen wie du dich ganz allein dem mächtigen Paka und der Verfluchten stellst."
"Ich weiß sogar noch mehr.", fuhr sie fort. "Auch wenn es nicht bewiesen wurde sind diese Wasserbehälter die ihr tragt alles, was euch überhaupt erlaubt aufrecht stehen zu können. Ich muss sie nur aufbrechen, dann könntet ihr sterben."
Pakas falsches Lächeln nahm eine Spur von Unbehagen an.
"Interessant. Und ich dachte immer ich trage dieses Gehänge aus modischen Gründen. Ist das heute etwa nicht mehr angesagt?"
"Ich warne Euch zum letzten Mal, lasst die Spielereien sein. Also wieso legt ihr nicht Eure Waffe nieder, bevor ich noch einen von den beiden ernsthaft Verletzte. Wie wäre es mit der Frau? An einer Unberührten wie ihr, hat Reyter sich kein Interesse..."
"Hey, hey, jetzt mal langsam. Ich soll die Spielereien lassen? Du bist doch diejenige, die mich mit einem Lächeln auf dem Lippen bedroht."
Sie lächelte noch breiter.
"Wieso auch nicht? Schließlich obliegt es dem Jäger, und nicht dem Gejagten, mit seiner Beute zu spielen."
"Stimmt auch wieder. Aber wenn man es mit uns zu tun hat, kann man nie sicher genug sein wer die Beute ist."
Pakas falsches Lächeln verschwand und seine Augen sanken ein, was ihm eine bedrohliche Ernsthaftigkeit verlieh, die das Mädchen niemals erwartet hätte.
"Unterschätze die Crew der Windtänzerin nicht, Kindchen."
Die Augen der Silkanas wurden groß und sie warf sich zur Seite. Sie schaffte es nicht ganz den Hieb des Stabes auszuweichen und krachte mit ungewollter Wucht gegen die Wand des Korridors.
Unmöglich! Wieso steht sie schon wieder?, fragte sie sich und schoss noch eine ungezielte Lichtpsynergy in die ungefähre Richtung des Angriffs. Rangi wich beim Nachsetzen der Psynergy ohne langsamer zu werden aus und schwang den Kampfstab erneut. Er traf das Mädchen in der Magengrube und schleuderte sie quer durch den Korridor, wo sie sich krümmend für einen Moment liegen blieb.
"Nicht wahr, Rangi?", fügte der Käpten wieder mit einem Lächeln an, als wäre nichts geschehen.
Die hingegen ging jedoch nicht darauf ein.
"Käpten, ich würde vorschlagen dass Sie und Arilla den Rest von uns aufsammeln gehen, da uns die Zeit davon läuft. Ich kümmere mich solange um die Dinge hier und schließe bald zu euch auf. Wir treffen uns spätestens am Ausgangspunkt."
Paka wusste dass es keinen Sinn hatte, Rangi zu widersprechen.
"Na schön, dann machen wir es so. Ich zähl auf Euch Rangi.", sagte er und ging zu Arilla hinüber, deren Lichtfessel er mit einem Schlag seines Dreizacks zerteilte.
Kaum war sie befreit, wandte er sich Rangi ein letztes Mal zu und heilte ihre Platzwunde am Kopf, die sie sich beim Sturz zugezogen hatte. Dann wandte er sich um und eilte mit Arilla davon. Als seine Schritte verhallten wurde es still im Korridor.
"Nun? Bleibst du den ganzen Tag da liegen?", fragte Rangi eine Minute später.
Das Mädchen seufzte und erhob sich.
"Wie kann eine Unberührte es wagen... Wie hast du das gemacht?"
"Du hast mich verfehlt.", erwiderte sie knapp, ohne sie einen Moment auch nur aus den Augen zu lassen. "Du hälst zu große Stücke auf deine Kräfte. Man sollte sich stets vergewissern, dass das Ziel auch wirklich ausgeschaltet ist."
"Das wird mir nicht nochmal passieren. Was ist los? Greifst du mich nicht mehr an? Hast du Angst?"
"Wenn mich das verleiten soll mich in dein Lichtnetz zu bewegen, irrst du dich."
"Lichtnetz?", fragte das Mädchen und versuchte verwirrt und überrascht auszusehen.
Rangi wechselte in einem Sekundenbruchteil auf ihren Bogen und schoss ihn auf das Mädchen ab. Dieses riss den Stab hoch und das unsichtbare Netz aus Lichtfäden zog sich zusammen, zerteilte den Pfeil und zog sich in den Stabkopf zurück. Rangi verschwendete keine Sekunde und preschte vor, während sie im Laufen wieder auf ihren Stab wechselte.
"Bleib weg!", rief das Mädchen und schleuderte ihr erneut Lichtpsynergy entgegen, der Rangi mit einem eleganten Sprung entging.
Als sie in Reichweite war holte sie aus und schlug mit solcher Wucht gegen ihren Psynergystab, dass dieser ihr aus ihren betäubten Fingern gerissen wurde. Das Mädchen schaffte es gerade noch dem ersten Tritt auszuweichen, doch der zweite traf ihre Deckung und brachte sie aus dem Gleichgewicht. Ein weiterer Schlag von Rangis Stab erfasste sie an der Schultern und warf sie gegen eine Statue im Korridor. Bevor Rangi nachsetzen konnte, wich sie hinter die Statue in Deckung. Rangi bemerkte die Gefahr und wich ebenfalls ein Stück zurück, als ein Lichtstrahl das massive Gestein der Statue durchschlug und die Luft an der Stelle zerschnitt, wo Rangis Kopf eben noch gewesen war.
"Wie habt Ihr das gesehen?", fragte das Mädchen mit ungewollter Bewunderung.
"Ich habe nur die Augen danach offen gehalten."
Nun hatte sie ein Problem. Sie hatte eigentlich den Käpten festsetzen wollen, bis Reyters Truppen eintrafen, aber so wie es aussah war sie nun diejenige die aufgehalten wurde. Von einer Unberührten.
„Geist?“ Der Unbekannte lächelte, schüttelte jedoch dann seinen Kopf. Wenig später nahm er wieder die Form eines Menschen an. Er blickte zu Zail.
„Ist es denn so wichtig, wer ich bin? Das was ich vorhabe werdet ihr schon bald erfahren.“
„Das reicht mir immer noch nicht als An-“ er hielt inne. Genau wie der Unbekannte.
Beide blickten in die Luft, von dem einen gigantischen dunklen Meteorit runterfiel. Nicht sie waren das Ziel, sondern etwas in weiter Entfernung.
„Was ist das`?“ fragte stattdessen Zail.
„Wissen ist Macht.“


Isaac und Yudor waren der Katastrophe knapp entkommen, doch nun befanden sie sich in absoluter Dunkelheit. Der Meteorit etwas sehr eigenartiges auf sich gehabt. Als dieser die Erde berührt hatte, war es zerbrochen. Die Dunkelheit war aus ihr gekommen und hatte die Ganze Umgebung schnell eingehüllt. Eine Kreatur tauchte aus dem Schatten der Dunkelheit heraus.
„Einmal ein Verräter, immer ein Verräter. Nicht wahr Yudor?“ die bedrohlichen, roten Augen blickten zu dem Ex Anführer.
„Tynois?“ fragte Isaac ungläubig. Yudor hingegen schüttelte seinen Kopf.“ Nein, er ist es nicht. Verdammt… Sion. Wie?“
Die dunkle Seele lachte. „Glaubst du ernsthaft ich hätte dir nochmal getraut, nach deinem Verrat? Du hast mich, zusammen mit den anderen Anführern, verraten und dich MIR widersetzt, dem Willen der Finsternis!“
Die dunkle Seele trat näher ran. „Ich beherrsche nicht nur Funara. Aber es ist richtig. Mein Hauptgeist ist in ihr. Jedoch habe ich eine geheime Sicherung getroffen und es von dir geheim gehalten.“
Sion lachte. „Mit Lunas und Gentiles Hilfe hatte ich einen kleinen dunklen Samen in Tynois implantiert. Wenn die Zeit reif war, brauchte ich ihn nur noch zu aktivieren. Sein Herz konnte der Dunkelheit nicht widerstehen. Er war böse. Nun steht er unter meiner Kontrolle, wie ein zweiter Körper.“
Isaacs Augen verfärbten sich rot. „Woher hast du diese Augen…?“
„Ich habe alle Kinder ihrer Augen beraubt und sie zu einem einzigen kombiniert. Tynois ist der Hauptaugenträger, weswegen seine DNA eine große Affinität zu den Augen besitzt. Auch wenn sie den Originalaugen nicht mithalten können, entspricht ihre Stufe ungefähr die der Stufe sieben oder sogar acht.“ Er grinste. “In anderen Worten – ihr habt keine Chance. Nun werde ich mir auch deine Augen holen, Isaac. Anschließend deinen Körper. Versteh mich nicht falsch. Ich häng an meinem alten Aussehen.“
Isaac und Yudor fluchten und gingen in Verteidigungsstellung. Die Augen der dunklen Seele leuchten auf.

Nor war die letzte Änderung nicht entgangen. Der Hauptgeist der dunklen Seele war immer noch bei ihm. Dann jedoch krümmte sich der Raum und ein neues Wesen trat hervor. Dann jedoch erkannte er ihn wieder – es war dieser Isaac. Es war merkwürdig, denn vor keiner Sekunde hatte er mit dem zweiten Körper Sions gekämpft. Wie war er so schnell hergekommen?
Der Blondschopf öffnete seine Augen und blickte mit intensiven, stechenden roten Augen zu ihm. Jedoch wandte er sich schnell von ihm ab und fixierte die dunkle Seele. Wortlos ging er mit langsamen Schritten auf ihn zu.
„Du bist nicht Isaac, aber wer bist du. Bleib sofort stehen. Eine solch intensive Energie… Die Energie der Welten?“
Er ignorierte ihn und trat immer näher an die dunkle Seele. Nor hatte genug und befahl seinem mächtigsten Golem ihn zu fangen. Das neue Wesen bewegte sich nicht. Kurz bevor der Golem ihn berührtem bildete sich eine blaue Aura um ihn und zerfetzte die Hand des Golems. Was war das für eine Aura? Es hatte die Stärke und Fähigkeiten des Golems komplett ignoriert.
Die blaue Aura verformte sich zu Tentakeln und schlug nach ihm. Jedoch wich der Golem geschickt aus und blieb in sicherer Entfernung stehen. Die Aura spaltete sich ab und bildete die Form eines Phönixes. Nor staunte, als der Phönix sogar über eine echte Seele verfügte, der auf dem Golem zuflog.
Aus irgendeinem Grund hatte die Geschwindigkeit des Golems enorm abgenommen. Er bewegte sich mit großer Mühe. Nor spürte Zeitmagie, kurz bevor der Golem durch den Angriff komplett vernichtet wurde.
Nor wurde wütend, als er merkte, dass der Schaden durch die Aura auf keiner Weise heilbar war.
„GIB MIR MEINE MACHT ZURÜCK!“ schrie die dunkle Seele.
Diesmal wurde die dunkle Seele ignoriert und der Mensch schaute zu Nor. „Mein Name ist Semih. Tut mir Leid wegen dem plötzlichen auftauchen und dem Kampf. Ich bin nur hier um persönliche Angelegenheiten zu klären. Ich habe nicht die Absicht euch zu verärgern oder in die Quere zu kommen.“
Nor musste überraschend feststellen, wie sein zerstörter Golem mit Hilfe von Zeitmagie wiederhergestellt wurde. Offensichtlich ein Friedensgeschenk von diesem Semih.
Semih blickte zu der dunklen Seele. „Deine Aura im Körper Funaras… ich habe euch erst vor kurzem wahrnehmen können. Irgendetwas Merkwürdiges geht hier vor.“
Durch einen Blick zu Funara könnte er in Erfahrung bringen, was sie durchlebt hatte. Zum ersten Mal wusste Semih, wie dieser Unbekannte Killer aussah. „Sucht ihn.“
Nor konnte es nicht fassen, als er tatsächlich wahrnahm wie das Portal zur Welten der Toten geöffnet wurde und das Siegel verschwand. Sechs Gestalten, die wohl Todessünden sein mussten traten heraus. Einer von ihnen trat lachend vor.
„Sollen wir uns wirklich hier solange Aufhalten, Meister? Xasaxas wird früher oder später merken, dass ihr den Vasallen bereits gefunden und ihn verraten habt.“ Merkte Invidia an.
„Tut was ich sage. Ich sehe die Existenzspur von Isaac und den anderen in der Luft. Sie sind noch frisch. Sie müssen sich hier aufhalten. Jedoch kann ich sie nicht wahrnehmen.“ der Anführer überlegte. “Meine schlimmsten Bestätigungen haben sich bestätigt. Dieser neue Feind muss im Besitz der silbernen Augen sein. Isaac muss sich also in seiner Nähe aufhalten.“
„Alles klar, Meister Semih.“ Die Todessünden verschwanden.
„Schau mich an Semih!“ Er schaute die dunkle Seele mit emotionslosen Augen an.
„Wir können wieder eins we-!“
Noch bevor er seinen Satz beenden konnte, sah er wie ein Seelenfressende, körperlose Gestalt sich auf seinen Körper stützte. Die dunkle Seele wollte seine Schatten zur Hilfe rufen, doch der Schatten gehorchte ihm nicht. Ein Blick auf Semihs linkem Auge verriet ihm, dass es Gold war. Sion war gezwungen Funaras Körper aufzugeben und trennte sich von ihr um der Attacke auszuweichen. Die Angreifende Gestalt verschwand wenig später auch schon.
„VERDAMMT!“ fluchte er. Tynois Körper erschien wenig später neben ihn, in der er mit seiner Hauptseele sofort eintrat. Noch bevor er mit ihm reagieren konnte, spürte er, wie zwei blaue Strahlen sich in seine Augen gebohrt und sie vernichtet hatten. Er war blind und hatte seine neuen verfluchten Augen verloren! „ICH HASSE DICH!“ schrie er. Die kalten Augen seines Gegners schenkten ihm kein Mitleid.
„Der Fakt das du Machtlos bist, wird von dir gehasst. Wie ist das Gefühl Machtlos gegen jemanden zu sein? Dieses Gefühl hatten die Leute, die du tyrannisiert hast, ständig.“
„Das wirst du bereuen!“ Sion schoss auf die bewusstlose Funara zu, welche jedoch vorher auflöste.
„Sie ist weg?“ fragte Nor ungläubig zu Semih blickend.
„Alles was sich hier befindet, auch deine Wenigkeit, können durch diese Augen in die Welt der Lebenden zurückkehren. Ob durch die Welt der Toten oder durch hier. Es gibt hier sogar einige Wesen, die ich zuvor schon zurückgerufen hatte. Ich selbst war vorher jedoch nie hier.“ Bevor er fortfuhr, erhielt er eine telepathische Nachricht von Invidia. Das war überhaupt nicht gut. Er musste dahin. Um Sion konnte er sich immer noch später kümmern.

Zwar war Sion verschwunden, doch sie hatten sofort einen neuen Gegner bekommen. Die Wucht der Lichtdetonation schleuderte Zail und Isaac davon. Sie waren ihm knapp entkommen. Der Unbekannte schüttelte seinen Kopf. „Du bist nicht mein Gegner Zail. Ich bin nur daran interessiert Isaac auszulöschen.“
„Wir werden es nicht zulassen.“ Die sechs Todessünden umzingelten ihn. Der Unbekannte, welcher momentan nur ‚menschlich‘ war lachte. „Sechs Todessünden? Wart ihr nicht einmal sieben? Das muss gewesen sein, bevor ich den einen vernichtet habe. Denkt ihr, eure Anzahl würde etwas daran ändern können?“
„Wir sollen dich nur aufhalten. Gleich wird Meister Semih sich persönlich um dich kümmern. Du wirst für deine ganzen Morde nicht unbestraft davon kommen.“

Die beiden Dämonen betraten die Stadt. Loghain, Dewan und Unarus trat ein Schritt zurück. Der Dämon grinste, während er seine Gegner sah. „Alles frische Meister die nur durch den Tod ihrer Meister aufstiegen.“
„Meister Trast ist nicht tot. Ich bin noch ein Schüler“ Knurrte Unarus.
Melfice lachte. Sein Blick ging zu Loghain. Tatsächlich waren keiner dieser drei eine ernsthafte Gefahr für ihn. Zumindest im Einzelkampf. Loghain war der effizienteste und gefährlichste, aber gleichzeitig auch der schwächste von allen. Melfice war sich sicher, dass er seine eigenen Pläne verfolgte. Was er auch vorhatte, Melfice hatte ihn mit einem plötzlichen Angriff gegen Ende zu töten.
Sein Blick ging dann zu Unarus. Er war nur ein Schüler. Zwar Recht stark, aber gegen ihn würde er nicht ankommen können. Der letzte Meister war sogar überraschenderweise momentan schwächer als Loghain. Dabei hatte er seine Kampfkraft ganz anders in Erinnerung gehabt.
Er schaute zu seinem ‚Partner‘. „Klär diese Narren auf, bevor sie sterben.“
Semih wurde von etwas unerwarteten getroffen - einem Faustschlag. Er wurde zu Boden geworfen wie ein gewöhnlicher Mensch. Ein Fuß setzte auf seiner Brust auf und ein ihm bekannter Drachenkopf aus Licht blickte auf ihn hinab.
"Talos?", fragte er verwundert, "Wenn du hier her kannst… Nein, du hast mich reingelegt."
"Deine Macht verkraftet der Ort nicht und die der Todessünden schon gar nicht. Du hättest uns alle vernichtet."
"Runter von mir!"
"Nicht das du da drüben ein Portal in die Welt der Toten hättest öffnen können. Und natürlich wärst du nicht einmal annähernd so leicht an den Ort gelangt wärst, wie du dir das vorgestellt hast." Talos trat einen Schritt zurück, sodass Semih sich problemlos aufrichten konnte.
"Dieses Wesen ist eindeutig hinter mir her."
"Ja, aber du wirst dich gedulden müssen bis er wieder hier ist."
"Nein!" Semihs Pupillen nahmen eine Sternform an. "Ich lasse ihn nicht länger tun was er will!"
"Keine Angst er kann nur in sehr abgeschwächter Form auf die Macht ewiger Wesen zugreifen, wenn er sich - und uns - nicht vernichten will, bis er wieder hier ist. Bis dahin hältst du die Füße still oder du erfährst, dass deine geradezu gottgleiche Macht nicht einmal annähernd genug ist um sich mit mir anzulegen, selbst in meinem geschwächten Zustand."
"Du versuchst mich einzuschüchtern?"
"Nein, Semih, ich spreche Fakten aus."

Yudor legte den Kopf schief. "Sion, ich weiß dich gibt es noch nicht allzu lange, aber ich nahm an du hättest Semihs Erinnerungen. Als er Mitglied der Gruppe wurde, war er das schwächste Mitglied und er besaß die neunte, wenn nicht zehnte Stufe, aller Augen zu diesem Zeitpunkt."
Tynois gigantische Gestalt hob einen Arm. "Und du die Macht des Mantels."
"Oh, ja, offengestanden hatte er mich ja nie erwählt. Nein, ich hatte mich seiner Erweckung verweigert, um genau zu sein."
"WAS?!", brüllte Sion gefolgt von einem Brüllen als zwei riesige Tausendfüßler aus dem Boden unter seinen Füßen hervorbrachen und sich mehrfach durch den Körper Tynois bohrten.
Sechs Beine und zwei Zangen brachen jeweils aus Isaacs und Yudors Körper hervor danach folgten Stachel und Schwanz, bevor sie vornüber fielen und sich gänzlich in Skorpione verwandelten.
Sion entfesselte einen Meteoritenregen, auf die Skorpione, da die Tausendfüßler sich noch immer durch seinen Körper fraßen, doch sein Angriff richtete auch gegen die Skorpione keinen Schaden an.
"Sei verdammt, Yudor!" Schattententakel brachen aus seinem Schatten hervor und brachen die Käfer mit brachialer Gewalt aus seinem Körper, doch bevor er für einen Gegenschlag ausholen konnte erfasste ihn eine Lichtdetonation von hinten und zersetzte Tynois Körper und Augen vollständig.
Der Unbekannte tötete die Beiden Skorpione mit zwei schnellen Hieben seines Schwertes. "Sie sind nicht hier?"
Zail hob genervt sein Schwert. "Es wird Zeit für eine nette kleine Unterhaltung."
"Davon würde ich abraten.", erwiderte der Unbekannte.

Der Kiefer des Titanen schnappte auf und ein Sturm glühender Luft explodierte aus seinem Mund. Reyter beschwor gerade noch rechtzeitig einen kühlenden Nebel um sich und sein Reittier, doch seine Psynergie war nicht schnell genug, um seine beiden Begleiter vor dem Hitzesturm zuschützen. Der erste Wundervogel stieß einen gellenden Schrei aus, als die Hitze das Fleisch vom Knochen trennte und das schöne Gefieder des Wesens in Flammen aufgehen ließ. Die Knochen platzten unter der unfassbaren Hitze und selbst die mit Psynergie gefertigte Rüstung verlor ihre Form. Sein Reiter hatte nicht einmal die Zeit gehabt den Angriff zu realisieren, bevor er ein ähnliches Schicksal teilte.
Der zweite Gefolgsmann des Kriegsherren lenkte sein Tier ab, und versuchte auf der Hitzewelle nach oben zu reiten, doch sie war zu schnell und verschluckte ihn eine Sekunde, bevor der schützende Nebel des Kriegsherren ihn erreichte.
Mit einem melodischen Ton holte das Reittier des Kriegsherren den Vogel ins Leben zurück, doch das Leben seines Reiters war verloren.
Während er seinen Tiefflug unbeirrt fortsetzte registrierte Reyter wie der Wundervogel mit der Leiche abdrehte. Dieses Monster würde es bereuen ihnen das angetan zu haben. Der Titan senkte seinen Kopf nach vorne und aus jeder seiner Schultern brach eine Magmafontäne hervor.
"Leuchteis!" Zwei Pfeiler aus leuchtendem Eis stürzten in die Fontäne und durchschlugen die Schultern des Titanen. ~Yumi, bereit?~
~Ja, gerade noch rechtzeitig.~
Der Merkurdschinn erschien abermals und ließ die Flutwelle erneut los, doch der Titan riss die Arme empor. Ein Zischen erklang, als das Leuchteis von der Hitze angegriffen wurde.
"Leuchteis!" Ein riesiger glühender Eiskristall bildete sich vor dem Reittier des Kriegsherren kurz bevor eine Flammensäule, um den Titanen entstand und die Leuchteissäulen in den Schultern des Monstrums zerbarsten. Die Flutwelle wurde in einer Sekunde zu kochenden Wasserdampf. Er erschuf noch mehr Leuchteis, um sich herum, als der Eiskristall brach und sein Wundervogel zu Asche verbrannte. Ein blendendes Leuchten drang jedoch selbst durch seinen neuen Schild, während er tiefer in die Flammensäule stürzte.
"N-NEIN!" Das Leuchteis zersplitterte. Sein persönlicher Schutzschild flammte auf, als die Flammen über ihm zusammenschlugen und ihm das Bewusstsein raubten.
Reyter kam nur einen Moment auf dem Erdboden wieder zu sich ein von seinem Dschinn beschworener eiskalter Nebel lag über ihm und kühlte die Luft gerade genug, dass sie nicht seine Lungen verbrannte. Sein teils von seiner Benommenheit und teils von dem Hitzeflimmern vernebelter Blick fiel auf den gigantischen, Fuß der Kreatur, der sich etwa hundert Meter vor ihm in das unter seiner Hitze schmelzende Gestein hinabsenkte.
Der Kriegsherr schüttelte vehement den Kopf, um seine Benommenheit zu vertreiben und blickte an dem Titanen hinauf. Durch den letzten Angriff des Koloss schien die Magmamasse, die Reyter für den Körper des Titanen gehalten hatte regelrecht abgesprengt worden zu sein und ein muskelbepackter unproportionaler Körper durch den gelb glühend Knochen schienen war enthüllt worden. Riesige dunkle Tätowierungen auf der Haut wurden durch das Licht des Körpers als Schatten auf das dampfende Umland geworfen.
Reyter blickte der nur noch abscheulicheren Kreatur entgegen, die ihn nicht einmal mehr zu sehen schien, während es das Bein zum nächsten Schritt vorschob.
Der Kriegsherr hob den Arm.
Eine Wasserfontäne sprengte brach aus dem Boden unter dem gehoben Fuß hervor und verdampfte und verdampfte Bei Kontakt. Der Fuß des Titanen setzte auf und sank in das von der Aqua-Sprengung geschaffen Loch. Der Titan kippte vorwärts, als er den Halt verloren hatte und hielt gerade noch das Gleichgewicht.
"Leuchteis!" Ein riesiger Speer aus Leuchteis wuchs unter Reyter aus dem Boden und schnellte auf den Kopf des ums Gleichgewicht kämpfenden Titanen zu mit dem Kriegsherren hinter der Spitze.
Die gewaltige Eiswaffe traf mit einem brechenden Geräusch auf den Kopf des Titanen und stieß ihn zurück. Lavaartiges Blut spritzte aus dem feurigen Koloss, während das Leuchteis zischend an Form zu verlieren schien.
Dieses Monstrum war tausendmal heißer als das Magma, das vor kurzem noch seinen Körper bedeckt hatte, aber dennoch ließ ihn der Treffer nach hinten stürzen. Wenn der Elementriese auf dem Boden aufschlug würde er durch seine enorme Hitze im schmelzenden Boden versinken und Große Mühe haben sich wieder aufzurichten.
Die Finger des Titanen bohrten sich in den Boden hinter ihm, als er seinen Sturz mit einer seiner Größe widersprechenden Beweglichkeit abfing. Die Kreatur sog die Luft ein. Reyter stürzte sich von dem schmelzenden Leuchteisspeer, bevor ein zweiter Hitzesturm wie der, der ihm seine Begleiter geraubt hatte aus dem Mund des Titanen explodierte. Der Titan stieß sich mit dem Armen vom Boden ab und stürmte eine Hand schwingend vorwärts. Reyter stieß seine Arme in die Richtung der Hand und ein Hochdruckwasserstrahl schoss auf die gigantische Handfläche zu. Aufgrund seines fehlenden Bodenhaltes drückte der Strahl ihn von seinem riesigen Gegner fort, doch dieser riss den Mund auf. Ein gewaltiger Magmaschwall ergoss sich über den Kriegsherren.
"Leuchteis!" Sein Körper wurde von einem Schild aus dem Eis überzogen, der fast einen Meter dick war, doch er zischte unheilvoll, als die Magmaflut ihn überspülte. Verzweifelt sandte er mehr Psynergie in das Eis um es zu stabilisieren.
~Es war also die richtige Entscheidung mich mitzubringen.~ erklang die Stimme eines Dschinns durch ihr Bündniss.
"CYRO!" Eine blaue Lichtkugel schoss aus der Brust des Kriegsherren in das Leuchteis wo, sie die Form eines Merkurdschinns mit Muschelkrone annahm, der Augenblicklich einen blauen Nebel aus dem Eis in das geschmolzene Gestein blies.
Eine kraftvolle Erschütterung zeugte von ihrer Kollision mit dem Boden.
"Das war knapp." Cyro kehrte erschöpft in Reyters Körper zurück.
"Es ist noch nicht vorbei." Mit einer Handbewegung löste er seinen Schild auf und riss mit einer Wasserfontäne ein Loch in den Berg aus erkalteten Magma, in dem er gerade gefangen war. Wieder in kalten Nebel gehüllt trat er hinaus. Der Titan machte mit einem Brüllen einen Schritt auf ihn zu.
"Hab ich deine Aufmerksamkeit, Monster." Der Kriegsherr hob die Hände. "Komm he-"
Er stürzte vornüber und schlug auf dem Erdboden auf. Er versuchte verzweifelt wieder aufzustehen, doch sein Körper hatte seine Grenze erreicht und rührte sich nicht. Der Titan näherte sich mit einem weiteren Schritt.
"Verd---" Er krallte die Finger auf das Gestein und versuchte sich hoch zu stemmen, doch ihm fehlte die Kraft. " Dann sehe ich wohl ob mein Schild wirklich so gut ist wie ich glaube…"
Ein gleißender violetter Lichtblitz überstrahlte für einen Moment das gesamte Gebiet. Ein Laut drang aus dem Mund des Titanen, dann drehte er ab, als hätte ihn das Licht an sein eigentliches Ziel erinnert.
~Cyro, was siehst du?~, fragte er seinen Dschinn erschöpft.
~mmh… Das Leuchtfeuer… es flackert merkwürdig… Ob das an der Manipulation die unsere Verbündeten erwähnten liegt? Oh.~
~Was?~
~Ich bin nicht sicher, aber ich glaube es schwebt höher, als gewöhnlich.~

"Ich habe euch unterschätzt.", sprach das Mädchen und wandte den Blick zur Seite, "Bei Kriegsherr Reyters Geringschätzung für eure Art hätte ich euch nicht für so fähig gehalten."
Rangi verschwendete keine Zeit mit einer Erwiderung und wechselte wieder auf ihren Bogen, während ihre Gegnerin noch zur Seite blickte.
Das Mädchen schob ihren Zeigefinger blitzschnell in die Flugbahn des Pfeils, der in unzählige feine Holzfasern zerplatzte. "Es ist mein erster Kampf mit jemanden, der keine Psynergie besitzt, weißt du." Rangi war bereits mit einem schnellen Schritt und ihrem Stab in der Hand neben dem Mädchen und schlug zu, doch der Stab des Mädchens blockte den Schlag. Sie ließ einen Hagel von Schlägen auf das Mädchen los, das blitzschnell zurücktänzelte, während sie ihren Stab locker in der Hand schwingend einzelne Schläge abblockte.
"Jetzt habe ich aber genug gesehen.", erklang die Stimme des Mädchens neben ihrem Ohr.
Im nächsten Augenblick sah sie die Decke und spürte den Boden unter sich ebenso wie eine lähmende Taubheit in jedem Muskel.
"Das waren schon fast 2% meiner Fähigkeiten.", meinte das Mädchen und ließ Rangis Kampfstab, den sie auf einmal in der Hand hielt auf deren betäubten Körper fallen, "Weiter geht’s!"
Rangi spürte wie das Bewusstsein des Mädchens sich ausdehnte und in ihr eigenes Eindrang, wo es sich in einem genauen Ebenbild des Leuchtturmkorridors wiederfand.
"Das… ist neu.", das Mädchen schien angestrengt zu überlegen, "Ah, das war es!"
Der geistige Arm des Mädchens schnitt wie eine Klinge durch den Vorhang ihrer widergespiegelten Eindrücke, der ihre Gedanken bedeckte. "Hab dich!", rief das Mädchen dann schwieg es für einen Augenblick, bevor es sich in einem Lachanfall schüttelte, "WIRKLICH? Ist das euer ernst, Rangi? Euer Käpten hat euch gerade zum Sterben zurückgelassen, wisst ihr? Wie absurd!"
Rangi funkelte das Mädchen böse an. Das Einzige was sie im Augenblick vermochte.
"Vielleicht sollte ich euch heilen und als Waffe gegen Kapaka einsetzen." Das Mädchen lies den Kopf ihres Stabes einen Zentimeter neben Rangis Kopf zu Boden fahren. "Nein, ich denke ich lasse euch hier einfach liegen. Kein Grund mir mit euch selbst die Hände schmutzig zu machen."
Im nächsten Moment war das Mädchen verschwunden.

Eine Reihe von Lichtschnüren schoss um die nächste Ecke und Arilla stürzte von ihnen umschlungen zu Boden.
"Arilla, das ist wirklich nicht dein Tag." Paka schwang seinen Dreizack, um die Fesseln wie zuvor zu durchtrennen, doch sein Schlag prallte auf eine Barriere, die ihn zurück warf.
Das rothaarige Mädchen trat um die Ecke von der der Angriff gekommen war. "Werdet ihr Rangi vermissen jetzt wo sie tot ist?"
Das machte blitzschnell einen Schritt zur Seite und entkam dem Dreizack, der sich zu ihrer letzten Position streckte und sich dann weiter verlängerte.
"Ihr habt was getan?!", fragte Paka von seinem Lächeln dieses Mal keine Spur.
"Die hier war nicht nur ein Werkzeug?", fragte das Mädchen, bevor es hoch sprang und auf dem Dreizackschaft landete. Dieser war von hinten auf Position zu geschossen, nachdem er sich in einer Kurve gestreckt hatte.
"Netter Trick.", meinte sie lächelnd, während sie am Kopf ihres Stabes Blitze sammelte, "Ich hab auch einen!"
Sie packte den Dreizack mit der freien Hand. Eine Sekunde später hatte er wieder seine normale länge und das Mädchen, das ihn noch immer festhielt direkt vor Paka. Er duckte sich blitzschnell unter dem geladenen Stabkopf weg, doch die Rothaarige schwang den Zeigefinger der Hand, mit der sie den Dreizack festgehalten hatte und ein dünner Licht fanden schoss aus der Spitze. Ein Behälter seines Halsschmucks wurde direkt zerteilt zusammen mit dem band, das das Gehänge zusammenhielt.
"Verdammt!" Er bekam gerade noch den letzten Behälter zu fassen, bevor er zu Boden fiel und seinen Inhalt über diesen verteilte wie die übrigen.
"Dürre!", pfiff das Mädchen, bevor sie Paka mit dem Stab einen leichten Stoß vor die Brust versetzte.
Der Käpten der Windtänzerin fiel dem Inhalt seines letzten Behälters beraubt rücklings zu Boden.
"Für den Fall das ihr das Bewusstsein verliert merkt euch: Mein Name ist Siera!", meinte das Mädchen noch immer lächelnd.
"Geh ich recht in der Annahme das wir die hier lebend wollen?", erklang eine ihm unbekannte Stimme. Schwere Panzerstiefel hallten über den Boden, bis ihr Besitzer neben Paka stand. Es war ein Mann in einer beschädigten schweren Rüstung und wildem braunen Haar an dessen Gürtel ein Morgenstern hing. Über seiner Schulter trug der Mann einen Menschen, den er unsanft zu Boden warf.
"Rangi…?", flüsterte Paka, als er sie erkannte.
"Gregorius?", fragte Seras Stimme entsetzt, beim Anblick ihres Verbündeten, "Wer hat euch das angetan?"
Die Züge des Mannes nahmen einen bitteren Ausdruck an. "Ich habe ihn unterschätzt. Das ist alles."
"Das war einer von Pakas Männern?"
"Ja, aber er und Augenklappe sind tot.", brummte der Mann, "Dennoch… Ich…"
"Ihr habt Tewer getötet?! UNMÖGLICH!"
"Er war mit dem Turmfeuer beschäftigt.", erwiderte Gregorius grimmig.
"Hat er unsere Manipulation entfernt?"
Gregorius schwieg. "Sagen wir das Leuchtfeuer verhält sich gerade ein wenig komisch."
"Was habt ihr getan?!" Sieras Hand schnellte vor. Eine Blitz flammte vor ihr Handfläche auf.
"Ich hatte keine Ahnung!", verteidigte sich der Hüne, "Ich konnte Tewer nur töten, wenn er damit abgelenkt war."
"Macht euch nützlich und passt auf diese drei auf, ihr Versager!", fauchte Siera und schleuderte mit einer schnellen Handbewegung den Dreizack zu ihrem Verbündeten der ihn unbeholfen mit seiner verbleibenden Hand auffing.
"Unterschätzt die hier nicht wie den Letzten! Wenn der Kriegsherr früher, als erwartet eintrifft sagt ihm ich sei auf der Spitze!" Siera löste sich in Luft auf.
Die Faust traf in Cordills gewaltige Magengrube. Eine Windhose schoss durch Cordill hindurch und Blut spritzte ihm aus dem Rücken.
Die Windhose schoss in einem Bogen aus Cordills Rücken und erfasste Auge.
Die scharfen Winde ritzten Auges Haut auf und schleuderten ihn in die Kabinenwand des Schiffs, wo er reglos stecken blieb.
Calixtus atmete unbeeindruckt aus.
„Diese Wunden habe ich von Anarath von den Anemnos. Und in diesem einem Schlag steckte sämtliche Psynergie die er hier übrig gelassen hatte. Macht euch jetzt selber ein Bild von seiner Stärke.“
Cordill stand bewegungslos vor Calixtus und rührte sich nicht. Seine Augen aber, folgten Calixtus mit vollster Wachsamkeit.
Calixtus pfiff beeindruckend.
„Ich bin davon ausgegangen das ihr Assassinen vollkommen nutzlos seid, wenn ihr nicht den Seelenabdruck anwenden könnt. Aber einen normalen Menschen hätte dieser letzte Schlag vollkommen zerfetzt. Es ist offensichtlich dass du nicht nur aus Fett bestehst. Aber die Schockwelle hat deine inneren Organe und deinen Orientierungssinn genug durcheinander gebracht um dir den Gnadenstoss zu verpassen.“
Calixtus verschwendete keine Zeit damit aus zu holen, sein Faustschlag erzeugte einen dumpfen Knall. Als er in die Luft schlug.
Sein Schlag wurde abgwehrt und seitlich von Cordills Körper weggelenkt.
„Damaso…..“
Calixtus lächelte verkrampft.
„Ich muss mich für die Gastfreundschaft bedanken, Calixtus.“
„Ist schon in Ordnung. Attentäter sind keine Herausfprderungen, nur Krieger. Ich bin froh dich zu sehen.“
„Krieger hin oder her. Diese Killer sind stark ich glaube nicht dass du sie so einfach besiegen kannst, sie sind stärker als ich.“
Ein weisser Blitz blendete Damaso. Er erinnerte sich an diesen Angriff, Calixtus hatte seine Schläfe mit der Faust getroffen.
Damaso sah Calixtus vor sich, doch dessen Fäuste sah er nicht.
Obwohl Calixtus kaum eine Handbreit von ihm enfernt stand trafen ihn wiederholt Schläge ins Gesicht.
Die Schläge waren nicht schnell, aber stark. Jeder einzelne von ihnen fühlte sich an als würde er einem den Kopf abreissen.
Damaso konnte keinem einzigen Ausweichen, sie kamen alle aus einem seitlichen, toten Winkel und wurden stetig gefolgt vom nächsten.
Der letzte Schlag schleuderte auf das Deck des Schiffs, blutige Zähne schossen in die Luft.
Calixtus sah zu Damaso hinab.
„Es tut mir Leid für dich Damaso, aber ich habe Dämonen, mit diesen Fäusten allein, getötet.
Ich bin durch die Hölle gegangen, weder du, noch diese Attentäter sind mir ebenbürtig.
Vergiss nicht dass der einzige den ich je übertreffen wollte Teol war.
Und ich bin mittlerweile viel stärker als Teol es damals war. Ich weiss aber auch dass ich noch nicht so stark bin wie Teol jetzt sein wird. Er ist der einzige Krieger Ristémes der mir ebenbürtig ist.“
Etwas blitzte auf, Metall klirrte, Natter sprang zurück.
Calixtus blickte zu dem Anführer des Killer-Kommandos. Seine Augen waren von einem sanften violetten Licht umgeben und er schien durch Natter hindurch zu sehen.
„Sollte mich das Blenden? Ich brauche meine Augen nicht um dich zu sehen. Diese Atmoshphäre hier verhindert einen Grossteil von Ristéme-Techniken allen voran der Seelenabdruck. Ohne ihre besonderen Kräfte sind die Ristéme wertlos. Deswegen war ich immer ein Befürworter davon mehr Wert auf Grundtechniken zu legen. Waffen und Fäuste.“
„Grundtechniken!?“ zischte Natter während er zu Cordill und Auge sah. „Damit kann man nicht zwei Mitglieder eines ausgebildeten Killer-Kommandos ausschalten, geschweige denn MEINES Kommandos“
„Ohne funktionierende Ausrüstung und Techniken seit ihr keine Gegner für mich. Und dieses Maß an Grundtechniken ist nötig um Teol ebenbürtig zu sein. Denkt ihr wahrlich ihr wärt Gegner für jemanden seines Kalibers? Aber ich muss ihnen schon Anerkennung zollen meine Angriffe überlebt zu haben. Immerhin sind sie zäh, deine Untergebenen.“
Die Dolchklinge Natters, schoss unter Calixtus Nase vorbei, der mit einem Schritt zur Seite auswich.
„Du magst stark sein Calixtus, Witwe aber nimmt es mit zwei deiner Handlangerinnen auf.“
Natter fiel auf den Boden und rollte sich ab. Er spuckte beiläufig einen blutigen Zahn aus dem Mund. Mehr Blut lief ihm aus der zertrümmerten Nase.
Calixtus Faust öffnete sich, drei Wurpfeile die er während Natters Angriff gefangen hatte fielen zu Boden.
Der Anführer des Killer-Kommandos zischte leise, während er dreie weitere Wurfpfeile hervor holte.
Natte warf, Calixtus zog seine Waffe.
Die Wurfpfeile wurden entzwei geteilt, genau wie Natters Brust.
Natters Blut tropfte zu Boden, er kämpfte damit stehen zu Bleiben, doch zog bereits die nächsten Wurfpfeile. Der Schwindel bereitete sich in seinem Kopf aus, doch er hatte bereits Schlimmeres durch gemacht.
Mit einem Surren lösten sich die Klingen aus Natters, Brust und rissen grössere Wunden.
Wie eine Schlange bewegten sich die Klingen von Calixtus Waffe durch die Luft während sie die Luft mit Natters Blut tränkte.
Mit einem Ruck seines Arms verband Calixtus die Klingen zu einem einzigen Schwert.
Endlich hatte Calixtus seine gefürchtetste Waffe gezogen: Das Peitschenschwert Arma.
Jetzt zog selbst der stolze und sture Calixtus, seine Waffe. Ein sichere Zeichen das er erschöpft war.
Natter warf ein weiteres mal Wurfpfeile, Arma wirbelte durch die Luft, doch dann verknotete sich die Kette des Peitschenschwerts.
In seiner anderen Hand hatte Natter seinen Dolch, unter dem Ärmel an eine Kette gebunden, und diese Kette an seinem eignen Handgelenk befestigt.
Nun benutzte er die selbst-gebaute Dolch Peitsche um Arma zu verknoten und stürtme auf Calixtus zu. Der jedoch löste den Knoten mit ein paar beherzten Schwüngen und verwandelte Arma wieder in die Gestalt eines normalen Schwerts.
Natter jedoch, schwang die Dolch-Peitsche nach Calixtus der mehrmals mühelos auswich aber dennoch deutlich unter Druck gesetzt wirkte.
Natters Plan schien also zu wirken. Er holte den Dlch zurück in seine Hand und stach nach Calixtus, der mit der Schwertklinge abwehrte.
Natter nutzte Calixtus Block und hebelte das Schwert, mit einem gut gezielten Schnitt in die Luft.
Der entwaffnete Calixtus blinzelte nicht mit der Wimper als er seine Faust in Natters Magengrube bohrte.
Bevor Calixtus zu einem zweiten Schlag anssetzen konnte rammte Natter seinen Elbogen in Calixtus´ Gesicht, der einen Schritt zurück wich.
Natter setzte mit einem weiteren Stich nach, doch Calixtus fing die zuvor hoch geschleuderte Arma aus der Luft und entwaffnete mit einem gezielten Hieb Natter.
Der jedoch blieb gelassen mit einem breitgesichtigen Lächeln vor ihm stehen.
„..Gewonnen.“ sagte Natter gelassen.
Calixtus ging in die Knie und hielt sich die Hand vor den Mund. Seine Kehle fühlte sich an als würde man sie mit Seilen zuschnüren und ein Gefühl als würden Tausende von heissen Nadeln seinen Körper von innen verbrennen begann.
Calixtus verfluchte sich innerlich. Er wusste genau das Attentäter mit vergifteten Waffen arbeiten, aber er dachte so lang das Gift nicht durch Wunden in sein Blut gelangt wäre er sicher.
Er erinnerte sich an den Moment an dem Natter seinen Dolch nah an seine Nase gebracht hatte, und wie sehr Natter den Dolch an der Kette hat umher wirbeln lassen.
Die Schmerzen wurden zu stark, er spürte wie sein Verstand begann aus zu setzen….
Bald schon würde er das Bewusstsein verloren haben.

Damaso sah zu wie Natter den Dolch zog und an den leblosen Cordill und Auge auf Calixtus zu ging.
„Du magst genau wie Teol gegen viele Arten von Gift immun sein, aber dieses Nervengift erzeugt Schmerzen jeglicher Vorstellungskraft die das Bewusstsein vollkommen lahm legen.
Ich bin nicht so töricht und lasse das Gift alleine wirken. Dein Kopf gehört mir!“
Der Dolch flog mit rasselnder Kette in die Höhe.


Er sah Ekas Gesicht vor sich. „Aber… Ich liebe dich doch!“
Sie packte ihn am Arm, doch er riss sich von ihr los ohne sie an zu sehen.
Er sah wieder schwarz.
„Meister Hailya… wir haben eine weitere Welt im Namen Ristémes erobert.“ Hörte er seine eigene Stimme sagen.
Dann hörte er die Stimme Senku Hailyas, eine Stimme die er immer gefürchtet und bewundert hat.
„…Calixtus, Teol hat bei weiteren bessere Ergebnisse erzielt und ist von heute an euer Vorgesetzter..“
Dann hörte er seine eigne Stimme reden, vor ihm sah er die Gestalt eines Mannes mit einer Schädelmaske vor dem Gesicht.
„...und ihr sagt mit diesen Schiffen können wir selbst bis in die Hölle reisen, Ossir?...“
Das Bild verschwand… Dann sah er sie vor sich. Seine zerstörte Heimat.
Ein junges Mädchen umarmte das verbrannte Gesicht einer toten Frau.
„Mama… Mama wach wieder auf.“
Calixtus sah zu ihr hinab. „Was ist hier passiert, Kind?“
„Diese Männer aus Galatan sind gekommen.. und meine Mutter seitdem.. sieht sie so aus und sie wacht nicht mehr auf und…“
Calixtus beugte sich zu dem Mädchen herunter und griff ihr sanft auf die Schulter.
„Das ist nicht deine Mutter, deine Mutter ist wo anders in Sicherheit. Das verspreche ich dir. Wir bringen dich zu ihr. In Sicherheit.“
„Aber…aber“ das Mädchen liess den Arm der Leiche nicht zu“
„Wie ist dein Name mein Kind? Was hast du gesagt…? Lily..?“
Wieder verschwamm seine Sicht.
„Wer sind diese .. Galataner?“ hörte er seine eigene Stimme wieder sagen
„..Anarath von den Anemnos? Er ist ihnen wichtig? Sie haben uns auch etwas Wichtiges genommen. Also nehmen wir uns auch was. Wie? Er hat meinen Meister… Mein meister soll tot sein!? “
Vor seinen Augen sah er Ekas Gesicht wieder. Nein es war genug er wollte keine Erinnerungen mehr sehen.
„Es war dir nicht genug!“
Nein, nein, er wollte nicht mit diesen Gedanken sterben.

Es war nicht alleine Anarath… wer hat meinen Meister von mir genommen, wer will mir jetzt alles nehmen? Wessen Schuld ist es?
Es ist der Senat. Er sah Natter vor sich.
Wer… ist das? Aber ja… ich erinnere mich an alles. Er ist der Senat.
Alles… Ja… Es ist alles….

„DEINE SCHULD!“ schrie Calixtus und seine Faust traf in Natters Wange.
Der Dolch fiel im aus der Hand und baumelte ihm leblos vom Handgelenk.
Calixtus fing Natter in einem wilden Sturm von linken und rechten Haken ins Gesicht.
Der letzte Schlag traf genau in Natters offene Brustwunde. Natters Augen traten hervor, Blut spritzte ihm aus dem Zahnfleisch.
Er blickte zu Calixtus, der ihn mit leeren hasserfüllten Augen anstarrte
Was sollte das? Das Gift hätte ihn längst lahm legen sollen. Er sah weiter in seine Augen. War er etwa bewusstlos? Na gut, dann musste man nur warten bis der Körper vor Erschöpfung zusammen bricht.
Er setzte fing seinen Dolch und ein Schlag traf ihn ins Gesicht.
Er stach zu und ein weiterer Schlag traf ihn ins Gesicht.
Ein weiterer Schlag bohrte sich in Natters Leber, nur um ihn einen weiteren Schlag gegen die Schläfe zu schleudern. Ein weiterer Treffer in die Leber folgte, ein letzter Schlag gegen den offenen Kiefer schleuderte Natter weg.
Natter blieb aufrecht stehen, aber er spürte seine Kieferknochen nicht mehr, und seine Beine zitterten unaufhörlich, ein Teil seiner Schädeldecke war ebenfalls vollkommen gefühllos.
Er hatte zu viel Schaden genommen, sein Körper bewegte sich nicht mehr so wie er es wollte.
Alle von Calixtus Angriffen, trafen tödliche Areale. Wie konnte ein Mensch der nicht bewusstsein ist so genau zu schlagen?
Ein weiterer Treffer landete auf Natters Schläfe, Natter wich einem rechten Haken aus, landete aber nur in Calixtus Kinnhaken mit der Linken und wurde in die Luft geschleudert.
Bevor Natter auf dem Boden landete traf ihn ein weiterer Aufwärtshaken am Kinn.
Natter ging zischend in die Knie, mit zusammen gepressten Zähnen und warf den Dolch.
Calixtus fing die Kette, wickelte sie um sein eigenes Handgelenk und zog Natter zu sich.
Natter wirbelte durch die Luft, er landete genau in einem Schlag von Calixtus, der ihm die Rippen brach. Mit einem zweiten Schlag in die Magengrube schleuderte er Natter auf die Planken des Schiffs.
„Calixtus!“ rief Damaso „Wenn du ihn jetzt tötest gibt es wirklich keinen Weg mehr für dich!“
Ein weiterer Schlag renkte Natters Schulter aus. Calixtus schlug fauchend auf den am Boden liegenden Natter ein.
Damaso, nahm das nächstbeste was er finden konnte, seinen Gürtel und warf ihn Calixtus an den Kopf.
Calixtus blickte fauchend zu ihm und liess von dem halbtoten Natter ab.
Er stürtzte mit erhobener Faust auf Damaso zu, doch dann hielt ihn etwas fest.
Damaso sah zu dem kampf-besessen Calixtus auf, dessen Taille von schlanken Frauenarmen festgehalten wurde.
„Es ist genug, Calixtus“ flüsterte Eka während sie ihn umarmte.
Damaso sah zu wie Calixtus die Fäuste sinken ließ und hilflos in die Leere starrte.
Eka sagte nichts und hielt ihn einfach nur fest.
Natter stand keuchend auf und riss dem bewegungslosen Cordill ein Schwert aus der Hand.
Zitternd und blutend , liess er die Klinge des Schwertes über den Boden streichen, während er näher zu Calixtus und Eka humpelte.
„Novizin…“ brummte er mit dem Rest seiner Stimme. Jede Silbe schien ihm unsägliche Schmerzen zu bereiten.
„Aus dem Weg, Novizin. Ich sage es nur einmal“
Eka liess Calixtus los und drehte sich zu Natter um. Calixtus blickte geistig abwesend ebenfalls zu ihm.
„Hören Sie,“ begann Eka.
Das Schwert durchstach ihr Herz, und Calixtus der hinter ihr stand.
„Ich sagte EINMAL“ fauchte Natter.
Er zog das Schwert aus ihrem Herzen und holte aus um Calixtus den Kopf ab zu schlagen.
Damaso und Calixtus sahen, mit offenem Mund und aufgerissenen Augen zu der zu Boden stürzenden Eka.
Calixtus war still doch sein Gesicht zu einer wutverzerrten Fratze verzogen.
Natter hieb zu, Calixtus schlug zu. Natter liess das Schwert fallen, der Schlag traf ihn in die Lippen und hob ihn in die Luft.
Risse bildeten sich über Natters gesamten Körper, angefangen am rechten Arm dann überall in der Luft und dann überall auf dem Schiff und dem Wasser.
Damaso sah zu wie alles begann zu zerbröckeln. Er wusste was geschah doch hielt er es kaum für möglich.
Die Dimension in der sich diese Schiffe befanden wurde von Menschen gemacht, also konnte ein Mensch sie auch zerstören.
Calixtus tat dies in dem er genau im richtigen Winkel, den Energiekernpunkt zerbrach, mit seinen blossen Fäusten, und Natters Körper war im Zentrum dieser Explosion.
Diese Art Energie wahr zu nehmen geschweige denn so etwas mit den Händen allein zu tun hielt Damaso bis jetzt für unmöglich.
Er sah wie die Welt vor sich in Splitter zerbrach.

"Nun Meister Silvester, was sind eure Anweisungen?"
SIlvester blickte genervt zu dem Majordomus.
"Ihr tut sowieso was ihr wollt Vincent"
Der bucklige alte Mann lachte.
"Es ist lange her dass sich aus dem Nichts hier materialisiert hat.
Mit dem Fuss tippte Vincent den auf den Boden liegenden bewusstlosen Mann an.
Der linke Arm des Mannes war verschwunden und an seinem rechten Arm baumelte ein Dolch an einer Kette von seinem Handgelenk.
Sein Gesicht sah aus wie das einer Schlange.
"Meister bleibt zurück wenn ihr das Gift auf diesem Dolch einatmet war es das für euch."
Vincent beugte sich zu dem Mann vor und fasste an seinen fehkenden Arm.
"Wie seltsam, er ist eindeutig ein Mensch aber die wunde an seinem fehlender Arm wirkt als wäre sein Körper wie Ton zerbrochen.
Er hat mehrere Prellungen und Knochenbrüche.
Scheint ein Attentäter oder etwas ähnliches zu sein. wir können im unsere genetisch und mechanischen Prothesen einfügen und ihn zu einem unserer Soldaten machen wie praktisch..."
Der Majordomus platzierte einen von Costellos Sklavenringen an den Finger.
Plötzlich riss der schlangenähnliche Mann die Augen auf und griff Vincent am Kragen
"Wo ist Calixtus!?"
Der SKlavenring verpasste dem Mann einen Schock und sendete ihn zurück in die Bewustlosigkeit.
"Welche Aufgaben du auch hattest, deine einzige Mission jetzt ist es Costello zu dienen. Oder zu sterben"

Riijadon beugte sich hinunter zu dem bewusstlosen Mann. Und nahm ein Stück Holz das neben dem bewusstlosen lag.
Das Holz war durchströmt von einer Energie die Riijadon nostalgisch machte.
„Eka…“ murmelte der Mann im Halbschlaf.
„…Was hast du diesmal angestellt Ossir? Nein, beantworte das nicht ich bring den hier erst mal zu Grace“
„Du vergisst eine Sache, Talos.“ Der rotäugige schüttelte seinen Kopf und blickte ihm in die Augen. “Egal wie mächtig meine Feinde in all den Jahren waren, sie sind alle nacheinander gefallen, während ich mächtiger wurde, als jeder einzelne von ihnen. Weisst du auch warum? Die Antwort ist simpel: Die Augen ändern die Fakten zu meinem Gunsten.“
Mit seinem Zeigefinger deutete er auf die Hand des dritten Ebene Wesens. Talos schaute ihn an und stellte unerwartet fest, dass dieser sich komplett aufgelöst wurde, während er eine blaue Aura entnommen hatte. Er verstand nicht warum, doch er konnte ihn nicht wiederherstellen. Mit etwas wie dem, war er noch nie in Kontakt geraten.
Keine Sekunde später verlor er sein Bein, womit er ebenfalls Semih berührt hatte. Es wurde von der gleichen blauen Aura zerfressen. Doch es hörte nicht auf. Die Aura breitete sich um seinen Körper aus und fraß sich zwar sehr langsam, aber dafür umso effizienter durch.
„Stopp das.“
Semih reagierte offenbar nicht auf seine Worte. Talos konnte sich nicht rühren, während die blaue Aura ihn fast vollständig zerfressen hatte. Jedoch erkannte er genau in dem Moment, was für ein Spiel er mit ihm spielte und unterbrach die Illusion in dem Moment. Sie beide standen sich gegenüber, als wäre bisher nichts geschehen.
„Ich wurde seit dem Moment in der ich dich Angreifen wollte, von einer Illusion gefangen? Das ist unmöglich! Das kann nicht sein.“
„ Es war nicht auf dich speziell bezogen, sondern eine Defensive Illusion die von selbst anspringt, wenn mich jemand attackiert. Ursprünglich war es eine Maßnahme gegen Xasaxas. Doch bei einer Sache muss ich dich loben. Du bist das erste Wesen, welcher es vollständig ohne Mentale- und körperliche Schäden aus meiner Schattenillusion geschafft hat.“ Er blickte streng zu dem Boten. „Doch wenn du all das glaubst, was du vorhin gesagt hast, dann lebst du in einer viel größeren Illusion als ich sie je erstellen könnte.“
„Ich BIN der Bote der Existenz. Mein Körper und Geist unterscheidet sich vollkommen von eurer.“
„Eine Illusion wirkt nur über die Sinne. Die Sinne sind das, womit jedes Wesen seine Umgebung wahrnimmt. Ein gewöhnlicher Mensch hat Fünf davon. Du hingegen orientierst dich von keinen dieser Sinne, sondern von einem mir Unbekannten Sinn. Durch diesen Unbekannten Sinn wurdest du mit der Illusion belegt.“
Talos schüttelte irritiert seinen Kopf. Offenbar wusste er, wie sein jetziger Körper und seine Seele funktionierte, doch er war verwirrt, wie er davon gewusst hatte.
„Deine Wahnehmungslinie.“ fügte Semih hinzu. „Ich sehe sie. Ein feiner kleiner Faden mit der gleichen Aura wie deine Existenz. Sie ist deine Wahrnehmung und dein mir Unbekannter Sinn.“ Diesmal schüttelte der Mensch seinen Kopf. „Offen gesagt hätte ich erwartet, dass dir die Illusion schon vorher auffällt. Das späte reagieren der blauen Aura, die Abhängigkeit von meinem Körper und noch dazu die zehnte Stufe. All dies entspricht kein Stück der Realität.“
„Was soll mit der zehnten Stufe sein?“ fragte Talos Neutral.
„Ich besitze sie schon seit langem nicht mehr. Offen gesagt, seitdem mich Xasaxas zurückgeholt hat. Du warst doch während meines Arenakampfes anwesend. Weisst du den noch, was die zehnte Stufe konnte? Sag es mir, den trotz meiner Anwendungen habe ich keine Erinnerung mehr dazu.“
Talos wollte auf die Frage antworten, doch er stellte fest, dass er sich nicht mehr daran erinnerte. Er ging das Ganze durch, er war da gewesen. Er hatte auch nie den Eindruck gehabt, die Erinnerung wäre verschwunden. Er musste es sich nicht gemerkt haben, weil es unwichtig für ihn erschien. So musste es gewesen sein.
„Wie ich mir dachte.“ Erklang es von dem rotäugigen, ehe er mit seinen Schultern zuckte.“ Ich habe nicht die Absicht mit dir zu kämpfen Talos. Du offenbar auch nicht mit mir, solange ich die bestimmte Ebene nicht betrete. Jedoch werde ich sie betreten, genau wie ich es in meinem, mit dir geteilten, Zukunftseinblick vorhin getan habe.“
„Zukunftseinblick? Du irrst dich Semih. Ich habe dich reingelegt. Es war nicht die Zukunft. Dies würde den von mir aufgezählten Fakten widersprechen.“
Der Erdadept lächelte. „Ich wusste, dass du es sagen würdest. Genau deswegen habe ich die Zukunftssicht mit dir geteilt. “
Der Zukunftsblick war zwar durchaus unpräzise was Kämpfe und kommende Aktionen betrat, doch gegen festgelegte Dinge wie Fallen und bestimmte Fakten war es durchaus nützlich. Offenbar hatte es der Träger der verfluchten Augen genutzt um zu überprüfen ob er überhaupt eindringen konnte.
„Die Todessünden… sie haben zwei Formen die sie annehmen können. Die Passive und Aktivform. Während die Aktive ihre volle Macht beinhaltet, macht sie die Passive unantastbar und nicht Existent. In ihrer Passiven Form sind sie weder aufzuspüren noch wahrzunehmen. Bis auf die Optik. Der Ort nimmt die Todessünden in ihrer Passiven Form nicht einmal wahr. “
Semih zeigte auf ihn.“ Außerdem kann ich meine Macht beliebig runterfahren. Auch wenn meine Kräfte dem widersprechen, bin ich immer noch ein Mensch. Ich kenne die genauen Grenze, die der Ort aushalten kann.“ Erklärte er und ging dann letztendlich auf den letzten Punkt ein. „Die Welt der Toten ist eine komplexe Welt die auf mehreren Ebenen aufgeteilt ist. Die erste Ebene zu öffnen ist harmlos. Eine Seele wird man in der ersten Stufe nicht finden. Offen gesagt überhaupt nichts. Ich selbst habe diese Ebene früher als ‚Inventar‘ benutzt. Die Todessünden waren also nur in der ersten Ebene gelagert.“ Klärte er ihn auf und fuhr fort. „ Die ‚echte‘ Welt der Toten, in der die toten Seelen landen fängt erst aber der fünften Ebene an. Du hast Recht, dass ich dort kein Portal in „diese“ Ebene der Welt der Toten hätte öffnen können.“
Talos lehnte die Erklärung ab. „Du redest so als würdest du so leicht in den Ort gelangen können. Es ist weitaus komplizierter als du es dir vor-„
Der Bote der Existenz nahm ungläubig wahr, wie sich die Umgebung um die beiden änderte und er sah den Torbogen. Erst jetzt realisiert er, dass die Zeit, was den Ort des Torbogens befand zurückgenommen wurde, damit dieser wieder erscheinen konnte. „Du weisst nicht, was für ein Chaos durch die Zeitmanipulation verursachen könnte. Der Ort hinter dem Tor ist sehr anfällig. Du magst es durch diesen Trick öffnen können, doch du kannst dich darauf verlassen, dass du nicht an mir vorbeikommen wirst.“
Semih hob abwehrend die Hände, während der Torbogen wieder verschwand. „Ich habe nicht vor, da durchzugehen. Ich brauche es nicht einmal um etwas in diesem Ort aufzulösen. Ab der sechsten Stufe kann ich meine Techniken und Fähigkeiten überall wirken, was meine Augen sehen können. Somit auch die Wesen die sich darin befinden.“
„Ich kann auch nicht zulassen, dass deine Techniken und deine Einschätzungen die Existenz des Ortes und somit uns alle gefährden.“ Versicherte ihm der Bote der Existenz.
„Es wäre nicht klug von mir, dich aufgrund meiner Ungeduld zu meinem Feind zu machen. Schließlich bist du gut darin, unschuldige Personen den Tod zu drohen, wenn du dadurch deinen Zielen näher kommst.“ Kam es spöttisch von dem jungen Mann, bevor er einwilligend nickte.
„Gut, ich werde warten und mich nicht einmischen. Doch wenn Funara und Isaac etwas geschehen sollte, wodurch ich nicht in der Lage wäre sie zurückzuholen….“ Sein Blick wurde ernster und bedrohlicher. „Werde ich eure komplette Ebene vernichten. Nicht heute. Ich kann die dritte Ebene momentan nicht einmal wahrnehmen, aber eines Tages.“ Kündigte er an.
Talos, der ihm in die entschlossenen Augen geschaut hatte musste dennoch lachen. „Wenn die dritte Ebene fällt, sind auch alle Ebenen unter ihnen verloren. Aber keine Sorge. Weder das eine noch das andere wird geschehen. Kühl dich ab und warte.“
Der Mensch stellte sich neben ihm. Von keinem der beiden ging eine Kampfhaltung aus. Offenbar war es doch zu einer Einigung gekommen. „Das werde ich. Doch verrate mir, warum ihr hier seid. Du bist nicht der erste aus der dritten Ebene der sich hier einmischt. Warum seit ihr hier und lasst uns nicht einfach in Ruhe?“



Noch bevor der Hund antworten konnte, breitete sich ein Käfig aus Feuer-Psynergie um die Stadt aus. Offensichtlich war es so zugeschnitten worden, dass sie Minimal ausserhalb der Psynergietoten Wirkung der Stadt entstanden war. Die beiden Dämonen erkannten, dass die Technik einen sehr hohen Level hatte. So einfach würden sie hier nicht rauskommen.
Melfice hingegen lachte. „Denkt ihr, ich hätte vorgehabt zu Fliehen. Ihr vereinfacht mir die Arbeit.“
Es entstanden mehr als zwei Dutzend Portale hinter dem Dämon, aus dem jeweils ein Dämon herausgekrochen kam. „Sterbt.“
Der Dämon schnipste mit den Fingern und die Dämonen sausten auf die drei zu. Jedoch lösten sie sich auch schon wieder auf, als Loghain seine Geisteswolke beschworen hatte, welcher sich nun langsam aber sicher in der ganzen Stadt verteilt hatten.
Alle Anwesen spürten, wie jede Sekunde ein kleiner Teil ihrer Energie von der Wolke absorbiert wurde und er ihnen minimalen Schaden zufügte.
Da die beschworenen Dämonen von Melfice keinen Treffer aushalten konnten, war es eine optimale Waffe gegen seine Beschwörung.
„Die selbe Technik wie letzens?“ kommentierte Melfice unbeeindruckt und beschwor wenige Sekunden später einen kreisförmigen, kleinen Dämon. Um ihn 29 andere.
Während weder Unarus noch Dewan verstanden, was passieren würde, wussten es Garm und Loghain offensichtlich besser. Es geschah alles so schnell, noch innerhalb der Sekunde, bevor die Geisterwolke ihren Schaden austeilen würde.
Der Dämon in der Zentrale saugte alle anderen in seiner Nähe auf und verschmolz sich zu einem gigantischen Wesen.
„Das vorhin war ein Verschmelzungsdämon…“ gab Loghain fassungslos von sich. Diese Art gehörte zu den seltensten Dämonenarten. Das gigantische Wesen, welcher locker um die Zehn Meter groß war, hielt eine halb so lange Klinge in seiner rechten Hand. Eine schwere Panzerrüstung bedeckte seine Haut. Beide Gegenstände aus härtestem Dämonenknochen. Er griff an.
Die gewaltige Klinge stürzte sich gewaltvoll auf sie. Alle drei konnten entkommen, während der kurze Beben in der Stadt verriet, was aus ihnen geworden wäre, wenn sie es nicht geschafft hätten. Bei dem Gewicht der Waffe war es überhaupt verwunderlich, wie der Dämon es tragen konnte. Als wäre es eine ganz normale Klinge. Dies allein verriet, wie viel Kraft dieser Dämon besitzen musste.
„Warum funktioniert deine Wolke nicht, Meister Loghain?“fragte Unarus.
„Dieser neue Dämon ist eine Verschmelzung von dreißig Dämonen. Es wären dreißig schädliche Treffer auf einmal nötig, damit er sich auflöst. Seine Rüstung… ich bezweifle, dass wir sie ohne Psynergie durchbohren können. Selbst wenn wir es irgendwie täten und ihm 30 schädliche Treffer auf einmal zufügen würden…“
„…würde ihn Melfice einfach neu beschwören.“ Vervollständigte Dewan den Satz. Loghain nickte und hob seinen Stab in die Luft. Eine dutzend Chimären erschienen, die den Dämon ablenken sollten. „Nicht er ist unser Ziel sondern Melfice. Unarus, versuche du Melfice im Griff zu halten. Dewan und ich werden um den da kümmern. Ich habe eine Technik, mit dem wir dieses Ding evtl. aufhalten können, doch dafür brauche ich etwas an Vorbereitungszeit.“
Sie wischen erneuert einen Hieb aus. Die Gebäude in der Nähe stürzten ein. Der Dämon schaute sich um. Offenbar versteckten sich Dewan sowie Loghain gerade. Unarus hingegen war zu Melfice aufgebrochen. Wenn der Hundedämon keinen guten Ass im Ärmel hatte, sah es nicht gerade gut für sie aus.
* :O So inaktiv war ich/wir ja noch nie. Das ist nicht gut, wir sind doch noch lange nicht fertig >.< Ist hauptsächlich meine Schuld, ich hat selbst im Urlaub massig um die Ohren. Also jetzt gehts endlich weiter, dafür auch dieses Mal extralang. (Damit meine ich wirklich lang) :P*

Kanra folgte mit Sinaphie Kretarr die fremdartige Stangenwendeltreppe weiter nach oben. Sie stiegen offenbar zu einer Art Aussichtsturm hinauf. Was konnte ihnen der Federheld nur zeigen wollen?
"Es ist nicht mehr weit. Es ist gleich dort.", krächzte Kretarr und zeigte auf eine Öffnung am Ende der Stangentreppe, durch die grelles Sonnenlicht flutete. Ein weiteres Zeichen dafür, dass sie in einer gänzlich anderen Welt herausgekommen waren. Über dem Scharfrichtergipfel war es bewölkt gewesen und es hatte bereits gedämmert. Tief in Gedanken versunken setzte Kanra ihren nächsten Schritt ein wenig zu früh auf und rutschte hastig nach Halt greifend auf die Knie.
"Vorsichtig, es geht hier tief runter.", rief Kretarr mit einem Anflug von Humor in der Stimme über die Schulter und stieg ohne langsamer zu werden die Treppe hinauf.
"Alles in Ordnung, Kanra?", fragte Sinaphie besorgt, als Kanra sich wieder auf die Füße kämpfte.
"Bin nur ausgerutscht, schon okay.", murmelte sie, sah nach unten und erschauderte.
Auf dieser Treppe zu stolpern konnte ihrem Leben ein rasches Ende bereiten. Auch wenn sie Sinaphie gegenüber tat als wäre nichts gewesen, ertappte sie sich dabei wie sie noch langsamer und vorsichtiger die fremdartige Treppe hinaufstieg. Oben angekommen mussten Kanra und Sinaphie die Augen zusammenkneifen, als das grelle Licht sie blendete.
"Nun, kleine Sinaphie: Der Grund wieso wir uns an diesem Ort verbergen ist genau hier.", hörten sie Kretarr sagen.
Und dann sahen sie es. Kanra spürte wie ihr der Kiefer herunterklappte und auch Sinaphie erstarrte absolut regungslos vor Staunen.
"Das... wie... Was?!", brachte Kanra hervor und starrte ungläubig vom Aussichtsturm auf die Aussicht hinunter die sich ihr bot.
So weit das Auge reichte erstreckte sich unter ihnen eine gewaltige Metropole, die auf den den ersten Blick auch die Größe und Großartigkeit des einstigen Gilratars übertraf. Doch es war nicht die schiere Größe oder die seltsam anmutende Architekur die sie so erstaunte, sondern das was sich in ihren Straßen in Massen bewegte.
"Täuschen mich meine Augen?", fragte Sinaphie so leise, dass Kanra es beinahe nicht hören konnte.
"Mit deinen Augen ist alles in Ordnung, kleine Sinaphie.", krächzte Kretarr. "Dieser Ort heißt Mengeskat... Er ist seit dem Aufstieg unsere Heimat und, um deine Frage zu beantworten Sinaphie, der Ort den wir beschützen. Deshalb gehen wir nicht von hier weg. Wir haben eine große Verantwortung."
"Das sehe ich.", hauchte sie.
Kanra sah Menschen und Aerorill gleichermaßen, die ungezwungen ihrem Alltag nachgingen. Ebenfalls konnte sie Lichtkugeln mit dem charakteristischen Leuchten wahrnehmen, die vereinzelt über den Häuserdächern flogen. Dschinns. Und hin und wieder meinte Kanra in den Straßen ein blaues Glimmen zu sehen, dass viel zu groß für einen Merkurdschinn war.
"Wie kann so ein Ort existieren? Abgesehen von der Tatsache, dass niemand von wo wir herkommen jemals auch nur davon gehört hat... Die Phönixkrieger..."
"Waren nie hier.", erklärte Kretarr ruhig. "Ihr habt sicher eine Menge Fragen, da bin ich mir sicher. Also lasst mich die Geschichte Mengeskats erzählen, in Ordnung?"
Kanras Blick wechselte immer wieder zwischen dem Aerorill und der gigantischen Stadt hin und her, bis sie schließlich nickte. Sinaphie riss sich ebenfalls von dem Anblick los und setzte sich auf den Boden.
"Gut... Zuerst solltet ihr wissen, was dieser Ort ist. 'Mengeskat', ist sein Name aus der alten Sprache und bedeutet soviel wie 'Paradies'. Die Stadt existierte schon vor meiner Geburt, sogar lange bevor die Aerorill nach Mirnuzar kamen. Ursprünglich war er als geheimer Ort gedacht, als Privileg. Ein Platz an dem diejenigen, die die damalige Gesellschaft als, nun... 'Erleuchtete' angesehen hat leben durften. Diese Zeiten sind schon ewig vorbei, aber der Punkt ist, dass es als eine Art Zufluchtsort für die Aufgeschlossenen der fünf großen Völker gedacht war."
"Die fünf großen Völker...?", fragte Kanra verwirrt.
"Ja, die fünf großen Völker... Die Aerorill, euch Terrarill... der alte Name der Menschheit, die Aquarill, die Pyrorill und die alten Geister der Elemente... Dschinns."
"Terrawas?", hakte Kanra skeptisch nach.
"Terrarill. Unter diesem Wort wart ihr Menschen vor langer Zeit bekannt. Ich weiß nicht genau an welchen Punkt der Geschichte ihr euch euren jetztigen Namen gegeben habt, aber... nunja, ihr Menschen wart schon immer ein eitles Volk."
"Und diese Aquarill und Pyrorill? Was sind die?"
"Von denen gibt es nur noch sehr wenige. Sie sind dem gleichen Schicksal zum Opfer gefallen, wie wir Aerorill es beinahe erlitten hätten. Ich spreche von den Jägern des Kummers."
Sinaphie erinnerte sich.
"Diejenigen, die die Aerorill damals aus ihrer Heimat gejagt haben?"
"Eben jene.", stimmte Kretarr zu. "Es geht ebenso der Aberglaube um, dass die Jäger des Kummers Mengeskat nicht erreichen können. Alles Unfug, denke ich. Andererseits hat es nie einen Zwischenfall gegeben..."
"Es gibt nur sehr wenige von diesen Völkern... aber es gibt sie. Auch in Mirnuzar?", wollte Kanra wissen.
"Mirnuzar wird hauptsächlich von den Menschen beherrscht. Wenn sie sie nicht kennen, dann bezweifle ich das... Obwohl die Aerorill immer noch nicht in der Welt bekannt sind? Unmöglich ist es also nicht, könnte man sagen.", sagte Kretarr, mehr zu sich selbst als zu ihnen. "Möglich, kann sein. Vielleicht auch nicht. Pyrorill halte ich für ausgeschlossen. Sie leben am meisten am Rand der Auslöschung, falls es nicht sogar schon getan ist. Ich habe noch nie einen gesehen, selbst in Mengeskat nicht. Die Blutlinie von den wenigen die hier gelebt haben ist schon vor Jahrhunderten versiegt, sagt man. Und die Aquarill... Vielleicht in den endlosen Tiefen eurer Ozeane? Es gibt einige in Mengeskat, aber ihre Zahl ist stark begrenzt."
"Wie sehen sie aus?", fragte Sinaphie neugierig.
"Pyrorill kenne ich nur von Zeichnungen und Sagen her. Große mächtige Wesen, mit Schuppen bedeckt und man sagt ihnen unglaubliches Wissen nach. Sie waren die ersten, die den Jägern des Kummers zum Opfer fielen."
"Oh und sie speien Feuer? Klingt ziemlich nach einem Drachen für mich.", stellte Kanra fest.
"Drachen... ich würde nicht soweit gehen. Ihre äußerliche Erscheinung mag denen ähneln, aber es ist so als würdet ihr einen einfachen Vogel mit einem Aerorill vergleichen, oder einen Affen mit einem Menschen."
"Was? Affen und Menschen? Macht ihr Witze? Wie ähneln wir uns mit denen?", fragte Kanra entrüstet.
Kretarr krächzte verächtlich.
"Und wie ähneln wir uns mit Vögeln?", wollte Kretarr wissen.
"Nun, ihr beide Federn..."
"Und ihr seid beide beharrt. Wie dem auch sei, wir schweifen von dem eigentlichen Thema ab. Wenn ihr unbedingt einen Aquarill sehen wollt, könnt ihr euch nachher in Mengeskat umsehen."
Kanra wollte es nicht dabei bewenden lassen, aber sie gab sich einverstanden.
"Gut... Also ist Mengeskat ein geheimer Ort für wenige Auserwählte gewesen die man vor den Jägern des Kummers retten wollte, während man den Rest ihrem Schicksal überließ... Klingt ziemlich grausam."
"Niemand hat behauptet, dass unsere Vorfahren Heilige waren. Aber was es auch war, die Jäger des Kummers ließen nach ihrem Schlag auf die Aerorill vorerst von uns ab. Ich weiß nicht, ob Zandyn, Gauris oder gar der Verräter Krauz etwas damit zu tun hatten. Aber seitdem ich und Shikraa hier leben, haben wir so gut wie keine Ahnung mehr was in Mirnuzar oder anderen Welten vor sich geht."
"Also seid ihr nach Eurer Ankunft zu den Wächtern dieser Welt geworden? Wieso?", wollte Kanra wissen.
"Ich denke das hat viele Gründe. Der offensichtlichste ist jedoch unsere Stärke. Seht, Mengeskat ist kaum von jenen bevölkert die die Macht der Elemente beherrschen. Es gibt sie, aber niemand von ihnen verschreibt sich wie wir dem Handwerk des Krieges. Wie ich sagte: Die Bewohner von Mengeskat glauben sie sind hier von den Jägern des Kummers sicher. Niemand ist daran interessiert ein Krieger zu werden, wenn keine Feinde kommen."
"Und wieso braucht man euch?"
"Man braucht uns nicht unbedingt, aber man duldet uns.", krächzte Kretarr belustigt, aber auch auf traurige Weise.
"Wir, als die 'mächtigen Federhelden' wachen über den einzigen Zugang nach Mengeskat. Da der Zugang ohnehin nur von Aerorill kontrolliert werden kann, passt das den Bewohnern Mengeskats gut in den Kram. Vielleicht beruhigt es sie auch, dass es jemanden gibt der auf sie aufpasst, obwohl dieser Ort angeblich unerreichbar ist. Außerdem helfen wir in der Stadt aus, wenn es zu kriminellen Übergriffen kommt. Es mag keine Konflikte oder Kriege hier geben, aber vor Kriminalität ist selbst das 'Paradies' nicht sicher. Aber sie hält sich in Grenzen. Es gibt kaum etwas für uns zu tun.", erklärte Kretarr und zuckte mit den Schultern.
Kanra schluckte, als sie allmählich realisierte was sie alles bisher gehört hatte. Eine Welt in der die Völker in Frieden zusammen lebten... Kein Krieg... Keine Angst... Das Paradies.
"Aber wie... wie konntet ihr diese Welt nur so lange geheim halten?", war das einzige was sie nur noch fragen konnte.
"Um das vollständig zu verstehen, müsst ihr genau verstehen wo sich Mengeskat befindet. Am besten zeige ich das euch, wenn die Sonne untergegangen ist. Vorerst müsst ihr euch damit begnügen: Es ist gesetzlich verboten diese Welt zu verlassen. Aber auch so hat bisher kaum einer den Wunsch verspürt Mengeskat oder sein Umland zu verlassen. Sie haben zu viel Angst ihre Heimat zu verlassen, ähnlich wie die Aerorill von Nebelnest."
Kanra hörte die Bitterkeit in Kretarrs Stimme wieder aufflackern. Das Thema schien den Federhelden wohl sehr am Herzen zu liegen.
"Aber wenn es verboten ist würde das nicht heißen, dass...", begann Sinaphie um das auszusprechen, was Kanra gerade auch dachte.
"Keine Sorge. Ihr könnt zurückkehren sobald wir wissen wie. Offenbar seit ihr unfreiwillig hier gelandet und habt noch eine Menge zu erledigen. Es weiß außer mir und Shikraa niemand, dass Leute von außerhalb in Mengeskat angekommen sind, also wird auch keiner einen großen Aufstand machen, wenn wir den Weg nach Mirnuzar für euch öffnen. Deshalb möchte ich euch bitten nicht herauszuposaunen woher ihr kommt, wenn ihr euch nachher in Mengeskat umseht."
"Wollt Ihr es denn wirklich riskieren uns in die Stadt zu lassen, wenn es ein Risiko gibt?"
Der Federheld stieß einen Laut aus, der an ein Prusten erinnerte.
"Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass man euch beiden vertrauen kann. Außerdem ist die Erfahrung es durchaus wert."
Interessante Einstellung für den Wächter dieser Welt..., dachte Kanra und sah zu Sinaphie hinunter.
"Was meinst du, sollen wir es riskieren?"
Sinaphies Augen leuchteten und sie nickte heftig.
"Ja, bitte Kanra. Ich kann es kaum erwarten."
Kanra fühlte sich zwiegespalten. Auch sie konnte nicht leugnen, dass es sie reizte diese völlig neue Welt zu erkunden, aber sie hatte über das alles immer noch nicht vergessen, dass sie in Mirnuzar vor Problemen standen. Suchte der Käpten bereits nach Ihnen? War er bereits ohne sie abgezogen? Was würde aus Scharfrichtergipfel werden, wenn Reyter eintraf? Konnte es sein, dass sie bei ihrer Rückkehr Reyters Besatzungstruppen in die Arme liefen? Oder war der Leuchtturm zu diesem Zeitpunkt bereits durch den Titanen zerstört worden? Was würde dann mit Lashon und den anderen werden? Würde sie sie jemals wieder sehen? Am liebsten würde sie einfach hierbleiben und versuchen den Weg zurück nach Mirnuzar zu öffnen. Aber sie hatte keinerlei Ahnung wie sie das bewerkstelligen konnte und wenn sie Kretarr glauben konnte waren nur Aerorill dazu in der Lage. Ihr blieb also nichts anderes übrig als auf Kretarrs und Shikraas Wort zu vertrauen. Was war die Alternative?
"... Gut, sehen wir uns ein wenig um. Aber wir sind vor Sonnenaufgang wieder zurück.", seufzte sie und fuhr sich durch die Haare. Sie war sich nicht sicher, ob sie nicht gerade einen großen Fehler machte.
"Bis dahin sollte Shikraa fündig geworden sein. Und bevor ich es vergesse: Ihr solltet eure Waffen lieber hier lassen. In Mengeskat ist der Besitz von Waffen nur den Ordnungswächtern erlaubt. Und Kanra?"
"Äh, ja?"
"Ihr solltet Euch umziehen. Die Bewohner könnten komisch auf Euch reagieren, wenn ihr mit blutgetränkten Kleidern durch die Stadt zieht."

Natter schreckte wieder hoch und stieß ein kehligen Husten aus, bei dem er eine Menge Blut spuckte. Silvester wich überrascht zurück, bereit in Deckung zu springen. Vincent hingegen entwich nur ein schwaches Grinsen.
"Ein zäher Bursche. Vielleicht brauchen wir einen stärkeren Ring?"
Natter starrte an die Decke und ließ die letzte Stunde noch einmal vor seinem geistigen Auge vorbeiziehen. Sie hatten sich angestellt wie Amateure. Sie hatten also bekommen, was sie verdient hatten. Und jetzt war er in Gefangenschaft. Leer wartete immer noch auf ihr Zeichen. Er könnte noch wie alle anderen gerettet werden. Aber Gefangenschaft war Gefangenschaft. Dafür gab es Protokolle. Und er hasste es wenn Protokolle nicht eingehalten wurden.
"Tasrequie... Auch im Tod, dienen wir."
Natter schlug sich mit geballter Faust auf die Brust. Silvester und Vincent wichen einen Satz zurück, als sich der Körper des Attentäters in einer grellweißen Stichflamme in Asche verwandelte. Alles was Natter zurückließ war der Sklavenring, der rußgeschwärzt gegen Silvesters Stiefel rollte.
"Offenbar wollte dieser hier nicht dienen. Was für eine Verschwendung.", bemerkte Vincent beiläufig.
Silvester konnte nur auf den großen schwarzen Fleck starren, an dessen Stelle vor einer halben Minute noch ein Mann gelegen hatte.
"Ja...", sagte er gezwungen ruhig. "Was für eine Verschwendung."

"Sie fliehen.", bemerkte Garm trocken, als Dewan und Loghain aus ihrer Sicht verschwanden.
"Die entkommen nicht. Sie wollten es hier beenden, also gibt es kein zurück mehr für sie. Ich werde sie zur Strecke bringen.", erklärte Melfice ruhig und schnippste seinem beschworenen Dämon einen neuen Befehl zu, der anfing die Enklave systematisch auseinander zu nehmen.
"Melfice!", brüllte Unarus und baute sich vor dem großen Dämon auf.
"Hm?", machte dieser und sah den Kampfkunstschüler geringschätzig an.
"Heute ist der Tag an dem wir dich vom Antlitz Mirnuzars tilgen! Mach deinen Frieden und stirb tapfer!", knurrte er und reckte ihm seine Klauen entgegen.
Ein Moment der Stille verging.
"Hört Ihr das Meister Melfice?", fragte Garm.
"Ich bin nicht ganz sicher.", erwiderte Melfice grinsend.
"Ich verstehe nur 'Bitte töte mich!' und 'Ich bin ein Wurm, ich verdiene den Tod!'.", pflichtete der Hundedämon ihm bei.
Unarus knurrte und sah wütend zu ihm hinüber.
"Du hattest deinen Spaß mit deiner Maskerade. Jetzt mach dich endlich nützlich und hilf uns."
Garm machte einen anmutigen Sprung und landete auf der Schulter des Verschmelzungsdämons.
"Damit das endlich klar ist: ICH habe EUCH verarscht. Mein Meister hat sich bei der Ausgabe seines Befehls nicht klar genug ausgedrückt und du kannst dir vorstellen was das bei einem alten Dämon wie mir bedeutet?" Er hielt inne um zu sehen wie Unarus langsam begann zu verstehen. "Es ist wie es ist. Gebt nicht mir die Schuld. Ihr Menschen habt Gesetze aufgestellt, mit denen ihr uns versklaven könnt damit wir eure niederen Gelüste befriedigen. Im Austausch töten wir euch bei jeder sich bietenden Gelegenheit. So war das schon immer. Nenn es Tradition."
Unarus knurrte.
"Ich wusste es! Ich wusste dass du ein Verräter bist!"
"Und trotzdem ließt ihr mich gehen. Aber die Zeit seine Fehler zu bereuen ist langsam vorbei.", sagte Garm und wandte sich an den Verschmelzungsdämon. "Töte ihn mein Freund. Und genieß es."
Der Dämon schleuderte ihn ein lautstarkes verzerrtes Grunzen entgegen. Garm wusste das dieser 'Dialekt' von der Verschmelzung so vieler verschiedener Dämonen herrührte. In der Regel galten diese in den ersten Jahrhunderten als ein wenig schwer von Begriff und grobschlächtig. Garm war dankbar dass er immer noch ein reines Dämonenwesen war, denn er hatte keine Lust sein Bewusstsein mit einem anderen zu verschmelzen und so unzivilisiert zu werden wie dieses Exemplar.
"Was soll das heißen? Noch nie was von Befehlshierarchie gehört? Klar nimmst du Befehle von Meister Melfice entgegen, aber auch von mir, seinem persönlichen Berater! Kapiert?"
"Persönlicher Berater?", fragte Melfice.
"Darüber sprechen wir nachher nochmal, Herr.", entschuldigte Garm sich und wandte sich wieder seinem neusten Freund zu.
"Nun mach schon. Er ist ein Feind und will deinem Herr Böses. Los jetzt, du willst es doch auch..."
Mit einem Brüllen schwang der Dämon seine Knochenklinge und schlug sie so stark und schnell auf den Boden, dass nahe Strukturen schon durch die Vibration einstürzten. Unarus war mit einem geschickten Hechtsprung entkommen und rief einen Befehl. Unzählige Geister kamen aus dem Nichts und packten die Klinge des Verschmelzungsdämons eisern, während andere ihn angriffen. Der Dämon war nicht mehr in der Lage seine tief in der Erde versunkene Waffe rechtzeitig zu befreien und bekam die volle Wucht ab. Es waren weit mehr als dreißig Treffer. Seine Substanz brach auf und der Dämon begann sich unter schmerzerfülltem Kreischen aufzulösen. Darauf hatte Garm gewartet. Mit einem mächtigen Satz sprang er ab, ließ die beschworenen Geister hinter sich und landete mit vollem Gewicht auf Unarus Brust, worauf er in am Boden festdrückte.
"Kein guter Zug von dir. Ich fing an den Burschen zu mögen."
Unarus bäumte sich mit schierer Kraft auf und stieß den großen Hund von sich, der geschickt auf allen vier Pfoten landete. Unarus warf einen Blick zurück auf Melfice, aber der schien sich lieber von der Show unterhalten lassen zu wollen, anstatt sich selbst darum zu kümmern. Er blickte wieder zu Garm. Mit ihm konnte er es vielleicht aufnehmen, bevor Melfice sich dem Kampf anschloss. Nur einen Moment und seine Geister kehrten zu ihm zurück... Doch Garm wollte ihm diesen Moment nicht schenken. Er überkreuzte die Vorderläufe.
"Teufelsfüße!", bellte Garm und verschwand mit einem Peitschenknall.

Es war also alles schiefgegangen was schiefgegehen konnte. Wenn Paka sich und alle anderen hier noch irgendwie rauskriegen wollte, dann brauchte er für seinen letzten verzweifelten Versuch eine Menge Glück. Was immer ihn bis jetzt vor all den wahnwitzigen Ereignissen beschützt hatte, die er bisher erlebt hatte... Er hoffte das es auch weiterhin bestehen würde. Er drehte seinen vor Schmerzen pochenden Kopf zur Seite, um zu sehen wie es Rangi ging. Diese schien langsam wieder zu Bewusstsein zu kommen und schüttelte sich unter einem unterdrückenden Hustenanfall.
"Rangi!", zischte Paka ihr zu, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen.
Sie hob den Blick, sondierte kurz ihre Umgebung und sah den Käpten an.
"Käpten... Seid Ihr verletzt?", hauchte sie sichtbar unter Schmerzen, als sie die zerbrochenden Wasserbehälter bemerkte.
"Das wollte ich dich gerade fragen... Was ist passiert?"
"Fehleinschätzung...", war alles was sie sagte und sah sich erneut blitzartig um. "Wo ist sie?"
"Turmspitze. Wartet darauf, dass Reyter uns abholt.", erwiderte Paka.
"Ruhe da unten!", knurrte ihn der Hüne feindseelig an, offenbar immer noch verärgert darüber von Sieras eine Standpauke bekommen zu haben.
"Ah ja.", rief Paka aus, so laut wie es sein Körper noch erlaubte. "Was hat ein Haufen Silkanas mit Reyter zu schaffen?"
"Schnauze! Unsere Geschäfte mit dem Kriegsherrn gehen Euch nichts an, 'Kapaka'."
"Ah.", machte Paka wieder. "Ich weiß wie diese 'Geschäfte' aussehen. Hören Sie, ich war auch mal Verbündeter von Reyter, so wie ich heute sein größter Feind bin. Ich gebe Ihnen nur einen Tipp, sich mit diesem Mann nicht einzulassen. Wenn Sie ihn nur annährend kennen würden..."
"Es reicht! Noch ein Wort-"
Ein ohrenbetäubender Knall erfüllte die Luft und riss Gregorius Worte davon. Der Lärm rührte von Westen her, wo ein gigantischer blauer Psynergyschleier aufleuchtete und verebbte. Es kam aus der exakten Richtung, aus der der Titan anmarschierte.
"Reyter?", fragte Rangi.
"Reyter.", bestätigte der Käpten, so wie es jedes psynergyempfindliche Wesen in einem weiten Umkreis bestätigen konnte.
Offenbar hatte der Titan Reyter dazu gebracht seine Manchetten abzunehmen. Was Paka nur einen Grund mehr gab so schnell wie möglich zu verschwinden.
"Wir müssen hier raus. Es wird zwar schwer mit diesen Mädchen in der Nähe, aber mit etwas Glück können wir ihr entkommen.", flüsterte Paka leise genug, damit ihr Bewacher es nicht hörte. Aber der schien ohnehin abgelenkt zu sein.
"Kriegsherr... Wer hätte das Euch zugetraut.", murmelte er.
Rangi schaute zur Turmspitze.
"Hat sie schwer geatmet?"
Paka verstand nicht.
"Was?"
"Das Mädchen. Ihr Atem?"
"Kann ich nicht sagen, ich... hatte mich auf andere Dinge konzentriert. Schwerer Atem... Schon, aber sie schien über etwas sehr wütend gewesen zu sein."
Rangi nickte wissend. Paka verstand immer noch nicht recht.
"Was...?"
Rangi zog sanft ihr Handgelenk an. Eine winzige Klinge schnippte aus ihrem Armreif, die im schwachen Dämmerlicht einen zusätzlichen bläulichen Schimmer einer Flüßigkeit besaß... Gift.
"Was ist passiert?"
"Sie ließ sich nicht aus der Ferne erledigen. Also musste ich sie rankommen lassen. Ich war allerdings zu langsam auszuweichen. Aber wenigstens konnte ich sie ablenken, indem ich sie in meinen Kopf ließ."
"Rangi!"
"Ich habe sie nur sehen lassen, was sie sehen wollte. Ähnlich wie Balassa das letzte Mal, hatte sie es geschluckt. Am End-"
Ein kräftiger Tritt traf sie im Gesicht und brachte sie zum schweigen.
"Ruhe habe ich gesagt. Eine falsche Bewegung Käpten, oder ich werde herausfinden was passiert, wenn ich auch den letzten Behälter ausschütte.", warnte Gregorius ihn kühl.
"Dafür werdet ihr bezahlen.", erwiderte Paka die Kälte.
"Tatsächlich? Gerade von jemanden wie Euch hätte ich keine leeren Drohungen erwartet."
Gregorius setzte sich wieder hin und hielt sie gut im Auge. Rangi sagte nichts mehr und auch Paka verhielt sich ruhig. Alles was Rangi tat, war die Turmspitze anzustarren. Letztenendes hatte sie den Kampf doch für sich entschieden. Und die Ironie, dass das Gift eines arroganten begabten Kindes ihr den Sieg über ein anderes arrogantes begabtes Kind gebracht hatte gefiel ihr irgendwie.
Das, meine Kleine, war nicht einmal ein Bruchteil meiner Fähigkeiten.

Siera warf dich gegen eine der Marmorstatuen und brauchte einen Moment bevor sie ihr Gleichgewicht wiederfand. Hastig suchte sie dahinter Deckung und spähte nach hinten. Von dem Mann war keine Spur. Sie nutzte die Zeit um ihre Gedanken zu fassen. Sie wurde vergiftet. Aber bevor sie angegriffen wurde. Wann war es passiert? Ihre Hände begannen unkontrolliert zu zittern. Der Grund war jetzt unwichtig. Sie brauchte ein Gegengift. Siera hatte zunächst angenommen ihre ausgezeichnete Giftresistenz, so wie sie alle von Kaiserin Narsis Oberkommando erhielten, sollte langsam Wirkung zeigen. Aber es wurde sogar noch schlimmer. Sie hätte die Vergiftung längst behandeln können, wenn dieser Typ nicht aufgetaucht wäre. Er war soweit sie wusste kein Teil von Pakas Crew, aber er war offensichtlich kein Mitglied der Grauen Garde. Aber wer er auch war, er hatte auf sie gewartet. Und er war gefährlich.
Nein, nein! Du musst dich konzentrieren! Kriege erst einmal das Gift aus deinem Körper!, schalt sie sich in Gedanken. Offenbar beeinflusste das Gift auch ihre Konzentrationsfähigkeit. Sie musste sich beeilen! Gegengift... Sie hatte noch ein stärkeres bei sich. Nur wo...? Rechte Seitentasche! Ihre zittrigen Hände öffneten den Verschluss und glitten hinein. Bei ihrer Suche fielen mehrere Gegenstände heraus, die sich lautlos über dem Boden verteilten. Sieras schluckte. Das Gegengift war ebenfalls darunter. Doch ihre Sicht war bereits zu verschwommen um es genau zu erkennen. Als sie die Form endlich erkannte griff sie danach, aber ihre zittrigen Hände konnten es einfach nicht packen. Sie fluchte, als sie es versehentlich anstieß und es ihr davonrollte. Sie kroch hinterher, doch stoppte abrupt als sie beinahe gegen ein Paar schwarze glänzende Lederstiefel stieß.
"Das ist wohl mein Glückstag.", sagte eine raue Stimme.
Der Mann von vorhin! Sie musste weg! Sie versuchte Psynergy zu wirken, doch sie schaffte es nicht sich genug zu konzentrieren. Ihre Beine hatten keine Kraft mehr. Bei dem verzweifelten Versuch sich wieder rückwärts hinter die Statue zu werfen, verlor Sieras erneut das Gleichgewicht. Dann wurde es dunkel um sie.

Er steckte es ein.
"Das war gar nicht mal so schlecht. Am Anfang sah es ziemlich schwierig aus.", sagte er wie zu sich selbst und betrachtete seinen rechten Ärmel, wo sein rotbrauner Mantel eine linienförmige Brandspur aufwieß, wo ihn Sieras Lichtfäden Anfangs erwischt hatten, kurz bevor er ihren Stab in drei Teile zerbrochen hatte. Nach wenigen Minuten war sie aschfahl geworden und war geflohen. Weit war sie nicht gekommen. "Sagt Oviir ich habe den Rotfuchs."
Die drei Soldaten der Grauen Garde, die sich in der Nähe verborgen hatten kamen aus ihrer Deckung. Der vordere räusperte sich vernehmlich.
"Nun, 'Herrin Sturmwind' erinnert Euch daran, dass Ihr auch bei dem Rest der Gefahr für den Scharfrichtergipfel aushelft. Ein Gast und Freund der Herrin wird gerade in diesem Moment auf einem der äußeren Laufwege im dritten Geschoss von einem der Feinde festgehalten. Ich schlage vor Ihr eilt umgehend zu ihnen, Herr Cerro."
Der Mann ließ ein perfektes Lächeln aufblitzen und ging an den Rand der Leuchtturmspitze.
"Dann sollte ich aufbrechen, nicht?", erwiderte er überflüssigerweise und reckte seine rechte Hand in den Himmel, in der etwas hielt, dass wie eine goldene Spielkarte aussah. Seine Psynergy blitzte auf und Cerro war auf den Weg nach unten.
Die Wächter sahen einander ratlos an und drehten sich zum Leuchtfeuer um, dass immer noch merkwürdig reagierte.
"Sichert die Spitze. Und bringt den alten Gisai hierher. Das Ding ist mir nicht ganz geheuer."

In den nächsten Momenten kippte Reyter die Gunst des Kampfes komplett für sich um. Kurz, er entfesselte die Hölle auf Erden. Cyro war jedes Mal erstaunt, wenn Reyter seine Manchetten abnahm. Der Dschinn hatte sie entwickelt, um Reyters Psynergy nach innen zu kehren. Das hatte den Zweck, dass man seine imense Macht nicht über weite Entfernungen erspüren konnte und jeden geheimen Stützpunkt sofort ausfindig machen konnte. Ebenso hinterließ er keine verräterischen Psynergyspuren und war zehnmal so stark gegen geistige Beeinflussung gewappnet, was nötig war falls Balassa sich jemals dazu entschließen sollte ihn zu hintergehen. Diese Idee war inspiriert von einem Gerät, dass sein Feind Paka verwendet, um sich vor ihm zu verstecken. Den einzigen Nachteil den es bot, war eine Beschneidung seiner Psynergykräfte. Doch selbst trotz dieser Beschränkung war Reyter immer noch der stärkste Adept, den Cyro jemals begegnet ist. Die drei hochrangigen Beschwörungen, Asur, Eklipse und Odysseus lösten sich gerade auf und offenbarte das Werk der Zerstörung, dass sie zusammen mit Reyters Psynergy angerichtet hatten. Cyro, der seine Macht Asur geliehen hatte, ließ sich erschöpft auf einen größeren Brocken nieder und nahm seine Korallenkrone vom Kopf um sich das Schauspiel besser ansehen zu können.
Reyter, immer noch erfüllt von ungebändigter kraftstrotzender Psynergy die man ihm förmlich ansehen konnte, schritt herrisch über das Trümmerfeld erkalteten Magmagesteins und trat jeden kleineren Brocken zur Seite, der ihm im Weg lag. Die übrigen Krieger die ihn begleiteten, kreisten auf ihren Wundervögeln über ihm und landeten einer nach dem anderen, um sich ihm anzuschließen.
"Ahh... Dieses Mal hat er aber wirklich übertrieben.", murmelte eine körperlose Stimme neben Cyro.
Es handelte sich um Emeralt, den grünen Jupiterdschinn, der seine Macht Eklipse geliehen hatte.
"Das mit der Ebonsäure hätte vermutlich funktioniert. Aber nein, der Kriegsherr musste die zähe Resistenz dieses Biests mit roher Gewalt übertreffen und dieses idyllischen Gebirgszugs in einen Krater verwandeln."
"Du weißt doch, unser Kriegsherr liebt es Zeichen zu setzen. Und er hasst es seine Kraft gegen würdige Gegner zurückzuhalten. Du musst doch die Änderung in ihm gespürt haben, als er Kehlans Namen gehört hat."
Die Umgebung war von zerstörerischer Psynergy komplett glattgeschliffen worden, die von Brocken erstarrten Magmagesteins verschiedener Größen übersäht war. Diese Brocken waren vor Kurzen noch der Körper einer unglaublichen Kreatur der Zerstörung gewesen. Reyter hatte den Titan bis auf die Knochen abgesprengt und alles was danach noch zu tun war, waren zwei unaggressive Psynergyformen zu wirken: Witterung und Basilisk. Man vermochte nicht zu beschreiben wie enorm der Effekt gewesen war. Selbst Cyro hatte erst hinterher verstanden, wieso Reyter ausgerechnet diese Psynergien gewählt hatte. Witterung hatte die Knochen spöde werden lassen und abgekühlt. Das übrige Magmafleisch war umgehend abfallen, als hätte es jeden Halt verloren. Ebenso hatte die psynergyresistenzsenkende Wirkung Basilisk den Weg für dessen verherrende Wirkung geebnet. Das Ergebnis lag vor Reyters Füßen, als seine Schritte verstummten. Er wartete noch einen Moment bis sich die Soldaten um ihn versammelt hatten.
"Seht!", rief er mit lauter klarer Stimme und deutete auf die Stelle vor ihm.
Zu den Füßen lag ein nackter bewusstloser Mann. Er hatte weder Haare noch Augenbrauen und seine Haut war so rosig wie die eines Neugeborenen.
"Das ist Kehlan. Man kennt ihn unter vielen Titeln, aber ganz gleich welchen er trägt kennen wir ihn doch alle."
Die Soldaten hinter ihm murmelten zustimmend.
"Einer der größten Krieger unserer Generation, Stolz und Schande des Drachenclans. Doch vor all diesen Titeln, trifft 'Mörder' wohl am meisten zu. Er ist für den Tod unzähliger von unseren Brüdern und Schwestern veranwortlich und sucht selbst heute nichts als Zerstöung und Leid, die er über andere bringen kann. Wir alle haben heute diesen Drang nach Zerstörung erfahren und haben ihm widerstanden. Seht ihn euch genau an. Selbst die talentiertesten Adepten können so tief fallen und zu Monstern werden."
Der Kriegsherr strich sich über das Kinn.
"Dabei hat er angefangen wie wir alle. Nackt, allein, unwissend und hilflos kam er auf diese Welt."
Reyter ließ seine Hände sinken und zog seine Klinge.
"Und so soll er sie auch wieder verlassen."
Der folgende Schwertstreich war schnell, präzise, erbarmungslos, respektvoll, aber auch zürnig zugleich. Die Soldaten jubelten und applaudierten nicht, als Reyter den besiegten Kehlan hinrichtete, sondern sahen nur mit unverhohlender Genugtuung zu und warfen den Kriegsherrn bewundernde, fast schon vergötternde Blicke zu. Natürlich. Es war schon lange her, seit Reyter das letzte Mal seine Manchetten abgenommen hatte und seine volle Macht präsentiert hatte. Dennoch entlockte es Cyro ein trauriges Seufzen. Reyter konnte die Manchetten nicht einfach wieder anlegen, oder sich mal eben neue herstellen lassen. Es war weit mehr nötig um seine Manchetten richtig anzupassen und natürlich würde alles wieder an ihm hängenbleiben. Wenigstens spürte er, wie langsam seine Kräfte zurückkehrten.
"Mein Herr, wenn ich einen Vorschlag machen darf, dann empfehle ich dringlichst dass wir die Anomalie des Leuchtfeuers umgehend untersuchen."
Reyter nickte beiläufig ohne ihn anzusehen und ließ die Klinge in die Scheide zurückgleiten.
"Selbstverständlich, Cyro. Wenn das Leuchtfeuer außer Kontrolle gerät ist Mirnuzar in großer Gefahr. Deshalb sollten wir auch den schnellsten Weg nehmen. Männer, ich werde vorangehen.", sagte er jetzt an die Soldaten gerichtet. "Ihr werdet schnellstmöglich zu uns stoßen, aber in angemessenen Abstand zum Scharfrichtergipfel warten und dort auf mein Zeichen und neue Befehle warten."
Die Soldaten nahmen Haltung an.
"Jawohl, Kriegsherr."
Emeralt verstand einen Moment zu spät was Reyter vorhatte.
"Sekunde mal, wa-"
"Cyro, wir brechen auf."
Der Kriegsherr und der Merkurdschinn teleportierten. Emeralt konnte nicht glauben was passiert war.
Sie gehen ohne mich?! Ich beherrsche den Teleport ohne Fokuspunkte doch gar nicht!

Die Mitglieder der Grauen Garde zögerten keine Sekunde und richteten die Waffen auf die Stelle wo sich die Psynergypartikel zusammensetzten. Als sie das silbernschimmernde Haar und die goldschwarze Rüstung jedoch erkannten traten nicht wenige einen Schritt zurück. Der Kriegsherr musterte sie mit durchdringendem Blick.
"Nur die Ruhe, ich bin in friedlicher Absicht hier."
"Scharfrichtergipfel befindet sich im Ausnahmezustand. Ganz gleich mit welchen Absichten Sie kommen, ich muss Sie anweisen zu gehen.", sagte der Gardist kühl und machte eine fortweisende Geste mit seiner Hellebarde. Der Kriegsherr ließ sich nicht mal ansatzweise beeindrucken.
"Ich bin hier um meine Hilfe anzubieten. Ich denke jeder hier weiß, wer ich bin. Oder vielleicht nicht? Ansonsten würdet ihr eure Waffen senken, bevor ihr euch noch verletzt."
"Meine Männer nehmen keine Befehle von Euch entgegen. Ebenso wenig sind sie nicht so dumm um eine Gefahr zu erkennen, wenn sie vor ihnen steht, Kriegsherr.", schnitt ihn eine kühle Stimme ins Wort und Herrin Sturmwind schreitete auf ihn zu. In ihren berechnenden Augen spiegelte sich das flackernde Licht des Jupiterleuchtfeuers. Reyter stellte positiv fest, dass sie ihn mit ihrer Art an Admiralin Zaisa erinnerte, auch wenn es ihr an der Macht in ihren Bewegungen fehlte. Dennoch, eine sehr attraktive Frau. Reyter verneigte sich, nicht unterwürfig, sondern wie vor einer Gleichgestellten. Den Gardisten würdigte er keinen einzigen Blick mehr.
"Herrin Sturmwind nehme ich an."
Als sie an ihn herantrat wirkte sie auf den ersten Blick völlig selbstsicher und berechnend. Aber wenn man etwas genauer ansah, wirkte sie ein wenig fahl ihm Gesicht. Ebenso wies ihre Uniform Kampfspuren auf. Reyters Neugier wuchs immer mehr. Was ging hier nur vor?
"Ich weiß Ihre Besorgnis zu schätzen, aber wir haben die Situation bestens in Griff. Diese Menschen leben mit dem Leuchtturm der Winde schon seit Jahrtausenden und sind bestens mit ihm vertraut."
Reyter unterdrückte ein verächtliches Schnauben. Diese unbeseelten Nichtadepten? Vielleicht gab es ein paar unter ihnen, aber Reyter würde wetten das selbst der niederste Offizier an Bord der Schattendrifter mehr von Psynergy verstand, als alle Adepten hier zusammen. Vielleicht mit Ausnahme von Sturmwind natürlich. Dennoch ließ der Kriegsherr sich seine Ablehnung nicht abmerken.
"Verzeiht, aber ich muss doch sagen ich bin sehr besorgt. Von Mirnuzar weiß man, dass die Leuchttürme seit geraumer Zeit stillliegen. Und ich kam nicht umhin zu bemerken, dass diese hier eine gewisse... Anomalie aufweist. Deshalb biete ich und meine Männer die bald eintreffen unsere volle Kooperation an. We-"
"Ich werde keine Truppen von Euch auf Scharfrichtergipfel tolerieren!", unterbrach sie ihn erneut. "Wir wollen Eure Hilfe nicht."
Langsam war Reyter das Spiel überdrüssig. Er musste wohl etwas direkter werden.
"Ich fürchte die Sache entgleitet Euch, Herrin Sturmwind.", antwortete er rauh. "Nachdem was ich gesehen habe, habt ihr die Krise hier nicht so im Griff wie Ihr mir weismachen wollt. Um das größte Problem habe ich mich bereits gekümmert.", verkündete er im gleichgültigen Unterton und wies auf die Stelle am Horizont, wo immer noch Dampf, Asche und Rauch in den Himmel stieg. Der Titan war jedoch nicht mehr zu sehen. Aus den Augenwinkeln sah er Sturmwinds Reaktion zu. Sie gab sich nicht beeindruckt. Doch sie war es. Reyter wusste es.
"Eure Hilfe wäre nicht nötig gewesen.", antwortete sie. Eine Lüge. "Wir haben bereits Maßnahmen ergriffen, diese Kreatur zu stoppen. Die Entzündung des Leuchtturmes war eine davon." Das deckte sich nicht mir seinen Informationen. Die Sache begann immer mysteriöser zu werden.
Emeralt, ich möchte dass du den Turm sondierst, wenn du es noch nicht getan hast. Ich möchte von der allgemeinen Situation unterrichtet werden, verlangte er.
Eine kurze Stille folgte, bis sich jemand anderes zu Wort meldete.
Wir haben ein Problem. Emeralt ist nicht hier. Haben ihn wohl bei unseren Truppen vergessen. Die anderen zwei machen sich dran, aber... naja, sie sind eben nicht Emeralt. Außerdem erscheint es wichtiger herauszufinden, was eigentlich mit dem Leuchtfeuer ist, antwortete Cyro ein wenig verlegen.
Hätte Reyter ein inneres Lächeln, wäre es zerbröselt wie ein schlecht gebackender Keks. Ihm war WAS passiert? Eine Sekunde überlegte er, ob er oder Cyro sich zurückteleportieren sollte um ihn abzuholen. Aber das wäre in der jetzigen Situation äußert unpassend... und irgendwie peinlich.
"Eine davon?", griff Reyter die Erklärung ohne zu zögern auf, als wäre die innere Unterhaltung nie geschehen. "Wolltet ihr eine Art Waffe daraus machen? Ihr habt daran gefuscht und jetzt ist die Energie instabil?"
Oviirs Augen zuckten kaum merklich.
"Hütet Eure Worte. Es handelt sich um einen ungewollten Nebeneffekt, doch es besteht keine akurate Gefahr."
"Wenn ihr aus dem Leuchtturm eine Waffe macht, dann besteht sehr wohl Gefahr. Ich bin mir sicher, dass der Rest Mirnuzars das genauso sieht."
Reyter ließ die versteckte Drohung in der Luft hängen. Wenn Sturmwind sich weiter wehrte, könnte Reyter seine Kenntnisse verbreiten das sie aus dem Leuchtturm eine Waffe schmieden wollte. Eine Waffe, die sie eventuell auch auf ihre Nachbarn oder Neu-Mirnuzar richten könnte. Oviir verstand den Köder, aber sie würde nicht klein bei geben.
"Wenn auch nur eine Truppe von Euch hier landet, nehme ich das als kriegerischen Akt. Wir haben in rascher Folge zwei Angriffe hinnehmen müssen und einen dritten werde ich nicht riskieren."
Reyter verlor die Lust den Samariter zu spielen. Er wusste wann eine Situation in seiner Hand war und das war hier klar der Fall.
"Dann solltet ihr das besser auch nicht.", grollte er.
Einer der Gardisten legte mit einer Verwünschung seine Armbrust an, geriet jedoch ins Stocken als der Kriegsherr unruhig mit den Fingern zuckte und ein paar Eiskristalle über die Fingerkuppeln kreiseln ließ. Die Psynergy jedoch blieb drin. Als er Herrin Sturmwind ansah, war ihr Gesicht nurnoch ein Ausdruck kalter Wut.
"Damit werdet Ihr nicht durchkommen, Reyter. Der Scharfrichtergipfel hat immer noch den Ruf der Gerechtigkeit in Mirnuzar inne."
"Der Großteil von Mirnuzar ist gerade dabei die Sterne zu erkunden, Herrin. Seht es aus meiner Sicht: Ihr steht unter Angriff und seid im Begriff den Leuchtturm als Waffe umzubauen oder den Leuchtturm an eure Feinde zu verlieren. Das würde das Gleichgewicht Mirnuzars völlig ins Chaos stürzen, nicht einmal nur aus rein politischer Sicht. Wenn diese Kreatur den Leuchtturm zerstört hätte, wären die Folgen für Mirnuzar und Neu-Mirnuzar katastrophal. Und jeder unter meinem Banner nennt diese Welt nun sein Zuhause. Ganz gleich ob ihr die Gerechtigkeit Mirnuzars seid, wenn der Turm für falsche Zwecke missbraucht wird, ist Mirnuzar dem Untergang geweiht. Ich bin lediglich hier um meine Hilfe anzubieten. Wenn Ihr sie nicht annehmt, lasst Ihr mir keine andere Wahl als sie mit Gewalt aufzuzwingen. Wie Ihr sagtet, Ihr könnt keinen weiteren Konflikt riskieren. Und Ihr wollt Euch das Volk der Adepten nicht zum Feind machen."
Sie standen eine Weile schweigend gegenüber.
"Es liegt an Euch. Entweder wir kooperieren um die Krise zu bewältigen oder ich nehme Euch und alle die zu Euch stehen unter Arrest, damit wir sie selbst stoppen können.", sprach Reyter weiter. Seine sorgsam gewählten Worte waren wie ein Flüstern.
Sie standen weiter eine Weile schweigend voreinander.
"Dann kooperieren wir.", erwiderte Oviir Sturmwind mit tödlicher Kälte.

Paka spürte wie ihm ein Eisklumpen in den Leib gelegt wurde, als die Präsenz Reyters auf der Leuchtturmspitze aufloderte. Sie hatten vermutlich nicht mal mehr eine halbe Minute, bis er sie entdeckte. Und dann hatten sie keine zwanzig Sekunden mehr bis sie fliehen konnten. Kurz, sie hatten keine Minute mehr. Paka hatte eigentlich gehofft noch etwas mehr Zeit zu bekommen. Aber wenn er es nicht jetzt tat war es vermutlich zu spät. Unglücklicherweise war ihr Bewacher alles andere als dumm.
"Ich nehme an, das ist der Kriegsherr höchstpersönlich. Er hätte gleich teleportieren sollen, dass hätte eine Menge Zeit gespart. Keine Mätzchen jetzt."
Paka biss die Zähne zusammen und fokusierte sich wie ein Wahnsinniger auf das, woran er schon die ganze Zeit arbeitete. In der Ferne war bereits das Rauschen zu hören, dass immer lauter wurde. Gregorius fluchte.
"Ihr lernt es einfach nie, oder?", knurrte er und holte zu so einem kräftigen Tritt aus, dass er Paka für mehrere Stunden lahmgelegt hätte. Doch eine hauchdünne Leuchteisschicht schob sich rechtzeitig zwischen sie, um den Tritt abzufangen. Die Augen des Silkanas weiteten sich ungläubig.
"Ich bin immer so aufsäßig.", brachte Paka angestrengt hervor, während das Rauschen immer lauter wurde. "Clever, meine Behälter zu zerstören und das Wasser verdunsten zu lassen. Doch was ist Wasserdampf eigentlich? Nichts anderes als Wasser oder?", sagte Paka und erhob sich langsam. "Ich gebe zu es ist schwer diesen auf Dauer um sich zu behalten, aber ich habe genug um mich gesammelt um einer umfassenden Lähmung fern zu sein. Das Wasser hat mich nie verlassen. Außerdem..." Das Rauschen wurde immer lauter und wurde zu einem Toben aus Wasser, auch wenn nicht zu sehen war von wo es kam. "...ist das Meer nicht annährend so weit entfernt wie ihr glauben mögt."
Er wirbelte herum. Das Geräusch des Wassers kam aus dem Turm! Wie konnte das sein? Paka wurde mit jeder Sekunde sichtlich kräftiger.
"Also seid Ihr drauf und dran Euch selbst zu befreien, Herr?", fragte eine fremde Stimme mit amüsierten Unterton. Pakas Blick schnellte hin und her und fand den Sprecher schließlich auf dem Kopf eines Wasserspeiers vier Meter über ihnen sitzen. Für einen Augenblick war Paka über die Erscheinung des Neuankömmlings erstant. Er trug einen langen teuren Mantel von rotbrauner Farbe und einen nachtschwarzen Umhang, auf dem mit feinen goldenen Fäden ein pfauartiger Vogel gestickt war. Auf seinem Kopf ruhte ein grauer Krempenhut, der von einer prächtigen weißen Feder geschmückt war. Doch sein stärkes Merkmal waren nicht seine stechend blauen Augen, sein gesichtsumrahmender Bart oder seine unnatürlich schneeweißen Zähne. Es war sein Lächeln. Das Lächeln selbst war ein Kunstwerk. Es wirkte freundlich, höflich, mysteriös, bedrohlich, überlegen, selbstsicher aber auch freundschaftlich zugleich. Paka erkannte den Mann nicht, aber er hoffte inständig er wäre nicht auf Reyters Seite. Seine Haltung und sein Blick strotzte vor einer unannahbarer Macht, die er nicht genau definieren konnte.
"Der Leuchtturm des Scharfrichtergipfels lockt heute eine Unzahl von einzigartigen Persönlichkeiten an.", bemerkte Gregorius und schwang seinen Streitkolben. "Ergebt euch sofort oder ich töte die beiden!", knurrte er und meinte damit Rangi und Arilla, die immer noch bewegungsunfähig auf dem Boden lagen. "Ganz gleich was für Tricks ihr noch versteckt haltet, ihr könnt die beiden nicht rechtzeitig vor mir beschützen. Ergebt Euch Paka, jetzt!"
"Drohen die Frauen Eures Feindes zu töten? Wie barbarisch. Interessant... Wie wäre es, wenn ich das selbe tue?"
Gregorius sah zu dem Mann auf. Wer immer der Geheimniskrämer war, er störte ihn im denkbar ungünstigsten Moment. Was meinte er mit-
"Kommandantin Siera?!"
Paka verstand genausowenig, was er sah. Der mysteriöse Mann zeigte ihnen eine Art Spielkarte, auf der das mächtige Silkanasmädchen abgebildet war.
"Naja, nicht unbedingt töten... Sie ist zwar gefangen, aber-"
"Ihr blufft!", grollte Gregorius und holte zum Schlag aus.
"Tut er nicht. Sie sieht genau so aus, wie jeder andere der mit meiner Giftklinge infiziert wurde.", sagte Rangi ruhig, als spräche sie mit einem wütenden Kind.
Gregorius stoppte.
"Ihr könnt gerne versuchen, die Karte zu zerreißen. Das würde sie umgehend befreien, aber sie sah nicht sehr gesund aus... Giftklinge sagtet Ihr, Rangi? Was für eine furchtbare Frau Ihr doch seid ein Kind zu vergiften..."
Paka sah verwirrt zu Rangi und musste sich anstrengen nicht seinen Fokus auf das ferne Wasser zu verlieren.
"Rangi, du kennst ihn!? Wer ist das?"
"Dazu haben wir keine Zeit, Käpten. Ihr braucht nur zu wissen, dass er nicht unser Feind ist... unter normalen Umständen nicht. Und wenn er hier ist, wegen dem was ich glaube was er hier ist..."
Cerros Lächeln wurde eine Spur breiter.
"Weswegen er übrigens hier ist."
Eine Spur von Zorn keimte in Rangis Stimme auf.
"Ihr nutzt unsere Lage also komplett aus?"
"Ich erfülle nur meinen-", erwiderte Cerro, bevor er blitzschnell vom Wasserspeier sprang, als eine Welle von Gegorius Psynergy in zerschmetterte. "Teil meines Handels."
In Cerros freier Hand blitzten wie aus dem nichts drei weitere Karten auf, die unheilvoll glühten. Gregorius, der nicht wusste was er zu erwarten hatte ging in Defensivstellung.
~Verstärkung ist gleich da! Haltet sie auf, egal wie!~
Die Stimme war kalt und rauh, und Gregorius hatte sie noch nie gehört. Doch als Paka eine laute Verwünschung ausstieß und der Fremde neugierig die Hutkrempe hob um besser sehen zu können, reagierte er sofort.
"Schwerer Staub!"
Zeitgleich schloss ein mächtiger Wasserschwall aus dem Tor in den Turm neben ihnen und hielt auf sie zu. Staub und Wasser trafen mit unbarmherziger Macht aufeinander und bildeten einen zähen Matsch, über den weder Gregorius noch Paka ganz Herr waren.
"Rangi!", schrie Paka und streckte die halbverbundene Hand nach ihr aus, während seine Augen weit aufgerissen wieder zum Himmel huschten. Sie kam.
Rangi versuchte mit sichtbarer Anstrengung gegen den Schlamm anzukämpfen. Sie wusste dass sie nur in Berührungskontakt kommen müsste. Eine Berühung und sie waren sicher...
Gregorius kämpfte selbst gegen die Gewalt des Wassers und des Schlamms an, als die Stimme wieder in seinem Kopf erklang.
~Verschwindet von da, sofort!~
Ihm fiel nichts besseres ein, als sich in den Schlamm zu werfen. Gerade rechtzeitig. Irgendetwas schlug mit gewaltiger Wucht in ihrer Nähe ein, dass Unmengen heißer Schlamm über ihn hinwegspritzte. Er, Paka, Rangi und Arilla wurden voneinader weggesprengt. Als Gregorius aus dem Schlamm aufsah, sah er Paka rennen. Offenbar hatte er sich bei dem Einschlag von seinen Fesseln irgendwie befreit. Dann, wie aus heiteren Himmel, schlug ein Paar gepanzerter Vogelfüße neben ihn auf und kämpfte für eine Weile in den Schlamm um Halt. Paka feuerte blindlings eine Leuchteissplittersalve in die Richtung des Tiers, aber sah nicht hin um sich von dem Ergebnis zu überzeugen. Mit einem letzten Hechtsprung warf er sich auf die schlammbedeckte Rangi und streckte die Hand in Richtung der Wasserzunge, die aus dem Tor legte. Das Wasser bewegte sich in seine Richtung. Pakas Geste wurde fast flehend.
"Dampfhammer!", donnerte die Stimme und ließ für den nächsten Augenblick den gesamten Leuchtturm unter ungeheuerer Wucht erzittern.
Schlamm und Steinsplitter flogen als tödliche Geschosse durch die Luft. Fast glaube Gregorius der Leuchtturm würde zusammenbrechen, aber dann hörte es auf. Schnell zog er sich auf die Beine und stellte fest, dass er die Kontrolle über seinen Staub augenblicklich zurück erlang.
"Hey, Großer...", hörte er hinter sich.
Es war der Fremde, der im Schlamm festhing. Er hielt eine Karte hoch.
"Deine Kommandatin für ein wenig Beinfreiheit?"
Gregorius zögerte. Normalerweise würde er ihn sofort erledigen und ihm die Karte abnehmen. Der Gedanke, dass er Siera gefangengenommen hatte erschien ohnehin lächerlich. Aber wenn er noch einen Trick im Ärmel hätte und der Kommandantin etwas zustoß, wäre er dafür verantwortlich. Und das wäre alles andere als gut. Also lockerte er den Schlamm widerstrebend.
"Muss wohl mein Glücktag sein.", murmelte dieser und tippte seine Hutkrempe zum Abschied.
Eine weitere Karte tauchte in seiner Hand auf.
"Sofortreise."
Auf der Karte erschien ein Teleportkreis und der Mann verschwand. Die Karte mit Sieras fiel lautlos in den Schlamm. Gregorius hob sie schweigend auf und sah anschließend zu dem Vogel hinauf. Die Reiterin starrte eine Weile auf das Einschlagsloch, dass ihr zweiter Angriff hinterlassen hatte, dann zu ihm. Ihre Blicke trafen sich. Gregorius bemerkte die Zeichen Reyters. Die Frau löste sich aus dem Sattel und landete neben Gregorius, ohne Schlamm zu verspritzen.
"Admiralin Zaisa, nehme ich an."
Sie nickte.
"Eure Annahme ist korrekt, Krieger Gregorius."
Sie blickte auf die Stelle zurück, wo Paka und Rangi vorhin noch gelegen hatten. Von ihnen fehlte jede Spur. Selbst die Verfluchte war verschwunden.
"Sind sie...?"
"Ja. Ich habe keine Ahnung was für Götter diesen Mann beschützen. Dieses Wasser war mit dem Ozean verbunden. Wie kann das sein?"
Irritation machte sich in Gregorius breit. Mit dem Ozean verbunden? Die nächste Küste war ein paar Tagesmärsche entfernt. Das war gänzlich unmöglich!
"Wie..."
"Dieser Mann ist verflucht. Sobald sein Körper mit Meereswasser umhüllt ist, dann er in diesem sofort an jeden Ort reisen, der mit diesem Wasser verbunden ist. Und alles, was er berührt."
Gregorius verstand zwar immer noch nicht, woher dieses Ozeanwasser gekommen sein soll, aber das war im Moment nebensächlich. Paka war entkommen. Die Admiralin schwieg einen Moment. Dann...
"Ich übernehme die volle Verantwortung für seine Flucht. Niemals hätte ich mir vorstellen können, dass dieses Wasser mit dem Ozean verbunden war. Was allerdings diesen Mann angeht... Wer war er?"
"Das", sagte Gregorius, "wüsste ich auch liebend gern."

Es war ein sonderbares Gefühl die Straßen Mengeskats zu erleben. Als Kanra die Aerorill kennen gerlernt hatte, hätte sie nie zu träumen gewagt dass ihr Volk mit dem der Menschen auskommen könnte. Ausnahmen wie Sinaphie und Krandan vielleicht, aber der Durchschnittsaerorill wohl kaum. Gleiches ließ sich wohl über die Menschen sagen. Doch Mengeskat war anders. Sie tolerierten sich nicht nur, sie akzeptierten sich. Ein Seitenblick verriet Kanra, dass Sinaphie ihre Faszination teilte. Es war auch das erste Mal dass sie beide nebeneinander laufen konnten, ohne dass Sinaphie sich verstecken oder das zahme Haustier spielen musste. Die Einwohner beachteten sie keines Blickes. Oder genauer, nicht deswegen. Ihre blutroten Haare und ihre gleichfarbigen Augen erregten gerade bei den Menschen interessierte Blicke. Da es die Aerorill in allen möglichen Federfarben gab, fiel es ihnen wahrscheinlich weniger auf. Doch so ungewöhnlich Kanras Erscheinung auch war, so beachteten sie sie nicht länger als wenige Sekunden. Nicht minder faszinierend war die Bauweise der Stadt. Die Straße in der sie sich bewegten bestand aus drei Ebenen, die stufenförmig an beiden Seiten verliefen. Bei genauerer Beobachtung hatte Kanra feststellen können, dass in der untersten Ebene die handwerklichen Gewerbe angesiedelt waren, die anderen auf der Mittelebene und die Wohn- und Gasthäuser auf der obersten. Beide Seiten waren in regelmäßigen Abständen mit einfachen Seilbrücken oder in weitaus größeren mit soliden Steinbrücken verbunden. Wie Kanra durch Kretarr wusste, war das die Terassenstraße die kreisförmig um das zentrale Kaiserschloss verlief und strahlenförmig in alle Himmelsrichtungen davon abging. Sie war unter anderem mit dem großen, in einen Gebirgszug eingebauten Wachturm der Federhelden verbunden, von dem sie gestartet waren. Der helle Stein, aus dem die Stadt fast vollständig errichtet war, schimmerte im Sonnenlicht und ließ die Stadt wie eine aus Lashon tausenden aberwitzigen Märchen aussehen. Fast hätte sie vergessen, dass sie dringend nach Scharfrichtergipfel zurückkehren mussten, um gegen die Vernichtung des Leuchtturms zu helfen und vor Reyter zu fliehen. Aber nur fast.
Da die mittlere Ebene der Terassen am stärksten benutzt wurde, hatten Kanra und Sinaphie sich für diese Ebene entschieden. Die beiden betrachteten gerade das Nahrungsmittelangebot mit verstohlenen Interesse. Kanra sah Früchte, die sie noch nie gesehen hatte. Ob sie mal eine probieren sollte? Andererseits hatte sie kein Geld...
"Dieser Ort ist so verschieden von Nebelnest...", riss sie Sinaphies Gemurmel aus den Gedanken.
"Klar. In Nebelnest werden Menschen auch zur Jagd freigegeben, wenn sie nicht unglaubliche Taten vollbringen.", stimmte sie mit unterschwelliger Belustigung in der Stimme zu.
"Das meine ich nicht, Kanra.", sagte Sinaphie ein wenig knapp.
Offenbar hatte sie Kanras Bemerkungs nicht sonderlich witzig gefunden. Doch bevor Kanra sich entschuldigen konnte, fuhr Sinaphie fort.
"Es sind vielmehr die Bäume die fehlen. Aerorill mögen es nicht in Stein zu leben."
"Einige gibt es.", widersprach Kanra und zeigte auf ein paar unglaublich dicke, wenn auch nicht so große Bäume abseits der Straße, die in kunstvolle Gebäude verwandelt waren. Die Bäume selbst reichten selbstverständlich nicht an die von Nebelnest heran, aber die Pracht der Bauten übertraf diese um Längen. Doch war es vielleicht der augenscheinlich primitivere Stil von Nebelnest, den Sinaphie vermisste?
"Schon, aber auch das ist es nicht. Sieh dir an wie sie sich bewegen. Oder ihre Körperhaltung. Die Aerorill hier sind sichtbar einen bequemeren Lebensstil gewohnt. Sie nehmen Treppen, klettern und jagen nicht. Die Menschen sind jedoch anders als die, die ich bisher begegnet bin. Sie sind trainierter und sind tägliches Klettern und Balancieren gewohnt. Es ist als würde zwischen den beiden Völkern kaum eine klare Grenze bestehen."
Sinaphie schüttelte mit seltsamen Ausdruck ihren Kopf.
"Ich will nicht sagen, dass das schlecht ist, aber diese Aerorill sind so... verschieden. Die Werte von Ehre und die Verbesserung der eigenen Fähigkeiten werden hier ganz anders aufgefasst. Die Lehren meiner Heimat... bedeutet hier nicht viel. Ich fühle mich hier völlig fremd.", sagte sie in einem ungewohnt bekümmerten Tonfall.
"Das passiert bei Menschen andauernd. Du wärst überrascht wie viele verschiedene Kulturen es unter uns gibt. Bisher haben wir größtenteils zivilisierte Orte besucht, aber sowohl in Mirnuzar als auch in Galatan gab es wilde Ländereien in denen Menschen ganz andere Sitte und Bräuche pflegen."
"Das ist nur irgendwie neu für mich... Bei einem Aerorill konnte ich zuvor immer ausgehen, dass er ein Aerorill ist... Aber diese hier... In Kretarr habe ich nichts dergleichen bemerkt. Er schien wie die Aerorill die ich kenne, wenn auch viel weiser... und älter."
Dieses Mal war es Sinaphie, die einen scherzhaften Ton anschlug.
"Tja, vielleicht versucht er seinen alten Weg zu bewahren? Ältere umgeben sich gerne mit Nostalgie- Hey!"
Ein Menschenjunge hatte sie im Gehen angerempelt. Er murmelte eine Entschuldigung und stampfte weiter ohne langsamer zu werden. Sinaphie setzte einen nachdenklichen Gesichtsausdruck auf.
"Kanra... Er hat-"
"Ich weiß.", sagte Kanra unbekümmert.
"Aber...", begann Sinaphie und verstummte erstaunt, als sie sah was Kanra in der Hand hielt.
Diese lächelte verschlagen.
"Man arbeitet nicht so lange mit jemanden wie Lashon, ohne ein paar Tricks abzuschauen. Komm ich zeige dir den Rest davon."

Der Junge verschwand blitzschnell in die oberste Ebene in eine Häusernische und griff mit spitzbübischen Lächeln in sein zerschlissenes Hemd. Er nahm den doch recht anständig gefüllten Geldbeutel zur Hand und öffnete ihn. Da erwartete ihn eine Überraschung.
"Was im Namen des...!", fluchte er und ließ ein paar Münzen in seine Handfläche fallen. Es war ganz klar Geld, aber er kannte die Währung nicht. Und das war merkwürdig. Als er noch zur Schule gegangen war, meinte er gehört zu haben, dass seit Anbeginn von Mengeskats Gründung nur eine Prägung von Münzen im Reich existierte. Was war also mit denen hier? Und woraus bestanden sie? Enttäuscht ließ er sie wieder in den Beutel gleiten. So ein Pech bei einem so dicken Geldbeutel. Vielleicht sollte er versuchen sie einem Pfandleiher anzudrehen? Vielleicht hatten sie einen Wert von dem er nichts wusste...
"Und ich dachte es wäre mein Glückstag...", knurrte er leise zu sich selbst. "Damit könnte ich mir zumindest zur Abwechslung ein ausgiebiges Mahl..."
Der Junge verstummte als er nach seinem eigenen Geldbeutel griff. Der nicht mehr da war.
"Was?!", keuchte er erschrocken und leerte alle Taschen. Doch sein Geldbeutel war fort. Wie?
Er blickte auf und sah am Rand seiner Straßenseite die rothaarige Frau und das Aerorillmädchen sehen, die genüßlich eine Frucht mit dicker grüner Schale verspeisten.
"Ein wenig sauer, nicht?"
"Hat aber einen köstlichen Nachgeschmack."
"Ob man die Schale auch essen sollte?"
"Würde ich lieber nicht riskieren."
"Macht nichts. Holen wir uns doch noch eine. Geht auf mich.", sagte die Frau und klimperte mit dem Geldbeutel.
Seinem Geldbeutel.
"Hey, was fällt euch ein!?", brüllte der Junge und machte ein paar schnelle Schritte auf sie zu.
Als die beiden ihn dann ansahen, wusste er das er einen fatalen Fehler begangen hatte.
"Du dreckiger Dieb!", war das nächste, was Kanra lauthals rief.
*Part2: Gut zu wissen, dass Beiträge nur eine gewisse Anzahl von Zeichen zulassen :P*

"Ich mein doch nur, ich sagte doch dass es mir Leid tut.", nuschelte der Junge und hielt die Beule auf seiner Stirn. "Das ist doch noch lange kein Grund einfach mein Geld auszugeben."
"Sei froh, dass ich dich nicht bei der Wache abgegeben habe.", antwortete Kanra kühl und nagte dieses Mal an einer Kugel, die von süßen, wenn auch zähen Fäden umzogen war. Ihre dritte.
"Können wir ihn nicht einfach gehen lassen, Kanra? Ich denke er hat genug gelitten.", sagte Sinaphie zaghaft.
"Genau, genau. Danke Schwester. Ich machs auch nie wieder.", pflichtete er eifrig bei.
"Taschendiebe haben die unangenehme Eigenschaft unbelehrbar zu sein.", erwiderte Kanra gleichgültig
"Ich meine das ernst, glaub mir doch Schwester."
"Ich bin nicht deine Schwester.", wies Kanra ihn mürrisch zurecht. "Außerdem... wo willst du nach ehrlicher Arbeit suchen?", fragte sie ihn und musterte ihn.
Der Junge war dreckig und seine Kleidung zerschlissen. In Gilratar hatte es auch Straßenkinder gegeben, wenn auch die meisten sich dank ihrer Psynergy ein wenig zu helfen wussten.
"Das ist nicht mein Problem!", schnappte er gereizt zurück. "Kinder wie mich stellt doch keiner ein! Es sei denn ich möchte mich in dunkle Machenschaften verwickelt werden. Hmpf, klar. Am Ende liege ich wegen einer Packung Rindenstaub tot in der Gosse oder arbeite in irgendwelchen Strafkolonien als Minenarbeiter. Nein danke, da stehle ich lieber Geldbörsen von denen, die ohnehin nicht daran denken müssen zu verhungern."
Kanra sah den Jungen lange und durchgehend an. Dieser starrte wütend schnaufend zurück.
"Wie ist dein Name, Bursche?"
"Tarban.", antwortete er knapp, aber mit gewissen Stolz in der Stimme.
"Gut Tarban, hör zu. Taschendiebstahl wird dich nicht ewig über die Runden bringen. Je eher du eine ehrliche Arbeit findest, desto besser. Eines Tages bestiehlst du den Falschen und wirst einen hohen Preis dafür zahlen."
Der Junge verdrehte die Augen.
"Ich brauch deine Belehrungen nicht, Schwester. Ich bezahl jetzt schon... wegen dir. Wenn sich Arbeit so leicht finden lassen würde, müsste ich nicht in solchen Lumpen auf der Straße sitzen.", erklärte er mit müder Stimme. "Ich möchte ja arbeiten, aber keiner nimmt ein dreckiges Waisenkind von der Straße. Außerdem macht man mit Taschendiebstahl gutes Geld, wenn man weiß wo man suchen muss. Es gibt kaum einen der Mengeskat so gut kennt wie ich. Ich weiß sogar..." Er senkte verschwörerisch die Stimme. "Ich weiß sogar wie man ungesehen in das Kaiserschloss hinein und wieder heraus kommt."
Kanra biss sich nachdenklich auf die Unterlippe. Sie war hier keine Stadtwache, wie einst in Gilratar. Trotzdem machte sie sich langsam Sorgen um den Jungen. Sie wünschte Lashon wäre hier. Sie hatte ihn schon oft genug dabei erlebt, wie er Straßenkindern gut zureden konnte. Ein paar von ihnen hatte er sogar geholfen eine Arbeit zu finden. Aber sie war fremd hier und hatte keinerlei gesetzliche Gewalt. Konnte sie ihm überhaupt helfen?
"Mag sein.", sagte Kanra und versuchte ihre Anteilnahme so gut es ging zu verbergen. "Wie klingt das? Du als kluger Junge hast bestimmt erkannt, dass wir von weit her kommen."
"Von ganz weit her. Ihr benutzt nicht mal unsere Münzen.", murmelte er.
"Genau.", sagte Kanra neutral. Sie hatte Kretarr zwar versprochen keinerlei Aufmerksamkeit zu erregen, aber sie konnte darauf vertrauen das Tarban es für sich behalten würde. "Ich schlage vor du führst uns ein wenig in deiner Stadt herum und wir vergessen den Vorfall von vorhin. Du musst uns nicht in das Schloss hereinschmuggeln, nur eine kleine Besichtigungstour."
"Was? Momentchen, Schwester! Ich habe euch schon was zu essen spendiert und du hast mir schon eine verpasst!", sagte Tarban entrüstet und zeigte auf seine Beule. "Wir sind quitt!"
"Wir sind quitt, wenn ich es sage. Ich könnte dich immer noch bei der Wache abgeben. Aber wenn du darauf bestehst schulde ich dir danach einen Gefallen. Wenn auch einen kleinen."
Tarban sah sich lange wütend an, dann drehte er sich um und verschränkte die Arme.
"Pff. Was könnt ihr schon für mich tun, wenn ihr nichts außer schöne Worte und kein Geld habt? Na los gehen wir. Aber keine weiteren Gefallen mehr! Ehrlich... wer ist hier der größere Verbrecher?"
Kanra lächelte Sinaphie zu und sie blinzelte amüsiert zurück. Dann folgten sie dem Jungen.

Dewan hätte es nie für möglich gehalten. Hätte er geblinzelt, hätte er vermutlich alles verpasst. Von einem Moment auf den anderen wurde Unarus' Körper erfasst und viele Meter entfernt so tief in eine massive Felswand gepresst, dass nur noch seine Füße herausragten. Dann drangen die markerschütternden Geräusche von zerfetzenden Fleisch und berstenden Knochen, gepaart mit fürchterlichen blutrünstigen Hundegebell aus dem dunklen Spalt. Die Füße seines Freundes zuckten nur noch zwei Sekunden im Todeskrampf, dann hingen sie leblos im unnatürlichen Winkel nach unten. Nach ein paar quälend langsamen Sekunden sprang der dämonische Garm aus dem Loch. Sein rotes Fell war blutverschmiert und an seiner Schnauze klebte Fleisch.
Dewan wollte herausspringen, den Dämonen angreifen und seinen Freund rächen. Doch sein Verstand hielt ihn zurück. Unarus war vielleicht nur ein Schüler gewesen, doch Dewan wusste von seiner Stärke, Und dieser Dämon hatte ihn im Bruchteil einer Sekunde ermordet. Außerdem wartete da draußen noch Melfice auf sie. Dewan fluchte. Was hatte er sich nur dabei gedacht diesen Handel einzugehen? Erst jetzt erkannte er, wie gefährlich Garm wirklich war. Nicht nur dass er offenbar als starker Dämon ausgewählt wurde der es mit Melfice aufnehmen konnte, dadurch dass er mit einem Teil seiner selbst verschmolzen war hatte er vielleicht genug wissen aus seinen Gedanken, dass er gegen sie wenden konnte.
"Nun, damit war zu rechnen.", flüsterte Loghain. "Jetzt wird er seine Fallen die er aufgestellt hat gegen uns wenden. Er hat nicht zufällig erwähnt, was er getan oder?"
Dewan konnte nur mit dem Kopf schütteln. Letztendlich hatte Garm ihnen rein gar nichts erzählt, nur was es mit diesem Ort auf sich hatte. Und jetzt verwendete er dessen Eigenschaften gegen sie. Aber noch waren sie nicht ganz wehrlos.
"Mir müssen unsere Verteidungslinie vorbereiten, rasch."
"Macht nur.", bemerkte eine Stimme hinter ihnen.
Die beiden wirbelten herum. Direkt hinter ihnen saß Garm, gleichgültig seine Pfote leckend. Die Position an der er saß war von tiefen Kratzspuren mächtiger Krallen umgeben. Von dem Blut und den Fleischfetzen war nichts mehr zu sehen.
Wie?, war alles was Loghain denken konnte.
"Lasst euch von mir nicht abhalten. Nur zu. Falls ihr euch allerdings die Zeit nehmen wollt, habe ich einen anderen Vorschlag."

Melfice wartete mit der Beschwörung eines neuen Dieners, als Garm erneut seine Teufelsfüße zum Einsatz brachte und in Richtung der Gebäude verschwand, wo sich die anderen beiden Kampfkünstler verborgen hielten. Eigentlich hatte er nicht erwartet den Kampf zu gewinnen ohne selbst wirklich in Aktion zu treten, aber er würde deshalb wohl kaum in Tränen ausbrechen. Bei genauerer Betrachtung fiel ihm auf, dass Garms Teufelsfüße ihn nicht etwa unsehbar schnell machten oder etwa unsichtbar. Er war sich nicht sicher, aber es war vielmehr als würde er sich in Luft auflösen. Aber was auch immer es war, hatte zumindest das Tigerkätzchen überwältigt. Sein Blick glitt zu dem Loch hinüber, wo immer noch die erschlafften Füße des Schülers herausschauten. Er legte sich über die Zähne. Garm mochte ihn vielleicht zerfleischt haben, aber er persönlich hatte noch eine raffiniertere Verwendung für den Körper.
Doch bevor er sich dem Körper nähern konnte erbebte ein Gebäude unter einer kräftigen Erschütterung und brach in sich zusammen. Als Melfice sich umdrehte sah er Dewan, der den bewusstlosen Loghain aus dem Trümmerhaufen zog. Er musterte die Kampfkunstmeister überrascht. Hatten sie etwa Garm erledigt? So schnell? Er überprüfte mit seinem Gespür ob Garms Präsenz noch zu spüren war. Doch da war nichts mehr. Er war fort. Melfice zuckte mit den Schultern. Schade, er war ein interessantes Wesen gewesen. Aber zumindest wurde er Ruhe finden, wenn er die anderen beiden auch verspeiste. Und wenn Loghain wirklich bewusstlos war, hätte er das besser gar nicht planen können. Aber erst einmal würde er sich um den Schüler kümmern. Am Ende stand er noch im ungünstigsten Fall wieder auf. Mit einer fast beiläufigen Bewegung zog er Unarus an den Füßen aus dem Loch. Er sah nicht annährend so schlimm verletzt aus wie gedacht. Lediglich seine Schulter und sein Hals wies eine tiefe blutige Bisswunde auf. Ein Grund mehr es schnell zu beenden.
"Stop!", rief Dewan und sprintete auf sie zu.
Er holte aus und warf blitzschnell drei scharfe Metallscheiben, die in Melfices Haut eindrangen. Zuerst verursachten sie nur ein Jucken und Melfice beachtete sie nicht weiter. Er schleuderte dem Jungen eine Energiewelle entgegen, die Dewans Sprint allerdings nur verlangsamte. Er feuerte erneut und brachte Dewan fast zum Stürzen. Melfice grinste in sich hinein. Die psynergytode Eigenschaft dieses Ort schwächte seine Beute viel mehr als er hätte hoffen können. Wie närrisch diesen Ort auszuwählen... Doch dann wurde aus dem Jucken ein unangenehmes Brennen. Melfice erkannte worum es sich handelte. Es waren eine Art bannende Talismane, die vor Ewigkeiten gegen Dämonen eingesetzt wurden. Wer hätte gedacht, dass das Wissen um sie heute noch existierte? Aber selbst so war es zwecklos. Einem niederen Dämon wurden sie vielleicht gefährlich, ihm jedoch nicht. Da müsste er sie schon Tage und in ausreichender Menge im Körper behalten. Melfice riss sie also aus seinem Arm heraus und regenerierte die Wunde.
"Was hast du noch?", sagte er gelangweilt und griff wieder nach Unarus.
Dewan warf wieder eine Salve Talismane, denen Melfice mit leichtfertiger Einfachheit auswich. Er erhob sich auf seinen Flügeln in die Lüfte und grinste.
"Das war doch nicht etwa alles? Ich sagte: 'Was hast du noch?' ", sagte er und stürzte sich ohne auf eine Antwort zu warten auf Dewan.
Dieser warf wieder ein paar Talismane, die jedoch weit daneben gingen und warf sich rechtzeitig auf den Boden um nicht von Melfices Klauen aufgespießt zu werden. Melfice hatte jedoch nicht einmal direkt auf ihn gezielt. Mit einem gewaltigen Boden stieg er wieder in die Lüfte und befand sich jetzt direkt über Loghain. Dewan befand sich jetzt direkt zwischen ihm und Unarus.
"Du kannst nicht beide reden.", rief Melfice und versuchte nicht einmal seinen Hohn zu unterdrücken. "Wer soll es sein?
Melfice stürzte sich Loghain. Dewan setzte sich in Bewegung und warf erneut mit Talismanen. Langsam war Melfice enttäuscht. Auch wenn er seinen Sturz kurz unterbrach, damit die Talismane wirkungslos neben Loghain in den Sand einschlugen, musste der Junge doch einsehen dass es nicht funktionierte. Vielleicht würde er sich wieder konzentrieren, wenn er Loghain erst einmal den Schädel zertrümmerte. Er setzte seinen Sturz fort. Doch bevor er Loghain mit seinem Fuß zermalmen konnte, tauchte Dewan wie aus dem Nichts auf und warf noch ein paar Talismane. Doch dieses Mal war sich Melfice sicher: Er zielte überhaupt nicht auf ihn. Er schlug mit den Flügeln um den Sturz zu stoppen, doch jetzt sprang der scheinbar bewusstlose Loghain auf und rammte ihm einen geschliffenen Steinpfahl in den Fuß. Ein bekanntes Kribbeln ging von der Wunde aus.
"Ihr-!", begann Melfice zornig als er verstand was sie vorhatten, dann brüllte Loghain einen Befehl in der alten Sprache.
Eine mächtige Macht zog Melfice von Loghain fort, riss ihn wie auf Schienen ein ganzes Stück weit weg bis es abrupt stoppte. Melfice hatte das schonmal erlebt, wenn auch in einem gänzlich anderen Zeitalter. Das Wissen über diese Dämonenfalle hatte auch überlebt? Langsam war Melfice beeindruckt wie viel Wissen all die Jahre und Kriege in Mirnuzar überlebt hatte. Dennoch... Melfice sah sich um. Die verworfenen Talismane bildeten die Eckpunkte für ein Quadrat, selbst die die er achtlos aus seinem Fleisch gerissen hatte. Ihre Energie diente dazu ihn festzuhalten. Bei einem Dämonen wie ihm würde das jedoch nicht lange halten und die Kampfkunstmeister waren zu weit weg um ihm ernsthaft zu schaden... Dann stand Dewan breit grinsend wieder direkt hinter ihm. Melfice war verwirrt. Ein Doppelgänger?
"Halt einfach ein Weilchen still.", sagte der zweite Dewan und zog eine blitzschnelle Verwandlung durch.
"Du!", knurrte Melfice.
"Wegen dem persönlichen Beraterposten... Ich kündige."
Garm sprang den gelähmten Melfice an und versenkte seine messerscharfen Zähne in dessen Hals. Melfice kämpfte gegen die unsichtbaren Fesseln an, aber sie lockerten sich nur langsam. Doch etwas war seltsam: Garms Biss bereitete ihm nicht einmal Schmerzen, egal wie stark er an seiner Kehle riss.
"Das ist euer großer Plan?", rief er voller Hohn. "Diese Fangzähne sind offenbar nur zur Show!"
"Was macht der Hundedämon da? Denkt er wirklich er kann Melfice töten indem er ihm die Kehle aufreißt?", fragte Loghain unglaubig.
Dewan verstand es auch nicht, aber es musste mehr dahinter stecken. Doch bevor er dahinterkommen konnte, riss Melfice sich von dem Kraftfeld los und versuchte Garm von sich zu reißen, der seiner Hand in weiser Voraussicht mit seinen Teufelsfüßen entkam und sich neben Unarus wieder materialisierte.
"Also war das alles nur Gerede? Du verbündest dich mit den Menschen gegen einen Dämonen?", brüllte Melfice und untersuchte nebenbei seine Halswunde. Jedoch schien nichts Ungewöhnliches daran zu sein.
"Nein, Melfice. Das war alles ernst gemeint. Ich war nur nicht so ehrlich, was den fehlerhaften Befehl meines Meisters anging. Der war zu meinen Bedauern mehr als deutlich."
"Also war doch nicht alles Schauspiel.", stöhnte Unarus, der sich langsam neben Garm erhob.
Melfice überlegte. Wenn seine Wunde nicht schmerzte, dann hatte der bei dem Kampfkunstmeisterschüler auch keine Schäden hinterlassen?
"Nicht im Geringsten. Ich hasse euch. Aber im Moment seid ihr mir ganz nützlich.", frohlockte Garm und wackelte glücklich mit seinem Schwanz.
Melfice ließ ein bösartiges Lächeln aufblitzen.
"Für deinen Verrat wirst du ein besonders elendiges Ende erfahren."
Doch Garm streckte ihm trotz seiner Drohung lediglich die Zunge heraus.

"Haltet durch, Käpten!", rief Rangi und zog sich und Paka aus dem Wasser.
Kaum waren sie den Wellen entkommen, ließ sie ihren Käpten vorsichtig auf den trockenen Sandstrand gleiten und betrachtete seine Wunde. Sein linkes Bein fehlte. Rangi hatte nicht die leiseste Ahnung wie sie rechtzeitig entkommen konnten und das die Wunde nur so klein war, aber sie war trotzdem fürchterlich.
"Könnt ihr das heilen?"
Paka betastete mit zusammengebissenen Zähnen seinen Beinstumpf und nickte zögerlich.
"Keine Witterungspsynergy. Das kriege ich hin."
Seine Hände leuchteten kurz in einem sanften blauen Licht, doch dann brach Paka schreiend ab.
"Käpten!"
"Alles in Ordnung. Sind nur ein paar harmlose... verdammt unerträgliche Schmerzen. Du hast nicht zufällig irgendwelche Schmerzmittel bei dir?"
Rangi schüttelte den Kopf.
"Na, dann. Gut... Gut, gut, gut... Dann..."
Er presste die Lippen zusammen und machte mit der Heilung weiter. Ein paar Sekunden später brach er wieder kreidebleich ab.
"Alles in Ordnung?", fragte Rangi und ließ in einem seltenen Moment tiefste Sorge in ihre Stimme einfließen.
"Jaaaa...", murmelte Paka mit brüchiger Stimme. "Ein Bein nachwachsen zu lassen ist kein Vergnügen. Ich muss es behandeln, bevor mein Körper die Wunde akzeptiert, sonst ist es verloren. Deswegen darf ich jetzt auch nicht ohnmächtig werden.", erklärte er und wischte sich kalten Schweiß von der Stirn.
"Kann ich irgendwie helfen?"
Paka nickte.
"Erzählt mir was. Alles was mich ablenkt. Wer war dieser Mann, der uns helfen wollte?"
Er begann wieder mit der Heilung. Rangi wusste nicht genau wo sie anfangen sollte, aber als sie Pakas schmerzverzerrtes Gesicht sah fing sie an zu erzählen.
"Das war Cerro."
"Und wer ist das?", presste Paka atemlos hervor.
"Ich dachte Ihr kennt Mirnuzars Geschichte gut, Käpten? Cerro ist Cerro. Er hat eine Menge Titel, aber er ist als am meisten als einer der letzten fünf Schutzpatronen bekannt."
"Schutzpatrone?"
"So nennen wir in Mirnuzar unsere größten Helden. Der unnachgiebige Lord Stein, Angelo Costello von der großen Händlerunion, Brenna Sturmwind die Königsmörderin, Shayan Glacia die Frostkönigin und eben Cerro der ewigwährende Talisman. Doch das ist schon lange vorbei, noch bevor Ihr in Mirnuzar ankamt, Käpten. Brenna und Shayan sind tot und vor Costello dachte man neulich noch das Gleiche. Den Rest der Geschichte um Neu-Mirnuzar kennt Ihr ja."
Paka musste daran denken wie jede Spiegelfläche das Abbild des Mannes gezeigt hatte, der sich als Costello vorgestellt und die Welt über den Strudel aufgeklärt hatte. Bisher hatte er seit dem Vorfall wenig darüber nachgedacht und er würde Rangi weiter über ihn ausfragen, doch er wollte nicht das Thema wechseln.
"Und dieser Cerro? Wieso hat er nur einen Namen?", fragte er, mit sichtlich weniger Anstrengung als zuvor.
"Er macht ein Geheimnis daraus. Außerdem hat er sich längst von seiner edlen Gesinnung verabschiedet. Tatsächlich durchstreift er Mirnuzar an den unmöglichsten Orten auf der Suche nach... Unterhaltung."
"Unterhaltung?"
"'Ewigwährender Talisman' ist nicht einfach nur ein Titel. Man behauptet von ihm, dass die Sterne selbst über diesen Narren wachen würden. Ihm soll angeblich nie Unglück widerfahren sein, all seine Voraussagen sollen wahr werden und er soll für jede noch so hoffnungslose Lage einen Ausweg finden. Vielleicht ist es nur eine besondere Sternenkraft wie Ihr sie besitzen könntet Käpten, aber er selbst spricht von ewigwährenden Glück. Er gilt sogar unter den in Mirnuzar bekannten Berührten als überragend talentiert. Aus diesem Grund ist er der Auffassung, dass 'einfache' weltliche Probleme ihn nur langweilen und er deshalb nach Herausforderungen sucht."
Sie schüttelte mit deutlicher Ablehnung diesem Mann gegenüber mit dem Kopf.
"Viele hohe Mächte in Mirnuzar sind von seiner Gabe scheinbar unlösbare Probleme zu bewältigen beeindruckt, doch Cerro lehnt jedes noch so verlockende Angebot sich unter ihren Banner zu stellen meistens ab, wenn man ihn überhaupt findet. Geld, Einfluss, Ruhm... Macht ist Cerro völlig egal. Er gilt als freier ungebundener Mann und hat kein Interesse das zu ändern. Er sucht sich seine Herausforderungen selbst, zu seinen eigenen Bedingungen."
Paka seufzte und Rangi betrachtete sein inzwischen wieder nachgewachsenes Bein. Es sah fürchterlich bleich aus.
"Und was bringt ihn dazu und bei der Flucht helfen zu wollen?"
"Was er im Übrigen nicht getan hat."
"Aber er hat angedeutet aufgrund eines Handels auf unserer Seite zu stehen. Warum?"
Rangi verzog kein Gesicht, doch ihre Haltung veränderte sich auf unheilvolle Art und Weise. Paka kannte sie nun lang genug um zu wissen, dass es Rangis Ausdrucksweise für blanken Hass war.
"Er ist hinter Herrin Sturmwind her."
Sie sprach ruhig und kaum anders wie einen Moment zuvor, dennoch stockte Paka für einen Moment erschrocken mit seinen Bemühungen seine Blutzirkulation in seinem Bein wieder zum Laufen zu bringen.
"Er... was?"
"Dieser Nichtsnutz hat Herrin Sturmwind eines Tages angeboten ihr einen Gefallen zu erfüllen... für eine Liebesnacht mit ihm."
Paka klappte der Kiefer.
"DAS hat er Oviir vorgeschlagen?! Wird man dafür nicht auf dem Scharfrichtergipfel hingerichtet?"
Sie warf Paka einen strafenden Blick zu. Offenbar fand sie immer noch, dass es ihm nicht zustand Oviir bei ihrem Vornamen zu nennen.
"Herrin Sturmwind steht über diesen Dingen. Und nie hätte ich geglaubt, dass sie eines Tages diesen Handel auch nur in Erwägung zieht. Es beschämt mich, dass ich nicht in der Lage war, sie von dieser Option abzubringen."
"Naja... Ich schätze ihr war bewusst das außer dieser Kreatur auch noch Reyter mit seinem Gefolge im Anmarsch war, nicht zu schweigen von den Silkanas und den anderen Angreifern. Wir selbst waren Gefangene und..."
Er verstummte, als er ein vernichtendes Glimmen in Rangis Augen vernahm.
"Ist Euch eigentlich bewusst, dass Cerro mehrere Dutzend Nachkommen hat? Und alle von verschiedenen Frauen?"
"Nein, das war es nicht... Soll das heißen er hat vor mit Ov-"
Er verstummte, bevor Rangi endgültig die Beherrschung verlor. Auch wenn Rangi die Graue Garde vor Ewigkeiten verlassen hatte, empfand sie immer noch unanfechtbaren Respekt für Sturmwind, wie sie sie ihm entgegen brachte.
"Und diese Kinder leben dann allein mit ihrer Mutter?"
Rangi nickte missbilligend.
"Cerro lässt vor seinem Verschwinden genug Reichtum zurück, damit das Kind und seine Mutter ein ganzes Leben davon leben können. Viele Frauen würden das als Segen betrachten. Diese Kinder haben auch selten Schwierigkeiten sich im Leben zurechtzufinden, schließlich ist ihr Vater einer der Schutzpatronen. Und man sagt, dass sie in verschiedenen Stärken seine Gabe des Glücks vererbt bekommen. Aber darüber weiß ich nichts Genaueres."
Damit machte sie klar, dass das Thema beendet war. Paka war das nur recht, denn in diesem Moment kehrte das Gefühl in sein neues Bein zurück. Ihm war zwar immer noch von den Schmerzen übel, aber er fühlte sich erleichtert. Es würden keine bleibenen Schäden geben. Erschöpft sank er in den Sand zurück und starrte mit leeren Augen den Himmel hinauf.
"Ich habe sie einfach zurückgelassen.", sagte er plötzlich mit erschöpfter Stimme.
"Sciz, Kurlag, Kanra, Sinaphie... Ich habe sie einfach dort gelassen, als Reyter eingetroffen ist. Sie haben mir vertraut und ich habe sie zurückgelassen."
"Hört auf damit. Das steht Euch nicht, Käpten.", antwortete Rangi barsch und stand auf.
"Sie vertrauen Euch nicht ohne Grund. Sie wissen worum es geht und was sie riskieren. Sie wissen was sie tun. Und aus diesem Grund solltet Ihr ihnen vertrauen."
Paka sah zu Rangi hinauf.
"Rangi..."
"Sie werden einen Weg finden. Ich, Saitu, Sazael... Wir haben immer einen Weg gefunden. Glücklicherweise sind sie noch nicht so lange bei uns und sind noch nicht sonderlich bekannt bei Reyters Reihen."
"Sie hat Recht Paka."
Arilla saß plötzlich an seiner Seite, als wäre sie auf dem Nichts aufgetaucht.
"Dir müsste es doch aufgefallen sein. Du hast die Gabe besondere Menschen anzuziehen. Das Schicksal der vier ist ungewiss, aber definitiv noch nicht vorbei. Sie werden dich nicht enttäuschen. Also darfst du sie auch nicht enttäuschen."
Paka atmete tief durch und setzte sich auf.
"Ihr habt recht. Cerro hin oder her, Oviir und unsere vier werden uns stolz machen und diese Hürde meistern. Alles was wir tun können ist Ausschau nach ihnen halten, bis sie zu uns zurückkehren. Und bis es soweit ist, müssen wir weitermachen."
Rangi zeigte keine Reaktion, doch sie entspannte sich sichtlich.
"Eure Befehle, Käpten?", fragte sie.
"Wir brechen auf, zur Devouras-Kurve."
(Sowas wie ein Ende ist nicht vorgesehen. Auch wenn wir wohl alle sau viel zu tun haben.)

Von verschwommenen Schwingen getragen durchquerte sie das Loch in der Mauer und landete leichtfüßig auf dem von Schlamm bedeckten Boden, während ihre Flügel sich vollends auflösten.
"Wie schlampig.", tadelte sie mit einem Blick auf Gregorius Armstumpf, "Du weißt doch wie teuer solche Prothesen sind."
"Ich verzichte.", erwiderte Gregorius, "Zumindest bis ich mein heutiges Versagen wiedergutgemacht habe."
"Wie nobel..." Sie warf einen geringschätzigen Blick auf die Frau die neben einem großen Vogel innerhalb des Ganges stand. "Wer ist das?"
"Admiralin Zaisa.", antwortete Gregorius.
"Ah, die Hure des Kriegsherrn."
"Lúze!", knurrte Gregorius.
Sie ignorierte den Ausruf und erwiderte den wütenden Blick der Admiralin ungerührt. "Also die fähigste Adeptin in Kriegsherr Reyters Gefolge und einer der fähigsten Adepten des Ostreiches und ihr seid dennoch unfähig einen Mann zu fangen, der an Land annähernd wehrlos ist?"
"Er hatte Hilfe… und war nicht ganz so weit vom Meer entfernt wie erwartet.", warf Gregorius ein, "Und ihr solltet auch nicht glauben, dass eure Respektlosigkeit ohne Folgen bleibt, Lúze."
"Spart euch die Drohungen.", zischte sie, "Schließlich habt ihr mich gerufen, weil ihr meine Hilfe braucht. Wo ist diese eingebildete Göre?"
Gregorius zeigte ihr eine Karte, auf der Siera abgebildet war.
"Sie sieht blass aus.", bemerkte Lúze, während sie die Karte entgegen nahm.
"Er sagte man müsse sie nur ze-"
Sie riss die Karte entzwei, bevor Gregorius geendet hatte. Einen Augenblick später setzten Sieras Füße im Schlamm auf. Für einen Moment schien sie wie in Trance vor ihr zu stehen, dann kippte ihr Kopf nach vorne und sie stürzte. Lúze fing sie am Haaransatz und zog sie wieder zurück auf die Beine.
"Sie sprachen von einer Giftklinge.", informierte Gregorius sie unruhig.
"Er? Sie? Was jetzt weiß ich warum Tsen eure Berichte so sehr hasst."
Lúze Blickfeld verstellte sich und zoomte an Sieras Arm. Eine winzige nasse Stelle war nun für sie auf dem Ärmel des Mädchens zu erkennen.
Sie hatte nicht mal durch den Stoff geschnitten? Ein Kontaktgift?
Sieras Atem ging rasselnd. Eine zittrige Hand krallte sich in Lúzes Arm.
"G... e... gift.", erklang es leise.
Lúze sah sie an. "Was für ein erbärmlicher Anbli-"
Sie unterbrach ihren Satz als ihre noch immer geschärften Augen etwas unter Sieras Nase ausmachte.
Waren das Pollen? Oder vielleicht Pilzsporen? Wenn das die eigentliche Ursache für Sieras Zustand war…
"Kann das sein…?", kam es ihr ungewollt über die Lippen.
"Was ist es?", fragte Gregorius besorgt.
"Ich denke… dieses Gift hat eine außergewöhnliche Stärke."
"Sonst wäre eure Vorgesetzte auch wohl kaum in diesem Zustand.", bemerkte die Admiralin.
"Entferne irgendjemand diese Konkubine."
"Für die Dauer unserer Anwesenheit ist sie eure Vorgesetzte, also zeigt etwas Respekt.", knurrte Gregorius, "Also was ist mit dem Gift?"
Lúze legte ihre freie Hand auf Sieras Gesicht und entfernte dabei unbemerkt die Pollen.
"Reinigung!" Ihre Psynergie strömte aus und Sieras Zustand besserte sich augenblicklich. Gleichzeitig bestätigte sich ihre Vermutung das Gift war gerade so stark, dass es die Giftresistenz des Mädchens überwunden hatte, aber nicht stark genug, um so wirklich zu töten. Kein Zweifel er war es! Die Frage war nur was diese Person in Mirnurzar zu suchen hatte.
Sie ließ Siera los und die Kommandantin, wäre gestürzt wenn Gregorius sie nicht schnell mit seinem verbliebenen Arm gefangen hätte.
Ohne die Beiden noch eines weiteren Blickes zu würdigen schritt sie zurück zu dem Loch in der Leuchtturmwand. "Ich suche dann mal nach Leuten von der Windtänzerin, die ihr noch nicht habt entkommen lassen." Sie blickte aus dem Augenwinkel zu Zaisa. "Hat mich gefreut, Admiralin."
Sie stürzte sich Kopfüber in die Tiefe.

Sciz versuchte sein bestes den Mann in der goldenen Rüstung, der mit ihm auf der Turmspitze stand und vermutlich alle Anwesenden mit einer einzigen Handbewegung hätte töten können. Zugegeben alle außer ihm, weil er die beiden Mitglieder der Grauen Garde, die ihm am nächsten Standen als Schutzschild verwenden würde, während er sich von der Spitze stürzte und frühestens während des Sturzes sterben würde, falls Reyter sich die Mühe machte ihm einen Eisspeer oder etwas ähnliches hinterher zu schießen. Dennoch gefiel ihm der Gedanke das der Typ, der das Feuerungetüm zerlegen konnte mit dessen menschlicher Gestalt die Mannschaft der Windtänzerin bereits Probleme hatte und den Mann für den er arbeitete abgrundtief hasste, nur wenige Meter von ihm entfernt stand nicht sonderlich. Ebenso wenig gefiel ihm nicht, dass das einzige was ihn vor diesem Mann verbarg die Uniform der Grauen Garde war, die er gerade trug und seine Imitation deren Haltung, Bewegungen und Mimik. Unter normalen Umständen hätte er seinen Ring verwendet, der ihn in das exakte Ebenbild eines wirklichen Gardisten verwandelt hätte, aber diese Option hatte er nicht, da Kurlag zwei Meter neben ihm diesen verwendete, um das äußere eines Gardisten anzunehmen, da man ihm die Verkleidung unmöglich abgenommen hätte. Zusammenfassend standen sie zusammen mit ihrem größten Feind auf einer Leuchtturmspitze und taten das worum sie der Mann der sie vor wenigen Minuten im Stich gelassen hatte gebeten hatte. Sie sandten ihren Geist quer durch Mirnurzar und suchten einen Turm der nicht grundlos dem auf dem sie sich gerade befanden sehr ähnlich war. Eigentlich sandte im Augenblick nur Kurlag seinen Geist quer durch Mirnurzar, während Sciz seinen benutzte, um Kurlag wie einen Gardisten oder besser einen nicht komatösen Gardisten aussehen zu lassen. Glücklicherweise wurde die wenige Psynergie, die er benötigte bestens vom Jupiterleuchtfeuer und seiner im Augenblick unvorhersehbaren Psynergie und der enormen Psynergie, die Reyter ausstrahlte, verborgen. Während er zwei Körper unauffällig verhielt scannte er mit seinem Bewusstsein nach Kanra und Sinaphie, aber wie schon zuvor waren sie unauffindbar. Vermutlich gab es irgendeinen abgeschirmten Raum im Turm, in dem die Beiden sich versteckten. Was er wusste war, dass sie nicht mit Paka verschwunden waren und seines Wissens nach nicht über eine eigene Form solch schnellen Reisens verfügten. Er konnte sie suchen, wenn Reyter weg war.
Überrascht stellte er fest, dass er wieder etwas tat, was nicht nur seinem Selbsterhaltungstrieb zuzuschreiben war. Er war wohl so loyal wie nie zuvor. Und Paka hatte ihn verraten… Vermutlich war auch das nicht der richtige Begriff. Egal welche Beweggründe Paka für seine schnelle Flucht gehabt haben mochte. Seine Anwesenheit hätte vermutlich mehr Schaden als Nutzen gehabt. Im schlechtesten Fall hatte es Reyter dazu veranlasst den gesamten Scharfrichtergipfel zu vernichten.
~Irgendwelche Ergebnisse Kurlag?~

Paka setzte einen Fuß ins Wasser und erstarrte.
"Käpten?", fragte Rangi angespannt.
"Es ist nicht mit dem Meer verbunden.", antwortete Paka, während er das Wasser zu seinen Füßen betrachtete.
"Aber wir sind doch nur deshalb hier hergelangt."
"Ja, es ergibt keinen Sinn." Paka machte einen Satz zurück aus dem Wasser, als dieses in seinem gesamten Blickfeld von einer Sekunde auf die andere von einer unbeschreiblichen Kälte erfasst zu Eis erstarrte.
Sein Atem gefror vor seinen Augen als die Kälte auch sie erreichte und ihre durchnässten Kleider erstarren ließ. Im selben Moment hüllte eine dicke Nebelbank die gesamte Umgebung ein. Er und die Beiden Frauen stellten sich blitzschnell Rücken an rücken, um sich in alle Richtungen abzusichern.
"Ich zähle fünf!", meinte Rangi, als entfernt einige Silhouetten im Nebel erschienen.
"Wenn man mich nur einmal zählt." Die Stimme kam vom Wasser und wo sich eine weitere Silhouette aus dem Nebel löste.
"Paka.", sagte Rangi, "Wenn sie uns folgen konnten."
"Ich weiß. Wir haben keine Zeit!" Er hob die Hand. "Leuchteisbeschwörung!"
Zwei gewaltige Leuchteisschlangen brachen durch die Eisfläche vor ihm und schossen auf die Gestalt im Nebel zu, während die schiere Wucht ihrer Bewegung den Nebel auf ihrem Weg zur Seite blies. Keinen Meter bevor sie ihr Ziel erreichten stoppten sie jedoch abrupt ab.
Ein junger Mann mit weißem Haar stand entspannt zwischen den Köpfen der Beiden Kreaturen. Sein dunkel blauer Mantel wehte von der selben Kraft getragen, die den Nebel, um ihn herum fortgeblasen hatte, hinter ihm, während er einen schneeweißen Speer lose in der Hand hielt.
"Niedlich.", meinte der Mann mit einem Blick auf die leuchtenden Fangzähne einer der Schlangen.
Pakas Augen verengten sich. Die Schlangen ließen sich kein Stück bewegen. "Silkanas?", fragte er auf gut Glück.
"Das mit meiner Vorgesetzten war gute Arbeit. Ist eine Weile her seid jemand dieses Mädchen so vorgeführt hat.", sprach der Weißhaarige amüsiert, während er die Spitze seines Speeres auf den Boden sinken ließ und geräuschvoll über das gefrorene Meer mit sich zog, während er langsamen Schrittes auf die drei zu kam, "Wirklich beeindruckend… Aber leider seid ihr absolut chancenlos."
"Komisch.", erwiderte Paka grimmig, "Ich meine fast das dieses Mädchen das auch dachte."
"Ich sprach von der Gesamtsituation. Solche Macht wie die des Kriegsherren habe ich bisher nur bei zwei Leuten in Silkanas Ostreich erlebt und seine Truppenstärke und Kriegsführung sind auch nicht zum lachen."
"Oh, das meintet ihr. Ja, daran wollte ich schon längst etwas ändern."
"Und darum bin ich hier." Der Mann blieb wenige Meter vor Paka stehen. "Ihr seid erschöpft, am erfrieren und steht mit mir einem gefährlichen Gegner gegenüber, der obendrein in der Überzahl ist und euren Fluchtweg abgeschnitten hat."
"Wenn ihr mich gefangen nehmen wollt. Abgelehnt!"
"Hätte mich enttäuscht, wenn ihr aufgeben würdet." Der Mann wandte ihm den Rücken zu und blickte aufs Meer. "Ich werde gleich die Verbindung dieses Wassers zu Meer wieder freigeben und die Temperatur wieder auf normal bringen, aber gebt mir euer Wort, dass ihr mir zuhört."
Paka blickte seinen Gegenüber fragend an - zumindest den Hinterkopf seines Gegenübers.
"Ihr könnt unmöglich glauben, dass ich damit Zeit schinden will. Ich hätte mit Leichtigkeit meine gesamte Einheit und alle im Scharfrichtergipfel befindlichen Soldaten Reyters herbringen können, bevor ihr mit eurem Bein fertig gewesen wäret."
Paka blickte für einen Moment unschlüssig den Rücken des Silkanas den Blick er nacheinander zu Rangi und Arilla, deren Blick zu sagen schienen 'Was haben wir schon zu verlieren'. "Na schön wir hören zu."
Augenblicklich wurde es wärmer. "Ich bin Nordspeer.", sprach der Mann, während er sich wieder zu ihnen umdrehte, "Im Augenblick sind ich und die anderen Mitglieder meiner Einheit von unserer Kaiserin Narsi an Kriegsherr Reyter 'ausgeliehen worden'. Wir sollen allerdings auch bereits einen Schlag gegen Reyter vorbereiten, um unserer Kaiserin die Vorherrschaft über Mirnurzar zu sichern."
"Warum?"
"Unser Land ist eine verseuchte Einöde geworden und sie mag nicht teilen.", antwortete Nordspeer mit einem Schulterzucken, "Ersteres hat einen gewissen Unmut in der Bevölkerung erzeugt und sich und es bildete sich ein Widerstand, zu dem auch ich zähle. Meine Aufgabe ist es im Augenblick Verbündete in Mirnurzar zu finden. Unser Angebot ist grundsätzlich dieses: Wir unterstützen euch Narsis Verbündeten Reyter auszuschalten, wenn unsere gemeinsamen Kräfte danach gegen Narsi vorgehen."
"Tut mir Leid, aber ihr scheint meine Möglichkeiten zu überschätzen.", antwortete Paka nach kurzem überlegen, "Ich bin mir sicher eure Gruppe erwartet mehr Unterstützung, als einen freien Seemann und seine Mannschaft. Da die meisten Länder aus Unberührten bestehen findet ihr sicher schnell Gehör."
"Daran haben meine Vorgesetzten auch gedacht, aber bei Reyters Informationsnetzwerk wäre das eine schlechte Wahl. Eine andere Gruppe die selbst der Kriegsherr erst vor kurzem entdeckt hat scheint mir daher vielversprechender."
Oje , dachte Paka, Die werden doch nicht-
"Sie nennen sich anscheinend die Sternenwache."
Ovir, deine Angst hat sich bewahrheitet…
"Nie gehört.", sprach Paka in einem letzten Versuch seinen Gegenüber zu täuschen.
"Seid besser ehrlich, Kap-, Verzeihung , Paka.", kam es von dem Silkanas, "Der Erzfeind Reyters stand garantiert ganz oben auf der Rekrutierungsliste, wenn er nichts mit der Gründung zu tun hatte. Ich kann euch beruhigen, bisher weiß er fast gar nichts. Ungefähr genauso viel wie ein Mitglied niedrigen Ranges vermute ich."
"Nach so wenig klingt das gar nicht, aber die Strukturen dieser Organisation sind mir ohnehin unbekannt."
"Na schön. Sternenwache dient allein dazu Reyter und seine Truppen zu vernichten. Ezmar aus den Neitälern hat mindestens die Rekrutierung einer von um die hundert Schläferzelle durchgeführt und dieser die Befehle der Anführer übermittelt. Diese Informationen stammen von einer Adeptin besagter Schläferzelle, die sich als Amy aus Choga vorstellte und ihr Wissen für Informationen eintauschte.", Nordspeer blickte Paka ernst an, "Ihr müsst mir Vertrauen Paka. Wir haben jede Menge Waffen und Rüstungen, Informationen über die Silkanas, Spione in Narsis und mit mir auch Reyters Reihen und eine Armee kampferprobte Adepten, all das aus einer Quelle, die Reyter vermutlich nicht einmal kommen sieht. Aber ihr müsst mir eine Möglichkeit nennen mit der einer meiner Verbündeten mit der Sternenwache in Kontakt treten kann."
„Denkt ihr allen ernstes ich würde hier und heute fallen?“ , gab der Dämon mit einem hochmütigen Grinsen von sich. Er breitete langsam seine Arme aus und seinen Blick schenkte er dem Hundedämon.
„Mich her zu locken um mich zu vernichten...“, sein Grinsen verging nicht und seine Augen wanderten zu den Flammenwänden, die ihn und alle anderen gefangen hielten.
„Keine schlechte Idee, doch bedauerlicherweise muss ich euch mitteilen, dass ihr euer eigenes Grab geschaufelt habt.“
Melfice sein Blick ging nun zu der Geisterwolke, die Loghain zu Beginn her gezaubert hatte. Sie hing in der Luft und saugte langsam, sehr langsam an der Energie aller Anwesenden. Danach schaute er ein letztes mal auf die Gruppe und sein diabolisches Grinsen wurde sogar breiter. „Ihr werdet die diejenigen sein, die hier und heute fallen werden. Ich setze euch auf mein Abendmenü!“
Aus dem nichts erschien der gigantische Dämon von vorhin und stand vor der Gruppe. Ohne zu zögern zielte er mit seiner Waffe auf die Gruppe. Loghain, Dewan, Unarus sowie Garm hatten aufgepasst und konnte den Angriff rechtzeitig ausweichen. Unarus beschwor seine Geister, die sofort auf den zurückgekehrten Dämonen zuflogen. Der Dämon verschwand und konnte den Angriffen so entkommen.
„Hatte ich ihn vorhin nicht besiegt?“ knurrte Unarus in Richtung Melfice. Der jedoch empfing das knurren nur mit einem lachen.
„Meine Beschwörungen verschwinden zwar nach einem Treffer oder in diesem Fall. nach dreißig Treffern, aber das bedeutet nicht, dass sie davon vernichtet werden.“
Melfice Augen leuchteten und keine Sekunde später war der Dämon wieder erschienen. Diesmal jedoch direkt hinter Unarus, der einen direkten Treffer hinnehmen musste und zu Boden ging.
Dewan bewarf den Dämon mit Talismane, doch er verschwand schon wieder, noch bevor er getroffen wurde. Die Augen des Dämonenbeschwörers leuchteten erneuert und seine Beschwörung stand nun mit all seinem Gewicht auf Unarus, den er zusätzlich mit seinem Fuß wie ein Insekt zerquetschte. Dieser schrie schmerzerfüllt auf.
„UNARUS, NEIN!.“, Dewan kochte vor Wut und schleuderte einiger seiner Talismane auf die Beschwörung, doch es passierte das gleiche. Der Dämon war verschwunden. Melfice seine Augen leuchteten und der Dämon tauchte über ihnen auf. Mit einem Sturzangriff wollte er sie überraschen, doch auch diesmal waren entkamen alle.
Unarus stand nicht mehr auf. Gegen solche Überraschungsangriffe hatte er seine Geisterfreunde nicht zur Schutz rufen können.
„Melfice lässt seine Beschwörung vor einem Treffer einfach verschwinden und beschwört sie in jeder beliebigen Position einfach neu.“ berichtete Garm seine Beobachtung. „Seine Augen hingegen leuchten bei jeder neuen Beschwörung auf. Achtet darauf.“
„Ist uns schon aufgefallen.“ bestätigte Loghain.
„Wir müssen aufpassen. Unarus ist besiegt worden.“
Garm nutzte nun seine Teufelsfüße, doch im gleichen Moment lies Melfice seine Beschwörung einfach wieder verschwinden. Melfice sollte feststellen, dass Garm nicht seine Beschwörung als Ziel hatte.
„Denkst du ernsthaft, du könntest mich mit dieser Technik überraschen?“
Mit einem Tritt zielte Melfice auf die Stelle, in der Garm erscheinen wollte. Er traf nicht. Garm war auf die gleiche weise verschwunden und tauchte hinter ihm auf. Als hätte Melfice darauf gewartet, drehte er seinen Kopf um 180 Grad und wollte Garm mit seiner Klaue am Kopf packen. Der Hundedämon entkam dem erneuert wieder mit seinen Teufelsfüßen.
„Du niederer Dämon.... du kannst die Technik mehr als zweimal hintereinander in so kurzen Abständen anwenden? Die Hundedämonen die ich getroffen habe waren darin nicht so talentiert, doch dafür waren sie bedeutend schlauer darin, sich ihre richtigen Gegner auszusuchen.“, seine Augen leuchteten erneuert.
Der beschworene Dämon erschien direkt über Garm und zielte mit seiner Waffe auf den Hund, doch der entging ihm einfach mit der selben Technik.
„Ewig wirst du nicht fliehen können!“ Melfice fluchte laut. Seine Gegner wussten offenbar, dass er den Dämon aktiv kontrollieren musste, um ihn so verschwinden und beschwören zu können. Garm wollte ihn offenbar gar nicht einmal verletzen und wollte wohl nur Zeit gewinnen. Doch der Plan des Hundedämons hatte einen Hacken. Ewig konnte er nicht fliehen und irgendwann würde Garm den Limit seiner Technik erreichen. Ausser sie warteten auf etwa-.
„Jetzt!“
Logain, der das Signal des Meisters hörte, aktivierte die nächste Falle.Verfluchte Dämonenspeere schossen aus allen Seiten auf den Melfice zu. Die Augen Melfice weiteten sich, als er erkannt hatte, welche Gefahr auf ihn zukam. Mit einem gekonnten Flugmanöver schaffte er es, allen Speeren auszuweichen. Ein erleichtertes Grinsen bildete sich auf seinen Lippen. Hätte einer von denen getroffen, dann-
Melfice schrie auf, nachdem ihn etwas aufgespießt hatte. Vor seinem Bauch sah er die Spitze eines Dämonenspeeres, die ihn tatsächlich aus dem Hinterhalt überrascht hatte. Erst jetzt realisierte er, was geschehen war und fiel zu Boden. „Die ganzen Speere waren nur Ablenkungen und sollten mich nur zu dem Fleck hier locken?“
Er packte den Speer an, um ihn aus seinem Körper ziehen zu können. Ein unerwarteter Schock des Speers paralysierte seine einzige Hand und hinderte ihn daran, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen zu können.
Offenbar war es ein Fehler gewesen, denn nun hatte er nichts mehr, womit er eigenständig seinen Körper vom Speer trennen konnte. Auch seine Beschwörung wurde mit Dämonenspeeren angegriffen, den er jedoch mit seinem verschwinden retten konnte. Wenn er doch nur seine Psynergie benutzen konnte... er hätte sein Körper einfach in die Luft gesprengt.
„Das Wissen über Dämonenspeere müssten längst ausgestorben sein!“fluchte er verärgert. Lange wollte er sich deswegen nicht ärgern. Noch bevor seine übrigen drei Gegner ihren nächsten Schritt ausführen konnten, beschwor er seinen Dämon erneuert – ohne leuchtenden Augen.

Garm wurde überrascht und von einem dicken Schwert getroffen. Die Wirkung des Schwertes war viel mehr wie eine Keule, statt wie ein Schnitt, weswegen er heftig in die Erde krachte. Die Beschwörung verschwand wieder.
„Seine Augen haben nicht... Er hat es nur vorgetäu-“ Loghain wurde durch die Warnung Dewans unterbrochen.
„LOGHAIN! HINTER DIR!“
Als Loghain seinen Kopf nach hinten drehte, war es fast schon zu spät. Die riesige Klinge drohte ihn zu zerquetschen. Er würde es nicht rechtzeitig schaffen. Zu seinem Glück packte ihn etwas in letzter Sekunde und entkam dem Angriff gemeinsam mit Dewan, der ihn vor dem Treffer bewahrt hatte. Der Boden, der stattdessen getroffen wurde, hatte sich in zwei gespaltet.
„Denkt nicht, ihr seit gerettet. Ihr seit verloren.“ versicherte Melfice ihnen, als seine Beschwörung seine Waffe nach ihm warf, wie ein Wurfmesser, der ihm den Kopf von seinem Körper trennte und somit den Speer los wurde.
Als Melfice dabei war, seinen Körper neu zu regenerieren, verschwand die Beschwörung.
Loghain und Dewan schaute Aufmerksam in jede Richtung, doch sie konnten nicht wissen, dass der Angriff genau von dort kommen würde, aus der sie es am wenigstens vermutet hatten.
Zwei große Hände brachen unter der Erde heraus und packten jeweils den Meister, sowie den Meisterkiller. Die Beschwörung selbst tauchte auch schon bald unter der Erde heraus und ließ einen großen Loch zurück. Sie beide waren gefangen und schrien schmerzerfüllt auf, während der gigantische Dämon sie zerdrückte.
Melfice grinste siegessicher. Loghain war nur ein Schwächling, der sich aus dieser Lage nicht mit Körperkraft befreien konnte. Durch seinen Schmerzensschrei würde er keinen einzigen Spruch aussprechen können. Dewan hingegen hatte aus irgendeinem Grund schon vorher den Großteil seiner Kräfte verloren. Unarus hatte er erledigt, so blieb nur noch...
Garm wurde gestoppt, als er gerade den größten Dämon attackieren wollte. Kein geringerer als Melfice stand mit einer grinsenden Miene vor ihm. „Du wirst an mir nicht vorbeikommen. Niemand wird die beide Retten können. In paar Sekunden sind ihre Leben vorbei und wir stehen uns im einem Einzelkampf gegenüber.“


Der Qualvolle Schrei der beiden Meistern weckte ihn auf. Unarus hob seinen Kopf und wollte sich aufrichten, doch seine Knochen waren zertrümmert worden. Dewan sowie Loghain steckten in großen Schwierigkeiten. Der gigantische Dämon hatte jeweils einen von ihnen in seiner gewaltigen Pranke und drückte ihr die Seele aus dem Leib. Er musste etwas tun!
Erneuert versuchte er aufzustehen, doch es half nichts. Sein Versuch wurde mit starken Schmerzen bestraft. Melfice und der Hundedämon lieferten sich wohl einen Einzelkampf, auch wenn es mehr danach aussah, als würde Melfice ihn nur davon abhalten, die anderen zu erreichen. Wenn es so weiterging würden Meister Dewan und Meister Loghain...
Das werde ich nicht zulassen! Mein Dorf ist ausgelöscht worden, weil ich damals zu schwach gewesen bin. Meister Trast liegt im Koma, weil ich ihm nicht helfen konnte.
Eine intensive Wut durchdrang ihn, während seine Wunden und Brüche sich langsam heilten richtete er sich mit zornigen Augen aufrecht. Seine Pupille war vollständig verschwunden und nur noch sein weißer Augapfel war in seinem Auge übrig geblieben.
„Diesmal werde ich nicht einfach rumstehen und zulassen, dass alle um mich verletzt und getötet werden!“
Unarus ließ einen Ohrenbetäubenden Gebrüll von sich und seine Haut verfärbte sich um. Sein Fell wurde dicker und seine Muskeln noch dicker. Seine animalische Seite nahm deutlich zu und somit auch seine körperlichen Attribute. Sein Gebrüll hatte die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich gezogen, weswegen sie seine Verwandlung zu seiner Biest-Form mitansahen. Jegliche körperlichen Schäden waren verheilt. Eine geisterhafte Gestalt auf vier Beinen und einem wedelnden Schwanz bildete sich um Unarus.
Die geisterhafte Gestalt nahm immer mehr die Merkmale einer Raubkatze an und wenige Sekunden später wurde jedem klar, dass es sich um gigantischen Tiger-Geist handelte.
Melfice ließ seine Beschwörung verschwinden und wandte sich von Loghain sowie Dewan ab, die unsanft auf den Boden fielen.
Die Beschwörung tauchte hinter Unarus auf und versuchte ihn mit seiner Waffe zu zerquetschen. Die geisterhafte Gestalt hatte sich schützend um Unarus aufgebaut, dessen Haut den Treffer sie wirkungslos ablenkte. Die Geisterkatze stürzte sich nun mit ihren Krallen auf die Beschwörung, bohrte ihre Krallen durch die Rüstung und hielt ihn fest. Die Dämonenbeschwörung konnte sich nicht befreien!
Ich kann die Beschwörung nicht verschwinden lassen. Der Geist hält ihn an seiner Seele fest. Physische Angriffe ist gegen diese Geisterkatze immun.,stellte Melfice fest, doch mehr Zeit hatte er nicht, den er wurde unsanft unterbrochen.
Ein kraftvoller Treffer in seine Magengruppe ließ ihn schwarzes Dämonenblut spucken, während die Wucht des Angriffes ihn heftig gegen das nächste Gebäude schleuderte, das den Dämon kippte. Unarus gab als nächstes einen Ohrenbetäubenden Schrei von sich.
Während alle Anwesenden die Ohren zuhielten, löste das Echo, dass stürzen aller weiteren Gebäude in der Stadt aus. Melfice wurde unter den Trümmern begraben.
Verärgert tauchte Melfice, wenige Augenblicke später wieder heraus und flog zornig direkt auf den Schüler, der seinem Blick standhielt. Erst als der Dämon nah genug an ihm dran war, entfesselte er einen weiteren Schrei in rage. Dieser jedoch hatte eine komplett andere Wirkung als sein Vorgänger. Ein gewaltiger Windstoß erfasste den Dämon und schleuderte ihn gegen die brennende Flammenwand.
Melfice wollte sich von dem brennenden Schmerz in seinem Rücken lösen, aber der sein Gegner stand bereits vor ihm, hatte mit seinen Krallen, seinen einzigen Arm gepackt und drückte ihn mit der anderen, am Hals immter tiefer in die Flammenwand.
Melfice fluchte, seine Schmerz unterdrückende Psynergie nicht in dieser verfluchten Stadt nutzen zu können. Gegen die Kraft und Geschwindigkeit seines Gegners kam er momentan nicht an. Auch die Sinne seines Gegners hatten womöglich erheblich zugenommen. Er wusste, dass er schnell aus dem Griff heraus musste, bevor eine weitere Dämonenfalle vorbereitet werden würde.
Der Dämon warf sich mit all seiner Kraft in die Flammenwand hinein. Unarus war gezwungen, den Dämon loszulassen, da er sich selbst nicht am Feuer verbrennen wollte.
Melfice stellte seinen zerstörten Körper hinter Unarus her und schlug ohne zu zögern zu, doch der Ellenbogen, welcher ihn traf nahm ihn vorher von dem Beinen. Der Dämon wollte sich aufrichten. Ein Blick nach oben verriet ihm, dass der Schüler bereits von oben auf ihn zusprang.
Unarus war zu schnell und trat Melfice mit seinem Bein in den Boden hinein, stellte sich auf ihn und schlug ununterbrochen mit seinen Krallen zu, wie eine Raubkatze, die ihre Beute gerade gefasst hatte und nicht mehr gehen lassen wollte.
Der Dämon konnte sich diesmal nicht befreien und musste die Schmerzen erdulden, die durch seine Haut fuhr. Er wusste, dass es nicht notwendig war sich zu befreien, den solche Art von Angriffen konnten ihn nicht schaden. Noch dazu kam es, dass diese Verwandlung seines Gegners sehr viel Kraft kostete. Melfice spürte dies, genauso wie er spürte, dass die Verwandlung gleich vorbei war. Kurz bevor Unarus seinen nächsten Schlag ausführen wollte, bildete sich ein Grinsen auf dem Lippen des Dämons. Er packte Unarus am Handgelenk, welcher seine Verwandlung gerade verloren hatte, regenerierte alle Wunden, sprang auf und donnerte ihn heftig gegen den Boden. Nur mit Mühe richtete sich der, stark erschöpfte Schüler neben Dewan und Loghain wieder auf. Sie alle waren geschwächt, allein Garm war mehr oder weniger fit gewesen. Sogar der große Geist war inzwischen verschwunden, wodurch seine Beschwörung sich wieder frei bewegen konnte.

„Es ist aus.“, versicherte Melfice, als er sich nun vor seinen vier Gegnern aufbaute und alle vier mit einem Grinsen musterte. „Ihr habt verloren.“
„Nein, ich habe soeben gewonnen.“, alle schauten soeben zu Loghain, der seinen Sieg verkündet hatte. Melfice ließ sein Dämon verschwinden und wieder hinter dem Meisterkiller auftauchen. Loghain hatte währenddessen seinen Text, aus der alten Sprache beendet und die Beschwörung war, aus irgendeinem Grund vollkommen Bewegungsunfähig geworden.
Garm und Melfice rissen ihre Augen auf, als sie sich nicht mehr bewegen konnten. Erst jetzt sahen sie warum. Leuchtende Ketten hatten sie sowie die Beschwörung gefesselt, die sie vor einer Berührung nicht einmal wahrgenommen hatten.
„Diese Ketten... diese Ketten... wie konntest... woher...“, begann Melfice ungläubig seine negative Überraschung preiszugeben.
Garm war nicht weniger überrascht. Er hätte niemals im Traum angenommen, dass dieser Junge über solch altes Wissen verfügte. Woher? Dieses Wissen stammte aus der Zeit der Dämonensklavenzeitalters. Natürlich hatte er aufgrund seines Dämonensinnes verstanden, dass er Loghain nicht ganz trauen konnte, aber diese Erkenntnis ging deutlich über seinen Erwartungen hinaus.
„Was hat das zu bedeuten, Junge?“
„Ich bin einer der übrigen Meister der Kampfkunst, Ealar Loghain. Der Raub der Kräfte eines anderen Meisters, sowie meinem Freundes ist keine Tat, die ich einfach so erdulden kann.“
Loghains Blick richtete sich zu seiner 'Wolke des Leidens'. Es war eine Wolke, der die Energie von Schmerz, Qualen und Blut absorbierte und dadurch seinem Beschwörer mehr Energie, für die Nutzung von verbotenen Techniken bereitstellte.
Unarus sein Rage-Angriff hatte die Wolke mit genug Schmerzen gefüllt. Die Ketten jedoch, hatten über die Hälfte an Energie gekostet, die in der Wolke gespeichert war. Loghain schaute zu Dewan, der auch überrascht zu sein schien. “Es ist Zeit, deinen Teil von diesem Hundedämon zu befreien.“
Dewan nickte. „Danke, Loghain.“
„Mach deinen Oberkörper frei.“
Das tat Dewan auch, während Loghain einen Dolch zog und sich damit am Zeigefinger schnitt. Auf den Bauch des Meisters zeichnete er, mit seinem Finger ein komplexes Feld, welcher wohl nur ein Meister in den dunklen Künsten verstehen konnte.
Auch Garm verstand nichts. Nichts, außer ein einziges Zeichen. Das Zeichen für 'Behälter'. Er kannte das Zeichen aus der alten Dämonensklavenzeit. Es war das Ritual, welche die gerissensten aller 'Dämonendiebe' benutzt hatten. „Du darfst es nicht eingehen, Junge! Der wird dich ni-“, Garm wurde durch den unerträglichen Schmerz der Ketten unterbrochen, die offenbar von Loghain ausgelöst waren.“Erspare uns deine Worte, Dämon. Uns ist bekannt, dass ihr alle möglichen Tricks benutzt, um eure Existenz zu sichern. Uns könnt ihr nicht täuschen.“
Mit dem blutigen Finger zeichnete der Meisterkiller nun auf die Stirn des Hundedämons eine komplexe Formel und fügte daraufhin das Zeichen für 'Bindung' hinzu.
„Berühre ihn nun an der Stirn, Dewan.“
Der junge Meisterkampfkünstler ging zum Hundedämon und blieb vor ihm stehen. Garm versuchte Dewan etwas zu sagen, aber dazu kam er nicht, den der Alchemist berührte ihn an der Stirn. Die Formel an Garms Stirn leuchtete, ebenso wie die Formel auf Dewans Bauch. Keine zwei Sekunden sollte es dauern, bis Garm vollständig in Dewans Bauch hineingesaugt wurde.
Das Siegel war nicht verschwunden, aber Dewan spürte, dass er wieder im Besitz seiner vollen Kräfte war. Es war ihnen gelungen!
Seine Freude wurde auch schon von einer Stimme in seinem Kopf unterbrochen. Ihn schockierte es, als er die Stimme wiedererkannte.
„Das war eine Falle! Dein komplettes Ich ist nun mit mir verbunden und ist zu einem vollständigen Dämonenbehälter geworden.“
Dewan schaute skeptisch zu Loghain. „Ich habe meine Kraft wieder, doch der Dämon ist in mir. Was hat das zu bedeuten?“
„Ich sagte dir, ich würde deine Kräfte wiederherstellen und habe es auch getan. Dein Beschwörer hat nun keine Macht mehr über dich oder dem Dämon. Ihr habt überhaupt keinen Meister mehr. Euer Auftragsziel jedoch, ist ein Bestandteil, der nicht aufgelöst werden kann. Ein starkes Verlangen diese Aufgabe zu erfüllen, wird stets vorhanden sein. Der Auftrag, Melfice zu zerstören. sollte keine große Flexibilität von dir erfordern. Der einzige Nachteil der Sache ist bisher, dass du vermutlich für immer mit dem Dämonenhund verbunden sein wirst.“
„Waaas? Ich soll mein restliches Leben mit einem Dämonenhund in mir verbringen?!!! Was meinst du mit 'bisher'? Gibt es noch etwas, was ich wissen sollte?“, gab Dewan empört von sich.
„Nur noch eine Sache.“ Loghain grinste und lies sein Blut aus seinem Finger in den Boden tropfen. Als der Boden und sein Blut in Kontakt geriet, offenbarte sich ein riesiger Ritualkreis in der ganzen Stadt, welcher überall mit komplexen Rechnungen und Gleichungen der alten Sprache gefüllt war. Dewan und Garm waren komplett Bewegungsunfähig, während sie fühlten, wie etwas an ihrem Geist zerrte.
„Du und dein Dämonenhund da, werden zusammen mit eurer Macht und Seele nun zu meinem Sklaven werden.“, versicherte Loghain bestimmt.
„Warum Loghain? Warum....? Ich dachte wir sind... Freunde.“
„Vertraue niemals Ealar Loghain.“ kommentierte der, immer noch gefangene Melfice die Situation.
„Er blufft. Damit er uns binden kann, müsste er meinen wahren Namen kennen.“
Der Meisterverräter lachte unbeeindruckt und tippte mit dem Zeigefinger zwei mal auf seinen Schädel. „Es reicht bereits aus, wenn ich deinen 'normalen' Namen kenne. Es gibt ein Muster wonach sich Dämonen ihre 'normalen' Namen von ihrem echten Ableiten. Zwar ist der Muster nicht bei allen gleich, doch das Prinzip ist immer das selbe.“ er lachte und schüttelte seinen Kopf. „Versteht mich nicht falsch. Diese Forschung und Erkenntnis ist mein eigener Verdienst. Einer der wenigen Sachen, die ich selbst herausgefunden habe.“
Unarus wartete nicht lange und wollte Loghain, angreifen, doch die übrigen Chimären des Verräters stellten sich ihm in den Weg. Die Verwandlung vorhin hatte Unarus seine ganze Kraft gekostet.
Loghain lies sich also nicht stören und grinste breit, als er nun vor Dewan stand und einen langen Text in der Alten Sprache flüssig von sich gab. Die Geisterwolke in der Luft löste sich komplett auf. Eine Blase bildete sich um Dewan. Loghain legte seine Hand auf Dewans Stirn und vervollständigte den Text. Nun musste er nur noch den Namen des Dämonen Richtig übersetzen.“Sháqua.“

Es war es vollbracht! Seine Beschwörung war abgeschlossen. Die Blase löste sich auf und Loghain schaute zufrieden zu seinem neuen Sklaven. Dann wandte er sich Unarus zu, der trotz seiner Verfassung erstaunlich gut gegen seine Chimären ankam.
„Los, Dämon vernichte ihn.“, befahl Loghain. Dewan verformte sich zu Garm und nutzte seine Teufelsfüße um seinen Angriff zu starten.
„W-was?“, die Augen des Meisterverräters weiteten sich, als sein Hundedämon ihn mit einem Blitzschnellen Sprint durchbohrt hatte. Ein großer Loch war nun in Loghains Körper zurückgeblieben, der Dank seiner Untoten-Attribute überlebt hatte . Loghain wandte sich stark verunsichert zu dem grinsenden Dämonenhund. „Überrascht? Danke, für die gratis Befreiung.“
„D-das k-kann nicht sein! Ich bin mir absolut sicher, deinen wahren Namen richtig abgeleitet zu haben. Aus Cyro wird Sháqua.“,beschwerte sich Loghain.
„Deine Ableitung ist richtig, doch der 'normale' Name ist falsch.“, erklärte der Hundedämon grinsend.
„Was? Wie kann das sein? Ich habe es mir sogar von ihnen bestätigen lassen... diese nutzlosen Idioten!“ schnell rief er alle Chimären zu sich, die ihn schützen sollten. Loghain wusste, dass er hier raus musste. Diese Flammenwände versperrten ihm den Weg.
Spielend leicht wurden seine Chimären von Garm abgeschlachtet. Loghain hingegen sprach etwas in seiner alten Sprache aus und änderte erneuert seine DNA. Wie ein Murmeltier, grub er sich schnell in den Boden, tauchte außerhalb der Stadt wieder auf und lief davon...

Dewan und Garm trennten sich voneinander. Sie konnten jederzeit ihr Körper trennen, waren jedoch gezwungen immer in der Nähe des anderen zu bleiben.
„Er entkommt!“, knurrte Unarus.
„Unwichtig. Wir sollten uns zuerst um Melfice kümmern.“, erinnerte der Hundedämon sie daran.
Melfice war tatsächlich immer noch gefesselt, genauso wie seine Beschwörung. Der jedoch grinste breit. „Das Spiel ist aus. Ich habe keinen Lust mehr, meine Zeit mit euch zu vertreiben.“, er schnipste mit den Fingern und seine Beschwörung verschwand vollständig.
Die Gruppe realisierte, dass Melfice immer in der Lage gewesen ist, seine Beschwörung von solchen Art Attacken verschwinden zu lassen. Das bedeutete, dass er es gegen den großen Katzengeist nur nicht offenbar hatte. Ähnlich wie mit seinen leuchtenden Augen, hatte er sie getäuscht, indem er eine bestimmte Einschränkung vorgespielt hatte.
„Man überlebt Tausende von Kämpfe eben nicht, wenn man im Kampf sofort all seine Möglichkeiten offenbart. Da der Geisterwolke nun weg ist...“, hinter Melfice bildeten sich genau 29 Portale, aus denen jeweils ein Dämon herausschoss.
Die Gruppe verteidigte sich. Zwei von den Beschwörungen griffen nicht ins Kampfgeschehen ein und hielten sich bei Melfice auf..
Der erste Dämonen öffnete seinen riesigen Maul, welcher einem Portal glich. Der andere riss den Kopf seines Beschwörers heraus und warf ihn das Maul des Dämons hinein. Die Beschwörungen verschwanden anschließend alle und Melfice war verschwunden.

Melfice kam außerhalb der Stadt, aus dem Maul seiner Beschwörung wieder heraus und regenerierte sich komplett.
Der Dämon, den er benutzt hatte, war ein Teleporttor-Dämon. Man brauchte immer zwei von ihnen, die immer Zwillinge waren. Ging man durch den Maul eines der Zwillinge hindurch, so tauchte man aus dem des anderen wieder heraus. Melfice hatte den einen in der Stadt und den anderen außerhalb der Stadt beschworen um die schnelle Flucht ergreifen zu können. Die Flammenwand der Stadt, war gerade verschwunden. Melfice flog davon.
Sie sind also hinter mir her. Ich könnte euch vernichten, aber ich habe etwas besseres tun!
Der Blick des Dämons heftete an Ealar Loghain, der damit beschäftigt war, das Weite zu suchen. Er war unvorbereitet. Diese Chance würde er nicht verpassen! Melfice schnippste mit den Fingern. Vier Dämonen tauchten um Loghain auf und packten ihn an seinen Gelenken.
„Was? Melfice? Du bist auch entkommen?“, Loghain wollte etwas in der alten Sprache aussprechen. Vergebens. Melfice stand schon vor ihm, packte sich seine Zunge und riss sie ihm brutal heraus. Diabolisch leckte der Dämon sich nun über die Zähne. „Es ist vorbei, Ealar Loghain!“
Der Dämon stürzte sich auf seine Beute und hatte nicht vor es zu teilen. Auch wenn ihm Xallank Yall seinen Geschmackssinn geraubt hatte, war dieser Moment ein glorreicher für ihn. Er verschonte nichts und fraß den Meisterkiller komplett auf. Als Unarus, Dewan und Garm auftauchten, war es bereits zu spät und aus Loghain war nichts übrig geblieben. Melfice breitete seine Flügeln aus und verschwand. Die Gruppe lies ihn ziehen und schauten ihm zum Teil geschockt hinterher.

Reyon bemerkte währenddessen wie sich seine Wirkung über Loghain komplett aufgelöst hatte. Er wusste, dass es nur bedeuten konnte, dass der Junge letztendlich doch gestorben war.


In den tiefen seines Verstecks regenerierte er sich neu. Total verschwitzt atmete er tief ein und aus. Er hatte überraschend lange ausgehalten. Nach seiner Einschätzung hätte er bereits bei Reyon seinen 'Tod' erwartet. Das war jedoch nicht geschehen, weswegen nun Melfice, Dewan, Unarus und der Hundedämon ruhig glauben konnten, er sei Tod. So hatte er seine Spur komplett erloschen.
Die 'Wiederbelebung' die in dem verbotenen Buch erwähnt wurde ähnelte der Regeneration der Dämonen. Nur war seine bedeutend langsamer und schwächer. Er musste vorher ein Stück von seiner Haut trennen und die Technik vorbereiten.
Starb sein Originalkörper, so konnte er auf das Stück zurückgreifen und an der Stelle komplett neu bilden – wie es vorhin der Fall gewesen war.
Ich hätte nicht erwartet, dass diese Wiedergeburt mir soviel Energie kostet. Ich fühle mich total fertig. Meister Rance seine Kampfvorbereitung die er Dewan übergeben hat, übertrifft diese bei weitem.
Loghain erbrach wenige Sekunden später und kotzte große Mengen an Blut heraus. Für einen Moment hatte er das Gefühl er würde hier und jetzt tatsächlich sterben, aber sein Zustand besserte sich wieder. Leichtes Schwindelgefühl war das einzige, was ihm übrig geblieben war. Diese verbotenen dunkle Künste, wenn er noch lange damit fortfuhr würde er an ihren Nebeneffekten sterben.
Das böse Genie richtete sich mit seinem Stab aufrecht und ging mit langsamen Schritten in Richtung seines Labors. Bevor er an den Künsten starb, musste er Melfice unter seiner Kontrolle bringen. Nur deswegen hatte er ihn bisher immer entkommen lassen. Mit Hashiro in seinem Besitz hatte er eine Verbindung zwischen 'Behälter' und 'Dämon', ähnlich wie es bei Dewan und dem Hundedämon der Fall gewesen war.
Der Nutzer der verbotenen Künste stieg die Treppen herab, wie ein alter, gebrechlicher Mann. Unten angekommen, nahm er sich eine Fackel und ging zuerst in seinem 'Beschwörungslabor'. Dort angekommen prüfte er die Anzahl seiner zukünftigen Opfer. Eine dreistellige Zahl an Soldaten, die in seinem Gefängnis saßen und Opfer seiner Experimente und der Tribut seiner verbotenen Techniken waren. Loghain las den Schild seiner möglichen Beschwörungen: Saul; Kehlan.
Beide Beschwörungskreise beinhalteten ein Teil der DNA der beiden. Nur so war es möglich, sie überhaupt beschwören zu können.
Saul zu beschwören hatte ihn zwanzig Menschenleben gekostet. Ob er zu sparsam gewesen war? Wie gern er auch Kehlan ausprobieren wollte, so viele Opfer konnte er sich momentan nicht leisten. Er hatte die Lords manipuliert, damit sie ihm ein Teil ihrer Männer für den Kampf gegen den Dämon Melfice freistellten. Er dagegen missbrauchte die Männer für seine eigene Zwecke.
Loghain verließ den Raum, überging sein Chimären und Experimente Labor und blieb vor seinem letzten Raum stehen. Der Raum indem er Hashiro festhielt. Er würde ihn vorbereiten um ihn, wenn es soweit war, als Behälter für Melfice nutzen zu können. Der Meistermörder drückte die Türklinge runter und betrat den Raum. Eine Stimme die aus ihrem inneren kam, erschreckte ihn.
„Da bist du ja, Ealar Loghain.“, grüßte ihn die Gestalt, dessen Haut mit seiner dunklen Robe und Kapuze fast komplett verdeckt war. Dieser Ort war mit unzähligen Schutzmechanismen und Flüchen ausgestattet. Es war unmöglich diesen Ort zu finden! Wer also...
„Hashiro? Du bist aufgewacht... Setze dich ruhig hin.“
„Damit du mich als Behälter für Melfice benutzen kannst und mit der Macht nach Silkanas zurückkehren kannst, um dein Erbe als-“
„Halt dein Mund, wenn du nicht willst, dass ich dir die Zunge abtrenne.“, unterbrach Loghain ihn zornig. „Wie ich sehe konntest du auch auf meine Erinnerungen zurückgreifen, als ich in deine eingedrungen bin.“
„Das ist Korrekt. Ich weiß was passiert, wenn irgendjemand aus Silkanas deine Vergangenheit herausfinden würde. Genau das willst du doch um jeden Preis verheimlichen, nicht?“
Loghain grinste und schüttelte selbstsicher seinen Kopf. „Es ist unwichtig, ob du meinen Blut kennst oder nicht. Es gibt nichts mehr, was du momentan ausrichten könntest, Hashiro. Du wirst hier und jetzt zum Behälter und somit zu meinem ewigen Sklaven werden.“
Hashiro hob selbstsicher seine Hand. Er signalisierte Loghain, dass er noch kurz warten sollte. „Vielleicht sollte ich dich aktualisieren. Meine Erinnerungen wurden komplett freigeschaltet und da du meine Vergangenheit kennst, weißt du wer ich bin.“
Der Meistermörder wirkte auf den ersten Moment leicht eingeschüchtert, doch er ließ sich nach Außen hin nicht von seiner Ruhe bringen. „Dein Gedächtnis wurde freigeschaltet...? Selbst wenn es so ist. Dein Wissen über die Meister und über Melfice, sowie deine Tränkemischungsgabe... es wird nicht ausreichen. Das hier ist mein Feld.“
Hashiro lachte gelassen, während er mit arrogant vortrat. „Du weißt, dass es kein Zufall war, dass ich Melfice beschworen habe. Leider fehlte mir die Gabe ihn in mir zu halten und ich verlor mein Gedächtnis gegen Reyters Männern.“
Als er sich daran erinnerte, wurde Loghain offenbar wieder etwas selbstbewusster, doch Hashiro trat noch näher an ihn heran. „Doch die größte aller Aktualisierungen... habe ich dich noch nicht darüber in Kenntnis gesetzt, Meister Loghain?“, spottete Hashiro.
„Worüber in Kenntnis gesetzt?“
„Xallank Yalls Unterdrückungssiegel hat sich, nach seinem Fall gegen Melfice, immer weiter von mir gelöst und inzwischen... ist es ganz verschwunden!“
„D-das kann nicht...“, stotterte Loghain, als er nun verstand wie seine Chancen standen.
„Meine 'alte' Macht ist wieder freigesetzt. Weder du, noch irgendjemand anders in diesem jämmerlichen Planeten, ist mir mehr gewachsen.“
Hashiro entfesselte seine unterdrückte Aura. Loghain der dies spürte zitterte vor der Größe und Bosheit der Macht, seines gegenübers. Mit langsamen Schritten trat er nach hinten.
Dieser Typ vor ihm, war für den Akestas-Skandal vor über zehn Jahren in Nebelnest verantwortlich. Meister Zark Taan, die Meisterin der Illusionen Xin Yall, sowie der Meister der Schwerkunst Ken waren dabei ermordet worden. Die letzten beiden waren zwar keine 'Meister' gewesen und lebten in Akestas, doch ihre Macht war selbst unter den Meistern der Kampfkunst bekannt gewesen. Kein geringerer als Hashiro, der sich als Freund der Meister, seines Meister Inizimil Gusvos ausgegeben hatte, war für die Morde verantwortlich.
„Doch, so ist es geschehen. Meine Macht ist frei. Ähnlich wie du jetzt habe ich den Verrat als meine Waffe genutzt und Meister Zark getötet. In den Ruinen von Aboes, tief unter dem Wasser in Nebelnest, wollte ich die Beschwörungsformel für Melfice erlernen. Xin sowie Ken, die Beschützer der Ruinen hatten mich durchschaut und mich zu einem Kampf herausgefordert. Natürlich waren sie meiner Macht nicht gewachsen.“ Hashiro schüttelte seinen Kopf, als würde er ein schweren Fehler bereuen. „Wer hätte annehmen können das die beiden, damals 17 jährigen Gören und Schüler Silya sowie Xallank mich aufspüren und besiegen würden.“, er schaute zu Loghain.“Meine Arroganz hatte mich meine gesamte Macht gekostet. Obwohl ich Xallanks Eltern vor seinen Augen getötet hatte, befolgte dieser den Pfad der Meister und tötete mich nicht. Er versiegelte all meine Macht und wurde anschließend zusammen mit seiner Begleiterin zu Meistern ernannt.“
Hashiro breitete seine Arme aus und schaute zu Loghain.“Meister Inizimil... seine Macht war nahezu grenzenlos gewesen, ohne das er je eine einzige verbotene Kunst benutzt hatte. Sein Weg, dunkle Macht mit gutem Herzen zu erlernen, war ganz gewiss der schwierigste Weg aller Meister. Er hatte mich aufgenommen und an mich geglaubt, genauso wie er an dich geglaubt hatte. Wir beide sind zum Verräter geworden und wollen Melfice seine Macht für uns beanspruchen. Er ist ganz sicher nicht stolz auf uns.“
„Soll das ein Vorschlag sein, zusammenzuarbeiten?“, fragte Loghain hoffnungsvoll.
„Wenn ich eine Sache über dich gelernt habe, dann folgendes: Vertraue niemals Ealar Loghain.“, Hashiro hob seine Hand und zielte auf Loghain. Eine gesammelte Welle aus intensiver dunkler Energie flog zerstörerisch auf Loghain zu. Loghain wusste, dass er niemals einen solchen Treffer überleben würde. Sein Adrenalin kochte wie lange nicht mehr. Loghain reagierte schnell. Unter seinem Umhang zog er ein Schild heraus und lenkte damit den Angriff auf Hashiro zurück.
Hashiro wirkte sehr beeindruckt, bevor die auf ihn zukommende Energiewelle vollständig verblasste, noch bevor die Welle ihn berühren konnte. „Meister Olaf Edwins Schild... Stimmt. Er ist ja aufgrund deines Verrats gestorben.“, Hashiro lachte spöttisch.“Klammere dich ruhig an deinen Leben. Weder das Schild, noch dein Stab wäre mir in irgendeiner Weise nützlich. Da ich deine Erinnerungen auch kenne, weiß ich ganz genau welche törichte Folgen es für jeden haben würde, der dir den Stab abnimmt oder es von dir annimmt.“
Er beachtete Loghain gar nicht mehr, den offenbar hatte er abgeschlossen. Sein Körper flackerte, bevor Hashiro mit einer unbekannten Technik verschwunden war.
Der Meistermörder fiel auf die Knie und schlug mit seinen Fäusten zornig auf den Boden. Hashiro hatte all seine Pläne vereitelt, doch aufgeben konnte er nicht. Melfice, Hashiro, Loghain. Nur einer aus dem Dreieck konnte gewinnen und existieren. Er war sein Leben lang ein Außenseiter gewesen. Zwar mochte Hashiro ihn mit seiner Macht deutlich überlegen sein, doch dagegen hatte er seine eigene Waffe, die ihm den Sieg bringen würde: Sein taktisches Verständnis. Seine 'Dame' hatte er zwar verloren, doch sein 'König' stand. Das Spiel hatte er noch nicht verloren.
Denk nach! Denk nach! Denk nach!
Es sollten fünf Minuten vergehen, in der er sich quälte und nach einer Lösung suchte, doch dann... mit einem selbstsicheren Lächeln hob er seinen Kopf vom Boden. „Ich hab´s.“
Paka überschlug in seinem Kopf seine Möglichkeiten. Der Silkanas hatte unangenehmerweise recht. Reyters Macht überstieg die Möglichkeiten der Sternenwache noch bei Weitem. Und dabei war sie noch weiter am Wachsen. Aber nun da er wusste, dass ein ganzes Kaiserreich ein brüchiges Bündnis mit ihm eingegangen war, dessen Technologie Mirnuzars möglicherweise weit übertraf, machte die Aufgabe fast unmöglich. Wenn er richtig verstand, würde Narsi Reyter erst verraten, wenn Mirnuzar von Reyter übernommen war oder frühstens währenddessen. Und dann war es viel zu spät ihren Konflikt gegeneinander auszunutzen.
Selbst wenn er sich dagegen aussprach, sah er keine Möglichkeit zu fliehen, geschweige denn einen Kampf zu beginnen. Seine zwei Leuchteisbeschwörungen waren so ziemlich das beste was er gerade zustande brachte, da der Großteil des Meeres wieder von ihm abgeschnitten war. Er hatte zwar Arilla und Rangi an seiner Seite, aber dennoch sah er keine Chance das zu gewinnen. Er würde wohl oder über mitspielen müssen.
"Gut, ich will ehrlich sein. Ich weiß sehr wohl von der Sternenwache und ja, ich bin ein Teil davon. Inwiefern allerdings werde ich noch geheimhalten müssen. Aber!", sagte er schnell, um Nordspeer bei Laune zu halten. "Aber ich gebe zu, dass wir Verbündete wie euch gut gebrauchen können. Die Frage ist: wozu braucht ihr uns? Ihr habt offenbar Technologie und trainierte Soldaten. Was könntet ihr von uns wollen?"
"Vielleicht ist einiges was eure Technologie angeht und ja noch nicht bekannt.", mutmaßte Nordspeer und musste an die Ausrüstung denken, die Amilias Trupp im Kampf um Cozedas denken. "Hinzu kommt noch, dass ihr Erfahrung mit Mirnuzar und Reyter habt. Beides ist für uns Neuland. Und einen guten Verbündeten kann man immer gebrauchen."
Pakas überlegte. Er konnte unmöglich für die anderen sprechen und sie in einen Krieg mit einem Kaiserreich einer bisher fremden Welt führen. Im Gegenteil, die Sternenwache wollte vermeiden, dass es überhaupt zu einem breitflächigen Krieg in Mirnuzar kommt. Aber er konnte auch nicht erlauben hier gefangengenommen zu werden. Nicht nachdem, was er in Erfahrung gebracht hatte.
"Na schön...", sagte er leise, sah Nordspeer noch einmal eindringlich an und hob seine Stimme. "Ihr versteht sicher, wenn ich euch zunächst an einen Kontaktmann verweise, der für solche Sachen zuständig ist?"
"Durchaus. Alles andere wäre leichtsinnig.", stimmte Nordspeer zu.
"Gut. Der Mann heißt Appakus. Er ist ein Agent in einer Region namens Schwindelzuflucht. Er ist ein hochrangiges Mitglied der dortigen Gesetzeshüter. Wenn ihr mit ihm Kontakt aufnimmt, sagt ihm der Windtänzer schickt euch. Lasst euch von seinem... eigenwilligen Benehmen nicht täuschen, er ist ein wichtiges Mitglied der Sternenwache."
Nordspeer nickte zufrieden.
"Ich nehme Euch beim Wort, Paka. Ich hoffe Ihr erzählt uns keine Märchen. Denn wenn ja, dann werden wir Euch wiederfinden. Und die Suche wird über eure Männer gehen."
Paka nickte um zu zeigen, dass er die Drohung verstanden hatte.
"Gut. In dem Fall könnt Ihr gehen."
Paka löschte die Beschwörungen auf und Redd gab den Ozean wieder frei. Paka gab Rangi und Arilla zu verstehen, dass sie ihm ins Wasser folgen sollten. Als sie knietief im Wasser standen, drehte sich Paka noch einmal zu ihm um.
"Wie Ihr sagtet, ich habe mehr Erfahrungen mit Reyter. Hier ein Tipp. Wenn Eure Kaiserin einen Plan entwickelt hat ihn in den Rücken zu fallen, was wird ein machthungriger Mensch wie Reyter dann schon längst in Planung haben?", fragte Paka und wandte sich den rauschenden Wellen des Ozeans zu. "Nur so ein kleiner Denkanstoß."
Im nächsten Moment hatte der Ozean die drei restlos verschluckt und sie waren fort.

In den folgenden Stunden lernten Kanra und Sinaphie mehr über Mengeskat als sie zunächst für möglich gehalten hätten. Mengeskat erstreckte sich offenbar über eine unglaubliche Landfläche, die sogar ein kleines Meer umschloss und über einige Gebirgszüge ging, aber der Rest der Welt war bis auf wenige weit entfernte Siedlungen völlig unbewohnt. Offenbar benutzten die Einheimischen das Wort Mengeskat sowohl für die Stadt, als auch für die Welt selbst in der sie sich befanden. Die Dschinns, die hier lebten, stammten ursprünglich aus Mirnuzar und sind nach einem katastrophalen Ereignis hierhin umgesiedelt. Tarban sagte zwar nur, dass die Dschinns ursprünglich aus einer anderen Welt kamen, aber Kanra konnte sich den Rest zusammenreimen. Das erklärte auch, wieso es in Mirnuzar kaum bis keine Dschinns gab, die nicht aus Galatan oder Weyard übergesiedelt waren. Ebenso wussten sie nun, dass das Land von einem Kaiser beherrscht wurde, der sein Amt alle zwanzig Jahre in fester Reihenfolge an einen neuen Vertreter einer der anderen Rassen übergab. Momentan war, wie der Zufall es so wollte, ein Mensch an der Macht. Kanra konnte jedoch das Bild eines Dschinns, der eine winzige Krone auf dem Kopf und ein zahnstochergroßes Goldzepter in der Hand hielt nicht abschüttelten und musste immerzu unwillkürlich grinsen. In Galatan waren die Dschinns zwar in den meisten Zeiten als Ebenbürtige angesehen, aber ihr unterstützendes Wesen und ihre passive Natur hatte sie nie zu Anführern eines Landes oder zu einem Lord gemacht. Sie kannte zwar aus Lashons Geschichten zwei Revolten, bei denen Dschinns angeblich die Macht übernahmen, doch bei ihm konnte man nie sicher sein wann er die Wahrheit erzählte und wann er Märchen von sich gab.
Unabhängig davon wurde Mengeskat wegen seiner schieren Größe in vier Distrikte unterteilt, die jeweils von Repräsentanten verwaltet wurden, die alle jeweils dem Kaiser unterstanden. Der zentrale Kaiserdistrikt unterlag jedoch direkt dem herrschenden Kaiser.
Kanra und Sinaphie sahen sogar bald ihren ersten Aquarill. Als sie Tarban über den Gartenweg eines Denkmales führte, kam ihnen ein tanzender blauleuchtender Nebel entgegen, der die Form einer prächtigen Raubkatze angenommen hatte. Da ihn alle Anwesenden wie selbstverständlich behandelten, mussten Kanra und Sinaphie sich anstrengen das Wesen nicht anzustarren. Tarban bemerkte ihre Neugier jedoch trotzdem.
"Was, noch nie einen so angeberischen Aquarill gesehen? Von wie weit weg kommt ihr eigentlich? Die sind doch alle so drauf!", spottete er leise und war dem Aquarill einen geringschätzenden Blick zu.
Das ist also ein Aquarill...?, dachte Kanra immer noch erstaunt und sah ihm verstohlen hinterher. Sie hatte einen Fisch, ein Reptil, eine Amphibie oder gar eine Art Qualle erwartet, aber gewiss kein... Nebel?
"Wir hatten im Tempel keine Aquarill...", murmelte Kanra, gerade laut genug das Tarban es mitbekam.
Nachdem sie erfahren hatten, dass es außerhalb von Mengeskat weit entfernte Siedlungen gab, hatte sie eine Geschichte erfunden, in der sie und Sinaphie Schülerinnen eines auswärtigen Tempels waren und wegen einer Lieferung im Kaiserdistrikt waren.
"Nein? Dann beneide ich euch zwei. Wenn ihr mit einem sprechen würdet, wüsstet ihr warum. Nur weil es nur noch eine Handvoll von denen gibt, erwarten sie von jedem, dass sie nach ihrer Pfeife tanzen. Mit etwas Glück sterben sie aus, bevor sie wieder den Thron besteigen.", sagte der Junge und machte eine unhöfliche Geste, die der Aquarill zum Glück nicht sah.
"Sei besser vorsichtig, Tarbilein.", warnte ihn eine unfreundliche Stimme von hinten.
Als Kanra sich umdrehte sah sie eine Gruppe von fünf Kindern: Zwei Menschenjungs, ein Aerorilljunge und zwei Aerorillmädchen. Ihrer Kleidung und ihrem Gefieder war anzusehen, dass auch sie auf der Straße lebten.
Für ein Paradies scheint es an diesem Ort eine Menge Elend zu geben..., dachte Kanra betrübt.
"Das letzte Straßenkind aus Jesters Bande das einen Aquarill beleidigt hat wurde auf dem Kaisershof mit drei Peitschenhieben bestraft. Und die waren nicht zimperlich dabei. War offenbar ein Freund des Kaisers. Und da die sowieso jeden Tag ihre Gestalt ändern können, weiß man nie ob es nicht der selbe Kerl ist.", sagte der Menschenjunge, der eben gesprochen hatte.
Kanra bemerkte wie sich Tarban beim Eintreffen der anderen mutlos die Schultern hängen ließ.
"Oh... Hi, Rev... Schön dich zu sehen."
Der Junge winkte ihm lustlos zu.
"Auch schön dich zu sehen Tarbilein. Wer sind diese zwei Schnecken?"
Kanra hob eine kühl eine Augenbraue. Damit war ein Teil des Mitleids für den Jungen verflogen.
"Ach, das ist niemand, wirklich... Nur zwei schräge Weiber von weit weg. Ich führ sie ein wenig herum."
"Tatsächlich?", fragte der andere mit scheinbar geringen Interesse und sah sie mit desinteressierten Augen an. Sein Blick blieb eine Weile an Kanras ungewöhnlicher Haarfarbe hängen. Dann wandte sich sein Blick wieder Tarban zu.
"Hör mal Tarbilein, wir haben dich vorhin zufällig auf der Terassenstraße gesehen.", begann Rev langsam und sah Tarban vielsagend an.
Dieser begegnete seinem Blick mit Unschuld. Rev seufzte.
"Kurz, wir haben gesehen wie du mal wieder nicht deine Finger bei dir lassen konntest. Du weißt, dass ist unser Gebiet und das lässt mir keine Wahl. Du musst mitkommen. Reshvaar wird ein Wörtchen mit der reden müssen. Erneut."
Tarban sah zu Boden.
"Naja... Das würde ich unter normalen Umständen gerne machen... Aber ich muss diese Frauen noch herumführen..."
"Deine Sorge ist herzenszerreißend, aber so geht das nicht. Aber wenn es dir so viel bedeutet kann das einer von uns übernehmen."
Kanra räusperte sich vernehmlich.
"Ich fürchte ich muss darauf bestehen, dass er bei uns bleibt. Er hat uns gegenüber noch eine kleine Schuld zu begleichen, weil er versucht hat uns zu bestehlen."
Tarbans Augen weiteten sich empört und er setzte zu einem Widerspruch an. Dann bemerkte er offenbar, dass Kanra ihm aushelfen wollte und schwieg.
"Dann haben wir ein Problem. Wir haben unsere eigenen Gesetze hier..."
"Außerdem kennen wir diese Stadt nicht gut genug um von allein zurückzufinden!"
Rev zog die Mundwinkel resignierend nach unten.
"Dann begleitet uns eben. Es ist nicht weit weg und Reshvaar wird nicht lange brauchen."
Kanra verschränkte die Arme.
"Aber nur wenn es nicht lange dauert."

Kanras entrüstete Aussage stimmte nur zur Hälfte. Sie wusste zwar den Weg zurück nicht, war sich jedoch sicher ihn rechtzeitig wieder finden zu können. Sie war es gewohnt sich in labyrinthartigen Städten zu bewegen.
Dennoch... Sie machte sich Sorgen, dass Tarban in ernsthafte Schwierigkeiten geraten war. Eigentlich ging sie das Schicksal des Jungen nichts an und er hatte sie nicht um Hilfe gebeten. Er würde sie vermutlich nicht einmal annehmen, wenn sie sie ihm anbot. Aber ihr Gefühl bewog sie zum Bleiben. Sei es auch nur aus Neugier, was als nächstes geschehen würde. Sinaphie schien sich langsam Sorgen zu machen, ob sie Kretarrs Versprechen unauffällig zu bleiben nicht langsam übertraten, doch sie widersprach Kanras Entscheidung Tarban zu diesem Reshvaar zu begleiten nicht und gab in keinster Weise Widerwillen zu erkennen. Auch Kanra war klar, dass sie aufpassen mussten, aber sie wollte den Jungen nicht allein lassen. Nicht einfach so.
Die Gruppe führte sie von dem Denkmal weg in ein erstaunlich schmutzigen Abschnitt der Stadt. Je weiter sie sich von der Terassenstraße entfernten, desto schlimmer wurde es. Kanra hatte viele Armenviertel gesehen, aber sie war überrascht wie schnell der Kontrast umschlug.
"Die Terassenstraßen sind sowas wie Hauptschlagadern. Je weiter man sich von ihnen entfernt, desto verkommener wird die Gegend.", sagte Rev gelangweilt, als er Kanras Blick bemerkte.
Diese Kinder waren sehr aufmerksam und scharfsinnig, wenn sie die Blicke und Eindrücke von Fremden richtig deuten konnten. Das Leben auf der Straße musste diese Kinder gut in solchen Dingen geschult haben. Bedauerlicherweise neigten gerade diese Kinder zu einem unbeherrschbaren Leichtsinn, der nur selten etwas Gutes hervorbrachte.
"Das hier ist eine eher unwichtigere Gegend. Ganz gleich wie nah er am Zentrum liegt...", sagte er und nickte mit stille Missbilligung in die Richtung des Kaiserschlosses, dessen Dachspitze über die Reihe der schmutzigen Steinhäuser gerade noch zu sehen war. "... gibt es hier nichts zu holen. Ein ziemlich großer Teil des Distriktes ist hier verarmt und bringt eine Menge Banden hervor. Ich glaube die Wohlhochgeborenen halten uns in der Nähe, damit sie uns jederzeit zum Tiefstlohn für irgendwelche niederen Arbeiten anheuern können... Oder weil sie sich einfach als etwas Besseres fühlen, wenn sie uns sehen."
Der Junge klang bemüht neutral, aber Kanra entging die Bitterheit in seiner Stimme nicht. Sie versuchte sein Alter zu schätzen. Er schien nicht älter als Trems zu sehen, vermutlich jünger. Kanra schätzte ihn auf vierzehn Jahre. Seine Gefährten waren kaum älter.
"Wie lange lebt ihr schon hier?", wollte Kanra wissen.
"Auf der Straße? Schon unser ganzes Leben. Obwohl Nikrii hier von zu Hause weggelaufen ist."
Die rötlich gefiederte Aerorill blinzelte, aber machte keine Anstalten zu antworten.
"Hatte Streit mit ihrer Alten. Ich für meinen Teil wurde nach meiner Geburt direkt beim Waisenhaus abgegeben. Hab' ich wohl den Steuern des Kaisers zu verdanken. Mehrere Kinder aufzuziehen ist ein Luxus, den sich nicht jeder leisten kann."
Rev sprach so unbekümmert, dass Kanra innerlich erschauderte.
"Aber wieso bist du nicht im Waisenhaus geblieben, anst-"
"Der Leiter war ein irrer Piepmatz, der drauf und dran war mir und den anderen Kindern die Augen auszuhacken, wenn wir nicht nach seiner Pfeife tanzten. Bei einem hatte ers mal gemacht. Da bin ich weggegangen. Letztendlich ist das Leben hier besser als da.", erklärte er mit gemäßigter, aber gelangweilter Stimme.
Aber auch wenn Rev sich uninteressiert gab, bemerkte Kanra dass dem Jungen das ungewohnte Interesse an ihm gefiel. Sie gab sich also einen Ruck und versuchte noch ein wenig mehr aus ihm herauszuholen.
"Und wer ist dieser Reshvaar? Er ist euer Anführer, nicht?"
"Ja. Er hat hier im Stadtteil das Sagen."
"Zumindest was die Bande angeht.", meldete sich Tarban tonlos zu Wort.
Rev warf ihm einen kurzen finsteren Blick zu.
"Was Tarbilein damit sagen will, ist das wir den etwas... gefährlicheren Leuten aus dem Weg gehen. Wir bemerken sie nicht, sie bemerken uns nicht. Das ist der Deal. Wenn ihr uns fragt, ob wir euch jemanden vorstellen können der euch Rindenstaub verkauft, dann geht anderwo hin. Wir halten uns da raus."
Kanra zog die Schultern an und fuhr sich nachdenklich durch ihre Haare. Was sie hörte gefiel ihr immer weniger. Offenbar war Kriminaltität im Paradies ein dringenderes Problem als Kretarr es beschrieben hatte. Sie mochte nicht zur Stadtwache gehören, aber in ihr regte sich der Drang sich umgehend um das Problem zu kümmern. Sie hatte seit der Terassenstraße nicht einen Wachmann in Uniform gesehen. Wie konnte das nur sein? Überließen sie diese Stadtteile etwa völlig sich selbst?
Doch sie war nicht verantwortlich für diese Stadt. Sie hatte andere Verpflichtungen. Und diese waren bedauerlicherweise dringender als eine Bande Drogendealer im Paradies. Sie sah zu Tarban und fragte sich, ob er noch etwas hinzufügen wollte. Doch sein Blick hatte sich wieder zum Boden gesenkt und seine Zuversicht schien mit jedem Schritt abzunehmen.
"Wie weit ist es noch?", wollte Sinaphie wissen.
"Da gleich links. Wir sind da. Ist das nicht toll, Tarbilein?", trällerte Rev mit plötzlichem Elan und stieß Tarban fast kumpelhaft in die Seite. Aber nur fast.
Der 'Unterschlupf' selbst war eine breite Sackgasse zwischen zwei leerstehenden, verfallenden Häusern. Dunkle Tücher waren zwischen die Dächer gespannt worden, um den Großteil des Sonnenlichts auszusperren und die Gasse in ein schummriges Dämmerlicht zu hüllen. Als sich Kanras Augen an die neuen Lichtverhältnisse gewöhnt hatten bot sich ihr ein überraschender Anblick. Das Versteck der Bande glich einem komplexen Spielplatz. Sie sah mehrstöckige Gerüste, wacklige Strickleitern und Seilnetze zum Klettern, ein paar Schaukeln, Wippen und Holzbrücken, die die Fenster zwischen den angrenzenden Gebäuden benutzen. Es gab sogar eine Rutsche aus blechartigem Material, die Kanra angesichts der Beulen niemals benutzen würde. Doch trotz der kreativen, wenn auch ausbesserungsnötigen Konstruktionen überraschte sie etwas vielmehr. Kanra hatte die Bande auf fünfundzwanzig, höchstens dretßzig Kinder geschätzt. Doch allein im Versteck waren es auf den ersten Blick mindestens siebzig. Und es war nicht einzuschätzen wie viele in den beiden Gebäuden steckten oder noch in der Stadt unterwegs waren. Es waren gleichsam Menschen- und Aerorillkinder, die zusammen lachten, spielten, umherjagten und zusammen aßen. Kanra bemerkte auch wenige Jugendliche, doch keiner von ihnen war älter als siebzehn.
Als sie in die Gasse eintraten wurden die Anwesenden nach und nach auf sie aufmerksam und verstummten. Sie hatten noch nicht einmal ein Dutzend Schritte hineingetan dann war es still. Kanra fühlte sich ein wenig unwohl, auch wenn sie keinen Grund dazu hatte. Es waren nur Kinder. Dennoch wollte das beklommene Gefühl nicht abfallen, als die rund siebzig Augenpaare ihnen folgten, während sie den Hof durchquerten. Ihre Blicke waren gefüllt mit Neugier, Überraschung, Argwohn und bei manchen sogar Wut. Sie bahnten sich ihren Weg an den Klettergerüsten vorbei, bis sie eine winzige Tribüne erreichten auf der ein einzelner Esszimmerstuhl stand, über den eine hübsche rote Samtdecke geworfen geworfen war. In ihr saß ein dunkelgrauer Aerorilljunge, schätzungsweise in Sinaphies Alter, als wäre es ein Thron. An seinen beiden Flanken stand links ein weiterer Aerorill mit dunkelgelben Gefieder und ein Menschenmädchen, das gutmöglich die älteste von allen anwesenden Kindern sein konnte. Ihre Haare waren lang, blond und nur ein wenig zerzaust. Sie hatte hellblaue, kluge Augen und trug ein geflicktes grünes Kleid.
Rev bedeutete Kanra und Sinaphie und seinen Begleitern mit einer gelangweilten Bewegung ein Stück zurückzubleiben, ergriff Tarban sanft am Oberarm und zog ihn fünf Schritte mit sich, bevor sie direkt vor der Tribühne stehen blieben. Tarban hatte das Gesicht gesenkt und schien nicht die geringsten Anstalten zu machen den Jungen auf den Stuhl anzusehen.
"Hey, Rev.", grüßte der Aerorill munter in möglichst bequemer Haltung von seinem 'Thron'. "Hallo Tarban."
Tarban sah nur kurz auf und murmelte nur einen sehr knappen Gruß, bevor sein Blick wieder auf den aufgewühlten Erdboden sank.
"Tag, Boss!", anwortete Rev mit übertrieben ehrerbietener Stimme.
"Ich sehe du bringst Tarban mit. Daraus schließe ich, er hat mal wieder Ärger gemacht. Was hat er diesmal angestellt?"
"Ein wenig Taschendiebstahl, wie immer. Nicht weit von hier an der Hauptstraße. Wurde sogar erwischt.", berichtete Rev mit seiner gewohnt gelangweilten Stimme.
Der Aerorill stieß ein Gurren aus, dass einem menschlichen Seufzer fast identisch klang, rutschte aus dem Stuhl und landete mit einem schwungvollen Sprung direkt vor Tarban. In seinen weinrot schimmernden Augen glänzte Ärger. Er drückte mit seinem klauenbesetzten Zeigefinger Tarbans Kinn nach oben, so dass er ihm direkt in die Augen sehen musste.
"Wann geht das endlich in deinen hohlen Schädel hinein, Tarban? Hör endlich auf in unserem Revier Unsinn anzustellen! Schlimm genug, dass du der Prinzessin nachstellst, jetzt ziehst du noch den Zorn der Leute auf der Straße an. Sag mir Tarban, auf wen fällt das wohl zurück?"
Tarban starrte ihn eine Weile an, bis sein Blick geflissentlich dem des anderen auswich.
"Auf euch.", murmelte er kaum hörbar.
"Ah!", machte der Aerorill erfreut. "Offenbar ist deine hohle Nuss doch nicht nur zur Zierde da. Komisch! Ich dachte wir verstanden uns immer gut. Aus welchen Grund solltest du die nicht ganz so freundliche Aufmerksamkeit der Erwachsenen auf uns ziehen?"
Tarban war vielleicht einen Kopf größer als der Anführer der Bande, aber jetzt schien er immer weiter zusammenzuschrumpfen.
"Bei denen auf der Terassenstraße gibt es das meiste zu holen... Außerdem war ich viel zu weit weg, als das jemand mich mit euch-"
"Weit genug weg, damit Rev sich die Mühe macht dich hier abzuliefern?"
Jetzt wurde Tarbans Blick fester und er riss den Finger an seinem Kinn weg.
"Was willst du was ich mache, Reshvaar? Muss ich denn fünf Stunden von zu Hause loslaufen, damit du zufrieden bist? Ich sag dir, keiner wird es auf euch zurückführen."
WIeder dieses Gurren.
"Tarbi, Tarbi, Tarbi... Ich dachte nachdem wir entschieden haben dich rauszuwerfen, würdest du aufhören Blödsinn anzustellen. Aber überleg: Es bedarf nur einen reichen Schnösel den du beklaust, der dann mächtig sauer wird und die Wache auffordert die nächstgelegenste Bande von Straßenkinder mal ordentlich aufzumischen. Erst neulich ist sowas im nördlichen Teil des Distrikts passiert. Die müssen jetzt ihr Versteck komplett neu aufbauen.", erklärte Reshvaar ruhig, doch seine Augen verengten sich verärgert. "Und du riskierst, dass das Gleiche hier bei uns passiert, nur um dir ein paar Münzen extra zu verdienen. Du gehörst nicht einmal zu uns. Nicht mehr! Aber das scheint dir ja egal zu sein. Ich will dich nicht erst fortjagen müssen!"
Die letzten Worte brüllte Reshvaar fast. Tarbans Mund war ein dünner Strich, doch er hielt den Blick des Aerorilljungen stand.
"Es ist mir egal was du mit deinem Leben anfängst, aber wenn das auf uns zurückfällt werde ich das nicht tolerieren.", fuhr Reshvaar mit ruhigerer Stimme fort. "Wenn du also nochmal aufgeschnappt wirst, wie du in unserem Gebiet deine Flausen treibst, muss ich ernsthaft anfangen mir etwas zu überlegen müssen. Aber für heute reicht mir das Übliche. Du weißt was ich hören möchte."
Tarban stand eine Weile einfach nur da, ohne Reshvaar anzusehen. Dann atmete er einmal tief durch und machte eine hastige Verbeugung.
"Vergebt mir, Kaiser Reshvaar. Es wird nie wieder vorkommen, versprochen.", sagte er laut und klar, damit es alle hören konnten. Er erhob sich schnell, darum bemüht auszusehen als wäre nichts geschehen, doch ihm stieg zusehens die Röte ins Gesicht.
Das war zuviel für Kanra. Ihr bisher unterdrücktes Prusten entwich ihrer Kehle und wurde zu seinem lautlosen Lachanfall. Nicht lautlos genug. Die Halsfedern Reshvaars zuckten unmerklich.
"Ah, bevor ich es vergess... Rev, wer sind diese Gestalten?"
Der Junge zuckte ratlos mit den Schultern.
"Keine Ahnung, die gehören zu Tarbilein."
Reshvaar sah Kanra und ihre Haare geringschätzig an und schielte wieder zu Tarban hinüber.
"Tarban?"
"Sind Leute von sehr weit her. Kennen sich hier nicht aus, deshalb führe ich sie ein wenig herum. Ich habe versprochen sie wieder zurückzubringen, deshalb musste Rev sie auch mitnehmen."
"Erst Geldbörsen klauen und dann Fremdenführer spielen? Du bist ein vielbeschäftigter Mann, Tarban.", sagte Reshvaar und sein Blick fiel auf Sinaphie.
Er hielt einen Moment inne. Dann stieß er einen merkwürdigen Laut aus, den Kanra nicht einordnen konnte. EIne Mischung aus Gurren und Krächzen.
"Aber was für einen Schatz du mitgebracht hast! Ich habe noch keinen Sternenhimmel gesehen, der schöner ist als dieses Mädchen."
Ein Zucken ging durch Sinaphies gesamtes Federkleid. Die zahlreichen Beobachter fingen an zu tuscheln und zu lachen. An diesem Tag hatte Kanra den Ausdruck für Erröten bei den Aerorill gelernt.
"Tut mir Leid, dass ich diese Angelegenheit sofort erledigt habe. Wo sind meine Manieren für Gäste? Kommt doch näher! Willkommen, mein Name ist Reshvaar."
Kanra wusste nicht ob sie lachen oder abgeschreckt sein sollte. Reshvaars Stimmung hatte derart umgeschlagen, dass selbst die Anwesenden noch angeregter miteinander tuschelten und ihrem Anführer befremdliche Blicke zuwarfen. Sinaphies Standpunkt hingegen war klar.
"Warum kommst du nicht einfach her?"
Wieder Murmeln. Irgendeiner pfiff sogar belustigt. Reshvaar jedoch schien nicht amüsiert. Wieder zuckten seine Halsfeder. Ärger.
"Pass auf was du sagst, Mädchen. Hier hab ich das Sagen.", sagte er streng und schwellte die Brust.
"Du solltest besser aufpassen, Jüngchen. Sie könnte ein bisschen zu viel für dich sein.", riet Kanra ihm im mahnenden Tonfall.
Reshvaar sah sie gereizt an.
"Ich habe nicht nach der Meinung eines Erwachsenen gebeten. Oder kann eure Freundin nicht für sich selbst sprechen, Feuerhaar?"
Kanra hob eine Braue. Feuerhaar? Sollte das eine Beleidgung sein? Wie einfallsreich...
"Na schön, sag aber nicht ich hätte dich nicht gewarnt.", erwiderte Kanra gleichgültig und tauschte mit Sinaphie einen Blick. Sie nickte ihr zu und Sinaphie blinzelte, als sie verstanden hatte. Mehr musste nicht gesagt werden.
Reshvaar entschied sich Kanra komplett zu ignorieren und stellte sich angriffslustig vor Sinaphie auf.
"Tarban sagt du kommst von weit her. Also hast du wahrscheinlich noch nie von mir gehört."
"Nein, aber ich habe schon genug von dir gesehen. Deine Bewegungen sind auffällig anders als die der anderen. Sie sprechen von viel Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit, allerdings fehlt ihnen einiges an Raffinesse. Versteh mich nicht falsch, angesichts von jedem der mir bisher begegnet ist ist das löblich, aber dort wo ich herkomme würdest du vermutlich nicht mal bei einer Jagd erfolgreich sein."
Reshvaar ließ eine Form des humorlosen Lachens ertönen.
"Oh, tatsächlich? Was für ein Ort soll das sein?"
Sinaphie ignorierte seine Frage.
"Und nachdem was ich gerade gesehen habe, scheinst du ein guter und umsichtiger Anführer zu sein, der allerdings zu einem ungesunden Maß der Selbstüberschätzung leidet, wenn es um persönliche Angelegenheiten geht."
Reshvaar stand weiter ruhig vor ihr da, offenbar nicht wissend ob er belustigt oder verärgert sein sollte.
"Ob du sonstige verborgene Fähigkeiten hast, kann ich nicht sagen. Aber da es mir ein einfaches ist, deine Gedanken zu lesen, scheinst du ni-"
"Sinaphie!", mischte sich Kanra mit einem drängenden Unterton in der Stimme ein, aber der Schaden war schon angerichtet.
"Meine Gedanken lesen? Natürlich, aber klar doch. Sag mir, woran denke ich gerade."
"Das ist widerlich.", antwortete Sinaphie in ungewohnter Kühle.
"Komm schon. Ich mach es auch ganz einfach für dich und konzentriere mich ganz fest darauf."
Sinaphie blinzelte einmal mit ihren tiefvioletten Augen.
"Na schön. Anders als das gerade eben denkst du an eine Kiste in einem der Gebäude hier... das linke. Dein Zimmer? In dieser Kiste befinden sich Holzwürfel... Sind das Spielzeuge? Ach ja, sich schnell etwas anderes einfallen zu lassen ist-"
Sinaphie wurde von Reshvaars schallenden Lachanfall unterbrochen.
"Natürlich, denk dir nur etwas aus um überzeugend zu wirken. Glaubst du irgendwer hier kauft dir das ab?"
"Aber Reshvaar, woher weiß sie dann davon? Ich habe sie nie vorher gesehen.", schaltete sich das ältere Mädchen von der Tribüne ein. "Denn die Kiste und den Inhalt gibt es wirklich."
"Ganz einfach. Tarban hat ihr davon erzählt. Oder Rev. Sie haben die beiden angeschleppt und wollen uns sicher einen Streich spielen."
"Ganz sicher nicht.", knurrte Tarban den Aerorilljungen an.
Auch Rev schüttelte seinen Kopf.
"Ich hab die beiden nie gesehen. Außerdem weiß ich nicht mal genau was für Holzwürfel sie meint. Ich dachte in der Kiste ist dein privater Goldschatz?"
Reshvaar machte eine wegwerfende Handbewegung.
"Ist doch egal, woher sie das haben."
Sinaphie sah ihn unverwandt an und zuckte mit den Schultern.
"Sei es drum. Du hattest daran gedacht und du weißt es."
"Was auch immer."
Doch Kanra meinte sehen zu können, wie sich sein herausfordernder Blick mit Verwirrung und auch ein wenig Furcht mischte.
"Na schön, Prinzessin... Sinaphie, richtig? Wie wäre es mit einer kleinen Herausforderung?", fragte er angriffslustig.
"Du willst mich herausfordern?", fragte Sinaphie mit plötzlichem Interesse. "Gern, aber ich fürchte es gibt nichts, in dem du mir gewachsen bist. Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du vielleicht den sehnlichsten Wunsch haben, dich wieder in deine Eierschale zu verziehen."
Kanra konnte kaum glauben was sie da hörte. Sinaphie verhielt sich ganz anders als sonst. Sie war zweifellos Stolz auf ihre Fähigkeiten, aber sie hatte stets Respekt vor jedem noch so unhöflichen Gegner gezeigt. Selbst jemanden wie Trems konnte Sinaphie Sympathie entgegenbringen.
Reshvaars Halsfedern zuckten erneut.
"Das wollen wir doch mal sehen. Also, ic-", begann er doch ein blitzschnelles Schippen Sinaphies auf seinen Schnabel ließ ihn abrupt inne halten.
Dann kam es zur Explosion.
"Verdammte...!", brüllte er und griff mit seinen blassgoldfarbenen Klauen nach ihr, doch Sinaphie wich mit einer eleganten Drehung aus, als wäre sie ein Grashalm im Wind.
"Was fällt dir ein!"
Reshvaar setzte ihr mit einem Sprung hinterher und packte wieder nach ihr, doch Sinaphie war schon längst weg.
"Ich wette du kannst mich nicht einmal berühren. Komm, ich machs dir einfacherer.", sagte sie und legte ihren rechten Arm auf ihren Rücken.
Die Jagd begann. Sinaphie kletterte nur unter einer Verwendung ihres linken Arms in unglaublichen Tempo das nächstbeste Gerüst hoch. Reshvaar folgte ihr, beflügelt durch seine Wut. Wie Sinaphie vorhin gesagt hatte, schien er tatsächlich gut in Form zu sein. Er kletterte das Gerüst mit solcher Geschwindigkeit und Mühelosigkeit hinauf, wie Kanra es niemals konnte oder können würde. Doch kurz bevor er sie erreichte, raste Sinaphie los und rauschte über ein kompliziertes Klettermaschengestrüpp über den halben Hof. Kinder die ihr oder Reshvaar zu nahe kamen, machten ihnen gebieterisch Platz. Kanra und alle Anwesenden sahen der Jagd wie gebannt zu. Reshvaar war schnell, doch jedes Mal bevor er Sinaphie erreichen konnte, war sie sofort wieder weg. Sie führte ihn nur vor. Und Reshvaar war zu erzürnt oder zu stolz um es zu bemerken.
"Schön zu sehen, dass es jemanden gibt, der Reshvaar mal in seine Schranken weist.", sagte eine sanfte Stimme hinter Kanra.
Als sie sich umdrehte, erkannte sie das Mädchen von der Tribüne.
"Bist du sowas wie die Dorfälteste hier?", fragte Kanra.
Sie kicherte.
"Kann man so sagen, ja. Ich bin WInk.", antwortete sie.
"Kanra."
"Eure Freundin ist wirklich außergewöhnlich, Kanra. Da man fragen woher ihr kommt, oder ist das geheim?", wollte Wink wissen.
Kanra entschied bei ihrer Geschichte zu bleiben.
"Wir kommen von außerhalb von Mengeskat. Wir trainieren an einem Tempel und sind nur wegen einer Lieferung hier. Und du?"
"Nur Eure einfache Durchschnittswaise.", sagte Wink als wäre es ein Geständnis.
"Wink ist sowas wie die große Schwester für alle. Sie schlichtet Streits, besänftigt die Wachen wenn einer Mist baut und passt auf Reshvaar auf, damit er keine übereilten Entscheidungen trifft.", schaltete sich Tarban ein, der sich neben sie gestellt hatte.
"Offenbar muss ich noch viel lernen.", sagte sie und nickte auf die beiden Streithähne, dich sich immer noch durch die komplette Gasse und wieder zurück jagten. "Reshvaar gegen den Schnabel zu stubsen war kein feiner Zug. Alle Aerorill hassen das mehr als fast alles andere, aber Reshvaar ganz besonders."
Kanra zuckte innerlich zusammen. Das hatte sie bisher gar nicht gewusst. Gut, dass sie es nie aus einem Spaß heraus mit Sinaphie probiert hatte.
"Aber nicht nur bei Reshvaar habe ich keine gute Arbeit geleistet, sondern auch mit dir Tarban."
Kanra riss ihre Aufmerksamkeit los und sah den Jungen an, der gedankenverloren mit dem Fuß in der Erde scharrte.
"Ist nicht deine Schuld, Wink. Wie oft muss ich dir das noch sagen? Das ist meine Entscheidung, meine ganz allein."
Das Mädchen sah ihn traurig an.
"Du weißt, du könntest jederzeit Reshvaar bitten dich wieder aufzunehmen. Er wird zwar zu stolz sein, dich mit offenen Armen zu empfangen, aber du könntest dein Vertrauen zu ihm langsam wieder aufbauen. Auf meine Unterstützung kannst du dich verlassen. Du musst dann auch nicht mehr stehlen, wir werden auf dich aufpassen, wie auf alle anderen auch."
"Reshvaar scheint ganz froh mich los zu sein.", sagte Tarban trocken.
"Das ist nicht wahr. Er macht sich Sorgen um dich, genauso wie ich. Würde er dich wirklich loswerden wollen, hätte er dich schon längst aus diesem Distrikt verjagt. Aber er ist viel zu stolz an dich heranzutreten, um dich zu einer Rückkehr aufzufordern."
Tarban sah Wink direkt in die Augen.
"Vergiss nicht den Grund, wieso ihr mich herausgeworfen habt. Wie ich sagte, das ist meine Entscheidung und ich halte an ihr fest. Und solange ich meine Meinung nicht ändere, was sie nicht wird, gibt es kein Grund für mich zu euch zurückzukehren. Ende der Diskussion."
Er drehte sich von Wink weg und machte klar, dass das Gespräch beendet war. Wink sah ihn traurig an und wollte noch etwas sagen, doch plötzliche Aufregung machte sich in den Anwesenden breit und legte ihre Aufmerksamkeit wieder in das komplexe Gerüstwirrwar nach oben. Auf dem höchsten Punkt, einer Art Aussichtsturm, hatte Reshvaar Sinaphie endlich in eine Ecke gedrängt. Oder, wie Kanra es besser wusste, hatte sie sich in eine Ecke drängen lassen. Er näherte sich nicht mehr in blinder Wut, sondern vorsichtig, jede Bewegung Sinaphies im Auge behalten. Diese stand seelenruhig auf einem Fleck und wartete ab.
"Jetzt entkommst du mir nicht mehr.", murmelte Reshvaar und schob sich noch einen Schritt vor.
"Wart's ab.", gurrte Sinaphie vergnügt, die Muskeln lässig entspannt.
Reshvaar bemerkte das. Jetzt wo er wieder klarer denken konnte, erkannte er eine Chance. Das Mädchen wurde unvorsichtig. Sie nahm ihn nicht ernst. Sie mochte sich zwar bewegen und ausweichen können, wie Reshvaar es nie für möglich gehalten hätte, aber für eine Berührung würde es dieses Mal reichen, wenn er sich nicht zu dumm anstellte. Es musste! Fast seine gesamte Bande sah ihm zu. Dieser Tatsache wurde er sich langsam schmerzhaft bewusst.
"Worauf wartest du?", fragte sie Sinaphie belustigt.
Reshvaar deutete eine ruckartige Bewegung an, um sie zum Handeln zu verleiten. Doch Sinaphie blieb seelenruhig stehen. Er versuchte es nocheinmal. Sie blieb wie ein Stein. Eine lange Pause, dann preschte er los. Triumpf stieg in ihm auf als sie sich erneut nicht bewegte... und dann Panik als sie nicht mehr da war. Sein Schwung beförderte ihn über das Geländer und wäre in einem tiefen Sturz geendet, wenn ihn Sinaphies schlanke Finger nicht am Knöchel gepackt hätten. Als Reshvaars Schreck nachließ bemerkte er das Gelächter der Zuschauer das langsam laut wurde. Nie hatte er sich so vorgeführt gefühlt.
"Ergibst du dich?", gurrte Sinaphie schadenfroh.
Reshvaar stieß ein wütendes Krächzen aus.
"Okay, okay! Lass mich hoch!"
Sinaphie stieß ein helles Lachen aus und zog ihn hoch.

"Wie nah sind sie?", fragte Lashon, der von seinem Posten aus die Kammer im Auge behielt, in der die Falle bereitstand. Laut Sylvos der einfachste Weg der zu ihnen führte. Wenn sie die Soldaten im Inneren gefangennehmen konnten, dann konnten sie sie umgehen und nach LaVoisin gehen. Falls sie sich aufteilten, müssten sie den Rückzug antreten.
"Sie haben etwa zwei Räume entfernt halt gemacht.", antwortete Sylvos.
"Ich spüre rege Geistleseraktivität. Aber sie scheinen nicht nach uns zu suchen, sondern vielmehr tauschen sie sich untereinander aus...", fügte sie hinzu und legte besorgt die Stirn in Falten.
"Das gefällt mir nicht. Warum sollten sie sich mit Geistleser unterhalten, wenn sie doch alle beisammen sind? Das kann bedeuten, dass sie sich koordinieren. Für ein schnelles Manöver."
Lashon überlegte. Vielleicht war die Idee mit der Falle doch keine gute gewesen. Ein Rückzug erschien im nun doch gar nicht mehr so unklug.
"Wenn sie etwas planen dann müssen wir annehmen das die Situation nicht mehr in unserer Kontrolle ist. Wir sollten verschwinden und den Teleportkreis hinter uns zerstören. Das halte ich für das Beste."
"Sag ich doch schon die ganze Zeit!", maulte Lanthari, die mit Amirwin ganz hinten im Raum wartete, für den Fall dass sie schnell fliehen mussten.
"Wir geben LaVoisin auf?", fragte Sylvos sicherheitshalber.
Lashon nickte.
"Das Risiko ist zu groß. Kommt, weg hier. Und leise."
Alyka stieß einen überraschten Laut aus.
"Sie sind weg!", keuchte sie ungläubig. "Ihre Auren einfach wie verschluckt!"
"Hoheadeptin!", zerschnitt Sylvos Stimme die Stille wie ein Messer.
Lashon und Alyka sprangen sofort auf und nahmen Kampfhaltung ein, aber es war zu spät. Eine gesamte Einheit von Reyters Truppen hatten sie umstellt. Allerdings hielten sie ihre Waffen nicht bereit. Lashon unterdrückte den Impuls sofort anzugreifen als er realisierte, dass sie komplett unterlegen waren. Wenn sie jetzt kämpften, würden sie vermutlich nicht überleben. Aber der Kampf blieb aus.
"Nur die Ruhe, wir kommen nicht in feindlicher Absicht.", rief eine ihm noch allzu bekannte Stimme.
Es handelte sich um die ranghohe Kommandantin, die ihm in LaVoisin begegnet war.
"Bitte senkt die Waffen. Ich wäre auch allein gekommen, aber ich fürchtete ihr würdet fliehen, wenn wir uns weiter nähern würden."
"Wir wollten uns gerade auf den Weg machen.", sagte Lashon verunsichert und rang sich zu einem brüchigen Lächeln durch.
"Dann war mein Timing perfekt. Nun wie gesagt, wir tun euch nichts. Legt die Waffen nieder."
"Daraus wird nichts.", knurrte Sylvos und blieb in Kampfhaltung.
Alyka schien jedoch etwas anderes zu beschäftigen.
"Dieses Mädchen... Die Psynergy die sie ausstrahlt ist unglaublich.", zischte sie.
"Wie unglaublich?", hakte Lashon nach.
"So unglaublich, dass ich es für reine Elementare hielt. Ich dachte sie wäre ein Dschinn."
"Also doch siebzehn, hm?", fragte Sylvos mit einem Anflug von Galgenhumor.
"Moment, eins... zwei..."
"Lashon! Was machst du da?!"
Flama sah die Gruppe fragend an.
"Was ist?"
"Ah, tut mir Leid, aber wie viele seid ihr?", fragte Lashon.
"Genug für euch fünf!", donnerte Londoro an Flamas Seite. "Also legt gefälligst-"
"Achtzehn. Wieso?", fragte Flama neugierig.
Londoro unterdrückte ein gereiztes Aufstöhnen.
"Ah... Nur so.", sagte Lashon mit dem Anflug eines Grinsens.
Alyka und Sylvos starrten Lashon ungläubig an, der sich trotz der unpassenden Situation sichtlich über seine gewonnene Wette freute.
"Kommt schon, legt einfach die Waffen weg. Ich will nur ein wenig mit euch reden. Wir könnten einander helfen."
"Helfen? Träumt weiter!", erwiderte Alyka grimmig.
"Wir hätten schon längst angreifen können, also entspannt euch, ja? Ihr seid nicht unsere Gefangenen."
"Komisch, ich muss mir wohl einbilden, dass wir umzingelt sind.", meinte Lashon trocken. "Ich dachte Reyters Truppen setzen alles daran uns zu töten?"
Flama lächelte.
"Da irrt Ihr, werter Herr. Mein Kriegsherr wünscht sich vielleicht eure Elementarsterne und die Ergreifung Pakas und Saitus, aber ansonsten stimmen unsere Ziele eindeutig überein. Wir wollen Mirnuzar wie ihr vor dem Strudel retten."
"Um es anschließend zu erobern?", fügte Alyka hinzu?
"Um es anschließend zu erobern.", stimmte Flama unbekümmert zu. "Ich denke ihr unterschätzt die Großartigkeit die in diesem Vorhaben liegt, aber ich bin nicht hier um das mit euch zu diskutieren. Wäre eure Überzeugung so schwach, würdet ihr nicht für Paka arbeiten. In der Hinsicht sind wir Feinde, ja. Aber diese Angelegenheit ist mir fürs Erste komplett egal."
"Könnt Ihr uns irgendeinen Beweis geben, dass ihr uns nicht einfach in den Rücken fallt, wenn wir unsere Waffen senken?", wollte Sylvos wissen.
"Naja... Wir haben unsere Waffen nicht gezogen, wir haben euch nicht angegriffen... Na schön. Leute, vergesst sie einfach und seht euch ein wenig um. Zweiertrupps bilden und mit dem Koordinator in Kontakt bleiben. Ich möchte wissen ob das Ding betriebsfähig ist."
Sie erntete nur unverständliche Blicke. Londoro fielen beinahe die Augen heraus.
"Na los, Bewegung! Ich hab hier das Kommando, habt ihr das etwa vergessen? Hohegeneral Norgono wird nicht begeistert sein, wenn er von eurem Ungehorsam erfährt!"
Die Soldaten zögerten nicht, jedoch gehorchten sie mit sichtlichen Widerwillen. Lashon beobachtete den Vorgang mit Interesse. Offenbar war die junge Dame noch nicht lange Kommandatin. Und wenn sie so weitermachte war sie es bald auch nicht mehr. Selbst Alyka und Sylvos waren über ihren Leichtsinn überrascht. Die Truppen bildeten Team und verließen den Raum, bis nur noch sechs übrig waren: Vier Truppen, die Kommandatin und ihr Berater.
"Ihr scheint Euch sehr überlegen zu fühlen.", sagte Sylvos nach einer Weile, als die Truppen abgerückt waren.
"Ich versuche nur Vertrauen aufzubauen. Ich muss sagen ihr macht es einen nicht leicht.", erwiderte Flama mit einem Anflug von Ärger.
Lashon ließ noch einen Moment verstreichen und betrachtete sie eingehend. Vertrauen muss irgendwo anfangen...
Lashon senkte sein Schwert.
"Lashon!", zischte Alyka ihm scharf zu.
"Mit allem Respekt, Hoheadeptin, aber ich denke er handelt richtig.", schaltete sich Amirwin ein. "Das hier muss nicht mit einem Blutbad geregelt werden. Mit Worten können wir hier mehr erreichen als mit Misstrauen."
"Ihr habt leicht reden.", brummte Alyka und musste an das Jahr zurückdenken, als Reyters Truppen sie in Xalhill belagert hatten. Es waren die grauenhaftesten Erinnerungen die sie aus dem Krieg mitgenommen hatte. Aber sie beschloss Lashons Entscheidung zu vertrauen. Sylvos schloss sich ihnen an. Flama atmete erleichtert auf.
"Danke. Ich hoffe dass das Misstrauen zwischen uns irgendwann zerstreut ist."
"Ich kann nicht behaupten, dass ich Euch vertraue.", sagte Lashon scharf. "Aber ich kann Euch versprechen, dass ich in Betracht ziehe es zu versuchen."
Flama nickte zufrieden.
"Auf mehr kann ich wohl nicht hoffen."
"Also?", wollte Alyka wissen.
"Also reden wir.", sagte Flama mit einem freundlichen Lächeln.

"Er ist uns entkommen. Verdammt!"
Garm streckte sich und setzte sich hin.
"Wirklich? Nun, dem lässt sich wohl kaum widersprechen."
Dewan sah den Dämon nachdenklich an. Er hatte gehofft ihm seine andere Hälfte entreißen zu können, stattdessen war er nun komplett mit ihm verbunden. Aber so sehr es ihm missfiel, spürte er aus irgendeinem Grund dass er ihm vertrauen konnte.
"Das war vielleicht unsere letzte Chance Melfice aufzuhalten! Wie kannst du nur so ruhig bleiben?", knurrte ihn Unarus wütend an.
"Letzte Chance? Wohl kaum. Wir haben ein paar nützliche Dinge gelernt, eine Ratte aus unseren Reihen entfernt und nicht unser komplettes Potential ausgeschöpft. Und..."
Er sah Unarus bedächtig an.
"... in dir scheint vielmehr zu stecken, als ich zunächst dachte. Offenbar bist du mehr Wert als ein Köder oder Fleischschild."
"Wa-?!"
"Wie auch immer.", fuhr Garm unbeirrt fort. "Wir haben überlebt. Und ich sehe eine realistische Chance beim nächsten Mal siegreich zu sein."
"Dein Biss...", fragte Dewan. "Was genau war seine Wirkung?"
Garm bleckte die Zähne zu einem breiten Grinsen.
"Ah, endlich fragt mal jemand. Lass mich ein wenig ausholen. Meine Wenigkeit ist bekannt auf verschiedenen Ebenen zu sehen und zu argieren. In dieser kann ich sogar für einen längeren Zeitraum gänzlich verschwinden, wenn es mir beliebt."
Dewan verstand. Das war also der Trick hinter seinen Teufelsfüßen.
"Deshalb nannte man mich einst auch den 'Geisterhund'. Mein Biss war nichts weiter als ein Biss in eine andere Ebene. Denn was ist Melfice eigentlich? Er ist Dämon und-"
"König Melfice.", vervollständigte Dewan als er verstand.
"Exakt. Ich kann ihn in seinem verwundbarsten Zustand angreifen: Wenn er nicht materialisiert ist. Vorhin habe ich ihm ganz nebenbei die ganze Kehle aufgerissen. Das tötet ihn nicht, es sei denn der Dämon hatte die Formen getauscht. Wir hätten einen sofortigen Sieg gehabt. Hätten wir noch ein wenig durchgehalten, hätten wir die Vorbereitungen treffen können, mit denen wir ihn aus seiner Dämonenform hätten locken können."
"Wie-", begann Unarus, wurde dieses Mal aber von Dewan unterbrochen.
"Wird es beim nächsten Zusammentreffen mit ihm auch noch so sein?"
Garm scharrte mit seiner Vorderpfote nachdenklich durch die verbrannte Erde.
"Sehr wahrscheinlich. So eine Wunde heilt nicht einfach ohne äußeres Zuwirken. Und soweit ich das beurteilen kann, gibt es niemanden der sich gut genug in Dämonologie auskennt um das fertig zu bringen. Denn das ist eine wirklich hohegradige Kunst. Die Talismane und Fallen die ich euch gezeigt habe sind Spielzeug dagegen. Soweit ich das beurteilen kann, war Loghain möglicherweise als einziger in der Lage sowas zu tun, wenn überhaupt. Und der ist ja als Snack geendet."
"Aber es wäre möglich?", hakte Dewan nach.
"Das er geheilt wird? Ja, aber sehr unwahrscheinlich. Anders als bei unserem Band scheint König Melfice eine Art schlafender Geist zu sein. Er bekommt zwar mit, was der Dämon Melfice tut, aber sie kommunizieren nicht direkt miteinander. Es ist gut möglich dass er bis dahin nicht einmal bemerkt, dass der König verletzt wurde. Alles was wir noch brauchen..."
"Ihr...", mischte sich eine fremde Stimme ein.
Es handelte sich um einen älteren Mann mit ergrauten Haaren und verstaubter Robe. Er zitterte vor hilfloser Wut.
"Ihr habt alles zerstört. Viele von meinen Schülern... sind tot. Womit haben wir das verdient? Hat der Mörder des Meisterarchivars euch geschickt, um uns den Rest zu geben nachdem er uns mit diesem Fluch belegt hat?"
Dewan sah den Mann verwirrt an und stellte sich zum ersten Mal die Frage wer diese Menschen überhaupt waren.
"Das war eine Schule?", fragte Unarus, ebenso ratlos wie Dewan.
"Ihr... ihr... Monster. Ihr wisst nicht einmal, was ihr uns angetan habt? Mögen die Sterne euch verfluchen..."
"Wenn du uns wirklich verfluchen willst, musst du dich schon mehr anstrengen, Mensch.", sagte Garm gelangweilt. "Der Dämon den wir gerade bekämpft haben, hätte euch eines Tages ohnehin alle vernascht."
"Ihr wart nicht sehr erfolgreich.", entgegnete der Mann giftig.
"Nein, aber du kommst mir ganz gelegen. Mit Fluch meinst du sicherlich diese sternenkrafttote Zone. Wo finden wir den Urheber?"
Der Mann öffnete den Mund, konnte aber nichts herausbringen. Er konnte nur dastehen und den Dämon anstarren.
"Er ist bereits seit einiger Zeit fort. Was wollt ihr von ihm?", schaltete sich eine neue Stimme ein.
Sie kam von einem Jungen, der gerade erst ins Mannesalter kam.
"Mallar! Wieso versteckst du dich nicht bei den anderen? Diese Leute sind gefährlich!", sagte der Alte entsetzt, aber Mallar ignorierte ihn.
"Was wollt ihr von ihm?", wiederholte Mallar nachdrücklich.
"Sein Talent die Sternenmacht zu vernichten ist ganz praktisch. Wir könnten sie erneut gegen Melfice gebrauchen. Ich nehme an du weißt wo wir ihn finden?"
Mallar schwieg.
"Ihr wollt diesen Fluch über ganz Mirnuzar tragen? Wie verdorben seid ihr eigentlich?!", rief der Alte empört.
"Lasst gut sein, Meister.", murmelte Mallar. "Die Enklave ist verloren. Selbst wenn wir sie neu aufbauen, haben die Beben und die Flammensäulen allen was Augen und Ohren hat verraten, was sich hier verbirgt. Und dank diesem Fluch, den er uns auferlegt hat, können wir an diesem Ort ohnehin nie wieder mit der Sternenkraft in Kontakt treten. Und jetzt ist die Hälfte der Schülerschaft tot. Uns bleibt keine andere Wahl als die Schule aufzulösen... für immer."
Der Alte brach fast in Tränen aus.
"Unsere tausend Jahre alte Schule... zerstört, nur wegen diesem verdammten Anarath und diesen Männern..."
"Garm... Wo haben wir gekämpft?", fragte Dewan mit wachsendem Entsetzen.
"Offenbar eine alte Schule für Sternenkraft.", sagte der Hund mit gleichgültiger Stimme. "Was? Macht euch der Kolleteralschaden zu schaffen?"
Dewan und Unarus hatten nicht gewusst, wo sie gekämpft hatten. Es war ihnen bei aller Konzentration auf Melfice völlig entgangen.
"Kolleteralschaden? Kolleteralschaden?!?!", kreischte der Mann und warf sich auf den Hundedämon.
Garm hob beiläufig die krallenbesetzte Pfote bereit zum Schlag.
"Stop!", rief Mallar. "Tötet ihn nicht!"
Garm schlug nicht zu, als der Meister wirkungslos mit seinen Fäusten auf ihn einschlug, aber senkte die Pfote auch nicht.
"Wenn ich ein Insekt sehe, zertrete ich es.", sagte Garm kühl und sah Mallar unverwandt an. "Aber ich nehme an du sagst mir wo ich suchen muss, wenn ich den alten Knacker verschone?"
Mallar biss sich zögerlich auf die Lippe, nickte dann aber. Garm war zufrieden und schlug mit seinem Schwanz aus. Er traf den Alten hinten ihm Nacken, der kurz nach Luft schnappte und zusammenbrach.
"Dem gehts gut.", meinte Garm um Maller zu beruhigen.
"Wir hätten das auch anders regeln können.", sagte Dewan.
"Vielleicht. Aber so ging es auch, nicht?", erwiderte Garm trocken und wandte sich Mallar zu. "Also... Wo ist der Mann, der sowas zustande bringt?"
"Ich weiß nicht wo, aber ich kann euch bei der Suche behilflich sein. Er dürfte noch im unteren Mirnuzar sein, also sollte die Suche nicht zu lange dauern."
"Wie?", wollte Garm wissen.
"Ich kann ihn spüren, selbst über weite Entfernungen. Besonders dann wenn er seine Sternenkraft anwendet."
Dewan ging langsam zu Garm hinüber und flüsterte ihm ins Ohr.
"Ist das wirklich notwendig? Sollten wir nicht Melfice hinterher?"
"Wir brauchen alle Vorteile, die wir kriegen können. Und wir kriegen ihn kaum nochmal hierher gelockt."
Garm sah Dewan direkt in die Augen.
"Hör zu, ich mag vielleicht nicht mehr an den Befehl meines alten Meisters gebunden sein, aber vergiss eines nicht: Sollten wir Melfice vernichten und mein Auftrag ist zu voller Zufriedenheit erfüllt, wird man mich entlassen. Dann sind wir beiden wieder voneinander getrennt und du wirst wiederbelebt. Ich habe nämlich keine Lust bis in alle Ewigkeiten mit dir verbunden zu sein."
Daran hatte Dewan noch gar nicht gedacht.
"Wir nehmen ihn also mit?", fragte Unarus unsicher.
"Wenn er das kann was er verspricht, ist er uns nützlich.", sagte Garm. "Wenn wir haben was wir wollen trennen wir uns einfach wieder von ihm. Aber eines wüsste ich gerne. Wieso bietest du uns deine Hilfe so bereitwillig an? Schließlich haben wir diesen Ort den Erdboden gleichgemacht."
"Er schuldet mir Antworten auf meine Fragen. Und ich werde nicht ruhen, bis ich sie habe.", antwortete Mallar mit ernster Stimme.
"Na dann... Willkommen an Bord.", grinste der Dämon.

Merl schlüpfte in seine neue Garderobe und musterte sich eingehend im Spiegel. Nach den vergangenen Kämpfen hatte er unbedingt neue gebraucht. Seine neue Kleidung bot ihm mehr Bewegungsfreiheit, war ein wenig robuster und schaffte es immer noch elegant auszusehen. Zu oft hatte er in seinen letzten Gefechten in seinen Kleidern unwohl gefühlt. Wenn er in Zukunft ein wenig Zeit fand, konnte er vielleicht ein paar psynergetische Eigenschaften hinzufügen.
Er war gerade fertig, als es an seiner Zimmertür klopfte. Als er öffnete begrüßte ihn Tali mit einem zurückhaltenen Lächeln.
"Stör ich?"
"Keineswegs. Gehen wir nach unten.", antwortete Merl und verließ sein Zimmer.
"Ich wollte dir meine Entscheidung mitteilen. Ich möchte mich euch auf eurer Reise anschließen. Ich weiß um die Risiken, aber bin bereit sie einzugehen. Ihr schickt mich doch nicht weg, oder?"
Merl sah ihr von der Seite in die Augen. Ihr Blick war ernst und entschlossen. In ihm kam die Erinnerung auf, wie er damals aufgebrochen war. Er war deutlich weniger bereit gewesen, als Merl in ihrem Blick sehen konnte. Also seufzte er und schüttelte den Kopf.
"Das werde ich nicht. Du warst mehr als deutlich.", sagte er und der Anflug eines Lächelns huschte ihm über das Gesicht. "Ich bin nur nicht sicher ob ich wirklich der Richtige bin für das was du suchst. Aber wenn ich dich lehren soll, erwarte ich von dir Aufmerksamkeit und Disziplin. Verstanden?"
Tali lächelte breit.
"Verstanden."
"Gut. Wir werden in drei Stunden zum Scharfrichtergipfel aufbrechen. Mach dich bis dahin abreisefertig."
"Sehr wohl, Meister Anarath.", sagte sie und machte eine übertriebene Verbeugung.
"Lass das. Außerdem musst du mich nicht Meister nennen. Es reicht schon, dass Lucya damit nicht mehr aufhört.", seufzte er und nahm die Treppe nach unten.
Dort trafen sie Ailas.
"Hallo, Anar. Alles für die Reise nachher fertig?"
"Ja. Zum Glück ist sie nicht so lang... Wie geht es Vera?"
Ailas nickte zur angrenzten Tür, die in die Küche führte.
"Nicht gut, aber viel besser. Sie hilft deiner Schülerin dabei den Proviant vorzubereiten. Die beiden verstehen sich ziemlich gut miteinander, vielleicht hilft ihr das."
Merl nickte. Das hoffte er auch.
"Kommt der blaue Glücksbringer jetzt mit?", fragte eine wohlbekannte Stimme hinter ihnen, die gerade die Treppe herunter kam.
"Auch guten Morgen, Tsuki! Ja, das wird sie.", grüßte Merl zurück.
"Es ist Tsuka!", herrschte sie ihn an. Ihr Blick wanderte zu Tali, die ihr schüchtern zuwinkte. "Also wirklich... du scheinst es zu genießen viele Mädchen um dich zu haben..."
"Sei doch nicht so, Tuska. Ich hege nicht so ein Interesse an eurem Anführer. Ich komm dir sicher nicht in die Quere."
"Es ist Tsuka! Außerdem was heißt hier in die Que-"
Sie verstummte schlagartig. Dann nahm ihr Gesicht einen ärgerlichen Ausdruck an.
"Wie hast du mich gerade genannt?!"
"Tuska?"
"Das ist ja noch schlimmer als alles andere was ich bisher gehört habe!", sagte Tsuka außer sich.
"Tuska, hmm?"
"WAG ES NICHT, ANARATH VON DEN ANEMOS!", fuhr sie ihn an. Dann wandte sie sich Tali zu. "Ich warne dich, nenn mich noch einmal so und ich jage dir einen Fluch an den Hals, vor dem dich nicht mal dein Glückshokuspokus schützen kann! Es ist Tsuka, klar? T-s-u-k-a!!"
Tali lächelte nachsichtig.
"Ich fand es ist ein schöner Spitzname.", sagte sie versöhnlich.
Tsuka schnaubte nur.
"Ich packe alles für nachher.", war alles was sie sagte und machte auf der Treppe gleich wieder kehrt auf ihr Zimmer.
Merl warf Tali einen belustigten Blick zu.
"Sie hat dich nicht verflucht, siehst du? Du kannst ihren Ärger also als eine Form der Zuneigung betrachten."
Tali strahlte.
"Ich freu mich schon auf nachher."
Ailas wandte sich wieder Merl zu.
"Der Scharfrichtergipfel, ja?"
Merl nickte.
"Das Leuchtfeuer wurde entzündet. Wir müssen dorthin."
"Und wenn Pakas Leute nicht mehr da sind?"
"Dann habe ich eine Idee, wie ich von dort mit ihnen in Kontakt treten kann.", antwortete Merl zuversichtlich. "Ich hoffe nur, dass wir nicht in mehr Ärger geraten als uns lieb ist."
Loghain blickte erstaunt auf das Blutbad in seinem Laboratorium in der Mitte des Raumes waren die Leichen sämtlicher seiner Gefangenen auf einen Haufen gestapelt worden.
Hatte Hashiro das getan, während er nach einer Lösung gesucht hatte? Nein, Hashiro hätte ihn getötet, wenn er ihn auch nur ansatzweise für eine Gefahr gehalten hätte… Also wer?
Die anderen Meisterkämpfer? Nein, das war absurd. Seine Gefangenen waren Unschuldige gewesen und selbst wenn nicht hätten die Meisterkämpfer sie nicht getötet.
Garm konnte und wollte ihn auch nicht finden und selbst Melfice hielt ihn für tot.
Also wer…? REYON!
Im Augenblick seiner Erkenntnis riss eine Explosion die Mauer hinter ihm weg und eine glühende Druckwelle riss ihn beinahe von den Beinen. Er hob die Hände vors Gesicht, um es vor der Hitze zu schützen als er sich umwandte. Er sah gerade noch eine weiße Gestalt mit etwas in den Händen auf ihn zuspringen. Dann durchbohrte etwas seinen Bauch und seinen Rücken und er wurde auf den blutigen Leichenberg geschleudert. Unter höllischen Qualen erkannte er den Gegenstand, der ihn durchbohrt hatte. Ein stählerner Kerzenleuchter, der aus seinem Labor stammte!
Die weiße Gestalt machte einen Satz zurück, sowie sein Blick auf sie fiel und verschwand in einem bunten Farbwirbel, bevor er sie richtig erkennen konnte. Sein Blick fiel auf das Flammenmeer, das sich langsam auch in diesen Raum ausbreitete. In ihm verbrannte so eben alles was sich auf dieser Ebene befand und er hatte wenig Hoffnung, dass es auf den anderen Stockwerken anders aussah.
Von einem grenzenlosen Zorn erfasst schloss er seine Hände krampfhaft um den Kerzenleuchter, der aus seinem Körper ragte und riss ihn mit roher Gewalt heraus ohne darauf zu achten wie viel Schaden und Schmerzen er seinem Körper damit zufügte.

Hashiro zuckte kurz zusammen, als seine Schulter aufriss. Eine kleine schwarze Kugel hatte sich ihren Weg durch seine Haut gebahnt und verließ jetzt seinen Körper. Blitzschnell gewann die Kugel die Größe einer menschlichen Hand und metallische Dornen Sprossen überall aus ihrer Oberfläche. Die einzige von Dornen freien Stelle der Kugel wurde von einem blutroten Auge eingenommen.
"Ein Teufelsauge wie die, die du gegen Xallank Yall eingesetzt hast." ,erkannte Hashiro wenig erfreut, "Reyon!"
Sanftes Licht floss aus der Pupille des Auges und formte sich zu einer Projektion Reyons.
"Ihr habt ein verdammt schlechtes Timing, Hauptmann.", erklang Reyons üblicher Tonfall, "Wisst ihr wie kurz mein neuester Diener davor war euch zu retten."
"Das war nicht notwendig.", knurrte Hashiro.
"Ihr hättet ihn wirklich töten sollen. Man sollten diesen Jungen nicht unterschätzen."
"Konnte euer Diener das nicht erledigen?", fragte Hashiro verärgert.
"Oh, er hat es versucht, aber dieser Mistkerl hat die Angewohnheit zu überleben."
"Wie grausam von ihm.", meinte Hashiro sarkastisch, "Loghain ist keine Gefahr für mich! Aber vermutlich ist eure Furcht nur allzu natürlich."
"Sich abzusichern ist nicht feige sondern klug.", gab der alte Mann zurück, "Deshalb hat mein Diener auch sämtliche von Loghains Gefangenen getötet, als ihr beide euch unterhalten habt."
"Sieht so aus als schuldet ihr mir etwas."
"Vermutlich, wenn die Teufelsaugen in eurem Körper nicht gewesen wären, hätte ich Loghain tatsächlich für tot gehalten. Und er wäre irgendwann überraschend wieder aufgetaucht. DAS hätte ich gehasst!"
"Genug sinnloses Gerede, Reyon! WAS WOLLT IHR?!"
"Ihr und ich sind wohl nicht viel vertrauenswürdiger als Loghain, aber im Gegensatz zu ihm schlau genug uns nicht noch mehr mächtige Feinde zu machen."
"Ein Bündnis?"
"Ihr wisst mit mir würde keiner eurer Gegner rechnen, was euch einen unschätzbaren Vorteil verschaffen würde."

"Haha! Narren! Nichts kann einen Helden wie mich aufhalten!", tönte Ferad, während er den Angriffen von Palastwächtern tänzelnd auswich und mit seinem Stab Lichtkugeln ziellos durch den Raum feuerte.
"Ich wünschte unsere Gegner wären auch so überzeugt.", sagte Kitaniel missmutig und rannte weiter das Geländer einer Treppe hinauf, während er zu beiden Seiten Wächter, die mit Waffen und Psynergie nach ihm schlugen, zurückstieß, "Irgendwie glaube ich nicht, dass wir auf Kazan und seine neuen Freunde warten sollten."
"Richtig! Zeit für eine heroische Rettung unserer Verbündeten.", rief Ferad triumphal, "Leuchtstoß!"
Der blonde Adept stieß ein Ende seines Stabes auf den Boden und entfesselte damit eine Lichtwelle, die die um ihn herumstehenden Adepten davon schleuderte.
"Ja…" Er stieß sich von dem Treppenabsatz ab den er soeben erst erreicht hatte und landete auf der Wache die voran lief. Durch den Treffer verlor diese das Gleichgewicht und stürzte seine Verbündeten mit sich reißend die Treppe hinab.
Kitaniel sprang gerade noch rechtzeitig wieder von ihm ab, um nicht Teil des scheppernden Aufpralls der Wachen zu werden. "Nur wäre das Selbstmord."
"Diese Schurken sind keine Gegner für unseren heldenhaften Geist, mein nobler Freund, ganz gleich wie groß ihre Anzahl."
"Und es sind Rekruten."
"Was…?"
Wie um seine Worte zu unterstreichen schwangen die Türen in ihrer nähe auf und weitere Wächter fluteten in den Raum.
"Eure Verbündeten haben versagt!", rief einer der Wächter in der Rüstung des Hauptmanns, "Euer Anschlag auf das Leben unseres Königs ist gescheitert. Ergebt euch und ihr werdet einen fairen Prozess erhalten."
"Bedaure aber das Urteil kann ich mir schon denken.", erwiderte Kitaniel, während er in den Reihen der Palastwache nach einer Lücke suchte, "Mein Vorschlag ihr lasst und gehen."
"Und warum sollten wir das wohl tun?"
"Ich nahm an euer Leben bedeutet euch etwas. Und es steht außer Frage das mein Freund und ich über erstaunliche Fähigkeiten verfügen, wenn wir hier so einfach Eindringen konnten."
"Lasst mich das ausprobieren! Nehmt sie in Gewahrsam!"
"Schwarze Schnürre!", erschallte es wie aus einem Mund und Fäden aus dunkler Psynergie schossen aus den Händen der Wächter.
Ferad hob seinen Stab, doch einige der Fäden wickelten sich blitzschnell um diesen und entrissen ihn den Händen des Licht-Adepten, der schutzlos von weiteren umschlossen wurde und äußerlich an eine schwarze Mumie erinnernd umkippte.
Kitaniel sprang mit einem mächtigen Satz an die Wand, die ihm am nächsten war und stieß sich sogleich wieder mit aller Kraft von ihr ab, um weiter an Höhe zu gewinnen, und segelte über die verbleibenden "dunklen Schnüre" hinweg. Er landete nur wenige Meter vor dem Hauptmann und rannte ohne Unterbrechung weiter auf ihn zu. Dieser Mann war der einzige Weg aus dem Palast.
Der Hauptmann ergriff ruhig sein Schwert. Kitaniel bremste augenblicklich warf, seinen Oberkörper zurück und schob sein Schwert horizontal soweit vor sich wie er konnte. Im selben Moment vollführte der Hauptmann schnell wie ein Pfeil einen Ausfall. Die Parierstange des feindlichen Schwertes verkeilte sich mit dem Klingenrücken von Kitaniels eigener Waffe, so dass die Spitze zitternd einen Zentimeter vor seinem Körper stoppte. Er setzte einen Fuß zurück um einen besseren Stand zu haben. Wenn er jetzt das Schwert des Hauptmanns hoch stieß reichte die Lücke vielleicht, um…
Das Schwert des Hauptmanns heulte auf!
Im nächsten Augenblick schlug Kitaniel mit seinem Rücken voran in die Wand auf der anderen Seite des Raumes ein und hinterließ seinen Abdruck im Mauergestein. Hustend taumelte er einen Schritt vorwärts, während ihm Qualm von seiner verkohlten Kleidung in die Nase stieg. Unfähig sich länger auf den Beinen zu halten sackte er auf die Knie. Auch von seinem Rücken stieg eine dünne Rauchfahne auf, direkt gegenüber von der verkohlten Stelle auf seiner Brust. Er krallte seine Finger in das schimmernde Kettenhemd, das darunter zum Vorschein gekommen war, dann stürzte er vorwärts. Er fing seinen Sturz gerade noch mit seiner zweiten Hand ab. Mühselig stemmte er sich gerade so hoch, dass er sehen konnte wie der Hauptmann sich ihm von zwei Wachen flankiert näherte, während die übrigen sich um die verwundeten Rekruten und den gefesselten Ferad kümmerten. Mit einer beiläufigen Bewegung kickte der Hauptmann Kitaniels Schwert, dass auf seinem Weg lag in die Luft und fing es auf, während er über den gesamten Weg mit der Spitze seines eigenen rötlichen Schwertes über den Boden schabte.
Die Beiden Wachen neben dem Hauptmann ergriffen Kitaniels Arme und zogen ihn grob auf die Beine, wo sie ihn links und rechts festhielten, sodass er mit ihrem Hauptmann auf Augenhöhe war.
"Ihr seid Haden, oder?", fragte Kitaniel schwach.
"Das sagte euch mein Schwert.", sprach Haden ruhig, "Und eures sagt mir, dass ihr mein Vorgänger seid."
"Ich bin tief gefallen, was?"

Naamos trat unsicheren Schrittes neben Reyter sein. Anstatt seiner Forschungsdivisions-Uniform trug er eine einfache schwarze Robe, sodass man seine silkanische Zugehörigkeit nicht zu erkennen war.
~Wollt ihr meinen Rat hören Kriegsherr?~, fragte der Forscher telephatisch.
~Sicher. Was schlagt ihr vor?~, antwortete Reyter durch ihre Verbindung.
~Ich stelle den Zustand von nach unserer eigenen Manipulation, die sämtliche Unberührten, bei der Freisetzung der goldenen Sonne vernichtet, wiederher und lösche das Leuchtfeuer… Den silkanischen Jupiter-Stern hat meine Schwester euch ja bereits bei eurem ersten Treffen mit ihr Übergeben.~
~Und ich allein kann über den Zeitpunkt der endgültigen Freisetzung der Goldenen Sonne entscheiden.~ Ein leichtes Lächeln huschte über das Gesicht des Kriegsherren. ~Tut es. Und sagt das das Leuchtfeuer andernfalls die gesamte Stadt vernichtet hätte. Die Furcht für den Untergang des Scharfrichtergipfels, nein, ganz Mirnurzars verantwortlich sein zu können, wird sie sicher von einer weiteren solchen Torheit abhalten.~
"Kriegsherr, ich beginne dann mit meinem Versuch das Leuchtfeuer zu stabilisieren.", sprach er in seiner üblichen zittrigen Stimme laut aus, während er sich dem Feuer unter den Blicken der Grauen Garde näherte.
"Können wir sie nicht einfach töten?", fragte eine eisige Stimme von hinter Reyter.
"Alles zu seiner Zeit, Redd.", antwortete der Kriegsherr und wandte sich an den Schattenadepten, der an einer Säule lehnte, "Übermut hat noch niemandem geholfen."
"Aber langweile hat schon Leute getötet.", erwiderte Nordspeer.
"Tatsächlich?"
"Andere Leute. Nicht den der sich gelangweilt hat. Na ja. Ich kann mich im Zaum halten, aber euch muss es doch reizen, wie lange ist es her, dass ihr auf diese Beschränkungen verzichtet habt?"
"Ich bin klüger als meine Emotionen mein gesamtes Handeln bestimmen zu lassen."
"Gut.", gab Redd zurück, "Leider muss ich nämlich melden, dass sämtliche Mitglieder der Windtänzerin spurlos verschwunden sind."
Die Faust des Kriegsherren ballte sich für einen Moment und entspannte sich ebenso plötzlich wieder. Oviir war das nicht entgangen.
"Dieser Kapaka... Wie macht er das nur?", knurrte er leise mit unterdrückter Wut, die einem entfernten Donnergrollen glich. Anschließend wandte er sich Oviir wieder zu. Von seinem Zorn war nichts mehr zu sehen. "Eine Frage habe ich, Herrin Sturmwind. Habt ihr eine Bande unter der Führung eines Mannes namens Paka hier Unterschlupf gegeben?"
Zu lügen wäre sinnlos. Reyter würde es ohnehin herausfinden. Und wenn sie log, würde sie nur noch mehr Verdacht auf sich ziehen. Die Lage war verzwickt. Sie war gezwungen sich zu rechtfertigen, aber eine falsche Bemerkung konnte die Sternenwache entlarven.
"Unterschlupf? Ich habe ihn die Gastfreundschaft des Scharfrichtergipfels zu Teil werden lassen."
"Wusstet Ihr denn nicht, dass der Mann und sein Gefolge in ganz Mirnuzar gesuchte Verbrecher sind? Ich dachte ihr geltet als die Gerechtigkeit Mirnuzars?"
Trotz des Drucks blieb Oviir ruhig.
"Ich war zunächst auch geneigt diesen Mann sofort festzunehmen. Aber offenbar war dieser Paka ein Freund von meinem nutzlosen Bruder Revell. Er wurde kürzlich ermordet und um Licht in die Sache zu bringen beschloss ich ihn anzuhören. Und was er sagte beunruhigte mich."
Reyters Augen leuchteten.
"Was hat er Euch verraten?"
"Der Strudel... Der Grund weshalb Angelo Costello Mirnuzar Kopf stehen lässt, lässt sich angeblich mit dem legendären Goldenen Stern schließen, die Macht die entsteht wenn alle Leuchttürme der Elemente brennen. Ich bin nicht gänzlich überzeugt, dass dies der Wahrheit entspricht. Aber wenn es die Krise beenden kann, in der Mirnuzar sich befindet, dann hielt ich es für wert ihm für eine Weile anzuhören. Seine 'Verbrechen' die ihm nachgesagt werden, stehen interessanterweise alle im Zusammenhang mit den Sternen der Elemente oder den verschollenen Türmen. Die anderen Kopfgelder wurden von weniger offiziellen ausgestellt und sind für mich nicht weiter von Belang."
Reyter hielt ihrem eisigen Blick mit gleicher Kälte stand. Also hatte Paka versucht sich das Vertrauen einer weiteren Sturmwind zu erschleichen? Kein schlechter Zug.
"Und?", hakte er nach.
"Und dann begannen die Angriffe. Wohl gemerkt waren es alle Berührte. In dem Chaos konnte sich Pakas Gruppe frei im Turm bewegen und ich habe keine Ahnung was sie getan haben. Letztendlich entzündeten sie das Feuer und schlugen uns vor es als Waffe gegen den Titanen zu verwenden. Dann kam die nächste Welle Angreifer, wieder alles Berührte. Währenddessen verloren wir sie aus den Augen und so wie es aussieht sind sie entkommen."
Reyter überlegte. Die ersten Angreifer mit denen Kehlan verbündet gewesen war gehörten einer Gruppe an die er nicht kannte. Waren sie Verbündete von Paka gewesen und wollten seine wahren Absichten mit ihrem Angriff verschleiern? Unwahrscheinlich. Diese Tücke würde er seinem alten Feind vielleicht zutrauen, aber die Zerstörungen die Reyter in der Stadt sah... Das war nicht Pakas Stil. Vielleicht wusste er von dem Angriff und wollte bei der Verteidigung helfen? Das würde erklären wieso das Leuchtfeuer entzündet wurde. Wenn er ehrlich war, zweifelte er daran das Sturmwind oder einer ihres Stabes wusste wie man aus dem Leuchtfeuer eine Waffe machte. Und da er den Titanen erledigt hatte, gab es für Paka keinen Grund zu bleiben und setzte zum Rückzug an... und lief seinen verbündeten Silkanas direkt in die Arme. Und dennoch konnten sie fliehen. Und das ging nur auf zwei Wege.
"Gibt es hier zufällig aktive Fernteleportkreise?"
"Nicht seid das Portalnetz beim Angriff der Phönixkrieger zusammengebrochen ist."
"Dann vielleicht eine Verbindung zum Ozean?"
"Gibt es."
Jetzt war Reyter überrascht. Anhand der geographischen Lage hätte er das für kaum möglich gehalten.
"Tatsächlich?"
"Ich wüsste nicht, was das zur Sache beiträgt. Wenn Ihr es wissen wollt: Unter Shetver verlaufen viele uralte Tunnel, die seit Jahrhunderten überflutet sind. Wir haben neulich daran gearbeitet die Kerker des Scharfrichtergipfels zu erweitern und stießen auf einen dieser Tunnel. Bis auf Weiteres liegen die Arbeiten still."
So waren sie also entkommen. Paka musste davon gewusst haben. Reyter kam nicht umhin diesen Zug zu bewundern. Das klang schon viel eher nach ihm.
"Jetzt müsst Ihr allerdings eine Frage beantworten, Kriegsherr.", schnitt Sturmwind ein. "Erst Paka, dann der Titan, dann die anderen Berührten und jetzt Ihr. Was wollt ihr verfluchten Galataner mit meinem Turm?"
Oviir legte unverhohlene Aggressivität in ihre Stimme. Sie stand nicht auf Pakas Seite, aber auch nicht auf Reyters. Sie stand vielmehr auf der Seite der Mirnuzarianer, die nichts als Probleme hatten seit die Galataner wegen der Katastropfe nach Mirnuzar geflüchtet waren und seitdem alle Berührte die Probleme verursachten in die selbe Schublade steckte. Zumindest wollte sie den Eindruck erwecken. Und offenbar klappte es.
"Was wir mit dem Turm wollen...? Nun, was wenn ich Euch sagen würde, dass Paka durchaus Recht mit dem haben könnte was der über den Goldenen Stern sagte?"
Oviir stemmte ihre linke Hand in die Hüfte, während die rechte weiterhin auf ihrem Schwertgriff ruhte.
"Ihr auch?", sagte sie kühl.
"Versteht bitte, Herrin Sturmwind. Es ist weniger eine Fantasie, vielmehr eine höchstwahrscheinliche Tatsache. So wie die Tragödie in Weyard durch die Goldene Sonne abgewendet wurde, kann der Goldene Stern die Tragödie Mirnuzars abwenden. Der Strudel ist lediglich der Prozess des Sterbens dieser Welt, aber die Macht der Alchmie kann sie wiederbeleben. Wir Galataner sind damit bestens bekannt, denn wir erhielten mit den Leuchtfeuern Galatan ständig in seinem Glanz. Manche von uns scheinen ein wenig übereifrig zu sein, diese Welt zu retten..."
"Indem sie meinen Turm angreifen und meine Männer töten?", grollte Oviir.
"Ich habe nichts dergleichen getan, Paka ebenso wenig. Man könnte sagen ich und der Mann verfolgen das gleiche Ziel, nur ich stehle, lüge und betrüge nicht um es zu erreichen. Ich kam lediglich um den Turm zu beschützen und sein Leuchtfeuer wieder zu stabilisieren."
"Entweder das oder es ist ein großes Komplott von euch Galatanern. Langsam beginne ich daran zu Zweifeln, dass ihr alle nicht unter einer Decke steckt."
"Ihr zieht voreilige Schlüsse, Sturmwind. Achtet besser darauf was Ihr sagt. Ich und meine Männer werden abziehen, sobald wir überzeugt sind dass das Leuchtfeuer nicht für falsche Zwecke missbraucht wird."
"Ihr habt hier kein Anrecht auf das Leuchtfeuer, Kriegsherr. Es ist das Leuchtfeuer Mirnuzars, nicht Galatans. Ihr Galataner habt eure Welt vernichtet und ich werde zu verhindern wissen, dass ihr das Gleiche mit Mirnuzar macht."
"Dann habe ich vielleicht eine Lösung.", meldete sich Naamos zu Wort. "Es gibt ein Problem. Die Anomalie lässt sich nicht ohne Weiteres beheben. Ich fürchte wir müssen das Feuer löschen, bevor es außer Kontrolle gerät."
"Was?", stieß der Kriegsherr aus und trat neben ihn und starrte in die Flamme. "Was ist damit geschehen?"
"Kann ich nicht sagen, Kriegsherr.", antwortete Naamos angestrengt.
"Sturmwind?", fragte der Kriegsherr an sie gewandt.
"Seht nicht mich an.", antwortete sie kühl. "Das waren die letzten Angreifer gewesen. Ich dachte Ihr könnt helfen? Könnt ihr die Anomalie nun entfernen oder nicht?"
Naamos schüttelte den Kopf.
"Nur wenn wir es löschen. Die Neuentzündung würde wieder normal verlaufen, aber das Gleichgewicht des Feuers ist bereits zu sehr zerstört worden. Es muss sein."
"... Dann löscht es. Das heißt, wenn Herrin Sturmwind es erlaubt.", sagte der Kriegsherr und starrte Oviir finster an.
Diese zögerte einen Moment. Reyter hatte recht, wenn er sagte er und Paka hätten das gleiche Ziel. Musste es also wirklich gelöscht werden?
"Und der Goldene Stern?"
"Es gibt Mittel und Wege das Feuer neu zu entzünden. Und Mirnuzar geht nicht morgen unter. Es sei den das Feuer brennt so weiter und macht den Turm unbrauchbar.", erklärte Naamos.
Er und der Kriegsherr, sowie alle anderen sahen sie erwartungsvoll an. Selbst wenn es ein Schachzug Reyters war, die Anomalie hatte nichts mit Paka zu tun, also könnte sie sehr wohl schädlich sein. In dem Fall musste sie es tun. Und die Löschung des Leuchtfeuers war ohnehin Teil des ursprünglichen Plans gewesen.
"Sehr wohl, dann löscht es."
Naamos nickte und konzentrierte sich wieder auf das Feuer. Das Leuchtfeuer begann kleiner zu werden und die Energie zurück in den Turm zu fließen. Plötzlich stand unerwartet Gisai neben ihm.
"J-Ja?", fragte Naamos verunsichert.
"Hm... Passt auf, das da könnte das Leuchtfeuer bei der nächsten Zündung auch verändern. Darf ich...?", fragte Gisai und ergriff ohne auf eine Antwort zu warten eine von Naamos ausgestreckten Arme.
Das Leuchtfeuer erlosch.
"Sehr gut, das müsste gehen.", sagte Gisai zufrieden und klopfte Naamos auf die Schulter.
Dieser wechselte mit Reyter einen langen Blick.
~Die Manipulation?~
~Aufgehoben, Kriegsherr. Mein Bedauern. Auch wenn der Mann offenbar nicht einmal wusste, was ich vorhatte.~
Reyter unterdrückte ein Fluchen.
~Kein Problem. Wir können das später nachholen, wenn die Situation sich wieder beruhigt hat.~, übermittelte Reyter ihm und wandte sich wieder Oviir zu.
"Ich denke ich bin hier fertig. Ich und meine Soldaten werden wie versprochen abziehen."
"Tatsächlich?", fragte Oviir und es lag ehrliche Überraschung in ihrer Stimme.
"Ich halte mein Wort. Wie ich von Anfang an sagte, sind meine Absichten nicht feindlich. Ich hoffe Ihr merkt Euch das für die Zukunft, Herrin Sturmwind. Nicht alle Galataner entsprechen Euren Vorstellungen. Ihr wärt sogar überrascht wie friedensbereit wir sind. Vielleicht sieht man sich eines Tages wieder, wenn Ihr Euer Misstrauen begraben könnt."
Oviir erwiderte seinen Blick mit kühlen Zorn.
"Eure Männer sind entgegen meiner Erlaubnis gelandet und Ihr habt mich persönlich bedroht. Ich sehe keinen Grund jemals mit jemanden wie Euch in Verhandelungen zu treten, Kriegsherr. Was diesen Paka angeht ebensowenig. Man kann euch Galatanern nicht vertrauen. Wenn ihr noch einmal dieses Leuchtfeuer entzünden wollt, dann nur mit der Erlaubnis Mirnuzars. Und jetzt geht. ... Habt Dank für die Vernichtung des Titanen."
Reyter deutete eine leichte Verbeugung an.
"Gern geschehen. Lebt wohl, Herrin Sturmwind."
Er, Naamos und seine anderen anwesenden Truppen zogen sich zurück. Reyter dachte gerade daran ein paar Sturmfäuste hierzulassen, die die Situation weiter untersuchten sollten, als ihn ein wohlbekannter kalter Schauer über den Rücken lief. Eine Geistleserverbindung, wie nur eine sie beherrschte.
~Was für eine herrliche Unordnung. Wenn Ihr jemanden sucht der hier aufräumt, dann melde ich mich freiwillig, mein Herr.~
Reyter sah sich unauffällig um.
~Hier oben.~
Er drehte sich kurz um und da hockte sie: direkt auf der Spitze des größten Trümmerhaufens vom letzten Kampf. Jedem mit Augen im Kopf wäre die schlanke Gestalt mit der exotischen Tänzerinninaufmachung normalerweise unmöglich entgangen, aber niemand schien sie auch nur im Ansatz wahrzunehmen. Und bei all der Restelementare in der Luft, die von ihm und dem erloschenen Leuchtfeuer ausgingen hatte nicht einmal er sie bemerkt, bis sie sich offenbart hatte. Diese Frau wurde mit jedem Tag gefährlicher. Reyter wandte sich gleich wieder ab, um keine Aufmerksamkeit zu erregen.
~Balassa.~
~Es ist eine Weile her, Kriegsherr. Ist Eure Eroberung fleißig im Gange?~
~Was machst du hier?~, wollte der Kriegsherr wissen.
~Mein Auftrag führte mich hierher. Jetzt sind sie wieder fort und ich dachte ich halte auf einen kleinen Plausch an.~, antwortete Balassa. ~Ich kam zu spät um bei der Ergreifung zu helfen. Das war aber auch nicht meine Aufgabe. Und wenn ich schon mal hier bin, kann ich doch auch die Untersuchung führen, oder? Das sieht nach Spaß aus.~
Reyter unterdrückte aufsteigenden Ärger. Er musste Balassa nicht bei Laune halten, das nun wirklich nicht. Aber es hatte sich bisher als ratsam herausgestellt. Er war der einzige der diese Frau kontrollieren konnte. Und er musste dafür sorgen, dass es so blieb.
~Gut, ich überlasse die Untersuchung dir. Ich will wissen was genau vorgefallen ist, wer diese Gruppe war die Paka zuerst angegriffen hat, was Paka und seine Männer hier alles getan haben, mit wem sie Kontakt aufgenommen haben und wie genau sie geflohen sind. Oder besser, wohin. Was haben sie als nächstes vor?~
~Nicht so viel auf einmal... Soll ich vielleicht noch diese Sturmwind ausschalten?~
~Das wäre im Moment alles andere als ratsam.~
~Verstehe, Herr. Ich melde mich wenn ich fertig bin. Danach führe ich meinen alten Auftrag wieder aus.~
~Sehr wohl. Ich erwarte deinen Bericht.~
Die Verbindung wurde beendet, als Reyter auf seinen Wundervogel stieg.
"Vielleicht sollten wir noch ein paar Dinge untersuchen, Kriegsherr...", gab Naamos zu bemerken, doch Reyter unterbrach ihn mit einer Handbewegung.
"Dafür ist gesorgt. In kürzester Zeit wissen wir alles."

Balassa glitt elegant von dem Trümmerhaufen hinunter und streckte sich unverhohlen, als Reyters Wundervögel nur noch Punkte am Horizont waren und die Männer der Grauen Garde sich langsam wieder beruhigten. Sie ging auf nackten Füßen zu der Gruppe hinüber die sie nicht einmal eines Blickes würdigte.
"Und ich dachte schon wir sind geliefert."
"Bleibt wachsam, Zaar.", wies ihn die Sturmwind an. "Ganz gleich was Reyter uns weißmachen will, er hat bestimmt noch seine Spione im Turm. Das es genug Berührte gibt, die sich unsichtbar machen können hat uns die erste Angreiferwelle gezeigt. Und wir wissen das Reyter die Sturmfäuste angeworben hat."
"Wenn sich hier etwas Unsichtbares herumtreibt werden die Grauen es finden.", brüstigte Zaar sich.
"Ein Glück das ich mich nicht unsichtbar mache, hm?", bemerkte Balassa und lachte in sich hinein.
Niemand hörte ihr zu. Sie passierte die beiden und blieb einen Schritt hinter dem alten Gisai stehen. Sie beugte sich zu ihm vor bis ihr Mund direkt neben seinem Ohr war und flüsterte ihm zu.
"Das hast du gut gemacht, Väterchen. Du bist jetzt frei."
Als sie die Kontrolle löste zuckte Gisai zusammen. Der Alte begann krampfhaft nach Luft zu schnappen und rutschte in sich zusammen.
"Meister Gisai!"
Balassa tänzelte ein paar Schritte zurück um nicht in die Menschentraube zu geraten, die sich um den alten Mann versammelte. Sie seufzte traurig. Hatte sie ihn ein wenig zu viel belastet?
"Schon gut, Herrin... Kein Grund zur Panik, es ist nur das Alter.", erwiderte der Alte zittrig und zwang sich seinen Atem zu beruhigen.
Balassa betrachtete ihn noch eine Weile eingehend, dann wandte sie sich schulterzuckend ab. Es wurde Zeit zu gehen. Sie hatte Reyter gegenüber gelogen, als sie meinte sie wäre gerade erst eingetroffen. Sie war bereits lange hier und war über alles bestens im Bilde. Die Sternenwache war keine Neuigkeit für sie, aber es war immer wieder erstaunlich wie sehr sie im Geheimen wuchs. Dennoch, jetzt hatte sie eine Ausrede sich ein wenig freier zu bewegen. Und es war jemand auf den Plan getreten, der ihr unverhohlenes Interesse geweckt hatte. Doch bevor sie ging wandte sie sich an einen der Grauen Gardisten der in sich selbst versunken schien.
"Faszinierend, nicht? Der Silkanas schien überzeugt, dass alle Crewmitglieder der Windtänzerin entkommen sind. Ob er gelogen hat? Andererseits hat die Sondierung von Reyters Untergebenen auch nichts ergeben. Und das ist wirklich eine Leistung."
Der Gardist sah sich um, als plante er seinen nächsten Schritt. Balassa lächelte.
"Das könnte später noch einmal richtig interessant werden. Unterhaltet mich auch weiterhin, ja?"
Alles was Sciz wahrnahm war ein sanfter Windzug der einen süßlichen Geruch und ein paar kleine Blütenblätter mit sich führte.
Komisch, dachte er. Solche Blumen habe ich hier in der Gegend nie gesehen...

Dieses Mal war es Paka der Rangi den Arm bot um sie aus dem Wasser zu ziehen. Sie zogen sich auf einen Felsvorsprung der zerklüfteten Riffe der Devouras-Kurve.
"Und jetzt?", fragte Rangi als sie sich das Wasser aus den Haaren schüttelte.
Doch bevor Paka antworten konnte, tauchte Arilla hinter ihr auf.
"Ich habe Neuigkeiten. Wir haben Probleme."
"Was soll daran neu sein?", stöhnte Paka und bedeutete ihr weiterzusprechen.
"Das Schiff von vorhin ist wieder da. Von der Windtänzerin keine Spur."
"Ich dachte die Devouras-Kurve verhindert, dass sie das Schiff aufspüren können?"
"Dessen war ich mir auch sicher. Aber das heißt nicht, dass sie die Windtänzerin bald finden werden. Die Devouras-Kurve hat unendlich viele Winkel in denen man sich hervorragend verstecken kann. Und wir kennen uns hier aus."
"Und wie finden wir sie jetzt? Wie Ihr sagt Käpten, sie könnten überall sein."
Paka strich sich nachdenklich über sein Kinn.
"Hmm... Mal überlegen... Unser Schiff kann jetzt fliegen... und hat Reyters Schildtechnologie! Ich glaube ich weiß wo sie sind. Rangi, ich gebe dir gleich eine genaue Beschreibung, also hör gut zu."
"Kommt Ihr nicht mit Käpten?", fragte sie.
"Nein. Dieses Schiff wird uns weiterhin an den Fersen kleben, wenn wir die Kurve verlassen. Ich sorge dafür dass es nirgendwo mehr hingeht."
"Ihr geht allein? Das klingt rücksichtslos. Seid Ihr sicher?"
"Keine Sorge, ich werde es diskret machen. Am Ende merken die vielleicht nicht einmal, was sie erwischt hat."

Cerro saß leise vor sich hinsummend auf Oviirs Platz im Beratungssaal, als sich unvermittelt die Tür öffnete. Cerro verstummte und sah auf. Ein breites Lächeln ging über sein Gesicht.
"Heute ist wahrlich mein Glückstag. Eine Schönheit wie Euch habe ich noch nie gesehen, werte Lady."
Balasse schmunzelte und verneigte sich leicht.
"Ihr schmeichelt mir, mein Herr. Ich wollte schon lange mit Euch sprechen. Allein."
Cerro winkte ab.
"Sehr gern. Aber ich fürchte wenn es darum geht, dass ich lieber mit Euch als mit Oviir Vorlieb nehmen soll, dann heißt meine Antwort leider 'nein'. Ich habe meine Prinzipien. Aber wenn Ihr trotzdem Interesse habt, dann bin ich Euch ganz Ohr."
"Zu gütig, mein Herr. Dann erlaubt mir, dass ich mich vorstelle.", antwortete sie und ihr Schmunzeln wich einem bedrohlichen Lächeln. "Mein Name ist Balassa. Man nennt mich auch die Traumwandlerin."
Ein langer Moment der Stille verstrich. Dann erhob Cerro ganz langsam aus seinem Stuhl und zog seine goldene Karte aus der Tasche, der er bereit vor sich hinhielt. Sein verspieltes Lächeln war einer Fratze des Hasses gewichen.
"Ist dem so? Dann ist heute wirklich mein Glückstag. Macht Euch bereit zu sterben, Traumwanderlin."

Saitu tippte nervös mit seinem Zeigefinger auf seinem Schwertgriff herum. Er war sich sehr sicher, dass sie eine ganze Weile aushalten konnten. Sie kannten den Großteil des Terrains der Devouras-Kurve. Sie versteckten sich mit ihrem Schiff in einem undurchschaubar komplexen Labyrinth. An einer kaum erreichbaren Stelle im Herzen einer zerklüfteten Lagune. Wenn man eine großflächige Suche nach ihnen starten würde, völlig von signaltechnischen Psynergyformen beraubt, würden sie Tage, vielleicht Wochen brauchen um sie zu finden. Die einzigen Zugänge hatten sie gut im Auge und mit genug Fallen gespickt um einen Spür- oder gar einen Angriffstrupp lautlos auszuschalten. Saitu war immer wieder beeindruckt wie schnell seine Kameraden diese Fallen aufbauen konnten. Alles im Allen waren sie fürs Erste sicher.
Das zumindest wollte er hoffen. Fakt war, dass diese Typen sie schon einmal fast ergriffen hätten und keine Mühe hatten sie ein zweites mal aufzuspüren. In der Devouras-Kurve. Er konnte es sich nicht noch einmal erlauben mit seiner Wachsamkeit nachlässig zu sein.
"Saitu..."
Er drehte sich um und bemerkte Sairi. Sie in ihrem Kampfanzug zu sehen war äußerst ungewohnt. In ihrem Gesicht spiegelte sich Sorge wieder.
"Was ist Sairi? Kommen sie?"
Sie schüttelte den Kopf.
"Nein, wir haben noch nichts von Trems und den anderen gehört. Es gibt jedoch ein anderes neues Problem. Am besten seht Ihr selbst. Kommt zur Negationskammer."
Saitu verstand zwar nicht, folgte ihr jedoch ohne zu zögern unter Deck. Die Negationskammer? Hatte ihr Gefangener damit etwas angestellt?
"Was genau ist denn los?", hakte er nach, bevor sie den Raum erreichten.
"Die anderen sind aus Frostlande zurück."
"Lashon und... Haben sie Gefangene mitgebracht?!"
"Nicht ganz...", setzte Sairi an, als Saitu die Tür aufstieß.
Lashon hob mit geqäulten Lächeln die Hand zum Gruß. Er, Sylvos, die Hoheadeptin und die zwei Frauen von Aamara Hill saßen hinter den Gitterstäben der Negationskammer. Saitu brauchte einen Moment um die Situation zu erfassen.
"Lashon...?"
"Hi.", grüßte er matt und stand auf.
Dabei warf er einen seitlichen Blick nach unten auf den bewusstlosen Rulk.
"Ich wusste nicht, das hier wieder besetzt war. Aber ich hielt es für notwendig."
Saitu fand seine Beherrschung wieder.
"Was soll das werden wenn es fertig ist?"
"Wir haben uns von Reyters Truppen gefangen nehmen lassen.", erwiderte Alyka äußerst schlecht gelaunt.
Diese Nachricht traf Saitu wie ein Schock.
"Wa- Wie ist das passiert? Seid ihr wohlauf?"
"Uns geht es gut, Saitu.", erwiderte Amirwin ruhig, die damit beschäftigt war Rulk so bequem wie möglich hinzulegen und seine Restwunden zu untersuchen.
"Die erste Frage ist ein wenig komplizierter.", sagte Lashon vorsichtig. "Wir sind von Truppen Reyters überrascht worden, denen wir eigentlich eine Falle stellen wollten- Nein, Saitu sieh mich nicht so an, das Risiko war wirklich sehr, sehr gering."
"Und dennoch haben sie euch gefangengenommen?"
"Nicht wirklich gefangengenommen.", verbesserte Sylvos. "Die leitende Offizierin von der wir schon mal sprachen hatte nicht einmal die Absicht uns anzugreifen. Sie war vielmehr an einem Gespräch interessiert. Sie hat uns Unterstützung bei der Bergung der Sterne und der Leuchttürme angeboten und ein kooperatives Verhältnis vorgeschlagen."
"Das ist nicht euer Ernst! Reyter würde niemals... Wer ist diese Frau überhaupt?"
"Ihr Name ist Flama. Sie ist eine Kronyal.", antwortete Alyka.
Stille breitete sich im Raum aus.
"Eine Kronyal? Sie hat den Aufstand des Drachenclans gegen das Hohepriesterhaus überlebt, nachdem sie vor Gilratar so vernichtend geschlagen wurden, wobei alle Kronyal angeblich getötet wurden? Viel wichtiger, wieso arbeitet sie ausgerechnet für Reyter?"
"Ich könnte dir sagen warum, aber das ist erstmal nicht so wichtig.", fuhr Lashon fort. "Sie ist auf jeden Fall... anders als ich mir eine Reyteroffizierin vorgestellt habe. Sie war tatsächlich mehr an einem kleinen Plausch interessiert, statt uns gefangenzunehmen, auszuspionieren oder uns zu verhören. Eher belanglose Themen. Danach hat sie uns einfach so gehen und den Teleportkreis hinter uns zerstören lassen."
"Einfach so?", fragte Saitu ungläubig.
Lashon nickte.
"Sie hat uns einfach machen lassen. Deswegen hielt ich es für das beste uns erst einmal hier einzusperren. Ich kann mir zwar keine Gelegenheit vorstellen, bei der sie uns manipuliert oder irgendwelche Spürsender angehängt haben könnten, aber wenn unsere Erinnerungen manipuliert worden wären dann ist es notwendig. Am Ende drehen wir noch durch und töten alle. Die Negationskammer löst doch alle psynergetischen Effekte auf, also wird das erstmal nicht passieren." Er zeigte auf den Tisch am Eingang. "Unsere Ausrüstung liegt da. Wenn du einen Blick drauf werfen kannst um zu sehen das damit etwas nicht stimmt, wär ich dir sehr verbunden."
Saitu schüttelte den Kopf.
"Dafür habe ich keine Zeit Lashon. Aber ihr habt Glück im Unglück. Wir befinden uns an einem Ort namens Devouras-Kurve. Das Gestein der Riffe hat die Eigenschaft sämtliche psynergetischen Signale und Geistleserverbindungen zu unterdrücken. So oder so: Ihr habt unsere Position nicht verraten."
Lashon seufzte erleichtert.
"Das ist doch mal was..."
"Und da ihr in der Negationskammer seid, könnt ihr davon ausgehen das jede mögliche psynergetische Manipulation von euch gereinigt wurde. Also kommt endlich da raus."
"Das sage ich doch schon die ganze Zeit!", maulte Alyka und verpasste Lashon einen unsanften Klaps.
Er lächelte entschuldigend.
"Ich wollte nur auf Nummer sicher gehen."
Sairi nahm den Schlüssel vom Wachmann und ließ sie raus.
"Nun zur schlechten Nachricht.", begann Saitu.
"Ah... Ich wusste es muss einen Haken geben.", murmelte Lashon.
"Wir werden gerade von einer Schiffsbesatzung neuartiger Adepten verfolgt, die die Elementarsterne von uns stehlen wollen."
"Neuartige Adepten?", fragte Alyka mit gerunzelter Stirn.
"Ihre Psynergy ist fremdartig... verzerrt. Es ist schwer zu beschreiben. Und sie sind verdammt beharrlich. Wir haben bereits versucht sie abzuwimmeln, aber bisher hatten wir keinen Erfolg. Für den Moment sind wir sicher vor ihnen, aber wir müssen wachsam bleiben. Ein weiterer Grund, weshalb ich euch herauslasse. Ich brauche euch."
Lashons, Alykas und Sylvos Haltung wurde ernst.
"Gut, wo brauchst du uns?", fragte Lashon.
"Kitaniel? So nennt ihr euch nun, Ex-Hauptmann der Palastwache Hirans, Lakal?", fragte Hauptmann Haden in einen dunklen Sessel gelehnt von der einen Seite des Tisches.
Kitaniel hob auf der anderen Seite missmutig den Kopf. Er war nur in eine zerschlissene Hose gekleidet und hatte seine Hände mit psynergieunterdrückenden Fesseln hinter seinem Rücken zusammengekettet. Seine Sitzgelegenheit war ein hölzerner Hocker mit vier Beinen, von denen das eine absichtlich verkürzt war, sodass man nicht bequem darauf sitzen konnte. Ihre Positionen hätten nicht klarer sein können.
"Beantwortet meine Frage.", sprach Haden ruhig.
"'Ex-Hauptmann der Palastwache Hirans, Lakal' war ein wenig lang.", beantwortete er die überflüssige Frage.
"Witzig. Zumindest habt ihr so nicht euren guten Namen beschmutzt."
"Guter Name? Lakal war so gut wie jeder andere Name, also gab es keinen Grund ihn zu behalten."
"Ein weiterer seltsamer Grund." Während Haden sprach, nahm sein Gesicht einen enttäuschten Ausdruck an. "Euer Verteidigungsplan für den Palast war brillant. Ein wenig paranoid, zugegeben, aber brillant. Ich musste nichts ändern."
"Danke, aber ich bin nicht mal annähernd so begeistert von Eurer neuen Verhörmethode."
Haden langte in eine Obstschale auf dem Tisch, bevor er antwortete: "Welche Verhörmethode?" und genüsslich in einen Apfel biss.
Kitaniel verzog das Gesicht. "Verstehe."
"Oh…", meinte Haden, "Nur zu nehmt euch etwas."
Er rasselte geräuschvoll mit den Ketten an seinen Händen. Haden ignorierte es und setzte seine Mahlzeit ungeniert fort.
"Was war die Motivation hinter diesem Anschlag?"
"Ich wusste nichts von einem Anschlag.", erwiderte Kitaniel wahrheitsgemäß, "Aber man vertraut sich in den Kreisen in denen ich verkehre auch nur selten alles was man vorhat an."
"Warum wart ihr dann hier?"
"Ich fürchte, dass ich euch das nicht sagen kann."
"Ich hätte eine bessere Lüge erwartet. Ihr kön-"
"Warum befragt ihr mich überhaupt selbst?", unterbrach er den Hauptmann, "Wenn ich an einem Anschlag auf unseren König beteiligt war, würde sich doch eher der Geheimdienst meiner annehmen."
"Ich habe meinen Stolz. Die Rettung unseres Königs fällt bereits den Agenten des Geheimdienstes zu. Und die Attentäter selbst werden bereits von ihnen 'befragt'. Also ist Informationen aus denen herauszuholen, die für das Eindringen in den Palast verantwortlich sind und scheinbar die Flucht vorbereiteten, das mindeste was ich tun kann."
"Ich sage euch erneut: Ich wusste nichts von einem Attentat und habe dieses betreffend keinerlei Informationen."
"Ach so?" Haden erhob sich langsam von seinem Sessel und ging gemächlich um den Tisch herum. "Kehren wir zu meinen Fragen zurück."
Der Hauptmann stand nun hinter Kitaniel seinen eigenen Rücken Kitaniels Rücken zugewandt.
"Ich habe schon geantwortet."
"Warum missbraucht ein Mann sein Wissen, um eben jenen Mann zu töten, den er Jahre lang beschützt hat?"
"Das war nicht meine Absicht.", antwortete er abermals.
"Lügner!" Hadens gepanzerte Hand ergriff Kitaniels Hinterkopf und schlug ihn mit dem Gesicht voran auf die Tischkante.
Er schrie durch den Schmerz der plötzlichen Gewalt auf, doch Haden beließ es nicht dabei und riss ihn am Haaransatz mit solcher Wucht zurück, dass rückwärts vom Hocker flog und mitsamt diesen zu Boden geschleudert wurde.
Durch die Ketten unfähig seinen Sturz abzufangen schlug er schmerzhaft mit dem Hinterkopf auf dem Steinboden auf. Haden kniete sich erbarmungslos in seine Magengegend. Und hob den Hocker mit beiden Händen über seinen Kopf.
"Gebt mir einige Antworten, 'Kitaniel'! Warum habt ihr euren Posten geräumt?! Warum habt ihr euren Namen geändert?! Warum habt ihr uns verraten?! Warum habt ihr versucht euren König zu töten?! WAS HABT IHR VOR?!"
Mit jeder Frage schlug Haden kraftvoll mit dem Hocker auf Kitaniels Kopf ein. Dutzende weitere Schläge folgten, bis Haden schließlich aufhörte und Kitaniel stöhnend in einer Lache seines eigenen Blutes lag. Seine Nase war mehrfach gebrochen und auch der Rest seines Kopfes wies zahlreiche Frakturen und Platzwunden auf. Haden ließ den Hocker achtlos neben Kitaniels Körper fallen, der ihn beinahe leblos anstarrte.
"Ihr habt eure Grenzen wohl erreicht…" Haden wischte sich mit einer Hand einige Blutspritzer aus dem Gesicht und zog dann ein Fläschchen klarer blauer Flüssigkeit aus seiner Tasche. "Zeit für den Heiltrank!"
Er zwang Kitaniel grob den Kiefer auf und drückte ihm das Fläschchen in den von Blut verfärbten Mund.
"TRINKT!" Mit einem Schlag gegen den Unterkiefer zerschmetterte er das Fläschchen im Mund seines Vorgängers. Ein markerschütternder Schrei erklang von Kitaniel, als sich die Platzwunden auf seinem Gesicht schlossen, die Risse in seinen Knochen verheilten und sogar die heraus gebrochenen Zähne nachwuchsen. Der ehemalige Hauptmann würgte schwer. Haden stand schwerfällig auf und rollte ihn mit einem kräftigen Tritt in die Seite auf den Bauch, sodass er nicht an seinem Erbrochenen erstickte. Glassplitter, Blut und sein Mageninhalt strömten aus dem Mund des Gefangenen.
Haden trat mit seinem Stiefel auf Kitaniels Hinterkopf und drückte ihm mit dem Gesicht in die Lache seines Erbrochenens. Er legte sein zweites Bein neben Kitaniel ab und beugte sich zu dessen Kopf herunter. Langsam brachte er seine Lippen an das Ohr des einstigen Hauptmanns.
"Drei Tränke habe ich noch…", flüsterte er genüsslich mit unheilvoller Stimme, "Oder… waren es sogar vier?"

Es waren fünf.
Haden hätte weitere anfordern können, aber er hatte nicht geglaubt, dass er Kitaniels Willen mit roher Gewalt brechen konnte. Zumindest nicht innerhalb der nächsten Stunden. Also hatte er zwei Wächter gerufen, um ihn in eine der Arrestzellen des Palastes zu bringen und hatte sie, während sie den völlig teilnahmslosen Kitaniel an den Armen aus dem Raum schleiften, angewiesen ihn jedes Mal wenn er zu Bewusstsein kam wieder besinnungslos zu prügeln, bis er ihn in einigen Tagen noch einmal befragen würde.
Als er schon fast aus dem Raum war hatte Kitaniel zu seiner Überraschung doch noch einmal gesprochen. Auch wenn es kaum mehr als ein gequältes Flüstern gewesen war.
"Egal ob es euch gefällt oder nicht… Ich bin kein Attentäter und Kazan ist… es auch nicht.", erklangen die Worte ein weiteres mal in seinem Kopf und dann noch ähnliche, die er vor vielen Jahren gehört hatte: "Egal ob es dir gefällt oder nicht, er war nicht der Verantwortliche." Er starrte in den trostlosen Palastgarten, der seine Stimmung nur allzu gut widerspiegelte, während er sich schwor Kitaniel dafür leiden zu lassen diese schmerzhafte Erinnerung in ihm geweckt zu haben, unabhängig davon ob er ihrem nächsten Verhör augenblicklich alle Informationen preisgab.
"Haden, hier seid ihr also.", ertönte eine Frauenstimme.
Er wandte sich der Sprecherin zu und erkannte die hochgewachsene Frau mit langem schwarzen Haar, die eine Militäruniform des Ostreiches trug, zu seinem missfallen wieder.
"Scarbad.", sprach er ohne die geringste Symphatie, "Habe euch nie so ungeschützt vor mir stehen sehen."
"Es gibt keinen Grund für Feindlichkeit mehr, Hauptmann. Wir wollen schließlich beide das selbe."
"Richtig.", kam es spöttisch über seine Lippen, "Friedliche Koexistenz, war es?"
Ein gefährliches Lächeln erschien auf ihren Lippen. "Ich dachte eher an den Sturz der Kaiserin."
Es verging eine Sekunde, in der er schweigend versuchte die Bedeutung ihrer Worte zu begreifen, erst dann hob er fragend eine Braue.
"Hab ihr mich für loyaler gehalten?", fragte Scarbard ruhig.
"Nein, für weniger naiv.", erklang seine Antwort in einem für ihn seltenen unruhigen Tonfall. Seiner Antwort zu wusste er nur all zu gut, dass Scarbard keine aussichtslosen Unternehmungen durchführte.
"Seine Majestät König Volan, scharrt in diesem Augenblick weitere Fürsten, um sich um seine Kaiserin zu Fall zu bringen."
"Warum haben die Leute eine so hohe Meinung von ihm, wenn er wahnsinnig ist?"
"Ihr habt recht, auch wenn er das gesamte Militär von außerhalb ihrer neuen Hauptstadt um sich scharrt hat Narsi die Elite und die besseren Position. Wir würden sie über Monate belagern, während die Seuchen und Proviantknappheit uns dahinraffen.", gab die Soldatin zu, "Allerdings nur, wenn ihre Truppen vorher nicht von einem anderen Feind dezimiert werden oder wir von einer anderen Quelle unterstützt werden."
"Wenn ihr Hiran und Narsi dazu bringen wollt sich gegenseitig zu vernichten, solltet ihr den Plan keinem Wachhauptmann einer Seite stecken. Und Ich bezweifle das wir euch einen Krieg finanzieren, den wir selbst abgebrochen haben."
"Nicht Hiran, Reyter. Und auch nicht Hiran, tatsächlich nicht einmal Silkanas, sondern Mirnurzar.
"Ich verstehe nicht."
"Reyter war ein galatanischer Kriegsherr, der nach der Vernichtung seiner Welt nach Mirnurzar kam. Er hat dort ein gewaltiges Heer aufgebaut. Jeder einzelne Soldat ist ein Adept und seine Kommandanten sind extrem mächtig. Mirnurzar ist ihm praktisch ausgeliefert."
"So?", fragte er ohne sich seine Verwirrung anmerken zu lassen, "Was hat das mit uns zu tun."
"Narsi und Reyter haben ein Bündnis.", antwortete Scrbard ruhig, "Reyter brauch ihre Macht nicht wirklich, aber, falls sich seine Stellung in Mirnurzar verschlechtern würde, würde Narsi ihm wahrscheinlich weitere Truppen senden. Wenn das geschieht wird sich das Ostreich gegen Reyter stellen."
"Aber das plant sie doch ohnehin…", sprach er als sei dies eine allgemein bekannte Tatsache.
"Ja, aber erst wenn Reyter gesiegt hat. Wir lassen das ganze früher geschehen…"
"Und sie zerfleischen sich gegenseitig. Einer fällt… der andere ist stark genug geschwächt, um durch eure und Mirnurzars gemeinsame Truppenstärke vernichtet zu werden."
"Exakt.", stimmte sie ihm zu, "Allerdings ist Reyter im Augenblick nicht in Gefahr und wir können keine ganze Armee nach Mirnurzar schicken. Also werden wir eine Gruppierung in Mirnurzar mit einigen überaus fähigen Leuten unterstützen. Ich will das ihr diese Leute anführt."
Einige Augenblicke der Stille folgten dann ergriff Haden das Wort: "Warum sollte ich euch helfen?"
"Ihr hasst Narsi und wisst gut genug, dass dieser Waffenstillstand mit ihr nicht von Dauer ist."
"Stimmt, aber ich kann auch einfach dafür Sorgen, dass sie von Volans Verschwörung erfährt. Sie führt Krieg mit ihrem eigenen Land dezimiert ihre Truppen. Dann wird unser König sicher die Unterstützung eures Volkes einstellen und wir lassen euch verhungern. Narsi mag ja versuchen eine zweite Quelle über Reyter zu öffnen, aber, wenn sie ihn wegen ihres eigenen Krieges nicht unterstützen kann, wird das nicht funktionieren." Er legte eine Hand in den Griff seines Schwertes und wandte sich zum gehen. "Noch einen schönen Tag, Admiralin."
Erst nachdem er sich einige Schritte von ihr entfernt hatte sprach Scarbard erneut: "Reyter käme allerdings davon."
"Was interessiert mich Reyter.", erwiderte er ohne stehen zu bleiben.
"Seine Ideologie ist faszinierend… Adepten sollen die Krone der Schöpfung sein und jene ohne Psynergie…"
Er blieb stehen.
"sind nur eine primitivere Rasse, die zum Wohle der Adepten ausgelöscht werden muss."
Langsam senkte er den Kopf, ein grimmiges Lächeln auf seinen Lippen. Leise entrann seiner Kehle ein raues Lachen ohne den geringsten Humor.
"Darum seid ihr also zu mir gekommen, Schlange. Und obwohl ich das weiß, werde ich euch helfen… genau wie ihr es geplant hattet."
"Natürlich, ich schlage keine Schlachten die ich nicht gewinnen kann.", meinte sie amüsiert.

"Bericht!", sprach Vierzehn mit der Stimme von König Garvas von Hirans Thron aus.
Einer von insgesamt vier Geheimdienstagenten, die in schwarzen Gewändern vor ihm knieten erhob sich. "Die Untersuchungen gegen Adelshäuser A, C und D wurden eingeleitet. Sie werden in wenigen Tagen eine Verschwörung dieser Familien gegen die Krone beweisen.", sprach der Mann monoton, "Adelshaus B wurde von den Agenten ausgelöscht. Die Beweise, die auf Adelshaus E und Adelshaus F als Täter hinweisen, wurden deponiert. Die Adelshäuser G, H und I wurden wegen ihrer Beteiligung an dem von General Kagor geplanten Putsch in Gewahrsam genommen. Die Eliminierung der übrigen vier Adelshäuser wurde auf euren Befehl zunächst zurückgestellt."
Der Agent ging wieder auf die Knie und augenblicklich erhob sich der nächste. "Die Vier Geheimdienstkommandanten wurden in Gewahrsam genommen und warten auf ihre Befragung. Selbiges gilt für General Sincan von den Fünf. General Kagor von den Fünf befindet sich auf der Flucht zu seinem Landgut, wo er eine Fraktion der Armee sammelt, die sich seiner Sache angeschlossen hat, er sollte es noch heute erreichen. General Nilir von den Fünf hat wie befohlen die an der Grenze stationierten Truppen in Bewegung gesetzt, um ihn in Gewahrsam zu nehmen, während die Grenzstellungen von Stadtwachen aus dem ganzen Land bezogen werden, General Nilirs Truppen sollten jene Kagors innerhalb von drei Tagen erreichen. General Jol von den Fünf wird in diesem Augenblick der Transformation in einen Agenten unterzogen, diese sollte irgendwann am morgigen Tage abgeschlossen sein. General Talin von den Fünf wurde angewiesen weiter seine Position in den Umbren-Ödlanden zu halten, wenn gleich er um eine 'sinnvollere Aufgabe' bittet." Der Agent ging in die Knie.
Der Nächste erhob sich. "Die Agenten übernehmen die Aufgaben der an die Grenze versetzten Stadtwächter. Die Agenten fahren fort Informationen unter der Bevölkerung zu verbreiten, die das ansehen des Ostreiches steigern sollen. Die Agenten beginnen die Insassen der Gefängnis unseres Landes und den Waisenhäusern für die Transformation in neue Agenten vorzubereiten, um die benötigte Anzahl von Agenten für den erweiterten Aufgabenbereich des Geheimdienstes in der Zukunft zu erreichen." Der Agent ging in die Knie.
Der letzte erhob sich. "Die Gefangenen die euch hier im Palast angegriffen haben, General Sincan, Geheimdienstkommandant Zaarel und ein bisher nicht identifizierter Schatten-Adept, werden in diesem Augenblick in den Räumen des Geheimdienst innerhalb des Palastes verhört. Ein nicht identifizierter Licht-Adept und der ehemalige Wachhauptmann Lakal werden in den Arrestzellen von der Palastwache verhört."
"Details."
"Die Beiden Männer in den Arrestzellen leugnen ihr Wissen über den Anschlag und verweigern jegliche Aussage über ihr Vorhaben innerhalb des Palastes. Anhand ihrer Besitztümer zum Zeitpunkt ihrer Ergreifung liegt jedoch nahe, dass sie in die Schatzkammer eingedrungen sind. Das Verhör von Zaarel ist wie vorhergesagt ergebnislos."
"Verlegt ihn zu den übrigen gefangenen Kommandanten."
"Sincans Geist wird in diesem Augenblick zerlegt, um an sein Wissen zu gelangen. Sein Widerstand ist beträchtlich, doch wir werden sämtliche Informationen früher oder später erhalten. Das Verhör des Schatten-Adepten wurde bis neue Befehle erhalten werden abgebrochen. Seinen Geist zu durchsuchen hatte sich unabhängig davon wie rücksichtslos vorgegangen wurde als Ergebnislos erwiesen. Der Geist dreier Agenten, die seinen Geist zerlegen wollten, wurde bei dem Versuch vollkommen zerstört."
"Wie hat er das gemacht?", hakte Vierzehn scheinbar unbeeindruckt nach.
"Er verwendete ein Abwehrverfahren, das im Ostreich entwickelt wurde. Der Abgleich mit unseren Daten zeigt jedoch, dass niemand auf den seine Beschreibung oder auch nur sein Alter passen würde dieses Training absolviert hat. Es gibt noch einige biologische Unstimmigkeiten innerhalb des von ihm erstellten Profils, die einen Faktor darstellen könnten."
Vierzehn schloss die Augen. Dieser Gefangene war ihm bekannt vorgekommen, als er ihm begegnet war, aber er konnte sich nicht erinnern wo er ihn schon gesehen hatte.

Skrasas landete leichtfüßig auf dem Deck der Windtänzerin. Hinter ihm landeten einige Mitglieder der Mannschaft weniger elegant.
Die Entzündung des Jupiterleuchtturms war ein echter Glücksfall gewesen. Ohne sie, wäre es ihm niemals möglich gewesen so schnell zu reisen, wenn gleich er bereits jetzt spürte wie in diese Fähigkeit wieder verlies, obwohl der Leuchtturm erst vor so kurzer Zeit erloschen war.
"Wo ist Saitu?", fragte er einen Matrosen, der ihn bemerkt hatte.
"Er erledigt irgendetwas bei der Negationskammer."
"Hat es noch einen Zwischenfall mit dem Gefangenen gegeben?"
"Nein… Ich glaube nicht."
Bevor er weiterfragen konnte öffnete sich eine Tür und Saitu trat auf das Deck gefolgt von Lashon und den übrigen Adepten, die nach Frostlande gereist waren.
"Gut, euch zu sehen." Skrasas eilte zu der Gruppe hinüber.
"Sind eure Vorbereitungen abgeschlossen?", fragte Saitu.
"Ja, wenn ich recht damit habe wie Reyon uns gefunden hat, wird er den Ort an den ich Cryszara gebraucht habe für unsere Position halten. Es ist das Versteck, das ihr mir vorgeschlagen hat. Eure Leute haben beim einzigen Zugang eine Sprengfall installiert, obwohl sie selbst sagen, dass sie nicht sicher sind ob der Auslöser im Falle von Reyons schwebenden Schiff funktionieren wird."
"Das ist in Ordnung.", antwortete Saitu, "Auch wenn sein Schiff nicht wieder bewegungslos gemacht wird, gewinnen wir Zeit, wenn er einen solchen Umweg macht."
"Wie sieht der Plan eigentlich aus, wenn der Käpten wieder hier ist? Brechen wir gleich nach… oben auf? Wenn wir abheben könnte Reyon das nämlich sehen und hier unten folgt er uns wahrscheinlich bis ans Ende der Welt."

"Hier habt ihr euren Freund wieder.", pfiff Yudor und stieß Isaac grob in die Gruppe der übrigen Adepten.
Isaac drehte sich wütend wieder zu ihm um. "Die Käfer, Yudor!"
"Käfer?", fragte er verwundert.
"Die Käfer, die du in Jennas Körper gepflanzt hast!"
"Oh… Ich dachte wir hätten was unternommen weil wir so gute Freunde sind."
"Du hast mir einen Metallstab in die Augen gerammt!", protestierte Isaac, "Halte deinen Teil der Abmachung oder du bereust es."
"Diese armseligen Drohungen… Als ich Semih das erste mal getroffen habe war er genauso.", summte er in Erinnerungen schwelgend, "An den Drohungen hat sich nicht viel geändert, aber zumindest konnte er später seinen Worten Taten folgen lassen."
"Verwunschener Speer!"
Er sprang erschrocken zurück und entging so einer Reihe von Speeren aus dichtem Nebel. Yudor hob abwehrend die Hände. "Ja, ja, ich heile sie, aber ihr solltet darüber nachdenken dieses Heldenimage zu ändern. Es geht Bösewichten - wie mir - auf die Nerven… Was soll der Blick? Oh, die Käfer!"
Er wandte sich kurz Jenna zu und richte eine Handfläche auf sie. "Raus da."
Die Feuer-Adeptin schüttelte sich in einem unkontrollierten Hustenanfall, als unzählige kleine grüne Käfer aus ihrem Mund strömten.
"Zufrieden?", fragte er. Seine Antwort waren hasserfüllte und Kampfbereite Blicke. "Kommt schon! Ihr müsst doch zufrieden sein!"
Noch immer hustend kämpfte sich Jenna auf die Beine und zog dann langsam ihre Klingen. "Glaub nicht das du so davon ko-."
"Drohungen, Zorn, Vergeltung, Rache, Blah, Blah, BLAAH! LAAANGWEILIG!", unterbrach sie Yudor lautstark und zog eine seiner Klingen, "Zeit es zu beenden!"
"Ja.", antwortete Felix, "Ich habe auch genug von dir!"
"Und ich dachte wir wären Freunde! GAARGH!" Er stieß ein Ende seiner Doppelklinge kraftvoll durch seinen Bauch. "Aaah! Das tut weh! Aber keine andere Wahl, wenn ihr hier rauskommen wollt."
"Warum?" Isaac blickte das schwarze Wesen an, aus dem er einfach nicht schlau wurde. "Was soll das alles?"
Yudor drehte die Klinge schmerzhaft in seinem Körper. "Hoffentlich müsst ihr das nie herausfinden."
Er sank auf die Knie, während er seine Waffe weiter durch sich hindurch bohrte. "Grüßt Semih, ja?", keuchte er schmerzerfüllt. "Ach ja, und wenn ihr mein Schwert trefft… sagt der Kleinen, dass sie Semih nicht hassen soll… es war nicht sein Fehler…"
Er ließ sich seitlich zu Boden gleiten und warf noch einen Blick auf die fassungslose Gruppe, bevor er die Augen schloss. "Und… das ihr… Vater sie liebt."
"Was soll das alles…?"
"Genug Dramatik!", flüsterte er, "Die Klinge bringt mich nicht um. Anders als… DAS!"
Eine Explosion aus seinem inneren zerfetzte Yudors Körper vollständig und sandte eine Wolke schwarzen Staubs in alle Richtungen.
„Äußerst Interessant, Reyon. Ich habe nichts einzuwenden, solange ich einen Nutzen davon ziehen kann.“ Hashiro schüttelte seinen Kopf. „Nein, ich bin nicht der einzige der davon profitieren dürfte.“ Sein Blick ging zu seinem Gegenüber. „Zuerst sollten wir unsere Seiten festlegen. Wenn sich an eurem Vorhaben nichts geändert haben soll, wollt ihr die Gunst des vergessenen Königs erlangen. Ich hingegen will Melfice seine Kraft.“ Hashiro nickte. „Es ist also das gleiche Ereignis, welches passieren muss um unsere Vorhaben zu erreichen.“
„Das gleiche Ereignis… Ihr meint damit das entfachen aller Leuchttürme?“
„Exakt.“ Bestätigte Hashiro. „Das unterstützen des Dämons oder eher das beschleunigen des Prozesses.“
Reyon nickte ihm zustimmend.
„Aja, da gibt es noch etwas was ihr über Ealar Loghain wissen solltet. Es ist zwar keine Bedrohung für mich, aber vielleicht für euer Reich. Oder eher Loghains kleines Geheimnis.“
„Um was für ein Geheimnis handelt es sich genau?“ fragte Reyon genauer nach.
„Es ist sein Blut. Sein adliges Blut. Er besitzt das gleiche Blut wie die Kaiserin Silkanas und ihr wisst, was das bedeutet. Aufgrund seiner schwachen Begabung hat man ihn an Meister Inizimil weggeben, anstatt ihn einer königlichen Ausbildung zu unterziehen. Anders als sein kürzlich verstorbener Bruder. Es gibt nun außer ihm keinen Thronfolger mehr.“

Keuchend entkam er in letzter Sekunde der Explosion, welcher sein Versteck komplett in Stücke zerfetzte. Erst danach löste sich die Wasserschutzblase um ihn auf, während er sich geschwächt umdrehte und die letzten brennenden Stücke seines ehemaligen Versteckes beobachtete.
„Diese verdammten Bastarde.“ fluchte er und hielt sich an seiner Wunde fest, die ihm der Unbekannte Angreifer zugefügt hatte.
Saul, der Loghain mit Hilfe seiner Wasserpsynergie herausgebracht hatte, wirkte nun Stoßgebet auf seinen Beschwörer und heilte seine Wunden, doch Loghain schien nicht sonderlich Dankbar zu sein und absorbierte ihn daraufhin mit seinem Stab. Wenig später erschien auch schon der Titan des Feuers vor ihm. Loghain erkannte, dass ihm der Unbekannte Angreifer entkommen war. Auch ihn saugte er mit seinem Stab wieder vollkommen ein.
„Diese verdammten Bastarde.“ Wiederholte Loghain seine Beschimpfung. Reyon hatte nicht nur all seine Sammlung getötet, sondern auch sein Versteck und seine Experimente zerstört. Normalerweise hätte er diesen Unbekannten Angreifer bemerken müssen und seine Fallen ihn auslöschen, doch nichts davon war geschehen.
Offenbar hatte Hashiro all dies deaktiviert, während er selbst weg gewesen war. Wenigstens die Leichen hatte er mit seinem Stab aufsaugen können. Unglücklicherweise war ein Toter Körper nur halb so viel Wert, wie ein lebendiger Mensch. Seine Sammlung war also um 50% gefallen.
Loghain schüttelte seinen Kopf. Nein, es war viel mehr gewesen. Die beiden Beschwörungen hatten ihn wieder eine kleine Menge gekostet. Solange er nicht in absoluter Todesgefahr befand, würde er die beiden nie wieder beschwören. Er brauchte jedes kleine bisschen für Melfice. „Diese verdammten Bastarde.“
Mit geschwächtem Körper beschwor er eine gigantische Skelettkrähe und setzte sich auf ihn. Sein Geist beruhigte sich etwas. Sein Plan stand immer noch fest. Seine Krähe hob ab und beide verschwanden im dunklen Himmel

Grace schaute in den dunklen Nachthimmel. Kudo war gegen Mittag aufgebrochen, während Riijadon seiner Bitte nachging. Offenbar hatte Hashiro tatsächlich seine Macht erhalten, was neben Melfice eine zweite gefährliche Macht darstellte. Grace hatte gespürt, dass Xallank Yall noch ein geringes Lebenszeichen ausstrahlte. Jedoch befürchtete er, dass seine Kondition sich nicht von Meister Trast seine Unterschied. Deshalb hatte er Riijadon gebeten, zum anderen Ende Mirnuzars zu reisen um dort nach dem Verbleib des Meisters zu suchen.

Es war Nacht, als die Gruppe noch durch die Landschaft streifte. Der Scharfrichtergipfel war zwar nur noch eine Tagesreise entfernt, doch Merl musste zugeben, dass sie diese Nacht nach einem Unterschlumpf suchen mussten. Auch wenn seine Mirnuzar-Karte nicht gerade die aktuellste war, stimmten die groben Details.
Ganz in der Nähe sollte es auch schon ein Dorf geben, bei dem sie sicherlich die Nacht verbringen konnten. So hoffte er es zumindest.
„Wir sollten bald dort sein.“ verkündete Merl optimistisch, ohne daran zu denken, was wäre wenn seine Karte nicht stimmte.
„Ich glaube es ist auch bereit hinter dem Hügel. Es scheint dahinter besonders hell zu sein.“ bemerkte Ailas, während Merl zustimmen nickte. Aber etwas war merkwürdig. Desto näher sie sich dem Ziel näherten, desto lauter wurde es.
„Es scheint laut zu sein. Vielleicht ein Fest?“ warf Vera ein.
„Würde zumindest zum hellen Licht passen.“ bestätigte Tali.
Die Augen der Gruppe weiteten sich, als sie den Hügel hinter sich gelassen hatten und nun die lodernden Flammen des Dorfes sahen. Das ganze Dorf brannte, während die Bewohner in Panik wegrannten. Viele der Bewohner waren kaltblutig ermordet worden. Es herrschte Panik, Verzweiflung und Furcht.
„W-was ist hier los?“ wunderte sich die Gruppe.
„Wir müssen ihnen helfen schnell! Ailas, lösch die Flammen.“ gab Merl rational von sich, doch bevor der Taan reagieren konnte, wurde das Dorf von einer gnadenlos mächtigen Explosion vollkommen vernichtet.
„W-was war das?“ fragte Vera mit einer ängstlichen und geschockten Stimme und konzentrierte sich nun auf Enthüller. Merl und Vera bemerkten gleichzeitig, dass etwas auf sie zulief.
Schon bald stellte sich fest, dass es ein kleiner Junge in ungefähr Lucyas alter war, gefolgt von seiner Mutter.
„Bitte, helft uns. Die Stadt wurde komplett von eine-“ die Frau wurde von einer Klaue durchspießt. Der kleine Junge war stehen geblieben und schaute dem Drama zu. „MUTTER!“
„Dachtest du dein schwächlicher Ehemann würde mich aufhalten können?“ ertönte es diabolisch hinter der Frau, als der Angreifer seine Klaue aus ihr herauszog und den Körper in Rekordzeit verspeiste, ehe er danach seine Zähne ableckte. Das Kind hatte sich inzwischen heulend hinter Vera begeben und suchte verzweifelt nach Schutz.
„Melfice…“ gab Ailas mit verwundertem Ton von sich. „Er war es anscheinend auch, derjenige der das Dorf zerstört hat.“ Auch Tsuka erstarrte, als sie ihn wieder erkannte.
„WAS ZUR HÖLLE SOLLTE DAS WERDEN?“ schrie Merl zornerfüllt, während der Dämon sich belustigt vor ihm aufbaute. „Gebt mir den Jungen. Er ist mein Nachtisch. Unglücklicherweise waren nur 17 Leute mit der Gabe der Sterne im Dorf gewesen. Alle Galataner. Der Rest dieser bedeutungslosen Menschen war nicht für mein Essen geeignet. Ich habe sie durch meine Explosion erlöst.“ Der Dämon machte nun eine kurze Redepause und grinste anschließend breit. „Ich erkenne einige von euch. Das heißt, mein Nachtisch ist soeben größer geworden und zu meiner Freude spüre ich sogar den Merkur-Stern bei euch.“
Der Dämon ging mit langsamen Schritten auf sein nächstes Ziel zu.
„Ich habe fragen an dich!“ schrie Merl zornerfüllt, doch der Dämon schien sich dafür nicht zu interessieren. Über zwei Dutzend Dämonen tauchten aus allen Seiten auf. Geschockt erkannte Merl, wie Ailas gleich von fünf von ihnen gepackt wurde, nur um mit brachialer Gewalt auseinandergerissen zu werden. Kopf, Körper sowie Arme und Beine getrennt, lag er tot auf den Boden.
Zeit zum Trauern hatte er nicht, denn alle von ihnen wurden soeben angegriffen. Sie würden das gleiche Schicksal wie Ailas teilen, wenn er nicht reagieren würde.
Merl ließ einen zornerfüllten Schrei von sich, ehe mächtige Blitze aus dem Himmel runterregneten, welcher die Dämonen einen nach den anderen vernichtete und gleichzeitig die Gruppe schützen sollte. Die Blitzaura würde jeden Angreifer Schaden, der sie durchstreiten wollte.
Nachdem die Blitzshow vergangen war, stellte Merl entsetzt fest, wie Tsuka mit keiner allzu kleinen Wunde auf den Boden lag und nicht mehr aufstehen konnte. Sie verblutete.
Melfice hatte sie soeben durchspießt. Auch wenn der Treffer keine tödlicher gewesen war, war sie so verheerend gewesen, dass sie sich nicht mehr rühren konnte. Nur mit großer Mühe konnte sie ihr Bewusstsein aufrecht halten. „Anar-“
Wie ist er durchgekommen? dachte Merl irritiert.
Er ist rücksichtslos durchgelaufen und sein Körper wurde zerstört. Ein Dämon kann sich immer nur dort erstellen, wo sein Geist sich momentan befindet. Nachdem sein Körper zerstört worden ist, hat der Dämon seinen Geist, mit Hilfe seiner Psynergie, durch deinen Blitzregen bewegt und direkt vor Tsuka wiederhergestellt um sie sofort angreifen zu können. wurde er von seinem Dschinn aufgeklärt.
Melfice hatte sich inzwischen wieder entfernt und stand wieder grinsend vor der Gruppe. „Euer Wasseradept, also eure Heilung ist gestorben. Deine blonde Freundin hatte etwas mehr Glück, aber auch sie wird sich nicht mehr einmischen können.“
„Anar, tuh irgendetwas!“ schrie Vera verzweifelt.
Der Dämon lachte, als er die weinende Vera über Ailas seine Stücke erblickte, und schaute anschließend zu Merl.
„Hatte ich sie nicht bei Calixtus gegen dieses kleine Mädchen neben dir umgetauscht? Dann hast du wohl tatsächlich diesen Ristéme besiegen können um deine Prinzessin zu befreien, was?“
„Was meinst du mit umgetauscht?“ fragte Merl irritiert.
„Oh, hat dir deine kleine blonde Freundin nichts darüber erzählt?“ fragte nun der Dämon, ohne dass ein Grinsen von seinen Lippen weichte. „Frag sie doch selbst, wenn ihr gleich in meinem Magen seid.“
Melfice konnte die Stärke seines Gegners spüren, genau wie diesen Dschinn mit dem er sich verbündet hatte. Selbstverständlich würde er auch nicht von seinem Hunger verschont bleiben. Sein Überraschungsangriff war ein Erfolg gewesen, nun jedoch kannte sein Gegner diese Fähigkeit von ihm.
Der Wasseradept war erledigt und das Mädchen war am Boden. Die beiden ehemaligen Geiseln hingegen würde er nicht sofort töten, zumindest solange sein Gegner nicht tot war. Er wusste, dass sein Gegner vor allem die beiden Beschützen wollte. Natürlich würde er diese Schwäche im Kampf ausnutzen, wenn sich die Situation ergab. Über das dritte Mädchen hatte er keinerlei Informationen. Sein Blick ging nun endgültig zu Merl. „Ich habe schon Gerüchte von dir gehört. Zu traurig das ich nicht mehr schmecken kann, ob deine Psynergie deinem Ruf gleicht.“
Auch wenn sie eine Beschreibung hatte fiel Rangi es schwer das vermutliche Versteck der Windtänzerin zu erreichen. Die Felsgesichter der Devouras-Kurve waren zwar zerklüftet genug um hervorragenden Halt beim Klettern zu bieten, doch sie spürte wie die Kraft in ihren Muskeln schwand. Nach all den Strapazen des Tages schien es ihr ewig her, seit sie das letzte Mal geruht hatte. Sie hoffte nur dass, wenn sie die Windtänzerin auch wirklich fand, nicht gleich in den nächsten Kampf geraten würde.
Sie zog sich gerade auf einen weiteren Vorsprung hoch, als sie in der Nähe ausgelassenes Gelächter hörte, gefolgt von eindringlichem Flüstern. Rangi zögerte. Die Quelle des Geräusches lag ein wenig abseits von ihrem Weg und sie bezweifelte, dass es sich um Mitglieder der Windtänzerin handeln konnte. Möglicherweise waren es ihre Verfolger. Aber bevor sie einen richtigen Entschluss fasste, bewegten ihre Füße sich wie ganz allein in die Richtung. Leise und behände näherte sie sich einer Kerbe, die sich durch einen der größeren Riffzüge zog. Rangi erkannte den flackernden Schein eines Lagerfeuers. Sie lauschte, konnte aber aufgrund des brausenden Windes der in der Devouras-Kurve herrschte nicht ausmachen was sie sagten. Also schob sie sich noch näher.
"WAS SAGST DU?! AHAHAHA!!", brüllte eine kehlige Stimme laut lachend.
"Ich meine das Ernst. Unsere Wasservorräte sind fast völlig erschöpft. Wenn Ihr jetzt den Rum trinkt bringt Euch das nur noch schneller um!", sagte eine zweite Stimme eindringlich.
"Der Rum wird mich nicht umbringen, Dürrer. Wenn mich etwas umbringt, dann diese scheußliche Hitze oder dein Gejammer."
"Der Barde hat recht, Heehl. Rum wird dich nur noch durstiger machen.", sagte eine dritte Stimme. Eine Frau.
"Ja... NACH MEHR RUM!! AHAHAHA!!"
"Heehl...", knurrte die Frau böse.
"Ja, ja... Nur noch diese Flasche, Weib."
Es ging Rangi gar nichts an, doch sie fragte sich wer ausgerechnet hier in der Devouras-Kurve ein Lager aufschlug. Söldner? Banditen? Die schlich sich noch näher heran und lehnte sich langsam um einen Fels vor, um einen Blick zu riskieren. Ihre Vermutung lag offenbar nicht so weit daneben. Sie sah drei Menschen. Der eine Mann war groß, bullig und hatte einen dicken Bauch. Er trug ein kurzes Hemd, Seemannshosen und ein violettes Kopftuch über seinem schwarzen Rauschebart. Die Frau war auch groß, wenn nicht größer, hatte hervortretende Muskeln und eine dunkelrote Mähne, die ihr die Schultern herabfiel. Sie hatte ein schwarzes Leinenhemd und lange Hosen an, doch sie lehnte an einer zusammengelegten Rüstung die offenkundig ihr gehörte. Vermutlich auch der schwer aussehende Zweihändler, der daneben lag. Der andere Mann gehörte sichtlich nicht dazu. Er war im Vergleich zu den anderen beiden klein, hatte eine modische Frisur wie man sie in Shetver trug und edel aussehende Reisekleidung. Er wäre vermutlich eine ansehnliche Gestalt gewesen, wenn er nicht wie die anderen beiden schmutzig, ausgelaugt und ungepflegt aussehen würde. Der Zustand der Kleidung der drei ließ darauf schließen, dass schon schon mehrere Wochen hier draußen sein mussten.
"Wollen wir nicht lieber nachsehen, was das vorhin für ein Krach war? Vielleicht sind Schiffe hier.", sagte der kleine Mann drängend.
"Klang vielmehr nach einem Felsrutsch für mich.", schmetterte die Frau ab.
"Aber wir werden es nie erfahren, wenn wir uns nicht einmal die Mühe machen nachzusehen!"
"Weißt du noch wie erschöpft du warst, als wir hier raufgeklettert sind? Wenn da nichts ist, hast du völlig umsonst Unmengen von Energie verbraucht. Hier allerdings haben wir eine erhöhte Position und ein Feuer. Wenn da wirklich ein Schiff sein sollte, werden sie uns beim Vorbeifahren sehen."
"WENN sie hier vorbeifahren!", gab der Mann zu bedenken.
Die Frau verdrehte die Augen.
"Du willst nachsehen? Dann geh endlich! Ich und Heehl werden das aussitzen, darin liegt die größte Chance."
Der andere wollte noch etwas darauf erwidern, rang eine Weile mit sich und lehnte sich anschließend mit einem erschöpften Seufzer zurück.
"Ich meine ja nur... Könnten wir dann nicht wenigstens das Feuer anfachen? Mehr Rauch würde uns zugute kommen."
Heehl sah ihn stirnrunzelnd an.
"Wie willst du das machen. Hast du hier irgendwelche Bäume gesehen, eh?"
"Wir könnten den Rum hineinwerfen...", murmelte er.
Heehl war entsetzt.
"Hast du 'nen Knall? Wenn ich schon sterbe, dann nicht als durstiger Mann!"
"Das ist doch das Problem!"
Rangi überlegte und sah sich die Truppe aufmerksam an. Sie hatte keine Zeit zu verlieren, denn Paka hatte sicherlich bereits sein Ziel erreicht. Und sie konnte diesen Menschen nicht vertrauen. Andererseits brauchten sie Hilfe. Und sie wollte sich nicht vorstellen was passierte, wenn die anderen sie fanden. Die drei waren wie Rangi erschöpft. Sollten sie sie überfallen wollen, dann konnte sie sie gewiss trotzdem überwältigen. Sie fasste sich also ein Herz, nahm ihren Kampfstab zur Hand und verließ ihr Versteck. Die schlug dreimal mit ihrem Stab gegen die Felswand um sich anzukündigen. Die drei Köpfe schnellten erschrocken herum.
"Ihr könnt Hilfe gebrauchen? Ich kann welche bieten."
Es dauerte einen Moment bis die anderen die Sprache wiederfanden. Sie sahen sie erstaunt an, doch die Frau wirkte berechnet und ließ ihre Hand unauffällig neben den Griff ihres Zweihändlers gleiten.
"Rettung? HA!! Ich wusste das wir hier nicht verrecken werden!", sagte der große Mann, Heehl, und grinste breit.
Der andere konnte es kaum glauben.
"Ein Wunder...", hauchte er.
"Wer seid Ihr?", fragte die Frau ohne Umschweife.
"Mein Name ist Rangi. Ich bin Crewmitglied des Schiffes 'Windtänzerin' unter Käpten Paka und biete meine Hilfe an."

"Wo liegt dieser Tempel in dem ihr so was lernt?", fragte Rev, bemüht beiläufig um sein Interesse zu verbergen.
"Wo... Nun, ich könnte es dir sagen. Aber dann müsste ich dir und allen in Hörweite den Hals umdrehen.", erwiderte Kanra mit einem liebenswürdigen Lächeln.
Rev riss kurz die Augen auf und wandte sich hüstelnd ab.
"Naja, eigentlich wollte ich es auch nicht wissen...", murmelte er.
"Und was seid Ihr? Die Zofe von diesem Mädchen?", fragte Reshvaar, sich das Handgelenk massierend.
"Wenn die Zofen von eurem Tempel alle solche flinken Finger haben, dann will ich nicht die Großmeister sehen...", murmelte Tarban und zog die Schultern an.
"Kanra ist nicht meine Zofe. Ihr solltet sie nicht ärgern, sonst werdet ihr die Hölle auf Erden erleben.", frohlockte Sinaphie und stieß ein Prusten aus, als die Kinder in Kanras Nähe unwillkürlich einen Schritt zurück machten. Offenbar amüsierte sie sich prima.
"Da hast du aber welche gefunden, Tarbi...", murmelte Reshvaar.
"Tss, aber dafür haben sie nicht einmal Geld und finden sich in dieser Stadt nicht zurecht. Wo ich gerade dabei bin... Kann ich endlich gehen? Wir sind fertig hier.", wandte sich Tarban an den Aerorilljungen.
Dieser krächzte mürrisch.
"Sicher. Geh und nimm diese Sonderlinge wieder mit. Und du, ... Sinaphie, nicht?", richtete er an sie. "Die nächste Herausforderung zwischen uns werde ich gewinnen. Verlass dich darauf."
Sinaphie blinzelte amüsiert.
"Wenn du mich jemals berühren kannst, werde ich vielleicht eine weitere Herausforderung in Betracht ziehen."
Reshvarr krächzte noch einmal und zog sich zu seinem 'Thron' zurück.
"Darf ich euch noch ein kleines Stück begleiten?", fragte Wink vorsichtig.
Tarban warf Kanra und Sinaphie einen fragenden Blick zu, da sie aber nichts sagten zuckte er nur mit seinen Schultern.
"Sicher, wieso nicht...", murmelte er.

"Also...!", sagte Kanra gerade heraus, als sie auf eine belebtere Straße kamen und weit genug vom Unterschlupf der Straßenkinder entfernt waren. "Was hast du angestellt, damit man dich verbannt?"
"Das geht euch gar nichts an.", murmelte Tarban ohne den Blick zu heben.
"Weil er in das Kaiserschloss einbricht um sich mit der Prinzessin zu treffen.", antwortete Wink stattdessen im beiläufigen Tonfall.
Kanra, Sinaphie und Tarban blieben wie vom Donner gerührt stehen. Kanra und Sinaphie vor Überraschung, Tarban vor Wut.
"Wink, das ist meine Sache! Was soll das?"
"Moment mal, jetzt wirklich? Unser kleiner Tarban hier und das mächtigste Mädchen der Welt?", fragte Kanra und unterdrückte nur schwer ein Grinsen.
Wink nickte.
"Ihr Vater ist nicht sonderlich angetan davon und hat eine Fahndung nach ihm ausgestellt. Das ist auch der Grund wieso Reshvarr Tarban verbannt hat."
"Ich bin selbst gegangen!", widersprach er hitzig und wandte sich an Kanra. "Ihr wollt die ganze Geschichte? Dann hört zu: Skuyo... die Prinzessin wird da drin gehalten wie in einem goldenen Käfig. Alles was ich mache ist ihr im Obstgarten aufzulauern wo sie meistens alleine ist und ihr ein wenig die Zeit zu vertreiben, damit sie vor diesem seelenlosen Adel mal eine Pause hat. Ich habe gesehen wie ihr Alltag aussieht. Hey, da kommt mir selbst das Straßenleben wie das Paradies vor."
"Das ist wie in diesem Buch was ich zu Hause gelesen habe. Am Ende entführt der Junge die Prinzessin und als sie allein waren haben sie-"
"Sinaphie! Das gehört jetzt nicht hierher.", unterbrach Kanra einer dunklen Ahnung folgend. "Also bist du ihr geheimer Hofnarr?"
Tarban schüttelte wütend den Kopf.
"Ich wusste ihr würdet das nicht verstehen. Ich bin ihr nicht verpflichtet. Sie hat mich gebeten."
Die letzten Worte betonte Tarban sorgfältig und in einer Weise, die Kanras Grinsen schwinden ließ.
"Ist es für dich nicht gefährlich da ständig ein und auszugehen?"
Tarban zuckte gleichgültig mit den Schultern.
"Ich kenn die geheimen Zugänge im Schloss besser als jeder andere. Ich bin nie erwischt worden. Nur einmal hat mich einer der Gärtner gesehen und ich musste abhauen, aber das war leicht. Das ist der einzige Grund warum der Kaiser davon weiß. Ansonsten interessiert er sich ja nicht für seine Tochter. Man, die haben nicht mal eine genaue Zeichnung von mir."
"Genau genug das Reshvarr es herausgefunden hat. Und wenn eine Wache mal genauer hinsieht...", warf Wink ein, aber Tarban ging nicht darauf ein.
"Das Ganze ist Wochen her und keiner redet mehr darüber. Sie haben nicht einmal die Sicherheit im Schloss verstärkt. Tse..."
"Wie ist das überhaupt passiert? Wie kann es sein, dass du die Prinzessin kennst.", stocherte Kanra nach, die die Geschichte nicht mehr losließ.
"Er wollte ihr mal richtig die Meinung sagen, nicht wahr...?", sagte Wink und musste nun doch lächeln.
"ICH erzähle, klar?", fuhr Tarban sie an.
Kanra und Sinaphie wechselten amüsierte Blicke. Dafür das Tarban zuerst nichts sagen wollte, war er auf einmal sehr gesprächig.
"Also, unser erstes Treffen... Ich kannte die Gänge in das Schloss schon lange davor. Hab gerne für mich und die anderen Kinder ein paar Früchte aus dem Obstgarten mitgehen lassen. Eines Tages sah ich sie da sitzen und dachte mir: Hey, wie kann jemand der nichts besseres zu tun hat als den ganzen Tag in irgendwelchen Gärten zu sitzen so ein herrliches Leben führen, während wir im Dreck leben und jeden Tag ums Überleben kämpfen? Ich bin hin und habe mal gefragt..."
"Angeschrien hast du sie.", warf Wink ein.
"Du warst doch gar nicht dabei!"
"Stimmt, aber ich kann mich noch erinnern wie du dich an diesem Abend damit gebrüstet hast. Reshvarr ist fast schlecht geworden und er hat jeden Moment erwartet die Schlosswache in unseren Unterschlupf einmarschieren zu sehen."
"Äh... Jedenfalls war sie über mein plötzliches Auftauchen zu sehr überrascht um mir zu antworten. Als ich begriff was ich getan hatte, hielt ich es für das Klügste abzuhauen, aber... naja... Bei all den Wachen die im Anmarsch waren konnte ich mich nur in unmittelbarer Nähe verstecken. Tja, als sie dann kamen schickte die Prinzessin sie wieder weg, mit der Behauptung sie wäre für den Lärm verantwortlich gewesen. So konnte ich dann doch noch fliehen. Als ich sie dann nächstes Mal wieder traf hielt ich es nur für gerechtfertig mich zu bedanken... Wir unterhielten uns ein wenig. Ich hatte immer gedacht die Prinzessin wäre eine verwöhnte Göre, aber sie ist ganz anders..."
Tarban brach in Gedanken versunken ab. Kanra war erstaunt.
Kaum zu fassen. Diese 'armer Bauernjunge und Prinzessin'-Geschichten gibt es auch in Wirklichkeit, dachte sie.
"Deshalb werde ich auch nicht zurückkommen, Wink. Ich kann nicht einfach aufhören sie zu besuchen. Du hast keine Ahnung wie einsam sie ist."
Wink sah den Jungen traurig an.
"Tar-"
"Ich denke das ist weit genug.", unterbrach Tarban sie und zeigte nach vorne. "Da vorne ist der Turm der Federhelden. Ich habe euch wie versprochen zurückgebracht, also würde ich sagen wir gehen getrennte Wege. Auch wir Wink!", betonte er nachträglich an die Älteste gewandt.
Diese schien zuerst etwas sagen zu wollen, nickte danach nur noch stumm. Kanra blickte in den Himmel. Es war dunkel geworden und die untergehende Sonne tauchte den Himmel in ein flammendes Rot. Es war höchste Zeit zurück zu kehren. Sie wandte sich wieder dem Straßenjungen zu. Vor ein paar Stunden hatte sie ihn für nichts anderes als für einen verlausten Straßendieb gehalten. Niemals hätte sie gedacht über was sie da wirklich gestolpert war.
"Tarban...", begann Kanra, aber der Junge fiel auch ihr ins Wort.
"Ich wünschte wirklich ich könnte diesen Tempel sehen wo ihr lebt. Ich bin mir sicher dort kann man viel besser leben als hier."
Er lächelte.
"Kehrt gut zurück. Diese Stadt ist gar nicht so großartig wie alle glauben. Wenn es ein Paradies gibt, dann sicher nicht hier."
Er hob die Hand zum Abschied und ging.
"Pass auf dich auf...", murmelte Kanra ihm ungehört hinterher.
"Er ist schon immer so gewesen. Nehmt es ihm nicht übel.", sagte Wink und wandte sich an Kanra und Sinaphie. "Es wär schön euch kennenzulernen. Sollte euch euer Weg jemals wieder hierher führen, fühlt euch eingeladen uns wieder zu besuchen."
"Es war auch uns eine Freude euch kennenzulernen. Du bist eine wundervolle junge Frau Wink. Pass gut auf die Kinder und Tarban auf.", verabschiedete sich Kanra.
"Und auf Reshvarr.", fügte Sinaphie hinzu.
Wink lächelte schwach und nickte.
"Das werde ich. Lebt wohl."
Die Älteste machte kehrt und ging den Weg zurück den sie gekommen waren.
"Komm Sinaphie, gehen wir zu Kretarr zurück."
Doch Sinaphie machte keine Anstalten zu gehen. Sie starrte die Straße hinauf, in die Richtung in der Tarban verschwunden war.
"Ist es wirklich in Ordnung, dass wir einfach so gehen?"
Kanra seufzte und kniete sich zu Sinaphie hinunter.
"Es gibt nichts was wir tun können. Wink und Reshvarr kümmern sich gut um diese Kinder. Und Tarban hat eine Mission. Wir haben die unsere. Das ist nicht unser Kampf, sondern der dieser Kinder."
"Das ist unfair.", krächzte Sinaphie verärgert.
"Aber so ist diese Welt. Aber bei den Kindern mit so einem starken Willen ist sie in guten Händen. Wir hingegen müssen zunächst erstmal die unsere retten. Also komm, Sinaphie."
Die junge Aerorill ließ resignierend den Kopf hängen und sprang auf Kanras Schulter.
"Gut. Dann retten wir unsere Welt."
Damit brachen sie zum Turm der Federhelden auf.

"Wenn der Käpten ankommt sollte es keinen Grund mehr geben im unteren Teil Mirnuzars auszuharren. Es sei denn er gibt uns andere Befehle versteht sich.", beantwortete Saitu seine Frage. "Ich nehme an nun wo das Leuchtfeuer gelöscht ist wird er bald zurückkommen. Oder es sind schlechte Neuigkeiten."
"Schlecht? Wieso schlecht?", fragte Lashon ratlos.
"Anscheinend werden nicht nur wir angegriffen. Ich weiß nichts genaueres, aber Paka hat selbst Probleme am Leuchtturm. Und zwar ernste, ansonsten hätte er niemals das Leuchtfeuer entzündet."
"Das Leuchtfeuer? Welche Art von Problemen soll das lösen?", fragte die Hoheadeptin entsetzt.
Saitu zuckte mit den Schultern. Lashon wurde nachdenklich. Sylvos bemerkte es und stieß ihn sanft gegen die Schulter.
"Keine Sorge, Kanra geht es bestimmt gut."
Lashon lächelte schwach.
"Ah... Kanra auf sich selbst aufpassen, dass hat sie oft bewiesen. Außerdem ist Sinaphie bei ihr. Ich frage mich nur was so wichtig sein könnte den Leuchtturm zu entzünden."
Das war nur die halbe Wahrheit. Schließlich wussten sie nicht was am Jupiterleuchtturm los war und wenn der Käpten in Sorge war, dann gab es gewiss allen Grund dazu. Doch Kanra war okay. Er wusste es einfach. Lashon würde ihr keinen Gefallen tun, wenn er sich wegen seiner Sorge nicht auf seine Aufgabe konzentrieren konnte.
"Gut... Von welcher Falle sprechen wir?"
Saitu winkte sie heran.
"Kommt mit."

"Die werden nie damals hereinfallen.", murmelte Trems aus seiner Deckung heraus.
Toni neben ihm sah ihn nervös an.
"Nicht?"
"Wenn dann wären sie schön blöd. Wir haben bereits eine Attrappe benutzt, diese mit Fallen gespickt, einen Hang zum Einsturz gebracht und das Tunnelsystem hinter uns mit Fallen gespickt. Glaubst du wirklich die werden treudoof diese enge Bucht nehmen?"
"Aber wenn die Falle so schlecht ist... Was machen wir hier dann?"
"Weil wir uns das Schlachtfeld aussuchen können. Und eine Falle in einer Falle zu bauen. Sieh mal, wenn wir eine Falle bauen und die wissen das es eine Falle ist, ist es keine Falle. Wenn die Falle aber nur der Köder ist und sie wissen von der Falle und wir wissen, dass sie wissen das es eine Falle ist, dann ist es eine Falle. Verstanden?"
"Äh..."
"Hey!", grüßte eine gedämpfte Stimme hinter ihnen.
Aus einer Felsspalte kam Saitu, Lashon, Sylvos, Skrasas und Alyka und gesellten sich zu ihnen.
"Oh, ihr lebt?"
"Auch schön dich zu sehen, Trems.", lächelte Lashon. "Was haben wir hier?"
"Ich muss es erklären? Toll... Na gut, aber aufpassen ich erkläre es nur einmal.", stöhnte Trems und zeigte die schmale Klippe hinunter, wo ein enger Wasserkanal war.
"Das ist der einzige Zugang. Sie müssen hier lang. Egal ob mit Schiff oder zu Fuß über die Klippen da. Kommen sie von oben, können wir uns hier lang zurückziehen und warten bis sie vorbei sind.", sagte Trems und zeigte die entsprechenden Wege. "Durch das Devouras-Gestein können sie uns nicht spüren und ihr Blickwinkel macht es unmöglich uns zu sehen. Wir lassen sie also passieren bis sie da ankommen."
Er zeigte auf einen massiven Felskamm.
"Da sind unsere Auslöser. Es gibt eine Sprengung hier und da. Damit ist ihr Schiff eingesperrt. Nach einer Verzögerung wird dann dieser Hang gesprengt und sie komplett unter sich begraben, egal ob zu Fuß oder per Schiff. So viel zur Theorie."
"Und die Praxis?", fragte Sylvos mit hochgezogener Augenbraue.
"So dumm können die unmöglich sein. Die werden sicher ihre Aufklärer vorschicken, die die Falle entweder entschärfen oder auslösen werden. Oder unsere Stellung sonst wie ausspähen. Deswegen ist eine zweite größere Falle über die Hänge verteilt, die nur wir persönlich auslösen können. Von hier aus nehmen wir sie ins Kreuzfeuer, von da, da und wenn sie zurückschießen sind wir durch die Tunnel genauso schnell wieder weg. Die Schäden für die werden gewaltig sein und das Risiko für uns gering."
"Klingt narrensicher. Wozu braucht ihr uns?", wollte Alyka wissen.
"Weil dieses Schiff einen Arsch voll verrückter Technologien hat die wir nicht kennen und unser Arsenal von Möglichkeiten begrenzt ist. Wisst ihr wie viele Kämpfe es her ist, seit ich das letzte mal meine Bestände aufgefüllt habe? Meine Lager sind fast leer. Fakt ist: wenn die irgendein krummes Ding ziehen, brauchen wir jemanden der unseren Rückzug deckt. Das letzte was wir gebrauchen können, ist in unserer eigenen Falle gefangen zu werden."
"Was mich interessiert: Wird es funktionieren?", fragte Saitu eindringlich.
Trems legte den Kopf schief, als würde er überlegen. Dann grinste er Böse.
"Sie haben die Technologie, aber ich habe das Genie. Sie haben keine Chance."

Merl versuchte gegen die eisige Kälte des Zorns anzukämpfen, die drohte ihn völlig zu übermannen. Er durfte jetzt nicht den Kopf verlieren. Eine unbedachte Bewegung und er oder seine Freunde waren des Todes.
~Ruhig, Merl. Hör zu. Das vor dir ist ein hochgradiger psynergyverschlingender Dämon, einer von der sehr gefährlichen Sorte. Er kann dich mit einem unerschöpflichen Vorrat von Dämonen überfluten ohne selbst einen Finger krumm zu machen. Und wenn du ihn direkt angreifst ist er in der Lage deine Psynergy vollständig zu absorbieren. Um das zu verhindern müsstest du deinen Psynergyfluss anpassen, aber... dazu haben wir jetzt keine Zeit. Das ist nichts, was man in ein paar Minuten lernt.~, berichtete ihm Vulkanasche.
Keine Sternenkraft? Aber fast all meine Fähigkeiten basieren darauf!, dachte Merl entsetzt. Meinst du etwa, ich soll...
~Nein! Wenn es nicht funktioniert und der Dämon etwas von dir lernt bringst du eine große Plage über diese Welt!~, ermahnte ihn der Dschinn. ~Kannst du versuchen ihm seine Psynergy zu entreißen?~
Ich... Ich kann es versuchen..., antwortete er ihm in Gedanken und atmete tief durch. Das war eigentlich nichts was er tun wollte, zumal Tsuka, Vera und Tali in seiner unmittelbaren Nähe waren.
"Hat es dir die Sprache verschlagen, Kleiner?", grinste Melfice höhnisch.
"Es wird dir Leid tun.", murmelte Merl und machte sich bereit. "Es wird dir Leid tun, dass du mir begegnet bist!!"
Er sprintete auf Melfice zu.
"Zeit zum Fressen!", lachte Melfice und leckte sich über die Zähne.
Merls Geist war so wach wie nie. Nach dem Kampf gegen die Ristemé-Killerkommandos fühlte er sich, als hätte er ein zusätzliches Paar Augen bekommen. Zwei kräftige Lichtblitze zuckten aus dem Kopf seines verbogenen milchweißen Stabes und verwandelten zwei niedere Dämonen zu Asche, die aus seinem toten Blickwinkel angreifen wollten. Eine weitere plötzliche Ahnung ließ Merl schlitternt zum Stehen kommen, als zwei dürre Arme aus dem Boden brachen und seine Beine nur knapp mit den Fingernägeln streiften.
"Schallkeule!"
Ein gewaltiger Sturm aus komprimierter Luft riss den Boden auf, erfasste den niederen Dämonen und ließ ihn hilflos auf Melfice zufliegen. Dieser riss beiläufig seine Klauen hoch und zerfetzte seinen Diener ohne geringstes Mitleid.
"Keine Freunde unter Dämonen, hm?", fragte Merl angewidert.
"Andere nehmen seinen Platz ein.", antwortete Melfice kühl und schnipste.
Merl riss entsetzt die Augen auf, als eine Vielzahl von Portalen um ihn herum erschienen und ein Dutzend Arme von verschiedenen Formen und Farben nach ihm griffen. Merl ließ seinen Stab wirbeln und setzte hart mit dem unteren Ende auf den Erdboden auf. Eine heftige Druckwelle breitete sich in seine Richtungen aus und zerriss die Arme die nach ihm griffen. Mit einem leisen Aufschrei setzte Merl noch ein Blitzgewitter nach, das die Hälfte der verwundeten Dämonen erledigte. Die andere Hälfte war offenbar gegen seine Blitze immun.
Er kann seine Diener auch noch gegen mich anpassen? Ich muss schnell meinen Kampfstil ändern. Vulkanasche, hilf mir!
~Wird gemacht!~
Die Dämonen bleckten ihre Zähne und sprangen auf ihn zu.
"Hitzesturm!", brüllte Merl und rief einen Stoß einäschernder Flammen auf, der seine Feinde verbrannte.
"Was? Du bist in der Lage dich mehrerer Elemente zu bedienen?", fragte Melfice überrascht. Dann lachte er. "Ich werde dich mit Genuß verschlingen."
Merl spürte Melfice Bewegung mehr als er sie sah. Wieder ließ er seinen Stab zu Boden sausen, doch nicht um Melfice wegzustoßen, sondern um die Erde aufzuwerfen. Als Melfice in die Dreckwolke sprang verfehlte er Merl mit seinen Klauen, als er ihn nicht mehr sah. Doch Merl brauchte seine Augen nicht.
Das ist nah genug!, dachte er und breitete beide Arme aus.
"Psy-Zehrer!"
Melfice stieß ein rasselndes Keuchen aus, als er fühlte wie ihn ein großer Teil seiner gespeicherten Psynergy gewaltsam entrissen wurde. Wie ein wildes Tier schlug er um sich und streifte Merl mit einem Tritt. Merl flog in hohem Bogen durch die Luft und landete schmerzhaft direkt neben seinen Teamgefährten.
"Meister!", rief Lucya erschrocken und rüttelte an ihm.
"W-Was ist mit ihm?", fragte Vera unsicher, fast ängstlich.
"Ich weiß nicht... Er steht nicht mehr auf.", sagte Lucya in panischer Ratlosigkeit.
Merl atmete sehr schwer und starrte ziellos in die Leere. Seine Augen waren sehr weit aufgerissen und seine Pupillen geweitet.
"Lass mich mal..."
Tali schob Lucya sanft zur Seite.
"Krieg dich ein!", fauchte sie und verpasste Merl einen schnellen Klaps mit der flachen Hand ins Gesicht.
Er zuckte schmerzerfüllt zusammen und blinzelte. Sein Blick war viel klarer.
"Danke...", hauchte er und setzte sich auf.
Im gleichen Moment brach Melfice mit ausgebreiteten Schwingen aus der Dreckwolke und landete im weiten Abstand zu ihnen. Offenbar überlegte er was er als nächstes tun sollte.
~Ich dachte schon ich hätte dich verloren.~, sagte Vulkanasche mit echter Besorgnis.
Tut mir Leid. Das war einfach zu viel für mich... Ich kann das einfach nicht.
~Mir tut es Leid. Ich hätte dich nie dazu überreden dürfen.~
Merl sah zu Melfice hinüber, der sie immer noch finster anstarrte. Er hatte Merls Anfall anscheinend nicht mitbekommen, als er in der Wolke gewesen war. Merl konnte zwar nicht noch Merl Psynergy aus ihm herausziehen, aber, so dachte er lächelnd, das musste er ja nicht wissen. Das würde ihn zumindest auf Abstand halten.
"Du hast mir mehr Kraft gestohlen, als ich in diesem Dorf gesammelt habe!", giftete Melfice ihn mit glühenden Augen an. "Ich werde mir alles zurückholen, wenn ich dich fresse!"
Merl zog sich auf die Beine.
"Kommt ganz darauf an wer hier wen frisst.", erwiderte er und spuckte ein wenig Blut auf den Boden.
Ich kann das hier unmöglich gewinnen ohne mich selbst zu verlieren, mich zu verraten indem ich Vulkanasche rufe oder das Wissen aus dem verbotenen Buch anzuwenden. Nichts davon darf passieren. Ich brauche Hilfe.
Er senkte seine Stimme.
"Vera, pass auf Lucya und den Jungen auf."
"Meister..."
"Nein Lucya. Dir darf nichts passieren. Bleib hinten.", sagte Merl mit ausdrücklicher Bestimmtheit.
Er sah zu Vera die zögerlicher, aber entschlossen nickte. Dann wandte er sich Tali zu.
"Tali, ich weiß du bist keine Kämpferin. Aber du musst mir helfen."
"Was soll ich tun?", fragte sie ernst.
"Ich brauche dich um den Oberdämonen abzulenken. Ich habe einen Plan und werde dich unterstützen. Aber ich kann für dich nichts garantieren. Jetzt musst du beweisen, was für ein Talisman du bist."
Sie lächelte schwach.
"Ich habe mein Glück zwar nie zuvor in einem Kampf auf Leben und Tod herausgefordert... aber ich werde es versuchen. Pass gut auf mich auf, okay Anarath?"
Merl erwiderte das Lächeln.
"Keiner von uns wird heute hier sein Leben lassen."
"Aber... Ailas...", stotterte Vera, den Tränen nahe.
"Keiner!", sagte Merl fest.
Vera sah ihn fragend an. Er lächelte zuversichtlich.
"Hab Vertrauen."
"Vertrauen? Ja, dass ihr ihm alle in den Tod folgt!", brüllte Melfice und entsendete eine neue Truppe von Dämonen.
Merl hob sein Sternenglas.
"Beistand!"
Die Schriftzeichen erwachten zum Leben und bildeten einen mannshohen Schild, drei große Langschwerter und zwei Bögen die selbstständig tödliche Energiebolzen schossen. Der Schild, ein Schwert und die Bögen blieben bei Vera und den Kindern, die anderen zwei Schwerter folgten der Azurblauen Läuferin. Die Waffen bewegten sich so schnell und präzise, dass die Dämonen in wenigen Augenblicken überwältigt waren. Diejenigen die durch ihre Geisterform neu erscheinen wollten spürte Merl mit seinem Geistleser auf und ließ die Schwerter den Rest erledigen.
"Hey Dämonenkönig. Ich habe das Gefühl eure Armee ist beträchtlich kleiner geworden?"
Melfice knurrte, halb amüsiert, halb verärgert.
"Wirklich? Das muss mir entgangen sein. Ich habe noch mehr als genug Diener um dieses Tempo Ewigkeiten aufrecht zu halten. Könnt ihr es auch?"
Merl nickte Tali zu.
"Gut. Lenk ihn ab, jetzt!", zischte er.
Tali lächelte und rannte mit dem Tempo einer Azurblauen Läuferin los.

Kudo roch und hörte ihn bevor er überhaupt in Sichtweite kam. Er war schon eine Weile von Meister Graces Behausung unterwegs, als ihn jemand entgegenkam. Für einen einfachen Wanderer war der Wald viel zu gefährlich und Kudo konnte das Blut von Tieren an ihm riechen, wenn auch nicht sehen. Er trug einen komplett einhüllenden dunklen Mantel mit tiefer Kapuze die sein Gesicht völlig verbarg. Als der Wanderer ihn bemerken musste, sah er nicht auf, wurde nicht langsamer oder sprach ein Wort. Er folgte einfach dem Weg an Kudo vorbei ohne die geringste Form von Interesse zu zeigen. Kudo hob blitzschnell die Hand als er ihn passierte... und hatte einen kurzen Augenblick später das abgebrochene Vorderstück einer scharfen Messerklinge zwischen seinem Mittel- und Zeigefinger. Kudo machte keine weitere Bewegung und auch der Wanderer ging drei Schritte weiter bevor er anhielt. Er Mann zog etwas aus seinem Mantel und betrachtete das sauber zerbrochene Kampfmesser.
"Thehe... Wahnsinn. Das Messer war brandneu. Und jetzt das..."
Innerhalb eines Wimpernschlages warf der Angreifer seinen Umhang ab. Kudo ging gleichzeitig in Kampfstellung, die Faust zum Schlag bereit. Der Kerl wollte einen Kampf? Den konnte er haben!
"Wer bist du!?!", donnerte Kudo und blieb schlagartig in der Bewegung stehen.
Er sah verwirrt nach unten. Vor ihm kniete ein Junge von knapp fünfzehn Jahren in tiefster Ehrerbietung. Er trug ein hellgraues ärmelfreies Kampfgewand, hatte eine großflächige Narbe an seiner linken Schulter und hatte längere schwarze Haare, die er modisch nach hinten zu einem Zopf zusammengebunden hatte.
"Es ist mir eine Ehre. Erlaubt mir das ich mich vorstelle. Mein Name ist Vreal von Gilratar. Ich folge dem Ruf der Stärke seid ich das Licht der Welt erblickt habe. Umgeben von Stahl und Blut, geführt von meinen Brüdern, geleitet von meinem Schwur für die große Prüfung bereit zu sein, bin ich das was ich heute bin. Aber ich bin noch nicht komplett."
Kudo schaute verwirrt auf die Messerklinge zwischen seinen Fingern. Sie zeigte in die falsche Richtung. Der Junge hatte mit der stumpfen Seite zugeschlagen.
"Aber ich werde es bald sein. Und ich fand Euch. Der Meister der mir zugedacht wurde. Kampfkunstmeister und großer Held Mirnuzars... Meister Kudo!"
Sein Kopf schnellte hoch und sah ihn mit eifrigen braunen Augen an. Gleichzeitig hob er seine Hände, eine mit der Handfläche nach oben, die andere nach unten.
"Ich flehe Euch an! Macht mich komplett! Macht mich zu Eurem Schüler!"
Kudo konnte ihn nur mit geklappten Kiefer anstarren...
Vreal schaute zu Kudo auf, der im ersten Moment was wohl sagen wollte, doch nun die Augen geschlossen hatte und sich wohl auf etwas konzentrierte. Etwas lenkte ihn offenbar ab. Vreal musterte kurz Kudo.
Er trug einen dunkelroten Mantel dessen Kapuze er aufgesetzt hatte und nur einige blonde Strähnen von seinen langen Haaren zu sehen war, die vermutlich hinten ähnlich zu einem Zopf zusammengebunden waren. Außerdem trug er noch einen Riesenschwert auf der Halterung hinter ihm und noch eine viel elegantere Klinge, die in der Scheide auf der rechten Seite steckte.
„Vera, sie ist in Gefahr. Sie braucht meine Hilfe.“ Teilte er seine Erkenntnis offen mit.
Der Waldmeister wandte sich wortlos von Vreal ab und sprang ohne Vorwarnung in die Luft. Noch bevor er fiel, erschien ein großer Vogel aus dem Wald, der ihm sein Rücken anbot. Kudo landete auf ihn.
„Warte! Du willst wegfliegen? Ich habe keine Antwort erhalten!“
Kudos goldene Augen fixierten den Jungen. „Tut mir Leid, aber ich habe keine Zeit um eine Unterhaltung zu führen. Ich habe wichtigere Dinge zu tun. Es gibt ein Ort in der Nähe, den ich erreichen muss.“
Kudo schüttelte seinen Kopf. „Außerdem bin ich weder ein ‚Schüler‘ noch ein ‚Meister‘, obwohl ich von zwei Meistern trainiert wurde. Du kannst dich Meister Grace zuwenden, wenn du ihn findest.“ Mit diesen Worten war Kudo zusammen mit dem Vogel verschwunden.

Melfice seiner Augen folgten der Azurblauen Läuferin. Sie war in der Tat schnell. Seine Dämonen konnten sie nicht erreichen, da die Klingen sie einfach durchteilte. Die mit dem Schild geschützte Truppe hingegen schützte sich bisher durch die Bolzen. Seine Beschwörungen wurden einer nach der anderen weggefegt. Ein diabolisches Grinsen bildete sich auf seinen Lippen.
Neue Dämonen erschienen um Tali, die ähnlich wie seine Vorgänger von den zwei Klingen angegriffen wurde. Melfice sein Grinsen wurde breiter, als die neu beschworenen Kamikaze-Dämonen von ihm getroffen wurden und sich in einer großen Explosion auflösten, welche Tali in ihrer Mitte erfasste und ihr Körper stark angeschlagen Fortschleuderte. Merl schrie nach ihr.
Sie explodieren, wenn du sie triffst. Das sind Kamikaze-Dämonen. Merke dir ihre rot-schwarzen Farbe. Sie sehen alle gleich aus. warnte ihn sein Dschinn.
„Dachtet ihr ich wäre taub auf beiden Ohren?“ gab er spöttisch von sich. „Wenn du das Mädchen als Ablenkung entbehren kannst, dann ist sie wohl für dich nicht viel wert und somit auch nicht für mich.“ Aus seinen Augen schoss er zwei Strahlen ab, die mehr Geschwindigkeit als Power hatten, offensichtlich Ideal um jemanden den Gnadenstoß zu geben, der Bewusstlos auf dem Boden lag. Merl hatte genauen im Richtigen Moment reagiert und war noch rechtzeitig hergeeilt um den Strahl mit seiner Psynergie abzulenken. Kurz nachdem Merl den Strahl zur Seite geleitet hatte, prüfte er nach Talis Verfassung. Sie hatte zum Glück nur ihr Bewusstsein verloren und einige ernste Wunden aus der zerfetzenden Explosion mitgenommen. Wütend schaute Merl zu dem Dämon auf, welcher nun ein noch breiteres Grinsen aufhatte. „Das wirst du bereuen!“
„Du bist der jenige der gleich etwas bereuen wird. Du wirst bereuen, die anderen Schutzlos gelassen zu haben.“
„Schutzlos?“ Merl blickte zu den anderen. Die Bolzen trafen die Kamikaze-Dämonen, noch bevor sie in Reichweite waren und sein Schild fing jegliche Wucht ab. Doch schon bald hörte auch die Flut an den Explosionsdämonen auf, die offenbar ihren Überraschungseffekt erzielt hatten. Stattdessen wurden sie aus großer Distanz von neuen Dämonen umzingelt. Selbst aus der Luft und sogar in der Erde schienen welche zu sein.
„Nahkämpferdämonen mit starken physischen Angriffe und Kamikaze-Dämonen sind für den Rest des Kampfes nicht mehr geeignet, aber diese hier. Schaue zu und lerne, wie Armeen und Städte mit in all der Zeit durch pure Power vernichtet wurden.“
Merl schaute ungläubig, als er spürte wie jeder einzelne von den Dämonen mächtig in der Psynergie war. In höchster Eile packte er Tali und lief zu den anderen, während die Dämonen ihre Psynergie aussprachen.
„Einschlag!“
„Schwächer!“
„Inferno!“
„Pyrogriff!“
„Supernova!“
„Bodenbombe!“
„Magma-Sturm!“
„Orkan!“
„Ultra-Blitz!“
„Funkenregen!“
„Gewitter!“
„Hurrikan!“
„Schall-Keule!“
„Gletscher!“
„Polagra!“
„Eisrakete!“
„Frost-Prisma!“
„Strudel!“
„Flut!“
„Heilige Erde!“
„Lawine!“
„Bambuslanze!“
„Nessel!“
„Steinspitze!“
„Wildwucher!“
Kurz bevor die Attacken auf die Truppe traf, konnte Merl einen noch mächtigeren Schutzschild um sich selbst und der Gruppe aufbauen. Zwar hielt der Schild den Angriffen stand, doch die Angriffe wiederholten sich pausenlos.
Die Psynergie die er verwenden musste, damit das Schild nicht zerbrach und dieser Anzahl an Angriffen standzuhalten, immens. Es war nur eine Frage der Zeit bis seine Psynergie unter diesen Umständen ausging. Er konnte unmöglich seine Verteidigung vernachlässigen und zum Gegenangriff ansetzen.
~ Was machst du da? Wenn du weiter so machst, ist deine gesamte Psynergie innerhalb der nächsten zwanzig Sekunden verbraucht, ohne dass der Oberdämon auch nur einen Finger krummen müsste und seine erschöpften Beschwörungen einfach mit dem gleichen ersetzt. ~
~Hast du eine bessere Idee?~ fragte er den Dschinn grimmig.
~Nichts ist schlechter als das. Ich habe den Dämon beobachtet. Er hat bisher nie mehr als 26 Dämonen gleichzeitig verwendet, während jeder dieser eine einzelne Besonderheit hatten.~
~Das heißt?~
~Diese Dämonen sind ganz sicher nicht immun gegenüber einem Angriff und überleben keinen Treffer. Wenn alle gleichzeitig von einem Angriff getroffen werden würden, hättest du zwei Sekunden Zeit bis zur nächsten Beschwörung und sogar drei Sekunden bis zum nächsten Angriff.~
~Also muss ich einen Weg finden um ihnen dauerhaft Schaden zuzufügen, damit jede Beschwörung nach ihrem Erscheinen sofort wieder verschwindet? Ich kann unmöglich selbst diesen Schutz vernachlässigen um etwas anderes zu wirken.~
~Das ist korrekt.~


Die Seele der Dunkelheit war die letzten Minuten damit beschäftigt einen Zornesschrei nach dem anderen rauszulassen, als er mitbekommen hatte, dass Yudor die einzige Chance seine Ersatzaugen zu erlangen zerstört hatte.
„Ich hätte diesen verfluchten Penner damals mit der zehnten Stufe auslöschen sollen…“ schrie er zornig. Keiner außer ihm konnte wissen, was er getan hatte. Er hatte nicht nur verhindert, dass er die verfluchten Augen von Isaac und Tynois erhalten hatte, sondern hatte sich selbst vernichtet, bevor er selbst zu einem willenlosen Sklaven werden konnte, mit dessen Hilfe er die dunklen Augen neu schmieden wollte.
Er als dunkle Seele hatte die Eigenschaft, dass böse in einem Menschen die Oberhand gewinnen zu lassen. Er manipulierte Herzen und machte sie bösartiger, während alles böse früher oder später zu seinem Sklaven wurde, ähnlich wie es mit Tynois der Fall gewesen war.
Für ‚gute‘ Wesen wie Isaac und seine Freunde würde eine solche Übernahme über Monate dauern, doch für ein Wesen wie Yudor weniger als ein Tag. Er war kurz davor gewesen. Er hatte ihn durchschaut und seine Pläne vereitelt.
Es wird Zeit meine letzte Karte auszuspielen, doch vorher muss ich warten bis diese Idioten Nor vernichtet haben.

„Du willst Isaac töten?“ fragte Zail überrascht, während der Unbekannte ihm zunickte.
„Und ein paar andere, jedoch sind diese anderen Personen nicht hier. Solange du mich nicht angreifst oder aufhalten wirst, habe ich keinen Grund dich zu töten. Ich werde Isaac erledigen, sobald wir dieses Spiel hinter uns haben.“ Der Unbekannte ging vor und betrat die neue Tür, die gerade vor ihnen erschienen war.
"Interessant.", bemerkte Reyons Projektion Hashiro gegenüber, "Wenn wir es mit Silkanas zu tun bekommen sicherlich eine wertvolle Information. Nun gut, ich habe einige Angelegenheiten zu erledigen, die mir Zugriff auf einige Elementar-Sterne geben werden."
"Bisher hattet ihr nicht so viel Erfolg.", erwiderte Hashiro.
"Ich kann es so oft versuchen wie ich will und zwei Trumpfkarten habe ich noch."
"Viel Glück."
"Augenblick. Ich möchte euch noch jemanden vorstellen."
Ein bunter Farbwirbel tat sich einige Meter vor Hashiro auf und ein menschenähnliche Gestalt mit zerzausten blondem Haar machte einen Satz daraus hervor. Das Geschöpf hatte den Körperbau eines Menschen und eine athletische Statur, doch seine Haut war von einem hellen Weiß wie Schnee und einer lederartigen Beschaffenheit, die es seltsam schmutzig anmuten ließ und die Illusion das es sich um einen Menschen handeln könnte augenblicklich zerstörte. Die Augen, die weder Pupille noch Iris aufwiesen, schienen zwei dunkelblaue Kristallkugeln innerhalb der Augenhöhlen zu sein. Unter dem linken Auge verlief ein gezackter Riss aus dem ein sanfter goldener Schimmer drang.
"Dies ist Aleon, der Diener den ich vorhin erwähnt hatte."
"Wie es aussieht hat er nicht nur Loghain Probleme gemacht.", bemerkte Hashiro mit einem Kopfnicken auf eine in ein abgenutztes grünes Reisegewand gekleidete Gestalt zu Aleons Füßen.
"Oh, das…" Reyon legte den Kopf schief. "Was hat das zu bedeuten."
Als Aleon den Mund öffnete bemerkte Hashiro, dass seine Eckzähne die Fangzähne Raubtieres waren. "Ihr sagtet ich solle versuchen mich unauffällig zu verhalten, doch mein Aussehen schien mir hinderlich.", sprach das weiße Wesen, seine Aussprache erschien Hashiro seltsam, als wenn er diese Sprache nicht gewohnt war, "Also werde ich die Haut und Kleidung dieses Mannes benutzen, um mein äußeres zu verschleiern."
"Pass auf das dir niemand in die Augen sieht.", riet Hashiro dem Geschöpf.
"Was?" Aleon führte eine Hand zu seinen Augen. "Was meint ihr?"
Hashiro hob eine Braue. "Schon mal in den Spiegel gesehen?"
"Nein, noch nie."
"Reyon, was ist er?"
"Ein Meisterwerk.", antwortete die Projektion des alten Mannes, "Ein Homunkulus, wäre natürlich die zufriedenstellender Antwort."
"ER IST EIN-" Hashiro verstummte und blickte erstaunt zu Aleon, der gerade das Reisegewand vom Körper des Toten entfernte.
"Es brauchte eine schier endlose Zeit, aber schließlich ist es mir doch noch gelungen. Der Erste seit Jahrtausenden und der erste der jemals zum Leben erwacht ist, während die Alchemie versiegelt war. Den ursprünglichen Homunkuli wäre es unmöglich gewesen auch nur eine Sekunde zu überleben, wenn die Alchemie nicht freigesetzt ist, aber natürlich habe ich eine Lösung gefunden." Reyon seufzte. "Allerdings ist er im Augenblick nur ein Kind… ein überaus tödliches Kind, aber eben ein Kind."
"Und ihr denkt ich spiele den Babysitter?"
"Er lernt sehr, sehr schnell. Er wird euch all seine Fähigkeiten zur Verfügung stellen. Wenn er bei euch bleibt lernt er schon von ganz alleine, also stellt euch nicht so an."
"Und was sollen das für Fähigkeiten sein?"
"Größere Kraft und Geschwindigkeit als jeder Mensch und so präzise, dass er dir sämtliche Organe entnehmen könnte ohne ein einziges zu beschädigen, während ihr wild um euch schlägst und er eine Streitaxt als Werkzeug benutzt…" Reyons Projektion nickte in Aleons Richtung. "Einschließlich eurer Haut."
Hashiro sah zu dem Homunkulus, der gerade dabei war die Haut des inzwischen entkleideten Toten mit einem Messer zu entfernen, und musste zugeben das Reyons Worte durchaus einen gewissen Wahrheitsgehalt zu haben schienen.
Er sah zurück zu Reyon "Ich…"
"Ich fürchte wir müssen diese Unterhaltung später fortführen." Das Auge des Teufelsauge schlug zu, Reyons Projektion verblasste.
Abermals schaute er zu Aleon. "Was mache ich jetzt mit dir?"

Reyon schwang sich von seinem Stuhl auf sowie die Projektion geendet hatte und stürmte aus der Kabine und in die Gänge des Schiffes. An die mysteriöse Aura, die soeben seine Reichweite betreten hatte konnte er sich nur allzu gut erinnern.
"Macht euch Kampfbereit!", rief er laut aus und eilte weiter.
Mitglieder der Neuen Art, die ihn hörten stürmten aus ihren Kabinen und folgten ihm eilig. Er stieß die Tür zum Deck auf und trat hinaus unter den Nachthimmel.
"Macht euch Kampfbereit!", rief er lautstark, während er über das Deck eilte.
"Was gibt es?", rief einer der neuen Art.
"Es ist diese Hexe, die mich auf der Windtänzerin erwischt hat. Und der Käpten kann dann auch nicht weit sein!" Er beschwor seine Kräfte und Luft strömte unter den Rumpf des Schiffes bis es einige Fuß über dem Meeresspiegel strömte.
"Was? Dieses Monster greift uns noch einmal an!"
"Ja und, wenn er sich die Mühe macht wiederzukommen, können wir uns sicher sein, dass er uns diesmal nicht so leicht davon kommen lässt, also macht euch bereit um euer Leben zu kämpfen!" Er streckte seine inzwischen wieder angenähte Hand nach einem der Kristalle an der Reling aus, der augenblicklich zum leben erwachte. So schnell er konnte aktivierte er auch die übrigen Kristalle von denen sich Säulenartige Kristallstrukturen in die Höhe bildeten. Mit einem Fingerschnippen erweckte er die Säulen zum leben, die kegelförmige psynergetische Strahlen ins Wasser aussandten und dieses systematisch mit ihnen ableuchteten. Die Strahlen schienen einfaches Licht zu sein, doch würden sie jedes Lebewesen verbrennen, dass sich durch sie hindurchbewegte und ein Signalaussenden sowie etwas von annähernd menschlicher Größe in sie hinein geriet.
Auch wenn gewöhnliche psynergetische Suche nicht funktionierte, sollten diese Maßnahmen Paka daran hindern sich ihnen unbemerkt zu nähern. Leider war, nach Pakas letzter Machtdemonstration, das seine geringste Sorge. Dieses Mal befand sich natürlich der 'König' an Bord, der den Ausgang verschieben konnte, doch waren dessen Launen so unvorhersehbar, dass Reyon sich nicht sicher sein konnte wie viel Schaden Paka anrichten würde, bevor dieser auch nur einen Finger rührte.
"Holt Corvus her, es ist seine Aufgabe dieses Schiff zu beschützen.", rief er einem der über das Deck stürmenden Männer zu, der sogleich wieder unter Deck eilte, während die übrigen Mitglieder der Mannschaft an Deck strömten.
Sein ebenfalls wieder anmontierter handloser Arm verwandelte sich in eine Schwertklinge, die er auf der Mitte des Decks in die Höhe riss. "Verteidigungsformation! Wenn wir hier untergehen, ist es das Ende für unsere Art und unsere Zukunft!"
Rund die Hälfte der Männer bezog zwischen den Kristallsäulen an der Reling Stellung und beschwor eine Reihe kleiner Kristall in der Luft vor sich, die sowohl als Geschosse als auch als Schilde dienen konnten., während sich der Rest entweder in die Luft über dem Schiff erhob, wo er unsichtbar wurde, oder in einem Kreis um Reyon Stellung bezog. Letztere hielten entweder ihre Waffen in der Hand oder hatten ihre Hände selbst in Waffen verwandelt, einmal von drei Männern abgesehen, die beinahe regungslos dastanden und nur mit teilnahmslosen Gesichtsausdruck nach vorne starrten. Die Körper dieser Männer waren vollkommen mit Teufelsaugen gefüllt, die jeden Augenblick aus ihnen hervorbrechen konnten, um Reyon als zusätzliche tödliche Waffen zu dienen.
Es dauerte nicht lange bis Corvus dunkelhäutige Gestalt an Deck erschien. "Das Schiff bedarf meines Schutzes?"
"Das hätte es schon vor Stunden?", bemerkte der Mann, der Corvus geholt hatte.
"´Dieser Mann, Rulk, hatte mich angewiesen unter Deck zu bleiben."
"Ja, die Situation war schwieriger als erwartet.", sprach Reyon, "Jedenfalls stehen wir kurz davor von zwei mächtigen Berührten attackiert zu werden und können jede Hilfe gebrauchen."
"Ich verstehe." Corvus ließ sich auf den Boden gleiten und setzte sich im Schneidersitz hin. "Leiht mir eure Augen und Krallen, Geister!"
Kleine schwarze Schwingen sprossen aus Corvus gesamten Körper und ließen Reyon erstaunt einen Schritt zurücktreten, bevor sich einen Augenblick später eine unvorstellbare Menge Raben aus Corvus Körper erhoben und kreischend aufstiegen. Wie eine gigantische schwarze Wolke kreisten die Tiere über dem Schiff der neuen Art bis der Strom der Vögel aus Corvus Körper nach einigen Minuten versiegte und die Raben sich mit einem simultanen Schrei in alle Richtungen verteilten. Es dauerte nicht lange bis sie sich auf den zerklüfteten Felswänden der Devouras Küste niederließen und die Wände in der Nähe fast vollkommen bedeckten.
"Interessant.", sprach Reyon laut aus, während er insgeheim über das gewaltige Schauspiel staunte.
Er bemerkte, dass die übrigen Mitglieder der neuen Art ihr Staunen weniger versteckt hielten, denn sie starrten wie gebannt auf die Felswände.
"VERLIERT NICHT DIE KONZENTRATION!", donnerte er, "Wenn ihr überleben wollt, darf es keinen Augenblick der Nachlässigkeit geben!"

Einig Steine von der Größe eines menschlichen Kopfes schossen keine fünf Meter von Yudors letzter Position entfernt aus dem Boden und formten einen Torbogen in dessen inneren sich ein leuchtendes Portal auftat.
"Ich erwarte euch!", erklang eine klare monotone Stimme in ihrer aller Köpfe.
"Okay, das reicht!", rief Jenna lautstark, "Sollten wir nach allem was wir durchgemacht haben nicht ein wenig mehr sein als die Spielbälle von irgendwelchen anderen Wesen."
"Ich versteh was du meinst.", stimmte Aaron zu.
"Ich für meinen Teil habe nicht vor durch ein mysteriöses Portal in einer uns vollkommen feindlich gesinnten Welt zu gehen.", kam es von Felix, während er sich abwandte, "Wir sollten lieber einen anderen Weg suchen."
Isaac starrte tonlos in das Portal. "Welcher Weg, Felix?"
Der andere Erd-Adept sah zurück. "Was meinst du?"
"Erst diese Brücke und jetzt dieses Portal. Egal wo wir hingehen, irgendjemand hat diese Wege für uns vorbereitet. Vermutlich ist es unser Feind, aber die Angriffe dieser Hüter und Sensenmänner sind immer schwächer geworden. Vielleicht ist unsere beste Chance einfach in diese Falle zu tappen."
"Isaac.", meinte Garet neben ihm, "Das ergibt überhaupt keinen Sinn."
"Wenn sie uns nicht mehr so stark angreifen, wollen sie uns vermutlich irgendwo hinlocken wo sie einen größeren Vorteil haben."
"Und wie verbessert das unsere Chancen?"
"Wo hätten sie einen größeren Vorteil, als im Herzen ihres Hauptquartiers."
"Wir sind nicht einmal hier um sie zu erledigen.", widersprach Felix.
"Schon, aber den Körper eines Wesens das so mächtig ist wie Talos haben sie ganz sicher nicht einfach irgendwo rum liegen lassen."
"Du willst wirklich, dass wir durch dieses Portal?", fragte Aaron fassungslos.
"Ich will nicht länger ziellos hier herumirren… Wir wurden zu dieser Sache gezwungen gerade als wir zu Hause die Dinge wieder in Ordnung bringen wollten." Ohne ein weiteres Wort trat er durch das Portal.
Dunkelheit umfing ihn auf der anderen Seite. Oder zumindest dachte er das für einen Augenblick, doch dann bemerkte er Zail und den Mann der seinen Namen vergessen hatte in einiger Entfernung, die er klar erkennen konnte. Ebenso wie die durchsichtige Kristallplattform auf der sie alle standen und Begriff, dass Decke, Wände und der Boden unter der Plattform einfach nur viel zu weit entfernt waren, als dass er sie hätte sehen können, wenn sie denn überhaupt existierten.
"-RDAMMT ISAAC!" Jenna tauchte hinter ihm aus dem Portal aus nur einen Augenblick später Felix, dann die anderen beiden.
"Bist du wahnsinnig, auf dieser Seite hätte es nicht einmal Luft zum atmen geben müssen!", fuhr ihn die Feuer-Adeptin an.
"Auch wenn du darüber auch nicht nachgedacht hast, als du ihm hinterher gesprungen bist.", bemerkte Felix kopfschüttelnd.
Sie biss sich auch die Unterlippe. "Das war eine idiotische Idee."
"Dachte ich auch als ich und Namenlos die Tür gesehen hatten.", sprach Zail, der sich der Gruppe genähert hatte, "Allerdings scheinen wir unfreiwillig in einen Kampf mit Semihs Freunden verwickelt worden zu sein. Habt ihr zufällig einen von ihnen getötet?"
"Nein, das war er selbst.", erwiderte Isaac auf die Frage, "Wie war es bei euch?"
Zail nickte in Richtung des Namenlosen. "Er zwei… und ohne allzu große Schwierigkeiten."
"Wen hat Talos uns denn da geschickt.", kam es von Garet.
Zail verzog das Gesicht. "Hoffentlich sind wir zu Hause bevor wir das raus finden müssen."
Das Portal verblasste. "Und so seid ihr alle versammelt.", erklang die Stimme in ihren Köpfen. Dann erhob sich eine mannshohe Kristallpyramide mit trüber Oberfläche in der Mitte der Plattform.
"Ich bin Nor, der oberste Verwalter des Reiches und einstiger Hüter."
"Dann bist du für all diese Angriffe auf uns verantwortlich?", fragte Isaac mit einer Hand an seiner Waffe.
"Nein, aber es ist ein von mir aufgestelltes System, das die übrigen Verwalter zum Angriff bewegt hat."
"Macht das einen Unterschied?"
"Natürlich. Ich hätte gegen Wesen mit eurer Macht nicht so viele Verwalter geopfert."
"Und warum musstet ihr uns vernichten?", fragte Felix, "Nur weil wir keiner der euch bekannten Rassen entsprechen?!"
"Wie ich betrachtet ihr die Dinge von einem sterblichen Blickwinkel. Bei Wesen, die so mächtig sind wie ihr ein nicht unerhebliches Risiko, wenn gleich es eure Beurteilung nicht beeinflusst hat. Jeder muss kontrolliert werden oder das empfindliche Gleichgewicht dieses Ortes wird zusammenbrechen und jeder wird Sterben. Wesen die wir nicht kennen, besonders wenn sie mächtig sind, aber auch andernfalls, Könnten niemals vollkommen kontrolliert sein und würden immer ein Risiko für das Reich und alle Lebewesen darstellen."
"Das ist-"
"Ein notwendiges Opfer und den Schaden den auch ihr, aber insbesondere jene die ihr hier bekämpft habt, angerichtet habt hat dies noch einmal verdeutlicht. Dennoch habt ihr euch für die Beseitigung dieser anderen Gefahr euer Leben verdient."
"Also lässt du uns gehen?", fragte Zail skeptisch.
"Es gibt einige Bedingungen."
"War ja klar."
"Ihr werdet mir den gesamten Inhalt eures Geistes offenlegen und ich werde eure Kräfte permanent absorbieren, um sie auf ein ungefährliches Niveau zu begrenzen und euren Beitrag zur Erhaltung des Reiches zu leisten. Im Gegenzug stelle ich euch einen kleinen Bereich zur Verfügung in dem ihr frei agieren und Leben dürft."
"Hey, was soll das!", rief Jenna in Richtung der Pyramide, "Wir sind aus einem Grund hier!"
"Grund?", Nor verstummte für einen Moment, "Noch niemand ist aus einem Grund hierhergekommen. Wir alle sind unbewusst hier gelandet. Nun gut nennt mir euren Grund."
"Äh… na ja.", die Feuer-Adeptin blickte zu den Übrigen.
"Ein Wesen hat uns hierhergeschickt.", sprach Isaac an ihrer Stelle weiter, "Er sagte wir sollen seinen Körper finden…"
Stille.
"Verwalter…?"
"Ist dem so… Was hat dieses Wesen sonst noch gesagt? Und was für ein Wesen war es?"
"Gar nichts. Er hat uns über alles im unklaren Gelassen und wir wissen auch nicht was er genau ist, sondern nur das er sich Talos nennt."
"Talos…?"
"Ja."
"Bemerkenswert."
"Du kennst ihn?"
"Nein."
"Aber-"
"Bevor wir weitersprechen…", schnitt die Gedankenstimme ihnen das Wort ab, "Solltet ihr den Konflikt in eurer Gruppe beheben!"
"Was soll das heißen?"
"Man könnte meinen er hätte dir zu gehört.", meinte Ziel zu dem Unbekannten und alle Blicken wandten sich ihnen zu.
"Tut mir echt leid." Zail hob in einer ratlosen Geste die Hände und trat einen Schritt zurück.
"Ich hatte das eigentlich für einen späteren Zeitpunkt geplant.", sprach nun der Unbekannte und zog seine Klinge blank, "Aber Nor scheint das nicht zuzulassen."
"Verwünschte Mauer!"
Die Klinge des Unbekannten wurde von dem dichten Nebel zurückgedrängt, gerade als sie Isaac den Kopf von den Schultern trennen wollte,
"Dunststurm!", schallte Jennas Stimme zu ihnen herüber, kurz bevor sich eine Wolke von drachenförmigen Flammengeschossen aus ihren Händen lösten und auf den Unbekannten zu schossen. Er erweiterte Die Nebelmauer ein wenig, um sich auch vor der von diesem Angriff ausgesandten Hitze zu schützen, doch das war nicht nötig. Der Unbekannte feuerte ein machtvolles Lichtgeschoss aus seiner Hand ab, das mit der gewaltigen Feuerpsynergie kollidierte und einen Funkensturm über die gesamte Plattform versprühte. Der Unbekannte sprang von der Nebelmauer zurück und entging so Garets Klinge. Schneller als der Feuer-Adept reagieren konnte vollführte das namenlose Wesen einen Ausfall nach Garets Herzen, der funkensprühend von Aarons Klinge abgelenkt wurde. In einer einzigen Bewegung stieß der Unbekannte Aaron zur Seite und rammte Garet den Knauf seines Schwertes ins Gesicht. Isaac löste die Mauer vor sich auf und beschwor zwei riesige Geisterklingen, als der Unbekannte mit seiner Klinge zu einem tödlichen Schlag gegen Garet ausholte, während er seine andere Hand für einen Gnadenstoß mit Lichtpsynergie gegen Aaron richtete. Die Klingen bohrten sich widerstandslos in den Oberkörper des Unbekannten, der einen Schritt zurückstolperte. Isaac sprintete vorwärts, um ihn mit der finalen Geisterklinge zu erledigen. Im selben Augenblick sprangen Felix und Jenna vor und trennten dem Unbekannten jeder eine Hand mit ihren Schwertern ab. Isaac durchbohrte ihn mit seinem Schwert, während simultan eine Geisterklinge, die die Plattform überragte durch den Körper des Unbekannten schnitt und in zwei teilte.
"Verwünschte Mauer!" Die Fünf Adepten zogen sich blitzschnell zurück, während Garet ihnen eine Schutzmauer beschwor. Isaac richtete seine Handfläche auf den Unbekannten und die drei Geisterklingen explodierten in gleißendem Licht, das die gesamte Plattform verschluckte. Nachdem die Explosion vorüber war löste Garet ihren Schild.
"Ihr hättet mich fast erwischt.", meinte Zail der auf der anderen Seite der Plattform aufsetzte, nachdem er sich mit einem Sprung in Sicherheit gebracht hatte.
"Du hättest es verdient.", knurrte Jenna.
"Ja, aber wärt euch dumm vorgekommen, wenn der Angriff nur Kollateralschaden verursacht hätte.", erwiderte der Wind-Adept.
"Was soll das heißen?"
"Ihr glaubt doch nicht, dass ihn das schon erledigt hätte?"
*Sry, wollte den 'flow' nicht unterbrechen.^^ Ist nur gerade Prüfungsphase -.-*

Merl brauchte nur eine Sekunde, dann wusste er was er zu tun hatte. Eine spontane Idee, die die Antwort auf alle Probleme zu sein schien. Er ließ seinen Stab wirbeln und sammelte einen schwachen Stoß Psynergy. Dann ließ er ihn zu Boden sausen. Statt der Luftdruckwelle entstand ein breit gefächertes elektrostatisches Feld, dessen schwache Ladungen die Dämonen augenblicklich außer Gefecht setzte. Der Stromstoß erfüllte auch Merl und seine Gruppe, die kurz zusammenzuckten. Im gleichen Augenblick sendete er über Geistleser nur eine Anweisung: ~Jetzt!~
Noch ehe sein Stab zur Ruhe kam, drehte er ihn hinter seinen Rücken und änderte die Psynergyform zu Wind.
"Treibwind!"
Die Winde kamen auf und leiteten Merls Bewegungen, der einen gewaltigen Satz machte und mit völlig überraschendem Tempo auf Melfice zuhielt. Dieser überlegte im Bruchteil einer Sekunde ob er ihm entgegnen sollte, bis ihm einfiel dass er vermutlich versuchte seine Psynergy zu stehlen. Er versuchte also eine eigene Kraft an ihm wiederherzustellen?
"Als ob das funktionieren würde, ha!", rief Melfice, breitete seine Schwingen aus und entfernte sich von dem herbei rasenden Merl.
Doch dieser zeigte sich unbeeindruckt und setzte sofort nach, sobald seine Füße den Boden berührten. Darauf hatte Melfice gewartet. Er schoss erneut Strahlen aus seinen Augen auf Merl, der ohne Möglichkeit auszuweichen auf die Strahlen zuhielt. Dachte er zumindest. Dann drehte sich der Wind erneut und riss Merl aus seiner Flugbahn. Seine Ladung auf den Boden war alles andere als elegant, aber er schaffte es nach einer Rolle auf den Füßen zu halten. Doch damit war sein Zeitfenster abgelaufen.
"Du hast deine Freunde zum letzten Mal zurückgelassen.", bemerkte Melfice hämisch und schnipste.
Dämonen erschienen um Merl und die schutzlose Gruppe um Vera, da Merl das Sternenglas nicht mehr aktiv hatte. Doch darauf waren sie gar nicht mehr angewiesen. Merl schloss die Augen und öffnete erneut seinen Geist. Zwölf... Zwanzig... Vierundzwanzig... Sechsundzwanzig! Er konzentrierte sich auf jeden einzelnen von ihnen, erfasste sie und ließ die Psynergy fließen.
"Nullpunktladung!"
Bevor die Dämonen wussten wie ihnen geschah fuhr eine schmerzhafte Ladung durch ihre geisterhaften Körper und legte sie komplett lahm. Merl konnte unmöglich sagen wie es bei jedem einzelnen Individuum war, aber dieser Elektroschock legte den Denkprozess für fast eine Minute lahm und machte den Körper für zehn Minuten völlig taub. Und das alles ohne physische Schäden zu hinterlassen. Melfice war nun Herr über eine Schar völlig paralysierter Dämonen. Noch bevor Melfice begriff was los war, kam erneut Wind auf und Merl schoss wieder auf ihn zu. Melfice feuerte noch einen Strahl auf ihn, bevor er einen Satz zurück machte. Dieses Mal änderte Merl den Wind nur leicht, um den Strahl zu entgehen aber den Kurs beizubehalten. Der Abstand zwischen ihnen wurde immer geringer. Melfice spie eine Verwünschung und flog letztlich hoch in die Luft, wo ihn der Junge nicht mehr erreichen konnte.
"Anarath!"
Melfice sah verwirrt zu dem Rest der Gruppe, als er die Stimme erkannte. Es war die Azurblaue Läuferin. Sie war wieder auf den Beinen. Und nicht sie...
"Treibwind!", rief Anarath erneut und landete mit Hilfe eines windgeleiteten mächtigen Sprunges direkt bei ihnen, bevor Melfice auf krumme Gedanken kam.
"Was? Wieso sind alle wieder auf den Beinen?", fauchte Melfice erzürnt, als Merl der immer noch blassen, aber geheilten Tsuka auf die Beine hielf.
"Überrascht, Dämon? Anscheinend sind deine Ohren das einzige was gut funktioniert. Eigentlich hatte ich geplant, dass Tali dich ablenkt während ich Zuki heile.", sagte er mit gehässigen Grinsen. "Aber es stellte sich heraus, dass ich als Köder doch besser geeignet bin."
Melfice verstand. Das Mädchen das ursprünglich ihn ablenken sollte war eine Erdadeptin mit Heilkräften! Aber wie hatte sie das Bewusstsein zurückerlangt...? Dann fiel es Melfice wie Schuppen von den Augen. Der Stromstoß! Die elektrische Welle, die die erste Reihe seiner Dämonen ausgelöst hatte.
"Es ist Tsuka, Blödmann...", stöhnte Tsuka und richtete ihren Blick auf Melfice. "Ihr habt gut durchgehalten. Aber jetzt bin ich an der Reihe. Alles was ich brauche ist ein wenig Hilfe, Anarath. Überlass den Rest mir."
Sie beugte sich zu ihm vor, um Merl in sein Ohr zu flüstern.
"Der Junge... Ich will nicht dass er es mit ansehen muss."
Merl nickte ernst und richtete seine Psynergy unauffällig auf das überlebende Kind aus.
"Schlaf...", flüsterte er sanft.
Dem Jungen fielen erschöpft die Augen zu und sank schlafend zu Boden.
"A-Anar?", fragte Vera verwirrt, als sie den Jungen vor seinem Aufprall auffing.
"Schon gut. Du solltest vielleicht auch nicht zu genau hinsehen. Habe keine Angst. Dir wird nichts geschehen. Alles bereit?"
Tsuka nickte. Dann kniete sie sich in die Blutlache, die aus ihrer geschlossenen Wunde stammte, drückte ihre rechte Hand hinein und schob sich mit der linken eine mit runden Kerben verzierte Knochenplatte von ihrer Halskette zwischen die Zähne.
Melfice entschied, dass er lange genug tätigkeitslos gewesen war. Mit einem Brüllen entfesselte er eine breit gefächerte Welle aus dunkler Energie, die seine paralysierten Diener auslöschte. Es war höchste Zeit neue zu beschwören.
"Ich blute für euch. Ich atme für euch. Ich lebe für euch. Erhebt euch, ein letztes Mal! Beschützt jenen der euch teuer ist! Lasst euren Zorn freien Lauf!", rezitierte Tsuka mit beschwörerischer Stimme und zerbiss die Knochenplatte.
Die feinen Splitter rieselten zu Boden... Melfice schnipste und eine neue Welle tödlicher Dämonen erschienen um sie herum.
"Das ist euer Ende!", knurrte Melfice und befahl den Angriff.
Durchsichtige blau schimmernde Hände schossen aus dem Erdboden und ergriffen jeden Dämonen bevor sie angreifen konnten. Die Berührung ließ jeden einzelnen unter grausamen Schreien in einer grellweißen Stichflamme aufgehen.
"Was!? Wie-", begann Melfice entsetzt und brach unter Schreien ab, als ein weiteres Dutzend Hände aus seinem Körper schossen.
Die grellen Flammen breiteten sich wie ein Lauffeuer über ihn aus und ließen ihn unter höllischen Schmerzen zu Boden stürzen. Er schlug nach den Geisterarmen, doch die Berührung blieb ohne Effekt, nur das ein weiterer Teil seines Körpers Feuer fing. Den Armen folgten Körper. Menschliche Körper. Ihre Augen waren leere schwarze Punkte und ihre Bewegungen völlig ohne Antrieb. Aber Melfice erkannte sie. Es waren die Menschen die er vor wenigen Minuten getötet oder gefressen hatte.
Vera stieß einen spitzen Schrei aus, als die Toten sich aus der Erde erhoben und langsam auf sie zu schwebten. Tali und Lucya saßen wie versteinert da und betrachteten das Schauspiel mit ohnmächtigen Entsetzen. Doch die Geister der Toten interessierten sich nicht für sie. Sie versammelten sich um den schlafenden Jungen und bilden einen dichten Schleier um ihn. Einer vor ihnen, ein Mann strich mit seinen Fingerspitzen liebevoll über seine Wange.
"Alles wird gut...", hallte eine fast unhörbare körperlose Stimme aus dem Phantom.
"Hinfort mit dir Dämon. Du wirst uns in die Leere folgen.", hauchte die Stimme einer Frau, die sich aus Melfice Körper erhob.
Merl erkannte sie wieder. Es handelte sich um die Mutter des Jungen.
"Nein!!", brüllte Melfice und sprengte sich selbst.
Tsuka breitete die Hände aus und die Geister verloren ihre Form. Sie schmolzen zusammen und wurden zu einem tosenden Sturm, der die ein Wirbelsturm wütete. Der Sturm füllte sich mit dem körperlosen Geschrei Melfices, dessen geisterhafte Essenz selbst anfing zu verbrennen. Er versuchte seinen Körper erneut zu regenerieren, doch die grellweißen Flammen verhinderten, dass Melfice über die Grenze eines formlosen Fleischklumpens hinauskam.
"Kannst es fühlen, Dämon? Die Leiden und der Schmerzen derer, die du getötet hast? Spürst du es? Spürst du die Entschlossenheit diesen Jungen zu beschützen, eine Entschlossenheit die nicht einmal der Tod mindern kann?", brüllte Merl in den windlosen Sturm.
Neue Dämonen versuchten ihm zu Hilfe zu kommen, aber sie gingen sofort in eben jenen grellen weißem Feuer auf, dass Melfice folterte und seine letzten Psynergyreserven verbrannte. Seine Möglichkeiten waren erschöpft. Er musste fliehen! Wieder rief er Dämonen, doch dieses Mal ließ er sie sofort verschmelzen.
"Oh nein, das wirst du nicht...", murmelte Tsuka, deren Haut mit jeden Moment immer blasser wurde.
Der entstandene Verschmelzungsdämon erhob sich. Er war in seiner Art einzigartig und hatte Melfice eine Menge seiner wertvollsten und seltensten Diener gekostet. Der Koloss in geschwärzter Knochenrüstung erhob sich brüllend und hielt eine Laterne aus gleichem Material mit silbriger Geisterflamme hoch über seinen Kopf. Der Geistersturm der Toten legte sich leicht und zog auf die Laterne zu. Melfice nutzte den Augenblick um körperliche Form anzunehmen, entfaltete seine Schwingen und setzte zur Flucht an. Doch zwei Seelen widerstanden dem Irrlicht und ergriffen einen linken Arm und sein linkes Bein.
"Du wirst... nicht fliehen!", stöhnten die beiden.
"LASST MICH LOS!!", brüllte Melfice und riss mit aller Macht gegen die brennende Berührung der Geister an.
Sein Bein und sein Arm lösten sich in schwarze Asche auf und befreiten ihn, bevor das Feuer erneut auf ihn übergriff. Schnell schlug er mit den Schwingen und flog mit halsbrecherischen Tempo davon.
"Tsuki, er entkommt!!", rief Merl außer sich.
"D-Da kann man nichts machen. Ihre Seelen sind an den Jungen gebunden.", stieß sie mit sichtbarer Mühe hervor.
Im gleichen Moment erfüllte ein ohrenbetäubendes Brüllen die Lichtung, als der Laternendämon letztendlich auch von dem Geistersturm erfasst wurde und in einer grellweißen Flamme verbrannte.
Dann wurde es still. Es war nichts mehr zu hören, nur noch Tsukas schweres Atem und das ferne Prasseln der Flammen vom Dorf.
"I-Ist es vorbei?", fragte Vera ängstlich, als erwarte sie der Geistersturm würde jeden Moment erneut aufkommen.
Tsuka schüttelte den Kopf.
"M-Mama...? Papa...?", ertönte es hinter ihnen.
Der Junge war wach. Neben ihm knieten zwei der Geister.
"Es tut uns Leid... Vergiss niemals... Du bist niemals allein... Deine Eltern lieben dich... Vergiss niemals...", flüsterte die Mutter, beugte sich hinunter und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn.
Dann erlosch ihr Glimmen und sie löste sich auf. Der Vater erhob sich winkte seinem Sohn mit traurigem Ausdruck zum Abschied.
"Sei stark... Lebe dein Leben gut... so wie du willst... Bereue keinen Augenblick... Lebe wohl, mein Sohn..."
Dann schwebte er träge zu Tsuka hinüber und starrte sie von oben herab an.
"Danke... dafür dass ich meine Familie ein letztes Mal beschützen durfte...", flüsterte er mit immer leiser werdenden Stimme.
Dann stieß der Geist mit seiner Hand zu, durchdrang Tsukas Brust direkt in ihr Herz. Lucya, Vera und Tali zuckten entsetzt zusammen, als Tsuka sich unter entsetzlichen Schmerzen krümmte. Dann ließ der Geist des Vaters von ihr ab und Tsuka sank schwer atment in sich zusammen.
"Danke...", wiederholte der Vater ein letztes Mal, ehe er sich auflöste. In seinem letzten Wort echoten die Stimmen aller Toten wider und verklangen für immer.
"Mein Name ist Tsuka... Merkt ihn euch, ja...?", flüsterte sie lächelnd und schlief vor Erschöpfung in Merls Armen ein.
"Ich danke dir auch, Tsuki.", sagte Merl mit sichtbarer Erleichterung.
Hinter ihnen begann der Junge zu weinen.

Paka seufzte unhörbar.
~So viel zum Thema diskret. Ich verliere wirklich meinen Schneid. Was ihn wohl gewarnt hat?~
~Es ist gut möglich, dass das Störfeld des Devourasgesteins auf dieser Nähe nicht stark genug ist. Entweder das, oder die Störung beeinflusst die verzerrte Psynergy dieser Menschen nicht.~, antwortete Arilla in seinen Gedanken.
~Nun, zumindest scheinen sie von meinem letzten Auftritt eingeschüchtert zu sein, sonst würden sie kein so großes Aufgebot aufbringen.~, dachte der Käpten und betrachtete aufmerksam die Raben, die die steilen Klippen bedeckten.
Anschließend wanderte sein Blick zu den fremdartigen Projektoren, die das Wasser um das Schiff absuchten. Dann zu den Männern, die kampfbereit auf dem Schiff versammelt waren und die Umgebung aufmerksam absuchten. Dann zu Reyon. Skrasas hatte vermutlich recht gehabt als er sagte, es wäre besser gewesen ihn sofort zu töten. Paka war zwar überzeugt dass das nicht immer die beste Lösung war, aber diese Menschen waren für seinen Geschmack zu gefährlich. Er hatte gesehen wozu Kehlan fähig gewesen war. Und dieser Mann war vermutlich schlimmer.
~Eigentlich würde ich mich unter diesen Umständen zurückziehen, aber ich glaube kaum dass das jetzt noch möglich ist.~
~Weil sie aufgehalten werden müssen?~
Paka lächelte gequält.
~Nein, weil wir uns schon auf ihrem Schiff befinden und kaum ungesehen hier herunterkommen.~, dachte er und schlich sich hinter den Reihen der Soldaten entlang.
Arilla schützte ihm mit, wie er es gerne nannte, einem Inaktivitätsschild. Es war eine ausgesprochen ausgeklügelte Psynergyform, die die Aufmerksamkeit umstehender Wesen von seiner Position wegzog. Sie war eine von Arillas Spezialitäten. Einem sehr aufmerksamen Auge konnte dieser Schild trotzdem nichts vormachen. Aus diesem Grund hatte sich Paka in graue Lumpen gehüllt um seine doch sehr auffällige Gestalt zu verbergen und bewegte sich nur noch lautlos. Der Alarm hatte jedoch alles nur verschlimmert. Er bewegte sich so vorsichtig, dass er nur sehr langsam vorankam und geriet jedes Mal heftig ins Schwitzen, wenn ihn der Blick eines der Crewmitglieder streifte. Dabei hielt Paka ganz besonders die Reaktionen Reyons und der Raben im Auge, doch sie schienen bisher nichts zu ahnen.
Paka war schließlich erleichtert, als er endlich den Eingang unter Deck erreichte. Er setzte seinen Fuß auf die erste Treppe... die ein lautes Knarren von sich gab. Paka blieb das Herz in der Brust stehen. Er blickte über die Schulter zurück und bemerkte wie Reyon und zwei der ihm nächsten Crewmitglieder ihn ansahen. Es dauerte einen langen Augenblick, bis sich die Crewmitglieder wieder umdrehten. Reyon starrte ihn weiterhin an. Dann, es erging Paka als wären es Minuten, drehte sich Reyon wieder weg und erteilte weitere Anweisungen. Der Rest des Abstieges verlief reibungslos. Wenige Augenblicke später konnte Paka sich unter Deck frei bewegen. Da er kaum auf eine Menschenseele traf konnte er sich gleich viel schneller bewegen.
~Ich denke mal die sensiblen Bereiche des Schiffs zu betreten lassen meine Tarnung auffliegen?~
~Meine Ablenkung täuscht nur das Bewusstsein der Lebenden, nicht das von Maschinen oder Fallen. Sei vorsichtig, Paka.~
~Kein Problem. Sorge du nur dafür, dass wir nicht aus Versehen in das Quartier dieses zukunftsbesessenen Königs kommen. Wenn ich nur einmal 'Seeeehuuund!' höre, suche ich sofort das Weite.~
Dem hatte Arilla nichts einzuwenden. Es dauerte ein Weilchen bis Paka sich mit dem Aufbau des Schiffes vertraut gemacht hatte, aber er fand nach mehreren Minuten endlich wonach er suchte.
~Kein Zweifel, die Leitungen führen alle hier hinein.~, bestätigte Arilla seine Vermutung, als sie vor einer schweren Tür aus schwarzen Eisen anhielten.
Paka kniete sich an die Scharniere und fühlte sie mit seiner Handfläche nach Energien ab. Wie zu erwarten spürte er die seltsam verzerrte Kraft, die nur im Entferntesten an Psynergy erinnert. Der Käpten durchstöberte sein Gedächtnis nach einer Möglichkeit es zu entschärfen. Sazael war ein genialer Konstrukteur, vermutlich der beste den es je gegeben hat. Er hatte beim Neuaufbau der Windtänzerin, nachdem sie sie von Kriegsherr Reyter gestohlen hatten, fast ununterbrochen auf Paka eingeredet, um ihm die Details seiner Arbeit näherzubringen. Die Tür zum Kartenraum, zur Waffen- und Schatzkammer und auch seinem Quartier verfügten über die gleichen Leitungen wie diese. Die Energie mochte anders sein, aber der Aufbau war prinzipiell identisch. Er erinnerte sich noch daran, wie oft Sazael ihn ermahnt hatte zuzuhören, da er dieses Wissen später einmal gut gebrauchen könnte...
Paka seufzte, nahm seinen Dreizack und rammte ihn mit der Spitze voran in die Tür. Die Macht seiner Waffe riss die schwere Tür aus ihren Angeln und gab den Weg in die zentrale Energieversorgungskammer frei. In der Ferne hörte er drei Sekunden später das Chaos ausbrechen.
"Ich wusste ich hätte zuhören sollen."
Paka eilte schnell in die Kammer und orientierte sich mit einem raschen Blick. Mit den fremdartigen Geräten konnte er überhaupt nichts anfangen. Aber zumindest konnte er dank Sazaels Lehren rational entscheiden was für dieses Schiff wichtig war und was nicht. Wieder hob er seinen Dreizack.
~Paka?! Was hast du vor?!~
~Etwas, wofür mich Sazael bis an den Rest seines Lebens hassen würde, wenn er mich jetzt sehen könnte.~
In diesem Moment erschien Reyon schlitternd in der Tür. Pakas Dreizack streckte sich aus und Reyons Augen weiteten sich vor Entsetzen. Der Zacken trafen ihr Ziel und ließen das Schiff unter einer Reihe von Detonationen erschüttern.

Flama überprüfte ihr Aussehen schnell noch einmal in der Spiegelung eines Wassereimers und schob sich eine Strähne hinter das Ohr.
"Steht die Verbindung nun?"
Ihr Schlachtenkoordinator, der Mann der den alten nach der peinlichen Aktion am Strudel ersetzt hatte, trat einen Schritt von dem Gerät weg und nickte.
"Wann immer Ihr wollt, Herrin Flama. Ich lasse Euch allein."
Der Mann verließ ihre Kammer.
"Gut. Dann mal los.", murmelte sie zu sich selbst und setzte in froher Erwartung ihren Kommunikationskristall auf die Spitze.
Das transparente Miniaturebenbild des Kriegsherrn erschien.
"Ah, Flama!", grüßte der Kriegsherr sie freudig. "Wie läuft die Expedition?"
"Den Umständen entsprechend gut.", sagte sie mit dem Anflug eines Lächelns. "Wir haben den Leuchtturm entdeckt, vorbereitet und den Aufenthaltsort des Marssterns."
Reyter beugte sich mit gierigem Interesse vor.
"Das ist die größte Erfolgsmeldung einer Bergungsexpedition seit Monaten! Ich bin wahrlich stolz auf dich, Flama."
"Bitte lobt mich nicht zu früh, Kriegsherr.", erwiderte Flama und straffte sich für das Kommende.
"Der Stern ist durch komplizierte Vorgänge mit einem Menschen verbunden. Die Hexen können ihn extrahieren, aber das dauert seine Zeit. Viel Zeit. Bis dahin ist ein Großteil Mirnuzars vielleicht vom Strudel verschlungen worden."
Reyter hob die Brauen und lehnte sich zurück.
"Mit wem ist dieser Stern verbunden?"
"Mit der eigentlichen Thronerbin Polinas.", berichtete Flama. "Ich habe mich bereits nach einer Lösung erkundigt. Und offenbar gibt es eine. Es gibt einen Doktor... sein Name ist Balder Vincent. Er ist in der Lage die Bindung aufzulösen. Auch wenn sein Aufenthaltsort ungewiss ist und nicht einmal sicher ist, ob er noch lebt... Kriegsherr?"
Reyters Augen hatten sich wissend verengt und ein Lächeln hatte sich auf seinen Lippen gebildet.
"Im diesen Fall habe ich eine Ahnung. Ich glaube den Mann zu kennen, auch wo er sich aufhält. Auch wenn es schwierig wird an ihn heranzukommen. Aber später dazu. Dieser Mann kann uns also an den Marsstern kommen lassen?"
Flama nickte.
"Das ist das, was man mir gesagt hat. Und bisher hat sich diese Quelle als kooperativ erwiesen."
"Ausgezeichnet Flama. Es erfreut mich zu sehen wie erfolgreich dein erster Auftrag ist. Gibt es sonst noch etwas?"
Flama leckte sich nervös über das Innere ihrer Zähne. Dann berichtete sie über das Zusammentreffen mit Pakas Leuten. Sie ließ kein Detail aus, nicht einmal dass sie sie einfach ziehen gelassen hatte oder den Teleportkreis sichergestellt hatte, bevor sie ihn hinter sich zerstört hatten. Reyter unterbrach sie nicht einmal, bis sie geendet hatte. Er schwieg einen langen Moment. Dann...
"Ich verstehe. Dennoch wüsste ich manche Gründe hinter deinen Entscheidungen. Warum hast du sie gehen lassen?"
"Wie ich bereits sagte, Kriegsherr: Sie sind bei der Schließung des Strudels und dem Entfesseln der Alchemie nicht unsere Feinde. Und sie sind uns was das angeht einiges im Voraus. Sie haben Elementarsterne, kennen die Position von Leuchttürmen und halten freundliche Bündnisse zu Mirnuzars Einheimischen aufrecht, die uns fehlen. Ich halte es für klüger zu ihnen Vertrauen aufzubauen und mit ihnen zu kooperieren, anstatt sie zu jagen und unser beider Vorankommen in dieser Aufgabe zu behindern."
"Mein Befehl sie nicht gezielt zu jagen besteht aus eben jenem Grund.", stimmte der Kriegsherr zu, jedoch verdüsterte sich seine Stimmung. "Aber dennoch... Du hälst es für richtig Vertrauen zu einem Verräter aufzubauen?"
"Verzeiht Kriegsherr, aber was ich plane zu erreichen ist anders als Euer Bündnis zu Paka damals."
Bisher hatte nie einer gewagt dem Kriegsherr so respektlos zu widersprechen. Aber Reyter blieb ruhig.
"Erkläre."
"Damals wart Ihr und Paka lediglich im Hass gegen den Drachenclan vereint. Doch sobald eure Ziele sich voneinander unterschieden, begann Paka Euch zu hintergehen. Paka ist kein Mann, der nach Vergrößerung seiner Macht und der Vereinigung verschiedener Länder strebt. Ihr ward ein Eroberer, er ein Beschützer."
Reyter verschränkte mit regungsloser Miene die Arme.
"Und das ist heute anders?"
"Heute seid ihr beide Beschützer. Nur mit dem Unterschied, dass Ihr den Pfad der Eroberung und Unterwerfung gewählt habt, während Paka den des Vertrauens und der Zusammenarbeit mit den Unberührten gewählt hat. Ein Pfad der, wie Ihr uns gelehrt hat, auf weite Sicht nicht funktioniert. Die Kluft zwischen denen mit Psynergy und denen ohne ist einfach zu groß. Ihr hingegen beschützt das Volk der Adepten, indem Ihr diesen Teufelskreis von Verrat und Spaltung durchbrecht und alles unter Eurem Banner vereint. Unter diesem Ideal kämpfen Eure Männer und Frauen für Euch, damit eines Tages wahrer Friede herrscht. Auch wenn es viele Opfer fordert. Ich stehe ebenfalls dazu.", fügte sie mit leiser werdener Stimme hinzu und legte sich die Hand auf die Brust.
"Paka und seine Männer sehnen sich ebenfalls wie wir nach der Rettung Mirnuzars und nach Frieden. Dieser Frieden jedoch liegt in der Vorstellung Euch aufzuhalten. Doch da Paka auf Bündnisse und Zusammenarbeit mit den Unberührten vertraut wird er untergehen. Doch bis es soweit ist, braucht er uns. Es kann keinen Frieden geben, wenn kein Mirnuzar mehr da ist, in dem man leben kann."
Reyters kleine transparente Gestalt in dem Kristall sah sie eine lange Weile nachdenklich an, dann nickte er.
"Das mag sein. Aber das ist bestimmt nicht alles was dahinter steckt, oder?"
Flama zeigte ein schuldiges Lächeln.
"Ihr habt Recht. Tatsächlich habe ich etwas wie Sympathie zu manchen von ihnen aufgebaut. Seid versichert, dass es meinem Pflichtbewusstsein nicht im Wege stehen wird. Ich werde bereit sein das Vertrauen von ihnen zu brechen, wenn der Zeitpunkt gekommen ist."
"... Ich glaube dir Flama."
Sie verneigte sich.
"Ich danke Euch, mein Kriegsherr."
Reyter lächelte grimmig.
"Nichts zu danken. Dein Vertrauen hast du dir redlich verdient. Und ich nehme an bis der Doktor gefunden ist, ist dein Auftrag erst einmal zu meiner völligen Zufriedenheit erledigt. Ich denke es wird Zeit für deinen nächsten Auftrag. Der Ristemé Londoro übernimmt ab jetzt wieder das Kommando über die 'Hyve' und die Frostlande Expedition."
"Was soll ich tun, mein Herr?"
Reyter warf einen Blick zur Seite.
"Admiralin Zaisa?"
Der Kriegsherr verschwand und an seiner Stelle tauchte die beeindruckende Erscheinung der Admiralin der Zerstörung auf: Zaisa. Flama schluckte. Sie war es gewohnt mit dem Kriegsherrn und Hohegeneral Norgono als ihren Schiffskapitän und Mentor zu sprechen. Doch bei der Admiralin überlief sie jedes Mal ein Schauer. Die Frau galt selbst unter den dreien als streng. Wie lange hatte sie der Unterhaltung schon zugehört?
"Oberoffizin Flama vom taktischen Stab."
"Ich höre, Admiralin Zaisa?", fragte sie mit trockendem Mund.
"Hiermit übergebe ich Euch zeitweilig das Kommando über die 'Eraser' und meine Mannschaft. Mein Erster Offizier Weldon wird Euch als Berater zur Seite stehen."
Flama musste sich Mühe geben die Admiralin nicht mit offenden Mund anzustarren.
"E-Es ist mir eine Ehre, Admiralin."
"Euer Auftrag ist die Infiltration des schwebenden Kontinents Neu-Mirnuzar und das Sammeln der Informationen, die zur Befreiung des Marssternes notwendig sind. Was mit dem Doktor Balder Vincent geschieht bleibt Euch überlassen. Genaue Details für diese Operation wird Euch bei Eurem Aufbruch übergeben. Wir richten im diesem Moment einen Teleportkreis ein, der mit Eurem Standort verbunden ist. Reist so bald wie möglich ab und trefft Euch mit uns auf der 'Eraser'."
Flama nahm steif Haltung an.
"Sehr wohl Admiralin."
"Gute Jagd, Oberoffizierin. Verbindung wird beendet."
Der Kristall verblasste und schlummerte wieder komplett ein. Flama blieb noch eine ganze Weile wie angewurzelt stehen. Dann ging sie nach draußen um Londoro zu informieren.

"Fühlt Ihr Euch unwohl, die 'Eraser' in Flamas Obhut zu übergeben?"
Die Admiralin schüttelte den Kopf.
"Ich zweifle Eure Entscheidung nicht an. Ich weiß, dass Flama eine fähige Frau ist, ganz gleich wie wenig Erfahrung sie hat. Auf meinem Schiff ist allerdings ein strenger Befehlston notwendig. Besonders wegen meinem Ersten Offizier Weldon. Es muss sich zeigen ob Flama genug Respekt bei meinen Männern findet, damit diese Ihr auch gehorchen. Bei allem Respekt... Ich glaube es gelang ihr auf der 'Hyve' nur, weil bekannt ist dass Ihr sie protegiert, Kriegsherr."
"Vielleicht. Aber Flama wird bald mit ihren eigenen Erfolgen ihren Respekt verdienen."
Er ging zum Fenster und sah zur 'Eraser' im Hafen hinunter. Sie befanden sich in einem Außenposten, da Reyter seine unterdrückenden Manchetten gebrochen hatte und seine intensive Psynergy das geheime Hauptquartier verraten könnten.
Flama wird es noch sehr weit bringen. Der Tag wird kommen, dann wird sie meinen Platz einnehmen und das vereinigte Mirnuzar im ewigen Frieden zu unvergänglicher Pracht führen, dachte er zufrieden und wandte sich seiner Admiralin zu.
"Kommt meine Teure. Es ist noch viel zu tun."

Tali kümmerte sich um Tsuka. Ihr Zustand war nicht ernst, aber sie war völlig erschöpft. Merl hatte Tsukas Beschwörungen schon öfter gesehen und kannte den Tribut den sie forderten. Sie würde morgen wieder auf den Beinen sein.
Lucya hingegen kümmerte sich um den Jungen. Er weinte nicht mehr, stand aber unter Schock. Natürlich, er hatte gerade seine Eltern verloren. Und vielleicht sogar alle die er gekannt hatte. Sein Schmerz war bedeutend größer. Merl hätte seinen Geist berühren, ihn beruhigen können oder ihm Beistand leisten können. Doch die Erfahrung zeigte, dass es besser war sich in solchen Momenten nicht auf die Sternenmacht zu verlassen. Und in Lucyas Obhut war er am besten aufgehoben. Sie verstand ihn von allen Anwesenden am besten. Denn sie hatte vor ein paar Jahren das gleiche Schicksal erfahren...
Er selbst kümmerte sich um Vera. Sie saß stumm neben Merl und sah zu wie er mit seiner Psynergy den Boden für Grablöcher aufgrub. Er suchte immer noch nach den richtigen Worten, als Vera ihn zuerst ansprach.
"Du meintest vorhin niemand würde sein Leben lassen. Auch wenn ich nie gedacht hätte, dass wir heil da raus kommen... Ailas ist tot."
Merl bis sich auf die Lippe. Was er im Begriff war zu sagen machte alles wohlmöglich nur noch schlimmer.
"Du kannst es mir sagen. Ich werde nicht daran zerbrechen, falls es das ist was dich beschäftigt."
Merl sah sie überrascht an. Es war als könnte sie seine Gedanken lesen, ohne ihre Psynergy zu benutzen.
"Ich... bin nicht sicher, ob er tot ist."
"Das da ist seine Leiche.", sagte Vera ruhig, als würde sie einem Kind erklären das eins plus eins zwei ergibt.
Merl sah in die leblosen Augen des abgerissenen Kopfes.
"Ja. Und ich kenne keine Sternenmacht die so etwas vortäuschen könnte. Dennoch..."
Er atmete tief durch.
"Du musst wissen... Ich kann das Ableben von Berührten spüren, ganz besonders wenn es in meiner unmittelbaren Nähe geschieht."
"Und bei Ailas hast du nichts gespürt?"
Merl begannen Zweifel über sich selbst aufzusteigen, doch er nickte langsam.
"Du hast mich vorhin erlebt, als ich die Kraft des Dämonen absorbiert habe?"
"Du warst wie betäubt. Was war geschehen?"
"Das ist... kompliziert. Ich weiß nicht genau wieso, aber mein Wesen reagiert empfindlich darauf, fremde Sternenmacht zu absorbieren. Nein, anders... Zu verschlingen trifft es wohl eher."
"Verschlingen? Du meinst doch nicht etwa wie dieser Dämon?"
"Nein... Dieser Melfice hat sich von der Sternenkraft genährt um stärker zu werden. Die die ich in mich aufnehme... verschwindet."
Vera sah ihn eine Weile nachdenklich an, dann glitt ihr Blick wieder zu den Überresten ihres toten Freundes.
"Wir kommen vom Thema ab."
Merl nickte.
"Was ich sagen will ist... Wenn ein Berührter stirbt, entweicht ein Teil seiner Sternenmacht. Ganz gleich wie abgelenkt oder schockiert ich in diesem Augenblick gewesen war, ich hatte die Auswirkung an meinem eigenen Körper spüren müssen."
"Hat dich dein Gefühl denn noch nie betrogen?"
"Nie.", erwiderte Merl ernst.
Vera sah ihn noch lange an, bevor sie sich wieder abwandte.
"Aber meine Augen sehen meinen Freund Ailas. Zerstückelt, tot. Vermutlich durch den selben Dämon der meinen Bruder getötet hat."
"Und was sagt dein Herz dir? Bezüglich Ailas und deines Bruders?"
"Ich weiß es nicht!!", kreischte sie plötzlich und presste sich die Hände auf den Kopf. "Es ist als...!! Ich weiß es nicht!! Bin ich jetzt allein in dieser fremden Welt?! Ich weiß es nicht!!"
"Du bist nicht allein, Vera."
"Kannst... Kannst du mich nicht einfach mal in Ruhe lassen!!", schrie sie ihn an und vergrub weinend ihr Gesicht in ihren Händen.
Merl unterbrach seine Arbeit und setzte sich neben sie.
"Du wirst sehen, die Dinge werden sich noch zum Guten wenden. Ganz gleich wie finster es im Moment aussehen mag. Du darfst nur nicht die Hoffnung aufgeben."

Melfice fluchte. Sein Arm und sein Bein, dass er den Geistern geopfert hatte, hatte sich immer noch nicht regeneriert. Er verfluchte das Mädchen, dass ihm das angetan hatte. Ihr Wissen um die dunklen Künste war viel zu gefährlich, als das er es sich leisten konnte ihr oder diesem psynergyfressenden Burschen noch einmal zu nahe zu kommen. Das Risiko war es nicht wert. Um ein Haar hätte er seine dämonische Form verloren...
"Nun sieh mal an, wen wir da haben."
Melfice sah sich auf der Lichtung um, auf der er notgelandet war. Er kannte die Stimme. Aus den Schatten traten Garm und Dewan.
"Mir war als hätte ich einen schwer verletzten Dämon gewittert. Melfice? Nein, das kann nicht sein. Wieso würde er seine Substanz über die Gegend verteilen? Doch, er ist es! Welch Überraschung! Aber was jetzt? Wäre es nicht unfair, einen so schwer verletzten zu überfallen? Was denkst du, Partner?"
"Das reicht. Machen wir es einfach.", entgegnete Dewan.
"Ihr...!", grollte Melfice wütend und entfaltete seine Schwingen.
"Denkt nicht einmal daran, 'Meister Melfice'. Bei dem Gestank den Eure verletzte Substanz hinterlässt finde ich Euch überall."
"Ihr denkt wirklich, ihr könnt es mit mir aufnehmen?"
"Ihr macht uns keine Angst mehr, Melfice.", erwiderte Garm gemächlich, war jedoch in Wirklichkeit bis aufs Äußerste aufmerksam. "Ich zeige Euch dieses Mal einen Biss, der wirklich wehtut. Los, schnappen wir ihn uns!"

Kretarr erwartete sie bereits. Er ließ sie ein und führte sie wieder in den Wohnraum, wo bereits ein üppiges Mahl auf sie wartete. Erst jetzt wurde Kanra und Sinaphie bewusst wie hungrig sie waren und griffen dankbar zu.
"Die Vorbereitungen für Eure Rückkehr sind noch nicht abgeschlossen, aber wir haben die Aufzeichnungen gefunden wie das zu bewerkstelligen ist. Morgen sollten wir damit fertig sein.", sagte Shikraa und riss ein Stück von einer grünen Fleischkeule, die furchtbar aussah aber sehr lecker war, wie Kanra herausfand.
"Wir danken Euch sehr."
Der Federheld machte eine wegwerfende Handbewegung.
"Nicht der Rede wert. Aber lassen wir das ersteinmal beiseite. Wie war euer erster Eindruck von Mengeskat?"
Kanra hielt inne und legte die Scheibe Würzbrot nieder, in die sie gerade beißen wollte.
"Die Stadt ist faszinierend. Doch ein Paradies..."
"Wieso haben diese Kinder kein zu Hause? Wieso müssen sie auf der Straße leben?", fragte Sinaphie geradeaus. "In Nebelnest gibt es auch elternlose Kinder, aber sie finden überall Unterschlupf. Wieso ist es hier anders?"
Kretarr tippte geräuschvoll mit seiner Klaue auf seinem Teller und zeigte dann aus dem Fenster, wo man den Umriss des Kaiserschlosses sehen konnte.
"Der Verfall dieses 'Paradieses' hat schon vor Ewigkeiten eingesetzt. Noch bevor wir Federhelden den Aufstieg gewagt haben. Nicht jeder erwählter Kaiser hatte sich für Mengeskats Allgemeinwohl eingesetzt. Gier nach Reichtum und Wohlstand haben irgendwann das Kaisertum korrumpiert und zu dem geformt was es heute ist. Und so geschah es das die Reichen die weniger Reichen ausbeuteten bis diese nichts mehr hatten. Die Dschinn sind die einzigen die sich noch für die Welt Mengeskat selbst einsetzen, aber die Menschen, Aerorill und besonders die Aquarill stehen ihnen da entgegen."
"Aber wieso?!", fragte Sinaphie verwirrt. "Ist denen das Schicksal der Kinder egal?"
"Natürlich. Das Problem in dieser Stadt ist, dass sie irgendwann so groß gewachsen ist, dass sich jeder nur noch um sich selbst kümmert. Es gibt keine Fremdeinflüsse von außerhalb, die sie als Gemeinschaft zusammenschweißt. Und deshalb zerfällt Mengeskat Jahr für Jahr. Für jemanden der so alt ist wie wir ist es besonders schlimm diesen Verfall zu beobachten. Wir sehen die Auswirkungungen über einen sehr viel längeren Zeitraum."
Kretarr blickte sie aus leuchtenden Augen heraus an.
"Sicher, es gibt jene die den Verfall erkennen und versuchen ihn aufzuhalten. Aber niemand gibt ihnen eine Chance oder hört ihnen zu."
Er lehnte sich zurück.
"Nun, nicht alles an Mengeskat ist schlecht. Aber ich wollte Euch seine Schattenseiten nicht verbergen. Man kann hier ein sehr gutes Leben führen, ohne Angst vor einem Krieg zu haben. Außerdem wärt ihr überrascht was für Ideen und Erfindungen aus den Geistern vierer Völker zusammengelegt entspringen. Da fällt mir ein... Ich wollte euch zweien noch eine Frage beantworten."
Kanra und Sinaphie tauschten einen fragenden Blick.
"Was für eine Frage?"
"Esst auf. Ich möchte euch etwas zeigen."
Eine Stunde später folgten sie Kretarr wieder den Turm auf die höchste Ebene hinauf. Es war bereits tiefste Nacht und der überwältigende Sternenhimmel, der Mirnuzars in nichts nachstand, erstreckte sich in alle Richtungen. Doch dieses Mal stand ein Gerät auf der Turmspitze, dass auf den Nachthimmel gerichtet war.
"... Ein Teleskop?", fragte Kanra vorsichtig.
Kretarr nickte.
"Genau. Doch möchte ich wetten, dass es alles was ihr kennt in den Schatten stellt. Schaut nur hinein."
Kanra ließ Sinaphie den Vortritt. Kretarr zog einen Hocker heran, damit Sinaphie an das Guckloch heranreichte. Sie gurrte beeindruckt.
"Was sind das für Linien und Zeichen?"
"Das ist eine Technologie auf Basis der Sternenmacht. Die Dschinns haben bei der Herstellung dieses Gerätes sehr geholfen. Die Linien zeigen Umlaufbahnen oder Abstände oder ähnliches an."
Während er erklärte, tauschten Kanra und Sinaphie die Positionen. Sie hatte sich bisher nie für Sterne interessiert und hatte auch keine Ahnung wie sie funktionierten. Das einzige das sie wissen musste war der Sonne-Mond-Wechsel, alles andere hatte sie bisher nicht interessiert. Es war auch beeindruckend wie weit sie damit sehen konnte, aber nichts was sie wirklich interessierte.
"Welche Frage soll uns das nun beantworten, Kretarr?"
Sie zuckte überrascht zusammen, als der Federheld ungefragt das Gerät verstellte. Plötzlich sah Kanra eine blaue Kugel vor sich, auf der sie Landmasse erkennen konnte.
"Was ist das?"
"Sag du es mir, Kanra.", erwiderte der Federheld herausfordernd.
Nun war sie völlig ratlos. Doch dann begannen ihr die Umrisse der Landmasse vertraut vorzukommen. Sie hatte es zunächst nicht erkannt, weil es sich neulich verändert hatte, aber...
"Kann es sein...?"
"Was siehst du Kanra?"
Sie tauschten wieder. Kanra wandte sich sprachlos an den Federhelden.
"Ist das... Mirnuzar?"
"In seiner gesamten Pracht. Auch wenn es mich gewundert hat, was damit geschehen ist. Ich schaue gerne alle Jahre in den Nachthimmel und selbstverständlich auch auf Mirnuzar. Letztes Mal sah es noch nicht so aus."
"Das liegt wohl daran, dass jemand versucht hat es zu einem gewaltigen Superkontinent zusammenzufassen... Aber... Wie ist das möglich?! Wieso ist Mirnuzar am Nachthimmel? Auf einer blauen Kugel?!"
"Ich sehe ihr habt euch nie mit dem Gedanken beschäftigt, was die Welt ist auf der ihr lebt?"
"Auf jeden Fall nicht auf einer Kugel!! Galatan zum Beispiel war eine Ebene, genau wie Mirnuzar! Wenn man zu weit gereist ist, traf man auf die Gaiafälle und die Welt war zuende!"
Der Federheld verfiel in einem schallenden Lachanfall.
"Das ist nicht witzig!", erwiderde Kanra heftig und errötete.
"Ah... Tut mir leid. Ich vergesse immer, dass solche Dinge nur wahrlich Gelehrten bekannt ist. Gaiafälle existieren, wohl wahr. Aber das macht eure Welten nicht zu einer Scheibe oder geraden Ebene.", sagte Kretarr und wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel.
"Wenn das Mirnuzar ist... Kann ich Nebelnest sehen?"
Kretarr schüttelte den Kopf.
"Du wirst nur den weißen Fleck erkennen, der die Inselgruppe einhüllt."
Kanra wollte es immer noch nicht so recht akzeptieren.
"Wir sind nur eine Treppe hinaufgelaufen. Eine lange, ja, aber niemals so lang um uns hierher zu führen."
"Richtig. Es war die Sternenmacht die euch letztendlich zu uns brachte, gespeist aus dem Heiligtum der Winde. Wir haben nichts Vergleichbares hier, deshalb gestaltet sich die Rückreise auch so schwierig. Aber wir werden es schaffen."
Das brachte Kanra auf eine Idee.
"Nichts Vergleichbares? Dann gibt es hier keine Leuchttürme... Und entsprechend keine Alchemie?"
Der Federheld nickte.
"Wieso ist die Welt nicht von Gaiafällen verschlungen?"
"Weil es hier keine Gaiafälle gibt."
Kanra schüttelte ungläubig den Kopf.
"Unmöglich. Von solchen Welten habe ich nie gehört. Es muss sie geben!"
Kretarr rollte mit den Augen.
"Das hat mit den Gesetzen der Alchemie zu tun. Sie sind ziemlich komplex und schwer zu erklären. Ich kann es aber trotzdem versuchen."
Kanra verschränkte die Arme.
"Bitte, ich höre!"
"Nun... Gut. Nehmen wir mal an die Welt Mirnuzar-"
"Kretarr!!"
Kanra würde nie erfahren wieso Mirnuzar als Planet am Himmel stand oder wieso es Welten ohne Alchemie gab. Denn in diesem Moment kam Shikraa die Treppe zu ihnen hochgehetzt und ging zu ihnen hinüber.
"Ein Notfall. Der Kaiser ruft uns.", sagte der dunkelfedrige Aerorill zu seinem Kollegen.
"Der Kaiser ruft uns nie. Was ist denn passiert, was es so dringend macht?"
"Es scheint als wäre seine Tochter, die Prinzessin, entführt worden."
Kanra und Sinaphie machten große Augen.
"Oh...", machte Kanra.
"Tar...ban?", flüsterte Sinaphie.
"Denkst du wirklich...?"
"Er schien ziemlich aufgewühlt, als er vorhin gegangen ist..."
"Aber entführen...?"
Die Federhelden wandten sich verwundert an die zwei Frauen.
"Sagt bloß... Wisst ihr etwas?"
Kanra fuhr sich nervös durch die Haare und erwiderte Kretarrs Blick.
"M-Möglicherweise..."
Der Dämon blickte zu dem Meister sowie dem Hundedämon. Obwohl er angeschlagen war, bildete sich ein breites Grinsen auf seinen Lippen. „Ts Ts Ts.“ Gab er von sich, während er belustigt seinen Kopf schüttelte. “Ein Dämon der sich mit einem Menschen zusammengeschlossen hat. Ein Verräter der eigenen Rasse. Zu eurem Pech, werdet keiner von euch Meister Melfice aufhalten können.“
Die Blicke der beiden veränderten sich, als sich die Gestalt ihres Gegenübers sich gänzlich veränderte. Garm erkannte jetzt, wen oder vielmehr was sie vor sich hatten.
„Ein Kopierdämon.“ Fluchte Garm, als er zugeben musste, dass sie getäuscht worden waren. Diese Dämonen konnten das Aussehen, die Stimme, die Aura und jegliche Präsenzen eines anderen Dämons kopieren, jedoch nicht die Fähigkeiten. Der Dämon vor ihnen verstrahlte die gleiche Kampfstärke wie Melfice, aber das war es auch schon. Er wusste nun, dass es nicht echt war.
„Exakt und ich bin der einzige Dämon der zwei Beschwörungs-Slots verbraucht. Ich löse mich nicht mit einem Treffer auf.“ Verkündete er stolz.
„Du wirst vernichtet werden Dämon. Wenn du dich entschließt zu kämpfen, werde ich dich auslöschen.“ Versprach Dewan auf der anderen Seite.
Er wusste, dass er die Beschwörungen von Melfice auslöschen musste. Das Geheimnis seiner Beschwörungstechnik war, dass er Dämonen direkt aus der Dämonenwelt beschwor. Die Dämonen waren als Beschwörung in der Offensive zwar genauso stark, verschwanden dafür aber nach einem Treffer auch schon. Es starb also keiner von ihnen, auch wenn Melfice selbst diesen Eindruck im Kampf vermitteln wollte.
„Ich werde nicht verschwinden und notfalls bis zu meinem Tod kämpfen, auch wenn ich keine Chancen habe. Ich werde meinen Zweck erfüllen, damit Meister Melfice uns retten kann. Er ist der Erlöser. Es hat euch Menschen nicht nur gereicht uns in der alten Epoche mit eurem dunkeln Wissen zu versklaven… Es war ein Mensch, der die Welt der Dämonen im Alleingang angegriffen und nahezu vernichtet hat. Es ist also unser Recht Mirnuzar zu bekommen!“
Der Dämon stürzte sich auf sie.

Als hätte er nur darauf gewartet, erschien der Dämon Melfice wieder – jedoch aus einem Ort mit dem vermutlich keiner gerechnet hatte. Der Dämon befreite sich aus dem bewusstlosen Körper Tsukas und hatte sie mit einem großen Loch zurückgelassen, aus dem er sich gewaltvoll befreit hatte.
Merl war unerwartet erwischt worden und der Dämon schlug aus dem Hinterhalt nach ihm. Seinem inneren Auge verdankte Merl, dass der Angriff nur an seinem Rücken streifte. Der Dämon blieb nun mehrere Meter weg von ihm stehen, während Merl selbst ungläubig ein Blick zu ihm und anschließend zum verletzten Tsuka warf, neben der schon Tali saß.
„Wie bist du….“
Der Dämon lachte und schloss die Arme. „Ihr Menschen seit so leichtgläubig.“
Auch wenn der Dämon es nicht zugab, lobte er sich dafür, dass er hier so vorsichtig gewesen war. Ihm war natürlich die Beobachtungsgabe seines Gegners aufgefallen. Er hatte nicht nur seine Maximalbeschwörung von 30, auf 26 Stück vorgetäuscht, sondern hatte auch vorgegeben dass er schlechte Aufspürkünste besaß. Natürlich hatte er nicht damit gerechnet, dass der Kerl ihm gleich Psynergie entzog. Auch wenn er selbst noch genug Psynergie hatte um mehrere Dutzend solcher Treffer zu überleben, solange er seine Psynergie wie bisher nicht verwendete.
„Meine Aufspürkünste erstrecken sich über etliche Meilen. Ich spüre selbst den Merkur-Stern bei euch, den ich mir neben euren Leben auch nehmen werde. Ich habe bereits schon vorher gespürt, dass diese Blondine geheilt wurde. Das war die Zeit, in der ich mich mit meinem Kopierdämon ersetzen ließ. Ich habe meine Präsenz gelöscht und weiterhin die Beschwörungen genutzt, während ich es so aussehen ließ, dass mein Duplikat sie steuerte. Ich konnte nicht zulassen ein Ziel von jemandem zu sein, der die dunkle Künste versteht.“
Melfice hatte zu Beginn des Kampfes als er sie getroffen hatte ein einmaliges Beschwörungsportal in sie implantiert und Tsuka deshalb nicht tödlich angegriffen. Tote Menschen hatten schließlich nur 50% an Psynergie übrig, als wenn er sie tot verschlang, weshalb er sie verschont und eine „Sicherung„ eingebaut hatte, die er vorhin gelöst hatte. Mit Hilfe von einem Teleporttor-Dämon die er in Tsuka beschworen hatte und sich mit einem weiteren dahin teleportiert hatte, war ihm die ganze Sache gelungen. Seine 26 Beschwörungen, zwei Teleporttor-Dämonen und zum Schluss sein Kopier-Dämon. Es waren genau 30 Slots. Das ganze verriet er seinen Gegenübern jedoch nicht. Das Mädchen war zu gefährlich. Er musste sich mit 50% ihrer Psynergie begnügen.
„W-Was?“ Melfice erkannte, wie anscheinend erneuert diese Geister drohten zu erscheinen. Offenbar hatte dieses verfluchte Mädchen bereits die Möglichkeit bedacht, dass er nochmal erscheinen konnte. Er hatte gesehen, was mit seinem Kopierdämon geschehen war.
Es war also Zeit zum ersten Mal in diesem Kampf auf Dunkle Psynergie zurückzugreifen. Eine schützende dunkle Aura erschien in ihm, mit dem er jegliche erscheinenden Geister wegstieß. Alle Geister auszulöschen würde ihn Zuviel Psynergie kosten. Er kämpfte gegen keinen der Meister der Kampfkunst.
Melfice grinste. „Wirklich Pech, das sie sich ausgerechnet für Geister entschieden hat.“
Eine Pechschwarze Klinge erschien in der Hand des Dämons. Es war die Imitation der Klinge des vergessenen König, die mit reiner dunkler Psynergie erstellt worden war. Dieselbe Klinge, die er immer in seinen Kämpfen benutzt hatte. Dieselbe die er gegen Meister Trast genutzt hatte. Sie beide besaßen das gleiche Blut. Das Blut, das jegliche Dämonen und Geister bannen konnte. Selbst die Hand des Königs der Geister war durch diese Imitation verbannt worden.
Der Dämon grinste noch breiter, als die fortgeschleuderten Geisteswesen auf ihn zukamen, während die meisten noch nicht einmal erneuert beschworen worden waren. „Königlicher Bann.“


Der Namenslose setzte sich vor der Auge der Truppe einfach wieder zusammen, indem seine beiden Körperhälften einfach zueinander schwebten und mit einer heilenden Lichtpsynergie der Schnitt entfernt wurde. „Nicht schlecht, aber wie ihr seht auch nicht gut genug.“
„Wer bi-“noch bevor Isaac seine Frage stellen konnte, wurde er vor Zail unterbrochen.
„Bitte, frag ihm alles, aber nur nicht das, wer er ist.“
„Pah, was versteht ihr schon.“ Beklagte sich der Namenslose und grinste breit als die Gruppe nun zum nächsten Angriff setzte.


Ungläubig hatte Merl zugesehen wie Melfice jegliche Geister verbannt hatte, bevor der Dämon die Klinge wieder verschwinden ließ.
Merl hingegen schaute Nervös zu Tsuka, die immer noch nicht geheilt worden war. Was war da los? Den Dämon schien es offenbar gar nicht zu stören, dass man versuchte sie zu heilen.
Konzentriere dich auf dein Gegenüber. Ich bin noch nie einem Dämon begegnet der solch Ausgeprägtes taktisches Verständnis hat und noch dazu so mächtig in der Gabe der Psynergie ist. Menschliche Eigenschaften. Es fällt mir schwer zu glauben, dass er ein voller Dämon ist. Diese zwei dunklen Psynergietechniken… sie bestätigen das er sowohl ein mächtiger und weiser Adept sein muss.
„Was ist los, junger Held? Machst du dir Sorgen um deine Freundin? Oder überlegst du nur wie du mich mit einer deinen Künsten bezwingen könntest?“ der Dämon grinste breit. “Ich habe dich schon seit einer Weile durchschaut, Anarath.“
Der Dämon sauste zielsicher auf Merl zu. Merl überprüfte die Umgebung. Der Dämon beschwor keinen seiner Diener. Noch bevor Merl seine Psynergie anwenden wollte, merkte er wie seine Stärke von der einen Sekunde auf die andere drastisch gesunken war. Geschockt stellte er fest, dass sein Dschinn komplett erschöpft war. Waas? Dschinnsturm? Wie? Ich muss meinen Stab-
Der nächste Schock traf den Jungen und das kurz vor dem Schlag, mit dem Melfice seine letzte Kraft raubte. Eine unglaubliche Erschöpfung hatte sich kurz vor dem Schlag in seinem gesamten Körper verbreitet, als er zu Boden ging und sein Stab weit weg von ihm landete. Die Schmerzen und die Erschöpfung die nun auf ihm lasteten, es waren die exakt selben Verletzungen und die Exakt selbe Erschöpfung die er aus dem Kampf mit Calixtus davon getragen hatte. Melfice sein Treffer hatte ihm den Rest gegeben. Was war da geschehen?
Der Dämon lachte, als er nun mit finsterer und zugleich schützender Aura über Merl stand. „Ihr, mit der Gabe der Sterne, verlässt euch zu sehr auf eure Dschinns und eure Psynergie. Mein Dschinnsturm der dich traf, ist kein gewöhnlicher. Er hält deutlich länger an, als du noch zu leben hast. Einen ganzen Tag.“
„Verdammt. Anar! Ich kann Tsuka nicht heilen! Meine Heilung… wirkt nicht…“ stellte sie entsetzt fest, während Merl mit Mühe den Kopf heben konnte und zu ihr schaute. Sie lag im Sterben. Er selbst hingegen war total erschöpft, Kampfunfähig, entwaffnet und hatte sogar die Unterstützung seines Freundes verloren.
„Wie ich bereits sagte. Ihr verlässt euch zu sehr auf eure Dschinns und eure Gabe. Ich habe mit einer Berührung den Einfluss von Psynergie bei euch beiden aufgehoben. Vorhin als ich in diesem Mädchen war und als ich dich nach meinem Ausbruch am Rücken überraschte. Dies wirkt auch einen ganzen Tag.“
Er lachte und schaute auf Merl herab. „Standen diese Wunden von dem Kampf mit Calixtus? Es wurde sämtliche Vorteile enthoben, die ihr euch mit Hilfe von Psynergie in den letzten Tagen erschafft hat. Der Preis, dass du dich nicht auf normalem Wege erholt hast.“
Melfice schnipste und zwei gigantische Hände packten Tali sowie Vera aus dem Boden. Heraustrat der bekannte, bereits verschmolzene, Verschmelzungsdämon. Dieser Geistersturm hatte 20 Dämonenleben genommen, bevor er die Beschwörung aufgelöst hatte. Solange der Kern selbst nicht zerstört war, konnte er die getöteten Dämonen mit bis zu 29 neuen ersetzen, damit er wieder in perfekter Form stand. Dieser Geistersturm hatte 20 Dämonenleben genommen, bevor er die Beschwörung aufgelöst hatte.
Vera sowie Tali konnten durch pausenlose Schmerzensschreie keine Psynergie entfesseln.
„Dachtet ihr wirklich ihr könntet gewinnen? Bedankt euch bei den Hexen die mich vor Äonen geschaffen haben. Aus einer Zeit, in der jegliche Reiche sich bekriegten und in der die Leute mit der Gabe der Sterne alle anderen Völker vernichteten, nur damit ihr eigenes Reich größer und mächtiger wurden. Die Hexen, die ihre Existenz fürchteten haben sich zurückgezogen Jahrzehntellang diese Gabe studiert und mich geschaffen.“ Er schüttelte seinen Kopf. Allein die Meister der Kampfkunst stellten für ihn eine Gefahr dar, was ihr Umfangreiches Wissen über ihn und seine meisten verborgenen Fähigkeiten schuld war. Jemand ohne Wissen über ihn, würde seine Verstecken Fähigkeiten herauslocken. „Ihr habt euch damals bekriegt und tut heute das gleiche. Eure Rasse verdient Vergeltung, die ich über euch bringen werde.“
Der Dämon wollte grade Merl packen, als mehrere Flammenbälle auf ihn zukamen. Melfice seine finstere Aura schützte ihn problemlos von dem Angriff. Selbst ohne die Aura hätte der Angriff keinen bleibenden Schaden hinterlassen. Melfice grinste, als er den Angreifer erkannte. Es war das Kind aus dem Dorf Kind, welcher ihn heldenmutig angegriffen hatte.
„Lass sie los.“
„Was für ein Witz.“ Spottete er. „Vernichte die beiden Kinder.“ Befahl Melfice seinem Verschmelzungsdämon. Das nervigste an seinen Kämpfen war, dass er sich stets Sorgen um das Körper seines Speisen machte, da komplett vernichteter Körper durch seine dunkle Psynergie oder von die jemand anderes nicht gegessen werden konnte. Wo kein Körper war, dort auch kein Essen. Die beiden Kinder brauchte er nach seinem aktuellen Fang einfach nicht mehr. Er war so gütig und würde sie vernichten, statt sie zu lebendig zu verspeisen.
Der Verschmelzungsdämon, der noch immer sowohl Vera, als auch Tali in jeweils einer seiner Pranken hatte, sammelte eine intensive schwarze Energiekugel zwischen seinem Maul. Keine zwei Sekunden sollte es dauern, bis er sie abschoss und eine alles vernichtende Welle die Umgebung verschluckte…

Der Unbekannte fluchte laut, als er in die Falle der Gruppe getappt war und er jegliche Möglichkeiten zur Flucht verloren hatte. Zwei gewaltige Feuerstrahlen pulverisierten ihn, nachdem Isaac und der Rest seinen Lichtschild durchbrochen hatten.
„Diesmal ist nichts von ihm übrig geblieben.“ War sich Garet sicher.
„Er war ein ewiges Wesen, jedoch ist dies bedeutungslos, solange nichts von ihnen übrig bleibt.“ Bestätigte Jenna.
„Da wäre ich mir nicht so sicher.“ Zail deutete mit dem Finger auf die andere Ecke des Raumes. Der Unbekannte hatte seinen Körper verloren und schwebte nun in Geisterhafte Gestalt zu der Gruppe. Wenigstens war er seinem Aussehen und seiner Form treu geblieben.
„Er…. Ist ein Hüter?`“ fragte Aaron ungläubig.
„Wer bist du…?“ fragte Isaac, doch es war offenbar auch schon zu spät.
„ Ich bin das, was ihr nicht versteht“
„und gleichzeitig danach so sehnt.“
„Ich hatte euch gewarnt.“

Die dunkle Energie verschwand langsam, während man immer mehr erkennen konnte, dass in der Nähe nicht viel übrig geblieben war. Der Marsadept hatte sich schützend die Arme gehoben, doch das war anscheinend nicht nötig gewesen. Eine Kuppel aus Erde hatte das jüngere, das ältere Mädchen und geschützt.

Melfice schaute überrascht, als er erkannte, wie jemand seinen Verschmelzungsdämon erstaunlicherweise mit einem Riesenschwert in zwei geteilt hatte. Ein Junge mit dunkelrotem Mantel, der seinen Kopf zum Teil mit der gleichfarbigen Kapuze verdeckte. Er war von oben gekommen, soviel verriet der Vogel, der nun verschwand. Melfice überlegte ob er seinen Verschmelzungsdämonen gegen eine solche Waffe zurückziehen sollte, doch er entschied sich dagegen. Das sollte sich offenbar als ein großer Fehler darstellen, als der Unbekannte die Gaia-Klinge aus der Scheide zog und mit einer Entfesselung das Herz des Verschmelzungsdämons durchstach. Umso mehr wunderte sich Melfice, warum sein Dämon sich nicht regeneriert hatte und warum er sich auflöste. Eine solche Attacke konnte keine Dämonen töten!

Nachdem der Verschmelzungsdämon verschwunden war, fielen Vera sowie Tali, die jedoch von zwei aus dem Boden gewachsenen Bäumen aufgefangen waren. Die Augen der Jupiteradeptin weiteten sich, als ihren Retter erkannten. Ihre Lippen bewegten sich zögernd und ungläubig, als sie den Namen ihres verstorben geglaubten Bruders aussprach.“K-Kudo… Bist du das?“
Kudo steckte seine zwei neuen Waffen ein, so als würde er sie nicht mehr benutzen und schenkte seiner älteren Schwester sein Lächeln, was bei ihr die Tränen der Freude auslösten.
Der junge Erdadept erkannte die am sterbenden Tsuka und holte blitzschnell die Flasche Alkohol heraus, die er von Kanra erhalten hatte und drückte das ihrer Schwester in die Hand. „Benutz das bitte um Tsuka zu heilen.“ Sie schaute offenbar irritiert zu ihm, ging dann jedoch doch zu ihr. Wenn Kanra zu viel versprochen hatte konnte sie danach etwas erleben! Terms sein Geschenk auf seinen Waffen hatte sein Versprechen bereits erfüllt, wie er vorhin festgestellt hatte.
Auch Anar erkannte er wieder, der jedoch nur verletzt und erschöpft zu sein schien. Einen Moment lang überlegte ob er ihm Lebenswasser sowie einen Psynergie-Stern geben sollte, doch nach kurzer Überlegung entschied er sich aus reiner Antipathie dagegen. Er selbst war immerhin der Held dieser Geschichte!
Seine immens verschärften Sinne sowie Aufspürfähigkeiten verrieten ihm, dass Melfice nicht vorhatte auf die Heilung Tsukas zu warten. „Odysee!“

„Neiiin.“Der Unbekannte stellte fest, dass sein entscheidender Angriff abgewehrt worden war, durch die Wand aus Nebeln, die ihn nun umzingelt hatten. Isaac und Felix führten gleichzeitig ihr Odysee durch seinen geisterhaften Körper und vernichteten ihn, mit der Attacke die ebenfalls aus geisterhafter Materie bestand. Eine explosive Welle war das einzige, was von ihm zurückblieb.
„Ist er endlich vernichtet…?!“ sprach Aaron die Frage aus, die alle beschäftigte. Keiner traute sich darauf zu antworten, bis auf ein Mann.
„Wissen ist Macht.“
Ein roter Kreis bildete sich um die Gruppe und wenig später entdeckten sie auch schon den Namenslosen der nun wieder einen Körper hatte, so wie ein Mensch. War jedoch im Rang eines Wächters.
„Wie oft müssen wir dich den noch vernichten?“ rief Jenna ihr frustriert und verärgert zu.
„Willst du jemanden leiden sehen…“begann der Namenslose wieder seine Wörter zu betonen.
„Nein.“ Antwortete Jenna noch gereizter, was den Namenslosen nicht weiter stören ließ, fortzufahren.
„…dann sorge dafür, dass dieser jemand…“
„Schweig endlich.“
„…alle Personen auf ewig verliert…“
Die Gruppe machte sich wieder zum Angriff bereit.
„…die ihm etwas bedeuten. “
Noch bevor sie ihn erreichten, entfesselte er die bekannte Zerstörungsstiltechnik der Wächter mit einer solchen Stärke, die vorher nicht gesehen wurde. Nur noch ein rekordverdächtig großes Loch war im Boden zurückgeblieben.
„Sind sie vernichtet worden.“ Teilte der Namenslose mit und erschien neben Zail. „Nehmen wir uns den Körper und verschwinden von hier.“ Langsam aber sicher hatte er genug von den Spielen. Es wäre sicher nicht so spannend den Herr des Wissens nach dem Aufenthaltsort des Körpers zu fragen, wie das Spiel auf normalerweise zu „gewinnen“.


Melfice stellte zu seiner Überraschung fest, wie seine Beschwörungen jeweils von einer Geisterklinge durchspießt worden waren, noch bevor sie richtig beschworen wurden. Selbst nachdem er dreißig Beschwörungen auf unterschiedlichen Stellen beschwor, änderte sich nicht daran. Sie waren perfekt aufgespürt und vorausgesehen wurden. Das Violett haarige Mädchen war inzwischen schon bei der tödlich verletzten angelangt. Der Dämon fluchte. Er hatte hier zu lange getrödelt. Vielleicht war er doch unvorsichtig gewesen und hätte das Mädchen sofort pulverisieren sollen, doch seine Gier nach Psynergie hatte ihm ein Fehler erlaubt. Sie war gefährlich und er hatte keine „Sicherung“ mehr, was nicht hieß, dass er trotzdem nicht alle töten und fliehen konnte. Allerdings musste Melfice sich gestehen, dass dies nun entweder zu viel Psynergie kosten würde. Ein solcher Aufwand war es nicht wert. Also würde er nu-
„Diese jämmerliche Beschwörungstechnik. Wie mir bereits berichtet wurde. Du wirst hier fallen Dämon.“ Unterbrach ihn der Junge. „Haltet euch alle heraus und überlasst ihn mir.“
Die anderen hatten offenbar nichts entgegenzusetzen, während Kudo sich mutig vor dem Dämon stellte und die Kapuze abnahm.
Melfice Augen weiteten sich, als er in das Gesicht des Jungen blickte. „D-das kann nicht… “
Der Dämon trat reflexartig ein Schritt zurück und beruhigte sich leicht, als er erkannte, dass er ihm nur ähnlich aussah. Dann verstand er, dieser Kudo musste der jüngere Bruder von Meister Xallank Yall sein. Der Dämon grinste nun zuversichtlich, als er erkannte, dass der Yall vor ihm nicht über die geringsten Illusionstalente besaß. Melfice hatte sich um entschieden. Er würde definitiv bleiben und den Bruder Xallanks auf schmerzhafte Art und Weise verspeisen. Die Rache dafür, dass ihm sein Geschmacksinn genommen worden war. „So, du willst also gegen mich alleine antreten?“
Ein arrogantes Grinsen bildete sich auf den Lippen des Jungen Yalls.„Nein, ich werde dich alleine vernichten.“


Sie waren nach dem Treffer in die Tiefe gestürzt. Allein dieser dunklen Beschichtung, der sie beschützte, war zu verdanken, dass sie weder tödlich aufprallten, noch der Angriff vollständig bis zu ihnen durchgedrungen war. Isaac und die anderen erhoben sich langsam. Dieser Ort war seltsam. Es befand sich im Untergrund und schien eine unsichtbare Aura auszustrahlen. Offenbar waren hier die Mechanismen nicht entdeckt zu werden, besonders hoch.
„Ihr seid also aufgewacht.“ Begrüßte sie ihr Retter.
„Was du ..?! Sag mir nicht… Sarek!“
Ihr gegenüber schüttelte sein Kopf und grinste breit. „Nicht ganz. Sion. Das hier ist meine aller letzte Karte, nachdem ihr Tynois vernichtet habt.“ Er trat auf die Gruppe, blieb jedoch stehen, als sie ihre Schwerter auf ihn richteten. „Hahaha. Ihr wisst genauso sehr wie ich, dass ihr diesen Körper nicht mehr verwunden könnt. Das macht ihn so einzigartig. Genauso wie dieser Penner der uns wie Spielfiguren missbrauchen will.“
„Warum hast du uns dann gerettet?“ fragte Felix.
„Ganz einfach. Damit ihr mir helft, diesen Penner loszuwerden. Ich könnte euch hier unten auch töten, aber das würde wohl keinen von uns weiter helfen. Anders, wenn wir diesen Penner Namens Nor vernichten.“
Haden betrat den Übungsplatz kurz nach Sonnenuntergang. Er hatte seine Rüstung abgelegt und trug einfache dunkle Kleidung, wenn gleich er nicht auf sein Schwert verzichtet hatte. In der Mitte des Platzes erwartete ihn eine Frau mit kurzem violettem Haar, deren Rüstung sie als eine Kommandantin der Stadtwache identifizierte, im Schein einer Fackel.
"Fares, danke für eure Hilfe in dieser… Angelegenheit.", bedankte er sich so wie er nahe genug war, um sich bequem mit ihr zu unterhalten.
"Du kannst mich…", erwiderte sie unfreundlich, "Ich habe keine Ahnung was für eine Verschwörung du planst, aber glaub nicht das du mich da mit reinziehen kannst!"
"Keine Verschwörung. Zumindest keine gegen unseren König." Er trat einen Schritt an ihr vorbei. "Wo ist sie?"
"Verhörraum.", antwortete sie, während sie mit ihm gemeinsam den Weg fortsetzte.
"Ich wollte sie immer in einem Verhörzimmer haben. Steht sie unter Arrest?"
"Nein, aber ich war kurz davor diesen Jungen einzusperren, der mit ihr gekommen ist. Hat eine Schlägerei mit drei meiner Männer angezettelt. Und sie ohne einen Kratzer überstanden.", erzählte Fares ihm während sie die Tür zum Hauptquartier der Stadtwache öffnete.
"Ihr versteht warum ich mich nicht ohne ausreichend Verstärkung in der Nähe mit ihr Treffen wollte?"
Die Kommandantin stieß einen missbilligenden laut aus. "Nehmt euch nicht so wichtig. Ihr seid nicht wichtig genug, als das sie sich selbst herbemühen würde nur um euch zu töten. Und im Gegensatz zu uns Beiden ist sie zu schlau für persönliche Rachefeldzüge."
"Vermutlich beides richtig. Dennoch-"
"Hab gehört es hätte ein Attentat auf den König gegeben.", unterbrach Fares ihn.
"Eine kleine Gruppe ist wohl mit dieser Absicht in den Palast eingedrungen, aber sie haben ihn nicht einmal erreicht."
"Hat das was mit den Verrätern der letzten Zeit zu tun."
Er wog kurz ab was er ihr sagen konnte. "Möglich, bisher habe ich aber nut zwei Namen: Kitaniel und Ferad. Steht was in euren Akten über die Beiden?"
"Keine Ahnung.", antwortete sie mit spöttischem Gesichtsausdruck, "Also zwei Unbekannte Kriminelle haben geplant mal eben unseren König umzubringen."
"Es waren mehr, aber der Rest ist im Gewahrsam des Geheimdienstes."
"Wir sind da!", verkündete Fares ihn deutete auf eine schwere Metalltür.
"Wie viele Leute sind gerade hier?"
Fares rollte die Augen. "Genug um eure Sicherheit zu gewähren, nicht genug um eure Anwesenheit zu entdecken, wenn alles glatt läuft."
"Wie präzise... Wegtreten!"
Sie rempelte ihn absichtlich an, als sie an ihm vorbei trat, was ihn Aufgrund ihrer Rüstung fast gegen eine Wand des Korridors schleuderte. Er fing sich mit einer Hand an dieser ab und blickte Fares verärgert hinter her. Dann richtete er sich wieder auf und wandte sich der Tür zu.

Paka schlug die Augen auf.
~Paka.~, erklang Arillas Stimme, ~Hier stimmt etwas nicht.~
~Ach ja? Hätte ich nie gedacht.~, meinte er, während er die Treppe, die unter Deck führte hinunterblickte, ~Wie lange stehe ich schon hier?~
~Es ist mir auch erst gerade eben aufgefallen, aber ich würde vermuten seid wir das erste Mal hier waren.~
~Aber, wenn sie mich entdeckt und in eine Illusion eingeschlossen haben, wieso bin ich dann nicht tot?~
~Ich habe auch keine Erklärung dafür.~
Er wandte seinen Kopf nach hinten und erkannte Reyon und einige seiner Untergebenen in seine Richtung starren. Wussten sie das er da war? Oder hatte die Illusion sein Zeitgefühl durcheinandergebracht und es war noch immer wegen der knarrenden Stufe?
~Paka, es ist wieder eine Illusion.~
~Wirklich? Ich hab doch nur den Kopf gedreht.~
~Warte ich versuche dich zu befreien.~
Es herrschte schweigen für einige Zeit.
~Beeil dich. Sie können uns jeden Moment entdecken.~
~Es tut mir Leid.~ In ihrer Stimme schwang bedauern mit.
~Ach schon gut.~, beschwichtigte er sie, ~Während der letzten Illusion bin ich auch nicht gestorben.~
~Nein, es funktioniert nicht.~
~Du schaffst das nicht?!~
~Es tut mir Leid. Aber diese Illusion ist anders als alle die ich je gesehen habe. Die Psynergie ist einfach vollkommen anders. Ich kann mich nicht einmal weit genug aus der Illusion befreien, um Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Und selbst wenn glaube ich nicht, dass sie funktionieren würden.~
~Soll das heißen ich verbringe den Rest meines Lebens auf einer knarrenden Treppenstufe?~
Es vergingen einige Minuten in Schweigen, dann öffnete er die Augen. Wieder blickte er die Treppe hinab. Er hob einen Fuß von der Stufe und stoppte.
~Arilla…?~, fragte er hoffnungsvoll.
~Wir sind wieder gefangen.~
~Gut. Also löst eine Bewegung sie aus. Hast du dich bewegt?~
~Nein, die Illusion muss mich über unsere Verbindung erreichen.~
Paka legte den Kopf schief. ~Welche?~
~Was meinst du.~
~Unsere übliche Verbindung oder die, die wir für diese Unterhaltung gebrauchen?~
~Das wäre einen Versuch wert.~
Sobald sich die Illusion löste bewegte sich Paka. Doch erneut waren er und Arilla gemeinsam in einer Illusion. Danach versuchte er Psynergie zu benutzen, doch er formte nicht einmal eine Psynergie formen, bevor Arilla ihn informierte, dass er Gefangen war. Das nächste mal streckte er seinen Dreizack ohne sich zu rühren, doch das Ergebnis war das Gleiche. Langsam gingen ihm die Ideen aus, doch es dauerte nie lange bis er Aufgrund einer unwillkürlichen kleinen Bewegung wieder in der Illusion steckte.
"Ihr Beiden.", hörte er Reyon an Deck sprechen und unterdrückte den Impuls sich umzudrehen, "Ich könnte schwören ich hätte gerade jemanden auf der Treppe gehört."
'Gerade'? Klang ganz so als brächten die Illusionen sein Zeitgefühl ganz erheblich durcheinander.
"Ja, schon.", antwortete eine andere Person, "Aber wenn der jemand gewesen wäre müsste er doch immer noch da sein."
"Seht trotzdem unter Deck nach. Im Gegensatz zu diesem dummen Jungen, Loghain, halte ich meine Maßnahmen nicht für unfehlbar."
~Verdammt, ich darf hier nicht stehen, wenn sie mich erreichen.~
~Aber in dem Augenblick in der Illusion zu stecken könnte noch tödlicher sein.~
Paka hörte wie die zwei Männer sich rasch näherten. Er zwang sich sich nicht zu rühren. Arilla hatte recht er musste wenigstens die Kontrolle über seine Sinne haben. Wenn er Glück hatte hoben die Beiden die Falle auf, bevor sie unter Deck gingen oder zeigten ihm anderweitig wie man sie umging.
Er hörte ihre Schritte wenige Stufen hinter ihm hinunter kommen und hielt die Luft an. Ein lauterer Schritt! Oder…?
Paka stieß die Luft aus, als die Beiden Männer geradewegs in seinen Rücken sprangen. Gemeinsam rollten sie polternd die Treppe hinunter.
"Au!", stöhnte er, während er sich mit den Armen hochstemmte, ~A-Arilla!~
~Keine Illusion!~
Er hätte fast laut gejubelt, doch eine Hand schloss sich fest um sein Fußgelenk.
"WO KOMMST DU HER!", brüllte das Mitglied der Neuen Art, das noch immer am Boden lag.
Paka trat ihm mit seinem freien Bein ins Gesicht, sodass er ihn losließ.
"ER IST HIER!", erklang die Stimme des Zweiten, obwohl die Rufe an Deck erkennen ließen, dass das wohl unnötig gewesen war.
Paka schlug ihn mit dem Dreizack nieder, während er sich auf die Beine kämpfte. Er erkannte wie seine Übrigen Widersacher den Treppenabsatz erreicht hatten und von ihm absprangen.
"LEUCHTEIS!", rief er seine letzten Psynergiereserven bündelnd und errichtete eine Leuchteiswand auf der Stufe nach der mit der Illusionsfalle. Die Mitglieder der Neuen Art prallten mit der ganzen Wucht ihres Sprunges dagegen. Die ihnen Nachfolgenden versuchten abzubremsen, aber knallten in ihre Vordermänner, sodass auch sie die Treppe hinunter gegen die Leuchteiswand prallten.
Paka erinnerte sich daran, dass er keine Zeit verschwenden konnte dem amüsanten Schauspiel zu folgen.
~Wo sind die Leitungen hin?~, fragte er geschockt.
~Die Illusion mag einen falschen Eindruck von dem Schiff vermittelt haben oder… der Aufbau war zu vertraut! Die Illusion hat deine Erwartungen projiziert.~
~Vielleicht sollten wir gleich von Bord gehen.~
~Ich spüre eine Energiequelle. Folgt mir!~
~Dann sind wir wenigstens nicht umsonst gekommen~ Er rannte hinter Arilla her.
Ein lauter Knall ertönte hinter ihnen. Paka blickte über seine Schulter ohne langsamer zu werden und sah wie die Splitter seiner Eiswand ins innere des Schiffes geschleudert wurden und die Beiden, die ihn unbeabsichtigt aus der Falle befreit hatten an eine der Holzwände nagelten.
Ein Angriff der Leuchteis zerschmettert und die haben nicht genug Geschwindigkeit, um eine Holzwand zu durchbrechen. Verdammt ich will nicht wissen wie stabil die Außenwände sind!
Reyon landete am Fuß der Treppe und richtete seinen in eine Klinge verwandelten Arm auf ihn. Paka drehte sich um und stieß seinen Dreizack in seiner Richtung. Dreizack-Schaft und Arm streckten sich blitzschnell über die Distanz. Paka neigte den Kopf zur Seite und entging der Klinge, die auf seine Kehle zielte um Haaresbreite. Reyon hatte weniger Glück die Zacken bohrten sich treffsicher in seinen Bauch und schossen mit ihm den Gang in die andere Richtung hinunter, bis Reyon mit dem Rücken gegen die Wand prallte. Paka riss die Waffe wieder heraus, die zu ihrer normalen Länge zurückkehrte.
Gerade als er weiter rennen wollte erklang ein tausendfaches Krächzen, als sich eine Flut von Raben über die Treppe in den Gang ergoss und auf ihn und Arilla zuhielt. Er wirbelte herum und sprintete um die Eck, da er kein Interesse hatte Bekanntschaft mit den unzähligen Schnäbeln und Krallen zu machen.
"PAAAAAAAAAAKAAAAAAAAA!", erklang ein ohrenbetäubender Schrei, als Reyons Gestalt aus der Mitte der Raben explodierte und mit einem Fuß aufstampfte.
Der Käpten der Windtänzerin stieß sich vom Boden ab und rollte blitzschnell vorwärts. Keinen Zentimeter hinter seinen Füßen flammte eine rote Barriere auf und trennte ihn von seinen Verfolgern.
~Die Tür.~, sprach Arilla in seinem Geist, so dass er es über den Krach der Raben hören konnte, während sie auf eine völlig schmucklose Tür deutete.
Da er wusste, dass Reyon sich nicht lange von seiner eigenen Barriere aufhalten lassen würde, verzichtete er darauf zu überprüfen ob sie abgeschlossen war und richtete seinen Dreizack darauf, der sie aus den Angeln riss.
Die rote Barriere löste sich auf.
Paka sprang in den Raum. Die Raben schossen an der Tür vorbei. Ein abscheulicher Gestank von Tod und Verwesung stieg Paka in die Nase und brachte ihn ins Wanken. Der Raum war absolut dunkel, so dass er nicht erkennen konnte was sich darin befand, aber er hatte eine schreckliche Ahnung.
"Licht?", fragte eine weder wohlwollende noch feindliche Stimme.
Ein Aufstampfen folgte. Eine rote Barriere bildete sich vor der Tür und hüllte den Raum in ein blutiges Licht.
"DAS ist eure Energiequelle?", keuchte Paka und deutete auf die unzähligen Teils verrotteten und verstümmelten Leichen, die sich in dem Raum türmten.
"Gewissermaßen.", sprach Reyon der vollkommen in Schatten gehüllt war, da seine Barriere ihn von hinten anstrahlte.
"Das ist…"
"Was dachtet ihr was Neue Art bedeuten sollte?", fragte Reyon in seinem üblichen Tonfall, "Es sind nicht nur die Kräfte, auch moralische Vorstellungen und Werte die wir erneuern werden."
"Nein, das hier ist einfach nur krank!", schnaubte Paka, "Ihr könnt Menschen nicht auf diese Weise entehren!"
"Ach, nein?", fragte Reyon und hob seine in rotes Licht getauchte Klinge, "Im Endeffekt sind wir nie über die Ordnung von Tieren hinausgekommen. Die Starken überleben, machen die Regeln und Handeln wie sie es wünschen! Was ich kann und was nicht wird also nur darüber entschieden ob mich jemand daran hindern kann."
"Dann!" Paka richtete seinen Dreizack auf Reyon. "Werde ich euch daran hindern!"
Selbst in der Dunkelheit konnte Paka sehen wie sich Reyons Augen sich weiteten, als der Dreizack sich streckte und sich in seine Brust bohrte. Die Zacken traten durch Reyons Rücken wieder aus und lösten die Barriere aus sowie sie diese berührten. Der Schaft streckte sich weiter und rammte Reyon durch die Holzwand des Ganges dahinter und weiter bis er ihn an die Außenwand des Schiffes heftetet. Paka zog den Dreizack wieder ein und sich selbst so zu Reyon, da der Dreizack fest in der Außenwand verankert war.
"Pa…k…aa…" Reyon starrte ihn mit leerem Blick an.
Er riss den Dreizack aus der Wand und Reyons Brust und holte aus, um Reyon durch den Kopf zu stechen.
"Sterbt!", kam es schwach über Reyons Lippen.
Der Teil des Schiffsrumpfs, der an den Raum angrenzte, in dem sie sich befanden, brach auseinander. Paka sprang zurück, um dem potenziellen Angriff zu entgehen. Ein Lichtkegel erfasste ihn und hüllte ihn ein. Er erstarrte Mitten in der Bewegung, als von allen Seiten ein unerträglich Druck auf ihn einwirkte.
Reyon schnellte auf die Beine und schnallte ihm eine Handschelle um das Handgelenk. Paka spürte wie seine Psynergie versiegte. Mit einem schnellen Schlag entwaffnete Reyon Paka auch noch.
"Dachtet ihr ich wäre schon am Ende?"
Der Lichtkegel verschwand und Paka erkannte, dass er von einer der Kristallstrukturen ausgegangen war, die Reyon als Suchscheinwerfer eingesetzt hatte.
"Was habt ihr getan!", fragte Paka angestrengt durch den schmerzhaften Druck noch immer gelähmt.
"Seht nach draußen!", wies Reyon ihn an.
Paka erkannte zu seiner Überraschung Sterne und Wolken; sie befanden sich in der Luft.
"Es ist diesmal anders als das Luftkissen, das ich benutzt habe, um uns schneller über das Wasser zu bewegen. Die übrigen von diesen hier." Er deutete auf die Kristallstruktur, die Paka gelähmt hatte. "Absorbieren die auf dieses Schiff wirkende Schwerkraft und lassen uns so fliegen. Dieses hier hat einen Teil der Schwerkraft auf ich projiziert. Die gesamte Kraft hätte euch im Bruchteil einer Sekunde zerquetscht, aber noch lasse ich euch leben."
"Fehler!", knurrte Paka.
"Seid nicht so beleidigt. Ich finde diese Leichensammlung genauso abstoßend wie ihr. Meine Worte hatten nur den Zweck euch zu provozieren, so dass ich euch leichter ausschalten konnte.", sprach Reyon während er sich hinter Paka stellte, "Wisst ihr warum ihr noch ein wenig weiter leben dürft? Nicht etwa weil ich euch als Geisel gegen die Windtänzerin gebrauchen möchte. Ich werde die gesamte Besatzung töten. Ich lasse euch leben, weil ich nicht ausschließen kann, dass ihr die Elementarsterne so gut versteckt habt, dass ich sie niemals finden werde. Aber wenn all eure Leute tot sind, müsst ihr es mir sagen. Einfach deshalb, weil wenn sie niemand findet Mirnurzar untergehen wird. Ihr müsst die gesamte Welt opfern, wenn ihr euch widersetzen wollt."
"Wenn du meine Leute findest."
"Das habe ich bereits.", flüsterte Reyon, in diesem Augenblick nähern wir uns ihrer Position von weit über dem Boden!"
Zwei Finger berührten Reyons Stirn.
"Nicht dieses Mal."
Rote Blitz schossen an den Fingern entlang den Arm hinauf und hüllten Arilla vollständig ein bevor sie mit einem Schrei zu Boden fiel.
"Auf geht’s, HEXE!" Einige rote Linien leuchteten auf Reyons Klinge auf, als er hoch über seinen Kopf ausholte, um sie im nächsten Moment auf die betäubte Arilla niederfahren zu lassen.
"NEIN!" Ein kraftvoller Griff schloss sich um Reyons Arm und hielt die Klinge in ihrer Position.
"Lang ist's her…", meinte Paka in einem Anflug von Ironie, "Eure Majestät."
"Wirklich ein guter Schachzug anders vorzugehen, als in der Zukunft, Seehund.", sprach der König lobend, der wieder seinen Mantel und seine Krone trug.
"Sire.", sprach Reyon.
Der König ließ den alten Mann wieder los. "Erklärt euch!"
"Ich… Wir sind kurz davor das Schiff dieses Mannes."
"Schweigt!", befahl der König, "Ich werde euer Vorhaben im Bezug auf Seehunds Mannschaft beobachten. Ich frage wie ihr es wagen könnt gegen SIE eure Klinge zu erheben?!"
"Ich…" Reyon blickte zu Arilla, dann zurück zum König. "Es tut mir Leid, Sire."
"Ich bin ein gütiger König. Wenn ihr Erfolg habt, wird dies kein Nachspiel haben."
"Ich danke euch, Sire…"
"Gut, und jetzt sagt mir wer ihr seid, wenn gleich ich dies in der Zukunft bereits gehört habe."
"Ich bin Reyon, Sire."
Der König strich sich bedächtig durch den Bart. "Ja, jetzt seid ihr Reyon, aber wie lange werdet ihr noch Reyon sein…"

"Guten Abend."
Diese einfachen zwei Worte ließen Augenblicklich jeden an Deck der Windtänzerin zu den Waffen greifen und sich zum Bug wenden. Dort stand eine brünette junge Frau mit einem Speer und einem riesigen Schild. Das Sternenlicht wurde von ihr leichten silbernen Rüstung zurückgeworfen und verlieh ihr einen bedrohlichen und doch wunderschönen Anblick.
"H-haben wir dich nicht von hier weggeschafft?", fragte einer von denen die mit Skrasas gegangen waren.
"Wo hat sie ihre Waffen her? Die hab ich ihr selbst abgenommen!"
"Ich bin Cryszara, Reyons Stellvertreterin, und ich bin hier um euer Schiff und die Elementar-Sterne in Besitz zu nehmen.", sprach die Frau in ruhigem Tonfall, während sie langsam über das Deck schlenderte, "Ich fürchte ihr habt für keines dieser Vorhaben einen Nutzen."
Ein blitzschneller Ausfall und einer der Seeleute ging tot zu Boden.
"ANGRIFF!" Die Überlebenden griffen an, doch Cryszara wich blitzschnell ihren Angriffen aus oder parierte sie mit dem Schild, während sie sie mit ihrem Speer aufspießte oder ihrem Schild nieder schlug.
"ZURÜCK!" Der Befehl kam nicht von einem der Crewmitglieder die in den Nahkampf verwickelt waren, sondern einigen die weiter entfernt mit Bögen Stellung bezogen hatten.
Augenblicklich strömten die Matrosen in alle Richtungen auseinander und die Bogenschützen ließen einen tödlichen Pfeilhagel auf die Angreiferin los.
Doch Cryszara hob nur mit gleichgültiger Miene ihren Schild, an dem die Geschosse wirkungslos abprallten ohne auch nur einen Kratzer zu hinterlassen. Ein amüsiertes Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. "Beschäftigen, bis du da bist, Reyon? Kein Problem." Sie sprintete los und ließ einen Sturm von Speerstößen mit tödlicher Präzision auf die Bogenschützen los.

~Ein wenig überraschender Ausgang.~, erklang Nors Gedankenstimme, ~Ihr seid aus dem selben Grund hier wie die übrigen?~
Zail nickte. "Wirst du uns helfen?
~Das ist eine gute Frage. Allein der Klang des Namen Talos lässt mich eine Verbundenheit mit dem Reich spüren, von dem ich nicht wusste das sie existiert, aber was ihr sucht sichert unser aller Existenz.~
"Was für eine Rolle hat dieser Körper?"
~Er ist das Reich selbst. Seine Kraft hat die Welt geformt die wir bewohnen und hält sie zusammen. Die Bewohner des Reiches erzeugen Energie, die zum Körper transferiert wird, sodass dieser weiterlebt und unsere Welt am leben erhält.~
Zail konnte die neuen Informationen kaum verarbeiten, doch der Unbekannte schien weniger verwirrt. "Müsstet ihr dann nicht Talos, der der Besitzer dieses Körpers ist als den Schöpfer eurer Welt ansehen? Und wäre es nicht töricht sich einem Wesen zu widersetzen dessen Körper allein eine Welt wie diese erschaffen hat?"
~Das wäre es… doch hat Talos dies mit Absicht getan? Und verursacht er nicht unser aller Ende, um seinen Körper zurück zu bekommen? Welche Bedeutung haben wir für ihn? Ich war einst ein ewiges Wesen ich werde unser Schicksal nicht Aufgrund von Götterverehrung besiegeln.~
"Wenn ihr ihm seinen Körper vorenthaltet, wie lange wird es dauern bis er persönlich kommt und euch alle vernichtet? Wenn ihr tut was er sagt, mag er euch mit eurem Überleben belohnen. Ihr habt eine Chance bei einer dieser Wahlen, Verwalter."
~Ihr sprecht weise. Ein solches Wesen zu bekämpfen wäre sinnlos, also müssen wir versuchen es milde zustimmen.~
"Also wo ist er?", fragte Zail.
~Erblickt das Herz des Reiches.~
Die Dunkelheit hinter der Plattform löste sich schlagartig auf. Sie konnten ihr Ziel auf der Stelle sehen. Der Körper hatte zwei Arme und zwei Beine, zwei Flügel und einen Reptilienschwanz . Der Kopf erinnerte an einen Drachenkopf mit zwei großen gewundenen Hörnern, die aus einem buntleuchtenden jadeartigen Material zu sein. Ebenso wie die langen gebogenen Zähne und die Klauen an den Händen und Füßen. Zwei kristalline Schmetterlingsartige Flügeln wuchsen aus dem Rücken des Wesens. Und der gesamte Körper war von einem bunt leuchtenden Federkleid bedeckt.
Doch Zail nahm dies nur am Rande war. Das Beeindruckendste war die schiere Größe, denn obwohl sich der Körper in unendlich weiter Entfernung zu befinden schien musste Zail den Kopf drehen, um den ganzen Körper zu betrachten.
"Dieses Ding-", keuchte er.
"Ist so groß wie ein ganzer Kontinent.", beendete der Namenlose seinen Satz.
Eine Kristallbrücke bildete sich am Ende der Plattform und erstreckte sich bis zum Körper.
"Laufen?", fragte Zail, "Im Ernst?"

"Das lief doch fantastisch.", sprach Redd zu seinen Beiden Mitverschwörern gegen Narsi.
"Der Teil wo wir den größten Feind des Kriegsherren haben entkommen lassen?", fragte Lúze gereizt, "Wir wollten uns seine Gunst erarbeiten, erinnert ihr euch?"
"Ich meine den Teil wo der Stab unser 'geschätzten' Kommandantin zerstört wurde und ihr eine demütigende Niederlage beigebracht wurde.", erwiderte Redd amüsiert, "Sie wird am Boden zerstört sein… und ohne den Stab ist sie nur ein einfaches Genie."
"Verglichen mit einem gewöhnlichen Genie in der Psynergie.", korrigierte Thelok weniger freudig, während er ein Stück Fleisch in seinen Mund stopfte.
"Aber gerade mal zwei Jahre Kampferfahrung. Mein ungewöhnlicher Kampfstil wird ihr also einige Probleme bereiten."
"Belvios wird den Stab reparieren.", erwiderte Thelok kauend.
"Nicht unbedingt.", meinte Lúze, "Ich glaube das Siera von Ebenholz erledigt worden ist."
"Ebenholz, Belvios Schüler?" Thelok sah sie fragend an. "Ich dachte die Beiden sind wie Bruder und Schwester."
"Ja. Was heißt der Befehl das zu tun kann nur von Belvios stammen."
"Sieht so aus, als seien wir nicht die einzigen Verräter." Redd erhob sich noch besser gelaunt als zuvor. "Wie stehen die Chancen, dass du deinen Geliebten finden und befragen kannst?"
"Er ist meine Beute! Nicht mein Geliebter!", fauchte Lúze, "Wenn ich ihn finden könnte würde ich einen Pfeil auf ihn abschießen!"
"Das war zu erwarten." Redd wandte sich Thelok zu und streckte die Hand aus. "Den Merkur-Stern, es wird Zeit dem Kriegsherren unsere Loyalität zu versichern."
„Was jetzt?“ fragte Zail der den leblosen Körper skeptisch musterte.
„Hm.“ auch der Namenslose hatte offenbar keine Ahnung wie sie den Körper hier raus holen sollten. Stattdessen trat er mehrfach auf den bewegungslosen Körper. „Er rührt sich kein bisschen. Ich bezweifele, dass wir ihn einfach auf die Schulter nehmen und hier raus tragen können.“ er schaute sich verärgert um, als sie keinen Ausgang fanden. Auch Talos selbst war nicht erschienen - Zumindest noch nicht.“Das Spiel muss ich längst gewonnen haben!“

Melfice lachte, als er seinen Gegner wiedererkannte. „Ich erinnere mich nun an dich. Du bist der ehemalige Träger des Merkur-Sterns den ich auf dem Bora-Felsen erniedrigt habe. Ich werde es gerne wiederholen.“
Kudo antwortete nicht, während sein arrogantes Grinsen nicht verschwand. Ganz im Gegenteil, sein Grinsen wurde breiter. Dem Dämon gefiel die Arroganz und die Selbstsicherheit seines Gegners überhaupt nicht. Als Kudo noch weiter Richtung Melfice trat, ging der Dämon die gleiche Anzahl an Schritte zurück.“Fangen wir an.“
Der junge Yall leuchtete hell am ganzen Körper auf. Um ihn materialisierte sich in Bruchteil einer Sekunde eine komplette Panzerrüstung, die aus bemerkenswerten Material zu sein schien. Es sah nicht nur äußerst stabil, sondern auch genauso bequem aus. Allein der Kopf des Erdadepten war ungeschützt. In seinen Händen und Beinen waren Panzerhandschuhe sowie Panzerstiefel erschienen, die seinen Vorgängern sehr ähnlich aussahen.
Noch bevor Melfice wusste was Sache war, wurde sein Bein weggetreten . Er versuchte seine Balance zu finden, wurde jedoch nur von einem schnellen Schlag am Gesicht erwischt, der ihn mehrere Meter nach hinten taumeln ließ, bis er sich endlich fangen konnte...
Gereizt blickte Melfice zu seinem Gegner, der ihn in seiner Kampfstellung ernst beobachtete.
“Das war ein Fehler, welcher dir dein Leben kosten wird.“
Kudo hatte offenbar genug, als er absprang und während der Luft einen Schlag vortäuschte, nur um den Dämonen mit einem schmerzvollen Tritt am Kopf zu erwischen und hinter ihm zu landen.
Der Dämon erwartete einen weiteren Angriff, jetzt wo der Gegner hinter ihm stand, doch es geschah nichts.
Melfice drehte sich gereizt zu seinem Gegner, der nur mit dem Rücken zu ihm stand und ihn offenbar verspottete, statt einen Angriff nachzusetzen, bot er seinen Rücken an.
„Du verfluchter Bastard!“
Melfice schlug ohne zu zögern nach Kudo, der sich blitzartig umdrehte und seinen Arm problemlos festhielt. Der Dämon konnte es nicht glauben. Er war dem Jungen nicht nur in Sache Geschwindigkeit, sondern auch im Bereich Stärke unterlegen!
Kudo blickte Melfice ernst in die Augen, bis sein arrogantes Grinsen wieder auf seinen Lippen erschien.
Mit einem Sauberen Tritt traf er den Dämon am Kinn, der Melfice von den Beinen nahm. Kudos rechter Panzerhandschuh leuchtete auf, als er in die ungeschützte Magengruppe des Dämons boxte und einen großen Loch zurückließ.
Mit großen Schmerzen taumelte der Dämon zurück.
„Was ist los? Ich dachte, du wolltest mich umbringen.“
„Du wirst sterben!“ Der Dämon regenerierte Augenblicklich seine Wunden und stürzte sich voller Zorn auf den Menschen. Kudo wich dem ersten Angriff problemlos aus und blockte, parierte und wich eine große Anzahl an Schlägen und Tritten aus. Mit einem eleganten Rückwerts-Salto begab er sich hinter den Dämonen und sprang gleich nach ihm.
Als Melfice sich nach ihm drehte, traf er seinen Kopf mit seinem leuchtenden Knie und beförderte ihn zehn Meter weiter weg auf dem Boden.
Melfice regenerierte seinen zerstörten Kopf komplett und stand bereits grinsend vor dem Yall. Auch Kudo grinste, der die Regeneration beobachtet hatte und begab sich mit langsamen Schritten zu Melfice. Der Dämon rührte sich nicht und war offenbar seiner Unterlegenheit im direkten Nahkampf bewusst.
„Was ist los? Auf was wartest du?“ spottete Kudo, kurz bevor er vor den Augen des Dämons verschwand. Der Dämon spürte einen unfassbaren Schmerz, bevor er sich Bewusst wurde, dass er von einem Tritt durchspießt worden war.
Vera konnte sich nicht erinnern, dass ihr Bruder jemals so schnell gewesen war. Seine alten Artefakte hatten ihn zwar immer etwas Geschwindigkeit gekostet, doch auch ohne sie war ihr Bruder niemals so schnell gewesen.
Kudo zog blitzschnell seinen Fuß aus dem Körper des Dämons heraus und zerschmetterte mit einem weiteren Tritt den Kopf. Melfice taumelte ein paar Schritte zurück und regenerierte seinen Kopf neu, nur damit er nun von einem leuchtender Schlag am Gesicht getroffen wurde und mit einem zerschmetterten Kopf in die Ferne flog.
Noch bevor er die Möglichkeit hatte sich im Flug zu fangen, hatte ihn Kudo bereits am Bein gepackt und drehte ihn mehrfach um die eigene Achse, bis er ihn schließlich, in einen großen Berg warf. Der dämonische Erlöser krachte brutal hinein und wurde in ihm begraben.
Der Waldmeister lief bereits hinterher, wurde jedoch von einem zerstörerischen Strahl überrascht, den Melfice auf ihn abfeuerte. Kudo blieb abrupt stehen und sein rechter Panzerhandschuh leuchtete auf, mit dessen Rückhand er den Strahl in die Ferne lenkte. Die Explosionskraft war gewaltig gewesen.
Melfice lachte und beschwor nun ein Regen an zerstörerischer Psynergie, dass aus allen Seiten zielsicher auf Kudo herabregnete. Die Ausrüstung des jungen Yall leuchtete auf und eine Lichtkugel war um ihn entstanden, der ihn vor jeglichen Schaden bewahrt hatte. Jedoch hatte der Angriff viel Staub herumgewirbelt, was ihm nun die komplette Sicht nahm. Offenbar gehörte das zum Plan des Dämons der sich nun wieder in den Nahkampf wagte.
Auf die eigene Aufspürfähigkeit vertrauend griff Melfice mit einer Serie an Schlägen und Tritten nach seinem Gegner, der allem Problemlos auswich, bis dieser irgendwann genug hatte und ihn an seinem einzigen Arm festhielt und in die Luft schleuderte.
Noch bevor sich Melfice in der Luft fangen konnte, traf ihn ein Tritt in den Rücken und beförderte ihn in Richtung Boden, auf dem er auf beiden Beinen landete. Gereizt drehte er sich zu dem Jungen aus Akestas, der mit einem arrogantem Lächeln hinter ihm gewartet hatte.
„Können wir dieses Spiel endlich beenden? Ich wurde bereits darüber informiert, dass du deutlich mehr kannst als das hier.“
Melfice lachte. „Wie du willst, jedoch das selbe gilt für dich. Du musst bereits darüber informiert worden sein, dass solche Attacken mich nicht töten können.“
Kudo zog grinsend die Gaia-Klinge in der Scheide lockerte. „Das hier wird die Schlussphase.“
Eine unheimliche dunkle Aura bildete sich um Melfice seinen kompletten Körper. „Ja, die Schlussphase für dich.“

Das Gefängnis um Sion oder viel mehr um Funara sprengte sich, kurz bevor eine dunkle Aura Funara verließ und sich mit dem Körper Sareks verschmolz. Funara fiel bewusstlos auf den Boden, zumindest wäre sie das, wenn Jenna sie nicht vorher festgehalten hatte.
Ein breites Grinsen bildete sich auf den Lippen der dunklen Seele als er Nor vor sich hatte.
„Du wirst wohl einfach nicht klein nachgeben?“
„Nicht solange ich dich vernichtet und die gesamte Existenz geeint habe – im Schatten!“
„Wie ich sehe hast du sogar Freunde gefunden. Sie werden nicht viel besser abschneiden, als deine Freunde vorher.“
Die dunkle Seele ließ sich nicht davon beeindrucken und beschwor Schatten sowie Finsternis, die sich um ihnen bildete...
Ein Schwertschlag schnitt Kudo´s Hände ab bevor er reagieren konnte.
Verwirrt taumelte Kudo zurück und blickte auf seine Hände- Sie waren noch dran. Unverletzt.
Melfice war ebenfalls zurückgewichen als wäre er einer unsichtbaren Attacke ausgewichen.
„ Gut reagiert. Das Training mit Meister Grace hat wirklich enorme Fortschritte gebracht“ sagte Riijadon und nahm die Hand von seinem Schwertgriff.
„Wanderer?“ fragte Kudo missmutig.
Melfice war bereits zurück gewichen, seine dunkle Aura als Schild vor ihm lodernd.
Das Gesicht des Dämons war zu einer hasserfüllten Fratze verzogen.
Riijadon seufzte. „Du kannst dir deinen Tötungsinstinkt sparen, Dämon“ sagte er trocken.
„Ich habe nicht vor in euren Kampf ein zu greifen, aber ich brauche Informationen über einen Hashiro. Und da ich unseren Kudo in der Nähe deiner dämonischen Kraft gespürt habe dachte ich mir ich schaue mir das ganze mal an.“
„Er ist MEIN Gegner“ sagte Kudo bestimmt.
„Keine Sorge selbst wenn du im Sterben gelegen hättest als ich hier angekomme hätte ich dich nicht gerettet. Schwächlinge können sich nicht aussuchen wie sie sterben, und ich halte dich nicht für einen Schwächling.“
„Soll das heissen du denkst ich werde hier sterben?“
„Ich werde hier ganz sicher nicht sterben“ sagte Riijadon trocken. „Aber das ist kein normaler Dämon gegen den du da kämpfst. So wie du jetzt bist glaube ich nicht dass du einen Kampf gewinnen kannst.“
„Du denkst nicht wirklich dass du meinen Kampf unterbrechen kannst und ich dir ohne Gegenleistung Informationen gebe, Mensch!“ zischte Melfice kampfbereit.
„Ich denke es nicht. Aber ich dachte ich versuche es trotzdem mal. Wenn du mir keine Antwort geben willst auch nicht schlimm ich kann dich schlecht dazu zwingen.“
„Wagst du es dich über mich lustig zu machen, Mensch!?“
Die dunkle Aura umhüllte Melice wie eine Kugel.
Riijadon seufzte ein zweites Mal. „Ich wollte mich nicht einmischen… Aber ich denke eine Technik die ich dir beibringen will kann ich dir zeigen. Schau her, dies ist was ich dich lehre wenn du es schaffst diesen Dämon zu bezwingen.“
Ein zerstörerischer Strahl schoss aus der dunklen Aura auf Riijadon zu.
Riijadon führte einen Daumen zum Schwertgriff und….. Melfice schrie.
Der Strahl war verschwunden die Aura zerfloss zu einer zähen Masse und Melfice kopfloser Körper fiel auf den Boden.
Melfice liess sich einen neuen Kopf wachsen.
„Kudo. Wenn du stark genug bist diesen Dämon zu besiegen dann möchte ich dich um einen Gefallen bitten. Ich möchte dass du für mich gegen jemanden kämpfst. Jemanden viel mächtigeren als unseren Freund da drüben. Ich höre deine Antwort wenn du überlebst“
Die Kristallpyramide setzte sich langsam wieder zusammen.
~Ich habe keine Zeit für dich, Himes!~
Mit einem Schmerzensschrei taumelte Sarek einen Schritt zurück, bevor ruhig wieder nach vorne trat. "Netter Versuch."
Eine Welle von Dunkelheit schoss auf die Kristallpyramide zu, die vollständig darin verschwand. Helle Lichtstrahlen brachen nur einen Moment später aus der Schattenmasse hervor und ein gleißendes Licht aus dem inneren der Pyramide vertrieb augenblicklich alle von Sion beschworene Finsternis.
"Ich hatte es auch nicht für so leicht gehalten." Sion wollte wieder angreifen, doch links und rechts von ihm bildeten sich spontan zwei bunte Farbstrudel, aus denen geisterhafte Ketten schossen die sich um Arme, Beine und die Schlangenköpfe Sareks wickelten und diesen fast bewegungslos zurückließen. Mit einem enormen Kraftaufwand riss Sion die Kette, die seinen linken Arm band durch, doch aus dem Strudel schoss eine neue um diese zu Ersetzen.
"Deine Ketten können mich nicht halten!", brüllte Sion und sammelte Schatten um seinen Körper, um mit einem erneuten Kraftakt sämtliche Ketten zu zerreißen.
Die Überreste der Ketten leuchteten in einem hellen Licht auf.
"Verdammt!", kam es Sion unerwartet über die Lippen, dann explodierte jedes auch noch so kleine Teil der Kette in einer grellen Lichtexplosion.
Mit einem lauten Jaulen taumelte Sion aus der Explosion zurück, die im Sareks Haut und Fleisch, seine Hände auf sein Gesicht gepresst.
~Ich hatte Pläne zum Wohle des Reiches mit dir, doch in einer kritischen Situation wie dieser kann muss ich unnötige Risiken vermeiden.~
"Oooh… WIRKLICH?" Sion senkte langsam die Hände von seinen Augen, während sich sein Fleisch in atemberaubender Geschwindigkeit wiederherstellte. "Ich fürchte leider, dass du dazu nicht fähig bist." Sein Blick richtete sich auf die Gruppe der Adepten. "Die Wunden, die er mir zufügt sind nicht permanent. Wenn ihr leben wollt tötet ih-"
Neue Geisterketten schossen aus den Farbstrudeln und wanden sich um Sions Körper. Dieses Mal fesselten sie nicht nur seine Gliedmaßen, sondern hüllten ihn vollständig ein.
"Deine Tricks werden auch nicht besser.", knurrte er während er von der Dunkelheit gestärkt die Ketten sprengte. Sicherlich würden auch diesesmal die Überreste explodieren und-
Erschrocken stellte er fest, dass er von allen Seiten von Portalen umgeben war.
~Es ist vorbei.~ Eine schier unbegrenzte Variation von Angriffen schoss durch jedes einzelne der Portale.

Andererseits war er aber auch nie zu diesem Spiel eingeladen worden. Der Namenlose blickte zu Zail. "Berühr den Körper."
Der einstige Assassin legte seine vorsichtig auf das seltsame Gefieder. Von einem plötzlichen Schwindel erfasst taumelte er zurück. Seine Augen und sein Bewusstsein scannten bereits die Umgebung nach einem möglichen Angriff ab, bevor er sich wieder völlig gefangen hatte. "Was war das?"
"DAS", sprach der Namenlose, "war das Ende dieses Ortes."
"Und WAS war es?"
"Diese Welt die auf einer fundamentalen Ebene erschüttert wurde. Ich spüre bereits jetzt die Auswirkungen mehr als deutlich. Dieser Körper das Herz des Reiches wurde aus seiner Verankerung mit dem Reich gelöst. In diesem Augenblick lösen sich Raum und Zeit des Reiches von diesem Körper aus auf.~
"Und ihr könnt es nicht aufhalten.", fügte der Namenlose hinzu.
"Das ist nicht notwendig."
"Ich bin ungern derjenige der wie ein ahnungsloser Trottel klingt.", meinte Zail, "Aber wieso?"
"Das ist simpel.", erklärte der Unbekannte, "Diese 'Welt' löst sich nicht einfach auf es entsteht auch ein Korridor zu unser herkömmlichen Existenz, der passierbar ist, bis der Körper ihn durchquert hat. Es ist als würde sich hier ein Portal zu einem Ort nach Talos Wahl öffnen."
Wie auf Kommando brach in der Luft vor ihnen ein silberner Riss auf.
"Sobald der Riss groß genug für uns ist, sollte man ihn gefahrlos passieren können.", fuhr der Unbekannte fort.
"Und das wiederum wird warten müssen bis ich euch alle vernichtet habe.", sprach eine zischende Stimme in ohrenbetäubender laut Stärke von weit über ihnen und mit einem erneuten Anflug von Schwindel Seitens Zail stoppte der Riss seine Ausbreitung.
"Talos?", fragte der Wind-Adept benommen.
Der Unbekannte blickte skeptisch nach oben. "Ich glaube… nicht."
"Es IST sein Körper.", wiederholte die Stimme, während Bewegung in den von ihrer Position kaum als diesen identifizierbaren Körper kam.

Die Portale schlossen sich wieder. Sions erhob sich wackelig auf die Knie. Sareks Körper war fast vollständig zerstört und da die Angriffe nicht von Wesen der Ordnung stammten heilte er sich auch nicht wieder. Seine dunklen Kräfte hatte er fasst vollständig aufgebraucht, als er sich mit ihr vor der Kraft der Angriffe schützen hatte wollen. Dennoch war er der Sieger. Seiner Vermutung nach hatten die Portale zu den unzähligen ehemaligen Hütern und Sensenmännern geführt, die unter Nor agierten und kein Teil der Ordnung mehr waren. Mit der Zeit waren die Angriffe immer schwächer und weniger geworden, sodass klar war das die Angriffe aufgehört hatten, weil keiner von ihnen mehr genug Kraft hatte um anzugreifen. In seinem jetzigen Zustand war er zwar so gut wie wehrlos, aber jeder der ihn jetzt noch angreifen konnte war auf die ein oder andere Weise ein Teil der Ordnung, so dass er es überstehen konnte.
"Isaac…", sprach er unter Schmerzen, "Du und deine Freunde habt ich lang genug zurückgehalten! Tötet diesen Penner oder ich vernichte euch alle sowie ich wieder bei Kräften bin!"
~Beeindruckend nicht mal die Kraft einer Armee der Ordnung hat ausgereicht um euch zu töten.~
"Danke für die Blumen, toter Mann!", knurrte er.
~Jene die Rache für eure Taten wünschen würden sicher alles geben, um euch so zu sehen.~
"Hör auf zu Quatschen, du kannst mich nicht töten!"
~Nein, kann ich nicht.~
Eine eiskalte Klinge fuhr durch Sareks Rücken und trat durch seine Brust wieder aus. "Wer?", stöhnte er.
"Jemand der Rache für deine Taten will, Monster!", sprach eine Frauenstimme.
Seine Augen weiteten sich. "Nei- Warte! Du kannst nicht, Ich habe dich ausgebildet!"
"IHR SEID NICHT, MEISTER SEMIH!" Ein schwarzer Feuerball verschluckte Sareks Körper.
"FUUNAAAARAAAAAAA!"
Und wieder starb er…
Seine dunkle Seele stieg langsam von dem lodernden Leichnam Sareks auf. In alle Richtungen wurde seine Seele fortgerissen. Seine Mühen den Prozess zu verlangsamen in dem er und sein Bewusstsein sich auflösten waren vergebens.
Arrogant und Hochmütig waren welche der häufigsten Bezeichnungen gewesen, die Semih vermutlich gehört hatte und Sion musste sich eingestehen, dass auch er diese Schwächen hatte. Von seinem Sieg überzeugt hatte er Funaras Körper vollständig aufgegeben, wenn er das nicht getan hätte, hätte sie ihn nicht töten können, wenn er es nicht getan hätte, hätte er überlebt, selbst wenn Sareks Körper getötet worden wäre. Doch er war gestorben… wieder einmal. Und an diesem Ort war das das Ende.
Gerade als aus diesem Gedanken Gewissheit wurde. Spürte er einen anderen Sog als den seines Untergangs von weit entfernt und dieser Sog war stark. Stark genug, um ihm noch ein weiteres Mal das überleben zu sichern.

Semihs Augen weiteten sich. "Das… gerade eben."
"Deine dunkle Seite hat gerade den Spalt passiert.", stimmte Talos zu.
Semih wandte sich von dem silbernen Haarriss in der Luft vor ihm ab und erblickte eine maskierte Gestalt, die sich in einen blutroten Umhang gehüllt hatte und gerade ein schwarzes Schwert in die Höhe hielt hinter sich. Semih wusste augenblicklich, dass die dunkle Seele, Sion, sich darin befand, aber das schockierende war, dass er die Gestalt zuvor nicht bemerkt hatte.
"Wer bist du?", fragte der Rotäugige in einem Tonfall, der den tot für jeden verhieß, der nicht antwortete.
"Du erkennst mich nicht?", fragte die Gestalt während sie ihr Schwert in die Scheide hinter ihrem Rücken gleiten ließ, "Sollte ich das als Kompliment oder als Beleidigung auffassen?"
"Ich hab's mir anders überlegt.", sprach Semih, "Gib diese dunkle Seele frei damit ich sie vernichten kann oder ich vernichte euch beide gemeinsam."
"Oh, die leeren Drohungen hatte ich vermisst.", der Maskierte streckte die Hand zur Seite aus und öffnete ein Portal, "Dein… dunkler Zwilling hier ist so geschwächt, dass er nicht einmal mehr denken kann. Warum wartest du nicht einige Tage bis ich ihn wieder auf die Beine gebracht habe und ihr liefert euch dann ein kleines Duell, um deinen Körper. Oder besser den einzig interessanten Teil daran, deine Augen."
"Was weißt du schon über meine Augen."
"Das sie nicht besonders gut bei den Damen ankommen, wenn man dein Single Dasein bedenkt."
"Er ist wirklich kein bisschen eingeschüchtert.", bemerkte Talos ohne sich von dem Riss abzuwenden, "Ich hätte angenommen, dass selbst Xasaxas dich ernst nehmen würde, wenn du ihn bedrohst. Er würde nicht klein bei geben, aber er lacht dich auch nicht aus."
"Gentleman." Der Maskierte wandte sich Richtung Portal.
"Von wegen!" Semihs Augen leuchteten und das Portal schloss sich.
"Wir feiern unser Jubiläum ein anderes Mal nach, Kleiner.", sprach der Maskierte herablassend.
"TODESPHÖNIX!" Ein schwarzer Phönix mit rotglühenden Augen, der von einer blauen Aura umgeben war, schoss auf den Maskierten zu.
Der Maskierte streckte seine Handfläche in Richtung des Phönixes aus. In der Luft vor dieser bildete sich eine blutrote Rune.
"Deckung.", bemerkte Talos und verschwand.
Die Rune blitzte grell auf. Der Phönix explodierte.
"GAAAH!", Semih schrie auf als ihn die Explosionswelle erreichte.
Talos erschien wieder, nach dem die Explosion vorüber war, doch der Maskierte war verschwunden.
"Wie zur Hölle verbirgt sich dieser Mistkerl!", fluchte Semih.
"Sicher das er nicht einfach getroffen wurde?", fragte Talos desinteressiert.
Semih schloss die Augen. "Vielleicht. Ich wüsste bei bestem Willen nicht wie er meinem Blick entgehen sollte."
"Hast du das bemerkt?" Talos nickte zu Semihs linker Seite, der die Explosion den Arm und das Bein genommen hatte.
"Ich hatte wichtigeres zu tun.", meinte Semih, während er seinen Körper und seine Kleidung wiederherstellte.

Die Blicke der drei Anwesenden richteten sich auf Haden, als er die Tür zum Verhörzimmer aufstieß.
"Ich grüße euch erneut, Haden.", begrüßte ihn Scarbard.
"Sparen wir uns die falschen Höfflichkeiten.", erwiderte er humorlos, "Nennt mir euer Vorhaben und was ich tun soll. Ich nenne euch meine Antwort."
"Ich sollte euch zunächst mit den Anderen bekannt machen.", Scarbard deutete mit ihrer Hand auf einen Jungen von vielleicht siebzehn, der mit verschränkten Armen an einer der Wände lehnte und Haden einem feindseligen Blick zu warf.
"Ich habe wirklich keine Zeit zum Babysitten.", meinte Haden nach einem kurzen Blick.
"Wag es ni-" Der Junge machte einen Schritt auf Haden zu seine linke Hand im inneren seiner Jacke verborgen.
"Juar!", kam es scharf von Scarbard.
Mit einem verärgerten Gesichtsausdruck kehrte der Junge wieder zu seiner Position an der Wand zurück.
"Eure Beteiligung wird sich schwer verbergen lassen, wenn ihr euren kleinen Bruder mitschickt.", bemerkte Haden, nachdem er den Namen erkannte.
"Nehmt es als Vertrauensbeweis." Scarbard richtete ihre Hand auf einen Mann in einer roten Kapuzenrobe hinter sich. "Und dies ist…"
"Dularius Menefan Okul, Schüler des großen Erfinders Chinte, Leutnant der Forschungsabteilung der Ostreich Armee, Erfinder des-"
"Sind nicht alle halbwegsfähigen Ingenieure des Ostreiches die ungefähr euer Alter haben Schüler von Chinte?"
Dularius verstummte für einen Moment und schien um Fassung zu ringen, bevor er sprach: "Natürlich… ABER ihr könnt unmöglich so beschränkt sein zu Glauben, dass ICH dies nur sage um Eindruck zu schinden wie der Rest dieser Geier. ICH sage dies, da ICH trotz MEINER überwältigenden Leistungen bescheiden bin und nicht behaupte das MEINE unglaublichen Kreationen, die denen meines Lehrers in jeder Hinsicht zumindest ebenbürtig sind, ohne Chintes Lehren möglich gewesen wären. Ohne Chinte wäre MEIN Ruf nur der… von Meister Chinte, weil ICH MEIN Leben damit verbracht hätte all die Erkenntnisse zu erlangen, die Meister Chinte mich gelehrt hat!"
"Und doch seid ihr nur ein Leutnant, der es anscheinend nicht in Narsis neue Hauptstadt geschafft hat."
"HA! Ein begrenzter Verstand würde natürlich die vorgefertigte öffentliche Meinung annehmen und sie nicht wie ein großer Verstand, wie der MEINE, hinterfragen. Es ist ein gemeiner Komplott! EINE VERSCHWÖRUNG, JAWOHL! Gegen MICH. Es ist dieser Naamos. Er beneidete MEIN Genie schon immer, wisst ihr. Natürlich konnte er MICH normalerweise nicht los werden, weil er auf MEINE Entdeckungen angewiesen war, aber diese Chance war wohl einfach zu gut. Sicher bereut er es schon! Ohne MICH kommt er mit seiner Arbeit garantiert nur schleichend voran… Aber ICH schweife ab, natürlich nicht unnötig, sondern weil es absolut notwendig war, aber dennoch… MEIN Punkt ist, dass ICH eindeutig bewiesen habe, dass ICH brillant bin, Naamos ein hinterlistiger Schurke ist und ihr mein Herr die richtige Wahl getroffen habt, als ihr euch entschieden habt eurem Land mit eurem Schwert anstatt eures Geistes zu dienen, denn dieser ist, wie ihr sicher jetzt einseht, äußerst begrenzt."
"Scarbard?", fragte Haden gequält.
Die Soldatin zuckte die Schultern. "Er ist etwa so gut wie er sagt?"
"EXAKT so gut!", protestierte Dularius
"Das ist mein Problem. 'ER' sagt es."

"Kitaniel", erklang sein Name.
Er rührte sich nicht . Jedes Mal, wenn er zu erkennen gegeben hatte wach zu sein, hatten die Wächter sei es aus Zorn über seinen "Attentatsversuch" oder Befehl, ihn wieder in die Besinnungslosigkeit geprügelt.
"Kitaniel", sprach die Person vor ihm erneut, "Wach auf!"
Diese Stimme kam ihm bekannt vor.
"Verdammt, wach auf!"
"Fares?", fragte er vorsichtig, während er die Augen einen Spalt öffnete.
"Wer sonst, Idiot?"
"Haden."
Sie ignorierte seine Antwort. "War Kazan bei euch?"
"Nein, nicht als sie uns gefangen haben. Er war gezwungen die beiden Attentäter zu begleiten."
"Habt ihr wirklich versuch-"
"Nein!", widersprach er entschieden, "Wir wollten uns nur an der Schatzkammer bereichern, aber die zwei zusätzlichen Personen, die Kazan mitgebracht hat, hatten andere Pläne. Sincan war einer von ihnen. Der andere war wohl eine Führungsposition des Geheimdienstes."
"Noch ein Verrat… Garvas hat sich mit diesem Waffenstillstand nicht viele Freunde gemacht."
"Sieht wohl so aus." Er öffnete die Augen vollständig. "Sag mal wie bist du eigentlich hier reingekommen."
"Ich bin eine alte Bekannte von Haden.", antwortete die Kommandantin defensiv, "Und nein nicht so eine Bekannte."
"So eine Bekannte?"
"Wo ist Kazan?", wechselte sie das Thema.
"Er ist nicht hier? Sie haben ihn sicher noch nicht in ein Gefängnis verlegt, also hat der Geheimdienst ihn wahrscheinlich. Sie haben oben im Palast eine Basis."
"Hör zu.", sprach Fares mit gesenkter Stimme, "Ich habe den Schlüssel für deine Fesseln. Wenn ich dich befreie, befreist du dann Kazan?"
Er schüttelte traurig den Kopf. "Ich hätte Glück, wenn ich es selbst aus dem Palast schaffen würde."
"Danke, für die Ehrlichkeit.", erklang die Stimme seiner Gegenüber bitter.
"Er wollte einen bestimmten Gegenstand aus der Schatzkammer. Deshalb hatten wir das alles überhaupt erst geplant."
"Und was?"
"Die Goldfigur eines Vogels. Ich denke sie könnte noch in Hadens Büro sein."
"Warum sagst du mir das?"
"Kazan wollte sie. Und das heißt die Figur bedeutet Ärger. Vielleicht genug Ärger um eine brauchbare Verhandlungsbasis dazu stellen."
"Wie hoch ist die Chance dafür?"
"Kazan wollte sie.", wiederholte Kitaniel nur.
Ein leichtes Lächeln bildete sich auf Fares Zügen. "Auch wieder wahr."
Sie streckte die Hand aus und legte einen kleinen eisernen Schlüssel in die Seine. "Warte ein wenig, damit ich deinen Arsch nicht persönlich zurück in diese Zelle befördern muss, ja."
Sie wandte sich von ihm ab, aber sprach erneut, bevor sie die Zelle verließ. "Und lass dich nicht fangen. Keine Ahnung was Haden mit dir angestellt hat, aber er kann es ganz sicher noch steigern."
„Wie herzlich.“ kommentierte der Träger der roten Anführermantels nachdem er sich wieder vollständig zusammengesetzt hatte. Talos erkannte daraufhin, dass sich Semih zu dem Punkt gewandt hatte, an dem sie den maskierten zuletzt gesehen hatten.
Ein schon fast diabolisches Grinsen bildete sich auf den Lippen des Menschen, bevor sich etwas blaues, in Form einer Klinge, in seiner Hand materialisierte. Allein der Griff war nicht von der blauen Aura umhüllt. Von einer Sekunde auf die andere stach er an die Stelle zu, an der er den maskierten zuletzt gesehen hatte.

„W-was?“ der Maskierte stellte fest, dass er von der blauen Klinge durchbohrt worden war. Sein Wunde schloss sich nicht und es isolierte auch jegliche andere Heilungseffekte. Die getroffene Stelle existierte einfach nicht mehr. Vor ihm sah er den gleichen Mann der für den Angriff verantwortlich war und ihn mit kalten roten Augen anstarrte.
Nicht Semih war zu ihm gegangen sondern er zu ihm. Sein Körper befand sich an exakt selben Stelle, den er verlassen hatte. Es roch nach Zeitmagie.
„Dachtest du, ich würde dich einfach so entkommen lassen?“ fragte ihn sein gegenüber mit einer kalten, ruhigen Stimme.
„Zeitmagie... Ich hatte angenommen du hättest mich sterben gesehen. Angenommen ich wäre vorhin tatsächlich getroffen worden, dann hätte mich diese Zeitmagie gerade zurück ins Leben geholt.“
„Schwachsinn. Eine veraltete, lächerliche Technik wie der Todesphönix... Sie trifft ohnehin nie. Die Anwendung war nur reiner Spott. Außerdem habe ich ganz andere Fähigkeiten um dich aufzuspüren.“
Direkt nach seinen Worten leuchtete Semihs Körper blau auf. Der Maskierte erkannte, dass es sich um einen Clone handeln musste, der sich aus nächster Nähe mit der blauen Aura sprengen wollte um ihn zu erwischen. Wie Unglücklich für Semih, dass er diesmal wieder nicht treffen würde.
Der Maskierte wollte auf die Weise verschwinden, wie er hergekommen war, doch etwas außergewöhnliches hinderte ihn daran. Er spürte wie der Raum selbst zum Leben erweckt war und ihn festhielt und seine Technik behinderte. Er hinderte ihn daran zu verschwinden und zwang ihn zu bleiben.
Mit seinen Augen nahm er einen zweiten Semih wahr, der sich mit verschränkten Armen wartend, hinter dem Clone materialisiert hatte, ehe der Clone in eine gewaltige blaue Explosion aufging. Eine blaue Blase schützte den neu erscheinen Semih vor der Explosion und isolierte ihn vor jeglichen Schäden.
Knapp war der Maskierte vor einem fatalen Treffer entkommen und hatte sogar auch die Seele der Dunkelheit vor jeglichen Schäden retten können. Seine Maske war teils zerstört, während ihm nur noch ein Teil seines Oberkörpers und ein Arm geblieben war. Wenn der Raum ihn nicht behindert hätte, wäre er der Attacke ähnlich wie dem Todesphönix ausgewichen.
Ehe er sich versah erfassten ihn zwei Geisterarme aus zwei unterschiedlichen Richtungen und Portalen- Der neue Semih schwebte ohne das geringste Anzeichen von Eile zu ihm. So als würde er alle Zeit der Welt besitzen.
„Hah, wenn du dich vor der Explosion so schützen konntest, hättest du beim Todesphönix keine Regeneration anwenden zu brauchen.“
„Regeneration? Auch sie gehört zu meinem Spott-Verständnis gegenüber meiner Gegner. Die Zeit hat mich gelehrt auf keine Technik zu vertrauen und auf jede verzichten zu können.
Übrigens... dein Gesicht ohne Maske sieht genauso aus wie ohne. Pott-hässlich. Nur erinnere ich mich nicht jemals eine so hässliche Person getroffen zu haben. Bevor ich es vergesse: Siehst du gerade die zwei Portale?“
Der Maskierte versuchte sich zu befreien, doch diese Arme waren keine normalen Geisterarme. Etwas an ihnen verschaffte ihm ein beunruhigendes Gefühl. Er schaute zu seinem Gegenüber um zu erkennen, ob es das Original oder nur wieder ein Clone war. Der Maskierte nickte.
„Ich überlege gerade welcher Portal sich durchsetzen sollte. Der eine zieht dich in die Welt der Toten und der andere in andere Zeit. Vielleicht aber sollte ich die noch weiteres mal in zwei Teilen, damit deine übrigen Körperhälften in der Welt der Toten und in einer anderen Zeit verstreut sind.“der Rotäugige lachte.
„Ich scherze nur.“
Zu seinem überraschen stellte sich sein Körper vollständig wieder her. Es war wieder Zeitmagie. Die einzige Methode eine getroffene Stelle dieser blauen Aura wiederherzustellen. Obwohl er das verstanden hatte, verstand er nicht, warum Semih dies mit ihm tat. Selbst die beiden Portale waren verschwunden und auch der Raum hinderte ihn nicht an der Flucht. Er schaute zu Semih, als würde er eine nachvollziehbare Erklärung von ihm fordern.
„Sion und du. Ihr beide könnt gehen.“
„Was? Du willst uns tatsächlich gehen lassen?“ fragte er verwirrt.
Semih zuckte mit den Schulter. „Warum sollte ich es nicht tun? Sehe ich so unfreundlich aus? Oder beziehst du dich darauf, dass diese Seele ein potenzieller Feind für die ganze Existenz darstellen könnte?“ er lächelte. „Der Punkt ist dies. Sion hat nichts mehr mit mir gemeinsam.Er besitzt weder über die verfluchten, noch über die dunklen Augen. Er ist die Seele der Dunkelheit, der mal eine Zeit lang meinen Körper mit mir geteilt hat. Heute jedoch ist er nichts anderes als eine arme, verwirrte Seele der bis alle Ewigkeiten verflucht ist zu Verlieren. Er wird niemals die Macht erreichen, die er mit meinen Augen einmal besaß aber immer danach streben. Es wird ihn für ihn alle Ewigkeiten kränken und unzufrieden lassen.“
„Selbst wenn er die ganze Existenz zerstören würde?“ warf der halb-maskierte ein.
„Er besitzt das Potenzial dazu? Das heißt nicht, dass er es zwangsweise machen wird. Wo genau ist die Grenze bei der man einschreiten sollte? Das habe ich mich eine ganze Zeit lang gefragt, jedoch keine Antwort darauf gefunden. Wenn ich alles 'böse' bekämpfen müsste, dann müsste ich bereits bereits mit Welten wie Mirnuzar anfangen. Ganz zu schweigen darüber Urteilen, wer 'schuldig' ist. Ich habe ein ewiges Wesen in Mirnuzar zerteilt weil es von hoher Natur war, doch selbst das hat große Auswirkungen auf Mirnuzar gehabt. Aus diesem Grund habe ich den Gedanken verworfen ein Jura-Studium anzufangen um Richter zu werden und mische mich nirgends mehr ein.“
„Eine interessante Ansicht. Jedoch wird Sion versuchen die Augen zurückzuerlangen. Du wirst also persönlich angegriffen werden. Zumindest ist die Annahme groß, auch wenn du offenbar die Meinung teilst, das Annahmen ungültig sind.“
„In diesem Fall ist es mein Problem. Ich werde ihn solange nicht anrühren, bis er mit persönlich nicht in die Quere kommt. Egal wie offensichtlich sein Verhalten ist. Er besitzt momentan über keinerlei Mittel meine Augen nutzen zu können.“ erklärte Semih.
„Und wenn er es irgendwie schaffen sollte? Die Folgen wären dramatisch.“
Semih lachte belustigt als würde er die Sache nicht ernst nehmen. Es war nicht Arroganz. Der Unbekannte spürte eine unglaubliche Leere in Semih.
„Er würde mit den Augen das Potenzial haben fatale Dinge ausführen zu können? Öffne deine Augen und dann merkst du, dass der gleiche Fall auch für mich gerade zutrifft. Gerade bin ich in einem Zustand in der ich auf persönlichen Spass verzichte um der Allgemeinheit einen Gefallen zu tun. Ich bin niemand unschuldiges. Um ehrlich zu sein war ich es noch nie.Ich habe der prekären Ordnung versucht zu helfen um den Schaden den Sion verursacht hat auszugleichen. Ich bin ein Mann ohne Ziele oder Träume. Wer weiss? Vielleicht halte ich diese langweile schon bald nicht auf und führe Sions Ziel weiter aus? Oder ich werde davon bald Wahnsinnig und mach mich bald auf dem Weg jegliche Existenz zu zerstören?“
Der halb-maskierte war von seiner Einschätzung nicht getäuscht worden. Semih besaß eine große Leere und Gleichgültigkeit.. Eine sehr gefährliche Leere die drohte wie ein Vulkan explodieren zu können. Selbst den Kampf hatte er zu keinem Zeitpunkt ernst genommen und verlängert – als hätte er den Spass, der ihm vor langer Zeit genommen worden war, nicht allzu schnell beenden wollte. Wer weiss, vielleicht suchte er mit Sion sogar eine Herausforderung?
Der Unbekannte grinste. „Sehr interessant. Wir werden uns schon bald wiedersehen.“
Der Rotäugige, der vermutlich nichts anderes als ein Seelenclone war, nickte gleichgültig und wandte sich anschließend von ihm ab und erschien neben Talos.
„Du bist ein seltsamer Mann.“
„Ich weiss.“


„Es gibt kein Zweifel daran, dass hier und jetzt fallen wird.“ bestätigte Kudo seine Entschlossenheit zu Gewinnen und richtete die Gaiaklinge auf seinen Feind ehe er mit unglaublicher Geschwindigkeit auf ihn zuraste.
Melfice hingegen war von seiner dunklen Aura umhüllt und streckte seine Hand in die Richtung des Yalls. Eine mächtige, alles zerstörende dunkle Welle breitete sich um ihn aus.
Kudo fluchte, brachte seinen Angriff ab und legte seine beiden Hände auf den Boden. „Babylon.“
Ein gewaltiger Turm entstand und sperrte die beiden und die Welle noch rechtzeitig in sich ein.
Der Erdadept selbst hatte sich mit seiner Lichtkugel-Verteidigung schützen können.
„So, du hast uns beide hier eingesperrt, damit die anderen nicht gefährdet sind? Das war ein großer Fehler. Niemand wird dir zur Hilfe kommen können.“
Die Lichtkugel löste sich langsam auf und Kudo sauste auch schon mit einem Frontalangriff auf ihn zu. Der Dämon grinste und lies sich von seiner dunklen Aura umhüllen. Er machte keinen Anstalt auszuweichen und lies sich von der Klinge durchspießen.
Der Dämon spürte nun dank seiner Aura absolut keinen Schmerz, weswegen seine Bewegungen nicht durch Treffer gehindert werden konnten. Seine Regenerationsfähigkeit hingegen gestattete es ihm jegliche Treffer Rückgängig zu machen. Er war also unantastbar. Der Dämon lachte.
„Ein solcher Treffer hat nicht die geringste Auswirkung.“ der Dämon schlug nach dem Jungen, doch der war schon auf Abstand gegangen und hatte seine Klinge herausgezogen. Melfice wollte die Wunde regenerieren, doch er stellte erschreckend Fest, dass er es nicht konnte!
„Was... diese Klinge... was für eine Flüssigkeit hast du auf sie draufgetragen?!!!“ der Dämon hielt sich an seiner Wunde fest. Jetzt verstand er einiges. Das war also der Grund warum sein gigantischer Dämon so einfach gefallen war. Der Bengel hatte seine Waffen mit einer besonderen Flüssigkeit ausgestattet, die seine und die Regenerationskräfte der anderen Dämonen rauben konnte!
Der Yall hatte nicht vor lange zu warten und lief erneuert auf ihn zu. Der Dämonische Erlöser war zornig und wartete auf den richtigen Moment und lud sich auf. Melfice beschwor seinen Schutz wieder nicht und ließ sich erneuert treffen. Einen Moment später löste er sich in einer gigantischen Explosion auf und erwischte Kudo fatal.
„Du unterschätzt mich.“ hallte Melfice seine Stimme im Turm, während er sich komplett neben dem sich knienden Erdadepten wiederherstellte. „Ich kann mich jederzeit, solange ich Psynergie benutzen kann, in die Luft sprengen um so jegliche Effekte und Gegenstände von mir zu lösen. Mit einer Wiederherstellung komme ich auf den gleichen Status wie vorher.“ er grinste breit.“Aus diesem Grund, habe ich immer einen Weg mich vor Gegenständen und Wissen dieser Art zu befreien. Beenden wir es.“ mit seiner Kralle schlug er nach Kudo, der darauf blitzschnell reagierte und ihm den Arm abtrennte.
Melfice Augen weiteten sich, als Kudo wieder stand. Wie konnte er nach einem solchen Treffer noch stehen? Selbst wenn seine Rüstung einen großen Teil absorbiert hätte, war es unmöglich das er komplett Schadenfrei daraus entkommen war. Melfice konzentrierte sich auf die Psynergie der Umgebung und verstand es anschließend. Dieser Turm in denen sie sich befanden. Sie heilte den Jungen permanent.
„Du verstehst es nun, nicht wahr Melfice?“ Kudo zeigte mit dem Daumen auf sich selbst.“Ich bin der Held dieser Geschichte. Du kannst nicht gewinnen!“
Bevor Kudo erneuert auf den Dämon zuschlagen konnte, sprengte er sich bereits erneuert und stellte sich komplett wieder her. „Du aber auch nicht. Ich weiss ganz genau, dass der Turm dir permanent an deiner Psynergie saugt. Desto länger er steht, desto mehr Psynergie verlierst du. Es ist eine Frage der Zeit bis der Turm und anschließend du sowie deine Freunde fallen.“
„Das selbe trifft auch auf dich zu. Mit jeder Selbstzerstörung verbrauchst du Psynergie. Irgendwann wirst du nicht mehr genug haben um dich zu sprengen zu können.“
Kudo schlug nach dem Dämon, der diesmal mit seinem dunklen Aura als Schild die Klinge abgeblockt hatte. Ein Sieg für Kudo. Eine weitere Aktion wofür Melfice Psynergie verbraucht hatte. Der Dämon konterte jedoch indem er zeitgleich 30 Dämonen beschwor, die Kudo augenblicklich mit genauso vielen Geisterklingen ausschaltete. Ein Sieg für Melfice der Kudo gezwungen hatte seine Psynergie einzusetzen. Es war ein Kampf, beidem der derjenige mit der größeren Psynergiereserve gewinnen würde. Melfice wusste, dass er gewinnen würde. Er konnte spüren wie viel Psynergie sein Feind für einen solchen Angriff verbrauchte. Es war eine Frage der Zeit. Der Turm würde fallen, noch bevor er die Hälfte seiner Psynergie unterschritten hatte.

Beide waren schon nun über 15 Minuten im Turm eingesperrt und lieferten sich einen hitzigen Kampf. Vera verfolgte das Gefecht mit ihrem geistigen Auge und berichtete der Gruppe darüber. Es war ein Kampf der beiden, bei dem der derjenige mit den größeren Reserven gewinnen würde. Auch wenn sein Bruder immer mehr wie der klare Sieger dieses Duells aussah, hatte sie ein sehr beunruhigendes Gefühl. Ein Gefühl, dass ihr sagte, dass sich alles im letzten Moment zum Gunsten des Dämons drehen würde.

Melfice musste sich ein weiteres mal sprengen, sein Schild daraufhin schützte ihn bei der Wiederherstellung nach weiteren Treffern, während seine beschworenen Freunde erneuert ausgeschaltet worden waren.
„Du Bastard.“ fluchte Melfice, der immer mehr in Rückstand geraten war. Dieser verdammte Turm... Es hatte die Psynergieregeneration seines Gegners etwas beschleunigt! Er selbst hingegen hatte keine Psynergieregeneration. Seine Psynergie lud sich durch sein 'Essen' auf. Er hatte schon 25% seiner Psynergie verloren, während sein Gegner nur 15% eingebüßt hatte. Wenn es so weiterging, würde er diesen Kampf verlieren! Das war der Nachteil seiner Psynergie. Es machte ihn selbst zwar unbesiegbar, verbrauchte jedoch seine Psynergie. Er brauchte Psynergie um zu existieren! Im Gegensatz zu normalen Lebenswesen konnte er sie nur durch das verzerren von anderen Menschen und Gegenständen regenerieren. Aus diesem Grund dürfte er niemals bei 0 gelangen!
„Du Bastard“ fluchte der Dämon erneuert, als er sich wieder zwangsweise neu sprengen und wiederherstellen musste. „Bastard! Bastard! Bastard! Bastard!“ der Dämon ging auf Distanz und war inzwischen nur in die Defensive gedrängt worden. Dieser Kudo... er wir nicht annähernd so mächtig wie sein älterer Bruder, doch er selbst hatte zu große Verluste erlitten um mit ihm so aufzunehmen. Ihm fehlte ein Arm, den er Loghain verdankte. Die Verbindung zum König der vergessenen Epoche war durch Xallank unterbrochen wurden. Er musste diese Sache beenden! Er durfte keine Psynergie mehr sparen.
Kudo blieb abrupt stehen als eine gewaltige dunkle Aura sich um Melfice bildete und er immer mehr sich um die eigene Achse anfing zu drehen, bis er mit dem bloßen Auge nicht mehr Sichtbar war. Der Erdadept erwartete einen Angriff auf ihn.
„Dämonenspiralle!“
Der tödliche Angriff des Dämons sauste auf Kudo zu. Der Angriff war zwar unglaublich stark, aber nicht besonders schnell, weswegen er ihm problemlos ausweichen konnte. Jedoch stoppte Melfice nicht und erwischte stattdessen die Turmmauer, durch die er sich mit voller Gewalt durchbohrte und sich nach draußen befreite. Die Erdwand schloss sich durch die Regenerationskräfte des Turmes wieder.
Nun war Melfice endlich raus aus dem Turm und flog weit in die Luft. Dieser Angriff hatte ihn gerade 10% seiner kostbaren Psynergie verbraucht. Seine zweit Durchschlagskräftigste Technik. Wenn er an von dem Kampfstart ausging, war ihm also nur noch 65% seiner Psynergie übrig geblieben. Der Atem des Erlösers war schnell geworden, während seine Augen seinen Gegner fixierte der nun auf der Spitze seines eigenen Turmes stand. Anschließend galt sein Blick den anderen Zuschauer der Umgebung. Es war ein Kampffähiger starker Unbekannter dabei. Er durfte nicht leisten, dass irgendjemand von ihnen lebte.
„Komm her, ich hole dich hier runter! Dieser Angriff wird dich komplett ausschalten!“ schrie der junge Yall von der Spitze seines Turmes aus, während er mit ausbreitenden Armen seinen nächsten vernichtenden Angriff auflud. Seine Panzerhandschuhe leuchteten so hell auf wie niemals zuvor. Der Erdadept war seines Sieges sicher.
Melfice sein Gesicht hingegen war ernst. Er wusste was es hieß zu gewinnen. Er kannte den Moment im Kampf der später zwischen Sieg und Niederlage unterschied. Aus diesem Grund, wie sehr er es auch hasste, zog er nun seine mächtigste Technik heraus. Die Technik womit er die mächtigsten existierenden Meister Trast sowie Meister Xallank kurz vor der eigenen Vernichtung bezwungen hatte. Diese Kunst würde ihm 50% seiner Psynergie gemessen am Kampfstart verbrauchen. Der hohe Verbrauch war der Grund warum er die Kunst hasste und sie so selten benutzte. Melfice sein Horn leuchtete auf, während er seine Krallen an seine Stirn hielt.
Der Erdadept hatte inzwischen genug geladen und führte seine Hände vor sich zusammen. Ein wahrhaft mächtiger Angriff, jedoch kein Angriff der es mit seiner Technik aufnehmen konnte.
Melfice selbst wusste nicht, was seine Technik war und was genau sie bewirkte.
War es eine mächtige Flächendeckender Angriff? Ein Strahl wonach es auch aussah? Eine Illusion oder doch ein tödlicher Fluch? Der Dämon selbst war von Hexen sowie Zauberern geschaffen worden um die Menschen mit der Gabe der Sterne zu vernichten. Er hatte sie verraten und seit dem seine eigenen Wünsche verfolgt.
Er hatte keine logische Erklärung was seine Technik ausrichtete, außer das es vernichtete. Die Ultimative Angriffskunst der man nicht ausweichen konnte. Der Erdadept wollte seiner Kunst konkurrieren, wie es tausende seine Gegner vor ihm getan hatten.
Zeitgleich schossen beide ihren Angriff ab. Kudo entfesselte eine anscheinend alles vernichtende Lichtwelle die drohte mehrere Meilen in der Luft alles mögliche zu erwischen. Eine Lichtwelle die schnell und von zerstörerischer Natur war.
Auf der anderen Seite schoss ein einziger Strahl in die Richtung der Welle und durchbohrte sie aus wäre sie aus Luft. Jegliches in der Nähe des Strahls, somit auch die Lichtwelle, verblasste und löste sich auf. Kudo reagierte schnell und baute seinen Turm um sich auf, doch auch die Wand verblasste und verschwand. Die letzte Hoffnung des Yalls war anscheinend seine Lichtkugel, womit er sich schützen wollte, doch auch sie verblasste und verschwand, wie auch später er selbst und sein ganzer Turm. Nun spürten auch alle anderen Anwesenden, den Effekt seines Angriffs. Obwohl sie nicht getroffen worden waren, löste auch langsam ihre Körper sich auch. Vera, Merl, Tsuka, Tali, Riijadon und Lucya und das Kind schlossen sich Kudo an und waren komplett vernichtet.
Der Dämon hatte nach seinem Sieg einen beachtlichen Teil seiner Psynergie verloren, weswegen er sich nun nach neuen Psynergiequellen Ausschau halten musste. Leichte Opfer, brauchte er. Er hatte zu viel-
Etwas schmerzhaftes erfasste ihn und seine Wahrnehmung veränderte sich, während seine Psynergie sich überraschend auflud, nur wieder um einen Teil zu erwischen. Alles um ihn in der Luft explodierte. Mit großer Mühe schützte er seine Seele und baute einen dunklen Schild auf und wartete, bis der Angriff nach einer Weile endlich vorbei war.
Seine Augen blickten ungläubig zu dem Angreifer – Kudo. Der Turm stand und auch sonst waren alle Personen noch da. Es hatte kein Sinn. Sie konnten seinen Angriff nicht abgewehrt haben!„Das... kann nicht...“
Genau in dem Moment realisierte der Dämon durch sein rationales Denken, was tatsächlich passiert war. Seine Psynergie hatte sich vorhin überraschend wieder gefüllt auf den gleichen Status wie vor seiner geheimen Technik.Auch jetzt verfügte er noch knapp über die Hälfte seiner Psynergie. Dies konnte nur eins bedeuten: Er hatte seine Technik nie ausgeführt und abgefeuert!
Diese Erkenntnis hingegen zeigte ihm die Wahrheit was tatsächlich passiert war. Er war in einer Illusionswelt gefangen gewesen und der Treffer mit dieser Lichtexplosion hatte ihn daraus befreit. „Ich habe ihn geprüft... er hat nicht die geringsten Illusionstalente...“ erinnerte sich Melfice mehr zu sich selbst an zu anderen, bevor er die Umgebung erneuert nach einem Talent für Illusionen untersuchte. Der Schock traf ihn, als er erkannte was er übersehen hatte. Seine Augen ruhten auf der violett haarigen Windadeptin. „Nein... sie ist auch eine... Yall?!!!“
Das war Betrug! Sie hatte beim Start des Kampfes über keine Illusionskräfte verfügt, was soviel bedeutete, dass sie ihre soeben erweckt haben musste. Natürlich hatte sie immer das Potenzial dazu besessen, jedoch hatte er selbst sie nicht danach abgesucht. Nur diesen Kudo. Wie sollte er auch ahnen können, dass sie sich um eine Yall handelte? Ein Gebrüll riss ihn aus seinen Gedanken. Der Junge der keine Ahnung hatte, wer ihn und alle anderen soeben gerettet hatte war von der Turmspitze abgesprungen und hielt mit beiden Händen seine Klinge fest um damit gleich zuzuschlagen.
Eine unglaubliche Sprungkraft. Melfice durchschaute, dass diese leuchtenden Panzerstiefel ihm diesen Bonus gerade gegeben haben mussten. In wenigen Sekunden würde er ihn erreichen. Der Dämon war zornig. Er hatte keine Lust und Interesse mehr diesen Kampf fortzusetzen! Er beschwor 30 neue Dämonen. Wie bisher auch immer beschwor der Erdadept parallel Geisterklingen die ihren Ziel – die Beschwörungen – erwischten. Anders als bisher lösten sie sich nach einem Treffer nicht auf, sondern detonierten und schleuderten Kudo zurück in Richtung Boden. Es waren Kamikazedämonen gewesen.
Der Dämon warf nur einen letzten Blick zu der Gruppe. Er brauchte den Merkur-Stern nicht. Er 'brauchte' keinen einzigen Elementar-Stern um die goldene Sonne zu beschwören. Es war Zeit, dass er den dunklen Turm aktivierte. Er wandte sein Blick von ihnen ab, bevor er durch sein Teleporttor-Dämon ging und vollständig verschwand.

Der Namenslose lachte, als er endlich entkommen war. Er hatte das Spiel gewonnen und war nun endlich draußen. Ganz gewiss suchte Semih wieder wie verrückt nach ihm, konnte ihn jedoch aufgrund seines Besitzes nicht finden – die silbernen Augen. Er hatte keine Lust sich ihm so früh zu stellen. Diesen Spaß würde er sich noch etwas aufheben.
Zail schaute zu ihm. „Und was machst du als nächstes?“
Der Namenslose grinste.“Etwas Zeitvertreiben.“
Kanra und Sinaphie hechteten nach draußen auf die Straßen Mengeskats. Es hatte gegen Abend begonnen in Strömen zu regnen. Kanra hasste Regen, fast so sehr wie Nebel. Dennoch ließ sie das nicht langsamer werden. Sie wussten Tarban finden.
~"Ich stimme zu, dass es besser wäre den Jungen vor den Wachen der Stadt oder gar des Kaisers zu finden. Falls er wirklich hinter der angeblichen Entführung stecken sollte. Am besten übernehmt ihr das. Wir wurden zum Kaiser direkt beordert und der duldet keinen Aufschub. Außerdem vertraut der Junge euch beiden eher als uns.", hatte Kretarr gesagt.
"Wir können jedoch die Möglichkeit nicht ausschließen, dass jemand ganz anderes dahinter steckt. Auch wenn unsere Gesetze Zivilisten das Tragen von Waffen verbietet, solltet ihr nicht unbewaffnet ausrücken. Ihr Kanra solltet euer Schwert also besser hier lassen, aber... Hier, nehmt diese Dolche. Denkt daran, benutzt sie oder eure Psynergy nur im absoluten Notfall. Wenn die Wachen euch erwischen oder ihr zu viel Aufmerksamkeit auf euch zieht, könntet ihr wegen den resultierenden Folgen wohlmöglich nie wieder nach Hause kommen. Wir vertrauen euch, aber bleibt achtsam. Wenn es zu gefährlich ist, nehmt Kontakt zu uns auf und wartet auf uns."
Kanra gefiel der Gedanke nicht, sich mit einer Entführerbande anlegen zu müssen, aber noch viel weniger der Gedanke, dass Tarban wirklich etwas damit zu tun hatte. Sie wussten sicher gehen, ob dem so war.
"Wo sollen wir Tarban finden? Diese Stadt ist riesig!", fragte Sinaphie ratlos.
"Wir können unmöglich wissen wo er steckt. Aber wir kennen welche die es wissen müssten."
"Reshvaar und Wink?"
Kanra nickte.
"Ich kann mich noch an den Weg zu ihnen erinnern. Los, Beeilung."

Als Kanra und Sinaphie den Unterschlupf der Straßenkinder erreichten, erwartete sie eine schreckliche Überraschung. Gerüste waren umgeworfen, Sachen wahllos über den Boden verstreut und Kinder saßen in ohnmächtiger Erschrockenheit in Gruppen unter den aufgespannten Tüchern, um Deckung vor dem kalten Regen zu finden. Die beiden wechselten einen kurzen unsicheren Blick, dann betraten sie das Versteck. Sie brauchten nicht lange um Reshvaar zu finden. Der Anführer steckte mit einer Gruppe der älteren Kinder in einer hitzigen Diskussion, die ihn nur hilflos anstarrten und nicht zu wissen schienen, was sie erwidern sollten. Als sie sich näherten bemerkte der junge Aerorill sie und stampfte durch den Morast auf sie zu.
"Was wollt ihr denn hier?! Wollt ihr uns vielleicht helfen? Dann sage ich nicht nein!", rief er ihnen sichtlich erregt zu, als er sie erreichte.
"Was... Was ist hier passiert?", fragte Kanra vorsichtig.
"Was passiert ist? Genau das, was ich die ganze Zeit gesagt habe was passieren wird! Aber hat ihn das aufhalten? Nein! Dem ist doch dieses reiche Gör wichtiger als uns! Uns, die für so viele Jahre seine Familie gewesen waren!!"
"Reshvaar, hat Tarban die Prinzessin entführt?", hakte Sinaphie nach.
"Ist doch völlig egal!", explodierte er. "Sie haben ihn erst kürzlich mit der Prinzessin erwischt! Es war doch klar dass sie hierherkommen, genauso wie zu allen anderen Straßenkinderbanden da draußen. Er hätte es wissen müssen! Oh, waren wir kooperativ. Das hat sie trotzdem nicht davon abgehalten fast alles auseinander zu nehmen! Und was mach ich Idiot? Ich decke ihn auch noch, indem ich vorgebe ihn nicht zu kennen! Und was wird wohl passieren, wenn sie die Prinzessin nicht bald finden? Dann kommen sie wieder... und zerstören gleich alles was wir hier aufgebaut haben!!"
Reshvaar war dermaßen außer sich, dass Kanra sich wenig erhoffte weiterhin mit ihm zu reden. Der Junge musste sich erst einmal beruhigen.
"Wo ist Wink?"
Offenbar hatte sie mit ihrer Frage direkt ins Schwarze getroffen. Reshvarr stieß einen seltsamen Laut aus und seine Federn stellten sich auf.
"Diese... Diese Kikrek's haben sie mitgenommen! Sie haben sie mitgenommen!! Um sie zu verhören! Und ich kann mir ganz genau vorstellen was geschieht, wenn denen ihre Antworten nicht gefallen! Wink hat sich so sehr für Tarban eingesetzt, sie hat so viel für ihn getan!! Und jetzt soll sie dafür auch noch büßen?! Wo ist das bitte gerecht?!"
Kanras Blick glitt an Reshvaar vorbei zu den anderen Kindern, die wie verloren dem Gespräch aus der Ferne zusahen. Kanra begriff wie wichtig Wink für die Bande wirklich gewesen war. Sie zu verlieren, gerade zu dieser Zeit war ein schwerer Schlag für sie.
"Ihr wird nichts geschehen. Wir sind hier um zu helfen. Weißt du wo Tarban ist?"
"Ich habe Rev losgeschickt ihn hierher zu bringen. Rev weiß am besten wie man Tarban aufspürt. Da er noch nicht hier ist, ist er vermutlich unterwegs oder versteckt sich und will nicht gefunden werden."
"Gibt es andere Banden oder Gruppen, die mehr wissen könnten?"
"Nein. Tarban wollte nie etwas mit jemand anderen zu tun haben. Er schlug sich immer alleine durch. Er hatte nur Kontakt mit uns... Naja, wenn ich ein klärendes Gespräch mit ihm führen musste. Was fast zweimal pro Woche war."
Kanra fuhr sich durch die Haare. Das half ihr nicht weiter. Sie kannten die Stadt noch viel weniger als die Kinder. Es musste doch eine Spur geben, der sie folgen konnten... Es gab immer eine... Dann kam ihr eine Idee.
"Tarban stiehlt. Gibt es irgendwo in der Nähe Pfandleier die... weniger ehrlich sind? Sagen wir mal wie Dinge einem Straßenkind abkaufen ohne große Fragen zu stellen?"
Reshvaar verstummte. Er begann zu überlegen.
"Keine Geschäfte mit denen wir etwas zu tun haben wollen. Aber ihr gehört nicht zu uns... Ich kenne zwei, vielleicht drei. Ich führe euch dorthin."
Sinaphie verschränkte die Arme.
"Nein."
"Nein? Wieso nicht? Ihr kennt euch in dieser Stadt doch nicht mal aus!", sagte Reshvaar finster.
"Mag sein. Aber nicht du. Gib uns jemand anderen mit der uns führt."
Jetzt verlor Reshvaar wieder die Beherrschung.
"Was soll das jetzt heißen?! Das ist meine Verantwortung! Wenn jemand diesem Kerl eine Lektion erteilt oder Wink zurückholt, dann ich!! Ihr könn-"
Reshvaar würgte ab, als Sinaphie ihn an seinen Brustfedern packte und ruckartig an sie heranzog, so dass sie Schnabel an Schnabel waren.
"Sein kein Idiot.", hauchte Sinaphie leise mit drohenden Unterton. "Sieh dich doch mal um. Diese Kinder brauchen dich. Bist du nicht ihr Kaiser? Willst du sie wirklich in dieser Situation allein lassen?"
Reshvaar starrte sie nur mit großen erschrockenen Augen an.
"Du hast eine Verantwortung. Zeig mir das du der gute Anführer bist, für den dich alle halten. Überlass den Rest uns. Du weißt wo meine Fähigkeiten liegen oder hast du das schon vergessen? Vertrau uns einfach."
Reshvaar riss sich los und strich sich verärgert das Brustgefieder glatt.
"Du hörst dich schon fast an wie Wink. Nur das sie nie grob werden musste, um mich von etwas zu überzeugen."
Sinaphies Ausdruck wechselte plötzlich auf ein liebenswürdiges Blinzeln.
"Solange es funktioniert..."
Reshvaar drehte den Kopf und winkte jemanden heran.
"Shee, komm her. Ich möchte dass du diese beiden zu 'Der Halsabschneider', zu 'Slisruu dem Ehrlichen' und zu 'Schnelle Münzen' führst."
Zu ihnen kam eines der Aerorillmädchen in Sinaphies Alter. Ihr rotbraunes Gefieder war ungepflegt und verdreckt. Kanra erkannte sie. Sie war damals Teil der Gruppe von Rev gewesen, als sie ihm begegnet waren. Sie schien verunsichert.
"Wirklich? Aber Halsabschneider und Schnelle Münzen liegen im-"
"Trügerischen Distrikt, ich weiß. Ich würde es nicht von dir verlangen wenn es gefährlich wäre. Diese zwei Frauen passen im Gegenzug auf dich auf. Du erinnerst dich vielleicht noch an sie?"
Shee nickte langsam.
"Okay, ich mache es..."
"Bei uns bist du sicher.", versicherte Kanra ihr.
"Wenn ihr nichts herausfindet, kommt zurück. Vielleicht weiß Rev mehr, wenn er zurückkommt. Wenn ihr etwas herausfindet... Naja, meldet euch, wenn wir irgendwie helfen kann."
"Machen wir.", bestätigte Kanra und schenkte dem Jungen ein zuversichtliches Lächeln.
"Wir bringen das schon in Ordnung.", fügte Sinaphie ernst hinzu.
"Ich... Danke,Prinzessin Sinaphie und... Rotschopf?"
"Kanra.", verbesserte sie ihn zerknirscht.
"Kanra. ...Entschuldigung."
Sie wandte sich einfach nur wortlos um und hob die Hand zum Abschied. Die beiden jungen Aerorillmädchen folgten ihr und Shee übernahm die Führung.

Ein wüster Fluch durchbrach die plötzliche Stille nach Melfices Flucht und die Erde erzitterte leicht als er mit einer beiläufigen Handbewegung eine alte Eiche entwurzelte und umstieß, die bisher wie durch ein Wunder den Kampf überstanden hatte. Vera starrte nachdenklich und verwirrt auf ihre Hände, mit denen sie eben jene Psynergy gewoben hatte, von der sie nicht geahnt hatte dass sie sie beherrschte. Woher war das Wissen um diese Macht gekommen...?
Sie zuckte erschrocken zusammen, als das nächste Geräusch ertönte. Tsuka hustete und krümmte sich. Sie erwachte endlich aus ihrer Bewusstlosigkeit. Die Medizin hatte offenbar ihre Wirkung getan, den von ihren Wunden waren nur noch sanfte Rötungen auf ihrer blassen Haut zu sehen. Lucya, die die ganze Zeit neben ihr gekniet hatte, schrie vor Erleichterung und Freude auf.
"Tsuka!!"
Tsukas Blick war benommen und irrte ziellos umher, aber ihr blutleeres Gesicht nahm wieder Farbe an. Vera und Tali eilten zu ihnen.
"Tsuka, geht es dir gut?"
Ihr Kopf neigte sich leicht. Dann hickste sie. Die Mädchen waren erleichtert. Sie war in Ordnung.
"Tuska! Hörst du uns?"
Sie hickste wieder. Lucyas Gesichtszüge entgleisten urplötzlich.
"Äh... Vera? War in der Flasche... vielleicht..."
Plötzlich warf sich Tsuka auf sie, schloss sie in die Arme und brach in Tränen aus.
"Lucya!! Du bist meine beste Freundin!! Die beste auf der ganzen Welt!! Du wirst schon sehen, in ein paar Jahren wenn du erwachsen bist, wirst du die schönste, klügste und talentierteste Berührte sein die Mirnuzar je gesehen hat!! Du wirst mich und Anar völlig in den Schatten stellen!!", schluchzte sie und drückte sie noch fester an sich.
"T-Tuska!? Wa-"
"Tali! Es tut mir sooo unendlich Leid, wenn ich dich irgendwann gekränkt haben sollte. 'Tuska' klingt gut, aber ich mag 'Tsuki' am liebsten. Sag das nur nicht dieser Nervensäge Anar, sonst benutzt er nie meinen richtigen Namen!", sagte sie mit seltsam belegter Stimme und löste sich von Lucya um Tali in die Arme zu nehmen.
Offenbar hatte sie vergessen, dass sie noch saß und legte sich fast der Länge nach hin.
"Autsch..."
"W... Wer ist das?!", fragte Tali entgeistert.
"Du hast ihr Alkohol gegeben, oder?", fragte Lucya sichtlich angespannt.
"A-Aber... Nur ein wenig!", stotterte Vera verdattert.
"Ist noch was da?! Darf ich?", fragte Tsuka mit scheinbar unschuldiger Stimme, riss Vera ohne auf eine Antwort zu warten die Flasche aus der Hand und leerte sie mit drei kräftigen Zügen.
"T-Tsuka, hör auf! Wir brauchen es vielleicht noch!"
Doch es war zu spät. Die Flasche war leer.
"Wie kann das sein? Wie stark ist das Zeug?"
"Das ist nicht wichtig.", erwiderte Lucya unbehaglich. "Sie ist... nicht sehr tolerant zu Alkohol."
"Bitte?! Sie ist zu einer völlig anderen Person geworden!", sagte Tali heiser und wich unwillkürlich von der schwankenden Tsuka zurück.
Tsuka sprang mit einer ruckartigen Bewegung auf und verlor dabei fast wieder das Gleichgewicht.
"Mädels, jetzt kommt mal runter. Ich fühl mich gut. Ein wenig schwindelig von dem Blutzoll, aber sonst..."
"Daran liegt es bestimmt nicht..."
Tsuka zuckte gleichgültig mit den Schultern. Sie linste in die leere Flasche.
"Wen interessiert es überhaupt? Was mich interessiert: Wo ist die nächste Flasche?"
"D-Das war vermutlich die einzige.", sagte Vera leise und sah sich hilflos nach Kudo um.
"Ha?! Wie bitte?! Wenn du mich hinhalten willst, solltest du wissen das ich nicht dazu in der Stimmung bin. Gib mir die nächste Flasche oder willst du Ärger, eh?!"
Lucya und Tali packten sie jeweils an einem Arm, als sie sich schimpfend auf Vera werfen wollte.
"Tuska, hör auf!"
"Keine Chance, das wird für Stunden so weitergehen. Meister, bitte bringt sie wieder unter Kontrol-"
Lucya drehte sich um und sah Merl in sich zusammengesunken und regungslos auf dem Boden.
"Er ist bewusstlos!? Meister, das ist jetzt gerade nicht der beste Augenblick!!"
"Aber was sollen wir tun?!", rief Tali über die Schimpftiraden Tsukas hinweg.

Merl stand auf einem Balkon eines wunderschönen Anwesens aus Marmor. Die Abendsonne tauchte den Himmel blutrot und bot einen wunderschönen Ausblick auf das Tal, das den Berg säumte auf dem das Anwesen stand. Merl kannte diesen Anblick nur zu gut, auch wenn er diesen Ort seit fast acht Jahren nicht mehr besucht hatte.
"Was mache ich hier...?", murmelte er unhörbar und strich mit seiner Hand über das sonnengewärmte Geländer.
Ein Teil von ihm wusste er nicht wirklich hier war. Er lag irgendwo bei auf dem kalten Waldboden in der Nähe einer brennenden Stadtruine. Dieser Teil wusste, dass er zurückkehren musste. Ein anderem Teil in ihm war es egal. Denn er war zu Hause.
"Du bist hier, weil ich mit dir reden möchte, mein lieber Merl."
Merl drehte sich langsam um. In seinem alten Zimmer saß eine Frau, wohlig zusammengekauert auf seinem Bett. Sie war in vielerlei Hinsicht schön, und damit bezog er sich nicht nur auf ihr Aussehen oder ihre aufreizende Kleidung. Sie strahlte eine ruhige Art von Psynergy aus, die zwar sanft aber auch einschüchternd tief war. Merl kannte sie nicht und glaubte nicht das sie ein Produkt seiner Fantasie war. Aber er spürte nicht die sonst so verräterischen Zeichen von einer geistlichen Verbindung.
"Wer bist du? Woher kennst du meinen Namen?"
"Ich bin eine Berührte. Genauso wie du. Obwohl ich vermutlich etwas anderes meine als du unter dem Begriff verstehst.", antwortete sie mit warmer Stimme und erhob sich.
Ihre schlanke Gestalt und ihre eleganten Bewegungen machten ihre Erscheinung noch beeindruckender.
"Mein Name ist Balassa. Aber bekannt bin ich als die Traumwandlerin. Vielleicht hast du von mir gehört?"
Merl stieß mit dem Rücken gegen das Geländer, als er einen Schritt zurückweichen wollte.
"Sicher. Wer nicht? Ich hielt es lange Zeit für Märchen, aber dann traf ich die Dunkelblüte.", antwortete Merl vorsichtig und schluckte.
"Gewiss. Tsuka, die Dunkelblüte. Du hast ihr ein Geschenk gemacht, für das ich dir nicht annäherend genug danken kann. Das Band das ihr geformt habt ist viel wertvoller, als du dir vorstellen kannst. Tsuka war nie in der Lage gewesen sich anderen zu öffnen. Man hatte ihr nie eine Chance gegeben. Und jene wenige denen sie vertraute hatte sie nur wiederholt Verrat erfahren."
"So wie von dir.", erwiderte Merl anklagend.
"So wie von mir.", echote sie mit ehrlichem Bedauern. "Um deine zweite Frage zu beantworten... Ich kenne deinen Namen von all den wenigen Orten wo er noch widerhallt. So wie diesen hier.", sagte sie und drehte sich mit ausgebreiteten Armen einmal ausgelassen in seinem Zimmer. "Ich kenne dich gut Merl. Ich weiß um deine Sorgen, deine Ängste und deine Hoffnungen... Und das ist der Grund warum ich hier bin. Ich lausche deinem Echo schon seit einer Weile und das nicht nur weil du meine Schwester gerettet hast."
Sie stoppte und sie und Merl starrten einander lange an. Sie fing an zu lächeln.
"Fürchtest du mich?"
"Ich fürchte dich nicht.", erwiderte Merl halbwahr. "Aber wenn man den Geschichten und Tsukis Erzählungen glaubt, dann kann man dir nicht vertrauen."
"Stimmt. Angelegenheiten anderer interessieren mich nicht. Du allerdings, mein lieber Merl, bist eine Ausnahme. Deshalb musste ich mit dir sprechen. Allein. Ich habe lange auf so eine Gelegenheit gewartet."
Merl verstand.
"Mein Bündnis mit Vulkanasche ist unterbrochen!"
Balassa nickte anerkennend.
"Und du wähltest einen Ort der tief in meinem Bewusstsein vergraben ist. So tief, dass nicht einmal Vulkanasche darauf Zugriff hat..."
Plötzlich fühlte sich Merl verwundbarer als je im Leben zuvor. Gerade er als Windadept hatte seine Gedanken stets für sicher gehalten. Seine mentale Barriere war stärker als die von jedem anderen, denen er bisher begegnet war. Aber diese Frau kannte nicht nur sein Geheimnis, sondern war in sein Allerheiligstes eingedrungen. Den letzten Rückzugsort den ein Mensch überhaupt hatte. Und vermutlich war sie nicht einmal in der Nähe seines realen Körpers. Das hätte er gespürt.
"Du musst mich nicht fürchten. Ich werde gehen und ich verspreche nie wieder zurückzukehren, Merl. Aber zuerst muss ich mit dir sprechen."
Merl war vielleicht nicht in seinem echten Körper, aber er fühlte sich unwohl in seiner Haut.
"Was willst du von mir?"
"Es ist keine einfache Sache zu erklären. Damit du alles wirklich verstehst ohne die falschen Schlüsse zu ziehen braucht es Zeit. Und die haben wir nicht. Ich wollte dich wissen lassen, dass ich Antworten zu deinem... Hunger habe. Ich weiß auch wie du ihn stillst, ohne das du deiner..."
Ein seltsamer Ausdruck huschte über ihr Gesicht.
"... Schülerin weiterhin schadest."
Diese Bemerkung war für Merl wie ein Schlag ins Gesicht.
"WAS?!"
"Und...!", betonte Balassa bedeutungsvoll, "ich habe eine Antwort auf die Frage die dich am meisten beschäftigt. Wer bist du wirklich?"
Merl öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Was meinte sie damit? Seine gelegentlichen Zweifel, ob er von dem Mann Merl Monsuur sämtliche Bande gekappt hatte?
"Ich habe so vieles zu sagen... möchte dir so viel mitteilen... Aber nun wo ich hier bin, bleibt mir die Gelegenheit versagt alles auszusprechen, was nun so lange auf mir lastet."
"R-Richtig! Ich habe keine Zeit! Ich und Tsuka werden von einem mächtigen Dämonen angegriffen! Ich muss zurück!"
"Keine Sorge, ihr seid beide in Sicherheit. Dafür habe ich gesorgt."
Das Monsuur-Anwesen im Abendrot verschwamm und wich der verwüsteten Lichtung im Mondschein. Merl konnte kaum etwas erkennen oder hören, aber von Dämonen oder einem Kampf war nichts zu sehen. Als Merl bemerkte, dass er neben seinem Körper stand, suchte er nach Balassa. Sein Herz stockte, als er sie neben Vera stehen sah.
"Was..."
"Macht ist etwas, was nur wenigen in die Wiege gelegt wird. Im Falle der Macht der Sterne kann sie auch ein Leben lang in einem schlummern, ohne das sie jemals ans Tageslicht gerät oder, falls doch, gänzlich verstanden wird. Allerdings kann jedes Talent geweckt werden, wenn man nur weiß wie."
Merl versuchte zu begreifen was sie meinte.
"Heißt das... Vera hat uns gerettet?"
"Das Mädchen war nur das Medium, aber... ja. So kann man es sagen. Die Bestie die ihr bekämpft habt ist nicht mit roher Macht oder einfachen Formen der Sternenkraft zu bezwingen, ganz gleich wie weit die Beherrschung dieser reicht. Aber sie ist zu täuschen. Darin wird sie sich nie von den Menschen unterscheiden, die sie so sehr belächelt."
Merl kniete nieder um seinen eigenen Körper zu berühren, doch wieder verschwamm die Szenerie. Als die Umgebung wieder Gestalt annahm, fand er sich im Sternenkartenraum seiner alten Schule wieder.
"Noch etwas: Aus irgendeinem Grund ist dir dieser Ort wichtig, aber ich bin mir noch nicht ganz sicher warum.", sagte Balassa und schritt zwischen den Sternenbildern umher, die sanft durch die Kammer rotierten.
"Aber ich habe eine Ahnung und möchte dir einen Tipp geben. 'Resaaru, der einsame Stern'."
Merl runzelte die Stirn und suchte den Raum neugierig ab. Er hatte als Kind Stunden in diesem Raum verbracht und versucht alle Sternenbilder und ihre Namen zu lernen.
"Den kenne ich gar nicht! Wo ist er?"
"Du wirst ihn hier nicht finden. Ebenso wirst du ihn am Himmel vergebens suchen. Aber mehr dazu später. Ich fürchte es ist Zeit zu gehen."
Merl konnte sie nur anstarren.
"Was? Du brichst in mein tiefstes Unterbewusstsein ein, versprichst mir Antworten und nun gehst du ohne mir etwas zu verraten?!"
"Ich weiß, ich schulde dir Antworten und du wirst sie auch bekommen. Aber wie versprochen werde ich nicht noch einmal hier eindringen. Ich schwöre es dir. Wenn du reden möchtest... Such nach mir oder ruf mich in deinen Träumen. Ich werde deinen Ruf vernehmen. Aber wenn wir reden, dann allein."
"Aber... Aber...!"
Plötzlich war sie vor ihm und schloss ihn in die Arme. Merl fürchtete das Schlimmste doch er spürte nur... Wärme.
"Es ist alles gut, Merl. Es gibt keinen Grund zur Hast. Ich werde auf dich warten... ganz gleich wie lange es dauert."
Merl schwieg. Sie verharrten für einen Moment in dieser Haltung. Er nahm nebenbei wahr, dass sie sich wieder in seinem alten Zimmer befanden.
"Ach... Und vergib Tsuka..."
"Wofür?"

Eine kräftige Backpfeife riss Merl aus der Bewusstlosigkeit. Bevor er überhaupt realisierte, dass er wirklich wach war, bekam er eine weitere auf die anderen Seite.
"Hey, hey, hey, hey! Hier wird nicht geschlafen, Anarath! Hoch mit dir, willst du die gesamte Nacht noch hier liegen!?"
Er bekam noch einen Schlag ins Gesicht.
"Tsuka!! Bitte, er ist verletzt!"
"Pff!! Der hält was aus. Der simuliert in letzter Zeit immer häufiger irgendwelche Verletzungen..."
Sie rüttelte ihn kräftig durch und ließ ihn wieder zu Boden fallen. Merl öffnete die mit Schmerztränen gefüllten Augen.
"Seht ihr? Wach! Das war kinderleicht!", rief Tsuka und stemmte zufrieden mit sich selbst die Hände in die Hüften.
"Meister!", hörte er Lucya rufen. "Geht es Euch gut?"
"Warum füllt sich mein Kopf an, als wäre ein Volksfest darauf veranstaltet worden?", stöhnte Merl und ließ sich von Tali und Lucya beim aufsitzen helfen. "Was ist passiert?"
"Der Dämon... Er ist weg!"
"Wie?"
"Kudo muss ihn verjagt haben."
Kudo... Merl warf einen Seitenblick zu Vera. Sie schien etwas sagen zu wollen, aber entschied sich dann anders. Also doch? Hatte die Traumwandlerin die Wahrheit gesagt?
"Hey, Anarath! Wir brauchen mehr Schnaps! Weißt du wo wir welchen bekommen?"
Merl sah Tsuka verwirrt an und erkannte das Problem.
"Oh nein...", murmelte er und stand unter dem Protestgeschrei Lucyas auf. "Zuka, setz dich hin und lenk dich ab, mir egal wie."
"Immer noch 'Tsuka', Blödmann.", schnauzte sie ihn an.
Doch wie durch ein Wunder schnaubte sie nur einmal und ließ sich wortlos zu Boden plumpsen.
"Wa- Wie?", fragte Tali mit offenen Mund.
"Wenn Tsuka betrunken ist, hört sie nur auf Meister Anarath. Und das wie du siehst meist ohne Widerworte. Schon komisch, weil sie das nüchtern...", sie kicherte nervös, "... eigentlich fast nie tut."
"Hmpf... Endlich wieder wach, hm?", bemerkte eine Stimme kühl hinter ihnen die Kudo gehörte.
Er hatte sein Gespräch mit dem fremden Schwertmeister offenbar vorerst beendet.
"Ich denke du schuldest mir Dank. Ohne mich wärst du un-"
Mit überraschender Heftigkeit wurde Kudo durch einen starken Luftsog nach vorne gerissen. Kudo fing sein Gleichgewicht und kam zum Stehen ohne zu stürzen. Merl packte trotz seiner brennenden Muskeln am Kragen und sah ihn voller Wut an.
"Meister! Was tut Ihr denn da?", rief Lucya entsetzt.
"Was willst du? Lass mich los!! Ich habe dir gerade deinen wertlosen Arsch gerettet!"
"Wie... Wie konntest du nur...", stieß Merl zittrig aus und schluckte um seinen Atem unter Kontrolle zu bringen. "Wie konntest du nur deine Schwester so im Stich lassen!?"
Kudos Faust, mit der er Merl niederschlagen wollte hielt erschrocken inne.
"Hast... du irgendeine Ahnung in was für einer Gefahr sie war... Was für Schmerzen sie wegen dir erleiden musste... Während dir es offenbar blendend ging... Das... Wie kannst du es wagen einfach so vor ihr zu erscheinen, als wäre nichts gewesen?! Jemand wie du verdient es nicht sich Bruder zu n-rrgh..."
Merl brach ab und hielt sich mit seiner freien Hand seine Brust. Die Wunden der letzten Kämpfe forderten endlich ihren Tribut.
"Lass mich los.", wiederholte Kudo, allerdings viel ruhiger als vorher.
"Wie... soll jemand wie du einen Stern der Elemente tragen, wenn er nicht einmal die tragen kann, die ihm nahestehen? Du... bist eine Schande..."
Kudo zog sich ohne Gewalt aus seinem Griff und ließ Merl wieder in die Knie gleiten.
"Halt endlich den Rand. Ich habe dich und die die DIR nahestehen gerettet, während du in Ruhe geschlafen hast."
"Du hast niemanden gerettet. Du hast keinen größeren Anteil geleistet wie jeder andere.", erwiderte Merl giftig und sein Blick schwang kurz du Vera hinüber.
"Ganz gleich was du denkst, ein Held bist du nicht. Aber wenigstens freue ich mich für Vera, dass du am Leben bist. Niemand hat verdient heute zu sterben. Nicht einmal ein miserabler Bruder wie du."
Merl kämpfte sich wieder auf die Beine und wandte sich von Kudo ab, um zu zeigen dass das Gespräch beendet war. Halb erwartete Lucya, dass Kudo ihn doch noch angriff, aber Kudo rühte sich nicht.
"Ähm...", versuchte sie. "Mein Meister meint das sicher nicht böse. Er hat in den letzten Tagen furchtbar viel durchgemacht und dann die Sache mit dem Dorf..."
Kudo schien sie zu ignorieren, stieß einen verächtlichen Laut aus und ging wieder zu Rijadon. Lucya seufzte. So knapp wie heute waren sie noch nie dem Ende entronnen. Und so wie die Tendenz der letzten Tage gewesen war, so fürchtete sie, würde es nicht besser werden...

Das abgeblätterte Schild verkündete 'Der Halsabschneider'. Ein äußerst gewagter Name für ein Pfandleiergeschäft, aber der Stadtteil in den sie Shee geführt hatte wirkte nicht wie ein Pflaster auf dem viele ehrliche Geschäfte getrieben wurden. Die Schaufenster waren schmutzig und die ausliegende Ware falsch beschriftet. Dennoch konnte ein geübtes Auge die abgenutzte Eingangsteinplatte und Spuren versuchten Einbruches an Fenstern und Tür erkennen. Der Laden erfreute sich wohl bester Kundschaft, auf die eine oder andere Weise.
"Ihr wartet hier draußen. Es würde den falschen Eindruck vermitteln, wenn ich den Laden mit Kindern betreten würde. Sinaphie, bleib wachsam."
"Klaro, meine Augen bleiben offen.", sagte sie und zog sich mit Shee in die Straßenecke zurück.
Dann trat Kanra ein. Eine Ladenglocke klingelte. In dem Schuppen war es genauso staubig wie sie es vermutet hatte. Selbst der leicht modrige Geruch roch fast klassisch. An der Holztheke stand ein Mann, der sie mit einem lückigen Grinsen begrüßte. Und neben ihm schwebte...
Na toll..., dachte Kanra und zwang sich nicht hinzusehen.
"Willkommen beim Halsabschneider, werte Frau. Ich wollte eigentlich gerade schließen. Es ist spät und dann noch diese üble Geschichte mit der Prinzessin..."
"Halt den Rand, Blödmann. Du machst erst Schluss wenn ich es sage!", zischte ein Venusdschinn, der unruhig um ihn herumschwirrte. "Die Geschäfte sind wichtiger. Frag sie was sie will."
"Aber für eine so hübsche Frau kann ich wohl eine Ausnahme machen. Also, was führt Sie zu mir? Wollen sie etwas kaufen oder verleihen?"
"Ich suche eigentlich nur eine Auskunft."
Die Augen des Dschinns sanken ein.
"Ah, so eine ist das..."
"Auskunft, werte Frau?"
"Ich suche jemanden, der vielleicht Dauerkunde bei Euch ist."
Der Mann lehnte sich zurück.
"Ah, da kann ich Ihnen nicht helfen. Unsere Kunden haben ein Privileg der Anonymität..."
"Ich kann zahlen."
"Na bitte, das wollte ich hören!", summte der Dschinn freudig.
Der Pfandleiher beugte sich vor.
"Was habt Ihr denn?"
Kanra zögerte. Sie hatte kaum Dinge von Wert bei sich. Und wenn sie Tarban glaubte war ihr Geld nutzlos. Also griff sie in ihre innere Brusttasche und legte einen der Dolche auf den Tisch, den Kretarr ihr gegeben hatte.
"Fein gearbeitet, sehr fein... Wir brechen also das Waffenverbotgesetz, eh?", sagte der Verkäufer langsam.
"Die Zeiten werden immer gefährlicher.", sagte Kanra.
"Wie wahr... Aber... ein Dauerkunde sagt Ihr? Dafür wird es wohl nicht reichen."
Kanra biss sich verärgert auf ihre Unterlippe. 'Halsabschneider' traf es genau. Wenn sie ihre Erfahrung nicht trog, würde er auch ihren zweiten Dolch nehmen, aber nichts Brauchbares verraten. Sie musste etwas Extravagantes bieten. Da half nur ein Trick. Er war riskant, aber ihre einzige Möglichkeit. Sie nahm eine ihrer mirnuzarischen Münzen in die Hand und ließ ein wenig Psynergy hineinfließen. Der Dschinn reagierte nicht. So weit so gut.
"Fein... Ich habe noch dieses... kleine Schätzchen hier.", sagte sie gespielt zerknirscht und klatschte die Münze auf den Tisch.
"Und was haben wir da?", fragte der Pfandleier und beugte sich neugierig über die Münze.
Jetzt wurde auch der Dschinn aktiv.
"Das ist Sternenkraft auf dem Ding! Frag woher sie das hat!"
"Hübsches Stück... Woher habt Ihr das?"
"Von einer Ausgrabung außerhalb der Stadt. Diese Münze scheint mir uralt zu sein, auch wenn sie noch so gut aussieht. Als würde irgendeine mystische Kraft sie nicht rosten lassen...", sagte Kanra verschwörerisch.
"Ein Artefakt? Vielleicht... Hat sie noch mehr?"
"Habt Ihr noch mehr dieser Münzen gefunden?"
"Ich wünschte es. Ist sie nun genug für euch wert? Wenn es nicht reicht..."
Sie legte ihren Finger auf die Münze und zog sie ein kleines Stück zu sich zurück.
"... ist mein Handel geplatzt."
"Wa- Nein, nein! Ich will das! Sternenkraft ist immer gut! Sag das der Deal gilt!"
Der Händler lehnte sich langsam zurück und tat so als würde er scharf nachdenken.
"Für den Dolch und die Münze?"
Kanra nickte.
"Dann brauche ich einen Namen.", sagte der Pfandleier und ließ seine löchrige Zahnreihe erneut aufblitzen.
"Tarban, ein Straßenjunge. Er ist doch Kunde bei euch, oder?"
Sie schob die Münze noch einen Zentimeter zurück. Der Pfandleier kniff die Augen kurz zusammen, dann nickte er.
"Ja, der schaut hier hin und wieder vorbei. Armer Bursche. Hat er Schwierigkeiten?"
"Vielleicht.", antwortete Kanra bemüht kühl. "War er heute hier?"
Der Mann schüttelte den Kopf.
"Wo kann ich ihn finden?"
"Der Junge hängt gern auf den Hauptstraßen herum, nah an den... reicheren Leuten, wenn ihr versteht."
Kanra überlegte. Letztendlich brachten ihr diese Informationen nichts. Aber Tarban, falls er die Prinzessin entführt hatte, würde irgendwann wieder Geld benötigen.
"Wenn er wieder auftaucht... Könnt ihr ihm ausrichten, dass 'seine spezielle Freundin von außerhalb' nach ihm sucht? Sie möchte nur mit ihm reden und er hat nichts zu befürchten.", fragte Kanra an und unterlegte die Beschreibung mit möglichst mysteriösen Klang.
"Selbstverständlich. Wir haben... also einen Deal, werte Frau?"
Kanra zögerte, dann nahm sie den Finger von der Münze. Der Pfandleier griff nach vorne und ließ Münze und Dolch von der Theke verschwinden.
"Es war mir eine Freude."
Kanra nickte.
"Ganz meinerseits."
Dann verließ sie den Laden. Sie war unzufrieden. Sie hatten zwar sofort einen Treffer gelandet, aber keine brauchbaren Informationen bekommen. Zwar wusste Tarban nun, dass sie nach ihm suchten, aber der Junge erschien ihr nicht wie einer, der einer solchen Einladung einfach naiv vertraute. Sie wollte gerade zu Sinaphie und Shee hinübergehen, aber dann läutete die Ladenglocke hinter ihr erneut. Der Pfandleier kam heraus. Für einen kurzen Moment fürchtete sie ihr fauler Trick mit der Münze wäre aufgeflogen.
"Werte Frau, sie haben ihren Notizzettel fallen lassen."
"Notizzettel? Nein, ich..."
Der Mann streckte ihr ein zusammengefaltetes Papier entgegen und sah sie ernst an.
"Doch, es ist Eurer, da bin ich mir sicher. Sieht wichtig aus."
"Oh... Ah, Ihr habt Recht! Ich danke Euch vielmals! Das wäre wirklich Pech gewesen...", seufzte Kanra mit gespielter Erleichterung und nahm ihm den Zettel ab, als sie verstand.
"Sehr gern. Eilt schnell zu Eurer Unterkunft. Dieses Sauwetter wird immer schlimmer."
"Das werde ich tun. Nochmal herzlichen Dank."
Er verbeugte sich und ging zurück in den Laden. Kanra ging zu Sinaphie und Shee hinüber.
"Und? Was erfahren?", fragte Sinaphie erwartungsfroh.
"Möglicherweise. Kommt."
Sie suchten sich einen Unterstand vor dem Regen ein paar Straßen weiter. Dann öffnete Kanra den Zettel und las.
Tut mir Leid das Getue, aber mein Boss würde nicht wollen, dass ich darüber spreche. Ihr habt ihn gesehen und gehört, nicht? Dieses kleine unfreundliche Monster? Ihr müsst eine Berührte sein, aber er war wohl zu geschäftsbesessen um es zu bemerken.
Ich kenne Tarban schon länger, ein guter Junge. Er ist einer der wenigen die ich fair für sein Zeug bezahle. Ein Kind wie er sollte nicht auf der Straße leben und wenn ich ihn dabei helfen kann ihm das Leben erträglicher zu machen, dann werde ich das tun. Allerdings seid Ihr nicht die erste die nach ihm fragt. Heute gegen Mittag kamen ein paar Typen die meinen Boss schon länger kennen. Sie sind nicht die Art Jungs mit denen jemand zu tun haben möchte wenn ihr versteht, aber Ihr wollt Tarban offensichtlich helfen und wenn mich mein Gefühl nicht täuscht kann man euch vertrauen. Man nennt sie die 'Grauzuckerhändler'. Drogenhandel, Betrug, organisiertes Verbrechen, das ist ihr Spezialgebiet. Sie sind gefährlich und wenn ihr den Jungen vor ihnen beschützen könnt, tut es bitte. Ihr Versteck befindet sich im 'Unterbau'. Ich hoffe Ihr wisst was Ihr tut. Unternehmt nichts Unüberlegtes. Ihr werdet mehr als den anderen Dolch brauchen, den ihr in Eurer Innentasche versteckt habt.
Gezeichnet: Ein Freund.

"Unterbau...", murmelte Kanra.
"Das ist nicht weit von hier. Reshvaar hat uns zwar verboten uns diesem Ort zu nähern, dort ist es viel zu gefährlich. Aber... Ich werde euch hinführen, wenn es sein muss. Reshvarr hat gesagt ich soll euch führen, also mache ich das auch."
Kanra faltete den Zettel zusammen.
Ihr werdet mehr als den anderen Dolch brauchen, den ihr in Eurer Innentasche versteckt habt.
Letztendlich würde es also doch rau werden.
"Das ist die einzige Spur die wir haben. Auf mehr hätten wir nicht hoffen können. Also los, gehen wir."
Sorans Kieferlade klappte hinunter als er die Tür zum Unterschlupf seiner Organisation öffnete.
Seine Untergebenen lagen schwer verletzt, über dem Boden verteilt.
In der Mitte des Raumes auf einem Hügel aus seinen verletzten Handlanger saß eine Frau und las in aller Ruhe. Sie beachtete ihn nicht.
Diese Frau war ebenso gewaltig, wie die massive Streitaxt die an ihrer Schulter lehnte.
„Ich wollte zu den Verhandlungen mit Ristéme geschickt werden. Stattdessen schickt man mich in diese Welt voller Schwächlinge. Diese Aeorill sind prima Kissen, der auf dem ich sitze ist so schön weich“
Wut, stieg in Soran auf. Er hatte sich nie sehr um die Leben seiner Untergebenen geschert. Aber in diesem Moment war es für ihn eindeutig, dass der einzige der schlecht über seine Leute sprach Er selbst sein durfte. Er und der Anführer natürlich, korrigierte er sich in Gedanken.
Er griff nach seinem Schwert und richtete es auf die Frau mit der Streitaxt.
„Woher kommst du und wer hat dich geschickt!?“ forderte er mit donnernder Stimme.
Im selben Moment verfluchte er sich. Er konnte es nicht mit einer Frau aufnehmen die seinen gesamten Unterschlupf zerstört hatte ohne einen Kratzer davon zu tragen.
Seine Nackenhaare richteten sich auf. Ihm wurde kalt.
„Mich geschickt?“ wiederholte die Frau so kühl wie es Soran zu Mute war.
„Ihr wart diejenigen die nach uns gerufen haben. Euer Chef hatte mit uns Kontakt aufgenommen. Wir wollten euch eine Chance geben aus dieser Welt zu entkommen.“
„Aus… dieser… wie bitte?“ Soran war verdutzt erinnerte sich aber daran dass der Anführer von Änderungen sprach in letzter Zeit und davon sich jemandem an zu schliessen.
„Ihr seid doch die Grauzuckerhändler? Richtig? In dieser Welt gab es wohl nie einen richtigen Krieg, ihr Leute seid wirklich viel zu schwach. Aber euer Anführer muss ein gewiefter Mann sein, sich mit uns in Kontakt zu setzen über die Grenzen eurer Welt hinweg. “
„Wenn du eine Handelspartnerin bist wieso rührst du dann unsere Leute an“
Hass keimte in Soran. Wie konnte diese Frau es wagen ihn und die Grauzuckerhändler schwach zu nennen.
Die braungebrannten Arme der Frau die muskelbepackt genug aussahen um Bäume aus dem Erdboden zu reißen knackten. Mit eisblauen Augen sah sie Soran unter ihren schwarzen Locken durch dringend an.
„Deine Leute haben mich angegriffen und ich habe mich gewehrt. Glaubst du einem unschuldigen Mädchen wie mir nicht? Aber es interessiert mich nicht was ein armer Wurm denkt.“
Wutentbrannt stürtzte sich Soran mit seinem Schwert auf die Unbekannte.
Er fluchte ein weiteres mal innerlich. Er wusste er hätte fliehen sollen als noch Zeit dazu war.
Sein Körper war von den Füssen bis zum Oberkörper vereist.
„Sternenkraft?“ würgte er mit zusammengepressten Zähnen hervor.
„Ja und Nein“ sie beschwor einen Feuerball der Soran in Flammen hüllte und gegen die nächste Wand schleuderte.
Die flammen verschwanden sofort wieder und sie packte den geschlagenen Soran in die Höhe.
„Bring mich zu deinem Boss. Gib mir einfach nur die Richtung an ich trag dich.“
Sie schwang Soran, der zu schwach war um zu protestierten über die eine Schulter und ihre kolossale Schlachtaxt über die andere.
Sie öffnete die Tür und sah eine rothaarige Frau und eine junge Aeroill, beide in Robe der Grauzuckerhändler vor ihr stehen.
Die braungebrannte, riesige Frau sah auf die Beiden herab. Die Aeorill und die Frau reichten ihr knapp bis an die Hüfte. Das paar vor ihr wich zurück so als wären sie bei etwas entdeckt worden.
„Wollt ihr mich etwa aufhalten?“ fragte sie ohne Widerstand zu erwarten.
"Ihr solltet nicht feiern, bevor euer Sieg feststeht.", sprach Talos Körper erneut, der zu etwa der doppelten Größe eines Menschen zusammengeschrumpft war.
Der Unbekannte warf einen missmutigen Blick auf den feinen Riss in der Luft, von dem er nur annehmen konnte, dass Talos ihn beabsichtigt geschlossen hielt. "Was willst du tun deine übrigen Dienstboten einsammeln, bevor diese Existenz zerstört wird? Ich musste sie leider töten, also öffne den Zugang."
"Ach tatsächlich?", fragte Talos und Zail meinte Spott auf seinen alles anderen als menschlichen Zügen zu vernehmen.
"Sie haben überlebt.", sprach der Unbekannte überrascht, als er sich umwandte und die Gruppe zusammen mit der Schülerin Semihs, die er getötet hatte, auf dem Weg zu ihnen erkennen konnte.
"Das ist er?", fragte Jenna spöttisch, "Eine Echse mit Federkleid?"
"Zugegeben mein alter Körper gefiel mir besser, aber den habt ihr ja gerade umgebracht."
Isaac wich einen Schritt zurück. "Sion…?"
Zail warf dem angeblichen Talos einen geschockten Blick zu.
"Nein… er kam mir nicht wie Talos vor, aber es ist ganz sicher nicht Sion.", widersprach der Unbekannte.
"Wisst ihr diese Welt oder was es auch sein mag ist echt praktisch.", fuhr Talos Körper fort, "Sie ist aus ein wenig Materie aus unserer Existenz und der Energie dieses Körpers zusammengeschustert. Das schöne ist nur, dass, sagen wir eine Seele, die aus der selben Energie erschaffen wurde, also eine Seele die von Talos erschaffen wurde, an diesem Ort vollkommen unsichtbar und unauffindbar ist. Lasst uns also einmal annehmen jemand hätte eine Zerstörungsbestie vernichtet, die ohne ihren physischen Körper in einer Seelenform weiter existiert, dann hätte diese direkt neben euch oder sonst wo sein können und bis zu diesem Körper laufen können, um den eigenen Körper mit diesem zu ersetzen. Eurer Kampfhaltung entnehme ich das euch meine euch gegenüber feindliche Gesinnung und möglicherweise meine Identität klar geworden ist." Das schillernde Wesen schwebte einige Meter in die Höhe und breitete die Arme aus. "Ich. Bin. SAREK der UNTERGANG!"
"Also wenn Sion in deinem Körper gegen die Kräfte höherer Wesen immun war bist du dann ohne ihn von solchen Kräften angreifbar?", fragte Aaron analysierend.
"Ich denke schon.", meinte Sarek gleichgültig, "Aber ihr habt nicht ansatzweise die Kraft mich zu verletzen. Passt auf!"
Er riss einen Arm in die Höhe und mit einem gewaltigen Krachen wurde die Dunkelheit über ihren Köpfen auseinander gebrochen uns sie erkannten den Himmel weit über ihnen, in den gerade Unmengen von Gestein und Erde geschleudert wurden, die wohl bis eben zwischen ihnen und diesem gelegen hatten. Sarek schnippte mit Talos Fingern und die gesamte Masse sammelte sich in einer riesigen Erdkugel, die langsam zu schrumpfen schien und sich zu Sarek und den übrigen herabsenkte.
Zail hatte bereits versucht das Monster anzugreifen, sowie es abgelenkt schien, doch zu seinem entsetzen stellte er fest, dass sein Körper sich nicht bewegte und es war nur allzu deutlich, dass es ach allen anderen Anwesenden so ging.
"Meine Macht kennt nun keine Grenzen mehr! Es bräuchte nur einen Gedanken, um alle Welten mit einem Schlag auszulöschen. Niemand innerhalb der Ordnung hatte so viel Macht! Nicht einmal die Gerechte selbst!" Während Sarek prallte erreichte ihn die inzwischen nur noch Stecknadelgroße Erdkugel. "Und nun werde ich euch ganz langsam töten. Beginnen wir mit Semihs Bruder."
Die Erdkugel schoss auf Isaac zu und drang völlig widerstandslos in seinen Bauch ein ohne auch nur die geringste Verletzung zu verursachen.
"Die Masse wird sich nun ganz langsam wieder ausbreiten und dich von innen zerreißen. Logischerweise werden deine Freunde dabei zusehen." Wie auf Befehl bildeten die anderen Adepten einen Kreis um den Erd-Adepten, ihre Augen auf ihn gerichtet. "Nach Isaacs Tod wird sich die Erde weiter ausbreiten und euch entweder zerquetschen oder ersticken, was mir übrigens Beides recht wäre. Moment war hier nicht eben noch einer mehr?"
Zail, der in der glücklichen Position war weiterhin Sarek in seinem Blickfeld zu haben erkannte den Namenlosen hinter diesem sein Schwert schwingen.
"Ich bin nicht unbedingt ein guter Schauspieler.",meinte Sarek unvermittelt und der Unbekannte prallte auf den Kristallboden der Plattform, als hätte man ihn mit einem riesigen Hammer daraufgeschlagen, "Aber du auch nicht. Dachtest du ich wüsste nicht, dass es bei dir nicht funktioniert hat?"
Sarek schwebte zu der regungslosen Gestalt herab und hob ihn am Kopf hoch, bis auf Augenhöhe. "Also wer bist du?"
"Ich bin das was… du nicht… verstehst und gleichzeitig… danach so sehnt.", kam es brüchig über die Lippen des Unbekannten.
"Ich mich sehnen?", fragte Sarek spöttisch, "Ich habe gerade mehr bekommen, als ich mir wünschen könnte."
"An dieser Aussage sieht man das du trotz deiner Macht ein bedeutungsloses Leben führen wirst.", spottete der Namenlose, "Wesen mit begrenzter Lebensdauer sehnen sich nach möglichst viel Wissen, wahre Unsterbliche begnügen sich mit schlichter Existenz, doch du bist an dem einen nicht interessiert und zu ehrgeizig für das andere."
"Was weißt du schon.", beendete Sarek desinteressiert die Ausführung und vernichtete den verwundeten Körper in einem gleißenden Licht.
"Ich lasse dich deine bedeutungslose Existenz liebend gern an diesem nun auch bedeutungslosen Ort fortsetzen, sowie du den Riss weit genug öffnest, dass ich in die wahre Existenz zurückkehren kann.", erklang die Stimme des Namenlosen, der nun in Hüterform an der Stelle schwebte, wo sein menschlicher Körper vernichtet worden war.
Sarek stieß einen amüsierten Ton aus. "Ein Hüter? Nicht so unangreifbar wie du vielleicht glaubst!"
Der Hüter verschwamm wie Nebel und war fort. "Einzig und allein ein Gedanke.", sprach Sarek fasziniert von seinen eigenen Kräften.
"Das ist zwecklos.", sprach der Unbekannte in Wächtergestalt hinter ihm.
"Pah!" Sarek schwang verstimmt eine seiner Klauen durch den neuen Körper und riss ihn in zwei. "Ich bin der einzige der so selbstgefällig Sprechen darf, da ich der einzige Allmächtige hier bin!" Beide Teile des Körper verblassten, doch eine neue Form des Unbekannten nahm ihren Platz umgehend ein.
"Allmächtig? Für dein begrenztes Verständnis mag dies sogar zutreffen."
"WAS BIST DU?!" Sareks Brüllen ließ die gesamte Erde erzittern, doch der Unbekannte schloss nur sein sichtbares Auge und wiederholte seine Phrase: "Ich bin das was du nicht verstehst und gleichzeitig danach so sehnst."
"Ich töte dich so oft es nötig ist!", knurrte Sarek und ein gleißendes Licht verschluckte auch diesen Körper des Unbekannten, doch als es wieder verschwunden war schwebte er ungerührt an der selben Stelle.
"Noch eine neue Gestalt?", fragte Sarek gelangweilt.
"Nein, Todessünden sind nur ein wenig schwerer zu vernichten, wenn einem nur die Welt der Lebenden bekannt ist."
"Todessünden was für ein Unsinn soll das sein?"

"Wer war das eigentlich?", fragte Talos mäßig interessiert.
"Ich weiß es wirklich nicht. Mein Erinnerungsvermögen ist zwar annähernd perfekt, aber bei ihm klingelt es nicht. Vielleicht irgendeiner von denen, deren Welt von Sion zerstört worden waren und sich einbildet ich müsse ihn kennen, weil er in dieser Arena war."
"Oh, das ist eine schmerzhafte Erinnerung. Ich habe da dieses nutzlose Anhängsel das man in deiner Sprache Namen nennt bekommen."
"Was ist so schlimm daran?"
"Das verstehst du nicht.", blockte Talos ab, "Deine Augen lösen dich so ziemlich aus dem übrigen Gefüge der Welt, zumal deine Geburt im 'Schicksal' nicht einmal vorgesehen war und du dementsprechend keines hattest. Eigentlich ironisch, dass gerade dein Name bedeutungslos ist, wenn man bedenkt das du in einigen Jahrzehnten vermutlich als Geschichte endest, die man Kindern erzählt damit sie artig sind und die sich in die Hosen machen sowie er irgendwo erwähnt wird, sowie das jetzt vermutlich noch die Erwachsenen tun."
"Ein Grund die Welten vorher auszulöschen.", meinte Semih trocken, bevor Talos noch weiter abschweifen konnte.
"Ein Scherz? Tut mir Leid, aber was auch immer aus dir wird KEIN Comdian."
"Und der sollte jetzt gut sein?"
"Was macht der Vasall, Semih? Xasaxas lässt dich vielleicht sterben, wenn du ihm den lieferst.", wechselte der Bote der Existenz das Thema
"Ich könnte mich auch so in der Welt der Toten vor ihm verbergen und würde ich sterben könnte ich mühelos wieder zurückkehren. Es wird sich zeigen, ob ich diesen Auftrag irgendwann erfüllen will."
"Weißt du ich bin über deinen plötzlichen Sinneswandel übrigens wirklich erfreut.", meinte Talos überraschend, "Vor kurzem erst, dachte ich du hättest mir gegenüber eine Drohung ausgesprochen, was geschehen würde, wenn deinem Bruder und seinen Freunden etwas zustößt. Es wäre unschön, wenn du meinem Körper einen Nagel abbrichst oder mein Gefieder zerzaust, bei dem Versuch sie zu retten."
Semihs Blick fiel auf den winzigen Spalt und seine Augen spähten hindurch. "Was ist da los?"
"Ach Sarek geht einmal mehr weit über seine Befugnisse hinaus. Ich werde seine Seele aus meinem Körper reißen und in so kleine Partikel zermahlen, dass nicht einmal du ihn wiederbeleben könntest, so wie sich die Gelegenheit bietet, also mach dir keine Sorgen, dass er deinen Mittagsschlaf stört."

"Sollten sie nicht langsam mal hier sein?", fragte Lashon angespannt.
"Macht euch keine Sorgen. Es ist ja nicht einmal sicher, dass sie uns finden werden.", sprach Skrasas beruhigend, "Zu mal ich noch eine falsche Fährte gelegt habe."
"Unsere Sorge sollte also dementsprechend der übrigen Mannschaft gelten?", fragte Alyka noch immer verstimmt von ihrer kürzliche Begegnung mit Reyters Untergebener.
"Der Käpten kann auf sich aufpassen.", widersprach Saitu, "Er dürfte bald zurück sein."
"Euch ist sicher klar, dass sie uns zwar nicht sehen aber immer noch hören können.", unterbrach Trems die Unterhaltung, "Immer vorausgesetzt sie sind nahe genug."
"Eine andere Frage." Sylvos deutete auf ein Objekt das in der Ferne nur noch schwerlich zu erkennen war. "Was ist das?"
"Oh, nein." Saitu packte ein Fernglas und fixierte das Objekt durch dieses. "Es ist ihr Schiff!"
"Bitte?!", fragte Trems empört, "Das fliegt doch was weiß ich wie hoch. Wenn ich gewusst hätte das-"
"Skrasas, wo liegt eure Falle?"
Beunruhigt deutete Skrasas in eine Richtung. "Der Kurs ist zu exakt. Sie haben euer Schiff irgendwie lokalisiert."
"Wir müssen sofort zurück." Und damit war der erste Maat auch schon in den Tunneln verschwunden.
"Ich wusste das wir heute kein Glück mehr haben würden.", fluchte Alyka, während sie und die übrigen dem Merkur-Adepten folgten.
Lashon sah noch einmal zurück und erkannte überrascht zwei Gestalten an dem Eingang stehen, den sie eben verwendet hatten.
"Reyon, sendet seine Grüße!", rief einer von ihnen freudig und schleuderte etwas in den Tunnel.
Was es auch war explodierte in einer grellen hellblauen Explosion, die den Erd-Adepten blendete und den Rest der Gruppe zurückblicken ließ.
Nach einem Moment der Orientierungslosigkeit erkannte Lashon, dass sich die Explosion in viele kleine blassblaue Flammen geteilt hatte, die zischend über Wände, Decke und Boden des Tunnels auf sie zu krochen, und diese scheinbar erschütterten.
"Versucht gar nicht erst was dagegen zu tun!", schrie Skrasas, der Toni und Sylvos, die vor ihm standen vorwärts stieß, " Die Flammen ernähren sich praktisch von Psynergie!"
"Woher haben diese Dreckskerle etwas derart seltenes!", beschwerte sich Trems, weiter vorne im Tunnel, der gar nicht erst stehengeblieben war.
"Woher wussten sie wo wir sind?", fügte Lashon hinzu, während er ebenfalls tiefer in das Tunnelsystem rannten.
"Warte folgt das Feuer uns etwa?", fragte Skrasas überrascht, als Flammen ihnen langsam um eine Kurve folgten.
"Nein, es folgt dir und den anderen Berührten, Idiot!", fauchte Trems, "Du hast doch selbst gesagt es ernährt sich von Psynergie!"
Skrasas knirschte mit den Zähnen. "Das hätten sie zumindest in den Fußnoten der Fachliteratur spezifisieren können!"
"Hey die werden immer Größer!" Toni deutete zurück wo sich die Flammen zu einer blauen Flammenwand verdichtet hatten die den Tunnel mehr und mehr vereinnahmte.
"VERDAMMT!", fluchte Skrasas, so dass das Echo schmerzhaft widerhallte, "Fast das gesamte Gestein ist Psynergie durchsetzt!"
"Warum folgen uns die Flammen dann immer noch?", fragte Alyka keuchend.
"Tun sie dann wohl auch nicht, sie schaffen es mühelos sämtliche Tunnel zu erfassen und im Anschluss kommt jedes bisschen psynergetisches Gestein das damit in Verbindung steht dran.", antwortete Trems gereizt, "Anders ausgedrückt alles in der Devouraskurve was eine Landverbindung zu diesem Tunnel hat!"
"Willst du sagen, die haben eine Chemikalie, die die gesamte Devouraskurve abfackelt?"
"Eigentlich ist das kein Feuer.", antwortete Skrasas statt, "Und auch keine Chemikalie. Aber dieses Zeug wird in den nächsten Monaten jegliche Psynergie im Gestein vereinnahmen und den Erschütterungen nach auch das gesamte Tunnelsystem zu Einsturz bringen."
Lashon wollte noch mehr fragen, aber im Gegensatz zu Skrasas fehlte ihm der Atem für lange Sätze. "Wenigstens sind sie nicht besonders schnell.", bemerkte Sylvos, "Solange wir den kürzesten Weg nehmen sollten wir hier rauskommen, bevor das gesamte Gebirge brennt."
Krachend stürzte hinter ihnen der erste Tunnel ein und Staub rieselte von der Deck auf sie hinab.
"Bitte sagt mir, dass die Tunnel stabiler sind als ich glaube."

"Hab dich!", bemerkte Cryszara, als sie über eine Kiste hinwegsetzte und den Seeman dahinter mit einem Speerstoß niederstreckte. Nachdem die Crew der Windtänzerin begriffen hatten, dass ihre Angriffe nicht von Erfolg gekrönt waren, war sie panisch zurückgewichen, oft in irgendwelche Verstecke an Deck, wo sie sie Aufgrund der schlechten Lichtverhältnisse nicht sehen konnte.
Entweder hatte die Crew den Mut verloren oder sie versuchten Zeit zu gewinnen, bis andere Mitglieder der Mannschaft zurückkamen. Natürlich war ihre Hauptaufgabe ebenfalls Zeit zu gewinnen, also beschloss sie sich Zeit zu lassen und die Leute an Deck zu töten, statt ein Blutbad unter Deck anzurichten.
Sie machte einen Schritt zur Seite, keine Sekunde, bevor ein Säbel den Boden dort traf wo sie eben gestanden hatte. Sie trat blitzschnell auf die Hand, mit der der Seemann den Säbel hielt, sodass er nicht aufstehen konnte. Er zog einen Dolch mit seiner an deren Hand aus dem Stiefel und stach schreiend nach ihrer Wade, doch sie war schneller und rammte ihm den Speer von hinten durch den Hals, sodass dieser ihn mit dem Hals ans Deck nagelte.
Ein gurgelndes Geräusch entfuhr dem Mann in den letzten Augenblickes seines Lebens, während sein Blut das Deck färbte.
"So macht das keinen Spaß mehr." Cryszara ließ den Schaft ihrer Waffe los und hängte ihren Schild daran auf. "Meister Skrasas meinte ja ich solle an meinen Defiziten im unbewaffneten Kampf arbeiten."
Sie wirbelte blitzschnell um die eigene Achse und duckte sich dabei. Ein Pfeil schoss knapp über ihren Kopf hinweg. Sie fixierte den Schützen. "Lauf!" Und sprintete los.
Der Bogenschütze ignorierte jedoch ihren Ruf und feuerte einen weiteren Pfeil auf sie ab. Sie entging dem mit einer blitzschnellen Rolle zur Seite. Sie erkannte wie die Hände des Matrosen zitterten, während er einen neuen Pfeil spannte und sie sich ihm weiter näherte.
Sie hätte am liebsten die Augen verdreht. Es lag sicher nicht an der Entfernung.
Cryszara sprang vom Deck ab auf den Schützen zu, der den Bogen hob und den Pfeil losließ. Sie schlug des Geschoss lachend mit dem Handrücken weg und schloss die andere Hand um den Hals des Schützen, während sie ihn zu Boden warf, indem sie ihm ihre Knie auf den Brustkorb stieß. Erblickte schmerzverzerrt zu ihr auch während sie so auf ihm kniete und mit der Hand ausholte, die ihn nicht würgte.
"Schlaf gut!" Kurz bevor sie zuschlug fiel ein dunkler Schatten auf sie Beide und ließ sie nach oben Blicken. "Oh.", machte sie und schlug zu, bevor sie wieder aufstand und zum Schiff der neuen Art hinaufblickte, das sich umgeben von einigen Kristallstrukturen langsam vor der Windtänzerin hinabsenkte und den in einigen Meternhöhe verharrte. Ein Loch im Rumpf war dem Schiff und somit Cryszara zugewandt.
Ein Licht flammte im Inneren auf und sie erkannte Reyon mit einer weiteren Person, die sie nach kurzem als den Mann erkannte, der ihren ersten Angriff auf die Windtänzerin vereitelt hatte, Paka.
"Cryszara.", rief Reyon ihr zu, "Was ist dein Status da unten."
"Gelangweilt!", erwiderte sie, "Sollte hier nicht zumindest ein Berührter sein? Mal ganz zu schweigen von Meister Skrasas."
"Och die hatten einen Hinterhalt für uns vorbereitet.", sprach jemand nicht weit von Reyon, "Gar nicht mal so schlecht geplant, aber leider haben sie vergessen, dass einige von uns unsichtbar werden können." Wie zur Demonstration erschienen zwei der neuen Art links und Rechts in der Luft neben dem Loch im schwebenden Schiff. "War die richtige Entscheidung auch noch den Weg in Bodenhöhe zu überprüfen."
"Und?", fragte Reyon wie immer gleichgültig.
"Ihr hättet uns sagen können, dass euer Spielzeug auch den Boden unter unseren Füßen in Brand setzt."
"Hat es das?", fragte Reyon im üblichen Tonfall, "Es sollte doch eigentlich nur die Berührten verfolgen…"
"Was soll ich mit der übrigen Besatzung machen?", unterbrach sie seinen Monolog.
"Töte sie alle!", befahl Reyon und richtete sich dann an die Beiden schwebenden, "Ihr beide! Helft ihr!"
Kudo blieb vor Rijadon stehen, der ihn mit einem Grinsen entgegnete. Offenbar galt seine Belustigung der Unterhaltung der beiden die vorhin stattgefunden hatte.
„Ihr scheint wohl nicht besonders gut befreundet zu sein.“ merkte dieser an.
„Und das ist auch gut so. Ein undankbarer Freund weniger. Er hat keine Ahnung was wirklich vorgefallen ist.“ gab Kudo nicht gerade gut gelaunt von sich und setzte seine Kapuze wieder auf. „Der Dämon ist entkommen. Ich nehme an, dass gehörte nicht zu unserer Abmachung.“ erinnerte sich Kudo und schaute zu der Gruppe. „Meiner Schwester geht es tatsächlich gut. Jedoch gibt es neue Bürden die ich bewältigen muss. Ich werde dennoch nicht erlauben, dass sie wieder Leid er-“ Kudos Kopf drehte sich Blitzartig zu der Pfütze in der zerstörten Landschaft um. „Passt auf!“ warnte Kudo alle Anwesenden, während er mit den Augen wahrnahm, wie sich die Pfütze langsam zu etwas menschlichem materialisierte. Kudos Blick verfinsterte sich. „Ailas…“
Auch die anderen schienen ihn wiedererkannt zu haben. Kudo erkannte an der Mimik seiner Schwester, dass sie wohl nicht nichts über sein wahres Gesicht wussten.
„Ahh, wen das nicht unser lang verschollener Held ist.“ begrüßte ihn sein alter Freund sarkastisch.
„Wir dachten du wärst gestorben. Wir haben geseh-“
„Schweig.“ unterbrach er Vera und fuhr arrogant sein Kopf schüttelnd fort. “Ich habe keine Zeit, mich mit euren Überraschten Gesichtern und Aussagen zu beschäftigten oder dieses falsche Spiel noch länger fortzusetzen.“ unterstrich Ailas.“ Es war nur ein Körper, von vielen.“ er grinste und schaute zu seinem alten Freund. „Wie es aussieht, hast du den Kampf gegen mich überlebt, nur ist die Frage ob du es ein zweites Mal auch schaffen wirst.“
„Du Bastard.“ fluchte Kudo und schaute zornig zu ihm, als seine Erinnerung wieder aufkam. „Ich hatte angenommen, du würdest dich entschuldigen oder mit irgendeinem guten Grund deine Taten erklären. Du wirst teuer für dein falsches Spiel bezahlen und noch teurer dafür Vera an Melfice verfüttert zu haben.“
Die Stimmen der Anwesenden erstarrten, so dass man Ailas belustigtes Lachen laut und deutlich hören konnte. „Warum sollte ich für etwas bezahlen, wenn ich noch nicht einmal davon profitiert habe? Unglücklicherweise haben sich die Dinge nicht nach meinen Vorstellungen entwickelt. Ihr beide habt schließlich überlebt.“
Der Taan drehte sich nun so, dass ihn jeder sehen konnte, nachdem er ihre Kampfbereitschaft gespürt hatte. Seine Augen waren geschlossen. „Narren. Nicht einmal ihr alle zusammen wärt in der Lage mir ernsthaft einen Schaden zuzufügen, aber ihr habt Glück! Ich bin nicht hier um zu Kämpfen. Nur um euch etwas mitzuteilen.“
Kudo erkannte bereits, dass Vera ebenso geschockt von Ailas wahrem Gesicht war, wie damals er selbst. Sein Blick ging zu seinem Kindheitsfreund. „Was willst DU verlogener Penner uns den mitteilen?“
„Nur etwas, was euch weiterhelfen wird. Melfice… Du wurdest doch sicherlich über ihn informiert. Dann kannst du deinen Freunden ja ruhig die wahre Geschichte über ihn erzählen. Er ist nun ganz gewiss auf dem Weg den dunklen Turm zu entfesseln. Dies bedeutet das Entzünden aller Leuchttürme Mirnuzars und die Entfesselung der schwarzen Sonne. Ihr werdet ihn ganz gewiss nicht mehr einholen können, doch das braucht ihr auch nicht.“ er lächelte. „Den er wird begreifen, dass es jemandem gab, der ihm in die Quere gekommen ist. Merkt euch nur meine letzten Worte: Ich werde im Merkur-Leuchtturm auf euch warten. Kommt ihr, so habt ihr die Möglichkeit das letzte Leuchtfeuer zu entzünden. Schafft ihr es nicht, so heißt es, das ich euch mit meinen eigenen Händen umgebracht habe, alter Freund.“ noch ehe irgendjemand etwas sagen konnte, verwandelte er sich zurück in die Pfütze. Ailas war verschwunden… Kudo wandte seinen Blick von der Pfütze ab.
„Das war also dein Freund von dem du sprachst?“ fragte ihn Rijadon, während Kudo bestätigend nickte. „Es gibt übrigens auch etwas, was ich dir mitteilen möchte.“
Kudo blickte neugierig zurück. Rijadon näherte sich und flüsterte ihm die Mitteilung ins Ohr Ein fassungsloser Gesichtsausdruck blieb bei Kudo zurück. “Das… kann nicht sein…“
Er schaute weiterhin ungläubig nach Norden. „Das ist kann nicht sein…“
Seine goldenen Augen schauten nun zu seiner Schwester. „Vera…. Mach dich bereit. Wir brechen zusammen mit Rijadon sofort zum Gomholi Gebirge auf.“
Sie schaute irritiert zu ihm, doch sein ernster Gesichtsausdruck verriet ihr, dass es um etwas sehr wichtiges gehen musste. Trotz der ganzen Umstände schaffte sie es, ein freundliches Lächeln aufzusetzen und schaute zu Merl. „Begleitet ihr uns?“
„Du willst diesen möchte gern Helden mitnehmen?“ protestierte Kudo. „Tsuka kann mit. Die andere Dame ruhig auch. Von mir aus auch die kleine, doch nicht er!“
„Sie sind geschwächt, Kudo. So können wir sie unmöglich zurücklassen. Was wenn der Dämon wiederkommt? Er hat bereits seine Flucht einmal simuliert. Außerdem können sie Tsuka und Anarath sowie nicht weit voneinander trennen. Willst du tatsächlich auch Tsukas Leben riskieren?“
Kudo wandte sich verärgert ab. Offenbar war er umgestimmt worden.




Der halb-maskierte grinste als Sareks Klauen ein weiteres mal nach ihm schlugen. Wie schon etliche male zuvor gingen sie nur wirkungslos durch seinen Körper hindurch. Sein Gegner hatte noch immer nicht begriffen, dass eine Todessünde in der Welt der Lebenden, in seiner Passiv-Form, unantastbar war. Der Nachteil der Passiv-Form war, dass sie in der Form nichts ausrichten konnten. Er grinste spöttisch.
„Was ist los, Allmächtiger? Du bist nicht einmal im Stande eine Todessünde zu verstehen...“ begann er. “und willst mich verstehen können?“ er lachte. „Es war unterhaltend, aber es wird leider Zeit unseren Kampf zu beenden.“ die Körperfarbe des Unbekannten veränderte sich und wurde pechschwarz.
Er wechselte nun endlich zu seiner Aktiv-Form. „Merke dir nur eins: Wissen ist Macht!“
Ein roter, geheimnisvoller Kreis bildete sich um Sarek, der diesen einfach ignorierte. „Das war ein Fehler! Ich spüre eindeutig, dass du nicht länger unantastbar bist!“ er hob seine Hand kurz zu Isaac und anschließend in die Richtung des Unbekannten. Er hatte den wachsenden Felsen nun in einen anderen Körper verlegt. Er ballte seine Hand nun zu einer Faust. „Es ist vorbei!“ zeitgleich mit seinen Worten öffnete er seine Hand und der Unbekannte wurde durch die wachsende Kugel zerfetzt.
Keine Sekunde später stand er schon wieder vollständig vor Sarek und zog seinen leuchtenden Langschwert heraus, bevor er es in den Körper Talos rammte. „Degradierung!“
Die Kugel hinter dem Unbekannten verschwand in einem schwarzen Loch und er selbst wurde von dem Schlag seines Gegners getroffen der ihm sein Körper ein weiteres mal zerfetzte.
„Was sollte das für ein nutzloser Angriff sein? Ich habe nicht einmal etwas gespürt.“
Der Namenslose setzte seine zerfetzten Stücke einfach wieder zusammen. „Wesen der Welt der Toten können nicht sterben. Solch zerfetzende Angriffe... sie können sich einfach wieder zusammensetzen. Es wirkt auf sie nicht lästiger als das 'Schubsen' von jemanden aus der Welt der lebenden. Wenn du das Wissen dazu hättest, wärst du in der Tat in der Lage mit diesem Körper eine Todessünde auszulöschen. Doch das hast du nicht“ der Namenslose lief auf Sarek zu.
„Hah, deine Angriffe können mir nichts anhaben. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich dein Geheimnis herausgefunden habe.“ schrie ihm Sarek selbstsicher entgegen und wollte ihn packen. Als er sein Arm ausstreckte, duckte sich die Todessünde unter seinem Arm hindurch und rammte ihm sein Schwert ein weiteres mal an die Stelle, wo sich das Menschliche Herz befand. Sarek spuckte überrascht Blut aus dem Mund. Aus der getroffenen Stelle tropfte Blut.
„Mein Herz... wurde... zer-“noch bevor er seine Worte aussprechen konnte, fiel der Körper leblos um und bewirkte beim Aufprall ein großes Beben, das jedoch nur für ein Paar Sekunden anhielt.
„Ich habe dich bzw. deinen Körper auf die Stufe eines Menschen degradiert, mein Freund.“ die Existenz dieser Welt brach langsam zusammen. Das Schwert des Unbekannten leuchtete wieder auf und er rammte es ein weiteres mal in den Körper Talos hinein. „Beförderung!“schrie er.
Die Zerstörung hörte auf. Der Namenslose grinste. „Daraus wird nichts Sarek. Es ist Zeit, deinem jämmerlichem Leben endlich ein Ende zu setzen!“
Sareks Seele blieb erschrocken stehen, noch bevor er ein weiteres mal in Talos Körper eindringen konnte. Der Unbekannte schaute in die Richtung seiner Seelenform, als würde er ihn aufspüren können. Er hatte verhindert, dass er erneuert in diesen Körper eindringen konnte! Sarek durchfuhr ein Gefühl der Selbstsicherheit. Nein, dieser Unbekannte würde ihn ganz gewiss nicht davon abhalten können, erneuert in den Körper einzudringen. Er würde ihn in seiner Seelenform nicht einmal verwunden können! Genauso wie alle anderen Anwesenden.
Sareks Seele schmerzte, während seine Selbstsicherheit und sein Hochmut noch weiter anstiegen. Was es auch war, Sarek wusste, dass sie ihn nicht aufhalten konnten. Er war unzerstörbar! Unbesiegbar! Nicht nur die komplette Ordnung, nein. Sogar die ganze Existenz würde seinem Genie und seinen Fähigkeiten unterliegen!
Seine Seele brannte inzwischen höllisch und er schrie vor Schmerz auf, während seine Arroganz unvergleichbare Höhen erreichte. Sareks ließ sich davon nicht beirren. Auch wenn seine Seele gerade komplett zerfressen wurde, er wusste, dass er die gesamte Existenz mit einem Schnipsen auslöschen konnte! Auch wenn er weder ein Körper noch eine Seele besaß. Er würde überleben und zurückkommen, weil er Sarek war! Er konnte sich nicht einmal vorstellen das-
Sareks Seele war komplett von sich zerfressen worden. Die Seele existierte nicht mehr. Die Todessünde oder vielmehr der Unbekannte, der dafür zuständig war schüttelte seinen Kopf und gab die Waffe an, die er soeben benutzt hatte um Sarek komplett auszulöschen. „Hochmut.“
Seine Körperfarbe veränderte sich wieder und er wurde normal. Die Waffe des Namenlosen verschwand wieder in der Scheide. Stattdessen wandte er sich nun dem Riss zu, durch den er verschwinden würde. Er trat einen Schritt vor und wollte hindurch, doch irgendetwas stieß ihn davon. Schnell bemerkte er die sich um ihn materialisierenden Wesen die ihn explizit anstarrten. Es waren die nur noch 6 Todessünden in ihrer passiven Form. In diesem Modus waren sie für den Ort hier nicht existent. „Halb-maskierter!“ meldete sich der erste von ihnen. „Meister Semih schickt uns alle, damit wir dich vernichten.“ Der Blick der Todessünde galt nun den anderen.“ Ihr hingegen könnt raus.“
Eine andere Todessünde grinste nun. „Du hast also die Macht einer Todessünde? Wir sind zu sechst. Du konntest zwar einen von uns vernichten, doch wie wird es mit 6 aussehen?“
Nicht weit von ihm, kicherte eine andere Todessünde. „Das wird lustig, sehr lustig.“
Der Namenslose schüttelte seinen Kopf. „Dieser Ort wird diesen Kampf nicht überleben, doch wie ihr wünscht. Ich werde zuerst euch Lakaien vernichten, bevor Semih selbst an der Reihe ist.“

Der Kopierdämon schaute im letzten Moment zu seinem feurigen Gegner, der ihn an der Kehle gepackt hatte. Dieser Hundedämon hatte seinem bereits geschwächten Körper den Rest gegeben und der Feurige Alchemist schien unantastbar.
„Noch irgendwelche letzten Worte?“ fragte ihn der Meister, der ihn gepackt hochhielt und der Kopierdämon sich langsam auflöste.
„Mein Opfer wird nicht umsonst sein. Unser Erlöser wird uns aus dieser Unterdrückung befreien und jeden Einzelnen von uns rächen.“
Kommentarlos löste ihn die Hand der Alchemie, Dewan vollständig aus. Sein Blick ging anschließend zu Garm. Wie er wohl über diese ganze Erlöser-Geschichte dachte? Würde er sich auch auf die Seite von Melfice stellen, wenn er die Wahl hatte.
Der Meister schüttelte seinen Kopf. Es war absurd zu denken, dass sich Garm ihn mit freiem Willen angeschlossen hätte. Könnte es überhaupt so etwas wie Freundschaft zwischen Dämon und Mensch geben?
„Ist dein Freund nicht etwas lange weg? Er wollte doch nur die Gegend nach weiteren Angreifern durchsuchen.“ Erinnerte ihn Garm. „Doch er ist nicht mehr aufgetaucht.“
„Du hast Recht, Unarus müsste längst zurück sein. Das muss bedeuten….“
„Das er nicht in der Lage war zurückzukommen.“ Unterbrach ihn eine Stimme und die Gestalt tauchte hinter einem Baum des Waldes auf, in der Sie sich befanden. In seiner Hand hielt er den Bewusstlosen Schüler und warf ihn achtlos zwischen ihnen. Die Gestalt war in seiner dunklen Robe und seiner dunkle Kapuze nahezu komplett verhüllt. Wer war dieser Kerl?
„Hah, er war nicht schlecht, aber viel zu schlecht um es mit mir aufzunehmen, Meister Dewan. Die Überraschung in eurem Gesicht zeigt mir, dass ihr verwundert darüber seid, dass ich euren Namen kenne.“
„Wer bist… du?“ fragte Dewan skeptisch. Er spürte eine große Gefahr. Der Unbekannte hingegen lachte nur als Antwort auf seine Frage. „Mein Name würde dich zu sehr verunsichern. Es ist besser für dich, wenn du ihn nicht hörst.“
„Darf ich ihn essen?“ erklang es nun von einer anderen Stimme. Dewan stellte erschrocken fest, dass die neu erschienene Gestalt sich nicht um einen Menschen handelte. War es etwa ein… Homuncolus? Der Partner des Unbekannten schien einige offene Wunden und Brüche erlitten zu haben und blutete. Allerdings machte er nicht im Geringsten den Eindruck als würden sie ihm stören. Der Unbekannte schaute zum Homuncolus und zog seine Kapuze noch weiter herunter.
„Solange du nicht weiterhin versuchst meinen Arm aufzufressen. Aber gedulde dich vorerst. Ich habe dir bereits beigebracht, was Schmerz ist. Der Bewusstlose hat auch gewaltigen Schaden bei dir hinterlassen. Der rothaarige wird das Gleiche tun, wenn du unklug vorgehst“ Er deutete mit dem Finger auf dem Hundedämon. „Das da, ist ein Dämon. Einen Menschen findest du überall. Kümmere dich um ihn. Ich bezweifle, dass deine Kraft ausreichen würde um dich mit einem Meister zu messen.“ Ein breites Grinsen erschien in Hashiros Gesicht. „Es ist bereits etwas her, dass ich eines eures Gleichen umgebracht habe. Es wird mir aber eine Freude sein, dies zu nun wiederholen.“
Ein Schwindelgefühl überwältigte ein weiteres Mal Zails Sinne als sich der der haarfeine Riss durch den die Todessünden irgendwie gelangt waren wieder auszuweiten begann.
~TALOS~, erklang Nors Gedankenstimme in solcher Lautstärke, dass er und die anderen Adepten unter Schmerzen auf die Knie fielen., ~TALOS, RETTE DAS REICH!~ Doch Nors Rufe erhielten keine Antwort, war es nun weil Talos ihn ignorierte oder weil ihn der telepathische Ruf nicht erreichte.
Riesige bunte Farbstrudel entstanden überall um sie herum, aus denen eine schier unbegrenzte Anzahl von geisterhaften Ketten schoss, die sich um den stetig wieder an Größe gewinnenden Körper Talos schlangen.
~ICH KANN DEINEN KÖRPER NICHT GEHEN LASSEN!~
Zail kämpfte sich entgegen dem Schmerz in seinem Geist auf die Beine. Der Riss hatte sich inzwischen weit genug vergrößert um einen Menschen durchzulassen, wenn das namenlose Wesen recht hatte war der Korridor zurück in ihre eigene Welt jetzt sicher, doch ehe er sich auf den Riss zu Bewegen konnte schossen Kristallsäulen vor dem Spalt aus der Erde und versperrten den Weg.
~TALOS, DAS REICH BRAUCHT DEINEN KÖRPER! ICH LASSE ES DICH NICHT ZERSTÖREN!~
Zail schaffte es nur mühsam nicht wieder zu Stürzen.
~TAAAAAAAAAALLLOOOOOOOOOOSSS!!!~
Diesmal erstarrten selbst die Todessünden von dem Schrei. Er selbst stürzte ungelenkt zu Boden, als sein Verstand für einen Augenblick komplett aussetzte.
"Nor!", schrie irgendwer, bevor Zail sich wieder ganz gefangen hatte, "Lass uns gehen! Wir überzeugen ihn."
Zail stemmte sich erneut hoch und erkannte, dass es sich bei dem Sprecher um Isaac handelte, der es als einziger der Adepten-Gruppe, die ringsum ihn herum unter Schmerzen auf dem Boden lag, geschafft hatte auf den Beinen zu bleiben.
~Nein.~, erklang es hart aber in einer angenehmen Lautstärke, als wenn ein Sturm von einer Sekunde auf die andere abgeebbt wäre, ~Ich will verdammt sein, wenn es meine letzte Tat sein soll unserem Vernichter seine Diener zurück zu schicken.~
"Hinter dir!", rief Zail Isaac zu.
Doch der Erd-Adept konnte nicht mehr reagiere, aus einem kleineren Farbstrudel hinter ihm schoss eine schlanke Kristallstruktur mit geschärfter Spitze.
Widerstandslos bohrte sie sich in seinen Rücken und die Spitze trat durch den Brustkorb des Adepten wieder aus. Die Augen seiner Freunde, die sich von Nors Kraft befreit wieder aufrichteten weiteten sich vor entsetzen, als ihr Anführer für einen Moment noch regungslos da stand. Er öffnete den Mund als wolle er etwas sagen, doch nur ein Blutschwall quoll heraus.
"ISAAAAAAC!", hallte Jennas Schrei über die Plattfrom und darüber hinaus, als der Erd-Adept von dem Geschoss durchbohrt in die Knie ging.
Er kippte nicht einmal vornüber da die übrigen ihn festhielten bevor es dazu kam.
"Schnell zieht den Kristall raus!", kam es von Aaron, "Ich versuche ihn zu heilen!"
"Narren!", rief Zail der Gruppe zu, "Ihr seid die reinste Zielscheibe!" Im selben Augenblick sprang er zur Seite, als bereits ein Kristallgeschoss aus einem Farbstrudel hinter ihm hervorbrach, und bewahrte sich davor dasselbe Schicksal wie der Erd-Adept zu ereilen.
Neben ihm war ein ähnliches Ausweichmanöver jedoch nur noch Funara gelungen, die nicht bei Isaac stand. Drei der Adepten bei Isaac waren von Nors Geschossen gepfählt worden. Jenna, die vor Isaac gekniet hatte, hatte der auf sie gezielte Kristall nur die Schulter durchschlagen. Der Grund war, dass der halbtote Erd-Adept den Wirbel hinter ihr noch rechtzeitig gesehen hatte, um sie zur Seite zu stoßen.
~Talos! Ich töte deine Diener einem nach dem anderen! Ich halte deinen Körper hier bis ich zu Staub werde! ICH LASSE DICH UNS NICHT VERNICHTEN, TAAAALLLOOOOOOSSS~
"Nein...", wimmerte Jenna auf ihre Toten Freunde starrend, "Nein, nein, NEIN!"
Zail wandte den Blick von der Szene ab und blickte zu dem Spalt, der inzwischen die Größe eines Hauses angenommen hatte, aber von zahlreichen Kristallsäulen noch immer blockiert wurde. Vor diesen blickte der Halbmaskierte mit einem undeutbaren Gesichtsausdruck zu den Leichen der Adepten. Und auch die Todessünden noch immer in ihren Passivformen sahen unschlüssig hin, als fragten sie sich ob es ihren Meister verärgerte.
Zails Verstand raste irgendwie musste er durch diesen Spalt kommen, aber er bezweifelte, dass er die Kristallsäulen durchbrechen konnte.
Weitere Farbwirbel bildeten sich um ihn herum ebenso bei Funara und Jenna. Zail bewegte sich, um den Geschossen zu entkommen, doch, bevor die Kristalle sich überhaupt aus den Strudeln gelöst hatten, erfasste ihn eine leuchtende Energiewelle und schleuderte ihn schmerzhaft gegen die Barriere aus Kristallsäulen. Neben sich erkannte er, dass Jenna und Funara ein ähnliches Schicksal erlitten hatten.
Er scannte blitzschnell den Rest der Plattform. Der Unbekannte und seine Gegner waren weiterhin ungerührt an Ort und Stelle, doch dass überraschte ihn wenig.
Sein Blick streifte die Position der Toten, die eine vor Tote untypische aufrechte Haltung angenommen hatten und aus ihrem Innersten zu leuchten schienen.
"Aber...", keuchte Jenna neben ihm, "Sie sollten gar nicht mehr-"
Drei nach innen gerichtete Dreiecke erschienen auf der Stirn eines jeden einzelnen der leuchtenden Adepten. Kaum war dies Geschehen begann sich eines von diesen zu füllen.
Eine zweite Energiewelle breitete sich von den Vieren aus. Zail war dieses Mal vorbereitet, doch war die Welle selbst dieses mal stärker. Die Kristallgeschosse, die noch immer in den Körpern der Vieren steckten wurden bei der Freisetzung der Energie pulverisiert, die unzähligen Ketten, die Talos Körper festhielten bis auf die letzte von der Kraft der Welle zerissen und selbst die Farbstrudel verschwammen und lösten sich auf. Zail wurde mit dem Rücken erneut gegen die Kristallwand gestoßen auf der sich von der Welle verursacht Risse bildeten.
"Hey, kennen wir das nicht, Ira?", fragte einer der Todesünden.
"Ja, das hat doch dieser Drache gemacht, kurz bevor er zum Wächter der Alchemie wurde?", antwortete die andere, "Aber hatte der dafür nicht meine äh... Unterstützung gebraucht?"
"Nie im Leben schaffen die Menschen das einfach so."
"Sie sollten ohnehin tot sein.", bemerkte eine Dritte, "Und wir sollten endlich Meister Semihs Befehl ausführen."
"So wie das hier im Augenblick abläuft halte ich es für riskant unsere Passivformen zu verlassen."
Zail hörte den Todessünden nur noch beiläufig zu, als sich ein zweites Dreieck auf der Stirn der Vier gefüllt hatte. Erneut stieß eine Energiewelle ihn gegen die Kristallmauer. Seine Knochen knackten und um ihn herum splitterte das Kristall, als er in die Mauer hinein gepresst wurde.
"Isaac! Felix!", rief Jenna neben ihm und zwängte sich aus der Mauer wieder heraus, "Was tut ihr!"
Doch sie erhielt keine Antwort.
Stattdessen füllte sich das dritte Dreieck und eine dritte noch verheerender Energiewelle fegte über die Plattform. Zail bis die Zähne zusammen in Erwartung des Aufpralls.

"Das ist interessant.", murmelte Schatten, den Blick auf einige leuchtende Schriftzeichen auf der Oberfläche des Kristalls geheftet, vor dem er schwebte.
Im inneren des Kristalls befand sich die bewegungsunfähige Mia.
Diese Nebelkraft, die sie irgendwo aufgelesen haben, scheint nicht mit den unvollständigen Wächtern kompatibel zu sein. Aber wenn mich nicht alles täuscht... Ja, das sieht mir sehr aus, als wenn es nur ein Zwischenzustand ist. Sobald der Wächter vollständig die Kontrolle übernimmt könnte diese Kraft ihn tatsächlich aufzehren, um ihren Endzustand zu erzeugen... Zugegeben dafür müsste man erst mal das Siegel, das den Wächter unter Verschluss hält, brechen und ich habe keine Ahnung wie man das machen könnte, wenn man nicht gerade der Schöpfer des Siegels ist... Schade eigentlich in seiner jetzigen Form ist diese Nebelkraft einfach nur uninteressant. Muss ich mich wohl doch mit dem Sezieren eines Wächters begnügen.

Zail kämpfte sich aus dem Kristallschutt frei, der von der Mauer übrig war, die von der letzten Energiewelle endgültig zum Einsturz gebracht worden war.
"Gute Arbeit. Unser Heimweg ist frei.", bemerkte er und blickte zu den Vier Verursachern der Energiewellen, "Was ist denn mit euch los?"
Die Körper der Vier Adepten waren komplett golden geworden, während sie weiterhin teilnahmslos dastanden.
"Leute?", fragt Jenna besorgt. Sie hatte mehr abbekommen als Zail, da sie sich von der Mauer entfernt hatte und hielt ihre verletzte Schulter.
Langsam begannen die Körper der vier Adepten zu verblassen.
"LEUTE?!" Die Feuer-Adeptin rannte auf ihre Freunde zu.
Doch noch bevor sie sie erreichte waren die Körper der Vier vollständig verschwunden und es blieben nur noch Energiewesen in ihrer Form an ihrer Stelle zurück. Jenna lief geradewegs durch sie hin durch, doch sie beachteten es nicht weiter.
Zail seufzte. Im Endeffekt waren sie vermutlich doch tot. Er wandte sich zu dem gigantischen silbernen Riss um. Die ganze Energie schien Nor vertrieben zu haben, aber er würde wiederkommen und dann würde er nicht hier sein wollen.
Ein giftiges Zischen lies ihn sich erneut umwenden. Die Lichtwesen jaulten vor Schmerz auf als zischend Nebelschwaden aus ihrem innersten austraten und ihre Körper umhüllten. Das Licht ihrer Körper fiel kränklich grün durch den Nebelschleier und wurde immer intensiver, bis ein jeder der Vier in einer Kugel aus grünem Licht verschwunden war. Für einen Augenblick schwebten die Kugeln bewegungslos über dem Plattform, dann bewegten sie sich auf Zail, oder besser den Spalt hinter ihm, zu.
~TALOS!~, donnerte Nors Stimme, ~Dies ist dein Werk!~
"Durchaus.", sprach jemand aus dem Spalt hinter Zail und eine Gestalt aus Licht trat heraus.
"Ging es dir etwa nur darum?", fragte Zail, "Das mit ihnen zu machen."
"Mitnichten.", erwiderte Talos, "Ich konnte diese Existenz wirklich nicht betreten ohne sie und unsere gleich mit auszulöschen. Erst nachdem du meinen Körper berührt und so die Befehle für ihn, die ich in dir und den anderen, die ich hergeschickt habe, gespeichert habe, an ihn übermittelt hast ist es mir ohne diesen unschönen Nebeneffekt möglich."
"Er hält diese Welt aktiv zusammen, so wie Sarek vorhin."
"Exakt.", meinte Talos als lobe er einen unbegabten Schüler, "Andernfalls wäre es auch nicht gut ausgegangen, als ich diese Vier" – Er deutete auf die Lichtkugeln, die gerade im Spalt verschwanden – "Zu vollständigen Wächtern gemacht habe."
Langsam schritt Talos über die Plattform auf seinen eigenen Körper zu, doch stoppte er noch einmal in Mitten der Sechs Todessünden. "Verschwindet von hier."
"Ich fürchte wir müssen ablehnen.", erwiderte eine von ihnen, "Wir haben unsere Befehle."
Talos bewegte sich blitzschnell auf jede der Todessünden zeitgleich zu und berührte das Symbol, das für ihre repräsentative Sünde stand, bevor für alle sechs Talos die Zeit rückwärts verlaufen zu schien und sie wieder zu einem einzigen verschmolzen. Sechs Schreie schallten simultan über die Plattform als sich Risse in dem Symbol auftaten und die Todessünden zu Boden gingen.
"Wie... in unseren Passivformen.", keuchte eine von ihnen.
"Unantastbar, unbesiegbar, allmächtig, grenzenlos.", sprach Talos ruhig, "All diese Wörter wurden aus purer Arroganz geboren und zeugen lediglich von der begrenzten Vorstellungskraft jener die sie verwenden. Eure Passivformen sind eine mächtige Fähigkeit, aber mit einer großen Schwäche verbunden. Für diesen Körper wäret ihr normalerweise gefährliche Gegner gewesen, aber eure Passivformen verfügen weder über offensiv noch über defensiv Fertigkeiten. Sobald ich herausgefunden hatte wo ihr wirklich wart konnte ich euch mühelos außer Gefecht setzen." Die Todessünden wurden von einer unsichtbaren Kraft gepackt und in den Riss gezogen. Der Bote der Existenz blickte zu dem Halbmaskierten. "Du solltest mir wirklich irgendwann einmal erzählen was dein Spiel mit Semih für eine Bedeutung hat. Vorerst verschwinde aber aus dieser Existenz. Ich will sie nicht länger durch die Anwesenheit höherer Wesen gefährden."
"Was hast du mit meinem Bruder und den übrigen gemacht?!"
Talos blickte die Feuer-Adeptin an. "Ach, ja du bist ja auch ein höheres Wesen." Eine unsichtbare Kraft erfasste Jenna und schleuderte sie durch den Riss. Talos sah wieder zum Halbmaskierten.
"Ich wollte ohnehin nicht mehr bleiben. Semih erwartet mich sicher bereits auf der anderen Seite." Und damit durchquerte das namenlose Wesen den Riss im Gefüge der Existenz."
"Nun. Gut gehen wir zur Tagesordnung über." Talos drehte sich um und blickte Zail. "Du kannst übrigens auch gehen." Sein Blickt wanderte zu Funara. "Du andererseits solltest wissen, dass du nur in dieser Existenz lebst. In unserer bist du tot. Sobald du in sie zurückkehrst löst sich dein Körper auf und deine Seele wandert in die Welt der Toten."
Funara schien von der Enthüllung wenig beeindruckt. "Ihr wisst wer mein Meister ist?"
"Vielleicht bequemt er sich ja dich wiederzubeleben." Talos sah nach oben. "Also, Nor, zeig was du kannst."
Zail sprang in den Riss. Er hatte genug Kämpfe in denen er nichts ausrichten konnte für einen Tag.

"Klar, doch er würde gegen einen Menschen verlieren, also hetzt ihr ihn auf den Dämon, ich bin immer wieder von den Fehleinschätzungen von euch Menschen beeindruckt.", knurrte Garm, "Und offengestanden habe ich auch wenig Lust mich mit eurem Püppchen herumzuschlagen." Der Hundedämon kreuzte die Vorderbeine."Teufelsfüße!"
Mit einem Peitschenknall war Garm verschwunden.
"Repliziert! Teufelsfüße!" Mit einem zweiten Peitschenknall war auch der Homunkulus verschwunden.
"WA-WAS?!", entfuhr es Garm, als der Homunkulus auf der anderen Ebene vorbeirauschte und ihm dabei mit einem Messer die Flanke aufriss.
Er setzte dem weißen Geschöpf nach und schlug mit einer Klaue nach ihm.
"Teufelsfüße!" Mit einem Peitschenknall verschwand Aleon zurück in die gewöhnliche Ebene wo ihn Garms Angriff nicht erreichen konnte.
"Du kennst wohl noch nicht alle meine Fähigkeiten." Er schlug mit der anderen Pfote zu und erwischte Aleon dieses Mal in der anderen Ebene. Seine Krallen schnitten durch die lederne Haut des Homunkulus und schleuderte ihn hoch in die Luft.
"Repliziert!", keuchte der Homunkulus.
Er kreuzte die Vorderbeine. "Teufelfüße."
Kaum war er wieder auf der herkömmlichen Ebene stieß er sich vom Boden ab und schnappte, während des Sprungs mit den Zähnen nach seinem Gegner.
"Teufelfüße!", verschwand das Wesen erneut, so dass Garm ins Leere biss, da er nicht mehr rechtzeitig die Ebene die er attackierte abändern konnte.
Er brüllte auf, als sich ein tiefer Einschnitt in seinem Nacken auftat, da sein Gegner von der anderen Ebene in ihn hineinschnitt.
"Teufelsfüße!", bellte er noch, während er die Vorderbeine kreuzte.
Das Messer schnitt auf der anderen Ebene wirkungslos durch ihn hindurch, da es auf die menschliche Ebene zielte. Mehr als genug Zeit für Garm mit seinem schnellsten Sprint etwas Distanz zwischen sich und seinen Gegner zu bringen. Oder zumindest hatte er das geplant. Bedauerlicherweise musste er feststellen, dass der Homunkulus seinen Schwanz zu fassen bekam und sich von ihm mitziehen ließ.
"LAS LOS!", brüllte Garm und hieb mit einem Hinterbein nach dem unerwünschten Anhängsel.
Sein Gegner war jedoch schneller und überquerte seinen Rücken mit dem Messer in diesen hinein gestochen, während er beim Laufen mit den Füßen die Haut an der Schnittwunde auseinander zwang. Der Hundedämon brüllte auf, als seine Wirbelsäule freigelegt wurde, und bäumte sich auf. Der Homunkulus sprang jedoch noch rechtzeitig ab und Sprang über seinen Kopf. Er schnappte abermals mit den Zähnen nach ihm.
"Teufelsfüße!" Mit einem Peitschenknall verschwand der Weiße erneut.
Goldenes Blut spritzte, als Garm seine Zähne in den Homunkulus auf der menschlichen Eben schlug, auf die er in Erwartung des Ausweichmanövers gezielt hatte. Doch gab sich dieser nicht geschlagen und rammte ihm das Messer von der menschlichen Ebene aus ins Zahnfleisch.

Hashiro beobachte wie Aleon von etwas unsichtbaren durch die Luft geschwungen wurde und mit dem Messer immer wieder ins Leere stach, während die Wunde in seiner Brust von unsichtbaren Fängen vergrößert wurde. Schließlich ließ das unsichtbare Geschöpf von ihm ab und der Homunkulus wurde einige Meter davon geschleudert wo er regungslos liegen blieb.
Garm erschien wieder neben Dewan. Blut, das sein eigenes war, tropfte vom Maul des Hundedämons. "Wehrhaftes Biest.", bemerkte Garm, "Aber auch wenn er meine Fähigkeiten kopiert ist er nur ein Mann mit einem Messer."
"Fast.", meinte Hashiro unter seiner Kapuze grinsend.
Aleon sprang aus einem Wirbel aus buntem Licht unter Garm heraus und stieß die Handflächen in den Bauch des Hundes. Ein gewaltiger dunkler Strahl schoss Garm fünf Meter in die Höhe. Garm schlug wieder auf dem Boden auf. Dunkle Schemen waberten um seinen Körper.
"Er hat allerdings auch einige meiner Techniken repliziert, die ich gegen den Schüler eingesetzt hatte."
"Dann muss ich wohl annehmen, dass du noch mehr kannst.", knurrte Garm während er sich wieder aufrichtete, "Können wir einfach verschwinden?"
"Er hat Unarus angegriffen!", protestierte Dewan.
"Als wenn mich das interessieren würde."
"Wenn du unsere Hilfe willst solltest du diesen Kampf besser nicht aus Bequemlichkeit abbrechen."
"Ich fasse es nicht. Melfice ist geschwächt und wir verschwenden unsere Zeit mit einer Nichtigkeit nach der anderen. Nun gut..." Der Hundedämon schüttelte die Schemen ab als trocknete er sein Fell von Wasser und wandte sich wieder Aleon zu, aus dessen Oberkörper ströme Weise goldenes Blut rann. "Von dir ist ja ohnehin nicht mehr viel übrig."
"Teufelsfüße!", erklang es aus zwei nicht menschlichen Mündern und mit einem doppelten Peitschenknall setzten Garm und Aleon ihren Kampf fort.

Fares blickte den Korridor hinunter, doch es war niemand in der Nähe von Hadens Büro. Sie griff in ihre Tasche und zog einen Schlüsselbund hervor, den sie Haden bei der Stadtwache abgenommen hatte, als sie ihn angerempelt hatte. Mit einem leisen Klicken öffnete sich die Tür und sämtliche Psynergien zum Schutz wurden aufgehoben. Sie trat eilig ein und schloss die Tür hinter sich.
Der Raum war teuer eingerichtet, aber ohne überflüssige Dekoration. Wie sie es von Haden erwartet hatte. Auf dem Schreibtisch befand sich eine stählerne Kiste. Sie holte den Schlüsselbund ein weiteres mal hervor und fand einen der passte. Der Deckel schwang auf und offenbarte einige Gegenstände im Inneren. Einige Edelsteine, eine goldenes Langschwert, einen Goldbarren und den Gegenstand, nach dem sie gesucht hatte. Die Goldfigur zeigte einen ihr unbekannten Vogel und hatte etwa die Größe eines Falken, zeigte aber kein ihr bekanntes Tier. Augen und Klauen waren aus Juwelen gemacht und jede einzelne hauchdünne Feder, von Daunen bis zu Schwanzfedern, schien extra gearbeitet und dann zusammengefügt worden zu sein, um das Tier besonders real wirken zu lassen. Fares war von der Handwerksarbeit beeindruckt, aber zu ihrem Erstaunen spürte sie keine Psynergie in der Figur.
Sie verstand nicht wirklich wieso Kazan einen Einbruch in den Palast wagte um ein Schmuckstück zu stehlen, egal wie viel ein Sammler vielleicht bieten würde.
~Faszinierend, nicht wahr?~, erklang es in inneren ihres Geistes, während eine Flut von Bildern und Eindrücken über sie hereinbrach.
~Aber was ist es?~
~Das Abbild eines gottgleichen Wesens.~
~Götter? Ich glaube nicht an so etwas.~
~Aber du glaubt an Macht und zu Macht ist dies ein Tor.~
~Wie?~
~Man benötigt einen Schlüssel und diesen Schlüssel trägst du an deinem Finger.~
~Mein Siegelring?~
Die Stimmen erstarben und die Bilder verschwanden.
Was zur... Sie war nicht mehr in Hadens Büro, sondern stand im in einer gigantischen Halle nur erhellt durch das Licht, das aus einem Loch in der Decke fiel. Sie selbst stand mit einer weiteren Person im Zentrum das Lichtstrahls vor einem Podest auf dem sich die goldene Vogelfigur befand.
"Zur Zeit der Leuchttürme festigte die Macht dieser Figur die Macht der königlichen Familie.", sprach die Person in ihrer Nähe.
Sie wandte sich ihr ohne eigenes zu tun zu. Die Person war ein Mann mittleren alters, der eine verschlissene graue Robe trug, die das meiste von seinem Gesicht verdeckte.
"Ich festigte die Macht meiner Familie mit meiner eigenen!", kam es in einer tiefen Stimme über Fares Lippen.
"Aber deine Kinder verfügen nicht über eine vergleichbare Macht.", erwiderte der Mann, "Dein Leben wird nicht ewig dauern und unsere Feinde sind stark."
"Wir haben die Leuchttürme versiegelt, damals versiegelt.", sprach sie erneut, "Das hast du mir erzählt. Sie haben diesen Tempel danach zerstört und die Figur hier gelassen. Würden wir nicht gegen den Willen unserer Vorfahren handeln, wenn wir ihre Waffe aus alter Zeit wieder einsetzen würden."
"Ihre Situation war eine andere."
"Und in unserer Situation benötigen wir dieses Ding nicht.", sprach sie oder in wessen Körper sie stecken mochte und wandte sich ab, "Mein Zepter soll die Macht meiner Kinder und Kindeskinder bewahren."
~Bist du dir sicher, dass das genügt?~
~Nein, und deshalb werde ich uns Frieden bringen, bevor es dazu kommt.~
Sie stand wieder im Büro am Schreibtisch. Prüfend hob sie eine Hand, um sich zu versichern, dass sie wieder in ihrem eigenen Körper war. Wenn dieser Vogel so mächtig war wie es in ihrer Vision klang nutzte er ihr vielleicht doch, um Kazan zu retten.
~Wir befinden uns über unserem Ziel.~
~Sinkflug vorbereiten. Kampfsysteme aktivieren.~
~Ja, eure Majestät.~
"Verdammt!", fluchte sie, bevor eine weitere Vision ihren Geist erfüllte.

Kazan erwachte mit einem unangenehmen Gefühle von Leere. Es war als habe er kein Gewicht, nein, überhaupt keinen Körper. Er fühlte keinerlei physische Reize. Er blickte nach zur Decke Der Raum wo ein fahles farbloses Psynergielicht schwebte. Er konnte sehen, dass seine Arme und Beine mit metallischen Fesseln auf einer Liege fixiert waren, obwohl er sie nicht spürte.
Jemand beugte sich über ihn und er erblickte Garvas von dem Licht über ihm in Schatten gehülltes Gesicht. "Ich erinnere mich wieder an euch, Kazan.", sprach der König unheilvoll.
"Das reicht. Ich habe genug gesehen. Löse sie auf."
Reyon blinzelte verwirrt. Er stand wieder mitten auf dem Deck seines Schiffes.
"Was...?"
Entsetzte Schreie wurden laut und Reyon warf sich zu Boden, bevor der Dreizack auf ihn mitriss, der einmal mit ausgestreckten Zustand quer über Deck sauste und alles umriss, was er berührte. Voller unheiler Verwirrung musste Reyon mit ansehen, wie die Hälfte seiner Crewmitglieder aus unangenehmer Höhe von Bord geworfen wurden. Was war geschehen? Wieso waren sie wieder hier oben in der Luft? Es musste... Paka! Reyon wirbelte herum und sah den Käpten der Windtänzerin, wie er von unter Deck kam. Wie war das möglich? Er hätte noch von dem Licht gelähmt sein müssen...
"PAAAAKAAA!!"
"Leuchteis!"
Die errichtete Barriere hielt dieses Mal zu Reyons Überraschung problemlos seinen Angriffen stand. Sie bekam gerade mal einen sanften Kratzer.
"Arilla, bring dieses Schiff runter!"
Reyon hielt sich hastig fest, als ein Ruck durch das Schiff ging. Sie behielten den Kurs bei, aber in Reyon machte sich Entsetzen breit. Das Schiff runter bringen? Konnte sie etwa?
"Was...?! Haltet sie auf!! Corvus, was machst du?!"
Wie um zu antworten tauchte der gigantische Schwarm Krähen wie aus dem Nichts auf und warf einige Crewmitglieder wieder auf das Schiff, die vorhin über Deck geworfen wurden. Einige, nicht alle. Anschließend schossen sie auf Paka zu. Doch der war bereit. Der Käpten stieß ein animalisches Brüllen aus in dem Windpsynergy mitschwang, gefolgt von zwei scharfen Pfiffen, die die Luft vibrieren ließen. Ein heftiger Sturm und ein seltsames Gewirr aus Windwirbeln entstand aus dem eben noch friedlichen Wetter. Der Schwarm Krähen trudelte hilflos durch die Luft und wurde unkoordiniert auseinander gesprengt.
"Arilla!"
"Ich bemühe mich, Paka... Die Pein und die Verwirrung der Toten sind nicht leicht zu besänftigen."
Paka riss überrascht seinen Dreizack hoch um Reyons Schwertarm abzublocken und riss ihn mit einer Drehbewegung von sich.
"Was... Was habt Ihr getan?!"
"Nichts weiter als Eure eigene Illusion gegen Euch gewandt.", antwortete Paka kühl und ließ eine schnelle Folge Dreizackhiebe auf Reyon einprasselen, die er alle blockte.
Eigene Illusion? Meinte er die Stufenfalle? Aber das war doch schon eine Weile her! Sollte das etwa heißen die Illusion war seit dann...?!
"Wir haben die Gelegenheit erkannt und gleich ergriffen. Wir mussten wissen was Ihr vorhabt und wo die Fähigkeiten eurer Mannschaft und eures Schiffen liegen. Flut!"
Gewaltige Wassermassen ergossen sich über das Schiff und rissen alle von den Füßen, manche sogar von Bord. Arilla ließ ein Blitzgewitter folgen, die alle übrigen im Wasser erfasste. Plötzlich kam eine herrenlose Krähe aus dem Nichts angeweht und hakte sich in ihren Schleierfest. Die Winde waren allerdings zu stark und rissen die Krähe samt Schleier wieder davon. Zum Vorschein kam das wahre Gesicht des Mädchens, halb lebendig, halb bleiche Knochen. Als Reyon ihr Antlitz erblickte durchfuhr ihn endlich Erkenntnis über das was Geschehen war. Dieses Mädchen war tot. Aber anders als ihre Macht aufgebaut war, war sie ein reines Wesen und tief mit der Natur verwoben. Wenn sie in der Lage war auf die Energien des Schiffes Einfluss zu nehmen...
"NEIN!", schrie Reyon und stampfte auf, um Arilla in einer rötlichen Barriere einzuhüllen und stürmte auf sie zu.
"Das wirst du schön lassen.", knurrte Paka.
Der Dreizack bohrte sich tief in Reyons Körper und zog ihn beim Verkürzen an Paka heran. Das Schiff ruckte wieder und dieses Mal verlor es sämtliche Geschwindigkeit. Der aufgespießte Reyon starrte das verfluchte Mädchen ohnmächtig an.
"Ruhet in Frieden.", flüsterte sie und drückte sich beide Hände an die Brust.
Das Schiff knarrte unheilvoll und wurde immer langsamer.
"Es wird Zeit zu gehen.", raunte Paka Reyon ins Ohr und kippte sich mit ihm ohne Warnung rückwärts über die Reling.
Keiner der Lichtprojektoren funktionierte mehr, als sie in die Tiefe fielen und Reyon erkannte, dass das Schiff seiner sämtlichen Energie beraubt wurde und ihm und Paka jeden Moment folgen würde. Von plötzlicher Wut erfasst, versuchte Reyon mit allen Mitteln Paka hinter ihm anzugreifen.
"Wieso?! Was habt Ihr getan?!"
"Wieso?", lachte Paka humorlos und hielt ihn weiterhin mühelos in Schach. "Weil ihr uns angegriffen habt. Weil ich meiner Crew versprochen habe, dass niemand von ihnen sein Leben lassen muss. Ich werde sie beschützen, jeden einzelnen. Auch wenn das bedeutet, dass ich Euch, Euren König und eure gesamte Brut ausrotten muss. Da kann mich weder Ihr, noch eure Technologie, noch irgendeine noch so ausgeklügelte Illusion von abhalten."
Paka riss an dem Dreizack. Die Kraft der Waffe trennte Reyons Unterkörper ab.
"Ihr wärt schon längst tot, wenn ich wüsste was dazu nötig ist. Aber ich habe keine Zeit dafür, nicht? Eure Schülerin regt sich bald."
"Wa-"
"Ich habe alles gesehen. Auch wo meine Leute sind. Danke dafür. Jetzt muss ich sie nicht mehr suchen."
Paka stieß wieder einen Pfiff aus. Ein Luftstoß sorgte dafür, dass sie nicht auf einer Klippe der Devouras-Kurve aufschlugen, sondern in einen der Wasserkanäle.
"Nun hört zu, hört verdammt gut zu. Solltet Ihr es noch einmal wagen aufzutauchen oder nur Euren Namen hören zu lassen, werde ich Euch überall hin jagen und alles zerstören was für Euch von Bedeutung ist. Euer Schiff, Eure Art, Euren König. Seht es nicht als leere Drohung. Ich habe wirklich genug von Euch."
Mit diesen Worten tauchten sie in das Wasser des Ozeans ein. Reyon spürte nur noch das Aufflackern von Psynergy, dann wurde es dunkel um ihn.

Die beiden schüttelten energisch den Kopf und traten beiseite. Soran auf der Schulter der Frau seufzte erschöpft aus.
"Helft mir, ihr Schwachköpfe..."
"Wohl kaum. Sie sind die einzigen die nicht so dumm sind, mich einfach anzugreifen. Jetzt bringt mich endlich zu Eurem Boss.", sagte die Riesin und stieß Soran ein Stück nach oben, der schmerzerfüllt aufkeuchte.
Die Frau bedachte die beiden noch mit einem langen eisigen Blick, dann schritt sie gelassen mit Soran im Gepäck davon. Sie ließen noch einen Moment verstreichen nachdem sie verschwunden waren, bis Kanra und Sinaphie sich rührten.
"Was war das denn? Wenn ich es nicht besser wüsste, dann sind diese 'gefährlichen Leute' der Grauzuckerhändler gerade von dieser einen Frau aufgerieben worden. Ob sie vom Kaiser geschickt wurde?"
Zu ihrer Überraschung schüttelte Sinaphie sehr entschieden den Kopf.
"Sehr unwahrscheinlich. Die Art wie sie sich bewegt... Auch wenn ich das schon mal irgendwo gesehen habe, ganz bestimmt nicht hier in Mengeskat."
Kanra war verblüfft.
"Du hast das schon einmal gesehen...? Aber... Heißt das sie kommt wie wir von Mirnuzar?"
Sinaphie tat etwas, dass einem Schulterzucken gleichkam.
"Ich bin nicht ganz sicher... Aber allein ihre Körpermerkmale erschienen mir ungewöhnlich für diesen Ort."
"Jaaa... Kaum zu glauben, dass sie nicht an der Decke den Kopf gestoßen hat."
"Ich dachte vielmehr an ihre Hautfarbe, der Form ihrer Augen und Hände..."
"Ah... Klar...", erwiderte Kanra, die natürlich nicht auf diese Dinge geachtet hatte. Dennoch fand sie es immer wieder erstaunlich über was für eine Auffassungsgabe Sinaphie verfügte.
"Na jedenfalls...", fuhr Kanra fort und warf einen Blick durch die Tür, wo die verletzten Mitglieder der Grauzuckerhändler zu einem Haufen aufgetürmt lagen. "Können wir uns jetzt viel freier bewegen. Hörte sich so an, als hätte sie fast die gesamte Mannschaft ausgeschaltet."
Sinaphie starrte nachdenklich in die Richtung, in die die beiden verschwunden waren.
"Sagte sie nicht auch, sie wollte zum Boss gebracht werden? Wieso haben sie den Unterbau verlassen?"
"Weil er nicht hier ist.", schlussfolgerte Kanra. "Ein Mann der so eine profitable Bande unterhält hat Einfluss... und Geld. Kein Grund für ihn in diesem Loch zu wohnen."
Sinaphie sah zu ihr hoch.
"Kanra... Was wenn sie wirklich mit der Sache zu tun haben? Dann muss ich sie unbedingt zu ihrem Boss verfolgen. Nur er weiß ganz sicher wo die Prinzessin oder Tarban steckt. Du bleibst so lange hier und siehst dich hier um."
"Ich weiß nicht...", murmelte Kanra und überlegte.
Ihr gefiel der Gedanke nicht sich von Sinaphie zu trennen. Allerdings hatte sie auch recht, dass sie so bald keine neue Chance bekommen würden den Boss der Grauzuckerhändler aufzuspüren und die Zeit drängte. Und wenn jemand gut im unauffälligen Verfolgen war, dann Sinaphie. Kanra hingegen hatte Orte wie den Unterbau in Gilratat in ihrer Zeit als Stadtwächterin schon öfter gesehen. Sie konnte sich ungestört in der Einrichtung bewegen, also würde sie jedes Geheimversteck finden. Sie gab sich also geschlagen.
"Also gut. Aber bei wenn du entdeckt wirst oder es nur ein Anzeichen von Gefahr gibt..."
"Zieh ich mich zurück und wir treffen uns bei Reshvarr. Klar Kanra. Keine Sorge, ich werde mich nicht sehen lassen."
Sie preschte los, bevor Kanra ihr viel Glück wünschen konnte. Die große Frau hatte einen kleinen Vorsprung, den Sinaphie aufholen musste. Kanra guckte noch einmal in den Raum der gestapelten Besiegten und schloss betont mitleidslos die Tür. Dann machte auch sie sich auf die Suche.

Londoro schien zufrieden, als ihm das Kommando übertragen wurde und Flama die Expedition verließ. Sie konnte es ihm nicht übel nehmen. Der Ristemé war ein erfahrener Veteran und konnte nicht verstehen wieso eine bislang unerprobte Oberoffizierin des taktischen Stabes die Expedition leiten sollte. Auch wenn er sie zusätzlich offensichtlich nicht leiden konnte, respektierte sie ihn. Ihr Mentor Norgono hatte ihn schließlich nicht ohne Grund zu seinem ersten Offizier auf der 'Hyve' ernannt.
Als sie sich in einer doch recht positiven Stimmung von ihrer Crew verabschiedete reiste sie über den eingerichteten Teleportkreis quer durch Mirnuzar in den Außenposten wo der Kriegsherr sie erwartete. Doch es war nicht der Kriegsherr oder die Admiralin, die sie empfing.
"Oberoffizierin Flama.", grüßte Weldon sie und salutierte. "Ich heiße sie hiermit stellvertretend für die gesamte Crew auf der 'Eraser' willkommen."
"Und ich freue mich schon auf unsere Zusammenarbeit.", erwiderte Flama freundlich lächelnd und salutierte ebenfalls.
Sie war dem ersten Offizier Zaisas schon ein paar mal begegnet. Obwohl außerhalb seiner Crew große Verwunderung herrschte, warum ausgerechnet Weldon es unter der strengen Admiralin zum ersten Offizier gebracht hatte durfte man diesen Mann nicht unterschätzen. Er hatte etwas an sich, dass in Reyters Heer fast einzigartig war, auch wenn Flama nicht genau erfassen konnte was es war. Tatsächlich freute sich Flama darauf mit ihm zu arbeiten und ihn besser kennen zu lernen.
"Seid Ihr hier um mir meine Anweisungen zu übergeben?"
Weldon nickte und überreichte ihr eine Mappe mit Dokumenten.
"Ich weiß Ihr werdet Euch das selbst durchlesen wollen, aber ich kann Euch eine grobe Übersicht verschaffen."
"Bitte. Fahren Sie fort."
Weldon räusperte sich und drehte sich zu der Eraser um, die hinter ihm im Hafen majestätisch von den kleineren Schiffen abhob.
"Wir haben den Auftrag den Doktor Balder Vincent oder sein Wissen über die Auflösung der Bindung zwischen dem Marsstern und der Thronerbin Polinas zu bergen und sicher an das Hauptquartier zu übermitteln. Dazu müssen wir nach Neu-Mirnuzar. Wie beim letzten Mal planen wir einen sorgfältig berechneten ballistischen Einschlag, dieses Mal allerdings in einer unbewohnten Gegend. Wir wollen keinen Konflikt riskieren und so unauffällig wie möglich bleiben. Der Landepunkt ist auf dem alten Oscasiane, ein altes Waldstück. Die angrenzenden Städte sind uns gegenüber neutral gestimmt, wir sollten also auf keine Probleme stoßen. Von dort aus müssen wir einen Zweitagemarsch nach Polina unternehmen und eine Kontaktperson treffen. Er ist Teil von Costellos Bewegung, der, soweit unsere Informationen, auch der Doktor Vincent angehört. Wie wir dann verfahren liegt an Euch. ... Habt Ihr... noch Fragen?"
Flama, die aufmerksam zugehört hatte, überlegte.
"Beim letzten Mal haben wir ein Stück von dem Kontinent abgesprengt, um wieder nach unten zu kommen. Wie ist es dieses Mal? Ich glaube kaum das wir ein Stück Land so nahe an Polina sprengen können, ohne das wir jemanden zu sehr auf die Füße treten."
"Korrekt. Wir haben da eine Kleinigkeit vorbereitet, aber die Extraktion der Eraser ist vorerst zweitrangig. Wir haben andere Möglichkeiten. Für den Fall das unser Aufenthalt länger dauert begleiten uns zwei kleinere Versorgungsschiffe. Näheres steht da drin."
"Auch eine Liste meiner Ausrüstung?"
Weldon rang sich zu einem Lächeln durch.
"Der Kriegsherr wusste, Ihr würdet das fragen. Ja, ist drin... Oh, das hätte ich fast vergessen! Ihr seid autorisiert eigene Ausrüstung und ein paar Leute auszuwählen, die uns begleiten sollen."
Flama strahlte. Wäre der Kriegsherr hier gewesen, hätte sie ihn umarmt.
"Verstehe. Herzlichen Dank Weldon. Wann brechen wir auf?"
"Auf Euren Befehl, Oberoffizierin."
"Bitte, einfach nur Flama."
Weldon schien eine Weile mit sich zu ringen.
"In Ordnung... Flama."
"Ich brauche nur zwei Stunden. Macht Euch bereit."
Weldon nahm Haltung an.
"Wir werden bereit sein!"
Die Kronyal kicherte über die Zwanghaftigkeit der Geste.
"Bis später, Weldon.", sagte sie und verabschiedete sich.

"Bereithalten!", zischte Saitu plötzlich und nahm sein Schwert in die Hand.
Lashon verfiel in höchste Wachsamkeit und suchte die Wellen am Ende der Schlucht ab.
"Was ist?", flüsterte er.
Saitu schwieg und hob warnend die Hand. Die anderen kamen der Aufforderung nach und blieben still und lauschten angestrengt. Aber außer dem Rauschen der Wellen war fast nichts zu hören... Und da war es: Ein fernes Echo, dass einer Explosion ähnelte. Es war über dem Krach der Wellen und dem Heulen des Windes kaum zu hören.
"Das kommt vom Himmel...", murmelte Trems unhörbar und ließ nachdenklich die Zähne aufeinander mahlen. "Nur viel zu weit weg."
"Still!", mahnte Saitu. "Da kommt jemand!"
"Kein Grund zur Sorge."
Trotz der Ruhe und dem bekannten Klang der Stimme, fuhren alle Anwesenden leicht zusammen, als sich hinter ihnen eine geisterhafte Gestalt manifestierte. Lashon konnte kaum Glauben was er sah: Arilla schien sich aus dem Nebel selbst zu bilden, der urplötzlich aufgekommen war.
"Arilla! Ihr seid hier! Wo ist der Käpten?", fragte Saitu mit einem Anflug von Erleichterung.
"Er kämpft. Aber ich habe Euch eine dringende Nachricht zu überbringen. Ihr seid in Gefahr, genauso wie die Windtänzerin."
"Unmöglich, sie können sie nicht über den Luftweg erreichen und wenn sie die Tunnel benutzen, wüssten wir bescheid.", protestierte Trems und stand auf.
"Ihr habt eine Gefangene genommen, die in der Lage ist sie zu befreien. Zumindest ist Euer Feind fest davon überzeugt. Aber die Windtänzerin muss warten, denn zwei unserer Feinde sind auf den Weg hierher um euch mit einer geheimen Waffe zu töten. Eine Art flüssiges Feuer, dass durch die Gegebenheiten des Gesteins sich rasend schnell ausbreitet und sich selbst nähert. Es folgt Psynergyquellen, also..."
"Adepten.", schloss Alyka und rieb sich erschöpft die Augen. "Wenn das wahr ist... Diese verdammten Mistkerle. Ich kann kaum glauben, dass abseits der bekannten Regionen so viel exotische Technologie existiert. Wo kommt das alles her?"
"Diese Fragen müssen warten, Hoheadeptin.", sagte Saitu und wandte sich wieder an Arilla. "Was sollen wir tun?"
"Unsere Feinde sind unsichtbar."
"So wie... transparent, oder ganz unsichtbar?", fragte Lashon mit gehobenen Augenbrauen.
"So wie nicht für das Auge wahrnehmbar. Unsichtbar eben. Wir hatten am Leuchtturm bereit mit ihnen zu tun.", erwiderte Arilla gepresst. "Allerdings kann ich ihre Tarnung aufheben, wenn sie nahe genug sind. Sie verlassen sich auf das Überraschungselement, also haben wir den Vorteil auf unserer Seite. Aber wir müssen auf jeden Fall verhindern, dass sie dieses Feuer befreien. Haltet euch bereit, sie sind bestimmt schon in der Nähe."
Lashon ließ seinen Blick durch die Reihen seiner Freunde schweifen. Dann kam ihn ein Einfall.
"Sie sind zu zweit?"
Arilla nickte. Plötzlich sprang Lashon aus seinem Versteck, stand in voller Gänze auf und begann mit lauter, begeisterter Stimme zu sprechen.
"Das ist eine wundervolle Nachricht! Damit machen wir sie alle auf einmal fertig, alles mit einem hübschen Feuerwerk! Dieses fliegende Schiff wird nicht einmal wissen was es getroffen hat! Ich informiere unsere Jungs, dann machen wir sie fertig!"
Alle sahen ihn verwirrt an.
"Lashon, was macht du da? Hast du den Verstand verloren.", zischte ihn Saitu ungläubig an.
"Keine Sorge. Sie wissen nichts von unserer Geheimwaffe. In nicht einmal zehn Minuten sind wir sie los!"
Er hechtete los und verschwand im Tunnelsystem.
"Lashon!", rief Alyka eindringlich und rannte ihm fluchend hinterher.
Alle starrten ihnen hinterher, bis Arilla ein leises Schnauben ausstieß.
"Ach so ist das... Clever."
"Was war daran clever?! Ich dachte unsere Feinde wären in der Nähe! Wovon redete er überhaupt?", meckerte Toni, bemüht nicht hinterher zu laufen.
"... Er trennt sie.", murmelte Trems und Saitu neben ihm nickte nachdenklich.
"Was?", fragte Toni verwirrt.
"Er versucht sie unter Druck zu setzen. Sie glauben dass ihr Schiff in Gefahr ist, also..."
"Muss einer hinterher um sich über eine mögliche Gefahr zu überzeugen.", fiel Trems Saitu ins Wort und beendete den Satz für ihn.
"Und es funktioniert.", wisperte Arilla. "Ich spüre Unruhe in der Luft. Sie glauben jetzt schnell zuschlagen zu müssen. Das müssen wir ausnutzen. Bereitmachen."
Alle Anwesenden griffen möglichst unauffällig zu ihren Waffen. Plötzlich kam aus dem nichts jemand angestolpert und mit einem fremdartigen Gegenstand in der Hand ausholte.
"Attacke!", brüllte Saitu und deckte den Feind mit einem Sturm von Eissplittern ein.

"Lashon, warte!", rief Alyka, immer noch Lashon verfolgend.
Der schien scheinbar wahllos irgendwelchen Wegen zu folgen, bis die Hoheadeptin den Überblick verlor. Als sie eine Tropfsteinhöhle betrat verlor sie ihn aus den Augen.
"Großartig.", murmelte sie verärgert und schritt vorsichtig über den feuchten Höhlenboden um nicht auszurutschen.
Plötzlich packte sie eine kräftige Hand am Arm und zog sie zu sich in eine finstere Ecke. Alyka blickte direkt in Lashons smaragdgrüne Augen, dessen Gesicht direkt vor ihrem war. Blut schoss ihr ins Gesicht.
"Was..."
"Shh...", machte Lashon mit ernsten Blick und zog sie noch ein wenig näher an sich heran. "Sei still, er wird gleich hier sein.", raunte er so leise, dass sie es fast nicht über das Plätschern der herabfallenden Tropfen hören konnte.
"Du...", begann sie und senkte nach einem warnenden Blick Lashons die Stimme noch weiter. "Du hast das gemacht um einen hierher zu locken? Das ist rücksichtslos! Ohne Arillas Hilfe können wir ihn nicht sehen."
"Vertrau mir.", hauchte er mit einem seltsamen Lächeln und legte sich auf die Lauer.
Alyka zögerte einen Moment und tat es ihm gleich und behielt den Weg den sie gekommen war scharf im Auge. Jetzt verstand sie. Der feuchte Boden! Sobald die einen Fußabdruck sahen würden sie ihn aus dem Hinterhalt überfallen. Sie sammelte Psynergy in ihrem Stab... Und plötzlich griff Lashon ohne weitere Erklärung an.
"Wildwucher!", rief er aus und ließ mehrere Ranken aus dem nichts erscheinen.
Während Alyka noch versuchte zu verstehen wieso Lashon einfach angriff ohne auf die verräterischen Fußabdrücke im Wasser abzuwarten holte er mit seinem Schwert aus und hieb in die Ranken. Blut glänzte auf. Dann traf Lashon plötzlich etwas in seinem Gesicht und ließ ihn zwei Schritte zurücktaumeln, ehe er sich wieder auf das Nichts warf.
"Oh nein, das wirst du nicht!", knurrte Lashon und packte mit seiner freien Hand in die Luft und begann mit seinem unsichtbaren Feind um etwas zu rangeln.
Endlich erholte sich Alyka von ihrer Verwirrung und reagierte.
"Schlag."
Lashon japste und wich erschrocken zurück, als ein großer schwerer Felsen mit einem sehr, sehr hohen Tempo an ihm vorbeizischte, in die Felswand gegenüber einschlug und das Tunnelsystem mit einem lauten Knall erzittern ließ. Er brauchte eine Weile seinen Atem zu beruhigen, dann starrte er die Hoheadeptin mit schreckhafter Ehrfurcht an.
"Waaaa..."
"Ich hab sorgfältig gezielt!", beruhigte sie ihn sofort.
"Wahnsinn!", keuchte Lashon und sah sich den Schaden an, den der einfache Felsbrocken angerichtet hatte. "Das ist die Hoheadeptin in dir, kein Zweifel..."
"Offenbar bin ich nicht gut genug. Wie hast du ihn gesehen?"
"Wassertropfen von der Decke.", erklärte er knapp. "Ich habe keine schnellen Schritte gehört, aber wenn er uns hätte folgen wollen hätte er sich beeilen müssen. Also kam ich zu dem Schluss, dass seine Schritte irgendwie gedämpft sein müssen. Und wenn das der Fall ist, sind sie bestimmt in der Lage Wasser oder Gras oder Sand zu berühren ohne es aufzuschrecken. Bei der Technologie die in ihrem Schiff steckt hielt ich es für wahrscheinlich."
"Ein lautloser, unauffindbarer Killer.", murmelte Alyka und machte ein angewidertes Geräusch als sie das Blut bemerkte, dass sich mit dem feuchten Höhlenboden vermischte.
"Was hast du da eigentlich?"
Lashon hob etwas hoch, das halb transparent war. Als Alyka erkannte was es war wandte sie sich stöhnend ab. Es war ein Arm an dem ein Stück Schulter hing. Die Hand des Toten hielt etwas umklammert.
"Was ist das?", fragte Alyka ohne den Blick zu heben.
"Ich denke unser besagtes Psynergyfeuer. Er wollte es werfen, aber ich ließ ihn nicht einmal diese Sicherung herausreißen. Ich denke Trems wird sich das gerne ansehen."
Alyka beruhigte sich und brachte sich dazu wieder hinzusehen. Es war eine Weile her, dass sie solche Schlachtfeldwunden gesehen hatte. Sie schalt sich für ihre Reaktion. Sie hatte im Krieg und danach schon so viel gesehen und verhielt sich wie eine Amateurin. Lashon hingegen schien es völlig kalt zu lassen, denn er hielt die Hand des Toten immer noch umklammert.
"Seltsam... das Fleisch dieses Typen wird nur langsam sichtbar.", sagte sie und näherte sich Lashon.
"Komisch, nicht wahr? Als ob wir nicht einfach eine Technik gebrochen haben, sondern als wäre die Unsichtbarkeit eine körperliche Eigenschaft... Ho!"
Lashon grunzte überrascht, als die Hand plötzlich zum Leben erwachte und versuchte den Flammenbehälter scharf zu machen. Alyka stieß einen spitzen Schrei auf und machte einen gewaltigen Satz zurück. Lashon schüttelte die Hand ab und stach einmal mit seinem Schwert zu. Dann rührte die Hand sich nicht mehr.
"Alles okay?", fragte Lashon mit gehobenen Augenbrauen.
Alyka wurde rot.
"Das eben ist nie passiert, verstanden?", bat sie ihm eindringlich. "Komm, gehen wir zurück."
"Gute Idee. Wo lang?"
Alykas Gesichtszüge entgleisten.
"Was? Du kennst den Weg nicht?!"
"Nein, ich war nie hier mit den anderen. Ich habe mich darauf konzentriert eine geeignete Höhle zu finden. Und da du mir gefolgt bist dachte ich mir, du merkst dir vielleicht den Weg."
"Oh, ich fasse es nicht.", stöhnte sie und hielt sich die Hand ins Gesicht. "Also haben wir uns verirrt?"
"... Ja."
"Komm schon! Sag wenigstens: Keine Sorge, ich weiß vielleicht einen Weg!"
"Ich weiß aber keinen."
"Darum geht es auch nicht!", herrschte sie ihn an.
Lashon fing an zu lachen.
"Ist schon okay, wir finden hier raus."
Plötzlich gab es einen lauten Knall, dessen Dröhnen durch die Tunnelwände ohrenbetäubend verstärkt wurde. Die Tunnel begannen zu beben.
"Vorsicht!", rief Lashon, packte Alyka und zerrte mit sich zu Boden. Keinen Moment zu früh, denn einen Moment später stürzte der Tunnel vor ihnen zusammen, da er bereits von Alykas Angriff destabilisiert wurde. Als sich alles beruht hatte, konnte man nur noch das schwere Atmen der beiden Adepten hören.
"Was war das?"
"Wenn ich raten müsste eine Explosion... Eine nahe."
"Das ist nicht gut...", hustete Lashon den Staub weg und hob den Kopf. "Oh..."
"Was?"
Alyka sah auf. Der Tunnel vor ihnen war komplett verschüttet worden.
"Das ist wirklich nicht gut.", stimmte sie zu.
"Naja... Die gute Nachricht ist, wir sind unverletzt und nicht gefangen. Auf der anderen Seite geht es weiter. Die schlechte, das da war der Weg den wir gekommen waren."
"Aber sagte Saitu nicht, dieses Tunnelsystem gleicht einem Labyrinth?"
"Das wäre auch den schlechten Nachrichten zuzuordnen."
"Wunderbar..."
Erst jetzt bemerkte Alyka, dass Lashon sich schützend auf sie geworfen hatte.
"Du... kannst jetzt von mir runtergehen."
"Was? Oh, okay..."
Sie standen auf und sahen eine Weile verlegen an.
"Tor Nummer zwei?", fragte Lashon.
"Nichts dagegen einzuwenden."
"Also gut. Die Lady geht vor."

Sinaphie verfolgte ihre Spur über eine weite Strecke in die Stadt hinein. Statt wie Kanra es handhabte und ihre Ziele unauffällig in der Menge verfolgte, verfolgte Sinaphie auf ihre eigene Art. Akrobatisch und blitzschnell schoss sie von Gebäude zu Gebäude, zu Dächern, zu Balkons, zu Gerüsten, in offene Fenster mit gerade unbewohnten Räumen, zu Fässerdeckungen... Eine Stadt gab ihr so viele Möglichkeiten unentdeckt zu bleiben, dass sie sich fast fühlte als wäre sie in einer Menschenstadt aufgewachsen. Die Aerorill bei denen sie aufgewachsen war bauten normalerweise nicht so eng und vielmehr schlichtere, übersichtlichere Bauten. Es war ein Paradies zum Klettern. Doch Sinaphies Gedanken konzentrierten sich wieder, als die Frau mit dem Mann wieder in Sichtweite kamen. Offenbar hatte sie entschieden, dass es unauffälliger wäre den Mann vor sich herstolpern zu lassen, anstatt ihn auf der Schulter zu tragen. Sie stieß ihn immer wieder unsanft an, damit sie ihr Tempo halten konnten. Sinaphie folgte ihnen wie ein unsichtbarer Wind.
Die Reise führte sie in einen der sichtbar wohlbetuchteren Stadtbereiche. Kanra schien mit ihrer Vermutung richtig zu liegen. Sie folgte ihnen weitere zehn Minuten, dann hielten sie vor einem großen Anwesen. Die Frau stieß ihren Gefangenen erbarmungslos zur Tür und ließ ihn anklopfen. Diesen Moment nutzte Sinaphie. Sie sprang aus ihrem Versteck hinter eine Statue nahe den beiden und verdeckte das Geräusch ihrer Landung mit dem zeitgleichen Anklopfen. Sie verharrte einen Moment und lauschte. Erst geschah nichts. Dann wurde die Tür geöffnet.
"Herzlich will... Meister Keir! Geht es Ihnen gut?"
Der Buttler an der Tür sah mit großen Augen zu der riesigen Frau hoch.
"Grundgütiger!"
"Alles in Ordnung. Sie... Wir müssen mit Lord Fiers reden. Es ist sehr dringend."
"Mein Herr speist gerade mit seiner Familie, ich denke nicht-"
"Bitte!", fiel Soran ihm ins Wort, als er den Blick der Frau im Nacken spürte. "Er wird dieses Anliegen sofort empfangen müssen. Ich übernehme die volle Verantwortung."
Schweigen. Sinaphie wagte es nicht von so nah einen Blick zu riskieren. Man könnte sie entdecken.
"Also gut. Folgen Sie mir. Passen auf, verehrte Dame. Der Kronleuchte im Flur hängt etwas niedrig..."
Seine Stimme erstarb mit dem Geräusch zufallender Torflügel. Sinaphie wartete einen Moment, dann kletterte sie geschickt die Statue hinauf und verschaffte sich einen Überblick. Zu ihrer Überraschung war kein Fenster geöffnet, geschweige sonstige Zugänge ersichtlich. Und nun, da sie um ihre Fähigkeit der Sternenmacht wusste, konnte sie Spuren davon an dem Haus spüren. Wer immer darin wohnte schien keine ungebetenen Besucher zu wollen. Eine Herausforderung. Aufregung wallte in Sinaphie auf und ihre Augen glänzten. Sie musste da rein und mehr herausfinden.
"Herausforderung angenommen.", gurrte sie leise und näherte sich der Fassade des Anwesens.

Das Anwesen war elegant und geschmackvoll eingerichtet worden. Soran wünschte sich eines Tages wenigstens nur halb so viel zu besitzen, wie allein in der Empfangshalle zur Dekoration ausgestellt war. Der Reichtum seines Bosses überwältigte ihn immer wieder aufs Neue und er hätte sich sogar hier wohlgefühlt, wenn nicht seine Begleitung gewesen wäre. Er bezweifelte dass sie irgendetwas von dem zu schätzen wusste was sie sah, geschweige denn bessere Manieren an den Tag legen würde, wenn sie vor dem Boss persönlich stehen würde. Und zu seinem Bedauern schien er nicht sonderlich verkehrt zu liegen.
"Einen Moment.", bat der Buttler und öffnete eine der edel geschnitzten Mahagonitürflügeln einen Spalt und schlüpfte hinein.
Er verbeugte sich.
"Mein Herr, Meister Keir und eine Dame wünschen sie zu sprechen. Sie sagen es ist sehr dringend."
Ein tiefer Seufzer erklang.
"Schön, schickt sie rein."
Der Buttler verneigte sich erneut und öffnete ihnen die Tür zur Gänze. Die Frau senkte den Kopf um in das Zimmer zu sehen. Es war ein großes Zimmer, dessen Wände mit feinsten Holzplatten vertäfelt waren und durch einen prächtigen Kronleuchter erhellt wurde. Mitten im Raum stand ein zum Verhältnis mit dem Raum kleiner Esstisch, auf dem eine große Auswahl erlesener Speisen auf Silbertabletts. Es saßen drei Personen an dem Tisch, ein kleiner Aerorilljunge, eine Aerorillfrau und ein menschlicher Mann. Alle trugen edel aussehende Kleider, besonders der schwarze maßgeschneiderte Anzug des Mannes wirkte sündhaft teuer. Der Mann war etwas hager, hatte eine unterdurchschnittliche Körpergröße, aber einen offenbar sorgfältig trainierten Körperbau. Die beiden Aerorill hatten ein hübsches rotbraues Gefieder, das besonders in dem schummrigen Licht des Kronleuchters gut zur Geltung kam.
Als sie eintraten, zog sich der Mann die Serviette auf dem Kragen und legte sein Besteck darauf ab.
"Das ist nicht der beste Augenblick, Soran. Hoffentlich ist es wirklich dringend. ... Du siehst beschissen aus."
"Beschissen?", fragte der kleine Aerorill verwirrt.
"Na, na. Saka vergiss dieses Wort schnell wieder.", warf die Frau sanft ein.
"Aber Vater hat es auch benutzt!", protestierte der Junge.
"Dein Vater wird dieses Wort auch nicht mehr benutzen.", anwortete sie streng und warf dem Mann einen vorwurfsvollen Blick zu.
"Deine Mutter hat recht, Saka. Es kommt nicht wieder vor, also hör auf sie. Also Soran... Woher kommen die Verletzungen?", fragte er ruhig und lehnte sich zurück um sie aus hellblauen Augen anzustarren. "Unser... kleines Projekt ist doch nicht etwa fehlgeschlagen."
"Nein!", sagte Soran schnell und schüttelte energisch den Kopf. "Nein, alles kein Problem. Ich komme lediglich wegen einem Missverständis... Wegen ihr!"
Er zeigte anklagend mit den Finger auf die Riesin hinter ihm. Der Junge machte große Augen und verdrehte sich fast den Kopf um sie besser sehen zu können.
"Die ist ja riesengroß!"
"Saka, man starrt Leute nicht an. Das ist sehr unhöflich.", ermahnte ihn seine Mutter streng. Also der Junge schuldbewusst den Kopf wieder einzog, wandte sie sich an den Mann. "Wollt ihr... ungestört sein?"
Er kaute eine Weile nachdenklich auf einem Essensrest zwischen seinen Zähnen herum.
"Das wäre vielleicht besser. Bring Saka auf sein Zimmer, es ist schon spät."
"Was? Aber ich habe doch noch gar nicht aufgegessen Papa!"
"Keine Wiederrede! Ich lasse dir dein Lieblingsdessert auf dein Zimmer bringen. Jetzt muss ich mich erst einmal ganz dringend mit Onkel Soran sprechen."
"Oh, na gut.", sagte der Junge und sprang aus dem Stuhl. "Gute Nacht Papa und Onkel Soran."
Soran rang sich zu einem Lächeln durch.
"Gute Nacht, Meister Saka."
"Ich komm noch mal vorbei, aber sieh zu das die Lichter bis dahin gelöscht sind und du im Bett liegst."
"Ja Papa..."
Die Mutter stand auch auf.
"Soll ich auf dich warten?"
"Nicht nötig. Das hier kann dauern. Ich komm dann rauf, Schatz."
Die Aerorill blinzelte liebevoll, drückte ihm den Schnabel sanft auf die Nase und verließ mit dem Kind das Zimmer. Die Tür schloss sich lautlos hinter ihnen.
"Ich glaube ich muss kotzen.", sagte die Frau.
"Kein Problem, das ist Harrangiter-Fell. Lässt sich leicht herauswaschen. Allerdings würde ich es bevorzugen wenn sie es drin behalten würden, denn ich habe das Dienstmädchen schon nach Hause geschickt."
"Ich wusste gar nicht, dass es in dieser Welt so etwas krankes wie... 'Mischfamilien' gibt."
"Offenbar haben sie nie das Prinzip freier Liebe in ihrer Welt gehabt. Bedauerlich. Aber ich habe auch nicht mehr von Barbaren erwartet. Vielleicht mag mein Saka nur adoptiert sein, aber ich liebe ihn wie mein eigen Fleisch und Blut."
Sie beschloss das Thema fallen zu lassen und sah sich aufmerksam in dem Zimmer um.
"Ihr scheint Euch ziemlich sicher zu fühlen. Keine Wachen hier im Haus."
"Es gibt ein paar Sternenmachtspielereien die mein Haus sicher machen. Ich möchte nicht, dass meine Familie sich hier wie in einer Festung fühlt."
Er räusperte sich.
"Ich glaube wir wurden einander noch nicht richtig vorgestellt. Ich bin Dalarius Fiers, Steuerminister im Stab des Kaisers. Oder, viel wichtiger, ihr Geschäftspartner in der hoffentlich baldigien interweltlichen Bündnisbeziehung.", stellte er sich vor und reichte ihr die Hand.
Entgegen Sorans Erwartungen, nahm sie diese und erwiderte den Händedruck. Falls sie ihm die Finger quetschte, ließ Fiers es sich nicht im Geringsten anmerken.
"Setzen und bedienen sie sich beide! Ich weiß nicht ob wir einen größeren Stuhl im Lager haben, aber wenn ja wird in Ambrose schon finden."
Das ließ Soran sich nicht zweimal sagen. Er ließ sich in den nächstbesten Stuhl fallen und langte zu. Die große Frau hingegen rührte sich nicht vom Fleck.
"Ich stehe vorerst lieber."
"Verstehe. Nun, ich gebe zu Ihr Timeing ist ein wenig miserabel, aber endlich lernen wir einander kennen. Ich hörte Sie hören auf den stolzen Titel 'Löwin von Sitras', aber ich fürchte Ihren Namen habe ich nicht mitbekommen."

"Das wird nicht nötig sein.", schaltete Merl sich ein, der sich humpelnd auf sie zu bewegte. "Wir kommen nämlich nicht mit."
"Anarath!", seufzte Vera. "Das ist nicht wirklich der richtige Zeitpunkt. Ihr seid verletzt und-"
"Sind durchaus in der Lage auf uns selbst aufzupassen.", schnitt er ihr ins Wort.
"Das hab ich gesehen.", bemerkte Kudo höhnisch.
"Schnauze."
"Das ist doch...! Entschuldige uns einen Moment.", sagte Vera, packte den protestierenden Merl am Arm und zog ihn mit sich ein Stück weg. Als sie weit genug weg waren stellte sie ihn zur Rede.
"Was soll das? Du hast selbst gesehen wie gefährlich dieser Dämon ist. Wir müssen zusammenbleiben und-"
"Hör zu, Vera. Falls du glaubst es wäre mein Stolz weswegen ich euch nicht begleite, dann liegst du falsch. Du hast nicht vergessen, was unser ursprüngliches Ziel war, oder? Der Leuchtturm der Winde wurde entzündet und ist wenig später erloschen. Das heißt euer alter Käpten Paka war dort. Und er muss uns ein paar Fragen beantworten."
"A-Aber Paka hat uns nicht verraten. Es war Ailas... auch wenn ich nicht verstehe wieso. Ich... Ich hatte keine Ahnung... Er war immer mein ältester Freund gewesen..."
Merl hob beschwichtigend die Hand.
"Ailas hat uns alle getäuscht, nicht nur dich und deinen Bruder. Aber was immer er vorhat, es ist nicht unser Tod. Eine bessere Gelegenheit als vorhin hätte er nicht wahrnehmen können. Dem entsprechend können wir auch davon ausgehen, dass er die Wahrheit gesagt hat. Der Dämon ist weg. Er wird uns auf unserem Weg nicht mehr überfallen. Und hinzu kommt dass er uns zum Merkurleuchtturm eingeladen hat. Schon seit vielen Generationen ist sein Standort wie die der anderen Leuchttürme bis auf der auf dem Scharfrichtergipfel vergessen worden. Wenn jemand weiß wo er steht, dann Paka."
"Aber... Aber..."
"Es ist noch etwas anderes.", fügte Merl nachdenklich hinzu. "Irgendetwas... anderes zieht mich dorthin. Ich kann nicht genau sagen was es ist, aber sein Ruf ist so stark dass ich es nicht ignorieren kann. Ich bin überzeugt die Antworten die ich suche sind dort."
Sie sahen sich eine Weile lang schweigend an, dann senkte Vera den Blick.
"Ich sehe ich kann dich kaum umstimmen, was?"
"Das bezweifle ich. Jeder muss seinen Weg gehen. Aber ich würde mich an deiner Stelle fragen, ob du ihm wirklich folgen möchtest."
Vera sah ihn entsetzt an.
"Er ist mein Bruder!"
"Gewiss. Aber dennoch taucht er hier auf, erklärt dir nicht was passiert ist, hält offensichtlich Informationen über unseren Feind zurück und will wieder aufbrechen ohne zu erklären was er überhaupt vorhat? Außerdem ist nicht er zu deiner Rettung geeilt, sondern ich. Und das konnte ich nur, weil mir der Zufall zur Hilfe kam."
"Aber doch nur weil er nicht wusste wo er mich zu suchen hatte!"
Merl winkte energisch ab.
"Was ich damit sagen will ist... Er ist dein engster Vertrauter, aber dennoch lässt er dich im Dunkeln tappen. Bist du wirklich einverstanden damit?"
Vera schüttelte den Kopf.
"Er ist mein Bruder."
Merl schnaubte, aber resignierte.
"Ich weiß... Tut mir Leid das ich was gesagt habe. Du musst tun was du für richtig hälst. Du solltest dich beeilen. Dein Bruder hat es offenbar eilig. Und mach dir keine Sorgen über unsere Sicherheit. Wir haben immer noch Kraft übrig."
Er ließ Vera stehen und humpelte zu den anderen hinüber.
"Tut es noch weh, Meister?", fragte Lucya besorgt.
"Nein.", log er und sah zu dem Jungen hinüber, dem einzigen Überlebenden des Dorfes. "Wir sollten zusehen das wir weiterkommen."
Jetzt wo alles vorbei war, saß er zusammengekauert auf dem Boden und starrte ins nichts. Merl schluckte. Es war genauso wie damals mit Lucya. Damals hatte er sich gefragt, ob sie sich jemals von dem Verlust erholen würde. Jetzt wo sie wieder scherzen und lachen konnte, hätte er eigentlich zuversichtlicher sein müssen. Aber obwohl er das bereits alles erlebt hatte, fiel es ihm nicht leichter dem Jungen irgendwie Trost zu spenden. Merl setzte sich neben ihn.
"Hey. Alles in Ordnung?", fragte er mit leiser sanfter Stimme.
Der Junge schüttelte den Kopf.
"Ist schon okay. Wir werden uns um dich kümmern. Hast du Verwandte oder Freunde in anderen Dörfern die dich aufnehmen können?"
Der Junge schwieg. Merl biss sich auf die Lippe. Es war gut möglich, dass der Junge sein gesamtes Leben in diesem Dorf verbracht hatte. Reisen galten in diesem Teil Shetver als nicht sonderlich ungefährlich. Falls der Junge Verwandtschaft auswärts hatte, kannte er sie vermutlich nicht.
"Wir müssen hier weg, okay...? Hier ist nichts mehr für dich. Komm, ich helf dir beim Aufstehen... Wie ist eigentlich dein Name?"

~"Was versprichst du dir davon, Homuncolus?"~, flüsterte Garms Stimme seinem Gegner in der unsichtbaren Welt zu. ~"Du weißt, dass du mich nicht schlagen kannst. Deine Fähigkeit Gesehenes zu kopieren ist ein unfair großer Vorteil, aber du bewegst dich stümperhaft wie ein Welpe auf meiner Ebene. Künstliche Menschen wie du haben die Eigenart von Ihren Meistern nicht gut behandelt zu werden und werden daher nicht sehr alt. Ich habe schon viele Deinesgleichen gesehen und sie alle überlebt, nicht selten zerstört."~
Aleon bekam ihn nicht mehr zu fassen. Nun wo der Überraschungseffekt verflogen war, bewegte sich sein Gegner mit solch unmöglichen Geschick, dass er schon fast glaubte der Dämon hätte keine feste Form mehr.
~"Mein Meister hat vieles geopfert um mich zu schaffen, er-"~
~"Wird dich im erstbesten Augenblick opfern oder weggeben, wenn es ihm dienlich ist. Ganz gleich was seine Gedanken bei deiner Schöpfung waren, letztenendes tun es alle Menschen doch. Und was tut ihr? Ihr akzeptiert es und seid sogar zufrieden damit, denn ihr habt ja eurem Meister gedient."~, fiel Garm ihm ins Wort. ~"Viele Homuncoli sagen, bei ihnen wäre es anders, aber am Ende sind sie alle Staub. Wir Dämonen sind anders. Wir nutzen jede Gelegenheit unsere menschlichen Meister so weit zu hintergehen wie es uns möglich ist und so lange wir ihnen nützlich sind, behalten sie uns. Bis wir sie erwischen oder bei einem seiner Aufträge sterben. So überleben wir, werden stärker. Ich bin viele Zeitalter alt und wurde so oft beschworen, dass ich es nicht mehr zählen kann. Neue Zeiten, neue Tricks, aber die Spielregeln ändern sich nie. Ts... es ist schon eine Ironie."~
Das Flüstern wurde immer lauter, aber Aleon konnte nicht mehr sagen von wo es kam.
~"Ihr Homuncoli habt die Möglichkeit eure Meister zu vernichten, aber euer Kadavergehorsam lässt euch nicht. Wir Dämonen hingegen wehren uns stets gegen unsere Ketten, aber die Regeln verbieten uns unsere Meister zu töten, solange wir keine Lücke finden. Aber wir können überleben. Ihr hingegen sterbt unausweichlich, sobald euer Nutzen erfüllt ist. Jeder Meister fürchtet, dass seine Kreation mächtiger wird als er selbst. Das muss nicht passieren. Ich kann dir helfen."~
~"Helfen?"~
~"Wir sind beide nicht so verschieden. Wir sind beide Sklaven eines anderen, aber sind frei besser dran. Ich befreie dich von deinem Meister. Im Gegenzug könntest du mich von meinem befreien. Denk darüber nach. Ich habe die Fähigkeiten und die Erfahrungen, denn ich bin uralt. Du hast bisher nur die Fähigkeiten, aber die Welt ist weit mehr als das Kopieren von anderen. Schwöre den Menschen ab. Das ist das Beste was du tun kannst."~

"Das ist gehörig schiefgegangen.", hustete Sylvos, als Saitu ihm auf die Beine half.
"Wirklich? Ist mir gar nicht aufgefallen!", fauchte Trems sarkastisch und wischte sich Blut von einer Schürfwunde über seinem linken Auge.
Als Sylvos stand ging Saitu zu Toni und half ihm auf die Beine.
"W-Was ist passiert?"
Saitu schüttelte den Kopf.
"Ich bin nicht sicher. Meine Eisscherben haben alle seine lebenswichtigen Organe getroffen, da bin ich sicher. Aber statt sofort zu sterben konnte er das Ding in seiner Hand zünden. Das Feuer erreichte unsere platzierten Sprengsätze die für den Hinterhalt ausgelegt waren und... Den Rest hast du ja erlebt." Er wandte sich an Trems. "Wieso ist das passiert?"
"Oh tut mir Leid!", schnappte Trems zurück. "Ich hatte ja auch so viel Zeit den Sprengstoff zu mischen, ganz zu Schweigen das ich ewig keinen Zugriff auf neue Materialien bekommen habe, um feuerfesten Sprengstoff herzustellen."
"Beeilt euch. Die Flammen folgen uns.", rief Arilla.
"Eigentlich ist das kein Feuer. Und auch keine Chemikalie. Aber dieses Zeug wird in den nächsten Monaten jegliche Psynergie im Gestein vereinnahmen und den Erschütterungen nach auch das gesamte Tunnelsystem zu Einsturz bringen. Die Sprengsätze beschleunigen den Vorgang nur.", antwortete Skrasas.
"Das habe ich so schon mal gehört.", sagte Arilla.
"Auch wirklich? Dann habe ich sicher auch erwähnt, dass wir uns beeilen sollten, weil sich das Zeug von Psynergy praktisch ernährt. Alles Gestein was miteinander verbunden ist, wird davon befallen sein, was wegen dem Tunnelsystem praktisch alles ist."
"Wir sollten uns beeilen...", warf Trems scharf ein, "weil das was immer es ist sich zielsicher auf uns und viel schlimmer AUF DIE ZWEITE, GRÖßERE SPRENGLADUNG ZUBRENNT! LAUFT!"
Das ließen sich die Anwesenden nicht zweimal sagen.
"Das Zeug hat die kürzeste Route vor uns versiegelt. Wir müssen also schneller als das Feuer rennen, wenn wir die Windtänzerin lebend erreichen wollen. Ich hoffe Lashon und die Hoheadeptin sind bereits auf den Rückweg und haben sich nicht verlaufen. Ansonsten wird es verdammt heiß da drinnen.", rief Saitu grimmig und legte noch einen Zahn zu.
Hinter ihnen ertönte dann die zweite, weitaus heftigere Explosion.
"Oh nein!", schrie Trems im Rennen und zeigte in den Himmel, wo unzählige brennende Felssplitter durch die Luft flogen und beim Einschlagen eine bedeutend größere Fläche ansteckten. "Lauft weiter, wenn euch euer Leben lieb ist!!"

"Wo hat sie ihre Waffen her? Die hab ich ihr selbst abgenommen!"
"Ich bin Cryszara, Reyons Stellvertreterin, und ich bin hier um euer Schiff und die Elementar-Sterne in Besitz zu nehmen."
Ein metallisches Aufblitzen riss ihr den Speer aus der Hand und ihr gemächlicher Gang endete abrupt in einem Moment des Schreckens.
"Darüber sollten wir uns noch einmal unterhalten."
Die Crew machte große Augen.
"Käpten!!"
Cryszara riss die Augen auf und wich zurück. Unmöglich. Er durfte nicht hier sein!
"Ich habe noch mal mit Ihrem Boss gesprochen und die Bedingungen neu ausgehandelt. Etwas wie: 'Runter von meinem Schiff oder ihr seid dem Untergang geweiht.' Nachdem wir uns einigten hat er sich entschlossen einen kleinen Urlaub in den Tropen zu nehmen."
"Das... Was?"
Die kalten azurblauen Augen des Käpten verengten sich.
"Nicht so wichtig. Also, Crys... Crys... Tut mir Leid, jetzt habe ich den Namen schon ein Dutzend mal gehört und... Sagen wir 'Cryssi', okay? Also Cryssi, weg mit dem Schild und runter von meinem Schiff. Andernfalls schicke ich dich zu deinem Meister."
Cryszara machte keine Anstalten sich zu bewegen. Ihr Blick glitt vom Käpten zu ihrem Speer und wieder zurück.
"Sofort."
Paka sprach leise, aber Cryszara fühlte sich, als hätte er sie angebrüllt. Der seltsame Klang in seiner Stimme ließ es ihr eiskalt den Rücken herunterlaufen und sog ihre sämtliche Kraft aus den Muskeln. Sie tat das was sie für am besten hielt: Sie warf ihren Schild über Bord und sprang hinterher. Paka warf den Speer hinterher.
"Käpten Paka, willkommen zurück!", grüßte einer der Crewmitglieder ihn.
Paka drehte sich ernst zu ihnen um.
"Die Windtänzerin steht wieder unter meinem Schutz. Sammeln wir unsere Jungs ein und verschwinden. Sind Saitu und die anderen weit weg gegangen?"
"Ungefähr zehn Minuten durch die Höhlen, Käpten..."
"Dann sollten sie längst hier sein... Wie kriegen wir dieses Schiff hier raus?"
"Nun, wir haben die Qual der Wahl. Die neuen Flügel, oder...", er tippte auf einen bernsteinfarben Kristall. "das Ding hier. Beides ist betriebsbereit."
"Gut. Dann bereitet das Schiff vor. Ich habe das Gefühl wir müssen hier schnell weg."

"Die haben uns bestimmt vergessen. Alle haben uns vergessen."
"Je weniger von uns wissen, desto besser."
"Nein, ich meine Ihre Leute haben uns völlig vergessen."
"Wohl kaum. Ich muss doch kaum nochmal erklären, wieso unsere Aufgabe so essentiell ist?"
"Nein!", brüllte Sarash Sazael über das Heulen des Blizzards an. "Ich kenne den Grund wieso ich seit Ewigkeiten fast dem Kältetod nahebin! Selbst wenn wir den letzten Leuchtturm finden, was dann? Wir kehren zurück, sie sagen 'herzlichen Dank für Alles', entzünden den Leuchtturm und heimsen den gesamten Ruhm ein?"
Der Konstrukteur brummte. Er wusste nicht, was Paka sich gedacht hatte, als er ihm diesen armseeligen Banditen mitgeschickt hatte. Zuerst hatte er ihn für einen Segen gehalten, aber selbst die einfachsten Aufgaben fielen ihm schwer und bremsten Sazaels Bemühungen gnadenlos aus. 'Jeder hat seine Stärken', hatte er am ersten Tag gesagt, als er fast in eine Gletscherspalte gerutscht war und sie eine Stunde an seiner Rettung gearbeitet hatten. Was immer diese Stärken waren, es war nicht das Überleben und Karthographieren in einer lebensfeindlichen Umgebung. Aber obwohl Sazael sich ziemlich sicher war, ihn zurückzulassen würde seine Aufgabe sehr erleichtern, konnte er nicht umhin sich an Gesellschaft zu erfreuen. Bei der Suche in Frostlande unter dem Eis und beim Suchen der Blauen Wüste war er stets allein gereist. Seine zwischenzeitlichen Aufenthalte bei der Windtänzerincrew waren sehr kurz gewesen und meist hatte er sie in einsamer Arbeit verbracht. Er hatte es auch so gewollt. Aber irgendwo in seinen Gedanken hatte ihn der Verdacht gequält, dass die Einsamkeit der letzten zahlreichen Monate ihn zu einem seltsamen Kauz gemacht hatten. Zwar war er sich seiner geistigen Gesundheit sicher, aber ein wenig Gesellschaft war viel besser. Auch wenn sie ihm oftmals nur auf die Nerven ging und den Rest der Zeit mit Beschweren verbrachte. Gut dass er das rechtzeitig erkannt hatte, kurz bevor Sazael versucht gewesen war ihn einen Eisberg herunter zu stoßen.
"Wenn diese Operation ein Erfolg ist...", antwortete Sazael, "Haben wir einen unschätzbaren Beitrag zur Rettung Mirnuzars beigetragen. Ist das nicht genug?"
"Nicht dagegen, aber meist erinnern die Menschen sich nur an die Typen, die das Licht dann auch anknipsen! Wird dann irgendwer unsere Namen kennen? Ja, als Randnotiz an einem Sagenbuch, dass Eurem auch so tollen Käpten gewidmet ist. Herzlichen Glückwunsch."
"Du weißt es. Ich weiß es. Jeder auch der Crew und unseren Verbündeten wird es wissen. Wenn es dir um Ruhm geht, sollte es dir mehr als genug sein."
"Bitte? Das glaubt Ihr doch nicht selber, oder? Stell dir vor wie reich uns das machen könnte... Das Essen... Die Frauen! Wenn wir Eurem Käpten das gesamte Rampenlicht lassen, stehen wir mit leeren Händen da."
Sazael schnaupte und strich sich eine Schicht Raureif aus dem Bart.
"Hör zu, wenn das hier nicht klappt wirst du sterben. Ich werde sterben, genauso wie alle anderen. Mirnuzar wird von dem Strudel verzehrt. Ende von allem. Man sollte meinen dein eigenes Überleben sollte Antrieb genug sein."
Der ehemalige Bandit wollte gerade schnippisch antworten, als ein tiefes bösartiges Bellen die beiden Männer zusammenzucken und zurückweichen ließ. Vor ihnen war ein Wolf erschienen, dessen Körper aus eisigem Nebel bestand und sie aus zwei blutrot glühenden Augen anstarrte. Die beiden rührten sich nicht. Der Wolf starrte sie bedrohlich knurrend für fast eine Minute an, dann verschwand er mit der nächsten starken Windböe.
"Verdammte Dinger... Ich dachte hier lebt nichts?"
Sazael biss sich verärgert auf die Lippe. Die Frage hörte er jedes Mal, wenn sie einem dieser Wesen begegneten.
"Wie ich schon achtundziebzig Mal sagte, wir hatten keine Ahnung. So eine Lebensform stand nicht in unseren Erwartungen, da sie wie Dschinns offenbar aus Elementare bestehen."
"Ich weiß. Ich wollte nur sehen, ob Ihr wieder das Gleiche antwortet."
Sazael ließ die Zähne aufeinander mahlen, verkniff sich aber eine Antwort.
"Die Begegnungen werden zahlreicher. Da sie uns nicht angreifen wenn wir nicht näher kommen halten sie uns von ihren Revieren fern... Oder sie lotsen uns."
"Was nicht gut wäre, oder?"
"Ganz im Gegenteil.", sagte Sazael. "Ich habe schon eine Weile das Gefühl, dass sie uns zu etwas führen wollen. Aber was gibt es hier schon Interessantes?
Saresh sah ihn ungläubig durch seinen gefrorenen Gesichtsschutz an.
"Ihr denkt die führen uns zum Turm?"
"Höchstwahrscheinlich.", erwiderte Sazael ernst.
"Und was wenn nicht? Was wenn sie uns... keine Ahnung wo hinführen? Oder uns in die Irre treiben?"
"Wenn sie uns loswerden wollten, hätten sie angegriffen. Und wenn wir einen anderen Ort erreichen... Tja, dann heißt es Weitersuchen. Wir hatten ursprünglich ohnehin nur eine ungefähre Richtung in einem riesigen eisigen Kontinent. Besser der Spur nachgehen, anstatt auf gut Glück zu hoffen... UND...!", rief plötzlich Sazael unvermittelt laut und ging in die Hocke.
Sarash runzelte fragend die Stirn und beobachtete den Konstrukteur, wie er einen großen Eisklumpen vom Boden aufhob und mit einem seiner Kletterhaken bearbeitete. Sarash machte große Augen, als die erste Eisschicht abplatzte und ein Gesicht aus Stein zum Vorschein kam.
"... wir haben offenbar Überreste des Leuchtturms gefunden. Diesen Statuenkopf habe ich schon in drei anderen Leuchttürmen gesehen."
"Gibts nicht, oder?", fragte Sarash völlig perplex über den plötzlichen Wandel ihrer Situation. "Wir sind da?"
"So gut wie!", rief Sazael begeistert. "Normalerweise brauchte ich Monate! Dieses Mal nur... egal, los jetzt! Es ist bestimmt nicht mehr weit!"
Er hechtete los, Sarash hinterher. Der Schneesturm verdeckte ihnen einen Großteil ihrer Sicht, aber sie konnten die ersten Überreste eingefrorener Statuen sehen, die einen Weg links und rechts wie eine Ehrengarde spickten. Sie liefen noch schneller, in Erwartung durch das Schneegestöber bald die Umrisse des Turms zu sehen... Dann brüllte Sazael eine plötzliche Warnung und hackte seine stahlstachelbesetzten Schuhe in das Eis. Sarash reagierte eine Sekunde zu spät. Als er versuchte zu stoppen, rutschte er über das Eis... Und verlor sämtlichen Boden unter den Füßen. Er stürzte, doch eine Hand packte ihn an seinem Handgelenk.
"Nicht runtersehen!!", herrschte ihn Sazael an und hakte sich mit seiner freien Hand mit seinem Haken im Eis fest um besseren Halt zu erlangen.
Sarash sah nach unten und schrie panisch auf.
"WAS IST DAS?!"
Unter ihm war nichts. Eine alles umfassende Schwärze, in der hin und wieder grelle Blitze aufzuckten.
"Festhalten! Benutz deine Haken, schnell!", befahl Sazael und verstärkte seinen griff.
In einem hastigen Gezappel gelang es ihm Sarash wieder zu sich hinaufzuziehen. Im nächsten Moment lagen beide schwer atmend auf dem Rücken nebeneinander.
"Was ist das?", wiederholte Sarash sobald er sich beruhigt hatte.
"Das mein Junge, sind die Gaiafälle Mirnuzars."
"G-Gaiafälle? Der Rand der Welt?"
"Eben jener.", keuchte der Konstrukteur und setzte sich auf. "Ihn herunter zu fallen bedeutet das Ende. Ein Ende, über das wir nur mutmaßen können. Wir glauben man wird wieder eins... mit der Energie dieser Welt. Kein schönes Ende."
"Herzlichen Dank für die Details... Aber ich lebe noch.", sagte Sarash und setzte sich ebenfalls auf.
Die beiden Männer sahen schweigend nach vorn in die weiten des Nichts, wo die Gaiafälle sich ausgebreitet hatten.
"Der Turm sollte doch hier sein, oder? Soll das heißen... Er..."
"Nein.", knurrte Sazael und stand auf.
Er setzte seine Tasche ab, öffnete sie und begann zu wühlen. Immer wenn er das tat, sah Sarash ein neues fremdartiges Werkzeug, dass der Konstrukteur für die ungewöhnlichsten Zwecke nutzte. Dieses mal war es ein Fernrohr, dass auch zwölf verschiedenen Ringen bestand, auf denen eine Vielzahl von Symbolen eingraviert waren. Sazael drehte sie zielsicher an den Ringen, bis der die gewünschte Kombination erreicht hatte und spähte hindurch. Er nickte zufrieden und reichte es Sarash.
"Direkt vor uns."
Sarash nahm es, wog es kurz in der Hand, dann setzte er es an. Er stieß einen Pfiff aus. Von dem Schneesturm war überhaupt nichts mehr zu sehen. Die Luft war plötzlich so klar, dass er meinte Kilometer weit sehen zu können. Er folgte Sazaels Richtungsangabe... und schluckte.
Da stand er. Der Merkurleuchtturm in voller Pracht. Beschädigt durch die ewig anhaltenen Unwetter, aber immer noch intakt, beeindruckend und schön. Doch als er das Fernrohr zum Fuß des Turmes senkte erkannte er das Problem. Sarash nahm das Fernrohr ab.
"Na klasse. Da steht er also... auf einer fliegenden Insel jenseits der Gaiafälle? Ich glaube es hakt. Wie ist das überhaupt möglich?"
"Die Leuchttürme sind ein Energiequell für diese Welt. Sie sind das letzte was in die Gaiafälle stürzen werden, wenn der Rest der Welt verschwunden ist. Das ist... ein Problem."
"Oh ja. Ich habe vergessen wie man fliegt. Könnte wieder mal ein paar Lehrstunden gebrauchen..."
"Nein, das Problem ist viel ernster. Ich könnte problemlos was bauen was fliegt, aber leider bringt uns das nichts."
"W-Was? Wieso nicht?"
"Habt ihr in Eurer Schule denn gar nichts gelernt?"
Sarash starrte ihn ahnungslos an.
"Ich war nie auf einer Schule... Das ist jetzt nicht wichtig! Wollt Ihr mich nicht Erleuchten?"
Sazael seufzte. Dann griff er in seine Brusttasche und holte einen seiner Rationsriegel heraus.
"Stell dir vor, das da sind wir."
"Klein und köstlich?"
Sazael holte aus, machte einen weiten Schritt und warf den Riegel auf die Gaiafälle hinaus. Ein plötzlicher Lichtblitz flammte auf, als er aus den Tiefen der Gaiafälle kam und den Riegel zielsicher traf. Nicht einmal Asche blieb übrig.
"Tot.", sagte Sazael entschieden.
"Aber... Das gibt es doch nicht! Der Turm ist da hinten und wir kommen nicht ran!?"
"Da kommt der gute alte menschliche Erfindungsgeist ins Spiel."
"Ihr habt einen Plan?", fragte Sarash hoffnungsvoll.
"Nein. Aber ein paar Ideen. Wie dem auch sei, wir hängen hier erst einmal fest."
"Klasse.", stöhnte Sarash. "Was jetzt?"
"Wir sind so nah, wie es eben möglich ist. Ich werde ersteinmal einen Teleportkreis anlegen, der uns zur Windtänzerin zurückführt. Von dort aus werden wir einen neuen Plan schmieden."
"Gut. Endlich wieder etwas Wärme... Wie lange dauert das?"
"Einen halben Tag."
"WAS?!"
"Jetzt tu nicht überrascht. Ich muss dafür sorgen, dass der Teleportkreis weder einfriert, beschädigt wird, auch wirklich den einmaligen Abdruck zur Windtänzerin herstellt und nicht für zufällige Finder lesbar ist. Außerdem..."
Er tippte sich auf die Nase.
"Muss das Ganze meinen ästhetischen Grundanforderungen entsprechen."
"Deine ästhetischen Grundanforderungen kannst du dir sonstwo hinschieben."
"Du kannst es dir hier gerne gemütlich machen."
Sarash schrie vor Frust auf und setzte sich auf den nächstbesten Eisbrocken.
"Na dann los. Bevor mir der Arsch festfriert."
Der Junge der sein ganzes Dorf verloren hatte wurde gefragt wie sein Name lautete. Tatsächlich war ihm nichts mehr geblieben, was ihn hier festhielt. Weder seine Eltern noch seine Freunde. Er wusste dennoch, dass seine Eltern bei ihm sein würden - Das hatten sie ihm versprochen.
Der Junge richtete sich auf, so gut wie er konnte und blickte eine Zeit lang durch die Gruppe. Es schien eine Zeit lang, als würde er nichts sagen wollen, doch dann sprach er. „Ken... Mein Name ist Ken.“

Ein breites Lächeln war auf den Lippen des roten Anführer-Mantelträgers geblieben, als Talos Xasaxas erwähnt hatte. Obwohl ihn Xasaxas vor dem Tod bewahrt hatte, war er nicht mehr in der Lage ihn sterben zu lassen. Offen gesagt, war er überhaupt nicht mehr selbstständig in der Lage ,ihn in irgendetwas behindern zu können. Weder der Vasall, noch der Xasaxas interessierten ihn inzwischen. Aus diesem Grund hatte er die Suche vor längerer Zeit bereits wortlos abgebrochen.
Semih sah keinen Grund darin einem Wesen, der von solch Egoistischen Zwecken getrieben wurde, einen Dienst zu erweisen. Allein seine Schuldgefühle hatten ihn damals dazu geleitet. Xasaxas hatte ihn geschickt ausgenutzt. Der einzige Grund warum er Xasaxas für diesen Missbrauch nicht auslöschte war, dass dieser nach seiner Auslöschung einfach von irgendjemand anders ersetzen werden würde. Es hatte also überhaupt keinen Sinn diesen Weg einzuschlagen, solange er nicht die Quelle von allem finden und auslöschen konnte.
„Talos.“ nannte er den Namen des Boten, der es tatsächlich geschafft hatte seine Todessünden in ihrer Passiv-Form zu Schwächen. Etwas war vorher noch niemandem gelungen war. Offenbar wusste er mehr über sie, als er es am Anfang angenommen hatte. Seine Augen leuchteten belustigt, doch dann verlor er in der nächsten Sekunde sein Augenlicht und etwas scharfes bohrte sich durch sein Magen hinein.
Blutschwall quoll aus seinem Mund heraus, als beide seiner verfluchten Augen mit seinen dunklen, Gold leuchtenden Augen ausgetauscht worden waren. Sein geschocktes Gesicht blickte direkt auf die halbe-Maske seines Angreifers. „Die... silbernen Augen...“ konnte er letztendlich von sich heraus bringen. Die silbernen Augen hatten ihn stets davor bewahrt, den Unbekannten wahrnehmen zu können. Es war das erste mal, dass er ihn zu Gesicht bekam. Er hatte ihn noch nie zuvor gesehen. Er schien gerade nur ein Mensch zu sein.
„Ich habe absichtlich einen fatalen Treffer vermieden, nur um deine letzten Worte hören und dein letztes Gesichtsausdruck sehen zu können.“ erklärte sich der Unbekannte und blickte grinsend in das Gesicht des Erdadepten. „Die silbernen Augen, die ich meiner Hand halte, neutralisieren deine verfluchten Augen. Der Einsatz der dunklen Augen würde dich, ohne die verfluchten Augen oder den Schicksalsklingen, töten kurz nachdem du eine hochgradige Schattentechnik nutzt.“ er lachte kurz. „Ohne deine verfluchten Augen oder legendären Artefakten bist du nichts weiter als ein gewöhnlicher Mensch.“ Er stoppte kurz und schaute nun ernst zu ihm.“Es ist Zeit. Nun zeige mir deinen letzten Gesichtsausdruck und sprich deine letzten Worte aus!“
Semih schüttelte seinen Kopf und schaute anschließend, aus nächster Nähe provokant in das Gesicht des Namenlosen, ehe er sein letztes Wort aussprach.“Narr.“
Semihs Augen leuchteten Gold auf, als sein Körper eine Schattenhafte Form annahm, der den Unbekannten festhielt. Der Unbekannte konnte sich erst befreien, als die sechs Todessünden ihn erneuert umzingelt hatten. Dann erst löste sich der Schatten von ihm, als Semih mit einem qualvollen Geschrei die Nebenwirkungen seiner dunklen Augen spürte und sein Körper und Seele an den puren Finsternis starb. Für den Unbekannten bestand kein Zweifel, dass es ein Seelenclone gewesen sein musste.
Der Namenslose richtete sich wieder auf und schaute spöttisch zu den Todessünden.“Anscheinend geht es euch wieder besser. Ich erinnere mich, dass ihr noch vor kurzem ganz anders ausgesehen habt.“
„Das tut nichts zur Sache, dass du uns diesmal nicht entkommen wirst. Meister Semih hat uns mit seiner Zeitmagie die Verfassung vor unserer Begegnung mit Talos gegeben.“
„Wie amüsant. Also war der Seelenclone nur eine Ablenkung bis ihr erscheint. Wie es aussieht muss ich wohl zuerst euch auslöschen, damit er aus seinem Versteck herauskommen muss.“
„Wir haben dich beobachtet. Wir werden dich so oft töten, wie es nötig ist. Du wirst uns nicht überraschen können.“.

Der Erdadept schüttelte enttäuscht seinen Kopf. Es war Schade, dass Tsuka betrunken gewesen war. Er hatte sie endlich wieder gesehen, doch zu einer vernünftigen Unterhaltung war es nicht einmal gekommen! Wenn diese Sache abgeschlossen war, plante er, zur Windtänzerin zurückzukehren.
Sie befanden sich gerade auf einer von Kudos neuen Freunden, der so freundlich war, sie auf seinem Rücken zu tragen. Ein Waldmeister zu sein, hatte seine Vorteile. Der fliegende Vogel ,auf dem sie saßen, würde ihnen viel Zeit ersparen. Nur vertraute Kudo seinem 'Freund' noch nicht soweit, dass er einen Nickerchen wagen würde. Ein Blick zu Vera verriet ihm, dass es ihr nicht anders ging. Rijadon hingegen schien sich überhaupt nicht deswegen zu Sorgen. Er schlief bereits.
Die violetten Augen seiner Schwester blickten fragend zu ihm. „Was genau erwartet uns im Gomholi Gebirge, Kudo?“ erinnerte sie ihn erneuert an das Reiseziel. Diese Erinnerung hatte ausgereicht, damit Kudo wieder eine angespanntere Haltung annahm und anschließend ernst zu seiner Schwester blickte.
„Da wir untereinander sind, kann ich es nun ansprechen.“ er schaute kurz zur Seite und nach einer kurzen Pause wieder zu ihr. „Es geht um unseren verschollenen Bruder Xallank. Er scheint sich als die Zeit im Gomholi Gebirge aufgehalten zu haben!“
Vera schaute ungläubig zu seinem jüngeren Bruder und ihre Augen hatten sich geweitet. „Xallank... er ist am Leben?“ sie schaute böse zu ihm. “Warum sagst du mir das erst jetzt?!“
„Ich habe es vorhin auch gerade erfahren!“ rechtfertigte er sich.“Diese verdammten Meister der Kampfkunst.... Sie haben es all die Zeit gewusst. Xallank gehört zu ihnen und auch unsere Lehrmeisterin Silya. Wie konnte sie uns das all die Zeit verschweigen?!“ gab Kudo zornig von sich.
„Wie hast du davon erfahren?“
„Rijadon hat es mir gesagt. Er hat von Meister Grace, einem Meister unter den ich trainiert habe, den Auftrag erhalten nach Xallanks zu suchen. Er hatte ebenfalls einen Kampf mit diesem Dämon. Es ist unklar, ob er überlebt hat oder nicht. Wir sollten auf alles gefasst sein.“
Vera nickte. Sie musste all dies erst einmal verarbeiten. Was wohl dort auf sie warten würde?

Melfice befand sich in seiner Halbdämonen-Form, um nicht sofort aufzufallen. In dieser Form besaß er über sehr gute Tarnfähigkeiten. Er konnte seine Psynergie vollständig unterdrücken.
Er hatte sich durch die ganzen Wissenschaftlern, Gelehrten der Alchemie und anderen Neugierigen Menschen geschlüpft, die den Turm in Empol musterten. Endlich stand er vor dem Eingang des Turmes. Er brauchte nur etwas seiner dunklen Psynergie in die Tür zu leiten, der es ihm sofort erlaubte einzutreten.
Der Turm... was hatte er nicht alles auf sich genommen um so weit zu kommen? Er hatte Meister Rance im Schlaf ermordet und sich der Aufenthaltsort der anderen Meister der Kampfkunst herausgefunden.
Meister Trast, den S Rang Meister hatte er nur knapp ins Koma schicken können, um an das Buch heranzukommen, der angab, was alles nötig war um den dunklen Turm aktivieren zu können.
Meister Inizimil Gusvos war kurz vor seiner Ankunft von Loghain getötet worden. Zu seinem Glück. Dadurch hatte er den Buch für die Beschwörungsformel des Turmes finden können.
Durch einem Deal mit Tsuka hatte sie ihm den Inhalt der Bücher übersetzt.
Mit einer kurzen Zusammenarbeit mit Loghain hatte er seinen Stab des Hexenmeisters genutzt um den Turm zu beschwören. Für diese Zusammenarbeit, hatte er Meister Olaf Edwin getötet.
Ein zufriedenes Lächeln bildete sich im Gesicht des Halbdämons, als er vor einem verschlossenen Tor stand. Das Tor der Dunkelheit. Er zog das Dolch des Verfluchten heraus, den er nach zwei Kämpfen mit Xallank Yall endlich ergattert hatte. Nach dem Kampf mit diesem S Rang Meister, hatte er seine Verbindung mit dem König der alten Epoche und seinen Geschmackssinn verloren. Ein großer Verlust.
Melfice rammte den Dolch in das Tor, dass sich Augenblicklich öffnete. Der Dämon trat hindurch und wurde in die höchste Etage befördert.
Dort angekommen, schaute sich der Dämon genau um. Schnell fiel ihm das große Loch auf dem Boden auf, dass zum Entzünden des dunklen Turmes dienen würde. „Woher soll ich den entsprechenden Elementarstern dafür finden?“ fragte er sich laut, doch zu seiner Überraschung fand er ein Ritual-Kreis und eine Steintafel.
“Der, dessen Wunsch es ist das heraufsteigen der schwarzen Sonne zu sehen,
biete dein Blut an, um die Strafe dieser Sünde zu widerstehen.“

Wortlos hob Melfice seinen einzigen Arm und riss mit seinen Krallen, einen großes Stück von sich heraus, dass er über dem Ritual-Kreis ausquetschte. Das Blut, welches auf den Boden tropfte, nahm schnell ein Muster an. Der Dämon erkannte, dass es sich daraus der dunkle-Elementarstern schmieden würden. Es würde ein paar Minuten dauern, weswegen er sich davon abwandte und etwas neues in sein Auge fiel.
„Eine Klinge?“ fragte er sich laut, als er die pechschwarze Klinge, der in der Mauer des Turmes steckte, erkannte. Der Griff war aus edlem Gold, was zu einem starken Kontrast zu der Klinge selbst stand. Selbst jemand der absolut keine Ahnung von dem Werk eines Schmiedes hatte, würde erkennen, dass die Klinge aus einem unvergleichbaren Material gefertigt worden war. Die Klinge verströmte pure Macht und war anscheinend, der Gegenstand, was dem Turm diese ungewöhnliche Resistenz verlieh. Der Dämon griff nach der Klinge.
„Ahhh.“
Er spürte einen großen Schmerz, der seinen Arm für einen Moment lahm legte und seine Kraft raubte. Der Dämon schaute irritiert zu der Waffe, die er nicht ziehen konnte.
„Das Ergebnis war vorauszusehen.“ unterbrach ihn eine Stimme.
Der Dämon schaute zu um, doch er konnte weder jemanden sehen, noch jemanden spüren.
„Nur weil du die Imitation meiner Klinge beherrschen konntest, bedeutet das nicht, dass du die echte Klinge des mächtigsten König der vergessenen Epoche anfassen darfst.“
Der Dämon drehte sich nun zu der Richtung der Stimme um und erkannte im Spiegel den König den vergessenen König. „Deine Klinge?!“
Der König nickte kalt.“Exakt.“ er deutete mit dem Finger in die Richtung des Ritual-Kreises. „Der Elementar-Stern wurde zu Ende geschmiedet. Nun entzünde den Turm, damit wir uns endlich trennen und unsere eigenen Wege gehen können.“

Dewan bemerkte das Lächeln seines Gegenübers, dass seit Kampfbeginn nicht verändert worden war. Sein Gegenüber öffnete seine Hand. Der Meister spürte, wie eine hoch intensive Psynergie sich in der Hand Hashiros, in Form einer pechschwarzen Kugel bildete.
Die Augen des Meisters weiteten sich. Es gab kein Zweifel. Sein Gegenüber besaß tatsächlich über das seltene und hoch zerstörerische Element Chaos. Das Chaos-Element galt als sehr, sehr selten.
Finsternis-Psynergie unterteilte sich Allgemein in drei unterschiedliche Formen.
Die erste Kategorie war das Nutzen von dunkler Psynergie selbst. Eine sehr ausgeglichene Form der Psynergie. Es war die Psynergie-Form die Melfice benutzte.
Die zweite Kategorie war die Dunkle Kunst, mit denen man einige Sachen und Tricks anfangen konnte, der es jedoch an der Durchschlagskraft und Offensive mangelte. Loghain benutzte diese Art von Psynergie.
Die dritte und seltenste hingegen, war das Chaos-Element. Sie war die bei weitem offensiv stärkste von allen.
„Was ist los? Du scheinst fast erstarrt zu sein?“
Hashiro hob seinen Arm und schleuderte die Kugel in Richtung des Bodens. „Apokalypse!“
„Bist du wahnsinnig?!“ fragte Dewan ungläubig, als er sah, wie die Chaos-Kugel in Richtung Boden flog. Der Aufprall selbst würde den ganzen Wald und alle Anwesenden in Stücke zerreißen.
Selbst wenn sein Gegner darauf vertraute, selbst zu überleben. Kümmerte er sich etwa kein Stück um seinen Partner? Er musste schnell reagieren.
„Inferno-Regen.“
Die Kugel Hashiros stoppte, flog in den Himmel und entfachte ein tödliches Feuer-Regen, der sich von selben Stärke bediente, wie Hashiro Kugel. Es war die gleiche Psynergie, die Dewan sein eigen machte.
„Du benutzt meinen Angriff um mich anzugreifen?“ fragte Hashiro überrascht, der nun seine Hand hob um einen Schutzschild zu erstellen, der ihn vor dem Feuer-Regen bewahren würde.
„Flammengefängnis.“
Das Schild Hashiros wandelte sich in ein loderndes Gefängnis voller Flammen, der ihn vor jeglichen Ausweichaktionen behindern würde. Dieser Meister konnte jegliche Psynergie unterbinden und sie sogar für sich selbst nutzen! Wahrhaft ein Genie. Nur drei Sekunden blieben Hashiro, bis der Flammenregen am Boden eintreffen würde.
„Komm sofort hier her!“ befahl Hashiro, während eine Flasche, die in seinem Gurt befestigt war, sichtbar wurde. Es war keine normale Flasche. Die Flasche war mit unzähligen Schriften der alten Sprache beschriftet worden. Genau dreizehn schwarze Ringe in unterschiedlicher Größe befanden sich um die Flasche befestigt. Allein mit Hashiros Willenskraft löste sich aus dem Boden, aus einem Wurm in der Nähe, aus einem Blatt eines Baumes, aus der Sonne und aus dem Himmel jeweils eine kleine, für das Auge nicht sichtbare Kugel und verschwand in der Flasche.
Der Homunkulus stoppte sein Angriff und erschien neben Hashiro im Gefängnis. Ohne zu zögern Griff Hashiro nach ihm und schleuderte die verschmolzene Essenz in der Flasche auf das Gesicht des Homunkulus.
„Raaah, meine Augen.“ schrie Aleon dessen Augen brannten.
Der Tränkemixer nutzte dies aus und bohrte seine Hand in die Brust des Homunkulus. Aleon wurde wie ein Regenschirm in die Luft gehoben, um Hashiro vor dem herabregnenden 'Regen' zu schützen. Als der Angriffsregen vorbei war, wurde er achtlos auf den Boden geschleudert.
„Das war knapp.“ gab Hashiro von sich, der sich in der komplett brennenden Umgebung umschaute. Auch seine Robe hatte Feuer gefangen. Der Flammenschild der die Meistergruppe geschützt hatte, löste sich nun auch auf.
Garms Blick ging zu Aleon, der sich nicht rührte. „ Ich hatte ihm vorausgesagt, dass er geopfert werden würde.“
„Opfern?“Hashiro lachte. „Ich habe ihn gerettet und meine These überprüft.“
Der Homunkulus stand wieder auf den Beinen, während sein Körper eine rötliche Färbung angenommen hatte. Dewan staunte, als er erkannte was vorgefallen war. Hashiro dem dieser Gesichtsausdruck nicht entging, lächelte. „Ich habe ihm eine vorübergehende Feuer-Immunität gegeben und uns beide gerettet.“
Er nahm langsam seine brennende Robe ab. „Außerdem habe ich mich bestätigen lassen, dass deine Angriffe umso stärker sind, desto mächtiger die gewirkte Psynergie deines Feindes. Du kannst die genutzte Psynergie von jeder Person in deiner Umgebung umwandeln in deine eigene Psynergie, mit der du nach Belieben vorgehen kannst.“ er lachte und schüttelte seinen Kopf. „Natürlich kannst du auch davon unabhängig deine Psynergie nutzen, wie du es mit deinem Flammenschild bewiesen hast. Jedoch beschränkt sich diese Gabe nur auf Psynergie.“ er nahm nun auch seine Kapuze ab, die ihm sein Gesicht verdeckt hatte und warf es in die Flammen.
„H-Hashiro?“erkannte ihn der Meister. „ Du hast deine Macht zurück...?“ fragte er ungläubig.“Was soll das alles? Was ist dein Ziel? Dich an den Meistern rächen?“ überflutete er ihn mit Fragen.
„Ich werde nicht zulassen, dass irgendjemand Melfice von seinem Werk aufhält. Nur deshalb bin ich hier.“
„Bist du wahnsinnig? Welchen Nutzen würdest du davon haben?“
Hashiro lachte arrogant. „Ich bin der derjenige der Melfice zuletzt beschworen hat. Ich konnte seine Macht nicht kontrollieren, weil meine eigene Unterdrückt war. Ich werde ihn mir aneignen, während er selbst meinem Ziel, die Auslöschung von jedem der über die Gabe der Sterne verfügt, nachgehen wird. Natürlich aus unterschiedlichen Motiven.“
„Du willst ihn kontrollieren können? Das ist lächerlich. Du bist wahnsinnig. Geh mir aus dem Weg!“
Hashiro grinste. Er hatte nicht vor, der Anforderung Folge zu leisten. Dewan beschwor einen Flammenstrahl, der zielsicher auf beide zuschoss und sie erfasste. Jedoch standen beide da, als wäre nichts gewesen.
„Denk nicht du hättest gewonnen, nur weil deine Gabe mich davon abhält meine Psynergie zu nutzen. Sowohl er, als auch ich sind eine Zeit lang Immun gegenüber deiner Feuer-Psynergie. Weder deine, noch meine Psynergie wird uns in diesem Kampf weiterhelfen.“
Nun schoss der Homunkulus einen Feuerstrahl auf die beiden, den Dewan jedoch mit gleicher Intensität zurück lenkte – Nichts. Aleon konnte anscheinend nahezu jegliche Technik kopieren, doch dies traf nicht auf bestimmte Gaben zu. Seine Feuer-Alchemie Gabe konnte er nicht kopieren. Dewan wusste, dass er beide überraschen und ausschalten musste. Seine Hand der Alchemie war die Lösung dafür. Jedoch dürfte er Hashiro nicht töten. Dies war sein Handicap als Meister. Er dürfte dem ersten Gebot nicht verstoßen.
„Garm, kümmere dich um Hash-“ noch bevor Dewan seine Worte aussprechen konnte, bebte die ganze Erde. Ein gewaltiges Erdbeben. Was ging hier nur vor?
„Es ist zu spät. Wir haben gewonnen.“
„Was hat das zu bedeuten?“
„Du kommst nicht darauf? Der dunkle Turm wurde soeben entfacht, mit ihm gleich alle Leuchtfeuer Mirnuzars.“ erklärte ihm Hashiro.
„Das... das kann nicht...“
Hashiro grinste und drehte sich zu Aleon. „Wir gehen, berühre meine Hand.“
Der Homunkulus tat dies und beide flackerten auf, bevor sie vollständig verschwanden.

„Was ist hier los.....?“ der Dämon schaute heraus und entfachte einen gewaltigen Schrei voller Unzufriedenheit. „Was ist hier los?!!!“
Melfice schaute nun zum dunklen Leuchtfeuer der soeben entfacht worden war. Jedoch... es war keine Spur von der schwarzen Sonne. Die Leuchttürme der Elemente... sie sollten alle zusammen mit der Aktivierung des dunklen Leuchtfeuers entzündet werden und nicht mehr deaktiviert werden können, bis die schwarze Sonne aufgeht. Warum also? Warum war die Flamme des Merkur-Leuchtturmes nicht entfacht worden?
Wenigstens war seine Psynergie wieder durch die Aktivierung des dunklen Leuchtfeuers stark aufgeladen worden. Er fühlte sich offen gesagt so gut, wie lange nicht mehr. „Ich Idiot hätte den Merkur-Stern nehmen sollen. Mein letzter Kampf war gegen den Träger des Merkur-Sterns. Welch Ironie, dass ich ausgerechnet sie entkommen lassen habe.“ der Dämon breitete seine Flügeln aus. Offenbar wollte er abheben.
„Warte!“ unterbrach ihn die Stimme im Spiegel.
„Das wird nicht erforderlich sein. Es gibt eine Gruppe, die ich mit der Aufgabe betraut habe, die Leuchttürme zu entfachen. Es ist momentan nicht erforderlich, selbst einzugreifen. Außerdem dürften wir gerade die Aufmerksamkeit auf uns gezogen haben.“
Der Dämon schwieg und nickte. „Das ist wohl war.“ Sein Blick ging zu der Insel Empol in der sie sich befanden. Die gesamte Stadt war in einem dunklen Nebel umhüllt worden. Er spürte dunkle Psynergie bei jeglichen Bewohnern der Insel, die wohl dem entzünden des Turmes zu verdanken war. „Wie interessant.“

„Reyon.“ hörte er die Stimme in seinem Kopf, der sich mit Telepathie bei ihm zurückmeldete.
„Oh, Hashiro. Ich hoffe du hast gute Nachrichten mitgebracht.“
„Wie es aussiehst, behältst du deine lästige Eigenschaft, niemals ins Gras zu beißen.“ ein kurzes Lachen war zu hören. „Die Leuchttürme der Elemente und der dunkle Turm sind entfacht worden. Jedoch... es sind nur Leuchtfeuer aus drei Richtungen zu sehen gewesen. Die vierte Flamme... die Merkur-Flamme hat sich nicht gezeigt.“
„Die Leuchtfeuer sind entfacht?“ fragte er verwundert. Er hatte es wohl kurz verpasst.
„Ja und die Kugel in meiner Hand wird mir gleich den Merkur-Stern Träger zeigen. Wir sollten einen Treffpunkt deiner Wahl ausmachen.“ schlug er vor und Reyon nickte. „Ja.“
Nur ein wenig später hörte man einen Lachen des Chaos-Nutzers.
„Was ist los?“ fragte Reyon.
„Die Kugel hat mir gerade den Träger des Merkur-Sterns offenbar. Ein Schüler der Meister. Ein Taan. Überlasst ihn mir. Ich werde mit dem Merkur-Stern zu Treffpunkt erscheinen.“
„Du scheinst ihn zu kennen?!“ vermutete Reyon.
„Nicht direkt, aber ich habe seinen Vater, einen Meister getötet.“

Der Wald um sie brannte und würde sterben, wenn sie ihn so zurückließen. Vielleicht machte es keinen sonderlich großen Unterschied, wenn man bedachte, dass der dunkle Turm aktiviert worden war. Dennoch... Dewan hob seine Hand und bändigte die Flammen, die sich in seiner Hand zu seiner heilenden Aura verformte und er sie zu seinem Freund Unarus weiterleitete. Es waren heilenden Flammen, wodurch Unarus wenig später sein Bewusstsein wiederfinden würde.
„Da nähert sich wer.“ bemerkte Garm und tatsächlich flog ein Vogel in seine Richtung, der ihm ein Schreiben hinterließ und wieder davon flog.
„Das war ein komischer Postbote.“ äußerte sich Garm dazu.
Dewan öffnete das Schreiben und sein Gesichtsausdruck wurde ernst. „Es ist eine Einladung zum Versammlung der Meister. Wir werden dahin gehen – nach Akestas.“
"Das gefällt mir nicht.", sprachen drei Dschinns aus purem Eis auf drei Leuchttürmen in drei verschiedenen Winkeln Mirnurzars simultan, "Dies ist sicher nicht teil eures Skripts. Und ich versprach ihm zu folgen..."
Missmutig blickten die Dschinns, die für das menschliche Auge unsichtbar waren in die Flammen. "Ich halte mein Versprechen." Alle drei Dschinns streckten ihre Ärmchen dem Feuer entgegen und ein faustgroßes violettes Licht bildete sich zwischen ihnen. "Dies ist mein letztes Andenken an meinen Sohn. Ich hoffe ihr wisst dieses Opfer zu schätzen."
Die Kugeln schossen in die jeweiligen Leuchtfeuer. Ein kurzes Flackern und sie waren fort. Sie liefen durch die Zeit rückwärts bis zu einem kurzen Moment nach ihrer Entzündung und erlöschen auch dort.
Die Dschinns lachten innerlich. Nur für einen kurzen Augenblick hatten die drei Leuchtfeuer gebrannt. Vermutlich hatte man dieses Wunder nicht einmal bemerkt.
Dann trübte sich ihr Geist. "Der dunkle Turm also... Vorsicht, sobald die Leuchtfeuer brennen wird die schwarze Sonne entfesselt. Euer Auserwählter mag diese Welt auf mehr als nur eine Art retten müssen."
Damit verschwanden die drei Dschinn ohne das sie irgendjemand bemerkt hatte.

Paka keuchte auf, als eine Speerpitze durch seine Brust austrat. Er hatte den Angreifer nicht kommen gehört.
"Wie unvorsichtig...", flüsterte Cryszara und zog ihren Speer wieder aus Pakas Körper, der vornüber kippte.
Eine Blutlache bildete sich um den Käpten und Cryszara trat mit einem Fuß auf die Wunde, was Paka einen Aufschrei entlockte. "Ich war wirklich nervös.", meinte sie, während die Anspannung aus ihrem Gesicht wich, "Hab nicht mal dein Herz getroffen. Beim nächsten Mal."
Sie holte aus und stach blitzschnell zu. Schreiend ging ein Mitglied der Windtänzerin zu Boden, das auf sie zu gestürmt war.
"Meine... Psynergie.", entfuhr es Paka leise, "Wieso funktioniert sie nicht."
"DAS liegt wohl daran, dass ihr sie auf meinem Schiff vergessen habt, Paka." Die Luft flackerte an der Seite der Windtänzerin und schien dann auseinander zufallen und die Gestalt eines zweiten Schiffes zu offenbaren.
Reyon erschien aus einem ähnlichen kleineren Phänomen an der Reling der Windtänzerin, die an das Schiff der neuen Art grenzte, und sackte an ihr Zusammen.
"Was ist mit euch." Cryszara ließ erschrocken von Paka ab und sprintete zu dem alten Mann hinüber der aus einem getrübten Auge zu ihr hinaufblickte. In seiner anderen Augenhöhle klaffte nur eine schwarze Leere. Der größte Teil seines Fleisches war verfault und gab einen grauenvollen Verwesungsgeruch ab.
"Herr.", flüsterte sie ängstlich, "Was habt ihr getan?"
"Na ja.", krächzte Reyon, "Ich hatte einfach gerade keine Lust auf die Tropen." Eine leere Phiole fiel aus seiner fauligen Hand und rollte klirrend über das Deck der Windtänzerin. "Hat mich völlig ausgebrannt dieses letzte Kunststück. Ich weiß schon warum ich das nicht andauernd mache..." Der alte Mann krallte sich an Cryszaras Schulter fest und zog sich auf die Beine. "Aber wie ich sehe, hast du mich noch rechtzeitig bemerkt. Das war eigentlich für unsere Reise nach da oben gedacht... Du wirst wohl allein gehen müssen..."
"Ihr-"
"Ich komme nach.", sprach Reyon beruhigend, "Ich muss das hier nur erst zu Ende bringen. Bereit für die letzte Runde, Paka!"
"Ihr habt eure letzte Chance vertan.", sprach Paka völlig genesen und trat einen Schritt vor, "Und vielen Dank Cryssi. Ohne die Heiltränke von meiner Mannschaft wäre ich wirklich gestorben."
"Ich muss euch halt nur noch einmal erledigen.", erwiderte sie, "Denn euer Hauptproblem hat sich nicht geändert, unsere Vorsichtmaßnahmen haben euch den größten Teil eurer Macht entzogen!"
"Ruhig Blut, Cryssi!" Reyon klopfte ihr beschwichtigend auf die Schulter. "Du wirst heute nicht mehr kämpfen."
"Was?!", sie blickte den geschwächten alten Mann fassungslos an, "Aber ihr werdet meine Hilfe-"
Eine Gruppe von Männern der neuen Art schwang sich mit einem Satz von ihrem Schiff auf das Deck der Windtänzerin hinüber und formierte sich vor Reyon.
"Warum lehnt ihr Beide auch nicht zurück und überlasst den geschwächten Käpten und seine Crew uns.", sprach der Vorderste.
"Wohl kaum.", flüsterte Reyon, "Euer Nutzen ist vorüber."
Erstickte Schreie entfuhren den Männern der neuen Art und Cryszara war sicher denen, die noch auf dem Schiff waren erging es nicht viel besser. Die Männer erbleichten in Sekunden bis sie kreideweiß waren und wurden dann immer dünner und dünner. Erst als ihre Kleidung nur noch lose über ihre Knochen zu hängen schien und ihre Arme so dürr wie zweige waren fielen sie in sich zusammen.
Paka blickte fassungslos auf das Spektakel. "Ich dachte dies wäre eure Neue Art."
Reyon lachte amüsiert, so dass sich seine ebenfalls verfaulten Zähne zeigten. "Diese hier? Sie sind nicht mehr als eine Zutat, aber es gibt keinen Grund für euch mehr sich damit zu befassen."
Reyon schenkte Cryszara ein seltenes väterliches Lächeln. "Geh zu dem Ort den ich dir gezeigt habe. Ich komme nach sowie ich hier fertig bin.
"Wohl kaum..." Paka hob den Dreizack. "Ich habe euch gewarnt!"
"Ist auf euer Wort den Verlass?", fragte Reyon und nickte zu dem Toten.
Paka sah nur für einen Moment hin. Reyon riss die Hand hoch und seine Finger streckten sich blitzschnell über die Distanz Paka schwang seinen Dreizack, sowie er die Gefahr erkannte. Daumen und Zeigefinger trennte er noch rechtzeitig ab, doch die verbleibenden drei bohrten sich zielsicher durch die Köpfe seiner Leute.
Paka stieß einen Wutschrei aus und sein Dreizack streckte sich über die Distanz. Reyon wurde präzise im Herz getroffen und rücklings in die Reling gerammt.
"Vier... Paka.", höhnte er, "Vier von denen wir wissen..." Er schlug blitzschnell auf den Boden und eine rote Barriere zog sich zwischen ihm und Paka in die Höhe. "Cryszara!"
Die Angesprochene breitete die Arme, in denen sie Speer und Schild hielt, zur Seite aus und blickte zum Himmel und Sekunden veränderte sich ihr Körper. Ihre Arme und Beine wurden kräftiger und ihre Hände und Füße wuchsen bis ihre Handschuhe und Stiefel zerbrach und sich Klauen offenbarten. Ihr Gesicht wurde länger und ihre Zähne geschwungener. Ein weißgeschuppter Schwanz peitschte über das Deck, während auch dem Rest ihres Körper Schuppen wuchsen. Knacken entsprangen ihrem Rücken zwei ledrige Schwingen und die Gestalt eines Hybriden von Mensch und Drache war vollständig.
"Seht gut hin!", zischelte der Drache, "Dieses wunderschöne Erscheinungsbild werdet ihr wohl nicht wieder sehen." Dann stieß sie sich vom Deck ab, schlug einmal mit den Flügeln und verschwand in der Ferne.
Reyon blickte ihr für einen Moment verträumt nach. Dann brach seine Barriere unter Pakas andauernden Eisgeschossen zusammen und er wurde von dem sich verkürzenden Dreizack auf den Käpten zu gerissen. Reyon stemmte sich dagegen. Sein totes Fleisch hielt dem Zug nicht stand und wurde teils zu Paka gerissen, der angewidert das Gesicht verzog.
Reyon würgte und eine Reihe von farbig leuchtenden Kugeln fiel aus seinem Mund auf das Deck. Dann schwebten sie bereits wieder empor und schlugen Pfeilschnell in verschiedene von Reyons Körperteilen ein. Er wankte. "Nur noch einen Moment."
"Nein!", meinte Paka unerbittlich und die Spitzen seiner Waffe bohrten sich in Reyons Kopf.
"Schade!", erklang es aus dem Krähennest und Reyons Gestalt verflüchtigte sich.
"Ein Trugbild!" Paka blickte nach oben. Reyon schwang sich gerade aus dem Krähennest und ließ dabei ein leeres Gefäß fallen, das auf dem Deck zerschellte. Reyons eigener Fall wurde gebremst, als Pakas Dreizack ihn aufspießte.
Blut tropfte aus Reyons Mund, dann bildete sich ein grinsen. "Zu spät!"
Ohne weitere Vorwarnung stießen nass glänzende rote Muskelstränge überall aus Reyons Körper hervor, wanden sich umeinander und verknoteten regelrecht miteinander.
Paka riss seinen Dreizack zurück, doch Reyons Sturz wurde von vier seltsam anmutenden Gliedmaßen abgefangen, die aus umeinander gewundenen Muskelsträngen bestanden. Weitere ähnliche Stränge spannten sich bedrohlich an.
"ALLE UNTER DECK!", brüllte Paka in Erwartung des Angriffes.

Ein leichtes Lächeln erschien auf Garms Zügen, während Dewan noch immer mit den neuen Ereignissen beschäftigt war, als er sich an das geschehen von vor wenigen Minuten erinnerte:
~"Mein Herr ist tatsächlich anders, Dämon."~
Garms Bauch riss auf Aleon zog sich aus der Öffnung an seiner Seite empor auf den Rücken des Hundes und krallte sich an den Ohren fest.
~"Ich verrate dir auch warum."~
Garm stoppte, als der Homunkulus erzählte.
Ein lautes gebellartiges Lachen entfuhr Garm, als das weiße Wesen geendet hatte. ~"Das habe selbst ich noch nicht erlebt. Aber du solltest nicht glauben, dass das viel ändert."~
~"Ach nein?"~, Aleon rollte sich auf den Rücken, während er seine Position auf Garms Rücken hielt, ~"Aber wenn mir etwas Schaden will, muss es sterben. Das ist einer meiner Instinkte und du sagtest selbst ich kann ihn vernichten."~
~"Frag dich selbst: Würdest das handeln deines Meisters jemals so objektiv beurteilen können?"~
~"Langsam glaube ich du könntest mir viel mehr beibringen, als Hashiro."~, meinte Aleon, ~"Außerdem mag ich dich irgendwie."~ Der Homunkulus fuhr mit den Fingern durch Garms Fell. ~"Weil du so flauschig bist."~
~"Bitte was?"~
~"So ähnlich wie dieser Freund von dir den ich und Hashiro erledigt haben. Aber dich mag ich lieber."~
Garm hielt für einen Moment inne. ~"Also... tötest du, meinen Meister."~
~"Augenblick. Teufelsfüße!"~
Aleon erschien hinter Dewan bereit zu zu stechen. Der Alchemist bemerkte ihn nicht einmal, doch erschien Garm, bevor der Homunkulus angriff, packte den Homunkulus mit dem Mund und verschwand mit einem Peitschenknall wieder.
~"Was sollte das denn werden?"~, knurrte der Dämon und ließ Aleon fallen, der im Sitzen zu ihm aufblickte.
~"Ich wollte-"~
~"Das ist nicht mein Meister!"~
~"Oh... Hashiro ist übrigens auch nicht mein Schöpfer."~
Garm schnaubte. ~"Zumindest zeigst du eine gewisse Bereitschaft mir zu helfen."~
~"Warum sollte ich das nicht tun?"~
Garm gab ein mitleidiges Seufzen von sich. ~"In dieser Welt überlebst du nicht lange mit der Einstellung."~
~"Dann ändere ich halt die Welt."~
Garm musterte den Homunkulus durchdringend. ~"Fangen wir damit an sie von einem Problem zu befreien."~
~"Deinem Problem?"~
~"Ganz genau."~
~"Also wer ist dein Meister und wo finde ich ihn?"~

Paka atmete schwer an den Rumpf der Windtänzerin gepresst. Sein Bein blutete wo ein Muskelstrang es durchbohrt hatte und trotz der Tatsache, dass er es kürzlich noch hatte einfach nachwachsen lassen, heilte es unerträglich langsam. Und er hatte diese immense Beeinträchtigung seiner Psynergie erst bemerkt, als ihn das Mädchen hinterrücks niedergestochen hatte.
"Paka... Paka...", keuchte das Monster, in das Reyon sicher verwandelt hatte, "Komm raus oder ich richte ein Massaker unter Deck an... Paka... Paka..."
Er blickte auf sein Bein die Wunde hatte sich noch nicht ganz geschlossen und das Salzwasser brannte in ihr, aber er hatte keine Zeit mehr.
Eine Wasserfontäne hob ihn blitzschnell auf Höhe des Decks. Zu seiner Überraschung war es leer. Als er gegangen war hatte Reyons eigentlicher Körper in einem Knäuel von Muskelsträngen gesteckt, das die Größe eines Ruderbootes hatte und über sechs Beine aus verknoteten Muskelsträngen verfügte, die die Dicke von Baumstämmen hatten, so wie unzählige zusätzliche Waffen in Form von einzelnen Muskelsträngen. Er konnte unmöglich einfach verschwinden.
Dann traf Paka eines der baumstammdicken Beine von unten und schickte ihn gegen den Himmel. Die monströse Gestalt Reyons sprang Kraftvoll hinter her. Während Paka noch immer von dem Treffer benommen war, entwanden ihm viele der einzelnen Muskelstränge den Dreizack und schleuderten ihn hinab ins Meer.
Paka realisierte es panisch und stieß seine Handflächen nach dem Knäuel. Ein Regen von Eisgeschossen schoss von seinen Händen auf das Knäuel, doch peitschende Muskelstränge zerschmetterten den Angriff wirkungslos.
Er hatte auch nicht erwartet etwas Zustande zu bringen, was diesem Ding gefährlich werden konnte.
Zwei der Beine schlangen sich um ihn. "PaaaaaaaaaaAAAAAAAAKKKKAAaaaaaaaaAAAAAaaaaaaaaaa!", kreischte es verzehrt aus dem Knäuel, als auch er in die Tiefe geschleudert wurde. Im Gegensatz zu seiner Waffe schlug er jedoch auf der Windtänzerin auf. Knackend brachen Knochen und die Oberfläche des Holz splitterte. Wäre es ein normales Schiff gewesen, hätte er es durch die Kraft des Wurfes definitiv durchschlagen. Reyon landete über ihm. Ein einzelner Muskelstrang schoss aus dem Knäuel und riss ihn in die Höhe.
"...Paka...", kam es von Reyon und er wurde Kraftvoll auf das Deck geschlagen, "Paka... Paka... Paka..." Bei jedemal schlug ihn Reyon ein weiteres mal aufs Deck oder gegen einen Mast. "Paka. Paka. Paka.Paka.Paka! Pakapakapakapakapakapakapakapaka!"
Schließlich löste sich der Strang mitten in der Luft von seinem Bein und Paka stürzte regungslos wieder auf das Schiff. Reyon stapfte wieder zu ihm und mehrere Muskelstränge schossen vor, durchbohrten Arme und Beine des Adepten und schlangen sich dann fest um sie herum, bevor sie ihn in die Höhe hoben.
Die Oberfläche des Knäuels bewegte sich und dann hob sich Reyons verfaulter Oberkörper heraus. Überall ragten Muskelstränge aus ihm hervor in das Knäuel. Mitleidlos blickte er aus seinem verbleibenden Auge auf Pakas bewusstlosen und zerschmetterten Körper, den die Muskelstränge bis auf armes Breite vor ihn gehoben hatten. Er atmete noch immer. Er hob die nur noch dreifingrige Hand.
Dann schüttelte er den Kopf. "Erst töten wir noch ein paar von deinen Leuten.", sprach er weder böswillig noch freundlich und griff in die Überreste seines Gewandes. Er förderte eine Psynergie unterdrückende Handschelle zu Tage und legte sie um eines von Pakas Handgelenke, um seine Psynergie zu versiegeln. Dann wurde er in den unteren Teil des Knäuels gezogen und vollständig verborgen.
Reyon blickte aufs Deck hinab. "Nein, ich nehme mir die Guten vor.", sagte er und verschwand ebenfalls wieder in seinem Körper. Das Monster wandte sich den Klippen zu und sprang vom Deck ab.
Als es verschwunden war erhob sich eine Wassersäule aus dem Meer dessen Spitze die Form eines Throns aus fließendem Wasser hatte. Ein Mann gekleidet wie ein König saß darauf. Er sprang auf das Schiff der neuen Art und Corvus betrat das Deck.
"Du fragst dich wieder was dein König getan hat, Shamane?", fragte der König freundlich, "Ich teile es dir liebend gern noch einmal mit, obwohl ich es in der Zukunft bereits getan habe." Der König ließ sich auf der Reling nieder. "Als heute mein Schlaf von einem furchtbar unnötigen Lärm gestört wurde, spürte ich die Anwesenheit des Seehunds. Ich ging also voller Tatendrang um meinen Feind niederzustrecken und fand nichts außer einem Stein. Wie ich dann aus einer viel zu lauten Unterhaltung auf Seehunds Schiff entnahm, die ich mitbekam als ich jemanden suchte, der mir erklärte wie dieser Stein so respektlos sein konnte mir meinen Feind vorzugaukeln, enthält er wohl den größten Teil seiner Macht. Normalerweise hätte ich sie ihm unverzüglich zurückgegeben, denn ich bin, wie dir sicher klar ist, von größter Ehre. Leider war ich zu müde und begriff das viel zu spät." Er kratzte sich verlegen am Bart. "Jedenfalls ist jetzt klar, dass ich bei meinem Hofstaat eine schlechte Wahl traf. Ich verbanne... Diesen Mann der dort auf dem Gebirge herum klettert was denn auch sein Name sein kann und dieses Drachenmädchen, Cryssi. Dies nur nebenbei. Ich habe auf jedenfall den Stein, der seine Kraft beinhaltet nahe seiner Waffe auf dem Grund gebracht. Wenn ihn seine Leute retten können. Hat er die bessere Wahl getroffen und diese Schlacht gewonnen. Er kann seine Waffe und Kraft zurückholen, um bereit für unseren nächsten Kampf zu sein."
Der König gähnte. "Nun bring dieses Schiff zu seinem ursprünglichen Ziel, während dein König sich ausruht. Mach es einfach wie damals in der Zukunft."
Der König verschwand unter Deck. Corvus blickte ihm kurz nach und zuckte dann die Schultern. Die unzähligen Raben, die bei der alten Position des Schiffes zurückgeblieben waren erschienen krähend am Horizont und erreichten das Schiff in Sekunden. Die gesamte Oberfläche war in Sekunden von den schwarzen Kreaturen bedeckt. Langsam schmolzen die Geschöpfe zu einer schwarzen Schattenmasse, die sich dutzende Meter in die Höhe auftürmte und die Gestalt eines riesigen Schattenvogels annahm. Lautlos schlug das Geschöpf die Klauen in das Schiff und erhob sich mit einigen Flügelschlägen, um das Schiff von der Devouras-Kurve fort zu tragen.

Er blickte in den klaren dunklen Nachthimmel von wo zwei Vollmonde strahlten, einer silbern und der andere blau. Seine Hände in goldenen Panzerhandschuhen hatte er auf der Brüstung aufgestützt. Sein Blick wanderte von den Monden und dem Sternenhimmel hinab auf die Wolkendecke unter ihm. Dort unten lag sein Ziel im Herzen des Feindesland. Es war mehr als ein Jahrzehnt vergangen, seit er auf dem Boden dieses Landes gestanden hatte und mehr als fünf seit er so tief in es eingedrungen war.
"Wir befinden uns über unserem Ziel.", sprach jemand hinter ihm.
Er wandte sich langsam um und erblickte einen jungen Mann mit dunkelbraunem Haar in einer Rüstung an der Tür des Balkons knien.
"Sinkflug vorbereiten. Kampfsysteme aktivieren.", befahl er mit fester Stimme.
"Ja, eure Majestät.", antwortete der junge Mann, erhob sich und eilte wieder hinein.
Er verharrte noch kurz an Ort und Stelle und betrachtete sein Spiegelbild, das ihm mit goldener Rüstung und purpurnen Umhang entgegen blickte. Das lange weiße Haar wurde nur von seinem goldenen Diadem gehalten. Tiefe Falten bedeckten sein Gesicht und auch kam er nicht umhin zu erkennen wie müde er wirkte. "Zweihundertdrei Jahre.", sprach er gedankenverloren, "Meine Kinder sind zu Staub geworden, während ich auf dieser Erde wandelte und ebenso meine Enkel..."
Er trat zurück ins innere seines fliegenden Schlosses und die Tür schwang hinter ihm zu.
"Wir sind bereit, Sire!", verkündete der junge Mann von zuvor.
"Wie ist dein Name?", fragte er ihn.
Der junge Mann schwieg. "Mesmer.", sagte er dann widerwillig.
"Was denkst du was heute geschehen wird?"
"Ihr werdet triumphieren, Sire.", antwortete Mesmer und salutierte.
"Was denkst du wirklich, Mesmer. Steht diese eine Festung und mit keinen zwei dutzend an Bord eine Chance gegen die Hauptstadt des Ostreichs?"
"Nein, Sire.", sprach sein Gegnüber, "Unser Sieg liegt in eurer weisen Hand."
Er schloss die Augen nickte. "In meinen Räumlichkeiten befindet sich die Figur eines goldenen Vogels, wenn die Energie der Steine versiegen sollte. Holt sie und verwendet sie als Energiequelle..."
"Eure... Majestät. Was..."
"Ich bin ein alter Mann und der Kaiser tückisch.", er öffnete die Augen, "Ich bin in den letzten Jahren viel schwächer geworden und selbst zu meinen besten Zeiten, hätte ich sterben können."
"Dann dürft ihr nicht allein gehen!"
"Sprich nicht so mit mir!", fuhr er ihn an, "Zweihundertdrei Jahre wandle ich auf dieser Welt und meine Macht hat die Feinde ferngehalten, doch ich bin schwach geworden... furchtsam. Nur deshalb hat der Kaiser gewagt was er getan hat. Bald schon fällt er über unser Land her und Hiran wird dasselbe tun! Heute Nacht zeige ich noch einmal Stärke und stoße ihn in die Hölle und lehre die Welt uns niemals zu bedrohen!" Er machte eine Pause und sprach dann ruhiger weiter. "Doch was wenn ich versage? Dann werden die feindlichen Armeen uns angreifen und unsere zermalmen. Wir sind schwach geworden. Mein Zepter ruht in meinem Palast. Meine Garde ist dort, um meinen Erben zu schützen wenn ich falle, doch wird das ausreichen, um unser Land zu erretten? Sicher nicht!" Er ging einige Schritte auf Mesmer zu und packte den Jungen an den Schultern. "Den Vogel hat dein Vorfahre in einem Tempel gefunden. Er wollte ihn für Zeiten in denen meine Macht nicht mehr genug ist. Ich habe ihn erst aus seinem Grab geholt nach dem mein Vorfahre schon in seinem lag. Wenn der Tag heute gekommen ist. Setzt den Vogel ein und legt diese Hauptstadt in Schutt und Asche, auf das ihre Furcht vor uns auch nach meinem Tod anhalten möge."
Er ließ Mesmers Schultern wieder los. "Aber natürlich hieße das dennoch das unsere Mission erfolglos war. Bist du bereit, Mesmer?"
"Eine Frage noch.", sprach der Soldat, "Warum habt ihr mir das gesagt. Von all den hier anwesenden bin ich der unerfahrenste. Nur weil mein Vorfahre diesen Vogel gefunden hat..."
"Ich hab ihm damals versprochen, wenn der Vogel benötigt wird wäre es der ihn einsetzt, aber... ich muss mit dir vorlieb nehmen, Mesmer.", meinte er lächelnd.
Damit schritt er zu einer runden Glasfläche in der Mitte des Raumes.
"Fangen wir an...", sagte er zu sich selbst, "Bringt uns runter!"
„Sind sie sicher Meister Vholsann, dass es wirklich eine gute Idee einen Ausbrecher nicht weiter zu verfolgen? Es könnte auf Verstöße in unserem Wachsystem hinweisen.“ fragte der Wachposten und salutierte dabei.
Hauptmann Vholsann lehnte sich in seinem Bürosessel zurück. So lange Prinz Dyrmund nicht anwesend war im Deregal-Hafen war er durch Costello der Offizielle Vertreter des Prinzen geworden und damit Herrscher über Deregal.
„Es ist nur Loki, er ist ein dummer, sturer, alter Mann und stellt keine Gefahr dar, wir sollten froh darüber zu sein ihn los zu sein.“



„Löwin von Sitras? Genug mit dem Spitznamenquatsch. Ich bin Charlotte Vincent. Derjenige mit dem Sie bis jetzt über Briefkontakt in Kontakt waren war mein Vater, er ist leider nicht in der Lage selber her zu kommen.“
Dalarius Fiers, seufzte.
„Nun, ich hatte gehofft ihm persönlich zu begegnen, aber dass er seine eigene Tochter schickt zeugt vom Vertrauen dass der gute Doktor in unsere zukünftige Handelsbeziehung legt.“
„Was für ein Schleimscheißer“ hätte Charlotte am liebsten gesagt doch behielt diese Bemerkung lieber in ihren Gedanken.
„So, nicht dass ich etwas gegen eure kranken Liebesneigungen ein zu wenden habe, aber seid ihr sicher, dass ihr wirklich euren Part des Deals einhalten könnt? Ihr wisst doch was mein Vater von euch erwartet. Könnt ihr das wirklich?“
„Meint ihr… weil meine Familie Aeorill sind?“ fragte Fiers lächelnd aber mit versteinerter Miene.
„Ja, ich denke an Beziehungen das zu beschaffen was wir wollen mangelt es euch nicht, Steuerminister. Aber ich frische lieber noch mal das gute Gedächtnis auf. Deal war dass, wir euch ein Portal in unsere Welt aufmachen und euch dort eine gesicherte Stellung bereit machen….“
„Im Gegenzug, bezahle ich für dieses Privileg in 3000 Aeorill. Für den Anfang.“ Beendete Fiers den Satz nüchtern.
„Dreitausend!?“ keuchte Soran. „Das ist fast die Hälfte an Aeorill die in der Stadt leben!“
„Schnauze Onkel Soran“ brummte Charlotte aus dem Mundwinkel „Verglichen mit unserer Welt ist diese, winzig. Aber es gibt bei uns keine Aeorill, obwohl es mal welche gegeben haben soll. Es gibt genügend verrückte Adlige die einen besitzen wollen würden. Sollen als Kämpfer ja angeblich auch ganz was taugen wobei ich in eurem Unterschlupf nicht viel davon gemerkt habe.
Und falls wir keine Käufer finden sollten, würde sich mein Vater gerne über die Gelegenheit freuen die Anatomie der Aeorill zu ergründen. Tja, die Hobbies von alten Männern ,halt.“
Soran schaute stumm zwischen der Riesin und seinem Boss hin und her. Schweißperlen liefen ihm von der Stirn.
„Meister, ich will mich nicht einmischen aber wie sollen wir jemals im Leben unbemerkt so viele Aeorill zusammenbekommen?“
Fiers sah Soran für einen Moment mit einem Blick an der eine Medusa versteinern lassen könnte. Aber nur für einen einzigen Moment dann lehnte er sich wieder gemütlich zurück.
„Dafür, habe ich bereits alle Vorkehrungen getroffen“ antwortete er.
„Ich soll euch das Portal aufmachen wenn ihr den Preis bezahlen könnt so lange werde ich hier auf euch warten. Aber ich warte aller höchstens zwei Wochen, solltet ihr den Preis nicht zahlen können ist dieser Handel gescheitert. Das hat mein Vater gesagt, ich habe es auch noch einmal schriftlich. Wenn ihr mich jetzt entschuldigt werde ich auf eure Antwort warten. Der Ort des Portals ist euch bekannt? Dort werde ich warten. Es sei denn ihr bringt mir ein paar starke Gegner damit ich mich nicht in den nächsten Zwei Wochen all zu sehr langweile.“
Loki wanderte durch die Wildnis, ohne an zu halten warf er den vergilbten Zylinder vom Kopf. Als nächstes folgte die Gesichtsmaske. Er zog die nachgemachten,braungebrannten Falten seiner Verkleidung von der Haut und brannte sich mit ein wenig Feuerpsynergie das inzwischen an seiner Haut festgeklebte Toupet vom Kopf.
Aus Loki, dem Betrüger wurde wieder Kadev.
Kadev stützte das Zeremonienschwert aus der Singai-Epoche Mirnuzars das er bei sich trug auf die Erde und sah sich den aus Spiegeln bestehenden Obelisken vor sich an.
Die Spiegel-Stelen die er über ganz Mirnuzar hatte verteilen lassen mit der Ausrede sie seien ein internationales Kunstwerk.
Das Feuer des Schwarzen Leuchtfeuers spiegelte sich auf der Spiegel-Stele vor ihm die inmitten der Wildnis aufgebaut war. Ohne Zweifel ging es den anderen Stelen, so wie auch der Stele in La-Voisin genau so.
Es fehlte nur noch Merkur, dann würde alles beginnen. Reyter, Costello all diese Dinge waren egal. Was Kadev vor hatte würde die Welt weiter erschüttern als es diese beiden je zu tun vermochten.
Tarii erschien neben Kadev und legte ihm den Arm um die Schulter.
„Bist du… Wirklich bereit dazu? Wirst du es wirklich tun können?“
„Ich, weiss es nicht.“
„Weißt du, Kadev, dich als Gefangener aus zu geben war wirklich der beste Schachzug zu vermeiden verhaftet zu werden.“
„Unter zu tauchen hat mir sehr geholfen nach zu denken. Aber jetzt wo die Entzündung aller Leuchttürme so nahe ist, ist der Zeitpunkt gekommen. Kannst du…. Sylvos eine Nachricht von mir bringen? Er war in meiner Nachbarzelle aber ich…konnte einfach nicht mit ihm über diese Sache reden. Also blieb ich in meiner Loki-Rolle ohne mich zu erkennen zu geben. “
„ Ich kann deine Nachricht überbringen , ich kann mir ungefähr denken wie sie lauten wird. Du willst ihm eine Chance geben dich auf zu halten, nicht wahr?“
Kadev schwieg und sah sie nicht an.
„Ich habe einen Entschluss gefasst. Wenn ich nicht aufgehalten werde, von wem auch immer dann werde ich ihn bis zum Ende durch ziehen. Du und Baron Lascar. Wenn ihr beide nicht gewesen wärt, wäre ich hierzu niemals in der Lage. Ich danke euch von ganzem Herzen für diese Chance.“
„Keine Ursache, es ist nicht so als ob ich und er nicht auch unsere eigenen Ziele verwirklichen, wir helfen dir nur weil sich unsere Ziele überkreuzen.“
„Ich danke euch trotzdem. Man ist nicht jeden Tag in der Lage das Schicksal zu verändern.“


„Du hast deine Tochter geschickt?“ fragte Pescio. „Sie ist alles andere als ein perfekter Handelspartner.“
„Das stimmt schon,“ gab Vincent zu. „Aber wir brauchen alle Leute mit Handlungsgeschick um Mirnuzar unter Costello zu vereinen im Moment. Und da sie meine Tochter ist…“
„Du hättest lieber jemand anders geschickt nicht wahr?“ meinte Pescio.
„Wenn er erst etwas mehr ausgebildet ist werden wir den jungen Meister Silvester zu solchen Verhandlungen schicken, damit er möglicht früh Erfahrungen sammeln kann.“ Sagte Vincent.
„Der einzige Vorteil den Charlotte hat ist dass wir sie gedankenlos in eine fremde Welt schicken können ohne sich um sie Sorgen zu machen.“
„Majordomus?“
„Was ist los mein junger Freund?“
„Was ist mit der Frau die ihr neulich behandelt habt? Verpassen wir ihr den Sklavenring?“
„Sie scheint nicht sehr stark zu sein, also sehe ich keine Verwendung für einen Sklavenring, ich denke sie wird alles tun was wir ihr sagen, sie scheint, nicht mehr am Leben sein zu wollen.“
„Verständlich, sie erschien direkt nach diesem seltsamen Kerl, der sich selbst getötet hat nachdem wir ihm den Sklavenring geben wollten. Und sie hatte eine Stichwunde im Herzen, wärt ihr nicht gewesen, Doktor Vincent wäre sie jetzt wirklich tot.“
Vincent lächelte, strähniges, graues Haar fiel ihm dabei vor die Augen.
„Wie gut dass du die ältere Generation so repektierst Pescio. Diese „Eka“ wie sie sich nannte, kann so lange meine Sekrätärin bleiben wie ihr Lebenswille erhalten bleibt.“


„Das waren ziemliche Wunden. Aber es gibt keinen Schmerz den man nicht mit
Genug Alkohol überstehen kann“ sagte Grace und lachte.
Der Verletzte den Grace verbunden richtete sich im Bett auf und begann sich um zu sehen. Sein Blick war seltsam leer.
„Du fragts mich nicht wo du bist nach dem du aufwachst? Das ist wirklich ungewohnt“
„Ich bin es gewohnt an allen möglichen Orten auf zu wachen.“ Antwortete Calixtus.
Skrasas Lungen brannten, während er mit den anderen durch die Tunnel rannte, die Flammen im Rücken. Dabei verließ er sich auf Saitus Führung, der die Tunnel bestens zu kennen schien. Das letzte mal als er so erschöpft gewesen war, war zu seinen Zeiten als Mensch vor all diesen Jahren gewesen...
Toni neben ihm schrie auf und flog vorwärts zu Boden. Ein Messer blitzte auf dem nichts auf flog durch den Tunneln und bohrte sich Trems in die Wade, der schreiend zu Boden stürzte. Arilla blickte zu ihnen zurück und riss einen Arm hoch. Die Luft über Toni flackerte und eine Gestalt tauchte aus dem nichts auf. Über und über mit Wunden und Brandblasen bedeckt eine Hand fehlte ihr und der zurückgebliebene Arm war rußgeschwärzt. Das Mitglied der Neuen Art, das die Flammen überhaupt erst gezündet hatte. Er musste ihnen durch die Flammen gefolgt sein. Doch selbst wenn die veränderte Psynergie nicht angegriffen wurde, war er einen langen Weg durch die Flammen gerannt. Die Kraft die ihn noch am Leben erhielt und vor dem größten Schaden durch die Flammen bewahrt hatte konnte nicht seine eigene Sein. Reyon musste ihn irgendwie mit zusätzlicher Energie versorgt haben.
Der intakte Arm der Gestalt verwandelte sich in diesem Augenblick in eine Klinge. Skrasas wollte einschreiten, bevor der Angreifer die Klinge auf Toni niederfahren ließ, doch war das Flammenmeer dem Matrosen schon so nahe, als das dies allein genügt hätte, um ihn zu retten.
Er setzte vor und breitete die Arme aus, als die Hitzewelle ihm entgegenschlug. Die Luft krümmte sich vor ihm, als sich eine durchsichtige Kugel vor ihm bildete und die Flammen einsog, die sich ihr zu sehr näherten.
"Glyphstrahl!", rief Sylvos, wie Skrasas gehofft hatte. Ein orange leuchtender Flammenstrahl riss den Verwundeten von Tonis Rücken und schleuderte ihn in die von Skrasas beschworene Kugel, während er sich ihm durch die Brust brannte. Das Mitglied der Neuen Art schrie nicht einmal, als es komplett von dem rätselhaften Flammen innerhalb der Kugel eingehüllt wurde und durch sie zu Asche wurde, als die Kraft die ihn schütze endgültig versiegte.
"Gebet!", sprach Saitu hinter ihm und Skrasas konnte Trems erleichtert ausatmen hören, als sich seine Verletzung schloss.
"Hätte das nicht schneller gehen können?!", beschwerte sich der Junge.
"Ich würde euch allen raten euch zu beeilen.", zischte Skrasas angespannt, mit einem beunruhigten Blick auf die Kugel vor sich, in der sich immer mehr Feuer sammelte, das von der kürzlichen menschlichen Mahlzeit noch aggressiver geworden zu sein schien, "Weil ich das hier nämlich weder sehr lange noch sehr oft hinbekomme!"
"Skrasas...", begann Saitu.
"Ich sterbe nicht!", unterbrach er ihn augenblicklich noch immer den Blick auf die Flammen geheftet, "Also seht zu das ihr zu eurem Schiff kommt!"
Die anderen Mitglieder setzten sich in Bewegung und verschwanden in einen Seitentunnel.
"Glück gehabt.", meinte er leicht lächelnd, als die Kugel unter dem Druck der Flammen in ihrem inneren zerbarst.
Die begleitende Schockwelle erfasste ihn und er schoss wie eine Kanonenkugel den Tunnel hinab, bis er krachend gegen eine Wand prallte.
Die Decke vor ihm brach ein und versperrte ihm den Weg zurück. Das letzte was er dahinter sah war wie das blaue Feuer sich mit unverminderter Geschwindigkeit weiter durch die Tunnel ausbreitete.
Skrasas bemerkte einige Flämmchen über seinen Mantel wandern und ergriff das Bewusstsein der kleinen Lebewesen, um die es sich bei dem Feuer tatsächlich handelte, ohne Zugriff auf Psynergie.
"Tut mir Leid, aber ich brauche auch Psynergie um zu überleben.", flüsterte er und drückte ihnen das Lebenslicht aus.
Er krallte seine Hand in eine der Felswände und saugte wie ein Blutegel Psynergie aus dem Gestein, um die zu ersetzen die ihm die kleinen Flammenwesen entzogen hatten. Danach warf der Graf einen Blick auf den Schutthaufen der den Weg zu seinem ursprünglichen Weg versperrte. Blaues Feuer leckte bereits durch die Spalte hervor.
"Dann halt die andere Richtung."

Die Tunneldecke über ihnen riss auf und dutzende roter Tentakel schossen durch die Lücke auf sie herunter.
Lashon stieß Alyka vorwärts aus dem unmittelbaren Zielgebiet der seltsam anmutenden Fangarme.
"Was sind das jetzt für Dinger?", fragte er lautstark und schlug mit seinem Schwert nach einem Muskelstrang, der nach ihm schnappte. Die Klinge schnitt zwar in das Muskelgewebe, aus dem der Fangarm bestand, konnte es jedoch nicht durchtrennen. Der Erd-Adept wich einen Schritt zurück und Alyka schwang ihrem Stab an ihm vorbei. Ein Regen aus Steinsplittern schoss auf die Muskelstränge zu drängte sie für einen Moment zurück. Dann stieß die Hohe-Adeptin einen spitzen Schrei aus, als sie von etwas weiter in den Tunnel gerissen wurde.
Lashon war für eine Sekunde zu lang abgelenkt, einer der Muskelstränge vor ihm schlang sich um seine Hüfte und zog ihn in die Höhe. Die übrigen Fangarme zwangen die Tunneldecke weiter auf. Er schwang sein Schwert und schaffte es den Muskelstran, der ihn festhielt zu durchtrennen, kaum das er durch das Loch in der Decke gezogen worden war.
"Wildwucher!", rief der Erd-Adept und aus dem Boden schießende Ranken verhinderten, dass er in den Tunnel zurück stürzte.
"Bist du mir entwischt...", kam es heiser von oben, "Aber ich... habe zumindest die Hohe-Adeptin."
Lashon folgte der Stimme und erblickte ein gewaltsam geöffnetes Loch in der Decke der größeren Höhle, in der er sich nun befand.
Sternenlicht fiel herein und erhellte die Höhle mit silbrigem Licht. Doch auch zahllose Muskelstränge hingen von dem Loch herunter. Inmitten eines Gewirrs dieser Muskelstränge konnte Lashon noch den Kopf einer bewusstlosen Alyka ausmachen, dann war sie darin verschwunden und es zog sich durch die Öffnung zurück.
"Nun zu dir...", ertönte die Stimme durch die Öffnung, "Wo ist der Rest von euch? Pakas erster Maat und dieser Junge der die Falle gestellt hat... oooooh, und natürlich Meister Skrasas... Wo stecken sie?"
Er blieb still und versuchte etwas an dem Loch auszumachen. Eine gewaltiges rotes Knäuel aus Muskelsträngen krabbelte auf sechs riesigen knotigen Beinen über die Öffnung und ließ neue Muskelstränge nach Lashon schießen.
Er warf sich zur Seite und entkam noch im letzten Augenblick. Die Stränge bohrten sich in den Höhlenboden.
"Wildwucher!", beschwor Lashon Ranken, die sich um die Muskelstränge wanden und versuchten das Knäuel an ihnen hinab zu ziehen.
"Lächerlich... LÄCHERLICH!", heulte die Stimme des Knäuels und ein Ruck ging durch die Stränge, die die Ranken mühelos aus dem Boden rissen und mit peitschenden Bewegungen nach Lashon schleuderten, der sich mit einem Sprung hinter einen Felsen retten konnte.
"Lauf weg!", höhnte die Stimme, "Wenn ich dich nicht kriege tun es halt die Flammen! Verbrenne, während ich das letzte bisschen Leben aus deinem Käpten presse und der Hohe-Adeptin jeden Knochen einzeln aus dem Körper reiße..."
Lashon warf sich zurück, als sich die Muskelstränge durch den Felsen, den er als Deckung verwendete bohrten. Sie schossen nur um Haaresbreite über ihn hinweg.
Er griff sich einen trennte das vorderste Stück mit der Klinge ab. Ein brennender Schmerz fuhr durch sein Gesicht, als ein anderer Muskelstrang einer Peitsche gleich auf es einschlug und er wurde rücklings zu Boden geworfen. Sofort rollte er sich zur Seite, als weitere Muskelstränge wie Speere von oben herunter schossen. Sie bohrten sich keine Sekunde später an seiner vorherige Position in den Höhlenboden.
"Genug gespielt!", verkündigte das Knäuel und hunderte Fangarme schoben sich langsam durch die Öffnung, während sich ihre Enden an der Höhlendecke immer weitere verteilten, bis sie diese fast vollständig verdeckten.
Lashon schluckte.
"STIIIIIIIRB!" Sämtliche Muskelstränge schnellten schnell wie der Blitz in Richtung Boden, um jeden Meter vollständig zu durchlöchern.

Er schwebte in die Tiefe. Schwingen aus gleißendem Licht loderten auf seinem Rücken und eine Aura aus Licht erstrahlte kugelförmig um ihn herum, während er sich der riesigen blauen Psynergieblase näherte die die Stadt unter ihm umschloss. Farbige Lichtgeschosse von seiner Festung explodierten knisternd an dem Schutzschild, während Geschosse aus dem inneren Schild scheinbar wirkungslos an der Festung abprallten.
Er breitete die Arme aus und in jeder seiner Handflächen erstrahlte eine Lichtkugel von der Intensität einer Sonne.
"Eure Schilde können euch nicht schützen Würmer!", brüllte er und seine Psynergie verstärkte seine Stimme, bis man ihn selbst auf dem Boden hören konnte.
Er schlug die Lichtkugeln zusammen und sie entluden sich und ein Lichtpfeil groß wie die fliegende Festung über ihm, der die Nacht zum Tag machte, schoss auf die Stadt hinunter. Ein kurzes Flackern des Schildes und er brach zusammen, während der Pfeil ungebremst in das Stadtzentrum einschlug und sich in einer Lichtsäule entlud die bis in den Himmel reichte und sämtliche Wolken weg sprengte. Als sich das Licht legte war das gesamte Stadtzentrum verschwunden und nur zurückblieb nuf ein bodenloses Loch. In der Dunkelheit des neuen Abgrund leuchteten Blitze auf, wie man sie sonst nur an den Gaia-Fällen sehen konnte.
~Mesmer, zielt auf ihre Geschütze!~
~Zu Befehl.~ Simultan feuerten sämtliche Waffen der Festung und psynergetische Geschosse regneten auf die Stadt nieder. Jedes einzelne schlug punktgenau in einen Turm ein, der bis dahin Psynergiegeschosse abgegeben hatte, und zerfetzte ihn.
Er selbst ging jetzt in den Sturzflug auf den Palast über, der auf einer Erhöhung in mitten der Stadt thronte. Dunkle Energie wirbelte aus dem Erdreich in die Höhe und verschluckte das Gebäude in einer pechschwarzen Schutzkuppel!
"NARREN, EURE VERTEIDIGUNG KANN MICH NICHT BREMSEN!" Er stieß Beide Handflächen nach vorne, sowie er mit der Schutzkuppel kollidierte.
Ein Leuchten fuhr durch den dunklen Schild, dann zerriss es ihn aus seinem Inneren und Schattenfetzen wurden in alle Himmelsrichtungen davon geschleudert, bevor sie verblassten.
Er bremste seinen Sturzflug knapp über den Zinnen des Palastes und schwebte langsam hinab. Seine Aura zersetzte das Gestein sowie sie damit in Berührung kam und bahnte ihm einen Weg hinab. Er glitt durch das Dachgeschoss und sowie er den Boden des Stockwerks berührte breitete er die Arme aus. Eine Lichtwelle zerfetzte das gesamte Dachgeschoss und ließ es über dem übrigen Palast zusammenstürzen. Er wiederholte es auf jedem Stockwerk, wenn er es wieder verließ, bis er das Erdgeschoss erreichte.
Zwei Wächter in schwarzer Rüstung standen am Eingang eines Tores Wache und warfen ihm entsetzte Blicke zu, wie er durch die Decke kam. Einer von ihnen warf sich zu Boden als seine Füße auf dem Boden aufsetzten.
"FÜR DEN KAISER!", brüllte der Andere und stürmte dunkle Geschosse abfeuernd auf ihn zu.
Die Geschosse lösten sich auf sowie sie seine Aura erreichten und auch ihrem Verursacher erging es nicht viel besser. Haut, Fleisch und Muskeln lösten sich auf sowie sie in das Licht kamen. Die dunkle Rüstung und die Knochen hielten eine Sekunde länger, dann zerfraß das Licht auch sie und ließ keine Spur eines Menschen zurück.
Er blickte zu dem Anderen, der wimmernd am Boden kniete. Ruckartig riss eine unsichtbare Kraft diesen armseligen Wächter in die Höhe und Flammen stoben aus den Augen des Wächters, als sein Geist den seinen Berührte, die geistige Verteidigung durchbrach und jedes bisschen Information aus ihm herauspresste.
Der innerlich verbrannte Körper fiel wieder zu Boden, als er fertig war.
„Ich hätte nie gedacht das ein Mann der noch nicht vollends von seinen Verletzungen im Kampf geheilt wurde mir im Faustkampf ebenbürtig ist.“
Calixtus und Grace standen sich auf einer Waldlichtung gegenüber. Das Licht der Mittagssone schien auf die vom Kampf der Beiden zerbrochenen Bäume herab.
„Und ich verstehe warum man euch „Meister“ nennt, Grace.“ Calixtus ging in die Knie.
„Bei aller Liebe Grace wenn ich nicht schon verletzt wäre würde ich diesen Kampf liebend gerne weiter fortführen. Aber ich gebe mich geschlagen. Für den Moment.“
„Ein Sieg gegen einen Verletzten ist kein Sieg. Ich konnte mich wirklich nicht zurück halten, ihr solltet stolz auf euch sein, Mann.“ Antwortete ihm Grace herzlich lächelnd.
Calixtus erwiderte das Lächeln zähneknirschend.
„Nun…“ sagte Grace während er Calixtus die Hand darbot um ihm auf zu halten,
„ Hat unser kleiner Kampf euch etwas von euren Sorgen abgelenkt?“
„Ja hat er. Ich danke euch….Als ich aufwachte hatte ich gedacht weiter am Leben zu bleiben hat keinen Sinn.“
„Und jetzt hat euer Leben einen Sinn?“
„Ich würde es nicht Sinn nennen. Aber… Es gibt zwei Leute die ich treffen muss bevor ich endgültig sterben kann.“ Gab ihm Calixtus zur Antwort als dieser von alleine auf stand ohne Graces angebotene Hand zu ergreifen.
„ Diese Frau die ihr liebt und…. Euer Rivale?“
„Ja, genau. Ich werde die beiden finden und falls es das letzte ist was ich in meinem Leben tue bereue ich nichts.“
Grace kratzte sich nachdenklich mit verschränkten Armen am Kinn.
„Sagt mal, Calixtus- Wieso habt ihr mir von alledem erzählt als ihr aufgewacht seid? Ihr scheint nicht wirklich die offeneste Art von Mensch zu sein.“
„Ah, erschreckend, die Menschenkenntnis eines alten Mannes. Nun ihr habt danach gefragt was mir passiert ist und ich habe euch geantwortet.“
„Ich habe nicht damit gerechnet gleich eure komplette Lebensgeschichte zu hören.“Grace verschränkte lächelnd die Arme, „Nicht dass ich mich beschwere.“ Fügte er sicherheitshalber dazu.
„Nun. Ich habe genug von Geheimnissen und es gibt keinen Grund für mich noch irgendjemandem irgendetwas zu verheimlichen.“, verkündete Calixtus mit eiserner Miene.
„Ich nehme an ihr wollt uns nun verlassen Calixtus.“ Es war eine Feststellung, keine Frage.
„Nun das würde ich liebend gerne. Aber ich habe keine Ahnung wo ich meine Suche beginnen soll. Also werde ich euch einen Gefallen tun, Grace.“
Grace wölbte gespannt eine Braue. „Ho? Mir einen Gefallen tun?“
„Der Dämon. Euer Schüler jagt einen Dämon nicht? Ich werde ihn für euch erledigen.“
„Ihr seid noch kaum genesen und wollt alleine einen Dämon töten? Ihr seid wirklich eine einzigartige Person, Calixtus. “
Calixtus hob seine beiden Fäuste zum Himmel.
„Ich war in der Hölle, der ehemaligen Brutstätte der Dämonen. Und ich habe Dämonen mit der nackten Faust getötet. Wovor soll ich mich fürchten.“
„Sagtet ihr nicht die Dämonen dort seien geschwächt gewesen?“ wandte Grace ein.
„Dem ist wohl so. Aber ich bin ein Ristéme.“, war die für Calixtus die schon beinahe banale Antwort.
„Ich denke ihr unterschätzt diesen Dämon etwas. Es ist kein einfacher Dämon. Melfice ist eine Gefahr die unsere Welt schon vor Jahrhunderten bedroht hat.?“
Jetzt war es Calixtus dessen Brauen sich wölbten.
„Sagtet ihr gerade…. Melfice?“, der Anflug eines Lächelns machte sich auf Calixtus Miene breit. , „Ich glaube so etwas nennt man… Schicksal. Ich habe zwar noch keine Spuren um Eka oder Teol zu finden. Aber das ich diesem Melfice wieder begegnen werde… Das kann kein Zufall sein.“
"Saitu...", keuchte plötzlich Arilla hinter ihm, als sie immer langsamer wurde und letztendlich in die Knie ging.
Der Wasseradept spie einen Fluch aus und hockte sich besorgt neben sie.
"Was ist los?!"
"Es tut mir Leid. Ich kann nicht mehr weiter... Meine Kraft schwindet... Die Leuchtfeuer... So viele brennen... So dunkel... Es ist viel zu dunkel..."
"Wovon redest du da?! Was ist mit den Leuchtfeuern?! Sie können unmöglich brennen, nicht ohne die Elementarsterne."
"Diese Finsternis... Sie speist sie mit falschem Licht... PAKA!!", kreischte sie auf und brach endgültig zusammen.
Ihr Körper löste sich in blassen Nebel auf und verschwand. Beklommene Stille trat ein.
"Was ist mit dem Käpten?", flüsterte Enir in einem Anflug von Panik.
"Ich weiß es nicht, Enir. Aber im Moment können wir ohnehin nicht viel tun. Wir müssen weiter oder wir verbrennen. LOS!"

Die Muskelstränge schlugen mit einem scharbenen Geräusch in den Felsboden ein. Ein wohliger Laut kam Reyon über die Lippen. Plötzlich aber kam Lashon wieder zum Vorschein, der sich mit einer Hechtrolle hinter die nächste Deckung warf, sich anschließend aufrappelte und durch den nächstbesten Tunnel davonrannte. Reyon stieß einen enttäuschten Seufzer aus.
"Hm. Du bist ziemlich flink."
Das kann nicht sein ernst sein!, dachte Lashon während er davon rannte. Er hat Paka?! Und Alyka?! Was soll ich dann machen? Ich bin kein Hoheadept verdammt!
Wieder schlug ein Muskelstrang hinter ihm ein, aber deutlich blind gezielt. Lashon zwang sich zu beruhigen. Panik half ihm nicht weiter. Er musste die Situation analysieren.
Ich bin allein. Er hat Paka und Alyka, aber beide scheinen noch zu leben, wenn man seine Aussage richtig deutet. Ich kenne mich hier nicht aus, er aber offensichtlich auch nicht, allerdings kann er mich ungefähr aufspüren. Ich kann mich wiederum in diesen engen Passagen schneller bewegen als er. Das Biest ist superzäh und ein abwehren dieser unzähligen Tentakel ist fast unmöglich. ... Er ist sich seines Sieges sicher, das ist mein einziger Vorteil.
Lashon erreichte eine weitläufigere Tropfsteinhöhle, die mit unzähligen Stalagnaten eine dichte, wenn auch zerbrechliche Deckung lieferten. Er guckte nach oben, dann zu einem knubbeligen Stalagmiten, der halb versteckt am anderen Ende der Höhle war. Ein weiterer blinder Einschlag hinter ihm riss ihn aus seinen Gedanken. Offenbar war dieses Ding ihm tatsächlich in die Tunnel gefolgt. Und es war nicht mehr fern.
"Das ist zu dämlich!", knurrte Lashon und zog an seinem Umhang.

Die Suche erwies sich als erfolglos. Kanra stellte Unmengen von seltsamen Substanzen, mal in kristaliner Würfelform, mal als feingemahlenes Pulver, in versteckten Lagern sicher, aber die wenigen Gefängniszellen die sie fand waren leer. Ausnahme waren ein halbverhungerter Hund mit wahnsinnigen Augen, den Kanra lieber eingesperrt ließ und ein verrotteter Aerorillkadaver, der in einer Art Prangerkäfig saß. Weder Tarban noch die Prinzessin waren hier. Langsam erschien ihr das auch logisch. Wenn der Unterbau so ein berüchtigter Ort war, dann war es gut möglich dass auch bald die Kaiserwache auf diesen Ort aufmerksam wurde...
Kanra wirbelte herum, als sie Knarren hörte. Da war noch jemand. Jemand versteckte sich in diesem Raum.
"Wer ist da? Keine Angst, sie ist weg!", rief sie mit veränderter rauchiger Stimme.
Eine zerborstene Tischplatte kippte um und ein hagerer Mann mit Tränen in den Augen kam zum Vorschein.
"Es ist... sicher?", stammelte er und sah sie flehend an.
Kanra nickte. Der Mann sank erleichtert in sich zusammen.
"Den Sternen sei Dank..."
Kanra ging zu ihm.
"Den Sternen sei Dank? Unsere Kumpel sind alle außer Gefecht! Unsere geheimen Lager wurden aufgebrochen und der Inhalt zu Asche verbrannt!"
Dem Verbrecher fielen beinahe die Augen heraus.
"Sie hat unseren Grauzucker zerstört?! Unser Boss wird uns lebendig häuten!"
Kanra nickte ernst. Auch wenn sie für diesen Teil verantwortlich war.
"Es wird möglicherweise weit mehr als unsere Haut sein. Den Zucker können wir ersetzen. Aber was ist mit... 'ihr'?", versuchte sie es.
"'Ihr'?... Du meinst... Nein, dass kann sie unmöglich wissen! Sie arbeitete doch nicht etwa für den Kaiser? Wenn sie Deeks Versteck findet, dann sind wir... dann sind wir...!"
Kanra fasste ihn sanft aber bestimmt an beiden Handgelenken und half ihm auf.
"Keine Sorge. So weit wird es nicht kommen. Wir werden das überstehen. Ich habe sogar eine Idee. Dazu muss ich allerdings wissen, wo Deeks Versteck ist."
"Ich... Ich weiß nicht! Irgendwo am Kohlegrubeneck, schließlich sollten wir ihn heute ausspäh-"
Der Mann verstummte plötzlich und Misstrauen schob sich in seinen aufgelösten Blick.
"Ich... Kennen wir uns? Wie ist Euer Name?"
Kanras Kopf schnellte vor und sie verpasste ihm eine Kopfnuss. Der Mann sackte bewusstlos in sich zusammen und Kanra taumelte ein paar Schritte zurück. Sie fing sich wieder und schüttelte die Benommenheit ab.
"War ohnehin ein langweiliges Gespräch.", murmelte sie und machte sich im Laufschritt auf dem Weg aus dem Unterbau.
Kaum hatte sie das unterirdische Verbrecherversteck verlassen, ging sie zu der Gasse auf der anderen Straßenseite, wo Shee auf sie wartete.
"Was ist passiert?", wollte sie wissen. "Sinaphie ist alleine herausgekommen und schnell geflüchtet. Ich fürchtete schon-"
"Sie verfolgt die beiden, die nach unserem Eintreten den Unterbau verlassen haben. Ich habe Neuigkeiten. Tarban und die Prinzessin sind nicht hier, aber ich habe einen neuen Hinweis. Wo ist das Kohlegrubeneck?"
Shee stieß ein missmutiges Gurren aus.
"Ihr führt mich heute in jeden gefährlichen Ort dieses Distriktes, oder?"
"Ich war nie gut darin die Dinge einfach zu machen.", kommentierte Kanra trocken. "Wie schlimm ist es?"
"Eigentlich nicht so schlimm wie hier... Aber dieser Ort ist sehr weit weg. Wir werden lange brauchen bis wir ankommen."
"Dann lass uns keine Zeit verschwenden, Shee. Ich verlass mich auf dich."
Das Aerorillmädchen zeigte die Straße hinter ihnen hinauf.
"Da lang."

Flama spürte das etwas vor sich ging, während sie die Korridore des Außenpostens zu ihrem Ziel folgte. Adepten und Dschinns schwirrten zielstrebig herum. Als schienen krampfhaft an etwas dran zu sein. Doch das ging sie nichts an, schließlich hatte sie ihre eigene Aufgabe. Flama war erfreut über die Erlaubnis eigene Ausrüstung und Truppen zusammenzustellen. Beim Rüstmeister war sie bereits gewesen, fehlten nur noch die Leute. Da sie allerdings mit der Besatzung der Eraser und der der beiden Versorgungsschiffe zufrieden war, fiel ihr nur eine Person ein die fehlte. Und glücklicherweise befand sie sich in diesem Außenposten.
Als Flama die Tür erreichte stieß sie sie schwungvoll auf. Die Person, die in dem Raum dahinter an einem Labortisch arbeitete, stieß einen spitzen Schrei aus und fiel von ihrem Hocker. Flama hastete zu ihr.
"Alles in Ordnung, Theema?"
Sie half der jungen Frau auf. Theema war beinahe genauso alt wie Flama. Sie hatte braunes, schulterlanges Haar, dass ungekämmt von ihrem Kopf abstand. Ihre verwirrten brauen Augen irrten ziellos umher, bis sie sich auf Flama einstellten.
"Oh... eh... hallo Flama.", stotterte sie und sah sich in ihrem Raum um. "Du... Puh, du hast mich erschreckt."
"Immer noch die alte Theema.", lachte Flama und zog sie auf die Beine.
Theema strich sich fahrig ihren langen weißen Kittel ab und sah Flama überrascht an.
"Ich wusste gar nicht, dass du kommst."
"Ich bin zufällig hier. Ich hab einen neuen Auftrag. Und das Beste: du kommst mit."
"Ah... Ich? Wieso? Was- Nein! Nein, nein, nein! Ich arbeite gerade an einer Möglichkeit Psynergidstrahlung besser abblocken zu können und hatte gerade eine zündende Idee. Äh... Wie war die noch gleich? Ich hatte es eben doch noch..."
Die Wissenschaftlerin starrte auf ihre Hand, in der ein stockartiges Werkzeug ruhte.
"Ein Fünf-siebener? Nein, das kann nicht richtig sein... Der muss mindestens zwei Nummern feiner sein. Flama, wo ist mein Fünf-neuner?"
Flama konnte ein Grinsen nicht unterdrücken.
"Vielleicht in deinem fein säuberlich beschrifteten Regal?"
"Gaia erschlag mich, du hast recht! Fünf-achter... Ah, da ist er ja!"
Sie legte das alte Werkzeug zurück und nahm das neue. Dann hastete sie zurück zum Labortisch. Bevor sie jedoch loslegte hielt sie inne.
"Was wollte ich damit nochmal?"
Dieses Mal konnte Flama ein Lachen nicht zurückhalten. Sie ging zu ihrer Freundin hin, nahm ihr das Werkzeug aus der Hand und legte es zurück ins Regal.
"Komm schon, du machst dich nur verrückt wenn du pausenlos in diesem Raum bist. Wann hast du das letzte mal geschlafen?"
"Vor... Vorgestern vielleicht?"
"Deine letzte Mahlzeit?"
"Keine Ahnung... Oh, stimmt! Ich verhungere. Ich hatte heute nur ein paar von diesen gezuckerten..."
"Wann bist du das letzte Mal ausgegangen?"
"Irgendwann diesen Monat, ich schwöre!", verteidigte sich Theema.
"Diesen Monat?"
"Ja! Es ist nur... Ich habe so viele verschiedene Projekte..."
"Schon okay, ich kenn dich. Komm schon. Ich brauche dich für meine Aufgabe und dir wird die Zeit außerhalb des Labors gut tun.", beschwichtigte Flama sie.
"Oh... Gut. Wenn du es sagst...", sagte Theema erleichtert und ließ sich widerstandslos von Flama abführen.
Theema war wohl eine der fähigsten Köpfe in Reyters Forschungsabteilung und genauso wie Flama ein ungeheures Talent in der Psynergy, wie sie nur sehr, sehr selten auftraten. Sie war so mächtig, dass sie selbst den Großteil von Reyters persönlicher Crew in den Schatten stellte. Ihr ganzer Körper war von der Macht der Erde durchzogen, dass es fast widernatürlich wirkte. Allerdings hatte sie eine große Schwäche. Seit Kindheitsbeinen an, war ihre Aufmerksamkeit und ihre Gedanken so zerstreut, dass sie Schwierigkeiten hatte sich fest auf eine Sache zu konzentrieren, geschweige denn auf mehrere. Und wenn sie es mal schaffte, blendete sie alles andere aus. Aber trotz dieser Schwäche, war sie ein unumstößliches Genie. Ihre und Cyros Errungenschaften machten mehr als die Hälfte von Reyters momentaner Technologie aus. Nebenbei war sie noch eine hervorragende Ärztin. Da Theema jedoch so zerstreut war, musste sie stets alleine arbeiten, da sie andere Menschen nur noch mehr durcheinander brachten. Reyters Bemühungen eine fähige Soldatin aus ihr zu machen hatten sich als fruchtlos erwiesen, also überließ er sie ihren Forschungen. Als Flama Theema kennengelernt hatte, hatte sie sie sofort ins Herz geschlossen und sich mit ihr angefreundet. Es hatte eine Weile gedauert, aber letztendlich konnte Theema sich ihren Namen merken und vertraute ihr blind. Im Gegenzug passte Flama auf sie auf.
"Wo geht die Reise eigentlich hin?", wollte Theema wissen.
"Zum schwebenden Superkontinent. Wir müssen einen Doktor finden."
"Ein schwebender Kontinent? Faszinierend. Was hält so viel Masse in der Luft? Dieses neuartige Bol-Erz? Ich arbeite gerade an einer Apparatur die das Erz in eine feste aber gasförmige Form bringt. Stell dir vor, du setzt dich auf eine Wolke und schwebst auf ihr in den Himmel..."
"Ich glaube kaum, dass es das ist."
"Dann ein riesiger Propeller? Wie viel Energie wohl dafür notwendig wäre? Der Aufwand-"
"Theema?"
"Ich- ja?"
"Überlege dir lieber was du mitnehmen möchtest. Die Reise kann ein paar Wochen dauern."
"Oh... Klar."

Das Knäuel schob sich in die große Tropfsteinhöhle. Reyon war sich sicher: Der Adept von Pakas Crew war hier.
"Hast du dich entschlossen dich zu stellen?"
Schweigen.
"Ich weiß, dass du da bist. Wenn du versuchst mich hinzuhalten, muss ich dich enttäuschen. Mit jedem Moment verstreicht immer mehr Lebenszeit für deinen Käpten und die Frau."
Dann hatte er ihn. Am anderen Ende der Höhle sah Reyon den winzigen Zipfel einer Stadtwächterjacke hinter einem Stalagnaten hervorschauen.
"Nichts zu sagen? Schade. Du bist TOOOOOT!!!", kreischte er und ließ seine Muskelstränge auf das Versteck zu peitschen. Die unzähligen Angriffe trafen das Ziel. Die Stränge rissen es auseinander. Doch Reyon sah kein Blut, sondern nur die Fetzen der Jacke... und weitere Steinsplitter. Er brüllte wütend und übertönte beinahe die Stimme, die von oben kam.
"Ragnarök!"
Lashon fiel auf das Knäuel herunter und packte den Griff des Riesenschwerts, dass er im Sturz beschwor. Ranken wuchsen um seine Handgelenke und umwickelten den Griff des Schwertes, damit es ihm nicht aus der Hand rutschte. Mit einem langgezogenen Kampfschrei stieß er mit der Großklinge auf einen der ausgestreckten Hauptknoten, mit dem die angreifenden Muskelstränge verbunden waren. Reyon stieß einen schmerzhaften Laut aus, als die Psynergyklinge tief in den Knoten schnitt. Er wurde getäuscht. Er hatte lediglich eine Jacke angegriffen, während Lashon zur Decke hinauf geklettert war und gewartet hatte. Ein weiterer roter Muskelstrang schoss aus dem Herz des Knäuels, umwickelte Lashon und riss ihn fort. Die Ranken rissen das Großschwert allerdings mit Hilfe von Reyons Kraft tiefer in die Verletzung und trennten dabei eine Unzahl von den angreifenden Strängen ab. Lashon nutzte den Moment, als sich der Griff um ihn unter den Schmerzen von der Wunde lockerte, befreite sich und schlug hart auf dem Felsboden auf. Schnell kämpfte er sich auf die Beine und nutzte den ausklingenden Moment der Überraschung und warf sich mitten auf das Herz des Muskelknotens. Ein hieb einmal kräftig zu. Zweimal... Dreimal... Für einen Moment lichteten die Muskelfasern sich und Lashon sah einen Arm und ein Gesicht.
"Alyka!!", schrie er ihr laut zu, doch in diesem kurzen Moment der Achtlosigkeit erwischte ihn etwas hart im Nacken und schleuderte ihn mehrere Meter zur Seite.
Als er landete schmeckte Lashon Blut. Er konnte vor Benommenheit nichts mehr sehen.
"Endlich habe ich dich! STIIIRB!!"
Lashon wusste nicht wie ihm geschah. Alles was er tun konnte war sein Umhang über sich zu werfen und die Augen zu schließen. Ein Muskelstrang spießte sich erbarmungslos in seinen Umhang. Reyon lachte.

"Dreitausend! Das ist-! Ich wusste gar nicht, dass Ihr so einen Handel abgeschlossen habt!", stöhnte Soran.
Ein Zucken lag in Fiers rechten Mundwinkel. Nun, wo Charlotte gegangen war, konnte er es ihm erklären.
"Soran... Denkt Ihr wirklich ich würde zu solchen Mitteln greifen?"
Der Mann starrte seinen Boss irritiert an. Wollte er damit etwa sagen, er hatte nicht vor den Handel einzuhalten?
"Aber-"
"Übrigens ist dein Wissen über diese Stadt beklagenswert. Dreitausend, fast die Hälfte... Du weißt schon, dass Mengeskat in vier Distrikte unterteilt ist und ihre eigenen Herrschaften hat? Gerade WEIL die Bevölkerungszahlen zu hoch sind um sie allein zu regieren. Die Volkszählungen ergeben allein für den Kaiserdistrikt zwanzigtausend Bewohner. Mengeskat ist groß."
Soran musste zugeben, dass er sich nie viel Gedanken darüber gemacht hatte.
"Verstehe... Aber was genau habt Ihr vor, mein Lord?"
Fiers schüttelte den Kopf.
"Soran, ich habe dich als Anführer der Grauzuckerhändler ausgesucht weil du deine Jungs im Zaum halten kannst und weil du ein bisschen Grips hast. Enttäusch mich jetzt nicht."
Er ging um den Tisch herum und stützte sich auf Sorans Stuhllehne vor, so dass er bedrohlich über ihm hing.
"Sieh es mal aus der Perspektive. Diese Stadt ist sehr alt. Stagnation, Mangel an natürlichen Ressourcen, festgefahrenes politisches System... Konfliktlosigkeit. In den vergangenen hundert Jahren hat sich Mengeskat kaum weiterentwickelt, da die Gesetze, die von dem Kaisertum gemacht werden das Gründen neuer unabhängiger Städte verbieten und die auswärtigen Siedlungen klein halten. Gesetze, die es uns verbieten in die Welt zu gehen, aus der der Legende nach unsere Vorfahren kommen. Wir isolieren uns komplett von dem Fremden, kümmern uns nur um diese Stadt, die jedoch langsam unter der Gier und Korruption der Kaiserhäuser zerfällt. Gesetze, die neue Technologieentwicklungen auf dem Gebiet der Sternenkraft streng daraufhin überwachen, dass man sie nicht gegen das Kaisertum wenden könnte. Zivilisten dürfen nicht einmal Waffen besitzen. Das alles unter der Rechtschaffenheit des Friedens."
"Der Frieden nützt also nur den Kaiserhäusern?", fragte Soran zögerlich.
"Denen und ihren treuen Verwaltern. Es ist also unwahrscheinlich, dass einer der Distrikte gegen das Kaisertum revoltieren wird. Nun stell dir diesen Mann vor. Ein Mann mit Geld und Einfluss, der diesen Kreislauf durchbrechen will. Jemand der die Grundlage für neue Entwicklungen, Wohlstand und den Fall des Kaisersystems schaffen möchte. Seine Untergebenen mit der Gabe der Sterne schaffen etwas, verdeckt unter den Augen der Kaiserhäuser, mit dem er Signale zu den Sternen schicken kann. Und er bekam Antwort. Die Barbaren die kamen boten ihm eine Möglichkeit, wie er den Kreislauf stoppen konnte, der diese Stadt zugrunde richtet. Allerdings ist ein Barbar immer noch ein Barbar."
"Also gebt Ihr ihnen die Aerorill nicht?"
Fiers ließ seine Stuhllehne los und begann langsam im Zimmer auf und ab zu laufen.
"Es gibt da draußen eine Menge von diesen Vögeln die keiner vermissen wird. Nutzlose Schnorrer die auf der Straße leben. Aber selbst wenn wir sie alle 'verschwinden' lassen würden, wären es gerade mal bis zu zweitausendsechshundert, abzüglich der Kinder die ich nicht ausliefere. Und auch wenn sie niemand vermissen wird, würde ihr Verschwinden zumindest auffallen, zumindest in einem so kurzen Zeitraum wie zwei Wochen. Außerdem mögen sie vielleicht Abschaum sein, aber sie sind unser Abschaum. Ich hätte keine Probleme damit sie über die Klinge springen zu lassen, aber nicht auf das Wort eines Barbaren."
Soran schluckte. Fiers war ein intelligenter Mann und ein begnadeter Rechner. Nicht umsonst ist er zum Steuerminister ernannt worden. Aber auch wenn viele Bewohner diese Welt nur simple Zahlen für ihn waren, waren es Kinder nicht. Fiers vertrat die Auffassung, dass in jedem Kind, egal ob vom reichen Hause oder von der Gosse, großes Potential stecken konnte und daher nicht angerührt werden sollte. Einer der Gründe, wieso die Grauzuckerhändler oder die anderen Organisationen unter Lord Fiers Fittiche sich nicht an den Straßenkindern vergriffen.
"Aber platzt dann nicht der Handel?"
Fiers nickte.
"Der ursprüngliche, ja. Aber der Handel wird sich bald ändern, dafür ist gesorgt. Sieh, Soran... In dieser Zeit wo ich dieses Geschäft mit der Barbarin abschließe ist Diskretion von äußerster Wichtigkeit. Warum sollte ich so bescheuert sein und zeitgleich die verdammte Prinzessin des Kaisers entführen?"
Darauf wusste Soran keine Antwort.
"Ich schlage lediglich zwei Fliegen mit einer Klappe. Damit schwäche ich nicht nur die Position der Kaiserfamilie, sondern lege die Möglichkeit für einen neuen Handel.", antwortete Fiers auf Sorans unausgesprochene Frage. "Der Rest der Geschichte wird jedoch eine Überraschung bleiben. Bis dahin brauchst du dir nicht weiter den Kopf zu zerbrechen."
Soran nickte und stand langsam aus seinem Stuhl auf.
"Verstehe. Was soll ich bezüglich des Chaos tun, dass diese Charlotte hinterlassen hat?"
"Gib diesen Tölpeln einen Tag frei, damit sie ihre Verletzungen auskurieren können. Und erinnere sie daran, dass sie Händler und keine verdammten Schlägertypen sind. Ich will nur, dass sie den Zucker unter die Leute bringen und ihre Quoten erfüllen. Meine Ausgaben bei diesem Unternehmen sind nicht billig."
Soran nickte nochmals mechanisch und wandte sich zum Gehen. Dann fiel ihm noch etwas ein. Er hatte es verdrängt, als er auf Charlotte getroffen war und sie ihn weich geprügelt hatte.
"Lord Fiers... Da ist noch etwas. Ich vergaß es zu erwähnen, bis ihr die Kinder zur Sprache habt."
Der Mann straffte sich.
"Ich höre?"
"Es gab einen Zwischenfall... bei Deeks Versteck."

Sinaphie kletterte gewandt die Außenwand des Anwesens hoch. Jedes Mal wenn sie das verräterische Kribbeln von Psynergy spürte machte sie einen weiten Bogen drum. Auch wenn die Fenster bisher alle verschlossen und gesichert gewesen waren, konnte sie die verschiedensten Dinge dahinter sehen. Einmal einen alten Mann, der etwas in einer riesigen Küche zubereitete, die von oben bis unten mit den seltsamsten Sachen gefüllt war. Ein andern Mal ein Badezimmer, dass die Größe eines Ballsaals hatte. In einem oberen Stockwerk fand sie eine schöne ausgewachsene Aerorill vor, die in einem großen prunkvollen Schlafzimmer an einem Schreibpult saß und offenbar einen Brief verfasste. Sinaphies Gefieder sträubte sich, als sie die Psynegry spürte, die auf dem Fenster lag. Dieses Zimmer war offenbar sehr wichtig. Ohne weiteres kam sie da nicht rein. Sie kletterte ein Zimmer weiter und spähte hinein. Der Raum war nicht so groß wie der vorige, dafür um ein Vielfaches bunter. Unzählige Spielsachen lagen in dem Zimmer verstreut und ein kleiner Aerorilljunge, sogar noch jünger als Sinaphie, saß mittendrin. Er sah gelangweilt, ja sogar traurig aus. Auch wenn es mit ihrer Aufgabe nichts zu tun hatte, fragte sich Sinaphie warum. Sie versengte sich in sich selbst und griff auf ihre neue Sternenkraft zu, um in die Gedanken des Jungen zu schauen. Zu ihrer großen Überraschung stieß sie auf eine mentale Barriere.
Kann es sein? Hat er die Sternengabe...?, fragte sie sich.
Sie bemerkte, dass der Junge sie nun anstarrte. Er sah nicht etwa aus dem Fenster in die Finsternis, er sah sie direkt an. Für eine gefühlte Minute verharrten beide überrascht in ihren Positionen. Dann hob der Junge eine Klaue hoch und bedeutete ihr zu warten. Er stand auf und schlich zum Fenster. Auch wenn Sinaphie sich nun eigentlich zurückziehen musste, konnte sie keine Gefahr oder Böswilligkeit von dem Jungen spüren. Also wartete sie ab. Am Fenster angekommen streckte der Junge sich und kratzte mit einer seiner Klauen vorsichtig an der linken Seite des Fensterrahmens. Erst jetzt bemerkte Sinaphie an der Stelle Risse im Holz. Mit einem geschickten Klauenschnippen popelte der Junge einen silberglänzenden Zylinder samt Holzeinfassung heraus. Sinaphie spürte sofort, wie das Kribbeln der Psynergy von dem Fenster wich und erlosch. Was immer es war, der Kleine hatte es ausgeschaltet. Aufgeregt öffnete er das Fenster.
"Komm rein, leise. Meine Mutter nebenan schläft bestimmt noch nicht."
Ohne einen zweiten Gedanken zu verschwenden schlüpfte Sinaphie hinein. Das Zimmer wirkte von innen sogar noch größer als von draußen. Der Junge schloss lautlos das Fenster wieder und drehte sich voller Aufregung um.
"Bist du ein Stern?"
Diese Frage überraschte Sinaphie.
"Wie kommst du darauf?"
"Ich habe Geschichten von meiner Mutter gehört. Manchmal kommen sie in der Nacht vom Firmament zu uns herab, neugierig wie sie sind und nehmen die Gestalt von Menschen oder Aerorill oder Tieren an.", erklärte der Junge mit leuchtenden Augen. "Aber auch wenn sie unser Aussehen annehmen können, verraten sie sich doch durch ihre fremdartige Anmut und ihr reines Auftreten. Und ich habe noch nie eine Aerorill gesehen, die so aussieht wie du."
Damit bezog er sich offensichtlich auf ihr Gefieder. Zwar war die Farbgebung der Aerorill sehr weit gefächert, aber jetzt wo Sinaphie darüber nachdachte hatte sie noch keine mit schneeweißen Gefieder in Mengeskat gesehen. In Nebelnest hatte es ein paar gegeben, aber dennoch war Sinaphie stets stolz darauf gewesen durch ihre violetten Zierfedern einzigartig auszusehen. Lashon hatte ihr erklärt dass dies offenbar mit ihrer Verbindung zur Sternengabe zusammenhing, aber genau verstanden hatte sie ihn nicht.
"Und...!", fuhr der Kleine vor ihr fort, "du hast die Gabe. Ich habe es gefühlt."
Er tippte sich gegen den Kopf. Als Sinaphie nicht sofort antwortete, legte er fragend den Kopf schief.
"Oder habe ich mich getäuscht?"
Sinaphie fasste einen Entschluss.
"Nein. Ich wusste nur nicht, dass du so gut bescheid weißt. Deine Mutter scheint ein weises Wesen zu sein. Ganz recht, ich bin ein Stern."
Sie legte ein wenig schauspielerisches Können in ihre Bewegungen. Der Junge hüpfte fast vor Freude.
"Ich wusste es!", rief er aus, bemüht seine Stimme leise zu halten. "Welcher bist du?"
Sinaphie brauchte um einen Moment zu verstehen, dass er aus dem Fenster auf den Sternenhimmel zeigte.
"Welcher fehlt denn?", entgegnete sie geheimnisvoll.
"Äh... der da?", fragte er unsicher und zeigte auf irgendeine Stelle.
Sinaphie blinzelte.
"Sehr aufmerksam."
Der Junge warf sich in die Brust und wollte etwas sagen, als beide ein Geräusch hörten. Schritte. Er zuckte schuldig zusammen.
"Oh oh... Versteck dich!"
Sinaphies Blick huschte im Bruchteil einer Sekunde durch das Zimmer und sie fand schließlich eine geeignet große Spielzeugkiste auf einem Schrank. Sie brauchte nur einen Sprung um sie zu erreichen. Der Junge selbst hastete zu seinem Bett und deckte sich zu. Dann gurrte er etwas Unverständliches. Sinaphie sah wie sich eine psynergetische Hand bildete und den Regler an der Zimmerlampe bediente, woraufhin das Licht erlosch. keine Sekunde zu früh, denn keinen Moment später öffnete sich die Tür.
"Bist du noch wach, Saka?"
Der Junge setzte sich auf.
"Ja, Papa."
Papa? Sinaphie schob sich ein wenig vor um besser sehen zu können. Ein Mann betrat den Raum und kniete sich neben das Bett.
"Sehr schön. Ich muss nochmal los. Wenn etwas ist, Mama ist gleich nebenan. Schlaf gut mein Sohn."
"Gute Nacht, Papa."
Fiers strich Saka sanft über den Kopf und verließ das Zimmer wieder. Sinaphie wartete bis die Schritte sich entfernt hatten ehe sie aus ihrem Versteck kam.
"Dieser Mann... ist dein Vater?"
Saka nickte glücklich.
"Er ist der beste den man sich wünschen kann."
Sinaphie war verwirrt.
"Diese Welt ist wirklich seltsam..."
Saka verstand ihre Aussage falsch.
"Habt ihr Sterne denn keine Eltern?"
Sinaphie sah Saka nachdenklich an. Sein Vater war kein Aerorill, sondern ein Mensch. Und obwohl sie nicht durch Blut miteinander verwandt waren, liebte er ihn und sein Vater ihn. Solange Sinaphie sich erinnern konnte, hatte zwischen Aerorill und Menschen eine tiefe Kluft bestanden. Erst das Erscheinen von Kanra und den anderen hatte ihr gezeigt, dass Freundschaft zwischen ihren beiden Völkern möglich war. Doch bis zu diesem Moment hatte sie es nie für möglich gehalten, dass sie auch eine Familie sein könnten...
"Nein. Wir erwachen allein... Wir erlöschen allein."
"Das ist traurig.", sagte er betroffen. "Ich habe nicht sehr viele echte Freunde, da ich so selten heraus darf um mit den anderen Kindern zu spielen. Deshalb sind meine Eltern alles was ich habe."
Eingesperrt wie in einem Käfig, dachte Sinaphie bekümmert. Ist es das, was Tarban meinte? Dieser Junge ist genauso wie die Prinzessin?
Sie hüpfte von dem Schrank herunter und ging zu Saka hinüber und nahm seine Hände.
"Dann lass mich deine Freundin sein, ja? Ich heiße Sinaphie. Ganz gleich wo du hingehst, ich werde am Sternenhimmel auf dich aufpassen."
Er sah sie mit großen Augen an.
"S-Saka! Mein Name ist Saka."
"Ich bin froh dich kennen zu lernen, Saka.", sagte Sinaphie vergnügt. "Lass uns etwas spielen."
Saka nickte glücklich.
"Ja. Sehr gerne."

~"Ist das überhaupt möglich? Ich weiß, Psynergy kann viele Dinge, aber..."
Sasso lächelte nur vielsagend und griff nach dem grünen Umhang, den er auf dem Tisch ausgebreitet hatte. Lashon machte große Augen, als seine Hand in den Stoff eintauchte.
"Das ist noch nicht alles. Schau."
Als Sasso seine Hand herauszog, hatte er einen frischen Blumenstrauß in der Hand.
"Er ist wie eine riesige Tasche. Du kannst hereinlegen was du willst und wenn du danach suchst, wirst du es wiederfinden. Beeindruckt?"
Lashon sah den Umhang zynisch an.
"Macht ihn das nicht schwerer?"
"Keineswegs. Oder hast du die hier gespürt, als du ihn in der Hand hattest?", fragte Sasso und griff mit der anderen Hand hinein.
Er brachte eine schwer aussehende Bronzestatue zum Vorschein und stellte sie auf den Tisch. Das 'Klonk' verriet Lashon genug über das Gewicht.
"Hab' ich mal einer der Damen stibizt, als sie mich einen 'hohlköpfigen Nichtsnutz' nannte."
"Okay, dann bin ich schon ein wenig beeindruckt."
"Und wenn ich dir sage, dass ich diese Blumen vor fünf Jahren da hinein gelegt habe?", hakte Sasso grinsend nach.
Lashon sah noch einmal zu den Blumen. Sie sahen immer noch aus wie frisch gepflückt.
"In diesem Umhang... verdirbt nichts?"
Sasso schüttelte nur grinsend mit dem Kopf.
"Okay. Ich BIN beeindruckt."
"Das freut mich, Lashon. Nur eine Sache noch: Der Umhang fasst sehr viel Inhalt, aber nicht unendlich. Ach ja und du solltest gut mit deiner Konzentration aufpassen. Ansonsten..."
Sasso hielt den Kopf der Bronzestatue hinein und blinzelte. Dann zog er sie wieder heraus. Der Kopf fehlte.
"... könnte es sein, dass er wieder zu einem normalen Umhang wird und du ein paar Finger verlierst."
Lashon kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.
"Ist das ein Weltenportal?"
"Ich glaube nicht. Ich denke er löst den Inhalt in Sternenenergie auf, merkt ihn sich und gibt ihn dann wieder so frei. Sicher bin ich aber nicht."
"Und du willst ihn mir einfach so geben?"
"Ja."
Lashon schüttelte ungläubig den Kopf.
"Ich kann das unmöglich annehmen."
"Du musst.", sagte Sasso mit unergründlicher Miene. "Ich habe dir und deinen Freunden ein paar Gefallen getan, nicht? Zeit das du dich revanchierst und mir das Ding abnimmst. Wie ich sagte, grün ist nicht meine Farbe. Das ist meine Bedingung. Nimm ihn und wir sind quitt."
Lashon konnte ihn nur anstarren.
"Er... ist nicht verflucht? Ganz sicher?"
"Nein. Nur verflucht nützlich.", erwiderte Sasso immer noch grinsend, nahm den Umhang und drückte ihn Lashon an die Brust.
"Und jetzt bist du der Herr über diesen Umhang. Er gehört dir."
~

Reyons Lachen wurde zu einem Schrei, als er den Muskelstrang zurückzog, der Lashon eigentlich hätte durchbohren sollen. Er endete dort, wo er in den Umhang eingetaucht war.
"Was ist das?!"
Lashon kam taumelnd auf die Füße. Er war immer noch benommen, konnte aber wieder sehen. Reyon konnte es nicht glauben.
"Jetzt habe ich aber wirklich genug. VERSCHWIIIIINDEEE!!!"
Eine Unzahl von Muskelsträngen zuckten gnadenlos auf ihn zu. Lashons Benommenheit ließen ihn kaum einen klaren Gedanken fassen.
~Deshalb stelle ich mir immer einen strömenden Fluss vor, dessen fließendes Wasser ständig langsamer wird und schließlich ganz aufhört.~
Lashon verstand. Plötzlich verstand er was Toni ihm vor so langer Zeit hatte sagen wollen. Für ihn war der Fluss gestoppt. Auf einmal sah er einfach alles. Jede Bewegung, jede verfolgte Absicht der Muskelstränge, jede Furche im Boden die ihn behindern konnte. Dieses seltsame Hochgefühl erfüllte seinen gesamten Körper. Jetzt konnte er kämpfen. Lashon erwartete die tentakelartigen Angriffe und sprang mitten hinein. Er drehte sich, sprang, parierte, leitete Treffer ab, reagierte auf Finten und kämpfte sich immer weiter vorwärts. Hin und wieder rief er seine Psynergy zu Hilfe um eine seiner Seiten abzudecken, aber das war gar nicht mal so oft nötig, denn Lashon stellte nebenbei fest dass die abgetrennten Muskelenden nicht nachgewachsen waren.
"Verdammter Wurm! HALT STILL!"
Lashon sprang vorwärts, direkt auf das Knäuel zu. Instiktiv suchte er sich einen bestimmten Punkt und ließ sein Schwert aufheulen.
"Steinwurzel!", befahl Lashon und entfesselte die granitharten Ranken seiner Waffe, die sich in die beweglichen Muskeln des Knäuels trieben und alle Fasern zwanghaft anspannten.
Da!
Lashon machte einen letzten Ausfall und stach mit seiner Klinge tief in die entblößte Stelle hinein. Statt der sonstigen eitrigen Flüssigkeit, die bei den abgetrennten Muskelsträngen austrat, floss dieses Mal auch Blut. Ein Schrei, so laut das ihm beinahe das Trommelfell platzte, folgte und löste eine heftige Reaktion im Knäuel aus. Muskelstränge dehnten sich, zogen sich willkürlich zusammen oder riss gar auseinander. Lashon entdeckte die Ordnung in dem Chaos und griff entschlossen zu. Er bekam Alykas Handgelenk zu fassen und zerrte sie aus der roten Muskelmasse heraus. Sie war übel zugerichtet, aber sie lebte. Lashon sah von ihr wieder in das Knäuel hinein, aber es schloss sich bereits wieder und gab ihm keine Gelegenheit auch den Käpten herauszuziehen. Er hatte seine Chance gehabt. Schnell zog sich Lashon mit der bewusstlosen Alyka im Schutz der Granitranken zurück, die bereits und den unaufhörlichen Schlägen der Muskelstränge zu brechen begannen. Seine Hand verschwand in seinem Umhang und kam wenig später mit einer Rauchbombe wieder heraus. Sie platzte auf den Boden auf kurz bevor die Ranken mit einem lauten Krachen zerbrachen. Die Muskelstränge stachen und schlugen durch den dichten schwarzen Rauchvorhang, bekamen jedoch nichts zu fassen. Sie waren fort.

Sie erwachte als sie ihren Namen hörte. Alyka schnappte nach Luft und riss die Augen auf. Es war zu dunkel um etwas erkennen zu können. Sie wollte sich aufsetzen, aber schaffte es nicht. Ihr gesamter Körper tat weh, als wäre er in flüssiges Feuer getaucht worden.
"Nicht bewegen.", flüsterte eine vertraute Stimme. "Noch einmal."
Sie sah wie in der Dunkelheit sich das vertraute Licht von Psynergy auf einer Handfläche sammelte und dann plötzlich auf sie zustieß. Die Psynergy durchfuhr wie eine Welle schockartig ihren gesamten Körper und Alyka spürte wie der Schmerz beinahe völlig verschwand.
"Eine seltsame Form von Phönix.", kommentierte sie trocken und setzte sich auf.
Trotz der schwachen Heilung war sie mehr als nur dankbar.
"Ich bin kein richtiger Heiler.", antwortete Lashon.
Alykas Augen gewöhnten sich langsam an die dämmerige Finsternis, so konnte sie sein entschuldigendes Lächeln sehen.
"Ich habe mir diese Methode vor Ewigkeiten angeeignet. Sie heilt nicht wirklich viel, aber sie hat eine stark aufputschende Wirkung. Hat mir mehr als einmal den Hals gerettet."
"Und mir jetzt offenbar auch. ... Danke."
"Nichts zu danken. Die Nachwirkungen werden unangenehm sein, aber bis dahin sind wir längst weg."
Alyka versuchte aufzustehen, aber das Kribbeln in ihren Gliedern machte ihr Sorgen.
"Ich glaube ich heile das trotzdem selber... Was ist überhaupt passiert? Was ist das für ein Ding?"
Lashon lehte sich zurück, damit Alyka sich besser auf ihre Wunden konzentrieren konnte.
"Keine Ahnung, aber es will uns alle töten. Und es hat Paka."
"Es hat mich so schnell geschnappt, dass ich-"
Sie stockte, als sie Lashon nun genauer betrachtete.
"Lashon! Du blutest!"
Lashon runzelte die Stirn und blickte an sich herab. Was er sah ließ ihm übel werden. Der hatte einen tiefen Riss an unter seiner linken Schulter auf der Brust, aus der nicht wenig Blut floss. Reyon musste ihn in dem Gemenge vorhin doch irgendwann erwischt haben. Lashon spürte nichts, aber das war wohl dem Adrenalin zuzuschreiben, dass immer noch seinen Körper erfüllte. Auf einmal kam er sich unglaublich dumm und schwach vor. Das Hochgefühl von vorhin, dass völlig Besitz von ihm ergriffen hatte, war nun komplett verflogen. Vor wenigen Momenten noch hatte er sich fast unbesiegbar gefühlt, doch jetzt... Er hätte tot sein müssen.
"Das... Ich...", suchte er nach Worten, fand aber keine.
Alyka vergaß ihre halb geheilten gebrochenen Knochen und wirkte ihre Heilpsynergy auf die klaffende Wunde.
"Du bist einfach so rücksichtslos...", murmelte sie mit aufgelöster Stimme. "Was wenn du... Ich meine wie kann man nur so rücksichtslos sein? Du Narr..."
Sie kniff die Augen zusammen.
"Sie will sich nicht richtig schließen..."
"Ist es sehr schlimm?"
"Du hast mich gerettet! Ich werde dich bestimmt nicht verbluten lassen!"
Ein Geräusch ließ die beiden erschrocken zusammenfahren.
"Ich habe wirklich genug... Kein Versteckspiel mehr. Ich wollte Paka eigentlich Leben lassen, damit er sieht wie seine treuen Gefährten sterben, aber das ist mir nun gleich. KOMMT HERAUS!! KOMMT HERAUS, ODER EUER GELIEBTER KÄPTEN PAKA STIRBT!!", rief Reyon mit lauter verzerrter Stimme, die von den Tunnelwänden widerhallte.
Er musste sehr nahe sein. Vermutlich in der angrenzenden Höhle. Alyka konzentrierte sich weiter auf die Wunde, aber sie konnte Lashons Blick auf sich spüren.
"Alyka..."
Sie schloss die Augen.
"Nein. Wir stellen uns nicht."
"Wir können Paka nicht einfach sterben lassen. Er ist vermutlich die einzige Person, die Mirnuzar retten kann."
"Nein, Lashon. Das ist nicht der richtige Weg. Wenn er wollte könnte er Paka jederzeit töten. Ganz gleich ob wir uns ausliefern oder nicht. Er hat nicht vor auch nur einen von uns ziehen zu lassen."
"Dann lass mich gehen. Er will mich. Ich habe ein Talent dazu Leute auf die Palme zu bringen. Du überlegst dir solange einen Plan, wie du den Käpten befreien kannst. Gemeinsam könnt ihr-"
"Nein!", zischte sie entschieden. "Mit deiner Wunde gehst du nirgendwo hin. Du kannst dich mit ihr unmöglich richtig bewegen, geschweige denn kämpfen. Wenn du dich ihm noch einmal stellst, dann zum letzten Mal."
Ein Knurren ertönte.
"Ich warte nicht mehr lange!", brüllte Reyons Stimme, gefolgt von dem Geräusch zerbrechenden Gesteins.
Er kam immer näher.
"Es muss sein.", murmelte Lashon und machte Anstalten aufzustehen.
"Nein!", wiederholte Alyka wütend und hielt sein Handgelenk eisern umklammert. "Du hast nicht mal einen Plan! Was bringt es uns, wenn du dich einfach abschlachten lässt? Nichts! Jetzt beruhige dich doch endlich und denk nach! Wie gehst du sonst mit so einer Situation um?"
"Nun... mir kommt hin und wieder der Zufall zur Hilfe."
"~Pakaaa?~"
Die beiden verstummten, als sie die Stimme hörten. Auch die Geräusche von Reyons Zerstörungen verstummten.
"~Paakaaaa?~", wiederholte es sich.
Lashon und Alyka stellten sich die Nackenhaare auf und ein seltsamer kühler Schauder durchfuhr sie. Die Stimme war hoch, durchdringend und keinesfalls menschlich. In ihr lag ein tiefsitzender boshafter Hohn der an Grausamkeit kaum zu übertreffen war. Allein die Stimme zu hören gab Lashon das Gefühl, als würde seine gesamte Seele erzittern.
"Wer ist da?", fragte Reyon unheilvoll.
Lashon gab Alyka ein Zeichen. Sie sah ihn mit weitaufgerissenen Augen an. Ihr Entsetzen stand ihr ins Gesicht geschrieben, aber sie verstand. Er wieß auf den Höhleneingang. Sie mussten wissen was vor sich ging. Alyka schien nicht von der Idee angetan, aber Lashon packte sie sanft, wenn auch bestimmt, am Handgelenk und steuerte mit ihr vorsichtig den Höhleneingang an, damit sie um die Ecke spähen konnten. Sie sahen das Muskelknäuel, zu dem Reyon geworden war. Seine verbleibenden Muskelstränge schwebten bedacht und bereit für die kleinste Bewegung in der Luft.
"~Ach Paka... Sieh nur was aus dir geworden ist...~"
Noch bevor Lashon oder Alyka die Urheberin der Stimme fanden, schrie Reyon auf. Jetzt sahen sie sie. Es war Arilla. Oder zumindest war sie es gewesen. Da ihr Schleier fehlte konnte Lashon genau sehen, was mit ihr nicht stimmte. Ihre menschliche Seite war fort. An ihrer waberte eine fremdartige silbrige Masse, die den Körper einer anderen Person versuchte zu formen. Sie hatte die Knochenhand ausgestreckt und tief in den Muskelknoten getrieben. Das rote Gewebe verbrannte bei der Berührung und fühlte die Höhle mit einem beißenden Gestank. Muskelstränge schlugen nach ihr, aber jede Berührung endete mit einer weiteren schweren Verbrennung. Arilla zog ihre Hand zurück und zog den bewusstlosen Käpten aus dem Muskelgewirr, aber nur so weit das sein Oberkörper herausschaute.
"~Paka... Wach auf, Paka...~", schien die Stimme zu flüstern, aber es war immer noch deutlich zu hören.
Paka öffnete langsam die Augen.
"Du..."
Die Masse verzog ihr fremdes Gesicht zu einem bösartigen Grinsen.
"~Du hast mich nicht vergessen, nicht wahr Paka? Wie könntest du auch?~"
Lashon sah ein seltsames Glimmen in Pakas Blick erwachen. Ein Glimmen, dass er nie an ihm bisher wahrgenommen hatte. Es war purer blanker Hass, der nicht weniger furchteinflößend war, als sein Gegenüber oder das Muskelknäuel, dass ihn gefangen hielt.
"Raus aus meiner Arilla, sonst-"
Schallendes Gelächter unterbrach ihn. Lashon fröstelte. Was ging hier vor sich? Wer war das?
"~Und wieder einmal Paka, bist du besiegt. Genauso wie beim letzten Mal in der Nebelkathedrale. Ich frage mich wirklich, ob du nicht einfach zu schwach für deine Aufgabe bist, hmmmm?~ Die Dinge entgleiten dir. Du hast alle Elementatsterne verloren, bis auf einen. Jemand hat drei der Leuchtfeuer ohne ihre Hilfe entzündet und ist kurz davor das Land der Sterne dem riesigen Mahlstrom zu opfern, den du geschaffen hast. Wie sich das wohl anfühlt? All diese Leben... Unschuldige Leben... Nur weil du zu schwach warst einzusehen, dass die Toten tot sind.~"
Damit erkannte Lashon sie. Diejenige, von der Paka damals auf erzählt hatte, als er sich seiner Crew offenbart hatte. Die vermutliche Wächterin Mirnuzars. 'Sie'.
"~Es passieren Dinge, Paka. Dinge die deine noch so angestrengten Bemühungen untergaben. Die Leuchtfeuer wurden alle mehrfach manipuliert. Eine Veränderung tötet alle Unberührten, die andere alle Berührten und auch andere Kräfte wirken bereits oder stehen bereit. Kannst du mir folgen?~"
Paka konnte sie nur anstarren sein Hass war Schrecken gewichen, aber er war immer noch da. Die Wächterin Mirnuzars beugte sich vor, so dass ihre Gesichter keinen Zentimeter voneinander entfernt waren. Nun flüsterte sie, aber Lashon hörte sie als spreche sie direkt in sein Ohr.
"~Ist dein Versprechen wirklich etwas wert, Kapaka?~"
Die silberne Maske verzog sich zu einem bösen spöttischen Grinsen.
"~Kannst du die Leuchttürme entzünden, ohne Mirnuzar zu zerstören?~"
Paka biss die Zähne zusammen und stemmte seinen Arm gegen die rote Muskelmasse.
"Ich... bin noch nicht am Ende... Hrgh..."
Paka würgte. Blut floss ihm aus dem Mund. Auch wenn es Lashon nicht glauben wollte: Mit ihm ging es zu Ende. Sein Versuch sich aus dem gelähmten Reyon herauszuziehen war vergebens.
"~Tatsächlich...? Dann gebe ich dir noch eine Chance, zum zweiten und letzten Mal... Schau!~"
Sie schwebte ein Stück zurück und breitete beide Arme aus. Dann stieß sie sich beide Hände tief in ihren Brustkorb. Alyka neben ihm zuckte zusammen. Lashon schluckte. Was tat sie da? Arilla war bereits tot, also sollte sie über kein Herz verfügen, dass sie durchbohren konnte. Also was...?
"~Ich vertraue auf den Wort, Paka. Du hast ein Ziel. Und es macht keinen Sinn einem Ziel entgegenzustreben, wenn man immer wieder die Ziellinie nach hinten versetzt.~"
Sie riss sich etwas aus der Brust. Ein schimmerdes Juwel... Lashon erkannte es. Es handelte sich um den Venusstern. Da waren sie also gewesen? Die Elementarsterne hatten die ganze Zeit in Arillas Körper gesteckt?
"~Das ist alles was dir noch bleibt. Fenraterra... Die Blaue Wüste... Erreiche dieses Leuchtfeuer und du kannst das Ende Mirnuzars noch einmal hinauszögern und deine eigentliche Aufgabe beenden.~"
Sie hob den Stern zu ihrem Mund und blies einen silbernen Hauch darauf. Der Stern schimmerte kurz auf, dann verblasste er. Lashon hatte die Veränderung gespürt und die Hoheadeptin offenbar auch.
"~Das Leuchtfeuer der Macht der Erde brennt bereits. Auch wenn eine falsche Macht ihn speist, brennt das Leuchtfeuer. Die Falle der anderen ist bereit zuzuschnappen, sobald das vierte Leuchtfeuer brennt. Dann wird Mirnuzar durch ihre Taten vernichtet, für immer. Aber wenn es dir gelingt diesen Stern in den Abgründ des Leuchtturmes versenken, wird meine Macht den üblen Einfluss der anderen Mächte reinigen... und das Leuchtfeuer für immer nur für seinen ursprünglichen Zweck brennen lassen. Dann kannst du immer noch deine Mission erfüllen.~"
Sie drückte sich den Stern wieder gegen die Brust. Mit dem Geräusch brechender Knochen, verschwand er dort wieder.
"~Überlebe Paka! Denk an das Leid, dass du verursacht hast und klammere dich an dein Leben! Reinige die Leuchtfeuer in Fenraterra und lass deine Bestrafung über dich ergehen! Deine Taten entscheiden, ob Mirnuzar überlebt oder stirbt!~", rief sie und sank langsam zu Boden. "~Das war das zweite Mal! Beim dritten Mal...~"
"Es wird kein drittes Mal geben.", hauchte Paka.
Ein wissender Ausdruck erschien auf der silbernen Masse.
"~Wir werden sehen. Unser nächstes Treffen wird unausweichlich unser letztes sein. Leb wohl, Paka.~"
Die geisterhafte Gestalt berührte den Höhlenboden und die silberne Masse fiel von Arilla ab und versickerte im massiven Fels. Die befreite Arilla rutschte bewusstlos in sich zusammen und löste sich einen Atemzug später wieder in reinen weißen Nebel zusammen.
"Was hat sie getan...?", schaltete sich Reyons Stimme endlich wieder ein.
Paka spuckte Blut, als der Druck des Knäuels sich wieder verstärkte und drohte ihn wieder hineinzuziehen.
"Die Leuchtfeuer reinigen? Das wird nicht passieren. Du wirst mir sagen, wohin das verfluchte Mädchen verschwunden ist und ich werde deine Crew verschonen. Das ist es doch was du willst, oder Paka?"
"S-Schallkeule!"
Die Luft explodierte mit einem ohrenbetäubenden Knall und entriss Paka dem Knäuel.
"NEIN! WIE?! Deine Psynergy ist versiegelt!!"
Tatsächlich. Lashon konnte die Psynergyfesseln sehen, die an Pakas Handgelenken befestigt waren. Das war nicht möglich! Nicht einmal der Käpten konnte Psynergy wirken, wenn er diese Fesseln trug. Doch irgendwie tat er es.
"Heilender Hauch."
Hilflos musste Reyon zusehen wie sich Pakas Wunden heilten. Knochen, die aus offenen Brüchen herausragten, sprangen mit einem widerlichen Geräusch in den Körper zurück und schlossen das Fleisch hinter sich. Er streckte alle Gliedmaßen und sortierte die verdrehten Knochen neu. Paka verzog nicht einmal das Gesicht vor Schmerzen.
"Das ist... unmöglich... Deine Psynergy... Wie...? WIE?!"
"Du wolltest doch wissen, wo Arilla hin ist.", erwiderte der Käpten mit veränderte Stimme und hob den anderen Arm.
Er bestand nur aus Knochen. "Ich bin niemals allein. Niemals."
"Verwandeln sich jetzt alle in Monster?"
Lashon runzelte die Stirn. Er kannte diese Stimme. Das Knäuel wandte sich dem Neuankömmling zu, der im Laufschritt aus einem der Tunnel kam.
"Skrasas."
"Ihr habt Euch ein wenig verändert, Reyon. Ihr auch, Paka."
Er musterte den Käpten der Windtänzerin eingehend. Dann wandte er sich ganz überraschend dem versteckten Lashon und Alyka zu. Als er ihre Verletzungung sah, nickte er wissend. Er wieß mit dem Daumen in den Tunnel, aus dem er gekommen war.
"Dieses 'Feuer' ist mir dicht auf den Fersen. Ihr solltet besser in die andere Richtung fliehen. Mit diesen Verletzungen schafft ihr keinen Kampf mehr. Nicht gegen ihn."
Jetzt wurden auch Paka und Reyon auf sie aufmerksam.
"IHR!!"
"Lashon... Hoheadeptin...", sagte Paka leise.
Ein friedliches Lächeln erfüllte seine Mimik.
"Danke fürs Durchhalten. Ich habe Euch unnötig warten lassen. Überlasst ihn mir."
"Paka! Eure Verletzungen...!"
"Mir geht es gut.", erwiderte Paka. "Macht euch keine Sorgen. Ich kann immer noch kämpfen. Ein Narr wie ich ist mehr als genug, um es mit einem Narren wie ihm aufzunehmen."
"NIMM DEN MUND NICHT ZU VOLL, PAAAKAAA!!!"
Die Muskelstränge peitschten auf ihn zu, doch dieser hob beide Hände und fegte die Angriff und das Knäuel mit einem kräftigen Windstoß weg und schleuderten ihn gegen die Höhlenwand. Gestein rieselte von der Decke und sie bekam Risse. Plötzlich tropften auch ein paar der Flammen hinein und setzten die Höhle in Brand.
"Diese Plage hat sich schon weiter ausgebreitet als befürchtet!", rief Skrasas und wich vor dem Feuer zurück.
"Trefft die anderen beim Schiff und reist ab. Wir erreichen euch später. Geht!"
Lashon und Alyka wechselten einen Blick. Die Flammen breiteten sich immer weiter aus. Wie wollten Skrasas und Paka dieser Hölle entkommen, wenn sie jetzt noch an einen Kampf dachten. Sie fassten einen Entschluss.
"Paka!", riefen beide gleichzeitig und warfen ihre Waffen.
Paka fing geschickt Lashons Schwert mit der rechten und Alykas Stab mit der linken Hand auf.
"Ihr denkt besser nicht daran uns wieder zu belügen! Wir warten auf Eure Rückkehr!", rief Lashon ihm zu.
"Wer denkt ihr bin ich?", erwiderte Paka grinsend. "Ich komme immer zu spät, aber letztendlich erreiche ich immer mein Ziel. Nun lauft!"
"Wartet.", knurrte Reyon und fixierte Lashon.
Erst jetzt merkte er, dass dieser Mann noch nie ein Wort an ihn gerichtet hatte. Niemals hätte er gedacht solche Probleme von jemanden aus Pakas Crew zu erwarten. Er kannte nicht einmal seinen Namen.
"Wer bist du?"
"Nur ein Stadtwächter, mehr nicht.", sagte er, packte Alyka und rannte in die Höhle hinter ihnen, weg von der Feuerbrunst die bereits die halbe Höhle einnahm und inzwischen den Weg zwischen ihnen versperrte.
"Wir hätten vielleicht auch laufen sollen...", bemerkte Skrasas, als es immer heißer wurde.
"Wenn wir Reyon nicht bald erledigen, werden wir immer auf der Flucht sein. Setzen wir dem ein Ende. Skrasas, ich weiß ich kann das nicht von Euch verlangen, aber ich brauche Euer Wissen und Eure Fähigkeiten um diesen Mann zu vernichten."
"Er ist kein Mann mehr.", murmelte Skrasas, aber er machte sich bereit. "Was könnt Ihr mir anbieten?"
"Uneingeschränkte Macht über den Wind... Und den Zorn zweier verfluchter Seelen."
Er hielt Lashons Schwert vor sich und Alykas Stab über seinen Kopf, das sich bereits mit zerstörerischer Windpsynergy füllte.
"Lasst uns anfangen."
Charlotte, schritt stolzen Ganges durch die Strassen Mengeskats, als ein plötzlicher Aufschrei ihre Aufmerksam weckte. Eine junge Frau kniete, weinend auf der Strasse neben einem Mann der leblos auf dem Rücken am Boden lag.
„So holt doch einer einen Heiler! Mein Bruder atmet nicht mehr! Er ist einfach so umgefallen. So hilft uns doch jemand!“ rief die junge Frau schluchzend.
„Verschwindet ihr, verdammten Gaffer!“ Charlotte, bahnte sich mit ihrem Auftreten und unausgesprochenen Drohungen einen Weg durch die Menge der Schaulustigen.
„Wer…?“ fragte die Frau mit Tränen in den Augen.
„Ich bin hier um zu helfen, mehr musst du nicht wissen!“ antwortete Charlotte und legte ihr Ohr auf den Brustkorb des bewusstlosen Mannes. „…Seine Atmung steht still, aber der Puls schlägt noch. Dieser Klang, der Nachhall….! Es handelt sich um eine chronische Lungenaufblähung auf beiden Seiten der Lunge.“
Charlotte stand auf und nahm ein Reagenzglas aus der Tasche ihres Mantels. Mit einem Finger brach sie es in der Mitte entzwei. Sie nahm den Röhrenförmigen Teil des Reagenzglases und hielt es mit den Zacken nach vorn gerichtet über die Brust des Mannes.
„Was soll das!? Wollen sie ihn umbringen!?“ schrie das Mädchen.
„Halt ihn fest! Tu einfach das was ich sage! Ich werde ihn retten!“ erwiderte Charlotte.
Die junge Frau musterte sie einen Moment lang ernst. „Okay“ sagte sie nach einem kurzen Moment und nickte. Sie hielt ihren Bruder an den Schultern auf dem Boden fixiert.
Charlotte atmete kurz auf, dann stiess sie ihm das leere zerbrochene Reagenzglas seitlich angewinkelt von oben in den Brustkorb. Der junge Mann stöhnte gequält und krallte sich ohne die Augen zu öffnen an Charlottes gewaltigem Arm fest.
Sie nahm ein weiteres Reagenzglas, zerbrach es ebenfalls und stach das gläserne Rohr in die andere Seite des Brustkorbs des Mannes. Seine Schwester beobachtete das ganze mit skeptischem, ernsten Blick sagte jedoch nichts und hielt ihren Bruder weiter fest, wie angewiesen.
Charlotte beugte sich über den Mann und presste ihre Lippen auf seine.
Als sie von ihm ab ließ spuckte sie auf den Boden und wischte sich mit dem Ärmel über die Lippen. Danach trank sie einen Schluck aus der Feldflasche die sie immer an ihrem Gürtel mit sich trug.
Der Mann schlug benommen die Augen auf. Die junge Frau umarmte ihn und liess ihn nicht wieder los.
„Ich denke das sollte fürs erste genügen, lassen sie ihm erstmal was Zeit um sich zu erholen.“
Die Schaulustigen um sie herum brachen in Jubel aus. Charlotte hob ihre Axt empor.
„Ruhig! Verschwindet!“ Die Menge löste sich ebenso schnell auf wie sie gekommen war auch wenn ein paar der Schaulustigen bleiben.
„Danke. Danke ich weiß nicht wer Ihr seid oder was ihr gemacht habt, aber danke dass mein Bruder noch am Leben ist“
Für einen kurzen Moment grinste Charlotte.
„Kleines Mädchen, dein Bruder mag zwar noch am Leben sein. Aber das was ich getan habe war eine absolute Notfallbehandlung. Dein Bruder leitet unter einer Lungenaufblähung auf beiden Seiten.“
„Eine…Lungenaufblähung?“ fragte das Mädchen verwirrt.
„Wenn ein Loch in einen Lungenflügel gestochen ist, dann tritt Luft aus der Lunge aus und diese schrumpft zusammen. Der Brustkorb, füllt sich mit der von der Lunge ausgetretenen Luft und drückt durch den größer werdenden Luftdruck innerhalb des Brustkorbs die Lunge weiter zusammen, weshalb die Lunge auch nach dem einatmen nicht auf normale Ausgangsgröße anschwillt.“
„…Äh…?“
Charlotte fuhr fort ohne sich beirren zu lassen.
„Also habe ich mit Hilfe dieser zerbrochenen Reagenzgläser Ventile in seiner Thorax erschaffen um den Luftdruck entweichen zu lassen und dann mit etwas Mund-zu-Mund-Beatmung nach geholfen. Er ist noch lange nicht über den Berg besorgt ihm einen anständigen Arzt.“
„Ich verstehe immer noch nicht aber wir stehen tief in eurer Schuld.“
Charlotte wandte sich ab ohne dem Mädchen und ihrem Bruder nach zu sehen, dennoch winkte sie halbherzig mit einer Hand zum Abschied. Dann verschwand sie in einer Seitengasse.
„Beeindruckende Vorstellung Frau Ärtztin.“
Eine rothaarige Frau stand mit keckem Lächeln grinsend an einer Häuserwand gelehnt und klatsche vergnügt als Charlotte an ihr vorbei ging.
„…Tarii. Hat dich Costello geschickt?“
Tarii winkte Charlottes Frage mit einem Finger ab.
„Nana. Keine Informationen gratis. Das solltest du wissen Frau Doktor.“
„Sehr witzig Tarii. Falls du Bericht erstatten sollst. Dieser Kerl hat dem Geschäft zu gesagt.“
„Hehe. Man könnte sagen ich bin aus eigenem Interesse hier und dann sah ich dich und musste einfach hallo sagen.“
„Um mir Informationen zu verkaufen? Nein danke. Ich weiss alles was ich wissen muss.“
„Heißt es für dich nicht eigentlich „Meister“ Costello? Nicht dass dir Umgangsformen je etwas bedeutet haben.“
Charlotte richtete ihre Axt auf Tarii die weiter grinste ohne sich zu bewegen.
„Ich vertraue dir nicht, Tarii. Weißt du… Ich frage mich schon lange: Benutz Costello dich oder benutz du ihn?“
Tarii rollte mit gespielter Unschuld ihre smaragdgrünen Augen.
„Dummerchen. Er und ich sind Geschäftspartner, wir benutzen uns gegenseitig. Und bitte richte nicht dieses Ding auf mich du weißt was „Meister“ Costello von Gewalt gegenüber Frauen hält.“
„Da ich selber eine bin, bin ich mir verdammt sicher er würde es mir verzeihen“ Trotz ihrer Worte senkte sie ihre Axt.
„Nun, Frau Dr. Vincent. Es wird dich vielleicht interessieren dass ich zwei Mirnuzianerinnen in dieser Welt ausfindig gemacht habe.“
„Du meinst uns? Wow, ich hätte es niemals alleine fertig gebracht bis zwei zu zählen. Was würde ich nur ohne dich machen, Tarii.“
Tarii stemmte eine Hand in die Hüfte, lächelte dennoch fröhlich wie jeher.
„Ich bemerke deinen Sarkasmus jetzt einfach mal nicht. Es handelt sich um eine Mars-Adeptin und eine junge Aeorill. Du bist den beiden bereits begegnet.“
„Ich habe hier schon einen Unterwelt-Unterschlupf auseinander genommen, kann mich nicht an jede Made erinnern die ich zerquetsche.“erläuterte Charlotte achselzuckend.
„Wie lustig, diese beiden hast du nämlich genau nicht zerquetscht. Also solltest du dich erinnern.“
„….Tut mir Leid ich erinnere mich an niemanden. Was ist mit den Beiden?“
„Bis jetzt noch nichts. Aber macht es dich nicht stutzig das es andere Bewohner Mirnuzar es hierhergeschaft haben? Wer weiß was sie vorhaben.“
„Wenn, dann du Tarii. Die Frage ist nur ob du es für wichtig genug hälst es uns zu erzählen. So wie bei diesem Reyter den du uns verschwiegen hast.“ Bemerkte Charlotte bissig.
„Oh jetzt sei nicht so nachtragend ich wird dir in dieser Welt hier etwas aushelfen. So lange es kein Kampf ist versteht sich. Du weißt meine einzige Waffen sind Informationen, und die sind zwar mächtig aber ziemlich dürftig im Nahkampf.“
„Oh. So eine Pergamentrolle kann ein ziemliches Schädeltrauma verursachen wenn man sie richtig schwingt.“
„Wenn man so schwingen kann wie du.“ ergänzte Tarii fröhlich.
"Als erstes sollten wir wohl diese groteske Hülle loswerden, in der er sich versteckt.", meinte Skrasas und dunkle Asche wirbelte aus seinen Ärmeln, die sich zu zwei schwarzen Katanas formte.
"IHR BEIDE-"
"Tornado!" Paka schwang den Stab und ein Wirbelsturm erfasste das Knäuel mit solcher Wucht das drei der Beine den Boden verließen und es fasst auf den Rücken rollte.
Skrasas sprang mitten in den Angriff auf den Knoten und rammte seine Klingen in das Gewebe. Er erfasste den Wirbelsturm und ergriff die Psynergie darin mit seinem Geist. Elektrizität knisterte um seine Hände, als er sie selbst nutzte. "Funkenregen!" Die Psynergie floss geradewegs durch seine Waffen ins Innere. Die vereinzelten Muskelstränge zuckten unkontrolliert durch die Luft, als die Blitze die Nerven angriffen. Er unterbrach den Psynergiefluss und sprang von dem Monstrum ab, als drei Muskelstränge sich aus dem Knäuel lösten und unpräzise auf seine Position zu schossen. Die Katana lösten sich wieder in Asche auf und verschwanden in seinen Ärmeln.
Seine Füße setzten an der Höhlendecke auf. Er ging in die Hocke und legte seine Handflächen auf das Gestein. Um diese herum löste sich das Gestein auf.
"STERBT, MEISTER!", heulte Reyon und hob zwei der Beine um ihn an der Decke zu zermalmen.
Paka war blitzschnell unter Reyon und schlug mit seinem Schwert einen tiefen Schnitt in das Knäuel, dann rammte er den Stab hinein. "Schallkeule!"
Die Kraft des Angriffs stieß Reyons Körper in die Höhe.
"Steinspitzen!", beschwor Reyon seine Psynergie und sechs steinerne Speere schossen aus der Höhlendecke. Sie durchbohrten zuerst zielsicher Reyons Beine und dann den Höhlenboden.
~Paka, die Flammen werden euch in Sekunden verzerren. Bringt uns nach oben! Ich übernehme die Decke.~
Paka schoss unter Reyon hervor, sprang mit aller Kraft ab, landete kurz auf dem Knäuel und sprang von diesem dann zu Skrasas hinauf, der noch immer an der Höhlendecke klebte.
Skrasas ließ sich fallen, als Paka einen mörderischen Aufwind entfesselte, und streckte Beide Handflächen der Decke entgegen. Das Gestein wurde in reine Erdpsynergie verwandelte sowie er es berührte.
"Epizentrum!", brüllte er, und ließ die Höhlen erzittern, während sie weiter in die Höhe schossen.
"IHR ENTKOMMT NIIIIIIIIIIIIIIICHT!", kreischte Reyon und seine Beine begannen sich mit hoher Geschwindigkeit zu strecken, während zwei bereits von dem blauen Feuer in Brand gesteckt wurden.
Das Knäuel folgte ihnen in die Höhe und es holte auf!
"Odysee!" zwei Geisterklingen bohrten sich zischend in das Knäuel im verzweifelten Versuch es aufzuhalten. "HALTET EUCH BEREIT!", befahl Skrasas und löste sich selbst aus dem Aufwind, während sich eine riesige Geisterklinge zwischen seinen Händen materialisierte. Kopfüber stürzte er dem rasenden Knäuel entgegen bereit zuzustoßen.
"Kenn ich schon...", verkündete Reyon und vor ihm wanden sich Muskelstränge, um den Angriff zu stoppen.
"Ach ja?", fragte Skrasas. Das Schwert verschwand und er breitete die Arme aus. Er stoppte mitten in der Luft und auch das Knäuel bremste, als sich die Luft wölbte und sich eine durchsichtige Kugel um das Knäuel bildete.
"Was macht ihr da, Meister...?", fragte die Stimme aus dem Knäuel, "Was tut i- AAAAAAAAAAAAHHHHHH!"
Blaue Flammen strömten, von dem Sog der Kugel erfasst, die gestreckten Beine hinauf und hüllten das Knäuel in dessen Inneren ein.
Skrasas sog scharf die Luft ein. Die Kugel war dieses mal größer. Der Sog stärker. Er konnte es nicht halten.
"PAKA!", schrie er dem Merkur-Adepten zu, "Stoßt ihn nach unten!"
Paka sprang von der Höhlenwand an der er sich festgekrallt hatte ab und schwang beide Waffen nach unten. "Schallkeule!"
Skrasas ließ die Kugel im selben Augenblick explodieren in dem der Knall von Pakas Psynergie losging. Reyons Muskelknäuel schoss wie einem Meteoriten gleich von blauen Flammen umhüllt in die Tiefe. Tunnelgestein, welchem die Explosion und die Schallkeule, nach dem sie noch immer von Skrasas Epizentrum geschwächt waren den Rest gegeben hatten stürzten dem Monstrum nach.
"Zyklon!", rief Paka und eine Windhose erfasste die Beiden und trug sie in die Höhe.
"Ragnarok!" Skrasas schoss eine Geisterklinge nach oben, die die letzte Decke über ihnen sprengte.
Sie beide landeten außer Atem.
"Das war rücksichtslos.", meinte Paka vorwurfsvoll, "Wolltet ihr den ganzen Berg einreißen?"
Er ging in die Knie und blickte zu dem Käpten. "Es braucht mehr um eure Leute umzubringen, als diesen Hölleneinsturz."
"Und Reyon?"
"Das sollte ihn schwächen.", keuchte er zu Paka und richtete sich wieder auf. "Und uns etwas Zeit verschaffen, damit ich euch sagen kann wie wir ihn tö-"
"HINTER EUCH!", schrie Paka.
Eine verkrüppelte und fleckige Hand schoss durch seinen Brücken und aus seiner Brust wieder heraus. Er blickte über die Schulte entlang des gestreckten Armes.
Reyon stand dort. Von seinem Gewand war nichts mehr übrig und auch von seiner Haut hing kaum mehr ein Fetzen an seinem Leib. Sein ganzer Körper wucherte von gewaltsam abgerissenen Muskelsträngen, während er dastand und sie aus seinem verbleibenden Augen anblickte. Einen Ausdruck absoluter Verachtung auf dem Gesicht. "Meister... Skrasas... Paka...", keuchte er, "Lassen wir es noch nicht enden."
Ein oranges Licht erstrahlte aus Reyons verlängerten Oberarm. Und Skrasas Augen weiteten sich.
Er schrie gequält auf als ein unvorstellbarer Schmerz durch seinen Körper schoss und ihm jedes bisschen Psynergie gewaltsam entzogen wurde.
Dann stoppte der Schmerz, als Lashons Schwert den Arm abtrennte, und er fiel erfüllt von einer ihm nur allzu bekannten Leere zu Boden.

Sein Weg führte ihn weiter durch das Erdgeschoss des Palastes. Jeder Angriff auf ihn welcher Natur er auch war wurde wirkungslos so wie er auf seine Aura prallte, während er die Leben der Angreifer mühelos auslöschte. Nebengänge stürzten durch seine Macht ein, wenn er sie nicht benötigte. Wände wurden von dem hellen Licht zersetzt, dass ihn umgab, wenn er ihnen zu Nahe kam und öffneten ihm so einen Weg. Das noch vor Minuten prächtige Machtzentrum des Ostreiches war nur noch wenig mehr als eine Ruine, deren geschickten Baumeister und Architekten zu verdanken war, dass die intakten Räume durch die übrigen Strukturschäden noch nicht eingestürzt waren.
Schließlich erreichte er sein Ziel und riss die zweiflügelige Tür, die ihn noch davon trennte mit einer Kraftwelle aus den Angeln. Ein großer Raum lag auf der anderen Seite. Eine prunkvolle Einrichtung in rot und schwarz. Goldene Schmuckstücke und teure Gemälde an den Wänden. Sein Blick jedoch galt einer Person in mitten des Raumes.
Eine Frau im langen roten Kleid mit endlos langem schwarzen Haar, das in fast bis zum Boden fiel. Langsam wandte sie sich zu ihm um. Sie war von beachtlicher Schönheit, doch ihr Blick war so müde wie der seines Spiegelbildes oben in der Festung. Nein, es war etwas anderes. Eine Sehnsucht spiegelte sich in ihren Augen. Eine Sehnsucht nach dem Tod.
"Willkommen, eure Hoheit.", sprach sie hohl, "Was kann ich für euch tun."
Er schwieg für einen Moment. Blickte sie kritisch an und hob erst nach einigen Augenblicken der Ruhe die Stimme. "Ich suche ein Mädchen."
"Ich wusste sie hatte etwas königliches an sich.", sinnierte die Frau, "Doch ich hätte ihn nicht für so einen Narren gehalten..."
"Wo ist sie?", fragte er knapp. Seine Aura erweiterte sich bedrohlich.
"Das wüsstet ihr so gerne." , sprach die Frau, "So... so gerne." Wie in Trance schritt sie einen Schritt auf ihn zu. "Aber ihr müsst etwas für mich tun, wenn ich es euch sagen soll." Ihre Stimme hatte einen finsteren Klang angenommen.
"Muss ich das, Kaiserin?", fragte er und die Wände hinter ihm splitterten mit einem Knacken, "Ihr-"
"Spart euch eure Drohungen..." Die Frau hob abwertend die Hand. "Ich bin es Leid... wisst ihr? Dieser goldene Käfig in dem er mich gefangen hält. Ich habe genug davon. An seiner Seite stehen und zusehen wie sein Wahnsinn immer stärker wird."
"Ihr habt mein Mitleid.", meinte er gefühllos, "Und nun gebt mir meine Antwort oder ich reiße sie euch aus eurem hübschen Kopf."
"Er liegt in seinem Blut, wisst ihr? Der Wahnsinn. Er und seine Kinder" – ein gequältes Lächeln – "Meine Kinder. Sie sind Monster... Monster habe ich in diese Welt gebracht und nun" – Ihr lächeln wurde breiter – "Will ich das ihr es beendet... Mein Leben und das seine..."
Er lachte humorlos. "Glaubt ihr wirklich ihr müsstet mich darum bitten, Kaiserin?"
"Sie sind unter dem Palast...", sagte sie die letzte Frage ignorierend, "Er und meine Kinder, das Mädchen, das ihr sucht, und die anderen."
"Andere?"
"Es sind insgesamt drei... Wer weiß was er mit ihnen vorhat, aber Narsi scheint einen Heidenspaß mit ihnen zu haben, sie hatte immer diese Freude daran." Die Kaiserin lächelte auf kranke Art amüsiert "Wer weiß wie viel noch von dem Mädchen übrig ist, wegen dem ihr gekommen seid."
Sie kicherte. Er hob die Hand. Es gab ein kurzes Blitzen dann war es vorbei. Das schwarze Haar und das Kleid breiteten sich um sie herum aus, während die bereits tote Frau fiel und ließen ihren toten Körper auf merkwürdige weise mit der Raumausstattung harmonieren.
Er warf ihr noch einen mitleidigen Blick zu. Dann sandte er eine Lichtwelle, aus, die die Wände des Raumes fortriss und auch den Rest des überirdischen Palastes zum Einsturz brachte. Er selbst ließ seine Lichtaura den Boden zu seinen Füßen angreifen und sank in die Tiefe.


Skrasas lag am Boden. Sein Gesicht zu einer bleichen Maske erstarrt. Dunkle Risse zogen sich über seine Haut, und ließen ihn wie eine bröcklige Marmorfigur erscheinen. Reyons abgetrennter Arm steckte noch immer in seiner Brust. Nichts an ihm vermittelte auch nur entfernt den Eindruck als steckte noch Leben in ihm.
Dennoch war Paka sich nicht sicher, dass er tot war und stellte sich zwischen ihn und Reyon. Der hasserfüllte Ausdruck auf dessen Gesicht war einem euphorischen gewichen. Die abgerissenen roten Muskelstränge zuckten wurden länger und dicker. Für einen Moment streckten sie sich Paka entgegen, doch dann zogen sie sich zurück und begannen sich um Reyons Körper zu winden während seine Arme und Beine sich in ihre einzelnen Muskelstränge auffächerten, die eine ähnliche Transformation durchmachten sich um einander Wanden und knoteten. Die Beine wurden länger und kräftiger die Arme noch länger, sodass sie bis zur Erde reichten mit blockartigen Knoten an den Enden. Der Rest des Körpers wurde von den Muskelsträngen umwickelt und nachgeformt, als trüge Reyon einen Panzer aus seinem eigenen Fleisch. Die farbigen Kugeln die vor seiner ersten Verwandlung in seinen Körper eingedrungen waren traten nun wieder an die Oberfläche. Zeigten sich an den Schultern und auf der Brust. Muskelstränge legten sich wie eine Kapuze aus Fleisch über seinen Kopf. Dann schlossen sich weitere Spiralförmig vor seinem Gesicht und eine rotglühende Kugel positionierte sich in der Mitte der Spirale wie ein rotglühendes Auge.
"Paka... Versucht nicht zu schnell zu sterben...", erklang es gedämpft durch die Fleischhülle.
Paka pfiff und Luftwirbel zerrissen die Wolkendecke über ihnen. Reyon ging ein wenig in die Knie die Muskeln spannten sich. Er stieß einen weiteren Pfiff aus und die Luftwirbel verbanden sich über Reyon zu einer gigantischen Windhose, die sich auf den alten Mann hinab senkte, bis dieser nicht mehr zu sehen war.
"IST DAS ALLES!", kreischte Reyon und schoss wie eine Kanonenkugel aus der Windhose auf ihn zu.
Paka konnte sich gerade noch rechtzeitig zur Seite werfen, um dem kriegshammerähnlichen Armen Reyons zu entgehen, die jeder einen kleinen Krater im Gestein hinterließen. Er schlug mit dem Schwert nach Reyons Hals, doch der stieß blitzschnell die Arme zu den Seiten und drehte sich wie ein Wirbelwind, um die eigene Achse, so dass er zurückweichen musste.
Mit einem gigantischen Satz schwang Reyon sich hoch in die Luft, einen Arm bereits zum Schlag erhoben. Paka pfiff und eine Windböe erfasste Reyon.
"Dimensionsschritt!", heulte Reyon und sein Körper verschwand in einem grünlich leuchtenden Dunst.
Die Luft hinter Paka flimmerte. Der Käpten machte sofort einen Schritt zur Seite, als er das Phänomen erkannte, und tatsächlich brach die Luft einen Moment später auseinander und offenbarte Reyon, der seinen Schlag vollendete. Doch bremste der Älteste der Neuen Art seinen Arm einen Zentimeter vor dem Boden und schwang seinen anderen Arm mit einer Drehung seitlich nach Paka. Der Wasser-Adept blockte reflexartig mit seinen Beiden Waffen, aber dennoch brach ihm die Wucht des Angriffs beinahe die Arme. Reyon veränderte den Winkel seines Schlages im Augenblick des Treffers und riss den Arm in die Höhe, was Paka den Boden unter den Füßen nahm und ihn fast zehn Meter in die Luft schleuderte.
"STIiIiiiIIIIRB!", schrie Reyon und stieß den anderen Arm in Pakas Richtung. Dieser zerteilte sich augenblicklich in die einzelnen Muskelstränge, die wie Pfeile auf Paka zuschossen, während sich das Ende eines jeden von ihnen in eine Speerspitze verwandelte.
"Schallkeule!" Die Psynergie sprengte die Muskelstränge auseinander und ließ sie ziellos an Paka vorbeifliegen. Er pfiff und ritt die daraufhin entstehende Windböe direkt auf Reyon zu.
"In die Falle getappt.", rief Reyon freudig und rote Blitze schossen entlang der Muskelstränge, in die sich sein Arm aufgeteilt hatte und bildeten ein dichtes Netz zwischen ihnen.
Paka brüllte vor Schmerz als die verdorbene Energie durch seinen gesamten Körper fuhr und ihn verbrannte. Paralysiert stürzte er aus der Luft und schlug auf dem Boden auf seine Waffen hatte er verloren. Es rauschte in seinen Ohren und sein Blick war getrübt. Dennoch erkannte er wie sich Reyons Arm wieder zusammensetzte.
Wird dieses Monster etwa immer stärker?, schoss es ihm durch den Kopf. Er hatte ihn aufgespießt, durch die halbe Welt transportiert, zerschmettert und mit Skrasas Hilfe verbrannt, aber Reyon schien stärker denn je zuvor.
~Nein.~, flüsterte eine Stimme in seinem Kopf, "Er blufft nur..."
~Skrasas?~, fragte er, doch reagierte die Stimme nicht darauf, als sie fortfuhr.
~Er täuscht nur vor, dass seine Macht zugenommen hat. In Wahrheit mobilisiert er gerade seine letzten Reserven. Sein Körper mag an sich unsterblich sein, aber er benötigt Energie, die ihn am Leben hält... Fügt ihm mehr Schaden zu... zwingt ihn mehr Energie einzusetzen... Er liegt bereits im Sterben...~ Skrasas Stimme verklang und Pakas Sinne kehrten in die Realität zurück.
Reyon stand über ihm und hob Beide Arme über den Kopf, während sich die Blöcke an ihren Enden in Streitäxte verwandelten.
"STERBT!" Reyon schwang die Äxte auf ihn nieder.
"MEINE REDE!" Paka fuhr in die Hocke hoch und stieß Beide Arme nach Reyons Oberkörper und entfesselte einen Windstoß der diesen zurückwarf.
Doch Reyon fing sich bevor er stürzte und trat nach ihm. Der Fuß des Monsters traf seinen Bauch und presste ihm alle Luft aus dem Leib, während er ihn einige Meter zurück warf. Er sprang auf die Beine, doch konnte er gerade noch sehen wie sich an Reyons letzter Position ein grüner Dunst verzog. Die Luft hinter ihm brach auseinander und Reyons jetzt wieder stumpfer Arm fuhr durch die Luft, bevor er reagieren konnte. Er verfehlte seinen Kopf um Millimeter. Er streckte die Arme nach dem Schwert und dem Stab aus, während er zu Reyon herumfuhr, und die Waffen flogen zurück in seine Hände. Gerade noch rechtzeitig um Reyons zweiten Schlag zu Blocken, der ihn zwei Meter zurückstieß.
Reyon setzte ihm nach seine Arme in unzählige einzelne Stränge aufspaltend. Wie Peitschenschläge hagelten sie auf ihn nieder, doch er blockte sie mit blitzschnellen Bewegungen von Schwert und Stab, während er sich durch den Angriff auf Reyon zu schob.
"Nein... NEEEIIIIN!", brüllte Reyon, "Ihr habt KEINE CHANCE!"
Seine Antwort waren ein Pfiff und ein Wirbelsturm, der von hinten auf Reyon zuraste.
"Dimensionsschritt!" Reyon verschwand in grünem Dunst.
"Vorhersehbar!" Er fuhr herum und schwang seine Klinge, während Reyon aus der flimmernden Luft hervorbrach und seinen wieder zu einem Hammer geformten Arm knapp an ihm vorbei schwang.
Seine Klinge fuhr mühsam über Reyons Oberkörper und hinterließ einen dünnen aber tiefen Schnitt im Gewebe. Er holte bereits mit dem Stab aus um nachzusetzen.
Dann schrie er, als eine unsichtbare Kraft sein Bein erfasste und verdrehte. Es brach und der Knochen bahnte sich durch Fleisch und Haut einen Weg an die Oberfläche. Reyon schwang seine Hammerhände von oben auf ihn hinab, während er stürzte er riss die Beiden Waffen defensiv nach oben. Die Wucht des Schlages trieb ihn regelrecht in den Felsboden, während Knochen in seinen Armen barsten.
Reyon versetzte ihn einen knochenzertrümmernden Tritt in die Seite. Der Stab flog ihm aus der Hand, während er mehrere Meter über den Boden rollte, doch das Schwert behielt er.
Er sah zu seinem Gegner der auf ihn zu stürmte, aber nicht genau.
Sein Gespür lässt nach!, begriff er endlich nach dem Reyon bereits zuvor an Präzision verloren hatte, Die logische Lösung für ihn wäre...
Pakas freie Hand schloss sich um einen Stein am Boden und er holte aus, als sich die Muskelstränge vor Reyons Gesicht zurück zogen und die rote Kugel Platz in Reyons leerer Augenhöhle fand. Dann warf er ihn und ein Windstoß beschleunigte das Geschoss noch.
"GAAAAAAAAAAH!", kreischte Reyon gequält, als sich der Steinsplitter in sein verbliebenes Auge bohrte und schlug die Hände vors Gesicht, die jedoch unnütz waren, um das Projektil zu entfernen.
"Heilender Hauch!", sprach Paka und knackend verheilten Arme und Bein.
Er kam auf die Beine und sprintete auf den irritierten Reyon zu Beide Hände fest um den Griff des Schwertes geschlossen, während sich ein rasierklingenscharfer Wind an der Schneide manifestierte.
"REEEEYYYOOOOON!" Er wirbelte um seine eigene Achse ohne langsamer zu werden und schwang die Klinge mit aller Kraft die in seinen Armen steckte. "SCHNEIDEWIND!"
Die Klinge fuhr, von einer um ein vielfaches schärferen Windklinge umgeben, wie Butter durch Reyons Fleisch und trennte den Oberkörper knapp unter den Rippen ab. Kaum verließ die Klinge Reyons Körper wieder ließ er sie mit einer Hand los und fing Alykas Stab mit dieser, den er zuvor mit einer Windböe in die Luft über sich geschleudert hatte.
"SCHALLKEULE!" Er schlug mit dem Kopf des Stabes präzise auf Reyons Schädel und ein ohrenbetäubender Knall erklang, mit dem Treffer.
Ober- und Unterkörper Reyons lagen nebeneinander in dem Krater, den sein letzter Angriff verursacht hatte, und rührten sich nicht. Paka blickte schwer atmend auf sie hinab, doch es gab keine Reaktion. Er senkte die Waffen erleichtert, als sein Blick auf eine regungslos Gestalt in schwarz fiel.
"Skrasas!", rief er, während er zu seinem Verbündeten hinüber rannte.
Dann sprang Skrasas mit einem blitzschnellen Satz auf die Beine und schnellte auf ihn zu. Ein Aschestrahl schoss aus dem Ärmel des Gelehrten und wurde zu einer schwarzen Klinge.
"Was...?", kam es noch über seine Lippen, als Skrasas zu stach.
Jemand würgte hinter ihm.
Sein Blick ruhte für einen Augenblick auf Skrasas noch immer rissigen Gesicht, das von einer teilnahmslosen Miene geziert wurde und wanderte dann entlang des schwarzen Katanas dessen Klinge unter seinem Arm entlang führte. Er drehte sich um und erblickte in ein zerstörtes Auge und eine leere Augenhöhle.
"Ihr... seid...", hauchte Reyons Kopf und Oberkörper, die auf Skrasas Klinge gespießt nur einen Zentimeter von Paka entfernt schwebte, "Ihr seid... ihm... so verdammt ähnlich... mit euren... wahnsinnigen Vorhaben... und eurer Widerspenstigkeit... das unvermeidliche... zu akzeptieren..."
Ein Kicher drang aus Reyons Mund, während einige Zähne aus dem jetzt verfaulten Zahnfleisch fielen.
"Eure... Sünden... eure... Vorhaben... so verdammt ähnlich... zu... dem was... dieses Monster... hinter euch... tat... Paka... und... natürlich... euer Ende..." Reyon hustete und dunkles Blut spritzte aus seinem Rachen in Pakas und Skrasas Gesicht. "Ich kriege euch beide... noch..." Reyons Kopf sank ihm auf die Brust.
Paka stand regungslos dar. Dann zerfloss das Fleisch auf der Klinge und sackte als eine rot schwarze Pfütze zu Boden.
Skrasas Schwert wurde wieder zu Asche und verschwand in seinem Gewand.
"Alles Leben ist von ihm gewichen.", kam es schwach von Skrasas, "Es ist vorbei."
Und damit stürzte er wieder zu Boden. Paka drehte sich zu ihm.
"Danke...", meinte er benommen, dann sprach er mit festerer Stimme, "Erholt ihr euch?"
"Bei drei brennenden Leuchtfeuern... sehr bald..."

Cryszara schwebte auf ihren Schwingen durch die Lüfte, während sie nach einer Luftströmung suchte, die es ihr ermöglichen würde weiter aufzusteigen.
Sie verzog das Reptiliengesicht, als ihre Hand aufriss und eine kleine schwarze Kugel heraustrat. Rasch wuchs das Teufelsauge zu seiner ganzen Größe und Licht floss aus der Pupille.
"So viel, also zu meinem Körper.", verkündete die Projektion Reyons, "Nun gut. Das war ohnehin früher oder später geplant."
"Mei- Reyon!", rief Cryszara erstaunt.
"Meister ist schon gut, Cryssi.", meinte Reyon in seinem Tonfall der weder gutes noch schlechtes zu verheißen schien, "Jetzt wo ich endlich von Skrasas befreit bin."
"Habt ihr ihn getötet? Und Paka?"
Reyon seufzte. "Ich habe die persönlichkeitsverändernde Wirkung dieses Mittels unterschätzt. Ich habe meine Chance Paka zu töten verschwendet und Skrasas... Wenn ich ihn vor der Entzündung der Leuchttürme gekriegt hätte, wäre er tot..." Er schüttelte den Kopf. "Ein Versagen auf ganzer Linie meinerseits."
"Seid nicht so hart zu euch.", versuchte sie ihn zu beruhigen.
"Nein, nein, ich habe versagt, meine Liebe. Andererseits hast du erfolgreich das Material das die Teufelsaugen aus dieser 'Neuen Art' extrahiert haben in Sicherheit gebracht."
Cryszara lächelte als sie sich erinnerte wie die Menschen gestorben waren und die Teufelsaugen aus ihren Körpern unsichtbar für das menschliche Auge in ihren übergegangen waren.
"Damit haben wir genug Material für die nächste Generation der tatsächlichen 'Neuen Art', denke ich.", meinte Reyon, "Es ist nicht unbedingt hochwertig, aber der Grundstein für die zukünftige Rasse dieser Welt wird gelegt werden..."
Reyons Projektion wedelte mit der Hand und ein Weinglas erschien in seiner Hand. "Auf die Homunkuli!"
Cryszara verdrehte die Augen. "Ihr feiert doch nur, weil er den Weg nach Neu-Mirnurzar bequem hinter euch bringt."
Reyon lächelte. "Es mag nicht viele positive Aspekte gehabt haben, aber zumindest muss ich das Schiff nicht nach oben bringen..." Er lachte untypisch herzlich.
"Da kommen sie! Schnell, die Planke!", rief Sairi und winkte die Crew heran.
Sie schafften eine breite Holzplatte heran und schafften eine Verbindung zu der felsigen Küste. Die vor dem Feuer fliehenden Mitglieder der Windtänzerin hasteten schnaubend und keuchend auf das Schiff und versuchten wieder zu Atem zu kommen. Saitu folgte mit Trems als letzter.
"Ihr habt euch reichlich Zeit gelassen.", begrüßte Sairi ihn trocken, wenn auch mit zittriger Stimme. "Wir sind wohl doch nicht ganz am Ende, oder?"
"So einfach geben wir nicht auf." Er sah sich um. "Was ist geschehen? Habt ihr die Angreifer zurückgeschlagen? Wo ist Paka?"
Tränen schoben sich in Sairis Augenwinkel.
"Diese Kreatur... Reyon hat ihn besiegt und mitgenommen."
"WAS?!", stieß Saitu ungläubig aus und ließ Umstehende zusammenzucken. "Das ist unmöglich! Paka würde niemals unterliegen! Das weißt du genauso wie ich! Ich meine... Es...!"
Saitu rang mit Wörtern, doch Sairis Augen ließen sein Inneres zu Eis erstarren. Er musste an Arillas Zusammenbruch denken und an ihren verschweifelten Schrei nach Paka...
"Ich weiß was ich gesehen habe, Saitu. Und ich glaube ebenso wenig wie du, dass Paka am Ende ist. Andererseits ist er fort..."
Saitu schüttelte wirsch den Kopf. Das konnte nicht sein! Es durfte nicht sein! Er hatte selbst am Ende gegen den Prior der Nebelkathedrale triumphiert!
"Was ist mit den anderen, die mit ihm zum Scharfrichtergipfel gegangen sind?"
Sairi schüttelte kraftlos den Kopf.
"Keiner kam zurück, außer... Wollt ihr es nicht besser erklären?"
"Hey, wir wissen von nichts!"
Saitu drehte sich zu der fremden Stimme um und sah drei Leute die er nicht kannte. Eine Frau in schwerer Rüstung, ein großer bulliger Mann in Seemannskleidung und ein kleinerer hagerer Mann in vergleichweise edlen Reisekleidern. Alle drei wirkten erschöpft und ausgesprochen mitgenommen.
"Sairi... Wer sind diese Menschen und was wollen sie?"
"Was Anständiges zu trinken!", röhrte der Dicke und schüttelte sich innerlich vor Lachen.
"Einfach nur etwas zu Essen.", murmelte die Frau mit der dunkelroten Mähne und starrte gedankenverloren auf den Himmel hinaus.
"Jemanden mit klaren Verstand, mit dem man reden kann.", schloss der letzte und zwang sich zum Aufstehen. "Hört zu, eure Freundin hat gesagt wir können bleiben bis ihr uns an der erstbesten zivilisierten Ecke Mirnuzars abliefern könnt. Damit würdet ihr uns einen großen Gefallen tun."
Er bot Saitu seine Hand zum Gruße an.
"Ich bin Facas Diero, genannt 'Das Gesicht'. Ich... Wir haben Eurer Freundin Rangi unser Leben zu verdanken, sonst wären wir auf diesen Felsen verrottet."
"Rangi! Wo ist sie?!", fragte Saitu hastig.
Facas kratzte sich verlegen am Hinterkopf, dann zeigte er auf das Wasser hinaus.
"Ich verstehe nicht ganz..."
"Wir haben den Kampf mit diesem Monster von den Klippen über uns beobachtet. Die Kreatur warf etwas in Wasser und kaum hat sie uns hergebracht sprang sie hinterher..."
Wie auf Sprichwort brach Rangis Kopf durch die Wasseroberfläche und riss mit der rechten Hand Pakas Dreizack in die Höhe.
"Rangi!", rief Saitu ihr winkend zu, erleichtert ihr vertrautes Gesicht wiederzusehen.
"Saitu. Ihr kommt gerade recht. Ich habe da etwas und bräuchte dringend Eure Meinung."

Lashon stieß einen Fluch aus und kam schlitternd zum stehen, als die Tunneldecke im Gang vor ihnen zusammenrutschte und einen weiteren blauen Flammenteppich vergoss.
"Uns gehen die Fluchtwege aus! Das Feuer verfolgt uns!", rief Alyka über das Brausen der Flammen.
Lashon verschwendete keine Zeit mit einer zynischen Antwort, packte Alyka am Handgelenk und machte kehrt zur letzten Weggabelung. Es war als rannten sie durch die Hölle. So ungern Lashon es zugab: sie hatten die Orientierung völlig verloren und waren nur noch damit beschäftigt den Flammen auszuweichen. Sie konnten nur den Tunneln folgen und hoffen, dass sie sie irgendwann ins Freie führten. Doch so sollte es nicht kommen.
"Oh, nein! Nein!", keuchte Alyka entsetzt, als der Gang vor ihnen auch lichterloh brannte. "Was jetzt?"
Lashon blickte nach hinten, dann nach vorne, dann in den anderen Gang aus dem sie gekommen waren. Alle Wege waren blockiert. Sie saßen fest. Sein Verstand raste.
"Wir... sprengen uns durch die Decke?", schlug er vor.
"Blöde Idee. Du hast gesehen, was in dem anderen Gang eben passiert ist. Die Flammen kamen von oben! Ich wette die komplette Oberfläche dieses Felsens brennt schon."
"Richtig... Unten?"
Alyka sah ihn scharf an.
"Ist das dein Ernst?!"
Lashon zuckte mit den Schultern.
"Dann sind wir eben tot."
Das Geräusch das Alyka ausstieß hätte Lashon vermutlich zum Lachen gebracht, wenn die Situation nicht so ersnt gewesen wäre.
"Saitu sagte diese Felsen sind mit einem Labyrinth von Gängen durchzogen, manche sind sogar geflutet. Die Wahrscheinlichkeit das einer unter uns ist, ist gering. Ich weiß. Aber die Alternative wäre zu warten bis die Flammen uns holen.", erklärte er.
Die Hoheadeptin rang mit sich, gab sich dann aber geschlagen.
"Schön! Was soll's? Was haben wir zu verlieren?"
Sie hob beide Hände.
"Ein Schritt zurück!", befahl sie und schlug die Handflächen auf den Boden.
Lashon stolperte fast, als die Erschütterung einen tiefen Spalt vor ihnen öffnete. Zur seiner Erleichterung brach die Decke über ihnen nicht zusammen. Alyka sah den Spalt hinunter.
"Ich glaube es nicht... Ich sehe tatsächlich Wasser."
Lashon beugte sich ebenfalls vor und sah hinab. Der Spalt hatte tatsächlich eine überflutete Höhle freigelegt.
"Dann nichts wie los.", sagte er, als die Flammen aus allen Richtungen bedrohlich näher kamen.
"Hol tief Luft... und spring!"

"Ist das schlau?", fragte Garm und sah Dewan durchdringend an. "Euer kleiner Orden bekämpft einen mächtigen Dämon. Und seine Heerscharen. Was würden sie denken wenn du da auftauchst, ein Kampfkunstmeister verbunden mit einem anderen Dämonen? Werden sie nicht die falschen Schlüsse ziehen und uns sofort erledigen? Darauf kann ich verzichten, herzlichen Dank."
"Wenn wir ihnen die Situation erklären, dann werden sie schon verstehen."
Garm konnte nicht glaube was er hörte.
"Ist das dein Ernst?! In dem Moment wo ihr mir begegnet seid, habt ihr mich grundlos in eine Flasche gesperrt!"
"Grundlos? Meine andere Hälfte steckte in dir!"
"Und jetzt auch die andere! Glaubst du wirklich die haben kein Problem damit?"
Sie standen sich eine Weile wortlos gegenüber.
"Außerdem... haben wir die Zeit dafür? Jede Sekunde die wir verschwenden kommt Melfice seinem Ziel näher. Wenn wir jetzt uns mit irgendwelchen anderen Leuten treffen und die Situation noch einmal analysieren müssen, dann ist Melfice in Zwischenzeit vielleicht schon fertig mit seinem Vorhaben die Dunkelheit zu entfesseln."
Dewan schüttelte den Kopf.
"Wir brauchen einen Plan. Und die Meister haben sicher nicht ohne Grund gerufen.", beharrte Dewan stur.
"Wir hatten bereits einen Plan. Diese Person aufspüren, der die sternentote Zone erzeugt hat, ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Wo wir dabei sind..."
Er schob den bewusstlosen Unarus mit seiner Pfote an.
"Sollte dieser Typ nicht bei ihm sein? Der der meinte er könnte ihn aufspüren?"
Dewan wusste es nicht. Seit sie sich aufgeteilt hatten, hatte er von Mallar keine Spur mehr gesehen. Zunächst hatte er angenommen, dass Hashiro oder diese Kreatur ihn bereits getötet hatten, aber sie hätten es gewiss erwähnt um ihn noch mehr zu verhöhnen.
"Ich weiß es nicht. Aber wenn die Meister rufen, muss es sehr dringend sein."
"Ja. Vielleicht haben sie endlich mitgekriegt, was wir schon ewig wissen.", antwortete Garm genervt über Dewans Sturheit und rollte mit den Augen. "Meinetwegen. Gehen wir hin. Ist ja nicht meine Welt die untergeht. Es könnte mich nicht weniger interessieren."
Er machte einen Satz auf Dewan zu und verschmolz wieder mit ihm.
"~Ich verstecke mich so lange vor neugierigen Blicken. Aber ich warne dich: Wenn sich das Ganze als Zeitverschwundung entpuppt oder sie uns angreifen, mach ich dir das Leben zur Hölle.~"
Dewan ignorierte Garms Drohung und konzentrierte sich auf Unarus Genesung. Der Dämon hatte auch nicht erwartet auf Verständnis zu stoßen. So waren Menschen nun einmal. Tatsächlich war der Homunkulus das aufrichtigste Wesen das ihm in letzter Zeit begegnet war. Ursprünglich hatte er versucht ihn zu täuschen, aber... Trotz seines fürchterlich naiven Auftretens hatte Garm ein wenig Sympathie für ihn entfunden. Nur ein wenig natürlich! Er mochte künstlich sein, aber er war immer noch ein Mensch. Oder? Garm versuchte seine Gedanken zu beruhigen. Es war ohnehin egal. Denn kurz nachdem er ihn nach seinem eigentlich Meister gefragt hatte waren sie spurlos verschwunden. Hätte Garm es ihm gesagt, wenn er gekonnt hätte? Oder hätte er ihn hintergangen? Er knurrte innerlich auf. Er dachte immer noch darüber nach. Menschen konnte man nicht trauen! Weder einem Homunkulus, noch einem Kampfkunstmeister, noch irgendjemand anderen. Das war die einzige Wahrheit die es für ihn gab. Es war die Wahrheit, die Dämonen wie ihn am Leben erhielt.

Auch wenn Sinaphie eine gewisse Faszination für die Dinge hatte, mit denen Saka sich umgab, gingen sie schnell dazu über dass sie ihm Geschichten erzählte. Geschichten, von ihren früheren angeblichen Besuchen als Stern auf Mirnuzar. Der Junge lauschte gebannt als sie von Nebelnest, dem endlosen Ozean und dem Windheiligtum bei Sturmfeste erzählte. Sie erzählte von ihren Erlebnissen. Manches ließ sie weg, manches schmückte sie aus, vieles erfand sie komplett neu. Sie erzählte auch ein paar von den Geschichten, die Lashon ihr über Galatan erzählt hatte, auch wenn sie selber das Meiste davon nicht verstand. Saka saugte alles was er hörte auf wie ein Schwamm. Er stellte nur selten Fragen, was Sinaphie nicht in die peinliche Situation brachte etwas zu erklären wovon sie eigentlich keine Ahnung hatte.
"Das muss wundervoll sein... So viele verschiedene Orte erleben zu können. Papa hat mir früher auch von anderen Welten erzählt, aber ich habe nie jemanden getroffen der selbst dort war."
Sinphie nickte eifrig.
"Du siehst jeden Tag etwas Neues, lernst viele verschiedene Dinge und Lebewesen kennen. Es war die richtige Wahl N... den Sternenhimmel zu verlassen."
Saka sah nachdenklich aus dem Fenster.
"Ich bin so neidisch, Sinaphie... Ich wünschte fast ich wäre als Stern geboren worden..."
Sie schwiegen beide und starrten aus dem Fenster zu den Sternen hinauf. Auch wenn Sinaphie Sakas Sehnsucht nach dem Reisen verstand und er ihr Leid tat, durfte sie nicht vergessen dass sie aus einem bestimmten Grund hier war.
"Sag mal Saka... Ich kam nach Mengeskat, weil ich ein Gerücht über die Prinzessin des Kaisers gehört habe. Sie soll ein Saatkorn besitzen, aus dem in sekundenschnelle der größte Baum aller Zeiten wachsen soll. Weißt du wo ich sie finde?", sagte Sinaphie und bezog sich auf irgendeine Geschichte, die Lashon ihr erzählt hatte.
Der Junge legte den Kopf schief.
"In ihrem Schloss, denke ich. Ich habe sie noch nie gesehen. Gibt es dieses Saatkorn wirklich?"
"Das versuche ich herauszufinden.", log Sinaphie.
Offenbar wusste der Junge nicht einmal das die Prinzessin entführt wurde. Einen Versuch war es wert gewesen...
"Allerdings habe ich neulich Papa und Onkel Soran belauscht. Sie suchten glaube ich nach einem Jungen der einen Geheimweg in das Schloss kennt."
Sinaphie zuckte zusammen. Tarban. Der Junge den sie meinten war ganz bestimmt Tarban. Und sie hatten ihn gefunden. Also steckte Sakas Vater, der Mann von vorhin, hinter der Entführung. Was hatte er gesagt? Er müsste noch etwas erledigen... Brach er etwa zu dem Versteck auf, wo er Tarban und die Prinzessin festhielt? Enttäuschung machte sich in Sinaphie breit. Der Mann war bereits zu lange weg. Sie konnte ihn unmöglich jetzt noch aufspüren.
"Musst du etwa schon wieder gehen?", fragte Saka traurig.
"N-Nicht sofort. Aber ich fürchte meine Zeit ist begrenzt."
"Verstehe...", sagte Saka geknickt und ließ den Kopf hängen. "Ich wünschte ich wäre so frei wie du... andererseits hätte ich vermutlich nicht den Mut mein Nest zu verlassen. Ohne Mama und Papa wäre ich völlig allein."
"D-Das ist nicht wahr!", entfuhr es Sinaphie und sie musste sich bemühen ihre Stimme gesenkt zu halten, damit Sakas Mutter nebenan nicht aufmerksam wurde.
Sie stand auf, machte einen kurzen Satz auf das Fensterbrett und stieß es auf. Kühle Nachtluft wehte hinein.
"Ich weiß das du es kannst. Jeder Aerorill hat den Mut das Fremde zu erforschen in sich. Auch du. Wen kümmert es schon was hinter einem liegt, wenn man doch sehen möchte was vor einem liegt? Vielleicht mögen deine Eltern dich nicht in allein in die Fremde entlassen, aber heute Nacht bin ich bei dir. Vielleicht nicht die Sterne, vielleicht nicht eine andere Welt, aber heute bringe ich dich überall wohin du willst!"
Sie hatte so schnell gesprochen, dass es ihr erst jetzt in den Sinn kam, dass sie im Begriff war etwas sehr Dummes zu tun. Aber Saka so zu sehen... Sie ertrug das einfach nicht.
"Wirklich?", fragte Saka heiser. "Würdest du das wirklich für mich tun?"
"Selbstverständlich. Ich bringe dich vor Sonnenaufgang wieder zurück, bevor jemand merkt das du weg warst."

Dem lauten Brausen der Flammen war einer gespenstischen Stille gewichen, als sie durch das geflutete Labyrinth schwammen. Selbst hier unter Wasser war die Gefahr noch nicht vorbei. Zu ihrer unfreudigen Überraschung brannte das Gestein auch unter Wasser. Allerdings konzentrierte das geisterhafte blaue Feuer sich ausschließlich auf die Wände und schlug nicht so aus wie an der Luft. Außerdem spendeten sie in den sonst stockdusteren Tunneln ein unheimlich scheinendes Licht. Wenn sie den Wänden nicht zu nahekamen waren sie eigentlich in Sicherheit. Wäre da nicht das Problem mit der Atemluft.
Lashons und Alykas Kopf brachen durch die Wasseroberfläche und schnappten in einem der seltenen Lufthohlräumen einer Höhle die noch nicht von den Flammen befallen waren nach Luft.
"Was sollen wir denn jetzt machen?!", jappste Alyka erschöpft, während sie angestrengt nach Luft ring. "Wir müssen bald einen Ausgang finden, sonst sind wir erledigt."
Lashon musste ihr zustimmen. Jedes Mal wenn sie blind in einen Tunnel schwammen gab es keine Garantie, dass sie irgendwann einen weiteren mit Luft gefüllten Hohlraum fanden, geschweige denn den Ausgang. Sie brauchten nur in eine Sackgasse geraten, umkehren, und ihren letzten Zufluchtsort von den Flammen verzehrt vorfinden. Dann würden sie ertrinken. Außerdem schmerzten ihre Verletzungen. Sie konnten nicht ewig weiterschwimmen.
"Wir müssen doch eigentlich nur einen Zugang zum Ozean finden, oder?", fragte Lashon.
Alyka schnaubte.
"Wenn du eine Idee hast, dann-"
"Warte hier.", sagte Lashon plötzlich und tauchte noch einmal unter.
Er schwamm bis in das Zentrum der Höhle in der sie sich befanden und schloss die Augen. Lashon hielt absolut still und umgab sich mit Stille. Er versuchte sich auf das zu konzentrieren was vorhin geschehen war. Er versuchte sich an dieses Gefühl zu erinnern, dass ihn erfüllt hatte. Er versuchte den 'Strömung' langsam zum Stoppen zu bringen... Lashon riss die Augen auf und schwamm wieder zu Alyka hinauf.
"Die Strömung!", rief Lashon aufgeregt aus.
"Was?"
"Sie ist sehr schwach, aber sie ist da. Wir folgen der Strömung zu ihrem Ursprung. Dann sind wir hier im Nu raus."
Alyka sah ihn überrascht an.
"Du kannst sagen woher sie kommt?"
Lashon überlegte einen Moment. Das Gefühl war noch nicht verschwunden. Er nickte.
"Ich denke schon. Vertrau mir einfach. Komm."
Falls Alyka Bedenken hatte äußerte sie sie nicht. Beide holten tief Luft und tauchten wieder unter. Lashon schwamm voran und führte sie durch die verwinkelten Wege der Devouras-Kurve der stärker werdenen Strömung entgegen. Lashons Befürchtungen auf keine weiteren Hohlräume mehr zu treffen bewahrheiteten sich glücklicherweise nicht. Es würde funktionieren. Sie konnten hier wirklich herauskommen! Doch auch dieses Mal machte ihnen das Schicksal einen Strich durch die Rechnung. Als Lashon um die letzte Biegung schob hielt er ungläubig an. Vor ihm erhob sich eine Tunnelwand in der ein Loch klaffte, aus der die Strömung austrat. Doch es war viel zu klein für sie. Selbst wenn sie es größer machten, wäre die Strömung viel zu konzentriert um hindurch zu schwimmen. Und das war noch nicht alles. Flammen fraßen sich durch das Loch. Sie schwammen direkt auf einen anderen sich ausbreitenen Brandherd zu. Er drehte sich zu Alyka um. Sie schien das Problem ebenfalls erfasst zu haben. Sie zogen sich vorerst zu ihrem letzten Hohlraum zurück.
"Das ist ein Problem."
"Ist es.", stimmte Alyka ihm zu. "Aber wir sind so nah dran zu entkommen. Wir können nicht einfach umkehren. Ich sage wir sprengen das Ding."
"Und was ist mit der konzentrierten Strömung? Oder den brennenden Trümmern?"
"Überlass das mir. Vertrau mir einfach", erwiderte sie schief lächelnd und tauchte ab.
Lashon, keine Ahnung was sie vorhatte, folgte ihr. Als sie zurückkehrten lud Alyka bereits ihre Psynergy. Sie bedeutete ihn zurückzubleiben und beschwor drei Geisterschwerter. Die zwei kleineren bohrten sich links und rechts neben das Loch und durchzogen die Wand mit feinen Rissen. Dann folgte das große und stieß tief in das Loch hinein, bevor sie detonierte. Lashon riss die Hände vors Gesicht, als die Strömung drastisch zunahm. Noch bevor er nach Alyka sehen konnte, berührte ihn etwas von hinten und drückte ihn gegen die Strömung. Lashon hatte Schwierigkeiten die Luft in der Lunge zu behalten. Die beiden Kräfte drohten ihn zu erdrücken. Doch bevor er es sich versah war er durch und die Kraft der Strömung ließ nach. Erst jetzt konnte Lashon nach hinten sehen und sah was ihn durchgebracht hatte. Eine geisterhafte Hand der Verschieber-Psynergy.
Nicht schlecht. Daran hatte ich nicht einmal gedacht., dachte Lashon und entfernte sich noch weiter von der Strömung.
Doch als er sich nach Alyka umsah war sie nicht neben ihm. Sie war immer noch auf der anderen Seite des Lochs. Offenbar schaffte sie es nicht aus eigener Kraft auf die andere Seite, da sie zu beschäftigt gewesen war den feurigen Splitterregen abzuwehren. Lashon schwamm zu einem nahegelegenen Felsen der nicht in Flammen stand, beschwor eine Ranke und wickelte sie am einen Ende fest um das Gestein. Das andere Ende warf er Alyka zu. Sie verstand, packte die Ranke und begann sich gegen die Strömung zu ziehen. Lashon half ihr und zog gleichzeitig am anderen Ende. Es dauerte eine Weile, dann waren sie endlich durch. Erleichtert stellten sie fest, dass die Wasseroberfläche direkt über ihnen war und brachten ihre letzten Kraftreserven auf um noch oben zu schwimmen. Als sie endlich die Wasseroberfläche durchbrachen, atmeten sie frische kühle Luft ein.
"Unglaublich... wir sind wirklich raus...", keuchte Alyka und stieß ein zittriges Lachen aus.
Sie befanden sich in einer Grotte mit offenen Zugang zum Meer.
"Ja.", sagte Lashon und genoss die Meeresbrise auf seinem Gesicht. "Das sind wir."

Rangi brachte den Dreizack und den Stein an Bord. Saitu studierte Zweiteres eingehend.
"Tropfen?"
"Kein Zweifel, Boss. Das ist die Psynergy unseres Käptens. Viel mehr als in uns beiden steckt. Das könnte wohl der Grund dafür sein, wieso..."
"Genug!", schnitt Saitu ihm ins Wort. "Also heißt das, wenn wir den Stein auflösen, dann kehrt die Kraft zu unserem Käpten zurück?"
"Ich habe keine Ahnung wie Gegenstandbindung funktioniert, aber wenn es funktioniert wie Reyters Manchetten... Ja."
Saitu nickte zufrieden. Der Meinung war er auch. Hoffentlich machte er keinen Fehler. Er tippte gegen den Stein, der sofort anfing blau zu glühen. Dann begann das Licht zu verschwimmen und wurde immer schwächer. Als es erlosch, war der Stein verschwunden. Saitu verschwendete keine Sekunde und packte den Dreizack.
"Macht euch bereit. Ich bringe das Schiff in die Luft. Wenn wir den Käpten oder das Ding was ihn mitgenommen hat finden, dann-"
"Saitu!"
Er wirbelte herum und sah eine blubbernde Wassersäule, die sich aus dem Meerwasser bis neben die Reling erhoben hatte.
"Was zum-"
Paka und Skrasas schritten aus der Wassersäule auf das Deck der Windtänzerin. Sie sahen äußerst mitgenommen aus.
"Danke Jungs. Das hat uns einen weiten Fußmarsch erspart.", grüßte der Käpten sie und half Skrasas sich auf eine der auf Deck verstreuten Kisten zu setzen. "Zumindest nehme ich an, dass ihr meine Kräfte wiederhergestellt habt?"
"Käpten...", sagte Saitu leise, völlig überrascht von dessen plötzlichen Auftreten.
"Käpten!"
Keine Sekunde später war Paka von einer Traube seiner Crew umgeben, die alle gleichzeitig ihre Erleichterung kund taten oder ihn mit Fragen löcherten. In dem Durcheinander trafen sich Pakas und Skrasas' Blick und lächelten einander amüsiert zu.
"Langsam, langsam... Es ist vorbei. Diese Typen werden uns vorerst nicht mehr behelligen. Dieses Mal wirklich. Es ist viel passiert und ich habe viel zu erzählen. Doch zuerst sammeln wir die letzten ein die noch fehlen."
Er wandte sich an Saitu, der still und geduldig neben der Traube gewartet hatte.
"Ich habe Lashon und die Hoheadeptin in der Nähe gepürt. Sie sind irgendwo im Wasser. Holen wir sie zuerst. Kannst du das übernehmen, Saitu? Ich muss ein wenig ausruhen..."
Saitu lächelte und überreichte den Käpten seinen Dreizack.
"Natürlich Käpten, überlasst das mir. ... Es ist schön Euch wieder hier zu haben, Paka. Ich wusste Ihr würdet kommen."
Paka erwiderte Saitus Lächeln.
"Es ist auch schön dich hier zu haben, Saitu. Euch alle."

Lashon nieste und zog sich noch weiter in seine warme Decke zurück. Er war völlig durchnässt und unterkühlt von dem Meereswasser. Er konnte es kaum erwarten seine Kleidung zu wechseln und sich in seine Koje zu verkriechen. Auf dem Deck der Windtänzerin war gerade viel los, und er musste warten bis der Käpten soweit war.
"Ich wollte mich noch einmal bei dir bedanken, Lashon."
"Wofür? Du hast uns doch da rausgeholt, Alyka.", sagte er zu der Hoheadeptin, die ebenfalls in eine Decke gewickelt neben ihm saß. Sie sah völlig ausgelaugt aus. Die Wirkung von Lashons Psynergy hatte scheinbar nun endgültig nachgelassen.
Sie schüttelte mit dem Kopf.
"Nein, wir haben uns gegensetig da herausgeholfen. Aber wie auch immer, du hast mich vor dieser Kreatur gerettet. Es... nun ja... Ich danke dir Lashon."
Er hob eine Braue.
"Was belastet dich, Alyka?"
Sie lächelte schwach.
"Sieht man mir das so sehr an?"
Sie starrte in den klaren Himmel und zog die Decke noch etwas enger um sich.
"Soll ich ehrlich sein? Ich schäme mich."
"Du... Was?", fragte Lashon verwirrt.
"Genau das was ich sagte. Ich bin eine Hoheadeptin, Lashon. Ich wurde so sehr in der Kunst der Psynergy geschult wie nur wenige andere. Damals im Galatanischen Krieg haben sich alle stets auf mich und meine Fähigkeiten verlassen. Meine Aufgabe war es, als Meisterin der Psynergy, meine Leute mit meinen überlegenen Fähigkeiten zu schützen. Ich tat immer mein Bestes und meine Freunde konnten sich auf mich verlassen. Für zwei Jahren allerdings machte ich den Fehler meine Lebenskraft für meine Psynergy zu opfern und zahlte einen hohen Preis dafür. Vor nicht allzu langer Zeit wurde ich zwar geheilt, aber meine Fähigkeiten... Sie waren einfach nicht mehr die selben."
Sie senkte den Blick und starrte auf ihre Hände.
"Ich fühle mich so schwach... Das ist so frustrierend."
Lashon winkte ab.
"Das ist nichts, weswegen man sich schämen muss."
"Doch ist es. Es ist nicht nur meine Psynergy... Ich habe mich in den letzten Stunden verhalten wie eine Anfängerin. Ich habe ständig die Nerven verloren, habe nicht aufgepasst, habe mich gefangennehmen lassen..."
"Jetzt machst du dich nur fertig.", stoppte Lashon sie. "Hör zu, Alyka. Niemand erwartet von dir, dass du uns alle im Alleingang rettest. Fakt ist, ohne dich wäre ich aus diesem Labyrinth nicht lebend herausgekommen. Wir haben gut mit einander zusammengearbeitet und überlebt."
"Aber das ist es ja. Ich 'sollte' diejenige sein, die euch rettet. Einst habe ich mit den 'Helden von Vale', meinen Freunden, zusammen gekämpft. Wie kann ich mich jetzt noch eine Hoheadeptin nennen, wenn alle um mich herum offenbar besser auf einen Kampf vorbereitet sind als ich?"
"Deine Fähigkeiten werden zurückkehren.", versicherte Lashon ihr. "Bis dahin, Alyka, sind wir Ebenbürtige. Wenn du ein Problem hast, wende dich an uns. Und wenn wir in Schwierigkeiten stecken, wirst du uns zur Seite stehen. Vertrau uns, wir vertrauen dir. So wie bei unserer Flucht vorhin."
Alyka sah ihn lange an, dann nickte sie.
"Du... hast ja recht. Es ist gut zu wissen, jemanden an der Seite zu haben auf den man sich verlassen kann. Damals mit meinen Freunden aus Weyard war es auch nicht anders gewesen. Tss... Es ist nicht mal so lange her und doch hätte ich es beinahe völlig vergessen."
"Ich werde heute zumindest nicht vergessen."
"Ich auch nicht mehr."
Sie schwiegen eine Weile, dann lachten beide.
"Du bist wirklich ein außergewöhnlicher Mann, Lashon."
"Sag doch nicht sowas, sonst werde ich noch rot."
Sie kicherte weiter in sich hinein. So war es richtig, fand Lashon. Alyka wirkte als wäre eine große Last von ihr abgefallen.
"Hey, wie gehts?", fragte die vertraute Stimme Sylvos, der auf sie zukam.
"Bestens.", erwiderte Lashon Matt, aber hob die Hand zum Gruß. "Sind wir bald soweit?"
"Fast. Es kann nicht mehr lange dauern. Paka kümmert sich gerade um die Bestattung unserer gefallen Crewmitglieder."
Lashon nickte traurig. Er hatte gehört, dass es zu Verlusten gekommen war.
"Und dann?"
"Dann holen wir uns den Rest unserer Leute zurück.", sagte Sylvos ernst.
Lashon begrüßte das. Es erschien ihm eine Ewigkeit her, seit er das letzte Mal Kanra gesehen hatte. Auch wenn er sich keine Sorgen um sie machte, fragte er sich was sie gerade tat.
"Na, Mädchen? Alles klar?", schaltete sich unvermittelt Sairi ein und gesellte sich auch zu ihnen.
"Ich? Ja, denke schon...", murmelte Alyka, überrascht von Sairis Besuch.
"Du siehst aber nicht so aus. Dein Kleid ist völlig hinüber."
"Oh, das? Das war Lashon."
"Was?", fragte Sairi entsetzt und sah ihn böse an.
Dieser hob abwehrend die Hände.
"Das Kleid hatte Feuer gefangen! Man konnte es nicht ersticken, als musste ich es kürzen."
"Du konntest es wohl nicht erwarten mich auszuziehen.", zog sie ihn auf.
Bevor etwas erwidern konnte kam endlich Paka wieder auf den vorderen Teil des Schiffes. Die Crew machte Anstalten sich wieder wie immer in zwei saubere Reihen auszustellen, aber er winkte ab.
"Steht bequem, ich fasse mich kurz."
"Käpten!", warf Saitu verärgert ein und sah ihn eindringlich an.
"Nur dieses eine Mal! Nehmt es als absolute Ausnahme."
Saitu verschränkte mit kühlem Blick die Arme, widersprach allerdings nicht. Paka nickte zufrieden und räusperte sich.
"Wir sind endlich wieder beisammen, aber es fehlen noch ein paar. Ich war gezwungen sie am Scharfrichtergipfel zurückzulassen, nachdem wir auf Verbündete Reyters und letztendlich Reyter selbst getroffen sind. Aber ich habe mich mit Herrin Sturmwind in Verbindung gesetzt und sie hat mir berichtet, dass Reyter wieder abgezogen ist und niemanden von uns mehr vorgefunden hat. Wir werden also zurückkehren und sie abholen, wenn sie noch da sind. Dieses Mal allerdings benutzen wir den Teleporter. Eigentlich ist die Verbindung nur für Notfälle eingerichtet, aber die Zeit drängt. Wir müssen den Venusstern schnellstens nach Fenraterra bringen."
"Brennt der Leuchtturm nicht bereits?", warf Trems ein.
Paka nickte.
"Richtig. Aber es ist etwas passiert."
Er erzählte von seinem Zusammentreffen mit 'ihr'. Er erklärte die notwendigkeit das Leuchtfeuer zu reinigen, bevor die angedrohten Effekte beim Erscheinen des goldenen Sterns in Kraft traten.
"Deswegen stehen wir unter Zeitdruck. Ich weißt nicht, wieso nur der Merkurturm nicht brennt, aber wenn ich raten müsste hat es etwas mit Ailas Verbindung mit dem Merkurstern zu tun. Und da niemand weiß wo sich der Turm des Wassers in Arktonia befindet, haben wir eine Chance unsere Aufgabe rechtzeitig zu erfüllen. Aber dafür werden wir niemanden zurücklassen. Tropfen bereitet alles für einen Teleport zum Scharfrichtergipfel vor. Saitu, Rangi und Sylvos werden gehen, der Rest erholt sich hier."
Dagegen hatte Lashon nichts einzuwenden.
"Das wäre ersteinmal alles. Wenn wir dann komplett sind, werden wir endlich zu Neu-Mirnuzar aufbrechen. Bis dahin, erholt euch gut. Niemand hat es mehr verdient als ihr."

Sie waren kurz davor den Scharfrichtergipfel zu erreichen. Das entfernte Licht des Leuchtfeuers war bereits klar zu erkennen. Merl, Lucya und Tali liefen voran, während Merl versuchte ihnen etwas über Psynergy beizubringen. Tsuka hatte sich nie wirklich für seine Lektionen interessiert und blieb ein Stück zurück um nicht zu viel von Talis aufregten Geplappere zu hören. Von ihren 'Rauschzustand' von vorhin war ihr nichts mehr anzumerken. Tatsächlich versuchte sie nicht einmal daran zu denken. Zum Glück konnte sie sich nicht mehr daran erinnern, was sie gesagt oder getan hatte. Nicht weit neben ihr lief der Junge, Ken. Tsuka hatte beschlossen ihn sich selbst zu überlassen. Er musste erst einmal den Schmerz verarbeiten und wollte offenbar bis dahin allein gelassen werden. Das hatte sie zumindest gedacht, bis er sie unvermittelt ansprach.
"Du... Du hast meine Eltern auferstehen lassen, nicht?"
Tsuka senkte den Blick und atmete tief durch. Sie ahnte worauf er hinauswollte.
"Nein Junge. Die Toten kehren nicht zu den Lebenden zurück. Alles was ich tat, war ihren Willen eine Gestalt annehmen zu lassen. Doch das war alles, was ich tun konnte. Sie kehren niemals wieder."
"Verstehe...", flüsterte der Junge.
Erst dachte sie damit wäre das gespräch beendet. Dann...
"Was hat mein Vater... mit dir gemacht, bevor er ging? Er hat dir doch nicht etwa... verletzt, oder?"
Tsuka wich seinem Blick weiterhin aus.
"Er hat sich lediglich... seinen Tribut genommen. Ohne ihn wäre der Pakt nicht komplett gewesen."
Ich blute für euch. Ich atme für euch. Ich lebe für euch.
Ken fröstelte.
"Es war doch kein schlimmer Preis, oder?"
"Nicht einmal ansatzweise so schlimm, wenn ich sie nicht gerufen hätte.", erwiderte sie mit einem Schulterzucken. "Zerbrich dir nicht den Kopf darüber. Die Geister haben den Dämon zurückgetrieben, auch wenn sie ihn nicht ausgelöscht haben, wie ich es gehofft hatte. Das lag aber nicht daran, weil ihr Wille dich zu beschützen schwach war. Als ich die Geister nachträglich rief waren sie viel schwächer als vorher, da ihr Tribut bereits völlig aufgebraucht war. Aber sie gaben uns genug Zeit um den Dämon vollständig zu vertreiben. Sie haben dich beschützt, alle. Die Dorfbewohner scheinen dich sehr gemocht zu haben, sonst wäre Hingabe nicht annährend so stark gewesen..."
Sie bemerkte wie der Junge immer stiller wurde und hielt lieber den Mund. Sie verdammte sich für ihre unsensiblen Worte, aber so war sie nun einmal.
"Was wird jetzt aus mir...?", fragte er, mehr an sich selbst gerichtet, als an Tsuka.
"Ich denke das liegt jetzt ganz bei dir. Auch ich hatte einen Punkt im Leben wo ich ohne Bindungen im Leben vor der offenen Welt stand und kein Ziel vor Augen hatte. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, ich weiß. Aber zu gegebener Zeit wirst du wissen was zu tun ist und dein Weg wird sich von ganz alleine offenbaren. Fürs erste kannst du dem Narren da vorne folgen. In letzter Zeit lebt er zwar ziemlich gefährlich, aber er gehört zu der Sorte Narren die einen nicht im Stich lässt, egal wie tief man fällt."
"Er wird nicht versuchen mich loszuwerden?", fragte Ken.
"Er wird versuchen dich zu überzeugen dir eine neue Heimat zu suchen. Indem er dir verdeutlicht wie gefährlich seine Reisen sind. Aber er wird es nicht können, wenn du dich trotzdem weigerst. Rate mal wie dieser Haufen überhaupt entstanden ist."
"Wolltest du auch nicht gehen?"
Tsuka zögerte.
"Mein Grund ihm zu folgen... war anfangs nicht so simpel. Aber dazu später, ich glaube unser Anführer kriegt Probleme."
Sie bezog sich auf den Torwächter, der Merl in den Weg trat und ihn nicht in die Stadt eintreten lassen wollte.
"Ich sagte doch, die Stadt ist im Moment abgeriegelt. Ein Haufen Kinder sollte hier nicht sein. Ihr kehrt besser um, dorthin wo ihr herkommt."
"Und ICH sagte, ich bin Anarath von den Anemos. Ich bin hier, weil ich das Leuchtfeuer untersuchen muss. Viel wichtiger, ich muss mit der Herrin der Grauen Garde sprechen. Ich stand kürzlich in Diensten des Regenten Sturmwinds von den Meeres Drillingen. Ich bin sicher, sie wird mich anhören wollen."
"Anarath von den Anemos? Das ich nicht lache. Du könntest nicht einmal meine Lanze halten."
Merl knirschte mit den Zähnen. Aus diesen Gründen mochte er die Städte Nord-Shetvers nicht.
"Braucht Ihr erst eine Demonstration?", forderte er ihn heraus.
"Nein, ich brauche etwas um Euch das in den Schädel zu hauen: 'Kehrt um und geht nach Hause'!", sagte der Wachmann unberührt.
Merl seufzte und nahm seinen Stab...
"Lasst Sie rein.", sagte ein anderer Mann von hinten.
Er hatte sturmgraue Haare und die Uniform eines ranghohen Grauen Gardisten. "Anarath von den Anemos hat tatsächlich mit Lord Sturmwind gearbeitet und offenbar wurde er in ein paar Dinge eingeweiht. Herrin Sturmwind wird Euch empfangen."
"Aber Hauptmann Gray, das sind Kinder!"
"Kinder haben nicht diesen Ausdruck in den Augen... Naja, die beiden ganz jungen vielleicht, aber auch nur der Anemos bekommt eine Audienz. Für den Rest wird er bürgen müssen."
Merl verneigte sich.
"Ich danke Euch, Hauptmann."
Er winkte ab und bedeutete ihnen mit einer Handbewegung zu folgen.
"Bitte, tretet ein. Willkommen am Scharfrichtergipfel."

Das Kohlegrubeneck war mehr eine Müllheide als ein Stadtteil. Die Bauten hier waren längst nicht mehr aus Stein, sondern aus fauligen Holz. Nur wenige Häuser, wenn man sie als solche erkennen konnte, sahen tatsächlich bewohnt aus. Dieser Abschnitt wurde an steil abfallenden oder steigenen Abhängen gebaut und das Straßennetz, das bestenfalls aus aufgeschütteten Lehm bestand, war verworren und ohne erkennbares System. Ein perfekter Platz für Leute die nicht gefunden werden wollten oder dunkle Machenschaften trieben. Offenbar war Kanra nicht allein auf den Schluss gekommen, denn sie bemerkte viele Kaiserwachen auf Patrouille. Sie hatte sich daher wieder ihres Grauzuckergewandes entledigt und sich ein paar Sachen von einer unbewachten Wäscheleine stibizt. Die trug jetzt eine schmuddelig wirkende braune Aufmachung und eine gleichfarbige Kaputze, um ihr doch sehr auffälliges Haar zu verbergen. Sie konnte allerdings nichts machen um ihre Augenfarbe zu verbergen. Sie musste sich also größtenteils durch die leeren Straßen schleichen und sich von den Kaiserwachen fernhalten. Shee blieb ihr dicht auf den Fersen.
"Und du hast keinen genaueren Hinweis? Das Eck ist nicht so groß wieder andere Stadtteile, dafür sehr viel verwinkelter und uneinsichtiger.", fragte Shee sie.
Kanra schüttelte den Kopf. Jetzt wäre Sinaphie mit ihren Kletterfähigkeiten hilfreich gewesen. Sie hoffte es ging ihr gut.
"Keinen. Aber wenn ich meinen Instikt vertrauen müsste, dann würde ich sagen wir klappern Brunnen oder eingestürzte Minenschächte ab."
"Was? Wieso?"
Kanra nickte über die Kreuzung zu einer Gruppe Kaiserwachen.
"Wenn die Wachen hier sind, und ich wette die Entführer haben damit auch gerechnet, dann wäre es unklug ein Haus zu benutzen. Die Kaiserlichen treten vermutlich einfach alle Türen ein, wenn sie etwas Verdächtiges wittern.", erklärte Kanra.
Wie um sie zu bestätigen polterte es zwei Straßen weiter und Stimmen brüllten knappe Befehle.
"Normale Minenschächte werden auch untersucht, auch stillgelegte. Aber die wo jeder glaubt sie wären eingestürtzt..."
"Und Brunnen?"
"Wenn ich mir diese Gegend so ansehe, werden die Brunnen kaum gutes Wasser liefern. Ich bezweifle das sie überhaupt noch Wasser führen. Aber über Brunnen kann man Minenschächte erreichen, die von außen versiegelt sind."
"Verstehe!", sagte Shee mit großen Augen. "Ich kenn mich zwar hier nicht gut aus und kann nicht sagen wo die Brunnen stehen, aber ich hörte das die Demlont-Mine vor zwei Jahren eingestürtzt sein soll. Es gab viele Tote. Die Mine verlief unter einem bestimmten Berg. Suchen wir dort."
Kanra nickte zufrieden und folgte Shee durch das Elendsviertel. Der Zustand war erschreckt. Nicht minder der Zustand der Bewohner. Die älteren oder schwächlichen Bewohner gingen vereinzelt mit auf den Boden gerichteten Blick ihren Geschäften nach, während Bandenmitglieder in der Mitte der Straße mit erhobenen Haupt herumstolzierten und die gebeugten anpöbelten. Auf dem Weg brach Kanra einem von ihnen die Nase, als sie auf seine Beleidigung nicht reagierte und er sie grob anpackte. Ein weiterer Schlag setzte ihn außer Gefecht, damit er seine Freunde nicht allzu bald zur Hilfe rief. Einer von der Kaiserwache beobachtete sie, aber ignorierte sie völlig. Sie waren nicht hier um für Ordnung zu sorgen, sondern um die Prinzessin zu finden.
"Dieses 'Paradies' hat ganz schön viele faule Stellen, was?"
"Falls es mal ein Paradies war, dann noch vor der Zeit der Federhelden. Und selbst die sind schon steinalt. Ich habe gehört, die sind so altersschwach, dass sie sich nicht einmal von alleine aufstehen können."
Kanra presste die Lippen aufeinander. Wenn Shee jemals auf die Federhelden treffen würde, würde sie das ganz schnell zurück nehmen. Doch bevor sie das Thema ausführen konnte, hörten sie etwas. Kanra gebot Shee anzuhalten und lauschte.
"Oh Mann, oh mann, oh mann! Wieso hast du es Soran gesagt?! Ich sagte doch, ich wollte das nicht..."
"Du hast ihm die Kehle aufgeschnitten!"
"Aber doch nur, weil sein Geschrei die verdammten Wachen angelockt hätte! Mist... So ein beschissener Mist! Was suchte er denn überhaupt hier?"
Kanra nickte Shee zu und sie folgten den Stimmen zu ihrer Quelle. Sie schlichen auf den Hinterhof einen verwaisten Gebäudes und spähten um die Ecke. Drei Männer standen neben einem Brunnen, der so sehr mit Unkraut überwachsen war, dass man ihn fast nicht als solchen erkannt hätte. Die Männer trugen nicht die Kluft der Grauzuckerhändler, aber es wäre auch äußerst dumm sie in diesem Viertel zu tragen. Kanra bemerkte das die Männer um etwas standen. Um jemanden.
"Du hättest mich aufhalten sollen! Was mach ich denn jetzt? Der Boss wird mich umbringen!"
"Daran hättest du vorher denken müssen! Du hättest ihn auch einfach bewusstlos schlagen können. Du weißt doch selbst, dass Kinder tabu sind."
Kanras Inneres verwandelte sich in Eis. Sie konnte die Leiche jetzt sehen. Als Shee sich vorschob, streckte sie die Hand aus um die zurückzuschieben.
"Nein Shee, du bist nah genug. Versteck dich, ich mach hier weiter."
Aber Shee wusste das etwas nicht stimmte. Sie sah es an Kanras Augen. Sie wich der Hand aus und beugte sich weit genug vor um sehen zu können. Sie stieß ein ersticktes Krächzen aus.
"Rev..."
Revs leblose Augen starrten sie an. Kanra konnte es nicht glauben. Der Junge den sie heute kennengelernt hatte, der Junge der stets desinteressiert getan hatte, aber dennoch scharfsinnig und gewissenhaft gewesen war... Dieser Junge war nun tot.
"Rev!", stieß Shee noch einmal kraftlos aus und sank auf die Knie.
"Was jetzt? Wir können die Leiche nicht hier liegen lassen. Wenn die Wachen ihn finden, werden sie auch den Brunnen unter die Lupe nehmen. Wenn wir es zur Kanalisation schaffen, können wir ihn einfach reinwerfen und sind das Problem fürs Erste los."
Als Kanra das hörte wurde alles in ihren Gedanken weiß.
"Shee... Bleib hier...", hörte sie sich selbst sagen, während sie die Deckung verließ und auf die drei Männer zuhielt.
"K-Kanra, warte..."
Sie hörte sie nicht. Sie hatte die Strecke zur Hälfte zurückgelegt, als die Männer die bemerkten. Einer nahm sofort dein Messer zur Hand.
"Keinen Schritt weiter! Wer seid ihr?"
Kanra anwortete nicht, sondern holte nur ihren Dolch hervor.

"Wann glaubst du sind die drei Idioten fertig sich selbst zu bemitleiden? Der Kerl ist doch selbst schuld so blöd zu sein. Er kannte die Regeln."
"Wenn du mich fragst wäre alles super gewesen, wenn Koblen es nicht Soran gesagt hätte. Wir hätten das einfach für uns behalten. Ein dreckiges Straßenkind weniger, keine große Sache. Nicht wahr, Deeks?"
Der alte Mann brummte schlecht gelaunt.
"Damit lässt sich nicht streiten. Aber wenn es keiner gemeldet hätte und man wäre uns auf die Schliche gekommen, wären wir alle dran. Ich bin zu lange im Geschäft um jetzt noch umgebracht zu werden. Nicht wegen so einer Ratte."
Der andere schnaubte.
"Wenn er sowieso geliefert ist, kann er noch das andere Balg hinten in der Zelle erledigen. Er hat uns hineingeführt, jetzt haben wir keine Verwendung mehr für ihn."
"Jetzt krieg dich endlich ein. Wenn Soran wüsste, dass du so redest..."
"Er wird es nicht erfahren, wenn ihr den Mund haltet. Ich meine... Ehrlich, was soll uns schon Schlimmes passieren?"
Er begann zu lachen. Im nächsten Moment riss eine Detonation die Tür aus den Angen und schleuderte sie quer durch den Raum. Das Lachen riss ab und alle wandten sich der Tür zu, aus der dichter Rauch quoll. Aus dem Rauch trat Kanra, den Dolch in der linken und einen von Deeks Männern in der rechten, den sie vor sich auf den Boden warf. Deeks erschauderte beim Anblick der Frau. Blutrote Augen, Blutrote Haare und blutverschmiertes Gesicht. Und er bezweifelte das es ihres war. Der Mann zuckte.
"D-Deeks..."
"Wa- Was hat das hier zu bedeuten?"
"Wir werden angegriffen..."
Deeks schluckte.
"Die Kaiserwache? Unmöglich!"
"N... Nein. Nur... sie..."
Kanra atmete rasselnd aus.
"Ihr... Keine Sorge. Ihr seid nicht böse. Ihr entführt wehrlose Kinder, ihr tötet sie und werft ihre Leichen weg wie Abfall... All das macht euch nicht böse."
Sie hob die freie Hand und ließ purpurrote Flammen in ihr aufprasseln.
"E-Eine Berührte?"
Kanra streckte ihnen die brennende Hand entgegen.
"Lasst mich euch zeigen, wie das wahre Böse aussieht."

"Es hat aufgehört.", flüsterte Prinzessin Skuyo verängstigt.
Tarban lauschte hochkonzentriert.
"Wie ich sagte: Diese Art Lärm kann nur gut für uns sein, Skuyo. Entweder kommt Rettung oder sie machen sich gegenseitig fertig, weil sie sich die Beute nicht teilen wollen.", antwortete er bemüht zuversichtlich.
Endlich flog die Tür zur Zellenkammer auf und jemand kam herein. Tarban konnte seinen Augen nicht glauben.
"Schwester?"
"Ich bin nicht deine Schwester...", murmelte Kanra und kam näher.
Skuyo wich bis an die hinterste Zellenwand zurück. Das Erscheinungsbild der Frau war fast dämonisch.
"Tarban... Wer ist das?"
Kanra kniete sich zu ihm an das Zellengitter. Plötzlich sprach sie mit überraschend weicher Stimme.
"Alles in Ordnung, Tarban?"
Tarban entspannte sich. Für einen Moment hatte er gefürchtet, sie wäre nicht zu seiner Rettung gekommen.
"J-Ja. Mir geht es gut.", sagte er und zwang Tränen der Dankbarkeit zurück.
"Ich habe dir doch gesagt, ich schulde dir einen kleinen Gefallen."
Tarban lachte unwillkürlich.
"DAS ist ein kleiner Gefallen? Dann möchte ich dir nie einen großen schuldig sein."
Kanra lächelte und stand auf. Sie war wieder klar bei Verstand. Sie wusste was sie getan hatte, aber jetzt ließ es sich auch nicht mehr ändern.
"Gehen wir weg von hier. Ab nach Hause."
"O-Okay. Keine Ansgt Skuyo, das ist eine Freundin von mir. Hast du die Schlüssel, Schwester? Wenn nicht, der alte Typ..."
Kanra legte die Handfläche auf das Schloss und zerlegte es mit einer kleinen Detonation. Sie schob die Tür auf. Tarban verstand nicht was passiert ist, aber es war ihm auch egal. Er streckte der Prinzessin die Hand aus, die sie zögerlich nahm und ihm aus der Zelle folgte. Dann folgten sie Kanra hinaus. Unterwegs bietete sich ihnen kein schöner Anblick.
"Schwester... Warst du das?"
Sie antwortete nicht.
"Sie leben noch..."
Kanra nickte.
"Wieso sind so noch bei Bewusstsein..."
"Bewusstlos", sagte Kanra kühl, "kann man keine Schmerzen empfinden, oder?"
Tarban hörte auf Fragen zu stellen und folgte ihr mit Skuyo an der Hand nach draußen.
„Böses Mädchen…!“ sagte Tarii lächelnd während sie beiläufig den am Boden liegenden Deek in die Rippen trat und dabei Kanra anschaute. Tarii zuckte grinsend die Achseln.
Kanra öffnete den Mund um etwas zu sagen doch Tarii hielt beschwichtigend eine Hand empor.
„Böse…Kanra von den Sonnenreiterebenen. Ehemalige Stadtwächterin Gilratars, Mitglied von Pakas Crew. “
Es klang wie die Einleitung zu einer Drohung, doch dass eine richtige Drohung ausblieb machte die Sache für Kanra aus einem für sie unbennenbaren Grund noch viel ungenehmer als eine Drohung hätte sein können.
„Was möchtest du von uns?“ fragte Kanra, sie hielt ihre Waffe bereit richtete sie jedoch nicht auf Tarii.
„Ich..? Ich möchte reden. Ich möchte Informationen. Ich möchte handeln. Also kein Grund irgendwelche Waffen aus zu packen.“
Tarban und Skuyo blieben dicht hinter Kanra stehen, gefasst auf das Schlimmste.
„Du willst also handeln. Wie stellst du dir das vor?“
„Oh es ist ganz simpel. Ihr gebt mir eine Info und ich verheimliche eine Info für euch.
Oder wollt ihr dass ich den Kaiserlichen Wachen die hier herumschleiche sage, ihr hätter die Prinzessing entführt? Töte ein Strassenkind und niemand hat Interesse, entführe eine Prinzessin und der ganze Staat spielt verrückt. Dass die Regierung an einer einzelnen Person zerbrechen kann zeigt doch wie schlecht dieses System ist….Tihi.“
„Schwester hat niemanden entführt! Es waren diese Grauzuckerhändler dort!“
„Ach wirklich..“ bemerkte Tarii süffisant, während sie ihre Sohle tiefer in Deeks Gesicht bohrte. Mit einem kalten Lächeln sah sie zu Tarban herab “Ich sehe niemanden.“
„Hör auf Tarban. Das hat keinen Zweck. Was willst du wissen?“ fragte Kanra.
„Du duzt mich….! Was ist nur aus dem guten alten Ihrzen geworden. Nun, es ist simpel. Ich möchte wissen wo die Elementar-Sterne sind.“
Kanra atmete rasselnd ein, sagte jedoch nichts. In diesem Moment flatterte Shee mit Tränen in den Augen an Kanras Seite.
„Er lebt! Rev lebt!“
Tarii hob genervt die Achseln und seufzte.
Charlotte, kam mit Rev im Arm um eine Häuserecke, Blut klepbte an ihren Händen und um Revs Kehlkopf war eine Art vergitterte Maske aus Holz, gefüllt mit einer gelben Flüssigkeit.
Er war bewusstlos aber atmete.
„Na, schön Frau Doktor. Dann musst du halt eben meinen Spaß unterbrechen. Fein.“ sagte Tarii genervt.
Charlotte legte Rev auf den Boden vor Kanra, Tarban und Shee.
„In der Maske ist ein Behälter mit von mir persönlich destilliertem, verbesserten Lebenswasser das durch die Einstellung des Behälters in regelmässigen Intervallen auf seine Verletzung gegeben wird. Aber es ist kein Wunderheilmittel. Wenn er dieses Gerät ein halbes Jahr trägt wird er ohne weitere Komplikationen überleben. Es wird eine unschöne Narbe am Kehlkopf bleiben aber das ist ein verkraftbarer Preis.“
Charlotte lehnte ihre gewaltige Axt über ihre Schulter.
„Starrt mich nicht so an, ich bin Ärtztin! Was hattest du jetzt wieder in meiner Abwesenheit vor, Tarii?“
Kanra blickte abwechselnd zu Charlotte und Tarii.
„Okay. Euer Glück. Für heute sind wir uns nie begegnet. Adios.“ verabschiedete sich Tarii. Und mit einem Zwinkern, einem Mantelschlag und einem Lächeln auf den Lippen drehte sie sich um und verschwand in einem der Minenschächte.
„Nun. Meine Kollegin hat einen besonderen Sinn für Humor. Nimmt sie nicht all zu ernst.“
„Ihr seid umzingelt. Im Namen der Kaiserin, gebt die Prinzessin wieder frei.“
Tarban, Kanra, Charlotte, Shee und Rev waren von den Männern der Kaiserwache umstellt worden.
Er schritt durch die dunklen Gänge das Gewölbes unter dem Palast. Dieses schien eine regelrechter zweiter Palast zu sein. Funktional und ohne den Prunk des Ersten. Aufgebaut war er aus einem Hauptgang und zahlreichen Nebengängen. Letztere ließ er Einstürzen, wenn er auf seinem Weg durch den Hauptgang an ihnen vorbeikam.
Schließlich kam das Ende in Sicht. Ein schweres Tor aus schwarzem Eisen mit so vielen Bannsprüchen und technologischen Schutzmechanismen versehen, wie er es nur selten gesehen hatte.
"Versteck dich nur.", knurrte er und streckte die Hand danach aus. Dann spreizte er blitzschnell die Finger und ein Pfeil aus Licht schoss aus seiner Handfläche.
Energie knisterte als das Geschoss das Tor traf und das Licht über die Oberfläche floss. Dann zischte es und der Stahl löste sich langsam von dem Punkt aus auf, wo der Lichtpfeil getroffen hatte.
Ebenso wie der Tunnel, in dem es kein Licht gegeben hatte, lag der Raum dahinter im Dunkeln. Abgesehen einmal von einem steinernen Thron auf einer etwas höher gelegen Plattform gegenüber der Tür an dessen Seiten blaue Psynergielichter schwebten.
Ein breitschultriger Mann mit kurzem schwarzem Haar saß auf diesem. Gekleidet war er in eine rote mit Stacheln besetzten Rüstung, an deren Schulterpanzerung ein dunkelroter Mantel befestigt war, der schmiegte sich um den Körper seines Trägers schmiegte. Eine Hand des Mannes lag locker auf dem Griff eines goldenen Streithammers, der auf seinem Schoß ruhte, während er mit der anderen seinen eigenen Kopf abstützte, dessen dunkle Augen gelassen auf dem Neuankömmling ruhten.
"Ihr hättet auch einfach Klopfen können.", bemerkte der Mann und obwohl es ein Witz zu sein schien schien etwas unheilvolles mit jedem seiner Worte mitzuschwingen, "Es wäre mir eine Ehre gewesen den Mann zu empfangen dessen Blut dem meinem ebenbürtig war, Truar König des Zentralreiches!"
Truar schritt langsam in den Raum, während er die Intensität seiner Aura zunehmen ließ. "Ihr wisst warum ich hier bin, Kaiser!" Das letzte Wort spie er seinem Gegenüber voller Verachtung entgegen.
"Naaatürlich.", erklang die Antwort gedehnt, "Aber ihr werdet ohne sie gehen müssen. Oder..." – ein süffisantes Lächeln bildete sich auf den Zügen des Kaisers – "Gar nicht."
Schatten schossen aus der Dunkelheit des restlichen Raumes heraus und wurden zu Kriegern, die von Kopf bis Fuß in roten Rüstungen, die denen des Kaisers ähnelten, bekleidet waren. Die kaiserliche Garde bezog in einer Sekunde Stellung am Rande von Truars Lichtaura und richteten ihre Waffen auf ihn. Eine weitere Gestalt formte sich vor der Plattform mit dem Thron aus Dunkelheit. Es war ein Mann mit schulterlangem schwarzen Haar, der eine Gardistenrüstung ohne Helm trug. Seine Ähnlichkeit zum Kaiser schien unverkennbar. Ein geschwungenes grelloranges Energieschwert manifestierte sich in der rechten des Mannes.
Truar breitete die Arme aus. "Ihr glaubt das mich das aufhalten kann?", fragte er höhnisch, "Ich hätte euer Reich vor Ewigkeiten vernichten können! Ich hätte diese Länder mühelos unterwerfen können! Ich könnte unsere Welt in Stücke reißen! Und ihr glaubt, dass dieses armselige Aufgebot mich aufhalten kann?!"
Das Lächeln des Kaisers verschwand nicht, als er sprach: "Natürlich nicht."
Knirschend schabte Stein über Stein und Ketten klirrten, während sich die Wand hinter dem Kaiser in die Höhe schob. Aus der Dunkelheit des neuen Raumes traten zwei Jungen von vielleicht sechs in dunklen Gewändern und knieten ein Stück vor dem Thron nieder. Einer von ihnen hatte violettes Haar und rötliche Augen. Der Andere blondes Haar und ein schwarzes Auge, während auf der anderen Seite seines Gesichts eine leere Augenhöhle brach lag an deren Rand bloßer Knochen sichtbar war.
"Was soll das?", fragte er verwirrt über die beiden Kinder.
Als Antwort traten zwei weitere Personen in den Lichtkegel der Psynergielichter. Das erste war eine junge Frau mit schwarzem Haar in einer Gardistenrüstung. Die rechte Wange der Frau war von schwarzer abgestorbener Haut bedeckt, die sich über die rechte Seite ihres Kiefers bis über den Hals fortsetzte. Doch sein Blick galt dem Mädchen im Griff der Frau, dem diese ein Messer an die Kehle hielt. Sie war im selben Alter wie die beiden Jungen und trug das selbe schwarze Gewand. Ihr Haar war blond und ihre Angst erfüllten Augen blau.
"Eren!", entfuhr es ihm unwillkürlich, während er seine Hand auf den Kaiser richtete, "Lass sie gehen!"
Die Frau presste mit einem spöttischen Lächeln das Messer fester an den Hals des Mädchens.
"Ich denke das... DAS euch aufhält.", schloss der Kaiser, "Was war sie noch gleich? Eure Enkelin? Oder Urenkelin? Oder gar deren Enkelin? Ihr lebt wahrlich schon sehr lange, nicht wahr?"
Knurrend ließ er die Hand wieder sinken. "Wenn ihr ihr auch nur ein Haar krümmt."
"Habt ihr damit etwa nicht gerechnet?", fragte der Kaiser höhnisch, "Ich hielt diese Möglichkeit für offensichtlich."
"Vielleicht...", hauchte er, "Dachte ich das ihr wenigstens ein kleines bisschen Ehre hättet."
"Ehre?" – Ein Kichern – "Dieses hohle Wort? Die Wahrheit ist doch, dass Gewinner in unserer Welt jedes Mittel einsetzen müssen und sich mit Zähnen und Klauen an die Spitze kämpfen." – Das Lächeln des Kaisers wurde breiter – "So wie ich in meiner Kindheit als mein Vater starb all diese Geier, die meinen Thron wollten, vernichtet habe.", erzählte der Kaiser scheinbar höchst amüsiert, "Natürlich... Seid ihr die Ausnahme. Ihr seid so mächtig, dass ihr so etwas nicht nötig habt. Ihr sagtet ihr hattet uns vor langer Zeit vernichten können? Wollt ihr den Grund wissen warum ihr es nicht getan habt? Weil es zu einfach war! Wir waren keine Gefahr darum konntet ihr von Moral, Ehre und Frieden predigen, während wir anderen Herrscher jedes schmutzigen Tricks und jeder List bedürften, die uns einfiel. Wenn ihr nicht so mächtig wäret, würdet ihr genauso verbissen und hinterhältig kämpfen wie wir, Truar." Langsam erhob sich der Kaiser und schritt bis zum Rand der Plattform auf der sein Thron stand. "Doch weil ihr so mächtig seid, war dieser Krieg vor langer Zeit entschieden. Eure Blutlinie hat ihre Klauen verloren und diese Narren an der Spitze Hirans sind von schwachem bürgerlichen Blut. Meine Blutlinie hat ihre Stärke und Verbissenheit beibehalten! Wir-"
"Was soll dieses Geschwätz von Blut?", unterbrach er grob, "Ihr glaubt wirklich, dass euer Blut euren Sieg garantiert? Der Glaube eines Feiglings, der sich selbst täuschen muss."
"Seid still!" Der Streithammer krachte auf den Boden und sprengte kleine Steinbröckchen heraus. "Es war mein Blut, dass mich trotz aller Widrigkeiten zu mehr, als einer armseligen Marionette irgendeines Königs machte, weil wahre Herrscher geboren werden, weil ihr Blut das meine nicht unterdrücken konnte! Weil mein Blut pure Macht ist!"
"Man hört anderes.", sprach er ruhig, "Oder Narsi?"
Die Züge der Frau verkrampften sich. "Provoziert mich nicht!", zischte sie und umklammerte das Messer fester.
"Das hatten wir schon, mein Kind.", sagte der Kaiser wieder mit einem Lächeln auf den Lippen, "Wenn er ein wahrer Erbe deines Blutes ist, kämpft er sich trotz aller Widrigkeiten mit Zähnen und Klauen an die Spitze und wenn nicht, war er es niemals Wert dein Sohn zu sein!"
"Dann steckt tatsächlich eine Mutter in euch, Narsi?", fragte er, nun selbst voll Hohn, "Bei eurer Mutter schien das nicht der Fall zu sein. Zumindest nicht in ihren letzten Atemzügen."
"Was habt ihr getan!", brüllte jetzt der Mann mit dem Energieschwert aufgebracht.
"Naamos, Schweig!", befahl der Kaiser herrisch, bevor er sich wieder Truar zuwandte, "Ich hatte mich wohl geirrt, ihr habt immer noch Klauen. Dennoch seid ihr chancenlos, wenn ihr nicht bereit seid das Mädchen zu opfern, wegen dem ihr hergekommen seid!"
Er schielte zu Narsi.
"Das ist es?" Der Kaiser kicherte. "Ihr wollt sie gegen mich aufbringen? Lächerlich! Selbst wenn sie sich gegen mich stellen wollte, würde sie niemals diese Chancen verstreichen lassen, euch zu töten."
Sein Blick ruhte weiter auf Narsi, doch die rührte sich nicht und lockerte ihren Griff nicht. Eren blickte ihn flehentlich an.
Sein Atem beschleunigte sich. War er schnell genug? Konnte er Eren befreien, bevor Narsi sie töten konnte?
"Ihr solltet jetzt gehen.", meinte der Kaiser, "Es sei denn ihr wünscht, dass wir eurem Leben hier und jetzt ein Ende bereiten."
Narsi war zu erfahren, er zu weit weg... er konnte es nicht tun. Das Risiko war zu groß.
"Kazan!", schrie der blonde Junge neben dem Kaiser auf einmal und stieß Beide Hände nach diesem ein Licht- und ein Dunkelheitsgeschoss schossen aus ihnen hervor, die umeinander kreisend auf den Kaiser zu hielten.
"Unmöglich!", kam es über die Lippen des Kaiser, während er reflexartig auswich und dem Geschoss wie in Trance nachblickte.
Da war auch schon der andere Junge auf den Beinen und schleuderte ein Messer nach Narsi.
Eine Öffnung! Er stieß bereits den Arm nach Narsi, während diese sich unter dem Wurfmesser wegduckte.
"Das werdet ihr nicht!"
Er riss den Arm herum und richtete ihn auf den vorpreschenden Naamos. Sein Geist brach durch die Verteidigung von Naamos Gedanken und tobte wie ein Wirbelsturm durch diese, während der Körper des Schatten-Adepten von einer unsichtbaren Kraft in die Höhe gerissen wurde und in die Dunkelheit hinter dem Thron geschleudert wurde.
Er hatte verloren! Begriff er, als er die angreifenden kaiserlichen Gardisten mit seiner Lichtaura zurückstieß. Er würde Narsi nicht aufhalten können, bevor sie...
In diesem Augenblick stieß die Tochter des Kaisers Eren, die sie bis eben noch festgehalten hatte, grob weg und sprang mit dem Messer auf ihren Vater zu.
"VERDAMMTE VERRÄTERIN!", befreite sich dieser gerade noch rechtzeitig aus seiner Trance und schlug das Messer mit seinem gepanzerten Handrücken weg. Er holte bereits mit dem Hammer aus an dessen Kopf sich schwarzes und blaues Feuer sammelte.
"Du hast verloren!", rief Truar, in jeder Hand eine Lichtkugel.
"Das Mädchen!", begriff der Kaiser. Er stieß seine Tochter bei Seite und setzte mit erhobenen Hammer auf Eren zu, doch geriet er ins Straucheln als die beiden Jungen sich an eines seiner Beine klammerten. "Verdammt seid ih-"
Truar schlug die Lichtkugeln zusammen und eine alles vernichtende Lichtwelle explodierte in alle Richtungen.
Von den Gardisten, blieb buchstäblich nichts übrig, da sie ihm am nächsten waren. Um Narsi und den Kaiser flammte jeweils ein oranger Schutzschild auf, doch brachen diese im selben Augenblick zusammen, in dem die Lichtwelle sie erfasste. Der Kaiser wurde in seinen Thron geschleuderte, doch war der Aufprall so stark, dass dieser zersplitterte und der Kaiser durch die geöffnete Wand hinter ihm in den nächsten Raum geschleudert wurde. Narsi prallte gegen eine Seitenwand, die augenblicklich in sich zusammenstürzte und sie unter den Trümmern begrub.
"Eren!", rief er und blickte zu dem Mädchen, das ebenso wie die beiden Jungen in einer Lichtblase in der Luft schwebte.
Er löste die Schilde der Kinder auf und die drei sanken langsam zu Boden.
"Opa!", rief Eren, während sie zu ihm rannte.
Er ging in die Knie und schloss sie in die Arme.
"Eren...", flüsterte er und presste seine Stirn gegen ihre, "Es ist vorbei."
"Tewer, was soll das?!", rief einer der Jungen, der mit den violetten Haaren, Kazan.
Truar blickte auf und sah wie er an der Schulter des Anderen zerrte, der Steine von Narsi herunterzog. "Ich will wissen, dass sie tot ist!"
"Lass es gut sein.", sprach Truar müde, während er sich erhob, "Lass das hier hinter dir. Ich bringe euch hier weg."
"Nein!", jaulte Tewer, "NEIN, ich lass sie nicht leben!"
"Lass es für heute gut sein, Junge.",wiederholte er eindringlich, "Sie mag den Tod verdienen, aber heute hat sie Eren das Leben gerettet. Überlasse ihr Überleben dem Schicksal."
Der Junge blickte stumm auf den Trümmerhaufen. Seine Hände zitterten. Dann schleuderte er mit einem Aufschrei einen Mauerstein, den er in der Hand hielt quer durch den Raum. Eren lief zu den Beiden hinüber und schloss sie in die Arme.
"Danke.", hauchte sie.
"Kinderspiel.", meinte Kazan etwas verlegen, während Tewer schweigend geradeaus starrte.
Er würde sich mit den Beiden befassen müssen. Besonders mit Tewer, der irgendwie Licht- und Dunkelheitspsynergie angewandt hatte. Aber zuvor...
Sein Blick wanderte zu der geöffneten Wand und den dunklen Raum dahinter, in dem irgendwo der Kaiser und sein Sohn, Naamos, waren.
"Wartet hier!", befahl er den Kindern und erschuf einen kuppelförmigen Lichtschild um die drei, "Ich bringe es zu Ende!"

Und damit war Fares wieder in Hadens Büro, erstaunt darüber wie viel realer diese Vision sich angefühlt als als die Erste. Sie war zu diesem Mann geworden, zu Truar geworden, dem verstorbenen König des Zentralreiches und hatte einen Teil seines Lebens durchlebt. Und sie hatte Kazan darin gesehen. Im Herzen des Ostreiches in den Händen des früheren Kaisers. Sie hatte nicht gewusst, dass Kazan jemals dort gewesen war. Sie erinnerte sich noch, dass in ihrer Kindheit Kazan entführt worden war, aber dass es das Ostreich war, nein, der Kaiser des Ostreiches gewesen war erschien lächerlich.
Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als sie bemerkte das sie saß. Schlimmer war jedoch noch, dass sie ihre Rüstung nicht mehr trug. Psynergie unterdrückende Fesseln banden sie an die Armlehnen und ihre Fußgelenke an die Stuhlbeine. Selbst ihr Kopf war mit einem Gurt an der Lehne fixiert. Ihr Blick lag auf dem Schreibtisch, wo keine Kiste mehr stand. Seit dem Beginn ihrer Vision schien einige Zeit vergangen zu sein. Und das hieß der Grund für ihre Situation war...
"Haden...?", fragte sie. Ihre Stimme zitterte
"Ja?", erklang es genau hinter ihr, "Was gibt es, Fares."
Der Hauptmann klang fast liebevoll, aber sie kannte ihn zu gut, als dass sie sich irgendwelche Hoffnungen machte.
"Ich-"
"Shhh.", machte Haden und sie hörte ein vertrautes klicken, "Ich habe mir Sorgen gemacht, dass du gar nicht mehr zu dir kommst."
"Bitte, Haden... ich...", stotterte sie flehend. Bei keinem anderen wäre sie zusammengebrochen, aber sie wusste was kommen würde. Sie hatte es zu oft mitangesehen
"Nein, nein.", unterbrach Haden sie, "Du muss mir nichts erklären."
Er trat gemächlich an ihr vorbei und sie sah eine Zange in seiner Hand.
"BITTE!", schrie sie, als er vor ihr in die Knie ging.
"Es ist alles in Ordnung.", flüsterte er unheilvoll, "Vielleicht stelle ich später Fragen."
"Nein!", jaulte sie und ballte die Hände zu Fäusten. Sie bemerkte, dass ihr Tränen in die Augen schossen.
"Nicht doch.", sprach Haden ruhig mit einem schiefen Grinsen auf den Zügen, "Es tut doch gar nicht weh."
Er packte einen ihrer Finger – den Ringfinger an ihrer rechten Hand – und zwang sie ihn zu strecken. Seine Augen leuchteten erwartungsvoll, während er die Zange spreizte.
"BITTE, HADEN!", kreischte sie und warf sich mit aller Kraft gegen ihre Fesseln, "BITTE TU DAS NICHT!"
Es war vergeblich die Zange schloss sich um ihren Fingernagel.
"Kein Grund zu Schreien.", meinte Haden noch, "Du weißt doch das das noch gar nichts ist." Dann zog er.

Der Kriegsherr blickte auf, als die drei Silkanas eintraten. "Was gibt es?"
Redd warf wortlos einen silbernen Beutel auf den Schreibtisch des Kriegsherrn, den dieser sogleich interessiert aufhob und öffnete.
"Der Merkur-Stern.", verkündete er, "Ausgezeichnet. Jetzt müssen wir nur noch verhindern, dass Paka den Leuchtturm zu einem ungünstigen Zeitpunkt entzündet."
"Kennt ihr die Position des Leuchtturms?", fragte Lúze an eine Wand gelehnt.
"Bedauerlicherweise nicht.", gab der Kriegsherr zu, "Cyro glaubt das jetzt wo wir die Position der übrigen Türme kennen, wir vielleicht daraus auf seine Position schließen könnten."
Thelok blickte ihn fragend an. "Ich wusste nicht, dass die Position der Türme in einer derartigen Beziehung steht."
"Unter normalen Umständen ist das auch nicht der Fall.", erklärte Reyter, "Allerdings ist es nicht unwahrscheinlich, dass hier in Mirnurzar ihre Erbauer sich am Sternenhimmel orientiert haben. Und so dennoch eine Beziehung besteht."
"Verstehe."
"Stimmen die Gerüchte?", fragte Redd, "Über den anderen Turm?"
"Möglicherweise.", meinte der Kriegsherr, "Es ist in einer unwichtigen Region und ich habe nur die Beobachtung eines 'dunklen Leuchtfeuers' aus der Entfernung."
"Wir könnten uns das ansehen.", bot Redd an.
"Könnten wir?", fragte Lúze den Nordspeer scharf.
"Wir haben nichts besseres zu tun."
"Tut euch keinen Zwang an.", sagte der Kriegsherr, "Und findet heraus, ob es etwas mit der Entzündung der übrigen Türme zu tun hat!"
Thelok verbeugte sich. "Sehr wohl."
"Eines noch.", sprach Lúze, während sich die anderen Beiden schon zum gehen wandten, "Den Elementar-Stern könnt ihr als Zeichen unserer persönlichen Loyalität ansehen."
"Wie muss ich das verstehen?", fragte Reyter unbeeindruckt.
"Es ist nicht wichtig.", meinte Thelok und verließ den Raum.
"Noch nicht.", fügte Redd noch hinzu, bevor er und Lúze dem dicken Adepten folgten.
Der Namenslose ließ einen unfassbar frustrierten Schrei von sich und löste sich komplett auf, als sein Körper durch die erste der Todessünden zum Opfer gefallen war.
Luxuria grinste, als sie den Menschen mit dem Gefühl des 'Begehrens' vollständig ausgelöscht hatte.
„Er sollte bald wieder erscheinen.“ warnte Ira.
„Stimmt. Wir wissen bereits, dass-“
Luxuria stockte als sich etwas ihre Brust bohrte.“Degradierung.“
Der Halb-Maskierte hatte sie mit seinem Langschwert durchspießt und zog seinen Schwert wieder heraus. Die ehemalige Todessünde schaute ihren Körper fassungslos an, als bei ihr das Todessünden Symbol verschwand. Der Namenslose nutzte den Moment für seinen entscheidenden Zug.
„Heilendes Licht.“
„Das kann nicht-“
Eine Aura mit extremer Heilungskraft bildete sich um seine Hand, die er in sKopf Luxurias stieß. Ihr Körper zerfiel vollständig.
„Einer ist erledigt. Bleiben nur noch Fünf.“
„Du Wicht. Anscheinend weißt du doch, wie man Wesen aus der Welt der Toten bekämpft.“ gab Avaritia zu.
„Umgekehrtes Prinzip. Alles was den lebenden dieser Welt schadet, heilt euch und umgekehrt. Ist das nicht der Grund, warum euer ganzes Reich sich vor Furcht in die Hosen macht, nur wenn sie den Namen Omega Phönix hören?“ spottete er.
Die übrigen 5 Todessünden schienen nicht besonders beeindruckt zu sein.
„Achtet auf das Schwert.“warnte Acedia, dessen Symbol nun aufleuchtete.
Noch bevor der Unbekannte seinen Angriff fortsetzen wollte, fühlte er plötzlich eine starke Trägheit der seinen ganzen Körper überfiel. Diese Trägheit stieg von Sekunde zu Sekunde. Er bewegte sich inzwischen kein bisschen mehr. Selbst seine Augen schlossen sich, als sein ganzer Körper dagegen protestierte die auch kleinste Bewegung auszuführen.
Desto stärker die Trägheit wurde, desto größer der Schmerz, der ihn von innen auffraß. Es war ein Teufelskreis, dem er nicht entkommen konnte. Sein Körper als Ewiges Wesen vernichtete sich von innen komplett, bis nichts mehr von ihm übrig blieb.
In Hüterform erschien er erneuert und stieß eine mächtige Heilwelle von sich, der alle Todessünden zielsicher traf. Diese hingegen blieben nach dem Treffer unbeeindruckt stehen.
„Hochmut!“ nannte Superbia den Namen seines Titels.
Der Unbekannte stoppte und spürte, wie die Arroganz in ihm mit jeder Sekunde anstieg.
„Du magst zwar richtig erkannt haben, dass heilende Effekte den Wesen der Welt der Toten schaden, aber du hast eine Sache entscheidende vergessen.“
„Wir sind Todessünden! Dieser Heilungsangriff war für uns nicht mehr als das Stechen einer Biene in eurer Welt.“
„Solange wir deinen Schwert entgehen, kannst du uns nicht schwächen wie Luxuria.“
„Bisher gibt es neben Semih nur Talos der über gefährlich starke Heilungskräfte besitzt. Ein Wesen wie du, wird dieses Level nicht erreichen können.“
„Und selbst wenn, heißt es nicht, dass wir uns davon absichtlich so einfach treffen lassen wie vorhin.“
Die Arroganz des Halb-Maskierten stieg permanent an, ähnlich wie es mit Sarek der Fall gewesen war. Ohne sich dagegen wehren zu können, wurde er auch in seiner Hüter-Gestalt vernichtet und erschien in Form einer Todessünde.
„Oh, eine Todessünde wie wir. Unglücklicherweise sind wir fünf und du nur einer.“ stellte Ira klar.
„Es ist Zeit, dass wir dich auslöschen.“sagte Avaritia.
„Du bist viel zu gefährlich um in irgendeiner Form am Leben gelassen zu werden.“ bestätigte Acedia.
„Hochmut!“
„Trägheit!“
„Zorn!“
„Geiz!“
Vier der Fünf Todessünden überwältigen den Namenslosen, noch bevor er selbst auf seine Kräfte zugreifen konnte. Invidia, der die ganze Zeit nur geschwiegen hatte, wechselte zu seiner Passiv-Form und verließ den Kampf.
„Wo geht der den hin?“
„Wen interessiert es?!“
Überwältigt von seinen Gefühlen spürte der Halb-Maskierte einen vielfach größeren, einen unvergleichbaren, Schmerz der sich umso schneller ausbreitete. Nach einigen Sekunden fiel auch dieser Körper und nichts blieb mehr von ihm übrig.
Die übrigen Todessünden wollten gehen, als eine Stimme sie davon abhielt.
„Wo wollt ihr hin?“ fragte der Namenslose, der in seiner neuen Form hinter ihnen stand.
Die Augen aller Todessünden weiteten sich und schauten das Wesen fassungslos an.
„D-das kann nicht...“
„U-Un- mög-glich!“
„Unser Meister.“
„Der Hinrichter!“
Ein breites Lächeln war auf dem Lippen des Hinrichters abgebildet, der mit verschränkten Armen auf die Todessünden herabblickte. Die Todessünden hatte nicht mit einer weiteren Stufe gerechnet. Sie zitterten vor Furcht, als sie erkannten, welchem Schicksal sie gegenüberstanden.
„Es ist aus. Ihr könnt ihre letzten Worte aussprechen, während ihr euch eurer Hinrichtung begebt. Vernichtet euch selbst.“ befahl er ihnen.
Die Todessünden konnte sich nicht wehren, Ihr Körper rührte sich nicht und zerfiel. Acedia, Avaritia und Superbia waren bereits vollständig verschwunden.
„W-Wer bist du?!“ fragte Ira, vor der letzten Sekunde ihrer Vernichtung.
"Ich bin das, was ihr nicht versteht.
und gleichzeitig danach so sehnt."

Nach dieser Antwort verschwand auch der letzte der anwesenden Todessünden.

Eine feurige, heilende Aura bildete ich um Unarus und schloss seine Wunden. Es dauerte nicht lange, bis er wieder zu Bewusstsein fand.
„Wo bin ich?“ war die erste Frage des Schülers, der wenige Sekunden später seine eigene Frage als beantwortet ansah. Schließlich besaß er Dank seiner Animalischen Hälfte über ausgesprochen gute Sinne. Es war ein leichtes sein Standort herauszufinden.
„Tut mir Leid, Meister Dewan.“ entschuldigte er sich.
„Es ist mein Fehler euch alleingelassen zu haben. Unser Begleiter. Was ist mit ihm? Ist er etwa...“
Unarus schüttelte seinen Kopf noch ehe Dewan seine Frage ausgesprochen hatte. Ein geisterhaftes Portal erschien zwischen ihnen, aus dem der Mann bewusstlos herausfiel. Unarus hatte ihn rechtzeitig aufgefangen, noch bevor er gegen den Boden knallte. Dewan schaute zu dem Schüler, als erwarte er eine Erklärung.
„Als der Kampf unausweichlich erschien, habe ich ihn in die Welt der Geister geschickt. Es ist ausgesprochen normal, dass eine lebende Person sein Bewusstsein verliert, sobald er diese Welt betritt.“ erklärte er. „Aber keine Sorge. In spätestens 15 Minuten sollte er sein bewußtsein wiederhaben.“ versicherte Unarus.
Dewan hingegen schwieg eine ganze Zeit lang. Anscheinend überlegte er konzentriert um seine nächste Entscheidung zu fällen.
„Wir trennen uns.“
Der Schüler blickte verwirrt zum Meister.
„Wir sollen uns trennen? Aber warum?“
„Ich habe Einladung zum Treffen der Meister erhalten. Gleichzeitig jedoch ist dieser Mann unsere einzige Spur zu etwas, was uns einen großen Nutzen gegen Melfice ermöglichen könnte. Da ich nicht in zwei Orten gleichzeitig sein kann...“ er stoppte kurz und korrigierte.
„Naja zumindest nicht mehr, müssen wir uns trennen. Ich gehe zum Meisterversammlung, während du alleine die Spur verfolgen wirst.“
Dewan lächelte und legte seine Hand auf die Schulter des Tigers. „Ich vertraue dir. Ich bin sicher, dass du das alleine schaffst. Außerdem bist du zwischen uns derjenige, mit der schärferen Nase.“
„Meister Dewan... Danke, ich werde Sie nicht enttäuschen.“
Der Kampfkunstmeister grinste und drehte sich um. „Baue ein Teleportkreis mit meiner Psynergiesignatur auf, sobald du zu einem Ergebnis kommen solltest. Nun müssen wir los. Die Nachricht war dringend.“
"Stopp!"
Prinzessin Skuyo ging mit schützend ausgebreiteten Armen zwischen den Hauptmann und der umzingelten Gruppe.
"Prinzessin Skuyo, kommen Sie da weg! Wir haben die Situation jetzt im Griff!"
"Nichts habt ihr im Griff!", fauchte sie in einem Ton, den Kanra von so einem jungen Mädchen nicht erwartet hätte. "Wäre ich auf Eure Hilfe angewiesen gewesen, dann wäre ich vermutlich jetzt tot. Die hier waren es, die mich gerettet haben."
Der Hauptmann knurrte.
"Was soll das, Prinzessin? Ihr seid jetzt in Sicherheit. Ihr müsst nicht lü-"
"Sind Sie taub?!", donnerte sie. "Wenn Sie die Schuldigen suchen, dann schaut mal in diesem verdammten Brunnen nach!"
Der Hauptmann leckte sich nervös über seine Unterlippe, dann nickte er drei Männern zu die den Brunnen sicherten.
"Ihr wollt mir also sagen, dass zwei Frauen und ein paar Kinder Euch gerettet haben?", fragte er immer noch zweifelnd, aber vorsichtiger.
"Nicht ganz. Sie war es, die mich da herausgeholt hat."
Kanra straffte sich, als sie in den Blick des Hauptmannes der Truppe kam. So viel zum Thema Unauffälligkeit. Abgesehen von ihrer ungewöhnlichen Erscheinung war sie von oben bis unten mit Blut beschmiert.
"Erklärt Euch. Wer seid Ihr?"
"Die Federhelden schickten mich. Man nennt mich Kanra.", antwortete sie knapp.
Sie spürte die überraschten Blicke der Kinder hinter ihr auf sich liegen. Auch wenn die Federhelden sie angewiesen haben unauffällig zu bleiben, war der Schaden bereits angerichtet. Wenn sie hier heil herauswollte, brauchte sie ihre Hilfe.
"Die Federhelden? So, so... Und ich nehme an, dass soll ich einfach so glauben? Woher soll ich nicht wissen, ob Sie nicht selbst dahinter stecken?"
Kanra schüttelte ungerührt den Kopf.
"Wenn Ihnen mein Wort oder das der Prinzessin nicht ausreicht, muss es wohl das ihre tun. Bringt uns auf die Wache, dann wird sich der Rest klären."
Der Hauptmann setzte einen wütenen Gesichtsausdruck auf. Offenbar fühlte er sich in seinem Stolz verletzt, da die Prinzessin ihn zurechtgerügt hatte und nun von Kanra so herablassend behandelt wurde.
"Hütet besser Eure Zunge. Wenn die Federhelden Sie geschickt haben, was wollen diese Straßenratten bei Ihnen? Und wer ist sie?", fragte er mit wachsenden Argwohn beim Anblick der großen Frau mit der Streitaxt. "Allein der illegale Besitz von Waffen reicht euch alle in den Kerker zu werfen."
Darauf wusste Kanra keine Antwort. Es lag auf der Hand, dass sie eine Mirnuzarianerin war, aber bisher hatte sie sich nur als Ärztin vorgestellt. Zum Glück rief in diesem Moment einer der Kaiserwachen den Hauptmann etwas zu.
"Hauptmann! Hier unten... Bei den Sternen, die ganze Bande!"
Der Mann runzelte die Stirn, bedeutete seinen Männern die Stellung zu halten und ging zum Brunnen hinüber.
"Was reden Sie da?"
"Hier sind eine Menge verwundete Männer. Manche von denen suchen wir sogar."
Der Hauptmann schürzte die Lippen.
"Versteht Ihr es jetzt?", sagte die Prinzessin und sah ihn herausfordernd an.
Er rang sichtbar mit sich, aber er lenkte ein.
"Schafft diese Kerle hier rauf. Wir bringen sie alle ins Hauptquartier. Auch euch!", blaffte er und wieß auf Kanra und die Kinder. Er hob die Hand, bevor Skuyo etwas einwerfen konnte. "Ganz gleich wer sie sind, ich habe den Befehl von Eurem Vater den Kaiser persönlich Euch in Sicherheit zu bringen. Wenn sie unschuldig sind wird ihnen nichts passieren."
Er sah Kanra geringschätzig an.
"Folgt uns ruhig und ohne Mätzchen, dann müssen wir euch auch nicht in Ketten legen."
"K-Kanra?", fragte Shee mit zittriger Stimme.
Sie überlegte ihre Möglichkeiten. Mit der Kaiserwache einen Kampf anzufangen oder einfach zu fliehen wäre alles andere als klug. Sie musste auf Skuyos Wortgewicht vertrauen und darauf, dass die Federheldin ihr beistehen würden wenn sie von ihrer Situation erfuhren. Also nickte sie einwilligend.
"Es gibt nichts zu befürchten. Gehen wir mit."

Sie trafen ein, als der letzte von Deeks Männern nach oben gebracht wurde. Fiers stieß einen lautlosen Fluch aus und ging mit Soran in Deckung.
"So eine verdammte knietiefe Kacke.", raunte er bemüht leise und mahlte auf seinen Zähnen. "Wie konnte das nur-"
Er unterbrach sich, als er Charlotte bemerkte.
"Diese verfluchte Barbarin... Ich dachte wir hätten eine Abmachung..."
"Erst unser Versteck und jetzt das!", pflichtete Soran ihm bei. "Wir hätten uns nie mit dieser Frau einlassen dürfen."
Fiers unterdrückte eine weitere Schimpftriade. Er hatte die Fremdweltlerin offenbar falsch eingeschätzt. Er hatte gedacht ihr ging es um ein Geschäft. Stattdessen zog sie durch die Stadt und störte zielsicher all seine Operationen. Ihm wurde übel. Hier stand mehr auf dem Spiel, als seine Pläne das Kaisertum zu untergraben und eine Verbindung zu der alten Welt aufzunehmen. Deeks und wenige ausgewählte Männer kannten seine wahre Identität. Man würde es auf ihn zurückverfolgen können... und ihn und seine Familie zur Rechenschaft ziehen. Das konnte er nicht zulassen!
"Was jetzt?", fragte Soran und blickte seinen Boss unsicher an.
Dieser ließ sich mit seiner Antwort ein wenig Zeit. Dann fasste er einen Entschluss.
"Wir kümmern uns darum. Hast du sie dabei?", fragte Fiers und zog ein langes Schweißtuch aus seiner Brusttasche.
Soran nickte zögernd und legte ein schlankes Kästchen aus Messing zwischen sie, das er unter seiner Jacke festgeschnallt hatte. Fiers nickte zufrieden und band sich das Tuch als provisorische Gesichtsmaske um, dann öffnete er das Kästchen. Darin befanden sich vier von Fiers Lieblingsspielzeugen, mit Sternenkraft geschmiedete und vermutlich einzigartige Waffen, wie sie in Mengeskat nirgends sonst existierten. Soran hatte sie hin und wieder in Aktion gesehen und fühlte sich geehrt sie tragen und hin und wieder benutzen zu dürfen. Doch heute fühlte er sich alles andere als wohl sie überhaupt nur in die Hand zu nehmen.
"Planen Sie etwa..."
"Natürlich Soran und jetzt halt die Klappe. Ich werde auch derjenige sein, der sich hier die Hände schmutzig macht. Du magst ihr Anführer sein, aber sie haben mit mir einen verbindlichen Vertrag. Den sie gebrochen haben, indem sie sich schnappen lassen haben.", antwortete er hastig und griff in das Kästchen.
Er nahm eine Art metallisches Schnallengerüst heraus, dass er sich mit geübeter Manier über die rechte Hand streifte. Das Gerät war an seinem Mittel- und seinem Ringfinger verbunden, bedeckte seinen Handrücken und sein Handgelenk. Der türkisfarbene Kristall auf seinem Handrücken begann zu leuchten, als die Waffe sich mit seinem Benutzer verband. Sie war klein genug, dass man sie problemlos unter seinem Ärmel verschwinden lassen konnte. Fiers nahm sich ein weiteres Gerät heraus, dass sich von dem anderen äußerlich geringfügig unterschied. Dieses Mal nahm der Kristall einen orangefarbenen Ton an.
"Du nimmst die anderen zwei."
Soran wich ein wenig Farbe aus dem Gesicht.
"Ich dachte Ihr übernehmt das?"
"Ich werde jemanden brauchen, der die beschissene Prinzessin einsammelt, während ich mir die Kaiserwache vorknöpfe. Wir können uns keinen Fehler erlauben, Soran. Lass die Kinder gehen, sammle die Prinzessin ein, ansonsten keine Überlebenen."
Soran nickte, denn er wusste was das bedeutete. Es schien als müsste er die Grauzuckerhändler komplett neu aufbauen. Noch während er die letzten zwei Waffenhandschuhe überstreifte, begab sich Fiers in Position. Er sah seine Männer. Sie waren schwer verletzt, angesengt und verstümmelt. Fiers konnte sich nicht erklären wie sie so zugerichtet wurden und er mochte es nicht ihnen nach all dieser Tortur ein Ende zu bereiten. Aber er musste. Es stand einfach zu viel auf dem Spiel. Er legte mit der rechten Hand an. Schnell verschaffte er sich einen Überblick. Die Situation hätte angesichts der Umstände nicht besser sein können. Die Straßenkinder und die Prinzessin standen abseits mit zwei Kaiserwachen und einer rothaarigen Frau die er nicht kannte. Die Grauzuckerhändler hingegen waren von den anderen Kaiserlichen zusammengefercht und umstellt worden. In mitten dieser Traube kniete die Barbarin, die einen seiner schwerer verwundeten Männer behandelte. Auf Fiers Zügen formte sich ein grimmiges Lächeln. Zumindest konnte er sich mit dem Gedanken trösten diese unzivilisierte Wilde persönlich aus dem Leben zu schicken. Er ließ Mittel- und Ringfinger zweimal vorschnippen. Zwei Linsen schnappten aus der Vorrichtung und erlaubten ihm ein sorgfältiges Zielen. Er durfte den Kindern kein Haar krümmen. Der Kristall seiner rechten Hand begann leise zu summen und wurde dabei immer lauter. Soran schloss die Augen, damit er es nicht mit ansehen musste. Es folgte ein dumpfes Geräusch, eine kurze unheilvolle Pause, dann eine ohrenbetäubende Explosion.

Paka betrat die Schiffsschenke der Windtänzerin. Sairi hob fragend die Brauen. Normalerweise kam Paka immer nur abends vorbei, wenn die Schenke so gut wie leer war. Und wenn sie ihn vorhin richtig verstanden hatte, wollte er sich eigentlich ausruhen. Allerdings konnte sie sich zusammenreimen weshalb er jetzt schon gekommen war. Sie ließ den Blick nach links abgleiten, wo der große bullige Kerl und der kleine drahtige Mann zusammensaßen und gierig ihre Getränke hinterkippten. Die dritte im Bunde saß abseits von ihnen in der anderen Ecke des Raumen, saß mit verschränkten Armen da und fixierte mit halbgeschlossenen Augen ihr bislang kaum angerührtes Glas.
"Hallo Sairi. Hast du auch etwas für mich?", grüßte der Käpten sie.
"Wolltet Ihr Euch nicht ausruhen, Käpten?", fragte sie ihn mit gehobener Augenbraue.
"Gewiss, aber davor muss ich noch ein paar Dinge erledigen."
Sie nickte und blickte kurz ihre anderen Gäste an.
"Verstehe. Das Übliche?"
"Ich bitte darum."
Sairi lächelte wissend und verschwand kurz im Hinterraum.
"Müssen wir uns jetzt Sorgen machen?", fragte Facas unvermittelt, ohne von seinem Glas aufzusehen.
"Keineswegs.", antwortete Paka freundlich, als Sairi zurückkam und sein Getränk brachte. "Es sei denn Sie haben etwas zu verbergen. Allerdings frage ich mich was drei Gestrandete, die unterschiedlicher nicht sein könnten, in der Devouras-Kurve zu suchen hatten?"
"Wie Sie sagten, wir sind gestrandet.", antwortete Facas mit schiefen Lächeln, aber wandte sich endlich dem Käpten zu.
Er stieß den Großen an, der daraufhin unwillig das Gleiche tat. Auch die rothaarige Frau war aufmerksam.
"Die Geschichte ist ein wenig kompliziert. Am besten beginnen wir noch einmal damit, dass wir uns vorstellen.", fuhr er fort, stand auf und verbeugte sich galant. "Mein Name ist Facas Diero. Ich bin DER begnadeste Barde in ganz Mirnuzar. Man kennt mich als 'das Gesicht'. Sicher habt ihr schon von mir gehört?"
Paka und Sairi wechselten einen fragenden Blick. Facas ließ die Schultern hängen.
"Oder auch nicht."
Der andere schüttelte sich innerlich vor Lachen.
"Mach dir nichts draus, Bohnenstange. Diese Jungs sehen nicht so aus, als würden sie in den gleichen Kreisen verkehren wie du."
"Und Ihr seid?", fragte der Käpten mit gehobenen Brauen.
"Ihr könnt mich einfach Heehl nennen.", sagte er und trank schnell sein Bier aus. "Bin eigentlich nicht so ein spannender Charakter wie die beiden hier. War bis vor kurzen Seeräuber."
"Seeräuber?", wiederholte Paka langsam.
"Ja... Die Jungs haben mir mal zufällig aus der Klemme geholfen, also dachte ich ich revanchiere mich. Stand mir aber nicht die Arbeit, hab die Gelegenheit also begrüßt meine Bande mit ihnen zu brechen."
"Verstehe... und Ihr?", fuhr Paka mit gehobener Stimme an die Frau gerichtet fort, die immer noch am anderen Ende des Raumes saß.
"Koeko. Ich bin Söldnerin. Ich war Teil des Geleits für die Adelsgesellschaft zu dem Facas gehörte, bevor Heehls 'Freunde' uns überfallen haben."
"Hey! Die Geschichte wollte ich erzählen!", rief Facas verärgert.
Koeko zuckte mit den Schultern.
"Da gibt es nicht viel zu erzählen. Als die Kontinente-"
"Kein Wort weiter!", donnerte Facas und sprang auf seinen Hocker.
Als ihn alle überrascht anstarrten räusperte er sich und hob theatralisch die Arme.
"So kam es also, dass mein werter Schirmherr und sein edles Gefolge auf diese fürchterlichen Schurken trafen. Doch als sie an Bord kamen und nach unserem Reichtum und unserem Blut dürsteten, wurde die scheinbar unausweichlichere Tragödie durch eine andere Tragödie verhindert! Ohne die leiseste Vorwarnung hoben sie die Länder Mirnuzars in den Himmel! Ich erinnere mich noch gut wie das Rasseln der Säbel und die Rufe und Schreie der Kämpfenden für einen vollen Moment erstarben, als das Schauspiel seinen Lauf nahm! Ich erinnere mich noch an die Gesichter die sie zeigten, als das Land der Sterne sich zu ihrem allerheiligsten Sternenhimmel zurückzogen. Doch kaum war dieser Moment verstrichen, wurde die Gier der Schurken zu Panik. Aber sie sollte sich noch vergrößern! Schon bald wurden die Schreie der Fliehenden von dem wilden Getose einer riesigen herannahenden Flutwelle übertönt, die beide Schiffe wie ein gieriges Ungeheuer verschluckte. Das einzige woran ich mich in diesem heillosen Chaos erinnere, als die Ströme des Ozeans mit mir spielten wie mit einem Blatt im Wind, war der mutige Griff einer tapferen Söldnerin. Dann umfing mich Dunkelheit. Als ich schließlich zu mir kam, waren ich und die heldenhafte Söldnerin allein! Oder nicht? Ich bemerkte einen anderen Mann, der mich auf dem Rücken trug, während wir schwammen. Wir hatten Glück im Unglück gehabt: Die Fluten hatten uns in die Nähe von Land gespült! Doch kaum waren wir da, und der Kampf gegen das Ertrinken war gewonnen, stand und der Kampf gegen den Hungertod bevor. Doch dann..."
"Gut, gut, das reicht jetzt. Hübsche Geschichte. Den Rest kennen wir. WÜRDEN SIE ENDLICH VON MEINEM HOCKER STEIGEN?!", schrie Sairi ihn an, die die ganze Zeit mit wachsenden Ärger zugesehen hatte.
Der Mann sah sie entschuldigend lächelnd an und setzte sich wieder normal hin.
"Also wart ihr nur zur falschen Zeit am falschen Ort?", fragte der Käpten.
"So ist es.", antwortete Facas zufrieden.
"Ihr, Koeko.", sagte Sairi unvermittelt. "Habt Ihr gesamte Strecke im Wasser mit Eurer Waffe und Eurer Rüstung zurückgelegt?"
Heehl schnaufte.
"Unglaublich, nicht wahr? Sie hätte untergehen müssen wie ein Stein. In diesem Körper steckt in Wirklichkeit ein Kerl, ich sags Euch! Ich frage mich immer noch warum ihr kein Bart gewachsen ist..."
Koeko warf Heehl einen vernichtenen Blick zu.
"Vielleicht solltest du nicht so viel saufen und ein wenig abnehmen, Heehl. Dann könntest du das vielleicht auch."
Er verzog das Gesicht.
"Vergesst was ich gesagt habe. Sprechen tut sie trotzdem wie ein Weibsbild."
"Und was mache ich jetzt mit Euch?", fragte der Käpten sie offen.
Facas zuckte mit den Schultern.
"Ihr schmeißt uns bei der erstbesten Gelegenheit auf einem halbwegs zivilisierten Fleckchen Land raus. Natürlich habt Ihr unseren Dank für unsere Rettung und wir werden uns bestimmt angemessen revanchieren. Ich habe noch ein wenig Geld in meinem Tresor in Polina. Und wenn Ihr uns lasst, machen wir uns auf diesem Schiff nützlich."
"Ich hör immer nur 'wir'.", sagte Heehl mit gerunzelter Stirn.
"Keine Ausreden Heehl. Wir stehen in ihrer Schuld.", kam es von Koeko.
Sairi stemmte die Hände in die Hüften.
"Natürlich tut ihr das. Erst recht nach der Verpflegung. Ich habe nie gesagt dass die Getränke und die Mahlzeiten umsonst sind."
Die drei starrten sie entsetzt an.
"W-Wie? Was?", stammelte Facas
"Verruchtes Weibsbild...", murmelte Heehl und starrte sein bereits viertes geleertes Glas an.
Koeko schwieg, aber auch ihr Blick zeigte Entgeisterung.
"Nun aber, Sairi! Wir wollen doch Leute in Not nicht ausnutzen.", versuchte der Käpten sie zu beruhigen.
"Mag sein, aber auf frei Haus sollen sie auch nicht leben. Wenn ihr das nächste Mal etwas haben wollt, müsst ihr es euch auch verdienen, klar?"
Die drei nickten hastig.

Sie traten vor das Leuchtfeuer. Merl war überwältigt. Nie hatte er etwas Vergleichbares gefühlt. Eine geballte Kugel aus reiner Sternenkraft... Es war als wären all seine Sinne überflutet, aber gleichzeitig auch geschärft. Ein seltsames Gefühl.
"Das Leuchtfeuer begann vor einigen Stunden zu brennen, nachdem Reyter es wieder hat löschen lassen. Zunächst dachte ich er wäre dafür verantwortlich, aber unser Experte ist da anderer Meinung. Allerdings kann er den genauen Ursprung nicht erfassen."
Er blickte hinter sich. Außer zwei Grauen waren sie allein. Tsuka war bei Lucya und den anderen unten im Turm geblieben. Sie warteten auf seine Rückkehr.
"Und dieser Experte...", begann Merl.
"...liegt im Krankenbett, bedauerlicherweise. Meister Gisai ist ein sehr, sehr alter Mann. Seine Zeit ist bald gekommen, aber es erfüllt mich mit Stolz, dass er immer noch ein unerreichter Mann seines Faches ist."
"Dann hätte ich ihn sehr gerne gesprochen.", antwortete er mitfühlend.
Herrin Sturmwind straffte sich.
"Da bin ich mir sicher. Ihr mögt unter den Galatanern und den Weyard schon fast als legendär gelten, aber selbst Ihr könntet noch das eine oder andere lernen."
"Wir lernen unser gesamtes Leben."
"Das ist wahr."
In ihrem Blick veränderte sich etwas. Offenbar hatte er mit seiner Antwort ein wenig Anerkennung verdient. Es war für Merl kein Geheimnis dass Oviir Sturmwind ihn nicht mochte. Dazu gab es auch viele mögliche Gründe. Er hatte erst kürzlich erfahren, dass Revell Sturmwind, der Herrscher von Sturmfeste, trotz seiner Bemühungen nach seiner Abreise ermordet worden war. Hinzu kam, dass Sturmwind dazu tendierte Menschen aus anderen Welten gegenüber misstrauisch zu sein, wenn er der Warnung des Hauptmanns glauben konnte. Und dann war noch der Faktor seines Alters. Viele sahen in ihm noch ein Kind. Dennoch hatte Merl bereits mehr Lebenserfahrung als manch andere, die ihm auf seinen Reisen begegnet waren.
"Ist sonst noch etwas Ungewöhnliches passiert?", fragte er nach.
"Nichts. Außer das angeblich auf die Kraft zweier anderer Leuchttürme entfesselt wurden. Die des letzten, des Merkurturmes, steht aus. Allerdings kann ich versichern, dass keiner Zugriff auf den Venusturm hatte. Was die Leuchttürme auch entzündet hat, geschah ohne das Hinzufügen der Sterne und höchstwahrscheinlich von außerhalb."
"Verstehe."
Sie setzte dazu an noch etwas sagen zu wollen, als plötzlich ein dritter Gardist den Leuchtturm betrat und ihr etwas ins Ohr flüsterte.
"Wurde auch Zeit.", murmelte sie.
Dann wandte sie sich Merl zu.
"Meister Anarath, es gibt dort ein paar Leute die ihr kennenlernen solltet. Das Leuchtfeuer kann warten. Ich werde auch die anderen Eurer Gruppe informieren uns zu treffen."
Merl musterte interessiert Sturmwinds unleserlichen Gesichtsausdruck.
"Freunde von Euch?"
"Ihr kennt sie bereits.", versicherte sie ihm und ging ohne Widerworte zuzulassen los.
Merl sah keine andere Wahl und folgte ihr, neugierig wen sie wohl treffen würden. Die Grauen eskortierten sie. Kaum waren sie gegangen, erklang ein unhörbares Seufzen auf der Turmspitze. Zum ersten Mal hatte sie ihn mit eigenen Augen gesehen. Er sah genauso aus, wie sie sich ihn vorgestellt hatte und doch so anders. Sie hatte so lange gewartet ihn sprechen zu können, doch ihr ungünstiges Eintreffen hatte ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht. Vorerst. Sie würde noch zahlreiche Gelegenheiten bekommen. Balassa setzte sich auf. Da sie nichts Besseres zu tun hatte, konnte sie auch ein Auge auf die Neuankömmlinge werfen. Auch wenn sie längst wusste um wen es sich handelte.

Kanra stand als erste wieder auf, nachdem sie die Druckwelle einer plötzlichen Explosion sie von den Füßen gehauen hatte. Ihr Schädel brummte, aber sie war unverletzt. Sie sah sich das Chaos an. Dort, wo eben noch die Entführer vesammelt gewesen waren befand sich ein breiter geschwärzter Krater. Selbst die Kaiserwachen schien es erwischt zu haben. Fast alle. Der Hauptmann, der eben noch mit ihr eine bittere Debatte hatte, und ein anderer standen stöhnend auf.
"Was habt ihr gemacht?", flüsterte er und sah sie verängstigt an.
"Das war nicht ich!", knurrte sie und ging zu den Kindern hinüber um nach ihnen zu sehen.
Ihnen ging es gut. Kanra atmete erleichtert auf.
"Eure Hoheit, könnt ihr stehen?", fragte der Hauptmann sofort.
"I-Ich... Ja, ich denke schon.", stammelte Skuyo und ließ sich von ihm aufhelfen.
"Gut, dann nichts wie weg hier. Wir bringen euch hier raus, koste was es wolle."
"Wie bitte? Was ist mit Euren Männern?", fragte Kanra aufgebracht.
Der Hauptmann schüttelte den Kopf.
"Meine oberste Priorität ist es die Prinzessin sicher nach Hause zu bringen. Unsere und meine Sicherheit sind zweitrangig. Bitte... Helft uns."
Kanra presste wütend die Zähne aufeinander. Aber sie überwand sich und nickte.
"In Ordnung. Aber ich werde diese Kinder nicht zum Wohl Eurer Prinzessin opfern."
"Was immer Ihr wollt! Dann nehmen Sie den Jungen!"
Kanra widersprach nicht und schnappte sich Rev. Dann rannten sie von dem Krater weg. Kanra zwang sich zum Nachdenken. Wenn jemand sie alle hatte töten wollen, dann wäre längst ein zweiter Angriff gefolgt. Das hier war noch nicht überstanden.

Fiers verließ die Deckung und ging langsam auf den Schauplatz der Detonation zu. Dabei wich er sorgsam glühenden Trümmerteilen und den Überresten seiner Männer und denen der Kaiserwachen aus. Die wenigen die noch zuckten verpasste er mit den türkisleuchtenen Gerät einen schwachen Energiestoß in den Kopf, der sie sofort tötete. Als er bei Deeks ankam, lebte er noch. Er sah auf und erkannte ihn.
"L-Lord Fiers... Bitte... Helfen Sie mir... Ich bin zu lange... dabei um... zu sterben...", flehte er ihn über seine Schmerzen an.
Fiers zögerte nicht und gab ihm den Gnadenschuss. Sein Atem rasselte und verstummte für immer. Er durfte keine Zeugen oder Überlebende lassen. Doch am Ende des Feldes versprengter Leiber angekommen, erwartete ihn eine kleine Überraschung. Er kniete sich neben sie.
"Sieh an... Charlotte Vincent, richtig?"
Sie sah ihn nur wütend an. Sie durfte nicht sprechen, denn sie hatte innere Verletzungen.
"Sagt... Wie fühlt es sich an, von seinem Geschäftspartner hintergangen zu werden? Vielleicht wird ja der nächste Barbar den Anstand haben mich nicht übers Ohr hauen zu wollen. Aber bis es soweit ist, werdet Ihr nicht mehr hier sein. Revanche für meine Leute."
Er ließ Mittel- und Ringfinger vorzucken und schoss ihr in die Brust. Sie krümmte sich. Ihre Lunge wurde getroffen, das wusste sie. Fiers erhob sich langsam und ging, in der festen Überzeugung sie dem Tod zu überlassen. Er war fertig. Keiner der anderen lebte mehr. Jetzt musste er sich mit Soran treffen, der hinter der Prinzessin und den letzten Wachen her war.

"Das wurde aber auch langsam Zeit."
"Wir wurden aufgehalten.", sagte Saitu, aber er war erleichtert die beiden wiederzusehen. "Tut gut zu sehen, dass ihr es geschafft habt. Wie habt ihr das gemacht?"
Sciz zuckte mit den Schultern.
"Wir hatten unsere Tricks. Vielleicht war der Kriegsherr auch einfach zu beschäftigt und zu kurz da um uns zu entlarven."
"Tatsächlich schien er nach Pakas Verschwinden nicht mehr nach uns zu suchen.", fügte Kurlag wölfisch grinsend zurück. "Ihm schien es ganz und gar nicht zu passen, was mit dem Leuchtfeuer geschehen war."
"Wissen wir denn was die Anomalie war?", fragte Saitu.
"Keine Ahnung."
Sylvos blickte zwischen den beiden hin und her.
"Wo sind Kanra und Sinaphie?"
Sciz und Kurlag warfen sich einen undeutbaren Blick zu. Das entging Saitu nicht.
"Ist den beiden etwas zugestoßen?!"
"Wissen wir nicht.", gab Sciz zu. "Aber wir können so viel sagen: Reyter hat sie nicht."
"Sicher?"
"Ziemlich sicher. Wenn ich es nicht besser wüsste, waren sie schon zu dem Zeitpunkt verschwunden, wo Paka das Leuchtfeuer entzündete.", stellte Kurlag fest.
"Was natürlich auch heißen könnte, dass Reyters neue Verbündete sie haben. Wie die die mich und den Käpten angegriffen haben."
Saitu schüttelte den Kopf.
"So dürfen wir nicht denken. Irgendwelche Spuren?"
"Nicht viele, aber da es sich um Kanra und Sinaphie handelt... Naja, vielleicht weiß dieser alte Gisai etwas?", schlug Sciz vor.
"Wer?"
"Er ist der Turmadept hier, wenn der Titel korrekt ist... Ich hörte allerdings, dass er mit Sinaphie und Kanra über irgendwelche Mysterien des Turmes gesprochen hat, die Aerorill betreffend. Mehr weiß ich aber auch nicht."
"Dann reden wir mit ihm!"
"Das ist leider nicht möglich.", erklang eine neue Stimme, als sich die Tür öffnete. "Meister Gisai befindet ich momentan unansprechbar im Krankenbett. Ich rechne allerdings mit einer baldigen Genesung. Zumindest soweit, dass er ansprechbar ist."
Rangi musste sich zwingen nicht Haltung anzunehmen. Sie war nicht mehr Teil der Grauen Garde.
"Herrin Sturmwind."
"Seid gegrüßt, Rangi, Saitu... Ich fürchte wir haben viel zu besprechen. Allerdings gibt es jemanden, der ein dringenderes Anliegen hat."
Saitu sah sie verständnislos an. Ein dringenderes Anliegen? Wer? Jemand aus Sturmwinds Geleit trat hervor, der unverkennbar nicht zu der Grauen Garde gehörte. Ein junger Mann. Es brauchte einen Augenblick, bis er ihn erkannte.
"Ihr seid... Anarath von den Anemos?"
Merl nickte.
"Ich erkenne Euch... Ihr wurdet von dem Harimdur entführt. Freut mich, dass es Euch gut geht. Ist der Käpten da?"
Saitu schüttelte den Kopf.
"Der Käpten ist im Moment verhindert. Ich bin sein Erster Maat und Stellvertreter, Saitu."
"Freut mich Euch kennen zu lernen."
"Ganz Meinerseits."
Sie gaben sich die Hand.
"Ihr wolltet uns sprechen?"
Merl beschloss gleich zum Punkt zu kommen.
"Ich sprach mit Eurem Käpten und kenne Eure Mission. Auf meinen Reisen stolperte ich über das hier, völlig zurückgelassen und verwaist.", sagte er und holte den Mithrilbeutel aus seiner Tasche.
Alle Augen auf ihn ruhend, öffnete er ihn und brachte den Merkurstern zum Vorschein.
"Was... Wie?", fragte Saitu überwältigt.
"Ich dachte Ihr könntet mir das sagen?", erwiderte Merl mit gehobenen Brauen.
"War der Stern nicht mit Ailas verbunden?", fragte Sylvos zweifelnd.
"Ailas?", sagte Merl. "Dann war es also kein Zufall, dass ich ihn wenig später begegnete... Und Vera... Und Kudo..."
"Ihr seid Kudo begegnet?", fragte Saitu erleichtert.
Sie hatten seid seinem Verschwinden nie wieder etwas von ihm gehört.
"Unglaublich, er lebt noch? Hätte ich ihm nicht zugetraut, bei seinem Benehmen...", murmelte Sciz.
Rangi, Sylvos und Merl nickten still zustimmend. Merl entschied ihnen auch den Rest zu erzählen. Die Begegnung mit dem Ristemé und dem Dämonen. Leider wussten die anderen genauso wenig darüber. Kam war er fertig, traf auch Tsuka mit den anderen ein.
"Und ich dachte schon wir würden wieder ein Schlachtfeld betreten, als ich hörte dass du dich mit ihnen triffst.", grüßte Tsuka ihn.
Merl runzelte die Stirn.
"Aus welchen Grund?"
"Nur so ein Gefühl. In letzter Zeit passiert dir soetwas häufiger. Darf ich nicht auch mal meinen Instikten vertrauen?"
"Wer, du? Nein."
Tsuka warf ihn einen finsteren Blick zu.
"Seltsame Truppe.", flüsterte Sylvos. "Das sollen Weltenretter sein?"
Saitu stellte sich die selbe Frage, aber erwiderte nichts. Stattdessen trat er auf Merl zu.
"Ihr tragt also jetzt den Stern, Anarath. Was gedenkt Ihr damit zu tun?"
"Was schon? Wir haben einen Strudel zu schließen, oder?"
Saitu biss sich auf die Lippe. Er dachte an das, was der Käpten erzählt hatte. Die verunreinigten Leuchtfeuer. Es war wie verhext. Sie hatten drei brennende Leuchtfeuer und nun den letzten Stern, aber sie konnten den Goldenen Stern einfach nicht rufen.
"Ich fürchte das muss warten."
Sturmwind, Merl, Sciz und Kurlag starrten ihn verwirrt an.
"Was? Wieso?"
"Wir haben Probleme. Ein weiterer Grund weswegen ich hier bin. Am besten besprecht ihr das mit dem Käpten. Je eher desto besser."
Jetzt verstand Merl gar nichts mehr.
"Und was soll das heißen?"
"Ihr nehmt den Teleport zur Windtänzerin und nehmt den Merkurstern mit. Paka wird Euch alles erklären."

"Wartet!", rief jemand hinter ihnen. "Helft mir!"
Der Hauptmann und der andere Gardist rissen im Rennen ihre Schwerter panisch hervor und richteten sie auf den Fremden, der von hinten aus sie zustolperte. Er war augenscheinlich unbewaffnet.
"Keinen Schritt näher!", warnte der Hauptmann ihn, dass Schwert fest umklammert.
"Bitte, Sie müssen mir helfen! Sie wollen mich umbringen!", flehte er und kam unaufhaltsam näher.
"Was tut ihr?", kreischte Skuyo die Kaiserwachmänner an. "Der Mann braucht unsere Hilfe!"
"Bitte..."
Erst jetzt erkannte Kanra die Stimme und das halbverdeckte Gesicht. Er war einer der Grauzuckerhändler! Der aus dem Versteck! Die Gardisten senkten langsam ihre Schwerter...
"Nicht! Er ist einer von denen!"
Doch es war zu spät. Soran hob beide Hände und zwei Energieblitze kamen aus seinen Ärmeln geschossen, die beide Kaiserwachen sofort töteten. Kanra verschwendete keine Zeit und hastete mit Rev in den Armen in die erstbeste Gasse. Zum Glück schaltete Tarban schnell, denn er packte Shee und Skuyo am Handgelenk und zog beide hinterher. Der Attentäter legte mit der rechten Hand erneut an, aber zögerte auf Kanra zu feuern, als er Rev in ihren Armen bemerkte. Er konnte sich nicht erlauben ihn zu treffen, sonst würde Fiers ihn im Gegenzug töten. Er fluchte als sie in der Gasse verschwanden und rannte hinterher. Kaum erreichte er sie war von den anderen keine Spur mehr zu sehen. Er wollte gerade die Verfolgung aufnehmen, als Fiers zu ihm aufschloss.
"Was ist passiert?", wollte er wissen.
"Die Kaiserwachen sind tot, bleiben nur noch die rothaarige Frau und die Kinder."
"Und die Prinzessin?"
"Bei ihnen.", antwortete Soran gepresst.
"So eine Scheiße... Na gut, weit kommen die nicht. Teilen wir uns auf, dann können wir ihnen den Weg abschneiden. Es dürften kaum noch Kaiserwachen in diesem Stadtteil sein. Wir müssen unbedingt dafür sorgen, dass die Prinzessin ihn unter keinen Umständen verlässt."
"Wie haben die das noch mal geschafft?", fragte Grael während er durch den türlosen Türrahmen der Hütte spähte und am Eingang der gegenüberliegenden Hütte einen Soldaten in ähnlicher Kleidung wie er selbst erblickte, der sich rasch wieder zurück zog.
"Nun wir waren nicht unbedingt leise.", erklärte Varai von der Schulter des Dämonenjägers, "Also müssen sie uns wohl irgendwann bemerkt haben, als Vantardo und der Gnom sich gegenseitig aufgeschlitzt haben oder als ich dem plärrenden Mädchen hinter her bin."
"Oder als ihr versucht habt mich wachzurütteln.", fügte Grael wenig amüsiert hinzu.
"Das... mag ein Aspekt gewesen sein.", gab die Eisbestie zu, "Aber wir könnten ebenso in dieser Situation sein, wenn ich dir keinen Pfeil in den Nacken geschossen hätte."
Graels Gesichtsausdruck wurde noch ein Stück ernster. "Aber es besteht ebenso die Möglichkeit, dass wir dann rechtzeitig hier weggekommen wären und die jetzt eine leere Hütte belagern würden, während wir aus dem Lager fliehen."
"Brilliante taktische Analyse für jemanden, der es für eine gute Idee hielt die feindliche Uniform zu tragen!", krächzte der Vogel, "Ich weiß nicht wie schnell man dich durch die Grundausbildung gehetzt hat, aber dir hätte klar sein können, dass das der schnellste Weg ist von seinen Verbündeten umgebracht zu werden!"
"Du von allen redest über Strategie?!", fragte Grael spöttisch, "Was war deine? Mich umbringen und dann mit Tarii durch den Innenhof, während Vantardo und der Gnomen-Magier sich immer noch an die Kehlen gehen?!"
"Und welchen Plan hattest du, Kleiner?!"
"Mich als feindlicher Soldat ausgeben und dem Gnom gegenüber zu behaupten, dass sie verlegt werden musste. Weißt du was? Er hat mir geglaubt!"
"So'n Schwachsinn hab ich ja noch nie gehört.", stöhnte der halbvereiste Opa Winterzahn keinen Meter von ihnen entfernt am Boden, "Du sagtest du wolltest ihr was zu essen bringen. Nie im Leben hätt' ich dich mit ihr hieraus spazieren lassen! Und... ich hab einen Namen."
"Wie überraschend.", höhnte Varai und reckte den Schnabel nach oben, "Tust du doch glatt so, als wenn du einen echten Plan gehabt hättest."
"Okay, das reicht!" Grael packte den Falken am Hals und riss ihn von seiner Schulter. "Meine bisherige Vorgehensweise hätte zumindest nicht einem Verbündeten und einem unschuldigen Mädchen fast das Leben gekostet, du Piepmatz!"
"Oh, verdammt!", entfuhr es dem Vogel, während er in Graels Griff baumelte.
"Das reicht schon um dir das Maul zu stopfen?", fragte Grael überrascht, "Warum hatte Josh dann Probleme?"
"Nicht du!", zischte Varai mit einem Flügel zur Tür gestikulierend, "DIE!"
"Oh, verdammt!", entfuhr es jetzt auch Grael, als er dem Zeig des Vogels in den Innenhof folgte.
Aus der Hütte auf der anderen Seite des Hofes warf sich gerade der Letzte eines Trupps Soldaten und lief zu einer der Seitenwände, um ein schwierigeres Ziel von ihrer Position aus abzugeben.
"Sie haben wohl aufgegeben, dass wir zuerst unseren Zug machen.", meinte Grael angespannt und ließ Varai los, um beide Hände für den Kampf frei zu haben.
"Oder...", begann Varai zögerlich, "Sie haben da drüben endlich genug Soldaten zusammengetrommelt, dass sie sich trauen anzugreifen, während wir uns gestritten haben."
Der junge Soldat warf ihm einen zornigen Blick zu.
"Na schön.", krächzte der Eisfalke und sprang zurück auf Graels Schulter, "Dies mag zu einem Drittel mein Fehler sein."
"Wir unterhalten uns noch über den Anteil!", knurrte Grael und blickte dann zu Vantardo, der erschöpft auf einem Hocker an der Rückwand des Raumes saß, "Habt ihr euch erholt?"
"Ich gebe zu schon einmal in besserer Verfassung gewesen zu sein.", antwortete Vantardo und erhob sich, "Aber ein Maxmillian Vantardo verliert auch unter diesen Umständen nicht gegen solches Geschmeiß."
"Ich bin auch ziemlich am Ende.", meinte Grael, "Aber wir haben keine Wahl."
"Verbarrikadiert die Tür", meinte Varai unvermittelt und breitete die Flügel aus, "Ich erledige sie mit ein paar Luftangriffen im Hof aufzuhalten."
"Was?", fragte Grael irritiert, "Seid wann bist du-"
"Sind doch vermutlich nur alle in diesem Lager stationierte Soldaten.", meinte Varai voll falscher Bescheidenheit und Nervösität, "Und außerdem tun wir doch alle als wären wir Helden, wenn kleine Mädchen zusehen, oder?"
Die Eisbestie warf noch einen Blick zu Tarii, die in einer Ecke saß, dann stieß sie sich von Graels Schulter ab und schoss zur Tür hinaus.
"Vantardo, schaff die Tür hierüber! Sie muss zurück in den Rahmen!", brüllte Grael zu dem anderen Dämonenjäger.
Im Hof schrie ein Vogel und ließ Eispfeile auf die Soldaten hinab schießen.


Der junge Mann lief an diesem Tag den Strand entlang auf der Suche nach etwas nützlichen, das die Flut angetrieben hatte, sowie er es jeden Tag tat, als er etwas rotes erblickte. Er näherte sich neugierig, da er seltenst etwas dieser Größe fand, und wunderte sich was es war. Als er nur noch einige Meter entfernt war blieb er erschrocken stehen. Das Objekt, das er untersuchen wollte, konnte er jetzt eindeutig als menschlichen Körper erkennen, der mit dem Gesicht im nassen Sand lag.
"SIND SIE IN ORDNUNG?", rief er der Gestalt zu, während er zu ihr hinüber rannte.
Als er sie erreichte, fiel er im Matsch auf die Knie und ergriff die Schultern seines Fundes. Der Körper war eiskalt und wurde größtenteils von einem durchnässten roten Umhang bedeckt. Er war sich sicher, dass die Person tot war, als er sie auf den Rücken drehte. Nun blickte in eine schlammverschmierte Maske. Mit zittrigen Händen griff er nach ihr, um In das Gesicht des Toten zu blicken.
"Lass gut sein." Die Stimme war tief und kam zu seinem Schock von nahem. Sehr nahem.
Er blickte ängstlich auf und sah einen Mann direkt neben sich stehen. Gekleidet in den selben blutroten Umhang wie die Leiche vor ihm und mit der selben grauen Dämonenmaske im Gesicht.
"Wer... seid ihr?", keuchte der junge Mann.
"Er hat seinen Zweck erfüllt.", sprach der Mann, der der Leiche so ähnlich sah ohne Emotion, "Er sollte einen Teil meiner Macht und meines Willens in sich Tragen, um etwas abzuholen."
Der junge Mann erhob sich langsam auf die Beine. Während sich sein Inneres vor Furcht zusammen zog. "Was soll das bedeuten?"
Doch der Fremde ignorierte ihn. "Ein Mensch konnte meiner Macht natürlich nicht lange standhalten. Das musste er auch nicht... Ich dachte, dass dieser Narr ihn umbringt."
Der junge Mann setzte einen Fuß zurück. Die Art wie dieser Unbekannte über Menschen sprach verhieß nichts Gutes. Und jetzt fiel ihm auch auf, dass die Haut seines Gegenübers, die nur am Hals sichtbar war von einem dunklen Grau und einer faserigen Beschaffenheit war.
"Was seid ihr?", fragte er. Ein Schweißtropfen rann seine Schläfe hinab.
"Aber dieser Junge hat die unangenehme Angewohnheit nicht das zu tun was man will. Ob es nun gut für ihn ist oder nicht.", fuhr die unheimliche Gestalt mit seinen Erzählungen fort, ohne das sie diese an den jungen Mann zu richten schien, "Auch überaus menschlich. Im Endeffekt hat es nichts geändert. Schließlich hatte ich schon was ich wollte, als er diesen Leihkörper bemerkt hat."
Schritt für Schritt entfernte sich der junge Mann rückwärts von dem Wesen, das kein Interesse an ihm zeigte. Dann wandte der Fremde ihm zum ersten Mal den Kopf zu und schlug den Umhang ein wenig zurück.
"Also dann...", meinte er und eine knochige graue Klauenhand bewegte sich auf den Schwertgriff an der Seite des Wesens zu.
Der junge Mann wirbelte auf dem Absatz herum und stürmte davon. Vergeblich, denn das Wesen war im nächsten Augenblick mit blankgezogenem schwarzen Langschwert vor ihm und packte seine Schulter mit der freien Klauenhand. "Erlösen wir dich von diesem mühseligen Leben." Die Klinge fuhr ihm mitten durch die Brust. Dennoch floss kein Blut aus der Wunde. Tatsächlich gab es gar keine Wunde und seine Kleidung war auch noch intakt. Nur ein Gefühl beißender tödlicher Kälte entstand dort, wo die Klinge ihn durchdrang und breitete sich in seinem ganzen Körper aus, bis er vollkommen taub war.
Der Maskierte zog seine Klinge wieder aus dem unversehrten jungen Mann, dem das Kinn auf die Brust sank, während auch sein Oberkörper ein wenig nach vorne sank.
Ein leises Lachen erfüllte die Luft, während sich die Schatten zu Füßen des jungen Mann wölbten und den Körper als schwarzes Gewand hinaufstiegen.
"Sehr gute Arbeit, Dämon.", flüsterte er, während er langsam den Blick hob und seine Augen golden zwischen seinen blonden Haarsträhnen hindurchschienen, an den Maskierten gewandt der sein Schwert zurück in die Scheide fahren ließ, "Als nächstes..."
Die graue Klaue des Dämons schnitt ihm das Wort ab, als sie sich auf seine Wange legte.
"Was für ein stumpfer Ausdruck in deinen Augen.", sprach die Kreatur ohne eine Gefühlsregung und bohrte ihm den Daumen seiner Hand ins Auge.
Jaulend stürzte er auf die Knie und presste die Hände auf die Verletzung.
"DU PENNER!", brüllte er zu dem Dämon hinauf, "HAST DU EINE AHNUNG WER ICH BIN?!"
"Versteh das nicht falsch.", zischte der Dämon belegt, als er ihm den Rücken zuwandte, "Du bist nur im Ansatz wie mein Meister und ich plane ganz sicher nicht dir zu dienen, bevor du sein Niveau erreicht hast."
"TORASK!", schrie er ihm nach, während der Dämon sich mit wehendem roten Mantel entfernte, "ICH VERNICHTE DICH! DU HAST DEINE CHANCE VERSPIELT MIR ZU DIENEN!"
Ein unheilvolles Lachen entfuhr dem Dämon, während er seinen Weg ungerührt fortsetzte, "Wie in den guten alten Zeiten, Semih." Und damit war er verschwunden.
"ES IST SION!", rief er ihm nach und schlug eine Faust in den Sand, während er die andere Hand weiter auf seine blutende Augenhöhle presste.


"Ich suche eine alte Freundin.", meinte Haden, als er die neue Botschaft des Ostreichs betrat.
Ein Mann in einer Ostreichuniform, der einige Meter entfernt damit beschäftigt war einen Tisch auszurichten, wandte sich ihm zu. Der Soldat musterte ihn einige Sekunden lang dann deutete er auf eine Tür im hinteren Bereich des Raumes.
Haden folgte dem Zeig und trat in den nächsten Raum ein. Er war Quadratisch und wies einen Teleportkreis am Boden auf, der von fünf Kristallsockeln in gleichmäßigen Abständen umrundet wurde und noch ein kleines Podest in der Mitte aufwies, in das ein Teleport-Lapis eingefasst war. Scarbard lehnte an der Wand gegenüber der Tür und neben ihr saß Juar am Boden, der Aufblickte und ihn mit dem selben feindseligen Blick bedachte wie im Verhörzimmer. Dularius stand unterdessen an einem der Kristallsockel und tippte mit überheblicher Miene darauf herum.
"Habt ihr also all eure Vorbereitungen getroffen, Hauptmann?", fragte Scarbard und trat an einem der Kristallsockel vorbei in den Zirkel.
"Meine Kündigung ist unterwegs.", erwiderte er tonlos.
"Oh.", machte die Admiralin, "Ihr hättet doch nur etwas Urlaub gebraucht."
"Ich werde wohl kaum mit Verrätern intrigieren, während ich noch im Dienst der Krone stehe."
"Verräter eurer Feinde.", bemerkte Scarbard mit einem Lächeln, "Und es ist nicht so, als wenn eine Kündigung euch von eurem Eid entbinden würde, Hauptmann."
"Der Gedanke zählt.", erwiderte er, "Zumindest beziehe ich mein Quartier nicht in der neuen Ostreichs Hauptstadt, während ich die Kaiserin töten will, Admiralin."
"Macht ihr heute einen auf Moralapostel?", fragte Juar und schwang sich auf die Beine, "Was ich von euch gehört habe klang wenig als wenn ihr etwas auf Ehrlichkeit oder Ehre hieltet."
"Er wollte mich nur dezent darauf hinweisen, dass er um meine Situation in unserem Reich weiß, Juar." Scarbard blockierte den Weg ihres Bruder schnell mit einem Arm. "Und ich bitte dich noch einmal dich an seine Befehle zu halten."
"Keine Sorge, Schwester, du weißt ich habe unter einigen Drecksschweinen gedient."
"Hauptsächlich, weil dich jedes dieser 'Drecksschweine' sehr schnell aus seinen Truppen entfernen ließ.", erwiderte Scarbard kopfschüttelnd.
Juar warf einen zornigen Blick zur Seite. "Hab mich noch zurückgehalten.", kam es leise über seine Lippen.
"Rührend.", unterbrach Haden die Geschwister, "Ihr habt euch bisher bei den Details zurückgehalten, Scarbard."
"Stimmt.", gab die Soldatin zu, "Wir haben einen Agenten in den Truppen, die Narsi dem Kriegsherren überlassen hat. Er konnte Gestern erfolgreich Kontakt zu einem persönlichen Feind des Kriegsherren aufnehmen. Einem ehemaligen galatanischen Kriegsherren und Verbündeten Reyters namens Kapaka. Heute reist er in Mirnurzar unter dem Namen Paka als freier Seemann umher."
"Und?", fragte Haden unbeeindruckt, "Soll ich einem Seemann helfen einen Kriegsherren zu erledigen?"
"Unser Agent hatte die Vermutung, dass Paka einer Organisation namens Sternenwache angehört. Diese Organisation ist vollends darauf ausgerichtet Reyter und seine Truppen zu vernichten und hat es dennoch geschafft bis vor kurzem von ihm unentdeckt zu bleiben."
"Und war der Informant korrekt?"
"Ja, Paka gab zu der Sternenwache anzugehören und gab uns einen Kontakt in Mirnurzar, den ihr aufsuchen werdet. Es handelt sich wohl um einen hochrangigen Gesetzeshüter in einer Region namens Schwindelzuflucht, der auf den Namen Appakus hört und laut Paka ist er auch ein wichtiges Mitglied der Sternenwache."
"Wie sicher sind diese Informationen?", hakte Haden nach.
"Paka wurde von einem feindlichen Soldaten angesprochen, dem er zu diesem Zeitpunkt ausgeliefert war und der ihn anschließend gehen ließ."
"Na toll.", meinte Haden ironisch, "Er hat gelogen um seine Haut zu retten."
"Es ist einen Versuch wert.", sagte Scarbard ernst, "Sucht Appakus auf und sagt ihm, dass euch der Windtänzer schickt. Ihr solltet euch auch nicht von seinem merkwürdigen Verhalten täuschen lassen."
"Merkwürdiges Verhalten?"
"Merkwürdiges Verhalten, das nicht näher spezifiziert wurde. Vermutlich ist es gar nicht wichtig."
"Das soll nicht heißen, dass er mich verhaftet, weil ich ihm sage, dass mich irgendein Schwerverbrecher geschickt hat, oder?"
Sie schenkte ihm ein undurchsichtiges Lächeln. "Wer weiß."
"Was könnt ihr mir über Reyters Ressourcen und die dieser Sternenwache sagen?", wechselte der Hauptmann das Thema.
"Von der Sternenwache ist uns nur bekannt, dass sie über diverse Schläferzellen verfügen und scheinbar neuartige Ausrüstung verwenden. Reyter andererseits hat wohl im Augenblick vier Kriegsschiffe mit eigens entwickelter Psynergietechnologie, weitere kleinere Schiffe, galatanische Ausrüstung, eine große Anzahl von Adepten-Soldaten, deren Elite sich möglicherweise mit unserer Elite messen kann und einen Grersewarg."
"Einen was?"
"Das hab ich auch gefragt, aber unser Agent hatte das Interesse an der Unterhaltung verloren.", antwortete Scarbard, "Bringt ihn am besten um wenn ihr ihn trefft... Den Grersewarg, nicht unseren Agenten."
"Obwohl er das wohl verdient hätte.", merkte Juar an.
"Obwohl er es verdient hätte.", stimmte Scarbard zu, "Desweiteren hat er silkanische Elite-Soldaten darunter die Einheit, die ihr als Freakshow bezeichnet."
Er hob eine Braue. "Alle?", fragte Haden dann.
"Von Loro bis Nordspeer.", bestätigte die Admiralin, "Einer der Gründe warum Juar euch begleitet."
Hadens Blick streifte über den Jungen. "Werden sie ihn nicht erkennen?"
"Loro und Gregorius vielleicht.", meinte Scarbard, "Die anderen wissen nicht viel von ihm."
"Ihr habt Naamos vergessen.", sprach Dularius, der seine Arbeit an dem Kristallsockel beendet hat, "Dieser armselige Möchtegernforscher mag es ja nicht verdienen, dass irgendwer seinen Namen nennt, aber ihr braucht jede Information, die ihr kriegen könnt. Von den Grenzen eures Intellekts konntet ihr MICH ja schon, während unserer ersten Unterhaltung überzeugen, die übrigens-"
"Unterhaltung?", fragte Haden spöttisch, "Ihr habt mir nur einen überflüssigen Monolog darüber gehalten wie großartig ihr seid."
"DAS war ja wohl nur nötig, weil ihr unwissender Narr es versäumt hattet von MEINEM Genie zu hören, bevor wir uns begegnet sind."
"Was auch immer.", knurrte Haden und blickte wieder die Admiralin an, "Was gibt es da drüben sonst noch für Fraktionen?"
"Seht es euch einfach selbst an.", meinte Scarbard und warf etwas in seiner Richtung.
Er fing den kleinen Kristall. "Mh?"
"Einmalige Verwendung. Zerstört sich dann ohne Spuren zu hinterlassen."
"Warum?"
"Damit er niemandem in die Hände fällt, der besser nicht davon wüsste."
"Warum unterhalten wir uns überhaupt, wenn ihr den schon vorbereitet hattet?", konkretisierte Haden die Frage.
Scarbard lächelte. "Tut nicht so, als wenn ihr unsere Unterhaltungen nicht genießen würdet."
"Oh, ich würde sie liebend gern bei mir zu Hause fortsetzen.", meinte er mit dem Anflug eines Lächeln auf den Lippen, "Dort habe ich einen Stuhl mit speziellen Schnallen und eine größere Auswahl von... Instrumenten."
"Jemals daran gedacht, dass diese Neigung Frauen abschrecken könnte." Scarbard kicherte und wandte sich dann Juar zu. "Versuch von ihm zu lernen, aber nimm dir kein Beispiel an ihm."
"Mal sehen.", meinte Juar, "Geht’s dann endlich los?"
"Dularius?", fragte Scarbard.
"ICH versichere ihnen mit voller Überzeugung, dass nicht einmal ICH, ja sie haben richtig gehört: ICH, den zwischenweltlichen Transport der mit diesem Zirkel als nächstes durchgeführt wird zurückverfolgen oder nachfolgen könnte.", antwortete der Erfinder und schlug sich stolz auf die Brust, "Wir können also los."
"Gut." Haden trat an das Podest mit dem Lapis. "Wir haben schon viel zu viel Zeit verschwendet."
"Da stimme ich sogar zu.", meinte Juar, während auch er den Zirkel betrat.
"Ja, ihre überflüssige Unterhaltung mit der Admiralin hatte sicherlich wenig sinnvolles an sich.", stimmte Dularius auf unnachahmliche Weise ebenfalls zu, während er Stellung bezog, "Wenn einer von ihnen jemals das Bedürfnis verspürt über ein brauchbares Gebiet Fragen zu stellen, kenne ICH vielleicht jemanden, der weniger bedeutend ist als ICH selbst und bereit wäre seine Zeit zu verschwenden um ihnen..."
"Warum haltet ihr nicht die Klappe und sagt mir wohin der Kreis uns sendet?"
"ICH ignoriere einfach mal das Oxymoron, zu welchem sie MICH so rüde aufforderten, und das sie, in dem sie MICH unterbrachen, MICH noch einmal von ihrer mangelnden Intelligenz überzeugt haben, weshalb ICH auch darauf verzichte ihnen genau zu erklären warum uns der Kreis selbst nirgendwo hinschi-" Dularius verstummte als er Hadens Blick bemerkte und sah kurz nervös auf seine Schuhe. Dann räusperte er sich und fuhr fort. "Natürlich wird der Transfer in der Schwindelzuflucht enden. ICH werde wohl kaum zu weiterer ineffizienter Zeitverschwendung beitragen, wie sie sie in den letzten Minuten betrieben habe-"
"Is ja gut!", unterbrach Juar und rollte die Augen, "Sie sind ein verdammtes Genie und können es wissenschaftlich belegen, hab's kapiert."
"Oh, das kann ICH tatsächlich. Weißt du, mein Junge, es ist..."
Haden tippte auf den Teleport-Lapis, was Scarbard dazu veranlasste aus dem Zirkel zu springen, bevor sich dieser summend aktivierte und die drei in seinem inneren in winzige Partikel zerlegte.
"Viel Spaß.", meinte Scarbard mit einem letzten Lächeln und verließ das Zimmer.
Aus dem Schatten der Biblothek entstand ein Schatten, der sich in einer menschlichen Form zusammensetze. Es war schwierig geworden den Ort aufzuspüren und noch schwieriger hier rein zu kommen.
Die Bücherregale waren so groß, dass ihre Spitze garnicht mehr zu sehen war. Sein Blick erwiderte den Blick, den ihm die zwei Wesen zuwarfen. Das Wesen in der goldenen Robe schaute verwundert zu ihm. Das Wesen in der dunklen Rüstung tat es ihm gleich.
"Meister Semih."
"Wie bist du hier rein gekommen?" fragte das Wesen in der goldenen Robe. Seine Haut war blauschwarz und er machte einen unzufriedenen Eindruck.
"Das ist also dein Vater, Night." ein lächeln bildete sich auf seinen Lippen und nun bemerkte er ein weiteres Wesen das sich vor Schmerz am Boden krümmte. "Und das ist wohl deine Schwester." gab er unbeeindruckt von sich. "Außerdem heiße ich nun Sion."
Night kniete sich unterwerfend von Sion. Eine Geste die Sion erwartet hatte. Er war die Seele der Finsternis. Jegliche finsternen Kreaturen fühlten sich ihm gegenüber angezogen und waren wohlgesonnen.
Die Augen der Dunkelheit, die er hingegen nicht mehr besaß, konnte jegliche Finsternen Wesen kontrollieren.
"Night, es gibt etwas, was du machen musst." Sion tippte ihm auf sein Brustpanzer.
"Ich brauche deine Macht, deine Ausrüstung und somit deinen Körper. Überlasse sie mir, denn das ist der Wille der Finsternis. Dein Tribut wird einen großen Schritt einleiten."
Der Vater Nights konnte seinen Ohren und Augen nicht trauen, als sich Night sehr schnell für Einverstanden erklärte. Die dunkle, manipulierende Seele Sions musste dafür verantwortlich sein.
Eine finstere Druckwelle schleuderte den Vater davon. Dieser kurze Augenblick reichte für Sion schon aus.
Sions Körper formte sich in ein Schatten, der durch den Mund in Nights Körper eindrang. Seines Trumpfes bewusst, grinste er.
"Die Zanaklinge, die Galrüstung. Diese eingesammelte dunkle Energie... diese Techniken. Du hast wahrlich gute Arbeit geleistet Night."
Sein Blick ging zu dem Vater, der sich langsam aufrichtete. "Das wirst du bereuen."
"Du hast es nicht bemerkt oder? Die Stimme des Gerechten hat dein Urteil ausgesprochen."
Tatsächlich bemerkte er, wie sein Körper sich in ein goldenes Licht auflöste.
"Du wirst das Urteil zulassen und keinen Widerstand leisten." fügte Sion hinzu, während er tatsächlich die mächtigste eingesammelte Technik in der Rüstung verbrauchte. Es war eine einmalige Sache.Wie jede Technik die der Träger dieser Rüstung erhielt und speicherte. Benutzte man die gespeicherte Technik, so wurde sie verbraucht.
Sion schaute zu dem Wesen, dass sich langsam auflöste. Zwar verfolgte dieser, wie er, im gewissen Sinne, die Vernichtung Xasaxas, doch er hatte während seines Durchbruchs eine Sache gelernt: Verbünde dich niemals mit Personen, die du nicht kontrollieren kannst.
Arzt, Yudor, Xaklar, Celara und Mrak. Sie hatten ihn alle verraten. Er nahm die Maske Nights aus seinem Gesicht ab und zertrümmerte diese mit der Hand. Ein zufriedenes Grinsen bildete sich auf seinen Lippen.

"Nichts, absolut nichts."erklang es von dem Erdadepten, der nach seinem großen Bruder ausschau hielt. Seine Schwester schüttelte ihren Kopf. Auch Vera hatte also keine Spur von Xallank finden können.
Sie hatten sich umsonst Hoffnungen gemacht. Kudo ballte seine Faust und vergrub seinen Groll in ihm. Dann jedoch, bemerkte er, wie sich eine Person näherte.
Er kannte den Geruch nicht, auch das Geräusch schien für ihn total Unbekannt. Auch die Sternenkraft kannte er nicht. "Da kommt jemand."
Riijadon und Vera schenkten ihre Aufmerksamkeit der Richtung, in der auch Kudo hinschaute. Kudo lag richtig, als eine Person mit einer dunklen Robe den Weg entlang ging, anscheinend in ihre Richtung steuernd.
Als die Person bei ihnen eintraf, hob dieser grüßend seine Hand.
"Kudo und Vera. Wir sehen uns endlich persönlich. Ich habe bereits von euch gehört."
Kudo hob skeptisch seine rechte Braue."Du hast von uns gehört? Wer bist du?"
"Keine Grund zur Sorge. Wir sind auf der selben Seite." die Person entfernte seine Kapuze. Sie sahen einen jungen Mann, mit halblangen schwarzen Haaren und giftgrünen Augen, die sich nicht von ihnen abwandte. Die Person streckte Kudo seine Hand entgegen.
"Ich bin ein Meister der Kampfkunst. Meister Loghain."


Nachdem ihr Vater verschwunden war, spürte sie, wie sich langsam diese Qualen lösten. Sie gewann ihre Kraft zurück und auch ihre Sinne kehrten zurück. Das erste was Ureas Augen sahen, war eine Hand. Eine Hand, der ihr half, sich aufzurichten. Obwohl sie es ungern zugab, ihr Geist und Körper war geschwächt.
"Steh auf, Urea." erklang es von dem Mann, der seinen Vater getötet und die Macht seines Bruders übernommen hatte. Seine goldenen Augen durchdrangen sie. Sie fühlte, wie sich ihr Geist und Körper durch die Präsenz dieser Person schnell erholte.
"Manche dürften die Ansicht teilen, dass wir hier vor der Außenwelt isoliert sind, doch in Wirklichkeit, ist die Außenwelt vor dem Wissen dieser Biblothek isoliert." sprach Sion und wandte sich von ihr ab. Seine Augen fixierten die unendlichen Bücher.
"Nur durch meine besondere Verbindung zu Night, fand ich diesen Ort. Alex hingegen, antwortet nicht. Vielleicht ist er auch nur schon gefallen." philosophierte er.
"Das würde jedoch bedeuten, dass ich nicht mehr im Besitz eines neuen Anführermantels gelangen könnte. Welch Enttäuschung." er wandte sich von dem Bücherregal ab, vor dem er gerade stand und ging weiter.
"Auch das erlangen der verfluchten Augen ist für mich inzwischen nicht mehr, als ein Traum. Semih... mit den verfluchten und dunklen Augen ist er mir weit voraus... Ich kann ihn nicht mehr einholen."
Nun blieb er vor einem neuen Bücherregal stehen. "Mein Vorteil liegt darin, dass er nicht mein Feind sein muss. Solange er sich nicht einmischt, ist er nur eine Neutrale Person. Das Tor der Dunkelheit... ich muss wieder im Besitz aller Schicksalsklingen gelangen um die absolute Dunkelheit zu entfesseln."
Nun griff er nach einem Buch und zog aus heraus. "Die absolute Dunkelheit, ist der Wille der Finsternis. Ich werde den Weg, den ich begonnen habe, zu Ende gehen. Die gesamte Ordnung wird fallen und von mir ersetzt werden." erklärte er sich und setzte sich an dem Schreibtisch.
"Dark.", meinte Urea, während sie an den Tisch trat.
"Dark.", stimmte Sion zu, "Semih, glaubte wohl, dass er der einzige wäre, der die Schicksalsklingen zum Wohl der Welten einsetzen würde oder gar nicht."
"Die beiden sind sich ähnlich. Semih und Dark. Sie beide haben versucht zu sein was die Menschen 'gut' nennen ohne besonders großen Erfolg. Sie beide haben sich das Niveau ihrer Schöpfer angemaßt und beide waren Menschen ohne Schicksal."
"Ist das so?", fragte Sion, "Du weißt sehr viel über Dark, obwohl er zu den Wesen gehört, die sich vor deinem Zugriff schützen können."
"Du verwendet Nights Erinnerungen nicht?", fragte Urea überrascht.
"Er ist nur eine Hülle.", antwortete Sion und schlug das Buch zu, in dem er gelesen hatte, "Es gibt keinen Grund mir seine Gedanken zu nehmen."
"Dark war der erste Mensch.", meinte Urea und reichte Sion ein anderes Buch, "Dieses hier brauchst du als nächstes, nicht wahr?"
Sion nahm das Buch entgegen. "Fahr fort."
"Er war der Prototyp darum altert er auch nicht und verfügte niemals über ein Schicksal. Als die Welten seiner Rasse dann tatsächlich geschaffen wurden, begann er sich einzumischen. Er hielt Wesen auf, die die Menschen bedrohten, selbst wenn diese von der Ordnung vorgesehen waren, und rekrutierte Wesen für seine Sache. Irgendwann fand er dann noch diese Festungen im Chaos, die er heute verwendet, und setzte sie ein, um seine Verbündeten immer wieder aus dem Reich der Toten zurückzuholen."
"Die Geburtsstunde der Todesreiter.", meinte Sion und tippte auf eine Darstellung in dem neuen Buch, "Und nun nähern sie sich ihrer letzten Stunde. Ich werde Dark zeigen wer der wahre Finstere ist!"
"Ich bezweifle, dass dich ihr Ende näher an die Schicksalsklingen bringt. Dark hat sie bestimmt wieder aufgespalten und an unterschiedlichen Orten versteckt."
"Die Anzahl der Verstecke ist inzwischen begrenzt.", erwiderte die Seele der Dunkelheit, "Ursprünglich brauchte ich die Todessünden, um mir die Klingen zu beschaffen, doch, da ich inzwischen fast sämtliche Welten vernichtet habe, besteht keine Notwendigkeit mehr für diese Kreaturen."
"Also was ist dein nächster Schritt?"
"Wie ich schon sagte ich hole mir die Schicksalsklingen. Dark wird dabei wohl versuchen mich aufzuhalten. Aufgrund seiner Gabe des Hörens hat er von meiner Rückkehr sicherlich schon erfahren und im Gegensatz zu Semih und Xasaxas wird er handeln."

Ein ohrenbetäubenden Knall erschütterte den Marktplatz. Eine Schockwelle fegte Leute von den Beinen, riss Marktstände um und wirbelte Waren und Pflastersteine gleichermaßen durch die Luft. Dann war es auch schon wieder vorbei.
Die Stadtbewohner und Händler brauchten einen Moment um zu begreifen was passiert war, vielleicht auch um sich zu versichern, dass sie noch lebten, doch dann kamen sie langsam wieder auf die Beine. Die Blicke der Menschen wanderten über das Chaos, das zurückgeblieben war, und blieben dann einer nach dem anderen in der Mitte des Platzes hängen. Ein großer Krater war dort zurückgeblieben, wo Knall und Schockwelle ihre Ursache hatten. Langsam traten die Leute an den Rand des Kraters und blickten teils furchtsam, teils neugierig hinein. Hier ruhte eine stählerne Sphäre, die etwa die Ausmaße einer Kutsche hatte und aus mehreren Einzelplatten zusammengesetzt war.
"Was ist das?", fragte jemand in der Menschenmenge.
"Es ist vom Himmel gefallen! Einfach so!"
"Ein Zeichen der Sterne?"
"Sterne? Sieht das wie ein Stern für dich aus?"
"Sollten wir hier so rumstehen? Könnte es nicht gefährlich sein?"
"Sollten wir das nicht melden?"
"Wozu? Das wird doch wohl jeder mitbekommen haben."
Ein lautes Zischen unterbrach das Gerede der Umstehenden, als sich die Platten der Sphäre etwas auseinander schoben und kochend heißer Dampf aus den geöffneten Spalten entwich. Einige der Schaulustigen wichen erschrocken zurück. Andere ergriffen sogar die Flucht. Die Metallplatten verschoben sich ein weiteres mal, nachdem der Dampfstrom versiegt war und offenbarten einen weiteren Metallmantel unter ihnen, der abgesehen von einer vierteiligen Klappe aus einem einzigen Stück Metall zu bestehen schien. Die Klappe sprang auf und gab einen Weg in das Innere frei.
Jemand schwang sich aus dem Inneren hinaus und blieb oben auf der Metallsphäre stehen. Es war ein Junge von nicht einmal siebzehn mit drahtiger Statur und zerzaustem schwarzen Haar. Er trug Hose und Hemd in schwarz und darüber eine Jacke im selben dunklen grün wie seine Augen.
Der Junge legte Mittel und Zeigefinger an die Schläfe.
"Hey.", grüßte er und setzte mit einem Sprung zur Kante des Kraters über, wo die Leute eilig von ihm zurückwichen, "Ist was?"
"Verdammt, was habt ihr getan?!", erklang eine Männerstimme, als sich eine weitere Person aus dem Inneren der Kugel zog. Dieses Mal war es ein Mann, der eine braune Weste und einen Strohhut trug und eine Schwertscheide an dem Stück Seil befestigt hatte, das er als Gürtel verwendete.
"ICH habe uns ans Ziel gebracht. Sicher und effektiv, wie ich euch zuvor eindeutig zugesichert hatte.", sprach ein Mann in roter Robe, der als nächstes aus der Kugel kletterte.
"Nicht so effektiv und sicher, wie ihr es zunächst habt klingen lassen.", widersprach der Mann mit dem Strohhut.
"Wenn ihr etwas besser nachgedacht hättet und etwas klüger und besser informiert wäret, wüsstet ihr, dass man sich nicht einfach durch eine Atmosphäre teleportieren kann. ICH habe uns aber in nicht einmal einer Stunde doch hier hergebracht. Und das unterstreicht noch einmal das ICH ein absolutes GENIE bin! Nicht das das zusätzlicher Bestätigung bedurft hätte, aber irgendwie habe ICH immer den Eindruck, dass sie daran zweifeln, wenn wir uns unterhalten."
"Wir haben uns erst drei ma- Sie haben uns mitten in eine Stadt gefeuert!"
"In DIE Stadt. Wir wollten in diese Stadt, also habe ICH uns hier hergebracht!", protestierte der in der Robe.
"Das hier ist ein Marktplatz! Es ist ein Wunder, dass wir niemanden umgebracht haben. Wartet wir haben doch niemanden umgebracht, oder?"
"Es sind noch Stunden bis zur Hauptgeschäftszeit und diese Leute sehen doch noch recht lebendig aus. ICH meine sie sind schmutzig und scheinen einfach gestrickt, aber davon einmal abgesehen..."
"Seid still, ihr Narr!", knurrte der mit dem Strohhut.
"NARR?!"
"Seid still!", wiederholte er und wandte sich dann der verdutzten Menschenmenge zu, "Also... entgegen dem Eindruck den unser Eintreffen vermittelt haben mag sind wir nicht hier um sie anzugreifen."
"Was gut für sie ist, weil das die mit Abstand schlechteste Reaktion auf einen Angriff im Stadtzentrum ist, die ich mir vorstellen kann.", warf der schwarzhaarige Junge ein.
"Offengestanden kenne ich die Beiden auch gar nicht.", fügte der Mann mit dem Strohhut hinzu, "Dieser Verrückte hier hatte nur diese seltsame Konstruktion und sagte, dass er mich nach Neu-Mirnurzar bringen könnte. Und ich musste ja hier hin, weil meine Frau..."
"Sie können ihre Geschichte später weiter erzählen.", unterbrach eine Stimme vom Rand des Kraters, "Sie werden uns begleiten!"
Die Anwesenden richteten ihren Blick auf den Sprecher und erkannten einen Mann in einer leichten Rüstung mit dem Zeichen der Stadtwächter. Weitere in ähnlichen Rüstungen hatten sich inzwischen in der Menge verteilt und so den Krater umzingelt.
"Natürlich.", versicherte der mit dem Strohhut, "Wir würden nicht im Traum daran denken uns den hiesigen Behörden zu widersetzen, nachdem wir ein solches Chaos verursacht haben."
"Sprich für dich selbst!", meinte der Junge in Grün und verschwand in eine schmale Gasse zwischen zwei Gebäuden.
"SCHNAPPT IHN!", brüllte der Sprecher der Stadtwächter und augenblicklich nahmen einige seiner Kollegen die Verfolgung auf.
"ICH würde nicht im Traum daran denken mich den hiesigen Behörden zu widersetzen.", korrigierte der Mann sein vorheriges Statement nervös.
"Soll das eine Parodie sein?!", fragte der in der roten Robe erbost, "Ist ihnen klar, dass das die billigste Art der Unterhaltung überhaupt ist?! Und dazu kommt, dass Humor überhaupt nicht ihrem Charakter entspricht?!"
Beklommene Stille machte sich in Pakas Zimmer breit, als dieser mit seiner Erzählung der jüngsten Ereignisse endete. Merl schluckte und betrachtete den Merkurstern, der zwischen ihnen auf dem Nachttisch lag. Obwohl er direkt hier, unwiderruflich real, vor ihnen lag, konnte sich das jeden Moment ändern. Nie hätte er es für möglich gehalten, dass sich jemand so wie Ailas mit einem Elementarstern so verbinden konnte, dass er komplette Kontrolle über ihn hatte. Aber das war nicht einmal das größte Problem.
"Also... muss zuerst das bereits brennende Leuchtfeuer des Erdelements mit dem Venusstern verbunden werden, sonst verschlingt der Strudel alles?"
Paka nickte mit galgenhaften Lächeln.
"Das und die angesprochenen Manipulationen treten in Kraft... Nicht das das viel ändert, wenn der Strudel ganz Mirnuzar verzehrt. Kurz, Mirnuzar wäre entgültig dem Untergang geweiht."
"Und Ihr seid schuld?", fragte Tsuka, die mit den anderen hinter Merl standen.
"Und ich bin schuld.", bestätigte Paka bestimmt.
Er machte aus seinem Anteil der Schuld kein Geheimnis mehr.
"Irgendetwas muss man doch tun können! Könntet Ihr nicht versuchen mit... 'ihr' etwas anderes auszuhandeln?", hakte Tsuka nach.
Paka schüttelte energisch den Kopf.
"Nein. Sie hat mir diese Strafe von Anfang an auferlegen wollen, möglicherweise sobald sie von meinen damaligen Absichten erfahren hatte. Wenn dieses Wesen an meinem persönlichen Untergang interessiert wäre, hätte sie das bereits haben können. Obwohl ich davon ausgehe, dass ich das Ende sowieso nicht überstehen werde wenn wir dort erst einmal angekommen sind."
"Ist sie wirklich so grausam?", fragte Lucya mit einem Anflug von Unbehagen.
"Ihr habt keine Ahnung...", murmelte Paka, bevor er wieder die Stimme hob. "Wie dem auch sei, ihre Worte waren eindeutig. Sollten wir Fenraterra nicht erreichen können, bevor das Leuchtfeuer des Merkurturmes brennt, war es das. Keine Chancen mehr."
"Und niemand weiß wo er ist?", fragte Merl.
"Nicht das uns bekannt wäre. Aber mein Freund Sazael hat eine Expedition gestartet, um ihn aufzuspüren. Ohne ihn wüsste Mirnuzar nicht einmal wo der Mars- oder der Venusleuchtturm stehen. Wenn ihn einer findet, dann er."
"Wie lange wird das dauern?"
Paka überlegte.
"Ich habe ihn vor nicht allzu langer Zeit losgeschickt, also denke ich..."
"Ich bin fertig."
Alle Köpfe drehten sich ruckartig zur Zimmertür herum, als ein Mann mit sandfarbenen Haaren und Stoppelbart das Quartier des Käptens betrat.
"Sazael! Willkommen zurück!", rief der Käpten aus, ging zu ihm und umarmte ihn kurz. "Gut zu sehen, dass du es heil überstanden hast."
"Ja. Die größere Überraschung ist wohl, dass es auch meine Begleitung geschafft hat. Ehrlich, wo hast du den nur aufgegabelt...", sagte er und lehnte sich mit verschränkten Armen an die Wand. Seine Augen erfassten den Merkurstern, der unverkennbar auf dem Nachttisch lag. Er lächelte zufrieden.
"Es scheint sich ja alles zu fügen. Ist es das, wofür ich es halte?"
Paka biss sich nervös auf die Lippe. Sazael bemerkte es und sein Lächeln verschwand.
"Was ist passiert?"
"Eine Menge..."
Sazael nickte zustimmend.
"Du siehst erschöpft aus, Paka. Und das will etwas heißen."
Paka zuckte mit den Schultern.
"Nicht annährend so schlimm wie es aussieht... Erzähl, was erwartet uns am Merkurleuchtturm?"
"Gewaltige Minustemperaturen... Und eine... kleine Hürde.", sagte Sazael langsam und berichtete von seinem Fund.
"Die Gaiafälle?", echote der Käpten entgeistert.
"Nicht so schlimm, ich lass mir etwas einfallen.", sagte Sazael mit wölfischen Grinsen.
Paka wusste auch warum. Sazael liebte Aufgaben, die seinen Erfindungsgeist herausforderten.
"Gut. Dann überlasse ich das deinen fähigen Händen. Hast du sonst irgendwelche Aktivitäten festgestellt? Irgendwelche Anzeichen von Reyter oder anderen?"
Sazael schüttelte den Kopf.
"Wenn irgendeiner da rüber gekommen wäre, dann hätte ich Anzeichen davon entdeckt."
Paka atmete erleichtert aus.
"Wir haben also noch genug Zeit. Wir müssen diesen Punkt auf jeden Fall verteidigen, koste es was es wolle."
Sazael hob fragend die Brauen und sah durch die Runde.
"Wann werde ich eigentlich eingeweiht?"
"Sofort. Ich habe es nur eben gerade alles erzählt und jetzt..."
Sazael rollte mit den Augen.
"Entschuldigung, es ging eben nicht schneller. Ich musste mir auf den Weg hierher die Schäden ansehen und... was hast du mit dem Schiff gemacht? Flügel? Wirklich?"
Aus Pakas Gesicht wich ein wenig Farbe. Er hatte gewusst, dass Sazael nicht allzu angetan sein würde. Er wandte sich an Merl und seine Freunde.
"Tut mir Leid, das kann eine Weile dauern."
Merl winkte ab.
"Kein Problem. Ich habe mich entschieden den Stern in Eurer Obhut zu hinterlassen. Wenn es wahr ist was Ihr sagt, macht es sowieso keinen Unterschied wo er sich befindet."
Paka nickte dankbar.
"Ich weiß das zu schätzen, Junge. Ich heiße euch alle solange auf meinem Schiff willkommen, also fühlt euch frei den Teleporter zu benutzen, wann immer ihr wollt. Ich rufe euch, wenn wir mit unserer Aufgabe fortfahren können. Zuerst müssen wir versuchen Kanra und Sinaphie zu finden. Wenn ich sonst noch etwas für euch tun kann, sagt bescheid."
Merl überlegte. Dabei fiel ihm Lucya ins Auge. In der Aufregung der letzten Tage hatte er kaum Zeit gehabt sich um ihre Ausbildung zu kümmern. Fragen konnte er ja...
"Ihr kennt nicht zufällig einen Weg Unberührten die Psynergy zu geben?"
"So wie Trems im Nebelnest?", schaltete sich eine neue Stimme ein und Tropfen verließ Pakas Körper.
Merl hielt inne. Er hatte eigentlich eine ganz andere Antwort erwartet.
"So wie...?", fragte er überrascht.
"Trems. Er hat bei Nebelnest so einen Kristall entwickelt, mit dem er die Psynergy beherrschen konnte, obwohl er es eigentlich nicht kann."
Lucya sah ihn mit großen Augen an und drehte sich zu Merl um.
"Meister, das..."
Er nickte. Jahrelang hatte er nach einen Weg gesucht und nun schien er endlich einen gefunden zu haben.
"Dann würde ich diesen Trems gerne kennen lernen."
"Klar. Folgt mir."
Merl und Lucya folgten dem Dschinn. Tsuka sah ihnen mit gemischten Gefühlen nach. Eigentlich wollte sie ihnen folgen, aber seit sie das erste Mal auf diesem Schiff gewesen war beschäftigte sie etwas anderes. Sie musste an die fluchgeschützten Schifflogbücher denken. Und nachdem was sie gehört hatte, standen sie mit nur einer Person in Verbindung.
"Falls ich auch etwas äußern dürfte..."
"Nur zu, junge Dame.", antwortete Paka, woraufhin Tsuka leicht errötete.
"Besteht eine Möglichkeit, dass ich mit dieser Arilla sprechen kann?"
Paka schüttelte den Kopf.
"Unwahrscheinlich. Arilla ist ausgesprochen scheu. Ich werde dich nicht daran hindern es zu versuchen, aber ich bezweifle, dass sie sich zeigen wird."
"Kein Problem. Ich kenn mich in dem Gebiet aus.", sagte sie und klapperte vielsagend mit ihrer Halskette.
"Na los, ihr zwei. Suchen wir uns etwas zu essen und gehen dann auf Geisterjagd."
Tsuka, Tali und Ken verließen das Quartier.
"Hier hat sich viel verändert, seit ich weg war. Und dabei war das bislang die kürzeste meiner Reisen.", bemerkte Sazael.
"Und die Dinge werden sich noch schneller verändern. Das zeigt nur, dass unsere Reise davor ist das letzte Kapitel aufzuschlagen.", antwortete Paka und schloss die Tür hinter ihnen. "Hoffen wir nur, dass es ein gutes Ende nimmt."

Kanra versteckte sich mit den Kindern in einer engen Gasse zwischen zwei verfallenden Häusern um für einen Moment zu verschnaufen.
"Sie sind tot! Die Kaiserwachen sind alle tot! Was sollen wir nun tun?!", flüsterte Shee mit wachsender Panik.
Die Kinder waren zu Tode verängstigt. Kanra konnte es ihnen kaum verübeln, nachdem was sie in den letzten Stunden erlebt hatten. Besonders die Prinzessin sah stark mitgekommen aus.
"Wir müssen Skuyo in die belebteren Distrikte bringen und Hilfe holen. Wenn sie in Sicherheit ist, werden diese Typen aufgeben. Haltet durch, wir werden das schaffen."
Die Prinzessin schüttelte heftig den Kopf. Tränen lagen in ihren Augen.
"Nein! Sie werden nur wieder alle töten, die mich beschützen wollen! Das ist alles meine Schuld!"
Kanra kniete sich zu ihr hinunter und legte ihr beruhigend beide Hände auf die Schulter.
"Hey, jetzt nicht den Kopf verlieren Mädchen. Wenn hier irgendwer schuld hat, dann ganz bestimmt nicht du."
"Aber nur wegen mir-!"
"Nein. Nicht wegen dir, sondern wegen derer die uns verfolgen sind diese Männer tot. Ihre Gier und ihre Kaltblütigkeit sind dafür verantwortlich und deshalb müssen sie gestoppt werden. Und das geht nur, wenn wir dich hier herausschaffen."
Skuyo wischte sich die Tränen weg, aber war noch nicht ganz überzeugt.
"Dann lasst mich allein gehen! Wenn ich es nicht schaffe und sie mich wieder einfangen, dann könnt ihr euch zumindest in Sicherheit bringen."
"Das lasse ich nicht zu!", widersprach Tarban laut. "Ohne mich wärst du nie entführt worden! Sie haben mich dabei beobachtet wie man ungesehen ins Schloss kommt und uns beide nur deshalb unbemerkt mitgenommen! Du darfst dich nicht opfern, damit wir entkommen können! Dann wäre alles umsonst gewesen!"
"Aber Tarban!", sagte sie, den Tränen wieder nahe. "Ich will nicht, dass dir etwas passiert. Oder deinen Freunden. Ich will nicht, dass irgendjemand anderen etwas passiert! Nciht für mich..."
"Selbst wenn, es würde nichts ändern. Diese Typen wollen alle Zeugen loswerden. Sonst hätten sie nicht auf ihre eigenen Leute geschossen. Selbst wenn sie dich wiederhaben, werden sie uns nicht ziehen lassen.", warf Kanra scharf ein.
Skuyo war geschockt.
"Aber... Das..."
"Wie klingt das dann?", schlug Kanra vor und stand auf. "Ihr nehmt Rev, flieht und holt Hilfe. Ich halte die Kerle solange auf."
Tarban schüttelte den Kopf.
"Nein, Schwester. Wir können dich nicht zurücklassen."
Kanra lächelte.
"Für wen hälst du mich? Schon vergessen, dass ich euch aus einem Versteck mit mehreren Dutzend Bewachern geholt habe? Außerdem..."
Sie sah ihn vielsagend an.
"... habe ich eine Idee, bei der du mir helfen könntest. Aber es wird dir nicht gefallen."

"Warte Sinaphie! Du bist viel zu schnell!"
Sinaphie hielt auf dem Fensterrost des Gebäudes an und wartete seelenruhig auf Saka, der schwerfällig zu ihr hinaufkletterte.
"Können wir nicht einfach die Straßen nehmen? Wenn uns wer erwischt, kriegen wir großen Ärger."
Sinaphie legte fragend den Kopf schief.
"Aber so geht es viel schneller."
Saka krächzte erschöpft und ließ sich von Sinaphie zu ihr hinaufziehen.
"Für dich vielleicht. Ich mein es ernst, ich bin nicht so gut darin so zu klettern..."
Sinaphie überlegte, dann nickte sie resignierend.
"Na gut... Da drüben kann man einfach absteigen. Komm."
Sie machte einen mächtigen Satz und landete auf dem anderen Gebäude. Saka machte große Augen.
"Das ist unmöglich."
"Kein bisschen. Du kannst mindestens genauso weit springen."
Er schüttelte energisch den Kopf.
"Nein, so weit komm ich nicht."
"Doch, das kannst du. Du musst es nur mal probieren. Jeder Aerorill kann sich so fortbewegen."
"Ja, aber... Aber...!"
Sie kicherte.
"Nun komm schon."
Saka zögerte. Dann machte er sich bereit und sprang. Er schaffte gerade mal die Hälfte und fiel er mit einem erschrockenen Krächzen in die Tiefe. Ein weißer Schleier fing ihn auf und landete mit ihm federleicht auf der Straße. Einige Passanten wichen erschrocken zurück.
"Du hast es ja wirklich gemacht!", frohlockte Sinaphie und setzte Saka ab.
"Das ist nicht witzig!", fuhr er sie wütend an und klackte empört mit dem Schnabel.
"Warum ärgerst du dich? Wir sind doch auf der Straße wie du wolltest, oder?", sagte sie amüsiert und sah sich um.
Sie befanden sich auf der Terassenstraße. Das Versteck von Reshvaar war nicht mehr weit. Sie musste ihnen sagen was sie wusste und vielleicht auch Kanra dort treffen. Natürlich musste sie gleichzeitig versuchen Saka da irgendwie herauszuhalten. Sie schalt sich nochmals ihren Gefühlen nachgegeben und Saka mitgenommen zu haben. Was würde sie tun, wenn sie auf seinen Vater trafen oder sogar gegen ihn kämpfen mussten?
"Wo gehen wir eigentlich hin?", fragte Saka, der bis jetzt zu beschäftigt gewesen war nicht von irgendwelchen Gebäuden zu stürzen, als sich auf den Weg zu konzentrieren.
"Ich hatte dir doch gesagt, dass ich dich heute hinbringe wohin du willst. Vorher muss ich allerdings eine Kleinigkeit erledigen. Hier lang."

"Trems! Besucher für dich!", rief Tropfen feierlich, als sie ihn an Deck fanden. "Du warst nicht in deinem Quartier und hast gearbeitet, so wie... naja eigentlich immer."
Trems erwiderte die Begrüßung des Dschinns mit finsteren Blick.
"Wenn du damit andeuten willst, dass ich wie gewisse andere meine Zeit mit Faulenzen verbringe, dann irrst du dich, du blauer Vogel. Ich habe kein Material mehr um irgendetwas herzustellen und mit meinen Experimenten komme ich nicht weiter."
"Also... faulenzt du solange?"
Trems Augen verengten sich, aber er schluckte eine wüste Antwort herunter.
"Wolltest du etwas Bestimmtes von mir?", fragte er stattdessen giftig.
"Das ist er also?", fragte Merl, überrascht einen Jungen vorzufinden, der sogar noch ein wenig jünger war als er.
"Lasst euch von seinem Alter nicht täuschen. Er ist ein ziemlich cleverer Junge und kann euch bestimmt helfen. Solange ihr mit seinen Manieren klarkommt. Er ist... ein wenig schwierig.", erklärte der Dschinn.
"Hey, ich bin immer noch hier.", knurrte Trems und verschränkte die Arme, während er Merl und Lucya eingehend musterte. "Ich kann mich außerdem selber vorstellen, besten Dank. Ich bin Trems. Vermutlich einer der einzigen auf diesem Schiff der nicht einen Dachschaden hat. Ich bin unerreichter Experte auf dem Gebiet der chemischen Lehre, auch in Verbindung mit Sternenmacht und gelte als Genie für Linguistik. Eigentlich gelte ich in vielen Gebieten als Genie. Und mit meinen Manieren ist alles in Ordnung, ich bin nur ehrlich."
Merl begriff schnell, was der Dschinn mit schwierig meinte. Die 'Bescheidenheit' des Jungen reichte fast an die von Kudo heran. Aber wenn er ihnen heflen konnte, musste er wohl oder übel mit ihm klarkommen.
"Ich bin-"
"Ich weiß wer du bist.", unterbrach ihn Trems. "Anarath von den Anemos. Bist du nicht dafür verantwortlich gewesen, dass man Paka in Sturmfeste festgenommen hat, sowie den Großteil unserer Besatzung?"
"Das war... ein Missverständnis. Das haben wir doch schon geklärt.", verteidigte Merl sich gepresst.
"Ein Missverständnis, hm? Am Ende mussten wir Euer Problem lösen, nachdem ihr uns hereingezogen habt. Das nenn ich nicht gerade effizient."
"Trems, lass gut sein.", schaltete sich Tropfen ein. "Das ist alles inzwischen vergeben und vergessen, denn wir sind alle Verbündete. Er brachte uns den Merkurstern zurück."
Trems brummte widerwillig, aber zu Tropfens Überraschung lenkte er ein. Er sah Lucya an.
"Und du bist?"
"Lucya. Ich bin die Schülerin von Meister Anarath.", stellte sie sich knapp vor.
"Freut mich. Also, was wollt ihr von mir?"
Merl straffte sich. Trems war nicht die Sorte von Menschen, denen er gerne davon erzählen wollte, aber diese einmalige Chance konnte er nicht einfach verstreichen lassen. Er musste ja nicht zu sehr ins Detail gehen.
"Tropfen hier hat mir erzählt das du als Unberührter in der Lage bist die Sternenkraft zu benutzen?"
"War.", korrigierte Trems und warf Tropfen einen mahnenden Blick zu. "Ich benutzte ein künstliches Material was wir auf der Insel der Aerorill fanden. Sie nannten ihnen 'Sternenkristall'. Mir ist es gelungen ihn herzustellen und ihn zu verwenden. Hat mich umgehauen. Als ich aufgewacht bin, waren meine neuen Kräfte wieder weg."
Merl ballte die Hände zur Faust. Das klang nicht nach dem was er brauchte.
"Und es blieb keine Restenergie? Keine Verbindung mit der Sternenkraft? Du fühlst nichts mehr?"
Trems schien eine Weile über die Frage nachzudenken.
"Hmm... Manchmal glaube ich noch leise Echos von dem zu fühlen, was ich in den wenigen Minuten damals gespürt habe. Meistens jedoch verbunden mit den Schmerzen."
"Schmerzen? Ist der Kristall schädlich?!", fragte Merl mit schwindender Hoffnung.
Trems nickte.
"Ja, aber das war auch mein erstes Modell. Es war eine blöde Idee ihn roh zu benutzen, ich weiß. Aber ich hatte keine Zeit ihn zu testen, da ich glaubte mein Leben hing davon ab. Weil...!"
"Ich glaube das ist mein Stichwort zu verschwinden.", sagte Tropfen hastig und verschwand.
Trems funkelte ihm zornig hinterher, dann wandte er sich wieder den beiden zu.
"Ich habe allerdings ein paar neuere Versionen gefertigt die sicher sein sollten. Kommt in mein Quartier, ich zeig es euch."

"Haben wir sie verloren?", traute sich Soran endlich zu fragen, nachdem sie scheinbar ziellos durch die verwinkelten Straßen des Kohlegrubenecks streiften.
"Lieber Soran, man sollte meinen das ich mich in diesem schmutzigen Kaff besser auskenne als du. Und auch besser als unsere Prinzessin, ansonsten hätten sie nicht diese Straße gewählt. Sie laufen geradewegs in eine Falle."
Auch Soran erkannte die Straße, als Fiers es erwähnte. Sie führte abwärts, direkt in die 'Kohlegrube'. Der Bereich war einer der elendsten in ganz Mengeskat und kaum einer lebte noch dort. Es war der Grund eines trichterförmigen Grabungsloches, das noch von den alten Zeiten herrührte, als die Mienen in ihren Glanzzeiten gestanden hatten. Auf diesen war irgendwann die Stadt gebaut worden. Aber das wichtigste: Zum Grund der Grube kam man nur über diese eine Straße. Wenn sie versuchten die Hänge zu erklimmen, würden sie sie von überall sehen und auf sie schießen können. Allein der aufgewirbelte Staub der trockenen Hänge würde unübersehbare Wolken bilden, die sie von überall bemerken würden. Sie waren direkt in ihr Verderben gelaufen.
"Das nennt man Glück im Unglück...", murmelte er.
"Ja. Aber vielleicht auch ein wenig zu viel Glück. Wir müssen vorsichtig sein. Komm."
Sie gingen langsam und bedächtig die Straße hinunter und musterten mit wachsamen Augen jede noch so kleine Nische in der sich jemand verstecken konnte. Dabei schweiften ihre Blicke hin und wieder über die Hänge der Kohlegrube. Ob die Verfolgten bereits von ihrem Fehler wussten?
"Psst! Da, da, da!", flüsterte Soran eindringlich und ging in Deckung.
Fiers folgte seinem Beispiel und guckte in die Richtung in die Soran deutete. Dort, in einer dunklen Gasse zwischen zwei Häusern schlichen zwei Menschen, eine Frau und ein Kind. Fiers erkannte die roten Haare der Frau die entkommen war und die schwarzen Haare und die Kleidung der Prinzessin.
"Soran, erledige die Frau, schnell! Du hast den präzisesten Handschuh."
Soran legte mit seiner rechten Hand an, aber die beiden verschwanden ausgerechnet in diesem Moment hinter dem Haus. Er fluchte.
"Mist."
"Noch haben sie uns nicht gesehen.", knurrte Fiers und stand auf. "Ihnen nach. Ich verfolge sie, du schneidest ihnen den Weg ab."
"Wartet! Irgendetwas stimmt nicht. Das müssten viel mehr Kinder sein. Wo sind die?"
"Prioritäten, Soran.", erinnerte Fiers ihn mahnend. "Ich hatte ohnehin nicht zwingend vor, die Straßenkinder einzufangen. Die Stadtwache wird nicht auf sie hören, selbst wenn sie es schnell genug zu ihnen schaffen würden. Und selbst wenn, dann sind wir bereits mit der Prinzessin verschwunden. Die Frau und die Prinzessin sind hie die einzigen wichtigen Ziele."
Soran war sich nicht sicher, aber er musste zustimmen, dass die Kaiserwache kaum auf einen kleinen Haufen Straßenkinder hören würde. Selbst wenn sie Hilfe rufen wollten, würde es ihnen vermutlich nicht gelingen. Er stand ebenfalls auf.
"Lass sie nicht entkommen. Unser beider Hals steckt da drin."
Er nickte zustimmend.
"Sie werden nicht entkommen."
Mit diesen Worten trennten sie sich auf.

"Sie müssten uns gesehen haben. Los, Bewegung!", flüsterte Kanra huschte schnell in Deckung.
Sie wusste, dass das was sie vorhatte riskant war. Sie war allein, kaum nennenswert für einen Kampf gerüstet und der Gegner hatte Waffen von bisher unbekannter Stärke. Allerdings war sie Soldatin und eine Adeptin, ihre Jäger nicht.
"Ich sah zwei. Und du?"
"Ich auch...", erwiderte Tarban, der in Skuyos Sachen steckte und sich sichtbar unwohl darin fühlte.
Die wenigen Haarsträhnen die unter der Kapuze hervorschauten hatte Kanra mit den letzten Resten ihrer Färbungsmittel pechschwarz gefärbt, damit sie aussahen wie die Haare der Prinzessin. Natürlich konnten sie keinen nahen Blick täuschen, aber je mehr Zeit sie schindeten desto besser.
"Gut... Bist du bereit?"
Tarban war blass, aber er nickte.
"Hab keine Angst. Dir wird nichts passieren. Ich werde dafür sorgen, versprochen.", munterte Kanra ihn auf.
Sie eilten an zwei Häusern vorbei und verschwanden in einer von der Straße aus uneinsehbaren Nische, die sie sich zuvor ausgesucht hatten. Kanra holte den Dolch hervor und wartete. Stille kehrte ein. Doch es dauerte nicht lange, bis sie Schritte hörten, die sich schnell aber vorsichtig näherten. Kanra und Tarban hielten den Atem an. Einen Moment später sahen sie ihn. Der Mann war allein, vermutlich hatten die beiden sich aufgeteilt. Sein Gesicht war verdeckt und er war augenscheinlich unbewaffnet. Er hielt inne um sich genauer umzusehen. Wenn sie zuschlagen wollte dann jetzt. Sie verschwendete keine Sekunde.
"YARGH!"
Mit einer Reaktionsgeschwindigkeit die Kanra nie erwartet hätte, wurde ihr Dolchstoß von einer unsichtbaren Klinge abgeblockt und zur Seite gestoßen. Der Mann stolperte durch die Wucht von Kanras Angriff nach hinten und ruderte mit den Armen um das Gleichgewicht zu halten. So sah es zumindest zunächst aus, bis Kanra ein plötzliches Gefühl der Gefahr überkam und sie sich so schnell sie konnte zur Seite rollte. Ein gewaltiges Krachen ertönte, als sich die Holzwand der Hütte hinter ihr in einen Regen von feinen Splittern auflöste.
Ich habe das Geschoss nicht einmal gesehen!, ging es ihr durch den Kopf, während sie wieder auf die Beine sprang. Sie durfte ihn keine Gelegenheit geben noch einmal das zu tun, was auch immer er gerade getan hatte. Sie warf sich auf ihn und schlug mit dem Dolch nach seinem Gesicht. Er blockte erneut, wenn auch sehr knapp. Endlich sah Kanra wieso. Aus der linken Hand des Mannes projezierte sich eine fast unsichtbare blassrote Energieklinge, die so hart war wie Stahl. Sie hatte nie zuvor etwas Vergleichbares gesehen. Sie hieb noch einmal zu, dann nochmal. Der Mann blockte ihre Angriffe weiterhin. Sein Geschick war beeindruckend, aber er war ihr dennoch nicht gewachsen. Mit jedem Schlag verlor er mehr und mehr das Gleichgewicht. Kanra trieb ihn förmlich vor sich her. Doch kurz bevor sie ihn überwältigen konnte hob er den anderen Arm den er auf sie richtete und Zeige- und Mittelfinger anwinkelte. Kanra konzentrierte sich auf die Bewegung und wich aus. Ein Energieblitz, den man unmöglich mit den Augen verfolgen konnte schoss aus seiner Handfläche und pulverisierte ein leeres Fass auf der anderen Seite der Straße. In dem Sekundenbruchteil konnte Kanra eine Art metallischen Reif erkennen, der sich über die Finger und den Handrücken des Mannes zog. Die Waffe, begriff sie. Unglücklicherweise hatte ihr Ausweichmanöver dem Mann Zeit gegeben sich wieder zu fangen. Kanra preschte erneut vor um zu verhindern, dass er das Ding noch einmal abfeuern konnte. Der Mann ahnte ihre Absicht voraus und ging mit seiner Klinge zum Gegenangriff über. Kanra ließ sich nicht aufhalten und hielt den Dolch zum Parieren hoch. Fiers legte die Finger seiner Schwerthand an und biss die Zähne zusammen. Die durchsichtige Klinge glitt durch Kanras Dolch durch, als wäre er aus Luft. Kanra riss entsetzt die Augen auf. In nächsten Moment prallten die beiden gegeneinander. Beide stießen gepeinigte Laute aus, als die Klingen ihre Ziele erreichten und in die ungeschützten Leiber eintragen. Kanra schnitt Fiers die Seite auf, während seine Klinge hingegen tief in Kanras Schulter eindrang. In all dem Schmerz rief Kanra nur ein Wort.
"Detonation!"
Eine Druckwelle riss beide auseinander und warf Fiers mit dem Rücken gegen eine morsche Holzhütte, die er durchbrach und in der Hütte benommen liegen blieb. Eine andere Chance bekam sie nicht. Kanra hob die Hand um die Sache mit ihrer Psynergy zuende zu bringen.
Dann durchdrang ein Schuss ihre Brust.
"Schwester!", kreischte Tarban aus seinem Versteck heraus und rannte zu ihr.
Kanra krümmte sich vor Schmerzen. Blut floss ihre Robe hinab. Sie biss die Zähne zusammen und sah zu Tarban hinauf, der mit panischen Blick über ihr kniete.
"Verdammt nochmal, Tarban... Lauf!", fuhr sie ihn an und hustete.
Sie schmeckte Blut.
"Niemals! Ich lass dich nicht hier!", schrie er, packte ihren Arm und schleifte sie aus der Schusslinie.
"Tarban-"
"Nein!! Du bist die erste Erwachsene die sich überhaupt um mich gekümmert hat!! Die nicht denkt, ich wäre nichts weiter als Dreck, eine gescheiterte Existenz!! Du hast mir vorhin mein Leben gerettet!! Ich lass dich nicht hier sterben, niemals!! Kannst du stehen?! Bitte, steh auf!!"
Kanra unterdrückte einen erneut aufsteigenden Hustenreiz und betrachtete ihre Wunde. Es hätte schlimmer kommen können. Sie war verletzt und blutete stark, aber sie konnte es überleben, wenn sie bald Heilung fand. Unglücklicherweise hatte sie ihren letzten Heiltrank bereits gegen Kehlan aufgebraucht. Die Chance war gering, dass sie es schaffen würde. Aber sie hatte Schlimmeres durchgestanden und würde jetzt nicht aufgeben.
"In diesem Zustand komm ich nicht weit...", stöhnte sie, aber versuchte dennoch aufzustehen.
"Hier, ich stütze dich!", sagte Tarban aufgelöst und half ihr. "Los weg hier, der Typ kann nicht weit sein!"

"-err.. Mein Herr!"
Fiers stöhnte und schüttelte den Kopf, als er seine Sinne wiederfand. Soran kniete über ihm.
"Scheiße, was..."
"Mein Herr! Seid Ihr verletzt?!", fragte Soran.
"Ich glaube ich habe mir ein paar Rippen gebrochen... Und ich blute... So eine verdammte Scheiße... Aber das ist unwichtig! Hast du die Schlampe erledigt?!"
Soran nickte stolz.
"Ich habe sie direkt in der Brust erwischt. Falls sie noch lebt, nicht mehr lange."
"Aber sie ist nicht tot?! Verdammt Soran, du... Wo ist die Prinzessin!?"
"Mein Herr, wir wurden getäuscht. Das ist nicht die Prinzessin! Es ist irgendein Junge mit ihren Sachen.", antwortete Soran gepresst.
Fiers Eingeweide fühlten sich an, als wären sie zu Eis erstarrt.
"Oh Scheiße... Scheiße!! Was stehst du hier dann noch herum?! Finde dieses beschissene Mädchen, egal wie!! Wenn sie entkommt, sind wir erledigt!! ERLEDIGT!! Verstehst du mich, Soran?!"
"Aber Ihr..."
"Vergiss mich, verflucht nochmal!!", kreischte Fiers ihn an. "Hinterher!! Finde sie!! Ich erledige in der Zwischenzeit diese rothaarige Schlampe!!"
Soran biss die Zähne zusammen. Er hatte absolut recht. Aber wie sollte er die Prinzessin finden? Was sollte er nur tun? Doch er erkannte seine Möglichkeiten. Soran rannte los und ließ Fiers zurück. Er konnte natürlich versuchen die Prinzessin in dieser großen Stadt zu finden... Oder er rannte davon und versteckte sich. Vor der Kaiserwache und vor Fiers. Er müsste sein Leben aufgeben, aber wenn er so darüber nachdachte war es ohnehin längst ruiniert. Andererseits konnte er Fiers vieles vorwerfen, aber er hatte sich immer gut um ihn gekümmert. Entweder riskierte er sein Hals, fand Skuyo und gewann alles oder überließ Fiers seinem Schicksal und führte ein Leben im Exil. Wofür er sich immer entschied, beides war gefährlich. Aber wenn es hart auf hart kam hatte er noch die zwei Waffen: ein Handschuh für präzise Schüsse und ein Handschuh für schnelle aufeinanderfolgende Energiestöße.
Fiers stand derweil unter schmerzhaften Stöhnen auf. Sein ganzer Körper fühlte sich taub an. Was war das gewesen, was ihn erwischt hatte? Irgendeine übernatürliche Kraft? Er humpelte aus der Hütte und blickte auf die Straße. Er bemerkte eine Blutspur die von ihr weg führte. Offenbar hatte Soran nicht gelogen, als er meinte er hätte sie gut erwischt. Er mochte langsam sein, aber sie auch. Er wollte sie erledigen. Er würde sie erledigen. Sie würde dafür bezahlen, was sie ihm angetan hatte. Fiers stieß einen grimmigen Laut aus und humpelte so schnell er konnte vorwärts. Die Jagd hatte begonnen.
"Wir vergrößern also weiter Pakas Sammlung von leicht gestörten aber erstaunlich fähigen Existenzen?", fragte Sciz mit einem Blick zu den drei Neuankömmlingen auf der Windtänzerin auf der anderen Seite der Schiffsschenke.
"Solltest du dich wirklich beklagen?", fragte Lashon neben ihm.
"Du meinst, weil ich bei unserer ersten Begegnung unbescholtenen Bürgern einer Stadt vorübergehend die Identität gestohlen habe ohne auch nur zu wissen wie ich im Nebelherz gelandet bin?" Sciz zuckte die Schultern. "Zumindest habe ich nicht das Haustier eines Adeligen aus Oscasiane gegessen."
Lashon blickte zu Sylvos.
"Ich habs ihm nicht erzählt.", erwiderte der Feuer-Adept.
"Ich beschwere mich auch nicht wirklich.", meinte Sciz dann, "Bei meiner eigenen Mannschaft war es damals auch diese Art von Mensch, die wirklich nützlich war, wenn es hart auf hart kam. Nur ist eine Sache galatanische Veteranen zu rekrutieren und Mitglieder von vergessenen Rassen und Städten, die man besucht, an Bord zu holen eine Sache und einen Bund zusammengewürfelten Haufen praktisch mitten auf dem Meer zu finden eine andere."
"Keiner von denen ist ein Adept, also arbeiten sie schon mal nicht für Reyter.", erklärte Sylvos ihm.
Sciz schüttelte sich leicht, bei der Erinnerung an den Kriegsherren, den er auf der Leuchtturmspitze gesehen hatte. "Die anderen teils schon."
"Anarath von den Anemos und diese Kinder?", fragte Lashon ungläubig, "Das kann nicht dein Ernst sein?"
"Wenn das Anarath von den Anemos ist.", meinte Sciz, "Ich könnte schwören er müsste älter sein."
"Na gut. Den Gedanken hatte ich auch schon.", stimmte Lashon zu.
"Dazu kommt, dass ich sein tolles Schwert noch nicht gesehen habe."
"Schwert?"
"Du weißt schon dieses Ding, dass Psynergie absorbiert und dir die Macht über alle Elemente verleiht."
"War das nicht Gabriel Keershine?"
Sciz runzelte die Stirn. "Ich hätte schwören können er hätte auch so ein Schwert gehabt, aber wer weiß manchmal klang es auch so, als wenn jeder und seine Frau so eins gehabt hätten."
"Wo wir schon bei Helden und Frauen sind.", wechselte Sylvos das Thema, "Kudo und Vera scheinen noch zu leben."
Lashon blickte die beiden vorwurfsvoll an. "DAS hättet ihr früher sagen können."
"Stell dich nicht so an, wir hatten nicht den Luxus uns noch solange an die Hoffnung auf Kudos vorzeitiges Ende zu klammern.", scherzte Sciz, "Auch wenn ich mich frage was die beiden vorhaben. An ihrer Stelle würde ich mich jetzt auf die Suche nach Ailas machen und der Weg führt über uns."

"Du sitzt in der Falle!", rief einer der Wachmänner außer Atem. Er und vier Weitere versperrten den Ausweg aus einer Sackgasse, in die Juar sich auf seiner Flucht hinein manövriert hatte.
"Du bluffst.", erwiderte er jedoch mit einem kämpferischen Grinsen auf den Lippen.
"Gib einfach auf.", sagte der Wächter, "Wenn dein Freund die Wahrheit gesagt hat kommt ihr möglicherweise ohne größere Schwierigkeiten wieder frei, aber wenn du dich weiter widersetzt-"
"Schade.", unterbrach Juar und machte einen Schritt auf sie zu, "Ich mag Schwierigkeiten."
Er setzte vor und rammte dem Wachmann in der Mitte die Faust gegens Kinn. Der Wachmann schwankte und fiel rückwärts um. Seine Kollegen wollten reagieren, doch Juar packte bereits das Speer des Ersten und schwang ihn an diesem herum in einen Anderen, sodass sie übereinander stürzten. Er nutzte den Schwung der Drehung für einen Tritt gegen einen weiteren, den er mit der Hacke seitlich am Kopf erwischte und zu Boden schickte. Der letzte stehende Wachmann stieß seinen Speer nach ihm. Juar sprang ihm entgegen und packte seinen Kopf mit beiden Händen. Dann stemmte er sich in eine Art Handstandposition über diesen. Bevor der Wachmann unter dem Gewicht zu Boden ging, schwang Juar seine Beine kreisförmig durch die Luft und versetzte seinen Körper so in eine Drehung. Die Halswirbel des Wachmann knackten, als Juars Bewegung ihm den Kopf herumriss und beinahe das Genick brach. Er wurde von dem Schwung des Jungen um die eigene Achse gewirbelt. Juar landete hinter ihm am Boden, als er einer Mauer zugewandt war und stieß ihn dann mit dem Gesicht voran dagegen.
"Der Nächste.", meinte Juar an die beiden Wachen gerichtet, die er gegeneinander geschleudert hatte und die im Augenblick versuchten wieder auf die Beine zu kommen.
Der eine stieß seinen Speer aus der Hocke nach ihm, da er es noch nicht wieder geschafft hatte sich hinzustellen, doch Juar wich zur Seite aus und packte erneut den Schaft der Waffe. Mit einem Ruck zog er den Wächter auf sich zu und stieß sein Knie nach oben, sodass er den Wächter mitten im Gesicht traf und ihm so das Bewusstsein raubte.
Der letzte Wächter verschwendete keine Zeit mit seinem Speer, der ihm und seinen Kollegen bisher nicht viel gutes gebracht hatte und zog sein Schwert, während er zurückwich. Juar wollte ihm hinterher, als er Psynergie aufflackern spürte.
"Lichtplasma!", rief der Wächter und eine Salve bläulicher Blitze verließ seine Handfläche.
Juar veränderte sein Ziel und wich mit einem Sprung gegen eine Hauswand aus. Der Wachmann korrigierte sein Ziel augenblicklich und schoss noch eine Salve Blitze ab, doch Juar hatte sich bereits von der Wand abgestoßen und war an der gegenüberliegenden Hauswand. Dieses Mal feuerte der Wachmann nicht mal mehr, nachdem er gezielt hatte, denn der Silkanas war wieder an der anderen Wand. Hilflos bewegte er seine Handfläche von einer Wand zur anderen, während er Juar kaum mit den Augen folgen konnte. Dann erkannte der Wachmann, dass er an keiner von Beiden Wände mehr war. Juar hatte sich diesmal in Richtung des Wachmanns abgestoßen und war direkt vor ihm gelandet.
Der Wachmann schwang noch instinktiv sein Schwert, doch Juar packte ihn am Unterarm und stieß diesen zurück, während er ihm die andere Hand knapp unter die Rippen rammte.
"Lass mich raten...", sprach Juar und versetzte ihm einen Kinnhaken, der die Füße des Wachmannes vom Boden abhob, "Du warst galatanischer Soldat."
Während der Ex-Soldat kaum mehr bei Bewusstsein stürzte, machte Juar einen Schritt nach vorne und positionierte sein Knie, so dass dieser mit dem Hinterkopf darauf landen würde. Dann rammte er ihm den Ellenbogen von oben ins Gesicht, sodass der Kopf des Stadtwächters zwischen seinem Knie und Ellenbogen eingeschlossen war. Der Adept fiel regungslos zu Boden.
Juar gähnte ausgiebig. "Öde.", meinte er, als er sich daran machte die Gasse zu verlassen, "Ich musste ja nicht mal meine Waffen benutzen. Hoffentlich sind Reyters Leute stärker."
Er warf noch einen Blick zurück zu den fünf regungslosen Wächtern. Sie alle lebten noch.
"Ob die anderen Beiden wohl was Interessanteres machen?"

"Ihr habt also dieses Ding gebaut?", fragte der Wachmann Dularius.
"Wer hätte sonst den Verstand, der dazu nötig wäre?", antwortete er mit einer Gegenfrage.
"Wie funktioniert es? Verwendet es die Sternenmacht?"
"Sternenmacht?", fragte Dularius den Mann spöttisch, "Mit diesem Humbug will ICH nichts zu tun haben. Es sollte doch nicht zu viel verlangt sein zu erkennen, dass es Psynergie – psychische Energie – aus dem Inneren eines Lebewesens ist und nicht irgendeine ominöse Zauberkunst, die einem von einem Gasgemisch am Himmel verliehen wird egal was für ein Hinterwäldler man ist."
"He- HEY?!"
"Natürlich ist MIR klar, dass sie hier die in ihrer Welt übliche Fachkompetenz zur Schau stellen, wenn das in ihrer Welt Übliche auch nur ansatzweise die Bezeichnung Fachkompetenz verdient."
"Sie sind also Galataner?", unterbrach ihn sein Gegenüber.
"ICH dachte sie wollten wissen wie es funktioniert? Nicht das es überraschend ist, dass sie nicht mal ihre eigenen Fragen behalten können. Bleibt nur zu hoffen, dass das daran liegt, dass sie ein zurückgebliebener Dorftrottel sind und nicht auf die Unfähigkeit der Bewohner ihrer Welt als solche zurückzuführen ist."
"Beantworten sie einfach meine Fragen!", knurrte der Wachmann.
"Das tue ICH gerade und ICH wäre auch schon längst damit fertig, wenn sie MICH nicht andauernd unterbrechen würden."
"WIE FUNKTIONIERT IHRE VERDAMMTE APPARATUR?!", brüllte der Wachmann jetzt so, dass man es noch vor der Tür hören konnte und Dularius in seinem Stuhl ängstlich zusammenschrumpfte.
"Haben... haben sie öfter solch... unerwartete Stimmungsschwankungen?", fragte Dularius besorgt.
"Ihre Apparatur!"
"Das kann nicht einmal ICH ihnen sagen."
"WAS?!", kreischte der Wachmann und schwang von seinem Platz auf.
"Jetzt regen sie sich nicht schon wieder so auf! Es ist doch offensichtlich, dass sie nicht einmal ansatzweise über die nötige Intelligenz und das notwendige Fachwissen verfügen, das sie benötigen würden um MEINEN Erklärungen folgen zu können."
Der Wachmann blickte den Gelehrten mit ausdruckslosen Augen an und Dularius meinte seine Hand in Richtung seiner Waffe zucken zu sehen. Dann schlug der Wachmann die Handflächen laut auf den Tisch.
"Also, sie sind Galataner?", fragte er bemüht beherrscht zu klingen.
"Na- natürlich, woher sollte ICH sonst kommen? Nicht mal ein Genie MEINES Formates könnte in ihrer Welt eine derart fundierte Kenntnis aller technischen und psynergetischen Bereiche erhalten, wie ICH sie habe. ICH meine vor tausend Jahren haben ihre Leute vielleicht das letzte mal etwas halbwegs brauchbares oder auch nur ansatzweise Interessantes gebaut. Womit ICH, wie sie vermutlich nicht bemerkt haben, den Flugmechanismus meine, der all das hier in der Luft hält. Was ICH übrigens Aufgrund MEINER bisherigen Beobachtungen bereits auf drei mögliche Methoden eingrenzen konnte. Methode eins ist..."

Die Tür wurde aufgerissen und Appakus stürmte in den Raum.
"Askiel!", rief er und blieb dann wie erstarrt stehen, als sein Blick auf den einfach gekleideten Mann mit dem Strohhut fiel, "Ihr seid nicht mein Vetter."
"Ist er nicht?", fragte sein Untergebener, der mit dem Mann im Raum gewartet hatte, "Aber er sa-"
Die Stimme verstummte, als der Mann, der sich als Askiel ausgegeben hatte, blitzschnell aufsprang und den Kopf des Wächters auf die Tischplatte schlug. Seines Bewusstseins beraubt rutschte dieser von der Tischplatte auf den Boden, als der Mann ihn losließ.
Appakus griff nach seiner Waffe, doch der Mann mit dem Strohhut hatte blitzschnell die Distanz zwischen ihnen überwunden und blockierte den Griff der Waffe mit einer Hand. Appakus schlug mit der bloßen Hand zu, doch wieder war der Mann schneller und entging dem Schlag mit einem Schritt zur Seite. Er packte Appakus Handgelenk mit einer Hand, machte einen schnellen Schritt hinter ihn und schloss seine andere Hand um Appakus Schulter, bevor dieser wieder nach seiner Waffe greifen oder erneut zu schlagen konnte. Dann zog der falsche Askiel Appakus Arm zurück, während er ihn an der Schulter nach vorne drückte, so dass das Schultergelenk schmerzhaft belastet wurde. So fixiert drückte er ihn mit dem Oberkörper auf die Tischplatte und beugte sich dann über ihn.
"Der Windtänzer schickt mich...", flüsterte er ihm ins Ohr.
"Was... du nicht sagst.", presste Appakus schmerzerfüllt hervor, bevor der Mann ihn wieder losließ.
Tarii setzte sich im Schneidersitz neben die ums Leben ringende Charlotte und stützte mit gespielter Langeweile ihr Gesicht auf eine Hand.
„So wie lange willst du noch da liegen bleiben und die Tote markieren?“
Charlotte blickte mit Verachtung zu Tarii und sagte nichts.
„Na los. Tu es. Setzt sie ein. Die Kräfte die du dank Pescios Vater und deinem eigenen Vater besitzt.“
Tarii schnaubte herablassend.
„Ja. Ich weiß du hasst es Verletzungen unmedizinisch zu behandeln. Aber ich denke selbst wenn du es schaffst deine eigene Lunge zu operieren, so würdest du danach eine ganze Weile außer Gefecht bleiben. Und wir haben eine Mission. Also vergiss deinen Stolz.“
Eiskrusten bildeten sich an den Wunden Charlottes. Sie kniete auf dem Boden und übergab sich herzhaft.
Blut und Erbrochenes plätscherten auf den verbrannten, von Fleisch bedecktem Boden.
„Und. Alles Heile? Frau Doktor?“ fragte Tarii spöttisch.
„Du weißt ganz genau das Psynergy mich nicht töten kann.“
„Könnte. Wenn du dich nur dazu durchringen könntest deine Kräfte zur Selbstheilung zu nutzen. Auch wenn es nur Wunden heilt die durch Psynergy entstanden sind. Solche dumme Sturheit ist nur Männern vorbehalten.“
Charlotte spuckte missbilligend auf den Boden.
„Spar dir deine Witze, Tarii. Wozu habe ich mein Leben dem Medizin-Studium gewidmet wenn irgendwelche ahnungslosen Sternenberührten mit einer Handbewegung alles heilen können. Mein ganzer Lebensinhalt wird dadurch verspottet“
„Oh wenn ich Zeit habe bemitleide ich dich auch! Und da ich keine Zeit habe….“
„Sehr witzig. Ich kann von Glück sagen dass dieser Angriff auf Sternenkraft basiert. Ansonsten zweifle ich wäre das so glimpflich ausgegangen. Keine bleibenden Wunden.“
Tarii streckte verspielt die Zunge heraus.
„Das war also „glimpflich“ für dich. Wenn du nicht mit deinem Stolz gekämpft hättest, hättest du dich sofort heilen können um Fiers um zu nieten.“
„Du weißt ganz genau dass wir ihn lebend brauchen.“ , erwiderte Charlotte stöhnend, halb vor Schmerz, halb vor Erinnerung an den Mann.
„Was mich zu der Frage treibt. Ob du deinen Auftrag erledigt hast.“
Tarii faltete die Fingerspitzen zusammen und kicherte genüsslich.
„Alles zu seiner Zeit. Wie du gemerkt hast befand sich Fiers außer Haus. So dass ich freie Bahn ihn seinem Heim haben werde. Wenn er nach Hause kommt wird er…. Er wird sich nicht freuen, das steht schon mal fest.“
„Präparierte Krankheitserreger als politische Waffe zu benutzen… Nur jemand wie Costello käme auf solche Einfälle. Was noch trauriger ist, ist wie oft er mit dieser Nummer durchgekommen ist.“ Charlotte seufzte resigniert,
„Nun, Tarii. Wie ist der medizinische Stand in dieser Welt?“
„Ich würde sagen 200 Jahre hinter dem medizinischem Stand des heutigen Mirnuzars. Und nein über die Möglichkeit der Organtransplantation weiß man hier nichts. Und beim besten Willen selbst mit Anleitung beherrschen die Heiler dieser Welt nicht die technischen Fähigkeiten für eine erfolgreiche Transplantation. Die technische und medizinische Entwicklung Mengeskats ist seit der Trennung von Mirnuzar fast stagniert.“
„Und ich soll dann die Barbarin sein?“ Charlotte sah zu ihrer zerbrochenen Streitaxt neben sich. Der Griff war entzwei geteilt und aus dem ausgehöhlten Stiel lugten Zahnräder und kleine Turbinen hervor.
„Scheint als hätte ich Pescio´s Dampfhammeraxt geschrottet. Ah schade. Ich mochte das Ding.“
„Subtilität war noch nie deine Stärke. Hmm?“, Tarii wich lässig dem Axtstiel aus den Charlotte nach ihr warf in dem sie ihren Kopf zur Seite lehnte.
„Krieg dich mal wieder ein, Charlotte-Schätzchen. Du bist eine einzige Waffe.“
„Das ist mir selber klar. Nun. Ich hatte nicht damit gerechnet von ihm überfallen zu werden, aber du hast ihm die Nachricht hinterlassen?“
„Natürlich. Ich frage mich wie er reagieren wird. Wenn er diesen Putsch schafft, dann hat „Meister“ Costello eine weitere Schachfigur.“



„Meister der Kampfkunst? Hmm.“ Riijadons Hand wurde zu einem Schemen während sie auf Loghains ausgestreckte Hand zuschoss. Loghain ging wie von einer unsichtbaren Faust niedergestreckt zu Boden und rollte sich dort ab.
Loghain wollte aufstehen doch die Spitze von Riijadons Holzkatana bohrte sich sanft in seinen Kehlkopf.
„Meister Grace hat diesen Angriff abgewehrt als ich ihn damit begrüßt habe. Soll ich wirklich glauben dass jemand mit deinen Fähigkeiten, ein Meister ist?“
Loghain schluckte, hielt jedoch Riijadons bohrendem Blick stand.
„Ich bin noch nicht lange ein Meister der Kampfkunst und weshalb sollte ich Hand an meine Verbündeten anlegen?“
Riijadon sah den Stab in Loghains Hand und steckte sein Schwert wieder ein.
Loghain stand behutsam auf.
„Dieser Stab erklärt einiges. Aber soll ich jemandem der seine Macht aus einem Artefakt bezieht wirklich als Meister anerkennen?“
„Ich habe mir diesen Stab verdient“ antwortete der Meistermörder.
„Der Stab ist echt ohne Zweifel. Der Meister dagegen….“Riijadon zuckte mit den Achseln.
„Was meinst du Kudo? Sollen wir ihm vertrauen?“


„…Hier lang ist genau perfekt“ sagte die eine der Passantinnen auf der Strasse die in einen Kapuzenmantel gehüllt war. In ihrer Hand war eine Spritze die sich genau in Sakas Brust gebohrt hatte.
Sinaphie brauchte einen kurzen Moment um zu realisieren was geschehen war, bevor sie eine ihrer Klauen auf die Passantin zu schnellen ließ.
Die Passantin wich tänzerisch zurück, jedoch wischte der Angriff die Kapuze herunter und offenbarte Tariis lächelndes Gesicht.
„Nun zu schade, ich habe gespürt dass der Herr des Hauses in der Nähe war also wollte ich unserem Kleinen hier einen Besuch abstatten. Scheint als wärst du mir zuvor gekommen. Aber ich habe bekommen was ich wollte.“, offenbarte Tarii im Plauderton, während sie einem zweiten Angriffs Sinaphies auswich.
„Ich schlage vor dass du den Jungen zurück bringst, anstatt mich zu bekämpfen. Mich angreifen wird ihm auch keine Hilfe bringen.“
Sie deutete auf Saka der mit der Spritze in der Brust, auf dem Boden lag und sich vor Krämpfen unter lautem Krächzen schüttelte.
Die Spritze löste sich in einem schwarzen Rauch auf. Und Sinaphie spürte bereits ohne dass sie wieder zu ihr sehen musste das Tarii verschwunden war.


Fiers ging mit einem grunzenden Geräusch zu Boden als ihm Charlotte aus dem Hinterhalt die Spritze in den Hals setzte. Obwohl es ein Angriff war achtete sie darauf ihn nicht mehr als nötig zu verletzten. Das brauchte sie auch nicht, sie vertraute dem Mittel aus der Spritze das sie selbst gebraut hatte.
Fier stierte zu ihr herauf. Seine Lippen bewegten sich jedoch brachte er keinen Laut zu stande.
„Ein Nervengift dass deine Muskeln lähmt. Egal ob Minister, oder Kaiser: Wenn sie im Dreck auf der Strasse liegen sind alle gleich.“
Sie sah mit ernstem Blick auf sie herab. In seinen Augen sah sie nur blanken Hass.
„Ich bin widerstandfähiger als andere Menschen, so wurde ich gemacht, man kann mich nicht so einfach töten. Ich lasse dich am Leben, schließlich bin ich Ärtztin. Der Meister meines Vaters braucht dich lebend und außerdem nur wenn du lebst wirst du bereit sein für die Hölle die auf dich wartet. Sei bereit zu erfahren was es wirklich heißt hintergangen zu werden. Wie weit würdest du gehen um deinen Sohn zu retten? Ich bin die einzige in dieser Welt die ihn jetzt retten kann. Brenn dir diesen Gedanken in dein Hirn.“
Sie kniete sich hin und begann seine Wunden zu behandeln.
Als sie fertig war liess sie den immer noch gelähmten Fiers am Boden liegen und ging weiter ohne ihn eines weiteren Wortes oder Blickes zu würdigen. Sie gab ihm noch 15 Minuten ehe die Lähmung verschwunden war.


„Um genau zu sein hat ist er genau 10 Minuten von euch entfernt.“ ,sagte Charlotte
Tarban sah eingeschüchtert zu der gewaltigen Frau hinauf.
„Schau mich nicht so an. Ich wiederhole mich nur sehr ungerne: Ich bin Artzt.“
Sie sah hinab zur blutenden Kanra.
„Versuch gar nicht dich zu widersetzen, ich werde dir helfen ob du willst oder nicht.“
„Wieso sollte ich etwas dagegen haben Hilfe zu bekommen?“ fragte Kanra verdutzt.
Charlotte schüttelte den Kopf.
„Ich hab schon einiges erlebt, ich bin froh dass wir uns einig sind dir zu helfen.“
Charlotte nahm einen Druckverband aus den tiefen ihres Mantels und legte ihn Kanra an.
Danach nahm sie Kanra auf die Arme so wie sie es zuvor bei Trev getan hatte.
„Ich kann alleine laufen.“ Protestierte Kanra schwach.
„Keine Zeit. Ich habe Blutkonserven dabei aber die Transfusion braucht ihre Zeit. Wir müssen dich an einen sicheren Ort bringen. Zumindest an einem an dem er euch nicht finden kann.“
Kudo schwieg für einen Moment, denn auch er musste sich eingestehen, dass die Performance von Loghain ihn nicht gerade beeindruckt hatte. Er teilte den selben Rang wie
Meisterin Silya oder Meister Grace?
Jedoch wusste er gleichzeitig, dass jeder einen eigenen Stil entwickelt hatte oder die seines Meisters übernahm. Es war durchaus möglich, dass Loghain seine Kräfte auf spirituelle Ebene
trainiert waren. Körperlich schien er nicht in bester Form zu sein.
Loghain schüttelte seinen Kopf. "Ihr unterschätzt mich. Wenn ich mich nicht irre, seid ihr doch vorhin dem Dämon Melfice begegnet."
Der Meistermörder grinste und nickte. "Melfice hat meinen Meister getötet. Seitdem habe ich mich mehrfach mit ihm duelliert und wie ihr seht überlebt. Ich bin der erfahrenste Meister, was den Kampf gegen den Dämon angeht."
Loghain deutete auf seinen Arm. "Ihr habt ihn gesehen oder? Der fehlende Arm des Dämons. Ihr könnt drei mal raten, wer dafür zuständig ist." nun enthüllte er sein Arm und offenbarte nur kurz seine Tätovierung.
"Er ist ein Meister..." bestätigte Kudo. "Es gibt kein Zweifel, doch was willst du von uns?"
"Das kann ich euch leider noch nicht sagen. Es ist eine geheime Mission. Ich werde es dir sagen, wenn es soweit ist. Bis dahin werde ich mit euch kommen."
"Nun gut. So sei es."
Kudo rief einer seiner geflügelten Freunde herbei, während Loghain sich einen beeindruckend großen Skelettraben schuff, bevor sie abhebten.

Es war eine schwerwiegende Niederlage gewesen, doch er hatte dieses Ergebnis bereits vorausgesehen und war kurz vor Untergang der Todessünden verschwunden. Nachdem Invidia den halb-maskierten zum ersten mal in Aktion gesehen hatte, war er geflüchtet. Er log, damit er nicht gegen ihn antreten musste. Er war gefährlich. Extrem gefährlich und das hatte er bereits wieder bewiesen.
Als Inivida sich Semih näherte, stellte er überrascht fest, dass vorhin alle 5 Todessünden von vorhin nun komplett wiederhergestellt vor Semih standen.
"Ich habe auf dich gewartet, Invidia. Stell dich zu ihnen."
Das tat die Todessünde auch. Seine Kameraden waren ohne Zweifel durch die Zeitmagie wiederhergestellt worden. Manche dachten, sie könnten einen Wesen so derart vernichten, dass es Semih unmöglich fallen würde, sie wiederherzustellen.
Das war falsch. Zwar konnten sie nicht mehr durch einen Omega Phönix wiederbelebt werden, doch die Zeitmagie stand ihm immer offen. Der Nachteil der Zeitmagie war, dass eine solche Wiederherstellung nicht von den Bonus und Kontrollwirkung von Omega Phönix profitierte. Ein Feind der durch Zeitmagie wiederhergestellt worden ist, würde also ein Feind bleiben, während Omega Phönix ihn hätte zu einem Untertan machen können. Durch den richtigen Mix konnte Semih vieles wiederherstellen.
"Ich habe euch einen Auftrag gegeben. Ihr hingegen seid vernichtet worden, wie eine billigse Nummer. Ich erinnere mich, dass ich euch erst vor kurzem auch auffrischen musste."
"Es tut uns Leid! W-Wir. D-Der Feind verfügte über die Möglichkeit eine Existenzform anzunehmen, die sogar über unser stand. Der Hinrichter..."
"Ist das eure Ausrede?" er schwieg kurz und schloss seine Augen. "Nun gut."
Die Todessünden atmeten erleichtert auf, bis sie schockierend feststellten, dass der verfluchten Augenträger das Wort Omega Phönix dranhängte. Das Todesurteil der Todessünden!
Fünf der Anwesenden Todessünden spürten den quallvollsten Tod, den ein Wesen aus der Welt der Toten nur erspüren konnte, als sie von der unendlichen Heilkraft Omega Phönix vernichtet wurden.
Invidia, der als einziger davon verschont blieb, hatte seinen sterbenden Kameraden schockierend zugeschaute. Sein Blick ging zu Semih, wodurch es zum kurzen Augenkontakt kam.
"Ich habe sie nur wiederhergestellt um dich, vor deiner letzten Chance, 'überzeugend' zu warnen. Ich habe beschlossen alles zweitklassige aus meiner Sammlung zu eliminieren. Du hast 24 Stunden Zeit um zu beweisen, dass du dich von den anderen unterscheidest, Invidia."
"Aber... ich kann diesen Unbekannten unmöglich besiegen!"
"Wenn du ihn nicht vernichten kannst, solltest du das zweitbeste Ergebnis erzielen. Vernichte die silbernen Augen im Besitz des Feindes. Wenn das geschehen ist, werde ich mich selbst um ihn kümmern. Nun verschwinde."
Das lies er sich nicht zweimal sagen. Wortlos verschwand Invidia.
"Jetzt fehlt nur noch eine Sache." mit seinen Worten beschwor er den Portal von den Welt der Toten, dessen Siegel auch schnell verschwand. Eine riesige Kreatur, der von einer pechschwarzen Robe komplett verdeckt war, erschien. In seiner Hand, trug er eine genauso große Waffe, die eine Mischung aus einer Axt und einem Hammer glich.
"Willkommen, Hinrichter."
"Das ist also die Welt der Toten..."
"Exakt und du weißt, was du zu tun hast. Ich werde nun gehen. Ich habe eine Verabredung mit meinen Schülern. Ein Wiedersehen wenn man es so will." er drehte sich um.
"Ich habe keinen wirklichen Auftrag für dich. Gewöhn dich an diese Welt, den ich werde dich bald brauchen. Spätestens nach 24 Stunden. Solange möchte ich, dass du dich bereit hälst."
Mit diesen Worten verschwand auch der Träger des roten Anführermantels.
Talos schwebte in seinem eigenen Körper aus dem silbernen Spalt, der noch immer die beiden Existenzen mit einander verband. Hinter ihm schloss sich der Durchgang endgültig. Bald würde sich die Existenz auf der anderen Seite auflösen ohne die Gewöhnliche zu Gefährden und die dort lebenden Wesen würden, als die Seelen verstorbener den ihnen zugedachten Platz in der Welt der Toten einnehmen. Einmal vorausgesetzt, dass sie nicht wie die Anführer in ihr gestorben waren.
Nach einer Zeit, die selbst ein ewiges Wesen als Unendlichkeit empfunden hätte, war sein bedauerlicher Fehler Galat zu unterschätzen endlich ausgeglichen. Das er aus der Sache am Ende doch noch einen gewissen Gewinn gezogen hatte, erfüllte ihn mit einer Zufriedenheit, die durch die intensiveren Gefühle seines Körpers noch verstärkt wurde. Er ermahnte sich jedoch selbst, dass er diese Emotionen unter Kontrolle halten musste. Auf der dritten Ebene gab es keine Empfindungen, weshalb ihre Geschöpfe, wenn sie auf die Zweite wechselten, vorübergehend meist einen geradezu labilen Geisteszustand annahmen und sich Körper von unnötig erstaunlichem Äußeren schufen. Natürlich war das verglichen mit der grenzenlosen Arroganz, die er bei seinem ursprünglichen Betreten der zweiten Ebene verspürt hatte, oder dem grenzenlosen Beschützerinstinkt für alles Leben, der zu Heris Gefangenschaft geführt hatte, nicht wirklich ein Problem.
"Talos!", rief jemand in seiner Nähe.
Er wusste bereits, dass es Jenna war, aber wandte sich ihr dennoch zu, um dem Menschen ein gewohntes Verhalten zu präsentieren, "Ich nehme an es geht um deine Freunde."
"Wo sind sie?", fragte Jenna ernst, "Und was hast du mit ihnen gemacht?"
"Ich habe ihre Wächter vollständig erweckt. Sowie das geschehen war versuchte die Nebelkraft die Drakon in sie eingepflanzt hatte die Wächter aufzuzehren und konnte dank der schier grenzenlosen Energie eines Wächters endlich ihren Endzustand annehmen.", antwortete er wahrheitsgemäß.
"Was heißt das für meinen Bruder und die anderen!"
"Ich versuche sie weiterhin in möglichst menschlicher Gestalt zu halten und so eine Art verwunschene Wächter zu erschaffen, aber das hat bisher niemand versucht, also sterben sie vielleicht auch einfach."
"DU VER-" Jennas Stimme erstarb, da Talos den Schall an seiner Ausbreitung hinderte.
"Ich werde dich zu ihnen bringen, sowie ihre Transformation abgeschlossen ist.", versicherte er der Feuer-Adeptin, "Ich kann dich für einen kleinen Test brauchen."
"Wir sind nicht dein Eigentum!", keuchte Jenna, als er den Schall wieder in Gang setzte.
"Ihr seid nie mehr, als das Eigentum und der Zeitvertreib der Gerechten und ihres Gefährten, gewesen.", widersprach Talos, "Und jetzt seid ihr Xasaxas und mein Eigentum. Ihr seid Spielfiguren, die noch auf einem Spielbrett positioniert werden müssen, für das es bisher noch keine Regeln gibt. Das Endergebnis ist die neue Ordnung, auf die ich schon sehr gespannt bin."
Jenna blickte ihn sprachlos an.
"Bis dahin. Kann ich dich irgendwo absetzen? Jerans Turm in Weyard? Maze Turm in Weyard? Mirnurzar? Oder was auch immer von Galatan übrig ist?"
"Keine Angst ich nehme sie noch.", sprach eine raue unmenschliche Stimme.
Abermals hatte Talos vorher gewusst, dass der Sprecher anwesend war und wandte sich ihm nur aus bloßer Höflichkeit zu, als wenn die Augen seines Körpers eine Funktion erfüllten.
"Ah, Torask, du lebst noch.", sagte er mit gespielter Überraschung und Vertrautheit.
"Was?", fragte Jenna schockiert, "To- Torask?"
"Der einzig Wahre.", verkündete Torask und packte Jenna grob an der Schulter, "Und jetzt halt die Klappe!"
Damit war der Dämon mit der Wächterin auch schon verschwunden.
"Man fragt sich wirklich, was dieser Spinner vorhat.", murmelte Talos und verschwand ebenfalls um sich an die Neuerschaffung der von ihm erweckten Wächter zu machen.

Drei Schemen durchbrachen die Wolkendecke über Empol und verfestigten ihre Form, sowie sie langsamer wurden und ihre Position über der Insel hielten. Es waren drei große schwarze Vögel, denen wolfsartige Reißzähne aus dem Schnabel ragten und die an Kopf und Körper neben dem schwarzen Gefieder auch Fell aufwiesen. Auf dem Rücken eines jeden Tieres saß ein silkanischer Adept.
"Diese Schattentaucher sind ja wirklich so schnell wie man sagt.", bemerkte Thelok und beugte sich über den Kopf seines Tieres, "Wie sie wohl schmecken..."
"Wag es nicht, Gierschlund!", zischte Lúze, "Diese Tiere sind bei weitem zu selten und hochwertig, als dass ich dir eines als Snack überlassen würde."
Die Tier stießen zustimmend eine Kombination aus melodischen Vogelschrei und Wolfgeheul aus.
"Das da unten sieht gemütlich aus.", sprach Redd mit einem Blick auf den dichten dunklen Nebel gerichtet, der die Insel unter ihnen verdeckte, "Da unten leben aber noch Leute."
"Ist das wichtig?", fragte Lúze und richtete ihren Blick auf das Gebäude, das in der Distanz aus den Nebelschwaden aufragte, "Die Sichtung eines dunklen Leuchtfeuers können wir auch so bestätigen."
"Der Leuchtturm ist anders.", bemerkte Redd, "Er sieht... arkaner aus. Ich bin nicht sicher ob es sich hier wie bei den anderen Leuchttürmen um eine Maschine handelt. Vielleicht basiert dieser Turm auf psynergetischen Bannsprüchen und nicht auf Psynergietechnologie."
"Oh, verdammt.", entfuhr es Lúze und sie bedeckte deprimiert ihre Augen mit einer Hand, "Hexenmeister..."
"Das wäre meine Vermutung.", bestätigte der Nordspeer, "Nutzer der alten Kunst, Fluchwerfer, die Feiglinge unter den dunklen Adepten oder welche Namen sie noch tragen."
"Ich kann diese Typen nicht ausstehen...", meinte Lúze, "Sie sind mir zu listenreich."
"Sie können auch ganz amüsant sein.", widersprach Redd, "Wie damals bei der Reptin-Bergfestung."
"Erinnere mich nicht...", kam es verärgert von Lúze, "Dieser Weskern und seine Handlanger..."
"Du hättest dich einfach auf ihre Seite schlagen müssen.", tadelte Redd amüsiert, "Sie lassen dich dann durch ihre verfluchten Tore und warten geduldig bis du ihnen das Messer in den Rücken treibst."
"Während du mit diesen Psychopathen mit verfluchten Menschenblut angestoßen hast, das sie ihrem untoten Fürsten geweiht hatten, haben wir uns auf dem Schlachtfeld mit eben diesem untoten Fürsten und drei Regimentern des Zentralreiches rumschlagen müssen.", erwiderte die andere Adeptin.
"Das war deine Entscheidung. Du hättest das Kriegsgericht für den kurzzeitigen Verrat riskieren können."
Thelok stieß ein missbilligendes Knurren aus. "Ich bin hungrig, also lasst mich diesen Vogel fressen oder endlich zu diesem Turm fliegen."

Josh spazierte ungestört durch das Rebellenlager. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen, da die Truppen der Rebellen im Augenblick anderweitig beschäftigt waren.
Inferno trug er noch immer auf dem Rücken, während er Orkan in ähnlicher Manier wie sonst Blizzard in der Hand hielt. Er hatte vorne an dem Stab eine Eisklinge erschaffen, um die Waffe seiner Gleve anzupassen, aber dennoch war sie nur ein schwacher Trost. Gewicht, Länge, Schwerpunkt... alles an der Waffe fühlte sich falsch und unnatürlich an, aber die Waffe war immer noch besser, als die Klinge Kristallzahn, die er gegen Moorleuchter beschworen hatte, oder eine Eisreplikat Blizzards, das der Waffe doch nicht gerecht wurde. Er hatte Blizzard fast zwei Jahrzehnte lang geführt die meiste Zeit ohne den Namen und die wahre Macht der Waffe zu kennen. Er bezweifelte sich allzu bald an eine andere Waffe zu gewöhnen.
Er verdrängte den Gedanken an den Verlust seiner Waffe für den Moment und konzentrierte sich wieder auf sein momentanes Vorhaben. Ursprünglich hatte er es abgelehnt das Lager selbst zu betreten. Hauptsächlich weil er nur Alans Wort hatte, dass es hier wirklich eine Spur zu Mattera wenn nicht die Waffe selbst geben könnte und dieses hatte sich bisher nicht als von allzu großem Wert erwiesen. Dennoch blieb es eine Tatsache, dass diese Rebellenfraktion die elementaren Waffen wollte und das machte es durchaus möglich, dass sie einen Hinweis auf den Ort hatten, an dem sich die Streitaxt gerade befand. Ursprünglich wollte er es Grael überlassen sich danach umzusehen, wenn dieser schon aus sentimentalen Gründen in das Lager eindrang, doch die Situation hatte sich inzwischen geändert. Die Rebellen hatten ihre Posten verlassen und sich zu einem bestimmten Ort innerhalb des Lagers begeben. Das hieß, dass sie die Eindringlinge entdeckt hatten und der junge Dämonenjäger die Konfrontation möglicherweise nicht überleben würde. Wichtiger war jedoch, dass es auch hieß, dass die wichtigen Bereiche des Lagers fast vollkommen schutzlos waren und sich eine perfekte Gelegenheit ergab nach Spuren von Mattera zu suchen.
In seiner Nähe schwang eine robuste Haustür auf. Josh wich um eine Ecke zurück, um nicht gesehen zu werden. Zwei Männer traten mit eiligen Schritten aus dem Haus. Der eine war ein kräftiger Mann mittleren Alters dessen braunes Haar von grauen Strähnen durchzogen war. Er trug eine schwere Rüstung und einen Zweihänder auf seinem Rücken, während er sich einen Helm mit Visier unter den Arm geklemmt hatte. Der andere war etwas jünger, trug einen blauschwarzen Umhang, der schon bessere Tage gesehen hatte und hatte schulterlanges grünblaues Haar. Josh erkannte ihn überrascht als seinen ehemaligen Untergebenen Emeil wieder, der bereits vor langer Zeit die Seiten gewechselt und sich den Rebellen angeschlossen hatte. Er warf einen genaueren Blick auf die rechte Seite Emeils und tatsächlich konnte er erkennen, dass Panzerhandschuh und Panzerstiefel auf dieser Seite sich von denen der anderen Seite unterschieden. Es waren mechanische Körperteile wie Alans Arm.
"Verdammt!", wetterte der ältere Mann, "Du hättest mir viel früher Bescheid geben sollen! Spätestens, als du wusstest, dass sie bei dem verdammten Balg waren!"
"Ich nahm an ich könnte diese Situation wieder unter Kontrolle bringen.", verteidigte sich Emeil ein wenig kleinlaut, "Ich hatte erst verstanden, wie gefährlich sie waren, nachdem sie den Gnom bezwungen haben."
"Und dann schickst du jeden verfügbaren Mann zu ihnen?", donnerte der scheinbar Ranghöhere, "Wir sind völlig ungeschützt!"
"Sie waren im Augenblick die größere Gefahr!", widersprach der Blauhaarige.
"Oder ein Ablenkungsmanöver!"
"Ich musste handeln und ihr wart nicht da."
"Aber jetzt bin ich es!", knurrte der Mann in der Rüstung, "Und ich sage du weckst jeden Bewusstlosen Soldat den du finden kannst auf, damit die uns zumindest vorzeitig warnen können, wenn uns eine feindliche Armee einkesselt oder eine Dämonenhorde versucht uns zu überrennen!"
"Sehr wohl!" Der andere Rebell salutierte.
"Spar dir das Gehampel! Und hör mir bis zum Schluss zu! Ich will auch das du mir Clay findest und zu dem Mädchen schickst, damit er uns diese Eindringlinge vom Hals schafft. Es soll es ja schon ewig auf Alan abgesehen haben. Ich begebe mich jetzt auch dorthin und versuche dieses Desaster mit möglichst geringen Verlusten zu beenden."
Josh trat aus seinem Versteck auf den Weg. Während ihrer Unterhaltung waren die beiden Rebellen weitergelaufen und waren an ihm vorbeigekommen ohne ihn zu bemerken.
"Emeil.", sprach Josh vernehmlich, "Euer Karrierewechsel hat euch wie es scheint nicht sehr weit gebracht."
Die beiden Rebellen wirbelten blitzschnell herum. Der Braunhaarige zog, während der Bewegung den Zweihänder mit einer Hand blank und ließ ihn krachend auf den Boden niederfahren. Mit der anderen Hand setzte er sich zeitgleich den Helm auf. Emeil hatte inzwischen einen Rapier mit Korbgriff gezogen und war in Kampfhaltung gegangen. In seinen Augen erkannte Josh, dass der Mann ihn ebenfalls wieder erkannt hatte.
"Wer bei Zions Arsch seit ihr?!", fragte Emeils Vorgesetzter laut und durch den Helm verzerrt.
"Josh... der Eisige.", sprach Josh und deutete eine Verbeugung an ohne die Beiden aus den Augen zu lassen.
"Unmöglich.", raunte der Mann in der Rüstung erstaunt, "Der Eisige starb vor Jahren im Kampf gegen unsere Eisblaue Lady."
"Nein, er ist es!", widersprach Emeil angespannt, "Ich kenne ihn!"
"Ich erinnere mich ein wenig anders an die Geschichte über mich und die Eisblaue.", meinte Josh und machte einen Schritt auf die Beiden Rebellen zu. Die Temperatur sank ein wenig ab. "Dennoch scheint jeder dem ich begegne der festen Überzeugung zu sein, dass wir einander getötet hätten."
"Leitet ihr diesen Angriff auf mein Lager?", fragte der Braunhaarige, "Das ist eindeutig gegen unser Bündnis mit eurem Imperium!"
Josh lachte leise. "Spielt nicht den Rechtschaffenen, Verräterschwein! Eure Organisation als solche mag ja ein notwendiges Übel im Kampf gegen die Dämonen sein, aber ihr seid es nicht. Einst habt ihr unser Imperium verraten und jetzt habt ihr den Grauen Titan und seine Rebellen verraten."
Der Mann knurrte vernehmlich. "Ich habe niemals irgendwen verraten! Ihr mögt es Verrat nennen mich der unrechtmäßigen Herrschaft eures Kaisers selbst nach Fall meines Landes zu widersetzen, ABER WIE KÖNNT IHR ES WAGEN MICH DEM VERRAT AN MEINEM HERRN, DEM GRAUEN TITAN, ZU BEZICHTIGEN!"
"Dann tut ihr was ihr tut, wohl weil ihr glaubt, dass es zum besten eures Herrn und der Rebellen ist.", sagte Josh, "Dafür habe ich vollstes Verständnis, aber es bleibt eine Tatsache, dass eure Taten die Pläne meines Kaisers und meine Mission gestört haben. Ihr werdet die Konsequenzen tragen!"
"Vorsicht, Josh!", zischte Emeil und stellte sich vor seinen Vorgesetzten, "Wenn du ihn willst musst du an mit vorbei!"
"Was soll das?", fragte Josh mitleidig, "Du weißt doch, dass du mir nicht gewachsen bist."
"Es ist einiges seit unserer letzten Begegnung passiert!", erwiderte Emeil gelassen.
"Dann seid ihr nun mächtiger, als es die Eisblaue war?", fragte Josh und genoss das leichte Schaudern, das Emeil überkam.
"Genug!", unterbrach der ranghöhere Rebell und rammte seine Waffe neben sich in den Boden, "Ich bin Reland, Kommandant dieses Lagers. Was werft ihr mir vor?"
Der Rebell streifte den Helm ab und platzierte ihn auf dem Griff seines Schwertes. Emeil warf ihm einen unsicheren Blick zu. Dann trat er bei Seite und senkte die Waffe, wenn gleich er sie in der Hand behielt.
"Das Beauftragen eines Diebes, um mein Eigentum und das Eigentum des Arkantos-Imperiums zu stehlen.", antwortete Josh ohne zu zögern, "Oder anders ausgedrückt die elementaren Waffen Blizzard, Inferno, Mattera und Orkan."
"Mir ist neu das diese Waffen Eigentum des Imperiums sind.", erwiderte Reland unbeeindruckt, "Aber ich muss euch enttäuschen wir haben nichts mit ihnen am Hut."
"Schade das der Dieb mir erzählt hat, dass ihre Motivation oder die der die womöglich hinter euch stehen einzig und allein darin bestand das Arkantos-Imperium zu schwächen."
"Vertraut ihr Kriminellen immer so leichtfertig?", fragte Reland scheinbar desinteressiert, "Es ist offensichtlich, dass dieser Mann euren offenkundigen Hass auf uns 'Rebellen' ausgenutzt hat, um von seiner wahren Motivation abzulenken."
"Wie kommt es dann, dann das ihr hier wirklich ein Mädchen festhaltet, um ihn zu erpressen?"
Reland wollte etwas sagen, doch Josh sprach bereits weiter: "Und das mein Armband, das auf die Waffen reagiert, seit ich euer Lager betreten habe braun leuchtet. Das ist ein eindeutiges Anzeichen dafür, dass Mattera hier ist."
"Wie kann das sein?", fragte Reland schockiert, "Wir haben sie doch..."
"Das reicht.", stellte Josh fest und hob beiläufig seinen Arm mit dem Armband, das nur in grau und rot leuchtete, "Ich weiß nicht ob ihr die Axt von hier weggebracht oder zerstört habt oder ihr sie an einem Ort aufbewahrt, der ihre Psynergiesignatur abschirmt, aber ihr wisst etwas über diese Waffe! Und was es auch ist ich werde es von euch erfahren..."
Er richtete blitzschnell Orkans Spitze auf Emeil. Die Eisklinge zersprang zu Joshs Überraschung, als er Angriff. Eine Haarsträhne von Emeil wurde abgerissen, als etwas knapp an seinem Ohr vorbeischoss und dann in der Hauswand hinter dem Rebell einschlug.
"Ich bin nicht zum Wind-Adepten gemacht.", meinte er resigniert, während er eine neue Eisklinge an Orkans Spitze anfertigte. Eigentlich hatte er die Eisklinge mit Windpsynergie abschießen wollen, um Emeil zu töten, doch stattdessen hatte er irgendein winziges Druckluftgeschoss projiziert, das die Eisklinge regelrecht zerfetzt hatte.
Josh kurzer Augenblick der Unaufmerksamkeit blieb nicht lange ungesühnt, denn Reland, der sich inzwischen seinen Helm wieder aufgesetzt hatte, attackierte mit einem kraftvollen Schwung seines Zweihänders, der Josh in zwei teilen würde, wenn er traf. Der Eisige reagierte noch schnell genug und machte einen Satz zurück, der ihn haarscharf aus der Reichweite des Schwertes brachte. Die Spitze der Klinge schabte über den Bauchbereich seines beschädigten Brustpanzers und hinterließ dort eine deutliche Spur. Reland stoppte jedoch nicht und wirbelte seine Klinge weiter um sich herum. Josh musste weiter zurückweichen, als der Rebell ihm nachsetzte und Klinge wieder und wieder mit erstaunlicher Geschwindigkeit und Kraft schwang, aber Reland konnte ihm nicht mehr so nah kommen wie beim ersten Schlag. Unvermittelt senkte der Rebell seine Klinge, während eines Schlages und ließ sie mit der flachen Seite über den Boden zwischen sich und Josh fahren. Eine dichte Staubwolke wirbelte zwischen den Beiden Kontrahenten in die Höhe und verbarg sie für einen Moment vor dem Blick des anderen.
"Netter Tri-" Josh brach ab, als eine dunkle Silhouette durch den Staubschleier brach.
Die Spitze von Emeils Rapier schoss wie ein Pfeil auf Herz zu, als der Blauhaarige mit einem Ausfallstoß attackierte. Josh drehte sich zur Seite, sodass der Stoß knapp vor seiner Brust entlang führte und stieß mit beiden Armen den Schaft Orkans nach Emeils Hals, da er nicht genug Zeit zum ausholen für einen Schlag hatte. Der Metallarm des Rebellen schoss zwischen Josh und Orkan in Richtung des Kinns des Eisigen hoch und mit einem Klicken schnappte eine Dolchklinge aus dem Handschuh hervor.
Josh ließ Orkan mit einer Hand los und stieß mit dieser gerade noch Emeils Metallhand weg, bevor die Klinge seine Haut berührte. Simultan schwang er Orkan mit der anderen Hand aus der ursprünglichen Stoßbewegung in einem Schlag weiter und traf seinen Gegner mit dem Schaft seitlich am Hals. Obwohl nicht genug Kraft in dem Schlag lag, um Emeil ernsthaft zu verletzen, riss er ihn von den Beinen. Noch während des Falls zog Emeil sein Metallfuß hoch und es klickte.
Josh riss den Kopf in den Nacken und die kreisförmige Säge die aus der Schuhspitze seines Gegners hervorgeschossen kam fuhr Millimeter vor seinem Kehlkopf durch die Luft. Bei den Zusatzwaffen die Emeil jetzt in seinen Gliedmaßen mit sich führte wünschte Josh sich fast er hätte ihm die beiden Körperteile niemals genommen. Emeils Fingerspitzen streiften noch bevor er aufschlug über den Boden und verströmten Psynergie.
"Treibsand!", beschwor der Rebell.
"Frost!", konterte Josh die Psynergie und gefror den Boden in seiner unmittelbaren Umgebung.
Emeil landete im Kniestand auf der gefrorenen Erde. Den Rapier hielt er vor der Brust, um mögliche Angriffe abzuwehren, während er den Metallarm an seiner Seite zum Stich bereit hielt und die Kreissäge wieder in seinen Metallfuß zurückfuhr.
"Du kannst den Boden solange mit Wasser unterspülen wie du willst.", erklärte Josh, "Solange ich die Oberfläche gefriere, werde ich nicht versinken."
"Reland!", rief Emeil seinem Vorgesetzten zu, der sich von dem rasanten Schlagabtausch der beiden Adepten zurückgezogen hatte, "Fliehen sie, ich halte ihn auf!"
"Und wie willst du das tun, Verräter?", fragte Josh und zog Orkan zurück um mit der Eisklinge zuzustechen.
"Mit dem Wasser unter euren Füßen!", erwiderte Emeil grinsend, "Geysir!"
Die Erde unter Joshs Füßen splitterte knackend. Keine Sekunde später schoss eine Eruption kochenden Wassers in die Höhe und verschluckte den Eisigen.
"Nein... Nein... Wieso... Saka!", stammelte Sinaphie und ging vor dem Jungen in die Knie.
Wie hatte das passieren können? Es hätte ihr ein Leichtes sein müssen die Spritze der Unbekannten abwehren zu können, geschweige denn sie mit einem gezielten Schlag zur Rechenschaft zu ziehen. Was war schiefgegangen? Wieso hatte sie Saka nicht beschützen können? Sinaphie versuchte sich mit Sakas Geist in Verbindung zu setzen, doch sie spürte nur Echos von Schmerz und Furcht. Sie kappte die Verbindung, da sie fürchtete diese Empfindungen würden sie beeinflussen. Was sollte sie tun? Was konnte sie tun? Die Fremde hatte gesagt, sie müsse ihn nach Hause bringen, aber würde sie ihn nicht damit direkt in ihre Hände spielen? Aber wenn sie ihn hatten töten wollen, dann hätten sie es jetzt tun können. Aber was wenn ihn noch ein schlimmeres Schicksal drohte...?
Was soll ich tun? Was soll ich tun? Kanra... Wo bist du nur? Du würdest wissen was zu tun ist... Bitte... Kann mir nicht irgendwer helfen?
"... Kleine?"
Sinaphie sah auf. Hilfe war gekommen.

Er hatte nicht erwartet, dass sie immer noch lebte. Noch weniger, dass sie seine Wunden behandeln würde. Doch all dies spielte keine Rolle mehr. Es war vorbei.
"Saka...", würgte er, während er seine betäubten Beine entgegen die Wirkung des Giftes anwinkelte und sich an einer brüchigen Hauswand hochzog.
Als er auf die Beine kam hielt er keuchend inne um seine Kräfte zu sammeln. Er wusste was er zu tun hatte. Schließlich hatte er genug Zeit zum Nachdenken gehabt. Er hatte versagt. Durch und durch. Und nun war es auf seine Familie zurückgefallen. Er hätte vorsichter mit den Barbaren umgehen müssen, denn alles was so konnten war offenbar zerstören. Das beherrschten so offenbar meisterlich. Es gab nur einen Weg. Einen Weg seine Familie zu retten. Einen Weg über die Barbaren zu triumphieren.
"Es tut mir Leid, Soran. Ich... muss das tun. Ich wünschte ich könnte es dir sagen, aber es bleibt keine Zeit dich zu finden und es dir zu sagen. Ich hoffe du scheiterst... Wenn es soweit ist... musst du beweisen, dass du immer noch der Mann mit ein bisschen Grips bist, für den ich dich gehalten habe.", presste er mehr zu sich selbst sagend hervor und drückte sich von der Wand ab.
Er schaffte es nicht zu stolpern und verfiel in einen ausdauernden Trott, obwohl er seine Gliedmaßen kaum spüren konnte. Ein grimmiges Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Es war schon eine schwere Sache... so zu fallen wie er. Aber es war noch viel schmerzvoller, es für sich selbst einzugestehen.

Appakus straffte sich und rieb sein Schultergelenk mit vor Schmerz zusammengekniffenden Augen. Er schlug sich den Dreck von seiner hellblauen Tracht und fasste sein Gegenüber seufzend ins Auge.
"Und was, wenn ich anmaßen dürfte zu fragen, obgleich ich durchaus im Recht dazu bin, versprecht Ihr, getarnt als mein Vetter Askiel, dessen Bauchumfang, eine Folge seines Übergenusses von Apfelkuchen, den Euren um bestürzende Größenordnung übertrifft, Euch von Eurem flegelhaften, geradezu räuberhaften, Auftritt, für den mein bedauernswerter Gehilfe, erst jüngst vermählt, kühn angesichts der rauen Tage, diesen Schaden, hoffentlich nicht bleibender Natur, nehmen musste?"
Der falsche Askiel antwortete nicht. Nicht, weil er der Meinung war sich nicht rechtfertigen zu müssen, sondern um das Gehörte zu verarbeiten und in einen Satz zu bringen.
"Nun... was?"
"Was?", schnappte Appakus und reckte die Hände klagend zur Zimmerdecke. "'Was?' ist alles was aus diesem banausen, vielleicht auch gedankenlosen, Verstand entströmt? Der Herr betritt mein bescheidenes, wenn auch ein wenig schmuckloses Heim, das doch zugleich von zeitlosem Geschmack zeugt, Domizil, schlägt mich an und meinen glücklosen, doch sehr bedauernswerten, Freund nieder und alles was er von sich gibt, schamlos, geradezu gefühlkalt ist 'Was?'?"
Sein Gegenüber knirschte mit den Zähnen. Das konnte doch nicht wahr sein! Mit was für einen Verrückten hatte er hier zu tun?
"Könnt Ihr auch normal sprechen? Oder muss ich Euch zunächst überzeugen?"
Appakus schüttelte frustriert den Kopf.
"Fragen! Fragen die, obgleich gerechtfertigt gestellt, da nicht viele über den Intellekt meine wundervolle, tatsächlich doch sehr kunsterhabene, Sprache zu verstehen, aber zugleich doch sehr unangebracht, ich wage sogar zu sagen, ohne dem Herrn zu nahe treten zu wollen, ausgesprochen taktlos sind, angesichts der unumstößlichen, vollkommen realen Tatsache, dass der Mann der vor mir steht sich erklären müsste."
"Genug!", warf er aufbrausend ein. "Hört auf damit. Wie ich sagte, der Windtänzer schickt mich. Ich hoffe das ist genug Erklärung."
Appakaus schnaubte.
"Tatsächlich? Und warum sollte mein seltsam anmutender, stets in gedankenverlorener, wenn auch recht talentierter, Dichterfreund, dessen Werke zu Unrecht in der heutigen Welt, in der Kunst bedauerlicherweise ihren doch so verdienten Stellwert, vernachlässigt werden, ein so wildes, besser formuliert barbarisches, Individuum zu mir entsenden, gegeben es steckt eine vernünftige Entscheidung dahinter?"
Langsam hatte er genug.
"Hören Sie, Sie sind der den ich aufsuchen muss. Sie sollten besser bald Klartext reden, sonst..."
"Sonst was?", brauste Appakus plötzlich auf, der überraschend mutig vorschritt und ihn mit glühenden Blick Gesicht an Gesicht in die Augen stierte. "Denkt Ihr, doch von offensichtlichen, meisterhaften, aber gewiss nicht künstlerischen Kampffertigkeiten gesegnet, effektiv aber unelegant, würdet damit durchkommen? Nehmen wir einmal an für den Fall, der sehr unwahrscheinlich, um nicht zu sagen geradezu kaum existent, ist, Ihr hättet gut, aber höchstwahrscheinlich eher weniger, Erfolg... Was hättet Ihr, ungebildeter Banause davon? Nichts, kaum treffender zu formulieren, da Schlichtheit siegt. Wenn Ihr, nur für den Fall Ihr handelt weise, wenn auch nur der Absicht Euer Ziel, dessen sich mir einfach nicht erschließen will, zu Gute handelt, Euch besinnt, dann können wir, vorausgesetzt die Umstände sind gegeben, über die Werke des Windtänzers reden, wenn auch nicht länger in diesen, unseren Horizont beschränkenden, kühlen Mauern, die gebaut wurden um Verbrechen zu beherbergen und sie vor der schutzsuchenden Gesellschaft wegzuschließen, und viel mehr bei einem Glas Apfelwein, ein Getränk von höchster Güte, hervorragend im Geschmack, unter eben dem Baum, von dem besagte Frucht abstammt, aus dem das edle Getränk und der sündhafte Leckerbissen meines Vetters geschaffen werden. Ich erwarte Euch mit besseren, geradezu anstandhaften Benehmen und bin bereit meine Gedanken mit Euch zu teilen."
Mit diesen Worten schnappte sich Appakus seinen bewusstlosen Gehilfen und trug ihn ohne den Fremden einen Blick zu zu werfen aus dem Zimmer, um ihn behandeln zu lassen. Er rief keine Wache und keine Hilfe. Der falsche Askiel knurrte.
"Ein 'Nicht hier!' und ein 'Nachher unter dem großen Apfelbaum!' hätte völlig gereicht.", murmelte er unhörbar und setzte dazu an aus dem Büro des womöglich anstrengendsten Gesprächspartners von Mirnuzar zu verschwinden, als er etwas bemerkte.
Er strich sich über den Hals und sah Blut an seinen Fingerkuppen. Als er an sich herunter sah, bemerkte er eine nicht nenneswerte, aber sorgsam platzierte Wunde unter seiner Bauchdecke, als hätte jemand ihn ausweiden wollen, es sich aber anders überlegt.
"Verdammtes Plappermaul... Wer hätte das gedacht...?"

"Tut er das denn?", fragte Lashon mit gehobener Augenbraue und schob den Krug gedankenverloren in seinen Händen hin und her. "Ich meine... Klar, wir sind jetzt mit dem Merkurturm verbunden, aber dieser Sazael sagte, er hätte keine Anzeichen für andere Menschen gefunden. Und der Merkurstern ist, zumindest können wir das nicht anzweifeln, immer noch mit Ailas verbunden. Aber er könnte überall sein und wir haben keine Anhaltspunkte wo. Wenn er selbst vorhat am Merkurleuchtturm zu warten, wieso überlasst er jemand anderen dann den Stern?"
Sciz zuckte mit den Schultern.
"Laut diesem Anarath scheinen das Ailas Worte gewesen zu sein. Er wird am Leuchtturm auf Kudo warten."
"Ist das nicht seltsam?", warf Sylvos ein. "Er lebte die ganze Zeit in Nebelnest und dennoch ist er in der Lage dieses seltsame Spiel zu treiben."
"Stimmt. Ich frage mich über was für eigenwillige Überraschungen wir noch stolpern werden...", murmelte Lashon und leerte endlich sein Bier mit einer schnellen Handbewegung.
"Nun... Anarath von den Anemos, ja? Ich hoffe wirklich ich komme dieses Mal dazu ihn ein paar Fragen zu stellen."
"So wie?"
"Hmmmm...", machte Lashon lange und sah zwischen den beiden hin und her. "Ihr wisst vielleicht das ich mich für Legenden, Geschichten und Dergleichen interessiere?"
Sylvos musste grinsen.
"Kanra hat es ein paar Male erwähnt und du kennst wirklich eine Menge Sagen. Sogar ziemlich viel seltsames Zeugs."
"Ach wirklich? Davon habe ich nie viel mitbekommen.", äußerte Sciz.
"Jaa... Wenn wir mal nicht um unser Leben rennen oder kämpfen müssen... oder hinter anderen aufräumen müssen, versuche ich so vieles wie möglich zusammenzutragen, was ich so aufschnappe oder ich mich noch gut erinnern kann. Galatan ist nicht mehr und Vieles ist bei der hastigen Flucht verloren gegangen. Es wäre schade wenn all diese Lieder, Geschichten und Mythen verloren gingen... Also schreibe ich sie nieder, wenn ich eine ruhige Minute habe."
"Ach ja? Wie viel ist das inzwischen?", lachte Sciz und hob seinen Krug.
"An die dreihundert Seiten, schätze ich. Ein wenig davon ist aber auch nur grobes Gekritzel."
Sciz verschluckte sich und schaffte es mit Mühe sein Bier nicht auszuspucken.
"W-Was?"
"Ja... Ich schlafe in letzter Zeit nicht sonderlich gut... Und um fair zu sein, habe ich bereits angefangen bevor wir uns Paka an der Rotsandküste angeschlossen haben."
"Trotzdem... Und nun willst du diesen Anarath löchern?"
"Klar. Denn genau wie du habe ich gehört, dass er es war der Lady Keershine die Macht ihres legendären Schwerts nahebrachte und selber eines besessen haben soll. Er hat vor drei Jahren an der Seite des Heerführers Razar erfolgreich gegen den Drachenclan gekämpft. In dem Alter! Und er kannte die Krieger von Vale aus Weyard. Ein Mann wie er muss so viel wissen! Außerdem könnten wir Licht in diese Familiengeschichte bringen. Ich hörte er hätte eine Frau, namens Alisha. Keine Ahnung ob sie dazu gedichtet wurde. Sie wurde bei der Schlacht um Gilratar erwähnt, aber nie wenn es um die Krieger von Vale ging. Viele andere behaupteten es handelte sich ausschließlich um Lady Keershine, aber... Naja, irgendwoher muss der Name ja kommen."
"Nun ich bezweifle dass der da eine Frau hat. Falls doch... gehen die in Weyard die Dinge etwas früh an.", kommentierte Sylvos trocken.
Lashon nickte lächelnd.
"Du sagst es. Und bedenke diese Erzählungen beziehen sich auf vor knapp drei Jahren."
"Tut Euch selbst einen Gefallen. Fragt ihn nicht."
Lashon zuckte schuldbewusst zusammen und sah über seine Schulter. Die junge Frau in schwarz mit den seltsamen Knochenplattenornamenten hatte sich lautlos genährt. Wie lange hatte sie zugehört?
"Anarath kann es nicht leiden über diese Dinge zu sprechen. Denkt nicht, Ihr wärt der erste der diese Dinge fragt. Vielleicht erzähle ich Euch ein paar Dinge und Ihr seht davon ab ihn damit zu stören? Zunächst: Nein, ich bin nicht Alisha. Mein Name ist Tsuka und ich bin in Minurzar geboren. Nein, er nicht verheiratet. Und ja, er beherrscht alle Elemente der 'Psynergy' meisterlich, doch er braucht nicht irgendein legendäres Schwert um sie zu verwenden. Ja, er kennt die Krieger von Vale, seine Schwester ist eine von ihnen, nur weiß er nicht wohin sie gegangen sind. Warum sie nicht hier in Mirnuzar zu sein scheinen und den Menschen hier bestehen ist ihm gleichsam ein Rätsel, dass er selber versucht zu lösen. Habe ich irgendetwas ausgelassen? Oh ja, er hat kein beschwörbares fliegendes Schiff in seiner linken Hosentasche, leider, und er ist nicht der von den Sternen gesandte Erlöser von uns allen, zum Glück."
"Ah...", machte Lashon verblüfft, nachdem Tsuka fertig war und versuchte an seinem Krug zu nippen, bis er merkte dass er leer war. "Nun... Tsuka? Ich verstehe schon, dass Euer Freund diese Fragen leid ist und sich nicht von jedem mal die Hand schütteln lassen möchte... Aber Ihr missversteht mich, wenn Ihr denkt ich bin einer dieser Bewunderer. Tatsächlich hatte ich etwas vielmehr historisches im Sinn... Seine Abenteuer und so..."
Die Frau schüttelte entschieden den Kopf.
"Und ich möchte Euch bitten: Tut es nicht. Wenn Ihr eine Geschichte hören wollt, müsst Ihr ihn schon in der richtigen Laune erwischen. Aber das ist selten."
"Ist es denn wirklich so schlimm, dass sie ihn einfach Fragen, Tuska?", fragte Tali, die sich interessiert zu ihnen gesellte.
"Es ist Tsuka, du azurblauer Esel. Da du noch nicht so lange dabei bist, hast du keine Ahnung wie nervtötend das ist."
"Nervig für dich oder für ihn?"
"Gewiss für uns beide UND Lucya, Neuling. Für dich bald auch, vertrau mir. Besonders lästig sind die, die denken sie müssten nur hartnäckig genug sein um ihre Antworten zu bekommen. Und Anarath mag ganz keine Dickköpfigen Menschen, die meinen immer richtig zu liegen und ein Recht haben alles zu wissen was sie wollen. Er kann da manchmal ein wenig ungehalten reagieren."
"Lashon ist aber nicht Kudo.", antwortete Sciz kopfschüttelnd über das Auftreten der beiden.
"Ohoh...", murmelte Tropfen, nicht weit entfernt in seiner Lieblingsecke bequem gemacht hatte und musste daran denken, dass er diesen Anarath mit Trems allein gelassen hatte.
Vielleicht war das doch keine so gute Idee gewesen. Er huschte davon, ohne dass ihn einer bemerkte.
"Ich habe schon verstanden... Dennoch würde es mich sehr freuen, wenn er es in Betracht ziehen würde. Wenn ich es niederschreibe und es irgendwann mal in der Welt verstreuen kann, dann müsstet ihr diese Fragen auch nicht immer wieder hören müssen."
"Danke für Eure Anteilnahme, aber das halte ich für unwahrscheinlich. Kommt ihr zwei, wir gehen."
Ken und Tsuka verließen den Raum. Tali trottete ein wenig langsamer und drehte sich kurz vor der Tür noch einmal um.
"Seine Schwäche sind Kekse. Aber das habt ihr nicht von mir.", zischte sie verschwörerisch blinzelnd und folgte den beiden.
"Wirklich... 'ungewöhnliche Truppe' wäre noch nett ausgedrückt.", murmelte Sciz.
"Aber 'gestört' ist ein wenig hart. Sie sind nur ein wenig... anders.", verteidigte Lashon sie.
"Sag ich doch: gestört. Und was sollte das eben? Es ist fast so als wollte sie uns davon abhalten ihm Fragen zu stellen. Ist es denn so schlimm ihm einfach mal eine harmlose Frage zu stellen?"
"Du denkst sie verbergen etwas?", fragte Sylvos ihn.
"Nun mal langsam, Jungs. Genug der Verschwörungstheorien. Wir kriegen das schon raus. Ach Sylvos, in ungefähr einer Stunde wollte sich Alyka mit uns zum Essen treffen. Du weißt schon, eure verlorene Wette."
"Ach ja... War nicht die Rede von einer Gasthausrechnung?"
"Ich bezweifle das wir so bald ein Gasthaus sehen. Außerdem ist ein gutes Essen von Sairi günstiger als eine komplette Rechnung für drei. Alyka war einverstanden."
Er zuckte mit den Schultern.
"Stimmt auch wieder. Meinetwegen. Außerdem wüsste ich gerne, was sie zu dieser ganzen Anarath-Geschichte zu sagen hat..."

Tropfen hatte ein mieses Gefühl. Sein Unbehagen wuchs, als er sich Trems Quartier näherte und laute Stimmen hörte. Sehr laute. Es waren eindeutig Trems und Anarath. Er legte noch einen Zahn zu und huschte durch die Tür.
"Jungs genug jetzt, wir...!"
Er stockte. Die zwei gingen sich gar nicht an die Gurgel. Sie lachten. Sie lachten so haltlos und unbeschwert, wie Tropfen es bei Trems nie gesehen, geschweige denn für möglich gehalten hatte. Lucya stand unsicher lächelnd daneben und beobachtete interessiert etwas in ihrer Handfläche.
"Tropfen!", grüßte ihn Trems ungewohnt gut gelaunt. "Ist etwas? Wir waren gerade ein wenig beschäftigt."
"Das... seh ich...", murmelte Tropfen irritiert und blickte zwischen den beiden hin und her. "Eigentlich wollte ich nur sehen, was ihr tut..."
"Geniales, was sonst?", antwortete Trems grinsend.
"Nicht sonderlich bescheiden, aber zutreffend.", stimmte Merl zu. "Ich gebe zu ich habe bisher nie eine annähernd so gewagte, aber gleichzeitig auch überzeugende Theorie zum Polyranmanen Dreieck gehört."
"Die Gleichung dazu ist die Hölle, das kannst du mir glauben. Hat Stunden gedauert sie überhaupt aufzuschreiben. Aber jetzt erzähl, wie genau ist der Übergang von natürlicher Elementare in Sternenkraft umkehrbar?"
"Das ist nicht einfach. Auch wenn jeder Berührte dazu in der Lage wäre, ist nur von zwei bekannt, dass sie es mit ihrer Geisteskraft geschafft haben. Tatsächlich ist dazu nur ein elektrostatisches Feld und ein Sternenkraftfeld gewisser Eigenschaften nötig. Darauf zu kommen wie beide allerdings aufeinander abgestimmt werden müssen, so dass sie kombinierbar sind, das ist das Geheimnis auf das niemand kommt.", erklärte Merl sachlich. "Vielleicht möchtest du das ja auch ausrechnen? Bisher hat es keiner geschafft."
"Liebend gern, das mach ich mit links. Ich bräuchte nur ein paar Konstanten über die Sternenkraft."
"Die kenne ich fast alle auswendig."
"Wahnsinn. Am besten schreibst du sie mir sofort auf."
"Sicher."
"Äh... ich sehe ihr kommt sehr gut miteinander aus...", warf Tropfen ein, da ihn niemand mehr zu beachten schien. "Wie kommt ihr voran?"
"Wir brauchen noch einen Katalysator.", antwortete Trems ohne aufzusehen.
"Und einen Initiator.", fügte Merl ebenso beiläufig hinzu.
"Eigentlich nicht. Lucyas Geist sollte mehr als genug sein um die Barriere des Kristalls zwischen seiner festen Form und seiner Sternenkraftform zu brechen."
Lucya erschrak, als sie Trems Einwand hörte.
"W-Was? Wie soll ich das machen? Ich habe noch nie die Sternenkraft gespürt!"
Trems zuckte mit den Schultern.
"Ich habe es auch geschafft und ich wusste noch viel weniger worauf ich mich einlasse. Wenn ich das schaffe, dann du auch. Ich habe ohnehin die Theorie, dass jedes Lebewesen in irgendeiner noch so geringen Form von der Sternenkraft berührt ist."
"Aber ich weiß nicht wie!", erwiderte sie hilflos.
"Mach dir keine Gedanken, Lucya. Falls es nicht geht, werde ich dich anleiten.", beschwichtigte Merl sie und wandte sich an Trems. "Ich bin allerdings ziemlich sicher, dass wir etwas mehr als das brauchen. Ich glaube der rohe Versuch die Sternenkraft einfach zu absorbieren kann demjenigen Schaden. Das könnte erklären, wieso es sich so schlimm auf deinen Körper ausgewirkt hat."
Trems sah ihn nachdenklich an.
"Da könnte etwas dran sein. Es muss ein Limit geben wie viel Sternenkraft ein menschlicher Körper auf einmal aufnehmen kann."
"Ja, die gibt es.", sagte Merl ernst. "Je mehr man mit der Sternenmacht verbunden ist, desto mehr Energie kann man in sich aufnehmen und in größeren Mengen absorbieren. Aber bei einem Unberührten eine solche Energiespitze wie du sie beschrieben hast schwer zusetzen. Ich bin froh, dass dein Geist nicht daran zerbrochen ist."
Trems schauderte.
"DAS wäre wirklich schlecht gewesen. Also was schlägst du vor?"
Merl überlegte. Dann lächelte er.
"Wir platzieren einfach einen Berührten dazwischen. Mich. Ich könnte den Energiestoß auslösen, abfangen und viel kontrollierter an Lucya weitergeben."
Merl grinste auch.
"Das müsste funktionieren. Und mit den schwächeren Versionen dürfte das Risiko absolut minimal sein. Brauchen wir nur noch einen Katalysator. Und ich glaube soeben einen gefunden zu haben. Wartet einen Moment, ich muss etwas zusammenmischen."

Fiers öffnete die Tore zu seinem Haus und schloss sie hinter sich. Die Empfangshalle war totenstill und stockduster, da kein Licht mehr brannte. Fiers brauchte nicht das Haus zu durchsuchen um zu wissen, dass niemand mehr hier war. Dafür hat er sorgen lassen. Wenn die Barbaren dachten er würde ihnen in die Hände spielen, dann würden sie eine unfreudige Überraschung erlebten. Vielleicht wussten sie bereits was er vorhatte, aber selbst dann war es zu spät. Fiers löste beide Waffenhandschuhe von seinem Handgelenk und setzte sich auf die große Marmortreppe im Zentrum der Empfangshalle und wartete. Saka und Jill waren aus dem Schneider, blieben nur noch er und seine 'Geschäftspartner'. Sie würde zu ihm kommen und seine Fragen beantworten. Er würde das so elegant wie möglich lösen. Zeit für den Showdown.

"Sie kommen!", rief eines der Kinder, woraufhin alle aus ihren Ecken kamen und sich auf dem Platz versammelten.
Reshvaar sprang aus seinem 'Thron' auf und streckte den Hals um besser sehen zu können.
Zwei Gestalten betraten den Unterschlupf. Er erkannte die Silhouetten und eilte sofort zu ihnen. Die Versammelten machten ihm Platz, bis er die vorderste Reihe passierte und direkt vor den beiden stand.
"W-Wurde aber auch Zeit, dass ihr kommt. Wir haben euch schon erwartet."
Kanra lächelte matt.
"Shee und Rev sind also..."
"Kanra!", rief eine vertraute Stimme aufgelöst.
Sie sah Shee, die ihr mit Tränen in den Augen aus einem Fenster des verfallenden Gebäudes zuwinkte. "Du bist okay! Rev ist auch hier! Er ist endlich wieder wach..."
Tarban wechselte mit Reshvaar einen Blick. Dieser zuckte nur mit dem Kopf in die Richtung des Gebäudes.
"Kommt, gehen wir rein."
Sie versammelten sich im Haus. Der Raum war groß und karg eingerichtet und bot genug Platz für eine Unzahl von Zuschauern. Kanra, Tarban, Reshvaar und Shee waren dicht um eine Matratze versammelt, aber der Rev lag. Er war blass und seine Bewegungen waren kraftlos, aber er lebte.
"Rev...", stöhnte Tarban erleichtert.
"Tehe... Du bist ja noch in einem Stück, Tarbilein.", sagte Rev leise. "Du siehst beschissen aus. Ist das ein Frauenkleid? Hübsch."
Tarban wischte sich über die Augen.
"Verdammt, als sähest du besser aus! Rev, es tut mir so Leid! Ich-"
"Keine Angst, Tarbi. Ich habe keinen Groll auf dich. Mein Problem, dass ich deine Spur aufgenommen habe und mich anschließend erwischen lassen habe. Mann, ich dachte ich wär hinüber..."
Tarban konnte nur mit dem Kopf schütteln und brachte kein Wort mehr heraus. Er war nur heilfroh, dass alle in Ordnung waren.
"Also habt ihr Skuyo...?"
"... zum Palast zurückgebracht, ja Kanra. Kurz bevor wir zum Haupttor gekommen sind haben wir uns getrennt, da uns die Wachen vielleicht festgehalten hätten. Wir wollten Rev nicht noch weiter belasten und gleich hierher bringen. Sie ist auf jeden Fall in Sicherheit, davon habe ich mich überzeugt.", erzählte Shee.
"Scheint doch ein anständiges Fräulein zu sein, die Prinzessin. Da hast du einen guten Fang gemacht, Tarbi."
"Sie ist kein 'guter Fang', sie..."
"Kanra, du blutest!", schrie Shee plötzlich erschrocken auf.
"Nein, nein, nein, es ist alles in bester Ordnung. Meine Wunden wurden behandelt.", beschwichtigte sie sie schnell. "Hab' ein bisschen Blut verloren, aber ich bin zäh. Glaube mir, ich hatte schon Schlimmeres."
"Von wem?"
"Die gleiche Ärztin die auch Rev behandelt hat. Ich weiß nicht wer sie ist, aber ohne sie wären wir nur halb so glimpflich da raus gekommen."
"Ah... meine Retterin. Ich denke ich muss ihr wohl danken. Wo ist sie?", fragte Rev und sah sich fragend im Raum um.
Kanra schüttelte den Kopf.
"Nicht hier. Nachdem sie mich behandelt hatte ging sie wieder ihrer Wege... Ich kenne nicht einmal ihren Namen."
"Oh... Schade..."
"Wo ist eigentlich die andere Prinzessin? Sinaphie?", fragte Reshvaar plötzlich.
Kanra sah ihn überrascht an.
"Ist sie nicht hier vorbeigekommen, seid wir losgezogen sein?"
Reshvaar schüttelte den Kopf.
"Nein, nichts von ihr gesehen."
Kanra fluchte und stand wieder auf.
"Dann muss ich sie finden."
"Heute Mittag brauchtest du noch einen Stadtführer und jetzt willst du die Stadt nach ihr absuchen?", fragte Tarban. "Vielleicht hat sie sich nur verlaufen. Und du bist im Begriff das Gleiche zu tun. Lass mich dir helfen."
Reshvaar krächzte.
"Wenn sie in Probleme stecken sollte, wäre das die Gelegenheit mich zu revanchieren. Ich weiß ich sollte hierbleiben, aber jetzt wo die Prinzessin wieder bei ihrer Familie ist, wird es wohl kaum noch irgendwelche Übergriffe durch Wachen geben. Ich helfe dieses mal auch, keine Widerrede. Ich bin euch das schuldig. 'Wir' sind euch das schuldig, nicht wahr Leute?"
Die Kinder stimmten ihm freudig zu.
"Ich bleibe solange bei Rev.", sagte Shee. "Ich bete für eure sichere Wiederkehr."
"Damit ist es entschieden.", schloss Reshvaar. "Ich stelle ein paar Gruppen auf, die die Stadt nach Sinphie durchsuchen."
"Danke, Reshvaar. Ich weiß das wirklich zu schätzen.", sagte Kanra und sie meinte es ehrlich.
Sinaphie konnte auf sich aufpassen, aber selbst Kanra hatte nicht damit gerechnet wie gefährlich die Typen sein konnten, die hinter der Entführung steckten. Diese neuen Waffen waren ausgesprochen gefährlich. Wenn Sinaphie ihnen unvorbereitet begegnet war... Nein, so durfte sie nicht denken.
"Wenn sie hier ankommt, Shee, sag uns bitte bescheid, ja? Wir sind dann schnell zurück."
Die kleine Aerorill nickte ernst.
"Mach ich."
Kanra tastete noch einmal ihre Wunde ab. Sie blutete nicht mehr, aber sie sollte sie auch nicht mehr belasten. Sie hoffte es würde zu keinen Kampf mehr kommen.
"Okay, ich bin soweit. Lasst uns aufbrechen."
"Wie oft muss ICH sie noch korrigieren?!", fragte Dularius aufgebracht, "ICH beantworte ihre Fragen nach besten Gewissen und all MEINEM unvergleichlich gewaltigen Wissen! Es ist lediglich auf ihre Unfähigkeit MEINEN überlegenen Gedankengängen zu folgen und ihr andauerndes Dazwischenreden zurückzuführen, dass wir nicht weiterkommen. Eine Schwäche die die beiden Männer, die MICH vor ihnen befragt haben, teilten, was MICH wenig überrascht hat. Wenn sie also die Güte hätten weiteres uninteressantes und von beschränktem Geist zeugendes Gerede zu unterlassen, könnte ICH endlich..."
"VERDAMMT!", entfuhr es seinem Gegenüber ungehalten, "Bei den Sternen! Ich sperre sie ein bis ihnen die Lust auf unnötig langes Reden vergangen ist."
Der Mann stand auf und wandte sich zur Tür. Dann zuckte er erschrocken zusammen. Ebenso wie Dularius, als er den Blick zur Seite wandte und dort Haden in seiner bürgerlichen Tracht stehen sah, der dem Wachmann eine Hand auf das Gesicht auflegte. Der Mann sank in sich zusammen. Haden fing ihn und setzte ihn wieder auf den Stuhl.
"Wir können gehen.", kam es knapp von dem Schatten-Adepten, als er sich zur Tür wandte.
"Wie lange habt ihr da schon gestanden? Wenn ICH fragen darf?", fragte Dularius immer noch von dem Auftauchen des Anderen überrascht.
"Etwa fünfzehn Sekunden.", antwortete Haden und zog die Tür auf, "Kommt jetzt."
"Wenn ICH nicht erleichtert wäre endlich aus dieser, nicht notwendigerweise als solche zu bezeichnende, Konversation befreit zu werden, würde ICH sie abermals darauf hinweisen, dass ihr Verhalten zeigt was für ein begrenztes Individuum sie sind.", stellte Dularius klar, während er aufstand und Haden in den Korridor folgte, "So aber werde ICH sie lediglich fragen, warum sie, wenn sie so auf Eile bedacht sind, diese wertvollen Sekunden verschwendet haben?"
"Nach meinem letzten Gesprächspartner waren ihre Worte einfach eine wahre Wohltat für meine Ohren.", erklärte Haden, während die Beiden nebeneinander durch den Gang schritten.
Die Worte entlockten Dularius ein Nicken, das andere wohl als selbstgefällig betrachtet hätten. Es war Zeit, dass dieser Mann diese Einsicht hatte, wenn gleich es wohl auf seinen mangelnden Intellekt zurückzuführen war, dass...
"Das ich dabei nicht mit ihnen reden musste, war ein Bonus.", fügte der frühere Hauptmann dann unnötigerweise hinzu.
Vor Schock stoppte Wissenschaftler. "Was?"
"Ich habe genug von 'was'.", murmelte Haden ohne langsamer zu werden.
"Haben sie mit Appakus gesprochen?", wechselte Dularius etwas niedergeschlagen das Thema und setzte sich wieder in Bewegung.
"Ja."
"Und?"
"Entweder ist er ein so großer Poet, dass ich ihm nicht folgen kann, oder ein Vollidiot. Gefährlich in jedem Fall."
"Dann besteht wohl die Chance für MICH doch noch eine intelligente Konversation zu führen."
"Nein!", widersprach Haden bestimmt.
"W-warum... wenn ICH fragen darf?"
"Weil ich mein Möglichstes tun werde ein Gespräch zwischen ihnen beiden zu verhindern, vor allem wenn ich anwesend bin."
"Was nur noch einmal ihre Beschränktheit untermauert.", erklärte Dularius ihm, als ein Wächter an ihnen vorbei ging und er verstummte.
"Reden sie weiter und werden sie unter keinen Umständen schneller!", wies der Andere ihn zurecht, "Das macht uns alles nur verdächtig."
"Warum verfolgen die uns denn nicht?", fragte er nervös nach.
"Warum sollten sie? Wenn wir uns nicht zu verdächtig verhalten, bemerkt niemand, dass wir nicht ganz offiziell freigelassen wurden."
"V-verstehe.", keuchte Dularius, "Eine derartige Überlegung hätte ich ihnen gar nicht zugetraut."
"Sobald wir aus dieser Basis raus sind, gehen sie zu dieser Kanonenkugel, auf der wir hergeritten sind." Er schnitt ihm das Wort mit einer Handbewegung ab, als er zu einer Erwiderung ansetzte. "Und holen unsere Ausrüstung."
"Die wird doch langst von der Stadtwache eingesammelt worden sein.", widersprach Dularius.
"Das vierte Mitglied unserer Mission verbirgt sie."
"Viertes Mitglied? Wo von reden sie?", fragte er verwirrt, "Wie ist das nach Neu-Mirnurzar gekommen?"
"Mit uns."
"Man hat sie, während des Verhörs unter Drogen gesetzt. Oder vielleicht halluzinieren sie von Natur aus...", mutmaßte er besorgt, "ICH könnte ein Antidot brauen oder einen temporären Stabilisator konstruieren, wenn sie wissen welches-"
"Es ist ein Dschinn.", fuhr ihm Haden dazwischen.
"Oh!", bemerkte Dularius, "ICH hätte nicht allzu bald vermutet, obwohl ICH es doch noch herausgefunden hätte, dass sich einer mit ihnen abgibt."
"Er hatte nicht wirklich eine Wahl. Er war ein Geschenk für meinen langjährigen Dienst in Feindesland."
"Geschenk...", murmelte Dularius bitter.
"Ist etwas damit?", fragte Haden nicht allzu interessiert nach.
"Oh, ICH finde nur, dass man diesen Geschöpfen in unserer Welt viel zu wenig Rechte einräumt.", meinte er, "Sie sind mehr als Sklaven, die unsere Kräfte verstärken oder irgendwelche kleinen Dienste verrichten. In Galatan waren sie sogar annähernd mit den Menschen gleichgestellt."
"Und das halten sie für wünschenswert?", fragte Haden ungläubig.
"ICH habe mit einigen dieser Wesen gesprochen!", erklärte Dularius stolz, "Und ICH kann ihnen versichern, dass viele über einen Verstand verfügten, der dem ihren um ein vielfaches voraus war! Und während ICH tatsächlich nie einen fand, der sich Intellektuell mit MIR messen konnte, ist dies nicht auf ihre Rasse zurückzuführen. Diese Wesen können alt werden! Sie haben Dinge gewesen, die sie nicht einmal erahnen und ICH nur errechnen kann."
Seine Augen leuchteten vor Begeisterung, als er mit gesenkter Stimme fortfuhr: "Einige kennen sogar anderen Welten! Tatsächlich ist Meister Chintes originale Gleichung zum Weltenportal auf die Erkenntnisse zurückzuführen, die ICH während meiner Studienzeit unter ihm aus einem Gespräch, welches unsere nebenbei bemerkt an Qualität weit in den Schatten stellt, mit einem Dschinn gewonnen habe zurück. Was er später mit dieser Gleichung angestellt hat, war natürlich absoluter Schwachsinn, aber das ändert nichts daran das eine großartige Entdeckung des Chinte auf MICH und diesen Dschinn zurückgeht. In seiner späteren Abhandlung zu diesem Thema unterschlug er das unverschämter Weise, was ICH ihm bis heute nicht vollkommen vergeben habe und..."
Er brach ab. Sie hatten den Ausgang erreicht und Haden trat bereits auf die Straße.
"Um zum Thema zurückzukommen.", sagte Haden genervt, als er ihm gefolgt war, "Sie gehen zu unserem Eintreffpunkt, holen unsere Ausrüstung und meinen Dschinn. Danach suchen sie diesen Schwachkopf, der uns mit seiner Flucht wohl alle umbringen wollte, und warten mit ihm in der vollsten Taverne, die sie in der Gegend um den großen Apfelbaum finden können auf mich."
"Welcher Apfelbaum?"
"Das wüsste ich auch gern, aber da sie uns mitten in die Stadt feuern mussten, hatte ich keine Zeit mich mit der Gegend vertraut zu machen.", kam es vorwurfsvoll von Haden.
"Sie wollen sagen, dass das MEINE Schuld ist? Weshalb konnten sie denn so schnell mit diesem Mann in Kontakt treten? Doch nur weil-"
"Ich zufällig einen an ihn adressierten Brief mit dem Namen seines Vettern drauf gesehen habe, als wir in die Befragungszimmer geführt wurden und mir den Namen gemerkt habe.", unterbrach Haden harsch, "Sonst noch fragen?"
Er schielte an Haden herunter. "Sind sie verletzt?"
"Nicht nennenswert und es wurde auch nichts darin platziert, um mich zu orten oder töten.", antwortete Haden dann ging er seiner Wege.

"Ich behalte die drei besser im Auge.", meinte Sciz und stand auf.
"Müssen wir wirklich derart misstrauisch sein?", fragte Lashon.
"Du meinst nach der Sache mit Ailas?"
"Der verbleibende Elementar-Stern ist sicher.", meinte Lashon, "Glaub mir..."
"Ich habe wohl irgendwas verpasst.", murmelte Sciz, als er Lashons Gesichtsausdruck sah, "Aber dennoch... die Kleine mit dem Knochenschmuck verwendet Flüche. Schwer zu sagen was sie alles auf dem Schiff anstellen könnte."
"Du bemerkst Flüche?", fragte Sylvos, "Du bist nicht unbedingt ein Priester."
Sciz lachte. "Tatsächlich hat mich einer aufgezogen, also kenne ich den ein oder anderen Handgriff. Wenn sie irgendetwas mit dem Schiff machen will, bemerke ich es zumindest."

Fares blickte schweigend auf ihre Hände. Noch immer saß sie in Hadens Büro im Palast. Bevor er gegangen war, hatte er ihre Verletzungen mit Heiltränken kuriert. Es waren keine Spuren zurückgeblieben. Er hatte ihr während der Folter keine einzige Frage gestellt.
Sie kannte ihn seit Jahren und seine sadistische Natur war ihr bekannt, wenn gleich sie sie noch nie am eigenen Leib erfahren musste. Tatsächlich war er nicht mal ein schlechterer Mensch als andere, die sie kannte. Er war pflichtbewusst und loyal und viel zu diszipliniert, um sein Verlangen andere zu verletzen wahllos auszuleben, aber er genoss es einfach anderen weh zu tun. Und er war zweifellos gut darin.
Dennoch überraschte es sie im Nachhinein, dass er sie nicht nachdem Grund ihres unbefugten Eindringens gefragt hatte. Als er gegangen war hatte er sie lediglich gebeten in seinem Büro zu warten und wenn jemand kam diesen zu bitten ein Schreiben zu überbringen, das auf seinem Schreibtisch lag. Die Tür hatte er nicht verriegelt.
Sie hatte gehorcht und der Palastwächter war mit einem eigenartigen Gesichtsausdruck verschwunden, nachdem er die Beschriftung des Dokuments gelesen hatte. Vermutlich enthielt es die Anweisung sie hinzurichten.
Die Tür zum Büro schwang auf, doch sie konnte nicht sehen wer kam, da sie mit dem Rücken zu der Tür vor Hadens Schreibtisch saß.
"Kommandantin Fares der Stadtwache.", sprach der Neuankömmling. Der Stimme nach war es ein Mann.
"Ja?", fragte sie fast regungslos.
"Ich muss sagen, dass ihre Akte mich überrascht hat.", erklärte der Mann, während er mit festen Schritten an ihr vorbeiging, "Ihr Bezirk ist mit Abstand der sicherste unserer Hauptstadt und das obwohl sie nur recht wenige Untergebene eingestellt haben."
Sie hätte am liebsten gelacht. Selbstverständlich galt ihr Bezirk als sicher schließlich ließ sie der organisierten Kriminalität auch genug durchgehen, wenn sie bezahlten. Die auffälligen Verbrecher auf den Straßen hatte so einen Schiss davor sich in das Gebiet irgendeines Bandenbosses einzumischen, der an jeder Ecke einen Schläger stehen hatte, dass sie schon von ganz allein einen anderen Bezirk dafür aufsuchten. Der Grund warum sie so wenige Wächter hatte war schlicht der, dass sie ungern neue einstellte, denn es bestand immer das Risiko, dass einer von ihnen irgendein Idealist war, der ihr System ruinierte.
"Und nach ihrer Grundausbildung hat sie Haden trainiert.", fuhr der Neuankömmling fort und ließ sich hinter Hadens Schreibtisch nieder, "Das spricht für sich; der Mann ist gnadenlos."
"Verzeihung...", fragte sie und hob den Blick. Weiter kam sie nicht. Als sie den Mann mit dem langen blonden Haar vor sich erkannte, blieb ihr der Mund offen stehen. Erst jetzt spürte sie die schier unvorstellbare Psynergie, die er ausstrahlte und unter der die Luft regelrecht vibrierte.
"Verzeihen sie mir.", sprach er und der Blick seiner violetten Augen traf den ihren, "Ich hätte mich vorstellen sollen. Ich bin General Praesken von den Windkorps."
Es fühlte sich an als würde er in sie hineinsehen und durch sie hindurch und überhaupt alles sehen, während Stimmen in ihrem Kopf jede Geschichte und jedes Loblied, das sie je über den Mann vor ihr gehört hatte, wiederholten.
Sie zwang sich die Augen zu schließen. Und als sie sie wieder aufschlug sah sie ihm nicht genau in die Augen. Praesken war einer der mächtigsten Adepten in ganz Silkanas. Stärker als ein jeder der Fünf, der höchsten Generäle Hirans, und in der Psynergie den Erzählungen nach nur von Heerführer Belvios aus dem Ostreich und dem verstorbenen Mythenkönig Truar übertroffen. Er war ein Wind-Adept dem man die Gabe nachsagte die Zukunft zu kennen. Einige Geschichten sagten sogar, dass er allwissend war. Andere das er alles mit nur einem einzigen Blick vollständig verstehen konnte.
"Sie wollten etwas fragen?", hakte Praesken nach ein beherrschtes, aber nicht künstliches, Lächeln auf den Lippen.
"Was wollen sie?", platzte es sofort aus ihr heraus.
"Er hat es ihnen gar nicht gesagt?", fragte der General ohne überrascht zu wirken, "Wie unverschämt."
Sie schwieg.
"Sie wussten gar nicht was in diesem Schreiben stand?", fragte Praesken weiter.
Und erneut antwortete sie nicht.
"Er bittet um seine Entlassung."
Sie riss die Augen weit auf vor Überraschung. "Warum?"
"Eine persönliche Angelegenheit.", antwortete der Wind-Adept, "Es geht wohl um seinen Bruder. Es war so dringend, dass er nicht mal auf die Bestätigung wartete, dass er gehen durfte. Das bedeutet das er eine Anklage riskiert."
"Was ist mit mir?"
"Er schlägt sie als seine Nachfolgerin vor.", sprach Praesken ruhig, "Und ich bin gewillt ihnen eine Chance zu geben."
Sie sprang auf. "Soll das ein Scherz sein?!"
"Ich bin nicht zu Scherzen aufgelegt.", erwiderte Praesken.
"Aber-"
"In letzter Zeit gab es verdammt viele Verräter in unseren Reihen und seine Majestät verlagert für die 'friedlichen' Zeiten, die jetzt kommen werden, Macht vom Militär zum Geheimdienst.", erzählte der General ohne eine Gefühlsregung, "Unsere Verwaltung ist ein ziemliches Chaos und ich bin irgendwie als Mädchen für alles geendet. In den letzten drei Tagen habe ich zwei Stunden geschlafen und das ich einen neuen Anführer für die Palastwache suchen musste und die letzten Stunden damit verbracht habe Informationen über sie einzuholen, Fares, hat auch nicht geholfen. Ich bin wirklich nicht zu scherzen aufgelegt. Ich schlage vor sie gehen nach Hause und warten auf meine Nachricht ob der König ihrem Amtsantritt zugestimmt hat."
"Ich kann unmöglich-"
"Doch.", schnitt ihr der General das Wort ab, "Ihr Gehalt ist höher und das Gebiet das sie beschützen kleiner. Tun sie mir den Gefallen und verhindern sie, dass ich auch diese Nacht nicht schlafen kann, weil ich nach Ersatz für Haden suchen muss."
"Ich-"
"Haben sie das mit dem Gehalt nicht gehört?"
"Sie werden mich nicht ablehnen lassen, oder?"
"Ich brauche den Schlaf.", erwiderte der Wind-Adept.
"Dann stimme ich zu."
Die Seele der Finsternis lächelte zufrieden, als ein goldenes Inferno die gesamte Bibliothek in Brand setzte.
Das Inferno war kein gewöhnliches Feuer, sondern eine, in der Bibliothek vorprogrammierte, Selbstzerstörungsfunktion, die durch die finstere Seele ausgelöst wurde.
In der Hand Sions befand sich eine Kugel, in der die Biblothek abgebildet war. Die Biblothek in der Kugel bestand jedoch nur aus einer einzigen Farbe – die Farbe der Schatten.
„Warum zerstören wir diesen Ort?“ fragte die Dienerin der bösen Seele.
„Weil er zu mächtig ist.“ seine goldenen Augen blickten zu Urea. „ Niemand anderes als ich wird sich je an dem Wissen bedienen können.“ er zeigte ihr die Kugel die er in seiner Hand hielt.
"Der Schatten der Bibliothek ist hier eingesperrt und in meinem Besitz. Nur ich kann sie jederzeit aufrufen. Mir verrät der Anblick eines Schattens genauso viel wie das Objekt selbst." er schaute zu den Flammen. "Da ich den Schatten in meinem Besitz habe, gibt es keinen Grund mehr, 'das Objekt' bestehen zu lassen."
Urea nickte, als sie verstand, was er gemeint hatte. Zeitgleich hallte ein Schrei des Zorns durch die ganze Bibliothek. Urea blickte erschrocken zu der Gestalt, die sie mit einem Sturzangriff aus dem Himmel, wie ein herabstürzender Meteor, überraschte.
Noch rechtzeitig konnten sowohl Urea, als auch Sion dem Angreifer ausweichen, der stattdessen auf den Boden eintraf und sie in zwei Hälften spaltete. Die eine Hälfte der Bibliothek stürzte brennend in die Tiefe und wurde von der Dunkelheit verschlungen. Die Seele der Dunkelheit, die gemeinsam mit Urea und dem Angreifer auf der anderen Hälfe stand, grinste als er den Angreifer erkannte.
„Orun. Wie ich sehe hast du dich erholt. Es ist ja auch viel Zeit vergangen.“
„Du kannst mich nicht täuschen. Du bist nicht Night.“ er stoppte kurz und schaute ernst zu Sion. „Du bist etwas deutlich böseres. Ich werde nicht erlauben, dass du diesen Ort lebend verlässt.“
Sion lachte belustigt und schüttelte anschließend seinen Kopf, ehe er seine Arme öffnete und ihn wenig später applaudierte. „Welch heldenhafte Worte für jemanden, der bei seiner einzig übrigen Lebens- Aufgabe gescheitert ist. Das Beschützen der Bibliothek. Du bist ein lächerlicher Wächter.“ Sion verschränkte seine Arme vor dem Oberkörper, schloss seine Augen und lachte. „Ich habe die Wesen, die Unsterblichkeit erlangt haben, studiert... In dieser Bibliothek. Wir beide wissen eine Sache über dich.“ er öffnete seine stechenden Augen und blickte zu Orun. „Du hast deine Ewigkeit bereits verloren, Orun.“
Er öffnete seine Arme erneuert und hob seinen rechten Arm nach oben. Ein gewaltiger Schattenspeer bildete sich über ihm. „Jede Unsterblichkeit ist an eine bestimmte Aufgabe, an ein bestimmtes Ort oder an ein bestimmtes Objekt verknüpft. Kann diese Aufgabe nicht mehr erfüllt werden, ist der Ort oder das Objekt zerstört, so zerfällt der Pakt der Unsterblichkeit.“
„Du hast es also herausgefunden... es ist wahr. Meine Unsterblichkeit mag zwar durch die Vernichtung der Bibliothek vergangen sein, doch-“
Bevor er Ausreden konnte, schoss das Speer der dunklen Seele auf Orun zu, der dem Angriff mit einem Sprung nach hinten spielend leicht ausweichen konnte.
„Das war nicht fair, jemanden bei seiner Rede einfach anzugreifen. Trotzdem hast du mich verfehlt.“
Die dunkle Seele lachte amüsiert. „Ich habe diese üblichen Heldenphrase satt. Außerdem.... ich habe dich nicht verfehlt, sondern genau das getroffen, auf was ich gezielt habe.“
Orun schien durch die Worte Sions leicht irritiert zu sein und prüfte, was er damit meinte. Erst als er genauer hinschaute, erkannte er, dass sein Schatten mit dem Schatten-Speer verbunden war. Das Spitze des Speeres formte sich Augenblicklich zu einer Schatten-Hand, der den Schatten Oruns packte und herauszog, nur damit der Schatten von Sions Körper absorbiert werden konnte.
Orun blickte inzwischen unbeeindruckt zu Sion. „Toll, du hast mein Schatten absorbiert. Was hat es dir nun gebracht?“
Sion lachte königlich amüsiert, während sich eine dunkle Kugel in seiner Hand entstand. „Du hast deinen Schatten verloren...“
Orun setzte zum Gegenangriff und musterte die Kugel.
Die Kugel wurde nicht viel größer oder stärker. Es war verhältnismäßig schwach, sehr schwach sogar. Mit einer solchen Attacke würde er selbst bei einem perfekten Treffer keinen einzigen Kratzer davon tragen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass er wirklich daran glaubte, ihn Schaden zu können. Also musste es eine Ablenkung sein, weswegen er sich entschied die Kugel zu ignorieren und während seines Angriffes, nach anderen Konterangriffen ausschau zu halten. Umso mehr war er überrascht, als ihn die dunkle Kugel bei einem Kontakt, einen verheerenden Schaden verursachte. „D-das kann nicht...“ gab er zuletzt von sich, als sein Körper und seine Seele vollständig durch den Angriff pulverisiert wurde. Die dunkle Seele grinste und beendete seinen Satz. „Und somit jegliche Resistenz gegenüber der Dunkelheit.“
Urea blickte überrascht zu seinem Meister, der nun vor dem Portal stand, der nach draußen führte.
„Ich kann es Orun nicht verübeln. Auch ich habe erst kürzlich davon erfahren, aus den Büchern. Unser Schatten bewahrt uns davor. Besonders Wesen ohne das Attribut Finsternis sind sehr auf ihren Schatten angewiesen.“ er lächelte und fuhr mit seiner Rückhand über die linke Wange Ureas."Die Schatten. Ihr Geheimnis ist der Schlüssel zur Macht."
Nach diesen Worten wandte er sich von ihr ab und ging durch das Tor. Urea tat es ihm gleich. Wenig später verschwand auch der Rest der Bibliothek in den ewigen Flammen.

Der Träger des roten Anführermantels befand sich gerade in einem Pub, in denen sich nur Abenteurer und Reisende aufhielten. Es war nicht sehr ungewöhnlich, dass man diese Art von Kunden anlockte, wenn man sich an einer Gegend niederließ, bei der es weit und breit nichts anderes gab, außer Bäume und Berge.
"Sie sollten auch etwas trinken, Meister Semih. Wenn Sie schon meine Einladung annehmen und sich auf das Niveau von uns sterblichen herablassen, sollteee einer groooooooßen Flasche nichts im Weg stehen!" lud ihn Sagetues ein.
"Sag doch gleich, dass du von dem ganzen Wein und Schnaps immernoch nicht genug hast und nun eine neue öffnen möchtest. Vielleicht solltest du erst einmal neuen Platz auf dem Tisch schaffen." mischte sich Funara ein.
Semih schaute auf den Tisch, auf denen wirklich eine Rekordanzahl an hoch alkoholischen Getränken standen, die alle bis auf den kleinsten Tropfen ausgetrunken waren. Laut seinem Wissen sollte einem Menschen, die Zufuhr von so extrem viel Alkohol, bereits in ein Krankenhaus befördern.
"Ach, das ist kein Problem."er warf achtlos den Tisch um und jegliche Flaschen und Gläser zerbrachen auf dem Boden.
Funara hielt sich die Hand vor dem Kopf. "Wieso muss er es mit dem Trinken jedesmal so übertreiben? Wetten, wir werden wieder rausfliegen."
"Was ist hier los?" fragte einer vom Personal, der nach der Aktion des Wasseradepten schnell zu ihnen geeilt war. Jedoch wunderte er sich umso mehr, als keine Flasche zerbrochen zu sein schien.
"Ich hätte wetten können, dass ...."
"Unser angetrunkener Freund ist ein Zauberer. Es gibt keine Sauerei um die sie sich kümmern müssen."erklärte der Erdadept, der seine Zeitmagie an den Flaschen genutzt hatte.
"Ich muss sie denoch bitten, dies ab jetzt zu unterlassen. Stellen sie bitte den Tisch wieder richtig hin."er schaute skeptisch zum Wasseradepten."Der soll ein Zauberer sein?"
"Jawohl, ich bin der große Zauberer Sagetues. Pass auf, ehe ich dir deinen nächsten Gehalt wegzaubere! Und bringe mir eine weitere Flasche von dem, den ich zuletzt hatte. Odeer warte, bringe gleich zwei mit! Oder Nein! Bringe alles was ihr habt!"
"Nein, ich denke wir werden jetzt gehen. Geben Sie uns stattdessen die Rechnung." mischte sich die Feueradeptin ein.
Der Kellner nickte und übergab ihnen wenig später eine große Rechnung. "Sie bezahlen vorne an der jungen Dame." gab er an und ließ sie anschließend alleine.
Sagetues Augen vergrößerten sich, als er den Betrag sah. "Wir haben doch nie im Leben soviel getrunken!!!"
"Das stimmt. Das warst du ganz alleine." bestätigte Funara sarkastisch.
Sagetues, der anschließend fluchte, blickte zu seinem Meister. "Ich habe meine Brieftasche nicht. Kann ich Sie um einen kleinen gefallen bitten?"
"So typisch. Du ladest uns ein und bezahlst nie selbst. Das ist sicherlich der Grund, warum Zance früher gegangen ist."
"Schon gut Funara. Es wird wohl kein großes Problem werden, eine Rechnung zu bezahlen."
Semih stand auf und nahm die Rechnung gleich mit, während Funara und Sagetues ihm folgte. Die Feueradeptin passte auf Sagetues auf, bevor dieser im betrunkenen Zustand für Spektakel sorgte.
An der Kasse angekommen stand Semih einer jungen Damen entgegen und überreichte ihr die Rechnung. Nach keiner Sekunde schaute sie verwundert zu ihm."Sie haben so viel getrunken?!"
"Eigentlich war es nur mein Freund hier." er legte einen Sack voller Münzen auf den Tisch, den er von den Einnahmen aus dem Weyard Coloseum vor einigen Jahren erwirtschaftet hatte. Die Frau prüfte das Geld und übergab es ihm wenig später zurück. "Die Währung aus Weyard ist in Mirnuar ungültig. Ich bitte Sie mit der Währung aus Mirnuzar zu zahlen."
Währung aus Mirnuzar? Wie sieht die den aus? dachte er sich und schüttelte seinen Kopf."Ist stattdessen die Bezahlung mit Gold möglich?"
"Ja, jedoch runden wir immer auf. Beschweren sie sich nicht, wenn-" noch ehe sie ihre Worte beenden konnte, standen vor ihr mehrere Kästen voller goldenen Flaschenen, die in ihrer Anzahl den getrunkenen Flaschen entsprachen. Die Frau klappte ungläubig ihr Mund hinunter.
"Ist das aufgerundet genug?" fragte der Träger der verfluchten Augen und die Frau konnte nur ungläubig nicken.
Semih machte sich bereit um Richtung Ausgang zu gehen, doch ihnen stellte sich ein groß gebauter Mann in den Weg, der die kleine Vorstellung anscheinend beobachtet hatte. Semih merkte, dass er die ganze Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Er hatte es wohl ein bisschen mit dem Trinkgeld übertrieben?
"Hey, Blondi. Nette Vorstellung. Rück sofort dein ganzes Gold heraus."forderte er.
"Ich habe kein Gold. Ich kann lediglich Gegenstände in Gold verwandeln." erklärte er sich.
"Das ist umso besser! Ab jetzt wirst du für mich arbeiten, wenn dir dein Leben Wert ist."
"Wie wäre es mit, nein?"
Der Mann lachte laut, als er die Worte des rotäugigen hörte."Du weißt wohl nicht wer ich bin? Jeder
kennt mich. Jeder fürchtet mich. Das ist der Grund warum mich niemand hier behindern wird. Ich bin die lebende Legende. Der gefürchtete Pirat Brang!"
Sagetues trat einen Schritt vor. "Meister, lass mich dem Clown mal kuuurz eine Nummer vorführen."
Semih grinste, schüttelte jedoch seinen Kopf. "Nicht so voreilig Sagetues. Wir möchten ja nicht sofort, ohne Warnung, auf brachiale Gewalt übergehen."
Der Pirat lachte laut, als er die Worte der beiden hörte. "Sehr mutig, das muss ich gestehen. Es wird mir Spaß machen, die Angst in deinen Augen zu sehen, wenn ich mit dir fertig bin."
Semihs Augen leuchteten kurz, als er kurz auf die Erinnerung seines Gegenübers zurückgriff und provuzierend grinste. "Die selbe Furcht, als der Pirat Saul mit dir fertig war und dein ganzes Besitz übernommen hatte?"
Eine große Zornesader bildete sich auf der Stirn des Piraten.Im nächsten Moment zuckte er seine, mit Krallen ausgerüstete Hand, heraus und griff Semih an. Doch noch ehe er ihn erreichte, erwischte ihn ein Lichtkugel und ließ ihn bewußtlos am anderen Ende des Pubs liegen.
"Welch Enttäuschung! Ich habe größeres von jemanden gehalten, der sich mit solchen Tönen lobt."erklang eine neue Stimme im Raum, der von einen der Tischen kam.
Die Person dem die Stimme gehörte, stand auf, während alle Anwesenden ungläubig zu ihm schauten. Seine drei Begleiter taten es im gleich. Semih bemerkte wie dieser Kerl auf sie zukam.
Jedoch ignorierte er ihn komplett und wandte sich viel lieber Funara zu, deren Hand er nahm, sie leicht verbeugte und mit der Geste eines Gentlemans küsste.
Er erhob sich anschließend und blickte ihr in die Augen. "Eine schöne Frau wie sie sollte stets mit einer starken Begleitung unterwegs sein. Hier draußen ist es gefährlich. Dürfte ich den Namen dieser schönen Frau erfahren, wenn ich ihr meinen verrate?"
Funara wurde abrupt rot und war geschmeichelt von den Komplimenten, während Sagetues verärgert zu der Person blickte. Semih hingegen schenkte seinen Blick einer anderen Person, aus der Gruppe des Frauenheldes.
"Funara mein Name und du bist?"
"Oh, welch wunderschöner Name. Ich bin-" abrupt stoppte er, als er mitbekam wie einer seiner Begleitung einen Angriff auf den rotäugigen ausführte.
Die Klinge des Angreifer landete auf dem Boden, nachdem dieser entwaffnet worden war.
"Wie ich es mir dachte. Diese Art von Begrüßung wirkt nicht bei dir."
"Ich hätte nicht gedacht, dich in diesem Pub wiederzusehen, Riijadon. Die Wahl deiner Begleitung jedoch ist etwas... verwunderlich."
"Wer zur Hölle... ist dieser Kerl?"fragte Loghain, nachdem Semih den Angriff so spielend einfach abgewehrt hatte. Er selbst hatte ihn schließlich nicht einmal kommen sehen!
"Ein alter Freund. Semih. Mit dem solltest du dich definitiv nicht verscherzen Kudo. Seine Kraft liegt über deinem Vorstellungsvermögen. Er ist der Zwillingsbruder von Isaac. Den Helden von Weyard."
Kudo blickte skeptisch zu Semih, dem der direkte Vergleich schon fast verärgert hatte. "Du unterschätzt mich und überschätzt diesen Kerl Riijadon. Diese in den Legenden auftauchenden 'Helden' sind nur in ihren Geschichten übertrieben dargestellt um den Effekt sehr hoch zu halten. Ich traff auf einen von ihnen. Anarath. Er war nicht halb so mächtig wie man sich sagte. Er verlor sogar gegen Melfice, den ich eigenständig geschlagen habe. Das bedeutet, dass ich ihm überlegen bin!"
"Du sollst Anarath überlegen sein?" fragte Semih ohne den Zweifel in seiner Stimme zu verstecken.
"Du wirkt nicht gerade überzeugt davon, aber so ist es. Ihr 'falschen Helden' seid Schuld daran, dass die Menschen auf eure 'legendäre Kraft' hoffen und nichts mehr selbstständig unternehmen. Ich hingegen bin ein 'wahrer Held', der keine erfundenen Geschichten oder Kräfte benutzt und sich damit in die Herzen der Menschen zu manipulieren." er deutete mit dem Finger provuzierend auf den Anführer."Ich könnte dir jederzeit demonstrieren, was der Unterschied zwischen eurer Traumwelt und der echten Welt, zwischen euren Traumgegner und den echten Gegner ist!"
"Oh, eine Herausforderung also?"
"Das ist wirklich keine gute Idee,Kudo."
"Keine Sorge Riijadon. Ich werde ihn an einem Ort besiegen, an dem ihn niemand verlieren sieht. Er kann danach ruhig von seinem Status Leben, wenn ihm danach ist."
Semih grinste und drehte sich um. "Gut, ich warte draußen auf dich." mit diesen Worten verließ er den Pub zusammen mit seinen Schülern.
Kudo behielt sein selbstsicheres Grinsen auf seinen Lippen. "Du sagtest er ist nur der Zwillingsbruder von einem der Helden Weyards. Er hat es also nicht einmal zu diesen Helden geschafft."
"Nun. Es lag vermutlich wirklich daran, dass er dafür nicht 'gut' genug war. Er war nie wirklich ein 'Held'.
Jenna rollte sich ab, als sie grob zu Boden gestoßen wurde und sprang sofort wieder auf. Torask stand mit verschränkten Armen vor ihr. Die Beiden waren in einer kargen Einöde, die Jenna bedrückt als einen Ort in Weyard wieder erkannte. Oder zumindest das was davon noch übrig war.
"Und weiter?", fragte der Dämon gelangweilt.
Ihre Antwort war ein rotglühender Hitzestrahl, doch der Angriff schoss ziellos in die Ferne. Torask war verschwunden.
"Wie aggressiv...", erklang seine Stimme tadelnd hinter ihr, "Du bist mir nicht einmal ansatzweise gewachsen."
"Was willst du?", fragte sie angespannt, während sie sich zu ihm umdrehte, "Ich hatte einen verdammt miesen Tag."
"Es ist einiges passiert seit ihr damals die Leuchttürme entzündet habt, was? Semih erledigt, Varus erledigt und dann verwandelt sich einer deiner Freunde in einen Aushilfsjäger und nimmt gleich noch ein paar weitere gefangen. Und jetzt verwendet eine völlig neue Art von ewigen Wesen den Rest als Versuchskaninchen." Torask ließ ein leises Kichern vernehmen. "Du bist allein... und hilflos."
Sie riss ihre Klingen hervor und platzierte die Spitze der einen an der Kehle des Dämons.
"Nicht so hilflos, wie du glaubst.", zischte sie.
"Es gibt keine Rettung für dich... oder deine Freunde.", fuhr Torask ungerührt fort, "Aber wenn du ohnehin stirbst, dann mit einem Knall."
Sie blickte kurz in die Ausdruckslose Maske ihres Gegenübers. "Abgelehnt!"
Als sie zustieß, war Torask bereits verschwunden.
"Lass mich wissen, wenn du deine Meinung änderst, Mensch.", hallte seine Stimme körperlos wieder.

Sordan lugte aus dem Fels hervor und blickte auf die beiden Geschöpfe hinab, die aus dem Portal in der Felswand heraustraten. Die Geschwister schienen es nicht eilig zu haben zu verschwinden und untypischerweise versuchten sie auch nicht einander umzubringen.
Der Finstere hatte also recht gehabt, als er sagte die Beiden würden jetzt ein gemeinsames Ziel verfolgen. Wenigstens waren sie jetzt zurück. Es war nie gut, wenn Dark etwas aus den Augen verlor.
"Oh, das ist nicht gut.", murmelte Urea, als spräche sie seine Gedanken aus und Sordan hoffte inständig, dass sie nicht genau das tat.
"Was?", fragte Night ruhig.
"Semih. Er scheint seine menschlichen Beziehungen wiederaufzunehmen.", sie schüttelte mitleidig den Kopf, "Er wird sie nur wieder ins Unglück stürzen. Aber er könnte uns gefährlich werden, falls er ein Interesse daran entwickelt, was mit den Welten geschieht."
Sordan verzog im Gestein missmutig das Gesicht. Schön und gut, wenn der Junge mal wieder zu Besinnung kam, aber wenn sich sein Gemüt so schlagartig änderte, wurde es vielleicht Zeit, dass die Todesreiter einen Weg fanden ihn aus dem Verkehr zu ziehen.
"Muss ich dich daran erinnern was im Augenblick geschieht?", fragte ihr Night nicht im Geringsten beunruhigt, "Xasaxas, der Sarrancona... und wichtiger noch Maze und Talos haben Semihs Bruder und dessen Freunde in ihrer Gewalt! Wir sind für den Moment nicht von Belang für ihn."
Und Semih nimmt deshalb für die Todesreiter auch nicht oberste Priorität ein., fügte Sordan in Gedanken hinzu.
"Vermutlich würde er Torask vernichten, bevor er sich uns zuwendet.", erklärte Night und Sordans Inneres wurde kalt.
Sollte das heißen, dass der Verräter wieder aufgetaucht war? Warum wusste Dark nichts davon? Nein, warum hatte Dark ihm noch nichts davon erzählt. Prioritäten hin oder her es wurde Zeit den Dämon aus dem Verkehr zu ziehen.
"Was ist mit den Todesreitern?", fragte Urea dann.
"Ja.", bestätigte ihr Bruder emotionslos, "Sie könnten wirklich langsam aus ihren Verstecken kommen."
Und damit riss das dunkle Wesen den Kopf in den Nacken und Sordan sah zwei Dinge: Night trug seine Maske nicht und seine Augen waren golden.
Eine gigantische Schattenklinge schoss aus der Erde neben Night und teilte den Berg in zwei. In Form eines alles zerfetzenden Sandsturmes verließ Sordan ihn durch die Schnittkanten. Der Angriff mochte wirkungslos gewesen sein, aber dennoch zeugte er von beträchtlicher Macht.
"Felskaries!", hallte seine Stimme über den Sturm hinweg.
Ein leuchtendes Symbol erschien innerhalb des Sandsturms und im nächsten Augenblick schoss ein gleißender Lichtstrahl daraus hervor.
Das Geschöpf mit den goldenen Augen streckte dem Angriff seine Hand entgegen. Der Lichtstrahl erreichte ihn. Die Schockwelle warf Urea fast von den Beinen und die Hitze trieb ihr den Schweiß auf die Haut, doch Night blieb starr vor ihr stehen seine Hand in schützende Finsternis gehüllt im Zentrum des Angriffs.
Sordan war wenig überrascht dieser Angriff hätte nicht einmal Night vernichten können und wenn er die goldenen Augen, die einen normalen Menschen mit einem einzelnen Blick getötet hätten, richtig deutete stand er hier Semihs dunkler Seite oder dem leibhaftigen Zion gegenüber. Für den Moment wollte er das Wesen selbst aber auch gar nicht angreifen.
Ein zweites Symbol erschien innerhalb des Sandsturmes, der sich jetzt um die beiden Geschwister ausgebreitet hatten. Gegenüber des ersten Symbols und hinter Urea. Die Lichtstrahl schoss auf die Dienerin seines Widersachers zu.
Im letzten Moment verschluckte Nights Schatten seine Schwester und sein Besitzer streckte blitzschnell die Hand dem zweiten Strahl entgegen.
Verdammt, fluchte Sordan, mit Urea an seiner Seite waren nicht einmal die Gedanken sicher vor diesem Feind.
Aus jeder von Nights Händen schoss ein dunkler Pfeil. Die Geschosse bohrten sich durch die Lichtstrahlen der Felskaries, bis sie die Zeichen erreichten und diese in Stücke rissen.
Das goldäugige Geschöpf senkte die Arme, als die Strahlen versiegten und blickte Sordan ungerührt an, als er sich etwas entfernt zusammensetzte.
"Wer bist du?", fragte der Todesreiter es, "Semih oder Zion?"
Ein Lachen drang aus Nights Mund, bevor er antwortete: "Keiner... oder vielleicht auch beide..." Ein weiteres Lachen unterbrach ihn. "Ich bin geboren aus der Dunkelheit Semihs! Ich bin die Wiedergeburt Zions! Ich bin der, der den Willen der Finsternis ausführt! ICH BIN SION!"
Er schulterte seinen Speer. "Also hast du endlich einen Namen gewählt. Ich schreibe ihn auf dein Grab, Monster!"
"Glaubst du wirklich, dass du mich aufhalten kannst, Todesreiter?" Sion riss die Arme zu den Seiten. "Nichts, kann den Willen der Finsternis aufhalten!"
"Das wird sich zeigen...", erwiderte Sordan, "Schnappt ihn!"
Portale sprangen auf und wie dunkle Schemen schossen vermummte Gestalten heraus. Schneller, lautloser und koordinierter, als jede sterbliche Armee zirkelten die Todesreiter Sion ein.
"Sie hatten Übungsstunden.", stellte Sion fest, "Wie viele sind das? Ein paar dutzend. Du hattest wohl nur mit Night gerechnet."
Die Todesreiter griffen an jeder im selben Augenblick ob mit Waffen oder Psynergie. Der gemeinsame Angriff würde keine Lücken aufweisen und die Reiter waren absolut hemmungslos, furchtlos.
In einem Augenblick dehnte sich Sions Schatten unter den gesamten Angreifern aus und ein jeder wurde von einem Dutzend dunkler Speere durchbohrt, die daraus hervorschossen.
"War das alles?", fragte Sion höhnisch.
Im selben Augenblick wurde ein jeder Todesreiter von Licht aus seinem Inneren zerrissen. Das Licht aus dem Körper eines jeden von ihnen breitete sich aus und hüllte Sion in eine Kuppel aus Energie ein.
Sordan setzte vor und ließ dabei seine Waffe aufheulen. Die Speerspitze erstrahlte in einem hellen Licht, als er vorsetzte. Die Hitze der Energie ignorierend preschte er in das Licht, wenn es vorüber war, war es sein Leben auch.
Er sah Sion in Mitten des blendenden Licht wie er verbissen gegen die Kraft ankämpfte. Ihre Blicke trafen sich. Sion schrie vor Schmerz oder vor Wut und wollte sich ihm entgegen werfen umhüllt von pechschwarzer Dunkelheit. Sordan stieß ein animalisches Knurren aus, als er all seine Psynergie in einen Konter warf. Sandfontänen schossen links und rechts von Sion in die Höhe, verschluckten seine Arme und schlangen sich um jeden Millimeter seines gepanzerten Körpers. Die strahlende Speerspitze schoss auf Nights Kehle zu... und dann stoppte sie.
Sordans Augen weiteten sich, als er die Schattenbänder sah, die sich um den Schaft seiner Waffe geschlungen und ihn abgebremst hatten. Im nächsten Augenblick schossen unzählige weitere Schatten von außen in die Kuppel. Die Schatten schnitten wie Klingen durch das Licht und trieben die Kuppel auseinander, bevor sie sich mit knochenbrechender Härte um Sordan legten. Der Sand rieselte von Sions Körper und verteilte sich im Wind.
Sordan blickte erstarrt in die goldenen Augen gebunden bei unzähligen Schatten. Die inzwischen erloschen Spitze seines Speers ruhte noch immer auf Sions Kehle.
"Verstehst du es jetzt?", fragte Sion emotionslos, "Je stärker das Licht scheint, umso dunkler ist der Schatten, doch Dunkelheit kann Licht vollständig verschlingen. Der Kampf gegen die Finsternis ist ohne Sieg aber mit Niederlage. Deshalb, Todesreiter, hattet ihr niemals eine Chance. Der Sieg der Finsternis war niemals mehr als eine Frage der Zeit."
"Bist du... fertig?", fragte Sordan angestrengt.
"Du wirst mir sicher nicht verraten, was ihr mit den Schicksalsklingen gemacht habt. Und Dark schirmt deine Gedanken von Urea ab, also habe ich keine Verwendung für dich."
Die Erde erbebte, als die Schatten der beiden Berghälften wie Flüsse aus Dunkelheit in den Himmel flossen und sich dort zu einer gigantischen Kugel aus Dunkelheit vereinten.
"Alles wird in Dunkelheit gehüllt werden.", sprach Sion, "Ihr könnt es nicht aufhalten, denn das ist der Wille der Finsternis!"
Dann stürzte die Kugel und Sordans Leben endete.

"Er ist definitiv anders, als die übrigen Leuchttürme.", verkündete Redd.
Sein Blick ruhte auf einem Ritualkreis und der Steintafel die davor aufgestellt wurde.
“Der, dessen Wunsch es ist das heraufsteigen der schwarzen Sonne zu sehen,
biete dein Blut an, um die Strafe dieser Sünde zu widerstehen.“, las Lúze vor, "Was soll das heißen?"
"Irgendeine Hexenmeister Teufelei.", antwortete Redd, während er sich abwandte, "Möglicherweise versuchen sie die goldene Sonne zu beeinflussen, um etwas zu erschaffen, das ihren Zwecken dienlich ist."
"So wie wir die goldene Sonne über die Technologie eines gewöhnlichen Leuchtturmes manipulieren, um die Unberührten zu töten versuchen sie mit ihren arkanen Künsten darauf Einfluss zu nehmen.", stellte Thelok fest den Blick starr auf das Leuchtfeuer gerichtet, "Dieser Turm hat vermutlich keine Einzige Psynergieleitung. Basiert auf Bannsprüchen und anderen Anwendungen der Psynergie. Ich frage mich was Naamos dazu sagen würde."
"Ich frage mich wo sie sind.", meinte Lúze argwöhnisch, "Irgendwer hat diesen Turm entzündet. Und er lässt ihn einfach allein?"
Redd betrachtete seine Reflektion in einem Spiegel. "Er könnte sich auf den Weg gemacht haben, um die übrigen Leuchttürme zu entzünden."
Schwarze Sonne, überlegte er, Ein ungewöhnlicher Begriff für Mirnurzar. Andererseits wurde diese Bezeichnung in Galatan, Weyard und einst auch Silkanas verwendet. Möglicherweise ist die andere Namensgebung erst im späteren Verlauf der Geschichte Mirnurzars entstanden. Die Verehrung der Sterne ging von den Sternenmönchen aus, also muss der Hexenmeisterkult, der seine Kreation analog zum ursprünglichen Namen wählte, älter sein. Bedenkt man wie wenig auch nur von der Kultur der Sternenmönche übriggeblieben ist, spricht das nicht gerade für die Möglichkeit an anderen Orten Mirnurzars etwas über den Ursprung des Turmes zu erfahren. Das schränkt aber auch die Identität desjenigen ein der den Turm entzündet hat. Wenn wir einen Hexenmeister finden, haben wir fast sicher unseren Schuldigen. Es ist anzuzweifeln, dass jemand außer Individuen die diese Künste erlernt haben davon weiß... es sei denn jemand hätte tatsächlich seit der Zeit des Turmes überlebt. Unwahrscheinlich, aber wenn doch... Ein Dämon? Melfice... Weit hergeholt, aber vielleicht steckt doch mehr hinter diesem Ding, als ein einfach ein Adeptenfresser.
"Wir gehen.", verkündete er.
"Was?", fragte Lúze gereizt, "Wir haben nichts? Und du bist schon gar nicht unser Anführer."
"Wir haben den Turm gesehen.", widersprach Thelok, "Das Leuchtfeuer existiert, die Ursache ist eine Kunst ähnlich der der Hexenmeister Silkanas und das Ziel ist eine schwarze Sonne. Wenn es hier nichts zu essen gibt, sollten wir wirklich gehen."
"Womit sich mein zweiter Punkt wohl auch erledigt hätte.", bemerkte Lúze, "Ich wurde überstimmt."
Redd wandte sich vom Spiegel ab und stoppte dann, als er das Schwert in der Wand bemerkte. Augenblicklich fragte er sich, wie er es je hatte übersehen können bei der Macht die es verströmte. Bei der unglaublichen Macht die er spürte schien die Waffe fast unwirklich. Nicht von dieser Welt... Er streckte die Hand nach dem goldenen Griff aus. Macht alles zu tun was er wollte. Macht um zu herrschen. Macht um zu zerstören. Macht um sein Zielt zu erreichen. Seine Bestimmung zu erfüllen. Seine Finger schwebten über dem Metall, als er sie zurückzog.
Macht interessierte ihn nicht. Sie hatte ihn nie interessiert. Seine Gier danach war lediglich der Veränderung entsprungen, die in ihm vorging. Er musste sich beherrschen und nicht zu etwas zu werden, das er bisher nicht gewesen war. Andernfalls würde er sein Szenario nicht zu Ende spielen können. Diese Veränderungen waren Teil seiner Bestimmung, doch sie durften ihn nicht davon abbringen seine Bestimmung vollends zu erfüllen.
"Kommst du endlich?", fragte Lúze vom Rücken eines Schattentauchers aus.
Schweigend wandte er sich seinen Kameraden zu und schritt ihnen entgegen. An welcher Stelle seiner Bestimmung wohl ihr Ende stehen würde?

Dularius näherte sich dem Krater vorsichtig, doch es schien nicht als ob seine Maschine länger Aufmerksamkeit erregte. Die Händler deren Stände noch intakt waren schienen diese geschlossen zu haben. Entweder hatten die örtlichen Ordnungshüter sie dazu angewiesen oder der Einschlag hatte die Kunden verscheucht. Und es wirkte auch nicht als wenn die Maschine noch bewacht werden würde.
Es erschien ihm nicht weit hergeholt, dass diese Dummköpfe diesem Meisterwerk der Ingenieurkunst nicht genügend Bedeutung beimaßen, um es zu bewachen oder näher zu untersuchen. Mehr als das Niveau eines beschränkten silkanischen Dorftrottels hatte er in dieser Welt schließlich noch nicht feststellen können. Ein Umstand auf dessen baldige Behebung er inständig hoffte. Einer echten geistigen Größe zu begegnen zog er jedoch nicht wirklich in Betracht.
Er blieb einige Schritte vor der großen Metallkugel stehen. Die äußere Hülle hatte sich noch immer verschoben, doch die Klappe in der inneren Hülle hatte sich inzwischen wieder geschlossen.
"Öffnen! Code G-D-M-O-7!", sprach er und die Klappe sprang auf, "Und jetzt zeig dich! ICH habe garantiert keine Zeit für Spielchen."
"Wie ihr wünscht...", erklang eine gequälte Stimme von überall und Nirgendwo.
Die Luft kräuselte sich vor der Öffnung und langsam manifestierten sich die Umrisse eines kleinen Wesen vor der Öffnung. Dann folgten blasse Farben, die mit der Zeit kräftiger wurden bis der Dschinn vollständig sichtbar war.
Er hatte zwei kurze Beine und Arme mit winzigen scharfen Krallen, sowie einen langen buschigen Schwanz. Aus dem Kopf des Geschöpfes ragten zwei geschwungene Hörner nach vorne und in den Augenhöhlen ruhten grüne Feuerbälle. Nach einem kurzen Augenblick der Verwirrung erkannte Dularius, dass es ein Mars-Dschinn war, doch waren das helle Gelb und Orange, das er bei diesen Kreaturen gewohnt war hier durch dunkelste Rottöne und Schwarz ersetzt worden.
"Ich bin Irrlicht...", erklärte das Wesen in seiner leidvollen Stimme, die seltsam in Dularius Kopf widerhallte, "Mein Herr, hat mich angewiesen diese Mission zu unterstützen..."
"Was ist mit dir passiert?", fragte Dularius betrübt, "Das hier ist nicht deine ursprüngliche Form."
"Das ist korrekt...", bestätigte Irrlicht dem Forscher.
Dularius nickte. "Ja! Ja, das wusste ICH sofort... ICH wette man wollte das du das dunkle Element annimmst. Wie es scheint hatte was sie getan haben eine Veränderung zur Folge, auch wenn du natürlich kein dunkler Dschinn bist. ICH kann mir natürlich denken was sie getan haben. Auf rein theoretischer Ebene durchaus interessant, wenn gleich die Grausamkeit es am lebenden Objekt durchzuführen MIR nicht einmal ansatzweise gegeben ist. Nicht, das davon auszugehen wäre, dass du eine Wahl gehabt hättest, mein Freund."
Der Dschinn schwieg und zeigte auch sonst keine Reaktion. Bedachte man das Haden ihn längst unterbrochen hätte, war Dularius längst klar wem der Beiden seine Wertschätzung galt.
"Nun gut.", fuhr er fort und besannte sich wieder auf seine Aufgabe, "ICH soll unsere Ausrüstung holen und dann mit dir nach unserem verschollenen Verbündeten suchen."
"Niemand hat sich euren Sachen genähert, wie Haden es befohlenen hatte... Sie sind noch immer im Inneren eurer Maschine..."
"Ausgezeichnet." Dularius nickte und griff an seinen Gürtel, an dem eine große Zahl kleiner metallener Würfel befestigt war. "Sehe und staune!"
Er nahm einen der Würfel in die Hand und tippte auf eine Fläche, bevor er diese auf die Kugel richtete. Ein dünner violetter Lichtstrahl schoss aus der Mitte der Fläche und fächerte sich, während er die Distanz überwand zu einem kleinen Lichtkegel auf, der blitzschnell über die Maschine wanderte und dabei auf jedem einzelnen Teil einen schwachen violetten Schein hinterließ. Als er sein Werk vollendet hatte erlosch der Strahl und Dularius drehte die Fläche nach oben. Augenblicklich teilte sich die obere Fläche des Würfels und klappte zu beiden Seiten auf. Ein Zittern ging durch seine Maschine, als diese sich in sämtliche ihrer Einzelteile zerlegte und diese fein säuberlich geordnet vor ihm in der Luft schwebten bevor sie mit rasender Geschwindigkeit auf Dularius niederschossen und dabei an Größe verloren. Jedes der nun winzigen Teile verschwand in dem geöffneten Metallwürfel, der sich danach wieder schloss.
Zufrieden steckte Dularius das Gerät zu den Identischen an seinen Gürtel zurück. Er trat an den Rand des Kraters und blickte hinein. Ein größerer, gewöhnlich anmutender Sack war zurückgeblieben, da sein Gerät diesen nicht erkannt hatte.
Sein Blick wanderte zu Irrlicht. Der Dschinn antwortete nicht, sondern verwandelte sich in ein dunkelrotes Licht, das sogleich in der Brust des Forschers verschwand.
Mit einem Seufzen machte er sich an den Abstieg in den Krater, um die Ausrüstung zu holen.
"Geschafft!", verkündete Trems gut gelaunt und nahm eine noch brodelnde giftgrüne Flüssigkeit vom Brenner.
Als Merl sie begutachtete, verwandelte sie sich noch beim Zusehen in eine gelartige Substanz.
"Was ist das?"
"Etwas worauf ich schon viel früher hätte kommen müssen.", sagte Trems stolz und nahm einen Spachtel zur Hand. "Ist euch Tinkatarr ein Begriff?"
"Nein.", sagten Tropfen und Lucya im Chor.
"Ja.", antwortete Merl gleichzeitig.
Alle Anwesenden sahen verblüfft an. Auch Trems, der eigentlich eine andere Antwort erwartet hätte. Merl hob seinen verbeulten Stab und klopfte mit der Faust dagegen.
"Ich kenne es eigentlich als 'Flussreizer', aber es ist beides das Gleiche. Mein Stab ist zu einem nicht unerheblichen Teil daraus gemacht."
Lucya erinnerte sich plötzlich an etwas und musste kichern.
"Ah, Meister! Erzähl bitte noch einmal wie du den Stab hergestellt hast."
Merl lachte.
"Gern, aber nicht jetzt. Dafür ist noch später Zeit. Kurz erklärt, Flussreizer stimuliert nahe Psynergyquellen und erhöht die Geschwindigkeit mit der gespeicherte Psynergy in fließende umgesetzt wird. Und es setzt die benötigte geistige Konzentration herab die Quelle anzuzapfen. Ein ausgezeichneter Katalysator eben. Genau genommen ist das der Grund, wieso mein Stab unter anderem darauf basiert."
Trems nickte anerkennend. Eine Geste, die Tropfen bei ihm schon als beunruhigend empfand.
"Clever. So weit alles richtig. Man sollte vielleicht noch erwähnen, dass die Umsetzungsreaktion auch viel kontrollierter abläuft und der Stoff nach einer Unzahl von Benutzungen immer noch in seiner Grundform vorliegt. Perfekt also für das was wir vorhaben."
Lucya lächelte unsicher.
"Aber das Zeug ist noch nicht getestet worden?"
"Noch sicherer geht es nun wirklich nicht!", entrüstete sich Trems.
Er seufzte und reichte Merl eine Spachtelspitze von dem Gel.
"Hier Kumpel, probiers mal."
Merl leitete einen kurzen Psynergystoß hinein. Für einen kleinen Augenblick nahm das Gel eine festere Form an und schimmerte violett wie ein Psynergystein. Dann fiel es in seine Ursprungsform zurück.
"Perfekt.", murmelte Merl. "Fast wie mit meinem Stab."
"Dann ist es entschieden.", schloss Trems bestimmt und winkte Lucya heran.
Diese zögerte und wechselte einen fragenden Blick mit Merl, der ihr zuversichtlich zu nickte. Dann ging sie zu Trems hinüber und übergab ihm, was sie bisher in der Hand gehalten hatte. Tropfen kam neugierig näher um es besser sehen zu können. Es handelte sich um einen fingerkuppengroßen weiß schimmernden Kiesel, der ein beruhigendes Licht ausstrahlte. Trems sichere Version des Sternenkristalls. Trems nahm ihn an sich, rieb eine Spachtelspitze des Tinkatarr-Gemisches darauf und reichte ihn Merl.
"Der Ablauf ist klar? Du nimmst sie bei der Hand und ihr berührt beide den Kristall. Du Anarath, berührst die Stelle mit dem Katalysator, deine Schülerin vermeidet tunlichst den Kontakt damit. Das wäre am sichersten. Wenn alles klappt, löst du den Kristall auf und deine Schülerin..."
"...erhält die enthaltene Energie über mich, alles klar.", ergänzte Merl ihn.
Normalerweise wäre Trems verärgert gewesen wenn ihn jemand unterbrach, aber zu Tropfens Überraschung war er zufrieden.
"Genau."
Merl legte das Juwel mit der bestrichenen Seite auf seine Handfläche und Lucya legte ihren Finger vorsichtig auf die andere.
"Nervös?", fragte Merl Lucya.
"Ich... ja, wieso auch nicht? So lange versuchst du schon mir das Geschenk der Sternengabe zu machen, du hast mich so viel gelehrt, obwohl ich sie nie auch nur wahrnehmen konnte... Nun wo sie zum Greifen nahe zu sein scheint, kommt mir alles so unwirklich vor... Fast wie ein Traum. Meister... Ich fürchte mich davor, dass es nicht klappt."
"Egal was auch passiert Lucya... Ich werde nicht aufgeben bis ich aus dir die Berührte gemacht habe, wie du es immer sein wolltest. Und gleich ist der nächste große Schritt getan, da bin ich mir sicher."
"Es wird funktionieren!", hakte sich Trems ein. "Bei mir hat es auch geklappt. Und wenn ich noch so viele Nächte arbeiten und wach bleiben muss, bis die Formel perfekt ist! Ein Misserfolg ginge gegen meine Berufsehre!"
Lucya blickte zwischen den beiden hin und her. Die Unsicherheit fiel sichtbar von ihr ab.
"Danke, Meister... Trems..."
"Dank mir hinterher.", sagte Trems entschieden.
Merl nickte.
"Genug geredet. Ich fange an."
Die Anwesenden hielten den Atem an. Der Kristall verpuffte in einem sanften Lichtblitz. Dann kehrte Stille ein. Lucya zog ihre Hand zurück und betrachtete sie mit großen Augen.
"U-Und?", fragte Trems mit bemüht zuversichtlicher Stimme, doch konnte er seine Nervosität nicht verbergen.
"Ich... Ich...", setzte Lucya an, aber schien nicht die richtigen Worte zu finden. "Ich... fühle tatsächlich etwas. Etwas Neues. Ich habe keine Ahnung wie ich es beschreiben soll..."
"Wie eine innere Kraft die deinen Verstand überflutet und dir plötzliches Wissen bietet, dass du nicht kanntest? Das Bedürfnis instinktiv dich eines Elements zu bedienen? So war es bei mir. Ich hatte das Gefühl... Es einfach rauszulassen und ich wusste genau wie, ohne vorher jemals einen Gedanken daran verschwendet zu haben, wie die Sternenkraft funktioniert."
Lucya schüttelte langsam den Kopf.
"Nein, so fühlt es sich nicht an. Da ist kein... Wissen. Aber es ist definitiv etwas da. Es fühlt sich so... seltsam an."
Echte Sorge erschien in Trems Gesichtsausdruck.
"Ist dir unwohl? Fühlst du dich benommen? Müde?"
"Nein, nein.", versicherte Lucya. "Mir geht es gut. Einfach nur... gut."
Tropfen nahm sich ein Herz und löste sein weltliches Bild auf, dass es Unberührten erlaubte ihn zu sehen.
"Siehst du mich?"
Lucya sah zu ihm fragend auf.
"Äh... ja? Wieso..."
Tropfen schoss auf sie zu und tauchte in ihren Körper ein. Einen Moment später kam er wieder heraus. Lucya schauderte.
"Damit besteht kein Zweifel mehr. Du trägst Sternenkraft in dir, Kleine. Und sie scheint nicht zu verbrennen wie die von Trems damals. Glückwunsch."
"A-Alles klar.", sagte Trems erleichtert und setzte sich breit grinsend auf seine Koje. "Und was ist es? Welches Element?"
Tropfen schüttelte den Kopf.
"Ich weiß nicht... Es ist als hätte es noch keine feste Form angenommen. Ich spüre alle Elemente gleichermaßen, aber nichts davon konzentriert. Irgendwie seltsam. Vielleicht muss es sich erst auf etwas fokussieren?"
Trems nickte nachdenklich.
"Kann sein. Mich hat die Kraftwelle voll erwischt, vielleicht war meine Elementeinstimmung dadurch sofort erzwungen."
"Ich weiß nicht...", murmelte Lucya. "Meister, was denkst du? ... Meister?"
Sie wandten sich Merl zu, der gedankenverloren immer noch die Stelle ansah, wo sich der Kristall aufgelöst hatte. Schweiß lag auf seiner Stirn und er wirkte ein wenig fahl im Gesicht.
"Meister! Alles in Ordnung?"
Merl fuhr zusammen.
"Oh, verzeih mir. Ich... wusste einfach nicht was ich sagen sollte. Mir geht es bestens, wirklich."
Er lachte seltsam hohl.
"Wir haben es also wirklich geschafft, Lucya... Vielleicht kannst du jetzt noch keine Sternenmacht wirken, aber nun wo du sie spürst ist es nicht mehr weit bis dahin."
Lucya sah ihn besorgt an.
"Stimmt... etwas nicht?"
"Ah... Naja, könnte sein das ich etwas von der Energie absorbiert habe und... du weißt, ich bin ein wenig empfindlich bei so etwas. Aber nichts was ich nicht schon mal hatte. Ein bisschen frische Luft und es geht mir besser. Ähm... Entschuldigt mich kurz...", sagte Merl und verließ mit gezwungenen Lächeln Trems Quartier.
"Er reagiert empfindlich auf Sternenkraft?", fragte Trems mit gerunzelter Stirn. "Wie bitte muss ich das verstehen?"
"Ich bin nicht sicher, aber er sagt immer seine Art die Kraft der Sterne zu absorbieren sei anders als bei anderen Berührten. Ich habe nie verstanden was er damit meinte.", antwortete Lucya und sah durch die offene Tür von Trems Kajüte.
Dann wandte sie sich an Trems und Tropfen.
"Danke. Ich danke euch beiden vielmals. Ihr wisst gar nicht wie viel mir das bedeutet. Ich kann euch das niemals vergelten. Falls ich euch irgendwie entlohnen kann..."
"Werde einfach eine feine Berührte, das ist alles.", murmelte Trems und sank in seiner Koje zurück. "... Geh schon."
Lucya verbeugte sich nochmals.
"Danke..."
Sie verließ das Quartier und machte sich auf die Suche nach ihrem Meister.
"Das sieht dir gar nicht ähnlich, Trems."
"Halt den Mund, Tropfen.", antwortete Trems, jedoch ohne jegliche Aggression. "Ich gebe es ja zu... Erzähl nur niemanden davon, ja?"
"Würde mir einer glauben?", entgegnete Tropfen.
Trems schnaubte.
"Es mag nicht immer so aussehen, aber ich mag euch Jungs. Alle auf der Windtänzerin. Sonst wäre ich wohl kaum hier. Naja, es gibt Ausnahmen... Aber es fällt mir schwer mit euch... 'umzugehen'. Aber mit Anarath habe ich irgendwie nicht dieses Problem. Und seine Schülerin ist..."
Trems lief rot an und schüttelte den Kopf.
"Ach, vergiss was ich gesagt habe."
"Ah...", machte Tropfen.
"Ich mein es ernst! Erzähl niemanden davon!"
"Und wie ich es bereits sagte...", sagte Tropfen und schwebte eine komplizierte Spirale nach unten, wo er knapp vor Trems Gesicht zum Halten kam. "... würde mir irgendjemand glauben, selbst wenn ich es täte?"

Endlich kannte er die Wahrheit. Die Antwort nach der er schon so lange suchte, obwohl er sich die dazugehörige Frage nie bewusst gestellt hatte. Vielleicht hatte er einfach nur Angst gehabt sie sich zu stellen, weil er geahnt, vielleicht auch gewusst hatte was die Antwort für ihn bedeuten würde. Und jetzt am Ende, wo er endlich die Wahrheit erkannt hatte, spürte er keine Erleichterung, sondern eine kalte Leere die seinen Körper vollständig zu erfassen schien.
~"Ich wollte dich wissen lassen, dass ich Antworten zu deinem... Hunger habe. Ich weiß auch wie du ihn stillst, ohne das du deiner Schülerin weiterhin schadest."~
Merl stand mit dem Gesicht in seinen Armen vergraben an der Reling, allein. Er musste nachdenken. Sein Hunger... Er hatte nie einen Gedanken daran verschwendet, welche Ausmaße er wirklich hatte. Merl hatte immer gedacht, dass es nur eine Laune der Natur war, die er im Griff hatte. Etwas das er kontrollierte. Doch jetzt wusste er es besser. Erst jetzt erschloss ihm sich, was Balassa gemeint hatte. Er hatte es in dem Moment gespürt, als die Kraft des Sternenkristalls ihn durchflossen hatte, bevor sie in Lucya eingedrungen war. Ein Sog, der von ihm ausgegangen war, unbewusst und unaufhaltsam. Das altbekannte Gefühl der Berauschung hatte eingesetzt und Merl hatte sofort begriffen was es war. Der Grund, wieso trotz all seiner Bemühungen Lucya nie in der Lage war Psynergy zu fühlen... das war er. Er, Merl, hatte sich all die Zeit von Lucyas Sternenmacht genährt, bevor sie überhaupt zustande gekommen war. Es war eine Verbindung zwischen ihnen, von der er nie gewusst hatte das sie existierte. Doch sie existierte, sogar noch in diesem Moment. Die Kraft des Sternenkristalls war groß genug gewesen um die unbewusste Verbindung zu überbrücken, doch jetzt wo Lucya die Sternenkraft fühlte, spürte er es umso deutlicher. Es machte ihn krank. Wie war es dazu gekommen? Wie löste er sie? Wie konnte er jemals wieder Lucya in die Augen sehen, wenn sie wüsste was er ihr antut?
"Meister...?"
Lucya war ihm gefolgt um nach ihm zu sehen. Ihre besorgte Stimme fühlte sich an wie ein Nagel, der seine Brust durchstieß. Er musste es ihr sagen. Aber konnte er? Konnte er ihr sagen, dass er sich die ganze Zeit von ihr genährt hatte und sie vielleicht ihre Kräfte bald wieder verlieren würde, so lange diese Verbindung existierte? Eine Verbindung von der er nicht wusste, wie er sie wieder trennen konnte?
"Es tut mir Leid, Lucya..."
"Ist schon in Ordnung, Meister. Ich bin mir selbst nicht so sicher, was ich von dem Ergebnis halten soll. Ich fühle die Sternengabe, aber ich kann sie nicht verwenden wie ich eigentlich sollte. Aber trotzdem bin ich froh, dass es funktioniert hat."
Ich muss es ihr sagen.
"Ich bin einfach nur froh, dass wir so weit gekommen sind. Ich wusste du würdest es schaffen."
Sie stellte sich neben ihn an die Reling. Sie war gerade groß genug um darüber hinwegzusehen. Sie lächelte ihm glücklich zu.
"Ich auch."
Ich muss es ihr sagen!
Merl öffnete seinen trockenen Mund, doch kein Wort wollte herauskommen.
"Und Meister... Ich weiß dass dich etwas belastet. Wenn du darüber reden willst..."
Verdammt, sag es!
"Nein, es ist... nichts."
"Oh... gut. Falls du deine Meinung änderst und es doch nicht 'nichts' ist, ich laufe nicht weg."
Wieso kann ich es ihr nicht sagen?!
"Danke Lucya..."
"Nicht doch. Ich bin immer für dich da, so wie du für mich, Meister."
Der Schmerz wurde unerträglich. Er hätte sich schlagen können. Was für ein Fehlschlag er doch war! Er konnte nicht einmal Lucya, seiner Schülerin und eine seiner engsten Vertrauten überhaupt, die Wahrheit sagen. Sie kannte nicht einmal seinen wahren Namen! Sie wusste nicht einmal wer er war! Alles was er sie lehrte basierte auf Lügen! Wie konnte er hier stehen und immer noch an dem festhalten was er tat?
~Genug!~
Merl musste sich zusammenreißen nicht zusammen zu zucken.
~Da ist man für eine Weile außer Gefecht und du fällst in Verzweiflung? Krieg dich ein!~
Vulkanasche! Die Stimme des Dschinns ließ ihn seine Sinne wiederfinden. Er gab immer noch jemanden, mit dem er darüber reden konnte.
Vulkanasche... Ich...
~Jetzt beruhige dich erst einmal. Ich bin genauso schockiert wie du über diese Entwicklung, aber das ist kein Grund zu verzweifeln. So wie ich das sehen kann, geht es dem Mädchen gut.~
Merl sah zu Lucya hinüber, die gedankenverloren auf den Ozean hinaus starrte und leise etwas vor sich hinsummte.
~Hör zu, diese Verbindung die du mit ihr hast ist etwas, was ich noch nie zuvor gesehen habe. Aber du kannst sie offenbar nicht kontrollieren, also kannst du dir keine wirkliche Schuld geben.~
Wie könnte ich das nicht?! Ich bin derjenige der ihr schadet!
~Jetzt ziehe keine voreiligen Schlüsse. Was wissen wir über dieses Band? Nicht viel, so viel steht fest. Und bei Tsuka und den anderen habe ich nie einen derartigen Effekt bemerkt. Wieso also nur Lucya? Wo liegt der Ursprung?~
Merl überlegte. Vulkanasche hatte recht. Noch wusste er absolut nichts darüber. Diese Balassa meinte sie hätte Antworten...
~Also wie klingt das? Es bringt nichts Lucya lange etwas vorzumachen, denn sie weiß längst selbst dass etwas nicht stimmt. Du wirst es ihr also sagen, sobald wir etwas mehr über diese Verbindung wissen. Vielleicht denkst du anders darüber, aber ich bin überzeugt das sie es verstehen wird. Sie würde dich nicht hassen. Wie könnte sie, nach all dem was ihr erlebt habt?~
Merl seufzte innerlich auf. Seine Schuldgefühle waren zwar nicht ganz verschwunden, aber zumindest war es dem Dschinn gelungen sie zu zerstreuen.
In Ordnung... Danke, Vulkanasche. Es tut gut, dass du wieder erwacht bist. Ohne dich hätte ich jede Minute den Verstand verloren.
~Nicht der Rede wert. Ich habe dich doch erst in die Situation gebracht. Bewahre einen kühlen Kopf, Merl. Wir kommen der Sache auf den Grund, beenden die Verbindung und erfüllen Lucya ihren langersehnten Traum. Wir sind so weit gekommen, wir schaffen auch den Rest.~
Merl sah wieder zu Lucya, die immer noch auf die Weiten des Ozeans stierte. Lucyas Traum... Eine Berührte werden... Nein, mehr als das. Er erinnerte sich immer noch sehr genau an ihr erstes Aufeinandertreffen. Er hätte sich damals nie träumen lassen können, wie sehr diese unscheinbare Begegnung sein ganzes Leben verändert hatte...

~~
Merl zählte die wenigen Münzen in seiner Handfläche zusammen und seufzte. Er hatte nicht einmal genug für ein anständiges Mahl, für ein Gasthauszimmer ganz zu schweigen. Vier Wochen waren seit seiner Flucht aus der geheimen Akademie vergangen, doch trotz all seiner Sparmaßnahmen war er jetzt endgültig pleite. Er hob seine tief ins Gesicht gezogene Kapuze ein wenig um einen besseren Blick auf den kleinen Marktplatz des Dorfes zu erhaschen, in dem er Halt gemacht hatte. Es lag tief in den Regionen Nord-Shetvers und befand sich weit abseits von den größeren Städten. Die meisten Einwohner hier waren Holzfäller und Bauern. Merl hatte keine Ahnung wie sie es sich leisten konnten so fern von anderen Ortschaften zu leben, aber im Moment war er dankbar für jedes Versteck das er finden konnte. Hier gab es keine Flugblätter von ihm, also war er seinen Verfolgern noch ein paar Tagesmärsche voraus. Dennoch wagte er es nicht sein Gesicht zu enthüllen. Man suchte ihn wegen Mordes. Teilweise stimmte das auch. Er hatte seinen besten Freund Dar an Talb verraten, also hätte er ihn auch gleich selbst töten können. Vielleicht war es eine verdiente Strafe... Für immer auf der Flucht zu sein, mittellos, dem Hungertod ausgesetzt. Merl erschauderte bei dem Gedanken. Nein, so durfte das nicht enden. Er hatte nur getan was er für richtig erachtet hatte und auch wenn er es jetzt bereute konnte er es nicht mehr ändern.
Plötzlich wehte ein süßlicher Geruch heran, der Merls Neugierde weckte. Er ging suchend über den Marktplatz bis er vor einem Stand stehen blieb. Über einer kleinen Flamme hingen ein paar kleine Spieße, auf denen eine kleine Auswahl von Nüssen und getrocknete Früchte geheftet waren und mit einer goldgelben Schicht Honig überzogen waren. Allein der Geruch ließ Merl wahnsinnig werden und ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen. Er wusste das es närrisch war, denn es war das letzte Geld was er hatte, dennoch war seine Zunge schneller als sein Verstand.
"Wie viel?"
Die Frau hinter dem Stand, die ihn mit amüsierten Interesse gemustert hatte lächelte.
"Was hast du denn dabei?"
Er schluckte. Mit trockenen Mund legte er seine letzten Münzen auf den kleinen Tisch vor ihm. Vermutlich reichte es nicht einmal für einen. Doch die Frau mit den ergrauten Haaren lächelte nachsichtig und beugte sich ein wenig vor.
"Sagen wir mal es reicht für zwei, hm? Aber kein Wort zu irgendjemanden."
Merl nickte dankbar und nahm die beiden Spieße entgegen, die sie ihm lächelnd hinhielt. Sie waren herrlich warm und schmeckten noch viel besser als er sich vorgestellt hatte. Er ließ sich Zeit und legte sich währenddessen einen neuen Plan zurecht. Er brauchte Arbeit, konnte aber auch nicht zu lange bleiben. Leider schienen selbst die jüngeren Knaben in diesem Dorf kräftiger zu sein als er. Er war Gelehrter, kein Bauer. Und ganz gewiss niemand, der auf lange Zeit allein im Wald überleben konnte. Man hatte wohl kaum Verwendung für ihn hier. Was also blieb übrig? Während er darüber nachdachte, versuchte er sich Honig von der Wange zu wischen mit dem er sich aus Versehen beschmiert hatte. Er brummte als er die Stelle nicht richtig erreichte und schob seine Kapuze noch ein Stück zurück.
"Triff mich der Schlag, kann es sein...?", sagte die Frau plötzlich mit erstaunter Stimme und beugte sich mit aufgerissenen Augen weit zu ihm hinunter.
Merl erschrak heftig und erstarrte mitten in der Bewegung wie zu Eis. Er und die Verkäuferin sahen sich einen langen Moment an. Endlich fing er sich wieder und zog die Kapuze wieder ins Gesicht. Wie konnte das sein?! Er war schon seit heute morgen hier und hatte in der gesamten Siedlung nicht ein Flugblatt von ihm gesehen. Wie hatte sie ihn erkannt?
Die Augen der Verkäuferin verengten sich.
"Bist du... Anarath von den Anemos?", fragte sie ihn ernst.
"Hä?", machte Merl verwirrt, der die Frage nicht erwartet hatte. "Nun, nein. Ich..."
Er verstummte.
Die Verkäuferin lächelte listig.
"Sicher? Ich habe ein perfektes Gedächtnis für Gesichter."
"Nein, Ihr müsst Euch irren..."
Sie schüttelte den Kopf.
"Quatsch nicht. Komm mit."
Ohne Vorwarnung packte sie sein Handgelenk und zog ihn mit sich. Merl, immer noch in heilloser Verwirrung, wusste nicht wie er reagieren sollte und kämpfte kaum dagegen an. Sie brachte ihn keine vierzig Schritte weit zu einem nah gelegenen Haus und klopfte energisch an.
"Was haben Sie vor?", fragte Merl eingeschüchtert.
Die ältere Frau lachte schallend.
"Mach nicht so ein Gesicht. Ich werde dich nicht fressen, Junge. Ich möchte nur etwas klarstellen."
Jemand öffnete die Tür. Eine Frau mit langen schwarzen Haaren guckte sie verdutzt an. Sie war sichtbar jünger und sah anhand der Kleider im Vergleich zu den anderen Dorfbewohnern recht wohlhabend aus.
"Hella? Was ist los?"
"Elise! Tut mir Leid der spontane Überfall. Dürfte ich mir nochmal das Bild der Helden von Weyard ansehen, das du im Flur hängen hast? Ich glaube ich habe heute eine kleine Überraschung aufgegabelt."
"Ich habe doch schon gesagt, ich bin nicht-"
"Shh... Wir werden ja sehen.", unterbrach sie ihn.
Elise zuckte mit den Schultern und öffnete ihnen die Tür. Hella bedankte sich und zog Merl erbarmungslos mit sich ins Haus. Der Flur war hübsch eingerichtet und es roch nach gebratener Ente und Kartoffeln. Offenbar gab es gerade Mittagessen. Aber sie kamen gar nicht erst bis zur Küche. Sie blieben vor einem Bild stehen, dass eine Gruppe junger Menschen zeigte die ihre Hände in beschwörender Manier auf eine Lichtkugel in der Mitte hielten, das offenbar das Leuchtfeuer auf der Spitze eines Elementarturmes darstellen sollte. Er erkannte Cosma unter ihnen, der er vor einigen Monaten begegnet war. Die Darstellung traf sie nicht ganz und sie hatte längere Haare gehabt, aber sie war doch recht genau. Und neben ihr...
"Was sagst du jetzt, Junge? Hm?", grinste sie, ließ ihn los und riss ihm die Kapuze komplett vom Gesicht.
Selbst Elise machte große Augen und hielt sich die Hände vor dem Mund. Merl schluckte. Mochte es eine Laune des Schicksals oder des Zufalls sein, oder der Künstler hatte sich nicht ganz an die Originale gehalten, aber das Bild zeigte einen Anarath der ihn in fast jedem Detail aufs Haar ähnelte. Seine Mitschüler hatte ihn schon hin und wieder wegen seiner Ähnlichkeit zu Bildnissen Anaraths aufgezogen und selbst Cosma, Anaraths Schwester, hatte die Ähnlichkeit bemerkt. Aber kein Bild war annähernd so ähnlich mit ihm gewesen wie dieses. Er könnte fast schwören in einen Spiegel zu gucken, zu dem er sich noch richtig hinstellen musste. Das machte seine Situation nicht einfacher.
"Ahh... Okay. Aber jetzt mal ehrlich: Ich bin nicht Anarath von den Anemos. Tut mir Leid, der hier sieht mir nur ähnlich...", versuchte es Merl mit seiner aufrichtigsten Stimme.
Die ältere Frau seufzte und schüttelte den Kopf.
"Na schön, junger Nicht-Anarath. Wie ist dann dein Name?"
Merl war drauf und dran zu antworten, als ihm wieder einfiel, dass er noch auf der Flucht war. Sollten seine Verfolger dieses Dorf erreichen und einen Anhaltspunkt finden, wäre das äußerst schlecht.
"Nun, mein Name ist... eh... Ra... Ran... eh..."
Er verfluchte sich für sein Gestotter. Selbst er würde es ihm beim besten Willen nicht abkaufen. Elise fing an zu kichern.
"Da ist wohl jemand ertappt worden."
Merl schüttelte den Kopf.
"Wenn ich Anarath von den Anemos wäre, dann würde ich wohl kaum nach so einem kleinen Ausflug pleite sein, oder?", versuchte er und sah zu Hella hinauf.
Sie zuckte mit den Schultern.
"Wärst du nicht der erste."
Merl seufzte resignierend. Es hatte keinen Sinn. Er würde mitspielen müssen.
"Na schön... Und wenn es so wäre?"
Beide Frauen lächelten.
"Och nichts, junger Herr. Mir reicht es, dass ich heute Abend etwas zu erzählen habe.", sagte die Verkäuferin und gab ihn einen sanften Klaps auf den Rücken.
"Vielleicht...", begann Elise nachdenklich und tippte sich aufs Kinn. "Wenn Ihr Zeit habt und Geld braucht, hätte ich eine kleine Arbeit für Euch. Die Gelegenheit einen Berührten zu fragen ergibt sich nur selten."
Merl biss sich auf die Lippe. Auch wenn ihm die Umstände nicht gefielen, er könnte das Geld dringend gebrauchen. Und wie oft bekam man die Gelegenheit unter falschen Namen zu arbeiten?
"Na los, junger Herr. Nimm es als Bezahlung für die anderthalb Spieße, die du mir schuldest.", sagte Hella vergnügt.
"Ist ja gut, ist ja gut... Was kann ich tun?"

"Das war ein Sturm wie ich ihn nie erlebt habe. Das Dorf steht eigentlich im Schatten des Berges um vor den Winden aus dem Osten geschützt zu sein, aber das wäre uns beinahe zum Verhängnis geworden. Ein Glück wurde niemand verletzt, aber leider hat es unsere Felder gut erwischt."
"Ist das sehr schlimm?", fragte Merl.
"Die Erschließung von Ackerland ist aufwendig und wir haben nicht mehr viel Zeit bevor wir die letzte Ernte vor dem Winter pflanzen können. Wir werden nicht verhungern, aber viele müssen den Gürtel deutlich enger schnallen müssen, wenn Ihr versteht..."
Merl folgte einen Mann namens Horace, dem Lebensgefährten von Elise, über Erntefelder die noch brach lagen. Offenbar hatte es in den vergangenen Wochen einen Sturm gegeben, der eine Felslawine des angrenzenden Berges zur Folge hatte.
"Wie sieht es denn aus?"
Horace schnaufte.
"Fast alle kräftigen Bruschen aus dem Dorf haben mit angepackt das Feld zu räumen. Aber da sind noch zwei riesige Brocken, die wir einfach nicht wegbekommen. Die bewegen sich kein Stück. Wir könnten versuchen sie Stück für Stück abzutragen, aber das würde Ewigkeiten dauern."
In Merl keimten Zweifel auf. Horace war ein großer Mann, mit Armen wie Baumstämmen, wenn auch etwas beleibt. Wenn er und die anderen Männer des Dorfes nicht in der Lage waren einen Felsen zu verschieben, konnte er mit seiner Sternenkraft überhaupt etwas ausrichten?
"So, Herr Anarath... Da wären wir."
Merl inspizierte die beiden Brocken und staunte nicht schlecht. Zwar waren die Felsen bedeutend kleiner als in seiner Vorstellung, doch sie hatten sich so weit in den Erdboden gegraben, dass er sie nicht einfach mal so eben 'wegstoßen' könnte, selbst wenn er gekonnt hätte. Selbst wenn Merl den Verschieber beherrschen würde, was er nicht tat, hätte er keine Chance gehabt es so zu tun.
"Was tun wir also?", fragte Horace und stierte ihn von oben mit neugierigen Augen aus an.
Gute Frage, dachte Merl und starrte die Felsen fast ehrfürchtig an. Sie hätten genauso gut Berge sein können. Er konnte nur eines versuchen. Wenn das schiefging, dann glaubte man ihm zumindest nicht Anarath zu sein.
"Ich kann was versuchen, aber bleibt lieber ein Stück zurück..."
Horace nickte und blieb wo er war. Merl lächelte nachsichtig.
"Ein ganzes Stück zurück."

Als er mit seinen Vorbereitungen fertig war und fluchend mit dreckigen Schuhen und Ärmeln hinter dem Felsen hervortrat erwartete ihn eine kleine Überraschung.
"Horace, wer sind diese Leute?"
Horace blickte nach hinten und lächelte angesichts der kleinen Meute, die sich am Rand des Feldes versammelt haben.
"Was denkt Ihr? Schaulustige aus dem Dorf natürlich. Die Nachricht von Eurem Besuch macht schnell die Runde. Ich glaube keiner von ihnen hat je in ihrem Leben die Macht der Sterne gesehen."
Wunderbar, dachte Merl verdrossen. Sich jetzt vor so einem Publikum zu blamieren hatte ihm gerade noch gefehlt.
"Seid Ihr soweit, Herr Anarath...?", fragte Horace zögerlich, als er Merls schmutzige Sachen begutachtete. "Ich fürchte ich weiß nicht wie das von statten geht..."
"Ein wenig in Deckung gehen und Ohren zuhalten. Am besten sagt ihr das den anderen auch."
Der Mann hob fragend die Brauen, aber tat wie geheißen und ging zu den anderen Dorfbewohnern hinüber. Merl wartete eine Minute bis alle soweit waren und wandte sich den Felsen zu. Er spürte all die Augenpaare die auf ihm lagen. Merl schluckte. Was wenn das was er vergraben hatte mehr Schaden als Nutzen anrichtete? Daran hatte er noch gar nicht gedacht! Aber nun war es zu spät. Er konnte nichts mehr daran ändern. Noch einmal sah er sich die Felsen an. Am besten benutzte er so viel Kraft wie ihm zur Verfügung stand ein. Merl hob die Hand, richtete sie auf die Stelle wo er etwas vergraben hatte und flüsterte einen Befehl. Ein ohrenbetäubendes Donnern gefolgt von einer kräftigen Druckwelle riss Merl trotz des Sicherheitsabstandes beinahe von den Füßen. Die Dorfbewohner schrien erschrocken aus. Erde und kleine Gesteinsbrocken regneten auf sie hinab. Doch als Merl aufsah waren beide Gesteinsbrocken verschwunden. Er war erstaunt. Eigentlich hatte er nur zunächst einen von ihnen sprengen wollen. Alles was jetzt noch übrig war war ein nicht unerheblicher Krater. Bis jetzt hatte er diese Art von Sternenkraft nur unter kontrollierten Bedingungen in der Akademie benutzt, aber er hätte sich nie träumen lassen etwas so massives wie diese Felsen zu zerstören.
"Bei den Sternen!", brüllte Horace, der plötzlich neben ihm stand. "Was habt Ihr gemacht?!"
Schuldgefühle stiegen in Merl auf, als er die Zerstörung begutachtete.
"Nun ja... Tut mir Leid..."
"Es tut Euch Leid?", rief Horace aus und schlug ihm lachend auf den Rücken, wobei Merl aufpassen musste von der Wucht nicht umgeworfen zu werden. "Das ist wunderbar. Ich hatte zwar gedacht Ihr würdet den Felsen... nun, in Luft auflösen oder wegschieben, aber ist ja auch egal oder?"
Merl war verwirrt.
"U-Und das Loch in Eurem Feld?"
Horace machte eine wegwerfende Handbewegung.
"Ein bisschen Erde aufschütten ist nichts im Vergleich zum Abtragen dieser Felsen, vertraut mir Herr. Ihr habt uns sehr geholfen und dafür sind wir Euch dankbar."
Erst jetzt hörte Merl wie ihm einige der Dorfbewohner applaudierten.
"Oh... nun... Gern geschehen.", nuschelte Merl, immer noch nicht glaubend, dass die Dinge so glimpflich für ihn ausgegangen waren.

Horace hatte nicht übertrieben, als er gesagt hatte das die Nachricht über seine Ankunft im Dorf schnell die Runde machte. Kaum war er zurück, traf er gleich auf eine ganze Gruppe von Leuten denen er helfen sollte. Zum Glück gestalteten sich die Lösungen der anderen Probleme als deutlich weniger schwierig und, viel wichtiger, weniger destruktiv. Einmal brachte er mit seiner Windpsynergy das verklemmte Windrad einer Mühle wieder richtig zum Laufen, half mit seinem Geistleser ein verschollenes Haustier wieder zu finden, schlichtete ein paar Streitigkeiten indem er die Gedanken der Betroffenen richtig abwog und half sogar bei der Aufklärung eines Diebstahls, wobei es sich nur um ein harmloses Missverständnis gehandelt hatte. Merl wurde unter Anaraths Namen zum Held des Dorfes. Er begann die Menschen zu mögen. Es waren einfache, aber gute Leute die trotz der schwierigen Lebensbedingungen an einem isolierten Punkt in Nord-Shetver ein sorgloses und erfüllendes Leben führten. Und so sehr ihm dieser unscheinbare Ort gefiel, umso schwerer fiel ihm der Entschluss noch am selben Abend abzureisen. Merl war immer noch auf der Flucht und er hatte nicht vor diese Menschen da mit herein zu ziehen. Er kannte Gerüchte über manche Kopfgeldjäger, und er wollte besser nichts riskieren. So stand er also in der Abendröte in einem neuen Reisemantel und wieder anständig aufgefüllten Geldbeutel und Proviant am Rand des Dorfes vor Hella, Elise und Horace.
"Und du bist sicher, dass du nicht vorher übernachten möchtest? In unserem Haus ist noch Platz und es wäre uns eine Ehre.", bot Elise an.
Merl nickte freundlich lächelnd. Natürlich hatte er es sich überlegt und der Gedanke in einem warmen Bett zu schlafen war mehr als verlockend. Aber er war lange geblieben und er wollte nicht riskieren zu bleiben. Außerdem wollte er die Freundlichkeit der Menschen nicht weiter ausnutzen, indem er vorgab Anarath von den Anemos zu sein.
"Ich habe es leider eilig. Dennoch, ich danke Euch vielmals."
"Ein Jammer.", brummte Horace. "Ihr geht und unsere Tochter konnte nicht einmal mit Euch sprechen. Sie liebt die Geschichten über die Helden von Weyard, wisst Ihr..."
Merl blinzelte überrascht.
"Ich wusste nicht, dass ihr eine Tochter habt."
"Doch, aber sie hat vermutlich den gesamten Tag im Wald gespielt. Sie ist ein wahrer Wildfang... Ständig auf der Suche nach Abenteuer."
Merl grinste. Das erinnerte ihn an jemanden...
"Da kann man nichts machen. Aber vielleicht komme ich ja eines Tages wieder, sei es nur zu Besuch."
"Es wäre uns ein Vergnügen.", sagte Elise und deutete eine leichte Verbeugung an, die Merl leicht erröten ließ.
"Held oder nicht, du wirst für mich immer als der hungrige Junge in Erinnerung bleiben, der seine letzten Münzen für meine Spieße geopfert hat.", lachte Hella. "Da fällt mir ein... Ich habe etwas für dich."
Sie holte ein Tuch hervor in das etwas eingewickelt war und offenbarte dessen Inhalt. Es handelte sich um ein Dutzend selbiger Spieße von heute morgen. Merl nahm sich dankbar entgegen.
"Danke vielmals. Allein diese hier sind Grund genug eines Tages wieder zurückzukommen.", sagte er ehrlich.
"Das freut mich zu hören."
Merl verstaute das Bündel und blieb zögerlich vor den dreien stehen.
"Ich denke ich mache mich dann besser auf den Weg. Nochmals danke für alles. Und... Sollte jemand nach mir fragen..."
"Halten wir dicht.", grunzte Horace. "Und ich bläue es auch den anderen ein, besonders unseren Quatschköpfen."
Hella nickte.
"Wir dachten uns schon, dass du möglicherweise im Geheimen unterwegs bist."
Jede Erklärung war Merl recht, also nickte er nur.
"Danke."
"Nicht der Rede Wert. Viel Glück auf deiner Reise, Anarath.", verabschiedete sich Hella von ihm und die anderen beiden stimmten ein.
So machte sich Merl auf den Weg.

Die Sonne war fast untergegangen. Die schwindenden Sonnenstrahlen tauchten den Wald in ein dunkles Blutrot und die Bäume warfen lange dünne Schatten, die so aussahen als würden sie nach ihm greifen wollen. Merl war tief in Gedanken verloren, während er Richtung Norden voranschritt. Er hatte keine Ahnung was er tun sollte. Er konnte nicht zurück, weder in sein altes Leben in der verborgenen Akademie, noch konnte er nach Hause. Und er hatte keine Ahnung was vor ihm lag. Sein gesamtes Leben hatte er nur an diesen beiden Orten verbracht und er hatte nicht die leiseste Ahnung wohin mit ihm. Vielleicht Oscasiane? Er hörte von einem Tempel, an dem sich neu entdeckte Berührte trafen um ihre Kräfte zu ergründen und vielleicht weiter auszubauen. Er hatte keinen guten Ruf. Merl mochte sogar mehr wissen als dort gelehrt wurde, aber was war die Alternative? Gab es irgendeinen Ort an der er hingehörte? Etwas, das nur er tun konnte? Merl war so tief in Gedanken versunken, dass er nicht einmal das verräterische Rascheln einer Baumkrone über ihm wahrnahm, obwohl der Wald bis auf das ferne Zwischtern von Waldvögeln völlig still war.
"Autsch!"
Erschrocken schlug Merl die Hände über den Kopf zusammen, als ihn ein kleines hartes Geschoss am Hinterkopf traf. Seine Augen flitzten hin und her, aber er konnte niemanden sehen. Er hörte ein unterdrücktes Kichern.
"Wer ist da?!", rief Merl mit bemüht ruhiger Stimme, das Schlimmste annehmend.
Wieder ein Kichern, gefolgt von Blätterrascheln. Merl versuchte seine Nerven zu beruhigen und zu bestimmen aus welcher Richtung das Geräusch kam.
"Komm heraus!", forderte er.
"Findet mich doch!", antwortete eine helle Stimme kichernd.
Kannst du haben, dachte er und schloss die Augen. Er entsendete eine Geistleserwelle, ähnlich der die er heute benutzt hatte um das verschollene Haustier zu finden. Und er bekam Antwort. Merl bückte sich und hob das Geschoss auf. Es handelte sich um eine Schalenfrucht, wie sie in diesem Wald an fast jedem Busch hingen. Er holte aus und warf es in einen dichten Blättervorhang in den Baumkronen.
"Woah! Knapp daneben!"
Merl lächelte verdrossen.
"Der nächste trifft. Es hat keinen Sinn sich zu verstecken. Ich würde dich überall finden."
Wieder erklang dieses helle Kichern und er sah eine Bewegung hinter den Blättern. Plötzlich stieß sie durch die unteren Blätter, kopfüber von einem Ast hängend, sich nur mit den nackten Beinen an einen Ast klemmend: Ein kleines Mädchen, zwischen neun und zehn Jahren. Sie hatte schulterlange braune Haare und gleichfarbige lebhafte Augen und trug ein teuer aussehendes violettes Kleid, dass allerdings äußerst mitgenommen aussah. Es war wie das Mädchen an manchen Stellen mit Schmutz und Erde bedeckt und an manchen Stellen aufgeraut oder gerissen. Die Kleine grinste über beide Ohren.
"Dann ist es wirklich wahr. Ihr SEID Meister Anarath!", sagte sie, sichtbar außer Atem.
Meister Anarath? Merl fand den Klang dieser Ansprache irgendwie merkwürdig. Doch bevor er etwas sagen konnte, setzte die Kleine zum Schwung an.
"Vorsicht, das ist gefähr-", setzte Merl an, doch weiter kam er nicht.
Mit einem Ruck löste sie sich von dem Ast und glitt in die Tiefe... und landete sicher auf beiden nackten Füßen. Merl, beeindruckt von dem kleinen Kunststückchen, brauchte eine Weile bis er sich wieder fing.
"Also... bist du aus dem Dorf?", fragte er unnötig.
Sie nickte.
"Jap. Mein Name ist Lucya. Mama hat mir von Euch erzählt und das ich Euch verpasst habe. Also bin ich hinterher um Euch noch zu erwischen."
Merl sah sie abschätzend an. Dann ging ihm ein Licht auf.
"Deine Eltern sind nicht zufällig Elise und Horace?"
Sie nickte heftig.
"Ja, richtig!"
"Dann ist es schön dich kennen zu lernen, Lucya. Ich habe deinen Eltern Einiges zu verdanken."
"Ich freue mich auch sehr, Meister Anarath.", antwortete sie aufregt. "Ich wollte schon immer einen der Helden von Weyard kennen lernen! Vater dachte immer es wäre nur Märchen, aber ich und Mama wussten immer, dass es euch gibt! Ich habe schon immer von diesem Moment geträumt."
"Oh?"
"Ja, wirklich!", erwiderte Lucya.
Sie glühte förmlich vor Begeisterung.
"Bitte! Macht mir zu Eurer Schülerin und unterrichtet mich in der Gabe der Sterne."
Merl brauchte einen Moment, um den Schock sacken zu lassen.
"Was?!"
Sie kniete sich vor ihm hin und legte beide Hände bittend zusammen.
"Oh bitte, bitte! Ich würde auch alles dafür tun!"
Merl biss sich peinlich berührt auf die Lippe. Was sie da forderte war selbstredend unmöglich. Davon abgesehen, dass er nicht einmal der war, von dem sie glaubte wer er war, hatte er nicht einmal seine eigene Ausbildung abgeschlossen. Obwohl er und Dar als Genies gegolten haben und vielleicht dieses Jahr ihre Abschlussprüfung schon im Alter von fünfzehn hätten machen können, fühlte er sich nicht annähernd in der Lage irgendjemanden irgendwas beibringen zu können. Noch dazu war er auf der Flucht. Wie konnte er ihren Wunsch am besten ablehnen, ohne sie groß zu verletzen?
"Ich fürchte das ist... nicht möglich."
Sie sah ihn erschrocken an.
"Aber wieso nicht?!"
"Nun...", rang Merl nach Worten. "Berührter wird man nicht einfach auf Wunsch. Man wird bedauerlicherweise nur als solcher geboren. Beherrscht du denn irgendeine Form der Sternenkraft...?"
Das Mädchen war spachlos und sah ihn aus großen Augen an.
"Ich... Ich kann wie ihr Gedanken lesen!"
Nun war Merl überrascht. Meinte sie das ernst? Aber er hatte vorhin keinen Widerstand gespürt, als er sie mit seinem Geistleser aufgespürt hatte...
"Tatsächlich? Was denke ich denn gerade?"
Das Mädchen begann ihn fest in die Augen zu starren und hielt die Luft an. Merl spürte nichts.
"Ihr...! Ihr denkt, dass ich niemals in Leben die Macht der Sterne beherrsche und besser nach Hause gehen sollte."
Merl lächelte nachsichtig.
"Netter Versuch. Ich habe gerade gedacht, dass dein Kopf so rot geworden ist wie eine frische Tomate."
Lucya verschränkte erzürnt die Arme.
"Na schön, ich habe gelogen. Ich kann keine Sternenmacht benutzen. Aber ich habe auch von Menschen gehört, die sie erst später gelernt haben."
"Das wäre mir neu.", sagte Merl sanft, um sie zu beruhigen.
Er überlegte ob er tatsächlich jemals etwas darüber gehört hatte, aber gab schnell auf, weil es ohnehin nicht zur Debatte stand.
"Ich fürchte es ist nicht machbar, tut mir Leid."
Lucya stand schweigend da und stierte ihn mit verschränkten Armen wütend an. Dann fing sie an zu schluchzen.
Na wunderbar, stöhnte Merl innerlich auf und kniete sich zu ihr hinab.
"Hey, nicht weinen."
Lucya vergrub ihr Gesicht in ihren Händen.
"Ihr seid so gemein! Ich dachte immer die Helden aus Weyard... Ihr wärt..."
Der Rest ging in ihrem Schluchzen unter. Merl wartete hilflos bis sie sich beruhigte, aber vergebens.
"Es tut mir Leid, aber es ist nicht so einfach, okay?", versuchte er. "Darf ich dich etwas fragen? Wieso möchtest du die Sternenkraft erlernen?"
"Weil...", schniefte sie, "Weil ich auch eine Heldin werden möchte, wie ihr in den Geschichten. Ich möchte die gleichen Dinge sehen wie ihr, Unschuldigen helfen und Abenteuer erleben. Die Welt sehen...!"
Merl lächelte schwach. Irgendwie fühlte er sich an das Gespräch erinnert, dass er mit Cosma vor nicht allzu langer Zeit hatte. Tatsächlich war er als Kind nicht viel anders gewesen. Nur hatte er davon abgesehen auf Bäume zu klettern.
"Eine Heldin, hm? Aber wozu brauchst du dazu die Macht der Sterne?"
Lucya sah ihn an. Ihre Augen waren gerötet und Tränen liefen stumm aus ihren Augenwinkeln.
"Sieh mal... Ein Held braucht nicht von den Sternen berührt zu sein. Es gibt viele da draußen die Großartiges vollbringen, ohne je mit den Sternen in Kontakt gekommen zu sein. Es mag vielleicht nicht so viele Lieder oder Geschichten von ihnen geben, aber wenn man es genau nimmt sind sie vielleicht die besseren Menschen. Letztendlich sind Berührte wie ich nur einfache Leute, die diese hübschen Dinge tun können, aber ohne sie nichts wären."
Er holte sein Sternenglas hervor und flüsterte leise "Licht". Die Schriftzeichen erwachten zum Leben und schwirrten wie Glühwürmchen durch den inzwischen im Dunkel liegenden Wald. Lucya sah dem Spektakel mit großen erstaunten Augen zu.
"Schön anzusehen, nicht? Aber wenn du eine Kerze dabei hättest, würde es vermutlich dem gleichen Zweck dienen. Vielleicht ein schwaches Beispiel, aber was ich damit sagen will ist: Mit den richtigen Mitteln kannst auch du die gleichen Dinge tun und erleben wie ein Berührter."
Lucya sah in kurz an, dann wieder zu den Lichtsymbolen. Träumerisch streckte sie die Hand aus. Merl gab seinen Gedanken einen Stoß und ließ eines der Zeichen auf ihrer Handfläche landen.
"Außerdem... Ich würde mir den Hals brechen, bevor ich so auf Bäumen klettern könnte wie du."
"Dann seid Ihr aber ein ziemlich lausiger Held, Meister Anarath."
Merl konnte nicht anders als herzhaft zu lachen. Die Lichtzeichen schwirrten unkontrolliert durch die Gegend.
"Das habe ich so noch nie gehört, aber vielleicht hast du recht. Geschichten werden meistens ohnehin ausgeschmückt, um Zuhörern zu gefallen."
Er fing sich wieder und betrachtete das Mädchen das immer noch verträumt die Lichtsymbole beobachtete. Ihre Tränen waren inzwischen verschwunden.
"Hör zu Lucya, die Welt ist vielleicht gar nicht mal so toll wie du sie dir vorstellst. Tatsächlich ist dein Dorf, dein Zuhause einer der angenehmsten Orte an denen ich je war."
Er meinte es ernst.
"Aber ich werde nie eine Heldin, wenn ich einfach für immer hier bleibe, oder?", fragte sie ernst.
"Vielleicht nicht... Aber auch deine Eltern haben heute Gutes getan, indem sie mir aus meiner misslichen Lage geholfen haben. Ich schlage vor du gehst erst einmal nach Hause, wartest bis du bereit bist und entscheidest dich dann welchen Weg du einschlagen möchtest. Vielleicht wirst du keine Berührte sein können, aber das muss dich nicht davon abhalten mindestens genauso Großes zu vollbringen."
Lucya nickte, aber sie schwieg enttäuscht. Merl erhob sich wieder und ließ die Symbole erlöschen.
"Dann lass das mein Abschied sein. Es war schön dich kennen zu lernen, Lucya."
Lucya wirkte als wäre sie wieder den Tränen nahe, doch sie nickte ohne eine zu vergießen.
"Du... wirst doch wiederkommen, oder? Mama sagte du wolltest wiederkommen!"
"Vielleicht. Wie gesagt, dieser Ort ist einer der wundervollsten Plätze die ich je gesehen habe. Mit etwas Glück begegnen wir uns irgendwann wieder."
"WENN du wiederkommst...", sagte Lucya hastig. "wirst du es in Betracht ziehen mich vielleicht doch zu unterweisen?"
Merl lächelte.
"Sollte ich jemals in der Lage sein jemanden die Sternengabe zu lehren... Dann wirst du die erste sein."
"Versprochen?"
"Versprochen... Leb wohl, Lucya.", verabschiedete sich Merl, drehte sich langsam um und ging weiter seines Wegs.
Als er sich danach kurz umdrehte, sah er Lucya langsam nach Hause trotten. Es war gut so, dachte er. Er musste an Talb denken und die Kopfgeldjäger, die vermutlich hinter ihm her waren. Die Welt war wirklich ein gefährlicher Ort. Und hier, tief in der Wildnis von Nord-Shetver, existierte ein Ort mit guten Menschen mit reinen Herzen, an dem ein junges Mädchen wie Lucya in Geborgenheit aufwachsen konnte. Das hatte er zumindest geglaubt. Doch die kommende Nacht sollte ihm zeigen, wie falsch er doch gelegen hatte.

"Boss! Der Späher kam gerade zurück! Dieser Held aus Weyard, Anarath, ist offenbar noch vor Sonnenuntergang weitergezogen."
Ein kehliges Raunen ertönte.
"Ausgezeichnet. Es wäre ein Unglück gewesen in so eine Person zu rennen. Jetzt endlich, wo am Scharfrichtergipfel diese närrische Königsmörderin mit den Grauen einen Aufstand niederschlagen muss, können wir größere Beute wagen. Trommel die Jungs zusammen. Macht Eure Waffen und Fackeln bereit."
Der Mann setzte eine grotest geschnitzte Holzmaske mit Fellumrandungen auf.
"Es geht los."
~~

"Ihr seid ein dummer Mann, Fiers."
Er lächelte ohne aufzusehen.
"Das Gleiche könnte ich von Euch behaupten, Löwin von Sitras. Hatte ich nicht gesagt, dass mein Heim mit allen möglichen Sternkraftschnickschnack versehen ist, um unwillkommene Eindringlinge einzuäschern?"
Charlotte schloss die aufgebrochene Haustür hinter sich und schnaubte verächtlich.
"Euer 'Schnickschnack' ist nichts, im Vergleich zu dem Zeug wo ich herkomme. Außerdem seht Ihr nicht aus, als würdet ihr einen Kampf wollen."
Ihr Blick lag auf die Waffenreifen, die Fiers abgelegt und auf einer Stufe unter ihm platziert hatte.
"Was würden die mir schon nützen? Sie konnten nicht einmal einer dreckigen Schlampe wie Euch das Licht ausknipsen. Aber Ihr habt recht, ein Kampf in dieser Situation wäre äußerst unzivilisiert, selbst gegenüber einer Barbarin wie Euch."
"Interessante Wortwahl für jemanden, der seine Familie die er angeblich liebt von einem Moment auf den anderen im Stich lässt. Ging es Eurer Frau und Euren Bedienstenen etwa plötzlich schlecht? Habt Ihr sie deshalb zu Eurem besten Heiler geschickt, den ihr kennt?"
Fiers Nasenflügel zuckten kurz.
"Vielleicht. Aber es ist erstaunlich. Eine Ärztin die ihr Leben dafür einsetzt anderes Leben zu bewahren... Und doch verseucht Ihr mein Haus mit dieser Krankheit und bedroht das Leben meines Sohnes, einem unschuldigen Kind. Wirklich... Ihr seid eine widerwärtige Schande als Ärztin, eine bemitleidenswerte Heuchlerin, durch und durch."
Im nächsten Moment war Charlotte durch die Eingangshalle geschritten und packte Fiers am Kragen. Die riesige Frau hob den kleinen Mann hoch.
"Hütet Eure Zunge, Dalarius. Ihr seid nur ein Haufen Dreck und Ihr tut besser daran meinem Wort zu folgen. Nun wo Ihr hier seid, habt Ihr Euch selbst angesteckt. Euer Leben und das Eurer Familie liegt allein in meinen Händen."
Fiers lachte erstickt. Es war ein röchelnder, krankhaft amüsierter Laut.
"Also habt Ihr doch vor uns verrecken zu lassen, wenn ich nicht kooperiere? Warum fackelt Ihr dann solange? Hofft Ihr etwa ich würde einlenken?"
"Ich hatte gehofft Euch würde etwas an Eurem Sohn und Eurer Frau liegen, aber jetzt zeigt sich wie Ihr wirklich seid."
"Das ist es nicht weshalb Ihr so verzweifelt versucht mich zu brechen, oder Barbarin? Ihr braucht mich. Ihr braucht mich mehr als Euch lieb ist."
Charlotte ließ Fiers los und er stürzte unsanft auf die Treppen. Einer der Manchettenwaffen fiel die Treppe hinunter.
"Wisst Ihr...", lachte Fiers immer noch leise, "das Ironische daran ist, dass ich nur ein Geschäft im Sinn hatte. Zwar war ich nie willens Euch irgendwelche Aerorill zu überlassen, egal wie wertlos sie für mich waren, aber ich hatte vor Euch und eure Meister zu einem besseren Handel zu zwingen. Extremer, aber profitabler für beide von uns. Ich wollte die Kaiserhäuser zerstören, indem ich sie an dem Verlust ihrer Prinzessin zerbrechen lassen würde. Details spielen nun keine Rolle mehr, aber es hätte sich für Euch gelohnt. Aber dann habt Ihr alles zerstört und Ihr habt mir nichts mehr gelassen. Doch es war gut so, denn schließlich habt Ihr Euer wahres Gesicht gezeigt und ich habe meine Fehler so einsehen können. Ich hätte das Tor zu Mengeskat... zum Paradies, niemals der Hölle öffnen dürfen. Ich hätte niemals wünschen sollen diese Welt zu verbessern... denn auf ihre Weise war sie bereits perfekt."
Charlotte sah ihn abwertend an.
"Also wollt Ihr Euch uns nur noch in den Weg stellen? Ganz egal was es kostet?"
"Oh, ich zahle meinen Preis für einen neuen Handel. Mein Leben... für das meiner Familie und das Wohl dieser Welt."
Charlotte lachte humorlos.
"Also wollt Ihr jetzt doch handeln? Schließlich bin ich die einzige die Eure Familie noch retten kann. Oder denkt Ihr ein Heiler mit der Sternenmacht könnte das heilen, was ich vorbereitet habe?"
"Nein, keine Sternenmacht. Sondern jemand der Eurem medizinischen Verständnis weit voraus ist. Jahrzehnte, wenn nicht sogar Jahrhunderte. Jemand der Euren Fluch mit einer Handbewegung auflösen kann."
Charlotte knurrte und sie ballte ihre rechte Hand zur Faust.
"Und wer sollte das sein?"
Plötzlich packte sie etwas fest an ihrem Handgelenk. Sie blickte nach unten und sah einen grellgelben mit schwarz versehenen Aerorill, der sie eisern festhielt.
Wie? Ich habe nichts gehört...
Sie versuchte sich zu befreien.
"Lass mich los."
"Ich weiß dass du nicht nur aus Fleisch und Knochen bist, Mensch. Du kommst besser nicht auf dumme Gedanken.", drohte der Aerorill.
"Lass... mich... los!", knurrte sie und riss sich los.
Tiefe Schnitte zogen sich über ihren Arm, als sie sich der klauenbesetzten Hand entwand.
"Gestatten, dass ich Sie vorstelle? Kretarr von den Fedelhelden, Beschützer von Mengeskat. Charlotte Vincent, Eindringling aus dem Land unserer Vorfahren.", sagte Fiers erstaunlich ruhig.
Charlotte rieb sich über ihr Handgelenk. Sie hatte nie von diesem Kretarr gehört. Wie konnte er über ihren Körper bescheid wissen...?
"Das ist also Euer Ass im Ärmel, Fiers?"
"Es ist das einzig Richtige, was zu tun war. Dieser Mann rettete alle Infizierten innerhalb von Minuten. Auch meinen Sohn, den sein Partner aufgespürt hat."
Charlotte funkelte den Aerorill finster an. Sie fühlte sie betrogen. Sie hasste es, wenn jemand ihre medizinischen Kenntnisse, all ihre Errungenschaften, einfach negierte. Wer WAR dieser Kretarr?
"Und wie, wenn Ihr gestattet, habt ihr diese Krankheit behandelt? Gewiss keine Organtransplantation, oder?"
"Nein, dazu war keine Zeit. Außerdem braucht man keine vornehmen, wenn man das erforderliche Gegenmittel besitzt."
Charlotte knurrte böse.
"Und Ihr maßt Euch an zu glauben, Ihr könntet das?"
"Kindchen... Ich könnte ein weit schlimmeres Hirnfieber mit auf den Rücken verbundenen Händen und nur mit meinen Schnabel zuverlässig kurieren. Ich setzte mich schon lange mit Heilpraktiken auseinander, vermutlich noch bevor Eure Großeltern das Licht der Welt erblickt haben."
Charlotte schluckte ihren Ärger hinunter.
"Immer noch stolz wie eine Löwin, nicht wahr?", höhnte Fiers schadenfroh.
"Haltet Euer loses Mundwerk, Fiers. Ihr werdet dafür bezahlen."
"Zweifellos.", erwiderte er kühl. "Der Kaiser wird für meinen Verrat meinen Kopf wollen. Aber wenigstens trete ich in dem Wissen ab, dass man Euren Kopf neben meinem zur Schau stellt."
"Das steht hier nicht zur Debatte, Minister.", sagte Kretarr kühl.
Dieser zog die Augen zu Schlitzen.
"Was meint Ihr? Wir haben einen Deal, oder?"
"Gewiss. Eurer Familie wird nichts geschehen und wir kümmern uns um die Eindringlinge... Aber da hört es auf.", antwortete Kretarr.
"Bedeutet?", fragte Fiers argwöhnisch.
Kretarr wandte sich an Charlotte.
"Mein Angebot. Beginnen wir doch erst einmal damit, dass ich weiß das Ihr nicht die Einzige aus Mirnuzar seid..."
"Ich komm wohl gerade richtig.", ertönte eine weitere Aerorillstimme vom Eingang.
Charlotte drehte sich um und sah einen schwarzen Aerorill durch die Tür kommen, der jemanden mit sich zog. Tarii. Sie sah angeschlagen aus und sie hielt sich die linke Augenhöhle aus der Blut floss. Ihr entging ein verwischter Blutfleck auf dem Schnabel des Aerorills sind. Charlotte musste zugeben, dass sich ihr Mitleid in Grenzen hielt.
"Tut mit Leid, Frau Doktor. Man hat mich gekriegt.", sagte sie munter, doch nicht so enthusiastisch wie sie sonst immer war.
Fiers sah sie durchdringend an.
"Wer ist das? Noch ein Eindringling?"
Man ignorierte ihn.
"Ungewohnt dich so zu sehen.", bemerkte Charlotte. "Ich dachte immer du wärst bestens informiert?"
"Diese Gentlemen sind Kretarr und Shikraa, zwei legendäre Federhelden."
"Und du hieltest es nicht für nötig mich über die beiden aufzuklären?"
"Ich habe dir keine Informationen gegeben, weil es einfach keine gab.", erwiderte Tarii schnippisch. "Offenbar waren sie zu Lebzeiten nicht mehr in Aktion und kaum einer weiß irgendetwas über sie. Und um fair zu sein, bis vor wenigen Stunden wussten sie nicht einmal etwas über uns."
"Nun, da das geklärt ist...", schaltete sich Kretarr dazwischen. "Mein Angebot. Ihr seid nicht über den Aufstieg gekommen, also ist klar dass ihr einen anderen Weg gefunden habt. Ein Weg der nicht existieren sollte. Ihr werdet uns verraten wo dieser Weg ist und wie man ihn zerstört. Noch habt ihr keinen Schaden angerichtet, also sind wir willens, im Gegenzug für das Versprechen dass ihr nie wieder zurück kommt, euch nach Mirnuzar zurückzuschicken."
"Ich habe mich wohl verhört.", hauchte Fiers wütend. "Diese Schlampen haben das Leben meiner Familie bedroht und gewiss auch schon das ein oder andere ausgelöscht."
"Das wart nur Ihr, Fiers.", konterte Charlotte.
"Du kleine, dreckige...", keifte er und bückte sich nach seiner Waffe.
Kretarr stieß ein tiefes Krächzen aus und machte einen bedrohlichen Schritt in seine Richtung.
"Genug. Das ist unsere Sache Fiers. Unser Deal besagt nur, dass Eurer Familie nichts geschieht. Nichts weiter."
Fiers richtete sich langsam auf.
"Sie haben den Tod verdient.", raunte er noch einmal, aber blieb wo er war.
"Gut...", sagte Kretarr und wandte sich an die beiden. "Mein Angebot steht. Was sagt ihr?"
"Was wenn wir uns weigern?", fragte Charlotte emotionslos.
"Ah...", machte Tarii und versuchte mit kleinen Handzeichen Charlottes Aufmerksamkeit zu gewinnen. "Keine Gute Idee, Frau Doktor. Wirklich nicht gut."
"FALLS ihr Euch weigert, werden wir euch erledigen, selbst herausfinden wie ihr hergekommen seid und dafür sorgen, dass diese Verbindung immer geschlossen wird... Auch wenn wir vorher auf der anderen Seite nachschauen müssen, wer noch weiß wie die Verbindung funktioniert und ihn auch ausschalten. So oder so, ihr könnt nicht bleiben."
"Und die anderen beiden?", fragte Tarii kleinlaut.
"Die anderen beiden...? Meint ihr vielleicht diese rothaarige Schlampe? Da gibt es noch mehr?!", fragte Fiers, dem die Situation sichtbar immer weniger gefiel.
"Auch die werden gehen. Doch im Gegensatz zu euch, haben sie unser Vertrauen."
"Ah..."
"Genug geredet. Trefft Eure Wahl. Beenden wir das friedlich solange wir noch können. Was sagt ihr?"
„Gerne, die Bedingungen könnten nicht besser sein für uns und jede Sekunde die ich nicht mehr in Gegenwart von Klein-Dalarius bleiben muss ist es wert von hier zu verschwinden.“
Charlotte knirschte mit den Zähnen. Sie wusste wann sie verloren hatte. Es war ihr egal was mit Fiers dachte. Ihr medizinisches Wissen wurde lückenlos übertrumpft, und dass war etwas dass sie respektierte. Ihr Stolz war ihr Können als Ärtztin. Ihre Kraft war etwas das sie nicht sich selbst verdankte sondern Costello, sie konnte darauf keinen Stolz empfinden. Ihr Können als Ärtztin dagegen hatte sie sich selbst erarbeitet. Sie hilft Kranken und Verletzten nicht weil sie für diese Mitleid empfindet, sie heilt andere Menschen nur um sich selbst zu Beweisen dass sie nicht wertlos ist. Wert sein, die Tochter jenes Mannes zu sein.
„Ha! Die Schlampe zieht den Schwanz ein! Und ihr Federhelden, Beschützer Mengeskats schlagt einer Verbrecherin vor zu fliehen!? Sie hat Unschuldige verletzt!“
„Und wie viele Leben und Hoffnungen hast du bereits zerstört, du durch Inzucht entstandener Haufen Scheiße!?“ fuhr ihn Charlotte an und funkelte ihn mit tiefster Verachtung an.
„Du hast dir deinen Weg freiwillig ausgesucht, Fiers! Denkst du ich würde so leben wie ich es jetzt tue wenn ich es freiwillig wollte!? Du wolltest deine Sünden begehen und jetzt bekommst du, deine verdiente Strafe! Und es kommt noch besser! Was denkst du eigentlich wird mit deiner Familie passieren nach dem öffentlich wird was du getan hast, bei deiner Hinrichtung? Dein Sohn wird Aufwachsen als Kind des größten Verbrechers Mengeskats. Dein Kind dass du selbst unschuldig genannt hast, dieses unschuldige Kind wird unter der Last DEINER Sünden aufwachsen. Das ist das Ende des Weges den du dir ausgesucht hast, Dalarius.“
Fiers sah sie mit weit geöffnetem Mund und aufgerissen Augen an. Er saß eine Weile dort auf diese Weise und begann dann laut zu lachen.
„Oh das ist…Das ist großartig! Siehst du, Barbarin!?! Ich habe dich gebrochen bevor du mich gebrochen hast!“
Charlotte sah Fiers weiterhin mit ernstem Gesicht und vor Hass leuchtenden Augen an, doch ihr liefen Tränen über die Wangen. Trotz der Tränen stand sie aufrecht und stolz.
„Ah…. Soll ich dich trösten?“ spottete Fiers lächelnd. Dann plötlich wurden seine Gesichtszüge stahlhart und er sah ebenso hasserfüllt zu Charlotte zurück. „Wie kannst du es wagen, zu weinen, Schlampe!? Du hättest fast meine Familie zerstört und nun sollen wir dich bemitleiden? Wie lange willst du mich eigentlich noch verarschen!?“
Charlotte wurde zu einem Schemen und verschwand, jedoch stampften sich scheinbar wie von selbst die Abdrücke von riesigen Fußsohlen in den Boden des Anwesens. Kretarr flog ihr beraits hinterher, sie war schnell wie ein Aeorill aber so laut wie eine Horde Elefanten. Vor Fiers drosselte sie ihr Tempo so sehr dass sie für das menschliche Auge sichtbar wurde, stoppte jedoch nicht. Ihre Faust schoss wie ein Meteor auf Fiers zu und drohte seinen Schädel zu zerbrechen. Kretarr wurde klar dass es zu spät war sie auf zu halten. Kurz bevor ihre Faust Fiers Nasenspitze berührte. Sie schaute zu Fiers herab und drehte sich dann wieder um.
Sie wandte sich um zu Kretarr der kurz davor gewesen war sie zu packen und hob ihre Hände.
„Führt mich ab, verhaftet mich oder tut was auch immer Federhelden mit ihren Gefangenen tun. Ich halte mich an Abmachungen. Aber passt auf die halb-blinde Rothaarige auf, die macht es nicht.“
Tarii kicherte schwach.
„Oh halb-blind, wegen nur ein Auge, tihi. Sehr witzig ich hab´s kapiert. Das war witzig!“ antwortete Tarii, mit einer Fröhlichkeit von der Mann meinen konnte sie würde sich wirklich amüsieren.
„Ist das alles Barbaren? Nicht mal einen Mann könnt ihr töten?“ fragte Fiers manisch grinsend. Dann ließ er sich erschöpft zu Boden fallen. Aus Fiers Hosenbeinen, tropfte es und ein dunkler Fleck hatte sich im Schritt seiner Hose gebildet. Er lag ausgestreckt auf dem Rücken und lachte röchelnd vor sich hin.

„Kudo. Ich habe versprochen dass du auf einen Stärkeren Gegner als Melfice triffst. Dieser, Semih ist der Mann von dem ich gesprochen habe. So wie du jetzt bist….Nein, es hat keinen Sinn mich zu wiederholen. Aber, du wirst ihn einest Tages besiegen können. Melfice, ist nicht einmal ansatzweise, so mächtig wie das was du bisher bekämpft hast. Er ist ein Wesen das nie hätte existieren dürfen.“
„Ja, es sollten wirklich nicht noch mehr Möchte-Gern-Helden existieren, sie zerstören unseren Ruf. Entspann dich, Riijadon. Ich weiß nicht was zwischen dir und diesem Semih passiert ist. Aber ich weiß sehr wohl was ein Held ist. Und dass er keiner ist und ich es bin!“
„Ich werde dafür sorgen dass du einer wirst, dir wird bald klar sein was es bedeutet Semih zu besiegen.“
„Danke für die Hilfe, Riijadon, aber ich brauche keine. Ich bin ein Held.“
Riijadon nickte, schwach zustimmend. Er wusste dass er Kudo nicht aufhalten konnte. Er hatte geplant dass Kudo erst auf Semih traf nach dem Melfice besiegt war, aber wenn Kudo diesen Kampf überlebt, wüsste er was ihn später erwartet.



„Äh…. Ich äh hab das nicht ganz verstanden, könnten Sie dass noch mal wiederholen?“
fragte Theema nervös. Wenn sie eine Brille gehabt hätte, hätte sie sich jetzt zurechtgerückt.
„Ich habe gefragt ob du mit mir ausgehst.“ Sagte der junge Soldat der sich auf ein Regal in dem Arbeitszimmer Theemas an Bord der Eraser gesetzt hatte.
„Also …äh… In Anbetracht meiner derzeitigen Projekte und…..und seit wann sind Sie hier?“ stammelte Theema.
Der junge Soldat lächelte sie verträumt an.
„Ich schaue dir schon jeden Tag, bei der Arbeit zu. Anfangs hab ich noch versucht mit dir zu reden. Aber die letzten zwei Wochen bin ich hergekommen, habe mich hier hin gesetzt und habe dir zu geschaut. Schön dass du mich endlich bemerkst. Und du kannst mich du nennen. Ich heiße Ianto. Obergefreiter Ianto Grey.“
„Also ich… ich…Ich heiße Theema.“ , stotterte sie nervös und errötete.
„Ich weiß. Und wie gesagt, schön dass du mich bemerkst.“ Sagte Ianto mit einem weiteren Lächeln.
„E-E-Entschuldigung. Ich… Es ist nur ich habe so viel zu tun und es ist einfach so viel um dass ich mich kümmern muss...“
„ Wie um mich zum Beispiel. Du hast mir immer noch nicht gesagt ob du mit mir ausgehst.“
Theema wandte sich von ihm ab und suchte in ihrem Regal.
„Ah wo ist den nur mein Fünf-Neuner?“
„Ah, brauchst nicht so zu tun als bemerkst du mich nicht. Dein Gesicht ist knallrot. Und hier ist dein Fünf-Neuner“
Er stand vor ihr und reichte ihr das Werkzeug. Sie nahm es an und traute es sich nicht ihn an zu sehen.
„Versuchst du es immer noch, Rekrut Grey?“
Ianto schlug die Hacken zusammen und salutierte ruckartig.
„Ich bin ihnen stets zu Diensten Kommandantin Flama.“
„Findest du nicht du solltest sie in Ruhe lassen?“ fragte Flama streng.
„Ich erbitte um Einspruch, Kommandantin, ich bin verliebt in sie.“
Flama konnte auf Grund seiner Dreistigkeit, sich ein Lächeln nicht verkneifen.
„Stört er dich, Theema?“
„M-Mir macht es nichts aus.“ Sagte Theema vorsichtig ohne einen der Beiden an zu sehen.
„Siehst du, Rekrut Grey? Es ist hoffnungslos. Also gib es auf.“ , sagte Flame seufzend, während sie versuchte ihr Lächeln zu unterdrücken.
„Wie furchtbar grausam von euch einen Mann, der verliebt ist, auf zu halten. Ich werde nicht aufgeben, ich werde immer wiederkommen bis ich von ihr ein klares „Ja“ oder „Nein“ bekommen habe.“ Mit einem Lächeln und einem Salut, verließ er das Zimmer.
Dularius ächzte unter dem Gewicht des Sacks, während er eine verlassene Straße hinauf lief.
~Sag, Irrlicht, wie um alles in der Welt soll ICH einen Jungen in dieser Stadt finden?~, fragte er den Dschinn, der auf Stand-By in seinem Körper ruhte, ~Zugegeben hier ist von MIR die Rede, aber dennoch...~
~Hier gibt es zahlreiche verwinkelte Seitengassen... Wenn man nicht gefunden werden will, würde es einem zweifellos für lange Zeit gelingen sich verborgen zu halten.~
~ICH bezweifle doch stark, dass ICH das Problem mit ihm haben werde.~
~Die nächste Abzweigung...~, wies ihn der Dschinn unvermittelt an.
~Warum?~, fragte er nach, während er an der besagten Gasse vorbei schwankte.
~Der Bettler da vorne...~
~Was ist mit ihm?~
~Er trägt einen gefüllten Geldbeutel und einen Dolch unter der Decke... Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass-~
Dularius stoppte abrupt ab, wirbelte auf dem Absatz herum und wollte in die Seitengasse rennen, doch irgendwie schien seine Handlung den "Bettler" zu alarmieren. Mit gezogenen Dolch kam der Mann, der, wenn er nicht zusammengekauert unter einer Deck lag, deutlich größer wirkte auf ihn zu. Dularius rannte so schnell seine Beine ihn und die Ausrüstung, die er trug, tragen konnten.
Der "Bettler" erwischte ihn als er nach zwei Schritten in die Gasse einbiegen wollte. Der Sack fiel zu Boden etwas im Inneren schepperte.
"Schattenschlag!", keuchte Dularius und ein Peitschenriemen aus Dunkelheit schoss aus seiner Handfläche.
Der "Bettler" wurde an der rechten Wange getroffen und wirbelte durch die Wucht des Treffers um die eigene Achse, bevor er den Halt verlor und vornüber auf das Pflaster fiel.
Dularius blickte verwirrt auf seine Handfläche dann auf den Mann am Boden.
"Richtig...", meinte er dann. Dieser Mann war weder ein Adept noch besaß er die Fertigkeiten eines Bewohners einer kriegerischen Welt wie Silkanas.
"Verdammter Galataner.", ächzte der "Bettler", während er sich auf die Knie hoch stemmte, "Eton hätte euch alle auslöschen sollen..."
"Und ihr...", begann Dularius schroff, bevor ihm einfiel, dass er keine Ahnung hatte was er in dieser Situation sagen sollte.
"Was?", fragte der Mann ängstlich.
"Ihr... äh... solltet meine Sachen tragen!", befahl er, nachdem er kurz um Worte gerungen hatte und deutete auf den Sack mit ihrer Ausrüstung.
"Und warum..."
Schatten flossen über Dularius Hand, als er, wie er hoffte bedrohlich, mit den Fingern spielte.
"Schon gut!", jammerte der "Bettler", "Lass deine Sternenkraft stecken."
Dularius rollte bei "Sternenkraft" mit den Augen, aber nickte. "Und du... lässt deinen Dolch besser stecken!"

Ges brummte, als er den Beiden Männern den Aerorill übergab, den er zuletzt gefangen hatte. Die Männer waren in weite Indigofarbene Gewänder gekleidet, die an an den Schultern und an der Brust mit gehärtetem Leder verstärkt waren, und trugen Helme mit Visieren die nur ihre Augen frei ließen. Mechanisch nahmen die Beiden das Vogelwesen entgegen und trugen es durch das Loch in der Wand hinter ihnen zum Portal.
Ges wunderte sich wie viele Aerorill er hier heute schon abgegeben hatte. Er hatte irgendwo bei fünfzig aufgehört zu zählen, aber das schien ihm schon vor Ewigkeiten gewesen zu sein.
"Keine weiteren."
Ges wandte sich dem Sprecher zu, der weiter hinten in der Gasse unter einem Sonnenschirm auf einem Stuhl saß, der besser in eine Bibliothek gepasst hätte als auf die Straße. Es handelte sich um einen jungen Mann mit schulterlangem blonden Haar, der in einen schwarzen Anzug gekleidet war und darüber einen Indigofarbenen Umhang mit Kapuze trug. An seinem Gürtel hingen ein verzierter Dolch und ein Köcher mit Bolzen. Am Boden neben seinem Stuhl lag die dazugehörige Armbrust aus dunklem Metall.
"Haben wir denn genug, Meister Shakir?", fragte Ges nach.
"Genug?" Marius Shakir lachte. "Das war nie der Plan Ges. Wir wollten 3000 Aerorill."
Der Mann erhob sich und streifte seine Kapuze über. "Das ist mehr als ein einzelner Mann in so kurzer Zeit oder irgendwer unbemerkt sammeln könnte, obwohl ihr euch als äußerst effizient erwiesen habt."
"Wie viele haben wir?", fragte Ges, während er erneut versuchte es abzuschätzen.
"Das gerade war Nr. 122.", antwortete Shakir und schulterte die Armbrust, bevor er die Gasse hinab schritt, "Keine potenzielle Armee für Meister Costello, aber als Versuchskaninchen für Balder sollten sie allemal ausreichen... für den Anfang zumindest."
Die beiden Männer in den Indigogewändern kamen wieder aus dem Gebäude und nahmen auf einen Wink Shakirs Sonnenschirm und Stuhl an sich und verschwanden sogleich wieder im Gebäude.
"Und warum ändern wir den Plan?"
"Eigentlich geht dich das nichts an.", bemerkte Shakir gelassen, bevor er dennoch fortfuhr, "Wir fingen an als Tarii mir von den ersten Komplikationen bei dem Originalplan erzählte, um im Notfall nicht vollkommen leer auszugehen. Vermutlich wusste zu dem Zeitpunkt Charlotte noch nicht einmal, dass es überhaupt Probleme gab."
Die Wachen schienen es schon bemerkt zu haben, denn als Ges sich einen ärmlichen Aerorill nach dem anderen geschnappt hatte, waren sie anderweitig beschäftigt gewesen.
"Jetzt wo, wie mir Secret verraten hat, sowohl Tarii oder eine Tarii als auch Charlotte in die Gewalt irgendwelcher Federhelden gefallen sind, verschwinden wir."
"Secret?"
Der glatzköpfige Mann im Anzug blies direkt neben ihm den Qualm seiner Zigarette aus. Ges zuckte zusammen. Shakir andererseits beachtete ihn gar nicht.
"Die beiden haben das Angebot aus Mengeskat zu verschwinden und das Portal zu schließen. Wenn sie darauf eingehen, war das wenigstens kein kompletter Fehlschlag und wenn nicht, haben sie einen Plan, der doch noch zum Erfolg führt."
"Und wenn..."
Shakir hob die Hand und er verstummte. Dann lächelte er. "Wenn ihnen etwas passiert mache ich Grillhähnchen aus jedem einzelnen dieser Mistviecher in der ganzen Stadt."
"Charlotte ist eine wandelnde Waffe.", merkte Ges an, "Und..."
"Waffen haben ihre Grenzen, Ges.", sagte Shakir gelassen, "Eine Schwäche die ich übrigens nicht habe. Tarii andererseits sollte klarkommen."
Ges blieb stehen, als Shakir noch weiter ging. Vor ihnen war eine klare Grenze zu erkennen, wo die Sonne in die Gasse einfiel und sie von außen einsehbar war. Shakir hatte sie gerade überschritten.
"Meister Shakir, ihr..."
Shakir richtete seine Armbrust blitzschnell schräg nach oben scheinbar ohne hinzusehen und drückte den Abzug. Ein Bolzen schoss abwärts, während ein automatischer Mechanismus einen Zweiten an einer zweiten Sehne spannte. Ges folgte der Flugbahn und sah einen rotbraunen Aerorilljungen stürzen.
"VERDAMMT!", brüllte Ges, als er vorsetzte und die Arme ausstreckte, um ihn zu fangen.
Die Wucht mit der Vogeljunge fiel riss ihn fasst von den Beinen. Einem menschlichen Kind hätte der Sturz die Knochen gebrochen, obwohl er ihn gefangen hatte, doch Aerorill schienen aus härterem Holz geschnitzt zu sein.
"Was sollte das?!", knurrte er zornig, "Das war ein Kind!"
"Der Piepmatz hatte mich gesehen. Hat vorhin hier an der Ecke rumgelungert." Sein Vorgesetzter zuckte die Schultern. "Und jetzt haben wir 123."
"Er... lebt noch?", fragte Ges und bemerkte erstaunt das der Junge tatsächlich noch atmete, obwohl ihm ein Bolzen aus dem Rücken ragte. Anscheinend hatte Shakir ihn zwar schwer aber nicht tödlich verwundet. Dennoch brauchte der Junge baldige medizinische Hilfe.
"Ich verschwende ein Leben nicht so leichtfertig wie mein Vater, der alte Narr.", erklärte Shakir ruhig, "Und bedenkt man Meister Costellos Vorgeschichte könnte das Kind durchaus die nächste große Persönlichkeit Mirnurzars werden."
Ges brach den Schaft des Bolzen ab und folgte Shakir mit dem Aerorill im Arm zurück in den dunklen Teil der Gasse. Doktor Vincent würde den Jungen schon wieder in Ordnung bringen.
"Nicht das die Wahrscheinlichkeit dafür sehr hoch wäre.", fuhr Shakir fort, "Secret, der Junge hat nach etwas gesucht. Was war es?"
"Die Straßenkinder schwärmen auf der Suche nach einem Aerorillmädchen, einer Prinzessin wie sie sie nennen, aus.", berichtete Secret, "Aber ihr braucht euch keine Sorgen zu machen. Selbst wenn sie gefunden wird, werden die Kinder nicht erwarten, dass alle von ihnen in den nächsten paar Stunden zurückkehren."
"Und es gibt so viele Gründe, aus denen ein Straßenkind verschwinden könnte.", fügte Shakir hinzu, als er durch das Loch in der Mauer in das verwüstete Wohnzimmer dahinter trat.
Ges folgte ihm zusammen mit Secret und fragte sich wie dieser Mann über alles was hier geschah auf dem Laufenden sein konnte. Er war vielleicht sogar besser als Tarii. Weit besser als Rulk auf jeden Fall.
"Was ist eigentlich mit der anderen Sache?", fragte Shakir dann.
Secret nahm einen Zug von seiner Zigarette, bevor er antwortete. "Nachdem es durchs Portal gebracht wurde, wurde es bereits an einen anderen Ort geschafft. Für den Notfall."
"Notfall?", fragte Ges, "Ich dachte-"
"Ges.", unterbrach Shakir ihn, "Ein Plan B ist heute einfach nicht mehr genug. C ist definitiv nötig. D sollte Standard sein."
"Im Klartext?"
Shakir betätigte mit dem Fuß einen Schalter und eine Wand öffnete sich. "Das hier wird nicht als Desaster enden."
Sie traten durch die Geheimtür in einen Raum, in dem zahlreiche Kisten und Säcke aufgetürmt waren. Ein leuchtendes Portal schwebte in der Mitte des Raumes. Davor warteten die beiden Vermummten in Indigoblau.
"Ich sollte Nr. 1-5 wohl danken, dass sie dieses Versteck gebaut haben.", meinte Shakir noch, bevor er durch das Portal schritt. Ges und Secret folgten ihm und danach auch die Männer in Indigo.

"Verdammt, das könnt ihr nicht ernst meinen!", zischte der "Bettler" Dularius zu, als dieser hinter zwei Stadtwächtern in eine Gasse schlich, "Da kann ich mich ja gleich stellen."
Dularius machte hektisch eine abschneidende Geste, um dem Kriminellen zu verdeutlichen, dass er still sein sollte, doch die Stadtwächter schienen ihn glücklicherweise nicht gehört zu haben, denn sie verschwanden einfach um die nächste Ecke. Er schlich ihnen in sicherem Abstand nach.
~Er will weglaufen.~, erklang Irrlichts Stimme in seinem Kopf.
Dularius wirbelte herum und richtete seine Hand drohend auf den "Bettler", der augenblicklich zusammenzuckte.
"Ich bin nicht langsamer geworden!", protestierte er, "Und ich wollte mich auch nicht umdrehen und weglaufen."
"Ruhe!", flüsterte Dularius und spähte um die Ecke. Die Wächter standen weiter vorn an einer Tür und einer von ihnen schlug dagegen.
Er seufzte. Er hatte gehofft, dass die Wächter ihn zu Juar führten, da sicherlich immer noch nach ihm gesucht wurde, aber ganz so einfach war das ganze wohl doch nicht. Sein Blick wanderte gegen Himmel, während er über seinen nächsten Schritt nachdachte, als er am Dach des Gebäudes festhängen blieb.
~Was für eine logische Erklärung gibt es dafür?~, fragte er Irrlicht.
Der Dschinn antwortete nicht sofort. ~Er versucht auch ins Gebäude zu gelangen.~
~Aber warum? Was ist dadrin, dass jeder rein will?~
Jemand tippte ihm auf die Schulter. Erschrocken fuhr er herum und richtete die Hand wieder auf den "Bettler".
"Schon gut. Schon gut.", versuchte der ihn zu beschwichtigen, "Wir müssen hier sofort weg!"
"Warum?", verlangte er zu wissen, "Euch muss doch klar sein, dass ICH hier das sagen habe!"
"Verdammt. Siehst du das Zeichen an der Hauswand?", fragte der "Bettler" und deutete auf ein kleines in die Mauer geritztes Symbol.
"Ja, natürlich tue ICH das."
"Ich und meine Kumpels benutzen so was um den Rest auf Dinge aufmerksam zu machen.", erklärte der Kriminelle, "Und das Zeichen heißt Gefahr und zwar Lebensgefahr! Allergrößte Lebensgefahr. Komm weg von hier!"
"Was soll hier so gefährlich sein?", fragte Dularius skeptisch, "Die Stadtwache hämmert schon seid mehreren Minuten an die Tür und nichts ist-"
Ein lauter Knall ließ ihn mitten im Satz zusammenfahren und er hörte jemanden Schreien.
"Was?", fuhr es aus ihm heraus.
~Detonation.~, teilte ihm Irrlicht mit.
Sein Blick fuhr zurück zu den Beiden Stadtwächtern. Der eine war von der Detonation gegen die gegenüberliegende Hauswand geschleudert worden und lag stöhnend davor umgeben von den Splittern der Tür, an die er zuvor geklopft hatte. Der Andere hievte sich gerade wieder auf die Beine und richtete seine Waffe auf den Türrahmen. Er schien etwas zu sagen, dass Dularius nicht hören konnte. Dann schoss eine Feuerwalze aus dem Inneren des Gebäudes und verschluckte ihn.
Er schluckte schwer.
"Gefährlich genug?", zischte der "Bettler" und ließ den Sack scheppernd zu Boden fallen, "Mach mich fertig, wenn du willst, aber ich bleib keinen Augenblick länger hier!" Damit spurtete sein unfreiwilliger Helfer die Straße hinunter.
~Ihr solltet auch gehen.~, riet ihm Irrlicht.
~Juar.~, meinte Dularius in Gedanken, ~Er war auf dem Dach.~
Ein Mann mit einem Langschwert in der Hand trat aus dem Inneren des Gebäudes und schlenderte hinüber zu dem verbleibenden Wächter. Er sagte etwas zu dem Verwundeten, während er mit dem Schwert ausholte. Dularius trat hinter der Ecke hervor.
"HALT!", rief er und bemerkte, dass sich seine Stimme überschlug.
Der Mann mit dem Schwert wandte sich ihm verwirrt zu und hob dann die freie Hand. Flammen loderten darin. Dularius versuchte wegzulaufen, doch stolperte er über den Saum seines Gewandes und fiel stattdessen auf die Knie.
ICH bin tot..., dachte Dularius. Im selben Moment landete Juar vor dem Feuer-Adepten.

Rulk erwachte unter Schmerzen und zu seiner Verwunderung fast nackt. Er ging in Gedanken schnell die Szenarien durch die dazu geführt haben konnten und überlegte dann wann er die Zeit gehabt hatte sich derartig zu betrinken. Sein Blick wanderte umher und blieb an einer der Wände hängen. Es war eine Zelle, aber sie wirkte nicht als...
Die Windtänzerin!, erinnerte er sich schlagartig. Richtig er war an Bord gefangengenommen worden und dann hatte Reyon ihn kontaktiert und über ihn die Position bestimmt und er hatte dann...
Er runzelte die Stirn, während er versuchte den pochenden Schmerz zu ignorieren.
Er hatte die Mannschaft vorgewarnt und einer von ihnen hatte ihm eins übergezogen, damit Reyon sie nicht noch einmal durch ihn finden konnte. Wenn er immer noch in der Zelle saß, bedeutete es Reyon hatte sie nicht alle getötet oder das Schiff übernommen. Ausgenommen natürlich Reyon hätte ihn im Stich gelassen oder seinen kleinen Verrat bemerkt.
In dem Fall wäre er aber wohl tot. Also war davon auszugehen, dass die Windtänzerin siegreich gewesen war. Sie waren Reyon entkommen.
"Gut...", murmelte er. Wenn er sich nicht täuschte befanden sie sich jetzt bereits auf dem Weg nach Neu-Mirnurzar und waren außerhalb von Reyons Reichweite, selbst wenn er sie durch ihn wieder ausfindig machte.
Ein Lächeln bildete sich auf seinen Zügen. Sie hatten die Axt, die Gane wollte, und waren bereit sie zu verkaufen. Er hatte vor sich seinen Anteil zu sichern und eine kleine Vermittlungsgebühr in Form seiner Freiheit noch dazu.
Die Situation war nicht schlecht. Überhaupt nicht schlecht. Und dann fiel ihm ein, dass er fast nackt in einer Zelle saß.
"Ich war schon in schlimmeren Situation.", sagte er laut, um es sich noch einmal klarzumachen.
„Ich hätte nicht gedacht, dass die Todesreiter so früh zuschlagen würden.“ gestand Urea.
„Dieses Risiko bestand immer, doch die Wahrscheinlichkeit, dass sie auf uns unvorbereitet waren, war viel höher, als wir auf sie.“sein goldener Blick ging durch die Welt in der sie sich befanden. „Militärische Macht. Ich werde eine Militärische Macht brauchen, die es mit den Todesreitern aufnehmen können. Etwas, was die Drecksarbeit erledigt und sich nach den Schicksalsklingen begibt und notfalls das Hauptquartier der Todesreiter stürmt.“
„Eine Armee die Freiwillig bis zu ihrem Tod kämpft? Einen Ersatz für die Phönixkrieger wird es nicht geben.“ erwähnte Urea.
„Das ist korrekt, doch es gibt noch die Wesen mit der Eigenschaft. Davon abgesehen, brauche ich ein Ort, an dem ich mich schützen kann. Ein Ort, an dem ich keinem Wächter, keinem Todesreiter ausgesetzt bin. Ohne die verfluchten Augen, bin ich nicht mehr in der Lage gegen alle gleichzeitig einen Kampf aufzunehmen. Ein Ort, den sie nicht einfach so betreten und austreten können. Es gibt nur noch eine Welt, die mir sowohl als Zuflucht dienen kann, als auch mich mit diesen Kriegern ausstatten kann.“ seine Augen leuchteten.
“Gar´Nyl. Die Welt wurde bereits von Zion in ihrem Kern so verdorben, dass sie ein Art Schutz für jeden Wesen der Finsternis bietet, solange sie sich nicht aus diesem herausbewegen. Für diesen Versuch hat er sogar mit dem Leben gezahlt und war erfolgreich.“
„Zion... hat sein eigenes Leben geopfert?“ fragte Urea.
„Wir alle verfolgen nur dem Willen der Finsternis. Egal ob als Zion, Semih oder Sion. Solange das Ziel erreicht wird, ist jedes Tribut recht.“ er lächelte zufrieden und fuhr fort.
„Alle Wesen die sich in ihr aufhalten, sind bereits von der Finsternis verdorben. Sie werden mit großen Vergnügen ihren Tribut bieten, damit der Wille endlich durchgesetzt wird.“ erklärte er.
Seine dunkle Seele hingegen würde all diese Wesen zusätzlich anziehen, so wie es bei Night und Urea getan hatte. Ein dunkles Portal öffnete sich vor ihnen, durch denen sie zusammen durchgingen.


Nach dem Gespräch mit Riijadon war Kudo herausgegangen und stand nun seinem mächtigen Gegner gegenüber.
„Oho, du hast dich also tatsächlich Blicken gelassen.“ begrüßte ihn der Träger der verfluchten Augen.
„Das gleiche wollte ich dir gerade sagen.“
Sagetues sowie Funara standen etwas abseits, so dass Semih und Kudo ihren Freiraum haben würden. Auch Vera, Riijadon und Loghain hatten sich zu ihnen gestellt und standen somit Abseits eines bestimmten Areals.
Vera blickte äußerst beunruhigt zu Riijadon. „Kannst du ihm den Kampf nicht Abreden?“
Riijadon schüttelte seinen Kopf. Vera schaute zum Gegner seines Bruders.
„Dieser Kerl... irgendetwas stimmt mit ihm nicht. Etwas an ihm, beunruhigt mich.“
„Seine Augen, stimmt´s?“ meldete sich Loghain zu Wort.“Sie strahlen eine besondere Aura aus. Eine kalte Aura der Skrupellosigkeit, Überlegenheit, Macht und Bosheit. All das strahlen diese Augen aus. Man sagt, die Augen spielen die Seele einer Person wieder und dieser Typ tut genau das.“
Vera schüttelte nicht zustimmend ihren Kopf. „Nein. Ich sehe in ihnen eine unglaubliche Leere, eine große Trauer, eine große Wunde. Aus irgendeinem Grund, habe ich Mitleid mit ihm...“
Loghain schaute verwundert zu Vera.“Ich sehe nichts von dem, was du siehst.“

„Klare Regeln, Riijadon ist der Richter. Wer nicht mehr weiterkämpfen kann oder aufgibt, verliert. Aja und keine Tiefschläge!!!!!“ kündigte Kudo an und trat vor.
„Gut. Wer sich wagt, hier einzumischen, wird es bitter bereuen.“kündigte Semih an.
„Das kommt mir nur gelegen!“
Kudo schwor sich diesen Kampf zu gewinnen und es seinem Gegner zu zeigen, was einen wahren Helden ausmachte. Er hasste Menschen wie ihn oder vielmehr seine Freunde. Die Helden aus Weyard. Er hatte nichts heldenhaftes an ihnen gesehen. Sie alle versteckten sich hinter ihren Geschichten, manipulierten die Masse und nutzten es gnadenlos aus, wie dieser Anarath!
In Zeiten der Not, wo waren sie alle? Mirnuzar drohte vernichtet zu werden. Wo waren sie? Galatan und Weyard. Laut Meister Grace waren diese beiden Welten aktuell alles andere als Lebenswert. Was haben diese 'Helden' ausgemacht, wenn sie nicht einmal ihre eigene Welt beschützen konnten? Er hingegen stand an einem solch finsteren Tag, seiner Welt bei. Er war der Held Mirnuzars. Der einzig wahre Held. Unter keinen Umständen würde ererlauben, dass Mirnuzar so unterging wie Weyard oder Galatan.
„Nun pass auf!“
Kudo legte seine Hände auf den Boden und rief den Namen seines Turmes. Zeitgleich bildete sich ein höhnisches Lächeln auf den Lippen des Rotäugigen. Kudo stellte fest, dass sich nichts getan hatte. Das war ihm noch nie passiert. Sein Blick wandte sich zu seinem Gegner.
„Du hast doch sicherlich etwas damit zu tun.“
„Die Erde, sie wird sich nicht gegen mich erheben. Sie steht auf meiner Seite.“
„Was für ein billiger Humbug soll das den sein? Odysee!“
Über zwei dutzend Geisterklingen schossen auf seinen Gegner zu, doch dieser schloss nur seine Augen. Die Geisterklingen wechselten abrupt die Richtung und wandelten sich vor seinen Augen in eine, Metall-ähnliche Materie um.
Mit außerordentlichen Reflexen entging er den Angriffen. Hinter ihm wurden ganze Berge von der Schärfe dieser Waffen geteilt. Was hatte er mit seinen Angriffen getan?
„Hör auf, mich noch weiter zu enttäuschen. Ich habe dir bereits gesagt, dass jede Form von Erdpsynergie gegen mich absolut nutzlos ist. Die Erde, sie wird mir nicht wehtun. Ich war die meiste Zeit meines Lebens mit ihm. Er ist mein Verbündeter.“
Kudo schaute grimmig zu Semih. Was hatte das zu bedeuten? Wenn er genauer darüber nachdachte, interessierte es ihm auf nicht sonderlich. Wenn er nicht auf Erdpsynergie zurückgreifen konnte, so würde er zum Nahkampf switchen. Er zog seine Gaia-Klinge aus der Scheide heraus.
„Diese Klinge...“ ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen und er breitete seine Hand aus.“Nun gut, vielleicht sollte ich mal wieder meinen Körper im Kampf benutzen. Ich hatte längst vergessen, wie es sich anfühlt, mit dem eigenen Körper zu kämpfen.“
Aus dem Nichts erschien in seiner Hand ein Griff und aus diesem eine blaue, undurchschaubare Aura, die sich in Form einer Klinge festigte. „Das ist die Macht, der Augen der Stärke.“ die Kraft die ihm Zoogas Augen verlieh.
Kudo stand bereits vor ihm, als er seine Klinge schwang, doch Semih blockte den Angriff mühelos. Die Klinge der Gaiaklinge zerbrach und fiel auseinander.
„Mist... deine Waffe ist scharf, doch wie sieht es hiermit aus?!“
Semih sah eine Riesenklinge. Ähnlich wie vorhin versuchte es der Junge mit einem Frontalangriff. Diesmal jedoch nutzte Kudo die spezielle Wirkung seiner elementaren Waffe um die Schärfe seiner Waffe bis auf die äußerste Grenzen zu erhöhen – doch das Ergebnis blieb gleich. Auch die Riesenklinge wurde nach dem Aufprall in zwei gespaltet, wogegen die Klinge aus blauem Aura noch in ihrer Glanzform stand.
„Diese... Klinge... sie ist unzerbrechlich....“ gestand Kudo, dessen Kampfgeist erste Anzeichen und Zurückhaltung zeigte.
„Sie ist die schärfste Klinge die existiert, geformt aus der schärfsten Aura.“ Semih blickte höhnisch zu dem Erdadepten. „Was ist los? Gibst du etwa schon auf?“
„Pah, überschätze dich nicht. Ich werde diesen Kampf gewinnen und dir zeigen, dass man einen Kampf nicht nur durch Waffen gewinnt.“
„Überschätzen? Warum höre ich das stets so oft von unterlegenen Gegnern?“ Semihs Waffen erlosch und verschwand. „Du wirst mich nicht einmal berühren können.“
„Achja....?“ die Ausrüstung Kudos veränderte sich und seine Panzerung erschien am ganzen Körper, bis auf seinem Kopf. Nur einen Augenblick später schoss er mehrere Lichtkugeln aus seinem Körper, die auf den Boden eintrafen und jede Menge Staub aufwirbelten. Kudo grinste.
Er kann mir vielleicht in einem direkten Zweikampf überlegen sein, doch wie sieht es erst einmal aus, wenn unsere Sicht verdeckt ist?
Kudos Panzerhandschuhe leuchteten auf, als er nach dem Träger des roten Anführermantels schlug. Dieser jedoch, wisch dem Angriff aus, obwohl er aus einem Hinterhalt gekommen war. Kudo entfesselte eine Serie an Hieben und Tritten, aus den unterschiedlichsten Winkeln, doch auch diese gingen alle daneben. Hatte der Typ überhaupt einen toten Winkel?
„Das ist die Macht, die mir die Augen der Wahrheit verleihen.“ seine Ursprungsaugen.
Kudo jedoch interessierte sich kein Stück dafür. Er hatte es satt, dass Personen mit besonderen Augen, wie Ailas und Semih, behaupteten, sie seien ihm so weit überlegen.
Der aufgewirbelte Rauch war verschwunden und Kudo war in Distanz geflüchtet. Nun jedoch sah er, wie Semih zum Gegenangriff setzte.
Er näherte sich ihm und seine blaue Klinge erschien in seiner Hand. Als Semih seine Klinge nach seinem Kopf schwang, duckte sich Kudo in aller letzten Sekunde unten hindurch. Der perfekte Moment zum eigenen Gegenangriff!
Eine Lichtladung die in Bruchteil einer Sekunde in seiner Hand erschien schoss aus unmittelbarer Nähe auf Semih zu. Er war zu nah dran, um den Angriff auszuweichen. Ein perfekter Treffer!
Ein großer Rauch wurde erneuert aufgewirbelt, was Kudo nutzte um erneuert nach Distanz zu greifen.“Na,wie sieht es aus? Kannst du nach einem solch bescheidenen Treffer noch stehen?“spottete Kudo und wartete, bis der Rauch verschwand.
Zu seinem Bedauern sah er, wie ihn eine blaue Aura geschützt hatte.
Wenn er sich nicht irrte, war es die gleiche Aura, wie bei der Waffe. Ein sowohl perfekter Angriff, als auch eine Verteidigung.
Semih grinste und schüttelte sich eingestehend den Kopf. „Mein Körper ist wohl sehr eingerostet, doch das macht letztendlich nichts.“ er holte mit der Klinge aus.
Ehe sich Kudo versah, stand er bereits vor Semih. Noch ehe er sich darüber wundern konnte, wie sein Körper plötzlich an die Stelle kam, wurde er von der Waffen durchspießt. „Die Augen der Zeit.“verriet ihm Semih den Namen von Ortamas Augen und zog die Klinge anschließend wieder heraus. Kudo spuckte Blut und ging auf seine Knie.
Heilung! Heilung! Ich muss mich heilen!
„Segnung...“
Doch zu seinem Unglück, passierte nichts. Die Wunde schloss sich nicht, genauso wenig wie die Blutung aufhörte zu fließen.
„Jede Fähigkeit, womit du dir diese Wunde hättest schließen können, wurde dir mit dem Treffer geraubt. Du wirst diese Wunde niemals mehr schließen können. Nur ich kann sie dir mit Einsatz von Zeitmagie heilen und wiederherstellen. Dachtest du etwa, es gibt etwas wie echte Helden? Ich werde dir nach und nach die Hoffnung rauben, während du zusehen musst, dass du nichts gegen deine Gegner anfangen kannst. Dann erst, wirst du die Verzweiflung und Machtlosigkeit fühlen, die jeder Held in unserer Welt fühlt. Gib nun auf und ich werde dir jegliche Verluste wiederherstellen.“
„Halt dein verdammtes Mund...!“fluchte der verletzte Yall und rappelte sich wieder auf. Eine ungewöhnliche Aura umhüllt ihn. Semih erkannte, dass es sich um Lebensenergie handelte. Seine Wunde und Verletzung schloss sich natürlich nicht, doch er konnte sie gekonnt ignorieren.
Der Blick seines Gegners war trotz seinen Worten Entschlossen und voller Zorn.
„Ich werde diesen verdammten Kampf gewinnen und sei es das letzte, was ich tue. Du kannst ruhig kapitulieren, wenn dir danach ist, aber ich werde bleiben und dich besiegen!“
Kudo sprang auf Distanz und öffnete seine Arme nach Außen hin. Eine gewaltige Lichtaura bildete sich um seinen Armen. Kudos ultimative Attacke, die er auflud.
Semih schüttelte verständnislos seinen Kopf. „Wie du möchtest. Anscheinend muss ich dir erst zeigen, was wirkliche Verzweiflung ist.“
Der Yall war fast soweit, seine Attacke abzufeuern, doch plötzlich leuchtete etwas im Himmel auf.
„Das ist... unmöglich....“ Seine Augen weiteten sich, als tatsächlich einen gewaltigen Meteoriten herabregnen sah. Er kam... direkt auf ihn und seine Freunde zu!
„Die Augen den Beschwörung. Was willst du nun dagegen tun, großer Held?“


Ailas Kopf wurde von der Klaue des Homunkulus zerfetzt, der ihn aus dem Hinterhalt attackiert hatte, noch bevor es zum Kampf gekommen war. Die Technik, die er vom Dämon kopiert hatte, war äußerst nützlich. „Untersuche ihn. Er muss den Merkur-Stern bei sich tragen.“ kam es befehlend von Hashiro, der nur einen kurzen Blick auf die Leiche Ailas geschenkt hatte.
„Das wird schwierig sein.“ertönte es von einer Unbekannten Stimme hinter ihnen. Sie drehten sich sofort zu der Pfütze aus den Ailas komplett, mit neuem Körper, erschien. Ein arrogantes Lächeln lag auf seinen Lippen. „Der Merkur-Stern ist sowohl bei mir, als auch nicht bei mir.“
„Was soll das bedeuten Kind?“
Ohne auf die Frage zu reagieren, öffnete Ailas ein Portal und flieh hindurch. Sowohl Hashiro als auch der Homunkulus verfolgten ihm und sie fanden sich Mitten eines großen Ozeans wieder.
Ailas stand auf dem Wasser, als wäre es nichts. Hashiro schwebte über diesem und der Homunkulus tat es ihm gleich. Das Portal hinter ihnen schloss sich.
„Es war ein Feh-“ noch bevor der Wasseradept aussprechen konnte, wurde er von einer mächtigen Welle Hashiros zerfetzt.
Aus dem Ozean erschien ein neuer Körper, der ihn grinsend anschaute. Diesmal zerfetzte ihn der Homunkulus, doch das Ergebnis war das selbe.
„ein Fehler.“vollendete er seinen Satz.
Hashiro lächelte höhnisch, schloß seine Augen und schüttelte seinen Kopf. „Du denkst du würdest mich einschüchtern, nur weil wir uns auf deinem Areal befinden? Es macht keinen Unterschied, welche Fähigkeiten du hast. Ich kann meine Fähigkeiten meinen Gegnern anpassen. Genau wie ich deinen Vater getötet habe. Er hat auf ganzer Linie versagt. Deine Augen werden dir nichts bringen!“
Ein bescheidenes Lächeln bildete sich auf den Lippen des Taal. „Ich weiß das du meinen Vater getötet hast. Das nennt man wohl Ironie des Schicksals. Mal schauen wie es dir gefallen wird zu sehen, was mein Vater geschaffen hat. Erst danach kannst du entscheiden, ob er versagt hat oder nicht. Meine Augen, werde ich nicht benutzen.“
Hashiro lachte und wenig später bildete sich ein breites Grinsen auf seinem Gesicht. „Du wirst deine Arroganz bereuen. Du stehst dem mächtigste Menschen Mirnuzars gegenüber.“
Ailas sein Lächeln verschwand nicht.“Das ist möglich, doch es wird keinen Einfluss auf den Kampfausgang haben, denn ich….“ seine unterdrückte Psynergie nahm in großen Zügen zu.
“Bin längst kein Mensch mehr.“
Aleon betrachtete das Wesen mit den blauen Haaren. Es sagte, dass es kein Mensch war, doch schienen sämtliche äußeren Anzeichen dagegen zu sprechen. Vielleicht trug es ja menschliche Haut, um sich zu tarnen, wie Aleon es für bewohnte Gebiete vor hatte. War er am Ende etwa auch ein Homunkulus? Er hatte ja gesagt, dass er geschaffen worden war. Doch nannte er seinen Schöpfer nicht Schöpfer und Hashiro auch nicht. Sie nannten ihn Vater. Wie Aleon hörte nannten Menschen ihren männlichen Schöpfer so. Menschen verspürten oft Zuneigung gegenüber ihren beiden Schöpfern, hatte er gehört. Er hatte auch gehört, dass die Schöpfer oft Zuneigung zu ihrer Schöpfung verspürten und die Schöpfer auch aus irgendeinem Grund zueinander. Wenn dieses Wesen seinen Schöpfer also Vater nannte, obwohl es kein Mensch war, wie es sagte, hieß es das es Zuneigung zu seinem Schöpfer verspürte. Aleon fragte sich ob er diesem Wesen von Garms Rat erzählen sollte seinem Schöpfer nicht zu trauen, weil der ihn einfach opfern würde. Vermutlich machte es für dieses Wesen keinen Unterschied, weil sein Schöpfer tot war und vielleicht irrte sich Garm ja, besonders wenn der Schöpfer hier ein Vater war, der ja Zuneigung verspürte. Andererseits wusste er auch nicht wirklich, was diese Zuneigung war und konnte sich kein Urteil erlauben, bevor er es herausgefunden hatte.
"Homunkulus!", sprach Hashiro neben ihm streng, "Lass dich nicht ablenken."
Aleon nickte und wechselte seinen Gedankengang augenblicklich. Das Wesen war vorerst nicht wichtig, denn er musste Hashiro helfen und Hashiro wollte es töten. Also war das Wesen doch wichtig, aber er musste es töten. Bisher hatte das Wesen sich nach jeglicher physischer Zerstörung einfach neu hergestellt. Dazu kam dass es Unmengen von Psynergie besaß. Die Frage war also war dieses Wesen immer in der Lage sich zu erneuern oder bedurfte es seiner Psynergie oder einer anderen Bedingung. Bisher hatte es sich immer aus Wasser erneuert, aber es bestand auch die Möglichkeit, dass es zu diesem Zweck Wasser selbst erzeugen konnte. Aleons Fähigkeiten waren, wenn es um Zerstörung ging auf die physische Ebene begrenzt und er wusste auch keinen Weg das Wesen vom Wasser zu trennen.
Die Erinnerungen an Hashiro, wie er einen Schutzschild generierte, und Garm, wie er auf die andere Ebene floh, kamen ihm in den Sinn.
Er konnte Hashiro also auch beim töten des Wesens unterstützen, wenn er ihn vor Schaden bewahrte. Seine Fähigkeiten zum Schutz waren auf die Teufelsfüße begrenzt und er glaubte nicht, dass er Hashiro einfach auf die andere Ebene ziehen konnte. Eine Verteidigungstechnik von Hashiro zu kopieren machte auch wenig Sinn. Eine andere Option hatte er in diesem Kampf nicht. War er also nutzlos?
Eine weitere Erinnerung tauchte in seinem Kopf auf und er hatte eine Lösung.
"Was benötigt ihr?", fragte er Hashiro leise, "Für den Trankmischer."
Ein Grinsen erschien auf Hashiros Gesicht. "Bring es mir so schnell wie möglich."

Kaum berührten Juars Füße den Boden setzte er vor und ließ einen Wirbel von Faustschlägen auf den Feuer-Adepten los. Der Adept geriet ins Wanken und stolperte zurück, aber dennoch konnte er verhindern, dass Juar einen guten Schlag landete. Lediglich zwei härtere Treffer an den Rippen bereiteten dem Anderen einige Schmerzen. Mit einem kraftvollen Schwertstreich durchbrach der Adept die Angriffsserie schließlich und Juar sprang zurück, um auszuweichen. Die Schwertspitze rauschte keinen Zentimeter vor seiner Kehle durch die Luft und sofort setzte sein Gegner mit einer Flut von Flammen aus seiner freien Hand nach. Juar stieß sich ab und setzte über die Flammen hinweg.
Der Feuer-Adept sah bereits wo er landete und setzte vor. Die Spitze des Schwertes schabte Funkensprühend über das Pflaster, als er es in einem scharfen beidhändigen Streich nach oben führte, der Juar treffen sollte, bevor er wieder Boden unter den Füßen hatte. Um nicht in zwei Teile gespalten zu werden, schwang Juar sein Bein zurück, sodass er sich in der Luft an der Klinge vorbei drehte. Er packte noch immer in der Luft einen der ausgestreckten Arme seines Gegners, zog die Beine an und schwang sich in einem Salto darüber, was seinen Gegner aus dem Gleichgewicht brachte. Sobald er in der Hocke auf kam, ließ er eine Hand den Arm hinab zum Handgelenk gleiten, während er mit der anderen ausholte. Mit einem Ruck zog er das Handgelenk nach unten und schlug mit aller Kraft von unten gegen den Ellenbogen, wobei er für zusätzliche Kraft die Beine durchdrückte.
Das Gelenk bog sich mit einem abscheulichen Knacken in die entgegengesetzte Richtung. Ein gellender Schrei entwich dem Feuer-Adepten. Das Schwert entglitt seinen Händen. Doch er reagierte sofort und stieß seinen intakten Arm nach Juar. Der Schatten-Adept ließ den gebrochenen Arm los, sprang einen halben Schritt zurück und riss die Arme hoch, bevor die Detonation los ging. Seine Füße schlitterten über den Boden von dem Adepten, weg als ihn die Druckwelle erfasste. Er senkte die Arme und schlug die schwelenden Ärmel seiner Jacke aus, als er zum halten kam. Ein Lächeln lag auf seinem Gesicht dieser hier war besser, als der Wind-Adept von vorher.
Sein Gegner, der von der Detonation in die entgegengesetzte Richtung geschoben worden war bog sich mit einem Aufschrei und einem brechenden Geräusch seinen Arm zurück in die richtige Position, während das sanfte rote Licht einer Aura-Psynergie seinem Körper entströmte. Der Blick des Feuer-Adepten war starr auf Juar gerichtete. Er war sichtbar verunsichert, dass jemand derartig junges ihn hatte so leicht verletzen können und vermutlich bemerkte er deshalb nicht, dass sich der überlebende Stadtwächter mit einem Dolch von hinten näherte.
Juar sprintete vorwärts. Im Vorbeirennen hob er das Schwert des Feuer-Adepten an der Klinge auf und schleuderte es wie einen Speer. Der Besitzer der Waffe wich zurück und stieß gegen den Wächter, der gerade mit dem Messer ausholte. Im nächsten Augenblick wurde der Stadtwächter vom Knauf des Schwertes im Gesicht erwischt und stürzte zu Boden. Der Feuer-Adept packte sein Schwert noch bevor es auf dem Boden aufschlug mit der Hand seines intakten Armes und flüchtete sich durch den Türrahmen in sein Versteck.
"Feigling.", knurrte Juar missbilligend, bevor er langsam auf den Hauseingang zu spazierte.
"Warte.", rief Dularius, der sich bisher von dem Kampfgeschehen ferngehalten hatte, hinter ihm.
Er warf ihm über die Schulter einen Blick zu ohne stehenzubleiben, bevor er in den Hauseingang trat. Im Inneren war es dunkel, aber er erkannte dennoch, dass es sich um eine Art Lagerhalle zu handeln schien, denn an beiden Seiten waren Kisten zu hohen Wänden aufgetürmt worden. Der Feuer-Adept schien seinen Vorsprung gut ausgenutzt zu haben, denn er war nicht mehr zu sehen.
"Hast du etwa Angst vor mir? Anscheinend sind die Kampffertigkeiten der Galataner nicht so groß wie man sich erzählt.", höhnte er, während er weiter in das Dunkel der Halle voranschritt, doch sein Gegner fiel nicht auf die Provokation herein.
"Ich habe einen Steckbrief von dir gesehen.", sprach er weiter, als er den Atem des Adepten trotz dessen Versuch ihn zu unterdrücken hörte. Dieser kam von einem Kistenstapel. Der Adept presste sich anscheinend dagegen um ihn anzugreifen, wenn er an ihm vorbeikam. "Ich hätte ein schlechtes Gewissen, wenn ich eine solche Summe für einen solch mickrigen Gegner erhalten sollte."
Er hatte das Ende der Kisten erreicht, ließ sich aber nichts anmerken und ging mit dem selben Tempo weiter. Der Feuer-Adept sprang hervor; sein Schwert bereits im vollen Schwung. Blitzschnell packte Juar das Handgelenk des Schwertarms und drückte es zur Seite. Simultan versetzte er seinem Gegner einen kraftvollen Schlag knapp unter die Rippen. Mit einem Keuchen klappte der Kiefer des Angreifers herunter und seine Beine knickten ein. Juar verdrehte ihm das Handgelenk, als er vor ihm auf die Knie fiel, sodass sich der nur noch lockere Griff um das Schwert löste. Klirrend fiel die Klinge zu Boden und Juar trat sie mit dem Fuß aus der Reichweite des Feuer-Adepten.
Er wandte sich zurück zum Ausgang ohne seinen Gegner noch eines Blickes zu würdigen und ging langsamen Tempos los. "Ich hoffe wirklich mich erwarten noch Gegner, gegen die ich meine Waffen ziehen muss."
"Warte...", ächzte der Feuer-Adept hinter ihm, "Bist du denn... kein Kopfgeldjäger?"
Juar lachte. "Nein, das klingt einfach nach zu vielen überflüssigen Regeln."

"Gar´Nyl.", kam es unwillkürlich über Darks Lippen.
Sein Wissen über diesen Ort war begrenzt und stammte lediglich aus Gesprächen von Semih und seinen Anführern und Sion und seinen Anführern, nachdem dieser in Gar´Nyl geboren worden war. Xaklar hatte Sion von Zoldam berichtet, dem Dunkelritter, der einst in Weyard gewesen war und der jetzt dort herrschte. Laut Zoldam war Gar´Nyl aus den Überresten von Zions Geist entstanden, nachdem dieser von der Macht aus dem Siegel vernichtet wurde.
Gar´Nyl war die ultimative Zuflucht für Wesen der Dunkelheit. Nicht nur waren sie im Inneren mit gottgleichen Kräften ausgestattet, während alle anderen Lebewesen nur machtlose Insekten waren, die schon von dem leisesten Zweifel in ihren Herzen vernichtet wurden, sondern sie waren zusätzlich durch Dalvengyr geschützt, das aus der Macht aus dem Siegel und Teilen der Welten aus verschiedenen Zeiten entstanden war. Würde sich Sion nach Gar´Nyl zurückziehen wäre er außerhalb der Reichweite der Todesreiter bis er sich entschied zurückzukehren.
So gut geschützt war es jedoch fragwürdig ob Sion überhaupt einfach in seine Geburtsstätte zurückkehren konnte. Mit den verfluchten Augen war es eine Sache sie überwanden die meisten Grenzen, wenn gleich sie nicht so viel Macht besaßen wie Semih und Sion glaubten, aber ohne sie war bereits die Reise nach Dalvengyr für die meisten Wesen ein Ding der Unmöglichkeit. Alan war es vor Jahren gelungen und ebenso Zoldam. Hinter dem Zoldam damals vermutete er heute ein Wesen aus der Zukunft, einen Jeran nachdem dieser zum Dunkelritter wurde.
Er ist der Schlüssel., kombinierte Dark. Ohne Zion war Zoldams Entstehung nur noch auf Gar´Nyl zurückzuführen. Der momentane Jeran hatte keinen Weg nach Gar´Nyl, aber er hatte immer noch das Portal, das Varus ganz zu Beginn seiner Machtübernahme gemeinsam mit Semih geöffnet hatte. Varus hatte es nur als dauerhaften Weg nach Silkanas gewollt, um zwei Welten gleichzeitig zu übernehmen, aber es enthielt immer noch die Macht von Semihs Augen. Jeran hatte das Tor nach Gar´Nyl aufgestoßen und so voller Dunkelheit, wie er jetzt war, hatte die Dunkelheit der Welt ihn verändert. Die Geburtsstunde Zoldams. An irgendeinem Punkt war Zoldam dann in das Weyard vor einigen Jahren gereist und hatte Zion unterstützt oder manipuliert, um seine eigene Entstehung und Herrschaft über die Dunkelheit zu sichern, es machte aus heutiger Sicht keinen Unterschied mehr.
Der nächste Schritt war klar das Portal musste geschlossen werden, bevor es überhaupt nach Gar´Nyl führte.
~Todesreiter, deine Hilfe wird benötigt.~, sandte er seine Botschaft an die von ihm gewählten Mitglieder und erhielt ihre Bestätigung.
~Wir greifen Varus Turm an.~, verkündete er knapp, ~Unsere oberste Priorität ist das Weltenportal auf der Spitze, während dieser Mission könnten sich neben Jeran und seinen Untoten, deren Schicksal mir gleich ist, eine weitere Partei einmischen. Es handelt sich um das Wesen Night, das in diesem Moment unter der Kontrolle Sions steht, und Urea. Tötet vor allem Letztere, wenn sich die Chance ergibt, aber lasst euch nicht vom eigentlichen Ziel ablenken. Das Portal hat das Potenzial dieses Wesen an einen vor uns geschützten Ort zu bringen, wenn gleich es Zeit benötigt die dazu notwendige Veränderung am Portal vorzunehmen. Lasst es Sion auf keinen Fall durchschreiten. Nun zieht in die Schlacht, Todesreiter!~
~Bis in den Tod und darüber hinaus.~, bestätigten die Reiter wie im Chor.
„Himmelteilender Schnitt: Sonne der Morgendämmerung!“
Kudo sah abseits zu Riijadon, und sah wie dessen Klinge aufblitzte und himmelwärts schwang. Statt des üblichen Holzschwerts hielt Riijadon ein metallenes Katana in seinen Händen.
Der Meteor wurde entzwei geteilt und die abgetrennten Hälften fielen zu Kudos verwunderung aufwärts und verwandelten sich in einen roten Dunst. Es war als hätte es den Meteor nie gegeben.
„Riijadon. Wieso mischt du dich ein?“ fragte Semih gelassen, aber mit genervtem Gesichtsausdruck.
Riijadon stierte verbittert zurück.
„Das ist ein Kampf zwischen dir und dem Jungen. Tut mir Leid aber ich lasse mich nicht gerne auslöschen. Du hast Unbeteiligte in den Kampf mit eingezogen, du hast als erster gegen die Regeln verstoßen.“
Kudo hatte seinen Angriff abgebrochen und schaute kniend, mit offenem Mund hinauf zum Himmel.
Riijadon stürmte mit gezogenem Schwert an Kudo vorbei, der immer noch mit voller Verwirrung auf dem Gesicht Riijadon hinterher sah.
„Ich habe angekündigt dass du das bereuen wirst, Riijadon. Du weißt dass du mich nicht besiegen kannst“ antwortete Semih, gelassen ohne sich von der Stelle zu bewegen. „Ich erfasse jede deiner Bewegung du…“
Semih hielt inne und sah an sich herab. Sein Gesichtsausdruck ähnelte weiterhin dem einer leichten Verärgerung als, eines Ausdrucks von Überraschung.
„…du hast mich gerade in zwei Teile geteilt.“ beendete Semih seinen Satz bevor sein Körper, der von Riijadons Klinge horizontal entzweit wurde, auseinander fiel.
Die Atmosphäre um Semihs Körper herum flimmerte und in weniger als einem Augenblick war Semih wieder vollkommen unverletzt. Er schien über etwas nach zu denken.
„Das waren nicht meine Augen der Zeit, die mich gerettet haben. Was könnte das gewesen sein?“ murmelte Semih zu sich selbst. „Und wieso konnten meine Augen der Wahrheit deinen Angriff nicht erkennen. Ach, was soll´s“
Die blaue, undurchschaubare Aura der Augen der Kraft umhüllten Semih.
Ohne mit der Wimper zu zucken schwang Riijadon sein Schwert.
Semih´s Körper fiel längs geteilt auseinander.
Erneut flimmerte die Luft um Semih herum.
Erneut war Semih unverletzt.
„Irgendwie hast du es geschafft mich zu schneiden ohne die Aura zu durch dringen. Ich gebe zu du bist für ein paar Überraschungen gut. Nur wieso, verletzten mich deine Angriffe nicht..? Was ist das für ein übler Trick, Riijadon?“
„Es ist kein Trick, es ist pures Können. Meine Fähigkeit dich zu verletzten ist reines Können. Was die Sache mit deiner Unverwundbarkeit angeht…Nun am besten demonstriere ich das noch mal“
„Sehr lustig, Riijadon, echt.“ , bemerkte Semih gelangweilt. Er nutzte die Augen der Zeit um Riijadon zu sich zu bringen doch dieser war mitten ihm Angriff als er vor Semih erschien und diesen diagonal entzwei teilte.
Wieder flimmerte es um Semih herum und wieder war dieser unversehrt.
„Du nervst mich, Riijadon.“
Die Aura der Augen der Stärke bildete sich zum Schwert.
Riijadon öffnete demonstrativ die Arme um zu zeigen dass er sich nicht wehrte. Sein Kopf wurde abgehackt.
Wieder flimmerte es, diesmal um Riijadon herum. Dieser stand vollkommen unverletzt vor Semih.
„Ich kann dich nicht besiegen, Semih. Aber umgekehrt kannst auch du mich nicht besiegen. Meine Schwertkunst durchdringt Raum und Zeit. Du kannst meine Angriffe nicht wahrnehmen weil ich meine Schnitte in der Zukunft und der Vergangenheit machen kann. Wann diese Angriffe zur Gegenwart werden, nun dass verrate ich dir nicht. Ich schneide die Zeit selbst, deine Zeitmagie interessiert mich nicht.“
Semihs Aurenschwert durchbohrte Riijadons Herz.
Riijadon lächelte während Blut aus seinem Mundwinkel herab lief.
„Ich habe zu erst geschnitten“ antwortete er auf den Angriff. Semih´s Körper fiel in faustgroße Stücke gewürfelt auseinander. Die Atmosphäre um die beiden herum flimmerte und sie waren wieder beide unverletzt.
„Was passiert wenn ein Schwert dass alles Schneiden kann auf ein Schild trifft dass alles abwehren kann? Antwort: Ein Widerspruch.“
„Wovon redest du?“ sagte Semih während er Riijadon durchbohrte, und dieser ihm, im Gegenzug durch die Augen schnitt.
Wieder ein Flimmern, wieder zwei Unverletzte.
„Zur Zeit der Hüter hatte jedes Lebewesen ein vorherbestimmtes Schicksal. Aber du bist ein Wesen dass ohne vorbestimmtes Schicksal geboren wurde. Ein Wesen dass gar nicht existieren dürfte. Ein Wesen dass, die Balance der Welten auseinander bringt.
Aber denkst du, dass du das erste solcher Wesen bist? Oh, glaub mir es gab so viele, vor dir.
Und die Frage die dir stellen musst ist: Was ist mit ihnen passiert?“
Riijadon steckte sein Schwert in die Scheide und lächelte.
„Hallo, ich bin der Weltenwanderer Riijadon und um es auf den Punkt zu bringen…“
Er lächelte freundlich und einladend.
„…renn!“
Seine Klinge schoss blitzend aus der Scheide hervor. Semih zerstob in einem blutigen, roten Rauch. Wieder flimmerte es. Wieder kam er unverletzt zurück.
„Riijadon, du Mistkerl! Es war zwar nur für einen Moment, aber du hast meine Existenz ausgelöscht!“
Riijadon kratzte sich beiläufig im Ohr.
„Entschuldigung, ich bin auch etwas eingerostet. Und wie du sicher gemerkt hast können wir uns gegenseitig nichts von Dauer antun. Die Realität akzeptiert nicht dass wir uns gegenseitig töten weil wir beide Wesen sind, die nicht vom Schicksal abhängig geboren wurden. Wir existieren Beide außerhalb des vorbestimmten Schicksalszyklus. Nun jetzt wo die Hüter nicht mehr sind, sollte das eigentlich nichts bedeuten, aber wie du merkst tut es das doch. Aus Sicht der Hüter sind wir beide genauso gefährlich gewesen. Der Unterschied zwischen uns ist dass ich geschworen habe meine Macht nicht ein zu setzten um den Lauf des Schicksals zu ändern, nur zu beobachten. Ich war verantwortungsvoll genug meine Macht nicht zu benutzen. Im Gegensatz zu dir, der mit seinen Kräften herumgewütet hat wie ein kleines Kind mit einem neuen Spielzeug. Und es ist mir egal wie sehr du bereust, du wirst für deine Taten Busse tun! Du verdienst es nicht zu existieren!“
Sein Schwert war auf den Träger des roten Anführermantels gerichtet. Dieser grinste.
„Und wenn wir uns nicht gegenseitig verletzten können, was willst du dann tun?“
„Nun, da die Hüter nun fort sind, ist es nicht offensichtlich? Ich werde ein Schicksal erschaffen. Ich werde dafür sorgen dass es das Schicksal dieses Jungen sein wird, dich zu besiegen!“, verkündete Riijadon der auf den immer noch knienden Kudo deutete.
Semih lachte höhnisch.
„Ich habe eine bessere Drohung erwartet. Du willst also selber Hüter spielen und den Jungen als deine Marionette gegen mich verwenden?“
Der Rotäugige gestikulierte zu Kudo der immer noch geschockt auf dem Boden kniete.
„Mein letzter Angriff hat seinen Kampfgeist gebrochen. Er konnte nicht auf meinen Angriff reagieren weil er zu unsicher war. Der Zweifel an sich selbst hat ihn gebrochen.“
„Und genau deswegen, habe ich eingegriffen.“ erwiderte Riijadon.
„Du hast gemerkt wie schwach der Junge ist und denkst du wirklich ER wird in der Lage sein mich zu besiegen? Er konnte mich nicht einmal berühren! Er ist schwach!“
„Alles was ich vor mir sehe ist ein schwaches, einsames Kind, das Zuflucht in Macht gesucht hat weil es Einsamkeit nicht ertragen kann. Um sich selbst zu beweisen dass es nicht wertlos ist, hat das Kind gekämpft und gekämpft. Zerstört, vernichtet und getötet. Welten vernichtet. Unschuldige andere Kinder getötet, Schicksale zerstört. Und weshalb? Weil es sich ansonsten wertlos fühlt. Es stahl mehr und mehr Macht von seinen Gegnern um sich nicht seine eigene Schwäche ein zu gestehen. Nun was denkst du Semih? Wie viele Neugeborene Kinder, wie viele schwangere Frauen, sind gestorben deinetwegen, als du die anderen Welten vernichtet hast? Du verdienst kein Mitleid. Du bist nicht einmal irgendwelcher Verachtung wert. Du bist wertlos und schwach, Semih.“
Semih sagte nichts, aber seine roten Augen leuchteten auf.
„Auf der anderen Seite mag sich dieser Junge überschätzen. Aber er kämpft für ein besseres Morgen. Er kämpft für diejenigen die sich selbst nicht verteidigen können. Er nutzt nicht irgendwelche gestohlenen Kräfte, er gibt seine Menschlichkeit nicht auf um stärker zu werden. Das ist wahre Stärke, Semih. Stärke die du nicht besitzt. Aufrichtige Menschlichkeit.
Und davor hast du Angst. Deswegen willst du ihn in Verzweiflung stürzen, weil Verzweiflung das Einzige ist was du kennst, etwas anderes verstehst du nicht. Und was du nicht verstehst, macht dir Angst.“
Er stellte sich dicht vor Semih und sah diesem direkt in die flammenden, roten Augen.
„Er wird diese Verzweiflung überwinden, herausfinden was es wirklich bedeutet am Leben zu sein und dich zu Fall bringen. Für mich ist es offensichtlich wer von euch Beiden stärker ist.“
Semih schien den Mund zu öffnen um etwas zu sagen, schloss ihn dann doch wieder abrupt.
Er wandte sich um und ging.
„Saguetes! Funara! Kommt. Wir haben hier genug Zeit verschwendet.“
Mit seinen beiden Schülern im Schlepptau verschwand er.
„Meister Semih?“ fragte Saguetes vorsichtig.
„Ich höre?“ sagte Semih ohne ihn an zu sehen, während er weiter ging.
„Sie zittern am ganzen Körper, Meister.“
Semih blieb abrupt stehen. Saguetes fuhr erschrocken zusammen.
„Ich habe mich nur nicht wieder daran gewöhnt meinen Körper zu benutzen. Das ist alles“
Er ging weiter voran ohne sich um zu sehen.


Riijadons Klinge verwandelte sich wieder in ein hölzernes Schwert. Er ging zum am Boden kauernden Kudo.
„Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass du so etwas sagst wie „Misch dich nicht ein!“ oder „Das ist mein Kampf!“. Und hier sitzt du und sagst nichts.“
Kudo sagte wirklich nichts. Plötzlich schlug Kudo seine Faust in den Boden.
„ICH BIN SCHWACH!“ rief er lauthals.
„Als ich diesen Meteor gesehen habe. Wollte mein Körper mir nicht mehr gehorchen. ICH KONNTE NIEMANDEN BESCHÜTZEN!“
Er krallte sich mit seiner Hand in die Erde.
Loghain und Vera sahen wortlos zu ihm herab. Riijadon packte ihn an der Schulter ohne ihn an zu sehen. Sein Blick ging in die weite Ferne vor ihnen.
„Ja. Du bist schwach. Und zu realisieren dass man schwach ist, ist der erste Schritt wirklich stark zu werden. Nimm die Empfindungen die du im Moment hast und nutze sie um stärker zu werden. Dieser Kampf ist noch nicht vorbei. Er hat gerade erst begonnen.
Aber nun, haben wir erst einmal einen Dämonen zu töten.“
Flama kicherte.
"Dir scheint es ja bestens zu gehen, Theema."
"Oh nein, nein, nein...", murmelte Theema fahrig, die zu einem Wasserbecken geeilt war um sich das Gesicht zu waschen. "Das ist gar nicht gut. Ich kann solche Ablenkungen nicht gebrauchen, ich..." Sie trocknete ihre Hände an ihrem Kittel ab. "Ich sollte mir wirklich angewöhnen die Tür abzuschließen und... eh..."
Sie verstummte plötzlich und sah Flama irritiert an.
"Wieso eigentlich?"
Flama zuckte unschuldig mit den Schultern.
"Keine Ahnung. Er schien ja ganz nett zu sein."
"Äh... Wer?"
"Ianto. Dein Verehrer."
"Verehrer?"
"Der junge Mann, der eben hier war."
Theema sah sich in ihrem Labor um, als erwarte sie noch jemand anderen zu finden.
"Ich weiß nicht genau...", begann Theema und verlor sich in Gedanken.
Dann zuckte sie unvermittelt zusammen und sah Flama fragend an.
"Wolltest du etwas Bestimmtes?"
"Ich habe etwas für dich. Essen.", sagte Flama und hob ein abgedecktes Schälchen hoch, dass sie in ihrer linken Hand hielt.
"Oh... Ah, danke Flama! Ich verhungere...", bedankte sich Theema und nahm das Schälchen gierig entgegen.
Darin befanden sich eine Unzahl handgerechte Sandwiches, die man in zwei Bissen verzehren konnte. So wie Theema es mochte. Einfach und unkompliziert.
"Außerdem wollte ich bescheid geben, dass wir in drei Stunden ausrücken werden. Wenn du also noch ein wenig arbeiten möchtest, sieh zu dass du deine Tür abschließt, bevor Ianto wiederkommt."
Sie zwinkerte vielsagend.
"Und es wieder zu 'Ablenkungen' kommt."
"Hmmm?", machte Theema mit vollem Mund. "Oh... Gut..."
Flama lächelte und drückte sie zum Abschied.
"Dann bis nachher."

Das war es also. Man konnte niemanden vertrauen. Keinem Barbaren und nicht einmal den Beschützern dieser Welt. 'Federheld' war letztendlich doch nur ein wertloser Titel.
Er musste eine letzte Entscheidung treffen. Seine letzten waren, zwecklos etwas anderes zu sagen, glatte Fehlschläge gewesen. Kein Mann konnte so viel Schande vertragen. Doch dieses Mal würde er sein Vertrauen in eine Person setzen, die ihn niemals enttäuschen würde. Niemals...
"Hausbefehl 3-2-9-2-8-9-0-0.", murmelte er unhörbar mit heiserer Stimme. "Entsichern und Eindringlinge töten."
Ein unheilvolles Gefühl von erwachender Energie füllte die Luft und ließ ein Zucken durch die Federkleider der Federhelden fahren, als die Sicherheitssysteme des Anwesens aktiviert wurden.
"Minister! Was habt Ihr...?!"
Charlotte schnaubte.
"Ihr seid ein Feigling, Fiers."
"Kretarr! Raus hier!", rief Shikraa seinem Freund zu, packte Tarii ein wenig fester und warf sich mit einem Übermenschlichen Sprung durch die Halle durch ein vergittertes Fenster, durchbrach es und lande sicher im Vorhof.
Kretarr packte die protestierende Charlotte und wählte einen ähnlichen Weg durch die Vordertür. Keinen Moment zu früh, denn noch mitten im Flug erwachten versteckte Mechanismen zum Leben und feuerten in rascher Abfolge unglaublich schnelle Psynergyblitze, die hinter ihnen zusammenschlugen. Im Vorhof selbst gab es keine solcher Fallen, nur kleine Wachkugeln die an kleinen Zierbrunnen in das Design eingearbeitet waren und fürchterlich laute Alarmtöne von sich gaben.
"Wieso?!", knurrte Charlotte Kretarr an. "Diese Dinger können mir nichts anhaben. Lasst mich los, ich hole diesen Mistkerl da raus!"
Doch Kretarr ließ nicht los.
"Das lasst Ihr bleiben. Ihr zwei bleibt in unserer Obhut und führt uns zu dem Portal, das hat Priorität. Macht euch um Minister Fiers keine Sorgen. Sein letzter verzweifelter Versuch euch zu töten ist gescheitert. Nun wo wir um seine Geschäfte wissen ist sein Untergang besiegelt und kein Versteck ist sicher für ihn. Und falls euch das immer noch nicht beruhigt, seht zum Dach."
Charlotte hob den Blick. Dort oben hockte eine kleine, weiße Gestalt.
"Kleine? Der Mann Dalarius Fiers muss beim Schloss des Kaisers abgegeben werden. Lebendig, wenn es geht. Sag ihnen, die Federhelden schicken dich und verschwinde ohne eine Spur zu hinterlassen. Kann ich mich auf dich verlassen?"
Sinaphie blinzelte zuversichtlich und klemmte sich einen Dolch in ihren Schnabel.
"Klaro."
Charlotte brummte.
"Seid Ihr sicher?"
"Ich setze vollstes Vertrauen in dieses Mädchen. Fiers ist einer Gegnerin wir ihr nicht gewachsen."
Er ließ sie los. Charlotte machte keine Anstalten davonzulaufen oder zum Anwesen zu stürmen.
"Zeit euren Teil der Abmachung zu erfüllen. Geht voran."
Charlotte setzte sich nach einem langen Blick auf Sinaphie in Bewegung und führte die Federhelden mit Tarii von dem Hof des demnächst für immer abgesetzten Steuerministers.

"Sag mal Alyka, was hältst du eigentlich von diesem Anarath?", fragte Lashon unvermittelt beim Essen, nur wenige Minuten nachdem Sairi ihm, Sylvos und Alyka eine beachtliche Anzahl verschiedener Köstlichkeiten aufgetischt hatte.
Alyka verharrte erstaunt in der Bewegung und ließ das aufgespießte Stück Bratvogel langsam wieder auf den Teller gleiten. Sie sah fragend von Lashon zu Sylvos, der auch mit vollgestopften Mund wartete und sie kauend neugierig musterte.
"Anarath?", fragte Alyka nachdenklich und lächelte. "Vermutlich mehr als ihr jemals vermuten würdet."
"Oh?", machte Lashon und lud sich noch etwas Fleischpastete auf. "Wie muss ich das verstehen?"
Alyka grinste und legte ihre Gabel beiseite.
"Das heißt, dass ich ein wenig weiter ausholen müsste. Wie kommst du eigentlich auf diese Frage?"
Lashon und Sylvos wechselten einen Blick.
"Einfach so. Interessehalber."
"Hmm-hmm.", machte Sylvos der immer noch den Mund voll hatte.
"Verstehe. Nun, da gibt es viel zu erzählen. Ich bin nicht sicher ob ihr es wisst, aber ich und Anarath kennen uns schon eine lange Zeit."
Das war Lashon tatsächlich neu.
"Wirklich? Wie lange?"
"Wenige Wochen vor dem Ende des Krieges. Ihr kennt die Geschichte bestimmt gut genug. Mit Anaraths Ankunft und der der anderen kam die Hoffnung. Auch..."
Sie lächelte schief.
"... wenn es im ersten Augenblick ganz gewiss nicht danach schien. Damals hat Reyter seinen finalen Schlag auf Xalhill ausgeführt. Und obwohl wir die Stadt wie durch ein Wunder und mit vielen Verlusten halten konnten, war klar dass die Stadt keinen weiteren Angriff überstehen konnte. Wir gaben sie auf, aber Reyters Schergen jagten uns. Heermeister Razar brach vom Sincelwald auf um uns zur Hilfe zu eilen, mit einem Reiterverband dem auch Anarath angehörte."
Sie stieß ein amüsiertes Lachen aus.
"Als ich ihn das allererste Mal sah, war er über und über mit Erde bedeckt. Er war vom Pferd gestürzt und feuerte wie blöd Psynergy um sich. Wär die Situation nicht so ernst gewesen, wäre ich vor Lachen vielleicht auch vom Pferd gefallen."
Lashon konnte sich das lebhaft vorstellen. Wie alt mochte der Junge sein? Sechszehn, vielleicht Siebzehn, aber kein Jahr älter. Der Krieg endete vor etwas mehr als drei Jahren. Was bedeutete er war damals tatsächlich nicht älter als vierzehn gewesen.
"Ziemlich junger Bursche...", dachte er laut.
"Hmmm-hmmm.", stimmte Sylvos kauend zu und nickte.
"Jung... Kann man so sagen, ja. Außerdem hatte er zuvor nie ein wirkliches Schlachtfeld gesehen. Er war kampferprobt, das schon, aber er fand sich in dem Chaos fast gar nicht zurecht. Viele von uns hielten ihn zunächst für einen hoffnungslosen Fall.", erzählte Alyka grinsend. "Er war wirklich ein merkwürdiger Kerl. Er ist in unsere Welt gestolpert ohne es zu wollen, wurde dann kurzfristig von Razar als Gefangener gehalten, doch kurz darauf entschloss er sich sein Leben für uns wildfremde Menschen zu riskieren und sogar ein Schlachtfeld der Adepten zu betreten, das, wie man sich vorstellen kann, für jemanden aus einer friedlichen Welt wie Weyard ein grenzenloser Albtraum sein muss. Er konnte nicht einmal sicher sein, ob er auf der richtigen Seite stand. Naja... vielleicht war es das..."
Sie verlor sich in Gedanken und begann ohne hinzusehen weiter ihren Bratvogel zu essen.
"War es was?", hakte Lashon nach.
Alyka zuckte kurz zusammen und lächelte anschließend verlegen.
"Ah... Jetzt habe ich mich verplappert... Eigentlich ist es ja nichts Schlimmes, es hat sich eh vor langer Zeit alles erledigt. Nein, es ist so... Ich hatte kurzzeitig ein gewisses... Interesse an ihm."
Es klirrte als Lashon und Sylvos gleichzeitig entgeistert ihre Gabeln fallen ließen.
"Eh... Was?!", fragte Lashon, der glaubte sich verhört zu haben.
Alyka, die zu sehr in Gedanken vertieft war um die plötzliche Stimmungsänderung ihrer Zuhörer zu bemerken, lächelte beflissen.
"Nehmt es wie ihr wollt, aber daraus ist sowieso nichts geworden. Es stellte sich heraus, dass er schon längst jemanden hatte."
Das Ganze wurde für Lashon immer skurriler. Er hob seine Gabel wieder auf und stocherte gedankenlos in seinem Essen herum.
"Ähm... War er nicht ein wenig zu jung für dich...?"
Alyka lachte kurz auf und winkte ab.
"Denkst du? Was machen schon die paar Jahre."
Lashon tauschte wieder einen Blick mit Sylvos aus. Die Unbeschwertheit, mit der Alyka über dieses Thema sprach, war ihnen ausgesprochen unheimlich.
"Ah... So ist das also..."
Alyka sah zwischen den beiden hin und her. Nicht begreifend, was in ihren Köpfen gerade vor sich ging, wurde sie ein wenig wütend.
"Hey, kriegt euch ein. Ist das wirklich so schlimm für euch zwei? Ihr wart wohl nie in eine jüngere verguckt?"
"Nein, ich glaube das ist nicht das Problem...", murmelte Lashon.
Alyka schüttelte ungläubig den Kopf.
"Na schön... Vergisst einfach das ich etwas gesagt habe. Wie gesagt, das ist ewig vorbei. Tja, was gibt es noch zu sagen? Ich und Razar und wenig später Gabriel... Lady Keershine...!", betonte sie, als die beiden stutzten, " wurden schnell mit Anarath, Isaac und den anderen Freunde. Aber nicht nur während des Krieges, sondern darüber hinaus. Sie waren einfach großartig. Sie waren auch eine merkwürdige Truppe, zusammengewürfelt aus den verschiedensten Adepten die mir je untergekommen sind, aber wenn ich mir hier die Crew der Windtänzerin ansehe, ist das wohl kein Vergleich. Aber sie vertrauten einander bedingungslos und ehe ich es mir versah, war ich ein Teil von ihnen. Ich zog mit ihnen eines Tages zurück nach Weyard aus und kämpfte dort mit ihnen um ihre Heimat. Ich richtete mich dort im Kampf buchstäblich zu Grunde. Sie waren mächtige Adepten gewesen und es fiel mir sehr schwer mit ihnen mitzuhalten, ihnen nicht zur Last zu fallen... Doch trotz Mias intensiver Hilfe brach diese Welt eines Tages plötzlich für mich zusammen."
"Was war passiert?", wollte Sylvos wissen.
"Die Lebenskraft-Geschichte?", riet Lashon.
Alyka nickte traurig.
"Du weißt das noch gar nicht, Sylvos... Ich verwendete lange Zeit Psynergy basierend auf meiner Lebenskraft um meine Freunde in Weyard zu unterstützen. Damals tat ich es im besten Gewissen, denn ohne sie wäre ich spätestens in der Schlacht um Gilratar getötet worden. Meine Hoheadeptenkräfte waren nicht genug, also zehrte ich von einer anderen Quelle. Es benötigt nicht viel Wissen um herauszufinden wie das funktioniert, aber vertraut mir... Es zerstörte mich. Lasst die Finger davon. Auch wenn ich im Allgemeinen als geheilt gelte... Meine Kräfte sind kaum vergleichbar mit damals."
Schweigen kehrte kurz ein und Alyka stopfte sich verärgert den Mund mit einem größeren Bissen voll und kaute heftig darauf herum.
"Aber wir schweifen ab, oder? Tatsache ist... Anarath ist ein sehr guter Freund, der mir mehr als ein paar Mal das Leben gerettet hat. Das letzte Mal vor diesem Ristemé... Teol... Wäre er nicht gewesen, wären meine Truppen auf die falschen Worte eines blutrünstigen Königs hereingefallen und ich wäre wegen Verrats getötet worden. Lange Geschichte kurzer Sinn, ich verdanke ihm und seiner Familie vieles. Und dann nach dem Semih bezwungen war... Nach der Nachricht von Mazes Wiedererscheinen... Waren Anarath und die anderen verschwunden. Ich habe nie wieder etwas von ihnen gehört. Diese Krise, der wir jetzt gegenüberstehen... Sie würden wahrscheinlich wissen was zu tun ist. Das einzige was ich tun kann, ist in ihrer Abwesenheit um diese Welt zu kämpfen, aber selbst dazu bin ich einfach zu schwach..."
Wieder verlor sie sich. Lashon und Sylvos tauschten einen langen Blick. Offenbar wusste sie es nicht.
"Ähmm... Alyka... Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll... Aber...", sagte Lashon und nahm seinen Becher zur Hand. "Anarath... ist... nun ja, er ist hier."
Alyka sah ihn verwirrt an.
"... Hier...? Lashon, das ist kein guter..."
"Scherz?", unterbrach Sylvos sie. "Nein, er sagt die Wahrheit. Nur deswegen sind wir auf dieses Thema gekommen. Er und seine... ungewöhnliche Truppe haben vorhin mit dem Käpten gesprochen. Er brachte den Merkurstern."
Alyka sah die beiden durchdringend an. Sie versuchte in den Gesichtern verräterische Spuren von Belustigung oder gar Lachen zu finden, aber die beiden schienen es ernst zu meinen. Sehr ernst.
"Ich glaube es wäre mir nicht entgangen, wenn eine so mächtige Aura wie Anaraths das Schiff betreten hätte. Es sei denn..."
Ihr Blick wurde glasig, als sie sich auf ihr Psynergygespür konzentrierte.
"Ist das... wirklich er? Seltsam... Kann es wirklich sein...?!"
Im nächsten Augenblick sprang sie abrupt auf. Sylvos entging ihrem herumfliegenden Besteck mit einer blitzschnellen Kopfneigung.
"Wenn das Anarath ist, muss ich sofort zu ihm. Entschuldigt!"
Sie rauschte davon. Lashon stand ebenfalls auf.
"Was...?", begann Sylvos.
Lashon zwinkerte.
"Du willst mir doch nicht sagen, dass du das verpassen möchtest? Komm schon, Kumpel. Das Essen läuft uns nicht weg."
Sylvos sah wehleidig zwischen ihm und der Tafel hin und her. Letztendlich siegte die Neugier und er stand auf.
"Aber nicht zu lange, okay...?"
Die beiden folgten der Hoheadeptin.
Wenig später öffnete sich die Tür zu Sairis Schenke wieder.
"Madame Sairi, wir sind zur- ... Hm, sie ist nicht hier. Vielleicht hinten in der Küche?"
"Ahahaha! Ist doch egal. Arbeit ist getan, jetzt ist Essen fassen angesagt. Das Festmahl wartet bereits."
"Du denkst immer nur ans Essen, mein Dicker. Außerdem, was heißt hier Fes..."
Facas verstummte, als er den Tisch in der Ecke sah, auf den Heehl grinsend zusteuerte.
"Halt!"
"Hnnn?", brummte Heehl und sah ihn finster an.
"Das ist niemals für uns. Man wird uns lebendig häuten, wenn wir uns am Essen anderer vergreifen! Hast du diese Typen gesehen? Alle groß, kräftig und..."
Heehl starrte ihn nur verständnislos an.
"Naja, vielleicht nicht so groß und kräftigt wie du, aber... sie wären nicht sonderlich erfreut darüber."
"Oh... Klar... Naja, ich war sowieso nicht so der Freund von Geflügel.", murmelte Heehl in seinen Bart und setzte sich an den benachbarten Tisch.
Facas setzte sich neben ihn.
"Ich verstehe ja dass du hungrig bist... Ich meine wir waren wie lange auf diesem Felsen ausgesetzt? Bei deiner Größe wundert es mich, dass du nicht verhungert bist."
"Recht so, Bohnenstange.", grunzte er zustimmend. "Und bei den Rationen die es hier gibt fall ich bald vom Fleisch."
"Vielleicht gar nicht mal so verkehrt bei deinem Bauchumfang. Aber ich versteh dich... Trotzdem nehmen wir nicht von anderen Leuten das Essen."
"Jap. Wir sind ein anständiges Volk."
"Genau..."
Stille.
"Obwohl es eine Schande ist, dieses Festmahl kalt werden zu lassen..."
"Jaaa..."
Stille.
"Absolut keiner hier, Großer."
"Da kann man nichts machen. Aber was machen wir jetzt?"
Stille.
"Weißt du... ich musste dich zurückhalten."
"Schon okay, ist ja auch nur vernünftig.", antwortete Heehl.
Stille.
"Aber hättest du... Und ich sage HÄTTEST du was genommen, hätte ich mich dir zumindest angeschlossen."
Heehl hob die buschigen Brauen.
"Wirklich?"
"Oh, ja! Rein aus Solidaritätsgründen, versteht sich."
Stille.
"Das ist ziemlich reichlich. Ein paar Kleinigkeiten würden sie nicht vermissen."
Heehl schüttelte ausdruckslos den Kopf.
"Würden sie nicht."
Stille.
Dann warfen sich die beiden einen belustigten Blick zu und rutschten lautlos von ihren Hockern zu denen an dem gedeckten Tisch.
"Aber wirklich nur ein bisschen."
"Natürlich.", sagte Heehl und rieb sich mit gierigen Augen die Hände. "Ist 'ne Weile her, seit ich anständige Backkartoffeln hatte."
"Nur ein bisschen, okay...?", erinnerte ihn Facas mit warnendem Unterton.
"Ich hab's verstanden, danke... Hey, was ist das?"
"Hast du das nie gegessen? Nein? Das ist richtig gut! Aber am besten schmeckt es mit etwas hiervon, hier nimm...! Na los, noch ein bisschen mehr..."

"Weldon!"
Weldon sah nach hinten und bemerkte Flama, die auf ihn zu schritt. Schnell nahm er Haltung an, aber Flama grüßte ihn nur mit einem Winken.
"Steh bequem, Weldon. Es dauert nicht lang."
Er kam der Aufforderung zögerlich nach. Die Admiralin hätte so etwas nie geäußert. Es fühlte sich merkwürdig an von einer anderen Kommandatin geleitet zu werden. Zumal von einer Kommandantin die um Einiges jünger war als er selbst.
"Kann ich etwas für Sie tun, Kommandantin? Das Expeditionsteam-"
"...habe ich bereits zusammengestellt.", sagte sie zwinkernd.
"Genau, deswegen... Ich habe die Liste gesehen und-"
"...du kommst mit mir.", vervollständigte sie den Satz.
"Genau...", antwortete Weldon, der seine Hoffnungen auf der Eraser zu bleiben schwinden sah. "Ich weiß, Eure Befehle sind absolut, aber brauchen wir nicht einen der auf diesem Schiff-"
"Ist auch schon erledigt.", lachte Flama, die es sichtbar genoss ihn zu unterbrechen.
"Ihr wollt doch nicht etwa Sarn hier die Dinge überlassen oder?", fragte Weldon mit gehobener Braue.
"Nein, wieso? Er steht auch auf der Expeditionsliste."
Weldon zuckte schuldbewusst zusammen. Er hatte nur gesehen, dass er eingetragen war und den Rest nicht weiter beachtet. Er hatte keine Lust diesen Einsatz zu begleiten, aber offensichtlich hatte er keine andere Wahl.
"Ah... Wer dann?"
"Meister Kumon. Der Kriegsherr war so freundlich und hat ihn mir ausgeliehen."
Weldon versuchte sich kurz zu erinnern. Meister Kumon war ein ehemaliger Hoheadept in den Grenzregionen der Zentralen Kontinente gewesen und war während einer aussichtslosen Schlacht zu Reyter übergelaufen und ist inzwischen ein fester Teil seiner Crew. Ein äußerst geschickter Windadept und Kundschafter, aber wenn sich Weldon recht erinnerte auch ein äußerst strenger und gnadenloser Zeitgenosse. Flama hatte ihn vermutlich an Bord geholt, weil sein Befehlston den von der Admiralin Zaisa in nichts nachstand und die Männer nichts anderes gewöhnt waren. Tatsächlich war Weldon plötzlich ganz froh nicht mehr auf dem Schiff zu sein. Unter Zaisas Kommando konnte er sich ein paar Bequemlichkeiten erlauben, aber mit Kumon sah die Sache vermutlich anders aus.
"Verstehe... Was kann ich sonst für Euch tun, Kommandantin?"
Flama sah plötzlich verstimmt aus.
"Schon wieder... Immer dieses 'Kommandantin' oder 'Oberoffizierin'. Einfach nur Flama, bitte."
Weldon wich ihrem Blick aus.
"Verzeiht. Es ist nur so..."
"Weil ich Eure Vorgesetzte bin?"
Weldon nickte widerstrebend.
"Mach dir da keine Sorgen, Weldon. Sicher, eine Rangstruktur ist wichtig. Aber ein freundschaftliches Verhältnis aufzubauen ist nicht minder wichtig, wenn nicht sogar wichtiger."
"He... Kaum zu glauben, dass Norgono Euer Mentor sein soll."
Flama lächelte schief.
"Ich hatte in meinem Leben viele Meister. Norgono habe ich lediglich seinen unermesslichen taktischen Verstand zu verdanken. Aber es gab unzählige andere Quellen die mir unschätzbare Lektionen beigebracht haben."
"Das merke ich. Es ist sogar erfrischend, wenn ich das so sagen darf."
"Was es nicht sollte. Allerdings spürte ich es schon, als ich dieses Schiff das allererste Mal betreten habe. Sag, Weldon, wie viele Freunde hast du auf diesem Schiff?"
Die Frage erwischte Weldon unvorbereitet. Es war kein Geheimnis, dass sein sanftes und meist unmotiviertes Auftreten bei vielen in Zaisas Crew als anstößig empfunden wurde.
"Keine.", gestand er ehrlich. "Aber-"
"Überraschend.", fiel Flama ihm wieder ins Wort. "Ich dachte das wäre einer der Gründe, wieso du der Erste Offizier der Admiralin bist. Ich hörte von unglaublicher Hingabe gegenüber deiner Crew, in dessen Zuge du nahezu fast allen Mitgliedern schon mindestens einmal das Leben gerettet hast."
"Leicht übertrieben..."
"Du willst mir sagen, dass da keine Freundschaften zustande gekommen sind? Du hast dem Schlachtenkoordinator über ein Dutzend mal das Leben gerettet."
"Übles Schicksal. Ich kann Sarn nicht ausstehen.", kommentierte Weldon trocken. "Nein, es... Ich habe vielleicht hin und wieder mal ein bisschen was riskiert um andere zu retten, aber dabei ist es auch dann geblieben."
"So hatte ich dich gar nicht eingeschätzt."
Weldon zuckte mit den Schultern.
"Es lag einfach nie in meinem Interesse. Und wenn ich eines gelernt habe, dann dass man in Reyters Streitkräfte keine Freunde braucht. Es zählen nur die eigenen Fähigkeiten, die Loyalität und die Bereitschaft Befehlen zu folgen."
"Und ich sage, da irrst du. So wie alle anderen auch, die so denken wie du. Wenn du willst kann ich es dir zeigen."
Weldon sah ein, dass sie ohnehin nicht locker lassen würde.
"Meinetwegen... Flama."
"So ist gut.", sagte sie zufrieden. "Dann sehen wir uns in drei Stunden."
"Klar...", murmelte Weldon, erleichtert dass sich das Gespräch dem Ende zuneigte.
Flama wandte sich gerade zum Gehen, als ihr noch etwas einfiel.
"Bevor ich es vergesse... Was hälst du von den Obergefreiten Ianto Grey?"
"Ah... dem Mirnuzarianer? Er ist ein Neuling. Wieso fragst du...?"
Weldon biss sich auf die Lippe, als ihm bewusst wurde, dass er Flama geduzt hatte.
"Nur eine persönliche Einschätzung von ihm."
"Ich konnte mir bisher kaum ein Bild von ihm machen. Scheint ein bisschen abwesend bei der Arbeit zu sein, zumindest bis eine finster dreinblickende Admiralin vor ihm steht. Aber er HAT es in die Mannschaft der Eraser geschafft, also muss er Qualitäten haben."
"Das meinte ich nicht ganz. Ist er ein netter Kerl?"
Sie musste lachen, als sie Weldons verdutztes Gesicht sah.
"Keine Sorge, es hat nichts mit mir zu tun."
"Wie ich sagte, ich hatte bisher wenig mit ihm zu tun. Aber wie viele Neulinge ist er ein wenig... enthusiastisch."
"Nett gesagt. Gut... Dann kannst du ihn vielleicht diskret die Nachricht zukommen lassen, wenn er noch einmal Theema zu nahe kommt, ist er Asche. Okay?"
Weldon wurde bleich.
"Wa-"
"Kein Grund zur Panik. Ich mache die Sache nur ein wenig interessanter. Mach das bitte einfach für mich."
Der Erste Offizier der Eraser schnaufte.
"Klingt so, als würde er in tiefen Schwierigkeiten stecken, wenn ich ihn nicht warnen würde. Einverstanden."
"Danke Weldon. Wir sehen uns gleich.", verabschiedete sich Flama fröhlich und ging nach vorne um noch ein letztes Mal die Ausrüstung zu prüfen.

"Da bist du ja, Tsuka!"
Tsuka, die in sich selbst versunken im Schneidersitz in einem abgelegenen Ort auf Deck saß, öffnete die Augen und entdeckte Lucya, die mit gereckten Hals über die Kiste spähte, hinter der sie sich versteckt hatte.
"Was machst du hier? Tali und Ken wussten nicht, wohin du gegangen bist..."
Tsuka seufzte, stand auf und klopfte sich den Dreck von den Schenkeln.
"Ich versuche mit Arilla in Kontakt zu treten. Was sonst?"
Lucya sah an ihr vorbei und entdeckte drei kleine Knochen neben Tsuka übereinander liegen.
"Wenn sie wirklich scheu ist, dann wäre es besser auf sie zu warten, anstatt sie zu suchen. Ich kann diese zwei nicht mit mir durch das Schiff trampeln lassen. Außerdem scheint Tali mehr daran interessiert sich mit diesen Leuten hier anzufreunden."
Tsuka richtete ihre tiefroten Augen auf Tsuka und ihr Ausdruck veränderte sich.
"Und du? Wie... ist es gelaufen?"
Lucya lächelte.
"So wie es scheint... Trage ich die Gabe der Sterne jetzt in mir."
Tsuka kam und die Kiste herum und umarmte sie stumm.
"Das ist wunderbar...", sagte Tsuka leise. "Ich wusste du würdest es schaffen..."
Sie löste sich wieder.
"Und was macht der ehrenwerte Meister nun? Wo steckt er überhaupt?"
Lucyas Lächeln verblasste ein wenig.
"Er... ist noch hinten im Schiff. Ihm geht es nicht besonders, also dachte ich mir ich lasse ihm erst einmal seine Ruhe."
Tsuka hob fragend die Braue.
"Wieso, ist er zu überwältigt?"
"Ich weiß nicht... Er meint er hätte ein wenig der Restenergie absorbiert und wäre ein wenig benommen, aber... Ich glaube es ist etwas anderes. Irgendetwas verbirgt er."
Tsuka musterte aufmerksam Lucya, die besorgt in die Richtung schaute, aus der sie gekommen war. Sie gab ihr einen Stups, um sie aus ihren Gedanken zu reißen.
"Mach dir keine Sorgen. Dieser Holzkopf hätte etwas gesagt, wenn es etwas Schlimmes wäre. Und wenn...", sagte sie und ballte ihre rechte Hand vielsagend zur Faust. "bekomme ich es aus ihm heraus."
"Daran zweifle ich nicht."
Die beiden lachten.
"Dennoch... ich denke wir sollten bald wieder abreisen.", sagte Tsuka plötzlich.
"Wieso?", fragte Lucya erschrocken. "Ist etwas passiert?"
"Nenn es eine Ahnung.", brummte Tsuka. "Ich glaube ja dass man diesen Seefahrern trauen kann, das schon. Und trotzdem... Ich habe das Gefühl, dass etwas bald ziemlich in die Hose gehen wird..."

Sie fand ihn allein im hinteren Teil des Decks an der Reling lehnend, nachdenklich auf das Merl hinausschauend. Ihr stockte der Atem. Für einen Moment dachte Alyka sie kannte ihn. Aber als sie genauer hinsah wusste sie, dass dem nicht so war. Reglos stand sie da. Unterlag sie einem Irrtum? Nein, das würde keinen Sinn machen. Sie hatte den Jungen zuvor noch nie gesehen, auch wenn ihr seine Gesichtszüge vertraut vorkamen. In ihr keimte ein furchtbarer Verdacht auf.
"Anarath?"
Der Junge zuckte zusammen und drehte sich zu ihr um.
"Äh, ja? Ist etwas?"
Merl spürte ein plötzliches Beben in seinem Inneren, dass er noch nie zuvor gespürt hatte. Überrascht stellte er fest, dass es von Vulkanasche kam.
~Oh, Sch...ande!~, echote die Stimme des Dschinns in Merls Gedanken entgeistert.
Merl betrachtete die fremde Frau. Sie hatte lange schwarze Haare, die mittels Haarornamenten und dünnen weißen Schleifen zu einer prachtvollen Frisur geformt wurden. Ihre helle Robe sah fremd aus und wirkte irgendwie zeremoniell. Ihre Erscheinung war beeindruckend und wäre auch schön gewesen, wäre da nicht dieser kalte Ausdruck in ihren Augen. Merl musste schlucken und wappnete sich.
Was ist los, Vulkanasche?, fragte er ihn in Gedanken.
~Die kenn' ich...~
"Ich bin es: Alyka.", sagte sie mit humorlosen Lächeln und kam einen Schritt näher.
Merl musste sich nicht beherrschen nicht erschrocken zurückzuweichen.
W-Was?
~Hoheadeptin Alyka! Du erinnerst dich? Sie ist aus Galatan und... eine gute Freundin von Anarath.~
Merl war wie starr. Er brach in Schweiß aus und es war als würden ihm plötzlich seine Kräfte und Sinne schwinden. Ihm kam es vor, als würde er all seine Energie brauchen um noch vernünftig gerade stehen zu können. Seine Hand krampfte sich um die Reling. Er hatte gewusst, dass es eines Tages so weit sein würde. Doch jeden Tag den es ihm bisher gelungen war alle anderen zu täuschen hatte ihn immer ein wenig mehr in Sicherheit wiegen lassen. Und jetzt das. Er kam sich plötzlich vollkommen hilflos vor.
Nicht hier! Nicht jetzt! Nicht bei dem was gerade passiert!, flehte er in Gedanken.
~Merl...~
"Also?", hörte er Alykas erboste Stimme ganz nahe bei sich.
Er hatte nicht bemerkt, dass sie nun direkt vor ihm stand.
"Wer bist du?", fragte sie leise mit wutbebender Stimme, aber es kam ihm vor als würde sie ihn anschreien.
"Ich... kann... erklä...", flüsterte er unhörbar.
"Wie bitte?"
"Ich... kann das erklären...", wiederholte er immer noch flüsterleise, während er versuchte seine Stimme wieder unter Kontrolle zu bringen.
"Natürlich kannst du das.", fauchte Alyka bitter. "Aber das beantwortet nicht meine Frage. Stell meine Geduld nicht auf die Probe."
Merl spürte plötzlich ihre Psynergy. Sie war beachtlich und kam ihn in diesem Moment vollkommen überlegen vor. Würde sie ihn angreifen oder gar töten, wenn er etwas Falsches sagte? Er wusste nicht was er tun sollte. Panik drohte ihn zu übermannen.
"Stop!"
Die körperliche Stimme von Vulkanasche ließ Merl erneut zusammenzucken. Auch Alyka wich überrascht einen halben Schritt zurück.
"Lufthauch...? Nein, bist du nicht!"
Der Dschinn nickte anerkennend.
"Ganz recht. Ich bin nicht Lufthauch, aber wir kennen uns trotzdem, Hoheadeptin. Ich bin Vulkanasche. Ihr erinnert Euch...?"
Alyka sah ihn ausdruckslos an.
"Vulkan...asche?", wiederholte sie tonlos.
"Ähm...", machte der Dschinn und zuckte nervös. "Vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt. Wir sind einander begegnet und... haben mal das ein oder andere Wort gewechselt. Ich bin ein guter Freund von Lufthauch. Dem ich unter anderem diese Gestalt zu verdanken habe."
"Der andere Lichtdschinn... Ich erinnere mich.", stellte Alyka fest, doch ihr Ausdruck änderte sich kaum. "Dann ist das hier dein Werk? Wer ist dieser Junge? Wieso gibt er vor...?"
"Bitte, beruhigt Euch Hoheadeptin.", versuchte der Dschinn sie zu beschwichtigen. "Ja, das hier ist mein Werk. Wegen dem Warum... das ist eine lange Geschichte, die ich Euch gerne erkläre. Gebt ihm nicht die Schuld, solange ihr uns nicht angehört habt!"
Alyka verschränkte die Arme.
"Bitte, ich höre!"
Vulkanasche setzte zum Sprechen an, hielt dann jedoch inne. Schnell zog er sich in Merl zurück.
"Was-", knurrte Alyka, doch dann hörte sie Schritte die näherkamen.
"Ah, da seid ihr ja! Wir haben euch gesucht!", rief Lashon ihnen winkend zu, während er mit Sylvos näherkam.
~"Verzeiht, aber die Sache ist wirklich heikel. Wenn Ihr erlaubt würde ich gerne die Unterhaltung unter uns dreien fortführen. Wir haben wirklich keine bösen Absichten. Ich bitte Euch. Wenn Ihr mir... oder Lufthauch ein wenig Vertrauen entgegen bringt, dann hört uns an."~, fuhr Vulkanasche mit Geistleser fort.
Alyka sah Merl lange und forschend an. Als Lashon und Sylvos sie erreichten hatten sie jedoch ihren Entschluss gefasst.
"Entschuldigung, ihr zwei... Aber ich würde mich gerne privat mit Anarath unterhalten. Ich fürchte unser Essen muss warten."
"Kein freundliches Wiedersehen?", riet Sylvos, der zwischen den beiden hin und her sah.
Alyka ging nicht darauf ein.
"Kennt ihr zufällig einen Ort, wo wir ungestört sein können?"
Die beiden sahen sich an.
"Der Kartenraum?", schlug Sylvos vor.
Lashon schüttelte den Kopf.
"Saitu ist dort. Ich würde sagen die Rüstkammer... aber dann kein Wort zu Saitu. Das würde ihm bestimmt nicht gefallen zwei da drinnen zu wissen, die nicht zur Crew gehören."
"Danke.", sagte Alyka knapp und wandte sich zum Gehen. "Komm mit."
Merl schluckte und folgte ihr. Er hatte sich zumindest wieder ein bisschen gefangen.
"Alles klar, Junge?", fragte Lashon besorgt. "Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen."
"Mir geht es gut.", antwortete er mit brüchiger Stimme. "Lashon... nicht? Könnt Ihr mir einen Gefallen tun?"
"Hm?"
"Wenn die anderen nach mir fragen, sagt ihnen bitte nicht wo ich bin. Das hier... muss geklärt werden."
Lashon nickte.
"Das können wir machen, nicht Sylvos?"
Dieser zuckte mit den Schultern.
"Wieso nicht?"
"Danke.", brachte Merl schwach heraus und ging zu Alyka, die auf ihn wartete.
Die beiden entfernten sich von ihnen und ging unter Deck.
"Junge.", bemerkte Sylvos. "Alyka muss ihm ja übel mitgespielt haben. In seiner Haut möchte ich jetzt lieber nicht stecken. Was er wohl angestellt hat?"
"Vielleicht weil er verschwunden ist und er sich nie bei ihr gemeldet hat?", schlug Lashon vor und zuckte mit den Achseln. "Was immer es war... Mein Vater hatte Recht. Verärgere niemals eine Hoheadeptin."
"Ein wahres Wort. Komm, gehen wir zurück. Wenn der Streit zwischen den beiden ausartet, möchte ich lieber nicht in der Nähe sein."
„Deine Worte waren sehr verletzend.... doch...“ ertönte eine bekannte Stimme, die nicht Kudos natürliche war.
Vor Riijadons Augen weiteten sich, als Kudo sich komplett in Semih umwandelte. Alle anderen Anwesenden wurden von ihren Schatten verschluckt. Ein breites Grinsen bildete sich auf den Lippen des Anführers.
„Du vergisst eine Sache, Riijadon.“ Der rotäugige schüttelte seinen Kopf.“Nein es ist bei weitem mehr als nur eine Sache. Wir befinden uns in meiner Illusion.“
„Eine Illusion?“ fragte er verwirrt und schaute sich um. Er selbst besaß die Möglichkeiten Illusionen zu bemerken, doch er konnte diese hier nicht identifizieren. Es sah so Real aus. Es fühlte sich so Real an. Es war in irgendeiner Form sogar Real.
„Was hat das zu bedeuten?“ fragte er mit einer ungläubigen Stimme und schaute zum Träger der dunklen Augen.
„Ich bin es gewohnt, dass es immer jemanden gibt, der meine Warnung ignoriert. Deswegen, alter Freund, wurdest du im Moment deines Eingriff-Versuchs, in meine Schattenillusion gerissen. Der Kampf... All das was du dir vorhin eingebildet hast, entsprach allein deiner Vorstellung und deinem 'Wissenstand'. Unsere Kräfte, mein Handeln, das Handeln von anderen....“ die ganze Umgebung verschwand in absoluter Dunkelheit und ließ nur Semih und Riijadon zurück. „All das ist in nie wirklich passiert! Es fand alles nur in deinem Kopf statt. Die Schattenillusion.“
„Schattenillusion...?“ wiederholte er den Namen dieser Illusions-Art die er noch nie zuvor gehört hatte. Er suchte einen Ausweg, doch sein Geist war darin gefangen und er wusste offen gesagt nicht, wie er dem entkommen konnte. Es schien keine gewöhnliche Illusion zu sein. Stattdessen wandte er sich wieder Semihs physische Erscheinung innerhalb dieser Illusionswelt zu.
„Dein Ziel ist es also mein Geist hier einzusperren, weil du mich nicht vernichten kannst? Die Realität wird meinen Tod nicht akzeptieren.“ erinnerte ihn Riijadon daran.
Semih lächelte und schloss seine Augen. „Du verstehst mich immernoch nicht.“
Er öffnete seine Augen wieder.
„Ich habe eingriffen und dein Leben gerettet, noch bevor du realisieren konntest, wie sehr du dich mit deiner 'Die Realität akzeptiert unseren Tod' These irrst. Der Hinrichter hätte dich auf eine Art vernichtet, die keinem Wesen aus Welt der Lebenden auch nur bekannt ist.“
„Was meinst du damit?“
„Ich hoffe du glaubst nicht ernsthaft das dich dein 'nicht vorhandenes Schicksal' vor einer endgültigen Vernichtung retten könnte. Du solltest eigentlich bereits wissen, dass ich sowohl in die Zukunft als auch in die Vergangenheit blicken kann. In der Realität kann ich deine Angriffe also in der Tat sehen, auch wenn es keinen Grund Gäbe diese auch nur auszuweichen. Selbst wenn du die Zeit schneiden kannst, gibt es noch deutlich klassischere Wege für mich, jederzeit meinen Körper wiederherzustellen. Aber das wichtigste: Wenn meine Augen in eine Situation kommen, in der sie mich nicht retten können, dann bedeutet das automatisch auch meinen Tod. Die Realität würde meinen Tod akzeptieren und meine Seele, in die Welt der Toten gehen.“
Semih trat Näher an Riijadon vor und sprach weiter. Er brauchte nicht einmal zu erwähnen, dass es in seiner aktuellen Verfassung keine solche 'Situation' gab.
„Der Beweis, dass ich als Schicksalsloser genauso sterben kann, wie jeder andere, ist der Tod von Ortama, Tynois, Zooga und Harypie. All diese ehemaligen Träger der verfluchten Augen waren das gleiche wie ich. Wesen ohne Schicksal. Dennoch starben sie durch meine und die Hand anderer.“
Er blieb ein Meter vor dem Weltenwandler stehen.
„Außerdem gibt es unterschiedliche Zeitebenen. Eine andere Vergangenheit als die unsere. Eine andere Zukunft als die unsere. In einigen bin ich bereits verstorben. Das zeigt ein weiteres mal, dass ich sterben kann und deine These nichts weiteres ist, als deine eigene Einbildung.“
Riijadon trat zurück. „Wenn das stimmt.... wie konnte ich dann..?“
„Mehrfach wiederhergestellt werden? Ein Blick auf dein Körper verrät mir deine gesamte Vergangenheit Riijadon. Es ist eine besondere Gabe von dir, die dich wiederherstellt.“
„Nichtsdestotrotz gibt es ein dutzend verschiedene Wege für mich, dich trotz dieser Gabe loswerden permanent auszulöschen. Eine Vollführung wäre nur Show. Ich hege keine solche Intention, alter Freund. Die Person die du in der Illusion sahst, war nicht ich, sondern das Produkt aus deiner Erinnerung. Viele Worte deiner Wörter was mich betraf war zwar nicht verkehrt, doch dafür mindestens genauso viele Falsch.“
Ein großer Bildschirm erschien vor den Augen Riijadons. In ihm sah er den großen Meteor der auf die Gruppe herabregnete.
„Du hast dich auch in diesen Jungen geirrt.“
„Du meinst Kudo? Was meinst du?“
„Ich hätte den Jungen, ganz Mirnuzar und alle verbliebene Welten, in der ersten Sekunde ausgelöscht, wenn es mir danach gehen würde. Es ist nicht der Kampf unserer Kräfte sondern unserer Willen. Sieh ihn dir genauer an.“
Riijadon wollte genauer hinsehen, doch es wurde plötzlich schwarz vor seinen Augen. Seine Sehkraft verschwand, sowie seine restlichen Orientierungssinne. Es war eine Illusion, bei dem Semih ihn wahrnehmen lassen konnte, was er wollte. Eine Schattenillusion.
„Wenn du überhaupt etwas sehen kannst.“

Der Meteor sauste auf sie herab. Sein Blick ging für einen Moment, zu seinen Freunden, als einer von ihnen das Bewusstsein verlor. Er konnte es nicht glauben. Es war ausgerechnet Riijadon.
Vera hatte ihn noch im letzten Moment auffangen können. Sein Körper war komplett schwarz und eins mit seinem Schatten. Allein durch seine Statur ließ er sich noch identifizieren. Vera bemerkte, dass er weder atmete, noch sein Herz weiter schlug. Stattdessen umgab ihn eine unheimliche Finsternis.
„Er wollte eingreifen und hat sein Zuschauerrecht verloren. Keine Sorge. Er lebt.“
Sein goldenes Auge, was nur kurz zum Vorschein gekommen war, verschwand und sein Blick galt hoch zu seinem Meteor.
Kudo hingegen senkte seinen Kopf und schaute den Boden. Er rührte sich nicht. Kein bisschen. Es sah nach einer Kapitulation aus und genau danach sollte es auch aussehen. Doch dem war nicht vor. Er fand immer einen Weg seine Gegner zu besiegen, sei es mit Kraft, Talent, Taktik. Er war der größte Kämpfer Mirnuzars, der Champion von Akestas, die Nummer Eins! Das würde er auch nach diesem Kampf bleiben!
Abrupt hob er seinen Kopf zum Meteor und rief. „Jetzt! Tausch!“
Zeitgleich mit seinem Ruf verschwand er. Dort wo er zuletzt gestanden hatte, stand nun ein grinsender Erddschinn.
Auf Kudos Lippen bildete sich ein breites Grinsen. Das Timing war perfekt gewesen, seine Attacke war vollständig aufgeladen und er befand sich in der Luft, Diagonal zu Semih, der Meteor zwischen ihnen. Noch während sie stürzten, führte er seine Hände zusammen und schoss mit ganzer Kraft auf dem herabstürzenden Meteor.
Ein gewaltiges Lichts prallte auf den Meteor, beschleunigte diesen ungemein und veränderte seine Flugrichtung! Der Meteor flog,zusammen mit seiner Lichtattacke auf seinen Beschwörer. Der Aufprall erzeugte, durch die Lichtattacke eine gewaltige Explosion, in dessen Radius sich zum Glück kein der Zuschauer aufhielt. Kudo konnte fühlen, wie ein großer Loch zurück blieb.
Kudo selbst landete auf den Boden. Er hatte diese Katastrophe verhindern können, wie es von dem größten Helden Mirnuzars, dem einzig echten, zu erwarten war.
Überall war Staub aufgewirbelt. Seine Taktik, seinen Dschinn unbemerkt auf die 'Richtige' Position zu bringen, um mit ihm den 'Tausch' und den Gegenangriff auszuführen, war erfolgreich gewesen.
Gerade noch rechtzeitig. Die Benutzung seiner Lebensenergie erreichte bald einer seiner frühen Grenzen. Die Hoheadepten hatte einen gewissen Limit eingebaut. Danach würde seine Verletzung ihn wieder behindern. Bis dahin musste er also den Kampf beenden!
Plötzlich traf ihn etwas am linken Arm. Er verlor jegliches Gefühl an der Stelle. Der Rauch verschwand und Kudo erkannte, dass sein Gegenüber ohne Schaden davongekommen war. Sein blauer Schild hatte ihn vor jeglichen Schaden geschützt. Semih schwebte, setzte sich vor ihm auf den Boden ab und verschränkte seine Arme.
„V-verdammt. Diese Aura.... mein Arm... ich fühle ihn nicht mehr. Was zur Hölle hast du mit ihnen gemacht?!“
„Die Augen der Seele.“ die Augen der Harpyie. „Durch sie können meine Angriffe auch direkt deine Seele vernichten. Verliert deine Seele seinen Arm, so ist der Arm deines Körpers auch gleichzeitig unbrauchbar. Es war bemerkenswert, dass du den Meteor abgewehrt hast, aber auch dieser Angriff war nutzlos.Denkst du, du könntest immer noch gewinnen, junger Held? “
„Du wirst merken, wie ernst ich es meine. Ich brauche nur einen einzigen Arm um dich zu schlagen. Deine Augen machen mir keine Angst. Meine Augen sollten dir Angst machen. Sie werden nämlich das sehen, was deine nicht kommen sehen werden: Deine Niederlage.“
Semih schüttelte seinen Kopf. „Du willst immer noch weiterkämpfen? Entweder bist du wahnsinnig oder einfach nur dumm. Deine Lebensenergie-Bezug wird sich gleich abstellen. Es wird danach keine halbe Minute dauern, bis dein Körper durch den Loch der blauen Aura stirbt. Du bist ein Schwätzer, der seine Angst mit großen Worten tarnt. Es wird langsam Zeit,diese Tarnung aufzulösen, Schwächling.“
Kudo ballte seine Faust und unterdrückte seinen Zorn.
„Deine Träume werden weder dich, noch jemand anderes retten. Fühlst du bereits die Verzweiflung, von der ich sprach? Die Verzweiflung die jeder Held früher oder später spürt. Die Verzweiflung die jeden Helden tötet.“ ein Grinsen bildete sich auf Semihs Lippen, als seine stechenden Augen direkt zu Kudo schauten. „Du bist Chancelos. Gib auf.“
„Gib doch selber auf, wenn du an deinem eigenen Sieg zweifelst. Ich werde dich in die Knie zwingen.“ er zeigte auf sich selbst. „Ich gehöre nicht zu den 'falschen' Helden die du begegnet bist. Ich bin der Held Mirnuzars! Der einzig wahre Held!“
„Es scheint Hoffnungslos mit dir zu sein. Wie es aussieht muss ich es umso kürzer machen.“ ein Griff bildete sich in seiner Hand. Wenig später formte sich auch die blaue Klinge aus ihr.
Schweiß floss aus Kudos Stirn herunter, trotz seiner großen Worte. Das war seine letzte Chance.Er hatte keine Zeit mehr, keine Waffen und ziemlich alles ausprobiert. Sein linkes Arm war unbrauchbar geworden. Der Loch in seinem Bauch würde nach Ablauf der Lebensenergiezeit, ihm den Rest geben. Sein Gegner hingegen hatte den gesamt Kampf lang, nicht den geringsten Schaden daraus getragen. Diese blaue Aura schützte ihm vor allem... Er hatte nicht eine einzige Attacke, die ihn durchdringen konnte... doch trotz allem. Er musste siegen. Nein. Er würde siegen – wie immer.
Kudo entfesselte einen zornigen Schrei und lief direkt auf Semih zu, der ihn bereits mit seiner blauen Klinge erwartete und drei Seelenfressende Kreaturen auf ihn schoss. Kudos Blick war ernst und entschlossen. Mit einer großen Lichtkugel zerstörte er die drei. Ein sehr effektiver Angriff. Ungehindert lief er weiterhin auf Semih zu.
Als sie dicht voreinander standen und Semih mit seiner Waffe ausholte, zog auch Kudo Waffe heraus, die gleichzeitig seine letzte war – ein gewöhnliches Messer. Auch er schwang diese, jedoch nicht auf die blaue Aura.
Noch bevor Semihs Waffe treffen konnte, traf Kudo mit dem Messer in den Griff der blauen Klinge. Kudo hatte alles in seinem Kopf vorgeplant und schickte eine Lichtenergie durch das Messer. Das Messer, sowie der Griff,zersplitterte durch die Intensität des Lichts und die blaue Klinge löste sich unkontrolliert von seinem Besitzer. Ein Grinsen bildete sich auf den Lippen den Yalls, als die Flugrichtung der unkontrollierten Klinge genau dem entsprach, was er vorausgeplant hatte. Die blaue Klinge bohrte sich durch die ebenso blaue Aura Semihs, löste diese Vollständig auf und trenne Semihs rechtes Arm. Keinen Augenblick später bohrte sich Kudos leuchtende Faust in Semihs Brust , während die erst vorhin zerstörte blaue Aura noch abwesend war. Semih ging auf die Knie, hielt sich an der Wunde fest und blickte überrascht zu seinem Gegenüber. Beide hatten einen Arm verloren und einen Loch am Körper.
„Du hast meine Verteidigung bezwungen...“ gestand der Träger der verfluchten und dunklen Augen.
„Du konntest zwar die stärkste Verteidigung, sowie den stärksten Angriff besitzen, doch bei einem Zusammenprall konnte nur einer von beiden gewinnen. Ich habe deinen eigenen Angriff gegen dich benutzt!“
„Da hast du nicht unrecht. Doch es gibt noch eine Sache: Du hast mir zwar exakt selben Verletzungen zugefügt, doch warum hast du nicht stattdessen auf eine tödliche Stelle gezielt?“
„Die Antwort ist einfach:Ich bin kein Mörder, sondern ein Held. Der einzig wahre Held.“
Auf die letzte Aussage des Jungen, musste Semih grinsen. Anschließend schüttelte er seinen Kopf und das Grinsen verschwand genauso schnell, wie es gekommen war. „Du hättest es dennoch tun sollen. Der Kampf ist nun vorbei. Die Zeit heilt jegliche Wunden.“
Mit dem Ende seiner Worte, stellte sich Semihs Körper wieder komplett her und Kudo ging diesmal in die Knie. Die unheilbare Verletzung der blauen Aura konnte er nach dem Ablauf seiner Lebensenergie-Limits nicht mehr unterdrücken. Ihm wurde langsam schwarz vor seinen Augen, doch er wehrte sich dagegen und hörte ein weiteres mal die Stimme seines Gegners und spürte bereits die blaue Aura um seinen Hals.
„Traurig. Das ist wirklich sehr traurig.Ich habe dich bereits in Knien gezwungen, dein Körper bezwungen, selbst deine Waffen zerstört, doch das gleiche gilt nicht für deinen Willen. Ich habe ihn nicht zerbrechen können. Der Kampf ist vorbei: Ich kapituliere. Du hast gewonnen, Held Mirnuzars. “
Keine halbe Sekunde später, stand Kudo in vollen Stücken wieder auf den Beinen. Selbst seine zerbrochenen Waffen waren genauso vollständig, wie vor Kampf beginn. Die Augen des Yalls weiteten sich auf. „Was...? Warum?“
„Du bist vielleicht wirklich der Held, den Mirnuzar braucht.“ Sein Blick ging zu Vera, die Riijadon in ihren Händen hielt. Die Schatten gaben langsam seine Seele aus der Illusion frei. Das Mädchen hingegen, hatte den ganzen Kampf mit Tränen zugesehen.“Es tut mir Leid.“ waren seine einzigen Worte an das Mädchen. Sein letzter Blick ging an Loghain, dem Verräter, dem Meistermörder. Er entschied zu schweigen, schwang seinen Umhang und öffnete ein Portal, durch dem er durchging.
„Macht es gut, es war unterhaltend.“ verabschiedete sich der Wasseradept, der seinem Meister folgte.
„Ein beeindruckender Kampf, Held Mirnuzars. Du solltest dennoch immer weiter an dir arbeiten.“ verabschiedete sich auch die Feueradeptin mit einem Lächeln und ging auch durch das Portal, bevor es verschwand.
Riijadon hatte währendessen seine Farbe zurückbekommen und komplett von den Schatten befreit.
Erst jetzt bemerkte Kudo eine merkwürdige Steintafel, die irgendwie hinter ihm gekommen war. Aus Reflex berührte er diese und er spürte, wie er die Macht des Stahls erlangte und die Steintafel verschwand, als hätte er nicht vorher existiert. Noch ehe er sich fragen konnte, was das gewesen war, eilten bereits Riijadon, Vera und Loghain zu ihm.
„Bist du in Ordnung?“ fragte Vera, die ihre Tränen abwischte.
„Ja...Ich fühle mich offen gesagt so gut wie nie zuvor.“
„So, er ist also tatsächlich wieder verschwunden. Mach dir keinen Kopf, Kudo. Beim nächsten mal gewinnst du.“ versprach ihm Riijadon.
Kudo grinste und schüttelte seinen Kopf. „Du hast es verpasst, aber ich habe bereits gegen diesen Semih gesiegt, so wie ich es angekündigt habe. Er war nicht schlecht, aber ich war am Ende einfach besser. Ich wette seine Kräfte waren dem Ende nahe und er hat diese 'Aufgeben und flüchten-Show' benutzt um seine Unterlegenheit mir gegenüber zu tarnen und die Niederlage abzuschwächen.“ erklärte Kudo arrogant und selbstsicher. Er breitete seine Arme aus und schaute seine drei Begleiter an.
„Da wir auch nach diesem Kampf festgestellt haben, dass Kudo Yall niemals in einem fairen Kampf verliert, können wir uns wieder zur Windtänzerin bewegen.“


„Netter Kampf, aber warum haben sie es nicht mit der ersten Sekunde beendet, Meister? Diese absichtliche Treffer, die sie hingenommen haben... diese Zurückhaltung. Der Bengel hält sich nach allem vermutlich für besonders gut.“
„Die Kräfte der verfluchten Augen. Meister Semih hat immer nur die Kraft eines Auges benutzt, statt wie sonst, mehrere gleichzeitig.“ erklärte Funaras und ihr Blicke gingen zu Semih. Der rotäugige ergriff nun das Wort.
„Ich habe seinen Willen getestet. Ohne Hoffnung gibt es keine wirkliche Verzweiflung. Er musste stets glauben, eine Chance zu haben. Die 5 verfluchten Augen Einzel zu nutzen, sind natürlich weit von ihrem eigentlichen Level entfernt, doch dieser Junge hätte vielleicht in der Tat gegen einen einzigen der verfluchten Augen ankommen können. Nun aber seid ihr an der Reihe.“
„Eh, wir sind an der Reihe?“fragte der weißhaarige.
„An der Reihe eure Heimat-Welt zu beschützen und zurückzuerobern – Weyard. Varus Turm steht noch, genauso wie die Untoten-Armee. Die Seele der Dunkelheit ist auf dem Weg dahin, ein weiterer Feind Weyards. Nutzt diese Chance und bringt Weyard endlich die Erlösung von der Untoten-Armee.“
„Wäre es nicht viel einfacher, wenn Sie sich darum kümmern würden?“
„Ja, wäre es, aber ich werde es nicht.“
„Und warum nicht?“ fragte der Wasseradept.
„Weil ich kein Held bin.“
Nach diesen Worten löste er sich komplett auf. Für ihn war es Zeit, sich wieder ernsteren Sachen zuzuwenden.
Funara und Sagetues schauten sich einander an.
„Er hat uns sicherlich nicht alles gesagt, was uns dort erwartet.“
„Das macht er nie.“
Sie nickten und verschwanden durch das Portal nach Weyard.

Jeran bemerkte, wie sich ein fremdes Wesen, in dem Turm, hineingeschlichen hatte. Die Schatten formten den Eindringling zu einem Wesen, dass ihm bislang nur als Night bekannt gewesen war, doch... er war anders. Seine Seele war anders. Wenig später erschien auch Urea aus dem Schatten, doch allein die dunkle Seele erhielt seine gesamte Aufmerksamkeit. Es weckte ein lang verloren geglaubtes Gefühl in ihm aus. Das Gefühl der Unterwerfung.
Jeran verbeugte sich Respektvoll, vor seinem Gegenüber. Sion meldete sich zur Wort.
„Erheb dich, Jeran! Wir haben keine Zeit dafür. Du musst dem Willen der Finsternis helfen. Du musst deiner Rolle bei der Entsieglung der absoluten Finsternis nachkommen. Schau mich an.“
Jeran erhob sich und blickte in die Augen der dunklen Seele. „Der Wille der Finsternis. Eine zweite Chance.... Wie kann ich dem Willen dienen?“
„Zu aller erst führe mich zu dem Portal, auf der Spitze zu Turmes. Anschließend sorge dafür, dass wir für eine Weile ungestört bleiben.“ er lachte. „Die Todesreiter. Sie haben die lästige Angewohnheit mich stets zu stören. Ich hoffe du und deine Untoten-Armee kann mir diesen Gefallen erfüllen.“
Jeran nickte. Es war wie bei Night. Nachdem sich Sion von seiner anderen Seite getrennt hatte, bestand er nur noch aus Finsternis. Er zog Wesen der Finsternis regelrecht an.
Sion legte die Hand auf Jerans Schulter und schaute ihm ernst in die Augen. „Und eine weitere Sache. Eine entscheidende Sache und Rolle in der Wiedergeburt der absoluten Finsternis. Du kannst dich glücklich schätzen. Ich werde sie dir geben. Wir alle müssen unseren Tribut zahlen. Ich werde dir einen Befehl geben, den du ohne zu zögern ausführen musst, wenn unsere Besucher hier sind und die richtige Zeit dafür gekommen ist. Bis dahin: Bleib am Leben.“
Ein blauer Energiestrahl von der Dicke eines Baumstammes schnitt durch die Außenwand des Turmes und verbrannte die Luft nur Zentimeter entfernt von Jeran.
"Die Warnung war wohl etwas spät.", bemerkte Jeran und duckte sich, um dem Strahl zu entgehen, als er weiter durch die Außenmauer fuhr.
Urea tat es dem Untoten nach, während Sion das Glück hatte, dass er auf der anderen Seite des Strahls stand. Die Seele der Finsternis trat an die Außenmauer und spähte durch die Lücke, die der Strahl hinterlassen hatte. In einiger Entfernung des Turmes, wo die Schutzmaßnahmen des Turmes nicht mehr wirkten. Hatten sich kreisförmig um den Turm Portale geöffnet. Energiestrahlen wie der, der sie nur knapp verfehlt hatte schossen aus einigen von ihnen und zersägten den Turm. Aus anderen strömten unzählige gefährliche Wyvern, auf deren Rücken vermummte Todesreiter saßen. Ihr Blick wanderte nach unten und sah wie sich auch dort Portale öffneten und ein Heer von Fußsoldaten hinausstürmte.
"Schnelle Bastarde!", fluchte Sion, "Urea, kannst du ihre Gedanken lesen?"
"Nein.", erwiderte sie, "Dark schirmt sie immer noch ab. Ich brauche Zeit, wenn ich durch seine Verteidigung will."
"Schade, dass uns genau das fehlt.", erwiderte Jeran angespannt.
"Das Portal!", fauchte Sion, "Jetzt!"
"Hier lang!", rief Jeran ihm zu, während er bereits eine Treppe hinauf eilte.

Die Plantagen lagen weiter abseits des Marktviertels, in dem sie angekommen waren. Die Angestellten der Plantagen waren hier und da zu sehen, wie sie ihre Arbeit verrichteten. Ihre Kleidung unterschied sich nicht stark von der, die Haden gewählt hatte, so dass er nicht weiter auffiel.
Dennoch stellte sich ihm auf einmal ein alter Mann in den Weg.
"Ich habe euch noch nie hier gesehen.", sagte der Mann misstrauisch.
"Ich bin neu.", antwortete er.
"Ist das so?", fragte der Alte gedehnt, "Ihr müsst nämlich wissen, dass ich hier schon verdammt lange arbeite und jede Menge Arbeiter gesehen habe."
"Und jetzt habt ihr einen weiteren gesehen."
"Das ist es ja gerade...", meinte der alte Mann nachdenklich, "Das habe ich nicht!"
"Was... soll das heißen?", fragte Haden gespielt nervös.
"Ich weiß wie man läuft, wenn man diesen Beruf macht! Ich weiß wie man aussieht, wenn man diesen Beruf macht! Ich weiß wie man redet, wenn man diesen Beruf macht!", prahlte der Alte, "Ich lebe hier seid ich klein bin. Und ich habe noch nie einen Arbeiter gesehen, der aussah sprach und lief wie ihr. Ich weiß nicht was ihr seid, obwohl ich auf einen Söldner oder Abenteurer tippe, wenn ich euer Schwert sehe."
Haden war ein wenig überrascht, obwohl er es sich nicht anmerken ließ, denn er hatte sein Verhalten weitestgehend den Arbeitern angepasst. Es war teil seiner Ausbildung durch den Geheimdienst gewesen solche Verhaltensweisen in kürzester Zeit zu kopieren. Dennoch sah dieser alte Mann scheinbar mühelos durch sein Schauspiel. Ärgerlicherweise war er sich etwas zu sicher, als dass Haden sich hätte herausreden können.
"Aber keine Sorge wir können uns sicher irgendwie arrangieren, dass es niemand erfährt." Der alte Mann streckte auf eine eindeutige Art und Weise die Hand aus. Haden verstand es dann. Der Alte war selbst auch kein Arbeiter. Er hatte sich nur schon solange für einen ausgegeben, dass er einen perfekt nachahmte. Und da er es bewusst tat konnte er auch die erkennen, die es nur vortäuschten. Der Name Schwindelzuflucht der Region schien durchaus seine Berechtigung zu haben.
Haden tat als hätte er die fordernde Hand des Mannes nicht gesehen.
"Ich war Soldat.", gab er zu, "Aber ich komme nicht zurück nach Hause, wegen der, na ja, wegen den fliegenden Kontinente und so. Bin dann kürzlich bei so ner Geschichte auf diesen komischen Kauz gestoßen."
"Aha?", machte der Alte Mann desinteressiert seine Hand noch immer in Position, "Ist ja herzallerliebst, aber..."
"Ich hab nur jedes dritte Wort verstanden, aber ich glaub der wollte mir hier ne Stelle beschaffen, oder so. Soll ihn an einem Apfelbaum treffen. Appakus heißt der, mein ich, oder vielleicht ist es auch nur ein Wort von ihm, das ich nicht kenne. Ne Ahnung welchen Baum der gemeint hat."
Bei Appakus hatte der alte Mann seine Hand schlagartig zurückgezogen. Jetzt deutete er auf eine Baumkrone, die über die übrigen Bäume hinausragte.
"Da bei dem Großen. Da trifft man ihn manchmal.", erklärte der alte Mann. Auf einmal schien er es eilig zu haben. "Ich muss dann wieder an die Arbeit. Nichts für ungut wegen der kleinen Verdächtigung, ja?"
"Natürlich. Man kann ja nicht vorsichtig genug sein", sagte Haden höflich bevor er weiterging.
Der Rest des Weges verlief zu Hadens stiller Freude unspektakulär. Beim großen Apfelbaum angekommen ließ er sich an dem Stamm zu Boden gleiten. Dann legte er sein Schwert neben sich ins Gras, das glücklicherweise hoch genug war, um die Waffe weitestgehend zu verbergen und zog sich seinen Hut tiefer ins Gesicht, so dass man glauben konnte, dass er schlief.
Innerlich bereitete er sich bereits auf die Verhandlungen mit einem der anstrengendsten Gesprächspartner, dem er je begegnet war, vor.

Die Schlacht hatte geradezu apokalyptische Ausmaße angenommen, von denen man selbst in Liedern und Legenden kaum hörte, als Jeran mit seinem neuen Herrn, Urea und einigen besonders gefährlichen Untoten als Leibwache für seinen Meister die Spitze erreichte. Die Luft um den Turm, den einst Varus erschaffen hatte, war erfüllt von abertausenden von fliegenden Untoten und Todesreitern auf Wyvern, so dass kaum mehr der Himmel zwischen ihnen zu erkennen war. Die Psynergie der Todesreiter erleuchtete an verschiedenen Stellen in Form von Feuer und Blitzen das Schlachtfeld. Inzwischen standen auf beiden Seiten Portale offen und entließen pausenlos weitere Soldaten.
Auf dem Boden hatten die Todesreiter bereits die Reihen der Untoten durchbrochen und waren in den Turm eingedrungen. Jeran hatte auch im Inneren Portale öffnen lassen, um jeden Untoten der Welt Weyard gegen die weltenlose Armee der Todesreiter zu stellen.
"Ich verschaffe euch soviel Zeit wie ich kann!", rief Jeran Sion zu und bezog auf der Mitte des Turmes Stellung, während die untote Leibwache mir ihren Fernwaffen sich an den Zinnen positionierte.
Er nahm Galat, den dunklen Bogen, von seinem Rücken, den er dem Portal zugewandt hatte vor dem inzwischen Sion und Urea standen. Mit einer übermenschlicher Geschwindigkeit und Präzision feuerte er Chaosgeschosse auf einzelne Todesreiter, die ihm besonders gefährlich erschienen oder hüllte große Bereich des Himmels in zerstörerischen Explosionen ein. Dem Titel des schnellsten Schützen Weyards, den er sich zu Lebzeiten selbst gegeben hatte, machte er dabei alle Ehre. Es waren nur Augenblicke, bis ihm die Pfeile ausgingen und seine Geschosse nur noch aus Psynergie bestanden.
Und dennoch waren die Todesreiter auf dem Vormarsch. Sowohl im Inneren des Turmes, als auch am Himmel setzten sie ihren Weg unaufhaltsam fort. Bisher hatte sich noch nicht mal ein hochrangiges Mitglied der Todesreiter, wie Sordan oder Darus, gezeigt und doch wurden die Untoten zurückgedrängt.
Die Schutzmaßnahmen, die Varus auf den Turm gelegt hatte, waren mit seinem Tod fast vollständig aufgehoben. Von den Untoten abgesehen hatte Jeran nur noch einen Trumpf und er betete inständig, dass dieser ihnen die nötige Zeit verschaffen würde.
~Ich sehe keine Notwendigkeit darin dich zu vernichten.~, erklang eine Stimme im Kopf des Untotenherrschers.
"Dark.", knurrte Jeran hasserfüllt, "Hast du also entschieden uns zu vernichten."
~Ich habe dir bereits gesagt, dass ich dich gar nicht vernichten wollte.~, widersprach Darks Stimme ruhig, ~Du bist kein Hindernis, das von den Bewohnern der verbleibenden Welten nicht überwunden werden kann.~
"Das glaubst du? Die Finsternis wird kommen!", schrie Jeran und feuerte ein weiteres Chaosgeschoss auf die Todesreiter.
"Mit wem sprichst du? Dark?", fragte Sion, aus dessen Körper sich Schatten in das Portale ringelten, "Du musst ihn aufhalten. Ich brauche noch Zeit!"
~Ich mache dir ein Angebot: Lasse mich das Portal schließen und meine Truppen ziehen sich zurück.~, fuhr Dark fort, ~Ich habe kein Interesse die Welten weiter zu schwächen in dem ich ihre Probleme für sie löse.~
"Du solltest wissen, dass ich das nicht tun werde!"
"Ich hoffe sehr, dass das an Dark gerichtet war.", meinte Urea schnippisch.
~In gewisser Weise bin ich froh, Jeran. Es tut mir Leid, dass es solange gedauert hat.~
"Was?", fragte Jeran verwirrt, "Drehst du jetzt durch?"
~Ich persönlich wollte dich schon vor langer Zeit von dieser unwürdigen Existenz erlösen.~
"UNWÜRDIG?!", fauchte Jeran fuchsteufelswild, "Ich bin der Nachfolger eines Gottes! Der König der Untoten! Loyaler Diener der Finsternis! WAGE ES NICHT MICH ZU BEMITLEIDEN! DIESER EXISTENZ-"
~War niemals dein Schicksal. Du bist gestorben und als Varus dich zurückgeholt hat, wurde dein Geist benebelt.~, kam Dark dazwischen, ~Du wolltest dich an ihm Rächen, Jeran? Selbst das hast du vergessen."
"Ich habe nur meinen Irrtum erkannt.", knurrte Jeran, "Dieses armselige Dorf von Sterblichen..."
~Mir bleibt nur noch deine Seele zu erlösen, bevor du ein noch schrecklicheres Schicksal erleidest.~
"Versuch es!" Jerans Ppsynergie flammte auf und ein dunkler Spalt riss im Himmel über dem Turm auf.
Ein Brüllen erschallte so gewaltig, dass es noch Kilometer vom Turm entfernt zu hören war. Dann sank der gigantische schwarzgeschuppte Leib eines Drachens aus dem Spalt, der allein mit dem Schlagen seiner Flügel einen Orkan entfachte, der die fliegenden Kontrahenten wie Herbstblätter herumwirbelte. Die feuerballartigen Augen der Kreatur schweiften über die für sie winzigen Geschöpfe, die geradezu hilflos hin- und hergeworfen wurden. Die Nüstern des Drachen blähten sich. Dann riss es sein Maul auf und eine fächerförmige Flammenzunge, hunderte von Metern lang, entwich seinem Rachen und setzte regelrecht den Himmel in Brand. Freund und Feind verglühten gleichermaßen im Odem des Drachens.
"Mein letzter Trumpf ist gespielt.", verkündete Jeran zu Sion.
"Es ist ein guter.", antwortete Sion ohne seine Bemühungen an dem Portal für eine Sekunde zu unterbrechen.

Marius Shakir lächelte, als Charlotte und Tarii durch das Portal zurückkehrten. Keine Sekunde später brach es zusammen; vernichtet von den Federhelden auf der anderen Seite.
"Ladys.", begrüßte er die beiden noch immer strahlend, "Ihr seht scheiße aus."
Tarii kicherte bei der Bemerkung. Charlotte verschränkte die Arme.
"Was machst du hier? Solltest du nicht in Erebos sein?"
Er winkte ab. "Für so etwas habe ich meine Vertreter."
"Du bist der von Costello eingesetzte Vertreter für Tulius Shakir!"
"Ohne mich wären wir aber komplett leer ausgegangen und du hättest dich umsonst fertigmachen lassen."
Sie trat tonlos an ihm vorbei und schritt eiligst in Richtung eines Ausgangs.
"Ach komm schon.", rief Marius ihr nach, bevor er sich Tarii zuwandte, "Wie schön dich auch mal in schlechter Verfassung zusehen."
"Gleichfalls.", erwiderte Tarii unbekümmert, "Dir ist da eine Haarsträhne verrutscht."
Er zog erschrocken den Dolch aus seinem Gürtel und überprüfte sein Erscheinungsbild in der Reflexion auf dem blankpolierten Klingenrücken. Nach eingehender Musterung blickte er wieder zu Tarii.
"Du hast gelogen!", klagte er.
"Schockierend.", meinte die Informantin nur.
Er unterdrückte den Impuls seinen Dolch nach Tarii zu werfen und steckte ihn einfach wieder weg. Wieder lag ein Lächeln auf seinen Lippen.
"Also womit haben wir zu rechnen?", wechselte er das Thema, "Könnten sie uns hierher folgen, wenn sie wollten?"
"Vielleicht.", antwortete Tarii, "Nicht direkt hierher, aber ich würde nicht ausschließen, dass sie ein Portal nach Mirnurzar öffnen könnten. Meine Informationen sind ein wenig begrenzt."
"Ich denke wir sitzen am längeren Hebel."
"Optimistisch. Gibt es einen besonderen Grund dafür?"
"Meinen Plan C.", antwortete er vage.
Tarii zog die Brauen hoch.
"Als du mir sagtest ich solle eine Hand voll Aerorill für den Notfall entführen, wurde mir schnell klar, dass eine derartige Dienstbotenaufgabe weit unter meinem Niveau war, mein Talent im großen Stil verschwendete und mein brillanter Verstand mit Leichtigkeit eine Verbesserung finden konnte.", erklärte er ihr lächelnd, "Bevor ich mich also daran machte ein paar zerlumpte Federviecher von der Straße aufsammeln zu lassen, fand ich ein um vieles interessanteres und wertvolleres Gut. Man könnte sagen, dass es ein Wink des Schicksals war, als ich es dort auf einer dieser Straßen sah. Ja, die Sterne waren mir definitiv wohlgesonn-"
"Du hast also einen Aquarill entführt."
"Unterbrich mich nicht, Miststück!", fauchte Marius ungehalten.
Tarii verzog in gespielten Entsetzten das Gesicht. Marius blickte etwas beschämt zur Seite.
"Ja, einen Aquarill, mit guten Beziehungen zum Kaiser, wie ich hinzufügen möchte.", fuhr er dann mit seinem alten Lächeln fort, "Es wäre gut möglich, dass wir im Austausch für ihn eine gewisse Menge Aerorill erhalten könnten."
"Was sagt Costello dazu?", wollte Tarii wissen.
"MEISTER Costello hat bisher keine Entscheidung getroffen.", gab er zu, "Er wird sicherlich auch warten bis Balder seine Tests an diesem Ding abgeschlossen hat und auch an den Vögeln abgeschlossen hat. Dann wissen wir ob uns der Aquarill oder zusätzliche Aerorill einen größeren Nutzen bringen würden."

"Beeindruckend.", meinte Skrasas und Trems wirbelte zu ihm herum.
"S-Seid wann bist du hier?!", fragte er ihn verärgert, "Und leg das weg!"
Skrasas lehnte an einer Wand von Trems Kajüte und las etwas, das Trems schnell als die Aufzeichnungen zum Sternenkristall erkannte, die die Aerorill im Nebelnest gemacht hatten. Trems hatte sie inzwischen mit zahlreichen Notizen versehen, die Informationen zu der Übersetzung, die ihm Krajuu geliefert hatte, enthielten.
"Oh, verzeiht.", entschuldigte sich Skrasas, "Nachdem meine eigenen Erfolge in diesem Gebiet, doch eher... zweifelhaft waren, war ich einfach interessiert."
"Ich kann dir die Neugier wohl nicht übel nehmen.", gab Trems widerwillig zu, "Nachdem ich den Sternenkristall selbst so entdeckt habe."
"Ich durfte feststellen, dass ihr inzwischen Erfolg hattet."
"Was hast du sonst mitbekommen?", wollte Trems wissen.
"Nicht viel. Ich hielt es nicht für ratsam herzukommen, solange Anarath hier war."
"Habt ihr ein Problem mit ihm?", fragte Trems misstrauisch.
"Nicht mit ihm persönlich.", antwortete Skrasas ruhig, während er umblätterte, "Er und ich haben nur beide einige Besonderheiten und die mischen sich ungefähr so gut wie Vilienwurzel-Extrakt und Verpurid."
Trems verlor bei dem Beispiel etwas Farbe. "Bitte sagt mir, dass ihr nur Tränkemeister Vex zitiert und dabei deutlich übertreibt."
"Das Ergebnis der Mischung wäre mein Tod, also aus eurer Sicht mag ich etwas übertrieben haben.", gab Skrasas zu, wobei er Trems aufatmen ignorierte, "Unter normalen Umständen sollten wir uns eigentlich auch gefahrlos in einem Raum aufhalten können, aber ich wollte nach meiner letzten Nahtoderfahrung lieber auf Nummer sicher gehen. Reobblätter...? Da muss es einfach noch eine bessere Variante geben."
"Ich habe keine Reobblätter verwendet.", merkte Trems etwas verärgert an, weil Skrasas noch immer keine Anstalten machte die Dokumente aus der Hand zu legen.
"Oh ja, hier steht es. Euer Einfall ist definitiv besser. Violettes Mehl... Opalfließ. Das ist hatte ich damals nun wirklich nicht."
"Es ist recht teuer.", gestand Trems, "Ich habe dank eines glücklichen Zufalls-"
"Als ich noch an einem Kristall gearbeitet habe, gab es das einfach noch nicht."
"Opalfließ wurde vor-"
"Das ist mir bekannt.", unterbrach ihn Skrasas, "Aber den hier beschriebenen Kristall habt ihr bestimmt nicht an dem Mädchen ausprobiert. Sonst wäre sie stärker oder tot."
"Das war mir auch klar, nachdem ich ihn an mir selbst ausprobiert hatte.", meinte Trems etwas bitter.
"Das war unglaublich dumm.", stellte Skrasas klar.
"Ich hatte keine Wahl!", zischte Trems.
"Zumindest erklärt das euren momentanen Zustand." Skrasas schloss die Aufzeichnungen. "Tinkatarr diente euch bei diesem letzten Versuch als Katalysator nehme ich an."
"Woher weißt du das?"
"Geraten. Ich nehme einen gewissen Restgeruch der Mischung war.", erklärte ihm Skrasas, "Ich hätte es trotzdem noch an einem weniger... wertvollen Lebwesen als einem Menschen getestet."
"Das Risiko war minimal.", erwiderte Trems.
"Ich war mir absolut sicher, dass ich wusste was passieren würde, als ich mir versehentlich meine bereits angesprochenen Besonderheiten eingehandelt habe. Kein schöner Tag."
"Dann warst du nicht so clever wie du dachtest!", gab Trems giftig zurück.
"Aber sagen eure Aufzeichnungen nicht, dass die Wirkung des Sternenkristalls nur vorübergehend ist und es unmöglich ist die Sternenkraft dauerhaft zu verleihen?"
"Das ist-", er brach ab, "Das stand nicht in meinen Notizen! Krajuu hatte es mir übersetzt, aber ich habe es nicht aufgeschrieben."
"Oh, mein Fehler.", meinte Skrasas und schnippte mit den Fingern.
Trems blinzelte was hatte Skrasas gesagt? Er wusste es nicht mehr, aber er hatte auch ganz sicher nicht vor ihn zu bitten es noch einmal zu wiederholen, nachdem Skrasas einfach so hier eingedrungen war.
"Wolltest du nur meine Unterlagen lesen?"
"Nein." Skrasas und legte die Aufzeichnungen auf dem Tisch ab. "Lashon hat euch inzwischen doch Reyons Brandbomben gegeben."
"Warst du es nicht, der sagte es sei kein Feuer?", fragte Trems etwas hochnäsig.
"Daraus, dass ihr mir nicht um die Ohren haut, was es war, schließe ich, dass eure Sternenkristallforschung euch davon abgehalten hat diese Waffe auch nur eines Blickes zu würdigen. Zweifellos ist der Sternenkristall das interessantere Thema, aber ich nehme an ihr wollt trotzdem wissen was das ist?"
"Du kannst mir sagen was du über dieses Nicht-Feuer weißt.", meinte Trems, "Sonst finde ich es halt selbst heraus, wenn ich mal Zeit habe."
"Es sind Lebewesen.", erklärte ihm Skrasas, "Sie ernähren sich von Psynergie und vermehren sich mit unglaublicher Geschwindigkeit, wenn sie Psynergie verzehren. Hab eine kleine Menge ausgegraben. Tief unter dem Sternenplateau. Bin bis heute nicht dahinter gekommen warum sie das Gestein von dort so... kontrolliert aufzehren. Um fair zu sein habe ich es aber auch nicht wirklich versucht nachdem mein anfängliches Interesse verflogen war."
„Sollen wir wirklich gute Miene zum guten Spiel, machen Umbrio?“
Fragte Lord Stein. Das Gemach in dem die beiden untergebracht waren, war gefüllt von künstlerisch geschnitzten Gegenständen. Hölzerne Statuen von Bären und Einhörnern, vergoldete Bücherregale. Costello hatte jeden unsinnigen Luxus in die Gemächer die Lords legen lassen wie nur möglich war.
„Es sieht ihm ähnlich…All der Prunk.“ Umbrio hatte die Hände vor sich auf dem Tisch gefaltet und vergrub motivationslos sein Gesicht in ihnen.
„Ich habe gefragt ob wir wirklich einfach Costello tun und lassen wollen was er will? Selbst wenn du mich überzeugt, heisst dass nicht das die Lords das so einfach auf sich sitzen lassen werden, insbesondere nicht Tulius.“
Umbrio runzelte die Stirn.
„Ich hatte einen Plan, aber diese Reyter Sache…Vielleicht sollten wir wirklich so lange mit ihm zusammen arbeiten bis Reyter erledigt ist. Ehe wir neue Ordnung mit den anderen Lords über die Heerführung und anderes gemacht haben, wird Reyter uns überrannt haben. Ich bin angewidert von mir so zu denken, aber in diesem Moment ist sich mit Costello zu verbünden der schnellste und am wenigsten umständliche weg uns gegen Reyter zu vereinen und zurück zu schlagen.“
„Tulius wird sich freuen wenn er das hört.“
Umbrio sackte auf seinem Tisch mutlos zusammen.
„Ich wette Lord Shakir plant in diesem Moment Costello zu erledigen, kein Zweifel. Aber dann fängt das Chaos erst richtig an. Ich hätte nichts gegen das Chaos das mit dem Sturz Costellos folgt wenn es geschieht nach dem wir Reyter los sind. Costello hat im Moment dafür gesorgt dass alles über ihn läuft, wenn ehe wir Costellos Macht gerecht unter uns Lords aufgeteilt haben sind Monate vergangen wenn nicht sogar Jahre. Und Costellos Streitmacht ist nicht zu unterschätzen, Evander.“
Lord Evander Stein hob fragend eine Braue.
„Seine…Streitmacht? Ich dachte er ist nur das Oberhaupt der Händlerunion….Ah, ich verstehe. Rotschild.“
Umbrio nickte vielsagend.
„Ja, Rotschild. Das private, weltenübergreifende Sicherheits- und Militärunternehmen, das der Händlerunion untersteht. Wahre Teufel die für genug Geld eine Welt in Flammen aufgehen lassen. Bestehend aus Mitgliedern aus Mirnuzar, Galatan und Weyard.
Gefürht von ihrem Geschäftsführer Cervantes Rotschild selbst, hatte Rotschild vor dem Angriff der Phönixkrieger eine Inselbasis auf Weyard. Ökonomisch als auch militärisch war Rotschild eine Macht die einer festen Nation in nichts nachstand.
Eine Söldnernation. Auch wenn sie sich „Unternehmen“ nennen sind sie letzten Endes nichts anderes als Söldner.“
„Und dann kommt noch dazu dass Costello offiziell Befehl über unsere eigenen Armeen nehmen kann. Was für ein durcheinander.“
Umbrio nickte noch einmal.
„Und es ist nicht nur Rotschild. Laut meinen Informationen ist Costello im Bund mit Crimson. Und natürlich die Gilde der Kopfgeldjäger.“
„Crimson…“wiederholte Lord Stein während er sich daran erinnerte wie die Organisation in der Vergangenheit versucht hatte ihn zu entführen.
„Und natürlich, ist da noch Costellos eigene Organisation über deren militärische Streitkraft ich keine Informationen habe. Es gibt so viele Faktoren wenn es schon darum geht an Costello alleine heran zu kommen, ein Konflikt mit ihm zu diesem Zeitpunkt würde niemandem lohnen.“
„Also ist alles was wir deiner Meinung nach tun können, auf die Schlacht mit Reyter warten?“
„So sieht es aus.“
Lord Stein runzelte noch einmal die Stirn.
„Was ist wenn jemand von uns Lords Costello während der Schlacht tötet?“
„Dann würde die Organisation der Mirnuzinaischen Streitkraft enorm geschwächt werden. Auch wenn wir die Wahrheit kennen, er ist bei der Bevölkerung nicht umsonst als Held bekannt geworden. Sein Auftreten allein reicht dazu die Moral unserer Soldaten zu beflügeln.“
Lord Stein lachte humorlos.
„Ein Schurke mit gutem Ruf in der Öffentlichkeit. Die härtesten Gegner die echte Helden haben können.“
„Ich verstehe nicht wie ihr lachen könnt, Evander.“ Sagte Umbrio mit finsterer Miene.
„Ein echter Mann lebt für die Herausforderung, Umbrio! Wenn ihr mal so alt seid wie ich werdet ihr das verstehen!“
„Ich möchte mich erst einmal darum kümmern dass wir anderen Lords so alt wie ihr werden, Evander.“



„Ich verstehe unsere Aktion war also fast ein vollkommener Reinschlag. Nun, wir haben wertvolle Informationen erhalten, also war es die ganze Sache wert.“
Costello saß, die Beine überschlagen in einem goldenen Sessel der von kleinen Düsen an der Unterseite in der Luft gehalten wurde.
Charlotte und Tarii knieten beide vor ihm.
„Und steht auf meine, Damen. Ihr braucht nicht zu knien.“
„Danke, Meister Costello“ antworteten beide in ungewohntem Gehorsam und standen auf.
„Unser Plan war einfach. Unter dem Vorwand des Aoerill Handels wollten wir Informationen sammeln, über die Organisation unserer Handelspartner. Wenn unsere Partner dass Kaiserhaus gestürzt hätten und Fiers zum neuen Oberhaupt Mengeskats geworden wäre dann hätten wir mit der neuen Herrschaftsebene schon gute Karten gehabt. Es war einfach nur ein Vorwand um die Fähigkeiten unserer Handelspartner zu testen.“
„Nun, ich wusste das, Meister. Was genau Tarii und Shakir wussten wusste ich nicht. Ich bereue meine Entscheidungen nicht.“ ,sagte Charlotte gefasst.
Costello stützte seinen Ellbogen auf eine der Armstützen seines, goldenen schwebenden Sessels. Er ruhte sein Gesicht auf dem abgestützten Arm und sah hinunter zu Charlotte.
„Selbst wenn der Deal nicht statt gefunden hätte, unser Kontakt zur möglichen neuen Herrschaftsebene war das Wichtigste. Sagt mir, ihr beiden. Was ist unser größtes Ziel?“
„Die Vereinigung Mirnuzars und der Aufstieg eines vereinten Mirnuzars zu den Sternen!“ antworteten Tarii und Charlotte wie aus einem Mund. Beide waren ernst und angespannt.
„Unser Hauptziel in Mengeskat war es unseren Einfluss dort aus zu weiten. Denn letzten Endes ist es ein ehemaliger Teil Mirnuzars! Die Herrschaftsebene dort in unserer Hand zu halten, würden einen gewaltätigen Konflikt dort unnötig machen. Und Konflikte mit Gewaltbeteiligung enden auch nach der Eroberung mit Problemen. Ressourcen für den Wiederaufbau, Zufriedenstellung der Bevölkerung je nach Ausmaß des Schadens. Es ist die Sache vom Aufwand meistens nicht wert. Es ist mir egal wer auf dem Thron sitzt, Fiers oder der Kaiser. Derjenige der herrscht bin ich! Beide hatten Kinder, also wer auch am Ende auf dem Thron saß, so lange wir die einzige Heilungsmöglichkeit liefern können hätten wir sie in der Hand. Es war eigentlich ein idiotensicherer Plan. Aber wir kennen deine Persönlichkeit Charlotte, deswegen haben wir dir Tarii hinterher geschickt. Ich mag Frauen gegenüber etwas nachgiebiger sein, aber Charlotte du bist ein Prototyp einer menschlichen Waffe. Du warst das allererste Modell, es gibt schon lange Modelle die dich längst ersetzen können. Ich werde ein weiteres Versagen nicht tolerieren auch wenn du Balders Tochter bist.“
„Modelle!? ES SIND FAST NOCH KINDER!“ brüllte Charlotte. Tarii legte Charlotte beruhigend den Arm auf die Schulter.
„Beruhige dich, Charlotte“ flüsterte Tarii leise aber scharf.
Metallene Bolzen schossen aus dem Boden und schraubten sich an der Unterseite von Costellos Sessel fest. Ein riesiges metallenes Zahnrad fuhr aus dem Boden hinter ihm und die Lehne des Sessels schraubte sich an dem riesigen Zahnrad fest.
Costello blickte mit für ihn ungewöhnlich ernstem Gesicht zu ihr herab.
„Du hattest nie irgendwelche Probleme, damit Charlotte. Was geht ist nur los mit euch. Ihr Kinder werdet alle so kompliziert wenn ihr erwachsen werdet. Erst Ianto, jetzt du. Warum fangt ihr jetzt an zu schwanken wenn wir so nah vor dem Erreichen all unserer Ziele sind?
Tarii, hast du übrigens irgendwelche Informationen über seinen Verbleib?“
Tarii´s Grinsen kehrte zurück.
„In der tat die habe ich Meister Costello. Aber ich glaube nicht dass sie euch gefallen.“
„Keine Sorge Tarii, ich kann schlechte Sachen gut verdauen.“
„Er wurde auf einem von Reyters Schiffen gesehen und nicht nur irgendeines der Schiffe, er war an Bord von einem von Reyters persönlichen Eliteschiffen. Nur als einfacher Soldat. Bevor er auf Reyters Schiff war habe ich gehört dass er sich jetzt Ianto Grey nennt.“
Costello lehnte sich in seinem Sitz zurück.
„Er ist… bei Reyter? Uns den Rücken zu , zu kehren ist eine Sache, aber das ist klare Rebellion gegen uns! …Ich kann von Glück sagen dass ich Silvester gefunden habe um die Lücke die Ianto hinterlassen hat zu schließen. Und er nennt sich jetzt Grey? Er wagt es den Namen Costello dem ich ihm gegeben habe weiter zu führen? Es sieht mir nicht ähnlich aus persönlichen Gründen oder Wut hinrichten zu lassen. Aber solltet ihr ihn sehen, habt ihr meine Erlaubnis ihn auf so furchtbare Weise von dieser Welt zu fegen dass er sich wünschen wird nie geboren worden zu sein!“ Costellos Gesicht war zu einem breiten, manischen Grinsen verzerrt. Charlotte sah wie die Adern auf Costellos Stirn pulsierten.
Er hob seine von einem schwarzen Lederhandschuh behüllte Hand krallen artig zum Himmel.
„Diese Macht , meine Macht. Etwas reineres, etwas höheres als Sternenkraft! Diese Macht die es mir ermöglicht hat soweit zu kommen..! Sie hat ihren Preis. Ich weiß dass mich diese Macht verzehren wird. Als ich noch jünger war war es viel einfacher sie zu nutzen. Es war der richtige Schachzug gewesen schon früh Balder auf meine Seite zu bringen. Diese Macht… ist dazu gemacht Mirnuzar zu vereinen..! Wenn ihr nicht gehorcht wird zerstört sie ihren Besitzer. Nun ich habe diese Aufgabe mit Freude angenommen. So bald Silvester mein Nachfolger offiziell wird, wird er diese Macht empfangen und von ihr geleitet werden alles weiter zu führen! Wie auch immer. So bald wir die anderen Kontinente flugtauglich gemacht haben. Fliegen wir weiter aufwärts !“
Er zeigte demonstrativ mit dem Finger nach oben und grinste wieder wie gewohnt.
„Nun wo denkt ihr fliegen wir hin?“
„Mengeskat.“ ,antwortete Charlotte trocken.
„Exakt“ bestätigte Costello, „Nun auch wenn deine Persönlichkeit Problematisch ist, so bin ich mir hundertprozentig sicher gewesen dass du Mengeskat alleine erobern kannst. Zugegeben, von diesen Federhelden wusste ich nichts. Also auch wenn du alles vermasseln solltest hättest du Mengeskat immer noch mit reiner Feuerkraft einnehmen können. Vor raus gesetzt die Federhelden wären nicht dort. Und letzten Endes spätestens wenn der Rest Mirnuzars bei Mengeskat angekommen ist sind wir eine vollkommene Übermacht. Also macht es ihm Grunde nichts aus, ich hätte nur unsere Landung dort angenehmer gemacht.
Der einzige Grund weshalb wir dieses alte Portal dorthin reaktivieren konnten, ist dass wir uns aufgrund der Höhe näher an Mengeskat befinden. Wir werden kein zweites erschaffen, es ist den Aufwand nicht wert.“
„Meister Costello?“ sagte Tarii vorsichtig während sie an dem Band ihrer neuen Augenklappe nervös entlang fuhr.
„Ja Tarii?“ er wirkte verwundert dass Tarii, die sonst eher dreist war so zaghaft fragte.
„Marius Shakir hat einen Aquarill mit Beziehungen zum Kaiserhaus entführt.“
Costellos Stirn legte sich in nachdenkliche Falten.
„Ich kann zu diesem Zeitpunkt nicht sagen ob dies eine gute oder schlechte Sache ist. Wir werden den Aquarill bis zu unserer Rückehr nach Mengeskat hier bewahren. Die Beziehungen zum Kaiserhaus könnten sich als nützlich erweisen. Bei aller Liebe ich würde diesen Aquarill wieder zurück bringen, aber wir haben keine Möglichkeit im Moment in zurück zu bringen.
Menschliche Waffen, Crimson, die Gilde der Kopfgeldjäger, die Armeen der Lords und Rotschild. Es ist schwer vorstellbar dass all diese Parteien aus demselben Grund gegen Reyter zusammenarbeiten werden. Ehrlich gesagt bin ich mir nicht einmal sicher ob diese Streitkraft gegen Reyter ausreicht. Und glaubt mir ich habe alle Hände voll damit unsere Verbündeten zu einem vereinten Handeln zu bringen. Von jetzt an möchte ich von allen Neuigkeiten verschont bleiben die nicht Reyter betreffen.“
Was ist das hier?
*@Crucius: Wonach sieht es denn aus? Es handelt sich um ein Rollenspiel bzw. Fanfiction zu der Spielreihe Golden Sun auf Basis der ersten zwei Teile. Die Story mag von der bekannten Handlung abgedriftet sein, aber wenn du Interesse hast kannst du ja mit dem ersten Thread "Goden Sun Story für alle!" von Blackninja anfangen. Mach dich in dem Fall aber auf eine lange anstrengende Lesestunde gefasst ;) .*

Sinaphie spähte durch die ramponierte Tür in die Eingangshalle des Anwesens, die trügerisch lautlos vorlag. Von Fiers war keine Spur zu sehen, aber wenn sie sich genau konzentrierte, konnte sie ihn durch das Anwesen laufen und fluchen hören. Aber sie konnte nicht einfach rein. Sie hatte gesehen wie schnell die Geschosse des Sicherheitssystems waren. Also schnappte sie sich einen Stein und warf ihn hinein. Er kam keinen Meter weit, bis ein Blitz ihn pulverisierte. Sie testete noch ein paar andere Eintrittswinkel und warf ihn mit immer mehr Wucht, aber das Ergebnis blieb das gleiche. Sie konnte sich vielleicht ein wenig schneller und gewandter bewegen als ein geworfener Stein, aber es war zu riskant.
Ihr kam eine Idee. Saka hatte sein Fenster entsichert. Und Sinaphie konnte nicht glauben, dass auch in seinem Zimmer diese Waffen angebracht waren. Schnell kletterte sie das Gebäude zum betreffenden Fenster hinauf und drückte es auf. Sie hatte Recht gehabt. Keine Schüsse und kein Alarm. Noch einmal lauschte sie konzentriert. Fiers war immer noch im Haus. Sinaphie schlüpfte in Sakas Zimmer und öffnete die Tür. Sie warf einen schnellen Blick in den breiten, teuer möbelierten Korridor. Auf den ersten Blick sah alles harmlos aus. Aber Sinaphies aufmerksame Augen entdeckten in den Leuchtern an der Decke sanft rotierende Würfel, deren Anblick ein ungutes Gefühl durch Sinaphies Federn jagte. Sie fühlte wie unsichtbare Wellen den Korridor in einem festen Muster absuchten. Die Aerorill überlegte nicht lange. Fiers war irgendwo im untersten Geschoss und sie musste die Treppe erreichen. Sie preschte in den Korridor, hechtete im Zickzack hin und her und wich den unsichtbaren Wellen aus. Als sie die Treppe erreichte war nichts geschehen. Zufrieden, aber wachsam folgte sie den Stufen. Fiers war nicht mehr weit...
Rumms!
Sinaphie zuckte zusammen, als ein lauter Knall aus dem Erdgeschoss unter ihr ertönte. Sie blieb wie angewurzelt stehen und lauschte.
"Oh nein...", murmelte sie entgeistert.
Die Geräusche von Fiers Gefluche waren verschwunden und es legte sich eine unheimliche Stille über das Anwesen. Sie verwendete ihr psynergetisches Gespür, konnte seine Präsenz nicht mehr ausmachen.
Fiers war verschwunden.

Haden hob seinen Hut und sah auf, als er meinte ein Geräusch zu hören. Direkt neben ihm saß Appakus, mit einem edlen Glas voll Apfelwein in der Hand und prostete ihm wortlos zu. Haden ließ einen Moment der Irritation verstreichen, bis er entsetzt hochfuhr. Appakus saß auf einem schlichten hölzernen Klappstuhl, keinen Meter neben ihm, und hatte einen kleinen Tisch auf dem gleichen Material vor sich aufgestellt, auf der eine Flasche und ein weiteres Glas stand. Dabei hatte Haden bis jetzt kein nahes Geräusch gehört!
"Wie...?"
Appakus lächelte, trank einen Schluck und sah wieder auf die ferne Stadt, die sich in der Abendsonne rötlich gefärbt hatte.
"Manchmal komme ich hierher, um mir einen besseren Überblick über diesen Ort zu verschaffen. Diese Ländereien sind schon seit meiner Geburt von Verbrechen und Betrug zerfressen. Aber mit den wandelnden Tagen, beginnt auch das Verbrechen sich zu wandeln. Zum Schlechteren, aber auch zum Besseren. Überraschend, denn auf jedes Böse scheint etwas Gutes an diesem Ort zu erwachen.", murmelte Appakus mit gedankenverlorener Stimme.
"Na also... Ihr könnt vernünftig reden.", sagte Haden, als er seine Stimme wiederfand.
Appakus nickte.
"Ja, auch wenn es nicht einfach ist. Diese Rolle ist schon zu einem Teil von mir geworden. Der Wein hilft."
Mit diesen Worten griff er nach der Flasche, goss den Inhalt in das zweite Glas und reichte es Haden. Als er es nicht sofort annahm, setzte er es neben ihm im Gras ab.
"Ihr habt also von der Wache gehört, hm?", fragte Appakus und sah ihn abschätzend an. "Wenn der Windtänzer euch schickt, dann muss es wichtig sein."
"Wir können helfen.", antwortete Haden knapp.
"Tatsächlich...?", murmelte Appakus und nippte an seinem Glas. "Unsere... Arbeit erfordert ein gewisses Maß an Diskretion, Tücke und Besonnenheit. Davon habt Ihr nicht sonderlich viel bewiesen, als Ihr in mein Büro hereingestürmt seid."
Haden rang mit seinen Händen.
"Das... mag sein."
Appakus nickte.
"Es war, um nicht zu übertreiben, völlig unnötig. Es hat Aufmerksamkeit auf sich gezogen, aber ich konnte sie soweit wie möglich zerstreuen. Aber in Zukunft solltet ihr besser aufpassen, vorausgesetzt ich entscheide mich dafür euch mit der Wache arbeiten zu lassen.
Haden straffte sich.
"Was müssten wir dafür tun?"
"Betrachtet mich als euren Prüfer. Zuerst würde ich gerne eure Beweggründe erfahren, auch Eure persönliche Motivation. Weshalb mit der Wache arbeiten? Was versprecht ihr euch davon? Wie könnt ihr helfen? Was erwartet ihr von uns? Wie betrifft Euch das persönlich? Diese Dinge eben. Wir nehmen niemanden, den wir nicht kennen. Wir haben... Wege eure Geschichten zu überprüfen, also antwortet nach besten Gewissen wahrheitsgemäß. Wenn mir die Antworten gefallen, habe ich einen kleinen... Test im Sinne."
Er trank sein Glas aus und füllte es nach.
"Oder, um es anders zu sagen, besser auszudrücken, damit Ihr und Euer engstirniger, hoffentlich auch offener, Verstand versteht, eure Fähigkeiten, über die ich mir noch im Unklaren bin, zu testen, ob Ihr, und kein geringerer, in der Lage seid die Wache, mit ihren edlen, geradezu heldenhaften Absichten, zu unterstützen und ob, und das ist wichtig, absolut notwendig, Ihr und Eure Männer vertrauenswürdig seid.", fügte er mit verträumter Stimme hinzu.
"..."
"Oder so ähnlich.", fügte er gelassen hinzu. "Zwar vertraue ich dem Urteil des Windtänzers, aber es ist unumgänglich das ich mir auch eine Meinung über euch bilden muss."
Er hob das Glas auf Augenhöhe und betrachtete Hadens Gestalt, die sich in dem geschliffenen Glas wie in einem goldfarbenen Kaleidoskop brach.
"Also wenn es Euch nichts ausmacht...?"

Charlotte blieb stehen, als sie in dem vereinsamten Korridor ein vertrautes Geräusch hinter sich hörte. Sie sah nach hinten, konnte aber nichts entdecken. Dennoch... sie war sich sicher, dass sie es sich nicht eingebildet hatte. Ihre Vorahnung wurde bestätigt, als die spärliche Beleuchtung plötzlich flackernd erstarb.
"Ganz ruhig. Nicht bewegen.", krächzte eine bekannte Stimme direkt hinter ihrem Nacken.
Charlotte tat wie geheißen. Schweiß trat auf ihrer Stirn aus.
"Ihr habt uns getäuscht... Charlotte, nicht wahr?"
"Wir haben euch zum Portal geführt und uns keine Möglichkeit zur Rückkehr gelassen. Das war doch der Deal, nicht wahr?", erwiderte sie kühl.
"Ja, aber unter dem Aspekt das bisher keiner zu Schaden gekommen war. Aber so wie ich das sehe, habt ihr diese Grenze schon weit überschritten."
"Weil wir ein paar Aerorill entführt haben?", erwiderte sie kleinlaut.
"Das. Und die Pläne Mirnuzar mit Mengeskat wieder zu vereinigen."
Charlotte straffte sich unangenehm berührt. Der Vogel war also mit in Costellos Kammer gewesen? Ungesehen, unbemerkt?
"Und was jetzt? Wollt ihr zwei uns alle töten?"
"Ich bin kein Freund von sinnloser Gewalt.", krächzte der verborgene Federheld. "Aber vielleicht lässt sich ein wenig nicht vermeiden. Ich bringe jeden einzelnen eurer Gefangenen hier raus, wieder nach Hause. Jeder der versucht das zu verhindern wird ausgeschaltet."
"Das werdet Ihr niemals schaffen."
"Es wird gelingen. Lasst Euch überraschen. Und Ihr, Charlotte, werdet mir dabei helfen."
"Was?!", rief sie erschrocken aus und wirbelte herum.
Sie erstarrte. In der Dunkelheit des Korridors war nichts zu sehen. Doch wenn sie genau hinsah, konnte sie einen Schnabel erkennen. Doch sonst weiter nichts. Kein Gesicht, kein Kopf, kein Körper. Nur ein Schnabel.
"Wieso sollte ich Euch helfen?", fragte Charlotte, als sie sich gefangen hatte.
"Ich lebe nun lang genug um zu sehen, wann Menschen Zweifel in sich tragen. Ich war die gesamte Zeit bei Euch, seit ich Euch durch das Portal gefolgt bin. Kurz bevor Kretarr es von der anderen Seite zerstörte. Ich bemerkte Eure Reaktionen gegenüber diesem Mann und eurem Anführer Costello. Ihr fragt Euch bestimmt ob es richtig war, was ihr getan habt. Ein paar Unschuldige zu entführen, einzukerkern und für unredliche Zwecke zu missbrauchen..."
"Ich habe keine Zweifel!", herrschte sie den losen sprechenden Schnabel an. "Ich denke Ihr unterschätzt meine Loyalität!"
"Ihr mögt eine Waffe der Zerstörung sein", belehrte der Schnabel sie, ", aber auch ein Mensch. Ein fühlendes Wesen, ganz gleich was mit Eurem Körper angestellt wurde. Und Ihr seid Ärztin. Ich hörte neulich ein Gerücht in Mengeskat, keinen Tag ist es her, über einen jungen Menschen der von einer riesigen Frau gerettet wurde. Ein junger Mann, der an einer Lungenblähung litt und nun leben kann."
Charlotte biss sich auf die Unterlippe.
"Keine Waffe der Zerstörung hätte das getan. Um jemand völlig Fremden zu retten, ohne eine Belohnung dafür zu erwarten... dazu braucht es mehr als das."
Die Ärztin schüttelte abwehrend mit dem Kopf.
"Ich werde keinen Verrat begehen."
"Das ist auch nicht nötig.", erwiderte der Schnabel von Shikraa. "Alles was ich erwarte ist, dass die Entführten bei guter Gesundheit bleiben bis ich sie da heraushole. Um alles andere kann ich mich kümmern. Wenn Ihr mir mehr helfen wollt, ist das Eure Sache. Vielleicht wäre es noch ratsam eure Idee mit der Vereinigung mit Mengeskat noch einmal gründlich zu überdenken. Gibt es hier noch die Geschichte von 'dem Narren der nach den Sternen griff'?"
Charlotte rümpfte die Nase.
"Ich kenne ein Kindermärchen das so heißt. Was soll das heißen? Das die Sterne uns wieder auf den Boden zurück schmettern, weil wir uns nicht als würdig erwiesen haben? Nur das wir keine Flügel haben, die sie uns ausreißen könnten."
"In jeder Geschichte, besonders solche die Jahrhunderte überdauern wie diese, enthalten immer ein Körnchen Wahrheit. Unterschätzt den Zorn der Sterne nicht."
Sie konnte nicht anders als humorlos aufzulachen.
"Ihr glaubt wirklich an daran?"
"Ich glaube nicht, ich weiß. Hinter dem Glaube an den Weg der Sterne steckt weit mehr, als das Anbeten von Konstellationen und weit entfernten Himmelskörpern. Mirnuzar, das Land der Sterne... Diese Welt hat eine lange vergessene Geschichte hinter sich, die ihr Menschen heutzutage nicht einmal begreifen könnt. Ich spreche von Zeiten, als die Türme der Elemente gerade noch errichtet wurden. Fordert die Sterne nicht heraus, sonst ergeht es euch wie dem Narren der nach den Sternen griff."
Hätte der Schnabel grinsen können, dachte Charlotte, hätte er es vermutlich getan.
"Ich erwarte nicht, dass Ihr glaubt oder versteht. Aber nehmt Euch meinen Rat zu Herzen. Die Sterne haben die Menschen schon zweimal bestraft und sie werden es wieder tun, wenn die Arroganz Oberhand gewinnt. Aber vielleicht könnt Ihr, Charlotte, Euch als würdig erweisen. Auch wenn es heißt, ein paar Gefangene laufen zu lassen. Die Wahl liegt bei Euch, Ärztin."
Charlotte wollte etwas erwidern, aber die Beleuchtung kehrte in diesem Moment zurück. Und mit der Dunkelheit ging auch der Schnabel.
"Frau Doktor!", frohlockte eine bekannte Stimme.
Charlotte drehte sich langsam zu Tarii um, die gemächlich auf sie zu schlenderte.
"Tarii?"
"Warum diese Überraschung? Wir haben uns doch vor zwei Minuten noch gesehen."
Zwei Minuten?, dachte Charlotte irritiert. Hat dieser Piepmatz die Zeit angehalten?
Sie schüttelte den Kopf. Das konnte nicht sein. Dafür gab es sicher eine andere Erklärung.
"Was willst du?"
"Wie unhöflich... Naja, mir ist etwas Interessantes zu Ohren gekommen und ich dachte du wolltest es hören. Der Aquarill ist ausgebüchst."
"Was?!"
Tarii nickte lächelnd. Sie schien gar nicht entsetzt.
"Jap. Aufgewacht und davon."
Charlotte überlegte. Shikraa konnte unmöglich etwas damit zu tun haben. So wie es sich angehört hatte, bereitete er die Rettung noch vor.
"Wie ist das passiert?"
Tarii zuckte mit den Schultern.
"Keine Ahnung. Marius ist ziemlich sauer. Aber ich denke das geschieht eben, wenn man eine unbekannte, auf Energie basierende Spezies mitnimmt und in einen Käfig steckt, der für Dschinns gedacht ist."
Tarii verzog plötzlich fragend die Augen.
"Was?", brummte Charlotte, da Tarii nicht aufhörte sie anzustarren.
Diese machte plötzlich einen kleinen Hüpfer zu Charlotte hinaus und pickte etwas aus ihren Haaren. Es handelte sich um eine fingerlange schwarze Feder, die im Licht blau schimmerte.
"Du auch? Dieses Federvieh hatte auch ein paar davon auf meinen Sachen hinterlassen, während er mich festhielt... Alles in Ordnung, Frau Doktor?"

Alyka schloss lautlos die Tür zur Rüstkammer hinter sich.
"Setz dich."
Merl schüttelte still mit dem Kopf.
"Ich stehe lieber."
Alyka zuckte mit den Achseln und zog sich eine schwer aussehende Holzkiste heran. Sie tippte zweimal misstrauisch mit ihrem Fuß dagegen und ließ sich anschließend vorsichtig darauf nieder. Sie erschien ein wenig ruhiger als vor wenigen Minuten, aber all die Waffen und die anderen gefährlich aussehenden Gegenstände im Raum trugen nicht dazu bei, dass Merl sich besser fühlte.
"Also bitte. Niemand wird uns hier stören.", sagte die Hoheadeptin und sah ihn erwartungsvoll an.
Merl schüttelte den Kopf. Er wusste nichts über dieses Schiff und in letzter Zeit konnte er nicht vorsichtig genug sein.
~"Ich würde es so bevorzugen. Nur für den Fall, dass man uns belauscht."~, antwortete Merl über Geistleser.
~"Sie werden es ohnehin erfahren, wenn mir deine Antworten nicht gefallen."~
Die Blick der Hoheadeptin ließ keinen Zweifel an ihrer Ernsthaftigkeit zu.
~"Dann fangen wir an. Wer bist du wirklich?"~
Merl zögerte, obwohl er wusste dass er keine Wahl hatte. Vulkanasche war der einzige, dem er sich bisher je geöffnet hatte.
~"Mein Name ist Merl Monsuur."~, antwortete er wahrheitsgemäß. ~"Ich war einst Schüler einer verborgenen Geheimschule für Berührte hier in Mirnuzar und bin seit knapp eineinhalb Jahren ein Wanderer unter Anaraths Namen."~
~"Eineinhalb Jahre?!"~, kam es überrascht von Alyka. ~"Und niemand ist hinter diesen Betrug gekommen?!"~
Merl lächelte schwach.
~"Wundert Euch nicht. In Mirnuzar kennt kaum einer euren Helden aus Weyard. Nur seinen Ruf. All die Galataner die nach dem Angriff dieser Phönixkrieger kamen sind erst seit einigen Monaten hier."~
Alyka überlegte. Wenn sie so darüber nachdachte, war es durchaus möglich. Anarath hatte hauptsächlich in Pasdra gewohnt und war, wenn er als Portalbinder die Stadt verlassen hatte, nur in Weyard und in Galatan unterwegs gewesen. Felix war derjenige gewesen, der Mirnuzar größtenteils übernommen hatte. Hin und wieder waren Cosma und Aaron eingesprungen, aber Anarath selbst hatte kaum einen Fuß nach Mirnuzar gesetzt. Und als die Krise mit den Jägern des Kummers begonnen hatte, waren sie seit dem nur in Bewegung gewesen.
~"Warum hast du das getan? Wieso hast du Anaraths Identität gestohlen?"~, fragte Alyka.
Wut kochte wieder in ihr hoch.
~"Wie kannst du es auch nur wagen? Dieser Mann hat so viel für seine Welt, meine Welt und auch deine getan. Ohne ihn, Isaac und all die anderen wärst du nicht mal hier!"~
Merl wich ihrem Blick aus. Natürlich wusste er das. Und er hatte sich fest vorgenommen sich beim echten Anarath zu entschuldigen, sollte er ihm jemals begegnen.
~"Es... ergab sich durch reinen... Zufall."~, begann er zögerlich und erzählte ihr von seiner angeborenen Ähnlichkeit zu Anarath und dem was damals in Lucyas Heimat geschehen war.
~"Also bist du gegangen und hast dieses Spielchen einfach weiter getrieben?"~
~"Keinesfalls!"~, verteidigte Merl sich. ~"Zwar hatte ich das Dorf verlassen, ohne das ich es über mich bringen konnte ihnen am Ende noch einmal Wahrheit zu sagen, aber ich hatte nicht vor weiterhin in anderen Dörfern zu behaupten Anarath von den Anemos zu sein. Tatsächlich hatte ich mir vorgenommen, sollte ich sie je wieder besuchen, nicht als Anarath, sondern als Merl wieder zu kommen. Aber es kam plötzlich ganz anders..."~

~~
Merl lehnte an einem Baumstumpf auf einer Lichtung, warm in seinen neuen Reisemantel gekuschelt, während die letzten Überreste seines Lagerfeuers ausglühten. Er war zu müde um seine Reise fortzusetzen, also hatte er sich entschieden im Wald zu kampieren. Und obwohl ihm dank seines neuen Mantels nicht mehr so kalt war wie in den letzten Wochen, wünschte er sich trotzdem zum gefühlt hundersten Mal das Angebot angenommen und in dem Dorf übernachtet zu haben. Er war so weit weg vom Oparadonbrunnen. Ganze vier Wochen war er schon unermüdlich unterwegs. Wurde er überhaupt noch verfolgt? Suchte man ihn überhaupt in so einer entlegenen Gegend? Er zog den Mantel enger um sich. So durfte er gar nicht erst anfangen zu denken. Auf keinen Fall durfte er jetzt unaufmerksam werden. Er hatte richtig gehandelt. Und nach dem was er manchmal über die Kopfgeldjägergilde gehört hatte, war es nur vernünftig diese Menschen nicht hineinzuziehen.
Ein nahes Astknacken ließ seine Müdigkeit verschwinden. Merl setzte sich angespannt auf. Dann kam noch eines, diesmal näher. Er schloss die Augen und suchte die Umgebung mit seiner Psynergy ab. Er traf auf ein Bewusstsein, dass nicht das eines Tieres war. Jemand kam. Merl sprang auf.
"Wer ist da?"
"H-Helft mir!"
Merl verzog fragend das Gesicht, als eine bekannte Gestalt auf die Lichtung stolperte. Er tastete nach seinem Sternenglas in seiner Tasche.
"Licht."
Die Symbole gehorchten und verteilten sich blitzschnell auf der gesamten Lichtung. Der Mann schrie erschrocken auf und stürzte. Merl erkannte ihn als einen der reisenden Händler aus dem Dorf, dem er heute geholfen hatte. Er war am Arm und Bein verletzt und blutete.
"Beruhigt Euch, ich bin es!"
"H-Herr Anarath... Helft mir..."
Merl kniete sich neben ihn und sah sich seine Verletzungen an. Erleichtert stellte er fast, dass sie nicht schlimm waren.
"Was ist passie- Ah!"
Merl schrie erschrocken auf, als ihn der Händler plötzlich an den Schultern packte und panisch an ihm zog.
"Meine Ware... Nein, schlimmer! Sie töten sie! Sie töten sie alle! Sie wollten auch mich töten! Bei den Sternen...!"
"Was?! Wer?! Wovon sprecht Ihr?", fragte Merl verwirrt, während er sich von seinem Griff befreite.
"Bitte... helft ihnen!"
Merl dämmerte es.
"Die Dorfbewohner... werden sie angegriffen?!"
Der Mann schluchzte und nickte nur noch. Merl packte ihn.
"Wer? Wie viele?"
Der Händler wimmerte und schüttelte den Kopf. Merl ließ ihn los und stand auf.
"Schafft ihr es zur nächsten Stadt?"
Er nickte.
"Bitte... Helft ihnen."
Merl antwortete nicht, sondern hastete einfach los, direkt in die Richtung aus der er gekommen war. Es wartete ein langer Marsch auf ihn. Wer griff an? Kopfgeldjäger? Griffen sie an wegen ihm? Nein, so schlimm waren selbst die nicht. Aber wer dann? Und warum? Und was konnte ER tun? Er war nicht Anarath von den Anemos! Dachte er er könnte da rein und die Angreifer zur Aufgabe zwingen? Oder sie gar in die Flucht schlagen? Er war selbst nur ein Junge. Er kannte zwar Wege sich mit der Sternenkraft zu verteidigen, aber das war es schon. Aber kein Zweifel schaffte es ihn zu verlangsamen. Er dachte nur an Hella, Elise, Horace und Lucya. Wenn er helfen konnte... Auch nur irgendwie!... dann würde er alles tun um ihnen zu helfen.
~~

*Werde drigend etwas an meinem Poststil ändern müssen. Ich will immer so viel wie möglich fertig machen, aber meist fehlen mir Zeit und Motivation diese Monsterposts zu schreiben und am Ende ist wieder ein Monat um -.- . Dabei war die Hälfte schon seit knapp 3 Wochen fertig. Werde in Zukunft meine Posts verkleinern. Dann müsst ihr nicht immer so viel in einem Stück lesen und ich schaffe es vielleicht regelmäßiger einzustellen ;).*
Kann ich da auch mitmachen vielleicht mit dem Papst?;-)
*@Crucius: Theoretisch schon, aber das mit dem Papst... Mir fällt beim besten Willen nicht ein, wie man das hinbekommen will.
@Sinrath: Heißt das etwa ich muss jetzt keine halbe Stunde mehr darauf verwenden deine posts zu lesen nur, um festzustellen, dass es wenig gibt worauf ich antworten könnte? Inakzeptabel!^^*

"So fühlt sich das also an.", murmelte Haden abwesend, "Alles bis zu dem wohl klischeehaften, geradezu abenteuerlichen, 'Ich habe Wege eure Aussagen zu überprüfen', wenn die Aussage allein, doch schon von der vollkommenen Unwissenheit und Unverständnis über meine Person und Absicht zeugt, die eurem ach so künstlerischen, gebildeten und scharfen Geist unangemessen, ja unwürdig, scheint, doch ich sollte mich nicht beklagen, wo mich der Windtänzer doch nie prüfte, nicht einmal zu Gesicht bekam, und ich ein ähnliches Schicksals vielen vor mir, vielleicht auch nach mir, auferlegt habe und vielleicht auferlegen werde. Meine Worte, nicht meine Taten, die ich doch so viel mehr noch schätze, als die schillernden leicht gesprochen Worte, sind sie doch nicht nur Schall und Rauch, sondern Akte des Echten, der mir innewohnenden Überzeugung, müssen euch meinen Willen zeigen. Lasst mich euch verschonen von sagenhaften Heldentum und noblem Geist. Ich werde euch die Wahrheit sagen kalt und harsch, wie sie zu jedem Zeitpunkt ist."
Der dunkle Adept räusperte sich, bevor er sich wieder Appakus zu wandte. "Ich vertrete eine Gruppierung von mir unbekannter Größe, die mir weitestgehend unbekannte Ziele verfolgt. Das Wenige, was ich über ihre Ziele weiß, ist das sie vorhaben eine momentanen Verbündeten eures Gegners vernichten wollen. Ich wurde geschickt, um die Wache zu unterstützen und vermutlich um euch eine Möglichkeit zu geben mit dieser Gruppierung in Kontakt zu treten. Anders formuliert der Plan ist es euch zu benutzen, um ihren Gegner durch die Vernichtung eures Gegners zu schwächen ohne sich selbst die Hände schmutzig zu machen oder gar in Gefahr zu begeben."
"Und ihr persönlich?", fragte Appakus nach.
Haden zog die Brauen hoch. "Bin ich nicht der Typ Mensch, der dies aus einfachen Gründen, wie etwa Geld, tun würde? Oder weigert ihr euch schlicht einen solchen Menschen in eure Geheimnisse einzuweihen?"
Als Appakus nicht antwortete, fuhr er fort: "Ich verüble es euch nicht. Ich persönlich habe gerne mit Fanatikern gearbeitet. Was mich betrifft. Sagen wir, dass ich persönlich eine gewisse Abneigung gegen die Ideologie eures Feindes verspüre und ich diese Gruppierung benutze, um diese Ideologie zu vernichten, so wie diese Gruppierung dieses Ziel von mir benutzt, um mich zu ihrer Waffe zu machen. Was ich mir hiervon also verspreche? Den tut eures Feindes, die Vernichtung seiner perversen Ideologie."
"Ich verstehe.", meinte Appakus, "Wie also gedenkt ihr und diese Gruppe uns zu unterstützen."
"Ich persönlich kann euch nur meine Fähigkeiten und die meiner Begleiter anbieten, die beträchtlich sind. Die Leute, die hinter mir stehen, sind da deutlich nützlicher sie können euch mit diversen notwendigen Gütern Versorgen. Außerdem besitzen sie zumindest einen Spion in den Reihen eures Gegners. Er scheint relativ nah an eurem Feind zu sein, aber ich weiß nichts genaues oder seine Identität – Nebenbei, so eine Kleine aus Cozedas hat eurem Gegner das wenige was sie über die Wache weiß erzählt. Waren meine Worte zu eurer Zufriedenheit oder zumindest Akzeptanz, Prüfer?"

Tulius Shakir trommelte mit den Fingern auf die protzigen Armlehnen seines seiner Meinung nach furchtbar bescheuerten Stuhles.
"Ich hätte ihn töten sollen.", sinnierte der alte Lord, "Ich hätte ihn wirklich töten sollen."
Und er war sich sicher, dass er es auch getan hätte, wenn nicht Detholus eingeschritten wäre. Er war bereit gewesen seine Verbindung zu Crimson auffliegen zu lassen, um Costello zu töten, als Detholus getarnt unter menschlicher Haut und Fleisch eingeschritten war. Shakir war sich nicht wirklich sicher, ob es die richtige Entscheidung gewesen war dem Maskenträger zu vertrauen und vorerst klein beizugeben.
"Wahrlich ein Musterbeispiel eurer hochgepriesenen Disziplin.", höhnte eine Shakir nur allzu gut bekannte Stimme.
"Marius!", fuhr er von seinem Sitz auf.
Sein Sohn verbeugte sich übertrieben. "Zu Diensten."
"Lass den Unsinn!", schnaubte Shakir, "Und erkläre mir lieber warum Costello dich als meine Vertretung eingesetzt hat!"
Doch Marius ignorierte ihn. "Ihr müsst einen ganz schönen Wutanfall gehabt haben." Damit bezog sich der jüngere Shakir auf das heillose Durcheinander von zertrümmerten Dekorationsgegenständen, das sich im ganzen Zimmer verteilte.
"Nutzloser Tand!", schnaubte Tulius verächtlich, "Costello soll dankbar sein, dass ich nicht so mit seinem Gesicht verfahren bin! Bis jetzt!"
"Meister Costello.", korrigierte Marius beiläufig, während er den abgebrochenen Kopf einer Biberfigur aufhob, was seinem Vater ein weiteres verächtliches Schnauben entlockte.
Gedankenverloren drehte Marius das Bruchstück in seinen Händen. "Wie viele Waisenkinder man dafür wohl ernähren hätte können."
"Nicht sehr viele, solange dieser Schund hier Staub ansetzt.", lachte Tulius humorlos, "Und jetzt sag mir endlich was du mit Costello zu tun hast oder ich-"
"Meister Angelo Costello ist der König Mirnurzars.", erklärte ihm Marius langsam, als spräche er mit einem besonders unbegabten Schüler, "Ich vertrete lediglich seinen Willen dort wo er es mir zugedacht hat." Ein strahlendes Lächeln. "Selbstverständlich nur in Vertretung für euch, mein Lord."
"Mieser kleiner Verräter!", raunte Tulius Shakir, "MIR WIRD ALLEIN BEI DEM GEDANKEN MIT EINEM ARMSELIGEN, SCHEINHEILIGEN-"
"Mir wird schlecht, wenn ich bedenke von einem alten Narren wie euch abzustammen.", warf Marius seelenruhig ein, "Ihr versteht nur den Kampf und in Friedenszeiten schreckt ihr nicht einmal davor zurück das was weniges in unserer Staatskasse ist mit euren kriminellen Machenschaften aufs Spiel zusetzen. Meister Costello ist anders als ihr. Er sehnt sich nicht nach Reichtum, nicht nach Krieg, er wünscht Mirnurzar in seinem glorreichen Reich zu einen und seinem Schicksal, den STERNEN, zuzuführen!"
Tulius schnaubte abfällig. "Ich mag ja alt sein, aber, wenn du das glaubst, bist du der Narr hier!"
"Dann betrachtet es von einer Seite die ihr versteht.", erwiderte Marius kalt, "Reyter hat bereits jetzt die Truppenstärke uns zu überrennen. Ein jeder Soldat ein Adept und nicht wenige galatanische Elite! Wie was hat Mirnurzar ohne Costellos Großreich dem entgegenzusetzen? Glaubt ihr, dass ihr dazu fähig wärt? Oder seit ihr gar so beschränkt zu glauben, dass das gar nicht notwendig wird?"
"ICH BIN KEIN IDIOT!", bellte Tulius Shakir, "AUCH WENN ICH NICHT DAS GRÖßTE POLITISCHE GENIE BIN, WEIß ICH, DASS COSTELLO IN DIESEM KRIEG UNSERE GRÖßTE CHANCE IST!"
"Überraschend.", bemerkte Marius.
"Ich habe nicht vor ihm einfach Mirnurzar zu überlassen!", stellte Tulius klar. Seine Stimme war wieder ruhig, doch sein Körper bebte vor Zorn.
"Dann lasst mich eure Bedenken zerstreuen.", meinte Marius dann lächelnd und griff hinter seinen Rücken. Blitzschnell richtete er einen metallischenen Gegenstand auf seinen Vater und zwei Arme klappten an den Seiten auf.
Shakir packte den Lauf der Armbrust augenblicklich und drückte ihn zur Seite, während er gleichzeitig Marius mit der anderen Hand an den Hals schlug. Marius keuchte auf und der Bolzen schoss ziellos durch den Raum, während Tulius seinen Sohn zurück drängte. Marius riss seinen Dolch mit der freien Hand hervor, doch verglichen mit Tulius war er langsam. Der alte Lord ergriff sein Handgelenk und drückte es so zurück, dass die Dolchklinge an Marius Hals lag.
"Ich dachte ich hätte dich besseres gelehrt, wenn es darum geht sich Kampfplatz und Gegner auszusuchen!", knurrte Tulius Shakir.
Die Beiden Waffen zitterten, als Marius versuchte sich zu befreien. Dann lächelte der junge Mann einfach.
"Aber ich habe mir doch den perfekten Gegner ausgesucht.", sprach er gelassen, "Einen Mann, der mich trotz allem niemals töten würde."
Tulius stieß ein leises Knurren aus, dann ließ er Marius widerwillig los und der steckte seinen Dolch wieder ein.
"Ich wollte dir heute nur zeigen, dass ich bereits wäre euch zu töten.", erzählte ihm Marius lächelnd, "Wenn ihr euch Meister Costellos Willen widersetzt."
Tulius wich gerade noch zur Seite, als sein Sohn die Armbrust wieder hochriss und ein zweiter Bolzen, der automatisch auf einer zweiten Sehne gespannt worden war, zischte knapp an seinem Ohr vorbei. Die Seitenarme der Armbrust klappten wieder zurück.
"Schade.", meinte Marius, während er die kompakte Armbrust wieder wegsteckte und wandte sich dann um, "Meister Costellos Vision wäre für uns alle von Vorteil."
Shakir seufzte, als Marius den Raum verlassen hatte. Der Junge hatte wirklich Nerven! Und nicht in dem Sinne, den Shakir als positiv betrachtet hätte. Er bereute es jetzt schon ihm keine reingehauen zu haben. Dennoch seine absolute Überzeugung davon, dass Tulius ihn nicht töten würde hatte ihm etwas klar gemacht.
Er wusste Costello hatte vorausgeplant für den Fall, dass sie siegten. Er wusste, dass die Lords ihn niemals besiegen könnten, falls er den Krieg gewann und Mirnurzar ihn als ihren Retter feierte. Doch Marius hatte ihm klar gemacht, dass Costello dennoch einen Schwachpunkt hatte. Er war sich zu sicher. Marius war so sicher gewesen, dass er bei einem Irrtum eindeutig sein Leben verloren hätte. Es war wie auf dem Schlachtfeld. Man konnte eine Schlacht ohne eine Übermacht nur dann gewinnen, wenn man etwas tat womit der Gegner nicht rechnete. Doch wahrhaft große Strategen, seien es militärische oder politische, planten für jede Eventualität und deshalb blieb nur eine riskante Möglichkeit sie zu schlagen man musste etwas tun, von dem sie zwar wussten das man es tun konnte, aber von dem sie nicht glaubten, dass man es auch tun würde.
Costello hatte sie alle an der Nase herumgeführt und mühelos wie seine Puppen tanzen lassen, also war die Frage ob er sich ihrer Reaktion auf die Geschehnisse nicht bereits zu sicher war. Glaubte Costello, dass die Lords es wagen würden sich jetzt gegen ihn zu stellen, wenn die Konfrontation mit Reyter praktisch vor der Tür stand. Mit Tulius Shakir sicherlich. Costello hatte einen Plan dafür, aber die Gesamtheit der Lords war eine andere Geschichte? Und wenn es doch einen Notfallplan dafür gab, war er so perfekt wie der Rest von Costellos Plänen? Natürlich blieb immer noch die Frage wie sie sich dann gegen Reyter organisierten.
Shakir knirschte mit den Zähnen. Leider fiel ihm nur eine Möglichkeit ein, die eine Aussicht darauf hatte von den Lords akzeptiert zu werden.

Ges warf einen seiner Säbel, der knapp vor dem blau leuchtenden Nebelhund aufschlug, als es versuchte zu fliehen. Mit einem gepeinigten Jaulen wich der Nebel zurück.
"Lasst mich gehen!", verlangte das Wesen, als es sich ihm zu wandte, "Habt ihr überhaupt eine Ahnung wer ich bin?!"
"Offengestanden nicht.", gab Ges zu, während er seinen zweiten Säbel auf die Schulter gestützt zu seiner Waffe schlenderte, "Ich weiß nur, dass meine Waffen euch in Magaskit, oder wie hieß der Ort noch gleich, außer Gefecht gesetzt haben und das ich euch fangen soll."
"D-das hier ist nicht Mengeskat?!", fragte der Hund sichtbar erschüttert, "Ihr habt mich gegen meinen Willen entführt, Barbar!"
"Wurde den schon einmal jemand mit seinem Einverständnis entführt?", fragte Ges, als er wieder beide Säbel in der Hand hielt, "Das widerspricht der Idee einer Entführung doch irgendwie oder nicht."
"Ich habe keine Schuld!", quengelte der Aquarill, "Ich bin ein unbescholtener Bürger. Ich halte mich an die Gesetze! Niemand kann mich dafür verantwortlich machen, dass ich diese Welt verlassen habe!"
"Was glaubst du, denn warum wir dich mitgenommen haben?", fragte Ges genervt, "Weil du so ein großer Verbrecher bist? Ganz im Gegenteil. Du bist hier weil du und euer Kaiser so tolle Freunde seid."
"Allerdings!", pflichtete der Aquarill bei, "Wir sind schon seit ewigen-"
"Ich mache Überstunden.", unterbrach ihn Ges, "Ich werde dich jetzt zurück in deinen Käfig bringen und du bleibst drin. Meister Costello stellt dem Kaiser seine Bedingungen, er erfüllt sie und dann bringen wir dich zurück." Er stieß ein Gähnen aus. "Aber du bist ja nicht die erste Geisel, die diesen Zusammenhang nicht auf Anhieb begriffen hat."
"Welche Versicherungen habe ich, dass ihr die Wahrheit sagt?", fragte das Hundewesen.
Ges rollte mit den Augen. "Du hast mein Wort, dass ich dir nichts tun werde, wenn du brav mitkommst und ich dir mit meinen Säbeln eine gehörige Abreibung verpasse, wenn du es nicht tust."
"Ich weiß... nicht recht.", kam es unruhig von dem Aquarill.
Ges entwich ein verärgertes Stöhnen. "Darauf hab ich keinen Bock."
Er steckte einen seiner Säbel in den Aquarill und unzählige kleine Blitze zuckten durch den blauen Nebel, als das Wesen wieder aufschrie und seine Form verlor.
"Warum mussten wir dieses Ding auch unbedingt mitnehmen.", murrte Ges, während er sich schon nach einem Behältnis umsah, das er verwenden konnte, um den Nebel zu transportierten, wie er es in Mengeskat getan hatte.

Der Drache hatte keinen Namen und keine Vergangenheit. Er war eine Kreatur geschaffen vom dunklen Gott, Varus. Varus hatte das Ei des Drachen gefunden und mit seiner dunklen Macht genährt. Der Drache war schneller und größer gewachsen, als es die Natur vorgesehen hatte und Varus und seinem Reich absolut ergeben.
Für diesen Gott setzte der Drache den Himmel in Bewegung, verschlang und zerfetze und verbrannte und zerquetschte, zerstörte, zermalmte alle die die sich der finsteren Herrlichkeit des dunklen Gottes widersetzten und nahm auch zahllose der fliegenden Toten mit, die den Turm beschützten. Die Feinde des Gottes warfen sich ihm entgegen alleine und in Gruppen mit Äxten, Schilden, Schwertern, Speeren, Pfeilen und Feuer, Erde, Wind und Wasser und den Klauen, Zähnen und Schwänzen ihrer Kreaturen, doch sie konnten den Schuppenpanzer nicht durchdringen die der dunkle Gott dem Drachen gegeben hatten.
Der Drache jagte die Feinde über den Himmel fort von dem Turm, des Gottes, den die fliegenden Toten bewachten. Dann summte die Luft um den Drachen und Portale wurden um den Drachen geöffnet. Massive Energiestrahlen schossen heraus.
Das Brüllen des Drachen wurde von einer gewaltigen Flammenwolke begleitet, als die Strahlen die Flughäute zerschnitten. Luft strömte durch die verbrannten Löcher in den Schwingen und der Drache stürzte voller Schmerz. Er streckte die Klauen aus, um seinen Sturz abzufangen, doch sanken seine Glieder in der Erde ein, die sich auf einmal in einen Sumpf verwandelt hatte. Er versuchte sich herauszuziehen, doch er konnte sich nicht befreien. Brüllen riss er den Kopf zum Himmel empor und Portale öffneten sich direkt vor seinen Augen vor jedem eines. Der Drache brüllte laut, wild und doch gequält, als die Strahlen aus ihnen hervorschossen und sich durch seine Augäpfel brannten, durch seinen Schädel brachen und sein Gehirn zerstörten.
Der tote Körper sackte zusammen und stürzte vollends in den Sumpf, in dem er bald vollends verschwunden sein würde.
Die letzte Verteidigung des Turmes war durchbrochen.
Die Schlacht tobte schon seid mehreren Minuten über Weyards. Mittlerweile sah man überall nur noch Zerstörung, bis ein extrem dichter Nebel den Turm, sowie alles um ihn einnahm. Jeran versuchte sich umzuschauen, doch er sah nichts. Stattdessen konzentrierte er sich aufs spüren. Er spürte eine riesige Anzahl an Personen, die sich im Nebel befanden, die jedoch alle die selbe Energie ausströmten. Es mussten Clone sein. Aus dem Nebel erschienen, direkt vor der Kehle der Untoten, immer wieder Hände mit einem Dolch, der seine Untoten meuchelte.
Noch ehe er sich nach weiteren Angreifern Ausschau halten konnte, wurde die linke Hälfte seines Drachens, der von der Untoten-Energie im Turm wiederauferstanden war, von einer großen, schwarzen, Chaosflamme zerfetzt.
„Meister, wir haben neue Angreifer.“
„Halte sie auf, Jeran. Halte sie auf. Ich brauche nur noch etwas.“

Funara stand auf ihrem eigenen Feuerdrachen, während sie unzufrieden feststellen musste, dass sich die vernichtete Hälfte des Drachens komplett neu bildete.
In letzter Sekunde gelang es ihr, von ihrem eigenen Drachen abzuspringen, um so dem tödlichem Odem des schwarzen Untoten-Drachens zu entkommen.
Während ihr eigener Feuerdrache nach einem solchen Treffer verschwand, beschwor sie selbst einen neuen Feuerdrachen und entging so ihren Sturz.
~Verdammt, der Drache hat gewaltige Regenerationskräfte. Es bedient sich von der Untoten-Energie in Weyard und davon gibt es hier reichlich genug. Wie sieht es bei dir aus, Sagetues?~
~Nicht viel besser. Ich kann die Untoten zwar halten, jedoch sind sie meinen Giften gegenüber komplett Immun.~
~Wir kommen so nicht voran. Wir haben nicht mehr viel Zeit. Du weißt was zu tun ist~
~Ja, wir werd-~
Ein Pfeil Chaosgeschoss aus Psynergie durchbohrte seinen Kopf und unterbrach sein Telaptie-Kommunikation mit Funara. Dort wo sein Kopf befunden hatte, bildete sich nun eine Wasserblase, der sich zu seinem Kopf verformte. Ein Grinsen bildete sich auf dem Gesicht des Wasseradepten.
„Es muss dich mit Stolz füllen, einen Angriff aus dem Hinterhalt auszuführen.“ gab der Wasseradept sarakstisch von sich, ehe er sich Jeran zuwandte.
„Das überrascht mich. Stammt dieser Nebel und der immernoch andauernde Meuchelmord Angriffe der Clone nicht von dir?“
„Deine Herrschaft ist vorbei,Jeran. Es wird Zeit, dass du Varus mit in den Tod folgst. Anscheinend muss ich dir dabei etwas nachhelfen. Dasmache ich gerne. Zuerst werde ich mit deiner Armee beginnen. Du solltest wissen, dass ich bereits Erfahrungen im auslöschen von Untoten habe. Genau wie auch Nekrothan wirst auch du und deine Armee vor mir fallen.“
Mit dem beenden seines Satzes bildete sich ein gigantischer Tor im Himmel. Das Tor saugte seinen Drachen ein, noch eher er sich wehren konnte. Seine restliche Untoten Armee drohte das gleiche Schicksal zu erleiden, die förmlich wie betäubt durch die Anwesenheit des Tores waren.
„Dieses Tor....“
„Exakt. Es ist ein Untoten- Gefängnis. Es wird jeden einzelnen von ihnen aufsaugen und es gibt nicht was du dagegen tun ka-“
Ein großer Schattenpfeil traf das Tor und ließ es wenige Sekunden später verschwinden. Wieder in seiner Rede unterbrochen, wandte sich Sagetues dem schuldigen zu. Ein Wesen mit goldenen Augen, starrte ihn bedrohlich an.
„Das Untoten-, Dämonen- und Drachen-Gefängnis. Ich habe wahrhaft diese drei Künste gefunden und sie mit euch geteilt, Sagetues.“
Sagetues hob die Braue. Er erkannte das Wesen vor ihm zwar nicht sofort, doch durch die Tatsache, dass er sich als seinen Meister ausgab, verriet ihm, um wem es sich bei ihm handelte.
„Die Seele der Finsternis. Du bist nicht mein Meister.“
„Er hat Recht.“ ertönte es von einer neuen Stimme. Funara landete neben Sagetues und richtete ihre Klinge auf Sion. „Du hast den Körper und die Augen unseres Meisters nur benutzt. So wie du es auch mit meinem Körper tatest. Du bist nur die Reinkarnation von Zion.“
Sion lachte und schüttelte seinen Kopf. „Ihr begreift es immernoch nicht? Es stimmt. Ich bin nicht länger Semih, aber ich war es mal. Somit waren zu dem Zeitpunkt die Augen und der Körper auch rechtmäßig meine. Genau wie ich vor einigen Zeiten mal Zion war. Vor ihm war ich ein anderes Wesen der Finsternis und vor ihm ein anderes. Ich weiß nicht mehr wie viele es davor waren, doch nun bin ich Sion. Mit jeder Reinkarnation habe ich an Wissen, Erinnerung und Macht eingebüßt und mein Name hat sich im laufe der Zeit immer wieder verändert, doch mein Ziel ist immer das selbe geblieben. Der Wille der Finsternis wird sich durchsetzen.“ sein Blick ging nun zu Jeran.“Ich werde mich um den Rest kümmern. Tuh das was ich dir bei meiner Ankunft sagte und halt dich bereit.“
Jeran verschwand mit einem Nicken und die dunkle Seele lachte.
„Dark, die Todesreiter und ihr. Ihr alle habt bereits verloren! Ihr wisst es nur nicht. Das Tor ist bereits aktiviert und es dauert nur noch 10 Minuten, bis sich das Tor öffnet und ich einschreiten kann.“ erklärte er und schaute selbstsicher den beiden.
„Ihr beide denkt doch nicht, ihr könntet mich innerhalb von zehn Minuten besiegen? Bei unserem letzten Kampf, besaß ich zwar alle Schicksalsklingen, die Energie der Welten und die dunklen Augen, doch eure Seite war um ein vielfaches Stärker als jetzt. Es war eine Ansammlung der stärksten Kämpfer gewesen, gegen den ich nur knapp nach einem erbitterten Kampf verlor. Ihr beide werdet mich niemals alleine besiegen können.“
Eine dunkle, bedrohliche Aura bildete sich um ihn und er schaute gen Himmel. „Dark, ich weiß ganz genau das du mich hörst. In zehn Minuten habe ich gewonnen. Schick deine ganzen Hunde ruhig vorbei und zeige dich ruhig auch selbst. Dieser Kampf ist wird nur ein weiterer Kapitel über das Scheitern der Todesreiter werden.“
*@091: Das klingt ja kritisch =(. Jaa, ich weiß ich übertreibe es meist mit den Längen der Beiträge, aber alles braucht ein gewisses Maß an Hintergrundgeschichte. Das man dann nicht auf alles antworten kann ist normal. Problem ist nur, wenn man jeden Storyabschnitt aller Charaktere in einem Beitrag ausbauen möchte würden diese Beiträge NOCH LÄNGER ausfallen^^.*

Appakus setzte seinen Wein ab und faltete die Hände über dem Bauch zusammen.
"Wohl kaum.", antwortete er ruhig.
"Nein?"
"Ihr müsst verstehen, die Wache ist kein Spielzeug für andere Mächte. Wir kämpfen hier um unser Überleben. Also ist Vertrauen unter unseren Reihen wichtig, aber auch ein gewisses Maß an Kontrolle. Solange eure Gruppierung, für die Ihr arbeitet, nicht bereit ist sich uns zu offenbaren, sehe ich keinen Grund den Kern der Wache zu kontaktieren. Denn im Grunde habt Ihr mir gar nichts gesagt. Hinzu kommt, dass Ihr zugebt dass der Windtänzer nicht einmal Euch persönlich geschickt hat. Welchen Grund habe ich also Euch zu trauen?"
"Mein Wort. Ich denke vieler Eurer Rekruten haben nur genau so viel anzubieten."
Appakus lächelte wissend.
"Und genau da irrt Ihr. Ihr erwähntet Begleiter, aber sie sind nicht hier damit ich mir ein Bild von ihnen machen kann. Ihr erwähntet beträchtliche Fähigkeiten, doch wart kein wenig spezifisch. Ihr erwähntet Eure Abneigung gegen die Ideologie unseres Feindes, aber Euer anderer Hintergrund ist fragwürdig und größtenteils unbekannt. Zu viele unbeantwortete Fragen. Vielleicht habt Ihr Güter und Wissen um uns zu unterstützen. Vielleicht habt Ihr nützliche Fähigkeiten die uns fehlen. Vielleicht habt Ihr Spione in den feindlichen Reihen und wisst um Verräter... Aber ich weiß rein gar nichts über ihren Wert. Solange ich nichts darüber weiß, kann ich nichts für Euch tun."
Haden fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen.
"Was soll das heißen?"
"Lediglich, dass ich zu wenig Informationen habe, als das ich bereit bin die Wache in irgendeiner Form bloßzulegen. Mehr aber auch nicht. Wenn Ihr wirklich helfen wollt, dann könnt Ihr das tun. Nur wird Euer einziger Kontakt zur Wache meine Wenigkeit sein und alle, die ich bereit bin mit Euch kooperieren zu lassen."
Appakus griff nach seinem Wein und nahm noch einen kleinen Schluck.
"So lange es also Eure Zustimmung findet... Habe ich noch meinen Test für Euch."

Fiers rückte seinen Kragen zurecht und betrachtete sich im Spiegel. Er hatte seinen besten Anzug an und hatte sich so gut es ging gesäubert. Nur ein paar Schürfwunden und ein etwas versteifter Gang waren die einzigen Hinweise auf die Verletzungen der letzten Stunden. Jetzt musste es schnell gehen. Fiers war überrascht, dass ihn weder einer der Federhelden, noch einer der Barbaren ihm im Haus gestellt hatte, bevor er über den Geheimgang in den Untergrund fliehen konnte. Vielleicht gaben die Sterne ihm doch noch eine letzte Chance. Er ließ den Spiegel stehen und folgte den düsteren unterirdischen Gang bis zu seiner verborgenen Werkstatt. Um diese Zeit arbeitete normalerweise keiner mehr hier. Aber zu seiner Überraschung war er nicht allein.
"Soran."
Es schepperte als Soran erschrak und den halben Inhalt eines Regals zu Boden riss, in dem er gerade etwas gesucht hatte.
"L-Lord Fiers! Ihr seid hier! Ich-"
"Ruhig Blut, Soran. Ich bin nur hier um eine Kleinigkeit zu holen... Und wie ich sehe du auch."
Soran wurde blass.
"Es ist... nicht so wie es aussieht."
"Ich nehme an die Prinzessin ist dir entkommen?", fragte Fiers mit gehobenen Brauen.
Soran konnte ihn nur mit großen Augen aussehen und ganz vorsichtig nicken.
"Das ist schon in Ordnung... Seit dem ist eine Menge passiert. Tatsächlich bist du der einzige der im Moment alles richtig macht."
Soran verzog trotz seiner Furcht überrascht das Gesicht.
"Wie... das? Ist das nicht schlecht? Heißt das nicht für Euch..."
"Das ist mein Ende, ja Soran. Es würde zu lange dauern um es zu erklären, also mach ich es kurz. Die Prinzessin geht uns nichts mehr an, also ist es gut sie ziehen zu lassen. Du wurdest nicht enttarnt als mein Mithelfer. Du bist dabei wichtige Dinge von diesem Ort zu entfernen... bevor ich ihn gleich zerstöre. Und du könntest mir noch einen letzten Gefallen tun."
Soran, der die Geräte aus der Werkstatt eigentlich für eigenen Profit eingesteckt hatte, nickte nervös.
"Und das wäre?"
"Verscherble diese Dinge nicht gleich auf dem Schwarzmarkt. Bring sie in eines unserer Verstecke, das noch nicht ausgehoben wurde. Und... bring das hier zu Jill."
Fiers holte einen zerknitterten Papierfetzen aus seiner Tasche und drückte ihn Soran in die Hand.
"Das wäre alles... Weißt du Soran, ich schätze deine Fähigkeit immer das Richtige zu tun. Und ich bin überzeugt, das wirst du auch in Zukunft tun. Enttäusch mich also nicht."
Soran nickte langsam. Fiers war zufrieden, ging durch die Werkstatt und nahm etwas aus einem Regal.
"H-Herr? Das ist-"
"Der Prototyp, richtig."
Er streifte das Metallgerüst wie einen Handschuh über seine rechte Hand. Der eingefasste Kristall flackerte bereit auf.
"Sagte der Entwickler nicht, dass er nur fünf Schüsse schafft, bevor er überhitzt?"
"Mehr werde ich nicht brauchen.", knurrte er überzeugt. "Das wäre alles. Wie sitzt mein Anzug?"
"A-Ausgezeichnet, Herr."
"Danke. Leb wohl, Soran."
Damit rauschte er aus der Werkstatt.

"He... Es teilt sich immer noch..."
Pescio runzelte die Stirn, ging zu Gel hinüber und warf einen Blick auf die Daten, die er studierte.
"Das wird immer verrückter... Es scheint auf gewisse Weise intelligent zu sein und einen Plan zu verfolgen... Nur was will es?"
Gel zuckte mit den Schultern.
"Hee... Es war im Kontrollraum als dieser fast vollständige Funktionalität besaß... Und wir leben noch. Wir sind nicht abgestürzt oder so was. Aber seitdem hat es begonnen sich zu teilen und rast durch alle möglichen Leitungen...", sagte Gel in seiner üblichen düsteren Stimmung. "Ich verstehe es nicht. He..."
"Vielleicht sollten wir Costello vorschlagen die Wartungen in den Energieleitungen vorerst einzustellen? Dieses Ding tötet alles woran es vorbeikommt. Es wäre besser wenn sich niemand mehr in den Leitungstunneln aufhält. Das Risiko von diesem Energiewesen überrascht zu werden ist einfach zu groß..."

Ges lauschte auf, als er ein Knistern vernahm das rasch lauter wurde.
"Was jetzt...?", brummte er und hob seinen Säbel. "Ist diese Schicht denn nie zu Ende?"
Er kniff die Augen zusammen. Am Ende des Tunnels wurde grelles Licht sichtbar. Dann sah er es: Ein Puls auf Energie, der sich über die Energieleitung bewegte und dabei ein endloses Stakkato aus Blitzen über den Tunnel ergoss. Und es kam direkt auf ihn zu.
"Mist!", fluchte Ges und richtete seinen Säbel auf die Energie aus, nur fragte er sich was er damit bewirken sollte.
Der Puls kam unaufhaltsam näher und erreichte ihn. Er schaffte es einen der Blitze mit seiner Waffe abzufangen, aber eine zweite kräftigere Entladung traf ihn direkt im Rücken. Er flog durch den Tunnel und knallte gegen die gegenüber liegende Außenwand, wo er zu Boden rutschte. Seine Augen drehten sich nach innen und er blieb reglos liegen. Doch statt weiter durch die Leitung zu rasen hielt der Puls plötzlich inne. Unverständliches Gemurmel erfüllte plötzlich den Tunnel und ein einfacher Blitz löste sich und traf den bewusstlosen Aquarill. Dieser schreckte auf und wurde zu einer winzigen Nebelmaus.
"Bitte, lasst mich in Ruhe! Ich... Hä?"
Es sah sich um, erblickte seinen bewusstlosen Häscher und darauf die gewaltige Blitzkugel in der Leitung. Das Gemurmel wurde lauter.
"Was? Ich verstehe nicht ganz..."
Er hörte genauer hin.
"Deinesgleichen habe ich schon ewig nicht mehr gesehen. Wir dachten euch gibt es nicht mehr."
Der Aquarill war verwirrt.
"Meines...gleichen?"
Er betrachtete die Energieform genau.
"Bist du... Nein, seid ihr... Dschinn?"
Die Energieform verstummte kurz. Dann wurde das Gemurmel wieder lauter.
"Kompliziert... Aber ja, wir sind Dschinn."
"Ihr habt mich gerettet... Herzlichen Dank. Ich sorge dafür, dass ihr... du?... nein, ihr!... reichlich belohnt werdet."
"Du bist seltsam... Sind sie deine Feinde?"
"Sie... Du meinst ihn? Ich... Ja, sie haben mich entführt! Natürlich sind sie meine Feinde! Könnt ihr mir helfen?"
Der Puls knisterte.
"Nicht sicher. Aber wir können vielleicht einander helfen?"
Der Aquarill veränderte seine Form zu einem edlen Hund zurück.
"Ich weiß nicht ob ich das kann... Aber ich werde es versuchen, wenn ihr mir heraushelft."
"Das ist wohl geringstes Problem... Komm mit uns."
Der Aquarill zögerte, kam aber zu dem Schluss dass er ihnen mehr trauen konnte als seinen Häschern. Er machte einen Satz und seine Nebelessenz vereinigte sich mit dem Energiepuls der Dschinn. Die Flut an Gesprächsfetzen überwältigte ihn. Es handelte sich gewiss nicht um einfache Dschinn. Er suchte sich eine Stimme aus und fand die, die eben mit ihm gesprochen hatte.
~Folge uns.~
~O-Okay...~
Der Energiepuls setzte sich ihn Bewegung. Als das Knistern verstummte, unterbrach ein leises schwaches Husten die Stille. Ges schlug langsam die Augen auf.
"Was... war das...?"
*@Sinrath: Ist ja alles kein Beinbruch, aber ich denke, dass es so jetzt alles etwas schneller vorangeht. Weil man meist auch besser auf kurze Beiträge reagieren kann.*

~Welch amüsantes Statement.~, sprach Dark telepathisch zu Sion, während er die Treppen des Turmes hinaufstieg, ~Ich sollte von einem Wesen, das einmal Semih war, wohl nicht erwarten, dass es aus etwas anderem, als einer Laune oder Arroganz handelt.~
~Ich bin diese Leier so verdammt Leid!~, erwiderte Sion durch die Verbindung sein Ärger war deutlich zu spüren.
~Weißt du übrigens was aus all den weltenlosen Wesen geworden ist, die dich in dieser Arena zerreißen wollten und dann wegen der Demonstration der zehnten Stufe geflohen sind?~, fragte Dark ihn. Inzwischen schritt er durch einen von den Todesreitern gesicherten Korridor Nahe der Spitze. ~Wir haben sie rekrutiert. Ebenso wie wir deine alte Festung geplündert und eure Forschungen an uns gebracht haben und in den letzten Momenten der Bastion des Kummers auch von dort einige Projekte entwenden konnten. In Kombination damit, dass meine Kommandanten und auch ich unsere vor geraumer Zeit abgespaltenen Kräfte wieder in uns aufgenommen haben, sind wir stärker als je zuvor. Ich versichere dir wir werden nicht scheitern.~
~Wer ist jetzt arrogant?~, höhnte die Seele der Dunkelheit.
~Fragst du dich denn gar nicht warum ich dir das erzähle, obwohl ich weiß das du zu sehr von dir überzeugt bist, um eingeschüchtert zu werden?~, fragte Dark, als er auf die Spitze trat, ~Einzig und allein so dass du nicht bemerkst, dass ich Ureas telepathischen Hilferuf unterdrücke, mit dem sie dich darüber informieren will, dass meine Todesreiter so wohl aus dem Inneren des Turmes, als auch aus der Luft den Widerstand der Untoten zerschlagen und die Spitze erreicht haben. Nach deinem Ultimatum haben wir noch neuneinhalb Minuten, aber ich brauche nur noch zehn Sekunden, um dein Portal zu zerstören.~
In der Mitte der Turmspitze schwebte eine eintönige pechschwarze Scheibe, das Portal nach Gar´Nyl, und vor dieser Scheibe kniete Urea in tiefer Konzentration versunken und hielt einen schimmernden Schutzschild um sich und das Portal aufrecht, auf welches die Angriffe Todesreiter, die sich um das Portal verteilt hatten, ununterbrochen einprasselten.
Als Dark durch die Reihen seiner Untergebenen schritt, stoppten diese augenblicklich. Er selbst blieb vor Urea stehen; ihr Schutzschild zwischen ihnen. Er zog seine Klinge blank und holte aus um zuzustechen.
Urea hob den Blick, um zu sehen warum die Angriffe aufgehört hatten. Im selben Moment erstach Dark sie durch ihren Schutzschild.
"Sei verdammt...", keuchte sie gerade noch, bevor ein Energiestoß von Darks Schwert durch ihren Körper fuhr und sie tot war.
Er stieg einfach über ihre Leiche hinweg, als der Schild zusammenbrach und blieb vor dem Portal stehen. Sein Schwert erstrahlte in einem grünen Licht, als er ausholte, um durch das Portal zu schneiden.
"In Deckung!", rief einer der Todesreiter, aber Dark hatte den Angriff bereits kommen sehen und die freie Hand zur Seite ausgestreckt.
Ein gigantischer Schattenspeer stoppte Mitten in der Luft, bevor er die Spitze erreichte. Ohne den Angriff je eines Blickes gewürdigt zu haben ließ Dark die Hand wieder sinken und der Speer löste sich auf.
~Wie hast du...?~, fragte Sion erstaunt.
Wortlos schwang Dark seine Klinge durch das Portal. Eine grüne Linie blieb zurück, wo er durch das finstere Portal geschnitten hatte. Die beiden Teile der Scheibe verschoben sich ein wenig und waberten unregelmäßig, bevor sie sich endgültig auflösten.
~Sion, du hast verloren.~, sandte er der dunklen Seele seine Nachricht.
~Nein... NEIN!~, schrie Sion ungewollt durch den telepathischen Kanal.
~Du hast deinen letzten Zufluchtsort verloren.~, fuhr er ihn ignorierend fort, ~Du bist schutzlos.~
~Glaubst du das du den Willen der Finsternis aufhalten kannst?~, fragte Sion etwas gefasster, ~Ich muss nur die Schicksalsklingen an mich bringen und-~
~Du hast vermutlich recht.~, meinte Dark ruhig, ~Der Wille der Finsternis kann nicht besiegt werden. Es ist die Natur der Finsternis alles zu verschlingen womit sie in Kontakt kommt. Das hat nichts mit Gut und Böse zu tun, sondern ist eine simple Tatsache. Aber solltest dir nicht einbilden, dass mich das aufhält. Es gibt keinen Sieg? Na und. Dann kämpfe ich diesen Kampf halt bis in alle Ewigkeit. Ich vernichte dich und alle die nach dir kommen.~
~Du wirst mich nicht besiegen!~, fauchte Sion.
~Vielleicht nicht in zehn Minuten oder einer Stunde.~, erwiderte Dark siegesgewiss, ~Aber du hast keine Zuflucht mehr. Die Todesreiter kommen wieder egal wie oft du sie tötest. Vielleicht nicht heute, nicht morgen oder in einem Jahr, aber auch wenn es Jahrzehnte dauert werden wir siegen. Hier beginnt dein Tod. Du wirst keine Sekunde mehr haben, in der du nicht gegen uns kämpfen musst. Bereite dich darauf vor zu sterben und zwar ganz ganz langsam.~

"Wisst es wie gleich es mir ist, ob ich nun mit der ganzen Wache arbeite oder nicht?", fragte Haden beinahe amüsiert, "Hättet ihr mir Aufgrund dieser Worte vertraut, hätte ich die Effektivität der Wache doch sehr angezweifelt. Es wäre andererseits wohl unfair zu behaupten, dass die Gruppe hinter mir nicht vorhat sich zu Offenbaren. Es ist lediglich so, dass ich nicht vorhabe diese Information einem Provinz Sheriff zu überlassen, der nach bisheriger Erkenntnis die wenige Zeit, die er sich wie ein ernstzunehmender Gesprächspartner verhält damit verbringt Wein und möglicherweise andere Genussmittel zu konsumieren, womit ich den Nutzen die eine Person, die so erscheint, haben kann nicht herunterspielen will."
"Wart ihr es nicht, die uns aufgesucht habt?", fragte Appakus gelassen.
"Meine Absicht ist es in erster Linie euren Gegner zu töten. Aus persönlichen Gründen versteht sich. Sollte sich eure Wache als zweckdienlich, ich verwende diesen Begriff ganz bewusst, erweisen bin ich durchaus bereit euch nach bestem Wissen und Gewissen zu unterstützen und ihr könnt euch meiner Loyalität sicher sein. Ich wäre dann durchaus bereit mehr Informationen mit ihnen zu teilen.", erklärte Haden und setzte seinen Hut ab, "Solltet ihr euch jedoch als nutzlos erweisen könnt ihr euch eben so sicher sein, dass ich euch ohne zu zögern fallen lassen und das was ich zu diesem Zeitpunkt über euch weiß durchaus auf andere Weise einsetzen würde. Das soll keine Drohung sein. Es ist wie alles was ich bisher gesagt habe die Wahrheit. Unsere Geschäftsbedingungen sollten damit klar sein. Setzt mich als eure Waffe ein und haltet alle wichtigen Informationen von mir fern. Ob wir hier ein Bündnis basierend auf Vertrauen oder was auch immer bilden möchte hängt ganz davon ab, hängt ganz davon ab wie ich eingesetzt werde."
"Ich... verstehe.", brachte Appakus nach einigen Augenblicken hervor.
"Solltet euch der Gedanke hier mit einem Fanatiker zu arbeiten nicht abgeschreckt haben, was mich von Leuten in einer so unterlegenen Position wie der Wache überraschen würde, bin ich also tatsächlich an eurem Test interessiert. Und denkt dran, alles was ihr tut ist ebenso ein Test für euch, wie für mich."
@Sinrath: Also ich mag deinen Schreibstil furchtbar gerne. Aber ich finds auch besser wenn du die Beiträge kürzer machst und statt dessen öfter schreibst.
@Crucius: Klar bring den Papst mit, ne im ernst ist Crucius nicht eh schon gesperrt?

-Ein-Einhalb Jahre zuvor auf einer Insel in Weyard-
„Nun Ianto mein Junge, pass gut auf wie ich verhandle. Dies ist eine meiner Verhandlungen im Untergrund, wenn sie erfolgreich verläuft werden wir sie öffentlich machen. Pass gut auf wie ich verhandle. Ich könnte dir alles was ich mache Schritt für Schritt erklären, aber davon halte ich nichts. Beobachte mich und lerne.“
„Jawohl, Vater.“ Antwortete Ianto, die Hände auf dem Rücken verschränkt.
Ein Mädchen von Elf oder höchstens Zwölf Jahren folgte den Beiden.
Angello Costello streifte den Lederhandschuh von seiner rechten Hand und klopfte dann an die Tür vor sich. Die schlichte Holztür öffnete sich und gab den Weg frei zu einem Zimmer.
Nun man konnte es nur anstandshalber Zimmer nennen, es handelte sich mehr um eine Höhle mit Einrichtungsgegenständen. Fackeln erleuchteten den Raum.
Costello trat ohne zu zögern ein, Ianto folgte ihm behutsam, dass Mädchen auf eine mechanische, einstudierte Weise.
Die Tür wurde hinter den Dreien geschlossen. Uniformierte Männer packten Ianto und das Mädchen und hielten ihnen Messer an die Kehle.
Ianto war auf so etwas vorbereitet gewesen, dennoch viel es ihm schwer sich nichts an merken zu lassen. Er zitterte. Das Mädchen reagierte nicht, es bewegte sich nicht würdigte die Klinge an ihrem Hals, oder dem Mann der sie hielt eines Blickes.
Costello ging seelenruhig voran in die Mitte des Raumes, wo mit verschränkten Armen jemand stand und auf ihn wartete.
Dieser Jemand war gewaltig und glatzköpfig. Er trug einen langen, schwarzen, einfachen Mantel und zwei Macheten an seiner Hüfte.
„Cervantes Rotschild. Ich grüsse Sie!“ sagte Costello glatt mit einem Lächeln und reichte dem Mann die Hand.
Cervantes Rotschild blieb mit verschränkten Armen stehen und rührte sich nicht, verankert wie ein Berg.
„Angelo Costello. Der Held Mirnuzars. Dank deiner Bemühungen sind die Verhandlungen zwischen den Drei Welten friedlich verlaufen. Es hätte zu so vielen Konflikten kommen können wenn du nicht gewesen wärst. Und solltest du hier und jetzt sterben wird es zu sehr vielen Internationalen Spannungen kommen, dass weiß ich.“
Er griff an Costellos Kehle und hielt diesen mit einer Hand in die Luft.
„Sollen wir es versuchen?“
Mit seiner freien Hand zog er eine seiner Macheten mit der Klinge nach unten gerichtet aus dem Gürtel.
„Costello du Narr! Du weißt genau wo du dich befindest und wer wir sind! Wir sind nicht einfach irgendwelche Söldner! Wir sind Rotschild! Wir leben vom Krieg für den Krieg!
Was ist mit all den guten Dingen die Krieg für uns getan hat? Warum hören wir nie darüber, grosse Reden?“
Er drehte die Machete in seiner Hand mit einer Bewegung. Die Klinge bereit Costellos Kopf ab zu trennen.
„Arbeit, Technologischer Fortschritt, einen Sinn am Leben zu sein… Gebt dem Krieg eine Chance!“
Costello griff leicht nach der Hand die ihn fest hielt. In dem Moment in dem er Rotschild berührte, ging dieser mit einem plötzlichen Aufschrei auf die Knie, Dampf kam aus seinem Körper, doch die Machete hielt er weiter bereit.
Costello löste sich mühelos von dem geschwächten Griff und klopfte sich Staub von der Schulter seines Anzugs.
Cervantes zog seine zweite Klinge.
„Hast du sie auch? Die selbe Macht wie ich?“ fragte Cervantes Rotschild während er sich bereit machte zu kämpfen.
„Die selbe Macht wie du?“ fragte Costello zuckersüß während er in einer ausholenden Geste die Arme ausbreitete und sich tänzelnd um sich selbst drehte. Er blieb plötzlich stehen und tippte den Mann der Ianto festhielt mit dem Zeigefinger an. Der Mann hatte keine Zeit zu schreien als sein gesamtes Blut aus seinem Rücken herausschoss und wie eine leblose Hülle nach hinten zusammen sackte. Ianto torkelte benommen ein paar Schritte nach vorne.
Rotschild sah mit offenem Mund zu Costello.
„Das ist also deine besondere Fähigkeit, Cervantes Rotschild? Du bist berühmt geworden als „der Mann der den Sonnenuntergang hinab auf die Erde holt“ auf den Schlachtfeldern. Weil jedes Schlachtfeld dass du verlassen hast, so sehr von rotem Blut getränkt war dass man es mit dem Rot des Sonnenuntergangs vergleichen konnte. Dein Ruf als Krieger wird nur noch übertroffen von den Helden Weyards. Aber meine Macht ist etwas Reineres, etwas Höheres als deine. Meine Macht ist nicht dafür gemacht zu kämpfen, dazu ist sie zu schade. Also bitte ich dass du von nun an für mich kämpfen wirst.“
Rotschild schoss durch die Luft und flog, beide Schwerter erhoben auf Costello zu.
Costello griff krallenartig in die Luft, Cervantes Rotschild stoppte mitten überd , regunslos. Sein Körper schwebte in der Luft und nur seine Augen bewegten sich.
Costello lächelte und deutete mit dem Daumen auf das kleine Mädchen und den Mann der sie festhielt.
„Milly!“ sagte Costello fröhlich. „Töte ihn.“
Das Mädchen wirbelte herum und schlug dem Mann in die Magengrube. Mit einem Krachen durchbrach, der Mann die Höhlenwand und landete leblos auf der anderen Seite. Der Arm mit dem das Mädchen war verdreht und knisterte.
„Hmm. Sieht so aus als müssten Balder und Pescio noch etwas an den Gelenken arbeiten…“
Costello enstpannte seine Hand, der unsichtbare Griff löste sich von Rotschild.
„Was bist du?“ fragte Rotschild verbittert.
„Die Frage ist nicht was ich bin, die Frage ist was du in Zukunft sein willst, Cervantes.
Ich plane die größte Schlacht die Mirnuzar je erlebt hat und du wirst sie für mich bestreiten!
Oh und das ist nicht alles was ich dir geben werde. Du hast unsere kleine Milly gerade in Aktion gesehen, was denkst du, Cervantes?“
„Kindersoldaten, wie? Man Kinder dazu bringen alle Arten von Gräueltaten zu begehen, und diese Gräueltaten kann man nutzen um Öl in das Feuer neuer Kriege zu gießen…“
„Ich stimme vollkommen zu, Kinder können grausamer sein als jeder Erwachsene. Wäre es nicht schön für dich ein paar eigene junge Soldaten zu haben?
Oh und noch etwas, wir müssen etwas an eurem Ruf arbeiten bevor die Händlerunion öffentlich Geschäfte mit euch machen kann. Im Moment seid ihr nur eine kleine Gruppe Söldner die nur für den Kampf lebt, in einer friedlichen Zeit. Ihr seid nicht besser als Räuber aus Sicht der Zivilbevölkerung.
Ich habe einen Plan, als erstes: Hört auf euch Söldner zu nennen.
Ihr wollt mit Geschäftsleuten zusammenarbeiten, also seid auch Geschäftsleute. Geschäftsleute die mit dem Krieg handeln.
Nennt euch Privates Militär- und Sicherheitsunternehmen Rotschild und ich werde euch im Interterrialen Handelsregister eintragen lassen.
Dann werden wir ein paar kleine Konflikte in ländlichen Regionen von Galatan, Weyard und Mirnuzar anzetteln. Die ihr dann alle beenden dürft. Ihr müsst keine Helden sein, ihr müsst euch nur einen professionellen Ruf erarbeiten.“
Costello ließ seine Worte bei seinem Gegenüber einwirken.
„Und was passiert dann?“ fragte Rotschild fasziniert.
„Oh, sobald euer Ruf entsprechend ist kann die Händlerunion, euch unter Vertrag nehmen.
Ich schlage euch auch vor euer Geschäft etwas weiter auszuweiten. Nehmt nicht nur Kampfaufträge, auch das Beraten und Ausbilden von Soldaten in Krisenberatern. Nutze deinen Ruf als großer Krieger aus, Cervantes! Auch Waffenlieferungen und Transportlieferungen… Ja. Man kann aus allem ein Geschäft machen Cervantes, auch aus dem Krieg! Ich werde dafür sorgen dass Kriege beginnen und ihr werdet diese Kriege versorgen. Ich habe hier eine Liste von Dienstleistungen die ihr neben dem Kämpfen auch anbieten könnt in Konfliktregionen, einige von ihnen erfordern allerdings professionele Kräfte, die ich euch auch stellen werde. Und ich werde…“ ,er klopfte Ianto auf die Schulter
„Mein Patenkind hier lassen. Er ist mein Schüler, er wird euch helfen eure kleine Gruppe zu einem Unternehmen um zu gestalten. So lange er hier bleibt, behandelt ihn so wie ihr mich behandeln würdet. Wenn ihr auf mich hört, dann wird die Händlerunion euch in einem halben Jahr unter Vertrag nehmen. In einem Jahr werdet ihr eine Macht sein die einer eigenen Nation gleicht, das garantiere ich euch. Also was willst du sein, Cervantes? Ein einfacher Söldner, oder mein Partner?“
Er reichte Cervantes Rotschild die Hand und lächelte. Es gibt ein Lächeln das zeigt Freude, Costellos Lächeln zeigte nur Zähne.
Zögernd reichte Rotschild ihm die Hand.

Als Costello an Bord seines Schiffes war, begab er sich sofort zum Abort und übergab sich. Blut lief ihm aus der Nase. Er lag vor Schmerzen gekrümmt auf dem Boden vor dem Abort und schwor sich nie wieder in seinem Leben seine Macht außerhalb Mirnuzars ein zu setzen.
*Habt ihr Interesse in Zukunft an einem erneuerten Zeitsprung von zwei bis maximal drei Jahren? Dürfte für Abwechslung und 'Ruhe' bei einigen Chars sorgen. Ich persönlich würde vorher noch einiges an der Mirnuzar Story weiterbringen wollen.
Bei dem 'Rest' an meinen Chars ist ein Zeitsprung leicht einzuleiten.



Der schon mehrfach pulverisierte Sion, erneuerte sich ein weiteres mal. Der Kampf ging schon mehr als über 10 Minuten. Es war leicht abzusehen, wer früher oder später diesen Kampf gewinnen würde.
„Die Wiederherstellungsfähigkeit deiner Rüstung. Mit jeder Wiederherstellung nimmt deine eingespeicherte Energie ab.
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch du vernichtet wirst.“ erklärte Dark verstehend, nachdem die dunkle Seele bereits mehrere dutzende Male vernichtet worden war und deswegen schon ein Großteil seiner dunklen Energie eingebüßt hatte.
Sion erhob sich und sein Blick fixierte die unzähligen Reihen an Todesreitern, die ihn umzingelt hatten und seid Kampfbeginn, zusammen mit Dark, auf ihn zuschossen. Nur gerade schossen sie mal nicht auf ihn, so als würden sie ihm eine kleine Pause gönnen. Vermutlich auch nur, weil gerade Dark mit ihm sprach.
„Ihr verdammten.... Bastarde!“
Er schaute sich um. In seinem Blick konnte man Hass, Demütigung und Zorn herauslesen.
„Ihr.... Ihr...IHR wagt es MICH herauszufordern?!“
Eine finstere, mächtige Aura stieß jegliche Todesreiter von sich, nachdem Sion einen Schrei des Zorns von sich gegeben hatte.
“Ich war der perfekte Krieger, unantastbar von der Ordnung oder einem anderen lächerlichen Wesen der zweiten Klasse!
Ich besaß die verfluchten Augen, die dunklen Augen und sogar alle Schicksalsklingen!
Ich war unbesiegt, stets gefürchtet und alleine eine verdammte Serie an Ereignissen stürzte mich.
Ich wurde verraten, meine Kräfte wurden unterdrückt, JEDER hatte sich gegen mich verbündet. Nun habe ICH alles verloren: Meinen Körper, meine Augen, meine Klingen, meine Position, mein Respekt und meine Macht.“
Die Seele der Finsternis ballte, nach seiner frustrierende Rede, seine rechte Hand in eine Faust und unterdrückte seinen Zorn.
„Aber das alles wird sich ändern, sobald ich die absolute Finsternis endlich erweckt habe. Niemand wird mich daran hindern können. Nicht einmal du, Dark.“
Versicherte er nun, mit einem deutlich ruhigeren und gelasseneren Ton und schüttelte anschließend seinen Kopf, bevor er plötzlich begann zu lachen.
„Es ist bereits vorbei. Ihr habt doch nicht tatsächlich gedacht, dass ich das Schicksal der Finsternis in einer Schlacht mit den Todesreitern riskieren würde?“
Er lachte und schüttelte ein weiteres mal seinen Kopf.
„Oh nein. Mir war von Anfang an bereits bewusst, dass wir euch nicht davon abhalten können, das Portal zu vernichten. Es ist traurig, aber meine Macht ist längst nicht mehr so groß, wie sie einmal war.“ gestand er.
„Du wusstest also von Anfang an, dass du Gar´Nyl nicht erreichen konntest?“ fragte Dark nach.
Die dunkle Seele trat einen Schritt nach vorne und öffnete nun seine Arme.
„Nein. Ich werde Gar´Nyl erreichen.“ bestätigte er und fuhr fort:
„Dark. Du sagtest, die Todesreiter hätten die Festung der Anführer geplündert? Ich glaube euch, dass ihr einige nützliche Dinge entdeckt habt, doch Alex hat ganz gewiss, die wichtigsten Dinge, mit sich genommen.“ ein selbstsicheres Grinsen bildete sich auf seinen Lippen.
Mit dem Beenden seiner Worte, bebte die ganze Erde. Dark spürte, wie sich eine unglaubliche Energie unter der Erde versammelt hatte.
Etwas, was er vorher nicht bemerkt hatte,saugte alles 'böse' und 'dunkle' Energie, die sich auf Weyard befunden hatte, auf.
„Diese Welt hat schon vieles durchgemacht. Auf ihr befindet sich durch Varus, durch die Untoten, genügend böse und dunkle Energie.
Ihr könnt mir einerseits sehr dankbar sein: Der 'Topf' im Kern Weyards absorbiert, all diese verdorbene, dunkle Energie und macht Weyard im selben Moment wieder lebenswert.“
Zusammen mit seiner Erklärung lösten sich alle Untoten in pure, böse Energie auf und wurden alle nacheinander vom Topf absorbiert.
Auch der Turm verschwand vollständig und wurde mit absorbiert.
Selbst Dark wusste nicht, was darauf folgen würde, doch einer Sache war er sich sicher. Sion tat all das nicht, für das Allgemeinwohl Weyards!
Die Seele der Finsternis blickte erneuert durch die großen Todesreitermaßen.
„Der Topf... vor meiner ersten Niederlage habe ich Alex seine Alchemistische Kraft benutzt, um ihn deutlich größer und mächtiger werden zu lassen. Ich habe ihn später im Kern anbringen lassen.
Warum erzähle ich euch das jetzt alles? - Weil es bereits vorbei ist.
Macht euch bereit, meine Wiederauferstehung mitzuerleben!“
Keine halbe Sekunde später spürte Dark, wie auch Jerans Energie vom Topf absorbiert wurde.
„Das letzte Tribut. Es ist nun vollbracht. Jeran hat sich freiwillig geopfert.
Er war ein loyaler Diener der Finsternis. Genau wie auch Night und Urea.“
Selbstherrlich breitete er seine Arme noch weiter aus.
Für einen kurzen Moment, hüllte ein dunkles Licht ganz Weyard ein, das nur wenig später, zusammen mit dem Topf, verschwand. Die folgende Stimme verriet, dass sich etwas verändert hatte.
„Dunkle Entfesslung...“
Eine gigantische, unvergleichbare finstere Welle vernichtete Scharen von Todesreitern und ließ einen ebenso großen Krater in Weyard zurück. In ihm stand Sion höchstpersönlich, mit einem breiten, siegessicheren Grinsen auf den Lippen.
Seine Augen leuchteten Gold und die Erkenntnis, was Sion da gerade eben getan hatte, ließ Dark erstarren.
„Du hast die ganze Zeit nur dieses eine Ziel verfolgt? Das Portal war nur eine Ablenkung gewesen. Die dunklen Augen.... du hast sie also tatsächlich geschmiedet.“
„Selbst du konntest es nicht voraussehen, Dark. Ich bin Yudor, nach seinem Ableben, an einem Ort begegnet, den man nicht so einfach erreichen konnte. Heute ist der Ort vernichtet.
Glücklicherweise ist es mir dort gelungen, wenn auch nur für einen kurzen Moment, an Yudors Wissen einzudringen, kurz bevor er sich als Schutz davor, selbst getötet hat.“
Sion schüttelte belustigt seinen Kopf.
„Doch das hat mir genügt. In der geheimen Bibliothek fand ich das fehlende Wissen und konnte mir den Rest selbst herleiten. Nun bin ich endlich wieder der Herr der Finsternis.“
„Besitzt Semih nicht die gleichen, dunklen Augen?“ erinnerte er ihn spöttisch daran.
„Ruiniere nicht meinen Moment und merke dir stattdessen meine folgenden Worte: Ich werde mir die Schicksalsklingen holen, ganz gleich wie gut sie versteckt sind und nun entschuldigt mich. Gar´Nyl wartet auf meine Rückkehr. “
Mit diesen Worten löste sich die Seele der Finsternis vollständig auf und erschien in Gar´Nyl.
Dark wandte sich von der Stelle ab, von der er verschwunden war. Die dunklen Augen sollten, unter normalen Umständen, für diese Reise nicht genügen.
Das verschwinden von Sion war eine Art Teleport gewesen. Er konnte sich herleiten, dass Sion sich damals mit Hilfe der verfluchten Augen einen Eingang nach Gar´Nyl eingebaut hatte, der irgendwie auf die dunklen Augen reagierte.
Es war durchaus logisch, wenn man bedachte, dass Sion zu dieser Zeit, stets vor den silbernen Augen bedroht wurde und Gar´Nyl schon immer ein perfekter Zufluchtsort, für den Notfall gewesen ist.
„Versteck dich ruhig. Um die Schicksalsklingen zu bekommen, wirst du dein Rattenloch verlassen müssen. Heute sind Jeran und Urea gefallen. Das nächste mal bist du dran.“
*@sking:Ein Zeitsprung hatte ich eigentlich nicht so wirklich in naher Zukunft im Blick um ehrlich zu sein. Im Moment ist einfach zu viel los, als das man eine gute 'Zusammenfassung' erreichen könnte, die einen Zeitsprung sinnvoll macht. Ich persönlich habe mit Mirnuzar noch eine Menge vor. Außerdem sind die 'alten' Charaktere wie Isaac und co. auch noch mitten in Aktion (falls du dich noch an unser PN-Gespräch vor knapp nem Jahr erinnerst =P). Ich würde jetzt auch nicht wirklich gerne alles durchhasten wollen was mir noch vorschwebt, also wäre ich in naher oder etwas fernerer Zukunft nicht wirklich dafür. Aber wie wär das? Wenn wir mal mit allem so weit fertig sind, dass alle sagen können: "Das ist ein guter Moment für einen Zeitsprung", dann können wir auch mal volle 15 oder 20 Jahre springen^^. Du weißt schon, neue Generationen ins Leben rufen. ABER das hat noch seine Zeit, wie gesagt :P*

"Ihr wollt mich testen, hm?"
Appakus setzte sein geleertes Glas ab.
"Verstehe. Ihr wollt als Waffe eingesetzt werden. Dennoch benötigt jede Waffe ein gewisses Maß an Kontrolle. Es wird also nicht einfach für mich Euch effektiv einzusetzen, wenn Euer... Band zu uns so flüchtig ist, wie Ihr sagt. Ich mache Euch einen Vorschlag: Der Test, besser die Aufgabe die ich Euch und Eurer Gruppe erteile, soll nicht nur Eure Fähigkeiten, sondern auch Euer Wesen testen. Ihr bekommt nur ein Ziel. Jedoch wie Ihr es erreicht ist der eigentliche Test."
Appakus griff in seine Genwandtasche und holte ein sorgfältig zusammengefaltetes Stück Pergament hervor und legte es neben Hadens bisher unangerührtes Weinglas im Gras ab.
"Darauf findet ihr den Treffpunkt mit einem unserer Agenten. Er wird Euch in die Aufgabe einweihen und anschließend das Kommando an Euch abgeben."
Haden nahm das Stück und las es sich durch. Dubk Aoriul, Feenfluch, Mittagssonne des nächsten Tages, 'Blauer Oparadon'.
"Blauer...? Sind die nicht eher gelblich und-"
Appakus legte mahnend den Finger auf die Lippen und Haden verstummte.
"Das Codewort. Ohne es wird er sich nicht zu erkennen geben."
"Und dieser... Feenfluch?"
"Ist ein kleiner Wasserfall im angrenzenden Wald. Seht zu dass man Euch nicht folgt, es sind genug Banditenlager dort aufgestellt."
"Also kann morgen der Spaß losgehen?"
Appakus nickte.
"Der Test sollte nicht lange dauern. Dennoch, lasst mich euch ein paar Dinge auf den Weg geben. Erstens: Eine Waffe kann viele Formen annehmen. Und sie sollte anpassungsfähig sein. Für jede Situation gibt es das richtige Werkzeug. Zweitens: Ich mag Eure Vorsichtigkeit und Einstellung uns zu testen, aber dennoch ist Euer Verhalten durchaus bedenklich. Solange Ihr mir aber keinen Grund gebt Euch als Bedrohung für die Wache anzusehen ist alles in Ordnung."
Er stand auf und begann den Klappstuhl in seine kompakte Form zu bringen.
"Solange ihr euch als nützlich erweist..."
"Und drittens!", fügte Appakus hinzu und sah ihn durchdringend an, bevor er plötzlich anfing amüsiert zu lächeln. "Ist diese Art zu sprechen nichts für Euch. Ihr klingt furchtbar, fast lächerlich, ohne dem Herr, so bemüht aber ohne Rythmus, zu nahe treten zu wollen. Lasst die Zunge davon."
Er packte seinen Stuhl, ließ Tisch, Flasche und Gläser aber zurück und wandte sich zum Gehen.
"Und wenn wir fertig sind?"
"Trefft mich, der Einfachheit halber, aufgrund des Chaos in meiner Wache, dass der Herr, direkt wie er ist, selbst zu verantworten hat, einfach, so schlicht wie irgendmöglich, hier. Gleiche Zeit, gleichgültiger Tag."
"Gleichgültiger Tag?", fragte Haden argwöhnisch.
Appakus warf ihn einen vielsagenden Blick zu.
"Ein Tag, ist mir recht. Zwei Tage, sind mir recht. Drei Tage, sind auch in Ordnung."
"Und länger?"
"Dann seid Ihr vermutlich gefangen oder möglicherweise, sogar wahrscheinlicher, tot. Gutes Gelingen."
Damit wandte er sich komplett ab und ging, eine heitere Melodie summend, wieder zurück in die Stadt.

Trea ließ verärgert ihre Fingerknöchel knacken, während sie in ihrem Zimmer wartete dass Lady Azharu sie endlich empfing. Diese Hitze, die immer in ihr brannte, begann einen unerträglichen Punkt zu erreichen. Sie dachte fieberhaft nach. Gab es irgendetwas was sie durch das Gebäude hetzen, am Ende stellen und erledigen konnte ohne Ärger auf sich zu ziehen? Sie konnte kaum unterdrücken nicht einfach frustriert aufzuschreien. Während ihrer Zeit in der Zelle von Deregall hatte sie noch so etwas wie ihre Mitte gefunden. Jetzt wo sie wieder frei war, musste sie einfach irgendetwas tun. Ihre Fähigkeiten mussten wieder im alten Glanz erstrahlen! Ihre Muskeln brauchten Bewegung!
"Da sind sie ja, Herrin Trea."
Sie wirbelte zu dem offenen Fenster herum und entdeckte dort eine große massige Gestalt die ihr bekannt vorkam. Ihre Herz schlug höher. Es gab nur einen mit dieser Körpermasse, der so gelassen von außerhalb eines Fensters mit ihr sprechen konnte, das sich im zwölften Stock befand.
"Malmer!", sagte sie und ging zu ihm hinüber. "Wurde auch Zeit. Wo ist dein Meister?"
"Meine... neue Meisterin steht direkt vor mir."
Ihr Mund verzog sich zu einem dünnen Strich.
"Was soll das bedeuten?"
"Mein alter Meister und die zwei Fleischklumpen sind während seines letzten Auftrages auf unerwartete Probleme gestoßen. Er sah sich offenbar nicht in der Lage sie zu bewältigen und gab mir den Befehl zu Euch zu kommen, um Euch zu dienen... für immer."
Trea schüttelte ablehnend ihren Kopf. Ihre langen aschgrauen Haare raschelten leise.
"Du erwartest doch nicht, dass ich mich damit zufrieden gebe, oder? Was ist passiert?"
"Ich bin nicht sicher was Ihr hören wollt, Herrin... Wir haben die Zielperson Vierherz kontaktiert und nach einigen Startschwierigkeiten überredet sich mit einem Anwerber des galatanischen Kriegsherrn zu unterhalten... Dann eskalierte die Situation offenbar. Ich hatte zu dem Zeitpunkt den Befehl draußen zu bleiben. Als mein alter Meister dann mit den Fleischklumpen und der Zielperson herauskam, schien er dem Gemütszustand der Verzweiflung beträchtlich nahe zu sein. Er gab mir die Anweisung zu Euch zu kommen und nicht versuchen ihn zu retten. Ich erfüllte meine Aufgabe und bin hier. Ohne ein einziges Lebewesen auszulöschen, wie ich enttäuscht zugeben muss. Eine Schande."
"Furchtbar.", pflichtete sie dem Golem mit einem leichten Schmunzeln bei.
Sie blickte zur Tür, dann wieder zu Malmer. Die Hitze in ihr begann wieder an ihr zu zehren. Sie fasste einen Entschluss.
"Gut. Dann mach dich bereit. Wir werden den Zwerg retten, egal in was für Probleme er steckt."
Malmers Stimme nahm eine Spur von Verwunderung an.
"Den alten Meister? Aber er befahl mir ihn nicht zu retten."
"Aber ich bin deine neue Herrin. Du gehorchst mir! Und es klingt so als gäbe es etwas zu töten."
Der Golem zuckte kaum merklich zusammen.
"Oh. Ich akzeptiere die offenkundige Logik dahinter. Malmer ist einsatzbereit, Herrin. Das wird ein Spaß."
Trea nickte zufrieden. Azharu würde sie vielleicht jeden Moment rufen und es wäre nicht gut ohne ihre Zustimmung aufzubrechen, aber das war ihr völlig egal. Sollte sie sie ruhig wieder jagen. Sie freute sich schon darauf.
"Es gibt nur ein Problem.", warf Malmer plötzlich an.
"Das wäre?"
Der Golem wirkte plötzlich peinlich berührt.
"Ich wurde nicht konstruiert lange Strecken zu fliegen und ich bin schon eine Weile unterwegs. Wir müssen entweder warten bis sich meine Energiereservieren von alleine aufladen oder ich erhalte eine brauchbare Energiequelle."
"Problem?", wiederholte Trea. "Problem?"
Über ihr Gesicht zog sich ein breites leidenschaftliches Grinsen. Malmer wurde in einer von Costellos Werkstätten aufgewertet. Also war es naheliegend dort besagte Energiequelle zu finden. Eigentlich war sie nicht autorisiert dort einzutreten, aber...
"Hier gibt es kein Problem. Möchtest du deine Herrin auf einen Einbruch begleiten?"
Malmer zuckte euphorisch.
"Ich mach schon mal die Raketen warm.", antwortete er begierig.

Sinaphie wurde unruhig. Wieso nur? Wieso konnte sie Fiers Spur nicht mehr aufnehmen? Sie hatte das Haus durchsucht, aber nichts gefunden. Sie hatte Spuren von Fiers gefunden, aber sie waren so gewesen als verschwänden sie direkt hinter einer soliden Steinwand. Menschen konnten nicht einfach so durch Wände gehen! Inzwischen war sie wieder in den Straßen Mengeskats unterwegs und hatte Augen, Ohren und Geist offen, um den geflohenen Minister aufzuspüren. Die Straßen waren jedoch völlig überfüllt, trotz der späten Stunde und überforderten ihre Sinne. Die Federhelden hatten ihr gesagt dass die Ausgangssperre aufgehoben wurde, weil die Prinzessin wohlauf zurückgekehrt war. Was bedeutete, dass Kanra Erfolg gehabt hatte. Während Sinaphie fast nichts erreicht hatte...
Und jetzt das! Mit jeder Sekunde verstrich ihre Hoffnung ihn bald wiederzufinden. Was wenn sie die Federhelden enttäuschte? War sie noch nicht so weit?
Sinaphie schüttelte ihr vom Regen durchnässtes Federkleid durch, als wolle sie auch ihre Bedenken abschütteln. Nein, sie durfte jetzt nicht aufgeben. Bisher hatte sie immer ihre Beute aufgespürt. Kein Raubtier in Nebelnest war ihr je entkommen, wenn sie sich entschlossen hatte es zu fangen. Das hier würde nicht anders werden.
Sie blendete die lästigen Geräusche der belebten Stadt einfach aus. Sie war überrascht wie leicht es ihr plötzlich gelang. Von diesem Erfolg beflügelt sprang sie auf das nächste Dach. Die Straßen würden sie nur ausbremsen und ihre Sicht beschränken. Er konnte nicht weit sein...
"Sinaphie!"
Sinaphie wirbelte herum. Sie war mehr als überrascht, als sie die Stimme erkannte. Neben ihr kämpfte sich ein erschöpfter Saka auf das Dach. Atemlos zog er sich zu ihr hoch.
"Was für ein Glück! Ich sah dich von unten und habe gehofft dich zu erwischen bevor du weiterziehst..."
"Saka?! Was machst du hier?! Bist du nicht verletzt?!", fragte Sinaphie heillos verwirrt über sein Erscheinen.
"Die Federhelden!", warf Saka mit leuchtenen Augen ein. "Von einen Moment auf den anderen ging es mir großartig."
Sinaphie schüttelte energisch den Kopf.
"Aber was machst du hier?!"
Saka sah sie plötzlich mit einem Anflug von Trauer an.
"Ich... Ich habe vorhin mit meiner Mutter geredet. Offenbar war sie auch krank, aber Papa war nicht da. Als ich fragte ob es ihm gut geht war meine Mutter plötzlich sehr seltsam. Sie sagte ich solle mir keine Sorgen machen und warten bis er wiederkommt. Sie sagt es geht ihm gut, aber... Sie hat so traurig ausgesehen. Ich hoffte ihn zu finden und habe mich deswegen heimlich weggeschlichen. Ich muss wissen ob es ihm wirklich gut geht."
Er sah sie mit großen verzweifelten Augen an.
"Bitte, Sinaphie! Ich weiß wie großartig du bist! Kannst du mir nicht helfen? Ich muss meinen Vater finden!"
Genauso wie ich, dachte Sinaphie traurig.
Saka hatte keine Ahnung, dass sie seinen Vater festnehmen sollte. Sie konnte ihn unmöglich mitnehmen. Oder?
Vielleicht...? Sein Vater liebt ihn. Vielleicht kann Saka ihn überreden sich freiwillig zu stellen?, überlegte sie.
Sie hatte kein gutes Gefühl bei der Sache, aber es erschien ihr gleichzeitig als die beste Lösung. Möglicherweise konnte sie mit Saka diese Situation gewaltlos lösen.
"... Gut, suchen wir deinen Papa."
Saka seufzte und nickte dankbar.
"Danke, Sinaphie. Du bist wirklich eine wahre Freundin. Aber lass uns zuerst von hier runter und..."
"Nichts da.", wies Sinaphie ihn zurecht. "Über die Dächer geht es schneller und besser."
"A-Aber du weißt ich bin nicht so gut mit- AH!"
Sinaphie ging zu ihn hinüber, ergriff ihn und zog Saka auf ihren Rücken. Er war nur geringfügig kleiner als sie, aber sie trug ihn so mühelos wie Sack Federn.
"Einfach nur festhalten. Es geht los."
Sie machte einen Satz und landete auf dem nächsten Dach. Mit Saka auf ihrem Rücken setzte sie die Suche fort...

Das Glück blieb ihm treu. Fiers bewegte sich elegant mit dem Strom von Bürgern, die sich angesichts der Aufhebung der Ausgangssperre zu Hauf auf den Straßen tummelten. Er wusste wonach er suchte, aber rechnete nicht damit bald fündig zu werden. Doch plötzlich wurden seine kühnsten Hoffnungen übertroffen, als in der Menge ein bekannter Rotschopf auftauchte in der Begleitung mehrerer Straßenkinder. Offenbar suchten sie nach etwas. Fiers hielt sich im Verborgenen und beobachtete erregt das kleine Grüppchen. Die rothaarige Frau ging ein wenig schwerfällig. Offenbar war sie verletzt. Soran hatte gute Arbeit geleistet. Das hätte er besser nicht planen können. Fiers überprüfte noch einmal seine Waffe. Sie war betriebsbereit.
Zeit für den Showdown, dachte er und lächelte grimmig, ehe er sich an ihre Fährte heftete.
Die Federhelden hatten offenbar entschieden die Barbaren zu verschonen, die Mengeskat heimsuchten. Fiers würde das korrigieren. Wenn er schon verloren war, würde er diese Geißel mit sich ins Grab nehmen und Mengeskat so einen großen Dienst erweisen.
*Ich hab eigentlich seit zwei Jahren vor die Geschichten meiner Charaktere in Mirnuzar zum Ende zu bringen und mich dann von dieser Fortsetzungsgeschichte zu verabschieden. So wies aussieht dauerts locker noch mal 6 Jahre(Schreiben wir wirklich schon so lange? Bin jetzt zu faul bis zum ersten Thread zurück zu blättern)bis ich mit der Geschichte meiner Charaktere in Mirnuzar fertig bin. Deswegen halte ich mich auch aus der ganzen Gar´Nyl Sache raus obwohl ich sie selbst angefangen hab.
Sonst würde ich wohl nie fertig werden und eine Art Ende will ich irgendwann dann doch haben.
Wenn ich mit meinen Charakteren in Mirnuzar fertig, bin dann gerne ein Zeitsprung. Aber wie gesagt bis ich mit Mirnuzar fertig sind vergehen wohl noch ein paar Jahre.
Als Alternative hätte ich auch einen Vorschlag:
Unsere eigene komplett neue Geschichte schreiben, dieses mal keine Fanfiction.
Ein kompletter Neuanfang, wenn alle mit den Geschichten ihrer Charaktere abgeschlossen haben.
Ich wollte mal fragen ob jemand Interesse daran hätte, wie gesagt erst wenn wir mit der Mirnuzar Geschichte fertig sind, was wohl noch ziemlich lange dauern wird.
*Ich persönlich würde offen gesagt, einen großen Zeitsprung (15-20 Jahre), einer komplett neuen Geschichte deutlich bevorzugen.
Es hat sich hier schon ziemlich vieles angesammelt.
Für mich hätte eine neue Generation den selben Effekt, wie eine neue Geschichte.
(Nur das man zusätzlich, bei einer neuen Generation, einen nicht unterschätzenden Schatz an Hintergrundgeschichte zur Verfügung hat.-> Also ja, zur Sinraths Idee)
Aber wie gesagt, bis dahin ist es noch sehr, sehr, sehr weit, was ich absolut gut finde.^^
Denn es gibt noch einiges, was ich auch noch vorhabe.



„Deine Psynergie ist zwar gewaltig angestiegen, doch selbst so, bist du keine Herausforderung für mich.“ erklärte Hashiro von sich selbst überzeugt, nachdem er Ailas seine Angriff vollständig abgewehrt und seinen Körper mehrfach vernichtet hatte.
Hashiro hatte Aleon schon längst mit einem Portal fortgeschickt, damit dieser außerhalb des Ozeans, nach den nötigen Zutaten, suchen und für ihn mischen konnte.
Sie blieben mit Telepathie in Kontakt.
Ailas hingegen erschien mit einem neuen Körper.
Auch er trug, einen mindestens genauso selbstsicheres Lächeln.
„Denkst du das wirklich?“
Hashiro schloss seine Augen und tippte zwei mal auf seine Stirn.
„Du kannst mich nicht täuschen, junger Taan. Ich weiß, dass du weiterhin deine wahre Macht unterdrückst.
Deine Strategie, deine vollständige Macht für später aufzuheben, wird dir nichts bringen, denn ich bin darauf vorbereitet. Du wirst mich nicht, durch einen plötzlichen Machtanstieg, im Kampf überraschen können.“
„Oh, du hast es also durchschaut und möchtest tatsächlich, dass ich meine gesamte Macht, gegen dich nutze?“
„Exakt. Meine Zeit ist viel zu wertvoll, für Spielchen dieser Art. Egal wie stark sie ansteigt. Sie wird mich nicht überraschen können.“ versicherte Hashiro ihm ein weiteres mal.
Auf den Lippen Ailas bildete sich ein breites Lächeln.
„Na gut, du wirst der erste und letzte sein, der der Zeuge meiner wahren Macht wird.“
Hashiro lachte belustigt über die Worte des blau haarigen Wasseradepten. Für was hielt er sich selbst? Es war lustig zu sehen, wie stark er sich aufspielte.
Zusammen mit einem gigantischen, unmessbarem Psynergieanstieg, breitete der junge Taan seine Arme nach Außen hin aus.
Hashiros Augen weiteten sich und sein Mundwinkel kippte Kontrolllos nach unten. Das musste ein schlechter Traum sein. Das was er vor seinen Augen sah, konnte unmöglich passieren.
„D-das i-ist u-unmöglich....“
Er ertappte sich beim zittern, beschloss jedoch nicht den Verstand zu verlieren. Er kontrollierte sein Bewusstsein vor jeglichen Anzeichen, von Illusionen. Negativ.
„D-das k-kann nicht sein ...!“
Er hatte mit allem gerechnet, aber das was er sah, war absurd! Das war krank!
Dieser Junge hatte Recht damit gehabt, nicht länger ein Mensch zu sein. Er war kein Mensch, sondern ein Monster! Das was er tat lag längst nicht mehr innerhalb dem, was ein einzelner Mensch, vollbringen konnte!
Es bestand kein Zweifel, dass ganz Mirnuzar die temporäre 'Veränderung' mitbekommen würde.
Fast das gesamte Ozean hatte sich in die Luft erhoben und mehrere Wassersäulen stützten, die Insel und Kontinente, die der Ozean anschnitten hatte, auf die gleiche Höhe wie vorher.
Das Mehrspiegel war gewaltig gesunken. Wenn er nicht schweben würde, wäre er längst meilenweit herabgestürzt.
Der Taan alleine kontrollierte den, über ihm schwebenden, Ozean und schwebte belustigt in der selben Höhe wie Hashiro.
„Ich habe fast den Verdacht gehabt, dass du überrascht bist, Hashiro. Zum Glück hast du mir schon vorher versichert, dass dem nicht so sein wird.“ gab er sarkastisch von sich.
„Mach dich bereit.“
Ailas streckte seine Hand nach oben aus.
Seine Bewegung bewirkte, dass aus dem Ozean Milliarden von, mit Psynergie gestärkte, Unterwasserwesen herausschossen, die mit der Begleitung des Ozeans, in Hashiros Richtung flogen.
Hashiro wusste, dass er sich einfangen musste. Es war unmöglich, dass sein Gegner mit einer solchen Macht geboren wurde. Ailas hatte angedeutet, dass diese Macht von seinem Vater geschaffen wurde.
Etwas aus Hashiros Gedächtnis verriet ihm, dass er die Lösung darauf kannte.
~Kann es etwa sein? Damals habe ich es für unwichtig gehalten, weil ich hinter etwas anderem her war. Könnte er 'das Experiment' aus den vergessenen Ruinen sein?~
~Vor 11 Jahren in Nebelnest~

Es war Nachts, als der Tränkemischer, für das Aufpassen des Taan-Anwesens, zuständig gemacht wurde, nachdem die Meister der Kampfkunst, sich für eine 'wichtige Besprechung', aus der Stadt, zurückgezogen hatten.
Die Meister schenkten ihm inzwischen genug Vertrauen, um ihm das Anwesen zuzutrauen.
Das er sich nun in Nebelnest befand, verdankte er allein Meister Inizimil.
Er hatte ihn zum Treffen mitgenommen, auch wenn von der 'wichtigen Besprechung' ausgeschlossen wurde. Er war schließlich weder ein Meister, noch ein 'Schüler'.
Nichtsdestotrotz hatte Hashiro nicht vor, sich diese einmalige Chance entgehen zu lassen!


Hashiro grinste zufrieden, nachdem er über das Aufenthaltsort, von Melfice seiner Beschwörungsformel erfahren hatte.
Er blätterte im Buch weiter, stellte es dann aber nur wenig später wieder in den Regal zurück, nachdem er sonst nichts mehr nützliches darin gefunden hatte.
~Das kann nicht alles sein. Ich muss genauer nachschauen.~
Hashiro versuchte ein weiteres mal sein Glück.
Er fand sonst nichts.
Innerlich fluchend wandte er sich vom Zimmer ab und passte darauf auf, dass alles genauso aussah wie vor seinem eintreten.
~Zwar konnte ich keine genaueren Informationen über die geheimen Ruinen von Nebelnest finden, aber ich weiß zumindest nun, wo sie versteckt sind und das die Beschwörungsformel sich in ihr befindet. Ich muss mich wohl überraschen lassen.
Ich sollte mich auf den Weg dahin machen, solange die Meister noch beschäftigt sind.~
Als Hashiro sich aufmachte, das Anwesen durch die Tür zu verlassen, wurde er von einem bekannten Gesicht abgefangen, der anscheinend kurz davor war, die Tür zu klopfen.
„Ah, hallo Xallank. Was schafft dich hierher?“ heuchelte Hashiro Interesse vor.
„Ich wollte Meister Zark sprechen. Ich wollte ihm mitteilen, dass ich bereit für die Meisterprüfung bin. Kann ich reinkommen?“
„Tut mir Leid, aber Meister Zark ist nicht hier. Er befindet sich bei einer Besprechung. Du musst dich gedulden müssen, bis er wieder zurück ist.“ er legte seine Hand auf seine Schulter und lächelte freundlich. „Ich bin mir allerdings sicher, dass du es schaffen wirst.“
„Danke, Hashiro. Wolltest du rausgehen?“
„Ja, Meister Zark hat mir eine Liste gegeben, dessen Inhalt ich vor seinem eintreffen noch einkaufen soll.“ log Hashiro..
„Oh...Ich kenne seine Einkaufslisten. Bisher bin ich niemandem getroffen, der vor einer Stunde zurückgekehrt ist. Viel Spass dabei.“
„Danke...“
Sie verabschiedeten sich. Nachdem Hashiro sich sicher war, dass ihm niemand folgte, unterdrückte er seine Präsenz und verließ die Stadt.
Er ging Richtung Küste und mischte sich in der Zeit den entsprechenden Trank. Nachdem er ihn getrunken hatte, tauchte er ins Wasser.
Es ging immer tiefer und tiefer. Die menschliche Lunge reichte unmöglich aus, um so lange die Luft anzuhalten. Sein Trank gab ihm diese Fähigkeit.
Seine Augen schauten sich nach einem schmalen Gang um und als er diesen endlich sah, schwamm er ohne zu zögern hinein. Es ging steil aufwärts, gefolgt von der Oberfläche.
~Die Ruinen sind ziemlich gut versteckt. Ein ziemlich guter Versteck, für die Beschwörungsformel, des gefährlichsten Dämons, in der Geschichte Mirnuzars. Ich frage mich nur, warum man sie nicht einfach vernichtet hat, statt zu verstecken.~
Hashiro blieb stehen, als er vor mehreren Tunneleingängen stand. Es gab viele Wege, doch nur ein einziger führte zu seinem Ziel.
Aus der Innenseite seiner Robe zog er eine Flasche mit einer Smaragd-farbigen Flüssigkeit heraus und kippte es auf den Boden.
„Zeige mir den Weg zur Beschwörungsformel.“ befahl er.
Tatsächlich formte sich die Flüssigkeit zu einem schwebendem Pfeil und zeigte Hashiro den Weg.
~ Ich habe Glück. Das heißt, ich bin in der Nähe. Er kann jedes Ziel, jeden Ort nur innerhalb einer begrenzten Reichweite ausmachen. Sonst löst es sich sofort wieder auf.~
Hashiro folgte dem Pfeil durch einen der Tunnel, gefolgt von einer unterirdischen Höhle. Es war wie in einem Labyrinth. Mehrfach bildete er sich ein, bereits an der selben Stelle gewesen zu sein, doch sein Pfeil belehrte ihm etwas besseres.
Es dauerte seine Zeit, doch schließlich blieb der Pfeil von einem großen Tor stehen. Ein, sich freuendes Lächeln, erschien auf seinem Gesicht.
~Ich bin so nah dran. Die Macht, die einst jegliche Berührte in Angst und Schrecken versetzte. Ich werde endlich in der Lage sein, die Welt vor diesen verfluchten Berührten zu säubern. Ich werde mein Versprechen erfüllen, ganz gleich welchen Weg ich dafür einschlagen muss.~
Die Erinnerung über seinen Verlust, löste große Trauer in ihm auf und mit ihr, fand er eine weitere Bestätigung, für sein Vorgehen.
Es war Zeit, dass sie ihre Sünden bezahlten und nicht ungestraft davonkamen.
Vor dem großen Tor angekommen, merkte er, dass er sich nicht öffnete. Zumindest nicht einfach so. Er spürte eine Affinität der Elemente in ihr und legte seine Hand auf das Tor. Mit dem leiten von Psynergie, in das Tor, öffnete sich sein Weg.
Keiner der Meister wusste, dass er die Gabe der Sterne besaß. Er hatte sie vor ihnen geheim gehalten, indem er dieses Talent mit einem speziellen Trank unterdrückte. Sie hielten ihn nur für einen Trankmischer und hatten nicht einmal eine Vorstellung darüber, wie mächtig er inzwischen bereits geworden war.
Sie wussten nicht, wie viel Wissen er sich angeeignet hatte. Wie viele Ruinen er entdeckt und erforscht hatte. Nur so konnte er die Nachlässigkeit, die ihm die Meister gaben, ausnutzen.
Die Höhle war stockdunkel, weswegen er sich schnell einen Trank zusammenmischte, dass ihm die Augen einer Katze verlieh.
Er folgte seinem Pfeil, auch wenn dieser im Moment total überflüssig erschien. Es gab schließlich nur einen langen Gang, dem er bis zum Ende folgte.
Am Ende des Ganges fand er sich vor einer gewöhnlichen Tür wieder. Sein Pfeil vibrierte gewaltig, was ein Zeichen dafür war, dass er vorm Ziel stand.
~Nur noch eine Tür steht zwischen mir und der Formel.~
Hashiro ließ seinen Pfeil verschwinden und wollte gerade die Türklinke nach unten drücken, bis er Stimmen hinter der Tür wahrnahm.
~Da drinnen befinden sich Personen? Zum Glück ist meine Präsenz weiterhin unterdrückt.~
Vorsichtig mixte er sich nun einen Trank, dass sein Gehör deutlich steigerte.
„Er ist der einzige, der diese Rolle übernehmen kann. Du und deine Frau sind zu alt. Die Ermüdungs- und Widerstandskraft eines Taans sind unverzichtbare Voraussetzungen für das 'Experiment'.Wir müssen das hier durchziehen, Meister Zark.“
Hashiro stockte.
Was hatte das zu bedeuten? Hielten die Meister ihre Besprechung etwa ausgerechnet an diesem Raum ab?
Hashiro lauschte weiter.
„Er ist aber noch ein Kind. Wir haben es vorher noch nicht einmal richtig ausgetestet.“ verteidigte Zark.
„Es geht um die Zukunft Mirnuzars. Als Meister ist es unsere traditionelle Pflicht, die Bedrohungen auszuschalten, die weder politische, noch menschliche Züge aufweisen. Melfice ist ein extrem.
Wir wissen alle, was passieren wird, wenn das Monster befreit wird und er die schwarze Sonne ruft.“ fügte Inizimil hinzu.
„Das stimmt. Wir haben zwar alle erforderlichen Gegenstände zur Beschwörung und Aktivierung des dunklen Turmes, unter uns Meistern aufgeteilt, doch das genügt nicht. Wir haben keine Sicherung.“ stimmte Trast, Inizimil zu.
„Wenn wir diese Beschwörungsformel nur loswerden konnten, gebe es all diese Probleme nicht... Diese verdammten, verstorbenen Hexen. Jeglicher Versuch die Formel aus der Steintafel zu vernichten oder verändern, würde eine Katastrophe auflösen. Ganz Nebelnest würde vernichtet werden.
Theoretisch könnten wir das in Kauf nehmen und alle Bewohner von Nebelnest vorher evakuieren, doch diese Aerorill sind viel zu stur dafür. Sie würden Nebelnest niemals verlassen. Auch wenn die Aerorill eine eigene Rasse darstellen, verbietet unser Kodex zu töten. Sie zu opfern wäre das gleiche und käme deshalb nicht in frage.“ merkte Rance an.
„Ich stimme euch zu. Es gibt wohl keine kurzfristige Lösung. Der Stab des Hexenmeisters hat ihn zwar einst versiegelt, doch sein Zauber wird mit jedem Jahrhundert schwächer.
Es ist nur noch 1 Jahr übrig, bis ein weiterer Jahrhundert vergeht. Die nächste Jahrhundert-Schwächung würde ausreichen, dass jemand, der nur die Beschwörungsformel kennt, ihn erneuert beschwören könnte.
Zwar ist die Formel gut geschützt, doch niemand von uns kann garantieren, dass diese hier die einzige ist oder es keine verbliebene Hexen gibt, die darüber Bescheid wissen.“ stimmte, der neu zum Meister ernannte, Grace ihnen zu.
~Das heißt also, selbst wenn ich die Formel heute erhalten würde, würde ich mindestens ein Jahr für die Beschwörung warten müssen?~
„Ich schätze, ihr habt Recht. Wir müssen ihm diese 'Bürde' anvertrauen.“ gab nun auch Zark nach.
„Er wird die absolute Macht Merkurs erhalten, da er selbst über die Gabe des Wassers besitzt. Ein lebender Merkur-Stern mir unvergleichbarer Macht.
Theoretisch könnte jemand, der mit dem Licht der goldenen Sonne getränkt wurde und im Besitz aller Grundelemente ist, durch unserer Hilfe, auch die absolute Kontrolle über alle 4 Grundelemente erhalten, aber für unser Vorhaben reicht ein einziges Element total aus.“
„Die Entfachung der Merkur-Leuchtflamme wird sich komplett unter unserer Kontrolle befinden. Selbst wenn jemand den Merkur-Leuchtturm oder den dunklen Turm entfachen sollte, wird des Leuchtfeuer Merkurs, ohne den Willen des 'Experiments', nicht brennen.“
„Das wiederum heißt, dass Melfice die schwarze Sonne nicht rufen kann.“
„Exakt.“
„Wir können nur hoffen, dass Melfice nicht während einer Zeit erscheint, in der Mirnuzar die goldene Sonne dringend braucht.“
„Heh, das wäre äußerst fatal. Zerstörung durch das fehlen des Merkur-Leuchtfeuers oder Zerstörung durch Melfice. Keine besonders vielversprechende Zukunft.“
„Hoffen wir, dass dieser Fall nie eintrifft.“ schloss Meister Trast ab und fuhr fort.
„Dann ist es beschlossene Sache. Wir sollten das ganze hier und jetzt machen. 'Er' liegt im Schlafen. Er wird kein Schmerz spüren. Der Merkur-Stern ist auch bei uns.
„Ja, wir haben Meister Rance sein Wissen über die Alchemie und seine alchemistischen Fähigkeiten, Meister Trast seine Seelenbindung, Meister Grace seine Schmiedekünste und Meister Inizimils Ritual-Fertigkeiten.“ rekapitulierte Meister Zark zustimmend.
„Achja.“ meldete sich Meister Grace nochmal zur Wort. „Eine solche Macht verlangt natürlich auch seinen eigenen, hohen Preis. Das Experiment wird-“
Abrupt stoppte Grace und Hashiro vermutete das schlimmste. Er war versehentlich auf eine kleine Pfütze drauf getreten. Hatte er ihn etwa durch die dicke Tür gehört?
„Da draußen ist jemand.“ rief Grace und öffnete die Tür nach draußen.
Doch er konnte weder jemanden sehen, noch wahrnehmen.
„Komisch, dabei irren sich meine Ohren sonst nie.“
Grace machte die Tür zu, während Hashiro dank seinem neu eingenommenen Trankes, der ihm die Fähigkeiten eines Chamäleons gegeben hatte, aus den Ruinen floh.
~Es ist zu Riskant noch weiter zu bleiben. Die Beschwörungsformel kann warten. Ich werde sie mir nach einem Jahr holen.~

~Gerade~

Das selbstsichere Grinsen erschien zurück auf Hashiros Lippen, während er gen, die auf ihn zukommenden, unzähligen Monstern blickte.
Dieser Junge konnte bluffen wie er konnte. Er besaß eine Schwäche und er würde sie herausfinden.
Eine pechschwarze Kugel, mit intensiver Psynergie, bildete sich in seiner Hand, die er ohne zu zögern auf die Angreifer schoss.
„Apokalypse.“
Mit dem Aufprall herrschte eine gewaltige Explosion, die eine gesamte Insel hätte vernichten können. Bei der Menge seiner Angreifer jedoch, bewirkte es nur eine kurze Verzögerung, was Hashiro auch bereits genügte.
Mehr hatte er sich, selbst bei seinem zerstörerischsten Angriff, nicht erhofft.
Er streckte seinen linken Arm nach Außen aus. Sein goldener Armband leuchtete und schuf einen Portal, durch das er verschwand, kurz bevor ihn die Kreaturen erreichen konnten.
Direkt vor Ailas erschien ein Portal und Hashiro bohrte ihm seine Hände, wie die Krallen eines Löwen, in sein Brustkorb hinein. Er war aus dem Portal erschienen.
Statt einem Schmerzensschrei, schenkte ihm der Taan jedoch, nur ein belustigtes Lächeln.
Auf das Lächeln folgte ein zweiter, schwebender Körper von Ailas, der hinter Hashiro erschien.
„Du hast nicht die Hauch einer Chance.“
Ailas ballte seine Hand zu einer Faust.
Der ganze schwebende Ozean verformte sich zu einem gewaltigen, gigantischen, mächtigen und zugleich höchst ansehnlichen und wunderschönen Schlangendrachen, der ohne Rücksicht auf Hashiro, zubiss.
Allein seinem Chaosschild, dem er seine gesamte Psynergie aufgetragen hatte, verdankte Hashiro sein Leben.
Zumindest die ein paar Sekunden die er dadurch gewonnen hatte, denn die gigantischen Eiszähne des Schlangendrachens, würden sich gleich durch das Schild bohren und ihn zu Tode zerfetzen.
Auch wenn Hashiros Psynergie gewaltig war, fiel er im Vergleich mit seinem derzeitigen Gegner lächerlich gering aus.
Ein zufriedenes Grinsen bildete sich auf Hashiros Lippen.
~Ich habe alles was ich brauche. Bei meinem letzten Angriff, konnte ich mir seine DNA unter die Nagel reißen. Meine Psynergie ist total erschöpft. Ich brauche eine Pause um sie zu analysieren.~
Hashiro nutzte seine letzte Sekunde und nahm telepathischen Kontakt zum Homunkulus auf und gab ihm eine Anweisung.
Aleon gehorchte ohne zu zögern und fand sich an der Stelle von Hashiro wieder. Ehe er sich versah, spülte ihn eine gigantische Wassermaße irgendwohin. Er hatte jeglichen Orientierungssinn verloren, als er sich an einem Ufer wiederfand.

Aleon hatte viel Wasser geschluckt und spuckte vieles davon aus. Versuchte sich aufzurichten, sah dabei zwei blaue Schuhe direkt vor seinen Augen. Er hob seinen Kopf und erkannte das Wesen mit den blauen Haaren wieder. Dieser schaute zu ihm runter.
„Er hat dich für einen 'umgekehrten' Teleport benutzt, den du ausgelöst hast, um zu entkommen. Anders hätte ein Teleport aus dieser Lage nicht funktioniert.“ erklärte der Taan und half ihm beim aufrichten.
„Ich musste meinen Angriff abbrechen, damit du nicht das Schicksal erleidest, das ich mir für Hashiro ausgedacht habe. Ich habe nichts gegen dich. Du bist mir sogar sehr ähnlich.“ gestand er und wandte sich von ihm ab.
Ailas versuchte Hashiro ausfindig zu machen, doch er konnte ihn nicht mehr finden.
Er fluchte innerlich. Er konnte alles sehen, fühlen, hören und orten, was irgendwie mit Wasser in Kontakt geriet.
Hashiro hatte es binnen kurzer Sekunden durchschaut und sich vor jeglichem Wasser isoliert.
~Wie dem auch sei. Ich habe sowieso keine Zeit, ihm hinterher zu jagen. Die Zeit ist knapp. Meine Zeit ist knapp. Mirnuzars Zeit ist knapp.~
*Für eure und die eigene Übersicht.
Es gab schließlich viele Vergangenheitseinblicke, wodurch man schnell durcheinander kommen könnte. q:



Vor 16 Jahren

Hashiro [20] wird den Meistern als Freund von Inizimil vorgestellt.
Xallank [12] und Silya [12] werden als 'Schüler' von Zark Taan vorgestellt.
Grace [15] ist bereits als vielversprechender 'Schüler' von Olaf Edwin bekannt.

Vor 11 Jahren

Grace [20] wurde vor einem Jahr zum 'Meister' und hat einen 'freien' Meisterplatz übernommen.
Hashiro erfährt von Melfice seiner Beschwörungsformel und dringt in die geheimen Ruinen an.
Es gelingt ihm nicht, die Beschwörungsformel zu erfahren.
Kudo [6], Vera [10]
Ailas [6]wird zum 'Experiment'.


Folgende Ereignisse ungefähr im gleichen Jahr/ Vor 11 Jahren:

Silya [17] steht als bereits als Nachfolger von Meister Zark fest.
Xallank [17] besiegt, als 'zweiter' Schüler unter Zark, in seiner Meisterprüfung, Grace und bekommt auch einen der freien Meisterplätze.


Akestas-Skandal – Vor 10 Jahren

Hashiro [26] tötet Zark und Tiana Taan, Xin Yall, Ken und gelangt an die Beschwörungsformel.
Im direkten Anschluss unterliegt er Xallank [18] und Silya [18]. Nach seiner Niederlage wird seine gesamte Macht durch Xallank versiegelt.
Wenige Tage später verschwindet Xallank aus Akestas und gilt seit dem Tag als verschollen.

Vor fast einem Jahr bis heute

Hashiro wird nach 9-10 Jahren, geheimer Haft, laufen gelassen.
Er schließt sich, nach der berüchtigten 'Eton Ankündigung', der Armee Polinas an. Unter Etons Herrschaft gelingt es ihm, Melfice in sich zu beschwören.
Aufgrund seiner fehlenden, versiegelten Macht, kann er die Kraft Melfice nicht kontrollieren und läuft Amok, bis er von Reyters Männern gestoppt wird. Seine Erinnerung wird versiegelt und er wird erneuert laufen gelassen.
Der Dämon Melfice hat sich nach Hashiros Niederlage, von ihm trennen können und treibt seitdem sein Unwesen.
Nachdem Melfice Xallank besiegt hat, kehren Hashiros Kräfte und mit ihr seine Erinnerungen wieder zurück.
Sciz zog sich keuchend an der Reling hoch.
"Das soll doch ein schlechter Scherz sein.", knurrte er, während er endlich Zeit fand über die Geschehnisse nachzudenken, die ihn bis zu diesem Moment in Atem gehalten hatten.
Die übrigen Leute an Deck waren zum Größtenteil von blanker Panik befallen. Sciz verübelte es ihnen nicht. Diese Mannschaft hatte schon so manches gesehen, aber an diesem Tag hatten sie keinen Moment Ruhe gehabt, Kameraden verloren und fast auch ihren Käpten. Den Ozean selbst zum Leben erwachen zu sehen war einfach zu viel. Sciz fragte sich was sie gedacht hätten, wenn sie wie er die Ursache gekannt hätte.
Saitu kam von irgendwo herbeigerannt und versicherte sich das die Mannschaft in Ordnung war.
"Es war Ailas.", meinte Sciz, als Saitu in Hörweite war, seinen Blick auf das Wasser gerichtet.
"Ich weiß.", stellte der erste Maat klar.
"Ich nehme an wir verdanken es Paka, dass wir nicht gekentert sind."
"Zum größten Teil, ja.", bestätigte Saitu seine Vermutung, "Aber wie kann Ailas so eine Macht besitzen."
"Diese Frage stellt ihr nur, weil ihr Galataner seid.", bemerkte Sciz beinahe abfällig, "Für euch ist Psynergie etwas Natürliches und Wissenschaft. In Weyard ist sie Magie, Rätsel und Wunder. Der Legende nach reicht ein Elementarstern die Welt zu erobern. Das ist die eine Antwort auf das Wie, die ich brauche."
"Er macht des Sterns ohne den Leuchtturm nutzbar gemacht.", stellte Skrasas, "Das kann nicht gut sein."
Die beiden Männer fuhren überrascht zu ihm herum. Keiner von ihnen hatte ihn kommen gehört.
"Ach nein?", fragte Sciz höhnisch und unwillig sich diese Bloße anmerken zu lassen, "Hätt ich ja nie gedacht."
"Ich meine für ihn.", korrigierte Skrasas ohne die Miene zu verziehen, "Der Stern könnte ihn leicht umbringen, wenn er ihn so exzessiv einsetzt, während er mit ihm verbunden ist."
"Ein Grund zur Freude.", stellte Sciz fest.
"Kein Grund zur Freude.", erwiderte Skrasas ernst, "Selbst wenn wir vergessen, dass mit Ailas ein Leben und ein hochtalentierter Adept verloren geht, besteht immer noch die Gefahr, dass sein Tod den Elementar-Stern zerstört oder der Stern Aufgrund von Ailas Aufenthaltsort im Meer versinkt."
Sciz lachte. "Ob wenn er uns den Gefallen tun würde einfach zu sterben."

Das heißt er glaubt allen Ernstes, dass diese Sprechweise nicht grundsätzlich furchtbar ist? Haden schüttelte den Kopf. Unglaublich...
Dann setzte er seinen Hut wieder auf und begab sich auf dem Weg, den er gekommen war zurück.
Bisher hatte er Appakus seine Herkunft verschwiegen, aber sein Element würde ein nur allzu deutliches Indiz sein und es war nicht unmöglich, dass jemand es feststellen konnte ohne das er es einsetzte. Trotzdem beschloss er vorerst weitestgehend auf es zu verzichten.
Was seine beiden Begleiter betraf hoffte er, dass er sich möglichst bald mit den Dreien treffen konnte, um sie über das weitere Vorgehen zu informieren.
Den Treffpunkt, der seiner Beschreibung entsprach, hatte Haden bereits auf dem Weg zu den Plantagen erkannt. Es war ein heruntergekommenes Gasthaus, das bereits zur Tageszeit gut besucht war und unweit der Plantagen stand. Wenn die Arbeiter frei hatten würde es wahrscheinlich regelrecht von ihnen überschwemmt sein. Auch ein Mann von deutlich beschränkterer Intelligenz, als Dularius es war oder vorgab, hätte dies sofort erkannt.
Als er besagtes Gasthaus jedoch erreichte, ging er ohne es einen Blickes zu würdigen daran vorbei. Sein Weg führte ihn noch weiter auf teurere Straßen, die er auf dem Hinweg verwendet hatte, und blieb vor einem Lokal stehen, das um diese Uhrzeit fast leer war.
Es widersprach seinem geplanten Treffpunkt in jedem Punkt. Außer einem...
Ihm entfuhr ein Seufzen, als er eintrat. Dularius winkte ihn an seinen Tisch, der fast genau in der Mitte des Lokals stand.
Es war der tatsächliche Treffpunkt.
"Wie sie sehen erwartet mich, mein Boss.", erklärte Haden der herbeieilenden Bedienung lächelnd, woraufhin diese sich wieder zurückzog und er ungestört Dularius Tisch erreichte.
"Ich sagte Vollstes, nicht Nobelstes.", zischte er den Forscher leise an, während er ihm lächelnd die Hand hinhielt.
Zögerlich nahm Dularius die ihm dargebotene Hand und sowie sich ihre Hände berührten wechselte Irrlicht das Bündnis von Dularius zu Haden.
"Ich bin allerdings schon dankbar, dass ihr ihn zurückbringen konntet.", fügte Haden mit einem Nicken zu Juar hinzu, als er sich hinsetzte.
Scarbards kleiner Bruder hatte seinen Kopf auf der Tischplatte abgelegt und verströmte eine Aura von Lustlosigkeit und unverhohlener Langweile.
"Ich werde euch übrigens töten, falls ihr so etwas noch einmal tut, Juar."
"Ihr werdet es vielleicht versuchen.", erwiderte Juar halb gähnend und halb sprechend, "Außerdem ist das fast ausschließlich implantiertes Hassgefühl, das ihr da von euch gebt."
Dularius hob interessiert den Blick. "Hat man MIR da etwa jemand Informationen vorenthalten?"
Juar schielte zu Dularius hoch, nur wenig interessierter als zuvor. "Wusstest du das nicht? Er ist einer von dieser Hybrid-Truppen von Armee und Geheimdienst gewesen. Temporär gelöschte Erinnerungen, veränderte Wahrnehmung, implantierte Emotionen, das volle Programm eben."
"Sei still.", befahl Haden leise, "Jeder neugierige Gast könnte dich hören."
"Was soll schon passieren.", murmelte Juar gelangweilt, "Die Typen hinter denen wir her sind finden uns, wir töten sie und es gibt ein paar Feinde weniger. Einfach, oder?"
"Ich schlage dir den Kopf ab und ich habe ein Problem weniger.", gab Haden als Antwort, "Auch einfach."
~Verzeiht, Herr.~, meldete sich Irrlicht in seinem Kopf zu Wort, ~Aber ich verhindere bereits seit eurer Ankunft, dass euer Gespräch belauscht wird. War dies nicht erwünscht.~
~Natürlich, war das erwünscht!~, erwiderte Haden in Gedanken, ~Ich plane aber nicht unvorsichtig zu werden.~
"Wie sind eure Verhandlungen gelaufen?", fragte Dularius in einem Tonfall, der so betont nebensächlich war, dass ohne Irrlicht jeder in Hörweite die Ohren gespitzt hätte.
"Sie wollen uns testen."
"Klingt öde.", stöhnte Juar.
Dularius ignorierte ihn. "Was für ein Test?"
"Ist mir noch nicht gesagt worden, aber anscheinend ist es ein Auftrag, der uns alle umbringen könnte."
"Das klingt schon besser.", bemerkte Juar.
"Es klingt furchtbar.", erwiderte Haden, "Es wäre also eine Bereicherung, wenn du dabei meine Befehle befolgen würdest."
"Ja, Sir.", antwortete Juar höhnisch und Haden stellte sich vor ihm Stahlnägel durch die Unterarme zu jagen.
"Wann werden wir diesem 'Test' unterzogen werden?", fragte Dularius besorgt, "ICH fürchte nämlich, dass bei all MEINEN beispiellosen Qualifikationen Erfahrung im Feld keine davon ist."
"Morgen.", antwortete Haden ihm knapp, "Und macht euch keine Sorgen ich Gedenke nicht euch allzu weit in die Gefahrenzone zu bringen, wenn es sich vermeiden lässt. Und nun entschuldigt mich."
"Wo wollt ihr hin?", fragte Dularius ihn, als er aufstand.
"Ich will mir etwas ansehen Ihr beide versucht unterdessen mehr über diesen Ort herauszufinden."
"Wie langweilig.", stöhnte Juar.
"Tut mir leid für euch.", meinte Haden und legte Dularius die Hand auf die Schulter. Für eine Sekunde wechselte Irrlicht wieder das Bündnis zwischen ihnen, um Dularius den nächsten Treffpunkt mitzuteilen.
"MIR tut es leid für euren Dschinn.", erwiderte Dularius mit einem Seufzen, als Haden das Lokal gerade verließ.

Es kostete Ges einige Mühe die seltsamen Blitze wieder einzuholen, die ihn erwischt hatten, obwohl er sich das Tunnelsystem eingeprägt hatte. Er musste jegliche Abkürzung verwenden, die ihm einfiel und hatte viel Glück, dass er die Signale seines Schwertes richtig deutete, doch am Ende stand er wieder vor dem Blitzsturm, der sich von den Leitungen verbreitete.
Einer seiner Säbel, der der Energie anzog, wenn er ihn in der Hand hielt, zitterte geradezu erwartungsvoll. Der Energiepuls näherte sich ihm unaufhaltsam.
"Mal sehen ob du das hier genauso wenig magst wie unsere blaue Geisel.", knurrte er und rannte dem Energiepuls entgegen.
Die Blitze schossen auf ihn zu, doch er hielt den Säbel wie einen Blitzableiter von sich und verhinderte so, dass sie ihn abermals niederwarfen.
Mit einem Brüllen schlug er seinen zweiten Säbel eine Waffe, die Energie abstieß, in die Leitung gerade als der Energiepuls hindurch fuhr. Die Leitung explodierte an dieser Stelle regelrecht, als die fremde Energie daraus hervorschoss und ein mentaler Schmerzensschrei von einem fremden Bewusstsein erreichte Ges, als er von der Explosion mit dem Rücken gegen die andere Seite des Tunnels geschleudert wurde.
Der Aquarill...?, fragte sich Ges, doch die Stimme war anders gewesen.
Der Energieimpuls schoss wild durch die Luft jetzt wo er aus der Leitung befreit worden war Blitze brachen in alle Richtungen aus ihm hervor.
Ges konnte gerade noch seinen Säbel in Position bringen, um sich vor den Stromstößen zu schützen. Der Druck, den die eintreffende Energie verursachte, riss ihm beinahe die Waffe aus der Hand, aber er hielt knurrend fest. Mit einem wilden Kampfschrei stieß er vor und schlug seine zweite Klinge in die Energiemasse der begleitet von mehreren Schmerzensschreien in Richtung Boden abgelenkt wurde; einen konnte er dem Aquarill zu ordnen.
Ges schlug noch einmal mit der abstoßenden Klinge in die lebende Energie, um sie unter Kontrolle zu halten, doch das Gegenteil war der Fall. Wie eine wilde Bestie bäumte sich die Energie auf und die Wucht, mit der sie seinen anziehenden Säbel traf, ließ ihn um die eigene Achse wirbeln. Eine Reihe von Blitzschlägen trafen ihn in den Rücken und schleuderten ihn frontal auf die Wand zu.
Reflexartig zog er die Beine an und traf mit den Sohlen voran auf die Mauer. Er stieß sich ab und flog regelrecht in die Höhe bereit seine Klingen von oben in die Energie zu stoß.
Wieder kam es anders, denn die Energie wirbelte in die Höhe und schoss wie ein Tornado um ihn herum. Ein Blitzstakkato aus allen Richtungen hüllte seinen Körper ein und wurde nur zu geringen teilen von seinen Klingen abgelenkt.
Er heulte auf vor Schmerz, als die elektrische Energie durch seinen Körper floss und seinen Körper zu zerstören drohte. Mentale Stimmen wurden laut, während ihm die Qualen das Bewusstsein zu rauben drohten.
Dann fand er die Stimme des Aquarill wieder. Mit einem gewaltigen Kraftakt schleuderte er die energieabstoßende Klinge in die wirbelnden Energiewesen. Die Energie wurde regelrecht auseinander gerissen, als seine Waffe den Aquarill traf, der sich nicht vollends mit dem Rest der Wesen verbinden hatte können, und aus ihrer Mitte riss.
Ächzend schlug Ges auf dem Boden auf. Den geschwächten Zustand seines Körpers missachtend presste er sich auf die Knie hoch. Die einzelnen Wesen, aus denen der originale Energiepuls bestanden hatten flogen über ihm bemüht sich wieder zu verbinden. Ges ignorierte das Schauspiel und hechtete los, um während der kurzen Pause von den Blitzen den zweiten Säbel zurück zu holen. Die Energiegeschöpfe schossen ihm nach, während sich immer mehr von ihnen wieder zu einer einzelnen Masse von Energie zusammenschlossen und erneut ein Stakkato von Blitzen aus ihnen hervorschoss.
Es war nicht mal eine Sekunde nachdem Ges seinen energieabstoßenden Säbel wieder zu fassen bekam, dass sie ihn erreichten.
Sie flogen in fünf unterschiedliche Energiegebilde aufgeteilt um ihn herum. Anscheinend hatten sie erkannt, dass der zusammenhängende Wirbel zu Angreifbar gewesen war. Blitze schossen aus jedem einzelnen von ihnen und Ges lachte.
"Kommt nur her! Ich habe schon schlimmere Stürme erlebt!"

Redd verschloss die Tür hinter sich, als er das Quartier betrat, das man ihm überlassen hatte. Hätte jemand versucht sie zu öffnen wäre er vermutlich überrascht gewesen, denn der Mann den man Nordspeer nannte tat dies nicht einmal dann, wenn er abwesend war. Er verließ sich vollends darauf, dass die Furcht, die man ihm entgegenbrachte jegliche Eindringlinge fernhielt. Natürlich war die Wahrscheinlichkeit dementsprechend klein, dass jemand von dieser Abweichung erfuhr.
Redds heutiges Vorhaben war jedoch selbst für seine Verhältnisse waghalsig. Erführe die Kaiserin jemals davon würde sie ihn auf der Stelle töten lassen, egal wie sehr seine übrigen wenig loyalen Aktionen sie in ihrem Wahnsinn belustigten.
Er schritt zu einem Beutel, in dem er das wenige aufbewahrte, das er aus Silkanas mitgebracht hatte und öffnete ihn. Im Inneren befanden sich neben der üblichen Ausrüstung zur Pflege von Waffe und Rüstung zwei Bücher, einige in Stoff gewickelten Tränke in Flaschen und etwas das eine Rolle Leder zu sein schien. Er zog letzteres heraus und lief zu einer Wand hinüber, bevor er sie ausrollte. Das Leder hatte etwa die Ausmaße einer Tür und bestand wie Redd von seinem Erschaffer erfahren hatte aus Menschenhaut. An den kürzeren Seiten waren dünne Knochen angebracht, von denen Redd sich gerne vorstellte, dass es die herausgerissenen Rückgrate von Kindern handelte einfach, weil er es amüsanter gefunden hätte, als die Knochen irgendwelcher kleinen Tiere. Als er den oberen Knochen über sich an die Wand hielt erwachte dieser plötzlich zum Leben und drückte sich in die Wand bis der Stein dahinter nachgab und sich der seltsame Wandbehang selbst fixiert hatte. Die Knochen am unteren Ende taten es dem oberen nach, sowie sie die Wand berührten.
Redd berührte eines von drei mit Blut geschriebenen Symbole und zog die Hand dann in einem Dreieck von einem Symbol zum nächsten bis er wieder beim ersten war. Das Blut schien sich zu verflüssigen, als er die Hand wieder zurückzog und schwamm in Form von schwungvollen Schriftzügen in einer fremden Schrift und Sprache über die gesamte Oberfläche. Nach einigen Augenblicken verblasste das Blut vollends.
Ein nur allzu menschliches Ächzen entwich aus dem Wandbehang und zwei dürre Hände zeichneten sich auf der Oberfläche ab, als versuchte jemand sie von der anderen Seite durch das Leder zudrücken. Dann folgte ein Gesicht auf Redds Augenhöhe auf ähnliche Art und Weise. Für eine Sekunde stieß es einen markerschütternden Schrei aus, doch Redd erstickte ihn schnell mit einer Hand.
"Sei still.", befahl er leise, während sich auch der Rest eines menschlichen Körper gegen das Leder presste, so dass es wie eine zweite Haut an ihm klebte.
Widerwillig verstummte das Wesen. Vermutlich starrte es Redd hasserfüllt an, aber Nordspeer konnte nur die von dem Leder nach geformten Augenhöhlen sehen.
"Weskern, Hexenmeister des Nordens.", sprach Redd, als er seine Hand vom Mund des Wesens nahm.
"Ich kenne meinen Namen.", zischte Weskern hasserfüllt.
"Seit unserer letzten Unterhaltung sollte ihn dir niemand mehr gesagt haben.", gab Redd zu bedenken, "Es sei denn natürlich du verbringst deine gesamte Zeit da drin ihn dir selbst zu sagen."
"Was willst du?", wollte Weskern wissen, der ihre Unterhaltung anscheinend bereits leid war, "Mich daran erinnern, dass ich nicht tot bin? Wie nett von dir, aber der Hass der in meiner Seele brennt lässt mich das ohnehin nicht vergessen."
"Hast du je daran gedacht mir zu verzeihen?", fragte Redd innerlich amüsiert.
"Du hast mich in diesen Wandvorhang gesperrt!", fauchte der Hexenmeister als Antwort.
"So wie du dutzende andere vor dir.", erwiderte Redd, "Ich hatte nicht einmal die Absicht dich lange so zu lassen."
"Du wolltest mich von meinen Gefangenen zerreißen lassen."
"Aber du hast sie alle getötet. Und das obwohl du da drin gar keine deiner Kräfte einsetzen kannst."
"Ich kann nicht sterben.", erwiderte Weskern, "Nicht bevor du tausend qualvolle Tode gestorben bist!"
"Das erzählst du mir jedes Mal, aber Tatsache ist doch, dass du nicht mehr rauskommst."
Weskern stieß ein leises Lachen aus. "Ich habe Zeit... Nordspeer."
"Und wenn ich in ein paar Jahrzehnten Tod bin?", fragte Redd, "Was wird dann aus deiner tollen Rache?"
"Ich würde deinen Geist aus dem finsteren Abgrund zurückholen.", flüsterte Weskern voll perverser Vorfreude, "Ich würde deine Seele binden und dich quälen wann immer mir danach wäre. Du warst mein Sklave für alle Ewigkeit!"
Redd packte brutal Weskerns Gesicht und drückte zu ohne eine Mine zu verziehen.
"Aber bist dahin bist du mein Sklave.", sprach er kalt, "Sag mir also, Weskern, wenn ein Hexenmeister einen elementaren Leuchtturm bauen würde, wozu wäre der gut?"
"Ein Leuchtturm?", fragte Weskern unter Schmerzen, "Was soll der Unsinn? Das alchemistische System unserer Welt ist vollkommen aus den Fugen! Man kann es nicht mehr mit elementaren Leuchttürmen manipulieren."
"Interessant.", meinte Redd und ließ Weskern wieder los, "Wofür wäre der Leuchtturm, denn gut gewesen, als die anderen noch standen."
"Was soll das?", fragte Weskern irritiert, "Was interessiert dich das?"
Das Gesicht des Hexenmeisters wandte sich unter dem Leder nach links und rechts.
"Wo sind wir hier überhaupt? Das ist nicht dein Quartier."
"Ich bin gerade auf einer Mission.", antwortete Redd nebensächlich, "Ich nehme dich immer mit, weil ich ohne dich nicht einschlafen kann."
"Mach nur deine Witze!", zischte Weskern, "Aber sag mir, hat dich diese Mission über die Grenzen Silkanas hinausgeführt?"
"Ich meine das ernst. Von dem was ich mit gebracht habe bist du das einzige was sich halbwegs als Bettdecke eignet."
"Was man alles tun könnte, wenn man einen elementaren Leuchtturm an das intkate System anschließt.", sinnierte Weskern schon fast abwesend.
"Was könnte man dann tun?"
"Oh... das kann ich nicht sagen.", flüsterte Weskern, "Ich müsste diesen spezifischen Turm untersuchen. Dafür müsstest du mich allerdings rauslassen."
"Nenn mir einfach ein paar Beispiele."
"Ich glaube nicht, dass..."
Redd zeichnete blitzschnell mit dem Finger ein Kreuz auf Weskerns Brust und sein Gefangener zuckte mit einem Gurgeln zurück.
"Sei verflu-"
Redd wiederholte die Aktion ohne eine Miene zu verziehen.
"Sag mir, Weskern, was könnte man dann tun? Wäre es zum Beispiel möglich drei weitere Elementartürme zu entzünden."
"Wie unsinnig...", hauchte Weskern schwach, "Warum sollte man sich mit drei Begnügen?"
"Angenommen man versucht alle weiteren zu entzünden? Was könnte verhindern, dass das geschieht?"
"Ich bin kein Experte der Alchemie.", erwiderte Weskern gereizt, "Frag Naamos oder hast du das Ostreich inzwischen verraten?"
"Ein paar mal, aber wir sind immer noch Freunde."
"Wohl kaum.", erwiderte Weskern spöttisch.
"Schwarze Sonne."
"… Und weiter?", fragte der Hexenmeister nach einem kurzen Schweigen.
"Was ist das?"
"Ich hätte eine Vermutung, aber ich habe den Turm nicht gebaut. Es könnte alles sein."
"Und was ist deine Vermutung?", fragte Redd mit unveränderter Stimme, während er einen Strich auf Weskerns Brust zeichnete.
"Na schön...", knurrte der Hexenmeister, bevor Redd zum zweiten Strich ansetzen konnte, "Aber beschwer dich nicht, wenn ich mich täusche."
*Zugegeben: Etwas komplett Eigenes wäre auch nicht schlecht. Da wäre ich eventuell auch dabei, kommt auf das Genre an. Aber vielleicht sollten wir uns in beiden Fällen überlegen, ob wir uns eine neue Plattform suchen. Versteht mich nicht falsch, Mogelpower hat meiner Meinung nach ein grandioses Forendesign was heutzutage leider eher unaktuell ist und daher kaum noch zu finden ist, aber wir vier halten den Golden Sun Teil faktisch am Leben. Wenn sich ein Mod mal entschließt das Unterforum zu löschen stehen wir dumm da. Außerdem haben wir wohl kaum irgendwelche Leser (falls das für jemanden von uns wichtig ist :P). Aber wie gesagt: Bis es soweit ist, wird noch ein wenig (viel) Zeit vergehen.
Ach ja, @sking: Nebelnest ist die Insel der Aerorill, Nebelherz war die gesamte Region die alle Inseln einschloss (hat mich beim Lesen leicht irritiert^^)*

Der Himmel Mengeskats war inzwischen pechschwarz. Dennoch waren die Straßen der Stadt durch unzählige Lampen so hell erleuchtet wie bei Tag. Der Regen hatte nachgelassen und hing nur noch als feiner Niesel in der Luft, der im Licht der Lampen aussah wie glitzernder Staub. Aber nicht einmal die späte Stunde oder das schlechte Wetter schaffte es die Massen einzudämmen, die nun über die Straßen zogen um die Rückkehr Skuyos und die Aufhebung der Ausgangssperre zu feiern. Sinaphies Unruhe begann wieder zu wachsen. Wie sollte sie Fiers nur unter all diesen Menschen ausmachen? Die Stadt war riesig! Sie musste sich beeilen, denn sie konnte nur ahnen was er als nächstes vorhatte.
"Wir werden ihn nie finden.", murmelte Saka traurig, als könnte er ihre Gedanken lesen.
"Gib die Hoffnung nicht auf. Wir werden ihn schon finden."
"Ich hoffe nur es geht ihm gut..."
Sinaphie hielt auf einem Dach am Rande der Terrassenstraße inne, um kurz wieder zu Atem zu kommen. Sie suchten schon eine Weile und dabei hatte sie Saka die ganze Zeit getragen. Sie setzte ihn behutsam ab.
"Saka... du liebst deinen Vater wirklich, nicht wahr?"
Er nickte.
"Ja, über alles. Ich weiß, wir sind nicht Blutsverwandt und gehören nicht einmal zur selben Art... Aber das spielt überhaupt keine Rolle! Meinen echten Vater kannte ich nie, er verließ meine Mutter bevor ich überhaupt geschlüpft war. Ich bedeutete ihm nichts. Doch Papa kümmerte sich immer um mich, so lange ich mich erinnern kann. Er hat mir so viel beigebracht und sein bestes versucht, damit es mir immer gut ging... Er war immer so viel beschäftigt, denn seine Arbeit ist sehr wichtig für die gesamte Stadt. Aber trotzdem hat er immer Zeit für mich gefunden! Er ist der beste Vater auf der ganzen Welt!"
Sinaphie fröstelte. Was wenn Saka wüsste, dass sein Vater eine der gefährlichsten Untergrundbewegungen der Stadt leitete und tagtäglich fürchterliche Verbrechen mit ihnen ausübte? Sie fragte sich wie ein Mann, der sich offenbar sehr um seine Familie sorgte, in solche Machenschaften verwickelt sein konnte.
"Saka... Es gibt da etwas, was ich dir sagen muss..."
"Da bist du ja, Prinzessin!", unterbrach sie plötzlich eine bekannte Stimme.
Mit leichtfertiger Manier kam Reshvaar zu ihnen auf das Dach geklettert. Sinaphie starrte ihn überrascht an.
"Was willst du denn hier?!"
Er warf ihr einen beleidigten Blick zu.
"Auch schön dich zu sehen, Eure Hoheit. Wir suchen schon eine ganze Weile nach dir. Deine Freundin hat sich Sorgen um dich gemacht und nach allem was sie für uns getan hat, dachten wir uns wir revanchieren uns. Aber dir scheint es ja bestens zu gehen."
Er warf Saka einen abschätzenden Blick zu.
"Wer ist der Kleine?"
"Saka.", antwortete Sinaphie knapp. "Ein Freund von mir."
"Du machst dir aber schnell Freunde...", murmelte Reshvaar und wandte sich wieder von ihm ab.
"Du sagtest Kanra sucht nach mir? Wo ist sie?", hakte Sinaphie hastig nach.
"Ist mit Tarban auf der östlichen Terrassenstraße unterwegs, nicht weit von hier."
Sinaphies Herz schlug höher. Kanra war in der Nähe!
"Kannst du mich hinbringen?"
"Sicher, Prinzessin.", erwiderte Reshvaar und zuckte gleichgültig mit den Schultern. Doch Sinaphie entging nicht, dass auch er erleichtert war sie zu sehen.
"Wartet! Was ist mit meinem Vater?", warf Saka erschrocken ein.
"Lass uns zuerst Kanra treffen! Sie kann uns helfen ihn zu finden.", beschwichtigte sie ihn.
Und ich muss sie über Fiers informieren, fügte sie in Gedanken hinzu.
"Aber... O-Okay...", stammelte Saka, unsicher was er tun sollte.
"Ich habe zwar keine Ahnung was hier vor sich geht, aber lasst uns das lieber auf dem Weg erläutern.", sagte Reshvaar und deutete mit seinem Finger über seine Schulter. "Da lang."

Die Blitze verstummten plötzlich, aber die fünf Ladungen umkreisten ihn weiter. Ges blieb jedoch wachsam. Was hatten sie vor...? Er konnte ein Flüstern ausmachen, dass immer lauter wurde. Was tat es? Beriet es sich...? Doch dann verstand er plötzlich woher das Geflüster kam. Nicht von den fünf Energiefrakmenten die ihn umkreisten... sondern von weiter her aus den Tunneln. Ein weiteres elektrisches Knistern mischte sich in das Geflüster.
"Oh nein..."
Dann sah er es. Ein weiterer großer Energieimpuls floss die Leitung entlang, direkt auf ihn zu.
"Das ist nicht fair..."
Die Energiewelle erreichte sie, schoss mit unglaublicher Geschwindigkeit aus der Wand und verband sich mit den fünf losen Energiegebilden. Ges sah seine Chance und griff an, aber eine einzelne gewaltige Ladung, deren Treffer ihn augenblicklich eingeäschert hätte, schlug zwischen ihnen ein und trieb ihn zurück. Eine unangenehme Spannung baute sich in der Luft auf und das Energiewesen wuchs. Ges schluckte und wappnete sich. Dann entlud sich ein einzelner mächtiger Energiestrom, den Ges mit einer energieanziehenden Klinge auffing. Doch der Blitzstrahl wollte einfach nicht abreißen. Ges fand auch heraus weshalb es das tat. Die Klinge wurde mit jedem Moment immer heißer, als es den Blitzstrahl auf sich zog. Ges versuchte seinen anderen Säbel hinzu zu ziehen, aber als Reaktion schoss eine kurze Einzelladung auf sein Gesicht zu, die er mit der Klinge abblocken musste. Das Problem war klar: Wenn den zweiten Säbel zur Abwehr des Strahles benutze, griff ihn das Wesen von einer anderen Richtung an. Der Griff seiner Waffe begann zu Glühen und schon bald hatte Ges den Geruch von verbranntem Fleisch in der Nase. Er hielt die Klinge eisern fest, doch die Schmerzen der Verbrennungen begannen langsam die Oberhand zu gewinnen. Sein Verstand raste. Er brauchte eine Lösung. Seinen zweiten Säbel zum Angriff zu werfen würde nicht noch einmal funktionieren. Er musste herankommen...
Ges biss die Zähne zusammen und machte einen Schritt vorwärts. Dann noch einen. Stück für Stück näherte er sich dem riesigen Energiegebilde, dessen konstanter Blitzstrahl es offenbar an einer Bewegung hinderte. Seine Hand die den anziehenden Säbel hielt begann zu Rauchen und der Schmerz absorbierte langsam all seine Kräfte. Nur noch ein Stück näher... Noch fünf Schritte...
Dann hörte er über den Lärm der knisternden Blitze eine weitere Geräuschquelle. Seine Augen weiteten sich. Da kam noch einer die Leitung hinauf. Er zwang sich zu noch einem Schritt, wusste aber dass er es nicht schaffen würde. Ges setzte zu einem letzten verzweifelten Sprung an, aber da hatte sich der dritte Energieimpuls mit dem großen bereits verschmolzen. Ges sah nur noch ein sehr grelles Licht, dann schwanden ihm die Sinne.

Beide Säbel fielen klirrend zu Boden. Dann wurde es ruhig. Das Knistern der Blitze nahm an Lautstärke ab und das Gebilde verebbte langsam zurück in die Leitungen. Es gab kein Geflüster mehr, als es sich wieder in drei Energiestöße aufteilte und unaufhaltsam weiter den Tunnel entlangrauschte, um sich wenig später am nächsten Knotenpunkt in unterschiedliche Richtungen aufzumachen. Als sie verschwanden wurde es im Tunnelabschnitt wieder komplett finster und wieder totenstill.

"Müssen wir unbedingt die Straßen benutzen?", beschwerte sich Sinaphie kleinlaut, als sie sich mit den anderen durch die Massen schlängelte.
"Die Leute mögen es nicht, wenn man auf ihren Dächern herumhüpft. Das letzte was wir jetzt noch brauchen können, ist dass die Stadtwache uns deswegen festnehmen will.", antwortete Reshvaar in belehrenden Tonfall. "Auch wenn sie uns nicht fangen würden habe ich noch den Ruf meiner Bande zu schützen."
Sinaphie gab einen klagenden Laut von sich, aber sie hörte auf sich zu beschweren. Saka sah fragend zwischen den beiden hin und her.
"Kennt ihr beide euch?", fragte er irritiert.
"'Kennen' ist wohl nicht der richtige Ausdruck.", blockte Sinaphie ab.
"Stimmt. Die Prinzessin und ihre Freundin tauchten heute einfach auf und haben nichts als Ärger gemacht."
"Haben wir nicht!", warf sie trotzig ein.
"Ganz ruhig, Prinzessin. Ich mach nur Spaß. Deine Freundin hat uns ziemlich aus der Patsche geholfen. Da vorne ist sie übrigens."
Sinaphie zuckte zusammen und blickte in die Richtung in die Reshvaar wies. Sie fand sie schnell. Das Blutrot ihrer Haare stach stark aus der Menge hervor.
"Kanra!"
Sinaphie hastete los und ließ die beiden vorerst zurück. Tarban bemerkte sie zuerst.
"Da ist sie!"
Kanra drehte sich um. Als sie Sinaphie endlich sah, durchströmte sie pure Erleichterung.
"Sinaphi- woah!"
Sie jappste, als sich Sinaphie ihr mit einem Satz an die Brust warf uns sie umklammerte. Sie wollte etwas sagen, doch als sie spürte wie Sinaphie zitterte schwieg sie und zog sie in eine sanfte Umarmung.
"Sinaphie..."
"Kanra...! Es tut mir so leid... Ich habe alles falsch gemacht...", schluchzte Sinaphie aufgelöst.
Darauf wusste Kanra keine Antwort. Was meinte sie? Doch Kanra entschied sich die Frage aufzuschieben und drückte sie noch ein wenig fester.
"Ist schon okay... Alles in Ordnung. Tarban und die Prinzessin sind sicher..."
"Kanra... du blutest..."
"Keine Sorge... ist nur ein Kratzer, und die Wunde ist behandelt. Jetzt beruhige dich, es ist vorbei..."
Sinaphie schüttelte den Kopf.
"Nein, da ist noch was...", flüsterte sie, weil sie nicht wollte das Saka sie hörte.
Er und Reshvaar hatten sie beinahe eingeholt. Saka war sichtlich verwirrt.
"Wer ist diese Frau?"
Reshvaar zuckte mit den Schultern.
"Sie heißt Kanra und kam mit der Prinzes... ich meine Sinaphie. Sie kommen von weit her, aber sie machen ein Geheimnis daraus von wo."
Saka neigte fragend den Kopf.
"Dann... Ist sie auch ein Stern?"
Reshvaar linste den kleinen Aerorill mit geringschätzendem Blick an.
"Ein Stern? Wohl kaum. Sie sagen sie kommen von einer Art Tempel."
Saka warf sich in die Brust.
"Das stimmt nicht. Sinaphie ist ein Stern. Das hat sie mir gesagt."
Reshvaar stieß ein humorloses Lachen aus.
"Klar. Wie alt bist du eigentlich? Glaubst du immer noch an diese Märchen?"
"Aber sie..."
"Hör zu, Kindchen: Diese beiden sind aus Fleisch und Blut, genauso wie du und ich."
Saka warf ihm einen bösen Blick zu.
"Das stimmt nicht. Sie hat es mir selbst gesagt und sie hat die Gabe der Sterne. Du lügst!"
Reshvaar erwiderte seinen Blick kühl.
"Gabe der Sterne? Selbst wenn dem so ist, macht es dein Märchen nicht gerade glaubwürdiger."
Sakas Blick wechselte wütend zwischen ihm und Sinaphie her, die ein paar Meter entfernt Kanra umklammert hielt.
"D-Dann fragen wir sie eben!"
Reshvaar packte ihn an der Schulter und hielt ihn fest.
"Nicht so schnell. Lass ihnen den Moment. Sieht aus als hätten sie eine Menge durchgemacht..."
Saka versuchte sich aus dem Griff zu entwinden.
"Lass mich los, du blöder Straßenvogel."
Kaum hatte er zu Ende gesprochen, wusste Saka dass er etwas Falsches gesagt hatte. Es war eines der Worte gewesen, die er von seinem Vater aufgeschnappt hatte, als dieser gedacht hatte, er würde sie nicht hören. Im nächsten Moment riss Reshvaar ihn zurück und packte ihn auch an seiner anderen Schulter. Sein Griff wurde so fest, dass sich seine Klauen beinahe in seine Haut bohrten. Ihre Gesichter waren so nahe beieinander, dass sich fast ihre Schnäbel berührten.
"Wie war das?", raunte Reshvaar kalt. "Nur weil du nie Dreck zwischen den Federn hattest, glaubst du wohl du wärst etwas Besseres? Denke nicht, nur weil du mit Sinaphie befreundet bist, dass ich dich nicht verhauen werde. Aber wenn du es darauf ankommen lassen möchtest, dann sag das gerne nochmal."
Reshvaar beugte sich bedrohlich vor.
"Na los. Mach schon."

Fiers fluchte innerlich über die Masse von Menschen und Aerorill die die Straßen überfüllten. Zwar gab es ein paar Leute die ihn erkannten oder ihm seinen Status an seiner Kleidung ansahen und ihm respektvoll Platz machten, aber er kam nur schlecht voran. So kam es dass er den Schichtkontakt zu der rothaarigen Frau verloren hatte. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis er sie wiederfand. Fiers lächelte grimmig und lief wieder etwas langsamer, die Weltenfremde nicht aus dem Blick lassend. Sie hatte ihm den Rücken zugewandt und war ein wenig nach vorne gebeugt. Fiers runzelte fragend die Stirn. Hielt sie etwas? Er näherte sich noch ein Stück, aber bekam keinen besseren Blick auf das was sie tat. Sein Schusswinkel war gut. Wenn er sich nicht zu dumm anstellte, konnte er sie treffen ohne Gefahr zu laufen die umstehenden Kinder zu verletzen. Es war ihm gleich ob sie mit ihr zusammenarbeiteten, niemals würde er so tief sinken und ein Kind umbringen. Dieser Grundsatz stand immer noch. Aber er beschloss kein Risiko einzugehen und schob sich noch näher heran bis er in perfekter Position stand.
Soll ich sie wirklich jetzt schon erledigen? Wenn ich die Schlampe hier auf offener Straße beseitige, werde ich kaum in der Lage sein auch die anderen beiden zu erwischen. Falls sie wirklich die einzigen sind!, dachte Fiers und zögerte. Doch dann erregte eine Bewegung am Rand seines Blickfeldes seine Aufmerksamkeit. Was er sah ließ sein Herz einen Schlag aussetzen. Saka! Er sah wie sein Adoptiv-Sohn von einem der Straßenkinder festgehalten und bedroht wurde. Hielten sie ihn als Geisel?!
Fiers sog langsam seinen nächsten Atemzug ein und richtete seinen Blick wieder auf Kanra. Damit war der Fall erledigt. Er wusste was er zu tun hatte. Fiers ballte seine Hand zur Faust und sein Reif erwachte summend zum Leben. Dann hob er die Hand und richtete sie auf Kanra. Ein paar Umstehende bemerkten die Geste und wichen erschrocken zurück und gaben ihn ein noch besseres Schussfeld. Bestens.
Ein lauter Knall ertönte, als der Energieblitz aus der Waffe schoss und sein Ziel direkt im Rücken traf. Die Welt schien für einen Moment eingefroren zu sein, denn niemand auf der Straße rührte sich. Fiers brach die künstliche Erstarrung als erster, indem er sich auf Kanra zubewegte und dabei noch einmal seinen Handschuh abfeuerte. Einmal, zweimal, dreimal. Er hörte auf als sie in sich zusammensank und zu Boden glitt. Die Menge um ihn herum erwachte als nächstes zum Leben und wich panisch und schreiend vor ihm zurück. Die Straßenkinder waren wie gelähmt und wichen einen Schritt vor ihm zurück. Fiers sah zu Saka und stellte erleichtert fest, dass ihn des schwarzgefiederte Aerorillkind losgelassen hatte.
"Du... Mistkerl..."
Fiers wandte sich wieder der Frau zu, die inzwischen keine drei Schritte mehr entfernt war und richtete seine Waffenhand auf ihren Kopf, die Finger angewinkelt, bereit zum Feuern. Ein kühles Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
"Weit mehr als das, Barbarin."
"Du... verdammter... WARUM?!", kreischte Kanra und neigte ihren Kopf um Fiers anzusehen.
Blut floss aus ihren Mundwinkeln. Doch Fiers wunderte sich, als er die Tränen in ihren Augen bemerkte. Er musterte sie genau. Offenbar trug sie tatsächlich etwas in den Armen. Er neigte sich ein wenig zur Seite um zu sehen was es war.
Sein Lächeln gefror, als er die kleine schlanke Gestalt in ihren Armen sah. Ihre weißen Federn waren blutgetränkt und die dünnen Arme hingen kraftlos an ihr herunter. Sie rührte sich nicht. Fiers taumelte einen halben Schritt zurück.
"Wieso...", wiederholte Kanra, deren Kräfte sichtbar schwanden.
Fiers starrte auf seine Hand, an der sein Waffenreif befestigt gewesen war. Wieso? Weil ich diese Welt vor euch Eindringlingen schützen wollte. Weil ich Saka retten wollte. Doch wozu hatte das geführt?
"Ah... jetzt versteh ich...", murmelte er leise.
Langsam bewegte er seine rechte Hand auf sein Gesicht zu.
"Wag... es ja nicht...", knurrte Kanra und kleine Flammen erschienen in ihrer Hand die sie verzweifelt versuchte mit ihren letzten Kräften auf Fiers zu richten. "Du Feigling... Wag es nicht!!"
"V-Vater?", stammelte Saka und starrte ihn ohnmächtig aus großen Augen an.
"Es tut mir leid, mein Sohn. Aber es gibt Grundsätze an die ein Mann sich stets zu halten hat."
"TU ES NICHT!", kreischte Kanra außer sich. "DU GEHÖRST MIR!"
Ein lauter Knall ertönte und Fiers kippte nach hinten um.
"VATER!!"
Saka rannte zu ihm hin. Kanra ließ ihren Arm sinken und die Flammen erstarben. Sie sank langsam in sich zusammen und sah sich wieder Sinaphie an. Sie rührte sich nicht und gab auch sonst keine Lebenszeichen von sich. Tränen rannen ihr stumm über das Gesicht.
"Sinaphie... Sprich mit mir... bitte..."
"Zur Seite!!"
Sie hörte etwas Schweres neben sich aufkommen.
"Kanra, hört Ihr mich?"
Sie erkannte die Stimme.
"Kretarr... Sinaphie, sie..."
"In Ordnung. Lasst sie los."
"N-Nein!"
"Kanra, bitte! Ich muss sie sehen!"
Zögerlich ließ sie Sinaphie langsam aus ihren Armen zu Boden gleiten. Sie konnte nicht sehen was Kretarr tat, aber sie hörte ihn neben sich in die Knie gehen.
"Kikrek!", fauchte der Federheld wütend.
"Was ist los?"
Kretarr antwortete nicht.
"Sagt schon!"
Der Federheld stieß einen traurigen Laut aus.
"Ich kann nicht viel tun. Ich könnte Euch retten, Kanra, aber dann wird Sinaphie ihr Leben verlieren. Möglicherweise..."
Er verstummte nachdenklich.
"Möglicherweise?", stieß Kanra hustend hervor und spuckte ihr Blut achtlos auf die Straße. "Wir haben keine Zeit für solche Spielchen... Wenn... Ihr einen Weg kennt... Tut etwas..."
Kretarr nickte mechanisch.
"Gut. Ich habe eine Methode die helfen kann euch beide zu retten. Aber ich fürchte eure Erfolgschancen sind sehr gering."
"Wenn nur die geringste Chance besteht... Kretarr, bitte...", hauchte Kanra, deren Kräfte sich dem Ende zuneigten. "Was muss ich tun?"
"Habt Vertrauen... und seid stark."
Er zupfte sich eine Feder von seiner Brust, die ein seltsames Zittern in der Luft bewirkte.
"Vertraut auf Sinaphie... und Euch selbst. Wenn Ihr wirklich das Potential in Euch habt, an das ich glaube, dann werdet Ihr es schaffen."
Die Feder begann zu leuchten und wurde immer heller, bis sie ein blendendes Licht verstrahlte. Das Licht fiel auf Kanras und Sinaphies Körper, die sich in den Lichtstrahlen auflösten. Tarban fiel erschrocken von seinen Füßen, als er auf den nun leeren Fleck starrte, wo die beiden sich eben noch befunden hatten.
"Was habt Ihr gemacht?", fragte er hilflos.
Der Federheld schloss die Hand um die glühende Feder und ließ das Licht verschwinden.
"Ihnen eine Möglichkeit gegeben.", umschrieb er vorsichtig.
"Federheld..."
Kretarr wandte sich Saka zu, der weinend und schluchzend neben Fiers kniete.
"Bitte... rettet meinen Vater."
Kretarr kam mit unleserlicher Miene näher und kniete sich neben ihm nieder.
"Minister, könnt Ihr mich hören?"
"Spart Euch die Mühe...", antwortete eine rasselnde Stimme, fast unhörbar. "Ich habe getan was getan werden musste. Ich tat was ich für richtig hielt."
Kretarr senkte den Blick.
"Richtig? Glaubt Ihr das wirklich, Minister? Alles was Ihr als 'richtig' empfunden habt... Alles was Ihr getan habt... All das hat Unschuldigen geschadet und denen die Euch nahestehen. Euch hat es geschadet."
"Was wisst Ihr schon...", erwiderte der sterbende Minister und rang sich zu einem Lächeln durch. "Das einzige was ich bereue ist, dass ich keine Zeit mehr mit denen verbringen kann, die mein Leben erst lebenswert gemacht haben. Saka... kümmere dich gut um deine Mutter, okay...?"
"Papa...? Nein, verlass mich nicht... ... Papa?!"
Kretarr stand auf und wandte sich ab.
"W-Was? Nein! Papa? Papa!!"
Kretarr ging und überließ Saka seiner Trauer. Bevor er den Platz verlassen konnte, stellte sich ihm Reshvaar in den Weg.
"Gibt es irgendetwas was wir tun können?", fragte er, den Blick auf die Faust des Federhelden gerichtet, die die Feder umschlossen hielt.
Er ging an Reshvaar vorbei und machte sich auf dem Rückweg zu seinem Turm.
"Hoffen.", antwortete Kretarr. "Mehr könnt ihr nicht tun."
Der Dämon materialisierte sich im Turm und blickte anschließend in den Spiegel.
„Wir hätten ihn töten können.“
„Nicht im geringsten nötig.“ sprach der König.
„Er ist neugierig und will mehr über den Turm in Erfahrung bringen.“
„Er könnte sehr nah dahinter kommen, was der Turm ist, aber er wird es nicht aufhalten können.
Ich weiß mehr über diesen Turm, als du es tust Dämon. Zwar teilen wir die selben Erinnerungen nach unserer Vereinigung, doch vor deiner Beschwörung habe ich bereits gelebt. Diesen Turm habe ich selbst errichten lassen.“
„Du? Ich dachte die Hexen hätten diesen Turm gebaut.“
„Ja und nein. Die Hexen haben den dunklen Turm nur zu dem gemacht, was es heute ist, aber ich habe diesen Turm ursprünglich errichtet.“
Der König deutete auf seine Klinge. „Sieh die Klinge als Beweis für meine Worte. Auch diese Klinge hat ihre Funktion im Turm.“
„Dann sei es so.“ gab der Dämon nach und blickte vom Turm hinaus in die Ferne. Der Ozean hatte sich seit längerem wieder normalisiert.
„Das vorhin war ganz Gewiss die Macht Merkurs gewesen. Die einzige Kraft die uns noch fehlt. Ich könnte ihn mir fangen lassen um den Prozess zu beschleunigen.“
Wieder sprach die Stimme aus dem Spiegel.
„Du könntest genauso gut warten. Die Menschen werden früher oder später der Merkur-Leuchtfeuer entzünden müssen um ihre Welt zu retten. Außerdem wirst du dieses Wesen niemals lebendig fangen können. Seine Macht ist zu groß um ihn zu besiegen und zu wertvoll für uns um ihn zu vernichten.“
„Aber ich langweile mich so sehr.“
„Dann vergnüge dich mit den Menschen in Empol. Durch die Entzündung dieser Leuchtflamme besteht die Insel nur noch aus Menschen mit der Gabe der Sternen.“
Der Dämon grinste. Auch wenn er nicht mehr richtig schmecken konnte, so waren Berührte mit dem Attribut Finsternis immer seine Lieblingsbeute gewesen.

„Was war das den für eine kranke Scheiße?“ fluchte Kudo, als sie knapp der Katastrophe entkommen waren, die der Ozean für sie übrig gehabt hatte.
Das Wasser war wenigstens wieder normal, so dass Kudo nach der Entfernung der Windtänzerin prüfen konnte. Sie hatten noch eine Weile zu fliegen.
Loghain, Riijadon, Vera und Kudo befanden sich auf dem Rücken einer geflügelten Kreatur. Kudo nannte den Adler 'Windreiter'.
Es war ein intelligenter, kräftiger Vogel, der sich anhand seiner Größe und Stärke von seiner Art unterschied. Nur Dank den Reflexen des Vogels waren sie noch rechtzeitig in die Höhe geflogen und dem Ozeananstieg entgangen. Der Vogel machte seine Arbeit gut.
Seine Schwester sah zu ihm. Ihre Augen verrieten ihm, dass sie den Grund auch herausgefunden hatte.
„Die Quelle dieser Macht...“ begann Vera und Kudo unterbrach ihn mit seinem Nicken.
„Ich weiß Schwester. Ich weiß.“
Ges stieß ein gequältes Husten aus, als er die Augen wieder aufschlug.
"Ich habe schon schlimmere Stürme überlebt...", keuchte er, während er sich trotz der schier unerträglichen Qualen aufsetzte, "Aber das war trotzdem... viel zu knapp..."
Er biss die Zähne zusammen, während er mit seinen verbrannten Händen seine noch immer schwelenden Klamotten ausschlug. Erschöpft streifte sein Blick durch die Dunkelheit.
Bist du wirklich ein Mensch?, hallten längst vergangene Worte in seinen dröhnenden Ohren wieder.
"Mehr als du, Käpten...", murmelte er, während sein Bewusstsein bereits wieder zu schwinden schien. Mit einem unterdrückten Schrei bohrte er sich die Finger in den Oberschenkel, um bei Bewusstsein zu bleiben.
Kaum eine Armlänge von ihm entfernt entdeckte er einen seiner Säbel. Der Abstoßende, wenn Ges sich nicht irrte. Er streckte den Arm aus und seine Fingerspitzen sanken einen Zentimeter vor dem Griff seiner Waffe auf den kühlen Stein.
"Klar doch.", beschwerte er sich und ließ sich zur Seite fallen, sodass er mit seinem gesamten Oberkörper in Richtung der Waffe kippte. Er jaulte auf, als er aufschlug, aber bekam jetzt seinen Säbel zu fassen.
Nach dem Schlag lebst du noch?
"Ich überlebe alles.", zischte Ges und drückte sich mit seinem Säbel in die Knie hoch, "Mein Leben geht weiter..."
Jede Faser seines Körpers schrie als er sich weiter Erschöpfung und Schmerz widersetzte. Wankend kam er auf die Beine und stürzte sogleich wieder auf die Knie.
Tick tack... tick tack...
"Maul halten.", zischte er und zwang die Muskeln in seinen Beinen zur Arbeit. Seine Belohnung waren Schmerzen, Schmerzen, wie er sie lange nicht gefühlt hatte. Er stand auf und dieses Mal hielt er sich auf den Beinen. Er machte einen Schritt nach vorne. Dann noch einen und noch einen.
Jetzt stand er über seinem zweiten Säbel.
Ich würde dich ja heilen, aber ich bin Feuer-Adept.
"Adepten-Schwein...", kam es über Ges Lippen, als er sich mit seinem Säbel abstützte und so kontrolliert wie möglich in die Knie sinken ließ.
Er rutschte ab und fiel der Länge nach hin. Seine Lieder flatterten.
Versprich mir das du wieder kommst.
"Ach ja.", stöhnte Ges schwach. Seine Hände schlossen sich um je einen Säbel. "Habs dir ja versprochen."
Zum dritten Mal kämpfte er sich auf die Beine und dieses Mal würde er nicht wieder stürzen, schwor er sich. Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen.
Er musste aus den Tunneln raus. Gegen Schmerz und Besinnungslosigkeit kämpfte er sich vorwärts es lag einige Distanz zwischen ihm und dem nächsten Ausgang, aber er ging weiter. Schritt für Schritt, auch wenn der Weg nicht kürzer zu werden schien.
Und dann als er um eine Ecke bog blieb er stehen. Vor ihm saß ein Hund aus blauleuchtendem Nebel den Rücken zu ihm gerichtet.
"Hatte dich schon fast vergessen."
Der Hund fuhr zu ihm herum. "I-ihr lebt noch!"
"Ich habe schon schlimmere Stürme überlebt.", meinte Ges nur, als er einen Schritt auf den Hund zu machte, "Haben sie dich etwa vergessen, nachdem ich dich aus ihrer Mitte gerissen habe?"
Der Hund antwortete nicht, sondern wich tonlos einen Schritt zurück.
"Muss sie ja mächtig beeindruckt haben.", murmelte Ges, "Tja, man sollte mich nicht unterschätzen."
"Ihr könnt mich nicht fangen!", knurrte der Aquarill, "Ihr seid so geschwächt, auch ich könnte..."
Ges hielt den absorbierenden Säbel in das Wesen, das mit einem erstickten Aufschrei in die Klinge gesogen wurde.
"Damit ist meine Schicht zu Ende.", entschied er und stapfte weiter.

Die Tür vor Scarbard glitt wie von Geisterhand auf und offenbarte ein schlichtes, aber hell erleuchtetes Zimmer. Ein blonder Mann in einem dicken schwarzen Mantel mit Fellkragen stand in der Mitte des Zimmers mit dem Rücken zu ihr. Sein Gesicht konnte sie in dem Spiegel sehen, in dem er seine Erscheinung gerade begutachtete.
"Hallo, Scarbard.", grüßte er sie, nachdem die Tür sich hinter Scarbard wieder geschlossen hatte.
Sie verneigte sich leicht. "Eure Majestät."
"Ihr müsst euch nicht verneigen.", sprach der junge König, "Und ihr könnt mich Volan nennen."
"Wie ihr wünscht."
"Nun denn.", meinte Volan und drehte sich zu ihr um. In seinen Händen hielt er seine Krone. "Sagt mir: Sehe ich in diesem Aufzug genauso lächerlich aus wie ich glaube?"
Die Frage überrumpelte sie, sodass sie einen Moment brauchte um zu antworten: "Ihr seht sehr... königlich aus."
"So furchtbar, also..." Volan seufzte. "Leider ist das ein Teil der Etikette am kaiserlichen Hof für alle Herrscher der Länder. Sehr seltsam finde ich, weil die Kaiser selbst stets Rüstungen trugen. Vermutlich wollen sie uns damit sagen wir sollen einfach Wein und Frauen frönen und ihnen alles wichtige überlassen, wenn sie uns nicht mit einem Wink ihres Fingers zermalmen sollen."
"Das wäre möglich.", stimmte Scarbard ein wenig hilflos was sie erwidern sollte zu.
"Ich hasse Ja-Sager.", erwähnte Volan wie beiläufig, als er sich seine Krone wieder aufsetzte, "Weiß nicht warum die meisten Leute so gern Zustimmung für alles erfahren wollen, was sie tun. Wie steht es um unsere Bemühungen?"
"Haden hat, wie ich euch versprochen habe, zugestimmt und befindet sich bereits in Mirnurzar."
"Ausgezeichnet." Der König klatschte in die Hände. "Wenn das in diesem Tempo so weiter geht, muss ich diese Krone Übermorgen nicht mehr tragen."
"Ich fürchte diese Schätzung ist zu optimistisch."
"Seht ihr?", fragte Volan lächelnd, "Viel besser, als dieses ewige Ja-Sagen, obwohl ihr natürlich auch bewiesen habt keinerlei Humor zu besitzen."
"Im militärischen Dienst ist keiner notwendig."
"Mit ihnen wird ein Mann eines Tages sehr, sehr unglücklich werden."
Scarbard zwang sich zu einem Lächeln. "Vielleicht."
"Keine Sorge, es ist nie zu spät sich zu ändern.", versicherte ihr Volan, "Nehmt einmal meinen Vater. Seinen Lebtag war er ein heuchlerischer unterwürfiger Kriecher, aber in seinen letzten Jahren hat er endlich mal gesagt, was er wirklich von den Leuten dachte. Entweder das oder er hat nur wüste Beschimpfungen ohne jeden Grund ausgestoßen."
"Wir entfernen uns ein wenig vom Thema.", merkte Scarbard an und hoffte, dass er nicht hören konnte, wie sehr er an ihren Nerven nagte.
"Tatsächlich?", fragte er sie mit Unschuldsmiene, "Na dann... Wie steht es um die Arbeiten an der Meereskrone?"
"Das Schiff wurde mit der Technologie des Kriegsherren, die Naamos gegenüber präsentiert wurde aufgerüstet.", berichtete sie knapp, "Unsere eigene Technologie wurde für den Moment deaktiviert. Im Augenblick werden noch die Systeme entfernt, bei denen dies angeordnet wurde. Technologie, die Narsi Reyter gegenüber geheim halten will."
"Könnt ihr die Arbeiten verzögern?"
"Nicht ohne Verdacht zu erwecken."
"Dann lassen wir das lieber.", murmelte Volan, "Habt ihr inzwischen herausgefunden woran die Topleute der Wissenschaftseinheit arbeiten?"
"Nein, dass ganze wird mit größter Sorgfalt geheimgehalten.", erklärte sie, "Ich weiß nicht einmal, wo sie es bauen."
"Aber wenn sie es nicht hier bauen, ist es wahrscheinlich zu groß, um es vor Ort geheim zu halten." Volan kratzte sich nachdenklich am Kinn. "Wenn Naamos zurückkehrt, solltet ihr jemanden anweisen ihm zu folgen. Er wird uns früher oder später hinführen. Das wäre für den Moment alles, denke ich."
"Wenn ich fragen darf: Wie sieht es auf eurer Seite aus?"
"Das Übliche.", antwortete Volan leicht verstimmt, "Ein verseuchtes Land, stark rationierte, knappe Lebensmittel, Herrscher, die unsere geheime Rebellion im geheimen Unterstützen wollen, aber nichts damit zu tun haben werden, wenn wir versagen, und scheinbar das halbe Ostreich, als Belohnung wollen, wenn wir gewinnen. Außerdem... euch hat nur der letzte Punkt interessiert, oder? Die werden alle furchtbar enttäuscht sein, falls wir wider erwarten gewinnen."
"Ihr glaubt nicht an unseren Sieg?"
"Die Chancen stehen gut, dass wir gewinnen, wenn sich alles genau so entwickelt, wie wir uns das vorstellen.", antwortete er, "Aber bereits kleine Abweichung und alles könnte zur Hölle fahren."

Gregorius saß auf einem Felsen neben dem Eingang der Höhle, die Siera selbst mit ihrer Psynergie gegraben hatte, als sie hergekommen waren. Es lag genug Distanz zwischen ihnen und dem Lager Reyters, zu dem sie per Teleportkreis gereist waren, um keine Aufmerksamkeit auf es zu lenken, sollte man ihre Aktivitäten bemerken.
Dass ihn seine Vorgesetzte als Türsteher respektive Babysitter einsetzten, gefiel ihm kein bisschen. Es war nicht wirklich die Art von Aufgabe, mit der er sein Versagen beim Jupiter-Leuchtturm wieder gut machen konnte. Missmutig fiel sein Blick auf die mechanische Prothese auf seiner rechten Seite. Sie war keine der kostspieligen schwer zu beschaffenen Prothesen, die die Bewegungen und Wahrnehmungen eines echten Armes komplett nachahmen konnten, sondern lediglich dazu in der Lage sich zu öffnen oder eine Faust zu ballen. Er konnte damit eine Waffe halten, aber weder komplexe Tätigkeiten durchführen noch etwas fühlen. Es war bereits mehr, als er gewollt hatte, bevor er sich revidiert hatte, aber sowohl Siera als auch Tsen hatten beide keine Minderung seiner Fähigkeiten aus sentimentalen Gründen erlaubt.
"Schmollt ihr beide immer noch?", fragte eine eisige Stimme, die Gregorius hochfahren ließ.
"Verschwindet, Nordspeer!", knurrte er den weißhaarigen Adepten an, "der gerade in die Höhle trat, "Die Kommandantin hat mich angewiesen niemanden grundlos zu ihr zu lassen."
"Und mein Wunsch zu ihr zu gehen ist nicht Grund genug?", fragte Redd, während er einfach weiterging, "Das ist Schade..."
Gregorius griff nach seinem Morgenstern.
"Weil ihr mich nicht aufhalten könnt."
"Ich habe meine Befehle.", erwiderte er und zog seine Waffe, "Ihr kommt nur über meine Leiche hier durch."
"Verlockend.", meinte Redd, während er Anstalten machte einfach um ihn herumzulaufen, "Ich habe wirklich nicht besonders viel Interesse an deinem Überleben."
Gregorius trat einen Schritt zur Seite, um Redd weiterhin den Weg zu versperren. Er wusste, dass er keine Chance hatte, aber Befehl war Befehl, egal ob er ihm das Leben kostete. Er holte aus und ließ seinen Morgenstern auf Redds Schädel niederfahren. "Schlagbeben!"
Einen Zentimeter bevor eine der Dornen auch nur Redds Haare streifte, traf die Waffe auf einen unsichtbaren Widerstand und wurde zurückgestoßen. Gregorius wankte einen Schritt zurück und stieß seine freie Hand in die Richtung des Nordspeers, sowie er sich fing. Abertausende scharfkantige Steinsplitter lösten sich von den Höhlenwänden, Decke und Boden und schossen aus allen Richtungen auf Redd zu, doch wieder geschah dasselbe kurz bevor sie Redd berührten schienen sie an einer unsichtbaren Hülle, die ihn umgab ab zu gleiten und spickten die Höhle ringsum den Nordspeer.
"Du bist ein wahres Beispiel an blindem Gehorsam und Loyalität.", bemerkte Redd, während er seelenruhig über die Steinsplitter stieg, "Du kennst meine Fähigkeiten gut genug, um zu wissen wie das hier ausgeht, aber dennoch stellst du dich mir sinnloser Weise in den Weg."
"Ich bin nicht überrascht, dass ihr das nicht versteht.", knurrte er, bevor er Redd mit einem Kampfschrei entgegen stürmte.
"Es interessiert mich auch nicht besonders.", erwiderte Redd, an dessen unsichtbaren Schutz abermals Gregorius Schlag abprallte, "Es ist nicht mein Interesse einer von vielen gesichtslosen Nebencharakteren zu sein."
"Was redet ihr da?"
"Ich persönlich habe mir schließlich die Rolle des Schurken auserkoren, des bösen Dämons, der das Wohl der Welt bedroht."
"Habt ihr endgültig den Verstand verloren?" Eine Felswand schoss zwischen ihnen aus dem Boden und blockierte den Weg tiefer in die Höhle.
In nicht einmal einer Sekunde war die Wand gefroren und dann zersplitterte sie wie Glas, als Redd dagegen schlug.
"Nein, ich habe mich für eine Bestimmung entschieden, an deren Ende mir mein sehnlichster Wunsch erfüllt wird.", erklärte der Schattenadept ohne eine Gefühlsregung zu zeigen, "Alles was ich tue arbeitet indirekt daraufhin."
"Schwer vorstellbar.", meinte Gregorius angespannt, "Schließlich folgt euer Handeln ja nie einem Muster."
"Es folgt dem schönsten und schrecklichsten aller Muster.", erwiderte Redd nur gelassen, während er weiterging.
Gregorius seufzte. Dann riss er die Arme hoch und beschwor seine Psynergie. "Göttlicher Erdzo-"
~Genug!~, zischte Sieras Stimme in seinen Gedanken, ~Was geschieht bei dir.~
~Redd will zu euch.~, antwortete er ihr, ~Er hat keinen besonderen Grund und ich werde wie befohlen mein möglichst-~"
~Lasst ihn durch! Ich kann nicht zulassen, dass sich meine Leute gegenseitig töten.~
Er stieß ein Knurren aus, bevor er es Redd mitteilte. "Du kannst zu ihr."
"Mit einer Ankündigung?", meinte Redd, "Wie langweilig."

"Meister!", rief Leyo erschrocken, als er den Mann erblickte, der ihnen entgegen wankte.
Die Haut des Mannes war fast vollständig verbrannt, sein Haar und Bart angesengt und er schien kaum bei Bewusstsein zu sein. Seine Kleidung war ebenfalls verkohlt und an seinem Gürtel hingen zwei Säbel. Trotz des erschreckenden Erscheinungsbild wandte sich Seril ihm ruhig zu.
"Ihr seid...?", fragte der Zauberer vorsichtig.
Der Mann antwortete nicht, sondern blieb einfach stehen. Einen Augenblick sah er sie noch aus glasigen Augen an, dann verdrehten sie sich, so dass man nur noch das Weiße sehen konnte, und er kippte vornüber.
"Diese Wirkung habe ich auch nicht allzu häufig.", bemerkte der Zauberer, "Du hast nicht zufällig gerade ein Bündnis mit einem Merkur-Dschinn, Leyo?"
"Nein."
"Schade.", murmelte Seril, bevor er sich vor den Verwundeten kniete, "Dreh ihn auf den Rücken."
Leyo folgte Serils Anweisung vorsichtig. Der Zauberer hob unterdessen die Hände und die Luft um diese begann zu flimmern.
"Sei so gut und sag dem Doktor Bescheid, dass ich ihm bald einen Patienten schicke." Dann presste er seine beiden Hände auf die Stirn des Verwundeten.
Wo bin ich...?
Kanra fühlte sich seltsam. Der Schmerz war vergangen und hatte ein schleichendes Gefühl der Leere hinterlassen. Sie konnte nicht sagen wo sie sich befand oder was sie tat. Sie konnte ihren Körper nicht spüren. Es war als schwebte sie im Nichts.
Bin ich tot?
Seltsamerweise empfand sie keine Furcht, denn Kanra fühlte eine beruhigende Präsenz an ihrer Seite. Sie war lediglich irritiert und wartete darauf, was als nächstes geschehen würde. Wenn Kanra sich genau konzentrierte, konnte sie alte Erinnerungen vor ihren Augen aufleben und wieder verschwinden sehen. Sie sah die goldenen Sonnenreiterebenen, wie sie als Kind unter der Aufsicht ihres Großvaters mit Lana am einem Fluss mit klaren Wasser spielte. Dann das Ausbildungslager des Drachenclan Heers als sie das erste mal ein Schwert in die Hand nahm. Das Schwert wurde zu einem blutgetränkten Pyroka und der Drillplatz wurde zu einem Keller, in dem ihre nun erwachsene Cousine tot vor ihr lag, direkt neben dem ermordeten Windadept-Mädchen mit den violetten Augen. Dann war da plötzlich Lashon, ohne Narbe im Gesicht, der in einem brennenden Wald verbissen mit ihr kämpfte. Seine Angriffe waren nicht darauf ausgerichtet sie zu töten, sondern sie zu entwaffnen. Das Gefangenenlager der Zentralen Kontinente, indem sie eine Weile verbracht hatte. Es folgten die Tore Gilratars, die Hauptstadt des einstigen Feindes, als sie sie das erste Mal als freie Frau durchschritt. Wieder Lashon, in der Stube der Stadtwache, der ihr zwinkernd zeigte wie man die Mannschaftsspinde schloss, damit sie auch wirklich zu blieben. Dann waren sie beide mit der kompletten Einheit auf einem Dach, als Lashon grinsend auf etwas auf der Straße unter ihnen zeigte. In der nächsten Erinnerung waren sie beide wieder allein an einem Lagerfeuer, umgeben von einem Wald der nicht mehr zu Galatan gehörte. Über dem Feuer brutzelte ein Oparadon. Und dann sah sie sie. Sinaphie, wie sie verträumt zu einer stummen Melodie auf dieser Lichtung tanzte.
Sinaphie...
Die Bilder änderten sich plötzlich und wurden zu neuen Erinnerungen, die sie nicht erkannte. Aerorillkinder hielten sie am Boden fest und erniedrigten sie. Doch bald änderte sich das. Sie jagte erfolgreich ein gefährliches Raubtier nach dem nächsten, bewegte sich mit halsbrecherischer Geschwindigkeit in den höchsten Baumkronen fort und schlug jeden in die Flucht, der sie belästigen wollte. Darauf hin blieb sie allein. Dann sah sie einen jüngeren Krandan, der interessiert mit seinen Klauen über die Steintür eines Grabes in den Menschenruinen kratzte. Als nächstes hielt sie ein schweres Bilderbuch, dass verblichene Zeichnungen von vergessenen Sagen zeigte. Dann tauchten immer wieder Bilder von Aerorill auf, die sich im Ehrenritual der Stärke duellierten oder von der Statue, die den letzten Federhelden darstellte. Und plötzlich sah Kanra sich selbst, erstaunt am Rand einer Lichtung von Nebelnest stehen.
"Ich bin so froh, dass wir uns begegnet sind."
Sie hörte Sinaphies Stimme deutlich, als wäre sie Teil ihrer Gedanken. Kanra erkannte sie als die Präsenz die sie die ganze Zeit über gefühlt hatte.
"Sinaphie..."
"Du hast es gesehen, nicht? Zuerst war ich eine Ausgestoßene, da ich keine Mutter hatte und einen Vater, der von den anderen nicht akzeptiert wurde. Wir waren unehrenhaft. Also arbeitete ich hart dafür, dass dem eines Tages nicht mehr so sein würde. Ich habe alles gegeben. Und irgendwann gab es niemanden mehr, der mit mir mithalten konnte. Weder bei der Jagd, noch bei Rangeleien. Aber plötzlich wollten die anderen, die immer auf mir herumgehackt hatten, nichts mehr mit mir zu tun haben. Ich war nicht mehr unehrenhaft, aber immer noch allein. Ich war immer allein. Außer meinem Vater hatte ich niemanden."
Sie schwieg kurz.
"Ich habe es nie verstanden. Ich dachte mir, wenn ich eine Federheldin werden würde, wie sie von allen Aerorill respektiert werden, dann wäre ich vielleicht nicht mehr allein? Doch dann traf ich dich. Dich, Lashon, Paka und die anderen. Ihr akzeptiertet mich und meinen Vater sofort und habt es uns ermöglicht von den anderen Aerorill endlich richtig wahrgenommen zu werden. Und das in nur wenigen Tagen. Ich wusste sofort, mit euch zu gehen ist die richtige Wahl, auch wenn es bedeutete meinen Vater zurückzulassen."
"Aber ich habe dich auch in Gefahr gebracht. Das hier... ist meine Schuld!", warf Kanra aufgebracht ein. "Du wurdest so oft verletzt, meistens weil ich nicht vorsichtig genug war..."
"Du hast viel mehr für mich getan, als ich je hätte verlangen können. Du hast hast dafür gesorgt, dass ich nie mehr allein sein werde. Du hast mir die Welt gezeigt, die ich sonst nie erblickt hätte. Du hast dich um mich gekümmert und mich Vieles gelehrt. Auch wenn ich immer noch nicht alles verstehe. Zum Beispiel diese Bilder, die ich gesehen habe..."
Kanra verstand, dass sie sich auf ihre Erinnerungen bezog. Sinaphie musste sie genauso sehen, wie sie die ihre.
"Ich möchte es nicht vor dir verstecken, Sinaphie. Ich bin keine so großartige Person, wie du glaubst. Die Dinge die du gesehen hast sind wahr. Ich bin eine Mörderin. Ich tötete sogar jemanden, der mir so nahe war wie meine eigene Schwester. Ich habe so Vieles getan worauf ich nicht stolz bin und mir nie verzeihen kann. Dieses Mädchen, das du gesehen hast... das hättest du sein können."
"Würdest du mich wirklich verletzen?", fragte Sinaphie.
"W- Nein!! Das würde ich niemals!", erwiderte Kanra entsetzt.
"Was spielt es dann für eine Rolle? Du bist heute eine andere Kanra als damals. Ich vertraue dir, genauso wie Lashon und die anderen. Du bist meine beste Freundin."
Kanra konnte nicht glauben, was sie da hörte.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich dieses Vertrauen verdiene, dachte sie bitter.
Aber es war genauso wie damals, als sie Lashon bei der Stadtwache wieder getroffen hatte. Wenn Sinaphie ihr so sehr vertraute, durfte sie nicht an ihrem Vertrauen zweifeln und auch an sie glauben.
"Dieser Junge...", fuhr Sinaphie plötzlich fort, bevor sie antworten konnte. "Saka. Er und der Mann der dich gejagt hat waren wie Vater und Sohn. Und auch wenn der Mann ein schlechter Mensch gewesen ist, bin ich mir sicher er hat ihn genauso geliebt wie Saka ihn. Das ist etwas was ich nie für möglich gehalten habe."
Kanra erinnerte sich an den kleinen Aerorill, der große Tränen vergossen hatte, nachdem der Minister sich selbst gerichtet hatte. Was wollte Sinaphie damit sagen?
"Ich hatte nie meine Mutter gekannt. Aber ich hoffe wirklich, dass sie so gewesen ist wie du Kanra."
Sie wusste nicht was sie sagen sollte.
"Sinaphie..."
"Kanra... Ich möchte wirklich noch nicht sterben. Ich möchte bei dir sein und weiterhin neue Dinge entdecken und erleben wie bisher. Die letzten Wochen waren die besten meines Lebens."
Kanra war überwältigt. Das war wirklich, wie Sinaphie fühlte? In ihren Gedanken verformte sich das Bild von der Lichtung. Sie sah sich, wie sie ihr die Hand hinhielt.
"Dann lass uns zurückkehren. Du kannst bei mir bleiben, solange du willst und ich werde mich um dich kümmern. Vielleicht nicht wie eine Mutter, aber ich werde mein Bestes geben."
Das Bild verformte sich wieder, als Sinaphie glücklich blinzelte und nach ihrer Hand griff. Dann verschwand das Bildnis und mit ihm das Gefühl der Leere.

Als Kanra wieder zu sich kam befand sie sich in einem hell erleuchteten Raum. Sie war warm und sie lag auf einer unglaublich bequemen Liege.
Sie hörte eine Bewegung.
"Ich habe mich in eurem Potential also nicht getäuscht. Gut gemacht ihr zwei.", hörte sie Kretarrs Stimme sagen.
"Zwei...", murmelte Kanra benommen... "Sinaphie?"
"Ich bin hier, Kanra."
Sie drehte sich um und fand Sinaphie in einer anderen Liege neben sich. Sie war sichtbar schwach, aber dem Augenschein nach wieder völlig unverletzt. Grenzenlose Erleichterung durchflutete ihren Körper.
"Sinaphie! Bin ich froh..."
"Und ich erst.", sagte Kretarr. "Ich hatte gezweifelt, ob es wirklich funktionieren würde, aber ich sehe meine Bedenken waren grundlos. Nun ruht euch aus, ihr müsst erschöpft sein."
Kretarr hatte Recht. Kanra fühlte sich unendlich müde. Auch Sinaphie hatte Schwierigkeiten die Augen offen zu halten.
"Macht euch keine Sorgen. Der Vorfall hat für reichlich Verwirrung gesorgt, aber ich habe mich soweit um alles gekümmert. Schlaft ein paar Stunden. Wenn ihr wieder aufwacht, habe ich das Portal zu eurer Welt gewiss offen und ihr könnt zurück."
Kanra konnte nicht glauben was sie da hörte. Es war endlich vorbei. Alles war gut.
"Danke für alles, Kretarr."
Der Federheld winkte ab.
"Gern geschehen. Nun schlaft."
Der gelb gefiederte Aerorill verließ das Zimmer. Kanra drehte sich wieder zu Sinaphie herum und nahm ihre Hand.
"Ich bin so froh, dass wir uns begegnet sind.", sagte Sinaphie müde und schloss die Augen.
"Ich auch, Sinaphie."
Kanra tat es ihr nach und fiel rasch in einen traumlosen Schlaf.

"Was ist nur mit diesem Lärm?", murmelte Pescio verstimmt und sah zur Tür die zu seiner Werkstatt führte.
"Hee... Das eben hörte sich an wie eine kleine Explosion.", antwortete Gel, der für Pescio eine Kiste mit Werkzeugen hielt. "Ob alles in Ordnung ist?"
"Nun... Wir sind in einem sensiblen Bereich, also müsste es Alarm geben, wenn etwas schief läuft."
Kaum hatte Pescio seinen Satz beendet, zuckte die Tür unter einem heftigen Donnerschlag zusammen. Die beiden wechselten einen Blick. Was war das? Die Tür wurde erneut erschüttert. Beim dritten Schlag wurde die Tür aufgesprengt und trug eine Staubwolke in die Werkstatt hinein. In der Staubwolke tauchte eine große massige Gestalt und eine zweite kleinere, menschliche Silhouette auf. Sie warteten einen Moment ab, bis der Staub sich legte, dann klopfte Trea gegen einen der aufgesprengten Türflügel.
"Hallo die Herren. Das kommt vielleicht etwas plötzlich und ich habe keinen Termin, aber ihr könnt dieser Frau vielleicht bei einem Problem helfen."
Die beiden tauschten wieder einen Blick.
"Und mit wem haben wir das Vergnügen?"
"Hee... Das ist der Golem des kleinen Kopfgeldjägers und die Frau gehört zu seinem Gefolge. Ihr erinnert Euch? Den Golem den wir mit Waffen bestückt haben."
"Ah... Der...", machte Pescio resignierend, der sich in seinem Inneren schon ausmalte, was für einen Schaden der Golem in seiner Werkstatt anrichten könnte. "Ich dachte der Kopfgeldjäger arbeitet für Costello?"
"He... Das tut er auch... Zumindest kürzlich noch..."
"Ich bin Trea. Ich bin hier, weil ich etwas brauche um Malmer hier aufzuladen.", sagte sie und deutete mit den Daumen auf den Golem neben sich.
"Ich bin hocherfreut Euch wiederzusehen, Gelardiceunar. Eure Aufwertung erlaubt es mir sehr viel effektiver meiner Funktion nachzukommen."
"He... Danke, denke ich...?"
Pescio sah an den beiden vorbei. Nun da der Staub sich gelegt hatte, konnte er die bewusstlosen Wachposten und aufgesprengten Sicherheitsdrohnen erkennen. Zu allem Überfluss hatte sich das Sicherheitssystem nicht aktiviert.
"Hättet ihr nicht den offiziellen Weg nehmen können?"
"Der offizielle Weg ist meist der längste und ich habe nicht viel Zeit.", tat Trea gleichgültig ab. "Dieser Mann dort hinten hatte zu viele Fragen gestellt und geäußert mich wieder zurückschicken zu wollen. Jahrelanges Nichtstun hat mich ungeduldig gemacht."
"Ich verstehe."
"Hee..."
"Dann ist gut. Bekomme ich nun eine Energiequelle für Malmer oder nicht?"
Als die beiden nicht sofort antworteten, winkte Trea Malmer knapp zu.
"Du weißt wonach du suchst? Holen wir es und raus hier."
"Sehr wohl, Herrin."
Der Golem stampfte in die Werkstatt und sah sich systematisch um.
"Gefunden.", meldete Malmer zufrieden und regte ein rundes, menschenkopfgroßes Konstrukt in die Höhe, das in seinem Inneren golden pulsierte.
"Fein, dann machen wir uns auf den Weg und das lässt du bleiben.", sagte sie neutral und machte eine fast beiläufig wirkende Handbewegung.
Ein metallisches Glänzen blitzte durch die Luft, prallte an einer Oberfläche ab und blieb zitternd als Messer zwischen Gels Hand und einem Notfallhebel stecken.
"Bitte warte damit so lange, bis wir weg sind. Malmer hat dafür gesorgt, dass niemand von unserem kleinen Besuch hier gestört wird und wir wollen doch, dass es so bleibt, nicht?"
"Ihr habt das Sicherheitssystem abgeschaltet? Habt ihr überhaupt die Autorität dazu?"
"Mein Meister hat sie mir gegeben. Wenn ihr ein Problem damit habt, müsst ihr das ihm melden, wenn ich ihn wieder zurückgebracht habe.", sagte Trea und winkte Malmer heran. "Na los Großer, Abmarsch."
Die beiden rannten davon.
"Hee... War das nicht...?"
"Eine der experimentiellen Energiequellen? Ja.", antwortete Pescio nachdenklich.
"He... Ist das... schlecht?"
"Ich weiß nicht. Entweder wusste der Golem nicht was er tat und fällt beim Kontakt mit dem Gerät auseinander, oder...", sagte er und sah auf die demolierte Vorhalle hinaus. "Oder er wusste was er tut und... wer weiß? Du hast die Verbesserungen vorgenommen, Gel. Kannst du es herausfinden?"
"He... Ich kann es versuchen. Ich mach mich sofort daran."

"Was tun wir also?", fragte Sasso unbekümmert, von oben bis unten durchnässt. Seine Haare tropften noch immer.
LaCroix nahm ihre Pfeife aus dem Mund und atmete eine in regenbogenfarbene Wolke aus, die sich in der nächste Sekunde zu einer Seifenblase formte und zerplatzte.
"Zuerst gehst du nichts Nichtsnutz aus meinem Zimmer und lässt mich mit diesen Nichtigkeiten zufrieden.", blaffte sie ohne ihm einen Blick zuzuwerfen.
"Oh... Wie kühl, Mutter.", sagte Sasso und lächelte. "Nur weil das Dorf selbst keinen Schaden genommen hat, ist es doch lange keine 'Nichtigkeit'. Unsere Gäste haben die Welle voll abbekommen und obwohl es ihnen an nichts zu fehlen scheint, geben ein paar der 'Weg der Sterne'-Fanatiker den Damen die Schuld und sagen das wäre 'Hexenwerk' gewesen."
"Die Welle war ein Ergebnis von einer Quelle außerhalb. Wenn diese Schwachköpfe zu dumm sind es zu bemerken, dann kann ich ihnen auch nicht helfen."
Sasso lachte leise in sich hinein.
"Ja... Vielleicht sind sie nur aufgebracht, weil der Leuchtturm jetzt geflutet ist und für sie unbetretbar ist."
"Möglich. Und jetzt lass mich wieder in Frieden!", fuhr LaCroix ihn an.
"Sehr wohl, Mutter.", antwortete Sasso fröhlich und ging zur Tür.
"Warte.", sagte LaCroix, kurz bevor er die Tür ganz geschlossen hatte.
Sasso öffnete sie wieder neugierig und spähte hinein.
"Ja, Mutter?"
"... ... Du möchtest doch nicht etwa gehen und dir das ansehen?"
"Ach, i-wo Mutter!", feixte Sasso. "Ich könnte dich doch niemals hier allein lassen."
"Ich kann mich nicht erinnern um deine Gesellschaft gebeten zu haben."
"Wie grausam. Du tust mir Unrecht, Mutter."
"... Solange du es verstehst, ist es in Ordnung."
Sasso antwortete darauf nicht und winkte ihr nur zum Abschied zu. LaCroix sah nicht einmal hin. Als er fertig war, machte Sasso kehrt und lief beinahe gegen Jeanne, die sich gerade um das Haus kümmerte. Sasso lächelte und schlängelte sich mit einer flüssigen Bewegung an ihr vorbei, ohne sie zu berühren. Jeanne sah ihm hinterher und blinzelte irritiert. Das war vermutlich das erste Mal, dass Sasso sich nicht die Gelegenheit nahm sie zu triezen oder gar zur Weißglut zu treiben. Sie drehte sich zur Tür zu LaCroix Stube um, die noch einen Spalt offenstand. Dann sah sie etwas, dass sie bei LaCroix noch nie zuvor gesehen hatte. Die alte Frau nahm ihre Pfeife aus dem Mund, legte sie auf ihrem Nachttischen ab, dann vergrub sie ihr Gesicht in ihren beiden Händen und gab einen Laut von sich, der verdächtig nach einem Schluchzen klang. Neugierig lehnte sich Jeanne vor, um genauer hinzusehen, aber die Verlagerung ihres Gewichts ließ eine der Holzdielen im Boden knarren. Eine unsichtbare Macht ließ die schwere Holztür mit stürmischer Wucht ins Schloss fallen und bereitete Jeanne fast einen Herzinfarkt. Erschrocken verließ sie hastig den Flur.
Seril schritt durch einen der Korridore nahe Costellos Thronsaal. Leyo würde wohl in diesem Augenblick nach ihm Suchen und ihm dann mitteilen, dass der Verwundete plötzlich auf der Krankenstation erschienen war, sowie er sie betreten hatte. Danach würde er ihn vermutlich fragen warum er ihm nicht erzählt hatte, dass sein Zauber sich so auswirkte, und Seril würde ihm einige kryptische Worte sagen, die der Junge wissbegierig aufsaugen würde ohne ihren Sinn zu begreifen.
Bis es soweit war musste sich der Zauberer jedoch noch um ein Problem kümmern. Er hatte es vor kurzem hier in der Nähe wahrgenommen. Er tippte mit dem Ende seines Stabes auf den Boden und eine Unzahl magischer Impulse breitete sich wellenförmig von der Stelle aus. Eine unvorstellbare Anzahl von Informationen strömte in sein Bewusstsein und teilte ihm die Ergebnisse seiner Analyse mit.
Er wandte den Blick um einige Grad nach rechts und erblickte etwas am Boden. Genervt rollte er die Augen.
"Ich sollte mir angewöhnen zunächst einfach die Augen aufzumachen, um eine Situation zu analysieren.", meinte er kopfschüttelnd, während er sich hinkniete und die schwarze Feder aufhob, "Warst ja nicht unbedingt vorsichtig. Du kannst froh sein, dass ich deinen kleinen Frevel bemerke und nicht sie."
Er warf die Feder in die Luft und schnippte mit den Fingern. "Beschwörung!"
Die Feder verpuffte zu einer schwarzen Wolke die sich schnell auflöste und einen großen, schwarzen und ziemlich verwirrten Aerorill zurückließ.
"Wie...?", fragte der Vogelmensch, während er einen angespannten Blick zu Seril warf.
"Ja, ja so eine Zwangsbeschwörung verwirrt die meisten.", stellte Seril fest, während er einen Bann um sie beide legte, der ihre Erscheinung und ihre Stimmen vor der Umwelt verbarg, "Eigentlich jeden. Außer Dämonen natürlich, aber bei denen steht das ja mit in der Jobbeschreibung. Auch wenn einige etwas anderes behaupten, haben sie dieses Schicksal übrigens alle einmal selbstgewählt."
"Wer seid ihr?", fragte der Aerorill bedrohlich und hob eine seiner Klauen zum Kampf.
Seril ergriff sie strahlend mit beiden Händen, wobei er seinen Stab einfach vertikal auf dem Boden abstellte. "Seril, Zauberer, Stratege, ehemaliger Zeitwächter. Ich denke es gibt hier Klärungsbedarf..."

Zahllose kleine Psynergiekristalle schimmerten wie Sterne an den Wänden der riesigen kuppelförmigen Höhle, die sich bis hoch über ihr wölbte. Und auch wenn sie sie nicht aus ästhetischen Gründen so platziert hatte, als sie den Raum tief unter der Erde geschaffen hatte, musste Siera zugeben, dass sie es wunderschön fand, als sie zu ihnen hinaufblickte. Es erinnerte sie an den Dome in den heiligen Hallen, damals...
"Wenn dir die Armee zu langweilig wird kannst du es ja als Innenarchitektin versuchen.", schallte Redds Stimme von unten zu ihr hinauf.
Die Psynergiekristalle erstrahlten schlagartig in einem grellen Licht, als Siera sie mit ihrer Psynergie auflud bis sie kurz vorm Bersten standen. Wenn es Redd blendete, wie sie es beabsichtigt hatte, ließ er es sich jedoch nicht anmerken. Er blickte einfach weiter zu der Spitze der Felssäule in der Mitte der Höhle hinauf, auf der sie thronte.
"Was wollt ihr Nordspeer?", fragte sie in einem unnahbaren Tonfall.
"Für dich Redd.", unterbrach der andere Silkanas sie.
"Ich hoffe euer Grund rechtfertigt es mein Training zu unterbrechen und das Leben meiner Untergebenen zu bedrohen.", fuhr sie ungerührt fort.
"Training?", fragte der Nordspeer mit gespielter Überraschung, "Wart ihr denn nicht hier um euch die Augen aus zu heulen, nachdem euch eine solch vernichtende-"
Ein Stein von der Größe seines Kopfes glitt kurz vor Redds Gesicht an seinem Schild ab und schlug einem Meteor gleich in den Höhlenboden neben ihm ein.
"Ich verbiete mir diese Respektlosigkeit!", zischte sie wütend, "Ich bin eure Vorgesetzte! Die Kommandantin eurer Einheit! ICH-"
"Hab ich da einen wunden Punkt getroffen?", fragte er sie. Sein Tonfall ließ sie ihren Ausbruch sofort bereuen. "Es muss wirklich furchtbar sein, soviel Macht zu besitzen.", sprach er mit einem süffisanten Lächeln, "So viel Talent und dennoch so vernichtend geschlagen zu werden. Es ist sooo unwürdig. Für die Kommandantin meiner Einheit, aber vor allem für eine Schülerin Belvios."
Seine Worte klangen in ihr wieder. In der seltsamen Leere, die sie seit dem Jupiter-Leuchtturm in sich gefühlt hatte. Die sie mit aller Kraft hatte ignorieren wollen.
Sie war das größte Talent gewesen, das es im Ostreich, vermutlich in ganz Silkanas, je gegeben hatte. Sie war von dem mächtigsten Adepten des Ostreiches ausgebildet worden, eine Ehre, die neben ihr nur drei weiteren zu Teil geworden war. Und doch hatte sie komplett versagt. Von allen möglichen Ursachen war es eine einzelnen Frau gewesen, die noch nicht einmal eine Adeptin war. Sie hatte sich von Arroganz schwächen lassen, wie sie es nie hätte erlauben dürfen, und den Preis dafür bezahlt.
Ein Zittern ging durch ihren Körper. Ihr Blick ruhte auf ihren Schuhen. Wie konnte sie trotz allem nur so schwach sein.
Psynergie blitzte auf. Sofort riss sie den Kopf hoch und sah gerade noch Redd mit seinem Speer voran auf sie zufliegen. Die metallische Spitze der weißen Waffe blieb nur Millimeter vor ihrer Kehle in der Luft hängen; gefangen in ihrem telekinetischen Griff. Ein Schweiß Tropfen rann ihr Gesicht hinab. Das war viel zu knapp gewesen.
"Gut.", meinte Redd gedehnt und ließ sich in der Luft zurückfallen. Er schlug einfach die Beine übereinander und blieb in der Luft sitzen. An seinem Gewand sah sie, wie die Luft unter ihm zirkulierte, doch das Geheimnis wie genau er es bewerkstelligte blieb ihr verwehrt.
"Du warst makellos und dann hast du verloren.", sprach der Nordspeer ruhig, "Na und?! Ich habe nicht nach etwas Makellosem gesucht."
Sie begriff nicht wirklich was er sagte, aber etwas war anders an ihm. Er strahlte nicht die Kälte aus, die sie an ihm einmal so gefürchtet hatte.
"Deine Welt wurde nicht zum ersten Mal zerschmettert, also zeig etwas von der Stärke mit der du es das erste Mal überlebt hast!", sprach Redd. Auch in seinem Blick lag nicht die übliche Kälte, sondern etwas anderes, etwas noch um ein vielfaches bedrohlicheres. "Damals bist du eine Soldatin des Ostreiches geworden."
Er erhob sich aus seinem Sitz und schwebte auf die Steinsäule, während er weitersprach. Sie wich vor ihm zurück, als er Schritt für Schritt auf sie zu kam. "Du wolltest verhindern, dass das was dir und deinen Lieben damals passiert ist, jemals jemand anderem passiert. Du wolltest stark sein, um die Schwachen zu beschützen. Und heute bist du stark..."
Inzwischen stand sie am Rand der Felssäule. Redd war direkt vor ihr. Lächelnd blickte er auf sie herunter.
"Und sieh an, auf den Befehl einer Wahnsinnigen hin unterstützt du einen Rassisten, dessen Ziel es ist eine schwächere Art auszulöschen. Gut gemacht, Soldat!"
Sie stieß einen Schrei aus. Die Steinsäule explodierte und eine Druckwelle riss sie und Redd auseinander. Der Nordspeer prallte krachend in eine Wand des Höhlendoms und stürzte dann herunter.
Siera kniete schwer atmend auf dem Schutthaufen, der von der Säule zurückgeblieben war. Ihr Herz raste. Die Kristalle in den Wänden gaben nur noch ein schwaches flackerndes Licht ab, jetzt wo sie sie nicht mehr künstlich verstärkte. Kalter Schweiß rann über ihre Haut. Sie zitterte.
Wieso hatte er ihr solche Angst gemacht? Sie war mächtiger als er, das wusste sie, und doch hatte er sie komplett verunsichert.
Ein leises Lachen erklang und sie blickte mit weit aufgerissenen Augen zu Redd herüber, der sich scheinbar unverletzt aus einer Staubwolke erhob. Der Nordspeer blickte zu ihr hinüber mit einem breiten Grinsen im Gesicht, das das widerspiegelte, was schon die ganze Zeit in seinem Blick gelegen hatte, Wahnsinn.
"Ich habe dich zurück in ein ängstliches kleines Mädchen verwandelt.", verkündete er triumphal, "Versuch dieses Mal etwas besseres zu werden als ein Soldat!"
Dann brach er in manisches Gelächter aus. Siera hörte es nur für einen kurzen Augenblick, dann war sie meilenweit entfernt von ihm in einem kleinen Waldstück.
Sie hatte die Arme um die angezogenen Beine geschlungen bemüht der panischen Angst Herr zu werden, die sie auch noch nach ihrer Flucht erfüllte.

"Sie sehen also, Shikraa, es ist absolut notwendig, dass sie ohne weitere Zwischenfälle verschwinden und dahin zurückkehren wo sie hergekommen sind.", schloss Seril freundlich.
Shikraa verschränkte die Arme. "Eure... Erläuterungen über die Ordnung von Zeit und Raum und die Existenz des Schicksals mögen ja höchst interessant sein, aber wieso sollte mich das davon abhalten diese Aerorill zu befreien."
Seril seufzte. "Weil diese Welt ein Schicksal hat ebenso wie jeder ihrer Bewohner, das erfüllt werden muss. Oder zumindest ohne allzu große Eingriffe seinen Gang nehmen sollte."
"Aber wenn ich hergekommen bin, um mein Volk zu retten, heißt das, dass es mein Schicksal ist herzukommen, um zu versuchen sie zu retten.", schlussfolgerte Shikraa in der Hoffnung, dass der Zauberer sich damit zufrieden gab.
"Wenn sie ein Auserwählter und wahlweise prophezeiter Held wären schon.", bestätigte Seril nickend, "Aber das seid ihr nicht. Ihr seid ein Wesen, das durch Zufall oder Notwendigkeit an eine Macht gelangt ist, die es ihm erlaubt den vorgegebenen Pfad des Schicksals zu verlassen und so das Potenzial hat die Gesamtheit des Schicksals zu verzerren."
"Und?", fragte er verstimmt.
"Warum sollte eine Ordnung wie das Schicksal existieren, wenn sie nicht aufrechterhalten wird?", fragte Seril statt zu antworten, "Solltet ihr das Schicksal zu stark beeinflussen werden Leute, wie ich es einst war, kommen und euren Einfluss unterbinden... nachhaltig." Seril seufzte abermals deprimiert. "Was nicht nur eure Vernichtung, sondern unter Umständen auch die von ganz Mengeskat oder ganz Mirnurzar einschließt."
"Diese Aerorill sollten nicht hier sein.", merkte Shikraa an, "Glaubt ihr wirklich das Schicksal hat ihre Ankunft hier vorgesehen?"
"Ja.", antwortete Seril augenblicklich, "Marius Shakir ist ein vergleichsweise geschicktes Individuum, aber absolut unfähig das Schicksal zu ändern. Ich bedaure, aber das Schicksal hat die Anwesenheit von diesen 123 Aerorill aus Mengeskat in Mirnurzar vorgesehen."
Shikraa wollte noch etwas erwidern, aber Shakir schnitt ihm das Wort ab. "Nebenbei... wisst ihr eigentlich wen Marius entführt hat? Die Hälfte von diesen Aerorill lebt in diesem Augenblick in besseren Verhältnissen als in Mengeskat und die andere unter Vergleichbaren. Würdet ihr sie also bitte dem Schicksal überlassen?"
"Nein.", sagte Shikraa bestimmt, "Ich kann nicht allein wegen eurer Worte..."
"Nein hat gereicht.", unterbrach Seril schroff, "Ich wandle seit dem ersten Tag Mirnurzars in der ein oder anderen Gestalt auf dieser Welt und ich plane nicht Mirnurzar Aufgrund eurer selbstsüchtigen Handlungen untergehen zu lassen."
Die Atmosphäre um den angeblichen Zeitwächter hatte sich von einer Sekunde auf die andere komplett verändert.
"Ihr habt jetzt zwei Möglichkeiten.", sprach Seril ernst, "Eins: Ihr geht zurück nach Mengeskat. Ich werde in dem Fall alles in der Macht des Menschen Seril tun, um die Aerorill durch den Weg im Jupiter-Leuchtturm zurückkehren zu lassen, was geraume Zeit dauern könnte. Das mag auch eine Verzerrung des Schicksals sein, aber sie wird graduell erfolgen und nicht schwerwiegend genug für Zerstörung solch katastrophalen Ausmaßes sein, sondern höchstens meiner Vernichtung. Zwei: Ihr versucht weiterzumachen und ich halte euch auf. Und ich versichere euch: Es wird mir gelingen!"
"Ach ja?", fragte Shikraa kampflustig. Dann stieß er einen erstickten Schrei aus und wich zurück, als sich mehrere Gestalten in farbigen Kutten um ihn und Seril manifestierten. Er wusste augenblicklich, dass es Trugbilder waren, aber die Angst die der Anblick der weißen mit blutigen Mustern verzierten Masken in ihm weckten war real.
"Zunächst würde ich versuchen euch persönlich zu bekämpfen, euch töten wenn notwendig. Wenn das nicht reichen sollte, würde ich mich an die hier wenden und Mengeskat opfern damit die Ordnung nicht ganz Mirnurzar zerstört. In dem Fall würden sämtliche Veränderungen in den Schicksalen auf die Jäger zurückgeführt werden. Eure Wahl."
Shikraa öffnete seinen Schnabel und schloss ihn dann erstaunt wieder, als er feststellte, dass er nicht mehr mit Seril in dem Korridor stand. Er war allein in einem Zimmer im Turm der Federhelden.
Shikraa fand ihn ein paar Stockwerke tiefer. Die Tür flog mit einem Krachen auf.
"Kretarr, es gibt Schwierigkeiten."
Er hielt überrascht inne als der die schlafende Kanra und Sinaphie vorfand, neben der Kretarr tief in Gedanken versunken eben noch Wache gesessen hatte. Er sah ihn mit großen überraschten Augen an und bedeutete ihm still zu sein. Die beiden schliefen dennoch so tief, dass sie von dem Krach nicht geweckt worden waren.
"Hier auch?", krächzte Shikraa mit gedämpfter Stimme.
Kretarr schüttelte den Kopf.
"Nicht mehr... Shikraa, was machst du schon hier? Wo sind-"
"Ich stieß auf... außergewöhnliche Probleme. Ich muss mit dir sprechen."
Kretarr kannte Shikraa lange genug, um anhand seines Gesichtsausdrucks zu erkennen, dass es dringend war.
"Gut. Aber woanders."
Shikraa betrachtete noch einmal die zwei Schlafenden.
"Sind sie okay?"
"Sie... haben die Weihe hinter sich. Es musste sein, glaub mir. Aber du siehst... sie haben es geschafft. Unglaublich, nicht?"
Etwas in Shikraas Blick änderte sich. Kretarr konnte die selbe Spur von Stolz darin erkennen, die auch er empfand.
"Verstehe. Dann lassen wir sie ruhen. Gehen wir rauf."

Als Kanra erwachte fühlte sie sich seltsam. Sie fühlte sich irgendwie anders als sonst. Sie konnte nicht einmal genau sagen was es war. Es war kein beunruhigendes Gefühl, sondern... gut.
Sie setzte sich auf und stellte anschließend irritiert fest, dass sie alleine war. Die Liege neben ihr, in der Sinaphie geschlafen hatte, war leer. Kanra zog sich auf die Beine und sah sich in dem Zimmer um. Die Sonne war gerade im Begriff aufzugehen und die ersten Lichtstrahlen schienen durch das Fenster. Sie fand am Fuß ihrer Liege ihre Sachen die sie aus Mirnuzar mitgebracht hatte, gereinigt und sorgfältig zusammengelegt. Kanra verschwendete keine Sekunde, zog sich um und verließ den Raum in das 'Treppenhaus'.
"Sinaphie?!", rief sie laut und sah nach oben und unten, in der Hoffnung sie zu finden.
Einen Moment später tauchte ein anderer Kopf aus einem Türrahmen ein paar Ebenen unter ihr auf.
"Ah, Kanra!", grüßte Kretarr sie. "Du bist wach."
"Kretarr! Wo ist Sinaphie?"
"Keine Sorge, sie ist bei Shikraa. Oben beim Portal. Es ist jeden Moment betriebsbereit."
Kanra war erleichtert.
"Oh... Dann ist gut."
"Wenn du einen Moment hast, Kanra... Ich habe da etwas für Euch."
Sie biss sich auf die Lippe. Eigentlich wollte sie zuerst nach Sinaphie schauen, aber sie wollte auch nicht unhöflich sein und Kretarrs Bitte ausschlagen, nachdem er so viel für sie getan hatte.
"Sicher. Einen Augenblick...", antwortete sie und setzte einen Fuß auf die Treppenstangen.
Überrascht stellte sie fest, dass es ihr sehr viel leichter fiel als je zuvor. Immer wenn sie diese Stufen genommen hatte, hatte sie immer die Befürchtung gehabt zu stürzen und sich etwas zu brechen. Treppabwärts war es sogar noch schlimmer gewesen. Aber nun ging sie ohne Mühe die Aerorilltreppe hinab, als hätte sie im Leben nie etwas anderes getan.
Muss wohl daran liegen, dass ich endlich mal wieder eine vernünftige Portion Schlaf bekommen habe, schloss sie und ging zu Kretarr in die Kammer.
Es handelte sich um eine Art Archiv und Lagerraum, wie sie feststellte. Hohe gefüllte Bücherregale und ein halbes Dutzend schwere Holztruhen füllten den sanft beleuchteten Raum. Der Federheld winkte sie zu einer Truhe heran, die offenstand. Als Kanra sich neugierig näherte zog er einen Umhang heraus, der augenscheinlich nur aus Federn in flammenfarbenen Tönen bestand.
"Zandyn, die vierte Federheldin, glaubte einst an etwas, dass aus altem Mirnuzar übersetzt 'die Weihe' heißt. Wie genau sie funktioniert ist sehr komplex und selbst ich sehe mich noch vor einigen Geheimnissen die es zu entschlüsseln gilt. Wichtig für dich ist zunächst nur, dass es dieser Prozess war womit ich dich und Sinaphie gestern retten konnte."
Kanra nickte nur langsam. Sie konnte sich bezüglich dessen kaum noch an etwas erinnern. Sie erinnerte sich noch an ein paar Bilder und Sinaphies beruhigende Präsenz und ihre Gefühle. Doch sonst...
"Ja... Was genau hat diese... 'Weihe' getan?", fragte sie.
"Die Weihe verwebt Lebewesen auf einer Ebene, die weit über die körperliche hinausgeht. Um es so einfach wie möglich zu machen: Eure Körper wurden in Energie aufgelöst, in einem Medium vereint und anschließend wieder hergestellt. So wurden eure Wunden geheilt. Ihr seid technisch gesehen wie neu geboren."
Kanra kam der Gedanke unheimlich vor, aber sie nickte nur.
"Das Entscheidende war jedoch die Vereinigung. Es ist ein besonderes Band zwischen den Verwobenen notwendig, um den Vorgang erfolgreich abzuschließen. Ich begebe mich jetzt zu Spekulationen, aber ich glaube es muss ein bestimmter gemeinsamer geistiger Zustand erreicht werden. Ein Mensch würde vielleicht 'Seelenverwandschaft' sagen, aber der Begriff trifft es nicht ganz genau. Du weißt darüber vermutlich mehr als ich, denn du hast Erfahrung aus erster Hand."
Kanra überlegte.
"Du liegst da vermutlich gar nicht mal so falsch. Aber... was hat das mit diesem... 'Ding' zu tun?"
Ein kurzer Ausdruck von Ärger huschte über Kretarrs Gesicht.
"Dieses 'Ding' ist etwas, dass Zandyn aus ihren eigenen Federn und ihren Kräften geschaffen hat. Wie ich bereits gezeigt habe, haben Federhelden ihre eigene Form von Fähigkeiten und die Federn sind der Schlüssel."
Er breitete es in seinen Händen aus, damit Kanra es besser sehen konnte. Sie musste zugeben es war auf eine gewisse Art sehr beeindruckend anzusehen.
"Zandyn hat zu Lebzeiten nach dem Ursprung der Weihe gesucht. Ich und Shikraa haben uns nie sonderlich dafür interessiert, bedauerlicherweise. Aber sie kam bei ihrer Suche zu interessanten Schlüssen, was der Grund war wieso sie dies hier schuf."
Er übergab Kanra den Umhang und sie zuckte erstaunt zusammen, als sie die Federn berührte. Ein seltsames Kribbeln ging von ihnen aus. Kretarr bemerkte ihre Reaktion und nickte wissend.
"Was fühlst du, Kanra?"
"Ich... weiß nicht.", antwortete sie ehrlich. "Was soll ich denn fühlen?"
"Die Kraft Zandyns, die in den Federn innewohnt. Die Kraft eines Federhelden. Oder besser, das volle Potential eines Aerorill."
Nun verstand Kanra überhaupt nichts mehr.
"Ich weiß nicht, was du mir sagen willst, Kretarr."
Der Federheld stieß einen kurzen amüsierten Laut aus.
"Dann lass es mir dir zeigen. Nimm eine Feder und zieh sie ab."
Kanra tat wie verlangt. Zu ihrer Überraschung löste sich die Feder ohne Probleme. Und zu ihrem noch größeren Erstaunen wuchs die abgezogene Feder in Sekundenschnelle nach. Erschrocken ließ sie die Feder los, die sich augenblicklich in kleine Lichtfunken auflöste. Kretarr nickte triumphierend.
"Und damit hast du unsere größten Erwartungen übertroffen Kanra.", sagte er mit großen Stolz.
"Wa-"
"Die Weihe hat es dir ermöglicht unsere Federfähigkeiten zu wirken. Zandyn hatte also Recht. Und es erfüllt mich mit Stolz dir Zandyns Erbe und ihre Hoffnungen zu übergeben... Vorausgesetzt du nimmst sie an."
Kanra sah Kretarr sprachlos an, der erwartungsvoll auf ihre Antwort wartete. Dann betrachtete sie den Umhang einen Moment und warf ihn sich testweise um.
"Ist das... wirklich in Ordnung? Mir so etwas Wertvolles anzuvertrauen?"
"Zandyn hätte es so gewollt. Und nachdem wir deine Geschichte über Mirnuzars Zustand gehört habe, ist es auch unser Wille. Kanra, du und Sinaphie müsst diese Katastrophe abwenden und überleben. Das ist es was ich will und deshalb möchte ich, dass ihr ihn annehmt. Wenn es euch beiden auf eurer Aufgabe nützlich sein kann, dann ist es das Mindeste was ich für euch tun kann."
Kanra zog ihn sich über die Schultern.
"Danke Kretarr. Ich werde dich nicht enttäuschen."
"Davon bin ich überzeugt.", antwortete Kretarr erfreut und schlug ihr sanft auf die Schulter.
Kanra sah an sich herunter. Die Sonnenstrahlen ließen die Farben der Federn auf faszinierende Weise schimmern. Da kam ihr ein plötzlicher Gedanke.
"Moment!", rief sie erschrocken aus. "Wie neu geboren sagtest du? Ich fühle mich seit dem irgendwie... anders. Und ich kann jetzt diese Federkraft wirken... Heißt das etwa ich bin kein richtiger Mensch mehr?!"
"Oh, daran besteht kein Zweifel.", beruhigte Kretarr sie belustigt. "Aber du kannst gerne deine Hüllen fallen lassen und nachsehen ob dir irgendwo Federn wachsen."
Kanra errötete, schlung ihre Arme um ihren Leib und stierte Kretarr böse an. Dieser stieß nur ein Lachen aus.
"Vertraut mir, es fehlt dir nichts. Wie ich sagte, körperlich bist du komplett hergestellt wie vorher. Es ist dein Geist, der sich entwickelt hat. Vielleicht hast du das Bedürfnis einen Baum hinaufzuklettern? Oder rohes Fleisch zu essen? Deine Klauen zu schärfen?"
"Das ist nicht lustig!", blaffte Kanra ihn an.
"Nein? Dann ist der menschliche Humor hoffnungslos. Komm, lasst uns hinaufgehen. Die anderen warten schon."
Kanras Ärger schwand und sie wurde neugierig als sie die merkwürdige Betonung aus Kretarrs Aussage heraushörte.
"Die anderen?"

Sie hörte sie schon bevor sie eintrat. Sie warf Kretarr einen ungläubigen Blick zu und schob dann die Tür auf.
"Da ist sie!"
Kanra sah sich erstaunt im Portalraum um. Eine nicht unerhebliche Anzahl von Kindern aus Reshvaars Bande hatten sich versammelt und winkten ihr fröhlich zu. Sie entdeckte unter ihnen Sinaphie, die Reshvaar gegenüberstand und offenbar eben noch mit ihm in ein heftiges Wortgefecht verwickelt gewesen war. Daneben standen Tarban, Shee und...
"Wink! Sie haben dich laufen lassen!", rief Kanra erleichtert.
Die junge Frau lächelte.
"Ja, haben sie. Ich hätte vielleicht noch eine Weile bei diesen unfreundlichen Flegeln bleiben müssen, wenn nicht eine gewisse junge Dame ein gutes Wort für mich eingelegt hätte.", sagte sie und wandte sich an eine verhüllte Gestalt hinter ihr.
"Gutes Wort? Sie hat sie bestimmt zur Schnecke gemacht, so wie ich sie kenne.", warf Tarban grinsend ein.
"Wieso auch nicht?", sagte die Gestalt. "Ihr Verhalten war einfach unakzeptabel. Hätten sie ihr etwas angetan...!"
Kanra runzelte fragend die Stirn.
"... Skuyo?"
Das Mädchen nahm den Schleier ab, der ihr Gesicht verbarg.
"Erschreckend. Bis auf die Federhelden und Reshvaar hier hat mich noch niemand 'Prinzessin' genannt.", tat sie wehmütig, konnte aber den Anflug eines Lächelns nicht verbergen. "Ich werde wohl nie das Kaiserhaus eines Tages leiten können. Aber vielleicht ist das auch ganz gut so."
Sinaphie gurrte.
"Keine Sorge, du wirst eine tolle Anführerin."
"Tss, nur weil du das sagst? Ein guter Anführer braucht ein gewisses Maß an Respekt. Die Prinzessin weiß das.", warf Reshvaar mürrisch ein.
"Braucht er? Ich respektiere dich nicht im Geringsten, denke aber trotzdem dass du ein guter Anführer bist."
Ein Zucken ging durch Reshvaars Federn.
"Wie war das?!"
Wink lachte.
"Jetzt streitet euch nicht, das war ein Kompliment."
Kanra wandte sich von dem unverbesserlichen Paar ab und wandte sich wieder Skuyo zu.
"Was machst du hier? Ist der Palast nicht noch in Aufruhr?"
"Die kommen noch ein paar Stunden ohne mich klar. Ich habe einen meiner Kammerdiener überredet andere von meinem Zimmer fernzuhalten. Ich armes Mädchen wäre ja noch traumatisiert von gestern und habe mich in meinem Zimmer eingeschlossen."
Sie lächelte.
"Ich bin zurück bis überhaupt jemand merkt, dass ich weg bin."
"Aha... Aber was machst du hier?"
"Na was schon? Euch verabschieden, wie die anderen."
Kanra warf Kretarr einen verwirrten Blick zu. Der zuckte nur mit den Schultern.
"Sieh mich nicht so an. Ich war nicht minder überrascht, als unser Turm letzte Nacht von diesen Kindern belagert wurde, die sich um nichts anderes als euer Wohlergehen sorgten. Ihr zwei habt ganz schön Eindruck hinterlassen. Dabei seid ihr gerade mal einen Tag hier."
"Wir wollten euch nochmal für alles danken. Jetzt wo ihr zurückkehrt und so...", sagte Tarban mit einem Anflug von Betrübnis.
"Also... wisst ihr über uns Bescheid?", fragte Kanra vorsichtig.
"Jaa... Sinaphie hat es uns erzählt, nachdem wir den Federhelden versprochen haben Stillschweigen zu bewahren."
"Heh... Hätte nie erwartet das ihr tatsächlich von den Sternen kommt. Ihr habt nicht übertrieben, als ihr 'von weit weg' geredet habt.", sagte Reshvaar. "Aber es erklärt Einiges. Ihr seid sehr verschieden zu dem, was sich sonst in Mengeskat herumtreibt. Und ich habe schon viele verrückte Dinge gesehen."
"Das Land der Vorfahren... Wie gerne würde ich es mal sehen.", meinte Wink mit verträumten Blick.
Kanra schüttelte den Kopf.
"Du wärst überrascht wie wenig friedlich es da unten ist."
"Haben wir gehört.", sagte Tarban ernst. "Ihr müsst Eure Welt retten, nicht? Klingt fast wie in einer dieser alten Sagen. Aber ich bin überzeugt, wenn das jemand schafft, dann du und Sinaphie, Schwester."
"Schwester, Schwester, Schwester!", murmelte Kanra genervt. "Ich kann mich nicht erinnern irgendwann einen so einen kleinen, verlumpten Bruder gehabt zu haben, der fremde Leute auf der Straße um ihre Geldbeutel erleichtert."
"Yeah...", machte er schuldbewusst. "Deswegen... Ich mach damit Schluss. Ich werde in Zukunft einen... neuen Weg einschlagen."
Kanra runzelte die Stirn.
"Was meinst du damit?"
"Dass er uns verlässt.", brummte Reshvaar verstimmt.
"Dass er sich weiterentwickelt.", verbesserte Wink und stubste Reshvaar säuerlich an. "Er hat Aussichten auf eine Stelle in der Kaiserwache, nicht wahr Skuyo Schatz?"
"Uh... Ja.", antworte Skuyo leise. "Ich habe meinem Vater und Meister Jakstein, dem Leiter der Wache, erzählt das Tarban eine entscheidende Rolle bei meiner Rettung gespielt hat, was ja auch stimmt. Eigentlich wollte ich damit nur erreichen, dass ihr alle entlastet werdet und Tarban nicht mehr ein Gesuchter ist, aber offenbar haben die beiden Interesse entwickelt und geben Tarban eine Chance auf eine Ausbildung bei der Wache unter Meister Jakstein persönlich."
"Wirklich? Und du traust dir das zu?", fragte Kanra Tarban grinsend.
"Hmpf. Wart's nur ab! Ich werde mich so nützlich wie möglich machen. Von dort aus kann ich Reshvaar und den anderen besser helfen, als alleine auf der Straße oder? Ich werde nie vergessen was ihr mir beigebracht habt. Wenn ihr irgendwann mal wieder kommt, bin ich mindestens Hauptmann, ihr werdet schon sehen."
Eine beklommene Stille machte sich breit.
"Ihr kommt doch wieder, nicht?"
Kanra sah zu den Federhelden. Kretarr zuckte mit den Schultern.
"So lange ihr nicht wieder alles auf den Kopf stellt..."
Kanra lächelte.
"Ich möchte nichts versprechen was ich nicht halten kann."
Kretarr stieß ein resignierendes Schnauben aus. Die Kinder waren zufrieden.
"Wir werden dann auch noch da sein, also vergesst uns nicht.", fügte Reshvaar hinzu. "Besonders du, Prinzessin Sinaphie. Du arbeitest besser an deinen Fähigkeiten, denn ich habe vor dir das nächste Mal überlegen zu sein."
Sinaphie blinzelte belustigt.
"Du? Bring mich nicht zum Lachen. Du wirst mir nie gewachsen sein."
"Wer weiß? Vielleicht zeigen mir die Federhelden ja ein paar Kniffe...?"
Shikraa, der bisher still am Portal gearbeitet hatte, stieß ein undeutbares Krächzen aus.
"Nun übertreib mal nicht, Bursche. Wir kennen uns erst seit ein paar Stunden. Außerdem..."
Die Luft begann zu zischen und fühlte sich an, als würde sie elektrisiert werden. Die Kinder wichen erschrocken zurück, als ein leuchtendes Rechteck erschien und wie eine offene Tür den Blick auf eine Reihe wohlbekannter Lichtstufen freigaben, die nach unten führten.
"... werde ich die nächste Zeit nicht zugegen sein. Es wird Zeit."
Trauer schob sich in die Blicke der Anwesenden. Auch Kanra fühlte sich ein wenig beklommen. Sie hasste Abschiede.
"Na dann macht's gut.", brach Tarban die Stille und drückte Kanra etwas in die Hand. "Hier, falls ihr auf dem Rückweg Hunger bekommt."
Kanra lächelte, als sie die Frucht erkannte, die zur gleich Sorte gehörte wie die die sie gestern von Tarbans Geld gekauft hatte. Sie rang eine Weile mit sich, ob sie Tarban umarmen sollte und tat es schnell bevor sie sich nicht mehr überwinden konnte.
"Danke Tarban. Ich werde dich vermissen. Pass auf dich auf."
Er löste sich aus der Umarmung und kratzte sich verlegen grinsend am Hinterkopf.
"Jetzt mach dir keine Gedanken. Mit Skuyo in der Kaiserfamilie, mit mir in der Wache und Reshvaar auf den Straßen werdet ihr ein viel besseres Mengeskat erleben als ihr euch vorstellen könnt, wenn ihr wiederkommt. Ihr musst mir nur versprechen dann da zu sein."
Kanra nickte.
"Das verspreche ich."
"Ich auch.", sagte Sinaphie.
"Na dann los.", mischte sich Shikraa ein. "Ich weiß nicht wie lange die Verbindung stabil bleibt."
"Du kommst wirklich mit? Wieso?", fragte Kanra den Federhelden, als er sein Reisezeug schulterte.
"Einen Rat einer vielversprechenden jungen Aerorill folgen...? Ausziehen um die Welt zu erforschen? So könnte man es nennen. Es gibt ein paar Dinge, die ich herausfinden muss."
"Shikraa! Nicht vergessen. Wenn es wahr ist, was der Mann gesagt hat-", mischte sich Kretarr ein, aber Shikraa nickte nur.
"Ich werde mich nicht einmischen, versprochen. Ich werde mein Vertrauen vorerst in seine Worte und in die Doktorin Charlotte setzen."
Kretarr schwieg, dann krächzte er und gab ihm die Hand.
"Auf bald, mein alter Freund."
Shikraa nickte erneut und ging zu Kanra und Sinaphie.
"Können wir?", fragte er.
Kanra sah fragend herunter zu Sinaphie.
"Hast du alles?"
Sinaphie nickte und blickte neugierig auf das Bündel, dass Kanra auf den Rücken geschnallt hatte.
"Was ist das?"
Kanra lächelte mysteriös.
"Ein kleines Andenken... Shikraa, wir sind startklar."
"Dann los.", sagte der Federheld und sprang durch das Rechteck.
Kanra sah noch einmal durch die Runde, winkte ein letztes Mal und trat mit Sinaphie direkt vor das Rechteck. Ihr kam eine plötzliche Idee.
"Komm, wer zuerst da ist!", rief sie und sprang durch.
Sinaphie staunte nicht schlecht, als Kanra schneller und wendiger als sie es je erlebt hatte die Treppen herunter hechtete. Aufgeregt schloss sie sich dem Rennen an, folgte ihr und ließ das Zimmer der Federhelden und ihre neuen Freunde hinter sich.

Sie waren gerade auf dem Rückweg zu ihrem Unterschlupf. Es war eine Weile vergangen, also mussten Kanra und Sinaphie wieder in Mirnuzar sein, überlegte Reshvaar. Aber obwohl er in Gedanken war, bemerkte er die Präsenz, die hinter ihnen lauerte. Er entschuldigte sich bei Wink und Shee und ließ sich ein wenig zurückfallen, bis sie ohne ihn weiterzogen. Er wartete einen Moment.
"Möchtest du etwas Bestimmtes? Falls du Sinaphie suchst, die ist weg."
Saka kam aus den Schatten und blieb vor Reshvaar stehen.
"Tatsächlich? Dann hat sie noch einmal Glück gehabt.", sagte der junge Aerorill kühl. "Ich hoffe sie und ihre Freundin kehren nie mehr zurück. Ansonsten werden sie bereuen, was sie meinem Vater angetan haben."
"Dein Vater war ein schlechter Mann, Junge. Sieh es ein.", knurrte Reshvaar ihn an. "Außerdem könntest am wenigsten du ihr Schaden zufügen."
"Bleibt abzuwarten.", erwiderte Saka mit seltsamen Gesichtsausdruck, der Reshvaar Sorgen bereitete.
"Was willst du dann von mir? Willst du mir und meinen Leuten auch drohen?"
Saka zuckte gleichgültig mit den Schultern.
"Wozu? Meine Rache gilt nicht euch. Und eine Bedrohung sehe ich in euch auch nicht. Straßenvögel wie dich trete ich einfach beiseite, wenn sie mir im Weg stehen."
Wut kochte in Reshvaar hoch, aber er wagte es nicht ein so wohlhabendes Kind wie Saka auf offener Straße anzugreifen. Das wusste dieser bedauerlicherweise auch nur allzu gut.
"Nein, ich wollte nur, dass du dieser Schwindlerin eine faire Warnung zukommen lässt. Sollte ich sie jemals finden, werde ich sie jagen und töten."
Reshvaar stellten sich die Nackenfedern auf, als er den Tonfall des Jungen hörte. Er konnte nicht glauben, dass er immer noch den Schwächling von gestern vor sich hatte.
"Sie hat nichts getan!"
"Sie hat mein Leben zerstört. Also zerstöre ich ihres. Und jeder der mir im Weg steht. Also, pass auf dich auf... Gossenvogel."
Saka wandte sich ab und lief fast gemächlich von der Straße und ließ einen zutiefst beunruhigten Reshvaar zurück.
"Wie ich sehe bist du zurück.", grüßte Seril seinen Schüler, als der durch die Tür hinter ihm trat, "Du hast dir mächtig Zeit gelassen."
"Ich habe euch gesucht.", schnaufte Leyo, "Und dieses Ding ist mir andauernd weggerutscht."
Seril wandte sich gemächlich um, ein wenig überrascht, dass sein Schüler sich anders als erwartet verhielt, und sah, dass Leyo eine Kugel aus blauem leuchtenden Nebel in den Händen hielt.
"Das 'Ding' ist ein Aquarill.", bemerkte der Zauberer trocken, "Ein ziemlich fertiger und verängstigter Aquarill."
"Jedenfalls fließt es mir andauernd aus den Händen."
"Beeindruckend das du ihn noch zu fassen bekommen hast.", lobte Seril ihn, "Und überhaupt in den Händen halten kannst. Das ist die zweite Überraschung seit du den Raum betreten hast."
"Einfache Energiebegrenzung.", meinte Leyo verschmitzt. Die Nebelkugel verlor im selben Augenblick ihre Form und rutschte dem Jungen aus den Händen.
Seril streckte schnell eine Hand aus und fing die Energiesubstanz, die sich prompt zu einem kleinen Vogel formte. "Hab ich dir nie beigebracht."
"Wenn ihr es getan hättet, könnte ich es vielleicht besser."
"Ja.", stimmte Seril zu, während er den Aquarill besah, "Was hast du mit ihm gemacht? Ihn umgerührt?"
"N-nein! Ich..."
"Schon gut.", beruhigte Seril ihn und ging zu einem Glaskasten hinüber, der auf dem Tisch stand, "Ich habe diesen Dschinnkäfig ein wenig umgerüstet, um den Voraussetzungen für seinen neuen Bewohner zu entsprechen. Tut mir Leid, dass er etwas eng ist, mein Herr oder meine Dame."
Vorsichtig setzte Seril den Nebelvogel auf die Oberseite des Kastens, durch die dieser prompt hindurch in das Innere fiel.
"Wo hast du ihn eigentlich gefunden?"
"In dem Säbel von diesem Verletzten, den ihr auf die Krankenstation teleportiert habt. Warum bin ich da eigentlich hingegangen?"
"Ich habe ihn nicht teleportiert.", erklärte Seril, "Ich habe ihn in Energie zerlegt und mit deinem Psynergiefluss verbunden bis er die vorgesehenen örtlichen Koordinaten erreicht hatte. Mal abgesehen davon, dass Doktor Balder nicht völlig überrumpelt werden sollte, war das übrigens der Grund."
"Ich hatte ein Bündnis mit einem Menschen?!", fragte der Zauberlehrling ungläubig.
"Nein, immerhin habe ich ihn nicht in Psynergie und Dschinnmaterie zerlegt, was ihm nicht gut bekommen wäre. Auch dürfte es wohl kaum einen positiven Einfluss auf deine Psynergie gehabt haben. Ich bezweifle sogar, dass du auch nur die einfachste Psynergie hättest anwenden können."
"Aber im Prinzip..."
"Es gibt vielleicht Paralellen.", gab Seril zu, "Rein interessehalber, weißt du wann der Schafrichtergipfel voraussichtlich hier oben ankommen wird?"
"Nein und ich bin auch ziemlich sicher, dass ich es als Letzter erfahren werde. Warum?"
"Leyo, wenn du Lektionen lernst, bevor ich es für richtig halte, kannst du auch Informationen besorgen, bevor jemand es für nötig hält sie dir mitzuteilen.", erklärte Seril seinem Schüler, wobei er die Frage gekonnt ignorierte.
"Ja, Meister."
"Hast du wirklich verstanden was ich gesagt habe?"
"Ich... denke schon."
"Ich sagte du sollst Costellos Arbeitspläne besorgen damit ich weiß wann die Reparaturen der Maschinerie da unten voraussichtlich abgeschlossen sind.", erklärte Seril ruhig, "Egal wie."
"Oh...", machte Leyo.
"Ich plane unterdessen mal, wie ich das Ganze möglichst langsam über die Bühne bringe.", fuhr Seril an sich selbst gerichtet fort, "Ihr Entkommen mag möglicherweise sogar vorgesehen sein. Sie könnten schließlich hier sein, um Mirnurzar wieder mit Aerorill zu bevölkern. Vielleicht sogar die Menschen als herrschende Spezies zu ersetzen."
"Was?", fragte Leyo irritiert.
"Solltest du nicht irgendwelche Dokumente entwenden? Wir haben eine Aufgabe vor uns."
"Unsere Aufgabe ist es eine Verteidigungsstrategie zu entwickeln.", erwiderte Leyo ernst.
Seril winkte ab. "Ich habe Pescio nahegelegt etwas zu bauen, dass Reyters Schiffe ortet und abfängt, wenn sie wieder versuchen hier zu landen. Wenn er das kann, ist die Bedrohung praktisch beendet. Wenn nicht, lass ich mir was anderes einfallen."
"Ihr hattet schon einmal bessere Strategien."
"Wie etwa dich mit der Besorgung von Arbeitsplänen zu betrauen?"
"Äh... nein. Ich habe keine Ahnung, wo ich die finden soll."
"Finden werde, Leyo. Du wirst schließlich mal Zauberer sein, also kannst du es dir nicht leisten Dinge nicht zu können."
„Kann mir einer sagen, warum wir in den letzten Wochen unsere Zeit damit verbringen, den Schatzkarten nachzugehen, die von Saul zurückgeblieben sind?“ fragte Eton beschwerend.
„Weil wir nach Saul zusammen mit seinem Tod das ganze Vermögen der Gruppe mitgenommen hat und wir deswegen Pleite sind?“ antwortete Hardin.
„Pah, wir haben etliche Ruinen und Gräber in Weyard sowie Galatan geplündert! Das Volk Weyards sowie Mirnuzars betrogen! Was ist aus all dem zurückgeblieben? NICHTS!
Die ganzen Ruinen die wir in Mirnuzar besucht haben, war eine reine Zeitverschwendung. Wir haben nichts von Wert finden können. Immer nur Knochen, Spinnenweben und gewöhnliche Steine. Aja, die bereits leergeräumten Schatztruhen nicht zu vergessen.“ jammerte er und trat den nächsten Stein. Der Schmerz der an seinem Fuß zurückblieb, ließ ihn fluchen.
Gofer schaute sich in der Stockfinsteren Höhle um, die nur durch die Fackel erhellt wurde, die er mit sich herumtrug.
„Vergesst nicht, dass wir beim ersten Fund unsere Bezahlung endlich wollen. Es hat sich einiges angehäuft und wir haben uns euch nicht aus Laune angeschlossen.“ erinnerte Salayan.
„Jaja, sobald wir überhaupt einen Fund erzielen und nicht vorher an den Monstern und Wächtern sterben, die sich gewöhnlich in solchen Ruinen aufhalten.“ fügte Hebi hinzu.
Die Kommentare der beiden Attentäter wurden von den dreien gekonnt ignoriert. Draußen waren sie alle Kriminelle und besaßen nicht mehr über die finanziellen Mitteln um sich davor zu schützen. Vielleicht war es deswegen umso besser, dass sie untergetaucht waren, auch wenn dieses untertauchen nur darin bestand, den ganzen Tag Schatzkarten nachzugehen, die sich bisher nur als einem Reinfall nach dem anderen erwiesen hatten. Doch welche andere Alternative war ihnen sonst noch geblieben?
„Silvester und Secret haben uns an Costello verkauft, wenn man den Sachen glauben darf, was man sich da oben erzählt.“
„Nicht wirklich. Secret war schon immer ein loyaler Spion Costellos gewesen. Selbst als er unter Saul gearbeitet hat.“
„Das macht die Ganze Sache nicht besser, Hardin. Konzentriere dich lieber wieder auf die Karte! Ich habe nicht wieder Lust ein weiteres Bauernhof ausrauben zu müssen, nur weil wir nicht genug zu Essen haben. Wer hätte gedacht, dass Ich, der gutaussehende, intelligente und charismatische Lord Eton in eine solche Situation fallen würde?“ jammerte Eton.
Hardin, Hebi, Salayan und Gofer ignorierten ihn, während sie immer tiefer in die Ruinen eintraten. Nach einer ganzen Weile stellten sie fest, dass sie den ganzen Weg nur in eine Sackgasse gelaufen waren.
Die Ganze Gruppe schaute reflexartig zu Hardin, dem Kartenleser, mit der Hoffnung, dass sie sich 'verlaufen' hatten. Sollten sie sich verlaufen hatten, bestand immerhin noch die Chance, dass sie etwas entdecken konnten. Wenn sie jedoch 'Richtig' waren, so stand fest, dass diese Suche nur ein weiterer Reinfall der Kette ihrer Erfolglosen Schatzjagd war.
Hardin seufzte und schüttelte seinen Kopf. „Wir sind hier leider Richtig... Es geht nicht mehr weiter.“
„Schon wieder?! Das ist wohl ein Witz! Ich habe die ganzen Suchen satt! Gib mir die Karten“ rief Eton außer sich und nahm Hardin die restlichen Schatzkarten ab, nur um sie eine Ecke zu werfen und mit seinem Flammenwerfer anzuzünden.
„WAS HAST DU GEMACHT?“ rief ihm Hardin empört zu.“Das waren alle Karten die noch übrig geblieben sind.“
„Die nächsten Wochen meines Lebens davor bewahrt, meine Zeit mit sinnlosen Suchen zu verschwenden!“
„Und damit die letzte Hoffnung die uns noch geblieben war.“ konterte Hardin zurück.
„Hey! Heißt das etwa, ihr werdet uns nicht mehr bezahlen können?!“
Zeit für eine andere Antwort blieb Eton nicht. Eine Falltür öffnete sich unter seinen Füßen und ließ ihn in die Dunkelheit stürzen. Die restlichen Gruppenmitglieder hatten sich außerhalb der Reichweite der Falltür befunden, die nach Etons Fall wieder verschwunden war – genauso wie die Flammen.

Die Seele der Finsternis befand sich im Zentrum der vor ihm knienden finsteren Armee Gar´ Nyls. Sie alle verehrten ihn. Selbst wenn er nicht die Seele der Finsternis sein würde, besaß er nun auch über seine dunklen Augen. Er konnte mit ihnen selbst Willen aufzwingen, die sie nicht begrüßten oder ihre komplette Wahrnehmung nach seinen belieben verändern. Er war nun ihre Seele und ihre Augen. Es stand ihm frei ob er seine Seele oder seine Augen benutzte.

~Torask~
Torask spürte einen heftigen Schmerz, der sein Körper und sein Geist durchfuhr. Es raubte ihm scheinbar seine Kräfte und sein Geist befand sich in einem Folter-ähnlichen Zustand.
~Torask~
Er besaß einen starken Willen, doch Torask wusste, dass ein solch andauernder Zustand jeden Geist früher oder später brechen konnte. Der Dämon schwitzte stark und atmete noch schwerer. Er hatte Glück, dass er sich von Jenna entfernt hatte. In diesem Zustand hätte sie ihn Problemlos ausgelöscht.
~Torask~
Er ging in die Knie, seine Kraft verschwand und er fühlte sich so schwach wie bisher nie zuvor. Dann gestand er es sich ein. Mit aller größter mühe keuchte er.„ Ich bitte um Vergebung, Meister.“
Der Schmerz und der Folter jedoch verschwand nicht. Ganz im Gegenteil. Es wurde komplett schwarz vor seinen Augen und ihn durchfuhr eine Qual, die nur ein Vorgeschmack von der unendlichen Qual war, die ihn noch erwarten konnte.
Dann löste sie der Effekt auf. Im nächsten Moment schätzte er seine 'Freiheit' mehr als je zuvor.
~Eine bescheidene Bestrafung für dein vorheriges Auftreten. Ursprünglich hatte ich mir etwas deutlich schlimmeres vorgenommen, doch der Verlust meiner wichtigen Untertanen und meine gute Laune haben den Effekt deutlich verringert.~
„Meister Sion..... “
~Ich werde die Rede lange halten. Ich werde Gar'Nyl nicht verlassen. Du hingegen wirst es nicht betreten und deiner Aufgabe nachgehen, mit der ich dich vor zwei Leben beauftragt habe.~
„Die Schicksalsklingen.“
~Exakt und für diese Aufgabe wirst du Hilfe erhalten. Er war ein Freund von mir, in meinem letzten Leben.~
Ein Portal öffnete sich und Torask Augen weiteten sich vor Überraschung, als Zephiel und seine treuen Freunde vor ihm standen. Sie mussten eine ähnliche Erfahrung mit Sion machen, wie er. Oder spürten sie sogar eine Sympathie zu ihm? Selbst er selbst spürte eine Mischung aus Unterwürfigkeit und Sympathie zu ihm. Selbst bei Zion waren die Effekte nicht auf einem solchen Level gewesen und das war nur ein Teil von dem, was Sion vermutlich in Gar` Nyl auf ihn und alle anderen Wesen der Finsternis bewirken konnte.
~Ich verlange von dir nicht, dass du nur dieser Aufgabe nachgehst. Du hast jegliche Narrenfreiheit, was du da draußen anstellst oder mit Jenna vor hast. Dein Aufgabe, deine Bestimmung. Du wirst ihr jedoch nicht entkommen können, solange du noch lebst.~
Mit diesen Worten hörte der telepathische Kontakt zu Sion auf.
Ein lethargisches Stöhnen hallte durch die endlose Finsternis Gar´Nyls.
"Egal was ich auch versuche. Egal wie niedrig ich das Maß ansetze. Du schaffst es doch immer wieder es zu unterbieten.", erklang eine Sion nur allzu vertraute Stimme von überall und nirgendwo.
Wellen schlugen in der Dunkelheit und entfachten einen zerstörerischen Sturm aus Schatten in der gesamten Welt. Gepeinigt fielen die dunklen Geschöpfe, die in Gar'Nyl Zuflucht gesucht hatten, auf die Knie, als die Dunkelheit mit der sie seit vielen Jahren verbunden waren auseinandergerissen zu werden drohte. Verzweifelt versuchte Sion der Dunkelheit seinen Willen wieder auf zu zwingen doch ohne Erfolg. Es war nicht so als wäre er seiner Kontrolle über die Dunkelheit beraubt worden, aber eine fremde Macht wirbelte die Schatten gegen ihr eigenes bestreben umher.
"Von deinem armseligen kleinen Rattenloch aus willst du mich beherrschen? MICH?!" Blutrote Runen flammten wahllos in der Dunkelheit auf und drängten die Dunkelheit zurück. Unzählige der Runen schwebten durch die gesamte dunkle Welt verteilt in wachsenden Sphären des Nichts. Kein Licht, keine Dunkelheit, kein Leben, kein Tod, keine Luft, sondern einfach nur gar nichts.
"Ist dir bekannt warum es seit dem Beginn des Lebens immer und immer wieder Bannsprüche, Formeln und Techniken gab, um die Dämonen zu beherrschen? Für dein armseliges Gemüt wäre die logische Erklärung wohl, dass die Ordnung uns nicht leiden konnte oder wir mal einen Hüter verärgert haben oder so etwas. Schließlich hast du deine neuen Machtanstiege stets eingesetzt, um es Wesen wie mir, die dich gedemütigt haben, heimzuzahlen. Die Wahrheit ist: Wir fallen aus der Norm, wir haben kein Schicksal und können von der Ordnung nicht kontrolliert werden. Wir sind Inkarnationen des Chaos, deshalb kann nicht einmal das Wort der Gerechten uns berühren. Deshalb erforschten uns ewige Wesen und fanden andere Wege uns an die Leine zu nehmen. Wege, die sie den Sterblichen offenbarten."
"Aber ihr seit Wesen der Dunkelheit! Ich sollte-"
"Und genau da liegst du falsch!", unterbrach Torask Stimme ihn forsch, "Ich habe es dir bereits gesagt wir sind Wesen des Chaos, der Ursuppe des Universums. Wir sind bar von Licht und Dunkelheit, von den Elementen und selbst der Alchemie. Einmal von Dämonen wie Schattendämonen oder Eisdämonen abgesehen, die einem spezifischen Element zugehörig sind."
"Warum habt ihr Zion dann überhaupt gedient?!", brüllte Sion verzweifelt, dass ihm die Kontrolle über jene Welt entglitt, die hätte unter seiner absoluten Kontrolle stehen müssen.
"Das kam lange nach den ersten Dämonen. Immerhin existierten die noch vor der ersten Ordnung und dein armseliger Intellekt würde nicht ausreichen um dir vorzustellen wie viele Ordnungen es vor der Hüterordnung gab."
"Genug mit deiner Geschichtsstunde!", fauchte Sion, "Wie kannst du mich überhaupt erreichen, Gar´Nyl sollte außerhalb deiner Reichweite liegen?!"
Mit einem Gähnen flaute der Sturm ab und die Runen erloschen wieder. Das Nichts, das sich während der Unterhaltung immer weiter ausgebreitet hatte, wurde von der Dunkelheit zurückerobert.
"Ich bin einfach unglaublich mächtig.", beantwortet Torask die Frage geradezu teilnahmslos, "Ich meine es hat ein paar Unendlichkeiten gedauert, aber heute könnte ich ganze Welten mit einem Atemzug auslöschen. Was ich nur so zum Spaß tun würde, wenn die nicht inzwischen Mangelware wären."
"Du mickriger kleiner Dämon kannst..." Die Seele der Finsternis hatte keine Worte.
"Nicht das man damit heute noch jemanden beeindrucken könnte.", murmelte die Stimme des Dämons, "Ich lasse dich dann mal alleine bis Dark sich entscheidet deinen Willen aufzuheben und seinen Plan die Ordnung von Licht und Dunkelheit wiederherzustellen in Bewegung setzt." Ein Lachen. "Ach ja, Respekt und gehorsam kann man auf viele Weisen erhalten, aber such dir was besseres als 'ihr werdet von mir angezogen, wie die Motten vom Licht', wenn du dich jemals von deiner erbärmlichen Vorgeschichte als Semih abheben willst und ich erwarte von dir, dass das in den nächsten paar Millionen Jahren geschieht. Danach darfst du mich auch gerne umbringen."
"Selbst der Tod ist zu gut für dich!", zischte Sion, doch der Dämon antwortete nicht wieder.

"Entschuldigt die Wartezeit.", verkündete Torask unvermittelt, der bisher schweigend den Angriffen der anderen drei Dämonen ausgewichen war und stoppte die Klinge von Zephiels Rapier mit einer Hand, bevor sie sich in seine Kehle bohrte, "Ich hatte noch was zu erledigen."
"Für Meister Sion!", schnaubte Ramon links des Todesdämons und schoss in eine Staubwolke gehüllt auf ihn zu.
Torask verschwand schlagartig und erschien hinter Zephiel erneut. "Spar es dir, Großer, ihr habt euch gegen Zion in seiner Glanzzeit gestellt, Semihs Schatten wird euch höchstens den Schlaf rauben, den unser eins nicht benötigt." Torask verschränkte die Arme vor der Brust, während er vor einer schnellen Schlagfolge Zephiels zurück tänzelte. "Ich nehme an ihr habt mitgespielt, weil ihr auf eine Chance gehofft habt ihn in einem unachtsamen Moment zu ermorden."
Mit einem schnellen Schlag verwischte Torask die Form eines geisterhaften Totenschädels, der sich sogleich auflöste.
"Wenigstens kriegen wir dich.", bemerkte Garan, der Absender des Angriffes und setzte eine pechschwarze Welle negativer Energie frei, "Welle des Hasses."
Der Angriff wusch einfach über Torask hinweg ohne auch nur seine Worte zu unterbrechen.
"Wenn du damit meinst, dass ihr einen enttäuschend kurzen Kampf mit mir führen werdet, in dem ihr mich nicht einmal ankratzen könnt." Torask verschwand erneut, als seine drei Kontrahenten aus drei Richtungen simultan angriffen und erschien etwas entfernt sitzend auf einem Felsen. "Und ich euch dann erkläre, dass ihr nur noch die Signifikanz von Insekten für mich habt, ist das richtig."
"Ich sehe du hast deine Zeit im Exil gut genutzt.", knurrte Zephiel und gab Garan und Ramon ein Zeichen ihn zu beschäftigen.
"Exil? Mein Exil war die Suche nach Macht und einem Ausweg aus dieser furchtbaren Situation." Torask sprang im hohen Bogen zurück und entging so der riesigen Hand, in die sich der Fels verwandelt hatte, auf dem er gesessen hatte. "Ich habe zwei Ansätze, aber mein Vertrauen in den Ersten hat Semih gerade ziemlich ruiniert." Der Todesdämon schlug gegen die riesige Felsenhand, als diese zur Faust geballt auf ihn zuflog und diese wurde durch die schiere Wucht des Schlages zertrümmert. "Muss ich ES halt in seiner alten Form zurückholen." Torask verschwand und erschien in der Luft über seiner letzten Position, als Garan versuchte ihn von hinten mit seinem Speer zu durchbohren.
"Der enttäuschende Kampf ist vorbei.", erklärte Torask mitleidig, "Muss ich eure Bedeutung hier nach überhaupt noch ansprech-"
Zephiel senkte seine Hände. Torask war verschwunden.
"Das sollte reichen.", stellte der Seelendämon fest.
"Tut es nicht.", bemerkte Torask mit dem Rücken an Zephiel gelehnt, "Aber mich in die Geburtsstätte der Hüter zu teleportieren war eine gute Idee. Ein normaler Dämon würde von der geballten Kraft des Lichtes, die dort präsent ist vernichtet werden. Ich denke nicht, dass ich mir noch einmal die Mühe mache mit euch zu reden." Dann war er wieder fort.
Ein lautes Lachen hallte durch die endlose Finsternis Gar´Nyls, nachdem Torask komplett verschwunden war. Es stimmte also. Neu gewonnene Macht, sorgte für neu gewonnene Arroganz. Seine eigene Macht lag momentan immer noch weit unter dem, die er einmal besessen hatte. Er selbst kannte seine aktuelle Unterlegenheit, glich diese jedoch mit seiner Raffinesse aus.
Dachte er wirklich, er hätte von dem Ursprung der Dämonen nicht gewusst, oder das sie gegenüber seiner Kontrolle Immun waren? Er hatte ihm eine absichtliche Blöße gegeben, die er sofort genutzt hatte, um ihm seine Macht zu offenbaren. Torask war in seine Falle getappt und sein Plan war aufgegangen, ohne das der Dämon vermutlich irgendetwas ahnte.
Viel zu unvorsichtig Torask. Viel zu unvorsichtig. Genau wie Semih. Nur eure Gleichgültigkeit wir mir meinen kommenden Aufstieg ermöglichen.
Die Seele der Finsternis nickte zufrieden, als eine pechschwarze Essenz, in Form einer Kugel, in seiner rechten Hand erschien. Die Essenz, die er von Torask gewonnen hatte. Gar´Nyl speicherte die Essenzen aller Wesen, die sie betraten.
Normalerweise konnte man mit den Essenzen allein nicht anfangen, doch er war nicht normal.
In seiner linken Hand erschien eine weitere Kugel, in der sich die Bibliothek, die er gestohlen hatte, befand.
Reihe 210, Regal 52.031 Buch 4.102.
Mit der Hilfe der Bibliothek würde er letztendlich die Kontrolle über die Rasse der Dämonen erlangen. Sie waren die stärkste verbliebene Rasse. Seine Wesen der Finsternis waren von diesem Ort abhängig, doch die Dämonen nicht. Sie waren Ideal um nach den Schicksalsklingen zu suchen.
Er selbst hatte bei der Belagerung der Welten selbst die Welt der Dämonen angegriffen und ihre Anzahl stark dezimiert, sie demütigt und ihren Stolz gebrochen.
Die Welt der Dämonen war zerstörter als es je Weyard oder Galatan gewesen war. Es war eine Qual und Schande für jeden Dämon, der noch in ihr lebte. Sie erinnerten ihn an die absolute Niederlage, den ihnen ein 'Mensch' zugefügt hatte.
Der Vorgang sich die Dämonen sein eigen machte konnte über Jahrzehnte oder Jahrhunderte dauern, bis er über das nötige Wissen und über die Möglichkeiten besaß. Es gab einen Weg um den Vorgang zu beschleunigen, doch er besaß keine Eile. Dieser selbsternannte Erlöser der Dämonen, der in Mirnuzar sein Unwesen trieb, gierte danach den Stolz und die Ehre die Dämonen wieder aufleben zu lassen. Die verbliebenen Dämonen hatten keinen Anführer und suchten in ihm einen, auch wenn dieser noch weit davon entfernt war, den Platz des alten Dämonenkönigs anzunehmen. Er musste abwarten.
Stattdessen würde er viel Zeit mit sich und der Bibliothek heben. Er gierte förmlich nach dem Wissen, was sich in ihr befand.
Xasaxas, Semih, Dark oder Torask. Keiner wusste welche 'neue Macht' er daraus gewonnen hatte. Sie kannten seine 'wahre Form', seine 'neue Welt' nicht und er hatte nicht vor diesen Trumpf auszuspielen, solange es nicht die alle letzte Möglichkeit war. Er war mächtiger als Zion zu seinen Glanzzeiten. Ein breites Grinsen bildete sich auf seinen Lippen, als sein Geist in die Reihen der Regale eintauchte.

Eton lag auf dem Boden und spürte einen großen Schmerz an seinem rechten Bein, dass er sich höchstwahrscheinlich verstaucht hatte. Er versicherte sich nur kurz, dass er noch lebte und richtete sich mit großer Mühe auf.
„Wo bin ich hier? Wo sind die anderen?“
Er schaute sich um und verstand, dass er sich von dem Rest getrennt hatte. Diese Falltür hatte ihn nach hier unten befördert. Ein neuer Bereich. War es eine Falle oder konnte tatsächlich mehr dahinter stecken?
„Das ist....“
Seine Augen festigte sich, als er ein Altar vor sich sah, dass rechts und links von vielen Reichtümern umzingelt war. Ein breites Grinsen bildete sich auf den Lippen des Ex Lords, der gerade verstand, was er vor sich hatte.
„Ich bin Reich! Ich bin Reich!“
Er setzte nur einen einzigen Schritt und seltsamer Nebel erschien vor ihm, dass sich langsam verfestigte und die Form eines riesigen Zyklopen annahm. Etons Augen weiteten sich vor Furcht, als er die fast genauso große Keule in seinen Händen sah.
„Sei gegrüßt Schatzjäger. Ich bin der Wächter dieser Ruine. Du bist weit gekommen. Nur wenn du mich besiegst, bist du würdig die Schätze dieser Ruine für dich zu beanspruchen.“
„I-i-ich bin n-nur v-versehentlich h-hier! I-ich will nur raus!“
„Unglücklicherweise ist das nicht möglich. Du kennst nun den Aufenthaltsort dieser Schätze und könntest 'vorbereitet' zurückkehren. Ein wahrer Krieger muss stets bereit für den Kampf sein.“
„Ich bin kein Krieger! Ich werde nie mehr zurückkehren.“
„Erzähle das meiner Keule.“
„Warte! Warte! Ich habe hier etwas, was beweist, dass ich die Wahrheit sage. Etwas, das bestätigt, dass ich nicht mehr zurückkehren kann oder auch nur irgendjemanden davon erzählen kann.“
Zum ersten mal schien der Wächter aufmerksam auf seine Worte geworden zu sein.
„Hm?“
Eton wagte sich nun mit langsamen Schritten, stolperte jedoch kurz vor dem Wächter und fiel mit dem Bauch auf dem Boden.
„Ahh, mein verfluchtes Bein.“ entschuldigte er sich und richtete sich auf, ehe er ein Blatt Papier herauszog und es dem Wächter übergab.
„Was ist das?“
„Lies es dir durch.“
„Ich kann nicht lesen.“
„Dann schau es dir lang genug an.“
„Lang genug ansch-“
Eine Explosion erfasste den Wächter, der von den Bodenbomben erwischt wurde, die Eton vorhin platziert hatte. Das Blatt war nur eine Ablenkung gewesen, damit Eton sich selbst vom Explosionsradius entfernen konnte. Ein Rauch hüllte die Stelle ein, an dem der Zyklop sich befunden hatte.
„Das soll dir eine Lehre sein. Niemand ist mir gewachsen.“
„Was sollte das sein?!!“ ertönte eine Stimme im Rauch, dass Eton wieder zucken ließ. Der Zyklop saugte den ganzen Rauch mit seinem Mund in sich auf.
Eton schaute ungläubig zu ihm. Wie sollte er eine solche Kreatur besiegen können? Er konnte unglaublich schnell rennen. Eine Geschwindigkeit mit dem kein Mensch bisher mithalten konnte. Nur dieser komische Zail hatte ihn bisher in diesem Punkt bezwingen können. Auf seiner Höchstgeschwindigkeit war er damals in Elav nur in wenigen Sekunden nach Vault gelaufen, den Bürgermeister getötet und wieder zurück. Doch mit einem verstauchten Bein konnte kaum laufen. Sonst wäre er einfach an ihm vorbei gerannt. Er musste ihn kurz ausschalten. Der Wächter rannte mit der Keule auf ihn zu.
Etons Hand glitt zu seiner Gürteltasche und er zog eine Granate heraus. Mit der anderen Hand setzte er sich eine Maske auf.
Mit aller größten Mühe wisch er der Keule des Wächters aus und warf ihm die Granate ins Gesicht. Eine Giftgrüne Säure verbrannte ihm sein einziges Auge. Eton nutzte die Gelegenheit und rannte an ihm vorbei zum Altar und den Schatztruhen. Hinter sich hörte er die schmerzerfüllten Schreie des Wächters.
Noch ehe er die Schatztruhen erreichen konnte, erschien plötzlich eine Gestalt vor ihm. Eton schreckte auf, schaute dann jedoch genauer hin.
Es war eine wunderschöne Frau, die er höchstens Ende zwanzig einschätzte. Sie hatte wunderschöne blutrote Haare, himmelblaue Augen, während sie selbst merkwürdigerweise einen Brautkleid trug. Sein lächeln verzauberte ihn, doch ihm entging nicht, dass sie ein Art Geist zu sein schien.
„Ich habe lange auf dich gewartet.“
„Du hast auf mich gewartet?!!“ fragte Eton erschrocken. Sie nickte.
„Nicht direkt auf dich, sondern auf meinen zukünftigen Gemahl.“ sie ging zu ihm und streichelte zart über seine Wange.
Eton schüttelte eilig ablehnend mit den Händen. „Ich bin nicht dein Gemahl! Du bist ein Geist!“
Sie wirkte beleidigt und sofort bereute Eton seine Worte.
„Ich verstehe das du verwirrt bist, aber es steht uns nichts im Wege zu heiraten. Setze deinen Ring auf dem Altar auf, damit wir zu Mann und Frau werden.“
„Ich glaube du verstehst nicht. Ich werde den Ring nicht aufsetzen oder dich heiraten. Du bist nur ein Geist. Wir würden nicht einmal die Ehe richtig 'vollziehen' können.“
Sie kicherte.
„Keine Sorge. Ich werde dich jeden Tag in deinem Traum besuchen und wir werden da genug Spaß miteinander haben.“
Eton schwieg. Einerseits war sie hoch attraktiv, doch er war nicht dumm um sich davon blenden zu lassen. Die letzte Ehe hatte seinen Thron gekostet und das hier war nicht einmal eine richtige Ehe. Es war etwas... verrücktes. Absurdes. Er sollte einen Geist heiraten, nur damit sie jedes mal in seinen Träumen auftauchte? Was für eine Art Ehe sollte das bitteschön sein? Die Sache stank gewaltig.
Eton schüttelte seinen Kopf.
„Tut mir Leid, aber ich bin nur wegen den Schätzen hier.“lehnte er erneuert ab, doch die Frau lachte süffisant.
„Du hast keine andere Wahl, wenn du weiterleben willst.“ sie deutete auf den Zyklop, der anscheinend trotz der intensiven Säure, langsam seine Sehkraft wieder zurückerlangte und aufhörte wild um sich herumzuschlagen.
„DU BIST TOOOOD!“ brüllte er zornig. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er ihn entdeckte.
„Er kann wieder sehen?!! Das ist nicht wahr.“
„Leider ja, mein zukünftiger Gemahl. Die Ehe wird dir das Leben retten. Vertrau mir.“
Der Wächter hatte ihn entdeckt und lief zornig auf ihn zu. Eton blieb nicht viel Zeit, denn es ging um sein Leben und da hatte er es sich mit dem Ultimatum noch nie schwer getan.
„Ich wette nachher bist du nur eine alte Hexe, die nach meinem Fleisch giert.“ gab Eton seine Befürchtung und setzte den Ring auf.
~Halte die Keule, mein Gemahl~
Was? Diese riesige Keule halten? Ich sollte ausweichen!
~Vertrau mir.~
Eton tat es, was sie sagte. Als der Wächter die Keule schwang, fing er sie mit der Hand ab und hielt es fest, als sei es nichts. Eton war verwundert über die Kraft die er besaß. War der Wächter etwa immer so schwach gewesen?
~Nun schlag zu!~
Eton erwischte den Wächter und sein Schlag zertrümmerte seine gepanzerte Rüstung, ließ ihn um die 30 Meter nach hinten fliegen und donnerte ihn heftig gegen die Höhlenwand hinter ihm. Er war erledigt und Eton staunte zurecht.
~Das ist der Ring der Flexibilität und des Ausgleichs. Damit kannst du besondere Attribute von dir im Moment aufgeben um andere zu stärken. Geschwindigkeit gegen Kraft. Kraft gegen Geschwindigkeit. Kraft gegen Widerstand. Geschwindigkeit gegen Ausdauer. Bei deinen Talenten wirst du immer deine Geschwindigkeit für eine Verbesserung in diesen Bereichen aufgeben müssen. Die Änderung ist immer temporär und kann jederzeit beliebig verändert werden. Bisher habe ich es gesteuert. Du kannst diese Wertewechsel auch selbst übernehmen.~
„Äußerst interessant.“ merkte Eton an, doch das Beben der Höhle ließ seine Freude in Angst umwandeln.
„Was ist das?“
~Die untere Höhle stürzt ein. Der Aufprall des Wächters war zu heftig. Es hat einen Bruch an der Wand erzeugt. Der Wächter hat sich in ein Teleportkreis umgewandelt. Berühre ihn und er wird dich nach draußen führen, mein Gemahl.~
„Ohne die Schätze gehe ich nirgendwohin!“
Anscheinend gab es noch eine weitere Option, bei dem Eton in der Tat sein Leben aufs Spiel setzen würde – Gold und Reichtum.
~Du würdest es nicht schaffen. Entweder würde es dir an Kraft oder an Geschwindigkeit fehlen, mein Gemahl.~
„Nein, ich brauche sie!“
~Ich kenne einen anderen Ort an dem viel Reichtum vergraben ist, aber jetzt musst du hier raus.~
„Du lügst, nur um mich herauszubekommen!“
~Nein, mein Gemahl. Ich bin eine Prinzessin. Ich kann dich zu den Reichtümern meines Vaters führen.~
„Eine Prinzessin?“ anscheinend war Eton überzeugt und rannte zum Wächter.
~Prinzessin Shia.~

Ein leuchten und einen Augenblick später erschien Eton vor der Gruppe der Schatzsucher.
„Ah, da bist du ja wieder. Wir dachten schon du wärst verreckt.“ gab Hardin scherzend von sich.
Eton ließ sich jedoch nicht ärgern und schien leicht aufgebracht. „Ich habe gegen einen gigantischen Wächter im Form eines Zyklopen gekämpft! Ich habe ihn besiegt und musste dafür einen Geist heiraten müssen! Ich konnte die Schätze zwar nicht mitnehmen, aber ich weiß wo sich wir andere Reichtümer finden können!“
Die ganze Gruppe schwieg. Eton schaute zwischen den Gruppenmitgliedern hin und her, bis er schließlich von Hardin unterbrochen wurde.
„Eton, geht es dir gut?“
„Natürlich geht es mir gut!“
~Sie glauben dir nicht, mein Gemahl.~
„Ihr müsst mir glauben. Hier neben mir steht der Geist. Shia, heißt sie.“
~Sie können mich nicht wahrnehmen, mein Gemahl. Nur du bist in der Lage dazu.~
Die Gruppe schwieg und schauten zu der Stelle auf die Eton zeigte. Sie alle schaute dann zu Hardin und nickten dann alle gleichzeitig.
„Ja, ach die. Ja wir können sie sehen.“ logen sie dann alle einheitlich.
„Ach haltet eure Klappen! Folgt mir einfach. Ihr werdet euch schon schämen, nachdem wir die Schätze finden!“
Die Gruppe lachte einheitlich, folgten dem wütenden Eton aber um aus der Höhle herauszugehen.
Der Bürgermeister legte seine Pfeife zur Seite und legte die Hände vor seiner Brust zusammen. Er war sichtbar angespannt.
"Ich sehe in letzter Zeit immer mehr Truppenverbände eures Herren hier entlang marschieren. Muss ich mir Sorgen machen?", fragte er nervös.
"Nicht zwangsläufig.", beruhigte Flama ihn. "Lord Reyter untersucht lediglich merkwürdige Phänomene der Sternenkraft in Mirnuzar, die mit dem Verfall der Welt zu tun haben. Er versucht sie nach bestem Ermessen einzudämmen. In letzter Zeit haben wir es auch mit... so seltsam das auch klingt... Dämonen zu tun, deshalb die rege Aktivität."
Der Bürgermeister der kleinen Stadt in der sie Halt gemacht hatten nickte, aber sah nicht wirklich überzeugt aus.
"Ich verstehe... Und was ist mit den Gerüchten..."
Er hielt inne, als ob er nicht wüsste wie er es sagen sollte.
"Gerüchte?", fragte Flama freundlich nach und ließ sich nichts anmerken.
"Viele... munkeln, dass Euer Herr Reyter ein ehemaliger Kriegsherr der Welt Galatan war und nun versucht Mirnuzar zu erobern.", fuhr der Mann zögerlich fort.
Flama schüttelte den Kopf.
"Das sind Vorwürfe, die noch aus Zeiten von Etons Adeptenverfolgung herrühren und sich noch aufgrund unglücklicher Umstände hartnäckig halten.", sagte sie und sah dem Mann tief in die Augen. "Klar gibt es zwischen 'Berührten' und 'Unberührten' eine Kluft, da viele Galataner die Hetze nicht vergessen haben. Es brechen die ganze Zeit Streitigkeiten zwischen ihnen aus, nicht selten sind auch Soldaten Reyters beteiligt. Ich denke das haben die Unberührten in diesem Fall selbst zu verschulden, die so dumm waren und Etons Lügen Glauben geschenkt haben."
Der Bürgermeister wurde leicht blass im Gesicht, als er den Ärger in Flamas Worten vernahm.
"Tut mir Leid. Es ist nur so, wenn ihr am Stadtrand kampieren wollt, dann muss ich sicherstellen, dass es keinen Ärger gibt..."
"Seid dessen unbesorgt, ich habe meine Männer im Griff. Sollte es Schwierigkeiten geben, wendet Euch sofort an mich. Ich übernehme die Verantwortung und kümmere mich dann darum.", antwortete Flama eine Spur sanfter. "Ich möchte ehrlich mit Ihnen sein: Ja, Lord Reyter war in Galatan ein Kriegsherr, aber seit Ende des Krieges hat sich das geändert. Tatsächlich sind wir unterwegs um mit Lord Costello in diplomatische Verhandlungen zu treten. Wir versuchen eine Zusammenarbeit zu erreichen, die sich gegen die Katastrophe wendet, die Mirnuzar bedroht."
Die Züge des Bürgermeisters entspannten sich zusehends. Weldon, der die gesamte Zeit mit Theema unbeteiligt im Hintergrund wartete, kam nicht umhin zu bewundern, wie Flama mit Wahrheit die Wahrheit umschifft hatte. Ziemlich geschickt.
"Ich verstehe... In diesem Fall möchte ich nicht dafür verantwortlich sein, dass die Zusammenarbeit zwischen euch und Costello sich verzögert. Meine Bürger werden das verstehen. Sie können ihr Lager aufschlagen."
"Der Preis ist der selbe?"
Der Bürgermeister zögerte.
"Wenn sie in diplomatischer Mission unterwegs sind, wäre es nicht schicklich eine Bezahlung zu verlangen..."
Flama zuckte mit den Schultern und übergab den Geldbeutel mit dem vorher vereinbarten Betrag.
"Noch haben wir nichts erreicht, aber ich danke Ihnen für Ihr Angebot. Lassen Sie es ihrer Stadt zugute kommen, denn wir haben noch harte Zeiten vor uns."
Ohne genau zu wissen wovon sie sprach, nahm der Bürgermeister das Geld entgegen und bedankte sich herzlich. Sie verabschiedeten sich und verließen die Stadthalle und traten zur kühlen Abendluft hinaus. Die Sonne war bereits hinter den angrenzenden Hügeln verschwunden und es würde nicht lange dauern, bis es ganz dunkel war.
Ein Windadept, der auf sich gewartet hatte, ging zu ihnen und nahm Haltung an.
"Irgendwelche Neuigkeiten?", fragte Flama.
"Nein, Kommandantin! An der Eraser ist alles ruhig und alles verläuft ohne Probleme.", antwortete der Mann zackig.
"Gut, dann sagt der Expedition sie können das Lager aufschlagen. Und erinnere sie noch einmal daran: Kein Streit mit den Einwohnern."
"Sehr wohl!"
"Danke. Wegtreten."
Der Adept verneigte sich und ging.
"Dafür, dass du dieses Gehabe nicht magst hast du es gut drauf, Flama.", bemerkte Weldon.
Sie wandte sich grinsend um.
"Wie du weißt, mögen Zaisas Leute diesen Tonfall viel lieber. Auch wenn es Ausnahmen gibt...", sagte sie und warf ihn einen vielsagenden Blick zu.
Weldon kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
"Nur das jemand auch nicht locker gelassen hat, bis ich damit aufgehört habe."
Sie lachte.
"Mag sein. Hey, wir haben noch ein wenig Zeit bis das Lager aufgebaut ist. Habt ihr beide Lust auf einen kleinen Spaziergang?"
Weldon zuckte mit den Schultern. Er konnte sich Lustigeres vorstellen, als beim Aufbau des Lagers zu helfen.
"Klar."
"Schön. Theema?"
Die junge Frau zuckte überrascht zusammen, als sie angesprochen wurde.
"W-Was? Oh, tut mir Leid. Ich habe gerade überlegt ob der Mann von eben vielleicht an einer seltenen Erbkrankheit leidet und ob gemahlener Psynergysteinstaub zusammen mit den Sporen des Fünfkantenpilzes... Äh... Was genau tun?", fragte sie und sah sie verwirrt an.
"Theema?"
"Uh... Ja?"
"Spaziergang? Wir drei? Jetzt?", hakte Flama geduldig nach.
"Hm... Oh, ja, klar. Gehen wir."

"Ich will verdammt sein...", murmelte Lashon, als er das Chaos in Sairis Schankraum sah.
Offenbar hatte die Flut die Ailas ausgelöst hatte das Schiff so sehr durchgeschüttelt, dass ihr kleines Festmahl im gesamten Raum verteilt hat. Außer ihm und Sylvos waren noch Sairi, Heehl und Facas da. Die letzten beiden waren mit Speiseresten übersät.
"Tut mir Leid, ihr zwei.", entschuldigte sich Sairi, die sich hilflos umsah. "Ich fürchte euer Essen ist hinüber. Ihr habt was gut bei mir."
"Oh, nicht doch! Du musst dich nicht schuldig fühlen. Das konnte ja keiner ahnen.", sagte Lashon und sammelte eine umgestülpte Schüssel mitsamt Inhalt vom Boden auf.
Sylvos sah die beiden anderen prüfend an.
"Und was ist eure Geschichte?"
Facas stieß Heehl in die Seite, als er etwas sagen wollte um ihm zu vermitteln, dass er das übernehmen würde.
"Ein tragisches Unglück! Wir haben einen Auftrag für Herrin Sairi ausgeführt und wollten uns bei ihr gerade nach neuer Arbeit erkundigen, als uns das Essen schon entgegen sprang. Und das obwohl wir keine Kleider zum wechseln haben..."
Heehl nickte heftig.
"Jau, das war heftig sage ich euch! Man glaubt's nicht. Die Hälfte ist sogar von Bord gerollt."
Facas schloss die Augen und musste sich anstrengen sich nicht den Kopf an der nächstbesten Wand einzuschlagen.
"Von Bord gerollt?", fragte Sylvos voller Skepsis und musterte die beiden misstrauisch.
"Ja ja!", versuchte Facas die Situation noch irgendwie zu retten. "Viel mehr geflogen! Ich bin froh nicht von irgendwelchen Messern und Gabeln aufgespießt worden zu sein!"
"Aber wenn ein Teil des Essens von Bord 'gerollt' ist, müssten dann nicht irgendwelche Spuren-"
"Lashon!"
Sie drehten sich um, als Saitu in die Schiffsschenke hinein rauschte. Er sah sich das Chaos kurz an und ging dann direkt zu ihm hinüber.
"Gute Neuigkeiten. Kanra und Sinaphie sind zurück. Sie sind gerade vom Scharfrichtergipfel zur Windtänzerin teleportiert."
Lashon machte zuerst große Augen, dann grinste er Sylvos zu.
"Siehst du? Ich wusste ihnen geht es bestens. Komm!"
Lashon hastete los und Sylvos, sowie Saitu folgten ihm.
Facas atmete erleichtert aus.
Das war knapp. Beinahe hätte dieser Hornochse uns ans Messer geliefert, dachte er dankbar, bis er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter spürte.
"Einen Augenblick noch...", sagte Sairi, mit unheilvollen Unterton.
Sie warf ihm einen durchdringenden Blick zu, dem er dank seiner Schauspielfähigkeiten perfekt standhielt. Dann ging sie zu Heehl weiter, stellte sich auf die Zehenspitzen und starrte ihm direkt ins Gesicht.
"... ... Ich rieche meine Backkartoffeln. Waren sie wenigstens gut?"
Heehl grinste breit.
"Und wie."
"Du Idiot!", jammerte Facas und vergrub sein Gesicht in seinen Händen.
Sairi wandte sich zufrieden von ihnen ab.
"Ich werde es auf eure Rechnung anschreiben lassen. Ihr werdet also noch eine Weile für mich arbeiten müssen."
Heehls Grinsen schwand.
"Oh..."
"Du bist ein wahrer Hohlkopf, weißt du das...?", murmelte Facas erschöpft.

"'Tschuldigung, darf ich mal durch? Danke... Darf ich mal? Herzlichen Dank..."
Lashon und Sylvos schoben sich an den Crewmitgliedern vorbei zum vorderen Teil des Schiffs, wo sich der Eingang zur Teleportkammer befand. Doch sie mussten gar nicht so weit gehen, denn sie fanden sie bereits am Eingang, wie sie sich mit dem Käpten unterhielten.
"Kanra! Sinaphie!"
Die beiden drehten sich zu ihnen um. Kanra schenkte ihnen ein müdes Lächeln und winkte ihnen zu, während Sinaphie ihnen glücklich zublinzelte.
"Sind wieder zurück.", murmelte Kanra.
"Das sehe ich!", antwortete Lashon grinsend und umarmte sie lachend.
Kanra lief leicht rot an und zog sich aus der Umarmung.
"Auch schön dich wiederzusehen.", sagte sie schnippisch.
"Ach, das geht ganz ohne Worte."
"Das ist ja mal wieder typisch!", regte Kanra sich auf.
Sylvos stellte sich dazu.
"Schön euch beide wieder hier zu haben."
Sie strahlte.
"Danke, Sylvos. Wenigstens du hast Sinn für Anstand.", sagte sie und warf Lashon einen vernichtenden Blick zu.
"Ja, ich freue mich auch wieder hier zu sein. Irgendwie habe ich das Rauschen der Wellen vermisst.", gurrte Sinaphie, sichtbar entspannt.
Paka und Saitu tauschten einen vielsagenden Blick aus.
"Ich muss sagen, auch ich bin erleichtert. Aber wenn du gestattest... Wo habt ihr gesteckt? Wir haben versucht euch zu finden, aber mussten fliehen als Reyter zugeschlagen hat. Offenbar hat er und seine Verbündeten euch auch nicht gefunden."
"Das ist eine... lange Geschichte. Dazu müsste ich etwas weiter ausholen. Können wir das in Sairis Schenke machen? Ich brauche dringend etwas zu trinken."
"Ich glaube die ist für's Erste geschlossen. Aufräumarbeiten.", warf Lashon ein, als er sich an das Chaos erinnerte.
Kanra sah ihn entgeistert an.
"Das ist nicht dein Ernst, oder?"
"Ich fürchte ohnehin, es kann nicht warten.", mischte sich Saitu ein. "Wir müssen euch beide schnell auf den neusten Stand bringen und dann schleunigst aufbrechen. Ist doch so, oder Käpten?"
Paka nickte ernst.
"Saitu hat recht. Reden wir in meinem Quartier. Da könnt ihr anschließend auch eure Geschichte erzählen."
Kanra sah Lashon mit gerunzelter Stirn an, aber dieser nickte nur. Sie seufzte.
"Na schön, na schön... Gehen wir."
Sie machten sich auf den Weg. Lashon und Sylvos folgten ihnen.
"Nur so in kurzer Zusammenfassung... was habe ich hier verpasst?", fragte Kanra flüsternd Lashon.
"Hmm... Die Welt geht unter."
"Das ist nicht wirklich neu für mich."
"Noch schneller und schlimmer als vorher."
Kanra fuhr sich durch die Haare.
"Ah...! Natürlich. Wieso frage ich eigentlich...?"

Sie zog die letzten Linien für das Pentagramm und betrachtete zufrieden ihre Arbeit. Die Hexe Seris ließ seufzend das Stück Kreide neben sich in den Schnee fallen und ließ sich müde auf ihre Hosenboden fallen, während sie verträumt in den klaren blassen Himmel stierte. Sie hatte so lange auf diesen Moment hingearbeitet und jetzt war er da. Seit sie ihren Entschluss gefasst hatte, hatte sie an nichts anderes mehr denken können. Sie hatte tonnenweise Bücher gewälzt, Kolleginnen ausspioniert, wochenlang Zutaten gesammelt und verfeinert, einen strengen Zeitplan eingehalten um die anderen nicht misstrauisch zu machen... Alles nur für diesen Moment. Jetzt nur noch ein Tropfen Blut, ein einziges Wort und sie hatte es geschafft. Dann war sie von hier fort...
Während sie verträumt in den Himmel starrte, bemerkte sie in den Augenwinkeln eine Bewegung in einer kahlen Baumkrone. Ihr Herz setzte einen Schlag aus, als sie die Person erkannte die sich dort eingenistet hatte. Sie stieß einen spitzen Schrei aus.
"Shhhh!", machte Sasso mit dem Finger auf den Lippen, ohne zu ihr hinunter zu schauen.
Seris bemühte sich ihren Atem unter Kontrolle zu bringen. Was machte ausgerechnet er hier? Und dann auch noch jetzt? Sie war immer vorsichtig gewesen, also wieso?
"W-W-Was machst du hier?!", rief sie mit hoher Stimme.
Sasso sah weiterhin in den Himmel.
"Vögel beobachten..."
Seris sah wieder hinauf. Nicht ein Vogel war zu sehen.
"... Du lügst, oder?"
Sasso grinste.
"Oh nein, ich wurde ertappt."
Mit einem beschwingten Sprung setzte er neben ihr im Schnee auf. Seris bekam beinahe einen Anfall, als er beinahe das Pentagramm berührte.
"Pass auf! Du verwischst es noch!"
"'Tschuldigung.", sagte er feixend und sah sich ihre Arbeit an. "Diese Linien habe ich noch nie gesehen. Was macht es?"
Seris fühlte sich, wie sich Kälte in ihrem Inneren breit machte. Wenn Sasso hier war... Bedeutete das die Hexenkönigin wusste bereits davon? Reichte ihre Macht selbst so weit?
"... Weißt du es nicht?", fragte sie mit zitternder Stimme.
Sasso sah sie zunächst ausdruckslos an. Als er langsam anfing zu grinsen, rutschte ihr das Herz in die Hose. Sie war geliefert.
"Möglicherweise.", antwortete Sasso knapp.
"Dann... Ich... Bei den Sternen...", flüsterte und brach vor Übelkeit im Schnee zusammen.
"Aber, aber! Geht es dir gut, süße Seris?"
"Haha... Das ist das erste Mal, dass du mich mit richtigen Namen ansprichst. Das heißt wohl mein Ende ist nah..."
Sasso sah sie mit einer Spur von Mitleid an, bot ihr einen Arm an und zog sie wieder auf die Beine.
"Kein Grund zur Panik! Ich bin nicht hier um dich zu holen oder so, sondern aus Eigeninteresse."
"Eigen... interesse?", stammelte sie.
"Yup. Dieses Pentagramm bringt dich von hier weg, nicht? Rüber auf den fliegenden Kontinent, wenn ich raten müsste?"
"... Ja..."
"Und das obwohl die Damen hier nicht gerne sehen, wenn Junghexen ohne Reifeprüfung und ohne Erlaubnis von Mutter losziehen?"
"... Ja...", wiederholte sie mit hohler Stimme.
"Hehe, wie aufsässig. Aber hab keine Angst, dein Geheimnis ist bei mir sicher."
Seris sah Sasso kühl an, die sich von ihm keine falschen Hoffnungen machen lassen wollte. Sie wusste was für eine falsche Schlange er sein konnte.
"Hmpf... klar."
"Heeey, glaub mir!", sagte er mit gespielter Entrüstung. "Bisher habe ich doch den Mund gehalten! Außerdem werde ich kaum die Gelegenheit haben jemanden etwas zu erzählen, schließlich komm ich mit."
Er sprach so beiläufig, dass Seris eine Weile brauchte zu begreifen, was er gerade gesagt hatte.
"WAS?! DU?!"
Sasso nickte gelassen.
"Yup."
"'Yup', am Arsch! Was lässt dich glauben, dass ich dich mitkommen lasse?"
Er sah sie überrascht an.
"Wieso nicht?"
Sie deutete mit dem Finger auf ihn und setzte zu einer weiteren Schimpftirade an, aber dann dämmerte es ihr was sie zu verlieren hatte. Sasso stand direkt am Pentagramm. Sein Fuß musste nur ein paar Zentimeter nach vorne rutschen und dann ging sie nirgendwo mehr hin. Langsam ließ sie den Finger sinken.
"Ich... Wieso solltest du mit mir kommen?", fragte sie nachdem sie sich beruhigt hatte.
"Hmm... Mir ist hier langweilig."
Seris starrte ihn einen langen Moment an. Langweilig... Das konnte unmöglich die gesamte Wahrheit sein. Aber sie sah davon ab weiter nachzufragen. Es hätte keinen Sinn. Wenn er mit ihr spielte und sie verraten wollte, hatte sie nicht mehr zu verlieren, als wenn sie jetzt aufgab und ihr kleines Projekt tief im Wald eben später aufflog. Sie war es ohnehin leid. All das hier...
"Fein. Dann komm eben mit."
"Kann's kaum erwarten.", sagte Sasso fröhlich und rieb sich die Hände. "Wie ging das Wort nochmal?"
Seris öffnete den Mund, aber eine andere Stimme sprach.
"Stopp!"
Die beiden drehten sich zur Stimme um. Jeanne kam hinter einem Baum hervor.
"Was soll das werden?!", fragte sie aufgebracht.
Sasso tat überrascht.
"Oh, die kenn ich!"
"Keine Spielchen, Sasso! Ich dachte mir schon etwas wäre faul, als ich die Hexenkönigen so eigenartig erlebt hatte, kurz nachdem du gegangen warst. Und jetzt das!"
Sie fixierte Seris mit wütenden Augen.
"Seris, richtig? Ich habe gehört du bist eine sehr begabte Hexe, sehr fähig für dein Alter. Wieso brichst du also die Regeln und erschaffst einen Weg-Zirkel, ohne die Prüfung ablegt zu haben?"
"Und wenn schon.", sagte Seris, mit einer merkwürdigen frisch gewonnen Ruhe.
Jeanne und Sasso schienen ihr plötzlich keine Angst mehr zu machen.
"Meine alte Ausbilderin hat mir gesagt ich wäre bereit für die Prüfungen, kurz bevor sie das Alter einholte und sie starb. Die alten Wachteln die nach ihr kamen um sie zu ersetzen, konnten mit meinem Talent nichts anfangen und behandelten mich wie eine Frischhexe, die noch nicht mal einen Liebestrank brauen könnte."
Jeanne biss sich auf die Lippe. Auch davon hatte sie von Gullwick gehört. Die Ausbildung von Seris durch ihre alte Lehrmeisterin war anders abgelaufen, als es der Tradition üblich gewesen war. Das hatte vielen in LaVoisin nicht gefallen. Als sie gestorben war, hatte Seris viele neue Meisterinnen gehabt, doch keine der Lehrbeziehungen hatte lange gehalten. Soweit sie wusste, hatte sie im Augenblick nicht mal eine Lehrmeisterin.
"Dann ist es das? Hör zu Seris, ich weiß dir kommt es vor das der Zirkel dich ungerecht behandelt und vielleicht stimmt das auch. Aber das ist doch kein Grund uns den Rücken zuzuwenden. Wir sind doch alles Schwestern. Und ich bin mir sicher du könntest deine Prüfung schon in zwei Jahren machen. Du wärst immer noch eine der jüngsten voll ausgebildeten Hexen der Geschichte, also-"
"Nein.", unterbrach Seris sie wütend. "Das... ist es noch nicht einmal. Aber dieser Vorfall... Er hat mir letztendlich die Augen geöffnet. Ich begann über all 'das' hier..."
Sie machte eine umfassende Handbewegung.
"nachzudenken und kam zu dem Schluss, dass das hier keinen Sinn hat. Wozu studiere ich das Hexenhandwerk? Wozu erarbeite ich mir all das Wissen und all diese Fähigkeiten? Bis irgendwer kommt und unsere Dienste in Anspruch nimmt? Bis ich alt, runzelig und hässlich bin, wie die Althexen und mein Wissen an die nächste Generation weitergebe? Wer würde so etwas wollen?"
Seris schüttelte heftig mit dem Kopf.
"Ich nicht! Das kein Leben, wie ich es mir vorstelle. Ich weiß ich verdanke dem Zirkel Vieles und ich bin ihm etwas schuldig, aber ich opfere ihm nicht mein gesamtes Leben. Die Schwestern waren immer für mich da, aber der Zeitpunkt ist gekommen loszulassen. Das wahre Leben ist da draußen, nicht in Frostlande. Und ich brauche keine Prüfung, um dieses Leben zu haben was mir zusteht. Wozu auch?"
Sie starrte auf den fernen schwebenden Superkontinent.
"Du hast den Mann, Costello, auch gehört und die Geschichte derer, die uns hier besuchten. Die Welt stirbt. Und wenn sie sich nicht erholt, dann möchte ich hier nicht in LaVoisin eingesperrt auf den Tod warten. Also breche ich meine Bande mit dem Zirkel. Meine Erinnerungen und meine Dankbarkeit werden bleiben, aber das ist alles."
Jeanne war sprachlos. Die Zweifel die Seris laut aussprach waren ihr nur allzu bekannt, aber die Bande mit dem Zirkel brechen...?
"Seris..."
"Genug.", sagte die andere Hexe und zog ein dünnes Messer aus ihrem Stiefelschaft.
Jeanne wich erschrocken zurück, aber Seris richtete die Klinge nicht auf sie, sondern stach sie sich behutsam in ihren Finger. Sorgsam ließ sie den Tropfen Blut auf das Pentagramm fallen, dass anfing schwarzen Rauch auszustoßen.
"Ich habe lange genug darüber nachgedacht. Das ist meine Entscheidung. Ich erwarte nicht, dass ihr sie versteht."
Sie trat in das Pentagramm und schloss die Augen.
"Lebt wohl. Feh!"
Eine purpurrote Stichflamme flackerte auf, verschlang Seris und ließ nichts zurück. Die Flamme erstarb und es wurde gespenstisch still im Wald. Sasso kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
"Nun... Sie hat ihren Teil gesagt und weg ist sie."
"..."
"Ja, armes Ding. Aber in einem Punkt hat sie recht. Hier wartet nichts, nur der Tod."
Jeanne sah Sasso mit stiller Wut an.
"Ist es das? Ist es das, wieso du auch gehst? Bist du nur ein Feigling? Was ist mit der Hexenkönigin?"
Ein Ausdruck von ehrlichen Bedauern huschte über sein Gesicht.
"Mutter... Ihr Platz ist hier. Ich werde sie wirklich vermissen.", sagte er betrübt, ging zu Jeanne hinüber und packte sie zu ihrer Überraschung fest an den Schultern. "Aber denk mal kurz nach. Was kannst du... können wir von hier aus tun? Weiterhin Fenster putzen und Böden fegen? Seris hat da 'ne schlaue Idee, nur... naja, aus falschen Gründen eben."
Ein seltsames Lächeln erschien auf seinen Zügen.
"Du solltest dich fragen, ob du auch hierher gehörst."
Jeanne riss sich erschrocken los.
"Was soll das?! Versuchst du den gesamten Zirkel ins Verderben zu reißen?!"
Sasso lachte leise.
"Ach, iwo. Mutter wurde mich lebendig häuten. Nein, ich habe nichts gegen die Damen und süßen Mädchen hier. Ich wollte dir nur eine neue Möglichkeit aufzeigen."
Der hob die rechte Hand zum Mund und biss sich in den Finger.
"Aber die Wahl bleibt dir natürlich überlassen. Solltest du bleiben... Kümmere dich gut um Mutter, ja?"
Er machte einen Schritt zurück, trat in das Pentagramm und ließ das Blut seines Fingers zu Boden tropfen.
"Bye bye, Baby. Feh."
Die Flamme erwachte wieder zum Leben und verschlag den blassen Wasseradepten.
Kudo blickte ein letztes mal in den Spiegel und prüfte kritisch sein Aussehen, ehe er den Spiegel zufrieden einsteckte. Vera und er saßen auf dem Rücken von Windreiter.
Riijadon war fort und Loghain saß auf einer riesigen Skelett-Krähe. Kudo hatte zwar immer noch nicht ganz verstanden, wer dieser Riijadon genau war oder wonach er suchte, doch einer Sache war er sich sicher: Dieser Typ verfolgte ihn! Zumindest tauchte er mehrfach in seiner Nähe auf.
Kudo glaubte an vieles, nur nicht an Zufälle!
Seine Schwester Vera stöhnte.
„Wir wären schon längst da, wenn du nicht auf die glorreiche Idee gekommen wärst, noch einen Friseurbesuch in Anspruch zu nehmen. Man kann den Unterschied zu vorher sowieso nicht feststellen.“
„Pah. Etwas Pflege ist nie verkehrt. Meine neue Kleidung sieht gut aus und ich konnte meinen Mantel endlich waschen lassen. Ich muss schließlich für meinen 'Auftritt' gut aussehen.“
Vera rollte diesmal mit den Augen.
„Übertreibst du es nicht etwas mit deinem 'Auftritt'? Wir kehren nur zur Windtänzerin zurück. “
Kudo lachte und schüttelte seinen Kopf.
„Aber wirklich Schwester, du solltest deine Ohren lieber besser spitzen. Hast du etwa noch nie davon gehört, dass die Art wie ein Held auftritt, 99% seiner Reputation bestimmt?“
„Das sagt wer?“ hackte sie nach.
„Das sage ich. Jetzt hör auf herumzunörgeln. Wir sind bereits da.“

„Warum hast du dir ausgerechnet sie ausgesucht? Sie ist nur ein Mensch.“
Die verfluchten Augen gingen zu dem Wesen, der die Worte gerade ausgesprochen. Doch sein Mund antwortete dem Hinrichter nicht.
„Du hast noch gewisse Verantwortung, die du vorher loswerden möchtest, Semih?!“ er lachte.
„Ich hatte die Hoffnung bereits aufgegeben. Deine andere Seite hatte mir etwas Interessantes versprochen, doch wie es aussieht wirst du, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, den selben Weg einschlagen. Dein Hass verrät dich.“
„Du magst zwar die Gefühle anderer lesen können, doch ihre Entscheidungen wirst du dadurch lange nicht voraussehen können, Hinrichter.“
„Dein Hass ist noch weiter gestiegen seitdem der Bote der Existenz aufgetaucht sind. Es bestätigt deine Annahme bezüglich höherer Wesen. Deine Sympathie gegenüber dem Sarrancona ist deutlich angestiegen. Ich brauche nur eins und eins zusammenzuzählen. Ist das nicht der Grund, warum du dich langsam von der 'Defensive' löst?“
Semih schaute ihn an, als würde er nichts von seinen Worten verstehen.
„Was meinst du mit 'mich vor meiner Defensive' lösen?“
„Ich kenne genau die Stärken und Schwächen deiner Seelenclone. Genau wie du sie auch kennst. Die Anzahl der Clone dividieren deine Gesamtenergie. Da sich deine Energieregeneration vor der geringsten Erschöpfung bewahrt ist nur deine Gesamtenergie der ausschlaggebende Punkt, was die Macht der verfluchten Augen betrifft.“
„Das heißt?“ hackte er genauer nach.
„Die Anzahl der Clone dividieren die Macht deine Gesamtenergie und damit die Macht deiner verfluchten Augen. Arbeiten alle Seelenclone zusammen, so macht es natürlich an der Gesamtsumme keinen Unterschied, doch bis in ein paar speziellen Fällen, wäre eine solch große Anzahl an Clonen, mehr eine Behinderung statt eine Bereicherung.
Die Anzahl deiner aktiven Seelenclone beträgt mehr, als die Anzahl der verbliebenen Menschen.
Erzähle mir nicht, dass sie weiterhin nach dem Vasall suchen, denn das tun sie seit längerer Zeit nicht mehr.
Es bleibt nur eine sinnvolle Strategie übrig, warum du bisher nicht auf eine solche Masse an Seelenclonen verzichten wolltest.“
„Erzähl weiter.“ forderte Semih auf, ohne dass er ihn mit einem weiteren Blick würdigte.
„Defensive. Nicht nur wurde deine Macht stets falsch eingeschätzt, sondern das Original war stets sicher vor potenziellen Angriffen. In all den vergangenen Konfrontationen, hatte niemand je dem Original gegenüber gestanden. Selbst jetzt. Selbst du bist ein Seelenclone.“
Ein Lächeln bildete sich auf dem Lippen des Seelenclones, das ihn gleichzeitig verriet.
„Ich bin beeindruckt. Woher hast du die Schwäche meiner Seelenclone herausgefunden?“
„Es war nicht so schwierig wie denkst. Du hast hin und wieder die Anzahl deiner Seelenclone minimal reduziert, als du Angriffen wie dem von Talos, Torask, dem halb maskierten Mann und diesem Riijadon gegenüberstandest.
Desto mächtiger du deinen Feind einschätztest, desto größer war die Reduktion deiner Clone. All das konnte kein Zufall sein.“
„Wie es aussieht war ich etwas unvorsichtig.“ gestand er.
„Du gibst also zu, dass du endlich die Defensive verlässt und deine gesamte Macht zusammensammelst. Die Schicksalsklingen unterliegen deinem Pakt. Wirst du jetzt das Tor der Finsternis öffnen um den Energiebezug deiner dunklen Augen und mit ihr die Macht verfluchten Augen deutlich zu stärken?“
„Es stimmt, meine Macht würde durch das öffnen des Tores ins unendliche steigen, doch die Finsternis würde alles Leben vernichten. Das Gleichgewicht zerstören. Meinem anderen Teil war dieses Risiko egal, mir jedoch nicht. Ich werde dir die Welt der Lebenden nicht ausliefern, Hinrichter. Solange ich noch existiere wird niemand das Tor der Finsternis öffnen können. Ich werde es verhindern.“
Der Hinrichter lachte spöttisch. „Also hat dieser Sion in Gar´Nyl nicht die geringste Aussicht in seinem Vorhaben. Welch jämmerliche Kreatur, der den Glanz seiner vergangenen Tage nicht vergessen kann. Er besitzt einen unerfüllbaren Wunsch und verfolgt ein nicht erreichbares Ziel.“
Semih schüttelte seinen Kopf.
„Ich brauche keinen 'Machtanstieg'. Die Energie aus den Welten, die Energie des dunklen Schattens, die Energie aus der Kugel der Finsternis, die Energie die mir meine dunklen Augen verschaffen kann. All das genügt bei weitem.
Sion hat in dieser Hinsicht große Vorarbeit geleistet. Er hat sogar eine absurd hohe Zahl an Menschen, mit Hilfe von Zeitmagie, 'gezüchtet' und sie für den Pakt der Schicksalsklingen geopfert. Er hat nur wenig dieser angesammelten Energien genutzt um Xasaxas zu täuschen und seine wahres Potenzial zu verbergen.
Sein letzter Zug, die absolute Finsternis zu absorbieren, war zum Glück vereitelt worden.
Und das nicht von Xasaxas, der die Sache, aufgrund seiner Arroganz, durchgehen lassen wollte. Er ist viel zu sehr auf den Sarrancona fixiert und erkennt die Gefahr nicht einmal, wenn sie dicht vor seiner Nase steht. Der Verlust der Welten gehört zu seiner Nachlässigkeit. Das einzige was ihn wirklich interessiert, ist die Bewahrung seiner eigenen Existenz und das regelmäßige befriedigen seines Egos.“
Das erfreute Lachen des Hinrichters ertönte.
„Du machst deinen Hass sehr gut bemerkbar, jedoch richtet sich dein Hass nicht nur gegen Xasaxas. Du zögerst ihre Todesurteile auszusprechen. Du fühlst eine zu große Unsicherheit ob es wirklich das Richtige ist. Du hast große Zweifel. Du willst sie entweder beheben oder bestätigen. Ebenso musst du deine Verantwortung loswerden. Was wirst du zuerst tun?“
„...“

„Kommt da etwas von oben auf uns zu?“
„Ach rede kein Quatsch, was soll scho-“
Etwas landete zwischen ihnen. Es war Rauch, dass sich auf dem Deck der Windtänzerin ausbreitete. Es war zum Glück nur eine kleine Fläche, über die der Rauch nicht sehr viel weiter ging.
Ihnen blieb kaum eine Reaktionszeit, als eine, in einem edlen, roten Mantel gehüllte Person, aus dem Rauch heraustrat.
„Es ist lange her.“
Die paar Leute, die auf dem Deck der Windtänzerin waren, hatten sich sofort um den Rauch gesammelt. Einer der Damen erkannte ihn zuerst und rief seinen Namen.
„Kudo!“
Ein arrogantes Lächeln zog sich an seiner Wange hoch, ehe er die Hand der Dame nahm und sie charmant küsste, nur um anschließend aus seinem Rücken eine Rose heraus zu zaubern, die er ihr schenkte. Sie wurde rot und bedankte sich bei ihm.
„Das ist richtig. Der gutaussehende 'Prinz der Windtänzerin' ist wieder zurück und hat euch ein paar Geschenke mitgebracht, meine Damen.“
Während er die Aufmerksamkeit und die freudigen Gesichter der weiblichen Mitglieder der Windtänzerin genoss, so wandte er sich gleichgültig von den verachtenden und zornigen Blicke der männlichen Mitglieder der Windtänzerin ab. So war es schon immer gewesen und würde es vermutlich immer bleiben. Er fühlte sich fast schon wieder 'Zuhause'.
Irgendwann sah er auch Loghain und Vera, die deutlich weniger spektakulär gelandet waren. Die Wörter 'gewöhnlich' oder 'normal' trafen wohl am besten zu.
Nachdem Kudo seine Geschenke, die aus schönen Blumen und teurem Schmuck bestanden, verteilt hatte, löste er sich langsam von der Menge seiner Verehrerinnen.
„Wir müssen dringend Paka sprechen. Wir haben sogar einen Meister der Kampfkunst mit uns. Ealar Loghain. Führt uns zu Paka. Ich hoffe für ihn, dass er an meinem Raum nichts verändert hat!“
"Ah, Kudo.", grüßte eine raue Stimme missmutig, "Wir haben die Zeit dieser Trennung wohl ein wenig unterschätzt. Vermutlich wollen die Leute ihre Abschiedsgeschenke wieder zurück haben."
"DU!", knurrte Kudo und deutete auf Sciz, der auf einer Kiste in seiner Nähe saß.
"Ich weiß es ist eine bewährte Methode, um sich überlegen zu geben.", seufzte Sciz kopfschüttelnd, "Aber da du meinen Namen wirklich vergessen hast, ist es einfach nur armselig. Der Schankraum ist übrigens nicht verfügbar, wir konnten ihn nach der Feier, weil du weg warst, noch nicht wieder aufräumen."
"Ich habe keine Zeit für dich.", verkündete Kudo entschlossen.
"Lass mich raten.", unterbrach Sciz, "Du hast gehört, dass wir jetzt einen Barden an Bord haben und willst ihm sagen, dass er deine Heldenhymne schreiben soll. Oder einen Heldenepos, wo deine Reise doch so lang gedauert hat."
"Nein, natürlich nicht!", zischte Kudo. Obwohl an sich konnte es natürlich nicht schaden, wenn...
"Ich hoffe da bist du nicht zu spät.", fuhr Sciz fort, "Wir hatten dich nicht so früh zurück erwartet und uns bereits einen neuen Helden zugelegt, weil wir es einfach nicht ohne einen selbstgerechten Frauenhelden aushalten konnten."
"Ihr-"
"Er ist etwas gewöhnungsbedürftig.", erklärte der Wind-Adept weiter, während er aufstand, und forderte sie dann auf ihm zu folgen, "Er ist klammheimlich mit dem Teleportkreis an Bord gekommen und hat sich dann wie ein ganz normaler Mensch unter uns bewegt. Er hat noch nicht mal die Arbeit an Deck für mehrere Minuten unterbrochen, als er angekommen ist. Unfassbar, man könnte fast meinen, dass es ihm nicht um die Aufmerksamkeit geht."
"Sagt mir, dass ihr ihm nicht mein Zimmer gegeben habt.", bat er fast flehentlich, während Sciz sie über die Windtänzerin führte.
Sciz warf ihm einen skeptischen Blick zu, als frage er sich ob Kudo das ernst meinte. "Er ist erst seit ein paar Stunden hier."
"Oh...", stöhnte Kudo, "ER." Dann in einem völlig anderem Tonfall. "Meine Dunkelblüte also auch?"
"Deine Freundin aus Sturmfeste?", fragte Sciz, als sie gerade unter Deck gingen, "Sie ist sicher bald hier, weil dein Auftritt sie dabei gestört hat irgendwen in einen Frosch zu verwandeln." Der Blick des ehemaligen Piraten ging zu Loghain. "Wie viele von euch kommen noch?"
"Die Meister der Kampfkunst sind noch nicht-"
"Das meinte ich nicht."
"Meine Disziplin genießt wohl noch immer nicht den besten Ruf.", meinte Loghain in einem bedauernden Tonfall, "Ich weiß zwar nichts über andere Nutzer derselben Künste und kann nur für mich sprechen, aber eure Sorge ist unbegründet."
"Ja, ja.", murmelte Sciz und winkte ab, "Eure Worte verstreuen meine Bedenken vollends."
"Ich muss sofort mit Paka sprechen!", blaffte Kudo dazwischen und hoffte inständig nicht genauso quengelig zu klingen, wie es sich für ihn selbst angehört hatte.
"Sicher doch.", murmelte Sciz gelangweilt und deutete auf die Tür zu Pakas Quartier, das sie gerade erreichten, "Er hört zwar gerade die Geschichte von Kanra und Sinaphie, aber wenn du anklopfst und lieb darum bittest ist er sicher bereit ein paar Minuten für die Erzählungen der ruhmreichen Odyssee des 'Prinzen' seines Schiffes zu verschwenden. Ich meine natürlich erübrigen."
Kudo überlegte kurz ob er mit Scizs Kopf anklopfen sollte, aber das erschien ihm dann doch nicht sehr heldenhaft. Außerdem war Sciz inzwischen schon wieder an ihm vorbei gegangen und entfernte sich gemächlich.
Mit seinem geschärften Gehör hörte er noch, wie Sciz irgendein anderes Crewmitglied fragte: "Hatte ich irgendjemanden dazu gebracht mit mir zu wetten, dass er mit so einem lächerlichen Auftritt zurückkehrt?"
"Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass einer von uns dumm genug gewesen wäre dagegen zu wetten.", antwortete dieses.
"Wie schade..."

Einst war die Halle prächtig gewesen, eines der größten Gebäude des Weltenpass, doch der Angriff der Phönixkrieger hatte nur noch eine Ruine zurückgelassen. Nicht das es ihre Erbauer besonders interessierte und selbst jetzt waren unzählige Dämonen jeder Art und in geringerer Anzahl Dschinn im Raum verteilt, wobei einige die Trümmern als Sitze gebrauchten, während andere einfach in der Luft schwebten.
"Ihr seid zurück.", bemerkte ein großer steinerner Dämon hochmütig, der auf den Überresten eines Thrones Platz genommen hatte, "Habt ihr Angst bekommen?"
"Bleib ruhig sitzen, Awfun.", meinte Zephiel gleichgültig und ließ sich auf einer umgestürzten Säule nieder, "Er hatte nicht vor uns persönlich zu treffen, also wäre es reine Zeitverschwendung gewesen fortzufahren."
"Es scheint also als sei eure Vorgehensweise im Bezug auf Sion nicht von Erfolg gekrönt gewesen, oder?"
"Was wäre dein Vorschlag gewesen?", warf Garan ein, "Falls du nämlich vorhaben solltest den Mangel an Erfolg auf die Eignung Zephiels für unseren Vorsitz zurückzuführen, erwarten die Anwesenden hier einen brauchbaren Alternativvorschlag für unser Handeln."
"Allerdings.", stimmte ein grüner, scheinbar weiblicher Dämon von einem Kronleuchter über den Köpfen der Anwesenden aus zu. Ihr Körper ging fließend in ein Gewand aus grünem Nebel über, wenn gleich er ansonsten relativ menschlich erschien. "Wir sind Dämonen und keine Sterblichen, die sich schon mit ein paar Andeutungen gegeneinander aufhetzen lassen."
"Davon mal abgesehen wäre es in dieser Situation unklug uns auch noch untereinander zu bekriegen.", fügte ein Venus-Dschinn hinzu, der neben der Dämonin auf dem verrosteten Kronleuchter saß.
Worte der Zustimmung wurden in den Reihen der Anwesenden gemurmelt.
"Schon gut.", gab Awfun nach, "Ich bin sicher nicht hergekommen, um unsere sogenannte Eintracht zu zerstören."
"Beginnen wir also diese Versammlung.", sprach Zephiel und hob die Stimme, "Wir haben hier Vertreter des Weltenpass, der Überlebenden der alten Dämonenwelt und von den letzten Flüchtlingen der Hölle, sowie diverse unabhängige Dämonen. Den Vorsitz habe ich, Zephiel. Die Vertretung der einzelnen Gruppierungen sind, Fuchsfeuer für den Weltenpass, Awfun für die alte Dämonenwelt und Jerpeszain für die Hölle. Es ist jedoch jedem der Anwesenden gestattet zu sprechen."
"Nicht das wir irgendeinem dahergelaufenen Winzdämon raten würden sein Maul aufzureißen und unser aller Zeit zu verschwenden.", fügte Awfun verdrießlich hinzu, "Denn die rapiden Veränderungen in den letzten Jahren haben unsere Geduld doch arg geschwächt."
"Was du sagen willst.", sprach die Dämonin auf dem Kronleuchter, "Ist dass anders als bei bisherigen derart umfassenden Dämonenversammlungen keine Jahrhunderte auf eine Entscheidung verwendet werden können."
"Dämonenversammlung?", fragte ein Mars-Dschinn mit neun Schwänzen, der von Zephiel genannte Fuchsfeuer, "Ihr solltet mein Volk nicht derart unterschlagen, Kali."
"Unsere Zeit ist knapp.", trällerte sie unschuldig, "Keine Zeit für Haarspaltereien und semantische Problematik."
"Vielleicht sollten die Dschinns einfach gehen.", warf ein Dämon ein, der dann einen Satz auf die Lehne von Awfuns Thron machte, als sich ihm die Anwesenden zuwendeten, "Für uns Dämonen gibt es einen einfachen Ausweg. Einen Weg mit dem wir schnell zu alter Größe-"
"Vorsitzender.", quatschte Awfun dazwischen, "Ich beantrage ihn aufzufressen."
"W-was?!", der Blick des Dämons schoss panisch umher, doch niemand schien gewillt zu widersprechen, "Warum solltet ihr...?"
"Wir sitzen hier nicht zum ersten Mal.", erklärte Awfun verstört, "Und jedes mal taucht irgendwann ein schwächlicher Dämon wie du auf und glaubt uns mit seinem Reagenzglasmessias die große Lösung zu präsentieren."
"Aber ihr könnt doch nicht Melfi-"
"Genug!", unterbrach Zephiel den Dämon.
Kali lachte. "Du bist offensichtlich einer der Dämonen, die sich in dunklen Höhlen verkriechen und irgendwelche vorbeikommenden Abenteurer angreifen. Für die meisten hier bist du ein Dämon der untersten Kategorie wenig mehr als ein Monster oder Tier. Gegen schwächliche Dämonen wie dich ist Melfice vielleicht ein Gott, aber wir zerreißen ihn in der Luft."
"Aber, aber..."
"Dennoch...", meinte Zephiel, "Hat jeder Teilnehmer an diesen Versammlungen die Garantie die Halle unbeschadet zu verlassen und ich halte dieses Versprechen."
Der Dämon hatte gerade noch genug Zeit um aufzuatmen. Dann schnappte sich Awfun ihn, zog ihn zu sich herunter und biss ihm blitzschnell den Kopf ab. Hämisches Gelächter hallte durch die Halle.
"Die wirst ihn wieder ausspucken, wenn diese Versammlunge beendet ist, sodass er sich regenerieren kann, bevor er geht?", fragte Zephiel ungerührt von dem Anblick.
"Sicher doch.", bestätigte Awfun, während er damit fortfuhr den anderen Dämon zu verspeisen.
"Dann gibt es hier kein Problem.", schloss Zephiel die Angelegenheit, "Unser Punkt eins: Sion."

~Haben wir nicht immer noch Zeit?~ , fragte Juar schläfrig durch die Geistleserverbindung.
~ICH stimme zu.~
~Und deshalb sitze ich auch in diesem Gasthof und frühstücke.~, kam es unbekümmert von Hadens Seite.
~Ihr seid der geborene Anführer.~, höhnte Juar, ~Wie habt ihr damals all diese Leute um ich scharen können?~
~Ich habe eine Bar geführt, den Leuten zugehört, die sich über ihre Probleme beschwert haben, und ihnen dann Besserung versprochen.~
~Wollt ihr mir erzählen, dass eure hochgefährliche Spezialeinheit ursprünglich aus ein paar unzufriedenen Arbeitern bestand?~, hakte Juar ungläubig nach.
~Nein, von der Bar habe ich diese kleinere Rebellion angezettelt. Die Spezialeinheit waren ein Veteran eurer Armee mit Holzbein, eine handvoll unzufriedener Bergarbeiter und ein Dienstmädchen. Die Hälfte von den Bergarbeitern wusste bis zum Schluss nicht an welchem Ende man das Schwert hält.~
~Das klingt in den Berichten anders.~
~Ich weiß, die Hälfte von denen stammt von mir. Die andere Hälfte wurde verfasst, nachdem dieser Mythos bereits von allen als Tatsache akzeptiert wurde.~, erzählte Haden ruhig, ~Informationen zu manipulieren kann eine noch gefährlichere Waffe sein, als echte Informationen zu besitzen.~
~Verstehe.~, erklang Dularius Stimme widerwillig, "Was ihr damit sagen wollt ist also, dass ihr nicht gerade am frühstücken seid.~
~Ihr habt das verstanden?~, fragte Haden überrascht.
~Selbstverständlich habe ICH das. Mit MEINER überragenden Intelligenz ist das eine Kleinigkeit von solcher Bedeutungslosigkeit, dass selbst euer Intellekt noch wichtig erscheint.~
~Warum beschreibt ihr sie dann mit derart unnötig vielen Worten?!", fragte Juar den Forscher genervt.
~Hm... also...~ Dularius blieb kurz still. ~Vielleicht sollten wir uns auf unsere Aufgabe konzentrieren.~
"Feigling...", zischte Juar leise, ~Wie kommt es das keiner von diesen Banditen bis jetzt meinen Pfad gekreuzt hat, wenn es hier so viele geben soll.~
~Oh, das ist einer der Vorteile MEINES momentanen Standpunkts.~, erklärte Dularius glücklich über den Themenwechsel, ~Durch subtile Geistlesersignale, bin ICH in der Lage sie zu manipulieren. Nur kleine Suggestionen, aber bei sonst zufälligen Entscheidungen und Dingen, über die sie nicht weiter nachdenken, kann ich dadurch ein von mir gewünschtes Ergebnis erzielen. So konnte ich sämtliche Banditen, die euch hätten finden können, von eurer Route weglocken.~
~So eine Technologie gibt es im Ostreich?~, fragte Haden.
~Die natürliche Abwehr von Adepten macht sie dagegen immun.~, erwiderte Dularius ärgerlich, ~ICH habe natürlich gleich gesagt, dass es Zeitverschwendung war sich überhaupt daran zu versuchen, aber Naamos... Es ist nur recht und billig, dass ich damit einen kleinen Beitrag zu ihrem Untergang leiste.~
~Wie weit bist du noch von diesem Wasserfall entfernt?~
~Ich kann ihn sehen.~, antwortete Juar, der mit dem Blick dem Lauf des Flusses folgte, an dem er sich gehalten hatte.
~Das Codewort ist 'Blauer Oparadon'.~
Juar verzog das Gesicht. ~Was?~
~Das ist ein Tier in einer ungewöhnlichen Farbe.~
~Also ist es als Code ziemlich ungeeignet.~
~Es an einem öffentlichen Platz auszusprechen macht einen verdächtig und wenn man es an einem Ort ausspricht, wo eigentlich nur die Kontaktperson sein kann, ist es überflüssig überhaupt ein Codewort zu verwenden... Ja, es ist furchtbar.~, stimmte Haden zu, ~Es hat nicht einmal eine Entsprechung, die uns sagt, dass wir nicht mit einem feindlichen Agenten sprechen, der von dem Treffpunkt erfahren hat und jetzt Aufgrund des offensichtlichen Codeworts, um unsere Identität weiß. Da wir keinen unserer Verbündeten kennen, könnte er uns theoretisch gegen sie einsetzen.~
~Ich könnte 'Grauer Oparadon' sagen oder 'Blaue Feldmaus', um ihm genau das klar zu machen.~, schlug Juar vor.
~Es wäre interessant zu sehen, wie er darauf reagiert, wo es doch eindeutig wäre, dass er mit der richtigen Person spricht.~, merkte Dularius amüsiert an.
~Wir werden das nicht riskieren!~, entschied Haden, ~Das Verständnis von Humor solcher Kontaktleute ist stark variable.~
~Also besteht die Gefahr, dass unser Kontakt so humorlos ist wie ihr.~, stellte Dularius fest, ~Und eine armselige Parodie die Höhe seiner Unterhaltsamkeit darstellt.~
~Das war ein Missverständnis. ICH kopiere nicht jemandes Sprechweise, weil ICH es als amüsant empfinde. Auch wenn euer brillanter Verstand diese Erkenntnis sicher schon vor geraumer Zeit erlangt hat, bevor MEINE unterlegene Intelligenz in der Lage war es in Worte zu fassen.~
Ein Grummeln erklang von Dularius Seite.
Juar ging hinter einem Busch nahe des Feenfluchs in Deckung.
~Was wird das?~, fragte Haden.
~Ich halte nach einem seltenen blauen Oparadon Ausschau, der in diesem Wald leben soll.~, erklärte der junge Soldat, ~Zumindest sage ich das jedem der fragt.~

"Ist euer Auftrag damit klar?", fragte der König Hirans, während sie nebenher über die Wege des Gartens schritten.
Kazan nickte stumm. Noch immer war er sich nicht sicher, was er von dem Auftrag des Königs halten sollte. Wenn alles funktionierte bekam er, was er schon seit einem Jahr haben wollte.
"Wenn ihr euch mit meinen Leuten in Raislig trefft, übergeben sie euch die Figur im Austausch.", erklärte Garvas dann, "Allerdings schließt unsere Abmachung ein, dass ihr diese Mission bis zum Ende unterstützt. In dieser Hinsicht verlasse ich mich auf euer Wort."
Kazan nickte erneut, wenn gleich er sich nicht so sicher war dieses Versprechen zu halten. "Ja, eure Majestät."
"Und vergesst bitte nicht, dass ich unter keinen Umständen hier mit in Verbindung gebracht werden darf. North ist schließlich Gebiet des Ostreiches."
"Wer würde mir glauben?", fragte Kazan schulterzuckend.
"Wohl war.", gab der König zu, "Also dann..."
Garvas verstummte. Kazan folgte seinem Blick und erkannte in der Ferne jemandem auf einem Weg, der zum Vordereingang des Palast führte. War das...?
"Da kommt mein neuer Hauptmann.", verkündete Garvas, "Ich werde wohl nicht viel mit ihr zu tun haben, aber es ist gut sie in meiner Nähe zu haben."
Kazan sah den König in Blankem entsetzen an. "Ihr..."
Der König klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. "Ich denke es ist alles gesagt. Meine Wachen werden euch hinauslassen."
Und so ging der König fröhlich den Weg den sie gekommen waren zum Palast zurück.
Kazan blickte ihm kurz zähneknirschend nach, dann wandte er sich wieder der entfernten Gestalt zu und versuchte angestrengt mehr Details auszumachen in der Hoffnung, dass er sich geirrt hatte, doch dass was er ausmachen konnte war ernüchternd. Garvas neuer Hauptmann blieb Fares.
"… Bastard.", knurrte er während sein Blick wieder zu Garvas wanderte, zu dessen entfernter Erscheinung sich gerade ein großer schwarzer Hund gesellte.
"Unglaublich... Eine andere Welt in den Sternen? Ich hätte das nicht in meinen kühnsten Träumen für möglich gehalten.", murmelte Paka, als Kanra und Sinaphie mit ihrer Erzählung fertig waren.
Kanra nickte.
"Ja. Ich selbst verstehe es immer noch nicht gänzlich wie das möglich ist. Und ich würde es selbst nicht glauben, wenn ich es nicht selbst gesehen hätte."
Lashon grinste verträumt in sich hinein.
"Ich kann euch nur beneiden... Zwei Heldinnen reisen zwischen den Sternen um die Prinzessin eines fernen Landes zu retten. Das hat schon Stoff für eine Legende."
Kanra schnaubte.
"Nur das wir dabei fast gestorben wären."
"Wieso auch nicht? Jede gute Geschichte braucht ein wenig Dramatik..."
"Dieser Typ ist unglaublich!", knurrte Kanra und fuhr sich durch die Haare. "Ich hätte darauf wirklich verzichten können..."
"Und ihr seid wirklich in Ordnung?", warf Sylvos ein. "Ich meine diese... was war es? 'Weihe', genau... klang recht risikoreich."
"Und geht es gut. Ich fühle mich großartig! Und die Federhelden haben uns versichert es ist alles in Ordnung.", versicherte Sinaphie.
Paka sah zur Seita zu einem kleinen Schrank.
"Hmmm... Arilla?"
Die perlweiße in Schleier gehüllte Gestalt legte den Kopf schief.
"Ich kann nichts Fremdes an ihnen spüren. Ich denke sie sind okay."
Paka nickte zufrieden.
"Das genügt mir. Ich bin froh, dass ihr es unbeschadet zurückgeschafft habt. Das lässt mich auch ruhiger atmen, wenn ich bedenke was vor uns liegt."
Kanra fuhr sich wieder nervös durch die Haare.
"Die Leuchtfeuer."
"Exakt. Ich weiß es ist viel verlangt euch sofort wieder loszuschicken, aber wir haben keine Zeit. Wir werden wirklich jeden einzelnen aus unserer Crew brauchen... Da fällt mir ein...", sagte Paka und wandte sich wieder an Arilla, "Wo ist er gerade?"
"Vor der Tür."
Lashon stutzte.
"Wer?"
Paka warf Saitu einen Blick zu, der nickte und die Tür hinter sich aufzog. Zum Vorschein kam ein perplexer Kudo, der seine Hand immer noch zum Türknauf ausgestreckt hielt.
"Auf den Punkt.", lachte Paka. "Damit wären wir auch wieder komplett.
"Ich werd nicht mehr...", murmelte Sylvos entgeistert.
"Kudo!", rief Sinaphie glücklich und sprang, Paka stillen Protest ignorierend, auf den Tisch um besser sehen zu können. "Du bist auch zurückgekehrt! Bin ich froh..."
Kudo trat in das Zimmer ein, ein wenig verstimmt über seinen verpatzten Auftritt, baute sich auf und räusperte sich vernehmlich.
"Ganz recht, ich bin wieder da!"
"Und dir ist es gelungen deine Schwester zu retten.", stellte Kanra mit widerwillig erleichterten Lächeln fest. "Es tut gut dich wiederzusehen, Vera."
Vera lächelte leicht verlegen und setzte zu einer Antwort an, aber Kudo kam ihr zuvor.
"Natürlich! Habt ihr etwa daran gezweifelt? Oder seid ihr überrascht das es so schnell ging?"
"Ahh...", machte Lashon und grinste ihn entschuldigend an. "Nein, keine Überraschung. Wir wussten es bereits."
Kudo hielt inne.
"... Habt ihr?"
"Yup, Anarath hat es uns erzählt."
Kudo knirschte mit den Zähnen. Dieser Kerl...
"Stimmt das überhaupt so? War es nicht Anarath der Vera gerettet hat?", fügte Sylvos mit Unschuldsmiene hinzu.
"WIE BITTE?! Er lügt!!", brauste Kudo wütend auf.
"Naja... Er HAT diesen Ristemé besiegt und mich von dem Dimensionsschiff geholt...", versuchte Vera, aber vergebens.
"ICH war es der den Dämon besiegte der ihn windelweich geprügelt hat!"
Vera schürzte die Lippen und sagte nichts. Kudo würde ohnehin nicht glauben, was für eine tragende Rolle sie im Kampf gegen Melfice gespielt hatte. Sie glaubte es selbst nicht einmal wirklich.
"Ich denke wir haben verstanden.", sagte Paka beschwichtigend.
"Nein wirklich! Glaubt nicht was er sagt, das war ganz allein i-"
"Wir haben verstanden.", wiederholte Paka, dieses Mal mit Nachdruck der etwas Drohendes an sich hatte.
Vera war überrascht dass es zu Kudo durchzudringen schien, denn er verstummte wirklich.
"Ich bin auf jeden Fall froh euch wieder auf der Windtänzerin begrüßen zu dürfen. Und wie ich sehe habt ihr ein neues Gesicht dabei.", fügte der Käpten hinzu und wandte sich an Loghain.
"Ealar Loghain, Meister der Kampfkunst.", stellte er sich respektvoll vor.
"Paka von Ost-Wraile, ich bin der Käpten der Windtänzerin. Ich gebe zu ich habe bisher nur Gerüchte über dem Orden der Kampfkunst gehört und war mir nicht einmal sicher ob es euch auch wirklich gibt."
Er warf einen kurzen Blick zur Seite. Lashon folgte ihm zum Schrank und stellte fest, dass Arilla nicht mehr da war. Hatte Kudos Erscheinen sie verscheucht?
"Und ich habe kaum etwas über Euch gehört. Ihr seid Galataner, nehm ich an? Und Ihr seid Schiffkäpten. Aber da steckt sicher mehr dahinter, ansonsten wäre Kudo nicht so erpicht darauf gewesen sich so schnell wieder mit euch zusammenzuschließen."
Paka lächelte mysteriös.
"Da ist vielleicht was dran. Ich bin mir sicher wir haben einander viel zu erzählen, aber ich fürchte das muss leider warten. Unsere Zeit drängt und jetzt wo wir wieder komplett sind dürfen wir keine Sekunde mehr verschwenden."
Kudo grinste.
"So ernst?"
"Die Kurzfassung: Wenn wir nicht schnell genug handeln ist Mirnuzar dem sicheren Untergang geweiht."
"Verstehe... Deswegen habt ihr also auf mich gewartet!", schloss Kudo grinsend.
"Jaaa... das war natürlich der Grund."
Saitu, dem Kudo den Rücken zuwandte, schlug sich beide Hände aufs Gesicht und schüttelte den Kopf.
Nur dass wir auf Kanra und Sinaphie gewartet hatten und Arilla dich zufällig im Anflug gespürt hat... Ein paar Stunden später und wir wären ohne euch losgezogen, fügte er in Gedanken hinzu.
"Wie dem auch sei, die Zeit drängt. Sammelt die Crew, wir treffen uns in zehn Minuten auf Deck. Dann werde ich unser weiteres Vorgehen erläutern.
"Alles klar.", sagte Lashon und machte sich mit Kanra, Sylvos und Sinaphie auf den Weg.
"Zehn Minuten...", überlegte Kanra. "Da könnte ich vielleicht noch ein schnelles Bier einschieben! Ist Sairis Schenke wirklich noch geschlossen?"
"Ja... Ist wirklich ein ziemliches Chaos darin...", hörte Kudo noch Lashon sagen, bevor die Tür ins Schloss fiel.
Wie? Was? Ich dachte der Typ hat einen Scherz gemacht! Die haben doch nicht wirklich meine Abwesenheit gefeiert, oder?!
"Tut mir Leid, dass es so rasch nach eurer Ankunft weiter geht, aber diese Sache duldet keinen Aufschub. Ich bin mir sicher ihr versteht das. Ihr werdet bei der Besprechung alles Nötige erfahren. Habt ihr noch Fragen oder etwas Dringendes zu berichten? Falls nicht, dann..."
"Was ist mit meinem Zimmer?", fragte Kudo prompt.
Vera stöhnte auf, aber Paka lächelte verständnisvoll.
"Wir haben es nicht angerührt. Es sei denn es war kein Scherz, als Lashon meinte Trems wollte es als Lager benutzen. Ist aber unwahrscheinlich, denn der Junge hat kaum noch Vorräte die er lagern könnte."
Kudo atmete erleichtert auf.
"Noch etwas? Ansonsten sehen wir uns in zehn Minuten."

Es verging einige Zeit, bis Juar eine Bewegung hinter sich hörte.
"Stör ich?"
Juar drehte sich um. Hinter ihm stand ein Mann in Jägeraufmachung, dessen braune Mähne unter dem Lederhelm genauso ungepflegt war wie sein Bart.
"Nicht im Geringsten.", antwortete Juar unbekümmert. "Sie haben nicht zufällig ein blaues Oparadon gesehen? Ich hörte eines soll in diesen Wäldern gesehen worden sein."
"Nicht das ich wüsste. Aber Sie werden es wohl kaum finden, wenn Sie sich solche Mühe geben würden verdächtig zu wirken. Mit wem ist die Geistleserverbindung?", wollte der Jäger wissen.
Juar stieg aus dem Busch und sah seinen Gegenüber prüfend an. Er war sich sicher einen Nichtadepten vor sich zu haben, also wieso...
"Mit meiner Gruppe.", antwortete er vage.
"Wirklich? Ich dachte schon ich hätte mich verhört, als man mir gesagt hatte ich solle hier eine Gruppe unbekannter Größe treffen. Unbekannt gut und schön, aber einer macht es nicht wirklich zu einer Gruppe, oder? Wo sind sie, die anderen?"
"Ist das wichtig?"
Der Jäger seufzte.
"Natürlich. Dorthin wo wir gehen sind Geistleserverbindungen nicht möglich und man kann auch nicht so aufgespürt werden. Es sei denn Ihr seid der Einzige, der die Operation leiten soll."
~Nicht nur das. ICH kann bestätigen, dass dieser Typ nicht durch Geistleser zu spüren ist.~, meldete sich Dularius.
~Und jetzt?~, fragte Juar nach.
"Sind Ihre Leute nun in der Nähe oder nicht? Wir haben einen Zeitplan und wir sollten das möglichst heute noch über die Bühne bringen.", erkundigte sich der Jäger und suchte die nahen Baumgrenzen nach den anderen ab.

Sie machten auf einem Vorsprung halt, der sich nicht zu weit vom Lager entfernt befand und trotzdem einen perfekten Überblick über das Dorf bot, an dem sie campierten. Die Sonne war bereits untergegangen, aber sie verspürten keine Eile zu bald umzukehren.
Bei Zaisa wäre das nie möglich gewesen. Zumindest eine führende Persönlichkeit hätte einsatzbereit am Lager warten müssen, dachte Weldon, bevor er merkte das Flama langsamer wurde.
"Wow... Nun seht euch das nur an."
Die deutete auf das Dorf, in dem nur noch die vielen kleinen Lichter für die Nacht schienen und den majestätischen Sternenhimmel der sich darüber erhob.
Weldon gab zu, dass selbst er Schwierigkeiten hatte sich daran satt zu sehen.
"Sind das nicht... leuchtende Vögel?"
Flama schüttelte den Kopf.
"Natürlich nicht mehr. Die Psynergy die für die Schwarzlinse benötigt wurde war zu enorm um die Verdunkelung ewig aufrecht zu erhalten. Es hat wohl für reichlich Verwirrung gesorgt, als plötzlich doppelt so viele Punkte am Nachthimmel auftauchten."
Weldon nickte.
"Kann ich mir vorstellen... Interessant, dass keiner öffentlich Reyter verdächtigt."
"Wunder dich nicht.", sagte Flama. "Wenige Mirnuzarianer kennen Reyters Namen erst seit kurzer Zeit oder gar nicht. Sie wissen nichts über seine Fähigkeiten und die Möglichkeiten sie anzuwenden. Für die meisten Leute hier ist er nur der Anführer einer Splittergruppe von Adepten die am Erdboden festsitzt, während sie am Himmel schweben."
"Unheimlicher Gedanke... Wenn ich einer von ihnen wäre, würde ich mich vermutlich auch sicher fühlen...", murmelte er.
Er sah vom Sternenhimmel wieder herunter und bemerkte Flama, die ihn nachdenklich ansah.
"Stimmt... was nicht?", fragte Weldon vorsichtig.
Flama lächelte.
"Tut mir Leid. Ich frage mich nur etwas seit einer ganzen Weile..."
"Hm?"
"Weldon... Darf ich dich mal etwas fragen? Wieso bist du in Reyters Heer?"
Weldon stellte fest, dass diese Frage ihn nicht überraschte, obwohl er bisher kaum danach gefragt wurde.
"Hm... Wieso fragst du?"
"Nun, du bist ein wenig... anders als die anderen, die eine so hohe Position in Reyters Heer halten wie du.", sagte Flama vorsichtig, als suchte sie nach den richtigen Worten.
"Das Gleiche könnte ich von dir auch behaupten."
Flamme lächelte kurz schuldbewusst.
"Thehe... Mag sein."
Ihr Ausdruck wurde wieder ernst.
"Ich möchte damit nicht deine Loyalität in Frage stellen. Die hast du oft genug bewiesen. Ich bin einfach nur neugierig."
Weldon sah sie für einen langen Moment schweigend an.
"Ist es... etwas Persönliches?", fragte sie beflissen. "Dann sollte ich besser nich-"
"Oh, nein. Das ist es nicht.", beruhigte Weldon sie. "Ich überlege nur, wie ich das am besten erkläre..."
Er sah kurz zu Theema, die der Unterhaltung aber nicht im Geringsten zu folgen schien und gedankenverloren in die Sterne starrte. Keine Seele konnte vermutlich erraten oder begreifen, was in ihrem Kopf gerade vorging. Er wandte sich wieder an Flama.
"Wie du vielleicht weißt, habe ich mich Reyters Reihen erst vor ein wenig mehr als einem Jahr angeschlossen?"
Sie nickte.
"Ja. Umso überraschender war dein schneller Aufstieg. Für viele ist es ein Rätsel, wieso ausgerechnet du Erster Offizier der Eraser wurdest."
Weldon lächelte schwach.
"Die Antwort ist darauf ist recht einfach. Ich kannte Admiralin Zaisa von früher aus dem Galatanischen Krieg. Damals, als sie noch Primus von Kriegsherr Zhuun war, bevor sie diesen für Reyter verriet und sich ihm mit ihrem Gefolge anschloss."
Jetzt war Flama wirklich überrascht. Davon hatte sie in keiner Akte je etwas gelesen.
"Ich war damals Teil einer Garnision der Zentralen Kontinente, die an den fernen südlichen Küstenregionen eine Hafenstadt beschützen sollte. Als Zaisa kam wurden wir besiegt, aber irgendwie gelang es mir sie zu beeindrucken, denn sie ließ mich am Leben und gab mir die Wahl als neutraler Leiter der Stadtmiliz zu bleiben, solange ich mich den Besatzern des Zhuun nicht in den Weg stellte. Ich... stimmte zu und war kein Teil der Zentralen Kontinente mehr, aber auch nicht Teil von Zaisas Truppen. Als der Krieg vorbei war und die Zentralen Kontinente sich alle gestohlenen Ländereien von den Kriegsherrn zurückholten, entschied ich mich nach Mirnuzar zu verschwinden, bevor ich als Verräter in irgendeiner Kerkerzelle landete."
Weldon blickte wieder nach oben in den Sternenhimmel.
"Mirnuzar... Ich kam hierher weil ich glaubte endlich ein Leben in Frieden leben zu können. Etwas das ein Galataner nie zuvor auch nur in Betracht ziehen konnte. Aber ich irrte mich. Überall waren die Zeichen eines herannahenden Krieges unverkennbar. Zwischen Adepten und Nichtadepten. Diese Zeichen gab es schon vor der Adeptenhetze Polina. Adepten die ihre Kräfte benutzten um ahnungslose 'Unberührte' auszurauben. Paranoide Einheimische, die unschuldige jugendliche Adepten erschlugen, deren Psynergy nicht einmal kampftauglich war. Kämpfe, Betrugsfälle, Morde... Mirnuzar war kein besserer Ort als das kriegsgebeultete Galatan das ich hinter mir gelassen hatte. Ich hoffte zunächst trotzdem das Beste, wusste aber tief im Herzen dass der Krieg kommen würde. Dann, vor einem Jahr, traf ich durch Zufall Zaisa wieder, dieses mal als Admiralin eines anderen Kriegsherrn. Und als ich erfuhr was der Kriegsherr plante, war mir mein Platz klar."
"Seltsam.", überlegte Flama. "Ich dachte du wolltest in Frieden leben. Wieso schließt du dich dann Reyter an?"
Weldon schüttelte den Kopf.
"Ich bin nicht auf den Kopf gefallen, Flama. Zaisa erzählte mir viel über den Kriegsherrn und ich hatte endlich Gewissheit, dass der Krieg kommen würde. Nach all den Dingen die ich in Mirnuzar gesehen hatte, kam ich zu dem Schluss das es keine friedliche Lösung geben konnte. Und um ehrlich zu sein: nicht einmal in all der Zeit habe ich daran gezweifelt, dass Reyter siegen wird. Nach der Zerstörung Galatans und dem Ende der Zentralen Kontinente ist mein Glaube daran nur noch gestärkt. Es erscheint unausweichlich, dass die Nichtadepten sterben müssen und die Adepten leben."
"Aber selbst in diesem Fall...!", sagte Flama, "Selbst in diesem Fall hättest du die Wahl gehabt dich vom Krieg fern zu halten und zu überleben. Wieso schließt du dich dann direkt der Spitze des Krieges an?"
Weldon sah ihr in ihre warmen verwirrten Augen.
"Aus dem selben Grund, wieso ich mich damals entschieden habe Zaisas Angebot anzunehmen in der Hafenstadt zu bleiben, anstatt zu den Zentralen Kontinenten zurückzukehren. Zu meiner Famile, zu meinem Zuhause. In jedem Krieg gibt es Menschen, die den Krieg gar nicht wollen. Sie kämpfen nur mit, weil sie müssen. Um etwas zu beschützen, um zu überleben... Nicht weil sie das gleiche Ziel teilen wie ihre Anführer. In Reyters Heer gibt es viele die es für nicht richtig halten alle Nichtadepten zu töten, um die Adepten zu einem goldenen Zeitalter zu führen. Aber sie tun es, weil sie müssen. Ihnen wurde diese Entscheidung aufgezwungen. Tod oder auf Seiten der Sieger. Also muss es jemanden geben der dafür sorgt, dass sie diesen Krieg überleben. Den Krieg, den sie nie wollten."
Flama schauderte. All diese Berichte über Weldon, wie er andere Krieger Reyters gerettet hatte... das war es also?
"Also... ist das deine Mission? So viele wie möglich durch den Krieg bringen, die nicht anders können als zu kämpfen...?"
Weldon nickte ernst.
"Ja. Ich gebe es zu: Ich glaube nicht, dass Reyters Ziel alle die keine Adepten sind auszuradieren der richtige Weg ist, aber was spielt das schon für eine Rolle? Er ist der Mann, der die Zukunft schmieden wird und niemand kann ihn aufhalten. Aber jedes Leben das ich retten kann ist es wert meine Hände mit Blut zu beflecken. Denkst du das ist falsch?"
Flama erwiderte seinen Blick lange, ehe sie antwortete.
"Nein, das denke ich nicht. Auch ich denke nicht, dass absolut jeder Nichtadept sterben muss, aber es ist unvermeidlich sie vollkommen zu unterwerfen. Wahrer Frieden ist aufgrund unserer Verschiedenheit einfach nicht möglich, da hat der Kriegsherr recht. Ob die Nichtadepten fliehen, sich uns anschließen oder gar selbst zu Adepten werden... das ist mir gleich, Hauptsache sie verschwinden."
Weldon sah sie traurig an, seufzte aber resignierend.
"Verstehe... Auf jeden Fall bin ich froh meinen Kopf noch behalten zu dürfen."
"Ach was.", sagte Flama lächelnd und machte eine wegwerfende Handbewegung. "Jeder kämpft für etwas anderes. Und ich respektiere deinen Grund. Das tue wirklich."
"Das bleibt... doch unter uns?", fragte Weldon und warf Theema einen vorsichtigen Seitenblick zu.
"Natürlich. Ein Geheimnis unter Freunden. Nicht wahr, Theema?", sagte Flama grinsend, die letzten Worte an ihre Freundin gerichtet, die erschrocken zusammen zuckte und Flama irritiert anstarrte.
"Äh... Wir haben gerade über... Admiralin Zaisa gesprochen?", fragte sie verlegen.
Flama lachte.
"Siehst du du? Es ist sicher!"
Weldon rang sie zu einem Lächeln durch.
"Danke..."
"Nichts zu danken. Kommt, das Lager müsste schon stehen. Ich könnte ein wenig Schlaf gebrauchen..."
Juar streckte sich verschlafen. "Einer steht hinter euch."
Der Jäger wandte sich mit einem zweifelnden Blick um. Niemand stand dort. Obwohl er sich dessen sicher gewesen war, fand er es enttäuschend, dass diese Gruppe auf solch einen billigen Trick zurückgriff.
"Sollte das ein Witz sein?", fragte er genervt, als er sich wieder zu Juar umdrehte und stockte. Ein Mann in einem braunen Reisegewand mit schwarzen Haaren stand neben diesem, als wenn er dort schon die ganze Zeit gewartet hätte.
"Tada!", verkündete Juar unmotiviert und breitete theatralisch die Arme aus.
"Woher sei-"
Haden ließ ihn gar nicht erst richtig zu Wort kommen. "Ich wollte das auch mal ausprobieren."
Der Blick des Jägers suchte weiterhin nach einer Versteckmöglichkeit, die der Neuankömmling hätte nutzen können, doch wurde er nicht fündig. Die Zeit hätte nicht reichen können, um sowohl so schnell, als auch so leise von irgendeinem potentiellen Versteck die Position des Neuankömmlings zu erreichen. Anzeichen dafür, dass er sich mit Psynergie verborgen hatte, hatte er auch nicht bemerkt.
"Wären das dann alle?", fragte der Jäger schließlich.
"Alle die notwendig sein werden.", erklärte Haden und löste seine Geistleserverbindung. Juar tat es ihm gleich.
"Das ist wohl eure Entscheidung.", erwiderte der Jäger.
"Also dann.", meinte Haden, "Ihr hattet einen Zeitplan erwähnt."

Sein Ziel betrachtete gerade die Auslage eines der Straßenhändler in einem abgelegeneren Teil des
Bezirks. Bei ihr handelte es sich um eine junge Frau vielleicht noch jünger als er selbst mit dem langen hellblauen Haar einer Merkur-Adeptin. Gekleidet war sie in ein makellos weißes Kleid.
Den Gegenstand, den er von ihr stehlen sollte, trug sie praktischerweise um den Hals. Zumindest ging Kazan davon aus, dass sie das tat. Mit Sicherheit konnte er nur sagen, dass sie einen kleinen goldenen Schlüssel an einem Band um den Hals trug und er einen Schlüssel besorgen sollte, den sie bei sich trug.
Ganz so einfach würde das ganze allerdings trotzdem nicht werden, wenn er die beiden unheimlichen Typen mit den Schwertern, die sie begleiteten richtig deutete.
Er gab vor die Waren eines der Händler zu begutachten, während er eine Linse von der Größe einer Münze aus der Tasche zog und durch diese hindurch zu seinem Ziel und ihren Begleitern schielte. Der Gegenstand machte Psynergie sichtbar, zeigte ihre Beschaffenheit und Form. Es war ein nützlicher Gegenstand, um Sicherheitsvorkehrungen und Fallen zu entdecken. Seine Vermutung über ihr Element bewahrheitete sich, als sie durch die Linse in einem blauen Licht erschien. Ihre beiden Leibwächter erschienen schwarz, Finsternisadepten und, wenn er die Intensität richtig deutete, eher durchschnittlich was ihre Stärke betraf. Vermutlich waren sie ausgebildete Soldaten gewesen, aber nichts weltbewegendes. Irgendwelche anderen Sicherheitsvorkehrungen schien es auch nicht zu geben.
Kazan runzelte die Stirn. Hatte er sich das gerade eingebildet oder...? Er verzog das Gesicht, als er noch einmal eine Unregelmäßigkeit in ihrer Psynergie entdeckte.
Sie war also wirklich mit einem Dschinn verbündet. Möglicherweise war es nur ein einfacher Diener, den sie mit sich herumtragen konnte, sodass er jederzeit irgendwelche Arbeiten verrichten konnte. Aber leider bestand ebenso die Möglichkeit, dass es ein dritter Leibwächter war. Stimmte letzteres war es praktisch unmöglich ihr den Schlüssel unbemerkt abzunehmen, solange der Elementargeist in ihr steckte. Er ließ die Linse wieder in seiner Tasche verschwinden und zog zum nächsten Händler weiter, dessen Waren so ausgelegt waren, dass Kazan seinem Ziel den Rücken zukehren musste, wenn er sie betrachten wollte.
Mit einem neugierigen Gesichtsausdruck hob er einen Dolch aus der Auslage und zog ihn ein Stück aus der Scheide. Die Klinge war schwarz und wies einige runenartige Gravuren auf, die ihm jedoch nicht bekannt vorkamen. Eigentlich hatte er vorgeben wollen die Klinge zu begutachten, während er sein Ziel in der Reflektion auf der Klinge weiter beobachtete, aber mit dieser Klinge war das nicht möglich. Nicht das die Waffe dadurch weniger interessant wurde. Sie war eine der am besten gearbeiteten Klingen, die er je in den Händen gehalten hatte. Er zog noch einmal die Linse hervor und betrachtete die Waffe durch diese. Sie erschien pechschwarz, schien allerdings keine verräterischen Spuren von Psynergie zu verströmen.
"Nachtsplitter.", sagte der Händler, der sein Interesse bemerkt hatte, "Sie haben ein sehr sehr gutes Auge, mein Herr. Es ist eine meiner besten Waren."
"Es ist ein gutes Messer.", stimmte Kazan zu, "Ich spüre allerdings gar keine Psynergie."
"Verblüffend nicht."
"Was kann es also?", fragte er, während er sich um drehte und vorgab die Klinge in der Sonne zu betrachten.
Sein Ziel war nicht weit entfernt von ihm mit dem Angebot eines anderen Händlers beschäftigt. Es schien unwahrscheinlich, dass sie sich allzu bald weit entfernte.
"Sie setzt Dunkelheit in Form einer Klinge frei.", erklärte der Händler stolz, "Ebenso scharf und widerstandsfähig, wie die Waffe selbst jedoch länger."
Kazan zog die Waffe prüfend heraus und ließ sie aufheulen. Von einem Augenblick zum nächsten hielt er scheinbar ein Langschwert in Händen. Die Klinge war absolut glanzlos und schien das Licht vollständig zu verschlucken, das auf sie fiel.
"Ein schneller Wechsel in der Reichweite.", meinte der Händler nickend, "Und, wie ihr vielleicht gemerkt habt, ohne Gewichtszunahme."
"Das lässt mich an der Effektivität zweifeln.", bemerkte er, während er die Waffe sanft durch die Luft bewegte.
"Das täuscht.", erwiderte der Händler breit grinsend, "Diese Waffe mag sich noch immer leicht wie ein Dolch schwingen lassen, aber treffen tut sie mit der Wucht eines Schwertes."
"Eine beeindruckende Waffe.", gab Kazan zu und schwang die Klinge ein paar mal prüfend.
"Man erzählt sich sogar der Schattenschmied selbst hätte sie geschmiedet."
Kazan blickte spöttisch auf die Waffe. "Aber sicher doch."
"Natürlich nur eine Geschichte.", lenkte der Händler augenblicklich ein, "Aber das man diese Waffe einem mythischen Schmied zu rechnen will, spricht doch für ihre beispiellose Qualität."
"Und kann ich mir diesen Dolch leisten?"
Der Händler lachte. "Unter normalen Umständen wäre das eine äußerst teure Anschaffung, aber ich wäre bereit ihnen einen Nachlass zu gewähren."
"Mh?"
"1500 und eure Gürtelschnalle."
"Was?", fragte Kazan gespielt überrascht, "Wieso das?"
"Öhm... sie ist hübsch.", meinte der Händler wenig überzeugend.
"Das ist ein zu gutes Geschäft, um mich daran aufzuhalten wie seltsam es ist.", stimmte Kazan innerlich lachend zu und ließ die Schattenklinge wieder verschwinden.
Nachdem Kazan seinen Gürtel geöffnet und die Schnalle gelöst hatte, zog er missmutig einen Geldbeutel hervor.
"Oh je.", spielte er, "Sieht so aus, als hätte ich doch nicht genug Geld, um euch zu bezahlen..."
Der Händler verzog das Gesicht. "Wissen sie was... geben sie mir doch einfach was sie haben. Ich ähm... spüre das diese Waffe zu ihnen gehört."
"Das ist wirklich ausgesprochen gütig.", antwortete er, während er die Enden seines Gürtels zusammen knotete, und gab dem Händler dann den Geldbeutel.
"Keine 250.", lamentierte der Händler und ließ die Gürtelschnalle rasch in seiner Tasche verschwinden. Vermutlich glaubte er gerade ein großartiges Geschäft gemacht zu haben. Bei dem Gegenstand, den Kazan ihm gegeben hatte handelte es sich tatsächlich um, wie der Händler wohl geglaubt hatte, ein Sturmauge, einen hochpsynergetischen Gegenstand, der durch seine spezielle Wirkungsweise starke nicht psynergetische Windstöße erzeugen konnte und zu hohen Preisen gehandelt wurde. Leider war es schon unbrauchbar gewesen als Kazan es gefunden hatte und somit praktisch wertlos. Und dank Kazans Angewohnheit sein Geld nie in einem einzelnen Beutel mit sich herumzutragen, war auch der größte Teil seines eigenen Vermögens gesichert. Wahrlich ein gutes Geschäft.
"Das kommt mir bekannt vor.", sagte eine weibliche Stimme neben ihm.
Kazan wandte sich überrascht zur Seite und erblickte eine junge Frau mit langem hellblauen Haaren, die ihren Blick auf Nachtsplitter gerichtet hatte. Um ihren Hals hing ein Band mit einem Schlüssel.
"Ich glaube ich habe schon mal eine andere Waffe von diesem Schmied gesehen.", erzählte sie weiter, "Zumindest war die auch schwarz und hatte ähnliche Zeichen drauf."
Kazan schwieg im ersten Moment. Schien nicht als ob sie bemerkt hätte, dass er sie vorhin beobachtet hatte. Vielleicht war sie neugierig geworden, als sie ihn mit dem aktivierten Nachtsplitter gesehen hatte. Er musste sich also einfach nur normal verhalten.
"Tatsächlich?", fragte er, "Und was musste für diese Waffe geopfert werden? Ein Schuh vielleicht?"
Sie lachte. "Nein, ich glaube nicht. Obwohl... danach gefragt habe ich nie."
"Ah, wie ich sehe haben wir für einige Aufmerksamkeit gesorgt." Der Händler klatschte in die Hände. "Ich habe noch viele weitere gute Angebote, meine Dame."
Kazan ließ Nachtsplitter wieder in die Scheide gleiten und befestigte diese neben seinen anderen Messern an seinem Gürtel.
"Vielleicht bin ich ja nicht der einzige, der hier ein gutes Geschäft macht.", meinte er, während er weiter ging und glaubte ein schadenfrohes Lächeln auf den Lippen des Händlers zu erkennen.
"Wartet.", hielt ihn die Merkur-Adeptin auf, "Kennt ihr euch in der Stadt aus?"
"Was?", fragte Kazan perplex.
"Ich könnte einen Führer gebrauchen.", erklärte sie sich, "Ich bezahle euch auch. Das kommt euch doch sicher gelegen, wo ihr gerade eure letzten Münzen losgeworden seid."
Das lief jetzt alles irgendwie zu gut.
"Für leichtes Geld bin ich immer zu haben.", antwortete er mit einem unsicheren Lächeln trotz des unangenehmen Gefühls damit sein Todesurteil anzunehmen, "Was wollt ihr sehen?"
"Wäre alles zu viel verlangt?", fragte sie.
"Wahrscheinlich schon, aber ich gebe mein Bestes."
"Eines noch.", hielt sie ihn auf, als er losgehen wollte.
"Ja?"
"Mein Name ist Iden."
"Kazan.", stellte er sich mit einer leichten Verbeugung vor.
"Umm... Seid Ihr sicher, dass wir auch an dieser Versammlung teilnehmen sollen?", fragte Lucya ein wenig beklommen, als sich alle Crewmitglieder des Schiffes sich in der Mitte des Decks sammelten und die gewohnte Zwei-Reihen Formation einnahmen. "Wir sind nicht wirklich Teil der Crew..."
"Aber ihr seid unsere Verbündeten, oder?", sagte Lashon, der eine Position weiter hinter Tali stand.
"Oh?", machte Tali und sah den Mann fragend an.
"Natürlich sind wir das.", mischte sich eine weitere Stimme ein.
Tsuka kam auf sie zu und schob sich zwischen Tali und Lucya.
"Weil unser gütiger Anführer sich entschieden hat, dass wir helfen werden. Ohne uns zu fragen, natürlich."
"Aber man hilft doch gerne die Welt zu retten, oder?", erwiderte Tali ruhig, als wäre es das natürlichste auf der Welt.
Tsuka schnaubte.
"Es geht um das Prinzip. Dieser Typ macht das immer so!"
"Nun übertreib mal nicht, Tsuka. Meister Anarath würde uns nie leichtfertig irgendwelchen Gefahren aussetzen.", versuchte Lucya sie zu beruhigen.
"Hmpf, ich wünschte er wäre in letzter Zeit besser darin sie völlig zu vermeiden... Wo steckt er überhaupt?"
Lashon räusperte sich leise. Er wusste das er und Alyka ungestört sein wollten, aber diese Besprechung sollten sie nun wirklich nicht verpassen. Sie hatten nur noch ein paar Minuten. Was wenn Paka ihr Fehlen bemerkte und fragte wo sie wären...?
"Wir sind hier..."
Sie drehten sich um und sahen Alyka und Merl auf sich zukommen. Der Junge sah völlig fertig und immer noch blass aus, während Alyka einen unleserlichen kühlen Gesichtsausdruck zur Schau trug. Die beiden reihten sich ein, Alyka zwischen Kanra und Lashon und Merl zwischen Tsuka und Lucya.
"Man... was ist denn mit dir passiert?", fragte Tsuka besorgt, den Ärger von eben vergessen und beäugte Alyka böse. "Hat sie dir etwas angetan?"
"Nein... Nein, ist schon gut.", antwortete er erschöpft.
"Alles in Ordnung, Meister?", fragte Lucya vorsichtig.
"Ja, es geht mir gut. Ehrlich.", versicherte er und versuchte zu lächeln, aber scheiterte kläglich.
"Heftiger Streit unter alten Freunden?", murmelte Lashon in Alykas Richtung.
"Nein, ich habe nur etwas klargestellt.", erwiderte sie kühl.
"Probleme?"
"Für uns? Eigentlich nicht. Vielleicht später."
Lashon sah sie fragend an, aber ihr Blick gab zu verstehen, dass sie nicht weiter ins Detail gehen würde. Vorerst hatte sie entschieden sein Geheimnis noch nicht aufzudecken, nachdem was sie von ihm und Vulkanasche gehört hatte. Alyka konnte seine Entscheidungen nachvollziehen und konnte nicht einmal leugnen, dass sie mit den meisten seiner Taten sogar symphatisierte. Aber das änderte nichts daran, dass er ein Betrüger war. Deshalb hatte sie ihm eine Bedingung gestellt.
"Hört mal...", sagte Merl und vermied es die anderen direkt anzusehen. "Ich muss euch hiernach unbedingt etwas sagen. Etwas sehr Wichtiges. Sollte irgendwas dazwischen kommen, erinnert mich unbedingt daran, damit ich es nicht zu lange aufschiebe, okay?"
Lucya und Tsuka wecheselten einen verwirrten Blick, aber Tsuka zuckte mit den Schultern.
"Hm, okay. Wenn du dich dann besser fühlst..."
"Da fällt mir ein- Moment...", sagte Tali plötzlich und begann in ihren Taschen zu wühlen. "Ah!"
Sie zog eine in Papier gewickelte Kugel hervor und reichte sie Merl.
"Das war noch von meiner letzten Reise übrig. Du kannst es gerne haben."
Merl, der das Stück als Bonbon erkannte, musste plötzlich grinsen und nahm es entgegen.
"Danke, Tali."
Tsuka rollte mit den Augen.
"Und wieder mal ist Zucker die beste Lösung..."
Lucya kicherte. Merl schob sich das Bonbon in den Mund. Es half tatsächlich. Neue Kraft durchströmte ihn und er wurde zuversichtlicher.
Ich kann das tun. Und ich werde. Ich habe schon viel zu lange gebraucht..., dachte er.
~Das ist die richtige Einstellung, Merl. Aber nun lass uns erst einmal hören, was dieser Paka zu sagen hat.~
Merl nickte entschlossen zu Vulkanasches Worten, was vermutlich für die anderen seltsam aussah, aber im Moment war ihm das gleich.
Genau in diesem Moment kam Paka mit Saitu zurück. Lashon schluckte. Sie waren pünktlich wie nie zuvor. Auch wenn nur ein halbes Dutzend dieser Versammlungen hinter sich hatte, war ihm nicht entgangen dass sich Paka gerne Zeit nahm aufzutauchen. Dass er nun auf die Minute richtig war, unterstrich noch einmal den Ernst der Situation.
Hinter Paka tauchten auch Kudo, Vera und Loghain auf, von denen sich die letzten zwei sofort einreihten. Kudo blieb einen Moment zwischen ihnen stehen, bis der Käpten ihn irritiert und Saitu ihn mahnend anstarrten und Kudo sich ebenfalls widerwillig, aber möglichst gut sichtbar, in die Reihe stellte.
"Sind auch alle da? Ausgezeichnet.", eröffnete der Käpten und räusperte sich. "Hört zu! Ich werde direkt loslegen, denn es ist nicht viel Zeit wie ihr wisst. Drei der vier Leuchtfeuer Mirnuzars brennen und nur noch der Merkurleuchtturm ist noch nicht entzündet. Nun kennen wir die Position eben jenes Leuchtturmes und sind im Besitz des Merkursterns, aber leider wurde uns eine gefährliche Falle gestellt. 'Sie'... Die Wächterin des Sternenplateaus und Verursacherin des Strudels... hat mir eröffnet dass die Leuchtfeuer Mirnuzars auf mehrfache Weise manipuliert worden sind und den Untergang Mirnuzars zu Folge haben werden, sobald das letzte Leuchtfeuer brennt. Damit wäre es uns nie möglich den Strudel zu schließen. Aber...! Sie bot uns einen Ausweg. Um uns eine neue Chance zu geben, erfüllte sie den Venusstern mit einer Kraft, die den Venusleuchtturm von sämtlichen Manipulationen reinigt und unsere Mission wieder möglich macht. Wir müssen also den brennenden Venusleuchtturm mit dem Stern vereinigen, bevor das Leuchtfeuer des Merkurturmes entzündet wird. Gelingt uns dies nicht, war es das. Keine weiteren Chancen mehr.
Ich möchte offen sein. Wir sind offenkundig im Nachteil. Erstens: Auch wenn wir den Merkurstern im Moment auf dem Schiff haben, ist es uns nie gelungen die Verbindung zwischen im und Ailas zu trennen. Wir könnten die Kontrolle über ihn jeden Moment verlieren, also müssen wir alles daran geben diesen Leuchtturm vor seiner Entzündung zu beschützen.
Das führt mich leider zu zweitens: Wir wissen nicht wie die Leuchtfeuer der anderen Türme entzündet wurden, denn wir wissen sicher dass keine Elementarsterne benutzt wurden. Und es besteht kaum Zweifel daran, dass kein direkter Kontakt mit den Türmen notwendig ist. Ich bezweifle dass es außer uns überhaupt jemanden gibt, der weiß wo der Venusturm überhaupt zu finden ist. Warum ausgerechnet der Merkurturm nicht brennt, dass wissen wir nicht. Wenn ich raten müsste war es entweder 'sie'... oder Ailas. Entweder das oder etwas ganz anderes. Und da wir das nicht wissen, ist das ein Problem.
Drittens: Ich bin mir nicht sicher im welchen Umfang die Reinigung des Venusfeuers funktioniert, ob sie auch die Manipulationen der anderen Türme entfernt oder dauerhaft ist. Denn was einmal passiert ist, kann wieder passieren. Und wie ich sagte: Ich glaube kaum das jemand außer uns am Venusleuchtturm war.
Dann noch viertens: Wir haben Nachricht erhalten, dass Reyter ebenfalls auf den Spuren von Doktor Balder Vincent ist. Eben jener der in der Lage sein soll den Marsstern aus dem Mädchen zu extrahieren. Das Problem ist, dass Reyters Truppen im Moment in voller Kontrolle über den Marsleuchtturm sind und wir unser einziges Portal dorthin verloren haben. Wir müssen also dafür sorgen, dass sie den Doktor oder sein wissen nicht bekommen. Auch wenn das zunächst nicht so dringend wie der Untergang Mirnuzars zu sein mag, dürfen wir nicht vergessen dass dadurch unsere ursrüngliche Mission zu scheitern droht, sobald Reyter den Stern und den Turm sein Eigen nennen kann.
In Anbetracht unserer Situation müssen wir mit allen verfügbaren Kräften darauf reagieren. Deshalb habe ich drei Operationen geplant, die im Falle des Erfolgs noch einmal eine Katastrophe abwenden können.
Operation eins klingt simpel und ich hoffe das wird sie auch sein: Reinigen des Venusleuchtfeuers. Der Venusleuchtturm liegt in der blauen Wüste, in Fenraterra. Sie ist auch bekannt als die verlorene Stadt. Tropfen wird diese Operation leiten und ich denke es wäre am besten wenn nur Adepten daran teilnehmen würden, aber nicht zu viele. Legenden beschreiben Fenraterra als gefährlich und verflucht, aber ich habe vollsten Vertrauen in euch."
Ich denke mal, meine Aufgabe ist klar. Wir werden wohl jeden Erdadepten damit beauftragen, hm?, dachte Lashon.
"Operation Nummer zwei mag vielleicht übervorsichtig erscheinen, aber sie ist absolut essenziel: Beschützen des Merkurturmes. Soweit uns bekannt ist, weiß kaum einer um die Position des Turmes und ich behaupte sogar zu sagen, dass selbst Reyters Truppe kaum zu ihm vordringen könnten, wenn sie um ihn wüssten. Aber wir können uns nicht auf unser Glück verlassen. Eine Gruppe von uns wird ihr Lager im eisigen Arktonia aufschlagen müssen und dort alles mögliche tun, um den Merkurturm sicher zu halten. Ich werde diese Operation leiten. Nicht nur weil sie so unschätzbar wichtig ist, sondern auch aus... praktischeren Gründen. Ich kann das Meer nicht verlassen, also ist die Wüste erst recht kein Ort für mich. Das Eis dort wird mir weiterhin Kraft geben, denn Operation drei findet in Neu-Mirnuzar statt, weit weit über dem Ozean.
Operation drei ist die Kontaktaufnahme mit dem Doktor Balder Vincent, bevor Reyters Männer eben das gelingt. Dazu wird die Windtänzerin mit den Hexenschwingen hinauf zum fliegenden Superkontinent fliegen und ein Gebiet nahe Polina ansteuern. Saitu wird diese Operation leiten. Es wird eine gezielt diplomatische Mission, da wir es mit dem neuen Superkontinents-Oberhaupt Costello zu tun haben. Wir haben keine Ahnung wie er zu uns steht, also sollten wir auf alles gefasst sein. Ich weiß Diplomatie war selten unser Stil..."
Paka ließ ein schuldiges Lächeln aufblitzen.
"aber das wäre vermutlich die beste Lösung. Wir lassen unseren Einfluss ein wenig spielen.
Noch eine wichtige Sache: Während dieser Operationen wird keine Verwendung unseres Portalnetzes möglich sein, sobald die Windtänzerin den Superkontinent erreicht. Sazael wird an einer Änderung arbeiten, so dass alle wieder zumindest mit dem Jupiterleuchtturm auf dem Scharfrichtergipfel verbunden sind. Es könnte eine Weile dauern, also geht mit euren Rationen sorgsam um. Wir werden eine ganze Weile nicht mehr auf das Teleportnetzwerk zugreifen können."
Er blickte ernst durch die gesamte Runde.
"Das ist soweit alles. Ich und Saitu werden mit jedem einzelnen von euch über eure Zuteilung sprechen. Fragen können wir im Anschluss klären."

"Soll ich raten...?", fragte Lashon amüsiert, als sich Paka näherte. "Fenraterra?"
Der Käpten nickte zustimmend.
"Das wäre wohl das beste. Wir brauchen dort Erdadepten und ich schätze deine Fähigkeit dich an neue Umstände anzupassen."
"Damit das klar ist...!", mischte sich Kanra ein und schob sich zu ihnen durch, Sinaphie an ihren Schultern klammernd, "... wir werden wohl mehr als nur Erdadepten dort brauchen. Die Prüfungen eines Leuchtturmes sind sehr umfangreich! Mit Tropfen und Lashon brauchen wir mindestens noch einen Wind- und einen Feueradepten. Ich und Sinaphie melden uns freiwillig."
Paka hob beschwichtigend die Hände.
"Nur die Ruhe. Ich hatte tatsächlich vor euch Lashon mitzugeben. Ihr funktioniert als Team einfach am besten, ohne Zweifel."
Kanra lehnte sich beruhigt und zufrieden zurück.
"Bestens. Außerdem kann ich warmes Wetter zur Abwechslung mal vertragen."
Lashon schnaubte.
"Wir gehen in eine Wüste! Ich seh mich jetzt schon Tropfen alle zehn Minuten um Eiswürfel anzubetteln..."
"Was ist eine Wüste?", fragte Sinaphie neugierig.
Lashon schüttelte den Kopf.
"Armes Ding..."
"Käpten Paka!", meldete sich Alykas Stimme, die zu ihnen trat. "Ich melde mich auch für Fenraterra."
Pakas Mundwinkel zuckten.
"Nur äußerst ungern, Hoheadeptin. Ich hätte gerne Ihre Verbindungen zu den Zentralen Kontinenten für die Vincent-Mission genutzt...", widersprach er, aber Alyka stoppte ihn mit einer Handbewegung.
"Dem muss ich widersprechen. Ich bin vermutlich die beste, die sich mit den Feinheiten von Psynergy auskennt und meine Erdkräfte werden sicher gebraucht. Außerdem existieren die Zentralen Kontinente so gut wie nicht mehr, also von welchen Einfluss sprechen Sie? Falls es Sie beruhigt... Ich kann für Ersatz sorgen, wenn Sie mich kurz zum Scharfrichtergipfel Kontakt aufnehmen lassen."
Alyka sprach so schnell und entschlossen, dass Paka sich völlig überrumpelt vorkam.
"Hm... Na schön... Woran denkt Ihr?"
"Ich werde mit dem ehemaligen Lord Senar sprechen. ER hat viel mehr Einfluss, als Ihr Euch vorstellen könnt. Jedenfalls viel mehr, als ich habe."
Paka nickte.
"Das wäre in der Tat ein großer Gewinn für unsere Sache. Glaubt Ihr es ist möglich?"
"Reyter ist ein Feind der Zentralen Kontinente und Senar war es der mich geschickt hat, um euch gegen ihn zu unterstützen. Er wird helfen."
Paka überlegte einen Moment, dann willigte er ein.
"Gut. Beeilt Euch, die Zeit drängt."
Die Hoheadeptin verabschiedete sich und rauschte davon.
"Die ist aber ganz schon eifrig sich uns anzuschließen.", meinte Kanra.
Lashon wunderte sich, als er den aggressiven Unterton in ihrer Stimme vernahm.
"Stimmt was nicht?"
"Ts, ist egal."
"Ah...ha. Wie steht es um die anderen, Käpten?"
"Bisher... Rangi, Trems und ein paar andere beleiten mich nach Arktonia. Toni, Enir und viele der regulären Crew, die helfen die Windtänzerin zu steuern bleiben auf dem Schiff. Die Schwester Amirwin hat angeboten diese Diplomatiemission zu unterstützen und Lanthari... besteht darauf als ihre Leibwächterin mitzukommen. Mit den anderen habe ich noch nicht gesprochen."
"Gut. Haben wir noch Fragen?", knurrte Kanra.
"Eh... nun...", überlegte Lashon.
"Nein? Gut, dann sollten wir uns vorbereiten.", sagte sie knapp, packte Lashon am Oberarm und zog ihn unter Protest davon.
Paka schüttelte grinsend den Kopf und ging weiter.

Saitu hörte schon den Streit, als er sich näherte.
"Fenraterra! Fen-ra-ter-ra! Die Verlorene Stadt! Die Verfluchte Stadt! Einen Dreck wirst du tun und uns hierbehalten!", herrschte Tsuka Merl an, der sich sichtbar unwohl fühlte.
"Zuka, bitte... Ich kann sehr viel mehr tun, wenn ich als Anarath von den Anemos die diplomatische Mission unterstütze... URGH!"
Tsuka zog ihn kräftig an den Mundwinkeln.
"Es ist Tsuka! Und nein, du wirst nicht zulassen, dass mir das entgeht!"
"Probleme?", fragte Saitu mit wenig Begeisterung, da er der Meinung war, dass er bereits mit genug lebhaften Individuun zu tun hatte, die keine Ahnung hatten wie professionelle Disziplin in diesen ernsten Zeiten auszusehen hatte.
"Eine kleine... Meinungsverschiedenheit.", sagte Lucya entschuldigend lächelnd.
"So?"
"Meister Anarath möchte der Vereinbarung folgen und seinen Einfluss nutzen um Verbindung mit dem Doktor aufzunehmen, leider möchte Tsuka unbedingt zur blauen Wüste, als sie von Fenraterra gehört hat...", erklärte sie schüchtern, während sie zusahen wie die beiden miteinander rangelten.
"Wir haben eine Vereinbarung, richtig.", sagte Saitu. "Aber wenn diese junge Frau der Meinung ist sie müsse unbedingt nach Fenraterra, wieso geht sie nicht? Wir dachten nur eure Gruppe wäre unzertrennlich."
"Da gibt es nur ein Problem...", murmelte Lucya.
"Das kannst du laut sagen!", fauchte Tsuka. "Ich bin an diesen verdammten Plagegeist gebunden! Unzertrennlich trifft es leider nur zu gut! Grausames Schicksal...!"
"Tsuki, hör auf!", bat Merl, dem es für dem Moment gelang sich ihrem Griff zu entwinden. "Fenraterra läuft nicht weg. Hast du gehört? Diese Leute haben ein Portal dahin! Und da wir schon eine Vereinbarung haben, müssen wir uns daran halten! Sieh es einfach als Belohnung, wenn wir fertig sind!"
"Es ist Tsuka!", knurrte sie, aber sie ließ von ihm ab und schrie frustriert auf. "Argh! Na schön, sei es drum. Aber wehe ich verliere meine Chance diese Stadt zu sehen, sonst versprech ich dir...!"
"Nein, nein, nein! Kein Problem! Nicht wahr?"
Saitu seufzte.
"Ich sehe kein Problem."
Tsuka schien sich zu beruhigen.
"Gut.", kommentierte Saitu. "Ihr schließt euch also alle mir an?"
Merl sah in die Runde, dann zu Tsuka. Als kein Widerspruch kam, nickte er.
"Danke. Macht euch bereit, es wird nicht mehr lange dauern."

Rulk erwachte, als jemand an seiner Zellentür rasselte.
"Was hast du denn jetzt schon wieder angestellt? Wo sind all deine Sachen?"
Rulk erkannte die Stimme er Frau und setzte sich verstimmt auf.
"Dient nur zu eurer Sicherheit... Und meiner. Was ist los... Enir, war es?"
Enir lächelte den Mann frech an.
"Nicht viel, nur dass wir bald in Neu-Minuzar landen werden. Und ich glaube ich kann meinen Boss dazu überreden dich freizulassen, nachdem wir diesen Reyon geschlagen haben."
"Hm... Glückwunsch zu dieser Leistung, übrigens."
"Danke. Du weißt vielleicht auch was das heißt? Für unseren kleinen Handel?"
Jetzt war Rulk gespannt.
"Die Axt?"
Enir nickte.
"Wenn sie wirklich so wertvoll ist, dann bist du in Nullkommanichts frei. Und wenn du uns ein wenig aushilfst, gibt es bestimmt noch ein kleines Extra."
Rulk erwiderte zunächst nichts. Was hatte sie vor?
"Aushelfen? Wie?"
Enir lachte leise.
"Das wirst du sehen, wenn wir da sind. Es wird sich für dich lohnen, versprochen. Ich geb dir dann bescheid, wenn wir da sind."
Sie warf ihn eine Decke zu.
"Sieh nur zu, dass du mir bis dahin nicht erfrierst.", sagte sie, rattelte mit dem Finger kurz nochmal über die Gitterstäbe und ging wieder.

"Hmm... soll ich die Dunkelblüte begleiten? Dann wiederrum ist dieser Möchtegernheld dabei...", überlegte Kudo. "Auf der anderen Seite der Turm... Ach, ich bin überall zu wichtig!"
"Bruder...", murmelte Vera hoffnungslos.
"Vielleicht sollte ich auch einfach den Venusstern schnappen, schnell diese Aufgabe in Alleingang erledigen und dann mit meiner Dunkelblüte gehen..."
"Wenn es so einfach wäre", sagte Paka der auf sie zu kam, "hätten wir das Leuchtfeuer ebenso mal entzündet. Das Portal führt direkt vor die Tore der Verlorenen Stadt, aber wir kennen den Weg hinein. Es würde aber ein Weilchen dauern, bevor wir den Leuchtturm erreichen und in der Zeit sollte die Windtänzerin schon in Neu-Mirnuzar angekommen sein."
"Also was machen wir?", fragte Vera vorsichtig.
Paka sah sie nachdenklich an.
"Das ist schwer zu sagen. Ich weiß das ihr eine feste Gruppe seid, aber es wäre aus objektiver Sicht am besten wenn ihr euch aufspaltet."
"Was?", fragte Kudo und runzelte die Stirn.
"Ganz recht. Kudo, du bist als Erdadept für Fenraterra geeignet. Dann wiederrum brauche ich noch verlässliche kampfstarke Leute am Merkurleuchtturm.", sagte Paka und überging stillschweigend die Tatsache, dass er Kudo für eine diplomatische Mission als völlig ungeeignet einschätzte. "Und für Vera das Gleiche. Sinaphie mag zwar schon in die Stadt gehen, aber ihre Erfahrung mit ihrer Psynergy ist noch gering. Aber ich könnte dich genauso gut in Arktonia gebrauchen, da Windadepten am besten Eindringlinge oder Unregelmäßigkeiten in der Psynergy entdecken können. Für euren neuen Freund allerdings...", fuhr er fort und sah Loghain an. "... komm ich nicht umhin seinen Einfluss als Meister der Kampfkunst einfach ungenutzt zu lassen. Ihr kennt euch vielleicht auch mit Flüchen aus oder seid bewandert in den Mysterien der Leuchttürme, aber ich glaube Ihr wärt bei Saitu am besten aufgehoben."
"Hey... wieso bin ich nur für zwei Operationen geeignet und er für drei?", beschwerte sich Kudo.
Paka räusperte sich.
"Was ich damit sagen will", überging er seine Bemerkung, "ist, dass ihr eigentlich frei wählen könnt. Außerdem gibt es etwas, das ihr in Betracht ziehen müsst, wenn ihr mit mir kommen wollt. Es ist der Merkurleuchtturm. Und der wiederrum bedeutet..."
"Ailas.", schlossen Kudo und Vera im Chor.
Paka nickte.
"Es ist eure Entscheidung, wer von euch wo hin geht. Entscheidet euch schnell."

Übrig blieb eine seltsame Kombination, fand Saitu, als er sich Sciz, Sylvos, Kurlag und Skrasas näherte.
"Warum wir wohl die letzten sind?", murmelte Sciz.
"Macht euch darum keine Sorgen. Das bedeutet lediglich, dass ihr vier aus unserer Ansicht für alle drei Aufgaben geeignet wärt. Und da wir uns nicht über die Zuteilung sicher sind, wäre es vermutlich am besten ihr würdet sie selbst wählen.", erklärte Saitu, als er sich zu ihnen gesellte.
"Für alle drei?", fragte Sylvos überrascht.
Saitu nickte.
"Wir können einfach nicht sicher genug sein fähige Adepten sowohl nach Fenraterra, als auch Arktonia zu schicken. Und ich werde mehr als nur politischen Einfluss brauchen, wenn da oben etwas schief geht."
"Ist es nicht riskant sich so aufzusplittern?", bemerkte Skrasas mit unleserlicher Miene.
"Dem stimme ich zu, aber im Anbetracht der Umstände haben wir kaum eine Wahl.", sagte Saitu entschieden.
Kurlag seufzte.
"Ich bin zu alt für so etwas..."
"Trefft Eure Wahl. Vielleicht wollt Ihr Euch weiterhin Lashon und Kanra anschließen, Sylvos? Die gehen nach Fenraterra. Ansonsten brauchen sowohl ich, als auch der Käpten Hilfe. Bitte entscheidet euch schnell, jede Minute ist kostbar."

"Alle sind so aufgeregt...", sagte Facas, mehr zu sich selbst, als zu seinen beiden Begleitern. "Was wohl mit uns passiert? Ich meine, wir haben damit nichts zu tun! Das Ende von Mirnuzar? Allesverschlingeder Strudel? Was ist das, ein schlechtes Schauspielskript oder ein Scherz?"
Heehl grunzte.
"Die meinen das wohl ernst.", bemerkte er.
"Ganz recht.", meldete sich eine Stimme von hinten.
Die beiden Männer zuckten zusammen.
"Oh, Lady Sairi...", grüßte Facas sie. "Ich fürchte ich verstehe nicht..."
"Das heißt", sagte sie klar, "dass Mirnuzar bald nicht mehr da ist, wenn wir nicht alle anpacken. Absolut alle. Ihr werdet also helfen."
"Oh, nein, nein, nein! Ich meine... Ich bin doch nur Barde, verdammt!"
"Einer der immer wieder erzählt wie wichtig und wohlbekannt er doch ist.", erwiderte sie zuckersüß. "Einer wie Ihr kennt doch sicher viele einflussreiche Leute?"
"Natürlich!", antwortete er prompt, bis er seinen Fehler bemerkte. "Äh, vielleicht doch nur die obere Mittelklasse..."
"Du hast's verbockt, Bohnenstange. Sieh es ein.", lachte Heehl aus voller Kehle und schlug ihn auf den Rücken.
"Kannst du nicht einfach den Mund halten?!", fuhr dieser ihn an.
Sairi nickte.
"Ihr werdet also am besten Saitu unterstützen. Und ihr zwei... ihr wart Söldner, nicht?"
Koeko nickte resignierend, aber Heehl schüttelte den Kopf.
"Nein, bin nur zufällig Seeräuber geworden, aber das bin ich auch nicht mehr.", erwiderte er mit einem Anflug von Triumpf.
"Und doch tragt Ihr eine große Axt mit Euch rum, habt Kampferfahrung uuunnd...! Ihr habt noch eine Schuld bei mir.", konterte Sairi.
Heehl öffnete den Mund, aber schloss ihn wortlos wieder.
"Du hast's verbockt, Dicker.", feixte Facas.
"Schnauze.", brummte Heehl geschlagen.
"Ich denke ihr zwei seid bestens bei Paka aufgehoben. Zieht euch warm an. Ich habe gehört Arktonia soll zu dieser Jahreszeit ziemlich kalt sein.", sagte Sairi wieder im überfreundlichen Tonfall und ging davon.
"In was habt ihr zwei mich da nur verstrickt.", seufzte Koeko leidend.
Heehl runzelte die Stirn.
"Hey... Hey, Augenblick mal! Ist es in Arktonia nicht immer kalt?"
"Das war doch der Witz! Meine Güte, diesem Typen ist einfach nicht zu helfen.", seufzte Facas.

Der Jäger schüttelte verärgert den Kopf.
Ts, Berührte...
Er gab ihnen ein Zeichen ihn zu folgen und bewegte sich durch das Dickicht.
"Ihr könnt mich Dubk nennen. Das hier..."
Er blieb kurz stehen und nickte irgendetwas zu. Juar und Haden versuchten sich keine Überraschung anmerken zu lassen, als ein vermeintlicher Busch sich erhob und eine mit Ästen und Blätter getarnte Armbrust schulterte. Er musste auf die selbe Weise vor Adeptengespür geschützt sein wie Dubk, denn sie hatten ihn bis jetzt nicht bemerkt.
"ist Bent."
"Immer eine Freude ein neues Gesicht zu sehen.", grüßte sie der Busch enthusiastisch mit hörbar jüngerer Stimme und reichte ihnen die Hand.
Er ließ sie sinken, als keiner der beiden sie nahm und räusperte sich verlegen.
"Nettes Outfit. Sehr überzeugend.", bemerkte Juar.
"Ah, danke. Das soll es auch sein. Es ist jedes mal eine verdammte Frickelei es perfekt aussehen zu lassen und ich muss es zu jeder Jahreszeit anpassen... Naja, eigentlich fast jede Woche..."
"Genug Bruder, wir müssen los. Da lang."
Sie machten sich auf den Weg, Dubk an der Spitze.
"Wer von Ihnen hat das Kommando?"
"Das wäre dann wohl ich.", meldete sich Haden.
"Gut, wissen Sie warum Sie hier sind?"
"Nein, nur das es eine Art Testauftrag ist."
"Ha! Ich wusste es!", verkündete der Busch gut gelaunt.
"Schön für dich. Es ist so: Nicht weit von hier gibt es eine stillgelegte Erzmiene, nur dass sie nicht mehr stillgelegt ist. Einige aus Reyters Reihen haben ein größeres Erzflöß aus einer seltenen Form des Tränensteins entdeckt und bauen dieses heimlich ab und bringen es zu einer Teleportstation in nördlicher Richtung. Sie sind schon ein paar Monate hier und haben in letzter Zeit die Bewachung und ihre Ausrüstung verstärkt, also muss sich die Ader für den Kriegsherrn lohnen."
"Wir sollen also diese Miene für immer schließen?", fragte Juar.
"Kaum. Tatsächlich haben wir etwas anderes vor."
Er zog eine Phiole mit grünschimmernden Inhalt aus seiner Brusttasche und reichte es Haden.
"Das ist...", murmelte er.
"Eine Abart von Erzungeziefer. Ich hörte irgendein begabtes Kind der Wache hat sie gezüchtet. Angeblich unnachweisbar. Sie machen das gesamte Erz unbrauchbar, ein Tropfen genügt.", zählte Dubk auf. "Ziel ist es die Erzladung damit zu infizieren."
"Warum nicht gleich die ganze verdammte Miene?"
Dubk zuckte mit den Schultern.
"Eure Entscheidung. Aber die Wache hatte sich dafür ausgesprochen das Metall bald selbst gebrauchen zu können, aber es ist noch nicht an der Zeit die Miene zu nehmen. Es gibt noch ein paar andere Faktoren, aber darauf muss ich wohl nicht weiter eingehen."
"Also infizieren wir die Lieferung... So simpel?", fragte Haden, fast schon enttäuscht.
"Simpel war es, bevor die letzte Verstärkungswelle kam.", gab Dubk zu. "Jetzt hingegen..."
"Kaum schwerer.", grinste Bent.
"Bent...", warnte ihn Dubk. "Unterschätze-"
"nie deinen Gegner, schon klar Bruderherz.", vervollständigte er den Satz. "Jetzt nimm es doch nicht so ernst. Wir haben hier zwei Profis die die Leitung übernehmen, also wird das ein Spaziergang."
Dubk schüttelte den Kopf.
"Nimm es nicht zu leicht, hörst du? Und jetzt sei still, wir sind gleich da."

Als sie ankamen bewegten sie sich langsamer. Haden und Juar spührten wie der Geistleserkontakt zu Dularius schlagartig abbrach. Und vermutlich waren sie auch für ihn verschwunden. Außerdem bemerkte Haden viele sorgfältig versteckte Gerätschaften in den umliegenden Bäumen, die vermutlich Schall und Licht aus dem Inneren abdämpften. Zwischen den Bäumen befanden sich drei kleine gut getarnte Schlafzelte und er bemerkte sogar eines von vermutlichen vielen versteckten Lagern die in den Erdboden gegraben wurden. Ein zufälliger Wanderer hätte vermutlich nicht einmal gewusst, dass er mitten durch ein fremdes Lager schritt. Die vier Männer machten Halt.
"... Schwester ist nicht hier. Sie ist zu spät.", bemerkte Bent und legte vorsichtig seine Armbrust ab, bevor er sich streckte.
"Stimmt... Sie hätte schon hier sein müssen...", murmelte Dubk.
"Probleme?", fragte Juar.
"Bezweifle ich. Aber es fehlt noch jemand.", antwortete der Jäger und setzte sich ins Gras.
"Wie viele gibt es von euch denn noch?"
"Nur noch Megg.", antwortete Bent. "Unsere Schwester."
"Wo ist sie?"
"Sie späht die Lieferleute Reyters aus, um uns vor eventuellen Änderungen zu warnen. Wir wollten uns hier treffen bevor wir loslegen, aber wie es aussieht haben wir noch ein wenig Zeit.",sagte Dubk, "Und bevor ihr zu falschen Schlüssen kommt: Megg weiß was sie tut. Sie wird nicht gefangen genommen sein, sondern ist nur ein wenig spät dran. Was uns Zeit gibt alles ins Licht zu rücken was noch unklar ist. Nun da ihr das Kommando übernehmt, solltet ihr alles Nötige in Erfahrung bringen und schon mal einen Plan schmieden. Wir beantworten gerne alle Fragen so weit uns das möglich ist."
„Wir suchen schon eine ganze Weile nach 'ihm'. Bei mir kommt langsam die Zweifel auf, dass du uns betrogen hast. Wenn du das getan hast, dann ist es nun der richtige Zeitpunkt damit herauszurücken. Wir, die Schüler und die Meister der Kampfkunst töten keine Personen. Du brauchst dich deswegen also nicht zu sorgen. Das was in der Stadt passiert ist, war nur ein Bluff.“
Mallar schüttelte seinen Kopf und schaute zu dem Tiger.
„Das es so lange dauert, liegt daran, dass er eine ganze Weile, seine Gabe der Sterne nicht benutzt hat, aber seid beruhigt: Ich spüre, dass er in der Nähe ist. Noch etwas weiter im Norden.“
Unarus hob skeptisch die Braue. „Meister Dewan ist seid längerem nach Akestas aufgebrochen. Ich weiß nicht, wie lange die Versammlung der Meister andauern könnte, doch eins weiß ich definitiv. Wir haben nicht unendlich viel Zeit. Jeder Augenblick kann von Bedeutung sein.“
„Keine Sorge. Ich gebe mein bestes.“
Die wesentliche Frage ist nicht, ob du dein bestes gibst, sondern ob dein bestes ausreichen wird.

Hashiro bemerkte eine Person, der sich ihm von hinten näherte. Ohne ihn sein Blickes zu würdigen, ging er seinen Weg fort.
„Du hast also überlebt, Homunkulus.“
Aleon folgte ihm. Er war verwirrt, warum ihm das Hashiro angetan hatte. Er hatte noch nicht einmal auf ihn gewartet. Er verstand es nicht, also würde er ihn fragen.
„Warum seid ihr einfach spurlos verschwunden? Warum habt ihr die Positionen von uns beiden vertauscht und mich einem solchen Angriff hilflos ausgesetzt?“
„Nach allem lebst du noch, oder? Außerdem habe ich meine Energie nicht vor dir getarnt, damit du mich aufspüren konntest. Also beklage dich nicht, Homunkulus!“
Ehe Aleon etwas darauf antworten konnte, warf er ihm einen Trank zu, den Hashiro wohl nur kurz vorher hergestellt hatte.
„Trink das.“
Aleon widersprach ihm nicht und trank die Flüssigkeit. Seine Lunge brannte so intensiv, dass er für eine Zeit glaubte, daran sterben zu müssen.
„Deine Lunge brennt höllisch, doch irgendwann gewöhnt sie sich daran. Anders als, wenn man die Flüssigkeit auf die Haut aufträgt. Es sind zwei Tränke in einem. Ergo hat es zwei Fähigkeiten.
Die eine macht uns praktisch unaufspürbar, solange wir nicht jemanden gewähren uns aufzuspüren oder in keinen Kampf verwickelt sind. Ein 'Kampf' oder ein 'Angriff' setzt in unserem Körper einen Stoff aus, dass die Wirkung dieser Fähigkeit verfliegen lässt. Also sei vorsichtig.“
Hashiro ließ die Worte auf den Homunkulus wirken und fuhr dann fort.
„Die zweite Fähigkeit reinigt dich von jeglichen Effekten und säubert deine Haut und deine 'innere Energie'. Die zweite Fähigkeit des Trankes wirkt selbstverständlich zuerst, damit sich die Wirkung der ersten Fähigkeit nicht auch sofort auflöst.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Taan dich entkommen gelassen hat, nur um mich später aufspüren zu können. Vermutlich ist er in der Lage Personen aufzuspüren, die in irgendeiner Form mit 'Wasser' oder 'Eis' in Kontakt geraten.“
„Heißt es, sobald wir mit Wasser oder Eis in Kontakt geraten, wird er uns finden können?“
„Nicht solange die erste Fähigkeit des Trankes wirkt. Wenn man die Anzahl der Menschen in Mirnuzar betrachtet, müsste er sich bestimmte 'Signaturen' einprägen, um diese auch später unter der ganzen Masse ausfiltern zu können.
Er würde zwar erkennen, dass wir 'existieren' aber uns aufgrund unserer veränderten 'Signatur' nicht wiedererkennen. In anderen Worten: Alle Wesen, die eine 'Signatur' außerhalb seiner Einprägung besitzen, sind für ihn unbekannt. Nach diesem Schema arbeiten übrigens die meisten Aufspürfähigkeiten.“
Der Homunkulus nickte, als er das System hinter dem ganzen Begriff.
„Wo gehen wir gerade eigentlich hin?“
„Du erinnerst dich sicherlich noch an diese 'Katze', die wir vor einer Weile überwältigt haben. Sie verfolgt gerade eine äußerst interessante Spur. Wir folgen ihr. Sie hat anscheinend jemanden dabei, die ihr den Weg vorgibt.
Die Wirkung des Tranks sorgt dafür, dass sie uns nicht bemerken können. Pass also auf, dass du nichts dummes unternimmst. Die Konsequenz würde dir Leid tun.“
Ein süffisantes Grinsen bildete sich auf Hashiros Lippen.
Eine Macht, die die Gabe der Sterne unterdrücken kann! Aus Loghains Erinnerung konnte ich erkennen, welchen großen Nutzen es im Kampf gegen Melfice gehabt hat! Ich wäre ein Narr, diese Gelegenheit zu verstreichen.
Außerdem habe ich bereits nach meinem letzten Kampf einen sehr großen Vorteil gegenüber Ailas erhalten. Ich weiß, wie ich ihn loswerden werde. Ich lehne mich nicht zu weit vom Fenster, wenn ich behaupte, dass mich nun niemanden mehr aufhalten kann.


Loghain hatte sich zurückgezogen und gewartet, bis sich die Menge langsam auflöste und er Paka alleine vorfinden würde.
Die Windtänzerin selbst hatte eine vorübergehende 'Schutzfunktion' für ihn, nachdem er sich bereits Feinde wie Melfice, Reyon, die Meister der Kampfkunst und auch Hashiro gemacht hatte. Er hatte etwas freie Luft gebraucht, um seine nächsten Spielzüge zu überdenken und etwas freie Luft, um sich von dem arroganten, selbstverliebten Kerl zu erholen.
Bei ihm war es, für Loghain, eine schwere Aufgabe gewesen, seine Höflichkeit und Neutralität aufzubewahren.
„Ah, Meister Loghain. Habt ihr bereits eine Entscheidung getroffen?“
Der Meistermörder nickte und stützte sich leicht an seinem Stab.
„Ja, ich habe zwar eine Zeit lang darüber nachgedacht, aber ich denke, ich bin mir dessen sicher.
Ich habe über Fenraterra schon vieles gehört. Flüche sind oft etwas, woran die stärksten Kämpfer scheitern. Es ist gänzlich etwas anderes als eine Schnittwunde und einer Verbrennung die man sich einfängt. Wie der Zufall es will, ist meine Kampfdisziplin und Ausbildung auf die dunkle Künste aufgebaut.“ er schüttelte seinen Kopf und fuhr fort.
„In Operation 3 hingegen, kann mein Einfluss während der Verhandlungen möglicherweise von großer Wichtigkeit sein. Vor nicht allzu langer Zeit, war ich als Gast von Lord Stein, in einem Treffen der Lords anwesend, die den Fall Costello besprochen haben. Wir wurden von Melfice unterbrochen, der die Insel angegriffen hat. Unglücklicherweise verlor dabei auch Meister und Lord Olaf Edwin sein Leben, doch den Anwesenden dürfte in Erinnerung geblieben sein, wie ich den Dämon in die Flucht schlug. Immerhin läuft er seitdem nur mit einem Arm herum.“
Paka kratzte sich an seinem Hinterkopf.
„Ihr wärt in beiden Operationen von großer Nützlichkeit. Schade das ihr euch nicht einfach in zwei teilen und an beiden Operationen teilnehmen könnt.“
Ealar Loghain grinste.
„Das ist offen gesagt genau das, was ich machen möchte.“
Paka machte große Augen. „Ihr.... wollt euch in zwei Teilen?“
Der Meistermörder winkte mit dem folgenden Kopfschütteln.“Es ist nicht so, wie ihr euch das vorstellt. Ich habe eine dunkle Kunst, die es mir gestattet, mich und mein Bewusstsein in zwei Körper zu teilen. Dadurch teilt sich auch gleichzeitig meine körperliche Stärke und Sternenkraft in zwei, aber das sollte kein allzu großes Problem sein. Von Außen wird man nichts davon sehen.“
„Gut, dann kannst du an beiden Operationen teilnehmen.“
Der Kapitän nickte nochmal bestätigend, auch wenn Loghain nicht entging, wie Paka sich über die Existenz einer solchen Kunst wunderte.
Nach einer kurzen Zeit bemerkte Paka, dass etwas nicht mit Loghain stimmte. Er hatte einen besorgten Gesichtsausdruck. Paka entschloss noch einmal nachzufragen.
„Gibt es noch etwas, was ihr mit mir besprechen wollt?“
Loghain schaute mit überraschter Miene zu Paka, nickte jedoch anschließend.
„Ja, doch darüber hinaus gibt es nämlich etwas, worüber ich sie persönlich in Kenntnis setzen möchte. Immerhin ist eine Operation direkt davon betroffen.“
Pakas Interesse war geweckt. „Nur zu, wir würden uns über jede Bereicherung freuen.“
„Es betrifft die Operation am Merkur-Leuchtturm. Es gibt einen weitere Bedrohung, mit der wir dort streng rechnen müssen. Eine Person der alles daran setzten wird, auch das letzte Leuchtfeuer brennen zu sehen. Diese Person ist sehr fähig und gefährlich seitdem er erst kürzlich seine Sternenmacht zurückerlangt hat. “
„Diese Information könnte große Auswirkungen auf das gelingen von Operation Zwei haben. Wer ist dieser Kerl?“
Loghain machte einen ernsten Gesichtsausdruck und schaute kurz in den Himmel. Er ließ sich Zeit oder wollte einfach nur die richtigen Worte wählen.
„Hashiro.... eine Person die das Ende aller Berührten oder in euren Worten Adepten anstrebt.
Von dem Dämon Melfice seid ihr sicherlich informiert worden? Es war niemand geringeres als Hashiro, der diesen Adepten-fressenden Dämon erneuert beschworen hat. Ursprünglich wollte er die Kraft des Dämons kontrollieren, doch er wurde wahnsinnig und lief er so lange Amok, bis er besiegt wurde und der Dämon sich endgültig von ihm trennte. Vielleicht sollte ich etwas weiter ausholen.“
Loghain machte eine kurze Redepause und da Paka nicht widersprach, fuhr er fort.
„Ursprünglich war er ein guter Freund meines verstorbenen Meisters Inizimil Gusvos und besaß sein großes Vertrauen. Ich habe es selbst nicht erlebt, aber das 'Akestas-Skandal', vor über zehn Jahren, ist nahezu jedem Meister bekannt.
Da es mittlerweile sowieso keine Rolle spielt, kann ich es euch sagen: Tief in Nebelherz ist die Beschwörungsformel von Melfice versteckt.
Eines Tages, während seines Gastaufenthalts in Nebelherz, ermordete Hashiro den Meister aus Akestas, Meister Zark Taan und begab sich zu den geheimen Ruinen. In den Ruinen tötete er das Paar Xin und Ken, die ihm gefolgt waren und aufhalten wollten. Die beiden waren zwar kein Mitglied unseres Ordens, waren jedoch ebenfalls sehr fähige Adepten und ebenfalls Freund der Meister gewesen. Zwar erhielt Hashiro die Formel, wurde jedoch noch in den Ruinen bezwungen.“
„Wer hat ihn aufgehalten?“ fragte Paka neugierig.
„Die damaligen Schüler von Meister Zark, Silya und Xallank.
Meisterin Silya seid ihr höchstwahrscheinlich schon in Nebelherz begegnet, auch wenn sie sich gegenüber 'Fremden' vermutlich nicht als Meisterin enthüllt hat.“
Paka nickte. Saitu und Rangi hatten ihm damals über ihr Treffen in ihrer Hütte erzählt. Sie war sehr kooperativ und gastfreundlich gewesen, obwohl sie vermutlich gewusst hatte, dass sie sich um galatanische Piraten handelten.
„Was ist danach mit Hashiro passiert?“
„Seine Sternenmacht wurde versiegelt, er landete in Haft und wurde nach ungefähr einer Dekade frei gelassen. In seinem geschwächtem Zustand war er jedem durchschnittlichen Berührten unterlegen. Die Meister schätzten ihn als 'keine weitere Gefahr' ein und gaben ihm eine zweite Chance zum Leben. Zugegeben, wie sich heute herausstellt war es ein Fehler gewesen. Schließlich hat er selbst in seiner geschwächten Verfassung genug Ärger gemacht und hat seine alte Macht, nachdem der Dämon sich von ihm getrennt hat, zurückgewonnen. Den Rest kennt ihr."
Paka nickte. Ein weiterer Feind, eine weitere Gefahr. Das bestätigte nur, wie wenig Zeit sie in Wirklichkeit sie hatten.
Paka dachte kurz über die Dinge nach, die Loghain ihm über Akestas erzählt hatte.
„Hm, Meister Zark und diese beiden Wächtern waren auch Adepten gewesen? Ich wusste nicht, dass es in Akestas so viele Adepten gibt.“
„In Wirklichkeit gab es nur zwei Adepten-Familien. Die Taans und die Yalls. Meisterin Silya ist die einzige, die nicht zu einer der Familien angehört oder angehört hat. Sie stammte schließlich nicht einmal aus Nebelherz.“
„Nur zwei Familien?“ Paka dachte einen Moment nach. Wenn es in Akestas nur zwei Adepten-Familien gegen hatte, dann bedeutete das zwangsweise...
Seine Augen weiteten sich, als er verstand wer diese Personen genau gewesen sein mussten. Das Geräusch eines zerbrochenen Glases, dass hinter ihnen kam bestätigte seine Befürchtung.

Vera stand da mit offenem Mund, während Kudo eine zornerfüllte Miene auf sich hatte, die er bei ihm noch nie gesehen hatte. Seine rechte Handinnenseite war mit Blut und Scherben des Glases bedeckt, die er vorhin zerbrochen hatte.
Sie waren anscheinend zu einem unglücklichen Zeitpunkt erschienen und wie es aussieht, hatten sie die meisten Dingen, die Loghain ihm erklärt hatte, nicht gewusst.
„Ich gehe mit zum Merkur-Leuchturm. Vera geht zur verlassenen Stadt. “ legte Kudo fest.
Paka konnte an Veras Gesichtsausdruck erkennen, dass anscheinend die Wahl des Erdadepten vor wenigen Minuten noch gänzlich anders ausgesehen hatte, jedoch widersprach Vera dem nicht.
"Da drüben sieht es schattig aus.", murmelte Juar, bevor er zu einem Baumstamm hinüber schritt und sich an diesem zu Boden gleiten ließ.
"Er hat sofort den besten Platz gefunden.", merkte Bent an, "Nur... ist das okay?"
Haden warf Juar einen grimmigen Blick zu. "Er ist zu talentiert für Disziplin. Nehme ich an."
"Verstehe.", meinte Dubk.
"Wo ihr mir nun euren Namen verraten habt und er sich mit dem des mir genannten Kontaktes deckt... Ihr könnt mich Haen nennen. Der Junge ist Juar. Was unsere Mission betrifft..." Haden schloss für einen kurzen Moment die Augen, bevor er begann. "Grundsätzlich scheint es, dass wir die Lieferung am besten, während des Transports infizieren. Die Sicherheitsvorkehrungen sollten dort am schwächsten sein. Wir würden wahrscheinlich trotzdem ein Ablenkungsmanöver benötigen damit einer von uns unbemerkt an die Lieferung kommt, sie infizieren und wieder verschwinden kann. Wir könnten möglicherweise einen Überfall durch die Banditen in dieser Gegend provozieren oder vortäuschen. Ich bezweifle, dass sie eine ernsthafte Bedrohung für die Truppen des Kriegsherrn darstellen, deren Mitglieder sowohl Adepten als auch Soldaten sind, aber es sollte unser Vorhaben doch erheblich erleichtern. Kommen wir zu dem was ich benötige, um diesen Plan weiter auszuarbeiten oder eine bessere Alternative zu entwickeln." Haden nahm einen tiefen Atemzug. "Die Kurzform: Alles! Die Anzahl unserer Feinde, Sicherheitsvorkehrungen an Miene, der Teleportstation und während des Transport, die genauen Standorte von Miene und Teleportstation, die Route dazwischen, Zeitpunkt des Transports, Zugänge zu ihren Lagern und dem inneren der Miene, wie streng sie ihre eigenen Leute kontrollieren für den Fall das es möglich wäre jemanden kurzzeitig einzuschleusen, Bewaffnung, Verteilung der Elemente unter ihren Truppen so weit es euch bekannt ist, so wie die wichtigsten der dort stationierten Adepten, ihr Anführer, ihre besten Leute und so was. Ihre letzte Verstärkung scheint euch Sorgen gemacht zu haben liegt das einzig und allein an der höheren Truppendichte oder ist es etwas anderes? Dann noch das Terrain des Gebiets, besonders auf dem Weg des Transports, Tiere und Monster in der Umgebung und in der Miene, wenn sie eine Zeit lang verlassen war hat sich da doch bestimmt etwas eingenistet, was Reyters Truppen erst ausmerzen mussten. Position und Größe der Banditenlager wären praktisch zu wissen, so wie die Menge an Adepten unter ihnen. Dann noch die Fähigkeiten von euch dreien. Bisher weiß ich, dass ihr recht gut darin seid euch unbemerkt zu bewegen und zu verstecken, was schon einmal sehr gelegen kommt. Schließlich das Erzungeziefer: Haben wir noch weitere Informationen darüber? Wenn es sich irgendwie eingrenzen lässt, könnten wir einen Teil der Miene infizieren. Sollten sie nach der schadhaften Lieferung Untersuchungen an der Miene vornehmen, könnte sie das dazu bringen sie aufzugeben und der Wache einige Ressourcen sparen, sobald sie das Erz benötigt. Inwiefern wir das realisieren können liegt natürlich auch an den Sicherheitsvorkehrungen bei der Miene. Das sollte jetzt erst mal alles sein. Habt ihr alles behalten oder soll ich es euch aufschreiben?"

"Ich würde mich der diplomatischen Mission anschließen.", erklärte Skrasas, "Ich gehöre noch immer zum Adel von Oscasiane, ich weiß nicht wie viel das in Costellos Neu-Mirnurzar bedeutet, aber es kann nicht Schaden, wenn ihr auch ein wenig politische Unterstützung aus Mirnurzar erhaltet. "
Auf Pakas fragenden Blick erwiderte der Graf: "Wir sollten nicht als galatanische Delegation missverstanden werden. Meine anderen Fähigkeiten könnten im Ernstfall auch ganz nützlich werden. Davon einmal abgesehen führt uns diese Mission in die Nähe von Polinas. Mein Anwesen befindet sich in der Gegend. Je nachdem wie Reyon es zurückgelassen hat, mag ich noch einige nützliche Vorräte haben."
"Wie die Technologie von Reyons Schiff?", fragte Paka missmutig.
"Die kommt nicht von mir.", sagte Skrasas schnell, "Wenn etwas dort ist, dann nur weil Reyon sie dort gelagert hat. Es wären im Ideal Fall einige Vorräte, die diesem Jungen, Trems, nützen könnten, einige alte Artefakte, die ich auf früheren Reisen gefunden habe und ihren Nutzen haben könnten, ein paar Kisten Gold vielleicht auch noch."
"Klingt ganz gut. Wenn ihr die Zeit erübrigen könnt, spricht ja nichts dagegen.", stimmte der Käpten zu.
"Sehr wohl."
Pakas Blick richtete sich auf die übrigen drei.
"Fenraterra.", antwortete Sciz als sonst niemand antwortete, "Ich habe mehr Erfahrung mit alten Orten und Flüchen, als Lashon oder Kanra und Sinaphies Fähigkeiten als Wind-Adept sind... unausgereift."
Da oben wäre ich außerdem zu beschäftigt damit nach Spuren von Eton und dem Rest von Sauls Mannschaft zu suchen, um nützlich zu sein., fügte er in Gedanken hinzu.

Die Krone des Baumes, war bereits von der Straße, die die vier im Augenblick entlang liefen, zu erkennen. Ein riesiges Gebilde aus Ästen mit der Dicke von Baumstämmen umhüllt von einem dichten Mantel aus saftigen grünem Blattwerk, das fast noch die umstehenden Häuser überragte. Vier verschiedenfarbige Steinsäulen erhoben sich zu imposanter Höhe, um die Baumkrone herum und trugen einen gigantischen steinernen Ring in dessen Mitte ein gleißender Ball aus Licht pulsierte, wie eine kleine Sonne.
Iden blieb wie erstarrt stehen und blickte fast schon ehrfürchtig zu dem Gebilde hinauf.
"Es ist wunderschön.", hauchte sie.
Kazan ließ ein amüsierte Lachen vernehmen. "Oh, aber ihr habt doch noch gar nichts gesehen."
Die Merkur-Adeptin lief weiter, wobei sie immer schneller wurde bis sie rannte. Während ihre Leibwächter augenblicklich mit gleicher Geschwindigkeit die Verfolgung aufnahmen, folgte Kazan gemächlicher.
"Sicher eine der beeindruckendsten Sehenswürdigkeiten vor Ort.", meinte er, als er die drei wieder einholte, die inzwischen neben einer der Säulen hielten und hinab blickten, "Sie nennen ihn den Baum der Freude, der perfekte Ort, um die Alltagssorgen oder das Weltgeschehen zu vergessen."
Die Säulen standen am Rande einer gewaltigen Vertiefung an deren Grund der gigantische Baum dessen Krone über sie hinausragte im Zentrum einer weiten Grünfläche begann. Spiralförmig führte eine weite Straße hinab. In Richtung Baum gingen Terrassen von der Straße ab, die Sitzgelegenheiten boten oder Brunnen, deren Wasser in Form von anmutigen sich bewegenden Gestalten heraussprudelte, oder Marmorstatuen Platz boten. In die bunt bemalten an diese Straße angrenzenden Wände waren die Türen von Lokalen oder Läden eingelassen. Auf dem gesamten Weg tummelten sich Gestalten in bunten Gewändern oder Kostümen. Jongleure, Tänzer, Musiker und Maler waren vertreten, sowie weitere Schwieriger zuzuordnende Straßenkünstler. Musik und heiteres Gelächter erfüllte die Luft.
"Das ist unglaublich!", sprach Iden überwältigt.
"Der Baum durchläuft einmal täglich sämtliche Jahreszeiten.", erklärte Kazan, "Tag- und Nachtwechsel gibt es sogar schon alle drei Stunden. Einige nennen das hier eine eigene kleine Welt. Wollt ihr nun hinunter gehen?"
"Natürlich!", rief sie etwas lauter als notwendig, "So schnell wie möglich."
Während sie sich auf den Weg zum Grund dieser eigenen kleinen Welt machten, rückten Idens Leibwächter dichter zu ihr. Kazan beobachtete, wie sie jede der verdächtigen und maskierten Gestalten argwöhnisch musterten, die sie passierten. Tatsächlich waren die beiden an diesem Ort viel auffälliger als all diese.
Eine Frau mit einer Vogelmaske und einem roten Federkostüm stieß empört einen Schrei aus, als einer der Leibwächter sie zurückstieß, weil sie zu nahe gekommen war, schwang sich über das Geländer, welches verhindern sollte, dass jemand abstürzte und glitt einfach mit ausgebreiteten Armen auf einen tiefer gelegenen Teil hinab.
Iden folgte dem Geschehen fasziniert mit den Augen.
"Na na erschreckt doch nicht das arme Vögelchen.", tadelte ein alter Mann, der in ihrer Nähe mitten auf dem Weg stand.
Auf dem Kopf trug er einen merkwürdigen Metallhelm, von dem mehrere verstellbare Linsen an dünnen Metallstäben herabhingen, von denen er zwei wie Brillengläser vor seinen Augen fixiert hatte. Mehrere kleiner Holzgestelle, die entfernt an verschiedene Vögel und Insekten erinnerten, schwirrten mit klackernden Geräuschen um ihn herum durch die Luft.
"Sie war nicht wie die meisten Vögel, denen ich bisher begegnet bin.", meinte Iden belustigt.
Der alte Mann lachte kopfschüttelnd. "Das sagst du nur, weil du ihr keine Brotkrume hingeworfen hast."
"Was sind das für Gerätschaften?", fragte die Merkur-Adeptin dann.
"Die hier habe ich ursprünglich mal als Spielzeuge für meine Enkelkinder konstruiert.", berichtete er stolz, "Ich mache hier Werbung für unser Geschäft weiter unten. Wir haben jede Menge so nette Spielereien."
"Und euer Helm?", fragte Kazan interessiert nach.
"Och der. Das ist ein Hut.", erklärte der alte Mann wichtigtuerisch, "Er hält die Sonne ab und hält bei schlechtem Wetter deinen Kopf trocken."
"Was sie nicht sagen.", erwiderte Kazan sarkastisch.
"Nun vielleicht mutet er heute etwas seltsam an.", gab der Alte zu, "Aber in meiner Jugend war diese Art noch sehr verbreitet."
"Wirklich?", fragte er nach kurzem Schweigen vorsichtig.
"Wohl nicht, aber es hätte zweifellos lustig ausgesehen." Damit ging der alte Mann einfach an ihnen vorbei und ließ Kazan verdutzt stehen.
Iden krümmte sich vor lachen. Kazan warf ihr einen wütenden Blick zu.
Sie wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. "Du hättest dein Gesicht sehen sollen."
"Hmph. Seid froh, dass ihr mich bezahlt."
"Ihr seid von der geldgierigen Sorte, wie?", neckte sie ihn.
"Ich bin von der Sorte, die sich um Geld Sorgen machen muss.", erwiderte er etwas aggressiver als gewollt.
"Oh..."
"Verzeiht, ich wollte euch nicht zu nahe treten.", entschuldigte er sich schnell.
"Schon in Ordnung.", erwiderte sie. Irgendetwas lag in ihrem Blick, aber er konnte es nicht zu ordnen. "Ihr habt recht. Geldsorgen hatte ich wirklich nie."
"Ich bin neidisch.", meinte er seufzend, "Es steht mir trotzdem nicht zu deswegen über euch zu urteilen. Außerdem kann ich zumindest noch ohne Leibwächter vor die Tür gehen."
"Ich würde gerne auf die beiden verzichten, aber bei den Geschichten über dieses Land gab es da jemanden, der mich jemand auf keinen Fall ohne Begleitschutz gehen lassen wollte. Er ist manchmal so über fürsorglich."
Kazan hoffte das seine Überraschung echt wirkte. "Ihr kommt aus einem anderen Land?"
"Überrascht es euch?", fragte sie lächelnd, "Ich bin aus einem Land des Ostreiches."
"Kann nicht sein! Ihr habt ja gar keine Hörner.", witzelte Kazan.
"Ich kenne die Geschichten, die Feinde des Ostreiches über uns erzählen, und ich kenne die Geschichten, die im Ostreich über eure Leute erzählt werden."
"Und was macht ihr hier im Zentrum Hirans?"
Iden stützte sich auf das Geländer am Rande des Weges. Inzwischen schrumpfte die Mini-Sonne über dem Baum in sich zusammen und hüllte die Umgebung in die Farben des Sonnenuntergangs.
"Mir die Stadt ansehen, mein eigenes Bild von den Leuten machen und ihnen vielleicht zeigen, dass ich auch nicht anders bin als sie. Und wenn ich nach Hause zurückkehre, will ich meinen Leuten von dem echten Hiran erzählen."
"Unsere Reiche sind seid Urzeiten verfeindet.", meinte Kazan, "Glaubt ihr es ist so einfach unsere Ansichten zu verändern."
Sie schüttelte den Kopf. "Ich weiß, dass was ich tue keine großen Auswirkungen haben wird, aber irgendjemand muss doch auch anfangen, oder? Es war euer König der das getan hat. Hätte er sich entschieden uns anzugreifen statt uns Unterstützung zu gewähren hätte er uns vernichten können. Ich will nicht, dass wir die Probleme in unserem Kaiserreich lösen und unsere Retter für immer verachten. Wenn das was ich hier gesehen habe ein Beispiel für dieses Land ist-"
"Dieser Baum, nein der ganze Bezirk hier, ist eine Illusion.", unterbrach Kazan sie, "Ihr solltet euch nicht davon blenden lassen. Seine Schönheit dient dazu zu vergessen wie hässlich diese Welt ist ob Hiran oder nicht. Es ist nicht so das beide Seiten über die andere Lügen. Das müssen sie gar nicht, wenn sie die Wahrheit über die andere verbreiten ist das genauso furchtbar. Ich kenne die Grauen die diese Reiche verübt haben, ich kenne das Leid, das die eigene Bevölkerung erleidet, und ich weiß, dass selbst wenn man ein wenig Glück in dieser Welt findet und sei es nur für einen selbst es in nur einem einzigen schrecklichen Augenblick zerschlagen werden kann."
Wie um seine Worte zu unterstreichen breitete sich ein Schleier von Dunkelheit über den Himmel aus und verschluckte alles Licht, das sie noch erreichte, nachdem die Sonne endgültig erloschen war.
Iden wandte sich ihm zu. "Ihr seid nicht der Einzige.", erwiderte sie mit fester Stimme, während langsam leuchtende Punkte in der künstlichen Nacht erschienen, "Ich bin kein naives Mädchen, das wohlbehütet in einer sicheren Umgebung aufgewachsen ist, Kazan!"
"Natürlich nicht.", kam es so leise über Kazans Lippen, dass nicht einmal Iden es verstehen konnte. Sie war eine Überlebende von North. Auch wenn sie damals noch jung gewesen war, musste sie das Massaker, das diese kleine Nation zerstört hatte in irgendeiner Form erlebt haben.
"Ich habe euch gebeten mir alles zu zeigen, oder?", fragte die Merkur-Adeptin, "Nur zu zeigt mir, wo sich die dunklen Seiten eures Landes in dieser Stadt widerspiegeln!"
"Nebeltrank oder diese potenten Heiltränke?"
"Heiltränke.", sagte Lashon entschieden. "Ich bezweifle, dass wir alle gleichzeitig verletzt werden. Und die stärkere Mischung bewirkt einfach Wunder, wenn es wirklich knapp wird. Außerdem... habe ich immer die Befürchtung dass die Nebeltränke in meinen Taschen zu leicht aufbrechen und von selbst losgehen."
Kanra nickte und stellte die längliche Flasche zurück, während sie zwei der kleineren, runden Tränke in die Tasche gleiten ließ. Lashons Einwand war berechtigt, dass war ihr auch schon einmal passiert.
"Braucht ihr noch etwas?", fragte Toni, der sich zu ihnen gesellte.
Lashon hatte sich bis heute gewundert, was Toni sonst noch tat außer der Crew beim Steuern der Windtänzerin zu helfen, denn der Mann schien fast immer beschäftigt zu sein. Erst jetzt wusste er, dass er neben Saitu der einzige war der die Waffenkammer verwaltete. Immer wenn Lashon hier gewesen war, war der Raum leer gewesen. Jetzt hielt sich hier fast die halbe Crew auf und rüstete sich zum Kampf. Paka musste es sehr ernst meinen.
"Nein, es sei denn ihr habt noch selbstentzündente Öltropfen oder Brandbomben... Kristallstaub vielleicht?"
Toni schüttelte den Kopf.
"Haben wir alles verbraucht. Vielleicht habt ihr Glück, wenn die Lieferung vom Scharfrichtergipfel kommt und Trems euch etwas überlasst. Ansonsten haben wir nur noch Spezialpfeile und Armbrustbolzen, aber damit könnt ihr bestimmt nichts anfangen."
Lashon nickte.
"Ein Schwert hat sich immer besser in meinen Händen angefühlt. Und Kanra... sagen wir es mal so, nüchtern zielt sie schlechter als nach ein paar Bieren."
Die Feueradeptin warf ihn einen finsteren Blick zu.
"Nur weil ich damals bei dieser illegalen Waffenlieferung EINMAL so stark verrissen habe..."
"Du hast Henneth beinahe angeschossen. Zweimal!"
"Henneth war auch ein Idiot.", maulte Kanra, aber verlor sichtbar das Interesse die Diskussion weiterzuführen.
"Dacht ich's mir...", murmelte Toni, ein Grinsen unterdrückend.
Lashon fiel auf, dass Toni sich komisch verhielt. Er schien noch irgendetwas sagen zu wollen, aber aus einem Grund zögerte er.
"Gibt es sonst noch etwas?", hakte Lashon nach.
"Um... Ja, schon... Es erscheint aber vielleicht ein wenig seltsam und ich weiß nicht wie-"
"Lashon?", unterbrach ihn eine nur allzu vertraute Stimme, die Toni umgehend stocken ließ.
"Käpten.", grüßte Lashon Paka, der hinter Toni aufgetaucht war. "Was gibt es?"
"Da ist noch etwas, was ich mit dir allein besprechen möchte, bevor ihr nach Fenraterra aufbrecht. Bist du hier fertig?"
Lashon wechselte einen fragenden Blick mit Kanra, die mit den Schultern zuckte.
"Geh schon.", sagte sie. "Ich hol deinen Proviant bei Sairi gleich mit ab und versuche anschließend Trems ein wenig Zeug aus dem Kreuz zu leihern."
"Danke. Klar Käpten, ich komme. Es sei denn... Toni?"
Der Mann zuckte erschrocken zusammen.
"Oh... Nein, nicht so wichtig. Vielleicht später..."
Lashon sah ihn nachdenklich an. Dann entschied er den Käpten nicht länger warten zu lassen und verließ mit ihm die Rüstkammer.
"Also... Viel Glück, Kanra.", verabschiedete sich Toni ein wenig durch den Wind und stolperte davon um den anderen Crewmitgliedern zu helfen.
"Komischer Kerl.", murmelte sie und ging noch einmal ihre Ausrüstung durch.

"Ich hoffe das Zeug taugt was.", beklagte sich Trems, während er neben Saitu und ein paar anderen in der Kammer mit der Teleportkreis wartete.
"Mach dir keine zu großen Hoffnungen. Eine zu große Lieferung würde nur Aufsehen erregen. Noch weiß niemand von dem Bündnis zwischen Sturmwind und dem Käpten. So soll es auch möglichst lange bleiben."
"Klasse.", höhnte der Junge, "Ein bisschen Heimlichkeit ist wichtiger als der Erfolg einer Mission, die nebenbei den Untergang Mirnuzars Verhindern soll. Was für ein Schwachsinn!"
"Wir müssen halt mit dem arbeiten was wir kriegen können.", sagte Saitu neutral.
"Und genau das stört mich! Es ist immer so! Rafft denn niemand wie wichtig das ist was wir tun?"
"So ist es eben. Und jetzt Ruhe, sie kommen.", würgte er den Jungen ab und bezog seine letzten Worte auf das Licht, dass sich auf dem Kreis sammelte.
Im nächsten Moment materialisierten sich vier Menschen und ein Stapel Kisten auf dem Symbol. Es handelte sich um Alyka, einem alten Mann und zwei von der Grauen Garde, die vermutlich die Lieferung transportiert hatten. Saitu trat vor.
"Hoheadeptin. Lord Senar.", grüßte er die beiden, als sie vom Teleportkreis traten. "Willkommen auf der Windtänzerin. Mein Name ist Saitu. Es freut uns sehr, dass Sie uns unterstützen wollen."
Der ehemalige galatanische Lord nickte zustimmend.
"Und ich bin froh, dass ich helfen kann. Es tut gut endlich die Leute kennen zu lernen, die seit langem so hart in den Schatten arbeiten um Mirnuzar vor dieser Katastrophe zu bewahren."
Trems achtete gar nicht erst auf die Nettigkeiten und öffnete gleich eine der Kisten.
"Hmm... Ja... Na also, damit lässt sich doch was anfangen..."
Er wandte sich an die wartenden Crewmitglieder.
"Alles klar, schafft die mir auf's Deck, aber ein bisschen dalli!", rief er im Kommandoton.
Senar hob den die Brauen und sah den Jungen an.
"Und wer ist das...?"
"Das ist Trems. Macht Euch über sein Alter keine Gedanken, er ist ein Experte mit gefährlich Substanzen."
"Weit untertrieben, aber zutreffend.", kommentierte der Junge unbescheiden. "Außerdem unerreichtes Genie in den Bereichen... Ach, kurz gesagt, ich weiß was ich tue. Also nur die Ruhe Väterchen. Los, Abmarsch!"
Er begleitete die Crewmitglieder die die Kisten schleppten und ignorierte Saitus vernichtenden Blick völlig.
"Väterchen...", murmelte Senar teils entsetzt, teils amüsiert.
Saitu schüttelte entschuldigend den Kopf.
"Nicht unser höflichstes Crewmitglied, zugegeben. Ich bitte um Verzeihung. Aber er wird uns auf unserer Operation glücklicherweise auch nicht begleiten. Kommen Sie, wir haben einiges zu besprechen."
Der ehemalige Lord nickte.
"Dessen bin ich mir sicher. Hoheadeptin?"
Alyka winkte ab.
"Geht nur. Ich bringe eben die Gardisten zurück zum Scharfrichtergipfel. Ich komme gleich nach."

Lashon konnte nur raten, was Paka mit ihm unter vier Augen bereden wollte. Eine Warnung? Rat?
"Ich komme gleich zum Punkt.", sagte Paka, nachdem er die Tür zu seiner Kabine hinter sich geschlossen hatte.
Er seine Hand verschwand in seinem Umhang und holte etwas hervor, dass Lashons Herz einen Schlag aussetzen ließ.
"Das ist dein Ernst...?", brachte Lashon entgeisternd hervor, den Blick auf das Objekt gerichtet.
"Kein Grund für falsche Bescheidenheit, Lashon.", erwiderte der Käpten ernst. "Natürlich ist das mein Ernst. Du hast deinen Wert nun mehrmals unter Beweis gestellt und ich habe das Gefühl, dass ich noch nicht einmal alles gesehen habe."
"Ich bin nicht bescheiden!", verteidigte sich Lashon. "Es ist nur... das ist verdammt... groß."
Paka seufzte und trat an ihn heran.
"Lashon... Ich möchte offen sein. Du bist tapfer und talentiert. Und ich vertraue dir blind."
Lashon blinzelte überrascht. Paka lächelte.
"Unheimlich, wenn man bedenkt dass du noch nicht lange bei uns bist und ich so wenig über dich weiß. Aber ich glaube es ist einer deiner vielen Gaben. Ich habe oft beobachtet wie einfach du ein Band des Vertrauens mit völlig Fremden aufbaust, die ihr Herz normalerweise nur selten jemand anderen öffnen. Es geht weit über gewöhnliche Führungsqualitäten hinaus. Unterschätze diese Gabe nicht. Es ist die Macht mit der ganze Weltenreiche erschaffen werden können."
Paka wandte seinen Blick auf eines der Sichtfenster und sah auf den ruhigen Ozean hinaus.
"Reyter besitzt sie auch, weißt du? Seine Worte, seine Aura... Es braucht nicht viel für ihn und ganze Legionen schließen sich ihm an. Das macht ihn auch so gefährlich, nicht nur seine bloße persönliche Macht. Er sagte mir einst auch, dass ich die gleiche Gabe besitze. Ich glaube im gewissen Maße hat er vielleicht recht... Die Crew der Windtänzerin ist der beste Beweis. Arilla sagt immer, 'ich habe die Fähigkeit die richtigen Menschen zu finden'."
Er sah Lashon wieder an.
"Wer weiß? Was wirst du in Zukunft zu Stande bringen? Der bloße Gedanke beängstigt mich, vielleicht sollte ich mich vorsehen?"
Lashon wusste nicht genau wieso, aber irgendwie wusste er dass Paka trotz seines spaßtreibenden Lächelns es ernst meinte.
"JETZT übertreibst du wirklich.", murmelte Lashon.
Paka lachte.
"Möglich. Aber ich dachte genauso, als Reyter mir damals diesen Gedanken anvertraut hat. Uns bleibt wohl nur abzuwarten. Aber zurück zum eigentlichen Thema. Du bist meine beste Wahl. Tropfen kann ihn wohl kaum tragen, nicht? Der Venusstern gehört dir."
Lashon nahm den Mithrilbeutel mit dem Stern entgegen und stöhnte.
"Also DAS ist der wahre Grund! Ich wär beinahe darauf hereingefallen."
Paka gluckste.
"Oh nein, ich fürchte das war mein Ernst. Glückwunsch, Lashon. Die Verantwortung für Mirnuzars Überleben liegt nun ganz bei dir."
Lashon steckte den Mithrilbeutel mit flauem Gefühl ein.
"Wenn es weiter nichts ist... Sonst noch etwas?"
"Ja.", antwortete Paka, wieder todernst. "Kommt alle lebendig zurück."
"Etwas anderes wäre mir auch nicht in den Sinn gekommen."

"Weißt du, das Problem ist", sagte Mallar plötzlich, der seinem Frust Luft machen wollte, "dass er sich sprunghaft zu bewegen scheint. Kürzlich scheint er von einem Ort zum anderen gewechselt zu haben und es gibt keine Garantie, dass er das bald wieder tut."
Unarus überlegte. Was wenn das Ziel sich teleportieren konnte oder so schnell reisen konnte wie Meister Dewan? Dann wären sie wirklich aufgeschmissen.
"Und wieso sagst du es erst jetzt?", knurrte der Tiger.
"Weil mir das erst jetzt wirklich klar geworden ist. Ich hätte nie gedacht, dass er dazu in der Lage ist, aber er scheint in seinem Exil ein paar Tricks gelernt zu haben."
"Und wieso bist du erst jetzt darauf gekommen?"
Mallar seufzte und zeigte nach Norden.
"Sag mir... Was ist da?"
Unarus hatte nicht darauf geachtet, aber als er jetzt den Blick hob...
"... die Küste. Unsere Zielperson-"
"- befindet sich höchstwahrscheinlich auf dem Ozean, einer Insel oder in Arktonia. Letzteres schließe ich aus, weil dann dürfte ich ihn nicht mehr spüren können. Du kannst nicht zufällig ein Schiff beschwören?"
Mallar schüttelte den Kopf.
"Nein, vergiss es. Bevor wir uns ihm auch nur genähert haben springt er vermutlich wieder sonstwohin. Zu Fuß oder mit einem einfachen Schiff haben wir wohl kaum eine Chance."
Unarus fauchte, aber er glaubte das der Junge recht hatte. Wenn sie so weitermachten würden sie ihn nie einholen. Aber sie verschwendeten kostbare Zeit!
"Was sollen wir also tun!? Wenn Meister Dewan zurückkehrt und wir diesen Kerl nicht haben-"
"Ich habe nie gesagt, dass es schnell geht.", erwiderte Mallar kühl. "Und ich bezweifle, dass dieser aufgeblasende Narr euch helfen wird. Aber ich habe versprochen euch zu ihm zu führen."
"Und wie soll das gehen, wenn du ihn nicht einmal einholen kannst?!"
"Was wir brauchen ist ein Strategiewechsel. Wir schaffen es nicht ihn zu fangen, also muss er zu uns kommen. Wir brauchen einen Köder oder ein Druckmittel. Und wie der Zufall es so will, weiß ich auch welches."
Sein linker Mundwinkel zuckte.
Tut mir Leid Merl, aber du zwingst mich dazu. Ich habe es verdient die Wahrheit zu erfahren, dachte er und wandte sich an den Tigermenschen.
"Dazu müssen wir allerdings auf den fliegenden Superkontinent Neu-Mirnuzar und zu dem was mal das Zentrum von Südshetver war. Dort ist das Landgut der Familie Monsuur. Durch sie kommen wir an unseren Mann, garantiert."

Dubks Lippen kräuselte sich.
"Ihr solltet den Mund nicht so voll nehmen. 'Ihr' seid hier, weil jemand sehen möchte was 'ihr' wert seid. Keine Sorge, ich habe alles behalten. Achtunfünfzig bis zu Fünfundsechzig, je nachdem wie viele von der Teleportstation kommen um das Erz in Empfang zu nehmen oder Geschäfte in der Miene zu erledigen. Miene, Station und der Transport haben jeweils zwei Spüradepten und ein Dutzend Wachen, beim Transport mal zwei oder vier mehr. Mindestens zwei Kundschafter, die unregelmäßig an der Straße patrouillieren oder die umliegenden Gebiete im Auge behalten. Der Rest sind Schürfer oder andernweitig Beschäftigte. Alle Zugänge zur Teleportstation und zur Miene sind gesichert und rund um die Uhr bewacht und die Spüradepten würden sofort merken wenn etwas faul ist, wenn auch nur einer von ihnen ausgeschaltet wird. Sie bemerken auch den bloßen Einsatz von Sternenkraft im weiten Umkreis, wenn er intensiv genug ist. Die Miene ist zwanzig Minuten Fußmarsch in südöstlicher Richtung von hier, die Station von dort sechzig weitere Minuten Fußmarsch nach Süden, tiefer in den Wald hinein. Die Straße ist alt und im schlechten Zustand, aber sie ist fast durchgehend gepflastert. Niemand sonst benutzt sie mehr, weil die einzige Ortschaft die dort angeschlossen war schon vor Jahren von Banditen geplündert und niedergebrannt wurde. Die Transporte sind unregelmäßig, aber durch genaue Beobachtung der Miene vorhersehbar. Heute ist die nächste, in zwei bis drei Stunden mindestens. Drei Zugänge in die Miene, zwei in die Station, alle sorgsam gesichert und bewacht. Die Kontrollen sind sehr streng und die Leute in der Miene kennen sich offenbar gut untereinander. Neuankömmlinge werden immer gemeldet, also stehen die Chancen schlecht dort getarnt hineinzukommen. Die Bewaffnung ist beachtlich, besonders nach der Verstärkung. Einen kleinen Krieg könnten sie schon anzetteln. Da sie wie ein bunter Haufen aussehen gehe ich davon aus, dass die Elementverteilung gleichmäßig ist, obwohl wir wenig Rotschöpfe gesehen haben. Außer den Spüradepten, die sich meistens bedeckt halten und mindestens einen Soldaten als Eskorte haben, ist da noch ein Flammenberührter der scheinbar der Leiter der Wachen an der Miene ist, aber als Waffe trägt er ein seltsames Rohr auf dem Rücken. Habe ich noch nie gesehen. Anführer ist dieser Despot Kasajak. Kein wirklicher Krieger, aber er hält die Mienenarbeiter auf Trap und ist sehr auf Pünktlichkeit bedacht. Zum Glück für uns, Pünktlichkeit macht vorhersehbar. Aber das größte Problem kam mit der kürzlichen Verstärkung. Zusätzlich zu den deutlich besser bewaffneten und höherrangigen Soldaten kam auch ein Mann namens Rook. Rook aus den Kaarnischen Hochlanden, Leiter der Truppenausbildung und Rekrutierung für Reyters Heer und Teil von Reyters Crew der 'Schattendrifter'. Kein Mann dessen Aufmerksamkeit ihr wollt. Warum er hier ist wissen wir nicht und er wird vermutlich nicht lange bleiben, aber vermutlich wird er diesen Transport begleiten. Die Miene ist an einem Felsmassiv gebaut, aber sie und der Pfad zur Station befinden sich, wie auch unser Lager, tief im Wald. Es gibt mehrere Hebungen und Sekungen, ähnlich wie ihr schon auf dem Weg hier gesehen habt. Aber Schlüsselpositionen selbst gibt es am Pfad keine. Dieser Wald ist von den Banditen mal abgesehen recht ungefährlich. Es gibt allerdings giftige Nektar-Riesenspinnen und aggressive Wühleber. Erstes war wohl in der Miene, aber sie sind wohl alle inzwischen tot. Die Spüradepten entgehen sie nicht. Beide Arten sind nachtaktiv und wir werden sie demnach nicht zu Gesicht bekommen. Ebenso würde ich nicht auf die Banditen hier im Wald zählen, Adepten hin oder her. Sie wissen nicht, dass Reyters Truppen hier sind, außer uns und ein paar aus der Wache weiß das vermutlich niemand. Tatsächlich meiden sie diesen Ort, weil alle Mitglieder die sich auch nur in die Nähe der Miene oder der Station gewagt haben nie mehr zurückgekommen sind. Die Spüradepten bemerken sie, informieren die Truppen... und das wars. Eine komplette Bande wurde bei einer Suchaktion schon völlig aufgerieben und das noch vor der Verstärkung. Die anderen Lager glauben inzwischen an Geister oder einem Monster. Selbst wenn sie wüssten was hier ist... sie würden sich nicht in die Nähe trauen. Was kam als nächstes... Ach ja, wir. Wir drei sind in diesem Wald aufgewachsen und kennen ihn in- und auswendig. Da wir schon lange kein Haus mehr haben und benötigen und uns schon ewig mit Banditen rumägern müssen, bringen wir auch das nötige Reportoire mit: Überlebenskunst im Wald, Tarnung, Versorgung tödlicher Wunden, Kampferfahrung gegen Berührte, sowohl lautlos als auch offen, Fallen stellen, Fährten lesen und all das. Bent hier ist als unser unsichtbare Scharfschütze mit der Armbrust spezialisiert, ich bin eher der Mann fürs Grobe und stelle unsehbare Fallen auf und erkenne im Gegenzug auch jede die uns im Weg stehen könnte. Megg hingegen benutzt... Kram. Sie findet Verwendung für jedes Spielzeug was wir von der Wache bekommen und hält das Zeug in Schuss. Sie benutzt eine Art Schild, der Sternenmacht abfängt, speichert und wieder zurückfeuert, dann ein kleines Zepter mit dem sie Fäden aus Luft spinnen kann, kleine Wurfsprengsätze... Sie ist auch ausgezeichnet mit dem Bogen und stellt unsere Fährtenlesekünste weit in den Schatten. Aber was Euch interessiert ist vermutlich wieso wir nicht für Spüradepten auffindbar sind?"
Dubk hob nahm seinen Lederhelm ab und offenbarte einen mattsilbenen Stirnreif, der spulenförmige Gravierungen hatte. Haden sah zu Bent. Jetzt wo er wusste worauf er achten musste, konnte er sehen wie sorgsam der Tarnanzug den Reif verbarg.
"Auch ein Gerät der Wache, wie vieles was ihr hier seht. In den Bäumen sind auch welche, die ein Feld generieren wie diese Reifen, falls wir sie mal abnehmen müssen. Nun das Erzungeziefer. Sie sind in Mirnuzar keine Neuheit. Diese Sorte hier verbreitet sich nur schneller und ist angeblich unnachweisbar. Aber ich fürchte sie in der Miene auszusetzen wäre keine gute Idee, denn sie verbreiten sich so lange wie sie Nahrung finden. Sie machen das Erz unbrauchbar für die weitere Verarbeitung und überleben sehr lange. Deshalb wollen wir auch die Ladung ungesehen infizieren, denn wenn das Erz wirklich so wichtig ist, dass sie die Bewachung dermaßen verstärken und dieser Rook hier aufkreuzt, dann kann man auch annehmen dass das Erz in einer von Reyters Hauptverarbeitungsanlagen landet... und diese Biester fallen wirklich über jede Form von Erz her."
Haden nickte. So ein Vorfall wäre für jede Armee eine Katastropfe. Und wenn diese Dinger unnachweisbar waren, sei es auch nur für ein paar Wochen, würde das die Produktion solange völlig auf Eis legen, wenn nicht sogar noch länger.
Damit war Dubk fertig. Haden war natürlich nicht entgangen, dass dieser mit Absicht alle Fragen auch noch in richtiger Reihenfolge beantwortet hatte.
"Eurer Meinung nach... Fallen also Ablenkung durch Banditen oder ein Infizieren der Miene aus?"
Dubk zuckte mit den Schultern.
"Eure Entscheidung, Ihr habt das Kommando. Ich weiß nicht wo Eure Fähigkeiten liegen."
"Warum könnte dieser... Rook hier sein?"
Dubk überlegte kurz, schüttelte aber den Kopf.
"Ich weiß nicht. Zur Kontrolle? Dann hätte man auch unwichtigere Leute schicken können. Ich hörte die Führungsspitze in Reyters Heer kümmert sich gerne persönlich um ihre Angelegenheiten, aber soetwas wie diese Miene..."
"Ich bezweifle, dass er deswegen hier ist. Wenn ihr einen Grund wollt habe ich vielleicht einen.", ertönte plötzlich eine grimmige Frauenstimme, als Megg das Lager betrat.
Sie hatte schulterlange hellbraune Haare, kluge Augen, trug enge Lederkleidung und hatte einen seltsam anmutenden schwarzen Handschuh, auf dem ein blauer Kristall eingefasst war. Juar schaute auf und staunte nicht schlecht.
"Man hat die dicke Dinger..."
Er hielt inne, als er bemerkte wie Haden, Dubk und der Busch ihn anstarrten.
"Die Granaten. An ihrem Gürtel.", fügte er hastig hinzu.
Haden schnaubte leise.
"Klar..."
Megg behandelte ihn wie Luft und stellte sich zu Dubk und Haden.
"Ihr habt das Kommando?", fragte sie direkt ohne Umschweife. "Ich bin Megg. Verzeiht die Verspätung, aber es gab eine interessante Beobachtung."
"Was gibt's Schwester? Du weißt wieso Rook hier ist?", fragte Bent neugierig.
Sie nickte und drehte ihre rechte Hand mit dem Handrücken nach oben, so dass der Handschuhkristall nach oben zeigte. Er erwachte zum Leben und projezierte ein schlechtes, aber erkennbares Bild zwischen ihnen. Es zeigte eine Truppe von Menschen in Reyters Uniformen, im Vordergrund ein ungepflegt wirkender Venusadept mit Rauschebart. Ihr gegenüber war eine weitere Truppe die keine Uniformen trugen, aber alle einen unverkennbaren roten Gürtel aus Stoff um ihre Hüften Trugen. Einer von ihnen Trug ihn um den Hals gewickelt und zusätzlich einen weiteren wie eine Armbinde am linken Arm. Die Frau, die mit dem vermeintlichen Rook sprach, hatte zwei Papiere in der Hand die sie ihm zeigte, aber das Bild war zu schlecht um Genaueres zu erkennen.
"Ich konnte mich bedauerlicherweise nicht näher heranwagen ohne entdeckt zu werden. Ich weiß nicht wer oder was diese neuen Leute sind, aber sie wurden offenbar nicht angegriffen. Dieses Bild habe ich nahe der Miene aufgenommen, wo sie Halt gemacht haben. Sie werden aber vermutlich nicht Lange bleiben, denn die beiden Gruppen waren nicht sehr begeistert voneinander, soweit ich von ihrer Körpersprache ableiten konnte. Aber was mir am meisten zu denken gibt... Seht ihr das?"
Sie zeigte auf die fremde Gruppe.
"Jeder einzele von ihnen ist bis an die Zähne mit hochwertiger Ausrüstung bewaffnet. Nahezu fast alles ist galatanischen Ursprungs, aber das ist alles wirklich gefährliches Zeug. Es sind nur sieben, aber ich würde fast sagen von der Bewaffnung her sind sie den Reytertruppen ebenbürtig."
"Söldner?", fragte Haden.
"Nicht unwahrscheinlich. Sie halten an der Miene, also müssen sie auf irgendetwas warten. Möglicherweise wollen sie etwas von dem Erz? Ich konnte es nicht genau erkennen. Aber wir können nicht ausschließen, dass sie Verbündete Reyters sind, auch wenn sie offenkundig seine Freunde sind."
Dubk überlegte.
"Sie haben also mit Rook Kontakt aufgenommen... Was könnten sie wollen?"
Er prüfte kurz den Sonnenstand.
"Zur Lieferung ist noch Zeit. Was tun wir also?"
Unarus und Mallar beide sprangen von den Rücken der Geisterraubkatzen ab und setzten heute erstmals Fuß auf den fliegenden Superkontinent. Unarus bedankte sich bei den Geistern, ehe sich verblassten und vollständig verschwanden.
„Das ging schneller als erwartet. Warum habt ihr nicht gleich gesagt, dass ihr über gute Transportmittel besitzt?“ fragte Mallar gut gelaunt, nachdem er sich etwas umgeschaut hatte.
„Sie sind KEINE Transportmittel! Das sind meine Freunde!“ knurrte der Tiger heftig und Mallar verstummte Augenblicklich. Er verstand, dass er in Zukunft auf seine Worte gegenüber diesen Geister sorgsam auswählen sollte.
„Sie taten mir einen Gefallen. Ich werde von ihnen nicht allzu bald den gleichen Gefallen annehmen.“ kündigte der Schüler aus dem Wildvolk an und schaute sich nun auch im Superkontinent um. Sie waren Mitten im nirgendwo gelandet. Zumindest gab es einige Straßen, die wohl zu Dörfern oder vielleicht sogar größeren Städten führen würden.
„Was soll das heißen? Wie sollen wir dann wieder zurückkommen?“ fragte Mallar aufgebracht.
„Indem wir einen anderen Weg nehmen, doch kommen wir zurück zu unserer Aufgabe. Wie weit ist das Landgut der Monsuur von hier aus noch entfernt?“
„Man kann nicht sagen, dass wir günstig gelandet sind. Wir müssten einiges an Weg zurücklegen und es würde uns einige Stunden kosten, außer-“
Der zornige Blick Unarus ließ ihn erneuert verstummen und er ließ die Idee endgültig fallen, nochmal über die 'Transportmittel' mit dem Tiger zu debattieren.
Mallar wusste gleichzeitig, dass damit eine lange beschwerliche Reise, zu Fuß, auf sie wartete...


Der Sarrancona stoppte abrupt, als er in der astralare Projektion eine Präsenz wahrnahm, die hier nicht hineingehörte.
Sein Geist erschien Augenblicklich vor der fremden Präsenz, nur damit er den Unbekannten schockiert wiedererkannte. Er schaute in die roten Augen. Im Gegensatz zu ihm, befand er sich aus fester Materie. Er war nicht nur mit seinem Geist, sondern auch mit seinem Körper in dieser astralaren Projektion präsent.
„Meine Befürchtung war also richtig... Wie... wie um alles in der Welt kannst du in dieser Form hier erscheinen und mir folgen!?“
Ein leichtes Lächeln bildete sich auf den Lippen Semihs.
„Du solltest wissen, dass ein Teil meiner verfluchten Augen auch Augen der Seele genannt wird.
Es war äußerst merkwürdig, als dein Geist einfach von deinem Körper 'verschwunden' war.
Anfangs hielt ich deinen 'Geistlosen' Körper für eine Täuschung, doch mit der Zeit realisierte ich, dass dem nicht so war. Es ist dein echter Körper, doch dein Geist schien tatsächlich fort zu .
Zugegeben ich verstand nicht im geringsten was du getan hattest und wo dein Geist sich aufhielt, bis ich die 'Aufzeichnung' in der Vergangenheit sah.
Es war einiges an Zeit und Macht nötig gewesen um in die gleiche Projektion zu gelangen. Zum Glück hat ich beides.
Semih schüttelte seinen Kopf und schaute ernst zum Sarrancona.
„Um hier her zu kommen, hast du deinen Körper temporär aufgegeben. Ein sehr sehr großer Fehler, den ein Geist ohne Körper ist deutlich schwächer und verwundbarer. Zu deinem Unglück breitet sich diese Verwundbarkeit meinen Augen gegenüber bis zur äußersten Grenze aus.“
Der Sarrancona realisierte, was Semih andeutete. Er hätte niemals gedacht, dass irgendjemand überhaupt diesen Ort vorfinden würde. Niemals hätte er damit gerechnet, dass dieser Zug zum Verhängnis werden zu können. Doch ihm blieb immernoch die simple Möglichkeit einfach zurückkeh-
Der Sarrancona spürte, wie die Verbindung zu seinem Körper unterbrochen worden war. Er schaute zu Semih, als er verstand, was der Mensch getan hatte. Er hatte jegliche Verbindungen zur Realität unterbrochen und diesen Ort vollständig isoliert. Sein Geist war zusammen mit ihm in dieser Projektion gefangen.
„Lass mich hier raus!“
„Es wäre der perfekte Zeitpunkt dich jetzt auszulöschen. Von deinem Körper getrennt, bist du unfähig deine vollständige Eigenschaften zu nutzen. Zusätzlich ist dein Geist ein leichtes Opfer für meine Augen. Du kannst nicht in deinen Körper zurück und ich habe meine Wege dich weiterhin hierzubehalten. Oder gibt es etwas wie eine Spezielle Fähigkeit oder ein unbekannter Trumpf das dich aus dieser Lage retten könnte? Zu deiner Information: Ich besitze auch welche.“
Mit einer beruhigenden Geste fuhr Semih mit seinen Worten ununterbrochen fort.
„Zu deinem Glück habe ich nicht die geringste Absicht dich auszulöschen oder irgendetwas zu tun, was für Xasaxas einen Gefallen darstellen könnte. Ganz im Gegenteil: Ich habe lang genug nachgedacht und dir Recht gegeben. Dein Ziel ist nun auch mein Ziel. Nur in einer etwas abgewanderten Form.“
„Du bist doch sicherlich nicht hereingeplatzt, nur um mir das sagen können. Was ist? Schlägst du etwa ein Bündnis vor?“
Semih schüttelte seinen Kopf.
„Ich brauche keinen Partner, keinen Verbündeten. Was ich von dir brauche ist dein Wort. Dein Wort, dass du deiner 'Geisel' ohne ihr ein Haar zu krümmen, freilassen wirst, sobald du das hast, wonach du suchst. Achja und das du jegliche aktuelle Wächter mit menschlichem Ursprung vorerst aus dem Weg gehst. Ich werde mich selbst um sie 'kümmern', wenn die Zeit reif ist.“
„Ich hatte sowieso vor das Mädchen danach laufen zu lassen, doch warum sollte ich dir die Wächter überlassen?“
„Weil ich es so will und dir ebenfalls einen Gefallen tun werde. Ich werde Xasaxas schon bald vernichten. Der Zeitpunkt ist nur noch nicht reif. Im Gegensatz zu dir brauche ich den Vasallen nicht, um Xasaxas seine Existenz auszulöschen.“
„DU sollst ihn vernichten können?“
Semih lachte so, als hätte sein Gesprächspartner gerade einen guten Witz gerissen.
„Ich kann es dir nicht verübeln. Es gibt schließlich einiges was ich bisher vor dir sowie Xasaxas verstecken konnte.
Vermutlich hat er von meinem Verrat schon längst erfahren und hat irgendeinen Ass im Ärmel.
Doch egal was er tut, mit wem er sich verbündet oder welchen Weg er geht. Er wird nicht in der Lage sein mich zu stoppen.“
Der Sarrancona spürte, dass die Isolation sich wieder auflöste. Er war vollständig frei. Semih hatte nicht gelogen. Er hatte nicht beabsichtigt ihm zu schaden.
„Du wartest nicht einmal auf meine Antwort?“
„Nicht nötig. Wir beide kennen deine Antwort bereits, nicht?“
Nach diesen Worten löste sich der Seelenclone vollständig auf und ließ den Sarrancona alleine in der astralaren Projektion zurück.
"Unbekannte Faktoren sind nie ein gutes Zeichen.", merkte Haden an und schloss kurz die Augen, "Was haben wir: Rook ist für die Rekrutierung zuständig, also ist es wahrscheinlich, dass er diese Rotgürtel anwerben will, aber das wäre kein Grund sie an der Mine zu treffen. Selbst wenn das Erz Teil irgendeines Handels ist, wäre das nicht nötig und... offengestanden unklug. Aufgrund von Vertrauen hat man das sicher auch nicht getan sonst hätte man für ihre Ankunft sicher nicht die Wachen verstärkt. Außerdem sind die Voraussetzungen jetzt leider unsicher."
"Was meint ihr?", fragte Dubk nachdenklich.
"Sie rechnen mit einer Auseinandersetzung mit diesen Rotgürtel, aber bereiten gleichzeitig die nächste Lieferung vor. Im besten Fall heißt es das Rook die Lieferung nicht begleitet, sondern bei der Mine bleibt. Schlechter wäre es, dass neben ihm auch noch diese Rotgürtel bei der Lieferung bleiben und unsere Mission erheblich stören würde es dann, wenn die momentane Lieferung nicht für Reyters Schmiede vorgesehen ist."
"Ihr wollt warten bis sie wieder verschwinden?"
"Ungern.", erwiderte der dunkle Adept, "Vom unbekannten Zeitverlust, den das mit sich bringen würde, einmal abgesehen bieten uns die Rotgürtel eine willkommene Ausrede für die meisten 'ungewöhnlichen Dinge', die vielleicht geschehen werden. Bei der Verstärkung die Reyters Seite bekommen hat erwarten sie vermutlich bereits halb einen Kampf und würden einiges was geschieht auf sie schieben. Ein Pulverfass, das ich bei einer anderen Zielstellung sicher hochgehen ließe. Außerdem wissen wir nach wie vor nicht warum man ihnen gestattet hat bis zur Mine zu kommen. Es ist auch nicht unmöglich, dass die Mine Teil eines Handels ist."
"Denkt ihr etwa sie werden ihnen die ganze Mine überlassen?", fragte Megg ungläubig.
"Wenn es wirklich nur sieben sind, wären sie kaum daran interessiert, aber sie könnten auch zu einer größeren Organisation gehören. Davon einmal abgesehen würde ich die Chance herauszufinden wer sie sind, besonders wenn sie wirklich bald in Reyters Diensten stehen, auch ungern verstreichen lassen."
Für einen Moment glaubte Haden Dubk wollte ihn darauf hinweisen, dass dies nicht Teil ihrer Mission war, aber dann schien er es sich dagegen zu entscheiden und sagte schlicht: "Wenn ihr in der Mine zuschlagen wollt, was ist der Plan?"
Haden schloss abermals die Augen. Sich als einer von Reyters Leuten zu verkleiden und sich so offen durch das Lager zu bewegen, fiel weg, selbst wenn sie es unbemerkt hinein schafften, da sich die Leute dort zu gut kannten. Die mit Rook eingetroffenen Wachen waren ihnen sicher noch nicht so vertraut, aber dann blieb immer noch das Problem eine der Uniformen zu bekommen ohne eine Wache zu auszuschalten und so die ganze Mine zu alarmieren.
Die Umgebung bot Tarnung durch die Bäume, die seine Verbündeten bestens zu nutzen wussten, aber im Wald ungesehen zu bleiben allein reichte hier wohl nicht aus. Die Sicherheitsvorkehrungen an der Mine selbst waren stärker, aber im Inneren gab es aller Wahrscheinlichkeit nach diverse Deckungen, die es deutlich erleichtern würden sich ungesehen darin zu bewegen, wenn man es hinein schaffte.
Man bekam es hier natürlich auch mit sämtlichen Problemfaktoren zu.
Diese Neu-Ankömmlinge mit den roten Gürteln waren in der Nähe, Rook war anwesend und ebenso der Feuer-Adept mit der unbekannten Waffen. Und natürlich Kasajak, der zwar keine wirkliche Bedrohung darzustellen schien, aber wenn sie Abweichungen von seiner Planung verursachten, würde er es wohl am ehesten bemerken.
Das Hauptproblem blieb natürlich. Wie sollte jemand hinein gelangen und wieder hinaus ohne bemerkt zu werden?
Er schlug die Augen wieder auf. Es war nur ein Moment vergangen seit er sie geschlossen hatte.
"Wir gehen wie folgt..."
~Störe ICH?~, unterbrach ihn eine unerwartete Geistleserverbindung.
~Dularius? Wie...?~, fragte er überrascht.
~Oh, das war wirklich ein netter Trick, wirklich.~, Dularius schien es ernst zu meinen, wenn gleich er den Eindruck machte, als spräche er über ein Kind, dass etwas für sein Alter gut konnte, ~Aber wie sollte MICH das lange aufhalten? ICH musste nur erst einmal dahinter kommen, wie sie das gemacht haben, dann war es ein Kinderspiel.~
"Was ist los?", fragte Megg misstrauisch, "Stimmt etwas nicht."
~Süß.~, bemerkte Dularius spöttisch, ~Hätten MICH aber auch beim ersten mal nicht entdeckt, wenn ICH das Psy-Streumodul dazwischen geschaltet hätte. Aus welchem fadenscheinigen Grund sollte ICH das eigentlich nicht?~
~Weil es diese Technologie nirgendwo außerhalb Silkanas geben sollte!~, gab Haden frustriert zurück.
"Wolltet ihr uns nicht eben euren Plan erläutern?", fragte Dubk mürrisch.
~ICH stelle mich dann mal vor. Gesta-~
Simultan zuckten alle drei Geschwister zusammen und blickten sich nach der Quelle der Verbindung um. Haden bemerkte wie Bent innerhalb seiner Verkleidung an seinen Stirnreif griff. Juar lachte, als er ihre Reaktionen sah.
"Er gehört zu mir.", erklärte Haden ruhig, "Und nein, ich hatte auch nicht damit gerechnet."
~Gestatten, Dularius, das wohl größte Genie, das sie jemals in ihrem Leben getroffen haben und auch treffen werden, auch wenn diese Aussage wohl nicht besonders beeindruckend erscheint, weil sie in einem Wald leben.~
"Ist euch klar, dass die Spüradepten-"
Dularius unterbrach Dubk über die Geistleserverbindung, die er inzwischen auf alle innerhalb des Lagers ausgedehnt hatte: ~Ihr müsst wirklich nicht laut mit MIR sprechen. Von MEINER Position innerhalb eurer Gedanken erscheint das furchtbar redundant. Außerdem habe ICH inzwischen das Ps- Vorkehrungen getroffen, wenn ICH diese Spüradepten nicht direkt abtaste sollten sie mich nicht bemerken. Ausgezeichnete Spüradepten könnten es vielleicht noch wahrnehmen, wenn wir eine Verbindung in unmittelbarer Nähe von ihnen aufbauen, aber das war es auch schon mit den Risiken.~
~Was macht ihr in seinen Gedanken?~, fragte Haden, ~Eine oberflächliche Verbindung zur Kommunikation sollte vollends ausreichen.~
~Das ist doch wohl offensichtlich!~, tönte Dularius ungeduldig, ~ICH erspare es euch und vor allem MIR in langwieriger Kleinarbeit das Geschehene zu rekapitulieren, nur um später festzustellen, dass ihr etwas vergessen habt.~
"Raus aus meinem Kopf!", zischte Dubk.
~Stellt euch nicht so an! ICH halte MICH hier an sensorischen Eindrücke und erspare MIR eure überflüssigen emotionalen und gedanklichen Eindrücke dazu. Außerdem könnte ICH das was ihr laut aussprecht gar nicht wahrnehmen, wenn ICH auf reiner Kommunikationsebene wäre.~
~Dularius!~, kam es scharf von Haden, was dieser mit einem Stöhnen quittierte.
~Wenn ICH nicht so furchtbar eingeengt wäre von euren lächerlichen Einwänden, dann wäre ICH noch so viel effizienter.~, nörgelte Dularius, ~Jedenfalls, bin ICH jetzt wieder auf reiner Kommunikationsebene UND auf dem neusten Stand, ohne das wir wertvolle Zeit verloren haben, wie ICH hinzufügen möchte.~
~Habt ihr etwas brauchbares beizusteuern?~, fragte er entnervt.
Der Forscher schwieg für einige Sekunden. ~Nein, diese Spüradepten schränken MEINE Möglichkeiten ein, aber solange ihr nicht zu nahe an ihnen dran seid, kann ICH mühelos Kommunikation zwischen euch aufrechterhalten ohne entdeckt zu werden.~
"Kommen wir zum Wesentlichen zurück." Haden war fast überrascht, als Dularius sich nicht wieder einmischte, um seinen angeblichen Fehler zu korrigieren. "Der Plan lautet wie folgt."

Die engen Straßen waren verdreckt und heruntergekommen. Tür an Tür waren hier kleine Wohnhäuser gebaut, deren Bausubstanz seid ihrer Entstehung bereits stark in Mitleidenschaft gezogen worden war. Hier und da sah man mal jemanden auf der Straße. Meist war er in schmutzige Kleidung gehüllt und fast immer eilte er aus dem Weg und senkte den Blick, während sie vorüberzogen.
"Eure Wachen machen ihnen Angst.", beantwortete Kazan Idens unausgesprochene Frage, "Es kommt nicht selten vor, dass sich hier irgendjemand versteckt, und wenn jemand hier nach einer bestimmten Person sucht, geht er nicht besonders zimperlich vor."
"Was ist mit der Stadtwache?", fragte die Merkur-Adeptin.
"In diesem Teil taucht sie manchmal auf. In den schlimmen Bereichen wird man das nicht erleben.", fuhr er fort, "Der Bezirk wurde von Anfang an für die einfache Bevölkerung gebaut, inzwischen teilt er sich in einfachste Leute, Bettler, die in den Ruinen von Häusern untergekommen sind, und die denen das gehört."
Er deutete voraus wo sich in einiger Entfernung eine hölzerne Barrikade bis knapp über die Dächer der Häuser erhob.
"Das sieht aus wie eine Festung.", meinte Iden.
"Es ist eine Festung.", Kazan lachte, "Oder vielleicht ist es mehr so eine Art Stadt."
"Eine Stadt in einer Stadt? Nach einer eigenen kleinen Welt gibt das eurer Hauptstadt einen ziemlich zersplitterten Eindruck."
"Das ist richtig und so ist unser Land. Es gibt einen himmelweiten Unterschied zwischen den großen Städten wie der Hauptstadt und kleinen Städten, die fast vollständig in der Hand irgendwelcher Verbrecher oder korrupter Vertreter sind."
"Und warum gibt es diese Stadt dort vorne?"
"Zwielichtige Geschäfte, Unterschlupf für Verbrecher, das es sich nicht lohnen würde den Laden dicht zu machen, weil es nur eine Ansammlung kleiner Fische ist, deren Bosse in irgendeinem der guten Viertel sitzen... Ich weiß es nicht. Ich bin nicht oft hier. Nicht mehr."
In dem Moment, in dem er es sagte verfluchte Kazan sich bereits dafür, dass er zu viel gesagt hatte. Es musste wirklich lange her sein, dass er etwas freundliche Gesellschaft hatte, wenn er so leicht etwas von sich Preis gab. Der Zeitpunkt, an dem es sich geändert hatte war natürlich klar.
Das hier war etwas anderes, machte er sich wieder klar. Er brauchte Idens Schlüssel! Wenn sie so vertrauensselig war, war das ihre Schuld und überhaupt würde ihr der Schlüssel wohl kaum jemals etwas nützen, wenn sie ihn behielte.
"Können wir hinein gehen?"
"Äh... was?" Kazan schalt sich selbst für seine Unaufmerksamkeit.
"Verzeiht.", entschuldigte er sich, "Ich dachte gerade ihr hättet gefragt, ob wir dort hinein gehen könnten."
"Genau das habe ich gefragt.", erwiderte Iden lächelnd.
"Oh, na dann..." Er verstummte, blickte sie einen Moment fragend an und sprach wieder, als sie keine Reaktion zeigte. "WAS?! Bist du wahnsinnig?"
"Hey!", beschwerte sie sich.
"Seid ihr von Sinnen?", korrigierte er sich trocken.
Sie legte nachdenklich den Kopf schief. "Ein... wenig vielleicht."
Das erste mal hob einer von Idens Leibwächtern die Stimme: "Es wäre nicht ratsam sich bewusst der Gefahr durch dieses Gesindel auszusetzen."
"Ich habe drei Leibwächter bei mir.", widersprach Iden bestimmt, "Da dieser Ort nicht verlassen ist, muss ich wohl davon ausgehen, dass es auch Leute ohne einen einzigen wieder hinausschaffen können."
"Ich kann nicht zu lassen, dass ihr euch in eine solche Gefahr begebt!", protestierte der Leibwächter, "Seine Majestät würde..."
Sie winkte ab. "Ich weiß und deshalb sollten wir ihm auch nicht davon erzählen, wenn wir wieder zurück sind."
Drei Leibwächter also..., dachte Kazan ärgerlich, Oder hat sie jetzt mich gemeint?
"Ich halte das auch nicht für besonders klug.", sagte er laut ohne die Absicht sie damit umzustimmen. Das hier war seinen Zwecken durchaus dienlich.
"Also einen Aufpreis?"
Er wandte sich kopfschüttelnd ab. "Lasst gut sein. Und wartet hier, bis ich das mit denen geklärt habe."
Er seufzte, während er sich der Barrikade näherte. Eigentlich hatte er ja gehofft, dass seine Geschäfte in diesem Viertel der Vergangenheit angehörten.

~Es wäre dann alles vorbereitet.~, berichtete Dularius Haden.
Haden blickte über die Kante des Felsvorsprungs, auf dem er Stellung bezogen hatte. Er hatte den Berg von einer anderen Seite bis zu einem bestimmten Punkt erklommen und war dann an seiner Flanke entlang geklettert. Da sich sein Gewand der Farbe des Gesteins angepasst hatte, war es praktisch unmöglich ihn in dieser Höhe dabei zu bemerken.
~Gab es Probleme?~, fragte er nach.
~Juar will sich bei euch beschweren, weil seine einzige Aufgabe das Verwenden eines Spaten ist, wenn alles nach Plan verläuft.~
~Hoffentlich bleibt das unser einziges Problem.~
Haden trat an die Felswand hinter sich und legte die Hände darauf. Dünne Schattenfäden sprossen aus seinen Händen und schlängelten sich in die Risse im Gesteins, wo sie diesen tiefer ins Gestein folgten, während sie als Erweiterung seines Nervensystems fungierten. Während er an dem Felsmassiv entlang geklettert war hatte er selbiges bereits häufiger getan, um einen geeigneten Ort für sein Eindringen zu finden. Es war zwar Psynergie, aber Haden wusste nur allzu gut, wie er sich und schwächere Psynergien selbst vor den besten Spüradepten verbergen konnte.
Dieses Mal wurde er fündig.
~Wir lösen die Verbindung bis ich sicher bin, dass es keine Gefahr darstellt.~
~Ihr macht euch viel zu viele Sorgen. Es ist wirklich unwahrscheinlich, dass ihre Spüradepten auch nur ansatzweise fähig genug sind. ICH verschenke die Bezeichnung ausgezeichnet nicht gerade.~
~Ich hatte euch hierbei gar nicht eingeplant, also seid still!~, erwiderte Haden.
~Wir ihr wollt.~ Endlich löste sich die Geistleserverbindung.
Haden zog sein Schwert blank und bohrte die Spitze der roten Klinge vorsichtig in eine der Felsspalten. Nachdem er sie sicher positioniert hatte, ließ er sie aufheulen und zischend fuhr sie tiefer in das Gestein. Nach getaner Arbeit ließ er seine Waffe wieder in die Scheide zurückgleiten und wartete bis der glühende Schacht, den er in das Gestein gebohrt hatte, etwas abkühlte, bevor er einige Samenkörner hinein fallen ließ. Anschließend trat er einen Schritt zurück, bevor die Flüstersamen ihre Wirkung taten.
Knackend und Knirschen splitterte der Fels, als sich die Dornenranken darin schlagartig ausbreiteten. Schutt und Gesteinsbrocken entluden sich über den Boden vor Hadens Füßen. Ein kleiner Tunnel war in den Fels gebahnt worden, in dem sich gerade die Überreste der Ranken auflösten. Der Tunnel war gerade groß genug, dass Haden hindurch kriechen konnte.
Während er genau das tat, hielt er ein Ohr dem Boden unter sich zugewandt und lauschte auf die Geräusche von Werkzeugen, die ein normales menschliches Gehör niemals hätte wahrnehmen können. Seine Erwartungen über die Auswirkungen der Flüstersamen erwiesen sich als korrekt, als er die perfekte Position für den nächsten Schritt am Ende des kleinen Tunnels fand.
Und dann "betrat" er die Mine.

"Dann schränkt ihr die Rationen der Arbeiter halt ein.", zischte Kasajak den anderen Adepten an, "Wir können wohl kaum Meister Rook und seine Männer hungern lassen. Außerdem werden sie schon bald wieder gehen und wir können die alte Einteilung wieder aufnehmen, also sorge dafür, dass sich der Rest zusammenreißt!"
Ein Zittern ging durch das Gestein und ließ Kasajak unwillkürlich zusammenfahren. "Werden wir angegriffen?!", fragte er geschockt an einen Adepten gewandt, der in seiner Nähe stand.
"Es gibt keine Anzeichen für Psynergie dieser Art.", berichtete der Spüradept, "Und auch keine Verluste oder Eindringlinge."
Kasajak gestattete es sich kurz erleichtert aufzuatmen, bevor er sich wieder dem Adepten zu wandte, mit dem er zuvor gesprochen hatte.
"Du gehst zurück an die Arbeit!", wies er ihn an und sah dann wieder zu dem Spüradepten.
Anscheinend hatte irgendein Tölpel einen der Gänge zum Einsturz gebracht. Wenn es sich dabei um einen wichtigen Verbindungstunnel handelte oder der besagte Gang große Erzvorkommnisse enthielt brachte das den Zeitplan vollkommen durcheinander. Selbst mit Venus-Adepten war es nicht leicht einen Tunnel durch das Gestein zu graben. Außer natürlich für Rook, aber er konnte unmöglich diesen wichtigen Mann bitten für ihn einen Tunnel zu graben, wenn er auch in Zukunft diese Mine oder irgendeinen anderen Stützpunkt leiten wollte.
"Der alte Tunnel auf der Südseite ist eingestürzt.", verkündete der Spüradept schließlich.
Seine Anspannung verschwand. Es handelte sich nur um einen der älteren Tunnel. Er hatte ohnehin vorgehabt diesen bald zuschließen, da das Erz fast erschöpft war, das sich dort befunden hatte. Ihr Ertrag wurde hier durch nur unbedeutend eingeschränkt und die Lieferung konnte wie geplant stattfinden.
Trotzdem unterlag es ihm die Verantwortlichen für das Geschehene zu bestrafen.
Er erhob sich und machte sich auf den Weg. Es dauerte nicht lange bis er den verschütteten Eingang des vorherigen Tunnels erreichte. Noch immer hingen dichte Staubfahnen in der Luft. Kasajak wollte sich gar nicht vorstellen, wie Luft- und Sichtverhältnisse direkt nach dem Unfall gewesen waren.
Er räusperte sich und die drei Schürfer, die schwer atmend am Boden saßen bemerkten ihn. Eiligst sprangen sie auf und salutierten. Er beachtete es kaum, während er das Geschäftsbuch aufschlug, das er stets mit sich führte. Es beinhaltete alles was er für seine Aufgaben benötigte und er führte es akribisch weiter. Unter anderem enthielt es eine Liste sämtlichen Minenpersonals, der Werkzeugbestände, den Arbeitsplan, Gehaltslisten, die Liefertermine und eine Karte der Mine, die er sich hatte anfertigen lassen.
Kasajak machte eine Notiz über den eingestürzten Tunnel blätterte zurück zu den Arbeiterlisten und vermerkte auch bei diesen drei den Unfall. Mental ging er bereits ihre Lohnkürzungen durch und überlegte, ob er ihre Essensrationen vorerst komplett streichen konnte, um die Versorgung von Rooks Leuten erleichtern zu können.
"Wer von euch ist dafür verantwortlich?", fragte er erst danach gefühllos.
Schweigen.
"Antworten sie", drängte er, "Sonst werden sie alle drei die Konsequenzen tragen."
"Sir, wir wissen nicht wie es dazu kam. Auf einmal stürzte-"
Kasajak hob die Hand und der Mann verstummte. "Da sie der erste sind der eine Entschuldigung vorbringt, werte ich dies als Eingeständnis der Schuld.", teilte er ihm mit unwillig sich weiter mit dieser Sache zu beschäftigen.
"Aber..."
"Sie drei gehen in den Westtunnel, dort können noch weitere Arbeiter gebraucht werden. Nach Ende ihrer Schicht, melden sie sich bei mir und ich teile ihnen mit welche Konsequenzen ihre Nachlässigkeit für sie hat. Und jetzt entschuldigen sie mich."
Ohne ein weiteres Wort wandte er sich von ihnen ab und ging.

Haden verbarg sich in einer Nische innerhalb eines kaum genutzten Verbindungstunnels und ging die kürzlich erhaltenen Informationen durch, als er Schritte hörte. Zwei Adepten in der Kleidung der Wachen eilten an dem Tunnel vorbei. Zweifellos waren sie auf dem Weg zu dem kürzlich eingestürzten Tunnel.
"Da gibt es kein Problem!", hörte er Kasajaks Stimme, als dieser den beiden entgegenkam, "Nur irgendein Idiot, der nichts von seinem Handwerk versteht, der den Tunnel zum Einsturz gebracht hat."
Haden überlegte kurz ob er sich beleidigt fühlen sollte, wo er doch dafür verantwortlich gewesen war, aber Kasajaks Unwissen über das eigentliche Geschehen sprach dagegen.
Die drei kamen abermals an dem Tunnel, indem er sich verbarg vorbei. Kasajak würde wohl nie erfahren, was passiert war, als er ihn auf dem Hinweg passiert hatte.
Nachdem Haden im Schutze der Staubwolke von dem Ort seines Eindringens geflohen war, hatte er in dem Tunnel Deckung gesucht, als er Schritte gehört hatte. Als Kasajak ihn passierte, war er ihm gefolgt und hatte sein Bewusstsein kurz angehalten. Dann hatte er das Buch genommen und sämtliche Seiten überflogen. Sein Dschinn Irrlicht, mit dem er auch jetzt verbündet war, verfügte über ein perfektes Gedächtnis und prägte sich diese so bis ins kleinste Detail ein. Anschließend setzte Kasajak seinen Weg fort ohne etwas bemerkt zu haben und Haden zog sich in den Seitentunnel zurück.
Waren die Reaktionen auf den Tunneleinsturz erst einmal vorüber würde es ein Leichtes sein mit Hilfe der Informationen aus dem Buch seinen Weg fortzusetzen. Welch glückliche Wendung, dass er nicht nur wie geplant den Leiter der Mine angelockt hatte, sondern das er zunächst auch alleine gewesen war.
~Irrlicht, gibt es irgendwelche Informationen, die sich auf diese Rotgürtel beziehen könnten?~
*Und zurück aus dem Urlaub. Und wie ihr seht war ich fleißig:*

"Du weißt es wirklich nicht?", fragte Tali ehrlich überrascht.
Lucya schüttelte langsam den Kopf.
"Ich... Ich habe einfach keine Ahnung wie. Ich fühle das etwas da ist. Etwas völlig Neues, dass mir seltsamerweise gleichzeitig auch so vertraut erscheint als wäre es immer da gewesen. Aber ich habe keine Ahnung wie ich darauf zugreifen soll. Es ist..." Lucya rang nach Worten und wedelte hilflos mit den Armen. "Es ist als ob diese Kraft zum Greifen nahe ist, aber ich bekomme sie einfach nicht zu fassen. Das ist einfach frustrierend!"
"Hmm...", machte Tali nachdenklich und legte einen Finger auf ihre Unterlippe. "Das ist merkwürdig. Ich konnte die Sternenkraft spüren soweit ich zurückdenken kann und wenn ich sie wirken wollte war sie einfach immer da. Ich hatte nie soetwas wie... mentale Blockaden oder wie man das auch nennen soll. Aber dein Fall ist ja auch etwas Besonderes... Oje, eine ziemlich harte Nuss... Wie erkläre ich es am besten?"
Lucya kicherte.
"Vermutlich könnte ich genauso fragen, wieso wir atmen können ohne darüber nachzudenken."
"Ich bin schon mit einer Frage überfordert.", murmelte Tali, verschränkte die Arme und überlegte weiter. "Es muss doch irgendwie möglich sein es dir zu erklären..."
Lucya kam plötzlich eine Idee.
"Vielleicht... wie wäre das? Wie fühlt sich die Gabe der Sterne für dich an?"
"Ah, klar! Das ist leicht. Also die Sternengabe fühlt sich an wie... hm... als ob..."
Tali begann unverständlich vor sich her zu murmeln. Man konnte ihr förmlich ansehen, wie sehr es in ihrem Schädel arbeitete. Sie lief rot an und zog sich verlegen ihre Mütze tiefer ins Gesicht.
"Ich... habe nie wirklich einen Gedanken daran verschwendet..."
Die jüngere brach dieses Mal in heiteres Gelächter aus.
"Tut mir Leid, Tali!", entschuldigte sie sich, während sie versuchte ihr Lachen unter Kontrolle zu bringen. "Es ist nur so, dass Meister Anarath ähnlich sprachlos gewesen war, als ich ihm diese Frage zum ersten Mal gestellt habe. Er ist ganz rot angelaufen, hat irgendwas vor sich hingestammelt und ist mit einem 'Das verrate ich dir wenn die Zeit gekommen ist' aus dem Zimmer gegangen, fast gerannt. Man hätte meinen können ich hätte ihn etwas Peinliches gefragt. Das hättest du sehen müssen..."
"Er konnte auch nicht...!", japste Tali hilflos. "Was ist mit Tuska? Hast du sie gefragt?"
"Hmm... Das schon, aber... Was sagte Tsuka nochmal? Genau...", erinnerte sich Lucya und räusperte sich. "'Eine genaue Antwort kann ich dir nicht geben, aber ich kann dir sagen wie sich die dunkle Seite der Sternenkraft anfühlt. Es ist wie die Umarmung des Fremden, des Ungewissen, der undurchdringlichen Dunkelheit, aber es gibt keinen Grund diese zu fürchten. Aus zweifelsfreien Herzen und Vertrauen in das Unbekannte erwächst Kontrolle, aber das Wichtigste ist Selbstbeherrschung. Denn ohne sie erliegt man den dunklen Künsten und wird von ihnen verschlungen.'", zitierte sie, während sie Tsuka's ernste Stimme imitierte.
Jetzt kicherte auch Tali und applaudierte Lucya für die Darbietung.
"Ernsthaft? Wie unheimlich! Typisch Tuska..."
"Stimmt. Und es hat meine Frage nicht beantwortet. Aber ich vermute das liegt daran, dass Tsuka sich nie wirklich für ihre 'gewöhnlichen' Sternenfähigkeiten interessiert hat. Sie ist eigentlich eine Berührte des Windes wie Meister Anarath, aber ich habe sie nie irgendeine Form davon einsetzen sehen. Als wir im Heiligtum des Windes waren hat sie sogar diese besondere Fähigkeit nicht lernen wollen, obwohl nicht jeder es dorthin schafft."
Tali schüttelte ungläubig den Kopf.
"Tuska ist schon irgendwie merkwürdig. Ich meine sie ist in Ordnung, aber... merkwürdig."
"So ist sie eben.", sagte Lucya lächelnd. "Trotzdem... Kann man das Gefühl von der Kraft der Sterne überhaupt in Worte fassen?"
"Mal überlegen...", sagte eine Männerstimme direkt hinter ihnen, die beide Mädchen überrascht zusammenzucken ließen. "Sie fühlt sich an wie der Herzschlag des Lebens. Ein begleitenes Gefühl von Kraft, Geborgenheit und Vitalität, das aus uns kommt und uns vollständig erfüllt. Es ist als ziehe man die Kraft aus dem Leben selbst, forme sie mit seinem Geist und materialisiert sie so in den verschiedensten Arten."
Lucya und Tali drehten sich verdutzt zu ihnen um und erkannten den Mann, der vorhin bei der Besprechung neben ihnen gestanden hatte. Der trug jetzt ein helles Wüstengewand mit passender Kopfbedeckung und einen kompakten Reiserucksack auf dem Rücken. Als sie ihn anstarrten, zuckte er leicht verlegen mit den Schultern.
"Ich gebe zu, es ist schwer in Worte zu fassen. Was denkst du Kanra?"
Die rothaarige Frau in der gleichen Tracht neben ihm sah ihn fragend an.
"Herzschlag des Lebens? Wohl kaum. Es ist vielmehr eine Art von Hitze, die sich im Inneren aufbaut. Eine Hitze, die bei Aufregung oder Stress immer intensiver zu werden scheint, ohne dabei unangenehm zu werden. Wie ein Zittern, das sich im gesamten Körper ausbreitet und nur darauf wartet freigelassen zu werden."
Lashon grinste wissend.
"Ach, deswegen tendierst du also dazu Sachen in die Luft zu jagen?"
"Im Abfackeln bin ich übrigens auch spitze, aber ist ja auch nicht so dass ich mit Feuerpsynergy eine größere Auswahl hätte. Aber vielleicht kannst du hier aushelfen, Sinaphie? Du hast deine Sternenkräfte doch auch erst kürzlich für dich entdeckt."
Die Aerorill, ebenfalls in einem kleinen schneeweißen Wüstengewand, legte nachdenklich den Kopf schief.
"Ja... Aber ich habe sie auch manchmal benutzt, selbst wenn ich nicht mal wusste was es war. Es war wie ein leises Hintergrundgeräusch, nur ohne Klang. Wie ein verworrenes Knäuel von dem Flüstern von Gedanken und des Windes. Wenn ich mich genau darauf konzentriere kann ich einen Faden aus diesem Knäuel packen, ihm lauschen oder ihn gar verändern."
"Ich kann mir das nicht einmal bildlich vorstellen...", murmelte Lashon. "Was noch...?"
"Glaubt mir,", mischte sich die seltsame Dschinnstimme Tropfens ein, der zwischen ihnen schwebte, "ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie es als Elementargeist ist mit der Psynergy verbunden zu sein. Besonders wenn man mit einem Adepten verbündet ist. Selbst wenn ich den Intellekt hätte es zu beschreiben würde ich es nicht über mich bringen, weil ihr euch vermutlich fortan in den Schlaf weinen würdet."
Er schwebte ein wenig tiefer, bis er mit Lucya auf Augenhöhe war.
"Ich sagte dir doch schon Kleine, es ist als ob deine Psyn... Sternenkraft sich noch nicht richtig ausgerichtet hat. Hab ein wenig Geduld. Aber wenn du wissen willst wie sich Wasserpsynergy anfühlt... Boss?"
Saitu, der ein paar Meter irgendwo im geschäftigen Treiben die Mannschaft koordinierte, löste sich und gesellte sich zu ihnen.
"Wenn ihr es unbedingt wissen wollt... Es ist wie ein Fluss, der im Körper auf die verschiedensten Weisen zirkuliert und uns mit unseren Geist verbindet. Ein reiner, erfrischender Strom dessen Verlauf immer dorthin zu führen scheint wohin wir ihn lenken wollen."
Lucya war erstaunt über die vielen verschiedenen Meinungen, aber auch auf gewisse Weise peinlich berührt.
Selbst er hat uns zugehört? Wer denn noch alles?
"Es ist mehr als etwas so Triviales wie eine einfache Empfindung."
Lucya schluckte, als die Hoheadeptin sich ihnen anschloss. Die Frau, die höchstwahrscheinlich für Meister Anaraths momentane Unruhe verantwortlich war.
"Sie so zu vereinfachen um sie in Worte zu fassen ist vermessen. Selbst ein lebenlanges Studium kann nicht alle Seiten der Psynergy aufdecken. Sie ist so Vieles, aber man weiß es mit absoluter Sicherheit wenn man sie fühlt."
Alyka sah Lucya abschätzend an.
"Wenn es wirklich wahre Psynergy ist, die du fühlst, dann würdest du es wissen. Sicher, deine Umstände sind... außergewöhnlich, also solltest du die Hoffnung noch nicht aufgeben. Aber sollte die Gewissheit nicht bald kommen... dann wirst du vielleicht nie Psynergy wirken können."
Kanra hüstelte.
"Ihr wisst wahrlich, wie man einem jungen Mädchen Mut macht. Hat man das Euch schon mal gesagt?", fragte sie betont neutral.
"Verzeiht, aber ich wollte das lieber klarstellen. Dieses 'Wunderverfahren' mit dem man eine Unberührte von einem Tag auf den anderen in eine Berührte verwandelt ist wohlmöglich nicht ohne Risiken. Ich wollte lieber sicher sein dass sie und ihr Meister sich dessen bewusst sind."
"Und ob sie das weiß!", entgegnete Tali verärgert. "Sie wissen es beide nur zu gut. Tut nicht so, als würde Anarath leichtfertig mit Lucyas Gesundheit umgehen!"
Eine Spur von zorniger Gewissheit stahl sich in Alykas Blick.
"Ah, natürlich nicht. Nicht absichtlich zumindest, da bin ich mir sicher. Tut mir Leid, dass ich etwas gesagt habe. Ich lasse das euch dann entscheiden, wenn es soweit ist."
Lucya runzelte die Stirn. Was meinte sie damit?
"Wo wir von ihm sprechen... Wo ist er überhaupt? Ich würde zu gerne hören, was er sagen würde...", sagte Lashon und sah sich neugierig um.
Und wurde überrascht, als er ihn keine drei Schritte hinter sich am Mast lehnend sah. Wie lange stand er da schon?
"Wie sich Psynergy anfühlt?", fragte er ruhig und schloss für einen Moment die Augen. "Ich erinnere mich noch, wie du mich das das erste Mal gefragt hast. Damals war ich nicht sicher wie ich es ausdrücken sollte, aber ich denke die Zeit ist reif für eine Antwort."
Sie sahen ihn alle mit voller Aufmerksamkeit an, als er kurz tief Luft holte und die Augen öffnete.
"Sie ist wie ein Echo, ein nebelhafter Hall der von Lebewesen zu Lebewesen zieht, durchzogen von feinen Kräuseln und Wirbeln. Sie ist das Auge eines gewaltigen Sturms, ein Zentrum der Ruhe, in dem alle Wünsche, Ängste und Leidenschaft zu purer Energie wird. Sie ist wie ein sich anstauender Quell der mit dem Ende des Lebens verebbt. Ein durchdringender Ruf nach Befriedigung von Bedürfnissen, der sich mit all den Unzähligen anderen zu einem gemeinsamen gewaltigen Chor vereint."
Als er endete schwiegen alle für einen langen Moment, nachdenklich und tief in Gedanken versunken.
"Ziemlich poetisch.", lobte Lashon, der zuerst wieder das Wort ergriff. "Und eine ziemlich interessante Ansichtsweise. Man merkt, dass man es mit einem Meister der Psynergy zu tun hat."
"Und dennoch ist Psynergy nichts was man in Worte fassen kann. Trotzdem... Nicht übel.", erwiderte die Hoheadeptin, widerwillig beeindruckt.
"Tja... Heute haben wir wohl gelernt, dass sich Psynergy für jeden anders anfühlt. Habt Dank, dass Ihr Euer Wissen mit uns geteilt habt, Meister Anarath. Aber jetzt sollten wir aufbrechen, es ist fast alles bereit. Tropfen, Lashon? Euer Team geht zuerst. Der Käpten erwartet Euch im Teleportraum.", sagte Saitu und trennte sich wieder von der Gruppe, mit einem sehr nachdenklichen Gesichtsausdruck und leise Merls Worte vor sich hinmurmelnd.
Lucya lächelte angesichts der allgemeinen Verblüffung, die unter den Adepten herrschte.
Ich habe überhaupt kein Wort verstanden, was Meister Anarath gerade gesagt hat.
Der Dschinn machte einen Satz und schwebte nun über ihren Köpfen.
"Ihr habt den Boss gehört. Lashon, Kanra, Sinaphie, Hoheadeptin... Sammeln wir den Rest ein und machen uns auf den Weg!"
Lashon grinste.
"Kann es kaum erwarten. Viel Erfolg euch allen.", verabschiedete er sich von Merl, Lucya und Tali und machte sich mit dem Dschinn und den anderen auf den Weg.
Merl und die Hoheadeptin tauschten noch einen langen Blick aus, bis Alyka ihm zunickte und den anderen folgte. Merl sah ihnen nach wie sie im vorderen Teil des Schiffes verschwanden und empfand ein Gefühl der Dankbarkeit. Nie hatte er sich vorstellen können, wie eine Gruppe Fremder sich so um Lucya's Problem kümmerten und ihre Gedanken derart hilfsbereit mit ihr teilten.
Ich danke euch. Euch allen. Es war die richtige Entscheidung hierher zu kommen.

"Da seid ihr ja! Sind wir soweit?", fragte Paka, als Tropfens Team die Teleportkammer betrat.
"Und ob! Wir sind startklar, Boss!", bestätigte der Dschinn gut gelaunt und schwebte zum Kreis hinüber.
"Sylvos!", rief Lashon grinsend, als er den Feueradepten neben dem Eingang an der Wand lehnend sah. "Hier steckst du also! Kommst du auch mit?"
Der Mann lächelte, aber schüttelte mit dem Kopf.
"'Tschuldige Lashon, aber das geht nicht. Ich würde gern, aber sonst fehlt es den anderen an Leuten. Ich begleite Saitu, für den Fall das die Verhandlungen nicht so laufen wie geplant."
"Schade. Und ich dachte wir kriegen das gute alte Team wieder zusammen.", sagte Lashon ein wenig enttäuscht.
Sylvos Mundwinkel zuckten.
"Das 'gute alte Team', hm? Vielleicht beim nächsten Mal. Nein, ich bin hier weil ich mich von euch verabschieden möchte. Viel Glück euch allen."
"Danke. Dir auch.", antwortete Lashon fröhlich.
"Bleib wachsam, okay? Ich würde mich gerne wieder an deiner Seite an einer Kneipenschlägerei teilnehmen. Keiner wirft einen Stuhl so wie du.", sagte Kanra und knupfte ihn grinsend gegen die Schulter.
"Viel Glück, Sylvos! Beschütze die anderen für uns mit, während wir weg sind!", verabschiedete sich Sinaphie und klackte fröhlich mit dem Schnabel.
Sylvos nickte.
"Das werde ich. Viel Glück. Auch Euch, Hoheadeptin."
"Danke... Passt auf Euch auf.", antwortete Alyka zögerlich und erwiderte das Nicken.
Sylvos trat zurück.
"Na schön. Wollen wir...?", sagte Lashon und führte seine Freunde zum Teleportkreis, wo bereits Sciz, Vera und der Kampfkunstmeister standen und mit Tropfen sprachen.
Kurz davor jedoch zog ihn jemand sanft von hinten am Umhang und Lashon entdeckte Toni, als er sich umdrehte. Er hielt etwas in der Hand.
"Nur eine Sekunde...?", fragte er unsicher.
Lashon nickte und bedeutete den anderen schon mal vorzugehen.
"Natürlich. Also, was ist los?"
Toni hielt ihm das Etwas in seiner Hand hin. Erst jetzt erkannte Lashon, dass es sich um einen geschnitzten Anhänger aus hellen polierten Holz handelte, dass ein Tier mit dem Körper eines Löwen und den Kopf eines Adlers zeigte. Soweit Lashon beurteilen konnte, strahlte er keine Psynergy aus.
"Was...?"
"Ein Glückbringer. Er wird dir helfen, du wirst schon sehen.", sagte Toni leise und schnell, als würde ihm die Zeit davonlaufen.
Lashon wusste nicht genau was er davon halten sollte, doch er nahm ihm den Seemann ab, da es ihm sehr wichtig zu sein schien. Er wirkte dann auch augenblicklich um Einiges ruhiger.
"Danke.", war alles was er darauf erwidern konnte.
"Ähm, keine Ursache... Viel Erfolg!"
Er verabschiedete sich mit einem knappen Kopfnicken und rauschte davon. Lashon zog die Stirn kraus und betrachtete den Anhänger noch einmal genau. Aber selbst nach genauer Untersuchung fand er keine Spuren von Psynergy. Es war ein einfacher kunstvoll gefertigter Anhänger, nicht mehr und nicht weniger. Schulterzuckend steckte er ihn schließlich ein.
Was hatte das wohl zu bedeuten...?, fragte er sich, während er zu den anderen auf den Teleportkreis trat.
Paka überreichte ihm dort einen kleinen Kristall.
"Das ist ein Teleportlapis. Es gibt dem Träger die Fähigkeit diese Kreise zu benutzen. Ich weiß die Hoheadeptin beherrscht diese Psynergy auch ohne dieses Gerät, aber sollte irgendetwas schiefgehen ist das eure einzige Möglichkeit nach Hause zu kommen. Pass gut darauf auf, okay?"
"Verstanden.", sagte Lashon und musterte den Kristall neugierig.
Paka verließ den Kreis wieder.
"Damit wäre alles gesagt, außer: Viel Glück und gute Jagd euch allen."
"Gute Jagd auch dir, Boss. Abmarsch! Hoheadeptin?"
Alyka lächelte und sah Lashon vielsagend an.
"Überlassen wir das doch dem Sternträger."
Alle sahen Lashon erwartungsvoll an. Dieser atmete einmal tief durch und hob das Lapis auf Augenhöhe.
"Das ist es! Teleport!"

"'Landgut des Hauses Monsuur'", las Unarus das edle, wenn auch leicht abgeblätterte, schwarze Schild mit den goldenen Buchstaben vor, das am Straßenrand stand. "Das ist es also. Endlich."
Er sah sich erwartungsvoll um, aber fand kein Haus.
"So... Und wo ist nun dieser verdammte Wohnsitz?"
Mallar hob die linke Hand und zeigte mit ausgestreckten Finger in die Ferne.
"Da oben, auf der Bergkette."
Unarus folgte der Geste mit den Augen... und sein Fell sträubte sich kurz.
"Die Bergkette da ganz hinten am Horizont? Aber das wird ja immer noch Stunden dauern!"
Mallar zuckte mit den Schultern.
"Wir hätten ja näher landen können..."
Unarus fauchte ihn wütend an und Mallar wich ein Stück zurück.
"Aber andererseits hat ein strammer Marsch noch nie jemanden geschadet."
"Ich verstehe das nicht... Der Landsitz beginnt schon hier?!", fragte Unarus entgeistert.
"Und erstreckt sich hinter der Bergkette mindestens noch einmal um die gleiche Länge.", antwortete Mallar ruhig und musste ein Grinsen unterdrücken, als der Tigermensch ein noch dümmeres Gesicht machte. "Ich hörte am Fuß des Berges gibt es sogar ein kleines Dorf in dem nur Bedienstete der Familie leben. Und wenige Händler die sie versorgen."
"Ist diese Familie derart reich? Wieso habe ich nie von ihr gehört?"
"Das hat Gründe. Ja, die Familie Monsuur war bis vor wenigen Jahrzehnten eine der angesehensten und mächtigsten Adelsfamilien in ganz Mirnuzar, bis sie vor etwas mehr als zwanzig Jahren in einen unglaublichen Skandal verwickelt wurden, der ihren Ruf unwiderruflich beschädigt hatte. Seit dem halten sie sich völlig bedeckt und ihr Name ist fast völlig aus der Welt vergessen. Seltsam wenn man bedenkt, wie viele Reichtümer sie besitzen..."
"Was für ein Skandal?"
"Genau weiß ich das auch nicht, schließlich war das vor meiner Geburt. Ich weiß nur, dass ein Familienmitglied ein schwerwiegendes Tabu gebrochen haben soll und deswegen auf dem Scharfrichtergipfel hingerichtet wurde."
Unarus überlegte. Er glaubte sich erinnern zu können über den Vorfall zumindest etwas aufgeschnappt zu haben, allerdings konnte er sich an gar nichts erinnern.
"Also was tun wir, wenn wir angekommen sind?", wollte Unarus wissen.
"Wir sprechen mit dem Familienoberhaupt Maros Monsuur. Die Person die wir suchen ist sein Sohn. Seine Familie sucht schon seit Jahren nach ihm. Dessen ist er sich auch bewusst, aber aus mir unbekannten Gründen hat er nie wieder Kontakt mit ihr aufgenommen. Dabei wäre er doch hier sicher gewesen...", sagte Mallar, den letzten Satz mehr an sich gerichtet, als an Unarus. "Aber wenn wir unsere... Karten richtig spielen wird unsere Zielperson keine andere Wahl haben, als sich mit seiner Familie in Verbindung zu setzen."
"Und wie sehen diese 'Karten' aus?"
"Geduld. Überlass das nur mir. Ersteinmal müssen wir das Anwesen erreichen. In ein paar Stunden sind wir da, also stell dich darauf ein dich von deiner besten Seite zu zeigen."

Als das Licht verebbte und Kudo seinen Körper wieder spürte, wurde er von einer schneidenen Kälte begrüßt, die sich trotz des mit wärmender Feuerpsynergy gestärkten Pelzmantels direkt in seine Haut verbiss.
"Das sind die letzten. Viel Glück, Käpten.", sagte Saitu, mit dem Teleportlapis in der Hand, während die letzten von Pakas Gruppe den Teleportkreis verließen.
"Dir ebenso, Saitu. Gute Jagd.", verabschiedete sich der Käpten von ihm.
Saitu nickte stumm und löste sich in einem Schwarm von Lichtpartikeln wieder auf.
"Damit ist der Teleport für's Erste geschlossen!", rief Paka über den heulenden Wind des frostigen Arktonia hinweg. "Kein Zurück mehr! Zuerst bauen wir unser Lager auf, also haltet Euch so lange warm!"
Kudo versuchte sich die Kapuze noch tiefer ins Gesicht zu ziehen, aber er schaffte es nicht die Kälte gänzlich auszusperren. Und doch war es nicht die Kälte die seine Gedanken beschäftigte, sondern das was er vor wenigen Minuten auf dem Schiff erfahren hatte. Hashiro... Er war der Grund gewesen. Er trug für alles die Verantwortung. Er war Schuld. Kudos Zähne knirschten. Wenn Loghain recht hatte und Hashiro wirklich hier auftauchen würde, dann würde er bereit sein. Dann würde Hashiro für alles bezahlen, was er ihm und Vera angetan hatte.
Paka warf ihm aus der Ferne einen besorgten Blick zu. Er konnte nur ahnen was in ihm vorging. Wenn er gekonnt hätte, würde er ihm beistehende Worte zusprechen, aber so wie die Dinge standen war es nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Paka konnte nur hoffen, dass ihr neuer Feind nicht allzu bald hier eintraf.
"Es ist eine Weile her, Paka.", unterbrach Sazaels Stimme seine Gedanken, als er sich ihm von der Seite näherte. "Wie in alten Zeiten. Wenn doch nur das Volk von Ost-Wraile uns jetzt sehen könnte. Und der König erst!"
Paka lächelte schwach.
"Lass uns jetzt nicht sentimental werden. Wir sind schuld für die Katastrophe in der sich Mirnuzar befindet. Wir haben den Strudel geschaffen und Reyter damals nicht aufhalten können. Es ist also unsere Pflicht Mirnuzar vor beidem zu bewahren, genau wie Ost-Wraile zu seiner Zeit. Das ist alles. Also an die Arbeit."
Sazael erwiderte das Lächeln und nickte. Beide gingen hinüber zu Trems, der fluchend versuchte eine der Kisten zu öffnen, die sie mitgebracht hatten.
"Diese verfluchten Handschuhe...", knurrte er zornig und fummelte verzweifelt an den Verschlüsseln.
"Wenn du erlaubst, Junge...", sagte Sazael freundlich und wendelte kurz mit der Hand.
Zwei kleine Psynergyhände erschienen, öffneten die Verschlüsse und schoben den Deckel zurück. Trems schnaufte.
"Hättest du das nicht gleich machen können, Sazael?", brummte er verärgert und beugte sich über die Kiste.
Seine Laune schlug um und der Junge war sichtbar zufrieden.
"Wenigstens das Material scheint vernünftig zu sein."
Sazaels Augen leuchteten.
"Oh ja, das ist es."
Er warf Paka einen Seitenblick zu.
"Was zuerst?"
Paka sah nach hinten zur bibbernden Menge, die sich versammelt hatten und verzweifelt nach einem Ort Ausschau hielten, der sie aus dem frostigen Wind brachte.
"Das Hauptzelt."
Sazael rieb sich seine behandschuhten Hände.
"Dann das Hauptzelt.", bestätigte er und hob seine Stimme so laut, dass ihn die anderen hören konnten. "Bereit für die Show?"
Trems ließ ein halbunterdrücktes Grinsen aufblitzen. Er mochte es irgendwie Sazael bei seiner Arbeit zuzusehen. Kudo stutzte, da er immer noch nicht genau wusste, wer Sazael eigentlich war. Sazaels Gesicht glühte fast vor Freude.
"Los gehts!"
Er schlug die Handflächen zusammen und das charakteristische goldene Leuchten seiner Psynergy flammte auf. Plötzlich erschienen tausende kleine Psynergyhände, die Metallhaken, verstärkte Seile und unzählige lange und biegsame Stäbe aus der Kiste holten und in einem geordneten Sturm vor ihnen ausbreiteten. Zwei große Hände erschienen und ebneten den Platz vor ihnen ein, indem sie Schneemassen einfach wegwischten und Felsen oder Eisbrocken zertrümmerten. Sazael flüsterte etwas und eine Ladung dunklen Sandes brach aus der Eiskruste neben dem Platz und verteilte sich gleichmäßig auf der Baufläche, wo er seine Beschaffenheit änderte und sich verhärtete. Sazael ließ eine ausladene Geste folgen und die vielen kleinen Hände brachten die Baumaterialien in einem faszinierenden Schauspiel zusammen. Verbindungsstücke rasteten ein, Seile wickelten und spannten sich, Haken bohrten sich in den Boden. Wo vor einer halben Minute ein Stück unebene Eiswüste gewesen sah, stand ein großes Gerüst. Die Hände kehrten zur Kiste zurück und holten ein riesiges Tuch hervor, das auf der Außenseite weiß und auf der Innenseite grau war und matt glänzte. Mit einer beeindruckenden Schnelligkeit wurde es über das Gerüst gezogen und von winzigen goldenenglühenden Scheren zurechtgeschnitten. Dann kamen die Nadeln. Hunderte, vielleicht Tausende winzige Nadeln, die stachen, kratzten, stickten und gravierten. Und dann stand es: Ein beeindruckendes, edles Zelt, das groß genug war um sie alle aufzunehmen. Doch als die ersten Crewmitglieder sich in Bewegung setzten, winkte sie Sazael fahrig zurück.
"Bitte! Ich bin noch nicht fertig.", tadelte er sie und wandte sich einer anderen Kiste zu.
Psynergyhände öffneten sie und förderten Holzplanken und andere Materialien zu Tage. Sazael machte eine wischende Bewegung und die Sachen flogen durch den Zelteingang hinein und man konnte eine schnelle Harmonie von Hämmern, Geschleife und Gekratze hören, bevor wenig später wieder Stille einkehrte. Sazael nickte zufrieden und wischte sich den Schweiß von der Stirn, bevor er gefrieren konnte.
"Jetzt bin ich fertig. Es sei denn ich darf das Zelttuch verzieren?", fragte er, mit hoffnungsvollen Blick an Paka gerichtet.
Diese schüttelte lächelnd den Kopf.
"Nicht nötig. Sie wie es ist, ist das Zelt in seinem Weiß bestens getarnt. Das reicht."
Kudo, der wie hypnotisiert dem Schauspiel zugesehen hatte, bemerkte er jetzt das ihm der Mund offenstand und schloss ihn schnell. Er sah sich schnell um, ob ihn vielleicht jemand mit diesem albernen Gesichtsausdruck gesehen hatte, aber er schien Glück gehabt zu haben. Viele der Crew trugen immer noch eben jenen Gesichtsausdruck zur Schau. Nun betrachtete er wieder das Zelt.
"Unglaublich.", hauchte er unhörbar. "Nur... wie?"
"Ich weiß was du meinst."
Kudo zuckte zusammen, als Kurlag neben ihm plötzlich antwortete.
"Dabei ist es nicht ungewöhnlich. Psynergy... Die Gabe der Sterne ist viel mehr als eine Macht zum Kämpfen. Mehr als das Erzittern der Erde oder das rufen von Geisterschwertern. Aber dieser Grad von Feinheit... soetwas sieht man vermutlich nicht in jedem Leben. Ein wahrlich schönes und solides Zelt. Gebaut in so kurzer Zeit in seinem so starken Wind...", seufzte der alte Mann verträumt.
Kudo musste zustimmen. Nie hatte er gesehen, dass die Gabe der Sterne etwas so Detailgenaues wie dieses Zelt schaffen konnte. Den Turm den er beschwören konnte, Babylon, war nichts im Vergleich zu dem was er eben gesehen hatte.
"Aber etwas fehlt noch.", bemerkte Kurlag plötzlich und lenkte Kudos Aufmerksamkeit auf etwas, dass der Alte in seiner Hand hielt.
Es handelte sich um eine flache abgerundete Steinplatte, in der Runen eingraviert waren. Kurlag zwinkerte.
"Effektiver als jedes Lagerfeuer und bedeutend ungefährlicher. Komm Junge, wärmen wir uns ein wenig auf. Dieser Wind ist nicht gut für meine Knochen."

Saitu gab gerade die letzten Instruktionen.
"Also gebt gut Acht. Der Anflugswinkel wurde vielleicht von Experten der Grauen Garde berechnet, aber wir müssen auf das Schlimmste gefasst sein. Sobald wir die Atmosphäre erreichen werden unsere Flügel nicht mehr funktionieren und wir werden mit hoher Geschwindigkeit auf Neu-Mirnuzar landen. Es gibt keine Garantie das wir den angepeilten Seestreifen treffen. Der Schild wird dafür sorgen, dass uns dann nichts geschehen wird, aber es gibt in dem Fall keine Sicherheit ob die Windtänzerin unbeschädigt bleibt. Die Hexendame Gullwick redete von eventuellen unfreudigen Überraschungen im Anflug, aber da sie nicht hier ist müssen wir selber damit klarkommen. Nicht vergessen: Haltet euch alle gut fest. Das wäre alles. Auf eure Posten."
"Aye!", antworteten die festen Crewmitglieder im Chor und verteilten sich auf dem Schiff.
Merl schluckte. Nie hätte er sich träumen lassen können in einem fliegenden Schiff mit Höchstgeschwindigkeit auf einen schwebenden Kontinent stürzen zu müssen.
"Mach nicht so ein Gesicht.", sagte Tsuka neben ihm plötzlich, ohne ihn anzusehen. "Das hier ist bestimmt kaum anders als unsere dämlichen Wirbelwindflüge. Beides endet mit einer schmerzhaften Ladung."
Merl lächelte nervös.
"Nur hat dieses Ding keine Bremse."
Tsuka schnaubte.
"Ach was, du bremst?"
Bevor Merl darauf eine beleidigte Antwort geben konnte, hob Saitu wieder seine Stimme.
"Wir heben jetzt ab. Alle Mann, festhalten!"
Sie taten wie geheißen, als die Schattenschwingen zum Leben erwachten und heftig ausschulgen. Die Windtänzerin machte einen gewaltigen Satz in die Luft, der die Crewmitglieder beinahe auf die Knie zwang, aber kaum war der Start überwunden wurde der Flug ruhiger. Das Schiff nahm in kürzester Zeit ein unfassbares Tempo auf, wurde dabei immer noch schneller und flog immer höher. Saitu erschien der Schweiß auf der Stirn, aber er behielt den Kurs und die Geschwindigkeit bei. Wenn er auch nur ein Stückchen von den Anweisungen des geplanten Kurses abwichen, würden sie ihr Landeziel verfehlen und auf harten Grund aufschlagen. Der Schild, den sie in die Windtänzerin eingebaut hatten, funktionierte zwar einwandfrei, aber er war noch nie für solche Belastungen getestet worden. Saitu hatte ganz gewiss nicht vor die Mission scheitern zu lassen bevor sie überhaupt begonnen hatte.
Der schwebende Superkontinent rückte immer näher und begann ihr gesamtes Sichtfeld auszufüllen. Die Besatzung konnte angesichts des Giganten einfach nur staunen, als er sich vor ihnen majestätisch aufbaute. Saitu wäre auch beeindruckt gewesen, hätte er die Zeit gehabt sich nicht um den bevorstehenden Aufschlag zu sorgen.
"So weit so gut.", murmelte Saitu, dessen gesamte Konzentration auf die Kontrolle der Flügel gerichtet war. "Hoffen wir das diese 'unfreudigen Überraschungen' gerade in die falsche Richtung schauen."

Lashon hatte sich nie wirklich an Teleportreisen gewöhnt. Es fühlte sich jedes Mal so an, als würde sein Körper in Milliarden winzige Stücke zerfließen, nur um sich nach einem Moment der Ohnmacht wieder zusammenzufügen. Er vertraute dieser Psynergyform, aber dennoch fragte Lashon sich jedes Mal leise im Hinterkopf ob er sich am anderen Ende auch wirklich wieder zusammensetzte. Aber wie jedes Mal erwiesen sich seine Zweifel als unbegründet. Als sein Körper sich wieder vollständig manifestiert hatte, hielt er die Augen noch einen Moment geschlossen, um das leichte Schwindelgefühl zu vermeiden, das er nach diesen Sprüngen für gewöhnlich hatte. Der fließende Wechsel war sofort spürbar: Das Schwappen der Wellen gegen den Rumpf der Windtänzerin war schlagartig verstummt und einer Stille gewichen, die nur von einem flüsterleisen Raunen des Windes begleitet wurde. Die feuchte kühle Meeresluft war mit einem trockenen heißen Wüstenklima vertauscht worden und die Sonne brannte erbarmungslos auf sie hinunter. Als Lashon nach ein paar Momenten die Augen öffnete musste er gegen den hellen Wüstensand anblinzeln.
"Willkommen in der... ähm... Blauen... Wüste?", hörte er Tropfen mit zögerlicher, verwundert klingender Stimme verkünden.
Der Grund für Tropfens Verwirrung war sofort für jeden ersichtlich. Ein totenstiller Moment der Realisierung folgte.
"Nun... Beeindruckend. Aber sollte die Blaue Wüste nicht auch noch blau sein?", ergriff Kanra zuerst das Wort und drehte sich einmal um die eigene Achse, um alle Richtungen zu überprüfen.
Und tatsächlich: In alle Richtungen erstreckte sich ein Dünenmeer aus Sand mit gewöhnlicher Farbe. Keine Stadt, kein blauer Sand.
"Das kann nicht stimmen... Sind wir hier richtig?", fragte Vera den Dschinn verwirrt.
Dieser schien fieberhaft zu überlegen.
"Das muss es sein. Wir unterhalten keine weiteren Verbindungen zu Teleportkreisen die in Wüsten führen. Das ist zweifellos unser Ziel. Nur..."
"...fehlt das Ziel.", ergänzte Sciz Tropfen entgeistert.
Tropfen flog eine taumelnde Spirale, als wäre er sich nicht sicher, was er jetzt tun sollte.
"Sazael hat eindeutig gesagt, der hätte diesen Teleportkreis in der Blauen Wüste geschaffen, direkt vor dem Stadttor der verlorenen Stadt Fenraterra. Wieso also landen wir hier!?"
"Vielleicht hat irgendjemand oder irgendetwas den Portalkreis hierher bewegt?", schlug Alyka vor.
Tropfen schüttelte entschieden mit dem Kopf.
"Ich bezweifle das. Sazael hat seiner Aussage nach eine kleine Barriere erschaffen, die verhindern soll dass ein Sandsturm oder anderer fremder Einfluss den Portalkreis mit Sand verschüttet. Sollte hingegen etwas diese Granitplatte gewaltsam verschoben haben, dann stände sie nicht mehr unter dem Schutz der Barriere. Was heißt, dass das hier der Standort ist, den Sazael gewählt haben muss."
Die Hoheadeptin nickte langsam.
"Stimmt. Ich kann die Barriere fühlen. Damit fällt das schon mal weg."
"Und wo ist diese Blaue Wüste dann hin? Hat sie ihre Sachen gepackt und ist umgezogen?", fragte Kanra trocken, ging in die Hocke und grub mit ihrer rechten Hand ein wenig im Sand, in der Hoffnung ein blaues Sandkorn zu finden.
"Ich weiß es nicht.", gestand Tropfen betreten. "Ich fürchte das ist... ein unglaubliches Problem."
"Ach wirklich?", erwiderte Kanra sarkastisch.
"Oh ja.", sagte der Dschinn. "Der Wüstenregion in der wir uns befinden ist riesig und dazu noch sehr gefährlich. Auch wenn sie auf seinem Kontinent liegt, gehört es nicht wirklich zum Großreich Oscasiane. Sie gilt als unpassierbar und unbewohnbar."
"Wann war es jemals einfach?", bemerkte Lashon mit galgenhaften Grinsen. "Also müssen wir sie jetzt erst einmal finden, unsere 'Verlorene Stadt'."
"Ich lach mich tot.", seufzte der Dschinn.
"Was machen wir jetzt?", fragte Loghain.
Tropfen überlegte.
"Vielleicht finde ich ja was. Wartet einen Augenblick.", sagte er und schoss hoch in die Luft, um sich dort umzusehen.
Während sie warteten, keuchte Lashon und setzte seinen Rucksack ab. Er hatte sich zwar vorgenommen sich nicht allzu bald etwas anmerken zu lassen, aber die Hitze war viel brutaler als er angenommen hatte. Er war nur ein paar Minuten hier und schon lief ihm der Schweiß in Sturzbächen den Körper herab. Ein verstohlender Blick in die Runde gab ihm zumindest den Trost, das er nicht der einzige war. Sciz, Vera, Alyka und auch Loghain ächzten unter der Hitze und wischten sich immer wieder den Schweiß von der Stirn. Besonders Sinaphie schien zu leiden, denn ihr sonst so lebhaftes Gehüpfe und Gezappel war trägen und schwerfällig wirkenden Bewegungen gewichen, als sich über den heißen weichen Sand lief. Die einzige Ausnahme war Kanra, die immer noch aufrecht und ohne eine Perle Schweiß im Gesicht dastand und sich zornig umsah, so als erwartete sie dass die Stadt jeden Moment dumm kichernd hinter einer der Sanddünen hervorspringen würde und sich nur einen Spaß erlauben wollte.
Tropfen kam zurück, doch Lashon dem Dschinn die Antwort bereits ansehen bevor er sie aussprach.
"Nichts. Kein einziger Fleck blauer Sand, von einer Stadt ganz zu schweigen."
"Wie kann eine Stadt einfach so verschwinden?", wollte Sinaphie wissen.
"Das ist kein natürliches Phänomen.", knurrte Sciz.
Alyka schnaubte.
"Scharf beobachtet! Wir können uns wohl darauf einigen, dass es ein Werk der Psynergy ist."
"Irgendwelche Vorschläge?", fragte Lashon die Hoheadeptin.
"Es könnte alles Mögliche sein. Sazael hätte einer Täuschung zum Opfer gefallen sein, einem Trugbild oder Ähnlichem. Aber er erscheint mir nicht wie der Typ, der auf soetwas hereinfallen würde. Andernfalls könnte die Stadt, so lächerlich es klingt, getarnt, versetzt oder gänzlich ausradiert worden sein. Es mag zwar unwahrlich erscheinen soetwas zu bewerkstelligen, doch die Geschichte hat uns gelehrt dass es nicht unmöglich ist."
"Stimmt, wie die wandernde Stadt der Kaarnischen Dschinns!", fiel Lashon ein. "Vor zweihundert Jahren soll es tatsächlich so etwas gegeben haben. Es heißt als die ersten Soldaten des Drachenclans in die Region eingefallen waren-"
"Lashon.", unterbrach Tropfen ihn mit dem Anflug ungeduldig. "Ich glaube wir haben verstanden, dass so etwas möglich ist. Das ist nicht der richtige Zeitpunkt für dieses Märchen."
"Märchen? Es soll wirklich so passiert sein. Weißt du etwa was wirklich passiert ist?", fragte Lashon neugierig.
"Ähm... wie auch immer.", wich der Dschinn seiner Frage aus. "Fahrt bitte fort, Hoheadeptin."
"Gerne. Für all diese Möglichkeiten müsste man jedoch sehr große Mengen an Psynergy aufwenden und mir ist nicht klar woher man diese Energie hätte nehmen sollen. Soweit ich das richtig verstanden habe ist diese Stadt vermutlich fast tausend Jahre alt, richtig?", fragte Alyka Tropfen.
"Soweit ich den Kapitän verstanden habe, ja.", bestätigte er.
"Das ist interessant. Damals waren derartige Sternenmachtformen noch nicht einmal ansatzweise entwickelt, zumindest glaube ich das. Und dann gerade hier in Mirnuzar? Entweder haben wir es mit einem alten, ausgestorbenen, aber hochentwickelten Volk zu tun, die ihr Wissen mit ins Grab genommen haben oder..."
"Es war jemand kürzlich nach Sazael hier und hat die Stadt verschwinden lassen.", stöhnte Sciz. "Das wäre äußerst unerfreulich."
"Aber wozu dann die gesamte Wüste mitnehmen?", fragte Lashon stirnrunzelnd. "Hier ist nirgends auch nur ein blaues Sandkorn zu sehen."
"Wer weiß? Vielleicht war etwas an dem Sand, was sie benötigt haben? Die Energie für diese Form von Sternenkunst?", schlug Kanra vor.
"Sazael meinte es wäre nichts als gewöhnlicher Sand, mit Ausnahme dessen dass er blau ist.", erinnerte sich Tropfen.
"Vielleicht war es auch die Stadt selber, die den Sand in der Umgebung verfärbt hat? Solche Details sind erst einmal unwichtig!", schloss die Hoheadeptin wirsch. "Was es auch war, sie waren gründlich. Ich spüre hier keine Überbleibsel von irgendwelcher Psynergy. Und damit meine ich-" Sie hielt kurz inne und legte den Kopf schief. "Absolut gar nichts... Seltsam..."
"Alles okay, Alyka?", fragte Lashon.
"Ja, es ist nur... Allein unser Teleport hierher hätte ein wenig Restenergie abgegeben, aber ich fühle selbst davon nichts... Vielleicht haben wir es doch mit einer äußerst geschickten Tarnungsvorrichtung zu tun?"
Die Hoheadeptin hob ihren Stab kurz einen halben Meter über den Boden und schloss konzentriert die Augen. Mit einer schnellen Bewegung ließ sie den Stab mit seinem Fuß auf den Sandboden niedersausen und Lashon spürte eine kurzes Schaudern in seinem Inneren, als ihn Alykas Psynergyschockwelle überflutete. Sie warteten gespannt, aber es geschah nichts.
"Nun... das war wohl nichts.", murmelte Kanra verhalten.
"Fein, dann würde ich gerne deine Idee hören. Nur zu, ich bin ganz Ohr.", gab Alyka überraschend giftig zurück und für einen Moment fürchtete Lashon schon die beiden würden sich an die Gurgel gehen.
Ihm war schon aufgefallen, dass Alyka heute besonders gereizt war und sich öfter im Umgangston vergriff, was für sie eher unüblich war. Aber gerade zwischen ihr und Kanra schien sich eine negative Spannung aufzubauen.
"Vielleicht haben wir es doch mit einem Problem natürlichen Ursprungs zu tun.", warf er schnell ein, um die Aufmerksamkeit der beiden Frauen voneinander wegzureißen, was ihm glücklicherweise auch gelang.
Alyka sah ihn immer noch mit einer Spur von Ärger, aber auch Unverständnis an.
"Wie meinst du das?"
"Nun... In einer Wüste gibt es doch immer wieder Sandstürme, oder? Wenn wir Pech haben...", er scharrte bedeutungsschwanger mit der Fußspitze im Sand, "... und wir sind ein paar Wochen zu spät und wir müssen sehr, sehr viel im Sand buddeln."
Sinaphie schauderte bei der Vorstellung von so viel Sand, aber auch die anderen fühlten sich nicht gerade behaglich bei dem Gedanken.
"Sazael fand die Stadt und die blaue Wüste fast unberührt vor. Wieso sollte ein Sandsturm tausend Jahre auf sich warten lassen und die Stadt dann verschütten, kurz bevor wir sie finden? Das wär doch verrückt.", sagte Tropfen forsch.
"Verrückt... vielleicht. Aber unmöglich?", bohrte Lashon nach.
"Ich hoffe doch ernsthaft nicht. Für so eine Bergungsaktion fehlt uns die Zeit.", murmelte der Dschinn, mehr zu sich selbst als zu den anderen. "Na schön, wie der Fall auch liegt wir kommen für's Erste nicht voran. Wir machen es so: Ich habe zwar keine Stadt gefunden, aber in der Nähe gibt es eine nette Felsformation, die uns Schatten und Schutz vor dem Wüstenwind spendet. Schlagen wir da erstmal unser Lager auf. Es gibt dort sogar eine Wasserquelle in der Nähe! Beste Bedingungen also. Naja, wenn die Verlorene Stadt nicht verloren wäre und so..."
"Haben wir dafür Zeit? Ich dachte wir sollten das Leuchtfeuer so schnell wie möglich reinigen.", erinnerte Loghain ihn.
Der Dschinn schüttelte entschieden mit dem Kopf.
"Mag sein, aber wir tun niemanden einen Gefallen wenn wir uns ohne einen Plan verausgaben und am Ende nichts erreichen. Und vielleicht wisst ihr es nicht, aber diese Hitze ist auch nicht besonders gut für mich und meine Substanz. Wenn die Sonne erst einmal untergegangen ist, kann ich das Gebiet aus der Luft auf viel größere Distanzen absuchen. Leider rechne ich nicht wirklich damit die Stadt zu finden, aber vielleicht finde ich ein paar Hinweise auf ihr Verschwinden."
"Klingt nach einem Plan.", sagte Lashon schulterzuckend und versuchte sich nicht anmerken zu lassen wie sehr er aus der brennenden Wüstensonne herauswollte.
Alyka schien auch keine weitere Idee zu haben.
"Das wäre vielleicht das Beste."
"Dann machen wir das.", schloss Lashon. "Gehen wir."

~Wenn du damit diese 'Rotschärpen' meinst... Ja.~, antwortete Irrlicht. ~Aber nur Termineinträge. Der erste vor ein paar Wochen. 'Vereinbarung eines Treffens mit den Rotschärpen und Meister Rook.' Anschließend das Eintreffen von Rook und seiner Truppe für diesen Zweck und das Treffen mit der besagten Gruppe heute.~
Haden nickte langsam. So war es also? Die Verstärkung war nicht hier um die dauerhaft Miene zu verstärken, sondern nur solange dieser Rook sich mit der fremden Gruppe traf? Interessant. Und dass die Rotschärpen in den Geschäftsbüchern nur in den Terminen erwähnt wurden verriet ihm noch etwas anderes: Sie waren weder wegen der Miene noch wegen dem Erz hier.
~Da war noch eine Randnotiz neben dem ersten Eintrag... 'Admiralin Zaisas Erster Offizier?', aber sie war halb durchgestrichen.~, fügte Irrlicht hinzu.
Damit wusste er nun gar nichts anzufangen. Aber er kam auch nicht dazu groß über diese Notiz nachzudenken, denn er hörte ein Geräusch aus dem Tunnel voraus und verkroch sich wieder in die Schatten.
"Sind war bald da? Ich hasse dieses Labyrinth.", hörte er eine kratzige Frauenstimme fragen.
"Wir sind da.", antwortete ein Mann und schien etwas Schweres zu bewegen.
Haden riskierte einen Blick. Die beiden gehörten offenkundig zu den Wachen. Der Mann, ein großer kräftiger Feueradept, untersuchte den Tunneleinsturz mit interessierter Miene und hielt ein Rohr in der Hand, das aus einer rucksackähnlichen Vorrichtung entsprang. Der Hauptmann, wie Haden vermutete. Auch er erkannte das Gerät nicht auf Anhieb, dass er mit sich führte. Sie Frau die ihn begleitete war eine Wasseradeptin und trug nur ein dünnes Langschwert an ihrem Gürtel.
"Nun Spürnase, verrat mir: Ist das wirklich unsere Zeit wert?", fragte die Frau.
"Thorp sagte, er und seine Jungs hätten nichts mit dem Einsturz zu tun und der Tunnel galt als stabil. Und Dirgo sprach von seltsamen Psynergymustern, wenn auch nicht notwendig es zu überprüfen."
"Und?", hakte die Merkuradeptin nach.
"Und? Thorp ist eine ehrliche Haut, Dirgo untertreibt gerne und Kasajak macht gerne Fehler. Und er ist ein Arsch. Ich will verdammt sein, wenn er Thorp für etwas bestraft was nicht seine Schuld war. Wenn wir nichts finden, denken wir uns eben etwas aus."
Die Frau schüttelte lächelnd den Kopf.
"Ehrlich... Ohne dich hätte ich mich schon längst versetzen lassen, Tavit."
Der Hauptmann, Tavit, ließ seine Zähne aufblitzen.
"Na gut, du kennst den Drill. Ich fang an."
Haden runzelte die Stirn, als die Frau nickte, die Augen schloss und tief Luft nahm. Dann explodierte seine Sicht, in Begleitung eines lauten Knalls. Haden warf sich zurück in sein Versteck und erstickte einen Hustenreiz. Seine Augen und seine Lungen brannten und viele kleine Lichtpunkte tanzten vor seinen Augenliedern. Ihm gelang es kein Geräusch zu machen und als er die Augen wieder öffnete sah er kleine feine Partikel die in der Luft schwebten und in sanften hellblau leuchteten.
"Hm, hm. Hm, hm. Hmm?", kam es von Tavit, der scheinbar außerhalb seines Sichtfeldes etwas untersuchte. "Interessant. Spuren von Flüstersamen... Und... Oh!"
"Was ist?", fragte die Frau mit erstickter Stimme, als hätte sie Schwierigkeiten richtig zu atmen.
"Davon abgesehen, dass wir keinerlei Flüstersamen hier in der Miene haben... Nein... Wir müssen uns nichts ausdenken. Jemand hat sich hier Zutritt verschafft. Wir haben einen Eindringling."
Die Frau fluchte.
"So viel zum Thema 'Neutralität'. Diese verdammten Rotschärpen..."
"Ziemlich unclever...", murmelte Tavit. "Warum sollten sie bei uns einbrechen, wenn sie doch mitten in den Verhandlungen mit Meister Rook stecken? Da steckt gewiss mehr dahinter."
Die Frau knurrte.
"Schön und gut, aber was machen wir jetzt?"
Der Hauptmann überlegte.
"Ich werde die Männer zusammenrufen und gründlich die Miene durchkämmen lassen. Du gibst Meister Rook Bescheid, nicht Kasajak. Er wird die Anführerin direkt damit konfrontieren. Ich möchte dass du genau auf ihre Reaktion achtest. Alle Anzeichen die ich dir beigebracht habe. Danach berichtest du mir wieder."
Die Frau nickte.
"Jawohl."
Schritte bewegten sich in seine Richtung und Haden verzog sich weiter in seiner Deckung. Beide passierten ihn ohne ihn zu bemerken. Damit war der gemütliche Teil wohl vorbei. Was immer dieser Tavit gemacht hatte, hatte ihn auffliegen lassen. Aber noch hatten sie ihn nicht erwischt. Und was immer er vorhin abbekommen hatte, er hatte sich bereits davon erholt.
~Uns bleibt bestimmt nicht viel Zeit. Wenn wir noch etwas erledigen wollen, sollten wir es jetzt tun.~, schlug Irrlicht vor.
~Still!~, befahl Haden auf die ungewünschte Einschätzung des Dschinns hin, während er sich simultan auf etwaige Psynergiemarker oder andersartige Nachwirkungen überprüfte, ~Wo befindet sich die Lieferung gerade?~
~Der Raum nahe des südlichsten Eingang, wenn man den Plänen trauen kann. Es ist noch rund eine Dreiviertelstunde Zeit bis sie transportiert wird. Laut Plan wird dort noch immer Erz verladen.~ Das Bild der Karte aus Kasajaks Geschäftsbuch erschien in seinen Gedanken.
Na schön sie hatten ihn entdeckt, dass war zwar nicht geplant, aber auch nicht unerwartet. Er hatte Notfallpläne für viele Szenarien und das hier stand ganz oben auf der Liste.
Mit einer Geschwindigkeit, die die Lautlosigkeit, mit der er sich bewegte Lügen strafte nahm er denselben Weg wie Tavit und seine Untergebene.
Er brauchte nicht lange, um sie vor sich auszumachen und folgte ihnen methodisch von einer Deckung zur nächsten eilend stets bemüht sich so zu den Psynergielampen, die die Tunnel erhellten, zu stellen, dass sein Schatten ebenfalls verborgen blieb. Von einer Nische wechselte er in einen leeren Seitentunnel, von da aus hinter eine Kiste mit Werkzeug und dann wieder in einen Tunnel, während er seinen Weg immer wieder mit der Karte abglich.
Er verharrte einen Moment länger hinter einem Stützpfeiler, um einen Arbeiter mit einer Spitzhacke, dessen Schritte er gehört hatte, passieren zu lassen, und schlich dann weiter.
Die Beiden Wachen trennten sich gerade. Tavit folgte scheinbar dem Hauptunnel weiter, während die Merkur-Adeptin eine Abzweigung nahm.
Haden wartete einen Moment, bevor er zu der Wand neben dem Seitentunnel schlich und sich dagegen presste. Das Geräusch der Werkzeuge von Arbeitern, das auf Stein schlug, übertönte die meisten Geräusche, doch dem geschulten Gehör des Schatten-Adepten entgingen die regelmäßigen Schritte der Frau nicht. Scheinbar lief sie weiter. Ohne sich vollends aus seiner Deckung zu lösen schielte er in den Tunnel.
Die Frau verließ besagten Tunnel gerade, doch Haden blieb zunächst bei einer anderen Abzweigung stehen. Die Geräusche der Arbeit kamen eindeutig aus diesem Gang. Die Karte bestätigte, dass hier eine der größten Erzadern verlief.
~Irrlicht?~, fragte er den Dschinn auf Stand-By.
~Das hier abgetragene Erz wird laut Plan direkt für die Lieferung an die Schmiede verladen.~, bestätigte der Dschinn seine Vermutung.
Haden griff in eine Tasche an seinem Gürtel und zog eine Probe des Erzes hervor, die er von den Geschwistern erhalten und bereits mit dem Ungeziefer präpariert hatte.
Millimeter für Millimeter schob er sich näher an die Öffnung, bis er gerade so das Innere sehen konnte. Der Gang verbreiterte sich hier weiter und auf beiden Seiten waren Arbeiter damit beschäftigt das charakteristisch geformte Erz aus dem Gestein zu lösen. Eine Wache stand nahe des Tunneleingangs, doch sie konnte Haden von ihrer Position aus nicht sehen. Sein Blick blieb an einem Karren hängen, der fast vollständig mit Tränenstein-Erz beladen war.
Also dann...
Mit einem schnellen Schritt setzte er von einer Seite des Durchgangs zum nächsten hinüber und warf in der Mitte der Strecke den präparierten Tränenstein in einem flachen Winkel. Zielsicher landete der Stein zwischen dem Rest des blauen Erzes auf dem Karren, wobei das Aufprallgeräusch bei weitem von den Arbeitern übertönt wurde.
~Irrlicht, behalte diese Erzladung im Auge! Informiere mich wieder, wenn sie in Position ist!~
~Natürlich...~, raunte der Dschinn bestätigend, ~Ich werde währenddessen aber nicht in der Lage sein euch zu unterstützen.~
~Im Notfall wirst du deine Überwachung abbrechen müssen.~
~Wie ihr befehlt... Inkorporale Verfolgung!~ Ein transparentes Ebenbild Irrlichts erschien neben ihm. Irrlichts Psynergie war ähnlich, wie Hadens Tastpsynergie nicht deutlich spürbar. Jetzt wo Tavit die Spür-Adepten alarmiert hatte würden sie diese minimalen Schwankungen zwar überprüfen, aber das führte sie nur zu dem Ort der Anwendung und Haden hatte nicht vor dort zu sein, wenn die Wachen ankamen.
Im nächsten Augenblick verblasste Irrlichts Doppelgänger spurlos. Daraufhin setzte Haden sich eiligst wieder in Bewegung. Er musste die Merkur-Adeptin wieder einholen, wenn er ihr bis zu Rook folgen wollte.
Auch ohne Irrlicht hatte er die Karte inzwischen im Kopf, wenn auch nicht ganz so klar wie der Dschinn sie ihm zeigen konnte und hatte eine Ahnung über den Weg, den sie genommen hatte.
Seine Vermutung erwies sich glücklicherweise als korrekt, als er sie gerade um eine Biegung am Ende eines Tunnels verschwinden sah.
Er folgte der Frau auch weiter. Zweimal musste er noch Wachpatrouillen ausweichen. Einmal zwang es ihn sogar einen kleinen Umweg zu machen, auf dem er eine weitere schwache Psynergie anwandte, um eine falsche Fährte zu legen. Glücklicherweise erwies sich seine Einschätzung über den Weg, den die Frau nehmen würde erneut als korrekt und er konnte wieder zu ihr aufschließen, gerade als sie ihr Ziel erreichte.
Haden positionierte sich am Eingang des Minenabschnitts, um das Geschehen zu beobachten.
Rook war auf einer Seite des Raumes über einen Tisch gebeugt, auf dem er einige Blätter ausgebreitet hatte. Möglicherweise die Informationen über den Handel mit den Rotschärpen oder über anderweitige Verpflichtungen Rooks. Wenn möglich sollte er sie überprüfen. Neben Rook waren noch drei weitere Soldaten in Uniform hier, die wahrscheinlich mit ihm zur Mine gekommen waren und im Augenblick scheinbar nichts zu tun hatten. Rooks persönliche Wache? Vielleicht, aber nicht notwendigerweise.
Die Frau salutierte, als sie vor Rook trat.
"Was ist es?", fragte der Venus-Adept in einem militärischen Tonfall, den Haden in Silkanas von unzähligen schon gehört hatte.
Haden studierte die Bewegungen des Mannes eingängig, um eine Einschätzung über Rooks Fähigkeiten zu bekommen, während er sich auf sein Gespür verließ, um sich eine Einschätzung von der Stärke seiner Psynergie zu bilden. Das war also der Mann, den Reyter für seine Verhandlungen hierher geschickt hatte. Wie zu erwarten von einem Mitglied von Reyters persönlicher Mannschaft war er gut. Die anderen waren es auch ohne das Geschehen aus den Augen zu lassen oder seine Vorsicht im Bezug auf den Rest seiner Umgebung zu vernachlässigen begann Haden einige Dinge aus seinen Taschen zu holen und vor sich auf dem Tunnelboden auszubreiten.
Einige Fläschchen mit einer explosiven roten Flüssigkeit, ein biegsamer, aber stabiler Zweig, ein Faden, ein Wurfmesser und noch ein Fläschchen mit Gift. Nichts davon stammte aus Silkanas. Haden hatte diese Dinge erst nach seiner Ankunft in Mirnurzar erworben oder gesammelt.
"Es gibt einen Eindringling.", berichtete die Adeptin wie Tavit es ihr aufgetragen hatte, "Wir durchkämmen bereits die Mine nach ihm."
Rooks Körper spannte sich fast unmerklich an.
"Wissen wir wer dahinter steckt?", fragte er scheinbar ruhig.
"Nicht sicher, aber es erscheint einleuchtend das..."
Ein zweites ihm bekanntes Bewusstsein meldete sich wieder zu Wort, sodass er der Unterhaltung nicht mehr im Detail folgte.
~Das präparierte Erz befindet sich unter der Lieferung.~, berichtete Irrlicht augenblicklich, ~Wenn unsere Informationen korrekt sind bedeutet dies die Erzlieferung wurde erfolgreich infiziert. Sollte der Feind tatsächlich nicht in der Lage sein das Erzungeziefer zu entdecken, bedeutet dies des weiteren, dass selbst wenn unsere Anwesenheit die Lieferung verzögert die infizierte Lieferung früher oder später die Schmiede erreicht.~
~Das weiß ich selbst!~, erwiderte Haden unfreundlich.
~Allerdings ist die Information, dass das Erzungeziefer überhaupt nicht aufspürbar ist, eindeutig falsch. Alles was existiert ist in irgendeiner Form nachweisbar. Der Adept Tavit war in der Lage Rückstände von Flüstersamen auszumachen obwohl sich mehrere Meter Tunnelgestein zwischen ihm und dem Einsatzort befanden. Die Wahrscheinlichkeit ist nicht null, das er das Ungeziefer oder die Beschädigung des infizierten Erzes feststellen kann.~
~Die Befürchtung habe ich auch.~, stimmte Haden der Ausführung zu, ~Wir werden den Plan erweitern müssen.~
Die Unterhaltung zwischen Haden und dem Dschinn hatte nur wenige Augenblicke in Anspruch genommen, in denen Haden seine Handlungen ungemindert fortgesetzt hatte.
"Ich verstehe.", sprach Rook, als die Frau geendet hatte, "Ich kümmere mich darum."
"Tavit rät dazu mich mitzunehmen, Meister Rook.", fügte die Adeptin schnell noch hinzu, "Ich sollte in der Lage sein die Beteiligung der Rotschärpen anhand ihrer Reaktion auf die Beschuldigung abzuschätzen."
Rook musterte die Adeptin eindringlich.
"Folgt mir.", stimmte er schließlich zu.
Ich war auch gerade so weit., dachte Haden, der seine Vorbereitungen inzwischen abgeschlossen hatte, grimmig, Geben wir euch einen Grund, aus dem man hier eindringen würde.
Sein Gewand wechselte die Farbe in simples schwarz und er trat in die Mitte des Eingangs sein Schwert in der Hand.
Rook sah ihn als Erster, da er bereits in seine Richtung blickte. Haden zielte über den Rücken seines Schwertes und ließ die Klinge zweimal in schneller Folge aufheulen. Die Geschosse waren zu schnell und zu klein, als das man sie hätte sehen können, aber Rook hatte sich schon vorher in Bewegung gesetzt und entkam beiden. Die Frau, der Haden hierher gefolgt war, hatte weniger Glück, als sie zu ihm herum fuhr traf sie einer der Schüsse mitten in die Brust.
Zischend verwandelte sich ein großes Stück ihres Oberkörpers direkt in Asche. Ein klaffendes Loch, das geradewegs durch ihren Körper hindurch ging, blieb zurück. Haden sprintete bereits auf Rook zu, bevor sie in sich zusammensackte.
Dieser und seine drei Untergebenen schickten ihm einen Geschossregen aus Steinen, Eisscherben und Geisterklingen entgegen. Unbeeindruckt korrigierte Haden seine Route und rannte geradewegs auf den größten Gesteinsbrocken zu, der ihm entgegen flog. Mit einem Sprung setzte er vor und stieß seine abermals aufheulende Klinge in den Brocken, die zischend ihren Weg hinein schmolz. Haden ließ sie sofort erneut aufheulen und der Felsen explodierte. Staub und Steinsplitter wirbelten um Haaresbreite an ihm vorbei, doch die Richtung der Explosion streute die Bruchstücke weitestgehend in die übrigen Richtungen. Scharend trafen die kleinen Steinsplitter auf die übrigen Geschosse der Adepten und lenkten sie nur um wenige Grad ab. Dies reichte jedoch bereits aus, da die einzelnen Geschosse gegeneinander stießen und auch diese aus ihrer Bahn warfen.
Mit einem mal hatte die Kettenreaktion eine Lücke in Hadens Weg gebildet. Er warf sich in einem Hechtsprung hindurch, kam in einer Rolle auf und schwang augenblicklich erneut sein Schwert, das zum vorerst letzten Mal aufheulte. Fünf Entfesslungen waren das Limit in so kurzer Zeit. Ein glühendheißes Band aus roter Energie entstand dort wo sein Schwert durch die Luft schnitt und flog in dieser Bahn vorwärts. Die Soldaten um Rook, die sich gerade verteilen wollten, setzten zurück, als das Band einen Streifen des Minenbodens neben ihnen zu einem Lavastrom zerschmolz.
Haden rannte unterdessen frontal auf sie zu, wobei er sich in seinem Lauf soweit nach vorne lehnte, dass er es gerade so schaffte sich nicht der Länge nach hinzulegen, um sich möglichst dicht am Boden zu halten und ein schlechtes Ziel abzugeben. Mit einem mächtigen Satz sprang er ab und über Rook hinweg, der gerade eine Steinspitze aus dem Boden schießen ließ, die ihn aufgespießt hätte, hätte er sich auch nur einen Moment später bewegt.
In der Luft warf Haden sein Gewicht herum und schwang seine scheinbar freie Hand kreisförmig, als er um die eigene Achse wirbelte. Die Fläschchen mit der roten Flüssigkeit flogen in verschiedene Richtungen davon.
Hadens Füße setzten zwischen Rook und seinen drei Verbündeten auf. Die Finger seiner jetzt tatsächlich freien Hand bewegten sich, als zögen sie an unsichtbaren Fäden, und dann explodierten die Sprengfläschchen und rissen geradewegs die Stützpfeiler des Raumes ein.
Rook riss die Arme nach oben. Der zweite Venus-Adept ließ tatsächlich seine Waffe fallen, als er selbiges tat. Sie schafften es gerade so die Decke mit ihrer Psynergie zu fangen.
Die beiden anderen Soldaten, beides Merkur-Adepten ging man nach der Psynergie, die sie zuvor verwendet hatten, reagierten und versuchten sich zwischen Haden und die beiden gerade verwundbaren Adepten zu stellen. Leider für sie war es Haden, der genau dazwischen stand.
Der eine versuchte mit einem schnellen Seitenschritt um ihn herum zu kommen, doch Haden trat ihm ein Bein weg, packte ihn am Ohr und schleuderte ihn einer schnellen Drehung gegen Rook. Ein reißendes Geräusch erklang, bevor der Merkur-Adept mit einem markerschütternden Schrei in seinen Befehlshaber flog. Die Decke zitterte und knackte, als Rook die Konzentration verlor.
Haden ließ das abgerissene Ohr in seiner Hand achtlos fallen und blockte den Schwertschlag des zweiten Merkur-Adepten. Er trat nach dem Schritt seines Gegners, der realisierte es rechtzeitig und veränderte seinen Stand, um dem zu entgehen. Haden hatte es bereits erwartet und sein Fuß wechselte die Richtung. Mit aller Kraft stampfte er auf die Fußspitze des Wasser-Adepten. Knackend brachen die Zehen, auf die Hadens Stiefel niederfuhr. Sein Gegner heulte auf und simultan schob Haden auf ihn zu. Er stieß ihn zurück, während er den verletzten Fuß immer noch unter seinem eigenen eingeklemmt hatte. Dann fing er den Adepten mit seiner freien Hand am Saum seiner Uniform und zog ihn in einer Drehbewegung mit sich.
Rook kam wieder auf die Beine. Der Merkur-Adept, dem Haden das Ohr abgerissen hatte, war auf den Knien neben ihm bemüht seine Verletzung zu heilen.
Hadens Schwertspitze riss dem zweiten Venus-Adepten die Kehle auf und der fiel mit einem gurgelnden Geräusch nieder. Rooks Psyergie, die sich bis vor einem Augenblick noch in einen Angriff hatte formen wollen, wechselte ihre Form, um die zu ersetzen mit dem der Soldat bis eben die Decke gehalten hatte.
Die Wunde des Venus-Adepten würde ihn in wenigen Augenblicken töten, obwohl sie nicht besonders tief war. Um sicher zugehen, dass er sich nicht doch noch rechtzeitig heilen konnten, warf Haden den Merkur-Adepten mit den gebrochenen Zehen auf ihn, den er noch immer an der Uniform mit sich zog.
Sofort danach warf er sich auf den jetzt einohrigen Merkur-Adepten, der sich gerade wieder aufrichtete. Gemeinsam flogen sie zu Boden und rollten herum. Haden versetzte ihm einen Ellbogenstoß in die Rippen und schmetterte ihm die Stirn ins Gesicht dicht gefolgt von einem Hieb mit dem Schwertknauf gegen den Kopf. Ihren gemeinsamen Schwung nutzend kam er wieder auf die Beine und schwang bereits in der Bewegung seine freie Hand.
Rook hatte den Moment, in dem er sich von seinem Gegner lösen würde, und er ihn mit Psynergie angreifen konnte ohne seinen Verbündeten zu treffen, bereits erwartet, doch der Tisch flog von Hadens Psynergie erfasst durch den Raum und traf Rook im Rücken. Der Venus-Adept stolperte vorwärts schaffte es aber auf den Beinen zu bleiben, obwohl der bröckelnden Decke nach seine Konzentration für einen Moment gebrochen war.
Haden setzte auf ihn zu und bewegte die Finger seiner freien Hand. Die Zettel die von dem Tisch in die Luft gewirbelt wurden klatschten Rook ins Gesicht, bevor er Haden wieder ins Visier nehmen konnte.
Als Reaktion feuerte der Venus-Adept einen ungezielten Steinsplitterregen ab, der Haden davon abgehalten hätte nahe genug für einen Angriff zu kommen, wenn er dies beabsichtigt hätte. Tatsächlich hatte er bereits die Richtung gewechselte und sprang mit einem mächtigen Satz auf den Toten Venus-Adepten und den Merkur-Adepten, dem er die Zehen gebrochen hatte. Letzterer hatte sich wieder auf die Knie hoch gestemmt. Haden landete auf seinen Schultern, sodass er wieder auf die Leiche seines Verbündeten zurück stürzte. In einem beidhändigen Stoß führte der Silkanas seine Klinge geradewegs durch den Rücken des Merkur-Adepten in die Brust des Venus-Adepten darunter und ließ seine Waffe aufheulen. Ähnlich wie bei der Merkur-Adeptin zuvor verwandelte die enorme Hitze die Körper der beiden Adepten, fast augenblicklich in Asche.
Mit einem schnellen Schlag mit dem Klingenrücken blies er dem herannahenden verbleibenden Wasser-Adepten einen Teil der Asche in die Augen und wirbelte dann sofort zu Rook herum. Ein Finger bewegte sich bereits, als er sein Schwert hob. Rook war schneller gewesen und hatte bereits eine Hand auf ihn gerichtet, bevor Haden ihn im Visier hatte.
Ein Wurfmesser flog nur Millimeter an Hadens Ohr vorbei. Die Klinge glänzte von einer Flüssigkeit. Rook wich zur Seite und drehte sich mitten in der Bewegung. Die Klinge schnitt durch seine Uniform, als sie nur um Haaresbreite vor seiner Brust vorbei sauste.
Hadens Schwert zielte nach dem kurzen Moment der Ablenkung präzise auf Rook. Haden ließ es aufheulen. Im selben Augenblick warf sich der verbleibende Gegner, der sich noch nicht vollends von der Asche befreien konnte, auf seinen Schwertarm. Statt Rook frontal zu erwischen streifte das Hitzegeschoss nur Rooks Oberschenkel. Ein gellender Schrei entfuhr dem Venus-Adepten, als sich ein großes Stück seines Beines zu Asche verbrannte und er stürzte.
Haden stieß seine Handfläche gegen den Kehlkopf des Merkur-Adepten. Keuchend griff dieser sich an den Hals und er stieß ihn von sich, um erneut auf den am Boden liegenden Rook zielen zu können. Ein Stück der Decke brach heraus und traf den einohrigen Adepten an der Schulter.
Haden richtete seine Waffe wieder auf Rook. Mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht und entblößten Zähnen stierte der zu ihm hinauf, hatte aber dennoch eine Hand erhoben um die inzwischen von tiefen Rissen durchzogene Decke wieder zu stabilisieren, bevor sie sämtliche Anwesenden unter sich begrub, und schlug die andere auf den Boden vor sich.
Haden schaffte es nicht seine Klinge erneut aufheulen zu lassen, bevor eine Felswand zwischen ihm und seinem Ziel entstand. Keine Sekunde später rauschte sie über den Boden auf Haden zu. Mit einem stillen Fluch fuhr Haden auf dem Absatz herum und rannte los die Wand direkt hinter sich.
Seine Zeit war auch abgelaufen. Tavit und die übrigen Wachen konnten jetzt jeden Augenblick hier sein.
Er warf sich nach vorne und spürte wie die Wand kurz davor war direkt in seine Sohlen zu rasen. Geschehe dies würde sie ihn zweifellos in eine der Minenwände treiben und daran zerquetschen. Seine Psynergie flackerte und ein Luftkissen entstand unterhalb seiner Füße.
Eigentlich war diese spezielle Form der Luftkissen-Psynergie dazu da bei einem Sprung aus großer Höhe den Aufprall zu Bremsen, doch dieses Mal nutzte er die plötzliche Entstehung aus, um sich schräg von der Wand abzustoßen, noch bevor sie ihn erreichte.
Er schlitterte über den Minenboden geradewegs durch den Eingang des Raumes. Im selben Augenblick, in dem er ihn passierte rollte er sich auf den Rücken und setzte sich auf. Er war sich sicher, dass es weh getan hätte, als er mit dem Rücken gegen die Tunnelwand knallte. Während er sich wieder auf die Beine kämpfte, sah er Rook, der bereits den nächsten Erdschild zwischen ihnen gebildet hatte, und den einohrigen Merkur-Adepten der gerade ebenfalls wieder auf die Beine kam.
Haden rannte weiter von ihnen weg in die Tunnel zurück und sah aus dem Augenwinkel, wie Tavit mit einigen Untergebenen von der linken Seite auf ihn zu rannte.
Hadens Zeigefinger zog einen unsichtbaren Faden und ein Explosivfläschchen explodierte an der Decke. Die Tunneldecke stürzte zwischen ihnen ein und Haden rannte in die andere Richtung los, aus der ihm ein anderer Trupp Wachen entgegen kam. Er sprang ab und trat der vordersten Wache gegen den Oberkörper, die in ihren Hintermann geschleudert wurde. Als nächstes blockte er eine Axt von einem Wachmann, der seitlich von den ersten zwei gestanden hatte, und stieß ihn zurück gegen eine Tunnelwand. Dann schnappte er ihn sich an seinem Waffengurt, schwang ihn herum und sandte ihn mit einem weiteren Tritt in noch einen anderen Wächter. Sofort danach verdrehte er den Oberkörper um einem Speer zu entgehen und setzte auf den Speerträger zu. Dieser wich zurück, um einem Schwertkämpfer Platz zu machen. Haden duckte sich unter dessen Schlag weg und rannte dann einfach zwischen Schwert- und Speerkämpfer hindurch.
Bereits mit seiner Fluchtroute im Kopf verschwand er um eine Ecke.

"Ihr gestattet?" Sciz wedelte mit der Hand und ein sanfter Luftzug setzte ein.
Eine schwache Windhose bildete sich um die Gruppe, die den Sand innerhalb des Wüstenwindes abhielt und für ein wenig Kühlung sorgte, wenn auch nicht für ansatzweise soviel, wie Sciz es sich erhofft hatte.
Halblaut gemurmelte Worte des Dankes erklangen von einigen der anderen Gruppenmitgliedern, während sie sich unter Tropfens Führung in Bewegung setzten.
"Nur um das klarzustellen. Ihr beide spürt überhaupt nichts, oder?", fragte Sciz an Lashon und Alyka gewandt nach einer kurzen Strecke.
"Denkt ihr nicht, dass ich euch das mitgeteilt hätte?!", fragte die Hoheadeptin ihn unfreundlich.
"Welch Paradebeispiel von eiserner Disziplin und Führungskraft.", knurrte Sciz leise und sprach dann weiter, bevor sie etwas erwidern konnte, "Ich mein ja nur, dass ich beim Schafrichtergipfel schon Auswirkungen gespürt habe, bevor ich ihn auch nur betreten hatte und zu dem Zeitpunkt war das Jupiter-Leuchtfeuer noch nicht einmal entzündet."
Sinaphie nickte schwach und auch Vera schien als erinnere sie sich an etwas, als sie in der Nähe des Turmes gewesen war.
"Natürlich sind wir Wind-Adepten für derartige Dinge auch ganz besonders empfänglich und die Auswirkungen der Türme waren auch in der Vergangenheit unterschiedlich."
"So wie in Weyard die Entzündung des Venus-Leuchtturms zu einer Verschiebung der Kontinente führte?", fragte Lashon.
Sie blieben abrupt stehen. Alle miteinander.
Sciz fuhr sich mit der Zunge über die ausgetrockneten Lippen unwillig es laut auszusprechen. Scheinbar ging es dem Rest der Gruppe ähnlich.
"Eine unserer Theorien wurde gerade plausibler.", seufzte Tropfen schließlich, "Leider gefällt mir diese nicht besonders."
"Gehen wir also gleich zurück und fangen mit dem Buddeln an?", fragte Kanra ihn niedergeschlagen.
Stattdessen antwortete allerdings Loghain: "Wir sollten keine voreiligen Schlüsse ziehen. Auch wenn die Veränderungen durch eine Entzündung sicherlich einen Sandsturm dieser Größenordnung beinhalten könnten, trifft das auch auch auf die übrigen Möglichkeiten zu. Wenn es etwas gibt, das genug Energie hat, um eine Stadt zu verschieben oder zu verstecken, ist das sicherlich ein elementares Leuchtfeuer. Zur Blüte dieser Stadt brannte das Leuchtfeuer sicherlich und ein Verteidigungsmechanismus der dessen Energie nutzt-"
"Verteidigungsmechanismus?", fragte Sciz skeptisch, "Das hier ist eine Wüste. Falls es jemals eine Armee bis zur Stadt geschafft hätte, wären die Soldaten praktisch Dörrobst."
"Vielleicht sah das früher anders aus.", merkte Vera an.
Sciz brummte und setzte sich wieder in Bewegung, um endlich aus der Wüstensonne zu kommen, was die anderen zwang es ihm gleich zu tun, wenn sie nicht in die zwar ungefährlichen aber auch nicht angenehmen Ränder der Windhose geraten wollten. Beschweren taten sie sich trotzdem nicht. Sie teilten wahrscheinlich einfach seinen Wunsch.
"Wenn wir annehmen, dass es ein Tarnmechanismus ist.", begann Sciz, "Müssten wir nicht nur genug Staub aufwirbeln, weil sich der Sand entweder an der unsichtbaren Stadt absetzt oder verschwindet, sowie er damit in Kontakt kommt?"
"Wir sind aber nicht mit der Nase dagegen gestoßen.", erwiderte Alyka resigniert, "Eine Tarnvorrichtung innerhalb einer Wüste wird wohl kaum von einem Sandsturm aufgedeckt werden!"
"Stimmt wohl.", gab Sciz zu, "Sonst noch jemand Ideen?"
"Wer weiß vielleicht steht sie zu unterschiedlichen Urzeiten an unterschiedlichen Orten.", kam es von Lashon. Vielleicht war es aus noch einer Legende, die er gehört hatte.
"Ich werte das als ein 'Nein'.", meinte Tropfen.

Der Staub der Explosion hatte sich noch nicht vollends gelegt, als Tavit mit seinen Männern die Stelle erreichte. Ein Loch war hier in den Fels gesprengt worden, das gerade groß genug war, als das ein Mensch hindurchgehen konnte, wenn er Aufrecht stand.
Der Attentäter wusste scheinbar gut Bescheid, da er wusste, dass hier nur eine vergleichsweise dünne Felswand die Mine vom Wald trennte. Das Gestein war dennoch mehrere Meter dick gewesen, weshalb der Attentäter auf der anderen Seite sicherlich bereits irgendein Sprengmittel angebracht hatte, bevor er in die Mine eingedrungen war.
Tavit durchschritt die Öffnung als Erster und schnell folgte der Rest der Truppe. Eines war klar bei den Fähigkeiten dieses Attentäters, wenn sie ihn lange Zeit aus den Augen verloren, würden sie ihn im Wald nicht wiederfinden.
"Ausschwärmen!", befahl er, doch im selben Moment begriff er, dass es ein Fehler war, "Nein, war-"
Es war zu spät, einer seiner Leute hatte einen Faden durchtrennt, als er in den Wald getreten war. Tavit warf sich zur Seite und auch die übrigen versuchten in Deckung zu gehen, als sich ein Regen von Holzspeeren über sie ergoss. Derjenige, der die Falle ausgelöst hatte wurde sofort von ihnen durchbohrt und auch ein Zweiter konnte sich nicht rechtzeitig aus dem Zielgebiet retten und wurde aufgespießt.
Tavit stieß ein Knurren aus.
Da die Minendecke ihn zerquetscht hätte, wenn er Rook getötet hätte, war klar, der Attentäter hatte ihn im Austausch für sein eigenes Leben töten wollen, doch gleichzeitig war er scheinbar klug genug sich zurückzuziehen, sowie sein Plan nicht mehr aufging und hatte bereits eine Fluchtroute im Wald vorbereitet. Er erwartete ein Weg voll tödlicher Fallen, vermutlich mit nur einem einzigen Pfad, den man nehmen konnte um keine Fallen auszulösen.
Wie lange manipulierte sie dieser Mann überhaupt schon? Anscheinend wollte der Attentäter, dass sie um seine Anwesenheit wussten, damit einer von ihnen ihn direkt zu Rook führte. Gleichzeitig stellte sich aber die Frage wie er so präzise Tavits eigene Reaktion auf den Tunneleinsturz hatte voraussehen können.
War er so gut über das Geschehen in der Mine informiert. War er vielleicht schon unbemerkt in der Mine gewesen?
Wenn ja, wie kam es dann, dass er einen Führer zu Rook brauchte? Hatte er die Mine aus einem anderen Grund beobachtet und dann seine Chance gesehen, als Rook angekommen war? Oder hatte er gewusst das Rook hier sein würde und sich sein Wissen irgendwie aus dem Minenpersonal geholt? Gehörte er zu den Rotschärpen und die Verhandlungen waren nur eine List gewesen, um jemand Hochrangigen in Reyters Diensten hierher zu locken?
Das waren nur Spekulationen! Und es gab keine Anzeichen dafür, dass es die Rotschärpen waren, außer vielleicht dem Timing. Er musste sich jetzt darauf konzentrieren den Attentäter irgendwie einzuholen ohne die Fallen, die dieser auf seiner Fluchtroute gelegt hatte auszulösen. Am besten er...
Tavit fiel mit einem Mal rückwärts um. Ein Pfeil hatte sich ihm mitten in die Stirn gebohrt.
Die anderen Adepten fuhren zu seiner Position herum, um ihm zu helfen, doch dabei entging ihnen eine Bewegung im Wald. Im weiten Bogen flogen einige Gegenstände über sie hinweg und landete zwischen ihnen und dem toten Tavit. Dann explodierten die Gegenstände und die Druckwelle fegte sie alle von den Beinen.
Mit einem Klacken landete ein Bruchstück des Rohrs, das Tavit mit sich führte direkt neben einem der Adepten auf einem Stein und brach auch noch der Länge nach. Tavits verbrannter Körper lag zwischen den Soldaten die Hälfte seines Gesichtes noch nicht in Flammen gehüllt, während Teile seines Körpers seiner, Uniform und seines Rucksacks in brennenden Fetzen, um ihn verteilt lagen.
Mit einem frustrierten Schrei rannte einer von ihnen in den Wald, um den Angreifer zu Rechenschaft zu ziehen. Er kam zwei Schritte weit, dann zog sich plötzlich eine Schlaufe, um sein Fußgelenk zusammen und er wurde an einem Seil in die Höhe gerissen. Es folgte ein gequälter Schrei, doch die verbleibenden Soldaten wussten würden sie nachsehen, welches Schicksal er erlitten hatte würde es ihnen das Leben kosten.

Haden zog eine undurchsichtige Flasche hervor, während er sich von seinem Versteck aus versicherte, dass niemand in der Nähe war. Wie es schien waren die Soldaten mit der Wand beschäftigt, die er gesprengt hatte. Blieb nur zu hoffen, dass Megg den Auftrag erfüllen konnte, den er ihr während seiner Auseinandersetzung mit Rook von Dularius hatte mitteilen lassen.
Rook würde ihm auch zunächst keine Schwierigkeiten machen. Die Verletzung an seinem Bein war gewaltig. Sie zu heilen wäre zwar noch nicht auf dem selben Level wie ein Körperteil nachwachsen zu lassen, aber er musste einen großen Teil seines Fleischs erneuern. Das würde ungemein schmerzhaft sein und würde große Mengen Psynergie kosten. Zumindest für den Moment wäre Rook dann psynergetisch und physisch zu erschöpft, um sich auf die Jagd nach Haden zu machen.
Er öffnete die Flasche und schwenkte sie etwas, sodass der schwache Nebel, der heraustrat, sich um ihn verteilte. Die Substanz ließ sich wenige Augenblicke nach dem Einsatz schon nicht mehr nachweisen und verhinderte verräterisches ausströmen oder zurückbleiben von Psynergie in seinem Wirkungsbereich. Leider waren seine Vorräte begrenzt und während Dularius ihm erklärt hatte er könnte mehr davon herstellen war auch dies nicht in rauen Mengen möglich und zwang ihn sparsam damit umzugehen.
~Sind die Berechnungen abgeschlossen?~, fragte er Irrlicht.
~Ja...~
~Gut. Gib sie mir durch!~
Haden legte die Handfläche auf den Steinboden unter sich und ein Speer aus dunkler Psynergie brach daraus hervor. Nachdem er tief genug eingedrungen war sprossen Verzweigungen aus dem Speer und brachen das Gestein unter Hadens Füßen auseinander.
"Wandwandel!" Eine unsichtbare Wolke seiner Psynergie umgab ihn und er sank in die Menge von kleinen Gesteinsbrocken ein, die sich jetzt unter ihm befand. Nachdem er sie passiert hatte fügten sie sich nahtlos wieder zu einem unveränderten Minenboden zusammen. In der vollkommenen Dunkelheit plötzlich blind folgte er Irrlichts Anweisungen in welche Richtung er sich mit derselben Methode fortbewegen sollte, die er benutzt hatte um unter die Erde zu kommen. Der Nebel aus der Flasche hüllte ihn hier unten weiter ein, während er seinen Weg fortsetzte. Atemluft war eine andere Sache. Sein Zielpunkt war deshalb nicht soweit von der Mine entfernt, wie es wünschenswert gewesen wäre.
~Dies ist die Stelle.~, informierte ihn Irrlicht nach einiger Zeit.
Er riss den Erdboden über sich mit Psynergie auf und ließ sein Gewand bereits die Waldfarben annehmen, bevor er an der Oberfläche war und gequält langsam die Luft in seinen Lungen erneuerte, um keine verräterischen Laute von sich zu geben. Unter ihm verwandelte sich auch der Ausgang seines bereits wieder verschwundenen Tunnels zurück in unverdächtigen Waldboden.
Haden verschloss die Flasche in seiner Hand wieder und ließ sie in seinem Gewand verschwinden, während er sich in Bewegung setzte.
Megg hatte ihm den Weg gezeigt, den er im Augenblick bemüht keine Spuren zu hinterlassen zurücklegte. Dubk hatte er instruiert den Wald nahe der gesprengten Felswand mit Fallen zu präparieren, sodass die Wachen nicht weit genug in den Wald vordringen konnten, um herauszufinden das Haden diesen Weg nicht genommen hatte. Beides war nur Teil eines seiner Notfallpläne.
Der originale Plan war es gewesen die Mine zu infiltrieren, möglichst viele Informationen zu sammeln und sich dann unter der Lieferung zu verbergen. Falls die Lieferung dann nicht an die Rotschärpen ging hätte Haden das Erz infiziert. Seine Verbündeten hätten zuvor ein Loch unter dem Pflaster der Straße gegraben und in einer Konstruktion ähnlich einer Fallgrube mit den Steinen wieder zugedeckt. Mithilfe von Wandwandel, hätte er sich dann unter die Straße begeben können, wenn seine Verbündeten es geschafft hätten die Lieferung für einen Moment anzuhalten und die Aufmerksamkeit von ihm gelenkt hätten.
Er blieb stehen und einen Moment später trat Megg neben ihn.
"Wir werden nicht verfolgt.", verkündete sie leise.
Er sah sie fragend an und sie nickte. Sie hatte den Auftrag also erfolgreich ausgeführt. Tavit war tot und seine unbekannte Waffe zerstört. Es war eine Verschwendung zweifelsohne, aber er hatte das Risiko nicht eingehen wollen, dass er ihre Manipulation des Erzes aufdeckte.
Seine Mission sollte damit erfüllt sein. Wie Irrlicht gesagt hatte: Die momentane Lieferung war infiziert und auch wenn seine Handlungen die Auslieferung sicherlich verzögert hatte, würde diese später ihren Weg in die Fertigungsanlage finden. Sogar dann wenn man die Mine wieder erwarten still legte würde man diese Lieferung bei ihrem Abzug noch mitnehmen. Eine andere Sache war das natürlich wenn das Erzungeziefer nicht unsichtbar genug war, um der Kontrolle, die das Erz in der Fertigungsanlage sicherlich noch unterzogen wurde, zu entgehen.
Für den Moment blieb ihm nur sich zurückzuziehen und zu warten bis die Lieferung bestätigt wurde. Oh, und natürlich die andere Sache.
~Wie weit bist du?~
~Ich habe inzwischen alles entziffern können.~, informierte ihn Irrlicht, ~Während des Kampfes befanden sich die beschriebenen Seiten sämtlicher Dokumente zu irgendeinem Zeitpunkt in unserem Blickfeld, wenn auch meist weit entfernt und verdreht. Inzwischen konnte ich die Zettel in meinen Erinnerungen entziffern.~
~Und?~
~Es waren wirklich die Details der Verhandlungen mit den Rotschärpen...~
~Gut. Worum geht es da?~
*Scheinbar überschreiten diese beiden Teile zusammen die maximale Zeichenzahl.^^ Was für ein eigenartiges Gefühl... Also sry, wegen Doppelpost.*

Kazan betrachtete die Barrikade mitleidig, während er sich ihr an der Spitze der Gruppe um Iden näherte. Jahrhunderte des Krieges hatten die silkanischen Ingenieure zu Experten für Verteidigungswälle gemacht. Selbst in einem kurzen Zeitraum, mit herkömmlichen Materialien und ohne Psynergie konnten viele von ihnen eine solide Schutzmauer errichten.
Weshalb es nicht das Auge eines Experten bedurfte zu erkennen, dass es in diesem Lager keine silkanischen Ingenieure gab.
Die Wände rund um das Lager waren aus unterschiedlichstem Holz zusammengeflickt, das scheinbar ohne System einander genagelt und mehr schlecht als recht in der Senkrechten gehalten wurden. An einigen Stelle schienen ganze Baumstämme eingearbeitet worden sein, während an anderen Orten kreuz und quer Holzbretter in mehreren Schichten übereinander gezimmert worden waren und es an wieder anderen Stellen so viele Lücken zwischen den einzelnen Brettern gab, das man leicht in das Innere des Lagers blicken konnte. Kazan wäre nicht überrascht gewesen, wenn er an einigen Stellen einfach nur mit genügend Anlauf gegen die Wand hätte laufen müssen um durchzubrechen.
Das "Eingangstor" bestand aus einem großen viereckigen, aber trauriger Weise nicht rechteckigen, Stück der Wand, das in einer Kombination aus Sägen und Brechen herausgelöst und dann an der oberen Kante mit einem Seil versehen worden war. Die Idee war es das Tor an diesem nach oben zu ziehen, um es zu öffnen. Während die Erbauer scheinbar völlig ignorierten, dass das Tor dabei in unregelmäßigen Abständen gegen die Wand schlug und wie ein Pendel hin und her schaukelte, war ihnen anscheinend an irgendeinem Punkt aufgefallen, dass man es einfach wegschieben konnte, um hinein zu gelangen. Zwecks dies zu verhindern wurde es inzwischen mit einem schweren Riegel blockiert, wenn es geschlossen war.
Kazan klopfte an. Das hier morsche Holz knackte unter seinen Fingerknöcheln und entlockte ihm, wie jedes Mal ein bedauerndes Seufzen.
"Ja?", fragte eine Männerstimme unfreundlich von der anderen Seite, während ein loses Brett zur Seite gedreht wurde, sodass der Sprecher ihn durch die Lücke sehen konnte, "Moment? Du... dich kenne ich doch..."
"Ich war vor etwa zwanzig Minuten schon einmal hier. Das könnte der Grund sein, denkst du nicht auch?"
"Ja... ich verstehe..." Der Mann nickte selbstgefällig. "Das... macht Sinn."
"Genau.", stimmte Kazan ihm halbherzig zu, "Machst du also das Tor auf?"
"Kommt drauf an."
"Worauf?"
"Deine Freunde sehen nicht aus wie unsere gewöhnlichen Besucher... Sie könnten Feinde sein."
"Hat dir Weven nicht gesagt, dass du uns reinlassen sollst?", fragte er bereits genervt von der unsinnigen Unterhaltung.
"Hat sie nicht."
"Ich war dabei.", informierte er ihn ungeduldig.
"Na schön.", grummelte der Torwächter, "Aber möglicherweise nehme ich keine Befehle entgegen... von Weven. Sie ist nicht unsere Anführerin!"
"Genau das ist sie.", widersprach Kazan irritiert, "Für den Fall, dass du ihren Namen nicht kennst: Es ist die mit dem grünen Drachentattoo, die euer Lager wie ein Kartenhaus umblasen könnte."
"Ach die Weven..."
"Es ist gibt bei euch nur eine Weven.", fuhr er aufgebracht fort, "Ich kenne sie, wenn es noch eine Weven geben würde, würde sie die vor die Wahl stellen ihren Namen zu ändern oder bei lebendigem Leibe gehäutet zu werden."
"Ja, das klingt nach der Weven.", stimmte der Torwächter zu.
Das Brett glitt zurück in Position. Ansonsten geschah nichts.
Sein Blick ging hinter sich wo Iden und ihre Leibwächter mit gemischten Gefühlen warteten. Dann klopfte er mit einem erneuten Seufzen noch einmal an.
"Ja?", fragte der Torwächter ebenso unfreundlich wie zuvor.
"Ihr habt das Tor nicht geöffnet."
"Oh, richtig... das Tor...", murmelte der Mann, als er hätte er das erste Mal in Jahren davon gehört, und endlich hörte man, wie auf der anderen Seite der Riegel entfernt wurde.
Kazan trat einen Schritt zurück und drehte sich zu den anderen um. "Falls ihr noch nicht genug hattet, können wir jetzt rein."
"Ihr kennt deren Anführerin?", fragte Iden ihn, "Kazan, wer seid ihr?"
Er zuckte die Schultern. "Ein Abenteurer mit einigen Beziehungen, die nicht ansatzweise so viel wert sind wie man meinen sollte."
Schaukelnd hob sich das Tor vor ihnen und gab endlich den Weg ins Innere frei, wo sich seinen Gefährten als erstes zeigte, dass diese Festung nicht ganz so lächerlich geschützt war wie die Wand es vermuten ließ.
An der Innenseite waren hohe Holztürme errichtet worden, die obwohl ähnlich schlecht gezimmert wie die Wand gute Aussichtspunkte boten und mit Wachen mit Armbrust oder Bogen besetzt waren, die einen schier unendlichen Vorrat Munition zu besitzen schienen.
Was die Häuser betraf so waren diese wenn überhaupt in noch schlechterem Zustand als die außerhalb der Mauern. Notdürftig geflickte Löcher in Wänden oder Dach waren alles andere als eine Seltenheit und einige Gebäude waren vollends zerstört. Teils war dies erfolgt um Platz zu schaffen und teils aus weniger beabsichtigten Gründen.
Andererseits waren die Straßen hier voller Leben. Von Waffen über Tränke bis zu Kunstobjekten wurde hier alles irgendwo angeboten.
Während er seine Begleiter eine breite Straße entlang führte, fiel ihm nur zu deutlich auf was Weven ihm bei ihrer Unterhaltung zuvor erzählt hatte. Verglichen mit der Zeit seiner Kindheit, war die Qualität des Angebotes extrem abgesunken. Scheinbar waren die Zeiten hart für den Abschaum der Gesellschaft.
Sie kamen an der Taverne vorbei. Diese bestand aus den Überresten dreier Wohnhäuser. Drei Außenwände und fast sämtliche Innenwände fehlten in dem Mittleren, so dass das Dach an den Nachbarhäusern befestigt worden war, um es vom Einstürzen abzuhalten. Die angrenzenden Wände der beiden Nachbarhäuser fehlten ebenfalls, sodass eine Art lange Halle entstand. Es war schmutzig und überfüllt. Scheinbar wurde hier noch genauso viel gesoffen wie in seiner Kindheit.
"Nicht gerade ein Musterbeispiel einer Gemeinde, aber es gibt selbst hier Regeln und einen gewissen Zusammenhalt.", erklärte Kazan Iden leise, während sie weitergingen, "Das heißt nicht, dass sich die Leute hier nicht andauernd über den Tisch ziehen oder alle paar Tage mal einer umgebracht wird, aber als Außenstehender sollte man sich hier mit niemandem anlegen, wenn man nicht den Zorn einer Armee gewalttätiger Säufer auf sich ziehen will."
"Nett.", kommentierte einer der beiden Leibwächter.
"Es gibt keine besonderen Sehenswürdigkeiten. Es sei denn man bezeichnet diese sogenannte Schmiede als solche.", fuhr Kazan fort und deutete auf eine Rauchsäule, die hinter einer Häuserreihe aufstieg, "Kaum zu glauben, dass die dort tatsächlich Psynergie-Waffen herstellen können."
"Das ist beeindruckend.", bemerkte Iden.
"Von einem bestimmten Standpunkt aus.", gab er zu, "Die Schmiede hier sind gut, aber durch die schlechte Ausrüstung können ihre Waffen es qualitativ kaum mit denen von außerhalb aufnehmen. Im Endeffekt ist es immer noch eine Verschwendung guter Materialien. Und eine Verschwendung des Talents der Schmiede."
"Warum sind sie dann hier? Sollte es in Hiran nicht mehr als genug Arbeit für Waffenschmiede geben?"
"Warum glaubt ihr, dass sie das freiwillig tun?", fragte er kopfschüttelnd, "Sie haben irgendein Verbrechen begangen für das sie sich lieber nicht verantworten wollen, also verstecken sie sich dort, wo das Gesetz keine Bedeutung hat und bezahlen diesen Schutz mit dem was sie noch haben, ihren Fähigkeiten. Der Grund warum es sich bei den hier arbeitenden Schmieden nur um derartig gute Schmiede handelt ist einfach der, dass nur die, die brauchbare Resultate erzielen, diesen Handel bekommen."
"Wie sieht es hier drin mit Überfällen auf offener Straße aus?", fragte einer der Leibwächter unvermittelt.
Kazan richtete seinen Blick nach vorn, wo zwei Männer direkt auf sie zusteuerten. Ihre Hände ruhten unter ihren Gewändern eindeutig an Waffen irgendeiner Art.
Er verzog das Gesicht. "Hätte nicht gedacht, dass sie dumm genug wären sich mit euch anzulegen. Ihr solltet keine Hilfe erwarten, aber sicher kommt ihr klar."
Als er geendet hatte ließ er sich etwas zurückfallen und die beiden Wächter traten vor ihn und Iden, aber nicht bevor nicht einer von ihnen überprüft hatte ob sich weitere Angreifer von hinten näherten.
Die beiden Kriminellen kamen weiterhin auf sie zu, während ihre Gruppe jetzt unter der Führung der beiden Leibwächter ihren Weg fortsetzte.
Kazans Hand wanderte zu Nachtsplitter. Eigentlich hatte er nicht gewollt seine neue Waffe sobald zu benutzen, aber es war ja nicht so, als wenn seine Kämpfe jemals von ihm ausgegangen wären. Abgesehen natürlich von dem noch nicht lange zurückliegenden Mal, wo er nicht Herr seines Körpers gewesen war und für das er noch keine Erklärung gefunden hatte...
Die Gruppen waren nur noch wenige Meter voneinander entfernt. Wenn es noch einen letzten Versuch gab die Konfrontation zu vermeiden, wäre es wohl gewesen jetzt auszuweichen. Das was die Kriminellen als nächstes taten war theoretisch genau das, aber der Unterschied war nur allzu deutlich, als einer von ihnen nach links und der andere nach rechts ablenkte. Aus dem Augenwinkel behielten sie sie weiterhin im Auge. Idens Leibwächter taten ihnen dies gleich, während sie sich bemühten parallel zu den beiden zu laufen.
Kazan entspannte sich ein wenig behielt aber die Hand an seinem neuen Dolch. Auf Weven war wohl noch verlass.
Als Bestätigung seiner Vermutung schlurfte ein schmächtiger Mann in zerschlissenen Klamotten vorüber. Er schien so gut wie keine Präsenz zu besitzen. Es war wohl keine bewusste Handlung, sondern schlicht ein aus Angst geborenes Verhalten. An diesem Ort behielt man das wenige Geld was man verdiente nicht, wenn man den falschen Leuten auffiel und sich nicht gegen diese wehren konnte.
Unabhängig davon warum es so war bemerkte Iden, die sich einem der vermeintlichen Räuber zugewandt hatte, ihn nicht, als er direkt hinter ihr vorüberging.
In einer knappen flinken Bewegung bewegte sich die Hand des schmächtigen Mannes durch die Luft. Seine Fingerspitzen berührten das Band, an dem Iden den Schlüssel um den Hals trug und...
Kazan warf sich zur Seite, als er den eiskalten Luftzug spürte, rollte sich ab und kam mit dem Blick in Richtung des Geschehens wieder auf die Beine.
Ein eisiger Wirbel aus messerscharfen Eisscherben riss den Dieb mehrere Meter in die Luft.
Die beiden Leibwächter rissen ihre Schwerter hervor, die beiden Kriminellen und ein halbes dutzend Passanten taten es ihnen nach.
"Sharz, Stopp!", schrie Iden, während sie zu dem Eiswirbel herumfuhr.
Von einem Augenblick auf den anderen war der Wirbel wieder verschwunden. Der Dieb fiel von zahlreichen tiefen Schnitten bedeckt auf die Straße zurück. Eisscherben folgten klirrend seinem Beispiel.
Und dann materialisierte sich der größte und unfreundlichste Merkur-Dschinn, den Kazan je gesehen hatte in der Luft über Iden. Tatsächlich hatte Kazan zuvor nur einen einzigen anderen Merkur-Dschinn gesehen, aber dennoch hatte er das Gefühl, dass dieser hier ein besonders grimmiges Exemplar war.
Aber auch wenn dieser Elementargeist wie er befürchtet hatte ein zusätzlicher Leibwächter war und die Situation erst verursacht hatte, war Kazan zumindest jetzt wo es dazu gekommen war froh, dass er da war, denn ihre Gruppe war auf einmal zum Zentrum einer stetig wachsenden bewaffneten Gruppe geworden.
Immer mehr strömten aus den Häusern, Gassen und von beiden Enden der Straße herbei. Männer und Frauen in unterschiedlichsten Kleidungsstilen, mit sämtlichen verschiedenen Elementen und Waffen aus den verschiedensten Teilen des Landes sammelten sich in beiden Richtungen von ihnen. Mit den Häusern, die sie zu den Seiten hin einschlossen waren sie effektiv gefangen.
Theoretisch war Kazan natürlich noch in der Lage mit seinem Anhänger durch die Hauswände zu fliehen, aber in der Praxis lösten sich die Blasen, die der Talisman erzeugte, sofort auf wenn sie beschädigt wurden. Physische Waffen waren dazu zwar nicht in der Lage Psynergie allerdings schon.
Kazan schloss zusammen mit Idens Leibwächtern einen engen Kreis um die Wasser-Adeptin, die sich neben den verletzten Dieb gekniet hatte, während der Merkur-Dschinn über ihr Position bezog.
Die Reihen ihrer Gegner rückten näher, während sie immer noch weiter anwuchsen. Irgendjemand musste ein Geistlesersignal gegeben haben, um sicherzugehen, dass sich wirklich das ganze Lager sammelte, um sie zu zerreißen. Ein Blick zum dichtesten der Türme verriet ihm, dass auch der Adept dort sie ins Visier genommen hatte.
"Dort vorne ist eine Seitengasse, die zwischen den Häusern hindurch bis zur äußeren Wand führen müsste.", flüsterte er den Leibwächtern zu, "Wenn wir uns einen Weg bis dorthin bahnen können, haben wir vielleicht noch eine Chance."
Die beiden Leibwächter wechselten einen Blick, als berieten sie stillschweigend darüber, ob sie ihm trauen konnten. Wirklich eine ausgezeichneter Zeitpunkt dazu.
"Ich schlage vor, wir handeln sofort. Die... ähm... Hindernisse bis dort, werden nur noch zahlreicher werden."
Einer der Leibwächter nickte. "Gut, auf dr-"
"Wartet!", bat Iden eindringlich, "Dieser Mann brauch dringend Hilfe!"
"Wer?" Kazan warf ihr einen Blick zu und erblickte den Dieb, der ächzend da lag. "Oh... der."
"Unsere Aufgabe ist es eure Sicherheit zu gewährleisten.", sprach der eine der Leibwächter kalt.
"Gute Arbeit.", warf Kazan ein und erntete einen wütenden Blick.
"Wir haben keine Zeit irgendwelche Verbrecher gesund zu pflegen."
"Ich werde ihn nicht hier liegen lassen!", protestierte Iden und legte ihre Hände über den Dieb.
Ein helles blaues Licht erstrahlte von ihren Handflächen. Der Dieb sog scharf die Luft ein, als die Psynergie auf ihn fiel. Die Schnittwunden die seinen Körper bedeckten begannen von den Rändern aus blau zu glühen und die Männer und Frauen stoppten ihren Marsch. Das Fleisch erneuerte wo die heilende Psynergie es berührte und langsam schloss sich die Haut wieder über das Gewebe.
Ob es jetzt Güte oder Dummheit Kazan war beeindruckt, dass sie in dieser Situation noch an jemand anderen denken konnte.
"Sobald sie fertig ist, schlagen wir zu.", zischte der eine Leibwächter kaum hörbar.
"Vielleicht ist das nicht nötig...", erwiderte der andere ebenso leise.
Tatsächlich schien die Menge, die sie umzingelte, im Moment nicht die Absicht zu hegen sie anzugreifen.
Der erste Leibwächter schüttelte den Kopf. "Kein Risiko."
Kazan war sich nicht sicher ob es die richtige Entscheidung war, die sie hier trafen, aber seine Überlebenschancen stiegen, wahrscheinlich drastisch, wenn er in der Nähe der beiden blieb, also sah er sich auch nicht gewillt zu widersprechen. Seine Hand wanderte an eine Rauchbombe in seiner Tasche.
Iden atmete auf, als sie die Heilung beendete. "Wie fühl-"
Der eine Leibwächter zog sie grob am Oberarm auf die Beine, während er die zweite Hand in die Luft riss und eine Reihe dunkler Schemen in den Himmel entließ, die die Sicht der Schützen von den Türmen unterbrechen sollten. Der Dschinn schnellte vor, um einen Weg durch die Menge zu bahnen, der zweite Leibwächter ging in Position um Iden von der Seite zu schützen, und Kazan holte aus um die Rauchbombe zu werfen.
Ohne Vorwarnung schlug ein schwarzer Blitz in die schmale Lücke zwischen den Verbrechern und der Gruppe um Iden ein. Die drei Männer erstarrten mitten in ihren Bewegungen und auch der Dschinn verharrte in der Luft.
"Kazan?", fragte eine schneidende Frauenstimme gedehnt.
Der Angesprochene ließ die Rauchbombe wieder in seine Tasche gleiten, richtete seine Haltung und wandte den Blick mit einem unsicheren Lächeln nach oben.
"Weven.", grüßte er sie unruhig.
Eine Frau mit kurzem schwarzem Haar, das ihr linkes Auge verdeckte, blickte von dem nächsten Hausdach zu ihm herunter. Sie trug ein ärmelloses Kleid, das ihr bis über die Knie reichte und an der Seite weit genug eingeschnitten war, um ihren Beinen Bewegungsfreiheit zu geben, während es am Oberkörper mit mehreren Gürteln umwickelt war, die Halterungen für einige Dolche boten. An Unterarmen und Unterschenkeln trug sie Lederrüstung und um den rechten Oberarm einen metallenen Armreif in Form eines schlangenförmigen Drachen, der sich selbst in den Schwanz biss. Das grüne Drachentattoo, das Kazan dem Torwächter gegenüber beschrieben hatte war die schematische Seitenansicht eines Schlangendrachen, der sich von ihrem Schlüsselbein aufwärts über ihren Hals zog und dann am Rande ihres Gesichtes weiter verlief bis sein Maul ihr sichtbares Auge einzufassen schien.
In einer Hand hielt Weven eine Hellebarde, bei dieser schlängelte sich der Drache über den Schaft, legte seine Flügel über die Schneide und öffnete dann das Maul am Anfang der Speerspitze, so dass es schien als ragte diese aus seinem Maul.
"Gibt es ein Problem.", fragte Weven zuckersüß.
"Nein.", antwortete Kazan schnell, "Wir wollten gerade gehen, also wenn deine Freunde so nett wären uns Platz zu machen."
"Mh.", machte sie, "Könnte es sein, dass ihr einen meiner unschuldigen Schutzbefohlenen verwundet habt."
"Zweifellos eine Frage der Definition.", plapperte er los, "Sicher hatte er einige üble Schnittwunden und vielleicht wäre er auch gestorben, aber, da hier jeden Tag irgendwem der Schädel eingeschlagen wird und wir ihn wieder zusammengeflickt haben und überhaupt unschuldig ein ziemlich gewagter Begriff ist, würde ich sagen: Nein."
Einer von Idens Leibwächter zog den Dieb auf die Beine, klopfte ihm demonstrativ den Staub ab und stieß ihn dann in die die Straße füllende Gruppe.
Weven kicherte, bevor sie sich wieder auf Kazan konzentrierte und resigniert seufzte.
"Du liebe Güte, Kazan, was soll denn das ganze Geschwafel? Was ist aus dem Kazan geworden, den ich kenne?", fragte sie tadelnd, "Früher hast du dich jeder Bedrohung heldenhaft entgegengestellt, was für eine auch vor dir lag."
"Was... redest du da für einen..." Er schüttelte den Gedanken ab. "Ich bin immer weggelaufen, während Fares irgendwas geschlagen hat."
"Mh?" Sie verschränkte die Arme. "Von wem habe ich dann gesprochen? Ich glaube es war gar keiner aus unserer kleinen Gruppe von damals."
Er verdrehte die Augen. "Wie soll ich das dann wissen?"
"Wie soll ich dir dann helfen?", fragte sie spielerisch.
"Bitte lasst uns gehen."
Sowohl Kazan als auch Weven wandten ihren Blick Iden zu, die sich aus dem Griff ihres Leibwächters gewunden hatte.
"Es nützt doch niemandem etwas, wenn heute noch mehr Menschen verletzt werden!", fuhr die Wasser-Adeptin fort, "Darum bitte ich euch um unser aller Willen: Bitte lasst uns ziehen!"
"Mh." Wevens sichtbares Auge musterte das Mädchen eindringlich. "Du klingst so... idealistisch. Wie wäre es dann damit: Dein Leben für den Rest von euch? Was hältst du davon, Süße?" Ein sadistisches Lächeln bildete sich auf Wevens Zügen, als Iden schluckte. "Das ist doch zum Wohle aller! Ihre Leben und die von all denen, die ihr bei einem Kampf töten würdet. Stell es dir vor! Sie alle können von nur einem winzig kleinem Opfer gerettet werden! Jetzt sag mir nicht, dass du das nicht tun kannst."
"Genug jetzt!", brüllte einer der Leibwächter und richtete sein Schwert auf Weven, "Seid still, Hexe! Sie steht unter unserem Schutz! Ich werde nicht zu lassen, dass ihr ihr auch nur ein Haar krümmt."
"Dann ein anderes Angebot. Das Leben von euch dreien für ihres!" Wevens Worte hätten eigentlich an den Leibwächter gerichtet sein müssen, aber es schien als spräche sie weiterhin zu Iden. "Die Leben von zwei solch loyalen Männern und eines Fremden – tut mir Leid, Kazan – sollten ein Preis sein, der zum Wohl von Miss Hochwohlgeboren gezahlt werden darf."
"Lasst sie gehen!", verlangte der Leibwächter ohne sein Schwert zu senken, "Danach könnt ihr mit uns machen was ihr wollt."
"Was?", fragte Kazan perplex.
"Um unser aller Willen." Weven lachte. "Drei Männer sterben um deinetwillen! Das ist wie weit deine Worte reichen! Viele handeln zum Wohle von Leuten wie dir, aber du erwartest von mir zum Wohle aller zu handeln? Warum? Weil es mir in dieser Situation keine Umstände machen würde?! Weil es kein Opfer meinerseits erfordern würde?! Weil es einfach kling?! Ist es das?! Wenn es dir keinen Ärger macht handelst du für alle und wenn du in Gefahr bist opferst du jeden, um deine eigene Haut zu retten? Man kann ja vieles über mich sagen aber ein so verlogenes..."
"In Ordnung.", unterbrach Iden den höhnischen Wortschwall.
Weven lächelte. "Und hier zeigt sich dein wahres Gesicht."
"Mein Leben für die anderen."
Das Lächeln verschwand und wich einer Maske blanken Zorns. Wevens Knöchel am Schaft der Hellebarde wurden weiß, als sich ihr Griff verhärtete. Krachend schlug sie die Schneide der Waffe in die Dachziegel und ließ sie zitternd stecken.
Mit einem Satz war die Verbrecherin von dem Hausdach herunter und landete in kniender Haltung auf der Straße. Idens menschliche Leibwächter und der Dschinn stellten sich ihr in den Weg.
"Aus dem Weg...", knurrte Weven, während sie sich wieder aufrichtete.
Iden berührte die beiden Leibwächter sanft an den Schultern.
"Geht zur Seite!", bat sie die beiden.
"Seine Majestät vertraut darauf, dass wir euch beschützen.", erwiderten die Beiden stur und auch der Dschinn machte keine Anstalten sich zu bewegen.
"Ich sagte: AUS DEM WEG!" Ein dreigeteilter schwarzer Blitz brach aus Wevens Handfläche hervor und traf die drei Beschützer der Wasser-Adeptin, die von knisternder Energie umhüllt bis auf die andere Seite der Straße geschleudert wurden.
Iden selbst blieb unbewegt stehen wo sie war, nachdem ihre drei Wächter beiseite gefegt worden waren. Es war keine Gleichgültigkeit und sicher auch keine Grausamkeit sondern viel mehr Angst. Jetzt wo eine tödliche Bedrohung vor ihr lag, gegen die sie nicht einmal ankämpfen durfte, konnte sie keinen Muskel rühren. Die Gewissheit des Todes ließ ihr Blut zu Eis gefrieren.
Weven blieb erst stehen, als sie so dicht an Iden stand, dass sie ihren Atem auf ihrer Haut spüren konnte.
Dann lächelte sie gerade zu liebenswürdig und mit der Geschwindigkeit einer zuschnappenden Schlange schnellte sie vor. Ihre Lippen stoppten genau an Idens Ohr.
"Nur ein Wort von dir und ich töte deine Leibwächter an deiner statt.", flüsterte sie, "Bitte mich dich zu verschonen und du darfst gehen... Sag ja..."
Ein Schweißtropfen rann über die Haut des Mädchens. "Nein."
"Wie du willst!", fauchte Weven, setzte zurück und holte mit ihrem Dolch aus, um ihn in Idens Brust zu rammen. Iden kniff die Augen zusammen.
"Du widerst mich an." Kazans Hand hatte sich eisern um Wevens Handgelenk geschlossen.
"Was...?" Mit einem Aufschrei riss die Schatten-Adeptin sich los, fuhr zu ihm herum und packte ihn grob am Kragen. "Du widerst mich an, Idiot! Wie kannst du hier so ruhig rumstehen, während sie diesen Mist redet? Wir haben geweint, geschrien und gebettelt! Niemand hat uns erhört, niemand hat uns geholfen. Nicht wenn es ihm keine Umstände gemacht hätte und schon gar nicht sonst , Blödmann! Wir haben uns mit unseren bloßen Händen durch all diesen Dreck gegraben, Schädel eingeschlagen und Kehlen durchtrennt. Sieh dir an was es uns gebracht hat, Schwachkopf! Von zwölf sind höchstens vier übrig und wen würde es kümmern, wenn wir sterben würden?! Kaum einer würde es auch nur bemerken! Also was verlangst du von mir, wenn irgendein Miststück aus gutem Hause hier aufkreuzt und sich noch zu gut ist richtig um ihr Leben zu betteln, du hirnloser Trottel?!"
Er packte die Hand an seinem Kragen. "Ist das es? Du wolltest sie am Boden sehen und sie hat dir den Gefallen nicht getan?"
"Selbst ein Idiot hätte bemerkt in was für einer hoffnungslosen Lage er war!", fuhr Weven ihn an, "Und dann was?! Um unser aller Willen?! Hier wurden nicht von beiden Seiten Zugeständnisse gemacht! Es wäre nicht von Vorteil für alle Beteiligten gewesen euch gehen zu lassen! Nur eure Leben waren Teil einer Entscheidung so wahllos wie ein Münzwurf! Es ging ihr nur um ihr eigenes Leben, aber dieses Miststück war sich sogar zu gut, um richtig um ihr Leben zu flehen. Doch bevor sie das zugibt, würde sie lieber sterben, nur um ihren jämmerlichen Stolz zu bewahren. Lass mich ein wenig in ihr Fleisch schneiden und sieh wie lange sie dabei bleibt!"
"Du willst dich also überlegen fühlen, Weven. Moralisch überlegen? Ist dir klar wie absurd das aus deinem Mund klingt?" Sein Griff um ihre Hand verhärtete sich und zwang Weven loszulassen. "Wir sind niemandem moralisch überlegen."
"Was soll man auch von jemandem erwarten, der selbst aus solchen Verhältnissen stammt?!", schnauzte sie ihn an, "Falsche Demut und falsche Freundlichkeit alles nur Fassade."
"Du hast doch keine Ahnung, wo einer von uns herstammt.", erwiderte er mit einer seltsamen Ruhe, "Und was hättest du denn getan, nachdem du sie umgebracht hast? Hättest du uns nicht alle in einem Wutanfall getötet, weil sie bis zum Ende deine Meinung nicht bestätigt hat? Damit niemand die Geschichte erzählt, wie sie sich für das Wohl von anderen opferte? Kannst du mir wirklich sagen, dass du das nicht getan hättest?"
Sie riss ihre Hand los und Kazan keuchte auf, als sie ihm mit den Fingernägeln durchs Gesicht fuhr.
"Dich hätte ich nie getötet.", gab sie leise zurück.
"Glaubst du ich hätte dir gerade die Stirn geboten, wenn ich das nicht wüsste?", fragte er mit einem ehrlichen Lächeln.
"Du bist auch nur ein Held, wenn es dich nicht in Gefahr bringt. Jämmerlich." Weven gab noch ein verächtliches Schnauben von sich, dann stieß sie sich vom Boden ab und ein Wirbel aus Schattenbänder stob aus der Erde, um sie wieder auf das Dach zu tragen, in dem ihre Hellebarde steckte. Herrisch fuhr sie auf dem Absatz herum, sowie sie aufsetzte.
"Worauf wartet ihr noch?! Verschwindet, verdammt! Ihr alle!", schrie sie zu ihnen hinunter, bevor sie ihre Waffe aus dem Dach riss und auf der anderen Seite des Hauses hinab sprang.
"Was bei allen...", brummte einer von Idens Leibwächter, der mit dem Rücken an einer Hauswand saß, "Was verdammt noch mal ist da gerade passiert?"
"Wir leben.", antwortete der andere, der gerade wieder aufstand, "Belassen wir es lieber dabei."
Kazan fuhr sich gedankenverloren über die roten Striemen, die Wevens Fingernägel auf seiner Wange hinterlassen hatten, während er sich an Iden wandte, die noch immer starr vor Angst dastand. "Ich nehme an ihr wollt den Rundgang an dieser Stelle abbrechen."
Sie sah ihn an. "Könntet ihr mich bitte auffangen?"
"Was?" Hektisch streckte er die Arme aus, als die junge Wasser-Adeptin nach vorne kippte.
Sie fühlte sich federleicht an, als er sie an den Schultern fing. Der kleine Schlüssel baumelte direkt vor ihm um ihren Hals.
Seine Kehle fühlte sich trocken an, als er nach dem unscheinbaren Objekt griff. Ein blaues Licht spiegelte sich kurz auf dem Metall wieder. Kazan hörte noch im selben Augenblick seine Zähne knirschen. Der verdammte Dschinn hatte sich wieder mit ihr verbündet.
"Ich übernehme hier.", sprach einer der Leibwächter und ging in die Hocke.
"Hat seine Majestät euch auch noch befohlen sie zu tragen?", fragte Kazan ihn spöttisch, während er Iden auf den Rücken des Leibwächters lud.
Der zweite Leibwächter platzierte sich unterdessen zwischen ihnen und der Menschenmenge, die die Straße in Richtung des Eingangs blockierten. Keiner der Leute schien noch die Absicht zu haben sie anzugreifen, aber sie rührten sich auch nicht.
Kazan räusperte sich, wedelte übertrieben gebieterisch mit der Hand in ihre Richtung und sprach mit donnernder Stimme: "Bei Seite, Pöbel!"
Gemurmel wurde laut – sehr verärgertes Gemurmel, aber dennoch kam Bewegung in die Menge und langsam formte sich eine Gasse in den Reihen der Verbrecher.
"Daran könnte man sich gewöhnen.", murmelte Kazan und berührte noch einmal die Kratzspuren auf seinem Gesicht, "Hätte sie mir nicht einfach eine Scheuern können?"
*Ich kenn dieses Gefühl ;) (So wie jetzt)*

Als sie die Felsenformation erreichten senkte sich die Sonne langsam wieder. Trotzdem schwitzte Lashon wie verrückt und war heilfroh, als sie endlich in den Schatten der Felsen eintraten. Tropfen hatte nicht gelogen. Der Ort war einfach perfekt, denn er bot genug Schatten und ausreichende Deckung gegen den unerträglichen Wüstenwind. Die anderen schienen nicht minder erleichtert und ein paar von ihnen ließen sich in den nächstbesten Schattenplatz auf den Boden fallen. Sinaphie war die letzte die zu ihnen zwischen die Felsformation schlurfte.
"Ich hasse Sand.", quengelte sie und schüttelte sich demonstrativ unter ihrem weißen Wüstenumhang. "Er setzt sich einfach überall zwischen meinen Federn fest. Ich hasse das. Können wir nicht bald raus aus der Wüste?"
Kanra seufzte mitleidig, ging vor Sinaphie in die Hocke um ihren Umhang zu richten und strich ihr aufmunternd über den Kopf.
"Tut mir leid Sinaphie.", entschuldigte Kanra sich mit sanfter Stimme. "Aber ich fürchte wir müssen alle den Sand noch eine Weile ertragen. Aber je eher wir die verlorene Stadt finden, desto besser. Dort sind wir erst einmal vor der Sonne sicher."
"Die Sonne ist doch gar nicht mal das Problem.", erwiderte die kleine Aerorill traurig. "Mein gesamtes Gefieder juckt wie verrückt. Und mit diesen dämlichen Ding...", sie zog demonstrativ an ihrem Cape, "... kann ich mich nicht einmal anständig kratzen. Aber ohne bekomme ich noch mehr Sand ab. Ich habe noch nie einen Ort gesehen der so unangenehm und trostlos ist."
"Das kann ich verstehen, schließlich bist du an einem recht tropischen Ort geboren.", bemerkte Lashon, der gerade zu ihnen aufgeschlossen hatte.
Sinaphie nickte.
"Ja! Dieser Ort ist das komplette Gegenteil. Hier gibt es keine Bäume, keine Schatten, kein Dickicht... nicht einmal Tiere!"
"Nun, da wäre ich mir nicht so sicher.", bemerkte Sciz, während er mit skeptischen Blick die oberen Felskanten beäugte.
Vera nickte.
"Ich spüre eine Unzahl einfacher Bewusstseine...", bestätigte sie.
"Siehst du? Wüsten mögen zwar lebensfeindlich sein, aber auch hier leben Tiere.", erklärte Lashon der Aerorill.
Sinaphie machte große Augen.
"Wirklich? Was würde hier leben wollen? Ich kann mir keinen Aerorill vorstellen, der diesen Ort einem anderen vorziehen würde."
"Und ich keinen Menschen. Aber hier gibt es Schatten und Wasser, also ist es keine Überraschung dass hier was lebt. Und wir sollten vorsichtig sein, Wüstenkreaturen sind nicht selten aggressive und zähe Burschen.", bemerkte Kanra.
Plötzlich tauchte Tropfen wieder zwischen ihnen auf.
"Wir sollten uns aber keine zu großen Sorgen machen, solange wir uns nicht bei der Wasserquelle häuslich einrichten."
Lashon fand das nur vernünftig.
"Hast du etwas gesehen?"
Tropfen schwebte zwischen Kanra und Lashon vorbei und deutete nach oben, wo Felsvorsprünge und kleine Einbuchtungen an den oberen Rand der Felsformation zu sehen waren.
"Ich habe da oben ein paar Nester für ein paar kleinere Raubvögel gesehen, aber um uns scheinen die einen Bogen zu machen. Keine Gefahr, wenn ihr mich fragt."
"Warte!", warf Kanra ein und sah den Wassergeist misstrauisch an. "Wieso da oben? Gibt es hier unten etwas, was denen Angst einjagt?"
"Möglich. Ich habe vorhin etwas Merkwürdiges in den Schatten herumkriechen gesehen.", meldete sich Loghain zu Wort. "Sah aus wie eine Art schwarzer Skorpion, der einem bis zum Knöchel reicht."
Kanra sah Lashon vielsagend an und sie musste nicht einmal etwas sagen bevor er nickte.
"Okay, dann sollten wir uns besser umsehen. Ich möchte nicht von der heimischen Fauna überrascht werden, denn Überraschungen hatte ich für meinen Geschmack in letzter Zeit zu viele."
"Das klingt gut.", stimmte Tropfen ein. "Kanra, Vera ihr beide baut das Lager auf. Sciz und Sinaphie ihr seht euch hier mal zwischen den Felsen um. Informiert uns über alles was gefährlich sein könnte und erledigt es, was ein Risiko darstellt. Hoheadeptin, Kampfkunstmeister: Ihr könntet vielleicht trotzdem noch nach Spuren der Sternenkraft Ausschau halten. Ich und Lashon sehen uns mal bei dieser Wasserstelle um und füllen unsere Wasservorräte auf. Wir sind spätestens in einer halben Stunde wieder alle hier. Noch Fragen?"
"Wann gibt es Abendessen?", fragte Lashon prompt.
Tropfen ignorierte ihn.
"Gut, wir treffen uns dann in einer halben Stunde."

Saitu spürte wie das Schiff kurz zusammenzuckte. Er wartete. Es wiederholte sich. Dieses Mal war es stärker. Er prüfte die Flügel mit ihnen schien alles in Ordnung zu sein.
"Wa-", murmelte er und wurde fast von den Füßen gerissen, als das komplette Schiff von einem kräftigen Ruck erfasst wurde.
Merl klammerte sich an ein Geländer und fluchte, als ihm ein heftiger Wind ins Gesicht blies. Und er wurde mit jeder Sekunde stärker.
~Windströme~, hörte er eine fremde Stimme über das Tosen des Windes hinweg.
Die Stimme kam aus seinem Kopf und Merl spürte die Verbindung eines Geistlesers. Er folgte der Quelle des Senders und sah einen älteren Mann neben ihm, der sich gegen einen Mast drückte und ihn direkt ansah. Merl erkannte ihn als den ehemaligen galatanischen Lord Senar, den die Hoheadeptin mitgebracht hatte.
~So hoch über den Wolken für das bloße Auge unsichtbar. Wenn wir nichts unternehmen werden sie uns vom Kurs abbringen. Hilf mir aus Junge!~
"Anarath! Senar!", bellte Saitu.
"Schon dabei!", rief der Lord über das Heulen des Sturmes hinweg, verstärkte seinen Griff und schloss konzentriert die Augen.
Merl spürte wie der Lord versuchte mit ihm eine stärkere Verbindung aufzubauen. Er zögerte. Normalerweise schützte er sich vor geistigen Verbindungen dieser Tiefe, da es ein Risiko für sein Geheimnis bedeutete, wenn der Lord sich entschloss seinen Kopf zu durchsuchen. Doch dem Druck der Situation nachgebend ging er die Verbindung widerstrebend ein.
Was soll ich tun?
~Leih mir deine Kraft und erkenne weitere Windströme die unseren Weg kreuzen könnten und hilf mir sie vom Schiff abzulenken!~, wies ihn Senar an.
Merl schluckte, aber kam der Aufforderung nach. Der Flug des Schiffes wurde umgehend ruhiger und der Wind merkbar schwächer.
Voraus...!
~Schon dabei, Junge!~
Merl konnte vor seinem geistigen Auge sehen wie ein strömender Fluss aus Winden sich bog und der Windtänzerin den Weg freigab. Er kam nicht umhin die Kontrolle zu bewundern, mit der der Lord seine Psynergy beherrschte. Merl kannte 'Großmeister' an seiner ehemaligen Akademie, die diesem Mann nicht mal das Wasser reichen konnten. Er könnte noch eine Menge von ihm lernen.
~Junge...!~
Ich versuche es...
Wieder ging ein Ruck durch die Windtänzerin, aber deutlich schwächer als der letzte.
"Einige von diesem Strömungen sind zu stark! Wir sollten ihnen besser ausweichen!", rief Senar angespannt.
"Wir dürfen nicht zu weit vom Kurs abweichen!", widersprach Saitu. "Wenn wir unser Landeziel verfehlen-"
"Voraus! Hochziehen! Bringt uns nach oben, sofort!", brüllte Merl plötzlich, vor dessen geistigen Auge ein gewaltiges Knäuel aus Windströmen erschien das drohte das Schiff in Stücke zu reißen.
Saitu schüttelte den Kopf, aber folgte der Anweisung und ließ die Schwingen weiter ausschlagen.
"Festhalten!", warnte Merl.
Das Schiff erbebte, als der Schiffsrumpf das Windknäuel streifte und ins Kippen brachte. Tsuka verlor ihren Halt und wurde gegen Merl geworfen.
"Tut mir Leid, ich nehme es zurück! Deine Windreisen sind doch viel angenehmer!", entschuldigte sie sich, während sie wieder nach Halt suchte.
Saitu knurrte, während er versuchte mit den Schwingen das Schiff wieder gerade auszurichten.
"Bringe uns wieder auf Kurs-"
Die Schattenschwingen verblassten und wurden wieder zu Holz. Einen Moment herrschte Schweigen unter der Crew.
"Nicht gut?", fragte Sylvos an Saitus Seite.
"Darauf kannst du wetten. Wir haben wohl soeben die Atmosphäre durchbrochen, nehme ich an. Anarath, Lord Senar! Bringt uns wieder auf Kurs!"
"Wie?", fragte Merl entsetzt.
"Wir steigen viel zu hoch! Neigt uns ein wenig tiefer!"
"O-Okay..."
Wieder versenkte er sich in seine Psynergy und verband sich mit Senar. Glücklicherweise hatten sie die Windströme hinter sich gelassen. Sie bogen den Wind nun zu ihrem Gunsten und änderten den Flugwinkel des Schiffs.
"Tiefer... Noch tiefer!"
Immer verlangen die Leute von einem fast Unmögliches!, regte Merl sich auf, während er krampfhaft versuchte den Wind zu bändigen.
~Unmögliches? Dies ist ein galatanisches Schiff, Junge! Eines das gebaut wurde um es mit dem Wind zu lenken! Das wird ein Kinderspiel!~
Und tatsächlich: das Schiff fügte sich fast jeder Anpassung ohne Widerstand. Bald verstummten auch Saitus gebrüllte Anweisungen.
"Besser wird es wohl kaum werden.", murmelte er, ging zur Reling und blickte hinunter.
Unter ihnen erstreckte sich jetzt das Land des Superkontinents. Sie flogen über einen weiten Wald und voraus in der Ferne war ein riesiger See zu sehen. Ihr Ziel.
Die Windtänzerin hörte auf zu steigen und begann nach einer kurzen Zeitspanne des sanften Schwebens mit der Fallbewegung. Erst ganz sanken sie ganz langsam, dann begannen sie drastisch an Höhe zu verlieren.
"... Wir werden sterben, oder?", murmelte Lanthari, die das Schauspiel bisher wortlos mit kreidebleichem Gesicht verfolgt hatte.
Amirwin legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter.
"Hab Vertrauen, La. Diese Menschen wissen was sie tun."
"Habt ihr das gehört?", flüsterte Tsuka, die angesichts des gespenstischen Falls ebenfalls langsam panisch wurde. "Wir wissen was wir tun. Nicht wahr, Anarath?"
Merl, der immer noch die Augen konzentriert geschlossen hatte, verzog angespannt das Gesicht.
"Kannst du mich mal für eine Minute in Ruhe lassen?"
"Wenn wir noch eine Minute haben!", fauchte sie, aber versuchte sich zu beherrschen. "Hey Tali, du bist doch ein Glückbringer oder? Uns wird nichts geschehen, oder?"
Diese nickte völlig entspannt.
"Klar."
"KLAR?! Wie kannst du nur so ruhig sein?!", platzte Tsuka wütend.
"RUHE!", fuhr Merl sie an.
~Wir sind zu schnell.~, informierte ihn Senar.
Nein, wir sind zu langsam!
~Nein! Wir... sind zu flach...~
"Alle Mann! FESTHALTEN!", befahl Saitu und klammerte sich an die Reling.
Die Windtänzerin schlug auf. Wasser spritzte in alle Richtungen und viele Crewmitglieder verloren ihren Halt. Merl rutschte über Deck und schlug seinen Kopf schmerzhaft an einer Holzkiste. Irgendwo konnte er Tsuka "Anhalten! Anhalten!" brüllen hören, bis ein lauter Knall und ein hohes Zischen ertönten. Daraufhin wurde es still. Als Merl die vor Schmerzen tränenden Augen öffnete, sah er einen wolkenlosen Himmel über sich. Er war noch am Leben. Talis Gestalt ragte über ihm auf und bot ihm eine Hand an.
"Perfekt gelaufen.", kommentierte sie grinsend und half ihm auf die Beine.
Merl sah sich um. Der Großteil der Crew lag zusammengewürfelt auf dem Deck verstreut, aber niemand schien sich außer ein paar Beulen und Kratzer verletzt zu haben. Sein Blick ging über die Reling, wo das letzte energetische Leuchten des Schutzschildes des Schiffes verblasste. Sie waren planmäßig im See gelandet, aber wegen ihres Winkels und dem Schild wie ein Stein über das Wasser gehüpft und waren auf dem Land gelandet. Eine tiefe Schneise zog sich vom See zu ihnen, wo die Windtänzerin über die Erde schliffen war. Offenbar hatte der Schild gehalten und das Schiff unbeschädigt hinterlassen.
Tali half gerade Tsuka auf die Beine.
"Eine Bilderbuchlandung."
Tsuka sank zittrig wieder zusammen und wischte sich kalten Schweiß von der Stirn.
"Nie wieder..."

Kudo hatte nicht schlecht gestaunt, als er die gemütliche Inneneinrichtung des Hauptzeltes erblickt hatte. Lange geschnitzte Holzbänke standen Reihe an Reihe an zwei robusten Tischen, zwischen denen eine gewaltige Feuerstelle ihren Platz gefunden hatte. Nur das in der Feuerstelle kein Feuer brannte, sondern Kurlags gerunte Steinplatte sanft rot glühte und eine angenehme Wärme gleichmäßig im Zelt verteilte. An den Rändern standen noch einige kunstvoll gefertigten Holzliegen mit dicken Felldecken. Und Sazael hatte all dies in einem Sekundenbruchteil geschaffen, ohne auch nur in das Zelt sehen zu müssen. Sicher nützte ihm das nicht viel im Kampf, in dem Kudo ihm gewiss weitaus überlegen war, aber er kam nicht umhin ihn um die Feinheit und Genauigkeit seiner Psynergy zu bewundern. Wie viel älter mochte der Mann sein als er? Zwanzig Jahre? Wäre er nach dieser Zeit auch in der Lage ähnliches zu vollbringen?
Doch auch diese Gedanken lenkten ihn nicht allzu lange von etwas anderen ab. Hashiro. Immer wieder geisterten ihm Loghains Worte aus dem Gespräch mit dem Käpten durch den Kopf, als er über den Mörder seiner Eltern sprach. Es brannte so sehr in ihm, dass er es nicht lange im Hauptzelt bei der sanften Wärme und der unbeschwerten Stimmung der versammelten Crew aushielt und wieder hinaus in die eisige Kälte Arktonias trat. Erst sah er Sazael beim Bau des Versorgungszelts und diverser Mannschaftszelte zu, von dem er sich vornahm eines für sich allein zu reservieren. Als ihn selbst das nicht mehr auf andere Gedanken brachte, stampfte er ein wenig weg vom Lager und blieb auf einer eisigen Düne stehen und starrte auf die grenzenlose Leere der Gaiafälle hinaus. Das waren sie also: die Grenzen seiner Welt. Grellweiße Blitze zuckten hin und wieder in der unendlichen Schwärze auf. Er versuchte sich den Kopf darüber zu zerbrechen wie so etwas sein konnte und was am Grund dieser Schwärze lag, aber seine Gedanken kehrten immer wieder an Hashiro zurück. Er vermochte nicht zu sagen wie lange er da stand und sich der Kälte aussetzte, aber es war bereits sehr dunkel als ihn eine Stimme aus seinen Gedanken riss.
"Dieser da starrt dich jetzt schon seit einer ganzen Weile an."
Kudo zuckte zusammen, wischte sich schnell ein paar Schneeflocken aus seinem Gesicht, drehte sich um und rang sich zu seinem besten Lächeln durch.
"Rangi! Welch Überraschung! Du..."
Erst jetzt realisierte er was sie gesagt hatte und zog die Stirn kraus. Rangi, in dicker Fellkluft gehüllt, hob ihre linke Hand und deutete auf einen Punkt hinter ihm. Kudo wirbelte herum und folgte der Geste. Dann sah er ihn.
"Das ist doch eins von diesen Dingern von den der Käpten sprach, oder?", fragte Kudo und beobachtete das ferne bläuliche Glimmen eines nebelartigen Wolfes mit rotglühenden Augen, der einfach dahockte und ihn anstarrte.
"Höchstwahrscheinlich. Der hier scheint Interesse an dir zu haben. Hier, zum Aufwärmen."
Rangi reichte ihm etwas, dass sie in der rechten Hand gehalten hatte. Es handelte sich um eine Trinkflasche, auf der ein Symbol prangte, das Kudo als eine von Kurlags Wärmerunen erkannte. Kudo nahm das Gefäß entgegen, entkorkte es und nahm einen Schluck. Ein unglaubliches Gefühl der Wärme durchströmte ihn als der süß schmeckende Saft seine Kehle herunterrann und erst jetzt bemerkte Kudo wie kalt ihm gewesen war. Er trank weiter, bis ihm wieder das Gefühl in die Finger zurückkehrte, dann steckte er wieder den Korken in die Flasche. Doch als er Rangi wieder ansah kam ihm nur ein ehrliches "Danke." über die Lippen.
Innerlich fluchte er über sich selbst. Endlich war die Frau die ihn am meisten ignorierte zu ihm gekommen, hatte ihm nicht nur ein Wärmegetränk gegeben weil sie sich offenbar um sein Wohlergehen sorgte, sondern beobachtete ihn und seine Umgebung schon seit einer längeren Zeit um zu bemerken, dass der Nebelwolf ihn anstarrte. Sein Zorn auf Hashiro wuchs noch weiter, weil er jetzt auch noch seinen Verstand zu benebeln schien.
"Keine Ursache.", erwiderte Rangi knapp, die versuchte ihre Überraschung über Kudos milde Reaktion zu verbergen.
Kudo, der sich trotzdem ein wenig besser fühlte, lenkte seine Aufmerksamkeit wieder dem Wesen zu, dass ihn beobachte.
"... Ob es wohl kämpfen will? Kann es haben.", sagte Kudo plötzlich und stapfte los.
Ein Kampf würde ihn auf andere Gedanken bringen, hoffte er zumindest.
"... Warte."
Der Wolf erhob sich, drehte sich um und hechtete, oder besser 'wehte', davon. Nach ein paar Metern hielt er und drehte sich wieder zu Kudo um.
"Lauf nur, ich erwische dich trotzdem.", knurrte Kudo und wurde noch schneller.
"Warte!"
Das Wesen wiederholte die Aktion nochmal. Dann nochmal. Jedes mal wenn Kudo näherkam, glich es den Abstand wieder aus. Kudo war drauf und dran loszusprinten, als ihn ein fester Griff an seinem Handgelenk festhielt.
"Ich sagte: Warte!", raunte Rangi ihm eindringlich zu.
"Wieso?"
"Dieses Wesen will dich ganz offensichtlich irgendwo hinlocken. Du hast nicht zufällig vor dem Käpten vorher Bescheid zu geben?"
Kudo sah sie eingehend an. Rangi nickte wissend.
"Dachte ich es mir. Dann lass mich meinen Stab und meinen Bogen holen. Alleine ist es hier draußen zu gefährlich."

~Es handelt sich um Namenslisten, um genau zu sein.~, erläuterte Irrlicht. ~Es scheint sich um eine Auflistung von Truppen und Kompanien zu handeln und deren Mitgliedern. Ich könnte dir die Namen fast alle aufzählen, aber ich bezweifle dass es uns hilft. Aber...!~, fuhr der Dschinn fort, ~ein Dokument war anders. Ein Vertrag zwischen Rook und den Rotschärpen. Es handelte sich um einen Auftrag einen gewissen 'Gezeitentempel' von dessen Wächtern zu befreien und die 'Tränenkerne' zu dieser Miene zu bringen.~
~Tränenkerne?~, wunderte sich Haden.
~Ich weiß auch nicht was das ist, aber wenn ich raten müsste werden sie auch bei der nächsten Lieferung dabei sein.~, mutmaßte Irrlicht.
Haden überlegte einen Moment.
"Tränenkerne, Gezeitentempel, klingelt's da?"
"Nicht im Geringsten.", antwortete Megg nach einen Moment Nachdenken, ohne Fragen zu stellen. "Klingt nicht nach einem Ort der in diesen Ländereien steht."
Haden nickte. Zumindest wusste er was Rook von ihnen wollte.
~Kannst du mir noch etwas sagen?~
~Nur eine Vermutung, aber anhand der Daten in den Listen scheinen sie hauptsächlich Erdadepten durchsucht zu haben. Wonach genau... kann ich nicht sagen.~, meinte der Dschinn.
Megg wartete geduldig, bis Haden sie wieder direkt ansah.
"Die Lieferung wird wohl noch eine Weile aufgehalten werden. Wollen wir wirklich noch so lange in der Nähe bleiben um zu sehen was passiert? Die werden bald nach uns suchen."

"Hier drüben ist noch einer! Ligah, hilf mir!"
Eine junge Frau in leichter, schwarzgefärbter Stoffrüstung und einer blutroten Schärpe um ihrer Taille eilte im Geleit von zwei düster dreinblickenden Reytersoldaten mit eleganten Bewegungen zu ihr. Zwei kleine Silberglöckchen an einer Haarnadel erklungen leise, als Ligah mit einem beschwingten Schritt einem Trümmerstein auswich und ihr langes schwarzes Haar eine kleine Welle schlug. Sie ging neben ihr in die Knie und untersuchte den verwundeten Soldaten vor ihr, der schwer blutete.
"Er atmet noch."
Ligah nickte und ließ dabei wieder leise die Glöckchen läuten.
"Das kriegen wir hin, Liebes. Keine Sorge. Schließ du die Wunden, ich konzentriere mich auf sein Inneres.", sagte sie leise mit ruhiger Stimme.
"Okay."
Sie nahm einen tiefen Atemzug und schloss die Augen. Was als nächstes geschah, ließ die beiden Reytersoldaten überrascht zurückweichen und ihre Waffen fester umfassen. Aber die beiden Frauen ignorierten sie und konzentrierten sich auf die Heilung.
"Stoßgebet.", sagten beide im Chor und ließen die Psynergy auf den Verwundeten einwirken.
Die Wunden schlossen sich. Im nächsten Moment geschah nichts. Dann begann der Soldat heftig zu Husten und auf die Seite zu drehen.
"Glückwünsch.", sprach Ligah dem Mann mit leiser Stimme zu. "Willkommen zurück unter den Lebenden."
Sie lächelte Ligah dankbar zu und strich sich durch die Haare, die ihre Farbe von einem Azurblau in ein blassen Rotton änderten. Die Soldaten um sie herum beäugten sie misstrauisch.
"Seht euch daran satt, Jungs.", sagte plötzlich eine raue kehlige Stimme. "Eine Einstimmende wird nicht in jedem Jahrhundert geboren. Ihr solltet euch für diese Begegnung glücklich schätzen."
Sie setzte den Kopf des geheilten Soldaten, den sie eben noch gestützt hatte, langsam auf den Boden ab und überließ den Mann in Ligahs Obhut. Dann wandte sie sich dem Neuankömmling zu.
"Meister Rook, es tut gut zu sehen Euch wieder auf den Beinen zu sehen."
Der ungepflegte Mann grinste breit und klopfte sich auf eine kreisförmige unbedeckte Stelle auf seinem Bein.
"Es braucht mehr als das um einen alten Krieger aus den Hochlanden wie mich zu den verblichenen Champions zu schicken. Ihr wisst nicht zufällig wer dahinter steckte?"
Sie schüttelte den Kopf.
"Ich fürchte eure Männer hätten uns nicht gehen lassen, wenn wir versucht hätten die Verfolgung aufzunehmen."
Rook lachte.
"Richtig. Und ich fürchte bis wir wissen was hier vor sich ging müsst ihr noch eine Weile unsere Gäste bleiben."
Der Mann lachte weiter, doch sie konnte die Wut darunter spüren. Sie konnte nur hoffen, dass Rook nicht ihnen die Sache anhängte, denn gerüchteweise wusste sie, dass er kein Mann war mit dem man sich anlegen sollte. Kaarnasische Hochländer galten schon immer als grausam und nachtragend. Auch wenn dieser Rook gute Mime zum Spiel machte, bedeutete das nicht dass er vorhatte die Sache einfach zu vergessen.
"Ich verstehe.", gab sie bemüht neutral zurück.
Sie beneidete Ligah um ihre Fähigkeit nie die Ruhe zu verlieren oder emotional zu werden. Wäre ihr Anliegen nicht so wichtig, hätte sie schon längst für den Abzug ihrer Truppe gesorgt.
"Haben Sie wenigstens meine Zielpersonen finden können?"
Rooks Grinsen fror kurz ein, bevor wieder lachte.
"Vielleicht. Um genau zu sein habe ich eine von beiden identifizieren können."
Der Mann wurde plötzlich ernst.
"Ich habe mir unser Truppenregister angesehen und obwohl wir über viele mit dem Namen 'Weldon' verfügen, haben wir nur einen der aus den Neitälern kommt. Ich weiß wir haben vereinbart, dass ihr mir keinen Grund für die Suche nennen müsst, aber ich spreche hier von einem hochrangigen Offizier unserer Armee."
Sie zog die Luft erschrocken ein. Das sollte ihr Weldon sein?
"Er ist gerade auf einer Mission, aber ich kann ihn gerne benachrichtigen dass ihr ihn sucht wenn er zurück ist. Mehr werde ich nicht versprechen."
Sie biss sich verärgert auf die Zähne.
"Ihr wolltet ein Treffen arrangieren."
"Ich sagte 'vielleicht', Ihr erinnert Euch? Ich weiß immer noch nicht was ihr mit ihm vorhabt. Es wäre doch unklug von uns, wenn ihr seine Elemenierung im Sinn hättet."
Sie schüttelte ihren Kopf und ihre langen blassroten gelocken Haare raschelten leise.
"Das gewiss nicht. Ich will nur mit ihm reden!"
"Das ginge bestimmt auch per Post. Ich überbringe gerne Euren Brief."
"Persönlich!", betonte sie zerknirscht.
Rook zuckte gleichgültig mit den Schultern.
"Vielleicht. Wir werden sehen."
Sie versuchte ihre Wut zu unterdrücken. Sich jetzt mit Rook zu streiten würde sie nur in Schwierigkeiten bringen. Sie musste mitspielen.
"Ich verstehe. Was ist mit dem anderen?"
Rook zuckte erneut mit den Schultern.
"Ich habe mir fast alle Papiere angesehen, aber ich bin mir ziemlich sicher: Einen Lashon aus den Neitälern haben wir nicht. Tut mir Leid."
Sie tief atmete aus, teils erleichtert, teils enttäuscht.
"Seid Ihr sicher?", hakte sie nach.
"Ich fürchte ein paar Listen bin ich nicht durchgegangen und die sind nun begraben, aber wenn er in die ähnliche Kategorie schlägt wie dieser Weldon... Nein. An so einen würde ich mich erinnern. War's das?"
Sie nickte langsam.
"Gut. Dann macht es Euch bequem, Syreen, Anführerin der Rotschärpen. Ich hoffe wirklich in unser beider Interesse, dass dieser Angriff nichts mit Euch zu tun hat."

"Diese Viecher scheinen kein Problem darzustellen.", stellte Sciz fest, während er beobachtete wie die schwarze Skorpionkreatur sich zwischen einen Felsspalt verkroch, kaum als er sich genähert hatte. "Sie versuchen es nicht einmal. Scheue Biester... So lange sie sich von uns nicht bedroht fühlen werden sie uns auch nicht tun."
Er blickte zu Sinaphie, als diese nicht antwortete. Sie schüttelte sich heftig und zupfte fahrig an ihrem Wüstencape. Sciz seufzte. Sie war mehr von ihrem Gefieder abgelenkt, als dass sie ihm bei der Suche half.
"Alles okay?"
"Ich hasse das!", jammerte Sinaphie. "Kann ich dieses Ding nicht einfach abnehmen?"
"Solange du im Schatten bleibst sollte das kein Problem sein."
Als hätte Sinaphie auf die Erlaubnis gewartet, riss sie sich augenblicklich das ungeliebte Stück vom Körper, schüttelte sich aus und fuhr mit Schnabel und Klauen durch ihr Gefieder.
"Viel besser.", gurrte sie zufrieden und beobachtete mit Genugtuung wie der feines Sand aus ihren Federn rieselte.
"Freut mich. Können wir jetzt weiter?"
Sinaphie sah zu ihm auf.
"Tut mir Leid, Sciz. Es ist nur einfach so, dass ich Sand in meinen Federn überhaupt nicht-"
Sie verstummte mitten im Satz und legte fragend den Kopf schief.
"Wer ist das?", fragte sie neugierig.
Sciz wirbelte herum, als er bemerkte dass sie einen Punkt hinten über ihn anstarrte. Er kniff die Augen zusammen. Über ihnen, auf dem Rand der Felsen in denen sie Schutz suchten, ragte eine schlanke Silhouette auf. Sciz konnte schlecht Einzelheiten erkennen, da sie die Sonne im Rücken hatte.
"H-Hallo?", rief Sciz.
Die Gestalt antwortete nicht. Sciz kniff die Augen enger zusammen. Jetzt konnte er die langen, kunstvoll geflochtenen Haare der Gestalt erkennen. Eine Frau? Sie hielt einen langen Stab aus dunklen Metall in ihrer rechten Hand, den sie herrisch neben sich in den Boden gestemmt hatte. Der Stabkopf sah aus wie ein kristallener nach oben gedrehter Halbmond, der das Licht der Sonne in faszinierende Regenbogenfarben brach.
"Wer seid ihr?", rief Sciz erneut.
Doch plötzlich wandte sich die Gestalt ruckartig ab und verschwand vom Felsspalt.
"Hey!", brüllte Sciz, doch Sinaphie setzte sich bereits in Bewegung.
Behände zog sich die Aerorill die Felsen hoch und verschwand dort, wo die Gestalt eben gestanden hatte. Eine halbe Minute später kehrte sie zurück.
"Sie ist verschwunden!", sagte Sinaphie verwundert.
Sciz sandte eine Geistleserwelle aus und runzelte die Stirn. Er fand kein fremdes intelligenteres Bewusstsein. Er sandte eine weitere, stärkere Welle aus. Er spürte Sinaphie, Lashon, Kanra, die Hoheadeptin, den Kampfkunstmeister, Vera und Tropfen... Aber sonst niemanden.
Hat sie sich davonteleportiert?, fragte er sich zerknirscht.
"Was machen wir jetzt?"
Sciz überlegte. Wenn sie sich wirklich teleportiert hatte, dann machte es keinen Sinn nach ihr zu suchen. Aber wenn sie sich nur irgendwie verbarg oder auch nur Spuren hinterlassen hatte...
"Ich sehe mich hier noch nach ihr um. Gib Tropfen und Lashon über das bescheid, was wir eben gesehen haben. Wie es aussieht gibt es doch Menschen in dieser Wüste."
"Okay.", sagte Sinaphie und sprang über die Felsen davon.
Sciz zischte. Es war eine Weile her, dass sich jemand so an ihn heranschleichen konnte. Jetzt wo er darüber nachdachte... Hatte er überhaupt ein Bewusstsein gespürt, als er die Gestalt über sich hatte stehen sehen? Er war sich nicht mehr so sicher. Und das gefiel ihm ganz und gar nicht.

"Ein Ristemé?", fragte Kanra verdutzt.
Vera nickte, während sie Kanra half eine Feuerstelle aufzubauen, obwohl sie nicht genau verstand warum. Kanra hatte gesagt, dass es nachts in der Wüste sehr kalt werden konnte. Vera, die nie zuvor in einer Wüste gewesen war, konnte sich das nur schwer vorstellen. Sie schwitzte wie verrückt, selbst im Schatten. Während der Arbeit hatte Kanra begonnen sie über den Hintergrund ihrer Entführung auszufragen.
"Ja. Anar... Anarath sagte der Mann wäre einer gewesen. Calixtus war sein Name. Offenbar wollte er mich als Geisel benutzen um Anarath zu töten."
Kanra sah sie nachdenklich an.
"Das macht doch keinen Sinn. Warum du? Warum schnappt dich ein Ristemé mitten in Deregallhafen, um einen Helden aus einer anderen Welt zu töten?"
"Das waren Dämonen gewesen."
"Äh... Verstehe. Nachdem... Ailas dich eingefroren hat."
"Nun... ja."
"Also steht Ailas im Bündnis mit dem Dämonen?"
"Nein, unwahrscheinlich... denke ich..."
"Aber der Dämon hat sich mit dem Ristemé verbündet...?"
"Ich... habe nicht die leiseste Ahnung. Anarath hat den Ristemé besiegt und irgendwelchen anderen Ristemés überlassen..."
"Also war er ein Verbrecher?"
"Er hat mich entführt!", erinnerte sie Kanra.
"Oh, klar. Nein, warte... Waren das nicht die Dämonen? Und teilweise Ailas?"
"Ich... ach, vergessen wir das.", gab Vera auf, die die Ereignisse auch nicht in ihren Gedanken miteinander verknüpfen konnte. "Anschließend hat uns der Dämon angegriffen und... mein Bruder hat ihn in die Flucht geschlagen."
"Aber er ist nicht tot?"
"Das... nein."
Kanra seufzte. Sie hatte nie an Dämonen oder Ähnliches geglaubt und jetzt wo sie wusste dass es sie gab, wollte sie auch niemals einem begegnen. Sie hatte schon mit weltlichen Feinden ihre Probleme.
"Trotzdem ist es seltsam. Warum du? Aus welchem Grund haben sich der Ristemé und der Dämon die Mühe gemacht dich zu entführen? Du hast dein gesamtes Leben in Nebelherz verbracht, aber irgendwie müssen sie geglaubt haben, dass du ein geeigneter Köder für Anarath von den Anemos wärst. Ansonsten hätten sie genauso gut jeden nehmen können."
"Ich weiß es auch nicht.", antwortete Vera ein wenig zu schnell und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu.
Kanra hob die Brauen. Dann stahl sich ein wissendes Grinsen auf ihre Züge.
"Kann es sein...?
"Was?", fragte Vera unruhig.
"Er mag dich.", schlussfolgerte Kanra süffisant.
"W-Was? Von wem sprichst du?"
"Anarath. Jetzt wo ich so darüber nachdenke, habe ich dich auf dem Abschiedsfest in Sturmfeste allein in seiner Begleitung gesehen."
"U-Und wenn schon...", murmelte Vera und versuchte sich wieder auf ihre Arbeit zu konzentrieren.
"Das muss es sein! Die Frage ist doch, magst du ihn?"
Vera zuckte zusammen.
"W-Was meinst du?"
Kanra grinste triumphierend.
"Also doch! Dieses verräterische Stottern... Und hast du ihn nicht vorhin 'Anar' genannt? Was ist das, ein Spitzname? Ihr müsst eine Menge Spaß auf dem Fest gehabt haben..."
"Kanra! Es ist nicht so wie du denkst!"
"Ach...?", machte Kanra feixend. "Ist es nicht? Komm schon, du kannst es mir sagen. Bei mir ist dein Geheimnis sicher, Süße."
"A-Aber-"
"Ob das überhaupt in Ordnung ist?", überlegte Kanra plötzlich aufgeregt. "Ich habe gehört er wäre verheiratet. Aber in dem Alter?! Das war doch schon vor drei Jahren! Das glaube ich nicht! Ich bin mir ziemlich sicher, dass die in Weyard die Dinge nicht so gehandhabt wurden... Vielleicht habe ich das falsch verstanden? Vielleicht hat er nur eine Frau gewählt?"
Sie zog erschrocken die Luft ein und beugte sich ernst zu Vera hinüber.
"Er ist doch nicht etwa so ein Frauenheld wie dein Bruder, oder?!"
"Was? Nein, er-"
"Er ist nur mit einem Schwarm Mädchen unterwegs gewesen!", erinnerte sich Kanra und ihr Gesichtsausdruck verdüsterte sich. "Ist das seine Masche? Verdammt Vera, du solltest wirklich nicht auf so einen Typen hereinfallen..."
Vera wusste nicht mehr was sie sagen sollte und sah sich verzweifelt um, um dieser Diskussion zu entfliehen. Erleichtert erspähte sie Rettung in Gestalt von Alyka, die gerade zurückkehrte.
"Hoheadeptin! Willkommen zurück."
Sie nickte zum Gruß zu und starrte dann verärgert zu Kanra hinunter, die sich immer noch zu Vera herüber gebeugt hatte.
"Arbeitet Ihr überhaupt?"
"Das Gleiche könnte ich Euch fragen. Ist Euch die Sonne zu heiß geworden?", erwiderte Kanra den Seitenhieb mit gespielt freundlicher Stimme.
Alyka verzog das Gesicht für einen Moment vor Ärger.
"Sind Lashon und Tropfen schon zurück?"
"Wartet.", sagte Kanra und sah sich demonstrativ zwischen den Felsen um. "Oh, nein. Sieht nicht so aus."
Vera sah unschlüssig zwischen den beiden hin und her, als sich die Spannungen zwischen ihnen jeden Moment verschlimmerten. Was war nur zwischen den beiden?
"Habt Ihr was gefunden?", warf sie schnell ein, bevor die Frauen sich weiter provozierten.
Die Hoheadeptin sah sie zuerst mies gelaunt an, aber dann nickte sie.
"Es ist einfach. Da ist überhaupt nichts!"
"Ach wirklich?", schnarrte Kanra.
Dieses Mal würdigte Alyka sie keiner Reaktion.
"Keinerlei Spuren von Psynergy. In keinster Form. Selbst wenn die Energien des Elementarturmes restlos durch einen Trick verschwunden sind, müsste wenigstens von uns Spuren bleiben wenn wir unsere Energien wirken."
"Aber Sinaphie, Vera und Sciz können immer noch Lebewesen spüren.", warf Kanra ein.
"Das liegt daran", antwortete Alyka genervt, als wäre die Antwort das offensichtlichste auf der Welt, "dass Psynergy zwar funktioniert, aber keine Rückstände oder sonstige Spuren hinterlässt, was Psynergy, wie wir alle wissen, zwangsläufig tut. Ganz egal wie geschickt ihr Anwender. Einzige Ausnahmen sind besonders feine Psynergyformen und ich bin mir ziemlich sicher, dass der Wirbelwind von Sciz nicht dazugehören sollte, geschweige denn unser Teleport vorhin."
"Wie hilft uns das die Stadt zu finden?", fragte Vera schnell, bevor Kanra die Frage in einer aggressiveren Formulierung stellen konnte.
"Leider nur sehr wenig. Aber was ich damit sagen will: Es ist die gesamte Wüste, die sonderbar ist! Sie verschluckt alle Spuren von Psynergy, nur wie sie anstellt ist mir ein Rätsel."
Dieses Mal begnügte sich Kanra nur mit einem wissenden Blick, den die Hoheadeptin konsequent ignorierte.
"Ich denke ich werde noch einmal losziehen, aber ich bezweifle, dass ich etwas finde. Aber so kann ich mich wenigstens nützlich machen."
Kanra schnaubte nur.
Die Hoheadeptin wandte sich schon zum Gehen, als Kanra etwas einfiel.
"Hey, Alyka! Ich habe gehört du kennst Anarath noch aus Zeiten des Galatanischen Krieges. Stimmt es, dass er verheiratet ist oder war? Er ist doch kein Frauenheld, oder?"
Alyka blieb versteinert stehen. Langsam drehte sie sich wieder zu ihnen um.
"Ganz recht. Ich bin eine gute Freundin von Anarath von den Anemos. Und wenn Ihr persönliche Fragen über ihn habt, dann stellt sie ihm gefälligst selbst.", sagte sie kühl mit unleserlicher Miene. "Ich werde nicht mit irgendwem über ihn sprechen, also versucht es gar nicht erst wieder, Kanra. Und wenn Ihr es Euch auch nur erlaubt irgendwelche Mutmaßungen über ihn zu bilden und als Gerüchte in die Welt zu setzen, dann bekommt Ihr es mit mir zu tun."
"Heißt das so viel wie 'nein'?", fragte Kanra trocken.
Alyka wandte sich eisig ab und stampfte durch den Sand davon.
Vera fröstelte. Sie hoffte dass die anderen bald wieder zurückkamen. Sie hatte keine Lust noch einmal mit den beiden allein zu sein.
Kanra lauschte plötzlich auf.
"Sag mal, hörst du das auch?"

Sciz Hand wanderte zu seinem Säbel, als er Schritte auf ihn zukommen hörte, aber ließ sie wieder sinken als er das Bewusstsein erkannte. Er drehte sich zu Loghain um, der auf ihn zukam.
"Kampfkunstmeister, was macht Ihr denn hier?"
Loghain sah sich bedächtig zwischen den Felsen um, bevor er Sciz mit seinem Blick fixierte.
"Ich dachte ich hätte eine seltsame Präsenz gespürt. Wart Ihr das?"
"Nein, aber ich habe eine Vermutung was es gewesen sein könnte. Wir sind nicht die einzigen Menschen in dieser Wüste. Ihr sagt, Ihr könntet etwas spüren?"
Loghain nickte und wischte sich mit der Hand Schweiß von der Stirn.
"Vor wenigen Minuten ja. Ein kurzes Aufflackern von fremdartiger Kraft, die ich nicht genau einordnen kann. Keine gewöhnliche Sternenkraft, so viel steht fest."
"Spürt Ihr sonst noch etwas?", hakte Sciz nach.
"... Vielleicht. Ich bin nicht ganz sicher ob ich es mir vielleicht nur einbilde, aber-"
Loghain verstummte plötzlich, kniff die Augen zusammen und blickte in die Ferne.
"Was ist das?", fragte er mit unheilvollem Unterton.

"Lashon! Tropfen!"
Lashon, der gerade sein Gesicht in dem Wasser gewaschen hatte, wandte sich überrascht um und sah Sinaphie auf sie zuhasten.
"Was ist los?", fragte er sofort.
"Wir haben einen anderen Menschen gesehen! Hier, oben auf den Felsen!", berichtete sie aufgeregt. "Ich und Sciz haben sie verfolgt, aber sie hat sich einfach in Luft aufgelöst!"
Tropfen schwebte mit fragenden Ausdruck in den Augen zu ihr hinüber.
"Sie?"
"Erzähl uns noch einmal alles, von Anfang an.", schlug Lashon vor.
Sinaphie erzählte von der Begegnung mit der mysteriösen Frau und gab ihnen eine möglichst genaue Beschreibung.
"Und ihr konntet sie nicht mit eurem Geist fühlen?", stellte Tropfen sicher.
Die Aerorill schüttelte heftig den Kopf.
"Nicht nur das, ich habe sie sofort verfolgt. Aber sie war nirgends mehr zu sehen. Da waren nicht einmal Spuren im Sand oder auf den Felsen. Sie war einfach weg!"
Lashon sah vielsagend zu dem Dschinn.
"Teleport?"
"Auf jeden Fall keine Fatamorgana wenn sie beide gesehen haben, oder? Hm... Teleport ohne entsprechenden Kreis? Das klingt nach Schwierigkeiten."
"Wenn es denn ein Teleport war. Sinaphie, wo ist Sciz jetzt?", wollte Lashon wissen.
"Er sucht noch nach Spuren von dieser Frau."
"Ich denke wir hätten von ihm gehört, wenn er etwas gefunden hätte. Trotzdem, wir sollten uns wieder mit den anderen treffen.", schlug Tropfen vor.
Lashon hatte dem nichts einzuwenden und erhob sich.
"Komm Sinaphie, gehen wir. Wo ist eigentlich dein Wüstencape? ... Sinaphie?"
Die Aerorill hatte den Kopf schief gelegt, als lauschte sie etwas.
"Könnt ihr das hören?"
Lashon und Tropfen verhielten sich still und lauschten angestrengt. Erst konnten sie nichts vernehmen. Dann...
"Oh... oh...", machte Lashon entgeistert. "Ich kenne diesen Klang. Lasst uns hoffen, dass ich mich irre."
Mit ein paar schnellen Schritten hastete er zum Rand der Felsenformation und spähte auf die Wüste hinaus, von was das Geräusch kam.
"Lashon, was ist es?", fragte Lashon, der ihm beunruhigt folgte.
Doch als er ihn erreichte und seinem Blick folgte, sah er es bereits. Der Horizont vor ihnen hatte sich verdunkelt. Etwas Riesiges kam auf sie zu, dass groß und breit genug war um den Himmel in der Richtung zu verdecken von wo es kam. Für einen kurzen aberwitzigen Moment hielt Tropfen es für eine einzige große Wasserwelle, die unaufhaltsam auf sie zu walzte. Aber der Dschinn was eins mit dem Wasser und wusste, dass keine Flutwelle sich so verhielt wie diese.
"Ist das... Sand?", fragte Tropfen leise.
Lashon nickte.
"Es ist ein Sandsturm. Ein blauer Sandsturm."
"Der Sand ist blau? Heißt dass wir haben die Stadt gefunden?", fragte Sinaphie, die neben ihnen aufgetaucht war.
"Darum sollten wir uns später Gedanken machen. Das Ding ist riesig!", warf Lashon mit gequelten Lächeln ein.
~Leute, da kommt ein heftiger Sandsturm auf uns zu!~, ertönte schon Sciz Stimme in ihren Köpfen.
~Wir sehen ihn auch. Er kommt aus östlicher Richtung.~, antwortete Tropfen ernst. ~Er besteht augenscheinlich komplett aus blauem Sand.~
~Er tut was?!~, hörte Lashon Kanra ungläubig in Gedanken ausrufen.
~Dann ist es bestimmt kein natürliches Phänomen.~, schloss Alyka.
~Und nach der kürzlichen Sichtung dieser Frau bestimmt auch kein Zufall. Ich möchte, dass ihr alle Deckung sucht und euch so gut es geht schützt.~
~Seid vorsichtig! Normale Sandstürme allein sind schon sehr gefährlich!~, erinnerte Lashon sie nochmal, bevor Sciz die Verbindung abbrach.
Er zog seinen Wüstenumhang enger.
"Los, verstecken wir uns tiefer in den Felsen.", schlug er vor und zog sich mit den beiden zurück.
Als sie einen guten Platz gefunden hatten, zog Lashon mit seiner Psynergy ein paar Erdwälle hoch.
"Uund... hier. Das sollte uns vor dem Gröbsten schützen. Sinaphie, wo ist dein Cape? Das wird kein Vergnügen!"
Die Aerorill zuckte erschrocken zusammen.
"Oh nein!", sagte sie. "Ich habe es bei Sciz liegen gelassen!"
"Dann komm unter meins. Schnell, er müsste uns fast erreicht haben."
Sinaphie schlüpfte flink unter sein Cape. Auch Tropfen kam näher.
"Wenn du erlaubst...", entschuldigte er sich und verbündete sich mit ihm. ~Viel besser.~
Ich wünschte, ich könnte das auch., dachte Lashon der den Dschinn beneidete.
Dann hörten sie den Sandsturm einschlagen. Lashon riss entsetzt die Augen auf. Die blauen Sandkörner fraßen sich fast widerstandslos durch die Erdwälle, die er vor wenigen Augenblicken hochgezogen hatte. Lashon presste die Augen zu, als der Sand ihm ins Gesicht schlug und zog sich weiter in die Felsformation zurück, die offenbar verschont blieb. Der Sand griff nur Psynergy an?! Er versuchte eine neue Wand zu erschaffen um seine Theorie zu bestätigen, aber als er die Hand hob geschah nichts.
Was? Meine Psynergy...
Er spürte wie seine Kräfte schwanden, als sämtliche Psynergy seinen Körper verließ. Plötzlich war er erschöpft und hatte Schwierigkeiten sich gegen den Sandsturm zu wehren, der ihn inzwischen vollständig erfasst hatte. Lashon konnte Sinaphie irgendetwas rufen hören, doch er verstand über das Fauchen des Sandsturmes kein Wort. Blind versuchte er sich in irgendeine geschütztere Ecke zu verkriechen, aber er hatte Probleme sich überhaupt in dem Sandsturm fortzubewegen.
~Lashon! Vor dir...!~
Der Erdadept öffnete die Augen einen Spalt breit um den Grund für Tropfens Warnung zu erfahren. Er stockte als er vor sich eine Gestalt stehen sah, so gelassen als würde es den Sturm um sie herum nicht geben. Zwei orangene, goldgesprenkelten Augen blickten ihn hochmütig und verächtlich an. Lashon öffnete seine Augen, soweit es der Sturm erlaubte. Er erkannte die Gestalt aus Sinaphies Beschreibung: Eine hochgewachsene Frau mit dunklen Teint und sehr langen geflochtenen Haaren von pechschwarzer Farbe. Feine silbrige Linien zogen sich in unregelmäßigem Muster über ihr fremdartiges Gesicht mit den unheimlichen Augen. Ihre scharlachrote Robe aus dünnen seidenartigen Material flatterte herrisch im Herzen des Sandsturms, als sie den Stab mit den kristallenen Mond anklagend auf ihn richtete.
"Ein Mann wie du sollte nicht über diese Kräfte verfügen."
Sie schien leise zu sprechen, fast zu flüstern, doch verstand Lashon jedes Wort eindeutig, obwohl er nicht einmal Sinaphies ängstliche Rufe hören konnte. Ihre Stimme war genauso fremdartig wie ihr Äußeres und ihr Ton nicht minder erzürnt.
Der Halbmond leuchtete auf. Lashon spürte wie er den Boden unter den Füßen verlor.
~Lashon!~, hörte er Tropfen rufen.
Er fluchte, umklammerte Sinaphie mit einem Arm fester und suchte mit seiner freien Hand nach irgendwelchem Halt, doch er bekam nur Sand zu fassen. Er stieg immer höher, bis er den oberen Rand der Felsen erreicht hatte. Über ihm peitschte der Sandsturm in voller Stärke.
"Hinfort.", spie die Frau und riss ihren Stab in die Höhe.
Lashon folgte der Bewegung mit einem langgezogenen Schrei und flog höher, immer höher. Irgendwo, in luftiger Höhe und als Spielball für den Sandsturm verließ ihn sein Bewusstsein während er stürzte.

"Ich fass es nicht! Du bist es wirklich!"
Kazan seufzte. Noch mehr alte Bekannte? Er zweifelte nicht daran, dass der Ruf ihm galt. Dabei hatten sie das Lager gerade in einem Stück verlassen. Der zweite Leibwächter reagierte sofort und platzierte sich zwischen seinen Kollegen, der Iden auf dem Rücken trug, und der Quelle der Stimme, die Hand am Schwertgriff. Sein Mund verzog sich als er einen ungefähr zwölfjährigen Jungen vor sich sah, nicht ganz so schäbig gekleidet wie die anderen, der die Arme hinter den Kopf verschlagen hatte und breit grinste. Kazan brauchte eine Weile um ihn zu erkennen.
"Jaden?", fragte er vorsichtig.
Das Grinsen des Jungen wurde eine Spur breiter.
"Du hast mich also doch nicht vergessen, Kazan! Und ich hatte schon die Hoffnung aufgegeben!"
Kazan zwang sich zu einem brüchigen Lächeln.
Nicht ganz, dachte er, Ich habe dich völlig vergessen.
"Noch ein alter Bekannter?", fragte einer der Leibwächter verstimmt. "Zumindest sind Eure Stadtrundgänge nicht langweilig."
"Ich bin der beste der Branche.", antwortete er knapp und fügte an Jaden gerichtet zu: "Was machst du hier?"
Der Junge zog die Stirn kraus.
"Da fragst du noch? Als ich von deiner jüngsten Interaktion mit Weven gehört habe, bin ich sofort los um mich zu überzeugen dass du es auch wirklich warst. Man hört in letzter Zeit viele seltsame Gerüchte über dich."
Kazan spürte die bohrenden Blicke der Leibwächter hinter sich.
"Ach ja...?"
"Stimmt es echt, dass du im Gefängnis gelandet und sofort wieder ausgebrochen bist?", fragte der Junge belustigt.
"Nein.", kam es glatt von Kazan, der hoffte nicht in Schweiß auszubrechen.
Glücklicherweise schien der Junge zu schalten, als er den Leibwächtern einen Seitenblick zu warf.
"Ach, dann hat Korgen wieder Mist erzählt, wie immer. Er ärgert mich schon die ganze Zeit damit.", sagte er und zuckte mit den Schultern. "Soo... Und du bist beschäftigt, nehm ich an?"
"Kann man so sagen.", wehrte Kazan ab.
"Schade. Aber ich nehme mal an du hättest mich schon früher besucht wenn es anders gewesen wäre. Also kommst du dann später, ja?"
Kazan brauchte ein wenig zu lange für seine Antwort. Jadens Grinsen schwand langsam.
"Oder?", hakte er nach.
"Jaden..."
Der Junge wurde wütend.
"Du willst dich doch nicht etwa schon wieder aus dem Staub machen?! Weißt du eigentlich wie lange ich schon darauf warte, dass du endlich wieder hier auftauchst? Sag bloß du wolltest hier nur einen kurzen Aufenthalt haben und dann sang- und klanglos wieder verschwinden ohne mich auch nur zu sehen? Hast du etwa vergessen, was du mir das letzte Mal versprochen hast?"
Kazan erinnerte sich nur zu gut. Er hatte Jaden kennengelernt als dieser acht gewesen war. Ein Schläger hatte gerade seine Eltern bei einem Raub auf der Straße getötet und war drauf und dran gewesen auch Jaden die Kehle aufzuschneiden. Er selbst war zufällig des Weges gekommen und hatte den Jungen aus einer Laune heraus gerettet und den Schläger erledigt. Anschließend war Jaden zu dem Schluss gekommen, dass er Kazan sein Leben schuldete und war ihm auf Schritt und Tritt gefolgt. Kazans hatte es dann irgendwann geschafft ihn in Wevens Lager abzugeben und hatte ihn anschließend noch ein paar Male besucht. Das letzte Mal als Kazan Jaden gesehen hatte, hatte er ihn auf seine unzähligen Bitten, ihn auf seine Reisen zu begleiten, hin versprochen, dass er ihn bei seinem nächsten Besuch mitnehmen würde, wenn er dann älter war. Er hatte gewusst, dass ihn das mal in Schwierigkeiten bringen konnte.
"Sag bloß du hast?", fragte Jaden nach einem langen Moment des Schweigens. "Gut, vielleicht vergesse ich auch ein paar meiner Versprechen. Ich glaube diese Kratzer auf deiner Wange werden das Geringste sein was Weven mit dir anstellt, wenn mir ihr gegenüber herausrutscht dass-"
"Ist ja gut, ist ja gut!", versuchte Kazan Jaden zu beruhigen, mit unruhigen Blick auf Wevens Lager, dass sich noch in Blickweite befand. "In Ordnung, ich werde dich nachher besuchen."
Jaden schnaubte.
"Ich glaube ich gehe lieber auf Nummer sicher und werde dich einfach begleiten."
Kazan schüttelte den Kopf.
"Jaden, das geht nicht."
"Ahhah!", rief Jaden mit gespielten Bedauern. "Was würde Weven nur sagen, wenn sie wüsste dass du es warst, der-"
"Okay!", erwiderte Kazan zerknirscht.
Er hätte vor fünf Jahren vielleicht doch einfach wegsehen sollen.
"Aber wir reden später, okay?"
Jaden zuckte mit den Schultern.
"Verstanden. Ich habe lange genug gewartet, wieso nicht noch ein wenig mehr?"
Er sah sich wieder die Leibwächter an und Iden, die immer noch bewusstlos über dem Rücken des hinteren Leibwächters hing.
"Was machst du denn dieses Mal, was so wichtig ist? Sag bloß du bist ehrbar geworden und arbeitest als Leibwächter?"
"Er führt uns nur. Der Schutz von Lady Iden ist unsere Aufgabe."
Jaden nickte desinteressiert, den Blick auf die bewusstlose Frau gerichtet.
"Gute Arbeit.", kommentierte er trocken. "War das Weven?"
Kazan nickte.
"Aha. Und jetzt sucht ihr einen Ort die Leiche loszuwerden?"
"Nein, sie ist wohlauf.", knurrte einer der Leibwächter. "Können wir endlich gehen und den Jungen hierlassen?"
Jaden hob die Brauen und sah Kazan vielsagend an. Dieser seufzte.
"Es wäre besser ihn mitkommen zu lassen, bevor er zurückkehrt und uns Weven an den Hals hetzt."
"EUCH an den Hals hetzt, nicht uns.", erwiderte einer der Leibwächter.
"Da Weven eine so verständnisvolle Person ist.", stöhnte Kazan. "Wenn ihr so einfach die Sicherheit Eurer Herrin riskieren wollt..."
Die Leibwächter tauschten einen Blick. Dann sah der vordere den Jungen wieder forschend an. Er schien keine Gefahr zu sein und selbst wenn er eine Waffe unter seinen Sachen verbarg wäre er kaum eine Bedrohung. Diese Weven jedoch...
"Kann er die Klappe halten?"
"Ich schweige wie ein Grab.", antwortete er gleichgültig.
Die Leibwächter tauschten noch einen Blick und sein Partner nickte widerstrebend.
"Na schön. Wollt ihr uns dann vorstellen?"
Der Junge verbeugte sich, teils ehrerbietend, teils spöttisch, wobei seine schwarzen gelockten Haare ihm ins Gesicht vielen und sie aus klugen dunklen Augen ansah. Ein nützliches Talent, wie Kazan fand.
"Jaden. Einfach nur Jaden. Man könnte sagen... ich bin Spezialist."
"Spezialist?"
"Nennt mir etwas Mögliches, an guten Tagen gern auch Unmögliches, und ihr haltet es in wenigen Stunden in der Hand. Oder ich bringe es für euch in Erfahrung. Ohne Konsequenzen. Diskretion steht bei mir im Vordergrund."
"Wundervoll.", kommentierte der Leibwächter gereizt. "Ich habe genug von diesem Stadtteil gesehen. Nichts wie raus hier."

"Ein schöner Vorhof.", gab Unarus zu, als sie sich zwischen gepflegten Hecken, blühenden Sträuchern und farbenfrohen Blumenbeeten auf aufwendigen Mosaiksteinplatten dem Anwesen näherten.
"Was wohl allein die Gärtner dafür verlangen?", murmelte Mallar düster, der den Prunk missfallend musterte. "So eine Verschwendung..."
Unarus wandte sich von dem Anblick ab und fixierte das riesige Anwesen aus weißen Marmor vor ihnen, dass inzwischen sein gesamtes Blickfeld einnahm.
"Und wie gehen wir vor?", fragte er. "Einfach hereinspazieren und den Herren des Hauses verlangen?"
"Er wird mich empfangen. Zugegeben ich bin hier aus guten Grund nicht allzu willkommen, aber man wird hören wollen was ich zu sagen habe. Solange wir nicht zuerst in eine bestimmte Person rennen-"
Die Haupteingangstür zum Anwesen flog auf. Eine junge Frau mit wehenden blonden Haaren kam herausgestürmt und hielt auf sie mit glühenden Augen zu. Unarus warf seinem Begleiter einen Seitenblick zu. Sein Mund war zu einem dünnen Strich geworden. Unarus musste wohl nicht fragen wer diese bestimmte Person war, von der er eben gesprochen hatte.
"Was hast du hier verloren, Mörder?!", schrie sie Mallar an, während sie weiter auf ihn zu stampfte.
"Ich bin kein Mörder.", sagte Mallar ruhig. "Ich habe niemanden umgebracht. Anders als andere die ich kenne."
"DU WAGST ES?!"
Mallar wusste er hätte seinen letzten Satz besser nicht aussprechen sollen, aber er hatte ihn sich auch nicht verkneifen können. Eine Windböe erfasste ihn und fegte ihn rückwärts von den Füßen. Er schlug schmerzhaft mit dem Kopf auf dem Mosaikboden auf und der Aufprall presste die Luft auf seiner Lunge. Er hustete.
"Wage es noch einmal die Lügen deines Meisters auszusprechen und du wirst nie wieder körperlich und geistig gesund zu ihm zurückkehren. Natürlich bist du ein Mörder! Du hast dein Leben gewidmet um ihn umzubringen. Du lebst nur für diese eine Tat! Auch wenn du sie noch nicht ausgeführt hast, bist du doch nichts anderes!", fauchte sie ohne langsamer zu werden.
Sie hatte sie beinahe erreicht, als sich Unarus zwischen die beiden stellte.
"Das hier ist kein Blut wert."
"Aus dem Weg, Kreatur.", zischte sie und hob warnend die Hand.
Psynergy sammelte sich bereits darin.
"Warte!", hustete Mallar. "Das ist nicht wahr. Ich habe immer noch eine Wahl!"
"Eine Wahl?"
Sie stieß ein stieß einen humorlosen Lacher aus.
"Du frisst deinem widerwärtigen Meister aus der Hand wie ein Hund. Er muss dir nur den Befehl geben und du würdest es tun! Ich kenne dich!"
"Falsch.", brachte er hervor und setzte sich wieder auf. "Ich möchte lediglich die Wahrheit herausfinden. Und vergiss den Meister Talb. Er ist tot. Ihn und die Akademie gibt es nicht mehr."
Drei Schritte vor Unarus blieb sie abrupt stehen.
"Was redest du da?", fauchte sie, immer noch wütend, aber ihr Interesse geweckt.
"Falls du mir nicht glaubst wird die Nachricht früher oder später euer Haus erreichen. Glaub mir oder nicht, Meliza, aber Merl ist gekommen und hat Talb vernichtet. Und er hat das Buch mitgenommen."
Ihr Mund klappte auf und zu, aber die junge Frau, Meliza, blieb sprachlos. Sie schien zu begreifen, dass Mallar nicht den ganzen Weg hierher gehen würde um ihr eine Lüge wie diese zu erzählen.
"Er hat was?"
"Merl geriet außer Kontrolle, so wie Talb es immer befürchtet hatte. Und in Folge dessen wurde die Akademie wenig später zerstört. Das ist übrigens zum Teil meinem Begleiter zuzuschreiben."
Unarus drehte sich zu ihm herum und fauchte ihn an.
"Wir wussten nicht auf was für einem Grund und Boden wir kämpften! Daran ist dieser Dämon schuld!"
"Eure Gründe interessieren mich nicht.", sagte Mallar geradeaus.
Unarus wollte darauf etwas Wütendes zurückwerfen, als er bemerkte wie Meliza ihn skeptisch anstarrte, als würde sie ihn erst jetzt richtig bemerken.
"Was bist du?!", fragte sie mit etwas hoher Stimme.
Unarus knurrte. Er mochte es nicht wie ein Freak angestarrt zu werden.
"Ich gehöre zum Wildvolk, Miss."
"Und WAS ist das?", fragte sie ihn mit gekräuselter Stirn.
"Wir driften vom Thema ab!", erinnerte sie Mallar, der inzwischen wieder aufgestanden war und sich neben Unarus gestellt hatte. "Hör zu, Meliza. Ich weiß wir haben unsere Differenzen, aber ich komme in guten Absichten. Merl ist endlich nach all den Jahren wieder aufgetaucht und ich habe Informationen über ihn. Ich muss mit deinem Vater Maros sprechen. Ich bin überzeugt, ich kann ihn zurück nach Hause bringen."
Misstrauen keimte wieder in Melizas Gesichtsausdruck auf.
"Ist das überhaupt notwendig? Wenn Talb wirklich tot ist, gibt es für meinen Bruder keinen Grund mehr sich zu verstecken."
"Das wäre korrekt, wenn er wirklich wieder nach Hause kommen wollte."
Meliza war geschockt.
"Was soll das heißen?! Wir suchen schon so lange nach ihm! Er war die ganze Zeit auf der Flucht, gejagt von Kopfgeldjägern die seinen Tod wollten! Allein! Und jetzt wo er frei ist, wieso sollte er nicht nach Hause zurückkehren wollen. Zu uns!"
"Ich weiß es nicht genau, aber ich habe Vermutungen. Lass uns gemeinsam darüber mit deinem Vater sprechen.", bat er sie eindringlich. "Ich bin sicher wir finden eine Lösung."
Meliza fing sich wieder und Misstrauen kehrte in ihren Gesichtsausdruck zurück.
"Wieso sollte ich dir vertrauen? Wenn es wahr ist was du sagst, könntest du immer noch versuchen Merl zu töten."
Mallar seufzte gereizt.
"Wie ich schon sagte, ich habe eine Wahl. Mein Wunsch ist es die Wahrheit über die Ereignisse von damals zu erfahren. Ich habe ein Recht darauf zu wissen, wieso Dar sterben musste."
Meliza sah ihn durchdringend an, ihr Mund zu einem dünnen Strich verzogen. Dann gab sie nach.
"Wehe ich bereue das. Mein Vater ist oben in seinem Arbeitszimmer."
Sie beäugte wieder Unarus.
"Und was will er?"
*Fast geschafft...*

"-shon? Lashon, wach bitte auf!"
Lashon öffnete die Augen.
"Wa-"
Ein Schwall Wasser traf ihn direkt ins Gesicht. Lashon schüttelte sich und hustete und spuckte das Wasser wieder aus.
"Verflucht, ich bin doch wach!"
Er wischte sich das Wasser aus seinen Augen und sah sich um. Er musste eine Weile außer Gefecht gewesen sein, denn die Abendsonne hing tief über dem flimmernden Horizont und färbte die Wüste in ein blutiges Rot. Sinaphie hockte mit besorgten Augen neben ihn und Tropfen saß auf seiner Brust.
"Wurde auch Zeit.", seufzte der Dschinn und sprang von ihm herunter.
Lashon setzte sich auf und sah an sich herunter. Er war bedeckt mit blauem Sand. Aber abgesehen davon... Er ließ den Blick schweifen. Nirgendwo sonst war ein blaues Sandkorn zu sehen. Dabei hätte der Sand nach so seinem Sturm über die gesamte Wüste verteilt sein müssen.
"Was geht hier vor?", fragte er verwirrt.
"Tut mir Leid, Lashon, aber vorher muss ich dich etwas fragen: Kannst du Psynergy wirken?"
Lashon runzelte die Stirn. Jetzt wo Tropfen es sagte fühlte er nichts. Er fühlte sich immer noch so kraftlos wie vorher im Sturm.
"Was bei Gaia...?", murmelte er verwirrt, streckte die Hand aus und versuchte den Sand an seinen Füßen aufsteigen zu lassen.
Nichts geschah.
"Trockenpeitsche! Wildwucher! Heilung!"
Tropfen und Sinaphie wechselten traurige wissende Blicke.
"Du bist nicht die einzige.", sagte Tropfen wehleidig zu Sinaphie.
"Was meinst du?", fragte Lashon verwirrt und zog sich auf die Beine.
Er war überall voller Sand.
"Sinaphie kann keine Psynergy mehr spüren. Und du anscheinend auch nicht mehr."
"Und du?"
Der Dschinn schüttelte den Kopf.
"Alles beim Alten, Kumpel. Vermutlich weil ich mit dir verbunden und nicht diesem Sandsturm ausgesetzt war. Hab euch beide kühl gehalten so gut es ging, bis du aufgewacht bist aber..."
"Wo sind die anderen?", fragte Lashon während er sich gründlich ausschüttelte. "Sind sie okay?"
Tropfen schüttelte wieder den Kopf.
"Wissen wir nicht. Wir haben sie nicht gesehen oder von ihnen gehört und ich habe keine Ahnung wo wir gelandet sind. Ich bin vorhin einen weiten Kreis geflogen, aber ich kann die Felsenformation nirgends finden."
"Aber er hat Spuren gefunden!", fügte Sinaphie schnell hinzu, als müsste sie zumindest eine gute Sache berichten.
"Spuren?", wiederholte Lashon verwirrt.
"Würden zu einer Gruppe Reittieren passen, aber wer weiß das schon hier draußen in einer fremden Wüste?"
Lashon nickte.
"Stimmt. Und was machen wir jetzt? Darauf warten, dass Sinaphie ihre Psynergy wieder erholt und mit Geistleser die anderen kontaktiert oder sie uns finden?"
"Lashon, du verstehst nicht!", sagte Tropfen ernst. "Der Sandsturm ist schon seit Stunden vorbei! Und ihr beide spürt immer noch nicht mal einen Funken Psynergy, oder irre ich mich?"
Er verstand.
"Also könnte sein, dass Sciz und die anderen-"
"genau das gleiche Problem haben, ja.", schloss der Dschinn.
"Ich hoffe es geht ihnen gut...", sagte Sinaphie leise. "Kanra..."
Lashon streckte die Hand aus und strich Sinaphie aufmunternd über den Kopf.
"Denen geht es bestimmt gut. Zumindest besser als uns, würde ich sagen. Mach dir keine Sorgen."
Der Adept sah sich wieder um. Die Sonne war beinahe untergegangen.
"Also... Plan?", fragte er.
"Wenn du einen hast, ich bin ganz Ohr.", brummte Tropfen.
Sinaphie sah ihn erwartungsvoll an.
"Also gut. Du hast Spuren erwähnt. Wieso denkst du es waren Reittiere?"
"Wegen der Form der Spur. Sie sind in einer festen Formation gelaufen, viel zu geordnet für eine Gruppe Wildtiere. Aber das ist wirklich nur eine Vermutung."
Lashon überlegte.
"Reittier oder nicht, sie werden irgendwann Wasser brauchen. Und das einzige Wasserloch weit und breit dürfte dort sein von wo wir losgeflogen sind. So weit außerhalb können wir nicht gelandet sein."
"Ich weiß nicht, war ein ganz schöner Flug... Aber schon mal ein Anhaltspunkt. Gut, dann folgen wir den Spuren?"
"Ja. Das Wichtigste ist erst einmal, dass wir uns wieder zusammenschließen. Dann können wir versuchen was es mit dem blauen Sandsturm und dieser Frau auf sich hat."
"Ich stimme zu. Gut, folgt mir. Die Spuren sind gleich hinter dieser Düne..."

"Was-"
Loghain drehte angewidert den Kopf, als etwas warmes und klebriges über sein Gesicht strich. Als er langsam seine Augen öffnete, bemerkte er das es dunkel geworden war. Was war passiert? Und was hatte ihn geweckt? Er drehte langsam den Kopf zurück. Ein paar unheimlicher Augen starrte zurück. Loghain stieß einen erstickten Schrei aus, warf sich zurück und hob die Hand um das Wesen mit seiner Psynergy von sich wegzustoßen, aber nichts geschah. Der Kampfkunstmeister starrte verwirrt seine Hand an, dann glitt sein Blick zurück auf das ziegenartige Wesen das ihn unschuldig ansah. Dann erinnerte er sich wieder. Der Sandsturm! Seine Maßnahmen und Sciz's Windbarriere hatten versagt! Loghain überprüfte seine Umgebung. Er war immer noch in der Felsformation in der sie Schutz gesucht hatten. Nirgendwo war auch nur ein blaues Sandkorn zu sehen. Dafür aber eine Menge von diesen ziegenartigen Kreaturen und...
"Fremdländer! Ihr Freund ist wieder wach!", rief ein alter dunkelhäutiger Mann mit fremden Akzent.
Loghain starrte ihn misstrauisch an, aber der Fremde lächelte ihn warm an. Dann hätte der Kampfkunstmeister dumpfe Schritte hinter sich und wandte sich ihnen zu. Sciz war hinter ihm aufgetaucht.
"Schön zu sehen dass Ihr wieder auf den Beinen seid, Kampfkunstmeister.", grüßte er ihn. "Wie geht es Euch?"
Loghain berührte seine Wange wo ihn die Ziege abgeleckt hatte und verzog das Gesicht, als er widerlichen Speichel daran kleben fühlte.
"Den Umständen entsprechend gut.", nuschelte er und wischte sich seine Wange ab. "Wo ist der Rest?"
"Das ist das Problem.", sagte Sciz ernst. "Sie sind verschwunden."
Loghain hielt im Reiben inne.
"Was?"
"Außer uns ist niemand mehr hier. Ich habe diese Felsen seit ich wach bin schon gefühlt zehnmal auf den Kopf gestellt. Auch unsere komplette Lagerausrüstung ist weg!", erklärte er dem Meister.
"Könnt Ihr sie nicht einfach mit Eurer Sternenkraft aufspüren?"
Sciz schüttelte den Kopf.
"Könnte ich, aber ich bin seit diesem Sturm nicht mal mehr in der Lage Psynergy zu spüren, geschweige denn zu benutzen. Und ich wette Euch geht es nicht anders."
Loghain knurrte und stand schwerfällig auf.
"Unterschätzt mich nicht.", knurrte er und richtete die Hand auf seinen Stab der neben ihm im Sand lag, als erwartete er er würde ihm augenblicklich in die Hand springen.
Was er nicht tat.
"Unsere Ausrüstung ist auch lahmgelegt.", fuhr Sciz düster fort. "Keine Psynergy mehr."
"Aber... was? Aber dann sind wir nicht mehr als gewöhnliche Unberührte!"
"Das klingt ja fast wie eine Beleidigung.", murmelte der Fremde mehrere Schritte entfernt und strich einem der Ziegenwesen liebevoll über die Hörner. "Sollten froh sein mit dem Leben davongekommen zu sein, nicht wahr Schätzchen?"
"Noch etwas.", fügte Sciz hinzu. "Dort wo Kanra und Vera unser Lager aufbauen wollten sind überall Fußspuren. Von Menschen und Tieren zugleich."
"Die sind doch nicht ohne uns aufgebrochen?"
Sciz schüttelte den Kopf.
"Wohl kaum."
"Die Ausgestoßenen."
Die beiden Adepten drehten sich zu dem Fremden um.
"Ausgestoßene?"
Der fremde Hirte nickte, plötzlich in ernster und düsterer Stimmung.
"Barbaren. Sie stehlen unseren Besitz, unsere Tiere und Frauen. Sie denken ihnen gehört alles. Alles im Namen ihrer abscheulichen 'Gottheit'."
"Gottheit?", fragte Sciz skeptisch.
"Ja, das sagen sie. Gewiss nur eine Ketzerin, aber von großer Macht. Der Sandsturm, Fremdländer, den du beschrieben hast... Das war ihr Werk. Die Männer des Palastes nennen sie die 'Hexe des blauen Sandes'. Unser Sultan versucht schon lange sie und die Ausgestoßenen zur Rechenschaft zu ziehen, aber die Endlose Wüste bietet diesen Teufeln zu ein zu guten Platz um sich zu verkriechen."
"Heißt das unsere Freunde wurden entführt?"
Der Hirte nickte mitleidig.
"Ich möchte kein Unheil aussprechen, aber ihr werdet sie möglicherweise niemals wiedersehen."
"So ein Unsinn.", knurrte Sciz und wandte sich an Loghain. "Da war nirgendwo Blut oder sonstige Zeichen eines Kampfes. Sie müssen sie mitgenommen haben als alle bewusstlos waren. Wenn wir den Spuren folgen werden wir sie finden!"
"Die Abendbrise wird ihre Spuren verwischen.", warnte der Alte sie. "Und dann werdet ihr in der Wüste verschollen sein und früher oder später Beute der Aasvögel sein."
"Was ist die Alternative? Wenn sie auch Lashon haben, haben sie auch den Stern!", flüsterte Loghain ihm zu.
"Ihr wollt einfach gehen?", fragte der Fremde mit bestürzter Miene. "Ohne Vorräte, ohne Spuren? Ohne einen Führer? Die Wüste ist gnadenlos, Fremdländer! Ich flehe euch an, seht von diesem Wahnsinn ab!"
"Sie haben unsere Leute!", fuhr Sciz ihn an.
"So sei es. Aber ihr zwei seid noch am Leben!", versuchte er ihnen zuzureden. "Ich habe in meinem gesamten Leben nie Fremdländer gesehen, die es geschafft haben die Wüste zu durchqueren. Es ist ein Wunder! Bitte werft dieses Wunder nicht einfach weg!"
"So sehr es mir missfällt, der Kerl hat seinen Punkt.", gab Loghain missmutig zu. "Wir werden Vorräte brauchen, wenn wir diese Wüste durchqueren wollen. Und selbst wenn wir diese 'Ausgestoßenen' finden... Was wenn unsere Kräfte oder die unserer Ausrüstung nicht zurückgekehrt sind? Wir zwei gegen ein Lager voller Räuber? Und was ist mit dieser 'Gottheit', was wenn wir ihr auch in die Arme laufen?"
"Seht Ihr?", stimmte ihm der Hirte zu und sah Sciz hoffnungsvoll an. "Ihr Freund spricht weise. Folgt mir Heim, Fremdländer! Ich gebe euch Wasser, Essen und einen Platz zum Schlafen! Morgen könnt ihr wieder planen!"
"Dann werden die Spuren wieder fort sein.", murmelte Sciz düster.
"Vielleicht wird der große Sultan sie bald finden! Bitte, lasst es für diese Nacht gut sein!", bat er sie inständig. "Folgt mir Heim, Fremdländer! Vielleicht kann ich morgen ein paar Freunde um Hilfe bitten, ja? Unser Treffen war kein Zufall, die Ewige Sonne wollte es so! Lasst euch von dem alten Jalahad helfen, ja?"
Die Sonne war schon seid Stunden untergegangen. Die Stadt war von vielen bunten, leuchtenden Lichtern umhüllt, die zusammen eine äußerst ansehliche Farbkombination ergaben.
Er hatte sich noch nicht ganz an die Stadt gewöhnt, auch wenn bereits einige Stunden seit seiner Ankunft vergangen waren.
Mit einem Schiff hätten sie Nebelherz vermutlich nicht so einfach erreichen können, doch zum Glück war der Teleport-Kreis, den sein Meister in Nebenest angebracht hatte, noch stabil gewesen. Der Teleport-Kreis war durch einen besonderen 'Code' geschützt, wodurch verhindert wurde, dass ein potenzieller 'Abenteurer', der zufällig auf den Teleport-Kreis stieß und die Fähigkeit Teleport besaß, einfach so Akestas erreichen konnte.
Natürlich konnte Dewan auch ohne die Hilfe eines Teleport-Kreises die Kunst des Teleports durchführen, jedoch nicht über eine solch große Distanz.
Für eine extreme Distanzen war auch er gezwungen auf Teleport-Kreise zurückzugreifen. Wie er es auch in diesem Fall getan hatte.
In den letzten Stunden hatte sich Dewan in Akestas eingewöhnen müssen.
Er hatte einige Wertsachen gegen etwas Essbarem eintauschen müssen, nachdem seine Währung 'ausserhalb des Nebels' abgelehnt wurde.
Immerhin war er jetzt satt. Bis zur Versammlung war es nicht mehr lange.
Dewan war nicht sofort zur besagten Hütte gegangen, weil er einen erholten Eindruck erwecken wollte. Er war erst kürzlich zu einem Meister befördert worden.
Alle seine Bewegungen und seine Worte würden geprüft werden. Er wollte keinen schwächlichen, ersten Eindruck erwecken.
"Es dürfte nun endlich soweit sein. Ich kann nicht glauben, wie viel Gedanken du auf deinen 'ersten Eindruck' verschwendet hast! Was würde ein schlechter Eindruck verändern? Würden sie dich verbannen oder nicht als Meister anerkennen? Ich glaube kaum. Außerdem hättest du in der Hütte sicher etwas zum Essen bekommen, statt Wertsachen mit vielfachem Wert gegen etwas Nahrung und Trinken einzutauschen." klagte der Hundedämon, der seit der Ankunft die Meinung vertreten hatte, sofort zur besagten Hütte zu gehen.
"Du verstehst es nicht. Es geht darum um akzeptiert zu werden. Es geht ums Respekt. Ich hatte einen großartigen Meister. Jegliche schandhafte Tat würde seine Ehre beschmutzen. Meister Rance hat mich nicht nur ausgebildet, sondern auch groß gezogen.
Ich hatte kein Zuhause mehr. Ich hatte meinen Vater und meine Mutter verloren. Ich war sechs Jahre alt und hatte nicht wirklich verstanden, was ich verloren hatte. Meister Rance war ein 'Weltenreiser' und ein neugieriger Alchemist, der es oft mochte sich im Grenzen des unmöglichen zu bewegen. Auf seiner Reise in Galatan hat er mich gefunden und aufgenommen.
Er war nicht nur mein Mentor, sonder... wie ein Vater den ich nicht hatte.." der junge Meister ballte seine Faust, während eine einzelne Träne seiner Wange herunterrollte.
Garm tat so, als hätte er die Träne nicht gesehen und zog es vor zu schweigen. Dewan hob seinen gesenkten Kopf und starrte in die Himmel. "Ich werde ihn nicht gewinnen lassen. Wir werden zusammen werden Melfice um jeglichen Preis aufhalten. Das ist meine Pflicht als ein Schüler von Meister Rance. Nun komm. Wie du bereits sagtest, es ist Zeit zur Versammlung zu gehen."

Dewan und Garm waren einen ziemlichen steilen Weg entlang gegangen. Der einzige Weg, der zur besagten Hütte führte. Die Hütte von Meisterin Silya befand sich etwas abseits der Stadt. Vor der Hütte angekommen, warfen Dewan und Garm einen Blick ins Ozean.
Von hier hatte man einen verhältnismäßig hervorragenden Blick nach draußen. Die Nebelschicht war hier am schwächsten. Einige Sonnenstrahlen drangen sogar bis hier hin durch.
Bei dem Anblick blieb Dewan jedoch kaum Zeit, die Sonnenstrahle zu genießen. Er sah ihn...Den gigantischen Strudel, der inzwischen größer war, als ganz Nebelherz zusammen. Er spürte eine unheimliche Kraft, eine unheimliche Psynergie die aus dem Strudel ausging. Dewan konnte sich nicht vorstellen, wie irgendjemand oder irgendetwas diesen Strudel stoppen sollte. Es zerfrass alles, absolut alles womit es in Berührung kam. Es differenzierte nicht, zwischen Fische, Steinen, Wasser oder sogar Luft und wuchs mit jeder Sekunde sogar noch weiter an.
Er hatte von dem Strudel gehört, aber das was er sah, übertraf seine Befürchtungen. Erst jetzt verstand er, wie knapp die Zeit um Nebelherz tatsächlich stand. Es würde nicht mehr viele Tage vergehen müssen, ehe der Strudel ganz Nebelherz für alle Zeiten von der Karte ausradieren würde.
"Das ist er also.... Diese Welt von euch Menschen ist wirklich am Eimer..."
Schweigend und ohne auf die Worte des Hundedämons zu antworten wandte er sich vom Strudel ab. Sein Blick war nicht verzweifelt. Ganz im Gegenteil. Er war entschlossen Mirnuzar zu retten, was auch kommen mochte. Er wusste das sein Meister von oben ihm zuschaute. Er würde ihm zeigen, dass er diese Verantwortung in die richtigen Hände gelegt hatte.

Dewan und Garm betraten die Hütte und schauten sich um. Sie war nichts besonderes. Weder besonders groß, noch irgendetwas wertvolles. Es war sehr bescheiden eingerichtet worden.
Sie gingen den Flur durch und fanden sich am Ende im Teezimmer wieder.
In der Mitte des Zimmers sahen sie einen großen Tisch, auf dem eine große Kanne und mehrere Tassen abgestellt waren. An dem Tisch saßen drei Personen. Drei Meister.
Eine junge, hübsche violetthaarige Frau die er höchstens Ende zwanzig einschätzte. Sie trug einen roten Kimono und saß rechts außen am Tisch. Das war Meisterin Silya.
Links außen hingegen saß ein kräftig gebauter Muskelpaket, der dadurch einen äusserst bedrohlichen Erscheinungsbild hatte, im kompletten Widerspruch dazu ihm jedoch freundlichsten Lächeln schenkte, den er je gesehen hatte. Er klatschte sofort fröhlich lachend mit den Händen, nachdem er im Teezimmer eingetroffen war.
Der alte Mann in der Mitte des Tisches ließ Dewan kurz aufatmen. Ihn hatte er ganz gewiss nicht hier erwartet. Er hatte eine Glatze, besaß einen langen, grauen Bart, war sicher um die siebzig und trug einen weißen Robe.
"M- Meister Trast?! Sie sind aus Ihrem Koma erwacht?"
Trast lächelte als Antwort auf die Reaktion des jungen Meisters.
"Wer ist das da? Etwa dein Freund?" fragte ihn Grace neugierig.
"Eh.. er... ja. Ja ich denke so könnte man es ausdrücken. Er ist mein Freund."erklärte Dewan. Garm hingegen schwieg. Sie hatten zwischen sich abgemacht, dass der Hundedämon sich zurückhalten und ihm das Reden während der Versammlung überlassen sollte.
Als Gegenleistung hatte er ihm einen saftigen Steak aus dem Basar kaufen oder viel eher 'eintauschen' müssen. Zumindest bis jetzt hielt er sich an die Abmachung. Das war ein gutes Zeichen.
"Setz dich doch hin, der Platz ist für dich." sprach schließlich Trast, als sich Dewan noch immer nicht am Tisch hingesetzt hatte. Dies tat er nun, während Silya ihm ein Tee einschenkte und es ihm reichte. Er bedankte sich und nahm das Tee an.
"Möchte dein 'Freund' auch ein Tee?" fragte sie ihm schließlich.
Dewan schaute zu Garm. Höchstwahrscheinlich wussten sie alle bereits, dass es sich bei ihm um einen Dämon handelten und konnten vermutlich sogar seine Verbindung zu ihm spüren. Doch sie sagten nichts. Vermutlich um ihn nicht zu demütigen. Er spürte, dass sie ihn wirklich schätzen. Zwar hatte er vorhin große Zweifel dabei gehabt, ob er von Ihnen akzeptiert werden würde, doch sie alle hatten ihn mit offenen Armen empfangen.
Der Dämon starrte lediglich zu Dewan zurück und sagte nichts. Der junge Meister versuchte verzweifelt eine Antwort abzuleiten, scheiterte dabei jedoch und gab schließlich auf. Anschließend wandte er sich zu Silya und nickte.
Daraufhin schenkte sie dem Dämon auch eine Tasse Tee. Dewan hoffte, dass Garm Tee trinken würde. Zumindest würde dies die peinliche Frage vermeiden, warum er den nicht aus seiner Tasse getrunken habe.
Nachdem jeder seinen Tee hatte und etwas daran getrunken hatte, began der älteste mit den Rede ihrer Versammlung.
"Als die vermutlich letzen überlebenden Meistern haben wir uns heute gemeinsam hier versammelt um einige dringende Probleme Mirnuzars zu besprechen. Einer davon ist der Strudel, da draußen, denn ihr sicherlich bereits alle bemerkt haben dürftet.
Das zweite Problem ist der Dämon Melfice. Wir haben darin versagt ihn von der Beschwörung des dunklen Turms abzuhalten. Obwohl wir die nötigen Artefakte und Objekte unter uns Meistern aufgeteilt hatten, wurden wir überlistet. Nun müssen wir um jeden Preis die Beschwörung der schwarze Sonne verhindern. Keiner von uns weiß, was genau die schwarze Sonne ist, aber wir können uns sicher sein, dass Melfice kein wohlwollendes Projekt durchführt. Es ist unsere Schuld, dass es soweit gekommen ist. Ich, als Oberhaupt der Meister, übernehme die Verantwortung dafür. Er griff meinen Tempel zuerst an. Ich hätte ihn aufhalten müssen..."
Grace schüttelte seinen Kopf.
"Es ist nicht ihre Schuld, Meister Trast. Bisher konnte niemand den Dämon aufhalten. Sie sind der einzige bekannte Fall in der Geschichte, der auf 'wundersame' Art den 'Ultimativen Angriff' des Dämons überlebt hat. In keiner der Aufzeichnung war dies jemanden zuvor gelungen. Kein anderer Meister, egal wie viel er darüber wusste, war in der Lage gewesen den Geheimnis des Angriffs herauszufinden oder diesen Angriff zu überleben. Sie haben es überlebt! Damit können wir arbeiten und möglicherweise lösen, wie die Technik funktioniert."
Dewan nickte. Dies alles stimmte. Zwar war Meister Trast nach dem Treffer in einen langen Koma gefallen, aber er hatte es überlebt, was ein Zeichen dafür war, dass die Technik des Dämons nicht vollständig zugeschlagen hatte. Irgendetwas hatte entweder die todsichere Wirkung der Technik abgeschwächt. Diese Technik war der größte Trumpf des Dämons. Das gefährlichste an ihm. Theoretisch wäre es ihm sicherlich jederzeit möglich, einen Kampf damit zu beenden, doch zu ihrem Glück verbrauchte es viel seiner Psynergie, wodurch er nur extrem ungern darauf zurückgriff und deswegen nie am Anfang eines Kampfes benutze, solange er glaubte noch mindestens einen Weg zu haben, seinen Gegenüber mit etwas anderem töten zu können.
Meister Trast war unglaublich gewesen. Er war nicht umsonst ein Meister der Stufe S. Der höchste Grad den ein Meister nur erreichen konnte. Nicht mehr als 5 Personen hatten bisher je diese Stufe erreichen können. Trotz seines hohen Alters machte er seinem Rang alle Ehre.
Plötzlich wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als er eine Fremde Stimme innerhalb der Hütte wahrnahm. "Als einziger?" es folgte ein kurzes Lachen, ehe die Meister zeitgleich verstummten und nur langsame Schritte über das Holz des Flurs zu hören waren. "So leicht sterbe ich nicht."
Garm beobachtete die Reaktion auf den Gesichtern der Meister. Sie alle waren inzwischen aufgestanden. Ihre Augen hatten sich geweitetet, während sie ungläubig in die Richtung der unbekannten Person blickten.
Die Person die vor ihnen stand, war ein junger Mann, mit langen, blonden Haaren und goldenen Augen, maximal Ende zwanzig. Er grinste breit, als er die verblüfften Gesichter seiner Kameraden sah. Trast unterbrach die darauffolgende Stille zuerst.
"Meister Xallank? Du... Du hast auch überlebt?"
"Nicht nur das. Ich kenne nun das Geheimnis der Technik." versicherte er arrogant und zuversichtlich lächelnd.
Seine Worte hatten ihre Wirkung erzielt, nur Silya blieb anscheinend unberührt davon und marschierte auf Xallank zu. Noch ehe der Yall reagieren konnte, traf ihn eine Ohrfeige. Er schaute geschockt zu ihr. Dann schloss sie ihre Arme um ihn. Sie umarmte ihn und er tat es ihr nach eine Sekunde des Schocks gleich.
"Du Blödmann... ich habe all die Jahre auf dich gewartet... Du bist nie zurückgekehrt....Du warst unerreichbar....Ich habe mir Sorgen um dich gemacht..."
Dewan hatte ihn noch nie gesehen, sondern nur von ihm gehört. Seine fürchterliche Macht der Illusion, hatte ihn Irre gemacht und alles um sich in die Illusion gezogen und sich unerreichbar gemacht. Er hatte von seiner Gabe gehört, mehrere Illusionswelten und Illusionsschichten aufeinanderzubauen. Mit jeder weiteren Schicht wurde die Illusion undurchdringbarer, denn selbst wenn das Opfer eine Illusion unterbrach, würde es sich anschließend in der zweiten Illusion befinden.
Das Realitätsbewusstsein des Opfers senkte sich mit jeder weiteren Schicht, wodurch es automatisch dazu tendierte sein Verstand zu verlieren. Es konnte irgendwann nicht mehr unterscheiden, ob es sich in einer weiteren Schicht befand oder nun endlich in der 'echten Welt' angekommen war.
Diese Gabe hatte auch seine Schattenseiten. Jede Schicht belastete das Gehirn des Anwenders und erforderte absolute Disziplin um nicht den Überblick zwischen den Illusionswelten und der echten Welt zu verlieren. Xallank hatte eine absurd hohe Anzahl an Schichten aufgebaut, seine Grenze immer weiter überschritten, jedoch irgendwann die Kontrolle und den Überblick verloren.
Dewan wusste nicht, wie er daraus entkommen oder geheilt worden war, aber alles im allem war auch er ein Meister der Stufe S.
Es war ungewöhnlich, doch zusammen mit Silya und Trast waren 3 Meister dieser Stufe gleichzeitig präsent. Ihr Orden war demnach qualitativ so stark wie nie zuvor. Quantitativ waren sie jedoch nur auf 5 Meister reduziert worden.
Sie hatten sich inzwischen wieder an den Tisch gesetzt. Auch Xallank hatte nun eine Tasse Tee in seiner Hand.
"Nach dem Kampf gegen Melfice habe ich ein Lebenszeichen von dir gespürt, Xallank. Ich habe jemanden geschickt, der nach dir suchen soll, doch nachdem ich das tat, verschwand dein Lebenszeichen wenig später. Ich dachte du hättest letzendlich doch ins Gras gebissen." gestand Grace.
"Ich befand mich nur in einem geschwächten Zustand und habe meine Präsenz bis zu meiner Erholung versteckt."erklärte er.
Trast schaute ernst zu Xallank. Mit ihm gab es einen weiteren Meister, der Dämon überlebt hatte. "Meister Xallank....Erschien der 'König der vergessenen Epoche' während deines Kampfes?"
Der Yall grinste. "Wie ich sehe habe auch Sie den Dämon selbst bezwingen können." er schüttelte seinen Kopf. "Aber es war nicht so einfach. Als er mich das erste mal Angriff, war ich verloren. Wie ihr sicherlich noch wisst, hatte ich meinen Verstand verloren. Alles was sich mir nähert, wurde in die ewigen Welten der Illusionen gezogen. Melfice erging es nicht anders, doch der Tausch mit dem König gab ihm die kurze Möglichkeit zu fliehen.
Er fand den Dolch der Wahrheit und kehrte damit zurück. Der Dolch, wonach ich solange gesucht habe. Der Dolch der Wahrheit kann jegliche Illusionen und Illusionseffekte auflösen. Ironischerweise hat mich der Dämon dadurch aus meinem instabilen Zustand gerettet. Trotz der temporären Verlust meiner Illusionskräften bezwang ich den Dämon erneut. Kurz bevor ich ihn auslöschen konnte, wechselte er mit dem König Qutania. Es war ein harter Kampf, aber ich hatte unser Duell für mich entscheiden können.
Mir unterlief ein einziger Fehler. Der König wechselte im Moment seiner Niederlage wieder mit dem Dämon. Ich habe die Psynergie von Melfice die ganze Zeit kontrolliert und sie immer gering gehalten, damit er nicht auf die Technik zurückgreifen konnte. Ich dachte ich hatte gewonnen. Allerdings verschlang er einer seiner Diener. Einen Licht-Dämon, der seine Psynergie wiederherstellte.
Er zögerte nicht und nutzte berühmte 'Technik'. Ich habe versucht ihn davor abzuhalten und ihn vorher auszulöschen" er schüttelte seinen Kopf. "Leider war ich zu spät. Ich habe nur seine Verbindung zu dem König und sein Geschmackssinn versiegeln können. Den Rest kennt ihr."
Trast hatte aufmerksam zugehört. Auch sein Kampf war ähnlich verlaufen. Nun erzählte er auch von seinem Kampf mit dem Dämon.
"Sofort zum Kampfanfang, habe ich die 'Höllenfeuer' Technik gewirkt. Das Feuer, dass ewig auf der Haut und in der Seele eines Ziel-Dämons brannte, bis die Flammen der Hölle ihn, in unbeschreiblichen Qualen vernichteten. Noch bevor die Flammen ihn vollständig auslöschen konnten, erschien der König. Wir kämpften eine Zeit lang miteinander. Ich rief den mächtigsten Wächtergeist zu meiner Hilfe und gewann die Oberhand. Zu spät bemerkte ich, dass er nur Zeit geschindet hatte, damit sich der Dämon erholen konnte. Ich hatte ihn noch nicht besiegt, aber er wechselte trotzdem. Er nutzte die 'Technik' und bezwang uns beide gleichzeitig. Vermutlich ist der Wächter der einzige Grund, warum es mich nicht komplett ausgelöscht hat."
"Die Kampfstrategie des Dämons und des König scheint ähnlich zu sein. Zuerst kämpft er, ohne auf die Technik zurückgreifen zu wollen. Sobald er bezwungen wird, tauscht er mit dem König. Der König schindet Zeit, bis der Dämon sich erholen kann. Sobald der Dämon erholt genug ist, beendet er den Kampf mit einer einzigen Attacke." rekapitulierte Silya.
"Allerdings scheint er spätestens nach dem Kampf mit Meister Xallank nicht mehr in der Lage zu sein, diese Strategie zu verfolgen. Er hat die Tauschmöglichkeit zu dem König verloren." fügte Grace hinzu und schaute zu Xallank, ob dieser ihn korrigieren wollte. Der Yall nickte.
"Exakt. Die Versieglung besteht immernoch. Der Dämon ist seitdem auf sich allein gestellt."
Garm schaute zu Dewan, der nun anscheinend an der Reihe war, seinen Kampf mit Melfice zu erzählen. Es war Dewan schon fast peinlich, dass sie die Möglichkeit verstrichen hatten, einen geschwächten Dämon zu bezwingen. Er hatte Dank der Vorarbeit von Meister Xallank, nie gegen den König kämpfen müssen. Trotzdem hatten sie versagt.
"Unarus, Loghain und ich haben uns zusammengetan und den Dämon in einen Ort gelockt, an dem jegliche Psynergie unterbunden wurde." began er.
"Der Kampf hat sich mehrfache Wendungen, doch gegen Ende behielten wir die Oberhand. Loghain sollte den Gnadenstoß durchführen. Allerdings verriet er uns. Melfice gelang es Loghain aufzufressen und zu fliehen."
Xallank hob seine rechte Augenbraue, als er der jüngsten Meister zugehört hatte. "Bist du dessen sicher? Bist du sicher, dass Loghain dabei gestorben ist?"
"J-Ja! Ich sah eindeutig, wie er von Melfice gefressen wurde."
Xallank schüttelte seinen Kopf. "Wenn ich mich darauf konzentriere, kann ich jegliche Personen aufspüren, die mit der Erde in Konakt geraten. Ich spüre Loghain und er ist am Leben."
Dewans Augen weiteten sich. "Aber wie kann das sein?!"
"Die verbotenen Künste. Loghain hat seinen Meister verraten und sich das Geheimnis darüber unter die Nagel gerissen. Die Künste sind nicht umsonst verboten. Sie sind unglaublich mächtig, erfordern aber viel Blut, Seelen oder Lebenskraft. Für einen einzigen Menschen ist es unmöglich, allein den Tribut für die Künste zu bezahlen.
Deswegen ist es durchaus voraussehbar, dass der Mangel von Außen ausgeglichen wird, wie etwa das Tribut von Menschen.
Unser Kodex verbietet uns, Menschen zu töten. Mit der Macht, die wir als Meister erlangen, können wir als Höchstbestrafung die Kräfte einer Person versiegeln.
Die verbotenen Künste hingegen setzen das Tribut von Menschenleben voraus. Es ist somit ein kompletter Widerspruch was wir Meister schützen wollen."
Dewan nickte verstehend. Sein alter Freund Loghain lebte also tatsächlich noch... Er wusste nicht ob er sich deswegen freuen sollte oder nicht. Er hatte bisher den Verrat Loghains nicht komplett verarbeiten können. Er hatte geglaubt, dass ein Missverständnis vorlieren musste. Warum hatte Loghain sie verraten? Hatte er seine Seele tatsächlich dem Teufel verkauft? Was war sein Ziel? Was tat er gerade? Der junge Meister hatte viele Fragen, aber zu wenige Antworten. Meister Grace meldete sich nun zur Wort.
"Melfice hat inzwischen den dunklen Turm aktiviert. Unsere Maßnahme mit Ailas hat uns heute vor der schwarzen Sonne bewahrt. Melfice sein Werk komplett vollendet gewesen. Es fehlt nur noch die Entzündung des Merkur-Leuchturms um das Siegel zu brechen."
"Unglücklicherweise wissen wir nicht einmal genau, was es sich mit der schwarzen Sonne auf sich hat. Es könnte alles bedeuten." erinnerte Silya sie daran.
"Korrekt. Melfice muss ausgelöscht werden, noch bevor der Merkur-Leuchturm entfacht werden kann. Allerdings ist es leichter gesagt als getan. Die Flamme des dunklen Leuchtturms brennt. Melfice seine Psynergie regeneriert sich permanent. Wenn wir sie angreifen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass er sofort auf die 'Technik' zurückgreift und in binnen weniger Minuten seine Psynergie sich vollständig erholt. Wir haben ein ernsthaftes Problem."merkte Trast an.
"Möglicherweise könnten Meister Grace und ich Melfice attackieren, ohne das er sofort auf seine Technik zurückgreift. Sein Wesen zeigt, dass er sehr vorsichtig damit umgeht. Solange er nicht die vollständige Stärke seines Gegners einschätzen kann, wird er sie nicht ausführen. Weder Meister Grace, standen Melfice je gegenüber." sie schüttelte ihren Kopf, kurz nachdem sie ihre Worte beendet hatte. "Allerdings fürchte ich, wird dies nicht möglich sein. Ich kann die Insel leider nicht verlassen."
"Ist es wegen dem Strudel?"
Sie nickte.
Trast schaute mit einer ernsten Miene zu ihr. "Wie groß ist der Strudel wirklich?"
Sie schwieg und Trast seine Miene wurde sogar noch ernster und bedenklicher. Erst jetzt verstand Dewan, was er damit meinte. Diese unheimlich mächtige Psynergie, die er in dem Strudel gespürt hatte, gehörte garnicht zum Strudel. Es war die Psynergie der Meisterin. Sie unterdrückte den Strudel. Sie wirkte allerdings absolut nicht konzentriert. Er konnte nicht die Wirkung ihrer Psynergie über sie spüren. Sie unterdrückte den Strudel passiv. Dewan staunte. Noch nie in seinem gesamten Leben hatte er eine Person mit einer solchen Kontrolle über die Gabe der Sterne gesehen. Er war nicht im Ansatz auf dem Niveau dieser Meister.
Nach mehreren Sekunden der Stille, antwortete sie schließlich.
"Ich unterdrücke permanent die Wachstumsgeschwindigkeit des Strudels. Eine vollständige Unterdrückung des Wachstum ist mir seit längerem nicht möglich und der Strudel wird mit jeder Sekunde mächtiger. Der Strudel wächst &#65279;exponentiell an." sie schaute aus dem Fenster. Sie alle taten es ihr gleich und sie konnten den Strudel erkennen.
"Das ist nicht die echte Größe des Strudels. Wenn ich meine Unterdrückung abbreche, würde er sofort zu seiner Originalgröße wachsen."
"Wie groß ist seine Originalgröße?"
"Stell dir das zehnfache hiervon vor und davon das vielfache. Kurz gesagt, ganz Nebelherz ist schon längst im Radius des Original Strudels." sie schüttelte ihren Kopf und fuhr fort. "Nicht nur das. Dieser Strudel ist die schlimmste Naturkatastrophe die ich je gesehen habe. In seiner Originalgröße würde er sogar in kürzester Zeit die fliegenden Kontinente erreichen können, wenn er es nicht jetzt schon in der Lage sein dürfte. Ich muss mich zwar nicht konzentrieren, um meine Unterdrückung aufrechtzuerhalten, allerdings darf ich mich nicht von seiner Nähe entfernen. Desto weiter ich mich von ihm entferne, desto schwächer wird meine Unterdrückung."
"Äusserst.... beunruhigend. Das war vor einigen Jahren befürchtet haben, ist uns heute zum Verhängnis geworden. Wir sind gezwungen den Merkur-Leuchtturm zu entzünden um den Strudel aufzuhalten, während wir gleichzeitig die Entzündung des Merkur-Leuchtturms verhindern müssen, um die Aktivierung der schwarzen Sonne zu verhindern." rekapitulierte Grace und schaute nun zu Silya.
"Ailas wird tun, was du sagst. Wir können jederzeit das Merkur-Leuchtfeuer entfachen oder genau dieses verhindern."
Sie nickte. "Allerdings müssen wir die richtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt fällen. Es hat keinen Sinn den Merkur-Leuchtfeuer zu entzünden, bevor die anderen Leuchtfeuer nicht wieder richtig entzündet worden sind. Sobald nur noch die Merkur-Flamme fehlt, müssen wir unsere Entscheidung bereits getroffen haben."
"Oder in anderen Worten: Sobald nur noch die Merkur-Flamme fehlt, muss Melfice und der dunkle Turm verschwinden, damit die Gefahr der schwarzen Sonne aus dem Weg geräumt wird."
"Allerdings können wir Melfice nicht konfrontieren. Nur Meister Grace wäre aus den schon vorhin genannten Gründen dazu in der Lage. Melfice ist gerade am stärksten. Die Aussichten, dass er Siegreich wird, ist unter Berücksichtigung der Umstände, vorsichtig ausgedrückt, nicht besonders hoch. Wir haben ein Problem... und wir kommen daraus nicht raus." erklärte der älteste der Meister und alle anderen Meister nickten zustimmend. Alle bis auf Dewan.
"Ehm... Es gibt vielleicht doch etwas, wie wir aus dem Problem herauskommen." verriet der jüngste unter ihnen. Nach seinen Worten hatte er die Aufmerksamkeit von allen auf sich gezogen und Garm lachte belustigt, auch wenn er gerade kaum Beachtung zu erhalten schien.
"Wie ich vorhin berichtet hatte, haben wir mit Melfice an einem Ort gekämpft, die Psynergie unterdrücken könnte. Wir trafen nach dem Kampf auf einen Überlebenden der Stadt. Er verriet uns, dass es ein bestimmtes 'Kraftfeld' ist, den vor langer Zeit eine Person an dem Ort errichtet hat. Die Person wusste, wer das Kraftfeld errichtet hatte. Ich habe Unarus zusammen mit ihm geschickt, um die Person ausfindig zu machen."
"Das sind großartige Neuigkeiten!"rief Meister Grace, der daraufhin fröhlich mit den Händen klatschte.
"Exakt. Meister Grace ist ein hervorragender Schmied. Möglicherweise können wir das Wissen verwenden, um Melfice seine Psynergie zu unterdrücken. Melfice braucht seine Psynergie, um auf seine mächtigste Technik zurückzugreifen. Er kann jegliche Gegenstände und Manipulationen am Körper abbrechen. Ein Manipulation am Ort, wie etwa das Kraftfeld, ist damit ausgeschlossen. Wenn wir dieses Wissen erhalten, könnten wir Melfice schlagen."
Silya und Xallank nickten und stimmten Trast zu.
Grace hingegen kratzte sich am Kopf, als wäre ihm soeben etwas eingefallen. Xallank grinste und schaute zu ihm. "Ist der etwa etwas eingefallen?"
Der hünne Meister lachte und schüttelte seinen Kopf. "Ach, es ist nichts besonderes. Ich habe mir nur Sorgen um den Ristemé gemacht, der mir einen gefallen tun und Melfice alleine vernichten wollte."
"Er wollte was?" fragte Trast entsetzt.
"Er meinte, es wäre zum Teil sein verschulden. Ich habe ihn versucht davon abzuhalten, aber er hat nicht gehört. Allerdings schien er alles andere als ein Schwächling zu sein."
Trast schüttelte seinen Kopf. "Nun gut. Wie dem auch sei. Dann werden wir auf die Ergebnisse meines Schülers Unarus warten. Vorher werden wir nichts tun. Die Versammlung und somit beendet."
Trast stand als erster auf, stütze sich auf seiner Krücke und ging mit langsamen Schritten aus der Hütte heraus. Er wirkte wie ein schwächlicher, alter Mann. Jeder der ihn kannte, wusste das dem nicht so war. Vermutlich mochte Trast nur das Image eines solchen Mannes, oder nur die Vorteile, die er dadurch erhielt.
Sowohl Grace, als auch Dewan und Garm folgten Trast aus der Hütte heraus. Zurück blieben nur Silya sowohl Xallank. Sobald sie aus der Hütte waren, schüttelte Xallank seinen Kopf. "Und ich dachte, die Versammlung würde nie enden."er wandte sich anschließend zu ihr und ein ehrliches Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, bevor er seine Hand hob, um mit seinem Handrücken sanft über ihre Wange zu streicheln."Es tut mir Leid."

~Es war nur einzelner Tag vergangen, seitdem Xallank im Kampf gegen Meister Grace sich den Platz eines Meisters verdient hatte. Inzwischen waren mehrere Monate seit ihrer eigenen Meister-Ernennung vergangen. Sie hatten damals zusammen das unmögliche geschafft und Hashiro gestoppt.
Allerdings nicht ohne Verluste. Die drei wichtigsten Personen in Akestas, waren dabei umgekommen. Sie hatte die Position ihres Meisters übernommen. Xallank hatte sich eine freie Stelle verdient.
Der Junge, den sie liebte, lag nun auf den Knien, vor dem Grab seiner Eltern, während seine Tränen ununterbrochen seinen Wangen herabfielen. Er hatte sich seit Gestern nicht von der Stelle bewegt, egal wie sehr auch jemand ihn dazu überreden wollte, nach Hause zu gehen und sich wenigstens etwas zu erholen.
Silya brachte ihm regelmäßig etwas zu Essen und Trinken mit. Er stellte sie immer neben ihm ab. Oft aß er nicht sofort, sondern erst, wenn sie weg war. Manchmal sagte er nicht einmal etwas und ignorierte sie. Dieser Junge hatte seine Eltern wirklich über alles geliebt.
Von draußen würde man es nicht sofort erkennen, doch sobald er ihren Grab besuchte, zeigte er sein wahres Gesicht. Sie hatte immer gehofft etwas tröstendes sagen zu können, doch sie wusste, egal was sie ihm auch sagte, seine Eltern würde sie ihm nicht zurückbringen können.
Nach einer gefühlten Unendlichkeit, sprach er schließlich wieder. Sein Blick hatte sich seit einigen Stunden bereits verändert und die Trauer war wieder fast verschwunden. Silya kannte diesen Blick. Er kannt ihn. Er hatte einen Entschluss gefasst und wollte es ihr mitteilen. Sie hörte ihm aufmerksam zu.
"Ich werde Akestas und Nebelherz verlassen." verkündete er.
Die Worte traffen sie wie ein Schlag ins Gesicht. Xallank wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und richtete sich, davon unabhängig wieder auf. "Du willst Akestas verlassen?! Aber Warum?! Deine beiden Geschwister sind noch hier!"
Er schüttelte seinen Kopf. "Es ist nicht, was ich will, sondern das, was ich tun muss." sein Blick ging ernst zu ihr."In unserer Welt unterliegen die Schwachen den Starken. Ab heute bin ich einer der Meister der Kampfkunst und es ist meine Pflicht diese Welt vor, den Menschen unzumutbaren Gefahren, zu schützen. Dafür muss ich stärker und mächtiger sein, als jeder diese Gefahren.
Meine Eltern werden in Akestas als 'Helden' bezeichnet, doch sie wurden getötet, weil sie zu schwach waren. Schwäche führt zu frühzeitigem Tod und Tod führt zu Trauer der Personen, die dich geliebt haben." erneuert schüttelte er seinen Kopf und schaute ihr dann in ihren smaragdgrünen Augen. "Ich werde draußen nach 'wahre Stärke' suchen. Alleine."
"Und was ist mit deinen Geschwistern? Sie haben erst kürzlich ihre Eltern verloren. Willst du sie jetzt auch noch alleine lassen?" fragte sie ihn aufgebracht.
"Du machst es mir noch schwieriger, allerdings steht mein Entschluss fest. Du erinnerst dich sicherlich, wofür Hashiro in die Ruinen eingedrungen ist, richtig?"
"Melfice."
"Exakt. Wir wissen nicht einmal ob er einen Komplizen hatte. Er hat die Formel gesehen. Es könnten andere Personen wie er auftauchen. Der Dämon in den Geschichtsbüchern, Melfice. Die Menschen haben ihn gefürchtet, weil sie nicht stark genug waren. Anderfalls wäre er getötet, statt versiegelt worden. Ich brauche genug Stärke um die Leben der Menschen beschützen zu können. Genug Stärke, um mit einer solcher Gefahr umzugehen.Ich möchte nie wieder jemanden der mir wichtig ist, sterben sehen." Xallank packte sie an den Armen und richtete sie zu sich. Er schaute in ihre Augen.
"Ich trage in mir sowohl die Gabe meines Vaters, sowie die Gabe meiner Mutter. Sie haben mir ihre Gaben hinterlassen. Ich werde diese Gaben nutzen um mächtiger und stärker zu werden, als jede Gefahr. Mächtiger als Melfice. Mächtiger als jeder andere." er ließ sie wieder los und schaute von ihr weg.
"Ich muss an mich arbeiten und darf bis dahin von niemandem abgelenkt werden. Ich muss diesen Tribut in Kauf nehmen und von den Personen fern bleiben, die ich liebe." er drehte sich zu ihm. "Dich miteingeschlossen. Pass gut auf Vera und Kudo auf. Ich vertraue dir. Sag ihnen ich wäre für eine unbestimmte Zeit lang fort und ziehe sie bitte gut auf. Versprich es mir."
Es kam alles auf einmal. Sie wusste nicht, was sie sagen könnte. Xallank war stur und wenn er eine Entscheidung getroffen hatte, wisch er unmöglich davor ab. Er ließ es sich von Außen zwar nicht anmerken, aber sie spürte einen wahnsinnigen Zorn in der Aura Xallanks. Es war äußerst unglaublich, dass eine Person mit einem solchen Zorn sich so gut beherrschen konnte. Er wollte von ihm, dass er auf seine Geschwister aufpassen sollte.
"Ich verspreche es dir, aber versprich du mir, dass du am Leben bleibst und wiederkommen wirst."
Der Erdadept lächelte. "Versprochen."~

Der einarmige Dämon öffnete seine geschlossenen Augen, als er eine Präsenz hinter ihm spürte. Er kannte die Präsenz noch. Gewöhnlich vergass er die Präsenzen von Menschen, die für seine Ziele unwichtig waren, aber diese Präsenz hatte er sich tief in seinem Gedächtnis eingebrannt. Er war ein mächtiger Mann, ein guter Kämpfer und ein ebenso großer Narr, wenn er hier tatsächlich auftauchte.
"Wer hätte gedacht, dass ich dich ausgerechnet kurz vor Vollendung meines Werkes wiedersehe, Calixtus?"
Der Dämon drehte sich um, ein breites Grinsen war auf seinem Lippen zu lesen.
Calixtus erwiderte das Grinsen, mit einem breiten Lächeln. "In der Tat. Es ist wohl unser Schicksal gegeneinander zu kämpfen. Ich werde das Beenden, was mit mir angefangen hat. Ich bin beeindruckt, Melfice. Der Turm ist wirklich genauso einzigartig, wie du von ihm behauptet hast. Unglücklicherweise habe ich dir dabei geholfen ihn zu beschwören. Verrate mir eins: Die schwarze Sonne, was genau ist es?"
Melfice lachte süffisant, ehe er seinen Kopf schüttelte. "Es wäre doch ein großer Jammer, wenn ich die Überraschung verderben würde, nicht wahr Calixtus? Was suchst du eigentlich hier? Wolltest du nicht diesen 'Menschen' besiegen oder sogar töten? Wie ich sehe hast du dabei versagt. Keine Sorge, ich habe das gemacht, wofür du zu unfähig warst." versicherte der Dämon.
"Was? Du hast ihn getötet?" fragte Calixtus aufgebracht.
"Getötet? Leider kam es nicht dazu. Ich hatte ihn besiegt und wollte mich seinem Fleisch und seiner Psynergie hingeben, bevor ich von wem gestört wurde. Aber das ist nun unwichtig. Ich wiederhole meine Frage: Warum bist du hier? Doch nicht etwa weil du Gewissensbisse hast?"
Calixtus schüttelte abwertend den Kopf. "Ich bin hier, weil ich jemandem einen Gefallen schulde und weil ich ohnehin nicht weiß, wohin ich als nächstes gehen soll. Dieser Gefallen wird erst beglichen, wenn ich jede einzelne Körperzelle von dir in Stücke zerschlagen habe."
Melfice lachte auf, als hätte der Ristemé einen besonders guten Witz von sich geben. Er schüttelte seinen Kopf, ehe sich sein Lachen langsam eindämpfte.
"Lass es mich klarstellen: Du bist in deinem geschwächsten Zustand hier aufgekreuzt um mich, in meinem besten Zustand zu schlagen? Du konntest nicht einmal einen kleinen Jungen besiegen, den ich problemlos besiegen konnte und erwartest nun irgendeinen besonderen Wunder? Hast du deinen Verstand verloren?"
"Das gleiche könnte ich dich fragen. Seit unserem letzten Treffen fehlt dir ein Arm und du behauptest gleichzeitig, dass du in Top-Form wärst." spottete er.
"Du.... das meine ich nicht.... Meine Psynergie... Ach egal. Es wird keine Sekunde dauern, dich zu verschlingen!"
Der Dämon sprang ab und wollte sich Calixtus ergreifen. Der Ristemé blieb regungslos stehen. Kurz bevor die Zähne des Dämons ihn erreichen konnten, zerschmetterte er seinen Unterkiefer mit einem mächtigen, rechten Kinnhacken. Der Dämon drehte sich mehrfach um die eigene Achse, bevor er durch die Wucht zu Boden ging.
Halb Fassungslos und halb gereizt, regenerierte er seine Wunde vollständig.
"Wieso kann ich nie einen einfachen Gegner bekommen?"
Der Dämon trennte seinen Blick nicht von Calixtus, der ihm jedoch gestattete aufzustehen. Das Grinsen des Dämons kehrte in sein Gesicht zurück.
"Nicht schlecht, aber du bist ein Narr, wenn du glaubst, dass du mich besiegen könntest." erneuert Griff der Dämon wortlos an. Der Dämon schwanz seine einzigen Arm um die Kehle des menschen zu zerfetzen. Calixtus wartete wieder bis zur letzten Sekunde ab, senkte dann plötzlich seinen Körper und entging dem Angriff. Mit seiner rechten Hand donnerte er seine Hand durch den Magen des Dämons, zog es blitzschnell wieder heraus und schlug mit dem Handrücken der gleichen Hand in die rechte Gesichtshälfte des Dämons, der daraufhin gegen die Wand geschleudert wurde. Melfice krachte unsanft dagegen und richtete sich schmerzerfüllt auf, während er seine Wunde erneuert regenerierte. Seine Augen waren auf Calixtus fixiert, von dem er jeden Moment einen Angriff erwartet hatte, aber diese blieben aus. Offenbar gestattete er ihm, aufzustehen. Melfice war wütend. Natürlich hatte Melfice im reinen Nahkampf oft Gegner getroffen, die ihm dort haushoch überlegen waren, aber ein geschwächter Mann wie er? Das ging eindeutig zu weit!
"Das war zwar nicht schlecht, allerdings hättest du einen deutlich größeren Schaden verteilen können, wenn du auch mit deiner linken Hand zugeschlagen hättest, Calixtus."merkte Melfice an.
"Ich werde meinen linken Arm nicht gegen dich benutzen." erklärte Calixtus.
Das Grinsen auf Melfice seinen Lippen wurde breiter. Jetzt verstand er Calixtus. Er war ein Narr, ein wahrhaft großer Narr, der ein Handicap auf sich nahm, nur um sein Ehrengefühl zu befriedigen. Normaleweise würde er nun auf seine Psynergie zurückgreifen, allerdings wusste er nicht, wie stabil der dunkle Turm war. Sicher war sicher. Er würde auf offensive Psynergie-attacken verzichten müssen. Zumindest vorerst.
Das hieß jedoch nicht, dass er gänzlich auf Psynergie verzichten würde. Eine dunkle Psynergie durchströmte seinen Körper, bevor er ein weiteres mal auf Calixtus zulief.
Wie vorhin benutzte er seine Klauen. Calixtus wollte ihn zuvor erwischen und schlug ihm seine Faust entgegen. Sein Zähne wurden von seinem Schlag zerfetzt, allerdings spürte der Dämon nun keinen Schmerz mehr. Sein Körper blieb davon unbeeindruckt und die Wucht des Angriffes stoppte ihn nun nicht mehr von seiner Bewegung. In aller letzten Sekunde konnte Calixtus einen halben Schritt nach hinten machen. Die Klauen schliffen sich an sein Gesicht und hinterließen drei große Striche. Calixtus ging auf Distanz und analysierte, was diesmal anders gelaufen war. Melfice hingegen fluchte innerlich. Calixtus hatte unglaublich schnell auf die Veränderung reagieren können. Wenn er nur einen Augenblick später reagiert hätte, wäre sein Kopf durch seine Klauen durchspießt worden. Den Überraschungseffekt hatte er nun verspielt. Ab jetzt würde es deutlich schwieriger werden, ihn im Nahkampf zu treffen.
Calixtus schaute nun zu ihm. "Ich habe viele schmerzerfüllte Gesichter gesehen. Das war das erste mal, dass jemand nach einem Zusammentreffen meiner Faust keinen solchen Ausruck gezeigt hat. Ich habe vorhin etwas in dir gespürt. Psynergie? Vorhin war das Gefühl deutlich schwächer. Ich nehme an, es sorgt für eine gewisse Schmerzimmunität. Interessant." der Ristemé ging wieder in Kampfstellung.
"Allerdings ist mir fraglich, warum du nicht mit einer solch gewaltigen Psynergie Angriffe startest." mit seinen Blicken schaute er sich um. "Ist es wegen dem Turm? Wenn du dich deswegen zurückhälst, werde ich als Ausgleich solange nicht auf meinen Seelenabdruck zurückgreifen."
"Seelenabdruck?" fragte Melfice unwissend.
"Ist die Kraft eines Ristemés. Unwichtig für unser Duell."
Das Grinsen auf Melfice seinen Lippen wurde breiter. Er konnte garnicht glauben, mit was für einem Narren er es zu tun hatte.
Der Dämon ging erneuert in die Nahkampf. Diesmal erfassten ihn mehrere Treffer gleichzeitig. Seine Brust, sein Kopf, sein Magen wurde zerschmettert. Jedoch ließ er sich nicht davon stören und schlug nach dem Menschen, der seinen Angriff auswisch und sofort neue Schläge in sein Körper verteilte. Seine Wunden reagierten zeitgleich mit seinem Angriff, während er selbst Calixtus mit einem Schlag erwischte.
Dieser lies sich allerdings nicht davon beeindrucken und schlug weiter. Der hemmungslose Schlageabtausch der beiden ging ununterbrochen weiter. Im Durchschnitt traff Melfice Calixtus im Verhältnis eins zu sechs.
Melfice konnte erkennen, dass Calixtus über eine unglaubliche Ausdauer besaß. Wenn der Kampf so weitergehen würde, brauchte er im idealfall mehrere Stunden, bis er den Mann endlich in die Knie zwingen konnte.
Ein Schlag traff ihn am Gesicht, der Dämon spürte den Schmerz nicht, schlug nach dem Mann, der seinen Angriff mit dem gleichen Hand abfing, ihn festhielt und dann seinen Kopf gegen Melfice seine Nase knallte.
Der Dämon verließ seinen Körper und stellte sich komplett hinter Calixtus wieder her und traff ihn mit einem mächtigen Tritt, der ihn diesmal gegen die Wand des Leuchtturms beförderte. Melfice flog hinterher um nocheinmal zuzuschlagen, doch der Ristemé war wieder aufgestanden und sprang zur Seite. Der Dämon verfehlte ihn und schlug gegen die Wand. Eine Hand hinter ihm packte seinen Kopf und drehte es um 180 Grad. Er sah Calixtus der bereits mit den nächsten Schlag ausgeholt hatte und ihn in die Wand beförderte. Der Dämon wurde zornig und regenierte sich erneuert.
"Du.... Du.... Du weisst ganz genau das du nicht gewinnen kannst. Im Gegensatz zu meiner, wird deine Ausdauer schwinden! Ich kann jegliche Wunden regenieren, selbst meine Psynergie erholt sich jede Sekunde! Du kannst nicht gewinnen. Es ist nur eine Frage der Zeit. Eine Frage der Zeit, bis ich den Rest deines Blutes an meine Krallen kleben habe!"
Calixtus schüttelte seinen Kopf und schenkte ihm ein breites Grinsen. "Das ist mir egal. Alles was mich gerade interessiert, ist dich zusammenzuschlagen." Calixtus stand bereits wieder in Kampfstellung.
Der Ristemé lief auf den Dämon zu, der Verständnislos zu seinem Gegner blickte. Er hatte gehofft, durch die Klarstellung der Fakten, den Kampfwille des Mannes brechen zu können. Ironischerweise hatte er genau das Gegenteil bewirkt.
Er kämpfte erbittert weiter, obwohl er wusste nicht gewinnen zu können?
Oder glaubte er daran sich irgendwie den Sieg sichern zu können?
Egal was davon auch auf ihn zutraff. Er war ein Narr.
Der Dämon holte aus.
"CALIXTUS!"
"Nein.", antwortete Sciz entschieden, "Ich fürchte, dass ich ablehnen muss."
Der Fremde, Jalahad, ließ die Schultern hängen.
"Aber warum denn?", fragte er beinahe schon verzweifelt.
Sciz antwortete ihm mit einem grimmigen Lächeln: "Es mag Wahnsinn sein, wenn ich jetzt versuche ihnen zu folgen, aber ich ziehe es vor diesen Weg zu gehen, als so naiv zu sein anzunehmen euer Sultan könne sie gerade jetzt finden."
Es war ihre beste Chance. Das war das Ergebnis zu dem Sciz gekommen war. Wenn die Leute, die hier lebten, die Möglichkeit gehabt hätten die Ausgestoßenen zu finden, so hätten sie es bereits getan. Ohne Psynergie waren er und Loghain auch keine Hilfe. Und deshalb war es seine beste Chance genau jetzt, wo es noch eine Spur gab, der er nachgehen konnte, die Verfolgung aufzunehmen.
"Wir können immer noch selbst nach ihnen suchen, wenn wir uns für eine solche Aufgabe ausgerüstet haben.", schlug Loghain vor.
"Ohne, Psynergie stehen unsere Chancen, aber keinen Deut besser.", erwiderte der Windadept, "Und wie wir wissen ist es nicht einmal denen gelungen die Ausgestoßenen zu finden. Aber vielleicht sollte ich das hier ohnehin allein tun. Allein bin ich schneller und wenn ihr euch zunächst an einen sichereren Ort begebt, findet ihr vielleicht einen Weg unsere Psynergie zurückzubringen."
"Die Möglichkeiten einen Bann aufzuheben, der uns unserer Sternenkraft beraubt, ist ohne Sternenkraft nicht besonders Aussichtsreich.", erklärte der Meister, "Das ist kein einfaches Siegel. So viel habt ihr sicher auch schon bemerkt."
"Vielleicht ist dieser blaue Sand auch nur das Zeug, aus dem die Arrestzelle gemacht wurde, und wir tragen noch etwas davon an uns.", merkte Sciz an, auch wenn er wusste, dass das keine Erklärung dafür lieferte, warum Sazael diesen Effekt beim blauen Sand nicht hatte feststellen können.
"Bitte nicht!", versuchte Jalahad ihn noch einmal umzustimmen, "Unterschätzt die Wüste nicht!"
"Ich danke euch für eure Sorge, aber ich komme zumindest vorerst klar.", erwiderte er bestimmt, auch wenn ihm klar war, dass es nicht ganz so einfach sein würde, "Ich muss einfach selbst einige permanentere Spuren hinterlassen, wenn sich die Gelegenheit bietet und umkehren sollte ich nicht mehr weiter kommen."
Er zog ein Messer aus seinem Gürtel und hielt es Loghain hin. "Macht Richtungsmarkierungen an Steinen und ähnlichem, dann kann ich euch vielleicht später noch folgen."
"Das mag nicht ausreichend sein.", gab Loghain zu bedenken, als er das Messer entgegennehmen wollte.
Sciz hielt die Klinge noch einen Moment fest und flüsterte so leise, dass Jalahad es nicht hören konnte: "Ich würde gerne an glückliche Zufälle glauben, aber die Begegnung mit diesem Mann, mag weder glücklich noch zufällig gewesen sein."
Es war nicht als wenn Sciz wirklich Hinweise darauf gehabt hätte, dass Jalahad etwas anderes war als er vorgab. Hätte er sie töten wollen hätte der Hirte die Gelegenheit dazu gehabt, aber der Mann war für Scizs misstrauischen Geschmack etwas zu günstig erschienen und bestand etwas zu sehr darauf, dass sie ihn begleiteten.
Logahin nickte, als Sciz das Messer schließlich losließ.
"Kehrt so schnell wie möglich um!", mahnte Jalahad ihn noch, als er sich bereits umdrehte, um zurück zu ihrem geplanten Lagerplatz zu eilen, "Allein könnt ihr hier nur den Tod finden!"
Sciz hob die Hand zum Abschied ohne sich noch einmal umzuwenden. "Hoffen wir, dass das Wunder, das mein Leben gerettet hat, anhält."
Als Sciz bereits fast außer Sichtweite war, zeigte sich ein schwaches Lächeln auf Loghains Lippen.
"Ob ihm die Ironie seiner Warnung wohl irgendwann einmal klar wird?", fragte sich der Meistermörder leise selbst.

Als sie den angrenzende Stadtteil erreichten, flammten gerade die ersten Psynergielaternen auf, die die Straßen hier und in den meisten anderen Teilen der Stadt des Nachts erhellten. Die Sonne war inzwischen untergegangen und die beiden verschiedenfarbigen Monde Silkanas zeigten sich in ihren unterschiedlichen Farben und in unterschiedlichen Phasen.
"Es ist spät", verkündete der Leibwächter, der Iden auf dem Rücken trug, mit einem Blick zum Himmel, "Und es scheint die Herrin ist auch nicht in der Verfassung, um die Stadt heute weiter zu besichtigen, wir sollten also für heute besser Schluss machen."
Der zweite Leibwächter nickte. "Wenn ihr weiterhin bereit seid uns herumzuführen, treffen wir uns Morgen wieder."
"Wo soll ich euch abholen?", fragte Kazan, "Oder wie wäre es mit dem besten Gasthaus der Stadt, als letzte Station der heutigen Führung."
"Wir verzichten.", erwiderte der Leibwächter, "Das 'Zepter der Herrschaft' wäre ein geeigneter Treffpunkt."
Kazans Blick wanderte unwillkürlich zu dem gigantischen Turm, der sich hoch über die Dächer der Stadt erhob. Der perfekte Nachbau eines elementaren Leuchtturms von Bau- bis Funktionsweise. Dennoch war das blasse farblose Leuchtfeuer, das an seiner Spitze brannte, wohl nicht ansatzweise mit dem eines der ursprünglichen Türme zu vergleichen. Nicht das er einen Beweis gehabt hätte, dass die Leuchtfeuer zur Zeit der Türme tatsächlich so beeindruckend gewesen waren wie es hieß.
"So gut wie jeder andere Ort und ihr werdet ihn wohl ohne meine Hilfe finden.", stimmte er dem Vorschlag schließlich zu, "Dann gute Nacht. Ich werde versuchen uns Morgen keinen großen Gefahren auszusetzen."
Die beiden Leibwächter verabschiedeten sich monoton und machten sich auf den Weg die Straße hinab.
"Ob die Stadtwache sie wohl befragen wird, was sie mit einer bewusstlosen Frau zu schaffen haben?", fragte sich Jaden laut, als die beiden außer Hörweite waren.
"Du wirst mir weiter folgen, oder?", fragte Kazan ohne auf die Frage einzugehen.
"Hä? Hast du etwa noch mehr zu tun?"
"Wir können auf dem Weg reden.", erwiderte er, während er den beiden Stadtwächtern nachging.
"Oooh, verstehe." Jaden folgte ihm eilig. "Du führst sie also nicht nur so in der Stadt herum?"
"Nein.", gestand Kazan, während er Tarnkappe wirkte, "Bleib in meiner Nähe und sprich leise! Die Tarnkappe blockiert keine Laute und wenn dein Arm herausragt, sind wir auch nicht weniger auffällig als vorher."
"Ich weiß!", verteidigte sich Jaden, "Du weißt doch, ich verstehe was von Diskretion."
Kazan seufzte schwer, während er noch einmal die Worte durchging, die er sich die ganze Zeit über zurechtgelegt hatte seit sie Jaden getroffen hatte. Er war nicht vollends davon überzeugt, dass er den Jungen so überzeugen konnte, aber er hatte auch keine Zeit mehr sich etwas neues zu überlegen.
"Hör zu Jaden! Ich kann dich nicht mitnehmen."
"Was?!", rief der Junge geschockt und ignorierte Kazans wütenden Blick über die Lautstärke, "Aber du hast es mir versprochen!"
"Ich sagte hör zu! Dich mitzunehmen wäre schon unter normalen Umständen eine schlechte Idee, aber diese Sache ist größer als das. Ich habe ehrlich keine Ahnung wie groß, aber das was ich darüber weiß sagt mir, dass ich nicht mehr wissen will als nötig!"
"Okay das klingt, als..." Ein verstohlenes Lächeln schlich sich auf Jadens Gesicht. "wäre da wirklich einiges zu holen."
"Das hier ist was anderes!", widersprach Kazan vehement, "Mein Vertrauen, dass ich selbst das ganze überlebe ist milde gesagt gering. Vielleicht sterbe ich während der ganzen Sache oder vielleicht entscheidet sich mein Auftraggeber mich danach zu beseitigen, aber mein Punkt ist, dass selbst wenn alles glatt geht und ich bekomme, was mir versprochen wurde, ich nur eine weitere gefährliche Reise unternehmen muss, bei der für niemanden außer mich etwas herausspringen kann."
"Wenn das so gefährlich und aussichtslos ist, warum machst du es dann?", fragte Jaden ihn misstrauisch, "Ich verstehe ja, dass dieser Auftraggeber kein Nein akzeptiert, aber du musst ihm ja nicht ins Gesicht sagen, dass du ablehnst."
Kazan lächelte gequält. Daran hatte er natürlich auch schon gedacht, aber Garvas hatte angedeutet, dass das für Fares nicht sehr gesund wäre. Außerdem war das hier seine beste Gelegenheit die Vogelfigur zu bekommen. Eine Gelegenheit, für die er sein Leben durchaus riskieren würde.
"Verschiedene Gründe.", antwortete er vage.
"Also wenn sie diesen Weg nehmen, weiß ich wo sie hin wollen.", meinte Jaden völlig unerwartet.
"Ach wirklich?"
Kazan tat es nicht. Zugegeben dem Plan in den Händen des einen Leibwächter nach, schienen sie bereits ein Ziel zu haben, aber Kazan fielen in dieser Gegend bestimmt drei Gasthäuser ein, die er für realistisch hielt.
"Wie auch immer... du hast verstanden, dass du nicht mitkommen kannst?"
"Sag was hast du eigentlich mit denen vor?", ignorierte Jaden die Frage, "Haben die irgendetwas wichtiges, was du beschaffen sollst?"
"Jaden!"
Der Junge tat beleidigt. "Du hättest mich fragen können, wenn du irgendetwas besonderes suchst, weißt du?"
"Ich wusste wo..." Kazan schüttelte den Gedanken ab. "Hör auf abzulenken, Jaden!"
"Wovon ablenken?", fragte der ihn mit Unschuldsmiene.
"Davon das du nicht mitkannst."
"Wohin mit kann?"
"Tsk. Wer würde auf einen so alten Trick hereinfallen?", spottete er.
"Och, komm schon!", bettelte der Junge, "Ich sag dir auch, wo die drei hin gehen!"
"Und warum..." Sein Blick streifte über die Straße. "Okay, verstehe..."
An irgendeinem Punkt innerhalb ihrer Konversation hatte Kazan angefangen sich mehr auf die Unterhaltung zu konzentrieren, als auf die, die er verfolgte, und Jaden hatte dies ausgenutzt, um sie in eine andere Richtung zu lenken. Das Resultat war, dass die beiden inzwischen allein auf einer leeren Straße standen und nichts verriet, wohin die Leibwächter mit Iden gegangen waren.
"Ich weiß, wo sie hin sind.", merkte Jaden wie beiläufig noch einmal an.
Kazan seufzte, als er die Tarnkappe auflöste. "Das war gut... wirklich gut. Allerdings..."
Ein finsteres Lachen entrann der Kehle des Schattenadepten, während sich seine Hand um Nachtsplitter schloss.
"Wa- warte mal!", jappste Jaden, der erschrocken zurückwich, "So war das aber nicht geplant?!"
"Hättest du dir eine belebtere Straße suchen sollen!", lachte Kazan, und warf seinen Mantel in der selben Bewegung zurück, in der er Nachtsplitter blank zog.
Das Licht einer Straßenlaterne stand genau hinter Kazan, sodass Jaden vollkommen in seinem Schatten stand, der durch den flatternden Mantel den Eindruck einer furchterregenden geflügelten Kreatur erweckte.
"Zeit einen Fehler von vor fünf Jahren zu korrigieren!", rief er Nachtsplitter hoch über den Kopf erhoben, während sich die pechschwarze Klinge formte.
"WAAAAAAA-"
"STIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIRB!"

"Stimmt.", meinte Haden ruhig, "Ziehen wir uns zurück."
Die Mission war beinahe beendet. Auch wenn sie mehr Fragen als Antworten gebracht hatte, waren die Fragen nie teil seiner Aufgabe hier gewesen. Es blieb nur noch für das infizierte Erz ausgeliefert zu werden.
"Ihr und eure Geschwister haltet euren Posten?", mutmaßte er, während sie sich auf den Weg zurück zum Lager machten, "Dularius bleibt noch eine Weile wo er ist. Wenn es scheint als hätten die das Ungeziefer entdeckt, die Lieferung ausgeliefert wurde oder irgendetwas anderes außergewöhnliches geschieht, meldet es ihm. Er kann mir eine Nachricht übermitteln. Zwar nicht in Echtzeit, aber immer noch schneller als herkömmliche Kommunikationswege. Ich werde mich vorerst mit Juar zurückziehen. Wir sind im Wald nicht so unsichtbar wie ihr."
"Verstanden."
Haden nickte. Er wünschte er hätte über die Jahre mehr Leute unter seinem Kommando gehabt, die ihre Befehle so stillschweigend hinnahmen wie Megg.
Während der Mission hatte er einige Informationen gewonnen, denen er nachgehen konnte und die er an die Sternenwache weitergeben würde, wenn sie relevant erschienen. Schließlich konnte alles irgendwann einmal nützlich werden.
~Irrlicht, fang mit den Listen an und mach dann mit dem Geschäftsbuch weiter. Ich will alles bis auf den Wortlaut genau hören.~
~Natürlich...~
Haden machte sich keine Illusionen vermutlich würde nichts davon je eine große Bedeutung haben, aber manchmal half es schon ein paar Namen in den feindlichen Reihen zu kennen.
~Oh, eines noch...~, meldete sich der Dschinn wieder, bevor er begann, ~Weldon...~
~Was?~
~Das ist der Name des ersten Offiziers von Admiralin Zaisa, der bei Kasajaks Eintrag zu den Rotschärpen erwähnt wurde. Möglicherweise hat man in den Listen nach ihm gesucht.~
~Oder er dachte, dass dieser Offizier die Mine besuchen würde und strich die Notiz, weil sich die Pläne geändert hatten. Ich behalte beide Möglichkeiten im Hinterkopf. Jetzt fang an!~
~Wie ihr befehlt... In alphabetischer Reihenfolge: Aabael vom Roterdpass, Erd-Adept, Rang...~
Die Liste ging weiter, während sie sich zurückzogen.

"Auuuu...", jammerte Jaden neben ihm, während er sich die frische Beule an seinem Kopf rieb.
"Ich hab die flache Seite genommen, also stell dich nicht so an!"
"Du hättest mir immer noch den Schädel einschlagen können!", protestierte Jaden vehement, "Und was hättest du gemacht, wenn dieses komische, wenn auch verdammt coole, Schattenschwert einfach alles bei Kontakt desintegriert hätte?"
"Nach Iden in allen Gasthäusern in der Nähe gesucht nehme ich an.", mutmaßte Kazan.
"Dir ist es also vollkommen egal, ob ich sterbe!", heulte der Junge. Das Gesicht hatte er dabei mit den Händen verdeckt, aber er linste zwischen seinen Fingern hindurch, um Kazans Reaktion zusehen. "Und das nachdem du dir solche Sorgen um mein Wohlergehen gemacht hast!"
"Das war bevor du mich daran erinnern musstest, was für eine furchtbare Nervensäge du sein kannst.", verteidigte sich der Ältere.
"Also kann ich dann mitkommen, wenn dir mein Überleben jetzt egal ist?", fragte Jaden hoffnungsvoll.
"Auf keinen Fall!", widersprach Kazan entschieden, "Ende der Diskussion!"
Jaden schwieg. Entweder weil er einsah, dass er keine Chance hatte, oder weil er sich eine neue Möglichkeit überlegte Kazan zu überzeugen.
Na gut Ersteres war wahrscheinlich unrealistisches Wunschdenken, aber darum konnte er sich später kümmern, falls er es nicht schaffte Jaden abzuhängen, sobald er hier fertig war.
Im Augenblick hockten die beiden wieder unter Kazans Tarnkappe verborgen auf dem Dachfirst eines Gebäudes gegenüber der Eingangstür eines Gasthauses.
Wie sich herausgestellt hatte, waren Kazans Informationen einfach nur veraltet gewesen. Das Gasthaus, das sie beobachteten, war laut Jaden erst vor recht kurzer Zeit eröffnet worden. Es war größer, luxuriöser und sicherer, als die drei Möglichkeiten, die Kazan in Betracht gezogen hatte. Zwei davon hatten Aufgrund der neuen Konkurrenz bereits schließen müssen. Er trauerte ihnen nicht nach.
"Also wie gehen wir vor?", fragte Jaden, "Ich kenne da einen Weg in ihren Weinkeller, wenn du nicht einfach die Vordertür nehmen und ein Zimmer mieten willst."
Kazan ignorierte ihn und überprüfte die Sicherheitsmaßnahmen des zweistöckigen Gebäudes.
Im Eingangsbereich erkannte Kazan Flimmerlicht, ein unregelmäßiges buntes Licht, auf das Tarnkappe und ähnliche Psynergien sich nicht vollends einstellen konnten, sodass zumindest die Umrisse der Person sichtbar wurden. Allerdings war es nur ein schmaler Streifen, da das Licht nicht besonders angenehm war und potentielle Gäste gestört hätte, wäre es großzügiger eingesetzt worden.
Da das alles war, was er von seiner erhöhten Position im Inneren des Gebäudes erkennen konnte, zog er die Psynergielinse hervor und beobachtete das Gebäude durch diese hindurch weiter. Als erstes erkannte er Psynergie an den robust anmutenden Fenstern und Türen, die er als stark genug einschätzte, um nicht nur Teil des Alarmsystems zu sein, sondern auch als Schutzschild zu fungieren.
Im Eingangsbereich erkannte er einen Schattenadept, bei dem es sich um einen Wachmann zu handeln schien, da er den Bereich mit dem Flimmerlicht im Auge behielt. Ein weiterer Schattenadept schien durch das Gebäude zu patrouillieren, weshalb Kazan annahm, dass er ein weiterer Wachmann war.
Das schienen sämtliche Sicherheitsvorkehrungen des Gasthauses zu sein. Weit über dem was normal war, aber Kazan konnte mit seinem Anhänger durch Wände gehen und mit seiner Psynergielinse die Wachmänner auch durch die Wände kommen sehen, was es leicht machte ihnen auszuweichen.
Iden entdeckte er in einem Zimmer im zweiten Stockwerk dank ihres ungewöhnlichen Elements schnell genug.
Scheinbar hatten ihre Leibwächter noch eigene Sicherheitsvorkehrungen getroffen, denn er registrierte eine Psynergiequelle im Inneren des Zimmers. Diese erzeugte ein schwaches Feld, das sich über den gesamten Boden des Zimmers erstreckte.
Kazan kannte ähnliche Gerät. Wenn etwas das Psynergiefeld störte, wie etwa ein Mensch der hineintrat, registrierte das Gerät es. Prinzipiell konnte man es als Auslöser für alles verwenden, aber am häufigsten lösten sie einen Alarm aus, zündeten einen Sprengsatz im Gerät oder verstärkten das Feld schlagartig, um allem im Inneren einen Energiestoß zu versetzen, der töten oder betäuben konnte. In jedem Fall war klar, dass jeder, der auch nur einen Schritt in das Zimmer machte, sofort entdeckt wurde. Zumindest konnte er dank des Feldes, die Grundfläche des Zimmers durch die Psynergielinse sehen.
Vor der Zimmertür der Wasseradeptin stand ein Schattenadept Wache, bei dem es sich nur um einen ihrer Leibwächter handeln konnte. Dieser hatte noch eine Psynergiequelle bei sich, wahrscheinlich eine Flimmerlichtquelle, um nicht von unsichtbaren Gegnern überrascht zu werden. Den zweiten Leibwächter konnte Kazan nicht eindeutig identifizieren, aber er vermutete, dass die beiden das Zimmer in Schichten bewachten und er der Schattenadept war, der im Zimmer neben Iden schlief.
Der Merkurdschinn schwebte im Inneren von Idens Zimmer vor der Tür. Das Bündnis hatte er wohl aufgelöst, da seine Sinne an die von Iden gekoppelt waren, während es anhielt.
"Hallo? Was ist der Plan?", fragte Jaden ungeduldig.
"Na ja.", murmelte Kazan, während er die Psynergielinse wieder verstaute, "Du hältst das!"
Bevor Jaden reagieren konnte, hatte er seinen dunkelroten Mantel über ihn geworfen und versetzte ihm einen leichten Stoß, der ihn rücklings vom First warf und das Dach hinab rollen ließ.
Panisch strampelnd befreite der Junge sich aus dem roten Stoff und krallte sich zwischen den Dachziegeln fest, bevor er vom Dach flog.
"Versuchst du mich umzubringen?!", rief er anklagend zu ihm hinauf.
Kazan zuckte die Schultern. "Es wäre verdächtig, wenn jemand aus dem Fenster schaut und dich hier sitzen sieht, während meine Tarnkappe weg ist."
Ohne auf eine weitere Erwiderung Jadens zu warten machte er sich daran das Dach in Richtung des Gasthauses hinab zu balancieren, während er seine Tarnkappe auf sich selbst verkleinerte. Als er die Kante des Ziegeldaches erreicht hatte zielte er und holte mit der Hand aus.
"Schattenschlag!" Ein Schatten geformt wie ein Peitschenschweif schnellte aus Kazans Hand und blieb an dem Dach des Gasthauses hängen, so wie er seine Hand hinab senkte.
Der Schattenadept zog prüfend daran, doch es schien, als wenn dieser hielt. Noch einmal holte er tief Luft, dann ergriff er das Schattenseil auch mit der zweiten Hand und trat über die Kante hinaus ins Leere.
Die Nachtluft rauschte in seinen Ohren, als er wie ein Pendel über die Straßenkluft hinweg schwang mit rasender Geschwindigkeit auf die Außenwand des Gasthauses zu. In Erwartung des Aufpralls biss Kazan die Zähne zusammen und zog die Beine an.
Sein Atem stieß in einen unterdrückten Schmerzensschrei zwischen seinen Zähnen hervor, als ihm der Schock des Aufpralls von seinen Füßen aus durch den ganzen Körper fuhr.
Den Schmerz ignorierend stemmte Kazan die Füße gegen die Mauer und machte sich daran aufwärts zu klettern, während sich sein Schattenseil verkürzte.
Um es sich noch weiter zu erleichtern erschuf er zwei Klumpen Schattenmasse unter seinen Schuhsohlen, die diese mit einem nassen Geräusch an die Mauer klebten.
Schritt für Schritt ging der Schattenadept die Wand weiter hinauf, sowie sich das Seil verkürzte. Als er die Dachkante erreichte, ergriff er diese mit beiden Händen, löste die Schattenmasse unter seinen Füßen wieder auf und zog sich hoch.
Auf allen Vieren kroch er weiter über das Dach bis er sich ungefähr über Idens Zimmer befand und holte dann wieder die Psynergielinse hervor.
Die Lage im Inneren schien sich in keinster Weise verändert zu haben: Der Dschinn an der Tür, Iden auf dem Bett, die Leibwächter außerhalb des Zimmers. Der schwierige Teil stand ja auch noch an.
Kazan berührte den krallenförmigen Anhänger an seinem Hals und eine Blase breitete sich von diesem aus, bis sie ihn umschloss. Widerstandslos sank er durch die Ziegel in das scheinbar ungenutzte Dachgeschoss darunter.
In dem Moment, in dem ihn dessen Dunkelheit umfing, flammte ein Funken seiner Psynergie auf und schoss durch seinen Sehnerv. Schlagartig verbesserte sich seine Nachtsicht zu dem Punkt, an dem er seine Umgebung problemlos wahrnehmen konnte.
Obwohl Kazan nicht sonderlich außer Atem gekommen war, entschied er sich hier einen Moment zu verweilen, um seine Atmung unter Kontrolle zu bringen. In einem dunklen Zimmer, indem absolute Ruhe herrschte, konnte er es sich nicht leisten auch nur den geringsten Laut von sich zu geben.
Während er sich bewusst bemühte seinen Atem zu kontrollieren, streifte er sich den Anhänger vom Hals und steckte ihn in seinen Gürtel. Anschließend versicherte er sich auch noch, dass keiner seiner anderen Gegenstände aus seinem Platz fallen würde, und legte sich dann mit dem Rücken auf den Boden.
Erst als Kazan sich sicher war ausreichend flach zu atmen, tippte er auf den Anhänger und ließ sich von einer weiteren Raumblase einhüllen.
Langsam bog er seinen Oberkörper zurück durch den Holzboden unter seinen Füßen und spürte wie die Schwerkraft ihn hinabzuziehen versuchte. Der Schattenadept spannte seinen Körper an, um nicht zu kippen und legte die Handflächen auf die Zimmerdecke, bemüht sie nicht wieder hinein zu drücken. Schattenmasse bildete sich, um ihn wie beim besteigen der Mauer zuvor zu halten, jedoch in einer sparsameren Menge, um das Geräusch zu minimieren. Als nächstes tat er selbiges zuerst mit dem einen und dann dem anderen Bein, sodass er schließlich wie ein Käfer an der Decke hing und die Raumblase auflösen konnte.
Kazan hob den Kopf in den Nacken, um in das Zimmer unter sich zu sehen. Iden schlief ruhig atmend in ihrem Bett. Den Dschinn konnte er nicht sehen, aber der Tatsache, dass er noch nicht von einem Eisgeschoss von der Decke geholt worden war, entnahm der er, dass sich dieser nach wie vor außerhalb seines Blickfelds bei der Tür aufhielt und sein eindringen nicht bemerkt hatte.
Langsam krabbelte er die Decke entlang. Um die Geräusche gering zu halten löste er die Schattenmasse an dem Arm oder Bein auf, das er anhob und erzeugte sie neu, nachdem er das jeweilige Körperteile etwas weiter vorne wieder aufgesetzt hatte, auch wenn es nicht ganz so schnell ging und ihn etwas mehr Konzentration kostete.
Auf diese Weise bewegte er sich entlang der Zimmerdecke bis er direkt über Idens Bett war und kletterte dann kopfüber die Wand hinunter.
Aus dieser Position bekam er endlich den Dschinn in sein Blickfeld. Dieser saß auf der Türklinke und ließ seinen Blick systematisch durch den Raum schweifen. Kazan wusste nicht, wie es um die Nachtsicht von Dschinns stand, aber zumindest mit der Tarnkappe war er eindeutig vor dem Blick des Elementargeists verborgen.
Sein Blick wanderte wieder nach unten zu Iden. Wahrscheinlich lag es daran, dass sie bewusstlos geworden war, aber sie trug noch immer das Kleid von zuvor und auch der Schlüssel war noch an dem Band um ihren Hals. Lediglich die Schuhe schienen die Leibwächter ihr ausgezogen zu haben, bevor sie sie ins Bett gelegt hatten.
Kazan lehnte sich weiter nach vorne zu ihr hinunter und löste die Hände von der Wand um nach dem Schlüssel zu greifen. Dann hielt er Inne.
In der Vergangenheit hatten seine Pläne leider nur allzu oft in einer riesigen Katastrophe geendet. Nicht in der größten anzunehmenden Katastrophe natürlich, sondern in einer niemals im Voraus erkennbaren Katastrophe, die die schlimmste annehmbare Katastrophe bei weitem in den Schatten stellte.
So war er in einem alten Grab zum Beispiel nicht von einer Falle getötet worden, sondern hatte in einer Kettenreaktion sämtliche der dort begrabenen Toten zu Staub zerfallen lassen, der wiederum von ihren ruhelosen und jetzt erzürnten Seelen in einen alles vernichtenden Staubsturm verwandelt worden war, den Kazan nur hatte aufhalten können, indem er den Gegenstand, wegen dem er das Grab überhaupt betreten hatte vollständig zerstörte.
Der Punkt war er wollte wirklich nicht gerade jetzt noch in irgendeine raffinierte Falle tappen. Deshalb zog er die Psynergielinse aus seiner Tasche, um alles noch einmal zu überprüfen.
Bisher hatte er die Psynergie nur aus vergleichsweise großer Distanz betrachtet, und wenn es eine weitere Sicherheitsmaßnahme gab, die auf schwacher Psynergie beruhte und nicht so flächendeckend eingesetzt wurde wie am Boden, war es gut möglich, dass er sie übersehen hatte.
Kazan wollte sich bereits für seine Voraussicht selbst auf die Schulter klopfen, als zu seiner großen Enttäuschung nichts dabei herauskam und er auch keine nicht psynergetischen Sicherheitsmaßnahmen entdecken konnte.
Er verharrte in seiner Position kopfüber an der Wand über der schlafenden Iden hängend in einer Hand einen Dolch und in der anderen eine münzgroße Linse.
Was hatte er übersehen? War das Bett vielleicht eine getarnte Wage, die Alarm schlug, wenn auch nur ein Gramm hinzu oder weg kam? Nein, das hier war ein Gasthaus eine derartige Konstruktion war wohl eher nicht in den Zimmern enthalten. Dann war er vielleicht in einer Illusion gefangen und er glaubte nur hier zu sein. Auch nicht wahrscheinlich, denn er war wohl kaum schon auf dem anderen Dach davon erfasst worden und hätte einen Auslöser mit der Psynergielinse sehen müssen. War der Schlüssel vergiftet und jeder der Hautkontakt damit hatte starb innerhalb von Sekunden? Andererseits konnte ein Dieb auch Handschuhe tragen und Iden trug ihn ungeschützt um den Hals.
Moment! Der Schlüssel! Wann hatte er überhaupt abgesichert, dass es der richtige Schlüssel war. Es konnte irgendein Schlüssel sein oder auch nur ein Schmuckstück, das aus irgendeinem Grund so wie einer geformt war. Woher nahm er die Sicherheit, dass es der Schlüssel war, den er suchte? Er konnte das wohl kaum seinem Glück überlassen. Er hatte kein Glück! Das war ein Naturgesetz.
Je mehr er darüber nachdachte desto sicherer wurde er sich, dass bisher alles viel zu glatt gelaufen war. Okay, da war Jaden... und Weven und Garvas subtile Drohung, aber von einem Jungen verfolgt, einer Freundin getötet oder einem König bedroht zu werden waren alles Dinge mit denen man an jedem Morgen rechnen konnte und...
Ein lauter dröhnender Alarm unterbrach seinen Gedankengang gewaltsam, bevor sich dieser in noch absurdere Gefilde begeben konnte.
Iden unter ihm schreckte hoch. Der Dschinn stieß sich von der Türklinke ab, was die Zimmertür öffnete, die nur einen Moment später aufflog, als einer der Leibwächter in den Raum stürzte. Eine Laterne in dessen Hand flammte grell und bunt auf, als sie das Flimmerlicht in alle Ecken des Raumes warf.
Der plötzliche Schock und die plötzliche Reizung seiner Sinne brachen Kazans Konzentration augenblicklich und er stürzte von der Wand auf die Wasseradeptin und das Bett unter ihm.
Sofort versuchte der Schattenadept wieder aufzustehen und zu fliehen, doch Iden traf ihn ungünstig in der Seite, als sie panisch um sich schlug, und er verlor den Halt.
Sein Kinn krachte schmerzhaft auf das Fußende des Bettes und nahm ihm für einen Moment die Sinne. Als er aufblickte, waren der Dschinn und der Leibwächter schon fast am Bett.
Hektisch versuchte er auf die Beine zu kommen. Das Flimmerlicht enttarnte ihn zwar nicht vollkommen, reichte aber leicht aus seine Position zu enthüllen. Er musste weg.
Keine Zeit für den Schlüssel! In einer Raumblase durch die Wand und hoffen, dass keiner der beiden ihn rechtzeitig mit Psynergie erwischte.
Und dann stockte Kazan. Er hatte noch immer die Psynergielinse in der Hand und durch blanken Zufall hindurch gesehen.
Das Gerät, das das Psynergiefeld am Boden erzeugte, lag in seinem Blickfeld. Es war ein Zylinderförmiger Metallgegenstand groß genug um darauf zu sitzen. Durch die Psynergielinse betrachtet schien der Zylinder in einem grellen Licht zu leuchten. Und es nahm an Intensität sogar noch zu.
Sofort wusste er was das Gerät tat. Er wusste auch das es das nicht sollte und das er wirklich keine der Sicherheitsmaßnahmen ausgelöst hatte. Er verstand das die Katastrophe über deren kommen er spekuliert hatte jetzt da war. Vielleicht wusste er sogar wer dahinter steckte, doch was er vor allem verstand war, dass er gerade weder die Zeit noch die Gelegenheit bekommen würde es zu erklären.
"Es explodiert!", hallte Kazans Warnung noch durch das Zimmer.
Dann–

Jaden war inzwischen wieder von dem Dach heruntergeklettert und wartete auf der gegenüberliegenden Straßenseite im Schatten eines Hauses, sodass er auf große Entfernungen nicht erkennbar war. Kazans Mantel hatte er zusammengerollt und sich unter den Arm geklemmt. Ungeduldig tippte der junge Silkanas mit dem Fuß auf die Straße.
Es war nicht so, als wenn Kazan bereits ungewöhnlich lange brauchte – ein Gebäude zu infiltrieren Wachen zu umgehen und wieder zu verschwinden brauchte seine Zeit – aber der Gedanke, dass der Ältere einfach verschwinden würde, sobald er im Gasthaus fertig war, nagte unerträglich an ihm und verkürzte seine Geduld um Längen. Und das der Schmerz von Kazans Schlag noch nicht vollends nachgelassen hatte half auch nicht.
Sein Retter hatte bisher natürlich bereits deutlich zu verstehen gegeben, dass er keinesfalls plante Jaden mitzunehmen, aber das Akzeptieren des Wortes Nein zählte zu den Fähigkeiten, die bei dem Jungen, der behauptete mit etwas Glück Unmögliches zu beschaffen, nicht besonders ausgeprägt waren.
Außerdem übertrieb Kazan wahrscheinlich. Sicher waren diese Reisen gefährlich, aber Kazan machte das ganze schon jahrelang und seit jungen Jahren. Dennoch schien er nie auch nur schwere Verletzungen davon getragen zu haben. Die Kreise, in denen Jaden im Augenblick agierte, waren auch gefährlich.
Kazan übertrieb was diese neue Reise betraf wahrscheinlich maßlos.
Mit einem mal wurde jedes Geräusch in der Umgebung von einem ohrenbetäubenden Knall verschluckt. Selbst Jadens eigener Aufschrei, als ihn die Schockwelle von den Beinen riss, wurde fortgerissen.
Scheiben barsten, Straßenlaternen erloschen und jedes Alarmsystem in der weiteren Umgebung heulte auf, um die Stadtwache herbeizurufen.
Völlig überrumpelt lag Jaden all Glieder von sich gestreckt auf dem Pflaster.
"Was zur...", raunte er tonlos und sein Blick ging langsam an der Fassade des Gasthauses hinauf.
Blauleuchtende Barrieren schienen jetzt hell an allen Fenstern und Eingängen des Gebäudes und riegelten es vollständig ab. Abgesehen einmal von dem glimmenden Loch im zweiten Stock, wo die Flammen der Explosion die Außenwand eines Zimmers zerrissen hatten.
"Kazan...", keuchte Jaden, an den nicht anwesenden Schattenadepten gerichtet, "Was ist da gerade passiert?"
Der Mann stand mit verrschränkten Armen, an einem Fenster des Palastes und sah hinaus. Gross, muskolös und braungebrannt wie er war, hätte man ihn als "Barbar" bezeichnen können. Die Rüstung die er trug, aus verschiedensten tierischen Materialien bestand, verstärkte den Eindruck nur. Da sein Volk ursprünglich in Nord-Shetver geboren wurde, war er den Barbarenvergleich schon gewohnt, er war stolz auf seine Herkunft und auf das was er war. Aber er würde niemals durch seinen Stolz sein eigenes Volk in Gefahr bringen.
Er drehte sich mit immer noch verschränkten Armen
vom Fenster ab und sah zu dem Mann der neben ihm stand und ebenfalls aus dem Palastfenster sah.
"Erlaubt mir frei zu reden, grosser Sultan..." begann der vermeintliche Barbar.
"Dragonminer..." fiel ihm der Sultan ins Wort. Der Sultan reichte Dragonminer gerade einmal bis zur Ellbeuge .
"Dragonminer, ihr versteht nicht genug von unserer Kultur um meine Entscheidung verstehen zu können. Selbst wenn das was dieser Spiegelmann, gesagt hat wahr ist.... So ist es die Pflicht unseres Volkes hier zu bleiben und diesen Ort zu Schützen, so wie es alle unsere Vorfahren bereits getan haben." Der Sultan blickte Dragonminer mit klaren, blauen Augen an. Es waren die Augen eines entschlossenen Mannes. Normalerweise respektierte Dragonminer diesen Art von Blick bei einem Menschen.
"Sultan, verzeiht mir noch einmal meine Wortwahl, aber ihr wollt hier unten bleiben, während es dort oben Hoffnung auf Rettung gibt. Ich und meine Leute können euer Volk nach oben bringen, in Sicherheit!"
Der Sultan schloss müde die Augen. "Unmöglich." brummte er.
"Unmöglich!?" Dragonminer verlor die Beherrschung und schlug verbittert gegen eine Säule des Palastes.
"Sultan! Das Leben eurer Untertanen steht hier auf dem Spiel! Ich bitte euch flüchtet nach oben auf den neuen Kontinent! Ich sage das zu eurem Besten!"
"Wenn wir nach dort oben ziehen, so wird unser Volk nichts wert sein, wir wären nichts weiter als Mittel-und Schutzlose Flüchtlinge."
Der Stammeshäuptling gestikulierte wild mit den Händen.
"Sultan! Es ist besser keine Mittel und keinen Schutz zu haben, als überhaupt kein Leben zu haben! Seid vernünftig!"
"Dragonminer! Genug jetzt! Ihr überbeansprucht meine Gastfreundlichkeit!"
Dragonminer zuckte, zähneknirschend, zusammen.
"Vergesst nicht dass ich eurem Volk seit Jahren erlaube hier zu rasten, auf ihren Expeditionen. Seit 15 Jahren, jedes Jahr wenn ich mich richtig erinnere."
"Und dafür sind wir euch auch von Herzen dankbar, Sultan..." fing der Stammeshäptling an,
"Und diese Dankbarkeit bezeugt ihr in dem ihr meinen Verstand anzweifelt? Das ist genau der Grund weshalb man euch Stammesvölker für Barbaren hält!" antwortete der Sultan mit einer Stimme so eisig, wie das strahlende Blau seiner Augen.
"Dragonminer, ausser eurem Volk gibt es in diesen Gebieten, keine Fremdlinge. Als euer Volk zum ersten mal hier ankam vor 15 Jahren, waren wir fasziniert von euch. Und von euren Geschichten von der Aussenwelt. Euer Volk von fliegenden Händlern seid der einzige Kontakt den wir zur Aussenwelt haben. Und nun zeigen alle Spiegel im Land das Abbild eines Mannes den wir noch nie gesehen haben, der behauptet die Welt geht unter.... Ihr könnt euch vorstellen, das ich mich nicht auf das Wort eines Mannes stütze den ich noch nie gesehen habe, wenn es darum geht das Überleben meines Volkes zu versichern."
Der Stammeshäptling seufzte.
"Natürlich, Sultan. Verzeiht meine Ausschweifungen. Unser Volk, verdankt diesem Mann unsere Handelsgrundlage, ohne ihn wären wir niemals in der Lage gewesen, jährlich hierhin zu reisen. Ich bin nicht berechtigt euch zu beraten."
Der Sultan beugte sich zu Dragonminer vor ohne ihn aus den Augen zu lassen.
"Und überhaupt, Dragonminer, ist der Lebensweg eures Volkes nicht erst recht lebensgefährlich? Immerhin lebt euer Volk davon Rohstoffe auf zu treiben, die für normale Menschen zu gefährlich auf zu treiben sind. Ist das nich erst recht riskant?"
Dem Stammeshäuptling fehlten die Worte. Er war diese Art des Lebens schon so sehr gewohnt dass er sich des Risikos gar nicht mehr bewusst war. Es war bereits zur Kultur seines Volkes zu geworden.
Der Sultan lächelte zufrieden.
"Endlich versteht ihr mich, Häuptling. Ich bin nicht bereit die jahrtausende alte Kultur meines Volkes auf zu geben. Dort wo unsere Vorfahren begraben wurden um diesen Ort zu beschützen, dort werden auch wir begraben werden, dies ist unser seit Ewigkeiten vorher bestimmtes Schicksal."
Dragonminer zuckte mit den Achseln.
"Nun, wie dem auch sei, so lange mein Volk sich an eurem Hof aufhalten darf, werden wir euch die Flucht nach Neu-Mirnuzar offenhalten."
"Sehr mitfühlend, aber wir werden dieses Mitgefühl nicht brauchen. Übrigens, wollt ihr nicht versuchen die Hexe des Blauen Sandes für uns zu fangen? Euer Volk operiert am gefährlichten Ort Mirnuzars und ist gewohnt mit den gefährlichten Monstern Mirnuzars fertig zu werden."
Dragonminer wedelte abwehrend mit dem Finger.
"Ich habe es euch schon einmal gesagt Sultan, mein Volk bekämpft Monster, unsere Waffen und Taktiken sind nicht geeignet zum Einsatz gegen Menschen. Und selbst wenn sie es wären, wäre ihr Einsatz gegen menschliche Ziele wahrscheinlich ein Kriegsverbrechen."
"Wenn die Welt so kurz vor dem Ende steht, was ist dann noch ein Verbrechen?"
"Sultan!"
"Ich habe nur mit mit selbst geredet. Nun denn Häuptling, wir reden ein weiteres mal weiter, ja?"
Ohne eine Antwort ab zu warten machte der Sultan auf dem Stand kehrt und liess Dragonminer mit seinen Gedanken zurück.
*Jaffar! Es gibt dich noch =) Hatte mir schon Sorgen gemacht^^*

Jalahad seufzte traurig, als sie beobachteten wie Sciz's Gestalt mit dem Rücken zu ihnen gewandt von der Dunkelheit der Nacht verschluckt wurde.
"Euer Freund hat ein zu gutes Herz. Seine Freunde sind ihm wichtiger als sein eigenes Leben. Eine noble Geste. Und so töricht..."
Loghain zuckte mit den Schultern.
"Ich kenne ihn noch nicht lange.", sagte er ehrlich.
"Bedauerlich.", fand Jalahad. "Er wäre sicher auch für Euch ein guter Freund gewesen, Fremdländer. Ich werde ihn in meine Gebete einschließen."
Er sah den Kampfkunstmeister traurig an.
"Kommt schon, folgt mir Heim. Hier gibt es nichts mehr zu tun."
Der Hirte warf einen letzten Blick in die Richtung in die Sciz verschwunden war.
"Mögen die Sterne über ihn wachen."

"Es ist ziemlich kühl geworden.", bemerkte Sinaphie leise.
"So ist die Wüste nun einmal.", antwortete Lashon lächelnd und warf ihr einen Seitenblick über seine Schulter zu.
Da Sinaphie ihr Cape verloren hatte und Schwierigkeiten hatte mit ihren vogelartigen Füßen über den Wüstensand zu laufen trug Lashon sie nun auf dem Rücken. Er war überrascht wie leicht sie sich anfühlte, denn eigentlich müsste sie aufgrund ihrer Körpergröße und der Härte mit der sie zuschlagen konnte viel schwerer sein. Lashon hatte sich schon immer gefragt, wie Kanra das immer so gelassen machte. Er erinnerte sich an die anderen Aerorill in Nebelnest. Auch sie waren sichtbare Schwergewichte gewesen, aber beim Springen oder Klettern wirkten sie als wären sie leicht wie eine Feder. Hieß das etwa Aerorill konnten ihr Gewicht beeinflussen?
"Was für ein seltsamer Ort... Ich kenne jetzt Städte, den Ozean, Höhlen, weite Grasländer, Gebirge, Wüsten, Wälder wie in meiner Heimat... Was gibt es in Mirnuzar noch?"
"Jeder Ort ist in seiner Art und Form einzigartig.", sagte Lashon lehrerhaft. "Es gibt verschiedene Formen von Städten, Wäldern... Zum Beispiel deine Heimat war für mich etwas, dass ich nie gesehen habe."
Die Aerorill gurrte.
"Da hast du recht. Aber sie haben alle Gemeinsamkeiten, irgendwie. Doch ein Ort wie dieser, diese Wüste... Was gibt es noch?"
"Jedenfalls keine Orte an denen ich gerne leben würde.", murmelte Lashon in sich hinein, bevor er die Stimme wieder hob. "Was soll ich sagen... Vulkanlandschaften zum Beispiel."
"Vulka- was?"
"Ähnlich wie Gebirge, aber die Luft ist voller Gase und Rauch. Und die Berge spucken Feuer."
Sinaphie stieß einen überraschten Laut aus.
"Die Berge spucken Feuer?!"
Lashon lachte leise.
"Nicht ganz. Sie spucken geschmolzene, flüssige Erde aus dem Weltinneren."
"Flüssige Erde? Weltinneres? Das denkst du dir doch aus, Lashon!", rief sie anklagend.
"Nein, nein, es ist wahr!", gluckste er. "Man nennt es Magma. Vielleicht hat Kanra das Wort mal in den Mund genommen? Es ist hocherhitzte flüssige Erde, die alles verbrennt was sie berührt."
"Hm...", machte Sinaphie skeptisch, unentschlossen ob sie ihm glauben sollte oder nicht.
Aber wieso sollte Lashon lügen?
"Verstehe... Was gibt es noch?"
"Neuigkeiten!", mischte sich eine bekannte Stimme ein.
Lashon hob den Kopf und suchte den prächtigen, wolkenlosen Sternenhimmel ab und entdeckte das bekannte blaue Leuchten keine fünf Meter über ihnen.
Tropfen landete direkt auf Lashons Kopf.
"Das werdet ihr mir nicht glauben.", sagte der Dschinn überwältigt.
Lashon hob fragend die Brauen. Der Dschinn war vorausgeflogen um die langsam verwischenden Spuren zu ihrem Ziel zu verfolgen.
"Was hast du gesehen?", fragte er Tropfen.
"Es... Ach, seht es am besten selbst. Nur noch drei Dünen.", erwiderte er aufgeregt.
Lashon schnaubte.
"Dramatiker...", brummte er und kämpfte sich die nächste Düne hoch.
Doch es verfehlte seine Wirkung nicht. Er mochte Dramatik. Lashon war schon zum Zerreißen gespannt als er die dritte Düne hinaufstieg und er sah...
"... Nichts?", fragte Sinaphie, als sie über Lashons Schulter hinwegschaute.
"Oh.", machte Tropfen peinlich berührt. "Vier Dünen! Nicht drei. Mein Fehler."
"Du kleiner-", stieß der enttäuschte Lashon aus und rang mit seiner Fassung. "Das hast du mit Absicht gemacht! Schön! Dann eben vier Dünen!"
"Tut mir Leid!", entschuldigte sich Tropfen betroffen.
Lashon schnalzte mit der Zunge, als er die Düne hinabstieß und auf die nächste zuhielt.
Seine Beine begannen langsam schwer zu werden. Wie lange lief er schon? Seit Einbruch der Nacht waren bestimmt schon mehr als zwei Stunden vergangen.
"Aber wehe es sind dann fünf Dünen!"
"Es sind vier! Ich verspreche es!"
"Tss... Na gut, aber wehe es ist nicht der absolute-"
Lashon verstummte, als er die Spitze der vierten Düne erreichte. Vor ihm senkte sich die Wüste ein ganzes Stück ab und breitete sich als ein weites Tal aus. Und mitten in diesem Tal erstreckte sich eine riesige, gewaltige Stadt. Unzählige Zelte und kleine Lehmhütten standen vor einer kreisförmigen, ungefähr zwölf Meter hohen Stadtmauer von sandsteinähnlicher Farbe. Dahinter erhoben sich kaum sichtbar unzählige edlere Lehmgebäude oder Bauten aus gleichem Gestein wie die Mauer. Doch das wirklich hervorstechende war das riesige Gebäude im Zentrum, das von einer weiteren, wenn auch dünneren Stadtmauer umschlossen war. Es handelte sich um einen prächtigen Palast, dessen kalkweiße Fassade von leuchtenen Blau- und Goldtönen durchzogen war und von einigen Balkons fielen gesunde grüne, mit schillerenden Blüten überzogene, Rankenpflanzen wie Wasserfälle herab. Der Anblick war so atemberaubend, dass Lashon und Sinaphie die Stadt eine Zeit lang nur mit offenen Mund oder Schnabel anstarren konnten.
"Und? Hab ich zu viel versprochen?", fragte der Dschinn, ein Feixen unterdrückend.
"I-Ist das die Verlorene Stadt?", wollte Sinaphie wissen.
Tropfen schüttelte entschieden den Kopf.
"Ich bezweifle es."
"Kein Leuchtturm.", bemerkte Lashon, der den Blick von der Stadt einfach nicht lösen konnte.
"Und nicht verlassen. Siehst du all diese Fackeln und Rauch aus den Schornsteinen? Dort leben Massen von Menschen.", fügte Tropfen hinzu.
"Aber dann... Eine vergessene Zivilisation mitten im Reich von Oscasiane?!", fragte Lashon ungläubig.
"Die Wüste gilt als undurchquerbar. Ähnlich wie das Nebelriff von Nebelherz, wie ich dich erinnern möchte.", erklärte der Dschinn. "Das wäre nichts Neues. Sinaphie und die Aerorill sind der beste Beweis."
"Einfach unglaublich.", hauchte er, eine ganze Stadt vor sich.
Sinaphie zog an seiner Schulter.
"Wenn das nicht die Verlorene Stadt ist, dann müssen wir weitersuchen! Kanra und die anderen sind bestimmt nicht hier!"
Lashon seufzte traurig.
"Tut mir Leid, Sinaphie... Aber das geht nicht."
"Was?", fragte sie erschrocken. "Warum?!"
"Wir marschieren schon seit vielen Stunden durch die Wüste und haben keine Ahnung wo wir sind. Die Spuren wurden von den Winden schon fast vollständig verweht. Ich bezweifle dass wir überhaupt unseren Ausgangspunkt finden werden. Die Stadt ist unsere beste Chance."
"Ganz zu Schweigen davon, dass der Sturm euch eure Vorräte gekostet hat. Ich kann vielleicht für Wasser sorgen, aber ihr würdet da draußen langsam verhungern.", erinnerte Tropfen sie.
"Aber... Aber...!"
"Ist schon okay, Sinaphie.", versuchte Lashon das Aerorillmädchen zu beruhigen. "Die Stadt gibt uns einige günstige Gelegenheiten. Zum einen können wir unsere Vorräte auffüllen, Hilfe holen oder vielleicht Hinweise auf Fenraterra bekommen. Mir gefällt es genauso wenig, dass wir unseren Freunden nicht helfen können, aber du weißt: Kanra ist stark. Wenn sie und die anderen ihren Weg nicht sogar selbst hierherfinden, dann werden sie auf jeden Fall durchhalten. Hey, am Ende sind vielleicht sie es, die uns retten."
"... Es gibt wirklich keinen Weg wie wir ihnen sonst helfen könnten?", hörbar unzufrieden mit ihrer Lage.
"Ich sehe zumindest keinen, Kleines. Aber ich verspreche dir wir werden unser Möglichstes tun. Wie immer."
Sinaphie zögerte, doch dann nickte sie langsam.
"Okay.", flüsterte sie heiser.
"Dann mal los.", sagte Tropfen und verbündete sich mit Lashon. "Wir vertrödeln hier oben nur Zeit. Es sind nicht nur Kanra und die anderen. Der Käpten erwartet, dass wir das Leuchtfeuer so schnell wie möglich reinigen. Wir haben also noch viel vor."

"Eine Stadt?", wiederholte Loghain skeptisch.
"Oh ja! Die Stadt.", pflichtete Jalahad aufgeregt bei, offenbar schockiert von der Tatsache, dass er nie davon gehört hatte.
"Sheeval! Das Weiße Juwel! Der Sitz des mächtigen Sultans Salmoa den Prächtigen! Ihr müsst doch davon gehört haben!"
Der falsche Kampfkunstmeister zuckte gleichgültig mit den Achseln.
Jalahad war entsetzt.
"Nein? Aber aus welchem Grund sollten Fremdländer wie ihr die totbringende Reise durch die weite Wüste auf sich nehmen, wenn nicht um die Gärten des Sultans zu durchwandern oder die Reichtümer Sheevals zu betrachten?"
Loghain überlegte. Jalahad schien trotz Sciz's Bauchgefühl nichts Übles im Schilde zu führen. Es würde doch nicht schaden...?
"Wir suchen... die Stadt mit dem blauen Sand."
Dem Hirten fielen beinahe die Augen heraus.
"Endlose Sterne! Ihr meint Fenraterra?! Die Verlorene Stadt?!"
Loghain war überrascht. Volltreffer!
"Welch Wahnsinn hat Euch zu dieser Tat bewogen?", fragte Jalahad atemlos. "Die Sterne selbst haben diesen Ort verflucht. Dort gibt es nichts, außer einem friedlosen Tod!"
Er schaufte.
"Ja... das. Ihr wisst also davon?"
Der Hirte schüttelte unglübig den Kopf.
"Ihr könnt unmöglich von mir wissen wollen, wo Ihr die Verlorene Stadt findet! Das ist Selbstmord! Wenn Gewissen würde es mir verbieten, selbst wenn ich wüsste wo sie liegt."
Der Kampfkunstmeister hob eine Braue.
"Ihr wisst es nicht?"
"Keiner weiß es!", rief der Hirte und wedelte hilflos mit den Armen.
"Nun... Sonst wäre es nicht die 'Verlorene Stadt', oder?", schloss er
Jalahad nickte heftig.
"Wie wahr! Ihr seid aufmerksam!"
Trotzdem war er nicht überzeugt.
"Was könnt Ihr mir noch darüber sagen, Jalahad?"
Dieser biss sich unschlüssig auf seine Wange und richtete den Blick nach vorne. Seine Stimme wurde plötzlich leiser und ruhiger.
"Wir reden später, Fremdländer. Wir sind da."
Der Kampfkunstmeister folgte seinem Blick und vor ihnen breitete sich Jalahads Hof aus. Dieser bestand aus einer mehrstöckigen Lehmhütte, einem mittelgroßen abgesteckten Feld trocken aussehender Schattenbäume und ein größeren umzäunten Pferch mit einem Stall und einem kleinen Futterspeicher. Als er sie erblickte, sprang ein kleiner Junge von ungefähr acht Jahren aufgeregt von der Veranda der Hütte und eilte ihnen entgegen.
"Großvater!"
"Renn nicht so, Bath!", fuhr ihn der Mann mit hoher Stimmlage an. "Du erschreckst das Vieh!"
Der Junge blieb angewurzelt stehen und sah Jalahad erschrocken an. Dieser scheuchte mit seinem Stab ein paar seiner Tiere wieder in die Reihe und trieb sie weiter auf den Hof zu. Die Tiere waren offenbar gut trainiert, denn er hatte keine großen Schwierigkeiten damit. Als sie ihn passierten, stierte Jalahad den Kleinen düster an und blieb vor ihm stehen. Wenige Augenblicke später erweichte der Gesichtsausdruck des anderen, dann ging er glucksend in die Knie und umarmte den Jungen herzlich.
"Ich bin wieder zu Hause, Bath. Wie nett das du gewartet hast."
"Du bist zu spät.", nuschelte der Junge anklagend und sah seinen Großvater mit großen wässrigen Augen an.
"Das ist wahr.", lachte der Alte. "Eine schicksalhafte Dämmerung liegt hinter mir. Sieh, ich habe einen Gast mitgebracht!"
Bath kniff die Augen zusammen, als er versuchte Loghain im Sternenlicht besser ausmachen zu können.
"Großvater, er sieht seltsam aus."
"Er ist ein Fremdländer", antwortete Jalahad mit warmer Stimme. "Der erste nach langer Zeit und der erste den ich je begegnet bin!"
Der Junge zog sich schüchtern tiefer in die Umarmung seines Großvaters zurück.
"Ist er gekommen um uns seinen Glauben aufzuzwingen?"
"Nein Bath!", schnalzte der Alte mit mahnender Stimme. "Kennst du die Geschichten aus der Stadt nicht? Er ist ein Mensch, ein Kind der Sterne, genau wie du und ich. Er mag anders aussehen und andere Sitten pflegen, aber wir teilen das selbe Blut. Er ist ein glücklicher Mann, der einen großen Verlust hinnehmen musste und er braucht unsere Hilfe. Verstehst du das?"
Bath sah seinem Großvater zweifelnd in die Augen.
"Ich... Nein?"
Jalahad gluckste und gab ihn einen zärtlichen Klaps auf seine Wange.
"Du wirst es noch verstehen. Morgen ist auch noch ein Tag. Es ist schon sehr spät, Bath. Bring die Tiere für mich in den Pferch und dann ab ins Bett mit dir. Ich habe morgen eine wichtige Aufgabe für dich."
"O-Okay."
Jalahad schmunzelte stolz und drückte dem Jungen einen Kuss auf die Stirn, bevor er ihn losließ.
"Dann eile."
Er übergab Bath seinen Stab und bedeutete Loghain ihm in das Haus zu folgen. Das Innere war schlicht, aber gemütlich eingerichtet und wurde durch eine Unzahl an Kerzen beleuchtet. Als sie die Tür hinter sich schlossen wurden sie von einer älteren, dickeren und einer jungen, schlanken Frau fast ehrfürchtig begrüßt.
"Elah, Yill...", grüßte Jalahad die beiden müde. "Ich habe heute einen besonderen Gast bei mir. Behandelt ihn gut."
Er streckte seine Arme aus. Die Ältere ging zu ihm und nahm ihn sein Wüstengewand ab. Auch die jüngere Frau setzte sich neben Loghain auf und wartete geduldig.
"Keine Ursache, ich kann das selber...", murmelte der Kampfkunstmeister und begann seinen Wüstenumhang zu lösen.
Jalahad gluckste wieder.
"Kein Grund scheu zu sein, Fremdländer. Es soll Euch in meinem Hause an nichts mangeln."
Loghain legte die Stirn in Falten bevor er den Umhang abstreifte und übergab ihn der wartenden Frau. Yill, vermutete er. Seine restliche Ausrüstung behielt er allerdings bei sich. Als die beiden Frauen sich nach einer respektvoller Verbeugung mit ihren Umhängen davonmachten, führte Jalahad ihn in sein Wohnzimmer, wo sie vor einem prasselnden Kaminfeuer sich in gemütliche geflechtete Stühle setzten.
"Das Essen wird gleich angerichtet sein. Entspannt Euch, Fremdländer. Ich bin mir sicher Ihr werdet diesen fürchterlichen Tag irgendwann hinter Euch lassen können."
Loghain beschloss sich nicht anmerken zu lassen, wie wenig ihn das alles berührte, um keine unangenehmen Fragen aufkommen zu lassen und nickte nur dankbar.
"Ich danke Euch, Jalahad. Ihr seid zu großzügig."
"Keine Ursache, Fremdländer. Es ist mir eine Freude. Wie ich sagte: Wir sind alles nur Menschen. Und Menschen sollten einander helfen. Heutigen Tages wird das bedauerlicherweise nur zu häufig vergessen..."
Den letzten Satz murmelte er nur noch und schaute verträumt in die prasselnden Flammen.
"Was meinte Euer Junge vorhin, als er fragte ob ich Euch meinen Glauben aufzwingen wolle?", wollte Loghain wissen.
"Macht Euch keine Gedanken über Baths Geschwafel.", sagte der alte Wüstenbewohner und zuckte mit den Schultern. "Es gibt alte Geschichten in denen Fremdländer als Wilde und Barbaren dargestellt werden, die nach Sheeval gezogen waren um die Schatzkammern des Sultans zu plündern oder uns ihren Herrschern zu unterwerfen. Aber seit einigen Jahren empfängt sogar der Sultan regelmäßig ehrbare Fremdländer, auch wenn ich nie einen von ihnen gesehen habe. Ich bin selten in Sheeval und die Fremdländer noch viel seltener."
Loghain hob eine Braue.
"Andere... Fremdländer? Von woher kommen sie?"
"Nicht von hier?", lächelte Jalahad entschuldigend. "Verzeiht meine Unwissenheit, aber ich weiß es nicht. Das Land außerhalb der Wüste kennen wir nur aus Geschichten und Legenden."
Loghain lehnte sich zurück, seine Enttäuschung verbergend. Eine gute Informationsquelle war der Alte nicht besonders.
"Um nochmal auf vorhin zurückzukommen... Wegen der Verlorenen Stadt..."
Jalahads Blicks veränderte sich und er bedeutete dem Kampfkunstmeister seine Stimme zu senken. Er sah in Richtung Küche, um sich zu überzeugen dass die beiden Frauen auch wirklich mit dem Kochen beschäftigt waren. Als er zufrieden nickte beugte er sich anschließend zu dem Kampfkunstmeister herüber.
"Es ist nicht ganz richtig, dass niemand weiß, wo sich die Verlorene Stadt befindet.", flüsterte er ihm zu. "Ihr müsst wissen... Man sagt die Verlorene Stadt taucht immer wieder auf, wie eine Fatamorgana. Eine verlassene Stadt der Toten, die sich aus einem blauen Sandmeer erhebt. Ich habe sie auch gesehen. Zwei Mal. Einmal als junger Knabe, als mein Vater mich in die Stadt mitgenommen hat, das andere Mal als junger Mann, als ich in der Armee des Sultans gedient habe. Nur stand die Stadt nicht dort wo ich sie als Knabe erblickt habe."
Jalahad schob sich verschwörerisch noch ein Stück zu ihm vor.
"Sie wandert. Sie ist mal hier, mal da. Manchmal vergehen ganze Jahre, bis man von der nächsten Sichtung hört. Manchmal Wochen. Es gilt also als unmöglich sie zu finden. Aber ich habe in meiner Zeit als Soldat Gerüchte gehört. Man sagt der letzte Sultan, Arasha der Weise, wüsste wie man jederzeit zur Verlorenen Stadt gelangen könnte. Demnach vermuten nicht wenige, dass sein Sohn, Salmoa der Prächtige, ebenfalls über dieses Wissen verfügt. Viele glauben, dass das der Grund ist, wieso er die Hexe des blauen Sandes und die Ausgestoßenen so sehr mit Nachdruck jagt. Man sagt sie sei der Verlorenen Stadt entstiegen und wisse daher auch, wo sie liegt. Wenn der Sultan der einzige Träger dieses Wissens bleiben möchte, müssen die anderen verschwinden, oder?"
Der Alte lehnte sich wieder zurück.
"Ein Grund weniger nach der Verlorenen Stadt zu suchen. Aber ich kann Euch nur bitten die Suche aufzugeben. Aber wenn ich Euch nicht davon abhalten kann... Der Sultan mag Fremdländer, vielleicht wird er Euch einweihen, wenn Ihr sein Vertrauen gewinnt...? Aber zuerst zählen Eure verlorenen Freunde. Ich habe meine Hilfe angeboten und Ihr sollt sie bekommen. Morgen, noch bevor die Sonne aufgeht, werde ich ein paar Männer versammeln die uns bei der Suche helfen werden. Sie schulden mir noch ein paar Gefallen. Unsere Chancen sind gering, aber deutlich höher als die Eures Freundes, der allein losgezogen ist. Beten wir dass er sich bald besinnen und sein Weg ihn hierher führen wird."
Dazu hatte Loghain nicht viel mehr zu sagen. Einen besseren Plan hatte er zur Zeit auch nicht. Wenn er doch nur ein wenig Psynergy hätte...
"Aber zuerst...!", sagte Jalahad plötzlich, als Yill im Türrahmen auftauchte und sich unterwürfig verneigte. "Zeit für's Abendessen. Ich hoffe meine Küche wird Euch zusagen, Fremdländer."
Loghain blieb für einen Moment sitzen, als Jalahad aufsprang und sich die Hände rieb.
"... Ihr sagt immer wieder 'Fremdländer' und doch ladet Ihr mich in Euer Haus und an Euren Tisch ein. Vertraut Ihr Fremden immer so? Ihr kennt noch nicht einmal meinen Namen."
Jalahad lächelte nachsichtig.
"In unserer Kultur ist es üblich, sich selbst vorzustellen. Nach einem Namen zu fragen gilt als sehr unschicklich."
"Oh?"
Jalahad nickte.
"Ihr müsst mir Euren Namen nicht nennen, wenn Ihr nicht wollt, Fremdländer. Und ich vertraue Euch, wie ich vielen anderen Menschen vertraue. Es gibt viel Schlechtes da draußen, aber ich vertraue stets auf das Gute in einem Mann. Aber vielleicht ist das auch nur der närrische Wunschtraum eines alten Mannes, der nicht mehr viel Zeit hat.", fuhr er mit bedauernden Lächeln fort.
Loghain antwortete nicht und dachte über die jüngsten Ereignisse nach.
In jeden Fall hast du dich in mir getäuscht, alter Mann..., dachte er.
Plötzlich schlug Jalahads Laune wieder um.
"Genug davon! Essenszeit!"

Loghain war anderes gewöhnt, aber er konnte nicht abstreiten dass das Essen durchaus köstlich war. Es gab Schüsseln verschiedener Breie, etwas frisches Brot und eine deftige Suppe mit Hülsenfrüchten, aromatischen Nüssen und Streifen bissfestes Fleisch. Der Kampfkunstmeister fragte sich ob es zu den Tieren da draußen im Pferch gehörte, aber wagte es nicht nachzufragen. Er und der freundlicher Alte Mann hatten die Mahlzeit allein und schweigend zu sich genommen und saßen nun gesättigt und müde am Küchentisch.
"Ich danke Euch für das herrliche Mahl. Auch den beiden Köchinnen.", bedankte Loghain sich respektvoll.
Jalahad verzog plötzlich kurz die Brauen, dann kicherte er.
"Keine Ursache. Aber die beiden tun nur ihre Arbeit."
Loghain fand die Bemerkung merkwürdig.
"Verstehe... Also sind sie Bedienstete?"
Der Alte lachte jetzt.
"Was redet ihr da? Das sind meine Frauen!"
Loghain verschluckte sich beinahe an einem Schluck Tee.
"Deine Frauen? Die zwei?"
Jalahad schien die Frage falsch aufzufassen und nickte verständnisvoll.
"Ja... Im Alter hat man nicht den Gebrauch für mehr. Sicher, der Hof ist groß, aber dafür lebt auch Bath bei mir. Er muss lernen was harte Arbeit ist. Aber für das Kochen und Säubern des Hauses sind zwei mehr als genug. Ihr hättet mich sehen sollen, als ich Soldat in der Armee des Sultans gewesen war! Nie weniger als sieben Frauen, das war mein Motto gewesen! Doch mit der Zeit wird einem das einfach zu viel und man erkennt, dass ein oder zwei tüchtige und gehorsame Paar Hände viel mehr wert sind, als ein Dutzend junge hübsche Gesichter.", erzählte er mit verträumten Blick. "Von damals ist nur noch Elah übrig. Vierzehn war sie gewesen. Ich werde den Anblick von ihr in diesem roten Seidenkleid nie vergessen, als sie mir versprochen wurde..."
Loghain blieb schweigsam. Plötzlich realisierte er, was er vorhin nur am Rande wahrgenommen hatte. Das kleine Brandmal an ihren Hälsen, ihre unterwürfige Körperhaltung, die Art wie sie sie ansahen... Sie waren wie Sklaven. Nur ohne Ketten.
"Aber genug davon!", unterbrach Jalahad seine Gedanken.
Der Mann stand auf.
"Ich beginne schon wieder zu schwafeln. Verzeiht. Ich denke es wird Zeit fürs Bett. Ich habe oben ein Zimmer frei, fühlt Euch wie zu Hause."
Er verließ die Küche und der Kampfkunstmeister folgte ihm.
"Wie werden wir morgen vorgehen?"
"Wie ich sagte, Fremdländer:", sagte der Alte, "Ich hole ein paar Freunde heran, die mir noch einen Gefallen schuldig sind. Sie sind jung, stark und kennen sich in der Wüste bestens aus. Einer von ihnen ist sogar Späher in der Armee des Sultans. Ich kann allerdings nichts versprechen. Bisher hat niemand den Unterschlupf der Ausgestoßenen gefunden. Aber ich habe versprochen Euch zu helfen und ich halte meine Versprechen."
Sie blieben vor der Holztreppe stehen die nach oben führte.
"Es ist das letzte Zimmer links. Wenn Ihr noch etwas braucht... Decken, einen Trunk zum Einschlafen... Frauen..."
Der Alte zwinkerte ihn vielsagend an.
"Ein Wort genügt. Ich werde hier unten noch ein paar Sachen für morgen organisieren. Danach bin ich im Zimmer nebenan. Braucht ihr Elah oder Yill... die schlafen gegenüber."
Er klopfte ihn freundlich auf den Rücken.
"Gute Nacht, Fremdländer. Wenn uns die Sterne gut gesonnen sind, werden wir eure Freunde bald finden. Erholt euch gut."
"Gute Nacht... Jalahad."
Er nickte ihm lächelnd zu und wandte sich um.
Ihr lebt in einer interessanten Welt, Alterchen..., dachte Loghain, als er die Stufen hinaufstieg.

Garm unterdrückte ein Gähnen, während die Kampfkunstmeister miteinander sprachen. Was für ein hübscher Kult den er heute gefunden hatte! Menschen und ihre Geheimbunde! Wenn er richtig verstanden hatte, dann bestand dieser Orden nur um Melfices Macht unter Verschluss zu halten und nun nach seiner Freilassung ihn aufzuhalten. Wie lustig, dass diese Berührten offenbar ihr gesamtes Leben dem Ausbau ihrer eigenen Fähigkeiten widmeten. Wäre Melfice nie befreit worden, wären sie niemals zum Einsatz gekommen, wie all die Generationen die vor ihnen gekommen waren. Es war ein Wunder, dass es nicht mehr Leute wie Loghain gab, die in all der Langeweile nach der Macht griffen. Vielleicht war diese Langeweile der Grund, wieso sie so heiß darauf waren Melfice zu bekämpfen.
Eigentlich interessierte es ihn nicht, aber dennoch überraschte ihn eine Sache zweifellos: Er war schon eine Weile hier und noch hatte keiner versucht ihn zu versklaven oder zu vernichten. Das machte seinen Auftrag erheblich leichter. Doch kaum schienen die Kampfkunstmeister miteinander zu reden, schien ihm keiner mehr Beachtung zu schenken.
"Wisst ihr...", versuchte er zum gefühlt hundertsten Mal sich bemerkbar zu machen.
"Die Frage ist nur, wird der junge Unarus diese Person finden?", überlegte Grace laut.
"Das wird er.", versicherte Dewan. "Er wird uns nicht enttäuschen."
"Hey..."
"Was ist mit dem Merkurleuchtturm? Was wenn Melfice Wege findet, unsere Gegenmaßnahmen mit Ailas zu umgehen? Oder irgendwer anderes?", fuhr Dewan fort.
"Wer sollte denn auch nur versuchen sollen, den Merkurleuchtturm zu entzünden?"
"Die Herren, wenn ich etwas sagen dürfte..."
"Wegen dem Strudel! Spätestens nach Costellos Rede weiß jeder davon! Auch wenn ein Großteil versucht zu fliehen, wird es Unzählige Fraktionen geben die den Goldenen Stern beschwören wollen um den Strudel zu schließen. Eine ganze Welt wird versuchen den letzten Leuchtturm zu entzünden. Das sollten wir nicht vergessen."
"Ailas wird seine Aufgabe erfüllen."
"Könntet Ihr nur eine Sekunde-"
"Ich gebe zu, Trast, unser gesamtes Vertrauen in unsere Gegenmaßnahmen und die undurchdringliche eisige Kälte Arktonias könnte uns in Schwierigkeiten bringen. Die meisten von uns lebten die ganze Zeit in Isolation. Wer weiß was für weitere Mächte da draußen noch am Werk sind?"
"Aber wir brauchen alle Kräfte gegen Melfice! Was schlagt ihr sonst vor?"
"Ach, haltet doch einfach die Klappe!!", fauchte Garm.
Zu seiner Überraschung verstummten die Kampfkunstmeister und starrten ihn der Reihe nach an. Dewan entsetzt, die älteren verwundert.
"Sehr schön. Eigentlich wollte ich nur noch mal über ein paar Details gehen, die mein rothaariger Freund hier...", sagte er gelassen und nickte Dewan zu. "... möglicherweise einfach unter den Tisch fallen lassen hat."
Dewan sah ihn finster an. Wollte der Dämon ihn vor den anderen Meistern bloßstellen?
"Und das wäre?", fragte er verärgert.
Garm streckte sich genüsslich.
"Wo anfangen...? Vielleicht sollte ich auf die Art dieser 'Unterdrückung der Sternenkräfte' eingehen... Psynergy, nennt ihr es heutzutage? Wo habt ihr denn das bescheuerte Wort aufgeschnappt... Egal, diese Unterdrückung! Es ist nämlich keine wirkliche Unterdrückung, wisst ihr? Dieser Ort, an dem wir gekämpft haben... Er war tot in der Psynergy."
Er ließ die Worte wirken. Dewan runzelte nur die Stirn, denn er schien den Unterschied nicht zu verstehen. Die anderen hingegen schon, denn ihre Blicke wurden plötzlich düster.
"Tot... in der Psynergy?"
"Exakt.", antwortete Garm und wackelte heiter mit dem Schwanz. "Eine Wunde, eine Leere in der Sternenkraft. Selbst das Leben an diesem Ort begann langsam zu versiegen. Du erinnerst dich an den Rasen, Kumpel?"
Dewan nickte nur langsam.
"Vieles von meiner... 'zweiten Hälfte' ist nach unserer Verschmelzung noch schwammig, aber ich glaube ich erinnere mich."
"Gut. Man sagt die Sternenkraft ist die Grundlage allen Lebens und der Elemente. Sie ist sogar die Nahrung der Welt, wenn ihr mir folgen könnt. Deshalb starben die Pflanzen dort. Und hast du gesehen, wie erschöpft die Menschen dort waren? Wenn sie noch nicht fortgezogen sind, dann sind sie bald Geschichte."
"Trast, ist das nicht...", begann Grace und der andere begann zu nicken.
"Ja. Ein vergessenes Tabu. Eines das selbst unser Orden als verloren glaubt."
"Ein Tabu?", fragte der jüngste unter ihren Reihen. "Ich verstehe nicht..."
"Eine Wunde in den Fluss der Psynergy zu schlagen ist etwas, dass noch aus der Antike kommt, soweit ich weiß. Die Gefahr die um dieses Wissen ausgeht ist unglaublich groß... Daher wurde es vernichtet. Es gibt noch heute Orte in Mirnuzar, wo derartige Psynergy-Wunden existieren..."
"Wenn man weiß, wo man suchen muss.", pflichtete Garm bei.
Dewan legte seine Stirn in tiefe Falten. Das hatte der Dämon schon einmal zu ihm gesagt.
"Dennoch kommt dieses Wissen uns gerade gelegen.", gab Trast zu. "Etwas Derartiges, mit äußerster Vorsicht geführt, wäre noch viel besser als eine Unterdrückung. Es wäre sogar ein geeignetes Werkzeug zur endgültigen Zerstörung von Melfice!"
Garm lächelte in sich hinein.
Das habe ich schon so viele Männer sagen hören und am Ende kam die Katastropfe. Das ist aml wieder typisch Mensch.
"Aber es wäre unweise soetwas zu in ein Objekt zu schmieden.", überlegte Grace. "Wenn diese Macht missbraucht würde...!"
Trast wandte sich plötzlich entgeistert Dewan zu.
"Und du sagst, ein Mann mit diesen Fähigkeiten läuft in Mirnuzar frei herum?! Wie kann das sein?!"
Dewan konnte nur mit den Schultern zucken.
"Ich muss zugeben, ich weiß nicht viel darüber..."
Trast nickte.
"Verstehe... In jeden Fall sollten wir äußerste Vorsicht walten lassen. Ich hoffe nur, dass es nicht Schüler Unarus Fähigkeiten übersteigt."
Grace wandte sich wieder dem roten Hundedämon zu.
"Was gibt es noch?"
"Och, nichts wirklich von Bedeutung. Nur dass unser guter Dewan hier vergessen hat zu erwähnen, dass ich einen Erfolg gegen Melfice verbuchen konnte."
Er erklärte noch einmal wie er Melfice im Kampf an der Enklave mit seinen Geisterzähnen angegriffen hatte und welche Wirkung sie hatten.
"Kurzum: Die Dämonenform ist bedauerlicherweise größtenteils unbeschadet, aber der 'König' hat es ziemlich übel erwischt. Und damit meine ich wirklich übel, denn in seinem schlummernden Zustand ist er absolut hilflos. Sollte es uns also gelingen ihn noch einmal aus dieser Form zu treiben...", erklärte er mit einem Blick zu Trast, "und der König erscheint, werden wir einen sehr schwer verwundeten, wenn nicht sogar sterbenden Feind vor uns haben."
"Gibt es keine Möglichkeit für den Dämon seine passive Hälfte zu heilen?", fragte Grace.
"Wie ich schon Dewan sagte: Möglich, aber sehr unwahrscheinlich. Dazu wäre ein Großmeister in Dämonologie notwendig. Und das auch nur, wenn die Dämonenform weiß, dass seine Menschenform verletzt wurde. Soweit ich weiß können beide Hälften nicht ohne weiteres miteinander kommunizieren, also..."
"Also sollte der König immer noch verwundet sein."
Garm nickte. Er wackelte wieder mit dem Schwanz.
"Genau. Es sollte also nicht gaaaanz so schwer sein, ihm den finalen Stoß zu geben. Und wenn ihr Jungs nur halb so gut seid wie ihr erzählt, dann wird das doch ein Klacks."

Sultan Salmoa der Prächtige, Herrscher der großen Wüste und Oberhaupt der einmaligen Stadt Sheeval, streifte gedankenverloren durch die wundervollen Gärten seines Palastes, wie er es immer tat wenn ihn etwas beschäftigte. In letzter Zeit war er nur all zu häufig hier. Aber gleich welche Angelegenheit er hier überdachte, die bloße Pracht seiner Gärten beruhigte ihn und half ihm alles geordnet und logisch zu betrachten. Der Duft der Pflanzen, die leuchtenen Farben der Blüten, das Plätschern der Springbrunnen, das Zusammenspiel der Mosaike und Edelsteine, die kunstvollen, allesamt handgefertigten, Holzschnitzeren und -reliefs, der würzige Geruch der Öle der von dem Holz ausging... All das schuf dieses Wunder, dass jeden noch so schwerlastigen Gedanken zerstreute.
Dieses Mal ging es um Dragonminer. Als er und sein Volk vor fünfzehn Jahren das erste Mal die Wüste durchquerte und Sheeval erreichte, war Salmoa äußerst fasziniert von den Menschen aus der Fremde gewesen. Sie brachten die verschiedensten Dinge mit sich und erzählten die absonderlichsten Geschichten über die fernen Länder, aus denen sie kamen. Jedes Jahr kamen sie wieder und Salmoa ertappte sich jedes Mal dabei, wie er regelmäßig zur jeweiligen Saison auf dem Aussichtsbalkon stand und die weite Wüste nach ihrer Karawane absuchte. Er schätzte sein Volk sehr, so verschieden sie auch waren. Er respektierte die Männer des Stammes und auch einige seiner Lieblingsfrauen in seinem Harem gehörten ihnen einst an. Doch glaubte Dragonminer ernsthaft, Salmoa würde wegen dem Wort eines Mannes in den Spiegeln seines Hofes sein Volk umsiedeln? Und all das hier aufgeben? Die Gärten, sein Palast, sein Sheeval... Und die Verlorene Stadt? Es konnte nur eine widerwärtige List sein. Eine Katastropfe die die Welt vernichten würde... Als Kind hätte Salmoa vielleicht diesen Worten Glauben geschenkt, doch jetzt? Niemals!
Und dennoch schien Dragonminer von eben jenen Worten überzeugt zu sein. Der Sultan kannte den Häuptling als intelligenten und mutigen Mann, aber er war so einfach den Worten des Spiegelmannes erlegen, dass es seine Stärke lügen strafte. Salmoa vermutete, dass er und sein Volk so sehr gewöhnt waren zu reisen, dass es sie ohnehin nicht groß kümmerte. Gewiss hätte er dann an seiner statt genauso gehandelt. Und dennoch... Dragonminer schien fest daran zu glauben, dass das Ende bevorstand, wenn sie sich nicht auf den fliegenden Kontinent retteten. Salmoa hatte nicht vor ihm diesen Glauben zu entreißen, aber das letzte was er brauchte war, dass seine Männer unter seinem Volk Gerüchte über ein nahes Ende der Welt schürten. Die Hexe des blauen Sandes und ihre Ausgestoßenen brachten ihm schon genug Kopfzerbrechen.
"Oh, Prächtiger! Hier seid Ihr!"
Ein schwarzgelockter junger Mann mit weiter weißer Weste eilte auf ihn zu.
"Ahsim.", grüßte der Sultan den Bediensteten. "Kein Grund zur Überraschung. Ich bin fast immer hier."
"G-Gewiss, Prächtiger.", stammelte Ahsim aufgeregt. "Ich möchte Euch nur informieren, dass eine von den Neuankömmlingen erwacht ist."
Die Laune des Sultans steigerte sich spürbar.
"Großartig. Danke, Ahsim. Bringt sie her! Ich warte im Thronsaal."
Der junge Mann verbeugte sich tief und eilte wieder davon. Einen Moment ließ sich der Sultan noch und betrachtete die Blüten der Nachtrosen, eine Blume die ihre Knospen nur nachts öffnete und auf ihren scheinbar farblosen Flecken das Licht der Sterne reflektierte. Einer seiner Lieblingsblumen in seinem Garten. Dann wandte er sich mit spitzbübischen Lächeln von dem Anblick ab und steuerte seinen Thronsaal an. Eine neue Blume wartete bereits auf ihn.

Sciz zog seinen Wüstenumhang enger um seine Schultern, als eine weitere kühle Windböe an ihm vorbeistrich. Langsam begann er sich zu fragen, ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Er fluchte, als er vergebens die Umgebung im fahlen Licht der Sterne untersuchte.
Der alte Mann hatte recht gehabt: Die Winde hatten bereits sämtliche Spuren verwischt. Bedauerlicherweise hatten sie bisher keinen geraden Kurs verfolgt, also konnte Sciz über die Richtung nur mutmaßen.
Er hatte sie verloren! Überall war nur Sand! In dieser Wüste sah alles gleich aus! Wie sollte man sich hier schon zurechtfinden? Es musste doch irgendeine Art Trick geben...
Ein nahes Heulen riss ihn aus seinen Gedanken. Sciz blickte auf. Dann sah er sie. Ein Rudel Wüstenhunde hatte sich auf der Spitze einer nahegelegenen Düne versammelt und sie alle spähten mit hungrigen Augen zu ihm hinab. Sciz legte seine Hand um den Griff seiner Waffe.
Diese Nacht verspricht immer besser zu werden.
Morgen werde ich die Geschichte fortsetzen, ein wesentlicher Bestandteil wird sein, dass ich den Papst miteinbaue. Freue mich schon!

Tschüss Crucius
@Anarath:Ist ja schön dass man vermisst wird. Keine Sorge ich werd nicht komplett aufhören zu schreiben bis ich die Geschichten einiger bestimmter Charaktere beendet hab. Ich hab mir vorgenomen kleinere Beiträge und dafür öfter zu schreiben. Ist schön wieder hier zu sein.

Costello, sass mit überkreuzten Beinen auf seinem Sessel, nachdenklich lehnte er sein Gesicht auf eine Hand.
Missmutig stand er auf und setzte dann sein gewohntes Lächeln auf.
"Bring sie herein!"
Die Tür öffnete sich und Bertuccio warf die Gefangenen Costello zu Füssen. Die Tür schloss sich, Bertuccio blieb, die Hände hinter dem Rücken verschränkt vor dem Türrahmen stehen.
Eton hob das Gesicht vom Boden und sah zu Bertuccio;
"Das geht auch sanfter! Ja!"
Hardin hielt sich genervt eine Hand vor die Stirn,
"Du weisst also wo grosse Reichtümer sind ja!? Kannst du nicht einmal etwas vernünftig machen!? Wieso bin ich so dumm und höre jedes mal wieder auf dich!?"
Hardin sah zu dem Mann in dem goldenen Anzug vor ihm, als er ihn erkannte klappte ihm vor Schreck die Kinnlade herunter.
"Was ist lost, Hardin? Das ist nicht das erste Mal das wir gefangen wurden."
Eton sah zu Costello, dann erkannte er ihn aus den Bildern in den Spiegeln wieder. Er war sprachlos.
Gofer stand auf. Und stürtzte sich auf Costello.
Bertuccio trat Gofer mit solcher Wucht in den Rücken das er augenblicklich aufhörte sich zu bewegen.
Mit knirschenden Zähnen sah Gofer zu Costello hinauf. Costello grinste grimmig.
"Es freut mich euch wieder zu sehen, Staatsanwalt Gradius von Polinas."
Hardin und Eton blickten verwundert zu dem schweigenden, düster drein blickenden Gofer.
Costello verschränkte die Arme.
"Ich weiss nicht was, du mit diesen Schatzsuchern zu tun hast, aber ich weiss dass du seit eineiger Zeit mein Tunnelsystem sabotierst, leider habe ich gerade keine Zeit mich um dich zu kümmern. Bertuccio bring ihn in den Kerker!"
Bertuccio trat Gofer so fest ins Gesicht das Blut aus seinem Mund sprittzte. Ein blutiger Zahn landete klackernd auf der Erde.Dann schwang Bertucci Gofer über die Schulter und verliess den Raum. Eton und Hardin blieben allein mit dem Mann mit der mächtigsten politischen Position in Mirnuzar zurück.
Die Beiden wagten nicht auf zu stehen. Costello seufzte und setzte sich im Schneidersitz auf den Boden vor den Beiden.
"Seid gegrüsst die Herren! Ich komme gleich zum Punkt: Baron Lascar ist aufgrund von mehrmonatiger Abwesenheit nicht mehr berechtigt offiziell seinen Herrschaftsbereich weiter zu regieren.
Mit Zustimmung seiner Frau, möchte ich euch einen Handel vorschlagen."
Eton und Hardin sahen ihn mit offenem Mund an.
"Ich biete euch an, Eton, dass ihr mein Untergebener werdet, im Gegenzug werdet ihr der neue Baron von Lascar. Ich befinde mich leider unter Zeitdruck deswegen werde ich auch keine Fragen erlauben. Baronin Lascar selbst wird euch über den Handel in Kenntnis setzen."
Auf seine Worte folgend, begannen riesige Zahnräder aus allen Wänden hervor zu fahren und sich in Bewegung zu setzen. Ein Schrank im Raum klappte entzwei und versank im Boden. Der verschwundene Schrank gab den Blick auf eine geheime Tür frei die sich so gleich öffnete.
Eine Frau in einem Rollstuhl fuhr heraus. Ihre linke Körperhälfte war die eines Werwolfs, ihre rechte die linke, die eines Menschen.
Die Baronin beugte ihren rechten Arm zur linken Schulter, so als ob sie eine Verbeugung andeuten wollte.
"Ich grüsse euch und feiere eure gerechte Wiederkehr, Prinzessin Shia.", sagte Baronin Lascar, mit zwei Stimmen gleichzeitig. Die eine Stimme klang wie die einer weisen, gütigen Frau. Die zweite wie das Grollen eines wilden Tieres. Es klang so als würden die beiden Stimmen von zwei unterschiedlichen Stimmen von zwei unterschiedlichen Orten im Zimmer ausgehen und nicht von Baronin Lascar selbst.
Hardin war immer noch verunsichert. Eton dagegen sprang nach einer kurzen Pause auf, mit einem Lächeln im Gesicht.
"Eton! Du wirst doch nicht wirklich hierauf eingehen? Diese Sache ist.." Er biss sich selbst auf die Zunge um nicht direkt vor Costello, schlecht von dem Handel zu sprechen.
Eton beachtete ihn nicht weiter und ging zu Baronin Lascar. Er verliess mit ihr den Raum ohne sich um zu drehen, immer noch mit einem gewaltigen Lachen im Gesicht. Hardin sprang auf und rannte den Beiden hinterher, bevor er den Raum verliess warf er sich auf den Boden vor Costello. "Ich danke für die Gastfreundlichkeit", sagte er.
"Ich bin mir sicher dass ihr die richtige Entscheidung treffen werdet, ich wünsche euch einen angenehmen Aufenthalt"
Mit einer hastigen Verbeugung verliess auch Hardin das Zimmer.
Costello blieb mit ausdruckloser Miene stehen.
Die Tür schloss sich und auch das Bücherregal setzte sich wieder zusammen und stellte sich an seinen ursprünglichen Platz, dafür war hinter dem Kamin ein weiterer Geheimgang geöffnet worden aus dem Tarii trat.
Sie verbeugte sich leicht spöttisch vor Costello.
"Hallo Grosser Herrscher, was soll die nachdenkliche Miene? Wo ist das Lächeln?"
Costello sah sie mit demselben nichtssagenden Gesichtsausdruck an.
"Dieser Mann, dieser Eton. Es gefällt mir nicht ihn in meine Dienste zu nehmen. Aber seine Fanatiker sind im Land unterwegs und zu diesen Fanatikern gehören einige ziemlich üble Gestalten. Ich verstehe nicht wirklich wie ein Mann, wie er solch einen Eindruck auf so viele Menschen machen kann... In jedem Fall bin ich nur daran interessiert seine Fanatiker nicht ausser Kontrolle zu lassen, ob sie uns im Krieg unterstützen werden ist zweitrangig, ich will sie mir nur nicht zum Feind machen."
Tarii lächelte kokett.
"Nun, es ist ein sehr seltsamer Schachzug einem Betrüger der keine Ahnung von Politik hat das Feld zu überlassen, er ist zu unberechenbar als dass man ihn als Marionette einsetzen kann. Aber wenn ich mich allein daran erinnere was für Kämpfer er angezogen hat als er über Polinas regiert hat, verstehe ich durchaus deine Position."
Costello seufzte.
"Er ist nicht das Problem Tarii, Ruhm und Reichtum kann ich Menschen anbieten und er lebt praktisch davon. Was mich stört ist Baronin Lascar. Ich hatte vor gehabt sie von der Macht zu entfernen und über dieselbe Klausel die Umbrio genutzt hat um Lord von Polinas zu werden, durch Eton zu ersetzen.
Aber sie kam von sich aus auf mich zu und machte den Vorschlag die Regierung ab zu geben. ...Es läuft alles viel zu glatt, Tarii. Es ist wie die Ruhe vor dem Sturm."
"Du denkst das ganze könnte eine Falle sein?"
"Nein, es fühlt sich wie keine Falle an, aber ich bin nicht in Kontrolle. Ich hasse dieses Gefühl."
"Nun, ein charismatischer Betrüger, der von seinen Untergebenen angehimmelt wird und du verstehst dich nicht gut mit ihm? Ich bin überrascht!"
Costello blinzelte zweimal, sah Tarii an und brach dann in schallendes Gelächter aus. Sein gewohntes Grinsen kehrte wieder zurück.
"Nun, denn, wir haben die Welt verändert, nun werden wir sie retten! Egal ob vor dem Strudel oder Reyter! Lass uns loslegen!"


Umbrio dachte nach, das tat er häufig. Was Baronin Lascar vor hatte war ihm nicht klar und er konnte sich auch keinen Reim darauf machen. Er war sich ziemlich sicher dass es Costello ebenso ergehen musste.
Überhaupt war das Herrschaftshaus Lascar von Geheminissen umgeben. Der Baron befand sich die meiste Zeit auf Reisen, und seine Frau regierte die Geschicke des Landes, auch wenn sie selten in der Öffentlichkeit auftrat, was bei ihrem Zustand nicht verwunderlich war.
Vor 40 Jahren als der Mond Mirnuzars zeitweise verschwand wurde sie in der Verwandlung zu einem Werwolf unterbrochen. Die Muskeln ihrer Werwolfseite sind kaum fähig sich zu bewegen, so als wären sie in einer Totenstarre. Es war ein Wunder das sie überhaupt in der Lage war zu reden. Sie war in jedem Fall eine gewaltige Erscheinung und sie war in all diesen Jahren fähig genug, zu regieren ohne dass ihr Volk etwas an ihr aus zu setzen fand.
Auch wenn ihm das Haus Lascar so viele Probleme bereitete, gab es dennoch einen Lichtblick, Teol hatte seine Aufgabe erfüllt und ist mit seiner Crew zurrück gekehrt.
"Ich bin äussert beeindruckt dass ihr es geschafft habt zurück zu kehren Teol."
Teol marschierte neben ihm durch die Hallen von Costellos mechanischem Anwesen. Sein Körper war von Bandagen bedeckt, eine hing sogar über seinem linken Auge.
"Ich habe lediglich getan was mir aufgetragen wurde. Angesichts meiner Verletzungen kann ich nicht behaupten dass ich dies als erfolgreiches Unternehmen einstufen kann."
"Jetzt seid nicht so extrem selbstkritisch, Teol. Ihr habt, abgesehen von Lagmar, alle eure Crewmitglieder wieder nach Hause zu ihren Familien gebracht und einen Kampf mit dem legendären Dämon Melfice überlebt. Die Hauptsache ist dass ihr zurück und bald wieder einsatzfähig seid. ...Manchmal frage ich mich ob auch ihr euch so etwas wie ein zu Hause wünscht zu dem ihr zurück kehren könnt...."
Teol blieb abrupt stehen, seine Miene änderte sich nicht.
"Wenn ich da einen unangenehmen Punkt angesprochen habe möchte ich mich entschuldigen." sagte Umbrio mit ernster Miene und rückte seine Brille zurecht.
"Das ist es nicht." antwortete Teol.
Im Gang kamen ihnen Hardin, Baronin Lascar und Eton entgegen.
"Es ist fraglich ob eure jüngste Entscheidung hilfreich war."
Costello sah zu dem Sprecher hinüber. Bei diesem handelte es sich um einen Mann mit kurzem blondem Haar und gebräunter Haut. Er trug eine rote Weste über einem weißen Hemd und lehnte mit verschränkten Armen an der Wand nahe einer Ecke.
Der Blondschopf hatte den Raum nicht kürzlich durch einen Geheimgang betreten, sondern die ganze Zeit über in dieser Ecke gewartet.
Anscheinend führten Aufbau und Einrichtung des Raumes dazu, dass man fast nie in diese sah, wenn man sich nicht bewusst dazu entschied.
"Neue Haut, Detholus?", fragte Tarii den Mann kichernd.
"Die Knochen sind auch neu.", kommentierte der Crimson-Agent todernst, "Eine Spende eines gefangenen Reyter Spions. Dabei zuzusehen, wie ich ihn auseinandergebaut habe, hat die Zunge des anderen Spions gelockert."
"Aber ist das rot nicht ein kleines bisschen verräterisch?"
"Ich wäre in der Lage euch ein funktionsfähiges neues Auge einzusetzen. Falls ihr also wünscht euren momentanen Makel zu entfernen, wäre es klug mich nicht zu verärgern bis das erledigt ist.", sprach Detholus unwillig sich auf ein längeres Wortgefecht einzumischen.
"Oh.", machte Tarii, "Ist das eine Drohung?"
"Meine Zeit ist knapp bemessen.", mischte Costello sich ein. Sein Ton war nicht vorwurfsvoll, aber dennoch drängte er offenkundig darauf, dass Detholus auf den Punkt kam.
"Etons Befehl zur Jagd auf Galataner ist der Ursprung der Berührtenhetze.", erklärte dieser daraufhin, "Für einen nicht unerheblichen Teil von Reyters Anhängern war diese ausschlaggebend, um sich seinem Feldzug anzuschließen. Berührte, die sich ihm bisher nicht angeschlossen haben, sehen in Eton und seinen Verbündeten die alleinigen Verantwortlichen für die Hetze. Bisher hat euer außergewöhnlich guter Ruf euch die Unterstützung von diesen gesichert. Wenn ihr jetzt allerdings Eton zurück in eine politische Position hebt und ihm somit auch seine Schuld erlasst, ist es nicht schwer sich vorzustellen, dass sie beginnen Reyters Ansichten zu teilen oder ihn zumindest für das geringere Übel halten."
Der Maskenträger Crimsons seufzte. "Wahrscheinlich könnte ich die Berührtenhetze ein wenig herunterspielen oder Zweifel an Etons Schuld wecken, wenn ich mein Netzwerk richtig einsetze, aber diejenigen, die die Wahrheit kennen, würden sich dann definitiv Reyter anschließen. Besonders dann wenn ich Erfolg habe und ihnen niemand mehr glaubt."
Detholus schüttelte den Kopf. "Ich hätte an diesem Punkt eine öffentliche Exekution Etons vorgeschlagen."
"Barbarisch!", protestierte Tarii scherzhaft.
Die falschen Lippen Detholus formten ein liebenswürdiges Lächeln. "Wie geht eure Scheidung voran?"
Sie hob fragend eine Braue. "Wovon redet ihr?"
"Worüber ich euch eigentlich informieren wollte, falls eure Lieblingsinformantin es vergessen haben sollte, ist jedoch eine gänzlich andere Angelegenheit." Der Maskenträger machte eine kurze Pause. "Eines von Reyters Schiffen ist gelandet, die Eraser. Das Kommando hat ein Mädchen namens Flama. Es heißt sie sei die direkte Anwärterin auf Reyters Nachfolge. Angeblich sind sie hier, um über eine Zusammenarbeit in Hinsicht auf den Strudel zu verhandeln. Es ist nicht gelogen, da sie, meinen Informanten in Reyters Streitmacht nach, der Überzeugung sind, dass der Strudel durch den Mangel an Alchemie in dieser Welt verursacht wird. Unter dieser Annahme ist es ihre Absicht Informationen über Doktor Vincents Forschungen zu erhalten, da sie diese benötigen, um an den Marsstern zu gelangen. Ich weiß allerdings nicht wofür genau seine Forschungen benötigt werden."
Costello wollte etwas sagen, doch wartete er noch, als Detholus fortfuhr: "Außerdem sind mir einige abenteuerliche Berichte über die Ankunft eines Schiffes namens Windtänzerin zugetragen worden. Die Gilde hat bereits ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt, aber ich habe mir erlaubt die Kopfgeldjäger in ihrer Nähe für den Moment an die Leine zu legen. Im Augenblick hat das Schiff ein zweifelhaftes, aber großes politisches Gewicht."
"Und das heißt?"
"Ein gewisser Graf Skrasas mit einem Landsitz nahe Polinas soll sie begleiten, dazu ein Mann, der als der galatanische Lord Senar identifiziert wurde, jemand auf den die Beschreibung von Ealar Loghain, dem Kampfkunstmeister, der Lord Stein auf Oredian begleitet hat, passen könnte und schließlich jemand bei dem es sich um Anarath von den Anemos zu handeln scheint. Technisch gesehen ist die politische Position von keinem der Genannten hoch genug, um ein Problem darzustellen, aber in der Praxis ist es unbestreitbar, dass sie über einen bestimmten Einfluss verfügen. Es gibt auch Gerüchte, dass Lord Sturmwind sie einst in Sturmfeste begnadigt hätte."
Costellos klatschte in die Hände. "Ich erinnere mich daran. Das war kurz vor seinem tragischen Ableben."
"Vermutlich sind sie aus demselben Grund wie Reyters Leute hier, aber diese Theorie beruht nur darauf, dass dieses Schiff anscheinend für den Diebstahl des Venusstern aus König Uthens Besitz verantwortlich ist."

Sciz machte sich nicht die Mühe die Wüstenhunde mit den Augen zu verfolgen, als sie ihn einkreisten. Er hatte ohnehin keine Chance sie alle gleichzeitig im Blick zu haben.
Er schloss die Augen bis sie nur noch einen Spalt breit offenstanden. Ohne Psynergie konnte er seine Intuition nicht auf ein Niveau steigern, bei dem er die nächste Bewegung regelrecht voraussehen konnte, aber Intuition war von Natur aus keine Art in die Zukunft zu sehen, wie es einige Windadepten vermochten. Sie basierte auch nicht auf bloßem Glück oder raten, sondern fast immer auf Informationen, die man unbewusst wahrnahm.
Während Sciz Zustand von gesteigerter Intuition hatte er die Augen fast geschlossen und im Augenblick konnte er keine fremden Bewusstseine mehr fühlen, also blieben ihm nur seine übrigen Sinne, um die Informationen dieses Mal bewusst wahrzunehmen.
Die schnellen Schritte der Tiere auf dem Sand drangen an seine Ohren: Schnell, leicht, beinahe regelmäßig. Die vielen kleinen Geräusche verschmolzen in seinem Kopf zu einem einzigen gleichmäßigen Rauschen.
Dann ein einzelner Laut, der das Rauschen übertönte.
Sciz drehte den Oberkörper und neigte sich zur Seite. Er spürte den Wind, den die Bewegung des Hundes verursachte, auf seiner Haut und hörte das kehlige Knurren. Der warme Körper des Tieres setzte nur Zentimeter über ihm hinweg.
In einem steilen Aufwärtsschnitt fuhr sein Säbel durch die Luft. Blut spritzte und der Wüstenhund landete leblos im Sand.
Noch ein Laut löste sich aus dem Rauschen der Schritte, dann noch einer, nein, zwei.
Sciz stieß sich vom Boden ab. Die Zähne des ersten Hundes schlugen zusammen, wo noch einen Moment zuvor seine Kehle gewesen war.
Er ließ sich rückwärts fallen. Die beiden Hunde, die zugleich angegriffen hatten setzten über ihn hinweg. Gerade als ihre Körper fast parallel zu seinem waren, schwang Sciz den Säbel. Der Stahl riss beiden Tieren den Bauch auf, während er den Schwung seines Schlages nutzte, um sich umzudrehen.
Die Finger seiner freien Hand gruben sich in den Sand, um seinen Sturz zu stoppen.
Lautes Knurren hallte durch das Dünenmeer, als das Rauschen schlagartig zum erliegen kam.
Sciz stieß sich mit dem Arm vom Boden ab, um sich aus der schutzlosen Position zu begeben. Er verdrehte den Oberkörper, verlagerte sein Gewicht und veränderte seinen Stand um Bruchteile von Schritten. In seinen Bewegungen folgte er dem Geräuschen der Hunde, wie sie in ihren Sprüngen durch die Luft rauschten, ihrem Knurren, der Wärme, die ihre Körper abstrahlten.
Sie verfehlten ihn nur haarscharf, aber sein Säbel traf. Nicht alle von ihnen und nicht ansatzweise so fatal wie zuvor, doch jedes Mal, wenn sie sich auf ihn stürzten, fügte er ein oder zwei von ihnen einen Schnitt zu.
Etwas riss. Sciz neigte reflexartig den Oberkörper nach links, um zu verhindern, dass mehr als nur sein Gewand eingerissen wurde, und schlug die Augen auf.
Der Windadept wirbelte herum. Sein Säbel schnitt gerade noch in die Hinterpfote des Tieres, dessen Krallen gerade sein Wüstengewand beschädigt hatten.
Sciz Augen weiteten sich noch weiter, als er entsetzt erkannte, dass er in mitten eines Sturms von zähnefletschenden Hunden stand.
Sie kamen aus allen Richtungen. Er konnte sie mit seinen Augen nicht alle erfassen!
Die Zähne eines Hunde rissen einen Fetzen aus dem Stoff von Scizs Wüstenmantel. Er duckte sich unter einem weg und erwischte einen zweiten mit der Faust in der Flanke.
Ein rotes Maul öffnete sich direkt vor seinem Gesicht.
Mit einem Fluch riss er den Säbel hoch. Funkensprühend schlugen die scharfen Zähne auf der Klinge zusammen. Die Wucht der Kollision warf Sciz rückwärts zu Boden.
Knurrend drückte er seine Klinge nach oben, die der Hund auf ihm noch immer mit den Zähnen blockierte. Von allen Seiten schnellten die übrigen Hunde mit zurückgezogenen Lefzen auf ihn zu, um ihm den Todesstoß zu versetzen.
Als er ihren Atem spürte entspannten sich Sciz Züge auf einmal. Dann verzogen sie sich in einem geradezu grotesken Grinsen.
Eine Druckwelle riss die Hunde von den Beinen. Sand wurde explosionsartig empor gewirbelt.
In mitten der Staubwolke erhob sich Sturm ein wildes Grinsen auf dem Gesicht und den Säbel auf die Schulter gestützt. Mit einem lauten Brüllen ging er auf die Wüstenhunde los.
Es dauerte nur wenige Augenblicke bis eine zweite Druckwelle den Sand in Aufruhr versetzte. Sciz hustete, während er sich auf ein Knie fallen ließ.
Der Geschmack frischen Blutes haftete seiner Zunge an. Er wischte mit einem Finger einen Tropfen Blut aus seinem Mundwinkel.
Habe ich...
Er scannte die Umgebung des Kraters, in dem er stand. Die Überreste der Wüstenhunde lagen verstreut darum verteilt. Einige von ihnen wiesen Schnittwunden auf, wie er sie ihnen zugefügt hatte, doch andere waren anders getötet worden. Einem war der Kopf um 180° herumgedreht worden, einen anderen schien er mit bloßen Händen zu Tode geprügelt zu haben und ein weiterer lag in zwei Teile gerissen da, als hätte er seinen Ober- und Unterkiefer solange in entgegengesetzte Richtungen gezogen bis das ganze Tier durchgerissen worden war.
Seine primitivere Seite schien ihre Brutalität noch weiter gesteigert zu haben seit er begann sie zu beherrschen, aber zumindest war es zumindest für den Moment seine Entscheidung, wann sich diese Seite zeigte.
Sein Blick blieb an der Hundeleiche hängen, die am nächsten von ihm lag. Ein tiefer Schnitt verlief über ihre Kehle und es schien, als wenn alle ihrer Gliedmaßen gebrochen waren.
Sciz sah auf seine Fingerspitze, mit der er sich das Blut weggewischt hatte und schluckte ohne den Blutgeschmack zu verlieren.
Auch eine Methode hier draußen etwas zu trinken., dachte er bitter.
Er ließ sich in den Sand fallen. Vielleicht lockten die beiden Druckwellen ja jemanden an, der etwas über den Verbleib der anderen wusste.
Das war aber auch der letzte Strohhalm, nach dem er greifen konnte, bevor er umkehren musste.

Iden war sich nicht sicher was geschehen war. Der Alarm hatte sie geweckt, dann war jemand auf sie gestürzt, sie hatte um sich geschlagen und dann hatte eine Stimme, die sie irgendwoher kannte etwas geschrien.
Im nächsten Moment hatte sie sich im freien Fall befunden. Nein, jemand hatte sie gepackt und dann fielen sie beide plötzlich, kurz bevor eine Explosion die Decke über ihnen zerstört hatte.
Sie meinte noch eine Art von durchsichtiger Membran gesehen zu haben, aber dann schlugen sie und der, der sie gepackt hatte, auf dem Bett auf. Wer auch immer es war hatte sie zur Seite gestoßen und sie war auf den Boden gestürzt.
Desorientiert wanderte ihr Blick jetzt durch das Zimmer. Ein helles blaues Licht von Tür und Fenster hüllte das Zimmer in geisterhaftes blau. Schwellende Trümmerstücke lagen im ganzen Zimmer verteilt. Der Boden hatte an mehreren Stellen Sprünge bekommen, wo größere Trümmerstücke aufgeschlagen waren.
Was ein Stück der Decke zu sein schien war auf das Bett gestürzt und hatte es mitten durchgebrochen. Hätte Iden noch darin gelegen wäre sie wie ein Insekt zerquetscht worden.
Es dauerte einen Moment bis sie begriff, dass sie gar nicht mehr im selben Zimmer war.
Die Decke des ersten Stocks war tatsächlich zerstört worden und die Dachbalken darüber sichtbar, doch waren sie viel zu weit über ihr, als dass sie hätte noch im ersten Stock sein können. Die zackigen Ränder des Bodens ihres alten Zimmers, die sie über sich nahe den zu großen Teilen zerstörten Zimmerwänden sah, bestätigten es ihr.
Das Zimmer, in dem sie übernachtet hatte gab es nicht länger und sie war in ein scheinbar leerstehendes identisches Zimmer gestürzt, das im Erdgeschoss darunter lag.
Zitternd ergriff die Wasseradeptin den Pfosten des zerstörten Betts und zog sich auf die Beine. Sie musste hier weg. Die Explosion hatte eindeutig ihr gegolten. Mit etwas Glück ging der, der dahinter steckte zwar davon aus, dass sie dabei gestorben war, aber er konnte ebenso gut kommen, um sich mit eigenen Augen davon zu überzeugen.
Sie musste jetzt ihre Leibwächter finden und dann...
Ihr Blick schoss panisch durch den Raum, als sie sich erinnerte, dass einer der beiden in ihrem Zimmer gewesen war, doch niemand außer ihr war hier.
Schluckend sah sie wieder zu der klaffenden Leere hinauf, wo ihr Zimmer gewesen war.
Iden brauchte sich keine Illusionen über den Verbleib des Mannes zu machen. Wenn er nicht auf die selbe Weise gerettet worden war wie sie, dann gab es nur eines, was passiert sein konnte.
Es war eigenartig. Sie kannte nicht einmal seinen Namen. Als sie ihn danach gefragt hatte, war er ihr eine Antwort schuldig geblieben und auch ansonsten schien er sein Möglichstes getan zu haben, um nicht mit ihr zu sprechen. Es war keine Abneigung gewesen sondern eher eine kalte emotionslose Professionalität.
Er hatte verhindern wollen, dass persönliche Gefühle seine Pflicht beeinflussten. Vielleicht auch damit sie ihm nicht nachtrauerte.
Sie zwang sich den Gedanken an den Toten zu verdrängen. Sie konnte nichts für ihn tun, doch sollte sie hier sterben würde es bedeuten, dass sein Tod bedeutungslos gewesen war.
Sie musste sich in Sicherheit bringen, falls die Verantwortlichen für die Explosion nach ihr suchten.
Iden eilte zur Tür hinüber, als sie im Licht des Schutzschildes etwas davor liegen sah. Ein Dolch mit schwarzer Klinge, die von runenhaften Gravuren überzogen wurde, Nachtsplitter.
Verwundert griff sie danach. Doch bevor Idens Finger das Messer berührten, flog die Waffe plötzlich an ihr vorbei.
Sie fuhr herum, konnte aber niemanden sehen.
"Ihr seid hier...", keuchte sie erschrocken.
"Also das lief mal gar nicht wie geplant.", seufzte eine körperlose Stimme.
Im nächsten Moment erschien der junge Mann mit dem violetten Haar und den roten Augen, den sie am Tag zuvor kennengelernt hatte, neben dem Bett. Er stützte sich mit dem rechten Unterarm an der Wand ab, während er den linken Arm, mit dem er Nachtsplitter hielt, schlaff herunterhängen ließ. Er hatte das Gesicht etwas vor Schmerz verzogen und wirkte, als wenn er mehr abbekommen hätte als sie.
"Warum?", fragte Iden ängstlich, während sie zurückwich.
Ihre Haut kribbelte, als sie gegen den Energieschild an der Tür stieß. Die Zimmertür ließ sich von innen immer noch öffnen, aber sie würde es niemals rechtzeitig schaffen, wenn Kazan beschloss sie anzugreifen.
"Ihr versteht die Situation überhaupt nicht, oder?", fragte er seinen Blick auf ihren Hals gerichtet.
Situation? Welche Situation? Ging es darum, dass sie Hiran als Bewohnerin des Ostreiches besuchte? Sie selbst hatte gehofft, dass es ihr andere nach tun würden, aber sie konnte nicht glauben, dass irgendjemand dem genug Bedeutung beimessen würde, um sie umzubringen. Oder meinte er nur, dass sie einem König des Ostreiches nahestand?
"Es ist ganz einfach." Kazan tat einen Schritt auf sie zu.
"Eis!" Iden riss die Hände hoch und ein scharfer Eissplitter schoss auf Kazan zu.
Mit einem leisen Knurren stieß der Schattenadept sich von der Wand ab und machte einen Schritt aus der Flugbahn des Psynergiegeschosses.
"Ich..." Kazan verstummte, als ein blaues Licht durch das Loch in der Außenwand über ihnen zwischen sie hinab schoss und dann in einer scharfen Kurve die Richtung wechselte und direkt auf ihn zu hielt.
"Federklinge!" Ein sprudelnder Wasserstrahl brach aus dem Licht hervor, als es mit Kazan kollidierte und schleuderte den jungen Mann davon.
Krachend schlug er in einen Schrank an der Wand ein, der über ihm zusammenbrach.
"Die Tür! Schnell jetzt!", befahl der Merkurdschinn, in den sich das Licht verwandelt hatte.
"Sharz.", erkannte Iden ihn erstaunt.
"Tür!", wiederholte der Dschinn eindringlich.
Sie fuhr hastig herum und riss die Zimmertür auf. Noch bevor die Wasseradeptin hinaus geschlüpft war, wurde Sharz wieder zu einer blauen Lichtkugel und verbündete sich mit ihr.
Iden spürte wie die Kräfte, die sie aus dem Bündnis zog, ihre eigenen verstärkten. Sie schlug die Tür hinter sich wieder zu und hetzte weiter durch den Gang davor.
Auch hier wurde das Gasthaus von dem Licht der Schutzschilde an den Türen erhellt, während Podeste mit Blumenvasen die gegenüberliegende Wand zierten.
Scheinbar hatte keiner der übrigen Gäste sein Zimmer verlassen, um nachzusehen, woher der Knall der Explosion gekommen war. Bedachte man die Sicherheitsmaßnahmen der Zimmer, war das wohl die logische Konsequenz.
~Wir müssen nach draußen.~, erklärte ihr der Dschinn hastig, während sie rannte, ~Die Botschaft müsste sicher sein.~
"Was ist mit-", keuchte sie, bevor sie unterbrochen wurde.
~Wir warten auf niemanden! Wenn dein anderer Leibwächter noch lebt, ist er sicher schon auf dem Weg hierher, aber wir werden keine Zeit damit verschwenden es herauszufinden.~, stellte Sharz emotionslos klar, ~Wir wissen nicht ob noch mehr hinter dir her sind, aber wir sollten nicht annehmen, dass wir in diesem Land Verbündete haben.~
"Aber-"
~Du hilfst niemanden, wenn du wartest. Es ist anzunehmen, dass du das Ziel bist. Wenn du fliehst steigen seine Überlebenschancen.~
Sie erreichten das Ende des Ganges. Links führte die Treppe in das obere Stockwerk hinauf, rechts ging es zur Eingangshalle.
Iden sog scharf die Luft ein, als sie in die Eingangshalle blickte. Ein Mann in einem blauen Anzug lag vornüber die Rezeption gebeugt. Eine dunkle Flüssigkeit hatte sich über das blanke Holz des Tresens verteilt und tropfte von der Kante auf den Boden. Der Blutmenge am Boden nach schien er noch nicht lange so dazuliegen.
Die Wasseradeptin eilte schnell zu ihm hinüber, obwohl Sharz protestierte, doch für den Mann kam bereits jede Hilfe zu spät.
Eine breite Stichwunde klaffte auf seinem Rücken und schien sich von dort bis zu seiner Vorderseite fortzusetzen. Scheinbar war er mit einem Schwert durchbohrt worden.
~Du musst aufhören Zeit zu verschwenden.~, verlangte Sharz ungerührt von dem Toten.
Iden wollte etwas erwidern, aber ein Geräusch bei ihren Füßen zog ihre Aufmerksamkeit hinab.
Eine Art von undurchsichtiger Murmel rollte klackernd über den Boden und stieß gegen ihren Fuß.
~Weg!~, befahl der Merkurdschinn ihr.
Iden bewegte sich, aber sie kam nicht rechtzeitig aus der Gefahrenzone. Die Murmel verschwand in einem Lichtblitz und eine Reihe von kleinen blauen Lichtkugeln brachen als Reaktion aus ihrem Körper hervor.
Sharz schrie auf als er gewaltsam aus ihrem Körper gerissen wurde und zu Boden ging.
"Ein Dschinnstoß...?", erkannte Iden das Phänomen überrascht.
Sie sah in die Richtung, aus der die Murmel gekommen war.
Ein Mann in schwarz stand leicht nach vorne gebeugt in dem Durchgang, der dem gegenüber lag, den sie selbst benutzt hatte, um die Eingangshalle zu betreten. Er hielt ein blutiges Schwert mit einer Hand. Sein Griff wirkte dabei so locker, als könne ihm das Schwert jederzeit wegrutschen.
Sie erkannte ihn auf den ersten Blick
"Ihr...?", fragte Iden tonlos, "Aber wieso tut ihr das?"
"Hättet ihr nicht einfach in eurem Zimmer sterben können?", fragte der Mann mitleidig, während er langsam in einem weiten Bogen, um sie herum ging bis er zwischen ihr und der durch den Schutzschild erleuchteten Tür nach draußen stand, "Ich tue das hier nicht gerne."
"Ihr wart das alles!" Iden wollte zurückweichen, doch der Tresen hinter ihr verhinderte es.
"Das hattet ihr noch gar nicht bemerkt?" Der Mann schüttelte den Kopf. "Es ist ganz einfach. Wer konnte denn das Gerät manipulieren, das eurem Schutz diente?"
"Nur ihr beide.", antwortete sie ihrem verbleibenden Leibwächter fassungslos, als sie verstand was Kazan gemeint hatte.
"Aber wenn er es gewesen wäre, dann hätte er den Raum ja sicher nicht betreten." Der Schattenadept seufzte. "Der Alarm sollte sich während seiner Wache aktivieren, er sollte das Zimmer betreten und die Explosion würde euch beide und euren Dschinn vernichten. Ich war... schockiert, als ich euch durch ein Loch in meiner Zimmerwand dort unten gesehen habe."
Während er sprach hatten die Züge des Mannes einen wehleidigen Ausdruck angenommen. "Warum nur muss das passieren? Es hätte zu schnell geendet, als das ihr Schmerz oder Angst gespürt hättet. Ich müsste euch nicht ansehen, während ich euch töte, die Person mit deren Schutz mich mein König, den ich so sehr verehre, beauftragt hat..."
Idens angsterfüllter Gesichtsausdruck wurde eine Spur ratloser. "Warum tut ihr es dann, wenn ihr es so offensichtlich nicht wollt?"
"Das Vertrauen meines Königs verraten, meint ihr? Meinen Partner töten? Euer Leben bedrohen?" Ein trauriges Lächeln erschien auf dem Gesicht des Leibwächters. "Einfach nur weil sie mich darum gebeten hat. Verrückt, nicht? Aber das ist alles. Einfach nur weil sie mich gebeten hat."
Seine Finger schlossen sich eisern um den Griff seines Schwertes.
"Jetzt haltet still, damit ich es so kurz und schmerzlos wie möglich machen kann.", verlangte er düster.
Der frühere Leibwächter stieß sich vom Boden ab.
"Eishorn!" Fünf scharfe Eissplitter schossen dem vorpreschenden Schattenadepten entgegen.
Mit einem Knurren ließ er sich fallen bis die Eisgeschosse über ihn hinweg waren und sprang sofort wieder auf.
Die blutbefleckte Klinge schlug in den Tresen ein, als Iden zur Seite rannte in Richtung des Korridors, aus dem sie gekommen war.
"Nein, lauf nicht weg!", jammerte ihr Leibwächter hinter ihr, als sie es in den Gang schaffte.
Kaum war sie im Inneren traf sie etwas am Knöchel. Sie schrie auf und schlug hart mit der Schulter am Boden auf.
Drei in scharfen Bahnen umeinander wirbelnde grün leuchtende Energiestrahlen schnitten den Boden nur Millimeter neben ihr auf und schlugen dann in die Treppe gegenüber des Eingangs zum Korridor ein. Durch den Treffer an ihrem Knöchel gerade als sie in den Korridor eingebogen war, war sie mit dem Schwung ihrer Bewegung seitlich zu Boden geflogen und gerade so aus der Bahn des todbringenden Angriffs geschleudert worden.
Eine der Blumenvasen rollte auf der anderen Seite der Schnittspuren über den Boden.
Iden riss sich vom Anblick ihres kleinen Lebensretters los und presste die Handflächen auf den Boden. Entgegen dem Schmerz, der von ihrem Knöchel und ihrer Schulter aus durch ihren Körper wallte, begann sie sich hoch zu drücken.
Doch ihr früherer Leibwächter folgte ihr in den Korridor, bevor sie wieder auf den Beinen war.
"Nein, nein, nein! SIE HAT GESAGT ICH MUSS DICH TÖTEN!", rief er hysterisch, als er zum Schlag ausholte.
Dann wankte er auf einmal zurück. Ein Wurfmesser hatte sich knapp oberhalb des linken Schlüsselbeins in seinen Körper gebohrt.
Im nächsten Moment spürte Iden den Luftzug, als jemand an ihr vorbei rannte, und erkannte, dass es Kazan gewesen war, der mit dem aktivierten Nachtsplitter in der Hand auf den Verwundeten zu hielt.
Der frühere Leibwächter folgte seinem neuen Gegner mit den Augen, als dieser mit einem Satz zur Seite gegen die Wand sprang und sich dann von dieser abstieß, um in einem Sprung seine Klinge auf ihn niederfahren zu lassen.
Der einstige Leibwächter riss sein Schwert mit beiden Händen hoch, um zu blocken, doch bevor Stahl auf Stahl traf löste sich die Schattenklinge Nachtsplitters auf einmal auf.
Den Schwung aus seinem Sprung nutzend rollte Kazan knapp an dem anderen vorbei über den Boden und wirbelte zu ihm herum, während er auf ein Knie hochkam.
Der frühere Leibwächter machte so schnell einen Schritt nach vorne, dass er fast gegen die Wand lief, doch konnte er nicht verhindern, dass ihm die neugebildete Schattenklinge einen oberflächlichen Schnitt an der Rückseite seiner Wade zufügte.
Mit einem Aufschrei mehr aus Wut als aus Schmerz fuhr er wieder zu Kazan herum. Die Klingen der beiden verkeilten sich mit metallischem Schaben, doch die Wucht des Zusammenprall rammte den früheren Leibwächter mit dem Rücken gegen die Wand.
"Du! DUUU!", spie er Kazan ins Gesicht, "WARUM STÖRST DU MICH!"
Der holte mit Nachtsplitter zu einem kraftvollen Schlag aus, als ihn der andere Schattenadept mit einem frustrierten Aufschrei an der Kehle packte, herum schwang und gegen die Wand knallte.
Mit ihren Positionen auf einmal getauscht und seinem Schwertarm von dem seines Gegners blockiert ergriff Kazan das Wurfmesser, das noch immer in dem früheren Leibwächter steckte und drehte es in der Wunde.
Doch der Verwundete stieß nur ein Zischen aus und verhärtete seinen Griff noch. "Sie hat mir gesagt ich soll sie töten! Ich muss ihre Bitte erfüllen! ICH MUSS, VERSTANDEN?!"
Kazan röchelte, als er verzweifelt versuchte Luft durch seine zusammengedrückte Luftröhre zu ziehen.
Iden war inzwischen wieder auf die Beine gekommen und richtete die Hand auf den Rücken ihres früheren Leibwächters.
Ihre Psynergie flammte auf. "Ei-"
Bevor sich die Psynergie formen konnte, schwang ihr Ziel sein Schwert ohne hinzusehen in ihre ungefähre Richtung und ließ es aufheulen.
Drei grüne Strahlen brachen aus der Klinge hervor und rissen umeinander wirbelnd den Boden entlang der Strecke zwischen ihr und ihrem früheren Leibwächter auf.
Iden warf sich so weit sie konnte zur Seite und rollte sich seitlich weiter, als sie am Boden landete, um aus der Bahn der todbringenden Entfesslung zu entkommen.
Ein spitzer Schrei entrann ihrer Kehle, als eine Welle brennenden Schmerzes durch ihren Körper zuckte. Einer der Strahlen hatte ihren Oberarm gestreift und eine tiefe Schnittwunde hinterlassen.
Weinend vor Schmerz rollte die Wasseradeptin am Boden. Eine Hand krallte sie so fest sie konnte in ihren Arm, um die Blutzufuhr abzuschneiden und so die Blutung zu stoppen.
Idens Zähne schoben sich knirschend übereinander, als sie die Wellen des Schmerzes zu ertragen versuchte.
Mit jedem bisschen Kontrolle, die sie über ihren Geist aufbringen konnte, griff sie in den fließenden Strom ihrer Psynergie.
Ein kühles blaues Licht brach aus ihrer Verletzung hervor und die Ränder der Wunde begannen in einem grellen blau zu glühen.
Unerträglich langsam begann sich die Wunde von den Rändern aus wieder zu schließen.
Als sie sich ganz geschlossen hatte, rollte sie sich schwer atmend und verschwitzt auf den Bauch, um sich wieder hoch zu drücken.
Als sie zu den beiden Kämpfenden aufsah, rutschte Nachtsplitter gerade aus Kazans kraftlosen Fingern. Ihr früherer Leibwächter hatte sein Schwert einfach fallen gelassen und auch noch seine zweite Hand, um die Kehle des jüngeren Mannes gelegt.
Kazans Augen schien aus ihren Höhlen zu quellen und Speichel lief ihm in seinem verzweifelten Ringen nach Luft aus dem Mund.
"Nein...", presste Iden hervor und streckte die Hand in Richtung der beiden aus, um eine Eisscherbe abzufeuern.
Erneut kam ihr ihr Ziel zuvor.
"BLEIB LIEGEN!" Ihr früherer Leibwächter streckte eine Hand nach ihr aus und ein pechschwarzer Speer aus Dunkelheit schoss ihr entgegen.
Reflexartig ließ sie sich flach auf den Boden fallen und entging dem Geschoss noch um Haaresbreite.
"Nei...", brachte sie noch mit Blick auf die beiden Männer hervor, dann stockte der frühere Leibwächter.
In einem letzten Aufbäumen hatte Kazan die unteren beiden Finger der Hand, die noch immer an seinem Hals lag, nach außen umgebogen.
Scheinbar war ihr Leibwächter inzwischen so in Rage geraten, dass er den Schmerz kaum noch registrierte, denn selbst mit zwei seiner Finger unnatürlich nach außen abgespreizt löste sich der Griff nicht.
Gierig sog Kazan die Luft durch den zumindest geschwächten Griff ein, bevor sein Gegner wieder mit der zweiten Hand zupackte.
Pechschwarze Fangarme schnellten aus Kazans Körper hervor und schleuderten Idens früheren Leibwächter bis an die gegenüberliegende Wand zurück.
Ohne sich einen Augenblick Ruhe zu gönnen stürzten sie sich beide wieder aufeinander. In dem Augenblick, den sie brauchten, um sich zu erreichen, streckte Kazan seine Hand nach hinten aus und Nachtsplitter flog ihm in die Hand.
Die Schattenklinge formte sich mitten in Kazans Hieb nach der Kehle seines Gegners.
"Schattenarme!", rief der frühere Leibwächter und wie bei Kazan zuvor schossen mehrere finstere Fangarme aus seinem Körper hervor.
Das Gewirr aus peitschenden Tentakeln erfasste Kazan und warf ihn weiter von Iden weg in den Korridor.
Sein Gegner hetzte zu seinem Schwert und ließ es sofort aufheulen, als er es zufassen bekam. Ein weiteres Mal schnitten die wirbelnden Strahlen durch die Luft.
Kazan warf sich mit aller Kraft zur Seite und kam in einer Rolle außerhalb des Gefahrenbereichs wieder hoch.
Sofort feuerte sein Gegner einen Speer aus Dunkelheit aus seiner verletzten Hand auf ihn ab, doch Kazan schwang eine Hand. Ein Strang aus Dunkelheit schnellte daraus hervor, wickelte sich um den Speer und schleuderte ihn aus seiner Bahn.
Doch noch immer ließ ihn der frühere Leibwächter nicht verschnaufen. Er hob beide Arme und beschwor einen Schauer schwarzer Dolche, dem Kazan mit zwei schnellen Sprüngen zurück entkam.
Überraschend fuhr der frühere Leibwächter auf der Stelle herum und stürmte von seinem Gegner weg auf Iden zu.
Inzwischen hatte sie es geschafft sich wieder aufzurappeln und wollte wegrennen, doch ein Band aus Dunkelheit schnellte aus der verletzten Hand ihres einstigen Leibwächters hervor und schlang sich um ihr Fußgelenk. Iden verlor den Halt und fing sich an einem der Podeste an der Seite des Ganges ab.
Sie sah zurück, während sie sich wieder auf die Beine kämpfte.
Kazan hatte den früheren Leibwächter mit einem Sprint eingeholt und rammte ihn seitlich mit der Schulter. Noch während sie stürzten, verschwand Nachtsplitters Schattenklinge, um Kazan für den extremen Nahkampf zu rüsten.
Funken sprühten, als Kazans Dolchstoß durch das Hemd seines Gegners auf dessen Kettenhemd traf.
Der einstige Leibwächter schlug Kazan mit dem Knauf seines Schwertes auf den Rücken, da er auf die geringe Distanz keinen richtigen Streich führen konnte, und versetzte ihm einen Schlag mit der verwundeten Hand ins Gesicht.
Kazan ergriff den Kopf seines Gegners an der Seite und drückte ihm seinen Daumen ins Auge.
"Muss sie töten...", raunte der frühere Leibwächter außer Atem, während er mit seiner verletzten Hand und dem Griff seines Schwertes weiter auf Kazan einhämmerte
Der ertrug die Schläge, während er sich am Kopf des anderen festkrallte. Blut quoll hervor, als sich sein Daumen mit einem widerlichen Geräusch in den Augapfel des anderen bohrte.
"Nein...!", knurrte der Leibwächter, während Kazan ihm gewaltsam den Kopf zur Seite drehte, "Sie hat mich gebe-"
Der Rest war nur ein Gurgeln, als sich Nachtsplitter in den entblößten Hals bohrte.
Ein Ruck ging durch den früheren Leibwächter, dann erschlafften sein ganzer Körper und rührte sich nicht mehr.
"Ich weiß du würdest mir jetzt gerne danken.", flüsterte Kazan, an den Leibwächter gerichtet, während er sich schwer atmend von dessen Leiche erhob.
Iden blickte ihn schweigend an. Er hatte nichts mit dem Angriff auf sie zu tun gehabt oder der Explosion, aber das ließ die Frage offen, was genau er hier gewollt hatte.
"Die Stadtwache hatte inzwischen mehr als genug Zeit sich hier zu sammeln.", sprach Kazan, während er sich von ihr abwandte und langsam zurück zum Eingang des Ganges hinüber lief, "Ich weiß ihr habt nichts getan, aber an eurer Stelle würde ich als Bürgerin des Ostreiches keine gerechte Behandlung erwarten. Es soll im Weinkeller rausgehen."
Als sie sich noch immer nicht rührte sah, sah er noch einmal zurück. "Worauf wartet ihr noch?"
"Warum seid ihr hier?", fragte Iden ihn ratlos.
Er lächelte. "Sicher nicht um euch zu töten. Zumindest das solltet ihr mir glauben können. Beeilt euch jetzt wir müssen noch dieses Vieh einsammeln, das mich gegen den Schrank geschleudert hat."
Sie blieb noch einen Moment stehen wo sie war, doch wusste sie das er recht hatte. Kazan hatte sie gerettet. Vor ihrem früheren Leibwächter und wahrscheinlich vor der Explosion in ihrem Zimmer. Und wenn sie darüber nachdachte musste er wohl auch die Blumenvase geworfen haben, wegen der sie aus der Bahn der Entfesslung gestürzt war.
"Ihr schuldet mir eine Erklärung!", verkündete sie, bevor sie hinter ihm herlief.
Calixtus wich den Angriffen des Dämonen mit behänden Schritten aus, ohne zurück zu schlagen.
Die Luft zitterte unter den Angriffen des Dämonen die alle ihr Ziel verfehlten.
"Weisst du wie lange wir hier schon kämpfen Melfice? Durch dich habe ich sehr viel über Psynergie gelernt."
"CALIXTUS!"
Der Dämon preschte nach vorne, nur um ins Leere zu laufen. Calixtus ist ihm mit einer Schrittdrehung ausgewichen.
"Dein Blut ist mein Calixtus!"
Mit seinem von Prellungen angeschwelltem blutüberströmten Gesicht lächelte Calixtus.
Der Dämon holte aus.
Calixtus traf.
Melfice hielt inne.
All seine Psynergy wurde durch seinen Körper aus seinem Rücken geschlagen.
In Panik sah Melfice zu dem Turm hinter sich und wandte sich von Calixtus ab.
Der Ristéme liess die Gelegenheit nicht verstreichen und bestrafte den Moment der Unaufmerksamkeit mit einem Wirbel aus Faustschlägen der Melfice´s Körper in Trümmern zu Boden schickte.
Der Dämon fluchte. Calixtus hatte ihn hereingelegt.
"Meine Psynergy! Sie ... ist nie verschwunden! Es hat sich nur so angefühlt! Was war DAS!?
Calixtus sah mit schiefem Mundwinkel zu Melfice herab.
"Ich habe dir doch gesagt dass ich nix tun würde was deinem Turm schadet, du hättest mir einfach glauben sollen."
Der Dämon erholte sich und stand wieder mit fletschenden Zähnen auf.
Calixtus verschwendete keinen Augenblick und deckte den Dämon mit Schlägen ein zu decken.
Jeder Schlag liess Psynergy aus dem Körper des Dämonen schiessen. Jedes mal wenn Psynergy aus dem Körper des Dämonen geschleudert wurde verfehlte die Psynergy den Turm und schoss heraus in den Himmel.
Obwohl sich Melfice sofort regenerierte wurde seine Schmerzunterdrückung unterbrochen und er vergrößerte mit einem Sprung die Distanz zu Calixtus. Die Spitze des Turms war genau in seinem Rücken. Calixtus kam langsam, jedoch ohne zögern, ohne jegliche Deckung auf Melfice zu.
"Melfice, Du kannst dir sämtliche Psynergy aus dem Körper prügeln lassen. Oder dich vor diesen Turm dort stellen. Aber kannst du mir auch wirklich vertrauen? Da du deine Psynergy aus Rücksicht auf den Turm nicht einsetzen willst fällt der Fernkampf auch aus. Also willst du jetzt so lange von mir geschlagen werden bis deine Schmerzimmunität völlig verschwindet und den Körper nicht mehr mitmacht? Ein wahrer Schlagabtausch unter Männern!"
Melfice biss die Zähne zusammen. Auch wenn Calixtus bis jetzt darauf geachtet hat den Turm zu schonen sollte er es schaffen seine gesamte Psynergy in den Turm zu schicken, wäre alles hinüber. Melfice sprang zur Seite.
Zumindest wollte er das. Calixtus war bereits vor ihm und donnerte ihm die Faust in die Magengrube.
Der Dämon sah mit schmerzverzerrtem Gesicht hinauf zu Calixtus, jetzt war der Zeitpunkt zum Gegenschlag.
Melfice´s Kralle schoss hervor und traf den Ristéme ins Gesicht.
Der Dämon grinste wahnsinnig im Siegesrausch. Calixtus sah ernst und ohne mit der Wimper zu zucken zu Melfice.
Die Kralle die ins Gesicht getroffen hatte rutschte an Calixtus Backe vorbei und schlitzte diese auf. Der Angriff hatte verfehlt.
Melfice öffnete den Mund und keuchte erschrocken. Mit versteinerter Miene schlug Calixtus Schlag wie ein Blitz vom Himmel auf Melfice herab.
Der Dämon wurde mit voller Wucht auf das Plateau des Turms gedonnert, sein zertrümmertes Gesicht in einem Krater der durch die Wucht des Aufpralls enstanden sind begraben.
Melfice war bewusstlos.
Calixtus steckte die Hände in die Taschen.
"10....9.....8...."
Der Krieger aus Ristéme drehte sich um.
"7....6..5...4..."
Er ging Richtung Treppe ohne Melfice eines weiteres Blickes zu würdigen.
"3...2...1...0"
Er setzte den ersten Fuss auf die Treppe die vom Turm hinunter führte.
"Warte..!" krächzte Melfice.
Der Dämon versuchte sich zu bewegen aber hatte die Kontrolle über seinen Körper verloren und stolperte bei seinem Versuch auf zu stehen, auch die Regeneration senes Gesichts war nicht abgeschlossen.
Calixtus hielt inne, "Dies war ein Duell Melfice, ich habe gewonnen, du hast verloren. Nicht mehr nicht weniger."
"Denkst du das ist witzig, Mensch!? Denkst du ich lasse dich jetzt einfach so gehen?"
"Ja." sagte Calixtus betont und setzte einen Fuss auf die nächste Stufe.
Der Dämon verzog wütend das Gesicht zu einer Grimasse.
"Unseren Kampf weiter fort zu setzen ist für uns beide sinnlos und ich bezweifle dass du diesen Turm verlassen wirst um mir zu folgen."
"Calixtus....Du Narr! Lauf nur weg du Feigling!"
"Psynergy ist eine noch viel leichter zu manipulierende Kraft als ich zu erst dachte. Ich hab den Psynergyfluss in deinem Körper mit präzisen Schlägen umgelenkt. An deiner Stelle würde ich nicht so viel reden."
Der Dämon stand auf. Nur um wieder das Gleichgewicht zu verlieren und auf seinen Knien zu landen.
"Calixtus! Du wagst es mich so zu demütigen und willst jetzt davon laufen!?"
Der Ristéme seufzte und zuckte mit den Schultern.
"Ich habe jede deiner einzelnen Zellen mindestens einmal zertrümmert so wie ich es versprochen habe und dich fair besiegt. Ich habe meinen
Gefallen beglichen. Ich brauche dich nicht zu töten, das war nie meine Absicht, ich wollte nur meine Schuld begleichen."
Calixtus der bereits auf der Treppe nach unten stand wandte sich ein letztes mal um und blickte Melfice an. Die Morgensonne ging hinter dem Krieger aus Ristéme auf. Sie hatten einen ganzen Nachmittag und die ganze Nacht pausenlos gegeneinander gekämpft.
"Du magst es zu denken dass du Herrscher über Mirnuzar bist. Ein Dämon von unvergleichbarer Macht. Das bist du nicht. Du bist nur ein Parasit der sich von Psynergy ernährt. Du bist neidisch auf die Menschen die von Natur aus Psynergy besitzen und nicht von ihr abhängig sind so wie du. Du wünscht dir das Leben dieser Menschen, du ernährst dich von ihnen. Du nimmst ihnen ihre Leben weil du dir solch ein Leben wünscht. Ein Feigling wie du der seit Jahrhunderten vor dem Tod davon läuft, wird die Stärke der Menschen die bereit sind ihre Leben zu geben nie verstehen. Es gibt Menschen die sich seit Jahrhunderten darauf vorbereiten dich zu töten.
Ich vertraue auf diese Menschen, die bereit sind ihr ganzes Leben deiner Vernichtung zu widmen, deren Vorfahren über Generationen verbracht haben sich auf diesen Tag vor zu bereiten. Die Niederlage die ich dir heute zugefügt habe war nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Grace und die anderen werden kommen, das Vertrauen und die Leben all ihrer Vorfahren auf sich tragend und dann werden sie dir die wahre Stärke der Menschheit zeigen. Die Macht des Willens dich zu vernichten, der über Generationen weiter gegeben wurde. Diese Stärke die du niemals verstehen wirst ist der Grund weshalb die Dämonen fast alle ausgelöscht sind und die Menschen weiter so leben wie seit Jahrtausenden.
Verbringe deine letzten Momente in Frieden und bereite dich auf dein Ableben vor. Sie werden dich finden und richten. Dies ist das letzte mal das wir uns sehen, Melfice. Lebe wohl. Und Lebe kurz."
Calixtus wandte sich ein aller letztes Mal von Melfice ab, stieg seelenruhig die Treppe hinab und verliess den Turm ohne sich ein letztes mal um zu drehen. Sein Glaube an die Kampfkunstmeister Mirnuzars war stark genug dass er wusste dass es für ihn keinen Grund gab weiter zu kämpfen. Und es gab noch zwei Menschen die er Treffen musste ehe er in Frieden sterben konnte. Auf der Suche nach Eka und Teol verschwand Calixtus in den dichten Wäldern Mirnuzars.
Kudo wartete mit verschränkten Armen, während er unaufällig von der dicke seines neuen 'Wintermantels' profitierte, die er sich seit der Ankunft dieses Areals angezogen hatten. Der Erdadept hasste die Kälte, Schnee und sogar den Regen. Wenn es nach ihm ginge, konnte die Sonne den ganzen Tag am Himmel scheinen.
Selbst in Akestas hatte er eine 'undichte' Stelle der Nebelwolken entdeckt, an dem die Sonne am besten durchkam. Diese Stelle war das Geheimnis seiner perfekten Bräunung gewesen, die sonst kein anderer in ganz Nebelnest besessen hatte.
Hier draußen spielte diese Bräunung keine Rolle mehr. Jeder Mensch konnte die Sonne genießen solange er es wollte. Zumindestens meistens.
Seinen Zorn unterdrückte er, indem er sich mit anderen Dingen davor ablenkte. Er verschloss diesen Zorn tief in einer Kammer und würde ihn freilassen, sobald er der Person gegenüberstand.
Kudo drehte sich um, als er den Geruch und die Geräusche von Rangis Schrittmuster wahrnahm. Natürlich hatte er sie, dank den spirituellen Fähigkeiten die er als Waldmeister erlangt hatte, spüren können. Allerdings zog er es vor, sich immernoch zuerst auf seine geschärften Sinne zu verlassen, damit er nicht irgendwann aus der Übung kam.
Als Rangi mit ihrer Ausrüstung eintraff, löste der Erdadept seine Haltung auf, während er seine Hände geschlossen hielt, als würde sich darin irgendetwas befinden.
„Ich bin nun bereit, wir können nun gehen.“
Kudo lächelte und nickte ihr zu, während er gleichzeitig seine Hände öffnete und etwas kleines, aber schweres und kugelformiges auf dem Gletscher landete.
Rangi war der Aufprall dieser beiden merkwürdigen Kugeln nicht entgangen. Es sah wir Stahl aus, doch die Farbe der beiden Kugeln war leicht gelblich gefärbt.
Der Erdadept schüttelte seinen Kopf. „Sobald wir hiermit fertig sind, muss ich noch mit mein geheimes Training fortsetzen.“
„Geheimes Training? Irgendeine Technik die einer Person eine Kugel in den Kopf jagt?“ fragte sie, ohne zu verheimlichen, was ihr als erster durch den Kopf ging.
Kudo lächelte und schüttelte erneuert seinen Kopf.
„Es ist kein Training für den Kampf. Aber ich kann es dir möglicherweise später zeigen, doch zu aller erst möchte ich sehen, was mir dieses Wesen zeigen möchte.“

Melfice wischte sich gekränkt das Blut aus seinem Gesicht, das trotz der Regeneration noch übrig geblieben war.
Was dachte sich dieser Typ einfach hier so aufzutauchen, ihn zusammenzuschlagen und dann wieder zu gehen? War er etwa nur hierher gekommen um ihn zu verspotten? Er verstand den Kerl einfach nicht.
Melfice sein Körper wankte immernoch.
Solange er seine eigene Psynergie zurückhielt, hätte er diesen Ristemé vermutlich nie töten können. Er aber auch nicht ihn.
Calixtus konnte den Psynergiefluss in seinem Körper alleine mit seinen Fäusten manipulieren und sogar seine Psynergie komplett aus seinem Körper ausstoßen....
'Draußen' wären diese Schläge äusserst tödlich für ihn gewesen, doch im Turm sah es glücklicherweise etwas anders aus.
Dank dem brennenden Leuchtfeuer des dunklen Turms besaß Melfice im Leuchturm eine unglaubliche Psynergieregeneration und war nicht länger vorm 'verhungern' oder 'tot durch zu wenig Psynergie' bedroht.
Melfice selbst besaß keine Psynergieregeneration. Allein dem Leuchtfeuer des dunklen Turms war dieser Effekt anzurechnen.
Wieso war Calixtus einfach so verschwunden? Wollte Calixtus ihn rauslocken? Eine solche Niederlage machte ihm nichts aus! Es kränkte ihn, ja. Aber gleichzeitig besaß er über genügend Selbstkontrolle um diese Niederlage zu schlucken. Seine größte Priorität galt seinem Werk.
Es hatte sich nichts geändert. Wie schon vor seiner Ankunft stand er auf seinem Turm.
Melfice tastete vorsichtig sein Körper ab. Es gefiehl ihm nicht, was Calixtus mit seinem Psynergiestorm getan hatte.
Hinter Melfice erschienen zwei Portale, aus denen zwei seiner Dämonen austraten. Ohne die beiden auch nur mit seinem Blick zu würdigen, sprach er sein Befehl aus.
„Vernichtet mich.“
Die beiden Dämonen öffneten ungläubig ihre Augen und wirkten etwas verwirrt.
„Was sollen wir tun?“
„Ich werde mich kein zweites mal wiederholen. Vernichtet mich. Passt jedoch auf, dass ihr dem Turm dabei keinen Schaden zufügt.“
Es sollte kein weiterer Augenblick ungenutzt vergehen. Mächtige Flammen brannten auf der Haut von Melfice, der sich dagegen nicht wehrte. Seine Schmerzunempfindlichkeit war zurückgekehrt, doch sein Körper wurde nach und nach zu Asche verbrannt. Melfice regenerierte sich nicht. Erst nachdem sein kompletter Körper verbrannt war, stellte er sich hinter den beiden komplett neu her.
Auch hier fehlte ihm ein Arm, den ihm Loghain genommen hatte, doch immerhin waren jegliche anderen Schäden und Manipulationen von ihm gefallen. Die beiden Dämonen verschwanden. Natürlich waren sie nie fähig gewesen, ihn zu töten. Er hatte nur seinen Körper loswerden wollen. Dieses Verfahren 'der Reinigung' benutzte Melfice oft. So könnte er sicher gehen, jeglichen Manipulation von sich abzuwerfen. Gewöhnlich tat er es selbst.
Calixtus hatte laut eigener Angabe jegliche Zelle von ihm zertrümmert. Er hatte sich also nicht nur auf eine 'Teilregeneration' verlassen können. Die Wahrscheinlichkeit, dass irgendwelche Nebeneffekte auftraten, war zu hoch gewesen.
Melfice erhob sich. Sein Werk würde vollendet werden. Drei der vier Siegel waren bereits gebrochen. Es fehlte nur noch das Merkur-Leuchtfeuer. Sobald seine Flamme auch nur einen kurzen Moment brannte, würde auch das letzte Siegel im dunklen Turm gebrochen werden. Die schwarze Sonne.... Melfice wusste nicht, was die schwarze Sonne war, doch irgendetwas, tief in ihm, rief danach. Etwas bewegte ihn dazu, seinen Werk zu vollbringen.
Selbst damals in der Vergangenheit, nachdem ihn die Hexen beschworen hatten, um den Krieg gegen die 'Berührten' Menschen zu gewinnen, hatte er dieses Gefühl gekannt.
Er hatte Städte und Länder vernichtet und dabei zahlreiche Kriege gewonnen. Irgendwann, als er von dunklen Turm hörte, war dieses unbeschreiblich anziehende 'Gefühl' aufgetaucht. Er konnte es sich bis heute nicht erklären. Daraufhin hatte er seine Beschwörer vernichtet, um den Turm erwecken zu können.
Noch bevor er sein Werk richtig beginnen konnte, war ein Hexenmeister aufgetaucht und hatte ihn, im Austausch gegen sein eigenes Leben, versiegelt.
Was es auch war. Einer Sache war sich Melfice sicher. Irgendetwas verband ihn mit dem dunklen Turm. Irgendetwas verband ihn mit der schwarzen Sonne. Irgendetwas....
Seitdem er sich im dunklen Turm aufhielt, war dieses Gefühl sogar noch stärker geworden. Jede einzelne seiner Zellen schrien förmlich danach!
Ein zufriedenes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen.
„Nicht mehr lange.... Nicht mehr lange.... Nicht mehr lange....“

Die ersten Sonnenstrahlen fielen durch das Fenster auf den Bett im Gästezimmer herein, in der die jüngere der beiden Frauen noch schlief.
Loghain hatte das Bett noch vor Aufgang der Sonne verlassen und sich bereits auf das kommende Treffen vorbereitet.
Eigentlich hatte er absolut keine Interesse daran, die verlorenen Crewmitglieder zu suchen. Allerdings wäre es zu diesem Zeitpunkt strategisch unklug, sie zu verlassen. Er half der Crew nur , weil es seinen eigenen Interessen entsprach. Diese Crew beinhaltete äußerst mächtige und fähige Leute. Er missbrauchte sie zu seinem eigenen Schutz, um sich vor seinen vielen Feinden zu schützen, die er sich inzwischen gemacht hatte. Sei es Hashiro, Reyon, Melfice oder die Meister der Kampfkunst selbst. Er stand bei keinem seiner Feinde, in der Prioritätenliste, ganz oben. Seine Reisegefährten dienten hauptsächlich zur Schau, während er hier gleichzeitig weitere Vorgänge in Kraft setzen konnte.
Sein einziges Ziel war Melfice seine Macht. Damit er seine Macht kontrollieren konnte, musste er ihn zuerst auf seinem Weg zur Macht unterstützen.
Die schwarze Sonne hatte sich noch nicht gezeigt. Irgendetwas war falsch gelaufen. Irgendetwas bei der Entzündung der Leuchtfeuer musste ausgesetzt haben. Dank der Crew, musste er nicht alleine nach den Leuchttürmen suchen.
Dies war jedoch nicht alles. Es gab eine weitere Person, der nach Melfice seiner Macht strebte. Jemand der auch seinen eigenen Pfad ging und den Dämon unterstützen wollte, nur um später seine Macht für sich Nutzen zu können. Hashiro.
Loghain ballte wütend seine Faust.
Er hätte ihn töten sollen, als Hashiro noch Verwundbar gewesen war... Aber er hatte ihn damals noch gebraucht... Loghain hatte vorgehabt, Hashiro erneuert zu einem Kontainer von Melfice seiner Macht zu machen, den er selbst kontrollieren würde.
Heute hatten sich seine Chancen dazu drastisch verschlechtert.
Seitdem Hashiro seine Kraft und sein Wissen zurück erhalten hatte, stand er weit über ihm. Er hatte keinen Weg Hashiro wieder unter seiner Kontrolle zu bringen. Zumindest keinen gewöhnlichen.
Loghain lächelte zufrieden, schaute aus dem Fenster heraus und tippte sich zwei mal an seine Stirn.
Deswegen, hatte er jemanden gefunden, der ihm dabei helfen würde. Er hatte in diesem Kudo den Kern der Rache eingepflanzt und die Crewmitglieder und den Kapitän über Hashiro gewarnt. Selbst wenn die Crew Hashiro aus dem Weg gehen wollte, würde es der Yall nicht tun.
Der Antrieb den er ihm gegen hatte, war eine Garantie, dass es früher oder später zu diesem Zusammentreffen kommen würde. Er selbst musste nur garantieren, dass sie dieses Zusammentreffen gewinnen würden.
Loghain grinste nun zufrieden und wandte sich vom Fenster ab. Er würde absolute Macht erlangen. Wenn ihm das Leben etwas gelehrt hatte, dann das Macht und Kraft alles bedeutete.
Bereits mit sechs Jahren, hatte er seine ganze Familie und sein ganzes Leben verloren.
Er war ein verstoßener Prinz aus Silkanas, der von einem Meister der Kampfkunst aufgezogen worden war. Seine Mutter, die Kaiserin, hatte ihn verstoßen, weil sie in ihm, aufgrund seines niedrigen Talentes im Kampf, keinen würdigen Thronerbe für ihr Reich sah.
Seine Erinnerungen zu seinem alten Zuhause, zu seiner Mutter oder seinen Geschwistern waren verhüllt. Er erinnerte sich kaum mehr an etwas. Fast so, als würden diese Erinnerungen unterdrückt werden.
Vermutlich hätte er sich nie daran erinnert, wenn er nicht die Geschichte von dem Mund seines verstorbenen Meisters gehört hatte. Loghain hatte ihn damals im Gespräch mit einem anderen Meister belauscht.
Damals hatte er verstanden, dass er sein ganzes Leben belogen und betrogen worden war. Seine Eltern und sogar sein Meister hatten ihn also auf irgendeine Art und Weise verraten. War es heute so ungewöhnlich, dass er die Macht des Verrats nutze um an absolute Macht zu gelangen?
Er besaß einen schmächtigen Körper. Ein durchtrainierter gewöhnlicher Mensch, würde ihn in einem bloßen Faustkampf vernichten können. Auch seine Gabe der Sterne war nichts besonderes gewesen. Weit unter dem Durchschnitt. Er besaß nur eine Sache auf die er sich verlassen konnte – sein Verstand.
Sein Verstand hatte ihn noch nie im stich gelassen. Noch nie hatte ihn in diesem Bereich herausfordern können.
Deshalb hatte er sich im Bereich der dunklen Künste spezialisiert. Die Kunst forderte einen gewissen Sinn für Logik und Komplexität. Er benutzte Taktik, Täuschung, Tricks.
Doch selbst all diese Dinge ließen ihn im Gesamtpaket schwach aussehen. Um diesen ewigen Zyklus eines Schwächlings zu entkommen, hatte er seinen Meister getötet.
Loghain lehnte sich an seinen Stab. Heute besaß er den Stab des Hexenmeisters. Das legendäre Artefakt, das Melfice versiegelt hatte. Es war selbsterklärend, dass der Stab eine große Affinität gegenüber Melfice besaß. Damit hatte er ihm sogar seinen Arm permanent geraubt. Kein anderer Meister oder Krieger hatte Melfice eine solch permanente Wunde zufügen können.
Darüber hinaus hatte er unzählige Techniken in den Buch der verbotenen Künste gemeistert. Manche studierte er immernoch und versuchte diese zu entziffern. Diese Techniken waren verboten, weil sie ein großes Tribut forderten. Blut, Seelen, Fleisch.
Vom Menschen.
Das war der Grund, warum die Meister diese Künste verboten hatten. Sie töteten nicht einmal. Sie waren weit davor entfernt, das Leben von Menschen, für eine eigene Kunst zu opfern.
Loghain kannte eine solche Grenze nicht. Er war bereit alles und jeden zu opfern. Mit den verbotenen Künste, konnte er selbst mit den mächtigsten Wesen aufnehmen, solange er über genügend Tribut verfügte. Er würde sein Ziel erreichen und eines Tages nach Silkanas zurückkehren.
Loghain warf einen letzten Blick auf die Frau von Gestern Nacht, ehe er den Raum verließ.
Ein gewaltiger Schatten verdeckte den Himmel über Lashon, Tropfen der mit ihm verbunden war und Sinaphie.
Die junge Aeroill und der Adept sahen hinauf zu dem Schatten der ihnen das Sonnenlicht nahm.
Ein zweites Mal konnten Sinaphie und Lashon mit offenem Mund, beziehungsweise Schnabel das bestaunen was sie sahen.
"...Wir haben nicht das einzoge...?" fragte Lashon, die Augen nach oben gerichtet.
"Das ist nicht die Windtänzerin!" bestätigte Sinaphie.
Über ihnen flog ein Schiff, dessen Schatten ihnen die Sicht auf die Sonne nahm. Erst jetzt bemerkten sie das 3 andere fliegende Schiffe dem ersten Schiff folgten.
Die Schiffe waren sehr viel grösser als die Windtänzerin und sie hatten keine Flügel. Ballonartige Gebilde waren mit Seilen über den Decks der Schiffe angebracht. Die Ballons schienen aus irgendeinem tierischen Material zu bestehen, Gerüste aus riesigen Knochen befestigten die Seile an Deck.
Noch ehe Lashon und Sinaphie sich von ihrem Erstaunen lösen konnten waren die vier Schiffe um sie herum gelandet.
Sie waren umzingelt.
Braungebrannte, riesige Krieger kamen an Deck der Schiffe und richteten ebenso riesige Armbrüste und Bögen auf Lashon und Sinaphie.
Die Krieger waren gerüstet in Rüstungen die aus Metall und tierischen Materialien bestehen zu schienen, dasselbe galt für ihre gewaltigen Waffen.
Einer der Krieger, packte eine riesige Lanze und sprang von Deck seines Schiffes. Als der Krieger landete fegte die Wucht seines Aufpralls Sanddünen in die Höhe. Seine Lanze war erhoben aber nicht auf Lashon gerichtet.
"Wer seid ihr Fremde!? Gehört ihr zu den Barbaren die der Hexe des blauen Sandes dienen?"
Blauer Sand? Das schien eine Spur zu sein, aber im Moment ging es darum sich diese Leute nicht zum Feind zu machen. Lashon versuchte es mit Ehrlichkeit.
"Wir sind Reisende, wir wollen die Stadt betreten um uns mit Vorräten ein zu decken." antwortete Lashon.
Der Mann mit der gewaltigen Lanze deutete mit seiner freien Hand auf Sinaphie.
"Mit einem abgerichteten Monster auf dem Rücken?" fragte der Lanzenkrieger.
Lashon zuckte zusammen. Er hatte ganz vergessen dass Sinaphie ihren Umhang nicht mehr hatte und ungetarnt war. Er musste allerdings auch zu geben das er Sinaphie´s Nähe so sehr gewohnt war das er sie kaum von einem normalen Menschen unterschied.
Lashon rang mit seinen Worten als Sinaphie sich selbst verteidigte.
"Ich bin kein Monster! bin eine Aeoril! Und bald eine echte Feder-Heldin!"
Ein Raunen ging durch die Krieger auf den fliegenden Schiffen.
"Ruhe! Ruhe!" befahl der Krieger mit der Lanze. Er schien ihr Anführer zu sein. "Eine... Aeorill. ...Eine Federheldin?"
Der Anführer kraulte sich nachdenklich am Kinn, dann verneigte er sich.
"Ich bitte vielmals um Entschuldigung. Unser Volk hat vor Generationen Hilfe von einem legendären Federhelden erhalten. Es war nicht eure Absicht euch als Monster zu bezeichnen, junge Dame."
Lashon sah mit offenen Mund umher wie die Krieger auf den Schiffen ebenfalls ihre Waffen senkten und sich gegenüber Sinaphie verneigten.
"Die Aeroill sind seit der Zeit des Federhelden unsere Verbündeten. Sollten wir je einen zu Gesicht bekommen so ist es unsere Pflicht ihn wie einen Freund zu behandeln. Dies ist die Dankbarkeit unseres Stammes gegenüber dem legendären Federhelden aus vergangener Zeit.
Es tut mir Leid euch verdächtigt zu haben. Aber wir lassen euch auch nicht ohne weiteres nach Sheeval!
Wir sind das Volk der Sitras. Man nennt uns auch die fliegenden Barbaren-Händler, ein Name den wir mit Humor nehmen.
Mein Name ist Dragonminer, Häuptling der Sitras."
Er schnallte sich seine Lanze auf den Rücken und ging ohne Furcht auf Sinaphie zu.
"Ich entschuldige mich nochmal bei euch, Aeorill. Ich möchte euch bitten mit uns zu kommen. Verbringt die Nacht in unserem Lager, erzählt uns von euch, feiert mit uns, trinkt mit uns! Wir dürfen in der Nähe der Stadt kampieren, aber wir lassen euch nicht in die Stadt ehe wir uns nicht von euren guten Absichten überzeugt haben. Und was gibt es da für ein besseren Weg als sich zusammen einen hinter die Binde zu kippen! Feiert mit euch und Morgen verschaff ich euch eine Audienz beim Sultan wenn ihr wollt, er sieht gerne Dinge aus der Aussenwelt und einen Aeroill hat er bis jetzt garantiert noch nie gesehen! Kommt mit uns und fragt mich was ihr wollt. Das Leben muss genossen und gefeiert werden, besonders nach dem man die Wüste überquert hat! Also was sagt ihr?"
Dragonminer reichte Sinaphie die Hand.
*@Jaffer: Teol hat doch nie gegen Melfice gekämpft, geschweige von ihm gehört?*

Lashon hob abwehrend die Hände, als Sinaphie nicht sofort reagierte.
"Woah, nicht so hastig. So großartig Euer Vorschlag auch klingt guter Mann, habt ihr uns nicht eben noch mit euren Waffen bedroht?"
Die Frage war durchaus berechtigt. Sie hatten die Nacht heimlich in einer verlassenen Hausruine am Rand des äußersten Stadtrings verbracht und bewegten sich erst seit wenigen Stunden durch diesen Bereich. Alles war er getan hatte, war ein paar nach Auskünften Bewohner zu fragen, mal mehr mal weniger erfolgreich. Und dann waren diese Kerle mit ganzen vier Schiffen auf einmal aufgetaucht und hatten ihn sofort umzingelt!
"Wir hörten lediglich dass der Palastwache gemeldet wurde, dass einer von Außerhalb in der Stadt aufgetaucht ist. Und seit Generationen hat es niemand außer uns durch diese Wüste geschafft. Und erst recht nicht zu Fuß."
"Ahhh!", machte Lashon mit galgenhaften Lächeln. "Mein Fehler. Ich wusste nicht, dass uns das zu Verdächtigen macht für die eine kleine Armee anrücken muss. Zumal eine die hier nicht heimisch ist."
"Nach dem was wir gehört haben ist die Hexe des blauen Sandes nicht zu unterschätzen.", gab Dragonminer ungerührt zurück.
Wenn du die Frau in Rot meinst, die uns gestern Nacht das Fliegen gelehrt hat, dann kann ich dir nur zustimmen, dachte Lashon grimmig.
"Wie ich bereits sagte, wir bitten vielmals um Entschuldigung. Unsere Absichten waren nicht von übler Natur. Nehmt ihr unsere Einladung an?", fragte er noch einmal und streckte die Hand Sinaphie noch einmal deutlicher entgegen.
Lashon tauschte mit der kleinen Aerorill einen fragenden Blick.
"Dafür... ist keine Zeit, nicht?", überlegte Sinaphie laut und sah Lashon hilfslos an.
Sie schien von der Situation völlig überwältigt zu sein.
"Nicht?!", fragte Dragonminer betroffen.
"Verzeiht, Herr Dragonminer.", schritt Lashon schnell ein. "Sie Sache ist nur die, dass wir in ziemlichen Schwierigkeiten stecken. Wir sind in einen Sandsturm geraten und haben unsere Freunde in der Wüste verloren. Ich nehme mal an, Ihr wisst nichts darüber?"
Dragonminer schüttelte den Kopf.
"Bedaure. Wie ich sagte, ihr seid die ersten von Außerhalb außer uns in Sheeval, von denen ich gehört habe."
"Ich verstehe. Und so gerne wir Euren Geschichten lauschen, die unseren vortragen, von eurem Gebräu kosten und eure Gastfreundschaft genießen möchten, müssen wir zuerst unsere Freunde und Gefährten finden, so schnell wie möglich!"
"Genau!", stimmte Sinaphie entschieden zu. "Sie brauchen unsere Hilfe! Aber wir wissen einfach nicht wie. Könnt ihr uns nicht helfen?"
"... Wir?", fragte Dragonminer überrascht.
Lashon nickte ernst. Keine schlechte Idee.
"Selbst verständlich. Wir brauchen jemand der die Wüste kennt. Ihr scheint sie öfter zu durchqueren und mit allem zurechtzukommen, was sie zu bieten hat. Und ihr habt diese fliegenden Schiffe, die die Suche um ein Vielfaches erleichtern würden."
Dragonminer wirkte unentschieden.
"Ich bitte Euch, Häuptling.", fuhr Lashon fort. "Uns läuft die Zeit davon. Wir brauchen Eure Hilfe. Sinaphie braucht Eure Hilfe.", betonte er nochmal.
Der Anführer der Sitras schien zu überlegen.
~Selbst wenn er uns Hilfe zusagt~, gab Tropfen in Lashon zu bedenken, ~wie viel willst du ihm erzählen? Sie scheinen kein Problem damit zu haben Fremde an die Wand zu stellen.~
Stimmt, aber eine bessere Gelegenheit werden wir nicht bekommen. Ich habe keine Ahnung woher diese Männer von Aerorill oder gar den Federhelden wissen, aber mit Sinaphie scheinen wir ihre Sympathie gewonnen zu haben. Stimmt, sie müssen nicht unbedingt wissen dass wir nach der Verlorenen Stadt suchen oder was wir da wollen, zumindest nicht bevor wir wissen ob wir ihnen trauen können.
~Okay, klingt vernünftig. Sieh nur zu, dass sie den Venusstern im Mithrilbeutel nicht sehen, dass könnte nur zu unangenehmen Fragen führen.~
Sicher., beruhigte ihn Lashon. Ich hatte nicht vor das Ding einfach so herumzuzeigen.

Sie wurde gerade hereingeführt, Arme und Beine in Ketten. Das erste was Salmoa bemerkte war ihre Haltung. Unter wüsten Flüchen und Beleidigungen wurde sie von drei Palastwächtern durch den Thronsaal gezogen und gestoßen, aber dennoch schaffte sie es eine aufrechte und trotzige Körperhaltung zu bewahren, die Salmoa so nur sehr selten an einer Frau gesehen hatte.
Olen, sein in die Jahre gekommener persönlicher Berater und alter Freund seines verstorbenen Vaters, rümpfte die Nase.
"Was hat Ahsim denn dieses Mal angeschleppt?", grummelte er ablehnend.
"Lasst mich los!", fauchte die Frau und versuchte sich dem Griff beider Männer zu entwinden, die sie eisern an den Oberarmen gepackt hielten und vor den Sultan schleiften.
Als sie ankamen drückten ihr die beiden Männer vielsagend auf die Schulter. Sie rührte sich nicht.
"Knie nieder!", zischte ihr der linke bedrohlich zu und verstärkte den Druck auf ihre Schulter.
"Mein Heiler hat mir gesagt, ich solle meine Knie schonen. Ich glaube ich stehe lieber, aber danke für das Angebot.", entgegnete sie kühl.
Die Wache hinter ihr trat ihr gewaltsam in die Kniekehlen, worauf sie japsend auf die Knie rutschte.
"Das bekommst du zurück...", raunte sie leise voller Wut.
Die anderen beiden hielten sie jetzt fest und sie konnte sich nicht mehr rühren. Ein Moment der Stille verstrich, bis sich Salmoa aus seinem Thron erhob und vor die Frau trat.
"Sieh mich an, Frau.", befahl er ihr.
Sie hob den Kopf und sah ihn ablehnend an.
"Und wer bist du? Der Boss hier?"
Bevor sie wusste wie ihr geschah, schlug ihr die linke Palastwache donnernd mit der Faust ins Gesicht.
"Unverschämtes Weibsbild!", kreischte Olen und ging mit erhobenen Gehstock auf sie zu. "Hast du einen Todeswunsch? Wie kannst du es wagen den Sultan nach seinem Namen zu fragen?"
"Genug.", sagte Salmoa ruhig und hielt Olen mit ausgestreckter Hand zurück, während er der Wache einen scharfen Blick zuwarf.
Der Alte ließ den Stock sinken und der andere ließ auch von ihr ab. Salmoa nickte zufrieden und baute sich herrisch vor ihr auf.
"Hör gut zu, Frau. Ich bin Salmoa der Prächtige, Sohn von Arasha dem Weisen und Sultan der ewigen Wüstenstadt Sheeval, dem weißen Juwel. Ab dem heutigen Tage gehörst du mir."
"... das ist ein Scherz, oder?", fragte sie mit brennenden Blick.
"Du und deine Gefährtinnen.", fuhr Salmoa ruhig fort. "Gehorcht mir und ihr werdet ein gutes Leben führen. Widersetzt euch mir und ihr werdet... bestraft."
"Oh?", machte die Frau angriffslustig. "Versuch es. Du könntest es später nur bitter bereuen."
"Wie kannst du es nur wagen!?", schrie Olen mit weit aufgerissenen Augen und versprühte ein wenig Spucke. "Du drohst dem Prächtigen? Mein Sultan, schickt dieses Miststück sofort auf den Richtblock!"
"Ganz ruhig, Olen.", sagte Salmoa und lächelte seinem Berater beruhigend zu.
"Ruhig? Mein Herr, diese missratene Wesen ist eine Verschwendung Eurer Zeit und Eurer Gunst!"
"Sie ist eine Fremdländerin, Olen.", erklärte er. "Sie kennt unsere Regeln und Bräuche nicht. Aber sie wird sie lernen."
"Einen Dreck werde ich."
Salmoa wandte sich ihr mit gütigen Lächeln wieder zu, als hätte er sie nicht gehört.
"Nun, Frau aus der Fremde, da du jetzt weißt wer ich bin, wie darf ich dich nennen?"
"'Dein Untergang'."
Sie biss die Zähne schmerzhaft zusammen, als die Männer sie aus Zorn noch fester packten.
"Ungern. Was hast du noch?"
"Kanra von den Sonnenreiterebenen. Das kommt auf das selbe hinaus. Merk ihn dir gut. Es wird dein letztes Wort sein, wenn du mich nicht auf der Stelle freilässt und mich auf Knien um Verzeihung bettelst mich in Ketten gelegt und in dieses... 'Ding' gesteckt zu haben."
Damit schien sie sich auf die Sachen die sie trug. Salmoa lächelte. Ahsim hatte eine wirklich gute Wahl getroffen. Das Gespinst aus roten Seidebändern, orangen durchsichtigen Schleiern und feinen Goldkettchen zeigte viel von ihrem wohlgeformten blassen Körper, aber nicht zu viel und ließ genug Spielraum für ein wenig Fantasie. Die Farben harmonierten perfekt mit dem Blutrot ihrer Haare und ihren Augen, etwas das Salmoa zuvor noch nie gesehen hatte. Ihre Gestalt faszinierte ihn nicht nur, sondern verzückte ihn regelrecht. Doch das beste war der Ausdruck in ihren Augen: stark, anmutig, ungebrochen. Es hatte schon viele Frauen gegeben, die sich ihm widersetzt hatten. Doch diese hatten sich meist nur nach ihrem Ende gesehnt oder diesen Fehler aus reiner Dummheit begangen. Diese Fremdländerin war jedoch anders. Sie war etwas ganz besonderes.
"Dieses 'Ding' ist vermutlich hundert Mal wertvoller als dein Leben.", knurrte Olen frostig.
"Gemach, alter Freund.", beruhigte er ihn wieder. "Nun... wie bist du und deine Begleiterinnen so weit nach Sheeval vorgedrungen?"
"Wir haben uns durchgegraben.", erwiderte sie tonlos.
"Aha. Ganz allein?"
"Jaaah. Wir haben uns immer abgewechselt. Schlecht für die Fingernägel, wenn man keine Schaufel dabei hat."
Salmoa nickte.
"Verstehe. Und was wolltet ihr an der Quelle?"
"Wir waren zufällig dort. Haben uns verirrt. Wenn man einmal anfängt zu graben, kann man einfach nicht mehr aufhören, weißt du? Irgendwann wussten wir nicht mehr wo wir waren und sind dann da raus gekommen. Pech für uns, denn ein Sandsturm hat uns überrascht."
"Wirklich ein Unglück, tatsächlich. Du weißt, dass du es dir mit jedem Satz noch schwerer machst?"
"Im Gegenteil. Mir wird immer leichter ums Herz. Vielleicht platzt die Ader auf deiner Stirn gleich?"
"Wieso beantwortest du nicht einfach meine Fragen?"
"Wieso habt ihr uns einfach gefangen genommen?", stellte sie die Gegenfrage mit erzürnten Unterton.
Der Sultan zuckte mit den Schultern.
"Ihr drei seid ohne Besitzer in mein Reich eingedrungen."
"Besitzer?! Wir haben keine Besitzer!", fauchte sie, ungläubig gegenüber dem was sie da hörte.
"Genau.", sagte Salmoa, froh dass die begriff. "Deswegen gehört ihr jetzt mir."
Kanra öffnete den Mund, aber kein Laut kam heraus. Sie schien völlig fassungslos zu sein.
"WAS?! DAS ist der Grund?! Für was haltet ihr uns?! Für Vieh?!"
"Ich würde sagen 'Besitz' trifft es am besten.", antwortete Olen hämisch.
Ihre Miene starrte vor Entsetzen.
"Ganz recht.", stimmte der Sultan zu. "Du gehörst mir, also kann ich mit dir tun und lassen was ich will. Du solltest mir also meine Fragen beantworten. Was hattet ihr bei der Quelle zu suchen."
Kanra starrte ihn unverwandt an.
"Was wenn ich sagen würde, wir hätten uns mit unserem Expeditionsteam dorthin teleportiert, weil wir nach der Verlorenen Stadt suchen, damit wir die Welt und damit auch dein verkommenes Reich davor bewahren wollen von einem gewaltigen Strudel verschlungen zu werden, der jeden Tag wächst?"
Der Sultan sah sie ausdruckslos an. Olen konnte nur mit dem Kopf schütteln.
"Also gut.", schloss Salmoa ein wenig enttäuscht. "Vielleicht war es für den ersten Tag ein wenig zu viel verlangt. Aber ich rate dir, Kanra: Widersetz dich mir nicht. Tu was ich von dir verlange und du wirst reich dafür belohnt. Du wirst es früh genug lernen. Olen?", fragte er dann an seinen Berater gewandt.
"Ja, oh Prächtiger?"
"Die Wachen sollen sie zurückbringen. Morgen sind vielleicht auch die anderen beiden erwacht, ich möchte auch sie sehen. Diese hier jedoch soll sich heute Abend Rawn vornehmen."
Olens Stimmung besserte sich sichtlich.
"Rawn? Ja, das wäre wohl richtig."
"Ich will jedoch keine bleibenden Wunden. Zumindest keine die ich sehen kann."
Olen schien wieder ein wenig enttäuscht, aber er nickte.
"Wie Ihr verlangt, Prächtiger. Ihr da!", wies er die Wachen an und sah verächtlich auf Kanra hinab. "Bringt sie weg."
Die Männer zogen sie wieder auf die Beine und schleiften sie mit sich. Offenbar hatte diese sich entschieden ihre Kräfte zu sparen, denn sie wehrte sich nicht mehr so sehr gegen die Griffe der Palastwachen. Kaum hatten sie den Thronsaal verlassen, stieß Olen ein verärgertes Geräusch aus.
"Bei allen Respekt, mein Sultan. Aber erlaubt mir die Frage, wieso wir diese Hexe nicht einfach auf den Richtblock legen? Wozu der Aufwand? Die anderen beiden sind vielleicht viel gefügiger als dieses rothaarige Stück Dreck."
"Ich nehme deinen Einwand zur Kenntnis, Olen.", antwortete Salmoa ruhig.
Der Berater nickte heftig.
"Dann tut es bitte! Was würde nur das Volk denken, wenn sie hören dass eine Frau ungestraft so mit Euch umspringen kann?"
Salmoa hob die Hand, um ihn das Wort abzuschneiden.
"Nicht ungestraft. Rawn wird keine Gnade zeigen."
"Solches Verhalten verdient den Tod. Zu meinen Zeiten hätte es nie eine Frau gegeben, die ihrem Herren widerspricht, ohne zumindest die Zunge zu verlieren. Warum zeigt Ihr ihr Gnade? Nur weil sie eine Fremdländerin ist?"
Salmoa schien einen Moment zu überlegen.
"Ja, sie ist eine Fremdländerin. Die erste ihrer Art. Diese Augen, diese Haare und ihre Haut... Wieso sollte ich das sofort wegwerfen? Aber das ist nicht der eigentlich Grund."
Sein Berater runzelte die Stirn.
"Nein?"
Der Sultan schüttelte nachdenklich den Kopf.
"Nein. Hast du ihre Augen gesehen? Dieser Ausdruck und diese Haltung? Ihren Widerstand?"
Seine Stimme schien sich immer weiter aufzuhellen.
"Das ist eine Frau, die die Freiheit gewohnt ist. Verstehst du das? Diese Stärke, diese Anmut...! Ich möchte sie brechen!"
Er lächelte seinen Berater begeistert an.
"Ich möchte sie brechen, demütigen, an mich reißen, rauben! Keine Frau von hier oder aus Dragonminers Stamm hat irgendetwas Vergleichbares zu bieten! Ich werde sie mein machen! Am Ende wird sie es sein, die mich will!"
Olen seufzte und schüttelte erschöpft mit dem Kopf.
"Die Jugend heutzutage... Und ich denke, Ihr verschwendet Eure Zeit damit, oh Prächtiger. Statt Euren Kopf über Euren Garten oder Eure Frauen zu zerbrechen, solltet Ihr endlich die Hexe des blauen Sandes und diese Ausgestoßenen ausmerzen."
Salmoa atmete tief durch.
"Ach Olen, mein alter Freund. Diese Ausgestoßenen bedeuten für uns keine Gefahr. Und die Hexe kann uns hier in Sheeval nichts tun. Wir haben eine Armee, die es mit allem und jeden aufnehmen kann. Und eventuell kommen uns sogar Dragonminers Männer zur Hilfe. Ich habe alles unter Kontrolle."
"Oh Prächtiger, ich flehe Euch an. Solange die Hexe des blauen Sandes lebt, ist die Wüste nicht mehr sicher für uns. Und damit verlieren wir die Kontrolle über die Verlorene Stadt."
Etwas Neues regte sich in Salmoa's Gesicht.
"Lass mich in Ruhe mit der Verlorenen Stadt. Ich werde nicht den selben Fehler machen, den mein Vater gemacht hat. Hmpf... 'der Weise'... klar.", murmelte er. "Ich habe genug davon, Olen. Was steht noch auf der Tagesliste? Und wann ist mein Essen mit Dragonminer?"
"In sechseinhalb Stunden, Prächtiger."
Salmoa brummte. So lange noch? Er wollte unbedingt wissen, was er von seinem 'Fang' hielt. Vielleicht wusste er ja, woher diese Frauen kamen...?
"Ich verstehe... Dann an die Arbeit. Was gibt es als nächstes?"

Das Schloss fiel zu und klickte dreimal, als die Palastwache den schweren goldenen Schlüssel drehte.
"Dann noch einen schönen Tag, Fremdländerin.", verabschiedete er sich hämisch. "Rawn wird heute Abend eine Menge Spaß mit dir haben."
Kanra sagte nichts und starrte nur eiskalt zurück. Der Mann ließ noch einmal seinen Blick über ihren Körper schweifen, schnalzte mit der Zunge und verließ das Zimmer. Kanra, nun entkettet, fluchte laut und schlug gegen das Schloss ihres riesigen goldenen Käfigs, in dem sich nur ein riesiges Bett befand, in dem immer noch Alyka und Vera bewusstlos lagen. Ansonsten war das Zimmer aus hellen Sandstein leer. Frustriert packte Kanra die Gitterstäbe und legte ihren Kopf dagegen. Hätte sie nur ihre Kräfte, wäre es vermutlich ein leichtes diese Stäbe einzuschmelzen. Doch seit ihrem Erwachen hatte sie nicht einen Funken Psynergy gespürt. Nein, es war mehr. Das Gefühl war schlimmer als vorübergehende Erschöpfung oder Versieglung, die Kanra schon hin und wieder erlebt hatte. Dieses Mal war es, als wäre sie Psynergy einfach nicht lebendig. Es war, als wäre sie nicht wirklich da. Aber das konnte doch nicht sein! Kanra hatte gehofft, sie würde bald wiederkehren, doch bis jetzt... Was sollte sie nur tun?
"Hrgh...", hörte sie es leise hinter sich.
Kanra ließ von den Gitterstäben ab und eilte zu dem luxuriösen Bett hinüber.
"Vera? Kannst du mich hören?"
"Kanra? Was... Wo sind wir?", fragte die junge Frau und raffte sich blinzelnd in dem Bett auf.
Sie ließ ihren Blick schweifen, bis er an Kanra hängen blieb.
"Kanra... Was hast du da an?"
Ihr Blick fiel nach unten und ihre Benommenheit verflog.
"Wa- Was habe ich da an?!", rief sie spitz und errötete.
"Wir stecken in Schwierigkeiten, Süße."
"Das seh ich!", erwiderte Vera erregt und zog die Seidendecke zu sich, um sich damit zu verhüllen.
Sie sah sich im Raum um und ihr Blick blieb an der goldenen Käfigtür hängen.
"Wir sind Gefangene?"
Kanra nickte ernst.
"Aber... Was passiert hier?", fragte sie panisch.
Kanra seufzte und erzählte ihr alles, was sie in den letzten Stunden erlebt hatte. Veras Entsetzen schien sich von Minute zu Minute zu steigern.
"Das darf nicht wahr sein... Ich kann auch keine Sternenkraft mehr fühlen..."
"Wenn ich raten müsste,", warf Kanra ein, "ist dieser blaue Sandsturm schuld. Du hast gesehen, was er mit Alykas Barrieren gemacht hat und dein Wind hat ihn auch nicht fortblasen können."
"Heißt das...", überlegte Vera verängstigt, "wie haben für immer unsere Sternenkraft verloren."
"Immer mit der Ruhe, Süße.", versuchte Kanra sie zu beruhigen und nahm ihre Hände. "Das wissen wir nicht. Aber Fakt ist, sie ist nicht mehr für uns da und wir können uns nicht darauf verlassen, dass sie wiederkommt. Und mit Alyka wird es nicht anders sein."
Ihre Blicke wanderten zu der bewusstlosen Alyka, die genauso spärlich eingekleidet war wie sie und aussah als würde sie nur schlafen.
"Was ist mit ihr?", fragte Vera leise.
"Sie muss es schlimm erwischt haben.", vermutete Kanra. "Du warst auch wesentlich länger ausgeknockt als ich. Keine Ahnung wieso. Aber ich wünschte sie würde bald aufwachen. Wir müssen hier weg. Je eher, desto besser."
Vera nickte.
"Dagegen habe ich keine Einwände. Nur wie?"
"Normalerweise würde ich sagen, wir sollten den Ablauf genau beobachten mit dem sie uns Essen bringen oder die Tür öffnen. Aber wer weiß wann dieser 'Sultan' auf irgendwelche krummen Gedanken kommt."
"Stimmt. Was ist mit den anderen?"
Kanra überlegte.
"Zumindest das sind gute Neuigkeiten. Offenbar haben diese Kerle nur uns gefunden. Das heißt die anderen sind immer noch da draußen. Und wie ich Lashon kenne, wird er bereits alles in Bewegung gesetzt haben um uns zu finden."
"... Aber wir können uns nicht darauf verlassen? Ich meine, vielleicht stecken auch sie in Schwierigkeiten."
Kanra nickte widerstrebend, obwohl sie den Gedanken dass Lashon oder Sinaphie etwas zugestoßen war einfach nicht akzeptieren wollte.
"Sicher. Wir sollten alles versuchen von selbst hier herauszukommen. Wir brauchen nur eine Idee und eine Gelegenheit."
Ihr Blick glitt zu dem einzigen Fenster im Raum, dass knapp unter der hohen Decke angebracht war und einen Blick auf den wolkenlosen Himmel bot.
Lashon... Sinaphie... Wo steckt ihr nur?

"Naja... Wenigstens müssen wir jetzt nicht mit dem Schiff anlegen.", überlegte Toni laut, als er einen Blick über die Reling warf.
"Sehr witzig.", kommentierte Saitu trocken. "Toni, schnapp dir ein paar Männer und untersuche den Schiffsrumpf auf Schäden. Der Schild hat uns zwar gute Dienste geleistet, aber wir sollten auf Nummer sicher gehen."
"Aye...", murmelte er lustlos und gestikulierte ein paar Crewmitglieder zu sich, damit sie ihm folgten.
"Und was machen wir jetzt?", fragte Sylvos.
"Wir lassen die Dinge langsam angehen. Eigentlich sollten wir jemanden hier oben treffen, aber wir können wohl kaum an dem vereinbarten Zielort andocken. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass man unseren Flug nicht bemerkt hat. Sie werden uns vermutlich in wenigen Stunden hier erreichen, dann kann es losgehen."
"Wer wird uns treffen?", wollte Lord Senar wissen.
"Ein Freund unseres Käptens. Baron Pirk. Er kann uns am besten über die Zustände in Neu-Mirnuzar berichten und uns auf den neusten Stand bringen."
"Pirk, so so...", murmelte Senar in seinen Bart.
"Ein Bekannter?"
"Flüchtig.", antwortete Senar ausweichend, der Bescheid wusste dass der Mann zum Rat der Sternenwache gehörte.
"Das macht die Sache einfacher. Alle Mann, ruht euch aus! Ich werde euch in ein paar Stunden wieder zusammenrufen, also nutzt die Zeit um euch vorzubereiten und entfernt euch bitte nicht zu weit vom Schiff! Das wäre alles. Wegtreten."
Die Anwesenden auf Deck stießen einen allgemeinen Seufzer der Erleichterung und begannen sich zu zerstreuen.
~Nicht übel, Junge. Gute Arbeit.~, hörte Merl plötzlich Senar in seinem Kopf sagen und er nickte ihm anerkennend zu, als er zu ihm sah.
Ohne Euch wäre das nicht so glimpflich ausgefallen, gab Merl zu.
Der galatanische Lord grinste.
~Das kann ich nur erwidern. Für dein Alter bist du außerordentlich talentiert. Auch ohne deinen Dschinnfreund.~
Merl erstarrte vor Schreck. Senar zwinkerte. Erst jetzt fiel ihm auf, dass ihn der Lord nicht einmal mit 'Anarath' angesprochen hatte.
~Kein Grund zur Besorgnis, Junge. Zugegeben, ich kannte Anarath persönlich und habe ihm sehr vieles zu verdanken. Unter gewöhnlichen Umständen würde ich deine Maskerade nicht einmal im Traum tolerieren. Aber meine Enkelin, die Hoheadeptin Alyka, hat mich über alles informiert. Sie scheint dir zu vertrauen, also vertraue ich ihrem Urteilsvermögen.~
Merl begann sich von seinem Schock zu erholen.
Ihr... kanntet also Anarath?
~Gewiss. Und ich muss zugeben deine Ähnlichkeit zu ihm ist verblüffend, zumindest als er in deinem Alter war.~
Aber dann... Wenn Ihr wisst dass ich es nicht bin, wieso lasst Ihr dann zu, dass ich diese diplomatische Mission begleite?
Senar erwiderte seinen Blick wissend.
~Dafür... gibt es Gründe. Auch wenn der Erste Maat der Windtänzerin noch nichts davon weiß, haben wir vor dich vorerst im Hintergrund zu behalten. Ich hatte eine andere Rolle für dich im Sinn, ohne dass du aktiv als Vertreter unserer Sache im Rampenlicht stehst. Nicht das ich an dir zweifeln würde, aber letzte was wir gebrauchen können ist dich vor Costello als Anarath vorzustellen und anschließend enttarnt dich jemand.~
Merl konnte nur zustimmen. Daran hatte er auch schon gedacht, denn bisher hatte er Glück gehabt. Er hatte stets nur mit kleinen Gruppen von Würdenträgern, meist Mirnuzarianer, auf seinen Reisen zu tun gehabt. Diesmal aber erwartete ihn ein deutlich größeres 'Publikum' und die Wahrscheinlichkeit nicht entlarvt zu werden war schwindend gering.
~Wo wir gerade dabei sind... Hast du es deinen Gefährten schon gesagt?~, wollte Senar wissen.
Merl deutete ein Kopfschütteln an.
Nein. Bisher war noch keine Zeit... Aber ich denke jetzt habe ich sie. Ich werde es tun. Die Hoheadeptin hat recht, als sie sagte, ich hätte dies schon längst tun sollen. Ich wusste es selbst, die ganze Zeit. Doch bis heute habe ich es nicht über mich gebracht. Aber das werde ich jetzt ändern.
Senar sah ihn lange an, dann lächelte er.
~So sei es. Nichts zeugt mehr von wahren Mut, als seine eigenen tiefsten Ängste bezwingen zu wollen. Gute Jagd, Merl Monsuur.~
Damit wandte sich der galatanische Lord ab und löste die Geistleserverbindung endgültig auf.
"Ich will nur noch schlafen.", konnte Merl Tsuka neben sich murmeln hören, die immer noch auf dem Rücken lag und sich die Hände vor die Augen hielt. "Wenn ich nur daran denke, dass wir uns auf einen schwebenden Superkontinent befinden..."
"Entwickelst du jetzt Flugängste?", fragte Merl.
"Flugängste? Wohl eher Ängste vor weiteren Bruchlandungen."
Merl musste lachen. Tsuka knurrte verstimmte und schlug ihn mit der linken Faust gegen den Knöchel. Er gluckste noch ein paar Mal bevor er sich beruhigte und atmete einmal tief durch.
"Jetzt wo wir ein wenig Zeit haben... Erinnerst du dich... das... ähm..."
"- das du etwas mit uns besprechen wolltest?", beendete sie für ihn.
Merl nickte.
"Genau das. Haben wir einen Ort wo wir ungestört reden können?"
"Klar. Man hat uns eine Kabine gegeben, deren eigentliche Besetzer gerade auf den Expeditionen unterwegs sind. So ungestört wie man auf diesem Schiff wohl sein kann, würde ich sagen."
"Das klingt gut. Kannst du Lucya, Tali und Ken für mich holen?"
Sie linste ihn mit neugierig zwischen ihren Fingerspalten an. Dann seufzte sie theatralisch tief und sprang auf die Beine.
"Na schön, ich habe ohnehin nichts zu tun. Mir reicht es erstmal nach dieser Aktion noch am leben zu sein. Wir treffen uns dann dort?"
Merl nickte.
"Alles klar. Bis gleich.", verabschiedete Tsuka sich und ging um die anderen einzusammeln.
Merl atmete tief durch und rang sich zum einem müden Grinsen durch.
Jetzt komm ich aus der Nummer wohl nicht mehr raus.
~Nur Mut, mein Freund.~, versuchte Vulkanasche ihn aufzumuntern. ~Das wird vermutlich weniger schwer als du es dir vorstellst.~
Klar. Ihnen zu sagen, dass ich sie die ganze Zeit belogen habe wird einfach. Damit zu leben und mit ihren Reaktionen zurechtzukommen... das wird das Schwere.

Rangi versuchte nicht die Augen zu verdrehen, als Kudo die Worte 'geheimes Training' in den Mund nahm.
"Dann folgen wir besser dichtauf. Abmarsch."
Erst befürchete Rangi die Kreatur würde sie weit von Lager wegführen, doch zu ihrer Überraschung verfolgten sich das Wesen keine zehn Minuten, bis es vor einem steilen Gletscher stehen blieb und auf sie wartete. Falls es eine Falle war, war es Kudo gleichgültig, denn er hielt ohne langsamer zu werden auf den Berg aus Eis zu. Er war anders heute. Rangi hatte es an seinen Augen und seinen Bewegungen gesehen, seit sie hier angekommen waren. Und sie hatte den Blick ihres Käptens gesehen, mit den Paka Kudo betrachtet hatte. Sie wusste nicht was es war, aber ihr Instinkt riet ihr ein wenig auf Kudo aufzupassen, bevor er etwas Unüberlegtes tat. Mit etwas Pech waren sie gerade kurz davor.
"Kudo, nicht so schnell!", mahnte sie ihn, aber der junge Mann wurde nicht langsamer.
Rangi betrachtete noch einmal eingehend das fremdartige Wesen, das seelenruhig auf sie wartete. Es hatte die Gestalt eines Wolfes und sein Körper schien aus blau leuchtenden Nebel und feinen Eiskristallen zu bestehen. Nur seine Augen waren zwei rötliche glimmende Punkte, die sie unverwandt anstarrten. Falls es böse Absichten hatte, konnte man es der Kreatur nicht ansehen. Es ließ sie jetzt sehr nah herankommen und zuckte noch nicht einmal, als Kudo einen Meter vor ihm stehen blieb.
"Nun was?", fragte Kudo den Wolf herausfordernd.
Dieser stieß nur ein leises Schnaufen aus und wandte sie ab. Dann marschierte es einfach durch das Eis in den Gletscher hinein.
"Wa-", stieß Kudo aus, als das Wesen verschwand. "Erst führt es mich hierher und jetzt das?"
Rangi hob eine fragend eine Braue. Konnte es sein...? Sie schob Kudo mit einem Arm zur Seite, zog ihren Stab und berührte mit dessen Spitze sacht die Gletscherwand. Der Stab glitt ohne Widerstand in das Eis ein und verursachte auf der glatten Oberfläche ein leichtes Kräuseln, als wäre es flüssiges Wasser. Kudo und Rangi tauschten einen kurzen Blick, dann wandte Kudo sich wieder der Wand zu und berührte sie langsam mit seinen Fingerspitzen. Auch sie glitten widerstandslos ein.
"Ein versteckter Durchgang.", schlussfolgerte Rangi. "Aber wieso hier? Mitten im Nirgendwo?"
"Finden wir es raus.", sagte Kudo und fing an zu grinsen.
"Gut... Aber vorsichtig. Wer weiß was-"
Ohne abzuwarten was Rangi zu sagen hatte, machte Kudo einen weiten Schritt und wurde von der Gletscherwand verschluckt. Diese unterdrückte einen Seufzer, tauschte ihren Stab mit ihrem Bogen und legte vorsichtshalber einen Pfeil an die Sehne. Dann marschierte auch sie hindurch. Als ihre Haut die falsche Wand berührte spürte sie nichts außer einem leichten Kribbeln, dass sich rasch verflüchtigte. Plötzlich stand sie in einem eindeutig von Menschenhand angefertigten Gang aus schwarzen Stein. An den Stützsäulen waren kleine Schalen angebracht in denen bereits die ersten bläulich glimmenden Psynergylichtkugeln erwachten und den Gang mit ihrem fahlen, gespenstischen Licht erfüllten. Kudo wartete bereits ungeduldig. Ihn schien die Entdeckung eines geheimen Komplexes allerdings nicht sonderlich zu berühren.
"Es ist da lang.", sagte er und zeigte den Korridor hinunter, wo er links abzeigte.
Rangi warf einen Blick über die Schulter. Von der Innenseite war die falsche Wand größtenteils durchsichtig und zeigte verzerrt die schneebedeckten Weiten dahinter. Sie überlegte ein letztes Mal ob sie nicht doch lieber zuerst den Käpten von ihrem Fund berichten sollte, aber entschied sich letztendlich dagegen.
"Dann los. Sonst verlieren wir ihn."
Auch dieses Mal mussten sie ihn nicht lange verfolgen. Sie fanden den Wolf in einer breiten Kammer, die genauso schmucklos war wie der Gang den sie eben durchquert hatten. Aus dieser Kammer führten links und rechts zwei Türen, die von jeweils einer schweren Steinplatte mit fremdartigen Gravuren versiegelt waren. Doch das war noch nicht alles. Der Nebelwolf wartete geduldig vor einem kleinen Potest auf sie, am dem ein gläserner Würfel lag. Rangi erkannte eine Ähnlichkeit mit dem Würfel, den sie ihm Leuchtturm am Scharfrichtergipfel gefunden hatten. Auch Kudo schien den Gegenstand zu erkennen, doch seine Reaktion fiel eher ungnädig aus.
"Ist das nicht das Ding, das dieser Möchtegernheld benutzt?", überlegte er laut. "Was soll ich damit?"
Der Wolf antwortete nicht, sondern ging um das Podest herum, zog sich daran hoch und tippte den Würfel mit der Schauze an. Kudo und Rangi wichen einen Schritt zurück, als dieser mit ungeahnter Heftigkeit zum Leben erwachte und ein gleißendes Licht verströmte. Rangi hielt den Bogen direkt auf den Würfel gerichtet, unsicher ob sie lieber feuern sollte oder nicht. Doch dann nahm die Intensität des Lichtes rapide ab. Das Sternenglas begann leise zu summen und sechs kleine Lichtkugeln verließen das Gerät, die sich in symmetrischer Reihenfolge anordneten und anfingen ein verzerrtes Bild zu projezieren.
"Ist es schon Zeit...?", hörten Rangi und Kudo eine schläfige Stimme plötzlich aus dem Würfel kommen.
"Was zum...", murmelte Kudo verwirrt.
"Ah, Besucher. Danke Wölkchen."
Das Wesen das sie hergeführt hatte schnaubte wieder und trottete in die Raumecke, wo es sich hinsetzte.
"Wer spricht da?", verlangte Rangi zu wissen.
"Eine Sekunde. Mir scheinen ein paar Leitungen eingefroren zu sein..."
Das projizierte Bild erlosch kurz, bevor es jäh wieder zum Leben erwachte. Dieses Mal zeigte es den Oberkörper und das Gesicht eines Mannes mit gepflegter Frisur und stattlicher Stoffkleidung.
"Besser, nehme ich an? Dann nochmal richtig: Herzlich Willkommen.", begrüßte das Abbild sie mit hypnotischer Stimme.
Kudo verschränkte die Arme, als er den Mann aus dem Würfel misstrauisch betrachtete.
"Wer bist du?"
"Ah!", sagte der Mann mit plötzlichen Interesse und rieb sich die Hände. "Ich fühle es schon. Meine Blutlinie. Nochmal herzlichen Dank, Wölkchen."
Der Nebelwolf gab einen undefinierbaren Ton von sich. Kudo runzelte die Stirn.
"Blutlinie? Was hat das zu bedeuten?"
"Wo bleiben meine Manieren? Gestatten? Amadeus Yall. Ich grüße dich, mein vermeintlicher Ururururur-was auch immer-Enkel.", sagte er mit schleppender Stimme.
Ein langer Moment der schweigsamen Fassungslosigkeit erfüllte die Kammer.
"Du... was!?", stieß Kudo ungläubig aus.
"Freut mich auch deine Bekanntschaft zu machen.", seufzte er und zupfte sich würdevoll an seinen nicht realen Kragen. "Obwohl ich mir gewünscht hatte, dass du dich mit deinem Namen vorstellst."
"... Kudo."
"Deinem vollen Namen.", seufzte er wieder.
"Einfach nur Kudo."
Das Bild von Amadeus Yall hob fragend die Braue, zuckte dann aber gleichgültig mit den Schultern.
"Verstehe, 'Einfach nur Kudo'. Die Ehre ist ganz meinerseits. Und wer ist die Dame an deiner Seite? Ich hoffe doch deine Verlobte."
"Nicht einmal im Traum.", antwortete Rangi ungerührt.
"Wie schade."
"Mein Name ist Rangi."
Amadeus schüttelte mit dem Kopf.
"Voller Name?"
"Ich gehörte einst zu der Grauen Garde. Wir legen für gewöhnlich unseren vollen Namen ab.", erklärte sie ihm.
"Hm...", machte Amadeus. "Immerhin besser als 'Einfach nur Rangi'."
Kudo verlor langsam die Geduld.
"Schluss damit. Warum sind wir hier?"
Amadeus warf ihn einen langen herablassenden Blick zu.
"Das wisst ihr nicht?"
"Euer 'Freund' hat uns hierher geführt.", warf Rangi ein und nickte in die Richtung in der 'Wölkchen' saß.
"Damit ist der Fall doch klar.", sagte Amadeus ungerührt. "Ihr müsst zum Merkurleuchtturm. Ich verschaffe euch Zugang."
Es folgte wieder ein Moment der Fassungslosigkeit.
"Was?! Wie?", platze es aus Kudo heraus.
Amadeus zog die Stirn kraus.
"Ich höre diese Stimmlage ein wenig zu oft von dir, entfernter Enkel."
Kudo rang mit sich um die richtigen Worte zu finden, scheiterte aber. Er atmete tief durch.
"In Ordnung, noch einmal von Vorne bitte. Wer bist du?"
"Amadeus Yall, oder zumindest ein Abdruck von ihm in diesem Sternenglas. Ich soll die Leute unterstützen, die den Leuchtturm entzünden wollen, schließlich klafft ein gewaltiger Gaiafall zwischen euch und dem Turm, richtig? Zu meiner Wenigkeit... Sekunde, es kleben noch ein paar Eiskristalle in meinen Leitungen... Ähm, ich kann nicht genau sagen wie lange ich schon in dieser Form existiere... Könnt ihr etwas mit fünf Jahren nach der zweiten Sternenkatastrophe anfangen?"
"... Nein.", gab Kudo zu.
Auch Rangi schüttelte den Kopf.
"Wie dem auch sei. Ich gehöre zu der hoffentlich auch heute noch hochangesehenen Familie Yall, eine Blutlinie der Berührten. Wir sind führend auf dem Gebiet der Täuschungen und Illusionskunst auf Basis der Sternenkraft. Zumindest haben wir damit angefangen. Bist du ein begabter Illusionist, Kudo?"
"... Nein.", wiederholte er.
"Dann ist irgendetwas gehörig schief gelaufen... Bedauerlich. Folgt wenigstens irgendwer in der Familie noch meinem Leitsatz?"
"Welcher Leitsatz?"
"'Wenn du eine schöne Frau siehst, ist es deine Pflicht mit ihr zu flirten.'", zitierte Amadeus mit hochgestochener Stimme.
Kudo musste grinsen.
"Kein Zweifel mehr.", seufzte Rangi. "Er ist mit dir verwandt."
Amadeus schaute zwischen den beiden aufmerksam hin und her.
"Es scheint mir, als gäbe es Klärungsbedarf. Habt ihr noch weitere Fragen an mich? Oder soll ich euch verraten wie ihr zum Merkurleuchtturm kommt?"

Sciz sah keine Chance mehr, nachdem die Sonne wieder aufgegangen war. Die Sonne brannte heiß auf ihn herab und die Luft um ihn herum begann wieder zu flimmern. Ohne seine Psynergy war er auch nicht in der Lage sich kühlenden Wind zu verschaffen. Hatte er wirklich zu lange gewartet? Hatte er wirklich einen schweren Anfängerfehler begangen und die Wüste unterschätzt? Hatte er wirklich geglaubt, dass er die Hindernisse der Natur mit bloßer Willenskraft unterwerfen und besiegen konnte? Sciz wischte sich den Schweiß von der Stirn. Nicht mehr lange und er würde in dem Flimmern der Luft die ersten Halluzinationen sehen. Und dann würde er den Weg zurück nie wieder finden.
Er kämpfte sich gerade eine hohe Düne hoch, um einen guten Aussichtspunkt zu ergattern, als er plötzlich etwas wahrnahm. Doch nur eine Halluzination? Sciz überlegte. Dann entschied er sich alles auf eine Karte zu setzen. Er knickte ein, fiel in den Sand und begann die Düne herunter zu rollen. Unten angekommen blieb er regungslos liegen. Es verstrich eine ganze Weile, bis auf der Düne zwei Gestalten auftauchten.
"Er hier. Das ist er.", sagte eine junge Frauenstimme.
"Bist du dir sicher? Er ist nicht einmal verwundet!", antwortete eine zweite, tiefere Frauenstimme.
"Und wenn ich es dir sage, er hat das gesamte Rudel alleine erledigt. Mit bloßen Händen!"
"Das denkst du dir doch nur aus...", brummte die zweite.
Beide Stimmen hatten einen merkwürdigen Akzent, der an den von Jalahad erinnerte.
"Ich lüge nicht! Es war furchterregend!", verteidigte sich die jüngere.
"Warum sind wir dann hier? Das heißt dieser Mann ist einfach nur gefährlich!"
"Er ist zusammengebrochen! Außerdem ist er keiner von hier! Ich habe ihn gesehen! Es ist ein Fremdländer, ganz sicher! Er kann in der Wüste nicht überleben!"
"Fremdländer hin oder her, was wenn der Sultan ihn geschickt hat um und zu finden?"
"Ich sage ja nicht, dass wir ihn zu unserem Hauptlager bringen sollen! Aber was wären wir für Menschen, wenn wir einen möglicherweise Unschuldigen in der Sonne vertrocknen lassen?"
Eine lange Pause folgte.
"Dein Herz ist zu gut, Leila. Gut, bringen wir ihn zu unserem Unterschlupf am Teufelshorn. Da wird uns kaum einer stören."
"Danke, Yasmina. Ich wusste ich kann auf dich zählen."
Die Schritte der Maultiere kamen jetzt die Düne herunter. Sciz wünschte sich, sie würden sich beeilen, denn der Sand wurde verdammt heiß. Als sie ihn erreichten stellte er sich weiterhin bewusstlos. Die verhüllten Gestalten rutschten von ihren Reittieren und beugten sich über ihn.
"So viel Blut..."
"Vielleicht ist er doch verwundet und es hat sich entzündet? Wir müssen ihn helfen! Komm, hilf mir ihn aufzuladen."
„Ja.“ antworteten Kudo und Rangi zeitgleich, ehe Amadeus die Antwort mit einem kurzen Lachen erwiderte.
„Gut, gut. Und wollt ihr hier und jetzt sofort zum Merkurleuchtturm aufbrechen?“
„Ja.“ „Nein“ riefen Kudo und Rangi erneuert zeitgleich herein, bevor sich ihre Blicke kreuzten.
„Wir sollten den Kaptän vorher darüber informieren und besprechen wie wir vorgehen. Das sind große Neuigkeiten, die wir ihm unbedingt vorher erzählen müssen.“ erklärte Rangi.
Kudo jedoch schien absolut nicht davon beeindruckt zu sein. „Und was für einen Unterschied soll das genau machen? Er will den Leuchtturm doch genauso sehr entzünden wie ich. Außerdem dürfte es nicht schaden, wenn wir uns dort ein bisschen umschauen.“
„Wir wissen noch nicht einmal, was uns im Leuchtturm erwarten wird. Außerdem haben wir beide nicht den Merkurstern bei uns. Selbst wenn wir die Spitze erreichen, würde niemand von uns das Feuer entzünden können.“ verteidigte Rangi.
Kudo schüttelte seinen Kopf und lächelte anschließend belustigt. „Als ob es auch nur die geringste Rolle spielen würde, wer gerade der 'Besitzer' des Merkursterns ist. Ailas spielt nur mit uns und kann den Merkurstern verschwinden und erscheinen lassen, wo und wann immer er will. Ganz zu schweigen, dass wir uns nicht einmal sicher sein können, den echten Merkurstern je besessen zu haben. Wenn er allerdings sein Versprechen gehalten hat, wird er auf der Spitze des Leuchtturms auf mich warten. Kurz nachdem ich ihm ein bisschen Anstalt eingeprügelt habe, wird er mir den echten Merkurstern übergeben müssen, den wir an dem Leuchtfeuer testen können.“
Rangi schaute Hilfe und Unterstützung suchend zu dem Abbild Amadeus, doch dieser zuckte gleichgültig mit den Schultern und schüttelte seinen Kopf. „Mich interessieren eure Absprachen und Pläne nicht. Ich werde den jenigen dahinführen, der es möchte und keinem den Zugang verwehren.“
„Danke Opa!“ bedankte sich Kudo.
„Hey! Wen nennst du hier OPA?!“
„Ah, tut mir Leid. Ich meinte. Ururururur-was auch immer-Opa .“
Amadeus knurrte grimmig und warf daraufhin einen Blick, an eine der Eisspiegel an der Decke, so als ob er das Abbild seines Gesichtes prüfen wollte.“Ich bin noch jung und sehe gut aus! Also nenn mich nicht Opa!“ erklärte er sich daraufhin wieder zu Kudo gewandt.
Rangi unterbrach die beiden. „Kudo, wir sollten nicht ohne weiteres aufbrechen. Dort könnten Probleme auf uns warten. Mit dem Käpten und den anderen, haben wir eine bessere Ausgangslage.“ versuchte sie Kudo rational zu erklären. Der Erdadept wirkte sehr ungeduldig. Konnte sogar mehr dahinter stecken als nur Ailas und die Entzündung des Leuchtfeuers. Erhoffte er sich etwas oder wem anderes im Leuchtturm zu finden?
„Tss. Bessere Ausgangslage? - In der Tat! Ist es aber nötig? - Nein! 100 Männer haben auch eine super Ausgangslage, wenn sie einen Wildschwein fangen und töten wollen. In dem meisten Fällen reicht jedoch ein Mann dafür aus. Hier ist es nicht anders. Es ist effizienter, wenn wir den Leuchtturm sofort entfachen, solange wir noch die Chance dazu haben. Immerhin ist meine Heimat gerade an dem Strudel dran.“ er machte eine kurze Redepause, hob zwei seiner Finger und grinste dann . „Es gibt jedoch 2 Wege wie du das verhindern kannst, Rangi.“
„Und die wären?“ fragte sie und sie bemerkte, wie sein Grinsen breiter wurde.
„Option Nr.1. Du lenkst mich ab, indem wir diese gute Gelegenheit nutzen um uns besser kennenzulernen und einen gemeinsamen romantischen Abend darauß zu machen. Oder nennen wir es aufgrund der unbestimmten Zeit eine romantische Nacht. Den Sonnenuntergang haben wir zwar verpasst, aber den Sonnenaufgang können wir uns sicherlich noch gemeinsam ansehen.“
Rangi wurde augenblicklich knallrot, als Kudo die erste Option ausgesprochen hatte. „W-Waas?Ich soll mit dir ausgehen?“
Kudo lachte locker über die Reaktion der jungen Frau. „Richtig. Sogesehen ein Date. Wer oder was sonst würde mich hier in Arktonia, entfernt vor jegliche Zivilisation, mehr ablenken können als eine schöne Frau? Aja. Es gibt leider in der Nähe keine Restaurants oder Cafés. Deswegen werde ich dich nicht zum Essen oder Trinken ausführen können. Falls du jedoch deinen kindischen Scham in dir noch nicht überbrückt haben solltest, bleibt dir immernoch Option Nr. 2.“
Rangi schien sogar fast noch roter geworden zu sein, doch das es eine zweite Option gab, ließ sie wieder etwas ruhiger werden.“Und das wäre?“ fragte sie mit ebenfalls ruhiger werdenden Stimme.
Auch jetzt grinste Kudo. „Ich bin froh, dass du danach fragst. Den nun kann ich dir das hier geben.“
Kudo breitete seine Arme aus und konzentrierte seine Sternenmacht auf dem Boden. Kudo hatte während seiner Trennung mit der Windtänzerin, zwei neue Kräfte erhalten. Das was hier herstellen würde, war eine Kombination aus diesen beiden Kräften.
Zur Überraschung aller Anwesenden, wuchs eine außergewöhnlich schöne Rose aus dem Boden heraus, den Kudo abnahm und es weiter an Rangi überreichte. Die Blüte war in ihrer Farbe und Ausstrahlung deutlich schöner, als jede andere Rose die sie bisher gesehen hatte.
Sie nahm es verunsichert an. Als sie die Rose in ihren Händen hielt, spürte sie eine warme angenehme Aura, die von ihr ausging. Sie brauchte keine besonderen Kräfte um zu erkennen, dass die Rose lebte. Doch da war etwas anderes. Sie spürte keine Stacheln, sondern viel mehr etwas scharfes.
Als sie genauer hinschaute, bemerkte sie, dass die untere Seite der Rose, sich um ein scharfes Messer handelte. Der obere Teil bestand aus einer Rose, die mehr Lebenskraft verspüte, als jede andere Pflanze, die sie bisher gesehen hatte. Gleichzeitig bestand der untere Teil, aus einem scharfen Messer, das anscheinend aus einem besonders starkem Stahl geformt worden war.
„Ein Geschenk. Sieh es als ein Art Gegengeschenk für dein Messer an. Das Messer war mir sehr hilfreich gewesen. Aber ich denke, dieses 'Rosenmesser' passt gut zu dir. So schön und zugleich tödlich.“
„Oh, du besitzt also die Macht eines Waldmeisters? Super Arbeit! Nichts anderes hätte ich von einem Nachfahren von mir erwartet. Aber diese intensive Aura und der Strahl sind mir neu.“ gestand Amadeus.
Langsam aber sicher überwand Rangi ihre Überraschung und schaute dann wieder leicht grimmig zu Kudo. „Und was soll dein Geschenk mit der zweiten Option zu tun haben?“
Der junge Mann lachte. „Nicht viel. Ich wollte das Geschenk nur vorher loswerden. Keine Sorge, ich werde dir Option 2 jetzt verraten.“ kündigte er an und näherte sich ihr, packte ihre Hand mit dem Rosenmesser und richtete es gegen sein eigenes Herz, bevor sie realisieren konnte, was er da tat. Seine goldenen Augen blickten ernst in ihre Augen. „Töte mich.“
Nicht nur Rangi, sondern auch das Abbild von Amadeus weitete geschockt die Augen auf. Die junge Frau konnte nicht glauben, was sie gehört hatte. War er nun völlig übergeschnappt? Kudo wirkte umso ernster. Was hatte er vor?
„Du willst.... das ich dich töte? Soll das ein schlechter Scherz sein? Wolltest du nicht unbedingt ein bekannter Held werden?“ durchlöcherte sie Kudo mit fragen.
„Früher oder später sterben wir alle. Doch was für einen Sinn hätte für mich, der Traum ein Held zu werden, wenn ich nicht einmal dazu in der Lage wäre das Herz einer Frau zu gewinnen?“ erklärte er, während Rangi nicht erkennen konnte, ob er es damit ernst meinte, oder es sich dabei nur um einen lückenfüllenden Spruch handelte.
„Wenn ich zum Leuchtturm gehe, kannst du versuchen mich aufzuhalten. Es wäre somit ein Kampf und Option 2. Ich wehre mich nicht gegen Frauen, folglich habe ich bisher noch nie einen Kampf gegen eine Frau gewonnen. Du würdest also auch gewinnen. Ich rate dir von Tricks ab. Ich habe Möglichkeiten mich aus Fesseln oder ähnliches befreien. Außerdem kann ich Zustände wie Schlaf oder Bewusstlosigkeit vermeiden, mit dem Risiko das mein Körper dann dem Tode sehr nahe ist. Also wäre deine Umwege mich hier lebend rauszubringen, nur Schritte die zu meinem Tode führen.“ er ließ ihre Hände los und sein Lächeln verschwand gänzlich, während er ihr furchtlos in die Augen blickte. „Der direkte Todesstoß ist also effizienter.“
Rangi hatte vorhin versucht, ihn rational zu überzeugen, doch so wahnsinnig hätte selbst sie ihn nicht eingeschätzt. Oder war es nur ein Teil seiner Strategie, damit sie mit ihm ausging? Sie traute ihm beides zu. Doch sie konnte nichts finden, was für oder gegen das sprach. Er wäre ein guter Pokerspieler. Würde er tatsächlich so weit gehen, um mit ihr ausgehen zu können?
Kudos blick blieb ruhig und nach einer Zeit der Stille wandten sich seine Augenzu seiner Blutslinie. Anscheinend würde Kudo jetzt gleich alleine zum Merkurleuchtturm aufbrechen, wenn sie sich für keine der beiden Optionen entschied.

Eton ging zusammen mit Hardin und der Baronin den Gang entlang und dachte über die Worte von seiner Gemahlin nach.
Woher sollte sie auch wissen, dass die Reichtümer bereits ausgeräumt waren? Zumindest war das die Antwort gewesen, dass er von seiner neuen 'Gemahlin' gehört hatte.
Was jedoch noch komischer war, war die Tatsache, dass anscheinend die ehemalige Baronin Shia gegrüßt hatte. Hatte sie ihm nicht gesagt, dass nur er sie wahrnehmen konnte? Eton wußte nicht, ob er erneuert von einer neuen Frau betrogen wurde oder nicht. Es war immerhin schon vieles schief gelaufen.
Das war schon seine dritte Ehe. In Weyard war er mit der Frau seines Lebens, seiner ersten Ehe, zusammen gewesen. Sie war an einer Krankheit gestorben. Aus der Ehe war ihm ein Sohn übrig geblieben, der sich wohl heute immernoch irgendwo im Weltall aufhielt und seine 'Forschungen' fortsetzte. Er hatte schon seid Monaten kein Kontakt mehr mit ihm.
Sein Sohn sollte ursprünglich zu dem Projekt Mirnuzar, von Saul und ihm dazustoßen, doch das gehörte nun lange Vergangenheit. Das Projekt Mirnuzar und auch Polinas hatte er schon längst verloren. Er würde es ihm irgendwann erzählen müssen, sobald er auftauchte.

Umbrio schaute ungläubig zu den beiden Personen, die auf der Spitze der Verbrecherliste in Mirnuzar standen. Zumindest in den meißten Regionen. Er tauschte sich kurz die Blicke mit Teol aus, ehe der ehemalige Lord und neue Baron seine Aufmerksamkeit an sie richtete. Eton blieb bei ihnen stehen.
„Was machst du hier, Eton?“ fragte Umbrio.
Eton jedoch schüttelte herablassend seinen Kopf. „Ich habe nichts mit dir zu besprechen. Thronräuber.“ erklärte er, schaute dann kurz zu Teol und wieder zu ihm zurück. „Wieso hast du einen solchen Versager eingestellt, Umbrio?“
Teols Augen glühten kurz zornig aus, doch seine außerordentlich große Selbstbeherrschung ließ ihn den Spott schlucken.
„Versager? Er ist einer meiner wertvollsten Männer!“ stellte Umbrio richtig.
„Aber selbstverständlich.“ stimmte Eton scherzhaft zu. „Deswegen hatte er bei seinem Auftrag im Empol Erfolg gehabt... ah, nein. Hatte er ja nicht. Tut mir Leid.“ fügte Eton sarkastisch hinzu.
„Semih war aufgetaucht. Mit soetwas konnte niemand von uns rechnen.“ erklärte sich nun Teol selbst.
Eton hingegen schien das kein bisschen zu beeindrucken und er zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Und das soll deine Ausrede sein? Ich habe damals in Weyard Semih selbst bezwungen und als Preis dafür über Elav regiert. Die Zeit damals unter meiner Regierung war nicht umsonst als 'goldene Zeit' Elavs bekannt.“
Teol schüttelte seinen Kopf. „Ihr wart selbst dort, als Semih eure 'Kreatur' angegriffen hat.“
Eton lachte und wedelte mit dem Finger, als hätte Teol etwas wichtiges ausgelassen. „Genau. Ich war da . Semih hingegen wurde seitdem nie mehr von jemanden gesehen. Klingelt es endlich bei euch oder muss ich tatsächlich euren beschränkten Köpfen aushelfen?“
„D-das ist lächerlich. Du willst doch nicht allen ernsthaft behaupten, dass du...“ begann Umbrio.
Eton wedelte mit seinen Händen. „Genug davon. Ein großer Mann wie ich, spricht nicht gerne über seine Taten, sondern lässt andere über seine Taten sprechen. Als neuer Baron von Lascar habe ich genug zu tun. Bitte entschuldigt mich.“ mit einer herablassenden Handbewegung verabschiedete er sich, gefolgt von der aktuellen Baronin und Hardin, die sich zurückgehalten hatten.
Weder Teol, noch Umbrio glaubten Eton kein einziges Wort. Zumindest warnte sie ihr Verstand die ganze Zeit. Sie zweifelten regelrecht an der Wahrheit, obwohl sie genau wussten, was für ein Mann Eton in Wirklichkeit war. Die Ausstrahlung und das Charisma von diesem Mann, sowie seine Kunst des Lügens. Er schien dabei immernoch unübertroffen zu sein. Beide ließen ihre Zweifel verschwinden und schaute ihm schweigend hinterher.

Sie waren im Gang abgebogen, während Eton zufrieden in sich hineinlachte. Er hatte sich hervorragend an den beiden Männer gerächt, die sein Leben ruiniert hatten.
Seine neue Position als Baron interessierte ihn dabei in Wirklichkeit kein bisschen. Eton hatte seine ganze Freude nur vorgetäuscht. Er war bereits zweimal Lord gewesen. Der Titel des Barons war sogesehen eine Degradierung für ihn. Ja, sogar eine Beleidung.
Eton war jedoch nicht dumm. Er hatte gewusst, dass der vielleicht mächtigste Mann Mirnuzars, ihm keine Alternative geben würde. Auch wenn er hier alleine spielend leicht entkommen könnte, traff dies nicht auf Hardin zu. Wie sehr sie sich auch stritten, Hardin war sein einziger 'Freund', der ihm noch geblieben war. Also auch seinetwegen hatte er die Position akzeptiert, was er natürlich niemals im Leben zugeben würde. Nachher bildete sich Hardin noch ein, er wäre etwas besonderes für ihn. Nachdem sie sich von Saul getrennt hatten, lebten sie in Armut. Doch mit seinem neuen Titel würde dieses Problem der Vergangenheit angehören.
Bei seinen ganzen vorherigen Regierungsschaften hatte er selbst Saul geholfen, seine Bürger auszurauben. Heute jedoch hatte er sich geändert! Eton hatte genug von Geld und Macht gesehen. Stattdessen gab es etwas, was er nun unbedingt erreichen und aufrechthalten wollte – das Vertrauen der Menschen.
Eton wusste, dass viele der Menschen da draußen noch an ihn glaubten. Er würde die Leute die an ihm Glauben nicht mehr enttäuschen und sie alle fair behandeln! Er schwor sich, Dinge wie Geld und Macht keine Priorität mehr in seinem Leben einzuräumen!
Ab heute gab er sich einen neuen Titel. Ein neuer Zusatz, für einen neuen Anfang. Ab heute würde er an der Seite der schwachen und ungerecht behandelten Personen stehen. Man sollte ihn Eton, ab heute unter dem Namen 'Eton, der Champion der Gerechtigkeit' kennenlernen.
Dann fiel ihm auf, dass er der Baronin immernoch folgte. „Hm, wo gehen wir überhaupt hin?“
"Sind wir immer noch nicht weit genug weg?", keuchte Iden, während sie Mühe hatte mit Kazans rasanten Tempo Schritt zu halten.
Der Morgen graute bereits und es schien, als wenn sie die Sicherheitszone, die die Stadtwache um das Gasthaus errichtet hatte, endlich hinter sich gelassenen hätten, doch noch immer eilten sie von einer verborgenen Straße zur Nächsten.
Idens Seite brannte von der ungewohnten Belastung, Strähnen ihres blauen Haares klebten ihr im Gesicht und sie fror bitterlich. Noch immer trug sie das weiße Kleid, das sich stellenweise von ihrem Blut verfärbt hatte, bevor sie ihre Armverletzung geheilt hatte. Als Schutz vor der Kälte hatte sie widerstrebend die ebenfalls mit Blutspritzern bedeckte Jacke des Leibwächters übergezogen. Ebenso trug sie aus dem Mangel an eigenem Schuhwerk, das die Explosion überstanden hatte, seine um mehrere Größen zu weiten Stiefel, in denen sie ihre Füße inzwischen wund gescheuert hatte. Vermutlich verdankte sie es ihrem Bündnis mit dem inzwischen erholten Sharz, dass sie solange laufen konnte ohne sich zu heilen und so ihre Position an die Spüradepten der Stadtwache zu verraten.
Kazan blieb schließlich stehen und blickte mit einem undeutbaren Blick zu ihr zurück. Stolpernd kam auch sie zum stehen und ließ sich erschöpft mit dem Rücken gegen eine Hauswand fallen.
Kazan atmete erleichtert auf. "Mit diesem Klotz Bein habe ich wohl doch genug Schwierigkeiten an der Hand, um zu glauben, dass dieser kleine Erfolg echt war."
"Gern geschehen?", fragte Iden gequält, während sie die Jacke fester um ihren zitternden Körper zog.
"Das wollt ich gar nicht laut sagen.", entschuldigte sich der Schattenadept, "Aber so unterbesetzt wie die Stadtwache im Augenblick ist, sollten sie keine Leute mehr haben, um uns außerhalb ihres Suchradius zu finden."
Iden hatte sich zunächst gefragt warum die Stadtwache solange gebraucht hatte, um das Gasthaus zu erreichen. Im Nachhinein hatte sie festgestellt, dass sie scheinbar während dieser Zeit den Bezirk weiträumig abgesperrt hatte und mehrere Kontrollpunkte errichtet hatte, von denen aus sie einzelne Abschnitte des Gebiets mit Geistleser scannte.
Deshalb hatten die beiden, auch nachdem sie den Ausgang aus dem Weinkeller endlich gefunden hatten, keine Zeit zum Verschnaufen gehabt. Sie hatte vermutlich nicht einmal verstanden, wie kompliziert ihr Weg danach gewesen war.
Kazan hatte sie an Patrouillen vorbeigeführt, durch Seitengassen gehetzt und selbst über Gebäude manövriert. Tatsächlich hatte er wohl auch noch die Intervalle der Geistleserscanns berücksichtigt und deshalb zahlreiche Umwege gemacht. Außerdem hatte Kazan noch etwas davon gesagt, dass es Lücken in der Umzingelung gegeben hätte, weil sich die Stadtwachen aus verschiedenen Bezirken nicht richtig abgestimmt hätten.
So wie er sprach war Iden sich nicht sicher, ob sie ihren Erfolg seinen Fähigkeiten oder purem Glück verdankten, aber Tatsache war das er es trotz Idens vollkommen fehlenden Erfahrung geschafft hatte mit ihr aus der Sicherheitszone zu entkommen ohne das sie entdeckt wurden.
"Und... was sollten wir jetzt tun?" Noch während sie die Frage stellte ließ sie ihre Psynergie durch ihren Körper fließen, um etwaige Beschwerden zu Lindern.
Kazan zuckte die Achseln. "Wenn ich du wäre, würde ich mich schnellstmöglich zu dieser Botschaft des Ostreiches begeben und nach Hause zurückkehren. Es sollte genug Zeit sein, bevor die Straßen zu belebt sind und deine Blut befleckte Kleidung auffällt."
"Wird sie das nicht erwarten?", fragte Iden erschöpft, "Diese Person wegen der mich mein eigener Leibwächter umbringen wollte."
"Das kann man wohl kaum als wollen bezeichnen!" Die überraschende Schärfe von Kazans Tonfall ließ sie unwillkürlich zusammenzucken.
"Geh nach Hause.", sagte er dann in einem sanfteren Tonfall, während er sich abwandte, "Wer auch immer euch umbringen möchte rechnet wahrscheinlich nicht damit, dass ihr sein Attentat überlebt hat und wenn doch sollte euer Dschinn inzwischen wieder stark genug sein, um euch zu beschützen."
~Er hat recht. Ich kann nicht einschätzen was seine Absichten sind, aber sein Vorschlag scheint einleuchtend.~, meldete sich Sharz aus ihrem Bündnis zu Wort.
~Ich habe eine ungefähre Vorstellung.~, informierte sie den Dschinn.
~Warte!~
"Und was werdet ihr tun?", fragte Iden Kazan.
"Ich denke, wenn ihr niemandem erzählt, dass ich euch gerettet habe, bin ich sicher.", erklärte er ihr, während er sich wieder in Bewegung setzte und sich langsam entfernte.
"Ich meinte was werdet ihr mit dem Schlüssel tun?", rief sie ihm nach.
Kazan blieb wie angewurzelt stehen.
"Schlüssel?", fragte er sie scheinbar verwirrt und sah über die Schulter zu ihr zurück, "Welcher Schlüssel? Hattet ihr einen Schlüssel?"
~Nicht, wir wissen nicht wie er reagiert!~
"Den, den ihr mir abgenommen habt, als wir nach dem Ausgang in diesem Weinkeller gesucht haben.", antwortete sie noch immer ohne auf Sharzs flehen zuhören, "Bevor Sharz wieder ganz auf den Beinen war."
"Seid ihr sicher, dass ihr diesen Schlüssel hattet, als ihr das Zimmer verlassen habt?", fragte Kazan besorgt, nachdem er sich wieder zu ihr umgedreht hatte.
Sie lächelte schwach. "Jetzt schon."
"Okay, was soll das bedeuten?"
"Ihr siezt mich.", erklärte sie vage, "Jedes mal, wenn ihr mich siezt, habt ihr euch eure Worte im Voraus zurechtgelegt. Während der Führung und gerade eben, nachdem ihr kurz die Beherrschung verloren habt. Ihr mögt eure Worte sehr schnell wählen können, aber das hättet ihr nicht getan, wenn ihr nicht wüsstet was für einen Schlüssel ich gemeint habe."
"Du hast mich erwischt." Kazan seufzte schwer. "Es geht um den Schlüssel, den du um den Hals getragen hast, nicht? Mir war aufgefallen, dass er weg war. Ich dachte nur, dass ich dich in deinem Glaube ich hätte ihn gestohlen bestärken würde, wenn ich das zugegeben hätte."
"Ihr lügt noch immer!", protestierte Iden.
"Es ist wohl das Schicksal eines Lügners, dass man ihm nicht glaubt, auch wenn er die Wahrheit sagt.", lamentierte Kazan.
"Dann sagt mir die Wahrheit darüber warum ihr in diesem Gasthaus gewesen seid!", verlangte sie, während sie einen Schritt auf ihn zu machte.
"Ich weiß nicht.", gab Kazan zu, als ihm nichts einfiel und zuckte gleichgültig die Achseln, "Muss wohl Schicksal gewesen sein."
"Warum habt ihr mich gerettet, wenn es nur um den Schlüssel ging?", fragte die Wasseradeptin weiter, "Erst vor Weven und dann im Gasthaus. Ihr hättet den Schlüssel auch von meiner Leiche nehmen können."
Kazan schüttelte belustigt den Kopf. "Angenommen ich wäre wirklich ein Dieb, der dir deinen ach so teuren Schlüssel gestohlen hat. Warum müsste das bedeuten, dass ich kein Leben rette, wenn ich die Möglichkeit habe? Natürlich könnte es in dem Fall auch sein, dass ich beide Male gänzlich andere Gründe hatte."
"Genug mit diesen Spielchen!", schrie Iden und kam weiter auf Kazan zu, "Ich will endlich wissen was hier los ist! Warum will mich jemand umbringen? Und wer will mich umbringen? Und was habt ihr damit zu tun? Und wofür braucht ihr diesen Schlüssel? Warum jetzt?"
"Ich fürchte, dass du für mehr als Spielchen nicht das Zeug hast.", erwiderte Kazan mit überraschender Kälte, "Du glaubst also ich habe deinen Schlüssel? Was würdest du denn tun, wenn das die Wahrheit wäre? Ihn zurückverlangen vielleicht?"
Er riss Nachtsplitter aus der Scheide und aktivierte die Schattenklinge, deren Spitze nur Zentimeter vor Iden endete, als er das Schwert direkt auf sie richtete.
~Weg von ihm!~, befahl Sharz, doch sie bewegte sich nicht.
"Was tätest du, wenn ich bereit bin dafür zu töten?", fragte Kazan weiter, während er langsam um sie herum ging, "Was wenn dein Dschinn-Leibwächter mir nicht gewachsen ist?"
"Beantwortet meine Fragen!", verlangte Iden und drehte sich mit ihm, "Ihr werdet mich nicht töten."
Nein, so viel hatte sie verstanden. Der Mann vor ihr wäre nicht durch all die Strapazen gegangen sie zu retten, wenn er bereit wäre sie einfach so umzubringen.
Die Schattenklinge verschwand.
"Muss ich auch nicht.", erwiderte Kazan mit einem schelmischen Lächeln und verschwand.
"Kazan!", schrie Iden und stürzte nach vorn.
~Iden, nicht!~
Aber ihre Schritte führten sie nur ins Leere.
"Kazan, kommt zurück!", rief sie, doch ihre Worte hallten nur über die leere Straße.
Es gab kein Zeichen, dass der Schattenadept überhaupt noch in der Nähe war. Sie hatte keinen Weg zu wissen ob er wirklich bereits fort war oder nur Meter von ihr entfernt stand.
~Das war leichtsinnig!~, tadelte Sharz sie.
~Er weiß etwas!~, verteidigte Iden sich.
~Natürlich weiß er etwas! Aber es gibt keinen Weg oder Grund ihn zu zwingen es zu verraten. Oder ihn auch nur zu finden.~
~Er hat den Schlüssel, den Redd mir gegeben hat!~, protestierte sie gegenüber dem Dschinn.
~Und?~, fragte Sharz gleichgültig, ~Er wollte immer, dass das was auch immer hinter dieser Tür liegt gegen das Ostreich eingesetzt wird.~
~Aber Kazan ist–~
~Nein, bedenkt man all die Leute, die ihn hier kannten, kann er nicht aus dem Ostreich stammen.~, schnitt ihr Sharz gnadenlos das Wort ab, ~Nordspeer mag dies selbst in die Wege geleitet haben. Es wäre nicht überraschend, wenn er sich mit Hiran verbündet hätte.~
"Kazan könnte alles Mögliche vorhaben!", fauchte Iden laut, "Er sollte noch nicht einmal wissen, wofür der Schlüssel gut ist!"
~Er scheint uns nicht schaden zu wollen wenn es sich vermeiden lässt.~, merkte Sharz an, ~Zur Botschaft zu gehen sollte also zumindest keine von ihm gestellte Falle sein. Außerdem haben wir keine anderen Optionen mehr, nachdem wir vom Ort des Verbrechens geflohen sind.~
Iden wollte nichts davon wissen.
~Ich kann mich bei diesem Schlüssel nicht einfach auf Vermutungen verlassen!~, widersprach sie ihrem Beschützer, ~Dafür trage ich ihn nicht seit fünfzehn Jahren bei mir! Deshalb bist du nicht bei mir!~
~Er hat dich nicht gebeten diesen Schlüssel zu benutzen.~, erklärte Sharz sanfter als sie es von ihm gewohnt war, ~Alles worum er dich gebeten hat war ihn aus North mitzunehmen, weil er es nicht unbemerkt gekonnt hätte. Du hast deine Aufgabe erfüllt, Iden. Du warst seinen verzweifelten Racheplänen so dienlich, wie er es von dem kleinen Mädchen damals nur hoffen konnte.~
~Ich bin nicht mehr dieses kleine Mädchen!~
~Nein, bist du nicht. Es gibt keinen Grund warum du ihr Leben noch fortsetzen solltest. Du hast dein eigenes! Du hast es außerhalb von North gelebt und du hast dein eigenes Glück gefunden. Kehre dorthin zurück und nicht in die Hölle aus Eis und Blut, in der dein Heimatland untergegangen ist.~
~Es ist immer noch North, immer noch meine Heimat. Ich kann nicht einfach weglaufen und so tun als wenn es nichts mit mir zu tun hätte!~
~Und was willst du dann–~
"JaaaaaaaackPOOOOOT!" Der plötzliche Ruf war laut wie eine Explosion und so heiter wie ein ganzes Straßenfest.
Die Lautstärke allein war genug, um Iden ins Wanken zu bringen. Unsicher drehte sich in die Richtung aus der die Stimme gekommen zu sein schien.
Ein Mann in einer Abwandlung der Rüstung, die die Stadtwachen getragen hatten, als sie das Gasthaus umstellt hatten, stand dort. Er hatte schwarzes Haar, das er ausschließlich vorne auf der linken Seite lang trug und ansonsten extrem kurz geschnitten hatte, und grinste bis über beide Ohren.
Anscheinend war er nicht bewaffnet, doch die Panzerung an seinen Armen stammte von einer anderen Rüstung und endete in überdimensionierten Panzerhandschuhen, deren Finger leicht ausgereicht hätten um Idens Kopf darin zu zerquetschen und wahrscheinlich Psnyergie benutzten, um die Bewegungen seiner eigenen Hände im Zentrum der Panzerhandschuhe nachzuahmen. Passend dazu trug er zu große Panzerstiefel, die bis über seine Unterschenkel reichten.

Während die Maultiere weiter über den Wüstensand voranschritten, versuchte Sciz entgegen seiner Erschöpfung die neugewonnenen Informationen zu verarbeiten.
Wenn er den Worten der beiden Frauen richtig verstanden hatte, schienen sie Teil einer größeren Gruppe zu sein, die mehrere Lager innerhalb der Wüste hatten und vom Sultan gejagt wurde.
Der Begriff der Ausgestoßenen kam ihm auch in seinem angeschlagenen Zustand in den Sinn, aber...
"Barbaren. Sie stehlen unseren Besitz, unsere Tiere und Frauen. Sie denken ihnen gehört alles. Alles im Namen ihrer abscheulichen 'Gottheit'."
"Aber was wären wir für Menschen, wenn wir einen möglicherweise Unschuldigen in der Sonne vertrocknen lassen?"
Irgendwie schienen die Beiden so gar nicht Jalahads Beschreibung gerecht zu werden.
Natürlich mussten diese beiden nicht die typischen Mitglieder der Ausgestoßenen sein, aber dennoch kamen ihm weitere Zweifel an Jalahads Worten. Das hieß noch nicht unbedingt, dass der Mann gelogen hatte. Jalahad mochte durchaus glauben, was er ihnen über die Ausgestoßenen erzählt hatte, aber seine Meinung konnte sowohl durch persönlichen Verlust durch die Ausgestoßenen als auch durch Gerüchte über diese entstanden sein. Geschichten über Piraten waren auch nicht selten übertrieben, wie Sciz nur all zu gut wusste.
Was auch immer betreffend der Ausgestoßenen die Wahrheit sein sollte, er war in einer deutlich besseren Position etwas über den Verbleib seiner Gefährten oder den blauen Sand herauszufinden. Und natürlich war er auch viel besser dran, als wenn er in der Wüste verdurstet wäre.

~Was tun wir jetzt?~, fragte Iden den Merkurdschinn besorgt.
Der Mann gehörte offenkundig zur Stadtwache und sie trug die blutbefleckte Jacke eines kürzlich Verstorbenen. Davon einmal abgesehen bezweifelte sie nicht, dass er sie längst den Geschehnissen im Gasthaus zugeordnet hatte oder ihr sogar von dort hierher gefolgt war.
~Die Botschaft ist zu weit weg, um sie jetzt zu erreichen.~, meinte Sharz verstimmt, ~Und er kennt sich besser hier aus als wir. Von möglichen Verbündeten, die in der Nähe sein könnten einmal ganz abgesehen. Unsere Chancen ihm zu entkommen stehen denkbar schlecht.~
"Heeeeeeeeeey!", rief der Stadtwächter unerträglich laut und überschwänglich, "Ich muss dich zum Verhör mitnehmen! Das sind meine Befehle!"
~Was stimmt mit diesem Clown nicht...~, ließ Sharz seine Gedanken ungewollt zu Iden durchsickern.
Unwissend über den Einwurf des Dschinns redete der seltsame Stadtwächter einfach weiter: "Deswegen bin ich aber nicht hier! Ich scheiß auf die Befehle! Ich bin ein verdammter Hauptmann! Ich geb hier die Befehle. YEEEAAAAAAAAAAAH! Rein hypothisch gesehen natürlich nicht, aber es gibt einfach niemanden außer mir, der ihre Nachfolge antreten könnte. Hauptmann Tashkir, der Gewitzte, klingt echt suuuUUPEEER! Ich dachte natürlich auch an Hauptmann Tashkir, der Große, und Hauptmann Tashkir, die Faust, aber ich glaube der Gewitzte fängt meine herausgehenden geisterhaften Fähigkeiten noch am besten."
~Dieser Mann er... ist vollkommen Irre.~, stellte Iden fest, während sie betreten zur Seite blickte.
~Das wird uns nur von Vorteil sein.~, merkte Sharz an, ~Möglicherweise...~
"Und hey! Rein hypothisch gesehen habe ich auch versucht dich zur Aufgabe zu überreden und erst dann zu gewaltigen Mitteln gegriffen und dir sämtliche Knochen gebrochen, aber paktisch gesehen wird es anders ablaufen. Uuuund LOOOOOOS!"
Ein hoher Pfeifton wie der eines Teekessels erklang und schnell wie ein Pfeil schoss der scheinbar selbsternannte Hauptmann auf sie zu.
Iden versuchte zur Seite zu rennen, doch konnte sie nicht mal einen Fuß vom Boden heben, bevor er bei ihr war bereit mit seiner übermäßig gepanzerten Faust zuzuschlagen
"TaaaaaaaAAAAAASHKIIIIIIR SPEEEZIAAAAAAA–ah?" Der Stadtwächter hielt in seinem Ruf und Schlag inne, als Sharz sich zwischen ihm und Iden materialisierte.
"Federklinge!", beschwor der Dschinn seine Psynergie.
Der Geysir erfasste Tashkir und schleuderte ihn sich überschlagend hoch in die Luft von ihnen weg. Mit einem weiteren Pfeifen brach er aus dem Wasserstrahl aus und diesmal sah Iden, wie gebündelte Luftstrahlen aus den zu großen Arm- und Beinpanzerung schossen.
Er spuckte eine Ladung Wasser aus, während er noch in der Luft seine Arme neu ausrichtete, um direkt in sie hinein zu fliegen.
Iden hechtete in eine nahegelegene Gasse, um die direkte Bahn zwischen ihnen zu unterbrechen.
"Gletscher!", rief Sharz, der dicht an ihr drangeblieben war, und verschloss den Eingang der Gasse hinter ihnen mit einem riesigen Eisblock.
"Wasserlauf!", murmelte sie ohne stehen zu bleiben und ein dünner Wasserfilm entstand unter ihren Stiefeln.
Wie auf einer spiegelglatten Eisfläche lief sie über den Film weiter und nahm weit mehr Geschwindigkeit auf als es auf dem Boden der Fall gewesen wäre.
Sharz schloss schnell zu ihr auf und verbündete sich wieder mit ihr.
~Nimm die nächste Abzweigung!~
"Nichts da!", hörte sie Tashkirs Stimme von oben hinab und eine Salve schwarzer Dolch schlug vor ihr in den Boden ein, als sie gerade um die Ecke wollte.
Mit einem überraschten Aufschrei, bremste sie noch in der Kurve. Sie verlor fast den Halt, aber schaffte es noch auf den Beinen zu bleiben und weiter die Gasse hinab zu gleiten.
Tashkir lief parallel zu ihr auf den Dächern der angrenzenden Häuserreihe, wobei er immer wieder kurze Luftstöße aus seinen Handschuhen verwendete, um sich kurzzeitig zu beschleunigen und mit ihrer erhöhten Geschwindigkeit Schritt zu halten.
"Im Namen des Gesetzes bleib stehen!", rief der Stadtwächter lachend zu ihr hinab, "Eigentlich natürlich nicht. Macht ja keinen Spaß sonst."
~Ich kümmere mich um ihn.~, murrte Sharz und schoss als blaue Lichtkugel zu Tashkir hinauf, "Taucher!"
Eine Masse von Wasser schoss aus dem Dschinn hervor und rollte in Form einer Welle auf den Stadtwächter zu.
"Woooooooooooooo–", rief der als er von sich vom Dach abstieß, bevor ihn die Welle herunterspülen konnte, und sich in die Kluft zwischen den Häusern fallen ließ, an deren Boden Iden noch immer versuchte von ihm wegzukommen.
Sie fuhr im Laufen herum und glitt durch den Schwung ihrer Bewegung und dem Wasserfilm unter ihren Füßen weiter von ihm weg. Sharz als balues Licht von oben hinab zwischen sie.
"Federklinge!" Ein weiterer Wasserstrahl brach aus Sharz hervor und zielte präzise auf Tashkir, während dieser noch fiel.
"ooooooooooooOOOOOOOO–" Ohne seinen Ausruf zu unterbrechen stieß der beide Arme zu einer Seite und lenkte sich in einer scharfen Kurve um Sharz und seinen Angriff herum.
Iden versuchte reflexartig sich wegzudrehen, doch verlor sie dabei den Halt und rutschte auf dem Wasserfilm aus. Sie schrie auf.
"OOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOO–", rauschte seine Stimme in ihren Ohren.
Tashkir zog beide Arme zurück, um mit den Luftstrahlen beschleunigt zuzuschlagen, bevor sie am Boden aufkam. Hinter ihm flog Sharz ihm auf ihn zu, doch konnte der Dschinn nicht auf Distanz angreifen, da Tashkir genau zwischen ihm und Iden flog und Iden somit in der Flugbahn eines Angriffs gewesen wäre.
"OOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOO–"
Ein blendendes Licht fiel auf sie. Sie kniff die Augen zusammen.
"OOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOO–"
Dann riss sie sie plötzlich wieder auf und ihre Psynergie wallte auf.
"Eisspiegel!" Eine geringe Wassermenge floss durch die Luft und formte eine Scheibe zwischen Iden und dem herannahenden Stadtwächter.
Tashkir machte sich nicht einmal die Mühe darauf zu reagieren. Sein Schlag würde direkt durch den Schild brechen.
"OOOOOOOOoooooOOOOOOOOOOOOooooooooooooOOOOOOOOOOOOOOOOOOOO–" Der fliegende Stadtwächter geriet ins Schleudern und sauste über Iden hinweg.
Im selben Moment, in dem sie am Boden aufschlug, knallte er gegen eine Hauswand und durchbrach diese mit seiner enormen Geschwindigkeit.
Mit einem unsicheren Lächeln blickte Iden zu dem Loch im Mauerwerk hinauf. "Es hat funktioniert...?"
Klirrend fiel der Eisspiegel auf die Erde, als sie ihn nicht länger mit Psynergie in Position hielt und zersprang. Er hatte genau richtig gestanden, um den vereinzelten Sonnenstrahl, der den bewölkten Himmel durchbrochen hatte, direkt in Tashkirs Gesicht zu reflektieren. Als er wie Iden zuvor geblendet wurde, hatte dieser aus purem Reflex sein Gesicht mit der Hand abgeschirmt. Da die Luftstrahlen aus seinen Arm- und Beinpanzerung seinen Flug lenkten, hatte er sich somit selbst aus der Bahn geworfen.
Es war pures Glück gewesen, aber irgendwie hatte Iden gerade das Bedürfnis ihr gestriges selbst, als es bewusstlos geworden war, auszulachen.
"Wir müssen weiter!", verkündete Sharz forsch.

Jaden blickte mit gemischten Gefühlen auf den dunkelroten Mantel, den er sich über den Arm gelegt hatte. Einerseits wusste er, dass es die einzige vernünftige Entscheidung gewesen war nach der Explosion zu verschwinden, bevor die Stadtwache Zeit hatte sich zu formieren, doch andererseits kam er nicht umhin sich schuldig zu fühlen, weil er nach der Explosion nicht nach Kazan gesucht hatte.
Der Schattenadept würde ihn sicher nicht suchen, um ihm zu sagen, dass er noch lebte, falls er noch lebte. Jaden glaubte nicht wirklich, dass Kazan tot war. Tatsächlich war es sogar möglich, dass Kazan die Explosion selbst verursacht hatte, obwohl es untypisch für ihn war derart auffällige und brutale Aufträge anzunehmen.
Wie es um Kazans Gesundheit im Augenblick auch stand, Jaden konnte es wieder einmal vergessen ihn auf eine Reise zu begleiten. Bisher hatte er noch gedacht, dass er ihn irgendwie dazu bringen könnte ihn doch noch mitzunehmen, aber wenn Kazan nicht noch etwas anderes in der Stadt zu erledigen hatte konnte er das vergessen. Er könnte höchstens noch versuchen etwas über die Wasseradeptin und die anderen beiden herauszufinden, um einen Hinweis auf Kazans nächstes Ziel zu bekommen, aber bis er soweit war konnte er den Schattenadepten wahrscheinlich schon nicht mehr einholen. Er würde wohl warten und beten müssen, dass Kazan irgendwann wieder auftauchte.
Vielleicht war es ja besser so. Immerhin hatte Kazan ihn explizit davor gewarnt, dass seine momentane Mission ein Himmelfahrtskommando sein könnte.
Jaden blickte auf, als ein Stadtwächter auf die schwer einzusehende Straße trat. Er trug eine Rüstung wie die, die Stadtwachen während größerer Einsätze trug, doch war diese mit unzähligen Kratzern und Beulen überzogen, als hätte sie schon unzählige Schlachtfelder gesehen und der Mann verzichtete auf die Panzerung über seinen gesamten rechten Arm, um größere Bewegungsfreiheit zu garantieren. Auf der linken Seite andererseits trug er einen dickeren Panzerhandschuh, den er als Schild verwenden konnte ohne die Hand für das nutzen von Psynergie zu blockieren. Außerdem trug der Mann ein Ledergeschirr um die Hüfte, und den Oberkörper an dem unzählige Äxte hingen. Streitäxte, Kriegsäxte, Wurfäxte, zweiblättrig und einblättrig und sogar eine Holzfälleraxt konnte Jaden erkennen.
Der Mann war groß und mit enormen Muskeln bepackt. Sein Kopf war kurz geschoren und zahlreiche grobe und feine Narben bedeckten die sichtbaren Stellen seiner Haut.
Jaden kannte ihn. Er hieß Aktar und war zusammen mit seinem Partner Tashkir Fares Stellvertreter. Technisch gesehen war natürlich nur Aktar Fares Stellvertreter, aber irgendwie hatte es dieser Vollidiot Tashkir geschafft den tatsächlich um ein vielfaches fähigeren Aktar davon zu überzeugen, dass er unglaublich clever war, weshalb Aktar praktisch auf alles hörte was Tashkir vorschlug.
Ob Fares wohl wusste, was Kazan vor hatte? Wahrscheinlich nicht.
Aktar stapfte langsam zu Jaden hinüber und blieb dann schweigend vor ihm stehen. Jaden sah nervös zu ihm hoch.
"Was gibt’s?", fragte er so lässig er konnte.
Eigentlich konnte Aktar nicht wissen, dass Jaden etwas über die Sache beim Gasthaus wusste, da als er verschwunden war noch keine Stadtwachen vor Ort waren. Und wenn es etwas gab was Fares Branche der Stadtwache nicht tat, dann war das wohl ihr Job, wenn es nicht unbedingt notwendig war oder es eine willkommene Ausrede für exzessive Gewalt war, also musste er sich auch keine Sorgen machen, dass Aktar wegen eines anderen Verbrechen bei ihm war.
"Was weißt du über die Explosion?", fragte Aktar knapp.
"Welche Explosion?", fragt Jaden so überzeugend er konnte, befürchtete aber, dass er zu schnell geantwortet hatte.
Aktars Augen verengten sich. Jaden schluckte schwer. Dann zuckte der Stadtwächter die Schultern.
"Ich hatte gehofft du wüsstest etwas. Ich suche jemanden, der den Sicherheitsradius durchbrochen hat."
"Wen?", fragte Jaden ihn in der Hoffnung etwas über Kazans Verbleib zu erfahren.
Aktar zuckte erneut die massigen Schultern. "Hab sie nicht richtig gesehen, vielleicht sind sie auch nicht in diese Gegend geflohen."
"Sie?"
"Zwei Stück.", erklärte Aktar, "Wir hatten uns etwas aus der Zone zurückgezogen, weil uns dieser Wachjob gelangweilt hat. Da haben wir sie irgendwo in der Distanz gesehen."
"Tashkir auch?", fragte Jaden mit einem gezwungenen Lächeln, "Wo ist er? Sucht er auf der anderen Seite der Stadt?"
"Nein, er müsste in der Nähe sein." Entweder war Aktar Jadens flehender Ton entgangen oder er hatte sich entschieden ihn zu ignorieren, aber er ging nicht darauf ein. "Sag mir Bescheid, wenn du jemand Verdächtigen siehst."
"Ja, natürlich."
Ein Krachen, wurde etwas entfernt laut, als auf der anderen Straßenseite gerade etwas die Wand eines Hauses im ersten Stock durchbrach.
"OOOHOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOO!"
Eine bunte Gestalt schoss aus dem Haus heraus und wirbelte mit einem unerträglich lauten Freudenschrei durch durch die Luft.
"Zählt er?", rief Jaden damit Aktar ihn verstehen konnte, obwohl der Stadtwächter direkt neben ihm stand.
"Nein.", antwortete der laut aber gelassen.
Die fliegende Gestalt befreite sich unterdessen von was eine Reihe farbiger Kleider zu sein schien und ließ sie in alle Richtungen fallen.
"HeeeeeeeEEEEEEEEEEEEEY!", rief er zu ihnen hinüber, als er Aktar erblickte, "DAAAAA LAAAAAAAAANG!"
Während er das schrie, versuchte der Fliegende in eine Richtung zu gestikulieren, doch veränderte er dadurch die Richtung der Luftstrahlen, mit denen er in der Luft navigierte und drehte sich um die eigene Achse.
Jaden sah in die Richtung, von der er glaubte, dass der Mann, niemand geringeres als Tashkir, sie gemeint hatte, und sah durch eine Gasse hindurch wie jemand mit blauen Haaren und einer zu großen schwarzen Jacke auf einer Straße, die parallel zu der verlief, auf der er gerade stand, an dieser vorbei eilte.
Warte das war...
Tashkir war unterdessen auf dem Dach des von ihm beschädigten Hauses gelandet und wollte erneut die Richtung angeben, doch da rannte plötzlich eine Frau in einem Nachthemd an die Lücke in der Mauer, lehnte sich so weit sie konnte hinaus und schrie: "Wache! Ruft die Stadtwache! Ich wurde angegriffen!"
Jaden und Aktar ließen einen simultanen Seufzer vernehmen. Sie beide hatten dieses Trauerspiel schon erlebt. Jeder, der jemals etwas mit Tashkir zu tun gehabt hatte, hatte es schon einmal erlebt.
Tashkir reagierte wie üblich, beugte sich zu ihr hinunter und meinte genervt: "Wir kümmern uns darum, sowie wir die Flüchtige gefangen haben. Genau wie um euren Angriff auf einen Stadtwächter! MICH!"
Die Frau blieb mit offenem Mund stehen, während Tashkir wieder aufsprang und auf die Straße deutete, auf der Jaden die Blauhaarige gesehen hatte.
"Da lang!", rief er Aktar zu und rannte bereits über das Dach hinter der Flüchtigen her.
Aktar zog gemächlich mit seinem nackten Arm eine zweiblättrige Streitaxt von seinem Rücken und lief dann los.
"Komme~", summte er vergnügt, während er schneller wurde und die Axt erwartungsvoll mit einer Hand schwang.
Es war definitiv die "tote" Wasseradeptin, die er zusammen mit Kazan gesehen hatte, die die beiden jetzt verfolgten. Jaden hätte darauf gewettet, dass es ihr Zimmer gewesen war, das explodiert war, und Aktar hatte gesagt er hatte zwei Leute gesehen. Schien also fast, als ob er doch noch eine Chance bekäme rechtzeitig etwas über Kazans nächstes Ziel zu erfahren.
Andererseits...
Ich müsste verhindern, dass diese beiden Psychopathen sie kriegen... Jaden verschränkte die Arme.
Schwere Entscheidung.
Kudo zuckte zusammen, als er Rangis tiefes Ausatmen gepaart mit dem diskreten Knarren einer spannenden Bogensehne hörte. Als seine Augen zu ihr zurückglitten blickte er direkt auf die sorgfältig geschliffene Pfeilspitze, die direkt auf seinen Kopf gerichtet war. Das fahle Licht der spärlichen Beleuchtung reflektierte sich wie ein tödliches Versprechen. Als Kudos Blick den eleganten Schaft zu Rangis Augen hinabsah, fand er kein Erkennen. In ihren Augen lag eine unbehagliche Fremde, die voller Hass zurückblickten. Sie winkelte die Finger an. Der Schock saß viel zu stark in seinen Knochen, als dass er angemessen reagieren konnte.
"Wa-"
Die Sehne schnellte und ein stechender Schmerz zog sich über sein Gesicht. Kudo riss die Hände hoch, presste sie auf die Wunde und stolperte zurück. Warmes Blut floss durch seine Finger. Kudo wusste, dass Rangi den Schuss mit Absicht versetzt hatte, aber er konnte nicht fassen dass sie wirklich auf ihn geschossen hatte! Und dann sein Gesicht! Wieso sein Gesicht?!
"Sag mal bist du verü-"
"Verantwortung, Disziplin, Pflicht.", unterbrach ihn eine vor Wut schwelende Stimme. "Nichts... Nichts davon besitzt du!"
Jetzt schrie sie. Und ihre Stimme war voller Verachtung.
"Wie unglaublich überlegen musst du dich fühlen! Niemand kann dich aufhalten?! Du brauchst niemanden?! Niemand kann dir widerstehen?! Du bist die größte Witzfigur der ich je begegnet bin!!", steigerte sich die sonst so stille Rangi immer weiter hinein. "Dumm, arrogant, starrsinnig und das als vermutlich schwächster Berührter auf unserem Schiff, deren Sternenkraft auf den Kampf spezialisiert ist!"
Ihre Lippen bebten und ihre Finger zuckten nervös, als wären sie nicht sicher ob sie nach noch einem Pfeil greifen sollten.
"Ablenkung oder Tod? Das sind deine Optionen? Wenn du dein Leben wegen so einer Belanglosigkeit wegwerfen möchtest, nur zu. Mir ist es gleich. Geh in den verdammten Turm, ganz allein, während ich den Käpten unterrichte. Solltest du dein Leben verlieren, gäbe es keinen passenderen Ort. Hier, im Grab deiner Väter."
"Oho?", machte Amadeus sein Abbild und hob beeindruckt eine Braue. "Sehr scharfsinnig. Woher wisst Ihr davon?"
"Ich habe bereits ein Grab wie dieses gesehen. Weit weg im Nebelherz, auf der Insel der Aerorill. Dieses hier ist das Grab eurer Familie, korrekt?"
Amadeus Yall nickte.
"Das ist es in der Tat. In den unteren Hallen liegen die Knochen meiner Ahnen und von vielen Yall die nach mir kamen."
Rangi schluckte und holte tief Luft um sich zu beruhigen. Sie schaffte es ihre Stimme zu senken, aber der lodernde Unterton blieb.
"Ich muss dich hoffentlich nicht daran erinnern, dass wir das Leuchtfeuer so lange vor seiner Entzündung bewahren sollen, bis Tropfens und Lashons Team das Venusfeuer gereinigt haben. Was wenn die Öffnung der Passage zum Turm unseren Feinden gerade erst den Weg ebnet? Sei dir in einem Gewiss: Solltest du es wagen Mirnuzar wegen deines Stolzes oder deines Starrsinns zu opfern, werde ich dich töten. Mir ist egal aus welchen Gründen du handelst wie du handelst. Du bist nicht der einzige der in diesen Zeiten leidet."
Langsam senkte sie den Bogen, richtete sich wieder auf und wandte sich ab. Sie verließ den Raum.
"Wenn du gehst, gehst du allein. Unser Band als Crewmitglieder wird bleiben, aber das ist alles. Damit du es weißt: Ich habe dich nie auch nur als eine Art Freund angesehen."
Sie blieb plötzlich noch einmal stehen, dann wandte sie sich noch einmal mit giftigen Blick um.
"Und ich habe dich nie respektiert."
Damit wirbelte sie herum und ging endgültig.

Die Worte waren schneller gekommen als eine rasende Flut. Rangi durchquerte wutentbrannt den dunklen Gang, während auflodernde Leuchtkugeln ihr den Weg wiesen. Ihre Gedanken waren das reinste Chaos. Sie wusste nicht mehr, wann sie sich das letzte Mal so gefühlt hatte. Nicht einmal der Ausstieg aus der Grauen Garde hatte sie so aufgewühlt. Und jetzt wo ihre Wut langsam schwand und ihr gewöhnlicher analytisch denkender Teil zurückkehrte, bereute sie beinahe was sie gesagt hatte. Sie hatte gespürt, dass Kudo etwas erschüttert hatte und er anders war als sonst. Doch anstatt sein Verhalten einfach zu schlucken und darauf zu achten, dass er nichts Unüberlegtes tat, hatte sie das genaue Gegenteil getan. Und dennoch... Trotz der Differenzen, die sie gegenüber Kudo ständig gepflegt hatte, hatte sie sich dazu bereiterklärt ihm beizustehen. Aber wie dankte er es ihr? Er trat ihre Gutmütigkeit mit Füßen. Und das traf sie zutiefst.

Kudo stand noch eine ganze Weile da, den Blick auf den Gang gerichtet, in dem Rangi verschwunden war.
"Nun, ich denke diese Herausforderung ist verloren. Die Frauen von heute...", kommentierte Amadeus.
"... willst du dich jetzt über mich lustig machen?", fragte Kudo mit leiser Stimme.
Er klang erschöpft.
"Nein. Ich bin nicht in diesem Würfel um junge unerfahrene Männer meiner Blutlinie ihre Fehler unter die Nase zu reiben. Ich selbst habe einige unliebsame Erinnerungen an ähnliche Situationen, die ich lieber aus meinen Kristallverästlungen löschen möchte. Ich sage lediglich, dass es für dich noch viel zu lernen gibt. Aber belassen wir es vorerst dabei.", erklärte Amadeus ruhig.
Kudo nickte knapp. Dann wandte er sich langsam dem Abbild zu.
"M-Mein Gesicht... Ist es schlimm? Denkst du es wird eine N-Narbe bleiben?"
Die Mundwinkel des Mannes zuckten.
"Ich glaube meine Wahrnehmungsstruktur funktioniert immer noch präzise genug um zu erkennen, dass du die Gabe der Erde in dir trägst."
"Ach... Genau...", murmelte Kudo und wischte sich mit einem Schwall heilender Psynergy über das Gesicht bis die Wunde komplett geheilt war. Schnell wischte er noch das Blut weg.
"Du siehst blendend aus.", bestätigte Amadeus tonlos. "Nun ist die Frage: Soll ich immer noch die Passage zum Leuchtturm öffnen?"
Kudo zögerte einen Moment, dann nahm sein Blick wieder den Ausdruck der Entschlossenheit an.
"Ja."
Amadeus nickte.
"Sehr wohl."
Das Abbild hob die Hände in die Höhe und der stattliche Mann schloss konzentriert die Augen. Einen Moment geschah nichts, dann öffnete er sie wieder, mit einem Ausdruck von Verwirrung auf dem Gesicht.
"Eh?", machte er leise und zappelte kurz mit den Fingern. Die Geste sah ungemein albern aus. "Das fehlt jetzt noch... Wölkchen, wieso habe ich keine Energie in der Brückensektion?"
Der Nebelwolf schnaufte.
"Wirklich? Und du hast nicht zufällig daran gedacht sie wieder zuzuschalten, jetzt wo jemand da ist um den Leuchtturm zu betreten?"
Wölkchen jaulte.
"Schon wieder? Das Siegel sollte doch mindestens fünfhundert Jahre halten!"
Kudo verfolgte die seltsame Unterhaltung zwischen dem Mann in dem Würfel und dem körperlosen Wolf mit wachsender Verwirrung.
"Ein Fehler also? Allerliebst...", seufzte er. "Und wie lange ist das her?"
Wölkchen scharrte mit seiner Pfote über den Boden, als malte er ein Zeichen.
"Das... kann nicht sein!", erwiderte Amadeus mit steigender Bestürzung. "Dann ist seine Macht die ganze Zeit gewachsen?"
"Was ist denn hier los?!", fragte Kudo, der langsam die Geduld verlor.
"Ich fürchte ich habe nicht die notwendige Energie um die Passage zum Leuchtturm zu öffnen. Wir haben dafür eine Energiequelle, die allerdings nicht unendlich ist. Aus diesem Grund nimmt Wölkchen sie für mich immer von der Versorgung, wenn wir sie nicht brauchen. Damit sparen wir Energie.", setzte Amadeus ihn ins Bild. "Die Quelle befindet sich allerdings auf einer tieferen Ebene in einem geschützten Bereich, den nur Wölkchen durch eine Abkürzung ohne Probleme betreten kann. Leider führt dieser Weg durch die Krypta."
"Leider?"
"Wir haben schon seit vielen, vielen Jahren ein... Lich-Problem."
Kudo runzelte die Stirn.
"Ein Lich-Problem?"
"Ja. Der Grund wieso dieser Ort nicht mehr als unser Familiengrab benutzt wird. Es handelt sich um einen äußerst mächtigen Herren der Untoten. Ein ziemlich übler Zeitgenosse. Er sucht schändlicherweise die Gruften unserer Ahnen und meiner Enkel heim und bedient sich ihrer Knochen für seine... Spielchen. Wir haben schon alles versucht ihn zu zerstören, aber dieser Kerl ist unglaublich beharrlich. Unsere einzige Wahl bestand also darin ihn zu versiegeln, alle fünfhundert Jahre wieder. Ich weiß nicht mehr wer er ihm Leben war, aber dieser Kerl macht mir mein Leben... mein Nachleben in diesem Würfel äußerst schwer. Wenn er mal ausbricht, weil niemand gekommen war um das Siegel zu erneuern, ist er relativ leicht zu bannen. Die ersten achtzig Jahre zumindest. Das... ist leider schon ein wenig länger her."
"Wie lange?", wollte Kudo wissen.
"Einhundertdreiundvierzig, wenn Wölkchen richtig liegt. Tse... Das kommt davon, wenn man seine Alten nicht besucht."
Kudo fragte sich, wie lange die Yalls in Nebelherz gelebt hatten, nachdem sie sich von hier zurückgezogen hatten. Und der Gedanke, dass ein Untotenherr durch ihre Gräber strich und ihre Überreste missbrauchte...
"Jedenfalls hält Wölkchen es für zu gefährlich allein seine Abkürzung zu nehmen. Ich fürchte..."
"Ich gehe schon.", gab Kudo ohne zu zögern von sich.
"Ah... Nichts anderes hatte ich erwartet. Dann lass mich dich aber über die Gefahren in Kenntnis setzen. Wie ich sagte: Es ist ein geschützter Bereich. Sowohl der zur Krypta, als auch der zur Energiequelle."
"Also was erwartet mich?", fragte Kudo. Er klang schon fast gelangweilt.
"Ich erwähnte, wir sind auf dem Gebiet der Illusionen führend? Der Bereich liegt in einer besonderen Gesteinsschicht, die für uns interessante Eigenschaften der Sternenkraft aufweist. Sie beeinflusst das Bewusstsein aller, die sie betreten. Bis auf Wölkchen hier und seine Freunde.", bemerkte Amadeus und nickte dem auf den Boden kauernden Nebelwolf freundlich zu. "Die Trugbilder können... gefährlich sein, aber wir haben sie, und da kommt uns der glückliche Umstand zu Hilfe, so modifiziert, dass es Mitglieder unserer Blutlinie erkennt und sie unterstützt. Natürlich... 'könnte' sich das Blut nach so vielen Jahren so sehr verändert haben, dass diese Maßnahme nicht mehr greift, aber die Chancen stehen sehr gut."
Kudo runzelte die Stirn.
"Wie können mir Illusionen gefährlich werden?"
"Sie täuschen deine Sinne, Kudo.", erinnerte ihn Amadeus. "Stimmt, sie können dich nicht physisch verletzen. Aber sie können dich in den Glauben versetzen, dass du erstickst, bis du wirklich nicht mehr atmest. Die könnten dich in eine Falle locken, eine tiefe Grube zum Beispiel, die es da unten gibt. Oder in die Arme einer Horde Skelette, die vom Lich kontrolliert werden. Es gibt viele Wege wie dir die Illusionen gefährlich werden können, unterschätze sie nicht."
"Kein Problem. Nur ein Lich und die Energiequelle, ja?"
"Der Lich soll nicht dein Problem sein. Theoretisch könntest du die Krypta passieren und die Energie aktivieren, ohne dass du ihm oder seinen Dienern begegnen musst. Ihn zu bannen wäre allein ohnehin schwierig..."
Kudos Miene blieb unleserlich.
"Ist das alles?"
Amadeus hob die Brauen.
"Keine Zweifel? Keine Vorbereitungszeit? Sehr lobenswert, aber... Nun gut, Wölkchen wird dir den Weg zeigen. Viel Glück."
"Ich bin bald zurück.", versicherte Kudo.
"Keine Sorge, ich werde noch da sein. Ich habe Zeit. Sehr viel Zeit..."
Die Stimme von Amadeus Yall verrann zu einem Rauschen, als das Abbild in sich zusammenfiel und das Sternenglas wieder in seinen Ursprungszustand zurückfiel. Plötzlich war es in der Kammer wieder still. Fast unerträglich still. Dann erhob sich Wölkchen auf seine Pfoten und trottete zu einer Tür.
"Ich bin bald zurück...", murmelte Kudo noch einmal für sich.

Was sollte er tun? Jaden war nicht auf den Kopf gefallen. Er wusste dass es unglaublich dumm war sich ins Fadenkreuz von Tashkir oder Aktar zu begeben. Man überlebte nicht lange in dieser Welt, wenn man nicht ein paar simple Regeln befolgte und für Heroismus war auf der Straße erst recht kein Platz. Außerdem bestand die Chance, dass die Frau ihm ohnehin nicht viel über Kazan sagen konnte. Warum also den Hals riskieren?
Jaden fluchte, als sich seine Beine von ganz allein in Bewegung setzten.
~Ahahahaha! Sieh dich nur an, Kleiner! Dein Vater opfert sich für euch, deine Mutter fleht dich in ihrem letzten Atemzug an wegzurennen, und trotzdem bewegst du dich immer noch nicht vom Fleck! Ahahahaha!! Man, das ist ja fast zum Heulen!! Sag bloß du willst so schnell wie möglich dorthin wo Mami jetzt ist?! Keine Sorge, ich erfülle dir deinen Wunsch, aber ich kann dir nicht versprechen dass es schnell gehen wird. Schließlich... HABE ICH DICH NOCH NICHT EINMAL SCHREIEN GEHÖRT!!! AHAHAHA!!!~
Lächerlich, schoss es Jaden durch den Kopf.
Wie viele gab es da draußen, die einfach so aus reinem Vergnügen töteten? Er wollte schon fast nicht darüber nachdenken.
Na schön. Aber wenn es zu bremslig wird, hau ich sofort ab!

Das erste was Kudo spürte waren die Kopfschmerzen, die sich wenige Minuten später nachdem sie die Spiraltreppe nach unten genommen hatten eingestellt hatten. Er fühlte wie seine sonst so geschärften Sinne anfingen abzustumpfen, als wäre sein Innerstes mit Nebel gefüllt worden.
"Ist es noch weit?", fragte Kudo nach einer gefühlten halben Stunde, die sie unbehelligt durch die dunklen, trostlosen Gänge des Untergrundkomplexes streiften.
Wölkchen machte ein Geräusch als hätte er einen Schnupfen.
"Ah...", machte Kudo, dem absolut schleierhaft war wie Amadeus in der Lage war diese Kreatur zu verstehen.
Er kniff die Augen zusammen. Je weiter sie kamen, an desto mehr Lampen kamen sie vorbei die nur noch flackernd zum Leben erwachten oder gar nicht. Auch wenn die bloße Gestalt des Nebelwolfes für ein wenig Licht sorgte wurde es langsam schwer zu sehen.
Hmpf... Ob diese 'Illusionen' genauso defekt sind wie alles andere hier? Vielleicht ist mein Geist einfach zu sta-
Bevor er den Gedanken zu Ende denken konnte, erlosch Wölkchen plötzlich und war wie vom Erdboden verschluckt. Kudo blinzelte verwirrt.
"... Wölkchen?"
Keine Antwort. Kudo knurrte. Wo steckte dieses Biest?! Dieser Ort war wie ein Labyrinth. Er konnte sich zwar noch an den Rückweg erinnern, aber wie sollte er alleine zu seinem Ziel finden?
Er stampfte verstimmt weiter vorwärts bis zur nächsten Abzweigung und blickte alle Gänge hinunter, in der Hoffnung des vertraute blaue Glimmen des Nebelwolfes zu sehen. Aber Wölkchen blieb verschwunden. Doch er fand etwas anderes.
Da vorne ist Licht..., bemerkte er, als er den linken Gang hinab spähte. Nicht das fahle bläuliche Licht der Lampen, sondern richtiges, kräftiges Tageslicht. Kudo beschloss es zu riskieren und durchquerte den Korridor. Seine Kopfschmerzen und das aufkommende Jucken in seiner linken Hand ignorierend, blieb er vor dem Türrahmen stehen und blickte kritisch hinein. Nun konnte er auch Geräusche ausmachen, die wie Stimmen klangen, aber das Licht war zu grell um etwas zu erkennen. Kudo atmete tief durch und trat ein.
"Ah, da bist du ja endlich."
Kudo blinzelte und seine Augen stellten sich augenblicklich auf das Licht ein. Er stand in einem ihm nur all zu gut bekannten Zimmer. Das Wohnzimmer seiner Meisterin Silya. Und keine geringere saß direkt vor ihm in ihrem Sessel, lächelnd mit einer Tasse Tee in der Hand.
"Wird auch Zeit. Da drüben ist was du suchst."
Kudo folgte der Richtung ihres Nickens mit den Augen und entdeckte einen zylindrischen Behälter aus gravierten schwarzen Stein auf ihrem Tisch.
"Bist du diese Unterstützung in der Illusion, von der Amadeus gesprochen hat?", fragte Kudo geradeaus, der ganz und gar nicht in der Stimmung für Spielchen war. Sein Kopf tat weh und er hatte keine Ahnung wo sein Führer abgeblieben war.
"Was ist denn mit dir los, Kudo? Nicht richtig ausgeschlafen?"
Kudo erschrak, als er die Stimme hinter sich hörte und wirbelte herum. Ailas ging gelassen um ihn herum und blieb neben dem Tisch stehen, auf dem der Zylinder stand. Es war das Gesicht das Kudo zu gut kannte. Der Ailas, mit dem er aufgewachsen war. Es war nicht der wirkliche Ailas, der an der Leuchtturmspitze auf ihn wartete. Und wenn Kudo noch Zweifel daran hatte, dann wurden diese vollständig aufgelöst, als plötzlich Vera und Kurlag auftauchten, die in seiner Begleitung waren und sich zu ihm gesellten.
"Das ist er also?", murmelte Kurlag mit interessierte Stimme, den Blick auf den Zylinder geheftet.
Silya nickte.
"Ja. Noch ist er verschlossen, aber sobald Kudo ihn geöffnet hat, kann er endlich sein Ziel erreichen."
"Glückspilz.", sagte Kurlag und lächelte Kudo schwach zu.
"Aber wie willst du das anstellen, Bruder?", fragte Vera mit gerunzelter Stirn.
Kudo verschränkte die Arme.
"Ich weiß nicht. Wieso sagt ihr es mir nicht einfach?"
"Streng deine grauen Zellen doch mal an!", wieß ihn Silya scharf zurecht. Kudo zuckte unwillkürlich zusammen. Auch wenn er wusste, dass es sich um eine Täuschung handelte, reagierte Kudos Körper auf den Klang von Silyas Ärger von ganz alleine.
"Ähm...", sagte Kudo und starrte den Zylinder an.
"Na was wohl?", warf Ailas ein. "Er wird ihn mit Gewalt aufbrechen, so wie er immer Sachen angeht. Könnte hier aber ohne Werkzeug schwierig werden. Ich wüsste da das Richtige."
"Was? Warum aufbrechen?", widersprach Vera. "Es muss dafür einen Schlüssel geben. Und ich glaube ich weiß auch was das ist."
"Kinder...", mischte sich Kurlag ein. "Wenn ich auch etwas dazu sagen dürfte... Vielleicht ist das Ding versiegelt, weil es nicht will, dass man es öffnet. Ich wüsste da einen Weg, wie wir mit dem Behälter kommunizieren könnten und ihn bitten könnten sich zu öffnen."
"Alles vernünftige Vorschläge.", sagte Silya und nippte an ihrer Teetasse. "Aber die Wahl liegt bei dir, Kudo."
Der Erdadept schaute zwischen den vieren unschlüssig hin und her. Wurde er hier auf die Probe gestellt? Was war überhaupt in diesem Zylinder und wieso sollte er ihn öffnen?
"Stopp! Hör nicht auf sie!"
Kudos Gesicht schlief ein. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Entgeistert drehte er sich um.
"Was willst DU denn hier? Das hier war bisher ziemlich überzeugend, aber du passt wirklich nicht ins Bild."
Merl, in Kudos Augen Anarath, lehnte mit seinem Stab an der Wand hinter ihm und schüttelte mit dem Kopf.
"Dann denk mal nach wieso ich nicht ins Bild passe. Ich weiß, dass das nicht deine Stärke ist, aber ich bin mir sicher du kannst eins und eins zusammenzählen."
Kudo schnaubte.
"Was? Du sollst diese 'Unterstützung' sein? Wer es glaubt!"
"Verstehst du nicht? Du darfst diesen Behälter nicht öffnen! Nicht hier.", fuhr er Kudo genervt an.
"Dann verrate mir doch warum nicht!"
Merl stöhnte.
"Ich fass es nicht. Was denkst du ist das da auf dem Tisch?"
"Die Zeit drängt.", funkte Silya dazwischen. Sie nickte den anderen zu.
Ailas, Vera und Kurlag gingen jeweils zu einer Tür, die aus Silyas Wohnzimmer führten.
"Komm Kudo, brechen wir das Ding auf.", schlug Ailas vor.
"Suchen wir nach dem Schlüssel!", meinte Vera.
"Beide falsch. Wir sollten das Ding selbst befragen!", widersprach Kurlag.
Kudo sah zwischen den dreien unentschieden hin und her. Dann wieder zu seiner Meisterin, die ihn erwartungsvoll beobachtete. Dann wieder zu Merl, der den Blick stechend erwiderte.
"Kudo, nein.", warnte er ihn eindringlich.
"Los, Kudo! Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.", schloss seine Meisterin und stellte ihre Teetasse ab.

Es schepperte lautstark, als ein Haufen gestapelter Kisten voller Metallschrott umfiel und ihren Inhalt über die gesamte Straße verteilte. Tashkir, der mit halsbrecherischen Tempo über die Dächer schoss, stieß einen kurzen Ausruf aus und machte eine Vollbremsung. Dabei überschlug er sich, rutschte von den Dächern und landete unsanft auf einem Balkon, dessen Topfpflanzen er mit samt Geländer umriss und auf die Straße fallen ließ.
"HeeeeeeeeEEEEEEEEEY!!!", machte er wieder und grinste, als er eine schattenhafte Gestalt über die Kisten hüpfen und um die Ecke verschwinden sah. "GEEEEEEEEEEFUUUUUUUUUUUUUUUNDEEEEEEEEEEEEN!!"
Aktar holte ihn ein und blickte überrascht zu ihm hinauf.
"Hä? Aber sie sind doch da lang?", fragte er seinen Partner und zeigte in die Richtung die sie eben noch verfolgt haben.
"Sooo?", machte Tashkir mit schleppenden Tonfall. "Das war vielleicht ein Köder."
"Hm.", überlegte Aktar. "Und wenn das andere ein Köder war?"
"Was sooooll's?", antwortete Tashkir ungeduldig und zuckte mit den Schultern. "Dafür sind wir doch zwei, oder nicht? Außerdem: Doppeltes Kopfgeld macht doppelte Freude!"
"Hm.", machte Aktar wieder. "Stimmt."
"Siehst du? Gut, dann geht es loooooOOOOOOOOSSSS!!!!", schrie er am Ende als er wieder lospreschte. Aktar nahm solange die ursprüngliche Pfärte wieder auf und begann wieder vergnügt zu summen.
Tashkir schloss zu der Stelle auf wo er die Gestalt das letzte mal gesehen hatte und sah sie am anderen Ende der Straße in einer Gasse verschwinden.
"HEEEEEEEEEEEEEY! HAAAAAAAAAAAALT! IM NAMEN DES GESETZES!", schrie er grinsend hinterher und lenkte sich mit halsbrecherischen Tempo hinterher. Als er sie wieder sehen konnte, beobachtete er wie die Gestalt sich in eines der Häuser flüchtete. Tashkir lachte. Sie saß in der Falle.
"UuuuuuuuuuUUUUNNNNNND... STRIKE!", brüllte er, als er mit seinem übergroßen Handschuh voran durch die Hausfassade donnerte und ein riesiges Loch riss. Man hörte einen kräftigen Rumpf, das Klirren von zahllosen zerbrechenden und fallenden Gegenständen und das erschrockene Aufmauzen von ein paar Katzen.
Jaden löste die Verbindung. Das hatte besser funktioniert als gedacht. Nicht nur dass er Tashkir erst einmal abgeschüttelt hatte, er hatte der Verfolgten auch ein wenig Zeit vor Aktar verschafft. Jetzt kam er entscheidende Moment. Jaden leckte sich nervös über die Zähne, dann hob der die Hände über den Kopf und drehte das schwerfällige Ventil. Das Schloss klickte mit einem tiefen metallischen Ton und sprang auf. Langsam hob der Junge die schwere Metallluke einen kleinen Spalt und spähte auf die Straße. Kaum einer kannte die Straßen so gut wie die Menschen die auf ihnen groß geworden waren. Und Jaden wagte sogar zu behaupten, er kannte jeden Winkel in- und auswendig. Die Frau musste, wenn sie weiter in diese Richtung floh, unweigerlich hier herauskommen. Also wartete er. Doch als in den nächsten zwei Minuten niemand kam wurde er unruhig. Wurde sie schon erwischt? Hatte sie doch eine andere Route gewählt?
Tja, dann tut mir das sehr Leid, dachte er mit leichtem Bedauern und schickte sich an die Luke wieder zu schließen. Dann hörte er etwas. Jaden beugte sich vor, die Straße genaustens im Auge. Und da war sie. Die fliehende Wasseradeptin war völlig außer Atem. Ratlos blieb sie für einen Moment auf der Kreuzung stehen.
"Hallo.", murmelte Jaden lautlos für sich. "Die Stunde der Wahrheit. Rechts finden Sie eine Sackgasse. Geradeaus kann ich leider nicht mehr zu Diensten sein, ohne meinen Hals zu riskieren. Links hingegen finden Sie Ihren edlen Retter. Was darf es sein?"
Für Jaden fühlte es sich an, als bräuchte sie eine Ewigkeit um sich zu entscheiden. Dann brach sie nach links aus. Auf ihn zu.
Ts... Jetzt gibt es wohl kein Zurück mehr.

"Psst!"
Iden erschrak und wirbelte herum. Aber auf der Straße war niemand zu sehen. Sie wollte schon weiterrennen, als ein gedämpfter Pfiff folgte.
"Hier drüben."
Wieder sah sie sich um. Eine Luke an der Straßenseite wurde aufgedrückt und ein Junge mit dunklen Haaren und klugen Augen winkte ihr energisch zu.
"Hierher, aber dalli!"
Wer...?
~Ich kenn den Burschen!~, schaltete sich Sharz plötzlich ein. ~Er hat gestern Kazan aufgesucht, nachdem wir aus dem Versteck dieser Irren entkommen sind!~
Aber... Können wir ihm trauen?
~Vermutlich genau so weit, wie man Kazan trauen kann.~
"Ey!", zischte er Junge verärgert. "Was stimmt den mit dir nicht? Wenn du nicht gefragt werden möchtest, was für eine Art Axt du wo stecken haben möchtest, dann schieb gefälligst deinen Arsch hier rein."
"Also wirklich!"
~Aber der Junge hat seinen Punkt. Unser Verfolger kann nicht weit sein!~, gab Sharz zu bedenken.
Iden biss sich angestrengt auf die Lippe, dann gab sie nach. Sie hechtete auf die offene Luke zu und Jaden verschwand nach unten. Zitternd suchte sie mit ihren nackten Füßen die erstbeste Leitersprosse und kletterte hinab. Als sie tief genug war zog sie die Luke zu und stieß einen kurzen erstickten Schrei aus, als es damit stockduster wurde.
"Das Ventil! Nach rechts drehen!"
Iden nickte, obwohl es niemand sehen konnte und tastete mit zittrigen Händen nach dem Rad. Sie fand es und drehte es so kräftig sie konnte nach rechts. Das schwere Schloss klackte. Sie konnte Jaden aufatmen hören.
"Gut. Sehr gut. Jetzt die Stufen hinunter. Es ist nicht weit."
Iden folgte den Anweisungen des Jungen und tastete sich mit ihren Füßen langsam Sprosse für Sprosse nach unten. Als sie den kalten, feuchten Steinboden betrat fröstelte sie. Sie konnte nicht einmal die Hand vor Augen sehen. Es war als stand sie im Nichts, nur ihr schwerer Atem und das nahe Rascheln von Kleidung war zu hören.
"W-Wo sind wir?", brachte sie hervor.
"Fluchttunnel. Man wird hier nicht nach uns suchen, denn diese Dinger können nur von Innen geöffnet werden. Wenn man überhaupt von ihnen weiß.", erklärte Jaden ruhig. "Was aber nicht heißt, dass wir hier herumtrödeln sollten."
"L-Licht. Wir brauchen Licht.", bemerkte Iden und überlegte sich schon eine passende Psynergy.
"Kein Licht!", murmelte Jaden mit mahnenden Unterton.
"Was? Aber ich sehe überhaupt nichts!"
"Kein Licht.", bekräftigte Jaden noch einmal und packte ihr Handgelenk. "Nicht wenn wir ganz sicher hier raus wollen."
Sie erschrak, aber unterdrückte den Drang sich loszureißen.
"Okay.", antwortete sie heiser. "Wohin gehen wir?"
"In die Dunkelheit. Los!"
Jaden lief los und zog Iden am Handgelenk mit sich. Ein kaltes Gefühl breitete sich in Idens Körper aus, als sie losrannten. Gleichzeitig jedoch fühlte sich ihr Körper viel leichter an. Ihre Muskeln hörten auf zu brennen und sie fühlte sich, als wäre sie nur noch ein Schleier.
Doch bevor sie sich wirklich an dieses eigenartige Gefühl gewöhnen konnte, hörte es wenig später schon genauso plötzlich wieder auf. Dieses Mal war es Jaden, den sie schwer atmen hören konnte.
"Gut, das reicht für's erste.", jappste er.
"Wie?", fragte Iden erschrocken. "Wir sind doch keine zwei Minuten unterwegs!"
"Heh... Aber dafür zwei Stadtdistrike weiter, weit jenseits der Blockade. Rate mal wie ich euch überhaupt einholen konnte, mit diesen Typen auf euren Fersen."
Iden konnte es kaum glauben. Plötzlich flackerte ein Licht auf und blendete sie für einen Moment. Dann senkte Jaden seine kleine selbstgebaute Taschenleuchte und legte sie auf dem Boden ab. Erst jetzt erkannte Iden wie jung er wirklich war. Es erschien ihr unwirklich, wie ruhig er während ihrer Flucht geblieben war.
"Also...", fing er plötzlich an. "Um das klarzustellen: Ich habe nicht aus reinen Wohltätigkeitszwecken gehandelt. Tut mir Leid."
"So scheint das hier zu laufen.", stimmte Iden mit schwachen Lächeln zu.
Jaden erwiderte das Lächeln.
"Korrekt. Im Leben ist leider nie etwas umsonst. Also lass mich gleich zum Punkt kommen: Wo ist Kazan?"
Iden hörte auf zu lächeln und schüttelte den Kopf.
"Das wüsste ich auch gern."
"Ich weiß, dass er mit dir was zu schaffen hat. Komm schon, ist denke das wäre das Mindeste-"
"Ich weiß es wirklich nicht.", entschuldige sie sich. "Er hat mich da rausgeholt. Er nahm meinen Schlüssel. Dann ging er fort."
Jaden blickte sie einen langen Moment zweifelnd an, dann seufzte er resignierend als er ihr glaubte. Zumindest lebte Kazan. Das reichte ihm für den Moment. Doch was war mit dem Schlüssel? Jaden war gut darin Sachen zu beschaffen! Hätte Kazan nicht einfach ihm die Sache überlassen können? Er wollte sie schon danach ausfragen, aber hielt sich zurück als er sie so ansah. Sie war ein Bild des Jammers: erschöpft, frierend, im Nachthemd mit zu unpassender Jacke und über und über mit Blut bedeckt. Er beschloss sich das für später aufzuheben.
"Naja... Hätte ich mir schon fast denken können. Er verschwindet einfach immer so. Es ist einfach frustrierend."
Iden nickte nur stumm.
"... Nun, dann komm. Wir müssen dir etwas Vernünftiges zum Anziehen besorgen. Und wenn es nicht all zu schwierig wird, helf ich dir auch dich aus der Stadt zu schmuggeln oder was auch immer du vor hast."
Die Wasseradeptin sah ihn neugierig an.
"Aber nicht umsonst?"
"Natürlich nicht.", grinste er. "Mir würde sogar hier ein Kuss genügen."
"Unerhört!", donnerte plötzlich eine dritte Stimme, als Sharz Idens Körper verließ und Jaden beinahe ins Gesicht sprang. "Zeig gefälligst ein wenig Respekt vor Lady Iden."
Jadens Grinsen wurde brüchig.
"Ah... Wenn ich so darüber nachdenke... klassische Münzen sind nie verkehrt. Äh... zum Ausgang geht es hier entlang. Folgt mir."
Diesmal schaute Unarus Meliza durchdringend an. Wusste den heutzutage niemand mehr etwas über den Dämon Melfice bescheid? Er musste zugeben. Auch die Informationen der Meister über Melfice, waren über die Jahre geschrumpft. Aber dieses Monster war wieder beschworen worden und kurz davor sein Werk zu vollenden! Nach einer peinlichen Stille, began er schließlich zu sprechen.
„Es geht um eine große Bedrohung, die ganz Mirnuzar betrifft. Ein uralter Dämon Namens Melfice ist kurz davor die schwarze Sonne zu rufen. Wir, die Meister der Kampfkunst, suchen nach Wegen um ihn noch davon abzuhalten. Das Wissen eures Vaters könnte uns von großer Nützlichkeit sein. Ich möchte deswegen mit ihm sprechen und ihm diesbezüglich um etwas bitten.“ erklärte er sich.

Kudo schaute zu seiner Meisterin und dann zum Behälter. Er rekapitulierte nun seine gesamte Situation in seinem Kopf. Bisher war fast alles so gelaufen, wie er geplant hatte.
Zu aller erst hatte er sich von Rangi trennen müssen, um seinen Weg ins Leuchtturm alleine fortsetzen zu können. Das hatte er Dank seines Wetteinsatzes geschafft.
Er kannte sie gut genug, so das dieses Ergebnis von Anfang an, am wahrscheinlichsten für ihn gewesen war. Darauf hatte er gehofft. Natürlich hätte er sich auch nicht beschwert, wenn es zu der 'Ablenkung' gekommen wäre, aber nun konnte er sich endlich auf sein wahres Ziel konzentrieren – auf den Killer seiner Eltern.
Dieser Killer Namens Hashiro musste über eine unglaubliche Macht besitzen. Dies konnte man von den Erzählungen Loghains stark annehmen. Aus diesem Grund hatte er Rangi davon raushalten müssen. Er wollte nicht, das sie oder jemand anderes wegen ihm unnötig in Gefahr geriet. Hierfür würde er deswegen keinerlei Hilfe annehmen.
Seitdem Rangi fort war, fühlte er den tosenden Zorn in sich, der mit jeder weiterem Gedanken an seine Eltern noch weiter wuchs und ihn förmlich drohte einzunehmen. Die Flammen der Rache nahmen ihm beinahe die Luft aus der Lunge. Es war wie ein Vulkan, der kurz vor er Eruption stand. Er fühlte, wie die Kontrolle jeden Moment aus seinen Händen gleiten könnte. Nachdem Rangi weg war, gab es nun keine Person mehr, die diesen wachsenden Sturm des Zorns in ihm unterdrücken konnte. Jede einzelne Zelle in seinem Körper brannte darauf Hashiro zu begegnen.
Er sprach heute nie mehr darüber. Als Kind hatte er nach dem Verlust seiner Eltern und verschwinden seines Bruders eine schwere Kindheit gehabt. Nur seine Schwester war ihm geblieben, in dessen Armen er sich nicht selten ausgeheult hatte. Heute waren seine Erinnerungen an seine anderen Familiemitglieder sehr blass, aber sein Schmerz von damals war umso klarer. Er hatte als Kind immer nach dem Grund gesucht, warum seine Familie damals einfach 'verschwunden' war. Warum die Eltern der anderen nicht verschwanden. Irgendwann hatte er ihren Tod akzeptiert und nach vorne geblickt. Wie aber hätte er ahnen können, dass sie von jemandem kaltblütig getötet worden waren?
Ailas konnte nun warten. Er interessierte ihn momentan nicht. Ihn interessierte überhaupt nichts mehr. Er hatte alles zur Seite geschoben um sich dieser Sache zu widmen.
Bisher besaß er nicht die geringste Spur von Hashiro. Er musste ihn also zu sich locken. Laut Loghain wollte er auch den Leuchtturm entzünden. Aus diesem Grund würde er den Zugang zum Leuchtturm öffnen, damit Hashiro den Turm betreten konnte, während er drinnen auf ihn warte. Sein Plan würde aufgehen.
Kudo schloss seine Augen und zügelte seinen Zorn. Er musste sich zuerst den Zugang selbst beschaffen. Seine Augen öffneten sich, während er nun wieder vor der Wahl stand.
Es gab mehrere Alternativen. Entweder spielte man ihm einen Streich und die Personen die er 'normalerweise' traute würden ihn täuschen oder es war genau das Gegenteil. Sie würden ihm den richtigen Weg zeigen.
Kudo überlegte nicht lang und hatte sich entschieden. „Keiner von euch ist echt. Aus diesem Grund solltet ihr nicht von mir mein 'echtes' Handeln erwarten.“ erklärte er und nahm den Behälter zu sich, während er sich zu Merl drehte und ihm folgte.
Immerhin komm ich mir so nicht vor, als hätte ich auf ihn gehört.
@ Sinrath: Ich hab mich bei der Sache mit Teol und Melfice auf diese Worte von Melfice aus dem Beitrag von Sking vom 28.09.13 19:27 bezogen:
"Melfice lachte süffisant, ehe er seinen Kopf schüttelte. "Es wäre doch ein großer Jammer, wenn ich die Überraschung verderben würde, nicht wahr Calixtus? Was suchst du eigentlich hier? Wolltest du nicht diesen 'Menschen' besiegen oder sogar töten? Wie ich sehe hast du dabei versagt. Keine Sorge, ich habe das gemacht, wofür du zu unfähig warst."
Jetzt im Nachhinein ist mir klar dass dieser "Mensch" Merl ist, hab jedoch aus irgendeinem Grund gedacht es wäre Teol gemeint als ich den Beitrag gelesen hab da, Calixtus im Moment nur an Teol interessiert ist. Bin da ein wenig durcheinander gekommen. Streichen wir also die Stelle aus meinem Beitrag Teol und Melfice sind sich nie begegnet.
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Das erste was Lashon bemerkte als er an Bord von Dragonminers Luftschiff stieg waren die Augen der Kinder.
Sie versteckten sich in den pragmatisch aus Tierknochen und Fellen eingerichteten Zelten die sich an Deck des Schiffs befanden. Aus jedem der Zelte lugten Dutzende neugierige Augenpaare, Lashon erkannte Kinderaugen in den Zelten und Frauen die, die Kinder daran hinderten frei aufs Deck zu laufen.
Dragonminer nickte Lashon zu.
"Überrascht?, diese Schiffe sind nicht nur unsere Transportmittel sondern auch unsere Zuhause. Ja ,man sieht Zelte ziemlich selten an Deck eines Schiffs nicht wahr?"
"Man sieht auch fliegende Schiffe recht selten. Erst recht welche die gross genug um ein kleines Dorf zu beherbergen." erwiderte Lashon.
Dragonminer deutete auf den Ballon aus Tierhäuten der über dem Deck des Schiffes durch den Wind glitt und das Schiff in die Lüfte hob.
"Dies hier ist ein Ballon der aus den Gallenblasen der Zepp-Echsen hergestellt wurde. Wir füllen diese Ballons mit einem speziellen Gasgemisch dass uns erlaubt in die Lüfte zu steigen. Deswegen nennen wir diese Luftschiffe Zeppeline.
Vor 20 Jahren noch, waren wir einfache Nomaden die mit ihren Zelten durch die Steppe Nord-Shetvers zogen. Zugegeben die Zelte sind ziemlich nutzlos auf den Zeppelinen aber man kann sich schwer von Traditionen trennen. Seit dem wir diese Luftschiffe haben hat sich unser Leben drastisch verändert. Ich wage zu sagen dass wir mittlerweile eines der reichten Völker Mirnuzars sind, jedoch bevorzugen wir eine einfache Art zu leben, die meisten von uns jedenfalls. Die Zeppeline sind unser Transportmittel und unser zu Hause geworden."
Dragonminer blickte zu Sinaphie die von der Reling aus durch die Wüste starrte auf der Suche nach Lebenszeichen von Kanra und den anderen. Dragonminer schaute sie leicht verträumt an.
"Ich kann nicht glauben eine lebende Aeorill zu Gesicht zu bekommen. Ich bin seit unserem grossen Stammesvater wohl der letzte der dieses Glück erleben darf."
Lashon sah Dragonminer mit schief gelegtem Kopf an.
"Herr Dragonminer, verzeiht mir die Frage aber woher weiss euer Volk von den Aeorill?"
Dragonminer wandte leicht verdutzt das Gesicht von Sinaphie ab und sah verdutzt Lashon an.
"Ah, ja. Vielleicht war unsere Art der Begrüssung wohl nicht ganz passend. Es gibt eine uralte Geschichte die unser Stamm mit den Aeorill verbindet. Vor Jahrhunderten, hat unser Stammesvater der Begründer des Volks von Sitras einen Bund der ewigen Freundschaft geschlossen mit einem Federheld der Aeorill. Es ist eine ziemlich lange Geschichte also werde ich sie euch sparen.
Jedoch gab unser Stammesvater diesem Federhelden das Versprechen das unser Volk für immer und ewig bei dem Volk der Aeroill in der Schuld steht und wir sie unterstützen wo wir können. Wir respektieren den Willen unseres Vorfahren, Herr Lashon. Das ist alles."
Lashon sah nun ebenfalls hinaus auf die Wüste die unter ihnen vorbeizog.
"Du bist ein Berührter, Herr Lashon. Nicht wahr?" fragte Dragonminer unverblümt.
Lashon zuckte ob der direkten Frage zusammen.
Dragonminer setzte sich im Schneidersitz auf das Deck des Schiffes und stützte sein Gesicht mit der Hand ab.
"Kein Grund es zu leugnen, du machst es wahrscheinlich unterbewusst aber du versuchst Sternenkraft auf zu laden, scheint als will dein Körper nicht glauben das die Sternenkraft hier nicht wirkt...Ist ein bisschen so wie Phantomschmerzen, du weisst schon Menschen die einen Arm verloren haben und manchmal denken ihn noch zu fühlen. "
Verdutzt überlegte Lashon ob Dragonminer die Wahrheit sagte oder ob es eine Art von List war, ein Bluff um eine Reaktion aus ihm zu bekommen.
Die Krieger an Bord als auch die Frauen und Kinder hielten Abstand von ihm, Dragonminer und Sinaphie. Es schien sich jedoch um keine Falle zu halten.
"Seid nicht überrascht, Herr Lashon. Wir reisen seit Jahren durch die Welt an Orte an die sich niemand sonst wagt und besorgen uns dort Rohstoffe. Wir haben viel erlebt und wenn wir nicht in der Lage sind auf einen Blick zu erkennen ob die Monster die wir bekämpfen Sternenkraft nutzen, sind wir ziemlich aufgeschmissen. Ihr seht nicht wirklich aus als ob ihr mir glaubt. Wenn ihr es euch nicht erklären könnt dann nennt es einfach "Instinkt."
Mein Sohn ist auch ein Berührter müsst ihr wissen, das obwohl niemand aus meiner Familie oder unserem Stamm in der Lage ist Sternenkraft an zu wenden.
Er ist ein wahrhaftiges Genie! Er hat diese fliegenden Schiffe erfunden als er gerade einmal 10 Jahre alt war!"
Mit weit göffneten Augen sah ihn Lashon an.
"Mit 10 Jahren!?" entfuhr es ihm. Eigentlich wollte er nur etwas über den Verbleib der anderen wissen aber diese Geschichte erschien ihm zu abenteuerlich um sie zu glauben. Ein Bild von Trems flackerte für einen kurzen Moment vor seinem geistigen Auge auf.
Das Stammoberhaupt der Sitras lächelte unverhohlen vor Stolz.
"Ganz recht! Das war vor ungefähr 20 Jahren. Mein Sohn Pescio bastelte sich aus dem Abfall der Jäger ein fliegendes Schiff zusammen, es war zwar nur klein, jedoch ein Wunder in unseren Augen. Und jeden Monat wurden seine Flugschiffe grösser und grösser. Er war nie zum Krieger geeignet, allerdings überarbeitete er unsere Waffen und Werkzeuge schon bereits im Jungen Alter, bis sie zu dem wurden was sie heute sind."
Dragonminer erhob sich, wandte sich von Lashon und Sinaphie ab und erhob seine Lanze,
"Aber genug davon, eure Freunde zu finden ist fast unmöglich in dieser Wüste deswegen werden wir nur die Routen abfliegen von denen wir wissen dass es dort bewohnte Flächen gibt. Sollten eure Freunde es nicht zu einem bewohnten Gebiet geschafft haben so muss ich euch sagen, dass sie höchstwahrscheinlich tot sind."
Die Männer auf Dragonminers Schiff wichen kaum merlich vor ihm zurück. Er stellte sich auf die Reling die von Sinaphie gegenüberlag.
Ohne Vorwarnung brach ein gewaltiges Maul mit ebenso gewaltigen Zähnen aus dem Sand und flog auf das Schiff zu.
Lashon nahm ein kollossales Schwarzes Auge über dem Maul wahr, bevor Dragonminer mit seiner Lanze zu stiess.
Die Spitze von Dragonminer´s Waffe blitzte mit einem lauten Knall auf, dann fiel das kolossale Wesen das versucht hatte sie an zu greifen, auf den Wüstensand.
Der Aufprall des massiven Körpers auf die Wüste verursachte einige kleine Sanddünen.
Das Monster sah aus wie ein riesiger Fisch der mit einem Panzer aus Steinen umgeben war.
Das Tier windete sich eine Weile und grub sich dann in den Wüstenboden. Nach einem kurzen Moment schoss das Tier wieder aus dem Wüstenboden, diesmal jedoch weiter vom Schiff entfernt. Wieder grub es sich in den Sand und sprang dann von dort hinaus um vor dem Schiff zu flüchten.
Dragonminer packte seine Waffe wieder auf seinen Rücken und sprang zurück an Deck als wäre nichts geschehen.
"Ein Sandwal. Es war nur ein Junges. Die ausgewachsenen Exemplare haben gelernt uns aus dem Weg zu gehen. Es gibt keinen Grund es unnötig zu töten oder zu verletzten.
Diese Wüste ist voll mit solchen Kreaturen, deswegen sage ich euch, dass der mögliche Tod eurer Kameraden etwas ist worauf ihr euch einstellen solltet.
Raislig war eine kleine Hafenstadt an der südwestlichen Küste des Kontinents, der den größten Teil von Hiran ausmachte, und damit praktisch der am weitesten von North entfernte Ort von ganz Silkanas, da dieses nördlich des Ostreiches lag. Es gab zwei oder drei bewohnte Inseln, die noch weiter südwestlich lagen so wie auch ein paar Unbewohnte. Raisligs Bedeutung für ganz Hiran war praktisch nicht existent, doch es stellte eine wichtige Lebensader für die Inselbewohner dar, die über die Hafenstadt Rohstoffe vom Festland erhielten und ihre Waren an das Festland lieferten.
Sollte der Waffenstillstand zwischen Hiran und dem Ostreich tatsächlich andauern und die Begrenzungen für Teleport aufgehoben werden, war Kazan sich sicher, dass Raisling von der Landkarte verschwinden würde.
Was Teleport betraf so gab es einmal im Monat eine Gelegenheit von Raislig aus zu einer der Stationen in den größeren Städten zu reisen, während der Teleport nach Raislig von einer der Stationen in den großen Städten jederzeit möglich war. Auf diesem Wege war auch Kazan hergekommen.
Er war nie zuvor in Raislig gewesen, aber die Stadt bestand aus ähnlichen Häusern wie viele Orte in abgelegeneren Regionen Hirans. Es gab fünf Anlegestellen für größere Schiffe, von denen zwei belegt waren, und eine Reihe kleinere Stege für Fischkutter und ähnliches. Parallel dazu standen das Verwaltungsgebäude des Hafens, an dem auch sein Teleport geendet hatte, die Fischerei und einige Lagerhäuser, in denen die Waren für und von der Insel bis zum weiter Transport zwischen gelagert wurden. Die Wohnhäuser und weitere Gebäude waren weiter landeinwärts errichtet worden.
Etwa hundert Meter aufs Meer raus ragten je fünfhundert Meter weit auseinander Metallsäulen aus der Wasseroberfläche auf denen in einem regelmäßigen Muster grün leuchtende Psynergiekristalle angeordnet waren. Sie waren teil des Kontinentalschilds gewesen, der aktiviert worden war, um die Angriffe von Varus und seinen Untoten zu unterbinden, nachdem dieser dunkle Gott einen enormen Machtschub erhalten und in wenigen Tagen das Zentralreich vernichtet hatte.
Kazan hatte gehört, dass nicht mal ein Zehntel der Bevölkerung dort überlebt hatte, das sämtliche großen Festungen und viele der Städte zerstört worden waren und das praktisch das gesamte Land von der Seuche der Untoten befallen war.
Hiran war einer derartigen Vernichtung dank des Kontinentalschilds entgangen, obwohl auch dieser einem direkten Angriff von Varus selbst wahrscheinlich nicht hätte standhalten können.
Die Berichte über den Zustand des Ostreiches, die er sich auf nicht ganz legalem Wege besorgt hatte, zeigten außerdem, dass es ohnehin nicht ganz so schlimm wie im Zentralreich gekommen wäre. Zwar waren weite Landschaften verseucht und viele Orte, wie etwa die Hauptstadt selbst zerstört worden, doch gab es noch immer sichere Orte, gewisse Gebiete mit fruchtbarem Boden und sauberem Wasser und der größte Teil der Bevölkerung war auf unbekanntem Wege der Katastrophe entgangen. Kazan hätte auf unterirdische Festungen getippt, wie die die unter dem alten Palast des Ostreiches gewesen war.
Der Kontinentalschild war, nachdem Varus in dieser fremden Welt Mirnurzar durch eine Drei- oder Vierweltenarmee sein Ende gefunden hatte, aufgehoben worden und es hatte noch keine neue Invasion durch die Untoten gegeben, wenn gleich von einem Sieg in deren Welt Weyard auch nicht berichtet worden war.
Kazan verschränkte die Arme und rieb sich die Oberarme mit den Händen, als ihn eine frische Seebrise frieren ließ. Sein Mantel wäre jetzt praktisch gewesen, der war zwar augenscheinlich nicht besonders warm wärmte oder kühlte ihn jedoch tatsächlich immer auf eine angenehme Temperatur. Er hatte ihn schon in einer Wüste, einer Höhle innerhalb eines Vulkans und einer Eiswüste getragen und war zufrieden gewesen. Die Eiswüste war zugegeben von der Psynergie einer Gruppe Adepten geformt worden und hatte sich in einer Region mit mildem Klima befunden.
Ursprünglich stammte der Mantel wie viele andere von Kazans Artefakten aus einem Grab, aber er hielt diese Information gerne zurück.
Während er seinen Weg entlang des Hafens fortsetzte, warfen ihm einige heimische Leute neugierige Blicke zu. Es kamen selten neue Leute in die Stadt und wenn kamen sie als Teil einer Mannschaft und nicht alleine mit einem unplanmäßigen Teleport. Er hätte Tarnkappe verwenden können, aber da er nicht wusste wie lange er warten musste war unklar, ob er ihn über die gesamte Dauer seines Aufenthalts aufrecht erhalten konnte. Selbst wenn er den Ortsansässigen auffiel würden sie nicht wissen was er hier tat.
Seine Schritte stoppen nahe einer Planke, die von einem der beiden großen Transportschiffe an Land führte. Sein Blick glitt über es. Es schien kein psynergetisches Schiff zu sein und wirkte schon etwas älter. Die Farbe, mit der der Name an die Seite geschrieben worden war, blätterte ab, sodass man ihn nur noch zur Hälfte lesen konnte.
Kazans wissen über Schiffe hielt sich in Grenzen, aber er war sich ziemlich sicher, dass es nichts besonderes an diesem Schiff gab. Außer natürlich das es der Treffpunkt mit dem königlichen Agenten war, der ihm genannt worden war.
Er bezweifelte stark, dass es für das was danach kam verwendet wurde. Das Schiff war zwar unauffällig, aber in keinem besonders guten Zustand. Und während es vielleicht kurzzeitig klug erschien seine Reise in einem Hafen zu starten, der von dem eigentlichen Ziel wegführte, wenn man unentdeckt reisen wollte, bedeutete es in der Praxis, dass man Hirans Küste entlang hätte segeln müssen und schon wegen des Proviants mehrere Zwischenstopps einlegen musste. Im Endeffekt wäre der Hafen, von dem man schlussendlich Kurs auf sein Ziel nehmen würden, doch ein völlig anderer.
Vermutlich sollte hier nur festgestellt werden ob Kazan den Schlüssel hatte. Anschließend würde man ihm dann einen neuen Treffpunkt nennen. Eine verdammte Zeitverschwendung, wenn man Kazan fragte.
"Es ist nichts besonderes.", bemerkte ein Matrose, dem Kazans Blick aufgefallen war.
Kazan nickte. "Nur Eisen."
Der Matrose nickte und eine feine Spur von Psynergie wallte irgendwo hinter ihnen auf. Die Luft um sie herum begann sich kaum merklich zu verwirbeln, um ihre Worte nach außen zu Dämpfen.
"Jetzt können wir ungestört reden.", informierte ihn der Matrose zusätzlich.
Kazan sah ihn aus dem Augenwinkel an. Er war etwas größer als er selbst und trug abgetragene Kleidung. Sein Haar war dunkelbraun, aber wurde größtenteils von einer Mütze verdeckt. Vermutlich war er ein Venusadept, aber auch bei Schattenadepten tauchte diese Haarfarbe gelegentlich auf.
"Also?", fragte Kazan den Matrosen und zog den Schlüssel aus der Tasche, "Was jetzt?"
"Das ist er?", fragte der königliche Agent ihn.
"Wie gesagt nur Eisen. Der Trick bei Hexenmeisterschlüsseln ist, dass weder das Material besonders ist noch irgendwelche Psynergie dranhängt. Er muss die richtige Form haben, um ins Schloss zu passen, aber die Form allein ist auch wirkungslos. Es ist die Psynergie des Schlosses, die den Schlüssel wieder erkennt, obwohl er nichts besonderes ist. Ich bin ziemlich sicher, dass dieser Schlüssel gemeint war, als mir aufgetragen wurde einen Schlüssel zu besorgen. Ob es tatsächlich der Schlüssel ist, kann man aber erst mit Sicherheit sagen, wenn er die Tür öffnet."
"Das muss reichen." Der königliche Agent griff nach dem Schlüssel, doch Kazan schloss seine Hand, bevor er ihn nehmen konnte.
"Was ist mit eurem Teil der Abmachung?"
"War nicht vorgesehen, dass ihr diese Sache bis zum Ende mit uns durchsteht?"
"Trotzdem hätte ich meine Bezahlung gerne gegen Lieferung.", erwiderte er unnachgiebig.
Der Agent lächelte. "Wie ihr wollt. Ich sage der Mannschaft, dass sie das Schiff vorbereiten sollen. Es könnte eine Weile dauern."
"Wir nehmen 'dieses' Schiff?", fragte Kazan ungläubig.
"Mehr oder wenig." Die Luft um sie herum beruhigte sich wieder.
"Aber ich sollte wohl nicht solange Reden.", der Agent kratzte sich verlegen am Hinterkopf, "Ich muss zurück an die Arbeit, mein Herr. Kommt ruhig bald wieder vorbei, dann könnt ihr mit dem Käpten über die Überfahrt verhandeln."
Und dann schritt er gemächlich über die Planke auf das Schiff.
"Freizeit?", fragte Kazan sich laut, "Ich kenne eine Menge Orte, an denen ich die lieber verbringen würde."

Aktar ließ die Axt in seiner Hand zurück in die Schlaufe auf seinem Rücken gleiten. Er hatte seit einiger Zeit kein Zeichen der Flüchtigen mehr entdeckt. Da er sie noch nicht eingeholt hatte, war er sich eigentlich sicher gewesen, dass sie diesen Weg genommen hatte, aber er fand auch hier keine Spur von ihr.
Er stieß unwillkürlich ein leises Knurren aus. Wenn sie zu schnell war, war sie inzwischen zu weit weg um sie noch einzuholen, und wenn sie sich getarnt hatte, dann auf ein Weise, die er nicht durchschauen konnte. Ihm fiel nur eine Möglichkeit ein, bei der er noch die Chance hatte sie doch noch zu fangen.
Aktar fuhr herum und rannte den Weg, den er gekommen war wieder zurück. Das letzte Mal als er sie gesehen hatte, war gewesen, als er und Tashkir sich getrennt hatten, um zwei unterschiedlichen Zielen zu folgen. An irgendeinem Zeitpunkt danach musste sie einen Weg genommen haben, den Aktar nicht kannte. Die Wahrscheinlichkeit, dass er sie jetzt noch einholen konnte war auch hier gering, aber ein Weg, den er nicht bemerkt hatte, konnte so schlecht zugänglich sein, dass sie sich nur extrem langsam hindurch bewegen konnte und er nur auf der anderen Seite auf sie warten musste.
"HEEEEEEEEEEEEEEEEEY!", hallte Tashkirs Stimme zu ihm hinüber und dann überraschend leise, "Was gefunden?"
Sein Partner joggte ihm langsam entgegen, während er etwas mit seinen riesigen Handschuhen vor sich hielt.
"Nein.", gestand er, "Du?"
"YEEEAAAAH!" Tashkir stieß eine Hand in die Luft, während er breit grinsend mit der anderen das was er in der Hand hielt in Aktars Richtung hielt. "KaaaAAAAAAAATZEEEEEEEE!"
Eine unheilvolle Stille legte sich über die Straße. Selbst die gestreifte Katze, die im Griff des riesigen Handschuhs zappelte, schwieg erwartungsvoll auf das was als nächstes geschehen würde.
"Was ist mit der Flüchtigen?"
Das breite Grinsen seines Partners verschwand. "Upps."
Mit einem Seufzen sank Aktar der Kopf auf die Brust.
"War sicher nur der Köder, Kumpel!", platzte es aus Taskir heraus, "Aber viel wichtiger: DIE KAAAATZE! Ich dachte ja ich nenne sie Leanne nach meiner Mutter, möge sie in Frieden ruh-"
"Das ist ein Kater.", warf Aktar ein.
Tashkir hielt inne, musterte das Tier eindringlich und fragte dann: "Bist du sicher?"
"Mein momentaner Blickwinkel lässt nicht sehr viele Zweifel zu."
Der andere Stadtwächter seufzte jetzt ebenfalls, dann riss er die Augen weit auf und sein Grinsen kehrte zurück. "Dann nenne ich IHN Leanne nach meiner Mutter, der alten Hexe, die wirklich langsam ins Gras beißen könnte."
Der Kater gab ein Fauchen des Protests von sich, doch Tashkir erstickte es indem er ihn in die Luft warf und wieder auffing, nur um ihn erneut in die Luft zu werfen. "Leanne! Leanne! LEANNE!"
Aktar konnte dem Treiben nur fassungslos zu sehen.
"Oh, die Flüchtige!", bemerkte Tashkir mit einem Mal und verpasste prompt den Zeitpunkt, um "Leanne" wieder aufzufangen.
Dem Kater gelang es irgendwie auf den Beinen zu landen und er versuchte wegzulaufen, doch Tashkir bekam ihn am Schwanz zu fassen und zog ihn ruckartig und elendig fiepend wieder zu sich hinauf.
"Inzwischen dürfte sie weg sein.", meinte Aktar niedergeschlagen, "Ich frage mich nur immer noch, wie sie das gemacht hat."
Tashkir deutete mit dem Daumen nach links in eine Gasse. Er folgte dem Zeig und betrat diese. Es gab kein Anzeichen, dass die Flüchtige hier gewesen war. Die hatte es auf seinem letzten Weg auch nicht gegeben, aber dieser Weg verlief für lange Zeit nur linear, weshalb er sie hier hätte sehen müssen. Dann blieb sein Blick an einer Stelle auf dem Pflaster hängen, wo die Steine nass glänzten.
Die Flüchtige hatte Psynergie benutzt, um einen Wasserfilm unter ihren Füßen zu erzeugen, der es ihr erlaubt mit Bewegung wie beim Eislaufen rasch über die Straße zu gleiten. Da sie die Kontrolle über den Film hatte, blieb keine Feuchtigkeitsspur zurück. Dieses Wasser konnte jedoch heißen, dass sie die Psynergie hier aufgelöst hatte und wenn das der Fall war, musste ihr Fluchtweg irgendwo hier sein.
Die Wahrscheinlichkeit war natürlich nicht besonders hoch, denn sein einziges Indiz war eine winzige Wasserlache.
Sein Blick fiel auf eine Luke an der Straßenseite. Es gab kein Ventil zum Öffnen auf dieser Seite, aber wenn sie nicht ordnungsgemäß verschlossen gewesen war konnte die flüchtige Person natürlich trotzdem auf diese Weise entkommen sein.
In ein fließenden Bewegung zog Aktar eine einblättrige Streitaxt von seinem Rücken, die zum benutzen mit zwei Händen gefertigt war.
Mit einem Aufschrei schlug er die Axt mit einer Hand auf die Erde. Funkensprühend drang die Schneide einige Zentimeter in den Boden knapp unter der Luke ein. Schwarzer Blitze schossen explosionsartigen in alle Richtungen aus dem Kopf der Waffe und sprengten das Pflaster und stellenweise die angrenzende Hauswand unter tosendem Lärm auseinander.
Kleine Trümmerstücke schossen mit irrsinniger Geschwindigkeit in alle Richtungen, schabten über Aktars Rüstung und fügten ihm kleine Schnitte an der ungeschützten Haut zu. Ein größere Steinsplitter traf ihn an der Stirn und zerbrach dort, doch Aktar ignorierte es einfach.
Nur die Luke fing er mit seiner freien gepanzerten Hand ab und lenkte sie mit einem angestrengten Knurren zur Seite ab, als sie direkt auf seinen Kopf zuflog.
Nachdem sich der Staub gelegt hatte, sah Aktar in das Loch vor sich hinunter. Angestrengt stierte er in die Dunkelheit, aber es war eindeutig, dass die Flüchtige inzwischen über alle Berge war.
Wenn dieser Tunnel aber die Erklärung für ihr verschwinden war, warf das eine andere Frage auf.
"Woher wusste sie davon?", fragte Aktar, während er die Axt wieder wegsteckte, "Wenn sie nicht von hier ist?"
Tashkir zuckte die Achseln, was dem Kater Leanne, den er inzwischen über seine Schulter gelegt hatte, ein verärgertes Fauchen entlockte. "Der andere vielleicht schon."
"Er sucht einen Eingang ohne sie und erzählt ihr von einem anderen Eingang, an dem er ihr die Tür aufmacht? Nein."
"Vielleicht wollte er einfach, dass der Eingang ein Geheimnis bleibt.", schlug Tashkir vor.
"Oder sie hatten sich getrennt und er hat nur zufällig mitbekommen, dass wir ihr folgen. Dann hat er vermutet, dass sie hier vorbeikommen muss und ist durch die Tunnel vorausgeeilt..."
"Er hatte Glück, dass wir ihm nicht begegnet sind, während der Verfolgung."
"Ja... Augenblick mal... könnte es sein." Ein raubtierartiges Lächeln erschien auf seinen Lippen. "Jaden?"
"Wer?", fragte Tashkir verwirrt.
"Der Junge neben mir, als wir uns begegnet sind."
"Hm..."
"Etwa diese Größe. Schwarze Haare.", fuhr er fort, während er seine Hand ungefähr in Jadens Höhe über den Boden hielt.
"Oh! Ja, ja, ja! JA, JA, JAAAAAAAAaaaaaaaaaaaaaa..." Tashkirs Ausruf ging in ein Seufzen über. "Keine Ahnung wen du meinst."
"Ist ja auch egal.", murmelte Aktar resigniert, während er an seinem Partner vorbeiging, "Egal ob es jetzt Jaden ist oder diese zweite Person vom Tatort oder jemand gänzlich anderes, er scheint von hier zu kommen und seinen Methoden nach hat er einen zwielichtigen Hintergrund. Wir wissen doch, wie man mit solchen Leuten umgeht."
Er und Tashkir, der inzwischen neben ihm ging, tauschten einen Blick.
"Kopfgeld?", fragte Tashkir erwartungsvoll.
"Kopfgeld!", stimmte Aktar seinem Partner zu.

Iden sah nervös zu der leuchtenden Fläche in der Dunkelheit über sich hinauf. Jaden streckte gerade den Kopf hindurch, um sich zu versichern, dass die Luft rein war.
"Keiner da!", raunte er zu ihr hinunter und kletterte durch die Luke ins Freie.
Iden kletterte schnell die letzten Sprossen der Leite hinauf und folgte seinem Beispiel. Trotz des bewölkten Himmels draußen kniff sie geblendet die Augen zusammen und schirmte sie dann mit der Hand ab bis sie sich daran gewöhnt hatte. Sie nahm einen tiefen Atemzug.
Auch wenn sie noch nicht besonders lange in den Tunneln gewesen waren, war Iden heilfroh wieder im Freien zu sein, wo es Licht und frische Luft gab. Zumindest auf emotionaler Ebene. Auf intellektueller Ebene andererseits bereitete ihr das Wissen, dass sich die Chance entdeckt zu werden an der Oberfläche drastisch erhöhte, Unbehagen.
Jaden gab ihr nicht viel Zeit darüber nach zu grübeln. Er bedeutete ihr mit einer forschen Handbewegung ihm zu folgen und setzte sich in Bewegung. Der Bezirk schien weder besonders arm noch besonders Reich zu sein und beherbergte zahlreiche Handwerker. Ihr Weg führte sie zunächst durch einige schmale Gassen und dann über eine breitere Straße. Auf dieser waren einige Leute unterwegs, doch es waren immer noch wenig genug, um den Moment, in dem sie die Straße überquerten, so ab zu passen, dass niemand in ihre Richtung sah. Danach bewegten sie sich weiter auf weniger gut einsehbaren Wegen. Schließlich blieb Jaden auf der Rückseite eines Gebäudes stehen, das wie die meisten Gebäude in dieser Gegend nur aus Holz bestand. Die beiden Nachbarhäuser waren größere Steinhäuser.
"Warte hier!", befahl der Junge und schlich entlang der Wand des Gebäudes weiter.
Iden sah ihm nach bis er um eine Ecke verschwand. Es dauerte einige schier endlose Minuten, in denen Iden nicht anders konnte als sich immer wieder nervös umzusehen, bis er wieder auftauchte und sie zu sich winkte.
Der Weg war mehr ein Spalt zwischen dem Holzgebäude und dem angrenzenden Gebäude als eine Gasse und selbst Jaden musste sich flach gegen eine der Wände pressen, um durchzupassen. Nach einigen qualvoll langsamen Metern ließ sich Jaden auf einmal an der Wand hinab rutschen. Iden folgte ihm mit den Augen nach unten und sah ein Loch in der Holzwand. Jaden hatte seine Beine hindurch gesteckt und die Ränder des Lochs ergriffen. Er zog sich weiter hinein, während er mit den Beinen vorwärts robbte und verschwand im Inneren des Gebäudes.
Iden schob sich an der Wand weiter bis sie vor dem Loch stand und machte sich daran es ihm gleich zu tun.
~Augenblick.~, meldete sich Sharz zu Wort.
~Was ist? Die bist auf den Weg furchtbar still gewesen.~
~Ich denke nur, dass ein Kleid furchtbar schlecht hierfür geeignet ist. Ich werde wohl dafür Sorgen, dass der Junge nicht auf komische Gedanken kommt. Mach nur weiter.~
Bevor Iden noch etwas sagen konnte, hatte der Dschinn ihren Körper als blaue Lichtkugel verlassen und war durch die Öffnung in der Wand verschwunden.
Jetzt auch noch auf einem völlig anderen Level besorgt als zuvor, lehnte sie sich zurück gegen die Mauer und rutschte langsam an dieser hinunter, während sie die Beine durch die Öffnung ausstreckte. Ihre Beine rieben über den Rand des Loches, während sie sie hindurch schob. Sobald sie weit genug am Boden war, tat sie es Jaden gleich und ergriff die Kanten des Loches, um sich hindurch zu ziehen, während sie gleichzeitig ihre Beine im Inneren benutzte um sich vorwärts zu ziehen. Sie musste sich schlussendlich ganz auf den Boden legen, um sich durch die Öffnung zu zwängen, aber schaffte es ohne große Probleme ins Gebäude.
Das Gebäude hatte keine Fenster, aber es fiel Licht durch die Spalten zwischen den Brettern, aus denen die Wände gemacht waren, zumindest auf der Vorder- und Rückseite, wo keine Gebäude angrenzten. Außerdem erhellte eine zusätzliche Lichtquelle ihre Umgebung. Jadens Taschenleuchte stand auf einer Kiste direkt neben der Öffnung, durch die Iden das Gebäude betreten hatte.
Nachdem sie aufgestanden war, sah sie sich etwas genauer um. Es schien eine Art von Lager zu sein, denn Kisten verschiedener Größe füllten den größten Teil der Fläche. Meist ohne ein logisches System.
"Ich hab gesagt, das hatte ich nie vor!", hörte sie Jaden rufen.
Iden ging hinter der Kiste mit der Taschenleuchte in Deckung und sah in die Richtung, aus der seine Stimme gekommen war. Jaden schien gerade vor etwas zurückzuweichen. Er wirkte verängstigt. Dann sah er zu ihr hinüber und fuchtelte wütend mit der Hand.
"Was machst du da?! Komm rüber und sag deinem ver-"
Die Worte des Jungen rissen ab, als eine blaue Lichtkugel sich aus seiner Brust löste und ihn erschauern ließ.
"Was hast du getan?", fragte Iden ihren Dschinn vorwurfsvoll, während sie aus ihrem allem Anschein nach unbrauchbaren Versteck kam.
"Gar nichts.", antwortete Sharz.
"Nichts? Nichts?!", protestierte Jaden, "Du hast mich besessen, verdammt?! Nennst du das etwa allen ernstes 'Nichts'?"
"Ich wollte nur sichergehen, dass du nicht auf dumme Gedanken kommst."
"Ich hab dir schon gesagt, dass ich das nie-"
"Warum hast du ihn nicht einfach rausgeworfen?", wollte Iden verwundert wissen.
"Wie? Was?" Jaden starrte sie fragend an. "Das geht?"
"Es heißt nicht umsonst Bündnis.", erklärte sie ihm, "Beide Seiten können es jederzeit aufheben."
"Ah, genau Bündnis. Davon hab gehört.", erinnerte der Junge sich, "Aber ich dachte, das machte einen stärker. Meine Psynergie hat sich einfach nur komisch angefühlt."
Iden lachte. "Du warst stärker. Deine Psynergie hat sich nur verändert, weil dein Element und das von Sharz nicht übereinstimmen. Das ist einer der Gründe warum fast nur elementare Adepten Dschinns verwenden."
"Ein anderer ist es, dass sie ein Vermögen kosten.", meinte Jaden abfällig, "Keine Ahnung warum irgendjemand eine derartige Summe bezahlen wollte, um irgendeinen Nörgler in seinen Kopf zu lassen."
"Sharz, ist etwas speziell.", gab Iden zu bedenken, "Und selbst er hält sich für gewöhnlich zurück. Eine ganz andere Frage: Was ist das hier?"
"Das Lager? Das gehört Kolmack.", erklärte Jaden ihr, während er sich seine Taschenleuchte wiederholte, "Er soll mal ne große Nummer hier in der Stadt gewesen sein, aber das ist Jahre her. Heute ist er nur noch der Anführer einer brutalen Schlägertruppe. Und das hier ist ein Lager für die Ausbeuten seiner sinnloseren Überfälle. Soll heißen, um Leute einzuschüchtern brechen seine Schläger die Tür auf und stehlen alles was nicht festgenagelt ist. Du verstehst sicher, dass die Ziele nicht unbedingt reich sind und ihre Sachen zum Teil ziemlich wertlos sind."
"Und das lagert er alles hier?"
"Praktisch ohne Sicherheitsmaßnahmen. Es fällt niemanden auf, wenn etwas fehlt, solange man es nicht übertreibt. Manchmal findet man hier allerdings auch ganz nützliche Sachen deren wahren Wert Kolmacks Schläger einfach nicht begriffen haben. Jedenfalls lässt sich hier sicher irgendwo einigermaßen passende Kleidung für dich finden."
"Okay..." Iden gefiel es nach ihrer Begegnung mit Weven wirklich nicht noch einen Verbrecherboss zu verärgern, aber sie konnte wohl nicht wählerisch sein.
"Such du dahinten." Jaden zeigte in die Richtung, in der er sich mit Sharz gestritten hatte. "Ich muss etwas anderes suchen."
Als Jaden mit seiner Taschenleuchte davon eilte, wurde Sharz zu einer blauen Lichtkugel, um ihr den Weg zu leuchten.
"Du hast seit einer Weile nicht mehr protestiert.", bemerkte sie, während sie zwischen den Kisten hindurch schritten.
"Ich halte es für klüger sich mit diesem Jungen einzulassen, als sich der Gnade dieser beiden Stadtwächter auszusetzen. Ich bezweifle aber, dass er uns wirklich helfen wird von hier wegzukommen."
"Du vertraust ihm nicht?"
"Ich vertraue darauf, dass es im Augenblick seine einzige Absicht ist etwas schnelles Geld zu machen indem er uns hilft.", erwiderte Sharz, "Nur bezweifle ich, dass er sich der Gefahr aussetzt dir zu helfen nachhause zurückzukehren, sobald er erfährt wo das ist."
"Das steht nicht ganz oben auf der Liste meiner Reiseziele.", merkte Iden an, als sie eine lose Abdeckung von einer der Kisten schob.
Im Inneren waren zahllose Löffel, Messer, Gabeln, Kerzenhalter und weitere metallische Alltagsgegenstände.
"Kazan?", fragte Sharz sie mit einem verärgerten Unterton, während sie in der nächsten Kiste eine Menge verstaubter Bücher zum Vorschein brachte, "Weder könnt ihr ihm folgen noch solltet ihr das!"
"Wir hatten das schon! Und bisher haben wir noch nicht alles versucht."
Sharz schwieg bedächtig, bevor er fragte: "Und was können wir tun? Wenn er eine Teleportstation genutzt hat, kann er inzwischen überall sein."
"Ganz genau. Er wollte sicher so schnell wie möglich von hier weg und da ihn die Stadtwache nicht gejagt hat, wird er sich einfach teleportiert haben. Ich bin sicher, dass die Ziele sämtlicher Teleports aufgezeichnet werden. Ah."
Die Kiste, die sie so eben geöffnet hatte, enthielt Kleidungsstücke aller Arten und Größen.
"Das heißt wir müssten an die Aufzeichnungen von sämtlichen Teleportstationen der Stadt kommen, um ihn zu finden und das nur wenn er keine gefälschten Papiere verwendet hat."
Sharz schwebte direkt über die Kiste um ihr das sehen zu erleichtern, während Iden sich daran machte etwas herauszusuchen, das ihr passte.
"Wenn er so schnell wie möglich aus der Stadt wollte, hat er sicher die nächste Teleportstation aufgesucht, sobald er sich von uns getrennt hatte. Außerdem braucht er ein Schiff, um das Schloss zum Schlüssel zu erreichen. Falls wir also jemanden auf der heutigen Liste von Teleporten bei besagter Station finden, der frühmorgens zu einem Hafen gereist ist, ist das wahrscheinlich Kazan."
"Es sei denn er hat den Schlüssel in der Stadt an einen dritten verkauft oder macht einen Zwischenstopp in irgendeiner anderen Stadt oder..."
Iden unterbrach den Dschinn, bevor er noch weitere Möglichkeiten aufzählen konnte. "Ich sag ja nicht, dass der Plan perfekt ist!"
"Er ist furchtbar. Man kann nicht einfach in eine Teleportstation marschieren, sich die Liste der täglichen Teleporte ansehen und dann hinterher reisen. Nicht einmal wenn man nicht verfolgt wird und gültige Papier hat."
"Aber inzwischen weiß die Stadtwache sicher schon wo wir herkommen und konzentriert ihre Leute auf das Gebiet unseres einzigen Rückwegs. Sie ist unterbesetzt, also werden sie die Teleportstationen vielleicht vorwarnen, aber keine zusätzlichen Wachen abstellen."
"Du müsstest immer noch irgendwie an die richtige Liste kommen und bräuchtest die nötigen Papiere."
"Ich kenne da einen Jungen, der mir vielleicht helfen könnte."
"Wenn du ihn bezahlen könntest.", fügte Sharz hinzu, "Wir haben gerade kein Geld bei uns und ich werde sicher nicht zu lassen, dass du ihn auf unziemliche Weise bezahlst."
"Das hatte ich nicht vor!", zischte Iden ihren Dschinngefährten leise an, "Wenn er nach Kazan sucht, ist er vielleicht dankbar für jede noch so kleine Chance! Und warum klang es so viel niedlicher wie er es gesagt hat?"
"Niedlich? Dieser Kriminelle wollte deine hoffnungslose Lage gnadenlos ausnutzen."
Sie seufzte. "Lassen wird das."
"Er darf nicht unterschätzt werden, weil er jung ist! Er könnte schlimmer sein als diese Frau in dem Lager."
"Das... das bezweifle ich ehrlich gesagt... Oh, das hier passt."
Iden legte die grüne und braune Reisekleidung, die sie gefunden hatte, über die Kante der Kiste und ließ ihren Blick durch den Lagerraum schweifen. Das Licht, das von Jadens Lampe stammen musste, leuchtete mehrere Reihen von Kisten entfernt.
"Um mehr Privatsphäre kann ich in Anbetracht der Situation wohl nicht bitten." Widerstrebend streifte sie zunächst die Jacke ab und zog sich dann das Kleid aus, bevor sie sich daran machte die neue Kleidung anzuziehen. Sie passte nicht perfekt, aber gut genug, um kein Aufsehen zu erregen.
"Und wie sehe ich aus?", fragte sie scherzhaft, während sie sich die Haare zusammenband.
Sharz blieb ihr die Antwort schuldig und schwebte weiter zur nächsten Kiste, sodass Iden ihm folgen musste, um vom Lichtkegel seiner Kugelform zu profitieren. Es dauerte einige Kisten, bevor sie eine mit Schuhen fand.
"Nein. Nein. Nein. Nein. Nein.", flüsterte sie, während sie sich durch die Menge der Schuhe wühlte, bevor sie einen fand, der einigermaßen die richtige Größe hatte, "Der hier müsste gehen. Wo ist der zweite..."
Es kostete sie noch einige Minuten bis sie das Gegenstück gefunden hatte. Anschließend stieg sie in die Schuhe und kniete sich hin, um dafür zu sorgen, dass sie so gut es eben ging saßen.
"Wie ich sehe bist du fündig geworden.", hörte sie Jaden sagen, als neben Sharzs Licht noch anderes auf sie fiel.
Iden stand auf. "Und du?"
"Ja." Der Junge hob eine Flasche mit einer schwarzen Flüssigkeit.
"Was ist das?"
"Etwas das wie für dich gemacht ist. Kolmack bewahrt dieses Zeug in all seinen Lagern auf."
Sie warf ihm nur einen fragenden Blick zu.
"Hier ein paar Dinge über Kolmack. Wenn du ihn siehst, verziehst du dich so unauffällig wie möglich. Wenn er dich sieht, läufst du weg. Er ist ein Feueradept und hat viele Feueradepten in seiner Bande. Und während Feuer furchtbar gut dazu geeignet ist Leute einzuschüchtern und ihre Häuser gründlich zu zerstören, ist es furchtbar schlecht Aufgrund seiner Haarfarbe als Ursache eines Feuers erkannt zu werden."
"Also verändert es meine Haarfarbe?"
"Na ja, es bindet sich an Haare und färbt sie schwarz, aber der Effekt ist nur vorübergehend und lässt sich auswaschen.", erklärte Jaden, "Sollte für unsere Zwecke aber ausreichen."
"Der Stadtwache entkommen?"
"Aus der Stadt kommen.", korrigierte Jaden, "Es gibt nicht irgendwelche praktischen Geheimrouten aus der Stadt – immerhin wurde sie errichtet um völlig uneinnehmbar zu sein – also werden wir es wohl über die offiziellen Wege versuchen müssen."
"Da werden schwarze Haare nicht reichen, oder?"
"Natürlich nicht. Aber ich kenne jemanden, der uns da weiterhelfen kann." Er drückte Iden die Flasche in die Hand. "Wir können gehen, sowie du das verwendet hast."
Sie öffnete die Flasche. "Ich... möchte dich noch um etwas bitten, das uns vielleicht hilft Kazan zu finden."
Jaden sah sie mit großen Augen an. "Und um was?"

Natürlich hatten Tashkir und Aktar nicht wirklich die Autorität ein hohes Kopfgeld auf die Flüchtige auszusetzen. Es gab ein gewisses Budget für Hinweise auf und die Festnahme bestimmter Verbrecher, aber die Möglichkeit eine Prämie auszusetzen, wegen deren Höhe jemand bewusst begann nach einem gefährlichen Verbrecher zu suchen, hatte die Stadtwache nur in in Absprache mit den Gerichten durch einen Hauptmann. Da Fares niemals offiziell ihren Dienst quittiert hatte, waren weder Tashkir noch Aktar in der Theorie vom Rang eines Hauptmanns. Selbst wenn sie es gewesen wären, waren die Umstände innerhalb des Gasthauses noch nicht ausreichend bekannt, um einen Richter davon zu überzeugen seinen eigenen Hals zu riskieren, indem er sie praktisch zur Kriminellen erklärte.
Objektiv betrachtet wirkte es mehr wie ein Anschlag auf die Flüchtige selbst, da die Explosion in ihrem Zimmer stattgefunden hatte und bewusst auf einen kleinen Bereich fokussiert zu sein schien, aber Tatsache war auch, dass drei Mitglieder des Hotelpersonals mit einem Schwert getötet worden waren, das mit dem der Leiche des Toten aus dem Ostreich übereinstimmte. Zusätzlich war die Wasseradeptin vom Tatort geflohen und immerhin ging es hier um die Monster mit denen sie bis vor kurzem noch Krieg geführt hatten. Niemand konnte es ihnen übel nehmen, wenn sie sich die Chance einem von diesen ein paar Knochen zu brechen nicht entgehen ließen, oder?
Aktar stieß den Stadtwächter, der zusammengesunken vor dem Büro des Hauptmanns lag, mit dem Fuß an. Dieser gab ein leises Murren von sich reagierte ansonsten jedoch nicht. Die wenigen Stadtwächter, die sich noch in dieser Wache befunden hatten und nicht draußen nach der Flüchtigen suchten, befanden sich in einem ähnlich bewusstlosen Zustand.
Tashkir saß am Schreibtisch im Inneren des Büros. Seine überdimensionierten Handschuhe hatte er ausgezogen und auf der Tischplatte abgelegt. Der Kater, Leanne, lag zusammengerollt daneben, doch Aktar hatte so eine Ahnung, dass das Tier in Gedanken fieberhaft an einem Fluchtweg arbeitete.
"Ich hab was mit den Unterschriften von einem Richter und dem Hauptmann dieser Wache im Archiv gefunden.", verkündete Aktar, während er das Büro betrat.
"Heeeey, wusstest du schon, dass das Ostreich scheinbar schon auf die Überführung ihrer Toten drängt?", fragte Tashkir unerwartet und wedelte mit einem Bogenpapier, "Dieses Rundschreiben wurde scheinbar vom Palast aus an alle mit dem Rang eines Hauptmanns geschrieben, damit sie diesem Wunsch entsprechen."
"Und?", fragte Aktar, "Wir müssen sie übergeben, sobald wir sie fangen. Ich hatte nicht erwartet, dass es direkt ans Ostreiche ginge, aber ansonsten kommt das nicht überraschend."
"Es geht nur um die Toten.", widersprach Tashkir mit dem Finger wedelnd, "Diese Ostreich-Ungeheuer! Das ist praktisch ein Freischein mit den Lebenden zu machen was wir wollen! VERDAMMT NOCH MAL! DAS KLING ALS WOOOOOLLTEEEEN DIE, DASS WIR SIE UMBRINGEN! WAS FÜR EIN KRANKES LAND IST DAS DENN!"
Während er weiter gebrüllt hatte, hatte Tashkir begonnen wild mit den Armen zu fuchteln, doch sowie er endete schlug er seine Fäuste laut auf den Tisch und Leanne sprang auf. Bevor der Kater fliehen konnte, zog ihn Tashkir in eine beinahe knochenbrechende Umarmung, die dem Tier ein Ächzen entlockte.
"Ich weiß du bist genauso schockiert wie ich, Lea. Ich weiß...", säuselte er dem armen Tier ins Ohr.
"Lea?", fragte Aktar.
"Kurz für Leanne.", erklärte Tashkir nickend, "Es klingt viel männlicher, denkst du nicht auch? Ich meine: welcher Kater mit etwas Selbstachtung heißt denn Leanne? Das ist ein Frauenname! Ich muss es wissen. Meine Mutter, möge sie in Frieden – und möglichst bald – ruhen, heißt so!"
"Ähm, Kopfgeld?"
"Kopfgeld!", rief Tashkir freudig, räusperte sich und las von einem Blatt vor sich ab, "Die Gesuchte gehört einer radikalen Gruppe aus dem Ostreich an, der der momentane Waffenstillstand missfällt. Während ihre zwei Untergebenen inzwischen neutralisiert wurden, ist die Gesuchte noch immer auf der Flucht und gefährlich. Aufgrund von Zeugenaussagen und den Überresten ihrer Sachen in einem Gasthaus wird angenommen, dass es sich um eine Wasseradeptin handelt. Es konnte noch nicht festgestellt werden, ob die Gesuchte eine physische Bedrohung darstellt, doch wird geraten sich nur mit äußerster Vorsicht zu nähern. Hinweise auf die Gesuchte Person werden im Ermessensspielraum der Stadtwache entlohnt. Der Preis für ihre Ergreifung wurde auf 1.500.000 Goldmünzen festgeschrieben – auszahlbar einzig und allein in Währung des Königreichs Hiran."
"Ich weiß. Das habe ich mir ausgedacht.", meinte Aktar ratlos, "Du musst es mir nicht vorlesen."
"Aber IIIIIIIIIIIIIIIIIIICH habe die Fehler korrigiert!"
"Oh, danke."
"Nichts zu danken.", winkte Tashkir ab, "War ganz einfach! DA WAREN GAR KEINE FEHLER DRIN!"
"Danke, fürs nachschauen dann eben."
"KeeeeeEEEEEEIIIIIN PROBLEM! KÖNNEN WIR ES JETZT RAUSSCHICKEN? LOS JETZT! BITTE!", quengelte Tashkir wie ein kleines Kind.
"Die Unterschriften..." Aktar legte die Dokumente, die er im Archiv gefunden hatte auf dem Schreibtisch ab.
"Okey-dokey!", Tashkir griff sich eines davon und legte es vor sich ab.
Mit einem Mal wurde der sonst so laute Stadtwächter ganz leise und atmete tief durch. Dann fuhr er mit der Hand über die Unterschrift und hinterließ etwas Schattenmasse. Langsam zog sich die Masse zusammen und formte die Linien der Unterschrift nach bis sie ein genaues Ebenbild darstellte. Tashkir bewegte seine Hand über das Papier mit den Kopfgeldinformation und die Schattenmasse folgte. Sowie es das neue Blatt berührte, sank die Schattenunterschrift in das Papier ein. Er wiederholte den Prozess mit der zweiten Unterschrift. Dann sank er in seinem Stuhl zurück.
"FeeeeeEEEEEERTIIIIIG!", schrie er urplötzlich und kehrte somit zu seinem gewöhnlichen lauten selbst zurück.
"Also dann..." Aktar ergriff das gefälschten Kopfgeld und ging zu einem Gerät mit einem blauen Kristall hinüber, das auf einem kleinen Tisch an der Wand stand.
Er berührte den Kristall und ein blauer Lichtstrahl schoss senkrecht nach oben. Als er das Kopfgeld hinein hielt wanderte der Strahl schnell über alle der geschriebenen Worte, die als Reaktion aufleuchteten, und erlosch dann wieder. Damit war das Kopfgeld offiziell. Die einzelnen Branchen der Stadtwache würden bald davon erfahren und die Information über Fahndungsplakate und Geistleser weiterverbreiten. Mit der neuen Information, dass es sich um eine Wasseradeptin handelte, wurde der Flüchtigen die Bewegungsfreiheit genommen. Aktar war sich sicher, dass ihr mysteriöser Beschützer – seinem Instinkt nach war es Jaden – sie trotzdem aus dem Blickfeld der Stadtwache halten konnte. Die Frage war nur: Konnte er der Verlockung des Geldes widerstehen? Konnten andere Leute aus der selben Welt seine Verstecke nicht finden? Egal wie gut er war, wenn sich die Unterwelt in ihrer Gier in Bewegung setzte, würde die Wasseradeptin gefunden werden. Und die Leute der kriminellen Unterwelt wusste, bei wem sie das Kopfgeld kassieren konnten ohne zu befürchten, dass fragen über ihren eigenen Hintergrund aufkamen.
Wie furchtbar enttäuscht diese Leute doch sein würden, sobald sie erkennen mussten, dass kein Geld zum bezahlen dieses Kopfgelds bereitgestellt wurde.
"Wir sollten gehen.", meinte Aktar, "Bevor noch jemand hierher zurückkommt."
"Wir sind schon fast da." sagte Baronin Lascar mit ihren 2 Stimmen.
Hardin schauderte es jedes mal wenn die Baronin etwas sagte, die Unnatürlichkeit ihres Aussehens verstärkte das unwohl Gefühl nur.
Die Gruppe blieb vor zwei gewaltigen Torflügeln stehen die sich wie von Zauberhand von alleine öffneten.
Sie befanden sich unter der Erde, die grosse Halle die sie betraten wurde von an den Wänden angebrachten Kristallen erleuchtet. An je einem Ende der Halle sah Hardin Tunnelöffnungen aus Kristall und am Boden des Tunnels, eine Art Leiter aus Holz und Stahl die jedoch am Boden lag.
"Das sind Gleise." antwortete Baronin Lascar auf Hardins fragenden Blick.
Ein dröhnendes Geräusch unterbrach die Erklärungen der Baronin, sie schien jedoch nicht von dem Geräusch überrascht zu sein.
Auf den Gleisen fuhr ein Ungetüm aus Metall aus dessen Spitze Dampf schoss.
Hardin wich vor dem Ungetüm zurück, Eton liess sich nichts anmerken, wie er es normalerweise Tat wenn er den Menschen seine Heldenrolle vorspielte.
Mit einem lauten Zischen blieb die Maschine stehen.
"Hierrauf haben wir gewartet" teilte Baronin Lascar Hardin und Eton mit.
"Dies ist eine von den von Costello geförderten Erfindungen. Er nannte sie "Lokomotive", eine Art Kutsche die ohne Pferde fährt. Angeblich basiert das System auf irgeindeiner weyardischen Legende names Dädalus. Es ist mir egal wie dieses Ding funktioniert, so lange dieser Wagen auf diesen Schienen bleibt, kann er uns überall hinbringen. Dieses System soll im Moment nur den Lords zugänglich sein soll aber bald für die Öffentlichkeit nutzbar gemacht werden."
"Und Ihr seid euch sicher dass dieses Ding ungefährlich ist?"
"Nein." gestand Baronin Lascar gleichgültig ,"Künftiger Baron Eton. Ich bin als Baronin diejenige die in der Lage ist euch meine Nachfolge zu vermachen, wir werden uns nun in das Reich aufmachen das ich bis jetzt regierte und dort wird unser Schamane beweisen dass Prinzessin Shia bei euch ist. Und ich sollte euch von Costello ausrichten dass ihr ihm treu sein sollt, jedoch eure Verbindung zu ihm nicht offenmachen sollt.
Ihr könnt euch sicher denken weshalb. In der Öffentlichkeit wird verlautet werden dass euer Einsatz als neuer Lord nur zu statten kommt weil ich es so beschliesse."
"HAAAAAAAAAAAAARDIIIIIIN! Und Eton!"
Misstrauig hob Baronin Lascar eine Braue und wippte mit ihrem Rollstuhl in die Richtung aus der, der Ruf kam.
Silvester, der angezogen war wie ein junger Adliger, stürmte auf Hardin zu und schlang seine Arme um ihn.
"Hey, hey, Silvester!" sagte Hardin perplex während er den Jungen sanft versuchte von sich zu lösen. Es war in ihrer Bande oft vorgekommen dass sie Silvester über längere Zeit nicht sahen, aber das der Junge sich gleich so auf einen warf ist bisher noch nie geschehen. So ein kindisches Verhalten hatte Silvester bis jetzt nie an den Tag gelegt.
"Lasst den Jungen Meister sofort los, Gewürm!"
Ein junger Mann mit schulterlangen blonden Haaren der in einen schwarzen Anzug gekleidet war, kam hinter Silvester gelaufen und hielt eine Armbrust auf Hardin gerichtet.
"Shakir..." flüsterte Baronin Lascar missmutig.
"Junger Meister..?" wiederholte Eton.
"Zeigt gefälligst etwas Respekt vor dem Erben der Costello Familie. Junger Meister, diese Menschen mögen vielleicht wie eure Freunde aussehen aber wir können nicht ausschliessen das sie es wirklich sind. Meister Angelo Costello hat mir eure Sicherheit anvertraut. Kommt zu mir, Junger Meister" verlangte Marius Shakir.
"Meister Costello?"
Costello bedeutete dem Boten sich aus seiner Verneigung zu erheben.
"Sprich."
"Eine hochrangige Offizierin aus Reyters Berührtenfraktion ist hier. Ihr Name ist offenbar nur 'Flama'."
Costello musste innerlich lächeln, als er die Irritation in der Stimme des Boten hörte. Obwohl sie schon seit mehreren Jahren in Mirnuzar bekannt waren, überraschte es noch viele das Galataner für gewöhnlich nur einen Namen hatten, während Mirnuzarianer Vor- und Familiennamen trugen. Galataner stellten sich im Allgemeinen mit ihrem Namen und ihrem Geburtsort vor, in etwa wie 'Lord Senar von Gilratar'. Aber es gab auch seltene Ausnahmen für besonders respektierte Galataner, wie in etwa 'Gabriel Keershine'. Nur wenige Galataner brachen diese heilige Regel und gaben sich selbst einen Zweitnamen. Man sagte es bringe Unglück, wenn der Name nicht von der Allgemeinheit gebildet wurde. In Mirnuzar stieß es allerdings immer auf Verwunderung, wenn ein dekorierter Diplomat aus Galatan sich nur mit seinem Vornamen vorstellte.
"Verstehe. Du kannst gehen."
Der Bote verneigte sich noch einmal und verließ zügig den Raum.
Reyter will das also wirklich mit mir durchziehen? Wie interessant...

Weldon trommelte ungeduldig mit seinem Zeigefinger auf seinem Knie herum, während er sich zum gefühlt hundersten Mal in dem Wartezimmer umsah, in dem er mit Flama, Theema und zwei anderen Begleitern aus Zaisas Mannschaft saß. Es gab keine Fenster, da sich der Raum unter der Erdoberfläche befand, aber es gab genug gelb strahlende Psynergylampen und dauerbrennende Kerzen auf elegant geschwungenen Haltern aus schwarzen Eisen um den Raum mit Licht zu überfluten. So sah sie also aus, die Höhle des Löwen.
Weldon ließ seinen Blick zur Seite schweifen wo Flama saß und mit scheinbar unendlicher Geduld in froher Erwartung auf einen unsichtbaren Punkt am anderen Ende des Zimmers starrte. Ihre Augen sahen normal aus, also schien sie nicht einmal die Umgebung heimlich auszuspähen.
"Kein bisschen nervös?"
"Und wie.", antwortete sie leise genug, damit nur er es hören konnte und lächelte. "Das ist mein erstes diplomatisches Treffen. Und dann gleich mit einem der mächtigsten Männer Mirnuzars, wenn nicht sogar 'dem' mächtigsten.", fuhr sie fort ohne den Blick von dem unsichtbaren Punkt zu nehmen.
Ihm entging ihr Zwinkern nicht.
"Außerdem wissen wir, dass er die Absichten des Kriegsherrn kennt, also wird ein einfaches 'Bitte' wahrscheinlich nicht reichen."
Weldon warf einen kurzen Blick auf die Wachen Costellos im Raum. Auf die sichtbaren und die unsichtbaren, zumindest die die er wahrnahm.
"Wieso dann Diplomatie? War nicht die Rede von Infiltration?"
"Das hatten wir doch schon, Weldon. Vertrau mir einfach. Ich habe mich sorgfältig auf dieses Treffen vorbereitet."
Weldon blieb skeptisch, aber bohrte nicht weiter nach.
"Gibst du einen aus, wenn du es nicht schaffst?"
"Der ganzen Mannschaft.", grinste sie. "Aber dann musst du mir einen ausgeben, wenn ich es schaffe."
"Selbstredend.", murmelte Weldon und lehnte sich wieder zurück.
Einen Moment später wandte sich Flama an ihn.
"Mmmh... Kannst du mir einen Gefallen tun?"
"Was ist?"
"Bleib nachher mit Theema hier. Nicht dass ich den anderen beiden nicht vertraue, aber ich würde mich besser fühlen dass jemand bei ihr bleibt, auf den sie sich verlassen kann. Ich geh allein."
Weldon sah wieder zu ihr und dieses mal trafen sich ihre Blicke. Weldon sah sofort, dass sie es wirklich ernst meinte.
"... Klar, mach ich."
"Danke Weldon."
Sie lächelte plötzlich entspannt.
"Und wie sehe ich aus?"
"Blendend."
"Gut. Ich hoffe dem Herrn Costello gefällt es auch."

"Meister der Kampfkunst.", wiederholte Meliza in einem Tonfall der keinen Zweifel ließ, dass sie ihm kein Wort glaubte. "So wie diese alten Wissenshüter? Diese Gruppe von Einsiedlern, die ihr ganzes Leben nichts anderes tun als ihre Fähigkeiten im Kampf zu schulen, nur damit sie sie für nichts und niemanden einsetzen und unter sich bleiben?"
"Eure Definition weist viele Schwachstellen auf, aber... ja."
Sie schnaubte abfällig. Meliza glaubte ihnen kein Wort. Ein uralter Dämon der die Welt zu zerstören droht? Und diese 'Kampfkunstmeister' die nie in Aktion getreten waren und sich bisher nur im Hintergrund gehalten hatten, konnten ihn aufhalten? Eine 'Schwarze Sonne' würde entfesselt werden? Und nur mit Merl konnten sie ihn aufhalten? Als ob sie das Glauben würde! Aber gleichzeitig wusste sie auch, dass Mallar sich dieses fantastische Märchen nicht einfach so ausdenken würde. Dazu müsste er schon sehr verzweifelt sein.
Meliza biss sich auf die Lippe. Letztendlich wollte sie nur eines: Das Merl gesund und sicher wieder nach Hause kam.
"Na schön. Ihr erzählt uns, wie wir meinen Bruder finden können und wir hören uns euer Märchen an. Folgt mir. Mein Vater ist oben."

"Wow.", hauchte Sinaphie überwältigt, als sie dem fliehenden Sandwal nachsah. Sie hatte noch nie ein so großes Tier gesehen. "Das war nur ein Junges?"
"Ganz recht.", bestätigte Dragonminer. "Die ausgewachsenen Sandwale werden beinahe doppelt so groß."
"Sind sie alle so aggressiv?", erkundigte sich Lashon entgeistert.
"Wie ich sagte, die älteren haben gelernt uns in Ruhe zu lassen und die jüngeren... naja, sind leicht abzuwehren."
"Das habe ich gesehen.", sagte Lashon und nickte auf Dragonminers Lanze. "Ich nehme an, die habt Ihr auch Eurem Sohn zu verdanken?"
Der Häuptling musste lächeln.
"Das alte Ding?", fragte er belustigt. "Eher eine etwas... betagtere Waffe, aber ja. Mein Sohn hat sie für mich gebaut."
Lashon nickte, nicht wenig beeindruckt. Er war froh sich nicht dafür entschieden zu haben, sich mit den Jungs anzulegen. Sie verfügten über mächtige Waffen, bemerkenswerte Technologie, Kampferfahrung gegen Feinde mit Psynergy und einen sechsten Sinn, um diese zu enttarnen. Langsam begann es Lashon zu dämmern, dass es sich um eine Form eben jener Fähigkeit handelte, die Rangi besaß und der Crew der Windtänzerin beigebracht hatte. Und er hatte genug Übungsstunden mit ihr absolviert um sagen zu können, dass es ihr einen beträchtlichen Vorteil im Kampf gegen Adepten gab. Er ihm also, dass sie über diese Fähigkeit verfügten. Allerdings verwirrte es ihn, wieso er nie zuvor von den Sitras gehört hatte. Wenn sie wirklich zu den reichesten Völkern Mirnuzars gehörten, wieso hatten sie keine Handelsbeziehungen zu Galatan aufgebaut, als es es noch gab? Oder wieso hatte er nie von ihnen gehört, als sie die Lande Mirnuzars durchstreift hatten?
"... Die Sitras bleiben mehr unter sich, habe ich Recht?"
Dragonminer nickte lächelnd.
"Schuldig. Es gibt wenig Völker in Mirnuzar, mit denen wir in Kontakt stehen. Aber das liegt nicht an Mangel unserer Gastfreundschaft, sondern vielmehr an der Tatsache dass wir dorthin gehen, wo niemand wohnen möchte. Meistens weil es dort zu gefährlich ist."
"Stimmt.", bemerkte Lashon. "Die Gastfreundschaft Shetvers ist weithin bekannt."
"Und wir sind die Herren der nördlichen Steppen Shetvers. Oder zumindest waren wir das. Wir jagen die gefährlichsten Bestien Mirnuzars. Das ist sozusagen unsere Spezialität."
Ah. Natürlich, deshalb hat es euch nie interessiert nach Galatan zu kommen. Gefährliche Kreaturen, besonders mit Psynergy, gab es dort seit der großen Säuberung nicht mehr. Und die war noch vor dem Großen Krieg gegen den Drachenclan. Und wenn man schon in Mirnuzar kaum von euch hört...
"Beeindruckend.", schloss er ehrlich. "Deshalb hat der Sandwal so dumm aus der Wäsche geschaut. Ihr alle habt ihn einfach so kommen sehen?"
"Alles eine Sache der Übung.", antwortete Dragonminer bescheiden.
"Mehr als das.", mutmaßte Lashon. "Was ist mit den Einheimischen? Können sie sich der Wale ebenso einfach erwehren?"
"Sie... müssten schon in Gruppen jagen, um einen zu erlegen.", gab Dragonminer zu. "Aber dafür wissen sie wo die Sandwale leben und in welchen Gebieten sie umherziehen. In der Regel greifen sie kleine vereinzelte Lebewesen nicht an, aber es kann hin und wieder... zu Unfällen kommen.", fuhr er fort und blickte Lashon vielsagend an.
Dieser versuchte sich gerade seine Chancen gegen einen Sandwal auszurechnen. Ohne Psynergy oder psynergetische Waffen, die ihm mit dem Sandsturm verlorengegangen war. Sie schienen ohne Weiteres nicht besonders gut zu sein.
"Sie leben.", antwortete Lashon mit felsenfester Überzeugung. "Genauso wie man die Wüste nicht überschätzen sollte, sollte niemand an den Fähigkeiten und Überlebenswillen unserer Freunde zweifeln."
"Sie sind euch sehr wichtige Freunde?"
"Ja. Und wir lassen niemanden zurück."
"Verstehe.", sagte Dragonminer. "Dann hoffen wir das Beste."
"Darf ich fragen...", wandte Sinaphie plötzlich ein, "welcher Federheld es war, dem euer Stammesvater begegnet sein soll?"
Die Frage brannte ihr schon seit einer Weile auf der Zunge. Sowohl Kretarr, als auch Shikraa sind schon vor Ewigkeiten nach Mengeskat gegangen. Der zweite, Krauz, war zu den Feinden übergelaufen und hatte vermutlich damit auch nichts zu tun. Der letzte Federheld, Gauris, galt als vermisst nach dem Kampf gegen sie. Vielleicht er? Oder die einzige Federheldin Zandyn, die im Kampf gegen diese Jäger des Kummers gefallen war? Wer war es gewesen?
"Wisst Ihr den Namen?", fragte sie aufgeregt.

"Ist mir recht.", kommentierte der illusionäre Merl teilnamslos und stieß die Tür zu dem Gang auf, aus dem Kudo vermeintlich gekommen war. "Einfach nicht nachdenken, aber trotzdem die richtige Wahl treffen. Erstaunlich, dass du es überhaupt so weit geschafft hast."
Kudo würdigte ihm keine Antwort.
"Du willst einfach gehen und nichts tun?", hörte Kudo die Illusion von seiner Meisterin unheilvoll hinter sich sagen.
Noch bevor er einen Blick zurückwerfen konnte, stürzte er als ihm etwas die Beine wegriss.
"Was?"
Kudo drehte sich auf dem Rücken herum. Eine nur allzu bekannte blaue Peitsche hatte sich um sein rechtes Fußgelenk geschnürt. Die Besitzerin, Silya, funkelte ihn mit einer Wut an, die Kudo unwillkürlich sein Innerstes gefrieren ließ.
"So lange unterrichte ich dich schon, doch du hast nie wirklich gelernt mir zuzuhören."
Du bist eine Illusion!, dachte Kudo. Du kannst mich nicht verletzen!
Und doch schaffte er es nicht diese Worte gegenüber seiner Meisterin zu äußern, obwohl er wusste dass sie nicht echt war. Sie wirkte echt.
Kudo drehte sich zu Merl um. Dieser bemerkte seinen Blick und nickte einfach nur auf die offene Tür, als erwartete er dass Kudo sich einfach löste und durch die Tür spazierte.
"Stehst du da einfach nur herum?", knurrte Kudo ihn an.
"Hm? Nun... ja. Sieh mal, das läuft so: Dein Unterbewusstsein sagt dir, dass ich dir niemals helfen würde, solange du mich nicht darum bitten würdest."
"Was?!", stieß Kudo ungläubig aus. "Das ist doch ein Scherz!"
"Kaum. Alles was du hier vor dir hast, basiert auf deinem Verstand und deinen Erfahrungen. Denk daran, dass alles hier findet in deinem Kopf statt.", erinnerte er ihn. "Du kannst hier nicht etwas erwarten, von dem du selbst nicht glaubst, dass es möglich ist..."
"Also erwartest du von mir, dass ich DICH um Hilfe bitte? Ich brauche deine Hilfe ni-hiiiiiiicht!", jappste Kudo, als ihn ein kräftiger Ruck an der Peitsche ihn quer durch den Raum schleuderte.
Er landete schmerzhaft auf Silyas Tisch und zerlegte ihn dabei in seine Einzelteile.
Merl seufzte wissend.
"Also gut. Ich habe Zeit. Sieh nur zu, dass du mir nicht wegstirbst."
Kudo knurrte als er versuchte sich aufzurichten. Die Schmerzen fühlten sich überzeugend echt an. Was war überhaupt geschehen? Wie konnte eine Illusion ihn durch den Raum schleudern? Hat es ihn gezwungen durch den Raum zu springen? Oder stand er in Wirklichkeit immer noch am selben Fleck.
"Hey!", unterbrach Merl seine Gedanken. "Aufwachen! Du hast da ein Problem, um das du dich kümmern solltest. Mal rein hypothetisch: Glaubst du im tiefsten Inneren, dass du deine Meisterin schlagen kannst?"
Kudo hielt erschrocken inne. Doch bevor er den nächsten Gedanken fassen konnte, flog er schon wieder durch den Raum.
"Zeit dir ein wenig Manieren einzuprügeln.", fauchte Silya ihn an.

Eine Tür wurde geöffnet und Leila schlüpfte mit einer wassergefüllten Tonschale in den niedrig gebauten Unterschlupf hinein. Ihre Augen glitten zu ihrer Freundin Yasmina, die mit einem Säbel liebevoll umklammert seelenruhig schlief.
"Du bist eine furchtbare Wächterin.", flüsterte Leila amüsiert und stellte die Schale auf einem kleinen Tischen neben ihr ab.
Ihr Blick wanderte zu dem größeren Tisch, den sie provisorisch zu einer Liege für den Fremden umfunktioniert hatten. Sie erschrak, als sie ihn leer vorfand. Leila schnappte nach Luft und blickte nochmal zu Yasmina. Aber nach einem Schreckenmoment realisierte sie, dass ihre Freundin wirklich nur schlief und ihr kein Haar gekrümmt war. Also wo...?
Dann bemerkte sie ihn. Er stand leicht nach vorne gebeugt und starrte nachdenklich aus einem Sichtspalt, der einen Blick auf die weite Wüste im Umfeld bot. Zu ihrem Entsetzen bemerkte er sie genau in diesem Moment und blickte sie mit klaren Augen an.
"Hallo.", grüßte er sie ruhig. "Tut mir Leid, wenn ich dem Gefangenkodex nicht entspreche...", fuhr er mit vielsagenden Blick auf seine schlafende Bewacherin fort, "aber ich habe es auf diesem harten Brett nicht mehr ausgehalten."
Leila schluckte schwer und tastete langsam nach ihrem Messer an ihrem Gürtel. Sie sah wie Sciz der Bewegung mit seinen Augen aufmerksam folgte und hielt kurz bevor sie den Griff berührte wie erstarrt inne. Die Furcht hatte sie vollständig gelähmt.
"Werdet ihr uns jetzt töten?", fragte sie mit plötzlicher Ruhe, die nicht nur Sciz sondern auch Leila überraschte.
Sciz sah sie nachdenklich an.
"Sollte ich denn?"
Am liebsten hätte Leila jetzt losgelacht, wenn sie nicht solche Angst gehabt hätte.
"Wenn Ihr einer des Sultans Mannen seid... vermutlich ja. Wenn Ihr ein Herz habt und unsere Hilfe nicht mit Tod vergelten wollt... nein."
Sciz sah sie einen langen Moment durchdringend an, bis seine Mundwinkel zuckten.
"Vor mir habt ihr nichts zu befürchten. Es sei denn ihr gebt mir einen guten Grund es mir anders zu überlegen. Falls es dich beruhigt, meine Waffen sind immer noch in eurem Gewahrsam."
Leila rang sich zu einem brüchigem Lächeln durch.
"Nicht, dass Ihr sie benötigen würdet."
Sciz verstand was sie meinte. Sie hatte ihn offenbar gesehen, als er sich gegen die Wüstenhunde gewehrt hatte.
In diesem Moment schreckte Yasmina hoch.
"Was...? Bei der Sonne, ich bin eingeschlafen... Leila, was-"
Sie bemerkte jetzt auch Sciz. Sie stieß einen überraschten Laut aus, schoss aus dem Hocker und hielt ihren Säbel weit von sich gestreckt, mit der Spitze auf ihn gerichtet.
"Halt, keine Bewegung!"
Sciz hob langsam beide Hände zu seinem Kopf.
"Ganz ruhig.", murmelte er.
"Yasmina!", rief Leila erschrocken. "Senk deine Waffe!"
"W-Was?", stammelte sie verwirrt. "Wieso?"
"Er will uns nichts tun. Hätte er das gewollt, wären wir nicht mehr am Leben!"
"Das heißt gar nichts!", sagte Yasmina mit bebender Stimme.
"Stimmt. Aber sie hat Recht. Ich habe keine bösen Absichten."
"Ach! Und das sollen wir einfach so glauben?", fuhr Yasmina ihn bissig an.
"Nein, denn das wäre furchtbar leichtsinnig. Aber lasst mich euch versichern, dass ich meinen Rettern keine Gewalt antun werde, besonders wenn sie nicht einmal auf die Idee kommen ihren Gefangenen zu fesseln."
"Zugegeben.", bemerkte Leila. "Das war dumm."
"Ein bedauerliches Versäumnis unsererseits.", stimmte Yasmina leidvoll zu.
Sciz musste lächeln. Die beiden hatten wohl zum ersten Mal einen ungebetenen Gast in ihren Unterschlupf gebracht.
"Es ist wie deine Freundin eben sagte: Es wäre falsch eure Hilfe mit schlechten Willen zu erwidern. Ganz im Gegenteil: Ich danke euch vielmals."
Die beiden Frauen sahen ihn plötzlich mit großen Augen an.
"... Was ist?", fragte Sciz stutzig.
"Ah... Es ist nichts.", murmelte Leila mit einem Hauch von Verwirrung in ihrer Stimme. "Nur..."
"Das ist tatsächlich das erste Mal, dass sich ein Mann bei mir ehrlich für etwas bedankt.", sagte Yasmina unsicher.
Leila nickte.
"Bei mir auch."
Sciz guckte zwischen den beiden fragend hin und her. Sie waren ein ziemlich ulkiges Paar.
"Wirklich? Ihr scheint doch einen freundlichen Eindruck zu machen."
Es folgte eine betretene Schweigepause. Dann...
"Es ist also wahr?", fragte Leila plötzlich mit leuchtenden Augen. "Ihr seid ein Fremdländer?"
"Das ich nicht von hier komme, sollte klar sein.", bemerkte Sciz spitz.
"Aber... Wenn Ihr nicht von hier seid... und nicht in den Diensten des Sultans steht... Was tut Ihr dann hier so tief in der Wüste?"
So... Ich hab mal aus Langeweile "Mirnuzar" bei Google eingegeben und dann bekam ich das hier als Suchergebnis:
http://golden200.npage.de/mirnuzar.html
Das hat mich dann doch leicht irritiert also hab ich mich auf der Seite weiter umgesehen und finde....
Eton: http://golden200.npage.de/eton.html
den Sarrancona: http://golden200.npage.de/sarrancona.html
Zion: http://golden200.npage.de/zion.html
Varus: http://golden200.npage.de/varus.html
und Alisha: http://golden200.npage.de/alisha.html
.......Ich war recht verwirrt. Haben wir jetzt schon ein Fan-Rpg von unserem Fan-Rpg?
Jedenfalls probier ich dann den Chat auf der Seite aus und bekomme: "Bei Fragen oder Anregungen wenden Sie sich bitte an sking001@hotmail.de."
Sking, könntest du uns bitte erklären was genau diese Seite ist?
Für einen Moment hatte ich echt gedacht wir hätten unsere eigene Fansite *seufz*. Man wird wohl noch träumen dürfen.
@all: In jedem Fall ein hoch auf ein Frohes Neues Jahr mit unserem RPG. Einen guten Rutsch euch allen!
Ich wusste garnicht, dass die Seite von Google zugänglich ist. xD
Gut, was ist die Seite und wie kam ich darauf sie zu erstellen?
Es war ungefähr vor 2 Jahren, bei der wir unsere Rekordpause von mehreren Monaten aufgestellt hatten. Irgendwann hatte ich langweile, mir fehlte das RPG und ich erstellte damals diese Seite, für ein privat Gelegenheitsrpg im Chat mit 3-4 Freunden. Ich selbst bin dort nur immer der Spielleiter und steuere sogesehen alle Nicht-Spieler-Charaktere, während die anderen ihre eigenen Charaktere steuern. (Sowas wie ein Pen & Paper, nur eben über die Seite und den Chat).

Von unserem RPG habe ich als 'Main-Script' etwa die Zeit von den Eroberung der Welten durch die Anführer bis zu Varus seinen Tod übernommen. Folglich auch einige Charaktere von unserem RPG grob oder genauer als NSC übernommen.
Das wars eigentlich im groben auch schon. ^^´

Wünsch euch allen auch einen guten Rutsch. Auf ein weiteres Jahr!
Sei nicht so naiv. Google weiß ALLES! xD
Ne, mal im Ernst, das ist eine ziemliche Überraschung. Hab mich noch nicht viel umgeschaut, sieht aber so aus als würdest du dich genauso in das RPG hier verliebt haben wie ich ;).
Ich habe dir ja auch schon mal erzählt, dass ich parallel auf dem PC eine Mirnuzar-Storyline schreibe, frei von Golden Sun-Elementen (ratet mal warum die Adepten dort Berührte heißen^^). Dort gibt es auch entsprechend keine anderen Welten, wie Weyard, Ristemé oder Silkanas. Galatan gibts, aber als 'fernes Land', das von einem Naturphänomen zerstört wurde. Die Storyline dort entspricht auch nicht dem hier auf mogelpower (so etwa ab dem Zeitpunkt wo Kanra, Lashon und Sylvos mit Pakas Crew in See stechen), aber ich konzentriere mich auch mehr auf Kurzepisoden mit den Abenteuern der Windtänzerin oder Fälle der Gilratar-Stadtwache mit Lashon und Kanra (quasi als Rückblenden).
ABER zur Beruhigung: Unsere Mogelpower-Golden Sun Story hat bei mir natürlich oberste Priorität. EDas andere ist halt etwas, dass ich in längeren Schreibpausen fortführe und es mich unerträglich in den Fingern juckt. Wir machen das hier ja nicht umsonst an die 8 Jahre.

Bleibt nur noch eins zu sagen: Ein Hoch auf ein weiteres Jahr mit unserem RPG. Rutscht gut rein.
Eigenartig ich habe gerade nach dem Sinn des Lebens gegoogelt und nur die dubiose Seite lebenssinn.com gefunden, die mich glaube ich missionieren wollte.
Hast du mich etwa angelogen!!!

Ich bin jedenfalls furchtbar enttäuscht, dass als ich Mirnurzar gegoogelt habe uns erst als drittes Ergebnis gefunden häbe. Ich meine, wenn wir jetzt unser eigene Wiki-Page hätten und es eine Mirnurzar-Seite geben würde wäre das okay. Jedenfalls sehe ich mich auch demnächst ein bisschen auf der Seite um.
Acht Jahre, was? Ich bin immer wieder geschockt wie lange wir das hier dann doch schon machen. Es wurde ja seiner Zeit direkt nach meinem ersten Post geschlossen(Na ja der erste Thread) lange Zeit bevor ich die Anmeldung verhauen habe und meinen Namen umdrehen musste *seufz*.
Seit dem Anfang ist die Frequenz, mit der hier geschrieben wird, doch ganz schön gesunken, aber das lässt sich halt nicht vermeiden, wenn man weniger Zeit hat und trotzdem eine (deutlich) höhere Qualität liefert.

Was ich eigentlich schreiben wollte: Frohes Neues! Lang lebe unser RPG! Guten Rutsch! Und seht euch nicht diese lebenssinn Seite an ihr werdet die zwanzig Sekunden nie wieder sehen.
Ich hab ja nichts dagegen dass du so eine Seite machst, sking. Kann dich da ziemlich gut verstehen, ich hatte selbst mal überlegt so eine Seite für unser RPG zu machen, oder zu mindest so eine Art Wiki. Ich verbring manchmal Stunden damit die alten Threads zu durchwühlen wenn ich nach bestimmten Techniken oder Charakteren suche.
Aber wenn du unsere Charaktere benutzt hättest du uns ruhig Bescheid sagen können. Ich hab echt fast einen Herzinfakt bekommen als ich auf der Seite zum ersten mal war. (Und bin immer noch enttäuscht, hab echt gedacht jemand hätte sich die Mühe gemacht all das zu lesen was wir geschrieben haben. Ausser uns 4 natürlich.)
@091: Verdammt, jetzt bin ich auf die Seite gegangen eben WEIL du gesagt hast ich soll das nicht tun.
Du musst auch nicht nach dem Sinn des Lebens googlen sondern nach der "Antwort auf alles"
@all: Tja ich bin wohld er erste der im Neuen Jahr schreibt, diese Seite zu sehen hat mir doch einen enormen Motivationsschub verpasst. Frohes Neues und hier geht es weiter mit "Golden Sun Story die Fortsetzung des Zieles Teil 4":

"Wache auf. Ich weiss das du meine Stimme hören kannst. Immerhin bist du ich. Nun wache auf."
Ich möchte meine Augen öffnen, doch um mich herum fühle ich mich nur umgeben von Dunkelheit. Diese Stimme die nach mir ruft. Es klingt wie die Stimme einer jungen Frau. Obwohl die Stimme anders klingt, als wie ich meine eigene Stimme in Erinnerung habe, so weiss ich doch unweigerlich in meinem Herzen dass diese Stimme die Wahrheit spricht
"Auch wenn du mir nicht antwortest, weiss ich was du denkst, weiss ich dass was du fühlst, weiss ich dass du mir zu hörst. Denn du und ich sind eins. Du bist ein Teil von mir dass ich in die Existenz errufen habe."
Ich vernehme die Worte in meinem Herzen, doch begreife ich sie nicht meinem Verstand. Ich weiss dass ich mich nach jenen Worten richten werde, denn ich spüre ihre undurchdringliche Wahrheit.
"Erinnerungen sind die Form meiner Kraft. Du sollst sie erhalten, meine Macht Erinnerungen Form zu geben. Denn du bist aus dieser Macht geboren. Eine lebendige Erinnerung meines Selbst. Ich habe dich erschaffen, hier an diesem Ort, der grössten Reue dieser Welt. An diesem Ort habe ich vor langer Zeit eine meiner Erinnerungen eingeschlossen und nun liegt es an dir, mir diese Erinnerung wieder zu beschaffen. Der Ort an dem du bist ist so sehr von Erinnerungen durchflutet dass deine Kräfte sehr viel stärker sind als meine es normalwerweise sind."
Erinerungen. Das war es also... Das bin ich also. Ich öffne meine Augen. Ein weisser Umhang ist über mich gehüllt der mit goldenen Runen verziert ist. Ich empfinde Kälte, ich bin barfuss.
Ich schwebe, umgeben von einer Blase aus blauschimmender, transparenter Energie.
Um mich herum ist die Dunkelheit einer Ruine, ein Lichtstrahl der durch einen Teil der eingebrochenen Decke in den Raum fliesst zeigt mir dies. Es ist das erste Licht das ich in meinem Leben sehe, dennoch weiss ich was es ist, denn ich habe die Erinnerung.
Freude? Wut? Hass? Angst? Was sind diese Dinge? Sie pochen an meinem Schädel so wie ein wildes Tier das versucht aus seinem Käfig zu entfliehen. Es sind nur Worte ohne Bedeutung für mich aber sie erscheinen in meinem Inneren, imer und immer wieder.

"Finde es heraus, hier an diesem Ort. Erlange hier die Erinnerung über das grösste Bedauern dieser Welt. Nutze die Kräfte die du von mir erlangt hast und nutze sie ohne Einschränkung, denn dies ist der einzige Ort an dem du dies tun kannst und nun los! Vergnüge dich!"
Die worte hallen ihn mir wieder. Auch Vergnügen ist etwas dass ich nicht verstehe. Angst, Hass, Wut, Freude. Erinnerung. Wieder sehe ich all diese Dinge in mir ohne zu begreifen was sie sind.
Dann sehe ich sie vor mir Aufblitzen. All diese Emotionen die ich nicht verstehe, sie durchfluten die Halle so unzählbar wie die Fische die im Meer schwimmen. Ich knie mich nieder und beginne zu singen. Die Erinnerungen die diesen Ort durch fliessen lenken meine Zunge.
Die Ruine beginnt zu beben, der Sand fliesst hinab und verschwindet...
Erinnerungen... Sie werden wahr.


"Der Name war...-Was bei den Sternen!?" begann Dragonminer.
Der Sand unter dem Schiff sank mit einem zischenden Geräusch ein. Gewaltige Gebäude schossen aus dem verschwindenen Wüstensand, wie Speere die man nach dem fliegenden Schiff warf.
"Haltet euch fest!" schrie er Lashon zu und deutete auf eine Griffhalterung aus Metall die an Deck angebracht war. Jetzt fiel Lashon auf das diese Metallhalterungen überall an Deck des Schiffes angebracht waren. Die Frauen und Kinder verschwanden aus ihren Zelten unter Deck durch die Zugänge die in jedem Zelt waren, während Dragonminer und seine Leute sich an den Metallgriffen fest hielten. Die Zelte klappten sich selbst zusammen und waren nun flach am Deck befestigt.
"Backbord!" bellte Dragonminer dem Steuermann zu.
Das Schiff wandte sich mit solcher Wucht um das es Lashon von Deck gerissen hätte, wenn er sich nicht hätte festhalten können.
Eine Reihe von riesiegen Häuser schoss an genau der Stelle hervor, vor der sie noch vor ein paar Sekunden waren.
"SCHNELLER!!!" brüllte Dragonminer dem Steuermann zu.
"GEHT NICHT! " Kam die gebrüllte Antwort zurück.
Der Häptling der Sitras knirschte mit den Zähnen. Seine Augen blitzten auf während er den Wüstensand beobachtete.
"STEUERBORD!" schrie er dem Steuermann zu.
Wieder drehte sich das Schiff mit der Geschwindigkeit eines Adlers in der Luft und wich einem ganzen Stadteil samt Brunnen aus der aus der zur Treibsand gewordenen Wüste hervorstiess.
"FRONTHARPUNE!" brüllte Dragonminer in die Menge.
Zwei der Sitraskrieger begannen eine aus Holz, Metall und Monsterteilen gefertigte Konstruktion an Front des Schiffs mit Hebeln zu bedienen.
Zwei Gewaltige Metallhaken fuhren aus der Konstruktion hervor. Sie erinnerten Lashon an Enterhaken. Dragonminer schrie geschockt auf.
"STOP! WENDEN! VOLLE WENDUNG! TEMPO DROSSELN! STOP!"
Das Schiff stoppte fast abrupt in der Luft. Ein imposanter Koloss eines Turms fuhr direkt vor dem Schiff empor. Hätten sie das Tempo gedrosselt wären sie genau damit kollidiert.
Der Zeppelin drehte um 180 Grad und nahm wieder Geschwindigkeit an.
Die Spannung die Lashons Arme aufbringen mussten um sich fest zu halten, liessen ihn einen stechenden Schmerz an seinen Handgelenken fühlen. Wenn das hier weiter ging würden seine Sehnen von der Spannung zerreissen.
Der Wüstensand der über das Deck fegte riss ihm an manchen Stellen die Haut auf.
Sich weiter fest zu halten wurde immer unerträglicher.
Ein ebenso kollossaler Turm wie der letzte wuchs in sekundenschnelle aus dem Boden empor.
"HARPUNE FEUER!" schrie Dragonminer.
Das ganze Schiff bebte . Die Erschütterung riss eine von Lashons Händen von der Halterung weg. Mit ganzer Kraft hielt er sich mit seinem verbleibenden Arm fest.
Einer der Sitraskrieger der neben ihm an den Metallgriffen hing packte Lashons lose Hängenden Arm mit solch einer Kraft das Lashon dachte sein Arm würde zerplatzen.
Der Sitras nahm Lashons Arm und quetschte ihn zurück aufs Geländer. Lashon biss die Zähne zusammen, es fühlte sich an als wären seine Finger gebrochen doch der Sitras hielt Lashons Hand schonungslos fest und presste sie aufs Geländer.
"WIR SIND GETROFFEN!" brüllte einer der Sitras.
"WIR VERLIEREN HÖHE!" tobte es aus der Menge unruhiger Schreie.
"SCHEISS DRAUF!!!" schrie Dragonminer tobend über Deck.
Der riesige Enterhaken schoss aus der Konstruktion an Deck des Zeppelins und traf die Spitze des kolossalen Turms der gerade aus der Wüste wuchs.
Lashons Augen weiteten sich als er sah wie das Seil das nun am Turm angebracht war sich begann an zu spannen, während der Turm unaufhörlich weiterwuchs, über das Schiff hinaus.
"Oh, nein..." flüsterte er als ihm dämmerte was nun geschehen würde.
Der Zeppelin wurde von der Turmspitze die empor schoss einfach mitgezogen, fast in einem 90 Grad Winkel.
Lashon schloss die Augen, der Sand um ihn herum schlitzte seine Haut noch mehr auf als zuvor. Er spürte seine Hände nicht mehr, ganz zu Schweigen von seinen Fingern.
Der Turm hörte auf zu wachsen, der Zeppelin flog über die Spitze des gigantischen Bauwerks. Der Enterhaken befand sich immer noch im Turm.
"HARPUNE LÖSEN!" befahl Dragonminer geifernd.
Die beiden Sitras Krieger an der Harpune bedienten verzweifelt die Maschine doch nichts tat sich.
Wut entbrannt stand Dragonminer auf und rannte über Deck. Die Sohlen an seinen Schuhen waren so gefertigt das er auf den Metallhalterungen laufen konnte, dies war jedoch für einen langsamen Schritt für Schritt gang konzipiert, Dragonminer jedoch hechtete über das Deck und übersprang mehrere der Halterungen.
Er hob seine Lanze, deren Spitze auf glühte und durchtrennte die Seile die den Enterhaken mit dem Schiff verbanden.
Das Stammesschiff der Sitras wurde hoch über die Stadt katapultierte wo es sich in der gewonnenen Freiheit der Lüfte fing.
Der Zeppelin schwebte nun hoch über der Stadt in Sicherheit.
Dragonminer liess sich erschöpft zu Boden sinken.
"Verdammte Kacke..." flüsterte er atemlos.
Dann erhob er im Sitz seine Lanze, stiess sie triumphal in den Himmel und liess einen Siegesschrei los der Lashon unwillkürlich das Blut in den Adern gefrieren liess.
Die anderen Sitras nahmen ebenfalls ihre Waffen gen Himmel und stimmten in das Siegesgebrüll mit ein.
Dragonminer erhob sich schwankend und wankte keuchend bis zur Reling.
Unter ihm erhob sich die gewaltigste Stadt die er je in seinem Leben gesehen hatte, eine Ansammlung von Gebäuden so gross wie ihr Schiff, die bis fast an den Rand ihres Blickfeldes am Horizont gingen.
Türme die fast so gross waren wie Berge, Palastartige Gebilde die ebenso wunderschön wie augenfüllend waren. Hier und da schossen noch weitere Bauwerke aus dem Boden.
Mit offenem Mund sah er einfach auf den Anblick der sich unter ihnen auftat, der Wüstensand schien verschluckt worden zu sein und von dieser Stadt mit festen Steinstrassen ersetzt worden zu sein.
"Ist das Hexenwerk?" fragt einer der Sitras.
"Die verlorene Stadt!" ruft ein anderer.
Dragonminer schüttelt den Kopf mit offenem Mund und sieht hinunter.
Nur der Sultan weiss wie man in die verlorene Stadt kommt. Und die Menschen in Sheeval erzählen von blauem Sand wenn sie von ihr reden. Hier gibt es kein einziges Sandkorn, geschweige denn ein Blaues.
Aber wenn das nicht die verlorene Stadt ist... Was war dann dieser Ort!?


In der Mitte, der aus dem Sand gefahrenen Stadt stand ein von kollossalen Statuen gehaltenes Plateu auf dessen Mitte die Menschgewordene Erinnerung kniete und sang.
Ein weiss-goldener Schimmer umgab sie, wie ein sanfter Nebelhauch.
Die Erinnerung an diesen Ort ist klar. So klar.... Doch was fehlt ist die Erinnerung an die Leben dieses Orts. Mein Gesang wird klarer! Lebendiger! Die Erinnung an die Leben die hier einst gelebt wurden tritt klar und deutlich vor mich! Sie formt sich! Es ist so interessant zu, zu schauen was passiert! Wie nennt man dieses Gefühl? Neugier oder Freude?
Die Menschgewordene Erinnerung stand auf und sang nun, mit ausgebreiteten Armen aus voller Kehle. Das vom Kapuzenmantel verdeckte Gesicht zum Himmel erhoben, sang sie die Erinnerungen ins Leben zurück.
Okay, ich hatte sowieso schon immer vor so eine Art Wiki für unsere Story zu machen.
Nach dem ich sking´s Homepage gesehen habe, hab ich angefangen an einer Homepage wie der von sking zu arbeiten, jedoch auf unser RPG bezogen.
Die Website ist noch nicht veröffentlicht, aber in Arbeit.
Ich würde gerne eure Meinung zu einer eigenen Homepage hören. Vor allem würde ich wissen ob wir uns auf einen Titel für unsere Homepage einigen könnten.
Hier ein paar Bilder von der Homepage die ich bis jetzt bearbeitet habe. An die Stelle "GoldenRPG" soll später der Titel unserer Seite kommen.

Homepage_Homesite:
http://imgur.com/JkfJOCJ

Ristemé als Beispiel wie ich später die Welt-Informationsseiten inhaltlich aufteilen möchte:
http://imgur.com/yifnvPw

Costello als Beispiel für eine Charakterseite:
http://imgur.com/tN88G4c

Menüpunkt Seite "Welten":
http://imgur.com/lSfJwSH

Charakterliste Mirnuzar:
http://imgur.com/OczcdvZ


Da ich es für unmöglich halte ALLE unsere Charakter auf zu listen konzentriere ich mich im Moment auf Charaktere aus Mirnuzar. Die Charakterliste für Mirnuzar ist noch in Arbeit, also sagt mir welche Charaktere ihr in der Liste haben wollt und welche nicht, da ihr sie wahrscheinlich nicht mehr benutzt.
Wenn ihr euch entscheidet dass wir die Seite veröffentlichen, werd ich euch über PNs und e-mails mit Fragen über eure Charaktere und Settings zu löchern.
Sagt mit was ihr denkt und ob ihr einverstanden seid mit dem was ich mache.
Das mit dem Wiki halte ich für eine geniale Idee. Vorallem für ein RPG das seit 8 Jahren geht. ^^
GoldenRPG? - hört sich für mich wie ein perfekt passenden Namen an, also auch dafür.

Für die Charakter Rubrik speziell wäre es vllt besser, wenn jeder von Sachen zu den eigenen Charaktere schreiben/ergänzen könnte. Zumindest, wenn du fertig bist.
(Bei so vielen Charakteren gehe ich davon aus, dass sicherlich bei einigen Charakteren etwas fehlen wird.)

Z.b habe ich bei Kudo so ziemlich am Anfang als Ausgleich für sein großes Kampfpotenzial die Schwäche gegeben, dass er gegen Frauen nicht kämpft/wehrt (wenn sie zumindest menschlich sind und nicht total abschreckend) und sich eher Ko prügeln lässt.
Theoretisch also eine 50% Losequote. -> Wie oft ist das eingetroffen? Nur einmal und das kam von mir. xD Sonst waren seine 'Gegenspieler' die auftauchten nur Männer/Tiere >.< (Soll jetzt nicht heißen, dass ich mir für Kudo jetzt einen Schar voller Damengegner wünsche, sondern darum, dass Sachen einfach übersehen/vergessen werden können.)
In die Charakterseite sollte aus meiner Sicht noch ein Feld für wichtige/individuelle Fähigkeiten (erklärt sich von selbst. Es ist super schwierig bei so vielen Charakteren nochmal nachzuschauen, was sie konnten. Vorallem, wenn es nicht die eigenen sind) und Besonderheiten ("tötet keine Menschen" "heult wenn er einen Hund sieht") hinzugefügt werden.


@Bis Anfang Februar werde ich aufgrund von Klausuren nicht schreiben können. Mitlesen ist natürlich kein Problem. ^^
Eine Wiki ist eine ganz nette Idee, aber das Pflegen und Krams drumherum wird ein schönes Stück Arbeit. Da ich aber gerne Informationen nachblättere ohne mich durch alle Beiträge durchzugraben zu wollen, sage ich schon mal vorsichtshalber 'ja'. Ich wär dafür.
Woran ich mich aber störe sind Bilder aus fremden Quellen. Solange aber keiner von uns ein super Zeichner mit seeehr viel Ausdauer und Hingabe ist, wird es anders wohl gar nicht gehen. Schwierige Sache... Ist diskutierwürdig.
Ist es sinnvoll Charaktere in Welten einzuteilen, bzw. aktiv oder nicht-aktiv? Man kann zwar Charaktere grob in Fraktionen einteilen wie in deinem Menü, aber es gibt etvl. welche die mehreren angehören, auf der Kippe stehen, überlaufen oder sich gar nicht einordnen lassen. Außerdem: 'schlafende' Charaktere können schnell wieder aktive werden und umgekehrt. Eine Lösung wäre eine alphabetische Liste und einen Reiter auf der Charakterseite für die Fraktionen.
Zum Thema Titel... (Ach je, 8 Jahre und nichts Gutes zur Hand, gaaaahhrg!!) Gut wäre vielleicht ein Hinweis dass es sich eben um eine Fanfiction handelt, sprich:
"Golden Sun Fanfiction - <Titel hier>"
GoldenRPG ist zwar okay, aber schöner wär doch ein Titel wie die der Spiele 'Die vergessene Epoche' oder 'Die dunkle Dämmerung' (auch wenn wir letzteres einfach negiert haben =P). Mein Heimprojekt heißt z.B. "Land der Sterne - Mirnuzar", aber unser RPG ist weit mehr als Mirnuzar. Wie wäre es mit "Die Sonnen-Chroniken"? (Warum klingt das so lame wenn ich das schreibe ;( )

p.s.: Mir gehts leider so wie sking, Prüfungsphase steht mal wieder vor der Tür. Ich versuch nicht ganz beitragslos bis Mitte Februar zu bleiben, aber meine sonst so langsame Art wird unweigerlich noch langsamer^^. Kurze Wikibeiträge könnte ich allerdings schon verfassen, verlängert aber die Wartezeit auf Beiträge =).
Zu den Bildern:
Ja, die Bilder aus fremden Quellen stören mich ebenfalls, ich hab die Quellen der meisten Bilder gespeichert und werde einen Disclaimer aufstellen, da wir keinen Profit mit der Site machen wollen und ich die Bilder entsprechend mit den Seiten der Künstlern verlinken werde.
Vorsichtshalber könnte ich die Bilder auch ganz entfernen. Ich würd auch lieber eigene Bilder benutzen aber ich bin zeichnerisch volkommen unbegabt wenn ihr Alternativen vorschlagen könnt, tut es.

Zu den Charakterseiten:
Man kann es auf der Seite von Costello nicht sehen weil man weiter nach unten scrollen müsste. Ich hab die Charakterseiten aufgeteilt in:
Geschichte:
Grober Überblick + Dinge die Char im RPG gemacht hat.
Persönlichkeit:
Adjektive die, die Persönlichkeit des Chars beschreiben so wie Besonderheiten. Z.B das Kudo keine Frauen bekämpft.
Fähigkeiten: Besondere Fähigkeiten(Psynergy, andere Kräfte, Guter Taktiker oder guter Kämpfer)
Beziehungen:
Hier stehen die Charaktere aufgelistet die mit dem Char zu tun haben und wie mit ihm in Verbindung stehen.
Hier hab ich mal ein Bild von dem runter gescrollten Teil den man auf dem ersten Screenshot nicht sehen konnte:
http://imgur.com/h5RIlOs

Ich bin dafür dass jeder seine eigenen Charaktere beschreiben sollte, deswegen habe ich auch erstmal einen von meinen eigenen Charakteren als Test genommen.
Mir persönlich macht es auch nichts aus über die Charaktere von anderen zu schreiben und die Beiträge dann von euch ergänzen zu lassen, aber ich gehe davon aus dass ich dann einfach Informationen vergesse bzw. es Informationen gibt die nur ihr selbst über eure Charaktere wisst. Zum Beispiel ist "Dragonminer" nur eine Art Spitzname den er wie einen Titel führt, er hat auch einen bürgerlichen Namen, aber den musste ich innerhalb des RPGs nie schreiben da, es keine passende Stelle dafür gab. Ich wette ihr wisst ähnliche Sachen über eure eigenen Chars die ihr innerhalb der Story nie veröffentlicht habt.

Einteilung der Charakterliste:

Ich stimme dir da zu Sinrath, dass es schwer ist die Charaktere in Fraktionen ein zu teilen, siehe zum Beispiel Tarii die für Kadev, Umbrio und Costello gleichzeitig arbeitet.
Ich hab die Charakterliste so aufgeteilt weil ich erstmal die wichtigsten Parteien aus dem Mirnuzar-Part unserer Geschichte raus suchen wollte.
Weil ich persönlich der Meinung bin dass wir die letzten 3 Jahre hauptschächlich über Mirnuzar geschrieben haben(kommt mir vielleicht auch nur so vor).
Und weil ich mindestens 3 mal die Threads durchwühlt hab um mich zu erinnern wer Reyter´s Leuten angehört.

Das mit dem Reiter auf der für Fraktionen würde ich gerne machen, ich bin aber bei dem Websitebuilder den ich benutze nicht in der Lage Unterseiten zu meinen Unterseiten hin zu, zu fügen. Aber ich schau mal was ich machen kann, vielleicht finde ich eine Lösung.
Eine alphabetische Liste hat durchaus Vorteile zum Beispiel wüsste ich nicht wo ich Melfice unter ordnen würde. Da würde ich dann noch gerne die Meinung von sking und 190 dazu hören wie ihr die Charakterliste aufgeteilt haben wollt.

Zum Titel:
GoldenRPG ist nur ein pragmatischer Platzhalter, der Titel kam für mich persönlich eigentlich nicht in Frage.
"Die Fortsetzung des Zieles" finde ich irgendwie... unschön, klingt irgendwie zu allgemein.
Die Sonnen-Chroniken klingt wirklich irgendwie lame, story technisch hatten wir mit der Sonne selbst ja wenig zu tun.
Also wenn wir nach Titel der Spiele gehen müsste es also
"Der/Die Adjektiv Nomen" heissen vom Aufbau her.
Wenn ich jetzt nur wüsste was wir als adjektiv und Nomen einsetzen könnten.
Zentrale Themen die mir bei unserer Geschichte
aufgefallen sind die sich öfters wiederholt haben sind: Helden(Was ist ein Held? siehe: Kudo, Merl, 6 Helden Mirnuzars von denen zu mindest zwei moralisch nicht traditionell Helden gennant werden können), Schicksal(Vorherbestimmung gegen eigene Entscheidungen),
Ordnung vs Chaos,
Unterdrückung von Minderheiten(Drachenclankrieg, Berührtenhetze in Mirnuzar)
Wenn wir irgendwo eine Zentral-Thematik in unserer Geschichte finden können, können wir unseren Titel darauf aufbauen.


Ich kann auch in den Titel schreiben dass es eine Fanfiction ist.
Auf der Homepage-Homesite werde ich in einem Textfeld mit dem Namen "Allgemein" schreiben was unsere Story ist, wie sie entstanden ist und das unsere Homepage ein Nachschlagewerk für unsere Story sein soll. Ausserdem habe ich all unsere Mogelpower Storythreads dort verlinkt, falls es euch interessiert: Wir sind jetzt beim zehnten Thread.

Klar wird diese Homepage ein Haufen Arbeit, die 4 Charakterseiten die ich bis jetzt geschrieben habe, haben mir das ziemlich deutlich gemacht.
Bis wir uns auf die Charakterseitenlayouts geeinigt haben werde ich mich erst einmal um die Seiten über die verschiedenen Welten kümmern.
Bei Fragen über Mirnuzar die sich nicht um die Epoche des vergessenen Königs/Melfice, die Kampfkunstmeister und Crimson handeln werde ich Sinrath um Rat fragen.
Bei Fragen über Silkanas werde ich mich an 091 wenden.
Bei Weyard werde ich auf die ersten beiden Golden Sun-Spiele verweisen und dann schreiben was in unserem RPG mit Weyard passiert ist.

Ist das in Ordnung für euch? Ich werd euch über PN fragen falls ich etwas wissen möchte.
Wenn ihr irgendwelche Fragen, Einwände etc. habt dann schreibt sie hier rein damit wir zusammen eine Lösung finden können.
Okay, nachdem ich die ganze Struktur der Charakterseite sehe, bin ich diesmal zufrieden.

Einteilung der Charakterliste:
Ich denke man könnte zwei Listen machen? Eine Liste bei der die Charaktere von A - Z aufgelistet sind und der andere nach Gruppen/Teams/Fraktionen, wenn sie den einer angehören.
Die einzelnen Gruppen können im Idealfall auch erklärt werden, wenn das nicht gerade ein kurzer Zusammenschluss ist.

Titel: 091 und ich hatten bereits ein sehr kurzes Gespräch darüber, vor nicht allzu langer Zeit. Zumindest ist auch uns damals nichts passendes eingefallen.
Der aktuelle Titel ist sowieso ca. 5 Jahre alt. Wenn jemand einen guten Titel hat, dann her.
Ansonsten wäre mir persönlich GoldenRPG lieber als Golden Fanfiction oder so.

Bilder:
Bilder machen die Seite lebendiger. o: (Solange wir kein Profit damit machen wollen, sollte es normaleweise kein Ärger damit geben).
Charaktere müssen meiner Meinung nach keine Bilder haben.
Einerseits sieht es besser aus, anderseits ist es schwierig zu jedem Charakter ein passendes Bild zu finden. Dies führt dazu, dass die Charaktere ohne Bild benachteiligter aussehen.
Ich sollte wohl auch mal meine Meinung dazu sagen.
Die Idee finde ich erstmal ganz gut, wobei ich das genauso sehe wie Sinrath, was die Wartung betrifft.

Bei einer Charakterliste würde ich einer alphabetischen Priorität geben. Neben den schon genannten Vorzügen muss man da einen Charakter nur richtig einordnen und ihn später nicht von einer Fraktion in die andere verschieben.
Für Fraktionen könnte man auch eigene Seiten machen und dann dort neben Informationen über diese wichtige Mitglieder da auflisten.
Man müsste natürlich immer noch sehen wie man das jetzt mit Charakteren macht deren zugehörig zweifelhaft ist wie z.B. Redd und ins besondere Loghain, der im Augenblick theoretisch bei der Windtänzerin einzuordnen wäre, aber bis die Seite fertig geschrieben ist schon wieder allein stehen könnte.

Disclaimer bei den Bildern brauchen wir auf jeden Fall. Unter Umständen sollten wir vielleicht auch zuvor anfragen, ob wir sie verwenden dürfen. Mir sind da die rechtlichen Hintergründe nicht bekannt und damit meine ich wie schnell es dabei auf Bußgelder hinaus laufen kann.
Da das ganze ja nur für uns ist glaube ich nicht, dass das jetzt den großen Unterschied macht ob eine Charakterseite ein Bild hat. Welche Charaktere wir besonders interessant finden hängt davon ab was wir hier drin über ihn lesen, da ist ein Bild aus fremder Quelle glaube ich nicht so ausschlaggebend.

Auf den Charakterseiten könnte es noch eine Beschreibung geben, gerade weil einige vielleicht kein Bild haben und sich das Äußere von Charakteren immer mehr oder weniger vom Bild unterscheiden wird.

Titel: Keine Ahnung.
Unsere Story hat einfach so viele verschiedene Handlungsstränge, dass mir da beim besten Willen kein Name einfällt, der alles zusammenfasst.

Bis Februar oder Mitte Februar? Wir hatten schon länger Unterbrechungen, oder?
So, fassen wir mal zusammen:

Bilder:
Ich persönlich bin so wie sking dafür das wir entweder allen Charakteren Bildern geben oder keinem einzigen,
in dem Fall gäbe es dann wie von 091 vorgeschlagen statt Bildern Beschreibungen der äusserlichen Erscheinung der Charaktere. Das erscheint mir für die Charakterseite momentan als der beste Kompromiss.

Einteilung der Charakterliste:
Wir scheinen uns da alle einig zu sein eine alphabetische Liste zu benutzen.

Titel:
Ich hätte aller höchstens Titel für einzelne Zeitabschnitte unseres Rollenspiels aber nichts was alles komplett zusammenfasst.
Ich werd jetzt mal GoldenRPG weiter als Platzhalter benutzen bis ich die Seite veröffentlichen werde.
Wenn jemandem bis dahin ein Titel einfällt schreibt ihn hier rein.


Ich werde bis Ende dieses Monats nicht an der Website arbeiten da ich mit meiner Ausbildung grad zu beschäftigt bin. An der Geschichte weiter schreiben kann ich rein theoretisch, da ich beschlossen hab kürzere Beiträge zu schreiben im Gegensatz dazu aber öfter.

Dann wünsch ich sking und Sinrath viel Erfolg bei euren Prüfungsphasen.
Ich werd ab Donnerstag, 2 bis 3 Wochen keinen Zugriff auf meinen PC haben.
Die Charakterleiste ist jetzt alphabetisch,ich habe einfach Namen aufgeschrieben die ich beim durch scrollen durch diesen Thread hier gefunden habe und die mir spontan eingefallen sind.

Charakterliste zweite Beta:

http://imgur.com/nnEpSOZ

http://imgur.com/E9HEwHO

Ich bin mir sicher dass ich einige wichtige Charaktere vergessen habe(Melfice der auf diesem screen nicht drauf ist,wurde jetzt nachgefügt), also weist mich darauf hin falsch ich Charaktere die ihr in der Liste haben möchte vergessen habe.

Titel:
"Die Helden des Schicksals".
Ist mein Vorschlag für den Moment, klingt aber doch wirklich allgemein um ehrlich zu sein. Ist wie gesagt nur ein Vorschlag.

Charakterseiten:
Damit ich zu mindest einen geordneten Anfang habe, bei der Gestaltung, schlage ich folgendes vor:

Nennt mir 10 eurer Charaktere die ihr AUF JEDEN FALL in der Liste haben möchtet, für den Anfang(sind immerhin schon 40 Seiten dann). Ich persönlich finde es besser, wie ich bereits erwähnt habe wenn jeder seine eigenen Charaktere beschreibt. Also sucht euch 10 eurer Charaktere aus und schreibt:

Geschichte:
Grober Überblick + Dinge die Char im RPG gemacht hat.
Persönlichkeit:
Adjektive die, die Persönlichkeit des Chars beschreiben so wie Besonderheiten. Z.B das Kudo keine Frauen bekämpft.
Fähigkeiten: Besondere Fähigkeiten(Psynergy, andere Kräfte, Guter Taktiker oder guter Kämpfer)
Beziehungen:
Hier stehen die Charaktere aufgelistet die mit dem Char zu tun haben und wie mit ihm in Verbindung stehen.
(Ja copy-pasted aus meinem alten Beitrag für die Leute die keine Lust haben hoch zu scrollen)
Erscheinungsbild: Eine kurze Beschreibung des Äusseren des Charakters.

Das ist nur ein Vorschlag, positive wie negative Kritik ist immer willkommen.
Und vor allem lasst euch Zeit damit, wir machen das für uns selbst und haben sowieso alle viel zu tun.

Bilder:
Bilder für die Charakterseite werden durch eine schriftliche Beschreibung des Charakters ersetzt.
Jedoch fände ich Bilder(wenn es denn copyright-technisch klappt) für Ereignisse und Orte tragbar, damit die Seite einen Ticken lebendiger wirkt.

Das wäre dann alles für den Moment, lasst euren Gedanken freien Lauf.
*Prüfungsstress größtenteils vorbei. Weiter geht's...

Zuvor nur ein Vorschlag: Es wäre vielleicht ganz gut aus naheliegenden Gründen einen neuen Thread oder eine sonstige Plattform für diese Off-Topic Sachen zu haben. Die Wiki selbst wäre eine Option, wenn sie irgendwann online ist, aber bis dahin könnte man ja etwas finden. Sei es hier auf MP als neuen Thread, PMs, auf Skype oder was weiß ich.

Aber jetzt geht es erstmal weiter. Fangen wir klein an: *

Als wieder Ruhe auf dem Schiff einkehrte, atmete Lashon tief durch. Was für eine Fahrt.
"Sinaphie?"
"Hier...", antwortete die Aerorill mit wehlediger Stimme.
Lashon drehte sich zu der Richtung aus der er sie gehört hatte und entdeckte sie keine zwei Meter über ihm in eine der Metallhalterungen eingekrallt.
"Was ist los? Hast du dir etwas getan?"
"Nein...", sagte sie und schüttelte sich heftig.
Sand rieselte auf Lashon nieder, als er sich aus Sinaphies Federkleid löste.
"Aber ich hasse das! Ich kann diesen Sand einfach nicht mehr sehen!"
~Und bei dir?~, meldete sich plötzlich Tropfen.
Bestens, antwortete Lashon und rang sich zu einem angestrengten Lächeln durch. Wenn man bedenkt, dass wir beinahe von einem Gebäude einer Stadt aufgespießt worden sind, die urplötzlich aus dem Boden geschossen kam.
~Deswegen... Lass uns sehen!~
Lashon eilte sofort zur Reling des Luftschiffes um hinab zu spähen. Der Ausblick war überwältigend. Wo eben noch weite Wüste gewesen war, breitete sich eine Stadt von beachtlichen Umfang und Schönheit aus. Sie war nicht so groß wie Sheeval und das Hauptgebäude nicht so prunkvoll wie dessen Palast, aber im Gesamtbild ohne Armenviertel viel ansehnlicher. Doch sie hatte noch einen weiteren Makel: Sie wirkte völlig verlassen.
"Wow...", hauchte Lashon ehrfürchtig.
~So etwas sieht man nicht häufig~, gab der Dschinn zu. ~Aber... Lashon, ich fürchte...~
... Es ist nicht die Verlorene Stadt?
Lashon hörte Tropfens Seufzer laut in seinem Kopf widerhallen.
~Ich will keine voreiligen Schlüsse ziehen, aber... nein, sie ist es höchstwahrscheinlich nicht. Nirgendwo ist der blaue Sand und die Architektur entspricht nicht dem, wovon Sazael gesprochen hat. Und glaube mir, wenn Sazael irgendein Lieblingsthema hat, dann ist es Architektur. Außerdem...~
Fehlt der Leuchtturm., schloss Lashon für ihn.
Denn es stimmte. Nach dem was er gehört hatte, stand der Leuchtturm der Erde zentral in Fenraterra und war gut sichtbar. Und hier war er nicht.
Ist vielleicht trotzdem einen Blick wert. , überlegte Lashon, Wenn die Vorrichtung mit der die Stadt an die Oberfläche kam die gleiche ist, könnte uns das einen entscheidenden Hinweis auf die Verlorene Stadt geben. Aber...
~... die anderen?~
Ja. Wir müssen sie finden.
~Dann ist das vielleicht die Gelgenheit. Überleg mal: Wir haben keinen Anhaltspunkt wo die anderen sind. Also sollten wir vielleicht etwas finden, dass sie zu uns führt. Und so eine Stadt, die plötzlich aus dem Boden zieht eine Menge Aufmerksamkeit auf sich, meinst du nicht?~
Lashon biss sich auf die Lippe. Natürlich wusste er, dass der Dschinn recht hatte. Aber der Gedanke, die Suche nach ihnen einfach abzubrechen behagte ihm gar nicht. Und doch schien es die beste Wahl.
... Richtig., gab er nach. Das Auftauchen der Stadt hat ganz schönen Krach gemacht, ganz zu Schweigen von der Staubwolke.
~Und die Nachricht über eine plötzlich aufgetauchte Stadt wird sich wie ein Lauffeuer verbreiten~, fügte Tropfen hinzu.
Na schön. Klingt nach einem Plan. Sehen wir es uns an. Vorausgesetzt unsere Gastgeber lassen uns.
Lashon sah zu Dragonminer hinüber, der immer noch ungläubig auf die Stadt hinunterschaute. Nach dem Treffen mit Sinaphie schien er ihnen weniger misstrauisch gewogen zu sein, aber sie mussten für den Fall bereit sein, dass er mit ihrem Wunsch die Stadt zu erkunden nicht sofort einverstanden war.
"Ziemlich beeindruckend, in der Tat."
Lashon drehte seinen Kopf nach links um den Mann anzusehen, der eben neben ihn getreten war. Der Krieger der Sitras hatte kurzes, schwarzes, lockiges Haar, wache braune Augen und einen spitz zulaufenden Mund. Lashon erkannte ihn als den Sitras, der ihm vorhin wieder auf das Gitter geholfen hatte. Er wuchtete gerade etwas in seinen kräftigen Händen.
"Haltet mal."
"Wa- Uff!"
Ohne zu fragen drückte er ihm einen schweren Metallhaken in die Hand. Lashon musste kurz mit dem Gleichgewicht kämpfen, bekam das Stück aber schnell vernünftig zu fassen.
"Hey, Vorsicht!", rief er entrüstet und blickte den Sitras verärgert an.
Doch dieser lächelte nur wissend.
"Ah... dachte ich es mir. Du bist ein ziemlicher Schauspieler."
Lashon stockte und ließ den Haken fallen. Er hatte Glück, dass er ihm nicht auf die Füße fiel und seine Zehen zerstrümmerte.
"Eh... wie bitte?"
"Mein Name ist übrings Deven."
"... Lashon."
"Freut mich sehr, Lashon.", grinste er und sie gaben sich die Hände.
Lashon vermied es zu zwinkern, als er ihm wieder die Finger quetschte.
"Du bist stärker als du aussiehst. Ich freue mich schon darauf dich und die ehrwürdige Federheldin besser kennenzulernen. Ihr habt bestimmt eine Menge spannende Geschichten zu erzählen. Bis später!"
Er wuchtete den schweren Haken auf, grinste Lashon noch einmal zu und brachte das schwere Gerät zum Nachladen an die Frontharpune. Sinaphie gesellte sich zu ihm.
"Was war denn das gerade?"
Lashon spielte mit seinen gequetschten Fingern, um das taube Gefühl zu vertreiben.
"Keine Ahnung. Ein neuer Freund. Denke ich..."
Sinaphie sprang behände auf die Reling und spähte mit großen Augen hinab.
"Ist das-?"
"Nein.", sagte Lashon schnell und schüttelte den Kopf. "Welche Stadt das auch ist, es ist nicht die wir suchen. Aber wir können sie uns zu Nutze machen."
"Sie hilft Kanra und den anderen uns zu finden und gibt uns vielleicht einen Hinweis auf... die andere?"
Lashon blinzelte überrascht. Sinaphie verstand schnell.
"Genau. Vielleicht kannst du den Häuptling bitten uns das genauer ansehen zu dürfen."
~Das wäre das Klügste. Aber wir müssen vorsichtig sein. Diese Stadt ist bestimmt nicht ohne Grund einfach so unter uns aufgetaucht. Und bis wir wissen wieso, müssen wir unbedingt auf der Hut sein.~
"Also..." , begann Sciz nicht ganz sicher, wie er es am besten ausdrücken sollte, "Ich bin auf der Suche nach... nach verlorene Dingen in dieser Wüste."
Leila keuchte. "Ihr meint doch nicht etwa die verlorene Stadt, oder?"
"Wie? Wie verliert man denn bitte eine Stadt?", fragte Sciz mit überzeugender Verwirrung in der Stimme.
"Oh, das... es ist..."
"Es ist nur eine Geschichte, Fremdländer.", mischte sich Yasmina ein, "Also was habt ihr hier verloren?"
"Einige Freunde von mir. Ein Mann und drei Frauen. Wir kommen aus den verschiedensten Ländern, aber ich glaube nicht, dass einer von uns als Einheimischer durchgehen würde. Dann wäre da noch ein großer weißer Vogel in etwa dieser Größe.", zählte Sciz die verschollenen Gruppenmitglieder außer Tropfen auf. Sinaphie trennte er deshalb etwas vom Rest der Gruppe, da er nicht wusste ob sie beabsichtigten die Aerorill wieder als ein Haustier auszugeben.
"Ihr reist mit einem Monster?!", fragten die beiden Frauen geschockt, nachdem sie einen Moment die Höhe von Scizs Hand betrachtet hatten, mit der er Sinaphies Körpergröße andeutete.
"Das hört sie glaube ich nicht gerne. Sie ist ein sehr kluges Tier."
"Seid ihr einfach auf gut Glück in die Wüste gelaufen?", fragte Leila, nachdem sich die beiden Frauen wieder beruhigt hatten.
"Ganz so leichtsinnig war ich dann doch nicht.", widersprach er entschieden, "Es gab Fußspuren... nur waren die nicht solange sichtbar wie ich gehofft hätte.
"Ein Wunder das ihr nicht gestorben seid."
"Das sagte der andere Einheimische, den ich getroffen habe, auch. Er glaubte außerdem, dass meine Gefährtinnen und die Lagerausrüstung von einer Gruppe abscheulicher Barbaren entführt wurden, die als die Ausgestoßenen bezeichnet werden." Er lächelte entschuldigend. "Ich nehme an, ihr beschreibt sie anders, aber mir geht es nur darum zu finden was ich verlorenen habe, also wäre ich dankbar zu erfahren was ihr wisst."
Die beiden Frauen tauschten einen besorgten Blick, aber sagten nichts.
"Ihr habt mir selbst verraten, dass ihr Probleme mit dem Sultan habt.", erinnerte Sciz sie, "Weder ich noch meine Freunde kennen den Mann. Vor uns habt ihr also nichts zu befürchten. Wir werden uns allerdings verteidigen, also wäre es gut jegliche Missverständnisse möglichst bald aufzuklären damit es nicht zu einer unnötigen Auseinandersetzung kommt."
Er wartete einen Moment bis er ein schwaches Zeichen der Zustimmung bei den beiden sah, dann fuhr er fort: "Da ihr beide mich gerettet habt, scheint es mir ja nicht unmöglich, dass es bei unserem Lager ebenso noble Beweggründe gegeben hat, als die drei dort gefunden wurden."
Die Frauen wurden auf einmal hellhörig.
"Es waren nur drei von euch bei eurem Lager?", fragte Yasmina argwöhnisch, "Habt ihr etwa die Frauen dort alleingelassen?!"
Sciz runzelte die Stirn. "Sie können normalerweise auf sich aufpassen."
Ein unheilvoller Blick wechselte zwischen den beiden Einheimischen.
"Was?", knurrte er, "Warum ist es so gefährlich Frauen alleinzulassen?"
"Gefährlich? Das ist es nicht.", sagte Leila, "Nicht im herkömmlichen Sinne, aber eure Freunde haben keine Besitzer."
"Besitzer?!", fragte Sciz sie irritiert, "Mir gefällt nicht in welche Richtung sich das hier entwickelt. Sprecht ihr von Sklavenhandel?"
Yasmina nickte. "So in der Art."
Sciz stieß ein verärgertes Knurren aus, das die beiden Frauen zurückweichen ließ. Großartig er jetzt musste er nicht nur die anderen Finden, er musste sie wahrscheinlich auch noch irgendwie befreien.
Bevor er weitersprach atmete er einmal tief durch, dann fuhr er so ruhig er konnte fort: "Na schön... Wo denkt ihr stecken drei 'nicht domestizierte' widerspenstige Fremdländerinnen jetzt."
"Es gibt hier keine Fremdländerinnen.", erklärte Leila ihm, "Außer vielleicht... im Harem des Sultans."
"Der Sultan, was?", erwiderte er spöttischer als er gewollt hatte.
Also sagte ihm Jalahad, ein Untertan des Sultan, dass es die Ausgestoßenen waren und diese Frauen, wahrscheinliche Mitglieder der Ausgestoßenen, dass es der Sultan war. Beide hatten ihm das Leben gerettet beide beschuldigten ihren Feind. Nun er musste mit dem was er hatte arbeiten und das hieß im Augenblick...
Sciz stolperte plötzlich zurück, als eine Erschütterung das Zimmer erfasste. Der Tisch machte einen Satz über den Boden, ein Schrank kippte um. Seine beiden Gastgeberinnen verloren den Halt und gingen mit den Armen rudernd zu Boden. Er selbst war es von seiner langen Zeit an Bord von Schiffen gewohnt auf wackeligem Boden zu stehen, doch trotzdem schwankte er fast unkontrolliert in Richtung Mauer, bevor er sich an eben dieser abfangen konnte und sich an einem Sichtspalt festkrallte.
"Was zur-", knurrte er und stierte durch diesen hinaus auf der Suche nach einer Ursache für die plötzliche Erschütterung.
Suchen musste er nicht, denn der Anblick der weiten Wüstenszenerie von nur Minuten zuvor bot sich ihm nicht länger. Nur wenige hundert Meter entfernt war die Wüste verschwunden und gewaltige Türme, die während er zusah weiter in die Höhe wuchsen, und riesige Bauten waren an ihre Stelle getreten. Die dazwischenliegenden Straßen waren so frei von Sand, dass es surreal wirkte sie und die Wüste nebeneinander zu sehen.
Noch bevor er gänzlich begriff was er vor sich sah, fiel der Sand am Rande der Gebäude auf einmal zischend ein, als würde er darunter in die Tiefe gezogen werden und das Phänomenen breitete sich schnell aus.
"Ah, verda-" Mit einem frustrierten Schrei stieß er sich von der Wand ab und hechtete durch den Unterschlupf.
Die Augen der Frauen, die gerade wieder auf die Beine kamen weiteten sich vor Schreck, als er direkt auf sie zuhielt. Yasmina hob entsetzt ihren Säbel, doch Sciz erreichte sie, bevor sie ihn schwingen konnte. Er schoss geradewegs zwischen den Beiden hindurch, schlang dabei einen Arm um jede ihrer Taillen und warf sich mit aller Kraft nach vorn.
Mit einem donnernden Lärm wurde alles vom Unterschlupf hinter ihnen einfach weggeschnitten von einer steinernen Wand, die aus dem Boden darunter in die Höhe schoss.
Sciz presste sich und die beiden Frauen noch solange auf den Boden, bis die mit dem Erscheinen des Turmes einhergehende Erschütterung vorüber war, dann stand er schwerfällig wieder auf.
Er verzichtete auf ein "Alle, okay?" und fragte stattdessen: "Alle noch am Leben?"
Die beiden Frauen nickten mechanisch. Ihre Augen waren starr auf die Turmwand gerichtet, die mitten in ihrem Unterschlupf in die Höhe ragte.
Er ging langsam zum Eingang hinüber und trat ins Freie. Draußen ließ er den Blick schweifen und erkannte, dass der Turm der ihn fast getötet hatte nicht der einzige war, der die Stadt, die er gesehen hatte vergrößerte.
Was von dem Unterschlupf übrig war stand inzwischen auf einer Straße direkt an der Wand eines monumentalen Turmes, der bis in schwindelerregende Höhe hinauf ragte und nirgendwo um ihn herum war noch das kleinste bisschen Wüste zusehen. Das einst noch im Wüstensand verborgene Versteck lag jetzt mitten in einer Stadt.
Hinter sich hörte er die Schritte der Frauen, als diese zu ihm auf die Straße traten, und drehte sich zu ihnen um.
"Ich hab eine Stadt gefunden.", meinte Sciz trocken.
"Nur keinen blauen Sand.", hauchte Leila überwältigt, während ihr Blick umherwanderte.
"Ihr habt eine Stadt verloren und ich habe eine gefunden.", bemerkte er, "Solltet ihr wirklich noch Ansprüche stellen? In unser aller Interesse sagt mir was ihr wisst."
Sciz stimmte ihr innerlich zu was diese und die verlorene Stadt betraf. Immerhin war "in einem Meer aus blauen Sand" neben "verflucht und verloren" das einzige was er über den Ort wusste, aber jetzt würden die beiden wohl Antworten oder mit ihrem Schweigen verraten, dass sie etwas mit der echten verlorenen Stadt zu tun hatten.
Krachend schlug etwas einige Meter entfernt auf dem Boden auf. Reflexartig drehte er sich weg, um sich möglichst von den umherfliegenden Holzsplittern abzuschirmen.
Als Sciz wieder hinsah erkannte er, dass es ein Schrank aus dem Unterschlupf war, den der Turm in die Höhe geschleudert hatte, wahrscheinlich stürzten die Überreste des Unterschlupfs und seiner Einrichtung, die der Turm erwischt hatte gerade irgendwo anders vom Himmel.
Dann stockte er, als er seinen Säbel direkt vor seinen Füßen erblickte. Er war wohl im Schrank gewesen und herausgeschleudert worden, als dieser zersplitterte.
"Ähm, ja, die verlorene Stadt.", meinte er dann und wies auf die Gebäude um sie herum, bevor er sich hinunterbeugte und seine Waffe wieder aufhob. Seltsamer machte das seinen Tag jetzt auch nicht mehr.
*Ja, eine Skype Gruppe wär ganz praktisch, bin ja froh dass die Mods überhaupt diesen einen Thread hier dulden.*

Sein Name war Kirschblüte. Es war ein lächerlicher Name, er hasste ihn.
Viel zu niedlich für jemandem wie ihn, er wusste nicht wer ihm diesen Namen gegeben hatte, aber er trug ihn seit er in diese Welt kam, wie eine unnötige Last die er lieber heute als morgen abwerfen wollte.
Die Nacht hüllte sich wie eine mit Sternen und zwei Monden bestickte Decke um den Wald.
Es war die Nacht die sein Leben für immer verändern sollte, doch das wusste er zu jenem Zeitpunkt nicht.

Nur noch ohne Komplikationen, diesen Wald durchqueren, dann wären sie endlich in Raislig
Im Glimmern des Sternenlichts nahm Kirschblüte wahr, wie sich glühende, helle Risse im Laub zu seinen Füssen bildete.

Ein Hund aus flammendem Gestein brach vor Kirschblüte aus dem Erdboden hervor.

Ein kalter Schauer der Angst durchfloss seine Glieder. Sein Fell sträubte sich auf.

Die Pfote des Hundes schnellte hervor und schleuderte Kirschblüte zu Boden. Die Kralle hatte eine Tiefe Wunde in seiner Seite gerissen.

Der Schock liess ihn jeglichen Schmerz vergessen. Mit grossen, glänzenden Augen sah er zu der Bestie empor die ihn zerfleischen würde.

Eine junge Soldatin stürmte hervor. Die Spitze ihres Speeres bohrte sich tief in die Seite des Tieres.
Der Hund heulte auf und zerfloss zu einem feinen Dunst der von der Brise des Windes davon getragen wurde.

Eine Woge der Erleichterung machte sich in Kirschblüte breit. Er seufzte.
"Du hast länger gebraucht als sonst!" zischte er bissig.

Die junge Soldatin hielt, ob seiner Bemerkung, kurz inne. Sie nahm eine Flasche mit heilendem Gebräu aus ihrer Gürteltasche und beugte sich zu dem Verletzten hinunter. Ihre Stirn war vor Besorgnis in Falten gelegt.
Sie sah sich seine Wunde an. Er blutete nicht, stattdessen verschwamm die Stelle an der er verwundet war, so als würde sie sich jeden Moment zu Nebel werden. Genau wie das Tier dass ihn angefallen hatte.

Schmerz erfüllte die Stelle an der ihn das verdammte Biest getroffen hatte. Kirschblüte atmete scharf ein, in der stummen Hoffnung damit seinen Schmerz zu lindern.
Er bestand nicht aus Fleisch und Blut, er war ein Venus-Dschinn, ein Wesen aus reiner elementarer Energie.
Das schlimmste was hätte passieren können war das sein Körper so viel Schaden nahm, dass er an Substanz verlor und sich auflöste. Die Wunde war schwer, aber er befand sich nicht in Lebensgefahrm seine natürliche Regeneration würde ihn retten.
Deswegen war es unnötig ihn zu behandeln. Ausserdem hasste er es wenn sie sich Sorgen machte. Besonders um ihn.
"Lass das!" bellte Kirschblüte und drehte sich von ihr weg.

Der Schmerz dieser Bewegung liess ihn zusammen zucken und wieder zu Boden fallen.
Sie beachtete seine Einwände nicht, tränkte einen Lappen mit dem Heilmittel und presste ihn auf seine Wunde.

Das Brennen der Wunde liess ihn ein weiteres zusammen fahren.
"Ich hab dir doch gesagt du sollst dass lassen!" japste Kirschblüte atemlos.

Die Wunde verheilte augenblicklich. Sein Körper nahm wieder eine komplette,feste sichtbare Form an.

"Ich liebe dich nun ein mal, mein kleiner Dschinn." antwortete die junge Frau grinsend.

Kirschblüte legte die Hörner die gleichzeitig als seine Ohren und Augenbrauen dienten leicht schief. Eine Geste der Scham unter den Venus-Dschinn, so wie das Rotwerden bei Menschen.
Es war nur eine harmlose Witzelei seiner Bündnispartnerin,aber sie traf ihn.
Es gab Dschinn die ihre Bündnispartner ihre "Meister" bezeichneten. So tief würde er nie fallen. Dennoch, obwohl er kein Mensch war, liebte er sie.
Häufig stellte er sich vor wie es wäre, mit ihr für den Rest
ihres Lebens zusammen zu sein. Stellte sich vor wie es gewesen wäre als Mensch geboren worden zu sein und sie zu heiraten und eine Familie mit ihr zu Gründen. Er hatte noch nie von einem Dschinn gehört der solche Gefühle für einen Menschen entwickelt hat. Manchmal fragte er sich, ob er überhaupt normal war.

"Kirschblüte? Alles in Ordnung?" Sie sah ihn mit schief gelegtem Kopf an.

Ihre Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.
"Ja... Ja natürlich." er schüttelte seinen Kopf, so weit es sein Körper jedenfalls zu liess,
"Wir sind bald in Raislig. Mann was für ein winziger Ort, ich kann ihn jetzt schon nicht leiden. Kalyna müssen wir wirklich mitten in die Einöde?"
"Du warst noch nie dort." gab ihm Kalyna zu bedenken. "Allard lebt dort."
Kirschblüte verkrampfte sich kurz, flog dann aber weiter Vorraus.
"Ich hab doch gesagt ich ihn nicht leiden." sagte Kirschblüte leise.
"Raislig oder Allard?" fragte Kalyna stichelnd.
"Beide."


Die aus schlichten Brettern zusammengenagelte Tür von Allards Wohnung öffnete, wie man sich bereits denken konnte, mit einem Knarren.
Kirschblüte seufzte genervt. Er verabscheute Allard.
Allard war in eine niedere Adelsfamilie geboren, wodurch er durch seinen Status zu Kalyna´s vorgesetztem Offizier wurde. Das obwohl er weder vom Kampf noch von Strategie etwas verstand. Selbst Kirschblüte musste zugeben dass Allard ansonsten ein netter Kerl war, wenn man mit ihm redete. Er wurde nie laut, er sagte aber auch nie seine Meinung. Er ist nur durch den Druck den sein Vater auf ihn ausgedrückt hat zum Offizier geworden. Kirschblüte konnte ihn sich eher als Barde oder Minnesänger vorstellen, denn als Soldat.
Kalyna kannte ihn schon seit ihrer Kindheit, sie kannte Allard länger als ihn, etwas dass Wut in Kirschblüte aufstiegen liess, er aber nie zugeben würde.

Vor ihnen stand Allard höchstpersönlich, ein kleiner, Mann Anfang zwanzig, mit glatt zurück gekämmten, kurzen, schwarzen Haaren. Eine Brille mit runden Gläsern sass auf seiner Nase. Mit seinen dunkelbraunen Augen und einem nervös wirkenden Lächeln begrüsste er Kalyna.
"Hallo, ich bin froh dass du kommen konntest." stammelte der leicht erschöpft wirkende Allard.

Hätte Kirschblüte mit den Augen rollen können, hätte er es getan. Der kleine nervöse Mann stand zu sehr im Widerspruch mit der doppelreihigen Offiziersuniform die er trug.
Und überhaupt was heisst hier "Du"? Kirschblüte war es gewöhnt dass die Menschen ihn in Gesprächen einfach übergangen, aber es frustrierte ihn jedes mal. Immerhin wäre er auf der Reise nach hier drauf gegangen wenn Kalyna ihn nicht gerettet hätte, aber ein Dschinn-Leben ist den Menschen einfach nichts wert. Ausser... ihr.

"Komm herein" sagte Allard, während er seine Brille zu Recht rückte und Kalyna zu winkte.
Sie trat mit einem Lächeln ein und legte ihre Rüstung ab. Dann liess sie sich auf einen der Sessel im kleinen Zimmer fallen. Kirschblüte hatte seine Form auf die Grösse einer Libelle geschrumpft und schwebte Kalyna hinterher, wie er sich bereits dachte, beachtete ihn Allard überhaupt nicht.

Es war ein kleines gemütliches Wohnzimmer mit Kamin und hölzernen Möbeln. Es war nichts prunkvolles, aber dennoch waren die Möbel und das Zimmer selbst deutlich teurer über dem was der Durchschnittsarbeiter in Silkanas, ganz zu schweige Raislig verdiente.
Der Mann war sparsam und bescheiden, das war eine Sache die Kirschblüte auch gut heisste. Dennoch machte es ihm Allard kein bisschen sympathischer.

Der Offizier kam mit zwei Gläsern und einer Flasche Wein wieder. Er schüttete sich und Kalyna etwas ein.
"Tut mir Leid..." begann Kalyna.
"Entschuldige dass..." sagte Allard fast gleichzeitig.
Die beiden sahen sich schweigend an und wichen plötzlich dem Blick des anderen aus.

Erkenntnis flammte in Kirschblüte auf. Eine Erkenntnis die ihm Angst machte, mehr Angst noch als es dieses Tier dass ihn angegriffen hatte gemacht hab. Dieser verdammte Allard...
"Das würde er doch nicht wirklich tun.... oder?" fragte sich Kirschblüte in Gedanken.

Ohne zu Zögern ging Allard vor Kalyna auf die Knie.
"Ich kenne dich jetzt seit fast zwanzig Jahren, du bist die Schönste, wunderbarste Frau der ich je in meinem Leben begegnet bin... Willst du meine Frau werden?"
Die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus. Er hielt eine Schachtel mit einem goldenen Ring in seiner rechten Hand.
Sie sah ihn nur sprachlos mit offenem Mund an.

Kirschblüte hatte keinen Mund, war sich aber sicher dass er genau dasselbe getan hätte. Er befand sich wieder in einer Angststarre.

Kalyna lächelte, Tränen stiegen ihr in die Augen "Ich hab so darauf gehofft dass du es sagst. Ja ich will!"

Kirschblütes Herz wurde zerissen. Er ertrug es nicht, er wollte nicht sehen was weiter kommt. Er wollte weg hier. Einfach weg.

Er flog aus dem Fenster, in die Nacht Silkanas, die immer noch von zwei Monden erhellt wurde. Später würde er es bereuen das getan zu haben, für den Rest seines Lebens würde er es bereuen.

In einem Versuch sich zu beruhigen atmete er behutsam ein und aus, während er ziellos durch die Hafenstadt flog.
Was hatte er sich überhaupt gedacht? Sie war ein Mensch! Er hasste sich selbst, er hasste Allard, er hasste Menschen. Er hasste es kein Mensch zu sein!

Die Welt brach für ihn zusammen und als er sich nach mehreren Stunden zurück in die Wohnung traute, tat sie es wirklich.

Eine rote Lache tränkte dass Wohnzimmer, in dem eben noch eine Verlobung stand fand. In der trockenen Lache lag Kalyna, mit offenem, starren Blick. Sie war tot. Aufgespiesst mit ihrem eigenen Speer, der immer noch aus ihrer Brust ragte.

"Heilung! Heilung! Heilung!" er wirkte so viel heilende Psynergien wie er konnte. Er kannte kaum Kampf-Psynergien. Die Heilungspsynergien waren das einzige was ihm lagen und nun nuzten sie ihm überhaupt nichts.
Besinnungslose Panik drohte seinen Verstand zu ersticken, ihm wurde Teilweise schwarz vor Augen. Doch er besann sich. "ALLARD!" brüllte er verzweifelt.

Niemand antwortete, dann hörte er ein leises Wimmer unter dem Schreibtisch des Raums.
Dort lag Allard zusammengekauert und schluchzend wie ein kleines Kind.

Mit aller Psynergy die Kirschblüte hatte rammte er den Schreibtisch und zertrümmerte ihn.
Holzsplitter flogen wahllos durch den Raum.
"Du Schwein... DU VERDAMMTES SCHWEIN!" Kirschblüte blickte abwehcselnd zu dem winselnden Allard und der toten Kalyna.
"Wo... warst du?" fragte Kirschblüte erstaunlich ruhig.

Allard verschluckte sich beinahe an seinen Tränen.
"Es, es ging so schnell, sie haben gekämpft, dann hat er sie, er hat sie-"
"Und du versteckst dich unterm Tisch....?" flüsterte Kirschblüte fassungslos.

Zum ersten mal sah Allard zu ihm hinauf, seine Augen waren weit geöffnet, so als schien er um sich herum nichts mehr wahr zu nehmen.
"Sie hatte mein Kind im Bauch" antwortete Allard flüsternd.

Kirschblüte fühlte sich betäubt. Die Schmerzen in seiner Brust schienen nicht mehr schlimmer werden zu können, um sich herum fühlte er nur noch eine grosse, schwarze Leere.
"Du Schwein...Du... verdammtes... Schwein..."

Mit Psynergy liess Kirschblüte einen schweren, scharfen Holzsplitter neben sich schweben.
"Ich bring dich um" sagte er tonlos.

Allard wehrte sich nicht, er wimmerte nur.

Eine von schwarzen Schatten umhüllte Hand packte Kirschblüte. Der Griff war zu stark um sich heraus zu winden, der Druck war so stark dass er nicht genug Konzentration für Psynergy-Anwendung aufbringen konnte. Nicht einmal die Telepathie die er sonst nuzte um mit den Menschen zu reden funktionierte.
Der Mann mit dem lockigen, goldenem Haar und dem ungepflegten Bart der ihn festhielt sah zu Allard hinunter. Er hielt einen Beutel mit Diebesgut über seiner linken Schulter.

"Wie erbärmlich, sogar ein Dschinn hat mehr Rückgrat als du. Das Mädchen war wirklich zu gut für dich. "

Vor Wut schäumend zappelte und wandte sich Kirschblüte im Griff des blonden Mannes.

"Ganz schön energisch, kleiner Dschinn. Ich kenn ein paar nette Leute die dich kennen lernen würden. Dunkelgriff!"

Kirschblüte kämpfte damit das Bewusstsein zu behalten. Er musste es schaffen zu entkommen...

Der Einbrecher lockerte den Griff und liess den kraftlosen Kirschblüte zu Boden sinken.
Der Mann zog ein kleines Halsband aus seiner Tasche und legte es ihm um. Dann verliess er fröhlich summend, den Dschinn und das Diebesgut gepackt in das frühe Morgengrauen. Einer der Zwei Monde war bereits untergegangen.



Die Luft war, stickig, Staubwolken wirbelten umher in der Dunkelheit des Lagerraums.
Sie waren auf einem Schiff. Kirschblüte lag halb benommen auf einer der Kisten.

Seit seiner Entführung flimmerte, es ständig vor seinen Augen, Kopfschmerzen wurden zu seinem ständigen Begleiter. Das Schwanken des Schiffs half seinem Zustand auch nicht weiter.

“Wir sind also wach?” sagte der Mann mit den goldenen Locken und dem dunkelblonden Bart, der ihn entführt hatte.

Kirschblüte fühlte sich zu schwach um ihm zu antworten.

Der Mann liess sich auf ein Fass hinab und nahm dort Platz.
“Meine güte, was bist du kalt zu mir, kleiner Dschinn.”

Der Einbrecher, hielt einen Rot-Leuchtenden Ball in die Höhe und quetschte ihn zusammen.
Augenblicklich krümmte sich Kirschblüte vor Schmerz, sein Körper wurde zusammengedrückt.
Als der Mann den Ball los liess verliess, auch der Druck auf Kirschblüte´s Körper ihn.
Aus seinem neuen Blickpunkt – vom Boden – sah Kirschblüte die Reflektion seines Körpers, ein schwarzes Halsband war an ihm befestigt, das rötlich schimmerte.
“Mein Name ist Apaec.” sagte der Dieb der Kirschblüte alles in seinem Leben geraubt hatte.
“Von nun an bin ich dein neuer Meister, Dschinn. Aber erst ein mal möchte ich mit ein paar Freunden von mir bekannt machen.”


In der Dunkelheit des Lagerraums erkannte Kirschblüte die Gesichter der zwei Menschen nicht, er würde sich später auch nie mehr klar an sie erinnern, zu sehr blieben ihm die grauenhaften Momente der Qual in Erinerung die nun folgen sollten.

Die Menschen die er in der Dunkelheit kaum wahrnahm fesselten ihn an eine Holzkonstruktion. Einer der Menschen nahm einen glühenden, weissen Stab in die Hand und presste ihn auf Kirschblüte´s Körper.

Die Qualen raubten ihm fast den Verstand, weisse Sterne blitzten vor seinen Augen auf, es war ein Wunder dass er nicht wieder das Bewusstsein verlor.
Aus den Augenwinkeln sah er an sich hinunter. Entgegen seiner Erwartungen war er nicht verwundet, stattdessen war sein Körper an der Stelle die der Stab berührt hatte so weiss wie ein Knochen.

Apaec stand auf und wendete sich an eine der schemenhaften Gestalten.
“Was denkt ihr wie viel wir für einen weissen Dschinn bekommen werden?” war das letzte was Kirschblüte hörte, ehe ihm die Pein den Verstand raubte.


Als Kirschblüte wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, wusste er nicht wie viel Zeit verstrichen war. Es konnten Jahre, Tage, Stunden oder Wochen vergangen sein.
Sein ganzer Körper brannte, so als wäre er wund, selbst seine Augen brannten fürchterlich und manchmal nahm er einen roten Schimmer am Rande seines Blickfelds war.

Er fing an zu schluchzen. Ein leises, jämmerliches Geräusch. Dasselbe Wimmern wie das von Allard. Und er fing erneut an sich selbst zu hassen.
So schnell hatte sich sein Leben unter Menschen zum Schlechten gewandt, er hätte unter den Dschinn bleiben sollen. Aber dennoch bereute er es, trotz allem was passiert ist, nicht dass er Kalyna getroffen hatte. Dies alles wäre nie passiert wenn er kein Dschinn gewesen wäre.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, der Dunkelheit, Trauer und Einsamkeit versiegten seine Tränen.

Und er fasste einen Entschluss, er würde entkommen. Und dann.... würde er zu einem Menschen werden.


Wie er zu einem Menschen werden würde, konnte er sich später überlegen, erst einmal musste er hier raus.
Er tastete sich in der Dunkelheit ab, er schien sich in einer Kiste zu befinden, sie war nur aus Holz, wie unvorsichtig einen Dschinn in so etwas zu sperren. Besonders einen Venus-Dschinn wie ihn.
“Wurzel!” Die Wurzel wuchs zwischen einer Spalte der Kiste und vergrösserte den Spalt bis Kirschblüte hinaus sehen konnte.

Er schien sich wieder in einem Lagerraum zu befinden, es war jedoch nicht derselbe wie der, in dem man ihn gefoltert hatte.
Die Wände waren aus Felsen, so wie in einer unterirdischen Höhle.

Er befand sich also nicht mehr auf einem Schiff sondern am Festland.

Kirschblüte grinste, zu mindest so weit es sein Dschinn-Gesicht zu liess. Auf dem Festland hatte er bessere Chancen zu entkommen. Seine höchste Priorität war es das Halsband los zu werden.

Sein feines Fell sträubte sich bei dem Gedanken an Apaec. Er schüttelte den Gedanken ab, er musste sich auf anderes konzentrieren.

Als er sich vergewissert hatte das er unbeobachtet war verliess Kirschblüte die Kiste und flog in den Tunnel der als Eingang des Lagerraums diente.
Der Tunel war aus Stein geschlagen und mit Psynergy-Lampen beleuchtet. In unregelmässigen Abständen standen Kisten, Fässer und Regäle an den Tunnelwänden.
Stimmen kamen Kirschblüte entgegen. Er verkleinerte seinen Körper und versteckte sich hinter einem der Regale. Die Gruppe von Männern kam näher, an ihrer Spitze marschierte Apaec.

Kirschblüte´s Magen verkrampfte sich augenblicklich. Der Hass auf diesen Mann war gross, aber die Angst vor ihm war viel, viel grösser.

“Ich habe noch nie von einem weissen Dschinn gehört.” sagte einer von Apaecs Begleitern.
Apaec lachte gespielt fröhlich.
“Ja, ich konnte mein Glück kaum fassen einen zu fangen. Selbst in Silkanas sind sie eine Rarität. Wir sind noch nicht da, aber ich denke ich kann den kleinen Racker schon mal wecken.”
Er nahm den rot-leuchtenden Ball aus seiner Tasche.

“Wurzel!” Ohne zu denken wirkte Kirschblüte die Psynergy, Gewächs stob aus der Wand und warf das Regal um, das auf Apaec und seine Begleiter stürtzte. Apaec wurde unter dem Regal begraben und liess den Ball fallen.
Kirschblüte schnappte sich den Ball mit Psynergy und flog weiter den Tunnel hinab.
Angst und Verzweiflung liessen ihn schneller fliegen als jemals zuvor, als erhinter sich Apaec´s wuterfüllten Schreie hörte.

Sein Flug endete als er das Ende des Tunnels erreichte. Eine riesige mit Halle mit Fussboden aus blank poliertem Obisidian das den Raum doppelt so gross aussehen liess umhüllte ihn plötzlich.
Genauso wie Soldaten, die damit beschäftigt waren metallene Konstruktionen zu bearbeiten die Kirschblüte noch nie in seinem Leben gesehen hatte.

“Es ist ein wilder Dschinn! Einer der Menschenfeinde!” brüllte Apaec hinter ihm.
Die Worte liessen die Soldaten alles stehen und liegen lassen und ihre Waffen auf ihn richten.

Pfeile und Psynergy hagelten auf Kirschblüte ein. Der Dschinn wirbelte hin und her, entkam allen Geschossen, doch ein Eiskristall traf den Ball seitlich und schleudert ihn zu Boden.

Trotz seiner Schmerzen blieb Kirschblüte in der Luft. Der Ball rollte am Boden und wurde von Apaec in die Hand genommen.
Der Dieb grisnte wie ein Raubtier als er den Ball so stark er konnte zusammen quetschte.

Kirschblüte fiel zappelnd zu Boden, sein Körper war kurz davor vollkommen zerquetscht zu werden. Dann hörte der Druck auf. Atemlos sah er zu Apaec hinauf, der den Ball nun nicht mehr quetschte aber eine Klinge auf ihn richtete.

“Narko-Blitz: Kette!”

Ein Blitz schoss von Soldat zu Soldat, jeder getroffene ging sofort bewusstlos zu Boden.
“Schattenschild!”
Apaec liess den Ball und das Messer fallen um eine Schutzbarriere aus Schatten vor sich zu erzeugen die den Blitz abprallen liess.

Vor Kirschblüte schwebte ein Dschinn. Der ungewöhnlichte Dschinn den er je gesehen hatte.
Ein Jupiter-Dschinn mit einem Umhang aus Stroh um die Schultern. Durch das Gesicht des Jupiter-Dschinn zog sich eine Narbe, wie ein Riss, über sein linkes Auge. Er kaute auf einem Strohhalm. Ein kleiner Teil der Spitze seines linken Beines fehlte.

“Menschenfeinde...?” fragte der vernarbte Dschinn spöttisch.

Apaec sah mit offenem Mund zu dem Neuaunkömmling.
“Ich.. dachte ihr wärt ein Gerücht....” antwortete Apaec vor Erstaunen erstarrt.
“Donnerlanze!” Ein Speer aus Blitzen schoss aus den Schatten-Adept zu.

“Finsterrüstung!” Die Schutzbarriere aus Schatten hüllte Apaecs Körper wie eine Rüstung ein.
Die Lanze aus Elektrizität traf die Rüstung ins Herzs, Apaecs Körper wurde gegen die Höhlenwand geschleudert.
“Donnerlanze!” der Jupiter-Dschinn flog Apaec hinterher, die zweite Lanze aus Elektrizität bohrte sich in die Schattenrüstung und rammte den Dschinn-Händler tiefer in die Wand.
“Donnerlanze! Donnerlanze! Donnerlanze!” Jeder Angriff bohrte Apaec tiefer in die Felswand, der keine Gelegenheit hatte sich vor dem Strom aus kontinuierlichen Psynergy-Angriffen zu retten.

Kirschblüte blickte dem Geschehen voller Erstaunen und Bewunderung hinterher. Noch etwas dass er nie zuvor gesehen hatte, einen Dschinn der einen Menschen vollkommen dominierte.

Die Speere aus Psynergy blieben einfach in der Schattenrüstung stecken, doch die Wucht der Angriffe liessen keine Chance zur Gegenwehr.

“Kugelblitz!” Der Jupiter-Dschinn hüllte sich in eine Kugel aus Elektrizität und rammte Apaec mit der Geschwindigkeit einer Kanonenkugel. Die Donnerlanzen explodierten in einem Regen aus Funken, die Schattenrüstung wurde zerfetzt.

Alles was Kirschblüte wahr nahm war ein Grollen und eine Staubwolke. Als sich der Staub lichtete, war ein Loch in der Felswand wo zu vor noch Apaec war.

Wie hypnotisiert schwebte Kirschblüte vor und sah hinaus. Oder besser hinab, das Meer lag weit unter ihnen und der Anblick einer massiven fliegenden Felswand bot sich ihm. Von Apaec keine Spur.

“Wir haben den Menschen den Kampf erklärt.” sagte der vernarbte Dschinn während er zu Kirschblüte hinab sah. “Willkommen in Neu-Mirnuzar. Mein Name ist... Passat.”
I am back!


Der neue 'Besitzer' der 100 Frauen, hatte die Aufmerksamkeit auf dem Markt auf sich gezogen, als er als Fremdländer genug Gold gezahlt hatte, um diese zu erwerben. Es waren alle möglichen Frauen dabei. Von große, kleine, hübsche und kräftigen Frauen. Loghain hatte zwischen Ihnen nicht differenziert. Das taten die verbotenen Künste auch nicht. Jedes Menschenleben war als Tribut gleich viel Wert.
Loghain hatte sofort die Chance erkannt, als er von dem gebräuchen dieser Wüstendeppen gehört hatte. Dies kam ihm äusserst gelegen. Dieser verdammte Homunkulus hatte seine letzte 'Menschensammlung', in seinem geheimen Labor' getötet. Sie waren zwar dadurch nicht komplett nutzlos geworden, da er immerhin das Blut, Knochen und Fleisch der verstorbenen Menschen benutzen konnte, doch ihr Wert war ohne eine Seele beachtlich gesunken.
Dieser Fund hatte seine Laune etwas gebessert. Er hatte sehr viel Gold für die Frauen ausgeben müssen, doch für Loghain spielte Gold lange keine große Rolle mehr. Sein Meister hatte, wie vermutlich alle anderen Meister der Kampfkunst auch, eine große Ersparnis an Gold besessen. Nun gehörte es ihm. Die einzige Sache die Loghain bereute war, dass er nicht mehr Gold mitgenommen hatte. Er hätte all das Gold gegen noch mehr Menschenleben eingetauscht, ohne dafür strafbar gemacht zu werden oder seinen Gesicht als 'Meister der Kampfkunst' zu verlieren. Hier war der Handel mit Frauen legal. Würde er auf seine jüngsten Verbündeten treffen, so würde er ihnen erzählen, dass er sie 'gerettet' hatte, damit er sie später draußen freilassen könne oder ihnen ein anderes Leben anbieten würde. Schließlich wäre das, dass mindeste, was er für sie tun könne.
In Wahrheit würde er sie solange mit sich führen, bis er eine gute Gelegenheit bekam, sie zu opfern.
Er hatte bisher kein Wort mit seinen neuen Opfern gesprochen, die ihn auf Schritt und Tritt verfolgten. Loghain hatte sich erkundigt und 90 der Frauen an einen Händler vermietet, der für die nächste Lieferung etwas mehr Unterstützung brauchte.
Sie hatten sich darauf geeinigt, dass der Händler die Versorgung der Frauen übernahm und ihm einen Mietbetrag zahlte. Diesen Mietbetrag würde Loghain nutzen um die 10 Frauen, die mit ihm kamen, so wie sich selbst zu versorgen.
Er hatte kaum mehr Gold übrig und die übliche Währung war hier draußen nichts Wert. Deswegen war es ganz vorteilhaft für ihn, etwas an Liquide Mittel zu besitzen.
Loghain und seine 10 Begleiterinnen blieben stehen, als sie das Palast des Sultans sahen. Loghain warf einen kurzen Blick auf seine Begleiterinnen, die bisher sehr gehorsam ihre Befehle ausgeführt hatten. Er überprüfte ihre Vollständigkeit und betrat dann das Palast, gefolgt von den anderen 10 Personen. Loghain hatte sich schon reichlich über den Sultan geäussert. Wenn er nur halb so sehr interessiert an den 'Fremdländern' war, wie er gehört hatte, so würden sie sich wunderbar verstehen.

„Geisterzähne, so so.“ ertönte es aus der anderen Seite des Tisches. Der Hundedämon konnte erkennen, dass die Stimme den eitlen Meister gehörte.
„Es scheint, als hättet ihr dazu was zu sagen, Meister Xallank.“ stellte Trast fest.
Xallank seufzte mit einer enttäuschten Geste. „Anscheinend muss ich noch etwas aus meinem Kampf mit Melfice hinzufügen. Fälschlicherweise habe ich angenommen, dass meine letzte Zusammenfassung genügt, doch wie es aussieht, hätte ich mehr über die Fähigkeiten des Königs preisgeben sollen.“ gestand er.
„Was meint ihr damit?“ fragte Grace ohne die Neugier in seiner Stimme zu unterdrücken. Xallank legte eine kurze Redepause an und ließ seinen Blick durch jede einzelne Person im Haus streifen, bis er letzendlich bei Garm hängenblieb. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen.
„Um absolut sicher über mein Ergebnis zu sein, wäre es nur sinnvoll, diesen Geisterangriff auch selbst mit zu erleben.“ Er deutete auf seine eigene Kehle.
Garm lachte höhnisch. „Verstehe ich das gerade richtig? Du willst, dass ich den gleichen Angriff auf dich anwende?“
Der Yall nickte.
Garm hingegen lachte noch lauter. Wenige Sekunden später meldete sich Grace zur Wort, den Hundedämon mit einem freundlichen Blick anstarrend.
„Halt dich nicht zurück.“
Garm ließ nicht lange auf sich warten. Er schien vor dem Auge aller zu verschwinden und nutzte den gleichen Angriff auf Xallank und erschien wieder auf seinem vorherigen Platz.
Allerdings bemerkte er, dass etwas merkwürdiges geschah. Die getroffene Stelle des Meisters schien sich zu krümmen, wie ein verschwommenes Abbild, eine verzerrte Realität und bildete sich neu. Danach sah alles wie zuvor aus. Sein Angriff schien ihn nicht im geringsten beeinflusst zu haben. Es ging sogar noch weiter. Es schien so, als hätte sein Angriff ihn noch nie berührt, obwohl er sich sicher war, dass er es getan hatte. Er verstand nicht im geringsten was vor sich gegangen war. Soetwas hatte er noch nie in seinem Leben gesehen oder davon etwas gehört. Was genau hatte der Meister gemacht?
Auch Dewan staunte. Er hatte davon schon etwas gehört, doch er hatte es für eine große Übertreibung gehalten. Eine einzigartige Fähigkeit von Meister Xallank, mit der er die Wahrheit zur Illusion werden ließ. Zumindest für den eigenen Körper. Jegliche Wirkungen oder Schäden von Außen wurden von dem Körper und Realität um sich als eine Illusion realisiert und isoliert. Egal was es war, mit dieser Fähigkeit konnte er theoretisch jede äusserliche Wirkungen entgehen und ausweichen. Eine Illusionskunst die selbst alle anderen Yalls bei weitem übertraff.
Es war also echt. Kombiniert mit der Gabe über Lebensenergie die der Meister besaß, konnte sich Dewan nicht vorstellen, wer oder was seine Defensive durchbrechen können sollte.
„Was zur Hölle ist da gerade geschehen?“fragte der Hundedämon verwirrt.
„ Es ist also wahr.“ kommentierte Trast. „Nicht jeder hier im Raum wird vielleicht den Ausmaß deines furchteinflößendes Potential realisieren, doch es ist wahrlich die größte Waffe der Menschen die wir gegen Melfice haben werden.“
„Möglich.“ gab Xallank zurück ohne sich von den Worten im geringsten schmeicheln zu lassen. Sein Blick ging anschließend zu dem Hundedämon. „Unglücklicherweise sind meine Zweifel bestätigt. Ich hätte dieses Detail vielleicht in meiner Zusammenfassung wriklich nicht auslassen sollen: Der König wird vermutlich deinen Angriff nicht einmal spüren. Er besitzt über eine spezielle Rüstung. Die Rüstung hält ihn selbst bei fatalen Treffern am Leben. Die genauen Wirkungen der Rüstung sind mir bisher unbekannt. In meinem Kampf konnte ich die Rüstung jedoch Dank einen Trick auflösen lassen und ihn so schlagen.“
„Der Trick den du damals bei mir angewandt hast? Die Illusion zur Wahrheit werden lassen...“ fragte Grace mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
Xallank nickte und blickte anschließend wieder zum Dämon. „Es kann gut sein, dass dein 'Erfolg' sich erst nach der Auflösung der Rüstung am Körper des Königs spürbar machen lässt. Darauf können wir uns jedoch nicht verlassen.“
„Aber wir können es versuchen?“ fragte Dewan. „Der König ist ein 'Mensch'. Der Dämon Melfice ist unberechenbar. Es wäre vielleicht vom Vorteil unsere Strategie auf den König aufzubauen und ihn irgendwie wieder herauszulocken.“
Xallank tippte sich mehrfach auf die Strin und grinste leicht peinlich. „Eh, anscheinend habe ich noch ein wichtiges Detail vergessen zu erwähnen.“
Erneuert hatte er die komplette Aufmerksamkeit der Anwesenden. Jedoch wirkten die wenigsten erfreut darüber.
„Kurz bevor mich der Dämon mit seiner 'Technik' besiegt hat, konnte ich die Verbindung zwischen dem König und dem Dämon trennen. Der Dämon wird nicht mehr auf die Hilfe des Königs zurückgreifen können. Das kann als Nachteil gesehen werden, doch ich selbst sehe es als Vorteil an. Der Dämon wird nicht mehr auf die Vorteile dieser Verbindung zurückgreifen können und wer weiss, was ihnen sonst noch Möglichkeiten zur Verfügung gestanden hätten. Ich würde es nicht für klug halten, diese Verbindung wiederherzustellen, nur um den König, für eine prekäre Taktik herauszulocken. Ganz zu schweigen, dass es nicht einmal so einfach wäre.“
Silya überlegte eine Weile, stimme ihm dann jedoch zu. Die anderen Meister taten es ihr wenig später gleich.
„Dann bleibt uns wohl aktuell wirklich nichts besseres übrig als auf Unarus seine Ergebnisse zu warten.“
„Exakt.“
„Hoffen wir das beste.“


Unarus hatte kein gutes Gefühl bei der Sache. Zumindest sanken seine Erwartungen immer mehr, desto mehr er erfuhr.
Meister Trast hatte ihn zwar schon gewarnt gehabt, dass die Meister aufgrund ihrer sturen Neutralität nicht überall bewundert wurden, doch es war das erste mal, dass er selbst jemanden mitbekam, der sie so abwertend beschrieb. Auch er wurde gewarnt, vorsichtig mit seinen Kräften zu sein. Auf der Welt herrschte selten etwas wie 'Gut' oder 'Böse', 'Richtig' oder 'Falsch'.
Allein die subjektive Sicht eines Menschen entschieden was in ihren Augen Gut, Böse, Richtig oder Falsch war. Die Meister waren nicht da, ihre Kräfte zu benutzen um die Menschen in Mirnuzar oder ihre Handlungen danach zu beurteilen. Deshalb zog ihr Orden schon immer den neutralen Weg. Sie vermieden Konflikte, Feinde oder das Ziel von Rache zu sein. Sie stärkten sich, bildeten Schüler aus und gaben ihr Wissen an die nächste Generation weiter. Sie berieten die Leute, aber gaben nie eine Stimme ab. Der Dämon Melfice war seid ihrer Gründung immer ein zentrales Thema bei den Meistern gewesen. Viele alte Steintafeln und Schrifte über diesen Dämon waren vernichtet oder verschwunden worden. Ebenso über die schwarze Sonne. Selbst ihr Orden wusste nicht, welches Geheimnis sich dahinter verbarg.
Sie folgten Meliza, der sie die Treppen hoch führte, den Gang nach Rechts nahm und den Flur weiter geradeaus ging. Am Ende des Flurs standen sie vor einer unbesonderen Tür. Unarus wollte klopfen, doch das Mädchen kam ihm zuvor.
„Vater, wir haben Besuch.“

Seine Hand hatte sich durch die Hand seiner Meisterin durchbohrt. Silyas Augen folgten ungläubig dem Arm Kudos bis zu seinen goldenen, ernsten Augen hoch. „D-Du.... wie konntest du nur...“
Ein Lächeln bildete sich auf dem Gesicht des Erdadepten, als er seine blutüberströmte Hand herauszog und sie dann mit einem Ausstoß von Psynergie, dass einer stärkeren Version von Verschieber ähnelte, von sich zum Boden wegstieß. Die Peitsche fiel von seiner Haut ab.
Die Frau schaute ungläubig zu Kudo hoch. „Du könntest niemals glauben deine Meisterin besiegen zu können.... niemals....“
„Das stimmt. Aber ich habe nicht geglaubt, dass du meine Meisterin bist. Demnach auch nicht daran, dass ich NICHT nicht dich besiegen könnte. Geh mir aus den Augen, du jämmerlicher Illusionsabdruck und such dir gefälligst eine eigene Persönlichkeit!“
Kudo wandte sich von der Frau ab und ging mit langsamen Schritten zu Merl. Er hatte zwar groß geredet, doch er spürte noch den ganzen Folter, den er die ganze Zeit durcherlebt hatte, auf der ganzen Haut, auch wenn er tief im inneren wusste, dass sie nicht wirklich real gewesen waren. Oder er glaubte es zumindest. Dieser ganze Zusammenprall gegen die Wand, Decke und den Boden. Die ganzen Stromstöße und die ganzen Schläge und Tritte die er erdulden hatte. Die Schmerzen vergingen nur langsam.
„Endlich... war das so schwierig? Du hast eine ganze Stunde dafür gebraucht.“
„Pff, geh mir nicht auf die Nerven. Führ mich jetzt zu meinem Ziel, Imitation eines falschen Heldes. Führ mich zu dem Lich. Ich habe beschlossen den Grab meiner Vorfahren zuerst ihre wohlverdiente Ruhe zu schenken.“
„Du willst zum Lich? Du wirst ihn niemals vernichten können. Höchstens einsperren können. Falls überhaupt. Er ist bereits länger draußen als sons-“ er wurde unterbrochen.
„Niemand hat dich nach deiner Meinung gefragt. Führ mich einfach zu ihm!“
Ein finsterer Ausdruck flackerte über das Gesicht des illusionären Merls und verwandelte es zu einer schlaffen Maske.
"Such ihn doch selber. Als ob ich von dir Befehle entgegennehmen würde."
Kudo knurrte und packte ihm am Kragen.
"Tu es! Oder..."
Merl lächelte dünn.
"Und was? Wirst du mir wehtun?", höhnte er mit gespielt verängstigter Stimme. "Wirst du mir die Hand durchbohren, wie bei deiner Meisterin? Und du glaubst als wäre das genug?"
Bevor Kudo etwas darauf erwidern konnte, packte ihn eine psynergetische Hand und warf ihn mit voller Wucht gegen die gegenüberliegende Wand. Er spürte den stechenden Schmerz, spürte wie etwas nachgab. Er glitt kraftlos zu Boden, unfähig wieder aufzustehen. Als er seinen Blick hob, stand vor ihm Meisterin Silya. Stark, ungebrochen, unbesiegbar. Kälte breitete sich in Kudos Eingeweiden aus und der Moment der Klarheit, den er vorhin noch verspürt hatte, hatte sich verflüchtigt. Er wusste sie war eine Illusion, aber wenn er ihr so in die Augen sah... Kudo erinnerte sich an diesen Ausdruck. Er hatte ihn nur einmal gesehen und damals hatte er sich wirklich davor gefürchtet von seiner Meisterin verstoßen zu werden. Diese unbeschreibliche Kühle, diese Verachtung... Es war genau wie damals.
"Meisterin!", schaltete sich plötzlich Veras verängstigte Stimme ein. "Bitte lasst es gut sein! Hört auf!"
"Aber ich bin doch nur eine Illusion.", erwiderte Silya unheilvoll neutral.
Sie hob die Hand. Es knackte. Risse zogen sich durch den Boden. Die Holzdielen brachen auf und ein schwerer Felsbrocken kam zum Vorschein, den seine Meisterin ohne sichtbare Mühen in das Wohnzimmer levitierte.
"Und da das alles nur eine Illusion ist wird ihm auch nichts geschehen."
Kudo realisierte was sie vorhatte. Er musste sich verteidigen, sonst wurde sie ihn mit diesem Felsbrocken zerquetschen. Aber er konnte nicht. Sein Körper war taub und sein Geist durch den Schock gelähmt. Er musste... Er musste...!
"Schallkeule!"
Komprimierte Windenergie zerlegte den Felsen in seine Einzelteile. Bevor Kudo wusste wie ihm geschah, riss ihn ein Windstoß wieder quer durch den Raum und ließ ihn neben Merl zu Boden fallen.
"Du bist zu dämlich.", presste Merl frustriert hervor und stellte sich zwischen ihn und Silya. "Hast du die Natur dieses Ortes immer noch nicht begriffen? Je mehr du dich gegen ihren Fluss stellst, desto stärker wird der Strom."
"Das ist doch alles nur eine Farce.", lachte Kudo röchelnd trotz seiner Schmerzen. "Keiner von euch ist echt."
"Spielt das eine Rolle? Dein Körper glaubt es. All das hier basiert auf deinen Gedanken, deinen Erfahrungen. Hast du denn gar nichts verstanden?"
Er deutete auf seine Meisterin.
"In deinem Verstand, ist deine Meisterin wie eine Göttin für dich. Unbesiegbar, selbst für dich."
"Und aus welchem Grund hast du mich eben gerettet? WENN du ein Produkt meiner Erfahrungen bist? Du sagtest selbst, du würdest mir nie helfen, es sei denn ich würde dich darum bitten. Was, wie du weißt, ich niemals tun würde."
"Das ist mir klar.", erwiderte Merl trocken. "Warum bloß? Vielleicht weil du in deinem Innersten weißt, dass ich dich trotz meiner Abneigung dir gegenüber nicht einfach verrecken lassen würde? Vielleicht liegt es auch nur daran, dass ich die Rolle deines 'Unterstützers' in diesen Gängen übernommen habe? Such dir eine Antwort aus die dir passt. Das machst du doch ohnehin immer, nicht wahr?"
Kudo konnte nicht einfach anders als die Augen zu verdrehen. Jetzt stritt er sich schon mit seinem eigenen Selbst. Bedeutete die Anwesenheit dieses Kerls etwa, dass er sich selbst nicht ausstehen konnte? Was für ein lächerlicher Gedanke...
"Ganz gleich wie du darüber denkst, ich denke wir sind uns einig, dass es keinen Sinn macht hier zu verweilen.", fuhr er kühl fort und nickte auf die offene Tür hinter ihnen. "Mach dir keine Sorgen wegen dem Lich. Wenn du weiter so unbeholfen durch die Illusionen stolperst, dann wird er dich zuerst finden, selbst wenn du versuchen würdest dich vor ihm zu verbergen. Aber vergiss nicht, warum du eigentlich hier bist."
Kudo schnaubte und blickte auf den schwarzen Steinzylinder der neben ihm lag. Wenn er richtig verstanden habe, ließ sich ohne es der Weg zum Leuchtturm nicht öffnen. Und wenn sie nicht bereit waren das Leuchtfeuer zu entzünden, dann hieß das Mirnuzars Untergang... Kudo packte den Behälter und wirkte Heilpsynergy damit er aufstehen konnte. Er warf einen Blick nach hinten. Silya stand immer noch da, in ihren Augen loderte unauslöschbare Wut. Jedoch schien sie es nicht darauf anzulegen ihn noch einmal anzugreifen. Hinter ihr Vera, Ailas und Kurlag, sichtbar verunsichert was sie tun sollten. Dann wandte er sich wieder der Tür zu. Es war dahinter so gleißend hell, dass er nicht erkennen konnte was auf der anderen Seite war. Kudo atmete tief durch und machte sich auf seinen Weg nach draußen.
"Ein letzter Tipp, Kudo. Du solltest besser schnell dein wahres Wesen erkennen und die Regeln dieses Ortes akzeptieren. Andernfalls wirst du nicht mehr lange zu leben haben und alle im Stich lassen, die dich brauchen."
Kudo antwortete nicht und drehte sich auch nicht nocheinmal zu Merl um. Er lehnte sich kurz erschöpft gegen den Türrahmen und hielt einen Moment inne. Dann trat er ins Licht.

Kudo stürzte und schaffte es knapp sich mit den Händen zu fangen. Ihm war schwindlig. Alles drehte sich in seinem Kopf. Aber dennoch erkannte er den kalten schwarzen Steinboden, auf dem er gerade kniete.
"Ich bin zurück...", murmelte er leise.
Ein Bellen antwortete ihm. Kudo blickte auf und sah Wölkchen vor ihm hocken.
"Da bist du ja endlich.", stellte Kudo fest und kämpfte sich auf seine wackligen Beine.
Es überraschte ihn nicht als er feststellte, dass er nirgends verwundet war. Außer Phantomschmerzen am ganzen Körper und den pochenden Kopfschmerzen die er schon seit einer Weile empfand, war er völlig in Ordnung.
Wölkchen bellte wieder.
"Ja ja, ist ja gut. Mir geht es bestens."
Er wischte sich über sein verschwitzes Gesicht. Plötzlich runzelte er die Stirn und schaute auf seine Hand. Rotes Blut leuchtete auf seinen Fingerspitzen, das er gerade aus seinem Mundwinkel gewischt hatte. Vielleicht waren die Illusionen doch nicht so harmlos. Kudo sah sich genau um. Von seiner Meisterin, dem Möchtegernhelden und den anderen war keine Spur mehr zu sehen.
Wölkchen stieß einen fragenden Laut aus und sah ihn erwartungsvoll an.
"Ja, wir können weiter.", interpretierte Kudo die Frage des Nebelwolfs. "Ich denke darüber nach dem Lich einen Besuch abzustatten."
Wölkchen stieß plötzlich ein Knurren aus.
"Ist mir bewusst.", erwiderte Kudo gleichgültig. Ob Amadeus auch nur riet, was diese Kreatur sagte? "Aber ich habe mich entschieden. Die Brücke kann warten."
Wölkchen knurrte wieder, diesmal aggressiver. Doch an Kudos Ohr drang noch ein anderer Laut. Ein Laut der immer näher kam. Er lächelte.
"Ist ja nicht so, als ob wir eine Wahl hätten. Ich glaube er hat und schon gefunden."
Die Ohren der Nebelkreatur zucken. Er wirbelte zum linken Eingang des Raumes herum und nahm eine breitbeinige Kampfhaltung ein. Aus dem Eingang tappste ein Trupp aus fünfzig Skeletten, alle mit altertümlichen Waffen und manche sogar in Rüstungen. In ihren leeren Augenhöhlen brannten kleine purpurrote Flammen. Schnell schwärmten sie im Raum aus und umstellten sie in einem Halbkreis. Während die Knochen seiner Vorfahren sich in Stellung brachten, klopften sie mit ihren Waffen auf ihre Schilde oder klackten mit ihren Kiefern.
Kudo konnte den Lich nicht entdecken. Ob er überhaupt hier war? Wölkchen stieß ein angriffslustiges Heulen aus. Dann griffen die Skelette an.

Maros Monsuur, Oberhaupt der Familie Monsuur, vergrub sein Gesicht erschöpft in seinen Händen und atmete tief aus, als die beiden Besucher mit der Schilderung der Ereignisse geendet hatten. Eine seltsame Reaktion, fand Meliza, die auf einem feinen Sessel in einer Ecke des Arbeitszimmers saß und dem Gespräch stumm lauschte. Auch sie fand das Gehörte absonderlich und unglaublich. Aber auch unglaubwürdig...? Dessen war sie sich nicht mehr so sicher. Hauptsächlich weil sie daran zweifelte, dass Mallar sich nach all dieser Zeit aus heiterem Himmel eine derart wahnwitzige Geschichte ausdenken würde. Der andere Grund war die Reaktion ihres Vaters. Er wirkte in keinster Weise wütend über den Vorwurf, dass Merl die Enklave zerstört und den Meisterarchivar getötet hatte, noch zeigte er sich argwöhnisch gegenüber dem Grund wieso Mallar hier war. Er wirkte wie ein Mann, der eine furchtbare Nachricht überbracht bekommen hatte. Wie jemand, der etwas wusste...
"Eine Zone, in der die Macht der Sterne verschwunden ist?", fragte Maros leise.
"Nicht wirklich 'verschwunden'... Es ist eher, als wäre die Sternenmacht an diesem Ort... tot.", sagte Mallar, der offenbar nach den richtigen Worten suchte. "Es fühlte sich an, als wäre man... benommen. Als könnte man seine Umgebung nicht mehr richtig wahrnehmen, obwohl man noch klar sehen und hören kann. Wie ein Schatten, der sich über das Bewusstsein legt. Man spürt keinerlei elementare Energien... nur eine unbehagliche Kälte. Es zieht sich durch die gesamte Enklave. Es ist unmöglich sich dort zu finden und die Sternenkraft zu erlernen. Die Akademie ist am Ende. Das Erscheinen der Dämonen war lediglich der letzte Stoß ins Verderben. Viele Meister und Schüler haben ihr Leben verloren und durch den Kampf und die Zerstörungen sind die Bewohner des nahen Oparadonbrunnens auf uns aufmerksam geworden. Damit ist das Geheimnis gebrochen. Es ist vorbei."
Als Mallar endete sagte zunächst keiner was. Dann hob Maros den Kopf und blickte ihm in die Augen.
"Wie ist Talb gestorben? Hat Merl ihn wirklich getötet?"
Meliza betrachtete Mallar jetzt genau. Dieser schien lange über die Frage nachdenken zu müssen, ehe er antwortete.
"Ich... weiß es nicht. Sie standen sich gegenüber und... Talb hat einfach das Leben verlassen."
Jetzt konnte Meliza nicht mehr den Mund halten.
"Das Leben verlassen?", platzte es aus ihr heraus.
Mallar neigte seinen Kopf in ihre Richtung und nickte.
"Ja... Er ist einfach umgefallen und Merl ging ohne ihm weiter Beachtung zu schenken. Als ich seinen Körper erreichte war er schon tot. Ohne eine Wunde. Ich... habe nie etwas Vergleichbares gesehen. Es war so widernatürlich..."
"Das reicht jetzt aber!", fuhr Meliza ihn an. "Du solltest dich reden hören! Talb einfach so umgekippt?! Und Merl soll das getan haben?!"
"Ich habe es gesehen!", beharrte Mallar mit wütenden Unterton.
"Ich bin mit ihm aufgewachsen!", konterte sie, nicht minder zornig. "Er hat vielleicht ein paar gute Bewertungen durch die Meister bekommen, aber jede noch so kleine Rangelei mit mir hat er mit Bravour verloren. Niemals könnte er über solche Fähigkeiten verfügen, wie du sie beschreibst!"
"Du hast ihn seit Jahren nicht gesehen! Und du warst nicht dabei! Ich hätte es auch nicht geglaubt, aber ich habe es gesehen!", antwortete er hitzig und wandte sich ihr jetzt komplett zu.
Auch Meliza stand jetzt.
"Wir reden von einem Jungen, der sich nach dem Angeln immer geweigert hatte die gefangenen Fische zu töten! Nie hat er sich mit den Jungs geschlagen die ihn immer getriezt hatten, obwohl sie es häufig wirklich verdient hätten!"
Sie schrie jetzt beinahe.
"So einen beschuldigst du dunkle Sternenmacht gewirkt zu haben um Talb zu töten! Im Leben nicht! Merl hat damals Dar nicht getötet und er hat auch Talb nicht getötet, selbst wenn er es verdient hat zu sterben! Wenn Dämonen im Spiel sind, dann waren sie höchstwahrscheinlich die Ursache!"
Unarus wollte etwas sagen, aber Mallar hielt ihn mit einer Handbewegung zurück. Von einen Moment auf den anderen wurde er plötzlich ruhig.
"Ich habe es gesehen.", wiederholte er leise.
"Genug Meliza!", warf ihr Vater schließlich ein.
Meliza sah ihn anklagend an.
"Und du!", fauchte sie mit heiserer Stimme. "Du sitzt wie immer einfach nur da! Du lässt sie all diese Dinge sagen und unternimmst nichts! Nie hast du selbst nach Merl gesucht, nie hast du dich gegen Talb aufgelehnt! Nie hast du dich je für Merl eingesetzt!"
"Ich sagte: Genug!", donnerte er.
Meliza konnte ihn nur anstarren. Sie wollte etwas sagen, aber sie schaffte es nicht und schüttelte stattdessen nur mit dem Kopf.
"Ich bin hier fertig.", sagte sie nüchtern. "Ihr wollt ihn um diesen Dämonen zu bekämpfen? Vergesst es. Sucht euch einen anderen. Ihr werdet Merl nicht bekommen. Nicht solange ich lebe."
Damit schoss sie pfeilschnell aus dem Zimmer und knallte die Tür so hinter sich zu, dass der Türrahmen leicht zersplitterte.
"Vergebt Meliza.", sagte Maros nach einer langen betretenden Pause.
Seufzend lehnte er sich in seinem Stuhl zurück.
"Sie und mein Sohn standen sich in ihrer Kindheit sehr nahe. Diese... Anschuldigung vor einigen Jahren und sein Verschwinden hat sie sehr mitgenommen."
"Aber sie verstehen unser Anliegen doch, oder?"
Maros senkte seinen Blick und starrte gedankenverloren die saubere Oberfläche seines Mahagonischreibtisches an.
"Das... tue ich. Ich mag mich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen haben, aber ich bin über Mirnuzars Lage bestens im Bilde. Das Schicksal der Welt balanciert auf Messers Schneide. Liebend gern würde ich euch unterstützen um eine Geißel wie diesen Dämonen aus Mirnuzar zu entfernen. Aber ich befürchte auch, dass ihr nach dem Falschen sucht."
Unarus knurrte.
"Wenn Euer Sohn die Fähigkeit hat die Sternenmacht in einem Gebiet erlöschen zu lassen, werden wir ihn brauchen! Die Zunkunft von Mirnuzar steht auf dem Spiel!"
"Und das würde ich Euch gerne glauben, aber..."
Der mächtige Mann schüttelte mit dem Kopf.
"Nein, ich sehe nicht wie ich euch helfen kann. Merl hat nach seiner Flucht nie Kontakt mit uns aufgenommen. Und wenn er wirklich so mächtig ist wie ihr sagt, dann wird er vermutlich nie mehr zurückkommen. Möglicherweise hatte er das niemals vor."
Unarus stieß ein tigerhaftes Fauchen aus. Langsam begann es ihm zu dämmern, dass sie nur ihre Zeit hier verschwendeten. Wie sollte ihnen eine Familie nützen, die seit Jahren keinen Kontakt zu ihrer Zielperson hatte?
"Mein Herr, Ihr könntet doch sicher...", fing Mallar an.
"Nein.", schloss der Herr des Hauses abrupt. "Ich bedaure das ihr den weiten Weg umsonst auf euch genommen habt, aber ich habe versucht meinen Sohn die letzten drei Jahre aufzuspüren! Sollte er Kontakt mit mir aufnehmen lasse ich es euch wissen, aber andernfalls kann ich euch kaum zu Diensten sein."
"... In Ordnung. Ich danke Ihnen trotzdem für ihre Hilfe."
Unarus starrte Mallar ungläubig an. Das war es? Er gab einfach auf? Was war mit den 'Karten', die er sorgfältig spielen wollte?
Maros stand auf. Er wirkte sehr betrübt.
"Erneut: Verzeiht, dass ich Euch nicht helfen kann Mallar. Glaubt bitte nicht, dass ich Euch meine Hilfe wegen der falschen Anschuldigung an Dars Tod vorhalte. Genau wie meine Tochter hege ich den Wunsch meinen Sohn zu finden."
"Das verstehe ich vollkommen. Habt Dank, Herr Monsuur."
Dieser nickte respektvoll.
"Bitte füllt eure Reisevorräte bei meinem Quartiermeister auf, bevor ihr wieder abreist. Das ist das Mindeste."
Mallar verneigte sich leicht.
"Habt Dank.", wiederholte er und wandte sich zum Gehen.
"Viel Glück bei Eurer Suche."

"Was war das?!", fauchte Unarus, als sie außer Hörweite von Maros Monsuurs Arbeitszimmer waren. "Das hat uns keines bisschen weitergebracht!"
"So? Ich fand es lief gut.", meinte Mallar unbekümmert und wirkte dabei recht zufrieden.
"Und wie bitte 'lief es gut'?!"
Mallars Mundwinkel zuckten.
"Wie wohl? Was denkst du wird jetzt passieren? Es ist lange her, seit die Familie Monsuur die Suche nach Merl gestartet hat und nach all der Zeit sind ihre Bemühungen beinahe zum Erliegen gekommen. Doch jetzt haben sie einen neuen Anreiz bekommen."
"Tatsächlich? Der Mann wirkte nicht gerade, als ob er seine Anstrengungen verdoppeln würde.", zweifelte Unarus.
"Unterschätze ihn nicht. Der Mann hat viel Einfluss und nahezu unbegrenzte Mittel. Er wollte es verbergen, aber schien mit einem Ereignis wie diesem gerechnet zu haben. Also muss er auch einen Plan haben. Außerdem... haben wir auch einen anderen Erfolg zu verbuchen."
"Und der wäre?"
"Hast du den Ausdruck in Melizas Augen gesehen? Mich würde es überraschen, wenn sie sich überhaupt noch in diesem Anwesen befindet."
Unarus blieb stehen.
"Moment... Willst du damit sagen...?"
"Ja. Genau das.", sagte er und lächelte zufrieden. "Wir haben ein weiteres sehr wertvolles Mitglied für die Suche nach Merl gewonnen."
Er stieß ein leises Lachen aus. Plötzlich erschien ihm das Anwesen aus hellen Marmor nicht mehr wie eine maßlose Verschwendung von Rohstoffen und Geldern, sondern wie ein wirklich schönes Gebäude.
Kudo blieb selbstsicher in seiner Kampfstellung, bis die Skelette ihren ersten Schritt zum Angriff ansetzten. Aus dem Boden bildete sich eine Stahlkuppel die sich schützend um Wölkchen bildete. Erst als Kudo von der Sicherheit des Wolfes überzeugt war, wandte er sich seinen Angreifern zu.
„Lächerlich.“
Noch bevor sie ihn erreichen konnten, wurden sie einem Hagel aus Geisterklingen konfrontiert, der die ersten beiden Reihen der Skelette erfolgreich zu Boden stoßen konnte. Der Rest schaffte es auf unmittelbare Nahkampfentfernung mit Kudo, der bereits mit leuchtenden Panzerhandschuhe und Stiefeln auf sie wartete. „Gegen euch brauche ich nicht einmal, meine vollständige Panzerrüstung.“
Mühelos wisch Kudo den Klingen und Äxten der Skelette aus, denen er von allen Seiten ausgesetzt war. Ihn konnte man zwar mit Illusionen täuschen, doch seine körperliche Verfassung befand sich, vorallem nach dem intensiven Training mit Meister Grace, in absoluter Topform. Er war selbst Melfice in dieser Hinsicht bei weitem überlegen. Gegen diese Skelette brauchte er sich nicht im geringsten zu verausgaben.
Arrogant wisch er weiterhin nur den Angriffen aus, anstatt sich endlich dazu zu bewegen selbst zuzuschlagen. Erst nachdem mehrere Sekunden vergangen waren, bengügte sich Kudo seine Gaia-Klinge aus der Scheide zu ziehen und trennte das erste Skelett sauber durch die Mitte. Zeitgleich duckte er sich unter einem Schwert der auf seinen Hals gezielt hatte und tratt den Angreifer in die Menge der anderen Skelette die hinter ihm standen, gefolgt von einer mächtigen Lichtkugel, der alle im Umfeld stehen Skelette mit einer mächtigen Detonation auseinanderriss. Die purpurroten Flammen in den Augenhöhlen der Skelette verschwanden.
Zwei weitere Lichtkugeln in die übrige Masse der Skelette beendete das Schauspiel und ließ nur ein Haufen auseinandergefallene Knochen zurück.
Kudo schaute sich enttäuscht um und schüttelte sogar noch enttäuschter seinen Kopf. „Das ist nicht das erste Mal, dass ich mit Untoten zu tun habe. Du beeindruckst mich nicht. Zeig dich, Feigling!“
Doch er bekam keine Reaktion. Zumindest nicht sofort. Kudo merkte, wie ein roter Nebel sich um die Skelette bildete und die Knochen neu miteinander zusammensetzte. Zuerst dachte Kudo, dass die besiegten Skelette sich einfach neu zusammensetzen würden, doch schon bald begriff er, dass mehr dahinter war. Die Knochen setzten sich miteinander zusammen und formten sich einem riesigen Skelettkrieger, mit unzähligen Armen, die jeweils eine der altertümlichen Waffe trug. Kudo schien jedoch alles andere als beeindruckt seufzte und entschloss diesmal schneller zu reagieren. Ohne auf den Angriff seines neuen Gegners zu warten hob er seine Gaia-Klinge in die Luft und eine riesige Titanklinge erschien, die sich durch den Kopf des neues Skelettkriegers, welcher ein zusammenschluss aus mehreren Köpfen der einzelner Skelette war, hindurchbohrte und den purpurroten, flammenartigen Nebel von Körper des Skelettkriegers vertrieb, damit dieser kraftlos vor seinen Füßen auf den Boden krachen durfte.
Kudo schaute zu seinem besiegten Gegner. Wie es aussah, war er einfach viel zu stark geworden.
„Beeindruckend, beeindruckend.“ ertönte eine Stimme nicht weit hinter ihm. Kudo brauchte sich nicht umzudrehen um einschätzen zu können, dass sich der Lich endlich beschlossen hatte zu zeigen. Der Lich trug eine dunkle Robe, einen genauso alten Stab und seine Augen leuchteten in der gleichen Farbe auf, wie die Skelette die er vor wenigen Sekunden mühelos besiegt hatte. Die Aura die er um den Lich spürte war in der Tat nicht schwach, doch verglichen zu Fortschritten die er in den vergangenen Wochen gemacht hatte, konnte er sich nicht mit ihm messen. Vielleicht hätte der Lich eine große Chance gegen ihn gehabt, wenn er Akestas nie verlassen hätte. Heute war er jedoch bedeutend stärker als damals. Dazu kam, dass er sich bei solchen Kreaturen nie zurückhalten musste, nicht zu töten. Er brauchte seine Kraft nie zu zügeln. Der Kampf war bereits gewonnen, noch bevor er begonnen hatte.
„Soso. Du bist also dieser Herr Lich, der meine Ahnen seid Jahrhunderten nicht in Ruhe lässt.“
Kudos Worten wurde mit dem Abstand scheußlichsten Lachen das er je gehört hatte erwidert.
„Du bist also ein Yall. Welch dummer Fehler mir das zu offenbaren, Narr. Das macht die ganze Sache nämlich umso einfacher. Eure Illusionen sind nutzlos gegen mich. Ich ernähre mich regelrecht davon. Selbst nach eurem tot beinhalten eure Knochen noch Reste davon. Ich hätte niemals gedacht jemals wieder auf frische Knochen eurer Abstammung zu treffen! Wie gut, dass meine letzte Versieglung etwas weiter zurückliegt. Ich habe genug Bewusstsein zurückerlangt, um sprechen zu können und kann ein bisschen mehr von meiner wahren Macht nutzen.“
„Du sprichst mir deutlich zu viel Untoter.“ Kudo richtete seine Hand auf den Lich um eine Lichtkugel auf seine Richtung zu schießen. Sein Gegner bemühte sich nicht auszuweichen. Stattdessen malte er, mit seinem Stab, einen Kreis vor sich, der die Lichtkugel empfing und auflöste. „Keine Illusionen? Was bist du den für ein Yall?“
Kudo ignorierte ihn und griff diesmal nach seiner Klinge.
Möglicherweise konnte der Lich mit diesem Trick seine Techniken auflösen, die auf die Gabe der Sterne basierten, doch seine Nahkampfangriffe oder Waffen waren davon ausgeschlossen. Von einer Sekunde auf die nächste erhöhte sich der Tempo des jungen Mannes enorm und er stand bereits hinter dem Lich, als seine Klinge den Untoten erfolgreich durchtrennt hatte. Während der Erdadept mit seiner Schwerthand die Klinge zurück in seine Scheide steckte, hatte seine linke Hand bereits die nächste Lichtkugel aufgeladen die er aus nächster Nähe zwischen dem gespaltenen Licht platzierte und seiner Angriff mit einer heftigen Lichtexplosion beendete.
Von seinem Gegner war nur noch der Stab übrig geblieben, den er mit dem rechten Fuß zerquetschte. „Wie ich mir dachte. Du hast nicht die Zeit gehabt, die Sternenmacht aus nächster Nähe aufzulösen. Soviel zu dem Lich-Problem. “
Es vergingen nur wenige Sekunden und Kudo musste erkennen, dass er sich irrte. Das abscheuliche Lachen von vorhin wiederholte sich nämlich. Kudo schaute sich um, doch er konnte niemanden in irgendeiner Form wahrnehmen. Trotzdem hörte er die folgende Stimme klar, als würde die Person dicht bei ihm stehen.
„Du hast doch nicht wirklich gedacht, ich sei so einfach zu zerstören! Ich bin unbesiegbar, unzerstörbar. Zumindest in dieser Form.“
„Wo steckt du?! Zeig dich!“
„Es würde kein Unterschied machen, wenn ich mich zeigen würde. Liege ich mit meiner Annahme richtig, dass du mich einfach erneuert mit grober Gewalt zerstören würdest?“
Er bekam keine Antwort. Das abscheuliche Lachen wiederholte sich.
„In dem Fall würde ich einfach wiederkommen. Immer und immer wieder. Die einzige Möglichkeit ist es, mich zu versiegeln. Es gibt aber einen Weg, wie du mich wahrlich vernichten könntest...“
„Hältst du mich für einen Volltrottel? Erwartest du allen ernstes ich würde dir einfach glauben, dass du es mit einfach jemanden teilst? Ich werde es schon selbst herausfinden. Nun zeige dich.“
„Hör mich zuerst aus. Du kannst danach immernoch entscheiden, was du tust. Eine Etage tiefer ist der tiefste Punkt des Leuchtturms. Dort wo die Gräber deiner Ahnen ruhen. Am Ende des Raumes findest du eine Steintafel, in der mein echter Körper versiegelt ist. Der springende Punkt ist: Solange mein echter Körper in ihr versiegelt ist, kann ich nicht getötet werden und ich kann beliebig oft Kopien von meinem echten Körper herstellen und meinen Geist in die Kopie bewegen. Solange bis mein Geist wieder in diese Steintafel zu meinem Körper versiegelt wird. Ergo der gleiche Vorgang, mit dem man mich über Jahrhunderte hier festhält. Wenn du jedoch meinen Körper befreien würdest... dafür bräuchte ich eine Person von außen und kann es nicht selbst machen.... so würdest du wahrlich in der Lage mich endgültig zu vernichten. Vorausgesetzt du traust es dir zu mit meiner wahren Macht aufnehmen zu können, junger Yall. Ich vermute jedoch, dass in dir nicht mehr steckt als nur große Worte und das Herz eines Feiglings.“
Kudo grinste hochmutig und schüttelte seinen Kopf. „Du denkst wirklich deine wahre Macht würde irgendeine Differenz ausmachen? Es wird mir eine Freude sein, dir das Gegenteil zu beweisen.“
„Gut. Ich warte unten auf dich.“
Die Stimme verschwand, während Kudo ein breites Grinsen auf den Lippen trug. Wölkchen bellte bereits wie verrückt und wollte ihn anscheinend um jeden Preis davon abbringen. Doch Kudo war sich seiner Entscheidung bereits sicher. Dieser überbewertete Untote würde nicht geringste Chance gegen ihn haben. Es konnte sein, dass die Leute ihn zu seiner Zeit gefürchtet hatten, doch verglichen mit ihm, war er ein Nichts.


Kudo ignorierte den immer weiter unruhigend werdenden Nebelwolf. Er selbst konnte nachvollziehen, dass der Nebelwolf von der Stärke des Lichs sich beeindrucken ließ, doch er war sich sicher, dass dies nicht auf ihn zutreffen würde.
Er selbst hatte bisher nur ein Bruchteil seiner Stärke gezeigt. Fast nichts und war spielend einfach mit den Skeletten und den Untoten fertig geworden. Egal was die wahre Macht des Untoten auch war, sie würde nicht seine Stärke übertreffen. Der Untote dürfte ihn für leichtsinnig und arrogant halten, doch in Wahrheit beschrieben diese Begriffe den Lich.
Sobald er nämlich den Lich von der Steintafel befreite, war er nicht länger unzerstörbar. Er würde seine Seele ins Jenseits zurückschicken. Der Lich hatte schließlich in dieser Welt nichts mehr verloren.
Kudo leitete seine Gabe der Sterne in das besagte Gefängnis. Alles weitere tat der Lich und wenig später verließ er das Gefängnis. Ein dichter, grüner Nebel umhüllte die ganze Etage, der die Sicht Kudos ziemlich einschränkte und ein Wesen mit sichtbarer, purporroter Aura trat aus dem inneren des Gefängnis hervor. Der Augen wirkten fast lebendig, doch die deutlich sichtbaren Knochen des Körpers zerstörten diese Illusion. Die wahre Form des Lich hatte bogenlange graue Haare, trug einen pechschwatzen Umhang und einen großen Stab, der dem zerbrochenen aus der oberen Etage ähnelte, wenn nicht sogar der selbe Stab war. Kudo konnte jedoch keine Schäden erkennen.
„Hahahaha. Ich kann nicht glauben, wie dumm du doch bist. Du musst der größte Idiot des Millenniums sein! Mich, den großen Avergus aus seinem Gefängnis zu befreien!
Als Feier meiner Rückkehr werde ich dir die Hölle zeigen, bevor ich dich in Grab deiner Ahnen begraben und deine Knochen für alle Ewigkeiten verskalven werde.“
Der Nebelwolf schreckte zurück und verkroch sich in die Ecke. Kudo hingegen ließ sich von dem Auftreten oder von den Worten Avergus nicht im geringsten beeindrucken. Sein breites Lächeln war nicht verschwunden. Doch vorsichtshalber erstellte er eine schützende Barriere um den Nebelwolf. Sein Blick galt anschließend wieder Avergus. „Verabschiede dich von dieser Welt. Auf dich wartet die Hölle.“
Kudo nutzte erneuert seine überlegene Geschwindigkeit und erschien direkt vor dem Lich mit ausgeholten Arm und leuchtenden Panzerhandschuhe. Kudos lächeln wisch nicht von seinem Gesicht, als er die Bestätigung der weiterhin bestehende Differenz ihrer körperlichen Fähigkeiten erhielt. Mit seinem leuchtenden Panzerhandschuh durchspieß er den Untoten, der dem Angriff nicht einmal eine Reaktion entgegenbringen konnte.
„Es ist vorbei. Verre-“ Kudo stoppte seine Worte, als er seinen rechten Arm, mit dem er den Untoten attackiert hatte, kaum mehr spürte. Avergus breite Augen fokussierten Kudos verunsicherten Blick. Ein krankes Grinsen verlieh ihm einen noch wahnsinnigeren äusseres. Reflexartig zog Kudo seinen Arm aus dem Körper des Untoten und hielt sich daran fest. Eine grüne, ätzende Flüssigkeit klebte an der Stelle. Es hatte seinen Mantel und die Kleidung darunter vollständig aufgefressen und war in sein Blut eingedrungen. Allein die Stelle seines Panzerhandschuhs war davon ungetroffen geblieben, was ihrem Sternenkraft-Ursprung zu verdanken war.
„Gift....“ stellte Kudo höchst beunruhigend fest. Kudo hustete und hielt sich an seiner Lunge fest.
„Nicht nur das. Siehst du den grünen Nebel im Raum? Auch die Luft in dem Raum ist vergiftet.“
„D-Du Hund.“ Kudos ganzer Körper leuchtete auf und seine volle Ganzkörperrüstung erschien auf seinem Körper.
„Das macht bereits keinen Unterschied mehr. Desto länger der Kampf geht, umso stärker wird sich das Gift in deinem Körper ausbreiten. Du bist auf die Luft angewiesen, ich jedoch nicht. Ausserdem ist die Flüssige Säure bereits in dein Blutkreislauf eingedrungen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bist du zusammenbrichst. Man muss nicht unbedingt der 'stärkere' sein um seinen Gegner zu besiegen. Ich könnte jetzt einfach verschwinden und dich deinem Schicksal überlassen, aber ich habe dir mehr versprochen nicht? Ich werde dir deine Zukunft nach dem Tod zeigen.“
Avergus hob seinen Stab in die Luft und seine purpurote Aura breitete sich über den Gräbern der Yalls aus. Nur wenig später stiegen aus ihnen die neuen Skelette des Lich heraus. Sie brauchten nicht lange um Kudo zu umzingeln. Kudo hatte bereits eine passende Antwort im Kopf. Er wollte die Geisterklingen seines Odysees nutzen um ihre Anzahl zu minimieren. Allerdings scheiterte sein Plan, als er einen abscheuliche Lachen wahrnahm. Die Abschleuchlichkeit des Lachens von Avergus war diesmal auf einem komplett anderem Niveau der Abscheulichkeit. Es war so Abscheulich und unverträglich, besonders für Kudos geschärften Ohren, dass es jegliche Konzentration die er für die Gabe der Sterne benötigte, zerstörte und der unerträgliche Geschrei in seinen Kopf eindring. Mit den Händen gegen die Ohren könnte er knapp die Stärke dämpfen. Allerdings war er im Nahkampf, umso schutzloser gegenüber den Angriffen seiner Ahnen. Trotz des Handicaps des Lachens, Ausfall seiner Sternenmacht und vergifteten Zustands konnte Kudo den Angriffen seiner Ahnen ausweichen, die mit giftigen Waffen auf ihn zielten. Doch mit jeder Bewegung fühlte er sich umso müder und umso erschöpfter. Seine Ohren fielen aus und seine Sicht war durch den dicken Nebel eingeschränkt. Allein seine Nase und die Fähigkeit die Sternenmacht zu spüren, gab ihm eine Wahrnehmung.
Der Gegner ließ ihm keine Möglichkeit einen Gegenangriff zu starten. Allerdings hatte Kudo noch lange nicht aufgegeben. Er gab zu, dass er sich nicht gerade im besten Zustand befand, doch er konnte immernoch gewinnen. Mit Hilfe von etwas Lebensenergie könnte er seinen vergifteten Zustand für eine Zeit ignorieren, an den Skeletten vorbeikommen und den Lich vernichten. Das zumindest war der Plan und seine einzige Chance die ihm noch blieb.
Kudo war allerdings eine weitere Sache aufgefallen. Ihn griffen nur die Hälfte der Skelette an. Die anderen Skelette hielten sich im Hintergrund und nutzten die Macht der Sterne. Was taten sie?
„Was ist los? Ich höre dich gar nicht mehr sprechen. Stirb mir nicht zu früh davon. Ich möchte mich noch etwas amüsieren. Ich versprach dir die Hölle und ich werde mein Versprechen gegenüber dir halten.“
Kudo suchte nach einer Öffnung, während er den Angriffen weiterhin nach hinten auswisch. Doch dann passierte etwas eigenartiges. Die Skelette vor den Augen des jugen Mannes änderten ihre Form. Kudo war auf alles gefasst. Auf alles, bis auf das, was er vor seinen Augen sah. Seine Augen rissen im Moment der Erkenntnis weit auf. Sein Schweiß rannte ihm die Stirn hinunter.
„Mutter.... Vater...“
„Wir sind es Kudo. Es wird alles gut.“
„Komm her mein Junge. Komm zu Vater.“
Unter normalen Umständen hätte Kudo sehr einfach erkannt, dass es sich um eine Illusion handelte, doch seine Emotionen hatten diese Wahrheit für einen kruzen Moment unterdrückt. Als Kudo seine Eltern das letzte mal gesehen hatte, war er noch ein Kind gewesen. Der Schock den er aus ihrer Erscheinung trug, hatte ihn paralysiert. Die kurze Blöße die Kudo sich gegeben hatte reichte aus und wahr mehr als genug für die Skelette, die Kudo überwältigten. Sie rissen ihn in den Boden rissen und sprangen alle nacheinander auf ihn draufn, wie opportunistische Jäger die gerade ihre Beute im Schlaf erledigen wollten. Die Ganzkörperrüstung des Kudos war verschwunden und die Skelette hatten den nötigen Freiraum um ihre giftigen Waffen in das Fleisch des hilflosen Mannes zu bohren.
Die Stiche die Kudo spürte riss ihn aus der Illusion raus und beförderte in direkt zurück zur Realität seines besiegten Zustandes. Das Gift hatte sich inzwischen sehr stark in seinem Körper ausgebreitet und etliche Muskeln lahm gelegt. Seine Sternenmacht fiel ebenfalls aus. Sein Verstand war benebelt. Es war aussichtslos. Seine Niederlage und sein Tod unvermeidbar.
Dennoch... die Erinnerung hatte etwas in ihm geweckt. Die Erinnerung hatte ihn an etwas erinnert. Hashiro. Wenn er hier starb, würde er davon kommen. Auch wenn die Erscheinung vorhin nur eine Illusion gewesen war, diese Illusion hätte in der Tat wahr sein können, wenn es diesen Mann nicht existiert hätte. Sein Zorn allein war verantwortlich, dass er seinen aussichtlosen Zustand nicht rational bewertete und seinen Willen weiterzukämpfen zurückfand.
Der Wille allein konnte ihn zwar nicht aus dieser Situation, worin sein Körper gänzlich scheiterte und kurz vor dem Tod stand retten, doch mit seinem Willen und dem Zustand in der er sich befand erwachte etwas, was ohne seinen zurückgewonnen Willen nicht passiert wäre.
Kudos Verstand setzte aus. Seine Schrei nach Rache stieg noch weiter an. Zusammen mit ihm spürte er eine unbeschreibliche Energie, die in seinem inneren immer und immerweiter Anwuchs. Es war das Gefühl von Lebensenergie, die bedeutend stärker und vorallem 'anders' war als jemals zuvor. Es war deutlich intensiver, warmer und konstanter, aber ließ seinen Zorn umso stärker steigen. Eine weiße, hautdünne Aura umhüllte seinen ganzen Körper, als seine Kraft zurückkehrte. Sie kehrte nicht nur zurück, seine Kraft überstieg sogar seine bisherigen Grenzen. Die Lebensenergie, die er ausstahlte, löste die purpurrote Energie in den Skeletten auf und die Skelette fielen einer nach dem anderen von ihm ab.
Kudo richtete sich wieder auf. Avergus beobachtete aufmerksam was vor sich ging. Die Lebensenergie die der junge Mann ausstrahlte breite sich immer weiter aus. Es war ein intensives Gefühl, eine intensive Absicht, die selbst er in einer solchen Konzentration noch nie gespürt hatte. Der Boden bekam Risse, der Wind der Aura pustete den Giftnebel von sich weg, bis er vollständig verschwand. Dann passierte es.
Der ausdrucklos kalte Blick des jungen Mannes der ihn traff zusammen mit dem größten Mordlust die er je gespürt hatte und ließ seinen Körper erstarren sowie zittern zugleich.
„D-D-Daa-ass- iis--t- n-i-chttt m-ö—glich.“
Es war unvorstellbar für ihn, als Lich eine solch extreme Emotion wahrnzunehmen und doch tat er es. Die Emotion der Angst, die ihn mit dem erreichen der Aura Lebensenergie spürte war unvergleichbar. Nicht einmal zu den Zeiten als er lebte, hatte er je eine Emotion solch intensiv spüren können. Diese Aura aus Lebensenergie hatte eine direkte Wirkung auf ihn. Avergus wusste, dass er trotz der Umstände seine Ruhe bewahren und die Situation analysieren musste. Es hatte sich nicht viel verändert. Er durfte nicht zulassen, dass die Emotion die Oberhand über ihn gewann. Er musste rational bleiben. Sein Gegner hatte noch keinen einzigen Angriff gezeigt, womit er ihm einen Schaden zufügen konnte. Egal wie stark sein Gegner auch war, er war ein sterblicher Mensch. Wenn er ihm seinen Kopf aus dem Körper riss, konnte er nicht überleben. Es war Zeit ernst zu machen, die Spielerrei zu unterlassen und ihn mit einem gezielten, überraschenden Angriff zu töten.
Der Lich löste sich auf und sein Stab sowie seine Umhang fielen zu Boden. Mit einer Teleportähnlichen Kunst tauchte er hinter dem Yall auf und streckte seine Hände nach dem Kopf des Blondschopfs aus.
„Eh-“
Seine Bewegung stoppte, als er sich aus allen Seiten von Ketten umschlungen fühlte. Es waren goldene Ketten, mit unglaublicher Stärke, getränkt mit Lebensenergie, die jede seiner Gliedmaßen, sogar seinen Hals und Körperumschlungen hatten. Die Ketten waren aus dem Boden erschienen und hatten ihn vollständig gefangen, noch bevor er den Mann erreicht hatte. Er konnte sich kein Millimeter rühren. Diese Ketten waren nichts, was man mit grober Kraft durchbrechen konnte. Selbst seine tiefe Erfahrung in der Gabe der Sterne schien gegen diese Ketten ohne Bedeutung zu sein. Sein Gegner stand immernoch mit dem Rücken zu ihm, als er nun endlich sprach.
„Du wagst es, die Erinnerungen meiner Familie und den Grab meiner Ahnen zu misshandeln?“
Kudo drehte sich zu seinem Gegner um, während sein kalter Blick tief in die Augen des Lichs blickten. Avergus erkannte, wie sich unzählige goldene Geisterklingen hinter dem Erdadepten bildete. Ohne Warnung schossen sie auf ihn zu und bohrten sich in seine Haut.
Ein Schmerzenschrei der im ganzen Leuchtturm zu hören war ertönte. Avergus konnte es nicht fassen. Als Lich sollte er keine Schmerzen spüren. Er hatte noch nie Schmerzen als Lich gespürt. Die Schmerzen die er spürte, die Emotionen die er spürte waren alle intensiver gewesen, als zu seinen verzweifelsten Menschenzeiten. Wie konnte es sein? Hatte es vielleicht was damit zu tun, dass er ein Lich war und mit direkter Lebensenergie konfrontiert wurde? Waren Untote und ähnliche Gestalten sehr anfällig gegenüber Lebensenergie? Das musste es sein. Folglich:Diese Geisterklingen mussten auch mit Lebensenergie gefüllt sein.
„Es wirkt also. Wie ich es mir dachte. Zeit für deine Sünden zu bezahlen, Lich!!!“
Die Anzahl der Geisterklingen verdoppelten sich und schossen nun pausenlos in sein Körper rein. Nicht nur waren die Schmerzen wieder um eine Stufe gestiegen, sondern der Angriff der Geisterklingen fand diesmal nicht einmal ein Ende. Dort wo der letzte abgeschossen war erschien eine neue Geisterklinge, nur um wieder auf ihn abgefeuert zu werden. Er selbst konnte sich aufgrund der goldenen Ketten nicht ausweichen und war dem Folter gnadenlos ausgeliefert. Die Schmerzensschreie die er gab waren diesmal bedeutend lauter.
Avergus gab jedoch nicht auf. Einen Trick hatte er noch. Sein Stab leuchtete auf, sein Körper löste sich auf und erschien neben seinem Stab. Avergus packte seinen Stab und rannte davon – zu seinem Gefängnis. Dieser Typ... er war kein Mensch. Er war ein Monster! Seine einzige Chance ihm zu entkommen war, sich selbst wieder in sein Gefängnis einzusperren und zu hoffen, dass er nach einem jahrhundert gestorben ist. Sobald er wieder im Gefängnis war, würde er ihm nichts mehr ausrichten können.
Mit einem Blick nach hinten erkannte er, dass ihm der Yall folgte. Er selbst war zwar näher dran, doch der Yall war bedeutend schneller als er. Avergus änderte seine Strategie und schleuderte seinen Stab in Richtung des Gefängnisses, während er selbst stehen blieb, sich umdrehte und für einen letzten Angriff gegenüber dem Yall vorbereitete, bevor er kurz vor dem Aufprall zwischen Stab und Gefängnis seinen letzten Teleport durchführen würde.

Kudo lief ihm hinterher. Genau in dem Moment als er gedacht hatte, er würde den Kerl erwischen, hatte er seinen Stab geschleudert. Kudo wusste ganz genau, dass er sich im letzten Moment zu dem Stab teleportieren würde. Es brachte ihm also nichts ihn ein weiteres mal zu Fesseln. Es blieb also nur eine einzige Option. Ihn mit einem einzigen Angriff auslöschen, bevor der Stab das Gefängnis erreichen würde.
Avergus hatte sich nun zu ihm gedreht. Er wollte weiter Zeit gewinnen, in dem er ihn plante etwas aufzuhalten. Kudo biss die Zähne zusammen. Egal was es war. Er musste ihn um jeden Preis aufhalten. Er hatte keine Zeit zum überlegen. Kudo zog seine Gaia-Klinge heraus.Nun stand er vor ihm und bereite vor seine Klinge zu nutzen.
Avergus jedoch schien das Ergebnis eingeschätzt zu haben, den er zögerte nicht, als er seinen Kopf 180 Grad um die eigenen Achse drehte und seine Haare, wie zum Leben erwacht, schärfer als jedes Schwert in sein Gesicht schossen. Damit hatte Kudo nicht gerechnet. Selbst wenn er den Angriff überlebte, wäre sein Gesicht hinüber. Die nächste Hand die er zu seinem Gesicht hatte, war sein Schwertarm. Er konnte seine Klinge nutzen um den Haare abzuwehren oder vielleicht zu zerschneiden, doch in diesem Fall würde ihm Avergus entkommen. Keine Sekunde und der Stab erreicht das Gefängnis.

Avergus würde in diesem Moment siegessicher Lächeln, wenn er etwas Haut auf den Knochen gehabt hätte. Er hatte sein Kopf um die eigene Achse gedreht um die Überraschung seines Haarangriffs nutzen zu können. Dies hatte ihm nicht nur den wertvollen Vorteil der Überraschung verschaffen, sondern ihn um einen weiteren Vorteil bereichert. Sein Kopf war jetzt direkt zu der Flugbahn seines Stabs gedreht, weswegen er im perfekten Moment zu seinem Stab teleportieren konnte. Es sah erstaunlich gut für ihn aus. Sein Gegner konnte entweder den Angriff abwehren, was ihm total ausreichte um das Gefängnis zu erreichen oder er könnte seinen Angriff ignorieren und versuchen ihn noch mit einem letzten Angriff zu töten.
Selbst wenn der Yall sich für die letzte Variante entscheiden würde: Seine Haare würden den Yall nach hinten drücken, und er selbst würde aus seiner Nahkampfreichweite gelangen. Ausserdem wäre seine Sicht verdeckt, im besten Fall wäre er sogar Blind nach seinem Angriff. Damit würde seine Option des Fernkampfes auch ausfallen. Avergus war kein Narr. Er hatte auch seine Gabe der Sterne vollständig unterdrückt. Solange er keine weitere Sternenmacht nutze, würde er ihn auch nicht aufspüren können. Sein Teleport war keine Sternenmacht. Somit blieb dem Yall keine Möglichkeit mehr ihn treffen zu können.
Seine verlängerten Haare färbten sich an ihrer Spitze rot und drückte den Yall, der sich für die letzte Möglichkeit entschieden hat, nach hinten. Avergus überprüfte ein letztes mal den Abstand zu seinem Gegner, die nun eindeutig der Kategorie Fernkampf zu ordnen war und nutzte dann seine spezielle Teleportkunst.
Er erschien vor seinem Ziel und streckte seine Hand um das Gefängnis zu berühren und die Versieglung zu aktivieren. Er hatte gewonnen.
Den Tod.
Eine gigantische Titanklinge aus konzentrierter Lebensenergie traff ihn zuvor von oben und pulverisierte seine Existenz.
„Deinen abscheulichen Geruch würde ich selbst aus 10 Meilen erkennen.“
Kudo zog wütend die Haare aus seiner Gesicht aus, die wenigstens seine Augen verfehlt hatten. Er hatte abscheuchliches Glück gehabt. Wäre sein Auge getroffen worden, hätte keine Heilung der Welt den vollen Glanz seines Gesichts je wiederherstellen können. Warum hatte er seinen Gesicht überhaupt für den Tod des Untoten geopfert? Mit einer stärkeren Form von Segnung heilte er die Wunden seines Gesichts und die Aura seiner Lebensenergie löste sich auf.
Wölkchen kam ziemlich froh wirkend auf ihn angelaufen, doch Kudo musste sich an der Wand abstützen. Nein, selbst das reichte nicht und er fiel auf die Knie. Wölkchen bemerkte spätestens jetzt, dass etwas nicht mit ihm stimmte. Er versuchte ihm etwas mitzuteilen, was Kudo nicht verstand.
Es war nicht seine Lebensenergie, die von dem Kampf gelitten hatte. Den seine Lebensenergie wie überraschend hoch.
Das Gift in seinem Körper hatte er nur während seiner Lebenenergiebezug unterdrückt. Jetzt wo er es nicht länger aufrechterhalten konnte, war er wieder im selben Status wie vorher. Zumindest fast. Sein Körper war zumindest geheilt, doch das Gift zerfrass seinen Körper von neuem. Dieser verdammte Penner. Er hatte einen ehrenhaften Kampf erwartet und nicht ein Kampf voller Gifte, Illusionen und Hinterhalte.
Mit seinen letzten Reserven richtete er sich auf bewegte er sich wieder zurück in die eins höhere Etage. Doch das war sein Maximum. Er stürzte auf die Knie und wenig später auf de Boden. Der Nebelwolf versuchte ihm etwas mitzuteilen, doch es hatte keinen Zweck. Seine Sicht verschwand. Kudo fluchte innerlich. Er dürfte hier nicht sterben und dann noch nach einem Kampf gegen einer Unbekannten Person wie Avergus, die er zuvor nie gehört hatte. Er musste überleben! Die Welt brauchte ihn.
Er verlor sein Bewusstsein.
Die Straßen hatten sich inzwischen mit mehr Menschen gefüllt, die ihren täglichen Beschäftigungen nach gingen. Jetzt wo ihr Äußeres nicht länger hervorstach war dies jedoch zu ihrem Vorteil, denn es gestattete ihnen die Hauptstraßen zu gebrauchen seit sie das Lager verlassen hatten ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Schon wenige Straßen von Kolmacks Lager entfernt erreichten sie ein Gebäude mit einem verrosteten Schild an der Tür. Iden brauchte einen Moment um die bereits halbverschwundenen Buchstaben zu entziffern.
"Eine Druckerei?", fragte sie Jaden.
"Die eine legale Form des Fälschens.", meinte der nur, bevor er an die Tür klopfte.
Es dauerte nicht lange bis ein junger Mann mit dunklen Haaren in Hemd und Hose öffnete. Das an mehreren stellen mit schwarzer Farbe verschmierte Hemd hatte er sich bis zu den Ellbogen hochgekrempelt, sodass Iden Brandnarben an seinem linken Unterarm sehen konnte.
"Was wollt ihr?", fragte er unfreundlich.
"Ich will zu Avric.", antwortete Jaden ungerührt.
Der junge Mann musterte sie für einen Moment finster dann trat er bei Seite, sodass sie eintreten konnten.
Das Innere der Druckerei wurde von einer einzigen grellen Psynergielampe erhellt, die direkt über einem Arbeitstisch mit Druckplatten hing, mit denen ein Junge um die Siebzehn arbeitete.
Der Junge blickte zu den Neuankömmlingen auf und Iden keuchte erschrocken. Seine Gesichtszüge ähnelten denen von dem Mann an der Tür so stark, dass Iden sich sicher war dessen jüngeren Bruder zu sehen. Allerdings war die Ähnlichkeit nur auf die linke Gesichtshälfte beschränkt, während die Rechte von grauenhaftem Verbrennungen gezeichnet war, die grob die Form eines Handabdrucks zu haben schienen. Als der Junge ihren Blick bemerkte, sah er schnell wieder auf seine Arbeit hinunter.
"Wenn du vor hast ihn weiter anzustarren, mach es von Rechts. Auf der Seite ist er blind und kriegt es vielleicht nicht mit.", zischte sein Bruder wütend, als er an ihr vorbei ging, "Die Tür hinten ist offen."
Iden sah noch bedrückt zu, wie sich die Brüder wieder an die Arbeit machten, bevor sie Jaden in ein kleines Hinterzimmer folgte. Zu ihrer Überraschung war es jedoch fast vollkommen leer. Es gab lediglich zwei Regale auf denen einige Gefäße mit schwarzer Flüssigkeit und Berge von Papier standen.
"Ziemlich überzeugend, oder?", meinte Jaden grinsend und bevor Iden fragen konnte was er meinte, trat er einfach durch eine Wand hindurch.
Zögerlich folgte sie ihm zu der Stelle und streckte langsam die Hand aus. Obwohl sie um das Trugbild wusste, das hier einen Durchgang verbarg, kam sie sich sonderbar dabei vor wie sie versuchte durch eine Wand zu greifen. Es gab auch keinen Luftzug der die Täuschung enttarnte, doch als ihre Hand durch die Wand sank fühlte es sich nicht anders an, als wenn sie durch Luft griff. Sie machte einen schnellen Schritt nach vorne durch die Wand hindurch.
Der Raum dahinter war etwas größer als der Lagerraum von zuvor und wurde von einer ähnlichen grellen Psynergieleuchte erhellt wie der Hauptraum. Gegenüber des Eingangs stand ein Schreibtisch, links gab es Regale mit diversen Schreibutensilien, verschiedenfarbigen Flüssigkeiten, Stapeln von Papier und einigen Büchern und kleinen Kisten.
Der Mann am Schreibtisch, der Vater der beiden Brüder, war kleiner als seine Söhne und trug einen schwarzen Anzug der bessere Zeiten gesehen hatte. Sein Gesicht war von tiefen Falten geziert, die ihn älter wirken ließen, als er es wohl tatsächlich war und sein verfilztes Haar reichte ihm bis zu den Schultern.
"Jaden.", stellte der vermeintliche Fälscher unterkühlt fest, "Was willst du?"
"Avric.", erwiderte der Angesprochene im selben Tonfall, "Ich brauche etwas von dir."
"Das ist mir auch klar, Klugscheißer.", knurrte Avric unfreundlich, "Komm zur Sache Junge!"
"Meine Freundin hier benötigt die nötigen Papiere für einen kleinen geschäftlichen Ausflug aus der Stadt.", erklärte Jaden und deutete mit dem Daumen auf Iden, "Wie ich dich kenne ist es dir scheißegal warum."
"Irgendwelche besonderen Waren für ihre Geschäfte?", fragte der Mann im Geschäftston.
"Ein Dschinn.", meinte Jaden.
Avric hob eine Braue. "Ein Dschinn? Wen zur Hölle habt ihr denn beklaut?"
Iden zuckte beim eisigen Tonfall des Fälschers zusammen.
"Du würdest mir nicht glauben.", war alles was Jaden sagte.
Avric fixierte den Jungen für einige schier endlose Augenblicke mit den Augen, bevor er langsam nickte. "Wahrscheinlich nicht."
"Also die üblichen Reisesachen für meine Freundin hier und die Frachtpapiere für ihren Dschinn.", fasste Jaden noch einmal zusammen.
Avric nickte knapp. "Ich hab alles in drei Tagen fertig."
Iden sah erschrocken zu Jaden. Das war nicht einmal ansatzweise schnell genug, wenn sie Kazan noch einholen wollten. Einmal ganz davon abgesehen, dass sie noch immer gesucht wurde und sich vielleicht keine drei Tage verstecken konnte.
Jaden hob jedoch beschwichtigend die Hand, als er ihre Panik bemerkte, und entlocke Avric ein zorniges "Was?!".
"Wir bräuchten das ganze schneller.", begann Jaden vage und Iden spürte wie sich ihr Gegenüber anspannte.
"Soll heißen...?" Avrics Blick schien fast als könne er Jaden wie ein Dolch durchbohren.
"Jetzt! Beziehungsweise zum frühest möglichen Zeitpunkt von jetzt an."
Iden unterdrückte das Bedürfnis sich wie in Erwartung einer Explosion die Ohren zuzuhalten, doch diese blieb auch aus.
Avric hielt seinen vernichtenden Blick lediglich noch einige Augenblicke aufrecht, bevor er zähneknirschend die Hände in die Luft warf. "Das begleicht meine Schuld!"
"Wenn du es umsonst machst.", stimmte Jaden zu.
Der Fälscher fauchte ungehalten, doch dann presste er hervor: "Wartet vorne."
Jaden drehte sich lächelnd um und verschwand schweigend durch die geöffnete Tür, die nur von der anderen Seite wie eine Wand aussah. Iden folgte ihm so schnell sie konnte und wagte es erst wieder zu sprechen, als sie den Vorratsraum ebenfalls hinter sich gelassen hatten.
"Was hast du für ihn getan?"
Jaden zuckte die Schultern. "Berufsgeheimnis."
Iden sah zu Avrics Söhnen hinüber, die jedoch vollends mit ihrer Arbeit beschäftigt waren.
"Was jetzt?", fragte sie.
Der Jüngere seufzte. "Du wartest darauf das Avric fertig wird. Ich versuche an die Listen aus der Portalstation zu gelangen, wie du es vorgeschlagen hast. Sobald du deine Papiere hast, kommst du nach."
"Ich kenne mich hier nicht besonders gut aus.", gab sie zu bedenken.
"Es hängen überall Stadtpläne! Du kannst unmöglich SO unfähig sein."
"Es ist nur-"
Jaden seufzte. "Halt dich auf den belebten Straßen und benutze deine Reisepapiere, wenn dich doch irgendwer überprüfen sollte. Ein echtes Kinderspiel!"

"Wie lange willst du da noch herumliegen?"
Kudos Lider zuckten, als die gelangweilte Kinderstimme an seine Ohren drang. Unter Aufwand all seiner Willenskraft zwang er seine Augen auf und erblickte ein paar abgetragenen Schuhe vor sich. Schwerfällig hob er den Kopf und sein Blick wanderte zu dem kleinen Jungen hinauf, der dort vor ihm hockte. Er war vielleicht zehn Jahre alt, trug einfache abgetragene Sachen und hatte kurzes braunes Haar. Kudo blinzelte.
"Ich lebe noch?", fragte er schwach.
"Äh... Wie wäre es mit: Ja! Schwachkopf!"
Kudo lachte erschöpft. Ja, wie hätte das Leben des großen Helden Mirnurzars auch so enden können. Da störte ihn nicht einmal der unverschämte Tonfall des Kleinen.
Er schrie überrascht auf, als ihn ein erstaunlich harter Tritt ihn an der Seite seines Gesichts traf.
"Jetzt schlaf nicht gleich wieder ein!", fauchte der Junge verärgert.
Mit einem wütenden Knurren presste sich Kudo auf die Knie hoch. "Das war mein Gesicht, du Kröte!"
Er würgte, als sich die kleine Hand des Jungen mit unmenschlicher Stärke um seine Kehle schloss. Bevor Kudo auch nur versuchen konnte sich zu befreien, warf der Junge ihn von sich und sein geschwächter Körper schlug mit dem Rücken auf dem Boden auf. Leichtfüßig landete der kleine Junge auf seiner Brust.
Kudo wollte nach einem Bein des Kindes greifen, doch dieses trat ihm auf den Unterarm und brennende Schmerzen ließen ihn das Gesicht verziehen. Der Junge war leicht, so leicht wie jedes andere Kind, aber die Kraft in diesem winzigen Körper war enorm.
"Würdest du aufhören so langweilig zu sein?", fragte der Junge enttäuscht, "Ich dachte du wärst mal ein interessanter Yall. Ohne diesen Illusionsmüll. Uuuh, du denkst etwas ist passiert, aber in Wiiiirklichkeiiiit ist nichts passiert. Ich bin ja sooooo toll. Es ist zum Kotzen!" Der Junge spazierte beiläufig von Kudo herunter, während er mit übertriebenen Gesten über Kudos Familie herzog, was diesem die Gelegenheit gab sich auf den Bauch zu rollen und aufzustehen.
"Mag ja noch ganz lustig sein, wenn es einer bei dir versucht und sich dabei gehörig blamiert, aber ich sage es gibt nichts langweiligeres als einen Kampf zu beobachten, der daraus besteht, dass sich keiner von beiden bewegt und einer dann auf die Knie fällt, weil ihm ein nicht-existierendes Kaninchen die Genitalien NICHT abgebissen hat."
Während der Junge weitersprach. Hatte Kudo Zeit sich die Umgebung genauer anzusehen. Er war in einem der Gänge des Grabs seiner Väter vermutlich noch immer demselben, in dem er zusammengebrochen war, aber sicher war er sich nicht.
Dann sah er Wölkchen an einer Wand liegen. Der Nebelhund war regungslos einmal von einigen Stellen seines Körpers abgesehen, an dem sich seine Form zu verflüchtigen schien.
"Es geht ihm gut.", meinte der Junge gelangweilt, während er langsam von ihm weg ging, "Der dämliche Köter wird sich einige Stunden nicht rühren können, aber er ist nicht in Gefahr."
Mit einem Satz war Kudo bei ihm und schwang seine Gaia-Klinge auf ihn hinab. Die Idee, dass dieses Kind menschlich war hatte er bereits aufgegeben.
Ein Ruck ging schmerzhaft durch Kudos Körper, als die Klinge zitternd stehen blieb. Kudo klappte vor Staunen der Mund auf. Der Junge hatte einfach nur den Arm hinter den Kopf gehoben und die Klinge zwischen Mittel- und Zeigefinger gefangen.
Kudos Körper wie ein Spielzeug durch die Gegend zu werfen war eine Sache, er selbst hatte schwere Gegner weiter geschleudert, aber eine vollkommen andere einen seiner Schwertschläge auf diese Weise abzufangen. Er hatte nicht mit ganzer Kraft zu geschlagen und er hatte seinen Schlag so gezielt, dass der Junge nur eine Verletzung erhalten hätte, die Kudo hätte problemlos heilen können. Zwar war er sich sicher kein tatsächliches Kind vor sich zu haben, aber was es wirklich war mochte noch immer zu menschlich sein, als dass er es hätte töten dürfen. Dennoch hätte die Kraft hinter seinem Angriff mühelos einen Felsen spalten können.
Er versuchte seine Waffe aus dem Griff des augenscheinlichen Kindes zu lösen, doch die Klinge zitterte nur ein wenig ohne freizukommen.
"Fragst du dich eigentlich nicht warum du keinen Illusionen mehr auf dem Weg nach unten begegnet bist?", fragte der Junge.
Kudo hörte ihm nicht einmal richtig zu. Stattdessen packte er seine Waffe mit seiner anderen Hand und versuchte sie mit aller Kraft loszureißen.
"Was bist du?", fragte er schockiert, als auch seine verstärkten Anstrengungen ohne sichtbaren Erfolg blieben.
Der Junge antwortete im ersten Moment nicht, doch dann als Kudo sich gerade entschied ihn ohne sein Schwert anzugreifen überraschte er ihn mit unschuldigsten Kinderlachen, das er je gehört hatte.
"Ich?", fragte der scheinbar kleine Junge und sah ihn über die Schulter aus orangen aber kindlichen Augen an, "Ich bin ein Chaosbringer."
Jetzt wo Kudo seine Waffe nicht mehr aktiv zu befreien versuchte ließ der Junge, der sich als Chaosbringer bezeichnete, endlich die Gaia-Klinge los und drehte sich mit den Händen hinter dem Kopf verschränkt zu ihm um.
"Du hast keine Ahnung was das ist, oder?" Der Kleine lachte sein so erschreckend harmloses Lachen erneut. "Gut, das heißt, dass wir alles richtig gemacht haben, obwohl es jetzt natürlich langsam Zeit wird, dass unser Bekanntheitsgrad etwas zu nimmt."
Kudo sah den Jungen unschlüssig an. Dieser sogenannte Chaosbringer verhielt sich wie ein Kind und selbst mit seinen überlegenen Sinnen konnte er nichts ungewöhnliches an ihm feststellen.
"Noch einmal ganz direkt: Warum gab es keine weiteren Illusionen?", fragte der Chaosbringer, "Ich gebe dir einen Tipp: Ich – hasse – Illusionen."
"Du...", murmelte Kudo, als er neben dem was der Chaosbringer sagte auch noch etwas anderes begriff, "Du hast mich gerettet."
"Da war ich noch nicht, du Spielverderber!", zischte der Chaosbringer verärgert, "Ich hab den Saft abgedreht! Die gesamte Energie, versteht sich. Illusionen, Passage, Großvater im Glas. Nichts davon funktioniert noch. Okay, das ist nicht wahr. Lichgefängnis und Licht haben noch Energie, aber der Rest von diesem Laden ist tot, toter, am totesten."
"Weil du keine Illusionen magst.", brummte Kudo der ständigen Wiederholungen leid, "Augenblick du hast Amadeus-"
"Die und Selbstfindungstrips in die eigene Seele.", unterbrach der Chaosbringer und verdrehte die Augen, "So ätzend... Ich schweife ab." Der Chaosbringer lachte sein Kinderlachen. "Ich habe während deiner Ohnmacht jede Menge Monster aus ganz Mirnurzar in diesen Gängen ausgesetzt, die jetzt verängstigt und ihrer natürlichen Umgebung entrissen alles angreifen was sie sehen. Aneinander und dich eingeschlossen... und nicht sehr viel mehr, wenn ich darüber nachdenke."
"Warum?", fragte Kudo, "Damit sie mich töten?"
"Dann hätte ich dir das Gift nicht aus dem Körper gesaugt, oder?", meinte der Chaosbringer kopfschüttelnd, "Ich will nur, dass du den Weg zum Lichtschalter findest, obwohl dein Hündchen sich nicht bewegen kann. Merke dir: Um so stärker und zahlreicher die Biester sind umso näher bist du an deinem Ziel!"
"Du machst das für bloße Unterhaltung.", begriff Kudo, der sich von dem Jungen langsam an die geschmackloseren Arenabesucher in Akestas erinnert fühlte.
"Bingo!" Der Chaosbringer schnippte mit den Fingern. "Wenn du verlierst, schicke ich alle verbleibenden Monster zu deinen Freunden draußen. Wenn du gewinnst, schicke ich die übrigen Monster zurück dorthin, wo sie hergekommen sind, ich verrate dir was ein Chaosbringer ist und du kämpfst gegen einen meiner Lieblinge in der nächsten Runde. Du wirst sie lieben... Außerdem kriegst du das Sternenglas mit deinem Vorfahren drin wieder, wenn du gegen sie gewinnst. Du weißt ja das, das mit dir gesprochen hat und das du brauchst damit es dir Zugang zum Merkur-Leuchtturm verschafft." Ein freches Grinsen erschien auf dem Gesicht des Chaosbringers. "Oh, und wenn du gegen sie verlierst, hetze ich sie auf die Bogenschützin mit der du gekommen warst. Das Spiel... beginnt... Jetzt!"
Ein leuchtender Ring formte sich hinter dem Chaosbringer und weitete sich aus bis er groß genug war, um hindurch zu gehen.
"Falls du beide Runden gewinnen solltest merke ich mir übrigens deinen Namen für zukünftige Spiele." Und damit verschwand das der Chaosbringer in seinem Portal und dieses schloss sich hinter ihm wieder.

Der Fremde kam mit langsamen Schritten auf den Hof zu. Bath stand gerade beim Pferch mit dem Vieh, als er die Gestalt mit dem zerschlissenen sandfarbenen Mantel sich nähern sah. Er blickte angestrengt dem Fremden entgegen und versuchte etwas mehr von ihm zu erkennen.
Sein Großvater war im Augenblick nicht da, weil er den Fremdländer in die Stadt gebracht hatte, aber vielleicht hatte dieser Mann sich bereit erklärt ihm bei der Suche nach den anderen Fremdländern zu helfen. Aber hätte sein Großvater wirklich jemanden allein hergeschickt? Hätte er nicht Leute in der Stadt gesammelt und sich dann mit ihnen gemeinsam auf den Weg gemacht?
Als wenn es seine Sorgen teilte stob das Vieh im Pferch neben ihm blökend auseinander. Bath drehte reflexartig den Kopf zu ihnen und wich sofort keuchend zurück, als er den Fremden inmitten des Pferchs stehen sah.
Er blickte ängstlich zurück dorthin wo er ihn zum ersten Mal gesehen hatte, doch nur die weite Wüste war noch zu sehen. Es war nur für eine Sekunde gewesen, dass Bath den Blick abgewandt hatte, aber als er wieder zum Pferch blickte, war nur noch das verschreckte Vieh in diesem.
"Was?", fragte der Junge verzweifelt und ließ den Blick wandern auf der Suche nach einem anderen Ort, an dem der Fremde wieder erschienen war.
Als er sich vollständig umgedreht hatte erstarrte er, als er fast mit der Nasenspitze gegen jemanden stieß. Mit einem erschrockenen Aufschrei wollte Bath zurückweichen, doch der Fremde streckte blitzschnell eine Hand aus und schloss sie schmerzhaft fest um seinen Oberarm.
Bath Atem rasselte. Die Hand des Fremden war warm, heiß sogar, doch seine gekrümmten scharfgeschliffenen Nägel fühlten sich so kalt an wie die Nacht. Sein Blick wanderte hoch, um in das Gesicht der Gestalt zu blicken, doch beugte der Fremde sich blitzschnell zu ihm hinab und brachte seine Lippen an Bath Ohr, sodass sein Kopf neben dem von Bath und außerhalb von dessen Sichtfeld blieb.
"Wo ist der Hexenmeister?" Der Atem des Fremden war noch kälter als der nächtliche Wüstenwind, als er Bath ins Ohr blies und ließ ihn erschauern.
Bath wollte versuchen sich loszureißen und wegzurennen, doch die Furcht hatte seine Muskeln gelähmt und sein Körper rührte sich nicht.
"Ich weiß, dass er hier war.", zischte der Fremde, von dem er sich mittlerweile sicher war, dass er kein Mensch war, leise.
Bath Lippen zitterten und sein Atem beschleunigte sich noch weiter, während sein Körper begann unkontrolliert zu Zittern.
"Meint...", brachte er mit zitternder Stimme heraus, "Meint ihr den... den Fremdländer?"
Der Fremde antwortete nicht, nahm aber den Kopf ein wenig von seinem Ohr zurück, sodass Bath aus dem Augenwinkel seinen Mund erkennen konnte.
"Großvater ist mit ihm... nach... nach Sheeval..." Bath verstummte als sich die Lippen des Fremden für ein Lächeln teilten und scharfe perlweiße Zähne und oben wie unten erschreckend lange Eckzähne entblößten.
"Halt die Hände auf.", verlangte der Fremde.
Bath Hände rührten sich nur langsam und noch immer zitterte er so stark, dass er es kaum schaffte sie zusammen zu bringen.
"Sehr schön...", flüsterte der Fremde und griff mit der freien Hand an seinen Gürtel.
Bath schluckte schwer in der Furcht, dass es eine Waffe war, doch alles was der Fremde hervorzog war ein Beutel. Das leicht gedämpfte Geräusch von aneinander reibenden Münzen im Inneren klang an seine Ohren.
"Keine Sorge...", meinte der Fremde, während Bath große Augen machte, als er den Beutel öffnete und über seinen Händen ausschüttete.
Ein Strom von Goldmünzen ergoss sich auf seine zitternden Hände. Klingend fielen die Münzen aufeinander und einige sprangen aus seinen Händen und fielen in den Wüstensand. Mit offenem Mund starrte Bath auf den kleinen Berg von Münzen den er in seinen Händen hielt und im selben Moment erstarb der Strom der Münzen und der Griff um seinen Oberarm löste sich.
Augenblicklich war sein Blick wieder dort wo der Fremde gewesen war, doch dieser war wieder einmal verschwunden. Er sah sich um ohne den Fremden irgendwo sehen zu können und dann wieder auf seine Hände und all das Gold darin. Mehr Gold als überhaupt in den Beutel des Fremden gepasst hätte und mehr als seine Familie jemals besessen hatte.
"Ehrliche Arbeit, was?", fragte der kleine Junge laut.
Besiegt.
Von einem Dschinn. Was für eine Beleidigung!
Sie waren nichts weiter als Vieh und nun wagten sie sich gegen die Menschen auf zu lehnen

Apaec stürtzte, von einer Hülle aus reiner Dunkelheit umgeben, in die Tiefe . Mürrisch machte er sich auf den Aufprall bereit.
Die Hülle aus dunkler Psynergy schlug auf dem Boden auf. Dem Boden einer Stadt gebaut aus Erinnerungen, inmitten einer vergessenen Wüste.
Der Dieb der Kirschblüte einst alles genommen hatte, stand auf.
Die schlammige Masse aus der die Hülle bestanden hatte, heftete sich an seine Füsse. Sie nahm die Form seines Schattens an.
Er sah sich um.
Meterhohe Türme und Bauten ragten über ihm hinauf. Riesen aus Stein, welche die gepflasterten Strassen mit ihren Schatten bedeckten. Strassen die vollkommen leer und lautlos waren.

Eine verlassene Stadt? Er spuckte auf den Boden und nahm einen tiefen Zug aus seinem Flachmann.
Wo auch immer er jetzt war, er würde sich an diesen verdammten Dschinns, rächen.
Und vielleicht konnte man sogar an einem Ort wie diesem gute Ware finden.


.
Die im Wald versteckte Höhle zu der ihn Passat geführt hatte, war mit Möbeln vollgestopft.... Möbeln auf Dschinn-Größe.
Mit einer Mischung aus Erleichterung, Verwunderung und Anspannung liess sich Kirschblüte auf dem ledernen Sofa nieder.

Die Dschinns die Kirschblüte kannte, lebten entweder in der Wildnis oder mit Adepten. Es gab nie einen Grund für Möbel. Sie waren eine Erfindung der Menschen. Sehr sonderbar.
Ebenso sonderbar wie die beiden Dschinn die neben ihm auf dem Sofa sassen.
Der eine war ein Merkur-Dschinn der eine heitere Melodie vor sich hersummte und einen roten Schal umgebunden hatte. Er schien Kirschblüte nicht zu beachten.
Der andere war, der erste Licht-Dschinn auf den Kirschblüte jemals traf.
Er glänzte gelb-golden, trug einen schwarzen Schal und kaute auf einem unangezündetem Zigarettenstummel. Er beäugte Kirschblüte mehrmals , sah jedoch sofort zur Seite wenn Kirschblüte den Blick erwiderte. Die Beiden schienen auf etwas zu warten.

"Was ist das für ein Ort hier?" fragte Kirschblüte und versuchte dabei entspannt zu wirken.
Der Merkur-Dschinn sah ihn kurz an, schüttelte dann den Kopf und summte weiter fröhlich vor sich hin.
Der Licht-Dschinn schnaubte verächtlich und wandte sich von ihm ab.
Kirschblüte liess sich in das Sofa zurück sinken. Sie wollten ihm also nichts sagen, wie?

Passat flog durch ein Loch in der Höhlendecke herab. Die anderen Dschinn sahen ihn erwartungsvoll an.
"Hallo, zusammen! Neuankömmling stell dich vor!"

Kirschblüte zuckte verwundert zusammen. In Silkanas stellten sich erst die Gastgeber zu erst vor. Andere Länder, andere Sitten.
Er schwebte langsam vom Sofa.
"Mein Name ist Kirschblüte, ich komme aus Silkanas. Danke dass ihr mich gerettet habt."

"Nichts zu danken. Dschinn, helfen anderen Dschinn." antwortete Passat trocken.
Der Merkur-Dschinn mit dem roten Schal stand als nächstes auf und reichte Kirschblüte die Pfote.
"Ich bin Aurora, aus Galatan. Freut mich dich kennen zu lernen, und stör dich nicht an Spiegel, er will nicht unfreundlich sein, er versucht nur Passat nach zu ahmen."
Der Licht-Dschinn sprang auf.
"S-Sei nicht lächerlich! Willkommen in Neu-Mirnuzar. Mein Name ist ...Spiegel."
Aurora kicherte. Es war ein helles, weibliches Kichern.

Dschinns waren geschlechtlos doch die Weiblichkeit in Auroras telepatischer Stimme war heraus zu hören. Es erinnerte ihn an Kalyna.
Er sah betrübt zu Boden.

"Was ist so witzig!?" fragte Spiegel beleidigt. Seine Stimme war hell und rein, wie die eines Menschenjungen.
Aurora überhörte absichtlich seine Frage.
Passat übernahm wieder das Wort.
"Wir haben zwei Ziele: Die Verbrechen der Menschen zu bestrafen und die Menschen dazu bringen den Dschinn den gebührenden Respekt zu erweisen. Wenn ich deine roten Augen und dein weisses Fell ansehe, weiss ich dass du dich uns anschliessen wirst."

Die Stimme Passat´s war so tief und schallend wie das Grollen des Donners.
Kirschblüte ertappte sich wie ihm jedes Mal ein Schauer über den Rücken lief wenn der Jupiter-Dschinn sprach.
"...Rote Augen? Weisses Fell?" wiederholte Kirschblüte verwirrt.

Passat, Aurora und Spiegel verstummten schlagartig. Sie sahen ihn an.
Was war das für ein Blick mit dem sie ihn ansahen? Trauer? Mitleid? Es reichte schon wen er alleine leidete, es musste nicht noch jemand mit ihm leiden!

Passat schüttelte mit einem wütenden Laut den Kopf. "Spiegel!"
Der Lichtdschinn gehorchte ohne ein weiteres Wort. Schwebende Tafel erschien, die Kirschblüte´s Abbild reflektierte.
Und dort sah Kirschblüte sich nach seiner Rettung zum ersten mal selbst.
Sein einst braunes Fell war komplett weiss getüncht, seine Augen die sein Leben lang strahlend blau waren, leuchteten nun in einem stechenden Rot.

Er sah aus wie ein Gespenst, jedenfalls so wie er sich in seiner Zeit als ganz junger Dschinn Gespenster vorgestellt hatte.
Abscheu erfasste ihn als er sich selbst sah. Er begann zu würgen.
Wäre er nicht aus Elementarenergie hätte er jetzt seinen Mageninhalt verloren. Das stechende Pochen in seinem Schädel kehrte zurück. Ebenso wie das Flimmern vor seinen Augen.
Die herbeigezauberte Reflexion verblasste.

" Um unsere Ziele zu erreichen, Kirschblüte, müssen wir die Herrschaft der Menschen bedrohen. Unsere Raubzüge werden vorerst nur lästig für sie sein, aber sie werden uns bald als Bedrohung anerkennen müssen."
Er kehrte den anderen Dschinn den Rücken zu. Sein Umhang aus Stroh flatterte raschelnd.
Den Schock den Kirschblüte erlitten hatte, schien er weiter nicht zu beachten.
Wut stieg in dem weissen Venus-Dschinn auf. Auch wenn er nicht bemitleidet werden wollte, war ihn komplett zu Ignorieren etwas anderes.
"Ich erwarte dass du dich uns anschliesst, Kirschblüte! Morgen wirst du uns auf unserem Raubzug begleiten." entschied Passat ohne ihn eines Blickes zu würdigen.
"Das werde ich nicht." entschied Kirschblüte.

Spiegel atmete zischend ein. Aurora erstarrte.
Passat drehte sich zu Kirschblüte zurück.
"Wie bitte?"
Der Ton in dem er seine Frage stellte war keine Drohung. Dennoch liess er Kirschblüte´s Fell zu Berge stehen.
Passat war sehr viel stärker als er selbst, er würde einen Kampf mit ihm niemals überleben.
Sich dieser Gruppe von Dschinn an zu schliessen, schien Kirschblüte sogar verlockend.
Dennoch konnte er es nicht tun. Er hatte seinen Entschluss bereits gefasst und wenn er nun durch Passat sterben sollte, so tat er dies mit einem reinen Gewissen.
"Ich will ein Mensch werden!" verkündete Kirschblüte entschlossen.



"Ich möchte euch einladen, ehrenwerte Federheldin Sinaphie, und Herr Lashon!" Dragonminer lächelte.
"Uns einladen?" fragte Sinaphie.
"Ja, uns diese Stadt an zu sehen, wir wissen zwar auch nicht was das für ein Ort ist aber wir sollten unseren Gästen die ...Sehenswürdigkeiten zeigen." Er grinste über beide Ohren.

Diese plötzlich aufgetauchte Stadt, weckte die Vorfreude auf Abenteuer, die jedem Sitras angeboren war.
Jedem Sitras, ausser seinem Sohn zu mindest.

Pescio.

Schon als kleiner Junge hatte er die Gesellschaft von Maschinen, der von Menschen vorgezogen.
Alles hatte damit begonnen als Dragonminer, seinem siebenjährigen Sohn eine Taschenuhr geschenkt hatte, die ihm ein Händler verkauft hat.
Zwei Wochen später besass das Volk der Sitras einen eignen Uhrturm, gebaut aus Knochen und Holz.
Sein Talent war bei den Sitras verschwendet gewesen, das erkannte auch Dragonminer. Als dann damals Costello und Dr. Vincent auftauchten und anboten Pescio seinen Talenten entsprechend zu fördern, ging er unaufgefordert auf den Vorschlag ein.
Es Tat ihm im Herzen weh, sein eigenes Kind nicht aufwachsen zu sehen, aber er war davon überzeugt, für die Zukunft des Jungen die richtige Wahl getroffen zu haben.

Dragonminer´s Männer befestigten ein kleines schwebendes Boot, das ebenso wie der Zeppelin durch einen Ballon angetrieben wurde, an der Reling des Schiffes. Er winkte Sinaphie und Lashon zu.
"Hiermit fahren wir hinab zum Boden. Damit meine ich: Herrn Lashon, Mich, Deven und Zerberus. Meine beiden zuverlässigsten Männer.
Schwebt neben uns herab grosse Federheldin, denn wir Menschen haben keine Flügel. Zerberus mag manchmal denken er hat welche, aber er ist nun mal ein Schwachkopf."
"Ein Schwachkopf der seine Sache gut macht, Häuptling!" sagte Zerberus.
Er war ebenso gross und stattlich gebaut wie der Rest der Sitras. Und ebenso in eine Rüstung aus Monsterteilen gekleidet.
Seine Mundwinkel waren bis zu den Ohren eingeschnitten, so dass er ständig seine Zähne zeigte, auch wenn er den Mund schloss.
Eine wilde Mähne aus langen schwarzen Haaren umrahmte sein Gesicht.
Über seinen beiden Schultern trug er zwei eiserne, an Ketten befestigte Kugeln, die wie Löwenköpfe aussahen.
Das Metall glitzerte in der Sonne. Ohne ein weiteres Wort sprang er über die Reling.

Lashon und Sinaphie rannten an Rand des Decks und sahen ihm hinterher.
Zerberus sürtzte hinab. Er warf einen der Löwenköpfe, dessen metallener Kiefer sich öffnete und in einem der steinernen Türme fest biss. Der festgebissene Löwenkopf zog surrend die Kette ein, an der sich der Sitras festhielt.
Zerberus wurde von der Kette angezogen während er den zweiten löwenförmigen Enterhaken in den nächsten Turm warf.
Auf diese Weise hangelte er sich im Wald der steinernen Türme umher wie ein Affe an einer Liane.
Lashon und Sinaphie sahen mit offenem Mund, in Sinaphies Fall mit geöffnetem Schnabel, zu Dragonminer.

Der Häuptling der Sitras lachte herzhaft und zuckte mit den Schultern.
"Das war Zerberus. Er hat mich schon öfter zum Duell gefordert um neuer Häuptling zu werden. Er ist ein Draufgänger und Hitzkopf. Aber so war ich auch in meiner Jugend. Entweder er oder Deven wird mein Nachfolger werden...
Allerdings hat sich Deven bis jetzt noch keinen Namen verdient. Nicht wahr?"
"Ich werde mir einen Namen verdienen, euch herausfordern und neuer Häuptling werden." stellte Deven klar, während er dem derzeitigen Häuptling der Sitras auf die Schulter klopfte.

Dragonminer lachte.
Jeder erwachsene Sitras durfte den Häuptling zum Duell herausfordern. Zumindest wenn dieser Sitras sich einen Namen gemacht hatte.
Zerberus machte seinem Namen beispielsweise alle Ehre.
Deven musste erst noch eine besondere Leistung erbringen, die ihm einen Titel einbrachte.
Die Duelle der Sitras waren keine Kämpfe, sondern Wettbewerbe der Ausdauer, Kraft und Jagd. Durch Herausforderungen, wächst man. Das war der Glaube der Sitras. Seinen Platz als Häuptling zu verlieren, würde er nicht im geringsten Bedauern, es war der Kreislauf der Natur dass die junge Generation den Platz der alten einnahm. Eine Tatsache die genauso unaufhaltsam und natürlich war wie der Sonnenaufgang.

Dragonminer schnallte seine Lanze auf den Rücken und sprang beherzt auf das kleine, fliegende Boot. Bei seiner Landung geriet es ins Schwanken.

"Herr Lashon, werte Federheldin Sinaphie, kommt ihr?" fragte er. Der Gedanke an neue, unentdeckte Beute, liess sein Herz schneller schlagen. Dann fiel ihm etwas auf.
"Herr.. Lashon. Hat eure Narbe gerade angefangen zu Bluten? Ich könnte schwören, ihr wart gerade noch unverletzt. Erinnert ihr euch gerade an etwas?"
Lashon packte verdutzt an sein Gesicht und untersuchte das frische Blut mit besorgter Miene.
Unter den Sitras hiess es, dass Narben an Emotionen und Erinnerungen verknüpft sind und deutlicher auftreten wenn man sich an den Tag erinnert an dem man sie bekommen hat. Aber das hier war eine offene Wunde, keine Narbe mehr. Er wird sie sich wahrscheinlich während dem Flug zu gezogen haben.
"Tut mir Leid Herr Lashon, das war eine dumme Frage."



Die Menschen Sheevals, sahen am Rande des Horizonts die Stadt die aus dem Boden stieg... und gingen ohne einen Gedanken an sie zu verschwenden weiter ihrem Alltag nach.

Die Sonne schien zwischen den Säulen des Palastes hindurch und spiegelte sich auf dem blanken Marmor, des Festsaals.
Sultan Salmoa der Prächtige sass allein an dem gedeckten Tisch. Kostbare Speisen und feinster Wein. Alles was das Herz begehrte war für seinen Gast bereit gestellt worden. Er hatte sich mit ihm um diese Uhrzeit verabredet.... aber wer war dieser Gast überhaupt?

Kirschblüte liess ihn Gedanken durch gehen wie sich in den letzten Tagen sein Leben geändert hatte. Wen er nur wüsste wer Kalyna getötet hätte, so würde er eines Tages den Täter seiner gerechten Strafe zu führen. Gut, das Passat ihn in dieser Kiste gefunden hatte...

Kanra sah durch das Fenster und sah zum blauen Himmel hinauf. Lashon, Sinaphie.... Was waren das eigentlich für Namen?



Ich sehe umher. Die Erinnerung einer Stadt, mächtig und unerreicht, so wie ich sie vor mir gesehen habe, ist zum Leben erwacht. Doch so sehr ich mein Lied auch singe, die Bewohner kehren nicht zurück.
Ich schliesse die Augen und atme tief durch. Ein kühler Wind fährt durch den Wald aus steinernen Türmen .
Menschen die keine Erinnerungen sind, haben den Ort betreten.
Ihr Dasein stört den Klang meines Liedes. Sie sind wie Wasser das mich umgibt und den Schall meines Liedes dämpft.
Dieser Ort besteht aus verlorenen Erinnerungen. Wer ihn sieht, verliert seine Erinnerung an ihn. Und wer ihn betritt...
wird zu einer verlorenen Erinnerung.
Sobald die Stadt ihren Zweck erfüllt hatte werden die Erinnerungen verblassen.
Alle.
Der Gedanke verschnührt meine Kehle, macht meine Lider schwer und meine Augen wässrig.
Trauer.
Was war das eigentlich? Ich lächele. Tränen rollen meine Wangen hinunter. Ununterbrochen singe ich weiter. Ich singe das Lied der lebenden Legenden .




Ein Heilmittel, das alle Beschwerden lindert.
So etwas gab es nicht. Allerdings war die Larve der Vulkangrasmotte, in der Lage alle möglichen Beschwerden zu lindern, je nach Anwendungsweise.

Sie befanden sich auf einem Waldpfad, der zum Wolkenschlund führte. Einem Vulkan, Neu-Mirnuzars.

"Fühlst du dich nicht gut, Charlotte?" fragte das dumme Gör ohne Gedächtnis.
Eines Tages hatte sie sich einfach im Labor ihres Vaters materialisiert. Mit einer Stichwunde im Herzen. Nur jemand wie Charlottes Vater war in der Lage gewesen ihr Leben zu retten.
Sie erinnerte sich nur noch an ihren Namen: Eka.
Ansonsten versagten ihre Erinnerungen an ihr vorheriges Leben völlig. Eine retrograde Amnesie. Alle ihre Alltagsfähigkeiten sind erhalten geblieben. Aber seit vor den paar Jahren all diese Sternenberührten in ihre Welt kamen, wusste man kaum noch was eine echte Krankheit war und was nicht.
Das Mädchen war nicht dumm, sie war beträchtlich schlau und arbeitete nun als eine Sekretärin für ihren Vater. Allerdings schien sie alle bösartigen Dinge um sich herum aus zu blenden. Oder absichtlich zu vergessen.
Wie sonst könnte man in der Nähe ihres Vaters bleiben ohne früher oder später Abscheu vor ihm zu entwickeln.

Dr. Balder Vincent, ihr Vater, hatte sich zusammen mit ihr, Eka und zehn Männern der Rotschild-Söldner aufgemacht die Larve zu finden.

Rotschild.

Eine Bande blutgieriger Psychopathen, die für die nächste Schlacht lebten und töteten. Costello hatte den Ruf dieser Irren, auf ein respektables Niveau gebracht, aber das änderte nichts an ihrem vulgären Verhalten ausserhalb der Zivilisation.
Wenn sie nicht auf Eka aufpassen würde, traute sie diesen Kerlen alles zu. Unwillkürlich ging sie dichter an Eka heran.

"Mir geht es gut, Mädchen, du solltest dich um dich selbst kümmern." flüsterte sie der dummen Gans zu und warf den Rotschilden einen scharfen Blick aus den Augenwinkeln zu .

Ein Rascheln im Gebüsch. Charlotte und die Rotschild-Söldner zogen ihre Waffen.

Ein Schemen sprang aus dem Gebüsch.
Die Faust bohrte sich unerwartet in Charlotte´s Magengrube .
Ihr Hammer , der zum Schlag bereit war stoppte in der Luft. Sie konnte ihren Arm nicht bewegen.

Ein Nervendruckpunkt!? Sie biss die Zähne zusammen. Einen normalen Menschen hätte dieser Schlag gelähmt.
Der langhaarige, unrasierte Mann hielt kurz inne. Er war voller vertrocknetem Blut. Unbehandelte Wunden?

Charlotte´s Hammer schnellte herab. Der Fremde wich dem Schlag aus, und traf sie mit einem Hieb in den Ellbogen. Ihr Arm knickte um.

Sie spürte ihn nicht mehr.

Ein Regen aus Fausthieben prasselte auf Charlotte herab, jeder lähmte ihren Körper mehr und mehr.
Sie konnte keinen ihrer Muskeln mehr bewegen, nicht einmal auf die Knie fallen.

Zu ihrer Rettung stürtzten sich die Rotschild-Söldner auf den Fremden.
Ein Hagel aus Klingen presste die Krieger zurück. Manche fielen getroffen zu Boden, andere hatten geblockt, andere rollten sich von der Wucht der Attacke ab. Er hielt eine klingenbesetzte Peitsche in der Hand.

Die Fratze aus Hass, inmitten des Klingensturms starrte auf Charlotte. Es musste ein Dämon sein. Sie schluckte.
Ihr ganzer Körper war gelähmt.
Seine Waffe verwandelte sich wieder in ein normales Schwert. Der kalte Stahl fuhr auf ihre Kehle nieder...



"Flama, ihr dürft nun eintreten" teilte der Wachposten ihnen mit. Die goldene Tür hinter ihm schwang wie von Geisterhand auf.

Sie atmete ein letztes mal tief durch, dann zwinkerte sie Weldon lächelnd zu, legte Theema die Hand auf die Schulter und schritt durch die Tür. Sie fiel ins Schloss sobald sie hindurch trat.
Flama befand sich in einem leeren kleinen Raum, eingesperrt. Sie erwartete keine Falle, dennoch machte es sie nervös, auch wenn sie sicher war dass man es ihr nicht ansehen konnte.
Der Boden setzte sich in Bewegung. Er fuhr hinauf.
Ihr Blick glitt zur Decke. Nein nicht nur der Boden, der ganze Raum fuhr hinauf. Es war ein Aufzug.

Der Aufzug fuhr durch eine transparente Röhre gross genug für einen Menschen, lang genug um als Turm zu gelten.
on hier aus konnte sie die ganze fliegende Hauptstadt Neu-Mirnuzars sehen.
Im Licht der Tagessonne glänzte dass Meer hunderte von Metern unter ihr.
Über ihr, sah sie, ein Gebäude dessen Größe sie von unten nur erahnen konnte.

Ihr Mund öffnete sich unwillkürlich als sie den Ausblick sah.

Der Aufzug fuhr in das Gebäude hinein.
Wieder von steinernen Mauern umgeben kam der Raum zum Halt.
Die goldene Türe öffnete sich, und ein Schauer aus Lichtstrahlen schoss Flama ins Gesicht. Sie hielt sich schützend die Hand vor die Augen.

Der Saal vor ihr, war mit schimmerndem Gold überzogen.
Grosse, mit Glasmalereien geschmückte, bunte Fenster liessen das Licht hinein ohne einen Blick nach aussen frei zu geben.

Als Kind hatte sie diese Art von Fenstern, einst in einem Tempel gesehen. Sie ohne Sternenkraft zu erzeugen musste eine unglaublich schwere Arbeit sein.

Ihr Blick schweifte an den Fenstern zu ihrer Rechten vorbei.

Die Bildnisse stellten Sterne dar, die aus dem Meer hinaus flogen, den Kampf zwischen einem Schamanen und einer Hexe, schliesslich einen fliegenden Kontinent über dem Meer.
Dann sah sie zu den Fenstern auf der linken Seite, sie zeigten genau die selben Motive.
Vom Eingang aus bis zum Ende des Raums erzählte die Glasmalerei die Geschichte Mirnuzars. Zu mindest Costellos Fassung davon.

Und dort in der Mitte des länglichen Raums, der einem Thronsaal nicht unähnlich war, stand er.

Im goldenen zweihreihigen Anzug, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Flankiert von zwei gross gewachsenen Männern. Einer trug einen schwarzen Anzug dessen Schultern mit weissen Federn verziert war. Eine Sammlung von Ketten und Federn lugte aus seinem Sakko anstelle eines Hemdes.
Der andere trug einen grauen Ledermantel und schärfte mit einem Wetzstein seine Machete.

Costello fuhr sich mit der Hand durch die kurz geschorenen, blonden Haare.
"Flama, nehme ich an? Darf ich vorstellen? Das hier ist mein treuer Diener Bertuccio." er zeigte auf den kahlköpfigen Mann im schwarzen Anzug.
"Und dies hier ist mein guter Geschäftspartner Cervantes Rotschild" er nickte zu dem Mann im grauen Ledermantel der mit ausdruckslosem Gesicht zu ihr sah. Er steckte seine Machete nicht ein.

Der "mächtigste" Mann Mirnuzars ging auf sie zu und reichte ihr die Hand. Die anderen beiden Männer blieben mit ausdruckslosen Mienen zurück. Sie erwiderte den Händedruck. Costello lächelte wie ein Hai.
"Ich heisse euch willkommen, meine Dame. In ein paar Jahren werdet ihr eine wahre Schönheit sein... Wahrlich was für eine Verschwendung. Flama: Männlich!"

Ein Schauer durchfuhr ihren Körper.
Als sie an sich herab sah, traute sie ihren Augen nicht.
Mit ihren Händen fuhr Flama an ihrem Körper entlang. Ihre gesamte, massgeschneiderte Uniform hing schlaff an ihr herab.
Sie war ein Mann.

Ihr Herz pochte unaufhörlich, als wollte es aus ihrer Brust springen. Costello hielt immer noch ihre Hand fest.

"Psynergy: Greifbar!"

Mit einem Ruck riss er eine Decke aus blauem Dunst aus Flama´s Körper. Es war ihre Psynergy, ihre gesamte Psynergy.

"Psynergy: Zerbrechlich!"

Er warf die Decke aus blauem Nebel auf die Erde. Wie ein fallengelassenes Stück Glas zersplitterte sie dort.

"Psynergy-Splitter: Selbstzerstörend!"

Die Reste ihrer Psynergy lösten sich spurlos in Wohlgefallen auf. Vollkommen verstört liess sie sich auf die Knie fallen.

Sie war keine Frau mehr. Sie war kein Adept mehr. Verzweiflung machte sich in ihr breit. Und Angst.

Pfeile durchdrangen ihre Brust. Bertuccio stand mit erhobener Armbrust bereit, eine weitere Salve nach ihr zu feuern.
Rotschild, schlenderte auf sie zu. Er leckte genüsslich über die Klinge seiner Waffe.
Sie stolperte ungeschickt zurück. Ohne ihren Kontrolle über ihren Körper, ohne ihre Psynergy war sie ihnen hilflos ausgeliefert.
Dieser Körper gehörte Flama nicht, sie zappelte umher wie ein Kind das noch nicht laufen gelernt hatte.
Mit einer zweiten Salve Bolzen, nagelte Bertuccio ihr Bein am Boden fest. Er trat ihr so fest ins Gesicht, dass ihr Kiefer brach.
Keuchend, blieb sie auf der Erde liegen. Ihre Hände und Füsse wollten ihr einfach nicht gehorchen.

Costello steckte die Hände in die Taschen.
"Es wäre am Vernünftigsten euch jetzt zu töten. Aber ich bezweifle dass ihr für Reyter ohne Pynergy und die Fähigkeit zu kämpfen von irgendwelchem Nutzen seid. Wenn er euch überhaupt wiedererkennt."
Er nahme eine strahlende, Kugel in die Hand in der sich sein Angesicht spiegelte. Es war die Visions-Reflektor-Kugel mit der er über alle Spiegel von Mirnuzar gleichzeitig reden konnte.

"Volk von Mirnuzar! Heute ist wahrlich ein tragischer Tag! Ihr kennt mich. Seit über 20 Jahren versuche ich Frieden in diese Lande zu bringen. Aber es gibt Menschen, die wollen von Frieden nichts wissen.
Menschen die für den Fall des Rates der zentralen Kontinente Verantwortung tragen! Menschen die in ihrer Habgier Handel mit Menschen treiben! Menschen die unerlaubt Truppen quer durch Mirnuzar schicken und sich geschworen haben alle, die nicht der Sternenkraft mächtig sind zu vernichten! Ich rede vom galatanischen Kriegsherrn Reyter! Wir haben Beweise die seine Verbrechen belegen! Er ist eine Bedrohung für die internationale Sicherheit!"
Costello hielt inne und seufzte.

Er lügte, so unglaublich dreist dass es Flama die Sprache verschlagen hätte wenn sie noch hätte reden können.

"Ich wollte trotz allem den Frieden bewahren und habe keine militärischen Schritte ihn unternommen. Ich schäme mich dafür nicht eher gehandelt zu haben. Doch heute, hat er es gewagt einen Attentäter auf mich an zu setzen."
Rotschild hielt Flama seine Klinge an die Kehle, Bertuccio richtete den Lauf seiner Waffe gegen ihre Schläfe.
Costello bückte sich hinunter und hielt ihr die Kugel ins Gesicht. Hass und Abscheu loderten in ihren Augen.
"Es ist nur der guten Arbeit meines Geschätzten Partners, Rotschild zu verdanken dass ich heute überlebt habe!"
Er hielt die Kugel wieder vor sich selbst.
"Uns Menschen ist es daran gelegen uns gegenseitig zu helfen. Es liegt nicht in der Natur des Menschen zu hassen, sondern einander zu lieben!
Volk von Mirnuzar! Berürhrte aus Galatan und Weyard, die ihr nicht dem Wahn des Kriegsherrn verfallen seid..!
Vereinigt euch und kämpft zusammen! Lasst uns kämpfen für eine Welt in der Berührte und Unberürhrte friedlich zusammen leben können! Egal ob aus Weyard, Mirnuzar oder Galatan! Egal ob der Sternenkraft mächtig oder nicht... Wir sind alle Menschen!
Costello hielt inne. Seine Faust war in die Luft erhoben.

Flama war gebannt von dem Schauspiel.

"Es ist ein Tag in greifbare Reichweite gerückt. An dem alle Menschen, aus allen Welten und Ländern miteinander leben können. Lasst uns diesen Tag heute ergreifen! Den Tag der Liebe und Einheit! "
Demonstrativ griff er in die Luft. Sein Gesicht wurde todernst.

Flama hielt erwartungsvoll die Luft an. Sie wusste was nun kam.

"Hiermit erklärt Mirnuzar dem galatanischen Kriegsherrn Reyter den Krieg!"
Weldon hob verwundert eine Braue, als sich die Tür, durch die sie eingetreten waren, öffnete und wandte sich um. Ein blonder Mann mit gebräunter Haut und roter Weste betrat den Raum in großer Eile.
"Halt!", befahl einer der anderen Crew-Mitglieder, als er sich näherte.
"Es tut mir Leid!", jappste der Mann und riss die Arme in die Luft, "Ich bin Derim. Ich bin hier, weil ich gehört habe, dass euch eine Bekannte von mir begleitet."
Weldon wandte sich Theema neben sich zu, die nur verträumt vor sich her sah. Von Flama einmal abgesehen war sie die einzige Frau, die er hätte meinen können. Da hatte Derim sie auch schon entdeckt.
"Theema!", strahlte er, "Du bist wirklich hier!"
Theema sah ihn an und runzelte die Stirn. "Ähm, k-kennen wir uns?"
Derim erstarrte mit dem Lächeln auf dem Gesicht. "Das... das ist jetzt nicht dein ernst."
Der junge Mann war sichtlich erschüttert. Dann raufte er sich wieder zusammen und kam mit wütenden Schritten näher.
"VERDAMMT, MÄDCHEN!", donnerte er, "Willst du mich verarschen?! Ich weiß du hast ein Problem mit deinem Erinnerungsvermögen, aber du hast schon seit Ewigkeiten nicht mehr vergessen wer ich bin."
Die beiden anderen Reytersoldaten blockierten ihm den Weg, als er noch näher kommen wollte und Derim blieb widerwillig stehen und sah entsetzt zu Theema.
Weldon erhob sich seufzend und kam zu ihm herüber. Die beiden anderen machten ihm Platz.
"Hey, es tut mir ehrlich Leid, aber wir sind auf offizieller Mission hier. Also können wir euch beide das unmöglich alles durchgehen lassen."
Derim sah ihn traurig an, dann wieder zu Theema und dann nickte er. "Ich... ich verstehe, es war wohl zu optimistisch zu glauben, dass es so einfach wäre."
Derim seufzte. "Ich weiß ihr könnt nichts versprechen, aber wenn es sich irgendwie einrichten lässt, dass sie sich mit mir trifft, könntet ihr sie daran erinnern?"
Weldon seufzte schwer. "Na schön..."
"Danke... oh, da fällt mir ein..." Derim wühlte hektisch in den Taschen seiner Weste und förderte dann einen Ring zu Tage. "Da ist er! Ich trage ihn immer bei mir. Du erinnerst dich sicher noch, Theema. Deine Arbeit vergisst du nie... für lange."
Weldon sah den Ring skeptisch an und fragte dann Theema, die neugierig näher gekommen war: "Du hast an einem Diamantring gearbeitet?"
Derim lachte. "Es geht nicht um den Diamanten. Es geht um das was in diesem hohlen Steinchen ist."
Theema betrachtete den Ring einige Sekunden. "Hab ich noch nie gesehen."
"Was?", fragte Derim perplex, "Aber... das..."
Wieder seufzte der blonde junge Mann lethargisch. "Ist wohl auch besser so. Ist schließlich einer von Costellos Sklavenringen."
Bevor Weldon oder einer der anderen reagieren konnte, hatte Derim Theemas Hand ergriffen und ihr den Ring gewaltsam angesteckt. Mechanisch klappte der Kiefer des jungen Mannes herunter und eine Wolke feinen Staubes stob aus seinem Rachen hervor.
Weldon und die anderen beiden wichen noch rechtzeitig zurück, doch Theema, die noch immer von Derim festgehalten wurde, atmete die Wolke ein.
"Die Pollen der Ju...", säuselte sie, bevor ihr Körper erschlaffte.
Einer von Weldons Verbündeten hob die Hand und ein Windstoß blies die Pollenwolke fort. Weldon schnellte schnell wieder nach vorne und griff nach Theemas Arm, um sie Derim zu entreißen, doch dieser sprang lockerte aus dem Stand zurück. Weldon staunte nicht schlecht, als er selbst mit Theemas zusätzlichen Gewicht auf seinen Armen locker vier Meter zurück aus dem Raum setzte.
"Oh, Mist!" Weldon zog bereits die vier Spulen aus seinem Gürtel, mit denen er jene ersetzt hatte, die er im Kampf mit Melfice verloren hatte und leitete seine Psynergie hinein, sowie sie an seinen Armen hingen.
Derim hatte innegehalten und Handschellen um Theemas Gelenke gelegt, die eindeutig dazu dienten ihre Psynergie zu versiegeln, sodass er den herannahenden Drähten nicht würde ausweichen können.
Im letzten Moment rauschte jedoch ein großer bärtiger Mann von der Seite zwischen ihn und die Drähte. Mit einem Säbel in jeder Hand schlug er die Drähte bei Seite und stürmte auf Weldon zu in den Warteraum, dessen Tür hinter ihm zu schlug und die Drähte zwischen den Flügeln einklemmte. Weldon wusste, dass er sie mit der Kraft der Drähte selbst befreien konnte, aber dafür brauchte er einen Moment und der Bärtige hielt auf ihn zu.
"Äh, Jungs... würdet ihr?", fragte Weldon in den Raum und seine beiden Untergebenen attackierten mit Psynergie.
Der eine beschwor einen Prismenhagel, der andere feuerte einen mächtigen blauen Blitz aus seiner Handfläche ab. Der Bärtige stieß einen Kampfschrei aus und hob einen seiner Säbel, die Eisbrocken des Prismenhagel wechselten auf einmal die Richtung und schlugen an dem Säbel zusammen, wo sie sich gegenseitig zertrümmerten und als feiner Staub zu Boden rieselten. Simultan schwang er den anderen Säbel und schlug den Blitz aus der Luft. Weldon duckte sich instinktiv, als der Blitz von dem Säbel abprallte und genau auf ihn zuhielt. Er roch Ozon als der Blitz über ihm entlang rauschte und die Tür hinter ihm verschmorte.
Als er wieder aufsah, war der Säbelschwinger gerade bei ihm und holte aus. Schnell beschwor er eine kleine Sandwolke, die seinem Gegner die Sicht raubte und wich zur Seite, doch unerwartete wechselte sein Gegner die Richtung und kam genau auf ihn zu.
"Dafür brauchst du Psynergie?", höhnte er, "Um mir Sand in die Augen zu werfen?"
Weldon sah, dass er die Augen geschlossen hatte und die Säbel blind schwang. Gerade noch rechtzeitig riss er die Arme hoch und stoppte die beiden Klingen mit den Spulen selbst.
Einer der Drähte erschlaffte, der andere peitschte auf einmal unkontrolliert. Es lenkte Weldon für den Bruchteil einer Sekunde zu lange ab. Die Stirn des Säbelkämpfers schlug krachend auf seine Nase. Weldon schrie auf, als seine Nase brach und er rücklings zu Boden flog.
Bevor sein Gegner ihn erledigen konnte, kamen jedoch seine Verbündeten von dessen Flanken. Mit einem Grunzen warf der Säbelkämpfer dem Wasseradepten ein Messer in den Oberschenkel und brachte diesen Zufall.
"Segnung.", murmelte Weldon und heilte seine blutende Nase, während der Säbelkämpfer von ihm abließ und auf den Windadepten zu stürmte.
Der beschwor einen wirbelnden Tornardo keine besonders rücksichtsvolle Wahl, aber in dem kleinen Raum eigentlich verheerend.
Weldon zog ein Messer und rammte es neben sich in den Boden, um sich zu fixieren, während der Wasseradept, der inzwischen seine Verletzung geheilt hatte, seine Füße am Boden festfror.
Der Sog der Psynergie erfasste sie jedoch nicht, denn so wie der mächtige Luftwirbel sich aufbaute stieß ihr Gegner einen Säbel in sein Inneres und die wirbelnden Luftmassen brachen in einer Druckwelle in alle Richtungen auseinander.
Weldon krallte sich verzweifelt an dem Messer fest, um nicht durch den Raum geschleudert zu werden und sah auf, als alles vorbei war. Geschockt ließ er das Messer los und schnellte auf die Beine. Der Bärtige war schon fast bei dem Windadepten, der am Boden saß vermutlich aufgrund der Druckwelle und verzweifelt eine Ladung Blitze auf diesen abfeuerte, doch diese hielten nur auf den einen Säbel seines Angreifers zu und bündelten sich an dessen Klinge.
Weldon hob die Hand, seine Drähte hingen noch immer in der Tür fest, also richtete er stattdessen den Ring an seinem Finger auf ihren Gegner.
Der Säbel fuhr durch die Luft. Das mikroskopisch kleine Projektil schoss aus seinem Ring. Simultan fand beides sein Ziel. Die Säbelklinge glitt durch den Hals des Windadepten wie durch Butter und trennte seinen Kopf ab. Das Projektil prallte wirkungslos vom Rücken des zweiten Säbels ab, den der Bärtige hinter den Rücken geschoben hatte.
"Kann nicht sein...", keuchte Weldon, während sein Gegner schon wieder herumfuhr.
Er leitete seine Psynergie erneut in die Drähte und mit einem Ruck rissen sie sich aus dem Türspalt frei. Der Bärtige war in der Zeit schon fast wieder bei ihm, doch Weldons verbleibender Verbündeter stellte sich ihm entgegen. Funkensprühend verkeilten sich die beiden Säbel mit dem Schwert des Wasseradepten.
"Steinbruch!", beschwor der Adept seine Psynergie.
"Beinbruch!", bellte der Säbelkämpfer und der Wasseradept heulte vor Schmerz auf, als ein wuchtiger Tritt sein Knie zertrümmerte, bevor sich seine Psynergie manifestierte.
Beide Säbel fuhren durch die Luft der eine von links, der andere von rechts. Weldons Augen weiteten sich als die simultanen Schläge den Oberkörper des Wasseradepten während des Falls knapp unter den Rippen durchtrennten. Als die zwei Teile seines Verbündeten auf dem Boden aufschlugen, hatte er schon die Hand ausgestreckt und seine Psynergei gebündelt.
"Ragnarök!" Die Geisterklinge bohrte sich mitten durch die Brust des nur einen Meter entfernten Säbelkämpfers.
Klirrend fielen die beiden Waffen zu Boden, als er in die Knie fiel. Eine Blut quoll aus seinem Mund.
"Nicht schlecht.", flüsterte der Säbelkämpfer gefolgt von noch mehr Blut, "Aber... ich habe eine Familie, weißt du..."
Die Drähte schlangen sich brutal um seinen Körper und hoben ihn in die Luft. Weldon sah ihn verächtlich an.
"Für dich gibt es keine Gnade!", sprach er hasserfüllt.
"Ich weiß noch was wichtig ist...", erwiderte sein besiegter Gegner schwach, "Du hast es im Moment... wegen so was lächerlichem... wie Rache... vergessen... selbstgefälliger Depp..."
"Ich hole die beiden daraus!", meinte Weldon voll Überzeugung, "Ich werde diese beiden Mädchen hier nicht sterben lassen!"
Der Mann mit dem Bart lächelte. "Und ich werde hier nicht sterben! Hallo, kleiner Schutzengel."
Ein Holzknüppel klopfte leicht auf eine der Spulen an Weldons Arm und die Drähte erschlafften. Sein gefallener Gegner stürzte ächzend zu Boden.
Weldon fuhr herum und erblickte einen Jungen mit kurzem blonden Haar mit einem roten Kapuzenumhang. Er hatte keine Ahnung wie er auf einmal dort hingekommen war.
"Du wirst mich doch nicht ab jetzt so nennen, oder?", meinte der Junge peinlich berührt, "Das... das ist einfach... demütigend."
Während er sprach, wedelte er mit dem Knüppel und ein blaues Licht fiel auf den verwundeten Säbelkämpfer.
"Nein, wirst du ni-"
"Stromfessel!", unterbrach ihn der Junge, während die Wunde des Säbelkämpfers mit rasender Geschwindigkeit schloss.
Weldons Bewegung stoppte schlagartig. Seine Haare kräuselten sich und er schmeckte Kupfer. Sein Körper war komplett gebunden.
Der Junge in rot lächelte kalt. "Ein paar sehr ungewöhnliche Dschinns, die ihr uns da geschickt habt, aber jetzt wo ich sie verstanden habe, stehen sie leider unter meiner Kontrolle. Jeder einzelne von ihnen ist in diesem Augenblick in meinem Körper und mir treu ergeben." Blitze knisterten und hüllten den Jungen komplett ein ohne, dass dieser es zu bemerken schien. "Dir ist wahrscheinlich klar, dass das mich zum mächtigsten Adepten in diesem Raum macht, aber lass mich dir etwas erklären.", meinte der Junge verächtlich, "Meine Eltern waren keine Berührten, meine Schwester war auch keine Berührte, ich bin Leyo, der Berührtensohn zweier Unberührter, Mirnurzar war verglichen mit Galatan eine verdammt friedvolle Welt. Und ihr Bastarde bildet euch ein herzukommen und den Unterschied zwischen Berührten und Unberührten als Grund für euren beschissenen Krieg zu missbrauchen?! Ihr bildet euch ein, dass ihr eine Welt verdienen würdet, weil ihr alle mit einer Gabe geboren worden seit, die in unserer Welt nur wenigen vergönnt ist?! Ich verrate euch etwas: Ihr seid nicht besser als wir! Ihr seid ein kriegstreibendes Pack, das nach einem Leben voller Krieg nicht mit dem Frieden klarkommt! Und deshalb werden wir euch aufhalten! Deshalb werden wir gewinnen."
Der Junge, Leyo, seufzte wohlig. "Das musste mal raus, obwohl ich es wohl besser zu jemandem hätte sagen sollen, der davon erzählen kann." Er hob die Hände und hob die Stimme Unmengen an Psynergie umspielten seinen Körper: "BRENNENDER HIMMELSBLI-"
Leyo schrie gequält auf und stürzte zu Boden. Die Blitze um seinen Körper peitschten unkontrolliert über den Boden. Augenblicklich löste sich die Paralyse um Weldon.
Der Säbelkämpfer, der inzwischen wieder auf den Beinen und bewaffnet war ging sofort auf ihn los.
"Versander!" Sein Körper zerfiel zu Sand und der erste Säbelstreich ging ins Leere.
Der Sand kroch schnell weg von seinen beiden Gegnern und hielt auf die Tür zu. Der Säbelkämpfer nahm noch die Verfolgung auf, doch da hatte Weldon es schon unter dem Türspalt hindurch geschafft und sich auf der anderen Seite wieder zusammengesetzt.
So schnell er konnte rannte er los. Im Kampf mit diesen Beiden gab es nichts zu gewinnen. Der Weg zu Flama war ihm versperrt und den zu Theema kannte er nicht. Was blieb ihm also noch übrig.

Die Zeit verstrich nur quälend langsam innerhalb der Druckerei. Jeden Augenblick erwartete Iden, dass Stadtwächter das Gebäude stürmten, um sie festzunehmen oder Schlimmeres, doch nichts dergleichen geschah. Die beiden Brüder gingen weiterhin ihrer Arbeit nach und die zwei dutzend Stapel häuften sich auf, während sich das Buch immer mehr vervollständigte.
Es hatte eine Zeit gegeben, da war Farbe oder Tinte für den Buchdruck verwendet worden und jede Seite hatte für sich trocknen müssen, doch inzwischen war entladene Schattenmasse die Norm, da sie sofort trocknete und für jeden Schattenadepten leicht herzustellen war, wenn er die nötige Ausrüstung hatte, was sie billiger machte.
In North hatte es natürlich überhaupt keinen Buchdruck gegeben. Sämtliche Bücher waren handschriftlich verfasst gewesen. Kopien waren von den jüngsten Schülern abgeschrieben worden und Bücher waren fast ausschließlich von Hexenmeistern genutzt worden und hatten deren Thematik befasst.
~Hab ich dir je erzählt, dass Redd ein Märchenbuch hatte als er klein war.~, fragte Sharz unvermittelt.
Iden fühlte sich seltsam ertappt, als Sharz auf ihre Überlegung einzugehen schien, und fragte sich ob sie unbeabsichtigt den Gedanken mit ihm geteilt hatte.
~Tut mir Leid, es ist nicht meine Art so nostalgisch zu sein. Ich war nur erstaunt hier Exemplare desselben Buches zu finden.~
Iden sah auf den Papierstapel, der ihr am nächsten war und las einige Zeilen. Es war in der Tat ein Märchenbuch.
~Nein, schon gut. Ich hatte auch an North gedacht. Moment mal! Redd, ein Märchenbuch?!~
~Schockierend, nicht?~
~Du hast mir erzählt, dass er an nichts geglaubt hat, wenn er dessen Richtigkeit nicht selbst beweisen konnte. Du hast erzählt er hätte nicht an die Existenz der Sonne geglaubt!~
Der Dschinn lachte traurig. ~Ja und ich wünschte mir er hätte auch an die Märchen nicht geglaubt.~
~Was meinst du?~
~Einst ging das Böse durch unsere Welt. Es brachte Leid und Zerstörung wo auch immer es ging. Die Menschen rannten fort, wenn sie es kommen sahen. Einige jagte und tötete es. Andere entkamen und erzählten von ihm, s dass die Furcht vor dem Bösen wuchs und wuchs und wuchs...
Doch dann eines Tages kam es in ein Dorf und niemand rannte fort. Sie alle standen vor dem Bösen und sie alle wurden von dem Bösen getötet. Ihre toten Körper stürzten aufeinander und türmten sich bis über die Dächer ihrer Hütten hinaus auf. Als das Böse sie alle getötet hatte ging es von dannen, um mehr Tod zu bringen und mehr Furcht zu sähen.
Was es jedoch nicht wusste war, dass unter all den Leichen ein Kind lag. Es hatte einen verwundeten Knöchel und hätte nicht fliehen können und hatte nur überlebt, weil all die Dorfbewohner auf ihm gelegen und es verborgen hatten.
Das Kind wuchs heran und begann durch das Land zu ziehen. Immer dem Bösen nach bis zu einem Ende der Welt, wo es sich ihm im Kampf stellte. Das Böse war mächtig, doch das Kind, war zu einem großen Helden herangewachsen und wusste um das Opfer, das für sein Leben gebracht worden war. So kämpfte es mit aller Macht um sein Überleben, um dieses Opfer nicht zu vergeuden. Das Böse und der Held kämpften gegeneinander. Für viele Jahre kämpften sie gegeneinander und durch alle Länder der Welt und alle Ozeane kämpften sie.
Bis sie eines Tages am anderen Ende der Welt angelangt waren und das Böse seinen Halt verlor. Es stürzte über die Klippen der Gaiafälle. Da ergriff der Held seine Hand und rettete es. Der Held hatte nicht gekämpft, um ein Leben zu nehmen. Er wollte keine Rache, sondern dass niemandem mehr Leid geschieht und niemand mehr Angst haben muss. Deshalb wollte er selbst das Böse retten, aber das Böse verstand das nicht. Es erwartete eine Falle und schnitt dem Held die Hand ab. So stürzte das Böse über die Gaiafälle aus der Welt. Nicht weil das Gute das Böse getötet hatte, sondern weil das Böse das Gute nicht verstehen konnte.
~
~Ich erinnere mich...~, meinte Iden, die der Erzählung gespannt gelauscht hatte.
~Ich hab es ihm oft vorgelesen. Ich weiß nicht mal mehr wie oft. Es war sein Lieblingsmärchen.~, meinte Sharz bedauernd, ~Als er klein war rannte er überall herum und erzählte es jedem. Die Leute haben gelächelt, aber nicht verstanden wie sehr er an dieser Geschichte festhielt. Eines Tages - damals war er zehn - erzählte er es einem Jungen, der einige Jahre älter als er wahr. Der lachte ihn aus und machte sich über das Werk lustig. Redd schlug ihn, warf ihn zu Boden und schlug ihm ins Gesicht, wieder und wieder... und immer... wieder. Er brach dem Jungen die Nase, den Kiefer, die Zähne und Teile des Schädels und seine eigenen Knöchel, aber er hörte nicht auf und schlug immer wieder zu... Ich hätte ihn aufhalten können, aber als Dschinn war es nicht an mir meinem Herrn etwas zu verbieten. Er schlug also weiter zu. Selbst als seine Hände völlig zertrümmert waren hörte er nicht auf. Irgendwann sah es dann jemand und hielt ihn auf. Drei Tage kämpften Heiler um das Leben des anderen Jungen und am Ende konnten sie ihn retten. Redd begriff am ersten dieser Tage, dass zwischen dem Helden und dem Bösen er eindeutig Letzteres war... Zehn war recht früh, um seine Kindheit zu beenden, fand ich.~
Idens Hals war trocken. Sie öffnete den Mund um etwas zu sagen anstatt über ihre mentale Verbindung zu sprechen, aber schloss ihn dann wieder. Sie hatte diese Geschichte zum ersten Mal gehört und spürte das es Sharz nicht leicht gefallen war. Es brachte eine andere unliebsame Erinnerung zurück.
~Damals als er mir den Schlüssel gegeben hat...~
~Er hat viele Leute an diesem Tag getötet und ganz North geopfert, um eine Hand voll Leute, von denen er glaubte, dass sie wahrlich gut waren zu retten.~, sprach Sharz, ~Jetzt steh endlich auf und tu, was du tun wolltest seit du ihn gesehen hast.~
Iden nickte. ~Danke, Sharz.~
~Ich bin ein Dschinn. Es ist nicht an mir meinen Herrn von etwas abzuhalten.~
Sie erhob sich und ging vorsichtig zu den beiden Brüdern hinüber. Der Ältere warf ihr einen finsteren Blick zu, als sie an ihm vorbei ging. Der Jüngere sah zur Seite, als sie zu ihm kam, sodass sie seine Narben nicht sehen konnte. Sie ergriff vorsichtig sein Gesicht und drehte es zu sich.
"Keine Sorge...", flüsterte sie und ein blaues Licht floss aus ihren Handflächen über das Narbengewebe.
Theoretisch konnte man mit normaler Heilpsynergie keine Narben entfernen. Schon gar nicht welche die so schlimm und schon Jahre alt waren, aber sie stammte aus demselben Volk wie die Hexenmeister. Theoretische Grenzen bedeuteten da nicht viel und ihr Vater hatte ihr deutlich mehr beigebracht als normale Heilpsynergie. Die Brandnarben begannen in einem sanften blauen Licht von innen zu leuchten, während es sich langsam aus dem Gesicht zurückzuziehen begann.

"Deshalb wollte er selbst das Böse retten, doch das sah nur zu ihm hinauf und lächelte. Es sah das Gute, das es erschaffen hat, es war zufrieden mit seinem Werk und sein sehnlichster Wunsch war erfüllt. Es wusste, dass seine bloße Anwesenheit es vergiften konnte, und so schnitt es ihm die Hand hab. So stürzte das Böse über die Gaiafälle aus der Welt als seine eine gute Tat."
Gregorius verschränkte die Arme. "Ich erinnere das Ende anders."
"Sicher kanntest du auch nur die Ostreich Propagandavariante, in der Mythenkönig Truar das Böse ersetzt und nachdem er von dem Ritter des Ostreichs vor dem sicheren Tod bewahrt wird diesen über die Gaiafälle hinaus schleudert, um den guten Menschen des Ostreichs klar zu machen, dass sie die Leute des Zentralreiches auf keinen Fall verschonen dürfen.", erwiderte Redd überraschend giftig für seine Verhältnisse.
"Ich gebe zu, dass ich die Version häufiger gehört habe.", meinte Gregorius, "Was soll überhaupt die Märchenstunde."
"Ich weiß nicht.", gab Redd zu, "Ich musste mich wohl daran erinnern, warum ich tue, was ich tue..."
Sein Blick wanderte zu Siera die etwas entfernt saß und mit Tsen sprach. Nicht das seine Schöpfung im Augenblick derartig gut erschien. Sie war auch nur einer von vielen Versuchen, aber aufgegeben hatte er sie noch nicht.
*@sking: Das Grab der Yalls befindet sich nicht im Leuchtturm. Ziel Kudos war es ursprünglich überhaupt einen Weg zum Leuchtturm zu schaffen.
@Jaffar: Hey Jaffar. Ich weiß nicht wieso deine letzten Beiträge zu seltsam formatiert sind, aber die Leerzeilen machen es unglaublich schwer sie zu lesen.
@all: Btw ahnt ihr gar nicht wie frustrierend es war diesen Beitrag zu schreiben. Jedes mal wenn ich posten wollte war ein neuer da, der vieles oder alles nichtig gemacht hat was ich bis dahin hatte =(. Falls ihr euch wundert, wieso es so lange gedauert hat...*

Amadeus Yall hatte sie gewarnt. Sie hatte gewusst was sie erwarten würde. Sie hatte gewusst, dass es dumm war. Aber wie konnte sie von Verantwortung sprechen, wenn sie ein Mitglied ihrer Expedition einfach allein in einer gefährlichen Ruine ließ? Wie konnte sie von Disziplin sprechen, wenn sie einfach die Kontrolle verlor und ihm den Rücken kehrte, weil er sie mit seiner Kurzsichtigkeit, seinem Starrsinn und seiner Arroganz verletzt hatte? Und wie konnte sie von Pflicht sprechen, wenn sie ihren Instinkt betrog, der ihr sagte sie müsse Kudo beschützen, bis er wieder zu sich selbst gefunden hatte? Sie hatte wohl noch viel zu lernen. Ihr Lehrmeister wäre beschämt gewesen...
Sie hatte das Grab betreten. Und sie hatte Dinge gesehen. Schatten ihrer Vergangenheit. Spott und Hohn jener die sie enttäuscht hatte. Vorwürfe von denen die sie nicht hatte retten können. Und sie hatte 'sie' wiedergesehen... Auch wenn sie eine Illusion gewesen war, konnte sie noch immer die bebende Klinge spüren, die sie Rangi in einem Moment der Unbeherrschtheit in die Brust gestoßen hatte. Und dann... Hatte es schlagartig aufgehört. Die Stimmen, die Erscheinungen... die Kopfschmerzen. Dafür wurde sie Zeuge von einem weiteren Wahnsinn.
Rangi fauchte und hieb den Todestänzer mit ihrem Stab voller Wucht gegen die Schnauze. Das Biest heulte schmerzhaft und wich gepeinigt zurück, ohne vorher blind mit seinem Schweif nach ihr zu peitschen. Mehr brauchte Rangi nicht. Sie machte einen Satz zurück, wechselte noch bevor ihre Beine wieder den Boden berührten vom Stab zum Bogen und legte einen Pfeil an. Kaum berührten ihre Füße den Boden schoss sie. Sie traf das zweite Auge der schwer gepanzerten Kreatur, die markerschütternd aufschrie und nun geblendet wild um sich schlug und schnappte. Rangi brachte noch mehr Distanz zwischen sich und dem Wesen und beobachtete es. Sie war sich längst im Klaren darüber, dass das hier nichts mit Illusionen zu tun hatte. Irgendetwas war hier gewaltig faul. Dieses Wesen gab es nur in entlegenen Sümpfen im tropischeren Teil von Oscasiane. Und die anderen Wesen denen sie begegnet war kamen meist von nicht weiter her. Und sie hatten noch etwas gemeinsam: sie waren alle gefährlich.
Ein Klappern hinter Rangi ließ sich herumwirbeln.
"Ihr schon wieder.", sagte Rangi gepresst und wechselte wieder zu ihren Stab.
Ein Trupp Skelette torkelte in den Korridor. Manche von ihnen waren wieder zu merkwürdigen Monstrositäten zusammengesetzt: Ein Skelett mit sechs Beinen, zwei Köpfen und drei Armen die Waffen trugen, zwei vorne und einer hinten, das sich wie eine Spinne fortbewegte. Dann gab es noch ein einbeiniges Skelett, dass unbeholfen voranhüpfte und dabei mit vier Armen drei Köpfe jonglierte. Dann noch ein... Ding, dass die Knochen der Verstorbenen so angeordnet hatte, dass es wie ein klingenbesetztes Rad durch die Gegend rollte.
Rangi war auf diese Trupps jetzt schon öfter gestoßen und hatte auch schon herausgefunden, wie sie mit ihnen umzugehen hatte. Sie presste sich an die Wand, den Stab abwehrend erhoben, und ließ die Skelette passieren. Diese marschierten an ihr vorbei und versuchten sie nur halbherzig mit Gelegenheitsangriffen zu treffen. Rangi wehrte alle Angriffe mit Leichtigkeit ab, bis der gesamte Trupp an ihr vorbei war. Dann wandten sie sich dem geblendeten Todestänzer zu. Geduldig umzingelten sie das panische Tier, dann stürzten sie sich alle gleichzeitig auf ihn. Schwerter, Speere und Äxte hackten auf das gepanzerte Wesen ein, dass mit unglaublicher Kraft um sich schlug und die Gebeine der Toten durch den Raum verteilte. Doch es war aussichtslos für den Todestänzer. Auseinandergenommene Skelette und abgetrennte Gliedmaßen wirbelten nach ihrem Abhieb zurück in das Chaos und erzeugten viele neue grausig kreative Abscheulichkeiten. Langsam wurden die Schreie des Tieres schwächer, bis sie schließlich ganz verstummten. Rangi schluckte. Jetzt begann der grausame Teil. Mit feuchten Gescharbe und stumpfen Gehacke bearbeiteten die Toten ihre Beute und trugen sie Stück für Stück ab. Ein merkwürdiger Laut des Triumpfes drang aus dem Spinnenskelett, als der den Kopf des Tieres wie eine Trophäe in die Höhe reckte.
Rangi entschied, dass sie das lange genug angesehen hatte und machte sich aus dem Staub. Sie wollte nur noch Kudo finden, dieses Grab verlassen und mit ihm den Käpten kontaktieren. Zusammen mit ihrer Crew konnten sie hier aufräumen und diese 'Brücke' zum Leuchtturm sichern. Notfalls würde sie Kudo bewusstlos schlagen und hier herausschleifen, wenn er immer noch stur auf seine 'Mission' beharrte. Doch sie hatte ein Problem: Dieses Grab war riesig. Gigantisch. Hier mussten unzählige Generationen von Yall liegen. Allein die Truppenstärke der Skeletttruppen sagte genug aus. Aus irgendeinen Grund stürzten sie sich auf die Tiere, die aus dem Nichts aufgetaucht waren und verfuhren mit ihren Leichen wie Kinder mit Spielzeugen. Solange Rangi ihnen aus dem Weg ging und für weitere tote Tiere sorgte, schienen sie kein Interesse an ihr zu haben. Problematisch wurde es wahrscheinlich nur, wenn ihnen die Tiere ausgingen...
Ich muss diesen Narren finden, schnell!

Jaden beobachtete die Portalstation aus den Schatten heraus. Wie zu vermuten war, waren die Sicherheitsvorkehrungen erhöht worden. Mehr Wachen, wachsamere Augen und ein verbesserter Psynergysensor, der ein- und ausgehende Besucher auf Anomalitäten überprüfte. Nichts neues und nichts womit er nicht fertig wurde.
Jaden musste kurz überlegen. Er kannte vier Leute die hier arbeiteten und gerne etwas lax mit Sicherheitsvorkehrungen waren. Wer hatte Schicht? Jaden hatte eine Ahnung, wollte aber auf Nummer sicher gehen. Er ließ sich weiter in die Nebengasse fallen, warf eine schmutzige, stinkende Decke auf die Straße, die er in der erstbesten Mülltonne gefunden hatte und ließ sich im Schneidersitz darauf nieder. Er stellte noch eine leere Dose vor sich hin und senkte seinen Kopf in demütige Bettlerhaltung. Nahe Passanten behandelten ihn wie Luft, wie immer. Er drückte seine rechte Hand aus sein Auge und flüsterte etwas. Dann verharrte er still. Die Show konnte beginnen.
Niemand bemerkte den kleinen Schatten, der sich zwischen den Silhouetten der Passanten in der aufgehenden Morgensonne bewegte. Ein kleines Kerlchen, unförmiger als ein Dschinn, dass den Schutz der Dunkelheit suchte und das Sonnenlicht mied. Er reiste eine Weile eine mit einem Händlerkarren mit, dann im Schatten einer apathischen Obstverkäuferin und schließlich sprang er auf die Schattenseite der Portalstation über. Jaden sah alles auf dem Auge mit, dass er sich zuhielt.
"Also... Wo steckst du...?", flüsterte er unhörbar, als sich sein Schattengnom von Fenster zu Fenster hangelte.
Er kam beim gewünschten Arbeitszimmer an und...
"Bingo.", hauchte Jaden lächelnd, laut genug so dass sich ein Passant im Vorbeigehen stirnrunzelnd zu ihm umdrehte, aber ihn dann wieder kopfschüttelnd genauso schnell wieder vergaß.
Vor Jadens zweitem Auge saß hinter dem Fenster ein dicker Mann, der Papiere sortierte und abheftete. Es dauerte nicht lange, bis Jaden bemerkte wie er einen krümelbesetzten Teller wehleidig ansah. Der Junge grinste über beide Ohren. Das hätte er besser gar nicht planen können.
"Gut gemacht.", murmelte er und löste die Verbindung.
Der Schattengnom verpuffte mit einem leisen Blob.
Immer noch grinsend erhob sich Jaden aus dem unbequem Schneidersitz und wollte sich wieder zurück zum Platz begeben, als ihm plötzlich etwas auffiel.
"... Absurd...", hauchte er völlig perplex, als er sich über die Blechdose beugte.
Er hob sie auf, kippte sie und ließ fünf rostige Münzen in seine Hand gleiten. Fünf! Er hatte in seiner Trance Einiges verpasst.
Vielleicht gibt es doch noch Gutes... in dieser lausigen Stadt?, dachte er, immer noch völlig verwundert.
Dann tat es Jaden jedoch mit einem kühlen Schulterzucken ab. Und wenn schon. Mit jedem Geben nahm die Stadt das Zehnfache von einem. Und Jaden hatte vor viel zu nehmen.

"Wirst du gehen?"
Kudo erstarrte. Langsam drehte er sich um. Hinter ihm stand Merl auf seinem Stab gestützt und blickte ihn ernst an.
"Und ich hatte gehofft, dass die Sache etwas Gutes hatte. Was willst du?"
Merl sah ihn lange an, dann seufzte er resignierend.
"Helfen.", sagte er tonlos.
Kudo stieß ein humorloses Schnauben aus.
"Du? So toll wie du bisher geholfen hast?"
Merl stöhnte.
"Auch wenn es dir nicht passt, ich bin dein... Führer."
Kudo schüttelte den Kopf.
"Wieso bist du überhaupt hier? Dieser... Rotzlöffel hat doch alle Illusionen lahmgelegt!"
Merl leckte sich nachdenklich über die Zähne.
"Wer weiß? Wieso bin ich noch hier...? Sagte Amadeus Yall nicht, dass die Gesteinsschicht Strahlung abgibt, die den Verstand beeinflusst? Das ist nichts, dass man mit Energie versorgen muss und einfach abschalten kann... Vielleicht hat er sie verändert? So, dass sie deinen Verstand nicht mehr beeinflusst? Damit wären die Strahlen wirkunglos, bis auf den Teil... auf deine Blutlinie reagiert."
Kudo musterte ihn mit skeptischen Augen. Dann...
"Wow... Bin ich klug."
"Äh... was?"
"Du bist doch nur ein Produkt meiner Erfahrungen, richtig? Dann ist alles was du gesagt hast mir selbst eingefallen!", grinste Kudo.
Der illusionäre Merl sah ihn völlig verdattert an.
"Das... nein. Ich bin dein Führer. Ich soll dir den richtigen Weg weisen. Demzufolge 'weiß' ich Dinge."
"Ah ah ah!", machte Kudo und schalzte mit der Zunge. "Du sagtest selbst, alles was mit diesen Illusionen zu tun hat, spielt sich nur in meinem Kopf ab. Mein Kopf, meine Idee!"
Merl rang nach Worten, gab sich aber mit einem resignierenden Seufzer zufrieden.
"Ja, sicher... Was auch immer... In dem Fall und nach deiner Logik streitest du mit dir selbst, wer diese Idee hatte. Du oder dein Unterbewusstsein."
Kudo grinste.
"Ist doch egal. Ich bin genial."
"Du bist hoffnungslos.", knurrte Merl, aber gab sich geschlagen. "Lassen wir das. Und du hast mich von meiner Frage abgelenkt. Wirst du gehen?"
"Dumme Frage, wenn du in meinem Verstand sitzt. Natürlich werde ich gehen."
Merl nickte steif.
"Gut, dann hör zu: Du darfst den Zylinder nicht verlieren, egal was passiert. Um die Transferkammer auf der untersten Ebene zu öffnen, musst du zwei Schalter auf dieser Ebene gleichzeitig betätigen, aber sie sind räumlich weit voneinander getrennt."
Kudo runzelte die Stirn.
"Gibt es da einen Trick?"
"Ja, man ist zu zweit. Amadeus Yall wusste das. Deswegen hat er dir Wölkchen mitgegeben."
Kudo sah zu dem Nebelwolf, der immer noch regungslos am Boden lag. Er würde ihm nicht mehr helfen.
"Die Schalter sind so gebaut, dass sie nur auf Lebewesen reagieren, nicht auf Psynergy. Also schlage dir Fernwirkungen schon mal aus dem Kopf."
"Aber dann...", begriff Kudo, "Aber dann habe ich keine Chance!"
"Das sollte man meinen.", pflichtete Merl bei. "Aber etwas ist da noch... Etwas, dass dieser... 'Chaosbringer' sagte."
Kudo überlegte. Er erinnerte sich.
"Oh, und wenn du gegen sie verlierst, hetze ich sie auf die Bogenschützin mit der du gekommen warst."
"Warum hat er ausgerechnet Rangi erwähnt? Könnte es sein...?"
Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
"Sie ist noch hier?!"
"Wissen wir nicht."
"Doch, dass muss es sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Rotzlöffel genug über den Ort weiß um die Illusionen auszuschalten, aber nichts über den Paarschalter weiß. Er muss davon gewusst haben! Er ist einer dieser Deppen die einem ein schaffbares Ziel geben, aber es mit einem Haken versehen, so dass sie am Ende sagen können: 'Dabei war es doch so einfach'."
Merl rümpfte die Nase, als Kudo versuchte klug zu klingen.
"Reine Spekulation. Aber wenn es dir hilft..."
"Also muss ich zuerst Rangi finden?"
"Wenn sie wirklich hier ist."
"Das ist sie. Sie hat liebt mich trotzdem."
Darauf hatte Merl nun wirklich nichts mehr zu sagen. Er stützte sich schwerfällig aus seinen Stab.
"Dann hoffen wir das beste. Ich melde mich wieder, wenn du in der Transferkammer bist. Mit dir zu reden ist auf mehr als eine Weise kräftezehrend."
Merl wurde blass und löste sich auf, wie ein Geist der im Dunkeln verschwand.
Rangi finden, Paarschalter betätigen, Transferkammer betreten, mit dem Rotzlöffel den Boden aufwischen... Alles klar!, rekapitulierte Kudo in seinem Kopf und machte sich auf den Weg.

Es war alles gesagt. Alles getan. Hier würde alles beginnen. Flama schloss ihre roten tränenden Augen. Sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen, aber sie litt grausame Schmerzen. In kurzen Augenblicken hatte Costello sie zerstört. Ihre Psynergy, ihre Erscheinung. Lange hatte sie diesen Mann studiert. Und obwohl sie heute eine neue Lektion über seine Skrupellosigkeit und Grausamkeit gelernt hatte, war sie trotz dessen nicht überrascht. Keine Panik, keine Verzweiflung griff von ihr Besitz. Nur Ruhe und Gewissheit. Gewissheit über das was kommen würde.
Ich kann mich auf euch verlassen, oder...?
Ihr Kiefer knackte und sie spuckte Blut.
"Ist das klug?"
Costello, Bertuccio, Rotschild und auch sie selbst zuckten beim Klang ihrer fremden Stimme zusammen. Versteinert blickten sie auf den gebrechlichen Mann nieder, der einst Flama gewesen war.
"Krieg gegen Reyter? Krieg gegen die Adepten, die Kinder eurer Sterne? Ihr unterschätzt die Psynergy auf gefährliche Weise."
Sie hob den Finger. Bevor Bertuccio eine weitere Salve abfeuern konnte, verlor ihm sämtliche Kraft und er und die anderen beiden Männer sackten bewegungsunfähig ein. Wie betäubt blieben sie auf ihren Füßen stehen, unfähig auch nur einen Finger zu rühren.
"Mein Respekt...", erwiderte Costello giftig. "Ihr wirkt Psynergy ohne Psynergy?"
"Wie kann ich Psynergy wirken, nach dem was Ihr das aus mir gemacht habt?", hauchte sie böse.
Bolzen klirrten, als sie aus dem sich heilenden Fleisch austraten. Sie verharrte noch eine Weile zusammengesunken am Boden. Dann stand sie auf, unsicher, immer noch unfähig sich vernünftig in ihrem Körper zu bewegen. Sie zitterte. Was sie im Begriff war zu tun... War ihre Idee. Sie wusste um die Konsequenzen und doch durfte sie nicht zögern.
Sie atmete noch einmal tief durch, um ihr wild schlagendes Herz zu beruhigen. Dann wackelte sie auf den bewegungsunfähigen Costello zu und blieb einen Schritt vor ihm stehen. Ihr Blick war auf die Visions-Reflektor-Kugel gerichtet.
"Volk von Mirnuzar... Mein Name ist Flama. Flama die Kronyal. Ich bin Galatanerin, Oberoffizierin des taktischen Stabs von Reyters Militär und für den Moment Diplomatin in Verhandlungen mit Angelo Costello. Ich kam heute hierher um mit dem Oberhaupt Neu-Mirnuzars eine Zusammenarbeit in der Schließung des Gaia-Strudels zu erreichen. Eine Bedrohung die uns alle betrifft. Stattdessen schreckte der Mann Angelo Costello nicht davor zurück mich gleichgültig meiner Absichten und meines Diplomatenstatus zu attackieren, mich zu brechen und mit dieser Gestalt zu demütigen."
"Das ist eine offensichtliche Lüge!", zischte Costello wütend, unfähig die Verbindung abzuschalten oder seine Kräfte zu benutzen. "Ihr seid ein Attentäter!"
"Vor wenigen Minuten hat Neu-Mirnuzar auf Wort ihres Oberhauptes der meiner Regierung unter des angeblichen 'Kriegsherren' Reyters den Krieg erklärt. Wir sind ein Volk der Adepten, aus dem nicht nur hauptsächlich Flüchtlinge aus Galatan und Weyard, sondern auch Angehörige Mirnuzars vertreten sind. Wir verfolgen die Philosophie als Adeptenvolk anerkannt zu werden, ein Volk der Berührten. Wir sehen uns als das Volk, dass im Einklang mit den Elementen, der Alchemie, der Welt und den Sternen befindet. Eine Weiterentwicklung von einem Unberührten, wenn ihr so wollt. Sicher hat das in letzter Zeit, durch die Unruhen durch die Phönixkrieger und die damit verheerende Flüchtlingswelle aus Galatan für Unruhen gesorgt. Unruhen, die unter dem Herrscher Eton und anderen Kreisen Mirnuzars bereits zu blutigen Konflikten eskaliert sind. Sie haben bereits wegen einem Missverständnis mit den Ristemé zum Niedergang der Zentralen Kontinente geführt, eines weiteren Adepten-Zweigs aus Galatan, dass seit Jahren Freundschaft zu Mirnuzar gehalten hat. Trotz all dieser Angriffe, Provokationen und Uneinigkeiten, kam es nie zum offenen Kampf zwischen meiner Regierung und dem Volk Neu-Mirnuzars."
"Gelogen! Ich habe Beweise für Kriegshandlungen des Kriegsherren gegen mein Reich!", warf Costello ein.
Flama schluckte den sauren Klumpen runter, der sich in ihrer Kehle gebildet hatte.
"Lord Reyter und anderen Regierungen sind Eure Manipulierungen nicht fremd, Costello. Aber ich würde Euch gerne zur Ruhe auffordern, denn im Moment befindet Ihr Euch in unserer Gewalt."
"Unserer?"
Flama nickte.
"Wie ich sagte, lebt unser Volk im Einklang mit der Alchemie und damit auch mit deren Geschöpfen. Sie können sie nicht sehen, da sie trotz ihrer Technologie und ihres Wissens nichts weiter sind als ein Unberührter."
Costello begriff. Aber das konnte nicht sein.
"Dschinn?!"
"Volk von Neu-Mirnuzar, darf ich vorstellen? Die Galataner Scharlach, Pyron und Flirren. Drei respektierte Mitglieder in Reyters Kommando-Stab und vor allem... Dschinn."
"Haaalloooo, Mirnuzar!", grüßte eine hohe Stimme energetisch.
"Lass das Pyron. Die Situation ist ernst.", antwortete Flirren düster.
Scharlach schwieg, wie immer.
"Ihr fragt Euch bestimmt, wie es mir gelingen konnte diese Herren durch Euer Sicherheitssystem zu schleusen?"
"Nicht sonderlich.", bemerkte Costello. "Wir wissen zu wenig über die Dschinn, da es auf Mirnuzar nie welche gab, bis ihr das Portal zu uns aufgebaut habt. Ihr habt diesen Fluch über uns gebracht."
"Wir sind kein Fluch, wir sind Geister der Elemente.", erwiderte Pyron beleidigt und streckte Costello die Zunge raus.
"Wie dem auch sei. Trotz unseres Verständnisses des Sternenmacht gibt es noch Vieles was wir über die Dschinn nicht wissen. Und das macht sie gefährlich. So wie die anderen Dschinn, die ihr in die Maschine eingeschleußt habt. Die Maschine, die uns vor dem Strudel rettet, wie ich bemerken will. Auch dafür habe ich Beweise, Volk von Mirnuzar."
"Davon weiß ich nichts, aber ihr verdreht wieder die Fakten zu Eurem Gunsten."
Flamas Lippen bebten. Hier stand Lüge gegen Lüge, Halbwahrheiten gegen Halbwahrheiten. Aber das war nun mal Politik.
"Wo wir gerade von Manipulationen sprechen... Ich habe euch lang genug studiert um auf diesen Wesenszug vorbereitet zu sein. Flirren, wenn du magst..."
"Volk von Neu-Mirnuzar... Seht mit eigenen Augen, was Diplomatenstatus in Costellos Ansichten wirklich wert ist."
Es wurde warm in der Audienzkammer und die Luft begann sich zu kräuseln. Dann nahmen sie Gestalt an.
Eine junge Frau betrat die Kammer.
"Flama, nehme ich an? Darf ich vorstellen? Das hier ist mein treuer Diener Bertuccio."
"Aufhören. Das ist eine Täuschung!", knurrte Costello. "Ihr verschwendet nur Eure Zeit."
"Und dies hier ist mein guter Geschäftspartner Cervantes Rotschild", sprach der flimmernde Costello gnadenlos weiter.
"Ich bitte um Ruhe, Costello. Euer Volk hat ein Recht darauf unseren Stand der Dinge zu sehen. Die Entscheidung, was wahr oder falsch ist, können nur sie treffen."
"Flama: Männlich!"
Ihre Finger bohrten sich wütend ihn ihre verschränkten Oberarme.
"Psynergy: Greifbar! Psynergy: Zerbrechlich! Psynergy-Splitter: Selbstzerstörend!"
Costello wurde blass, als Bertuccio auf das wehrlosen jungen Mann schoss und Rotschild ihn mit sichtbaren Genuß verkrüppelte.
"Es wäre am Vernünftigsten euch jetzt zu töten. Aber ich bezweifle dass ihr für Reyter ohne Pynergy und die Fähigkeit zu kämpfen von irgendwelchem Nutzen seid. Wenn er Euch überhaupt wiedererkennt."
"Und statt es dabei zu belassen...", sagte Flama.
"Doch heute, hat er es gewagt einen Attentäter auf mich an zu setzen."
"Tatet ihr, wozu Euch Eure Furcht gegenüber den Adepten getrieben hat."
"Es ist nur der guten Arbeit meines Geschätzten Partners, Rotschild zu verdanken dass ich heute überlebt habe!"
"Ihr habt Waffen entwickelt, die sich ausschließlich gegen Adepten richten. Wir wissen davon. Und heute haben wir auch einige davon gesehen."
"Es liegt nicht in der Natur des Menschen zu hassen, sondern einander zu lieben!"
"Ihr richtet sie gegen jene, die die Mittel haben sich gegen Euch aufzulehnen. Uns, ein freies Volk der Adepten, das nicht Eurer Herrschaft unterworfen wurde."
"Volk von Mirnuzar! Berührte aus Galatan und Weyard, die ihr nicht dem Wahn des Kriegsherrn verfallen seid..!"
"Die Adepten Eures Reiches sind natürlich keine Feinde. Schließlich kontrolliert ihr sie, nicht wahr? Notfalls mit euren Sklavenringen?"
"Vereinigt euch und kämpft zusammen! Lasst uns kämpfen für eine Welt in der Berührte und Unberührte friedlich zusammen leben können!"
"Unter Eurer Herrschaft? Ist es das was Ihr wollt?"
"Egal ob der Sternenkraft mächtig oder nicht... Wir sind alle Menschen!"
"Vielleicht ist das hier die wahre Lüge? Können Unberührte und Berührte in Frieden zusammenleben? Die Unruhen nach dem Angriff der Phönixkrieger, Eton, Ristemé und jetzt Ihr... Wird es sich immer weiter wiederholen, bis Ihr uns eines Tages alle erledigt habt?"
"Den Tag der Liebe und Einheit!"
"Ihr sprecht von Liebe und Einheit, ...", fuhr Flama gnadenlos fort.
"Hiermit erklärt Mirnuzar dem galatanischen Kriegsherrn Reyter den Krieg!"
"... aber im nächsten Atemzug erklärt ihr einem Volk, einer Lebensart den Krieg."
Langes Schweigen folgte, während der flimmerte Costello mit einer großen Geste in die Luft griff.
"Ist das klug?", echote Flamas männliche Stimme.
Dann löste sich die Aufzeichnung auf.
"Ihr habt mit diesem Taschenspielertrick nichts erreicht.", erklärte Costello kühl. "Mein Volk durchschaut deine Lügen, du dumme Göre."
Nachdem Costello gesprochen hatte, breitete sich eine andächtige Stille in der Audienzkammer aus. Flama lächelte schwach.
"Göre?"
Schweiß brach auf Costellos Stirn aus. Bertuccio und Rotschild wandten betreten den Blick von ihnen ab.
"Ich bin mir sicher, dass das Mirnuzarianische Volk weiß, was sie schon seit Langem ahnen. Ihr habt die Welt aus ihrem Gefüge gebracht und sie unter eurem Banner vereint."
Costello blickte sie müde von unten an.
"Und was jetzt? Tötet Ihr uns? Damit beweist Ihr nur, dass ich Recht habe. Und ich hoffe Ihr kennt die Folgen meines Todes."
Flama nickte, ohne ihr fragiles Lächeln abzusetzen.
"Ich weiß. Eure 'große' Falle. Ihr nehmt uns alle mit. Das ist uns bekannt. Nein, ich werde Euch nicht töten. Ich bin immer noch in diplomatischer Mission unterwegs. Ich kam um eine Einigung zu erzielen, nicht um Blut zu vergießen. Ich weiß, dass die Einigung hinfällig ist. Das ahnte ich schon, als ich diese Kammer betreten habe. Aber ich hoffe, dass niemand heute sein Leben lassen musste, ebenso dass meiner Delegation und euren Wachen auch bis zu unserer friedlichen Abreise nichts geschehen wird."

Weldon hörte alles mit an, was Flama... die männliche Flama über die spiegelhaft polierte Oberfläche seiner Spulen sagte. Und plötzlich begriff er. Flama hatte mit Costellos Falle gerechnet. Statt eine Zusammenarbeit zur Schließung des Strudels zu erreichen, was Weldons Meinung nach nicht in seinem Interesse lag, hatte sie Costello bei seiner Kriegserklärung sowohl in seiner Glaubwürdigkeit, als auch in seiner Legitimität als Herrscher Neu-Mirnuzars untergraben. Schlimmer: Sie zeigte die volle Verwundbarkeit Mirnuzars auf, indem sie Costello im Herzen seiner Einrichtung als Geisel hielt. Sein Leben zu beenden, wäre ein Akt der in der fast vollständigen Zerstörung Mirnuzars enden würde. Aber das wollte sie nicht einmal. Sie wollte nur, dass niemand zu schaden kam. Niemand, außer sie selbst.
Verdammt, wieso hast du mir das nicht gesagt, Mädchen?!, fluchte Weldon in Gedanken, die Augen auf das fremde Gesicht auf der polierten Spulenoberfläche gerichtet. Wir hätten das auch anders regeln können, ohne dass dir das angetan würde!
Er blickte nach hinten. Ihm war klar, was er jetzt zu tun hatte. Was Flama von ihm erwartete.
Schritte wurden laut und Weldon trat seinen Verfolgern entgegen.
"... Du stellst dich?", bemerkte Leyo argwöhnisch, als er und sein bärtiger Begleiter ihn erreichten.
Weldon hob den Arm, damit sie die Spiegelung sehen konnten.
"Warum nicht? Ihr habt gehört was der junge Mann im Spiegel gesagt hat. Costello ist in unserer Gewalt. Lasst mich zu ihnen oder er ist Toast."
Der Junge lief im Gesicht blutrot an und auch der Bärtige umklammerte seine Säbel fester.
"Das würde sie nicht wagen! Ihr würdet alle Euer Leben verlieren!"
Weldon lächelte mild.
"Und was... wenn ich dir sagen würde, dass Reyter einen Notfallplan hat, mit dem er sich und seine Ländereien vor Neu-Mirnuzars Absturz schützen kann?"
Sein Lächeln verschwand.
"Unterschätz die Psynergy nicht, Kleiner. Du müsstest das am Besten verstehen als 'stärkster Adept' hier."
Dem Jungen sah der Zorn ins Gesicht geschrieben. Weldon konnte die statische Ladung in der Luft förmlich spüren. Auf dieser Distanz wäre es ihm unmöglich einen Blitzschlag abzuwehren. Er musste auf Flamas Plan vertrauen.
Der Säbelkämpfer trat einen Schritt vor. Er lächelte kalt.
"Die Forderung ist ohnehin nicht mehr erfüllbar. Zwei von Euch sind schon tot. Was macht einer mehr schon für einen Unterschied? In diesen Korridor gibt es leider keinen Spiegel. Wir konnten also nicht wissen, dass wir dich nicht töten durften... Zumal DU uns aus dem Hinterhalt angegriffen hast."
"Wie clever.", kommentierte Weldon fast amüsiert. "Aber vielleicht sollte ich euch darüber in Kenntnis setzen, dass ich ein unersetzlicher Freund für Flama bin, genauso wie Theema. Das ist die junge Dame, die ihr vorhin entführt habt. Kehrt einer von uns nicht zurück..."
Er fuhr sich mit fast gelassener Geste mit dem Finger über den Hals.
"...war es das für Costello."
Es blitzte metallisch auf. Keinen Wimpernschlag später lag ein Säbel an seiner Kehle und schnitt leicht in den Finger hinein, mit dem er die Geste vollführt hatte.
"Selbst wenn das wahr wäre... Ich bin fast gewillt es zu versuchen. Vielleicht ist sie erleichtert genug, wenn nur ihre Freundin zurückkehrt."
Weldon beugte den Finger auf das Klingenblatt und drückte es langsam von sich weg.
"Du kannst es gerne versuchen. Kennst du viele Mädchen in diese Alter? Besonders so temperamentvolle wie Feueradeptinnen? Sie sind... äußerst nachtragend und nicht gerade für ihre Kompromissbereitschaft bekannt. Und ich bin ihr SEHR wichtig."
Weldon wusste, dass er übertrieb. Aber er musste es auch so schmackhaft wir möglich verkaufen, wenn er seinen Kopf behalten wollte. Und tatsächlich: der Bärtige ließ seinen Säbel langsam sinken.
"Du meinst... doch nicht etwa...", grummelte er plötzlich mit veränderter Stimme.
"Ganz recht. Ich bin nicht wegen meiner ausgezeichneten Qualitäten als Leibwächter oder Diplomat dabei, wie ihr vielleicht mitbekommen habt. Und ihr solltet euch besser davor in Acht nehmen, dass nicht ich Costello einen Kopf kürzer macht, wenn er meine Flama nicht wieder zu einer Frau macht."
Man konnte dem Mann ansehen, dass er damit nicht gerechnet hatte.
"Was jetzt?", fauchte Leyo seinen Begleiter an. "Du denkst doch nicht wirklich darüber nach, oder? Er ist ein dreckiger kriegstreibender Bastard, der uns alle am liebsten vernichten würde! Wir können ihn nicht einfach gehen lassen!"
"Nichts liegt mir ferner, Bursche. Ich habe genug Krieg für mehrere Dutzend Leben gesehen. Genau wie du versuche ich nur jene zu beschützen dir mir teuer sind."
Ein Funke löste sich und schlug knapp vor Weldons Zehen ein, wo er einen schwarzen Rußfleck hinterließ.
"Ich- bin- keineswegs- so- wie- du!!", presste er wütend hervor. "Wenn du dich entschließt einen Haufen Mörder zu beschützen, bist du nicht annähernd besser als sie."
"Das gilt für die, die eine Wahl haben. Doch für die meisten gibt es keine Wahl. Sie wollen nur überleben. Und für diese Menschen stehe ich."
Weldon sah den Jungen Leyo scharf an.
"Mir ist bekannt, dass Unzählige unter Costello ebenfalls keine Wahl hatten. Der Fluss der Ereignisse hat nun einmal jeden in seine momentane Wahl gebracht. Das ist das Leben."
"Wag es ja nicht uns auf eine Stufe zu stellen!", flüsterte Leyo, bebend vor Wut.
"Sagte Costello nicht eben, wir sind alles Menschen? Seine Methode Frieden zu schaffen liegt in Übernahme und Sklaverei. Reyters in Eroberung und Auslöschung. Beide Wege sind falsch, aber nicht mehr aufzuhalten. Und nur einer wird sich durchsetzen."
Der Säbelkämpfer hob mahnend die Hand, bevor Leyo etwas tun konnte, was er bereuen würde.
"Aber nicht heute."
Er sah Weldon durchdringend in die Augen.
"... Ihr werdet friedfertig abreisen? Trotz der Toten?"
"Ich werde nicht vergeben, aber ich werde tun was man mir sagt.", erwiderte Weldon sachlich.
"... Wenn Costello sich hätte befreien können, dann wäre das längst geschehen. Wir müssen das tun, Leyo."
"WAS?!"
"Keine Widerrede!", donnerte er. Dann wandte er sich wieder an Weldon. In seiner Stimme lag tötliche Kälte. "Ein falscher Zug..."
"Keine Sorge, ich kenne den Drill. Eskortiert mich zu diesem Lift und vergesst lieber nicht Theema. Sie ist die vertrauteste die Flama nach mir hat."
Sein Blick fiel auf Leyo.
"Und ich wüsste, wie wir uns auf einen Ausgleich für die Toten einigen könnten..."

Flama und die drei persönlichen Reyterdschinn warteten. Die Anspannung stand Flama ins Gesicht geschrieben. Costello und die anderen beiden Männer sagten nichts mehr. Dann irgendwann hörten sie es. Der Aufzug ging wieder. Als die Tür sich öffnete, traten zwei eng aneinandergepresste Gestalten aus der Röhre. Ihnen folgte ein Sturm von verschieden farbigen Lichterkugeln. Flama atmete erleichtert aus und winkte ihnen zu.
"Ihr habt es geschafft.", seufzte sie.
Weldon blieb angewurzelt stehen. Auch wenn er es über die glänzende Oberfläche seiner Spule zum Teil angesehen hatte, konnte er es immer noch nicht glauben. Flama... ein Mann?
Theema hingegen wurde nicht langsamer. Sie war immer noch ein wenig benommen, aber dort wo der Sklavenring gewesen war, befand sich nur noch ein feiner heller Streifen an ihrem Finger.
Costello konnte es einfach nicht glauben. Welches Wunder war seinem Feind heute zu Teil geworden? Wieso standen diese zwei unversehrt nun in seiner Halle?
"Flama?", fragte Theema mit gerunzelter Stirn.
"Was davon übrig ist.", sagte der junge Mann und stand auf. "Wie..."
"Weldon hat... es mir gesagt. Ich, äh... er sagte... du weißt schon."
"Ja...", sagte Flama gequält. "Ich hatte eigentlich mit einem Sklavenring gerechnet. Du hast mir ja gesagt wie man sie gefahrlos abnimmt... Und es scheint zu funktioniert zu haben wie ich sehe."
Theema rieb sich gedankenverloren an der blassen Stelle an ihrem Finger.
"Das... Das... Huh, ich hatte völlig das Nakosegemisch vergessen. Extrem wirkungsvoll, auch gegen psynergetische Giftresistenz, aber zum Glück sehr flüchtig und-"
"Später, Theema.", unterbrach Flama ihre Freundin mit einem entschuldigen Lächeln, bevor sie in einem ihrer üblichen ewiglangen Vorträge verfiel.
"... Veridium?", fragte Pyron plötzlich.
Einer der unzähligen Dschinn, die mit ihnen gekommen waren salutierte. Sofern man bei einem Venusdschinn von salutieren sprechen konnte. Es war eine eigenwillige Geste, bei der die Augen und die Ohren leicht einsanken.
"Grüße, Meister Pyron. Erste Dschinnbrigade ist vollzählig und einsatzbereit."
"Was macht ihr hier?"
"Wir haben Meister Weldon... bei seiner Suche unterstützt.", sagte Viridium, nach einem Blick zu der Visions-Reflektor-Kugel. Sie war immer noch aktiv.
Weldon trat wortlos vor, ging zu den Männern und blieb vor Costello stehen.
"Costello?", fragte Weldon mit fremder Stimme.
"Was ist...?", fragte Costello geschlagen.
"Ihr habt den Tod zwei meiner Männer zu verantworten. Männer die lediglich Teil einer Eskorte einer Diplomatin waren.", informierte Weldon ihn kühl. "Ich hoffe ihr seid bereit den Preis dafür zu zahlen."
Costello schwieg. Weldon nickte Pyron zu.
"Lass ihn los."
Der Dschinn schwieg, blickte zu Flama. Diese zögerte, nickte jedoch.
"Bereithalten.", sagte sie.
"Damit wir uns verstehen: Keine Tricks. Hofft auch keine zweite Chance."
Costello stieß angestrengt die Luft aus und sank auf die Knie. Er hatte wieder die Kontrolle über seinen Körper.
"Ihr wisst was Ihr zu tun habt. Gebt zurück, was Ihr Flama genommen habt."
Costello blickte zu Weldon auf, der bereit einen seiner losen Drähte von der Spule zog. Dann zu Flama. Er hatte keine Wahl. Entweder niemand oder sie alle. Und er hatte noch vor die nahe Zukunft zu erleben.
"Flama: weiblich."
Ein scheußliches Würgen kam von Flama. Sie schnappte nach Luft und riss sich am Körper. Weldon sah die Wandlung voller Schreck mit an, als sich Flama von einem Moment auf den anderen in ihr altes Selbst verwandelte. Weldon konnte nicht begreifen wie es so einfach funktionieren konnte. Costello verfügte über eine furchterregende Kraft.
"Das ist interessant.", bemerkte Theema, während die keuchende Flama ihren Körper auf falsche Änderungen untersuchte. "Soviel zu Theorie, dass Menschen auf bestimmten Bausteinen aufgebaut ist. Ich bin ziemlich sicher, dass man nur einen von ihnen verändern muss um das Geschlecht zu ändern, zumal..."
"Die Psynergy, Herr Costello.", forderte Weldon kühl.
Doch dieses Mal gestattete Costello sich ein Lächeln.
"Das ist leider nicht möglich."
Ein dehnendes Geräusch ging von den Drähten aus.
"Ihr solltet meine Ernsthaftigkeit nicht anzweifeln, Costello."
"Und Ihr meine Fähigkeiten nicht überschätzen.", erwiderte Costello gelassen. "Ich kann ihr nicht zurückgeben, was komplett vernichtet wurde."
"Dann solltet Ihr Euch besser etwas einfallen lassen.", knurrte Weldon unheilvoll.
Flama erhob sich. Sie war immer noch wackelig auf den Beinen, aber nicht so unkoordiniert in ihren Bewegungen wie wenige Augenblicke zuvor.
"Weldon... Lass gut sein. Ich werde es überleben. Lasst uns einfach von hier verschwinden."
"Und wie wollt ihr das machen?", fragte Costello mit aufkeimenden Triumph. "Dieser Ort gleicht einer Festung."
Er keuchte, als Pyron ihn wieder zusammensinken ließ.
Flama hob die Visions-Reflektor-Kugel hoch.
"Inzwischen weiß jeder, was hier passiert. Uns wird bald jemand abholen."
~Wie recht Ihr habt, Oberoffizierin. Weg von der Glasröhre.~
Flama wirbelte herum.
"Weg vom Aufzug, schnell!"
Die Dschinn stoben von Aufzug weg, als dieser wenige Sekunden später von einer heftigen Detonation erfasst wurde. Die Verankerungen lösten sich und der Aufzug rauschte die Röhre hinunter. Hinter den aufgesprengten Türflügeln konnte sie viele pfeilschnelle Silhouetten ausmachen. Costello stockte der Atem. Es waren so viele, dass sie den Himmel verdunkelten.
Weldon schluckte. SO wollten sie hier entkommen?!
"Meister Kumon hat das Wundervogelgeschwader der Eraser mobilisiert.", erklärte Flama ruhig. Sie wandte sich wieder an die Visions-Reflektor-Kugel.
"Da haben wir es.", sagte sie, "Volk von Neu-Mirnuzar: Ich habe meinen Teil eingehalten. Wir werden friedlich abziehen. Bitte seht davon die Wundervögel auf ihrem Rückweg anzugreifen. Sie sind äußerst gefährliche Wesen, wenn man sie provoziert."
Sie hob die Kugel hoch genug, damit die Übertragung die gesamte Halle einfing.
"Heute hat Neu-Mirnuzar dem Adeptenvolk unter Lord Reyter den Krieg erklärt. Seid versichert: Lord Reyter wird angemessen darauf antworten."
Sie schaltete die Kugel ab.
"... Gehen wir."
"... und deshalb ist deine Erscheinung absolut unverändert, obwohl sie zweimal komplett-"
"Theema?", unterbrach Flama ihre Freundin, die die Ereignisse um sich herum völlig ausgeblendet hatte.
"Um... Ja?"
"Wir gehen."
"Erste Dschinnbrigade! Begleitet die Wundervögel und haltet euch für Gegenmaßnahmen bereit!", rief Pyron lautstark.
"Jawohl!", riefen unzählige Stimmen im Chor und alle Dschinn strömten aus der Öffnung.
"... Wiedersehen, die Herren. Es war nett Sie kennenzulernen.", verabschiedete sie sich kühl von Costello und den anderen beiden.
Dann packte sie mit jeweils einen Arm Weldon und Theema, rannte mit ihnen zur Öffnung und sprang einfach. Ein Wundervogel zischte herbei und fing sie auf.
Costello sah wie Flama und ihre Begleitung in einer riesigen Formation aus bunten, gepanzerten Riesenvögeln und unzähligen leuchtenden Dschinn entkamen. Langsam löste sich jetzt seine Lähmung. Auch Rotschild und Betruccio stöhnten und krümmten sich entgegen der unsichtbaren Kraft, die sie gebunden hatte.
"... Meister Costello? Ihr Befehle?"
Costello starrte ausdruckslos auf die immer kleiner werdene Formation hinaus.
"Finden Sie es heraus."
"W-Was?"
"Ich möchte wissen, wie Dschinn unbemerkt in dieses Gebäude kommen konnten. Ich möchte wissen, wieso sie in der Lage waren uns derart handlungsunfähig zu machen. Ich möchte wissen, wieso die Hälfte der Technologien dieses Gebäudes nicht funktioniert haben, obwohl sie uns vor eben diesen Fällen schützen sollten. Ich möchte wissen, wieso dieses Mädchen in der Lage ist unsere Sklavenringe restlos zu entfernen. Ich möchte wissen wie ein riesiger Schwarm von Kampfvögeln in unseren Luftraum eintreten konnte und nichts unternommen wurde. FINDEN SIE ES HERAUS!"
Die letzten Worte schrie er.
Flama... Er hatte eine junge unerfahrene Soldatin erwartet, die sich für sicher hielt weil sie sehr mächtig in der Sternenmacht war. Offenbar hatte er sie unterschätzt.
"Finden Sie es heraus...", flüsterte er nochmal.

Der Wundervogel kreischte empört auf.
"Ah... Ahahaha... Netter Vogel... Braver Vogel...", murmelte Theema ängstlich und streichelte ihm unsicher das Gefieder. Sie fühlte sich sichtbar alles andere als wohl auf ihrem Reittier.
"Wir lassen die Hauptstadt jetzt hinter uns!", brüllte ihnen Meister Kumon zu der neben ihnen herflog.
"Ich danke Ihnen, Meister Kumon.", rief Flama gegen den Wind zurück. Sie war nicht besonders laut, aber Kumon schien verstanden zu haben.
"Keine Ursache, Oberoffizierin. Sie haben Lord Reyter heute einen großen Dienst erwiesen. Ich werde Euer Opfer für immer in Erinnerung behalten. Zu schade nur, dass wir schon abziehen mussten. Eine Gelegenheit wie diese wird sich nicht noch einmal bieten, jedenfalls nicht so einfach."
Damit drehte er ab und flog wieder an die Spitze der Formation.
"... Flama."
"Ja, Weldon?"
"Wieso hast du nichts gesagt?"
"Ich kenne dich. Du hättest mich nicht gehen lassen."
"Vielleicht. Aber das war rücksichtslos. Costello hätte dich einfach töten können. Und ich... war nicht in der Lage Theema zu beschützen..."
"Du hättest nicht geruht, bis du sie gefunden hättest. Das weiß ich. Und wegen mir keine Sorge. Ich war mir sicher, dass ich für Costello eine zu günstige Gelegenheit war als mich einfach zu töten. Ich habe ihn studiert, weißt du?"
"Dennoch... Verschweig mir so etwas nie wieder."
"... In Ordnung, Weldon. Ich verspreche es. Tut mir Leid."
"Schon okay. Nur... pass in Zukunft besser auf dich auf, ja? Was wenn deine Kräfte nie zurückkommen?"
"Ich weiß es nicht."
Sie verfielen in Schweigen. Nur noch das Schlagen der Schwingen, das angestrengte Atmen des Wundervogels und Theemas beunruhigtes Gemurmel waren zu hören. Dann...
"... Und, wie war es?"
"Eigenartig. Aber auch interessant. Das kannst du dir nicht vorstellen. Ich hatte ständig den Drang in meine Hose hineinzugucken, aber die ganze Welt hätte dabei zugeschaut..."
Weldon grinste in einer Mischung aus Abstoßung und Belustigung.
"Ich bin froh dass alles geklappt hat. Am Ende hätte er noch eine Frau aus mir gemacht."
"So übel wär das doch gar nicht.", lächelte Flama. "Dann würde man dir hinterherschauen."
Weldon rümpfte die Nase.
"Darauf kann ich Wärmstens verzichten."
Beide lachten haltlos los.
"Braver Vogel...", mutterte Theema verzweifelt.

"Bemerkenswert.", kommentierte Teol.
Quästor Umbrio schüttelte den Kopf, während beide Männer auf den inzwischen leeren Spiegel starrten.
"Bewundern Sie den Feind, General Teol?"
"Ich bewundere nur den Zug an sich. Costello ist ein charismatischer Mann, der sich durch viele legale Schlupflöcher und seinen Einfluss zum 'mächtigsten Mann' Neu-Mirnuzars gemacht hat. Und dieser junge Mann... Frau, was auch immer, hat ihn in einem seiner Schlüsselmomente auf dem falschen Fuß erwischt. Bemerkenswert. Weiter nichts."
Umbrio lächelte verhalten.
"Und sie hat einen Einfluss gehörig untergraben. Nach diesem Gespräch werden beide Seiten die Lügen des anderen bloßlegen können und die Völker Mirnuzars müssen sich entscheiden, wem sie mehr vertrauen. Auch wenn ein Großteil noch wie vor ungebrochen zu Costello halten wird, schließlich ist er immer noch einer der Schutzpatronen von Mirnuzar, es gibt genug Zweifler die Costellos Aufstieg ganz und gar nicht guthießen. Das könnte in einem Bürgerkrieg enden."
"Ich habe viele Widerstände ausbrechen sehen. Auch wenn dort nicht immer Sklavenringe oder Geheimorganisationen im Spiel waren, hat häufig weniger ausgereicht um das Volk aufzubringen.", bemerkte Teol.
"Und eben das ist gefährlich. Wir werden ein geeinigtes Mirnuzar brauchen um gegen Reyter vorzugehen. Diese Tatsache ist Costello bestens bekannt. Aber jetzt... Sie haben gesehen, dass Costello verwundbar ist. Sie haben einen Vorgeschmack auf Reyters Truppen gesehen. Costello ist beim Lügen und bei einem Verbrechen erwischt worden. Bruch der diplomatischen Immunität. Manche Staaten werden sich allein aus Angst vor dem Krieg lossagen wollen, um ihre Neutralität zu repräsentieren. Noch 'freie' Adepten werden darüber nachdenken, auf welcher Seite sie wirklich stehen wollen. Wieder andere wollen vielleicht Costello und seine Verbündeten stürzen und würden möglicherweise so weit gehen mit Reyter eine Zusammenarbeit zu erwirken."
Teol zuckte mit den Schultern.
"Wie ich sagte: Bemerkenswert."
Er wandte sich vom Spiegel ab.
"Das wahre Wesen einer Regierung zeigt sich in Zeiten des Konfliktes. Die Täuschungen beider Seiten werden allein aufgrund dieser Tatsache nicht lange durchhalten."
"Wenn es bis dahin nicht schon zu spät ist.", murmelte Umbrio und starrte immer noch gedankenverloren auf sein Spiegelbild.
Hashiro und Aleon befanden sich nur ein paar Meilen weg vom Monsuur Anwesen und hatten das ganze Gespräch mit einer Kristallkugel Hashiros verfolgt. Der spezielle Trank von Hashiro tarnte sie weiterhin vor allen, Hashiro bekannten, Aufspürkünste - und davon kannte er mehrere dutzende.
„Pff. Totale Zeitverschwendung Meister Hashiro. Wie es aussieht haben sie nicht mehr in Erfahrung bringen können.“ bemerkte der Homunkulus an.
„Gib nicht so schnell auf. Geduld ist der Weg zur Macht. Wir müssen nur unsere Chancen ausnutzen die wir bekommen. Oder viel besser: Unsere Chancen selbst schaffen.“
Aleon wirkte verwirrt. „Was meinen sie?“
Hashiro grinste. „Spiel einfach mit und tue das was ich dir jetzt zu sagen habe. Wage es nicht einmal zu scheitern.“


Ihre Suche nach Kudo war bisher nicht sonderlich gut verlaufen. Der einzige Fund mit dem sie bisher belohnt worden war, waren noch stärkere Monster gewesen. Manche davon musste sie meiden, wie diese Geisterkreaturen, die über keinen physischen Körper verfügten und effektivsten mit der Gabe der Sterne bekämpft werden konnten.
Das hieß nicht, dass sie die Geisterkreaturen nicht töten könne, aber der Aufwand dazu war ungemein hoch. Zu hoch, so das es sich am ehesten lohnen würde, sich nicht in ihrer Reichtweite zu befinden.
Sie bekam jedoch langsam einen Problem. Die Anzahl der Monster dezimierte sich einfach, während die Anzahl der Spukgeister anstiegen. Sie waren inzwischen zu sechst. Sie kamen aus dem Boden, aus der Decke oder einfach aus den Wänden. Sie bewegten sich durch die Türe und belegten ihre Gegner mit abscheulichen Flüchen oder drangen in ihr Körper ein und zerstörten sie von innen. Die Geister kooperierten zusammen, was sie umso gefährlicher machten.
Zwei grüne Tiger waren in die Enge getrieben. Die letzten beiden Monster in diesen Raum. Dank ihrer Flinkheit hatten sie sich bisher gut geschlagen, doch nachdem die anderen Monster nacheinander gefallen waren sie nun der vollen Aufmerksamkeit der 5 Geister ausgesetzt.
~Fünf?~
In letzter Sekunde wisch sprang Rangi zur Seite und konnte dem Spukgeist entkommen, der sie beinahe aus dem Boden erwischt hätte. Sie zog ihren Stab heraus. Sie hatte Kampfweise der Spukgeister gründlich analysiert. Doch bevor beide aufeinander losgehen konnten, wurden sie von mehreren höchst animalischen Gebrülle unterbrochen.
Die Spukgeister und Rangi wandten sich zu der Richtung. Eine Herde an animalischen Monstern, Affen, weitere Tiger, Raubvögel, Bären, Füchse und sogar Wölfe hatten sich geschlossen gesammelt.
Das war nicht gut. Die Anzahl der neuen Monster wäre selbst für sie ein großes Problem. Sie musste jeden sinnlosen Kampf vermeiden und darauf hoffen, dass sich die Gruppen gegenseitig zerschlugen, während sie selbst flüchten konnte.
Die Spukgeister wandten sich von der zwei grünen Tigern ab, teilten sich jeweils in vier weitere Spukgeister, verloren dabei proportional von ihrer Größe und flogen auf die neue Gruppe an Monstern zu.
Sie hörte eine bekannte Stimme.
„Odysee.“
Die ersten 10 Geister wurden von den treffsicheren goldenen Geisterklingen erwischt, die zwischen den Tieren erschienen waren. Die übrigen Spukgeister hatten ihre Angriffe abgebrochen und formatierten sich neu. Rangi wusste nun bereits, wer sich in der Herde befand. Sie hatte richtig gelegen.
Kudo trat mit langsamen Schritten aus der Menge heraus, allerdings sah er alles andere als fit aus. Er stützte sich an einem goldenen Stock , fast wie ein alter Mann der Probleme beim gehen hatte.Er wirkte deutlich geschwächt, wenn er auch sich nichts sofort anmerken ließ.
„Ich bin euer Gegner.“
Die Geister veränderten ihre Form und packten sich jeweils eine der vielen Waffen, die auf dem Boden lagen. Rangi wusste wie flexibel und intelligent diese Geister waren. Sie passten ihre Kampfart ihren Gegnern an. Das war vermutlich der Grund, warum sie bisher solange überleben konnten. Sie musste ihm helfen.
Sie umzingelten und kreisten um Kudo, der sich noch immer nicht von seiner Stelle nicht rührte. Dann plötzlich, als hätten sie sich abgesprochen, stürzten sie sich alle auf ihn.
Kudo rührte seinen Körper kein bisschen. Rangi stoppte ihre Bewegung, als sie erstaunt sah was gerade passierte.
Erneuert waren die goldenen Geisterklingen erschienen und hatten die Hiebe der Spukgeister parriert. Die Geisterklingen hatten sich selbst danach nicht aufgelöst und kreisten nun um Kudo, wie eine Gruppe aus Soldaten die ihren König schützten.
Dann vervielfachten sich die Geisterklingen und flogen auf die Spukgeister zu, die verzweifelt versuchten die Angriffe zu parrieren.
Es war so, als hätte, der junge Mann mit der Gabe der Erde, seine Kontrolle und Nutzung über diese Technik so gesteigert und erweitert, dass er jede Geisterklinge wie einen zusätzlichen Arm schwingen konnte. Im Kombination mit seinen übermenschlichen Sinnen behielt er den Überblick auf dem Schlachtfeld und lenkte die Geisterklingen so, dass er sich gleich mit jedem seiner Gegner gleichzeitig duellieren konnte.
Die Spukgeister fielen einer nach dem anderen. Rangi bemerkte aber, wie einer von ihnen knapp durch die Wand flüchten konnte. Wenig später fielen alle anderen Geister und verblasten, bis schließlich nichts mehr von ihnen übrig blieb. Es war aber noch nicht vorbei.
Der Spukgeist der geflohen war, tauchte in der Gruppe animalischen Monster wieder auf und attackierte einer der schwächeren Wesen aus dem Hinterhalt.
Er wurde gestoppt.
Ein großer, gut gebauter, roter Gorilla hatte den Geist mit einem flammenden Faust abgefangen und ihn heftig gegen die nächste Wand gedonnert. Der letzte Spukgeist löste sich auch auf. Einen Augenblick später feierten die Tiere ihren 'Sieg' mit unterschiedlichen Tierlaute.
„Gute Arbeit, Jack.“ lobte ihn der junge Mann mit dem Stock. Die Geisterklingen lösten sich auf.



Sie spürte wie sie eine unglaubliche Kraft durchströmte. Noch nie zuvor hatte sie sich so mächtig gefühlt. Die Kraft strömte regelrecht aus ihr aus. Sie hatte Probleme all die Macht in ihrem Körper zu halten. Auch wenn sie noch nie eine richtige Kriegerin gewesen war, mit dieser Macht hätte sie meisten Krieger die sie kannte vernichten können.
Dieser Machtanstieg war im verglichen zu der Steigerung ihrer Gabe nicht einmal erwähnenswert. Ihre stärkste Gabe hatte sich in einem solchen Ausmaß verändert von der sie nicht einmal hätte träumen wagen können. Sie war sich sicher. Sie musste um ein hundertfach, nein um ein tausendfach verbessert worden sein!
Urea richtete sich auf und fand sich in einem kleinen Planeten wieder, der sogar noch kleiner war als der Mond. Sie hatte von diesem Planeten noch nie gehört. Vermutlich war sie neu.
Sie schaute ungläubig in ihre Hände und tastete diese vorsichtig ab. Sie lebte wieder? Eine Stimme riss sie aus ihren Gedanken.
„Welch Enttäuschung.“
Als sie die Stimme hinter sich hörte, drehte sie sich reflexartig um und erstarrte, als sie die beiden Wesen erblickte. Sie erstarrte nicht, wegen den Wesen, die sie sah, sondern weil sie diese nicht einmal bemerkt hatte. Was.... sehr sehr ungewöhnlich, besonders nach einer solchen Steigerung ihrer Gabe, für sie war. Sie fing sich aber wieder.
„Ts. Ich verstehe. Du hast mich also mit Omega Phönix wiederbelebt und mich in diesem Umfang wiederbelebt, damit ich dir mit meiner Gabe dienen kann.“
Während Semih nur sie nur belächelnd anblickte, musste der größere der beiden laut auflachen. Das Lachen wurden von den Worten des Mensches unterbrochen.
„Du warst bereits die Schlampe von vielen, selbst von jemanden der in dem Körper deines Bruders steckt, nicht? Ich habe dich nicht wiederbelebt damit du mir dienen sollst.“ bemerkte er spöttisch an und fuhr fort.
„Du wurdest von einer dir unbekannten Version des Omega Phönix wiederbelebt. Deine Kraft, deine Macht und dein Potential ist dank dem Omega Phönix, bis ans äusserste ihrer Grenze vollständig ausgeschöpft. Jegliches Training was du unternehmen würdest, selbst eine weitere Wiedergeburt durch mein Omega Phönix hätte keine Auswirkung mehr auf dich. Jegliche neue Macht oder Machtquelle die du von innen oder außen empfangen würdest, würde die Grenzen deiner Existenz überschreiten und deinen Körper, Geist und Seele vernichten. Kurz: Das ist dein Maximum...und dennoch.... enttäuschend gering...“ erklärte er ihr mit einem ruhigen, gleichmäßigen Worten, so als würde er ein Kind belehren.
„Das soll wohl ein Witz sein?! Meine Macht ist größer den je. Meine Gabe um mehrere Dimensionen mächtiger. Was hat es mit diesen Grenzen überhaupt auf si-“ erneuert wurde sie in ihren aufgebrachten Worten unterbrochen.
„Alle Wesen besitzt eine eigene Grenze, die sie nicht überschreiten können. Sie wird mit der Geburt... nein sogar davor festgelegt.“ sagte er.
„Torask, die Jäger des Kummers, die Anführer, die Todesreiter, Varus, die Dämonen und alle anderen Rassen. Keine Ausnahme. Sie gehören alle zur 'selben Existenzstufe', wenn auch ihre Stärke und ihre Grenzen sich gewaltig voneinander unterscheiden.
Es gibt jedoch eine bestimmte Macht, die diese Grenze ausweiten kann und auf die sich vorallem die Ordnung darauf verlässt. Vermutlich bereits schon vor etlichen Ordnungen zuvor.
Die 'Ordnung' und die angehörigen der zweiten und dritten Ebene besitzen diese bestimmte Macht, deren Quelle es ihnen erlaubt diese Grenze auszweiten und den Level der eigenen Existenz zu erhöhen. Das allein gibt ihnen eine nicht einkalkulierbar Macht über Wesen niedrigerer Existenzstufe. Genug Macht um sie mit ihrem Willen alleine auszulöschen.“
„Das ist lächerlich. Varus war stärker als Xasaxas selbst. Er hätte ihn niemals alleine-“ erneuert wurde sie unterbrochen.
„vernichten können...?“ vervollständigte der Mensch erneuert seinen Satz und schüttelte amüsiert seinen Kopf. „Eine weitere miserable Einschätzung von dir. Vielleicht reicht dein Intellekt noch immer nicht dafür aus, aber die Wahrheit ist, dass egal um wie viel 'stärker' ein Wesen der niedrigeren Existenzstufe als Xasaxas auch wird, seine Macht über ein Wesen der niedrigeren Existenzstufe bleibt unverändert. Xasaxas könnte, wenn er 'wollte', innerhalb eines Augenzwinkers und etwas mühe jeden der unter ihm steht auszulöschen.“
„Du hast mich sicherlich nicht nur wiederbelebt um mir das zu sagen... Wenn du mich nicht ausnutzen willst, wofür dann?“
„Wenn deine, von mir hochgeschraubte Gabe, ein bestimmtes Niveau überschritten hätte, würde ich es mir nun gehören. Sie ist lange nicht auf einem Niveau um gegen ein Wesen der höheren Existenzstufe von nutzen zu sein. Sie ist nutzlos“ erklärte er mit einem ruhigen, sachlichen Ton.
„Du schaffst es sogar dir selbst zu widersprechen. Sagtest nicht du selbst, dass wir alle unter der Existenzstufe der Ordnung befinden? Unter Xasaxas? Was hätte dir meine Gabe gebracht, wenn er dich sowieso jederzeit auslöschen kann?“
Erneuert folgte nur ein müdes Kopfschütteln.
„Der Sarrancona und ich gehören, aufgrund unseres Ursprungs, zu keiner Existenzstufe Ursprungs an und unterscheiden uns von allen anderen Wesen. “
Urea musste nach den Worten Semihs lachen, der ihn zusammen mit seiner Begleitung mit ausdrucklosen Augen anschaute.
„Dein Ursprung? Du meinst die verfluchten Augen? Diese Arroganz ist der Grund warum du so jämmerlich bist. Du behauptest soviel sehen zu können, warst jedoch nie in der Lage zu erkennen, wo deine eigenen Grenzen liegen, Mensch! Deine Augen bedankst du einem Hüter! Sieh es ein! Sie sind längst eingeholt. Ein Hüter ist heutzutage ein Niemand. Genau wie deine Augen und deine Wenigkeit! Wir hätten dich längst vernichtet, sowie dutzend andere Leute, wenn du dich nicht aus allem rausgehalten hättest. Tief im inneren musst du es gewusst haben.“
Der Mensch schien unbeeindruckt und deutete mit dem Finger auf seine Begleitung.“Kennst du ihn schon? Der Hinrichter.“
„Der Hinrichter?“
„Er ist in etwa das für die Welt der Toten, was Xasaxas das für die Welt der Lebenden ist. Meine Augen und Macht ermöglichen mir ihn zu rufen. Er hätte mich schon längst getötet oder es zumindest versucht, wenn er meine 'wahre Macht' nicht kennen würde.“
Sie stockte kurz und für eine Sekunde wirkte sie verunsichert. Wie waren Augen die von Hüterhand erstellt worden in der Lage ein solches Wesen zu rufen und zu binden? Sie war sich sicher. Er sagte nicht die volle Wahrheit und wollte sie nur täuschen oder verunsichern.
„Deine 'wahre' Macht? Welch lächerlicher Versuch sich überlegen zu geben. Ich habe dich mehrfach kämpfen sehen. Deine Grenzen sind offensichtlich.“ gab sie sicher zurück.
Semih schloss seine Augen und zitierte.“Die beste Täuschung ist der Person das sehen zu lassen, was sie sehen will.“ er öffnete seine Augen und lächelte. „Einer meiner Lieblingszitate von einem alten Schriftsteller, der von seinem Handwerk verstanden hat. Es hat mir nur etwas Geduld und viel Zurückhaltung gekostet um mit meinem minimal Einsatz zu Kämpfen. Wie ich immer wieder erschreckend feststelle, war ich ziemlich gut darin. Es vergeht kein Tag, bei der ich nicht von jemandem angegriffen werde, der überzeugt von sich ist, mich besiegen zu können.“
„Wenn es so sei, warum hast du dann bisher niemanden vernichtet?“ fragte sie noch immer nicht überzeugt.
„Welche Person jagd eine Fliege aus dem Haus hinterher? Ich zerquetsche nicht gerne Insekten. Ich befinde mich schon längst nicht mehr in 'eurer' Reichweite, nur glauben oder wissen es die meisten noch nicht.“
Sie schwieg. Sie fand das ganze äußerst merkwürdig. Warum beantwortete er, alle ihre Fragen, wenn er überzeugt war, dass sie keinen Nutzen für ihn haben würde?
„Wie ich sehe hast du keine weiteren Fragen mehr. Hinrichter, wie lange hat dieses wertloses Geschöpf von meiner Zeit geraubt?“
„Drei Minuten und zehn Sekunden.“ antwortete er.
„Schenke ihr einen qualvollen Tod von drei Minuten und zehn Sekunden.“
Urea wusste nicht, was mit ihr geschah. Das Wesen, dass als Hinrichter betitelt wurde wandte sich zu ihr und sprach die folgenden Worte aus. „Stirb qualvoll nach drei Minuten und zehn Sekunden.“
Zeitgleich mit dem Ende des Satzes, spürte sie, wie ihr Körper und Geist nicht mehr gehorschte. Jede einzelne ihrer Zellen kochten höllisch und peinigten sie unerträglich. Alles um sie war schwarz, all ihre Kraft war verschwunden und sie hatte jegliche Orientierung verloren. Es war ihr nur eins geblieben. Ihr Schmerz. Und das bis der Tod sie schließlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, davon rettete.
Das folgende Gespräch geschah nur im Kopf zwischen des Hinrichters und Semih.
~Wir sind mit Schritt 2 fertig, Hinrichter. Es gibt noch drei Sachen die ich vorher klären muss, bevor wir zum finalen Schritt übergehen können.~
~Es war unerträglich das Geschwätz dieser Göre zuzuhören. Ist es wirklich von nöten, dass Xasaxas langsam aber sicher über deine Absicht und zurückgehaltenen Kräfte erfährt? Nimmst du ihn nicht zu ernst? In der Welt der Lebenden bin selbst ich ihm überlegen.~
~Ein mutiger Mann stürzt sich erst in die Schlacht und versucht sie dann zu gewinnen. Ein intelligenter Mann versucht sich erst den Sieg zu garantieren und stürzt sich dann in die Schlacht.
Xasaxas ist kein Narr. Er ist sich sicherlich bereits über meine Absicht bewusst und auch darüber, dass ich meine Kräfte zurückhalte. Er weiß nur nicht im welchem Umfang und wann oder ob wir zuschlagen werden. Diese Infos die er erfährt werden ihm einen fälschlichen Gefühl der Kontrolle geben. Er ist zwar nicht längst mein einziges Ziel, dafür aber derjenige der mich am aktivsten beobachtet. Seine List macht ihn zum gefährlichsten unter allen Wesen der zweiten und dritten Ebene. Er hat nicht ohne Grund bis heute überlebt. Ich werde ihn nicht unterschätzen. Sobald ich meinen Zug durchführe, wird es kein zurück mehr geben.~
Der kleine Planet auf dem sie sich befunden hatte explodierte und beide verschwanden in einem roten Schimmer.


Die junge Frau mit den wehenden blonden Haare merkte, dass etwas nicht stimmte. Sie befand sich an einer der verlasseneren Straßen dieser Gegend, doch die wenigen Männer die sich in der Nähe befanden, starrten sie alle an. Sie waren alle fast gleich gekleidet. Ärmliche Kleidung, glatt rasierter Kopf und einen Vollbart.
Zuerst hatte sie gedacht, sie bilde sich das ganze nur ein, doch mittlerweile war sie sich sicher. Sie wollte kein unnötiges Ärger und entschied sich einfach diese Gegend zurückzulassen.
Doch dazu kam es nicht. Zwei der Männer stellten sich breit grinsend vor ihr und versperrten ihr den Weg.
„Geht mir aus dem Weg. Ich möchte weitergehen.“ gab sie an, ohne sich aus der Ruhe bringen zu wollen.
Die beiden Männer schauten sich einander an und lachten sehr laut. Einige Sekunden später, blieb nur noch ein breiteres Grinsen zurück, während die beiden Meliza noch stärker musterten.
„Wohin hat eine so junge und hübsche Frau den eilig? Möchten sie nicht etwas 'Spaß haben'? Wir beide kennen da so ein Spiel, dass wir hübschen Damen so vorschlagen.“
„Keine Interesse! Nun geht mir SOFORT aus dem Weg.“ sie verlor langsam die Beherrschung.
„Oh, da ist jemand ganz nervös.“ kommentierte der eine.
„Wie es aussieht, müssen wir dich nur etwas zu deinem 'Glück' aushelfen. Vertrau mir, Süße. Du wirst uns danach aufrichtig danken.“ der Mann der zuletzt gesprochen hatte, wollte ihr Hand packen, doch dazu kam es nicht. Der Mann wurde vorher von einer kräftige Ohrfeige Melizas getroffen, der ihn mehrere Meter zurück beförderte.
„WIE.... WIE KANNST DU ES WAGEN?!“ schrie der Mann total aufgebracht auf. Nur wenig später bekamen die anderen ähnlich aussehenden Männer auch davon mit und versammelten sich um die Frau.
„NIEMAND SCHLÄGT UNBESTRAFT EINEN VON UNS! UNS! DIE BÄRTE DES GLANZES! WIR WERDEN DICH DAFÜR BESTRAFEN, SCHLAMPE!“
Meliza schaute sich um. Es waren 18 Männer und sie befand sich in ihrer Mitte. Sie war umzingelt. Sie machte sich bereit um sich zu verteidigen, als sie alle eine Stimme hörten.
„Welch erbärmlichen Diebe. Welch feiges Handeln weit entfernt von jeglicher Ritterlichkeit! 18 Männer gegen eine einzige Frau! Haben heutzutage Diebe gar keine Ehre mehr übrig?!“
Die Männer schauten sich wie wild um. Auch Meliza tat es. Sie erblickten zwei Personen. Einen Mann mit nach hintergekämmten, schwarzen Haaren in einer eher schlecht, als recht glänzenden Rüstung, die unter seinem flatternden roten Umhang zu sehen war und einen etwas kleiner gebauten jungen Mann oder vielleicht sogar nur einen Jungen.
„Wer zur Hölle bist du, der es wagt uns, die Bärte des Glanzes herauszufordern?“
„Wer wir sind?“ Der Unbekannte schloss seine Augen und lächelte selbstsicher, nur um einen Moment später seine Augen zu öffnen und mit dem Finger auf die Diebesbande zu zeigen. „Ich bin der leuchtende Ritter der Hoffnung! Die Antwort auf alles Böse! Die einzige Säule in der Welt der Ungerechnten! Der Freund der Schwachen! Ritter Orihsah!“ und nun deutete er auf seine Begleitung.“Meine Begleitung! Der tapfere....“
„Noela.“ stellte er sich kurz und knapp vor.
„Moment, ist dein kein Mädchenname?!“
„WIE KÖNNT IHR ES WAGEN euch über meine Begleitung lustig zu machen! Ich werde euch eine letzte Chance geben! Lasst das gestohlene Amulett eures letzten Diebstahls liegen, entschuldigt euch von der jungen Frau, sowie meiner Begleitung und lasst euch nicht mehr hier blicken!“
„Was für ein Amulett? Wissen ihr wovon er redet?.“ fragte einer der bärtigen Männer.
„Oho! Ich streitet es also ab!“
„Dieser Typ nervt gewaltig. Bringen auch wir ihn zum schweigen.“
Meliza verstand nur Bahnhof. Doch ihr war keine andere Wahl geblieben, als dem ganzen Spektakel in der sie irgendwie hineingewickelt war, zuzusehen.
Die Männer wollten zu Orihsah stürmen, doch mitten in ihrer Bewegung wurden sie gestoppt, als ein Gletscher ihre Füße eingefroren hatte.
„Gut gemacht Noela, nun bin ich dran.“
Die Diebe, die sich nicht mehr vom Fleck rühren konnten, zogen nun alle ihre Armbrüste und Bögen aus der Tasche. Orihsah reagierte jedoch sehr gelassen. Er hob seinen Finger in die Luft und senkte ihn dann wieder.
Ein Plasmaregen regnete über die Diebesbande runter und ließ sie geschlagen auf dem Boden zurück.
Die beiden 'Retter' landeten auf den Boden. „Noela, einer von ihnen muss den Amutlett haben. Schaue gut nach.“
Der Kleingewachsene nickte und machte sich an die Arbeit, während der Ritter sich nun äusserlich perplexen Frau zuwandte.
„Ich hoffe es geht ihnen gut und diese Unholde haben ihnen nichts angetan.“ fragte er fürsorglich. Sie schüttelte ihren Kopf. „Nein, Danke mir geht es gut. Ich hätte mich aber auch durchaus selbst verteidigen können.“
Der Mann beugte sich entschuldigend.“Ich wollte sie nicht kränken junge Dame. Ich tat nur das, was ich für richtig hielt. Bitte akzeptieren sie meine Entschuldigung.“
„Eh... so schlimm war das jetzt nicht....“ gestand sie. „Bitte richten sie sich wieder auf.“
„Das ist erfreulich zu hören, werte Dame.“ der Ritter richtete sich auf und nur wenig später kam Noela mit einem wertvollen Amutlett zu den beiden.
Der Ritter sah zufrieden aus und nahm den Amulett zu sich. „Das ist das verlorene Amulett nach dem wir gesucht haben! Ein weiterer Auftrag, den wir abschließen können. Gute Arbeit Noela.“
Er zog ein großes Blatt ,mit einem Teleportmuster darauf, aus seiner Tasche heraus. Er legte das Amulett darauf und es verschwand. „Auftrag abgeschlossen. Unser Auftraggeber hat sein Amulett wieder.“
Meliza verstand immernoch genauso wenig, wie zuvor. Deswegen beschloss sie nun zu Fragen.
„Wer oder was seid ihr? Und über was für einen Auftrag sprecht ihr?“ fragte sie.
Erneuert beugte sich der Ritter entschuldigend. „Es tut mir Leid mich ihnen nicht vollständig vorgestellt zu haben. Erlaubt mir, die Schande meines Fehlers zu beheben.“
Er richtete sich wieder aufrecht. „Wir sind nicht von hier und streifen durch die ganze Welt. Man könnte uns auch als Abenteurer bezeichnen. Mein Partner und ich, kommen ursprünglich aus Weyard. Mein treuer Diener ist zwar nicht sehr gesprächig, aufgrund seiner Krankheit, doch er ist ein guter Mann. Er heisst Noela.“erklärte er und der Gefährte nickte Meliza begrüßend zu. Sie nickte zurück. „Mein Name lautet Orihsah. Der Auftrag war die Wiederbeschaffung eines gestohlenen Amuletts eines alten Mannes. Wir beide führen Aufträge aller Art durch und lehnen jede Bezahlung oder Belohnung ab. Aber eine Einladung zum Essen, zum Trinken oder zur Übernachtung schlagen wir nie ab! Mein Spezialgebiet ist das finden des verlorenen Gegenständen oder aufspüren von Personen. Mit meiner speziellen Technik.“ versicherte er ihr sehr stolz.
Ihre Augen weiteten sich. „Sie können Personen aufspüren?“ hackte sie nocheinmal nach.
Orihsah wirkte verunsichert. „Ja, das sagte ich bereits doch. Ist meine Spezialität. Hören sie mir etwa nicht zu?!“
„Eh tut mir Leid, ich wollte nicht unhöflisch sein.“
Orihsah schüttelte mit den Händen. „Eh.... keine Ursache... Tut MIR leid, wenn ich zu grob mit ihnen war. Bitte akzeptieren sie meine Entschuldigung.“ er hatte sich inzwischen wieder verbeugt und wieder geschafft sich zu entschuldigen.
„Sie können sich wieder aufrichten.... Ich nehme ihre Entschuldigung gerne an.“
Der Mann nickte und schien sichtlich erfreut über diese Worte zu sein.
„Wenn ich ihnen irgendwie behilflisch werden kann, sagt mir bitte bescheid? Einer solch wunderschönen Damen helfe ich nämlich gerne. Zumindest, wenn Sie mir ihren Namen verraten. Sie wären die mit Abstand schönste meiner Auftraggebern.“
„Meliza...“ sie nannte nur ihren Vornamen.
Der Mann beugte sich erneuert und nahm sanft ihre Hand und küsste ihr Handrücken. „Freut mich, sie kennenzulernen.“
Hashiro war ein Meister des Schauspiels und Psychologie. Er hatte bereits bei seinem Weg zur Macht etliche Leute getäuscht und manipuliert. Selbst die Meister der Kampfkunst. Er war ein sehr vorsichtiger Mann. Er zweifelte zwar nicht an seinen eigenen Fähigkeiten, konnte aber nur hoffen, dass der Homunkulus seine Rolle gut spielte. Viel musste er nicht tun. Nichts sagen. Nur Sachen die ihm zustimmten. Mit seinen Tränken hatte er die Signatur ihrer Gabe der Sterne so verändert, dass seine sich für 24 Stunden als Wind und die des Homunkulus als Wasser nutzen ließ. Auch ihr Aussehen hatte sich verändert. Er wollte mehr über das Wissen der toten Sternenmachtzone erfahren und war dafür bereit alles nötige zu tun. Zwar hätte er für das erreichen seines Zieles deutlich 'gröbere' Methoden aussuchen können, doch seine Erfahrung zeigte ihm, dass Leute die sofort grob und kurzsichtig handelten öfter scheiterten. Es gab keinen Grund für ihn, aktuell anders zu handeln.

Rangi verstand gerade so vieles nicht. Die zwei grünen Tiger schienen sehr erfreut zu sein Kudo zu sehen und hatten sich nun auch seiner komischen Herde angeschlossen. Er wirkte ziemlich geschwächt und stützte sich an einem goldenen Stock. Was hatte sie alles verpasst?!
„Wolltest du nicht ursprünglich gehen?“ fragte der junge Mann mit dem Stock als er auf sie zukam und dann vor ihr stehen blieb.
Sie musterte ihn kurz an. Sie war sich sicher. Er muss bereits mindestens einen heftigen Kampf hinter sich gehabt haben, während sie fort gewesen war.
„Was ist mit dir passiert?“
Kudo grinste zufrieden. „Du machst dir also Sorgen um mich? Es wird langsam Zeit, dass du zu deinen Gefühlen stehst. Es ist nichts beschämendes, sondern äusserst natürlich.“
Sie hielt sich diesmal zurück und rollte nur mit den Augen. Sie hatte sich versprochen diesmal nicht so schnell von ihm provuzieren zu lassen. Sie war sich nicht einmal mehr sicher, ob er diese Worte aus Überzeugung angab oder nur, weil er sich damit amüsierte und sein Ego damit noch weiter pushen wollte.
„Vorher habe ich eine Frage an dich. Hast du je von einer Person Namens Avergus gehört?“
Sie überlegte kurz und schüttelte ihren Kopf.
Kudo stöhnte und schloss unzufrieden seine Augen. „Ich hatte gehofft der Mann der für meinen geschwächten Zustand zuständig ist, hätte wenigstens einen entsprechende Reputation.
Nun gut.... Wie es aussieht hat es wohl keinen Sinn diese Blamage noch weiter zu verheimlischen.“
Er drehte sich um, ohne die Position seines Stockes zu ändern.
„Der Lich den ich besiegt habe, hat meinen Körper fatal vergiftet. Zwar wurde ich von einem verrückten Wesen, im Erscheinungsbild eines Kindes, gerettet der mir das Gift aus dem Körper gesaugt hat, doch die Schäden in meiner Muskelatur heilen nicht einmal mit den Gabe der Sternen. Es dürfte ein paar Stunden vergehen, bis mein Körper sich gänzlich davon erholt hat.“
Rangi stockte kurz. Er war tödlich vergiftet worden und hätte sterben können, wenn ihn nicht jemand anderes gerettet hätte. Sie wusste, dass er die Konsequenzen nach seinem Handeln ihr gegenüber selbst zuschreiben konnte. Doch sie fühlte sich trotzdem umso schlechter, ihn vorhin den Rücken gekehrt zu haben.
Kudo drehte sich wieder um, ohne erneuert die Position seines Stockes umzuändern.
„Ich schone meinen Körper, damit die Regeneration schneller verläuft. Ich bin längst nicht wehrlos, wie du vorhin gesehen haben dürftest. Außerdem habe ich meine 'Freunde' bei mir.“
Freunde? Sie schaute sich um und bemerkte, dass er seine Herde meinte. „Wer sind sie...?“
„Uff... die Liste ist lang. Ich fange von ganz Außen links an. Kan der Falke, Maya die rote Füchsin, Robert der faule Bär, Albert der Affe. Xiau die-“
„Das meine ich nicht! Wieso folgen sie dir und woher kennst du ihre Namen?!“
Kudo lächelte süffisant, ehe er seine Arme ausbreitet, für einen Moment sich nicht vollständig an dem goldenen Stock stützend.
„Nicht nur Frauen werden von dem unglaublichen Charisma von Kudo angezogen, meine Liebste.“ er stützte sich nun mit beiden Händen an seinem Stock. „Nachdem ich die Windtänzerin verlassen habe, bin ich irgendwann in einem komischen Wald gelandet. In diesem Wald wimmelten es nur von unzähligen Monstern. Ich kämpfte erbittert, mehrere Stunden und hinterließ einen Blutbad. Bis ich eine Aufgabe löste und die Macht des Waldmeisters erhielt. Mir war es seitdem möglich mich mit Tieren und Monstern der Wald zu verständigen und sie zu verstehen. Ich legte meine Differenzen zur Seite, vertrug und freundete mich mit ihnen an. Weisst du: Tiere und Monster sind nicht sehr anders als Menschen. Auch sie tragen Namen und Titeln, die sie sich selbst oder untereinander geben. Auch sie haben Eigenschaften von uns Menschen, wenn auch ihr Äusseres sich von uns unterscheidet.“
Er drehte sich nun zu seiner Horde um. „Ich habe einige Bekanntschaften aus dem Wald hier wiedergefunden. Manche von ihnen hingegen kommen aus einer ganz anderen Ecke aus Mirnuzar. Doch das spielt keine Rolle. Ich trage den Titel des Waldmeisters. Sie helfen mir und ich helfe ihnen zurück.“
Sie war überrascht das zu hören, aber das was er sagte ergab einen Sinn. Wie sollte er soviele Monster sonst besänftigen können und dazu bringen ihm zu folgen? Sie hätte niemals gedacht, dass er solche Beziehungen zu Tieren pflegen würde. Ihr Blick blieb bei seinem auffälligen goldenen Stock hängen und sie schaute misstraurisch zu ihm.
Woher hatte er diesen goldenen Stock her? Hatte er ihn irgendwo an den Gräbern seiner Ahnen gefunden? Doch dafür wirkte es viel zu neu.
„Gut, das es dir gut geht.“ sagte Kudo und schüttelte danach seinen Kopf. „Ursprünglich wollte ich dich finden, damit wir den Paarschalter aktivieren können, aber ich habe über reichlich Ersatz gefunden. Du solltest zu der Crew zurückkehren und dich nicht länger hier aufhalten. Es ist hier zu gefährlich. Jack begleitet dich sicherlich gerne bis nach draußen. Er gehört zu den stärksten und wäre dir eine gute Hilfe gegen mögliche Angreifer.“
„Ich gehe nicht ohne dich. Wir müssen zum Kapitän und seine Hilfe holen. Sieh doch nur, was dein Starrsinn dir eingebracht hat. Handle einmal in deinem Leben Verantwortungsbewusst und komm mit!“ versuchte sie ihn zu überzeugen.
„Verantwortung? Wenn du das so siehst ist genau das meine Verantwortung. Hier sind noch lauter Monster die Hilfe brauchen. Ich bin nicht nur ein Held der Menschen, sondern ein Held von jedem Lebewesen. Was für ein Waldmeister wäre ich, wenn ich ihnen den Rücken zukehren würde?“
Rangi biss sich auf die Lippe. Damit hatte sie nich gerechnet. „Dann lass mich mit dir kommen, bis wir die restlichen gerettet haben und dann zum Kapitän gehen. Du bist immerhin ein Crew-Mitglied. Ich kann dich hier nicht einfach zurücklassen.“
Kudo erinnerte sich an den Chaosbringer und an seine Worte. In diesen Gräbern wimmelten es nur von unvorhersehbaren Kreaturen. Erst Avergus und nun der Chaosbringer. Danach hoffte er auf diesen Hashiro zu treffen und zum Schluss auf Ailas. Sein Weg bis zur Spitze des Leuchtturms war mit unvergleichbar gefährlichen und mächtigen Personen geschmückt. Er wollte nicht, dass sie wegen ihm solchen Gefahren ausgesetzt wurde und anderseits konnte er nun nicht zurück. Sein nur schwer ablenkbarer Zorn würde niemals stillen. Er wusste, dass Hashiro früher oder später erscheinen würde. Wenn er hier tatsächlich sterben sollte, dann würde er das alleine tun.
Erst herrschte eine kurze Stille zwischen den beiden und Rangi wartete auf die Antwort des Waldmeisters. Er hatte sich seitdem nicht mehr gerührt. Genauso wenig wie sein nachdenklicher Ausdruck im Gesicht.
Ein süffisantes Lächeln bildete sich auf Kudos Lippen, als er endlich eine Entscheidung getroffen hatte. Seine goldenen Augen fokussierten ihre.
„Ich trete aus der Windtänzerin aus.“
Rangi war nicht auf die Antwort gefasst, doch bevor sie irgendwelche Fragen stellen konnte, fuhr Kudo fort ohne seinen Blick von ihr abzuwenden.
„ Nach deinen Worten, bin ich weder ein Freund für dich gewesen, noch jemand den du respektiert hast. Wieder nach deinen Worten: 'Verantwortung, Disziplin, Pflicht'. All das ist entfallen. Ich habe unseren einzigen Band durchtrennt. Für dich bin ich nun ein Niemand.“
Er wandte ihr den Rücken zu und ging nun zurück zu den Tieren, während er weitersprach. Kudo hatte zwar nicht wirklich vor aus der Windtänzerin auszutreten oder würde ihr jederzeit wieder beitreten, doch das musste sie nicht wissen. Es war nur eins entscheidend. Das er ihr keinen Grund mehr gab, hier zu bleiben. Er musste sie so grob wie nötig behandeln.
„Ich verspreche dir, den Leuchtturm nicht zu entzünden, bevor es der Kapitän nicht will. Du hast keinen logischen Grund mehr zu bleiben. Der einzige Band den wir jetzt noch teilen könnten, wäre der Band der Feindschaft, wenn du mich attackierst und mich vor meinen Zielen abhalten willst. Aber ich warne dich, diesen Fehler nicht zu begehen. Du würdest damit nichts erreichen.“
Er bot ihr seinen Rücken an, während er ging. Rangi wusste, dass Kudos Rücken, bei seinen Sinnen, nicht zu seinen verwundbarsten Stellen gehörte. Sie wollte nicht zögern, doch in dem gleichen Moment, in der sie sie nur einen ihrer Finger gerührt hatte, war die Horde zwischen ihr und Kudo gegangen.
Sie hatten sich alle in einer angespannten Haltung aufgebaut und musterten Rangi feindseelig an. Ihre Anzahl war überwältigend und ihr Zusammenschluss eine nicht zu unterschätzende Bastion. Rangi erkannte äussert gefährliche Monster Mirnuzars zwischen ihnen. Selbst ohne Kudo waren sie zusammen ihr überlegen. Und selbst wenn Kudo nicht direkt mitkämpfte, hieß es nicht, dass er die Monster nicht mit Heilzauber oder anderen Fähigkeiten unterstützen würde. Sie hatte keine Chance mehr an ihn heranzukommen, um ihn bewusstlos zu schlagen. Das wusste sie. Wie hätte sie auch mit einem solchen Zusammenschluss rechnen können? Sie hatte verloren.
Kudo blieb nun zwischen den Monstern stehen, drehte sich wieder in ihre Richtung und stützte sich erneuert mit beiden Händen an seinen goldenen Stock. „Nun nimm Jack mit und geh mir endlich aus dem Weg!“
@Sinrath: Mein Versuch mit Formatierungen zu experimentieren ging anscheinend nach hinten los. Versucht war eigentlich es lesbarer zu machen.Danke für das Feedback.

"Ich muss sagen ich fühle mich betrogen, Teol."
Umbrio zwickte sich mit geschlossenen Augen in den Nasenrücken.
"Es tut unglaublich gut, diesen Verbrecher in die Ecke getrieben zu sehen. In unserer Situation dürfte ich das eigentlich nicht gut finden.
Aber ich würde mir doch wünschen dass ich derjenige gewesen wäre, der ihn bloss gestellt hat. Keks?"
Er schob eine Keksdose die auf seinem Schreibtisch stand, näher an Teol heran.
"Vielen Dank, aber ich lehne ab."
"Bei aller Effizienz, ihr müsst euch auch ab und zu entspannen, Teol. Das hier könnte das letzte Mal sein dass wir so ungestört hier sitzen und Kekse essen können. Costello´s letzter Zug war ziemlich hastig und undurchdacht. Ich habe das Gefühl dass uns etwas noch viel schrecklicheres bevorsteht als wir alle ahnen..."
Umbrio steckte sich den Keks in den Mund, schenkte sich etwas Kafee in eine Tasse und blickte erwartungsvoll zu Teol.
"Nein, Danke. ich möchte nichts trinken."
Mit einem genervten "Tss", schüttelte Umbrio den Kopf und setzte die Kanne ab.
Genuugtung durschtrömte ihn. Er schlug die Beine übereinander und verschränkte, mit einem entspannten Lächeln die Arme hinter dem Kopf.
Costellos Fassade bröckelte nach all den Jahren endlich. Auch wenn er diesen Umstand nicht gut heissen konnte, so war ihm danach diesen Tag zu feiern. Oder in seinem Fall zu mindest einmal die Arbeit nieder zu legen.
"Teol...Ich weiss eigentlich gar nichts über euch. Oh ich habe eure Referenzen gesehen, ich weiss wie stark und verlässlich ihr seid...
Aber was ist mit euch als Mensch? Habt ihr keine Familie mehr in Ristémé? Wie seid ihr aufgewachsen?"
"Ich denke nicht dass solche Auskünfte notwendig sind."
Umbrio sah in streng über den Rand seiner Brillengläser an.
"Heute ist der letzte Tag an dem wir Menschen sind. Morgen sind wir nichts weiter als Zahnräder in der Maschine die sich Krieg nennt.
Erzählt mir von eurem Leben. Das ist ein Befehl."
Teol war ein verlässlicher Diener. Sogar noch verlässlicher als die Wächter in Gilratar es gewesen sind. Aber von nun an, war alles unberechenbar. Es konnte durchaus der Tag kommen an dem er Teol den Auftrag gab, sich zu opfern. Sollte dieser Tag jemals kommen, so sah es Umbrio als seine Pflicht an, sich an den Mann zu erinnern, dessen Tod er zu verantworten hätte.
"...Tut mir den Gefallen." fügte Umbrio flüsternd hin zu.
Ein letztes mal hielt er Teol die Keksdose vor die Nase.
"Und nehmt euch verdammt noch mal einen Keks, Mann. Auch das ist ein Befehl."


Die Worte hallten von dem spiegelblank poliertem Tisch wider. Kirschblüte und die anderen sahen sich einen Augenblick wortlos an.
Dschinns als Offiziere in einer Menschenarmee?
"Grossartig! Habt ihr das gesehen! Dieser Pyron war vielleicht cool!" Spiegel war der erste der die Stille durchbrach. Er surrte mit ausgestreckter Zunge umher.
"Wir sind kein Fluch, wir sind Geister der Elemente!" wiederholte er mit Pyrons Stimme. "So cool!"
"Reyter... Irgendwas sagt mir das, aber es ist lange her. Kann nicht sagen dass ich je mit ihm zu tun hatte. Als ich in Galatan war gab es keine Dschinn-Offiziere."
Aurora, flüsterte vor sich hin. Sie schien hin und her gerissen zu sein von dem was sie gesehen hatte.
Für Kirschblüte war es absolut neu, und undenkbar dass Dschinns das Kommando über Menschen nahmen. In Silkanas lebten die Dschinn frei oder waren treue Diener. Aber der Gedanke von Menschen respektiert zu werden gefiel ihm.
RUMMS. Passat trat auf den Tisch. Die anderen drei verstummten schlagartig.
"SCHWACHSINN!" donnerte er.
Kirschblüte sprang zurück. Was war los?
"Ich dachte ihr wolltet dass man den Dschinn mehr Respekt entgegen bringt?" erwiderte Kirschblüte.
Er beäugte Aurora und Spiegel die, zusammen gefuhren waren. Auch sie schienen diese Reaktion nicht von ihrem Anführer erwartet zu haben.
"Oh ja sie sind Mitglieder des Kommandostabs. Durchaus besser als die anderen Menschen die uns wie Sklaven, Vieh oder Waffen behandeln... Aber wer führt die Verhandlungen...? Ein Mensch! Wer ist ihr Oberster Anführer? Ein Mensch! Wem sollen wir uns letztendlich unterstellen? EINEM MENSCHEN!"
Arme aus Blitzen bildeten sich vor Passat. Sie verschränkten sich.
Dafür dass er auf Menschen nicht gut zu sprechen schien, hatte er durchaus viel von einem.
"Aber Reyters Leute respektieren Dschinns!" wandte Aurora ein.
"Den Menschen ist nicht zu trauen! Ein Mensch hat mich jahrelang als seinen Partner behandelt... Seht euch meine Narben an. Das ist die Treue der Menschen!"
Der Riss der über Passats linkes Auge zog schien zu glühen. Die Arme aus Psynergy verschwanden.
"Ich werde nicht eher ruhen bis ich den Dschinn einen eigenen Staat in dieser Welt erschaffen habe. Ein unabhängiger Staat, der sich keinem Menschen beugen muss. Weder Reyter noch Costello!"
Kirschblüte liegte den Kopf schief.
"Aber wäre es für euch dann nicht besser euch Reyter an zu schliessen? Wenn du als Kommandant aufsteigst und er den Krieg gewinnt, wäre das eure Möglichkeit einen Dschinn-Staat zu erschaffen. Es scheint mir ein besserer Weg zu sein als planlose Raubzüge."
"Er hat dich, Passat." sagte Aurora und nickte.
Passat atmete tief durch.
"Du hast einen guten Einwand gebracht, Kirschblüte. Aber es bleibt dabei: Wir beugen uns vor keinem Menschen. Niemals!
Und solltest du dich nicht um dein eigenes Problem kümmern?"
"Problem? Wovon redest du?"
Jetzt war es an Passat den Kopf schief zu legen.
"Hast du es nicht verstanden? Wenn er eine Frau in einen Mann verwandeln kann. Warum dann keinen Dschinn in einen Menschen?"


Die Wind-Adepten um ihn herum, durchforsteten seine Gedanken. Er liess die geistigen Tentakeln offen in sich hineinfahren. Er hatte keine Geheimnisse.
Als sie fertig waren, blickten sich die Wind-Adepten gegenseitig an. Sie legten die Köpfe schief,manche sahen verlegen zu Boden. Niemand schien als erstes reden zu wollen. Weldon und Flama warteten auf Antwort.
"Er.. Er hat nur einen einzigen Gedanken im Kopf. Ich habe noch nie einen so simplen Menschen gesehen." meinte einer der Jupiter-Adepten und hielt sich genervt die Hand an die Stirn.
Ianto Grey lachte froh vor sich hin.
"Theema, Theema Theema. Wann wirst du mich endlich in die Arme schliessen? The- MAAAAAAAA! " sang er fröhlich.
Die Wind-Adepten sahen peinlich berührt umher.
"Das... ist wirklich alles was er denkt "Theema" nichts weiter. Er ist ein hoffnungsloser Fall." meldete sich eine der Geistleserinnen zögerlich zu Wort.
"Die Liebe ist niemals hoffnungslos."
Seine derzeitige Lage schien dagegen, nicht sehr hoffnungsvoll zu sein.
Die Fesseln rissen sich langsam aber sicher in seine Haut. Seine Beine wurden taub. Das war also die Belohnung für seine Hilfe.
"Was soll die plötzliche Feindseligkeit? Admiralin? Waren meine Informationen nicht äusserst hilfreich?"
"Obergefreiter Grey. Ohne eure Hilfe wären wir niemals so leicht mit allen Schwierigkeiten zu Recht gekommen. Aber habt ihr nicht vergessen eine Kleinigkeit zu erwähnen?"
Ianto schürtzte die Lippen.
"Ich weiss beim besten Willen nicht worum es geht."
"Wie kann er mich einfach in einen Mann verwandeln und meine Psynergy nehmen!?"
"Ahhh" machte Ianto und blinzelte. "Das meint ihr. Ich glaub die Antwort darauf wird euch nicht gefallen."
"Ich will sie hören" antwortete Flama ohne Umschweife.
"Alchemie soll Blei in Gold verwandeln können... Ihr fragt mich wirklich was diese Macht sein soll?
Er kann die Eigenschaften von allem was er mit seiner rechten Hand berührt verändern. Auch die der Luft.
Ich bin überrascht dass er euch nicht alle in einen Haufen Matsch verwandelt habt. So lange seine rechte Hand die Luft berührt hat die ihr eingeatmet habt hätte er das tun können. Egal ob er gelähmt war. Aber das sieht ihm ähnlich. Er testet euch."
"Unterschätzt du uns nicht ein wenig?"
Ianto zuckte mit den Schultern.
"Es ist ziemlich egal wie stark ihr seid, seine Kraft verändert die Regeln der Natur. Hattet ihr als ihr ein Kind wart auch immer diesen einen Spielkamerad gehabt der gesagt hat "ja aber das zählt nicht weil..."
Ihr wisst schon dieses nervige Kind dass ständig die Spielregeln geändert hat um nicht zu verlieren? Genau so ist seine Kraft."
"Seine Vertrauenswürdigkeit ist gebrochen und seine Unverwundbarkeit widerlegt, auch mit dieser Kraft wird er sich davon nicht erholen." erwiderte Weldon.
"Er hat sie, damals alle schon verteilt. An dem Tag an dem die Kontinente in die Luft gestiegen sind. An jenem Tag rief er das Volk auf sich bei den Anführern ihrer jeweiligen Herrschaftsgebiete zu versammeln. Während dieser Versammlung, hat er sie ausgeteilt. Und bevor er mit euch geredet hat, gab er öffentliche Anweisungen sie am heutigen Tag zu tragen."
"Was hat er verteilt?" fragte ihn Weldon.
"Sklavenringe."
Flama schloss die Augen und atmete tief durch. Ianto lächelte müde.
"Es ist eine abgewandte Form des Sklavenrings. Den er ans Volk verteilt hat... Er kontrolliert ihren Verstand. Aber um aktiviert zu werden, müssen sie einen Satz hören."
"Einen Satz?"
"Den Tag der Liebe und Einheit"
"Nein..." Weldon griff sich an die Schläfe. Flama hörte weiter zu, sie schien nicht überrascht zu sein.
"Aber Admirälin das ist noch nicht alles. Es mag zu gut klingen um wahr zu sein... aber wenn ihr schlau seid und das seid ihr, dann werdet ihr erkennen dass es eine schlimme Nachricht ist."
Ianto leckte sich über die Lippen.
"Die Sklavenringe die er an das Volk verteilt hat, halten die Verstandskontrolle nur einen Monat lang, danach zerbersten sie da sie nicht haltbar genug sind."
Weldon und Flama sahen sich gegenseitig an.
"Das heisst..." begann Flama.
"...dass Costello davon ausgeht sein ultimatives Ziel in weniger als einem Monat erreicht zu haben."
"Was für ein Ziel ist das!?" wollte Weldon wissen. Seine Hände waren zu Fäusten geballt.
"Ich weiss es nicht" meinte Ianto, während er zu Boden blickte.
Weldon rieb sich mit der Hand über den Nacken.
"Aber das macht keinen Sinn, sein Reich würde zusammen bröckeln."
"Costello will kein Reich." gab Flama zurück. Anspannung war ihr ins Gesicht geschrieben.
Seufzen stimmte Ianto ihr zu.
"Das ist richtig. Er ist nicht Kriegsherr Reyter. Costello ist ein wahnsinniger Fanatiker.
Er hat mich damals aufgenommen, als seinen Stiefsohn.
Mir hat es an nichts gemangelt, ich war gefangen wie ein Vogel im goldenen Käfig... Er besitzt nicht, eine unglaublich mächtige Fähigkeit. Nein. Es ist umgekehrt."
"Umgekehrt..." wiederholte Flama nachdenklich.
"Diese Kraft benutzt Costello, nicht anders herum. Er hat sich ihr untergeordnet. Und deshalb war ich als sein Nachfolger vorher gesehen. Diese Kraft sollte in MICH fahren.... Ich hab mich also lieber aus dem Staub gemacht."
Ianto schloss die Augen.
"Ich weiss nicht was sein ultimatives Ziel ist, aber ich weiss das er einen Nachfolger braucht. Wenn ihr diesen Nachfolger vernichtet, gehen alle seine Pläne in Rauch auf..."
"Das klingt zu gut um wahr zu sein." gab Weldon zu bedenken.
"Ihr könnt mir vertrauen oder nicht. Ich schlage euch vor diesen "Krieg" den er mit euch anzettelt nicht ein zu gehen. Es ist eine Finte. Und Silvester Costello, seinen derzeitigen Nachfolger zu vernichten. Ihr könnt meinem Vorschlag folgen... oder nicht. Wer bin ich schon, dass ich einer Admirälin Vorschläge machen kann."


Röchelnd schleppte sich Costello durch einen seiner Geheimgänge.
Er zitterte am ganzen Körper. Ihm war klar dass es kein guter Zug war. Aber ein Blick auf seinen Körper war Beweis genug, dass er das Richtige getan hatte.
Das einzigste was Balder tun konnte, war aus zu ziehen um ein Mittel zu finden dass die grausamen Schmerzen die täglich an ihm zerrten, zu lindern.
Diese Kraft. Seine Kraft die ihn zum Auserwählten gemacht hat. Diese Macht die ihn zu etwas Reinerem, zu etwas Höherem als einem Adept gemacht hat. War viel zu stark als dass ein Menschschlicher Körper sie beherbergen konnte. Sein rechter Arm war mittlerweile taub.
Selbst wenn das Mädchen ihn nicht gelähmt hätte, wäre er so oder so für die nächsten Stunden unbeweglich gewesen.
Sie verstand noch nicht, das Menschen schönen Lügen glauben wollten. Er hatte den Menschen gesagt was sie glauben wollten, egal wie schwachsinnig es war, so lange sie es hören wollten belügten sich die Menschen gerne selbst.
Er nahm eine Reihe von Spritzen aus dem Jackett und rammte sie sich in den Arm.
So verzweifelt seine Massnahmen auch waren. Er musste sie einleiten. Diese Kraft die ihm erlaubte die Gesetze der Natur zu verändern, würde ihn bald vollkommen verzehren.
Er atmete zischend aus, stach sich noch mehr Spritzen in den Arm.
Der Ruf von zwanzig Jahren, zerstört durch einen Fehler? In Friedenszeiten würde sich Umbrio gerade jetzt auf ihn stürzen um ihn Vollkommen zu deskreditieren. Natürlich, brauchte er sich zu diesem Zeitpunkt keine Gedanken darum zu machen.
"Was wollt ihr, Detholus?" fragte Costello, während er sich an einer Wand abstützte. Blut lief ihm aus den Ohren. Seine Augen waren Milchig wie Glas. Mit trüben Augen sah er zu Detholus.
Der Crimson Agent stand mit verschränkten Armen hinter ihm.
"Der Krieg hat erst seit einer halben Stunde begonnen und ihr seid schon in dieser Verfassung?" fragte Detholus zurück.
Costello grinste.
"Heh... Detholus. Diese Kraft die ich benutze hat einen sehr hohen Preis. Ich habe Teile meiner Kraft an meine Untergebenen gegeben damit ich nicht ganz verzehrt werde. Detholus, die Macht über Blut, Metall und Emotionen frei zu herrschen, habe ich bereits abgetreten.
Gibt es irgeindeine Substanz auf dieser Welt über die ihr euch komplette Macht wünscht?"
Verzweifelte, undurchdachte Maßnahmen? Ja das waren sie. Aber Costello meinte dass sie ihm nach all der sorgfältigen Planung zustanden. Immerhin... hatte er nur noch eine Woche zu leben.
Ungehalten setzte er eine Spritze an seinen Hals. Und drückte ab.
*@Jaffar: Das mit der aufgetauchten Wüsten-Stadt habe ich nicht so ganz verstanden. Leute die sie betreten werden von denen außerhalb vergessen, klar. Aber die im Inneren vergessen dann die außerhalb oder wie?*

"Ganz meinerseits, Orihsah.", antwortete sie mit höfischen Lächeln und machte einen kleinen respektvollen Knicks.
Sie ließ sich nichts anmerken, aber in ihr keimte das Gefühl auf, dass etwas nicht stimmte. Der Zufall war einfach zu gut. Sie war kaum unterwegs und schon stolperte sie über zwei Aufspürexperten, noch dazu wollten sie für ihre Arbeit keine Belohnung. Alles hatte seinen Preis.
"Also... Mit Eurer 'speziellen Technik' könnt Ihr Gegenstände und Personen aufspüren? Einfach so?"
"Es ist... ein wenig mehr von Nöten, aber ja.", erwiderte Orihsah zögerlich. "Ich brauche natürlich eine Beschreibung, einen Namen oder besser eine Zeichnung oder ein Stück dessen was Ihr sucht... Am besten funktionieren allerdings Gedankenbilder."
Meliza schreckte innerlich zurück. Für eine Berührte des Windes wie sie war Gedankengut das höchste Gut. Die Gedanken von jemanden zu lesen oder sie mit jemanden zu teilen war ein intimer Akt, den sie niemals mit jemanden leichtfertig eingehen würde. Sie beschränkte sich lediglich darauf Gefühle aufzufangen, aber sie verließ sich nur selten darauf um ihre Unberührten-Gesprächpartner nicht zu beunruhigen.
"Verstehe...", sagte sie leise und verfiel in nachdenkliches Schweigen.
Was sollte sie tun? Ihr Gefühl trog sie selten und selbst ohne es, würde jeder Vernunftbegabte diesen glücklichen Zufall anzweifeln. Aber sie musste Merl finden! Nach allem was Mallar gesagt hatte war sie fast krank vor Sorge. Sie blickte wieder zu Orihsah. Sah sie jetzt schon Schatten wo keine waren? Die beiden waren bis eben offensichtlich in einem Auftrag gewesen und hatten diese Glatzköpfe als Ziel gehabt. Sie hatte nichts damit zu tun, bis zu dem Zeitpunkt ab dem sie sie belästigt hatten. War es letztendlich doch nur ein Zufall gewesen und vor Ihr stand nichts weiter als ein einfacher, ehrenwerter Mann?
"Ich..."
"Hm? Ist etwas, ehrenwerte Dame?"
Sie biss sich auf die Lippe.
"Könnte ich vielleicht... später eure Dienste in Anspruch nehmen?"
Orihsah wirkte überrascht.
"Natürlich! Wie ich sagte, ich stehe zu Diensten. Aber... wieso warten?"
Meliza schüttelte entschieden den Kopf. Sie war im Moment nicht in der Lage diese Entscheidung zu treffen. Sie brauchte Gewissheit.
"Ich suche jemanden. Allerdings muss ich vorher noch einen Ort aufsuchen, bevor ich mit der Suche anfangen kann. Leider muss ich dazu zur Oberfläche von Mirnuzar... Alt-Mirnuzar, wenn Ihr so wollt. Gibt es eine Möglichkeit, wie ich Euch kontaktieren kann?"

Teol zögerte kurz, ehe er den Keks nahm und in stumm in den Mund steckte. Ex-Quästor Umbrio war ein irritierender Befehlshaber. Von all denen die er kennengelernt hatte, hatten sich nur die wenigsten um die Vergangenheit und das Wohlergehen eines Untergebenen gekümmert. Nicht das Teol etwas daran auszusetzen hatte, aber in seinem Fall fand er Umbrios Sorge lediglich verschwendet.
"Mein Leben steht in meiner Dienstakte, die ich gewissenhaft nach Ihrer Amtsübernahme ausgefüllt habe."
Ihm war klar, dass der Lord Polinas sie gelesen hatte, aber sein Blick wurde ungeduldig.
"Ich bitte trotzdem darum.", drängte Umbrio.
Teol ließ sich in den Sitz zurückfallen.
"Sehr wohl. Meine Eltern waren die Feldspäherin Fiona Shuk und der Hauptmann des zweiundachtzigsten Infiltratortrupps Danos Tuvaris. Beide starben während eines Großangriffs in einem Angriff nahe des Gebrochenen Hügels, zwei Jahre später."
"Sie haben Ihre Eltern so früh verloren? Was ist mit anderer Familie?"
"Tot oder weit entfernt stationiert. Beide Familien waren den Streitkräften der Ristemé angehörig, also ist das ganz normal. Wie das Protokoll es vorschrieb wurde ich der Obhut der Streitkräfte Ristemés übergeben und unter vielen Meistern aufgezogen."
Umbrio fand es erschreckend wie kühl Teol alles aufzählte. Er schien keine sonderlichen Bindungen aufgebaut zu haben. Aber er ließ ihn sprechen.
"Sie alle förderten mich nach bestem Gewissen und ich lernte. Wenn sie mich nichts mehr lehren konnten, reichten sie mich weiter. Bekanntschaften... 'Freunde' wenn Sie so wollen, wechselten mit jeder Schule, Einheit und Meister."
Er sah Umbrio durchdringend an.
"Ich weiß nicht ob Ihr das wisst, aber unter den talentierteren Ristemé ist es üblich die Schüler als Novizen einem Lehrmeister zu unterstellen. Im Alter von sechszehn lernte ich unter meiner zweiundsechszigsten und ersten Lehrmeisterin, einer alten Bannsprecherin namens Ranallah Raht. Auch sie starb am Gebrochenen Hügel. Und schließlich war mein letzter Lehrmeister Senku Hailya. Er und ich kämpften in zahllosen Schlachten und letztendlich wurde Hailya zur Hohen Krone. Wenig später wurde ich zum Senator ernannt."
"Das ist ein Lebenslauf, aber nicht das was ich hören wollte. Was ist mit Menschen die Euch wichtig sind?"
Teol hob eine Braue.
"Zum Beispiel?"
"... Eure erste und vorletzte Lehrmeisterin. Da Ihr Sie erwähnt habt, muss sie für Euch eine Bedeutung gehabt haben."
Zu seiner Überraschung bemerkte er tatsächlich eine für Teol ungewöhnliche Reaktion. Er schloss die Augen halb und sah, tief in Gedanken verloren, zu Boden. Umbrio wartete geduldig bis Teol wieder sprach.
"Sie... war rätselhaft. Streng, weise... und frustrierend."
"Frustrierend?"
"Egal was ich tat... ganz gleich wie sehr ich mich bemühte... Sie hatte immer etwas auszusetzen. Ich hörte auf alles was sie mir beibrachte... Ich meisterte alle Lektionen die sie mir gab... Aber stets behandelte sie mich, als würde ich nichts verstehen. Es war als wäre es absolut unmöglich sie zufrieden zu stellen. Selbst dann, als ich nach vielen Jahren in ihre Obhut zurückkehrte, erfahren, mehrfach ausgezeichnet, gehärtet von unzähligen Gefechten, tat sie immer noch als wüsste ich nichts. Aber trotz dessen war mir immer klar, dass sie mir nie übel gesonnen war. Im Gegenteil, sie kümmerte mit einer Hingabe um mich, die mir bei keinen anderen Lehrmeister jemals zuteil wurde. Wenn Ihr mich fragt... war sie die perfekte Lehrerin. Es gab immer etwas zu lernen... Aber dann starb sie."
Umbrio stellte den Tee zur Seite.
"Wie?"
Teol sah wieder auf und stellte seinen üblichen kühlen Gesichtsausdruck zur Schau.
"Sie hielt sich nicht an das Protokoll, an die Regeln des Schlachtfeldes. Es gab einen Plan, sie hat ihn nicht befolgt. Nicht mehr und nicht weniger."
Sein Gesicht zuckte.
"Sie war die einzige Lehrmeisterin bei der ich nicht alles lernen konnte. Vielleicht denkt Ihr jetzt ich wäre in der Beziehung eitel, aber das nagt schon seit Jahren an mir."
Umbrio schüttelte den Kopf.
"Nein, es ist okay stolz auf seine Fähigkeiten zu sein. Sie muss eine großartige Person gewesen sein."
Teol zuckte mit den Schultern.
"Letztendlich starb sie in der Schlacht, wie so viele andere auch. Man hatte ihren Körper in den Trümmern des Gebrochenen Hügel nie finden können, also hat sie nicht einmal ein vernünftiges Grab in Ristemé. Eine Schande, aber so sind die Dinge einmal."
Der Lord Polina verzog säuerlich das Gesicht. Er mochte nicht wie sich das Gespräch wieder entwickelte.
"Noch jemanden?"
Teol dachte nach.
"Yorrundira. Sie war meine... Gefährtin. Für eine Zeit."
Umbrio musste lächeln.
"Also gab es doch jemanden in Eurem Leben.", stellte er erleichtert fest. "War sie schön?"
"Sie war anziehend. Prinzipiell hätten viele Leute sie schön gefunden, aber sie hatte einen furchtbaren Ruf."
"Einen furchtbaren Ruf?"
Teol nickte.
"Man nannte sie die 'Herrin des Wahnsinns'. Sie war eine großartige Bannspruchmeisterin, allerdings war sie meist brutal, gnadenlos, ohne jemanden Rechenschaft schuldig zu sein. Sie verachtete Schwäche. Aber sie verstand wie ich das Wesen der Schlacht und wusste um die Bedeutungen von Pflichten. Ein Reich kann nicht funktionieren, solange man seine Pflichten nicht erfüllt, sich seinen Befehlen widersetzt oder die Regeln bricht. Sie verstand es und sie lebte es. Sie war wie ich ein stabiles Zahnrad, dass Ristemé funktionieren ließ. Also wählte ich sie. Und sie wählte mich."
Umbrio lächelte unsicher. Klang nicht nach der Beschreibung seiner Traumfrau.
"Was... ist passiert?"
"Sie wurde während eines Angriffs getötet. Ich wusste nie wie und warum, denn ich konnte nur noch ihren leblosen Körper bergen. Alles was ich in Erfahrung gebracht hatte ist, dass es ein Ristemé gewesen war und seit Kurzem weiß ich auch wer."
Er blickte wieder zu Boden.
"Es ist... seltsam. Ich habe Rache für sie geschworen. Sogar ihr Auge habe ich mir angeeignet. Sie sollte aus dem nächsten Leben heraus sehen wie ihr Mörder vor mir stirbt und wie Ristemé mit meiner Hilfe, unserer Hilfe erblüht."
Umbrio sog die Luft scharf ein, den Blick auf Teols leuchtend gelbes Auge gerichtet. Ihn schien es nicht zu interessieren, das Umbrio von der Enthüllung des Mysteriums seiner zweifarbigen Augen geschockt war.
"Und nun wo ich es weiß... Könnte es mir nicht gleichgültiger sein. Dabei konnte ich den Mann der sie tötete nie ausstehen und Ristemé würde nicht daran zerbrechen wenn er fort wäre. Aber ich bin kein Ristemé mehr. Ich habe beide Versprechen gebrochen, denn ich habe eingesehen, dass in ihnen keine Bedeutung innewohnt. Der Tod ihres Mörders würde nichts ändern und mit der Verbannung ist meine Verbindung zu Ristemé endgültig getrennt worden. Aber ich halte weiter an unseren Überzeugungen fest."
Er sah zu Umbrio.
"Deshalb bin ich hier. Polina und das Großreich Oscasiane sind jetzt mein Herr und Land. Ihr gebt den Befehl, ich führe ihn aus."
"Ich danke Euch, Teol. Gibt... es noch wen?"
Teol schien einen Moment zu überlegen.
"Kaum. Ich gebe zu ich denke immer wieder an Feinde, die ich nicht besiegen konnte. Zu meinem Bedauern sind das einige. Semih... Der gebrochene Meister... Anarath von den Anemos... Hayate, der Mann der Yorrundira tötete... diese Elementarschwertträger... der Schattendschinn... Yoruri, meine Tochter..."
"Tochter?", fuhr es aus Umbrio. Auch die anderen waren interessant, aber als Teol eine Tochter erwähnte konnte er sich nicht mehr zurückhalten. "Ihr habt eine Tochter?"
"Ich erfuhr es ebenso erst kurz vor meiner Verbannung. Yorrundira verbarg sie vor mir. Vermutlich wollte sie damit ihre 'Schwäche' während ihrer Schwangerschaft verbergen und mich vor einem Band mit meiner Tochter bewahren. Das wäre ihre Art."
"Aber... lässt Sie das einfach kalt, Teol?!"
"Ähnlich wie ich und Yorrundira wurde sie den Streitkräften Ristemés übergeben und ausgebildet. Normalerweise wäre es meine Pflicht gewesen mich um sie zu kümmern, aber eben davor wollte Yorrundira mich bewahren. Auch wenn ich gegen ihre Entscheidung gewesen wäre, kann ich sie jetzt nicht mehr ändern. Yoruri ist aufgewachsen und stark geworden. Außer unserem Blut haben wir keine Verbindung miteinander. Wir bedeuten einander nichts."
"Das ist... traurig.", gab Umbrio zu. "Ihre Geschichte ist wahrlich deprimierend!"
"Und bedeutungslos. Deshalb stehen diese Details nicht in meiner Akte. Ihr müsst nur wissen wo meine Fähigkeiten liegen... und wo Ihr diese am besten einsetzt. Habt ihr sonst noch Fragen? Ich fürchte mir gehen die Antworten aus."

Rangi atmete seufzend aus. Mit Worten konnte sie hier nichts mehr erreichen. Sie setzte sich in Bewegung und hielt sie auf die Horde Tiere zu.
"Sei nicht dumm. Du kannst gegen meine Freunde nicht bestehen.", warnte Kudo mit wachsender Ungeduld.
Rangi wurde nicht langsamer, aber ihre Schritte umso entschlossener. Die Tiere knurrten, fauchten, zischten und krächzten aggressiv und machten sich bereit zuzuschlagen. Sie hingegen blieb unbeeindruckt und griff nicht einmal nach ihrer Waffe.
"Rangi... Sie werden dich töten!", rief Kudo, nun mit wachsenden Unbehagen. War diese Frau nun endgültig durchgeknallt?
Rangi war nun kaum zwei Schritte von den grünen Tigern entfernt. Sie machten sich zum Sprung bereit... Schweiß trat Kudo auf die Stirn. Sie würde doch nicht... Doch sie würde! Er rief ein einziges Wort. Die Tiere zuckten zusammen, geschockt und verwirrt. Rangi lächelte kühl und schob sich am Tiger vorbei ohne langsamer zu werden vorbei. Tiere die ihr den Weg versperrten oder ihr knurrend zu nahe kamen schob sie einfach mit sanfter Bestimmung beiseite. Manche schlugen, schnappten oder hakten nach ihr, aber keines der Wesen ging in einen wirklichen Angriff über. Kudo biss wütend die Zähne zusammen, als sie immer näher kam. Was dachte sie sich eigentlich?
"Das reicht!", knurrte er verstimmt, als sie ihn erreichte. "Du nimmst jetzt gefälligst Jack und-"
Ein Klatschen schallte wie ein Pfeilschuss durch die Luft. Stille breitete sich aus, denn selbst die Tiere schwiegen plötzlich. Kudo drehte sich ihr entsetzt wieder zu und fasste sich fassungslos an seine gerötete Wange.
"Wa-"
Er jappste, als Rangi mit einer fast beiläufigen Bewegung ihm den Stab wegtrat auf dem er sich stützte und ihm im Taumeln eine weitere Backpfeife gab. Kudo kippte hintenüber und landete schmerzhaft auf dem Rücken. Rangi ließ sich auf seiner Brust nieder und verpasste ihm noch eine.
"Spinnst du?", heulte Kudo. "Ich bin verl-"
Eine weitere Backpfeife riss ihm das Wort ab. Es folgte noch eine. Links, rechts, links, rechts, links, rechts... Am liebsten hätte Kudo sie einfach abgeworfen, aber wie immer wagte er es nicht seine Hand gegen eine Frau zu erheben. So blieb ihm nichts anderes übrig als die Tortur einfach zu ertragen bis sein Gesicht anschwoll. Und dieser Gedanke erschreckte ihn zutiefst.
"Rangi, bi-"
Es klatschte und sie machte erbarmungslos weiter. Doch anders als vorhin spiegelten sich in ihren Augen kein Zorn, kein Hass, keine Verachtung wider. Sie hielt sie halb geschlossen und wirkte ruhig, fast wie ihm Trance während sie auf ihn einschlug.
Irgendwann, es kam Kudo wie eine Ewigkeit vor, hörte sie auf und rieb sich die Hände.
"Puh...", machte sie. "Ich habe das viel mehr genossen als ich sollte."
"Wieso-"
Wieder traf ihn ein Schlag und unterbrach ihn.
"Kommen wir zum Wesentlichen.", fuhr Rangi ungerührt fort. "Wir müssen die Brücke zum Leuchtturm aufbauen. Zwischen uns und unserem Ziel liegen also eine riesige Horde wilder Tiere und ein verrücktes Wesen in Gestalt eines Kindes, dass diese hierher gebracht hat."
"Hier gibt es kein un-"
Klatsch.
"Und dazu noch unzählige zum Leben erwachte Skelettkrieger und andere Knochenabscheulichkeiten. Wenn du wirklich den Lich besiegt hast, dann offenbar nicht besonders gut, denn ich habe noch ganze Kohorten umherstreifen sehen."
"Du hättest mich sehen sollen, ich habe ihn-"
Klatsch.
"Nicht wirklich einfach, zumal weil du verletzt bist, aber auch nicht unmöglich. Obwohl mir der Gedanke, dass ein neuer Feind aufgetaucht ist mir nicht behagt. Deshalb werde ich die Führung über diese Operation übernehmen."
"WA-!?"
Klatsch.
"HÖR ENDLICH AU-!!"
Klatsch.
"Du scheinst zu wissen wie das geht und wo wir hinmüssen, also wirst du mir den Weg zeigen. Das ist ein Befehl. Wenn nicht als Teil der Crew der Windtänzerin, dann als mein Gefangener."
"Das ist doch lä-"
Klatsch.
"Ich hoffe das ist angekommen. Noch ein paar abschließende Dinge. Erstens: Du wirst umgehend aufhören mich wie eines der jungen Dinger zu behandeln, die dich damals in deiner Arena angefeuert und angehimmelt haben. Ich habe Neuigkeiten für dich: Ich bin nicht wie die. Zweitens: Ich möchte nicht von dir hören, dass es hier für mich zu gefährlich ist. Ich habe meine erste Waffe bereits beherrscht und aufgehört den Tod zu fürchten, als du noch am Fläschchen genuckelt hast. Glaube nicht dass ich wehrlos bin, nur weil ich keine Sternenmacht beherrsche. Ich kann überleben wo Berührte sterben würden. Drittens: Versuch nicht mich übers Ohr zu hauen oder gegen eine dieser Regeln zu verstoßen, sonst zeige ich dir meine 'Spezialtechnik' von der du dich nicht so leicht erholen wirst wie von der Vergiftung eines Lichs."
Sie hörte ein Knurren. Die zwei grünen Tiger hatten sich wieder genähert und umkreisten sie nun. Zu Kudos Überraschung fing Rangi an zu lächeln. Es war ein amüsierter, bissiger Ausdruck.
"Ihr seht irritiert aus. Lasst mich für Klarheit schaffen."
Sie setzte sich von Kudo auf, packte ihren Stab und stemmte ihn herrisch vor ihr in den Boden.
"Auf die Knie mit euch. Wenn dieser Mann euer Rudelführer war, dann bin ich jetzt eure Königin."
Die Tiger fauchten sie noch einmal an. Dann geschah etwas Merkwürdiges. Die Tiere wurden unterwürfig und neigten ihre Köpfe.
"Was? Was passiert hier?"
"Du kannst doch mit ihnen kommunizieren, oder? Frag die Rudeltiere unter ihnen.", sagte Rangi ohne ihre Genugtuung zu verbergen. "Ich habe dich, ihren Anführer, dominiert. Das macht mich zu ihrer neuen Rudelführerin."
"Aber... Aber... Das war doch kein Kampf!"
"Du warst vollkommen wehrlos.", stellte Rangi trocken fest. "Für die Tiere ist die Form des Machtkampfes unentscheidend. Du hast Schwäche gezeigt, ich Stärke. Das reicht."
Kudo konnte sie nur mit offenen Mund anstarren. Er konnte es spüren. Zwar waren die Tiere immer noch mit dem Band der Freundschaft mit ihm verbunden, aber sie respektierten Rangi. Sie hatte sich einzig und allein darauf verlassen, dass Kudo nicht zulassen würde, dass seine Tiere ihr etwas antaten und er selbst auch nicht die Hand gegen sie erheben würde. Sie hatte Recht behalten und gesiegt. Das hatte er nicht kommen sehen.
"Da wir das endlich geklärt haben..."
Sie beugte sich herunter, zog Kudo auf die Beine und drückte ihm seinen Stock in die Hand. Er sträubte sich und versuchte es zumindest so aussehen zu lassen, dass er ihre Hilfe nicht brauchte, um vor den Tieren sein Gesicht nicht noch weiter zu verlieren.
"... können wir los.", schloss Rangi und blickte Kudo in die Augen.
"Übrigens, viertens: Ich habe noch einmal ausführlich mit Amadeus Yall gesprochen. Tatsächlich ist wirklich von einer 'Brücke' die Rede. Sie soll sich zwischen dem Haupteingang auf kürzesten Wege mit dem Festland verbinden. Genau dort wo unser Lager aufgeschlagen ist. Wenn wir also Erfolg haben, wird der Käpten die Brücke bereits inspiziert und vielleicht überquert haben, bevor wir diese Ruinen verlassen hätten. Dein Plan hätte nicht funktioniert."
Kudo brummte.
"Plan? Was für ein Plan?"
"Alles alleine zu Schultern."
Rangi ließ seinen Arm los.
"Wir alle sind hier um gemeinsam zu kämpfen, nicht um dich anzufeuern. Jeder hat einen Grund hier zu sein, genau wie du."
"Sonst noch was?", fragte Kudo resignierend.
"Ja. Fünfstens: Ich bin wegen dir zurückgekommen. Nicht weil ich solche Gefühle für dich habe, vielleicht nicht einmal als richtiger Freund. Freundschaft basiert auf gegenseitigen Vertrauen und Respekt. Und obwohl ich dir gerne vertrauen und dich respektieren möchte, nehme ich bei dir im Gegenzug weder das eine noch das andere wahr. Aber ich kam trotzdem, weil ich Hoffnung habe. Für dich."
Sie trat einen Schritt zurück und ließ den wortlosen Kudo vor sich stehen. Er suchte nach Worten, doch bevor er welche fand, stieß Jack einen unruhigen Laut aus.
"Was ist?", fragte Kudo alarmiert.
"Die Zugänge.", bemerkte Rangi und zeigte auf die Torbögen im Raum.
Unzählige dicht zusammengesetzte Knochen versperrten die Eingänge. Bis auf einen. Doch das stumpfe Schlurfen und Geklapper von Knochen verkündete eine größere Streitmacht aufmarschieren. Kudo konnte es kaum glauben. Selbst mit der Vernichtung des Lichs waren sie noch nicht von seinem Fluch befreit? Standen sie etwa unter dem Einfluss des Chaosbringers? Aber wie konnte das sein?
"Er scheint wirklich begierig darauf mich doch noch erledigen zu wollen.", knurrte Kudo.
"Nein..."
"Was?"
"Nein, das ist es nicht. Sie wollen die Tiere...", murmelte Rangi und hielt ihren Stab bereit. Pfeile nützten gegen die Toten wenig. Und dann kamen sie. Knapp fünfzig Skelette oder andere Abscheulichkeiten ergossen sich in die Halle, ihre Anzahl weiter steigend. Und wie um Rangis Theorie zu untermauern, trug das vorangehende Skelett statt eines normaleren Schädels den abgetrennten Kopf eines nur allzu bekannten Todestänzers.
"Wir müssen diese Brücke aufbauen und schleunigst hier raus! Wir können nichts töten, was schon tot ist!"

"Wie konnte uns das nur entgehen?", murmelte Flama wirsch, als sie über das Deck der Eraser schlenderten. "Die Massenproduktion und Austeilung dieser Ringe... Das muss doch aufgefallen sein!"
"Ist es.", erinnerte sich Weldon. "Doch Reyter und Norgono hatten es lediglich für einen Trick gehalten um unsere Agenten zu enttarnen. Und unser Vorteil: Nicht alle Herrscher waren von Costellos 'Geschenk' begeistert. Einige der wilderen Stämme Nord-Shetvers, Teile Oscasianes die dem Lord Polinas loyal sind und das Reich von König Uthen haben diese Ringe abgelehnt. Immer noch genug Stoff für einen Bürgerkrieg."
"Aber nicht genug!", erwiderte Flama launisch.
Sie stieß noch einen gereizten Laut aus, dann beruhigte sie sich wieder.
"Ich weiß, Reyter hat genug Material um Mirnuzar fünf mal zu erobern wenn er effizient ist, aber ich hoffte damit unsere Verluste so gering wie möglich zu halten."
"Was ist mit... du weißt... Costellos Plan?"
"Was will er machen? Zu den Sternen fliegen?", fragte Flama und schüttelte den Kopf. "Wir brauchen mehr Informationen. Auch über diesen Silvester. Ich werde mehr als Ianto brauchen um zu wissen, wie wir am besten fortfahren sollten."
"... Wäre es nicht besser das mit dem Kriegsherren selbst zu besprechen?", fragte Weldon.
"Jaa... Ich hatte gehofft ein Bad nehmen zu können und ihn dann zu kontaktieren. Ich werde mir Einiges anzuhören haben, schließlich konnte er alles über einen Spiegel mitverfolgen-"
"Oberoffizierin Flama!", rief Meister Kumon, der über Deck auf sie zu eilte. "Oberoffizierin! Der Kriegsherr möchte Sie sprechen. Dringend! Der Kristall steht bereit."
Flama seufzte.
"Also kein Bad. Danke Meister Kumon, Sie übernehmen solange."
"Jawohl!", antwortete der alte Mann und kehrte zur Kommandobrücke zurück.
"Alles gut?", erkundigte sich Weldon besorgt, als er Flamas Gesicht sah.
"Nein.", gab Flama zu. "Reyter wird nicht begeistert sein, was mit meinen Kräften passiert ist und das ich in meiner eigentlichen Mission nicht vorangeschritten bin."
"Hä?"
"Eine Möglichkeit finden den Marsstern aus der Thronerbin zu extrahieren?", erinnerte ihn Flama mit müden Lächeln.
"Oh... Ah, genau... Ist bei mir nur wegen dieser ganzen Kriegserklärungssache verloren gegangen."
"Offenbar nicht nur bei dir. Vielleicht hat die erste Dschinnbrigade etwas aufgeschnappt, sonst müssen wir nochmal bei Null anfangen."
Sie brüstete sich.
"Na schön. Dann spreche ich mal mit dem Kriegsherrn."
"Glaubst du Admiralin Zaisa ist auch dabei?"
Flamas Zuversicht bröckelte.
"Ich hoffe nicht. Wieso?"
"Ich habe mir nur gerade versucht vorzustellen wie ihre Reaktion sein würde, wenn sie erfährt dass Ianto dich wiederholt Admiralin genannt hat."
Flama schauderte.
"Bitte lass mich das nie herausfinden. Zu meinem und Ianto's Wohl. Hab übrigens ein Auge auf ihn, jetzt wo er wieder frei ist. Sein Interesse an Theema scheint sich langsam zu einer Besessenheit zu entwickeln und ich will nicht, dass er ihr etwas antut."
Weldon nickte ernst.
"Mach ich. Ich werde nicht zulassen, dass Theema in meiner Obhut je wieder zu Schaden kommt."
"Danke Weldon. Also dann... Wünsch mir Glück."
Sie verabschiedeten sich voneinander und Flama machte sich auf den Weg zum Gespräch mit Reyter.

Lashon starrte das Blut auf seinen Fingerkuppen noch sehr lange an, als das kleine Schiff auf dem Weg nach unten war. Irgendetwas war seltsam. Doch was? Er schloss die Augen, in der Hoffnung erfassen zu können was es war.

~Dann war er da. Der Geruch von verbrannten Holz. Das Gefühl der Hitze auf seiner Haut. Das Geräusch fauchender Flammen, chaotischen Geschrei, Detonationen, fallender Bäume, Klirren von Metall. Aus dem Chor verschiedenster Stimmen die von Verzweiflung bis Blutlust reichten, trat eine laut hervor.
"Lashon!! LASHON!! HILF MIR, BITTE!!"
Lamya. Er brauchte Hilfe! Lashon beeilte sich so schnell er konnte und fand ihn allein gegen zwei kämpfen. Noch bevor er die Szene erreichte sauste ein Klinge durch die Luft und schnitt Lamya's Bauch an. Er schrie gepeinigt auf und stolperte nach hinten, wo er gegen einen Baumstamm prallte und ihn mit dem Rücken herunterrutschte. Die beiden rotharrigen Feinde schlossen zu ihm auf, eine Frau und ein junger Mann, fast noch ein Kind, die Klingen erhoben. Lashon wusste er würde es nicht rechtzeitig schaffen, aber rannte noch schneller. Die beiden Feueradepten zögerten. Wieso wusste er nicht, aber es reichte. Lashon rief etwas und Ranken schossen zwischen Lamya und dein Angreifern aus dem Boden. Sie erblickten ihn und wichen zurück. Der jüngere wollte sich auf einen Kampf einstellen, aber die Frau trieb ihn an wegzulaufen. Und das tat er. Lamya flehte etwas mit erstickter Stimme, die eine Hand auf seine Wunde gepresst, die andere kraftlos nach Lashon ausgestreckt.
Ich werde dich retten.
Seine Gegnerin stand bereit, ein Langschwert in der einen, Flammen in der anderen Hand. Lashon war bereit zu tun was zu tun war, aber dann sah er etwas an ihr. Er sah es mit einer Klarheit, die er angesichts des Schattens der Schlacht, der Sorge um seinen treuen Freund und dem Drang nach Vergeltung nicht für möglich gehalten hätte. Dabei konnte er es nicht an etwas festmachen, zugleich aber doch an allem. An ihrer Haltung, ihrem Blick, dem bedächtigen Prasseln der Flammen in ihrer linken Hand... Sie zögerte so lange mit ihrem Angriff, dass dieses Etwas jeden Moment klarer zu sehen war. Sie schrie. Sie schrie ohne ihre Stimme zu benutzen. Ihre gesamte Erscheinung schrie. Schrie um Hilfe. Schrie um Rettung. Noch nie hatte er etwas Vergleichbares erlebt und es berührte ihn auf eine Weise, die ihn sogar an seiner Vernunft zweifeln ließen. Aber nur für einen Moment.
Ich werde dich retten.
Ich werde euch beide retten.
Dann gingen sie aufeinander los. Es war ein Kampf wie er ihn noch nie zuvor geführt hatte. Mit jedem Schlag, jedem Streich und jeder Parade wuchs seine Sicherheit. Gleichwohl wuchs die Verwirrung seiner Gegnerin und ihre Angriffe verloren immer mehr an Aggression. Ein unsichtbares Band formte sich zwischen ihnen und aus dem Kampf wurde ein Tanz. Ein Tanz der immer langsamer wurde, bis er dann schließlich ganz stoppen sollte. Aber soweit sollte es nie kommen. Ein weiterer naher Schrei erfüllte die Luft und erschütterte seine Gegnerin. Ihre Haltung änderte sich und das unsichtbare Band löste sich. Wie ein silberner Blitz riss sie ihre Klinge hoch und ein stechender Schmerz blendete seine Sinne, als die Schwertspitze über seine linke Gesichtshälfte fuhr. Seiner Erfahrung nach war so ein solcher kurzer Moment der Unbeherrschtheit auf dem Schlachtfeld alles was es für ein plötzliches Ende brauchte. Aber als er zu sich kam war er noch am Leben und seine Gegnerin hastete davon. Ohne sich noch einmal umzudrehen verschwand sie in einem Umhang aus Rauch, der sich durch die Wälder zog. Doch trotz der Schmerzen die er litt war Lashon eines bewusst: Das unsichtbare Band... Es war immer noch da.
Ich werde dich retten.
Ich werde euch beide retten.
~

Ein Ruck zog ihn aus seinen Gedanken, als das Boot auf dem Sand neben dem Turm aufsetzte.
"Da wären wir.", verkündete Deven zufrieden. "Eine verlassene Stadt, wie sie die Welt noch nie gesehen hat."
Sinaphie guckte nach oben und gurrte ehrfürchtig.
"Er ist so groooß..."
Deven rieb sich erfreut die Hände.
"Und das ist nicht einmal der einzige Turm. Wir sollten uns aufteilen, um ein möglichst großes Gebiet abzudecken, was meint Ihr Häuptling?"
Lashon musste müde lächeln.
"Aufteilen? In einer verlassenen Stadt? Ihr erzählt Euch nicht gerade viele Lagerfeuergeschichten, oder?"
Deven lächelte spitzbübisch.
"Du meinst wie diese, wo ein wildes, gefährliches Tier umherstreift?"
Lashon nickte.
"Genau die."
"Klar. Das Tier stirbt einfach immer.", lachte Deven.
Dragonminer beobachtete Lashon nachdenklich.
"Herr Lashon... Geht es Euch wirklich gut? Der Schnitt blutet jetzt noch stärker..."
Sinaphie wandte sich ebenfalls besorgt zu ihm um, aber er hob die Hand.
"Keine Sorge... Geht gleich vorbei. Mir ist nur ein wenig... anders als sonst."

Es klopfte an seiner Tür. Heute legte er ausnahmsweise seine Arbeit nicht widerspenstig nieder, denn er hatte dieses Mal gewartet. Maros Monsuur räusperte sich.
"Kommt herein."
Die Torflügel zu seinem Anwesen öffneten sich und herein kamen zwei Frauen, im mittleren bis späten Alter. Beide trugen die Kleidung und Ausrüstung von Gärtnern, und da sie keine Zweitschuhe mitgebracht hatten, traten sie barfuß ein.
"Herr Monsuur.", grüßte ihn die eine mit blassblauen Haaren und neigte respektvoll ihren Kopf. "Was gibt es? Sind sie mit unserer Arbeit unzufrieden?"
"Nein, Verehrteste... Ich habe sie aus einem ganz anderen Grund hierher bestellt."
Beide runzelten fragend die Stirn und blickten einander irritiert an, aber sie sagten nichts und warteten bis Maros fortfuhr.
"Meine Frau weiß noch nichts davon, aber ich fürchte ich kann nicht auf ihre Rückkehr warten, bevor ich euch informiere. Es geht um meinen Sohn."
Eine Änderung ging in den beiden vor. Beide spannten sich an und nahmen eine straffe Haltung ein, die ihr Gärtnerdasein Lügen strafte.
"Gibt es etwas Neues von ihm?"
"Ja. Ja... Und ich fürchte... Ich fürchte er könnte sich so entwickelt haben, wie ihr es vor langer Zeit vorhergesagt habt."

"Sandwiches?"
"Die besten.", versicherte Jaden den Mann an der Warenannahme.
"Und du sagtest die sind für...?"
"Ihr kennt ihn... der Dicke! Der der so aussieht, als hätte er sich die Haare selbst vom Kopf gefressen!"
Der Mann und sein Partner sahen sich an.
"Hatan.", sagten beide im Chor.
Jaden schnippte.
"Genau der! Er ist Stammkunde bei Yolda von gegenüber und sie wollte ihm diese Kostprobe ihres neuen Rezepts bringen. Ihr wisst schon... Gewerbegeschenk!"
Witzigerweise war das nicht gelogen, zumindest dass Hatan Stammkunde bei Yolda war und dass es sich um ein neues Rezept handelte. Von ihrem unfreiwilligen Gewerbegeschenk wusste die Wirtin von der Straße gegenüber bislang noch nichts.
"Und sie schickt ein... Straßenkind für die Lieferung?"
"Ich verdiene mir nur ein klein bisschen Extra.", erwiderte Jaden gewollt bissig.
"Glaubst du das?", fragte der Mann seinen Partner. "Ein Straßenkind sucht tatsächlich ehrliche Arbeit..."
Jaden musste ihm zustimmen. Dieser Teil war tatsächlich unglaubwürdig.
"Überprüf den Korb.", riet ihm sein Partner. "Sicherheitsvorschriften."
Der Mann von der Warenannahme nickte und öffnete den Weidekorb. Er spähte hinein, hob die Sandwiches an und tastete das Innere ab.
"Nichts."
"Pack ihn auf den Spürkristall.", forderte sein Partner. "Sicherheitsvorschriften."
Der Mann nahm den Korb und legte ihn auf einen flachen dunkelvioletten Kristall ab. Sie warteten einen Moment, aber der Kristall blieb dunkelviolett.
"... Weißt du...", sagte der andere und nahm zwei Sandwiches heraus. "Gab es nicht neulich einen Giftanschlag?"
Jaden rollte mit den Augen.
"Oh, ja! Ich erinnere mich! Kostprobe?"
Der andere grinste und gab ihm das zweite Sandwich.
"Sicherheitsvorschriften?", lächelte Jaden.
"Sicherheitsvorschriften.", echoten beide schmatzend im Chor.
"Hm... kein Gift.", sagte der eine.
"Ausgezeichnet. Wäre doch dumm, wenn doch.", sagte Jaden plötzlich mit belegter Stimme.
Beide Männer stellten plötzlich das Kauen ein und sahen sich mit großen Augen an. Dann wieder zu Jaden. Kurz darauf brachen alle drei in Gelächter aus.
"Gut, schick's dem alten Hatan. Am Ende hat er sonst keine Haare mehr auf dem Kopf."
"Mach ich.", sagte sein Partner und nahm den Korb.
"Wenn es Euch nichts ausmacht, warte ich hier. Ich hätte den Korb gerne wieder."
Der Mann mit dem Weidenkorb zuckte mit den Schultern und nickte. Nebenbei stopfte er sich den letzten Rest des Sandwiches in den Mund.
"Die sind gut.", nickte er Jaden zu.
"Die besten.", korrigierte er grinsend.
Er grinste zurück und brachte den Korb in das Gebäude.
Das kann man von euch beiden allerdings nicht behaupten.
Wie immer hatte er den Schattengnom, der gerade in seine Hosentasche geschlüpft war, nicht bemerkt.

Wenig später kam er wieder und drückte in den Weidekorb in die Hand.
"Du sollst Grüße an Yolda ausrichten."
Jaden nickte fröhlich.
"Wird gemacht."
Mit guter Laune und dem Korb in der Hand, schlenderte Jaden gemütlich davon. Er hatte beinahe die Hälfte des Platzes überschritten, als ein plötzlicher Ruf ertönte.
"Hey, Halt!"
Jaden blieb angewurzelt stehen.
"Ja! Du, warte mal!"
Der Warenabnehmer hastete auf ihn zu.
"Den Korb bitte."
"W-Wieso?"
"Gib ihn mir mal. Nur kurz."
Jaden gab in den Korb und wartete gespannt. Der Mann öffnete die Klappe und spähte hinein. Er seufzte, klappte ihn wieder zu und drückte ihn Jaden in die Hand.
"Nicht mal ein Krümel. Schätze ich muss Yolda heute Abend selber besuchen?"
Jaden lächelte unschuldig.
"Schätze schon."
"Alles klar. Mach's gut, Kleiner."
Er kehrte zu seinem Posten zurück. Jaden atmete tief durch und schlenderte wieder über den Platz. Dann stellte er den Korb wieder zurück auf Yoldas Fensterbrett damit sie ihn nicht vermisste und schlurfte zurück in die nächstbeste menschenleere Gasse. Er überprüfte ob niemand zusah, dann gab er seinem Freund das Signal. Vom Dach segelte ein Papierflieger an dem sein Schattengnom wie ein Flugdrachengleiter hing. Er landete nach einem perfekten Looping in Jadens Hand und salutierte. Eigentlich albern, weil Jaden ihn vollständig selbst steuerte, aber es gefiel ihm wenn er sie so handeln ließ, als hätten sie ein Eigenleben.
"Klasse, Kumpel.", lobte er ihn und deutete mit ihm ein High-Five an. Damit verpuffte sein unförmiger Freund.
Jaden faltete den Zettel auf und durchsuchte die Liste.
"Also dann, Kazar... Wo bist du hin?"
„Natürlich.“ erwiderte Orihsah und zog eine Karte heraus, die einer Visitenkarte ähnelte und übergab es ihr, bevor er mit seiner Erklärung fortfuhrt.
„Das hier ist keine normale Karte. Sie brauchen nur etwas von der Gabe der Sterne in die Karte zu wirken und ich werde ihr Signal erhalten.“
Er verbeugte sich. „Wir werden sie dann nicht weiterhin belästigen und wünschen für ihr weiteres Vorhaben viel Erfolg. Der Tag ist noch jung. Wir werden uns in der Zeit nach anderen Kurzaufträgen umschauen.“
Orihsah tippte auf einen seiner beiden Armbänder und ein Menschengroßes Portal erschien vor dem Ritter. Meliza staunte nicht schlecht. Soetwas hatte sie noch nie selbst gesehen.
Der Ritter und sein Gefährte verabschiedeten sich von ihr, bevor sie durch das Portal verschwanden und das Portal mit ihnen.

„Ich bin einer der Meister der Kampfkunst in Mirnuzar, Ealar Loghain.“ gab der Meistermörder vor der Wache an, der mit dem Titel anscheinend nicht viel anfangen konnte. „Unser Orden existiert schon über Jahrhunderten. Es ist sicher nicht das erste mal, dass einer von uns zu Besuch kommt.“ klärte er ihn auf und die Wache nickte. Er hatte Zugang.
Nachdem sie den Palast betraten, fiel dem jungen Mann auf, dass die Blicke der anderen Wachen auf seine Begleitung hängen blieben. Einer der Wachen entgegenete ihn freundlich.“Möchten sie ihr 'Gepäck' ablegen?“ fragte er ihn.
Fast hätte Loghain mit 'Nein' geantwortet. Aber er hatte vorher realisiert, dass in diesem Fall sein 'Gepäck' seine Begleiterinnen waren. Deshalb nickte er und die 10 Frauen wurden in einen anderen Aufenthaltsort geführt.
Anschließend dürfte er sein Weg zum Sultan fortsetzen.

Kudo seufzte, als die Skelette von neu erschienen. Hatten sie noch immer nicht verstanden, dass er selbst bei verbundenen Augen, beide Hände hinter dem Rücken und auf einem Rollstuhl sitzend sie vernichten würde? Langsam ging ihm das ganze Spiel gewaltig auf die Nerven. In dem Moment gingen ihm viele Sachen gleichzeitig auf die Nerven. Seine Laune war bereits genug unten.
Sein Blick ging nun zu Rangi, die sich ihm vorhin als eine Domina enthüllt hatte. Er war jedoch klug genug um sie jetzt nicht so zu nennen. Zumindest nicht jetzt. Wie es aussieht, würde er den Rest mit ihr weitermachen.
„Gut, wie du möchtest.“ gab er zu Rangis Überraschung diesmal ziemlich schnell nach.
Rangi schaute kurz misstraurisch zu ihm, nickte jedoch dann, ehe sie sich umdrehte und sich mit den Tieren in die entgegensetzte Richtung aufmachte um der Konfrontation zu entgehen.
Sie hatte nur für einen kurzen Moment Kudo aus den Augen gelassen. Sie höre ein lautes Geräusch gefolgt von Geschreien und spürte eine kurze Erschütterung. Als sie sich wieder umdrehte, waren die Skelette und Abscheulichkeiten verschwunden. Vollständig.
Sie verstand nicht, was genau passiert war. Ihr Blick ging zu dem jungen Yall, der sich grimmig in ihre Richtung gedreht hatte und sich auf seinem Stock stützte.
Hatte Kudo diese ganzen Gegner innerhalb eines kurzen Momentes ausgelöscht? Rangi wusste, dass der Erdadept nie dazu tendierte, Bescheidenheit zu zeigen. Es passte nicht zu ihm, dass er so etwas verschweigen würde. Viel eher hätte er jetzt damit vor ihr prahlen müssen. Versteckte er irgendwelche Kräfte von ihr? Oder war das jemand anderes gewesen? Vielleicht sogar ein möglicher Partner von Kudo, von dem sie bisher nichts wusste?
Sie schaute wieder in die Richtung, um nach möglichen Reste oder Hinweise nach verbleiben der Skelette und der sonstigen Abscheulichkeiten zu finden. Sie konnte nichts erkennen.
„Können wir endlich los, eure Königin? Oder sollen wir uns eurer Überraschung anschließen und die Wände nach ihrem verbleiben abtasten?“ fragte der sarkastisch, ohne seine grimmige Art abzulegen. „Wir wollten immerhin die Brücke aufbauen und dann von hier verschwinden.“

Langsam tastete sie, mit ihrem Stock, den langen Weg zu einer der größten Königreiche in Silkanas ab. Alayne war Anfang zwanzig, hatte ein natürlich schönes Gesicht, besaß graue Haare und trug ärmliche Kleidung. Ihr größtes Handicap im Leben waren ihre Augen gewesen. Sie besaß kein Augenlicht und hatte noch nie welches besessen. Sie kam von einem kleinen, unbedeutenden Dorf und wusste auch sonst nicht viel über das Leben ausserhalb ihres Dorfes. Sie hatte ihre Eltern noch nie kennengelernt. Ihre Großmutter hatte sie bis zu ihrem 16. Lebensjahr aufgezogen, bis sie an Herzversagen gestorben war. Freunde hatte sie noch nie besessen. Es gab unzählige Menschen auf der Welt. Sie besaßen unterschiedliche Persönlichkeiten, unterschiedliche Geschmäckern, unterschiedliche Moral, unterschiedliche Träume, unterschiedliche Ambitionen und einen unterschiedlichen Schicksal. Es gab allerdings eine Gemeinsamkeit, ein Schicksal das alle Menschen miteinander verband. Der Tod.
Obwohl sie kein Augenlicht besaß, war sie mit einer ungewöhnlichen Gabe gesegnet worden, die ihr erlaubte mehr sehen zu können. Ihre Augen konnten zwar nicht die Gegenwart sehen, doch dafür aber die Zukunft.
Viele die von ihrer Gabe wussten, missinterpretierten sie. Sie gingen fälschlicherweise davon aus, dass die Dinge die sie sah, stets so eintreffen würden. Die Dinge sie sah, hatten sich bisher nie falsch herausgestellt, allerdings hatte sie festgestellt, dass es bestimmte Faktoren gab, die 'ursprünglich' geplante Zukunft einer Person, einer Stadt oder einer Welt beeinflusst und verändert werden konnte. Die vorhergesehene Zukunft war sehr empfindlich.
Grundsätzlich veränderte sich die Zukunft nicht, wenn sie ihr Wissen darüber für sich behielt. Ihre eigene Zukunft könnte sie schließlich nie direkt voraussehen.
Setzte sie jedoch andere Personen über etwas bestimmtes, auf die sie ein Einfluss haben, in Kenntnis, so traff fast immer eine Veränderung vor.
Ein alter Mann, der in der Zukunft am Abend von seiner Frau vergiftet werden und sterben sollte, konnte mit diesem Wissen zum Beispiel seinem Tod durch die Vergiftung entgehen.
Dies garantierte dem Mann jedoch lange nicht, dem Tod in jedem Falle zu entkommen. Es eröffnete ihm lediglich 'eine neue' Zukunft. Es konnte also sein, dass seine Frau ihn nach einem fehlgeschlagenem Versuch, mit etwas anderem tötete. Oder aber auch, dass der alte Mann mit dieser Information, sein Gesundheitszustand so verschlechtert, dass er vorher an gesundheitlichen Gründen sterben würde. Die Einflussnahme konnte somit sehr unterschiedlich ausfallen.
Alayne hatte keine vollständige Kontrolle über ihre Gabe. Sie konnte nicht jederzeit in die Zukunft einer Person blicken. Manchmal sah sie nicht viel und konnte nur grobe Indikatoren für viele möglichen Eventualitäten sehen, die sie intrepretieren musste. Manchmal etwas mehr, wie ein festgelegtes Ereigniss. Manchmal jedoch waren es längere Visionen die genau so eintrafen.
Manchmal musste sie ein Ort betreten, einem Objekt gegenüberstehen, manchmal eine Person treffen, damit ihr Blick klarer wurde. Es waren wie Puzzleteile, die vervollständigt werden mussten, um ein klares Bild vor Augen zu haben. Nach den richtigen Puzzleteilen zu suchen war ihr mit der Zeit immer einfacher gefallen. Sie hingen meistens immer mit dem Ereignis zusammen, konnten aber widerrum alle möglichen Dinge sein. Es gab keine bestimmte Formel. Alles in allem war ihre Gabe sehr komplex und alles könnte, je nach Situation, variieren.
Heute morgen hatte sie ein unbeschreiblich extremes Gefühl der Erschütterung und Chaos geweckt. Noch nie in ihrem Leben zuvor, war das Gefühl der Erschütterung und Chaos so mächtig gewesen, wie an diesem Morgen. Noch nie. Mehrere unbekannte Mächte prallten aufeinander und drohten in ihrer Konfrontation alles um sich herum zu zerstören. Die Zukunft Silkanas war dunkler als jemals zuvor. Sie befanden sich ausnahmlos in Gefahr.
Deswegen hatte sie ihr Dorf verlassen und war zum nächsten Königreich aufgebrochen um mit dem nächsten Herrscher sprechen zu können. Sie hatte nicht gewusst, wo sie anfangen musste, oder ob sie überhaupt Gehör finden wurde. Aber alles war besser als zu warten und untätig herumzusitzen. Sie war aufgebrochen mit der Hoffnung mehr Puzzleteile über diese dunkle Zukunft herauszufinden und diese mit der Kooperation der Reiche zu überstehen oder sogar zu entgehen.
*So viel was ich schreiben wollte und so wenig Zeit, aber ich sollte wirklich mal wieder was schreiben. Ist schon wieder einen Monat her und diesesmal kann ich nur mir selbst die Schuld geben.*

Ein finsteres Lächeln lag auf Detholus falschen Lippen, als er endlich sprach.
"Und was wenn ich nicht bereit wäre einen Teil dieser Last für euch zu tragen?", fragte der Crimsonagent neugierig, "Würdet ihr das überleben?"
Costello stöhnte elendig. "Ihr seid ein grausamer Mensch... Wenn ihr denn überhaupt noch als solcher zu betrachten seit."
Detholus berührte sein falsches Gesicht, das er heute Derim genannt hatte. "Ich habe meine Identität vor langer langer Zeit aufgegeben, um immer das zu sein, was für die Stabilität Mirnurzars notwendig ist. Mann, Frau, Kind, Lord, Holzfäller, Arzt, Mörder, Lebender, Toter, Verräter... Nein, ich bin nicht länger menschlich. Ich bin viel mehr und deutlich weniger. Deshalb fürchte ich, dass ich euer großzügiges Angebot auch ablehnen muss. Wenn ich die Stabilität Mirnurzars beschützen möchte, kann ich nicht zulassen, dass meine Objektivität durch euer... Geschenk in Mitleidenschaft gezogen wird."
"Ihr traut mir nicht?", fragte Costello, "Das sollte mich wohl nicht überraschen... Was tut ihr?"
Detholus war an Costello herangetreten und hatte die Spritze ergriffen, die noch immer indessen Hals steckte. "Nur das was nötig ist... versichere ich euch..."
Costello keuchte auf, als der Crimson Agent den Kolben entgegen seines geschwächten Griffes langsam wieder herauszog. Der Inhalt der Spritze war bereits vollständig in seinem Blutfluss, so dass sich die Spritze jetzt langsam mit seinem Blut zu füllen begann. Als er genug hatte zog Detholus die Spritze aus Costellos Hals und ließ sie in seiner Weste verschwinden.
"Was wenn ich sterben würde, Detholus?", fragte Costello geschwächt.
"Ich würde eure Knochen, euer Fleisch und eure Haut tragen und solange eure Rolle spielen, wie es nötig wäre.", anwortete der Maskenträger ruhig.
"Es gebe nicht mehr viel Mirnurzar nach meinem Tod, oder?"
"Richtig." Detholus wandte sich zum gehen. "Wenn es für euer Überleben notwendig ist solltet ihr also besser einen anderen Packesel suchen, um euch zu entlasten."
Ohne die geringste Gefühlsregung schritt Detholus dem Ausgang entgegen, doch als er ihn erreichte sprach er noch einmal ohne sich zu Costello umzudrehen. "Ach ja, ich erwähnte die Ankunft der Windtänzerin in Neu-Mirnurzar bereits. Falls sie eine Delegation herschicken sollten, könntet ihr sie empfangen oder soll ich ihnen ausrichten, dass ihr nach diesem 'heimtückischen Attentatsversuch' nicht in der Verfassung seit und einen Vertreter für euch schicken."

Hakam hörte die Tür, als er gerade seine Vorräte durchging. Schnell eilte er in seine Geschäftsräume zurück. Der Neuankömmling stand mit verschränkten Armen an dem Tisch in der Mitte seines Geschäfts. Allerdings konnte Hakam nur einen zerschlissenen sandfarbener Mantel sehen, da der Fremde ihm den Rücken zugewandt hatte.
Der Händler lächelte und lief zu ihm hinüber. "Willkommen, mein Freund. Womit kann euch Hakam dienlich sein."
"Es war ein Fremdländer hier.", sprach der Fremde ohne sich zu ihm zu drehen.
Hakam stoppte auf halben Weg zu ihm. "Und?"
"Du wirst sagen, dass er dir mit dem Tod gedroht hat, damit du ihm deine 'sogenannten Waren' überlässt.", fuhr der Fremde in einem angewiderten Tonfall fort.
"Warum sollte ich das tun?", fragte Hakam verärgert, "Warum sollte ich den besten Kunden, den ich jemals hatte eines Verbrechens bezichtigen?! Er hat mir vierzig Frauen abgekauft und in Gold bezahlt! Und du schäbiger-"
Der Fremde machte eine blitzschnelle Bewegung und Hakam stolperte in Schock einige unbeholfene Schritte zurück, doch der Fremde hatte ihn nicht angegriffen. Er hatte lediglich einen prallgefüllten Geldbeutel hervorgezogen.
Hakam musterte den Beutel kritisch. "Nett, aber so führe ich mein Geschäft nicht."
Seelenruhig zog der Fremde den Beutel auf und kippte ihn über dem Tisch aus. Ein goldener Strom von Münzen stürzte aus dem Beutel. Klingend fielen die Münzen auf die Tischplatte. Einige sprangen vom Tisch und rollten über den Fußboden, während der Rest sich klimpernd übereinander schob, während sie sich aufhäuften.
Hakam sah mit offenem Mund zu wie der Goldhaufen immer weiter wuchs und Bäche von Goldmünzen über den Rand der Tischplatte hinausgeschoben wurden und sich über den Boden verteilten. Platte und Beine seines Tisches bogen sich ächzend unter dem Gewicht des Goldes, doch der endlose Strom der Goldmünzen riss nicht ab.
Und dann zerbarsten die Holzbeine des Tisches und die Platte knallte laut auf den Boden. Goldmünzen flogen durch den ganzen Raum und fielen wie Regentropfen auf den Boden zurück.
Um Atem ringend wankte Hakam auf den zerbrochenen Tisch zu und seine Knie gaben nach. Mit beiden Händen schöpfte der Händler das Gold vom Boden seines Geschäfts und ließ die Münzen durch seine Finger rieseln.
"Ich sage euch, was ich auch den beiden anderen Händlern gesagt habe, die an den Fremdländer verkauft haben.", sprach der Fremde und Hakam sah zu ihm auf. Der Fremde war bereits bei der Tür und stand schon wieder mit dem Rücken zu ihm, "Lasst euch nicht zu viel Zeit um ihn zu beschuldigen oder ich komme wieder und färbe euren Laden mit eurem Blut."
Hakam nickte hastig und bemerkte dann, dass der Fremde ihn nicht sehen konnte und jappste: "Ja... ja, natürlich."
"Wo ist er hingegangen?", fragte der Fremde mit der Klinke bereits in der Hand.
"Er... wollte zum... zum Palast.", keuchte Hakam schwer atmend.
"Hoffen wir, dass wir uns nicht wiedersehen müssen." Der Fremde öffnete die Tür, schlüpfte hinaus und verschloss sie wieder.
Hakam kämpfte sich auf die Beine, hastete zur Tür und verriegelte sie. Er würde den Fremdländer beschuldigen, aber zuerst musste er sein neugewonnenes Vermögen verstecken.

"Ich will sie!"
Siera stolperte zurück, als Naamos Gesicht plötzlich nur Zentimeter vor ihr auftauchte. Die Augen des sonst so zittrigen Dunkelhaarigen brannten mit einer unheimlichen Leidenschaft.
"Verzeihung, Sir?", fragte Siera einen Moment später als sie die Fassung wiedergewonnen hatte.
"SIE! S-sie verdammt! F-flama!", Naamos wirbelte herum und riss die Arme empor, "I-ich will sie auf meinem U-u-untersuchungstisch! Ich w-will sie bei l-lebindigem Leib sezieren und versuchen ihrem j-jämmerlichen Körper d-die Ps-psynergie zurück zu geben!"
Siera nahm Haltung an. "Bei allem gebührenden Respekt, Sir. Es ist nicht ratsa-"
"HAB ICH DICH ETWA GEFRAGT!", spie der Wissenschaft ihr entgegen, als er sie regelrecht ansprang.
Siera setzte von ihm zurück. Jemand anderen hätte sie möglicherweise in Erwartung eines Angriffes mit einem Lichtstrahl halbiert.
"Reyter sollte nicht wissen, dass wir Forschungen in diese Richtung..."
Die bleiche Hand des dunklen Adepten legte sich um ihre Kehle. "H-habe ich v-vielleicht gefragt? I-ich k-könn-könnte es natürlich v-vergessen haben."
Siera lächelte gequält. "Nein, Sir. Allerdings steht es ihnen nicht zu mir Befehle zu erteilen, da sie als Oberkommandierender der Forschungssektion der kaiserlichen Armee keinerlei Befehlsgewalt über meine Einheit haben. Diese ist einzig und allein Militärführer Belvios und der Kais-"
"Meiner Sch-schwester.", zischte Naamos.
"Ja, Sir."
"W-warum Z-zeit verschwenden?", fragte der Wissenschaftler zähneknirschend, "I-ich frage sie und s-sie befiehlt, a-also warum tut i-ihr ni-nicht was ich will?"
"Ich möchte sie lediglich bitten, meine Bedenken bis zum Schluss anzuhören."
Naamos senkte den Blick und schwieg. Dann hob er ihn verstimmt wieder und ließ ihren Hals los. "W-worauf wartest d-du da-dann d-denn n-noch?"
"Es gibt keinerlei Grund für ein Volk, das ausschließlich aus Adepten besteht, die Erschaffung von Adepten zu erforschen. Wenn wir Reyter sagen, dass ihr es könnt – und soweit mir bekannt ist ist diese Technik noch nicht ausgereift – verraten wir ihm indirekt, dass es in unserer Welt Nichtadepten gibt."
Naamos legte den Kopf schief, dann zuckte er die Schultern. "Ich hab d-die Bedenken g-gehör-gehört j-jetzt sa-sagt ihm ich w-will d-das Mäd-mädchen sezieren!"
Siera seufzte und sah zu Tsen hinüber, der die Szene beobachtet hatte. "Richte Reyters Leuten aus, dass sie dem Kriegsherr sagen können, Lord Naamos biete an sein Möglichstes zu versuchen, um Oberkommandantin Flamas Fertigkeiten wiederherzustellen sollte sie dies wünschen."
"Sehr wohl.", bestätigte Tsen knapp und ging.
"D-das waren ni-nicht meine Worte.", bemerkte Naamos verwirrt.
"Sezieren schien mir nicht das beste Wort zu sein, um jemanden zu bitten euch eine wichtige Soldatin zu überlassen."
"Ich ve-verstehe...", murmelte Naamos und fügte dann leise hinzu, "Wie wichtig kann sie ohne Pynergie schon für ihn sein."

Iden war gerade mit der Heilung am Auge des jüngeren Bruders fertig, als Avric den Arbeitsraum mit einigen Zetteln in der Hand betrat.
"Solltet ihr beide nicht arbeiten?", fragte der Fälscher missmutig. Das blassblaue Licht aus Idens Handflächen erlosch.
Sie und die beiden anderen drehten sich zu Avric um, wobei dieser das Gesicht seines jüngeren Sohnes sehen konnte, das Iden zuvor mit ihrem Körper verdeckt hatte.
"Was zur..." Avric kam zu ihnen hinüber und drängelte Iden grob bei Seite, um sich seinen Sohn aus der Nähe anzusehen. Die Narben, die dessen rechte Gesichtshälfte bedeckt hatten, waren spurlos verschwunden. Neue Haut bedeckte neues Fleisch und sogar sein rechtes Auge hatte seine Funktion wieder aufgenommen. Im ersten Augenblick schwieg der Vater nur in stillem Staunen.
"Warum?", fragte er schließlich ohne seinen Blick von seinem Sohn abzuwenden.
"Verzeihung?", fragte Iden verwundert.
Mit finsterem Blick drehte sich Avric zu ihr. "Warum hast du ihn geheilt? Du willst etwas dafür. Also was ist es?"
"Ich... Nein, ich brauche nichts.", versicherte sie ihm, doch er schnaubte abfällig.
"Denkst du ich hätte mich nicht bei Heilern umgehört? Sie haben mir gesagt, dass da nicht mehr viel zu machen sei. Sie haben mir gesagt man könne die Narben zu diesem Zeitpunkt nicht mehr heilen, dass es Adepten gebe, die das Aussehen eines Menschen komplett verändern könnten und das diese die Narben noch entfernen könnten, für einen astronomischen Preis natürlich. Willst du mir sagen, dass du es jetzt umsonst gemacht hast."
"Es gibt eine besondere Heilmethode.", erklärte sie ihm, "Mit der man auch alte Wunden noch heilen kann. Sie ist ziemlich unbekannt, aber dadurch ist es praktisch nur noch eine einfache Heilung."
"Und sein Auge?", fragte Avric wütend, "Mir wurde gesagt, dass wenn er jemals wieder auf diesem Auge sehen wollte eines dieser funktionierenden Glasaugen nötig wäre."
"Ich hab es nur geheilt. Darum..."
"Sie haben mir gesagt, dass die Art auf die das Auge selbst und der Sehnerv durch die Hitze zerstört wurden, würde es unmöglich machen!", protestierte der Fälscher.
"Die Wissenschaft hat vieles für unmöglich gehalten bis irgendjemand das Gegenteil bewiesen hat."
"Und nachdem du das getan hast, versuchst du damit kein Geld zu machen?", fragte Avric spöttisch.
Sie seufzte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie es nicht für möglich gehalten, dass jemand so misstrauisch sein konnte.
"Seht es als Gegenleistung für eure Hilfe, wenn es euch dann leichter fällt.", schlug sie ihm erschöpft war.
"Das war für Jaden.", widersprach er, "Wirst du auch eines Tages wieder hier auftauchen und erwarten, dass ich dir einen Gefallen tue?"
"Das reicht jetzt!", ging sein älterer Sohn dazwischen, "Sie hat Eray geholfen. Wenn sie sagt, dass du ihr dafür nichts schuldest, kannst du sie ja daran erinnern, falls es nötig werden sollte."
"Wenn dir jemand ohne Gegenleistung hilft, kannst du dir immer sicher sein, dass er dich teuer dafür bezahlen lässt.", erwiderte Avric stur, "Jetzt macht euch wieder an die Arbeit!"
Seine Söhne rührten sich nicht.
"Ich sollte mich wirklich auf den Wegmachen.", warf Iden in den Raum und hoffte inständig die Familie würde sich wieder vertragen, "Könnte ich dann...?"
"Oh, natürlich." Der Fälscher hielt ihr die Papiere, die er noch immer in der Hand hielt hin und sie nahm sie entgegen.
Die Blätter wirkten einigermaßen abgegriffen und zerknittert.
"Bei brandneuen Sachen sehen sie immer genauer hin.", meinte Avric, als er ihre Überraschung bemerkte, "Nicht, dass das nötig wäre. Ich habe das selbe Papier wie sie, die selben Federn wie sie, die selbe Tinte wie sie, ich kopiere ihre Siegel und selbst die Handschrift der Verantwortlichen perfekt. Ich behaupte falls du es irgendwie schaffst doch erwischt zu werden, ist derjenige dessen Unterschrift ich gefälscht habe wegen Korruption dran."
Der plötzliche Umschwung ins prahlerische war erstaunlich.
Iden lächelte. "Danke."
"Ich habe zu danken.", meinte der jüngere der Brüder, Eray hatte sein Bruder ihn genannt.
"Oh, bitte...", murmelte Avric verächtlich.
Iden verstaute die Papiere in ihrem Gewand und wandte sich zum gehen. Dann explodierte die Tür und die Welt machte einen Ruck, als sie von der Druckwelle getroffen wurde. Sie flog in Eray und gemeinsam mit ihm in den Tisch und über diesen, als ihr Aufprall diesen umwarf. Sie landete auf Eray und rollte stöhnend von ihm herunter auf den Rücken.
~Id...~, erklang es in ihrem Kopf unter einer Welle des Schmerzes.
Ihre Ohren klingelten und alles um sie herum drehte sich. Staub und Rauch hingen in der Luft und unzählige Blätter bedruckt und unbedruckt flatterten durch den Raum. Das grelle Psynergielicht, das den Raum erhellte war fast genau über ihr und zwang sie die Augen zusammenzukneifen, als sie hoch sah.
~... versteck... jetzt...~
Hustend stützte Iden sich auf die Ellenbogen hoch, während sie noch immer versuchte wieder Herrin ihrer Sinne zu werden. Eray war neben ihr am Boden. Er griff benommen nach einem Retuschiermesser, das vom Tisch gefallen war, aber sank ächzend wieder zu Boden, als er es zu fassen bekam.
~Iden... verstecken...~
Sie kroch an den auf der Seite liegenden Tisch heran und setzte sich mit dem Rücken an der Tischplatte auf.
~Sieh dich um...~, presste sie Sharz mit von ihrer Benommenheit gedämpfter Stimme, "Wo sind sie? Wo ist ein Fluchtweg?~
Iden tat wie ihr geheißen. Die Druckerei schien keine Fenster zu haben, aber im Notfall konnte Sharz vermutlich relativ mühelos ein Loch in die Wand reißen. Es gab den Weg in den Vorratsraum und von da aus in Avrics getarntes Zimmer, aber auf dem Weg dorthin gab es nichts hinter dem sie sich hätte verstecken können. Von ihrer Position aus konnte sie Avric sehen, der sich an der Wand aufgesetzt hatte. Er bemerkte Iden, dann drehte er den Kopf um in Richtung des Eingangs zu sehen.
Sie wusste, dass sie selbiges tun musste. Wer auch immer die Detonation ausgelöst hatte, würde sicherlich nach ihr suchen.
So leise wie möglich rutschte zum anderen Ende der Tischplatte, dem das weiter von Avric entfernt war, und lehnte sich vorsichtig zur Seite, um in den übrigen Teil des Raumes zu sehen. Nicht nur die Tür selbst war von der Detonation zerstört worden. Auch der Türrahmen und ein Teil der Wand um diesen herum war zerstört worden, sodass das Loch in der Wand mehr als die doppelte Breite der Tür selbst maß.
Drei Männer hatten die Druckerei durch dieses betreten zwei andere standen noch vor dem Gebäude. Sie alle hatten rotes Haar und keiner schien der Stadtwache anzugehören.
Was ging hier vor? Das hier schienen die Feueradepten zu sein, von denen Jaden erzählt hatte, aber warum waren sie hier? Hatten sie doch bemerkt, dass sie und Jaden in ihrem Lager waren? Oder ging es hier um etwas anderes?
Einer der Männer trat an den älteren von Avrics Söhnen heran, der gerade versuchte aufzustehen, und hielt ihm einen langen geschwungenen Dolch an den Hals. Die anderen beide gingen in Avrics Richtung.
Sobald sie sicher war das es keine weiteren gab zog sie sich in ihr Versteck zurück.
Die beiden verbleibenden Männer gingen zu Avric hinüber. Iden stockte der Atem, als sie an dem Tisch vorbeitraten, aber sie drehten ihr den Rücken zu, als sie vor Avric standen.
Da Anführer der drei ging vor dem Fälscher in die Hocke. Er trug einen braunen Mantel aus grobem Leder, der an den Rändern mit Tierzähnen dekoriert war. Seine Stiefel waren aus Fell. Sein Haar leuchtend rot.
"Warum...?", fragte Avric schwach, "Die nächste Lieferung..."
"Oh, die Lieferungen sind in Ordnung.", sagte der Anführer der Feueradepten freundlich, "Deshalb bin ich nicht hier. Einer meiner Freunde hat mich nur darauf hingewiesen, dass ich diese begehrte Wasseradeptin hier finden könnte."
~Ich greife sie mit allem was ich habe an und du läufst.~, sprach Sharzs Gedankenstimme entschlossen jetzt wo er sicher war, dass sie hinter Iden her waren.
~Was ist mit dir?~, wollte sie wissen.
~Ich ziehe mich zurück sowie du weit genug weg bist. Es ist schwierig einen Dschinn zu fangen und wir können uns bei der Teleportstation treffen.~
~Ich warte bis du da bist.~
~Wie bitte?~, fragte der Dschinn überrascht.
~Ich gehe nicht ohne dich.~, wiederholte sie.
Der Feueradept, der bei Avric und seinem Boss stand drehte sich um. Erst sah er Eray und dann Iden.
"Hey, Kolmack.", meinte er.
"Ich weiß sie ist hinter dem Tisch.", erwiderte der Feueradept mit dem Mantel, während er aufstand, wo sollte sie denn bitte sonst sein?"
"Na ja... Ich weiß nicht wie ich es sagen soll, aber..."
Der Anführer der Feueradepten drehte sich um. Er hatte einen Bart in der selben Farbe wie sein Haar und blutrote Augen von denen das rechte mit einer vertikalen Narbe durchzogen war. Unter seinem Mantel trug er eine Panzerplatte und in seinem Gürtel steckte eine gezackte Kriegsaxt.
Seine Mundwinkel zuckten nach unten, als er Iden sah.
"Und da geht meine gute Laune."
@Sinrath und alle die sich wundern. Diejenigen die sich in der Stadt befinden, behalten ihre eigenen Erinnerungen.

Der Obelisk aus Spiegeln erhob sich vor ihnen.
Dragonminer blieb mit offenem Mund vor der Spiegel-Stele stehen.
Krieg? Jetzt? Mirnuzar war bereits am Grund der Zerstörung, nun in die Luft gehoben und nun im Krieg?
Was sollte das alles? Eine Falle?
Sie mussten zurück zum Schiff. Und vor allem mit Pescio reden.
Zerberus liess seine Enterhaken aufschnappen.
"Galataner, wie?" wiederholte er. Seine beiden stählernen Löwenköpfe waren auf Lashon gerichtet.
Deven legte Zerberus beruhigend die Hand auf die Schulter.
"Er ist unser Gast und ein Vertrauter der Federheldin." stellte er klar.
Zerberus riss sich aus dem Griff los.
"Vor allem ein kampferprobter Sternenberührter..! Was ist wenn er zu Reyter gehört?! Du bist zu unvorsichtig, Deven.Wir sollten den Galataner gefangen nehmen. Hier und Jetzt."
Deven zog seine Waffe.
"Sie sind unsere Gäste! Wir werden unsere Gäste niemals entehren!"
Zerberus biss die Zähne zusammen, seine aufgeschlitzten Backen, liessen ihn wie einen Bluthund wirken.
"Dann lass uns die Frage um den nächsten Häuptling hier und jetzt klären."
Deven und Zerberus starrten sich mit erhobenen Waffen an.
Dragonminer schlug sie beide gleichzeitig mit einem Hieb zu Boden.
"Wir haben keine Zeit für solchen Unsinn. Wir kehren zurück zum Stamm. Federheldin Sinaphie, Herr Lashon folgt mir!"
Der Häuptling drehte sich um, zum kleinen Zeppelin mit dem sie vom Stammesschiff hinunter geflogen waren.
Er war zu Asche zerfallen.
Zwischen den Trümmern des Zeppelins, stand ein gewaltiges, weisses Pferd. Dragonminer reichte ihm gerade mal bis ans Knie. Wie konnte er seine Präsenz nicht gespürt haben!?
Das Tier war gehüllt in Reptillienartige, glänzende Schuppen,fünf schwarze Hörner auf seinem Kopf formten sich zu einer Krone.
Ein Feuerball brannte inmitten der Hörner.
Dragonminer trat unwillkürlich zurück. Zerberus und Deven taten es ihm gleich. Ungläubig sahen sie sich gegenseitig an.
Das konnte nicht sein... Es war nur eine Legende. Es konnte niemals wirklich existiert haben. Und vor allem nicht jetzt vor ihnen stehen.
-Equinox-
Das Pferd das jeden Morgen über Mirnuzars Himmel gallopiert sein soll, um die Sterne mit Tritten vom Himmel zu fegen und die Sonne an ihren Platz zu ziehen.
Vor Jahrtausenden beteten die Mirnuzianer Equinox als Gottheit an.
Es trabte einen Schritt auf sie zu, unbändige Gewalt strahlte von ihm aus.
Dragonminer´s Herz schlug so stark gegen seinen Brustkorb als wollte es heraus springen. Er hatte die gefährlichten Kreaturen dieser Welt gesehen... aber dass hier war keine Kreatur.
So etwas hatte er schon einmal gefühlt. Dieses Gefühl von Ohnmacht, als sie die fliegenden Schiffe noch nicht hatten und die Lavawelle drohte ihr Dorf zu verschlucken. Equinox war nicht einfach nur weitere Beute.
Es war eine Naturkatastrophe.
"Hört genau auf das was ich sage. Bewegt euch erst wenn ich es sage. Geht langsam rückwärts aber unterbrecht nicht den Blickontakt mit ihm" flüsterte Dragonminer heiser. .
Der Feuerball zwischen den Hörnern des Fabelwesen flackerte auf
Dragonminer klemmte sich Lashon und Sinaphie unter die Arme und rannte los.
Keine Zeit für Worte. Er stürtzte sich mit den Beiden in die nächste Seitengasse zu Boden und warf sich auf sie.
Eine Welle aus Flammen zog über sie hinweg. Der Boden flimmerte. Er spürte die Flammenzungen an seiner Haut lecken.
Diese Rüstung hielt selbst der Hitze eines Vulkans stand. Sein Körper in der Rüstung dagegen nicht.
Die Hitzewelle erstarb. Er hatte Lashon und Sinaphie zu Boden gepresst in der Hoffnung sie vor der Hitze zu schützen.
Lashons Umhang stand in Flammen aber er schien unverletzt. Dragonminer riss ihm den brennenden Umhang von den Schultern und schlug ihn aus. Sinaphies Federn waren russgeschwärtzt.
Deven und Zerberus stellten sich an seine Seite.
"Herr Lashon, Federheldin Sinaphie... Findet einen Weg heraus aus dieser Stadt, zurück aufs Schiff. Wir bleiben hier! Geht!"
Lashon öffnete den Mund um etwas zu erwidern, doch als er Dragonminers Blick sah schwieg er und lief.
Die Jäger der Sitras machten sich bereit. Die Häuser um sie herum begannen zu schmelzen.
Die kleine Sonne zwischen Equinox´ Hörnern verwandelte sich in einen silbern glänzenden Vollmond. Die Sitras zögerten.
Nachthimmel breitete sich über der Wüste aus. Nur über die Wüste, wie ein dunkles Tuch dass Mann auf sie geworfen hat. Man konnte Tageslicht am Rand der Nachtsphäre sehen.
Sterne funkelten in der glänzenden, künstlichen Nacht.
Und fielen hinab.
Dragonminer leckte sich über die Lippen. Sein ganzer Körper bebte.
"Na los Jungs! Jagen wir eine Legende!"

Lashon rannte, Sinaphie flog. In die Richtung in der das Stammesschiff auf sie wartete.
"Flieg vor zum Schiff und sag Bescheid!" .
Sinaphie hielt für einen Moment inne, sie hatte schärfere Augen als er.
"Lashon! Das Schiff fliegt ab! Ohne uns! Als hätten sie uns einfach vergessen!"
Er fluchte. Also war den Sitras doch nicht zu trauen. Moment, sie hatten auch ihren Häuptling zurück gelassen...
Sternenhimmel umhüllte sie plötzlich.
"Was..?"
Die Sterne fielen vom Himmel herab, als Energiekugeln und Meteoriten. Sie durchschlugen, Türme und Häuserdächer.
Geröll splitterte umher. Tempelanlagen, Häuser und Paläste brachen auseinander.
Lashon wich dem Geröll aus. Ein Turm stürtzte auf ihn hinab.
Er beschwor eine Wand aus Wurzeln die ihn beschützte. Die Wucht des Aufpralls schleuderte ihn dennoch zu Boden.
Keuchend stand er auf.
Die Staubwolken der Trümmer versperrten ihm die Sicht, die geschmolzenen Pflastersteine verwandelten sich langsam in Pfützen.
Wo war Sinaphie?

Sie flog,dem Stammesschiff entgegen. Am Horizont erkannte sie es. Sie konnte es noch schaffen!
An zusammenfallenden Tempeln, Türmen und hitzesprühenden Funken flog sie vorbei. Unaufhaltsam vorwärts.
Dann prallte gegen eine Wand. Geschockt liess sie sich hinab gleiten. Vor ihr war nichts!
Noch einmal flog sie voran, diesmal langsamer. Sie kam nicht weiter. Eine unsichtbare Wand!?
Mit ihren Klauen schlug sie zu, doch sie prallten so wirkungslos ab, als wäre es Marmor der ihr den Weg versperrt .
Panik machte sich in ihr bereit. Sie hätte es fast geschafft! Nur noch ein Stück!
Das Schiff wurde getroffen.
In der Ferne sah sie wie das brennende Stammesschiff der Sitras hinab stürtzte.
"Nein..." flüsterte sie entsetzt und liess sich langsam zu Boden gleiten.
Wieder und wieder schlug sie wirkungslos nach der unsichtbaren Mauer.
Wenn nur Kanra da wäre! Es war wie damals als sie Saka nicht beschützen konnte!

"Kanra? Ist das die nächste Erinnerung die mein Gesang wecken wird?"
frage ich.

"Bist du...? Die Hexe?" fragt der sprechende Vogel zurück. Aeorill, so heissen sie, sagt mir mein Gedächtnis.
"Ich bin eine Erinnerung." antworte Ich. "Genauso wie du."
Mein Blick gleitet zum Horizont, das brennende Schiff versank dort hinter einer der Dünen. Rauchwolken steigen von der Absturzstelle auf.
Die Aeorill blickt zu mir hinauf. Wie nannte man die Emotion in ihren Augen noch einmal?

"So wie ich?"wiederholt die Aeorill.
Ich nicke.
"Dies hier ist eine Stadt des Vergessens. Jeder der sie betritt, wird von der Aussenwelt vergessen. Du bist nichts weiter als eine Erinnerung. Diese ganze Stadt besteht aus Erinnerungen. Ich habe sie herbei gesungen."

"Ich bin aus Fleisch und Blut!"protestiert die Aeorill.
Sie scheint die Wahrheit nicht erkennen zu wollen. Verleumdung. Hiess das Wort so..?.
"Du kannst diese Stadt nicht mehr verlassen, weil du bereits zu einer Erinnerung geworden bist. Ich bin hergekommen weil ihr mein Lied stört. Ich kann niemanden körperlich verletzen, aber die Erinnerungen die mein Gesang weckt können es. Deswegen möchte ich euch um einen Gefallen bitten."

"Was für einen Gefallen!?"
"Bitte... Sterbt für mich." frage ich höflich.
Die Aeorill stiert mich fassungslos mit geöffnetem Schnabel an.
"War das... Schlecht?", will Ich von der Aeorill wissen "Ich existiere noch nicht lange... Es tut mir leid wenn das unhöflich war."
Ihr Gefieder ist aufgestellt. Sie sieht mich immer noch an. Tonlos. Wenn wir anfangen zu existieren, was war dann schlecht daran wenn wir aufhören zu existieren?
"Ich hatte gehofft dass es schneller geht wenn ich euch darum bitte. Auch wenn der Verstand euch vergessen hat, so seid ihr immer noch in ihren Herzen verankert... In den Herzen derjenigen die euch etwas bedeuten. Deswegen kann ich euch nicht kontrollieren,obwohl ihr Erinnerungen seid. Sobald Mein Lied beendet ist, werden alle Erinnerungen hier aufhören zu existieren. Das heisst das Ende für diese Stadt."

"Wir werden sterben!?"ruft die Aeorill aufgeregt.
Sie versucht mich zu packen, doch schafft es nicht. Wenn sie mir zu nahe kommt verliert sie für eine Sekunde die Erinnerung daran wo ich mich befinde. So entgehe ich ihrem Griff, obwohl sie schneller und stärker ist als ich. Ich tue es nicht absichtlich. Es ist wie Atmen, es passiert einfach ohne dass ich darüber nachdenke.
Verdutzt blickt sie mich an. Für sie musste es so ausgesehen haben als wäre ich ihr ausgewichen.

"Was passiert wenn du dein Lied nicht singst?" hakt sie nach.
"Wir werden hier alle auf ewig fest sitzen." erwidere ich.
Sie steht auf und spreizt ihr Gefieder. Sie fährt ihre Klauen aus.

"Was passiert... Wenn du stirbst?"
"Dann seid ihr frei." antworte Ich.
Mein Körper verwandelt sich in eine strahlende Kugel, einen Stern.
"Dieses Lied ist wichtig, ich werde mich im Zentrum dieser Stadt aufhalten und singen. Ich weiss nicht was gut und was falsch ist. Ich lasse das Schicksal entscheiden, schafft ihr es mich zu töten, oder wird mein Lied uns alle zu erst in Vergessenheit reissen? Die Chance das Schicksal zu verändern liegt bei dir, kleine Aeorill"
Als sprechender Stern fliege ich in den Nachthimmel den Equinox erschaffen hat. Und lande als Mensch auf dem Plateau im Herzen der Stadt.
-Anance- Die Stadt die der Herrin der Sterne gewidmet wurde. Eine Stadt in der Legenden wahr werden.
Nun komm und zeige mir die Zukunft die du gewählt hast, kleine Aeorill. Ich bin glücklich, denn nun bin ich nicht mehr allein.


Als er vom Boden aufstand, sah er ihn.
Zwischen den zischenden Flammen und dampfenden Steinen... War Lamya, die Hände in den Taschen vergraben und blickte ausdrucklos zu ihm herab.
Lashon blickte zu Lamya hinauf, hielt inne, wischte sich durch die Augen und sah noch einmal hin.
"Sie sind alle hier, Lashon." sagte Lamya. Er bückte sich und nahm einen der Trümmer in die Hand .
"Alle warten darauf auf dich zu spucken, dich mit Steinen zu bewerfen und dein Leben zur Hölle zu machen."
Kanra stand hinter ihm, Alyka, Sylvos, Paka, Saitu,.... die ganze Crew der Windtänzerin, seine alten Kameraden aus dem Krieg, seine alten Kollege in der Wache von Gilratar... Sie alle standen vor Lashon. Die Flammen prallten wirkungslos an ihnen ab.
"Wer "alle" sind?", las Lamya die Frage aus Lashons Gesichtsausdruck "...Jeder den du liebst."
Gedanken und Gefühle überschlugen sich in ihm. Atemlos fiel er zurück.
"Lashon! Komm wieder zu dir! LASHON!"
Er reagierte nicht auf Tropfens Drängen, in seinen Gedanken. Der Dschinn löste die Verbindung von Lashon und flog ihm vors Gesicht.
"Komm wieder zu dir! Das ist eine Täuschung!" rief Tropfen.
Lashon biss sich auf die Lippe, sah zu erst zu Tropfen dann zu Lamya.
Tentakeln aus Dunkelheit griffen Tropfen und zerrten ihn fort.
Eine von Schatten umhüllte Hand griff Tropfen und legte ihm mit einer geübten Bewegung ein Halsband an.
"Jackpot!" entfuhr es dem Mann mit dem ungepflegten Bart und goldenen Locken.
In seiner anderen Hand hielt er einen roten, leuchtenden Ball. Er drückte den Ball zusammen und Tropfens Körper begann ebenfalls zerquetscht zu werden. Die Schmerzen, liessen den Merkur-Dschinn aufschreien und raubten ihm das Bewusstsein. Fröhlich pfeifend hielt er Tropfen von sich, so wie ein Händler der auf dem Markt ein Schnäppchen gemacht hat.
"Ich heisse Apaec. Wie wärs? Willst du deinen Dschinn zurück kaufen?" fragte der Mann mit den goldenen Locken.
Lashon zog seine Waffe.
"Hast du mich vergessen, Lashon?" fragte Lamya hinter ihm.
Zähneknirschend liess er die Waffe für einen Moment sinken.
Apaec hob amüsiert eine Augenbraue.
"Diese Trugbilder bringen dich aus der Fassung? Sie sind mir auch erschienen, aber ich habe meine Vergangenheit hinter mir gelassen. Keine Sorge sie reden nur, sie können nicht richtig kämpfen. Hier lass mir dir helfen."
Apaec bündelte eine Kugel aus Dunkelheit über seiner Handfläche und warf sie an Lashon vorbei. Auf Lamya.
Sein Körper reagierte automatisch, Lashon warf sich vor Lamyas Trugbild. Noch ehe die Schattenkugel traf, verfluchte er sich in Gedanken selbst.
Die Schatten-Psynergy explodierte auf seiner Brust. Ein Volltreffer.
Er fiel zu Boden.
Apaec zeigte mit dem Finger auf Lashon und lachte hysterisch. Er hielt sich die Seite vor Lachen.
"Das ist nicht dein ERNST! Du beschützt deine Freunde auch wenn sie nur Trugbilder sind? Wie niedlich!
Ich sehs an deinen Augen. Du und ich, wir sind gleich.
Aber im Gegensatz zu dir habe ich die Wahrheit erkannt: Beseitige deine Skrupel, nimm das Geld das vor deiner Nase liegt und mach dir ein schönes Leben. Ich habe auch einst versucht Menschen zu beschützen. Es ist sinnlos. Auf Wiedersehen und danke für den Dschinn."
Apaec schlenderte, den bewusstlosen Tropfen im festen Griff, davon.
Lashon rollte sich, vor Schmerz stöhnend auf den Rücken. Die Sterne prasselten immer noch auf die Stadt hinab.
Lamya stand über ihm. Er spuckte Lashon ins Gesicht. Dann warf er den ersten Stein.

"Ich geb dir noch einmal die Chance uns an zu schliessen."
Kirschblüte verdrehte, die roten Augen.
"Passat, ich bin euch dankbar dass ihr mich zusammen mit euch reisen lasst, aber wir werden kaum auf einen gemeinsamen Nenner kommen."
Der Jupiter-Dschinn zurrte seinen Umhang aus Stroh zu Recht.
"Und trotzdem begleitest du uns heute auf unserem Raubzug?"
"Du hast gesagt, ihr seid auch in Richtung Hauptstadt unterwegs!"
"Er will dich nur aufziehen, Kirschblüte. Auch wenn Passat immer wütend und grummelig ist, hat er einen sehr weichen Kern."unterbrach Aurora ihren Zwist.
Passat sah kurz zu ihr, biss einen Strohhalm von seinem Mantel und flog weiter voran.
"Juhu, Menschen ausrauben! Juhu, Schatzsuche!"
Spiegel flog aufgeregt hin und her.
"Sind alle, Licht-Dschinn, so?" forschte Kirschblüte nach.
Aurora schüttelte den Kopf
"Nein, zu mindest so weit ich weiss. Spiegel ist ziemlich besonders, er wurde zum Licht-Dschinn als die Goldene Sonne in Weyard aufging."
Sie flog näher an Kirschblüte heran.
"Ich nehme an dabei wurde sein Verstand auf den eines Kindes zurück gesetzt. Er ist quasi neu-geboren" flüsterte sie ihm ins Ohr.
"Neu Geboren? War er etwa nicht immer ein Dschinn?"
"Worüber redet ihr da?" Spiegel schwebte plötzlich hinter ihnen. Kirschblüte und Aurora wichen voneinander.
"Da haben sich zwei Turteltauben gefunden! Boss, bist du eifersüchtig?"
Passat blieb in der Luft stehen.
"Halt die Klappe Spiegel. Wir sind da."
Vor den Vier Dschinn, mitten im Wald erhob sich ein Schiff.
"Was macht ein Schiff hier? Wurde es hier gebaut?" wunderte sich Kirschblüte.
Als er zusammen mit Kalyna auf Missionen unterwegs war, sind sie öfters mit Schiffen gereist.
Er wurde leicht seekrank, ziemlich seltsam wenn man bedachte dass er fast nie festen Boden unter den Füssen hatte.
"Es hat Flügel aus Holz. Vielleicht fliegt es?" fragte Aurora.
"Ein fliegendes Schiff! Wie cool! Wir nehmen es uns und fliegen selbst damit!"
Passat kaute weiter auf dem Strohhalm, das Schiff beobachtend. Menschen waren um es herum versammelt und untersuchten seinen Rumpf.
"Das... ist eine gute Idee, Spiegel." sagte er schliesslich.
"Ist es nicht! Wisst ihr wie stark Menschen sein müssen die ein Schiff zum Fliegen bringen können? Ihr wisst noch nicht einmal wie es funktioniert! Oder ob es überhaupt fliegt!" warf Kirschblüte ein. War er der einzige unter diesen verrückten Dschinn der logisch dachte?
"Die Menschen haben sich lange genug von den Dschinn genommen ohne zu fragen. Nun drehen wir den Spiess um!
Ich nehme an dass diese Leute zu Reyter gehören, sie haben Adepten an Bord. Vielleicht sind sie von unten gekommen. Mal sehen was sie sagen..."
Kirschblüte sah den Jupiter-Dschinn mit grossen Augen an.
Dachte der sture Passat wirklich daran mit Reyter einen Handel ein zu gehen? Es wäre aus seiner Sicht das Vernünftigste, aber bis jetzt schien sich der Anführer dieser merkwürdigen Bande sich nur auf sein Bauchgefühl zu verlassen.
Plötzlich wurde Passat still. Sein Blick war an Deck des Schiffes geheftet. Dort stand ein Menschenjunge mit blondem Haar. Er sah den Jungen eine ganze Weile an. Bis er vor Wut explodierte.
."DU DRECKSACK!"
Brüllend schoss Passat aus dem Gebüsch an Deck des Schiffes.
Eine Faust aus Blitzen traf den Jungen ins Gesicht. Der Angriff brachte den Menschen ins Taumeln und ein goldener Dschinn wurde aus ihm herausgestossen.
Ein Lichtdschinn!? Nein... Kirschblüte sah den goldenen Dschinn an, er sah anders aus als Spiegel. Und vor allem spürte er in diesem goldenen Dschinn mindestens vier verschiedenartige Psynergien.
Passat umhüllte sich mit einer Aura von Blitzen. Er krallte sich den goldenen Dschinn und schoss mit ihm zusammen in die Wälder auf der gegenüberliegenden Seite des Schiffes.
Spiegel flog bereits Richtung Schiff.
"Kämpfst du für die Menschen... Oder für uns?" fragte Aurora. Ohne auf Antwort zu warten folgte sie Spiegel.
Er wollte selbst ein Mensch werden. Aber war das wirklich richtig? Hatte Passat nicht letzten Endes doch Recht?
Kurz schloss Kirschblüte die Augen, dann folgte er ihnen aufs Schiff.

Umbrio lehnte sich seufzend in seinen Sessel.
"Ich habe keine Fragen mehr an euch. Mit euch zu sprechen, ist also ob ich mit meiner Vergangenheit rede.
Als ich noch Quästor in Gilratar war, dachte ich genauso wie ihr. Verbrecher sollten unter allen Umständen ihrer gerechten Strafe zu geführt werden. Auf der Jagd nach Costellos Machenschafften, wurde mein Gerechtigkeitssinn zur Besessenheit. Meine Frau hat mich damals verlassen. Ich reagierte nicht einmal, ich stürtzte mich nur weiter in die Arbeit... "
Er schloss die Augen und atmete tief durch.
"Teol... Mir ist klar dass ich einem Menschen wie euch der an seinen Überzeugungen festhält nicht ändern kann.
Aber seid euch bewusst dass, der Lord dem ihr nun dient, dies denkt: Regeln sind da um Menschen zu schützen. Nicht andersherum.
Ich danke euch für dieses Gespräch, für den Rest des Tages seid ihr frei gestellt."
Mit einer Verbeugung ging Teol zur Tür.
"Ich danke euch mein Lord."
"Ach ja und Teol. Eine Sache noch... Ich betrachte euch in erster Sicht als einen Untergebenen.
Aber ich betrachte euch auch, als meinen Freund. Bitte sterbt nicht."
Teol hielt inne.
"Ist dies auch ein Befehl?"
"Nein", Umbrio lächelte. "es ist nur eine Bitte, als Freund."

"Labyrinth!"
Ein Irrgarten, aus reflektierenden Lichtbildern füllte das Deck der Windtänzerin.
Die Reflektionen, waren einander gegenübergestellt, und spiegelten sich jeweils selbst.
Spiegelbilder, innerhalb von Spiegelbildern, wiederholt ins Unendliche.
Im Palast eines Adligen, in der Hauptstadt des Ost-Reiches, gab es ein Spiegel-Labyrinth dass der Allgemeinheit offen stand. Natürlich gegen einen kleinen Obulus.
Dieselbe Verwirrung musste man dort empfinden, wie in dem Irrgarten, den der Licht-Dschinn erschaffen hatte, es war unmöglich die Orientierung zu behalten.
Nun war Aurora an der Reihe.
"Eiszeit!"
Das Schiff wurde von einer Hülle aus Eis umgeben.
Gletscher stiegen aus dem Boden neben dem Boot, fuhren über es und formten eine Kuppel aus massivem Eis über dem eingefrorenen Schiff.
Spiegel begann zu Leuchten und die Reflekoren taten ihr übriges um die Höhle aus gefrorenem Wasser zu erleuchten.
"Dieses galatanische Holz soll Psynergy-Angriffen entgehen" meinte Kirschblüte.
Aurora lachte.
"Deswegen habe ich das Eis auch um das Schiff herum erzeugt, es berührt das Holz nicht."
Schreie ertönten an Deck. Kirschblüte hörte Psynergy herumrauschen, Feuerbälle, Blitze, Windhosen.
Nichts davon kam auch annähernd in die Nähe der drei Dschinn. Kirschblüte spannte seine Muskeln an. Hinter den Wänden aus Eis und Spiegelbildern waren sie sicher.
"Warum können sie nicht zu uns Durchdringen?"
"Spiegel´s Reflektoren senden Psynergy-Angriffe dahin zurück woher sie gekommen sind. Und wenn die reflektierten Angriffe auf einen weiteren Reflektor prallen, dann geht das ewig so weiter."
Kirschblüte schluckte, was für eine hinterhältige Taktik.
So lange das Eis, die Feinde behinderten konnten sie sich nicht bewegen und so lange die Reflektoren das Eis beschützten konnten sie es nicht schmelzen. Und diejenigen die versuchten Psynergy zu verwenden wurden von ihren eigenen zurückgeprallten Angriffen von allen Seiten durchsiebt. Sie konnten einfach hier sitzen bleiben und ihre Feinde sterben lassen.
Diese drei Dschinn waren nicht von schlechten Eltern.
"Wir wollen sowieso nur Zeit für Passat schinden. Aber wenn wir von oben ein paar Eis-Raketen in das Labyrinth reinfeuern sollte das sehr lustig werden."
Dampfend fräste sich eine brennende Klinge durch die Eiswand vor ihnen. Der Reflektor und die Wand waren durchbrochen, vor ihnen stand ein Rothaariger Mann, an dessen Schwertgriff ein seltsamer Mechanismus angebracht war. Instinktiv wollte sich Kirchblüte verbpnden, nur um fest zu stellen dass er von nun an auf sich allein gestellt war.
"Ein Fackelschwert?" entfuhr es Aurora "Es gibt noch Leute die so etwas benutzen können...? Bist du etwa... Der Bluthund des Überläufers?"
Die Klinge schoss auf Aurora zu. Mit einem schwebenden Schwert aus Eis blockierte sie seinen Angriff.
Eingefroren fiel die Flamme vom Schwert des Mannes. Er drehte am Knauf seiner Waffe und erneut züngelte Feuer von der Klinge.
"Ich bin Sylvos, niemand sonst. Ist das Rache für den Dschinn der bei dem Harimdur war?"
Weitere Schwerter, Speere und Äxte aus Eis formten sich vor Aurora und schwebten vor ihr her.
Sylvos und Aurora liessen ihre Waffen unaufhörlich aufeinander prallen, wieder und wieder.
Kalyna war stark gewesen, aber dieser Adept war bei weitem stärker, in Silkanas hätte er sich für einen Posten als Leibgardist der Kaiserin bewerben können. Und Aurora war noch beeindruckender, der Kampf mit solchen starken Menschen schien für sie Routine sein.
Mit jedem Aufprall stoben Dampfwolken umher, jedes Mal flogen Druckwellen aus Hitze und Kälte über das Deck des Schiffs.
Kirschblüte wollte ihr helfen, doch kannte er kaum offensive Psynergien, Spiegel schien es ebenso zu gehen. Sylvos führte sein Schwert hinab. Aurora liess ihre Waffen umherkreisen.
Dann fiel der letzte Hieb.
"Sonnenwende!"
Das Fackelschwert heulte auf, die Schnittwelle aus blauen Flammen trennte Aurora entzwei.
Die Flammenwelle, schoss durch sie hin durch, in die Eiswand über der Windtänzerin und schmolz sie.
Dort hatten sie keinen Reflektor beschworen.
Die Zwei Hälften Auroras fielen mit einem dumpfen Geräusch auf Deck. Sie bewegten sich noch.
Sylvos machte sich zu einem weiteren Schlag bereit. Kirschblüte stellte sich vor Auroras zerspaltenen Körper.
Obwohl er keinerlei Kampffähigkeiten besass, sah er dem Mann furchtlos in die Augen. Er wunderte sich über seinen eigenen Mut.
"Dieser Kampf ist vorbei!" sagte Kirschblüte entschieden.
Eine Explosion, riss ihn aus seinem neu gefundenen Mut.
Die Eiskuppel um sie herum, zerbarst. Lichtstrahlen, Blitze, Dampfwolken und ausgewurzelte Bäume fegten über sie hinweg.
Wo eben noch ein Meer aus Bäumen war, war nun ein Krater von gewaltigem Ausmass. Kleine, blaue Blitze sprangen über den golden glühenden Boden. In der Mitte des Kraters, war Passat mit dem anderen Dschinn.


Vulkanasche lag keuchend am Boden.
Nicht nur wurde er von Merl getrennt, sein Gegner war unglaublich stark.
Der Jupiter-Dschinn mit dem Strohumhang, strahlte golden. Demonstrativ genervt kaute er auf einem Strohhalm.
Erst schien er nur ein normaler Dschinn zu sein, doch dann begann er dieses seltsame Licht aus zu strahlen. Dann plötzlich benutzte er Licht- und Wind-Psynergy kombiniert. Und mit einer Macht als hätte er ebenfalls eine goldenen Sonne absorbiert.
"Erinnerst du dich an mich?" fragte der Dschinn.
"Nein" antwortete Vulkanasche ehrlich.
Er kannte ihn beim besten Willen nicht.
Der Jupiter-Dschinn spuckte den Halm aus.
"Das war so klar..."
Er wurde zu einem Lichtstrahl und schoss auf Vulkanasche zu.
Vulkanasche blickte an sich herab, der Angriff hatte ihn vollkommen durchbohrt, er konnte den fremden Dschinn durch seine eigene Wunde sehen hinter ihm stehen sehen. Sein Körper begann zu flimmern,bald würde er sich auflösen.
Vergeblich wollte er sich heilen, aber Heilungs-Psynergy hätte ihm nur mehr von seiner Körper-Substanz geraubt.
Wie lange würde sein Körper mit dieser Verletzung bestehen können? Es war sinnlos in diesem Zustand zu kämpfen, er musste sich heilen oder fliehen.
Das goldene Licht um den Jupiter-Dschinn erblasste.
"Erinnerst du dich jetzt? Du hast uns gesagt wir sollen uns von den Menschen fern halten. Ich habe nicht gehört und habe mich von dir, als dein "Auge" zu den Menschen schicken lassen. Und letzten Endes, während dem Angriff der Phönix-Krieger und in Gar´Nyl hast du nichts getan. Sehr viele unseresgleichen habe ich deinetwegen Sterben sehen.
Und du, der immer unsere Trennung von den Menschen gepredigt hat, versteckst dich hier, im Bündnis mit einem Menschenjungen!?
Du feiges Schwein! Hast du noch irgendwelche letzten Worte, Dschinn des Gleichgewichts?"
*@Jaffer: Es ist jetzt nicht so wichtig für den gesamt Ablauf deines Beitrags, aber Lashon kann im Augenblick keine Psynergie einsetzen. Und das hier müsste Sinrath im Zweifelsfall bestätigen, aber wenn ich mich richtig erinnere waren Aerorill, obwohl sie Vogelwesen sind, flugunfähig.*

Sciz tastete sich an einem noch stehenden Stück Mauer entlang. Der Staub in der Luft machte es schwer zu atmen, trotz des Tuches, das er sich vor Mund und Nase gebunden hatte. Der Rauch brannte ihm in den Augen. Die beiden Frauen, die ihn gerettet hatten waren dicht hinter ihm.
Ursprünglich hatten sie versucht die Stadt auf schnellstem Wege zu verlassen, doch mussten sie schnell feststellen, dass sie gefangen waren. Dann hatte sich auf ein Mal ein Nachthimmel über der Stadt gebildet und dann stürzten auch schon die Sterne herab und begannen die Stadt zu zerstören, die erst vor kurzem aus dem Wüstenboden gewachsen war.
Im Augenblick waren sie auf dem Weg zu den Statuen im Zentrum der Stadt. Sciz wusste nicht warum, aber bisher hatte noch keiner der Sterne eine von ihnen oder das Plateau zwischen ihnen getroffen. Tatsächlich hatte es vor kurzem fast so ausgesehen, als ob ein Stern auf dem Plateau gelandet war. Vielleicht war es auch nur Zufall, dass die Statuen noch nicht zerstört waren, aber aufgrund des Mangels anderer Optionen hatte er sich auf den Weg gemacht. Die beiden Frauen hatten sich ihm angeschlossen, als er seine Beobachtung hastig erklärt hatte. Er konnte ihre Hilfe gut gebrauchen, falls er das ihr überlebte und wieder durch die Wüste musste.
Bisher hatten sie Glück gehabt und keiner der Sterne war nahe genug eingeschlagen, um sie zu töten. Er wusste auch nichts was er tun konnte damit es so blieb bis sie das Plateau erreichten außer zu hoffen, dass ihr Glück hielt. Was die Trümmer einstürzender Gebäude betraf so hatte er zu diesem Zweck eine Route durch einen bereits zerstörten Teil der Stadt gewählt, auch wenn es bedeutete, dass sie Trümmer und geschmolzene Wege umgehen mussten.
"Wo müssen wir lang?", fragte Leila hustend, "Ich kann die Statuen schon seit einer Weile nicht mehr sehen."
Sciz sah sich um. "Da lang, glaube ich..."
"Wir haben also alle keine Ahnung wo es lang geht.", stellte Yasmina angespannt fest.
Sciz blieb stehen und versuchte die dichten Staub- und Rauchwolken zu durchblicken. Keine der wenigen Silhouetten, die er aufgrund der hinter den Gebäuden fallenden Sterne erkennen konnte, schien auch nur annähernd zu den Statuen zu gehören.
"Wir müssen irgendwohin wo die Sicht besser ist und versuchen sie von dort wieder zu finden.", meinte er resigniert.
"Es war eure Idee hier lang zu gehen, um nicht von Trümmern erschlagen zu werden.", merkte die Einheimische an.
"Es ist nach wie vor eine großartige Idee.", erwiderte Sciz mürrisch, "Solange man nicht die Orientierung verliert, sobald die Sicht nur noch drei Meter beträgt."
"Hattet ihr angenommen, dass wir nur geradeaus laufen?"
Er würdigte den letzten Kommentar keiner Antwort und lief auf die in diesem Augenblick erleuchteten Umrisse einer Gruppe von Türmen zu.
Sie brauchten etwa eine halbe Stunde um es zu den Türmen zu schaffen, die wirklich teil eines intakten Teiles der Stadt gewesen waren. Auf ihrem Weg hatten sie einen geschmolzenen Krater umgehen und über das Bruchstück einer Turmspitze klettern müssen, aber ihre Belohnung waren das Rauch und Staub nach ließen je näher sie zu ihrem Ziel kamen.
Inzwischen behinderte Sciz das Tuch beim Atmen mehr, als der feine Staubschleier es tat, also zog er es sich vom Gesicht.
"Wir sollten uns verteilen dann finden wir die Statuen schneller wieder.", schlug er vor, während er versuchte zwischen den Türmen eine Spur auf ihr Ziel zu finden.
"Das wird nicht nötig sein.", erwiderte Yasmina.
Er drehte sich zu ihr um und sah hoch. Die beiden Frauen standen in einer Gasse zwischen zwei Türmen. Hinter ihnen konnte er in der Entfernung ein Stück des von Statuen gehaltene Plateaus zwischen weiteren Türmen erkennen. Scheinbar hatte er komplett die Orientierung verloren.
"Versuchen wir unser Glück?", wollte Leila wissen.
"Auf geradem Wege hinlaufen?", fragte Sciz skeptisch. Noch immer fielen Türme wie Grashalme und Paläste stürzten ein wie Kartenhäuser.
"Der Bereich der Stadt, in dem wir vor umstürzenden Gebäuden sicher waren, ist genauso weit entfernt wie das Plateau und um zum Plateau zu kommen müssten wir immer noch zwischen noch stehenden Gebäuden durch, wenn wir uns aus einer anderen Richtung näherten."
"Von der Möglichkeit uns wieder zu verirren ganz zu schweigen.", fügte Yasmina hinzu.
Sciz nickte. "Dann los."
Dann bemerkte er etwas anderes. Eine Gestalt, die sich mit Enterhaken an den Türmen entlang hangelte, kam direkt auf sie zu. Als die Gestalt sie ebenfalls bemerkte löste sie ihre Enterhaken. Die Straße erbebte, als sie zwischen Sciz und den beiden Frauen auf dem Pflaster landete.
Sie alle drei wichen vor dem Neuankömmling zurück, als er sich aufrichtete. Es war ein Mann mit langem schwarzen Haar in einer Rüstung aus Monsterteilen. Er war groß, geradezu riesig, vielleicht ebenso groß wie der Silkanas gegen den Sciz auf dem Jupiter-Leuchtturm gekämpft hatte. Der große Mann grinste ihn an. Zumindest dachte Sciz das im ersten Moment, tatsächlich hatte er seinen Mund sogar geschlossen, aber seine Zähne waren dennoch sichtbar.
"Hast du es gesehen?", fragte der Mann mit den aufgeschnittenen Mundwinkeln ihn.
Sciz gab sich unbeeindruckt. "Kommt drauf an was du meinst."
"Equinox.", flüsterte der Riese fast ehrfürchtig, "Die größte Beute, die je von einem Sitras gejagt wurde. Wir haben es aus den Augen verloren."
"Nicht unbedingt der beste Ort zum jagen hier.", merkte Sciz an, "Die Sterne fallen vom Himmel, wenn du es noch nicht bemerkt hast."
"Das ist was es tut.", erklärte der Sitras.
"Das hier... wird von einem einzigen Wesen verursacht? Dieses Ding müsste mächtiger sein als Reyter."
"Ich wusste es!"
Purer Instinkt ließ ihn sich rechtzeitig ducken, um dem metallenen Löwenkopf zu entgehen, der mit aufgerissenem Maul auf ihn zugeschossen kam.
Der Enterhaken des Sitras zog sich wieder ein. "Du bist auch ein Galataner, nicht?!"
"Galataner...?", fragte Sciz, während er seinen Säbel zog.
"Aber du bist nicht unser Gast!" Wieder flog einer der Löwenköpfe auf ihn zu. "Und du bist auch kein Freund der Federheldin!"
Sciz wich einen halben Schritt zur Seite und der nächste Enterhaken rauschte nur Zentimeter an seinem Kopf vorbei. Federheldin? Galataner? Das klang doch nach Bekannten von ihm.
"Und ihr beide seht wie Einheimische aus.", fuhr der Sitras fort, "Nur gibt es keinen Mann in diesem Land der seine Frauen einfach mit einem Fremdländer gehen ließe! Und das heißt..."
Leila wich zurück, doch Yasmina rannte auf den Sitras zu. Dessen Antwort war es den Enterhaken, den er eben noch auf Sciz abgefeuert hatte, wieder einzuziehen, nachdem dieser sich in einer Turmwand verbissen hatte. Sciz warf sich zur Seite und im nächsten Moment flog der Sitras von der Kette gezogen an ihm vorbei.
Sofort fuhr Sciz zu seinem Gegner herum, doch dieser war verschwunden. Intuitiv riss er den Kopf in den Nacken und sah den Sitras an einem seiner Enterhaken über sich hinwegschwingen. Wenn er seine Psynergie gehabt hätte, hätte er Blitze zu ihm hinauf geschickt oder ihn mit einem Wirbelsturm wieder heruntergeholt, aber so wie er jetzt war, war sein Gegner außerhalb seiner Reichweite und er musste zu sehen wie dieser sich an seinen Enterhaken über ihnen entlang hangelte.
"Läufst du mit eingeklemmten Schwanz davon, du ehrloser Hund?!", rief er höhnisch zu dem Sitras hinauf in der Hoffnung ihn wieder zu sich herunter zu locken, "Ich habe alte Frauen und Kinder mutiger und besser Kämpfen seh-"
Er wich nur knapp einem Löwenkopf aus, den der Sitras aus der Luft auf ihn hinunter feuerte. Der Löwenkopf verbiss sich in der Straße.
Sciz sprang zurück, bevor der Sitras wie ein Meteor auf dem Pflaster neben ihm einschlug und die Straße knackend Sprünge bekam. Er versuchte sofort die Distanz zwischen ihnen wieder zu schließen, doch der Sitras schwang den noch nicht wieder eingezogenen Enterhaken, an dem er sich eben noch entlang geschwungen hatte, wie einen Streitflegel auf ihn hinunter.
Mitten in seinem Sprint auf den Sitras zu knickte Sciz sein Bein und fiel regelrecht zur Seite, doch so schaffte er es einen Augenblick bevor ihn die Kette von oben traf die entscheidenden Zentimeter zur Seite zu kommen. Krachend schlug der Löwenkopf in die Straße hinter ihm ein. Steinsplitter schossen wie Pfeile durch die Luft und schlitzten seinen Wüstenmantel auf, als er sich unter größten Anstrengungen auf ein Knie hoch kämpfte, bevor der Sitras den Enterhaken wieder einziehen konnte.
Er ignorierte es, zog das Messer aus seinem Stiefel und bohrte es funkensprühend durch ein Kettenglied in die Straße.
Der Sitras stieß einen Laut der Missbilligung aus, als er beim Versuch ihn wieder einzuziehen erkannte, dass sein Enterhaken auf der Straße fixiert war. Sciz nutzte die Zeit bereits um mit dem Säbel an ihn heranzukommen. Der zweite Löwenkopf schoss direkt auf seine Brust zu. Mit einem Aufschrei brachte der frühere Pirat gerade noch seine Klinge zwischen sich und den mechanischen Kiefer.
Die Wucht des Treffers ließ ihn fast drei Meter zurück stolpern, noch immer seinen Säbel umklammert und dessen Klinge im Maul des Enterhakens eingeklemmt.
Der Sitras versuchte den Enterhaken einzuziehen. Sciz drehte sich um, sodass die Kette über seiner Schulter lag und zog mit aller Kraft in die entgegengesetzte Richtung. Sein Gegner knurrte packte die Kette mit der Hand und zog. Im selben Moment ließ Sciz seinen Säbel los.
Das Erste was man über den Kampf lernte war es von einem Ritter oder einem Banditen war, dass es Selbstmord war seine Waffe loszulassen. Das was die meisten nie lernten war, dass wenn man vor seinen Augen Selbstmord beging, der Gegner vielleicht lange genug abgelenkt war, dass man ihn mit bloßen Händen töten konnte.
Der Sitras stolperte von seiner eigenen Kraft mitgerissen rückwärts. Sciz rannte ihm entgegen so schnell er konnte. Seine Hand mit aller Kraft zur Faust geballt. Er konnte sehen, dass sein Gegner sich wieder gefangen haben würde, bevor er ihn erreichte. Doch als er die Stelle erreichte, wo sein Messer die Kette des Enterhakens auf den Boden nagelte, hatte er das noch nicht.
Sciz trat auf den Teil der Kette hinter diesem Punkt, der bis zu dem Sitras gespannt war, und sprang mit aller Kraft von ihm ab.
Der Sitras stolperte direkt auf ihn zu. Er selbst hatte keinen Boden unter den Füßen, aber sein Sprung trug ihn geradewegs auf den Sitras zu. Er drehte den Oberkörper und schwang mit aller Kraft seine Faust.
Wie ein Donnerschlag traf er den Sitras im Gesicht und schleuderte ihn mit solcher Wucht zurück, dass das Messer aus der Straße gezogen wurde und der Enterhaken wieder befreit wurde.
Dennoch blieb der Sitras auf den Beinen. Er hatte den Mund verzogen und seine aufgeschlitzten Mundwinkel flatterten von seinem gepressten Atem.
Bis er aber seine Orientierung wiederfand war Sciz hinter ihm. Er hatte seinen Säbel nicht mehr. Er hatte sein Messer nicht mehr. Also griff er sich die nächstbeste Waffe: Eine der Ketten der nicht eingezogenen Enterhaken.
Er wickelte sie einmal um den Hals seines Gegners und zog zu. Der Sitras würgte und griff mit beiden Händen an seinen Hals, doch er bekam die Kette, die sich in seinen Hals grub nicht richtig zu fassen und konnte den Griff nicht lösen. Seine Gesicht färbte sich rot vor Anstrengung, die Adern auf seiner Stirn traten hervor und dann beugte er sich vor und hob Sciz vom Boden hoch. Wie ein wahnsinniger stürmte er auf einen Turm zu.
Sciz biss die Zähne zusammen, bevor sie ihn erreichten. Im letzten Augenblick drehte sich der Sitras um und rammte Sciz mit dem Rücken gegen die Mauer. Dann ein zweites Mal und Sciz Griff lockerte sich. Beim dritten Mal konnte Sciz nicht mehr und die Kette entglitt seinen Händen.
Sein Gegner riss sie sich vom Hals und sog gierig die Luft ein. Sciz wusste, dass das seine letzte Chance für einen Gegenschlag war. Mit aller Kraft trat er seinem Gegner gegen das Knie. Das Bein knickte ein und der Sitras fiel vor ihm auf ein Knie.
"Waffe!", bellte Sciz, während er seinem Gegner ins Gesicht schlug.
Yasmina war nahe genug am Kampfgeschehen, doch sie zögerte.
"Waffe!", rief Sciz noch einmal eindringlicher.
Dieses mal reagierte Frau, hob den Säbel mit beiden Händen über den Kopf und schleuderte ihn mit aller Kraft in seine Richtung. Sciz streckte die Hand aus, bekam die Klinge zu fassen und schwang sie nach unten. Ein Schock fuhr durch seinen Arm, als sie funkensprühend stoppte.
Der Sitras hatte eine der Ketten zwischen seinen Händen stramm gezogen und mit dieser den Säbel blockiert. Sciz presste mit aller verbleibender Kraft auf diese hinunter. Der Sitras stöhnte, seine Muskeln wölbten sich, während er dem Druck stand hielt.
"Ich-werde-nicht-verlieren!", schnaufte der riesige Mann, "Ich bin der nächste Häuptling der Sitras!"
Mit einem Brüllen bäumte er sich auf und kam auf die Beine. Sciz stolperte zurück gegen die Turmmauer und dabei sah er es. In einem Glied der Kette, die der Sitras zu seinem Schutz verwendet hatte, steckte noch immer sein Messer.
"Aber mein Glück hat gehalten.", sagte er, zog es heraus und bohrte es seinem Gegner in den Bauch.
Der Sitras keuchte und sah an sich herunter. Die Rüstung hatte das Messer gebremst, sodass die Wunde nicht so tief ausfiel, wie es hätte sein können, aber bevor sein Gegner begriffen hatte, dass er doch noch nicht ganz tot war hielt Sciz ihm schon den Säbel an den Hals.
"Worauf wartest du?", wollte der Sitras wissen.
"Der Galataner und die Federheldin.", jappste Sciz, "Sag mir was du über sie weißt!"
Der Sitras sah ihn nur ausdruckslos an.
"Ich bin kein besonders barmherziger Mensch!", knurrte er, "Gib mir etwas, dann kannst du entscheiden, ob ich dir einen schnellen Tod bescheren soll oder du mit deiner Wunde gehen kannst. Sonst verreckst du auf der Straße wie ein Hu..."
Das Meer rauschte in seinen Ohren und er hatte keinen Boden mehr unter den Füßen. Dann gab es einen dumpfen Aufprall und auf einmal war er klitschnass und hustete Salzwasser aus.
Der Sitras saß neben ihm an der Turmwand und zog sich gerade das Messer aus dem Bauch. Sciz sah zu dem Urheber der Flutwelle auf der anderen Straßenseite und leckte sich die Lippen.
"Hat Ailas dich nicht umgebracht?", fragte er träge, während er sich schwerfällig auf die Beine kämpfte.
Der Mann auf der anderen Straßenseite zog seinen Haken kreischend über den Schaft eines Morgensterns und grinste.
Sciz knirschte mit den Zähnen. An jedem anderen Tag seines Lebens hätte er diese Begegnung willkommen geheißen. Er sah zu den beiden Frauen hinüber.
"Geht!"
"Was?!", fragten die erstaunt.
"Macht das ihr wegkommt, verdammt!", brüllte er und die beiden setzten sich zögerlich in Bewegung.
Der Mann mit dem Haken trat einen Schritt nach vorne und breite die Arme aus ein jeder Arm eine tödliche Waffe. Drei knisternde Kugeln aus Elektrizität bildeten sich und umkreisten ihn wie Planeten.
Sciz zog ein Fläschchen mit grüner Flüssigkeit aus seinem Gewand und hielt es dem Sitras hin. "Nimm den und hilf mir! Ohne meine Psynergie kann ich ihn nicht allein besiegen!"
"Warum sollte ich?", fragte sein Feind von vor einer Minute.
"Weil ich gerade dein wertloses Leben verschont habe!", fuhr Sciz ihn an ohne die Bedrohung für einen Moment aus den Augen zu lassen.
"Und sonst freust du dich immer so, wenn wir uns sehen. Stirb jetzt, Sturm."
"Na schön." Er ließ Yasminas Säbel in seiner Hand kreisen. "Aber dich nehme ich mit, Saul."

Die Sekunden vergingen unerträglich langsam, seid Kolmack gesprochen hatte. Iden sah angsterfüllt zu ihm und dem anderen Feueradepten hoch. Letzterer sah seinen Boss aus dem Augenwinkel an. Avric hinter ihnen hatte die Augen halb geschlossen und seine Hände fest auf die Dielen neben sich gepresst.
Der Erste der sprach war der dritte Feueradept in der Druckerei, der Avrics ältestem Sohn noch immer sein Messer an die Kehle hielt.
"Was ist los?", fragte er und stille Furcht schwang in seiner Stimme mit.
Als Iden ihm einen flüchtigen Blick von ihrer Deckung aus zu werfen konnte, bemerkte sie, dass er kreidebleich geworden war. Kolmack wandte ihm langsam das Gesicht zu. Dann lächelte er liebenswürdig.
"Zawis, was sagtest du noch gleich, als du zu mir kamst?", fragte er seinen Untergebenen freundlich.
Zawis sah die Tischplatte an, sie verbarg Iden vor ihm, weshalb er nicht wusste, worauf Kolmack hinaus wollte. Tatsächlich wusste Iden es auch nicht, aber sie war dankbar, dass Kolmacks Fokus für den Moment nicht länger auf ihr lag.
"Zawis?", fragte Kolmack und zog die Brauen hoch, als der andere Feueradept nicht antwortete, "Hörst du mir zu?"
"Ich...", presste Zawis hervor und schnappte nach Luft, "Ich sagte euch..."
"Das ich...?" Kolmack lächelte. "Vielleicht, dass ich hier jemanden finden würde? Absolut sicher?"
Zawis nickte langsam und mechanisch.
"Warum kommst du nicht rüber und siehst es dir an? Der Junge wird schon keinen Ärger machen. Oder hast du etwa Angst, dass ich dir etwas tun könnte?" Kolmack verschränkte die Arme und schüttelte mitleidig den Kopf. "Das verletzt mich zutiefst."
"N-nein, Boss!" Zawis tapste unbeholfen zu Kolmack hinüber. Jeder seiner Schritte war ein Zeugnis davon wie ungern er dies tat.
Als er direkt neben Kolmack stand holte er tief Luft und drehte ruckartig den Kopf zur Seite. Sein Blick zitterte, als er panisch von Iden zu Eray und wieder zurück sah, als versuche er noch eine weitere Person ausfindig zu machen. Sie verstand es noch immer nicht. Die schwarzen Haare allein konnten doch unmöglich über ihre Identität als Wasseradeptin hinwegtäuschen.
"Behalte den Gedanken, den du gerade hast bei.", meinte Kolmack an Zawis gerichtet und klopfte seinem Untergebenen auf die Schulter, "Ich komme darauf zurück."
Dann richtete der Feueradept seine Aufmerksamkeit wieder auf Iden. "Also Kumpel, wer bist du?"
Sie antwortete nach einem Moment der Stille. "Was?"
"Deinen Namen!", wiederholte Kolmack ungeduldig, "Ich will wissen wie du heißt und was du hier machst."
~S-sharz, was geht hier vor?~, fragte sie den Dschinn verzweifelt.
~Also... na ja...~ Gerade als sie glaubte, dass Sharz keine Erklärung mehr einfiel schien ihm etwas aufzufallen. ~Das ist es also. Antworte ihm, Iden. Nimm den ersten Männernamen, der dir einfällt!~
Sie öffnete den Mund, um zu antworten.
~Den Zweiten!~, korrigierte sich Sharz im letzten Moment, ~Nimm den Zweiten.~
Kolmack trommelte mit den Fingern auf der Wange seiner Axt herum. "Du hast noch eine Chance, dann schlag ich dich der Länge nach durch und fackle deine Überreste ab."
"Ferses!", keuchte sie den Namen ihres Vaters und sprang auf, "Ich bin Ferses."
"Geht doch. Wie können die Leute nur erwarten, dass man aufhört seine Probleme mit Gewalt zu lösen, wenn es so gut funktioniert? Warum also warst du hier, Ferses?"
"Er ist ein Heiler."
Kolmack sah zu Eray hinunter, der sich auf die Knie hoch gestemmt hatte.
"Verstehe.", meinte er und packte dann unvermittelt das Gesicht des Jugendlichen, "Wenn du vergessen solltest warum du dieses kleine Andenken überhaupt erst bekommen hast, werde ich dir genauso eines wieder besorgen. Hast du mich verstanden?"
"Ja.", antwortete Eray eingeschüchtert.
Kolmack ließ ihn wieder los. "Das waren schwere Brandwunden. Du musst gut sein und das wiederum heißt teuer."
"Meine Familie schuldete ihnen etwas.", log Iden, weil sie glaubte, dass Kolmack diese Erklärung akzeptieren würde.
"Ich kann mir denken in welche Richtung das ging." Er beugte sich zu ihr hinunter und strich über die Narbe, die durch sein Auge verlief. "Denkst du, dass du mir damit helfen könntest?"
"Wahrscheinlich schon.", antwortete sie wahrheitsgemäß.
Kolmack lächelte. "Ich statte dir einen Besuch ab, sowie ich die Schlampe getötet habe, die mir das verpasst hat. Wo finde ich euch?"
"Atrokis.", antwortete sie knapp.
"Das Zentrum des Wissens in Hiran, natürlich." Der Feueradept lachte. "Und ich dachte immer Gelehrte, wären zu nichts zu gebrauchen."
"Fragt einfach an der Universität nach Ferses." Diese Lüge basierte darauf, dass Atrokis eine der einzigen Städte Hirans war, die sie überhaupt kannte. Sie hatte vor diesem Tag daran gedacht diese auch noch zu besuchen.
Kolmack richtete sich wieder auf und wandte sich zum gehen. "Egal wie unterbesetzt die Stadtwache im Augenblick ist, sie werden sich bald gesammelt haben und da das Mädchen nach dem sie suchen nicht hier ist habe ich leider keine Erklärung für das Loch in eurer Wand, Avric."
Damit setzte sich der Feueradept in Bewegung dicht gefolgt von seinen beiden Untergebenen, doch nach wenigen Schritten in Richtung des Ausgang blieb er wieder stehen und sah zu ihnen zurück. "Ihr stimmt mir sicher zu, dass es unfair wäre, wenn ich wegen dieses Missverständnisses von der Stadtwache gejagt werden würde. Seid also so gut und vergesst ganz schnell, was hier passiert ist."
Sein Befehl war freundlich genug ausgesprochen, aber niemand glaubte, dass es sich um eine Bitte handelte. Iden hielt es ohnehin für klüger nicht mehr hier zu sein, wenn die Stadtwache auftauchte. Schließlich war sie es nach der sie suchte und vielleicht grenzte sie bereits wieder die Straßen im Umkreis der Druckerei ab.
"Oh, da war ja noch etwas.", erinnerte sich Kolmack laut.
Und dann fuhr er blitzartig herum und schlug Zawis mit solcher Wucht ins Gesicht, dass der andere Feueradept zu Boden ging.
"Absolut! ... Sicher! ... War! ... Es! ... Dreckskerl!", brüllte Kolmack wutentbrannt und versetzte seinem Untergebenen eine Reihe von schweren Tritten in die Seite.
Zawis Schreie wurden von den Tritten erstickt, die ihm die Luft aus dem Körper pressten. Mit einem löwenartigen Brüllen beugte sich Kolmack zu ihm hinab, schleifte ihn an den Schultern über dem Boden bis zur Wand und wuchtete ihn an dieser hoch. Ein Knacken erklang, als Zawis Rücken gegen die dünne hölzerne Wand krachte. Bevor Zawis zu Boden sinken konnte, traf ihn ein vernichtender Fußtritt frontal. Holz splitterte und brach als der verletzte Feueradept durch die Wand und auf die Straße geschleudert wurde. Was die Aufmerksamkeit der beiden Feueradepten, die vor der Druckerei Wache standen, auf sich zog.
Kolmack stand schwer atmend in dem zweiten Loch, das er an diesem Tag in die Druckerei gerissen hatte, auf seinen röchelnden Handlager hinunter der in mitten einiger Holzsplitter lag. Zawis sah flehentlich zu ihm auf. Ein leises Wimmern kam über seine Lippen.
Iden konnte ihn von ihrer Position aus sehen und schloss die Augen für das was als nächstes kommen würde.
"Keine Angst, ich werde dich nicht umbringen.", hörte sie Kolmack sagen und als sie überrascht die Augen öffnete wandte Kolmack sich gerade von Zawis ab, "Das Feuer andererseits schon."
Der bärtige Feueradept schwang eine Hand in einer Aufwärtsbewegung und die Flammen züngelten vor der Druckerei in die Höhe. Iden stieß einen spitzen Schrei aus, als die Hitzewelle sie erreichte. Viel mehr tat Zawis auch nicht. Die Flammen verbrannten ihn nicht langsam von außen nach innen. Sie waren so stark, dass ihm nur ein erstickter Schmerzensschrei entfuhr, bevor er nunmehr eine schwarzer Körper geworden war, der nicht länger als der Mann zu identifizieren war, der er einst war.
Kolmack ließ seine Hand wieder sinken und die Flammen erstarben. "Das sollte jetzt, aber alles gewesen sein."
Der Verbrecher ging an der Wand entlang bis er zu dem großen Loch kam, wo einst die Tür gewesen war. Sein verbleibender Untergebener innerhalb der Druckerei warf einen besorgten Blick auf die verbrannte Leiche und die rußgeschwärzten Steine und folgte ihm dann schweigsam.
"Ach, Ferses." Iden zuckte zusammen, als Kolmack sich zu ihr umdrehte und sie mit seinen leuchtend roten Augen ansah. "Es ist armselig, wenn Männer wie kleine Mädchen schreien."
Endlich stiegen Kolmack und sein Untergebener durch das Loch auf die Straße und schlossen sich dort mit den anderen beiden Feueradepten zusammen. Erst einige Augenblicke nachdem sie außer Sicht waren atmete Iden wieder auf.
~Ich will mich nicht beschweren, aber...~
~Warum?~, fragte Sharz, ~Dir hat noch jemand einen Gefallen geschuldet.~
Sie drehte sich zu Avric um, der sich erhoben hatte und gerade den Staub von seinen Sachen klopfte. Er bemerkte ihren Blick und rümpfte die Nase.
"Gibt’s noch was?!", fragte aggressiv, "Sonst mach das du weg kommst. Für einen Tag hatte ich genug Probleme."
"Danke.", sagte sie, aber er verzog das Gesicht, als hätte sie nach ihm gespuckt.
"Ich sagte verschwinde! Komm nie wieder hierher und vergiss meinen Namen, meine Familie und mein Geschäft!"
"Ich bezweifle das sie wert darauf legt wieder zu kommen.", meinte Eray, der sich an der Wand aufgesetzt hatte. "Ich persönlich beneide sie dafür, dass sie hier weg kann."
"Bist du in Ordnung?", fragte Avric.
"Klar.", erwiderte der Junge erschöpft, "Diesmal hat mir ja nicht das Gesicht abgefackelt."
"Und du, Acun?", richtete sich der Fälscher seinen älteren Sohn.
"Ich habe einen oberflächlichen Schnitt am Hals, unsere Wand hat Löcher und da ist eine Leiche. Es ist wahr, beim zweiten Mal ist das alles viel einfacher zu ertragen."
"Wie habt ihr das gemacht?", wollte Iden von Avric wissen.
Der sah sie einen Moment nur verächtlich an. "Ein Trugbild von einem männlichen Wasseradepten, erklärt die Psynergie und stellt sicher, dass sie dich nicht für ihr Ziel halten... obwohl du das natürlich bist.", erklärte er schlecht gelaunt, "Verpiss dich! Ich will nicht mit dir in Verbindung gebracht werden, wenn die Stadtwache dich kriegt."
"Werdet ihr klar kommen?", fragte sie besorgt.
"Wie wir es immer tun und deutlich besser, als wenn du mit von mir gefälschten Papieren in meiner Druckerei entdeckt wirst."
~Iden, der Mann hat recht.~, warf Sharz ein, ~In deiner jetzigen Position kannst du es für ihn und seine Familie nur schlimmer machen.~
Iden nickte. "Ich danke für alles."
"Ich bezahle nur meine Schuld, damit ich keine unschönen Überraschungen in der Zukunft erlebe."
Nachdem Iden die Druckerei verlassen hatte und Avric in sein Hinterzimmer verschwunden war, um es für die Ankunft der Stadtwache vorzubereiten, richtete Eray das Wort an seinen Bruder: "Er scheint sie zu mögen."
"Hab ihn noch nie so hilfsbereit zu einem Fremden erlebt.", stimmte Acun ihm zu, "Schon gar nicht an so einem beschissenen Tag."
"Mein Tag war ganz in Ordnung.", erwiderte der jüngere Bruder und strich sich lächelnd über die rechte Seite seines Gesichts.
*@091:Das ist korrekt. Aerorill haben keine Flügel und können auch nicht fliegen. Ihre Physiologie erlaubt vielleicht hohe/weite Sprünge und ihre Fähigkeit ihr Gewicht anzupassen ermöglicht ihnen zusammen mit der Kontrolle über ihre Federn ihre Flugbahn in der Luft geringfügig zu beeinflussen, aber sie können nicht zu einem Zepelin-Schiff in vielen Metern Höhe 'fliegen', nicht einmal Sinaphie mit ihrer Windpsynergy (wenn sie sie hätte).*

Es erwischte ihn wie ein Donnerschlag. Von einen Moment verlor Apaec den Boden unter den Füßen und flog in gerader Linie in den nächsten Turm. Das harte Gestein gab nach und er bohrte sich tief genug in die Wand um mit der linken Körperhälfte steckenzubleiben. Sein linker Arm wurde zerschmettert und einige Rippen brachen durch die Wucht des Einschlags, doch der Schock ließ ihn zunächst keine Schmerzen spüren. Apaec drehte röchelnd seinen Kopf so gut er konnte um zu sehen was ihn erwischt hatte. Ein großer, kräftig gebauter Mann mit kurzen gelockten Haaren senkte den Fuß. Auf seiner Schulter hatte er einen gewaltigen Anker gehieft. Langsam schlenderte er auf ihn zu, blieb aber vor einem roten und einem blauen Objekt im Sand stehen.
"Dieses blaue Wesen... Es steht unter der Gastfreundschaft der Sitras. Und es gehört dem Freund der Federheldin. Ich lasse nicht zu, dass Ihr es stehlt."
Apaec öffnete den Mund, aber nur ein kraftloses Keuchen drang gepaart mit einem Strom Blut heraus. Sein Angreifer warf ihn einen drohenden Blick zu.
"Die Sitras töten für gewöhnlich niemanden, wenn es sich vermeiden lässt. Du bist ein Berührter nicht? Dann solltest du in der Lage sein zu überleben. Aber wenn du nochmal unseren Weg kreuzt..."
Er zuckte mit der Schulter und der Anker machte ein metallisches Klicken.
"...bist du Beute. Und du willst nicht Beute der Sitras sein."
Er ging auf ein Knie nieder, las Tropfen und den Ball vom Boden auf und erhob sich. Er warf dem sterbenden Apaec noch einen langen Blick zu, dann wandte er sich ab.

Lashon presste die Zähne zusammen. Dieser Ort machte ihn mürbe. Wieso hatte er den Schuss für Lamya mit seinem Körper abgefangen? Sein Körper hatte entgegen seiner Vernunft argiert. Ein weiterer Effekt dieses Ortes? Er war sich nicht sicher, aber im Moment hatte er andere Sorgen.
Er rollte sich zur Seite um Lamyas geworfenen Stein zu entgehen. Dieser bohrte sich dort in den Sand, wo eben noch sein Kopf gewesen war. Im gleichen Zug trat er Lamya die Beine weg, der daraufhin strauchelnd zu Boden fiel. Lashon warf sich auf ihn, packte ihn an den Unterarmen und hielt ihm am Boden fest.
"Genug der Spielchen, was ist hier los?", fauchte er seinen alten Freund aus seiner letzten Einheit an.
"Es ist doch bestimmt kein Zufall, dass du jetzt auftauchst, so kurz nachdem ich gerade noch an dich gedacht habe, oder? Warum sollte mir ein antiker Ort zeigen, wie alle Menschen die mir etwas bedeuten mit Spott und Hass gegenüberstehen? Was wollt ihr damit bezwecken?"
Lamya knurrte und versuchte sich zubefreien, doch vergebens. Lamya war nie einer der Starken oder der besonders Geschickten gewesen. Lashon gestattete es sich den Blick von ihm abzuwenden und ihn durch die Reihen der Anwesenden schweifen zu lassen. Alle die ihm etwas bedeuteten... Das waren eine Menge. Er erkannte Gesichter, die er schon eine lange Zeit nicht mehr gesehen hatte. Ein sanftes Lächeln erschien auf seinem geschundenen Gesicht.
Danke, dass ihr mich erinnert, wieso ich das alles hier mache.
"Ihr alle... seid nicht hier!", stellte er mit lauter Stimme klar, "Wenn ihr wirklich Trugbilder seid, und das seid ihr zweifellos, könnt ihr mir auch nichts tun. Falls doch..."
Er grinste.
"...hätte ich nie eine Chance."
Wie ein Wesen holten alle mit ihren Trümmern aus und warfen sie direkt auf Lashon.
Er schloss die Augen. Er hatte seit dem Betreten der Stadt einen Verdacht und es wurde Zeit ihm auf den Grund zu gehen. Seine Hand glitt in seine Tasche.
Er konnte das Sausen der Steine in der Luft bereits förmlich hören, als seine Finger sich um das polierte Holz schlossen. Dann... Nichts. Kein Schmerz, kein Geräusch mehr. Lashon öffnete die Augen. Er saß alleine im Sand. Von den Trugbildern keine Spur. Langsam zog er das Etwas aus der Tasche, was er zwischen den Fingern hielt. Ein Anhänger eines Adlers mit einem Löwenkopf kam zum Vorschein.
Du wirst mir einiges erklären müssen, Toni, dachte er und hängte ihn sich um. Das kühle Holz an seinem Hals fühlte sich beruhigend an. Ob es noch mehr tat, als ihn von den Trugbildern abzuschirmen?
"Sieht aus als wärt Ihr bei Sinnen, Herr Lashon. Könnt Ihr stehen?"
Lashon wirbelte herum und sah Deven hinter sich stehen.
"Deven?"
"Ihr habt Glück, dass ich in der Nähe war. Wir haben Equinox verloren und bin zufällig über Euch gestolpert. Kommt, ich helf Euch."
Lashon lächelte, als Deven ihm die Hand hinhielt, aber er stand von selbst auf. Das Schattengeschoss hatte ihn nicht sonderlich verletzt, auch ohne elementaren Widerstand. Es tat weh, aber er konnte den Schmerz abschütteln.
"Danke, es geht. Nichts für ungut, aber ihr könnt damit aufhören mich zu bemuttern. Ich weiß, dass ihr es gut meint, aber nur weil ich nicht zwei Meter groß und mit Muskeln bepackt bin heißt das noch lange nicht, dass ich nicht zurechtkomme. Ich bin zäh wie ein Fahler Baum."
Deven grinste und ließ die Hand sinken.
"In Ordnung, 'Fahler Baum'. Ich nehme an, dann hätte ich damit auch nicht helfen müssen?"
Er hob die andere Hand und öffnete sie. Lashon jappste.
"Tropfen!"
"Hoffe es geht ihm gut. Habe noch nie eines dieser Dinger gesehen, aber es schien intelligent zu sein."
Lashon biss sich auf die Lippe. Es hatte keinen Zweck Deven zu belügen, außerdem hatte er ihm geholfen seinen Freund zu retten.
"Es ist ein Dschinn. Sein Name ist Tropfen und er ist mein und Sinaphies Freund."
"Dschinn? Das ist also ein Elementargeist?", murmelte Deven gedankenverloren und betrachtete ihn mit Staunen.
Als er jedoch Lashons Blick bemerkte, lachte er und ließ ihn in Lashons Hände gleiten.
"Ihr habt viel zu erzählen Lashon, davon bin ich überzeugt. Ich möchte alles hören, aber ich fürchte wir müssen zuerst zusehen, dass uns nicht der Himmel auf den Kopf fällt."
Lashon nickte langsam, holte einen Regenerationstrank aus seiner Ausrüstung und nahm einen Schluck. Dann fiel sein Blick auf Apaec, der dreißig Meter entfernt in einer Wand hing.
"Hast du..."
Deven nickte.
"Er wird vermutlich nicht mehr lange haben. Ich dachte er könnte seine Kräfte benutzen um sich zu retten. Ich habe mich wohl geirrt.", sagte der Sitras gleichgültig.
Da musste Lashon ihm zustimmen. In Galatan war er nur selten Schattenadepten begegnet, aber er wusste dass sie nicht gerade für ihre Heilfertigkeiten bekannt waren, obwohl sie theoretisch dazu in der Lage waren.
"Es ist nicht meine Art Verbrecher den Gnadenstoß zu versetzen. Vielleicht möchtest du...?"
Lashon nickte nur und hastete los, den Himmel im Auge. Die Einschläge hatten sich in den letzten Minuten in Grenzen gehalten, aber die Sterne fielen immer noch vom Himmel. Deven blieb zurück und wartete. Als Lashon Apaec erreichte, trafen sich ihre Blicke. Apaecs war ängstlich, Lashon blieb unleserlich. Dann packte er ihn und zog ihn aus der Wand. Blut überzog seine zerschmetterte Körperhälfte. Lashon knurrte, ging in die Hocke und ergoß den verbleibenen Inhalt seines Trankes in Apaecs offenen Mund.
"Trink.", wies er ihn kühl an.
Er schluckte, verfiel aber in einen heftigen Husten.
"Was...", röchelte er.
"Ein Regenerationstrank. Eine Chance. Deine Wunden werden sich nur langsam über einen ausgedehnten Zeitraum schließen, aber du wirst leben. Zumindest wenn du dem Sternregen entgehen kannst."
Apaec spuckte Blut und sah ihn wütend an.
"Du bist wirklich ein Narr... Deine 'Gütigkeit' wird dich eines Tages noch teuer zu stehen bekommen... Du gewinnst nichts, indem du mir hilfst...", sagte er schwer atmend.
"Du sagtest du und ich sind gleich. Du irrst dich. Wenn dem so wäre, würden dich die Bilder der Vergangenheit nicht kalt lassen, sondern dich erinnern was einst war und wer du bist. Ich kenne diesen Blick, den du hast."
Lashon sah ihn durchbohrend an.
"Du hast früher an etwas geglaubt. Doch du wurdest verletzt. Und um den Schmerz zu vergessen, hast du Dinge geopfert."
Er schüttelte den Kopf.
"Doch einige dieser Dinge waren zu wichtig, um geopfert zu werden. 'Beseitige deine Skrupel', sagst du? Du hattest Angst alte Wunden aufzureißen, wenn du deinen alten Grundsätzen folgst. 'Nimm das Geld vor deiner Nase und mach dir ein schönes Leben'? Geld macht kein schönes Leben. Sich selbst treu zu bleiben, tun was man Richtig hält, so zu leben wie man es wirklich möchte... das schon. 'Ich habe auch einst versucht Menschen zu beschützen und es ist sinnlos'? Falsch! Du hast aufgehört Menschen zu beschützen, weil du Angst davor hattest noch einmal verletzt zu werden, wenn du scheiterst."
Apaec wich seinem Blick frustiert aus.
"Du... weißt gar nichts über mich."
Plötzlich wurden Lashons Züge weich.
"Stimmt. Vielleicht war das alles verschwendetes Gerede, aber ich habe das Gefühl, dass ich nicht weit von der Wahrheit entfernt liege. Was ich sagen will ist, es ist nie zu spät sich selbst wiederzufinden. Auch wenn es hoffnungslos erscheint. Ich finde jeder hat so eine Chance verdient, selbst ein widerwärtiger Entführer wie du."
Lashon erhob sich.
"Ich habe es schon viele Male gesehen, dass diese Chance nicht vergebens war. Manchmal wurde ich enttäuscht. Aber das hindert mich nicht daran, es zu versuchen."
Er musste an Kanra denken, wie damals allein vor ihm in diesem brennenden Wald gestanden und mit ihm die Klingen gekreuzt hatte.
Ich werde dich retten.
"Aber dazu musst du erst einmal überleben. Und dannach... wer weiß? Vielleicht denkst du noch einmal über meine Worte nach? Und wenn du dir nicht sicher bist was du tun sollst... zeige ich es dir vielleicht."
Apaec zischte und schloss die Augen.
"Verschwinde endlich."
Lashon erhob sich, ließ das leere Trankgefäß neben sich im Sand fallen und wandte sich ohne Widerworte ab.
"Warte..."
Lashons Schritte hielten inne.
"Wer bist du?"
Lashon winkte ab.
"Nur ein Stadtwächter, mehr nicht."
Damit ließ er ihn liegen und kehrte zu Deven zurück.
"Beeindruckend.", kommentierte dieser. "Ich habe jeden Moment gerechnet, dass einer dieser Brocken vom Himmel euch erschlägt, während du dir so viel Zeit gelassen hast."
"Verzeih.", entschuldigte Lashon sich hastig. "Ich... musste unbedingt etwas loswerden."
"Hab ich gesehen. Du hast ihn nicht den Gnadenstoß gegeben."
"Nein."
"Du hast ihn geheilt?"
"Ja."
"Obwohl er deinen Freund entführt hat?"
Lashon nickte.
"Hm... Okay.", war alles was er darauf sagte und zuckte mit den Schultern.
Er warf einen Blick in die Ferne.
"Unser Schiff... es dreht immer noch ab. Warum tun sie das?"
"Ich weiß es nicht. Ich hoffte Ihr wüsstet es!", gab Lashon zu.
Deven schüttelte ungläubig den Kopf, aber schien sich von nichts aus der Ruhe bringen zu lassen.
"Das ist mir leider ein Rätsel. Soetwas würden sie nie tun, solange der Häuptling keine gegenteiligen Anweisungen gibt. Und wenn man bedenkt wie stur manche Sitras sind, vermutlich nicht einmal dann."
"Aber weshalb dann...?", murmelte Lashon leise zu sich selbst.
"Nebenbei... Wo ist die ehrenwerte Federheldin?"
"Hier!"
Die Männer blickten auf und sahen Sinaphie auf einem halb eingestürzten Torbogen hocken.
"Wir müssen zum Zentrum der Stadt! Sofort!", rief sie aufgebracht.
"Wieso?"
"Ich erkläre es euch auf dem Weg! Schnell, oder wir sind möglicherweise bald für immer in dieser Stadt gefangen!"
Lashon und Deven tauschten einen Blick.
"Wo ist das Stadtzentrum?"
"Wenn es dort ist, von wo die Stadt sich ausgebreitet hat...", überlegte der Sitras laut und sah zum Luftschiff, dann drehte er sich abschätzend. "Nicht weit entfernt... da lang."
"Dann los!"

Als Vulkanasche verstand konnte er es kaum glauben.
"Du... hälst mich für den alten 'Boss'?", brachte er mit schwindener Stimme hervor. "Du irrst dich! Mein Name ist Vulkanasche!"
Passat starrte ihn durchdringend an.
"Du?", fragte er plötzlich mit belegter Stimme.
Vulkanasche blinzelte. Langsam erkannte er ihn wieder.
"Passat?"
Passat umkreiste ihn unheilvoll.
"Du warst damals mit diesem Lufthauch unterwegs, nicht? Ihr wolltet einen gewissen Anarath jagen, als er unter einen fremden Einfluss geriet."
Drei Jahre... Der Strohmantel! Das 'Auge' des Dschinns des Gleichgewichts! Wie hatte er das nur vergessen können?
"Allerdings... hast du dich leicht verändert.", fuhr er ruhig fort.
"Lufthauch ebenso. Er und ich wurde von der selben Goldenen Sonne erfasst."
Passat nickte knapp. Er war Lufthauch begegnet, damals in Galatan. Die Geschichte klang plausibel. Und nun, da sein Zorn langsam verflog, bemerkte er geringfügige Unterschiede zu dem Dschinn des Gleichgewichts den er gekannt hatte. Die Stimme, seine Art zu reden, abweichende äußerliche Merkmale...
"Was-"
Weiter kam Passat nicht, als sich plötzlich eine golden schimmernde Lichtbarriere zwischen ihm und Vulkanasche bildete. Passat wandte sich hastig um und blickte direkt auf ein rotes kugelförmiges Objekt, dass sich ihm lautlos von hinten auf einen halben Schritt genähert hatte. Es begann im gleichen Moment an zu zischen und zu zittern. Eine gewaltige Feuerexplosion folgte und schleuderte Passat mehrere Meter von Vulkanasche weg.
"Weg von ihm!", hörte er jemanden schreien, als er seine Flugbahn wieder in den Griff bekam.
Der Junge von vorhin hastete über den verwüsteten Boden auf sie zu. In seiner linken Hand hielt er seinen Stab und unter seinem rechten Arm hatte er einen anderen Ball von gelber Farbe geklemmt. Er hatte seinen Umhang von hinten über ihn geworfen, als wollte er ihn vor Blicken von Seiten der Windtänzerin verbergen. Er stolperte fast über einen umgerissenen Baum, aber trotzdem kämpfte er sich unbeirrbar auf sie zu.
"Verschwinde!"
Er schickte Passat durch seinen Stab einen Windstoß zu, der nur schwach ausfiel. Trotzdem wich er unter den Böen ein wenig zurück, um sich einen Überblick zu schaffen. Was war das eben gewesen? Die Explosion war keine wirkliche Psynergy oder Dschinnkraft gewesen. Andererseits war sie genauso wenig echte Elementare. Also was war es?
Doch plötzlich fiel ihm etwas ganz anderes auf. Vorhin hatte er es in seiner flüchtigen Beobachtung nicht bemerkt, aber...
"Ist das möglich?", fragte er sich flüsternd selbst.

Endlich erreichte Merl seinen Freund. Er war in einem fürchterlichen Zustand. Zwar hatte er noch nie selbst einen Dschinn schwer verletzt gesehen, doch er hatte in den letzten Jahren genug von Vulkanasche oder anderen Galatanern erfahren. Doch ihn so vorzufinden, durchsichtig, flimmernd... Aus der Ferne hatte es ihn seine Vorsicht vergessen lassen und nun in der Nähe brach es ihm fast das Herz.
Er warf sich neben ihn auf den Boden und ließ dabei seinen Stab fallen. Nicht dass er ihm noch viel nützte. Ohne die Kräfte die Vulkanasches Bündnis ihm verlieh, war er besonders nach Talbs Versuch ihm die Psynergy zu entreißen nicht mächtig genug sich mit jemanden zu messen, der in der Lage war Vulkanasche so zuzurichten. Er musste auf andere Kräfte zugreifen. Aber das wiederrum gefährdeten seine Tarnung als Anarath.
"B-Bist du in Ordnung?"
Vulkanasches Augen sanken amüsiert ein.
"Ne."
"Ich... Ich kann dich heilen, warte... Sire-"
"Warte!", stieß Vulkanasche hastig aus, um Merl aufzuhalten. "Das hilft nicht... bei Dschinnwunden wie diesen."
Merl riss entsetzt die Augen auf.
"Wie? Das- Nein! Was soll ich tun?"
"Bei tiefen Substanzschäden helfen nur drei Dinge... Spezielle Heilpsynergy, die du nicht kennen kannst..."
Merl schüttelte den Kopf.
"V-Verstehe. Was noch?"
"Lange Ruhepausen in der Nähe von Psynergysteinen..."
"Ich hab welche!", rief Anarath laut aus und kramte sofort in seinen Taschen.
"Oder!", unterbrach ihn Vulkanasche erneut, "Das Ruhen in einem psynergyempfänglichen Organismus. Einem Adepten zum Beispiel."
Merl musste hysterisch loslachen.
"Warum sagst du das nicht gleich?"
Er hob Vulkanasche sorgsam und sanft mit beiden Händen auf, wie ein frisch geschlüpftes Küken. Dann drückte Merl ihn sacht an seine Brust, wo er sich mit ihm verband. Der erwartete Kraftschub blieb allerdings aus.
~"'Tschuldigung, Kumpel... Dazu bin ich für den Moment einfach nicht in der Lage."~, hörte er den Dschinn in seinen Gedanken, als dieser seine Verwirrung spürte.
"Schon okay...", murmelte er und erhob sich.
"Ist er in Ordnung?"
Plötzlich stand sie neben ihm. Merl erschrak als er sich umdrehte und in Tsuka's sorgenvolles Gesicht blickte.
"Tsuki..."
"Ist er in Ordnung?!", wiederholte sie aufgelöst.
Merl nickte langsam, irritiert über ihren verzweifelten Gesichtsausdruck. Tsuka atmete erleichtert auf.
"Den Sternen sei Dank..."
"Was... Was machst du hier?", fragte Merl mit trockender Kehle und verbarg die gelbe Kugel noch tiefer unter seinem Umhang.
"Was ich hier mache?! Euch helfen!", fuhr sie ihn wütend an. "Wir müssen Vulkanasche beschützen! Ohne ihn bist du niemals in der Lage dich gegen den da zu wehren!"
Ihre Aussage erwischte Merl wie ein Donnerschlag. Er war geschockt. Er verstand gar nichts mehr. Tsuka wusste von Vulkanasche? Sie kannte sogar seinen Namen? Wie konnte das sein? Hatte sie sie irgendwann einmal gesehen und belauscht, als er mal nicht aufgepasst hatte? Aber dann...!
Tsuka stellte sich neben ihn und sah finster zu Passat hoch, der immer noch in der Luft Abstand hielt und die Situation einschätzte.
"Ich weiß was du denkst.", sagte sie plötzlich so leise, dass nur Merl sie hören konnte. "Ich habe es an deinen Augen gesehen. Du wolltest es uns gerade sagen, nicht?"
Und plötzlich verstand Merl. Sie wusste es. Sie wusste alles.
"Tsuki... Ich..."
"Wir reden später darüber!", fiel sie ihm ins Wort. "Mach dir keine Sorgen. Sollte es zum Schlimmsten kommen und jeder erfährt heute wer du bist... Ich und Lucya werden zu dir halten. Egal was passiert. Also... Halt dich nicht zurück."
Sie wusste alles. Merl konnte es nicht glauben. Doch viel wichtiger: Tsuka sagte sie hielte zu ihm. Lucya auch. Ein unglaubliches Gefühl der Befreiung durchflutete ihn. Alle seine Sorgen schienen sich von einem Moment auf den anderen zu verflüchtigen. Wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre, hätte er am liebsten laut losgelacht.
"Ja...", sagte er mit kratziger Stimme. "Werde ich nicht. Sirenenruf!"
Energie krümmte die Luft und erschuf einen weiteren Wächterball. Es war lange seit er den letzten Sternenball beschworen hatte, das letzte Mal in der Nacht in der er Lucya gerettet hatte. Doch er hatte nichts vergessen, was er damals in der Akademie gelernt hatte. Es war eine Kraft für die nur wenige die Veranlagung besaßen sie zu erlernen, aber jeder in der Monsuur Familie verfügte schon immer über ein natürliches Talent für sie. Und Merl erlernte sie im Alter von neun.
"Bleib hinter ihm. So werden wir zumindest nicht sofort eingeäschert."
Tsuka beäugte das beschworene Wesen argwöhnisch, nickte aber. Merl war klar, dass seine Möglichkeiten trotzdem eingeschränkt waren. Ohne Vulkanasches Kräfte konnte er lediglich zwei Bälle gleichzeitig draußen haben.
Doch bisher hatte sich der Dschinn zurückgehalten.
"Du bist nicht zufällig Anarath von den Anemos?", fragte dieser plötzlich. "Als wärst du keinen Tag gealtert..."
"Das ist kompliziert.", antwortete Merl vage.
~"Warte Merl, ich kenne ihn von früher! Ich weiß nicht wieso er uns angegriffen hat, aber wir können vielleicht mit ihm reden!"~
Reden? Er hätte dich beinahe umgebracht!
~"Es könnte sich nur um ein Missverständnis handeln! Lass es uns zumindest versuchen..."~

"Das ist jetzt weit genug.", hörte Loghain eine raue Frauenstimme sagen.
Die Wachen die Loghain eskortierten knurrten verstimmt, aber bedeuteten Loghain mit einer sanften Handbewegung inne zu halten. Dieser runzelte die Stirn.
"Gibt es ein Problem?", fragte er die Wachen.
Sie antworteten nicht, sondern sahen finster gerade aus. Loghain folgte ihren Blick. Hinter einer der prunkvollen Säulen kamen drei merkwürdige Gestalten zum Vorschein. Sie trugen alle eine Art Uniform die aus schwarzen zerschlissenen und edlen weißen Bandagen bestand, fast wie bei einer bizarren Mumie. Dazu trugen sie lange bis zu den Füßen reichende schwarzweiße Röcke, an denen unzählige kleine Messer und andere glänzende Tötungswerkzeuge befestigt waren. Trotz der gehörten Stimme und der eindeutigen Körperform der Neuankömmlinge brauchte Loghain eine Weile um sie als Frauen zu erkennen. Ihre Gesichter und Körper waren von Schnitt- und Brandnarben übersäht und ihre Köpfe kahl rasiert. Nur jeweils ein zusammengebundener Zopf fiel über ihre Schultern nach hinten. Der Zopf der Anführerin des Trios war so lang, dass er bereits an ihr Hinterteil reichte, während die ihrer Begleiterinnen ihnen gerade einmal zu den Schultern reichte.
Als die Anführerin sie erreichte blieb sie vor ihnen stehen und sah Loghain abschätzend an.
"Was willst du, Sklavin?", fuhr sie einer der Männer an.
"Was wohl?", gab sie ruhig zurück. "Ihr seid im Begriff einen Fremdländer zum Sultan zu lassen, den wir nicht kennen."
Loghain räusperte sich.
"Ich bin Ealar Loghain, Kampfkunstmeister."
"Kampfkunstmeister...?", wiederholte die Vernarbte gedehnt. "Ihr redet, als müsste ich diesen Titel kennen."
Loghain schnaubte und sah zu seinen Eskorten amüsiert hinüber.
"Besonders gebildet sind diese Frauen hier nicht."
Einer der Wachen nickte.
"Hörst du, Weibsbild? Die Kampfkunstmeister sind zweifellos ein wichtiger und ehrenwerter Orden!"
"Sagte er das?", erwiderte die Frau ungerührt.
Die beiden Wachen schwiegen plötzlich. Loghain begann es zu dämmern. Niemand von ihnen hatte je von den Meistern der Kampfkunst gehört.
Doch auch etwas anderes störte ihn. Diese Frauen konnten sich offenbar frei im Palast bewegen und schienen eine größere Autorität zu haben als die Palastwachen. Was ging hier vor?
Die Anführerin ließ ihre linke Hand in eine ihrer Rockfalten gleiten, zog ein dunkelgrünen Blatt hervor und begann nachdenklich darauf herzukauen.
"Der Fremdländer könnte eine Gefahr für den Prächtigen darstellen. Also ist es unser aller Aufgabe uns um ihn zu kümmern. Legt Eure Ausrüstung ab."
Loghain wechselte mit den Palastwachen einen Blick. Diese nickten widerstrebend.
"Euch wird nichts geschehen, verehrter Kampfkunstmeister. Darauf habt Ihr mein Wort.", entschuldigte sich der ältere von ihnen. "Bitte, legt eure Ausrüstung ab. Ihr werdet sie später zurückerhalten."
Loghain mochte die Forderung nicht. Ohne seine Kräfte und nun ohne seine Ausrüstung war er schutzlos. Seine Gegner mochten keine Berührten sein, aber er konnte über ihre Fähigkeiten nur mutmaßen. Sie jetzt täuschen zu wollen konnte ihn teuer zu stehen kommen lassen. Also ging er resignierend ihrer Aufforderung nach. Die zwei Begleiterinnen nahmen seine Habsehligkeiten entgegen, während die Anführerin sie kauend aufmerksam dabei beobachtete.
"Wer sind die?", zischte Loghain wütend einem der Wachen zu.
"Die Schoßkatzen des Sultans, Klingenderwische. Wenn eine Frau den Wert ihres Aussehens verliert, kann sie ihren Wert als Attentäter beweisen. Schafft sie es, tritt sie den Klingenderwischen bei. Schafft sie es nicht, verliert sie ihren Kopf. Für gewöhnlich durchstreifen sie die Stadt nach denen, die den Sultan untreu sind oder durchführen Operationen, bei denen die Überlebenswahrscheinlichkeit zu gering für hochdekorierte Kronsoldaten ist. Aber diese da..."
Er nickte zu der Anführerin.
"Shala. Der Prächtige scheint sie nützlich zu finden. Er behält sie als persönliche Leibwächterin im Palast und setzt sie als Anführerin der Klingenderwische ein."
"Sie glaubt, nur weil der Sultan sie erwählt hat, kann sie uns sagen wie wir unseren Job zu machen haben.", erwiderte der andere hitzig. "Das ist unerhört! Wenn der Prächtige nicht so angetan von ihr wäre, dann hätte ich sie längst enthaupten lassen!"
Shala kaute weiterhin gedankenverloren auf dem Blatt herum. Falls sie sie hören konnte, ließ sie sich nichts anmerken.
"Seht Ihr ihre Zöpfe?", fuhr der andere wieder an Logahain gewandt fort. "Eine neue Klingenderwisch fängt ungefähr mit der Länge dieser anderen beiden an. Begeht eine einen Fehler, beleidigt Freunde des Prächtigen oder füllt ihre Aufgaben nicht zu vollster Zufriedenheit aus, wirf je nach Schwere des Vergehens ein Stück abgeschnitten. Ist nichts mehr übrig zum Abschneiden..."
"Ist der Kopf dran.", mutmaßte Loghain.
Der Wachmann nickte.
"Ihr seht, sie ist ein williges Spielzeug des Prächtigen. Ihr habt also nichts zu befürchten, wenn Ihr dem Sultan euren Respekt erweist."
"Verstehe.", antwortete Loghain resignierend.
Die Klingenderwische trugen gerade seine letzte Ausrüstung weg, als Shala wieder den Mund öffnete.
"Euer Stab."
Loghain fletschte innerlich die Zähne.
"Muss das sein?"
"Es muss, 'Kampfkunstmeister'."
Loghain sah sie finster an.
"Und ich bekomme alles wieder?"
"Wenn der Prächtige es so wünscht.", antwortete sie kühl.
Widerwillig übergab er auch seinen Stab an einer der anderen, die ihn mit dem Rest der Ausrüstung aus dem Saal trug.
"Ausgezeichnet.", kommentierte sie und steckte das Blatt weg, an dem sie herumgekaut hatte. "Nun verratet mir noch bitte den Grund wieso Ihr Salmoa den Prächtigen aufsuchen wollt, Herr Kampfkunstmeister. Es ist selten, dass jemand die lange beschwerliche Reise durch die Wüste auf sich nimmt, um den König der Gärten einen Besuch abzustatten."

Flama wartete nervös auf die Antwort des Kriegsherrn. Dessen über dem Kommunikationskristall schwebende, durchsichtige Abbild starrte sie durchdringend an und rieb sich nachdenklich am Kinn. Flama hatte ihm alles berichtet. Ihren Plan, ihre Fehlschläge und ihre Gründe dahinter. Sie erzählte ihm auch, was sie von Ianto erfahren hatte. Nachdem sie geendet hatte, hüllte der Kriegsherr sich in Schweigen.
"Du bringst mich in eine schwierige Situation, Flama.", brach Reyters gering verzerrte endlich das Schweigen. "Dein Vorgehen war einfach töricht. Auch wenn ich durchaus zu schätzen weiß, was du für mich getan hast, war es das Opfer nicht wert. Costello ist ein gefährlicher Mann."
Flama nickte stumm.
"Ich war mir dessen bewusst. Doch ein derart aggressives Verhalten hatte ich nicht erwartet. Es passt nicht zu seiner üblichen Vorgehensweise. Die einzige Erklärung kann nur sein, dass Ianto recht hat: Costello hat nicht mehr lange zu leben."
"Auch wenn du es nicht erwartet hattest, warst du vorbereitet. Costellos Visions-Reflektor gegen ihn zu verwenden, um seine Lügen aufzudecken... Das war äußerst clever."
"Nicht clever genug. Vieles davon trifft auf taube Ohren, da Costello diese Ringe verteilt hat..."
Reyters Abbild lächelte auf einmal wölfisch.
"Nur dass das nicht gut genug funktioniert hat. In den vergangenen Stunden habe ich unzählige Benachrichtigungen von Ländern und Grafschaften Neu-Mirnuzars erhalten, die mit uns einen Nicht-Angriffs-Pakt aushandeln wollen. Nicht wenige sprechen sogar von Kooperation oder der Lossagung zu Costellos Neu-Mirnuzar. Offenbar haben sie den Ringen genauso wenig vertraut, wie ich und Norgono damals. Deine kleine Übertragung hat einen kleinen Bürgerkrieg ausgelöst. Und mit unserem Eingreifen wird Costello nicht mehr lange in Ruhe über seine Schulter schauen können."
Flama nickte steif.
"Das... freut mich zu hören."
"Es ist noch vielmehr. Du hast nicht nur Costellos Neu-Mirnuzar in Unordnung gebracht. Die Adepten rufen deinen Namen! Sie sind beeindruckt von deinem Mut, deinem Opfer und deiner Enthüllung von Costellos Lügen. Sie sind außer sich, was er dir angetan hat und schreien nach Rache. Alle reden von der heldenhaften Kronyal Flama, die ihr Leben riskiert hat, um das Volk Neu-Mirnuzars wachzurütteln."
Flama glaubte dass der Kriegsherr übertrieb, aber behielt es für sich.
"Selbst unsere Verbündeten haben ihre Besorgnis geäußert. Naamos von den Silkanas hat sogar angeboten deine Kräfte widerherzustellen."
Ein kühler Schauer lief Flamas Rücken hinunter.
"Er hat... was?"
Reyters Mundwinkel zuckten.
"Mach dir keine Gedanken, Flama. Auch wenn es den Beziehungen zwischen unseren Völkern zu Gute kommen würde, widerstrebt es mir dich aus unseren Händen zu geben. Ich habe mit Cyro gesprochen und er ist überzeugt, er könne das genauso gut tun."
Flama hob abwehrend die Hände.
"Das... ist schon in Ordnung, Kriegsherr. Theema hat sich meiner angenommen."
Der Gesichtsausdruck Reyters wurde eine Spur kühler. Sie wusste, dass der Kriegsherr Theemas Fähigkeiten schätzte, aber sie wusste auch um seine Enttäuschung, dass er nie in der Lage gewesen war ihre gewaltige Psynergy andernweitig zu verwenden. Und es war kein Geheimnis, dass er Cyro mehr vertraute.
"Ist dem so...?", sagte der Kriegsherr langsam.
Flama nickte eifrig.
"J-Ja. Sie hat bestätigt, dass Costello zwar meine gesamten Kapazitäten zerstört hat, aber nicht die Verbindung mit der ich auf Psynergy zugreifen kann. Man kann sie einfach wiederherstellen... Mit Psynergykristallen und Interaktion. Ich bin bereits dabei meine Psynergy neu aufzubauen und durch meine Kronyal-Eigenschaften geht das viel schneller als bei anderen Adepten."
Reyter verschränkte die Arme.
"Zeig es mir."
"... Mein Kriegsherr?"
"Zeig mir die Fortschritte von Theemas Behandlung. Das ist ein Befehl."
Flama schluckte. Dann hob sie die Hand. Sie hielt die Luft an, kniff die Augen zusammen und starrte eine Weile auf ihre Handfläche. Es dauerte eine Weile, dann bildete sich Rauch und eine kleine Stichflamme erschien auf ihrer Handfläche. Flama wurde kalt, aber sie spürte den stechenden Blick von Reyters Abbild auf sich. Sie durfte jetzt nicht scheitern. Die Stichflamme verformte sich zu einem schwebenden Feuerball, der ein intensives, strahlendes Licht im Raum verteilte. Sie hielt ihn eine Weile, dann ließ sie ihn erlöschen. Der durchsichtige Reyter nickte langsam.
"... Verstehe. Nun, ich denke so wenige Stunden nach diesem Trauma mehr von dir zu verlangen wäre ungerecht von mir. Aber halte mich über deinen Zustand auf dem Laufenden."
Flama nickte stumm.
"Dennoch!", sagte der Kriegsherr und hob drohend den Finger, "Obwohl ich dein Opfer zu schätzen weiß, bin ich sehr enttäuscht von dir. Du unterschätzt wie wichtig du für mich und alle anderen Adepten unter mir bist. Hättest du dort oben dein Leben oder deine Psynergy komplett verloren, hättest du uns massiv damit geschadet."
"V-Vergebt mir, Kriegsherr."
"Mach soetwas nie wieder.", erwiderte Reyter barsch. "Das wäre alles. Diese Kriegserklärung hat für einiges Chaos gesorgt, dass ich erst einmal ordnen muss. Ich melde mich noch einmal in ein paar Stunden."
"Irgendwelche... Anweisungen, Kriegsherr?"
"Deine oberste Priorität sollte es sein, deine Psynergy so schnell wie möglich wiederherzustellen. Sollte Theema dazu nicht in der Lage sein, hast du dich bei Cyro einzufinden."
"Verstehe, Kriegsherr..."
"... Wegtreten, Oberoffizierin."
Die Übertragung wurde beendet. Flama ließ sich an die Wand hinter ihr fallen und sank langsam an ihr zu Boden. Sie fröstelte und zitterte. Sie hatte viel mehr Psynergy verbraucht, als das klägliche Rinnsaal ihr bieten konnte, dass sie inzwischen wiederhergestellt hatte. Doch sie hatte dem Kriegsherrn nicht zeigen wollen, wie schwach sie nun wirklich war. Sie hatte kein gutes Gefühl dabei. Jetzt zu Reyters Basis zurückzukehren... Erschien ihr unvorstellbar.
Viele Minuten verstrichen, bis es an ihrer Tür klopfte.
"Herein...", sagte sie mit brechender Stimme.
Weldon trat ein und erschrak, als er sie zusammengesunken an der Wand hocken saß.
"Flama! Bist du in Ordnung?! Was ist passiert?! Du bist so blass..."
Sie ließ sich von ihm aufhelfen.
"Es ist nichts... Ich habe mich nur ein wenig überanstrengt.", sagte sie und rang sich zu einem schwachen Lächeln durch. "Aber ich brauche jetzt wirklich ein Bad."
Ein Schrei ertönte, nicht allzu weit von ihnen. Sowohl Shala, als auch Loghain blickten in die Richtung, von dem der Schrei kam. Shala erkannte, dass es sich um den Schrei einer Wache handelte, der nicht vorhatte zu stoppen.
„Ah… das habe ich ganz vergessen.“ Entschuldigte sich Loghain und wollte gerade eilen, als er von Shala gestoppt wurde.
„Ihr bleibt hier. Einer unserer Männer wird nachschauen, was da los i-“ erneuert wurden sie unterbrochen. Diesmal waren es zwei unterschiedliche Schreie.
Shala sah verwirrt und ihre Blicke wurden noch misstrauischer, als sie zu Loghain blickte. Dieser schien sich jedoch nichts anzumerken und erwiderte ihre Blicke ohne jegliche Emotionen. „Ich denke ich weiß woran es liegt. Lasst uns gemeinsam hingehen. Ihr könnt eure Augen auf mich behalten.“
Die Sklavin nickte. So eilten beide den Gang entlang, in der die Wachen, die Loghains Ausrüstung getragen haben, verschwunden waren. Als sie die Kurve hinter sich gelassen hatten, sah Shala das folgende Bild:
Einer der Wachen hatte den Stab Loghains in seinen Händen und zitterte ununterbrochen am ganzen Körper und schien sowohl absolut bewegungsunfähig zu sein, als auch nicht in der Lage den Stab loszulassen. Auch die zweite Wache, der die erste Wache am Arm gepackt hatte, teilte den gleichen Schmerz und konnte offenbar den Mann nicht loslassen.
„Die zweite Wache hat ihm anscheinend helfen wollen. Er hätte ihm den Arm abtrennen sollen.“ Schlussfolgerte Loghain und ging nun auf seinen Stab zu. „Vielleicht ist es auch so besser. Schließlich bin ich nun hier.“ Loghain packte seinen Stab und riss ihn problemlos an sich.
Die beiden Wachen fielen Augenblicklich ausgepowert auf dem Boden. Shala bemerkte, dass die Wachen nicht nur deutlich schwächer als vorhin aussahen. Sie waren ausgehungert, mager, ihre Haare waren grau geworden und viele davon abgefallen. Außer den Haaren wirkten sie auch so nun um einiges Älter. Sie schätzte sie auf zehn Jahre älter ein.
„WAS WAR DAS?“
Loghain verbeugte sich entschuldigend und deutete dann auf sein Artefakt „Es ist mein Stab. Der Stab des Hexenmeisters. Es reagiert auf alle Personen, die ihn berühren, gleich. Der Stab entzieht ihnen ihre Lebensenergie und lässt nicht mehr los. Die einzige Ausnahme bin ich, als aktueller ´Erbe´ des Stabs.“ Erklärte er mit einem ruhigen, aufrichtigen Ton und warf den Stab dann in den nächstbesten Raum hinein. „Solange ihn niemand berührt, sollte er ungehindert dort liegen bleiben können. Vor potentiellen Dieben, kann es sich schließlich selbst schützen.“
Seine giftgrünen Augen gingen nun zu den Wachen. „Die beiden dürften sowohl körperlich, als auch geistig sehr erschöpft sein. Sie werden vermutlich drei bis vier Wochen Ruhe brauchen, bevor sie wieder ihren Dienst antreten können. Das Alter oder die Haare werden ihnen als Erinnerung leider daran erhalten bleiben.“
Die Leibwächterin schien sich nicht von der Erklärung von Loghain beruhigt zu haben. Es war nicht schwer für Loghain zu erkennen, dass sie wütend war.
„Warum habt ihr das mit dem Stab nicht vorher schon erwähnt?!“
„Tut mir leid. Aber ihr habt mir meinen Stab so schnell aus der Hand abgenommen, dass ich für einen Moment gar nicht daran gedacht habe. Wie es vielleicht vorstellbar ist, halte ich mich nicht oft in einem Ort auf, in der der Name der Kampfkunstmeister nichts Wert ist und ich meinen Stab abgeben muss.“ Er verbeugte sich. „Tut mir nochmal aufrichtig Leid für die Umstände die mein Stab bereitet hat. Jedoch habt ihr mir vorhin eine sehr wichtige Frage gestellt, die ich jetzt beantworten möchte.“
Shalas Wut hatte sich etwas gelegt, auch wenn sich Loghain mittlerweile nicht mehr sicher war, ob sie ihn ohne weitere Überzeugungsarbeit zum Sultan durchlassen wurde. Loghain sprach weiter.
„Ich werde nicht um den heißen Brei reden und es mit kurzen Worten erklären. Das Ende der Welt erwartet uns. Zumindest, wenn wir nichts unternehmen. Ein unnatürlicher Strudel der täglich an Größe dazu gewinnt und mit der Zeit sich genug ausbreiten wird um das Land zu vernichten. Neben dem Strudel gibt es eine noch unberechenbare Gefahr. Melfice. Ein Jahrhundertalter Dämon der wiederbeschworen wurde und kurz davor ist, seinen Werk, die schwarze Sonne zu beschwören. Das ist die kurze Version Ich bin bis hierher gereist, um den Sultan um seine Hilfe zu bitten.“
Sie schüttelte noch nicht wirklich überzeugt ihren Kopf.“ Wer sagt denn, dass diese Gefahren tatsächlich existieren und ihr diese euch nicht ausgedacht habt?“
Loghain lächelte kurz und seine giftgrünen Augen fokussierten ihre. „Und was wollt ihr tun, wenn ich nicht gelogen habe, ihr mich heute zurückweist ohne mit dem Sultan sprechen zu lassen und mit der Entscheidung euren Volk zum Tod geschickt habt? Könnt ihr diese Verantwortung alleine tragen? Oder sollte der Sultan über das Schicksal seines eigenen Volkes selbst entscheiden können?“



-Ein Person, sowohl Gesicht als auch Körper gehüllt in einem schwarzen Umhang stand vor einer großen Menschenmasse. Vieles war noch verschwommen, weswegen sie nicht die genaue Masse identifizieren konnte.
Eine einzige Person hob sich deutlich von der Masse ab und stand mit verschränkten Armen und einer aufrechten Haltung an der Front.
Diese Person war für sie klarer zu sehen, als alles andere in ihrer Vision. Dieser mindestens zwei Meter große Mann trug von Kopf bis Fuß eine unglaublich dicke Rüstung und eine furchteinflößende Axt, die mindestens seiner Körpergröße entsprach.
Der große Mann rief etwas.
Unverzüglich trennten sich zwei Personen aus der Menge und liefen auf die umhüllte Person zu. Die Angreifer waren bewaffnet und griffen mit der Absicht zu töten.
Die Person mit dem schwarzen Umhang reagierte trotz angesichts des bevorstehenden Angriffes ruhig. Ruhig… bis sich etwas Intensives um ihn sammelte…
Sie spürte es, durch ihre Vision. Eine mächtige, boshafte Aura hatte sich um die Person ausgebreitet. Die Aura war nicht von Natur aus böse, sondern das was es verstreute - Eine unvergleichbare Mordlust.
Selbst ihr eigenes Bewusstsein, war durch die plötzliche Enthüllung dieser Mordlust vor Furcht erstarrt. Sie hatte noch nie in ihrem Leben eine noch kältere Aura wahrgenommen. Eine unvergleichbare Wiedergabe des Wunschs zum Töten.
Den beiden Angreifern erging es nicht anders. Die plötzlich auftretende Mordlust hatte sie vor Furcht erstarrt. Ihre Kopflosen Körper fielen leblos zu Boden, nachdem die umhüllte Person seinen kurzen Streich mit ihnen beenden hatte. Die Klinge womit er ihre Köpfe sauber getrennt hatte, war bereits zurück in der Scheide verschwunden. Die Person mit der kalten Aura warf nun ihren Umhang ab.
Im Gegenzug trat nun die stark gepanzerte Person nun noch weiter vor und sprach nun mit einer kräftigen Stimme.
„Wir haben schon auf dich gewartet. Du denkst du kannst hier einfach hereinspazieren, das Leben des Königs bedrohen und dann einfach davonkommen? Ich werde mich persönlich um dich kümmern.“
Die Schritte des stark gepanzerten Mannes wurden immer schneller. Die Distanz zwischen den beiden schloss sich schnell. Der gepanzerte Mann zog seine riesige Waffe. Sie leuchtete auf…-

Sie knallte an etwas, wurde aus ihrer Vision gerissen und zu Boden geschleudert. Vergebens versuchte sie den Boden nach ihrem Stock zu tasten.
„Hey, sei vorsichtiger Weib!“
„Sie hat den General gerammt. Sie ist nicht von hier.“
„Keine Sorge. General. Ich werde mich unverzüglich um sie kümmern.“
Noch ehe sie ihren Stock finden konnte, wurde sie von irgendwem am Kragen gepackt und hochgehoben. Sie stand nicht länger mehr auf ihren Beinen.
„Sag Weib! Was hattest du vor? Wolltest du den General töten?! Irgendein Gift, irgendein Fluch oder Zauber?!“ fragte die Person die sie in die Luft gehoben hatte, mit einem äußerst aggressiven Ton.
„I-ich h-habe k-keine s-solche Absicht gehabt. Tut mir wirklich leid! Ich habe ihn nicht gesehen.“
„Nicht gesehen?! Einen über zwei Meter großen Mann nicht gesehen?! Das soll dir irgendjemand glauben?!“ sprach er mit einer noch aggressiveren Stimme als zuvor.
In ihren Augen sammelten sich bereits ihre Tränen. Dann wurden sie von einer kräftigen Stimme unterbrochen.
„Lass sie gehen.“
Sie kannte diese Stimme. Sie war die gleiche Stimme die sie vorhin in ihrer Vision wahrgenommen hatte.
„Aber General Braun! Finden sie es nicht auch seltsam, dass sie plötzlich von der Seitengasse mit einem Stock attackiert wurden?“
„Schau dir ihre Augen an. Sie sind leer. Das muss ein Blindenstock sein. Ihre Beschaffenheit ist nicht dafür geeignet um jemanden Schaden zuzufügen, sondern um den Träger ein Gefühl für Dinge zu geben, die sie damit antastet. Unsere Stadt ist nicht sehr blindenfreundlich aufgebaut. Sie hat uns vermutlich nicht wahrgenommen, als sie die Seitengasse verlassen hat.“
Der Soldat war anscheinend von der Erklärung überzeugt. Selbst wenn nicht, hätte er den Befehl vermutlich trotzdem durchführen müssen. Sie wurde wieder auf ihren Füßen abgesetzt.
„Tut mir Leid, für das Benehmen meiner Männer. Hier ist ihr Stock. Unglücklicherweise ist er bei dem Aufprall komplett in der Mitte zerbrochen.“
„A-aber wie soll ich mich jetzt zurechtfinden?“ fragte Alayne mit einem unzufriedenen Unterton.
Einer der Soldaten sprach erneuert.
„König Gerald hat den General gerufen. Wir haben keine Zeit, dir einen neuen Stock zu besorgen!“
„A-aber…“
Sie hörte eine neue Stimme.
„Erlaubt mir mich um sie zu kümmern.“
„Gut. Das erspart und Zeit. Nun lasst uns zum ‚Burg der Könige‘ aufbrechen. Der König erwartet uns.“
Sie hörte wie sich die Männer immer weiter von ihr entfernten. Allein blieb nur noch der neue Unbekannte. „Wer bist du?!“
„Ein einfacher Bewohner Constins der helfen möchte.“ Der Mann hatte eine freundliche Stimme. Eine freundliche Aura. „Mein Name ist Tarm.“
Der Hauptraum der Teleportstation war eine Halle von beeindruckender Größe und beträchtlicher Schönheit. Der geflieste Boden war blank poliert und so mit den über seine Oberfläche verlaufenden Energieleitungen abgestimmt, dass diese wie ein weiteres Dekorationselement wirkten. Die Wände waren strahlend weiß und obwohl der Raum eigentlich nicht an eine Außenwand angrenzte gab es hohe Buntglasfenster hinter denen so hochwertige Psynergylichter leuchteten, dass man ihr Licht nicht von Sonnenlicht unterscheiden konnte.
Im Zentrum des Raumes waren etwa zwanzig Teleportkreise systematisch angeordnet allesamt mit Vorhängen voneinander getrennt, um den Reisenden etwas Privatsphäre was ihre Ziele betraf zu gewähren, und mit einem Podest in der Mitte, das mit den Psynergieleitungen verbunden war. An jedem der Kreise saß ein Beamter an einem Schreibtisch, um die Reisepapiere der Leute zu überprüfen und das gewünschte Ziel einzustellen. Für gewöhnlich war die große Halle beinahe überfüllt und den zwanzig Beamten war kein Moment der Ruhe gegönnt solange sie Schicht hatten, doch an diesem Tag hatte nur einer von ihnen Dienst und lediglich eine Schlange von einem dutzend Leuten hatte sich gebildet. Der Grund war der Angriff auf ein Gasthaus gewesen, dass wie es inzwischen die Runde gemacht hatte von einer Abtrünnigen des Ostreiches verübt worden war. Die Leute befürchteten einen Angriff auf ein derart öffentliches Gebäude und verzichteten auf Teleportreisen, wenn sie nicht absolut notwendig waren. Einmal abgesehen von der Hysterie zu beginn des Tages, wo sie sich scharenweise per Teleport aus der Stadt geflüchtet hatten.
Jaden hatte an diesem Tag bisher keine Zeit gehabt sich irgendwelchen Tratsch von der Straße anzuhören und jetzt als er die Gerüchte schließlich zu Ohren bekam breitete sich ein flaues Gefühl in seinem Magen aus. Nicht das er am Ende seiner Überlegungen alles geglaubt hätte.
Zumindest nicht bis er von weiteren Angriffen gehört hatte, Angriffen in eben jenem Viertel in dem Avrics Druckerei stand. Das Kolmack brutal vorging war nichts Neues, aber wie es schien war die Situation inzwischen so außer Kontrolle geraten, dass die Stadtwache das Viertel evakuierte und abriegelte. Scheinbar gab es dort bereits wüste Straßenschlachten zwischen den örtlichen Gangstern, der Stadtwache und bewaffneten Unbekannten. Es war schwer vorstellbar, dass die Wasseradeptin und ihr Dschinn diese Katastrophe ausgelöst hatten oder das all diese Unbekannten aus dem Ostreich stammten, aber das Timing war trotzdem verdächtig.
Dazu kam das Kopfgeld. Er bezweifelte, dass sich das jemand nur ausgedacht hatte, und für Anderthalbmillionen wären diverse Leute, die er kannte auf die Jagd gegangen wären. Er war nicht überheblich genug zu glauben, dass keiner von ihnen ihm auf die Schliche kommen würde. Es gab immer jemanden der die selben Tricks kannte, wie man selbst.
Wenn er Iden noch weiter half, lief er Gefahr wegen Landesverrats dranzukommen. Aber er konnte dieses Schicksal auch erleiden, falls sie gefangen wurde und erzählte, dass er ihr schon längst geholfen hatte. Es bestand durchaus eine gute Chance, dass sich niemand die Mühe machte sie zu befragen oder überhaupt erst lebend zu fangen, aber konnte er sich bei den möglichen Konsequenzen wirklich darauf verlassen?
Er wusste bereits wo Kazan hingereist war, wenn er also jetzt von hier verschwand. Konnte er von einer der anderen Portalstationen zu diesem Ziel reisen, den Älteren davon überzeugen sein Versprechen einzuhalten und der Stadt fernbleiben bis Gras über die Sache gewachsen war. Vermutlich waren seine Chancen an Kazans Abenteuer teilzunehmen sogar größer, wenn er diejenige, die Kazan kurz zuvor bestohlen hatte, nicht mitbrachte.
Das war sicherlich die klügere Option, aber... er hatte einiges an Arbeit in diese Wasseradeptin investiert und sogar einen alten Gefallen eingefordert. Sie jetzt fallen zu lassen wäre so eine Verschwendung und in gewisser Weise hielt er seinen Teil einer Abmachung damit nicht ein. Andererseits war nicht zu leugnen, dass es der größte Fehler seines Lebens wäre ihr jetzt noch zu helfen.
Gerade als ihm dieser Gedanke kam, sah er die junge Frau mit den schwarzgefärbten Haaren und der grünbraunen Reisekleidung die Halle betreten.
Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Sie war also schon da. Noch hatte sie ihn jedoch nicht gesehen und selbst wenn, war es sicher eine Kleinigkeit für ihn ihr trotzdem noch zu entkommen. Es blieb nur noch eine kinderleichte Frage für sich selbst zu beantworten.
Wollte er leben oder sterben, weil er jemandem half, den er gar nicht kannte?

Appakus lehnte sich in seinem Stuhl zurück und nippte gedankenverloren an seinem Wein. Der Wind raschelte in der Baumkrone über ihm und der Gesetzeshüter ließ seinen Blick schweifen. Dann stockte er.
"Wie lange sitzt ihr schon da?", fragte er atemlos.
Neben seinem Tisch saß ein dunkelhaariger Mann in einem graublauen Anzug, der zwar schmutzig aber verhältnismäßig vornehm war. Er hatte ihn vor kurzem mit dem Besitzer der Apfelbäume sprechen sehen und angenommen, dass er ein Händler war. Erst auf diesem Entfernung erkannte er, dass es der Mann war, der ihn am Vortag wegen der Sternenwache kontaktiert hatte.
Haden tippte auf einen Punkt an Appakus halbleerer Weinflasche, die auf dem Tisch stand. "Seit etwa hier, glaube ich. Aber wir haben noch etwas Zeit, bis der vereinbarte Zeitpunkt gekommen ist. Ignoriert mich ruhig bis es soweit ist. Ich bin durchaus in der Lage weitere Vorbereitungen zu treffen, während ich hier sitze."
"Verstehe.", meinte Appakus verblüfft, dann nach einer kurzen Pause schüttelte er vehement den Kopf, "Wartet! Warum sollten wir das denn bitte tun?"
"Wenn euch dieser Geheimgesellschaftsmist wichtiger ist, als der Zweck den eure Geheimgesellschaft erfüllt, bestündet ihr vermutlich darauf."
"Verzeihung?!"
"Ich bemerkte einige Mängel in der Effizienz eures Vorgehens.", erklärte der scheinbare Händler unverblümt, "Ich spreche natürlich nicht von euch persönlich."
"Hat es euch dann so sehr enttäuscht was ihr vorgefunden habt?"
"Tatsächlich war ich positiv überrascht.", gab der Berührte zu, "Es ist der Zweck zu dem sie eingesetzt werden, der mich stört."
"Ist das so?"
"Ihr schaltet Schmieden eures Feindes aus, aber der ist bereits ausreichend bewaffnet. Mit Waffen die nur extrem langsam verschleißen, wie ich hinzufügen sollte. Außerdem braucht er keine Waffen wenn es hart auf hart kommt, denn jeder von seinen Soldaten wurde bereits mit einer geboren. Muss ich fortfahren?" Haden sah ihn fragend an. Appakus schwieg nachdenklich. "Ihr sagtet für jede Aufgabe gibt es das richtige Werkzeug, eine äußerst bekannte Weisheit, aber ihr solltet euren Kollegen erklären was das tatsächlich bedeutet, sie scheinen äußerst ungeschickt darin zu sein ein geeignetes Werkzeug zu wählen oder vielleicht verwenden sie das richtige Werkzeug auch nur falsch."
"Dann wart ihr das falsche Werkzeug?", fragte Appakus schnippisch.
"Das war eure persönliche Wahl und ein echter Glücksgriff obendrein."
"Dann hattet ihr also zumindest Erfolg?", wollte Appakus wissen.
"Ich hielt es für klüger mich nicht in der unmittelbaren Umgebung aufzuhalten, nachdem ich etwas Staub aufgewirbelt hatte, aber laut dem was eure Leute mir ausgerichtet haben sieht es ganz so aus.", antwortete Haden ohne sich festzulegen, "Zunächst wurde natürlich alles genau überprüft, aber nachdem sie dabei nichts gefunden haben wurde die Angelegenheit soweit es möglich war beschleunigt, um ihren wichtigen Gast nicht weiterer Gefahr durch den Attentäter, der ihm fast das Bein geraubt hätte, auszusetzen."
"So unbesonnen wie zuvor, scheint es.", bemerkte Appakus.
"Unbesonnen? Jedes Risiko, das ich einging diente einem Zweck.", erwiderte Haden scharf, "Mein ursprünglicher Punkt! Verwechselt nicht Eleganz und Effektivität! Angenommen ihr bräuchtet etwas aus feindlichem Gebiet: Die feindlichen Reihen aus dem Schatten zu überwachen, Schwächen zu finden, ungesehen einzudringen und mit dem Gegenstand zu verschwinden, bevor irgendjemand sein Fehlen bemerkt ist bemerkenswert, aber wenn man die Möglichkeit hätte jeden einzelnen Feind in diesem Gebiet noch am ersten Tag mit einer Streitaxt zu spalten und den Gegenstand mit roher Gewalt zu erlangen wäre das trotzdem effektiver."
"Es scheint der Herr wünscht nicht zu verstehen wie die Wache arbeitet."
"Ich kenne euer Ziel und ich verstehe, dass ihr es ineffizient verfolgt."
"Ihr-"
"Ihr haltet eure Verluste gering, ihr haltet eure Existenz geheim und ihr verlangsamt den Macht Wachstum eures Feindes. Vermutlich alles um Zeit zu gewinnen, bis ihr es mit ihm aufnehmen könnt. Alles eine kluge Vorgehensweise, aber bedauerlicherweise ist es bereits zu spät, um damit noch Erfolg zu haben. Wenn euer Feind sich heute dazu entscheiden würde anzugreifen und ihr alles in eurer Macht tätet um ihn zu stoppen, wann hätte er gewonnen."
Appakus schwieg missmutig.
"Ihr stimmt mir also zu." Hadens Züge wurden etwas weicher. "Aber das wusste ich ja schon. Warum? Weil ihr offener gegen ihn kämpfen würdet, wenn ihr dazu bereit wäret. Behaltet das im Hinterkopf, ja."
"Worauf wollt ihr hinaus?", wollte Appakus wissen.
"Warum habt ihr noch nicht verloren?"
Appakus stöhnte."Weil Reyter noch keinen Großangriff gestartet hat."
"Weil er keinen Krieg führen will.", korrigierte der Berührte, "Er scheint Unwillens zu sein einen Krieg zu führen den er gewinnen würde? Vielleicht will er einfach nur seine Verluste niedrig halten, da er den größten Teil der Bevölkerung nach seinem Sieg auslöschen will, aber andererseits... Meine Informationen über seine Aktivitäten in Galatan sind begrenzt, aber scheinbar hat er die Verlierer Seite eines anderen Krieges angegriffen und wurde zurückgetrieben sowie diese stark geschwächte Nation gewonnen hatte. Er scheint nie einen Krieg dieses Ausmaßes geführt zu haben."
"Ihr glaubt er hat Angst?"
"Viele mächtige Männer hatten Angst. Aber wichtiger noch ist, dass ein großer Teil seiner Armee niemals irgendeinen Krieg geführt hat. Wenn die Verluste auf seiner Seite zu weit stiegen und sie verstehen würden, dass sie immer noch einen Weg zurück haben."
"Was soll das heißen?", unterbrach Appakus.
"Habt ihr in den Spiegel gesehen?", fragte Haden, "Costello, verspricht eine Welt mit Frieden zwischen den Berührten und Unberührten, während Reyter eine vereinte Nation aller Berührten verspricht. Wenn ein Berührter nicht eindeutig auf einer der beiden Seiten steht, wird ihn die Gewinner Seite als einen der ihren sehen."
"Die optimale Position für einen Berührten ist es zwischen den Seiten zu stehen.", begriff Appakus erstaunt.
"Reyter, will also aus verschiedenen Gründen Verluste vermeiden und er hat die Gelegenheit dazu, da Costellos Königreich scheinbar keine Gefahr ist."
"Um Zeit zu gewinnen muss Costello also eine gewisse Balance halten. Mächtiger als das Reyter sie ohne große Verluste vernichten kann und schwächer, als dass Reyter sie als Gefahr ansieht."
"Und mit dem Bürgerkrieg verschiebt sich diese Balance gerade.", fügte Appakus hinzu.
"Vielleicht.", erwiderte Haden.
"Vielleicht?"
"Costello hat die Leute die ihm gerade angeblich den Krieg erklären selbst eingesetzt, als er die Welt in den Himmel erhob, und über Reyter ist bekannt, dass er ein friedliches Zusammenleben von Berührten und Unberührten für unmöglich hält. Und das was ich über den bisherigen Hergang dieses 'Bürgerkrieges' in Erfahrung bringen konnte bestätigt meine Vermutung nur. Das ist eine Farce. Costello oder jemand auf seiner Seite hat seine Leute angewiesen sich so zu verhalten, um die frühen Stadien eines Bürgerkrieges vorzutäuschen. Reyter fällt für den Moment darauf herein, da er fest davon überzeugt ist all diese unberührten Herrscher mit Leichtigkeit manipulieren zu können. Er wird es schon bald erkennen, aber es hat Costello etwas Zeit gekauft und uns auch. Wir andererseits gewinnen auf eine andere Art und Weise Zeit."
"Welche?"
"Wisst ihr welche Wirkung ein wirklicher harter Schlag in einem Faustkampf auf die Psyche haben kann?"
"Ihr wollt das wir ihm einen harten Schlag versetzen?", fragte der Gesetzeshüter ungläubig, "Wie ihr selbst sagtet, wenn wir es im direkten Kampf mit ihm aufnehmen könnten, würden wir das längst tun."
"Ja, ihn ohne diese Voraussetzung anzugreifen wäre Wahnsinn. Ob Reyter einen gefährlichen Gegner wohl für derart dämlich halten würde?"
"Oh.", machte Appakus, "Ein Bluff. Wenn wir ihm eine schwere Niederlage zufügen können wird er automatisch davon ausgehen, dass wir eine größere Bedrohung darstellen als wir im Augenblick wirklich sind."
"Eine Bedrohung die zu groß ist, als das er sie und Costello gleichzeitig bekämpfen kann. Bis er den Goldenen Stern freisetzen kann jedenfalls."
"Euer Vorschlag ist riskant. Möglicherweise würde"
"In einer unterlegenen Position ist eine zu defensive Haltung meist nur in der Lage die Niederlage zu verzögern und ein Risiko kann einem den Sieg bringen. Was ist wirklich das größere Risiko? Ihr solltet euch entscheiden ob ihr endlich versuchen wollt diese Katastrophe abzuwenden oder ob ihr nur solange kämpfen wollt bis ihr tot seid." Haden seufzte. "Ihr solltet meinen Vorschlag zumindest der Führung eurer Organisation vortragen. Wenn ihr mir zustimmt, müsstet ihr ohnehin weitere Teile eurer Organisation kontaktieren, um mir dir richtigen Leute zu verschaffen."
"Wartet!", Appakus hob die Hand, "Selbst wenn die Wache euch zustimmen würde, wie könnten wir unsere Leute euch anvertrauen. Eure bisherige-"
Appakus verstummte als Haden sich zu ihm vorbeugte.
"Ihr habt mir drei Leute gegeben alle drei Leben noch. Ihr wisst wie viele Leute ihr mir mindestens anvertrauen könnt." Appakus lief es kalt den Rücken runter, als Haden lächelte. "Gebt mir ein Ziel, eine Festung, ein Schiff oder eine Person, so wichtig, dass er weder zugeben kann, dass er es verloren hat, um es für seine Propaganda zu gebrauchen, noch den Verlust innerhalb seiner Truppen geheim halten kann. Drei eurer Leute, die für besagtes Ziel geeignet sind und jeden weiteren, den ihr bereit seid mir zu geben."
"Wenn das Ziel eine Festung wäre, könntet ihr es mit drei Leuten zerstören?", fragte Appakus fassungslos.
"Vielleicht..." Hadens Lächeln schwand nicht. "Aber da ich mir zusätzliche Kräfte außerhalb eurer Organisation organisieren kann. Bin ich davon überzeugt euch den Sieg bringen zu können, den ihr braucht."
Der Berührte erhob sich. "Und bitte bringt in Erfahrung von wem ich geschickt wurde. Es wird ein wenig ermüdend nicht sämtliche Informationen preiszugeben. Ich habe jetzt ein Treffen mit einem Informanten, das mir Auskunft über Tränenkerne und weitere Erkenntnisse über diesen angeblichen Bürgerkrieg verspricht, also entschuldigt mich. Hab nie einen zuvor Mann getroffen, der so dankbar war wie er, nachdem ich ihm den Ringfinger abgeschnitten hatte."

Der Weg durch die Grabstätte gestaltete sich für Rangi einfacher als erhofft. Trotz der Tatsache das sie dem Weg des größten Widerstandes folgen mussten um ihr Ziel zu erreichen mieden die meisten Kreaturen die direkte Auseinandersetzung mit Kudos Rudel, wenn sie sich diesem nicht sogar anschlossen.
Aber langsam veränderte sich die Beschaffenheit der Monster und mit ihr auch deren Verhalten. Als Rangi auf Kudo getroffen war, hatte er lediglich Monster mit sich geführt, denen ein Reisender begegnen mochte. Gefährlich waren sie schon, aber wenn dieses Kind die gefährlichsten Kreaturen nahe ihres Zieles ausgesetzt hatte standen Kudos Monster hier womöglich am unteren Ende der Nahrungskette.
Stetig wurden die Kreaturen die sich ihnen anschlossen weniger und die die sie nur noch mieden mehr. Zumindest hatte Kudo scheinbar genug Einfluss auf sie, um sie soweit zu beruhigen, dass sie sie nicht in blinder Panik angriffen. Oft fanden sie zwei Monster im Kampf vor oder Monster, die von den Skelettwesen angegriffen wurden. Doch letztere Begegnungen schienen ohne erkennbaren Grund seltener zu werden. Wie Rangi zuvor bemerkt hatte waren die Skelette nicht zu töten, aber vielleicht waren hier Kreaturen, die sie dennoch verschlangen und so aus dem Weg schafften oder vielleicht hielten sich die Monster in diesem Teil des Grabes auch so gut gegen sie, dass sie alle beschäftigt waren.
Kudo und seine Tiere blieben auf einmal stehen und lauschten. Rangi tat es ihnen nach, konnte aber nichts ungewöhnliches wahrnehmen.
"Soll das Musik sein...?", fragte Kudo leise.
Ein abscheuliches ohrenbetäubendes Kreischen durchbrach die Ruhe auf einen Schlag. Der Krach überwältigte sie, überreizte ihren Hörsinn und sandte Wellen wahnsinnigen Schmerzes durch ihre Nervenbahnen. Mit aller Kraft presste Rangi sich die Hände auf die Ohren, um das grauenvolle Kreischen irgendwie auszublenden, doch es half kein bisschen.
Unbeholfen stolperte sie umher. Sie stieß gegen einen der Tiger, der sich aufbäumte und sie zurück stolpern ließ. Sie kämpfte noch um das Gleichgewicht als Jack in sie rein lief und sie einfach bei Seite geschleudert wurde. Ihr Rücken stieß gegen eine Wand, als sie den Halt verlor und an dieser herunter rutschte. Sie wollte aufstehen, doch der Schmerz in ihrem Kopf hinderte sie daran.
Sie schrie. So laut sie konnte schrie sie. Um irgendwie den Schmerz zu unterdrücken, schrie sie sich die Seele aus dem Leib, doch sie konnte ihren Schrei nicht einmal selbst Hören.
Sie schlang sich die Arme um den Kopf und senkte ihn auf die Knie. Sie flehte das es aufhören mochte irgendwie, egal wie, aber dieser Krach musste aufhören! Dieser Schmerz musste aufhören!
Sie wusste nicht wie lange sie nur da gesessen und diesen Gedanken gehabt hatte, doch dann sah sie die drei Pfeile auf dem Boden liegen. Als sie sich nach vorne gebeugt hatte, mussten sie aus dem Köcher gerutscht sein. Ihre Kraft kehrte zurück. Sie wusste was sie zu tun hatte, wusste wie sie es beenden konnte.
Rangi sog scharf die Luft ein und biss die Zähne so fest zusammen, dass sie Eisen schmeckte. Ruckartig beugte sie sich weiter zu den Pfeilen vor und ergriff zwei davon. Sie zog die beiden tödlichen Geschosse an sich heran das Metall der geschliffenen Spitzen war nur einen Zentimeter von ihrer Kehle entfernt.
Die scharfen Kanten des Projektil schnitten in Rangis Haut, als sie beide Spitzen abbrach. Sie nahm einen Pfeil in jede Hand und führte sie in ihre Gehörgänge ein, dann schloss sie die Augen und stieß zu.
Der Schmerz war befreiend. Warmes Blut lief aus ihren Ohren, als sie die Pfeilschäfte wieder herauszog und fallen ließ. Das Kreischen war verstummt. Alle Geräusche verstummt. Absolute Stille umgab sie jetzt.
Rangi schlug die Augen auf und sog mit einem Blick alles ein was in dem totenstillen Gang geschah.
Die Tiere in ihrer Nähe rannten in Panik durcheinander ihre Mäuler weit aufgerissen, warfen sich gegen Wände, stolperten übereinander oder sanken schmerzerfüllt in sich zusammen.
Kudo hatte es noch übler getroffen. Er rollte sich am Boden herum, die Hände auf die Ohren gepresst. Sich auch nur vorzustellen was ein akustischer Angriff wie dieser bei einem Menschen mit derartig gutem Gehör auslöste war schmerzhaft.
Etwas abseits des Geschehens türmten sich die Leichen weiterer Monster aus Kudos Rudel. Etwas hatte ihre Kehlen brutal aufgerissen und einen See aus Blut um ihre toten Körper gebildet. Vermutlich ein Drittel des Rudels war von ihrem Angreifer bereits auf diese Weise getötet worden. Selbst sie konnte erkennen, dass jedes einzelne dieser Tiere bereits jenseits einer Wiederbelebung durch Psynergie war.
Dann sah sie das Monster das sie angegriffen hatte. Es stand auf zwei großen knochigen Füßen am Ende von langen dürren Beinen und obwohl es etwas in die Knie ging schleifte sein kahler längliche Schädel über die Decke des Ganges. Auch der übrige Körper war unwahrscheinlich dürr mit Rippen und Wirbelsäule auf der Außenseite der fleckigen grauen Haut statt im Inneren des Körpers wie bei den meisten anderen Lebewesen. Die Arme waren lang, noch länger als die Beine, sodass es mit seinen kurzen klobigen Händen fast den Boden berühren konnte. Der Kopf der Kreatur hätte mit seinen großen spitzen Ohren und der dreieckigen Nase wohl am ehesten an eine Fledermaus erinnert, doch die vier tiefroten Augen an seinen Seiten und das vorstehende in vier Richtungen geteilte Maul zerstörten diesen Eindruck weitestgehend.
Der verbleibende der grünen Tiger, die sich Kudo in Rangis Anwesenheit angeschlossen hatte, zappelte voll Schmerz im Griff des Monsters, das ihn mühelos mit einer Hand am Knöchel seines Hinterbeines den Gang in Richtung des Leichenbergs hinabschleifte.
Rangi hob ihren Bogen und lief los. Mit den panischen Tieren um sich herum, würde sie kein klares Schussfeld auf das Monster haben. Sie rannte an Jack vorbei und sprang über einen am Boden liegenden Bären und warf sich dann nach vorn an einem Wolf vorbei. Damit war sie außerhalb der verstörten Tiere. Sie fand ihr Ziel und griff nach einem Pfeil in ihrem Köcher. In einer fließenden Bewegung zog sie ihn heraus, spannte ihn auf der Sehne und ließ ihn fliegen. Das Projektil hielt direkt auf die Kehle der Kreatur zu, dann schlingerte es und flog aus der Bahn.
Das Monster hob den Kopf und seine vier roten Augen fokussierten sich auf sie. Sie spürte die tödliche Intelligenz im Blick des Monsters selbst auf diese Distanz. Es war nicht die Intelligenz eines Menschen mit dem man reden konnte, sondern die Intelligenz eines gnadenlos effizienten Jägers, der jeden Schritt seiner Beute bereits kannte. Sie wusste nicht was das Monster war, sie hatte noch nie von einem Wesen dieser Art gehört, doch sie wusste das dieser Killer möglicherweise das gefährlichste Wesen war, dem sie je begegnet war. Es war nicht in Panik, weil es seinem natürlichen Lebensraum entrissen worden war und es war auch nicht auf der Jagd nach Nahrung. Es brachte einfach all diese Wesen um, die eine potenzielle Gefahr darstellten. Vielleicht war es auch für das verschwinden der Skelette verantwortlich, aber das war nur Spekulation.
Noch immer schrie die Bestie, sie konnte es nicht hören, aber sie sah wie seine Nasenlöcher sich blähten und permanent Luft einsogen und wie die Luft an seinem Maul von seinem niemals verstummenden Gekreische durcheinander gewirbelt wurde. Das war es also gewesen, was ihren Pfeil abgelenkt hatte.
Sie zog gleich drei Pfeile auf einmal zog die Sehne soweit zurück wie es möglich war und feuerte sie auf seinen Kopf ab. Alle drei wurden aus ihrer Flugbahn geworfen und verfehlten das Monster. Sofort zog Rangi die nächsten drei Pfeile und zog die Sehne abermals mit aller Kraft zurück.
Das Monster verengte seine vier Kiefer und Rangi konnte die Luft auf ihre Haut drücken fühlen, als der Schrei auf sie konzentriert wurde, doch auf diese Distanz war der Luftzug nicht stark genug um sie stark zu behindern. Es war in erster Linie das Geräusch, das verheerend gewesen wäre.
Sie zielte die drei Pfeile auf einen Fuß der Kreatur und ließ los. Wieder fand kein einziger sein Ziel oder kam auch nur in die Nähe des Monsters. Sah wohl so aus, als wenn sie beide auf ihre beste Waffe verzichten mussten, dachte Rangi, während sie ihren Bogen wegsteckte und stattdessen ihren Kampfstab zusammenbaute
Das Monster packte den Hals das Tiger mit der freien Hand. Blut spritzte, als ein dolchartiger Stachel den Hals der grünen Raubkatze durchstieß und sich sofort wieder zurück zog. Geradezu beiläufig warf das noch immer schreiende Monster das tote Tier hinter sich auf den Haufen mit den anderen Leichen, der durch die Wucht des Zusammenpralls umkippte.
Rangi schluckte. Was für eine Kraft! Dieses Biest war stark, hatte mit seinen langen Armen eine riesige Reichweite und rasiermesserscharfe Klingen in seinen Händen versteckt. Dazu kam, dass der Schrei der Kreatur ihre Verbündeten in Schach hielt und ihren Bogen praktisch nutzlos machte. Vielleicht hätte sie Kudos Trommelfelle durchbohren sollen, um mit ihm gemeinsam gegen diese Bedrohung vorzugehen. Jetzt würde sie dazu wohl keine Gelegenheit mehr bekommen.
Mit einer blitzschnellen Bewegung schlug das Monster zu!
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Jap, ich habe lange nichts mehr von mir hören lassen. Ich weiß. Ich könnte jetzt sagen, die Prüfungen waren Schuld, aber das wäre nur teilweise richtig. Schreiben fiel mir in letzter Zeit schwer. Richtig schwer. Und als ich vor knapp zwei Wochen wieder angefangen habe, kam ich auch nicht wirklich voran. Aber jetzt ist das hier fertig. Warnung, es wird lang. Das kennt ihr ja inzwischen von mir. Aber es gibt auch eine Menge abzudecken, bzw. voranzutreiben. Ich hoffe damit dem Projekt einen kleinen Anstoß zu geben, damit die Beiträge nicht nur wöchentlich/monatlich eintröpfeln (woran ich alles andere als unschuldig bin ;) ). Im 'Fluss' schreibt es sich ohnehin viel besser. So, jetzt kommt... das. Bringt ein wenig Zeit mit. Und Geduld. Mal sehen ob es in zwei Posts hineinpasst...
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Irgendetwas stimmt hier nicht.
Dieser Gedanke schoss Kanra zum gefühlt hundertsten Mal durch den Kopf, als sie sich wiederholt nach langen ereignislosen Stunden des Wartens in ihrem goldenen Käfig umsah.
Das alles hier... macht überhaupt keinen Sinn!
Sie seufzte geschlagen, lehnte ihr Gesicht gegen die Gitterstäbe und starrte aus dem Fenster in den wolkenlosen Wüstenhimmel. Sie war rastlos. Und das hatte nicht nur mit ihrer Gefangenschaft zu tun. Etwas passte nicht, doch sie konnte einfach nicht erfassen was es war. Es war als würde etwas fehlen. Irgendein offensichtliches Detail, das ihr den Blick auf das Gesamtbild versperrte. Und dieses Etwas, oder genauer seine Abwesenheit, entmutigte sie weitaus mehr als ihre Gefangenschaft oder ihre entwürdigende Aufmachung. Nicht einmal der Umstand, dass sie nicht alleine war, konnte sie beruhigen.
Kanra neigte den Kopf und betrachtete Vera heimlich, wie sie verloren neben der immer noch bewusstlosen Alyka hockte und ihren Arm hielt. Offenbar war das ihre Art den Schock über ihre Gefangennahme zu verarbeiten. Kanra tat das Mädchen leid. Vor noch einen Monat hatte sie ein friedvolles Leben in Nebelherz geführt und nun war sie bereits zum zweiten Mal in Gefangenschaft geraten. Kanra hatte nach ihrer Ergreifung im Krieg lange Zeit in Gefangenschaft verbracht und war selbst bei ihrer Zeit in Gilratars Stadtwache zweimal entführt worden. Aber sie war dafür bereit gewesen. Vera hingegen... Sie war zweifellos eine starke junge Frau, aber nichts in ihrem Leben hatte sie auf so etwas vorbereitet. Kanra musste sie und Alyka hier herausschaffen. Sie mussten aus dem Palast fliehen. Doch selbst wenn sie entkommen würden... was dann?
Kanra stieß einen leisen frustrierten Seufzer aus und starrte wieder in den klaren hellblauen Himmel. Sie mussten immer noch die Verlorene Stadt finden. Doch ihnen fehlte die Ausrüstung diese Wüste zu durchwandern. Von der um die Stadt aufzuspüren ganz zu schweigen. Und wie sie gelernt hatten, konnten drei Fremdländerinnen eben auch nicht so einfach etwas in dieser Stadt bekommen, ohne Gefahr zu laufen mit sich selbst bezahlen zu müssen. Sollten sie trotzdem wider Erwarten das alles geschafft haben, mussten sie noch den Leuchtturm entzünden. Und sie hatte keine Ahnung wie sie das anstellen sollten. Für die anderen Leuchttürme hatte es dafür Elementarsterne gegeben, also müsste das heißen, dass es auch für diesen einen geben musste. Nur wo sollten sie den nur finden? Wieso hatte Paka sie drei mit irgendeinem 'Meister der Kampfkunst' in die Wüste geschickt, ohne überhaupt zu wissen wie sie an den Elementarstern kamen? Und das ohne eine Möglichkeit zum Rückzug? Das machte doch alles keinen Sinn!
Irgendetwas stimmt hier nicht!
Sie begann sich zu fragen, warum sie überhaupt hier war. Nicht wieso sie in Sheeval war, sondern wieso sie überhaupt Pakas Crew beigetreten war. Ja, sie wollte helfen Mirnuzar von einem allesverzehrenden Strudel zu bewahren und zum ersten Mal seit sehr langer Zeit hatte sie so etwas wie Geborgenheit in der Nähe der Crew der Windtänzerin gefühlt. Auch wenn sie alle nur seit kurzer Zeit kannte, konnte sie manche von ihnen sogar 'Freunde' nennen. Aber das war nicht ihre Art, sich einfach so jemanden anzuschließen. Was war passiert?
Warum war sie nun hier? Diese 'Mission' war so undurchdacht, dass sie einer Selbstmordmission in Nichts nachstand.
Das alles hier... macht überhaupt keinen Sinn!
Die Tür zu ihrer Kammer öffnete sich geräuschvoll. Sechs der Palastwachen traten ein, der vordere mit dem Schlüsselbund in der Hand, die anderen die Waffen bereit. Kanra lächelte spöttisch. Ihre kleine Vorstellung heute schien sie verunsichert zu haben. Sie schienen wohl zu befürchten, dass die drei unbewaffeneten Frauen aus den fremden Ländern sie überwältigen könnten. Wenn Alyka doch nur wach wäre... Wenn sie doch nur über etwas Psynergy verfügen würden...
Die Wache mit dem Schlüssel starrte sie mit versteinerter Miene an.
"Es ist soweit. Wir sollen dich zum Foltermeister bringen. Mach keine Dummheiten und dir wird nichts geschehen."
Er lächelte böse.
"Zumindest nicht, bis wir da sind."

"Also damit ich das richtig verstehe: Wir sind jetzt Erinnerungen?", fragte Lashon, während sie im Laufschritt auf das Plateau zuhielten.
"Das sagte die Gestalt zumindest.", bestätigte Sinaphie.
"Und wir sind hier gefangen? Keiner wird kommen, weil niemand sich an uns erinnert? Und wenn die Zeit abläuft sind wir hinüber?"
Sie nickte alles ab.
"Bei den Sternen.", brummte der Sitras. "Das ist wahrlich göttliche Intervention."
"Sie sagte wenn ihr Lied endet, hört die Stadt auf zu existieren. Und wir mit ihr."
"Und natürlich ist der einzige Weg zu fliegen, dieses 'göttliche Wesen' zu töten, hm?", murmelte Lashon mit finsterer Miene.
"Auch das sagte sie."
"Natürlich..."
"Eine Katastrophe.", sagte Deven düster. "Es sind nicht nur unsere Leben! Die Sitras würden ihren Häuptling, die Topanwärter auf dessen Nachfolger und eine Federheldin verlieren, die wir geschworen haben zu ehren."
Lashon ließ ein kurzes müdes Lächeln aufblitzen, als er merkte dass er nicht aufgezählt wurde. Aber das hier war weitaus ernster. Er wollte sich nicht ausmalen was es für Mirnuzar bedeutete, wenn der Venusstern aufhörte zu existieren...
"Halt!", zischte Deven plötzlich.
Sie hielten an und folgten Deven, der sich automatisch in Deckung zurückzog und um die Ecke spähte.
"Was ist los?", wollte Lashon wissen.
"Da ist was da vorne im Staub."
Sinaphie gurrte.
"Es ist groß. Und schnell."
Lashon kniff die Augen zusammen. Er sah gar nichts hinter diesem Vorhang aus Staub. Aber allein die Körpersprache seiner Begleiter ließen ihn die Bedrohung spüren, die sich dahinter verbarg.
"Das kann nicht sein... Oder doch?", murmelte Deven zu sich selbst.
Lashon mochte den Gesichtsausdruck nicht, den der Sitras hatte. Eine Mischung aus Zorn und Freude. Die Gier einfach drauf loszustürmen. Der Wunsch nach Rache.
"Deven! Nicht!", zischte er dem Sitras in warnenden Unterton zu. Doch seine Worte stießen nur auf taube Ohren. Es war sinnlos.
"Bin gleich wieder zurück. Wir treffen uns am Stadtzentrum. Wartet nicht auf mich.", raunte er unbeirrbar, verließ die Deckung und schlich an der Wand geschmiegt in die Richtung, wo er die Bewegung gesehen hatte. Selbst wenn Lashon gewollt hätte, hätte der Deven nicht einfach so aufhalten können.
"Was machen wir jetzt?", fragte Sinaphie verunsichert.
Lashon schüttelte den Kopf.
"Weiter. Wer weiß wie lang dieses Lied geht, von dem du gesprochen hast."

Es war eine Weile her, seit er Flama's Erschöpfung nach der Unterredung mit dem Kriegsherr behandelt hatte. Sie hatte ihm gesagt sie würden später reden, also hatte er sie widerstrebend sich selbst überlassen.
Doch jetzt sollte es ihr wieder besser gehen. Normalerweise war es Weldons Art auf Neuigkeiten zu warten und das Ergebnis so hinzunehmen wie es war, doch dieses Mal war es anders. Schließlich ging es um Flama. Der Erste Offizier der Eraser lächelte schwach als er realisierte, wie sehr ihm das Mädchen ans Herz gewachsen war. Nicht dass sie ihm mit ihrer direkten Art eine andere Wahl gelassen hätte. Er machte sich wirklich Sorgen. Ihm war klar, dass Flama höchstes Ansehen bei Reyter genoss, aber andererseits hatte sie ihre unglaublichen Psynergykräfte als Kronyal verloren und er hatte das Ausmaß ihrer Überanstrengung gesehen. Von einem einfachen Feuerball! Und das konnte Reyter ganz bestimmt nicht gefallen.
Also fand er sich wenig später vor der Tür zur Kabine der Admiralin wieder. Normalerweise hätte ihn nichts auf der Welt dazu bewegt an dieser Tür freiwillig anzuklopfen, denn diese Tür bedeutete Arbeit. Rechtfertigung. Sie bedeutete die Admiralin. Aber heute nicht.
Er klopfte an.
"Flama?"
Er wartete kurz.
"Es ist offen, Weldon. Komm ruhig herein."
Weldon kam der Aufforderung nach und schob die Tür auf. Er stockte.
"Ähm... Ich... Vielleicht sollte ich doch später kommen?"
Flama zwinkerte.
"Geht schon in Ordnung. Setz dich."
Weldon nickte mechanisch und schloss die Tür hinter sich.
Das Innere des Raumes der Admiralin war wie immer: edel, wenn auch spärlich eingerichtet und auf penible Art und Weise aufgeräumt. Er wusste aus Erfahrung, dass Zaisa keine Unordnung mochte. Doch dieses gewohnte Bild wurde von Flama und Theema gestört, die in Bademäntel gehüllt mit nassen Haaren und von feuchten Handtüchern umgeben auf Zaisas Teppich hockten. Nicht zu erwähnen, dass die Bademäntel ebenfalls der Admiralin gehörten und ein wenig zu groß für die jungen Frauen waren.
Flama war gerade damit beschäftigt Theemas unordentliche Haare zu kämmen, während diese gedankenverloren mit einem dieser Rätselringe herumspielte, die man unter Verwendung von Psynergy und geschickten Drehungen auseinandernehmen und wieder zusammensetzen konnte. Auch waren sie allgemein dafür bekannt den Geist jedes Normalsterblichen zu brechen, der sich an ihnen versuchte. Fast schon erwartete Weldon, dass Theema ihn wie eine Maschiene wieder zusammensetzte, aber tatsächlich schien das genaue Gegenteil der Fall zu sein. Diente es als Gedächtnistraining?
"Das ist die einfachste Methode sie zum Stillsitzen zu bringen.", interpretierte Flama Weldons Blick richtig und verzog die Nase. "Gib ihr ein Problem mit hundert möglichen Lösungen und sie versucht das hundertunderste zu finden."
"Das Ding ist kaputt.", murmelte Theema fahrig, ohne auf ihre Umgebung zu reagieren. "Das müsste doch funktionieren..."
Weldon musste grinsen.
"Wieso entscheidet sie sich nicht für eine der anderen hundert Lösungen?"
Flama zuckte mit den Schultern.
"Vielleicht sieht sie in ihnen keine Herausforderung? Oder sie vergisst sie, während sie an einer arbeitet? Sie hat dieses blöde Ding noch nie gelöst."
"Und du?"
"Ich habe schon drei zu Schlacke geschmolzen. Ich fass' diese Dinger nie mehr an."
Beide lachten.
"Also...?", fuhr Flama fort und heftete den Blick wieder auf ihre Arbeit. "Was ist los?"
Weldon war sich sicher, dass sie genau wusste was er wollte, aber er stellte die offensichtliche Frage trotzdem.
"Wegen vorhin... Wie lief das Gespräch mit dem Kriegsherrn?"
Ein nervöses Lächeln zuckte kurz über ihr Gesicht.
"Nicht besonders gut, wie du gesehen hast. Aber es hätte schlimmer sein können."
"Oh?"
"Ja... Was hatte ich zu erwarten? Nachdem was Costello mit meiner Psynergy gemacht hat..."
"...Und was wird jetzt geschehen?"
"Nichts. Er sagte ich könne mir von Theema weiterhin bei der Wiederherstellung meiner Kräfte helfen lassen und er würde ein Auge auf meinen Fortschritt werfen."
Weldon atmete entspannt aus.
"Das ist doch schon mal was!"
Flama deutete ein Kopfschütteln an. Sie schien seine Erleichterung nicht zu teilen.
"Ja, schon. Aber mir macht mehr Sorgen, was er nicht gesagt hat."
Weldon runzelte die Stirn.
"Was er nicht...?"
"Ich habe es in seinen Augen gesehen.", sagte Flama mit belegter Stimme. "Er ist von der Vorführung meiner Psynergy furchtbar enttäuscht. Er wird mich nicht lange hierbehalten wollen. Dazu ist ihm meine Abstammung viel zu kostbar. Er wird mich zum Hauptquartier zurückrufen und in Cyros Obhut geben. Sehr bald."
Weldon wusste nicht was er sagen sollte.
"Nun... ich verstehe ja, wenn du lieber hier bleiben möchtest", suchte Weldon vorsichtig nach Worten, ", aber dass ist doch auch nicht so schlecht, oder? Vielleicht lässt der Kriegsherr sowohl Cyro, als auch Theema um dich kümmern. Und so viel wie ihm an dir liegt, wird er das wohl auch zulassen. Und ganz ehrlich... ich wäre lieber da unten, als hier oben. Nach Costellos Kriegserklärung kann es jeden Moment zum offenen Kampf kommen."
"Ja...", murmelte Flama lustlos. "Ich weiß was du meinst, Weldon. Es ist nur..."
Weldon runzelte fragend die Stirn.
"Es ist nur was?"
"Ich fürchte, das wird das Ende meiner Außeneinsätze sein. Ich verstehe wenn du nicht nachvollziehen kannst, was das für mich bedeutet."
Weldon nickte knapp.
"Du hast recht. Ich verstehe es nicht.", gab er zu. "Aber vielleicht kannst es mir erklären?"
"Dazu müsste ich ein wenig weiter ausholen."
Weldon zuckte mit den Schultern.
"Wir haben Zeit."
Flama lächelte schwach.
"Es ist so... Du hast doch bestimmt schon gehört, dass Kronyal als die heiligsten Personen im Drachenclan verehrt wurden?"
Weldon schnaubte.
"Und ob. Alles wegen dieser großen Prophezeiung, nicht? Galatan sollte von all jenen 'gesäubert' werden, die nicht die Gabe des Feuers in sich trugen. Anschließend hätte das 'Heilige goldene Feuer' Galatan nach den Wünschen des Drachenclans neu geformt. Die Kronyal, unnatürlich tief mit der Psynergy des Feuers verbunden, hätten ihre Macht verwendet um eben diese Prophezeiung zu erfüllen. Sie verehrten euch als wäret ihr Halbgötter gewesen."
Flama nickte langsam.
"Richtig, auch wenn es nur das 'Heilige Feuer' hieß. Nicht golden. Aber das ist auch egal, denn dieses Feuer hätte es vermutlich nie gegeben. Was du vermutlich nicht wusstest ist, dass die Kronyal, nachdem sie nach ihrer Geburt ins Hohepriesterhaus gebracht wurden, dieses in ihrer Lebensspanne fast nie verlassen haben. Das geschah nur zu wirklich besonderen Anlässen, wie die Flammensonnenwende die nur alle fünfzig Jahre stattfand."
Weldon verschränkte die Arme.
"Stimmt, es war... merkwürdig. Ich glaube die Kronyal haben im gesamten Krieg nur fünf Mal in eine Schlacht direkt eingegriffen... Die sie ausnahmslos alle gewonnen haben, bis auf den Angriff auf Gilratar."
Er schauderte auch jetzt bei dem Gedanken, was wohl passiert wäre wenn er je einem von ihnen gegenübergestanden wäre...
"Aber was hat das mit dir zu tun?"
"Verstehst du nicht? Bis zu meinem fünfzehnten Lebensjahr habe ich in diesem Turm gelebt. Eingesperrt und isoliert von allen anderen. Dann plötzlich, als die Nachricht der Niederlage bei Gilratar die Hauptstadt erreichte, kam es zur Revolution. Und diese Aufständischen waren vor allem an einem interessiert: Die Kronyal zu töten."
Weldon schauderte. Er hatte davon gehört. Das große Wunder über das abrupte Ende des Krieges. Niemand auf beiden Seiten hatte wirklich verstanden wie es so schnell dazu kommen konnte. Die offiziellen Geschichten setzten sich aus der Entmutigung des Drachenclans durch die Vernichtung ihres Großheeres, der Kronyal und des Heerführers Draco vor Gilratar, allgemeiner Unruhen und Anzweiflung der Prophezeihung des 'Heiligen Feuers' und der Einwirkung eines Geheimbundes unter der Leitung Anaraths von den Anemos und eines Mannes namens Kadev zusammen. Doch nie hatte wirklich einer verstanden, wieso so viele Provinzen des Drachenclans nach der Niederlage bei Gilratar die Waffen augenblicklich gestreckt hatten. Selbst der Kriegsherr war der Auffassung gewesen, dass der Drachenclan noch genug Material und Krieger gehabt hätte, um den Krieg doch noch zu gewinnen. Und dennoch hatte das Volk nicht lange nach der Kunde um die Niederlage vor Gilratar sich gegen ihre alten Herrscher und Heiligen gewandt. Die Kronyal.
"Es war ein Alptraum. Ich hatte nie etwas von diesem Krieg mitbekommen, außer den Schlachtberichten die ich zu hunderten gelesen habe. Man hatte mich stets wie ein höheres Wesen behandelt. Ich... kannte es einfach nicht anders. Und dann wollten sie meinen Tod.", erinnerte sich Flama schaudernd zurück.
"Du bist entkommen.", stellte Weldon fest.
"Loyalisten schafften mich aus dem Turm und aus dem Land, auf den weiten Ozean. So viele starben um mich und die anderen auf dieses Schiff zu bringen. Ich hatte Todesangst. Ich kannte nichts und niemanden außerhalb dieses Turmes. Und dann endete alles in nur einer Seeschlacht."
"Gegen die Schattendrifter und die Hyve. Reyter und Norgono.", erinnerte sich Weldon.
"Stell dir ihre Begeisterung vor. Ein Schiff mit Kronyal, dass ihnen einfach so in den Schoß viel. Niemand überlebte. Außer mir."
"Wieso?"
"Ich hatte mich versteckt. Ich konnte einfach nicht kämpfen. Ich hatte viel zu große Angst. Natürlich fand man mich nachdem es vorbei war und man brachte mich vor den Kriegsherren und Meister Norgono. Norgonos damaliger Erster Offizier, ein Mann namens Kradir, hatte mich gefragt ob ich bereit sei zu sterben. Ich sagte ihm, ich wäre es nicht. Ich hätte noch nichts von der Welt gesehen. Und der Kriegsherr... er verschonte mich."
Weldon war nicht überrascht. Hohegeneral Norgono war dafür bekannt Kinder und Jugendliche grundlegend zu verschonen, ganz gleich ob sie auf Seiten des Feindes standen. Ihr Geist ist noch formbar, pflegte er immer zu sagen. Und Reyter... Wieso eine derartige Macht auslöschen, wenn man sie sich einverleiben konnte?
"Der Kriegsherr erkannte schnell mein Interesse an Kriegsberichten und schätzte meine Urteile die ich deren Grundlagen bildete, also gab er mich in Meister Norgonos Obhut. Unter seiner Anleitung lernte ich seine meisterhaften taktischen Fähigkeiten und bekam Zugang zu viel mehr Kriegsberichten. Es waren aber nicht selten... andere Manuskripte darunter."
Weldons Mundwinkel zuckten.
"Norgonos... schmutzige Bücher?"
Flama kicherte.
"Die waren sterbenslangweilig. Auf abstoßende Weise lehrreich, aber langweilig. Nein, etwas ganz anderes. Es nannte sich 'Die Chroniken der Krieger von Vale'."
Der Erdadept stieß ein wehleidiges Geräusch aus.
"Urgh, das. Eigentlich ganz nett, aber es gibt so viele verschiedene Auflagen und Varianten... Jede ist wahnwitziger und fantastischer als die andere."
Flama nickte begeistert.
"Ich weiß. Ich habe schon zweiundsechzig verschiedene Versionen gelesen. Ich kriege davon einfach nicht genug."
Er stöhnte. Weldon konnte das einfach nicht glauben.
"Warum würde man sich so etwas antun wollen?"
"Sie hatten alle eines gemeinsam: Das Reisen, das Entdecken und Erkunden neuer Orte."
Weldon ließ die Schultern hängen. Das war es also?
"Natürlich habe ich schon von vielen anderen unglaublichen Orten in den Kriegsberichten gelesen.", erklärte Flama rasch, "Diese sind sehr detailiert. Beschaffenheit des Geländes... Klima... Flora und Fauna... Nichts wurde ausgelassen. Aber dieser 'Bericht' fühlte sich einfach so anders an. Als würde man selbst ein Auge auf diese Orte voller Mysterien werfen."
"Also...", schloss Weldon der inzwischen schon längst wusste worauf Flama eigentlich hinauswollte, "... wolltest du die Welt sehen."
"Schuldig.", seufzte Flama und zog zwei besonders verworrene Haarsträhnen Theemas auseinander. "Zwar war ich nicht mehr wirklich in einem Haus eingesperrt, aber ich habe das Taktische Zentrum, das Hauptquartier oder die Hyve kaum verlassen. Für Expeditionen gab es für mich keinen Grund und Meister Norgono wollte mich meist in seiner Nähe haben. Du warst doch dabei gewesen, als Reyter mir die Frostlande-Expedition zugewiesen hat. Erinnerst du dich?"
"Du warst ganz schön aus dem Häuschen gewesen."
"Darauf habe ich mein Leben lang gehofft. Die Begehung von Frostlande war... einfach unglaublich.", schwärmte Flama über ihre Erinnerungen, aber ihr Lächeln begann zu verblassen. "Aber vielleicht ist das Alles bald wieder vorbei. Der Kriegsherr wird mich in das Hauptquartier zurück befehlen. Und wer weiß wie lange es dauern wird, bis ich je wieder da herauskommen werde."
Weldon atmete die Luft pustend aus. Das war in der Tat ein Problem. Er verstand wieso Flama der Zukunft mit einem Schrecken entgegensah. So hatte er es noch gar nicht betrachtet.
Für eine Weile schwiegen sie sich an. Theema fummelte weiterhin fahrig mit den Fingern über die Ringfragmente, Flama kämmte mit abwesenden Blick ihre Haare und Weldon starrte ausdruckslos auf Zaisas nassgewordenen Teppich.
"Gibt es... denn nichts was wir tun können, um das zu verhindern?"
Flama legte den Kamm beiseite und sah Weldon direkt in die Augen. Er schluckte. Sie hatte diese Frage offenbar bereits längst erwartet.
"Vielleicht. Ich habe zumindest eine Idee. Aber... sie könnte dich und Theema und besonders mich in Schwierigkeiten bringen, wenn der Kriegsherr sie falsch auffasst."
Weldon musste müde grinsen.
"Mit dieser Gefahr lebe ich schon seit geraumer Zeit. Erzähl mir mehr."

Lashon schaute immer wieder nervös in den Himmel, in der Befürchtung einer der herabfallenden 'Sterne' würde sich aus seiner Formation lösen und auf sie zuhalten. Er wusste zwar dass er für gewöhnlich ein unverschämtes Glück hatte, aber merkwürdigerweise war bisher nicht einer in ihrer unmittelbaren Nähe eingeschlagen. Er musste lediglich darauf achten, dass die Gebäude nicht wieder auf ihn einstürzten. War das alles in Wirklichkeit nur... Spektakel? Irgendwie wollte er das nicht wirklich glauben.
Er war so tief in Gedanken versunken, dass er beinahe den verräterischen Feuerschein nicht bemerkt hätte, der plötzlich hinter dem Schleier aus Staub aufflackerte.
"Deckung!", stieß er erschrocken hervor, packte Sinaphie und warf sich mit ihr hinter die zerbrochenen Überreste einer Statue.
Flammen züngelten über den Stein und versenkten Lashon leicht an seiner linken Hand.
"Nett reagiert.", gratulierte die Stimme des Angreifers spöttisch. Eine nur allzu bekannte Stimme.
Sinaphies Federkleid stäubte sich. Lashon seufzte.
"Das ist nicht sonderlich fair, weißt du? Vorhin hast du wenigstens nur mit Steinen nach mir geworfen. Aber Psynergy zu benutzen, wenn wir keine benutzen können... Das ist ziemlich gemein, Kanra."
"... Hm? Sind wir uns schon mal begegnet? Hätte nicht gedacht, dass ich Überlebende habe laufen lassen."
Lashon runzelte die Stirn und warf einen Blick über die Deckung. Und da stand sie. Doch es war ein ganz anderes Bild, als er von ihr kannte.
Polierte Platten einer schwarzen Guss-Stahlrüstung reflektierten die tanzenden Flammen in ihrer linken Hand. In ihrer Rechten schwang sie spielerisch ein gezacktes Kurzschwert. Ihre blutroten Haare fielen unter dem schwarzen Helm in Strähnen bis zu ihren Schultern hinab und auf ihrer Brust prangte das unverkennbare Symbol des Drachenclans.
"Oh, Sch... ande.", raunte er leise.
"Hm... Dein Gesicht kommt mir nicht bekannt vor. Ist die Narbe von mir?"
"Öh... Ja, tatsächlich. Aber... erst später... denk ich?"
Kanra runzelte die Stirn und sah ihn mit einer Mischung aus Verwirrung und Abscheu an.
"... ... ... Nova."
Die Wucht der Explosion zerstörte ihre Deckung und schleuderte Lashon und Sinaphie gute vier Meter nach hinten. Er rappelte sich hustend wieder auf und zog sich und Sinaphie hinter ein größeres Trümmerstück.
"Das...", rang Sinaphie mit Worten.
"-ist nicht die Kanra die wir kennen, ja.", antwortete Lashon und griff in seinen Kragen.
"Hehe... Das ist keine besonders gute Deckung, meint ihr nicht auch? Ich könnte sie einfach wieder wegpusten.", rief ihnen Kanra amüsiert zu.
"... Du hast recht!", rief er zurück, während seine Hand weiter in seinem Kragen umhertastete. "Wie... äh... wärs mit einem fliegenden Start? Du siehst, wir können nicht wirklich zurückschlagen..."
Er konnte Kanras Grinsen förmlich sehen, ohne auch nur in ihre Richtung zu blicken.
"Interessant. Wieso nicht? Wie viel braucht ihr?"
"F-Fünf Sekunden?", schlug er vor und bekam das Amulett endlich zu fassen. "Perfekt. Gleich geschafft, Sinaphie.", flüsterte er.
Die Aerorill sah ihn fragend an.
"Was ist geschafft?"
"Okay. Seid ihr bereit?", hörten sie Kanra rufen.
Lashon zog das Amulett heraus und strich über das glatte Holz. Er atmete erleichtert auf. Es war vorbei.
"Man, das war knapp.", ächzte er. "Wir haben noch viel vor uns. Schnell, wir müssen zu diesem Plateau!"
"W-Was? Lashon, nicht!", krächzte Sinaphie entsetzt als Lashon einfach aufstand und die Deckung verließ.
"Ist schon gut, es-"
"Eins..."
Lashon blinzelte. Jedenseits des Staubes konnte er immer noch Kanras Umrisse sehen.
"... Eh?"
"Uuuuund...", setzte sie mit einem bösartigen Grinsen an. "Radiusstrahl!"
Die Straße erhellte sich, als ein sengender Feuerstrahl die Luft verbrannte. Lashon warf sich mit einem hastigen Hechtsprung aus der Bahn und landete bäuchlings im Sand.
"Stopp, stopp, stopp!!", hustete er und hob protestierend die Hände. "Was ist mit zwei bis fünf passiert?"
"Im Leben sollte man immer die Nummer Eins anstreben. Hübscher Sprung übrigens."
"Danke.", knurrte Lashon säuerlich und umschloss das Amulett mit seiner vollen Hand.
Und wieder geschah nichts. Kanra stand einfach da und bereitete in aller Ruhe ihre nächste Psynergy vor.
Warum?, fragte Lashon sich irritiert. Das vorhin war doch kein Zufall gewesen! Wieso funktioniert es nicht?
"Noch irgendetwas was du loswerden möchtest, bevor ich dich einäschere? Zum Beispiel woher du mich kennst?"
Ihre Stimme... Ihr Gesicht! Ihre Haare, ihre Waffe, ihre Rüstung, selbst ihre Körpergröße! Lashon hatte niemals Kanras jugendliches Ich gesehen! Wenn diese Angreifer Erinnerungen waren, wie konnten sie hier sein? Er hatte Kanra zum ersten Mal vor nun knapp fünf Jahren in diesem Waldstück an der nördlichen Grenze zum Nebeldach gesehen. Und Sinaphie kannte sie erst seit einigen Wochen! Also wie...
Dann wurde es Lashon auf einmal klar. Kanra und Sinaphie hatten davon erzählt. Die Weihe!
"Hm? Nichts?", fragte die junge Kanra und klang beinahe enttäuscht.
"Tatsächlich wäre da etwas. Wie wäre mit: Fang, Sinaphie!"
Er riss sich das Amulett vom Hals und warf es der Aerorill zu. Sie schien überrascht und verwirrt, aber sie reagierte schnell genug um es aufzufangen. Lashon kniff die Lippen zusammen und bereitete sich schon halb darauf vor mit Flammen eingedeckt zu werden. Aber als er sich umdrehte war niemand mehr zu sehen.
"Sie... Kanra ist weg?", fragte die Aerorill mit fassungsloser Stimme. "Wie ist das möglich? Was ist das?"
"Etwas was diese feindseeligen Erinnerungen von uns hält.", antwortete Lashon und ging zu ihr hinüber. "Das eben war eine Kanra, die dem Drachenclan gedient hat. Ich nehme an sie war noch nicht einmal Kommandantin, sonst hätten wir es noch mit ihrem Pyroka zu tun gehabt. Ich glaube es war eine deiner Erinnerungen... aus der Weihe, von der ihr mir erzählt habt. Du hast Kanras Erinnerungen gesehen, nicht?"
Sinaphie nickte langsam. Der Schreck steckte ihr immer noch sichtbar in den Knochen.
"Ich habe gesehen, wie sie damals war... Sie hätte uns getötet!"
"Ich fürchte schon. Aber das war einmal. Und damit-", sagte Lashon und zeigte auf das Amulett, das ihm Toni gegeben hatte, "- können wir sie von uns halten. Die echte Kanra ist noch da draußen und wartet auf uns."
"Das hier... hält böse Erinnerungen fern?"
Lashon zuckte mit den Schultern.
"Ich hab es von Toni. Ich weiß nicht wieso, aber es scheint nicht nur die Erinnerungen, sondern auch diese herabfallenden Sterne fernzuhalten. Sieh nur!"
Er deutete in den Himmel.
"Wir hätten schon längst mindestens einmal getroffen werden müssen. Aber es ist, als ob ihre Flugbahn von unserer Position fort gelenkt wird. Es ist als ob dieses Stück Holz uns von den Kräften dieses Ortes beschützt."
Sinaphie gab es Lashon zurück.
"Woher wusste Toni davon?", wollte Sinaphie wissen.
"Ich weiß es nicht.", gab Lashon zu. "Aber wir werden ihn fragen. Zunächst aber müssen wir hier raus."
Er blickte zum Stadtzentrum, dann wieder in die Richtung aus der sie gekommen waren.
"... Ich fürchte das wird nicht einfach. Wenn uns Kanra mit ihrer Psynergy schon so umher scheuchen kann..."
"Lashon?"
"Wir müssen Deven holen. Ich wette dieses Ding ist Teil seiner Erinnerungen. Wir werden jeden brauchen den wir kriegen können, wenn wir das Stadtzentrum betreten wollen."

Shala schien eine Weile zu überlegen. Dann...
"Palastwache! Im Namen des Sultans: stellt diesen Mann unter Arrest."
Loghain öffnete kurz den Mund und schloss ihn wieder. Arrest? Er konnte nicht glauben was er da hörte.
"Was?!"
"Bist du sicher, Sklavin?", knurrte der Wachmann. "Du hast ihn gehört. Wenn du dich irrst-"
"Der Sultan kennt die Geschichte bereits von den Sitras.", entgegnete die Klingenderwisch kühl. "Ich gebe zu ich habe nie etwas von einem Dämonen gehört, aber der Prächtige hat in dieser Angelegenheit schon sein Wort gesprochen. Dieser Mann hingegen hat das Wohl und den Besitz des Sultan mit seiner Achtlosigkeit geschädigt und hätte beinahe diesen gefährlichen Gegenstand mit ihm in eine Kammer gebracht. Wäre er kein Fremdländer und der Prächtige hätte kein Interesse solche Leute kennen zu lernen, hätten wir ihn schon längst meucheln sollen. Ihr könnt Euch glücklich schätzen, dass dem so ist, Herr.", richtete sie nun an Loghain selbst.
In ihren Augen lag ein unheilvoller Glanz.
"Ich werde den Prächtigen über Eure Ankunft informieren, aber zum Wohle seiner Sicherheit habt Ihr Eure Ausrüstung aufzugeben und in Eurer Zelle zu verweilen, bis das Wort des Sultans Euch begnadigt. Mein Leib auf dieses Urteil."
Der Wachmann knirschte mit den Zähnen, aber schien sich der Logik der Klingenderwisch zu fügen.
"Für das Wohl des Sultans. Kampfkunstmeister, wenn Ihr erlaubt..."
Loghain versuchte seine Ruhe zu bewahren.
"Was bleibt mir anderes übrig? Ich gehorche. Für den Sultan.", sagte er und sah Shala wütend an.
Ihr Blicke trafen sich. Für sie beide war es kein Geheimnis mehr, dass sie einander nicht ausstehen konnten. Die Klingenderwisch zog wieder dieses Blatt hervor und kaute darauf rum.
"Ich bin mir sicher, dass die Angelegenheit bald geklärt ist. Also habt Geduld.", schloss sie gleichgültig, wendete sich ab und rauschte davon.
Loghain spie ihr leise einen wüsten Fluch nach, während er abgeführt wurde.

Der Stab lag in ihrer Hand und sie gestattete sich einen langen tiefen Atemzug bevor der Angriff des Monsters sie erreichte. Augenblicklich kehrte Ordnung in das Chaos des Kampfes ein und der pochende Schmerz in Rangis Ohren verging.
Komm, glitt es ihr geräuschlos über die Lippen, ungehört über den Lärm des ununterbrochenen Schreis der Kreatur und ihren durchbohrten Ohren.
Der Erstschlag zielte auf ihre Seite ab. Sie packte ihren Stab fest mit beiden Händen und hielt ihn schräg dem Angriff entgegen. Als Stab und raue Monsterhaut kollidierten, leitete sie einen Teil der Kraft der Attacke mit einer Stab- und Körperdrehung von sich ins Leere. Den anderen Teil benutzte sie um sich in eine neue Position drängen zu lassen. Darauf hatte das Monster es offenbar teilweise abgesehen, den schon stieß es mit seiner zweiten Hand zu. Doch Rangi sah die Bewegung schon bevor die klauenbesetzte Hand sich auf sie ausrichtete. Wieder leitete sie den Schlag von sich und kehrte in ihre Ausgangsposition zurück. Jetzt setzte das Wesen einen Schritt nach vorn und griff mit einem diagonalen Schwinger und entblößter Handklinge an um sie an Ort und Stelle zu auszuweiden. Rangi ging mit dem Schlag mit, drehte sich von der Klinge weg und wartete einen Moment der Stille ab, bis die Hand mit voller Wucht auf den Boden aufschlug. Der Handstachel verfing sich im Steinboden und stand für den Bruchteil eines Moments unter belastender Spannung. Rangi ergriff die Möglichkeit und schlug mit dem stumpfen Ende ihres Stabes mit aller Kraft zu. Der Stachel brach. Wieder verging ein lautloser Moment, dann warf sich die Bestie in einem Moment des Schreckens zurück. Rangi setzte nach und stemmte ihren Stab im vollem Lauf in eine Steinfuge und sprang mit ihm mit beiden Beinen ab. Noch während die Kreatur zurückwich war Rangi ihn ihrem Gesicht. Es drehte sich von ihr weg, aber konnte die Arme nicht mehr rechtzeitig heben. Ihr Stab wirbelte.
Auge, Auge, Ohr, Nase. Die Schlagkombination war so schnell und präzise, dass man selbst mit einem trainierten Auge Schwierigkeiten gehabt hätte der Bewegung zu folgen. Der Schlag auf die Nase war so kraftvoll, dass es sie über die Schulter des Wesens trug. Mit einer ausgedehnten Rolle federte sie ihren Sturz ab und prallte gegen den Körperhaufen getöteter Tiere. Luft wurde aus ihrer Lunge gepresst als sie auf ihrem Rücken liegend zum Halt kam. Das Monster hatte sich bereits zu ihr umgedreht. Das linke Ohr war umgeknickt und die zwei linken Augen glommen nur noch sehr schwach in der Dunkelheit. Die Nasenflügel zitterten in einem gänzlich anderen Rhythmus und die Mundlappen bebten.
Rangi gestatte sich ein grimmiges Lächeln. Es war auf der linken Seite vollkommen geblendet. Und es war wütend. Sie hingegen war komplett ruhig.
Es warf sich wieder auf sie und versuchte sie mit einem wilden Schwinger augenblicklich zu zerschmettern, doch er traf nur den Leichenberg und verteilte die Körper quer im Raum.
Hier drüben, hauchte sie, ohne ihre Worte zu hören.
Die Mundlappen schwangen mit einem wilden, für sie lautlosen, Schrei auf und die Kreatur warf sich mit einer Reihe wilder Angriffe entgegen.
Tief in ihrer Kampfmeditation versunken wirbelte, parierte und leitete alle Angriffe von sich. Sie wusste sie würde das auf Dauer nicht durchhalten, denn das Wesen wurde zweifelsohne nicht schneller müde als sie. Aber das musste sie auch nicht.
Zwei goldschimmernde Schwerter schnitten durch ihren tödlichen Tanz und trafen es direkt im Leib. Rangi wich zurück.
Wurde aber auch Zeit.
Eine dritte, größere folgte und durch bohrte es direkt in der Brust. Rangi zog mit einer flüssigen Bewegung ihren Bogen in ihre Hand, legte an und schoss das Biest in die Kehle. Dieses Mal traf der Pfeil. Die Mundfalten erstarrten und die Nasenlöcher bebten. Und doch bäumte sich das Wesen erneut auf.
Zähes Biest, dachte sie und legte erneut an.
Doch dann drehten sich seine Augen plötzlich nach innen. Mit einem Mal sackte die Kreatur kraftlos zusammen und knallte mit einem Beben auf den nackten Steinboden. Rangi senkte ihre Waffe. War es letztendlich doch seinen Wunden erlegen gewesen?
Nein, das war es nicht. Sie konnte es spüren. Irgendetwas stimmte hier nicht. Etwas Faules lag in der Luft.
Und im nächsten Moment erkannte sie was: Eine schwarze Wolke, finsterer als alle Ecken dieses Raumes, fraß sich über die Haut des Wesens uns ließ nichts als bleiche Knochen zurück. Der Zerfall war so schnell, dass bereits wenige Augenblicke später fast nichts mehr von diesem riesigen Wesen übrig war. Rangi schauderte. Sie wusste sofort, dass diese Wolke absolut unnatürlich war. Und sie brachte jeden den Tod, der damit in Kontakt geriet.
Etwas packte sie an der Schulter. Ihre Nerven lagen blank, aber sie beruhigte sich als sie erkannte, dass es Kudo war. Sie konnte nicht hören was er sagte, aber sie verstand. Beide wichen zurück. Doch als von dem Wesen nur noch Knochen übrig waren, sah sie ihn. Ein menschliches skelettiertes Wesen, nicht größer als ein Kind, aber mit einem viel zu großen Schädelknochen und einen verstaubten Federschmuck. Es kletterte auf die Überreste des eben verstorbenen Monsters und setzte ein Bein vor, wie ein Jäger der sich stolz mit seiner Trophäe präsentierte. Als das grün brennende Glimmen in seinen Augen Rangis Blick streifte, fühlte sie sich plötzlich wie als wenn eine kalte Hand sich um ihr schlagendes Herz legte. Es bemerkte ihren Blick, klapperte mit seinem Kiefer und rollte mit den Augen. Zog es... Grimassen? Sie fühlte wie sich Kudo neben ihr spannte. Dann sah Rangi es. Unzählige Skelette waren erneut in den Raum geströmt. Viel mehr als beim letzten Mal. Falls Rangi noch Zweifel an ihrer Theorie hatte, waren sie hiermit beseitigt.
Kudo hob bereits die Hand, bereit seine Psynergy zu entfesseln, als Rangi ihn kräftig gegen die Schulter schlug. Er wankte und sah sie verwirrt an. Sie starrte intensiv zurück.
Die wollen nicht uns! Sie wollen die Knochen!
Das Skelett mit dem Riesenschädel wandte sich von ihnen ab. Es breitete die Arme aus und entfesselte wieder eine schwarze Wolke, die sich nun über den angelegten Leichenberg legte. Rangi deutete mit größter Dringlichkeit auf den Ausgang.
Für einen Moment befürchtete sie, Kudo würde sich wie immer weigern, aber dieses Mal nickte er nach langen Zögern. Sie eilten auf den Ausgang zu, als sich ihnen jemand in den Weg stellte. Kein Skelett, kein Tier, sondern eine Frau. Eine tote Frau. Rangi stockte. Diese Frau war das erste tote Wesen, dass nicht bis auf die Knochen verwest war. Und so wie sie aussah war sie noch nicht lange tot. Ihr Fleisch war faulig und ihre Kleidung hing nur noch in Fetzen an ihr herunter. In ihrer Hand führte sie eine bleiche schwer aussehende Knochenkeule, die sie schwerfällig hinter sich herzog. Kudo zögerte. War er sich etwa unsicher die Frau anzugreifen? Obwohl sie tot war? Rangi knurrte, schritt voran und der Zombiefrau entgegen. Sie mussten hier raus und sie würde sich nicht weiter daran behindern lassen. Plötzlich hieb die Tote zu, mit einer Schnelligkeit und Wucht die die Schwerfälligkeit ihrer Bewegungen Lügen strafte. Rangi riss rechtzeitig ihren Stab nach oben, um die Keule zu blocken. Plötzlich verlor Rangi sämtliche Kraft in ihren Gliedern und fiel auf die Knie. Sie rang nach Luft. Erst jetzt bemerkte sie das sanfte rote Leuchten, dass von der Keule ausging. Sie wurde müde...
Plötzlich war Kudo da, packte Rangi und riss sich mit sich Richtung ausging. Die tote Frau folgte ihnen nur wenige Meter, dann brach sie die Verfolgung ab.
Sich gegenseitig stützend flohen Rangi und Kudo aus dem Raum. Am Rande ihres Bewusstseins nahm sich wahr, dass von den ursprünglichen Tieren von Kudos Herde nur noch eine klägliche Handvoll bei ihnen waren.
Kudo legte eine Hand an ihr Ohr. Ein schmerzhaftes Licht brannte sich in ihren blutenden Gehörgang und sorgte für ein durchdringendes Klingen.
"-gi! Rangi, kannst du mich hören?"
Es klang wie sehr weit her. Ihn ihrem Kopf breitete sich ein tobendes Weiß aus.
"Benommen. Könnte das Bewusstsein verlieren.", hörte sie sich dumpf im analytischen Tonfall sagen. "Wird gehen... Wir müssen hier weg."

Die Weinflasche war leer. Aber Appakus saß noch immer auf seinem Klappstuhl unter dem Apfelbaum und schaute gedankenverloren in den Abendhimmel. Er wurde aus seinem neuen Kontakt, diesem Haden, nicht schlau. Er war kein gewöhnlicher Rekrut für die Sternenwache, aber das hätte ihm auch gleich klar sein sollen, als er erwähnte dass Paka ihn geschickt hatte. Ebenso schien er kein Interesse daran zu haben sich an irgendwelche Spielregeln zu halten. Er zielte nicht darauf ab mit der Wache zusammenzuarbeiten. Er wollte nur eines: Reyter schaden.
Appakus seufzte und fuhr mit dem Finger über den Rand seines Weinglases. Offenbar hatte er sich geirrt. Sein kleiner Test war nach hinten losgegangen. Aber zumindest hatte er etwas Wichtiges erfahren: Haden und seine Leute waren in diesem Spiel keine Figuren die er in seine Reihen eingliedern konnte. Sie waren vielmehr freie Figuren, die weder ihm noch dem Feind unterstanden. Aber sie hatten den selben Gegner. Und er hatte noch etwas in Erfahrung gebracht: Haden hatte eine falsche Vorstellung von dem was die Sternenwache tat und was für Ambitionen Reyter verfolgte. Aber in einem hatte er recht: sie waren unterlegen. Und würde Reyter jetzt und gleich seine Großinversion starten, würden all ihre Bemühungen nicht genug sein um ihn nennenswerten Widerstand entgegenzusetzen.
Appakus stellte das Glas neben sich ab und legte die Finger unter seinem Kinn zusammen. Gewiss, ein schneller harter Schlag gegen Reyter konnte nur Vorteile bringen. Besonders wenn sie von einer unabhängigen Partei ausgeführt wurde, die bestenfalls nicht mit der Sternenwache in Verbindung gebracht werden konnte. Vielleicht hatte er da genau das Richtige.
Ich habe doch heute diesen Brief von Sheriff Oxus bekommen. Wenn die Berichte stimmen, wäre das DAS geeignete Ziel..., dachte er.
Er würde Haden wohl bald wiedersehen. Vielleicht musste er vorher nochmal mit dem Sheriff in Verbindung treten, aber er zweifelte nicht daran von ihm grünes Licht zu bekommen. Er beschloss in sein Büro zu gehen und den Brief noch einmal gründlich zu studieren.
Doch kaum als er aufstand und sich umwandte um seinen Klappstuhl zusammenzufalten, stand wieder jemand hinter ihm. Zuerst dachte Appakus mit einem Anflug von Ärger, dass es sich wieder um Haden handelte, doch es war jemand anders.
"Hübsches Plätzchen. Irgendwie ein unpassender Ort um Auftragsmorde zu verteilen."
Appakus lächelte, obwohl es keinen Anlass zum Lächeln gab. Er erkannte den ungepflegten Mann mit der langen Hochländerklinge an seiner Seite.
"Der Herr, ungehobelt und, wie ich finde, ohne ihm zu nahe treten zu wollen, wirr wie er ist, spricht in Rätseln, die weder erheiternd, im üblichen Sinne, noch angebracht sind."
Rook blinzelte irritiert.
"Wenn Ihr damit etwas abstreiten wolltet, solltet Ihr es Euch gut überlegen. Ich weiß, dass Ihr Euch mit dem Attentäter getroffen hat, der unsere Minenoperation gestört hat. Ich muss Euch dazu auffordern mit mir zu kommen und ein paar Fragen zu beantworten. Widerstand... wäre unklug."
Appakus setzte eine fragende Mine auf, während er ein galgenhaftes Lächeln unterdrückte. Offenbar waren seine neuen Kontakte doch unvorsichtig gewesen. Doch das war nicht weiter schlimm, er konnte diesen Fehler leicht korrigieren.
Er entspannte seine linke Hand, während die andere zu seinem verborgenen Messer in einer Stofffalte seines Gewandes glitt. Sah so aus als müsste er beenden was Haden begonnen hatte und sich anschließend eine neue Identität suchen.

"Sind Sie da?"
Der Adept zuckte zusammen, als Haden wortlos aus dem Dickicht schritt.
"Pünktlich auf die Minute.", sagte er beiläufig, als er vor ihm stand. "Was macht der Finger?"
Der Erdadept nickte zitternd und brachte seinen Ringfinger zum Vorschein. Am unteren Ende klebte noch etwas getrocknetes Blut und die Haut darüber war etwas rosiger als der Rest der Hand, aber ansonsten war nichts mehr von Hadens Tat zu sehen.
"N-Nochmals vielen Dank. I-Ich dachte schon ich werde verrückt. Wieder klar denken zu können... Ohne dieses Gift in meinem Körper..."
Der Schattenadept winkte ungerührt ab.
"War mir ein Vergnügen. Habt Ihr was in Erfahrung gebracht?"
"Ah, ja! Ja...! Ihr wolltet alles über die Tränenkerne und den Bürgerkrieg wissen. W-Womit soll ich anfangen?"
"Die Tränenkerne. Bitte."
"Okay... Tränenkerne sind ein paar mächtige Artefakte die in einem Ort namens 'Gezeitentempel' hergestellt wurden. Die Anlage war nach einem älteren Konflikt mit den Handwerkern dort stillgelegt worden. Der Gezeitentempel ist nur noch eine geplünderte Ruine."
"Aber diese Tränenkerne waren noch dort.", schloss Haden. "Warum? Und was genau tun sie?"
Der Informant wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Nachwirkungen des Ringgifts zeigten noch einen deutlichen Effekt.
"Sie... wurden verwendet um Golems zu erschaffen. Man benutzt dafür immer irgendwelche Energiekerne, aber diese hier geben ihm noch zusätzlich die Fähigkeit von alleine Wasserpsynergy zu wirken. Sie waren noch übrig geblieben und haben alles angegriffen, dass sich den Ruinen näherten. Nach all den Jahren hat es niemand geschafft sie alle zu zerstören. Manche glauben sie stellen sich inzwischen sogar selbst her!"
Haden war sichtbar unbeeindruckt.
"Ist das alles?"
"Es sind die Kerne! Das ist etwas Anderes als eine Waffe zu schmieden, die ein Adept erst auslösen muss!", beharrte der Informant.
Haden zuckte mit den Schultern.
"Warum sollte Reyter soetwas brauchen?"
"Vergessen wir die Golems! Man kann alles mögliche damit bauen. Und bei den Mengen an Tränensteinen die wir in der Mine abgebaut haben, planen die etwas Größeres damit."
Er zog die Nase hoch und wischte sich über das Gesicht.
"Nach dem was ich gehört habe, baute der Kriegsherr einen gewaltigen Apparat um seine Schiffe nach Neu-Mirnuzar zu schaffen. Dazu ist eine Menge Wasserpsynergy nötig. Neulich hatte er eine Operation geplant und unzählige Wasseradepten für den 'Sprung' abgezogen. Ich vermute mit diesen Dingern geht das erheblich leichter. Und Reyter wäre in der Lage seine Schiffe mit der Präzision einer Maschine über ganz Neu-Mirnuzar zu verteilen."
"Aber keine Beweise?"
"Ich weiß, dass die Schmiede zu der wir das Erz bringen sollten der selbe Außenposten ist, in der die Teile für diesen Prototypen gefertigt wurden. Da die Tränenkerne einfach der Lieferung hinzugefügt wurden, macht das nur Sinn. Es handelt sich um einen Außenposten an einer Küstenregion nahe Ryahfa. Das ist eine Region in Nordshetver.", fügte er hinzu, als Haden die Stirn runzelte.
Also keine neuen Waffen, überlegte Haden.
"Weiter?"
"Mehr fiele mir im Moment dazu nicht ein."
"Was kannst du mir dann über den Bürgerkrieg sagen?"
"Recht wenig, da die Ereignisse alle sehr aktuell sind. Ausgelöst wurde er durch ein Mitglied des taktischen Stabs, eine Frau namens Flama. Sie war als Diplomatin zu Costello geschickt worden und er hat versucht sie umzubringen und sie als Attentäterin für den Kriegsherrn hinzustellen. Schlug leider fehl und Flama deckte den Schwindel für jeden zu sehen auf. Zwar interessiert es diejenigen die diese Ringe tragen herzlich wenig..."
Er wedelte mit seiner nun ringfreien Hand herum.
"Aber die ohne Ringe fühlen sich von ihrem 'neuen Herrscher' Costello verraten, zumal dieser sich größtenteils selbst ernannt hat. Viele versuchen dem Krieg mit Reyter aus dem Weg zu gehen, indem sie sich von Costello und seinen Sympathisanten lossagen und Reyter gar Unterstützung anbieten. Sie glauben, sie könnten sich so immer noch retten, auch wenn allgemein bekannt ist, dass Reyter nicht an eine Zukunft zwischen Unberührten und Adepten glaubt."
Haden schüttelte den Kopf.
"Wie passt das zusammen?", fragte er.
"Sie sind verzweifelt. Jeder scheint sie zu verraten. Also klammern sie sich an die Hoffnung dem Krieg irgendwie zu entgehen."
"Und was bringt Reyter das?"
Der Erdadept zuckte mit den Schultern.
"Weniger Feinde die sich ihm in den Weg stellen? Gebiete in die er einfach einmarschieren kann, ohne dass sich eine Waffe gegen seine Streitkräfte erhebt? Ich hörte besonders profitabel ist die Zusammenarbeit mit König Uthen von Ereben. Sein Sitz ist offenbar auf den Ruinen von historischen Ruinen gebaut, die sehr detaillierte Informationen über Mirnuzars Vergangenheit und dem Sternenkult der sie geprägt hat besitzt. Wieso das wichtig ist? Reyter sucht noch immer die Position von zwei Leuchttürmen der Elemente. Genauso sehr wie er an der Eroberung Mirnuzars interessiert ist, ist er an der Entfesselung der Goldenen Sonne, oder wie er hier heißt des 'Goldenen Sterns' interessiert."
"Also braucht er schon die Macht der Alchemie? Ich höre immer wieder das Reyter und sein Heer sooooo stark ist um Mirnuzar hundert Mal zu erobern. Wieso braucht er das alles?", sagte Haden, fast spöttisch.
"Ich verstehe es auch nicht ganz, aber Ihr müsst verstehen wie Reyter tickt.", versicherte der Informant und schnaufte. "Er setzt gerne Zeichen der Macht. Und am liebsten siegt er ohne sich zu groß in die Offensive zu werfen. Je geringer seine Verluste, je vernichtender der Feind geschlagen, desto besser. Der Mann hat viel Geduld und schlägt gerne dann zu wenn niemand damit rechnet, auf eine Weise die niemand erwartet. Vielleicht einfach weil er es kann."
"Auch wenn sich jemand in dieser Zeit jemand gegen ihn erhebt? Oder der Feind zum Gegenschlag ausholt? Weil das ist was gerade passiert."
Zu seiner Überraschung stieß sein Informant ein unamüsierten Lacher aus.
"Wer soll sich erheben? Wo soll ihn der Gegenschlag treffen? Der Kriegsherr zerschlägt alles was er als Gefahr ansieht. Wenn sich tatsächlich eine Gefahr gegen ihn zusammenbraut von der er nichts weiß... Dann sollte diese möglichst dafür sorgen, dass es so bleibt. Verdienen würde es dieser Massenmörder..."
Haden winkte ab.
"Sonst noch etwas, dass ich über den Bürgerkrieg wissen sollte?"
Der Erdadept schüttelte den Kopf.
"Wie gesagt, viel ist nicht bekannt. Ich glaube auch nicht, dass er eingeplant war. Obwohl es merkwürdig erscheint, wie schnell die Streitkräfte darauf reagieren. Allein in Nordshetver sind alle kleineren Allianzen der wilden Stämme dort komplett überrannt worden. Die meisten kriegen davon nicht einmal etwas mit, dass ein Teil des Kontinents einfach in Reyters Besitz übergegangen ist. Damit gibt es nur noch wenig Länder von dem Mann überhaupt unbemerkt über seine Grenzen kommt."
"Verstehe..."
Merkwürdig, dachte Haden. Es ist, als ob Reyter einen festen Plan verfolgt und nicht allzusehr mit irgendwelchen Überraschungen rechnet. Oder scheint es nur so?
"Wenn es sonst nichts mehr gibt...?"
"Zwei Sachen noch!", sagte der Informant schnell. "Ein Freund aus dem taktischen Stab des Hohegenerals Norgono hat mir mal gesagt, dass dieser Krieg nur einen anderen Krieg maskiert."
"Was meint er damit?"
"Keine Ahnung. Reyter will Mirnuzar von den Unberührten nehmen. Er plant sich zum 'König der Adepten' zu krönen und eine vereinigte Welt zu erschaffen, damit ein kein weiteres Galatan passiert, sondern eine Welt ohne die Grundlage für einen neuen Krieg entsteht."
Über diesen Satz musste Haden grinsen.
"Sagt er zumindest."
"Aber das ist sein Ziel. Was für ein anderer Krieg gemeint sein soll, überfragt mich. Aber vielleicht schwang mein Freund auch nur große Reden. Das macht er gerne."
"Verstehe. Und das zweite?"
"Das ist das Wichtigste: Innerhalb der letzten Wochen, kurz nach der Operation die ich vorhin angesprochen habe, sind die Zahlen der Zuläufer in Reyters Streitkräfte nahezu explodiert. Niemand scheint davon Kenntnis zu nehmen, aber ich habe die Dokumente gesehen! Meister Rook hat Unzählige davon an die Mine befehligt! Das Verrückte: Es sind einfach so viele! Sie kamen plötzlich aus dem Nichts. Keiner weiß woher oder warum sie zu solchen Massen in die Armee einströmen. Tatsächlich scheint es niemanden zu interessieren!"
Das war tatsächlich merkwürdig. Wie Haden vorher Appakus gesagt hatte: Die klügste Postion eines Adepten war abzuwarten und sich neutral zu stellen. Hatte er damit so falsch gelegen?
"... Von welchen Zahlen sprechen wir?"
"Hunderte? Tausende?"
Der Informant schüttelte den Kopf.
"Wenn man bedenkt wie viele Adepten zuvor in Mirnuzar gelebt haben und wie viele Flüchtlinge aus Galatan es hierher geschafft haben... Sind das beunruhigende Zahlen. Und der Strom reißt nicht ab."
"Wer könnte mehr darüber wissen?"
"Vermutlich nur die ranghöchsten Offiziere? Ich weiß es nicht. Meister Rook muss es wissen, schließlich ist er für die Rekruten verantwortlich."
Wir haben die Listen doch gelesen, oder? Kannst du versuchen irgendwelche Zusammenhänge zu ermitteln?
~Ich probiere es.~, sagte Irrlicht und rief sich die Liste ins Gedächtnis.
"War's das?", fragte der Informant. "Ich bin Euch sehr dankbar, dass Ihr dieses Mistding entfernt habt, aber es wäre besser wenn mich von der Mine niemand vermisst. Besonders nachdem Ihr so viel Staub aufgewirbelt habt."

Rook's Atem beruhigte sich, als er die Hochländerklinge säuberte und wieder an seinem Gürtel befestigte.
"Leg dich niemals mit einem Hochländer an.", hauchte er und blickte auf Appakus Überreste, dessen Blut zwischen den Wurzeln des Apfelbaumes versickerte.
Sein Blut rauschte in den Ohren. Er liebte den Kampf, besonders gegen einen würdigen Gegner. Dieser hier hatte ihn nicht enttäuscht. Eigentlich hatte er vorgehabt ihn gefangenzunehmen, aber er hatte sich wohl zu sehr amüsiert.
Ein Kriegerherz darf man nicht beleidigen indem man es einfach in Gefangenschaft wirft.
Davon war er überzeugt. Ein Kampf sprach mehr als tausend Worte. Und die Leidenschaft seines Feindes war überwältigend gewesen. Wäre er ein Adept gewesen, hätte er möglicherweise eine Chance gehabt. Wie schade...
Rook packte die leere Weinflasche und kippte sie über seinen Mund um. Zwei Tropfen lösten sich und benetzten seine Lippen.
"Nicht übel, aber kein Kaarnasisches Ale.", brummte er und warf die Flasche in Appakus kalten Schoß.
"Solltest du bei den verblichenen Champions landen, wirst du viel besseres Zeug haben."
Er griff in seine Tasche und aktivierte ein Leuchtfeuer, dass von seinen nahegelegenen Spüradepten aufgefangen wurde. Einer von ihnen baute zu ihm eine Verbindung auf.
~Meister Rook?~
Ganz recht., antwortete er in Gedanken. Offenbar habe ich den Auftraggeber eliminiert. Ist der Attentäter noch unter Beobachtung?
~Wir... hatten Schwierigkeiten ihm zu folgen.~, echote es in seinem Kopf zögerlich.
Seine Zufriedenheit verschwand augenblicklich.
...Wie bitte? Wie ist das passiert?, wollte er wissen.
~Wissen wir nicht. Er hat sich einfach unseren Geistleserwellen entzogen. Er muss auch auf diese Weise in unseren Stützpunkt eingedrungen sein.~
Rook war außer sich. Er wollte diesen Mann! Er wollte diesen Kampf wiederholen! Dieses Mal ohne irgendwelche Behinderungen!
...Haltet Eure Position. Ich stoße zu Euch.
"Du siehst furchtbar aus, Syreen."
Hatu jappste, als Phinolis den jungen Feueradepten strafend gegen den Hinterkopf schlug.
"Au... Was soll das werden?", fragte dieser den braungebrannten Windadepten verärgert.
Phinolis schürzte bedauernd die Lippen und zerstrubbelte Hatu die feuerroten Haare.
"Du- hast- einfach- keine- Manieren!", drang dieser auf ihn ein, während Hatu versuchte sich aus dem Griff des Älteren zu lösen.
"Lass mich in Frieden, Phi!", beschwerte Hatu sich und riss sich von Phinolis los. Als er mehrere Schritte Abstand genommen hatte, überprüfte er ob seine weißlackierte Holzmaske noch richtig auf seinem Gesicht befestigt war.
"Es gehört sich nicht unserer schönen, furchtlosen Anführerin so etwas zu sagen. Schon gar nicht nach so einem langen Tag.", erwiderte dieser ungerührt und kratzte sich an seinem blonden Kinnbart. "Ich dachte schon dieser wilde Zottel wollte uns schon gar nicht mehr gehen lassen. Aber dank Syreens wohlgewählten Worten und ein bisschen Arbeit hat er uns gleich wieder ziehen lassen. Du solltest ein wenig dankbarer sein."
"Nun lass den armen Hatu doch in Ruhe, Phi."
Eine Glocke läutete leise, als Ligah sich zu ihnen umwandte.
"Er hat nur eine Bemerkung über etwas gemacht, dass ihm aufgefallen ist. Syreen musste heute schon einige dutzend Male ihre Einstimmung benutzen. Da ist es doch natürlich, dass sie müde wirkt."
Syreen lächelte schwach. Stimmte sie Hatu etwa zu, dass sie schrecklich aussah?
"Mir geht es gut. Wirklich."
Phinolis sah zwischen ihnen hin und her, seufzte tief und legte die Arme hinter den Kopf.
"Es ist so wundervoll jung zu sehen. Die Frauen können einem einfach nicht böse sein..."
"Und das höre ich von jemanden der es nie fertig gebracht hat erwachsen zu werden...", brummte Hatu.
"Was sagst du da? Ich konnte dich nicht ganz verstehen."
"Nichts~"
"Wirklich?", lächelte Phinolis. "Dann hast du doch bestimmt nichts dagegen, dass ich deine Gedanken lese?"
"Vergiss es~", flötete Hatu weiter und machte eine ausgesprochen unfreundliche Handgeste in seine Richtung.
"Du mieser..."
"Fühlst du dich vielleicht unwohl?", fragte Ouna, die sich von hinten neben Syreen an Hatus Position vorschob, als dieser von Phinolis durch die Gegend gejagt wurde. "Ich hätte da eine Kräutermischung die bestimmt helfen wird..."
"Es geht mir gut!", wies Syreen die Erdadpetin mit dem freundlichen runden Gesicht bissig zurück.
Nicht das sie ihre Hilfe nicht zu schätzen wüsste, aber sie wollte bestimmt nur die Gelegenheit nutzen und eines ihrer neuen Gebräue an ihr austesten.
"... Es ist wegen dem Lager das wir gefunden haben?"
Sie warf einen Blick zur Seite zu Traxen, der schon lange keinen Laut mehr von sich gegeben hatte. Er lief mit geschlossen Augen neben ihr her, als würde er auf etwas lauschen.
Syreen antwortete nicht, aber nickte stumm.
"Wirklich?", meldete sich Warend, der letzte aus ihrer Gruppe, grunzend zu Wort, der vor ihnen allen vorausging und seinen riesigen violettsilbernen Hammer auf seinem breiten Kreuz provokativ für jeden zur Schau trug, der ihnen eventuell entgegenkommen konnte. "Wieso das denn?"
"Stimmt.", pflichtete Hatu bei, als er ausreichend Abstand zwischen sich und Phinolis gebracht hatte, der gleichzeitig sichtbar nicht mehr an der Jagd interessiert war. "Das war nur ein Lager mit ein wenig Zeug. Gutem Zeug, aber leer. Dieser Rook hat uns danach sofort gehen lassen und er schien in guter Stimmung gewesen zu sein."
"Wir arbeiten nun mal nicht gerne für diese Mistkerle. Kaum zu glauben, dass Weldon einer von denen sein soll.", mischte sich Ouna ein.
"Hey, ich sage ja nicht dass ich mich freue den Auftrag für diese Jungs erledigt zu haben.", verteidigte sich Hatu. "Ich stimme ja zu: Die sind ein Haufen Avimandaschwänze. Aber diese Typen die die Mine aufgemischt haben sind selbst schuld! Die haben uns den Schlamassel eingebrockt, also müssen sie ihn selber auslöffeln."
"... Du fürchtest, dass du etwas ins Rollen gebracht hast?", sagte Ligah plötzlich, die Syreen unverwandt beobachtete. "Das wohlmöglich ein paar Menschen wegen uns ihr Leben verlieren?"
Syreen seufzte.
"Ich weiß es ist albern. Diese Angreifer gingen genauso gewalttätig vor, wie wir es von den Streitkräften des Kriegsherrn kennen. Also kein Grund zur Aufregung, richtig?"
"Das ist nicht albern. Überhaupt nicht.", antwortete Ligah gelassen und lächelte ihr aufmunternd zu.
Manchmal wollte Syreen ihre Freundin einfach in die Arme nehmen. Ihre Ruhe war so ansteckend, dass sie sich schnell besser fühlte.
"Ja... Ich möchte uns nur von diesem Krieg so fern wie möglich halten. Egal wie sehr es uns von unserer Arbeit einschränkt."
"Dagegen habe ich nichts einzuwenden.", stimmte Phinolis grinsend zu.
"Hört, hört.", pflichtete Ouna bei.
Syreen rang sich zu einem Grinsen durch. Was für einen Sinn hatte es Trübsal zu blasen? Es ist ja nicht so, als hätten sie irgendjemanden gefunden, an den Rook Rache üben konnte.
"Dann nichts wie weg zur Schwindelzuflucht. Der Auftrag ist erledigt! Heute Abend wird gefeiert! Hoffen wir mal, dass sich dieser Rook bald meldet und es sich wirklich um unseren Weldon handelt."
"Es wäre großartig ihn wiederzusehen.", gab Ouna zu und blickte an ihr vorbei zu Traxen. "Nicht wahr, Traxen?"
Dieser nickte mit der Andeutung eines Lächelns und öffnete seine Augen, die an die eines Habichts erinnerten.
"Stimmt. Aber vielleicht muss die Feier noch ein wenig warten. Jemand verfolgt uns."
"Beeindruckend.", sagte Phinolis über die allgemeine Überraschung hinweg. "Und ich dachte schon ich täusche mich. Mein Armband hat auf Nichts reagiert und ich konnte kein Bewusstsein ausmachen, aber mir war als wäre da ein blinder Punkt..."
"Wollt Ihr damit sagen, Ihr habt mich gehört?", sagte eine Frauenstimme aus der Deckung der Bäume hinter ihnen.
Traxen nickte langsam.
"Nicht direkt, meine Liebe, aber ja. Ich habe ein Ohr nach hinten offen gehalten."
"... Was auch immer Ihr damit meint. Ich komme mit gesenkten Waffen."
Ihre Verfolgerin trat aus ihrer Deckung mit erhobenen Händen hervor.
"Hmm, nicht übel.", flüsterte Phinolis, als sein Blick über ihre enge Lederrüstung huschte. "Gar nicht übel."
"Ich stimme zu.", antwortete Hatu tonlos. "Sie ist nicht schlecht ausgestattet."
Phinolis grinste.
"Vielleicht wird aus dir doch noch ein richtiger Mann."
"Äh... okay... Ich dachte eher an ihre Ausrüstung. Vielleicht sollte sie den Ätherhandschuh ausziehen, um ganz sicher zu gehen..."
"Ich wünsche keinen Kampf.", sagte Megg ernst.
Syreen betrachtete sie misstrauisch.
"Was möchtest du dann von uns?"
"Nachdem was ich gehört habe, wart ihr diejenigen die unser Lager gefunden haben."
Traxen nickte wieder.
"Ein Meisterwerk. Ich wünschte wir hätten eine andere Wahl gehabt."
Megg schüttelte wütend den Kopf.
"Es ist mir egal, ob ihr eine Wahl hattet oder nicht. Ihr habt uns in gewaltige Schwierigkeiten gebracht!"
"Und?", erwiderte Hatu kühl.
"Ich habe auch gehört, dass ihr keine Freunde von Reyters Streitkräften seid. Ihr seid Söldner, richtig? Ich brauche eure Hilfe."
Syreen schritt verärgert vor.
"Wenn du das gehört hast, dann hast du vermutlich auch gehört, dass wir uns nicht weiter in euren Konflikt einmischen wollen. Wir sind vielleicht Sölder, aber als solche suchen wir uns unsere Aufträge immer noch selbst aus."
Megg erwiderte ihren glühenden Blick.
"Ich verstehe, aber glaubt mir wenn ich sage, dass ich meine Tarnung nicht riskieren würde, wenn ihr nicht meine einzige Hoffnung im Moment wärt. Der Wald ist abgeriegelt und Reyters Männer stehen zwischen mir und meinen Verbündeten."
"Warum sollten wir dir helfen? Ihr habt diese Männer angegriffen. Ihr könnt unmöglich geglaubt haben ungeschoren davonzukommen."
Megg presste die Zähne zusammen.
"Meine Familie... Sie sind da draußen und ich kann sie nicht erreichen. Ich fürchte sie könnten sie finden."
Ein Moment verstrich und Megg spürte, dass sich die Stimmung der Rotschärpen verändert hatte. Der Ausdruck in ihren Gesichtern. War das... Resignation?
"Sie hat 'es' gesagt.", raunte Hatu matt.
Phinolis nickte.
"Damit ist der Tag wohl ganz ruiniert."
Syreen atmete tief durch.
"Deine... Familie?"
Megg wusste nicht genau was geschah, doch sie wagte es nicht die Gelegenheit verstreichen zu lassen.
"Meine beiden Brüder. Sie sind alles was ich noch habe. Meinetwegen benutzt mich als Köder, aber sie dürfen diesen Adepten nicht in die Hände fallen."
Syreen schwieg und konnte Megg nur anstarren. Traxen stieß sie mit der Schulter an.
"Na los. Wir wissen alle was kommt."
Manchmal hasste Syreen sich selbst. Dies war so ein Moment.
"... Erzähl uns mehr.", forderte Syreen Megg auf. "Und dann werden wir sehen, ob wir helfen können. Damit das klar ist: Wir werden keine Truppenteile Reyters angreifen, ist das klar?"

Jaden patschte sich kurz auf beide Wangen und zog sich so einen kurzen fragenden Blick eines vorbeilaufenden Mitarbeiters zu.
Konzentration, ermahnte er sich.
Er hatte nur ein Ziel: Kazan finden und ihn unterstützen. Das war der einzige Zweck, den er sich in seinem Leben gesetzt hatte, nachdem Kazan ihn damals vor diesem Wahnsinnigen gerettet hatte, der seine ganze Familie auf dem Gewissen hatte. Er schuldete es ihm. Einen anderen Sinn gab es für ihn nicht. Jaden hatte sich seit dem jeden Tag darauf konzentriert sich Fähigkeiten anzueignen, die für Kazan nützlich sein könnten. Auch wenn dieser es leugnen wollte, er konnte ihn durchaus gebrauchen. Hoffentlich.
Er blickte zu Iden. Ja, er brauchte sie nicht. Und ursprünglich hatte er sie nur gerettet, weil sie vielleicht wusste wohin Kazan gegangen war. Das und...
Verdammt nochmal, konzentrier dich!, schalt er sich.
Er konnte sie hier ihrem Schicksal überlassen, ja. Aber vielleicht war sie ihm noch nützlich. Schließlich war sie seine einzige Verbindung zu Kazan, falls er diesen nicht an seinem Zielort fand. Und außerdem...
Jaden knurrte. Er war wütend über sich selbst. Aber er wollte ihr helfen.
Ich könnte ihr eine falsche Adresse an einen sicheren Ort geben. Und selbst nach Kazan suchen...
Und was dann? Er kannte jeden Winkel dieser Stadt. Er war hier aufgewachsen. Das hier war sein zu Hause. Wenn er durch eines dieser Portale trat, war er in absoluten Neuland. Er kannte nur Gerüchte. Mehr nicht.
Jaden fasste seinen Entschluss. Sei es drum, dass er ein Risiko einging! Er hatte keine Geduld mehr darauf zu warten, dass Kazan ihm wieder begegnete und ihn endlich mitnahm! Er zog seinen Umhang dichter, den er sich 'besorgt' hatte, um seine abgenutzte Straßenkleidung zu verbergen und hielt auf Iden zu. Doch noch bevor er sie erreichte, bemerkte er Bewegung in seinen Augenwinkeln.
Großartig.
Er setzte ein galgenhaftes Lächeln auf.
"Guten Tag.", grüßte er sie als er ankam. "Hat alles geklappt? Dann sollten wir los. Denn gerade haben ein Dutzend Männer in Zivil die Halle gleichzeitig durch alle Eingänge betreten. Ihre Absichten scheinen... höchst unheilvoll."

"Wir haben uns verstanden, nicht?"
Ich blickte in ihre goldgesprenkelten Augen. In diese alten, unendlichen Augen voller Wissen. Ich hatte ihre Worte vernommen, doch verstanden habe ich sie nicht.
"Sie dürfen diesen Ort nicht mehr verlassen. Es soll keine weiteren Einmischungen mehr geben."
Ich verstand sie nicht. Sie war hier. Und sie war wie ich. Und doch war sie nicht hier. Und wir unterschieden uns voneinander. Doch hatten wir den selben Ursprung. Ich war Erinnerung. Aber sie war es nicht.
"Die Entscheidung liegt nicht bei mir, so verstehe doch!", bat ich sie mich anzuhören.

"Es soll keine weiteren Einmischungen mehr geben.", sagte sie erbost. Ein uralter Zorn schwang in ihrer Stimme mit, als sie ihren Halbmondstab vor sich aufsetzte. Die silbernen Linien auf ihrem Gesicht schienen fast zu glühen. "Ich dulde deine und Equinox Anwesenheit weil ich muss, nicht weil ich es wünsche. Beende dein Lied und lass sie mit den anderen Erinnerungen vergehen."
Ihr Zorn stimmte mich traurig. Zu gerne würde ich erfahren woher ihre Wut kam, doch ich wusste dass es nie dazu kommen würde. Ich verstand sie nicht.
"Ich sagte es bereits: Die Entscheidung liegt nicht bei mir."
Ich schauderte.
"Und sie werden bald hier sein."

"... So sei es. Solltest du ans Firmament zurückkehren, sag ihnen sie sollen sich fernhalten, bis ich zu ihnen zurückkehre."
Dann war sie fort. Als wäre sie nie gewesen. Alles was von ihr blieb war eine Erinnerung, in einer Erinnerung. Ich würde sie vermissen.

"Ich hätte das Biest erledigt.", bemerkte Deven kühl.
"Mag sein.", sagte Lashon gepresst, als sie die Stufen zum Plateau hinauf hasteten. Deven war nicht sonderlich erbaut darüber gewesen, dass Lashon seinen Kampf unterbrochen hatte, indem er die Erinnerung hatte verschwinden lassen. Er wusste nicht wieso es dem Sitras so viel bedeutete, aber er hatte hoffentlich noch später Zeit es herauszufinden.
"Es ist doch so: Wenn das Lied bald endet, sind wir alle tot. Man sollte meinen das wäre das dringendere Problem."
"Es gibt schlimmere Schicksale als der Tod.", sagte der Sitras unbeirrbar.
"Auch für immer von allen die man kannte vergessen zu werden?", fragte Sinaphie ihn mit betroffenden Tonfall.
"Ich wüsste es. Das hätte gereicht.", war alles was er daraufhin sagte.
Lashon schüttelte den Kopf. Es war aussichtslos. Aber glücklicherweise war er bei ihnen. Und sie waren fast am Ziel.
"... Da vorne ist es...", sagte Lashon, als sie die letzten Stufen nahmen und das Plateau betraten.
Es war als betraten sie eine andere Welt. Der Lärm der herabfallenden Sterne und der Einschläge verstummten augenblicklich, kaum als sie einen Fuß auf das glatt geschliffene Plateau gesetzt hatten. Stattdessen erfüllte ein seltsamer Klang die Luft, der Lashon in seinem Inneren erbeben ließ. Er erkannte dass es sich um Gesang handelte, doch nie hatte er etwas Vergleichbares vernommen. Es klang so absonderlich... Als wäre es nicht von dieser Welt...
Er schüttelte den Kopf und trat vor.
"Hier sind wir wohl richtig.", sagte er und suchte das Plateau ab.
"Ihr seid gekommen.", durchdrang eine fremdartige Stimme die Luft, ohne dass der Gesang abbrach.
Deven knurrte und lockerte seine Schulter, auf der immer noch sein schwerer Anker ruhte.
"Natürlich sind wir das."
Sinaphie drehte sich einmal im Kreis.
"Wo bist du?"
Lashon blinzelte. Plötzlich befand sich eine bizarre Gestalt in der direkten Mitte des Plateaus.
"Ich habe dich schon erwartet. Hast du deine Wahl getroffen?"
"Wahl?", fragte Lashon.
"Sterbt für mich... Werdet verlorene Erinnerungen sobald mein Lied endet... Beendet mein Lied und lebt in alle Ewigkeit hier... Oder tötet mich und befreit euch."
"Das ist doch keine Wahl...", antwortete Lashon düster.
Deven schnaubte und hiefte seinen Anker in seine beiden Hände.
"Richtig. Es gibt nur einen Weg hinaus. Ich hoffe du bist bereit."
Sinaphie sah verloren zwischen den dreien hin und her.
"Aber... Aber...!"
Das Wesen legte seinen Kopf schief.
"Doch du zögerst...? Und du auch?", fragte es an Lashon gewandt. Es nahm einen fragenden Gesichtsausdruck an. "Du... hast etwas an dir..."
Ein langes Schweigen umhüllte die Anwesenden auf dem Plateau, während sich das Lied unbeirrt fortsetzte.
"... Hast du einen Namen?"
Die Gestalt schüttelte den Kopf.
"Ich weiß es nicht. Und es spielt auch keine Rolle. Egal für welche der genannten Schicksale ihr euch entscheidet."
"Es spielt keine Rolle?", fragte Lashon wütend. "Das ist es einfach? 'Tötet mich oder findet euch mit eurem Schicksal ab?' Ist es das, was du sagen willst?"
Er ging auf das Wesen zu.
"Was ist das? Warum muss es schon wieder so enden? Ist dir dein Leben... unser Leben denn so wenig wert?"
Es schien verwirrt.
"Aber das sind die Dinge wie sie sind."
"Ich weigere mich das zu glauben.", sagte Lashon aufgebracht. "Ich habe zwar keine Ahnung was das hier für ein Ort ist, wieso du dieses Lied singst, wieso du uns das antust, wieso du uns diese 'Wahl' stellst... Aber das ist einfach alles falsch!"
Der Sänger schien nicht zu verstehen.
"Falsch?"
"Das muss dir doch klar sein! Ich möchte hier nicht sterben oder 'verschwinden'. Und du solltest das auch nicht. Keiner hier sollte das! Wie kannst du also einfach dastehen und sagen: 'Töten mich oder findet euch mit eurem Ende ab'? Kannst du das so einfach akzeptieren?"
"So sind die Dinge nun einmal."
Lashon atmete frustriert aus. Deven schob sich von hinten heran.
"Lasst gut sein, Lashon. Der hier hat kein Interesse-"
"Nein, dieses Mal nicht!", brauste er auf und wandte sich wieder dem Sänger zu. "Hast du es probiert? Hast du jemals über eine Alternative nachgedacht? Oder hast du einfach aufgegeben?"
Er zog das Holzamulett aus seinem Kragen.
"Es gibt vielleicht noch einen Weg. Ein Schicksal, in dem keiner von uns sterben muss. Es muss ihn geben. Du musst nur willens sein ihn zu suchen."
Es stierte das Amulett irritiert an.
"Was ist das? Ich... verstehe es nicht."
"Ich auch nicht.", gab Lashon kleinlaut zu. "Aber es hat uns bisher deine blutrünstigen Erinnerungen von uns abgehalten. Ich weiß nicht genau wie, aber diese Kraft muss uns doch irgendwie weiterhelfen können?"
Es schien die Hand danach ausstrecken zu wollen, zog sie aber schnell wieder zurück, als hätte es sich an seiner Nähe verbrannt.
"... Lashon?", fragte Deven mit warnenden Unterton.
"Hör mir zu.", sagte Lashon eindringlich zu dem Wesen. "Du hast all diese 'Erinnerungen' auf mich losgelassen, also musst du meine auch kennen. Du musst doch verstehen wie wichtig es ist, dass wir das hier nicht eskalieren lassen. Und du müsstet sehen, dass es möglich ist. Ich bitte dich! Lass es uns wenigstens versuchen!"
„Tut mir Leid, dass ich dir nicht viel mehr anbieten kann als etwas Tee und Brot.“ Entschuldigte sich Tarm bei der jungen Frau, nachdem er sie zu sich nach Hause gebracht hatte. „Dieser Monat lief nicht allzu gut für mich.“
„Das macht absolut nichts. Zuhause habe ich nicht viel mehr gehabt.“ Sie tastete die Tasse und das Brot. „Was machst du den beruflich?“
Es folgte ein kurzes Schweigen, gefolgt von einem kurzen Lachen. „Nun ja. Man könnte es nicht unbedingt als Beruf betiteln, aber ich bin ein Dieb.“
Für einen Moment hatte sie gedacht nicht richtig gehört zu haben. Als sie schließlich realisierte, was er gesagt hatte, drehte sie sich reflexartig in seine Richtung. „Du bist ein Dieb?!“
„Pscht. Nicht so laut.“ Tarm verschränkte seine Arme und seufzte. „Ein ziemlich guter sogar, aber ich bekomme in letzter Zeit keine Aufträge rein. Aber keine Sorge. Ich beklaue dich nicht.“
„Seit wann nehmen Diebe Aufträge an?“ fragte sie verwirrt.
„Nun es ist kompliziert. Ich bin kein normaler Dieb…“ Tarm zögerte fortzufahren und beschloss das Thema zu wechseln. „Genug von mir. Was macht eine Person wie du von Außerhalb hier in Constin? Du fällst als Fremde ziemlich schnell auf.“
Er schnappte sich nun ebenfalls eine Tasse Tee, setzte sich an den Tisch und sprach weiter. „Constin bekommt schließlich nicht häufig Besucher und wenn dann nur von Händlern oder Touristen, aber selbst diese können nicht immer hinein. Es gibt nämlich eine festgelegte Grenze an Besuchern, die sich maximal gleichzeitig in der Stadt aufhalten dürfen.“
Sie wirkte überrascht, was Tarm ohne große Mühe erkennen konnte.
„Warum wurde überhaupt eine solche Regelung eingeführt? Ich war zwar nicht in besonders vielen Städten, aber von einer solchen Regelung habe ich noch nie gehört.“
Der junge Mann seufzte und schüttelte seinen Kopf. „Nun, du weißt wohl wirklich nichts über Constin oder?“ der junge Mann lachte und lehnte sich etwas zurück. „Du hast Glück, dass ich dich gefunden habe. Ansonsten wärst du hier verloren gewesen. Aber wenn ich dich so höre, steigert sich die Neugier in mir nur noch mehr, was eine Person wie du in Constin genau zu suchen hat.“
„Nun….“ wollte sie beginnen. Der junge Mann stoppte sie jedoch dabei.
„Schon gut, schon gut. Erkläre es mir gleich. Ich werde dir etwas über unser Reich erzählen.“ Er räusperte sich. „Constin unterscheidet sich von allen anderen Städten in Silkanas von ihrer Politik und Mentalität, auch wenn sie einer der drei größten Städte in ganz Silkanas ist.
Das Reich steht in keinem Außenhandel zu anderen Reichen. Es ist mit unglaublich fruchtbarem Boden und wertvollen Mienen gesegnet, was jeglichen Bedarf im gut organisierten Innenhandel abdeckt.
Das Reich hat weder Feinde, noch Verbündete. Sie hält sich aus allem raus. Die geographische Position des Reiches ist ohne Zweifel die beste in ganz Silkanas. Es lässt kein Hinterhalt zu. Weit entfernt von allen anderen Reichen. Schwer zu erreichen. Gut zu verteidigen.
Die ‚besonderen‘ Mauern und Verteidigungsanlagen von Constin sind mächtiger als die jedes anderen Reiches. Sie wurden mit der Entstehung von Constin aufgebaut und wurden seit über 500 Jahren noch nie bezwungen. Das ist der Grund, warum Constin in der Geschichte Silkanas noch nie eingenommen wurde. Selbst wenn es irgendein Reich mal irgendwann einnehmen würde, sie würde es vermutlich nicht lange halten können. Das ist der Grund, warum sich die anderen Reiche heute nicht wirklich mit Constin beschäftigen. Es gab jedoch oft Bürgerkriege in unserer Geschichte, was ständig aufgrund von Interessentenkonflikten der Herrscherfamilien zustande kam.“
„Herrscherfamilien?“
„Exakt. Das Reich entstand durch den Zusammenschluss vier anderer Reiche, die sie sich zuvor über Jahrhunderte untereinander bekriegt hatten. Bis sie irgendwann erkannten, welchen unvergleichbaren Vorteil der Zusammenschluss ihnen bringen würde. Ein gemeinsames Reich. Seitdem wurde das Reich von den vier Königen der vier Herrscherfamilien regiert. Aber das trifft heute nicht mehr zu. Zwei der Gründerfamilien wurden von den anderen inzwischen komplett ausgelöscht, während sich die anderen beiden Familien durch eine Heirat verbündet haben. Der jetzige König, König Gerhard, trägt somit das Blut beider übrigen Herrscherfamilien in sich, wodurch der ewige Inlandskonflikt endlich geendet ist. Er hat die vier Gebiete, über die die jeweiligen Könige einst geherrscht hatten, unter seinen vier Generälen aufgeteilt. Diese bewachen ihre jeweiligen Gebiete und unterstehen direkt dem König. Die Generäle wurden alle nach Farben benannt. Braun, Blau, Rot und Gelb. Der General den du vorhin begegnet bist war General Braun.“
Sie nickte. Sie hatte all das nicht gewusst. Sie war nur den Weg gefolgt, dass sich ihr gezeigt hatte.
„Danke…. Ich habe all das nicht gewusst.“
Tarm lächelte, was Alayne nicht sehen aber dank ihrer Gabe fühlen konnte. „Keine Ursache. Möchtest du nun nicht sagen, wer du bist und weswegen du hierhergekommen bist? Meine Neugier wird mich töten, wenn du es nicht tust!“
Sie nickte. „Nun gut. Ich habe das Gefühl, dass ich dir vertrauen kann.“ Sie legte eine kurze Redepause ein und sprach dann weiter.
„Mein Name ist… Alayne. Ich bin hier um mit eurem König zu reden.“

Kanra schaute sich im Raum um und zerbrach ihren Kopf, was sie tun konnte, um hier raus zu kommen, bevor sie zum Foltermeister gebracht werden würde. Irgendeine Lücke, irgendeine Schwachstelle. Als sie ihr Blick durch den Raum kreisen ließ, bemerkte sie einen Umschlag auf dem Boden, dass sich bei Vera und der Hoheadeptin befand.
Sie war überrascht und verwirrt gleichzeitig. Wieso hatte sie diesen Umschlag am Boden nicht vorher bemerkt? Sie war sich sicher, dass sie es hätte definitiv vorher bemerken müssen. Doch sie hatte es aus irgendeinem Grund nicht getan.
Ob einer der Palastwachen diesen Umschlag dort abgelegt hatten? Das war in der Theorie sicherlich möglich, doch in der Praxis unmöglich. Keiner von ihnen war je in die Nähe des Briefumschlags gegangen.
Sie konnte erkennen, dass auf dem Briefumschlag stand irgendetwas drauf stand. Wenn sie sich anstrengen würde, könnte sie sicherlich auch erkennen, was genau auf ihm stand, doch sie entschied sich erstmals, ihr Blick davon zu trennen, ehe er den Wachen auch auffallen würde.
Kanra erkannte jedoch, dass nun auch Vera der Umschlag aufgefallen war. Sie hatte die Situation offenbar auch schnell realisiert. Während die Aufmerksamkeit hauptsächlich auf ihr lag, gab sie Vera die Möglichkeit, die Schrift auf dem Umschlag zu lesen.
Das was Vera las, ließ sie jedoch nur total in Verwirrung zurück. ~“Für Alyka“?~


„Waaaas? Du willst mit dem König sprechen?! Wer bist du? Etwa irgendeine Prinzessin aus einem anderen Reich? Ein Bote? Eine Diplomatin?“ fragte er nun ungeduldig. Seine Gedanken hatte Tarm nicht mehr sortieren können, weswegen er alle Fragen, die in seinem Kopf wimmelten, gleichzeitig stellte.
„Nun....“ wollte sie beginnen, doch sie wurden durch die aufgehende Tür unterbrochen. Zwei Personen betraten den Raum.
„Ah, du bist schon zurück Tarm?“ fragte die erste Stimme. Die eines jungen Mannes.
„Du wirst nicht glauben, was für einen Auftrag wir gefunden haben.“ kündigte ein anderer junger Mann, mit einer großer Aufregung mit seiner Stimme an. Dann jedoch, stoppte er für eine Sekunde. Die Aufregung in seiner Stimme, wandelte sich in Neugier. „Wer ist sie? Etwa deine neue Freundin?“
„Eh nein, nein. Ich bin sie nur auf den Straßen begegnet. Sie ist nicht von hier und hatte gewisse Probleme sich hier zurechtzufinden. Ich wollte ihr lediglich nur helfen.“
„Mein Name ist Alayne. Ich denke Reisende trifft es am besten.“ stellte sie sich vor.
„Ich bin Akal, der beste Attentäter der Stadt.“ stellte er sich vor, ohne ein Geheimnis über seine Beschäftigung zu machen.
„W-was Attentäter?“
„Ja, der Beste.“ wiederholte er erneuert mit hohen Tönen.
Als sie die Worte hörte, stieg in ihr Wut an. Sie wurde rot und ihre, sonst fast immer geschlossenen Augen, öffneten sich. Aufgrund ihrer Blindheit sah sie zwar weiterhin nichts, doch sie wirkte in dem Moment bedrohlicher. Allerdings lange nicht genug, um einen der drei Anwesenden Männer einzuschüchtern. „Attentäter? Ist das nicht jemand, der für Bezahlung Leute tötet?“fragte sie mit zornigem Unterton nach.
Akal schüttelte seinen Kopf und verschränkte seine Arme vor seiner Brust. „Korrekt, doch du scheinst damit ein Problem zu haben. Mit meinem Job.“ sagte er mit belustigtem Unterton.
„Ich bin hier fertig.“ gab sie mit einer trockenen Stimme an. Sie packte ihren Stock. „Ich gehe.“
„Akal! Musste das jetzt sein?“ schimpfte Tarm, doch sein Freund schüttelte nur mit den Schultern. „Wenn du ihr verrätst, dass du ein Dieb bist, dann kann ich doch auch davon ausgehen, dass ich ihr mein Beruf verraten kann?“
Bevor sie das Haus verlassen konnte, packte sie die dritte Person am Arm. „Du kannst hier gehen, doch nur unter der Bedingung, dass du niemandem etwas über uns preisgibst, okay?“
Sie drehte ihren Kopf zu der Richtung, von der sie die Stimme wahrnahm. Ihre Augenbrauen verengten sich. „Ich will euch nur vergessen. Lasst mich los!“ rief sie.
Er lies sie los und sie verließ das Gebäude. Wenig später wurde die Tür zugeknallt und die drei Freunde tauschten ihre Blicke aus. „Ach, lass sie doch gehen. Mach dir keinen Kopf um sie, Tarm. Was wolltest du eigentlich mit ihr anfangen?“ fragte Akal.
„Nun... du hast alles verdorben. Sie war interessant. Sie wollte mit dem König sprechen. Außerdem hatte sie Hilfe gebraucht...“
„Was? Mit dem König?“ fragte Akal. Offenbar war seine Neugier nun ebenfalls angestiegen. „Und weswegen wollte er mit ihm sprechen? Eine Reisende, die mit dem König sprechen möchte...“
„Das ist der Teil den du vermasselt hast. Ich konnte es nicht in Erfahrung bringen.“
„Jetzt weiß ich, warum du ihr deine Hilfe angeboten hast. Aber wir werden sowieso später erfahren, wer sie ist und was sie mit dem König besprechen wird.“ versicherte der dritte.
Akal grinste. „Dann hast du deine spezielle Wanze also bei ihr angelegt, Nazmi?“
„Vorhin, als ich sie an ihrem Arm hielt.“ gab Nazmi preis. „Vielleicht ist sie eine wichtige Botin, aus einem der anderen Königreich. Was es auch ist, wir werden es wissen. Schließlich ist die Beschaffung von Informationen, mein Spezialgebiet, nicht?“
Der Attentäter und der Dieb nickten.
„Okay, was genau ist der Auftrag, dass ihr mir vorhin sagen wolltet?“
Guckt mal, was ich über die Suchfunktion im Forum gefunden habe.
Ist das nicht der Thread der uns gelöscht wurde? (Ich weiß nicht mehr genau, welcher Thread es genau war)
Zumindest im Golden Sun Archiv findet man diesen Thread nicht mehr.

http://www.mogelpower.de/forum/thread.php?thread_id=205616&;highlight=Strand&method=
*Das ist nicht ganz der Thread der von uns gelöscht wurde, aber guter Fund. Uns wurde doch ein Thread sang&klanglos gelöscht, weil es 'zu viele' Fanfictions gab und der Moderator offenbar schlechte Laune hatte. Der Kompromiss war dann gewesen den Thread von GoldenWriter zu übernehmen und sozusagen als einzige Fanfiction weitermachen zu können. Natürlich musste der Mod ihn auch aus dem Archiv entfernen. Wer weiß, vielleicht gibt es den anderen Thread auch noch?*

Kanra schluckte. Sie wusste was zu tun war. Sie warf Vera schnell noch einen letzten warnenden Blick zu und marschierte mit bedächtigen Schritten aus dem Käfig, darauf bedacht zwischen den Augen der Wachen und dem Umschlag zu stehen.
"In Ordnung. Mir bleibt wohl nichts anderes übrig.", resignierte sie und blieb vor den Männern stehen.
Zwei packten sie an ihrer Seite und der Schlüsselträger verschloss die Zelle hinter ihr, ohne den Blick von ihr zu nehmen.
Das wird wehtun...
"Nicht so fest!", fuhr sie die Palastwache zu ihrer Linken an und trat nach ihm.
Selbst wenn Kanra es darauf angelegt hätte sie alle zu überwältigen: unbewaffnet und ohne Psynergy sechs schlecht gelaunte Wachen, die nur darauf warteten dass sie etwas Dummes tat, war nicht gerade eine ihrer glanzvollsten Ideen. Aber sie erfüllte ihren Zweck.
Der Schwertknauf von einer der Wachen traf sie mit erbitterter Wucht am Hinterkopf und ließ sie Sterne sehen, während der zu ihrer Rechten sein Knie in ihrem Magen vergrub. Aber zu ihrer Verwunderung blieb es dabei.
"Vorsicht!", zischte der Schlüsselträger die Männer scharf an und überprüfte hastig die Tür.
Er hatte sie wieder verschlossen und der Schlüssel war in seiner Hand. Die Wache brummte zufrieden. Er ging zu Kanra hinüber, setzte ein Bein vor und kniete zu ihr nieder. Er packte gewaltsam ihr Gesicht und drückte seine Finger fest in ihre Haut.
"Damit das klar ist...", hauchte er mit unheilvoller Stimme, "Nur weil der Sultan Gefallen an deinem Äußeren hat, solltest du dir besser keine weiteren Fehlpässe leisten. Das ist nicht dein Heimatland und du wirst nie wieder dorthin zurückkehren."
Kanra sagte dazu nichts. Ihr schwimmender Blick glitt zur Seite und beobachtete wie Vera sich langsam zum Bett in dem goldenen Käfig zurückzog. Von dem Brief keine Spur. Die Ablenkung hatte funktioniert. Kanra fragte sich nur noch, wie sie in der Lage gewesen war den Brief in ihrer 'Aufmachung' zu verstecken.
Die Palastwachen zogen sie unter ihren Armen wieder auf die Beine.
"... Gehen wir.", sagte der Vordere.
Unwillen zu laufen, schleiften die Wachen Kanra einfach mit sich. Sie warf Vera noch ein grimmiges Lächeln zu, ehe die Tür hinter ihr zugeworfen und abgeschlossen wurde.

Rangi zuckte zusammen und schüttelte einen Wachtraum ab, der ihren Verstand vernebelt hatte. Ihre Stiefel knirschten dabei über den dunklen Steinboden. Sie knirschten... Rangi stieß einen leisen Seufzer aus.
Sie konnte wieder hören.
Sie blinzelte die letzten Reste ihrer Benommenheit weg und sah sich um. Sie befand sich in einer finsteren Kammer, in der keines der künstlichen Lichter mehr brannte. Sie hatte zwei Ausgänge und Kudo lauerte an einem von ihnen. Als er ihren Seufzer hörte drehte er sich zu ihr um.
"Alles okay?", fragte er leise.
Rangi spannte kurz ihre Muskeln. Diese antworteten empört mit einem schmerzhaften Ziehen, aber sie ließen sich bewegen. Sie nickte.
"Wie lange?"
"Du warst nur zwei Minuten weg."
Wieder nickte sie, fast beiläufig. Sie fühlte sich unwillig dankbar. Kudo hatte genug Zeit gehabt sie zusammenzuflicken und sich einfach aus dem Staub zu machen. Dieses Mal war er noch hier. Sie machten Fortschritte.
Rangi stand langsam auf und streckte ihre Gliedmaßen. Dann ging sie zu Kudo hinüber.
"Was habe ich verpasst?"
"Nichts.", gestand er. "Niemand verfolgt uns. Diese... Toten haben es wirklich nur auf die Leichen abgesehen."
"Die Knochen.", schloss sie. "Nur warum?"
"Spielt das eine Rolle?", fragte er düster.
Rangi sah Kudo an. Irgendetwas belastete ihn.
"... Was ist?"
"Ich habe ihn erledigt.", knurrte der Erdadept. "Der Lich ist vernichtet! Also wer war das?"
"Der mit dem Federschmuck?"
"Allein ihn anzusehen war, als würde sich eine Hand um mein Herz schließen. Was ist er? Ein zweiter Lich?"
"... Du bist sicher, dass der den du bezwungen hast der Lich war?"
"Absolut! Er hat es mir selbst gesagt!"
"... Verstehe. Und was ist mit der Frau?"
Kudo versteifte sich etwas, gerade so dass Rangi es bemerkte.
"... Keine Ahnung.", erwiderte er etwas zu schnell.
"Ihre Keule... Als sie meinen Stab berührte, habe ich all meine Kraft verloren. Sie ist ebenfalls keine einfache Untote."
Kudo zuckte mit den Schultern, während er ihrem Blick auswich.
"Sei es drum! Können wir weiter?"
Rangi fühlte sich gut, aber sie wollte nichts überstürzen.
"... Das können wir nutzen. Dieser... Chaosbringer scheint sich mit den Kräften dieses Grabs ein wenig verschätzt zu haben. Es ist als würde der Ort sich gegen ihn wehren. Mit all den Toten die Jagd auf die Tiere machen, können wir uns darauf konzentrieren die Brücke zu aktivieren."
"Hmpf. Solange die den Rotzlöffel nicht erwischen! Der gehört mir."
"Ich dachte mir, du würdest das sagen. Dann sollten wir uns beeilen. Wir müssen auf diese unterste Ebene und diese Paarschalter betätigen. Wie viele Tiere sind noch auf unserer Seite?"

"Meine Herren?"
Reyter und Norgono sahen von den Karten auf, die über den ganzen Tisch ausgebreitet worden waren. Der eben eingetretene Bote schluckte.
"... Dalren, richtig?", fragte der Kriegsherr mit zusammengezogenen Brauen.
Der Windadept zuckte zusammen.
"J-Ja, mein Herr. Ich bringe Nachricht von Meister Sfasesh. Die Auswertung der Ruinen in Ereben haben etwas höchst Interessantes ergeben. Mit der uns bekannten Position der Leuchttürme des Windes und des Feuers, konnten sie auf Grundelage der Innenschriften die genaue Position der verbleibenden Leuchttürme berechnen."
Die beiden mächtigen Männer schwiegen für einen Moment erstaunt.
"Einfach so?", brach Norgono das Schweigen.
Der Bote, Dalren, nickte nervös.
"Die Innenschriften gaben den entscheidenen Hinweis. Andere Adepten konnten nie damit arbeiten, weil sie nur die Position eines Leuchtturmes kannten. Den auf dem Scharfrichtergipfel. Aber-"
"... wir haben nun einen zweiten Ausgangspunkt. Den Leuchtturm des Feuers in Frostlande.", schloss Reyter. Ein erwartungsvolles Grinsen stahl sich auf seine Züge. "Das sind in der Tat erfreuliche Nachrichten. Kommt, Dalren! Zeigt uns doch wo."
Dalren schluckte, als Reyter ihn den Weg zu den Karten freimachte und trat heran. Unzählige kleine farbige Psynergylichter und Stecker übersähten die abgebildeten Regionen von Mirnuzar. Auch von Neu-Minuzar. Dalren war erstaunt, dass es bereits dermaßen detailierte Karten des fliegenden Kontinents gab, obwohl dieser erst seit Wochen bestand. Der Kriegsherr kannte wohl Mittel und Wege...
"Wie vermutet befindet sich der Wasserleuchtturm in Arktonia. Mit etwas Hilfe von Cyro konnten wir das Gebiet allerdings auf eine Region weit im Norden eingrenzen... Da..."
Er malte mit dem Finger einen kleinen Kreis um das betroffende Gebiet. Ein feiner blauer Schimmer blieb zurück.
"Natürlich muss es tief in der Region liegen...", murmelte Norgono. "Und so weit im Norden... beginnen da nicht langsam die Gaiafälle?"
"Nicht die beste Position für einen Leuchtturm der Elemente.", stimmte der Kriegsherr seinem Hohegeneral zu. "Aber eine plausible Erklärung wieso wir ihn nicht über Elementarrückstände aufspüren konnten. Was ist mit dem Turm der Erde?"
Dalrens Augen huschten über die Karte.
"Einen Moment, die Form des Landes hat sich sehr verändert... ... Hier."
Er malte einen gelben Kreis über eine Region in Süd-Oscasiane.
"Diese Wüstenregion, Herr."
"Eine große Wüstenregion, abgenabelt von der Welt durch gewaltige Gebirgsketten.", bemerkte Norgono.
"Wieso konnten wir sie mit den üblichen Methoden nicht finden?", brummte Reyter mit leuchtenden Augen.
"... Herr?", fragte der Bote.
"In diesem Gebiet sollte es nichts geben, dass Elementarrückstände blockiert. Wie kann es also sein...?"
"Meister Cyro hat diese Angaben gemacht, Herr. Vielleicht habe ich sie falsch verstanden...?"
"Hm? Oh, ich zweifle nicht im Geringsten an Eurem Bericht, Dalren.", versicherte der Kriegsherr. "Es bedeutet nur, dass wir es mit etwas zu tun haben, mit dem ich nicht gerechnet habe. Aber bei der Alchemie, ich werde es herausfinden."
Norgono hob den Blick von der Karte und sah den Kriegsherr ernst an.
"Wen senden wir?"
Der Kriegsherr hob ebenfalls den Kopf. Erst wirkte er über die Frage überrascht, dann verärgert.
"Unsere Besten sind über das Land verstreut.", stellte Reyter düster fest. "Die Admiralin räumt in Nord-Shetver auf. Die Hyve und ihre Männer sind in Frostlande, die Eraser und ihre Mannschaft in Neu-Mirnuzar."
"Vielleicht sollte einer vom taktischen Stab gehen?"
"Ich brauche Euch hier, mein Freund. Und Flama... ist nicht einsatzfähig."
Die Verbitterung in Reyters Stimme war kaum zu überhören.
"Und den anderen kann ich keine Mission dieser Wichtigkeit überlassen."
"Dann ein dekorierter Offizier Eurer Schattendrifter?"
"Rook hat gerade einen Feldeinsatz, aber auch ihn werde ich in meiner Nähe brauchen. Sfasesh dient gerade als unser 'Gesicht nach Außen'. Ich würde ihn ungerne umversetzen."
"Dann bleiben nicht viele übrig."
Plötzlich schlief Reyters Gesicht ein.
"... Sie wusste es."
Norgono und Dalren runzelten fragend die Stirn. Der Kriegsherr nahm einen langen resignierenden Atemzug.
"... Sei es drum. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Sfasesh soll sich auf eine Expedition in Arktonia einstellen. Emeralt?"
Der grüne Jupiterdschinn verließ Reyters Körper.
"Jawohl?"
"Du wirst Sfasesh als stellvertretenen Befehlshaber unterstützen. Er soll auch ein paar der Silkanas mitnehmen. Nordspeer scheint sich zu langweilen."
"Es ist kalt in Arktonia, oder? Äh, ich meine: Es ist mir eine Freude!", bestätigte Emeralt.
"Bestens. Darlen, ich kann mich darauf verlassen, dass die Nachricht Meister Sfasesh erreicht?"
Der Bote nahm erschrocken Haltung.
"Selbstverständlich, Herr!"
"Dann auf mit Euch."
Dalren schlug die Hacken zusammen und verließ mit Emeralt den Raum.
Norgono warf Reyter einen langen nachdenklichen Blick zu.
"Wir haben also eine Expedition für Arktonia. Aber was ist mit dem Venusleuchtturm?"
"Desbezüglich werde ich meine Erste Offizierin kontaktieren. Wenn meine Vermutung stimmt, dann ist das 'Expeditionsteam' schon auf dem Weg dorthin."
Nach Kanras Ablenkung hatte sie erfolgreich geschafft, den Briefumschlag in ihr Besitz zu bringen, ohne das auch nur einer der Wachen davon etwas mitbekommen hatte.
Auf dem Briefumschlag stand kein Absender drauf, doch ein Empfänger. Ihr Blick ging kurz zur der bewusstlosen Hoheadeptin, dann wieder zurück zum Umschlag.
Wie war dieser Umschlag überhaupt hier rein gekommen? Und von wem war er überhaupt? Über diese Fragen hatte sich Vera, die letzten Minuten, ihren Kopf gebrochen, so sehr, dass sie Kanra fast vergessen hatte.
Kanra.... Wie hatte sie sie überhaupt vergessen können? Die Wachen wollten sie zu irgendeinem Foltermeister bringen! Ihr Einfallsreichtum reichte nicht aus, um sich bei diesem Namen etwas gutes vorstellen zu können. Niemand konnte ihnen garantieren, dass ab dem jetzigen Zeitpunkt, nichts böses mit ihnen passieren würde. Im schlimmsten Fall würden ihre Sternenkraft nie wieder zurückkommen und sie wären dazu verurteilt, ihre restliches Leben, in diesem goldenen Käfig zu verbringen.
Vera sortierte ihre Gedanken. Es war viel zu früh um aufzugeben. Vielleicht konnte der Absender des Umschlags, jemand von der Windtänzerin sein. Vielleicht hatten sie von ihrer Situation erfahren und wollten sie durch den geheimen Briefumschlag, über ihren Rettungsplan informieren.
Doch warum würde ein Absender der Windtänzerin, sich extra die Mühe machen, nur Alyka als Empfänger einzutragen?
Sie hatte viele Fragen, doch keine Antworten. Vielleicht würden sie einige Antworten aus dem Inhalt des Briefumschlags erhalten. Dafür musste sie den Umschlag zuerst öffnen.
Sie wollte gerade den Umschlag öffnen, als ihr plötzlich etwas einfiel. Ihre Hand stoppte. Veras Augen glitten über die Schrift. Auf dem Umschlag stand eindeutig Alykas Name drauf. Vera schaute zur Hoheadeptin.
Was wenn es etwas privates war? Was wenn sie einen geheimen Verehrer hatte? Würde sie nicht sauer werden, wenn sie ihre Nase, ohne zu fragen, einfach in ihre Angelegenheiten steckte? Wollte sie wirklich riskieren, den Zorn und den Missgunst der Hoheadeptin, auf sich zu ziehen?
Dann kam ihr ein Bild von Kanra, dem Foltermeister und der begrenzten Möglichkeiten was zwischen den beiden stattfinden könnte. Ihre Zweifel verschwanden. Ihre Entscheidung stand fest.
Alyka würde es verstehen. Sie musste es verstehen. Vera würde den Umschlag öffnen. Sie legte ihre Hand auf den Umschlag und....
Ihre Hand prallte von dem Umschlag ab.
Was war das gewesen?
Sie versuchte es noch einmal. Das selbe Ergebnis. Ihre Hand prallte erneuert von dem Umschlag ab, sobald sie es öffnen wollte.
Wenn ich den Umschlag nur halte, passiert nichts. Sobald ich versuche ihn zu öffnen, aktiviert sich etwas und lässt meine Hand von dem Briefumschlag abprallen. Der Absender muss den Umschlag mit seiner Sternenkraft geschützt haben, damit niemand anderes als der Empfänger sich den Inhalt anschauen kann. Und der Empfänger ist.... Alyka. Sie musste wieder zu sich kommen. Notfalls muss ich sie irgendwie wecken.


Und da steckte er, in irgendeiner Zelle, als sei er ein Schwerverbrecher! Ein Krimineller! Loghain fluchte und lehnte sich zurück. Wie ahnungslos konnten diese Menschen sein, um einen Kampfkunstmeister Mirnuzars so respektlos zu behandeln? Auf der anderen Seite war es nicht verwunderlich. Ein so isoliertes Reich kannte wahrscheinlich niemanden außerhalb ihrer Grenzen. Keinen Mann, keinen Rang.
Loghain schaute sich in seiner Zelle um und bewertete seine Karten neu. Ihm standen zwei mögliche Wege zur Verfügung, auf die er selbst keinen Einfluss hatte. Er musste sich nur Ideal darauf einstellen.
Die erste Möglichkeit: Der Sultan könnte mit ihm sprechen wollen. Hier würde er seine, normalerweise sehr ausgereifte, Überzeugungskünste nutzen können, um sich die Unterstützung des Sultans zu sichern und damit weitere Opfer für seine verbotene Magie. Ihn interessierte es nicht im geringsten, was aus seinen verschollene Gefährten wurde. Er würde nicht seine Kraft und Energie verschwenden, um nach ihnen zu suchen. Er brauchte lediglich ein Alibi es getan zu haben, falls er sie jemals wiedersehen würde. Das was er brauchte waren mehr Opfer für seine verbotene Magie. Seine neuen Sklaven und die Männer des Sultans. Vielleicht könnte er sie sogar alle gemeinsam in die Wüste, in ein Ritualkreis, locken. Dafür wären aber gewisse Vorbereitungen nötig, die er bisher nicht gehabt hatte. Natürlich war das hier, wenn es so laufen würde, das optimale Ergebnis.
Diese Sklavin war ihm jedoch ein Dorn im Auge. Sie war misstrauisch. Viel zu misstrauisch. Vielleicht wäre es das beste sie umzubringen, doch ohne seine dunkle Magie, die ihm aufgrund seine zurzeit scheinbar verlorene Sternenmacht, nicht zur Verfügung stand, würde er sie nicht unauffällig töten können. Seine verbotene Kunst hingegen viel zu teuer, um sie für Leute wie diese, zu verschwenden.
Dann war da noch Möglichkeit zwei: Sie würden ihn töten oder gefangen halten wollen. Auf dieses Szenario konnte er verschieden reagieren. Er konnte seine Stab jederzeit bei sich erscheinen lassen und seine verbotene Magie nutzen. Möglicherweise sogar Kehlan und Saul beschwören und jeden in dieser, scheinbar Sternenmachtarmen Reich, töten.
Das würde ihm jedoch erstes unnötig viel seiner Reserven an, im Stab gespeicherte, Opfern kosten und zweites seinen Status als Meister der Kampfkunst stark in Frage stellen. Es bestand schließlich eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass die Crewmitglieder der Windtänzerin überlebt hatten und diese Stadt früher oder später finden würden. Wenn das passierte, würde er auffliegen und ein Teil seiner zukünftigen Pläne ruinieren. Lohnte sich das Risiko? Vermutlich nicht..
Eine andere Möglichkeit war, dass er alles, was sie ihm taten, hinnehmen könnte. Er hatte sich schließlich in zwei geteilt. Sein anderes ich befand sich mit der anderen Gruppe der Windtänzerin, die Operation 3 zugeordnet waren.
In zwei Personen gespalten, war er zwar nur halb so stark und seine Sternenkraft ebenfalls geteilt, doch sobald einer von ihnen starb oder sich auflöste, würde der andere die Kraft des anderen sowie seine Erinnerungen erhalten. Es könnte ihm also nichts geschehen, solange sein anderes ich in Sicherheit war. Diese Technik konnte er nur einmal alle 24 nutzen, weshalb er nicht den Luxus mit einem seiner zwei Leben leichtfertig umzugehen. Ein weiteres Nachteil war, dass die zwei Hälften nicht miteinander kommunizieren konnten. Somit wusste er nie, welcher der beiden sich in einer schlechteren Situation befand.
Loghains schaute nun auf die Decke und seufzte. Wie es aussah würden sie ihn noch etwas länger warten lassen.

Die restlichen Effekte des Gifts waren inzwischen komplett vergangen. Seine Kraft und Lebensenergie war zurückgekehrt, doch das Lich Problem scheinbar noch immer nicht gelöst. In seiner vollen Kraft war er in der Lage es mit jedem aufzunehmen. Mit jedem! Kudo überlegte sich, ob er seine Zeit mit dem ersten Lich einfach nur verschwendet hatte.
Einen Moment später fragte er sich, ob das alles hier nicht am Ende, doch irgendeine Illusion war. Irgendein Wesen in Form eines Kindes, der in der Lage war, etliche Monster aus weit entfernten Regionen der Welt, innerhalb kürzester Zeit, in diesem Ort zu beschwören.... Was war wahrscheinlicher? Das eine solche Person tatsächlich existierte oder er sich nur um ein Teil einer Illusion gehandelt hatte?
Außerdem war da plötzlich ein weiterer Lich.... wenn er genauer darüber nachdachte, könnte einer der beiden eine Illusion gewesen sein, wenn nicht sogar beide. Dieses Kind, der Chaosbringer, hatte ihm zwar gesagt, dass er alle Illusionen deaktiviert hatte, doch wer garantierte ihm, dass der sogenannte Chaorsbringer selbst keine Illusion gewesen war? Niemand. Vielleicht waren selbst alle Untoten die er bisher gesehen hatte nur eine Illusion.
Er schaute zu Rangi. Vielleicht war auch sie nur eine....
Kudo schüttelte heftig seinen Kopf. Wenn er sich noch weiter Gedanken darüber machte, verlor er noch irgendwann seinen Verstand. Das was zählte, war die Brücke zu aktivieren und hier vorerst zu verschwinden. Er würde seine Energie nicht für einen weiteren Gegner verschwenden, der möglicherweise nur eine Illusion war.
„Ist alles Ordnung mit dir?“ fragte Rangi mit einem leicht besorgten Unterton in ihrer Stimme.
„Es ist alles okay. Ich bin nur durchgegangen, welche Optionen uns wirklich bleiben. Ich denke du hattest von Anfang an Recht, wir hätten keinen dieser Kreaturen bekämpfen sollen. Wir oder besser gesagt ich, hätte mich nur auf die Aktivierung der Brücke konzentrieren sollen.“ gestand er und wandte sich dann zu den Tieren. Es hatten nicht viele überlebt. Wenigstens weilte Jack, als stärkster noch unter ihnen. „Ab hier ist es zu gefährlich euch mitzunehmen. Ich werde zurückkommen und euch herausbringen, wenn wir die Brücke aktiviert haben.“ versprach er. Die Tiere nickten.
Kudo legte seine Hände auf den Boden und nutzte seine Sternenmacht. Vier dicke Wände erschienen aus dem Boden. Sie waren nicht nur dick, sondern auch sehr widerstandsfähig. Die vier Wände sperrten die Tiere ein. So gesehen befanden sich die Tiere nun in einem einzelner, getarnten Sicherheitsraum, deren Wände ihnen gleichzeitig einen ziemlich großen Schutz anbot.
„Ich denke auch, dass es so besser für sie ist. Es wäre eine zu große Last, sie alle in einem Kampf beschützen zu wollen. Letztendlich würde es nur dazu führen, dass entweder einer von uns oder noch mehr von ihnen sterben.“ gab Rangi ihre Gedanken preis.“Wollen wir uns nun auf den Weg machen?“
Kudo schüttelte seinen Kopf. „Warte.“ Er schaute auf dem Boden. „Mir ist etwas eingefallen. Eine Methode, wie wir im Nu die unterste Ebene erreichen können. Ich werde mir zwar wie ein Mogler vorkommen, aber das ist ohne Zweifel der schnellste Weg.“
„Und was genau ist die Methode?“
Er grinste und schaute zu ihr. „Der Boden ist, in der Regel, für mich manipulierbar. Ob Gebäude, Ruine, Höhle oder Tempel. Wenn ich es richtig angehe, könnte ich mir meinen eigenen Weg öffnen und schließen.“
Rangi sah etwas verwundert aus. „Das könntest du und jeder andere mit der Erdmacht machen?“
Kudo schüttelte erneuert seinen Kopf, während er sein Grinsen aufrecht hielt. „Nicht jeder. Nur jemand deren Gabe in eine ähnliche Richtung geht. Meine Erdmacht ist nämlich neben meinen Geisterklingen, in solche Sachen spezialisiert. Sachen wie Wände, Mauern oder sogar ein riesiger Turm. Du hattest meinen Babylon-Turm noch nie gesehen, oder? Ich kann sie nach meinem belieben manipulieren. Wenn ich mich auf den Boden, die Wände oder die Decke von etwas konzentriere, sollte ich in der Lage sein, dort eine Öffnung herzustellen und später wieder zu schließen.“
„Hast du es je vorher ausprobiert?“
Er zuckte mit seinen Schultern. „Nein, aber was haben wir schon zu verlieren?“
Kudo legte seine beiden Hände auf den Boden und sie stimmte ihm innerlich zu. Was hatten sie schon zu ver-
Ihr Gedankengang wurde durch ihren Sturz in die Tiefe unterbrochen. Sie beide fielen unkontrolliert durch die Öffnung, die Kudo am Boden erstellt hatte.
Rangi erkannte noch im Sturz, dass sich die nächste untere Ebene ziemlich weit unten befand. So weit unten, dass ein unglücklicher Sturz aus einer solcher Höhe, sehr wahrscheinlich, tödlich enden würde.
Sie spürte wie sie am Arm gepackt wurde. Ihr Blick ging nach oben. Kudo hatte sie mit seiner linken Hand gepackt, während er sich mit seiner rechten Hand an einer goldenen Kette festhielt, der scheinbar von der Decke erschienen war. Ihr Sturz war gestoppt.
„Ich hätte meine Nase nutzen sollen.“ gestand er.
„Du hast ohne Vorkehrungen einfach den Loch am Boden geöffnet?! Du hast dir nicht einmal den Aufwand gemacht, die mögliche Tiefe einzuschätzen? Wieso nutzt du deine Nase auf einmal nicht mehr?!“ rief sie alles andere als erfreut nach oben. Vielleicht einfach um sich abzureagieren. Das vorhin war nämlich ziemlich gefährlich gewesen.
„Nun. Du hast keine Vorstellung wie unerträglich diese ganzen Untote, Tiere und sonstigen Wesen alle stinken! Ich hätte mich sicherlich mehr als ein dutzend mal übergeben müssen, wenn ich nicht vorsichtig mit meinem Geruchssinn umgegangen wäre. Außerdem... so ganz unvorbereitet war ich nicht... ich habe diese Kette bereits für einen solchen Fall vorbereitet.“
Gelogen. Rangi konnte erkennen, das der letzte Teil gelogen war. In einem solchen Fall hätte er beim Sturz nicht so überrascht geguckt und hätte diese Ketten viel eher beschworen. Sie entschied sich jedoch, es dabei zu lassen. Er hatte bestimmt aus diesem Fehler gelernt. Hoffentlich.
Kudo zog sie nach oben, so dass sie sich auch an der Kette festhalten konnte. Rangi löste sich von dem Erdadepten und griff mit ihren Händen nach der Kette. Ihr fiel sofort auf, dass die Kette komplett aus Gold war. So wie Kudos Stütz-Stock von eben.
„Halt dich gut fest. Wir werden, zusammen mit der Kette, langsam nach unten gehen.“
Sie nickte.
Die Kette dehnte sich immer weiter aus und es geschah wie der junge Mann angegeben hatte. Mit Hilfe der Kette gingen sie immer weiter nach unten.
"Hinfort."
Rangi und Kudo hielten inne. Sie sahen sich in dem Schacht um den Kudo geschaffen hatte, aber da war niemand. Sie warfen sich einen Blick zu. Rangi nickte und sie kletterten weiter nach unten.
"Bitte... geht. Solange ihr noch könnt!"
Wieder hielten sie an. Die dünne Stimme die sie hörten schien von überall zu kommen. Sie klang weiblich, aber irgendwie formlos. Wieder wechselten sie einen Blick. Kudo schüttelte den Kopf. Sie kletterten weiter.
"Seid keine Narren! Dort unten wartet nur der Tod!"
Wieder Blickwechsel. Beide rollten mit den Augen. Sie setzten ihren Weg schweigend fort.
Die Stimme seufzte frustriert.
"Ihr könntet zumindest so tun, als würdet ihr meine Warnung zur Kenntnis nehmen."
Dieses Mal klang die Stimme sehr nahe. Kudo drehte seinen Kopf nach hinten.
Und blickte direkt in das durchsichtige perlweiße Gesicht einer jungen Frau. Kudo erschrak dermaßen, dass er den Halt verlor. Er stürzte... Und schlug nach einem Meter auf dem kalten Steinboden auf.
"W-W-Was?!"
"Ein Geist.", hauchte Rangi mit belegter Stimme.
"A-A-Aber...!"
"Geister gibt es nicht?", vervollständigte Rangi für ihn, ließ sich fallen und landete geschickt auf beiden Beinen neben ihm.
"Natürlich gibt es sie."
Die unterste Ebene war stockfinster. Keines der Psynergylichter funktionierte hier. Das einzige Licht ging von der bleichen Gestalt der Frau aus und dem sanften goldenen Schimmer von Kudos Kette. Trotzdem glaubte Kudo zu erkennen, dass Rangis Gesicht aschfahl war. Auch sie hatte nie einen Geist gesehen.
Sie war nicht das Selbe wie Arilla. Sie hatte keine greifbare, physische Form. Sie war wie aus den alten Geschichten: ein reines weißes, durchsichtiges Wesen.
Der Geist verschränkte die Arme. Ihre farblosen Augen funkelten sie trübselig an.
"Grüße Abenteurer. Falls es in dieser Welt auch nur einen sicheren Ort gibt, dann seid ihr hier am weitesten davon entfernt."
Kudo atmete tief durch.
"W-Wir wollten d-deine Ruhe nicht st-stören, oh Sch-Schönheit.", brachte er hervor.
Die Frau hob die Brauen, dann stieß sie ein belustigtes Lachen aus.
"Schönheit? Diese Ansprache hätte ich von einem Lebenden als letztes erwartet. Und keine Umstände, es gab nie eine Ruhe die ihr hättet stören können."
Sie beugte sich zu ihnen vor.
"Und wenn ihr jemals wieder Ruhe finden wollt... Gleich ob im Leben oder im Tod... Dann solltet ihr gefälligst umkehren."
"Können wir nicht.", erwiderte Rangi bestimmt. "Wir müssen die Brücke zum Merkurleuchtturm aktivieren. Und hier ist der einzige Weg."
Die Frau sah sie lange mit durchdringenden Blick an. Dann seufzte sie wieder. Dieses Mal aus Resignation.
"Ich fürchte ich verstehe. Dann kann ich euch wohl schlecht aufhalten, oder?"
Kudo betrachtete sie eingehend. Ihre Erscheinung war tatsächlich sehr hübsch, auch wenn ihre Kleidung auch für sein Verständnis altertümlich war. Sie musste diesen Ort schon seit langer Zeit heimsuchen.
"Wer bist du?", fragte er mit trockender Kehle.
"Katari. Katari Yall. ... Die letzte Yall."
Kudo und Rangi sahen sich überrascht an.
"Die letzte Yall?"
Katari streckte ihre Arme präsentierend und ließ sie lustlos wieder fallen.
"Das bin ich. Das armseelige Ende einer einst ruhmreichen, respektierten Familie von Berührten. Dazu verdammt in den Gräbern meiner Urväter zu spuken, als Strafe für mein Versagen.", sagte sie bitter.
Rangi blickte von ihr zu Kudo und zurück.
"Aber letzte Yall... Ihr müsst Euch irren."
"Ich wünschte dem wäre so.", sagte Katari nun mit weicherer Stimme. "Aber ich bin... war die letzte Yall in ganz Mirnuzar. All meine Verwandten... meine Eltern, meine Schwester... Alle gestorben. Egal durch Krankheit, Unfall oder das Schwert. Es schien, als hätten die Sterne selbst sich von uns abgewandt. Und mit mir endete alles. Ich versagte in meiner Pflicht Obouro zu bannen und in meiner Pflicht die Blutlinie fortzusetzen. Ich kann mich glücklich schätzen, dass all meine Vorfahren hier bereits ruhen und sie meine Schande nicht ertragen müssen."
"Obouro?", fragte Rangi.
Katari ballte die Hände zu Fäusten.
"Dieser... Diese... Diese Nervensäge! Er ist an allem Schuld!"
Rangi, die sich sehr sicher war um wen es sich handelte, wunderte sich über Kataris Ausdruck.
"N-Nerven...", wiederholte Kudo leise.
"Obouro... Das ist ein kleinwüchsiger Verrückter, der dieses Grab heimsucht! Er hat das Handwerk der Nekromantie gelernt und brauchte für seine fürchterlichen Pläne unzählige tote Körper. Und als er von unserem Familiengrab erfuhr... Weit weg in Arktonia, isoliert und ungestört vom Rest Mirnuzars... kam er hierher. Er beendete hier sein Leben und erstand als Lich, einem Herr der Toten, wieder auf. Ihr müsst seinen Kreationen eigentlich schon längst begegnet sein."
Rangi nickte langsam.
"Was für fürchterliche Pläne?"
"Den größten und, aus seiner Ansicht, beeindruckendsten Zirkus in ganz Mirnuzar aufzubauen."
Eine lange, schwere Stille breitete sich in der Kammer aus. Kudo war wie erstarrt. Rangi schloss flatternd die Augen und atmete langsam und schwer aus.
"Ich hoffe Ihr seid jetzt zufrieden.", sagte Rangi matt. "Ihr habt es geschafft. Ich bin dabei meinen Verstand zu verlieren. Ich habe keine Worte für... das."
"Verzeihung. Aber es ist wahr. Ich musste wegen dieser Sache mein Leben lassen."
Rangi verbeugte sich respektvoll.
"Mein aufrichtiges Beileid."
Endlich schien sich Kudo wieder zu fangen.
"Einen... Einen Zirkus?!"
"Er brauchte Attraktionen, Darsteller... Keine Ahnung wie er auf die Idee kam, Skelette und Gebeine seien eine gute Wahl."
"Aber einen Zirkus?!"
"Es ist, wie es ist. Im Moment scheint Obouro ganz aus dem Häuschen zu sein. Aus irgendeinem Grund befinden sich plötzlich Tiere im Grab, die ich nicht einmal zu Lebzeiten gesehen habe. Aber das hat bestimmt mit euch zu tun, oder?"
"Indirekt.", gab Rangi zu, ohne groß ins Detail zu gehen.
"Aber...! W-was ist mit Avergus?!"
Kataris geisterhaftes Antlitz zog die Stirn kraus.
"Avergus Yall? Der Mann der ihm all das hier ermöglicht hat? Obouro 'dankte' es ihm, indem er ihn zum Untoten machte und als sein Zirkus-Trunkenbold einstellte. Er führt sich für ihn auf wie ein Narr. In letzter Zeit spielte er sich selbst als der 'große Lich' auf. Obouro fand das wohl unterhaltsam und übertrug einen Teil seiner Kräfte auf ihn."
Kudo blieb der Mund offen stehen. Rangi könnte förmlich spüren wie sein Ego bröckelte. Tatsächlich empfand sie irgendwie Mitleid für ihn.
"Also kamt Ihr um den Lich zu bannen. Was war geschehen?"
"Entweder mein Vorfahre machte einen Fehler... Oder das Siegel wurde zu schwach um Obouro zu halten. Als ich hier eintraf, war er bereits frei. Die Illusionen bereiteten mir wenig Probleme, die Wölfe führten mich... Doch kaum erblickte ich Obouro und ein paar auferstandene Skelette meiner Vorfahren... Ich erschrak und rannte davon. Doch in diesen Gräbern gab es noch mehr Gefahren als Illusionen und Untote. In meiner blinden Angst übersah ich eine der zahlreichen Fallgruben und... brach mir beim Sturz das Genick."
Der Geist schloss die Augen und schüttelte wehleidig den Kopf.
"Das beschämende Ende meiner Familie."
Rangi sah wieder zu Kudo, der immer noch nicht aufgestanden war.
"Möchtest du es ihr nicht langsam sagen?"
Er blickte, fast hilfos, zu Rangi auf. Ihm schien kein Wort mehr über die Lippen zu kommen. Katari schien verwirrt.
"Mir was sagen?"
"Dieser junge Mann hier ist Kudo. Ein Yall."
Katari schwieg erstaunt und blickte mit großen Augen auf Kudo hinab.
"Das ist... unmöglich... Oder etwa doch?"
Sie neigte sich nach vorne bis sie über ihn schwebte. Kudo wich so gut er konnte zurück, bis er flach auf dem Boden lag. Katari streckte die Hand aus und strich ohne ihn ganz zu berühren über seine Wange. Kudo konnte die Eiseskälte spüren, die von ihr ausging.
"Ich... spüre es jetzt. Du... bist wirklich ein Yall?"
Kudo nickte hastig.
"Wie ist das möglich?"
"Offenbar hat ein Zweig Eurer Familie im Nebelherz überlebt."
"Nebelherz? Ist das wahr...? Wie viele gibt es noch von uns?!", fragte sie aufgeregt an Kudo gewandt.
"Mich... und meine Schwester."
Katari ließ von ihm ab und schwebte langsam zurück.
"Das... Das sind überwältigende Neuigkeiten. Ich dachte... ich wäre die letzte gewesen. Ich bin so erleichtert... So erleichtert..."
Sie seufzte und strich sich über das Gesicht. Als sie damit fertig war, sah sie auf einmal viel ernster und... lebendiger aus.
"Verstehe... Dann ist mein Zweck jetzt klar! Kudo, ich kann nicht zulassen, dass du hier dein Leben verlierst!"
Dieser nickte nur matt. Rangi räusperte sich und trat vor.
"Heißt das, Ihr werdet uns helfen?"
Katari nickte entschlossen.
"Das werde ich. Folgt mir."
Sie schwebte den Gang hinunter. Rangi blieb noch eine Weile bei Kudo stehen, da dieser keine Anstalten machte aufzustehen. Rangi hob ihre Brauen.
"Kann es etwa sein...?", fragte sie plötzlich und kniete zu Kudo nieder. "Hast du etwa Angst vor Geistern?"
"Pfft!", machte Kudo widerspenstig. "Blödsinn! Wieso sollte es? Ich habe regelmäßig einen Elementargeist in meinem Körper: Boden. Wieso sollte ich Angst vor einem Menschengeist haben?"
"Folgt ihr?", fragte Katari, die plötzlich wie aus dem Nichts wieder einen halben Meter vor ihnen stand.
Kudo gab einen erstickten Laut von sich und wich wieder ein Stück zurück.
Katari sah ihn verwirrt an.
"Alles in Ordnung... Kudo?"
"Dem geht es bestens.", versicherte Rangi großspurig. "Seine Beine sind von seiner ungünstigen Haltung eingeschlafen. Wir sind sofort hinter dir."
Katari nickte langsam und schwebte wieder den Gang hinunter.
"... wünschte mir würden mal wieder die Beine einschlafen. Dann wiederum benutze ich sie auch gar nicht...", konnte man sie leise vor sich hinmurmeln hören.

"Ihr habt ziemliches Unglück. Die Kammer in der die beiden Paarschalter liegen ist sehr groß. Deshalb hat sie Obouro für seinen... 'Knochenhof' benutzt.", erklärte Katari, die sie durch die unbeleuchteten und verwinkelten Gänge führte. Bisher trafen sie weder auf Skelette noch auf Tier. Das machte Sinn, überlegte Rangi. Offenbar hatte der Lich die Umgebung um seinen Aufenthaltsort als erstes gesäubert. Trotz der mangelnden Beleuchtung konnte Rangi immer noch Spuren von Kämpfen ausmachen. Nicht selten traten sie in eine Blutlache.
"Was ist dieser Knochenhof?", wollte Rangi wissen.
"Das ist Obouros Standort für seinen Zirkus. Alle geeigneten Gebeine die er findet versammelt und... verbaut er dort. Ihr werdet verstehen was ich meine, wenn ihr es seht."
Sie winkte sie an der nächsten Gabelung der Gänge nach links.
"Die Kammer ist rund geformt und in fünf Ebenen aufgeteilt die stufenförming an den Wänden nach oben verlaufen. Es war vermutlich mal ein Ort für eine Art Zeremonie gewesen. Die Paarschalter befinden sich jeweils auf der zweiten und auf der fünften Ebene und befinden sich jeweils tief im Maul einer großen Wolfstatue. Auch die könnt ihr unmöglich verkennen, es gibt nur diese zwei."
Sie drehte sich zu ihnen um, während sie weiterhin rückwärts den Tunnel hinabschwebte, als wäre es nichts.
"Ich würde im Übrigen von einem offenen Kampf komplett abraten. Ich war schon viele Male dort... Dort wimmelt es von Untoten. Sich hineinschleichen wird wohl... auch nicht funktionieren. Als Lich scheint Obouro die Lebenden spüren zu können. Ich vermute er weiß schon die ganze Zeit über wo ihr euch befindet."
Rangi runzelte die Stirn, während Kudo schweigend neben ihr herlief.
"Aber was sollen wir dann tun?"
Katari biss sich auf ihre Lippe.
"Das wird jetzt sehr verrückt klingen. Hört mal... Obouro, obwohl er ein Lich und Grabschänder ist, ist nicht wirklich... böse."
"Ach wirklich?", knurrte Kudo matt. "Er benutzt die Gebeine unserer Vorfahren für einen... Zirkus!"
"Jaaa, das stimmt wohl.", sagte Katari und kratzte sich am Hinterkopf. "Aber sieh mal, er ist ein Lich. Für ihn verschwimmt die Grenze zwischen Leben und Tod. Als ich starb, hat er umgehend meinen Körper in Besitz genommen und durch seine Macht langsamer verwesen lassen. Aber meinem Geist hat er nie etwas angetan, obwohl ich auf diese Grabebenen gebunden bin und ihm unmöglich hätte entkommen können."
"Wir haben ihn gesehen.", sagte Kudo plötzlich und überraschte damit Rangi. Sie hatte die mumifizierte Frau von vorhin auch als Katari wiedererkannt, aber sie hatte angenommen Kudo würde es für sich behalten.
"... Verstehe. Dann habt ihr auch gesehen, dass nicht mehr viel davon übrig ist. Ich weiß nicht ob Obouro jemals geplant hat mir meinem Körper je zurückzugeben, aber jetzt ist es dafür schon längst zu spät."
Katari schüttelte den Gedanken ab.
"Wie dem auch sei: Obouro hat seinen Traum von einem Zirkus nie aufgegeben. Doch eines fehlt ihm. Etwas wonach er sich sehr sehnt."
"Was ist es?"
Katari ließ ein humorloses Lächeln aufblitzen.
"Besucher. Leute die sich seinen Zirkus ansehen, die ihn mögen, Spaß an ihm haben. Nicht gerade etwas, dass man tief in einem eingefrorenen Kontinent und weit unter der Erde in einem Grab findet, meint ihr nicht? Er besucht mich gerne und lädt mich immer wieder ein. Aber ich will, dass er mich einfach nur in Frieden lässt. Er ist für meinen Tod verantwortlich! Er hat meinen Körper geraubt! Er entehrt die Überreste meiner Ahnen! Und ich kann mir nicht Jahrhunderte lang seinen verfluchten Zirkus jeden Tag ansehen! Er lässt mich einfach nicht in Ruhe!"
Rangi konnte und wollte sich nicht in ihre Lage versetzen. Sie hatte für den Tag ohnehin genug Verrücktes erlebt.
"Also was ist der Plan?"
"Mein Vorschlag ist Folgendes: Ihr geht auf Obouros Zirkus. Er wird auch da sein, aber ihr müsst euch vor ihm nicht fürchten, solange ihr ihn nicht verärgert. Er wird euch zusehen wollen, wie ihr seinen Zirkus erkundet. Ihr... äh... solltet euch so begeistert wie möglich zeigen, das wird ihn erfreuen. Und je kooperativer er ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass ihr die Paarschalter betätigen und die Kammer lebend verlassen könnt."
"Das klingt... nach einem furchtbaren Plan.", bemerkte Kudo düster.
"So gerne ich dir zustimmen würde, Kudo...", sagte Rangi geschlagen, "Das ist vermutlich das einzige was wir haben. Diese Person hat länger als ein Menschenleben an diesem Ort verbracht und weiß vermutlich was am Besten ist."
"Aber es ist immer noch sehr gefährlich.", warnte Katari. "Wie ich erwähnte, Obouro macht keinen großen Unterschied zwischen Leben und Tod. Es gibt dort zum Beispiel ein Kabinet, an dem man an zwei Seilen ziehen kann. Wählt man das falsche, fällt ein Beil von der Decke und spaltet einem den Schädel. Obouro findet das brüllend komisch. Das ist wohl seine Art von Humor."
"Aber du kannst uns vor allen Fallen warnen?"
Katari nickte widerstrebend.
"Ich glaube schon, aber Obouro stellt hin- und wieder Sachen um und es ist eine Weile her, dass ich mir seinen Zirkus genau angesehen habe. Bleibt auf der Hut. Sollte etwas schief gehen, rennt so schnell ihr könnt. Ich halte ihn dann auf."
"Kannst du das?", fragte Rangi zögerlich.
Katari lächelte schwach.
"Ich bin schon tot. Und meine Gabe der Sterne..."
Sie streckte die Hand aus. Hinter ihnen bildete sich ein kleiner Wirbelwind, der Staub und andere Ablagerungen davonwehte.
"... hat mich auch im Tod nie verlassen. Ich kann euch etwas Zeit verschaffen, falls Obouro auf krumme Gedanken kommt."
Kudo schüttelte den Kopf.
"Es wird keinen Rückzug geben."
"Kudo, bitte... Mirnuzar darf nicht noch mehr Yall verlieren. Du und deine Schwester sind alles was mir... und allen die hier liegen noch bleibt!"
Kudo schien sie gar nicht zu beachten.
"Das wird nicht helfen.", informierte Rangi Katari. "Wenn er einmal eine Idee gefasst hat, ist er nicht mehr davon abzubringen. Selbst wenn es ihn umbringt. Aber keine Sorge, dafür bin ich ja hier."
Katari nickte.
"Verstehe... Ich danke Euch, Rangi."
Sie drehte sich um.
"Und wir sind da."
Vor ihnen erhob sich ein drei Meter hohes Doppeltor aus geschmiedeten schwarzen Eisen.
"Denkt daran: Wir müssen Obouro für uns gewinnen. Und das tun wir am besten, indem wir so tun als ob der Zirkus das Großartigste wäre, was wir je gesehen haben. Während ihr fliegenden Messern und anderen heimtückischen Fallen ausweicht. Ihr habt Glück, dass ihr Avergus vernichtet habt. Denn er wäre zweifellos das größte Hindernis gewesen, wenn er euch eine 'Show' vorführen wollte. Hoffen wir nur, dass Obouro über seinen Verlust nicht allzu verärgert ist."
Sie legte die Hände auf die Torflügel.
"Es geht los.", sagte sie, bevor sie durch die Tür glitt.
Rangi räusperte sich.
"Nun dann... Ein Zirkus, Kudo. Klingt das nicht aufregend?"
"Kann es kaum erwarten.", antwortete er mit dunkler Vorahnung.
Beide drückten sich jeweils gegen einen Torflügel und schoben die Tür auf.
Flutendes Licht und Lärm schoss ihnen entgegen. Rangi musste die Augen zusammenkneifen, um etwas zu erkennen. Und dann sah sie es: Eine riesige runde Halle, gefüllt mit Konstruktionen aus unzähligen Knochen und Zelten aus uraltem Stoff, erleuchtet von zahllosen aus den Gängen entfernten Psynergylichtern und Schalen von unheiligen violetten Feuer. Die Variationen und Anzahl der Aufbauten waren unglaublich. Und direkt vor ihnen wartete bereits ein Empfangskomitee: Mindesten vier Dutzend Skelette die in einem Halbkreis vor ihnen standen, klappernd mit ihren Knochenhänden applaudierten und zerschnittene Bandangen wie Konfetti in die Luft warfen. Und in ihrer Mitte stand Obouro.
Der kleinwüchsige Lich mit dem Riesenschädel hatte sich zusätzlich zu seinem Federschmuck noch einen verstaubten Zylinderhut aufgesetzt. Er rollte mit den Augen, klapperte mit dem Kiefer und verbeugte sich ehrerbietend. Dann wies er einladend auf die Attraktionen hinter sich.
"Beeindruckend.", murmelte Rangi über das hölzerne Klappern des Beifalls der Skelette an Kudo gerichtet zu. "Makaber, aber irgendwie beeindruckend."
Sie zwang sich zu einem Lächeln und hoffte, dass es nicht zu aufgesetzt aussah.
"Bringen wir es hinter uns.", sagte Kudo. "Da fällt mir ein... Ist das nicht eine Art Date?"
Er bot ihr den Arm an.
Rangi musste sich anstrengen nicht laut loszustöhnen. Stattdessen hakte sie sich einfach ohne ein Wort zu verlieren bei Kudo unter. Obouro nickte anerkennend.
"Ich hoffe du bildest dir darauf nichts ein.", zischte ihm Rangi zu, bevor der Beifall der Skelette erstarb.
Kudo grinste einfach nur.
"Na dann... Wo wollen wir zuerst hingehen?"
Die Frage hatte sich unglaublich einfach angehört, doch nachdem sich der Yall umgeschaut hatte, erschien die Antwort darauf deutlich schwerer als zunächst angenommen.
Normalerweise fingen seine Dates immer damit an, dass er seine Begleitung in einem schicken Restaurant zum Essen einlud. In diesem 'Zirkus' gab es nicht einmal etwas zum Essen. Zumindest nicht, was normale Menschen essen würden.
Es gab sicherlich einige kleinere Attraktionen mit denen sie ihre Zeit verbringen konnten, doch sie waren wegen etwas anderes hier. Um ihre Mission zu erfüllen, um sein eigenes Ziel zu erreichen, mussten sie diese Schalter aktivieren und der sicherste Weg dafür war, diesen komischen Schädelkopf zufriedenzustellen. Wieso also nicht gleich zur größten Attraktion und dort ihre größte Reaktion vortäuschen? Schließlich wäre es fatal, wenn ihre vorgespielte Begeisterung bereits bei einer kleinen, unbedeutenden Nummer übertrieben wirkte.
Desto mehr der junge Mann überlegte, umso mehr ging ihm die falsche Show auf die Nerven. Er war nicht der Typ, der anderen etwas heuchelte, doch dies schien aktuell der sicherste Weg.
„Vielleicht sollten wir sofort zur größten Attraktion?“ schlug er das laut vor, worüber er die ganze Zeit nachgedacht hatte.
Der Lich schüttelte seinen Kopf. War das ein Nein?
Er kam auf sie zu und hielt ihnen seinen Zylinder zu.
„Er möchte, dass einer von uns zieht.“ ertönte es von der weiblichen Yall.
Rangi nickte und zog. Schnell merkte sie, dass sich offenbar mehrere Kugeln im Zylinder befanden. Sie zog eine und schaute auf die Kugel. Auf ihr war die Zahl 5 abgebildet.
„Und was bedeutet das?“ fragte Kudo mit keiner allzu freundlichen Stimme.
Der Lich schien sich davon jedoch nicht zu stören. Oder er ließ es sich nicht anmerken. Stattdessen machte er ihnen ein Zeichen, dass sie ihm folgen sollten, verbeugte sich und eine kleine Rauchwolke erschien, der ihn gänzlich einhüllte.
Noch bevor der Rauch verschwunden war, hatte Kudo bereits gemerkt, dass der Lich verschwunden war. Er befand sich nun an einem anderen Ort im Zirkus.
Aus dem Standort des Lichs wurde offenbar kein großes Geheimnis gemacht. Die Skelette in der Nähe zerfielen Augenblicklich und formierten sich neu. Sie setzten sich zu einer langen Knochenbrücke zusammen, der sie zu dem Ort führen sollte, an dem der Lich auf sie wartete. Der Boden der Brücke wurde aus den Gliedmaßen und Rippen der Skelette gebildet, während die Seiten der Brücke mit einigen Wirbelsäulen, die jeweils einen Schädelkopf trugen, geschmückt wurden.
Kudos Augenbrauen verengten sich. Selbst wenn dieser Lich im Inneren nicht böse war, seine Taten waren nicht anders als die von Avergus. Er war angewidert, wie dieser Typ mit den Knochen dieser Personen, mit den Knochen seiner Vorfahren, umging.
Er hatte seine Vorfahren nicht gekannt, selbst wenn es nicht seine Vorfahren gewesen wären, eine solch Entehrung hatte niemand verdient!
Desto mehr Kudo sah, umso wütender wurde er. Dachte dieses Wesen tatsächlich, er könnte ein solches Verbrechen begehen und straflos davon kommen? Ihm würde jemand einfach so vergeben? Wie viele Personen waren noch, außer Katari, wegen dieses Wesen gestorben?
Sein Gesichtsausdruck veränderte sich und jetzt bemerkten auch Rangi und Katari, dass etwas nicht mit ihm nicht stimmte. Kudo wirkte deutlich ungeduldiger.
Es ist Zeit dieses Zirkusspiel hier zu beenden. Ich werde das hier nicht länger dulden. Dies endet jetzt! Jede Sekunde die dieses Wesen existiert, ist eine Beleidigung der Ehre meiner Vorfahren!“
Eine weiß-durchsichtige Aura formte sich langsam um den Yall. Seine Augen weiteten sich vor Zorn.
„Aber nicht länger. Ich werde dieses Wesen einen Zentimeter nach dem anderen zerteilen, so wie er die Ehre und den Stolz meiner Vorfahren zerteilt hat.“
Plötzlich spürte Kudo ein festes drücken an seinem Arm. Er bemerkte, dass sich Rangi an ihn geschmiegt hatte.
Er stoppte. Es stimmte, er war nicht alleine. Es war etwas anderes, ob er nur sein eigenes Leben riskierte oder noch zusätzlich das Leben von jemand anderem. Obwohl er wusste, dass Rangi nicht gerade sehr erfreut darüber war, sich mit ihm wie ein Paar aufzuführen, hatte sie ihre persönlichen Gefühle hinten angestellt und hatte sich ihm noch weiter genähert. Für die Mission.
Er realisierte, wie kindisch es war, hier seinen Gefühlen nachzugeben und dadurch möglicherweise einen großen Fehler zu begehen. Auch er würde seine persönlichen Gefühle vorerst hinten anstellen. Für die Mission.
Seine Aura verschwand und die Bitterkeit in seinem Gesicht wurde mit einem Lächeln ausgetauscht. Wenig später hörte Rangi etwas von ihm, dass er selten bis nie aussprach. „Danke.“
Kudos Augen versteckten sich im Schatten seiner Strähnen, während sein Lächeln etwas breiter wurde.
Erst die Brücke öffnen. Dann Jack und die anderen Tiere zusammen mit Rangi herausbringen und dann... dann wirst du drankommen Grabschänder. Ich kann es kaum erwarten meine neuen Kräfte bei dir auszutesten.
~Es gibt da ein Problem.~, meldete sich Dularius über eine Geistleserverbindung. Haden entging nicht wie nervös er klang. ~Unser Kontakt, dieser Appakus, ist tot.~
"Ja, das war alles.", setzte Haden seine Konversation ungerührt fort, "Vergessen wir beide, dass dieses Gespräch je statt gefunden hat. Ihr solltet eure Hand vorerst nicht zeigen. Ich muss sicher nicht erwähnen, dass auch schon der Verdacht einen dieser Ringe getragen zu haben euch in Schwierigkeiten mit euren Vorgesetzten bringen kann."
"Also... Danke nochmal.", meinte der Adept und verschwand im Dickicht.
~Was ist passiert?~, fragte Haden jetzt an Dularius gewandt.
~Der Flüssigsender, den ihr in seinen Wein getan habt, sendet keine Lebenszeichen mehr.~
~Sonst irgendwelche Erkenntnisse.~
~Augenblick... Es wurde Psynergie in seiner Nähe eingesetzt, Erdpsynergie... Und da scheint auch eine Geistleserverbindung aktiv geworden zu sein.~
~Scheint?~
~Was erwartet ihr?!~, erwiderte Dularius aufgebracht, ~Ihr habt MICH ja in der Nähe dieser Geschwister stationiert. Wenn ICH nahe genug wäre, um all das mit Sicherheit zu sagen, könnte ICH euch auch sagen, wie viele feindliche Bewusstseine an Ort und Stelle waren, als es passiert ist.~
~Beruhigt euch! Ihr werdet nicht besonders nützlich sein, wenn ihr beim ersten Toten die Fassung verliert.~
~ICH setze MEINE grandiosen wissenschaftlichen Fähigkeiten nun einmal gewöhnlich für respektable Dinge ein.~
~Wahrscheinlich war es nur einziger Attentäter.~, mutmaßte Haden ohne auf den Wissenschaftler einzugehen.
~Wo...? Woher wisst ihr das denn bitte?!~
~Ich vermute es nur. Reyters Truppen sind nicht nach Elementen aufgeteilt und wenn ein Killerkommando zusammengestellt worden wäre, hätte man absichtlich Adepten mit unterschiedlichen Elementen ausgewählt, um optimale Flexibilität zu ermöglichen. Ein Element bedeutet also wahrscheinlich, dass es nur einen Angreifer gab. Vermutlich Rook.~
~Na schön ICH frage weiter, wenn es euch so wichtig ist einmal in eurem Leben gescheit klingen zu können, ihr eingebildeter Wichtigtuer. Warum Rook?~,
~Weil sie Appakus über mich gefunden haben.~, erklärte er, während er sich auf den Weg zu dem leerstehenden Farmhaus in der Nähe des Treffpunkts machte, ~Und nachdem ich bereits einige von ihnen getötet habe, wage ich zu bezweifeln, dass die nur einen Mann hinter mir herschicken, wenn er nicht außergewöhnlich gut ist. Unwahrscheinlich das sie noch Leute neben Rook hier haben, denen das zuzutrauen wäre. Die Rotschärpen könnten auch so jemanden haben, aber dass hieße das Reyters Leute bereits einen weiteren Vertrag mit ihnen abgeschlossen haben. Außerdem kann sich eine derartig kleine Gruppe meist keine Verluste leisten, weshalb sie wahrscheinlich nicht riskieren würden einen Einzelnen zu schicken, wenn sie die Wahl haben.~
~Und warum würden Reyters Leute das riskieren? Sie haben sicherlich die Wahl und dieser Rook ist nicht gerade ein vertretbarer Verlust, oder?~, warf Dularius ein. Selbst derjenige zu sein, der auf Erklärungen anderer warten musste, schien dem Genie deutlich zu missfallen.
~Aber Rook hat das Kommando und ich bin sicher das er mich will.~
~Er will... Was?~
~Ich hab ihm ein Loch ins Bein geschossen.~, er lächelte verständnisvoll, während er sprach, ~Es ist nur normal, dass er sich dafür rächen möchte. Und auch wenn ich mich nicht gerade lange mit ihm unterhalten konnte, glaube ich, dass er der Typ Mensch ist, der sich gerne mal selbst die Hände schmutzig macht.~
~Also jagt uns deren bester Mann.~
~Mich. Und das gibt mir eine gute Gelegenheit. In der Mine hätte ich ihn nie gefangen nehmen können, aber jetzt ist er entweder allein unterwegs oder mit nur einem kleinen Gefolge.~
~Ihr wollt ihn... lebend?~
~Natürlich, will ich das. Er ist Mitglied von Reyters persönlicher Mannschaft und für die Rekrutierung zuständig, wie oft bekommt man die Chance eine derartige Informationsquelle in die Finger zu bekommen.~ Seine Worte waren ruhig, selbst in seinen Gedanken, aber schon die Vorstellung des Verhörs mit einem derartigen Gefangenen erfüllte ihn mit Vorfreude. ~Also gut... Hier ist ein verlassenes Farmhaus in der Nähe, ein guter Platz, um eine Falle vorzubereiten. Falls Reyters Truppen meinen Informanten bei seiner Rückkehr entdecken, wird er sie direkt hierher führen und wenn nicht besteht immer noch die Möglichkeit, dass Rook mich auf andere Weise findet. Ich bereite mich auf ihn vor und warte ab.~
~Was ist wenn er nicht nach euch sucht?~, warf Dularius forsch ein,, ~Er könnte doch Appakus Spur folgen und eine Verbindung zur Sternenwache entdecken.~
~Nach deren bisherigen Praktiken gibt es so wenig Aufzeichnungen wie möglich. Alle notwendigen Dokumente sind wahrscheinlich gut versteckt und mit irgendeinem Code verschlüsselt. Selbst wenn er danach sucht wird Rook nicht allzu bald etwas brauchbares in die Finger bekommen.~
~Soll ICH vielleicht Juar zu euch schicken?~, fragte der Forscher seufzend, ~Er macht doch den Großteil unserer Kampfkraft aus, oder?~
~Ja, aber ich brauche ihn woanders.~
~Wo?~
~Bei den verbleibenden Leuten der Sternenwache. Als ich die Mine verlassen habe, habe ich mich mit Megg getroffen, also ist es gut möglich, dass sie auch aufgeflogen sind.~ Auch wenn er keinen Grund sah lange um Appakus zu trauern, nachdem dieser nun einmal tot war, hieß das nicht er würde noch weitere Verbündete sterben lassen ohne das dies einem höheren Zweck diente, ~Es wäre nicht sehr günstig, wenn all unsere Kontakte bei der Sternenwache heute sterben würden. Selbst wenn diese drei uns möglicherweise keinen anderen Verbindungsmann als Appakus nennen können, wäre es wohl bei einer späteren Kontaktaufnahme mit der Wache hinderlich, wenn bei der letzten Begegnung alle ihre Leute gestorben wären. Was sagen eure Daten? Ihr seid doch nahe genug an ihnen dran.~
~Also, nachdem was ich hier habe sind sie alle noch am Leben. Die Adepten suchen im Wald, aber... Oh, verdammt!~
~Mehr schlechte Neuigkeiten?~, fragte er gelassen, er hatte so was ja schon erwartet.
~Nun... es scheinen sich mehr von Reyters Leuten im Lager der drei aufzuhalten, als es bei einer zufälligen Verteilung plausibel wäre. Die logische Erklärung wäre wohl...~
~Ihr kennt die Positionen von Reyters Truppen. Nehmt Kontakt mit Dubk und seinen Geschwistern auf und navigiert sie aus der Gefahrenzone!~
~Das ist möglicherweise nicht so einfach.~, gab Dularius ärgerlich zu.
~Dafür ist Juar da.~ , erwähnte Haden, ~Ich will das so unauffällig wie möglich erledigt haben, aber wenn es notwendig wird ist er mehr als in der Lage, um mit jeder gefährlichen Situation fertigzuwerden.~
~Also gut...~
~Falls ich unpässlich sein sollte wenn ihr fertig seid, schickt Juar zu mir und bereitet eine Nachricht für Scarbard vor. Sie soll überprüfen ob Leute in Silkanas verschwinden. Reyter hat ein paar tausend Rekruten zu viel und bevor ich mich darauf konzentriere, ob es irgendeine verborgene Zivilisation in Mirnurzar, eine uns unbekannte Welt oder ein weitestgehend unbekanntes Überbleibsel Galatans gibt aus dem sie stammen könnten sollten wir lieber diese Option ausschließen.~
~Ihr glaubt sie könnten wirklich aus...~
~Hiran ist recht gut darin seiner Bevölkerung weiß zu machen, dass ihnen ihr leben gefällt, aber meine Erfolge im Ostreich sprechen für eine gewisse Empfänglichkeit der Bevölkerung. Die Schwierigkeit wäre es ein Portal zu öffnen ohne Alarm auszulösen. Immerhin waren wir lange genug mit Varus im Krieg, um uns auf so etwas vorzubereiten.~
~Schwierig. Vermutlich zu schwierig.~, sinnierte Dularius, ~ICH bekäme das hin, aber ICH habe auch den Großteil der vom Ostreich zu diesem Zweck eingesetzten Technologie entwickelt.~
~Tatsächlich.~
~Oh, ja. Natürlich hat man MICH kurz vor Abschluss des Projektes abgezogen damit weniger fähigere Leute wie Naamos und Rescha die Loorbeeren einheimsen konnten und ICH kann nicht dafür sprechen wie viel sie noch verpfuscht haben.~
~Führt ihr meine Befehle eigentlich, während dieser Unterhaltung aus?~, fragte Haden ruhig.
~Ah, ICH vergaß beinahe.~, murmelte Dularius und beendete die Verbindung, hoffentlich um sich seinen neuen Aufgaben zu widmen.
Dann also er und Rook... Ein unsagbar schmales Lächeln erschien auf seinen Zügen.
Erwartet nur keinen fairen Kampf von mir., dachte er freudig, während er seine rote Klinge blank zog und das Farmhaus mit seinem verstörenden Lächeln betrat, um alles für das Eintreffen seines baldigen Gefangenen vorzubereiten.

Die Schlange vor ihnen war kurz, aber unter den gegebenen Umständen kam sie Iden einfach nur endlos vor. Ihr Blick ging vorsichtig zu ihren vermutlichen Verfolgern. Es gab keine Ähnlichkeiten was ihre Kleidungen betraf, aber einige trugen Gepäck bei sich. Möglicherweise verbargen sich Waffen darin. Unterdessen trat eine Gruppe von vier Leuten in den Teleportkreis, einer berührte die Mitte des Podests in der Mitte und schon waren sie verschwunden.
Der Angestellte sprach mit dem nächsten in der Schlange, öffnete dann eine Schublade an seinem Schreibtisch und zog eine Metallscheibe hervor in der Lücken einen Teleportkreis bildeten und steckte diese in einen Spalt im Podest. Der Boden, in den der Teleportkreis eingelassen war schien sich zu verflüssigen und formte den abgebildeten Kreis. Anschließend zog der Angestellte die Scheibe wieder heraus, steckte sie zurück und bat den Reisenden lächelnd in den Kreis zu treten.
Iden spannte sich ungewollt an, als einer ihrer Verfolger die Schlange erreichte. Er war groß, bleich, hatte ungepflegter schwarzes Haar und dunkle Augenringe unter tiefroten Augen. Langsam schritt er die Schlange der Länge nach ab und musterte alle der Wartenden, die ihm im Gegenzug suspekte Blicke zu warfen.
"Stellen sie sich bitte hinten an.", rief der Angestellte bestimmt, "Sie alle werden ihre Ziele erreichen."
Iden hoffte, dass er damit Recht hatte. Der Mann ignorierte die Ermahnung allerdings und ging weiter.
Als er sie erreichte, zwang sich Iden ihn nicht anzusehen. Er musterte sie und ging dann weiter.
"Sir, ich muss doch sehr bitten!", versuchte der Angestellte es noch einmal. Iden hätte sich gewünscht er hätte stattdessen weitere Leute teleportiert. "Wenn sie sich nicht an die Regeln halten, muss ich sie von unseren Sicherheitskräften entfernen lassen."
Das zeigte schließlich doch Wirkung, wenn auch nicht so wie der Angestellte es wohl gewollt hatte. Der Mann kam unter empörten Rufen der Wartenden mit zügigen Schritten an den Schreibtisch heran und beugte sich zu dem sitzenden Angestellten herunter, der versuchte in seinem Stuhl zurückzuweichen.
"Still.", war das einzige was er sagte. Dann drehte er sich um und sah sich die beiden Frauen an, die gerade an der Spitze der Schlange warteten.
Iden hatte es bisher nicht beachtet, aber eine von ihnen hatte blaues Haar.
~Bleib ruhig!~, wies Sharz sie an, ~Wenn er sie lebend gefangen nimmt, wird ihr nichts geschehen und wir kommen davon.~
"Mitkommen!", wies er sie an.
"Aber..." Idens Verfolger presste der Frau seine Hand auf den Mund, als sie protestieren wollte.
"Mitkommen!", wiederholte er im genau selben Tonfall.
"Tun sie doch etwas!", schrie die Frau, die die Wasseradeptin begleitete, den Angestellten an.
"Ich mache sie darauf aufmerksam, dass ich bereits unsere Sicherheitskräfte über eine Geistleserverbindung informiert habe.", sprach der an den anderen Mann gewandt, "Lassen sie diese Frau sofort-"
Der Mann ignorierte ihn und zerrte die Wasseradeptin mit sich aus der Schlange. Die Leute in der Schlange folgten den beiden mit den Augen und der Angestellte lief ihnen sogar nach. Ihr Ziel war ein weiterer der Neuankömmlinge, der etwas entfernt wartete. Iden konnte sein Gesicht Aufgrund eines breiten Hutes nicht besonders gut erkennen, doch sie sah schwarzes Haar, das ihm nur auf einer Seite ins Gesicht hing.
"Tashkir.", flüsterte sie an Jaden gewandt.
"Der andere gehörte auch zur Stadtwache in seinem Bezirk.", antwortete der Straßenjunge, "Diese Leute sind korrupter Abschaum, aber alle gefährliche Kriegsveteranen. Einer von denen beobachtet uns immer noch, also lass dir nichts anmerken. Ich versuch den Kreis neu einzustellen, während die beschäftigt sind."
Sie schielte zum Kreis und sah gerade noch eine kleine Schattengestalt vom Schalter des Angestellten in die Schublade mit den Scheiben springen.
Wo blieben eigentlich die Sicherheitskräfte, die der Angestellte gerufen haben wollte? Ihr Blick ging zu den Eingängen der Halle und erkannte, die dort positionierten Stadtwächter in zivil in wilder Diskussion mit den gepanzerten Wachen der Station. Hoffentlich würden sie sich nicht erklären können bis Jaden so weit war.
Einer der verkleideten Stadtwächter streifte gerade seine Kapuze ab und enthüllte einen vernarbten Kopf voll kurz geschorenem Haar, er zeigte den Wachen etwas. Selbst auf diese Distanz konnte sie die Bestürzung der Wache erkennen.
Es dauerte einen Moment und dann zuckten alle Wachen und der Angestellte auf einmal. Ein Geistleserbefehl?
Tashkir wandte sich jetzt, wo der Angestellte von ihm abließ, zum ersten Mal der zu ihm geführten Wasseradeptin zu und starrte sie an. Länger als er hätte brauchen sollen, um zu erkennen, dass es nicht Iden war. Der eigenartige Stadtwächter kratzte sich jedoch nur nachdenklich am Hinterkopf und zuckte dann hilflos die Schultern.
Erkannte er sie etwa wirklich nicht? Die andere Wasseradeptin sah ihr nicht einmal ähnlich! Nicht einmal das blau ihrer Haare war gleich.
~Iden, konzentrier dich.~, mahnte sie Sharz, ~Sie kommen beide her.~
Der Dschinn hatte recht die beiden Stadtwächter ließen die Wasseradeptin mit dem Angestellten zurück und kamen jetzt gemeinsam zur Schlange zurück. Jetzt konnte sie auch Tashkirs Gesicht erkennen und senkte den Blick damit ihm bei ihr nicht selbiges gelang.
Sie schielte zum Kreis hinüber. Die Schattengestalt von zuvor war an dem Podest hinaufgeklettert und führte gerade eine Metallscheibe ein. Sie brauchten nur noch einen Moment.
"Hey...", murmelte Tashkir und sein Blick war genau auf sie gerichtet, nein, nicht auf sie, "Bist du nicht, Jaden?"
Der Straßenjunge neben ihr schluckte schwer. Wie um sie zu verspotten verfestigte sich der Kreis in diesem Augenblick wieder. Tashkir kam langsam auf sie zu.
"Aktar hat einige Theorien was dich betrifft, Gossenratte.", zischte Tashkir kaum hörbar auf ihre Distanz.
~Lauft.~, sagte Sharz, ~Es ist nur ein kurzer Weg und die anderen Leute werden sie mehr behindern als euch.~
Sie atmete ein und spannte ihren Körper. Jaden neben ihr tat selbiges. Sie mussten nur in den Kreis und das Podest berührten.
~Sobald ihr durch seid müsst ihr den Kreis am anderen Ende zerstören.~, erklärte Sharz.
~Du kommst mit uns!~, befahl sie strikt.
~Ich werde mit euch kommen.~, bestätigte Sharz, doch Iden war sein kurzes Zögern nicht entgangen.
Jaden zog an ihrem Ärmel, ihm schien nicht entgangen zu sein, dass sie abgelenkt gewesen war.
"Wer sind sie eigentlich?", fragte auf einmal eine Männerstimme aus der Schlange.
Ein Mann mit hagerem Gesicht und dunkelbraunem Haar, der einen braunen Mantel trug, trat aus der Reihe an Tashkir heran.
"Hauptmann Tashkir von der Stadtwache!", verkündete der Angesprochene und schlug sich auf die vor Stolz geschwellte Brust.
"Und was soll dieser... 'diskrete' Einsatz bitte bezwecken?"
Jadens Augen weiteten sich auf einmal vor Überraschung als er den Mann ansah.
"Kitaniel...?", flüsterte er erstaunt.
"Wir jagen einen gefährlichen Attentäter!", verkündete Tashkir, "Nationale Wichtigkeit! Praktisch direkter Auftrag aus dem Palast!"
Ein Murmeln ging durch die Schlange. Kitaniel andererseits seufzte. "Warum geht mit ihm nur immer alles vollkommen schief?"
"Hä...?", fragte Tashkir wenig intelligent und Kitaniel trat ihm kraftvoll zwischen die Beine.
Der Stadtwächter heulte gepeinigt auf und schon rannte Kitaniel auf den Teleportkreis zu. Simultan reagierte ein Mann mit langem blonden Haar und einem Stab in der Schlange und nahm Kurs auf das selbe Ziel.
Der bleiche Stadtwächter mit den roten Augen, stieß ein Knurren aus und wurde zu einer Schattengestalt, die schnell wie ein Pfeil die Distanz zum Teleportkreis überwand. Alle drei Männer erreichten ihn zeitgleich. Ein lautes Fauchen erklang als der wieder zu einem Menschen gewordene Stadtwächter einen Dolch ins Zentrum des Podestes stieß, bevor einer der anderen Männer es berühren konnte. Knisternd gab die Maschine den Geist auf.
Der Stadtwächter ließ den anderen beiden keine Verschnaufpause und schwang mit der anderen Hand ein Schwert, das er an irgendeinem Punkt gezogen hatte. Kitaniel blockt mit einem rubinverzierten Schwert, das er samt goldener Scheide in der Hand hielt und der blonde Mann stieß seinen Stab in die Seite des Stadtwächters. Beim Kontakt explodierte eine Welle des Lichtes aus dem Ende des Stabes und der Stadtwächter wurde durch die Vorhangbegrenzungen zwischen den Kreisen geschleudert.
Geschrei wurde in der Schlange laut und die Leute rannten in alle Richtungen davon.
"Hier lang!", befahl Jaden und zog sie mit sich.
"Schaltet die beiden aus!", schrie der Stadtwächter mit den kurz geschorenen Haaren mit durch Psynergie verstärkter Stimme und die verkleideten Stadtwächter stürmten von ihren Positionen auf die Szene zu. Die Stationswachen schlossen sich ihnen an mit feurigen Eifer an.
"Komm schon!", schrie Jaden, als sie wie erstarrt stehen blieb, da die verkleideten Stadtwächter von einem der Eingänge direkt auf sie zu kamen, "Die riegeln hier jeden Moment alles ab!"
Doch das Sicherheitspersonal und die Stadtwache beachteten sie gar nicht und rannten einfach an ihnen vorbei.
Sie rannte weiter auf den nächsten der nun nicht länger bewachten Ausgänge zu. Ein lautes Warnsignal erklang und auf einmal fiel das künstliche Licht hinter den Fenstern aus nur um von einem unheilvollen roten Licht ersetzt zu werden.
Jaden stand direkt hinter dem Ausgang und wies lautstark an schneller zu rennen. Die Türflügel des Ausgangs bewegten sich schnell. Und sie warf keuchend nach vorne gerade noch zwischen ihnen hindurch in den Flur dahinter. Die Tür schlug lautstark zu, noch bevor sie auf dem Boden aufschlug.
Jaden half ihr auf die Beine. "Weiter!"
Sie eilten den Gang hinunter, um eine Ecke, ignorierten Treppen und Türen und immer noch weiter. Schließlich kamen sie vor einem geschmiedeten Tor zum halten.
"Oh, Sche...", brachte Jaden außer Atem hervor.
Es gab noch weitere Wege, aber Jaden machte keine Anstalten sich vom Fleck zu rühren.
"Was ist los?", wollte sie wissen.
"Hier gibt es keinen Ausgang..."
"Was?"
"Das ist der Generatorraum. In diesem Teil des Gebäudes gibt es keinen Ausgang."
"W-warum sind wir dann hierher gelaufen."
Jaden schwieg.
"Jaden?"
"Bei der Aussicht mit einem Haufen legalisierter Psychopathen eingeschlossen zu werden, habe ich nicht darauf geachtet, okay!", fuhr er sie an, "Alles wäre besser gewesen."
"Stimmt wohl.", seufzte sie, "Was ist mit Teleport?"
"In der abgeriegelten Halle. Hinter einer Barriere, die errichtet wurde, um eine Invasionsarmee und Teleport abzuhalten. Außerdem ist keines der Podeste noch in Betrieb. Also wenn du nicht zufällig Teleport beherrschst..."
"Muss ich nicht.", erwiderte sie, "Es muss einen Teleportlapis hier geben, mit dem sämtliche Podeste verbunden sind. Wenn ich raten müsste, würde ich sagen er ist hinter dieser Tür."
"Das Ding ist sicherer, als alles womit ich es je zu tun hatte!", protestierte Jaden, bevor sie ihre Frage aussprechen konnte, "Und selbst mit einem Teleportlapis säßen wir hier fest!"
"Sowie ich das sehe ist die Energiequelle, die den Schild aufrecht erhält auch hinter dieser Tür. Und der Kreis in der Halle ist schon auf unser Ziel eingestellt."
"Ja, und da drin sind außerdem die brutalsten Stadtwächter der Stadt!"
"HEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEY!" Sie beide erstarrten und fuhren herum. Tashkir war noch nicht in Sicht, aber lange würde er nicht mehr brauchen.
Wie war er da überhaupt raus gekommen? Dieser Schild sollte praktisch undurchdringlich sein! Oder hatte er die Halle etwa vor ihnen verlassen? Hatte er sie überholt, als Iden gewartet hatte?
"ICH HAB MEINE SAMTHANDSCHUHE ANGEZOGEN! ALSOOO FERTIG ODER NICHT ICH KOOOOOOOOOOOOOMME!"
Iden reagierte rein instinktiv, als sie Jaden in einen Seitengang stieß. "Öffne diese Tür!"
"Ab-"
Sie ließ ihn nicht zu Wort kommen. "Bleib hier! Sobald er mich sieht laufe ich, und du öffnest diese Tür, sowie wir weg sind."
~Iden, lass mich das tun!~
"Ich weiß nicht, ob ich das überhaupt ka-"
Sie packte ihn an den Schultern und beugte sich zu ihm hinunter. "Du hast in dieser Hinsicht keine Wahl, Jaden. Du musst es tun oder das wars für uns beide."
~Iden!~
~Du wirst ihn nicht davon ablenken, dass wir hier in der Nähe sind, aber wenn er mich sieht vergisst er vielleicht, dass Jaden auch in der Nähe sein muss.~
Sie ließ Jaden los und trat einen Schritt zurück. "Es ist meine Schuld das du hier drinsteckst, oder? Tut mir leid!"
Ohne auf seine Antwort zu warten rannte sie den Weg den sie gekommen waren zurück bis zu einer Treppenflucht, die seitlich abging und in die höheren Stockwerke führte. Tashkir tauchte am Ende des Ganges auf. Er trug noch immer normale Kleidung, aber hatte den Hut weggeworfen und seine übergroßen Panzerhandschuhe angelegt. Als er sie sah öffnete er den Moment, um etwas zu sagen und sie rannte die Stufen hinauf.
~Wir können ihn unmöglich hier drin abschütteln.~, informierte Sharz sie angespannt.
~Ich weiß.~, antwortete sie ihm ruhiger als sie es erwartet hätte, ~Wir müssen ihn außer Gefecht setzen.~

Kolmack zog einen der Vorhänge einen Spalt breit zurück und blickte hinaus. Er konnte die Rauchsäulen, die von seinen wichtigsten Verstecken aufstiegen allesamt von hier sehen. Alles was er von seinem Lebenswerk bis jetzt hatte bewahren können stand in Flammen. Pure Ironie, wenn er so darüber nachdachte, nein, vielleicht war Gerechtigkeit ein passenderes Wort.
Er hatte so ein Gefühl gehabt, als sich seine Spur auf die Wasseradeptin als Fehlschlag herausgestellt hatte. Erst hatte er geglaubt, dass nur irgendetwas mit diesem Ferses nicht gestimmt hatte, aber jetzt schien es als wenn sein schlechtes Gefühl eine andere Ursache gehabt hätte.
Vielleicht hätte er es alles vermeiden können, wenn er subtiler in der Druckerei vorgegangen wäre. Die Stadtwache hätte dann nicht unter der Vermutung die Wasseradeptin sei dafür verantwortlich die Umgebung abgeriegelt und vielleicht hätte Gejhan dann heute nicht seine Leute geschickt, um ihn zu vernichten. Aber warum sollte er seine Zeit damit verschwenden Trübsal zu blasen.
"Was tust du da?", fragte eine weiche weibliche Stimme hinter ihm.
"Ich sehe mir das Feuer an.", antwortete er, ohne sich zu der Sprecherin umzudrehen.
"Man sollte meinen, dass es dir irgendwann langweilig wird zu beobachten wie deine Leute die Lebensgrundlage irgendeiner armen Seele niederbrennen."
Er sah in seiner Reflektion, dass er bei ihren Worten lächelte. "Oh, diese arme Seele hat eine ganz besondere Bedeutung für mich."
"Im Gegensatz zu mir, die nur irgendein ersetzliches Flittchen ist?"
Frauen.
Kolmack drehte sich lächelnd zu ihr um und log: "Natürlich nicht!"
"Natürlich nicht.", wiederholte sie schmunzelnd.
Sein Blick glitt entlang der Kurven des wohlgeformten Körpers der Schönheit, die sich dort auf den Laken seines Bettes räkelte. Sie war eine Feueradeptin mit flammendem orangen Haar, das ihr offen bis weit über ihren Rücken reichte. Durch den Kontrast zu ihrer alabasterfarbenen Haut schien es regelrecht zu leuchten.
Wenn er sich doch nur an ihren Namen erinnern könnte.
Sie drehte sich auf die Seite und stützte ihr Gesicht auf einer Hand ab, während sie ihn ansah. Dabei fiel ihr Blick auf den Kommunikationskristall auf dem Nachtisch, der mit Energie zu pulsieren schien.
"Ich glaube, jemand will dich sprechen.", stellte sie mit gelangweilter Stimme fest.
"Ich denke das kann warten." Er schritt zurück zum Bett und ließ sich neben der Feueradeptin nieder. "Du andererseits nicht."
Wo war jetzt sein Gürtel gelandet, er könnte seine Axt brauchen. Ah, da.
Er griff danach, schloss seine Hand um den Griff und spürte auf einmal Stahl an seinem Hals.
Er zog eine Braue hoch. "So was..."
"Dir kann man wirklich nicht trauen, oder?", fragte sie mit einem breiten Lächeln.
"Was soll ich sagen? Ich bin ein Schurke.", meinte er mit einem schelmischen Grinsen, "Wo hattest du das Messer versteckt?"
Statt zu antworten schnitt sie leicht in die Haut an seiner Kehle.
"Du stellst hier die Fragen?" War ja schon fast enttäuschend. "Komm schon. Denkst du wirklich, dass ich dich töten wollte?"
"Ich bin sicher, dass du mich töten willst, Dreckskerl!"
"In einer Pattsituation wie dieser müssen wir einander entgegenkommen, wenn wir nicht beide draufgehen wollen, meine Liebe."
"Das hier ist keine Pattsituation!", zischte sie bedrohlich und er rollte die Augen.
"Jetzt ist es enttäuschend.", sprach er mehr zu sich selbst als zu seinem Gegenüber, "Ich werde dich wohl doch töten."
"Eine Bewegung, ein Funken Psynergie, und ich reiße dir deine Kehle sofort auf!"
Er lachte. "Keine Bewegung oder Psynergie dann."
Dann ließ er die Axt in seiner Hand aufheulen. Die Schneide glühte rot und mit einem Zischen brach eine schwere rote Energiesichel daraus hervor, schnitt diagonal durch den Boden und die tragende Wand ein Stockwerk unter ihnen und knackend gab die ganze Außenseite nach. Der ganze Raum kippte, als das Gebäude in sein Nachbarhaus stürzte. Gegenstände und kleiner Möbelstücke flogen durch die Luft.
Die Feueradeptin konzentrierte nur für einen kurzen Augenblick einen Bruchteil ihrer Konzentration nicht auf ihn, doch in einem Kampf auf Leben und Tod reichte das bereits. Mit seiner freien Hand schlug er die Hand mit dem Messer bei Seite noch während das Zimmer fiel und mit der anderen schwang er die Axt.
Mit einem wütenden Fauchen stieß sie mit dem Messer zu, bohrte es geradewegs durch den Unterarm seiner Waffenhand. Er schrie auf, aber packte reflexartig ihren Hals mit seiner freien Hand und drückte zu.
Das Bett, auf dem sie noch immer kämpften schlitterte den immer mehr in die Vertikale geratenen Boden hinab.
Er schwang die Axt selbst mit seinem verschwundenen Arm, doch die Feueradeptin fing, obwohl er ihr die Luft abdrückte, den Schlag mit beiden Händen an seinem verletzten Unterarm ab. Dann flog er von ihr runter, als das stürzende Gebäude im Nachbarhaus aufschlug und stürzte hinunter auf die Wand, die jetzt zu einem schiefen Fußboden geworden war.
Stöhnend sah er nach oben und sah seine hübsche Gegnerin über sich fallen. In beiden Händen hielt sie lodernde Flammen.
"Oh...", murmelte er, als der Flammensturm ihn erfasste.
Der Schmerz war enorm, doch Feuer war auch sein Element und er war ein mächtiger Adept. Sein elementarer Widerstand hielt stand.
Noch immer auf dem Rücken liegend trat Kolmack mit beiden Beinen nach oben gerade als seine Gegnerin auf seinem brennenden Körper landete und traf sie mit beiden Füßen im Bauch. Sie wurde keuchend von ihm durch den Raum geworfen, kam jedoch in einer Rolle auf und sofort wieder auf die Beine.
Er sprang gelenkig selbst wieder auf die Beine und konnte am Blick seiner Gegnerin sehen, dass das Feuer kaum spuren an ihm hinterlassen hatte.
"Danke, Süße.", meinte Kolmack breit grinsend und hob seinen Waffenarm. Das Messer in seinem Arm glühte rot von der Hitze und hatte so die verletzten Blutgefäße verschlossen.
Er zog das Messer jetzt mit der anderen Hand heraus und ließ es achtlos fallen. Die Feueradeptin lächelte und nickte nach oben.
Kolmack folgte ihren Blick misstrauisch und sah das Bett über sich in der Luft schweben.
"Lastenheber?", fragte er gefasst. Als Antwort löste sie ihren psynergetischen Griff und ließ es einfach fallen.
Ein Feuerstrudel entstand um seinen freien Arm als er mit einem Brüllen aufwärts schlug.
"Igniswalze!" Eine wirbelnde Flammenlanze explodierte aus dem Strudel hervor und zerschmetterte das herabstürzende Mobelstück.
Die Feueradeptin hatte die Zeit genutzt, um die Distanz zwischen ihnen zu schließen. Ihr Schwert in der Hand, das sie unter den herabgestürzten Gegenständen gefunden haben musste. Er wich ein Stück zurück, als sie ihre Waffe schwang, hakte den Bart seiner Axt über die Klinge und zog sie bei Seite. Simultan versetzte er ihr einen harten Schlag ins Gesicht, der sie zu Boden schleuderte. Das Schwert rutschte ihr dabei aus der Hand.
Die Feueradeptin rollte seitwärts von ihm weg, um Abstand zu gewinnen, doch Kolmack kam ihr hinterher und trat ihr in die Seite, als sie gerade hochkommen wollte. Sie rollte durch die Wucht des Treffers weiter und blieb ächzend auf dem Rücken liegen. Gemächlich ging Kolmack weiter auf sie zu und blieb über ihr stehen.
"War das alles?", fragte er breit grinsend.
Als sie nicht antwortete verschwand sein Grinsen. Ihre Augen waren beinahe geschlossen und ihr Atem nur noch flach.
"Enttäuschend.", knurrte er und beugte sich zu ihr hinunter.
Sie war verdreckt, ihr Haar durcheinander und wo er sie getroffen hatte hatte sie Blessuren, doch noch immer war sie eine außergewöhnliche Schönheit. Er strich sanft über ihr Gesicht, ihren Hals hinab und weiter ihren Körper entlang. Zu Schade, dass sie zu viel Aufmerksamkeit erregt hatten, als dass er sich noch weiter mit ihr befassen konnte.
"Dann heißt es wohl Abschied nehmen, meine Schöne.", flüsterte er fast einfühlsam.
Kolmack schloss die Augen, als er die Axt hob. Kein Grund mitanzusehen, wie er sie entstellte.
"Mein Name ist Thyra, behalte ihn dieses mal.", er riss die Augen auf, als er ihre Worte hörte, "Und trage ihn mit dir in die Hölle!"
Ihre Psynergie loderte auf und er spürte die glühende Hitze noch bevor er das rote Licht in ihre Händen sah.
"GLUTSTRAHL!"
Aus jeder ihrer Hände brach enormer rotleuchtender Hitzestrahl hervor. Einer traf ihn aus nächste Nähe im Gesicht der andere vor der Brust. Kolmack schrie gepeinigt auf als die Psynergie ihn zurückstieß und das Licht ihm die Sicht nahm. Doch er kniff die Augen zusammen und stemmte sich dagegen. Die Axt ließ er brüllend fallen und brachte jede seiner Hände in einen der Strahlen.
Er sah wie sich Thyras Augen unter ihm sich entsetzt weiteten, doch ihr Kampfgeist wurde höchstens noch stärker.
Nicht sein Problem! Der Unterschied in ihren Kräften war viel zu groß, als dass sie ihn mit bloßer Willensstärke hätte überbrücken können.
Er knurrte beugte die Knie und drückte nach unten. Er konnte riechen, dass die Haut in seinen Handflächen dieses Mal verbrannte, doch was war das schon und was war schon Schmerz.
Immer weiter drückte er die Energie der Glutstrahlen mit seinen bloßen Händen zurück. Seine Knie setzten auf dem Boden auf und ein breites Grinsen zog sich über sein Gesicht.
Kolmacks Finger verschränkten sich mit Thyras und er drückte fest zu. Die Energie der Glutstrahlen war gefangen zwischen ihren Handflächen und staute sich immer mehr auf.
Thyra schrie, er brüllte und die Energie wurde nur stärker, heißer, verbrannte ihrer beider Hände. Kolmack konnte ihr in die Augen sehen. Ihr Blick war von purem Schmerz gezeichnet und doch war ihr Wille ungebrochen.
Heißblütige Feueradeptinnen. Eigentlich ein Klischee, aber ihm gefielen sie. Leider hatte er keine Zeit mehr.
Flammen züngelten zwischen seinen Zähnen hervor in Vorbereitung eines Flammenatems, der Thyra das Fleisch von den Knochen brennen würde. Dann küsste sie ihn auf einmal.
Selbst er war überrascht, als er den Kuss erwiderte. Die Energie zwischen ihren Händen verebbte und er ließ sie los um sie an sich heranzuziehen.
Ein scharfer Schmerz schoss durch seine Nervenbahnen. Er schrie und schickte Thyra mit einem rückhändigen Schlag wieder zu Boden.
"Miststück!", fauchte er mit dem Geschmack von Eisen im Mund und Mordlust auf seinen Zügen.
Sie lächelte mit seinem Blut im Mundwinkel zu ihm hinauf und wirkte dabei vollkommen zufrieden mit sich und der Welt.
"Ich mag dich.", keuchte er, "Ich mag dich wirklich, Kleine."
Sie zeigte ihm den Mittelfinger. "Du kannst mich mal!"
"Willst du mit mir kommen?", fragte er lachend, "Ich würde die Gesellschaft doch tatsächlich begrüßen."
Er stand schwerfällig auf und trat einen Schritt zurück. "Jetzt gib mir meine Axt wieder."
Thyra hatte sie so gehalten, dass ihre Entfesslung ihn halbiert hätte.
"Und zieh dir was an.", fuhr er fort, "Wir müssen uns beeilen, wenn Gejhans Leute oder die Stadwache oder auch nur einer meiner Männer oder irgendwer sonst, der unser kleines Tänzchen bemerkt hat, hier ankommt, bevor wir weg sind, ruiniert das meinen Fluchtplan."
"Du machst dich davon wie ein Feigling.", stellte Thyra fest, während sie auf stand. Die Axt war noch immer in ihrer Hand.
"Nicht ohne etwas persönliche Genugtuung.", versicherte Kolmack ihr, "Jetzt beeil dich."
Sie hob die Axt. "Und wann habe ich mich bitte bereit erklärt mitzukommen."
Kolmack sah ihr direkt in die Augen. "Vor ein paar Stunden schon, als du einem der gefährlichsten Männer der Stadt schöne Augen gemacht hast. Du suchst nach einer besonderen Art Unterhaltung und ich... ich verheiße eine Menge Unterhaltung dieser Art."
Er streckte mit einem liebenswürdigen Lächeln die Hand aus. Einen Augenblick stand sie noch in Kampfhaltung da, dann gab sie ihm die Axt einfach zurück.
Oh, das würde noch sehr interessant mit ihr werden.
"Freu dich auf unser erstes Ziel eine bestimmte Teleportstation in der wir dem mächtigsten Mann der Stadt einen Denkzettel verpassen können..."
„Ich sagte doch, dass ich unbedingt mit dem König reden muss!“ rief sie.
„Und ich sagte, dass ihr nicht den Burg der Könige betreten dürft.“ rief die Wache vor dem Eingang der Burg zurück.
Die Sonne war bereits vor wenigen Minuten untergegangen. Noch immer stand Alayne hier und versuchte Zugang zum König zu erhalten. Bisher vergebens. Sie blieb jedoch stur und würde notfalls die ganze Nacht hier stehen bleiben.
Dann, hörte sie eine weitere Stimme die nicht weit weg von ihr kam.
„Was ist hier los?“
„General Blau!“ die Wache nahm eine Respekt zollende Haltung an. Davon sah die Blinde zwar nichts, doch im Moment als sie die Präsenz der blauen Generals spürte, wurde ihre Wahrnehmung mit einer neuen Vision ersetzt.
~„Nun reicht es.“ ertönte es von dem blauen General, der sich nun in 4 Abbilder seiner selbst teilte. Sie trugen jeweils eine Zwillingsklinge. Sie kreuzten die beiden Klingen, während sie auf einen unbekannten Mann zuliefen.
Die Soldaten die den General bemerkten, entfernten sich von dem unbekannten Mann. Die 4 Abbilder bildeten eine spezielle Formation. Sie verschwanden. Der erste tauchte direkt hinter dem unbekannten Mann auf. Noch bevor dieser dazu kam anzugreifen, wurde er in zwei geteilt. Nun erschienen auch die anderen drei Abbilder. Der Unbekannte wisch den 6 Klingen mit einem Sprung aus und führte noch Mitten in der Luft einen herausragenden Drehkick heraus, der allen drei Abbildern das Genick brach.
Die Abbilder jedoch verschwanden nicht und regenerierten sich, nur um sich danach zurückzuziehen.
„JETZT! SCHÜTZEN!“
Aus den Türmen hagelte es an mächtige, vernichtende Psynergie-Salven, die direkt auf den unbekannten Mann herabregneten.~

Die Vision endete. Was war das nun wieder gewesen? Eine ähnliche Vision hatte sie bereits bei dem Zusammentreffen mit dem braunen General gehabt. Sie hatte diese unbekannte Person zwar wieder nicht erkennen können, doch sie hatte gewisse Zusammenhänge erkannt. Scheinbar würde es zu einem Kampf zwischen den beiden Generälen und dieser unbekannten Person kommen.
Mehr wusste sie jedoch nach ihrem aktuellen Stand der Dinge nicht. Was hatte das zu bedeuten?
„Nun, General Blau...“ begann die Wache. „Diese junge Frau möchte unbedingt den König sprechen. Sie wollte mir die ganze Zeit weismachen, dass sie über irgendeine spezielle Kräfte verfüge, mit der sie die Zukunft voraussehen könne. Angeblich stehe Silkanas Zukunft vor dem Chaos. Welch Ironie, dass sie nicht einmal voraussehen konnte, dass sie hier nicht einmal hereinkommen wird.“ der Mann machte sich mit seinem übertrieben hochgezogenen Ton lustig über sie.
„Es ist nicht so, als würde ich alles voraussehen können oder diese Kraft nach belieben kontrollieren können.“ zischte sie.
Der blaue General der scheinbar lange genug zugehört hatte, legte seine Hand auf ihre Schulter. Er schüttelte gleichzeitig auch seinen Kopf, was Alayne natürlich nicht sehen, aber sich vorstellen konnte.
„Tut mir Leid, junge Fräulein. Wir haben keine Zeit für so etwas. Ich muss Sie bitten zu gehen. Teilen sie ihre Kräfte mit Interessenten dieser Stadt, aber verschwenden Sie unsere Zeit nicht länger. Der König selbst ist ein viel beschäftigter Mann.“
„Aber....“
„Kein aber.... Bitte Fräulein. Machen Sie kein Ärger. Ich bitte Sie ein letztes mal zu gehen. Der König hat gerade sowieso eine wichtige Besprechung mit uns Generälen eingeplant. Selbst wenn Ihre Kräfte tatsächlich existieren würden, hätte er gerade keine Zeit für Sie.“
Alayne stöhnte und stützte sich an ihrem Stab. „Nun gut. Ich werde später noch einmal kommen.“ versprach sie und drehte sich. Zeitgleich erhielt Sie eine neue Vision. Eine sehr kurze, die sich komplett von ihren letzten beiden
Visionen unterschied.
„Sie werden es bereuen, wenn Sie jetzt zu der Besprechung gehen, blauer General.“
Der junge General stoppte kurz und verarbeitete, was sie ihm gesagte hatte. Dann drehte er sich verärgert zu ihr. „Sie haben die Nerven mir zu drohen?“
Die Blinde schüttelte ihren Kopf. „Tut mir Leid, wenn Sie das so aufgefasst haben sollten. Meine Absicht war es nicht ihnen zu drohen oder Sie zu kränken. Sie werden heute nämlich eine, ihnen sehr wichtige, Person verlieren. Eine hübsche junge Frau, mit langen blonden Haaren, weiße Haut. Sie trägt einen ähnlichen Ring wie Sie. Ihre Verlobte? Ich muss Ihnen mitteilen, dass Sie in fünf bis zehn Minuten im Folge eines Attentats sterben wird. Wenn Sie sofort zum dem Ort des Geschehens gehen, können Sie ihre Zukunft noch vielleicht ändern.“
„Nach meinem Verständnis ist das durchaus eine Drohung!“ warf die Wache verärgert ein.
„Warte... woher weißt du.... Ich verstehe. Du hast dich im Vorfeld also gut informiert. Oder erwartest du ernsthaft das ich dir glaube, dass du all dies nur Dank deinen besonderen Kräfte so eben erfahren hast?“
Sie nickte. „Exakt. Ich hatte vorhin eine Vision. Ich lüge Sie nicht an. Sie wird ihre Hilfe brauchen! Gehen Sie und helfen Sie ihr!“
„Was für ein Humbug. Glauben Sie ihr kein einziges Wort, General. Wenn Sie diese Sache prüfen, werden sie zu spät zur Versammlung kommen und Sie wissen ja, wie der König darauf reagiert...“
Der blaue General gab einen unzufriedenen Laut von sich. Das stimmte. Wenn er dies prüfen würde, dann würde er ohne Zweifel zu spät zu einer Versammlung kommen, bei der der König alle 4 Generäle zusammen gerufen hatte. Das der König alle 4 Generäle gleichzeitig gerufen hatte, konnte nur bedeuten, dass es entweder besonders wichtiges oder besonders eiliges war. Vielleicht sogar beides. Bei einer solch wichtige Versammlung konnte er sich unmöglich verspäten. Vor allem nicht mit dem Grund, dass ihr ein blindes Mädchen, die behauptete sie könne die Zukunft sehen, ihr etwas lächerliches prognostiziert hatte.
Was jedoch, wenn die Frau Recht hatte und seine Verlobte tatsächlich heute ein Ziel eines Attentats wäre? Wenn er hineingehen und die Frau ignorieren würde... dann würde er seine Verlobte sterben lassen.
Auf der anderen Seite gab es jedoch diese wichtige Versammlung, zu der er nur ungern zu spät kommen würde. Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass die Frau tatsächlich Ereignisse der Zukunft sehen konnte? Was war das Richtige zu tun? Wie musste er sich entscheiden?
Er drehte sich zu der Wache.
Sie erreichte die oberste Stufe und bog so rasant ab, dass sie fast stürzte. Es war im fast selben Augenblick, dass Tashkir an ihr vorbeischoss. Krachend splitterte die oberfläche der Wand des Korridors, als der Stadtwächter mit seinen beiden Panzerhandschuhen voran, mit der Mauer kollidierte.
Sharz verließ augenblicklich ihren Körper und flog genau in Tashkir rein, der sich ihr gerade noch benommen von der Kollision zuwandte.
"Federklinge!" Der Hochdruckwasserstrahl schleuderte ihn weiter den Gang hinunter, wo er auf dem Rücken landete.
Iden hob beide Hände noch während Sharz sich wieder mit ihr Verbündete. "Eisspiegel!"
Eine hauchdünne glatte Eiswand wuchs hinter ihr in die Höhe und blockierte den ganzen Gang mit einem perfekten Spiegelbild all dessen was vor ihm lag.
"Wasserlauf!" Sie lief auf dem Wasserfilm los und breitete zu beiden Seiten die Arme aus. "Eisspiegel!" Eisspiegel bedeckten einen Augenblick später beide Seitenwände und reflektierten das Bild des jeweils anderen bis ins Unendliche.
~Runter!~, befahl Sharz und sie ließ sich fallen ohne nach dem Grund fragen zu müssen.
Tashkirs Faust rauschte haarscharf über sie hinweg und sofort griff der Stadtwächter mit der anderen Hand nach ihr, doch sie hatte den Wasserfilm bereits auf den Boden vor sich ausgeweitet und rutschte auf dem Bauch über diesen aus seiner Reichweite.
"Hey!", zischte Tashkir verärgert, während er sich zu ihr umdrehte, und sah sich dann sofort wieder mit dem von ihr gelösten Merkurdschinn konfrontiert.
"Schaumkrone!", beschwor der Merkurdschinn seine Psynergie und ein Wirbel aus Blasen hob Tashkir in die Luft und schleuderte ihn um die eigene Achse.
"Eisspiegel!", wiederholte Iden ihre Psynergie und Decke und Boden wurden von einer perfektspiegelnden Eisschicht überzogen, "Eisspiegel!"
Dieses Mal wuchs der Eisspiegel vor ihr in die Höhe und schloss Tashkir ein. Mit den Eiswänden auf beiden Seiten, denen an den existierenden Seitenwänden und denen an Decke und Boden war Tashkir in einem kompletten Würfel aus Eisppiegeln eingeschlossen.
Sharz durchdrang den Eisspiegel vor ihr in Form einer blauen Lichtkugel ohne diesen zu beschädigen und verbündete sich wieder mit ihr.
~So wie meine Psynergie ihn durch gewirbelt hat sollte er komplett die Orientierung verloren haben.~, informierte er sie.
~Viel Spaß dabei sie wieder zu finden, solange jede Wand jede andere Wand reflektiert.~

Wevens Sohlen setzten auf einer der Außenwände des umgekippten Gebäudes auf, die sich inzwischen soweit geneigt hatten, dass man darauf genug halt zum Laufen fand. Ein Feueradept, der mal eben ein Haus einriss, klang doch sehr nach Kolmack und sie hatte nicht lange gebraucht, um herzukommen.
Ihr Blick glitt über die Straßen unter ihr. Wenn Kolmack hier in einen Kampf verwickelt worden war, hatte er es noch nicht weit geschafft.
Dieser Teil des Bezirks war von den Straßenschlachten weitestgehend unversehrt, also hatte es hier auch keine wichtigen Verstecke von Kolmack gegeben, die ihren Leuten bekannt gewesen wären. Zufall oder hatte Kolmack extra dafür gesorgt, um im Ernstfall hier einen Fluchtweg zu haben?
Die Stadtwache war sicher weniger nachlässig gewesen als sie, aber trotzdem war deren Aufgebot hier wahrscheinlich schwach genug, als dass ein Adept von Kolmacks Kaliber sich einen Fluchtweg freikämpfen konnte.
Die Frage war nur wo genau. Einer der Fluchttunnel vermutlich. Die einzelnen Eingänge wurden sicherlich nur von einzelnen Stadtwächtern bewacht. Kolmack begab sich in diesem Augenblick sicher zum Nächstgelegenen. Ein offensichtliches Ziel, aber sobald Kolmack drin war würde es schwierig herauszufinden wo genau er hin war.
Wevens einziges Problem war jetzt nur, dass sie keine Ahnung hatte wo der Eingang des nächstgelegenen Tunnels lag. Hoffentlich waren die Stadtwächter, die sie gerade so tölpelhaft einzukreisen versuchten besser informiert.
Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. "Ene Mene..."
Die Schneide ihrer Hellebarde fuhr durch den leeren Raum vor ihr und mit dem Geräusch von berstendem Metall und reißendem Fleisch schnitt sie in den Hals des getarnten Stadtwächters, dessen Tarnkappe mit dem Ende seines Lebens zusammenbrach. Sie lief auf einer Kreisbahn um ihn herum noch bevor er fiel ohne die Waffe wieder herauszuziehen und drehte sich auf einem Bein, während sie ihr zweites hochzog und hinter sich trat. Mit der Hacke erwischte sie den Helm des zweiten unsichtbaren Stadtwächters und zog ihn diesem vom Kopf. Als ihr Fuß wieder aufsetzte, streckte sie ihre freie Hand dorthin aus, wo ihr tritt den Stadtwächter hatte hin stolpern lassen.
"Mu..." Eine Entladung schwarzer Blitze aus ihrer Handfläche sprengte ihm das Gesicht weg, während sie die Hellebarde aus dem in sich zusammengefallenen Stadtwächter zog.
"Dann bleibst wohl nur noch... " Mit einem Lächeln lehnte Weven im Stand zurück und sah nach hinten. "Du!"
Der Stadtwächter, der aus ihrer Perspektive von unten auf sie hinaufstürzte bereit seinen Speer in ihren Rücken zustoßen, wurde abrupt gestoppt und blieb würgend in der Luft hängen. Der Speer fiel klirrend zu Boden. Noch immer in ihrer unbequemen Haltung drehte Weven sich bis sie den Stadtwächter richtig herum sah und richtete sich auf. Ein Schattenband hatte sich von ihren Füßen aus unter dem Stadtwächter entlang geschlängelt, war hinter ihm in die Luft gestiegen und hatte sich in Form einer Schlinge um seinen Hals gelegt.
Die Beine des Stadtwächters zappelten in der Luft, seine Hände versuchten verzweifelt das Schattenband um seinen Hals zu lösen. Weven belohnte seine Bemühungen mit einem strahlenden Lächeln.
Mit hochrotem Kopf richtete er eine Hand auf sie, doch bevor er eine Psynergie wirken konnte stieß sie mit der Spitze ihrer Hellebarde an einem schwächer gepanzerten Teil des Panzerhandschuhs durch seine Handfläche.
Sie sah wie sich seine Augen vor Schmerz weiteten und wie er versuchte zu schreien, aber nur seine Zunge und Speichel aus seinem Mund quollen.
"Keine Zeit für Spielchen.", erklärte sie ihm gefühllos, zog einen ihrer Dolche und hielt dessen Spitze zwischen seine Beine, "Sag mir wo ich der nächste Eingang eines Fluchttunnels ist oder das hier tut weh!"
Röchelnd hob der Stadtwächter die unverletzt Hand und schaffte es in eine Richtung zu deuten.
"Danke.", sagte Weven und sein Körper fiel herunter.
Sein Kopf folgte sofort danach, rollte über die noch immer leicht schiefe Hauswand hinab und blieb so an einem Fenstersims hängen, dass seine glanzlosen Augen direkt auf sie gerichtet waren.
"Sieh mich nicht so an.", meinte Weven, während sie in die Richtung schritt, in die er vor seinem Tod gedeutet hatte, "Das kann unmöglich weh getan haben."
Die Schlinge um den Hals des Stadtwächters hatte sich in eine messerscharfe Klinge verwandelt.
"Also dann." Sie ließ die Schultern kreisen und streckte sich, bevor sie sich in die Richtung wandte, in die der Stadtwächter sie verwiesen hatte, und sich nach vorne lehnte.
Schattenbänder schnellten aus dem Boden unter ihren Sohlen und schleuderten sie mit halsbrecherischen Tempo über die Hausdächer hinweg.
Weven konzentrierte sich darauf die Augen offenzuhalten, selbst durch ein Blinzeln konnte sie leicht ihr Ziel verpassen. Aber das tat sie nicht. Ihr Flug hatte rund zwei Sekunden gedauert und fünfhundert Meter überbrückt, als sie in Mitten der Gassen unter ihr einen orangen Lichtblitz wahrnahm.
Abrupt streckte sie ihre Gliedmaßen von sich und Schattenbänder schossen von tief unter ihr hinauf und ergriffen sie. Sie hatten nur die Größe von Ameisen, aber dennoch bemerkte Weven das die zwei Menschen auf der Straße nach oben sahen, während sie mit beiden Händen die Hellebarde hoch über ihren Kopf hob.
"Verdammniseinschlag!", flüsterte sie sanft und die Schattenbänder die sie umschlungen hatten schleuderten Weven mit mit noch höherer Geschwindigkeit auf die Straße hinab als zuvor über die Hausdächer hinweg.
Anstatt zu versuchen ihren Aufprall irgendwie abzufedern schwang sie mit beiden Händen ihre Hellebarde, die wie ihr gesamter Körper von schwarzen Blitzen umhüllt war. Ein massiver schwarzer Blitz, der die Umständen Gebäude um ein vielfaches in seiner Größe übertraf, fuhr im selben Moment aus dem Himmel hinab in dem ihre Hellebarde auf dem Pflaster einschlug. Das Geräusch der Explosion hallte über die gesamte Hauptstadt hinweg, doch aus nächster Nähe war sie komplett lautlos. Selbst die Schallwelle war von der zerstörerischen, aber auf einen nur kleinen Bereich begrenzte Explosion zerfetzt worden bis sie nicht länger wahrnehmbar war.

Oben, unten, rechts, links, rechts, rechts, hinten, hinten, vorne, unten, oben, links... Ein unendlicher Raum aus unendlich vielen Reflexionen unendlich vieler Räume mit unendliche vielen Reflexionen seiner selbst in alle Richtungen.
Tashkir wollte aufstehen, stieß mit dem Fuß gegen eine Wand – oder war es doch die Decke? – schaffte es dann einen Fuß aufzustellen und stolperte. Er schwankte kurz und fiel wieder zu Boden. Sein großer Panzerhandschuh fuhr nur nutzlos durch die Luft, als er versuchte gegen eine der Wände zuschlagen. Sein Gefühl für Entfernung war vollkommen ruiniert.
"Verdammt, verdammt, verdamMT, verdAMMT, VERDAMMT, VERDAAAAAAMMT!", kam es so schnell über Tashkirs Lippen, dass die Worte zu einem einzigen unverständlichen Ton verschmolzen.
Er schrie seine Frustration aus voller Lunge heraus, doch das Echo im engen Spiegelraum ließ es ihn sogleich bereuen.
Dieses verdammte Miststück! Schmutzige Tricks! Nichts weiter! Wie konnte man auch etwas anderes von einem Monster aus dem Ostreich erwarten?!
Ein lauter Pfeifton ertönte, als ein Luftstoß aus einem seiner Handschuhe entfesselt wurde. Die unendliche Welt verschwamm als Tashkir hinter seinem Handschuh her über den Boden gezogen wurde.
Seine Faust traf die Wand wie er es geplant hatte und Eissplitter flogen um ihn herum, als er durchbrach. Ein dumpfer Schock fuhr seinen Arm hinauf bis zu seiner Schulter und er schrie vor Schmerz, als sein Panzerhandschuh gegen die Wand hinter dem Eisspiegel prallte. Seine Faust wurde gestoppt, aber der Rest seines Körpers behielt für einen Moment länger seine Geschwindigkeit, so dass er mit dem Gesicht voran gegen die Mauer flog.
Lichtblitze zuckten vor seinen Augen als der Schmerz ihn für einen Augenblick überwältigte. Er konnte Blut riechen und fühlte wie es warm aus seiner gebrochenen Nase über sein Gesicht lief.
Ach ja, zwei der Spiegel waren ja nur auf der Oberfläche der tatsächlichen Wände. Er rollte stöhnend auf den Rücken und starrte benommen nach oben... wo Tashkir sich selbst mit gebrochener Nase und blutüberströmten Gesicht liegen sah... unendlich viele Male übereinander... in unendlichen vielen aufeinander stehenden Räumen... Er hätte kotzen können.
Er hob träge seine Handfläche zur Decke und schwarze Blitze tanzten um seinen Panzerhandschuh.
"Finsterblitz!", stöhnte er und ein schwarzer Blitz schoss aus seiner Handfläche gegen die Decke.
Der Eisspiegel explodierte in tausende von Eissplitter und Tashkir riss erschrocken die andere Hand hoch, um sich mit beiden Handschuhen vor den stürzenden Eissplittern zu schützen. Trotzdem fühlte er sich etwas besser.
Mit geschlossenen Augen rollte er sich zurück auf den Bauch und stemmte sich auf die Knie hoch. Mit dem Ärmel wischte er sich das Blut aus dem Gesicht und öffnete die Augen dann wieder. Er sah die Wand des Korridors an, deren Eisspiegel er zerstört hatte. Wahrscheinlich konnte er jetzt wo er sich wieder gefasst hatte und zwei der Spiegel weg waren auch wieder orientieren, aber es war besser er ließ es nicht darauf ankommen.
Die Wand war vor ihm, die andere Wand musste hinter ihm sein, also waren links und rechts von ihm nur Spiegel. Sobald er die zerstört hatte, musste er nur noch nachsehen in welcher Richtung die Treppe war und er wusste wohin dieses Miststück gerannt war. Aus jeder seiner Hände schoss ein Speer aus dunkler Psynergie und durchbrach die Eisspiegel. Klirrend zerbrachen die dünnen Eiswände und Tashkir konnte nicht anders als zu lachen.
"HeeeeeeeEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEY, ICH BIN WIEDER DAAAAAAAAAAAAA!", rief er mit voller Stimme und die Decke erzitterte.
Nur... Warum zitterte die Decke denn von seinem Ruf?
Gerade noch rechtzeitig riss der Stadtwächter den Kopf in den Nacken um zu sehen wie über ihm die Decke brach und ein Gletscher auf ihn hinunter stürzte.
"Sto- StoooooooOOOOOOOOOOOPP!", schrie Tashkir panisch und ein lauter Pfeifton erklang, als ein Luftstrom seinen rechten Handschuh in einem Aufwärtshaken hinauf riss. Metall und Eis kollidierten mit einem lauten Krachen und ein zweiter Pfeifton folgte als er auch mit seinem zweiten Handschuh einen beschleunigten Schlag gegen den hinab stürzenden Eisblock führte. Gleichzeitig zog er seine rechte Hand wieder zurück, um sofort wieder zuzuschlagen und wiederholte das ganze mit der Linken. Dutzende von zerstörerischen Faustschlägen folgten in blitzschneller Folge und zerschmetterten den Gletscher mehr und mehr, brachen ihn in immer mehr Teile bis nichts mehr von dem Eisblock zurückblieb außer umherfliegenden Eisbrocken. Tashkir stand schwer atmend in ihrem Zentrum, aber außerhalb der Gefahrenzone.
Fast hätte er übersehen wie sich eine blaue Lichtkugel aus einem von ihnen löste, aber wieder erklang ein lautes Pfeifen als Luft aus einem seiner Panzerhandschuhe schoss und er wirbelte wie ein Kreisel um die eigene Achse. Seine Faust schnitt erbarmungslos durch die Lichtkugel die zu einem blauglitzernden Schimmer zerstob.
"WaaaaaaaaaAAAAAAAA...?", sein Mund öffnete sich ohne das Wort komplett zu formen.
Dieses Licht kannte er doch. Wunsch...?
"HEILPSYNERGIE?!", schrie er geschockt, als er begriff.
Gerade dann flog ihm der echte Merkurdschinn, der sich aus einem anderen Eisbrocken gelöst hatte mit voller Geschwindigkeit in den Rücken. Seine Wirbelsäule wurde schmerzhaft durchgebogen und die Luft aus seinen Lungen gepresst.
Ein eisiger Luftwirbel brach um ihn herum los, aber es gab keine Spur von Psynergie.
Die Fähigkeit des Dschinns also, dachte der Stadtwächter in dem kurzen Augenblick, den die messerscharfen Eisklingen brauchten um loszuschlagen. Der Stoff seiner Kleidung wurde von dem Wirbel tödlicher Klingen zerrissen, die Kettenpanzerung darunter klirrte und knackte, als die Klingen dagegen prallten.
Er heulte auf, als der Angriff tief in Lücken in den Kettenringen, zerbrochene Stellen und ungeschützte Körperteile schnitten. Blut spritzte und strömte aus seinen oberflächlichen Wunden.
Verdammte Monster! Diese Brutalität, selbst in ihren Dschinns!
Er wankte schreiend, fiel fast zu Boden.
Mörder! Monster! Mörder! Bestien! Ungeheuer! Bestien! Dämonen! Mörder! Bestien! Ungeheuer! Bestien! Dämonen! Monster! Mörder! Teufel! Mörder! Bestien! Ungeheuer! Bestien! Dämonen! Bestien! Dämonen! Monster! Mörder! Teufel! Mörder! Bestien! Ungeheuer! Bestien! Dämonen! MONSTER! BESTIEN! TEUFEL!
"Nein... Neeein... NEIN! NEEEEEEEIIIIIIIIN!"
BESTIEN! DÄMONEN! MONSTER! UNGEHEUER! MÖRDER! UNGEHEUER! MONSTER! BESTIEN! TEUFEL! MÖRDER! MONSTER! UNGEHEUER! MÖRDER! UNGEHEUER! MONSTER! BESTIEN! DÄMONEN! MONSTER! UNGEHEUER! MONSTÄMONTEUFELMÖEUERUNGEHBESTIMELMÖRDHEUERUNGÖRDTEUFBESTFEL–
Ein lautes Pfeifen erklang, als er erneut seine Handschuhe entfesselte und die Luftströme ihn senkrecht nach oben schossen. Geradewegs durch das Loch in der Decke in das Stockwerk darüber. Die Eissplitter folgten ihm. Sie waren langsamer als er, aber schnell genug, um ihn nicht vollends entkommen zu lassen.
BESTIMELMÖRDHEUERUNGÖRDTEMONSTÄMONTEUFELMÖEUERRDHEUERUNGÖRDTEUFBEMÖRDHEUERUNGÖRDTEMONSTÄMONTEUFELMÖEMÖRDHEUERUNGÖRDTEUFUNGEHBESTIMELMÖRDHEUERUNGÖRDMONSTÄMONTEUFELMÖEUERUNGEHBESTIMTEUFEL–
"NEEEEIN! NIIIIIIICHT SOOOOO! NICHT WIIIIEEEEEDEER! NIIIIIIEMMAAAAAAAAAAAAAAAAAAAALS WIIIIIIIIIIEEEEEEEEEEEEEEEEDDEEEEEEEEEEEEEEEEEER!"

Eine junge Frau mit langem schwarzen Haar und einem formlosen braunen Kleid ließ sich ihm gegenüber an seinem Tisch in einer versteckten Ecke des Schankraums nieder.
Kazan sah sie über den Rand seines Bechers an. Dann prostete er ihr zu, nahm einen Schluck und setzte den Becher lauter als nötig auf dem Tisch ab, um zu übertönen, dass er unterm Tisch Nachtsplitter zog.
Die junge Frau reagierte nicht.
Sollte ihn das etwas nervös machen? Eine Reaktion erzwingen?
Er lächelte sie an. "Na bist du eine Aufmerksamkeit des Hauses, Süße?"
Und wider erwarten reagierte sie noch immer nicht.
"Nein, ist sie nicht!", erwiderte stattdessen eine Männerstimme aus überraschender Nähe.
Kazan sah auf und entdeckte einen großen dunkelhaarigen Hafenarbeiter an seinem Tisch sitzen.
"Na schön sagen wir ich bin beeindruckt.", murmelte Kazan ohne dem Kunststück besonders viel Bedeutung beizumessen, "Und weiter."
"Was Marie dir sagen will ist, dass die Vorbereitungen komplett sind.", meinte der Hafenarbeiter in seiner rauen Stimme ohne lange herum zu reden.
"Warum hat sie das dann nicht getan?"
"Sie kann nicht reden."
"Das scheint ihr nicht richtig durchdacht zu haben.", gab Kazan nach kurzem überlegen zu bedenken.
Der Arbeiter zuckte die Schultern. "Gibt ihr Gelegenheit sich unseren neuen Geschäftspartner anzusehen."
"Bin vergeben.", meinte er mit einem Zwinkern, während er Nachtsplitter wieder einsteckte, "Übrigens auch wenn es mir entgangen ist wann ihr euch angeschlichen habt, der Alte mit dem Monokel auf der anderen Seite des Raumes ist es nicht. Auch nicht die Tatsache, dass er versucht hat in meinen Verstand einzudringen."
Der Hafenarbeiter grinste. "Gar nicht mal so übel."
"Waren das diese Vorbereitungen, die ihr noch treffen musstet?", fragte er die beiden mutmaßlichen Agenten, "Denn die Mühe hättet ihr euch sparen können."
Er nickte seinem Becher zu und die Frau ergriff diesen um daran zu riechen. Anschließend wechselte sie einen Blick mit dem falschen Hafenarbeiter.
"Traumschleier.", stellte dieser dann fest.
"Ja.", bestätigte Kazan, "Ein mehr oder minder genießbarer Wein mit dem praktischen Nebeneffekt, dass er meinen Verstand in eine uneinnehmbare Festung verwandelt."
"Interessant.", flüsterte die Stimme eines alten Mannes in sein Ohr.
"Dieser Trick also... vielleicht solltet ihr die Branche wechseln und zum Zirkus gehen."
Der Alte lachte. "Ihr verhindert Geistleserkommunikation."
"Hey, ich rette euch damit das Leben.", stellte er klar.
"Ich habe schon von eurer Verteidigung gehört. Wer hat diese... 'Todeszone' in eurem Verstand eingerichtet? Ich dachte diese Methode sei Mitgliedern der kaiserlichen Familie vorbehalten."
"Das ist weder eine schöne Geschichte noch eine schöne Erinnerung, also behalte ich sie lieber für mich.", antwortete Kazan.
"Na schön. Sollen wir uns dann auf den Weg machen?"
"Sicher. Sowie eure Freunde meine Rechnung bezahlt haben."
"Was?!", fragte der vermeintliche Hafenarbeiter überrascht.
"Ich habe drei Flaschen Traumschleier gekauft und zwei Runden ausgegeben. Da ich mir das nicht leisten kann und ihr es euch nicht leisten könnt Aufmerksamkeit zu erregen, schlage ich vor, dass ihr diese Rechnung begleicht." Pfeifend stand er auf und marschierte aus dem Schankraum.
Diese Agenten würden ihn vor Ende dieser Reise wahrscheinlich umbringen, also warum sich schuldig fühlen, dachte er während er in Richtung des Schiffes spazierte.
Eine Hand schloss sich fest um seine Schulter und zog ihn von der Straße. Sofort hatte er seinen Dolch in der Hand und fuhr zu dem Verantwortlichen herum.
Er stockte, als er das Gesicht eines alten Mannes mit weißem Bart erblickte, der einen knorrigen Holzstab in der Hand hielt.
Kazan ließ mit einem lethargischen Seufzen die Waffe sinken. "Und wie versuchst du mein Leben dieses mal schwieriger zu gestalten, als es ohnehin schon ist?"
Akal war die letzte halbe Stunden damit beschäftigt gewesen, seine 'Beute' zu beobachten. Constin war eine sehr große Stadt. Es befanden sich sehr viele Menschen in den verschiedenen Teile der Stadt. Noch dazu viele Wachen.
Er würde vermutlich noch Stunden mit dem beobachten verbringen, wenn er darauf warten würde, dass seine 'Beute' sich in eine verlassenen Gasse hindurch bewegte. Deswegen hatten sie bereits etwas vorbereitet, was das Ganze beschleunigen würde.
Akal stand auf dem Dach eines Gebäudes und sprach mit Hilfe ihrer internen 'Kommunikationspsynergie' – dem Zam-, die Nazmi angefertigt hatte. ~„Ich bin bereit. Die Beute befindet sich genau neben der Zielgasse.“~
~„Gut, wie sieht es mit dir aus Tarm?“~ fragte Nazmi.
~„Ich bin bereit zu starten. Ich stehe direkt hinter dem Ziel.“~
~„Gut.Dann lasst uns beginnen.“~
~„Alles klar.“~
Tarm schaute zu ihrem Ziel. Es war eine junge, wunderschöne Frau Anfang zwanzig. Sie hatte lange, blonde Haare und war elegant gekleidet. Sie gehörte ganz gewiss zu der höheren Schicht der Gesellschaft.
Psynergie war unterdrückt, sein Körper war Unsichtbar. Nur trainierte Personen konnten ihn anhand das Geräusch seiner Schritte oder den Spuren auf dem Boden ausmachen.
Mit immer schneller werdenden Schritte näherte sich Tarm ihr und griff schließlich nach ihrer Handtasche,löste sein Unsichtbarkeit auf und lief in die Zielgasse hinein.
Die Frau brauchte erst einen Moment um zu realisieren, was passiert war, rief dann schließlich zu den Wachen die sich in der Nähe befanden. Die Wachen reagierten schnell. Vier von ihnen liefen Tarm hinterher in die Gasse. Die blonde Frau folgte dem Wachen und sah, wie sie den Dieb, am Ende der Gasse, – genauer gesagt einer Sackgasse - gestellt hatten.
„Es war dumm von dir, in diese Sackgasse zu laufen, Dieb. Nun hast du keinen Weg mehr zu fliehen. Stell dich.“
Tarm lies die Tasche fallen und hob seine Arme hoch. Die Wachen traten nun immer weiter vor um den Dieb festzunehmen. Mit jedem zurückgelegten Schritt wurde das Grinsen auf den Lippen von Tarm breiter. „Jetzt.“
Plötzlich kam ein grüner Rauch aus dem Röhren der Gasse und hüllten die Wachen komplett ein. Die Wachen wurden schläfrig und fielen einen nach dem anderen um. Als der Rauch verschwand, hatte Tarm die Tasche bereits gepackt, war mit ihr unsichtbar geworden und verschwunden.
Die Frau fluchte und versuchte die Wachen durch heftiges schütteln wieder aufzuwecken. Sie schliefen jedoch so fest, dass es wohl unmöglich sein würde, sie in nächster Zeit aufzuwecken. In der Gasse herrschte Stille. Eine Stille die durch neue Schritte unterbrochen wurde.
Die blonde Frau drehte sich um und erkannte eine neue Person. Diese Person ging mit langsamen Schritten auf ihn zu und schenkte ihr ein falsches Lächeln. Seine Augen starrten kalt in ihre, während er gekrümmten Dolch aus seiner Tasche zog. „Hallo.“
Die junge Frau ging nach hinten, ohne ihre Augen von dem Mann mit dem Dolch zu trennen. „Was... willst du von mir?! Meine Wertsachen wurden mir bereits gestohlen.“
Der Mann lachte kalt.
„Das ist nicht ganz richtig. Du trägst noch etwas, mit einem gewissen Wert, was ich dir stehlen werde – Dein Leben.“ klärte Akal sie auf.
Die Frau wurde immer ängstlicher und verwirrter. „Warum- Warum willst du mich töten?“ Sie spürte nun die Wand hinter ihrem Rücken. Von nun an, ging es nicht mehr weiter. „Ich kann dir alles geben. Viel Geld.“
Akal zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Es ist ein Auftrag. Ein ziemlich gut bezahlter sogar. Als Attentäter verrate ich meine Arbeitgeber nicht.“ Als er ihren verabscheuenden Blick bemerkte grinste Akal breiter.“Ah, komm. Schau mich nicht so an. Ein Attentäter unterscheidet sich nicht wirklich von unserer Gesellschaft. Die Menschen geben Geld aus um Sachen und Dinge zu beschleunigen. Der Tod ist ein natürlicher Prozess und mein Spezialgebiet ist es, ihn zu beschleunigen.“
„Das macht es nicht besser!“
„Achja?“ er stand nun direkt vor ihr. Sie wollte offenbar zuschlagen, doch er packte sie am Handgelenkt und schaute ihr amüsiert in die Augen. „Korrupt... Die ganze Welt ist korrupt. Besonders Personen, die ein solch luxusorientiertes Leben führen, wie du es tust. Woher glaubst du, woher das ganze Geld herkommt?“
Er packte sie nun am Mund, als er sah, dass sie schreien wollte und drückte sie fest gegen die Wand, während er weiterhin tief in ihre Augen schaute und mit der anderen Hand nun seinen Dolch auf sie richtete.
„Es gibt nur etwas zu gewinnen, weil es Personen gibt, die verlieren. DU wirst hier heute dein Leben verlieren. Im Gegensatz zu der heuchlerischen Gesellschaft, die es nur im verborgenen tun, mache ich es ganz öffentlich. Ich teile meinen Zielen mit, wenn ich etwas von ihnen nehmen will. Den - ich bin ein Ehrenmann.“
Genau als Akal mit dem Dolch ausholen wollte, bemerkte er sowohl von rechts, als auch von links jeweils eine Zwillingsklinge, die seinen Kopf durchtrennen würden. Zumindest, wenn er sich nicht rechtzeitig nach unten gedrückt hätte.
Die Klingen waren so sauber geworfen, dass sie nur ihn getroffen hätten, ohne der Frau auch nur einen Haar zu krümmen. Die Zwillingsklingen kehrten wie ein Bumerang zu ihrem Besitzer zurück, der sie mit den Händen gekonnt wieder einfing. Es war ein Elitär-blau gekleideter Mann mit jeweils 2 Wachen rechts und links von ihm.
~„D-Das ist der General Blau!“~ hörte Akal Nazmi über dem Zam rufen.
„Was für ein 'Ehrenmann', einer hilflosen Frau eine Falle zu stellen und sie in einer Gasse ermorden zu wollen.“ spottete der blaue General.
„Sagt das jemand, der mich soeben aus dem Hinterhalt mit seinen Zwillingsklingen erledigen wollte?“
„MARK!“ rief die junge Frau, die seinen Retter nun gesichtet hatte.
„Ich bin hier, Eiane. Du brauchst keine Angst zu haben.“ sein Blick wurde strenger und ging nun zu dem Attentäter. „Du wirst das, was du mit meiner Verlobten vor hattest, nicht straflos davon kommen.“
~“WAAS?!! Das Ziel unseren Auftrags war die Verlobte von General Blau. Bist du LEBENSMÜDE, AKAL?!““~schimpfte Nazmi.
~“Hör gut zu. Du musst fliehen. Wir werden für Ablenkung sorgen. Mit der Frau als Geisel, haben wir gute Ausgangskonditionen.“~
Akal antwortete nicht zurück. Mit seinem Handrücken schlug er in das Gesicht der Frau, die daraufhin bewusstlos in die Ecke fiel. Dann wandte er sich mit einem provokativem Lächeln zurück zum General.
~“Idiot! Du hast sie als Geisel komplett nutzlos gemacht!“~ schimpfte Nazmi erneuert.
„Du.... Wie kannst du es wagen?!“ knurrte der General.
„Ach halt einfach deine Klappe und komm her.“
~“AKAL! Nein! Das ist nicht klug. Er ist nicht umsonst einer der vier-“~
Der Attentäter ignorierte schon längst die Worte seine Kameraden. Seine Aufregung war gestiegen. Sein Zorn war entfacht. Der General brachte sich mit einer blitzschnellen Bewegung vor ihm. Der Attentäter lies sich davon jedoch nicht beirren und schlug mit einem horizontalem Hieb nach dem General. Dieser Hieb hätte viel eher zu einem Schwert als zu einem Dolch gepasst.
Der General duckte sich unter dem Dolch hindurch, hörte aber das hinter ihm etwas nicht stimmte. Er blickte nach hinten und erkannte, dass die Köpfe der vier Wachen sauber zertrennt worden waren. Was war das gewesen?
„Du hast keine Zeit nach hinten zu schauen.“
Akal schlug mit einem zweiten Hieb nach dem General, der einen Schritt nach hinten ging und dem Angriff erneuert auswich. Zumindest hatte er das geglaubt. Obwohl er ausgewichen war, wurde sein Körper von der Luftlinie des Dolchhiebes in zwei geteilt. Der Körper des Generals fiel in zwei. Akal grinste. „Soviel zu dem blauen General.“
~“Akal! Hinter dir!“~
Ein schmerzhafter Stich. „Argh.“ Akal spürte einen schmerzhaften Stich, in seinem Arm.
Hätte er nicht in letzter Sekunde auf den Angriff hinter seinem Rücken reagiert und leicht zur Seite ausgewichen, dann wäre es vermutlich stattdessen sein Kopf gewesen, was getroffen worden wäre.
„Ein Clone....“ gab Akal erkennend von sich, als er den General doppelt sah. Der vorhin halbierte Clone hatte sich wieder zusammengefügt.
„Ich habe dich vorhin nicht bemerkt. Ich habe mich auf den Clone konzentriert, während du dich an mich herangeschlichen hast. Was für eine Feige-Taktik.“
„Es gibt keine Feigen Methoden im Kampf. Dein Dolch aber ist äußerst beeindruckend.“
Akal lachte und hob seine Dolch nach oben.“ Mein Dolch zertrennt alles in seiner Luftlinie bis zu einem Umkreis von 20 Meter, sobald ich damit schwinge. Ein 'unsichtbarer' Angriff.“
„Äußerst unklug mir dein Geheimnis zu verraten, aber es wird sowieso kein Unterschied mehr machen.“
„Stimmt, kein Unterschied mehr für dich.“
Akal schwang seinen gekrümmten Dolch erneuert, doch die beiden Generäle wichen den Angriff diesmal richtig aus und schlugen nun mit den Zwillingsklingen ununterbrochen zu. Aufgrund der insgesamt vier Klingen die er ständig ausweichen musste, konnte er nicht zurückschlagen. Die Angriffe der Klingen waren aufeinander abgestimmt und wurden mit der perfekten Koordination geschwungen.
Der Attentäter wurde immer mehr nach hinten gedrängt. Er konnte nicht zurückschlagen. Vor allem nicht, solange er nicht wusste, ob der zweite General Blau der erschienen ist, sich um den Original handelte...
~“Nazmi. Ist ein anderer General Blau in Sicht?“~
~“ Nein, nicht im Umkreis von 100 Metern. Nur die beiden vor dir.“~
Der Attentäter grinste, dass konnte nur eins bedeuten. Der zweite, der neu erschienene General Blau, musste das Original sein. Doch so wie er bisher kämpfte, würde er nicht zum Gegenangriff kommen. Das hieß.... er musste etwas riskieren oder sogar aufopfern.
Jetzt!
Ein Paar der Zwillingsklingen bohrten sich durch den Fleisch des Attentäters hin durch. Akal hatte die Stelle so gut eingeschätzt, dass die Klingen keinen Lebenswichtigen Organ treffen würden. Gleichzeitig steckten die Klingen nun in seinem Fleisch fest und konnten nicht sofort wieder zu einem Angriff genutzt werden.
Sein Blick ging zu dem anderen Paar Zwillingsklingen, die der Clone führte. Diese zogen sich gerade zurück, von ihrem letzten Angriff, der ihn verfehlt hatte. Ein breites Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. Sein Dolch war bereits Angriffsbereit. Er schwang ihn.
Es spritzte Blut. Der Dolch erwischte den General an der Brust. Diesmal war es kein Schnitt, sondern ein Stich gewesen. Die Augen des Generals weiteten sich aus und das Grinsen des Attentäters wurde breiter. Er hatte getroffen. Die Macht seines Dolches war bei einem Stich am tödlichsten. Ein einziger Treffer am Körper, sorgte für einen Herzstillstand innerhalb 1-5 Sekunden. Sobald der echte General Tod war, würde sich auch der Clone auflösen. Dessen war er sich sicher.
„Urgh?“ er führte mehrere Stiche. Sowohl an seinem Dolcharm, als auch an seiner Brust. Blut floss aus seinem Mund heraus, während sich seine Augen entgeistert im Moment seiner Niederlage weiteten. ~Beide... sind etwa beide Clone gewesen? Beide... haben sich wieder regeneriert?~
Die beiden blauen Generäle zogen ihre Klingen wieder heraus und Akal fiel widerstandslos auf den Boden. Er hatte ihn nicht kritisch getroffen. Doch das machte keinen großen Unterschied mehr. Mit der Wunde, würde er verbluten.
„Wer hat dich geschickt?“ fragte der General.
Akal kotzte Blut.
„Wenn du mir deinen Auftraggeber und deine Komplizen preisgibst, gewähre ich dir einen, kurzen, schmerzlosen Tod. Andernfalls wirst du hier verbluten, wie ein Schwein.“
„Fick dich.“
„Tss. Wie ich sehe hast du dir den Tod ausgesucht, dass am ehesten für dich passt, doch vielleicht kann ich deine Meinung ändern.“
Die Klingen bohrten sich in Akals Beine. Er schrie schmerzerfüllt auf. Doch statt eine Antwort geben zu können, verlor er nach dem Schmerz sein Bewusstsein. Der blaue General schüttelte unzufrieden seinen Kopf und hob dann seine Klinge um das Leben des Attentäters endgültig zu beenden.
„Nicht so schnell, General!“
Er drehte sich um und erkannte den Dieb von vorhin. Er grinste zufrieden. „Das wird mir die Suche ersparen. So, du bist also zurückgekommen um deinen Freund zu retten?“
~“Tarm, du Idiot! Es gibt absolut NICHTS was du gegen ihn ausrichten kannst. Du wirst dich auch töten lassen.“~
~“Akal ist noch nicht tot.“~
~“Er verblutet, weil er nicht zugehört hat. Dir wird es genauso ergehen.“~
~“Du sagst also, wir sollen ihn sterben lassen?“~
~“Das ist nicht, was ich sage. Was ich sage ist, dass du dich nicht töten lassen sollst.“~
~“Das werde ich nicht tun. Ich werde mir etwas einfallen lassen. Dafür brauche ich deine Hilfe, hast du seinen Trick durchschauen können. Wer ist das Original? Oder sind die beiden hier nur Clone? Oder besitzt er die Fähigkeit zur Regeneration?“~
~“Nach meine Beobachtung, wurde diese Regeneration von Clonen durchgeführt.“~
~“Also beide Clone?“~
~“Hm... schwer zu sagen. Nicht wirklich. Meine Ausrüstung nimmt den echten zwischen den beiden wahr. Doch beide wurden schon getroffen. Die Regeneration wurde bisher nur von Clonen durchgeführt. Beide wurden schon einmal getroffen und haben sich regeneriert.“~
~“W-was? Das kann gar nicht sein. Da sind viele Widersprüche!“~
~“Wie man es sieht... Die Person die getroffen wird, ist der Clone. Solange du nur einen triffst, wirst du den Original nicht verwunden können. Vermutlich kann er sich zwischen ihnen hin und her bewegen. Das wäre zumindest die im Moment einzig logische Schlussfolgerung. Ergo du musst alle beide gleichzeitig treffen.“~
Tarm schwieg. Während der General ungeduldig in seine Richtung schaute. „Ich dachte, du wolltest deinen Freund retten? Wenn du weiter wie bisher nur herumstehst, wird er verbluten.“
Es hatte kein Sinn. Tarm lief auf sie zu. Schnell entgegnete ihn einer der beiden, während der andere bei Akal stehen blieb. Der blaue General vor ihm holte aus. Noch bevor er zuschlagen konnte, verschwand Tarm mit seinem Unsichtbarkeitstrick, lief an dem ersten blauen General vorbei in Richtung des zweiten. Er erkannte ein Lächeln auf den Lippen des Generals.
Genau als er seinen Schritt vor ihm absetzte, wurde er heftig von seinen Zwillingsklingen attackiert. Seine Tarnung verschwand, sein Blut spritzte und er fand sich neben seinem Freund auf den Boden wieder.
Die Augen des Generals wandten sich kalt zu ihm. „Du magst zwar ein guter Dieb sein, aber einen erfahrenen Kämpfer wirst du mit dieser Technik im Kampf niemals schlagen können. Der Geräusch deiner Schritte haben deine Entfernung zu mir verraten. Sobald du nah genug warst, musste ich nur zuschlagen.“ klärte er ihn auf. „Wer ist euer Auftraggeber? Rede.“
Tarm lachte, hielt sich an seine Wunde fest und versuchte sich leicht aufzurichten. Mit einem geschlossenen Auge, blickte er zu dem blauen General herauf. „Ich hatte nie vor, mich mit dir kämpferisch zu messen. Selbst einer der vier Generäle Constins können nicht mit meinen Diebeskünsten mithalten.“ Mit fiel Mühe hob er seinen Arm und zeigte mit dem Finger an den Gurt des Generals. Dieser blickte hinunter und ein grelles Licht, gefolgt von einem riesigen Rauch ging von ihr aus.
„W-Wann hast du das angelegt?“
Er antwortete nicht. Der Rauch hatte bereits einen Großteil der Gasse eingehüllt. Er wollte sich anhand der Geräusche die ungefähre Richtung der beiden feststellen, doch irgendjemand schrie ihm ins Ohr. Zumindest hörte er das, obwohl er sich sicher war, dass sich niemand mehr in seiner Nähe befand. Der Schrei war laut, sehr laut und übertönte jeden anderen Geräusch.
Als der Rauch verschwunden war, verstummte auch der Geschrei. Zusammen mit dem Rauch waren auch die beiden verschwunden. Zurück blieb nur noch die Blutspur, die jedoch an irgendeiner Stelle ohne weitere Spur abrupt abbrach.
„Verdammtes Gesindel.“


Meliza stoppte, als Mitten auf ihrem Weg zwei Gestalten, in dunklen Roben gehüllt, scheinbar auf sie wartete. Das Gesicht der beiden, wurde durch ihre Kapuze zu einem großen Teil bedeckt, so dass sie nicht wirklich erkennen konnte, wie ihre Gesichter aussahen.
Schon wieder wollte irgendjemand etwas von ihr? Das wurde langsam zu viel. Ihr Körper spannte sich an. Sie schreckte jedoch nicht zurück und ging auf die beiden Gestalten zu.
„Was wollt ihr von mir?“ fragte sie mit einem bissigen Unterton.
Der größere der beiden Personen hob seine Hand und zeigte auf sie. „Wir wollten dir vorschlagen, mit uns zu kommen.“
„Nein, ich passe.“ gab sie schnell an, ohne nachzudenken.
Der Mann mit dem Umhang schüttelte enttäuscht seinen Kopf.
„Dies hätte so gut ausgehen können. Wie es aussieht, müssen wir dich dazu zwingen.“
Der kleinere der beiden schaute auf den größeren hinauf. „Aber...Meister. Haben Sie nicht gesagt, die Geduld sei der Weg zur Macht?“
Der Mann schaute auf den kleineren hinunter. „Die Geduld ist der Weg zur Macht. Flexibilität ist hingegen die Sicherheit zur Macht.“ ergänzte er.
„Geht mir aus dem Weg, wenn ihr nicht wollt, dass ich euch die Kehle aufschlage.“ zischte sie.
Die beiden Personen in den Roben traten nun vor und kamen ihr immer näher.
„Das ist meine letzte Warnung. Tretet zurück!“ warnte das Mädchen sie, doch sie ignorierten die Warnung weiterhin.
Dann sammelte sie ihre Sternenmacht in ihren Händen. Sie sprach den Namen ihrer Sternenmacht aus und zwei heftige Blitze flogen auf die beiden zu. Kurz vor dem Aufprall, leuchtete zuerst ein Gegenstand am Gürtel des größeren auf. Etwas wie eine Flasche. Etwas war geschehen.
Die Blitze trafen die beiden am Kopf und ihre Kapuze wurde pulverisiert, doch ihre Gesichter waren komplett unbeschadet. Was war geschehen?
Sie sah nun zwar ihre Gesichter, diese hatte sie aber noch nie gesehen. Vor allem der kleinere wirkte komisch. Fast nicht wie ein Mensch.
„Sie....hat meine Robe ruiniert... ich mochte diese Robe...“ gab der kleinere an.
„Beklage dich nicht. Ihr wird es kein zweites mal gelingen.“
„Wer seid ihr?“ rief sie. Die beiden hatten kurz gestoppt und schauten nun wieder zu ihr. Wieder leuchtete die Flasche kurz auf und beide gingen nun wieder in ihre Richtung.
„Ich sagte, stoppt!“
Erneuert entfesselte sie ihre Sternenmacht. Diesmal waren es Donnerkugel. Dutzende Donnerkugel die auf beide zuflogen. Sie wurden getroffen und ein kleiner Rauch stieg bei der Explosion auf, doch wieder war nichts geschehen. Diesmal war die Kleidung sogar auch heil geblieben.
Melizas Atem stoppte und sie wich kurz zurück. Dann lies sie einen Plasmaregen auf beide herabregnen – wieder nichts. Sie beschwor einen mächtigen Hurrikan, der beide erfasste, merkwürdigerweise aber ihnen wieder nichts ausmachte. Selbst der Druck, welche hätte sie fortwehen sollen, blieb unter.
Als nächstes versuchte sie es mit Haltegriff, anschließend mit Schlaf – es passierte nichts. Warum war ihre Gabe komplett wirkungslos gegen sie? Das hatte sie noch nie erlebt. Sie knurrte. Der größere Mann entgegnete dem knurren mit einem amüsierten, bösen Lachen.
„Deine Sternenmacht ist komplett nutzlos gegen uns. Du kannst auf deine körperlichen Attribute zurückgreifen, auch wenn ich bezweifele, dass du dort auch nur einen von uns gewachsen sein wärst.“ der Mann schüttelte belustigt seinen Kopf, als er und der kleinere sich immer weiter näherten.
„Es liegen Welten zwischen unserer Macht. Zwischen unserer Erfahrung und unser Wissen. Selbst wenn deine Sternenmacht und deine körperlichen Attribute meine um Welten übersteigen würde, könntest du dein Schicksal nicht ändern. Nicht gegen mächtigsten Kämpfer Mirnuzars.“ versicherte er ihr.
Währenddessen ging sie einige Schritte zurück, um die Distanz aufrecht zu halten. Sie würde nicht aufgeben.
Nun schoss sie vier heftige Blitze, wie ein Pfeil, auf die beiden zu. Ähnlich wie ihr erster Angriff, doch der Schaden blieb gleich. Schweiß rannte ihr die Stirn hinunter. Nicht nur, weil ihre Angriffe keine Wirkung erzielten, sondern weil sie selbst so gut mit ihren Fähigkeiten umgehen konnte, um zu erkennen, dass dieser Mann vor ihr, nicht bluffte. Ihr Kraftunterschied war verheerend und das obwohl ihr Gegenüber seine Kräfte vermutlich noch unterdrückte. Dann realisierte etwas.
„Ihr... ihr beide ähnelt euch von der Struktur den beiden die mich 'gerettet' hatten. Moment... ich soll mit euch mitgehen. Dann wart ihr die beiden und hattet von Anfang an vor, dass ich mit euch gehe... Aber warum?!“
Der Mann stoppte nun und schaute mit einem amüsierten Grinsen zu ihr.
„Ein äußerst kluges Mädchen. Als Belohnung werde ich dir verraten, wer ich bin. Mein echter Name lautet Hashiro und das ist Aleon, ein Homunkulus.“
„Ein Homunkulus?“
„Ein künstlich geschaffener Mensch.“ erklärte Hashiro knapp. „Es geschah einige Dinge, weswegen ich meine ursprüngliche Strategie, dich 'freundlich' mitzunehmen, umändern musste.“ er breitete seine Arme aus.“Mein Interesse dient dem der Sternengabe toten Zone.“
„Du auch?!“ fragte sie misstrauisch.
„Im Gegensatz zu den Meistern, ist dieses Wissen für meine Strategie nicht essentiell, doch ich strebe hinter jeder Macht. Ich besitze die Fähigkeit mir nahezu jegliche Macht selbst an zu eigenen.“ er grinste. „Selbst Gaben und höchst Individuelle Fähigkeiten, die unter normalen Umständen niemals weitergegeben werden können.“ er grinste umso breiter. „Ich habe meine höchst individuellen Methoden.“ er reichte ihr die Hand und schaute in ihre Augen. „Nun komme mit mir.“
„Beschaffe dir dieses Wissen selbst. Ich habe weder Ahnung darüber, noch Interesse daran.“
Hashiro lachte. „Du verstehst nichts. Nicht du und ich werden danach suchen. Ich habe nämlich etwas wichtigeres vor.“
Hashiros Grinsen wurde breiter. Sie erkannte, dass er das Gespräch nicht mehr fortsetzen würden. Dann leuchtete plötzlich sein rechter Armband auf und er ließ sich hinter dem Portal fallen, dass hinter ihm erschienen war. Das hatte sie schon einmal gesehen, wusste aber nicht, wie er das im Kampf gebrauchen konnte.
Ihre Augen weiteten sich. Fast viel zu spät bemerkte sie Hashiro, die hinter ihr aus dem Portal aufgetaucht war. Wäre sie nicht in der Gabe des Windes mächtig, dann hätte sie ihn vermutlich nie bemerkt. Es war zu spät. Sie riss die Arme hoch, als er seine Hand nach ihr streckte.
Ein merkwürdiges Geräusch und sie wurde plötzlich von etwas gepackt und verschwand von ihrem Fleck und erschien etwa 30 Meter weiter hinten. Teleport?
Hashiro war in die Luft gesprungen, schwebte und wurde von mehreren fliegenden geisterhaften-Raubkatzen umzingelt. In dem Moment, in der er sich mit einem dunklen Schild zu schützen versuchte, veränderte sich sein Schild. Sein Schild wurde zu Feuer und brannte aus nächster Nähe in sein Fleisch hinein. Er stand in Flammen.
Nun als sie endlich kurz aufatmen konnte,ging ihr Blick zu der Hand, die sie gepackt hatte. Es war ein junger Mann, mit langen roten Haaren, der sie zuvor nie gesehen hatte.“Wer bist du?“
„Ein Verbündeter. Dewan, Meister der Kampfkunst.“ stellte er sich vor.
„Wenn du einen Dank erwartest, kannst du es vergessen.“
Dewan seufzte. „Ich habe nur geholfen, aber ein Dank wäre schon ein Anfang gewesen, ja.“
„Ts. Ich weiß zwar nicht, wer dieser Mann genau ist, aber wegen euch ist er scheinbar überhaupt auf mich aufmerksam geworden. Diese Sternentote Zone... wir haben nur mit euch darüber geredet.“
Als beide untereinander diskutierten, war Aleon verschwunden und hinter den beiden aufgetaucht. Er wollte zuschlagen, doch ein Schlag aus nächster Nähe schleuderte ihn heftig gegen den Boden.
„Wir haben dich nicht vergessen. Vor allem ich nicht!“ knurrte der Tiger aus dem Wildvolk, der für den Schlag gegen den Homunkulus verantwortlich war.
Dewan schaute auf den, in Flammen schwebenden, Hashiro hinauf. Das Feuer löschte sich und wie anfangs bereits erwartet, er hatte keine Schäden erhalten. Der Homunkulus hingegen hatte sich von dem Schlag erholt und war in die Luft gesprungen, um neben Hashiro schweben zu können.
„Homunkulus. Befolge meinen folgenden Befehl.“
Aleon nickte, als er den Befehl Hashiros telepathisch erhielt.
„Er ist ein furchteinflößender Gegner. Vermutlich der schlimmste, mit der du je zu tun haben wirst.“ prognostizierte, der Meister. „Nur gemeinsam haben wir eine Chance. Wir müssen ihn gemeinsam mit unserer Sternengabe attackieren, sobald ihn Unarus seine Freunde beschäftigen.
„Hast du den nichts mitbekommen? Er und der kleine sind gänzlich Immun dagegen!“
Der Meister schüttelte seinen Kopf. „Das ist nicht ganz richtig. Diese Kraft von ihm ist auf ein Element limitiert. Er wird seine Immunität nur gegenüber ein Element aufbewahren können.“
Sie grinste. „Verstehe. Wenn wir beide angreifen, wird er sich nicht gegen beides gleichzeitig schützen können.“
Hashiro und Aleon wurde aus allen Seiten von den Geisterwesen attackiert, doch seine beiden Armbänder leuchtete auf und er ließ sich erneuert durch sein Portal fallen, zusammen mit den Homunkulus. Hashiro trat aus einem neuen Portal heraus und entging dem Angriff. Meliza spüre Hashiros als erste auf und übermittelte diese Information über ihr Geisterleser an den jungen Mann in ihrer Nähe.
Beide schossen gleichzeitig einen Strahl aus Donner/Feuer ab, der zielsicher auf den Tränkemixer flog.
Hashiros Ausweichmöglichkeiten wurden durch die Geistertiere extrem blockiert, während Dewans Manipulationskünste jegliche Nutzung von Hashiros Psynergie gegen sich selbst wenden lassen würden. Sie würden treffen!
Und tatsächlich. Der Strahl aus Donner bohrte sich durch Hashiros Körper hindurch und ließ einen großen Loch zurück, als sein Körper kraftlos zu Boden sackte.
„Das war viel zu einfach.“ bemerkte der Meister. Eine andere Stimme hinter ihnen stimmte zu.
Beide drehten sich um und fanden Hashiro mit verschränkten Armen wieder.
„Du bist den Angriff entgangen... aber wie?“
Hashiro hob theatralisch seine Hände. „Mit einem Seelenabdruck. Eine Kraft, den ich mir einst von einem Ristemé stahl.“ verriet ihr stolz.
„Du.....“
Hashiros Grinsen blieb aufrecht erhalten. „Ihr könnt euch nicht einmal vorstellen was ich mir in all den Jahren, bevor die Meister meine Kräfte versiegelt haben, alles angeeignet habe.“ er zuckte mit seinen Schultern.
„Natürlich wäre die Verwendung eines Seelenabdrucks längst nicht nötig gewesen, wenn ich die Kraft meiner Portale hauptsächlich nicht dafür benutzt hätte, den Homunkulus an einem weit entfernten Ort zu bringen.“ verriet er.
Die Geisterkatzen umzingelten den Tränkemixer. Unarus landete direkt neben Dewan und Meliza. Alle drei schöpften Verdacht. Vor allem, weil Hashiro besonders gelassen wirkte. Nicht wie ein Mann, der weiterkämpfen würde, sondern wie jemand, der bereits gewonnen hatte. Er bestätigte ihren Verdacht, mit seinen nächsten Worten.
„Dieser Kampf ist vorbei. Du hast verloren, 'Meister Dewan'. Schon wieder.“
„Was meinst du damit?! Wir können noch kämpfen!“
Hashiro lachte belustigt ohne etwas an seiner Geste zu verändern. „Als ein Meister solltest du versuchen deutlich weiser zu wirken. Es ist nicht immer erforderlich seinen Gegner zu besiegen, um zu gewinnen.“
Die drei sahen weiterhin verwirrt aus. Sie verstanden nicht, worauf Hashiro hinauswollte. Der Tränkemixer lächelte belustigt. „Ihr seht weiterhin verwirrt aus. Erlaubt mir eure Verwirrung zu klären und zu zeigen, wo der Homunkulus sich gerade befindet.“ sein Armband leuchtete auf und es erschien ein kleiner Portal. Genug um zu sehen, was in ihr vor sich ging, zu klein um hineinzugehen.
Melizas Augen weiteten sich. „Vater!“
Der Homunkulus hielt seine zu Klauen gewordene Hände unter die Kehle ihres Vaters. Sie konnte erkennen, dass sie sich in seinem Arbeitszimmer befanden. Der Homunkulus hatte ihn ganz offenbar überrascht und war nun eine Bewegung davon entfernt, ihm die Kehle zu durchtrennen.
„Meliza!“ rief Maros, als er seine Tochter erkannte.
„Du Hund! Du hast das also von Anfang an geplant!“ fluchte Unarus.
Hashiro schüttelte gespielt beleidigt seinen Kopf. „Dabei habe ich etwas mehr Dank erwartet, für das kurze Tochter-Vater wiedersehen, wofür ich eigenhändig gesorgt habe.“ gab er sarkastisch von und neigte seinen Kopf leicht zur Seite. „Ihr wisst, was passiert, wenn ihr euch auch nur einen Schritt rührt.“
Er lächelte und streckte nun seine Hand erneuert Meliza entgegen. „Wie sieht es nun mit deiner Entscheidung aus, mit mir zu kommen?“
„Lass meine Tochter in Ruhe!“ rief der Mann mit einem solch bedrohlichen Ton, der die meisten Menschen sofort eingeschüchtert hätte. „Was willst du von ihr?!“ Eine Frage, die sich nahezu alle Anwesenden stellten.
„Ich möchte einen Tausch vorschlagen. Im Gegensatz zu den Unterhaltskosten die ich für deine Tochter während ihres Aufenthalts bei mir aufwenden muss, versteht sich.“
„Einen Tausch?“ fragte Dewan.
„Ja, Meister. Es ändert sich im Grunde nichts für euch. Ihr müsst weiterhin nur das Wissen um die Tote Sternenkraftzone finden. Dieses Wissen werdet ihr für mich suchen und finden. Natürlich erwarte ich zufriedenstellendes Ergebnis. Im Gegenzug werde ich sie frei lassen.“
„Warte! Nimm stattdessen mich! Lass meine Tochter gehen!“
Hashiro schüttelte seinen Kopf. „Das ist nicht möglich. Sie, Herr Monsuur besitzen über einen großen Einfluss, auf die ich nicht verzichten kann. Ich bin mir sicher, dass ihre Tochter sie zusätzlich motivieren wird ihre Aufgaben zu erfüllen.“
„Du Mistkerl....“ fluchte Meliza.
„Ich werde dich umbringen.“ rief Maros.
Hashiro wedelte mit dem Finger umher. „Ich empfinde gerade eine besonders feindselige Aura. So als würdet ihr meinem Tausch nicht zustimmen und nach einem Ausweg aus dieser Situation suchen wollen.“ er schüttelte seinen Kopf.
„Selbst wenn euch ein Wunder gelingen und ihr die Situation für einen Moment umdrehen und mich austricksen könntet....“ er blickte abwechselnd zu den Anwesenden. „...wärt ihr wenige Momente später tot.“ sein Blick war ernst, seine Mordlust echt. In diesem Moment zweifelte keiner der Anwesenden, dass dieser Mann durchaus dazu in der Lage war, was er sagte. „Ich könnte jeden einzelnen von euch jederzeit töten, doch ich brauche euch für die Suche. Wenn die Suche ausfällt, so auch eure Zukunft.“ verkündete er. Dann lächelte er und schaute zu Meliza.“Was wäre, wenn dein Vater sterben würde?“ sein Blick ging zu Maros. “Oder deine Tochter?“ dann zu Dewan und Unarus. „Was wäre, wenn zwei unschuldige Personen wegen euch sterben würden?“ er schloss seine Augen. „Selbst wenn ihr nicht um euer eigenes Leben fürchtet, würdet ihr wegen eurem egoistischen Handeln ihren Leben in Kauf nehmen können?“
Die Anwesenden erstarrten vor Angst. Nicht wegen ihr Leben, sondern wegen jeweils einer anderen Person. Selbst wenn sie vorher den geringsten Willen hatten, den Deal abzuschlagen, hatte sie die Angst vertrieben. Als Meister der Psychologie und Manipulation hatte Hashiro bereits mit diesem Ergebnis gerechnet.
Meliza ballte ihre Faust. „Ich werde mitgehen...“ gab sie ihr Entschluss fest, den bereits jeder im voraus gekannte hatte. Hashiro nahm ihre Hand und ein neues Portal erschien, in der er sie langsam hineinführte.“Bitte erst nach dir, 'ehrenwerte Dame'.“erklang es spöttisch von ihm.
Hashiros letzter letzter Blick ging zu dem Meister und Maros. „Ich denke es sollte selbsterklärend sein, dass dieser ganze Vorfall zwischen uns bleibt. Es wäre äußerst ungünstig mich zu verärgern.“ nach diesen Worten, verschwand Hashiro zusammen mit Meliza durch das Portal. Keinen Augenblick später war auch Aleon verschwunden und das Portal zu Maros hatte sich geschlossen.
Dewan sackte auf den Boden und schlug mehrfach auf den Boden. „Mist! Mist! Mist Mist! Mist!“
Unarus hatte ihn zur Unterstützung gerufen. Aufgrund eines Artefaktes, dass er Uranus gegeben hatte, konnte er sich jederzeit zu Unarus und wieder zurück teleportieren. Letztendlich hatte er aber kein Unterschied ausgemacht.
Der Hundedämon materialisierte sich nun neben ihm. Er hatte sich die ganze Zeit in ihm aufgehalten.
„Schau mich nicht so an, Junge. Diesen Typen zu bekämpfen würde mir nichts einbringen. Vermutlich besaß er sogar irgendwelche höchst tödlichen Dämonengifte.“ Garm schüttelte seinen Kopf. „Es hätte ohnehin nichts am Ergebnis geändert.“ der Hundedämon grinste.“Wirst du es tatsächlich von den anderen Meistern geheim halten?“
Als Dewan auf die Frage nicht antwortete, wandte er sich gelangweilt von ihm ab.
Mallar, der nach dem Befehl von Unarus, sich auf sicherer Distanz befunden hatte, lief nun in Richtung den dreien zu. Es herrschte eine schlechte Stimmung. Einzig der Dämon schien sich zu amüsieren. Der war es auch, der schließlich die Stille brach. „Was werdet ihr nun tun?“
Dewan schloss seine Augen und erhob sich. Als er seine Augen öffnete, hatte er die neue Situation bereits verarbeitet. „Wir werden wie bisher fortfahren. Wir suchen ohnehin nach der Sternenmacht toten Zone. Selbst wenn wir das Wissen mit Hashiro teilen müssen, können wir es weiterhin gegen Melfice nutzen.“
„Und was, wenn er den Deal nicht einhält?“
Unarus schüttelte seinen Kopf. „Er wird ihr solange nichts zufügen, bis er das Wissen erhalten hat. Anderenfalls hätte er kein Druckmittel mehr. Wir sollten uns später Gedanken darüber machen, wie genau wir den „Deal“ abwickeln... Was ist mit den anderen Meistern?“
Garm gähnte. „Viel Diskussionen, viele Pläne, nichts neues. Alles langweilig. Ich habe mich zu Tode gelangweilt! Ich bin froh, dass wir hier weitermachen, statt an den weiteren, überflüssigen Diskussionsrunden teilzunehmen.“
Dewans Augen verengten sich, als er zu dem Hundedämon schaute. „Ganz so ist es nicht. Die Pläne werden mit jeder Diskussion noch weiter modifiziert. Außerdem wird nach dem richtigen Zeitpunkt zum zuschlagen gewartet. Ebenso, wie unsere Suche nach dem Wissen verlaufen wird.“
„Sagte ich ja. Alles langweilig.“
Und Hallo zusammen. Ich bin umgezogen und hatte in den letzten Monaten keinen festen Internetanschluss. Habe ich auch immer noch nicht, hoffe das ich nächsten Monat einen hab. Wollte einfach Bescheid geben dass ich nicht aufgegeben habe hier zu schreiben. Euch allen wünsch ich frohe Feiertage und einen guten Rutsch in das neue Jahr.
Vielleicht ein paar Rüschen?
Nein Rüschen wirkten immer so aufdringlich. Der Stift glitt über das Papier und vollendete Iantos Skizze.
Zwei Sekunden lang betrachtete Ianto sein Werk dann ließ er seinen Notizblock los.
Das Papier raschelte im Sturz und klatschte auf das Deck der Eraser.
Ianto seufzte. Eraser? Ja einen Radiergummi konnte er jetzt wirklich gebrauchen. Das war sein miserabelster Entwurf seit langem.
Er lehnte sich zurück auf die Reling, auf der er lag und stütze den Hinterkopf auf seine Hände. Die Beine schlug er übereinander.
Zu denken dass ein paar neue Entwürfe zeichnen ihn von den kommenden Schlachten ablenken würde, war einfach nur dämlich.
Davon dass er bald den Rotschild-Söldnern gegenüberstehen würde, bei denen er auf Costellos Wunsch hin ein Jahr gelebt hatte. Die ihm das Kämpfen beigebracht hatten.
Nicht dass es sonderlich viel Sinn machte ihm Kampftraining zu geben, wenn man seine Rolle in den meisten Schlachten bedachte.
Aber nach dem er es geschafft hatte Costello alleine zu entkommen, war Ianto davon überzeugt jedem aus der Rotschildgruppe in den Hintern treten zu können.
Tja, abgesehen von den 3 Kommandanten: Cervantes, Anansi und Keysa.
Vor allem Keysa. Er wollte nicht gegen sie kämpfen, dafür respektierte er sie zu sehr

-Vor einem Jahr-

Der Geruch von verbranntem Fleisch stieg Ianto in die Nase und machte sich dort breit wie die Penner, die jedes Jahr aufs neue, auf dem Rasen des Klosters in dem er aufgewachsen war kampierten.
Ihn widerte der Geruch an. Er hielt sich seinen selbst gemachten Schal über Nase und Mund um den Geruch ein zu dämmen, aber es war vergeblich. Den Geschmack der verbrannten Menschen spürte er praktisch schon auf der Zunge. Ein Wunder dass er sich nicht übergab bei dem flauen Gefühl im Magen.
Cervantes Rotschild legte Ianto eine Hand auf die Schulter, der bei der Berührung zusammen zuckte.
Ianto ekelte sich vor dem Mann. Cervantes lachte.
"Wundervoll hier! Nimm das Tuch vom Gesicht! Dann wird dir was klar werden! Menschen und Schweine riechen genau gleich wenn man sie am Spieß brät!"
Ekel übermannte Ianto. Er riss sich den Schal vom Gesicht und kotzte auf die Erde.
Noch ein mal lachte Cervantes und ließ Ianto allein.
Langsam beruhigte sich Iantos Herzschlag wieder. Müde wischte er sich mit dem Handrücken das halbverdaute Brot das er als Abendration bekommen hatte vom Gesicht. Die Feuer um ihn herum ließen die Nacht fast so hell leuchten wie den Tag.
Er war in einer Seitengasse des Dorfs dass die Rotschilde überfallen hatten. Die meisten der Bewohner waren geflüchtet.
Diejenigen die es nicht getan haben, lagen reglos auf der Strasse während Flammen an ihren Körpern leckten.
Dann bemerkte Ianto jemanden. Es war Keysa.
Sie setzte sich neben Ianto auf eine Holzkiste die herrenlos an einer Häuserwand stand. Der Besitzer würde wahrscheinlich nie mehr hierhin zurück kehren.
Eine kurze Ewigkeit lang betrachte Keysa Ianto von Kopf bis Fuß.
Ianto wusste nicht was er davon halten sollte also starrte er stumm zurück.
Keysa´s lange graue Haare wellten sich, ihr Gesicht war von Falten durchzogen und ihre grünen Augen schienen Ianto bis in die Seele schauen zu können.
Beim Anblick ihrer Augen stellten sich Iantos Nackenhaare hoch.
Keysa hatte den jahrhunderte langen Krieg in Galatan nicht nur überlebt, sondern hatte etwas noch viel unglaublicheres geschafft: Sie war in diesem Krieg alt geworden.
In Galatan wo Menschen die, die Vierzig überschritten schon als Senioren galten und in dem die meisten schon starben ehe sie Fünfundzwanzig wurden.
"Ist alles in Ordnung?" fragte Keysa schließlich.
Ianto bemühte sich nicht los zu lachen über so eine dämliche Frage.
"Tja, abgesehen von den verbrannten Menschen um uns herum ist alles okay." giftete Ianto und lächelte mit der Friedfertigkeit einer Schlange die nach ihrer Beute schnappt.
Keysa´s Augenbrauen zogen sich zusammen. Dann seufzte sie.
"Dieser Geruch von brennenden Menschen, ist der Geruch meiner Heimat. Der Geruch von Galatan."
Neugier und Gereiztheit kämpften in Ianto um Kontrolle. Er knirschte mit den Zähnen.
Costello hatte ihm damals von den galatanischen Kriegen erzählt. Davon dass die Mars-Adepten, die Macht über das Feuer hatten, die restlichen Menschen in ihrer Welt vernichten wollten. Und im Gegensatz zu Mirnuzar war jeder aus Galatan ein Adept, also ein Mensch der in der Lage war mit seinem Geist die vier Elemente zu kontrollieren.
Ianto war ebenfalls ein Adept. Ab und zu musste er sich selbst daran erinnern, denn er nutzte seine Kräfte nie gern und die Elemente konnte er auch nicht beeinflussen.
Keysa schweig wieder. Diese unangenehme Stille wurde langsam grausam.
"Wo ist Cervantes?" fragte Ianto um die Stille zu brechen.
"Auf der Jagd"
Wut brannte in Ianto auf. Damit sie nicht aus ihm heraus brach, biss er sich auf die Unterlippe. Auf ´der Jagd´ bedeutete Cervantes hatte die fliehenden Dorfbewohner entdeckt und verfolgte sie. Er war ein Raubtier in Menschengestalt.
Für Cervantes waren die Leute auf der Flucht keine Menschen, sondern ein Rudel Wild dass er erlegen musste um seinen Jagdtrieb zu stillen.
Keysa legte die Stirn in Falten.
"Geht es dir wirklich gut? Du siehst bleich aus."
"Mir geht es gut" bestätigte Ianto und fühlte sich beschissen. "Ich hab schon schlimmeres gesehen."
Und das war die Wahrheit. Bei Costello hatte er viel schrecklichere Sachen gesehen. So etwas zu sehen war er gewohnt. Wenn nur dieser widerliche Geruch nicht wäre...
"Warum bist du nicht auf der Jagd?" fragte Ianto.
Keysa schürzte die Lippen.
"Es macht mir keinen Spaß Leute zu töten die nicht kämpfen wollen."
Ianto überraschte diese Antwort. Bis jetzt war es allen Söldnern der Rotschildtruppe egal, wen sie umbrachten, so lange sie eine Schlacht bekamen.
"Wenn du so denkst, warum folgst du dann so jemandem wie Cervantes?"
Sie sah kurz in den Himmel und dann bedachte sie Ianto mit einem Blick der so durchdringend war, dass er den Kopf abwendete, um ihn nicht erwidern zu müssen.
"Weil ich nicht leugnen kann wer ich bin" sagte sie.
Ianto runzelte die Stirn.
Als sie sah wie ratlos er war, schüttelte sie den Kopf.
"Ich bin Galatanerin. Wir kennen keinen Frieden. Alle von uns wurden in einen Sturm hineingeboren den der Prophet Ikarus von Helios vor Jahrhunderten los getreten hat.
Jetzt wo der Krieg vorbei ist, erleben die Galataner zum ersten mal Windstille.
Ianto, Menschen hassen Veränderungen. Ein neuer Krieg wird kommen und Menschen aus Galatan werden mit daran Schuld sein. Der Hass von Jahrhunderten erlöscht nicht so einfach, nur weil ein paar Lords einen Friedensvertrag unterschrieben haben."
Vor Überraschung öffnete Ianto den Mund. Er hatte Keysa noch nie so viel an einem Stück reden hören.
Sie sah ihn mit einem Blick an, mit dem sie ein Rudel Wölfe zum Schweigen bringen konnte.
Costello über die Kriege reden zu hören und jemanden der dort mitgekämpft hat, war nicht zu vergleichen. Ianto war sich unsicher was er sagen sollte.
"Tut mir Leid dass ich gefragt habe."
Mit einem Handwink wischte Keysa seine Entschuldigung bei Seite
"Mach dir nichts draus, Junge... Gehst du immer noch deinem albernen Hobby nach?"
Ianto fühlte sich angegriffen.
"Dazu muss ich ja wohl nichts sagen! Anansi gefallen meine Entwürfe!"
Keysa verdrehte die Augen.
"Anansi? Sie ist noch nicht mal ein richtiger Mensch. Was ist ihre Meinung schon wert? Sie findet dich sowieso nur interessant weil sie denkt du wärst... vom anderen Ufer. Du weißt schon wegen deines Hobbys."
Verdutzt legte Ianto den Kopf schief.
"Was hat mein Hobby damit zu tun dass ich von einem anderen Kontinent komme?"
Keysa klatschte sich an die Stirn und fuhr sich mit der Hand das Gesicht entlang. Dann seufzte sie.
"Nein, damit meinte ich... Hach, denk nicht mehr drüber nach. Weißt du überhaupt was wir hier eigentlich machen?"
"Leute töten. Wie immer" sagte Ianto trocken.
Keysa grinste kaum merklich, fast spöttisch.
"Klugscheisser. Wenn du schon wegen den Toten meine Schuhe fast voll kotzt, solltest du wenigstens wissen weshalb sie gestorben sind: Wegen deinem Vater."
Ianto legte all seine Verachtung in ein kurzes Schnauben. Sie redete von Costello, nicht seinem richtigen Vater. Den hatte er nie kennen gelernt.
"Dein lieber Papa" fuhr Keysa fort. "Tötet all diese Leute hier in diesem Dorf um Kadev den Überläufer zu warnen, sich nicht weiter in seine Pläne ein zu mischen. ´Offiziell´ sind wir natürlich hier um gegen Aufständische vor zu gehen. Aber wir wissen ja beide wie dein Vater arbeitet."
"Kadev..." wiederholte Ianto.
Oft hatte Ianto gehört wie Costello über diesen Mann geredet hatte. Ein galatanischer Kommandant ,der mit seinem Verrat einer der Schlüssel zum Niedergang des Drachenclans wurde. Nach Kriegsende hat er ein kleines Land unter seiner Führung aufgebaut. Mehr wusste Ianto nicht.
Aus irgendeinem Grund fürchtete Costello den Mann genug um seinetwegen ein Dorf zu verbrennen. Der Mann war ein einziges Rätsel.
"Wer ist dieser Kadev eigentlich? Du kommst doch aus Galatan... Weißt du was über ihn?" fragte Ianto
"Ob ich etwas über ihn weiß?" fragte Keysa und lachte. Dann richtete sie wieder ihren stählernen Blick auf Ianto. Bildete er es sich ein oder hatten ihre Augen angefangen zu leuchten?
"Ich habe ihn groß gezogen!"


-Gegenwart: Auf der Eraser-

"Hier seid ihr, Gefreiter Grey! Warum seid ihr nicht auf eurem Posten?" sagte Weldon und riss Ianto damit aus seinen Gedanken.
Ianto seufzte.
"Ich BIN auf meinem Posten" erwiderte Ianto und blieb weiter auf der Reling liegen.
Weldon stemmte die Hände in die Hüften.
"Ihr solltet Wache halten! Stattdessen liegt ihr hier rum und..." er nahm Iantos Skizzenblock der am Boden lag und betrachtete ihn. Eine seiner Brauen hob sich. "...ihr malt Bilder von Frauenkleidern!?"
Ianto zuckte mit den Schultern.
"Schuldig im Sinne der Anklage. Findet ihr das witzig?"
Weldon schüttelte den Kopf.
"Es ist nur... ungewöhnlich."
Ianto lachte auf.
"Ihr seid ungewöhnlich! Die männlichen Soldaten machen sich über meine Entwürfe lustig. Aber einige der weiblichen sind begeistert. Oder zu mindest waren sie das, bis sie raus gefunden haben, dass ich Costellos ehemaliger Adoptivsohn bin. Jetzt redet überhaupt niemand mit mir."
Falten bildeten sich auf Weldons Stirn.
"Warum seid ihr dann überhaupt unserer Armee beigetreten? Euch musste doch klar sein dass man euch hier nicht mit offenen Armen empfängt."
Ianto schürzte die Lippen.
"Eher zähneknirschend... Alles was ich will ist es zu überleben bis es für Adepten in Mirnuzar wieder möglich ist in Frieden zu leben und dann meine eigene Boutique zu eröffnen. Und natürlich Theema heiraten. Da Costello mich verfolgt, ist es für mich hier am Sichersten."
Weldon zog die Augenbrauen zusammen.
"Theema, wie? Ich habe gehört das es im Drachenclan Leute gab, die sich selbst hypnotisierten um all ihre Gedanken auf eine einzige Sache zu fixieren. Damit wollten sie verhindern dass man mit dem Geistleser Informationen aus ihnen heraus holte... Diese Technik ist sehr alt und war nie weit verbreitet. Aber es gab sie."
Ianto lächelte. Ihm war die unterschwellige Verdächtigung nicht entgangen. Zu lächeln um seine wahren Gefühle zu verbergen, hatte er sich unterbewusst über die Jahre von Costello abgeschaut.
"Tolle Geschichte, aber was hat die mit mir zu tun?"
Weldon schloss die Augen und lächelte zurück.
"Nichts."
Ianto zuckte mit den Achseln und seufzte.
"Glaubt mir, ich bin hier weil es für mich keinen anderen Ort gibt. Als Kind hat mich meine Mutter, die Angst vor meiner Sternenkraft hatte für besessen gehalten und mich in der Wildnis ausgesetzt. Ich habe Zuflucht in einem Kloster der Sternenmönche gefunden. Bin dort geblieben bis ich Zehn Jahre alt war. Nach einem Streit bin ich dort weg gelaufen und dann irgendwann bei Costello gelandet. Tja, danach bin ich vor Costello geflüchtet und jetzt bin ich hier. Versteht ihr jetzt? Ich habe kein zu Hause in das ich zurück kehren könnte."
Weldon schwieg.
"Und außerdem..." fuhr Ianto fort. "Wäre es dumm mich von diesem Schiff zu werfen oder hin zu richten. Ich war mehrere Jahre lang bei Costello und habe ein Jahr bei seinen Rotschild-Söldnern gelebt. Meine Informationen sind zu wertvoll, als dass man mich verlieren wollen würde.
Tja, und davon abgesehen bin ich ein Phalanxia. Ihr könnt es euch nicht leisten mich zu verlieren."
Weldon nickte und zuckte mit den Achseln.
"Ich geb´ mich geschlagen. Phalanxia sind schwer zu finden."
Ianto war erleichtert.
Alle Adepten besaßen die Fähigkeit unbewusst ein Kraftfeld aus reiner Psynergy zu erschaffen, wenn auch die meisten von ihnen diese Fähigkeit nicht kontrollieren konnten.
Die Phalanxia waren Adepten die diese Kraftfelder seit ihrer Geburt manipulieren konnten.
Psynergy entsprang dem Geist, anders ausgedrückt dem Bewusstsein.
Phalanxia holten die Kraft für ihre Barrieren aus ihrem Unterbewusstsein. Und das Unterbewusstsein barg schon immer mehr potential als das bewusste Denken.
Die Folge war dass die Kraftfelder eines untrainierten, durchschnittlichen Phalanxia so stark waren, dass man Fünf Hoheadepten brauchte um ihn zu zerstören. Psynergy und physische Angriffe prasselten an diesen Barrieren ab wie Regen an einer Fensterscheibe.
Psynergysiegel gegen einen Phalanxia ein zu setzen war sinnlos weil die Siegel das Bewusstsein angriffen und nicht das Unterbewusstsein. Selbst fremde Flüche von denen man nichts wusste, konnten die Barriere eines Phalanxia nicht durchdringen.
Als Ianto auf die ´Eraser´ kam hatte Flama seine Fähigkeiten getestet. Sie griff ihn Zehn Minuten lang ununterbrochen an, ehe sein Schild zerbrach.
Wenn man das jetzt hörte, mochte das beeindruckend klingen, aber die Sache war schlichtweg dass es für Ianto unmöglich gewesen wäre Flama in irgendeiner Form Schaden zu zu fügen.
Die Barriere aufrecht zu erhalten benötigte seine gesamte Geistes- und Körperkraft.
Tja, und hier offenbarte sich die größte Schwäche der Phalanxia: Ohne fremde Hilfe konnten sie nicht gewinnen.
Das einzige wozu sie ihre Kraftfelder in einem Einzelkampf nutzen konnten, war die unvermeidliche Niederlage heraus zu zögern.
Dazu kam dass die Barriere schwächer wurde, je größer man sie machte und die Erschaffung einer Barriere, sei sie auch noch so klein die gesamte Psynergy verschlang. Und aus irgendeinem Grund stellten Psynergysteine die Reserven eines Phalanxia nicht wieder her.
Ianto war in der Lage die gesamte ´Eraser´ in ein Kraftfeld zu hüllen, aber der Schild wäre so schwach, dass er in einer Seeschlacht innerhalb von Sekunden zerstört werden würde.
Und die Zerstörung eines Schildes bedeutete ein GARANTIERTES K.O für den dazu gehörigen Phalanxia, weil der Schild und das Unterbewusstsein miteinander verwoben waren.
Deswegen war es wichtig den Schild auf zu lösen, ehe es zu spät war.
Keysa hatte ihm von Phalanxia erzählt, deren Verstand zusammen mit ihren Barrieren zerschmettert wurden und sich davon nie mehr erholten.
Tja, so was war gar nicht dufte. Ianto hatte keine Lust so zu enden, nur um jemand anderen zu schützen.. Mit seinem Schild mochte Ianto nur Fünf bis Zehn Soldaten sinnvoll schützen können, aber geschickt eingesetzt reichte das.
In der Vergangenheit hatten Armeen mit einem geschickten Phalanxia ihre Feinde wie eine Walze überrollt.
Ianto fand es schon immer seltsam mit so einer Kraft geboren wurden zu sein, denn er war schon immer ein Einzelgänger gewesen, der sich nie für andere Leute interessierte. Zu mindest bis er auf Theema traf.
Wenigstens konnten Menschen ohne Psynergy seine Barrieren nicht sehen.
Als Kind hatte er mal einen Jungen ohne Sternenkraft, den er nicht leiden konnte angepinkelt.
Der Junge ist ausgerastet, lief in Iantos unsichtbaren Schild und schlug sich die Stirn auf.
Ianto erinnerte sich gerne heute noch an das Gesicht des Jungen wenn er mal einen Lacher brauchte.
Seine Kraft nutzen um damit Menschen zu helfen, ist ihm eigentlich noch nie in den Sinn gekommen. Tja, aber das erwartete man nun von ihm auf der ´Eraser´.
Weldon griff nach seiner Spule. Ianto hob eine Augenbraue. Er dachte jedes mal an Anansi wenn er Weldons Drähte sah.
"Was ist los?"
Weldon biss sich auf die Unterlippe.
"Es fängt an."
Eine Fontäne aus Blut sprengte einen Teil der Eraser weg. Holzplanken rieselten umher, Jill und Tabea die Ianto vorhin beim Frühstück gegenüber saßen, segelten als abgetrennte Oberkörper durch die Luft.
Das Deck quoll über von schäumendem Blut auf dem sich Blasen bildeten.
Schock. Das war alles wozu Ianto in der Lage war. Zum Glück hatte sich die Schutzkuppel um ihm und Weldon automatisch gebildet. Einer der Vorteile eines Phalanxia war es, dass sich die Schilde selber anstellten wenn sie benötigt wurden. Langsam begriff Ianto.
Es gab nur einen Menschen der so einen widerlichen Überraschungsangriff starten würde. Aber wieso war er schon da? Ianto hatte mit ihm noch nicht gerechnet. Naiv wie er war hatte er gehofft ihn erst wieder zu treffen wenn es Flama besser ging.
Weldon trat einen Schritt vor doch Ianto packte ihn am Arm.
"Nicht! Er hat die selbe Kraft wie Costello! Einen Teil davon! Bleibt in meiner Kuppel! Und egal was ihr tut, fass sein Blut nicht an! Atmet nicht mal ein Tröpfchen davon ein! Egal wie winzig!"
Der Mann der seit über einem Jahr durch Iantos Albträume geisterte, landete auf dem Deck der ´Eraser´. Zahnräder und Schläuche ragten aus seiner Rüstung und ließen ihn aussehen wie ein Insekt aus Blut und Stahl. Soldaten mit dem Wappen der Rotschild-Söldner auf der Brust folgten ihm.
Ianto kämpfte damit nicht zu kotzen. Er hatte Jill und Tabea gemocht verdammt!
"Hallo meine Schweinchen!" sagte Cervantes Rotschild. Er grinste wie ein Hai und leckte sich das Blut von den Lippen. Er hielt seine beiden Macheten in den Himmel.
"Der Schlachter ist da!"
König Gerhard saß auf seinem goldenen Thron, den einen Bein über dem anderen. In seiner linken Hand hielt er einen Glas Wein.
Der König von Constin war ein gut gebauter Mann, was man anhand seiner offenen Oberkörper gut erkennen konnte. Er trug seinen Königsmantel nur, wenn er sich in der Öffentlichkeit zeigte. Ähnlich verhielt es sich mit der Krone. Sein Schwert hingegen hatte er immer griffbereit bei sich.
Er streifte seine Hand durch seinen roten Bart, der die gleiche Farbe besaß, wie seine spitzen, nach oben gerichteten Haare.
Seine Augen bewegten sich langsam von links nach rechts, während er die Anwesenheit seiner Generäle prüfte, obwohl sich in den letzten Minuten nichts an ihrer Anzahl verändert hatten.
Dann stellte er sein Glas ab und lehnte sich in seinem Thron zurück.“Wo bleibt General Blau?“ fragte er den anderen drei Generälen. „Haben meine Boten euch etwa nicht gesagt, wie eilig und wichtig die Besprechung ist?“
General Braun verschränkte seine Arme und schüttelte seinen Kopf. „Ihr Bote hat sich deutlich genug ausgedrückt, euer Gnaden. General Blau wird sicherlich auf dem Weg sein.“
Einer der anderen Generäle lachte. Ein Mann. Ein alter Mann, fast vollständig verhüllt in seiner gelben Robe und deren Kapuze. Allein die untere Hälfte seines Gesicht war nicht verhüllt. Zumindest von keinem Kleidungsstück, sondern von seinem langen, grauen Bart. Es handelte sich um den ältesten der Generäle. Um den gelben General. Zusätzlich war er der Erzmagier Constins. Die gesamte dunklen Magier des Reiches gehörten zu seiner Einheit und fielen somit unter seiner Verantwortung. In dem Kristall seines stolzen Stabes, den er stets bei sich trug, war sein Zeichen als Ranghöchster Erzmagier eingraviert. Sein Lachen verstummte nach einer Weile, ohne genau erkenntlich zu machen, worauf es sich überhaupt bezogen hatte.
Als nächstes trat die jüngste aller Generäle hervor. Ein junges, attraktives, rothaariges Mädchen, etwa zwanzig Jahre alt. Sie trug einen silbernen Stirnband, der zu ihrer silbernen Ganzkörperstahlrüstung passte und scheinbar speziell für sie von dem selben Schmied hergestellt worden war. Ihre roten Augen blickten zuerst zu dem gelben Erzmagier, bevor sie sich ihrem König zuwandten. „Ich bin sicher, dass General Blau auf dem Weg ist, mein König. Er wird sicherlich jeden Augenblick eintreffen.“
Gerhard schloss seine Augen. „Er ist eingetroffen, mit einer weiteren Person.“
Die Generäle schauten sich untereinander verwirrt an. Scheinbar erwarteten keiner von ihnen eine weitere Person. Zwar war Blau noch nicht im Königssaal eingetroffen, doch der König konnte jegliche Personen und Bewegungen innerhalb der Burg der König wahrnehmen. Sein Schloss zählte dazu.
Und tatsächlich. Es vergingen nur wenige Minuten, bis General Blau den Saal betrat. Er hatte es sichtlich eilig, blieb vor dem König stehen und verbeugte sich entschuldigen. „Ich entschuldige mich für meine Verspätung, doch ich hatte mit ungewöhnlichen Dingen zu tun.“
Der König warf seinem General einen prüfenden Blick zu. Er sagte nichts. Seine Mimik verriet aber, dass er nicht vollständig zufrieden mit der Erklärung war und der General sich ausführlicher dazu äußern sollte.
Der blaue General richtete sich wieder auf. „Nun... meine Verlobte wurde angegriffen und ich musste schnell handeln. Wie komisch es auch klingen mag... mir wurde....“ er wurde unterbrochen.
„Eine Zukunftsvision zugeflüstert? Von deinem Gast, der gerade vor dem Saaleingang auf eine Audienz wartet. Ist es das, was du mir sagen möchtest, General Blau?“ fragte ihn der König mit einer ernsten, eisernen Stimme. Der blaue General schwieg für eine Weile, hob dann seinen gesenkten Kopf schließlich und nickte.
Daraufhin herrschte eine starke Anspannung in der Luft, die erst durch das Lachen des gelben Erzmagiers unterbrochen wurde.
„Ein guter Scherz General Blau. Sie behaupten also tatsächlich, Sie hätten einen Gast mitgebracht, der ihnen erfolgreich die Zukunft prophezeit hat?“ er runzelte seine Stirn und schüttelte herablassend grinsend seinen Kopf.
„Sie haben sich einfach reinlegen lassen. Es gibt viele Betrüger, die solche Ereignisse inszenieren können. Dafür braucht keiner die Fähigkeit in die Zukunft sehen zu können.“ stichelte er.
Der blaue General richtete sich wieder auf, hob seinen Kinn und blickte in die Richtung des Magiers. „Ich bin kein Idiot, General Gelb. Ich habe ihr jedoch mein Wort gegeben. Sie wollte eine Audienz beim König und ich habe es ausgerichtet.“ er drehte sich um und schaute zu seinem König.
Der König erwiderte den Blick mit einer ausdruckslosen Miene. Niemand wusste was in seinem Kopf vorging. Die Stille die mehrere Sekunde anhielt, kamen für alle Anwesenden wie eine Unendlichkeit vor. Die Stille die seine nicht rivalisierte Macht in dieser Burg auszeichnete.
Dann... endlich... Seine Mundwinkel zogen sich nach oben und seine Augenbrauen erhoben sich, als er nun alles verstand. Er nahm den Glas, welches er vorhin abgestellt hatte, wieder in seine linke Hand und lächelte.
„Das ist also, was du möchtest, General Blau.“ er nahm einen Schluck von dem kostbaren Wein. Dann kehrte die mächtige Stille für mehrere Sekunden zurück. Bis sie schließlich irgendwann nach einer gefühlten Unendlichkeit unterbrochen wurde.
„Du führtest dieses Mädchen hierher, damit ich beurteilen kann, ob sie tatsächlich über die Fähigkeiten verfügt, welche sie dir vorgegeben hat. Wenn sie die Wahrheit sagt, hättest du mir, deinem König, etwas von unschätzbarem Wert gebracht und falls nicht, würdest du sie als Komplize im Angriff auf deine Verlobte enttarnen.“ Der Mundwinkel Gerhards zuckte leicht, während er seine grünen Augen in die Richtung des blauen Generals drehte. „Versuchst du etwa die Macht deines Königs im Burg der Könige für deine eigenen Vorteile zu missbrauchen, General Blau?“
Blaus Augen weiteten sich und er hob abwehrend seine Hände. „A-aber eure Hoheit! So ist es nicht. Ich wollte ledigli-“
„Schweig.“
Der König schüttelte anschließend seinen Kopf. „Verschwende meine Zeit nicht mit einer Rechtfertigung. Zu deinem Glück erkenne ich tatsächlich die einzigartige Gabe in ihr, die Zukunft sehen zu können. Der Wert des Gastes den du mir brachtest, gleicht sich mit deiner Ungezogenheit deines Handels vollständig aus. Dir ist verziehen, Blau. Nun hol unseren Gast.“
General Blau beugte sich tief. „Sie sind zu gütig, mein König. Ich werde sie unverzüglich holen.“
Die anderen drei Generäle wirkten verwirrt, als der König tatsächlich soeben die Gabe ihres Gastes bestätigt hatte. General Gelb schaute ungläubig zu den anderen beiden. „Wie kann das sein?“
Die rote Generalin sprach. „Zweifelt ihr etwa an der Einschätzung des Königs, General Gelb? Ihr solltet es am besten wissen - Dem König stehen als alleiniger Herrscher unglaubliche Mächte in der Burg der Könige zur Verfügung. Darunter selbst besondere Gaben und Fähigkeiten von Personen ausfindig zu machen und ihre verschiedenen Stärken einzuordnen.“
„Ich würde niemals zweifeln. Das Ergebnis war nur... so überraschend.“
Der Gast wurde hineingebracht. Es war ein offenbar blindes Mädchen, die sich mit dem Stock ihr Weg abtastete. Der Braune General erkannte sie wieder. Sie war das Mädchen von heute Vormittag!


Die dreiköpfige Bande war inzwischen in ihr Versteck zurückgekehrt, nachdem sie dem blauen General vor einer Weile knapp entkommen waren.
Die beiden verwundeten, Akal und Tarm lagen verarztet in jeweils einer Couch. Nazmi hingegen saß mit einem Stuhl vor einem Tisch, auf der sich ein Rechteckiges Bildschirm aus reiner Psynergie befand. Aus dem Bildschirm ging jedoch merkwürdigerweise 0 Psynergie aus.
„Hat dir jemand schon gesagt, was für ein komischer Clown du bist Nazmi?“ beschwerte sich Akal, als er an seiner verbundenen Wunde beschwerend festhielt. „Ich kenne außer dir in ganz Silkanas keinen einzigen Menschen, der zwar über medizinische Kenntnisse verfügt, aber nicht in der Lage ist eine simple Heilpsynergie zu wirken. Irgendetwas hast du gewaltig falsch gemacht.“
„Vielleicht mag ich es auch nur, dich so furchtbar leiden zu sehen.“ er drehte sich am Stuhl und trat ihm leicht gegen seine Wunde. Der Attentäter schrie fluchend auf, während die anderen beiden zeitgleich auflachten.
Tarm klopfte daraufhin Akal an die Schulter. „Schau nicht so grimmig. Du bist schließlich der Grund, warum wir überhaupt so verwundet sind. Du weißt schon. 'Dein Auftrag' und 'dein Kampf'.“
„Pff. Du solltest nicht zu früh lachen. Wir werden noch sehen, ob dieses Mädchen, dass du am Nachmittag getroffen hast, tatsächlich so wichtig ist, wie du angegeben hast.“ gab er unzufrieden zurück.
„Wenn ihr beide die Klappe halten würdet, könnten wir etwas hören. Meine spezielle Wanze die ich ihr ansetzte ist eingeschaltet.“ beschwerte er sich.
„Der Bildschirm zeigt wieder nur komische Frequenzen, die nur du verstehst. Hättest du nicht deine Psynergie-Kamera unterjubeln können?“ jammerte Akal.
Plötzlich sprang Nazmi überrascht auf und drehte sich zu seinen beiden Kameraden. Er war sehr aufgeregt. Seine Mundwinkel waren bis zu seinen Ohren hochgezogen. Er zeigte nervös auf sein Bildschirm, auf dem nun eine Karte aus ganz Contin abgebildet war. Innerhalb des Radars leuchtete ein auffälliger Punkt mehrfach auf.
„S-sie... Ihr Standort...Sie befindet sich... Ihr Signal kommt... tatsächlich aus dem Burg der Könige!“
Die beiden anderen lachten nun ebenfalls erfreut auf. Tarm wurde von Akal lobend am Rücken geklopft. „Wie es aussieht war dein 'Fang' diesmal wirklich besser. Ich wette sie ist eine Prinzessin! Eine Prinzessin! Ja das ist sie!“
„Nun gehst du zu weit. Sie könnte auch nur eine Diplomatin sein.“
„Wie dem auch sei. Nazmi, bist du sicher, dass deine Wanze nicht im Tal der Könige auffallen wird?“
Der Informationsbeschaffer der Gruppe drehte sich erneuert zu ihnen und grinste Stolz. „Ich fühle mich aufgrund deiner Zweifel äußerst beleidigt. Du sprichst so, als würdest du mich nicht kennen.“
~Ihre Audienz wurde gewährt. Der König wartet drinnen auf sie.~ ertönte es aus dem Bildschirm.
„Seid nun still und hört gut zu! Sie wurde den Thronsaal nun betreten. Merkt euch jegliche Informationen die wir entweder selbst verwerten oder für teures Geld verkaufen können. Falls wir nicht fündig werden, gibt es für den Rest des Monats nur noch Bohnen zum Essen.“


Alayne trat mit langsamen, unsicheren Schritten vor, als sie endlich ihre Audienz bei dem König erhalten hatte. Der blaue General versuchte sie mit Hinweisen zu helfen, den Weg in Richtung König zu finden.
Obwohl sie den Thronsaal betreten hatte, musste sie eine ganze Weile gehen, was für die Größe des Raumes sprach.
Im nächsten Augenblick erhielt sie ein merkwürdiges Gefühl. Es war das Gefühl, dass sie bei der Begegnung von Auslösern einer Vision erhielt. Diesmal war es nicht nur einmal sondern doppelt.
Die Auslöser ähnelten ihrer beiden Visionen von heute, als sie dem Braunen und dem Blauen General begegnet war. Nun waren es vier Teile und die ganze Vision verformte sich dieses mal endgültig vor ihren eigenen Augen. Die Vision war klarer als jemals zuvor. Sie war nicht das... was sie erwartet hatte. So etwas hätte ganz gewiss niemand erwartet. Eine schreckliche Vision...

-Eine Person, sowohl Gesicht als auch Körper gehüllt in einem schwarzen Umhang stand vor einer großen Menschenmasse. Vieles war noch verschwommen, weswegen sie nicht die genaue Masse identifizieren konnte.
Eine einzige Person hob sich deutlich von der Masse ab und stand mit verschränkten Armen und einer aufrechten Haltung an der Front.
Dieser mindestens zwei Meter große Mann trug von Kopf bis Fuß eine unglaublich dicke Rüstung und eine furchteinflößende Axt, die mindestens seiner Körpergröße entsprach. Es handelte sich dabei um keinen anderen als General Braun.
„Ihr beide. Greift ihn an!“ rief er zwei Soldaten zu.
Unverzüglich trennten sich zwei Personen aus der Menge und liefen auf die umhüllte Person zu. Die Angreifer waren bewaffnet und griffen mit der Absicht zu töten.
Die Person mit dem schwarzen Umhang reagierte trotz angesichts des bevorstehenden Angriffes ruhig. Ruhig… bis sich etwas Intensives um ihn sammelte…
Sie spürte es, durch ihre Vision. Eine mächtige, boshafte Aura hatte sich um die Person ausgebreitet. Die Aura war nicht von Natur aus böse, sondern das was es verstreute - Eine unvergleichbare Mordlust.
Selbst ihr eigenes Bewusstsein, war durch die plötzliche Enthüllung dieser Mordlust vor Furcht erstarrt. Sie hatte noch nie in ihrem Leben eine noch kältere Aura wahrgenommen. Eine unvergleichbare Wiedergabe des Wunschs zum Töten.
Den beiden Angreifern erging es nicht anders. Die plötzlich auftretende Mordlust hatte sie vor Furcht erstarrt. Ihre Kopflosen Körper fielen leblos zu Boden, nachdem die umhüllte Person seinen kurzen Streich mit ihnen beenden hatte. Die Klinge womit er ihre Köpfe sauber getrennt hatte, war bereits zurück in der Scheide verschwunden. Die Person mit der kalten Aura warf nun ihren Umhang ab.
Bei der Person handelte es sich um einen jungen gutaussehender Mann mit langen blonden Haaren und kalten goldenen Augen. Er trug edle Kleidung. Eine Mischung aus schwarz, rot und gold.
Nun trat im Gegenzug General Braun, nun noch weiter hervor und sprach mit einer kräftigen Stimme.
„Wir haben schon auf dich gewartet! Du denkst du kannst hier einfach hereinspazieren, das Leben des Königs bedrohen und dann einfach davonkommen? Ich werde mich persönlich um dich kümmern.“
Die Schritte des stark gepanzerten Mannes wurden immer schneller. Die Distanz zwischen den beiden schloss sich schnell. Der gepanzerte Mann zog seine riesige Waffe. Sie leuchtete auf…-
„Argh-“ der General stoppte bei der Erkenntnis des fatalen Schmerzes in seiner Brust.
Aus seinem Mund floss unkontrolliert Blut heraus, dass auf den rechten Arm des Mannes runterfloss, der ihn so eben mit seinem Arm, durch seine mächtige Rüstung hindurch durchschlagen hatte. Er spüre die Hand, die tief in seiner Brust steckte.
Die Augen des Generals wandten sich fassungslos zu dem jungen Mann. Die kalten, goldenen Augen und die ausdruckslosen Miene, mit der er den Blick des Generals erwiderte, gab ihm die Erkenntnis seines bevorstehenden Schicksals. Der General spürte ein heftiges Licht in seiner Brust, dass von der Hand des jungen Mannes ausging. Das Licht in der Brust des Generals breitete sich explosionsartig aus. Er wurde von innen zerfetzt und es blieb nichts mehr von ihm übrig, bis auf den blutige Regen der als Abschied auf seinen Killer herabregnete, der nun mit langsamen, sich Zeit nehmenden Schritten sich der Menschenmasse hinzu bewegte.
Es herrschte ein langes Schweigen und Fassungslosigkeit in der Menschenmenge, die soeben den schockierenden Tod ihres Generals wahrgenommen hatte. Das Geräusch welche die riesige Axt beim Aufprall mit dem Boden machte, weckte sie aus ihrem Schock heraus.
Innerhalb der Menschenmasse trat nun eine andere Person heraus.
Diese Person konnte sie als General Blau wiedererkennen, der sich mit einer vorbildlichen und selbstbewussten Haltung vor die Menschenmasse gestellt hatte.
Sie hatte es vorher nicht genau erkennen können, doch nun fiel es ihr auf. Jede dieser Personen war mit breiten Rüstungen und scharfen Waffen ausgerüstet.
„Reißt euch zusammen. General Braun starb wegen seiner Arroganz. Er hat ihn alleine herausgefordert. Er ist nur einer. Wir hingegen über Tausend! Verteidigt den König! Los! Zeigt ihm die Macht der Elite-Soldaten Constins!“
Die Armee war sichtlich motiviert und jeder einzelne Zweifler, ließ nach General Blaus Ansprache, seinen Schock Zustand zurück und fokussierten ihren Feind. Die Soldaten zogen ihre Waffen und rannten mit einem Gebrüll auf den Eindringling zu. Dieser passte nun seinen Schritttempo an und lief der Flut an Soldaten entgegen.
Sie prallten aufeinander.
Der junge Mann trennte mit einem sauberen Schwerthieb seiner rechten Hand, den Kopf eines Soldaten, bückte sich unter einem feindlichen Hieb durch, der auf seinen Kopf gezielt hatte und schlug mit der linken Hand durch den Magen einer anderen Wache, während er mit der Schwerthand, seinen Angreifer und einen Soldat direkt dicht hinter dem Angreifer gleichzeitig mit der Klinge spießte. Dann sprang er mit einem eleganten Rückwärtssalto über zwei weiteren Soldaten, die ihn soeben mit dunklen Psynergie-Speeren attackierten und durchtrennte, noch während er sich im Luft befand, ihre Kehlen und brach mit einem sauber ausgeführten Kick, den Genick eines anderen Soldaten, bevor er nur einen Augenblick später auf dem anderen Bein landete.
Einen anderen Angreifer packte er mit der linken Hand, am Kopf, benutzte ihn als Schild vor etlichen Schwerthieben, zerquetschte diesem anschließend den Kopf, während er beim öffnen seiner Hand einen Lichtstrahl auf die sich dahinter befindenden Soldaten schoss. Noch bevor der Lichtstrahl auf seine Ziele traf, lies er kurz mit der anderen Hand seine Klinge los, wirkte eine kurze Psynergie und 'verschob' einen naheliegenden Soldaten zwischen sich und dem aus der Luft herabstürzenden Angreifer, der stattdessen seinen eigenen Kameraden traf. Zeitgleich hatte er, seine losgelassene Klinge wieder gepackt und den Kopf der beiden über ihn befindenden Soldaten durchspießt, während die Detonation des abgefeuerten Lichtstrahls die Ziele Chancenlos zerfetzte.
Die Wachen waren unglaublich gut ausgebildet, gut koordiniert und griffen zusammen mit äußerst tödlichen Kombinationen ab. Sie waren durchaus gerecht Elite genannt zu werden. Doch dieser junge Mann ließ sie so aussehen wie Amateure.
Sie konnte nicht glauben, was sie in ihrer Vision sah. Dieser junge Mann bewegte sich mit solcher Eleganz, solche Agilität und zugleich brutale Stärke. Er verschwendete keine einzige seiner Bewegung. Keine einzige. Jede einzelne seiner Bewegung war darauf ausgerichtet zu töten. Mit Erfolg. Er stoppte keine einzige Sekunde. Er dachte nicht nach. Seine Bewegungen waren flüssig, seinen Gegnern mehrere Schritte voraus, so als wäre es kein Kampf sondern eine Vorstellung, für die er Jahrelang geübt hätte und nun vor einem Publikum präsentierte. Der Kampfinstinkt des Mannes bewegte sich auf dem äußersten Rand des für einen Menschen mögliche.
„Nun reicht es.“ ertönte es von dem blauen General, der sich nun in 4 Abbilder seiner selbst teilte. Sie trugen eine Zwillingsklinge. Sie kreuzten die beiden Klingen, während sie auf den jungen Mann zuliefen.
Die Soldaten die den General bemerkten, entfernten sich von ihrem Gegner. Die 4 Abbilder bildeten eine spezielle Formation. Sie verschwanden. Der erste tauchte direkt hinter dem jungen Mann auf. Noch bevor dieser dazu kam anzugreifen, wurde er in zwei geteilt. Nun erschienen auch die anderen drei Abbilder. Der junge Mann wisch den 6 Klingen mit einem Sprung aus und führte noch Mitten in der Luft einen herausragenden Drehkick heraus, der allen drei Abbildern das Genick brach.
Die Abbilder jedoch verschwanden nicht und regenerierten sich, nur um sich danach zurückzuziehen.
„JETZT! SCHÜTZEN! FEUER!“
Aus den Türmen hagelte es an mächtige, vernichtende Psynergie-Salven, die direkt auf den jungen Mann herabregneten. Dem jedoch gelang es mit mehreren, schnellen Rückwärtssaltos jeden einzelnen der Salven auszuweichen und an Distanz zu gewinnen. Der blaue General erschien wieder vor seiner Armee.
„WIR HABEN IHN! FERNKÄMPFER!“
Die Fernkämpfer der Armee der Elite-Soldaten von Constin hatten sich bereits vorbereitet. Die Taktik des blauen Generals ihren Feind in die Distanz zu verdrängen war aufgegangen.
„JETZT!“
Ein Bündel aus hunderten von finsteren Psynergiestrahlen wurde abgefeuert. Eine unglaublich Sammlung an mächtige Psynergiemenge.
Der junge Mann ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Sein Ausdruck war genauso fokussiert wie am Anfang. Er schloss seine Augen. Eine weiße Aura bildete sich um seinen ganzen Körper. Seine Augen öffneten sich. Er entgegnete die Welle mit einem wahrhaft gigantischem Lichtschild, der sich zwischen den beiden Parteien aufbaute. Der finstere Psynergiestrahl traf auf den Lichtschild. Es folgte eine heftige Explosion und ein Großteil des Schlachtfeldes wurde von einer riesigen Staubwolke umhüllt.
Der junge Mann, scheinbar seine Orientierung kein bisschen von der Staubwolke eingeschränkt, hatte die Distanz geschlossen und war in die Menge gesprungen. Die Soldaten bemerkten ihn.
„Odysee.“
Ab diesem Zeitpunkt war es nicht länger ein Kampf, nicht länger eine Schlacht. Es war ein Massaker!
Die Soldaten hörten einen Schrei nach dem anderen. Es regneten um die Hundert Geisterklingen von dem Himmel herab, die aufgrund der starken Staubwolke, eine Menge Soldaten überraschten. Das war jedoch nur das harmloseste gewesen. Die Geisterklingen erschienen immer wieder von neuem. Nicht mehr nur von oben, sondern diesmal sogar direkt unter der Kehle oder direkt vor der Stirn der Soldaten. Aus unmittelbarer Nähe erledigen die Geisterklingen hunderte von Soldaten und erschienen von erneuert, um alles was sich in einem bestimmten Umkreis des jungen Mannes befindende, systematisch abzuschlachten. Die talentiertesten und die reflexartig stärksten Soldaten konnten ein paar der Geisterklingen entgehen oder mit ihrer Psynergie blocken, doch aufgrund ihrer überwältigenden Anzahl überlebten nur die geringsten.
Der junge Mann hingegen schien sich nicht einmal richtig auf die Geisterklingen zu konzentrieren oder zu verlassen. Er selbst schwang seine eigene Klinge und erledigte einen Soldaten nach dem anderen, die sich in seiner unmittelbaren Nähe befanden. Nachdem er erneuert von den Angriffen aus den Türmen gestört wurde, zerstörte er diese mit jeweils einer Lichtkugel, die bei dem ersten Kontakt, eine mächtige Detonation verursachten. Es war genug um die Türme zum einstürzen zu bringen.
Als der Sturm der Geisterklingen aufhörten, wurde der junge Mann schließlich von 8 Klingen erwischt.
Der blaue General hatte ihn erwischt, doch er gab keinen Schrei von sich. Seine finstere Miene richtete sich nun zum blauen General, während dieser nun schockierend feststellen konnte, dass der, von der weißen Aura umhüllte Körper des jungen Mannes, keine Wunde davon getragen hatte.
Blitzartig erschienen mehrere dutzend Geisterklingen und spießten alle vier Abdrücke fatal durch. Die Abdrücke lösten sich auf und nur einer blieb zurück, der Echte. Der blaue General fiel leblos auf den Boden. Der junge Mann blieb stehen und richtete sein Blick wieder auf die Soldaten.
General Gelb ballte seine Faust, die Moral der Soldaten war nach dem Verlust des zweiten Generals stark geschwächt. Dann jedoch lachte er. Das Lachen war so stark, dass er innerhalb der vorhin eingetretenen Stille auf dem Schlachtfeld deutlich zu hören war.
Der junge Mann richtete sein Blick auf die Mauer, auf die der sowohl gelbe General als auch der Erzmagier zusammen, mit seinen untergebenen Dunkelmagier stand und durch seinen langen, grauen Bart streifte.
„Du denkst wohl, du könntest alleine nach Contin kommen und die gesamte Einheit auslöschen? Ist das was du gedacht hast?! Wir werden uns NICHT blamieren!“ der Erzmagier lachte und richtete sein Stab Richtung Boden. Der Kristall leuchtete rot auf.
„DU HAST MIR KEINE ANDERE WAHL GELASSEN, BENGEL! ES MAG VIELLEICHT FÜR DICH VIEL ZU ÜBERTRIEBEN SEIN, ABER DU WIRST VOR ANGST ZITTERN! SPÜRE DIE TRUMPFKARTE CONTINS!“
Auf dem Boden leuchtete ein rotes Siegel auf. Es war ein Ritualkreis. Das rote Licht auf dem Boden flog hoch in den Himmel.
Der Erzmagier sprach während den Anfeuerungsrufe der Soldaten weiter.
„DIE FINSTERE GOTTHEIT! LEIHE CONSTIN DEINE MACHT!“
Seine Stimme wurde sehr fanatisch. Genauso wie die Rufe der Soldaten. Nur wenige Augenblicke später sammelte sich eine unglaubliche Menge an Energie am Himmel. Die Energie verformte sich und aus ihr entstand ein gigantischer, pechschwarzer Drache ohne materielle Form.
Die Dunkelmagier schauten zu ihrem General. Dieser nickte. Anschließend leuchteten die Dunkelmagier auf und wurden in den Drachen eingesogen. Die Energie des Drachens stieg noch weiter an. Der Erzmagier verschwand mit einer teleportartigen Technik und erschien auf dem Kopf des Drachens. Er blickte von dort auf den jungen Angreifer hinab.
„Seit dem Tag ihrer Geburt, absorbiert dieses Siegel täglich einen winzigen Teil der Psynergie der Bürger von Constin. Für Zeiten wie diese. Du kannst dir nicht einmal vorstellen, wie viel Psynergie es innerhalb der Jahre absorbiert hat. Meine Einheit leiht der FINSTEREN GOTTHEIT noch zusätzlich ihre gesamte Psynergie. Seine Macht reicht aus um selbst eine ganze NATION zu vernichten! DU wirst nun für deine Sünden bezahlen, Bengel!“
Der junge Mann hatte seine Miene nicht verändert. Sein Blick ging zu dem Drachen, der bedrohlich und kraftvoll mit seinen Flügeln in der Luft schlug.
Die Augen des Drachen schauten zu seinem Feind. Der Drache bemerkte ihn und fiel in einem Sturzflug auf ihn herab. Der Drache holte mit seinen Klauen aus und schlug nach dem jungen Mann. Der junge Mann hingegen zeigte kein Anzeichen sich zu verteidigen.
Plötzlich stoppte sie. Die Klaue stoppte nur kurz vor seinem Gesicht. Der Drache war Bewegungsunfähig und konnte sich nicht mehr bewegen. Der Drache war am ganzen Körper von riesigen, goldenen Ketten gefesselt, die sogar seiner unglaublichen Macht standhalten konnten. Die Ketten kamen sowohl aus dem Boden, als auch mitten aus der Luft heraus, so das nicht genau erkenntlich war, woher genau sie überhaupt erschienen waren.
„Das ist nicht möglich! Was sind das für Ketten?! FINSTERE GOTTHEIT! Befreie dich von ihnen!“
Der Drache versuchte es, doch vergebens. Die Ketten am Boden und um den Hals den Drachens verengten sich, so dass der Drache mit dem Kopf auf den Boden, vor den Füßen des jungen Mannes gedrückt wurde. Der Erzmagier der auf dem Kopf des Drachens stand, zuckte zusammen. Es herrschte eine absolute Stille, die nun von den Worten des jungen Mannes unterbrochen wurde. Zuvor jedoch bildete sich noch ein Lächeln auf seinen Lippen.
„Menschen sind so einfältig. Sobald sie ein Wesen nicht verstehen und diese ihre eigenen Erfahrungswerten bei weitem übersteigt, betiteln sie diese als Gottheit und beten das Wesen an, in der Hoffnung eine Lösung und eine Antwort für alle ihre Probleme gefunden zu haben.“
Er richtete seine Hand in die Richtung des Drachens. Seine Aura leuchtete auf. Es verging nur ein einziger Augenblick. Eine furchteinflößende Lichtwelle pulverisierte den gesamten Drachen und mit ihr den gelben General. Es herrschte erneuert Stille.
Die Soldaten waren sprachlos. Sie alle hatten dem ganzen fassungslos zugesehen. Ihr Moral war endgültig gebrochen. Nichts, egal was man ihnen sagte oder versprach. Nichts konnte mehr ihr Kampfwillen zurückbringen. Eine Waffe nach dem anderen wurde fallen gelassen und ein Soldaten nach dem anderen ging auf die Knie.
„Wir ergeben uns.“
„Wir werden alles tun, was du möchtest.“
„Bitte töte uns nich-“
Sie starben durch die plötzlich erschienen Geisterklingen vor ihrem Kopf. Die restlichen Soldaten waren vor Angst erstarrt oder liefen nun von dem Schlachtfeld davon.
Die Aura des jungen Mannes leuchtete ein letztes mal auf. Diesmal sogar intensiver als bisher.
Aus dem Boden wuchsen riesige goldene, Stacheln die die wehrlosen und fliehenden Soldaten zerfetzten. Andere wurden durch den Regen der Geisterklingen zerfetzt. Die gesamte Armee wurde ausgelöscht. Zurück blieb nur noch Tonnenweise zerstückelte Leichen und ein See aus Blut durch die der junge Mann unbekümmert hindurchging. Seine Kleidung war komplett mit dem Blut seiner Gegner gebadet. Sein Weg zur Burg wurde nicht länger gestört. Zumindest nicht, wenn es diese letzte Person nicht geben würde.
Die rothaarige Generalin bewegte sich nicht. Sie griff nicht an, sie lief nicht weg, sie würde nicht um ihr Leben betteln. Sie schaute ihn an furchtlos an, als er mit langsamen, gleichmäßigen Schritten sich ihr näherte. Er kam immer näher. Dann schrie sie ihn an.
„Das haben wir nicht erwartet.... keiner von uns... einen solchen Monster....Wir haben den Helden Mirnuzars erwartet....“
Das Schritttempo stoppte zwar nicht, doch es bildete sich ein belustigtes Lächeln auf seinen Lippen. Ein Ausdruck, als habe die Frau etwas äußerst lustiges gesagt. Seine goldenen Augen fokussierten ihre, als sie nur noch wenige Meter voneinander weg standen.
„Du hast einen Helden erwartet...? Arme Närrin.“
Er stand nun genau neben ihr. „Helden existieren nur in Geschichten.“
Die Frau wurde von zwei Geisterklingen an der Brust durchbohrt. Eine letzte Geisterklinge durch ihr Mund, welche bis zur ihr Kopfrücken herausstach nahm ihr schließlich das Leben.


Die Vision hatte geendet. Alayne konnte noch immer nicht fassen, was sie da vorhin gesehen hatte. Als Zeuge eines solchen Einblicks zitterte sie. Wer war dieser junge Mann gewesen?
„Deine Gabe hat sich vorhin aktiviert. Das heißt wohl, du hast in die Zukunft gesehen, richtig?“ sprach sie eine kräftige Stimme an. Sie jedoch antwortete nicht und versuchte das gesehene zu verarbeiten. Nach einer kurzen Weile hörte sie eine andere Stimme.
„Antworte auf die Frage des Königs, Mädchen.“ Sie konnte die Stimme dem gelben General aus ihrer Vision einordnen.
„Pff. Zuerst möchte sie eine Audienz bei König Gerhard und nun möchte sie nicht sprechen.“ bemerkte der braune General an.
„Wartet. Sie scheint vorhin etwas äußerst beunruhigendes gesehen zu haben.“ hörte sie den König mit verständnisvollen Worten. „Was genau sahst du in deiner Vision?“ hackte er neugierig nach.
Alayne antwortete nicht sofort. Diesmal jedoch wurde ihr scheinbar die nötige Zeit gegeben, um auf die Frage zu antworten. Sie nahm dieses Angebot dankend an. Jemand hatte ihr ein Glas Wasser gebracht, dass sie ebenfalls annahm und daraus trank.
„Die Zerstörung Constins.“ sprach sie schließlich aus. „In meiner Vision wurden... sowohl Ihre Generäle und als auch ihre anwesende Armee, von einem einzigen Mann vernichtend geschlagen. Einem Mann, der als 'Held von Mirnuzar' bekannt ist.
„W-was? Das ist absurd.“ rief König Gerhard überrascht, war sich jedoch aufgrund seiner eigenen Kräfte durchaus über die Gabe des Mädchens bewusst. Er wusste, dass es stimmte, konnte es jedoch nicht glauben. „Und was ist mit mir? Was ist danach genau passiert?“
Sie schüttelte ihren Kopf. „Das einzige was ich war, war die Schlacht selbst. Ich kenne nicht den Zeitpunkt. Ich habe nichts in meiner Vision über sie sehen können, König Gerhard. Ich besitze leider nicht die Möglichkeit aktiv in die Zukunft zu sehen, sondern es passiert von Zeit zu Zeit... alleine. Ich entschuldige mich dafür.“
König Gerhard schien beunruhigend, was in Anbetracht der Situation nichts außergewöhnliches war. Er ballte seine Faust. „Wer ist dieser Held Mirnuzars? Ich, König Gerhard, werde nicht zulassen, dass dies geschieht!“
Alayne schüttelte ihren Kopf.“Ich kenne ihn leider nicht. Die Vision die ich sah, ist nicht unabwehrbar. Die Szenarien in meinen Visionen setzen voraus, dass alle betroffenen Partien den gleichen Wissensstand besitzen wie in meiner Vision.“
„Mit anderen Worten: Jetzt, weil wir darüber informiert wurden, unterscheidet dies uns bereits von den Personen, die wir in deiner Vision waren.“ schlussfolgerte die rote Generalin daraus.
Alayne nickte. Der König wirkte zufrieden.
„Ich bedanke mich aufrichtig für diese wertvolle Information, junge Dame. Du hast Constin einen großen Dienst erwiesen. Wir werden als Zeichen unsere Dankbarkeit sie entsprechend belohnen.“
Sie schüttelte ihren Kopf. „Sie sind sehr großzügig König Gerhard, doch diese Vision war nicht der Grund für meinen Besuch. Es ist eine andere.“
„Eine andere Vision?“
„Ja. Der Hauptgrund warum ich sie sprechen wollte, war eine andere Vision. Die Gefahr die von ihr ausgeht, ist viel größer. Sie betrifft nicht nur Constin sondern ganz Silkanas und ich sah als meine Pflicht, jegliche Reiche darüber zu informieren.“
„Soso... die Vision um Constin erhieltest du, als du hierhergekommen warst um mich, dem König Constins, über eine noch größere Vision zu informieren. Eine Vision, die die ganze Welt betrifft. Was hast du in ihr gesehen?“
Sie schwieg erst für eine Weile. Offenbar überlegte sie die richtige Wortwahl. „Nun... die Vision ist mir noch relativ unklar... die Gefahr von Chaos und Erschütterung die von ihr ausgeht jedoch immens. Bestimmte Personen oder Orte sind oft Auslöser für die Klarheit meiner Visionen, weswegen ich mir erhoffte, in meiner Reise durch die Welt, mehr Klarheit darüber zu erhalten. Deswegen sah ich als nötig, alle Reiche darüber zu informieren und dabei auf Auslöser zu treffen, die mir die Vision immer klarer werden lassen.“
Sie verbeugte sich. „Ich wollte Constin lediglich über meinen aktuellen Stand informieren. Es wäre das beste für ganz Silkanas, wenn alle Reiche miteinander Kooperieren würden um diese dunkle Zukunft abzuwenden.“
Sie verbeugte sich erneuert. „Wenn Sie mich nun entschuldigen würden... ich muss zum nächsten Reich aufbrechen.“
König Gerhard legte vertraulich seine Hand auf die Schulter der jungen Frau. „Wie lautet dein Name?
Ich habe nämlich ein Angebot für dich, junge Dame. Ich würde dich gerne für Constin rekrutieren. Deine Gabe wäre für Constin eine unglaubliche Bereicherung. Du würdest gut bezahlt werden und dir würde es an nichts mangeln.“
„Mein Name ist Alayne.“ sie schüttelte ihren Kopf. „Sie sind sehr großzügig, König Gerhard. Doch leider muss ich ablehnen. Meine höchste Priorität ist im Moment alle anderen Reiche darüber zu informieren. Constin war erst das erste Reich, dass ich informieren konnte.“
„Ich verstehe.“ er nahm die Hand enttäuscht hinunter. „Das ist bedauerlich.“
Die junge Frau lächelte leicht, verabschiedete sich und drehte sich um. Mit ihrem Stock den Boden abtastend ging sie in Richtung Ausgang.
„Du hast eine Sache vergessen, Alayne. Deine Belohnung.“
Plötzlich spürte sie einen heftigen Schmerz. Einen Schmerz der von ihrem Rücken anfing und durch ihr Magen ging. Sie spürte ihr etwas scharfes. Sie spürte ihre Klinge. Etwas hatte sie durchspießt. Sie spuckte Blut und wurde immer schwächer. Sie realisierte erst jetzt, dass sie der König mit seinem Schwert durchspießt hatte. Aber warum? Warum? Was hatte sie verbrochen?! In einer Mischung aus Verwirrung, Enttäuschung und Wut, endete ihr leben.
Der König zog seine Klinge aus dem kalten Körper heraus. Die Generäle hatten die Aktion ihres Königs unterschiedlich aufgefasst. Während der gelbe Erzmagier dies sadistisch genossen hatte, schien die Loyalität des braunen Generals nichts als Respekt für das Handeln des Königs zu zollen. Die rote Generalin hatte ihre Lippe gebissen, sagte jedoch nichts, da sie ihre eigene Position kannte. Der blaue General war der einzige, der sich traute seinen Unmut zu äußern. „Warum....? Nach allem... was sie für uns getan hat...? Warum haben sie das getan.... mein verehrter König?“
Der König schüttelte seinen Kopf. „Sie hat zwar die Zukunft sehen können, aber von Politik hat sie nichts verstanden. Ein Chaos das ganz Silkanas betrifft? Chaos ist für die einen eine Hölle und für die anderen eine unvergleichbare Gelegenheit.
Wenn das Chaos endet, gehen nur die gerissensten Parteien aus ihr Siegreich hervor. Hätte ich ihr erlaubt, die anderen Reiche über das bevorstehende Chaos zu informieren, dann hätte ich die Existenz meines Reichs aufs Spiel gesetzt.“
Er setzte sich gemächlich zurück auf seinen goldenen Thron und schüttelte bedauernd seinen Kopf. „Als König von Constin besitze ich eine gewisse Verantwortung. Das Risiko sie am Leben zu lassen, wäre zu hoch. Stell dir nur vor, was passiert wäre, wenn irgendwo an einem anderen Reich ihre gesamte Vision Klarheit erhalten hätte.
Das Reich die sie als nächstes informiert hätte allen anderen gegenüber einen unglaublichen Vorsprung erhalten. Indem ich sie tötete sicherte ich Constin den Vorsprung und eliminierte die Gefahr in eine, Informationstechnisch, schlechte Position zu geraten.“ Er seufzte.“Wirklich bedauerlich, dass sie mein Angebot nicht angenommen hat.“
„Dafür hätte sie nicht unbedingt sterben müssen...“ wandte die rote Generalin ein. „Wir hätten sie auch gefangen nehmen können. Oder notfalls mit anderen Methoden überzeugt.“
Anders als sonst, wirkte der König im Moment äußerst offen für die Kritik seiner Generäle. Scheinbar, weil er über die fehlende Ehre seines Handels sich selbst bewusst gewesen war. „Ihr versteht es nicht. Als ich sie vorhin berührt habe.... habe ich ihren unbändigen Willen und ein grausames Potential gespürt...“ der König sah ernst zu seinen Generälen. „Ich weiß nicht genau was, aber in ihrer Gabe steckte etwas außergewöhnliches. Sie besaß große Kräfte in ihr. Wenn wir sie gefangen genommen hätten, wäre das Risiko, dass sie uns entkommen konnte, mit jedem vergangenen Tag gewachsen. Ihr Tod war die einzige Lösung für Constin.“
Die Generäle hatten scheinbar keine Einwände mehr zu dem Thema.
„Was tun wir wegen diesem „Helden Mirnuzars“, mein König?“ erinnerte der großgewachsene General.
„Kontaktiert 'Sie'. 'Sie' soll sich nach Mirnuzar begeben und eine solche Person ausfindig machen. Außerdem soll 'Sie' mich ständig über die Umstände in Mirnuzar informieren.“
Die rote Generalin nickte. „Ich werde mich unverzüglich darum kümmern, 'Sie' zu kontaktieren.
König Gerhard blickte zu der Leiche Alaynes. „Kümmert euch um die Leiche. Pulverisiert sie und lasst den Boden reinigen.“

Es herrschte entsetzen in der Bande, als sie Zeuge von der Grausamkeit des Königs wurden. Tarm hatte seine Faust geballt. „Wie konnte er sie einfach töten?!“
Selbst in Akals Augen zeigte sich ein verborgener Hass gegenüber dem König. Allein Nazmi schien seine Rationalität zu bewahren. „Es war grausam, aber sie ist nun Tod. Wir müssen überlegen, was wir machen werden... Constins Zukunft sieht nicht gerade rosig aus. Von den Informationen die wir erhalten haben, können wir kaum etwas verwerten.“
„Pff. Ist diese Chaosmitteilung nichts, was wir den anderen Reichen weiterverkaufen könnten?“ fragte Akal.
„Glaubst du ernsthaft, dass uns dies irgendwer abkaufen würde? Außer du besitzt über irgendwelche Fähigkeiten, mit welchen du das eintreffen deiner Zukunftsvisionen beweisen kannst.“
„Der Held Mirnuzars der ausspioniert wird. Ob wir von ihm für die Information etwas erhalten würden?“ fragte diesmal Tarm ein.
„Für eine solch populäre Person wäre es wohl eher verwunderlich, wenn er nicht ausspioniert werden würde.“
Die Gruppe seufzte.
„Was machen wir jetzt? Hauen wir von hier ab? Ich möchte nicht hier sein, wenn er hier eintrifft.“
Akal schüttelte seinen Kopf. „Wir gehören nicht zu der königlichen Armee. Somit sind nicht wir in Gefahr.“ er lächelte diabolisch. „Wer weiß. Vielleicht könnte das sogar UNSERE Chance werden. Ich zu meinem Teil habe noch eine Angelegenheit, die ich klären muss.“
„Meinst du deinen Kampf mit den blauen General?“ fragte Tarm.
Akal schaute erst leicht verwirrt zu ihm. Dann nickte er nervös zustimmend.
Nazmis Augen verengten sich. Das hatte er nicht gemeint.
"Gut, wer war heute nochmal gleich mit dem Kochen dran?"
"Bohnen..."jammerte Akal.
"Für Meister der Kampfkunst ist ihr Wille doch recht schwach, nicht wahr?"
Maro Monsur bedachte das Wesen, das sich im Schneidersitz auf der Platte seines Schreibtisches niedergelassen hatte mit einem angespannten Blick. Es war von menschlicher Gestalt, aber mit seltsam lederner schneeweißer Haut und durchgehend blauen Augen. Unter dem linken drang aus einem gezackten Riss ein sanfter goldener Schimmer.
"Ihr seid nicht so schwach, oder?", fuhr der Homunkulus fort.
"Ihr habt meine Tochter.", stellte Maro ruhig fest, "Ich werde wohl tun müssen, was ihr von mir verlangt."
"Euren Sohn ausliefern, um eure Tochter zu retten? Ich glaube kaum.", meinte Aleon kopfschüttelnd, "Ihr seid ein Vater. Ihr liebt eure Schöpfungen, Kinder meine ich. Wie eigenartig, dass dieses Wort verwendet wird es bezieht sich doch eigentlich auf sehr junge Menschen, oder?"
"Dann wird Merl sterben, falls euer Schöpfer-"
"Meister! Mein Schöpfer ist ein anderer, auch wenn er auch nicht mein Vater ist. Ich habe keinen. Und nein, ich weiß nicht, was mein Meister mit Merl tun wird. Aber ihr glaubt, dass er Meliza töten wird, wenn er sie nicht mehr braucht."
"Der Gedanke ist mir gekommen.", gab Maro zu.
"Also glaubt ihr, dass ihr eure beiden Kinder verlieren werdet, falls ihr meinem Meister gebt was er will? Und doch werdet ihr nicht einfach nichts tun und euren Verlust auf ein Kind beschränken. Es ist so wunderbar unlogisch."
"Wer wurde so argumentieren, wenn es um die eigenen Kinder geht?"
"Es ist logisch. Egal wie wertvoll etwas ist, es ist besser die Hälfte zu verlieren, als alles zu verlieren."
"Warum seid ihr noch hier?", fragte Maro ihn mit einem verärgerten Blick.
Aleon zuckte die Achseln. "Meister Hashiro sandte mich her, so muss ich davon ausgehen, dass er glaubt ich könne nicht allein zu ihm zurückkehren und warte darauf, dass er mich abholt."

Wenn es der Psynergie, die in dem Verdammniseinschlag steckte, gestattet gewesen wäre sich frei auszubreiten wäre nichts von der Straße oder Kolmack übriggeblieben, aber so wie die Psynergie konzentriert gewesen war, war dieser Zerstörungseffekt auf einen etwa zwei Meter Radius begrenzt.
Der Einschlag war fast fünf Meter von ihm entfernt aufgetroffen, so dass die Psynergie, die ihn bei Kontakt augenblicklich verdampft hätte, Kolmack nicht einmal erreichte. Es war einzig und allein die Schockwelle gewesen die hier wirklichen Schaden angerichtet hatte.
Die Häuser in der gesamten Straße waren eingestürzt die Straße jenseits des zwei Meter tiefen Kraters des Aufschlagspunktes war aufgerissen worden und hatte dunkle Erde freigelegt. Staub- und Rauchwolken quollen aus den Trümmerhaufen, die einst Häuser gewesen waren hervor, erfüllten die Luft und verdeckten Kolmacks Sicht.
Schwerfällig erhob er sich von wo ihn die Schockwelle niedergewalzt hatte. Seine Zähne entblößt von einem kampfhungrigen Grinsen ergriff er den Stiel seiner Axt seinen Blick konzentriert auf den Schleier aus Rauch und Staub zwischen sich und dem Krater gerichtet.
Die Wahrheit war, dass er sich alles andere wünschte als diesen Kampf zu führen, aber natürlich hatte Gejhan sie geschickt. Sie war die mächtigste Adeptin in seinem Gefolge und sie hatte eine persönliche Fehde mit Kolmack.
Ihre Form wurde sichtbar durch den Rauch. Kolmack konnte ihre Silhouette sehen, wie sie aus dem Krater stieg, den sie erschaffen hatte, und wie sie gemächlich über die ruinierte Straße schritt geradewegs auf ihn zu. Die Muskeln in seinem Körper spannten sich in Erwartung der kurz bevor stehenden Konfrontation. Würde sie ihre unglaubliche Psynergie in einem weiteren Zerstörungsschlag freisetzen und ihn zerfetzen, bevor sie einander richtig erkennen konnten. Nein, dann hätte sie gleich besser mit dem Verdammniseinschlag zielen können.
Also wollte sie nur noch ein paar Worte wechseln, bevor es dazu kam oder plante sie ihn langsam zu Tode zu quälen, ihn zu demütigen, ihn zum betteln zu zwingen?
Na schön Gossenratte, sie würde sehen was ihr dieser Hochmut einbrachte.
Er nahm einen tiefen Atemzug und als er ausatmete brach die Hitze eines Schmiedeofens aus jeder Pore seines Körpers hervor. Die sich explosiv ausdehnende Luft blies Staub und Rauch aus seiner unmittelbaren Entfernung. Die Trümmer knackten von der Hitze, der Boden unter seinen Füßen glühte rot und begann sich bereits zu verflüssigen. Flammenbänder züngelten aus der Fläche seiner freien Hand hervor und wanden sich seinen Arm hinauf bis über seine Schulter.
Er ballte die Hand mit aller Kraft zur Faust und fauchend bündelte sich die Psynergie.
"Ich habe auf Heute gewartet.", erklang ihre Stimme durch den Staubschleier kalt und kontrolliert.
"Du hast auf diesen Moment gewartet.", erwiderte Kolmack in einem Knurren, "Aber ich, weißt du, ich, ich habe keinen Gedanken an dich verschwendet, Gossenkind."
Ein finsteres Lachen ihrerseits. "Oh, das macht nichts. Weißt du es geht nicht um dich, es ist mir vollkommen egal ob du zu Lebzeiten wegen mir gelitten hast. Es geht mir hier nicht darum dich zu töten. Sicherlich wird es sich gut anfühlen, aber Rache allein war stets eine leere Motivation sie ist zu schnell vorüber egal wie lange man sie hinauszögert. Ich will mich daran erinnern dein armseliges Leben ausgelöscht zu haben. So oft ich kann will ich mich daran erinnern, wann immer mir danach ist und jedes Mal, wenn mich irgendetwas an dich erinnert. In gewisser Weise könnte man also sagen, dass alles was ich von dir will eine glückliche Erinnerung mit dir ist."
Der Staubschleier teilte sich und endlich konnte Kolmack in Wevens teils verdecktes, teils tätowiertes Gesicht sehen. Im selben Augenblick warf er seine Hand nach vorne und öffnete die Handfläche.
"Hydradunst!" Das Brüllen der Flammen war ohrenbetäubend als ein halbes dutzend flammender Drachenköpfe aus seiner Handfläche hervorbrachen. Ein jeder zwei Mal so groß wie ein ausgewachsener Mann und einen gleißenden Flammenschweif hinter sich herziehend.
Wevens Lippen teilten sich in einem schmalen Lächeln als sie die Hand ausstreckte, die nicht von ihrer Hellebarde blockiert wurde und im Kreis bewegte. Ein Schattenband schnellte aus ihrer Handfläche hervor und wirbelte infolge ihrer Handbewegung spiralförmig vor ihr in der Luft.
Weitere Drachenköpfe schossen als eine zweite, dritte und vierte Salve aus Kolmacks Handfläche noch ehe die erste Wevens Verteidigung erreichte, doch jeder einzelne wurde von dem wirbelnden Schild abgelenkt oder zerteilt ohne der Frau dahinter auch nur ein Haar zu krümmen. Die Projektile wirbelten ziellos durch die Luft, oder schlugen in Trümmer und Boden ein, explodierten in fauchenden Feuerbällen.
Im selben Moment in dem der Raum zwischen ihnen vollends von Flammen verhüllt war setzte Kolmack nach vorne und schwang seine aufheulende Axt. Die entfesselte rote Energiesichel schnitt durch die Flammenwand, doch Weven wich ihr mit einem einzelnen Schritt aus.
"Purgatorium!", knurrte Kolmack und Feuer brach unter den Sohlen seiner Stiefel hervor, als er sich vom Boden abstieß. Die Flammen wanden sich in Form eines riesigen Drachenkopfes um seinen Körper dessen pure Entstehung eine Druckwelle auslöste die geschmolzene Erde und Trümmerstück in seiner Nähe fortschleuderte.
Trotzdem schnellte Weven ihm entgegen, hob ihre Hellebarde und beschwor dutzende von Schattenbändern, die sich vor ihr aus dem Boden lösten, in den Drachenkopf schnitten und diesen mit unvorstellbarer Kraft in alle Richtungen auseinanderrissen.
Brüllend schwang Kolmack seine Axt und ließ sie erneut aufheulen, sodass die rote Energiesichel sämtliche Schattenbänder durchtrennte, bevor sie ihn im Zentrum des Drachenkopfes erreichten.
Weven war jetzt genau vor ihm und stieß mit der Hellebarde nach ihm, Dunkelheit überzog ihren Körper wie eine zweite Haut um sie vor der Intensität der Hitze die Kolmack ausstrahlte zu schützen, doch Kolmack hatte ihren Angriff bereits erwartet und lenkte die Speerspitze mit seiner Axt gerade so weit ab, dass sie ihn um Millimeter zu seiner Seite verfehlte. Ein Flammenwirbel umgab bereits seinen anderen Arm und eine Flammenlanze explodierte hervor sowie er zuschlug, um ein Loch durch die Brust seiner Gegnerin brennen.
Doch die Igniswalze brannte nur durch leere Luft. Im letzten Moment war Weven mit atemberaubender Geschwindigkeit zur Seite gewirbelt. Ihre Hellebarde hatte sie fallengelassen und stattdessen zwei lange silberne Dolche gezogen. Den einen hatte sie ihm blitzschnell in den Oberschenkel gerammt und wieder herausgezogen, noch bevor Kolmack erkannt hatte wie sie der Igniswalze ausgewichen war. Der zweite fügte ihm einen tiefen Schnitt am Unterarm zu, als er es gerade noch schaffte diesen zwischen die Klinge und seine Kehle zu bringen.
Ihre Geschwindigkeit war so groß das er den Messern nicht einmal mehr folgen konnte. Er versuchte vor Weven zurückzuweichen, doch sie hätte wohl auch dann an ihm dranbleiben können, wenn sein Bein nicht geblutet hätte.
Ein Messer fuhr über seine Rippen, dann schnitt eines in das Handgelenk seines Waffenarmes, ein weiterer Schlag fügte ihm einen Schnitt über die Stirn zu, weil er einen Hieb nach seinen Augen erwartet und versucht hatte auszuweichen.
Er ließ sich auf ein Knie fallen und hieb nach Wevens Beinen, doch sie sprang in einem Rückwärtssalto davon zurück und traf ihn dabei noch mit den Füßen im Gesicht.
Bevor sie landete hatte sie bereits einen Dolch wieder weggesteckt und sich ihre Hellebarde mit einem Schattenband zurück in die Hand geholt.
Im selben Moment traf Kolmacks Faust krachend auf den glühenden Boden. "Pyrogriff!"
Die Erde brach vor ihm auf und zwanzig Meter hohe Flammensäulen massive genug um einen Mann komplett zu verschlucken brachen vor ihm aus dem Boden hervor und breiteten sich Fächerförmig von ihm aus.
Schnell wie der Wind und beweglich wie eine Katze setzte Weven mit vielen schnellen Sprüngen zurück und bewegte sich dabei mit spielerischer Leichtigkeit zwischen den Feuersäulen hindurch. Sie richtete ihre Hellebarde auf ihn und Kolmack warf sich zur Seite. Darum traf ihn der pechschwarze Blitz, der aus der Speerspitze und präzise durch die Lücken zwischen den Feuertürmen hindurch schoss, in der Schulter statt Mitten in der Brust. Er schrie auf und stürzte mit einer qualmenden Verwundung auf die Seite, die Flammensäulen erstarben.
"Aura.", murmelte er leise und ein schwaches flackerndes Licht legte sich über seinen Körper und verschloss mit heilender Wärme seine Verletzungen.
Mit dem glühen von geschmolzenem Boden und dem Rauch in der Luft sollte Weven nicht in der Lage gewesen sein die Heilung zu bemerken, deshalb blieb er für den Moment erst einmal liegen, während Weven langsamen Schrittes auf ihn zu kam.
Das Miststück war ja größenwahnsinnig. Als wenn die Zeit der Freund eines von ihnen gewesen wäre! Seit dem Verdammniseinschlag war vielleicht eine halbe Minute vergangen. Seit dem sammelten sich bereits die Soldaten, um an den Ort des Kampfes zu teleportieren, sowie sie genug waren.
Bedachte man die Zerstörungskraft des Verdammniseinschlag würden sie viele gute Leute sammeln, bedachte man weiter, dass es einige Unruhen im Land aufgrund der verräterischen Generäle gab und selbst die Stadtwache reduziert worden war brauchten sie länger als gewöhnlich, dann konnte er optimistisch, aber noch immer realistisch, geschätzt damit rechnen, dass sie vielleicht zwei Minuten brauchten um die Truppen zu sammeln.
Es blieben also höchstens anderthalb Minuten, bevor sie von einem Einsatzkommando ausreichender Stärke umzingelt wurden. Bis dahin musste er weg sein. Entkommen konnte er Weven auf herkömmliche Weise nicht, also blieb ihm der Fluchttunnel, den er ohnehin hatte nutzen wollen, aber dafür musste er Weven irgendwie loswerden.
Und dann sah er das schwache Licht in der Richtung in der der Fluchttunnel lag. Oh, damit konnte er doch arbeiten.
"Weißt du..." Langsam setzte er sich wieder auf. Weven stand jetzt vor ihm und die Spitze ihrer Hellebarde berührte seine Kehle.
"Oh, letzte Worte?", fragte sie genüsslich.
Langsam ließ Kolmack seinen Blick den Schaft hinauf wandern und während er das tat bewegten sich auch seine Mundwinkel nach oben. Zu der Zeit, dass er Weven ins Gesicht sah, zierte ein breites Lächeln seine Lippen.
"Weißt du, ich habe gelogen, Misstück." Er lachte, doch Wevens Gesichtsausdruck von Belustigung blieb unverändert. "Ich habe pausenlos an dich gedacht. Hör mir gut zu Miststück! Ich habe mich an dich erinnert und an dieses andere Miststück und diesen Jungen und den kleinen Feigling und natürlich auch an die anderen beiden, die die ich abgefackelt habe! Die Wahrheit ist, dass ich die letzten Dinge die ich mit meinem Auge gesehen habe nicht vergessen kann und nicht vergessen werde und auch nicht vergessen will! Ich habe mich ihnen erinnern so oft ich konnte und so oft ich wollte und natürlich jedes Mal wenn mich etwas an dich erinnert hat und jedes Mal musste ich lachen! Die mächtige Weven, was auch immer sie heute ist, sie war und ist und wird für mich immer nur das jämmerliche kleine Gossenmädchen sein, dass heulend zu meinen Füßen liegt, während ihre Freunde brennen oder an ihrem Blut zu ersticken drohen! Also schön! Bring mich schon um, Kleines! Erinnere dich so oft du kannst, so oft du willst und so oft dich etwas an mich erinnert, wie ich gestorben bin, mit einem Lächeln auf den Lippen und einer wundervollen Erinnerung in meinem Herzen! Und erinnere dich, woran auch ich mich erinnert habe!"
"Oh.", Weven hatte ihr Lächeln noch immer nicht verloren, aber mit einem Schlag hatte sich ihre Ausstrahlung vollkommen verändert, eine gefährliche Kälte schien mit einem Mal alle anderen Eindrücke zu verschlucken, "So geht das aber nicht. Ich fürchte diesen Triumph kann ich dir nicht lassen. Wie viel Zeit haben wir noch, denkst du? Eine Minute vielleicht? Wie sehr kann ich dir wohl in einer Minute weh tun."
Na also! Er warf sich zur Seite und Weven wedelte mit der Hand. Ein schwarzer Blitz traf ihn in der Flanke und schleuderte ihn durch die Luft. Ein Schattenband schoss von dem Boden zu ihm hinauf und schlang sich um sein Fußgelenk, um ihn mit großer Wucht in einen Trümmerhaufen zu schmettern und ihm bei seinen Aufprall sämtliche Knochen zu brechen.
Gerade noch rechtzeitig schaffte er es mit der Entfesslung seiner Axt das Band zu kappen und in einem etwas erfreulicheren Winkel auf den Trümmern zu landen, dass er sich abrollen konnte.
"Aura.", murmelte er, um die Verbrennungen in seiner Seite zu heilen, während er sich aufrappelte.
Bevor er wieder auf den Beinen war trafen ihn beide von Wevens Füßen vor der Brust und schleuderten ihn ächzend mit dem Rücken auf den Trümmerhaufen.
"Das ist schon besser!", sprach Weven, die jetzt über ihm stand, "Kämpf um dein Leben! Kämpf! Kämpf! Kämpf!"
Mit jedem Wort schlug oder stieß sie ihn mit dem klingenlosen Ende ihrer Hellebarde. Seine Rippen brachen, sein Kiefer knackte. Er schrie vor Schmerz.
Sollte sie sich doch austoben er war dem Fluchttunnel schon erheblich näher gekommen, weil sie ihn bis jetzt in die richtige Richtung geprügelt hatte. Im Augenblick pressten ihre verdammten Schläge ihn natürlich nur mit dem Rücken in den Trümmerhaufen.
Er drückte seine Handflächen auf den Boden neben sich. "Detonation!"
Weven stieß sich mit den Beinen vom Boden ab und setzte mit einem Salto hoch in die Luft, wo sie bereits herbeieilende Schattenbänder fingen, bevor seine Psynergie die Wirkung entfaltete. Der Trümmerhaufen wurde von der ohrenbetäubenden Explosion in alle Richtungen versprengt und Kolmack hoffte inständig, dass die herumfliegenden Mauerstücke und Holzsplitter Wevens Sicht zu ihm unterbrachen. Er hechtete in Richtung des Fluchttunnels. Nur noch um diese Ecke.
Kolmack stieß einen gellenden Schrei aus, als seine beiden Knie gleichzeitig durchbohrt wurden und er der Länge nach hinfiel.
"DAS ist es was ich sehen will.", sprach Weven ruhig hinter ihm.
Kolmack rollte sich unter Qualen auf den Rücken jedes seiner Knie war von einem Schattenband durchstoßen worden, das vor Weven endete.
Langsam zogen sich die Bänder zurück und schleiften ihn an seinen Wunden über den brüchigen Boden. Mit einem elendigen Stöhnen hob er die Axt und entfesselte noch eine Energiesichel, die auch diese Bänder durchtrennte und einen tiefen Schnitt im Boden zwischen ihm und Weven hinterließ.
"Aura.", murrte er über knirschende Zähne und die durchtrennten Muskeln und gebrochenen Knochen begannen sich zu rühren und wieder zusammenzufügen.
"Vergebene Liebesmüh.", sprach Weven mit eisigem Lächeln, "Gefällt mir. Gefällt mir wirklich. Wenn ich jetzt noch einen geliebten Menschen vor deinen Augen ermorden könnte wäre das Bild perfekt. Aber da gibt es ja niemanden."
Kolmacks Lachen tönte über seine schweren Atemzüge hinweg. "Na ja, ich will ja nichts verschreien, aber ich glaube ich verliebe mich gerade."
"Was?"
Hinter Weven schoss Thyra aus dem Staubschleier, der selbst hier noch die Luft erfüllte, hervor. Sie trug die dritt-freizügigste Rüstung die Kolmack je gesehen hatte, in einer Hand ihr Schwert in der anderen einen Schild. Weven wirbelte auf der Stelle herum und lehnte ihren Oberkörper im Stand zurück, sodass die Klinge gerade so vor ihr durch die Luft flog. Als sich die Augen der beiden Frauen trafen hatte Weven bereits einen Dolch gezogen und Thyra in die Seite geschnitten.
Thyra stolperte zurück auf die gesprungene aber noch weitestgehend intakte Mauer eines Hauses zu. Weven schwang ihre Hellebarde und Thyra parierte mit ihrem Schild und stach mit dem Schwert nach Wevens Bauch, doch die Schattenadeptin trat mit einem flinken Schritt bei Seite zog ein Bein an und trat aus einer Drehung heraus mit solcher Wucht gegen den Schild das dieser zur Seite gestoßen wurde.
Schwarze Blitze schossen aus der Spitze von Wevens Hellebarde hervor, erfassten Thyra hoben sie in die Luft und schleuderten sie wie Abfall weg geradewegs durch die Hauswand zu der sie mit dem Rücken gestanden hatte.
"Ich hatte mehr erwartet.", merkte Weven an, da schossen auch schon weißglühende Strahlen aus allen Richtungen auf ihre Position zu.
"Verflüssiger!", sprach Kolmack den Namen seiner Psynergie aus, bevor er um die Ecke hechtete. Dann hörte er das Zischen und Blubbern als die Strahlen alles einschmelzender Flüssigkeit zusammenschlugen. Er machte sich keine Hoffnungen, dass Weven auch nur einen Kratzer abbekommen hatte. Der Angriff von allen Seiten sorgte hoffentlich wenigstens dafür, dass sie ihm nicht gleichzeitig folgen und verteidigen konnte.
Hoffentlich hatte er sich in Thyra nicht getäuscht. Sie musste genug von seinem Kampf mitbekommen haben, um zu verstehen, dass sie gegen Weven nicht den Hauch einer Chance gehabt hätte. Sie hatte nur Zeit schinden wollen, bis er wieder auf den Beinen war. Der echte Plan musste noch etwas weiter sein.
Da! Direkt vor ihm war der Eingang des Fluchttunnels. Er stand sperrangelweit offen und drei tote Stadtwächter davor in ihrem eigenen Blut, die ihn wohl hatten bewachen sollen.
Über ihm riss eine Strahlenpsynergie ein Loch in eine Hauswand und sprang und Thyra sprang zu ihm hinunter auf die Straße.
"Rein!", schrie sie, "Sie ist-"
Die gesamte Häuserfront hinter ihr wurde von abertausenden von Schattenbändern durchbrochen und das Gebäude fiel ein wie ein Kartenhaus.
"Dein Plan...?" Statt einer Antwort warf sich Thyra gegen ihn und riss ihn mit sich durch den Eingang des Fluchttunnels im freien Fall den Schacht hinunter.
Was sollte das?! Wenn es nicht komplett dunkel hier drin war...
Über ihnen explodierte etwas und die Decke stürzte ein.
...so wurde es hier drin natürlich auch komplett dunkel.
Sie schlugen auf dem Boden auf. Er konnte Thyra nicht sehen, aber er spürte ihren warmen Körper eng an seinem, wie sie ebenso wie er selbst zu kriechen begann. Er griff in seinen Mantel bekam den schwarzen Kristall zu fassen und die Dunkelheit verschluckte sie, während sie auf die Beine kamen und nebeneinader her zu rennen begannen.
Noch wagte er es nicht langsamer zu werden, aber sie hatten es ins Innere der Tunnel geschafft... sie waren entkommen.

Idens Herzschlag beschleunigte sich, als sie Tashkir aus dem Loch im Boden vor ihr in die Höhe schießen sah. Mehrere tiefe Schnitte zogen sich über seinen Körper seine zerfetzte Kleidung war an mehreren Stellen blutgetränkt, doch der Ausdruck von purem Hass auf seinem Gesicht war sogar noch furchteinflößender.
Im Zickzackkurs stieg er in die Höhe, um den Abstand zu den messerscharfen Eisscherben zu vergrößern. Dann richtete er sich neu aus und nahm sie ins Visier.
"ICH – BRING – DICH – UUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUM!"
Als eine blaue Lichtkugel löste sich Sharz aus dem Wirbel tödlicher Eisklingen, die noch immer hinter Tashkir herjagten und verbündete sich wieder mit ihr einen Augenblick, bevor mit einem ohrenbetäubenden Pfeifton Tashkir auf sie zuschoss.
Iden griff auf die zusätzliche Quelle von Psynergie zu und formte ihre Psynergie. "Eisraketen!"
Ein halbes dutzend Eisspitzen materialisierte sich vor ihr in der Luft und flog in Formation auf den Stadtwächter zu. Dann brach jede einzelne in fünf Einzelteile.
Tashkir stieß mit einem Fluch beide Hände zur selben Seite und fuhr auf der Stelle herum, bevor er in die andere Richtung davon flog, die Eisraketen direkt hinter ihm folgten ein jeder seiner Bewegungen.
~Das wird ihn nicht aufhalten.~ Sharz schoss als Lichtkugel aus ihrer Brust hinter dem Stadtwächter her, der inzwischen das Ende des Ganges erreicht hatte, die Beine anzog und mit den Füßen an der Wand landete.
"Finsterblitz! Finsterblitz! Finsterblitz!", schrie er und feuerte einen schwarzen Blitz nach dem anderen ab, die Priojektil um Projektil zersprengten.
Erst im letzten Augenblick stieß er sich wieder von der Wand ab und ließ sich von seinen Handschuhen vorwärts ziehen. Mit halsbrecherischer Geschwindigkeit schoss er durch eine Lücke, die er in die Formation gerissen hatte hindurch.
Die Eisraketen stoppten nur Zentimeter vor der Mauer in der Luft, drehten sich und flogen dann wieder Tashkir nach, doch er hatte den Abstand merklich vergrößert und hielt abermals auf Iden zu.
"Federklinge!", beschwor Sharz seine Psynergie, kurz bevor er und Tashkir zusammenstießen, doch der Wasserstrahl ging ins Leere, als der Stadtwächter die Handgelenke anwinkelte und sich Richtung Decke umlenkte, während er um seine Längsachse wirbelte, sodass er mit den Beinen an der Decke landete.
Für einen Moment rannte er entgegen der Schwerkraft and der Decke entlang, dann war er an Sharz vorbei und flog weiter. Sharz fuhr auf der Stelle herum und flog ihm nach eine Vielzahl messerscharfer Eisklingen in einem Wirbel um ihn herum, doch wie die Eisraketen würde auch er Tashkir nicht erreichen, bevor er Iden das Genick brach.
"Eisspiegel!", rief Iden und eine spiegelnde Eisfläche wuchs vor ihr in die Höhe. Schnell rannte sie zur Seite des Ganges und presste sich in der Hocke gegen die dünne Eiswand.
Dann durchbrach Tashkir diese auch schon und der Spiegel zerbrach in Scherben. Sie riss die Arme über den Kopf um sich vor den fallenden Trümmern zu schützen.
"WaaaaaaAAAAAAAA-! WoooooOOOOOO?! WO BIST DU?!", hörte sie den Stadtwächter, der an ihr vorbeigerauscht war in den Gang rufen, von seiner Perspektive hatte ihr simpler Trick so ausgesehen, als wenn sie sich eben in Luft aufgelöst hatte.
Sie trat in die Mitte des Ganges und hob die Stimme: "Hier bin ich!"
Mit einem Ruck brachte sich Tashkir in die vertikale, seine Sohlen schlitterten über den Boden des Ganges, während er noch bevor er zum Stillstand kam zu ihr herumfuhr.
Im selben Moment rauschte Sharz über sie hinweg und rammte ihn. Tashkir schrie gepeinigt auf als die um Sharz rotierenden Eisklingen in ihn hinein schnitten.
"Geh weg... geh weg... gehweg....gehweggehwegewegewegGEHWEG!" Ein Pfeifton und Sharz Faust fuhr durch die Luft. Sie erwischte Sharz in einem rechten Haken und schleuderte ihn mit der Geschwindigkeit einer Kanonenkugel gegen die Wand links von Tashkir, doch die Wucht des Aufpralls war so stark, dass er von dieser abprallte und gegen die linke prallte. Noch zweimal wiederholte sich das schon fast komische Phänomenen, bevor Sharz auf den Boden landete und über diesen rutschte bis er zu Idens Füßen zum Halt kam.
Mit geweiteten Augen blickte sie auf ihren Freund hinunter dessen Körper sich an einigen Stellen zu verflüchtigen begann und nicht regte, dann hörte sie Tashkirs Kampfschrei. Sie sah hoch und sah gerade noch wie er vom Boden absprang und sich von oben herab auf sie stürzte seine Faust fuhr in einem alles vernichtenden Schlag nieder... Dann fanden die Eisraketen ihr Ziel und explodierten.
Dieses Mal schrie Tashkir nicht. Die eiskalten Explosionen ließen ihn einfach aus der Luft fallen und auf dem Rücken aufschlagen.
Iden schluckte als sie seinen Körper sah, die Eisraketen waren in dutzende kleiner Splitter explodiert die Fleisch zerfetzt und Knochen gebrochen hatten.
Sie beugte sich zu Sharz hinunter, hob ihn auf und presste ihn mit beiden Händen gegen ihre Brust. Zu ihrer Erleichterung schmolz sein geschundener Körper zu einer Kugel blauen Lichts und drang in ihren Psynergiestrom ein. Die Kraft des Dschinn reichte nicht für ein Bündnis, aber zumindest war er so vor weiterem Schaden sicher.
Die Erleichterung schwand schnell als sie wieder Tashkir erblickte. Stehend. Direkt vor ihr. Der Augapfel seines linken Auges hing ihm an einem Nerv aus der Höhle, die Pupille seines rechten soweit geweitet, dass es unmöglich schien, dass er klar sehen konnte. Ein Stück seines Unterkiefers fehlte. Sein linker Arm hatte den Geist aufgegeben und hing schlaff an seiner Seite herunter, doch irgendwie schaffte er es den rechten selbst mit dem schweren Panzerhandschuh zu heben.
"Nein.", flüsterte Iden, als sie einen Schritt zurück machte.
"Dämon!", knurrte Tashkir, während er ihr hinterherkam. Sie konnte seine Rippen an einer Stelle sehen. Seine Kleidung und selbst seines Haut schienen nur noch als blutige Fetzen von seinem blutüberströmten Körper herunterzuhängen.
"Bitte...", flehte sie, versuchte sich umzudrehen, doch ihre Beine vermochten es nur einen weiteren Schritt zurückzuweichen, "Bitte nicht..."
"Teufel!", keuchte er Blut spritzte aus seinem Mund, "Monster!"
"Nicht...", sie wollte noch einen Schritt zurück machen, doch ihre Beine zitterten jetzt zu stark.
Wie in Zeitlupe streckte der tödlich verwundete Stadtwächter den Arm aus und schloss seinen riesigen Panzerhandschuh um ihren Kopf.
"Ich kann euch heilen!", schrie sie gedämpft durch den Griff, "Bitte lasst mich-"
"Nicht wieder... Nicht wieder...", Tashkirs Worte waren schon lange nicht mehr an sie gerichtet, "Muss dich mitnehmen... IN-DIE-HÖLL-"
"das nicht-"
Sie konnte regelrecht spüren, wie der Nervenimpuls langsam seinen Arm entlang wanderte, wie ein Muskel nach dem anderen sich zusammenzog, bis am Ende sich seine Faust schloss und dem Handschuh das Signal gab ihren Kopf wie eine Eierschale zu zerdrücken.
"-E!"
"tun..."
Ein heftiger Ruck ging durch Tashkirs Körper und ein letztes Gurgeln entwich seiner Kehle, als ihre Psynergie kälter als Eis in seine Adern floss.
"Frost!", ihre Stimme klang unendlich weit weg und viel zur ruhig, als sie ihrer Psynergie die endgültige Form verlieh und Tashkirs Blut zu Eis gefror.
Blutgefäße platzten, Fleisch erstarrte, splitterte und rote Eiskristalle stießen überall durch die Oberfläche von Tashkirs Körper.
Iden rutschte aus dem Griff seines Handschuhs und stürzte auf den Rücken. Furcthsam blickte sie zu dem Stadtwächter hinauf. Tashkir rührte sich nicht, fiel nicht einmal. Er blieb wie eine verstörende, verstörende Statue über ihr stehen.
Iden sah ihn wie erstarrt an. Ihr war schwindelig und übel. Sie spürte einen Klumpen in ihrem Hals. Mit einem Würgen riss sie den Kopf zur Seite und erbrach sich.

Vogt Ate betrat die kaiserlichen Gemächer mit einer Gelassenheit wie kein anderer es jemals gewagt hätte. Nun vielleicht Nordspeer, aber der hätte allen Grund gehabt angespannt zu sein und war vermutlich nur ruhig, weil er schlichtweg irre war.
Vogt Ate war schon lange ein alter Mann. Sein Haar war schneeweiß und dünn, seine Haut faltig und blass mit durchschimmernden bläulichen Adern und sein dunkles Gewand hing fast etwas zu lose über seinen dürren Körper, aber Ate hatte kein Problem damit alt zu sein. Immerhin hatte er trotz seines Alters keine Beschwerden. Seine Sehkraft war perfekt, seine Zähne makellos und in seiner Brust schlug das Herz eines Zwanzigjährigen, er war sogar dabei gewesen, als Naamos es einem dummen Jungen, der der Kaiserin missfallen hatte, noch schlagend aus der Brust gerissen hatte.
Die Augen waren auch neu, aber nicht von dem selben Jungen, die Farbe hatte Ate nicht gefallen. Jetzt waren seines Augen von demselben lila eines Windadepten, das den Leuten das Gefühl gab man würde geradewegs in ihre Seele blicken. Einige Dinge hatte Naamos auch in seinen Kopf eingepflanzt um seinen Verstand zu schärfen.
Ja, ja der Bruder der Kaiserin war ein Wundertäter. Die meisten seiner Wunder waren das Resultat grausamer Experimente, die Naamos und seine Wissenschaftseinheit durchführten, doch fühlte Ate sich nicht schlecht davon zu resultieren, es wäre viel grausamer gewesen, wenn aus den Experimenten kein praktischer Nutzen für irgendjemanden entstanden wäre.
Seine Kaiserin lag seitlich auf einer luxuriösen roten Liege. Sie trug nicht wie sonst ihre stachelbesetzte Rüstung, sondern ein schlichtes weißes Kleid, wenn auch ein ausgesprochen teures, ihre Füße waren barfuß. Außerdem hatte sie das Trugbild, mit dem sie sonst ihre Gestalt verbarg aufgelöst, sodass die geradezu göttliche Schönheit ihres Antlitz jetzt auf einer Seite ihres Gesichts von abgestorbener schwarzer Haut verschandelt wurde. Eine Bestrafung durch ihren Vater vor vielen Jahren, als dieser noch mit eiserner Faust im Ostreich geherrscht hatte.
"Meine Kaiserin.", er ließ sich auf ein Knie fallen und verbeugte sich tief, während er sich bemerkbar machte.
"Steht auf, Vogt."
Er nickte ehrerbietig und erhob sich wieder. "Wie kann ich euch dienen, meine Kaiserin."
"Seht her." Narsi fuhr mit der Hand durch die Luft und ein Strom von Psynergie formte dreidimensionale Bilder auf der Oberfläche des gläsernen Tisches und Stimmen wurden laut.
Ate beobachte das Geschehen schweigend und lauschte den Worten aufmerksam. "Chaos, das unserem Reich droht, meine Kaiserin?"
"Wenn man dieser Seherin glauben schenkt.", sprach Narsi gleichgültig.
"Das tut ihr nicht?"
"Eine blinde Seherin? Das ist so ein Klischee." Narsi lächelte amüsiert. "Ihr wisst wessen Thronsaal dies ist?"
"Die vier Generälen nach scheint dies einer der Könige von Constin zu sein, Gerhard."
"Constin war eine Idee meines Großvaters, wenn ich mich nicht irre."
Ate nickte. "Einen politischen Grubenkampf hat er es genannt."
"Details, mein Vogt, Details."
Er nickte abermals. "Selbstverständlich. Constin ist ein Zusammenschluss aus ursprünglich vier kleinen aber reichen Königreiche. Seid ihrer Gründung kurz nach dem Ende des Zeitalters der Türme führten sie stets blutige Kriege mit ihren Nachbarn. Dennoch schloss sich ein jedes von ihnen separat dem Kaiserreich Silkanas an. Nicht zuletzt deshalb, weil euer werter Ahne der erste Kaiser jedem König glauben machte, dass er von ihnen das einzige war, der ihm Treue schwor."
"Sie wollten die Macht des Kaiserreichs benutzen, um ihre Gegner wie Insekten zu zerquetschen." Die Kaiserin zuckte die Schultern. "Das kann ich respektieren."
"Es mag schwer vorstellbar sein, aber damals befanden wir uns nicht im Krieg, also waren die Verpflichtungen gegenüber dem Kaiser von einer deutlich indirekteren Natur."
"Wir befinden uns heute auch nicht im Krieg.", warf Narsi ein.
Ate gluckste. "Wir befinden uns beim Luft holen, während wir zum finalen Schlag ausholen. Aber ja Frieden liegt in Reichweite, kaum vorstellbar..."
"Fahrt fort."
"Ja, also... diese vier Reiche schlossen sich also alle dem Ostreich an, weshalb keiner von ihnen einen Vorteil aus der Verbindung ziehen konnte und die Auseinandersetzungen gingen weiter, wenn auch mit kaiserlichen Unterhändlern als häufig und gern ignorierte Schiedsrichter. Euer Großvater wurde dem schließlich überdrüssig, also machte er ihnen ein Angebot. Er gab ihnen die Freiheit von seinem Reich wieder."
"Mh?" Narsi hob eine Braue.
"Ihre militärischen Verpflichtungen uns gegenüber, sogar ihre Steuern wurden aufgehoben der Schutz des Ostreiches gegen außenpolitische Bedrohungen blieb jedoch bestehen. Letzteres war kein Verlust, denn Constin ist nicht gerade unser Vorhof, Hiran oder das zentrale Königreich hätten dort nie angreifen können ohne unser Reich zuvor zur Kapitulation zu zwingen."
"Er gab Ressourcen aus mehreren reichen Ländern auf?"
"Nun diese Freiheit hielt solange, wie diese Länder ein gemeinsames Herrschaftsgebiet beanspruchten. Sobald nur noch ein König verbleibt werden diese Länder, so der Vertrag, nicht nur wieder dem Ostreich eingegliedert, alle vier werden dem Herrscher des Königreichs Thars als Territorium unterstellt in anderem Worten alle vier dieser reichen Nationen werden Teil von Thars, dem Königreich eurer Familie, meine Kaiserin."
Seine Kaiserin klatschte in die Hände. "Wie amüsant. Hatte er angenommen sie würden sich in der ersten Woche zerfleischen?"
"Oh, nein, euer Großvater spielte sein Spiel am liebsten auf lange Sicht. Heute verbleiben nur noch zwei Herrscher in Constin. Ihr werdet erleben, wie ihr ihre Länder einstreichen könnt." Sein Blick lag auf den Bildern auf dem Tisch. "Außer ihr gedenkt dies als Zeichen der Aggression zu werten und wollt einen Militärschlag vorbereiten. Ich rate davon ab; warum einen Krieg riskieren und die übrigen Reiche nervös machen, wenn ihr einfach warten könnt."
"Ich gedenke nicht sie anzugreifen... nicht militärisch zumindest." Narsi drehte sich auf den Rücken und verschränkte die schlanken Arme hinter dem Kopf. "Da diese Informationen von der Wanze einer drittklassigen Gruppe Krimineller abgefangen wurden und die Bilder mit irgendeiner Spielerei meines Bruders aus dem Ton ermittelt wurden, echoortung was auch immer das sein soll, wollte ich dieses Wissen ohnehin nicht offiziell machen. Ich sollte dennoch reagieren oder?"
Der Vogt nickte. "Natürlich, meine Kaiserin. Zunächst schlage ich vor Informationen von unseren 'Verbündeten' in Mirnurzar über etwaige Helden einzuholen, um diesen Vernichter Constins zu finden. Ein bemerkenswertes Individuum zweifellos, eine gute Waffe, ein nützliches Druckmittel oder eine Bedrohung die im Keim erstickt werden muss."
"Ja, der gute Reyter hat sicher vor langer Zeit eine Liste von sogenannten Helden erstellt, die ihm gefährlich werden könnten. Redd soll ihn fragen, wenn er mal Zeit hat."
Ate zögerte. "Wäre Nordspeers Tendenz euch nun... zu verraten, hier nicht hinderlich?"
Narsi stieß ein helles Lachen aus und sah ihm dann direkt in die Augen. "Redd, ist ein süßes kleines Schoßhündchen! Ein guter Hund.", die Worte seiner Kaiserin ließen keinen Widerspruch zu, "Ja, er hat die Tendenz die Hand zu beißen, die ihn füttert, aber es gibt Schlimmeres was Schoßhündchen tun können..."
"Auf den Teppich zu urinieren, meine Kaiserin?", fragte Ate sie mit großen Augen.
"Mich langweilen!", korrigierte sie ihn scharf, "Und ihr, guter Vogt, habt euren Bedenken gegenüber Redd bisher jedes Mal Ausdruck verliehen. Ihr beginnt mich zu langweilen."
Andere Berater der Kaiserin wären an diesem Punkt bettelnd auf die Knie gefallen und hätten um Vergebung gebettelt. Ate gluckste nur amüsiert.
"Ja, meine Kaiserin, ich werde meine Bedenken gegenüber des Hündchens in Zukunft zurückhalten."
"Außerdem ist er bis jetzt doch immer nach zuhause zurückgekehrt. Wer ist 'Sie'?"
"Meine Kaiserin?"
"Die nachdem dieser Hampelmann am Ende schickt?"
"Oh, da müsste ich nachsehen.", meinte er ein wenig verstört, "Die einzigen Reiche die keine 'Sie' haben sind die die einen 'Ihn' beschäftigen. 'Sie' wird jedenfalls keine Gefahr darstellen. Constin kann kein Weltenportal öffnen, unsere Schilde verhindern es. Sie müssen wie alle anderen Königreiche bei uns anfragen. Bisher haben viele Königreiche nach einer Reise nach Mirnurzar gebeten, ich habe alle abgelehnt. Hier werde ich es genauso halten."
Narsi gebot ihm mit einer Handbewegung zu warten. "Nein, ich gestatte es. Schickt jemanden mit ihr mit."
"Wen?"
"Wer ist unsere 'Sie'?"
Ate überlegte. "Uh, ich nehme an..."
Sie unterbrach ihn. "Nein, schick Xiva."
"Xiva?!", fragte er erstaunt, "Nun Xiva ist nun wirklich kein 'Sie'-Meterial.
"Schick, Xiva.", wiederholte Narsi, "Dieses dumme Mädchen fängt an mich zu langweilen und sie ist zu nützlich, als das ich sie einfach umbringen könnte."
"Nützlich? Na ja wie man es nimmt."
"Außerdem würde mir mein lieber Bruder vielleicht lange nicht verzeihen, wenn seinem Töchterchen etwas passiert, weil sie mich langweilt."
Ate stieß einen verächtlichen Laut aus. "Ich glaube nicht das wir sie als Meister Naamos Tochter ansehen sollten nur weil er sie in einem Reagenzglas zusammengerührt hat. Ich veranlasse, dass sie König Gerhards Untergebene begleiten wird, wenn ich auch meine Besorgnis darüber zum Ausdruck bringen muss sie damit zu betrauen."
"Ich werde eure Sorgen ignorieren.", meinte die Kaiserin mit einem strahlenden Lächeln, "Und ihr solltet König Gerhard und wer auch immer der andere königliche Hampelmann in Constin ist mitteilen, dass ich ihr Reich besuchen werde... als Touristin."
"Meine Kaiserin?"
"Wie sagte er? Chaos ist eine Gelegenheit... Ich brauche keine Gelegenheit, aber Chaos macht das Leben interessant, also warum nicht. Vielleicht finde ich ja auch eine Spur unserer Seherin, vielleicht kannte sie ja noch jemanden mit einer derartigen Gabe, unser Seher ist doch schon arg an der Verschleißgrenze."
"Eine bedauerlicher Nebeneffekt davon seine Fähigkeiten künstlich auf ein nützliches Niveau zu steigern. Welche Vorbereitungen sollte ich wegen eurer Reise treffen?"
"Das erledige ich selbst, Minimum an Wachen, Maximum an Anonymität, leichtes Gepäck."
"Und... gedenkt ihr Constin am Ende dieser Reise zu beherrschen?", wollte der Vogt wissen.
Ein zauberhaftes Lachen ihrerseits. "Es wäre doch kein Chaos, wenn ich das vorher wüsste. Seit so gut und passt auf mein Königreich auf... und mein Kaiserreich. Alles wichtige leitet ihr dann an mich weiter."
"Ja, meine Kaiserin."
-15 Jahre zuvor in einem Reich in Silkanas-


„Ich hab euch alle lieb!“ sagte Apaec und brachte es fertig seinen Onkel und seine Brüder gleichzeitig zu umarmen.
Vier auf einen Streich, damit hatte er ja wohl seinen persönlichen Rekord für Gruppenumarmungen erreicht!
„Hör auf so kindisch zu sein! Ist ja kein Wunder dass du keine Frau hast du Kindskopp!“ sagte sein Onkel Gerrion.
Apaec antwortete mit demselben Grinsen, dass er schon als Kind aufsetzte wenn er eine Standpauke bekam.
„Du bist witzig Onkel. Als ob mich eine haben wollte..!“
Gerrion grinste nicht. Aber das war nicht verwunderlich. Apaec hatte seinen Onkel noch nie lächeln sehen.
„Hab ich dir net gesacht datt du mich Ernst nehmen sollst?“ erwiderte Gerrion und fuchtelte so wild mit seinem Zeigefinger umher dass Apaec fürchtete ein Auge zu verlieren wenn er zu nah kam.
Apaec hob die Hände in einer beschwichtigenden Geste.
„Jetzt wo ich befördert wurde, wird das Leben ernst genug. Lass mir doch das bisschen Spaß.
Gerrions wedelte durch die Luft.
„Eben drum sollst du dich nicht wie ein Kind aufführen, du Bengel! Du bist jetzt ein Offizier der direkt dem Befehl des kaiserlichen Palastes untersteht.
„Wenn du dich dumm benimmst, fällt dein Verhalten auf den Kaiser zurück! Du bist nu´ ein Mann von, von, von, von, von,“ seine Stimme überschlug sich fast. “von [Status] !“
Gerrion keuchte als hätte er gerade einen Marathon gelaufen, Schweißperlen tropften seine Schläfe hinab.
Apaec legte Gerrion die Hände auf die Schultern und nickte ihm zu.
„Ich werde meinem Status gerecht werden.“ sagte Apaec voller Stolz.
Gerrion blinzelte ein paar mal, sein Mund verzog sich zu einem O.
„Wirklich?“
Apaec konnte diesen ernsten Gesichtsausdruck nicht länger vortäuschen und prustete los.
„Natürlich nicht! Soll ich etwa ein anderer Mensch werden nur weil ich einen neuen Job hab?“
Gerrions Faust segelte auf Apaec zu, der sich mit einem Lachen darunter hin weg duckte.
„Du Lausbub! Torfkopp! Bengel!“ brüllte Gerrion.
Apaec amüsierte sich über den Wutausbruch seines Onkels und schlenderte mit einem breiten Grinsen die Straße Richtung Palast entlang. Er winkte seinem Onkel und seinen Brüdern zum Abschied.
„Eysi! Jornis! Denvol! Passt auf euren Onkel auf während ich weg bin!“
„Tun wir!“ schrien die Drei zurück.
Apaec lächelte zufrieden und kehrte seiner Familie den Rücken zu.


„Schach matt!“ sagte Apaec und grinste.
Marcellan schrie auf und warf den Tisch um. Spielsteine rieselten wie Hagelkörner auf die Marmorfliesen des Palastes. Für solche Ausbrüche war Marcellan berühmt. Er verschränkte die Arme und streckte Apaec die Zunge heraus.
„So ein lächerliches Spiel! Es hat mit der Strategie des Schlachtfeldes überhaupt nichts gemein!“
Schadenfreude trieb Apaec zu einem Lächeln.
Marcellan war ein Taktiker des Kaisers. Er war einer der ersten künstlich erschaffenen Adepten.
Die Behandlung schaffte ihm zwar zu mächtiger Psynergy und machte ihn angeblich zu einem Genie, aber vom Verhalten her schien er sich zurück entwickelt zu haben.
Trotz seiner Macken vertraute der Kaiser Marcellan.
Apaec mochte Marcellan, er erinnerte ihn an seine jüngeren Brüder.
„Dieses Spiel ist absurd! Absurd! Absurd! Absurd! Mann muss den Truppen des Feindes einen Fluchtweg lassen! Ansonsten verzweifeln sie und drehen völlig durch! Viele Schlachten wurden schon deshalb verloren!“ schrie Marcellan.
Diese Wutausbrüche fand Apaec einfach zu witzig.
„Halt mal den Ball flach, Porzellan. Datt is´ nur´n Spiel.“
Marcellans Mund klappte auf.
„Por-Por-Porzellan?! Und du wagst es mit mir mit deinem Kleinbauernakzent zu reden?! Das ist absurd! Absurd! Absurd! Absurd! Das melde ich dem Kaiser!“
„Oh?“ machte Apaec und hob eine Augenbraue. „Dabei hab ich doch dieses neue Spiel mitgebracht, dass du noch nicht kennst.“
„Wenn meine Soldaten wirklich keinen Fluchtweg hätten würden sie... Ein neues Spiel?“
Der Zorn in Marcellans Stimme verrauchte langsam.
Apaec nahm einen Packen Spielkarten aus seiner Jackentasche und wedelte damit umher.
Marcellan hatte plötzlich nur noch Augen für die Karten.
„Neues Spiel?“ fragte er leise.
Apaec musste grinsen. Marcellan war seinen Brüdern viel zu ähnlich.
Gerade als Apaec anfing die Karten zu mischen kam Jolene ins Zimmer.
Vor Enttäuschung seufzte Apaec. Er hatte gehofft heute eine ruhige Kugel schieben zu können.
Apaec legte die Karten auf den Tisch und hob die Hand zum Gruß.
„Hi, Jolene! Was macht die Familie? Willste ´ne Runde mitspielen?“
Jolene trat Apaec ins Gesicht. Er fiel von seinem Stuhl und hielt sich die Nase fest.
Marcellan blickte voller Konzentration auf das Kartenspiels das auf dem Tisch lag.
Jolene lächelte, die Hände steckte sie in die Hosentaschen.
Die Überraschung hatte den Schmerz verdrängt, doch jetzt spürte Apaec wie ihm das Blut aus der Nase tropfte. Ein paar mal keuchte er, dann sah er sich seine blutige Hand und dann Jolene an.
„Was sollte das?“
Sie zuckte mit den Achseln.
„Warum hast du nicht deinen Seelenschatten eingesetzt?“
Unglaube breitete sich in Apaecs Hirn aus.
„Wir sind auf der selben Seite! Wieso sollte ich das!?“
Jolene trat noch einmal zu, doch Apaec blockte ihren Tritt mit seinem Unterarm. Schatten hatten seinen Arm eingehüllt wie eine Rüstung und griffen jetzt mit winzigen Händen nach Jolene´s Bein.
Sie seufzte.
„Ich habe gesagt du sollst deinen Seelenschatten benutzen. Schattenpsynergy reicht nicht!“
Die Schatten die ihr Bein umhüllt hatten blähten sich auf wie eine Seifenblase. Ihr Bein glühte auf und blendete Apaec. Dann spürte er nur noch wie er auf den Boden aufprallte. Er war immer noch geblendet. Seine Augen tränten aber langsam schaffte er es wieder klar zu sehen.
Jolene saß auf Apaec´s Stuhl und verteilte die Karten an sich und Marcellan.
„Was sollte der Schmarn, Jolene?!“ fragte er.
Sie drehte sich zu ihm um, seufzte und verdrehte dann die Augen.
„Sag mal bist du wirklich so blöd...?“ fragte sie zurück.
Vor lauter Wut wusste Apaec gar nicht, was er sagen sollte. Aber dass das brauchte er nicht denn Jolene wartete nicht auf seine Antwort.
„Apaec, die Antwort ist ganz einfach: Ich kann dich nicht ausstehen.“
Der Zorn brachte Apaecs Unterlippe zum Beben. Was bildete diese Frau sich ein?
„Und deswegen bricht du mir fast die Nase?“
Sie zuckte mit den Schultern.
„Ich habe erwartet, dass du deinen Seelenschatten einsetzt. Wir alle wissen, dass du in reiner Psynergy eine Niete bist. Nicht wahr, Marcellan?“
„Das Studium der Truppenakten ergibt dass Apaec im Vergleich zu den anderen Offizieren die direkt im Dienst des Kaisers stehen, auf Ebene der Psynergyleistung keine annähernd hohe Fähigkeit aufweist...“ sagte Marcellan und eine Karte aus seiner Hand auf den Tisch.
Jolene strahlte.
„Da hörst du es sogar offiziell!“
„ ...Jedoch besitzt Apaec einen Seelenschatten der an Stärke nur noch von den Leibwachen des Kaisers übertroffen wird.“ fuhr Marcellan fort.
„Die Kraft seines Seelenschattens übersteigt deine Psynergy um ein Vielfaches Jolene. Es ist taktisch unklug ihn zu provozieren.“
Jolene´s Miene verfinsterte sich.
Dafür freute sich Apaec um so mehr. Marcellan hatte sich nicht auf seine Seite gestellt, sondern nur die harten Statistiken ausgesprochen, die er bei den Planungen seiner Strategien verwendete. Jolene wusste das Marcellan in solchen Dingen unparteiisch war und Apaec war sich sicher, dass sie sich bald herrlich darüber ärgern würde.
Doch zu seinem Erstaunen spielte Jolene weiter Karten.
Sie bot Apaec einen Platz neben sich an und lächelte zuckersüß.
„Willst du nicht mit spielen?“


Apaec stürmte in das Büro von Ribald, dem obersten Kommandanten der kaiserlichen Garde, der gerade dabei war eine Tasse Tee zu trinken.
„Jolene Garnus ist hinterfo-“
Ribald hob eine Hand um Apaec daran zu hindern etwas zu sagen dass er später bereuen würde.
„Ja, Ja. Ich weiß. Praktisch jede Woche höre ich Beschwerden über sie...“
„Warum ist sie dann noch im Dienst!? Ich arbeite nicht mit dem Miststück zusammen, damit das klar ist!“
„Werdet ihr aber müssen, Apaec. Du und Jolene Garnus seid ausgewählt worden eine Mission aus zu führen die der Kaiser persönlich befohlen hat. Meister Marcellan wird euch dabei zur Seite stehen. Ich wollte euch eigentlich erst morgen davon erzählen, aber ihr lasst mir ja keine Wahl.“
Apaec spürte wie die Adern auf seiner Stirn pulsierten.
„Aber-“
„Kein aber!“ fiel ihm Ribald ins Wort „Es ist ein Befehl des Kaisers.“
„Kann denn niemand anders-“
Ribald schlug mit der Hand auf den Tisch. Apaec zuckte zusammen.
„Für einen Anfänger gibt es keine Extrawurst. Euer einziger Lebensinhalt ist es die Interessen des Kaiserreiches zu schützen und jetzt geht! Ich werde euch diesmal nicht sanktionieren, aber wagt es nicht noch einmal mich wegen so einer Kinderkacke zu belästigen!“


Jolene Garnus konnte sich alles erlauben. Gerüchte besagten sie wäre mit dem Kaiser verwandt, andere behaupteten sie wäre die Mätresse irgend eines hoch gestellten Adligen. Was auch immer der Grund war, sie durfte Dinge tun für die andere längst dem Dienst verwiesen worden wären.
Mit ihr zusammen arbeiten war das letzte was Apaec wollte, aber um sein Land zu schützen würde er alles auf sich nehmen.
Und immer hin war Marcellan mit dabei, der zwar ziemlich seltsam war, den er aber wenigstens mochte.
„Und hier kommt unser Frühaufsteher!“ sagte Ribald als Apaec das Büro betrat dass er gestern verlassen hatte, wie ein Hundewelpe dass man getreten hatte.
Marcellan und Jolene waren bereits im Büro.
Jolene wippte auf ihrem Stuhl hin und her und zeigte Apaec den Mittelfinger.
Apaec biss die Zähne zusammen und ignorierte sie.
Marcellan war schwerer zu ignorieren. Er lag auf der Erde und hatte sich Ribalds Teppich wie eine Decke bis zum Gesicht gezogen.
„Marcellan... Auf dem Teppich steht man. Man legt sich nicht drunter.“ erklärte Apaec auf dieselbe Weise mit der er mit seinen Brüdern sprach wenn sie sich daneben benahmen.
Marcellan sah ihn mit demselben Blick an, den Apaecs Mutter aufgesetzt hatte als sie ihm erklärt hatte das Käse nicht aus Mäusen gemacht wurde als er Acht Jahre alt war.
„Aber! Aber! A-BER! Das macht doch keinen Sinn! Man schaut sich nur die Handwerkskunst an die in die Gestaltung dieses Musters geflossen ist! Es wäre vollkommener Schwachsinn dieses Kunststück mit Füssen zu treten!“
Apaec ging in die Knie, so wie er es immer tat um Eysi, Jornis und Denvol etwas zu erklären.
„Ein Teppich ist keine Decke er...“
Ribald räusperte sich.
„Das ist vergebene Liebesmüh. Es ist zwecklos ihm etwas erklären zu wollen.
Apaec stand auf und hob eine Augenbraue.
„Ihr wollt ihn hier doch nicht liegen lassen!“
Ribald winkte ab.
„Er will da liegen. Also lass ihn. Seine Fähigkeiten als Stratege sind unübertroffen. Wir als Normalsterbliche sollten seine Gedankengänge nicht unterbrechen nur weil sie... [anders] sind.“
Apaec legte den Kopf schief. Anders, wie? Unter einem Genie hatte Apaec bis jetzt etwas anderes erwartet als... Marcellan.
„Oh ich wette der gute Apaec will sich mit unter den Teppich legen. Na los, trau dich, ist genug Platz da!“ sagte Jolene. Sie zwinkerte.
Am liebsten hätte Apaec sie an Ort und Stelle erwürgt.
Er ballte die Hand zur Faust.
„Du wagst es...!“
Jolene sprang auf, ihr Stuhl fiel hinter ihr mit einem Poltern zu Boden.
„Oh und wie ich es wage! Na komm schon! Was willst du tun?!“ brüllte Jolene und streckte ihm die Zunge raus.
Ribald schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Der Knall ließ Jolene und Apaec zusammen fahren.
„Schluss jetzt! Alle Beide!“, er stöhnte und griff sich an die Stirn. „Ich bin Soldat und kein Kindergärtner!
Apaec fühlte sich ertappt und nahm Haltung an. Jolene hob ihren Stuhl auf und ließ sich drauf plumpsen. Als Ribald kurz in seine Dokumente schaute streckte sie Apaec ein zweites mal die Zunge raus.
Er schüttelte den Kopf. Diese Frau war ein Kleinkind im Körper einer Erwachsenen. Sein Blick fiel auf Marcellan der Ribalds Besteckschrank ausräumte und eine Pyramide aus Teetassen baute.
Eine dumpfe Vorahnung erfüllte Apaec. Wahrscheinlich würde diese Mission weit schlimmer werden als er ursprünglich dachte.
Ribald ließ sich nicht aus der Fassung bringen. Er rückte seine Uniform zu Recht und räusperte sich.
„Apaec ihr stammt doch aus Mithra, oder nicht?“
„Es ist mein Heimatdorf, Sir! Warum fragt ihr?“
„Mithra grenzt an die Grafschaft Orlois. Der Kaiser hegt den Verdacht... Nein er WEISS das Graf Orlois eine Verschwörung gegen ihn plant.
Jolene prustete los.
„Ein einfacher Graf will sich gegen den Kaiser stellen? Als nächstes erzählt ihr uns das Mäuse versuchen Bären zu zähmen.“
Entgegen all seinen Erwartungen, musste Apaec Jolene Recht geben. Eine einzelne Grafschaft gegen ein Kaiserreich?
„Die Annahme liegt nahe, das Graf Orlois einen Trumpf hat, wenn er denkt er könnte sich offen gegen den Kaiser stellen. Bündnispartner von denen wir nichts wissen, Informationen die den Kaiser belasten, oder eine Geheimwaffe zum Beispiel.“ sagte Marcellan und beendete seine Teetassenpyramide, in dem er einen Zuckerwürfel auf deren Spitze legte.
Ribald stützte sein Gesicht auf seine Faust.
„Wie er es gesagt hat. Um darauf zu kommen muss man kein Genie sein.“
Apaec kniff die Lippen zusammen. Sollte das heißen das Ribald ihn für dumm hielt?
„Und was will der Kaiser nun von uns?“ fragte Jolene und schnalzte mit der Zunge. Ribald stützte die Ellbogen auf den Tisch vor ihm und faltete die Hände vor seinem Gesicht.
„Die Macht des Kaisers darf nicht angezweifelt werden. Euer Befehl ist simpel: Macht die Grafschaft Orlois dem Erdboden gleich.“


Er wollte sein Volk schützen, doch der Kaiser wollte sein eigenes Volk töten um das eigene Gesicht zu wahren.
Apaec saß auf der Fensterbank eines Palastfensters und spähte hinunter zu den Kasernen. Fackelschein erleuchtete den Trubel dort unten. Sie machten sich für den Marsch bereit.
Apaec spürte wie ihn jemand von hinten schubste. Er stürzte hinab in die Tiefe, doch mit Tentakeln aus Schatten die ihm aus den Fingern schossen hielt er sich am Fenstersims fest und schwang sich wieder hoch.
Jolene stand ihm gegenüber und zuckte mit den Achseln.
„Ich war´s nicht!“ , sagte sie und lächelte auf eine Weise die Apaec verrückt machte. Er beschloss nicht auf ihr dämliches Spiel ein zu gehen und steckte die Hände in die Taschen.
„Letztes mal hast du mir die Nase gebrochen, was ist es diesmal?“
Jolene kicherte.
„Nun hab dich nicht so! Du bist zum Heiler gerannt und der hat dein Auaua weg gezaubert!“
Apaec knirschte mit den Zähnen und legte den Kopf schief.
„Sag mal... Was hab ich dir eigentlich getan?“
Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen.
„Du existierst!“
Apaec hob eine Braue.
„Bin ich etwa derjenige der sich ausgesucht hat zu existieren?“
Jolene lachte und klang dabei wie ein Schwarm Krähen.
„Oh, hast du nicht. Das war deine Mutter, die nicht in der Lage war ihre Beine zusammen zu halten!“
Apaec verlor sämtliche Selbstbeherrschung und trat zu.
„Bewegung als Licht!“
Jolene wurde zu einem Lichtstrahl und schoss quer durch den Raum.
Apaec fluchte als sein Tritt im Leeren landete. Ein paar Schritte von ihm entfernt nahm sie wieder menschliche Form an.
„Oh wow! Du hast ja doch ein paar Eier in der Hose! Tatsächlich bist du der Erste seit langem der mich ernsthaft angreift seit dem ich hier stationiert bin. Irgendwie finde ich das sogar heiß..!“
Apaec ließ seiner Wut freien Lauf in dem er sie in seine Psynergy schickte. Tentakeln aus Schatten sprossen aus seinem Rücken.
„Spar dir deine Witze! Ich bring dich um!“
Jolene wurde wieder zu einem Lichtstrahl und flog im Zickzack um Apaec umher.
„Ohohoho! Na komm mein Großer! Was kann ein lausiger Dritt-Klasse Adept wie du mir schon tun!“
Ihre Stimme hallte von den Wänden wieder während sie umher flog.
Apaec schloss die Augen und atmete tief durch. Nicht länger kontrollierte er seine Wut, sondern er sie.
Er beendete seine Psynergy, die Tentakeln verschwanden.
„Was ich tun kann?“ flüsterte er.
Jolene war zu sehr mit sich selbst beschäftigt um ihn zu beachten.
„Was sagst du? Sprich lauter wenn du was zu sagen hast! Bewegung als Licht! Sonnenspeer!“
Sie nahm wieder menschliche Form an, schoss jedoch ungebremst auf Apaec zu. Ihre Handkante bohrte sich fast in seine Brust.
„DAS!“ brüllte er und trat Jolene ins Gesicht.
Sie kreischte auf und rollte über den Boden durch den Raum. Völlig ungläubig hielt sie sich das Gesicht fest.
Apaec steckte seine Hände zurück in die Hosentaschen.
„Jetzt hab ich deine Nase gebrochen. Denkst du wir sind damit quitt?“
Jolene war viel zu geschockt um zu antworten.
Ihre Finger glitten ihren Nasenrücken hinab, ihr Mund öffnete und schloss sich ständig, so dass sie aussah wie ein Fisch auf dem Trockenen. Blut lief ihr in einem Rinnsal aus der Nase.
Sie schüttelte den Kopf.
„W- Wie hast du das gemacht!?“
Apaec zuckte mit den Achseln.
„Instinkt.“
„Ach?“ machte Jolene und ging in die Knie.
Langsam fragte sie warum sie sich nicht selber heilte, mit ihrer Lichtpsynergy war sie dazu in der Lage, das wusste er.
Apaec beugte sich zu ihr hinab, so wie er es immer tat wenn er mit seinen Brüdern redete.
„Sag mal... Wieso hast du es eigentlich auf mich abgesehen?“
Jolene kicherte und Apaec fand dass sie dabei ziemlich gequält aussah.
„Weil du so naiv bist!“
Apaecs Augenbrauen zogen sich zusammen.
„Zu naiv?“
Sie schniefte und spuckte dann auf den Boden.
„Es war am ersten Tag als du hier her gekommen bist. Narshen hat dich gefragt warum du Soldat geworden bist... Bist und du hast gesagt: Um meine Freunde und Familie zu beschützen.“
Jolene prustete los und zappelte so wild umher das Apaec sie fest hielt um sie zu beruhigen. Als sie aufhörte zu lachen, biss sie sich auf die Unterlippe.
„Du bist so dumm... Wenn das dein Wunsch ist, dann verschwinde von hier. Hat dir der Befehl den wir von Ribald bekommen haben, nicht die Augen geöffnet? Hier wirst du keine Gerechtigkeit finden...“
Apaec schwieg. Bis jetzt war ihm nie klar gewesen wie sehr sich Jolene mit den selben Problemen die ihn jetzt belasteten befasst hatte.
Sie seufzte.
„Ich hatte gehofft dich zu vergraulen...“
„Schwachsinn.“ ,antwortete Apaec „Du behandelst jeden so.“
„Gut erkannt Apaec..! Jetzt erzähl du mal, was du vor hast: Dem Kaiser dienen, oder dem Volk?“


„Du bist so ein Vollidiot!“
Apaec beachtete Jolene´s Vorwurf nicht und marschierte mit ihr und Marcellan der Armee des Kaisers voran
„Merkst du denn nicht was für ein Killefit es ist, ihm weiter zu dienen?“ zischte sie ihm zu.
Er seufzte, ihm war es nicht leicht gefallen diese Entscheidung zu treffen.
„Der Kaiser verkörpert die Ordnung des Reiches. Wenn er fällt, wird alles nur noch schlimmer als jetzt schon!“
Sie verdrehte die Augen.
„So einen dahin geschmodderten Schmarn kannst auch nur du verzapfen!“
„Ist es nicht besser, wenn nur 10 000 Menschen sterben an statt seiner Milliarde?“ erwiderte er.
„Die Option mit den geringsten Verlusten und dem größten Erfolg, ist in jedem Fall vor zu ziehen.“ schaltete sich Marcellan in das Gespräch ein.
Apaec zuckte zusammen. Bis jetzt hatte Marcellan so gedankenverloren vor sich hin gestarrt , das Apaec ihn nicht mehr bemerkt hatte. Es würde ein wirklich arges Nachspiel geben, wenn heraus kam, dass die leitenden Offiziere dieser Mission Zweifel an den Befehlen des Kaisers hatten.
Jolene spuckte auf die Erde.
„Und was ist, Apaec, wenn nicht ein mal 10 000 Menschen sterben müssen um diese Milliarde zu retten? Sondern nur deine Freunde und Familie? Würdest du sie opfern!?“
„Jederzeit.“ antwortete Marcellan teilnahmslos.
Der Schock durchfuhr Apaec so stark, dass er mit offenem Mund stehen blieb. Bis jetzt fand er Marcellans Gesellschaft angenehm, doch jetzt, wo er ihn das sagen hörte, fühlte er sich als wenn eine Horde Ameisen seinen Rücken hinauf krabbelte.
Jolene nickte Apaec zu und schüttelte den Kopf.
„Und deshalb vertraut der Kaiser Marcellan.“
Apaec schluckte.
„Aber Jolene... Eines versteh ich nicht.“
„Pfft! Als ob du je etwas verstehst.“
Für einen Moment zögerte Apaec und suchte nach den richtigen Worten.
„Warum arbeitest du dann für den Kaiser?“
Ihr Mundwinkel zuckte kurz.
„Halt den Mund. Du nervst.“


So eine Landschaft hatten die meisten Soldaten die mit ihnen zogen noch nie gesehen. Sie tuschelten miteinander und zeigten um sich her wie Esidi es machte wenn er an einen Ort mitgenommen wurde an dem er noch nie war.
Jolene stellte sich neben Apaec und vergrub die Hände in den Taschen. Sie seufzte.
„Tse.... Wie die kleinen Kinder. Und das nennt sich dann kaiserliche Armee.“
„Lässt dich dieser Anblick etwa kalt? Ich bin hier aufgewachsen. Als kleiner Junge hab ich mich nachts heraus geschlichen um her zu kommen.“ sagte Apaec mit einer Spur Nostalgie in der Stimme. Vor ihnen flossen Fäden aus Schatten so dick wie Baumstämme aus einer Schlucht heraus in den Himmel und umwickelten dort die Sterne.
Die Schattenflüsse von Silkanas. Ein Ort den Apaec liebte seit er ihn zum ersten mal sah. Die Schlucht war gefüllt mit Schatten der die Konsistenz von Lehm hatte, eine Dunkelheit die so tief war dass man sie greifen konnte.
Als Kind hatte Apaec mal in einen der Flüsse gefasst, seine Hand blieb in der zähen Masse hängen und er wäre fast bis zu den Sternen getragen worden, wenn sein Onkel Gerrion ihn nicht gerettet hätte.
„Eine Dunkelheit die so tief ist dass du sie fassen kannst, wird dich fassen wenn du nach ihr greifst.“ hatte er damals gesagt.
Die Schattenfälle entstanden nur nachts und nur an diesem einen Ort in ganz Silkanas.
„Taktikus Marcellan darf ich ihnen diese Nachricht überreichen?“ fragte ein Bote und riss Apaec damit aus seinen Erinnerungen. Es war ein junger rothaariger Bursche.
Marcellan der im Schneidersitz auf dem Boden saß und mit einem Holzstück Symbole in die Erde ritzte, die Apaec nicht kannte, sah den Boten an als wäre er ein Wesen das von den Sternen herab gestiegen war.
Apaec klopfte dem Jungen auf die Schulter.
„Gib den Brief einfach mir.“
„Aber-“
„Der Taktikus ist damit einverstanden, oder?“
Marcellan musste sich erst einmal sammeln um Apaec zu verstehen. Dann nickte er.
Apaec lächelte den Boten an und riss ihm den Umschlag aus den Fingern.
„Danke du kannst jetzt gehen.“
Der Junge salutierte und stieg wieder auf sein Pferd
„Irgendwelche Neuigkeiten?“ fragte Jolene und kniff ein Auge zu.
„ ´Die Truppen von Graf Orlois sind auf dem Vormarsch. Passt sie ab ehe sie die Grafschaft verlassen. Ihr habt 3 Tage Zeit. Gez. Ribald´“ las Apaec vor.
„Drei Tage?!“ wiederholte Jolene und verzog das Gesicht als hätte sie in faules Obst gebissen.
„Wir brauchen allein Fünf Tage um überhaupt bis zur Grenze der Grafschaft zu kommen! Denkt Ribald wir können alle Fliegen?“
Marcellan tippte sich mehrmals an die Stirn als wenn er ein Uhrwerk zum Laufen bringen wollte.
„Es ist möglich das zu schaffen!“
Jolene stöhnte genervt.
„Ach ja, du Genie, dann schiess mal los! Allein die Schattenfälle zu umrunden kostet uns mindestens einen Tag.“
„Dann umrunden wir sie eben nicht“ erwiderte Marcellan und zeichnete einen Pfeil in den Boden der auf die dunkle Schlucht zeigte. „Wir überqueren sie.“
„Bist du jetzt vollends gaga?!“ fragte Jolene und liess die Schultern hängen. Marcellan ignorierte sie.
„Apaec du kommst von hier. Gibt es in der Nähe einen Übergang?
„Es gibt keinen.“ antwortete Apaec. „Aber ich weiß wie man hier rüber kommt.“


Die Tentakeln die aus seiner Hand schossen fühlten sich an als würden sie ihm die Haut zerreißen, doch Apaec liess nicht locker. Er schoss einen Tentakel aus seiner zweiten Hand der in einen der Schattenflüsse glitt und löste den ersten Tentakel. So hangelte er zwischen den Schattenflüssen hin und her als er einen Enterhaken in jeder Hand. Jedoch musste er aufpassen nicht zu lange an einem Fluss fest gebunden zu sein um nicht gen Himmel gezogen zu werden. Mit einem dumpfen Geräusch landete er vor Marcellan.
„Auf die Weise kann man die Schlucht überwinden.“
Marcellan wirkte nicht sehr beeindruckt.
„Klappt das nur bei Schattenadepten?“
„Ich weiss es nicht antwortete Apaec.
„Also Sol-Adepten kannst du mit der Methode knicken, da sag ich dir jetzt schon.“ sagte Jolene.
Apaec legte seine Stirn in Falten.
„Könnt ihr euch nicht in Lichtstrahlen verwandeln?“
Jolene verdrehte die Augen.
„Ja, aber dann werden wir von der Dunkelheit verschluckt. Diese Flüsse nehmen sich jegliche Lichtquelle in ihrer Nähe.“
Marcellan wippte mit dem Kopf hin und her. Das tat er häufig wenn er vor der Lösung eines Problems stand.
„Kannst du mit deinen Tentakeln rüber klettern und jemanden dabei mitnehmen?“
Der Gedanke gefiel Apaec nicht.
„Ich kann es zwar aber es wird sehr schwer. Bei der Zeit die wir noch haben wäre es unmöglich die Technik den Soldaten so gut bei zu bringen dass sie dabei noch jemanden tragen könnten.
„Aha“ machte Marcellan nur.
Apaec hasste es wenn Leute „Hmm“ oder „Aha“ machten. Es wäre sehr viel einfacher wenn die Leute direkt eine klare Antwort geben würden. Zu mindest bei Marcellan war das zu viel verlangt.
Jolene verschränkte die Arme.
„So ein Käse! Vergesst das Rätsel raten, es kostet uns zu viel Zeit. Marschieren wir einfach die Strecke entlang die geplant war.
„Tun wir nicht!“ brüllte Marcellan.
Jolene fuhr vor Schreck zusammen. Apaec genoss den Anblick schadenfroh.
Marcellan wedelte aufgeregt mit den Händen hin und her.
„Ich hab´s! Bauen wir eine Brücke!“


„Haben alle den Plan verstanden?“ fragte Marcellan die versammelten Soldaten.
Apaec bezweifelte stark dass jemand auf Anhieb Marcellans Plan begriff, aber niemand meldete sich. Kein Wunder denn Marcellan war für seine plötzlichen Stimmungsschwankungen berühmt.
„Wirklich alle?“ fragte Marcellan noch einmal. Seine Unterlippe bebte.
Apaec seufzte und griff sich an die Schläfe. Jeden Moment würde es los gehen.
Marcellan sank auf die Knie.
„Alle haben es verstanden, also heißt das ich bin nicht mehr außergewöhnlich? Wa- Was... Waaaaaaaaaaaaaaaah!“
Er fing hemmungslos an zu flennen.
„Keine Sorge, du bist etwas Besonderes.“ sagte Apaec und tätschelte Marcellan die Schulter. Er warf Jolene einen Blick zu, die die Augen verdrehte und vor die Soldaten trat.
„Hossa ihr Nasen! Ihr habt gehört was unser hauseigenes Genie vorgeschlagen hat, also hopp! Bewegt euch!“
Apaec ließ Marcellan allein und gesellte sich zu den anderen Schattenadepten am Rande der Schlucht.
„Okay, wenn ihr verstanden habt worum es geht, dann erzählt´s mir noch mal. Lymar!“
Narsi Lymar, eine Adeptin aus Apaecs Schatten-Adepten-Corps salutierte. In Silkanas wurde der Nachname wichtiger gewertet als der Rang des Soldaten, denn in Silkanas war die eigene Herkunft das wertvollste Gut.
„Wir Luna-Adepten sollen uns die Schattenflüsse entlang hangeln und dabei zwei Seile parallel zu einander über die Schlucht spannen. Auf diesen Seilen werden Venus- und Merkur-Adepten eine temporäre Brücke errichten.“ fasste Lymar zusammen.
Apaec war beeindruckt. Sie hatte Marcellans verschachtelte Erklärung verstanden und auf zwei Sätze reduziert.
Marcellan mochten vielleicht oft gute Ideen einfallen, diese Ideen anderen Menschen auf eine verständliche Weise zu vermitteln, konnte er überhaupt nicht.
„Na denn!“ sagte Apaec, nahm ein Seil und hangelte sich mit einem Schattententakel der ihm aus der freien Handfläche schoss über die Schlucht.
Lymar und die anderen folgten ihm.
Apaec landete auf der gegenüberliegenden Seite der Schlucht. Er spürte wie sich das Seil in seiner Hand straffte.
Er nahm einen Keil aus seiner Brusttasche, rammte ihn in die Erde und knotete das Seil daran fest,
Zufrieden betrachtete Apaec sein Werk.
Das Seil spannte sich in einer geraden Linie zwischen den Schattenflüssen hin durch. Perfekte ging es nicht. Er streckte den Daumen in die Höhe um Lacianni einer anderen Soldatin seines Korps die in der Mitte der Schlucht hangelte zu zeigen dass alles in Ordnung war. Wie besprochen leitete sie sein Signal an die Soldaten auf der anderen Seite der Schlucht weiter.
Lymar schwang sich gerade mit ihrem Seil vor Apaec durch die Luft als ein Tentakel aus Schatten sie am Hals packte und sie in die Höhe riss.
Apaec biss die Zähne zusammen und blickte wütend umher. Ein feindlicher Luna-Adept?!
Seine Augen folgten dem Tentakel der Lymar würgte. Er kam aus einem der Schattenflüsse. Lacianni näherte sich Lymar, doch kurz bevor sie, sie erreichte wuchs eine aus Finsternis aus einem der Schattenflüsse, packte sie am Bein und schleuderte sie umher wie eine Stoffpupe.
Aus dem Handgelenk wirbelte Apaec eine Scheibe aus Psynergy die, die Hand in zwei Teile schnitt.
Mit einem Schrei stürtzte Lacianni in die Tiefe und bekam kurz vor ihrem sicheren Ende das Seil zu fassen das Apaec über den Abgrund gespannt hatte. Sie hielt sich mit beiden Händen daran fest so gut sie konnte.
Apaec sprintete über das Seil mit einer Leichtfüssigkeit für die ihn manch Seiltänzer beneidet hätte.
Verzweifelt wand sich Lymar umher und griff nach der Masse aus Dunkelheit die ihr die Kehle zusammenpresste. Doch die Finsternis gab sie nicht frei und zog sie gen Himmel.
Apaec hielt auf dem Seil inne und konzentrierte sich. Er schloss die Augen und überkreuzte die Arme.
„Seelenschatten!“
Er beschwor ihn nur für den Bruchteil einer Sekunde, doch das reichte. Eine weiße Sichel aus Seelenenergie schoss in den Himmel und durchtrennte die Schattenflüsse um Lymar herum. Wie zu vor Lacianni stürzte sie in die Tiefe doch Apaec griff ihr Handgelenk im Sturz und hielt sie fest.
Er grinste als er sah dass sie immer noch ihr Seil in der Hand hatte.
„Sieht aus als wäre das gerade noch gut gegangen!“


„[Sieht aus als wäre das gerade noch gut gegangen!]“ ,äffte Jolene Apaec nach. „Du Hornochse!“
Verdutzt zuckte Apaec mit den Schultern.
„Ich weiss gar nicht wieso du dich so aufregst. Wir sind doch alle über die Brücke gekommen, oder nicht?“
„Ja schon, „ räumte Jolene ein. „Aber mit deinem Feuerwerk aus Seelenkraft hast du jedem Feind im Umkreis von Zehn Meilen gezeigt wo wir stecken! Du dämlicher Anfänger!“
„Wäre es besser gewesen ich hätte Lymar sterben lassen?“
„Ja“ sagte Marcellan der mit einem Stapel Bücher unter dem Arm das Kommandozelt betrat.
Jolene wich mit gerunzelter Stirn zurück.
„Also so wollte ich das nicht sagen... wir hätten sie anders retten können oder so...“
Marcellan wischte ihren Einwand mit einem abfälligen Schnauben bei Seite.
„Er hätte nur Lymars Seil bergen müssen. Das hätte gereicht. Denn nun muss ich... „er hielt Apaec seinen Zeigefinger vor´s Gesicht. „..deinen Fehler bereinigen!“
Apaec drückte Marcellans Finger weg.
„Niemals würde ich einen Kameraden im Stich lassen!“
Marcellan drehte sich auf der Stelle um und rückte den Kragen seines Umhangs zu Recht.
„Wenn wir wegen deines Fehlers in einen Hinterhalt geraten, so mache ich dich für jedes unserer Truppenmitglieder dass dort stirbt verantwortlich. Ich wünsche einen schönen Tag.“ sagte er ohne Apaec an zu sehen und trat hinaus.
Jolene fuhr auf.
„Warte Marcellan -... Und weg ist er. Dieser Kindskopf! Ich bin mir sicher dass er nicht einfach nur her gekommen ist um sich zu streiten.“
Apaec zitterte vor Wut. Er wusste das Marcellan Recht hatte. Aber allein der Gedanke einen einzigen seiner Untergebenen im Stich zu lassen war für ihn zu absurd, als dass er ihn aussprechen würde.
Jolene plumpste in einen der aufgestellten Stühle und seufzte. Sie wickelte sich eine blonde Haarsträhne um den Finger und beachtete Apaec nicht weiter.
„Du bist naiv.“ sagte sie schließlich.
„Ich bin mir sicher das hast du schon mal gesagt.“ erwiderte Apaec mürrisch.
Sie knetete sich die Stirn und sah zu Boden.
„Du kannst doch nicht erwarten dass du als Soldat lebst und weder deine Kameraden, noch deine Freunde und Familie verlierst. Wir ziehen in eine Schlacht! Es WERDEN Menschen sterben. Das ist Fakt!“
Apaec zurrte die Riemen an seinen Lederhandschuhen fest.
„Das weiß ich.“
„Ich merk´s dir nicht an.“
„Ich bin bereit Menschen zu töten. Aber ich bin nicht bereit Kameraden zu opfern.“
Das hast du nicht zu entscheiden. Marcellan ist Oberbefehlshaber dieser Mission! Du wurdest nur in deinen Rang gehievt wegen deines Seelenschatten. Du hast diesen Rang nur, damit du näher beim Kaiser bist und er dich besser im Auge hat.
Apaec lächelte humorlos.
„Ist das bei dir etwa anders?“
Jolene schüttelte den Kopf.
„Du bist schlauer als du aussiehst... Manchmal. Aber jetzt setz dich in Bewegung! Wir müssen das Phrasaes-Bergwerk durchqueren.“


Wände aus lilanem Kristall strahlten auf die Karawane aus Kaiserlichen Truppen hinab. Auf ihrem Weg durch das Phrasaes-Bergwerk sah Apaec sich gerne um.
„Das ist das erste mal dass ich in einer Psynergy-Mine bin.“ sagte er zu Jolene, die missmutig neben ihm her trottete.
„Freut mich für dich“ sagte sie ohne sich zu freuen. “Wegen der Scheiß-Psynergy-Steinvorkommen hier entstehen Monster die stärker sind, als die Viecher mit denen wir uns sonst in der Wildnis rumprügeln müssen.“
Apaec hob eine Braue.
„Aber bis jetzt wurde niemand von uns angegriffen. Und wir sind schon halb hier durch.“
Jolene legte eine Hand in den Nacken und wippte mit dem Kopf hin und her als löse sie eine Verspannung.
„Und genau das ist der Grund warum ich mich fühle als kackt mir ein Huhn gegens Knie.
Der Phrasaes-Berg war das zu Hause aller Dschinns in Silkanas, ehe die Menschen sie vertrieben haben um an die Psynergy-Kristalle zu kommen.“
Apaec nickte. Die Dschinns waren Elementargeister die sich in der Nähe von Psynergy-Quellen jeglicher Art aufhielten. Manche von ihnen konnten sprechen, andere nicht. Aber sie hatten es alle gemein dass sie den Menschen von Natur aus untergeben waren. Manche Leute hielten sie zur Zierde in Käfigen.
Für die Menschen in Silkanas waren die Dschinns wie Hunde.
„Jedenfalls“ ,fuhr Jolene fort. “Mutierten durch die Alchemieeinflüsse die Lebewesen in Nähe des Berges zu Monstern, die wieder rum die Menschen von hier vertrieben. Ein ewiger Kreislauf. Wenn also nun die Monster weg sind bedeutet das...“
„Dass was auch immer die Monster vertrieben hat, hier in der Nähe sein muss.“ schluss folgerte Apaec ehe sie zu Ende sprach.
Rote fingerbreite Adern blitzten in den Kristallwänden um sie herum auf und begannen zu pulsieren.
Apaec hob die Hand in die Höhe um dem Konvoi zu signalisieren sich nicht zu bewegen.
„Sieht aus wie Blut...“ sagte Apaec als er die glühenden Äderchen betrachtete die sich durch den Kristall zogen.
Schreie. Apaec sah gerade noch wie die Männer und Frauen des Konvois umhergewirbelt wurden, da hatte ihn schon ein Luftzog gepackt und er verlor den Boden unter den Füssen.
Er kniff die Augen zusammen. Winde peitschten ihm ins Gesicht und rissen ihm die Haut auf. Steuern wohin sein Flug ging war unmöglich, so segelte er geradewegs auf eine Kristallwand zu.
Mit mehr Glück als Verstand bildete Apaec eine Rüstung aus Schatten um sich herum, die den Aufprall dämpfte aber nicht verhinderte.
Apaec brüllte einen Fluch in die Luft als er spürte wie sich ein Kristall in seinen Rückenbohrte.
Ohne Heilung würde das morgen einen hübschen blauen Fleck geben.
Der Wind katapultierte Apaec aus der Höhle hinaus ins Sonnenlicht.
Der Phrasaes-Berg glänzte in der sonne und die Soldaten des Kaisers schwirrten umher wie Schmeißfliegen.
Ein nasser Sack hätte ne bessere Landung hin gelegt, dachte Apaec als er sich vom Boden auf klaubte.
Soldaten stürtzten hinab und er beschwor ein Netz aus Schatten um sie zu fangen.
Wie Insekten in einem Spinnennetz blieben sie daran kleben.
Apaec strich sich die Haare zurück und seufzte.
Heute war für die Armee des Kaiserreich kein ruhmvoller Tag.
Und dann erwachte das Gesicht des Phrasaes- Berg. Wortwörtlich.
Furchen bildeten sich an der Außenseite des Berges, Geröll fiel herab und ein Gesicht aus Stein, so groß wie der halbe Berg bildete sich.
„Endlich wach!“ donnerte die steinerne Fratze.
Apaec hielt sich die Ohren zu. Die Stimme des Bergs, klang wie Mühlsteine die aneinander rieben. Die Schwingungen der Stimme fuhren Apaec durch den gesamten Körper und er schmeckte den rostigen Geschmack von Blut auf der Zunge. Nach so einem Flug war das zu erwarten.
„Hey, hey du gewaltiger Geröllklumpen! Bist du nicht ganz sauber in der Birne!?“ schrie Apaec und deutete auf den lebendigen Berg.
Der Phrasaes ignorierte ihn und begann Selbstgespräche zu führen.
„Wie viele Hunderte von Jahren ist es her, dass ich wach, war..? Und wo sind meine Freunde, die Dschinns....?“
Apaec ballte die Hand zur Faust und stampfte mit dem Fuß auf den Boden.
„Jetzt ignorierst du mich auch noch, du getrockneter Fettkloß ?“ brüllte Apaec.
Das Gesicht aus Stein sah umher.
„Irgendetwas fehlt... außer den Dschinns. Ah ja! Genau!“
Die Wände des Phrasaes, platzten auf und Arme aus Stein, die dünner und länger waren als der Berg selbst schossen in einer Staubwolke heraus. Doch das war noch nicht alles, dem getrockneten Fettkloß wuchsen ebenso lange dünne Beine aus Geröll.
Apaec hielt sich die Hand vor den Mund um den Staub nicht einatmen zu müssen. Er hustete als er er Sand auf seiner Zunge spürte. Die winzigen Kiesel schnitten ihm weiter in die aufgereissene Haut im Gesicht.
„Du dämlicher Brocken! Seelen-“
„Nicht!“ zischte Jolene und legte Apaec eine Hand auf die Schulter. „Er ignoriert uns, das heisst wir brauchen ihn nicht zu bekämpfen. Und ganz ehrlich, wenn wir es schaffen dieses Ding zu besiegen, wären unsere Truppen in einem ziemlich schäbigen Zustand danach.“
Apaec unterdrückte die Wut die in ihm aufkam mit einem Schnauben.
„Gut. Fein. Aber ich hab kein gutes Gefühl dabei so ein Ding wie das da in die Nähe von Menschen zu lassen.“
Der Phrasaes, sah ziemlich absurd aus. Er war zwar nun ein Riese aus Geröll aber durch seine überlangen Arme und Beine, war er abgesehen von seiner Größe nicht sehr furchteinflössend.
„Aha! Bist du nicht einer meiner Freunde....?“ brummte der Phrasaes und griff mit einem Arm mitten in den Wald zu seinen Füssen.
Apaec presste sich wieder die Hände auf die Ohren. Dieser Kerl sprach so laut dass, man Angst haben musste einem platzte das Trommelfell.
„Oh, kreuzverdammte Hühnerkacke...“ flüsterte Jolene und packte Apaec an der Schulter.
Verwirrt folge er ihrem Blick.
Und dann sah er die Bescherung. Der Phrasaes hatte Marcellan an seinem Umhang gepackt, und hielt ihn zwischen Daumen und Zeigefinger seiner massiven Hände fest.
Marcellan, war in Anbetracht seiner Lage erstaunlich ruhig. Er schien mit dem Riesen zu reden, doch Apaec war zu weit entfernt um zu hören was er sagte.
Der Riese setzte Marcellan auf seine Handfläche, der begann einen Handstand zu machen, worauf der Phrasaes anfing zu lachen. Ein Lachen das klang wie Donnergrollen, und sich mindestens ebenso gefährlich anfühlte.
Der Phrasaes nahm Marcellan von seiner Hand und setzte ihn auf seine Schulter, wo er es sich im Schneidersitz bequem machte. Dann ging der Riese mit Marcellan auf seiner Schulter fort. Jeder seiner Schritte ließ die Erde so stark zittern dass Apaec automatisch mit zitterte. Er spuckte einen Staubklumpen aus den er versehentlich in den Mund bekommen hatte, als der Riese ging und blickte dem ungleichen Duo nach als sie Richtung Horizont verschwanden.
„Da haben sich ja die beiden Richtigen gefunden, was, Jolene?“ sagte Apaec nach dem er sich ausgehustet hatte.
Anstatt einer bissigen Bemerkungen zuckte nur ihr linkes Augenlid ganz kurz.
„Wir stecken so was von in der Scheiße.“


„Es könnte schlimmer sein“ behauptete Apaec und war sich nicht ganz sicher ob das wahr war.
Ihnen blieb nichts weiter übrig als die Truppen weiter zu führen, ohne Marcellan. Ihn zu retten, war ein Ding der Unmöglichkeit wenn man die Zeit beachtete die ihnen noch blieb um Graf Orlois Truppen rechtzeitig an zu greifen. Einen Rettungstrupp zusammenstellen kam zwar in Frage, aber der Riese hatte einen Sandsturm bei seinem Marsch aufgewirbelt, dass es unmöglich war ihm ohne weiteres zu folgen.
Jolene knurrte leise während sie neben ihm auf der Steppe wanderte.
„Marcellan ist ein Liebling des Kaisers. Wenn wir ohne ihn zurück kommen, geht es uns an den Kragen.... Apaec. Kann ich das Kommando in deiner Obhut lassen?“
Apaec dachte er hörte nicht Recht. Die Jolene, die ihn seit seinem ersten Tag grundlos beleidigte und angriff, die ihn ständig kritisierte, vertraute ihm genug, dass sie ihm die Befehlsgewalt über ihre Truppen gab? Er spürte wie sich ein Kieselstein durch seine Schuhsohle in seine Ferse bohrte, weil er vor Überraschung stehen geblieben war.
„Du willst ihn selber retten? Warum schicken wir nicht einfach jemanden?“
Jolene lächelte müde und liess die Schultern hängen.
„Du weißt doch wie er ist... er ist ziemlich wählerisch, auch wenn es darum geht wer ihn rettet. Er würde sich niemals von jemandem retten lassen, der seiner Meinung nach unter seiner Würde ist. Das Kommando über diese Armee liegt von nun an komplett in deiner Hand.“
Apaec ging das zu schnell, abwehrend hob er die Hände in die Luft.
„Einen Moment mal. Du kannst doch nicht von jetzt auf gleich verschwinden.“
Sie lächelte. Und zum ersten mal seit er sie kannte, hatte Apaec das Gefühl es war ein echtes Lächeln. Auch wenn es ein trauriges war.
„Kann sein dass wir uns nicht mehr wieder sehen... Ähm. Wegen ...Na ja wegen allem eigentlich wollte ich nur sagen... Entschuldigung.“
Apaec brauchte einen Moment um das zu verarbeiten. Hatte sie sich gerade bei ihm entschuldigt? Das war nicht die Jolene die er kannte.
„Was soll das? Warum redest du so als wenn einer von uns sterben wird?“
Sie grinste und wich seinem Blick aus.
„Weil es passieren wird. Erinnerst du dich was ich gesagt habe? Du kannst nicht davon ausgehen dass alle deine Kameraden am Leben bleiben.“
Ohne dass er sich überlegt hatte was er tat, hatte Apaec ihre Hand gepackt.
„Dann versprechen wir uns hier und jetzt dass wir beide nach dieser Schlacht am Leben sein werden! Und Marcellan auch!“
Sie riss die Augen weit auf und sah panisch umher.
„Hey, lass mich los! Was sollen denn die Soldaten denken wenn sie uns so so sehen!“
Apaec ließ sie los, blickte ihr aber weiter in die Augen,
„Versprich es mir!“
Jolene verzog das Gesicht und seufzte schließlich.
„Na, schön. Ich verspreche das ich und Marcellan lebendig zurück kommen.“
Dann drehte sie sich um und beschwor ihre Psynergy.
„Bewegung als...“ sie hielt inne und sah ein letztes mal zu Apaec zurück. „ ... Pass auf dich auf. Bewegung als Licht!“
Apaec sah ihr zu wie sie als Lichtstrahl von ihm weg schoss. Er atmete tief ein. Das Gras der Steppe roch frisch, die Ebene war weit, und die Vögel zwitscherten. Die letzten Momente des Friedens vor seiner ersten Schlacht. Dieser kurze Moment, würde ihm für immer im Gedächtnis bleiben.


Keine Ahnung von Strategie. Keine Ahnung von Formationen. Und dennoch war er irgendwie in diese Position gerutscht und sollte nun das Kommando übernehmen. Was dachte sich der Kaiser nur dabei? Aber egal wie es stand. Er durfte Jolene, Marcellan, den Kaiser und alle Menschen seines Landes nicht im Stich lassen. Nervös kaute er auf seinem Daumennagel während er die Arme verschränkt hatte.
„Ist der Feind in Sicht?“ fragte er und wollte gleichzeitig nicht wissen ob der Feind in Sicht war.
Lymar die mit einem Fernglas die Steppe entlang Ausschau hielt, salutierte.
„Ich... Es scheint sich um den Feind zu handeln!“
Sie überreichte Apaec das Fernglas, der selbst hinein schaute. Sein Hals fühlte sich plötzlich furchtbar trocken an. Er schluckte.
Das Schloss von Graf Orlois war von einem lila Kraftfeld umgeben das geformt war wie ein Kristall und auf mechanischen, spinnenartigen Beinen über die Steppe wanderte. Zum Glück schien es nicht sehr schnell zu sein. Ein Schloss wie dieses war ziemlich bizarr.
„Ein Schloss mit Kraftfeld das sich bewegt...? Ist das die Geheimwaffe von der Marcellan gefaselt hat?“ fragte er sich selbst.
Lymar schüttelte den Kopf.
„Ich bezweifele es stark. Kraftfelder sind nichts wirklich neues und ein bewegliches Schloss... erscheint zwar praktisch, aber nicht so stark dass man damit das Kaiserreich bedrohen könnte.“
Apaec leckte sich über die Lippen. Sollten sie es riskieren das Schloss frontal an zu greifen? Nein, erst ein mal mussten sie testen wie stark der Schild war. Aber um das raus zu finden wollte er keine seiner Leute opfern. Sah so aus als müsste er in Jolene´s Fußstapfen treten.
„Lymar, ich werde das Schloss alleine angreifen! Ich werde als lebender Köder her halten und es in einen Hinterhalt locken. Wenn wir das Kraftfeld alle gemeinsam angreifen sollte es brechen.“
Sie blickte ihn verständnislos an.
„Das ist Selbstmord!“
Apaec lächelte.
„Oh nein das ist- Scheiße!“
Er griff Lymar am Kragen und schleifte sie mit sich. Das Schloss hatte sie nicht nur erkannt, es war mit seinen Spinnenbeinen aufgesprungen und flog geradewegs auf die Kaiserlichen Truppen hinab.
Die Armee löste ihre Formation und flüchtete vor dem Ungetüm das mitten unter ihnen landete.
Freude und Angst nahmen Hand in Hand in Apaecs Geist Platz. Das war der perfekte Moment! Er hob die Hand zum Himmel und schrie: „ALLE MANN ANGRIFF!“
Speere aus Eis, Stalagmiten, Feuerbälle, Blitze, Kugeln aus Schatten, Strahlen aus Licht.
Die gesamte Psynergy der gesammelten Truppen prasselte auf das Schloss ein. Niemand stoppte den Angriff. Und nach dem die Kaskade aus Angriffen vorbei war, schnaufte Apaec nach Luft.
Das Schloss stand immer noch, sein Schild sah genauso unberührt aus wie vor der Salve. Es hob eines seiner Spinnenbeine und drohte auf Apaec und seine Leute herab zu fahren.
Panik ergriff von Apaec Besitz und er legte all seine Kraft in einen letzten Angriff.
„Seelenschatten!“
Apaec spürte ein Kribbeln unter seiner Haut als er seiner Seele Gestalt gab. Sie nahm die Form eines Ritters an der dreimal so gross war wie er selbst. Er trug eine weiße Rüstung und schwarze Flügel mit Federn wuchsen ihm aus dem Rücken. Der Ritter schlug mit seinem Schwert zu
Eine Schockwelle aus Seelenenergie löste sich aus der Klinge als sie den Tritt des Schlosses parierte. Das Schloss kam ins Taumeln und kippte seitwärts, doch der Schild blieb.
Die Muskeln in Apaecs rechtem Arm brannten höllisch. Körper und Seele waren miteinander verbunden und so ein riesiges Monstrum um zu werfen brauchte verdammt viel Kraft im Schwertarm. Er löste seinen Seelenschatten auf. Die Schlacht hatte gerade erst begonnen, vielleicht brauchte er ihn noch später.
Das Schloss krachte auf die Seite und blieb dort liegen wie eine Schildkröte die man auf den Rücken gedreht hatte, seine Beine zappelten wild umher. Da niemand mehr Psynergy hatte, blieb der Armee des Kaisers nichts weiter als sich durch die umherwirbelnden Beine zu kämpfen und mit den Waffen auf den Schutzschild ein zu dreschen.
Es schepperte als wenn zwei Bratpfannen aneinander geschlagen wurden und Funken stoben in die Luft als Apaec mit seiner Streitaxt auf das lila Kraftfeld schlug. Er spürte wie das Metall zwischen seinen Händen vom Schlag vibrierte. Und der Geruch von faulen Eiern stieg ihm in die Nase.
Faule Eier? Was war das für ein Geruch?
„Gas!“ schrie Lymar. „Wir müssen hier weg!“
Apaec begriff erst nicht was sie sagte. Eine Sekunde später riss er die Augen auf als er Begriff, doch da war es schon zu spät.
Die Steppe um das Schloss herum tauchte zusammen mit der Kaiserlichen Armee in einem Meer von Flammen unter.


Nichts als Dunkelheit umgab Apaec und er hatte einige Schürfwunden. In der Finsternis tastete
er sich umher und zuckte zusammen als er merkte das seine Hände mit Brandwunden übersäät waren. Der Geruch von faulen Eier lag immer noch in der Luft, er fühlte ihn praktisch auf der Zunge.
Er befand sich unter der Erde, mit seinem Seelenschatten hatte er dort ein Loch hineingeschlagen und sich dort versteckt als die Flammenwelle über ihn geschossen war.
Immer noch leicht benommen, kletterte er hinauf.
Ekel übermannte ihn als er seine Truppen verkohlt auf dem Boden liegen sah. Er biss sich ins Handgelenk um sich mit dem Schmerz von dem Anblick ab zu lenken. Die Schlacht war noch nicht vorbei. Ein paar Soldaten hatten standen noch, er konnte sie noch retten.
Das Schloss stand reglos auf der Ebene, aber der Schutzschild flackerte, und kleine grüne Blitze zuckten an ihm auf und ab. Die Explosion hatte es beschädigt.
Apaec lächelte lustlos. Er hatte kaum noch Kraft zu stehen, geschweige denn seinen Seelenschatten zu beschwören. Dabei brauchte es jetzt nur noch einen letzten Schlag um den Schild zu vernichten!
Die Motoren der Spinnenbeine heulten auf, ein Geräusch das Apaec mittlerweile nur all zu gut kannte. Einen letzten Schlag nur...
„Seelen...!“
Apaec ging mit tränenden Augen in die Knie. Verdammt.... Dabei war er so kurz davor.
Und dann begann die Erde zu beben.
Der Phrasaes rannte quer über die Steppe auf sie zu, und schleuderte dabei eine Lawine aus Staub und Geröll hinter sich her.
Apaec war zu erschöpft um wirklich überrascht zu sein, trotzdem griff er seine Streitaxt und versuchte sich bereit zu machen. Allerdings blieb es nur bei einem Versuch, seine Beine, die so schwer waren wie Blei, ließen ihm im Stich und er fiel wieder zu Boden.
Der Riese schlug zu und zertrümmerte, mit einem Klirren, wie das einer Fensterscheibe die zerbricht, nur tausendmal lauter, den Schutzschild.
Die Faust des Phrasaen traf das Schloss und schleuderte es in die Höhe, doch es wurde nicht zerstört. Mit der Geschmeidigkeit einer Katze landete es auf seinen Spinnenbeinen und sprang dem Riesen ins Gesicht.
Der Phrasaes heulte auf, ein Geräusch als wenn der Mond auf die Erde herab fällt.
Apaec sah sich mit grimmiger Entschlossenheit um. Durch die Gerölllawine die der Riese hinterlassen hatte, war die halbe Steppe umgepflügt worden und war jetzt ein Wald aus Felswänden.
Das ließ nur noch einen Fluchtweg, an den kämpfenden Monstern vorbei. In diesem Kampf hatten normale Menschen nichts verloren, jetzt ging es darum so viele seiner Leute wie möglich zu retten und von hier zu verschwinden.
Er hob den Arm in die Höhe.
„RÜCKZUG! ALLE MANN RÜCKZUG!“
Die wenigen, die überlebt hatten scherten sich langsam um ihn und folgten ihm. Er freute sich zu sehen dass auch Lymar unter den Überlebenden war, sie war eine große Hilfe.
Doch dann trat der Phrasaes plötzlich zu. Eine Schockwelle bohrte sich über die Steppe wo er hingetreten hatte, und der Boden wurde auch hier zu einer Steinwand. Es gab keinen Fluchtweg mehr.
Voller Unglauben blickte Apaec zu dem Riesen empor, und sah dort auf seiner Schulter Marcellan der ihm Befehle ins Ohr brüllte. Er war es, der ihnen diesen letzten Hoffnungsschimmer geraubt hatte.
Apaec erinnerte sich an etwas das Marcellan einmal gesagt hatte.
Mann muss den Truppen des Feindes einen Fluchtweg lassen! Ansonsten verzweifeln sie und drehen völlig durch! Viele Schlachten wurden schon deshalb verloren! …Wenn meine Soldaten wirklich keinen Fluchtweg hätten würden sie....
Das Spinnenschloss stürzte vor den überlebenden Soldaten auf die Erde. Mit dem Mut und der Kraft der Verzweiflung stürzten sie sich darauf.
Doch Apaec konnte nicht anders als zu Marcellan hinauf zu starren.
Du verdammter Bastard!
Er beschwor seinen Seelenschatten und wollte gerade Marcellan angreifen, als ein Strahl aus Wasser mit einem Zischen aus einem der Schlossfenster schoss, die Brust des Phrasaes durchbohrte und schließlich den Strahl nach oben schwenkte um den Riesen entzwei zu teilen.
Apaec entschied sich um und zertrümmerte das Schloss mit einem Schwerthieb seines Seelenschatten. Trümmer und Maschinenteile flogen an seinen Ohren vorbei, aber ihm war alles egal.
Die Soldaten von Graf Orlois stiegen aus dem Wrack der Maschine und griffen an.
Von Hass erfüllt griff Apaec sie mit seinem Seelenschatten an.
Nach dieser Schlacht würde er sich um Marcellan kümmern.


„Du hast also überlebt, nicht schlecht...! Äußerst unerwartet. Mein Plan sah vor dass ich als einziger Überlebender zurück kehre.“ sagte Marcellan und schoss mit seiner Psynergy einen Stalagmiten durch den abgetrennten Schädel des Phrasaes der neben ihm lag.
Vor Wut und Abscheu bebte Apaecs Unterkiefer. Er roch das verbrannte Fleisch seiner Kameraden, den dumpfen Fäulnisgeruch des Gases, sah die Männer und Frauen die ihr Leben in seine Hände gelegt hatten auf dem Boden liegen, und spürte dass Blut der Menschen die er getötet hatte an seinen Fingern und in seinem Gesicht kleben. Und all das war nicht annähernd so widerlich, wie Marcellan selbst der sich nicht annähernd um die Toten um ihn herum scherte .
„Ich lasse dich damit nicht durch kommen! Ich bring dich hier und jetzt um!“ sagte Apaec mit kaltem Zorn in der Stimme.
Marcellan ließ sich davon nicht beeindrucken. Er pflückte sich eine Fluse vom Umhang als wäre er an all dem völlig unbeteiligt.
„Würde ich dir nicht raten. Deine Kameraden sind tot, deine Feinde sind tot. Du bist der letzte Überlebende. Und bei deinem Zustand kann man nicht wirklich von leben sprechen. Ruh dich aus, lass dich heilen. Ich würde dich ja heilen, aber bei deiner Aggression mir gegenüber erscheint mir das unratsam.“
„Wie kannst du Menschen nur wie Schachfiguren behandeln! Ich hab keinen Schimmer was die mit deinem Gehirn gemacht haben um dir Psynergy zu geben, aber verdammt noch mal du bist doch kein Mensch mehr!“ schrie Apaec, verwandelte seinen Arm in einen Speer aus Schatten und stach zu.
Die Lanze rann quer durch Marcellans Wange und liess sein Gesicht zerbröckeln.
Moment. Bröckeln!?
„Kein Mensch..?“ wiederholte Marcellan. „Damit liegst du richtiger als gut für dich ist. Scheint als kann ich dich nicht mehr leben lassen.“
Apaec schnitt vor angewiderter Faszination eine Grimasse . Marcellans linke Gesichtshälfte war zu Boden gefallen, als wäre sie nicht aus Fleisch sondern Lehm. Und dort wo eigentlich jetzt der blanke Knochen sichtbar gewesen sein müsste, weil das Gesicht weg war, blickten ihm die Augen eines Wesens an, das im Schädel eines Mannes nicht das geringste verloren hatte.
Apaec war zu perplex um weiter an zu greifen.
„Du bist..... ein Dschinn!?“
„Ja, ich bin ein Dschinn. Du warst schon immer sehr schwer von Begriff.“
Apaec hob seine Axt und umkreiste Marcellan wie ein wildes Tier.
„Und du... bist im Körper eines Mannes?“
Marcellan, beziehungsweise der Dschinn der Marcellan kontrollierte zuckte mit den Achseln.
„Ja und nein. Ich bin ein gewöhnlicher Dschinn, aber das hier ist eine Hülle aus Erde, die ich mit Psynergy kontrolliere und aussehen und handeln lasse wie einen Menschen. Ein wenig so wie eine Marionette. Nur eben dass ich die Marionette von innen kontrolliere. Aus dem Inneren des Kopfes heraus. Wie ein Gehirn.“
Apaec war sich nicht sicher ob er fasziniert, beeindruckt oder angeekelt davon war.
„Warum?!“ platzte es schließlich aus ihm heraus.
Eine neues Gesicht aus Lehm wuchs um den Dschinn herum und Marcellan sah wieder komplett aus wie ein Mensch.
„Weil mich der Kaiser für geeignet hielt als Taktiker für ihn zu arbeiten. Aber auch wenn der Kaiser das tut, denkst du dass die Menschen es akzeptieren würden von einem Dschinn Befehle entgegen zu nehmen?“
Darüber brauchte Apaec nicht lange zu überlege. Das war so als verlange man von einem sprechenden Hund Befehle zu bekommen. Der Gedanke war einfach vollkommen lächerlich.
„Und deswegen...“ fuhr Marcellan fort ohne auf Apaecs Antwort zu warten. „Habe ich diese Marionette erschaffen. Leider gelingt es mir nicht immer sie so zu bewegen wie ich möchte, da sie sehr schwer zu kontrollieren ist. Aber das überspiele ich einfach mit vorgetäuschtem Wahnsinn. Deswegen habe ich auch die Geschichte mit dem ersten künstlichen Adepten erfunden um von den Menschen akzeptiert zu werden.... Ist das nicht traurig? Ein Verrückter Mensch ist in Augen der Menschen mehr wert als ein Dschinn der logisch denkt.“
Apaec fasste sich langsam wieder. Er sah sich noch einmal die Hand an, mit der er Marcellans Lehmgesicht durchbohrt hatte und strich es sich dann an seinem Hemd glatt. Bildete er es sich ein oder roch seine Hand jetzt auch noch seltsam? Wer weiß wo ein Dschinn sich überall herum treibt.
„Aber zumindest versteh ich jetzt wieso, du so handeln kannst. Du verstehst Menschen nicht, weil du keiner bist!“
Marcellan, falls das denn wirklich sein echter Name war, klatschte betont langsam in die Hände.
„Klug kombiniert! Ja... wirklich“ ,es war ein Wunder das Marcellan auf der Schleimspur die sein Sarkasmus hinterließ nicht ausrutschte. „Nun, jetzt da du mein Geheimnis kennst, darfst du nicht mehr weiter leben.
„Warum zum Teufel!“
„Was denkst du denn, was passiert wenn raus kommt das der Kaiser jahrelang einen Dschinn in seinen Diensten hatte ohne seinem Volk etwas davon zu erzählen? Hm?“
„DU bist derjenige der hier sterben wird! MARCELLAN!“ schrie Apaec und schwang seine Axt.
Marcellan wich mit einem Schritt zur Seite aus und grinste als er sah das sich eine totgeglaubte Soldatin vom Boden aufrichtete.
„Ah, gut das ihr hier seid Lymar! Es scheint das der Kommandant eurer Einheit den Verstand verloren hat. Meine Informationen ergeben dass es sich um einen Fluch handeln muss den Graf Orlois vor seinem Tod gewirkt hat. Wir können ihn nur noch von diesem Fluch heilen in dem wir ihn töten.“
Apaec sah sie verzweifelt an.
„Er lügt! Marcellan lügt! Er ist ein Dschinn und -“
Und dann viel ihm auf wie lächerlich das klang, als Lymar ihn mit einem Gesichtsausdruck ansah mit dem er als kleiner Junge seinen Hund angeguckt hatte, als man ihn einschläfern musste.
„Ich verstehe“ sagte Lymar und stellte sich neben Marcellan.
Apaec knirschte mit den Zähnen, gegen Lymar wollte er nicht kämpfen.
„Seelenschatten!“
Lymar wich instinktiv zurück, sie wusste dass sie gegen seinen Seelenschatten keine Chance hatte.
Marcellan schnippte mit den Fingern.
„Das ist ein Bluff, er hat keine Energie mehr für einen richtigen Angriff, selbst wenn er trifft, ist es nicht genug um uns beide aus zu schalten. Er wäre nicht so dumm...“
Tentakeln aus Schatten wuchsen aus dem Boden und schleuderten Apaec in die Luft der mit seiner Axt ausholte und auf Marcellan zu flog.
„Das ist es was du nicht verstehst Marcellan! Die Dummheit der Menschen kennt keine Grenzen!“
Marcellan presste die Zähne zusammen und beschwor Ranken die vor ihm aus der Erde wuchsen.
Doch Apaec landete auf der flachen Seite des Schwerts seines Seelenschattens. Apaec grinste Marcellan an, als der Seelenschatten zu schlug und Apaec davon schleuderte.
Im Flug lächelte Apaec. Er war entkommen.


Sechs Monate waren seit jenem Tag vergangen. Apaec war seit dem ein Schwerverbrecher der vom Kaiserreich verfolgt wurde. Die Haare hatte er sich blau gefärbt um weniger auf zu fallen und sein Gesicht mit Tätowierungen bedecken lassen. Zwar fiel er nun mehr auf, aber niemand würde ihn mehr auf an hieb erkennen.
Enttäuscht seufzte Apaec als er einen der Steckbriefe an der Außenwand eines Gasthauses sah.
Er seufzte nicht nur, weil er die Nässe der verregneten Gasse durch seine Schuhsohlen spürten, sondern vor allem wegen dem Steckbrief selbst.
„Dieser Mann hat Hochverrat am Kaiserhaus begangen und gehört eliminiert. Der Kaiser gewährt demjenigen der ihn tot oder lebendig fängt einen Wunsch.“ stand unter dem Bild mit seinem Konterfei.
In einem Märchen, wäre Apaec selber zum Kaiser marschiert und hätte sich selbst angeboten damit der Kaiser ihm einen Wunsch erfüllte. Leider war Apaecs Leben noch nie wie ein Märchen gelaufen also wollte er es auf so einen schwachsinnigen Versuch gar nicht erst ankommen lassen.
Eigentlich hatte er ja damit gerechnet dass nach sechs Monaten Gras über die Sache gewachsen wäre, aber Marcellan ließ einfach nicht locker. Es wäre besser gewesen dem Kaiserreich den Rücken zu kehren, aber Apaec konnte einfach nicht anders. Er musste ein letztes mal noch seinen Onkel und seine Brüder sehen. Ihnen sagen dass er unschuldig war, ihnen sagen dass es ihm gut ging.
Er ging bis ans Ende der Gasse und klopfte an die selbe Tür an die er in seiner Kindheit fast jeden Tag geklopft hatte.
Onkel Gerrion machte ihm die Tür auf.
„Wir brauchen keine Hausierer, mach dass du weg kommst“ schrie er und schlug die Tür zu, doch Apaec stellte hastig seinen in den Türrahmen.
„Onkel! Ich bin´s!“
Gerrion musterte ihn von Kopf bis Fuß.
„Ich kenne dich nicht!“ keifte er.
„Dein Neffe! Ich bin dein Neffe!“
Gerrion funkelte ihn an.
„Ich habe keine Verräter in meiner Familie. Es gibt keinen Apaec mehr. Als Oberhaupt der Familie verstoße ich dich! Komm nie wieder hier her!“
Apaec stemmte sich gegen die Tür die Gerrion zu drücken wollte.
„Warte! Lass mich wenigstens mit Denvol-“
Gerrion schoss ihm mit seiner Mars-Psynergy glühende Kohlen ins Gesicht. Apaec schrie auf und hielt sich die brennende Wange, während Gerrion die Tür zu knallte.
Apaecs Augen tränten, ob es wegen der Wunde war, oder weil er verstoßen wurde konnte er in diesem Moment nicht sagen. Er widerstand der Versuchung noch einmal an zu klopfen, senkte den Kopf und schlurfte von dannen.


Es roch so muffig wie an jedem regnerischen Frühjarstag, als Apaec sein Heimatdorf hinter sich ließ und auf die Felder hin zu marschierte. Sein ganzer Lebensinhalt hatte darin bestanden sein Land und seine Familie zu beschützen. Nun hasste ihn seine eigene Familie und dass Land dass er beschützen wollte jagte ihn wie einen Verbrecher und seine ehemaligen Kameraden waren alle tot.
Doch dann wurde er jäh daran erinnert dass nicht alle tot waren.
„War so was von klar dass du hier raus driftest, du Landei.“ sagte Jolene die mit verschränkten Armen an einem Baum am Wegesrand lehnte.
Apaec freute sich wie seit langem nicht mehr und rannte mit einem Lächeln im Gesicht auf sie zu.
„Jolene! Du lebst!“
Sie schoss einen Lichtstrahl aus ihrer Fingerspitze der knapp an ihm vorbei rauschte. Das Lächeln auf seinem Gesicht erstarb und er hob seine Axt.
„Sag mir nicht dass du auch gegen mich bist! Ich dachte du wärst diejenige die mich am ehesten verstehen würde! Du hasst Marcellan.“
„Stimmt“ sagte sie und nahm einen faustgroßen Stoffbeutel von ihrem Gürtel.
Frustriert schrie Apaec auf.
„Warum seid ihr alle gegen mich! Was habe ich euch getan!“
Sie öffnete den Beutel und Murmeln aus Stahl kullerten auf ihre offene Handfläche.
Apaec strich sich mit dem Daumen über die Lippen. Diese Murmeln waren kein Spielzeug, sie konnte sie mit ihrer Lichtpsynergy beschleunigen und abfeuern ehe das menschliche Auge hinter her kam. Im Gegensatz zu ihren Spielchen von früher machte sie dieses mal ernst. Sie wollte ihn töten.
„Du existierst. Das habe ich dir schon ein mal gesagt.“ antwortete Jolene, doch im Gegensatz zum letzten mal als sie das sagte, sah sie ihm nicht in die Augen. Sie wirkte bedrückt.
„Warum Jolene!? Was hast du davon gegen mich zu kämpfen!?“
Sie schloss für einen Moment die Augen und seufzte dann.
„Meine Rache. Du hast meine Schwester... Sie ist wahnsinnig, deinetwegen.“
Apaec wusste nicht was er davon halten sollte. Er verzog den Mundwinkel.
„Ich kenne deine Schwester nicht einmal!“
Jolene legte den Kopf in den Nacken und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Es gibt Adepten, die keine Psynergy wirken können, dafür aber mächtige Schutzfelder. Wenn diese Schutzfelder zerstört werden, nimmt der Adept der sie wirkt tiefen seelischen Schaden. Das Schutzfeld das Graf Orlois Schloss gehörte wurde, wurde durch meine Schwester ausgelöst. Sie wurde von Orlois gefangen genommen und dazu gezwungen es auf Recht zu erhalten. Als das Schutzfeld verschwand...“
Jolene stockte.
„Ich weiß dass du nur deine Pflicht getan hast. Aber ich kann dir nicht verzeihen.“
Apaec hob abwehrend die Hände.
„Augenblick mal! Marcellan war derjenige der den Schild endgültig zerstört hat! Außerdem waren es ja nicht nur ich und er sondern unsere gesamte Einheit.“
„Aber nur noch du lebst. Und an Marcellan kann ich mich nicht rächen. Noch nicht. Nur noch du und er wart daran beteiligt, ich werde euch beide töten.“
„Jolene! Das ist Schwachsinn und du weißt das!“
Die Stahlkugeln in ihrer Hand glühten auf.
„Ja, das tue ich.... Aber wenn ich es nicht tue wird der Hass mich fressen bis ich mich selbst verliere. Ich muss etwas tun! Wir sind beide nicht schwach, diesen Kampf wird nur einer von uns überleben... Und nun leg los! Tränen des Xenophanes!“ Die Kugeln in ihrer Hand wurden zu Licht.
„Seelenschatten!“


Das Gras der Steppe roch frisch, die Ebene war weit, und die Vögel zwitscherten. Apaec war als hätte er genau das selbe schon einmal erlebt... Vor langer, langer Zeit. Die Metallkugeln die sich in seinen Körper gebohrt hatten, schmerzten bei jedem Schritt. Er würde bald sterben, nein er sollte schon längst tot sein, das wäre für alle am besten. Er ließ sich an einem Felsen auf der Steppe nieder, kleine schwarze Punkte flimmerten vor seinen Augen. Seine Kehle fühlte sich vertrocknet an, wie lange hatte er nichts mehr getrunken? Es blieb ihm nichts anderes übrig als den Tatsachen ins Auge zu sehen. Das hier war das Ende.
Eine kleine, blaue Kugel aus Licht flog um ihn herum, landete schließlich vor ihm und wurde zu einem Merkur-Dschinn.
„Stoßgebet!“ brummte der Dschinn mehrmals, und Apaecs Wunden verheilten, die Metallkugeln wurden von dem neuen Fleisch dass ihm nachwuchs heraus gepresst und polterten zu Boden.
„Hallo!“ sagte der Dschinn. „Gut dass ich dich gefunden habe ansonsten wär´s das für dich gewesen!“
Apaec packte den Dschinn mit seiner Hand und schoss Psynergy in seinen Körper. Der Merkur-Dschinn zappelte hilflos und schreiend hin und her. Freude floss Apaec durch die Venen als er spürte dass der Dschinn aufgehört hatte sich zu bewegen.
Mit einem Grunzen schleuderte er den regungslosen Dschinn auf die Erde.
„ ….Ich hasse Dschinn. Aber vielleicht, bekomme ich wenigstens was Geld für dich... Genug Zaster um diesem elenden Kontinent den Rücken zu kehren.“
Sie befand sich nun seit einiger Zeit in Weyard und konnte aus irgendeinem Grund nicht mehr heraus.
Egal was sie auch versucht hatte, es hatte nicht geklappt. Etwas außerordentlich mächtiges hinderte sie daran.
Sie vermutete, dass Maze etwas damit zu tun hatte. Vielleicht aber auch steckte Torask dahinter. Sie war nicht sicher, was vor sich ging. Doch etwas ganz merkwürdiges ging hier vor.
Die Welt sah inzwischen ganz anders aus, als vor wenigen Stunden. Weyard wirkte nicht mehr so tot.
Nicht nur das. Die Bewegungen auf dem Planeten verging in nahezu nicht wahrnehmbare Geschwindigkeit. Die Pflanzen wuchsen unglaublich schnell, es wurde in wenigen Minuten Tag, in wenigen Minuten wieder Nacht. Es wurde schnell warm. Es wurde schnell kalt. Es regnete, es schneite, es war trocken...
Falls Jenna das Glück hatte ein Leben, meist ein Tier, zu begegnen, dann war es in nicht verfolgbare Geschwindigkeit wieder fort. Auch mit reisenden Menschen verlief es kein bisschen anders. Sie konnte nicht einmal verstehen, worüber sie sich unterhielten, weil sie in nicht zumutbare Geschwindigkeit miteinander sprachen.
Alles bewegte sich so schnell. Das Leben in Weyard verlief so schnell, dass sie kaum etwas mitbekam. Nur sie bewegte sich langsam.
Was hatte das zu bedeuten? War sie etwa schon gestorben und passierte nun als Geist durch die Welt? Sie fühlte sich nichtsdestotrotz äußerst lebendig und gar nicht wie ein Geist. Aber vielleicht fühlten sich alle Geister genauso?
„Lange nicht gesehen, Jenna.“ hörte sie von einer bekannten Stimme.
Zu aller Überraschung verstand sie diesmal das gesagte und drehte sich reflexartig um. Ihre Augen weiteten sich, als sie Isaac vor sich erkannte. Zumindest auf dem ersten Blick. Als sie genauer hinschaute, zogen sich ihre Augenbrauen wieder zusammen und ihre Freude von vorhin wurde mit purem Zorn ausgetauscht.
Ohne Vorwarnung schoss sie ein Hitzestrahl auf sein Gesicht, welcher jedoch von einer plötzlich auftauchenden blauen Aura abgewehrt wurde. Sie ließ nicht nach und versuchte es gleich erneuert.
Aus irgendeinem Grund erschien die blaue Aura diesmal nicht und traf den Blondschopf am Kopf. Vom dem Kopf blieben, bis auf die roten Augen, nichts anderes übrig und selbst der Körper ging komplett in hitzigen Flammen auf. Keinen Augenblick später verschwanden die Flammen, der Körper und die brennende Kleidung stellten sich zusammen mit dem Kopf her.
Jenna bemerkte, dass es keine einfache Regeneration war.
Nein. Keine Regeneration.
Es war eine Zeitmagie, die den Zustand vor ihrem Angriff wiederherstellte. Die belustigten, roten Augen blickten nun zu ihr. „Ist das deine neue Art jemanden zu grüßen?“ er seufzte gespielt.
“Wenn ich genauer darüber nachdenke, nicht allzu ungewöhnlich. Egal vor wen ich mich zeige. Es endet immer damit, dass ich angegriffen werde. “
„Halt deinen Mund.“ zischte sie. „Mein Tag ist bereits beschissen genug verlaufen. Ich glaube kaum, dass mich irgendetwas mehr überraschen könnte!“
Semih schüttelte bedauernd seinen Kopf. „Ich ließ mich absichtlich von dir treffen, in der Hoffnung, du würdest dich abreagieren, aber wie ich sehe, hatte ich damit wohl leider kein Erfolg gehabt. Kann ich dir stattdessen was anderes anbieten? Wie zum Beispiel...“ in seiner Hand erschien eine Tasse. Er streckte sie ihr entgegen. „Grüner Tee?“
Jenna schlug ihm die angebotene Tasse aus der Hand und wirkte nun sogar noch wütender als zuvor. Semih blickte kopfschüttelnd zur der zerbrochenen Tasse auf dem Boden und dann wieder zurück zur Feueradeptin. „Du hättest mir nur sagen müssen, dass du keinen grünen Tee magst. Ich besitze über genügend Alternativen. Schwarzer Tee?“
„Verarsche mich nicht! Weswegen bist du hier, Semih?! Ist das hier alles dein Werk? Der Grund warum Weyard so 'komisch' ist? Welchen machtgierigen Zielen läufst du diesmal hinterher?“ rief sie ihm zu.
Semih schien bereits ein solch feindseliges Verhalten erwartet zu haben. Seitdem er die Kontrolle über seinen Körper hatte, war es schließlich nie anders verlaufen. Wer könnte schließlich einem Wesen vergeben, der über Billiarden von Wesen getötet hat und die Anzahl der Welten nur auf eine handvoll reduziert hatte?
Er lächelte schwach. „Nun... das sind ziemlich viele Fragen. Verzeih mir, dass ich mir die Freiheit nehme, sie nach meiner gewünschten Reihenfolge zu beantworten.“ der zerbrochene Glas und der gekippte Inhalt erschien wieder in Semihs Hand. Erneuert Zeitmagie.
„Sicher, dass du es nichts trinken willst?“
Sie schüttelte den Kopf und Semih zuckte mit den Achseln, ehe er selbst genüsslich am Tee trank.
„Ist das alles dein Werk? Der Grund warum Weyard so komisch ist?“ wiederholte er ihre Frage. Er nickte dann.
„Ja, ich bin der Grund warum Weyard so 'komisch' ist.“
„Was hast du mit Weyard getan?“ fragte sie aufgebracht. „Es ist hier wie die Hölle auf Erden.“
Semih schüttelte seinen Kopf. „Hölle auf Erden? Sie sieht es also aus, wenn man nicht exakt weiß, was hier vor sich geht. Außerdem bezweifle ich, dass es noch einen viel schlimmer als vorher geben könnte. Die Maßstäbe waren schließlich nicht allzu hoch gesetzt.
Der Grund warum du alles 'so komisch' wahrnimmst ist, weil die Zeit in Weyard um ein vielfaches schneller vergeht, als überall anders.“
Jenna schaute ihn nur verwirrt an. Semih entschied mit der Erklärung fortzufahren.
„Ich habe die Menschen, Tiere und andere Wesen in Weyard wiederbelebt, das Land, die Luft, das Wasser gereinigt und die Welt mit reichen Rohstoffen geschmückt. Anfangs waren die Menschen verwirrt und wussten nicht, was passiert ist. Es dauerte jedoch nicht lange, bis sie es einfach akzeptierten und ihr Leben lebten. Einige Forscher und Alchemisten haben die Geschehnisse versucht mit äußerst lustigen Theorien zu erklären.“
„Du hast.... die Welt wieder aufgebaut?“ fragte sie verblüfft.
Der blonde Adept schüttelte seinen Kopf. „Nicht ich habe diese Welt wieder aufgebaut, sondern die Menschen selbst. Um genau zu sein, sind sie noch immer dabei. Das einzige was ich tat ist diese Welt wieder lebendswürdig zu machen.
Einige alte Städte wurden von ihnen wiederaufgebaut. Manche neue Dörfer und Städte wurden gegründet wie Kaocho, Ayuthay oder Belinsk. Die Alchemie in Weyard ist übrigens weiterhin freigesetzt. Dank ihr ist die Entwicklung der Zivilisationen sehr schnell.
Dennoch steht Weyard gegenüber den anderen verbliebenen Welten einem großen Defizit gegenüber. Ich schloss den Eingang und Ausgang Weyards, damit keiner der Welten auf die Idee kam, diesen Fortschritt frühzeitig zu unterbrechen. Ich plane nicht den Eingang bzw. Ausgang ewig verschlossen zu halten, weswegen ich meine Zeitmagie nutze um das ganze zu beschleunigen. Die Menschen merken nicht einmal etwas davon. Zirka 20-25 Jahre sollte genug für Weyard sein um aufzuholen, um danach mit der gewöhnlichen Zeit fortzulaufen.“
„20-25 JAHRE?!!“ fragte sie mit offenem Mund.“Das ist eine Ewigkeit!“
Semih lächelte belustigt und schüttelte seinen Kopf. „Du unterschätzt meine Zeitmagie. Es wird nur wenige Monate dauern, bis diese Zeit in Weyard vergangen ist. Theoretisch besitze ich über die Mittel um diese Zeit innerhalb eines kurzen Augenblicks vergehen zu lassen, aber das wäre selbst für mich etwas zu anstrengend. Vielleicht setze ich die Zeit auf ein paar Wochen oder Tage, vielleicht aber auch auf mehrere Monate oder sogar ein Jahr. Es ist auch möglich, dass ich die Zeitmagie vor 20-25 Jahren abbrechen. Wie man es dreht oder wendet, Weyard wir einige Umsiedler aus anderen Welten benötigen. Deswegen werde ich mich bei der 'Eröffnung von Weyard' sehr flexibel halten.“
Jenna schien nun mit dieser Antwort ein anderes Problem, eine andere Sorge zu haben. Sie wandte sich von Semih ab und schaute sich panisch nach etwas um. Wenige Sekunden später hatte sie offensichtlich das gefunden wonach sie suchte.
Sie beugte sich runter und blickte in die Pfütze, die sie gefunden hatte. Sie sah ihr Spiegelabdruck und atmete erleichtert auf.
„Keine Sorge. Du bist nicht gealtert. Ich habe meine Zeitmagie so programmiert, dass egal wohin du gehst, du von ihr nicht betroffen wirst. Deswegen konntest du das 'Leben in Weyard' auch kaum wahrnehmen.
Hätte ich das nicht gemacht, wäre mein kleiner Bruder vielleicht nicht allzu erfreut gewesen, seine Freundin im Alter seiner Mutter, wiederzusehen.“
Sie wandte sich von der Pfütze ab, stand auf und ging wieder zu ihm. „Tut mir Leid... für den Angriff vorhin. Das war nicht ganz nett... Aber warum tust du das alles nun auf einmal?“
Semih schüttelte zuckte mit den Schultern und schüttele seinen Kopf, bevor er wieder zu ihr schaute. „Ist es so ungewöhnlich, dass ich meiner zerstören Heimatwelt aushalf wieder aufgebaut zu werden? Ich besitze noch eine gewisse Bindung zu dieser Welt, auch wenn ich die meiste Zeit meines Lebens in ihrer Erde verbracht habe.“ er drehte sich um und blickte gen die Sonne, die mit Rekordgeschwindigkeit sich senkte.
„Du fragst dich nun sicherlich, warum jetzt? Ich weiß nicht, wie sehr du mit den Details vertraut bist. Die meisten kennen den Unterschied zwischen mir und Sion nicht. Die Eroberung aller Welten, das Töten aller Leben, die Führung der Phönixkrieger, die Zerstörung der Welten, die Absorption ihrer Energie, die Sammlung der Schicksalsklingen... und vieles mehr. In den Augen aller Personen war ich der Jenige, der dies alles ausführte, während ich in Wahrheit ein Gefangener in meinem eigenen Körper war und nur hilflos zusehen konnte, wie Sion alles zerstörte, was ich beschützen wollte. Weißt du den überhaupt noch, wann wir uns das letzte mal von Auge zu Auge gesehen haben?“
Sie antwortete nicht.
„Es war, als wir gemeinsam gegen die Jäger des Kummers kämpften. Gegen sie erfuhr ich die Grenzen der Macht eines verfluchten Auges. Ein verfluchtes Auge allein besaß über zu viele Schwächen. Dabei brauchte ich mehr Macht um das beschützen können, was ich wollte.
Ich hatte zwar die restlichen 4 verfluchten Augen gesammelt, doch mir fehlte es an der nötigen Energie, sie alle gleichzeitig nutzen zu können und so ging ich ein weiteres mal zu Zion, um meine dunklen Augen zu aktivieren und eine 'Energiequelle' für meine verfluchten Augen zu erhalten.“
Semih schüttelte mit Reue erfüllt seinen Kopf.
„Zion hatte mir bereits in der Vergangenheit mehrfach „dunkle Energie“ zur Verfügung gestellt und dadurch die Macht meiner verfluchten Auges gestärkt. Ich war jung und arrogant. Heute weiß ich, dass er mit jedem Schritt nur seine Reinkarnation in mir vorbereitet hat. Als meine dunklen Augen erwachten, war Sion geboren und konnte die Kontrolle über mein Körper stehlen. Mit dem Besitz der sieben Schicksalsklingen stand er kurz davor sein Ziel zu erreichen.
Ich will mir keine Zukunft vorstellen, was passiert wäre, wenn ihr damals in der Arena meine dunkle Seele nicht aufgehalten hättet.
Nichtsdestotrotz.... als ich die Kontrolle über meine Augen erneuert erhielt, war das einzige was mir blieb nur noch der Ruf des meist gefürchteten, meist gehassten Mannes in der Geschichte der Existenz. Ich besaß die Macht die ich damals wollte, aber sie hatte für mich keine Bedeutung mehr.“ er lachte müde und schüttelte seinen Kopf.
„Ich gebe es nicht gerne zu, aber diese dunkle Seele von mir, die Reinkarnation Zions, Sion. Sie hat mich mehr gebrochen, als je ein anderes Wesen vor und nach ihm. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich mich davor erholt habe.“
Er drehte sich nun wieder zu ihr. Jenna hatte geschwiegen. Sie hatte nicht gewusst, was sie dazu sagen sollte. Ihr fehlten die richtigen Worte.
Sie hätte es niemals für möglich gehalten, dass Semih ihr überhaupt soviel über sein Schmerz erzählen würde. Ganz zu schweigen, dass er sich über solche Sachen Gedanken machen würde. Wie es aussah steckte immer noch eine gewisse Menschlichkeit in ihm.
„Ich bin froh, dass du 'zurückgekommen' bist. Du besitzt eine außerordentliche Kraft, Semih. Eine Kraft die sowohl töten, als auch retten kann. Deine dunkle Seele hat die Zerstörungsseite dieser Kraft gezeigt. Ich bin sicher, dass du allen die andere Seite deiner Kraft zeigen kannst.“
Semih lächelte. „Welch klischeehaften Worte einer Heroine.“
Er schüttelte seinen Kopf. „Ich werde mich mit meiner Kraft nur begrenzt einmischen.“ gab er an. „Das Leben hat einen gewissen Fluss. Einen Lebensfluss. Jegliche Einmischung zerstört diesen Fluss. Ob Leben oder Tod. Die Natur selbst hat bereits alles geregelt, was für die Existenz des Lebens notwendig ist. Gut oder Böse spielt dabei keine Rolle. Es ist ein selbst geregeltes System, welches beide Seiten kompensiert. Darks Verständnis von Ordnung ist am nächsten dran, aber immer noch sehr weit von der Perfektion entfernt.
Alles andere ist nur eine 'Störung' dieses Flusses. Ich werde diese 'Störungen' auslöschen und dem Welt der Lebenden einen 'ungestörten' Fluss zurücklassen.“
„Mit Störungen... meinst du solche Wesen wie Maze, Torask und Talos?“
Er schüttelte seinen Kopf. „Weder Maze noch Torask sind momentan 'Störungen'. Es gibt eine Quelle von Kraft, die sich als 'Ordnung' tarnt und den Fluss der Natur stört. Diese Kraft hat ein Teil ihres Ursprungs scheinbar, in der mir noch unbekannten, Ebene von der Wesen wie Talos hergekommen sind. Jeder der seine Kraft von dieser Quelle bezieht, ist eine 'Störung'. Weder Maze, noch Torask beziehen ihre Kraft momentan aus dieser Quelle. Aber....“
Seine Augen blickten zu ihre, während sie förmlich erstarrte. Sie wusste bereits die Worte, die er als nächstes aussprechen würde. Sie ging ein Schritt nach hinten.
„Doch ihr tut es. Ihr gehört zu den 'Wächtern'. Spielfiguren von noch größeren Störungen. Es mag sein, dass ihr nicht freiwillig über diese Kraft verfügt, dennoch tut ihr es. Jegliche größere Einmischung in den Welten ist eine Störung der Natur. Das macht euch zu meinen Feinden. Die Quelle der Macht der Ordnung ist größer als du dir je vorstellen kannst. Talos ist momentan dabei, einen größeren Teil dieser Macht in meinem Bruder und den anderen zu erwecken. Eine Macht, die euch bereits eure Menschlichkeit genommen hat.“
Jenna wirkte gereizt. „Du sagst also, ich wäre kein Mensch mehr?“
Semih verschränkte seine Arme, senkte seinen Kopf und schloss seine Augen. „Exakt. Ihr seit keine Menschen mehr, sondern Wächter. Allein die Art und Weise wie ihr die Macht der Ordnung erhalten habt, sollte bereits Beweis genug sein. Wissenschaftlich gesehen bin ich ein Mensch mit komischen Augen. Ihr hingegen ein komisches Wesen mit dem äußeren Erscheinungsbild eines Menschen. Selbst meine Augen unterscheiden sich von eurer Wächterkraft.
Wenn zum Beispiel ein beliebiger Mann in Silkanas meine verfluchten Augen erhalten würde, dann würde die Kraft meiner Augen sich der Psynergie oder alternative Energie dieses Mannes anpassen. Ein schwacher Adept könnte mit ihnen nicht einmal einen Huhn wiederbeleben. Würde der gleiche Adept jedoch über die Macht der Ordnung verfügen, dann wäre er, unabhängig von der eigenen Stärke, in der Lage ganze Länder, wenn nicht sogar Welten zu zerstören.
Ich gebe zu. Mit alleine der Macht die ich von meinen dunklen Augen erhalte und den Macht der Welten wäre das alles auch für mich kein Problem. Jedoch bezog ich diese Kraft „innerhalb der Natur“ selbst. Das macht mich im schlimmsten Fall zu einem Dieb der Natur. Es macht mich jedoch nicht zu einem Wesen, der seine Kraft von einer 'höheren Quelle außerhalb der Natur' bezieht.
Es gibt noch mehr Unterschiede, ich denke jedoch, dass du langsam verstanden haben solltest.
„Welche Rolle spielt es schon, woher wir unsere Kraft beziehen? Du solltest uns kennen. Du solltest deinen eigenen Bruder kennen. Wir würden unsere Kraft niemals nutzen um etwas böses zu tun. Wir haben unser ganzes Leben dem Helfen und Beschützen von den Schwachen verschrieben. Wir bezahlen mit dem Opfer, selbst kaum einen Tag Ruhe zu haben. Macht die Quelle unserer Kraft uns zu etwas böserem, schlechteren als Maze oder Torask? Was wirst du tun? Jeden einzelnen von uns töten? Mich töten?“
Sie zuckte ihre Klinge heraus und hielt sie zwischen ihr und Semih. Der junge Mann schaute nur gelassen zu ihr.
„Ob Wesen wie Maze oder Torask etwas böses tun, spielt keine Rolle. Ich habe dir vorhin bereits erklärt, dass ein Ausgleich vorhanden sein muss. Wesen wie Maze oder Torask haben sich eine 'eigene Kraft' aufgebaut und können damit umgehen, wie sie wollen. Sie sind bereits mächtig genug um die Population der übrigen Welten auszulöschen. Kein Wesen zerstört alles greifbare, nur um sich selbst mit ewiger Langweile zu bestrafen. Sie können einzelnen Individuen ihren Willen aufzwingen. Das jedoch unterscheidet sie keineswegs von zwei unterschiedlich mächtigen Wesen, auf einem beliebigen Planeten. Natürlich, solange sie nicht dumm genug sind, die Macht aus der höheren Quelle wie die Ordnung, sich auf irgendeinerweise anzueignen.
Wenn ihr weiterhin die schwache Seite schützen wollt, dann tut es ohne die Macht der Ordnung. Es ist nicht unmöglich. Die Todesreiter tun es länger als sonst wer.“
Er ging mit langsamen Schritten zu ihr. Sie senkte ihren Kopf. Sie senkte ihre Klinge. Sie wusste, dass sie keine Chance gegen ihn hatte. Egal was sie auch tat.
Doch zu ihrer Überraschung legte er freundschaftlich seine Hand auf ihre Schulter und lächelte.
„Keine Sorge. Ich werde keinen von euch töten, solange ihr bereit seid, die Macht der Ordnung wieder aufzugeben und wieder zu einem vollständigen Menschen zu werden. Ich werde euch die Wahl lassen, wenn die Zeit reif ist. Aber für jetzt musst du Weyard verlassen. Du bist im Moment eine Gefahr für den Wachstum dieser Welt.“
Obwohl sie froh dafür sein sollte, dass sie verschont wurde, verengte sie ihre Augen. „Und was ist mit Maze und seinem Turm? Ist er nicht auch noch in Weyard. Stört er den Wachstum nicht?“
„Ihn auszulöschen würde mich nur lediglich zwei Augenblicke kosten. Einen um jegliche verbliebene Welten auszulöschen und ein weiterer Augenblick um die Welten ohne ihn und seinem Turm wiederherzustellen.
Ich habe die Zeit in Mazes 'Bezirk' nicht manipuliert. Einfach um ihm keinen Zeitbonus zu schenken. Er ist nicht der Typ, der seine Kräfte oder Experimente einfach an „normalen Menschen“ austesten würde.
Einige Menschen haben bereits sein Bezirk betreten und sind wenige Sekunden später gestorben. Inzwischen ist sein Gebiet als die 'Todeszone' oder 'Todesturm' bekannt, die von jedem Menschen vermieden wird, der noch die Absicht besitzt, weiterzuleben.“
„Gut ich werde gehen...“ gab sie schließlich nach. „...wenn du mir nur eine Sache versprichst!“
Semih grinste. „Du weißt, dass ich kein Versprechen erfüllen muss, um dich hier rauszuwerfen. Was ist es?“
„Dein Bruder... Isaac. Versprich mir, dass du ihn und die anderen vor Talos beschützen wirst.“
Semihs grinsen wurde breiter, als erkannte, dass sie ihre Karten zumindest intelligent ausspielte. Talos war durchaus ein Wesen, der eine Störung darstellte. Ein Wesen, gegen den er vorgehen konnte. Er nickte schließlich. „Nun gut. Ich verspreche dir, dass ihnen nichts passieren wird, was nicht Rückgängig gemacht werden kann. Aber es wird etwas dauern, bis ich mich mit ihm beschäftigen kann.“
Jenna nickte auch, als sich schließlich ein spezielles Portal nach Ristemé öffnete und sie hindurch ging.
Das Portal schloss sich. Semih selbst verschwand aus Weyard ebenfalls. Er musste noch paar andere Sachen erledigen.

Eine Bote hatte vor wenigen Minuten König Gerhard die Nachricht überbracht, dass die Kaiserin des Ostreiches sein Reich besuchen würde. Als Touristen.
„Beunruhigend. Äußerst beunruhigend.“ Gerhard hatte bereits einige Gerüchte und Informationen von vertrauenswürdigen Quellen über die Narsi gehört. Keine davon war gut gewesen. Nichts desto trotz handelte es sich bei ihr um die Kaiserin des Ostreiches. Sie besaß über zu viel Macht, als das er eine schlechte Beziehung mit ihrem Reich riskieren konnte.
„Die Königin wurde auch informiert.“ erklärte der Bote und verschwand dann auf Gerhards Befehl. Bei dem 'Hampelmann' handelte es sich um die Mutter Gerhards, die seit Jahren nicht mehr regierte und kaum wichtige Entscheidungen traf.
Gerhard blickte zu seinem gelben General. „Informiert mich unverzüglich, sobald Kaiserin Narsi im Reich eintrifft.“
„Das werde ich tun, mein König.“
Fast Fünfzehn Jahre waren seit dem Tag an dem er Jolene getötet hatte vergangen. Apaec spuckte auf die Erde und stützte sich mit dem Arm an einer Häuserwand ab. Den kalten Stein an seiner Hand zu spüren, in mitten der Hitze war ein schwacher Trost. Dieser Regenerationstrank wirkte langsam. Zu langsam. Er spürte seine Seite kaum, in diesem Zustand würde er niemals dem Sternenregen entkommen. Sein linkes Ohr, war wie betäubt, als würde ihm jemand eine Hand darauf pressen, hörte er alles nur gedämpft. Apaec roch Schwefel, ein Geruch den er nur all zu gerne aus seinem Gedächtnis verbannen wollte.
Aber vielleicht war das ja, das was man Gerechtigkeit nannte. Er hatte schon seit langem keine saubere Weste mehr.
„Ich habe nach keiner zweiten Chance gefragt, dämlicher Stadtwächter!“ knurrte Apaec als sich seine Muskeln vor Schmerzen zusammenzogen.
Seine Unglückssträhne hatte damit begonnen dass er gegen diesen unsäglichen Dschinn verloren hatte... Sobald er hier raus war, brauchte er Alkohol. Verdammt viel davon, egal wie er schmeckte, einfach nur irgendwas das seinen Verstand betäuben konnte. Wenigstens für eine kleine Zeit.
Er sah sich die Straße an die er entlang gehen wollte, sie war größer und breiter als alle anderen, und schien zu einer Art Plateau zu führen, wahrscheinlich war es der Mittelpunkt der Stadt. Und dort oben, auf diesem Plateau, sah Apaec den Mann der ihm ungewollt das Leben gerettet hatte und ein paar Gestalten die er nicht ausmachen konnte.
Was bildete sich der Torfkopp, eigentlich ein, ihm vorschlagen zu wollen wie er sein Leben zu führen hatte! Wenn dieser Ort nicht sowieso schon seine Psynergy schwächen würde, hätte er ihm mit Vergnügen ein paar neue Dinge über das Leben beigebracht. Grundregel Eins: Bring Apaec nicht dazu dich zu hassen.
Unterbewusst sammelte Apaec bereits Psynergy um sich herum, seufzte dann als er merkte dass sie kaum spürbar war und stoppte sie. Nerviger Ort. Er grunzte wütend.
„Dein Glück Stadtwächter... Auch wenn ich es nicht sagen mag, schulde ich dir was. Dich jetzt an zu greifen fühlt sich... falsch an. Nächstes mal wenn ich dich sehe, hast du nicht so viel Glück.“
Gerade als er sich umwandte um zu gehen schoss etwas Gewaltiges durch die Häuserreihen vor ihm und durchbohrte sie. Trümmer und Staub füllten die Luft, so schnell wie ein Sandsturm.
Apaec hielt sich seinen zerfledderten Umhang vor die Nase. Etwas flog ihm ins Auge und er hielt es sich zu.
Er war verletzt, konnte seine Psynergy nicht richtig einsetzen, hörte schlecht und jetzt sah er auch noch schlecht. Häuser stürzten um ihn herum zusammen und Sterne fielen vom Himmel.
Das war´s. Apaec hatte die Schnauze mehr als Satt.
Der gewaltige Mann der vor Apaec durch die Häuserwände gebrochen war, richtete sich auf und wandte ihm den Rücken zu. Er trug eine Rüstung aus Tier und Monsterteilen, die der Rüstung des Barbaren mit dem Anker ähnlich sah und erinnerte sich an dessen Worte.
-Wenn du noch mal unseren Weg kreuzt.... bist du Beute.-
„Verdammte Hacke noch mal! Wollt ihr mich jetzt doch umbringen? Was sollte der Scheiß mit diesem Stadtwächter dann! Es gibt da so eine Schmerzgrenze was ich an Dummheit ertragen kann und die habt ihr Barbarenpack gerade überschritten!“
Eine Axt aus Schatten bildete sich in Apaec´s Hand. Sie war sicher schwächer als eine gewöhnliche Waffe, weil seine Psynergy gedämpft wurde, aber das war ihm egal.
Der Barbar trug eine Lanze und schien auf etwas zu warten, er machte sich nicht einmal die Mühe sich zu ihm um zu drehen oder ihm eine Antwort zu geben.
„So das reicht! Ich bring euch alle um! Deinen Freund mit dem Anker auch! Und-“
Apaec wurde mit einem mal Still als er sah worauf der Barbar mit der Lanze gewartet hatte. Oder eher er spürte es. Ohne zu wissen woher genau, aber doch genau wissend das es wahr war, wusste Apaec dass dieses Wesen vor ihm, die Sterne vom Himmel prasseln ließ.
Das weiße, mit reptilienartigen Schuppen bedeckte Pferd atmete aus, der Strahl aus Luft der ihm aus den Nüstern kam sprengte zwei Löcher in den Erdboden. Die heraus gesprengten Pflastersteine flogen durch die Luft.
Panisch sprang Apaec zurück. Der Barbar starrte das Tier weiter konzentriert an. Es beachtete ihn nicht weiter und atmete weiter Löcher in den Erdboden. Noch mehr Pflastersteine rieselten umher.
Das Tier drehte sich um und Apec sah seine Augen. Augen die mehr gesehen hatte als er jemals in seinem Leben sehen würde.
In dem Moment in dem er den Blick sah, verlor er alle Hoffnung.Was für ein Tod! Kein Vergleich damit von einem Barbaren mit Anker nieder gemetzelt zu werden.
Doch die Bestie wandte ihr Angesicht von ihm ab und trottete statt dessen in die entgegen gesetzte Richtung.
„Bleib stehen, Equinox!“ zischte der Barbar der Kreatur zu die ihn nicht beachtete, und statt dessen auf das Plateau zu schlenderte. Das Plateu auf dem der Stadtwächter war.
Der Barbar preschte los.
„Verdammt, Herr Lashon, Federheldin Sinaphie! Lauft!“
Apaec wusste dass niemand die Warnungen des Barbaren hören würde. Der Stadtwächter, ein Vogelwesen, der Barbar mit dem Anker und eine vermummte Gestalt unterhielten sich dort. Sie schienen Equinox nicht zu bemerken. Sobald das Wesen dort angekommen war, würde es ihr Ende sein.
„Ich kann nicht glauben dass ich das tue...!“ brummte Apaec und tat etwas von dem er es sich geschworen hatte es nie wieder in seinem Leben zu tun.
„Seelenschatten!“


“So wie die Sonne nicht weiß wohin jeder ihrer einzelnen Strahlen leuchtet, weiß auch ich nicht von deinen Erinnerungen. Ich sehe das sie existieren und gebe ihnen Form, das ist alles. Aber dieser Talisman er....“
Noch einmal versuche ich nach dem Amulett zu greifen, doch ein Gefühl lässt mich zusammenfahren. Wie hieß dieses Gefühl? Nannte man es Schmerz?
„Weißt du was er ist?“ fragt der Mensch mit der Narbe im Gesicht mich.
„Ich.... Ich...“
Dieser Schmerz wie er genannt wird, wird größer je näher ich dem Amulett komme und je näher ich ihm komme umso klarer sehe ich die Umrisse von gewaltigen Erinnerungen.
Erinnerungen die eben so viel wiegen wie die dieser Stadt und das alles gespeichert in einem kleinen Stück aus Holz. Welche Geschichte mochte hinter diesem kleinen Talisman stecken?
Alles in mir sehnt sich danach die Antwort zu wissen. Und alles was ich tun muss ist ihn zu berühren, das sagt mir das Herz aus Erinnerungen das in mir schlägt. Aber die Schmerzen sind so gewaltig.
Ich gehe einen Schritt auf den Narbenmenschen zu, doch die Pein wird umso gewaltiger, als hätte jemand mein Herz umklammert und zerdrückt es in meiner Brust. Ich keuche von Schmerz geplagt und presse die Zähne zusammen.
„Ist das was ich fühle Leid? Ist es das was ihr Menschen und Tiere euch ständig an tut? Und ihr lebt jeden Tag mit der Aussicht von diesem Gefühl heimgesucht zu werden? Warum wollt ihr dann nicht für mich sterben? Es wäre so viel einfacher für euch alle. Niemand sollte das hier spüren sollen.“

„Wenn du weiter am Leben bleibst, dann wirst du die Antwort warum wir nicht sterben wollen selber finden.“ sagt der Narbenmensch.
„Ich verstehe nicht was du meinst.... Aber das, das klingt sehr gut. Ich möchte wissen warum ihr euch das antut. Es ist fast so als würdest du etwas besitzen dass mir nie gegeben wurde... Etwas so Gewaltiges das ich es selbst mit meinem Gedächtnis nicht zu sagen vermag. Tatschächlich würde ich gerne lange genug existieren um eines Tages zu verstehen worüber du redest.“
Der Narbenmensch lächelte und öffnete den Mund um etwas zu sagen.
Plötzlich wandte der Mensch mit dem Anker sich um und erstarrte. Die Aeorill und der Narbenmensch folgten seinem Blick und sahen Equinox der gemächlich auf das Plateu hin zu trabte.

„Ist... Das auch eine Erinnerung?“ fragte die Aeorill mit zitternder Stimme.
„Ja. Eine von meinen eigenen Erinnerungen. Nur weil ich sie ins Leben rufe heißt dass nicht das ich vollkomene Kontrolle über sie haben. Ebenso wie euch eure Lieben angegriffen haben, wird Equinox nun mich angreifen. Auch das war etwas das ich von Anfang an erwartet habe.
Der Ankermensch lächelte und etwas seltsames das Freude ähnlich war aber, verzerrt zu sein schien blitzte in seinen Augen auf.

„Umso besser.“sagt er und wippt den Anker in seinen Händen hin und her.
„Wenn es eine Erinnerung ist, kannst du es dann nicht einfach verschwinden laßen?“fragt mich die Aeorill.
Ich schüttele den Kopf.
„Kann die Sonne die Wärme die sie spendet zurück holen? Ebenso wenig kann ich Equinox zurück in eine Erinnerung verwandeln. So lange ich mein Lied singe kann ich mich nicht gegen ihn zur Wehr setzen, er ist zu stark.“
„Nur einmal hatte ich gehofft es würde nicht schon wieder mit einem Kampf enden...“ flüstert der Narbenmensch so leise das seine Gefährten es nicht wahrnehmen.
Eine weiße Sichel aus Seelenenergie, so groß wie eine der Statuen die das Plateau tragen schießt aus einer der Straßen und trifft Equinox am Hals.
Die Druckwelle des Aufpralls teilt Häuser und Türme entzwei, die darauf hin durch die Luft wirbeln.
Die Häuser einer ganzen Straße fliegen als Trümmer umher und verdunkeln den Himmel. Solch eine Seelenkraft habe ich schon lange nicht mehr gesehen.
Mein Blick wandert zum Ende der verwüsteten Schneise wo ein Mensch steht, über dem ein Seelenschatten schwebt.
Der Seelenschatten sieht aus wie ein Gladiator mit roter Haut der eine Axt trägt und ist dreimal so groß wie der Mensch der ihn beschworen hatte.
Der Narbenmensch und seine Gefährten sehen ihn mit offenen Mündern an, als könnten sie nicht glauben was sie gesehen haben.
Equinox war stehen geblieben, an seinem Hals, war ein winziger Riss, kaum größer als ein Haar.
Die Verletzung schloss sich augenblicklich, dann wandte es sich um zu dem Angreifer.
„Verdammte Scheiße, verdammte Scheiße, verdammte Scheiße... Das wirst du mir büßen Stadtwächter!“ murmelt der Beschwörer des Seelenschattens so leise das Menschen es auf diese Entfernung nicht hören können und humpel so schnell er kann in eine der Seitengassen.
Equinox trabt ihm ohne große Eile hinterher und walzt
die Häuser die ihm im Weg stehen so einfach bei Seite als wären es Grashalme. Es schien die Zerstörung die es anrichtet nicht einmal zu bemerken.
Der Ankermensch runzelt die Stirn und hebt eine Augenbraue.

„Nie im Leben...“ flüstert er.
Doch der Narbenmensch sieht, obwohl er geschockt ist zufrieden aus. Er lächelt kaum merklich.
Als er sieht dass ich ihn anblicke hält er mir wieder das Amulett vor die Nase.

„Gibt es ein Schicksal in dem wir alle Leben können?“
Ich sehe das Amulett schimmern und Teile seiner Geschichte um es herum fließen. Und weiß die Antwort augenblicklich.
„Ja... Ja das gibt es. Und den Schlüssel zu diesem Schicksal trägst du in deiner Hand... Aber immer noch verstehe ich euch nicht. Dieser Mensch der Equinox angegriffen hat, wird definitiv sterben. Er kann einer solchen Macht nichts entgegen setzen. Warum hat er das getan..? “
Die Fröhlichkeit im Lächeln des Narbenmenschen ist so intensiv das auch ich mich davon angesteckt fühle.

„Man nennt es Freundschaft.“
„Freundschaft..?“ wiederhole Ich.
In meinem Geist suche ich nach diesem Wort, aber da ich diese ´Freundschaft´ wie er sie nennt noch nie erlebt habe, bin ich mir unsicher was ich davon halten soll. Aber ich glaube zu erkennen das es heißt das man nie mehr allein sein muss. Und ein Gedanke keimt in mir auf der mir selbst entspringt und keine Erinnerung aus der Vergangenheit ist. Ein Gedanke der nur mir allein gehört und den ich mit dem Narbenmensch teilen möchte.
„Können... Können auch du und ich Freunde sein...?“ frage ich.
Sein Lächeln wird noch breiter und er nickt.

„Ja. Du musst nur diesen Wahnsinn beenden.“
Natürlich weiß ich dass es falsch ist. Ich existiere nur um meinen Auftrag zu erfüllen, aber dieser Wunsch in mir, nicht mehr alleine zu sein. Dieser Wunsch zu wissen was Freundschaft ist siegt. Noch nie habe ich seit Beginn meiner Existenz ein solches Verlangen gespürt.
„In Ordnung, ich muss nur das Amulett berühren dann werde ich dieses Schicksal das du dir so sehr ersehnst ergreifen können.“
Er hält mir den Talisman weiter vor und ich versuche ihm trotz aller Schmerzen näher zu kommen und strecke die Hand aus. Alles in mir tut weh, es fühlt sich an als ob ich von innen heraus zerreiße als ob mein ganzes Ich ins Nichts gezogen wird je näher ich dem Amulett komme, doch der Wunsch nach Freundschaft ist stärker.
Trotz all dem Schmerz erwidere ich sein Lächeln als ich meine Finger spreize umd das Amulett zu berühren und dann... sterbe ich.
Ich war noch nicht tot, aber ich wusste das ich am Sterben war. Eine Hand hatte sich durch meinen Rücken gebohrt und ragte mir aus der Brust. Erinnerungen flossen aus mir heraus und wurden von der Hand ein gesaugt.
Ein letztes Mal blicke ich umher, Häuser und Sterne stürzen noch immer herab. Und ich stürze hinab ins Ende meines Seins. Der Ankermensch und die Aeorill sehen mich an mit aufgerissenen Augen. Die Hand die sich durch mein Fleisch aus Erinnerungen gräbt brennt wie Feuer.
Doch was mir am meisten weh tut in diesem Moment ist das Gesicht des Narbenmenschen, verzerrt vor Verzweiflung, Mitleid und Wut.
Ein letztes mal lächle ich.
„Auf wiedersehen... Mein Freund.“ flüstere ich.
Der Narbenmensch schreit etwas, aber ich höre es nicht mehr, denn ich habe aufgehört zu sein.



„Warum?!“ schrie Lashon. Seine Brauen waren zusammen gezogen, seine Augen aufgerissen.
Sinaphie erinnerte sich nicht daran ihn jemals zu vor so wütend gesehen zu haben.
Deven biss sich auf die Unterlippe und sah zwischen Lashon und dem bizarren Sänger der zu Boden stürzte hin und her. Er fand Lashons Weg Dinge zu erledigen zu kompliziert, aber das war nun wahrhaftig ein sinnloser Tod.
Das Wesen dessen Form bei Lebzeiten kaum erkennbar war, verwandelte sich langsam jetzt wo es sein Leben ließ. Es schien menschliche Form zu haben, doch sein Körper war gehüllt in einen weißen Kapuzenmantel an dem goldene Seile hingen. Das Wesen blieb regungslos liegen. Weiße Füße die aussahen als gehörten sie einer jungen Frau lugten aus dem Mantel hervor. Und über der toten Sängerin kauerte eine weitere Gestalt in einem Kapuzenmantel der jedoch aus einfachem Leinen war und zog die Hand aus der Leiche.
Deven schlug mit seinem Anker nach der Gestalt die behände auswich.
Sinaphie griff als nächstes an, doch die Gestalt wich wieder aus jedoch blieb eine von Sinaphies Klauen an der Kapuze hängen und riss sie ihr vom Gesicht.
Es war eine junge Frau mit Haut so weiß wie Marmor, grünen Augen und roten Haaren. Jedenfalls ein Auge war grün, das linke war von einer goldenen Augenklappe bedeckt auf der ein Stern prangte.
„DU!“ kreischte Sinaphie als sie die Angreiferin wieder erkannte.
Lashon beugte sich hinunter zu der toten Sängerin um sie wieder zu beleben und nahm ihr die Kapuze vom Gesicht.
Sie sah haargenau so aus wie die Frau von der sie umgebracht wurde. Alle sahen zwischen den Beiden hin und her.
„Schätze damit ist die Katze aus dem Sack...“ sagte Tarii und grinste.
Gejhan lehnte sich in seinem Sessel zurück die Arme hinter dem Kopf verschränkt und gähnte ausgiebig. Seine drei Leibwächter wirkten auch nicht weniger gelangweilt.
Vielleicht sollte er zwei von ihnen befehlen einen Faustkampf zu seiner Belustigung zu veranstalten oder zwei von ihnen gegen den Dritten anzutreten. Nein, nein, nein, es mochte unwahrscheinlich sein, aber vielleicht brauchte er sie heute ja tatsächlich.
Gejhan war der mächtigste Mann der Stadt. Der König der Unterwelt, an der Spitze Hierarchie einer jeden Verbrecherorganisation stand am Ende er.
Natürlich war das den Handlangern nicht bekannt, in der Tat war es nur den Bossen der größten und wichtigsten Gruppen bekannt.
Es war nicht die Art von Geheimnis die jeder kannte, aber niemand ausplaudern würde und nicht die Art von Geheimnis die irgendein cleverer Informant vielleicht doch kannte. Es war ein echtes wahres Geheimnis, dass nur genau das Minimum von Personen kannte, das notwendig war. Für alle anderen war er nur Gejhan, ein reicher Kaufmann, ein Philanthrop und der Besitzer von drei Teleportstationen. Niemand konnte ein schlechtes Wort über ihn sagen, jeder war ihm dankbar sogar bei den Zynikern unter den Armen war er noch am beliebtesten.
Dass er bei der nächsten Gelegenheit auch noch den Titel des Bürgermeisters dem hinzufügen würde, stand im Prinzip schon fest.
Dann beherrschte er die Hauptstadt von Hiran endlich vollkommen, vom Palast einmal abgesehen natürlich. Dann konnte er endlich sicherstellen das die Stadtwache, die trotz seiner Bemühungen weitestgehend nicht korrupt war, keine seiner Operationen mehr stören würde. Der Witz daran war, dass die bekannten Verbrechen so sinken würden und er sich gleichzeitig rühmen konnte zu einem Rückgang der Kriminalität beigetragen zu haben.
Na gut, vielleicht gab es da einen kleinen Teil der Stadt, der ihm nicht gehörte, einen einzigen Mitwisser seines Geheimnisses, den er nicht selbst eingeweiht hatte.
Als er mit seinen Operationen in der Stadt begonnen hatte, hatte es ein damals mächtiger Bandenchef geschafft seinen Unterschlupf zu finden. Natürlich hatte Gejhan vorgesorgt. Kaum war der andere Verbrecher mit seinen Männern zur Tür rein, war er schon durch eine Falltür raus und das ganze Haus explodierte, während sie noch mit seinen Schlägern beschäftigt waren. Tja, der Bandenchef hatte die Explosion überstanden und schlimmer noch er hatte vor Gejhans Flucht einen kurzen Blick auf sein Gesicht werfen können.
Bis der Bandenchef ihn gefunden hatte, hatte Gejhan bereits alles über dessen Geschäfte in Erfahrung gebracht, es an Stadtwache und andere Kriminelle gleichermaßen verbreitet und der Bande des Mannes erheblichen Schaden zugefügt.
Kolmack aber hatte ihn überrascht. Er war zäh und cleverer als man es einem Tier wie ihm zutraute. Er hielt Gejhan mit seinem Wissen über sein Geheimnis auf Abstand. Gejhan hielt Kolmack im Gegenzug im Würgegriff, ließ der Bande keinen Platz zum wachsen. Wenn Kolmack jetzt sein Geheimnis offenlegte, konnte Gejhan ihn und seine Bande zerquetschen wie Insekten. Solange Kolmack still hielt gestattete Gejhan ihm zu leben.
Seit Jahren hielt sich Kolmack jetzt schon tapfer im Geschäft, aber er hatte nur noch die Kontrolle über einen kleinen Stadtteil und obwohl er es mit seiner Brutalität zu überdecken versuchte schwand seine Macht stetig weiter. Gejhan würde ihn in wenigen Jahren auch los sein.
Er hätte jetzt auch den Befehl geben können ihn umzubringen, Weven hätte ihn liebend gern ausgeführt, aber Gejhan wollte den Mars-Adepten nicht wieder unterschätzen. Vielleicht konnte Kolmack sein Geheimnis noch verraten und die Leute glaubten ihm trotz des Mangels an Beweisen oder aber Kolmack entschied sich noch zu einer Verzweiflungstat und griff ihn persönlich an.
Ja, anders als Kolmack war Gejhan nicht in erster Linie Kämpfer und er war auch kein so mächtiger Adept. Auch wenn Kolmacks Organisation seine nicht einmal ankratzen konnte, galt dies ganz und gar nicht für eine physische Konfrontation zwischen ihnen.
Außerdem respektierte er den Mann ein wenig. Er war der einzige seiner Gegenspieler gewesen, der jemals eine Bedrohung für ihn gewesen war. Zu schade das dieser Teil seines Lebens es nicht in seine offiziellen Memoiren schaffen würde. Er vermisste die gute alte Zeit manchmal.
Die Zeit bevor dunkle Götter und Armeen von Untoten die Welt bedrohten oder Weltenzerstörer mit ihren Phönixkriegern, als es noch drei große Reiche in Silkanas gab und der Krieg wütete.
Ja, er vermisste den Krieg, klar starben unzählige ihrer Soldaten in der Ferne oder eine Küstenstadt wurde mal vernichtet, aber der Sturm des Krieges hatte schon ewig getobt, als sein Großvater geboren war und Gejhan hatte geglaubt er würde für alle Ewigkeit weitergehen. Jetzt war windstille, Frieden... und das kannte keiner in Silkanas, absolut niemand, und es verunsicherte die Menschen, gerade die alten Männer mit ihrer endlosen Lebenserfahrung.
Außerdem musste er sich da nicht um Touristen aus dem Ostreich sorgen, die sich dann als Extremisten entpuppten und ein Gasthaus hochjagten, das ihm gehörte, und dann von allen möglichen Zielen gerade eine von seinen Teleportstationen angriff. Und von allen Teleportstationen in seinem Besitz gerade die auswählte, in der er sich heute aufhielt.
Deshalb saß er jetzt hier in seinem eigenen Büro gefangen mit einer Barriere an der Tür und seinem persönlichen Teleportkreis blockiert. Nun natürlich hatte er doch einen Weg nach draußen. Wäre ja nicht auszudenken gewesen, dass damals im Krieg doch einmal das Ostreich reinteleportierte und er dann mit ihnen gefangen war, bis sein eigenes Land das ganze Gebäude mit allem darin auslöschte. Er wollte ja nicht als Kollateralschaden enden.
An der Wand links von ihm war ein versteckter Einstieg mit einem Fluchttunnel, der direkt mit seinen verschiedenen Residenzen in der Stadt und seinen anderen Teleportstationen verbunden war. Das hatte den praktischen Nebeneffekt, dass er falls er einmal bei sich zuhause angegriffen wurde auch schnell zu einer Teleportmöglichkeit aus der Stadt flüchten konnte.
Aber wenn es nicht nötig wurde, wollte er die Tunnel lieber nicht benutzen. Wenn jemand bemerkte, dass er hier irgendwie während der Abriegelung herausgekommen war, klebte ihm der Geheimdienst an der Backe, weil er die Sicherheit des Königreichs gefährdete. Bevor diese Wasseradeptin also nicht an seine Tür klopfte, würde er nicht von hier verschwinden.
Und das war Tod langweilig. Er hatte auch keinen Draht nach draußen, konnte nicht feststellen wie es mit seinen Geschäften lief, ob er...
Es klickte auf seiner linken Seite. Er drehte erstaunt den Kopf und seine Leibwächter setzten sich in Bewegung, um zwischen ihm und dem Tunnel zu stehen, von dem das Geräusch stammte.
Wer konnte das sein? Den Tunnel kannten nur er, diese drei Leibwächter... und seine Frau?! Warum sollte sie...? Ging etwa noch irgendwas gefährliches in der Stadt vor von dem er hier drin nichts mitbekommen hatte?
Gejhan stand von seinem Stuhl auf, strich sich das schwarze Haar glatt und zog seinen grauen Anzug zurecht.
"Öffnet ihr.", wies er seine Leibwächter an.
"Ja, Sir.", bestätigte der Größte von ihnen ein Hüne von über zwei Meter, mit zwei zweiblättrigen Kriegsäxten bewaffnet. Er machte schon optisch einigen Eindruck, war aber auch in der Praxis ein absoluter Vollprofi, selbst verglichen mit dem Rest seiner Leibwächter.
Der Hüne trat nach vorn und verschob einen Stein an der Mauer, der sich bis dahin nicht im geringsten von jedem anderen Teil der Mauer unterschieden hatte.
Es folgten einige Klickgeräusche, während denen sein Leibwächter wieder von der Wand zurück trat, dann glitt ein Teil der Mauer zur Seite und offenbarte...
Der große Leibwächter schrie etwas, da hatte sich einer der anderen bereits in Bewegung gesetzt und zog Gejhan mit sich in Richtung des Teleportkreises auf der anderen Seite des Schreibtisches. Der Letzte riss die Arme nach oben und eine Mauer aus pechschwarzer Dunkelheit wuchs zwischen ihm und dem Tunnel in die Höhe. Gerade noch rechtzeitig bevor die orangeleuchtende Feuerwalze die aus dem Zugang schoss sie erreichte.
Von der Enge des Tunnels befreit stoben die Flammen in einem leuchtenden Flammenmeer auseinander, als sie mit der Mauer aus dunkler Psynergie kollidierten. Die Wand platzte wie ein Seifenblase, ihre Dunkelheit zerfloss in der Flut des Feuers wie ein Tintentropfen der in eine Pfütze fiel, bevor das Inferno das ganze Zimmer verschluckte.

Jaden drehte abrupt den Kopf, als er die ungleichmäßigen Schritte hinter sich im Gang vernahm. Iden stand dort auf zitternden Beinen, ihre ohnehin schon helle Haut war kalkweiß geworden und ihr Atem ging rasselnd. Ihre schwarz gefärbten Haare klebten ihr schweißnass im Gesicht, die natürliche blaue Farbe schien an einigen Stellen bereits wieder durchzukommen und ihr gestohlenes Reisegewand war blutbefleckt.
"Mach weiter.", sprach sie mit leiser zittriger Stimme, klang aber nicht wirklich als wenn sie mit ihm spräche, "Das... das wird ihn sicher nicht aufhalten... er ist uns sicher gleich wieder auf den... auf den Fersen..."
Die Wasseradeptin schwankte, griff nach einer Wand und rutschte an dieser in hinab in eine sitzende Haltung.
"Mach weiter...", wiederholte sie eher zu sich selbst als zu ihm und so undeutlich, dass Jaden sie nicht verstanden hätte, wenn sie dasselbe nicht schon zuvor gesagt hätte, "Mach schon weiter..."
Sie zog die Beine an und schlang die Arme um diese. Ihr Kopf kippte nach vorn auf ihre Knie.
"Du musst jetzt... weiter machen...", murmelte sie leise.

Gejhan stemmte sich stöhnend hoch. Seine Ohren klingelten noch immer von dem Brüllen der Explosion. Die Luft um ihn herum kochte, die Fliesen waren rußgeschwärzt und brüchig. Nur mit großer Anstrengung schaffte er es den Kopf zu heben und seinen Blick durch das Zimmer schweifen zu lassen.
Vor ihm kniete einer seiner Leibwächter, den ganzen Körper in eine Rüstung aus Dunkelheit gehüllt und ein Schwert in der Hand.
Weiter entfernt vor dem Eingang des Fluchttunnels kam der größte seiner Leibwächter wieder auf die Beine. Die Flammen hatten seine Jacke verbrannt, deren verkohlte Fetzen er sich mit einem Arm von der Brust riss und noch immer waberten flüchtige Schattenfetzen um ihn herum, die einmal eine psynergetische Rüstung gewesen waren.
Der letzte seiner Leibwächter schien auf den ersten Blick verschwunden, doch schon bald entdeckte Gejhan den auffällig großen Rußfleck.
"Hilf mir hoch, du Idiot.", zischte er den Leibwächter an, der ihm am nächsten war. Dieser kam sogleich seinem Befehl nach.
Gerade als er wieder fast auf eigenen Füßen stand traten die beiden Feueradepten aus der Dunkelheit des Fluchttunnels. Es waren ein Mann und eine Frau.
Sie war eine junge Schönheit mit flammendem Haar, das ihr in einem Pferdeschwanz über den Rücken fiel, der hinten aus ihrem Helm ragte, und eine leichte goldene Rüstung trug, bei deren bloßen Anblick Gejhan vermutete, dass sie über mächtige psynergetische Schutzwirkungen verfügte, wenn nur deshalb weil sie bei weitem zu viel Haut entblößte, um ohne diese noch funktional zu sein. Ein ovaler Rundschild, der poliert war bis seine Oberfläche spiegelte, war um ihren Unterarm geschnallt. Ein Langschwert lag in den schlanken Fingern ihrer anderen Hand.
Der andere war ein bärtiger Mann mit rotem Haar, der in einen Mantel aus grobem Leder gekleidet war, dessen Ränder mit Tierzähnen dekoriert waren.
"Willst du etwa schon gehen?"
Gejhan stieß seinen Leibwächter mit einem Knurren bei Seite und straffte seine Haltung.
"Kolmack.", zischte er, "Glaubst du denn wirklich das du hiermit durchkommst?"
Der Feueradept schnaubte verächtlich. "Ach, was willst du denn noch groß tun."
Gejhan runzelte die Stirn. Was sollte das denn bedeuten? War sein alter Feind denn jetzt vollkommen übergeschnappt? Ein Wort von ihm genügte und man konnte die kläglichen Überreste seiner Bande von Feueradepten von der Straße kratzen!
Natürlich konnte jetzt niemand dieses Wort hören, wo Gejhan in seiner eigenen Teleportstation gefangen war. Spekulierte Kolmack darauf?
Oh, dieser arme kranke Narr. War ihm denn nicht klar, dass seine Bande schon lange nicht mehr stark genug war, um sich am Ende des Bandenkrieges den Gejhans Tod auslösen würde durchzusetzen. Wusste er denn nicht, dass Gejhans Wohlwollen alles war was Weven von ihm fernhielt.
Eine Verzweiflungstat, wie ärgerlich. Gejhan hatte versucht Kolmack genug Raum zu lassen, um ihn davon abzuhalten. Das jetzt hatte er zu verhindern gewollt, aber das sollte nicht heißen, dass seine Lage gerade aussichtslos war.
Seine Leibwächter konnten Kolmack nicht bezwingen so viel wusste er, aber er hatte immer noch seinen persönlichen Teleportkreis. Die momentane Abriegelung verhinderte zwar das er diesen benutzte allerdings hatte er einen psynergetischen Schutzschild in diesen installieren lassen, der mit der selben Energiequelle verbunden war, wie der der die Station im Ernstfall abriegelte.
In anderen Worten selbst eine Invasionsarmee hätte ihn nicht augenblicklich durchbrechen können. Er musste sich also nur noch ein paar Meter bewegen, um sich in Sicherheit zu bringen. Zuvor galt es allerdings noch etwas in Erfahrung zu bringen.
"Wie hast du von diesem Tunnel erfahren?", fragte er ruhig.
Kolmack lachte höhnisch. "Ach bitte, du glaubst du bist so clever mit deinen privaten Fluchttunneln, aber jeder Idiot, hätte die zwischen seinen Residenzen und diesen Stationen angelegt, wenn er in deiner Position gewesen wäre. Deine Falltür damals vor all den Jahren DAS war überraschend! Das hier ist nur gesunder Menschenverstand. Und die Eingänge? Natürlich waren sie in deinen Arbeits- oder Schlafzimmern versteckt, da verbringst du schließlich am meisten Zeit und bist am verwundbarsten."
Gut, dachte Gejhan, wenn er sich geradewegs durch seinen Hauptsitz gemetzelt hätte, hätte Kolmack ihm das jetzt sicher bereits unter die Nase gerieben. Dann ging es seiner Familie also gut. Nicht das er die Möglichkeit für wahrscheinlich gehalten hätte, die Verteidigungsanlagen seiner Residenz entsprachen höchstem Militärstandard.
"Bleib wo du bist.", hob sein Leibwächter die Stimme, als Kolmack ansetzte einen Schritt nach vorne zu machen, und schwarze Blitze umhüllten knisternd seinen Körper, "Mach noch einen Schritt weiter und-"
"Ja, was auch immer." Die weibliche Feueradeptin riss den Schildarm hoch und ein Strahl aus glühender Feuerpsynergie schoss aus ihrer Handfläche.
Sein Leibwächter schwang eine seiner Äxte und schlug den Strahl mit der flachen Seite des Kopfes aus seiner Flugbahn, sodass dieser fauchend in die Wand neben ihm Einschlug.
Die Blitze die seinen Leibwächter umhüllten schossen in einem Gewitter dunkler Psynergie vorwärts weit genug gestreut, um es unmöglich zu machen in der Enge des Tunnels auszuweichen, doch wieder war es die Feueradeptin, die reagierte. Sie sprintete vorwärts ihren Schild vor sich erhoben. Ein Ring aus goldenen Symbolen leuchtete am Rand der spiegelnden Oberfläche, als die psynergiereichen Blitze ihn berührten und sämtliche Blitze änderten in ihrer Nähe die Richtung, als wenn sie von dem Schild angezogen worden.
Selbst mit der gesamten Kraft des Angriffes auf ihr lastend rannte sie mit unveränderte Geschwindigkeit weiter, stieß sich vom Boden ab und stach mit ihrer Klinge präzise nach der Halsschlagader ihres Gegners, während sie in diesen hinein segelte.
Eine Axt fuhr durch die Luft und lenkte das Schwert zur Seite ab, die andere schwang der Leibwächter simultan zum Angriff, wurde aber von der Feueradeptin mit dem Schild geblockt noch während sie wieder auf den Füßen landete.
Schon während der Kampf begonnen hatte, befand sich Gejhan in Bewegung. Er lief auf den Teleportkreis zu, seinen zweiten Leibwächter direkt hinter sich.
Kolmack schritt geschwind, aber ohne zu rennen, an den Kämpfenden vorbei ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen und hob wie beiläufig eine Hand über den Kopf.
Gleißende Strahlen weißglühender Flüssigkeit schossen spiralförmig zur Decke hinauf und dann aus allen Richtungen auf das von Kolmack gewählte Ziel zu.
Gejhan keuchte auf, als ihm sein Leibwächter einen kräftigen Stoß versetzte und wurde zu Boden geschleudert. Noch bei Sturz drehte er sich herum und sah wie die Verflüssiger Psynergie seinen Leibwächter samt Schattenrüstung zu Schlacke zerschmolz.
Kolmack ließ ein kurzes Lachen vernehmen, als Gejhan ächzend auf dem Rücken landete und sprang mit einem Satz auf den verkohlten Schreibtisch. Drei Schritte rannte er über die Tischplatte beugte die Knie und stieß sich mit aller Kraft von der Tischplatte ab, seine Axt zum Schlag über den Kopf erhoben.
Gejhan hob innerlich fluchend eine Hand, als Kolmack schon über ihm war. Ein halbes dutzend rasiermesserscharfe Schattentakel schnellten Kolmack entgegen, um ihn zu zerfetzen.
Der Feueradept stieß ihnen mit einem Brüllen die freie Hand entgegen und eine Detonation riss seinen Angriff auseinander.
Gerade genug Zeit hatte Gejhan erkauft, dass er sich zur Seite rollen konnte, um dem Axthieb zu entgehen, der den Boden knapp neben ihm traf. Mit beiden Beinen trat er Kolmack gegen das Schienenbein, doch sein alter Feind steckte den Treffer einfach weg und wandte sich ihm zu, wie er es gerade auf die Knie geschafft hatte.
Gejhan hob den rechten Arm und sein Ärmel rutschte herunter um einen silbernen Armreif zu enthüllen auf dessen Oberfläche gerade hellgrüne Energieleitungen aufleuchteten. Ein schimmerndes silbernes Langschwert materialisierte sich in seiner rechten Hand.
Mit erstaunlicher Geschwindigkeit und tödlicher Präzision fuhr die wertvolle Klinge durch die Luft, doch Kolmack schwang nur zähnefletschend seine Axt. Der Bart dieser wurde über seine Klinge gehakt, zog seinen Waffenarm weit nach außen und ließ ihn offen für einen Faustschlag in sein Gesicht.
Die Farbe von Haut füllte sein Sichtfeld, doch fühlte er den Einschlag nicht mal. Ein silbriges Licht hatte sich wie eine zweite Haut über seinen ganzen Körper gelegt und hielt den Angriff auf.
Aus dem Augenwinkel sah er, dass sein letzter verbleibender Leibwächter zu ihnen herumgefahren war, doch agil rollte sich Kolmacks Verbündete um ihn herum und versperrte ihm den Weg, wobei sie ihm nur deshalb nicht zeitgleich das Bein absäbelte, weil sich seine Schattenrüstung wieder aufgebaut hatte.
Schnell warf sich Gejhan zur Seite. Auf diese Distanz konnte er so den Teleportkreis erreichen, doch Kolmack reagierte wieder einmal schneller. Er hielt sich nicht damit auf ihn noch einmal zu schlagen weder mit der Faust noch der Axt und versuchte zunächst auch keine Psynergie. Stattdessen schlang er einen Arm um seinen Oberkörper und einen um sein Bein und hob ihn vom Boden hoch. Mit großer Kraft und dem Brüllen einer Bestie warf Kolmack ihn durch die Luft, an dem Teleportkreis vorbei und gegen eine Wand. Egal wie widerstandsfähig Gejhan gerade war schwerer machte ihn das auch nicht.
Dank seines persönlichen Schutzschildes fühlte Gejhan den Aufprall nicht einmal, doch als der Moment der Desorientierung vorbei war und er wieder auf die Beine kam hielt Kolmack direkt auf ihn zu. Flammen brachen unter den Sohlen seiner Stiefel hervor und formten einen gigantischen flammenden Drachenkopf um ihn herum.
Gejhan schrie auf. Nicht vor physischem Schmerz, sondern vor Schock als ihn das Flammengebilde verschlang. Die Welt verschwand in einem Sturm aus wirbelnden Flammen. Und doch war Kolmack direkt vor ihm in mitten des Infernos und schlug ihm knurrend in den Bauch mit seiner Faust von einem Flammenwirbel umhüllt.
Die entfesselte Flammenlanze hätte sich mühelos durch seinen Körper gebrannt wäre sein Schild nicht gewesen.
Flammen leckten zwischen Kolmacks entblößten Zähnen hervor, bevor er den Mund aufriss und ihm einen Flammenstrudel ins Gesicht spie, der seinen Körper komplett verschluckte.
Eine Detonation presste ihn weiter gegen die Mauer, während Kolmack einen Schritt zurücksetzte.
Strahlen weißglühender Flüssigkeit schossen aus Kolmacks Hand in die Luft und trafen ihn dann aus allen Richtungen, während er noch immer mit dem Rücken an die Wand gepresst war.
Ein flammender Drachenkopf brach aus dem Boden unter ihm hervor und ein weiterer aus der Decke über ihm und ein dutzend weiterer schossen aus Kolmacks Hand hervor und sie alle explodierten zeitgleich an seinem Körpe.
Die Axt in Kolmacks Hand heulte auf und beschwor eine riesige rote Energiesichel, um ihn zu halbieren.
Schweißtropfen rannen über Gejhans Gesicht, nicht von der Hitze, sein Schild hielt diese von ihm fern, sondern weil seine Lage sich in eine aussichtslose wandelte.
Einem Bombardement wie diesem, das selbst jetzt noch auf ihn einprasselte, würde sein Schutzschild nicht lange standhalten. Bedachte man das geringe Ausmaß an Zerstörung hielt Kolmack sich sogar noch bei weitem zurück. Vielleicht aus Rücksicht auf seine Verbündete.
Diese war inzwischen auf einem Knie vor ihrem Gegner in die Hocke gegangen und hatte den Schild über den Kopf erhoben und hielt mit ihrem Waffenarm zusätzlich dagegen, um die abwechselnden Schläge von Gejhans in eine Schattenrüstung gehüllten Leibwächters zu ertragen dessen Äxte permanent aufheulten. Ein einzelner Treffer hätte ihren ganzen Körper in Stücke reißen sollten, aber stattdessen verbreiteten sich nur Schockwellen durch die Luft von wo sie auf den Schild trafen, auf dessen Oberfläche bei jedem Treffer ein Ring goldener Symbole aufleuchtete.
Doch Gejhans Hoffnung, dass sein Leibwächter ihm bald die Öffnung verschaffte, die er brauchte, schwand schnell, als die Feueradeptin eine winzige Lücke zwischen den Schlägen ausnutzte und diesem mit einer rotglühenden Klinge in den Unterschenkel stach. Der Angriff kam nicht durch die Schattenrüstung reichte, aber um ihn ins Wanken zu bringen. Schnell feuerte die Feueradeptin aus dem Schildarm einen rotglühenden Strahl in sein Gesicht ab, der ihn zurücktaumeln ließ. Sofort danach kam sie auf die Beine und schwang ihr Schwert in einem scharfen Bogen aufwärts, während sie in die Luft sprang. Schattenpanzerung wurde zerteilt wie Papier und rotes Blut spritze aus der Wunde, die darunter aufwärts über den gesamten Oberkörper des Leibwächters geschlagen wurde.
Gejhan hatte keine Wahl, seine Psynergie würde in dem Inferno, das ihn umgab, verbrennen ohne irgendeine Wirkung zu erzielen und physisch konnte er sich auch nicht befreien, also musste er die Energie in seinem Armreif, dieselbe Energie die seinen Schild speiste, verwenden um sich zu befreien.
Er drehte seinen Arm sodass Kolmack seinen Handrücken zeigte und benutzte seine Psynergie, um dem Armreif das Kommando zugeben.
Sämtlicher Ton verschwand augenblicklich. Eine Kugel aus hellem silbernem Licht war um seinen Armreif entstanden, hatte sich explosionsartig um seinen ganzen Körper ausgebreitet und hatten die flammen aus seinem Umfeld verdrängt.
Winzige silberfarbene pfeilartige Energieprojektile schossen fächerförmig aus der gesamten Kolmack zugewandten Oberfläche der Energiekugel mit einer Geschwindigkeit, die das menschliche Auge nicht einmal registrieren konnte. Zehntausend dieser Projektile schossen aus jedem einzelnen Punkt in einer einzelnen Sekunde. Bei einer Demonstration bevor er die Waffe gekauft hatte, hatte Gejhan gesehen, wie der Angriff ein ausrangiertes Schlachtschiff in zwanzig Sekunden bis zur Unkenntlichkeit durchlöchert hatten.
Aber Kolmack war nicht mit einem veraltetem Schlachtschiff zu vergleichen. Der Moment in dem sich die Energiekugel, um Gejhan ausgebreitete hatte, hatte her die freie Hand vor sich ausgestreckt und mehrere dutzend Strahlen weißglühender Flüssigkeit, ähnlich geschmolzenem Stein oder Metall, freigesetzt. Eine halbe Sekunde nach beginn das Geschossregen, in der er sein Gesicht mit den Armen geschützt hatte, schlugen sämtliche Strahlen in der Luft vor ihm mit solchem Druck zusammen, dass die daraus entstehende Kugel flüssiger Feuerpsynergie in der Luft schweben blieb so wie diese anhielten.
Ein mannsgroße Kugel weißglühender Flüssigkeit hielt die tödlichen Salven der Psynergiegeschosse ab, während ein schwache rotflackernde Aura die nadelähnlichen Einstiche reparierte, die die vielen tausend Projektile, die ihn vor der Formierung seines improvisierten Schildes durchbohrt hatten, hinterlassen hatten.
Gejhan fing an zu rennen einen Moment, bevor die Kugel aus silbernen Licht, die ihn umgab erlosch. Diesen einen Moment hatte er Kolmack voraus, doch das war alles.
Als die Kugel aus verflüssigter Psynergie fiel und zischend über den Boden schwappte, wenn sein Büro nicht zusätzliche Schutzmaßnahmen gehabt hätte, hätte sie sich sicherlich durch den Boden und dann durch sämtliche Stockwerke darunter gebrannt, rannte Kolmack auf einem Abfangkurs los.
Gejhan erkannte in Terror, dass er es noch immer nicht rechtzeitig schaffen würde. Im Lauf schickte er Kolmack eine Salve schwarze Blitze und eine eine Reihe messerscharfe Schattentakel entgegen.
Durch erstere preschte der Feueradept brüllend hindurch wie ein Berserker. Letztere verbrannte er mit einer Igniswalze aus seiner Faust, während er mit der anderen Hand zum Schlag mit der Axt ausholte.
Sie waren direkt am Rande des Teleportkreises angelangt, wenn er hinfiel wäre er bereits im Inneren, aber bevor er auch nur fallen konnte, würde Kolmack ihm mit seiner Axt den Schädel spalten.
Einen Treffer musste er noch überstehen. Sein Schild war bereits zusammengebrochen, deshalb war er zu Kolmack herum gefahren und hob sein Schwert. Flammen züngelten zwischen Kolmacks Zähnen hervor bereit ihn zu Asche zu verbrennen, doch so viel hatte Gejhan erwartet. Zeit für seinen letzten Trumpf!
Sein Schwert heulte auf, während er sich rückwärts fallen ließ und entfesselte eine absolut tödliche Attacke. Der Angriff selbst war unsichtbar, doch er wurde dadurch bemerkbar, dass die Luft auseinander strömte, dort wo der Raum selbst gespalten wurde. Es sah aus wie ein farbloser alles zerteilender Strahl.
Kolmack brach seinen Flammenatem ab, als der Raum vor ihm durchschnitten wurde. Lehnte seinen Oberkörper weit zurück und drehte ihn abrupt zur Seite. Der Angriff schoss parallel vor seiner Brust vorbei, weiter durch den Raum direkt zwischen die Schulterblätter der Feueradeptin, die dem Angriff den Rücken zugewandt hatte und prallte dann wirkungslos an ihrem Schutzschild ab, auf dessen Oberfläche dabei ein Ring goldener Symbole aufleuchtete, als sie diesen ohne sich umzudrehen hinter ihren Rücken hielt, während sie mit dem Schwert zustieß und die Klinge bis zum Heft durch den Hals des vor ihr knienden verwundeten Leibwächters trieb.
All diese Eindrücke verschwanden in einem gellenden Schrei, als weißglühender Schmerz sich durch Gejhans Nervenbahnen brannte. Um ihn herum explodierte die Welt, abgehalten von einem säulenförmigen Schutzschild, der um den Teleportkreis in dem er jetzt lag in die Höhe geschossen war, doch der Schmerz ließ ihn das nicht einmal bewusst begreifen.
Er presste eine Hand auf die Wunde und Dunkelheit floss über deren Oberfläche. Beißende Kälte stach in sein Fleisch wie tausende von kleinen Nadeln bis es taub wurde und der Schmerz schwand. Erst dann begriff er seine Lage. Sein rechter Arm war ab irgendwo oberhalb des Ellenbogens verschwunden.
Draußen außerhalb des Schildes entfesselte Kolmack die Hölle selbst, die den Schutzschild bis zur Decke in Flammen und Explosionen hüllte ohne in seinem inneren auch nur ein Lüftchen zu rühren.
Neben Kolmacks Fuß lag sein rechter Arm mit dem selben Armreif dessen Energielinien erloschen waren. Das silberne Langschwert rutschte aus der Handfläche und fiel klappernd auf den Boden, wo es sich auflöste.
Selbst in seiner Ausweichhaltung hatte der Feueradept noch seine Axt geschwungen und so fiel von ihm abgehackt wie er konnte.
Die Feueradeptin beim Eingang des Fluchttunnels brannte gerade mit einem Hitzestrahl ein Loch in den Kopf ihres gefallenen Gegners nur um ganz sicher zu gehen, dass er nicht wieder aufstand, steckte ihr Schwert weg und drehte sich um, bevor sie gemächlich zu Kolmack schlenderte. Ein Lächeln zierte ihre Lippen.

Das erste was passierte war das Traxen einen schweren Treffer in den Rücken bekam und einen unfreiwilligen Satz nach vorne in Warend machte.
Als nächstes zog etwas neben ihm an Warends Arm und an seinem Bein, so das der Adept mit einem Mal einen Überschlag rückwärts durch die Luft machte und auf Ouna landete, die wie die anderen Rotschärpen den Blick auf den Punkt gerichtet hatte, wo Traxen getroffen worden war.
Simultan ließ ein Treffer knapp unter die Rippen Traxen bewusstlos zusammenklappen.
Dann als Syren und Ligah wieder herumfuhren spürten sie den Luftzug, als etwas zwischen ihnen hindurch schoss, und als sie sich nach hinten umwandten sahen sie nur noch wie Phinolis und Hatu mit den Hinterköpfen auf den Boden aufschlugen, die Beine der beiden waren noch in der Luft, doch der Angreifer war schon wieder verschwunden. Sie konnten seinen Schatten sehen, als er knapp über ihnen durch die Luft fuhr, aber sich nicht mehr rechtzeitig umdrehen, bevor ein Tritt in die Kniekehle Syren stürzen ließ und sich ein Arm um Ligahs Hals schlang, der die Blutzufuhr zu ihrem Gehirn abschnitt und sie augenblicklich zusammenbrechen ließ.
Gerade als Warend wieder auf die Beine kam traf ihn etwas schräg von unten am Kinn, erschütterte sein Gehirn und ließ ihn bewusstlos nach hinten umfallen. Selbiges tat Ouna, als sie etwas an der Schläfe erwischte.
Und zum Schluss zog etwas Syren auf die Beine wirbelte sie herum und warf sie gegen einen nahegelegenen Baumstamm fast simultan mit dem Aufprall traf sie eine Stiefelsohle mitten ins Gesicht und verstärkte den Aufprall ihres Hinterkopfes gegen den Baum zu dem Punkt, wo er ihr das Bewusstsein raubte.
Megg stand dort mit offenem Mund, als sie mit einem Mal zwischen den regungslosen Körpern der Rotschärpen stand. Die Geschwindigkeit, die Winkel der Schläge, die Art und Weise wie sich die Körper der Adepten bei einem Treffer verhalten hatten... sie hatten ihren Angreifer zu keinem Zeitpunkt gesehen.
"Du siehst aus, als wenn du etwas wirklich Beeindruckendes gesehen hättest." Der Junge, der mit einem überheblichen Lächeln vor Megg stand, war nicht mehr als ein Teenager er trug schwarz und eine dunkelgrüne Jacke darüber und hatte kurzes schwarzes Haar. "Ah, das muss wohl ich gewesen sein."
Megg starrte ihn nur fassungslos an.
"Das ist der Moment, in dem du klatschen oder mir danken solltest.", meinte der Junge und verschränkte die Arme vor der Brust ohne sein Lächeln zu verlieren, "Dir ist klar, dass ich dich gerade gerettet habe, oder?"
Megg blinzelte. Der Junge gehörte zu diesem Haen, den die Wache geschickt hatte, aber sein Name fiel ihm beim besten Willen nicht ein.
"Die sind übrigens nicht tot.", meinte der Junge, während er auf die um ihn verteilten Adepten wies, "Die werden irgendwann wieder aufstehen und während ich sicher bin, dass es sie glücklich macht, wenn ihre Gefangene dann immer noch da ist-"
"Ich war nicht ihre Gefangene."
Das Lächeln des Jungen verschwand und er ließ den Blick über seine bezwungenen Gegner schweifen. "Aber das hier sind doch diese Rotschärpen, die für Reyter arbeiten!"
"Sie sind nur Söldner.", seufzte Megg, "Und sie wollen mit Reyters Krieg nichts zu tun haben."
Der Junge spuckte verächtlich auf den Boden. "Dann hätten sie wohl nicht für ihn arbeiten sollen, was? Du kannst einem Schlächter nicht eine Waffe verkaufen und dann so tun, als wenn du nichts damit zu tun hast, wenn er ein paar Kinder damit schächtet. Aber aus den Augen aus dem Sinn und der Zweck heiligt die Mittel... solange ich nicht von meiner Schuld weiß bin ich unschuldig." Seine Worte gingen ein Seufzen über.
"Außerdem wollten sie mir helfen."
Der Junge zuckte die Achseln. "Auch gut, dann brauchst du sie ja nicht mehr jetzt wo ich hier bin. Wo sind deine Brüder? Haen sagt ich soll euch allen den Arsch retten, weil es total ineffizient ist euch 'jetzt schon' zu opfern... Ich glaube er mag euch drei."
"Jetzt schon?", fragte sie mit hochgezogenen Brauen.
Sein Lächeln kehrte zurück. "Hey, wenn es nach mir geht können du und die Zwillinge noch für eine laaaaange Zeit mit uns arbeiten."
"Dubk und Bent sind keine Zwillinge.", korrigierte sie ihn.
"Mh...? Oh, deine Brüder! Klar, die können von mir aus auch bleiben."
Sie ignorierte den Kommentar.
"Willst du eigentlich mal los oder warten wir noch bis diese pseudo-moralischen Söldner mit dem 'wirklich gefährlichen Zeug', die ich in weniger als zehn Sekunden umgehauen hab wieder aufwachen, damit sie uns helfen deine bis dahin wahrscheinlich toten Geschwister zu bergen oder uns an Reyters Leute verraten?"
Sie trat an ihm vorbei. "Hier lang."
"Klar, zeig mir den Weg. Ich starte ein Ablenkungsmanöver damit ihr entkommen könnt, wenn nötig. Ich bin ein gutes Ablenkungsmanöver."
"Ja, ja das bist du...", grummelte sie, während sie sich weiter von den bewusstlosen Rotschärpen entfernten.
"Eine von denen war übrigens schon wieder wach und hat gelauscht.", merkte der Junge an als sie bereits tief im Wald verschwunden waren, "Die wird echt sauer auf mich sein..."
Das hätte er auch etwas früher erwähnen können.
Passat legte den Kopf schief, als er den blonden Jungen und das Mädchen das hin zu gekommen war und vor allem den Wächterball beäugte.
„Du siehst aus wie Anarath.... Aber du benutzt die Kraft des Sternenmagiers...?“ überlegte er laut.
„Sternenmagier...?“ wiederholte der Junge verdutzt.
„Ah... verstehe. Du bist also nicht Anarath.“
Der Junge presste die Zähne aufeinander, als wollte er verhindern sich weiter zu verplappern.
„Ich...“ begann er.
„Es ist egal wer er ist! Du hast uns zu erst angegriffen!“ fiel ihm das Mädchen ins Wort.
Wäre Passat ein Mensch hätte er mit den Achseln gezuckt.
„Ja, das habe ich... Sieht so aus als habe ich einen Fehler gemacht. Vulkanasche, ich gebe zu das eine Entschuldigung allein, das wohl nicht wieder gut macht... Und wir sind immerhin alte Bekannte...“
Passat seufzte.
„Das wirft unsere Pläne jetzt sicher über den Haufen... Aber... Gibt es irgendetwas, was ich tun kann um das wieder gut zu machen? Irgendetwas mit dem ich euch helfen kann?“
Der junge schwieg. Anscheinend hörte er dem zu was Vulkanasche ihm zu sagen hatte.
„Ja.“ sagte der Junge der aussah wie Anarath schließlich. „Ja das gibt es.“


Erstaunt blickte Kirschblüte zu dem Krater, den Passat erschaffen hatte. Er war sogar noch stärker als Kirschblüte dachte.
Der Mann den Aurora "Bluthund des Überläufers" genannt und sie in zwei Teile geschnitten hatte, sah zwischen Kirschblüte und dem Krater hin und her. Er biss die Zähne zusammen, so als wäre er sich nicht sicher, um wen er sich als erstes kommern sollte.
Kirschblüte witterte seine Chance.
"Kannst du es wirklich mit uns allen aufnehmen?" fragte er.
Sylvos senkte sein Schwert, steckte es aber nicht ein. Er nickte Aurora zu, die in zwei Hälften geteilt am Boden lag und wimmerte.
"Wenn du sie retten kannst, dann nimm sie und geh."
Kirschblüte seufzte erleichtert.
Sylvos behielt ihn weiter im Blick.
"Wenn du Zeit hast, mir zu danken. Dann nutze sie, um zu verschwinden. Ich werde euch kein zweites mal verschonen."


Die Klinge sauste auf Charlotte's Kehle hinab.
"Nicht!" kreischte Eka. Beim Klang ihrer Stimme, hielt der Angreifer in der Bewegung inne. Er beachtete Charlotte, von einem Moment auf den anderen nicht mehr.
"Eka...?" fragte der Mann, als wenn ihm eine Sagengestalt gegenüber stand. Alle Vorsicht fiel von ihm ab.
Charlotte wusste, dass sie ihn in diesem Moment, nieder strecken konnte. Aber etwas in ihr hielt sie davon ab. Es war die Art wie er Eka ansah. In seinem Blick lag Freude und Verwirrung zu gleich. Und Charlotte meinte noch etwas anderes in seinen Augen zu sehen: Angst.
Eka wich vor seinem Blick zurück.
Er nahm die Klinge von Charlottes Hals.
"Du.... bist du es wirklich?" fragte er.
Sie starrte ihn mit grossen Augen an.
"Wer bist du...?"
Er riss die Augen auf, als er sie das sageb hörte und verzog das Gesicht, als hätte sie ihm ein Messer durch das Herz gejagt.
Dann packte er Charlotte an den Haaren, presste ihren Kopf zu Boden und legte ihr die Schwertspitze, an die Kehle.
"Was habt ihr mit ihr gemacht!?" zischte er, zwischen zusammen gepressten Zähnen hervor.
Charlotte hob ihre Schulterblätter an. Ihr blieb keine Wahl, sie würde ihn mit einer ihrer Körperwaffen zerstören, ehe er bemerkte was geschah.
"Es hat keinen Sinn, Balg. Er kann Energieformen erkennen. Du kannst ihn damit nicht überraschen" sagte Charlottes Vater. Er schlurfte langsam auf sie zu, Die Hände verschränkt hinter dem Rücken.
Der Angreifer drehte ihm den Kopf zu.
"Bist du dafür verantwortlich?" fragte er.
"Nein.  Aber ich habe dir einen Vorschlag zu machen... Calixtus von Ristéme. Ich bin Dr. Vincent." er reichte ihm die Hand.
Calixtus lächelte und liess Charlotte los.
Dann durchtrennte sein Schwert, den Hals von Charlottes Vater.
Sein Schädel flog in hohem Bogen durch die Luft und landete mit einem matschigen Geräusch auf der Erde.
Der kopflose Körper sackte in sich zusammen.
"Tut mir leid." sagte Calixtus und senkte sein Schwert. "Ich will ihn nicht hören."
*Hey Leute \O_0/ . Es ist eine Weile her. Viel zu lange. Ich bin immer noch da. Ein paar Dinge waren passiert, hauptsächlich dämliche Dinge. Ich hatte zwar viel Zeit zu schreiben, aber entweder habe ich mich einfach nicht danach geführt oder ich war mit nichts zufrieden was ich zusammengetippt habe. Tatsächlich habe ich den nächsten Kudo-Rangi-Abschnitt mindestens drei mal neu komplett umgeschrieben und habe immer noch nichts Vernünftiges auf die Reihe bekommen. Vieles war schon fertig und musste nach neuen Beiträgen von euch dann auch wieder verändert werden.
Aber die letzten Tage haben gut funktioniert. Also... weiter gehts, denke ich? Nächster Beitrag wird nicht annährend so lange brauchen. Versprochen ;)*

Ich werde dich retten.
Er war gescheitert. Er fühlte sich leer. Ohnmächtig strich Lashon der Sängerin eine lose Haarsträhne aus ihrem regungslosen Gesicht. Auf ihren Lippen lag immer noch dieses friedliche Lächeln, als ob sie einfach nur in schönen Träumen versunken schlafen würde.
Letztendlich... hatte er sie nicht retten können. Selbst wenn er seine Psynergy hätte, in voller Macht... Sie war bereits fort.
Sie hatten einander nur flüchtig gekannt. Sie war wenige Minuten zuvor noch eine Bedrohung gewesen. Und dennoch... Sie hatte sich entschieden ihrem Schicksal zu entfliehen. Er hatte ihre Einsamkeit gespürt. Ihren inneren Konflikt. Sie hatte unglaubliche Kraft bewiesen sich aus ihren Ketten zu befreien. Sie hatte ihn um seine Freundschaft gebeten. Musste sie deswegen sterben?!
Warum...?, schoss es ihm immer wieder durch den Kopf. So hätte es nicht kommen müssen! Verstand es denn niemand?! Es gab immer einen Weg! Also warum?!
Er strich der Namenlosen noch ein letztes Mal sacht über die Wange, bevor er von ihr abließ. Er kam nur langsam und wankend auf die Beine.
"Sinaphie... Wer ist das?"
"Ich habe von ihr erzählt! Sie war in Mengeskat! Sie war genauso eine Fremde wie wir und hat versucht mit einem Verbrecherboss Geschäfte zu machen, bevor die Federhelden sie erwischt haben!"
Die Frau grinste immer noch und nickte abwesend.
"Richtig... Der Name ist übrigens Tarii, falls du ihn vergessen haben solltest."
Lashon atmete tief durch und legte seine Hand auf seinen Schwertgriff.
"Ich nehme an dieses Treffen ist dann kein Zufall?"
Tarii hüstelte gekünstelt.
"Ich habe meine Gründe hier zu sein, also..."
Sie ließ den Satz in der Luft hängen und lächelte zuckersüß, anstatt weiterzusprechen.
"Du hast eine Menge Fragen zu beantworten.", fuhr Lashon ungerührt fort. "Was ist dieser Ort? Was ist seine Bestimmung? Warum hast du das getan? Sie ist dein Ebenbild..."
"Ist das denn noch wichtig?", fragte Tarii unschuldig. "Seht nur!"
Sie zeigte in den Himmel. Die Blicke der drei folgten ihrer Geste und genau in diesem Moment erklang ein Geräusch wie splitterndes Glas. Die Sterne hatten aufgehört vom Himmel zu regen und erloschen nach und nach einer nach dem anderen. Es sah als er würde der Himmel aufbrechen und den Blick auf den ewig blauen Horizont mit der sengend heißen Wüstensonne freigeben. Fragment um Fragment löste sich mit einem splitternden Klang von der Kuppel und löste sich auf wie Eissplitter in kochendem Wasser.
"Mit ihrem Ableben ist der Bann der Erinnerungen gebrochen. Ihr seid frei."
Lashon blickte zur Seite. Die Kuppel mochte sich auflösen und eventuell auch alles mit sich nehmen was sich in ihr befand, aber das könnte bei der Geschwindigkeit noch eine Weile dauern. Viele Minuten. Vielleicht Stunden. In seinen Augenwinkeln sah er immer noch Equinox durch die Stadt traben und dabei eine Schneise der Verwüstung hinter sich herzuziehen.
"... Sinaphie."
Sein Arm schnellte vor und die Aerorill fing geschickt das Amulett auf.
"Dieser Mann eben hat uns Zeit verschaffen wollen und sich dabei in Lebensgefahr gebracht. Wir müssen ihm helfen."
Deven hob eine Braue.
"Dieser Kerl hat dich deinen Erinnerungen überlassen und versucht deinen kleinen Freund zu entführen."
"Und er hat uns geholfen.", betonte Lashon unbeirrbar. "Ich habe keine Ahnung woher Toni das hat... Aber wenn irgendetwas dieses Monster besiegen kann... diese Erinnerung... dann das."
Sinaphie sah ihn unsicher an.
"Und du?"
"Ich kümmere mich um die hier."
Tarii zuckte gespielt zusammen.
"Wie furchterregend!"
Lashon sah zu dem Sitras.
"Deven... Begleitest du die Federheldin um eine Legende niederzustrecken?"
Der breitschultrige Mann runzelte die Stirn, bevor sich seine Miene aufhellte. Voller Tatendrang schulterte er seinen Anker.
"Wenn du es so formulierst... Du kommst hier zurecht?"
"Gewiss."
Die Aerorill sah besorgt aus.
"Lashon..."
"Auf mit euch. In die Legende."
Deven lachte.
"In die Legende!", echote er und hechtete in Richtung Equinox.
Sinaphie bedachte Lashon mit einem langen Blick, dann preschte sie dem Sitras hinterher.
Der Galataner wandte sich jetzt voll und ganz Tarii zu. Diese blickte ihn mit einer Unschuldsmiene an.
"Wirst du mir jetzt wehtun?" Sie grinste. "Das wäre nicht sehr nett. Was würden denn deine Freunde denken? Lashon von den Neitälern, ehemaliges Mitglied der Fahlen Klingen und ehemaliges Mitglied der Stadtwache... bei den Fahlen Schilden richtig? Und letztendlich Crewmitglied der Windtänzerin unter Käpten Paka. Immer so ehrenwert... Wären sie nicht enttäuscht?"
Er runzelte die Stirn. Es gab kaum jemanden der noch am Leben war und den Namen seiner alten Einheit im Krieg kannte. Weniger als ein Dutzend.
"Wer bist du? Was willst du?"
Sie rollte mit den Augen.
"Noch mehr Fragen..."
Lashon lächelte ohne geringste Freude.
"Ich habe noch mehr. Aber die Antworten können warten, bis ich dich zu Brei geschlagen habe."
Er zückte sein Langschwert.
"Aber eine kannst du jetzt schon beantworten."
Sein Blick glitt zu der Sängerin.
"Wie... war ihr Name?"
Tarii sah die Leiche ungerührt an und zuckte teilnahmslos mit den Schultern.
"Sollte sie einen haben? Sie hatte lediglich nur einen Zweck zu erfüllen. Und nicht einmal das hat sie geschafft. Man könnte meinen ein Name wäre an ihr verschwendet gewese-"
Das matte Glänzen von Metall war die einzige Warnung auf den Angriff, der Tarii beim Aufsehen beinahe entgangen war, obwohl sie damit gerechnet hatte. Sie versuchte der Schneide mit einem weiten Schritt zur Seite auszuweichen, konnte aber nicht mehr verhindern dass die Klinge ihr die Wange aufriss. Ein weiterer stählender Blitz zwang sie den Kopf einzuziehen, wobei sie mehr als nur eine Haarsträhne verlor. Ihr Auge blickte hoch, als nach dem Langschwert auch der Körper des Führenden in ihrem Sichtfeld auftauchte und, sich immer noch im Hechtsprung befindend, ihr zuwandte. Lashons unheilvoll leuchtende Augen wirkten wie zwei verwaschene grüne Punkte, als er ungelenk mit beiden Beinen und seiner freien Hand aufsetzte und ihr mit einem wilden Satz hinterherjagte. Tarii tauchte mit einer geschickten Rolle unter dem nächsten Hieb hinweg. Lashon tauschte im Vorbeiziehen die Waffenhand und nutzte den Schwung um das Schwert herumzureißen. Die Spitze schlug funkensprühend auf den Steinboden, von wo Tarii sich einen halben Herzschlag zuvor mit einem geschmeidigen Hechtsprung gerettet hatte. Sie nutzte das Momentum um noch ein halbes Dutzend zwischen sich und Lashon zu bringen, doch dieser war jetzt stehen geblieben. Lächelnd wischte sie sich das Blut von der Wange, dass auf dem tiefen Schnitt austrat.
"Du bist aber ein schneller.", kommentierte sie. "So was sieht man wirklich selten."
"Leider nicht schnell genug.", antwortete er und bleckte die Zähne. "Halt mich nicht zum Narren. Ich hasse das."
Seine Miene verfinsterte sich.
"Ich werde dich noch bekommen. Wart's nur ab."
Tarii setzte zu einer kecken Entgegnung an, bis sie eine plötzliche Wandlung an ihm bemerkte. Sie blinzelte ein paar Mal, um sich zu vergewissern dass sie sich es nicht einbildete. Doch dann schien auch Lashon es zu bemerken.
"Oh?", machte Tarii, dieses Mal ehrlich überrascht.
Lashon hatte sich verändert. Sein sandfarbener Wüstenumhang hatte sich in ein weites weißes Gewand verwandelt, unter dem Rüstzeug aus polierten dunklen Metall glänzte. Seine Narbe war verschwunden und er wirkte... jünger.
Und um Tarii's Verwunderung zu krönen, schien er nicht überrascht, sondern gar resignierend als er prüfend an sich hinuntersah.
"Dieser Ort... bringt wirklich das Schlimmste aus der Vergangenheit in einem vor. Ich erinnere mich an alles. In meinem Kopf, in meinen Muskeln... Ich erinnere mich so klar, als wäre ich... damals."
Tarii fand ihre Fassung schnell wieder und lächelte belustigt.
"Die Rüstung der Fahlen Klingen, hm? Das ist jetzt also die Stelle wo der Held erwacht?"
Entgegen seinen Willen musste Lashon das Lächeln erwidern.
"Ah, so wie in den Heldensagen, die die Kinder so lieben? Ich fürchte dann würde diese Stelle sehr enttäuschend sein. Außerdem-"
Er hob die Hand und krümmte die Finger nach innen. Tarii runzelte die Stirn.
"- ist das hier keine Lagerfeuergeschichte. Das hier... ist Krieg."
Goldenes Licht drang aus seiner Hand und sammelte, wie Tarii befürchtet es hatte, sich als Erdpsynergy zwischen seinen Fingern. Wie Lashons Aufmachung war sie nicht echt, aber solange die Macht dieses Ortes nicht vollständig versickert war nicht minder 'real'.
Das könnte ein Problem werden.

Sie hielt ihren Kopf niedrig, als sie von den Wachen des Palastes in die Kerker geschleift wurde. Ihre Augen jedoch huschten pausenlos hin und her, bedacht darauf sich jedes Detail einzuprägen, jede Schwachstelle aufzudecken. Kanra hatte keinen Zweifel daran, dass sie diesen Weg nur einmal nehmen musste und sie brauchte einen Plan.
Der Palast hatte viele große Fenster und nach innen geöffnete Wände, die den Ausblick auf fantastische, blühende Gärten im Palastinnenhof eröffneten, die sicherlich eine Betrachtung wert gewesen wären, wenn ihre Lage nicht so ernst wäre. Mit den richtigen Fähigkeiten konnte man vermutlich sehr gut die Fassaden entlang klettern. Leider war der helle Sandstein durch die Wüstenwinde glatt geschliffen worden, so dass ein falscher Griff den beinahe sicheren Tod bedeutete. Kanra mochte es vielleicht noch schaffen, aber Vera oder Alyka waren sicher nicht dazu in der Lage...
Sie runzelte für einen Augenblick mit der Stirn. Warum war sie sich so sicher, dass sie damit keine Probleme hatte? Sie war nie besonders überragend im Klettern gewesen. Also wieso fühlte sie sich, als hätte sie in ihrem Leben nichts anderes gemacht?
Dann erregte ein unzufriedener Laut eines der Wachmänner ihre Aufmerksamkeit. Eine schlanke Gestalt kam auf sie zu. Sie trug einen langen Rock übersät mit glänzenden Tötungswerkzeugen und kaute gedankenverloren auf einem dunkelgrünen Blatt herum. Und sie hielt direkt auf sie zu.
"Was willst du, Sklavin?", blaffte der Anführer der Gruppe sie an.
"Der Prächtige schickt mich. Ich soll die Gefangene übernehmen und zum Foltermeister Rawn bringen. Ihr könnt auf Eure Posten zurückkehren."
Fassungslosigkeit breitete sich bei den Männern aus.
"Was?!"
"So eine Beleidigung!"
"Ich fürchte ich verstehe nicht.", sagte der Anführer.
"Das müsst Ihr auch nicht. Es sind die Anweisungen des Sultans und ich werde sie befolgen. Vielleicht befürchtet er, ihr könntet der Fremdländerin gegenüber grob werden. Ich hörte es gab einen Zwischenfall beim Ausführen aus ihrem Käfig?"
Kanra musste zugeben, dass sie beeindruckt war. Offenbar wanderte das Wort in diesem Palast schnell.
"Sie hat uns angegriffen.", beharrte der Mann trotzig.
"Und der Sultan wünscht ihr Äußerstes unversehrt.", betonte sie nachdrücklich.
Es vergang ein Moment der Anspannung, dann knurrte der Mann und stieß Kanra auf Shala zu.
"Dieses Königreich geht vor die Hunde, wenn der Sultan seinen Klingenderwischen mehr Vertauen schenkt als seiner eigenen Palastwache."
"Diese Nachricht könnt ihr ihm liebend gerne selbst überbringen."
Die Gruppe Männer starrte hasserfüllt zurück. Für einen Moment fürchtete Kanra sie würden sich zu einer Dummheit hinreißen lassen. Doch dann wandte sich der Anführer der Truppe mit der Zunge schnalzend ab.
"Auf eure Posten, Jungs. Wenn ihr ganz genau hinhört, könnt ihr ihre Schreie nachher trotzdem noch hören."
Die Palastwachen zogen ab. Die Klingenderwisch sah ihnen ungerührt nach und steckte ihr Blatt wieder zurück in ihre Rockfalte. Dann richtete sie ihre dunklen Augen auf sie. Kanra schauderte, als sie ihr entstelltes Gesicht nun genauer betrachtete. Was immer man ihr angetan hatte, sie musste grausame Schmerzen gelitten haben.
"Was für ein Unglück, in der Tat.", ergriff Shala als erste das Wort.
"Was?"
"Du bist genauso schön, wie der Prächtige gesagt hat."
Kanra runzelte die Stirn.
"Äh... danke?"
Shala entgegnete ihr kurz mit einem überraschten Blick, doch dann verstand sie.
"Das sollte kein Kompliment sein. Schönheit ist ein Fluch in dieser Wüste. Ein Vorbote des Unglücks. Aber ich denke damit hast du schon Bekanntschaft gemacht."
Kanra schnaubte.
"Falls du Männer meinst, die Frauen als Besitz ansehen und wie Vieh behandeln... Ja, die habe ich gesehen. Wenigstens scheinst du frei herumlaufen zu können. Wie heißt du?"
Sie zögerte einen Moment.
"Shala.", sagte sie vorsichtig. "Und du solltest in Zukunft diese Frage nicht mehr stellen. Es gilt unter unserer Sonne als Beleidigung jemanden nach seinem Namen zu fragen. Ich bin lediglich eine Sklavin, also erwarten dich keine Konsequenzen. Aber bei den Männern am Hofe..."
"Ooooh.", machte Kanra die plötzlich verstand grimmig lächelte. "Deswegen ist der alte Sack vorhin so ausgeflippt, als ich den Sultan gefragt habe."
Shala wurde blass im Gesicht und nahm wieder ihr Blatt hervor, um darauf herumzukauen.
"Ich vermute das ist der Grund wieso du zu Rawn gebracht wirst.", schloss sie mit gesenkter Stimme.
Kanra winkte ab.
"Macht nichts, ich bin Folter gewohnt. Tut mir Leid, falls ich dich beleidigt haben sollte, war nicht so gemeint."
Shala erschauderte innerlich. Das sich jemand anderes als ihre Untergebenen bei ihr entschuldigte war... ungewohnt. Um ehrlich zu sein, war das bisher nie vorgekommen. Nicht seit...
"Ich bin übrigens Kanra.", stellte sie sich vor.
"Ich weiß.", antwortete sie knapp. "Das neue Lieblingsspielzeug des Sultans. Er redete... sehr begeistert von dir."
Kanra war angewidert, wenn sie nur an ihn dachte.
"Du solltest dich im Übrigen nicht mit mir anfreunden. Ich bin die Anführerin der Klingenderwische."
"Hm?"
"Das heißt, wenn du versuchen solltest zu fliehen oder dem Sultan etwas anzutun, werde ich dich gefangen nehmen und zurückbringen... oder dein Leben beenden."
Kanra zuckte belanglos mit den Schultern.
"Also kann ich zwischen entwürdigender Gefangenschaft und den Tod durch deine Hand wählen? Verstanden. Darüber muss ich mir keine Sorgen machen, denn ich bleibe nicht lange genug hier um mir den Kopf über diese Frage zu zerbrechen."
Sie hatte tatsächlich diese unzerbrechliche Unnachgiebigkeit die sich in ihrem Blick widerspiegelte, von dem der Sultan so geschwärmt hatte, bemerkte Shala. Die meisten Frauen kamen schon gebrochen hier an. Manche gaben sich vielleicht tapfer, aber diese hier hatte nicht diesen... Zweifel wie die anderen.
"Du scheinst dir deiner Flucht sehr gewiss zu sein.", sagte Shala mit einem Zucken in ihrem Mundwinkel.
"Oh ja, auf jeden Fall.", pflichtete Kanra kleinlaut bei. Und sollte es mir nicht gelingen, werden Lashon und Sinaphie mich holen kommen.
Die Erkenntnis durchfuhr sie wie ein Blitzschlag. Lashon und Sinaphie! Natürlich! Plötzlich breitete sich eine Wärme und Ruhe in ihr aus, die sie ihre Sorgen und ihre Situation für einen Moment vergessen ließ. Das war die Antwort, die sie so dringend gesucht hatte. Auch Sciz... Sie waren immer noch da draußen! Doch auf ihre neu gewonnene Erleichterung kam eine neue Frage auf: Wie hatte sie sie vergessen können? War sie verflucht gewesen...?
"Einfach so? An mir, den anderen Klingenderwischen, den Palastwachen und der alles verschlingen Wüste vorbei?"
Kanra zuckte zusammen, als Shalas Stimme sie in die Wirklichkeit zurückzog.
"Hier werde ich auf jeden Fall nicht bleiben. Die Männer hier sind doch einfach nicht richtig im Kopf. Wenn du möchtest nehme ich dich und alle anderen Frauen mit."
Diese Aussage entlockte Shala ein amüsiertes Glucksen.
"Du? Ganz allein? Du allein wirst den Fluch durchbrechen, der uns seit Anbeginn unserer Geschichte in Ketten legt?"
"Es muss nicht unbedingt allein sein.", sagte Kanra trotzig, ermutigt durch ihr Lachen.
Shala sah sie aufmerksam an.
"Wie zum Beispiel ein Meister der Kampfkunst?"
Kanra war zu trainiert in Bluffen und in der Kunst des Verhörs, um sich ihre Überraschung anmerken zu lassen. Innerlich überschlugen sich jedoch ihre Gedanken. Dieser Neue... Loghain war hier?
"Was meinst du...?"
Sie bedachte Kanra mit einem langen taxierenden Blick.
"Ein Mann von großer Macht oder zumindest einem äußerst überheblichen Titel? Dir sind die Meister der Kampfkunst doch bekannt?"
Kanra wägte ihre Antwort ab. Wie viel konnte sie preisgeben? Wenn der Kampfkunstmeister hier war um ihnen zu helfen, konnte sie ihn nicht einfach verraten. Aber wenn sein Titel irgendein Gewicht hatte, wäre es schlecht für ihn zu leugnen.
"Ich komme aus einem sehr fernen Land. Ich habe von ihnen gehört, aber weiß nichts über sie.", antwortete sie vage, aber ehrlich. "Eigentlich hatte ich dich gemeint."
Shala seufzte enttäuscht.
"Ist dem so? Verstehe. Vielleicht kann Rawn deinen Erinnerungen auf die Sprünge helfen."
Kanras Mund verzog sich zu einem dünnen Strich. Sie glaubte ihr nicht.
"Also gehen wir immer noch dahin?"
"Ich habe nicht vor den Sultan zu hintergehen und unser aller Leben aufs Spiel zu setzen nur auf dein Wort, falls du das geglaubt hast. Es gibt keine Hoffnung. Für uns alle." Sie fixierte sie mit scharfsinnigen Augen. "Und ich möchte dir noch eine gut gemeinte Warnung ans Herz legen: Vielleicht mag das Interesse des Sultans dich im Moment davor schützen, dass dir die Wachen oder die anderen Männer am Hofe etwas antun, aber deine Freunde hingegen, so wertvoll sie auch sind, nicht. Wenn du dich weiter so aufführst, wird der Sultan versuchen dich über sie versuchen zu disziplinieren."
Kanra schluckte. Die Drohung verfehlte ihre Wirkung nicht. Aber anstatt sie zu entmutigen wurde ihr nur bewusst, dass sie noch schneller fliehen mussten.
"Verstehe."
Shala nickte ausdruckslos.
"Das hoffe ich. Es ist besser so."
Kanra schüttelte den Kopf.
"Ist es nicht."
Sie starrten einander einen langen Augenblick ein. Dann schlug Shala die Augen nieder.
"Es tut mir Leid, dass dich das Schicksal in diese Wüste verschlagen hat. Aber du bist jetzt Besitz von Salmoa den Prächtigen. Du hast keine andere Wahl als deinen Frieden damit zu machen. Und jetzt: Geh! Und keine plötzlichen Bewegungen."

"Gaia."
Tarii stolperte mehrere Schritte zurück, bevor elementare Energie und aufsteigendes Geröll ihren Körper einhüllten. Während sie das tat übersah sie beinahe die Psynergyhand, dich sich ein paar der aufsteigenden Brocken schnappte und nach einer flinken Ausholbewegung als Schrapnellhagel in ihre Richtung schnellen ließ. Mit bedachten Schritten und Drehungen entging sie dem Steinschlag. Dann war Lashon wieder an ihr dran, der sie während ihrer Ausweichbewegungen von ihrer blinden Seite flankiert hatte. Sie tauchte geschmeidig unter seinem Schwerthieb weg und vollführte mit ihrem rechten Bein einen weiten Halbkreis gegen ihn um Lashon den Beinen zu fegen. Er sprang rechtzeitig mit beiden Beinen ab und trat ihr wuchtig in die Seite. Der Treffer ließ Tarii japsend ein paar Meter fliegen. Sie und Lashon kamen gleichzeitig schmerzhaft auf dem glatten Marmorboden auf.
"Nessel!", stöhnte er unnachgiebig, die freie Hand befehlend auf Tarii gerichtet.
Der Boden platzte auf und brachte ein wucherndes Feld von dornenübersäten Nesselpflanzen hervor, die hungrig nach Tarii griffen. Sie zischte als ein stechender Schmerz ihren Arm hinauffuhr. Sie bekam einen länglichen Steinsplitter zu fassen und schlug sich von dem widerhakenden Dorn los, der eine blutige Schneise auf ihrem linken Arm hinterlassen hatte.
"Mycelium!"
Tarii hatte immer noch mit den Dornen zu kämpfen und bekam nur am Rande mit wie ein feines weißes Gespinst aus Pilzfasern die Nesselpflanzen und die nahe Umgebung überzog. Mycelium... Sie hatte von dieser Psynergyform gehört. Was bezweckte er damit...? Sie blickte auf. Lashon stand immer noch an der selben Stelle und lud eine Kugel Erdpsynergy in seiner Hand auf. Er erwiderte ihren Blick kühl, ging auf ein Knie nieder und schlug die Hand samt Psynergy in das feine Pilznest. Es glühte kurz goldgelb auf und erwachte zum Leben. Eine Tausendschaft riesiger ausgeblähter Pilze wuchsen überall aus dem Gewebe. Ihre Kappen waren tiefbraun und sie dünsteten einen widerwärtigen Gestank aus. Auch die Nesseln reagierten auf den Energieschub und wurden noch größer, wobei die Dornen ein paar der Pilze aufrissen. Diese platzten mit einem schmatzenden Geräusch und setzten eine dichte Wolke schwefelgelber Sporen frei. Sofort schlug sich Tarii ihrem Ärmel vor Mund und Nase. Sie wollte sich nicht ausmalen was passierte, wenn sie welche davon einatmete. Sie blickte wieder zu Lashon, der etwas aus der Innenseite seines Gewandes zupfte. Es war ein kleines gebogenes Objekt von bläulicher Farbe.
Wieselklaue!, schall es alarmierend in ihren Gedanken und sie suchte instinktiv nach einen Flucht weg. Aber es gab keinen. Da waren nur Dornen und noch mehr Pilze.
Lashon nahm die Wieselklaue zwischen Zeige- und Mittelfinger und schnippte sie ihn ihre Richtung. Reißende und schneidende Winde folgten ihr nach und ließen ausnahmslos jeden Pilz wie Seifenblasen platzen. Das Plateau wurde in eine gewaltige gelbe Sporenwolke gehüllt. Lashon konnte nicht einmal mehr die Hand vor Augen sehen. Er ließ knapp eine Minute verstreichen, dann entließ er seine Psynergy und die Wolke lichtete sich. Der widerliche Gestank blieb. Würgend schlug sich Lashon wieder den Ärmel vor den Mund und ging zu Tarii, die in mitten der verkümmerten Nesseln mit kreidebleichen Gesicht und zitternden Gliedmaßen am Boden lag.
"Ah... ich armes Ding... Geschnitten, Geschunden und jetzt auch noch vergiftet...", hustete sie und versuchte erfolglos sich aufzurappeln.
Lashon spießte warnend seine Schwertspitze einen Fingerbreit neben ihren rechten Fuß auf den Boden.
"Ich wiederhole: Halt mich nicht zum Narren. Warum hast du nicht angegriffen?"
Sie rang sich zu einem wehleidigen Lächeln durch.
"Du hast mir nun aber auch wirklich keine Gelegenheit für einen Gegenangriff gegeben."
"Unsinn. Niemand der sich so bewegt wie du, hat 'keine Gelegenheit zum Gegenangriff'. Vorhin kamst du aus dem Nichts. Ich kenne berüchtigte Attentäter, die neben dir ungelenk wie Neugeborene aussehen."
"Danke für das Kompliment."
Lashon ballte die Faust, als sein Zorn wieder drohte ihn zu überwältigen. Sie wich wieder seiner Frage aus.
"Das reicht. Ich gebe dir noch diese eine Chance dich zu retten."
Sie seufzte.
"Ja, ja. Du und deine Fragen..."
Ihre grünes Auge blickte in die seinen. Sie fragte sich nach dem Grund der Leidenschaft die darin loderte. Warum opferte er sich so für die 'Sängerin' so auf? Sie hatten einander gar nicht gekannt. Nur wegen dem leeren Versprechen einer künftigen Freundschaft. Die Frage lag ihr schon auf den Lippen, aber sie spürte dass sie den Bogen damit womöglich überspannte.
"Was zuerst?", fragte sie stattdessen.
"Ihr Name."

"Ich und mein Sohn...", sagte Maros plötzlich unvermittelt, "standen uns damals nicht besonders nahe. Es war meine Schuld. Meliza war meine Erstgeborene gewesen und sie war in allem ein natürliches Talent gewesen, wofür das Haus Monsuur stand. Sie war schon im frühen Alter ein Genie in der Lehre der Sternenkraft, elegant am Hofe, eine brillante Rednerin, tüchtig in der Kunst zur Verwaltung ganzer Händlergilden. Merl hingegen... war weniger interessiert an einem Leben am Hofe. Er hatte immer nur seine Abenteuer im Kopf. Er ist in Melizas Schatten aufgewachsen und egal wie er sich bemüht hatte um trotzdem meine Anerkennung zu gewinnen reichte er nie an die Leistungen meiner Tochter heran. Ich hielt ihn... für eine Enttäuschung... und gab ihn auf. Bis er an die Sternenakademie ging sprachen wir danach kaum ein Wort. Und ganz gleich wie sehr ihn dort seine Meister für seine Fähigkeiten lobten, hielt ich mich auch in meinen Briefen kurz gebunden. Ich habe ihn niemals mehr eine Chance gegeben. Dann war er plötzlich verschwunden, des Mordes bezichtigt. Alles woran ich denken konnte war, wie unangenehm das für mich und meine Familie war, dass wir einen Mörder in der Familie hatten. Damals hatte Meliza mit mir endgültig die Beherrschung verloren. Ich werde ihren Hass und ihre Verachtung für mich nie vergessen. Für sie lag es auf der Hand, dass Merl für dieses Verbrechen nicht verantwortlich war. Auch wenn meine Frau nichts sagte, spürte ich dass sie auf ihrer Seite stand. Ich hatte es einfach angenommen, ohne mich zu fragen wieso er..."
Er räusperte sich.
"Ich habe damals beinahe meine eigene Familie zerstört ohne auch nur zu bemerken. Wäre ich damals nicht rechtzeitig zur Besinnung gekommen... Wenn ich Melizas Tränen auch nur aus dem falschen Licht betrachtet hätte... Wäre es für mich und meine Familie zu spät gewesen. Aber für Merl war es zu spät. Er kehrte nicht zu uns zurück. Ganz gleich wen wir beauftragten oder Flugblätter wir verteilten, es war vergebens. Er hat seine Bande mit uns vollkommen abgebrochen. Von seinem Vater, der für ihn kaum ein Bekannter war. Von seiner Mutter, der es nie gelungen war vor mir für ihn einzustehen. Und von seiner Schwester, in deren Schatten er hatte leben müssen."
Maros sah den Homunkulus mit trägen Augen an.
"Sieh, Kreatur: Er will nicht gefunden werden. Und wir sind kein brauchbarer Köder um an ihn heranzukommen. Wir bedeuten ihm nichts. Und nun wo wir ihm kein sicheres Zuhause bieten können, nun da dein Meister seine Kraft aus... Zeitvertreib jagt, habe ich auch gewiss nicht vor ihn zu finden."
Der Homunkulus zuckte mit den Schultern.
"Wenn mein Meister so konsequent wie immer ist, würde das euren Tod bedeuten."
"Nach dem was geschehen ist, wäre mein Opfer das Mindeste was ich Merl geben könnte. Ich frage nicht einmal nach Vergebung. Aber dein Meister hat meine Tochter. Also werde ich tun, was er verlangt. Aber lass das meine Warnung sein: Wenn ihr etwas geschieht, wird weder er noch du irgendwo in Mirnuzar sicher sein. Ich habe mächtige Freunde. Und ich rede nicht von irgendwelchen politischen Machtspielen. Ich rede von Leuten, die Wesen wie dich und deinen Meister von den Sternen bis in den Abgrund jagen werden."
Er zuckte wieder mit den Schultern.
"Interessiert mich nicht. Darauf habe ich keinen Einfluss.", schmetterte er die Drohung gleichgültig ab. "Was mich interessiert... Wieso die Wandlung? Wie konnte Euch Eure Tochter wieder für Euren Sohn zurückgewinnen? Wenn man es heute zum Beispiel aus einer anderen Perspektive betrachtet: Ist nicht Euer Sohn für das Leid Euer Familie Schuld? Hat nicht er, der sich diese unsägliche Fähigkeit angeeignet hat, Schuld daran, dass Eure Familie von meinem Meister hineingezogen wurde?"
Zu seiner Überraschung, schien diese Frage Maros völlig zu überrumpeln. Die Art wie seine Stirn sich verzog. Wie seine Augen sich weiteten. Der Homunkulus erschauderte innerlich.
Er weiß etwas. Etwas das er uns nicht erzählen möchte.
Doch bevor er einen weiteren Gedanken fassen konnte, flog die Tür auf. Hinein stürmte eine Frau in den späteren Jahren, wenn auch immer noch schön und Energie in den Augen. Ihr zusammengestecktes, blondes Haar reichte ihr bis zur Hüfte und bewegte sich in ihrer Hast so flüssig wie der Reifrock den sie trug. Sie war bereits halb durch den Raum marschiert als sie inne hielt. Ihr Blick war starr auf Aleon gerichtet, der sie neugierig musterte.
"Mirabell.", unterbrach Maros die angespannte Situation und trabte zügig auf die Frau zu.
"Wer... Was ist das?"
"Eine Art... Spürhund.", suchte er zögernd nach Worten.
"Spürhund...? Dann ist es wahr? Als ich hörte es gibt Neuigkeit von Merl habe ich mich sofort auf den Weg hierher gemacht. Wissen wir wo er ist? Geht es ihm gut?"
"Beruhige dich, Weib. Nein, wir wissen nicht genau wo er ist, aber wo er gewesen war. Dieser... Ehrenmann hier gehört zu denen, die die Suche aufnehmen werden."
Mirabell streckte sich und sah den Homunkulus nochmal über die Schulter ihres Mannes argwöhnisch an.
"Er sieht... seltsam aus. Kaum menschlich."
"Mag sein, aber er ist gut in dem was er tut."
"Ich kenne ihn nicht..."
"Mirabell!", unterbrach Maros seine Frau mit scharfen Unterton.
Sie zuckte zusammen und blickte ihn verwirrt an. Er rang sich zu einem entschuldigenden Lächeln durch.
"Tut mir Leid, aber ich bin gerade beschäftigt. Ich weise den... Mann gerade in die Details ein. Ich werde dir später alles nochmal in Ruhe erzählen was wir wissen."
"K-Kann ich nicht bleiben? Es geht um unseren Sohn!"
"Nein.", schloss Maros sanft, aber mit unnachgiebiger Härte. "Du würdest nur stören und es wäre am besten, wenn du alles in richtiger Reihenfolge hörst. Ich suche dich auf sobald ich hier fertig bin. Kannst du dich bitte solange um Bren kümmern? Sie will schon wieder die Geldmittel für den Garten ausweiten und ich habe gerade wirklich keine Zeit dafür."
Sie warf ihn einen langen durchdringenden Blick zu, dann gab sie ihm einen flüchtigen Kuss.
"Beeil dich.", war alles was sie sagte und ging.
Es kam Maros wie eine Ewigkeit vor, bis er das Schließen der Tür hörte und die sich entfernenden Schritte verklungen waren.
"Mein Beileid.", brach der Homunkulus die Stille. "Noch jemand der Ihnen viel bedeutet, der in die Sache mit hineingezogen wird."
"Nicht wenn ich es verhindern kann.", knurrte Maros giftig.
"Oh, keine Sorge wegen meinerseits, Herr Monsuur. Aber wenn mein Meister noch mehr Druckmittel braucht und mich nach meiner Meinung fragt, würde ich ihm kaum etwas vormachen können."

"Und das soll funktionieren?", fragte Passat zweifelhaft, als das die letzte Zeile aus Psynergyschriftzeichen sich aus der Luft löste und in Merls Sternglas eindrang.
Dieser betrachtete es eingehend und nickte zufrieden.
"Wenn deine Technik fehlerfrei ist, wird es das. Sehen wir es uns an."
Er hob das Sternenglas an.
"Schleier."
Das Sternenglas leuchtete kurz auf und gab einen kurzen gedämpften Brummton von sich ab. Merl spürte wie Energie sich über seine Haut zog und er eine Gänsehaut bekam. Dann klang das Gefühl ab und zurück blieb dann kaum spürbare Gefühl von Spannung auf seiner Haut.
"Und?"
Passat schwebte mit kritischen Blick ein paar mal um ihn herum. Er nickte langsam.
"Nichts."
"Ich verstehe immer noch nicht, wie das helfen soll.", blaffte Tsuka, die immer gekreuzten Beinen auf einem umgerissenen Baum saß, immer noch nicht ganz überzeugt, dass Passat sie nicht doch noch alle umbrachte.
"Wir werden in Zukunft vermutlich noch mehr mächtigen Individuen begegnen.", sagte Merl und sah prüfend an sich herab. "Oder talentierten Spüradepten die wissen wonach sie suchen. Also brauch ich etwas um meine Sternenkräfte und vor allem Vulkanasche zu verbergen. Besonders für unsere nächste Aufgabe ist das essenziell."
"Sind wir fertig?", fragte Passat ungeduldig.
"Wenn du keine Antworten auf meine Fragen hast..."
"Ich sagte bereits: Ich weiß nicht wo Anarath oder die Krieger von Vale hin sind und es ist mir egal. Und wegen dieser 'Verderbnis' bin ich zu noch nicht lang genug in Mirnuzar."
Merl nickte geschlagen.
"Verstehe... Gut, wir sind fertig. Danke für die Hilfe."
Passat erhob sich ein paar Meter weiter in die Höhe.
"Ich habe es nicht für dich getan... Und außerdem ist Vulkanasche gerade sehr schwach. Bedenke das, wenn du diese Psynergyform benutzt. Wie dem auch sei, wir sind quitt."
Tsuka biss die Zähne verärgert zusammen. Sie einfach anzugreifen, Vulkanasche beinahe umbringen und die Crew des Schiffes in Gefahr zu bringen war in ihrer Vorstellung nicht mit einem kleinen Geschenk aufzuwiegeln. Aber Merl nickte.
"In Ordnung. Aber denk bitte daran: Vor der Verbindung zwischen Galatan und Weyard mit Mirnuzar gab es keine Dschinns in Mirnuzar. Viele hier, gerade die Unberührten die sie nicht sehen können, haben bislang nur von ihnen gehört, wenn überhaupt! Sie haben nichts mit den Leuten gemein, die ihr jagt."
Passat musterte ihn kühl.
"Nicht alle Menschen sind wie du. Aber ich sehe ein, dass ich etwas voreilig in meinem Urteil war."
Merl legte den Kopf schief, als würde er auf etwas lauschen.
"Vulkanasche sagt, dass es in der Natur der Dschinns liegt von Menschen oder anderen Lebewesen angezogen zu werden und mit ihnen in Harmonie zu leben. Er versteht nicht woher dein Hass kommt."
"In der Natur der Dschinns? Liegt es also in der Natur in der Dschinn ausgebeutet zu werden oder sich versklaven zu lassen?"
Merl schüttelte den Kopf.
"Nein, tut es nicht."
"Nun, nachdem was ich gesehen und erlebt habe, scheinen viele das vergessen zu haben. Aber keine Sorge: Ich werde dafür sorgen, dass sie sich erinnern."
Etwas an der Art wie er es sagte ließ Merl erschaudern.
"Was hast du vor?"
"Das soll nicht deine Sorge sein. Wie gesagt, wir sind quitt. Wir verschwinden. Man sieht sich, Vulkanasche... und du, kleiner Sternenmagier..."
Der goldene Elementargeist entfernte sich von ihnen. Ein paar Lichter lösten sich von der Windtänzerin und schlossen sich ihm an, bis sie im angrenzden Waldstück verschwanden.
Für eine Weile starrte in den dichten weitläufigen Wald hinein, bis er eine Bewegung hinter sich hörte.
"Sieht so aus, als hätte sich das Chaos auf dem Schiff aufgelöst."
Er drehte sich zu Tsuka um, die betont teilnahmslos hinter ihm stand und ihren Blick zurück zum Schiff schweifen ließ. Nun da Merl wusste, dass sie sein Geheimnis kannte, sah er sie aus einer ganz neuen Perspektive.
"Wie lange...?"
"Lang genug.", beantwortete sie seine unausgesprochene Frage.
Sie lächelte ohne sich ihm zuzuwenden.
"Vulkanasche ist nicht so unsichtbar für uns gewesen wie du glaubtest. Irgendwann haben wir ihn erwischt und zur Rede gestellt."
"Wir...? Also..."
"Lucya weiß es auch, ja. Aber sie hatte es schon längst vermutet. Das Mädchen ist nicht dumm."
Merls Mundwinkel zuckten.
"Nein, natürlich nicht."
Er blickte wieder fern in den Wald.
"... Ich bin ein richtiger Mistkerl gewesen, oder?"
"Yup. Aber du bist unser Mistkerl, also ist das nicht so schlimm."
Sie standen eine Weile einfach da, die Blicke in verschiedene Richtungen gerichtet ohne ein Wort zu sagen. Dann seufzte Tsuka plötzlich, wirbelte herum und packte Merl an seinem Arm.
"Großartig. Genauso sollte es nicht laufen. Hör zu: Wir sind keine Fremden geworden. Also lass uns mit dieser Tour aufhören und endlich zum Schiff zurückkehren. Wir suchen uns ein ruhiges Plätzchen und dann darfst du auf der Anklagebank um Vergebung betteln. Lucya wird sich freuen."
"Wunderbar.", kommentierte Merl, ließ sich aber zu einem breiten Grinsen hinreißen.
"Wen wirst du einweihen?"
"Für Erste nur euch beide, Tali und Ken."
Tsuka schnalzte mit der Zunge.
"Da gehst du aber ein ganz schönes Risiko ein. Das blaue Früchtchen ist eine verdammte Plaudertasche."
"Mag sein, aber sie haben die Wahrheit verdient."
Tsuka zuckte mit den Schultern.
"Deine supergeheime Identität, Meister Merlin."
Merl ließ die Schultern hängen.
"Merlin? Wirklich? Wirklich, Zuka?"
Sie blickte herausforderd zurück.
"Genau deswegen. Genau deswegen..."

Jaden betrachtete Iden lange mit aufgerissenen Augen, bevor er sich wieder der Tür zuwandte und sich mit mechanischen Bewegungen daran zu schaffen machte.
"Das ist nicht fair.", sagte er leise.
Seine rechte Hand schnellte erschrocken zurück. Blut rann von der Fingerkuppe seines Zeigefingers seine Hand hinab. Er schob sich den Finger kurz in den Mund, saugte daran.
"Das ist wirklich nicht fair.", wiederholte er nuschelnd und machte sich wieder an die Arbeit.
Iden sah unendlich müde zu Jaden auf, dessen Blick hypnotisch auf eine aufgerissene Platine neben der Tür geheftet war und zusammen mit seinem Schattengnom an einem Wirrwarr an Drähten, Kristallen und strömenden Energien herumhantierte.
"Du lässt mich hier zurück, in einem Gebäude voller gefährlicher Irrer und Mörder. Du fragst nach dem Unmöglichen indem du mich beauftragst diese Tür zu öffnen. Dann riskierst du deine Haut, um diesen Wahnsinnigen abzulenken und ich stehe hier und frage mich ob ich dich je lebend wiedersehe. Um das Ganze zu krönen denkst du, dass es deine Schuld ist, dass ich in dieser Situation stecke."
Er stieß lange und frustriert den Atem aus und kratzte sich mit dreckigen Fingern unter seinem rechten Auge.
"Das ist einfach nicht fair! Ich wollte dir eine ordentliche Standpauke halten, sobald du zurückkommst, oh ja. Du hättest dich warm anziehen können. Und... Und jetzt bist du wieder hier, wie ein kleines Häufchen Elend, als wärst du durch die tiefsten Kreise der Hölle und zurück gewandert und nun sorgst du dafür, dass ich mich wie der Mistkerl fühle der beschützt wurde, obwohl er es gar nicht verdient hat weil er dich diesem Kerl überlassen hat. Das... Das ist..."
"...einfach nicht fair?", flüsterte sie.
Iden konnte hören wie etwas einrastete. Die Tür sprang auf, gerade soweit dass ein Erwachsener sich durchquetschen konnte.
"Fertig.", stellte Jaden neutral fest, ohne jegliche Freude in der Stimme.
"Ich dachte es wäre unmöglich..."
"Ich bin Spezialist. An guten Tagen klappt auch Unmögliches."
Er hob den Ärmel und wischte sich das Gesicht ab. Waren das... Tränen?
"Und wage es ja nicht zu sagen, dass du nicht mehr weiterkannst und ich lieber meine eigene Haut retten soll. Dann kannst du wirklich etwas erleben, hörst du?"
Er reichte ihr seine Hand.
"Los jetzt. Wenn es ein Teleport-Lapis gibt, dann hinter dieser Tür."
*Wuhu. Sind also alle wieder da, hab schon gedacht wir müssten auf dich verzichten, Sinrath. Ja, ich poste mittlerweile einen Abschnitt sofort, wenn ich ihn fertig hab, sonst zieht sich das bei mir immer so mit dem Veröffentlichen.*



„Ihr..... Name....?“ Tarii seufzte, aber ihr Lächeln erstarb nicht. „Habe ich es nicht bereits angedeutet? Sie hatte keinen. Beim besten Willen, sie sollte nur ein paar Stunden existieren um eine Aufgabe zu erledigen und dann wieder verschwinden. Warum sollte ich ihr einen Namen geben? Im Prinzip war sie nichts weiter als eine Kopie von mir. Eine lebendige Erinnerung daran, wie ich vor langer Zeit war. “
Lashon starrte sie mit zusammengezogenen Augenbrauen und gerunzelter Stirn an.
„Was heisst das?“
Tarii verzog den Mundwinkel.
„Ich handle mit Informationen, von mir verlangen ohne Bezahlung etwas zu beantworten geht mir gegen die Berufsehre!“
Lashon griff an das Schwert, das neben ihr am Boden steckte. Sie schüttelte hastig den Kopf.
„Jetzt mach mal halb lang. Ich kann meinen Stolz herunter schlucken wenn´s sein muss! Na denn, ich hasse Fragen- und Antwort-Spiele.
Angelo Costello besitzt die Macht, die Eigenschafft aller Dinge die er mit seiner rechten Hand berührt zu verändern. Teile dieser Macht hat er aufgeteilt unter seinen Gefolgsleuten und diversen Handelspartnern. Warum erzähle ich dir das? Nun, Costello kann nicht die Eigenschaften von Erinnerungen verändern. Das kann nur ich.“
Lashon runzelte die Stirn.
„Costello...? Ist er Schuld an all dem?“
Tarii kicherte.
„Wenn ich jetzt ´ja´ sagen würde wäre ich aus dem Schneider. Aber nein, ich besitze zwar einen Teil seiner Macht, aber alles was ich hier getan habe, mache ich, aus eigenem Interesse. Du fragst was dieser Ort ist? Na, gut ich erzähle es dir. Es gibt in Mirnuzar eine Legende, das die erste Hexenkönigin Novalia LaVoisin und der Schamanenfürst Ossir vor langer Zeit einem Kampf hatten, der die gesamte Geographie Mirnuzars verändert hat. Manche sagen es waren Jahrtausende, andere sagen Jahrhunderte. Fakt ist, das der Ort an dem dieser Kampf statt gefunden hat, genau hier war.
Hier wurde vor langer Zeit das Schicksal Mirnuzars Grundlegend verändert. Hier sind nicht nur die Erinnerungen von Menschen gelagert, nein, hier an diesem Ort, habe ich Zugriff auf die Erinnerung die, die Welt Mirnuzar selbst hat. Und hier, habe ich einmal eine Erinnerung versteckt, der ich mich entledigen musste. Nun, habe ich einen sehr straffen Terminkalender und wollte mir diese Erinnerung wieder beschaffen, hatte aber keine Zeit selbst zu gehen. Aber durch meine besondere Fähigkeit, kann ich an jeder Stelle, an der ich einmal in meinem Leben gewesen bin, eine Kopie von mir erschaffen. Eine lebendige Erinnerung, die so ist, wie zu dem Zeitpunkt an dem ich mich zum letzten mal an diesem Ort befunden hab.“
Lashon hörte schweigend zu und hob eine Braue.
„Aber sie war nicht so wie du.“
Tarii nickte, während sie am Boden lag und zu ihm herauf sah.
„Ja. Sie hat eine eigene Persönlichkeit entwickelt. Warum? Wer weiss. Vielleicht lag es an der Macht dieses Ortes, oder vielleicht an deinem Talisman. Oder vielleicht sogar an dir. Alles was sie tun sollte, ist Singen wie eine Nachtigall, damit ich die Erinnerung bergen konnte, nach der ich gesucht habe. Dazu musste sie die Erinnerungen zum Leben erwecken. Aber, ich hatte Pech.
Ich habe nicht damit gerechnet das irgendjemand in diesem verlassenen Teil der Wüste sein würde. Aber genau als sie anfing zu singen, seid ihr darüber geflogen und habt ihr Lied gestört mit eurer Anwesenheit. Aber selbst dann hätte ich nicht eingegriffen, ihr wärt von der Bildfläche verschwunden ohne dass sich jemand erinnert, wenn sie ihr Lied beendet hätte und das wärs dann gewesen.“
Sie hob einen zitternden Zeigefinger und deutete auf Lashons Brust.
„Dein Talisman! Wenn sie ihn berührt hätte dann... oh, nein, ich lasse viel durch gehen, aber das wäre nun wirklich zu weit gegangen. Wieso besitzt du eines der Werkzeuge des Schmanenfürsten!? Und wieso weiss ich nichts davon!?“
Lashon schüttelte den Kopf.
„Ich weiss auch nichts über das Amulett.“
Tarii lächelte immer noch, aber Adern traten aus ihrer Stirn hervor.
„Ich merke dass du Wahrheit sagst, was für ein schlechter Tausch von Informationen für mich. Sonst noch Fragen?“
„Wieso hast du mich nicht angegriffen?“
Sie schürtzte die Lippen.
„Weil ich während unserem Kampf, die Präsenz eines Neuankömmlings gespürt habe. Er verbirgt seine Präsenz, aber ich habe dieses Bauchgefühl, dass ich ihn kenne. Man könnte sagen ich war abgelenkt... Davon abgesehen kannst du mich nicht besiegen. Zu mindest nicht an diesem Ort, dem Quell der Erinnerungen Mirnuzars. Ich werde nicht sagen dass ich unbesiegbar bin, weil Leute die sowas sagen schnell tot enden, aber dass ich hier und heute sterbe ist unwahrscheinlich.“
Lashon legte den Kopf schief.
„Wieso bist du dir da so sicher?“
„Weil die kleine Nachtigall nur ein Küken war, im Vergleich zu mir.“ sagte Tarii, die plötzlich hinter Lashon im Schneidersitz, auf der Erde sass und das Gesicht auf die Handfläche stützte, als hätte sie schon interessantere Tage gehabt. Ausser dem tiefen Schnitt in ihrer Wange war sie unverletzt.
Er sah noch einmal zurück zu der Stelle, an der sie bis gerade gelegen hatte, aber dort war nichts. Nicht einmal Blutflecken, die noch dort hätten sein sollen.
Das hier hatte sie nicht mit blosser Geschwindigkeit oder Heilkräften allein geschafft.
Tarii stand auf und klopfte sich den Staub vom Umhang.
„Erlaube mir zu demonstrieren.“ sagte sie und strich mit ihrem Zeigefinger die Wunde entlang.
Die Wunde verschwand augenblicklich. Sie grinste. „Im Gegensatz zu der Nachtigall, kann ich meine Kräfte frei kontrollieren. Wenn ich will kann ich dich in eine Erinnerung zurück verwandeln. Oder ich kann etwas das bereits geschehen ist, in eine Erinnerung verwandeln. Du könntest mir dein Schwert ins Herz rammen und ich würde diese Wunde in eine Erinnerung verwandeln.
Das heisst du und ich können uns daran erinnern, das dein Schwert in meiner Brust war, aber es gäbe keine Auswirkungen für mich.“
Lashon hob sein Schwert.
„Willst du es ausprobieren?“
Tarii hob in einer beschwichtigenden Geste die Hände.
„Nein, danke, kein Bedarf. Und ich sage dir, dass ich das nur kann während ich mich an diesem Ort befinde.... bin ich irgendwo anders und jemand tut das mit mir, bin ich töter als tot. Das ist die Macht der Erinnerung! Die Macht dieses Ortes! Du bist zwar keine Erinnerung mehr, aber diese Gebäude hier schon. Und über Erinnerungen habe ich hier Vollmacht.“
Sie schnippte mit den Fingern und kicherte. Lashon versank bis zu den Knöcheln im Plateuboden der augenblicklich wieder fest wurde.
„Hier fang!“
Die Türme um das Plateau herum brachen ab und flogen, mit den Turmspitzen voran, wie gewaltige Pfeile auf Lashon zu.
Eine eine Welle aus Flammen, versengte die Türme vollkommen. Tarii hielt sich schützend die Hände vor das Gesicht. Sie sah zu der Treppe die zum Plateau führte und lächelte nicht mehr. Vor Wut war ihr Gesichts vollkommen verzerrt. Ihr Mundwinkel zuckte, und ihr Auge blinzelte ununterbrochen.
Lashon folgte ihrem Blick.
Ein Mann kam die Treppe herauf geschlendert, eine Hand in der Tasche, über der Schulter lehnte ein gezacktes, schwarzes Schwert aus dem Flammen züngelten. Er hatte wildes rotes Haar, schien ein wenig älter zu sein als Lashon und hob die Hand träge zum Gruß, als wäre er gelangweilt.
„Du bist nicht die einzige, die an diesem Ort besondere Kräfte erlangt. Er hier bekommt seine Rüstung und dieser Ort entfesselt auch die wahre Macht, eines Zeremonienschwerts aus der Singai-Epoche Mirnuzars.“ sagte er.
Tarii´s gesamter Körper verkrampfte sich.
„Was tust du hier... Kadev!?“ zischte sie.
Der Mann zuckte mit den Schultern.
„Der Freund meines Freundes, ist auch mein Freund. Ich betrüge dich, Tarii. Deswegen bin ich hier. Man nennt mich ´den Überläufer´ Schon vergessen?“
Cryszara bemerkte etwas und schaute nach oben. Zwei Portale erschienen über dem Schiff. Aus dem ersten beiden fielen zwei Personen heraus und landeten auf ihren Füßen. Aus dem zweiten fiel ein Homunkuli.
„Hashiro.“ Er hatte eine junge Frau als Begleitung dabei.
Der Homunkuli schaute sich kurz verwirrt um, ehe er realisierte wo er sich befand. Scheinbar war er über den kurzen Ortwechsel nicht informiert worden.
„Ah, Hashiro. Wie ich sehe habt ihr euch eine hübsche Freundin gemacht.“ ertönte es sarkastisch, als die Projektion
Reyons erschien.
„Ich bin NICHT seine Freundin.“ stellte Meliza das offensichtliche klar.
Hashiros Augen sahen belustigt aus, als er zu Reyon blickte. „Ich habe gute Neuigkeiten. Ich habe einen Weg gefunden, den Merkurleuchturm zu entfachen.“
Hashiro öffnete seine Arme aus und schüttelte seinen Kopf. „Doch ich werde eure Hilfe dafür brauchen.“
„Das habe ich mir gedacht. Ihr braucht einen Schiff, richtig?“
„Mit meinem 'Gepäck' wäre das fliegen viel zu aufwendig. Meine Portale hingegen haben eine gewisse Reichweitenbeschränkung für Orte, an denen ich noch nie war.“ gab er zu. „Arktonia.“ gab er sein Ziel preis.
„Reyters Truppen verfolgen eine Expedition in Arktonia. Es wäre äußerst ungünstig, wenn wir erst nach ihnen eintreffen würden. Wir müssen sie einholen.“
„Ihr sagt also, wir müssten Reyters Truppen bekämpfen?“ fragte Reyon.
„Nicht wir werden sie bekämpfen, sie werden sich gegenseitig bekämpfen.“ versicherte Hashiro mit einem diabolischem Grinsen. Reyon erwiderte das Grinsen. „Ihr habt also einen perfiden Plan.“ stellte er fest. „Was ist dafür nötig?“
„Es wäre durchaus Vorteilhaft, wenn wir die Expeditionstruppen noch vor dem erreichen Aktionias abfangen. Auf dem Meer werden sie noch weniger Bewegungsfreiheit vor dem Chaos besitzen, dass sie erwarten wird.“ er legte eine Sprechpause ein und drehte sich um. „Während sie beschäftigt sein werden, sich untereinander zu bekriegen, werden wir Aktionia erreichen und das Leuchtturm entfachen..“
Er drehte sich nun erneuert zu Reyons Projektion. „Die schwarze Sonne wird noch heute aufblühen, Reyon.“

„Alle Vorbereitungen für ihre Reise sind abgeschlossen, meine Kaiserin.“ kündigte Vogt Ate der Kaiserin an, die ihm scheinbar keine große Aufmerksamkeit schenkte. Ihr schweigen bedeutete in diesem Fall, dass die die Nachricht zur Kenntnis genommen hatte.
Gewöhnlich würde Vogt Ate nach dieser Ankündigung von ihrem Gemächer heraustreten. Das er den Raum noch nicht verlassen hatte, verriet ihr jedoch, dass es noch etwas gab, worüber er sie informieren wollte.
Ihre Augen wandten sich zu ihm. Vogt verbeugte sich unterwürfig. „Jemand möchte sie sprechen.“
„Schickt ihn weg und sagt, dass ich beschäftigt bin.“
Vogt verließ weiterhin nicht den Raum. Scheinbar eine wichtige Person.
„Wer ist diese Person?“ fragte sie genauer nach.
„Nun.. Ich weiß nicht genau. Es ist für mich ein großes Geheimnis,
wie er ohne jemanden auffzufallen, bis vor die Türe ihrer Gemächer kommen konnte.“
Diesmal drehten sich nicht nur ihre Augen, sondern ihr ganzer Körper zu Abt. „Vogt. Ihr sagte also, dass diese Person gerade hinter dieser Tür steht?““
Er nickte.
„Genau das möchte ich ihnen sagen. Ihn einfach so gehen zu lassen, könnte sich als eine große Gefahr für ihr Reich darstellen, solange wir nicht wissen, wie er es getan hat.
Er kommt mir zwar irgendwoher bekannt vor, doch seine Psynergie erscheint relativ schwach. Ich bin sicher, dass wir ihn gefangen nehmen und bis zu ihrer Rückkehr im Kerker behalten können.“
Vogt biss seine Zähne zusammen und grinste sadistisch. „Er hat mich einen 'widerlichen Greis' genannt. Wenn sie erlauben, würde ich ihnen unsere Folterkammer zeigen. Natürlich nur, wenn sie sich mit dieser Person nicht sofort befassen wollen.“
Ianto rümpfte die Nase. Dieser Geruch von Rost, der sich jedes Mal breit machte, wenn Rotschild sich seiner Blutmacht bemächtigte, weckte Erinnerungen in Ianto, auf die er gerne, hätte verzichten, können.
Rotschild leckte sich über die Lippen, als er über das Deck der ´Eraser´ schlenderte. Die Blutlachen, auf die er dabei trat, begannen zu kochen und zischten.
Neben ihm verkrampfte sich Weldon.
Ianto knirschte mit den Zähnen. Hatten sie ohne Flama, überhaupt eine Chance? Wäre es nicht besser zu fliehen? Weldon war stark, sicher, aber Cervantes Rotschild war kein, normaler Mensch mehr, seit dem ihm Costello die Herrschaft über Blut gegeben hatte.
Erkennen blitzte in Rotschilds Augen auf, als er Ianto sah.
„Ohohoho! Wen haben wir denn da....? Wenn das nicht der kleine Lord höchstpersönlich ist!“
Hass brodelte in Ianto´s Venen. Er hatte Rotschild schon immer gehasst. Der Mann liess sich nur von seinen Instinkten treiben, wie ein Tier. So lange er Blut bekam, war ihm egal auf welcher Seite er kämpfte.
Die Türen hinter Ianto schwangen auf und die ersten Soldaten der ´Eraser´ stürmten heraus.
Ianto erkannte sie aus dem Augenwinkel: Jorge, Rebecca, Nitamant, Felgabon.
Er musste sie warnen!
„Nein! Geht wieder unter Deck! Er...!“
Rotschild leckte über die blutbefleckte Klinge, einer seiner Macheten und schwang sie dann.
Bluttropfen schossen wie Pfeile von der Klinge und bohrten sich in die Körper der Soldaten.
Sie hielten in der Bewegung inne.
Jorge versuchte seinen Morgenstern zu heben, doch sein Arm zuckte nach unten.
Rotschild lachte und streckte die Zunge heraus.
„Ich kann die Eigenschaften meines Blutes frei verändern. Es hart wie Stahl machen, oder zum Kochen bringen. Sobald auch nur ein Tropfen meines Blutes, in euren Blutkreislauf übergeht, vermischt es sich mit eurem Blut und ich habe die absolute Kontrolle darüber. Spürt ihr wie euer Blut aufhört zu fliessen und so hart und schwer wird, dass ihr euch nicht mehr bewegen könnt...?“
Iantos Unterkiefer bebte.
„Stopp! Cervantes!“
Rotschild zuckte mit den Achseln.
„Ich soll aufhören sie zu quälen? Meinetwegen. Mein Blut: Explosiv“
Voller Verzweiflung presste Ianto die Augen zusammen. Dann hörte er ein Geräusch als wenn man ein Schwein zwischen zwei Steinen zerquetscht. Er spürte wie ihm Tränen in die Augen stiegen, aber hier zu weinen und den Rest seiner Würde verlieren, würde er ganz sicher nicht.
Er öffnete die Augen wieder. Das ganze Deck und seine Schutzkuppel waren rot gefärbt. Nur ein paar Kleiderfetzen und Rüstungsteile, die in der blutigen Masse schwammen, deuteten darauf hin, dass es sich bei dieser Lake einmal um vier Menschen gehandelt hatte.
Weldon, der immer noch neben ihm in der Kuppel war, zitterte.
Ianto vermutete vor Wut. Rotschild hatte nicht einmal Körper, der Soldaten übrig gelassen, die man mit Phönix wiederbeleben könnte.
Weldon hatte die Stirn in Falten gelegt, als er Rotschild fixierte.
„Ich soll also nicht diese Kuppel verlassen....“ brummte er.
Rotschild lachte aus voller Kehle und breitete die Macheten aus.
„Grossartig! Einfach nur grossartig! Das ist wahre Macht! Kniet nieder vor mir und betet mich an, ihr Gewürm!“
Weldons Hände flogen in die Höhe.
„Stalagmit!“
Ein Speer aus Felsen schoss, aus dem Deck der Windtänzerin in Rotschilds Brust.
Doch der bewegte sich nicht einmal ein Stück. Der Stalagmit verschwand einfach.
Statt dessen schoss eine Windböe aus dem Deck, genau vor Weldon und traf ihn in seine Brust.
Er keuchte, wurde ein wenig in die Höhe geschleudert und landete wie eine Katze auf den Beinen.
Blut lief ihm vom Mundwinkel.
„Was...“
Rotschild klopfte mit der Faust auf die Brust seiner Rüstung, aus der Schläuche und Zahnräder ragten.
„Anti-Psynergy, mein Freund! Sämtliche Psynergy die du gegen mich wirkst, wird in ihr gegenteilige Element umgewandelt und trifft dich an der Stelle auf die du gezielt hast. Frag nicht nach den Details. Ich hasse Details. Ein Mann sollte immer nur das Große im Blick haben. Nicht wahr, Ianto!?“
Rotschild steckte eine seiner Macheten ein und hielt die andere in die Höhe. Die Soldaten die Rotschild mitgebracht hatten, sprangen von Deck der ´Eraser´.
Ianto biss sich auf die Unterlippe, er wusste was kam. Rotschilds Leute brachten sich bereit in Sicherheit.
Das Blut auf dem Schiff und das Auf Iantos Schutzkuppel klebte wurde von Rotschilds Machete angezogen und sammelte sich um die Klinge herum. Ein Schwert aus Blut, grösser als die ´Eraser´ lang war, stieg von Rotschilds Faust auf bis zu den Wolken.
Ianto unterdrückte die Panik die in ihm auf stieg und ging einen Schritt zurück. Diesen Angriff konnte seine Barierre im Leben nicht aufhalten. Wenn er jetzt die Barriere auflöste und rannte gab es immer noch eine Chance für ihn. Hier zu bleiben und den Schild auf Recht zu erhalten würde ihn töten UND das Schiff in Stücke hauen.
Weldon lief an Ianto vorbei, aus der Kuppel heraus und packte seine Spulen.
Er bemerkte die kleinen Blutspritzer nicht, die noch auf den Brettern des Decks klebten.
Das Blut schoss in dünnen Strahlen, vom Holz auf ihn zu. Weldon fluchte und rollte sich ab, er verlor eine seiner Spulen, die Ianto vor die Füsse rollte.
Weldon versuchte näher zu kommen, doch die Blutstrahlen schossen in Bögen und Kreisen um die Luft wie Mücken. Und er wusste, dass nur ein einziger Treffer, sei er noch so gering, seinen Tod bedeuten würde.
Ianto betrachtete die Spule vor seinen Füssen.
Tja, es war so weit. Zeit die Beine in die Hand zu nehmen um die ´Eraser´zu verlassen und sich einen neuen Unterschlupf zu suchen.
Gerade als er den Entschluss fasste über die Reling zu springen, sah er Theema.
Sie stand gedankenverloren im Türrahmen und betrachtete stumm Weldon, der den Blutgeschossen auswich und Rotschild der sein Schwert immer weiter wachsen liess.
Ianto presste die Zähne zusammen. Was war er doch für ein feiger Bastard.
Er verkleinerte seine Kuppel auf die Grösse eines Apfels und nahm sie in die Hand. Ohne darüber nach zu denken, schnappte er sich die Spule, befestigte ein Ende des Drahts an der Reling und schmiss, die Spule selbest über die Reling auf der anderen Seite des Schiffs. Seine Barriere hatte er in zwei kleine Sphären geteilt. Eine Sphäre hatte er benutzt um den Draht zu fixieren. Die Drähte der Spule spannten sich jetzt über Deck.
Immer noch konnte er nicht glauben dass er das tat.
Er verwandelte die zweite seiner Sphären in eine Schutzbarriere an seinem Rücken und ging rückwärts. Er spürte wie sich die Drähte noch mehr unter seinem Gewicht spannten. Das Ganze sollte funktionieren, wie eine Steinschleuder, mit Ianto als Geschoss.
Er sprang in die Höhe und spürte den Boden unter den Füssen nicht mehr. Wind rauschte ihm in den Ohren.
Es hatte geklappt! Er war in der Luft!
Unter sich sah Ianto das Deck der ´Eraser´ kleiner werden... Moment...
Er flog in die verkehrte Richtung!
„Zu Rotschild ! Ich will zu Rotschild!“ schrie er.
Rotschild kicherte als er Ianto in der Luft sah.
„Was für ein Komödiant du, doch geworden bist, kleiner Lord!“
Doch Weldon begriff. Er wich einem Schwall Blutnadeln aus und seine Drähte schossen in die Höhe und wickelten sich um Ianto.
„Flieg, Junge!“
Er wurde davon geschleudert genau auf Rotschild zu, dem erst jetzt ein Licht aufging.
Der Flugwind peitschte Ianto ins Gesicht. Er musste es schaffen! Sich konzentrieren, je kleiner eine Barriere war um so härter wurde sie! All seine Psynergy sammelte sich um seinen Fuss herum. Jetzt musste sein Fuss ebenso hart sein wie ein Diamant.
„Oh Scheiße...“ murmelte Rotschild bevor Iantos Fuss seinen Brustpanzer durchbohrte und sie beide von der ´Eraser´ katapultiert wurden.
*Richtig zufrieden bin ich mit diesem Beitrag ja nicht, aber wir haben hier schon wieder viel zu lange Stillstand.

*@sking: Reyon hat sein Schiff nach der Schlacht mit der Windtänzerin aufgegeben und sich mit Cryszara nach Neu-Mirnurzar zurückgezogen.

Narsi legte den Kopf schief. Ein Eindringling im Herzen ihres streng geheimen schwer bewachten und mit dem besten Sicherheitssystem ausgestatteten Hauptquartiers, der nur über schwache Psynergie verfügte? Sie mochte ihn jetzt schon.
"Brecht ihm die Beine.", wies sie den Vogt an, "Bringt ihn dazu seine Identität und sein Anliegen zu verraten. Dann berichtet mir davon. Ich entscheide danach, ob ich ihn sehen möchte."
Ein breites Lächeln erschien auf den faltigen Lippen des Vogtes, als er ihren Befehl hörte. "Sehr wohl, meine Kaiserin."
Nach einer respektvollen Verbeugung wandte sich der Vogt ab und schritt gleichmäßigen Schrittes von dannen.
Narsi erinnerte sich noch an das letzte Mal, als ein scheinbar schwacher Adept gänzlich ohne der Etikette zu folgen vor ihr erschienen war. Es war kurz vor ihrer ersten Hochzeit gewesen. Sie war noch ein junges Mädchen gewesen und ihr Verlobter ein älterer Mann, den sie nur einmal zuvor getroffen hatte. Er hatte einen alten mächtigen Namen und genug eigenen militärischen Erfolg gehabt um ihren Vater glauben zu lassen, dass sein Blut eine würdige Ergänzung zu dem der kaiserlichen Familie gewesen wäre.
Aus ihm war nie mehr als ihr Verlobter geworden. Gerade als er ihr das Ja-Wort geben wollte, würgte er stattdessen, als eine Kröte seine Luftröhre hochkletterte und er vor der gesamten Hochzeitsgesellschaft an dieser erstickte.
Die Menschen glaubten, dass von den Begegnungen mit Hexenmeistern nie etwas Gutes kam, damals hatte Weskern ihr das Gegenteil bewiesen.
Natürlich... waren nicht alle Begegnungen mit diesem "schwachen Adepten" Gute gewesen. Ihre zweite Hochzeit zum Beispiel hatte er in ein bizarres Blutbad verwandelt. Die Geburt ihres ersten Sohnes in einen Albtraum. Dennoch er war nie daran gescheitert ihr Leben interessant zu machen und immerhin war er ja auch...
Nun gut, es gab wohl gerade dringlichere Angelegenheiten. Sie streckte eine Hand aus und Psynergypartikel formten ein dreidimensionales Miniaturbild des Ganges vor ihren Privatgemächern auf der Tischplatte.
"Was nun?", fragte die Miniatur des Adepten ungeduldig als Vogt Ate zu ihm hinaus trat.
Der Vogt hob beschwichtigend die Hand. "Ihr müsst verstehen, dass dies höchst ungewöhnlich ist, junger Mann. Aus Respekt vor der kaiserlichen Familie muss ein Mindestmaß an Etikette eingehalten werden."
"Soll heißen...?"
"Vorsicht.", der Vogt hob mahnend den Zeigefinger, "Die Regeln des Anstands in diesen Hallen können durchaus verlangen, dass eine derartige Respektlosigkeit gegenüber der Kaiserin eine umgehende Exekution nach sich zieht. Es ist die unendliche Güte unserer Kaiserin, die in diesem Fall eine Ausnahme gestattet."
"Soll heißen?", wiederholte der Adept ungeduldig.
"Nun. Zunächst einmal benötigen wir euren Namen und euer Anliegen, bevor ihre Majestät entscheiden kann, ob ihr ihre Zeit wert seid."
"Ich verspreche euch, sie wird sehr daran interessiert sein."
"Ja...", der Vogt seufzte, "Ich hoffe ihr anderer Befehl steigert euer Maß an Kooperation und lässt es nicht weiter sinken."
Der Adept hob eine Braue. Der Vogt lächelte.
Dann schoss etwas aus einer Ecke des Ganges hervor und traf den Adepten am Knie. Ein widerliches Knacken und ein gellender Schrei, als der Adept vor die Füße des alten Mannes stürzte.
"Ihr verfluchter-", fauchte er unter Schmerzen zu dem Vogt hinauf.
"Augenblick, antwortet noch nicht." Eine faustgroße Metallkugel schwebte über dem Gestürzten. "Wir müssen euch das andere Bein so oder so noch brechen. Kaiserlicher Befehl."
Die Kugel stürzte auf den Oberschenkel des Adepten nieder und ein gequälter Schrei entfuhr dem verwundeten als der Knochen brach.
"Weitere gebrochene Knochen sind optional.", sprach Vogt Ate lächelnd, während sich die Metallkugel wieder in die Luft erhob, "Einen Namen und ein Anliegen, Jüngelchen."

Das fortwährende Inferno vernichtender Feuerpsynergie brach erst ab, als Kolmacks Atem schwer ging und Schweiß seine Haut bedeckte. Die Feueradeptin, die mit ihm gekommen war hatte sich inzwischen auf Gejhans Schreibtisch niedergelassen und betrachtete gelangweilt einen verkohlten Bilderrahmen an der gegenüberliegende Wand.
Mit einem wohligen Seufzen ließ Kolmack die Axt zurück in die Schlaufe an seinem Gürtel gleiten.
"Nun gut, dann wohl nicht.", meinte er und blies die Luft zwischen seinen Zähnen hindurch. Alles in allem fand Gejhan, dass er die Situation erstaunlich gelassen nahm.
"Es ist vorbei.", sprach er, während er sich auf die Beine stemmte.
Für einen Augenblick standen sich er und sein alter Feind nur von Angesicht zu Angesicht gegenüber, den Energieschild zwischen sich. Jetzt waren sie beide bis an ihre Grenzen gegangen. Zum ersten Mal seit langem hätte ihr Kampf auf jede Weise enden können. Es waren Kämpfe wie diese, die Gejhan den Mann respektieren ließen.
Dennoch konnte es nur einen Sieger geben und auch wenn sie beide erhobenen Hauptes voreinander standen war es nur Gejhan, der hier obsiegt hatte. Vielleicht hatte er Kolmack hier falsch eingeschätzt, vielleicht war er nicht verrückt geworden. Vielleicht war er nur an diesem einen Tag aufgewacht, hatte sich sein Viertel angesehen und sich gefragt was genau er denn hier tat und dann hatte sich diese Gelegenheit ergeben. Vielleicht war Kolmack nicht einfach hergekommen um ihn zu töten. Vielleicht war gekommen um ihn zu töten oder beim Versuch zu sterben. Vielleicht ging es ihm heute nicht darum wie es ausging. Vielleicht ging es ihm nur um...
"Eine letzte große Schlacht.", sprach Gejhan erstaunt und lächelte, "Es würde auch nicht zu dir passen einfach aufzugeben und in deinem kleinen Rattenloch tot umzufallen. Sieg oder Tod, Glanz und Gloria, untergehen wie ein Komet in einem flammenden Inferno."
"Wovon zur Hölle quatscht du da?", fragte Kolmack sein Gesicht in einziges Bildnis der Verwirrung, "Romantisieren wir das hier nicht mehr, als es unbedingt sein muss, ja." Kolmack grunzte. "Du hast mich aufgeweckt... Du hast das hier heute begonnen! Du hast diese verdammte Hure und ihre miesen kleinen Handlanger auf mich losgelassen! Du warst dumm genug zu glauben, dass ich dich ungestraft davon kommen ließe, wenn du mich unterschätzt."
Die Temperatur, die Gejhan fühlte, war mit einem mal im Minus Bereich. Die Feueradeptin, die Kolmack begleitet hatte, bemerkte die Veränderung in seinem Gemütszustand und drehte abrupt den Kopf in seine Richtung.
"Was?", fragte er mit schlagartiger Ruhe, seine verbleibende Hand ballte sich so stark zur Faust, das die Adern auf seinem Handrücken hervortraten und seine Fingernägel sich so tief in seine Haut bohrten, dass Blut floss.
Kolmacks Augen weiteten sich erstaunt, als ihn die Erkenntnis traf. "Du wusstest nichts davon..."
"Kolmack.", noch immer lag keinerlei Unruhe in Gejhans Stimme, "Geh nach Hause. Regle deine Angelegenheiten... Ich komme bald zu dir. Wenn ich dich jagen muss wirst du es bereuen."
Kolmack blickte ihn noch für einige Augenblicke mit geweitetem Blick an. Dann wandte er sich schweigend um und schritt auf den noch immer geöffneten Fluchttunnel zu. Und nach allem hatte Gejhan ihn doch geschlagen.
"Hey... Augenblick mal!", rief die Feueradeptin aus, als Kolmack sie passierte, "Soll es das jetzt also gewesen sein! KOLMACK!"
Der Feueradept stoppte nur einige Schritte vom Tunnel entfernt. "Nein."
Das Wort war nicht mehr als ein Flüstern, doch ihm folgte so gleich ein Brüllen, als Kolmack den Arm hochriss und eine Detonation den Tunnel sprengte.
Schutt und Trümmer stürzten und der Tunneleingang verschwand hinter einem Wall aus zerschmettertem Mauerwerk.
Gemächlich wandte sich Kolmack wieder zu Gejhan um, während er die Arme ausbreitete und ein Teppich aus Feuer hinter ihm in die Höhe züngelte. Schritt für Schritt kam er wieder auf ihn zu und die Flammen folgten, steckten Mobiliar in Brand und trennten den Raum genau hinter Kolmack wie durch einen Vorhang aus Feuer.
Die Feueradeptin sprang überrascht auf, als er den Schreibtisch erreichte und auch dieser Feuer fing. "Hey! Hey, ich bin ja froh das du immer noch Feuer und Flamme für die Sache bist, aber was verdammte Scheiße noch mal wird das denn?!"
"Ja, was wird das?", fragte Gejhan eisig, "Glaubst du deine Flammen werden mich auf einmal berühren? Dieser Akt des Widerstandes... Trotz wie der eines Kindes! Es ist würdelos, Kolmack!" Die letzten Worte schrie er regelrecht.
Der Feueradept lachte nur, während er hinter Gejhans Schreibtisch trat und in die Knie ging. Flammen umgaben das Zimmer überall um ihn herum. Er riss die Schubladen des Schreibtisches mit solcher Kraft auf, das er das vom Feuer geschwärzte Holz regelrecht auseinander gerissen wurde.
"Kein Trotz.", flüsterte er dann, während er die Gegenstände die er im Inneren des Tisches fand auf die brennende Tischplatte stellte. Eine kleine Truhe voll Gold, die Gejhan für eine schnelle Flucht seinerseits vorbereitet hatte, falls diese notwendig wurde. Zwei Kurzstreckenkommunikationskristalle, die man praktisch nicht aufspüren oder anzapfen konnte. Ein Teleportlapis.
"Feuer... und Rauch..."
Gejhans Augen wurden zu schlitzen. "Genug ist genug! Diese Schilde wurden vor vielen Jahren schon gegen Giftgas aufgerüstet. Da nützt dir dein jämmerlicher Rauch auch nichts! Sie filtern die Luft!"
Kolmack stand auf, warf der Feueradeptin einen der Kristalle zu, steckte den anderen zusammen mit dem Lapis in die Tasche und klemmte sich die Truhe unter den Arm.
Dann ging er weiter auf die Tür zu. Die Feueradeptin eilte ihm voraus, um nicht in dem Flammenmeer zu enden und öffnete sie, wobei sich der lokale Schutzschild mit einem kurzen Summen deaktivierte. Die Flammen fuhren fauchend in die Höhe, als die Luft von außerhalb des Zimmers einströmte und sie zusätzlich noch anfachte.
"Kolmack!", sagte Gejhan scharf, als Kolmack an dem Teleportkreis vorbei ging, "Sobald ich dich finde – nicht falls, SOBALD – wirst du dir Wünschen, dass Weven dich heute in die Finger gekriegt hätte!"
Kolmack antwortete ihm nicht, erst als er im Türrahmen stand, hielt er inne.
"Gejhan.", sprach er ein Lächeln in seiner Stimme, "Wegen dem was du gerade sagtest? Was lässt dich glauben, dass es überhaupt noch Luft in diesem Zimmer geben wird, die es sich zu Filtern lohnte?"
"Warte!", keuchte Gejhan, mit einem Mal schien die Luft in seinem Schutzschild sehr fiel dünner, doch Kolmack hob nur die Hand und sprengte auch diese Seite des Zimmers mit einer Detonation.
"Kolmack...", flüsterte Gejhan, während er auf die Knie sank den Blick auf den Trümmerhaufen gerichtet, der soeben vor ihm entstanden war, "Du verdammter Hurenso..."
Der Rest war nur ein verzweifeltes Gieren nach Luft.

Iden blickte zu Jaden auf. Oh, was hatte sie sich denn nur dabei gedacht, ihn mit in die Sache zu ziehen. Ja, sie hatte seine Hilfe gebraucht. Ja, er wollte an Kazans Abenteuer teilnehmen. Aber verdammt, das hier war wohl kaum was sich Jaden darunter vorgestellt hatte. Viel mehr war es wohl der Grund aus dem Kazan den Jungen zurückgelassen hatte.
Da erinnerte sie sich an ihre Begegnung mit Weven vom Vortag. Sie hatte den ganzen Tag nur mehr und mehr Leute in ihre missliche Lage mit hineingezogen. Jaden und Avric und seine Söhne... vielleicht hatte Weven ja doch recht gehabt. Es riskierte eindeutig zu viele Leute ihre Leben wegen ihr.
Wofür das alles? Damit sie Kazan einholte und den Schlüssel. Und was wollte sie dann überhaupt tun? Ihm den Schlüssel irgendwie wieder abnehmen oder dafür sorgen, dass er benutzt wurde gegen das Ostreich, in dem sie inzwischen zu Hause war? Vielleicht hätte sie eine Weile nachdenken sollen, bevor sie angefangen hatte all dem nachzujagen. Sharz hatte versucht sie zu überzeugen, aber dann... war Tashkir aufgetaucht... und deshalb war sie im Endeffekt jetzt ihr und hatte Tashkir...
"Was für ein beschissener Witz.", hauchte sie beinahe tonlos.
Jaden zuckte zusammen. "Woah..."
"Hey, Jaden?"
"Ja?", fragte er misstrauisch.
"Warum bist du hier?"
"Warum...?", für einen Moment wirkte Jaden verwirrt, doch dann antwortete er voll Überzeugung, "Ich will Kazan helfen!"
"Gut.", sagte sie, ergriff die Hand des Jungen und ließ sich von ihm aufhelfen, "Denn mir ist gerade klar geworden, dass ich keine Ahnung habe warum ich eigentlich hier bin... Außer das ich inzwischen viel zu tief drinstecke, um noch heil aus der Sache rauszukommen."
"Okay...", murmelte Jaden verwirrt, "Wollen wir dann?"
Er wies auf die Tür, die er geöffnet hatte, durch die ein grünes Licht auf den Flur fiel.
"Eines noch...", sagte sie, ihr Hals fühlte sich trocken an, "Ich habe dir noch nicht gesagt wo ich herkomme..."
Zumindest das schuldete sie Jaden noch, die Wahrheit. Sie öffnete den Mund.
"Das ist mir gerade echt egal, weißt du?", meinte Jaden mit verschränkten Armen.
"Nein, es ist wichtig... Ich bin nicht von hier."
"Was du nicht sagst.", unterbrach Jaden sie, "Aber wo auch immer du herkommst, du wirst es mir erzählen müssen, wenn ich gerade nicht um mein Leben fürchten muss, denn offengestanden ist es mir viel zu blöd mich jetzt mit sowas zu befassen."
"Jaden, ich bin aus de-"
"Blah, blah, blah, blah, blah!" Jaden fuhr herum und schritt in Richtung der Tür. "Kommst du jetzt mal endlich."
Sieh sah ihm nach, wie er in dem in Grün getauchten Raum verschwand. Das würde also noch warten müssen, aber hatte Jaden sich nicht etwas zu vehement dagegen gewehrt etwas über ihre Herkunft zu erfahren.
Sie seufzte. "Danke... Kleiner."
Endlich folgte sie Jaden. Wie sie schon bemerkt hatte war der Raum in ein helles Grün getaucht, das von einigen großen leuchtenden Psynergiekristallen ausging, die sich im Zentrum des Raumes in einer Konstruktion aus Metall und Glas befanden. Leuchtende Psynergieleitungen verliefen von der Maschine aus über den Boden und die Decke und dann die Wände hinauf oder hinunter in andere Metall- und Kristallapparaturen, die den gesamten Raum füllten.
Iden wusste nicht was die meisten von ihnen bewirkten, wusste aber das einige von ihnen für den Schild der Station verantwortlich sein mussten.
Es wäre wohl am einfachsten einfach die Energie zufuhr abzuschalten und so alles abzustellen.
"Wow, so was hab ich ja noch nie gesehen.", keuchte Jaden vor ihr, "Die Technologie, die in Stationen wie diesen steckt, ist wohl etwas komplizierter als meine Taschenleuchte."
"Es muss hier einen Teleportlapis geben dessen Wirkung an die Podeste in den einzelnen Kreisen weitergeleitet wird. Wahrscheinlich ist er in einem viereckigen Fach in einer der Maschinen."
"Oder in diesem Metallring da drüben."
Ein Blick in die Richtung, in die Jaden wies, verriet ihr, dass der Junge recht hatte. Auf einer der Maschinen am Ende des Raumes befand sich ein Metallring von vielleicht dreißig Zentimeter Durchmesser von dem dünne sanft leuchtende Streben in sein Zentrum verliefen, wo sie einen metallenen Würfel hielten.
"Es ist wohl nur logisch, dass es Designunterschiede gibt.", murmelte sie abwesend.
Tatsächlich hätte ihr das gleich auffallen können, bei diesen Maschinen schienen die meisten Komponenten sichtbar zu sein, um Wartung und Reparaturen zu vereinfachen. Das Ostreich bevorzugte es ihre Maschinen aus Sicherheitsgründen größtenteils mit Kristall oder Stein zu bedecken und lediglich auf die zur Bedienung notwendigen Bestandteile frei zugreifen zu können.
"Ich hol ihn.", rief Jaden, bereits auf dem Weg zur Konstruktion.
"Warte!", wies Iden ihn an und winkte ihn zurück zu sich an die Konstruktion in der Mitte des Raumes, die die Energie für die übrigen Maschinen lieferte, "Kannst du die hier öffnen."
Sie sprach von einer kleinen zugeschraubten Luke am Fuß der Konstruktion. Jaden kniete sich daneben und nickte.
"Klar.", meinte er und machte sich an die Arbeit, "Nur einen kleinen Moment..."
Iden ließ den Blick über die übrigen Maschinen wandern, während der Straßenjunge arbeitete und fand wonach sie suchte auf einer Maschine, deren Zweck ihr unbekannt war, ein stabiler Psynergiekristall.
Es war ein vielleicht zwanzig Zentimeter langer violetter Kristallstab, der in eine achteckige Form geschliffen worden war. In der Regel dienten sie als Speichermedien von Informationen, praktisch aber waren sie nichts weiter als Psynergiekristalle, die so behandelt worden waren, dass sie nicht zu Staub zerfielen, sowie sie entleert worden waren, man konnte sie also auch einfach als wiederaufladbare Energiequellen benutzen, wenn gleich der Herstellungsprozess dafür eigentlich zu aufwendig war.
Worum es Iden in diesem Augenblick ging war allerdings die Tatsache wie einfach sie sich aufladen ließen und was mit ihnen passierte, wenn man sie in kurzer Zeit massiv überlud.
Das laute Knistern von Energie und ein erschrockener Aufschrei Jadens hinter ihr kündeten von seinem Erfolg. Die Luke stand jetzt offen sogleich sprühten leuchtende Funken und kochende Blitze glühender Psynergie aus der Öffnung hervor. Sicherheitsvorschriften hätten eine Wartung dieser Leitung, während sie in Betrieb war vermutlich verboten.
"Jetzt den Lapis.", sprach Iden, während sie zu dem stabilen Psynergiekristall, der ihr ins Auge gefallen war hinüber schritt.
Sie zog ihn aus dem Gerät, das einen Warnton von sich gab und seine ihr unbekannte Tätigkeit einstellte, jetzt wo ihr wichtige Informationen fehlten.
Iden absorbierte die Psynergie in dem Kristall, was die mit dieser gespeicherten Informationen unwiederbringlich zerstörte. Der Kristall verlor seine Farbe und wurde klar.
Sie ging vor der Luke in Position, bemüht sich an den Blitzen verbrennen, die Funken würden nur ihre Psynergie aufladen, und sah zu Jaden herüber, der den Lapis gerade aus dem Gerät löste und ihn ihr demonstrativ zeigte, bevor er ihn einsteckte.
"Also dann...", flüsterte Iden und bis die Zähne zusammen.
Sie hob den Kristall bis hinter ihren Kopf.
"Was hast du...? WARTE!", rief Jaden, doch es war zu spät.
Sie stieß den Kristall wie einen Dolch tief in die entblößte Energieleitung. Die Maschine stieß ein Fauchen aus, die Energie zischte und Iden schrie, als die entweichende Energie die Haut an Hand und Unterarm an mehreren Stellen verbrannte.
Instinktiv beschwor sie einen Hauch blauleuchtender Heilpsynergie, der über ihren Arm glitt und die Schäden reparierte, während sie auf die Beine kam.
Der Kristall hatte sich von einer Sekunde auf den andere tief grün gefärbt und zu zittern begonnen.
"Lauf!", rief sie Jaden zu, der bereits los gerannt war, und lief in Richtung der Tür.
Der Kristall begann heller zu leuchten und zu vibrieren, bis sein grünes Licht so strahlend hell schien, dass es beinahe vollkommen weiß wirkte.
Sie hasteten den Gang hinunter das Zischen und Knistern der Energie erfüllte den Gang hinter ihnen, dann zerbarst der Kristall in einer Explosion grün leuchtender Flammen und Blitze und das ganze Gebäude erbebte.
Iden stolperte, als der Boden einen plötzlichen Ruck zu machen schien und flog auf den harten Boden. Sie stellte die Hände auf, bemüht sofort wieder auf die Beine zukommen, bevor es ihr gelang warf sich Jaden abrupt mit seinem ganzen Gewicht auf sie und drückte sie zu Boden.
Keinen Moment zu früh, denn sofort darauf schien die Luft über ihnen sich in flüssige grünleuchtende Lava zu verwandeln.
Wenige Sekunden später war alles vorbei.
"Und du dachtest nicht, dass ich vielleicht besser meinen Schattengnom machen lasse, sobald wir in Sicherheit sind?", flüsterte Jaden ihr ins Ohr, bevor er aufstand.
Sie hustete. "Tut mir Leid, ich habe nicht daran gedacht."
"Nur für den Fall, dass du einen ähnlich blöden Plan hast, wenn wir zurück in den Raum mit diesen durchgeknallten Stadtwächtern kommen, sag es mir vorher, ja?!"
"Mein blöder Plan ist so schnell zu dem Teleportkreis rennen, wie wir können und hoffen, dass sie uns auf dem Weg nicht umbringen.", erklärte sie erschöpft, während sie wieder aufstand, "Hast du einen Besseren?"
Der Straßenjunge schwieg, dann schüttelte er den Kopf.
Iden seufzte. "Schade."

"Ein Schiff... Nun ich habe dieses hier mit derselben Technologie aufrüsten lassen wie unser altes Schiff, mit dem noch immer dieser sogenannte 'König' unterwegs ist. Ebenso wie unser altes Schiff ist es nur ein Handelsschiff, sollte aber im Ernstfall einige Zeit standhalten.", sprach Reyon, "Allerdings habe ich meine letzte Crew auf ihre für mich nützlichen Bestandteile reduziert. Das Schiff lässt sich zwar jetzt ohne eine Crew bewegen in Gefechten könnte es jedoch einige Probleme geben, es hat nämlich keine Waffen an Bord."
"Das sollte ausreichen.", meinte Hashiro nur. Notfalls musste er sich alles weitere auf anderem Wege beschaffen.
"Dann bleibt da natürlich noch die Kleinigkeit Reyters Truppen einzuholen. Dies hier IST Neu-Mirnurzar und ohne Wissen über ihren Ursprungsort und der gesamten Küste eines Kontinents als mögliches Ziel, dürfte es schwierig sein den Kurs zu bestimmen den Reyters Schiffe nehmen. Ich glaube ich kann euch da nicht helfen."
Hashiro nickte.
"Und eine Bezahlung für dieses Schiff hätte ich dann auch gerne. Keine Sorge, ihr müsst nicht allzu tief in die Tasche greifen. Nehmt in dieser Schlacht einfach so viele Berührte für mich in Gewahrsam wie möglich. Das Material von Unberührten hat sich als weniger potent erwiesen als das, das ich von einem Berührten der neuen Art wie Kehlan extrahieren konnte, und ich brauche genug um eine ganze Spezies zu erschaffen, wisst ihr. Von einem neuen Körper einmal ganz abgesehen."
"Na schön.", meinte Hashiro, "Wie funktioniert dein Schiff?"
"Cryszara wird dir zusammen mit Aleon assistieren, sie kann es dir erklären oder es für dich bedienen."
"Gut."
"Ja, kein Grund mir zu danken.", meinte Reyon in seinem undeutbaren Tonfall, und sein Projektion begann zu verblassen, "Solange sich meine Investitionen stets auszahlen, meine ich."
Dann war er fort.
Vor lauter Angst lachte Ianto los bis ihm Tränen die Wangen herunter rollten. Sein Fuss steckte in Cervantes Rotschilds Brustpanzer fest. Er konnte ihn nicht mehr heraus lösen.
Rotschild selbst lag, alle Viere von sich gestreckt auf dem Trockenen. Er rührte sich nicht.
Ianto konnte sein Gesicht nicht sehen, aber er wusste das Rotschild sich bald von dem Treffer erholen würde und auf Rache aus wäre.
Um sie herum war das Wasser gewichen und türmte sich ähnlich wie Wände auf. Die Unterseeboote mit denen Rotschilds Söldner den Überraschungsangriff gestartet haben, waren ebenso auf dem Trockenen, genau wie die Eraser selbst. Die Söldner stiegen bereits aus um Rotschild zu helfen. Das Blutschwert dass die ´Eraser´ fast zerschmettert hatte, wurde zu Blutlachen, die überall auf dem Trockenen, Boden vor sich her blubberten. Denn wenn Rotschilds Konzentration gebrochen wird, verliert er die Kontrolle über sein Blut.Ihm Gegensatz zu Adepten aus Galatan die jahrelang ihre Psynergy hatten, hatte Rotschild seine Macht noch nicht lange. Und das war die Chance ihn zu besiegen.
Verzweifelt riss Ianto an seinem Bein. Plötzlich durchzuckte ihn ein Schmerz der seinen gesamten Körper aufbäumen liess. Ianto würgte Schleim aus seiner Lunge. Seine Muskeln fühlten sich an als würden sie zerreissen. Mit aller Willenskraft kämpfte Ianto dagegen an das Bewusstsein zu verlieren und sich noch ein letztes Stück zu konzentrieren. Ihm gelang es, aber sein Körper würde sich heute nicht mehr bewegen, das wusste er. Da half auch keine Heilungspsynergy mehr.
„Du hast echt Nerven...“ sagte eine Stimme, die Ianto viel besser kannte, als er jemals wollte.
Cervantes Rotschild stand auf, Iantos Fuss löste sich und er prallte auf die Erde. Seine Muskeln schmerzten zu sehr als dass, er sie hätte bewegen können um den Fall ab zu bremsen. Warum hatte Ianto das nur getan? Er war kein talentierter Kämpfer. Seine Fähigkeit als Phalanxia schrie danach, ihn in eine Unterstützerrolle zu stecken falls er denn kämpfen sollte. Und jetzt hat diese Fähigkeit zwar, der Besatzung der ´Eraser´ das Leben gerettet, aber er selbst würde jetzt vor die Hunde gehen!
Verdammter Dreck!
Rotschild hustete, streckte die Zunge heraus und rollte seinen Kopf in den Nacken.
„Sieht aus als kannst du dich nicht bewegen, kleiner Lord. Kein Wunder, du hast dich bewegt als du deine Barriere eingesetzt hast, um deine Drähte zu spannen. Einen Schild aufrecht zu erhalten und sich gleichzeitig zu bewegen ist etwas, das gegen die Regeln eines Phalanxia geht, das dein Körper das nicht aushält, hättest du kommen sehen können...!“
Ianto schnaufte zwischen seinen zusammen gepressten Zähnen hindurch.
„Du jedenfalls, hast es NICHT kommen sehen!“
Rotschild rümpfte die Nase.
„Vorlautes Kind!“
Blutfontänen schossen aus der Erde hinaus und wickelten sich wie Tentakeln um Iantos Arme und Beine. Die Fangarme aus Blut hielten Ianto fest und hoben ihn auf Augenhöhe mit Rotschild, der ihn sonst ihm Stehen überragte.
Rotschild seufzte und liess die Schultern hängen.
„Ja, ein Phalanxia der seine Barriere-Fähigkeit offensiv nutzt. So etwas höre ich zum ersten Mal. Ich muss dich loben, Bengel. Weil du dich nicht viel bewegen kannst, während deine Barriere aktiv ist, hast du dich selbst als Geschoss benutzt. Ein riskanter und vollkommen idiotischer Plan. Mit so etwas dämlichem, konnte nun wirklich niemand rechnen. Und da deine Barriere kein Element hat, hat meine Anti-Psynergy-Rüstung nicht gewirkt.“
Rotschild beugte sich vor und packte Ianto am Kinn, der versuchte sein Gesicht ab zu wenden.
„Du bist vollkommen in meiner Gewalt... Ich könnte jetzt einfach diese Tentakeln in deinen Körper schiessen lassen und dich von innen heraus zerstören! Aber diese Schmach, wirst du mir büssen mit mehr als deinem Leben. Ich werde dich genüsslich ausquetschen, mit meinen Kräften heilen und dann wieder zerstören, so oft ich will. Du wirst dir wünschen nie geboren zu sein. Also während dir die Schmerzen noch nicht den Verstand geraubt haben, hast du noch irgendwelche letzten Worte..? Einen letzten Wunsch?“
Ianto lächelte gequält.
„ Bleib genau da stehen, wo du bist!“
Rotschild lachte auf.
„Ja, das hättest du gerne, was?“
Ianto schloss die Augen.
„Du verstehst, nicht. Ich habe eine Barriere genutz um damit deinen Panzer zu zerbrechen, und die zweite um meinen Draht zu fixieren... Die zweite Barriere habe ich jetzt gerade erst aufgelöst.“
Rotschild zuckte mit den Achseln.
„Ja, und?“
„Eine Drahtspule, die in der Lage ist einen ganzen Menschen problemlos zu schleudern.... Wenn die Spannung auf diesen Drähten, die die ganze Zeit gespannt waren aufhört... was passiert dann?“
Rotschild spuckte Ianto vor die Füsse.
„Mit deinen dämlichen Rätseln versuchst du nur Zeit zu schinden, damit dich jemand rettet. Ein Jahr lang hab ich jeden Tag gehasst an dem ich dir nicht das Maul stopfen konnte! Endlich ist es soweit!“
Ianto öffnete die Augen.
„Rätsel? Schalt einfach mal dein Hirn ein!“
Ein silbernes Geschoss aus Metall, bohrte sich mit solcher Wucht in Rotschilds Schläfe dass es ihn von den Beinen hob und er auf die Erde krachte.
Rotschild schrie auf, er kniete am Boden und krümmte sich.
Die Tentakeln um Ianto lösten sich auf und wurden zu normalem Blut, in das sein bewegungsloser Körper landete.
„Tja...“ sagte Ianto ohne die Genuugtuung in seiner Stimme zu verbergen„ ...schätze dafür ist es jetzt zu spät.“
Rotschilds Finger zitterten, als er die Spule mit den Drähten aus seiner Schläfe zog. Er blickte Ianto mit aufgerissenen Augen und knirschenden Zähnen an.
„Wie ist das möglich! Du kannst diesen Schuss unmöglich berechnet haben! Wir sind mindestens Zwei Hundert Meter von der `Eraser´ entfernt!“
Ianto kostete Rotschilds Unglauben mit dem fettesten Grinsen aus, das er jemals in seinem Leben gehabt haben musste.
„Wenn Menschen kurz davor sind ihr Leben zu verlieren, können sie unglaubliche Dinge tun! Du bist darauf herein gefallen! Genau wie ich geplant habe!“
Natürlich war das gelogen. Ianto hatte zwar tatschächlich plötzlich die Idee gehabt, die Schleuder als Geschoss zu benutzen, aber nur als Ablenkung, er hätte niemals damit gerechnet, dass ihm ein perfekter Schuss gelingen würde.
Rotschild grunzte vor Wut.
„Es tut weh verdammt! Warum tut es so weh! Warum ausgerechnet DU! Du hast keinerlei Erfahrung, du hast keinerlei Blutlust, keinerlei Talent zum Kampf! Das ist unmöglich!“
Ianto kicherte, denn er wusste es würde Rotschild in den Wahnsinn treiben.
„Sei doch froh, ein faustgrosses, Geschoss , geschleudert mit solcher Wucht das, es selbst einen erwachsenen Mann mehrere Meter abfeuern kann, hätte einem Normalem Menschen, die Rübe glatt abrasiert!“
Innerlich war Ianto schon enttäuscht. In dem Moment in dem die Spule Rotschilds Schläfe getroffen hatte, hat dieser sein Blut instinktiv verhärtet um den Angriff ab zu blockieren. Ansonsten wäre Rotschilds Hirn jetzt Matsch.
Die ersten Söldner Rotschilds kamen bereits in Reichweite, doch dieser hielt eine Hand in die Höhe und fing an los zu brüllen.
„Haut ab! Kümmert euch um das Schiff! Der Junge GEHÖRT MIR!“
„Das glaube ich kaum!“ antwortete ihm eine Stimme, die Ianto ebenfalls kannte, und diesmal war er froh diese Stimme zu kennen.
Weldon rannte zwischen den Söldnern hindurch, packte den bewegungslosen Ianto mit seinen Drähten und zog ihn zu sich.
Ianto war erleichtert, das Weldon ihn zu sich geholt hatte, aber er wusste auch dass es noch nicht vorbei war.
„Sorry Weldon, ich kann mich nicht mehr rühren.“
Weldon nickte.
„Damit habe ich gerechnet.“
Die Söldner zogen den Kreis enger um sie, und Cervantes Rotschild selbst, torkelte langsam auf sie zu. Einige der Söldner trugen die gleiche Art von Anti-Psynergy-Rüstung wie Rotschild. Hier heraus zu kommen würde nicht einfach werden.
Blutfontänen schossen aus Rotschilds Füssen und er flog auf Weldon zu der Ianto über seiner Schulter trug.
Weldons Drähte wickelten sich um Rotschild, doch der zerschnitt die Drähte, einfach mit winzigen Klingen aus Blut, die seinen Körper einhüllten.
Weldon verzog den Mundwinkel.
„Das wars wohl!“
Plötzlich sprang jemand vor Weldon und Ianto und blockte Rotschild mit seiner Waffe ab.
Erleichtert lächelte Ianto. ER war hier! Der einzige der es mit Rotschild aufnehmen konnte, jetzt wo Flama ausser Gefecht war.
„Meister Kumon! Er ist geschwächt! Seine Rüstung funktioniert nicht mehr! Gebt ihm den Gnadenstoss!“ rief Ianto.
Meister Kumon trat zu und Rotschild flog kopfüber durch die Menge seiner eigenen Söldner.
„Das habe ich vor“ brummte Meister Kumon.
Rotschild landete auf den Beinen und biss die Zähne zusammen. Das Blut verschloss seine eigenen Wunden und verschloss sie.
„Gnadenstoss? Ianto, du hast ÜBERHAUPT keine Ahnung, wozu ich mittlerweile fähig bin!“
Rotschild bohrte seine Finger in die Erde, seine Söldner rannten vor ihm weg.
Ianto hob eine Augenbraue als er sah was Rotschild da sah.
Weldon schnaubte.
„Das ist doch lächerlich.“
Das Stück Felsboden, dass Rotschild mit reiner Muskelkraft aus der Erde brach, war doppelt so gross wie die ´Eraser´ selbst. Es war ein Berg, und das war keine Übertreibung. Der Himmel verdunkelte sich, als Rotschild diesen Brocken in die Höhe hob.
Ianto bekam die ersten Zweifel.
„Meister Kumon, schafft ihr das!?“
Meister Kumon runzelte die Stirn.
„Ja... aber ich sage euch jetzt schon: Wir werden hier nicht unbeschadet weg kommen.“
Und Cervantes Rotschild warf den ersten Stein.
Der junge Adept hatte bisher jede Warnung ignoriert, die ihn dazu aufforderte seinen Namen oder Anliegen zu nennen. Folglich hatte Vogt keinen anderen Weg gesehen, als auch seine Arme zu brechen.
Mit dem brechen seiner Arme hatte der junge Adept sogar noch lauter aufgeschrien als bei seinen Beinen. Sein Atem war deutlich schneller geworden und er kämpfte sich sichtbar mit seinen Schmerzen.
Das breite Grinsen von Vogt war nicht verschwunden.
„Und hast du endlich deine Meinung geändert?“ fragte er den Adepten mit belustigter Stimme.
Der junge Mann schaute zu dem älteren hoch. Er konnte sich nicht auf den Beinen halten. Er konnte sich wegen den gebrochenen Armen auch nicht auf dem Boden aufstützen. Der junge Adept hatte seinen Rücken an eine Wand gelehnt. Der obere Teil seines Gesichts war mit seiner Kapuze umhüllt, weswegen nicht seine komplette Gesichtsausdrücke gesehen wurden.
Der junge Adept schüttelte seinen Kopf. „Es würde äußerst kompliziert werden, wenn ich meinen Namen verraten würde. Jedoch...“ er legte eine kurze Redepause und schaute offenbar weiterhin zu dem alten Mann. „... habe ich dir nicht gesagt, dass ich mit einem widerlichen Greis nichts zu sprechen habe? Ich bin nur hergekommen um direkt mit deiner Herrin zu sprechen.“ wiederholte er sich ein weiteres mal.
Der Gesichtsausdruck von Vogt verzerrte sich. Er war wütend, dennoch hielt er sich zurück. „Ich denke ich habe dir schon oft genug eine Chance gegeben, junger Mann. Das was dich jetzt an Schmerzen erwartet ist nichts im Vergleich zu vorhin.“
Die brennen Metallkugel schoss nun auf ihn zu und bohrte sich durch seine Schulter durch. Das Grinsen auf Vogts Lippen war wieder erschienen.
Die Metallkugel war diesmal stark erhitzt und würde dem jungen höllische Schmerzen bereiten.
Jedoch wurde seine grinsende Miene mit Verwirrung ausgetauscht, als der Adept diesmal einen Schmerzensschrei ausließ.
Der junge Adept seufzte und schüttelte anschließend seinen Kopf. „Warum?“ fragte er sich selbst. „Egal wie ich es angehe, warum endet es jedes Mal damit, dass ich angegriffen werde?“
Unter seiner Kapuze bildete sich ein Lächeln, während er sein Monolog, sowie seine Tarnung beendete und seine Aufmerksamkeit der Abt schenkte. Er richtete sich wieder auf – scheinbar ohne den geringsten Problemen.
„Was? Du hast dich geheilt und die Kugel entfernt?“ fragte er verwirrt. Der Abt wusste, dass diese Kugeln Heilungseffekte unterdrückten und sich nicht so einfach aus dem Körper entfernen ließen. Die Augen des Abts verengten sich. „Was hast du getan?“
Die Haltung des Mannes hatte sich verändert.
„Tut mir Leid, aber ich täuschte meine Schmerzen vor und lies alles so gewöhnlich wie möglich aussehen. Ich fühle keine Schmerzen, solange ich sie nicht spüren will. Meine Absicht war es, die Dinge so unkompliziert wie möglich zu halten, doch scheinbar erscheint dies nicht mehr als möglich. Jedoch....“ die Augen des jungen Mannes verengten sich hinter seinen langen blonden Strähnen. „sagte ich dir nicht, dass ich nicht mit dir sprechen wolle widerlicher Greis?“
Der verschränkte seine Arme und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Mauer. „Nicht du bist es, wegen dem ich hergekommen bin, sondern die bezaubernde Kaiserin. Ihretwegen werde ich dich dieses mal verschonen.“
Er fasste sich an seine Kapuze und sprach weiter. Scheinbar sprach er nicht länger mit dem Abt, sondern nun direkt mit Narsi.
„Ich fürchte, dass Sie mein Anliegen erst erfahren bekommen, wenn ich den Zutritt in Ihr Zimmer gewährt bekomme. Doch wenn es ihr unbedingter Wunsch ist, meinen Namen zu erfahren, dann werde ich Ihnen diesen Wunsch ohne Bedenken erfüllen.“
Als er langsam seine Kapuze von seinem Kopf hinunternahm, enthüllte sich das Gesicht des jungen Mannes. Ihre Augen weiteten sich, als die Miniatur des Adepten seine Augen enthüllt hatten. Es waren rote, nicht menschlich, fast sogar dämonisch wirkende Augen, die durch ihr dreidimensionale Miniatur in ihre Richtung blickten. Anschließend verbeugte er sich respektvoll und richtet sich wieder . „Mein Name lautet Semih“.

Hashiro musterte das Schiff von oben bis unten. Solange das Schiff schnell genug war, erfüllte es ihren Zweck. Er brauchte keine Waffen an Bord. Die Truppen würden viel zu sehr damit beschäftigt sein, sich selbst zu bekriegen, wenn er sie erst einmal erreicht hatte.
Sein Blick ging zu der jungen Frau. „Weib. Ich hoffe du kannst gut mit dem Schiff umgehen.“
„Mein Name ist Cryszara.“ gab sie leicht gereizt an. Hashiro jedoch zuckte mit seinen Schultern und wandte sich von ihr ab. „Mir ist egal wie du heißt und wer du bist, solange du deine Aufgabe machst. Ich bin nicht hier, um Freundschaften zu schließen.“
Cryszara murmelte etwas zu sich. Sie hatte erst begonnen mit diesem Mann zusammenzuarbeiten und sie mochte ihn jetzt schon nicht. Die Version von Hashiro, die seine Erinnerungen verloren hatte, war ihm viel angenehmer gewesen.
Auch Meliza, die für eine Gefangene von Hashiro eine äußerst große Bewegungsfreiheit geschenkt bekam, wirkte genauso genervt wie die Frau am Steuer. „Und wo gehen wir jetzt hin? Du hast diese Gestalt-“
„Meister Reyon“ korrigierte Cryszara.
„-diesen Reyon gehört. Wir haben keine allzu konkrete Spur, die du aufnehmen könntest.“
Hashiro grinste. „Nicht so ungeduldig. Ich kann verstehen, dass du wieder frei sein wirst, doch es wäre erfreulich, wenn du mir etwas mehr Vertrauen entgegenbringen könntest – gegenüber meinen Fähigkeiten.“
Er nickte. „Es ist viel einfacher Personen aufzuspüren, als Objekte oder Orte. Doch ohne einen Namen, einen Abdruck oder eine Erinnerung ist es genauso hoffnungslos.“
Aleon neigte seinen Kopf zur Seite. „Das heißt, wir werden nach einer solchen Spur suchen?“
Er grinste. „Unter normalen Umständen. Jedoch hatte ich als unkontrollierter Dämon die Ehre, mehrfach mit ihnen zu kämpfen.“ er ließ einen Stein in seiner Hand erscheinen.
Einer seiner Aufspürsteine, die ihm die Richtung zu seinen Zielen stets zeigte.
„Hoffen wir, dass sie diejenigen sind, die diese Expedition durchführen werden. Ansonsten werden wir es mit Gewalt von ihnen erfahren müssen, wer von ihnen an die Expedition beteiligt sein wird.“
"Ich glaube ich sehe sie."
"Sie glauben? Was soll das heißen? Ist sie noch in einem Stück?!"
"Scheint so."
Die zwei Männer schlossen zu der hochgewachsenen Frau auf, die auf einen Hügel gestiegen war und nun mit ihrem Speer auf einen Punkt in der Ferne deutete. Der eine Mann, kahlköpfig und etwas zu kurz geraten schnaufte erleichtert, als sein Blick der Speerspitze folgte und endlich ihr Ziel entdeckte.
"Guter Fund, Vaira.", lobte der andere Mann, der sich unter einem waldgrünen Kapuzenmantel verbarg.
"Und ich fürchtete schon diese Narren wären an dem erstbesten Felsen zerschellt.", murmelte der erste.
"Kommen Sie, Pirk. Glauben Sie wirklich ein Schiff mit einem solchen Ruf lässt sich einfach so unterkriegen?"
Der Baron schnaubte abfällig.
"Wenn Sie den Käpten kennen würden, wüssten Sie dass Vorsicht manchmal nicht zu seinen Stärken gehört. Aber zu unserem Glück hat er momentan nicht das Kommando."
"Wie schade. Ich hätte ihn gerne getroffen."
"Sagt nichts, was Ihr später nicht zurücknehmen könnt.", warnte der Baron mürrisch.
"Ich sehe Spuren eines elementaren Kampfes auf Deck.", sagte Vaira plötzlich.
"Oh?", machte der Verhüllte.
"Ja. Aber dem Verhalten der Crew zufolge scheint der Angriff oder was immer vorgefallen ist vorüber zu sein."
"In was für einen Schlamassel sind sie denn dieses Mal geraten?", knurrte Pirk resignierend.
"Finden wir es doch heraus.", sagte der Verhüllte und ließ unter der Kapuze ein strahlend weißes Lächeln aufblitzen.
"... Gut, aber ich warne Sie: Wenn Sie einmal mit diesen Leuten verkehren, gibt es für Sie möglicherweise keinen Weg mehr zurück."
Seine Leibwächterin sah ihn besorgt an.
"... Sir?"
Der Verhüllte lachte leise.
"Darum sind wir doch hier, oder? Um unseren Hals zu riskieren... Worauf warten wir noch?"

"Wie sieht es aus?", fragte Iden Jaden mit gesenkter Stimme, der sich mit dem Rücken an die Wand gelehnt sein linkes Auge zuhielt.
"Der Kampf der vorhin ausgebrochen ist scheint vorbei zu sein...", schloss Jaden anhand dessen was sein Schattengnom sah, der in diesem Moment durch die Trümmer der Haupthalle huschte. "Oder besser: Er scheint jetzt woanders ausgetragen zu werden."
"Was meinst du?"
"Da stehen noch zwei von den Stadtwächtern in zivil von vorhin Wache. Ich sehe keine Bewusstlosen, also sind sie entweder noch im Gebäude oder..."
"Teleportiert?"
Jaden zuckte mit den Schultern. Wo immer Kitaniel hin war, er und seine Verfolger waren nicht mehr in der Nähe.
"Solange wir uns nicht sorgen müssen ins Kreuzfeuer zu geraten, kommt mir das herzlich recht. Es sind nur zwei. Uns an denen vorbeizuschleichen sollte das geringste Problem sein."
Jaden ließ eine Hand in seine Brusttasche gleiten und holte seine Taschenleuchte vor.
"Hör jetzt gut zu: Dieses Ding hier funktioniert in zwei Phasen. Die erste ist die offensichtlichste: sie strahlt Licht ab. Ich kann hier..."
Er deutete auf einen kleinen Drehknopf an der Seite.
"...bestimmen wie viel Licht ich verwenden möchte. Drehe ich ihn voll auf, funktioniert sie wie ein Blender. Jeder der hinschaut ist für mehrere Minuten... nun ja, geblendet eben."
Iden nickte.
"Verstehe."
"Gut. Aber in diesem Fall wird sämtliches gespeichertes Licht aus meiner Leuchte freigesetzt. Ist kein Licht mehr in der Speicherzelle vorhanden, schaltet sie sich in die zweite Phase: Lichtabsorbtion."
"Um die Zelle wieder aufzuladen, klar."
"Genau. Das hat einen freudigen Nebeneffekt für einen Schattenadepten wie mich."
Er drehte das schlanke Objekt liebevoll in seiner Hand.
"Sie absorbiert Licht so stark, dass sich für kurze Zeit eine Schattenblase bildet die alles Licht verschluckt dass sie bestrahlt. Darin ist der Träger so gut wie unsichtbar. Und Schattenadepten mit dem entsprechenden Wissen wie ich können formlos werden."
"Formlos."
"Das bedeutet ich bin unberührbar von festen Dingen. Schwerter, Pfeile... Ich kann mich dann durch jedes noch so kleine Schlüsselloch zwängen, dass nicht entsprechend mit Psynergy geschützt ist. Und erinnerst du dich, als wir durch die Fluchttunnel in wenigen Sekunden durch die gesamte Stadt gerannt sind? Das war gewisser weise das Gleiche. Ich habe meine Psynergy verwendet uns formlos zu machen und in einer so perfekten Dunkelheit wie in den Tunneln konnten wir uns mit unglaublicher Geschwindigkeit bewegen."
Iden verstand langsam, was der Junge meinte.
"Also blenden wir die Soldaten und bewegen uns in dieser Blase zum Teleportkreis?"
"Nein."
"W-Was? Aber-"
"Die Blase ist nicht groß genug für uns beide. Ich muss schon den Kopf einziehen. Ich könnte sie vergrößern, aber damit könnte ich die Leuchte nicht nur zerstören, sondern sie würde so schnell mit Licht aufgeladen, dass die Blase nur wenige Sekunden bestehen bliebe. Hinzu kommt, dass ein direkter Psynergytreffer die Blase einfach zerstören könnte und dann säßen wir auf dem Präsentierteller.", erklärte Jaden und wedelte dabei mit seiner Leuchte.
"Also was schlägst du vor?", wollte sie wissen.
"Wir probieren es zuerst auf die altmodische Weise. Ich werde meinen Schattengnom dazu bringen die Hauptbeleuchtung der Halle außer Gefecht zu setzen und dann schleichen wir uns hinein. Wir bewegen uns zwischen den Trümmern zum Kreis und verschwinden. Sei vorsichtig, da ist ein beeindruckendes Loch im Boden."
Iden riss den Mund auf, aber Jaden hob schnell die Hand.
"Der Teleportkreis ist okay, dass hab ich geprüft. Er wird funktionieren. Naja... Solange die Leitungen noch alle okay sind... Darauf müssen wir vertrauen."
Er räusperte sich.
"Sollte etwas schief gehen, bin ich an der Reihe den Köder zu spielen. Du rennst mit dem Lapis zum Kreis und machst alles bereit. Und bevor du protestierst: Ich habe dir dass alles erklärt, damit du dir keine Sorgen machen musst, dass du mich vielleicht zurücklassen musst. Mit diesem Ding kann ich in wenigen Sekunden bei dir sein, also zögere nicht bei der erstbesten Gelegenheit auf den Teleportkreis zu rennen."
Jaden sah Iden prüfend an.
"Und noch etwas... Bevor wir das machen, solltest dich vielleicht etwas säubern und etwas zum Überziehen finden. Selbst wenn wir hier durchkommen, wird man uns auf der anderen Seite sicher direkt verhaften wenn du dort über und über mit Blut bedeckt auftauchst."

"Kadev? Kadev der Überläufer? Wow..."
Ein angespanntes Lächeln zog sich über Lashons jugendliches Gesicht.
"Ist mir eine Ehre Euch kennenzulernen. Ich wünschte nur unter anderen Umständen."
Kadev sah auf den im Boden eingeklemmten Lashon herab und zuckte mit den Mundwinkeln.
"Das glaube ich Euch gern."
"Jaa...", machte Lashon. "Ich bin wohl in etwas hereingestolpert, dass mir etwas zu groß ist."
Er nickte zu Tarii, die unschuldig zurückwinkte.
Kadev musterte Lashon nun etwas genauer.
"Ich habe von den Fahlen Klingen gehört... Grimmige Verteidiger der Überreste des Merkurkorps, standhafte Patrouille an der Westseite der nördlichen Ausläufer des Nebeldachs, Waldläufer des Niegrünforsts."
"Nun macht mal halblang. Fast jede Einheit des Nordens hat sich diese Namen verdient. Naja, sofern sie es die ersten Wochen durchgehalten hat..."
"Und doch... man hörte oft von den Klingen in dieser unwirtlichen Gegend."
Lashons Gesichtsausdruck veränderte sich plötzlich. Seine Züge wurden entspannter und sein Blick begann in weite Ferne zu schweifen. So als würde er sich plötzlich an etwas erinnern, dass er schon lange vergessen hatte.
"Ah, jaa... Stimmt.", sagte er leise. Er flüsterte fast.
Er schloss seine Augen und tastete mit seinen Händen sorgsam über den glatten Steinboden des Plateaus.
"Es war immer so kalt dort oben... Kalt, aber irgendwie wunderschön..."
Sowohl Kadev als auch Tarii zogen über dieses seltsame Verhalten die Stirn kraus. Tarii begann sich zu fragen, ob er sich in ihrem Scharmützel irgendwo heftig den Kopf gestoßen hatte. Doch bevor sie diesen Gedanken aussprechen konnte, schnappte sie plötzlich nach Luft.
Schnee. Sie stieß einen leisen Aufschrei aus und stolperte einen Schritt zurück. Kadev reagierte gelassener, brachte jedoch auch etwas Abstand zwischen sich und Lashon. Die Luft um diesen hatte begonnen sich zu verzerren und einzelne Schneeflocken begannen aus dem Nichts aufzutauchen, die lautlos zu Boden rieselten um dort zu schmelzen. Tarii begriff plötzlich was vor sich ging und wirbelte zu ihrem getöteten Ebenbild herum.
"Niemals!", zischte sie.
Lashon warf den Kopf in den Nacken und riss die Augen auf. Die Verzerrung dehnte sich rasend aus, durchdrang Kadev und Tarii und breitete sich bis zum Rand des Plateaus aus. Unzählige kahle Bäume und Gestrüpp schossen aus dem Boden und der Steinboden des Plateaus wandelte sich in eine knöchelhohe Schneedecke. Kadev trat vorsichtig auf und spürte gefrorene Erde unter dem Schnee. Er sah nach oben und staunte nicht schlecht, als er unter der gleißenden Wüstensonne, die durch das Loch der sich auflösenden Kuppel schaute, aus heiterem Himmel dichter Schnee fiel. Lashon, nun nicht mehr im Steinboden gefangen, zog sich aus dem Schnee und klopfte seine Rüstung ab.
"Sie!", rief Tarii wütend und deutete mit dem Finger auf Lashon. "Deine Rüstung, dein verjüngtes Aussehen... Und jetzt das?! Das ist ihre Schuld, habe ich recht?!"
Sie funkelte ihn voller Zorn an.
"Du kannst deine Erinnerungen auf dich... diesen Ort hier projizieren!! Das ist einfach nicht... möglich!! Sie muss es getan haben!! Was hat sie gemacht?! Was hat sie dir gezeigt?!"
Lashon erwiderte den Blick mit Fassung.
"Ich habe keine Ahnung.", gab er zu. "Ich weiß nicht einmal wie ich das tue. Aber ich höre immer noch ihr Lied in meinem Kopf. So laut, dass ich es beinahe nicht ertragen kann."
Sie schluckte schwer.
"Wieso... Wieso hat sie das getan?! Um sich zu an mir zu rächen?! Um dich zu schützen?! Ist es das?!"
Lashon unterdrückte ein genugtuendes Lächeln. Nun war sie diejenige die Fragen stellte und er derjenige der keine Antworten hatte.
"Vielleicht wollte sie auch einfach nur Widerstand leisten? Vielleicht hat sie dir angesehen was aus ihr werden könnte und sich dazu entschlossen sich dagegen zu wehren?", warf Kadev ein.
Lashon schüttelte den Kopf. Das war es nicht. Natürlich gab es keinen Beweis dafür, aber er wusste wozu er diese Kraft brauchte. Und ihr Zweck war nicht hier.
"Kadev.", sprach er den Feueradepten an. "Diese Frau verfügt über einige besorgniserregende Fähigkeiten die sämtliche Angriffe gegen sie wirkungslos werden lassen können. Sie hier zu bekämpfen erscheint zwecklos. Aber ich denke, dass wisst Ihr bereits. Sonst hättet Ihr nicht diesen Ort und Zeitpunkt gewählt sie zu verraten."
"Da könnte etwas dran sein.", antwortete Kadev vage.
"Ich nehme auch an, Eure Differenzen mit ihr wurzeln weit tiefer als meine?"
Kadevs Mundwinkel zuckten.
"Du hast ja keine Ahnung, Junge."
Lashon zuckte kurz aufgrund seiner Bemerkung zusammen, bemerkte aber bald, dass das 'Junge' für Kadev auf Lashons jetzige Erscheinung durchaus zutraf.
"Dann überlasse ich sie Euch. Ich werde woanders gebraucht."
"Ich hatte auch nicht vor sie mit dir zu teilen.", sagte er fast gelangweilt und holte mit seinem Zeremonienschwert aus.
Ein mächtiger Flammenstrahl sengte durch den Wald und ließ Schnee auf seinem Weg schmelzen und Holz verkohlen.
Doch von Tarii war keine Spur mehr zu sehen.
"Dann mal los mit dir.", blaffte er Lashon an und schritt langsam in die Richtung von wo aus Tarii verschwunden war.
"Tariiii!! Komm heraus!! Du weißt doch wer unweigerlich gewinnt, wenn die Kuppel nicht mehr ist...", rief er in den verschneiten Wald, während er ihn sorglos durchstreifte.
Lashon atmete tief durch. Es war ihm nicht leicht gefallen seinen Drang nach Rache fallen zu lassen. Aber nun, wo er in vollem Umfang erkannt hatte was mit ihm geschehen war, wusste er, dass er Sinaphie, den Sitras und diesem Gauner beistehen musste. Auch sie waren zur falschen Zeit am falschen Ort. Und welchen höheren Zweck konnte diese Kraft haben, als sich und seine Freunde zu retten, wenn er schon die Sängerin nicht retten konnte?
Vielleicht mochte Tarii seiner Rache ausgewichen sein, aber hatte das Gefühl dass er sie irgendwann wiedersehen würde. Was Kadev anging, hoffte er ebenfalls ihn bald wiederzusehen. Sein Name hatte in Galatan mindestens genauso viel Gewicht gehabt wie Anarath von den Anemos oder Gabriel Keershine. Er musste so vieles wissen...
Er sah zurück und bemerkte, dass er nun alleine war. Von Kadev und Tarii war keine Spur zu sehen. Es war Zeit aufzubrechen. Allerdings...
Eine Sache muss ich noch erledigen, bevor ich gehen kann.

Er fand eine geeignete Stelle auf einer kleinen verschneiten Lichtung. Langsam ließ er die Sängerin vor einem großen knorrigen Baum nieder und legte ihre Arme sorgfältig an ihrer Seite ab. Dann kniete Lashon sich neben ihr nieder und berührte mit einer Hand die Erde, mit der anderen den Baum. Psynergy flammte auf und erweckte beides zum Leben. Die Erde begann sich aufzutun und die knorrigen Wurzeln des Baumes traten hervor und umschlagen sorgfältig die Überreste der Sängerin. Als der Erdspalt tief genug war zogen sie sie sanft in die Tiefe. Er warf einen letzten Blick auf ihr blasses Gesicht, dann schloss er die Erde wieder. Weitere Wurzeln traten aus dem Boden hervor, verwoben und verknoteten sich zu einem runden Kranz über dem frischen Grab. Lashon berührte es und ein einzelner grüner Spross trat aus dem Kranz hervor. Lashon lehnte sich zurück. Er war zufrieden.
Er hob seine rechte Hand zu seinem Mund, küsste seine Handfläche und drückte sie fest auf die kalte Erde des Grabes.
"Gaia wird dich empfangen, meine Freundin."
Dann erhob er sich, nahm seine Ausrüstung auf und rannte los.

Das erste was Kanra auffiel, war die unangenehme Hitze die in dem düsteren Raum vorherrschte. Eine beachtliche Sammlung von Folterinstrumenten stand säuberlich an der Wand des Vorzimmers aufgereiht zur Schau. Viele hatte sie schon einmal in ähnlicher Form gesehen, ein paar waren ihr völlig neu. Und einige hatte sie schon am eigenen Leib erfahren.
Als 'Gast' lernte man in diesem Räumen schnell, dass es keine wirkliche Vorbereitung, kein echtes Training gegen eine professionelle Folter gab. Kanras einziger Vorteil war ihre Erfahrung. Sie war ihr schon öfter ausgesetzt worden und hatte sich irgendwann die Fähigkeit angeeignet sich in sich selbst zurückzuziehen und so den größten Teil der Qualen zu ignorieren. Sie fühlte sich gewappnet gegen alles was diese Werkzeuge ihr antun konnten. Das einzige was sie nicht ausstehen konnte, war diese Hitze.
Kanra war Feueradeptin und als solche gegen hohe oder niedrige Temperaturen resistent. Meistens merkte sie nicht einmal den Unterschied. Doch seit dem blauen Sandsturm war das anders. Mit dem Verlust ihrer Psynergy hatte sie auch ihren unbewussten Widerstand gegen Hitze verloren. Die heiße Wüstenluft in ihrem Käfig war bereits furchtbar gewesen, hier was sie unerträglich.
"Vorwärts.", forderte Shala sie scharf auf.
Sich nichts anmerken lassend, trat Kanra tiefer in die Kammer ein und Shala schloss hinter ihnen die Tür.
"Rawn. Du hast einen Gast."
Kanra hörte einen kurzen unterdrücken Aufschrei, gefolgt von einem langgezogenen Grunzen. Es raschelte und hinter der dunklen Eisentür ertönten dumpfe schwere Schritte.
"Kooommme...", antwortete eine tiefe düstere Stimme mit grausigem vorfreudigen Unterton.
Die Tür wurde aufgestoßen. Eine große unförmige Gestalt betrat das Vorzimmer. Kanra schluckte. Der Mann war eine abstoßende Erscheinung: Er war fettbäuchig, kahlköpfig und trug nichts weiter als Sandalen und einen ledernen Lendenschurz. Seine Haut glänzte vor Schweiß und zeigte im glimmenden Feuerschein des Ofens hinter ihm lange wulstige Narben auf seiner Bauchdecke und seiner linken Gesichtshälfte. Dort wo sein linkes Auge hätte sein sollen war nur noch eine Augenhöhle, die im Schatten des Feuers aussah wie ein schwarzes Loch.
Ein hübsches Kerlchen, dachte sie bitter. Wenn er nur halb so abscheulich ist wie er aussieht, wird das eine spaßige Nacht werden.
"Aaaah... Shala. Was bringst du mir denn da?", fragte der Foltermeister süffisant, als er sie erblickte. "Doch nicht etwa das neue Lieblingsspielzeug des Prächtigen?"
"Genau so ist es.", antwortete die Klingenderwisch emotionslos. "Eine Fremdländerin wie man sie in Sheeval noch nie gesehen hat. Wir wissen nicht woher sie kommt, was sie hier will und wer noch bei ihr war. Ich will das gerne ändern. Der Sultan hingegen möchte nur, dass du sie hier... einweist."
"Ah, eine die nicht weiß wo ihr Platz ist? Oder vielleicht ein loses Mundwerk?"
"Beides.", kommentierte Kanra trocken und lächelte grimmig.
Rawn lachte leise in sich hinein.
"Oh, diese Augen. Ich mag dich jetzt schon."
"Ich muss dich wohl nicht daran erinnern-", warf Shala warnend ein, ", dass der Sultan ihr Äußerstes vollkommen unversehrt wünscht. Und dass sie-"
Rawn würgte sie mit einer abfälligen Handbewegung ab.
"Ich weiß, Sklavin. Sie ist die Schlafmatratze des Sultans, nicht die meine. Hier landen genug Frauen für mich. Aber..."
Sein rechtes Auge musterte sie eingehend und ein gemeines Lächeln umspielte seine Lippen. Er streckte die Hand aus und strich sanft über die nackte Schulter. Kanra verkrampfte sich und kämpfte gegen den Drang an Rawn das Genick zu zerschmettern. Shala war immer noch wachsam und bereit sie aufzuhalten. Und selbst wenn es ihr gelang sie beide auszuschalten, hatte sie keinen Fluchtplan und zwei Begleiterinnen die sie retten musste. Eine davon war vermutlich immer noch bewusstlos.
"Was würde ich dafür geben diese Haut zu schneiden... Es gibt nichts Wundervolleres an einer Frau, als groteske Narben..."
"Rawn!", rief Shala scharf.
"Du bist natürlich die schönste, Shala.", sagte er glucksend und ließ Kanra los. "Ich werde mich zu beherrschen wissen. Ich mache das schon lang genug."
"Das hoffe ich.", erwiderte sie kühl. "Dann werde ich sie dir jetzt überlassen."
"Ausgezeichnet.", hauchte Rawn unheilverkündend.

Hatu rückte seine Maske zurecht und stöhnte.
"Schön. Wirklich schön. Lasst mich das mal klarstellen: Das war krank."
Niemand rührte sich und nur das Rauschen des Windes in den Baumspitzen antwortete ihm.
"Ihr wisst was ich meine. Wir sind gut. So richtig gut. Knallharte Profis vom Fach. Erinnert ihr euch an die guten Zeiten in Gilratar? Wir haben die Elite dort ordentlich auf Trab gehalten. Phönixkrieger? Wir haben mit ihnen den Boden aufgewischt. Etons Adeptenhetze? Wir haben nicht einen unter unserem Schutz verloren. Wir sind großartig! Legenden, könnte man schon fast sagen! Und nun? Puff! Gesicht im Dreck. Einfach so. Und wollt ihr wissen warum? Weil das krank war. So richtig krank. Er taucht auf, stellt uns charmant den Waldboden vor und schnappt sich die vollbusige Lady und klärt nun was wir versaut haben. Ziemlich cooler Auftritt, nicht?"
Er verstummte und sah apathisch in die Richtung in die die beiden verschwunden waren.
"Er hat sich nicht einmal die Mühe gemacht uns umzubringen. Sehr zuvorkommend von ihm. Ein wahrer Gentleman! ... Oh man, ich hasse ihn."
Er schüttelte den Kopf.
"Mal ehrlich: Traxen, Phi... Ihr habt es echt verkackt."
Er kniete neben dem Windadept nieder.
"Besonders du, Phi!"
Dieser stöhnte und öffnete flatternd die Augen.
"Was redest du da schon wieder?"
"Das du es so richtig verkackt hast!"
Phinolis runzelte die Stirn.
"Dieses Wort kommt in meinem Wortschatz nicht vor, aber es kommt auf die Liste von Wörtern die ich dir verbiete."
"Na klar."
"Was ist mit den anderen?"
"Och, die liegen hier so bewusstlos rum."
Der Windadept sprang hastig auf.
"Und du hältst hier schon wieder irgendeinen deiner dämlichen Monologe? Wecke sie auf, na los!"
Hatu seufzte.
"Fein..."
Er hob einen kleinen Anhänger, der mit einer langen Kette an seinem Gürtel befestigt war und wirbelte ihn einmal durch die Luft. Der Anhänger erwachte zum Leben und verstrahlte ein warmes rotes Licht. Hatu hob ihn mit wenig Elan über seinen Kopf, damit das Licht auf jeden in der Lichtung strahlen konnte und wartete. Nach und nach rührten sich seine Freunde wieder und setzten sich auf. Ligah gähnte.
"Oh, guten Morgen Leute. Habt ihr gut geschlafen?"
"Das ist nicht lustig, Ligah.", knurrte Syreen und sah sich taxierend um. "Geht es allen gut?"
Alle brummten zustimmend.
"Man... was beim Henker war das?", murmelte Phinolis.
"Nur so ein Typ.", berichtete Hatu munter. "Hab ihn gesehen. Hat die Frau mitgenommen, um ihre Brüder zu retten."
"Nur einer...?", fragte Syreen mit großen Augen. "Wie konnte das passieren?"
"Ich habe ein Ohr offen gehalten, aber nichts bemerkt.", gab Traxen zu. "Ich habe keine Entschuldigung."
"Phi?"
Der blonde Mann zuckte zusammen.
"Phi!", bohrte Syreen nach.
"Ich... könnte mich in ihren Augen verloren haben...?"
"Welchen, den oberen oder den unteren?", stachelte Hatu amüsiert.
Syreen stöhnte sich strich sich eine Strähne aus ihrem Haar.
"Es tut mir Leid, okay?", entschuldigte sich Phinolis. "Außerdem muss er in irgendeiner Form abgeschirmt gewesen sein, ansonsten hätte ich ihn so oder so bemerkt."
"Aber ein einzelner Mann mit so einer Stärke und Geschwindigkeit... Was war er?", fragte sich Ligah bestürzt.
"Nur so ein Typ.", wiederholte Hatu. "Mehr als ausreichend um der Lady zu helfen, würde ich meinen. Problem erledigt?"
"Nein!", entschied Syreen und schüttelte energisch den Kopf.
Hatu ließ die Schultern hängen.
"Verdammt."
Ouna runzelte die Stirn.
"Du möchtest immer noch helfen?"
"An unserer Situation hat sich doch nichts geändert, oder? Ich weiß dieser Kerl hat uns ohne zu fragen angegriffen, aber wir verfolgen doch das gleiche Ziel. Wenn wir uns erklären..."
"Und wie willst du vermeiden, dass er uns einfach wieder umhaut?"
"Wenn wir auf der Hut sind... und Phi Augen und Geist offen hält...!", betonte sie finster mit dem Blick auf den Windadepten gerichtet. "Dann sollten wir dieses Mal gewappnet sein."
Phinolis biss sich auf die Lippe.
"Deswegen... Das ist vielleicht nicht mehr notwendig."
Syreen funkelte ihn wütend an.
"Was soll das jetzt schon wieder heißen?"
"Rooks Leute. Sie ziehen sich zurück. Allesamt."

Sie tun... was?
Dularius ließ es sich nicht nehmen einen übertriebenen Seufzer zu übertragen.
~Muss ICH MICH denn jedes Mal wiederholen?~
Ich habe nicht zugehört, gab Juar schamlos zu.
~Eine Unverschämtheit! Ihr müsst nicht einmal Eure Ohren benutzen.~
~Tut ihm den Gefallen.~, wies Haden Dularius ungeduldig an.
Dularius übertrug einen weiteren Seufzer.
~Wie ICH sagte: Nach sorgfältiger Überprüfung komme ICH zu dem Schluss, dass die Truppen dieses Mannes Rook sich alle zurückziehen.~
~Ihr Ziel?~, wollte Haden wissen.
~ICH würde sagen zur Teleportstation.~
Wohin?, dachte Juar träge.
Dularius rang mit der Fassung.
~Nun sagt doch was!~, flehte er Haden an.
Dieser ignorierte ihn.
~Und ausnahmslos alle ziehen sich zurück?~, wollte Haden wissen.
~Ja. ICH frage MICH, was wohl der Grund dafür sein könnte.~
~Ich habe da so eine Vorstellung...~, antwortete Haden düster.
Ich auch, stimmte Juar zu.
~Und die wäre da?~, fragte Dularius.
~Juar, ich möchte dass Ihr und diese Megg zum Lager geht, nur damit wir Gewissheit haben. Dularius, Ihr informiert mich über jede Kleinigkeit die an der Bewegung von Reyters Truppen interessant sein könnte.~
~W-Was? Und Ihr?~, fragte Dularius.
~Ich habe so ein Gefühl, dass Rook nicht mehr kommen wird. Wenn ich mich noch verabschieden möchte, muss ich mich beeilen.~
Er brach die Verbindung ab. Juar zuckte mit den Schultern und tat es ihm nach und ließ einen verwirrten Dularius zurück.
"Fertig."
Megg schüttelte ungeduldig mit ihrem Kopf.
"Wurde auch Zeit. Mit jeder Minute die wir vergeuden, könnten Reyters Truppen über meine Brüder stolpern."
"Darüber müssen wir uns keine Gedanken mehr machen. Sie ziehen sich zurück."
Meggs Zorn verrauchte augenblicklich. Stattdessen breitete sich der Ausdruck dämmernden Entsetzens auf ihrem Gesicht aus. Juar nickte. Sie war zu dem gleichen Schluss wie Haden und er gekommen.
"Der Weg zum Lager ist frei. Wir sollen uns dort umsehen."
Er hatte noch nicht einmal zuende gesprochen, da rannte Megg schon los. Juar versuchte nicht einmal mit ihr Schritt zu halten. Ob sich sein Verdacht nun bestätigte oder nicht: Auf Zeit kam es jetzt nicht mehr an.

Als Juar das Lager der Geschwister erreichte, war es gründlich verwüstet. Alle versteckten Lager waren ausgehoben und die enthaltene Ausrüstung zerstört oder mitgenommen worden. Die dichte Baumdeckung war von elementaren Kräften aufgerissen und anschließend zu einer breiten Lichtung eingeebnet worden. Rooks Leute waren nicht zimperlich gewesen.
Er fand Megg im Zentrum der Zerstörung hocken. Ihre Augen waren starr auf einen der wenigen Bäume gerichtet die nicht gefällt worden waren und Juar sah auch wenig später den Grund dafür.
Da hingen sie. Die leblosen Körper der beiden Brüder baumelten an groben Seilen gefesselt von der Baumkrone hinab. Von einem von ihnen, dem in der einst perfekten Tarnkleidung, tropfte immer noch ein wenig Blut.
Meggs war wie erstarrt. Ihre Augen waren gerötet, doch ihre Tränen waren bereits getrocknet. Sie konnte nichts mehr tun, als kraftlos dazusitzen und sich das Grauen anzusehen. Juar seufzte. So viel dazu.
Dularius, wir sind da. Sag Haden, dass uns die Brüder keine Hilfe mehr sein werden.
Er brach die Verbindung ab, bevor er sich mit Dularius Kommentaren auseinandersetzen musste. Er sah sich die Körper und die Spuren im Lager mit flüchtigen Interesse genauer an. Juar kam zu dem Schluss, dass sie nicht hier getötet wurden, sondern sie hierhergebracht wurden um sie ihnen zu präsentieren. Sie zu verhöhnen.
"Sagt mir... Berührter...", begann Megg mit kraftloser Stimme, ohne sich zu ihm umzudrehen.
"Ist es wirklich so hoffnungslos?"
"Hm?"
"Wir lebten in diesen Wäldern schon so lange. Wir sind hier aufgewachsen. Wir waren stets für einen Kampf gewappnet, ob gegen die Wildnis oder Banditen. Als wir uns der Sternenwache anschlossen, um für unsere Heimat zu kämpfen, haben wir Ausrüstung bekommen von der wir nicht einmal geträumt hätten. Wir dachten, wir konnten es mit jeden noch so mächtigen Berührten aufnehmen, der so unvorsichtig ist und sich in unseren Wäldern verirrt. Aber dennoch blieben wir vorsichtig und sind keine unnötigen Risiken eingegangen. Und jetzt..."
Sie ließ den Blick schweifen.
"Seht Ihr vielleicht irgendeinen von... denen hier liegen? Wurden sie einfach nur von einem ihrer Kumpel geheilt, haben sich lachend gegenseitig auf die Schulter geklopft und sich einfach wieder auf die Jagd auf meine Brüder gemacht?"
Sie presste die Zähne zusammen.
"Als Ihr vorhin diese Elitetruppe ausgeschaltet habt, habt Ihr irgendwelche Vorsicht walten lassen müssen? Hat es Euch irgendwelche Mühe gekostet?"
Sie schlang ihre Arme um sich.
"Kommt es bei Euch nur darauf an? Wer besser mit seiner Fähigkeit in der Gabe der Sterne ist, kann tausende einfach niedermähen die unter ihm sind, ohne sich auch nur verausgaben zu müssen?"
Megg schluckte.
"Was bedeutet es dann schon, dass wir Unberührte kämpfen, wenn wir alle nicht einmal in unserem eigenen Land gegeben eine Truppe einfacher Soldaten ankommen? Ist es am Ende nicht nur ein anderer, mächtigerer Berührter der Reyter bezwingen kann, falls es ihn gibt? Oder sind wir dazu verdammt ihre Waffen zu benutzen, um uns überhaupt gegen sie zu behaupten?"
Sie hob ihren Handschuh hoch und betrachtete ihn.
"Lebe ich noch, weil ich ihre Waffen trage? Falls ja, was bin ich schon ohne sie? Eine Machtlose, die nur zusehen kann wie der Kampf um Mirnuzar zwischen Berührten und anderen Berührten ausgetragen wird und hoffen dass die Sieger zu denen gehören, die uns verschonen werden?"
Juar lief seinen Blick weiter über die Zerstörung schweifen und kratze sich am Hinterkopf.
"Soll das heißen, dass du diesen Kampf aufgibst?"
Sie ballte ihre Hände zu Fäusten.
"Nein. Aber ich beginne zu verstehen, dass ich nur ein niederes Werkzeug bin. Ich unterstehe euch Berührten und kann diesen Kampf nur gewinnen, wenn ihr mich effektiv genug einsetzt."
Sie sah wieder nach oben zu ihren Brüdern.
"Ich habe nichts mehr, was mich zurückhält. Ich habe nichts mehr außer mein Leben zu verlieren und selbst das ist mir nicht mehr viel wert. Nehmt mich mit und so lange euer Ziel Reyters Streitmacht ist, werde ich alles tun was ihr verlangt. Aber für den Moment... Lasst mich allein. So wie ich jetzt bin... nütze ich niemanden. Ihr könnt mich später in der Schwindelzuflucht treffen."

Es war ein sehr weiter Weg von dem verlassenen Farmhaus bis zur Teleportstation gewesen. Haden hatte sich so schnell fortbewegt wie er konnte, aber der Vorsprung von Rooks Truppen war gewaltig. Sie waren schon längst da, bevor er sie erreichte. Dularius hatte ihn bereits über Juars Neuigkeiten informiert und ihn noch weiter angetrieben, aber die Hälfte von den Truppen war bereits teleportiert worden als er in ein dichtes Dorngestrüpp sprang und sie von dort aus beobachtete.
Rook stand neben dem Teleportkreis und winkte gerade die nächsten heran, damit sie transportiert werden konnten. Haden bemerkte Kisten voll mit Erz und knirschte mit den Zähnen. Sie hatten die Lieferung schon durchgeführt? Wann war das geschehen? Dularius war ihm eine Antwort schuldig. Nicht dass es ihn störte, denn das Erz war inzwischen vollständig infiziert, aber auch die Kerne waren nun auf den Weg in eine von Reyters Basen, wo sie für was auch immer verwendet wurden.
Durch sein Fernrohr betrachtete er Rook. Er war sichtbar schlecht gelaunt und spielte geistesabwesend mit einem Messer, dass er mit seiner Hand regelmäßig in die Luft warf und auffing. Haden vermutete, dass er einen Befehl bekommen hatte und ihm das gar nicht passte. Bedauerlich für die Brüder. Hätten sie etwas länger durchgehalten, wären Reyters Truppen abgezogen ohne weiter nach ihnen zu suchen.
Haden runzelte die Stirn, als sie Rooks Laune plötzlich verbesserte. Dann bemerkte er es: Er sah ihn direkt an. Rook bellte etwas und die letzten Truppenteile mit ihrer Lieferung wurden wegteleportiert. Dann schnellte seine Hand aus und er warf das Messer. Es war viel zu lange unterwegs um für Haden eine Bedrohung zu sein, trotzdem wartete er bis zum letzten Moment um ihm mit einer schnellen Neigung seines Kopfes auszuweichen. Die Messerspitze durchdrang die Linse seines Fernrohrs und blieb darin stecken. Haden unterdrückte ein anerkennendes Lächeln.
Angeber, dachte er, erhob sich aus seiner Deckung und zog seine Waffe.
"Komm.", lächelte Haden und baute sich provokativ auf.
Rook blieb lange stehen, sichtbar mit sich ringend, bis er enttäuscht die Schultern fallen ließ und auf den Teleportkreis trat. Offenbar hatte die Besatzung der Station nichts von ihrer Aktion mitbekommen, denn sie setzten den Betrieb unbekümmert fort. Rook hob die Hand zum Abschied, als er sich in Psynergypartikel auflöste und verschwand.
Haden seufzte.
"Und ich dachte du wolltest eine Revanche... Hm?"
Er hob sein Fernrohr hoch und bemerkte einen Papierschnipsel, der an dem Messergriff eingeklemmt war.
"Oder vielleicht doch...?", mutmaßte Haden und faltete das Papier auseinander. Es handelte sich um einen Teil einer Inventarliste, aber er konnte sich im Moment keinen Reim darauf machen.
"Irrlicht?"
~Schon dabei. Diese Inventarliste scheint zu einer Konstruktionsschmiede zu gehören. Sie steht offenbar in-~
"Ryahfa.", las Haden im gleichen Moment.
Schon wieder. Das war der Ort wohin die Tränenkerne geliefert werden sollten. War Rook wirklich bereit ihn für seine persönliche Rache an so einen scheinbar wichtigen Ort zu locken? Die Sache wurde immer interessanter.

"Dann erlaubt mir eine letzte Frage.", fragte Kumon die beiden Männer ernst. "Vertraut ihr Eurer Kommandantin?"
Weldon befiel ein flaues Gefühl, als Meister Kumon ihnen diese Frage stellte. Es lag daran, wie er es gesagt hatte. Ein Seitenblick versicherte ihm, dass es Ianto nicht anders ging. Und dennoch...
Du würdest mich doch nicht einfach abkratzen lassen, nicht wahr Flama?
"Ja.", sagte er mit bemüht fester Stimme.
Ianto nickte nur.
"Gut.", raunte der alte Meister und schloss die Augen.
~Kommandantin? Wir sind bereit.~

Flama schlug die Augen auf, als sie Kumons Worte vernahm. Der riesige Felsen nahm bereits ihr gesamtes Sichtfeld ein. Die Nerven der Crew lag blank, als alle auf ihr Kommando warteten. Sie hob herrisch die Hand.
"Alle Waffen: FEUER!!"
Ihr Schrei ging im ohrenbetäubenden Donner der Geschütze der 'Eraser' unter, die alle gleichzeitig zum Leben erwachten und glühende Projektile, Strahlen aus Psynergy, explosive Salven in einer brachialen Welle der Vernichtung den Felsbrocken entgegenschickten. Binnen weniger Augenblicke wurde das gigantische, ehrfürchtige Objekt in eine gewaltige Staubwolke verwandelt, die zusammen mit größeren Steinschrapnellen von der Schildblase von der Eraser abgehalten wurden.
"Bericht!", forderte sie scharf.
"Der Fels ist vernichtet. Erster Offizier Weldon, Meister Kumon und Obergefreiter Ianto sind wohlauf.", berichtete Sarn, der seine gewohnte Rolle als Schlachtenkoordinator eingenommen hatte. Flama fiel ein Stein vom Herzen. Die Eraser war bekannt dafür mit ihrer Zerstörungskraft ganze Landstriche zu verwüsten. Einer der Gründe wieso Admiralin Zaisa die Herrin der Zerstörung genannt wurde.
"Abgesehen davon haben wir und die Begleitschiffe sämtlichen Augenkontakt zum Feind verloren. Keine nennenswerten Schäden an den Schiffen. Schildblasen allesamt einsatzfähig."
Flama überlegte. Die Staubwolke würde wohl kaum ausreichen um Cervantes daran zu hindern noch einen Stein zu werfen. Die angekommenen Rotschild Söldner hingegen würde sie erheblich einschränken.
"Sarn, lassen Sie 'Wüstenwind' aufbrechen."
Der Schlachtenkoordinator zögerte.
"Sind sie da draußen nicht blind?", fragte er vorsichtig.
"Natürlich nicht.", erwiderte sie lächelnd.
Sarn gab den entsprechenden Befehl weiter. Wenig später konnte man an den Flanken der Eraser mehrere Dutzend dunkle Schemen in die Luft aufsteigen sehen.
~Wüstenwind hier.~, meldete sich Timozi, Staffelführer der Wundervögelreiter der Eraser über Sarns Geistlesernetzwerk. ~Wir sind in der Luft und einsatzbereit. Ziemlich dicke Luft da unten.~
~Wüstenwind, hier spricht die Kommandantin.~, schaltete sich Flama ein. ~Sie werden gleich ein paar Leuchtfeuer sehen, die ihre Ziele markieren. Attackieren Sie schnell und hart. Lockere Formation und ständig ändernde Anflugwinkel. Halten Sie die Jungs von dem roten Leuchtfeuer fern.~
~Sehr wohl, Kommandantin. Ho'Solar!~
Flama nickte Sarn ernst zu.
"Sie wissen was zu tun ist. Gruppen und Landeschiffe der Rotschildsöldner blau markieren und Cervantes rot."
Sarn grinste.
"Einfach."
Vor Flamas Augen tauchten viele blaue Leuchtpunkte und ein roter in der Staubwolke auf. Sarn war ein äußerst talentierter Windadept. Die Admiralin hatte ihren engsten Stab sehr sorgfältig ausgewählt.
~Wüstenwind, Angriffserlaubnis erteilt.~
~Bestätigt. Wir gehen rein!~
Die Taktikerin atmete tief durch. Nun musste sie sich um das Hauptproblem kümmern.
~Meister Kumon, hier ist Flama. Ich habe einen Plan Cervantes auszuschalten. Weldon, ich brauche deine Hilfe.~

Cervantes Rotschild kochte vor Wut. Er konnte nicht mehr die Hand vor Augen sehen und hatte nach dem Kanonensturm die Orientierung verloren. Selbst wenn er noch einen Felsen dieser Größe zielgenau auf die Eraser werfen könnte, würden die Geschütze ihn wieder abwehren können.
"Sir!"
Einer seiner Söldner stolperte auf ihn zu. Er war verletzt und sichtbar verstört.
"Wundervögelreiter! Sie sind überall! Sie kommen aus der Luft und reiben uns der Reihe nach auf! Wir brauchen Anweisungen!"
"Holt sie einfach aus der Luft. Wir haben entsprechende Ausrüstung dabei.", knurrte Cervantes den Mann an und wirbelte herum. Er konnte keine Wundervögelreiter sehen. Er konnte außer dem Söldner nicht einmal eine andere Menschenseele sehen!
"Sir, Sie tragen Rüstungen..."
Rotschild verlor langsam die Geduld.
"Na und?!", schrie er ihn an und baute sich vor ihm auf.
Der Söldner wurde kreidebleich, aber hielt seinem Blick stand.
"Sir...", sagte er leise, bemüht seine Stimme nicht zittern zu lassen. "Sie verstehen nicht. Sie sind nicht effektiv genug. Sie sind an uns dran, bevor wir sie richtig sehen können. Und die wenigen die wir auf den Boden schießen konnten, wurden wenig später von anderen Wundervögeln mit ihrer Regeneratorfähigkeit aufgehoben. Wir können sie nicht sehen bevor es zu spät ist und sie finden uns überall."
Er schluckte.
"Wir brauchen neue Anweisungen."
Noch bevor Cervantes antworten konnte, wurde über den Schlachtenlärm eine ihm nur zu gut bekannte Stimme übertragen.
"Hey, Spatzenhirn! Ich bin immer noch am Leben!"

"Das gefällt mir nicht.", fügte Ianto gedämpft hinzu.
Sie konnten sehen wie das rote Leuchtfeuer sich zu ihnen umdrehte. Dank der Kombination seiner Phalanxia mit dem Sturmschild von Meister Kumon hatten sie das konzentrierte Geschützfeuer und die Steinscherben so gut wie unbeschadet überstanden, abgesehen davon dass er jetzt beinahe am Ende seiner Kräfte war. Sie hatten sich an den oberen Rand des Loches gerettet, aus dem Cervantes den Berg gehoben hatte, um dort Deckung zu suchen. Und nun stand er hier und provozierte Rotschild noch mehr.
"Ich weiß nicht, das Beleidigen scheint mir der witzige Teil.", bemerkte Weldon mit galgenhaften Grinsen, während er sich an dem Hang festhielt. "Was danach kommt, allerdings..."
"Die Kommandantin hat gesprochen.", warf Kumon scharf ein. "Überlasst das Kämpfen mir, unterstützt mich nach euren besten Fähigkeiten und wir werden Erfolg haben."
"Kann er nicht einfach aufgeben und sich zurückziehen...?", murmelte Weldon in seinen Bart, die Augen auf die Leuchtfeuer gerichtet, die ihm von Sarns Schlachtenkoordination gezeigt wurden. Von den blauen war bestenfalls nur noch eine Handvoll übrig. Die Jungs von Wüstenwind wussten was sie tun. Wie man es auch drehen und wenden mochte: Der Angriff der Rotschildsöldner war ein Fehlschlag. Es galt jetzt nur noch Cervantes Rotschild selbst auszuschalten. Und obwohl Weldon die Söldner lieber ziehen lassen wollte: Jemand wie Cervantes Rotschild sollte lieber nicht davonkommen und Dutzend weitere Schlachtfelder sehen.
"Na komm, Junge. Wir müssen ihn herlocken. Du kannst ihm jetzt alles an den Kopf schleudern was sich über die Jahre bei dir angestaut hat. Sei kreativ!"
Hallo zusammen!

Genau vor 10 Jahren am 10.September 2005 begann mit diesem Thread von Blackninja: http://www.mogelpower.de/forum/thread.php?thread_id=142712 unser Rollenspiel.

Zur Feier dessen, habe ich etwas Besonderes geplant. Da ich leider immer noch nicht dazu gekommen bin eine kostenlose Platform zu finden, für ein Wiki dessen Größe für unser RPG angemessen wäre, ist es leider nicht unsere geplante Website ( >_< Sorry, Leute).

Stattdessen, habe ich jetzt den gewaltigsten Beitrag geschrieben, den ich jemals in Zehn Jahren verfasst hab, für diese Geschichte.
Leider ist dieser Beitrag DERMAßEN gewaltig geworden, dass ich wahrscheinlich diesen Thread damit komplett sprengen würde.

Blackninja(der hiermit begonnen hatte), Vertain(der als einziger mit mir weiter schrieb nach dem alle anderen aufgehört hatten), Anarath, 091 und sking. Danke für diese letzten 10 Jahre. (Ich hab aber nicht vor nochmal 10 Jahre hier weiter zu schreiben).

Im Vorraus muss ich mich bei euch, Anarath, 091 und sking entschuldigen, dass ihr euch jetzt hier durchlesen müsst. Der Beitrag ist so gross geworden, dass ich ihn als Download veröffentlicht hab. Sollte jemand den Beitrag nicht downloaden können oder wollen, versuch ich ne Alternative zu finden.

Eine letzte Warnung noch. Dieser Beitrag ist 86 Seiten lang und besteht aus 39 067 Wörtern.(Hey, man hat nur einmal 10 Jahres-Jubiläum), also klickt ihn nicht an und versucht ihn in einem Rutsch zu lesen.

Zum Download geht es hier: http://workupload.com/file/js3NrOFx

...Ich bin platt und äh sorry, dachte nicht es würde so viel werden. x_X
*Sinrath, nicht Anarath >.<
Und ich dachte, ich bin derjenige der zu Überlänge tendiert. Hut ab.
Hier aber mein Problem: .wps-Datei. Ich habe jetzt schon ein paar Programme installiert und verschiedene Zeichenkodierungen probiert, kann aber nur Schriftchoas erkennen, keinen lesbaren Text. Ist das nur bei mir so, oder wurde die Datei beim Upload beschädigt? Ist vielleicht ein... du weißt... gängiges Format drin? :P (Ansonsten wenn es nur bei mir ist, kannst du mir den Beitrag stückweise per PM schicken)*
Also ich konnte es mit Wordpad öffnen, da hat man zwar an Anfang und Ende jede Menge Zeichenchaos, aber dazwischen war alles normal lesbar.
Pastebin eignet sich für sowas sehr gut.
Habe das gleiche Problem wie Sinrath. :/
Ich habe Open Office, Wordpad und Microsoft Word Viewer ausprobiert.
Am Anfang sind ungefähr 10 Seiten komische Schriftzeichen, genau wie die letzten ca. 80 Seiten. [Die Datei hat bei mir ca. 170 Seiten].
Der eigentliche Text ist zwar lesbar, aber nur unter einer sehr schlechten Formatierung.

Ich habe mir so geholfen, in dem ich den mehr oder minder lesbaren Text aus der Datei rauskopiert habe und die Formatierung etwas angepasst habe.
Die erste und die letzte Seite des lesbaren Textes ist jedoch mit unlesbaren Zeichen kombiniert.

eldon starrte immer noch fassungslos hinüber.
&#8209; Seine eigenen Männer... weshalb...?
Unter dem Stöhnen von Hunderten Männern und Frauen, die das das Leben verließ, riss sich Rotschild die Überreste seiner Rüstung vom Leib.
Die Soldaten und Söldner, verwande

Ianto setzte zu einer Bemerkung an, doch er hatte einen Kloß im Hals.
So oft er versuchte sich auch eine neue Beleidigung zu Recht zu legen. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen.
&#8209; Was ist los, Junge?  fragte Meister Kumon, seine Stimme scharf wie eine Klinge.
&#8209; Ich kann nicht!  platzte es aus Ianto heraus.
Weldon runzelte die Stirn.
&#8209; Sonst bist du der erste der gehässige Kommentare los lässt.
Ianto zitterte am ganzen Leib.
&#8209; Ihr versteht nicht! Rotschild ist nicht normal! Er hat uns nicht auf Costellos Befehl angegriffen! Ihm ist es egal, ob dieser Angriff ein Fehlschlag ist oder nicht! Alles was er will...!
Ein Grollen durchbrach, Iantos Satz. Es war wie das Grollen eines Gewitters nur tausendfach verstärkt.
Ianto, Meister Kumon und Weldon knieten sich hin, die Hände auf die Ohren gepresst.
&#8209; Das kann nicht sein! Mein Sturmschild ist noch aktiv! Es sollten keine Geräusche durch dringen!
Alle Kraft verließ Ianto und er ließ sich auf den Hosenboden fallen, als er sah was geschehen war.
&#8209;  Versteht ihr... jetzt...?  fragte Ianto stockend.
Die Sandwolke war verzogen und gab den Blick auf Cervantes Rotschild, die Wundervögelreiter und die Rotschildsöldner frei.
&#8209; Das ist doch krank!  schrie Meister Kumon.
Weldon hielt sich fassungslos eine Hand vor den Mund.
&#8209; Bei Gaia....
Ein Netz aus Tentakeln aus Blut ging von Rotschild aus, sie schossen aus der Erde, aus seinem Rücken, seinen Armen und Beinen. Und jede einzelne dieser Tentakeln, hatte einen Menschen durchbohrt.
Wundervögelreiter, Wundevögel selber, Rotschilds eigene Söldner.
Sie alle waren durch stoßen, und hingen zuckend auf den Fangarmen.
Rotschild selbst, stand in der Mitte des Ganzen und grinste manisch.
&#8209; Verwandlung in Blut!  schrie er und kicherte, wie ein Kind das seine Geburtstagsgeschenke aufmachte.

þÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿÿlten sich in eine rote Masse. Alles was unter lautem Klirren, herab fiel, waren leere Rüstungen.
Meister Kumon schluckte. Mehr vor Faszination, denn aus Sorge.


[Ab hier ist alles lesbar, bis zur letzten Seite:]

Ianto nahm seinen Hut ab, seufzte und blickte zum Himmel.
&#8209; Endlich scheint die Sonne.  sagte er, lächelte und hörte dann auf zu atmen.
abe ihn sehr genossen. Ich danke vielmals, für die ZusammenarbeSŒ[1]n


[Das ist die letzte Seite. Danach kamen tausende unlesbare Zeichen. Endet dein Text mit "Zusammenarbeit." ?]


Edit:
Dieses "&#8209" kann man übrigens im Dokument lesen.
&#8209; = -

HTML hat's wahrscheinlich zerschossen oder Datei wurde nicht mit dem richtigen Code gespeichert. Würde Jaffar nach wie vor einen pastebin empfehlen.

Zaubertinte: [Nein, ich les nicht mit. Ist nur einfach der aktivste Thread hier]

Ich war jetzt mal nett.
.wps-Dateien (wer zur Hölle benutzt Microsoft Works?!) bekommt man mit dem www.chip.de/downloads/Word-Viewer_12994173.html|hier auf (einfach nach .wps googeln, muss man sich dann bei chip.de bisschen durchklicken) und braucht dann aber noch einen aktuelleren Konvertierer, um Jaffars Datei zu öffnen, den man www.microsoft.com/de-de/download/details.aspx?id=12|hier bekommt.

Weil ich jetzt grad wirklich nett bin, habe ich das als PDF in meine www.dropbox.com/s/e4w7g5wwsuqorgp/Microsoft%20Word%20Viewer%20-%20Morgenlicht.pdf?dl=0|Dropbox gepackt. Werde es nicht auf ewig da lassen, bitte von daher um Bestätigung ... wer zu spät kommt, kann ja den obigen Lösungsweg nutzen.

Freundliche Grüße.

PS: Lernt LaTeX!
*Habs auf einem älteren System ohne Probleme auf dem Wordpad geöffnet bekommen, trotzdem danke.*
*Keine 80 Seiten, aber ich lass das einfach mal hier...*

Teol eskortierte seinen 'Gefangenen' durch die Ruinen von Costellos Schloss nach unten. Normalerweise war er niemand von der gedankenverlorenen Sorte, aber diese Schlacht war eine der bizarrsten seines Lebens gewesen. Normalerweise akzeptierte er den Ausgang jedes Kampfes, analysierte was geschehen war und bereitete sich so auf künftige Ereignisse vor. Doch dieses Mal fühlte er sich so... unzufrieden.
"Kein Widerstand.", bemerkte Umbrio beiläufig. "Natürlich... Ohne Costello ist der Kampfeswillen seiner Diener gebrochen. Aber einfach so aus dem Schloss spazieren zu können, erscheint mir schon fast... sträflich."
"Hmm..."
Umbrio runzelte die Stirn und sah zu Teol auf.
"Stimmt etwas nicht?"
Teol schüttelte langsam den Kopf.
"Verzeiht. Ich war abgelenkt."
Umbrios Mundwinkel zuckten.
"Das sieht euch gar nicht ähnlich, Teol."
Der Ristemé starrte wieder gerade aus und suchte den Korridor nach möglichen Gefahren ab.
"Mag sein. Könnt Ihr mir ein paar Fragen beantworten?"
Jetzt wurde Umbrio hellhörig.
"Natürlich. Was habt Ihr auf dem Herzen?"
"Warum habt Ihr mich nicht entsendet Costello zu eliminieren? Wäre Reyters... 'Champion' nicht gewesen, wäre seine Ergreifung gescheitert."
"Wart Ihr nicht mit Vincent und diesem Calixtus beschäftigt? Und Pescio? Wolltet Ihr etwa jeden einzelnen Diener Costellos besiegen und Euch anschließend ihm persönlich stellen?"
"Ich hätte es vermutlich gekonnt.", erwiderte der Ristemé kühl und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Wie bescheiden von Euch.", witzelte Umbrio, wurde aber sofort wieder ernst.
"Nein, Teol. Costello war mein Gegner. Auch wenn ich es nicht war der ihn zur Strecke brachte, war es richtig so."
"Und dennoch... Er besaß Macht über Raum und Zeit, sagt Ihr. Auch wenn wir es vorher nicht wussten, hättet Ihr niemals gegen ihn bestehen können. Ich begreife immer noch nicht, wie Reyters Champion ihn bezwingen konnte."
"Was hättet ihr getan?"
"Wenn ein Bannstoß seine Macht nicht einfach neutralisiert hätte und Seelenabdrücke nicht gewirkt hätten, besäße ich immer noch eine Waffe die jenseits Raum und Zeit liegt."
Sämtliche Freude wich aus Umbrios Gesicht und schlug in eiskalte Strenge um.
"Ich habe Euch das schon einmal gesagt Teol und ich dachte Ihr hättet es verstanden. Diese... Klinge des Kummers, wie Ihr sie nennt, gehört nicht in diese Welt. Ihr habt mir geschworen sie nie wieder zu verwenden oder sie jemand anderen gegenüber zu erwähnen. Ich bin froh darüber, dass die Dinge so ausgegangen sind, wie sie ausgegangen sind. Und ich hoffe Ihr versteht warum."
Teol nickte.
"Sehr wohl. Euer Versprechen soll auch nach wie vor gelten. Mir gefällt nur der Gedanke nicht, dass das Schicksal dieser Welt auf Messers Schneide lag und schließlich von einem Mann aus Reyters Reihen entschieden wurde."
"Habt Ihr nicht mit einen von ihnen zusammen gekämpft?"
Teol schloss für einen Moment die Augen und sah das Gesicht des Wundervogelreiters vor sich.
"Diese Frage habe ich mir auch schon gestellt. Hätte ich ihn nicht töten sollen? Oder versuchen sollen eines von den gefürchtetsten Flaggschiffen Reyters zu versenken? Nein, ich entschied dass Costello die größere Bedrohung war."
"Eine korrekte Entscheidung wie ich finde. In diesem Moment tritt die Eraser den Rückzug an und in so einem schlechten Zustand, in dem sie sich jetzt befindet, werden wir sie vermutlich nie wieder erwischen. Und doch wäre es... falsch sie jetzt zu zerstören. So sehr es einem auch widerstrebt, sie haben geholfen die Menschheit Mirnuzars zu retten. Versteht Ihr das Teol?"
"Nein. Im Krieg sind Akte der Gnade selten effizient. Wir könnten diese Entscheidung bald bereuen. Aber mein Befehl ist es Euch zu verhaften und genau das werde ich tun."
Auf Umbrios erschöpften Zügen machte sich wieder ein Lächeln breit.
"Das genügt mir. Was noch?"
"Calixtus. Ich habe gehört, dass er in Mirnuzar sein Unwesen trieb. Ein Mann, den ich in meiner Zeit bei den Ristemé sehr respektiert habe, auch wenn er sein Schicksal nicht akzeptieren konnte. Ihn so zu sehen, von diesem... pervertierten Mann versklavt...", Teol stockte und schüttelte wieder den Kopf. "Er war bereit die erniedrigsten Dinge zu tun. Er sagte, in einem Kampf gegen mich würde er alles geben. Aber eigentlich wollte er sterben. Irgendetwas... hat ihn zerbrochen."
Er sah Umbrio direkt in die Augen.
"Er war einer der stärksten und respektabelsten Männer die ich je kannte. Was ist es, dass so einen Mann zerbrechen lassen kann? Das beunruhigt mich. Als ich ihn besiegte, hatte ich die Wahl ihn zu töten und ihn zu erlösen. Doch als ich an den Mann dachte, der er gewesen war... Es erschien mir falsch. Ihn zu töten war sinnlos."
"Oh? Sind Akte der Gnade nicht ineffizient?"
Darauf hatte Teol keine Antwort. Umbrio fühlte sich plötzlich schlecht, seine Worte gegen ihn verwendet zu haben. Aber er musste auch verstehen, dass er mehr sein konnte, als nur ein gefühlloses Zahnrad das ein System am Laufen hielt. Zumindest hoffte Umbrio, dass der Ristemé eines Tages zu diesem Schluss kam.
"Hattet Ihr noch eine Frage?", fragte Umbrio nach einer langen Minute des Schweigens.
"Eine.", gab Teol zu. "Costello ist nicht mehr. Wo immer diese Tarii ihn hinbringt, er wird nie wieder der Angelo Costello sein den wir kennen. Sein Gefolge ist entweder tot, verstreut, von seiner Kontrolle erlöst oder in Gefangenschaft. Nun verhaftet Ihr Euch selbst. Eure Hintergründe sind Eure eigenen, auch wenn ich ihnen nicht zustimmen kann. Ihr wart bislang der fähigste Herrscher in Oscasiane seit Jahrzehnten und habt es aus dem Chaos gezogen, in dem es Lord Eton hinterlassen hat. Und Ihr wart, wenn Ihr den Ausdruck erlaubt, der mächtigste Anführer der freien Länder Mirnuzars. Costellos Fall und Eure Absetzung wird ein gewaltiges Machtvakuum von unglaublichen Ausmaßen schaffen. Und die Thronerbin, ein unerfahrenes Mädchen aus dem Exil, dass sich den Verstand mit einem Hund teilte, sitzt mit Lagmar unter einem Hexenbann in Frostlande fest. Wie wird es jetzt weitergehen? Reyter wird sich diesen Moment der Schwäche zu Nutze machen. Sein Erfolgszug in Nordshetver kommt nicht zum Halten und durch die Blöße die sich Costello mit der Taktikerin Flama gegeben hat, hat Reyter in Neu-Mirnuzar längst Fuß fassen können. Meiner Meinung nach wird mit dem Eroberung des Scharfrichtergipfels, der Zerschlagung des Rates der Lords unter Lord Stein, dem Tod der letzten Thronerbin Polinas und letztendlich dem Aufstieg des Goldenen Sterns alles für die freien Länder Mirnuzars vorbei sein."
Umbrio atmete tief durch.
"Nur Mut, Teol. Mirnuzar hat noch lange nicht verloren. Es gibt noch viele fähige Männer und Frauen, die sich dem Kriegsherren und der Vernichtung durch den Gaiastrudel entgegen stellen werden. Vielleicht aus Richtungen von denen Reyter oder sogar wir sie nicht einmal vermuten. Sie kämpfen für den Frieden in Mirnuzar. Und das ist eine Macht, gegen die sich Reyter noch behaupten muss."
Teol blieb einen Herzschlag stehen, bevor er weiterhin Umbrio aus dem Schloss folgte.
Der Frieden in Mirnuzar? Soweit ich weiß, gab es den selbst vor dem Eintreffen der Phönixkrieger in Mirnuzar nicht. Von welchen Unterstützern Ihr im Kampf gegen die Adepten Reyters auch hofft... Ihr erwartet zu viel.

Sie kamen ihn holen.
Flama und Weldon war es egal, was für einen Befehl sie bekommen hatten: Flama kommandierte sofort einen Heiler und ein paar Wundervögel ab, die sie zum Schloss hinauffliegen sollten. Timozi nahm diesen Befehl ohne geringste Widersprüche an und brachte sie hinauf. Noch bevor sie aufbrachen, gab sie Befehl zum Rückzug der Eraser. Doch obwohl noch viele Feinde in der Gegend waren, verlief der Rückzug des Kriegsschiffes und ihr Flug komplett ereignislos.
Sie waren alle gefasst, als sie ihn im Thronsaal fanden. Sein friedliches Lächeln brach ihnen beinahe das Herz. Der Heiler bestätigte schließlich all ihre Befürchtungen: Er konnte nichts mehr für ihn tun. Ianto Grey war tot.
Sie kehrten zurück zur Eraser, die längst die äußersten Rande des Schlachtfelds verlassen hatte und brachten ihn unter den Augen aller Crewmitglieder in ein verlassenes Zimmer auf dem Krankendeck. Sie alle salutierten im stillen Zeichen des Respekts. Als Flama, Weldon und Timozi die Kammer verließen stand Theema vor ihnen. Sie musterte sie mit einer Mischung aus Überraschung und Verwirrung. Flama rang sich zu einem Lächeln durch und schloss sie fest in die Arme.
"... Ianto?", fragte Theema zögerlich.
Das gab Flama den Rest. Sie brach in Tränen aus.
"Ianto... Ianto ist... Ich habe ihn umgebracht!!"
Timozi erschrak und trat vor.
"Kommandantin! Sie haben am Tod des Jungen keine Schuld."
"Der Angriff war meine Idee! Ich wollte es beenden! Und dafür musste er sterben!"
"Und damit habt ihr beide unzählige Leben gerettet. Wie jeder einzelne, der in dieser Schlacht sein Leben verloren hat. Kommandantin Flama, im Krieg läuft nicht immer alles korrekt. Wir haben heute einen guten Freund und Soldaten verloren. Vielleicht nicht zum letzten Mal. Aber wir haben getan, was wir für richtig halten, woran wir geglaubt haben. Und wir haben gesiegt! Ein mehr erfüllendes Ende hätten wir den Gefallenen nicht wünschen können."
"Sie hätten leben können!"
"Lange genug, um bei der Verwandlung in eines dieser... Dinger zu sterben? Bestimmt nicht. Eure Entscheidung... Iantos Opfer und aller anderen! Ihr habt uns alle gerettet!"
Flama schien nicht vollends überzeugt, aber sie schien sich zu beruhigen. Weldon legte ihr die Hand auf die Schulter und sie begann sich von Theema zu lösen, die immer noch verwirrt zwischen ihnen hin- und herstarrte.
"Verzeihung... Kommandantin?"
Weldon sah auf und verzog unheilverkündend den Mund als er Sarn erblickte. Er war nicht die Art Person, die er sich jetzt in diesem Moment der Trauer anhören wollte.
Flama wischte sich die Tränen aus ihren geröteten Augen und drehte sich gefasst zu dem Windadepten um.
"Ja, Sarn?"
"Sie sind da. Und sie möchten Euch sprechen."
Weldon wusste Sarns Tonfall zu deuten und fühlte seinen dunkelsten Verdacht bestätigt.
"Komm, Theema...", sagte er sanft und führte die zerstreute Erdadeptin in Timozis schweigsamer Begleitung ab.
Flama runzelte die Stirn.
"Wer?"

Sie erkannte die beiden Wundervögel, die auf Deck gelandet waren und von den Stallmeistern verpflegt wurden. Sarn begleitete sie noch bis zur Tür zur Kapitänskabine und verabschiedete sich dort von ihr. Flama atmete tief durch, bevor sie die Tür öffnete und eintrat.
"Ah, Flama! Herzlichen Glückwunsch zu deinem Sieg."
Sie nahm Haltung an und verbeugte sich steif.
"Kriegsherr... Admiralin..."
Dort standen sie: Kriegsherr Reyter und Admiralin Zaisa höchstpersönlich. Flama spielte mit den Fingern um sie nicht zur Faust zu ballen zu müssen. Das war seit ihrer Rekrutierung das erste Mal, dass sie sich nicht freute den Kriegsherr zu sehen. Selbst als sie ihre Kräfte verloren hatte, hatte sein Anblick ihr irgendwie Trost gebracht. Aber nicht heute. Heute war er für Flama nur der Mann, der den Befehl gegeben hatte Ianto sterben zu lassen.
"Ich bin nicht sicher, ob wir den Angriff heute einen Sieg nennen können."
"Ach nein? Costellos kleiner Trick hätte beinahe alle Menschen in Mirnuzar ausgelöscht. Obwohl ich überzeugt bin, dass ein koordinierter Angriff die Siegeschancen weit erhöht hätte, lässt sich dein Erfolg nicht absprechen. Du machst die Crew meiner 'Schattendrifter' arbeitslos."
Flama rang sich zu einem humorlosen Lächeln ab.
"Bei allem Respekt, aber ich denke dieser Dank gilt dem Obergrefreiten Ianto Grey. Er war es, der eine Unzahl Costellos gefürchtester Diener und schließlich Costellos selbst im Alleingang besiegte. Das letzte Mal als ich mit ihm allein war, hat er mich in einen zugegeben hübschen Jüngling verwandelt, aber auch meine Psynergy zerstört."
Der Kriegsherr nickte anerkennend.
"Wahre Worte. Ich denke dass niemand, nicht einmal ein Kenner wie Rook, Ianto Greys wahres Potential erkannt hat."
"Und doch gabt Ihr den Befehl Ianto sterben zu lassen."
Flamas unterschwellig zornige Erwiderung hing wie die Statik einer Gewitterwolke im Raum. Zaisa warf Reyter einen unleserlichen Seitenblick zu und der Kriegsherr räusperte sich.
"Mein Befehl wurde offenbar entweder falsch verstanden oder falsch wiedergegeben. Ich gab den ausdrücklichen Befehl den Angriff abzubrechen und ja, Ianto zurückzulassen. Von den Informationen die man mir übermittelte war die Eraser kaum noch im kampffähigen Zustand und stand vor ihrer Zerstörung. Gleichsam befand sich nach meinen Informationen immer noch Lord Umbrio, General Teol und vielleicht auch Lord Stein in der Kampfzone, die immer noch in der Lage gewesen wären die Eraser zu zerstören und jeden der sich dem Schloss nähert zu töten."
Letzten Satz beendete er ebenfalls im wütenden Unterton.
"Ein Befehl den du missachtest hast. Wieso Teol euch nicht gefunden und erledigt hat, war ein Glücksfall auf eurer Seite. Außerdem: Hätten wir den Angriff wie geplant mit der Schattendrifter, der Eraser und der Hyve gleichzeitig ausgeführt wie ursprünglich vorgesehen, wäre es vermutlich nicht einmal dazu gekommen und Ianto Grey wäre noch am Leben."
Seine Anschuldigung war wie ein Schlag in ihre Magengrube und riss ihre Zweifel wieder auf. Auch Reyter schien zu bemerken, dass er zu weit gegangen war und sammelte sich wieder.
"Verzeih. Du hast besonnen und klug gehandelt. Nicht einmal ich hätte gedacht, dass Costello über die Macht verfügt jeden Menschen Mirnuzars gleichzeitig zu beeinflussen. Hätte er sich vor unserem Angriff dazu entschieden, wäre es zu spät gewesen."
Flama fing sich wieder und entschloss sich nicht locker zu lassen.
"Sekunde! Sarn sagte mir, wir sollten Ianto töten falls er überlebt! Nur damit er einen Märtyrertod sterben kann, um den Krieg zu unseren Gunsten weiter anzutreiben."
Plötzlich schlug die Stimmung in der Kabine schlagartig um.
"Er tat... was? Grey ist ein leuchtenes Beispiel, sowohl im Leben, als auch im Tod. Hätte er es zur Eraser geschafft, wäre er als Held gefeiert worden."
"Ihr bestreitet also, den entsprechenden Befehl gegeben zu haben?! Sarn sagte, er käme von Euch persönlich!", erwiderte sie und spürte wieder Tränen in ihren Augenwinkeln aufsteigen.
Der Kriegsherr sah sie lange ausdruckslos an, bis er sich schließlich an Zaisa wandte.
"Admiralin, bringt Sarn hierher."
Sie rauschte ohne eine Bestätigung aus dem Raum.
"Flama, du kennst meine Lehren. Du bist mit ihnen aufgewachsen. Grey zurückzulassen war eine Entscheidung zu der ich stehe, da die Gefahr für die Rettungsaktion unmittelbar bestand und wir die Eraser nicht riskieren konnten. Hätte er überlebt, hätten wir ihn später geholt, spätestens dann wenn ich und Zaisa eingetroffen wären. Ich hätte deinen Freund liebend gern persönlich da herausgeholt und die Gefahr durch Umbrio, Stein und Teol selbst beendet. Sein Tod ist eine Tragödie, aber ihn für das was er erreicht zu Ermorden wäre ein Verbrechen."
Flama schwieg eisig. Sie wusste nicht mehr, was sie glauben sollte. Reyter sah zur Tür.
"Finden wir es doch raus.", sagte er und einen Moment später wurde die Tür aufgestoßen.
Sarn sah überhaupt nicht gut aus. Er war aschfahl und sein Blick flackerte immer wieder ängstlich zur Admiralin herüber, die sich hinter ihm aufgebaut hatte.
"Koordinator Sarn.", begann der Kriegherr ruhig. "Ich möchte, dass Sie mir wortwörtlich sagen was mein Befehl an die Eraser gewesen ist und wie sie ihn übermittelt haben."
Sarn schluckte.
"Wort für Wort?"
"Wort für Wort.", forderte Reyter mit lodernder Stimme.
Sarn schloss die Augen. Flama konnte Psynergy fließen fühlen, als er sich vermutlich einer Psynergytechnik bediente um seine Erinnerung deutlich aufzurufen. Sie konnte es nicht verübeln, denn so wie die Situation stand, konnte ihn ein falsches Wort das Leben kosten.
Sarn atmete tief durch.
"Ihr Befehl an mich zuerst, Kriegsherr?"
"Ich bitte darum.", sagte der Kriegsherr kühl.
"Koordinator der Eraser, hier spricht der Kriegsherr. Die Schlacht ist umgehend zu beenden. Der Obergreite Ianto Grey ist zurückzulassen. Eine Rettungsaktion ist unter allen Umständen zu unterlassen und gegebenenfalls abzubrechen. Der Befehl ist sofort auszuführen. Sollte Obergefreiter Ianto Grey der Schlachtszene lebendig entkommen, ist er im Geheimen hinzurichten und seine Überreste zu beseitigen. Stopp. Meine Antwort: Bitte um Bestätigung. Stopp. Eure Antwort: Kennung: Sol, Sol, Bora, Aqua, Glond, Bora, Sol. Wiederhole: Sollte Obergefreiter Ianto Grey der Schlachtszene lebendig entkommen, ist er im Geheimen hinzurichten und seine Überreste zu beseitigen. Stopp. Meine Antwort: Aber Ianto... Verzeiht! Eraser bestätigt, mein Kriegsherr. Stopp. Übertragung Ende. An Flama..."
Reyter riss ihn mit einer strengen Handbewegung das Wort ab.
"Das genügt."
Flama sah Reyter herausfordernd an. An diesen Worten gab es keine Zweifel. Sarn war kein Lügner, erst recht nicht in einer Situation wie dieser.
"Ich habe alles richtig wiedergegeben, Kriegsherr! Ich schwöre es! Ich bin kein Verräter!"
"Beruhigt Euch Sarn! Ihr seid in keiner Weise als Verräter angeklagt!", fauchte die Admiralin ihn an.
Dann nahm sie Reyter mit leuchtenden Augen ins Visier.
"Ihr habt Euch doch selbst gewundert, wieso die Übertragung so eine lange Verzögerung hatte."
Der Kriegsherr legte die Fingerspitzen aneinander.
"Korrekt. Die letzten Anweisungen habe ich nie gegeben. Das erklärt eure Pause. Das ist ein... Problem."
Flama sah den Kriegsherr misstrauisch an. Sagte er gerade die Wahrheit oder log er?
"Sarn... Ihr habt nichts Verdächtiges in der Verbindung gespürt?"
Er nahm steif Haltung an.
"Nein, mein Kriegsherr! Es war alles wie immer. Was wollt ihr damit sagen? Doch nicht etwa..."
"Jemand hat sich eingeschlichen und meine Befehle mit diesem Zusatz manipuliert? Doch, genau das. Zumindest, wenn Ihr die Wahrheit spricht."
Sarn wurde bleich.
"Das tue ich!", sagte er heiser.
"Gut, dann werdet Ihr die Überprüfung zweifellos zulassen. Genauso wie ich meinen Koordinator überprüfen lasse. Sollte die Manipulation zwischen den Koordinatoren liegen... Nun, es wäre äußerst unerfreulich, wenn das der Fall wäre. Ich lasse vorsichtshalber alle Kodes ändern. Emeralt soll den Fall untersuchen."
Reyter sah zu Flama und ihre Blicke trafen sich. Einen Moment lang war Flama versucht auszusprechen, was sie dachte. Lügner!
Aber lügte er wirklich? Oder war diese Manipulation eine reale Bedrohung? Der Kriegsherr hatte sie bisher nie belogen...
Reyter lächelte plötzlich.
"Schau mich nicht so an, Flama. Eigentlich war ich hier um dir für deinen Sieg zu gratulieren, dich zu befördern und eine dir versprochene Belohnung zu überreichen. Du hast offenbar nicht nur einen guten Soldaten verloren, sondern auch einen Freund. Das tut mir Leid. Wir werden um ihn angemessen trauern. Aber zuerst, hör dir an was ich zu sagen habe."

Da Zaisa nun wieder ihr Gemach belegte und das Kommando über die Eraser übernommen hatte, trafen sie sich diesen Abend in Weldons Kabine. Es war genauso unordentlich wie Flama es sich immer vorgestellt hatte. Überall lagen getragene Uniformen und angelesene Bücher verstreut und in der hinteren Ecke des Raumes türmte sich nicht zurückgegebenes Geschirr aus der Schiffsküche, das locker ein Viertel des Bestandes der Eraser ausmachte. Und dabei hatte Weldon seiner Aussage nach aufgeräumt. Vermutlich hatte er nur den Tisch, die Stühle und einen betretbaren Pfad freigeräumt.
"Ich habe es ihm nie gesagt", bekannte Timozi mit scheuen Grinsen, während er mit seiner halb abgenagten Hühnerkeule herumwedelte, ", aber nachdem ich ihn damit gesehen habe, wollte ich auch so einen Hut."
Weldon prustete in seinen Bierkrug hinein.
"Zebrastreifen? Du scherzt, was?"
"Das sind Tigerstreifen!", erwiderte der Reiter entrüstet mit vorgeschobener Unterlippe.
"Aha... Wo ist der Unterschied?", fragte Weldon skeptisch und nippte an seinem Bier.
Flama kicherte und warf einen Blick hinüber zu Theema, die etwas abseits auf Weldons Koje hockte und gedankenverloren ihre Sandwiches aß. Flama wusste, dass sie in der Gegenwart zu vieler Menschen einfach abschaltete und ihren Gedanken nachhing, aber es wäre ihr nicht richtig vorgekommen, wenn sie auf Iantos Trauerfeier fehlte. Weldon und Timozi schienen ihren Blick zu bemerken und stellten ihr Philosophieren über verschiedene Streifenarten ein.
"Ob sie überhaupt mitbekommen hat, was geschehen ist?", fragte Timozi und legte den nun vollständig abgenagten Knochen hin.
"Ich denke auf gewisse Weise schon.", sagte Flama und lächelte ihrer Freundin zu, die nicht einmal bemerkte dass über sie gesprochen wurde. "Ich meine... sie hat sich an seinen Namen erinnert. Als sie ihn aussprach... Ich konnte einfach nicht mehr. Es ist schwierig in Theemas Welt einzudringen und einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Ich weiß nicht wie oft ich sie besuchen musste, bevor sie mich wiedererkannte."
"Arme Seele.", murmelte Timozi.
"Aye. Eine Schande, dass Ianto das nie erfahren konnte. Er wäre sicher aus dem Häuschen gewesen.", bemerkte Weldon.
"Stimmt es, dass er sich regelmäßig bei ihr eingeschlichen hat?", fragte Timozi mit gerunzelter Stirn.
"Oh ja. Erst erschien es mir unheimlich, aber später habe ich gemerkt dass er ihr wirklich nichts Böses wollte. Er war einfach verrückt nach ihr.", sagte Weldon und blinzelte Flama zu. "Dennoch zum Missfallen ihrer 'großen Schwester'."
Flama lachte.
"Ach I-wo! Mir gefiel der Gedanke, dass Theema einen Freund bekommt. Mit der Warnung ihn einzuäschern, wenn er weiterhin Theema besucht, wollte ich nur sehen wie ernst es ihm ist."
Timozi schüttelte den Kopf.
"Frauen..."
"Hey, hey! Bist du nicht verheiratet, Timozi?"
"Mit einem Drachen.", grinste er bitter. "Ich habe zwei Bälger die ich vermisse, aber das war es auch schon. Hyperia ist mir für den Moment Familie genug."
"Naja, solange Zaisa ihr Fliegerass braucht, wirst du die anderen sowieso für eine ganze Weile nicht mehr sehen."
Timozi schauderte.
"Denkst du? Ich habe das Gefühl, dass die Admiralin kurz davor ist ihre gesamte Crew umzutauschen. Ich habe sie selten so wütend erlebt."
Weldon wurde ebenfalls blass und nickte. Kaum hatte die Eraser den Rückzugsort erreicht und war mit weiteren Begleitschiffen verstärkt worden, hatte Zaise ihre Crew zusammengetrommelt und beinahe einen Kopf kürzer gemacht.
~Kann mir irgendwer von euch erklären, wie es dazu kommen konnte, dass eine Agentin Rotschilds die Kommandantin direkt aus euren Reihen entführen konnte und anschließend unbehelligt fliehen konnte? ... Nein? Vielleicht dann, wieso eine Frau die ehemals dem Drachenclan angehörte, eine Frau die die Philosophie des Krieges und des Blutvergießens selbst umarmt, eine Frau die mit dem Feind zusammenarbeitet... Wie kann so eine Frau eure Herzen mit ihren Worten vergiften? Habt ihr alle den Verstand verloren?! Ihr seid meine Leute! Meine Soldaten! Meine Crew! Habt ihr in den wenigen Jahren, in denen wir in Mirnuzar sind, alles vergessen was der Galatanische Krieg uns gelehrt hat? Diese Frau erzählt euch von Schlachten, in denen manche von euch selbst gekämpft haben. Hat der Drachenclan unsere Welt gegeiselt? Ja! Sind alle galatanischen Feueradepten in den Reihen des Kriegsherren unsere Feinde? Nein! Sie sind Adepten, wie wir alle! Hier steht eure Kommandantin! Sie war es die Costellos Farce aufgedeckt hat und im Gegenzug hat der Feind ihre Psynergy verkrüppelt. Ist sie deswegen keine Adeptin mehr? Ist sie denn keine überzeugte Anhängerin des Kriegsherrn? Ich habe ihren Status als Kommandantin der Eraser selbst bewilligt! Sich gegen sie zu wenden ist, als würdet ihr euch gegen mich wenden! Und den Kriegsherren selbst! Und damit alles wofür ihr kämpft! Ihr seid eine Schande! Wenn es dabei geblieben wäre, hätte ich jeden der es auch nur in Betracht gezogen hätte nicht das Notwendigste zu tun um die Kommandantin zu beschützen sofort hinrichten lassen! ... Glücklicherweise scheinen die meisten von euch ihren Verstand und ihre Ehre wiedergefunden zu haben. Ich muss dem Kriegsherren zustimmen, dass euer Einsatz bei den Angriff auf Costellos Schloss von Tapferkeit und Treue zeugt. Euch dafür zu bestrafen wäre nicht angemessen. Aber ich sage offen, dass mein Vertrauen in euch erschüttert ist. Ich werden jeden einzelnen von euch gründlich im Auge behalten. Solltet es auch nur wagen noch einmal euren Gehorsam so haltlos in Frage zu stellen, werde ich mir eure Köpfe holen. Wegtreten.~
Weldon stellte langsam seinen Bierkrug ab.
"Ich bin immer noch nicht sicher, ob es damals mit rechten Dingen zuging. Die Crew ist nicht auf den Kopf gefallen."
"Es war etwas an ihrer Art.", gab Flama zu. "Vielleicht war es nicht das was sie sagte... Aber sie sprach mit einer Leidenschaft, die es schwer machte wegzuhören."
"Trotzdem, wir sind Krieger Zaisas! Wir gehören zur Elite und wurden gelehrt allen geistesbeeinflussenden Tricks zu widerstehen. Wäre ich da gewesen... Ich wüsste nicht ob ich meinen Kameraden noch vertrauen könnte.", sagte Timozi bitter.
"Damit hat sie wahrscheinlich genau das erreicht was sie wollte.", stellte Weldon nüchtern fest. "Und Zaisa wird das überhaupt nicht mögen. Ich wette mit euch, dass die Eraser lange nicht mehr einsatzbereit sein wird, solange sie eine neue Crew zusammenstellt. Sie wird eine Menge Crewmitglieder herausschmeißen. Wo sie wohl landen werden...?"
Flama lehnte sich langsam in ihrem Stuhl zurück. Es wurde wohl Zeit die Neuigkeit zu verkünden.
"Vielleicht auf der 'Sternenbrand'?"
Die zwei Männer sahen sie stirnrunzelnd an.
"Die was?", fragte Weldon irritiert.
"Mein Schiff.", sagte Flama bemüht lässig, obwohl ihr Herz ihr bis zum Hals pochte. "Ich suche immer noch Mitglieder für meine Crew. Ihr seid übrigens auch eingeladen."
Den beiden klappte der Kiefer. Flama konnte nicht mehr und brach in einen prustenden Lachanfall aus.
"Moment mal, Moment mal, hey!", rief Weldon über ihr Gelächter und wirbelte mit den Armen.
"Bitte was? Dein Schiff? Doch nicht etwa...?"
Sie konnte nur nicken. Timozi machte große Augen.
"Die Sol-Klasse? Sie ist fertig?"
Flama nickte wieder und begann sich zu beruhigen.
"Haha... Ja. Weldon, es ist fantastisch! Meine größte Sorge war es, dass Reyter mich wieder im taktischen Stab an seiner Seite zurückruft. Jetzt habe ich mein eigenes Schiff und kann überall hinsegeln! Naja, natürlich unterstehen wir seinen Befehlen, aber abgesehen davon bin ich mein eigener Herr."
Sie grinste breit und rückte nah an den Tisch heran und blickte zwischen den beiden hin und her.
"Na, was sagt ihr? Schließt ihr euch meiner Crew an?"
Timozi verschränkte die Arme.
"Hm... Ich bin das letzte überlebende Mitglied von Wüstenwind. Die Verstärkung besteht zwar aus hervorragenden Jungs und Mädchen, aber es ist einfach nicht das selbe. Wenn ich schon eine neue Staffel aufbauen muss, wieso nicht auf der Sternenbrand?"
Er grinste.
"Na schön, Kommandantin. Ich bin dabei."
Weldon starrte in seinen Bierkrug. Zu Flamas Überraschung war er nicht annähernd so begeistert wie Timozi.
"Hmm... Kann nicht schaden, nicht? Ich werde mich vermutlich auch nicht an die Neuen gewöhnen. Und bei dir werde ich vermutlich nicht annähernd so zur Schnecke gemacht wie auf der Eraser. Wenn Zaisa mich gehen lässt... klar, ich bin dabei."
Flama lächelte, ein wenig verwirrt, aber immer noch zufrieden.
"Theema ist auch schon eingetragen. Dann bleibt die Runde komplett. Nicht wahr, Theema?"
Die Forscherin zuckte aus ihrer Trance hoch.
"Äh, was?"
"Du, auf meinem Schiff? Die Sternenbrand?"
"Sternen... Oh ja, klar. Sicher."
Flama klatschte in die Hände.
"Sehr ihr? Perfekt."
Sie lehnte sich zurück und starrte wehmütig an die Decke.
"Ohne Ianto wäre das alles nicht möglich gewesen. Ich wünschte wirklich er wäre noch hier, damit ich ihn auch einladen könnte."
"Ich glaube kaum, dass er ablehnen würde, wenn er wüsste dass Theema Teil der Crew wäre."
Alle lachten. Ohne dass es den anderen auffiel, legte Theema plötzlich ihr Tablett zur Seite und ging zum Tisch herüber. Sie beugte sich leicht vor und sprach mit so sanfter Stimme, dass die anderen sie beinahe überhörten.
"Wollt ihr euch verabschieden?"
Flama sah zu ihr auf und stockte. In Theemas Augen lag ein Glimmen, dass sie in all den Jahren in ihrer Bekanntschaft nur sehr selten gesehen hatte. Sie hatte einen ihrer Momente.

Saitu massierte sich den Kopf und sah sich aufmerksam auf Deck um. Der Anfall war schnell wieder vorbei gewesen. Es schien also als wäre Costello aufgehalten worden.
"Geht es allen gut?", rief er und hob die Spiegelstele vor seinen Füßen auf.
Sie war klar. Es war keine Visions-Reflektor-Kugel mehr aktiv.
"Scheint als geht es allen bestens, Herr Saitu.", ächzte Senar. "Ich nehme an der junge Kämpfer Reyters hat... gesiegt."
Saitu starrte immer noch entsetzt auf die leere Spiegelfläche und ballte sie in seiner Faust.
"Weder das eine oder das andere ist gut. Zwar sind wir noch alle hier, aber das bedeutet auch, dass einer von Reyters gefährlichsten Widersachern ausgeschaltet ist."
"Ganz zu schweigen, dass unsere Expedition erheblich schwieriger geworden ist.", pflichtete Senar bei. "Wenn dieser Dr. Vincent überlebt hat, dann ist er sicher auf der Flucht. Das wird wohl kaum noch eine diplomatische Mission."
"Wohl kaum.", stimmte Saitu frustriert zu.
"Saitu?"
Der Erste Maat drehte sich um.
"Was gibt es, Sylvos?"
"Ich glaube unsere Besucher sind im Anmarsch."

Sie ließen die Planke für ihre Gäste runter, die nun im Gänsemarsch zur Windtänzerin hinaufkletterten. Sylvos musterte sie interessiert. Zuerst betrat eine hochgewachsene Windadeptin in Rüstung und mit einem Speer bewaffnet das Deck und taxierte die Umgebung aufmerksam mit wachsamen Augen. Ihre Blicke trafen sich für einen Moment, dann sah sie sich weiter um. Offensichtlich eine Leibwächterin. Als ein Schnaufen den zweiten Besucher ankündigte, trat sie einen Schritt zur Seite und ließ ihn das Deck betreten. Es war ein etwas klein geratener Mann mit beachtlichen Bauchumfang und er war sichtbar aus der Puste.
"Baron Pirk, willkommen auf der Windtänzerin.", grüßte Saitu ihn respektvoll und reichte ihm die Hand.
Er nahm und schüttelte sie.
"Saitu. Sie sind ein wenig vom Kurs abgekommen."
"Costellos hatte ein paar Überraschungen für uns."
"Dann ist gut, dass Sie noch in einem Stück sind. Wir hätten uns beinahe in eines dieser Scheusale verwandelt. Ich hoffe, das war die letzte Überraschung, die Angelo Costello noch für uns hatte."
"Wahr.", entgegnete Saitu. "Leider bringen uns diese Umstände in eine missliche Lage."
"Was Sie nicht sagen!", bemerkte der Baron etwas spitz, während er nach Atem ring. "Wenn der Kriegsherr seine Stellung in Neu-Mirnuzar festigt, muss er einfach nur in alle Richtungen losmarschieren. Zu allem Überfluss habe ich vor wenigen Moment erfahren, dass sich Polinas Lord Umbrio sich selbst abgesetzt hat. Damit steht Oscasiane ohne starken Führer da."
Saitus Miene verfinsterte sich zusehends.
"Großartig."
"Nun, kein Grund gleich den Kopf hängen zu lassen, oder?"
Sylvos sah wieder zur Rampe. Der letzte Neuankömmling war eingetroffen. Der Mann hatte eine eher gewöhnliche Statur und hatte seine Kleidung und sein Gesicht unter einem langen waldgrünen Kapuzenmantel verborgen.
"Ich gebe zu, dass Costellos Ende problematisch ist, aber es war unvermeidbar. Außerdem gibt mir das viel mehr Luft zum Atmen, wenn man bedenkt dass ich ihm eine ganze Weile schon ein Dorn im Auge war. Es ist schön sie alle kennen zu lernen, meine Damen und Herren."
Saitu bedachte ihn mit einen skeptischen Blick und nahm seine dargebotene Hand. Baron Pirk warf ihn einen müden Blick zu.
"Sie... erinnern sich, dass Sie mich gebeten haben Ihre Identität geheim zu halten, oder? Diese Leute wissen überhaupt nicht wer sie sind."
Der Mann schlug sich auf die Stirn.
"Oh... Mein Fehler. Verzeihen Sie die Unhöflichkeit. Zuerst die Dame! Das ist meine Leibwächterin Vaira."
Die Windadeptin deutete eine Verbeugung an.
"Sehr erfreut."
"Nun zu meiner Wenigkeit...", sagte der Mann und schlug seine Kapuze zurück.
Sylvos zuckte zusammen, als er sein Gesicht sah. Er bemerkte, dass es Saitu und ein paar anderen aus der Crew ähnlich ging. Vor ihnen stand ein Mann, dessen Gesicht sehr stark dem von Lashon ähnelte. Die einzigen Abweichungen waren die Abwesenheit der Narbe, ein paar winzige Details wie die Länge der Augenbrauen und dass seine Haar- und Augenfarbe eindeutig auf einen Feueradeptin schließen ließ.
"Ich weiß nicht ob Sie schon von mir oder meinem Unternehmen gehört haben. Ich bin der Gründer und Leiter des 'Strahlenden Refugium'. Mein Name ist Flar."

Sie versammelten sich im Kartenraum, wobei die Platte der momentan inaktiven Karte ihnen als Tisch diente. Anwesend waren Saitu, Baron Pirk, Flar, Lord Senar, Loghain, Amirwin, Skrasas, Facas und Anarath. Auch Vaira und Sylvos nahmen als formale Leibwächter der Parteien am Tisch teil. Seit wann Sylvos als Leibwächter eingeteilt war und für wen war ihm schleierhaft. Aber er freute sich an der Versammlung teilnehmen zu dürfen. So musste er nicht alles aus zweiter Hand erfahren. Ihm fiel auf, dass Anarath nicht am Tisch saß, sondern sich wie er und Flars Leibwächterin im Hintergrund hielt. Er trug wie Flar einen Kapuzenumhang um sein Gesicht zu verbergen. Sylvos war nicht wirklich klar, warum er das tat...
Saitu räusperte sich und begann.
"Nun da wir alle versammelt sind, können wir beginnen. Unser Ziel war es mit Angelo Costello Kontakt aufzunehmen und über ihn einen gewissen Doktor Vincent Balder zur Zusammenarbeit zu bringen, um den Marsstern von der Thronerbin Polinas zu trennen. Da sich die Situation grundlegend geändert hat, müssen wir uns neu orientieren und folgende Frage klären: Wir geht es weiter?"
Prompt meldete sich Loghain zuerst.
"Die Idee war es den Doktor anzuwerben oder seine Aufzeichnungen zu sichern, oder? Jetzt wo dieser Costello nicht mehr ist, können wir uns doch einfach diese Aufzeichnungen nehmen."
"Sehr diplomatisch.", bemerkte Facas verdrießlich.
"Lasst mich ehrlich sein.", schaltete sich Baron Pirk ein. "Die Windtänzerin hat sich in der Vergangenheit schon mal... den Methoden des Diebstahls bedient. Wenn wir die Sache ganz legitim betrachten, gehören diese Aufzeichnungen nun Silvester Costello, dessen Position aber nun in ganz Mirnuzar auf sehr wackligen Füßen steht. Nun da Costellos Verbrechen dargelegt sind, wird sein Besitz wohl von Polina beschlagnahmt und wieder dem Großreich Oscasianes hinzugefügt. Nun hat sich Umbrio offenbar selbst verhaftet und die Thronerbin... Nun ja, deswegen sind wir hier. Das heißt, der Prozess der Beschlagnahmung wird vermutlich erheblich verlangsamt werden, also bleibt Costellos Schloss Kriegsgebiet. Die Gelegenheit... könnte nicht günstiger sein."
Facas ließ die Schultern hängen.
"Also stehlen wir die Aufzeichnungen letztendlich? Wofür braucht ihr mich? Ich könnte längst in Porta Prismatica sein und..."
Ein Blick Saitus brachte ihm zum Schweigen.
"Ich kann der Methode nicht mit reinem Gewissen zustimmen.", bemerkte Amirwin entschieden.
Saitu nickte.
"Ich auch nicht. Es gibt keine Garantie, dass das was wir dort eventuell finden uns auch helfen kann. Ich zweifle nicht an euren Fähigkeiten Meister Loghain, aber es könnte gut sein dass wir nicht die Aufzeichnungen finden die wir suchen. Unsere Priorität sollte das Auffinden des Doktors sein."
"Und wo fangen wir also an? Wenn er überhaupt noch lebt?", fragte Baron Pirk und verschränkte die Arme.
"Silvester Costello."
Sylvos verzog unwillig das Gesicht. Er war nicht der einzige, dem die Idee nicht gefiel. Vor noch einer halben Stunde hätte Angelo Costello sie alle in irgendwelche Dinger verwandelt. Mit seinem Erben in Kontakt zu treten klang nicht gerade wie eine gute Idee.
"Ist das unsere einzige Möglichkeit?", fragte Senar ruhig.
"Wenn der Doktor nicht irgendwohin übergelaufen ist, dann schon. Wir wissen nicht einmal ob der Doktor uns in irgendeiner Form freundlich gesonnen ist, also macht es wenig Unterschied ob wir ihn oder Silvester kontaktieren.", schloss Saitu.
"Silvester Costello, hm...?", murmelte Flar. "Ihr wisst wo ihr suchen müsst?"
Saitu biss die Zähne aufeinander.
"Nein."
Pirk dachte lange nach, dann schüttelte er den Kopf.
"Ich ebenso wenig. Meine Informanten in Costellos Reihen waren begrenzt. Er wollte Silvester immer in seiner Nähe behalten. Wenn er nicht mehr im Schloss ist, kann er überall sein."
"Oder in einem der vielen versteckten Unterschlüpfe, von denen er glaubt, dass ihn dort so bald niemand finden wird.", schlug Flar vor und klatschte eine Hand auf den Tisch. "Es war doch gut von mir zu kommen. Das Refugium wird ihn aufspüren."

"Flar? Haben Sie einen Moment?"
Der Feueradept drehte sich um und lächelte Saitu zu, der sich aus der Traube der sich auflösenden Versammlung trennte und auf ihn zuschritt.
"Durchaus. Vaira, könntest du..."
"Ich bleibe in der Nähe.", unterbrach sie ihn scharf und ging los, aber nicht bevor sie Saitu einen drohenden Seitenblick zuwarf.
Flar lachte leise.
"Verzeiht Vaira. Sie nimmt ihre Aufgabe sehr ernst. Aber deswegen ist sie auch eine der besten."
"Ihr habt viele Feinde?", mutmaßte Saitu, als er der Leibwächterin hinterhersah.
"Kann man so sagen.", sagte Flar und verzog das Gesicht. "Besonders jetzt, wo es an der Zeit ist eine Seite zu wählen, werde ich sie dringender benötigen denn je. Aber genug über Vaira. Ihr wolltet was von mir?"
Saitu nickte.
"Ja. Ich habe tatsächlich von Euch und dem Strahlenden Refugium gehört. Man sagt, Ihr seid ein grandioser Geschäftsmann."
Flars Lippen umspielten ein Grinsen.
"Schön dass Sie diesen Ausdruck verwendet haben, denn ich höre in letzter Zeit immer wieder andere... unerfreulichere Titel."
"Ich hörte auch, dass Sie nie etwas ohne Gegenleistung tun. Gerade zu darauf bedacht, nie einen Handel abzuschließen ohne etwas dafür zu bekommen. Ihr schenkt niemanden etwas."
"Wäre ich denn ein Geschäftsmann, wenn es anders wäre?"
"Dann komme ich nicht umhin mich zu fragen, was Sie als Gegenleistung für ihre Hilfe bei der Aufspürung Silvester Costellos erwarten. Oder was Baron Pirk ihnen angeboten hat, damit Sie Kontakt zu uns aufnehmen."
Flar blickte kurz an die Decke und verzog die Mundwinkel, als würde er seine nächsten Worte mit Bedacht wählen.
"Sehen Sie Herr Saitu... Dazu müssen Sie verstehen, was das Strahlende Refugium ist."
"Ich hörte es ist eine beachtliche Händlergilde von Adepten aus allen Welten."
"Jaaa, das.", antwortete Flar gedehnt. "Es ist so: Als ich vor Jahren nach Mirnuzar kam, mit nichts als ein paar Werkzeugen, einem Stahlbarren und ein bisschen Gold im Gepäck, hatte ich im Sinn hier ein Geschäft zu eröffnen, dass die Handwerkskunst der Adepten in diese Welt bringt. Mit Psynergy konnte man Dinge tun, von denen diese Menschen noch nicht einmal geträumt haben. Eine gute Idee also und ich entschloss mich dieses Rennen um die Führung dieses Marktes zu gewinnen. Eine Weile ging das gut, aber irgendwann wurden wir von einer anderen Handelsgilde mit scheinbar endlosen Mitteln einfach überrannt."
"Wie alle anderen auch. Costellos Händler-Union.", schloss Saitu.
Flar nickte.
"Genau. Wir waren für seine Union keine Gegner. Er konnte uns einfach aus dem Markt kaufen. Also war ich gezwungen auf viele andere Geschäftsbereiche auszuweichen, wenn das Strahlende Refugium überleben sollte. Tatsächlich nahm ich alles was ich kriegen konnte: Agrarwirtschaft, Bergbau, Transport, Bauwesen, Personenschutz, Vermittlung... Aber auch zwielichtige Bereiche wie Schrottsammelung, Söldneraufträge, Schmuggel und, mein Favorit, Handel mit Informationen. Ihr glaubt gar nicht wie viele Bücher ich damals gewälzt habe."
Flar lächelte müde, als er sich an diese Zeiten zurückerinnerte.
"Das Unglaubliche daran: Es funktionierte. Erfolge überwiegten die Misserfolge und plötzlich stand ich mit einem Unternehmen da, das unabhängig von Costellos Handelsunion existieren konnte."
"Kein übler Werdegang.", gab Saitu beeindruckt zu. "Aber ich verstehe immer noch nicht, was Ihr von uns verlangt."
Der Geschäftsmann lächelte vielsagend.
"Sehen Sie, eine Bezahlung gibt es in allen Formen und Größen. Baron Pirk bot mir für meinen Einstieg in euren kleinen Kreis ein paar Informationen und... Privilegien an. Er hat gut bezahlt, also könntet ihr meine Hilfe für die Auffindung von Silvester Costello als kleinen Bonus verstehen."
Saitu runzelte die Stirn.
"Und was hat Euch der Baron angeboten?"
"Aber, aber!", sagte Flar entrüstet, "Das ist ein Geschäftsgeheimnis! Alles was Ihr wissen müsst ist, dass es mir großen Nutzen bringt und ihr auf meine Unterstützung zählen könnt. Alle Parteien gewinnen! Diese Abkommen sind mir am liebsten."
Darauf konnte Saitu nichts entgegnen. Er wurde nur das Gefühl nicht los, dass sie mit Flar einen sehr teuren Preis bezahlt hatten. Und ihn nicht zu kennen gefiel ihm überhaupt nicht.
"Verstehe.", gab er auf. "Dann danke ich Ihnen für Ihre Mühen."
"Es ist mir eine Freude.", entgegnete Flar und deutete eine leichte Verneigung an. "Nun dann... Wo darf ich auf diesem Schiff unterkommen?"
*Teil 2*


Der Staub machte Sinaphie zu schaffen. Obwohl es aufgehört hatte Sterne zu regnen, hatte sich die Wolke immer noch nicht gesenkt und behinderte ihr Vorankommen. Sie raste den Geräuschen der Zerstörung hinterher und hielt immer wieder inne um sich neu zu orientieren und damit Deven aufschließen konnte. Für einen Mann seiner Größe und einem schweren Anker auf der Schulter bewegte er sich ausgesprochen schnell.
"Da lang!", rief sie ihn zu, als sie den unverkennbaren Klang eines einstürzenden Gebäudes vernahm und zeigte ihm die Richtung.
Sie waren jetzt wohl sehr nahe.
Er grunzte zustimmend und hechtete ihr weiter hinterher. Sein Gesicht war von einem angespannten Grinsen gezeichnet. Scheinbar konnte er es nicht erwarten sich in den Kampf zu stürzen.
Die Aerorill war unruhig. Sie hatte noch nie etwas so Großes angegriffen. Wie sie es auch drehte und wendete: Mit ihrem Messer und ihren Klauen konnte sie bei einem Monstrum wie Equinox nichts ausrichten. Selbst wenn sie noch ihre Psynergy hätte würde ihr die Feuerkraft fehlen die Kreatur in die Knie zu zwingen. Wie konnte sie in diesem Kampf helfen? Sie blickte an sich hinunter und sah das schmucklose Amulett vor ihrer Brust baumeln. Bisher hatte es alle bösartigen Erinnerungen des Trägers vertrieben, aber Equinox war keine Erinnerung von ihnen. Was sollte sie damit anstellen?
Sie sah wieder auf.
Und da war es.
Wie eine unaufhaltsame Gewalt der Zerstörung gallopierte es durch die Ausläufer der Stadt und brachte jedes Gebäude zum Einsturz, dass es berührte. Sinaphie schluckte. Erst jetzt fiel ihr auf wie klein sie wirklich war.
Doch bevor sie die Ehrfurcht übermannen konnte, spürte sie einen Luftzug an ihren Federn und Deven sprintete mit schweren Schritten an ihr vorbei.
"Ich bring ihn zu Boden, Ihr findet seine Schwachstelle. Los!"
Während der Sitras ihr zurief, sprang er auf die Trümmer eines halb umgestürzten Gebäudes und benutzte es wie eine Rampe. Bevor Sinaphie ihm zurufen konnte, dass das Wahnsinn war, setzte er bereits zum Sprung an. Nach einem gewaltigen Satz segelte Deven mit erhobenen Anker durch die Luft und hielt direkt auf den ungeschützten Rücken der Kreatur zu. Sein Gesicht erstahlte in kindlicher Freude, als er mit beiden Händen seinen Anker schwang. Mit einem kehligen Aufschrei hieb er Equinox in den Nacken. Das Himmelspferd kreischte auf und wirbelte herum. Deven rollte sich über dessen Schulter ab und schlug Equinox im Fallen donnernd in die Kniekehle seines rechten Vorderbeins.
Equinox gab einen weiteren, wütenden Laut von sich und begann wie verrückt auf der Stelle herumzutrampeln. Deven verschwand in einer dichten Staubwolke zwischen den Hufen des Monsters. Sinaphie schlug das Herz bis zum Hals. Was sollte sie tun?!
Plötzlich kamen aus dem Nichts drei sichelförmige Geschosse und trafen Equinox in rascher Reihenfolge am Hinterteil. Equinox schnaubte und trabte ihn Richtung des Ursprungs davon. Sinaphie nutzte die Gelegenheit und hastete in die Staubwolke hinein. Dort fand die Deven. Er war tief in den Sand gedrückt worden und sein Anker war in der Mitte leicht durchgebogen. Blut floss ihm aus dem Mundwinkel, aber er grinste.
"Ich habe ihn gut erwischt, oder?", lachte er.
"Ja.. Ja, er lahmt jetzt auf seinen rechten Vorderbein.", log Sinaphie erleichtert und zog mit beiden Händen den schweren Mann aus dem Sand.
Dieser knackte mit dem Hals und spuckte Blut aus.
"Das Biest ist härter als jeder Felsen. So gefällt mir das."
"Kannst du stehen?"
Deven kam schwankend auf die Beine. Er biss vor Schmerzen die Zähne zusammen.
"Rennen könnte ein wenig schwer werden, aber ich schaff das schon. Geh schon mal vor! Dieser Kerl hat gute Feuerkraft. Wenn wir Equinox Schädel knacken wollen, müssen wir ihn koordiniert angreifen."
Sinaphie musterte ihn besorgt.
"Und du bist wirklich okay?"
Deven lachte hell, ehe er in einen Husten verfiel.
"Lebendig fühle ich mich allemal. Los jetzt, Federheldin!"
Widerstrebend wandte sie sich von ihm ab und lief los. Es war leicht für sie Equinox zu überholen. Das Himmelspferd war zwar verärgert, schien es aber nicht eilig zu haben. Sinaphie begann sich zu fragen wie intelligent dieses Wesen war. Verspürte es Genugtuung, wenn es seine Überlegenheit demonstrierte? Verstand es vielleicht die Sprache der Menschen? Oder der Aerorill? Sinaphie war sich nicht sicher, ob sie es versuchen sollte. Der Zorn in Equinox Augen erinnerte sie sehr an die Frau, die den blauen Sandsturm herbeigerufen und ihnen die Psynergy geraubt hatte.
Sinaphie ließ Equinox hinter sich und richtete ihre Sinne darauf aus den Mann zu finden, den Lashon helfen wollte. Sie fand ihn wenig später panisch im Zickzack durch die Straßen der hohen Gebäude Mirnuzars rennen. Er war sichtbar außer Atem und warf immer wieder einen ängstlichen Blick über die Schulter. Trotzdem bemerkte er Sinaphie erst, als sie direkt neben ihm auftauchte.
"Hallo."
Apaec stieß einen wüsten Fluch aus und erweckte seinen Seelenschatten zum Leben. Der rothäutige Gladiator baute sich bedrohlich mit erhobener Axt vor Sinaphie auf. Die Aerorill rührte sich nicht vom Fleck, blinzelte nicht einmal. Apaec starrte sie mit geweiteten Augen an, zögerte mit dem Angriff.
"W-Was bist du denn jetzt schon wieder?"
"Ich bin Sinaphie. Ich möchte dir helfen."
"Oh, guuut.", sagte er mit hoher Stimme. "Ein kleiner Piepmatz gegen ein großes geschupptes Riesenpferd. Mein Glückstag."
"Hey!", rief Sinaphie empört und klackte mit dem Schnabel. "Ich bin eine Aerorill und künftige Federheldin."
"Und ich derjenige mit dem großen, roten unheimlichen Kerl mit der Axt.", erwiderte Apaec giftig.
Sinaphie gurrte angriffslustig.
"Ich würde deine Herausforderung gerne annehmen, aber ich habe Lashon versprochen dir das Leben zu retten."
"La... Wer, etwa dieser Stadtwächter? Wegen ihm bin ich doch erst in dieser Situation!"
"Und deswegen helfen wir dir."
Apaec stöhnte und schüttelte den Kopf. Trotzdem löste sich der Seelenschatten auf.
"Na gut, Federvieh. Aber wenn ich das bereue, nehme ich dich mit, verstanden?"
Sinaphie verkniff sich eine Bemerkung. War das wirklich der Mann der Lashon helfen wollte? Sie begann daran zu zweifeln.
"Also dann, lass hören! Was ist der große Schlachtplan?"
Sinaphie blinzelte.
"Wir haben keinen."
Apaec klappte der Kiefer so tief, dass er fürchtete er würde ihm abfallen.
"WAS?! Und du willst mir helfen?! Wen hast du überhaupt dabei?!"
"Nur Deven..."
Apaec gab eine Reihe witziger Laute von sich, wie Sinaphie fand.
"Du meinst der Typ mit dem Anker, der vorhin zertrampelt wurde?! Nur er?!"
"Yup."
"Und dieser Stadtwächter?!"
"Stößt vielleicht später zu uns."
"Vielleicht?! Wollte er euch nur loswerden?!"
"Er kommt ganz bestimmt.", sagte Sinaphie, wenn auch nur um den Schattenadepten zu beruhigen.
"Oh, toll! Bringt er vielleicht auch eine Armee mit?"
"Vielleicht..."
"Einen Dreck wird er tun!!", fauchte Apaec. "Das reicht, ich habe genug Zeit mit dir verschwendet. Mich würde es nicht wundern, wenn dieses Pferdchen jetzt schon hinter der nächsten Häuserecke wartet!"
Er blickte nach oben und seine Augen weiteten sich so weit vor Schreck, dass Sinaphie sich fragte ob sie jeden Moment aus seinem Gesicht fielen.
"OH SCHEIßE!!!", bellte er und rannte los.
Sinaphie folgte seinem Blick und sah Equinox Kopf, der um die Ecke ragte und boshaft auf sie hinabschaute.
Sinaphie schluckte und ließ ihr Messer aus den Federn hervorschnellen. Sie dachte an Devens Worte zurück. Sie sollte seine Schwachstelle finden... gab es überhaupt so eine? Sinaphie kämpfte gegen das Zittern in ihrer Waffenhand an. Wann hatte sie das letzte mal so starke Furcht verspürt? Das passte überhaupt nicht zu ihr. Und ganz gewiss nicht zu einer Federheldin!
Mit neu gewonnener Ruhe, nahm sie ihre gewohnte geduckte Kampfhaltung an, während Equinox sich gelassen auf sie zubewegte und dabei das Gebäude zwischen ihnen ohne Beachtung niederriss.
Ruhig bleiben. Schwachstelle... Schwachstelle..., überlegte sie und taxierte Equinox mit aufmerksamen Blicken. Die Augen? Die Nase? Eine weiche Stelle unter dem Kinn?
Ein Kriegerschrei riss sie aus den Gedanken, als sich eine große Gestalt von einem der halb eingestürzten Gebäude warf und eine Lanze in Equinox Flanke rammte. Das Wesen strauchelte ohne erkennbare Verletzungen zur Seite und krachte in die Überreste des zerstörten Gebäudes.
"Felderheldin, lauft!", rief Dragonminer und hob seine Lanze drohend in Richtung Equinox, dass sich ihm zornig zuwandte.
Zwischen seinen Hörnern begann sich ein neuer Feuerball zu bilden. Dragonminer spie einen Fluch und hechtete in Richtung der nächstbesten Deckung los.
Ein Zucken ging durch Sinaphies Fedelkleid. Die Hörner! Die Aerorill kam plötzlich auf eine seltsame Idee. Damals im Kampf gegen Kudo und später gegen Kehlen hatte sie etwas getan, dass sie nie verstanden hatte. Sie hatte es bisher immer verdrängt, aber nachdem was Kretarr ihr auf Mengeskat gezeigt hatte, bekam sie eine Vorstellung was es war.
Sie holte mit dem Messer aus.
"Federheldin, geht in Deckung, sofort!", hörte sie Dragonminer rufen, doch sie hörte nicht auf ihn.
"Ruuuuuu!", machte Sinaphies und hieb durch die Luft.
Fünf Energiestrahlen schossen aus ihren Klauen und peitschten auf Equinox zu. Auf ihren Weg fraßen sie tiefe Furchen durch die gepflasterten Straße und brachten ein weiteres Gebäude zum Einsturz.
Dann geschah etwas Überraschendes: Equinox stieß einen spitzen Schrei aus und sprang aus dem Weg. Dabei ging sein Schuss weit ins Leere. Die Strahlen zerfraßen weiter die Straße und anliegende Trümmer und erloschen nach ein paar hundert Metern. Die Straße sah so aus, als hätte eine gigantische Bestie mit ihren Klauen durchzogen.
Wenn es wirklich intelligent ist... Fürchtet es sich vor diesem Angriff?!
Was auch immer es war, nun hatte sie seine Aufmerksamkeit. Es sprang mit einem Satz auf sie zu und stampfte nach ihr. Doch Sinaphie war längst nicht mehr da.
"Hier drüben.", rief sie und stand auf dem Fenstersims des letzten halbwegs intakten Gebäudes.
Equinox drehte sich mit und trat mit seinen Hinterläufen aus. Von dem Gebäude blieb nichts übrig. Sinaphie flog durch die Luft und landete geschickt auf der Straße. Sie fragte sie wie ihr neu gefundener Angriff funktionierte. Konnte sie ihn einfach nochmal einsetzen? Konnte sie die Strahlen steuern?
"Federheldin, passt auf!"
Plötzlich platzte die Straße und ein Pflasterstein traf sie am Kopf. In ihrem Schädel begann es zu klingen und sie fiel benommen auf ihren Hosenboden.
Ich muss hier weg! Sofort!, sagte eine ferne Stimme in ihrem Kopf, die ihr komisch vorkam. Also entschied sie sich ersteinmal sitzen zu bleiben.
Starke Hände packten sie und ihr verschwommenes Sichtfeld füllte sich mit orangeroten Flammen. Als sie wenige Minuten zu sich kam, hockten sie und Dragonminer hinter einem Trümmerhaufen. Der Sitras qualmte und es roch nach verbrannten Fleisch.
"Dieses Wesen ist nicht für dich bekämpfbar!", redete er auf sie ein. "Ihr müsst hier weg!"
Sinaphie bemerkte rote Blutstropfen auf ihrem verstaubten weißen Federn und fasste sich an den Kopf. Sie zuckte zusammen, als ihre Klauen die Wunde berührten.
"Das ist nichts.", nuschelte sie. "Ich kann immer noch kämpfen. Ich muss diesem Mann helfen. Ich habe es Lashon versprochen..."
"Federheldin!", sagte Dragonminer scharf. "Die Kuppel ist bereits am zerbrechen! Ihr müsst solange überleben und dann fliehen! Überlasst Equinox mir!"
"Nein!", krächzte sie entschieden. "Ich muss das tun! Ich werde nicht fliehen!"
Sie sprang auf den Trümmerhaufen. Außer Staub und zertrümmerten Gebäuden war nichts zu sehen. Von Equinox keine Spur.
"W-Wo..."
"Dieser Mann, den du retten willst hat sich entschieden DICH zu retten. Er hat es angriffen, als ich dich von der Straße geholt habe. Dieser Trümmerhaufen hätte uns nicht gerettet."
Sinaphie schauderte.
"Wir müssen hinterher!"

"Verdammte Scheiße, verdammte Scheiße, verdammte Scheiße...", verfiel Apaec in einen seltsamen Singsang, als eine Straße hinter ihm nach der nächsten explodierte.
Wie hatte er es wagen können sich Hoffnungen zu machen dieses Ding bekämpfen zu können? Nach der gesehen hatte, wie Equinox den Angriff des Federviechs ausgewichen war, hatte er tatsächlich gedacht sie könne ihm lebendig noch etwas wert sein! Leider war dieses Biest nun wieder hinter ihm her und es war kein bisschen zimperlich wie bisher. Und von der so genannten Federheldin keine Spur!
"Verdammte Scheiße, verdammte Scheiße, verdammte Scheiße...", setzte er sein Lied fort und schlitterte um die nächste Ecke.
Er blieb stehen und fühlte wie sich seine Eingeweide mit Eis füllten. Sein Lied verebbte augenblicklich und sein Gesicht wurde kreideweiß. Sackgasse.
Apaec sah nach hinten. Dort wartete bereits Equinox auf ihn. Es trabte noch gemütlich auf ihn zu, als wäre es sich bewusst, dass es ihn in der Falle hatte. Apaec schluckte und wich langsam rückwärts zurück. Das Pferd atmete aus und sprengte weitere Löcher in die Straße. War es das also?
Apaec setzte das charmanteste Lächeln auf zu dem er fähig war.
"Heeeey... Wie gehts? Tut mir echt Leid wegen vorhin und gerade eben! Ich wollte das wirklich nicht! Diese Leute haben mich dazu gezwungen! Besonders dieser Stadtwächter! Sie haben irgendwas mit meinem Verstand gemacht, damit ich dich angreife! Ich erzähle keine Märchen! Einer vor ihnen hätte mich sogar beinahe umgebracht und trotzdem hab ich geholfen! Welcher geistig gesunde Mensch tut so etwas? Eben, keiner! Besonders ich nicht!"
Equinox kam unaufhaltsam näher.
"Hör mal, ich habe dich nicht einmal verletzt! Keiner kam zu Schaden, richtig? Außerdem bin ich sicher, du solltest dich lieber auf die konzentrieren die es können. Wie dieses Federvieh, ja?"
Es kam immer noch näher. Apaec wurde wütend.
"Was noch? Wenn du die Sache beenden willst, wirf doch gleich einen dieser Feuerbälle! Dann ist es wenigstens schnell vorbei. Oder wolltest du einfach nur Fange spielen? Tut mir Leid, ich kann leider nicht so eindrucksvoll durch Gebäude laufen wie du!"
Zwischen den Hörnern Equinox bildete sich ein neuer Feuerball.
"Aah, geht doch! Jetzt kommen wir mal wo hin. Aber weißt du was? Jetzt einfach so abzukratzen wäre echt scheiße, weil ich nämlich ein ganz krasser Typ bin. Also... WIE SCHMECKT DIR DAS?! SEELENSCHATTEN!!"
Mit einem letzten Kräfteaufgebot bildete sich der rothäutige Gladiator und warf sich Equinox mit seiner gesamten Seelenenergie entgegen.
Equinox wurde von einer elementaren Explosion eingehüllt und wurde von allen Vieren geschleudert. Der Feuerball verlor seine Form und regnete auf ihn hinab. Apaec breitete die Arme aus und lachte.
"AHAHAHA!!! Wer ist jetzt der Gejagte, hä?! Ich wette deine Hörner lassen sich zu einem ganz anständigen Preis verschachern!!"
Equinox kam wieder auf die Beine. Seine Schuppen war von kleinen Rissen durchzogen, die sich bereits wieder schlossen. Dann trafen wieder unzählige elementare Geschosse das Himmelspferd, dass sich dieses Mal in geduckter Haltung auf den Hufen hielt. Apaec stutzte. Das war er dieses Mal nicht gewesen.
Er trat vor und linste um die Häuserecke. Im klappte der Kiefer. Unzählige Gestalten in Rüstungen und weißen Umhängen stürmten den Platz. Jetzt erschall auch der helle Klang eines Kriegshorns. Apaec konnte es nicht glauben. Was geschah heute nur?
Dieser Stadtwächter hat wirklich eine Armee aufgetrieben!

Es wurde ernst. Die Kreatur kam in Sicht. Traxens Elementarschützen hatten schon mit dem Angriff begonnen.
"Ein neuer Tag, eine neue Teufelei des Drachenclans, hm?", murmelte Lamya ihm an seiner Seite zu.
Lashon nickte.
"Was immer es ist, hoffen wir das nicht noch mehr davon in der Nähe sind. Es hält eine Menge aus."
Zwischen Equinox Hörner bildete sich erneut ein Feuerball, dieses Mal jedoch viel schneller. Kaum hatte es volle Größe erreicht, schoss er los. Lashon rutschte das Herz in die Hose, als er bei den Frontschützen einschlug und einen Großteil von ihnen in einem Feuersturm verschwinden ließ.
"Verflucht, was für eine Zerstörungskraft!", donnerte Boss vor ihnen. "Befehl an alle: Zieht alle Formationen auseinander und benutzt dieses Trümmerfeld als Deckung so gut wie es geht! Wenn nötig schafft eure eigene! Ich verbiete es euch heute zu sterben!"
Lashons lächelte angespannt. Diesen Befehl gab er ihnen jedes Mal. Leider war es für viele Frontschützen bereits zu spät.
"Traxen meldet minimale Verletzungen am Ziel. Er fürchtet wir werden viel mehr Feuerkraft brauchen.", meldete Zhen, ein Windadept in den mittleren Jahren, der ihnen als Koordinator diente.
Lashon war dankbar zu hören, dass es seinem alten Freund gut ging.
"Das höre ich wirklich nicht gerne. Gut dann stellt sämtliche Element-Spezialisten hier ab und teilt ihnen alle Dschinns zu. Erst Damokles, dann Asur! Lorana, Sie haben die Ehre."
Eine ergraute Erdadeptin nickte wortlos und winkte die Element-Spezialisten zu sich.
Boss schnaubte.
"Dann brauche ich die besten Leute, die sich mit mir dem Biest direkt stellen. Lune, Lashon, Oberoth, Lamya! Wir müssen dieses Ding immobilisieren, wenn wir mit dem schweren Geschütz treffen wollen."
Sie gaben bestätigende Antworten von sich. Lashon war nicht besonders scharf darauf sich dem Wesen des Drachenclans zu stellen, aber solange er seine Kameraden dabei hatte konnte nichts schief gehen. Der Boss, Lune, Lamya... Bei Oberoth stutzte er kurz.
Bist du nicht... getötet worden?
Oberoth begann zu flackern. Niemand schien etwas davon zu bemerken. Er schüttelte den Kopf und schloss die Augen. Das war Blödsinn. Wie konnte er sonst direkt vor ihm stehen? Als er die Augen wieder öffnete, flackerte Oberoth nicht mehr.
"Gut, Zhen. Lasst mich das Krieghorn noch einmal hören!"
"Gerne Zack.", blinzelte er dem Boss zu, hob das Horn in seiner Hand zum Mund und blies hinein.
Der helle nur allzu bekannte Klang ließ Lashons Kampfgeist erwachen. Boss schauderte. Ihm ging es genauso.
"Also gut Jungs! Wagt es ja nicht unter meinem Kommando zu sterben! IN DIE LEGENDE!!"

Sinaphie begriff nicht, als sie alle diese Menschen an sich vorbeistürmen sah. In ihr keimten Erinnerungen auf, die nicht ihre eigenen waren. Sie gehörten Kanra. Lashon!
"Die Fahlen Klingen?", murmelte sie geistesabwesend.
Dragonminer schloss zu ihr auf.
"Federheldin? Was geht hier vor sich? Wo kommen all diese Menschen her?"
"Es ist Lashon!", brachte sie erstaunt hervor.
"Was?"
"Ich... Kann es nicht erklären. Sie sind keine Feinde! Sie werden uns helfen!"
Dragonminer sah zu, wie unzählige Geschosse aus Elementen auf Equinox einhagelten. Es war ein beeindruckender Sturm aus zerstörerischer Sternenkraft. Aber auch das konnte Equinox nichts anhaben. Mit einer brachialen Gewalt sprang es umher, verteilte flüssiges Feuer über ihre Gegner, schaltete einen Feind nach dem nächsten mit stampfenden Hufen aus und schaffte es dabei immer noch anmutig zu wirken.
Plötzlich endete der Elementarbeschuss. Dragonminer wunderte sich zuerst, fand aber schnell den Grund. Eine Gruppe aus fünf Männern hielt direkt auf Equinox zu und forderten es im Direktkampf heraus.
"Arme Narren.", murmelte er voller Mitleid.
Sinaphie sprang los.
"Wir müssen ihnen helfen!"

"Zhen, ich möchte eine große Eisfläche! Traxen soll sich darum kümmern! Ich möchte das Vieh zappeln sehen wie ein Fohlen in seinem ersten Winter!", sagte Boss neben Lashon wie zu sich selbst, wärend sie auf das riese Monster zustürmten.
Als Antwort löste sich zehn Sekunden später ein einzelner Pfeil von vielen hunderten Metern entfernt und schlug direkt vor Equinox ein. Blitzartig verteilte sich eine beachtliche spiegelglatte Eisfläche über die Straße. Lashon bevorzugte festen Boden weitaus mehr, aber er war es gewohnt auf Eis zu kämpfen. Das musste man auch, wenn man wie die fahlen Klingen stets in den Regionen des Merkur-Korps unterwegs war. Er begrüßte es sogar ausnahmsweise eine Schlacht nicht in beißender Kälte führen zu müssen. Ein ferner Gedanke wusste sogar, wieso sie in dieser befremdlichen Gegend kämpften, aber er verdrängte ihn direkt wieder. Er musste sich jetzt konzentrieren.
Zuerst schien der Plan zu funktionieren. Equinox rutschte unkontrolliert mit den Hufen über das Eis und musste sich darauf konzentrieren nicht zu stürzen.
"Fegt es von den Hufen!", rief der Kommandant und führte sie in den direkten Angriff.
Sie teilten sich auf. Lashon und Lune näherten sich von hinten, Boss griff den Rumpf an und Lamya und Oberoth nahmen sich den Kopf vor. Plötzlich schnaubte Equinox kräftig aus. Das Eis zwischen Lamya und Oberoth explodierte und beide verloren den Boden unter den Füßen und rutschten in verschiedene Richtungen davon. Lune fluchte neben Lashon und jagte Lamya hinterher.
"Wildwucher!", bellte Lashon und überzog den linken Hinterlauf mit gierigen Ranken die das gesamte Bein umwickelten.
Er packte eine der Ranken und leitete mehr Psynergy hinein um ihnen einen Befehl zu geben. Equinox grollte, als die Ranken versuchten ihn zu Boden zu ziehen und warf sich wild herum.
"Lawine!", rief Boss und versuchte Equinox unter gewaltigen Steinen zu begraben, aber trotz seiner eingeschränkten Bewegung sprang es einfach aus dem Weg.
Dabei riss es mit Gewalt seinen Hinterlauf los und warf die Ranken mit Lashon quer über den Platz. Er kam schmerzhaft mit dem Rücken auf dem Eis auf und schlitterte mehrere Meter weit, ehe er zufällig neben Oberoth zum Halten kam.
"Oh hallo.", grüßte er ihn mit zusammengebissenen Zähnen. "Ein bisschen Hilfe für einen alten Mann, bitte."
Lashon lachte und heilte sie beide. Inzwischen war auch Lamya wieder auf den Beinen und unterstützte zusammen mit Lune den Boss. Sie kamen mit ihren Schwertern nicht einmal in Equinox Nähe und auch stärksten Psynergien zeigten kaum Wirkung. Equinox hingegen schien sich langsam an das Eis zu gewöhnen und kam in stabiler Haltung zum Stehen. Dann erhob es sich auf seinen Hinterbeinen und begann laut zu Wiehern.
"Oh oh...", murmelte Lashon unheilvoll und kämpfte sich auf die Beine.
Equinox Vorderhufe glühten grell auf und es rammte sie hart in den Boden. Die darauffolgende Erschütterung riss ihn und Oberoth sofort wieder um und zerschmetterte die Eisfläche vollends. Splitter und Pflastersteine flogen in einem gefährlichen Geschosshagel durch die Gegend und sausten über ihre Köpfe hinweg.
"Boss!!", rief Lashon erschrocken und half sich gegenseitig mit Oberoth auf.
Er und die anderen Beiden waren nirgends zu sehen, aber Equinox ließ ihnen keine Zeit und lud bereits einen weiteren Feuerball zwischen seinen Hörnern auf.
"Bei Gaia! Was ist das für ein zähes Biest?", brummte Oberoth und zog mit Psynergy eine Felswand vor ihnen hoch.
Sie konnten zwar nicht sehen wie nahe der Feuerball bei ihnen einschlug, aber drei Sekunden später peitschte eine Flammenhölle neben und über ihnen vorbei.
"Keine Sorge, Junge. Hier sind wir erst einmal sicher.", grinste Oberoth Lashon mit zusammengebissen Zähnen zu.
Einen Augenblick später durchbrach ein Huf den massiven Fels und Equinox Kopf tauchte über ihnen auf. Zwischen seinen Hörner flackerte ein Feuerball. Oberoth und Lashon starrten mit aufgerissen Augen nach oben, die Münder zu einem stummen 'O' verzogen.
"Flut!", hörten sie Lunes ferne Stimme rufen.
Eine Welle aus Wasser schwemmte sie beide weg, als das Inferno auf sie herabregnete. Lashon spürte wie es das Wasser um ihn herum zum Kochen brachte und seine Haut versengte. Hustend kämpfte er sich auf dem Wasser und heilte sich. Der Dampf war so dicht, dass er kaum die Hand vor Augen sehen konnte.
~"Lashon, Oberoth! Raus aus der Dampfwolke, schnell!"~, hörte er Zhens Stimme in seinen Gedanken.
Er gehorchte und rannte so schnell ihn seine Beine tragen konnten in die Richtung in die er geschwemmt worden war. Wenige Sekunden ließ er den Dampfnebel hinter sich und tauchte neben Oberoth auf.
"Sind soweit.", hustete Lashon.
Er guckte nach oben und sah wie ein einzelner Pfeil durch die Luft flog. Blaue knisternde Blitze umgaben ihn. Er begann sich zu senken und tauchte in die Dampfwolke ein. Lashons und Oberoths Harre stellten sich auf, als sich die Blitze ausbreiteten und die Wolke in einen statischen Alptraum verwandelte. Sie konnten Equinox schreien hören.
"Ob das es erledigt?", keuchte Oberoth.
"Ich glaub irgendwie nicht daran.", gab Lashon zu. "Komm, gruppieren wir uns mit dem Boss."
Sie kamen ihnen bereits entgegen. Lamyas linke Gesichtshälfte war blutverschmiert, aber ansonsten schienen sie unverletzt.
"Es kommt!", konnten sie Boss rufen hören und einen Herzschlag später sprang Equinox aus der Gewitterwolke.
Blitze zuckten über dessen Körper und übersäten es mit feinen silbrigen Linien. Lashons Zähne knirschten. Woraus war es nur gemacht?
"Ich fürchte wir werden mehrere Dutzend schwere Ballista brauchen, wenn das so weiter geht.", las Oberoth seine Gedanken.
Equinox setzte zum Sprung an, zuckte aber zusammen. Lashon sah eine Chance.
"Der kleine Elektroschock scheint wirksam zu sein! Wenn wir angreifen wollen, dann jetzt!"
Boss nickte.
"Also gut. Bereitmachen!"
Er schlug die Hände in den Boden.
"Epizentrum!"
Die Psynergy ließ den Boden zu Equinox' Hufen aufbrechen und mit seinem Gleichgewicht kämpfen.
"Es schwankt!", brüllte er mit Triumph. "Haltet es fest! Lashon!"
"Schon dabei!", rief er und hob die Hände. "Wildwucher!"
Wieder schlangen sich die Ranken um eines der Hinterläufe. Zuckend versuchte sich Equinox loszureißen.
"Dieses Mal nicht!", knurrte er. "Lamya!"
"Mutter Erde!", rief er und öffnete einen Spalt, der elementare Erd-Energie ausspie.
Equinox trat direkt mit seinem rechten Vorderhuf hinein und blieb stecken.
"Nett!", sagte Lamya, erleichtert dass es funktioniert hatte. "Lune!"
"Gletschter!", beschwor der Wasseradept und hüllte den anderen Vorderlauf in einen schweren Eisblock ein. Equinox Brüllen wurde ohrenbetäubend.
"Noch einer! Oberoth!"
"Und los!", schrie er und holte mit seiner Axt aus.
Sie kreischte auf und riss ein gewaltiges Loch in den Boden, in der das letzte Bein einsank. Um sicher zu gehen, ließ er einen gewaltigen Fels gegen das Knie prallen, das daraufhin einknickte.
"Wunderbar ausgeführt!", lobte der Boss. "Zhen! Damokles, jetzt!"
Lashon spürte die Energie weit hinter sich aufwallen, als die Element-Spezialisten der Fahlen Klinge ihre Psynergy verwoben und in Loranas Hände legten. Die alte Frau regte beschwörerisch die Hände in die Höhe.
"Damoklesschwert."
Über Equinox erschien ein riesiges Schwert aus konzentrierter Erdpsynergy, dass selbst die Größe des Himmelspferdes übertraf. Ein Dutzend weiterer Klingen erschienen, erfüllt von Luft- oder Wasserpsynergy. Equinox schüttelte sich wild und riss einen Huf aus Lamyas Erdspalte frei.
"Zu spät, Pferdchen.", lächelte Boss voller Genugtuung. "Erledigt es!"
Die kleineren Klingen fielen zuerst und pinnten Equinox an seinen Flanken an der Erde fest. Dann senkte sich das Damoklesschwert herab und bohrte sich in die gefangene Kreatur. Der Schrei wurde von der gewaltigen Elementarexplosion davongerissen und Lashon hielt sich die Ohren zu. Das musste gesessen haben.
"Haben wir es?", rief Lamya über das Chaos hinweg.
Lashon kniff die Augen zusammen. Als der Staub sich senkte und die letzten Psynergyfunken erloschen, konnte er wieder Equinox Körper sehen. Sein Leib war von unzähligen langen Rissen überzogen, aber es bewegte sich immer noch. Schlimmer: Die Risse begannen sich wieder zu schließen.
"Ach komm schon!", entrüstete sich Lamya ungläubig. "Geh doch einfach drauf!"
"Verdammtes Monster.", zischte Boss. "Zhen, Asur! Sofort!!"
Die Dschinns der Element-Spezialisten verbanden sich alle mit Lorana und wechselten in Standby. Dann rief sie die Beschwörung.
Die Wasserschlange Asur erschien und wickelte sich um Equinox. Beide Kreaturen kreischten sich an. Zwischen Equinox' Hörnern erschien ein neuer Feuerball, während Asur aus seinem Mund eine gewaltige Sphäre aus Wasser aufbaute. Sie Köpfe der Titanten trafen aufeinander und Feuer- und Wasserkugel kollidierten. Die darauffolgende Druckwelle riss wieder ausnahmslos jeden von den Füßen. Lashon hatte selten so eine Zerstörungskraft erlebt. Eine halb eingestürzte Wand stoppte seinen Flug schmerzvoll und er verlor für einen Herzschlag das Bewusstsein. Als er wieder zu sich kam, sah er einen gewaltigen Krater voraus, aus dem Unmengen von Dampf strömte.
Jetzt ist es doch hoffentlich ENDLICH erledigt!, dachte Lashon und suchte nach seinen Freunden.
Er fand nicht allzu weit entfernt Lune, der wankend auf die Beine kam.
"Lune!", rief Lashon ihm zu und lief hinkend auf ihn zu.
Der Wasseradept erkannte ihn und hob grinsend die Hand zum Gruß.
KRACH!
Ein gewaltiges Paar Hufe stampfte auf heiteren Himmel direkt auf Lune herab und begrub ihn unter sich. Für Lashon blieb die Welt stehen.
Was?
Equinox kreischte und bäumte sich vor Lashon auf.
"LUNE! NEIN!!", konnte er eine ferne Stimme rufen hören, doch Lashon war wie erstarrt.
Das macht keinen Sinn.
Zwischen Equinox Hörnern begann sich silbernes Licht zu sammeln. Es wirkte viel befremdlicher als seine bisherigen Angriffe. Lashons Instikt verriet ihm, dass er in tödlicher Gefahr schwebte.
"LASHON! LAUF!!"
In seinen Gedanken tauchten Bilder auf, die keinen Sinn machten. Lune, wie er ihm seine Stadtwächtermarke übergab. Lune, wie er unzufrieden in seinem Büro saß, weil Lashon mal wieder zu spät zum Dienst angetreten war.
Lune hat den Krieg überlebt. Er war mein Kommandant in Gilratar! Das hier ist nicht echt!!
Er blieb einfach stehen und ließ zu, dass Equinox seinen Angriff auflud. Das hier war nicht echt, dachte er. Nicht echt...
Etwas sprang auf seinen Rücken, stieß sich von dort aus kräftig und flog geradewegs auf Equinox zu. Lashon blinzelte, als ein einzelne weiße Feder vor seinen Augen schweben sah.
"Ruuuuuu!"
Golden schimmernde Energiestrahlen trafen Equinox im Gesicht und fraßen sich tief in seine Hörner. Etwas zerbrach und das silberne Licht verflüssigte sich.
Die folgende Druckwelle übertraf alle bisherigen und drückte Lashon tief in den Boden. Das Silberlicht zerbarst und zerbrach beinahe Equinox Schädel. Tiefe Risse zogen sich über den Kopf des legendären Wesens. Gleichzeitig traf ihn ein weißes sichelförmiges seine Vorderbeine und brachten es zu Fall.
"Wie gefällt dir das, he?!?!", rief eine überreizte Stimme gehässig hinter Lashon.
Equinox schlug schwer mit seinem gesamten Körper auf. Ein Kopf landete krachend vor zwei großen, kräftig gebauten Gestalten, die auf ihre Gelegenheit gewartet hatten. Wie lange standen sie schon da?
Beide erhoben brüllend ihre Waffen und schmetterten sie donnernd auf Equinox brüchigen Schädel.
Es ertönte ein Knacken, als würde die Erde selbst unter ihnen zerbrechen. Für einen Moment stand die Welt still. Zwei mächtige Stöße entwichen aus Equinox Nüstern und sprengten zwei Löcher in die ruinierte Straße. Dann sank Equinox kraftlos in sich zusammen.
Die Sitras erhoben triumphal ihre Waffen und stießen einen Siegesschrei aus.
Lashon atmete erleichtert aus. Sie hatten gewonnen.
Er leitete goldenes Licht in seine Hand und trieb es sich in den Körper. Gebrochene Knochen heilten sich und grobe offene Wunden schlossen sich. Er setzte sich auf.
"Lashon?"
Er sah auf. Vor ihm stand Sinaphie, die ihn mit großen Augen ansah.
"Bist... du das?"
Lashon starrte die Aerorill sehr lange an, bis sich sein Gesicht langsam aufhellte.
"Ah... Sinaphie."
Deven kam vorbei und half ihm auf. Auch er sah ihn stirnrunzelnd an. Natürlich... Er war einige Jahre jünger und hatte keine Narbe mehr im Gesicht.
"Tut mir Leid, Sinaphie.", entschuldigte er sich nuschelnd. "Mein Kopf ist gerade ein einziges Chaos..."
"Meiner auch!"
Die Aerorill und die Sitras drehten sich zu den Männern um, die auf sie zukamen.
"Wer sind diese... Zivilisten?", fragte Boss und bedachte die Sitras mit einem Stirnrunzeln.
"Und was ist das?", fragte Lamya und betrachtete Sinaphie fasziniert.
"Vergesst nicht den Schattenadept da drüben.", fügte Oberoth hinzu und nickte zu Apaec hinüber, der mit seinem Seelenschatten halb versteckt in einem halb zerstörten Gebäude lauerte, nicht sicher ob er seine Deckung verlassen sollte oder nicht.
"Wer sind diese Leute, Lashon?"
Lashon lächelte die Kopfschmerzen weg, die das Zusammentreffen der beiden Gruppen bei ihm verursachte.
"Freunde. Was sonst?"
Es knackte wieder. Alle verstummten. Dann wieder.
"Equinox.", hauchte Dragonminer unheilvoll.
Die Risse breiteten sich weiter aus und verbanden sich mit allen anderen, die es sich im Laufe des Kampfes zugezogen hatte. Es knackte wieder, dieses mal feiner. Dann zerbrach Equinox. Sie konnten kaum glauben was sie sahen: Der geschuppte Körper brach auf und offenbarte einen hohlen Innenraum. Aus ihm entstieg blasses Sternenlicht, dass sich über Equinox zusammenballte und dann langsam ausbreitete.
"Bei Gaia...", hauchte Boss.
Vor ihnen entstand eine Gestalt aus Sternenlicht, die eine exakte Kopie von Equinox war. Was sie eben bekämpft haben... war lediglich eine Hülle.
"Das kann nicht wahr sein... Das kann einfach nicht wahr sein!!", murmelte Lamya fahrig.
"Z-Zhen! Die Schützen sollen das Feuer eröffnen!"
Traxen und seine Männer feuerten ihre Pfeile ab. Sie und andere Psynergyblitze durchstießen Equinox, als wäre es dünne Luft.
Die Gestalt blieb einfach stehen und starrte sie voller Hass an. Das geballte Sternenlicht in ihm pulsierte wie ein Herz und strahlte weiteres Silberlicht ab. Es begann sich zwischen seinen Hörnern zu sammeln.
"Dieses Mal kann ich ihm nicht seine Hörner stutzen.", sagte Sinaphie angespannt.
"Diese Energie war halb aufgeladen stark genug um seine eigene Hülle aufzubrechen.", flüsterte Deven und wurde blass.
"Verdammt... Rückzug! Alle Mann Rückzug!", bellte Boss.
"Wozu?", grinste Lashon plötzlich. "Wo das Biest auch hinschießt, wird ohnehin nichts überleben. Es benutzt seine gesamte verbliebene Kraft. Es hat Angst. Denn es weiß, es ist erledigt."
Alle starrten ihn entsetzt an, als hätte er den Verstand verloren. Hatte er das? Lashon wusste es nicht genau. Aber alle seine Gedanken wiesen darauf hin, was jetzt zu tun war.
"Sinaphie, ich brauche das Amulett."
Die Aerorill legte den Kopf schief, nahm aber das Amulett ab. Sie reichte es ihm. Doch bevor Lashon es nahm, wandte er sich seinen Kameraden von der Fahlen Klinge zu.
"Boss... Lamya... Besonders du, Oberoth. Es war schön euch alle wiederzusehen. Vielleicht zum letzten Mal."
Beinahe hätte er erwartet sie würden verwirrt reagieren, aber stattdessen salutierten sie.
"Mach uns stolz, Junge.", verabschiedete sich sein alter Kommandant.
Lashon salutierte ebenfalls, dann nahm er das Amulett. Sämtliche Mitglieder der Fahlen Klinge verschwanden. Zurück blieb nichts als ihre Erinnerungen. Lashon strich sich über seine Narbe. Von seiner Sternenkraft spürte er nichts mehr. Er war keine Erinnerung mehr.
Die Kugel aus Sternenlicht zwischen Equinox Hörnern wurde immer größer.
"Häuptling, Deven.", bat er die Sitras. "Werft mich in Equinox hinein."
Die beiden wechselten erstaunte Blicke. Deven räusperte sich.
"Ich nehme an was immer Ihr vorhabt... Entweder sind wir gleich tot oder siegreich. Also, sollten wir das nicht lieber übernehmen?"
Lashon lächelte.
"Tut mir Leid, Deven. Ich fürchte diese Beute gehört dem Erbe der Fahlen Klinge."
Der Sitras reagierte nicht verärgert. Im Gegenteil, er zuckte mit den Schultern.
"Meinetwegen. Dann mal rauf."
Er und der Häuptling nahmen Lashon an seinen Beinen und hieften ihn auf ihre Schultern.
"Was wird das...?", fragte Apaec aus seiner Deckung. "Machst du so etwas öfter?"
"Das letzte Mal habe ich mich mit einer Balliste abgeschossen.", grinste Lashon ihm zu. "Das hier wird es auch tun. Ich bin bereit."
"Häuptling?", fragte Deven.
Sie begannen Lashon zu wiegeln.
"Drei... Zwei... Eins... HO!!"
Die Sitras warfen Lashon ab, der direkt auf das Herz Equinox zuflog. Er hob das Amulett und hielt es vor sich.
"Halloooooooooo, Equinox!"
Er tauchte in den Sternenlichtkörper ein und spürte sofort wie er von innen heraus verbrannte. Aber er hatte nicht vor lange zu bleiben. Equinox Herz war direkt vor ihm: Eine pulsierende Kugel aus Sternenlicht. Lashon holte aus und rammte das Amulett hinein. Die Kugel hörte auf zu pulsieren.
Equinox zerfiel und die Kugel erlosch. Das Licht verging in wabernden Strudeln und Strömen, bis nichts mehr blieb. Equinox war besiegt.
Lashon stürzte und kam schmerzhaft auf dem gepflasterten Boden auf. Dieses Mal konnte er seine Schürfwunden nicht einfach heilen. Stöhnend drehte er sich auf den Rücken und starrte in den Himmel. Ein riesiges Stück brach aus der Kuppel, die sie gefangen hielt. Keine zehn Minuten und sie würde nicht mehr existieren. Lashon lachte leise. Endlich konnte die Reise weitergehen.
"Lashon!"
Sinaphie und die Sitras kamen zu ihm rüber.
"Hey.", grüßte er sie dumpf.
"Du hast es getan.", sagte Dragonminer mit seltsamer Stimme. "Du hast Equinox bezwungen."
"Wohl eher den letzten Schlag abgestaubt."
"Und Zerberus hat alles verpasst! Man, wird der sich ärgern! Wo ist er eigentlich?", fragte sich Deven gehässig.
Sinaphie kniete neben Lashon.
"Bist du in Ordnung?"
Er nickte.
"Klar. Eine Legende weniger, nicht? Keine große Sache."
"Und... diese Frau? Tarii?"
"Darum wird sich gekümmert.", antwortete er unbekümmert und setzte sich auf. "Lass uns alle einsammeln und diese Kuppel verlassen, wenn sie endlich weg ist. Unsere Freunde warten."

Vera zuckte zusammen, als die Zimmertür geräuschvoll entriegelt wurde. Sie hechtete an die Gitter ihres goldenen Käfigs. Zwei bandagierte Frauen mit vernarbten Gesichtern brachten Kanra hinein. Vera erschrak, als sie ihren Gesichtsausdruck sah. Sie wurde angewiesen zurückzutreten, als sie die Tür öffneten, Kanra hinein brachten und wieder hinter sich schlossen. Vera wartete ab, bis sie gegangen waren, dann eilte sie zu Kanra.
Sie gab sich alle Mühe gefasst zu wirken, doch sie zitterte sichtbar am ganzen Körper.
"Kanra!", rief sie und schluckte den grausigen Geschmack in ihrer Kehle runter, den der Anblick der sonst so starken, scharfzüngigen Frau bei ihr verursachte.
"Schon gut, Vera. Schon gut.", sagte sie leise und ging langsam zum übergroßen Bett hinüber.
Sie erblickte Alyka, die immer noch schlief.
"... Alyka ist nicht aufgewacht?"
"N-Nein.", sagte Vera. "Sie atmet, aber... es ist, als wäre sie nicht da. Hätte ich meine Sternenkraft könnte ich vielleicht mit ihr in Verbindung treten, aber..."
Sie stockte, als Kanra sich neben Alyka setzte und die Hand hob.
"Hoheadeptin! Wie könnt...!", stieß sie wütend hervor, aber hielt in ihrer Ohrfeige inne.
Kanra sackte neben ihr zusammen.
"Nein... Das wird nichts bringen. Ich... Ich wünschte ich hätte das Glück und müsste das hier nicht erleben."
Vera wischte sich eine Träne weg.
"Was... Was ist passiert? Was haben die dir angetan?"
Kanra starrte gedankenverloren an die Decke. Dann begann sie wieder zu zittern.
"... Nichts."
"Bitte, Kanra... Tu bitte nicht so, als wäre nichts geschehen!", flehte Vera. "Rede mit mir!"
Kanra legte ihre Hände auf ihre Augen.
"Aber es stimmt.", sagte sie bitter. "Dieser... Widerling hat rein gar nichts gemacht. Er hat einfach dagesessen... Und mich den Rest erledigen lassen."

~
Im Raum war es so unerträglich heiß. Kanra rang mit ihrer Fassung. Sie hatte als Feueradeptin schon viel höhere Temperaturen verspürt und Feuer auf ihrer bloßen Haut getragen. Aber sie war nie so einer Hitze ausgesetzt gewesen. In ihren Augen reflektierte sich das Glimmen des Ofens, in dem ein paar Eisen bereitlagen. Wie konnte man es nur in dieser Hitze aushalten?
"Scheint als wäre alles wieder normal.", sagte Rawn, völlig unbekümmert über das, was vor wenigen Minuten passiert war. Die beinah vollzogene Verwandlung in ein anderes Wesen schien ihn keineswegs zu interessieren. "Zurück zum eigentlichen Spaß."
"Solltet Ihr nicht lieber nach Eurem armseligen Sultan sehen? Vielleicht ist nichts mehr von ihm übrig.", sagte Kanra bemüht angriffslustig.
"Dafür gibt es andere. Sie machen ihren Job, ich mach den meinen."
Die andere Frau wimmerte. Kanra sah zur Seite. In einem Käfig, der vermutlich ursprünglich für Hunde gedacht war, hockte eine Frau mit dunklen zerzausten Haaren, die ihr Gesicht in ihrem Händen vergrub.
"Ruhig, Esha. Du musst warten, bis die Fremdländerin wieder weg ist.", raunte Rawn und blickte wieder zu Kanra, mit seinem einzelnen widerwärtigen Auge. "Ein hübsches Mädchen, diese Esha. Hübsch, aber leider mit Fehler. Sie sollte dem Hofgärtner ein paar Söhne schenken, hat aber ständig versucht wegzulaufen. Und jetzt, wo sie nur eine Tochter hervorgebracht hat, ist sie bei mir gelandet."
Hass kochte in Kanra hoch.
"Ihr...! Ihr seid alle krank!"
"Im Gegenteil, wir leben im Paradies. Gäbe es Mädchen wie Esha nicht, wäre ich arbeitslos. Der Hofgärtner bekommt eine neue Frau und ich konnte Esha ein schönes Gesicht schenken. Zeig uns dein Gesicht, Esha!"
Sie reagierte nur mit einem Wimmern und vergrub ihre Hände nur noch tiefer in ihrem Gesicht. Kanras Blick wanderte zu den glühenden Eisen im Ofen. Ihr wurde schlecht.
"Arme, Esha. So schüchtern...", sagte er wohlig.
Er konnte sich glücklich schätzen, dass Kanra es zugelassen hatte dass er sie gefesselt hatte, ansonsten würde sie ihm jetzt den Hals umdrehen.
"Warte ab, bis du vollendet bist...", fuhr er genüsslich fort und wandte sich wieder an Kanra. "Weißt du was mit Mädchen wie ihr wird? Unverständlicherweise mag niemand Mädchen mit Narben, also möchte sie keiner haben. Also gehören sie dann alle mir. Aber am Ende bin ich auch nur ein einfacher Mann. Also bringe ich sie hinaus in die weite Wüste und lass sie dort ihren schönsten und letzten Sonnenaufgang sehen."
Kanra schloss die Augen und versuchte seine Stimme zu ignorieren, aber die leidenschaftlich schmachtenden Stimme drang gnadenlos in ihren Verstand ein.
"Ich bleibe bei ihnen, weißt du? Ich ganz allein. Kein anderer Mann weiß sie so sehr zu schätzen wie ich. Ich warte... Ich blicke in ihr perfektioniertes Antlitz... Und warte... bis sie in der Mittagssonne vertrocknen."
"Genug!", schrie Kanra ihn an.
Rawn lachte leise.
"Keine Sorge. Ich bezweifle, dass der Prächtige dich jemals in meinen Besitz gibt, egal was du anstellst. Also werde ich die Zeit mit dir so sehr genießen, wie es mir möglich ist."
Er ließ sie kurz an der Wand hängend allein und schnappte sich eine durchsichtige Flasche mit klarer Flüssigkeit von einem Regal hinter ihm. Er kam damit breit grinsend zurück.
"Das sollte uns den meisten Spaß bringen."
"Was ist das?", fragte Kanra mit dunkler Vorahnung.
"Eine Fremdländerin wie du kennt vermutlich die Dämonenfrösche nicht, die in den wenigen Oasen um Sheeval leben. Unvorsichtige Viehhirten die mit ihnen in Berührung kommen erleben... interessantes.", erklärte Rawn mit kindlicher Faszination und schraubte den Deckel ab. Vorsichtig tunkte er eine kleine Nadel hinein und wandte sich Kanra zu.
"Vorsicht. Es könnte ein wenig... wehtun."
"Ach was.", hauchte Kanra und keuchte als Rawn ihr die Nadel geübt in den Nacken stach. Es gab nur einen Blutstropfen, den Rawn genüsslich wegwischte.
"Und jetzt?", fragte Kanra finster.
"Und jetzt... warten wir. Und genießen die gute Zeit."
Rawn rückte einen Stuhl heran und setzte sich breitbeinig vor sie. Er präsentierte seine abstoßene Gestalt in voller Pracht.
Kanra begann zu schwitzen, nicht nur wegen der Hitze. Sie konnte sich nur ausmalen, was dieses Scheusal ihr gerade verabreicht hatte.
"Was hast du mit mir vor?", fragte sie böse.
Rawn lächelte nur zufrieden und legte die Finger zusammen.
"Das liegt ganz bei dir."
Kanras Verstand begann zu arbeiten. Dann begann der Alptraum.
~

"Ich verstehe nicht... Wie genau hat dieses Gift gewirkt?", wunderte sich Vera, die Kanra mit grausigen Entsetzen gelauscht hatte.
"So wie ich es sage.", erwiderte Kanra mit zittriger Stimme. "Es lässt Realität werden was ich denke. Oder zumindest in meinem Kopf. Für mich war es real!"
Sie war Vera von der Seite an. Ihr Blick war kraftlos.
"Es war völlig egal, was der Sultan ihm verboten hatte. Er konnte alles mit mir machen was er wollte, ohne auch nur dafür einen Finger zu rühren. Ich brauchte es nur zu denken, es mir auch nur leicht vorzustellen, es nur zu befürchten und es ist eingetreten. Für mich! In meinem Kopf!"
"A-Aber!", stammelte Vera, kaum in der Lage sich vorzustellen wie dieses Gift dazu in der Lage war. "Was war mit glücklichen Dingen? Hättest du deine Gedanken nicht auf... freudige Sachen lenken können."
Kanra lachte humorlos.
"Ich habe es versucht... Glaube mir. Vielleicht wenn ich damit angefangen hätte. Zuerst habe ich versucht an nichts zu denken. Aber es war, als würde man versuchen gegen eine viel zu starke Strömung anzukämpfen, nachdem man einfach mit ihr geschwommen ist. Und an glückliche oder normale Dinge zu denken war... einfach nicht möglich. Dieses Scheusal brauchte nur zu räuspern, ja nur laut zu atmen und ich erinnerte mich daran wo ich war und warf mich selbst wieder in den Alptraum hinein."
Sie schlang ihre Hände um sich.
"Wenn du erst einmal anfängst, denkst du immer weiter... Immer weiter... Ich bin dutzende grausame Tode gestorben, auf tausende verschiedene Arten gequält und gedemütigt worden... Alles in meinem Kopf. Und das war alles ich selbst."
Vera war sprachlos. Sie konnte sich nicht einmal ausmalen, wie schrecklich das war. Niemand kannte seine eigenen Ängste so gut wie man selbst. Und Gedanken waren viel schneller als die Realität. Kanra war Stunden fort gewesen.
Sie umarmte die Feueradeptin, da sie keine Worte des Trosts fand. Kanra sperrte sich nicht dagegen. Nach ein paar Minuten endete auch ihr Zittern.
"Danke.", hauchte sie und löste sich von Vera.
"Und... was tun wir jetzt?"
Die Frage schien in Kanra die Lebensgeister wieder zu wecken.
"Wir verschwinden. So früh wie möglich. Ich habe einen Plan und wohlmöglich auch einen Fluchtweg."
Vera war erstaunt.
"Wirklich?"
"Ja. Notfalls müssen wir die Hoheadeptin tragen, wenn es sein muss. Aber wir bleiben keinen Tag mehr hier. Nächsten Morgen wird mich dieser Möchtegern von einem Herrscher sehen wollen und dann ist für ihn Zahltag."

Rangi war wie verwandelt. Sie lächelte und lachte über alles, was man ihnen darbot. Obwohl Kudo über die plötzliche Veränderung in ihrem Charakter zunächst sehr irritiert war, musste er sich doch daran erinnern wie er sie kennengelernt hatte: als Tochter einer reichen Adelsfamilie in Askestas. Damals war sie in die Rolle einer zickigen, verwöhnten Göre geschlüpft. Es war schwer zu glauben, dass auch unter dieser Maske die kühle und berechnende Rangi verborgen war.
Kudo hatte Schwierigkeiten sich so locker und froh zu geben wie Rangi. Er konnte einfach nicht aufhören daran zu denken, dass es die Knochen seiner Vorfahren waren, die hier missbraucht wurden. Aber er hatte ein Lächeln aufgesetzt. Mehr konnte Katari nicht verlangen.
Katari hielt sich hauptsächlich im Hintergrund und beobachtete die Umgebung und Obouro genau. Sie gab sich zurückhalten und rang sich meist nur zu einem scheuen Lächeln durch, wenn man auf sie einging, aber sie nahm an den Attraktionen teil wie die beiden.
"Lass das!", fauchte er einen Skelett-Affen an, der ihm auf dem Kopf gelandet war und an seinen Haaren zog.
Rangi kicherte hell und fing den Affen auf, bevor Kudo ihn zerschmettern konnte. Er hatte sie noch nie zuvor lachen hören und wünschte sich es wäre unter anderen Umständen gewesen. Sie deutete auf ihn und lachte noch lauter.
"Die siehst großartig aus. Klare Verbesserung! Vielleicht sollten wir den Kleinen behalten."
Kudo blitzte den Affen finster an. Dieser regte ihm nur das klappernde Hinterteil entgegen. Rangi schüttelte sich und setzte ihn liebevoll auf ihre Schulter.
"Er kann uns begleiten bis wir fertig sind.", sagte Kudo widerstrebend. "Aber er bleibt bei dir, verstanden?"
Rangi nickte und blickte ihn amüsiert an. Kudo bekam langsam das Gefühl, ihr machte es Spaß ihn hier zu ärgern.
"Was haben wir denn hier...?"
Sie kamen in einem neuen Raum an, in dem fünf Löcher im Boden klafften. Kudo runzelte fragend die Stirn und sah sich um. An der Wand neben den Löchern waren fünf Kreise abgebildet. Unter zwei von ihnen war eine Schatztruhe, aber unter den anderen drei war...
"... Ein Hai?"
~"Ja. Obouro hat irgendwann im Eis einen uralten gefrorenen Hai gefunden und seiner Sammlung hinzugefügt."~, unterrichtete Katari ihn über Geistleser.
Also... ist das hier ein Glücksspiel?! Auf Leben und Tod?!, dachte Kudo ungläubig.
~"Ich habe euch gewarnt, dass ist seine Art Humor. Ich könnte vorausgehen und nachsehen, aber das würde Obouro den Spaß trüben. Wenn ich mich richtig erinnere, dann ist das mittlere Loch sicher. ... Sofern er nichts umgeräumt hat."~
"Na dann!", schloss Rangi eifrig und ging neugierig um die Löcher herum. "Ene... Mene..."
"Rangi, warte!", rief Kudo, der der Sache nicht traute.
"Du!", sagte Rangi entschlossen und sprang in das Loch in der Mitte.
Drei Sekunden war nichts. Dann hörte Kudo ein Plätschern. Rangi schrie verängstigt.
"Rangi!", rief Kudo erschrocken und sprang hinterher.
Er fiel einen Moment durch Dunkelheit, dann...
Bumms! Er landete auf festen Stein. Kudo sah sich verwirrt um. Er fand Rangi vor sich stehend, die schallend lachte. Sie befanden sich auf einem von zwei Stegen in einem größeren Wasserbecken. In diesem Becken schwamm völlig seelenlos ein Hai-Gerippe. Sie bückte sich und schlug mit der Hand erneut aufs Wasser.
"Reingefallen.", neckte sie ihn.
Kudo beruhigte sich wieder.
"Rangi, warum..."
"Dein Gesicht Kudo. Darum.", grinste sie.
Mit beschwingter Bewegung setzte sie sich etwas auf, dass Kudo einen Moment später als verrotteten uralten Piratenhut erkannte.
"Was..."
"Mein Schatz.", sagte sie und deutete auf die geöffnete Holztruhe hinter sich, auf der der Skelett-Affe herumturnte.
Sie hob ihn auf und setzte ihn wieder auf ihre Schulter.
"Arr... Käpten Rangi, die berüchtigste Piratin des gesamten Sternenozeans. Mit ihrem gefürchten Affen Tippo. Her mit deinem Plunder, Landratte."
Kudo kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Rangi wurde jeden Moment seltsamer.
"Na schön...", raunte er, als ihm eine Idee kam. "Das wollen wir doch mal sehen."
Kudo machte einen Satz und sprang auf den anderen Steg und ging auf die Holztruhe zu. Er wollte sie gerade aufmachen, als schwarzer Rauch sich auf ihrem Deckel ausbreitete und Obouro erschien. Er saß auf der Truhe und wackelte mahnend mit dem Finger.
"Du bist nicht durch das Loch gesprungen!", rief ihm Rangi anklagend hinterher.
Kudo verschränkte die Arme und sah den Lich finster an.
"Das ist aber nicht fair. Soll ich etwa mit leeren Händen hier rausgehen?"
Obouro tippte sich nachdenklich gegen das Kinn, zuckte mit den Schultern und sprang von der Truhe.
"Danke.", sagte Kudo mit knirschenden Zähnen und öffnete sie.
Darin war...
"... Ein Holzauge?"
Er wandte sich an Obouro und hielt die kleine Holzkugel hoch.
"Was soll ich denn damit?"
Wieder schien der Lich zu überlegen, dann hielt er ihm ein rostiges Messer hin.
"DU SPINNST WOHL!!"
Rangi lachte lauthals wie ein Pirat.

Als sie die 'Piratenbucht' hinter sich ließen und wieder den Knochenhof überblicken konnten, fiel Kudo etwas ins Auge. Er tippte sie an.
"Hm?"
Er nickte nach links. Rangi folgte seinem Blick und sah sie: Eine der beiden Wolfsstatuen. Für einen kurzen Moment blitzte der berechnende Ausdruck der wahren Rangi durch, aber verschwand genauso schnell wieder.
"Die ist aber hübsch! Komm, sehen wir es uns an, sehen wir es uns an!", drängte sie ihn.

Flama, Weldon und Timozi machten sich im Schutz der Dunkelheit auf den Weg. Sie hatten Timozis Vorschlag seinen Wundervogel zu nehmen abgelehnt, da der Start zu viel Aufmerksamkeit erregt hätte. Also gingen sie zu Fuß. Niemand hielt sie auf oder beachtete ihr Gehen weiter und so waren sie bald außerhalb des Lagers angekommen. Flama schluckte. Was sie im Begriff waren zu tun war eindeutig Ungehorsam. Fast schon Verrat. Aber sie musste es tun.
Sie erreichten nach einer halben Stunde schweigenden Fußmarschs eine verlassene, gut verborgene Höhle am Ufer eines Sees.
"Theema? Bist du da?", fragte Flama gedämpft.
Es hörte etwas poltern, als würde etwas umstürzen.
"F-Flama? Ich bin hier...! Ähm... Wieso ist es so dunkel..."
"Weil es eine dunkle verlassene Höhle ist und du deinen Leuchtkristall nicht benutzt?", fragte Weldon trocken. "W-Was? Oh, ja."
Ein sanftes blauen Leuchten erfüllte die Höhle. Die vier warfen lange unheimliche Schatten an die Wände. Doch der eigentliche Grund für ihr heimliches Kommen lag in der Mitte. Vor Theema lag Iantos Körper, geheilt und gepflegt. Ihn unauffällig hierher zu bringen war die größte Herausforderung gewesen. Wenn der Kriegsherr hiervon erfuhr, musste sie ein paar ernste Fragen beantworten.
Sie nahmen alle ihre Plätze ein.
"Ich... habe nicht wirklich verstanden wie das gehen soll.", gab Timozi zu.
"Theema hat Ianto einen Seelensplitter gegeben.", erklärte Weldon. "Wenn der Körper stirbt und die Seele ins Reich der Toten fortziehen würde, fängt dieser Splitter sie ein und setzt sie fest. Man braucht dannach nur den Körper zu heilen und wieder lebensfähig zu machen, dann kehrt die Seele wieder zurück. Ich habe auch öfter einen getragen, aber zum Glück nie benutzen müssen. Sarn hingegen... Naja, egal."
"Ist die Seele fort, kann man einen Körper noch so sehr vollständig heilen... Deswegen wirkt Phönix nicht bei Menschen, die direkt getötet werden, sondern nur im Sterben liegen.", ergänzte Flama.
"Es... Äh... ist weitaus komplizierter...", merkte Theema an.
"Tut mir Leid.", entschuldigte die Kronyal sich.
"Aber Theema hat Ianto doch wiederhergestellt! Wenn seine Seele nicht vom Seelensplitter zurückgekehrt ist, dann..."
"Auch Seelensplitter haben begrenzte Macht. Ansonsten wären ihre Träger potentiell unsterblich, nicht? Es gibt ein Zeitfenster. Wird dieses überschritten, dann zerfällt die Seele. Irgendwann ist sie so sehr beschädigt, dass sie nicht mehr in den Körper zurückwandern kann. Dann ist sie auch verloren. Der Splitter ist nur da um tödliche Treffer abzufangen, die sofort behandelt werden können."
Weldon sah zu Theema.
"Zumindest dachte ich das bis heute."
"Wir sollten trotzdem keine Zeit mehr verschwenden. Wer weiß in welchen Zustand die Seele ist."
Sie legte Theema die Hand auf die Schulter.
"Theema? Verabschieden wir uns."
Sie nickte langsam, dann streckte sie die Hände nach Ianto aus. Mit der einen berührte den Anhänger, den sie Ianto vor der Schlacht gegeben hatte und mit der anderen seine Stirn.
"Elementare Erneuerung."
Weldon lief ein Schauer über den Rücken, als die intensive Psynergy vor ihnen aufflammte. Licht in allen Spektralfarben des Regenbogens ging von Iantos Körper aus und erleuchtete die Höhle mit einem faszinierenden Farbspektakel. Kleine Ranken aus Energie sprossen aus dem Anhänger und gruben sich in seinen Körper hinein. Wenig später erblühten sie. Er hatte soetwas noch nie gesehen.
Ianto begann sich zu rühren.
"Bei Gaia, Mutter Erde... Ich glaube das einfach nicht.", murmelte Weldon und rückte näher.
Flama und Timozi waren direkt neben ihm.
"Ianto? Kannst du mich hören?", fragte Theema laut.
Ianto öffnete die Augen. Müde sah er sich um.
"Hallo Leute.", grüßte er sie.
"Ianto.", grüßte Flama ihn fröhlich.
Ianto sah zu Theema die über ihm saß.
"Theema...?"
"Nicht bewegen. Das hier ist... schwierig."
Er strich sich über das Gesicht.
"Ich habe geschlafen... Wo sind wir? Wie spät ist es?"
"Wir sind in einer verlassenen Bärenhöhle, glaube ich.", sagte Flama ruhig und sah sich um. "Ansonsten... Es ist nachts. Die Nacht nach... deiner Bestattung."
Ianto sah sie verwirrt an. Doch langsam begann es ihm zu dämmern.
"Ich bin tot?"
"Offiziel ja. Inoffiziel... ich weiß es nicht. Theema?"
"Ich, äh, habe dir einen Seelensplitter zugesteckt. In dem Anhänger den ich dir gab. Leider ist deine Seele schon stark zerfallen, also versuche ich sie im Einklang mit deinem Körper zu erneuern. Ähm... Die Chance auf Erfolg ist gering, aber solange ich diesen Psynergystrom aufrecht erhalten kann kannst du unbesorgt in diesem Zustand bleiben."
Ianto runzelte die Stirn.
"Wieso bin ich nicht auf der Eraser? Und wieso wurde ich... bestattet?"
Timozi und Weldon sahen zu Flama, die sich vernehmlich räusperte.
"Das war meine Entscheidung. Kurz vor Ende der Schlacht bekam ich Anweisung dich deinen Wunden erliegen zu lassen, ja dich sogar zu töten wenn du überleben solltest. Vom Kriegsherr höchstpersönlich."
Iantos Augen weiteten sich.
"Aber wieso?"
"Ich weiß es nicht. Als er wenig später auf der Eraser eintraf, verneinte er den Befehl gegeben zu haben. Es gibt offenbar Spuren, dass jemand den Befehl manipuliert hat, aber ich traue der Sache nicht. Die Geistleserverschleierung des Kriegsherrn ist nicht ohne Weiteres zu knacken. Ich würde sagen fast schon unmöglich. Vielleicht lügt der Kriegsherr, vielleicht nicht. Aber selbst wenn nicht, gibt es jemand hochrangigen in Reyters Reihen der deinen Tod wollte. Wir konnten also nicht auf der Eraser wiederbeleben. Also schaffte Theema dich heimlich hierher. Als wir unter den Augen der Crew und des Kriegsherrn dein Bestattungsboot abbrannten, warst du nicht an Bord. Aber niemand weiß das. Außer uns fünf."
Ianto nickte langsam und sah zu Theema.
"Was... wenn es nicht gelingt?"
"Äh... Deine... Nun... Wenn es nicht gelingt, dann wird die Psynergy die deinen Körper und deine Seele erneuert bei der Verschmelzung sich gegenseitig abstoßen und deinen Körper disintegrieren. Dann, äh, wird nur Staub übrig bleiben... Die Chancen sind so eins zu zweihundertsiebenundzwanzig, dass es mir gelingt. ... ...Ähm, das war meine Idee. Tut mir Leid Ianto, ich gebe mir Mühe."
Ianto lächelte.
"Du erinnerst dich an meinen Namen... Das freut mich..."
Flama räusperte sich.
"Das Problem ist, selbst wenn es funktioniert wäre es unmöglich für dich in Reyters Reihen zurückzukehren. Nicht nur die offensichtlichen Fragen die das aufwirft, sondern weil es immer noch jemanden gibt der deinen Tod wollte."
Ianto blinzelte.
"Warum seid ihr dann hier?"
"Wie die Sache auch ausgeht, Ianto... Wir sind gekommen um uns von dir zu verabschieden."
*Ist in zwei Teilen aufgeteilt weil der letzten Teil den Layout sprengt.
Durch die Aufteilung ist nur der letzte Teil über dem Rand.
Wollte am letzten Teil auch nichts wirklich verändern und es so beibehalten.



Die Rückkehr einer bestimmten Person war angekündigt worden.
Diese Nachricht hatte sich kurz nach Costellos Fall, nur in wenigen Stunden, rasant ausgebreitet. Diese Ankündigung war zwar keinesfalls von einer offiziellen bestätigt worden, doch allein als Gerücht hatte es große Menschenmassen angezogen.
Es waren Neugier, Attentäter, Fanatiker, Sicherheitskräfte, Kritiker oder Befürworter. Die Motive der Anwesenden differenzierten sich von Person zu Person.
Die Rede würde offenbar auf einer erhöhten Ebene vorgetragen werden, damit keiner der anwesenden Personen einfach hinaufstürmen konnten, falls die riesige Eisschutzwände aus Psynergie nicht ausreichen sollten.
Als die Person schließlich erschienen, war die Menge unglaublich unruhig geworden. Es folgten die unterschiedlichsten Zurufe. Mal wurde er beschimpft, mal fast angebetet.
Unter diesem ganzen Lärm eine Rede zu halten, wäre unmöglich, doch diese Person war vorbereitet hergekommen. Er hielt in seiner Hand ein technisches Gerät, was alles das in ihr gesprochen wurde, in vielfacher Lautstärke wiedergeben konnte. Es trug den Namen Micro. Dank dem Gerät wurde die ganze Lautstärke der Masse übertroffen.
„Meine geehrten Damen und Herren, ich Lord Eton möchte ich zunächst dafür entschuldigen, euch nicht vorher aufgeklärt und zu euch gesprochen zu haben. Ich habe viele Leute, die an mich geglaubt haben und weiterhin an mich glauben, alleine gelassen.“ er schüttelte traurig seinen Kopf und schaute nun wieder zu der Menge, die nach diesen Eröffnungswörtern deutlich stiller geworden waren. Der Titel 'Lord' das er vor seinem Namen mit angab war inzwischen mehr zu einem Spitznamen geworden, als ein richtiger Titel.
„Mein Name wurde fast täglich von neuen Gerüchten und Lügen in den Dreck gezogen. Es erschienen viele Nachahmer und Manipulisten die euch alle für ihre eigenen selbst fixierten Zwecke manipuliert haben. Es wurden viele Beweise gefälscht oder falsche Zeugen benutzt um eine bestimmte Wahrnehmung, über mich, bei den Leuten zu erzwingen.
Ich habe mich irgendwann von dieser Welt zurückgezogen und meine Augen und Ohren vor den Intrigen, dem Neid und der Machtgier der Menschen geschlossen, weil ich meinen Status nicht nutzen wollte, um einen zu großen Einfluss auf Mirnuzar zu haben. Ich wollte zusehen, wie sich die Welt von selbst entwickelt.“
Er klopfte sich auf die Brust. „Ich war bereit meinen Ehre gegen Schande auszutauschen und als Krimineller und Betrüger beschimpft zu werden.
Wenn es das war, was die Menschen brauchten, dann brauchte ich keine Sekunde zu zögern um diesen Preis zu bezahlen. Ich habe in meinem Herzen stets die Hoffnung getragen, dass die Menschen sich friedvoll weiterentwickeln und den Pfad des Friedens gemeinsam bestreiten werden, getragen.“
Nun legte er eine kurze Sprechpause ein und sein Blick schweifte bedeutungsvoll über die Masse, als er das Micro wieder vor seinem Mund führte. „Die jüngsten Ereignisse zeigten mir jedoch, dass ich falsch gelegen habe.“
Er schüttelte theatralisch seinen Kopf und hielt anschließend seinen Blick zur Masse aufrecht.
„Und genau deswegen möchte ich mich bei jeden einzelnen von euch entschuldigen. Ich muss mich dafür entschuldigen, die Bosheit der Menschen unterschätzt zu haben.
Kein Mensch wird als böses Wesen geboren, doch die Gier und er Wahnsinn von nur einem Menschen können eine Gefahr für die ganze Bevölkerung darstellen.“
Erneuert legte er eine kurze Sprechpause rein und brüllte anschließend einen Namen ins Micro.
„COSTELLO!“
Es folgte nicht lange bis Eton von der Masse genau die Reaktion erhielt, die er sich gewünscht hatte. Die Masse zeigte gegenüber Costelle nahezu unendliche Verachtung und beschimpften ihn mit den unterschiedlichsten Begriffen.
„Ein Wahnsinniger, der den Großteil der Menschen, aussterben lassen wollte, nur damit er seinen eigenen Gottkomplexen gerecht werden konnte. Er war ein Feind. Der Feind von jedem von uns. Der Feind der gesamten Menschheit.“
Die Buhrufe wurden mit jeder Sekunde lauter. Sie verstummten erst, als Eton wieder in sein Micro sprach.
„Das war der ausschlaggebende Moment, als ich den Entschluss fasste, als 'Held der Menschen' zurückzukehren. Es war gleichzeitig auch der Moment, als ich meinen Fehler endlich einsah. Auch wenn ich derjenige bin, der sowohl die Phönixkrieger vernichtet hat, als auch die Welten mehrfach vor der Zerstörung gerettet hat, so bin und bleibe ich ein Mensch. Ein Mensch der Fehler begehen und falsche Entscheidungen treffen kann. Fehler die ich aufgrund meiner Passivität beging und nicht auf eurer Seite stand.“
Es folgte viel Jubel und die Stimmen seiner Kritiker war bedeutsam geschrumpft worden. Eton lächelte. Er war noch lange nicht fertig.
„Als ich schließlich Costellos Macht von Raum und Zeit zerbrach und die Verwandlung der Menschen in Monstern stoppte, habe ich Begriffen, dass manchmal nur eine kleine Hilfe ausreicht um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.
Ich habe Costello nicht bis zum Ende bekämpft, doch nur das brechen seiner Macht hat ausgereicht, damit 'andere Helden' heraustreten und den Job erledigen konnten. Das Ergebnis: Wir haben zusammen über unseren Feind gesiegt!“
Der Jubel war nun deutlich stärker geworden als vorhin. Es wurde nun energisch nach 'Lord Eton' gerufen. Diesmal brauchte selbst Eton einige Sekunden, bis er er den Jubel dämpfen konnte um weitersprechen zu können.
„Meine Freunde und meine Kinder. Es ist noch viel zu früh um zu feiern. Wir haben eine weitere Bedrohung die wir alle gemeinsam gegenüberstehen müssen.“
Die Masse wirkte verwirrt. Eton sprach weiter.
„Ein Mann der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, alle 'Nicht Berührten', 'Nicht Adepten' oder in anderen Worten jede Person auszulöschen, die nicht über die Gabe der Sterne bzw. Psynergie verfügen zu eliminieren. Dieser Mann unterscheidet sich kein bisschen von Costello.“
Eton legte eine weitere Sprechpause ein, schloss seine Augen und schüttelte anschließend theatralisch sein Kopf.
„Nein. Er ist sogar gefährlicher.“ gab er schließlich zu und öffnete seine Augen.
„Ich habe nach meiner Rückkehr Nachforschungen angestellt und herausgefunden, dass kurz nachdem ich Polinas verließ, übrigens nicht verheiratet, zumindest nicht mit der Frau die euch vorgestellt wurde, sie jemanden in Polinas eingesetzt haben, der mit Hilfe der Gabe der Sternen mein Aussehen und meine Stimme angenommen hat.
Ein Mann der eine radikale Ankündigung machte, jegliche Berührte auszulöschen.“
Er lachte kurz und schüttelte ein weiteres mal seinen Kopf. „Ihr seid sicherlich alle intelligent genug, um zu erkennen wen eine solche Ankündigung am meisten nützen würde.“
Die Masse überlegte. Eton gab ihnen ein paar Sekunden Zeit, ehe er die Frage selbst beantworten würde.
„Am meisten würde ein Mann davon profitieren, der seine Armee mit neuen Rekruten verstärken will. Rekruten die über die Gabe der Sterne verfügen und sich außerhalb der Gesellschaft von Berührten nicht mehr wohl fühlen können sollen. Zusätzlich hat diese Person das Vertrauen der Menschen meinen Namen gegenüber stark gebrochen. Erst jetzt im nachhinein ist mir klar geworden, dass diese Person mich viel besser gekannt hat, als ich ihn. Er hat gewusst, dass ich mich nach solchen Manipulationen zurückziehen würde. Er hat mich nicht durch seine Stärke oder die Macht seiner Streitkraft besiegt, sondern durch seine perfiden, feigen Manipulationen.
Das ist nicht einmal alles. Selbst von meiner Rückkehr nach Mirnuzar war er informiert worden und hat den Zeitpunkt meines Angriffs auf Costello ausgewählt, um seinen eigenen Angriffszeitpunkt anzupassen und als 'Bezwinger Costellos' die Sympatie seiner Kritiker zu gewinnen.
Ein Mann der alle seine Schritte bis ins kleinste Detail plant und der 'Feind' aller Menschen ist. Egal ob Berührter oder nicht Berührter. Egal ob Galataner, Weyarder oder Mirnuzarer. Egal ob Mann oder Frau. Jung oder Alt. Der Feind aller Menschen. Der Mastermind hinter allem. Der Kriegsherr REYTER!“
Eton schnipste mit dem Finger und es wurde ein riesiges Bild hinuntergerollt auf dem der Kriegsherr Reyter abgebildet war.
Die Hass der Menschen waren auf die Person auf dem Bild fokussiert worden. Es wurde energischer gebrüllt. Manche nahmen sogar Steine von dem Boden und warfen aus das Bild. Eton musste sogar paar mal aufpassen nicht versehentlich von einer der Steinen getroffen zu werden.
„Egal was du machst Reyter. Wie stark du deine Armee auch aufbaust. Wie mächtig du auch wirst. Ich werde hier vor dir stehen und dich aufhalten. Zu deinem Unglück stehe immer auf der Seite der Gerechtigkeit.
Ich bin die Stimme jeder Person die nach Hilfe schreit oder Hilfe braucht.
Du hast viele Personen manipuliert und auf deine Seite gezogen. Viele deiner Gefolgsleute glauben bis heute noch, dass du ein edles Ziel verfolgst, oder dass sie keine andere Wahl haben, als sich dir anzuschließen.
Das ist der einzige Grund, warum ich dich und deine Armee nicht eigenhändig vernichtet habe. Es sind viele gutgläubige Leute unter deinen Männern dabei, die sogar ihr Leben wegwerfen würden um deinen Leben zu schützen. Jedes Leben ist für mich kostbar. Das ist der Unterschied zwischen Leuten wie mir und Leuten wie dir und Costello. Ich trample nicht über Leichen, sobald mir etwas nicht passt.“
Die Masse war nun deutlich größer geworden. Während seiner Rede hatten sich immer mehr Personen versammelt.
„Ich werde nicht auf den selben Trick zweimal reinfallen, Reyter. Ich werde dir nicht die gleiche Gelegenheit geben, deine Spiele durchziehen.
Deswegen verkündige hier und jetzt, dass ich mich ab sofort und in Zukunft, mit sofortiger Wirkung, von jeglichem großen Besitz, Reichtum und Land distanziere. Ich brauche keins davon und habe auch nie eins davon wirklich benötigt. Meine Mission ist nur den Leuten zu helfen. Ich werde dir nicht mehr die Gelegenheit geben, die Wahrnehmung der Leute mit deinen Tricks zu manipulieren.
Es wird nicht mehr so einfach werden wie bisher Reyter.
Deswegen tue das beste, was du tun kannst. Ich lade dich zur Kapitulation ein. Gib deinen Wahnsinn auf. Das gleiche gilt für die Gefolgsmänner Reyters. Löst euch von eurem kranken Kriegsherren und stellt euch auf die Seite der Gerechtigkeit. Wenn wir alle zusammenarbeiten können wir den Frieden nach Mirnuzar zurückbringen!“
Er ballte seine Faust hoch und der selbsternannte Held der Menschen genoss selbst für seine eigenen Verhältnisse Rekordverdächtigen Jubel. Während den ganzen Jubel trat eine auffällige Person aus der Menschenmasse heraus und stand nun vor der ersten Reihe. Es war ein breiter, stark gepanzerter, über zwei Meter großer Mann, mit einer sogar noch größeren Streitaxt. Er schaute zu ihm.
„HEEEEEEEEEEEEEEEEEYYYY! ICH HABE WAS ZU SAGEN!“.
Eton machte ein Handzeichen und es wurde still.
Der Mann zeigte mit dem Zeigefinger zu Eton.
„Pah! Du kannst zwar diesen ganzen Schwachköpfe überzeugt haben, aber mich überzeugst du nicht, großer Lord Eton.“
Eton verschloss seine Arme und runzelte die Stirn. „Was ist dein Standpunkt?“
„Du hast nichts anderes gesagt als haltlose Wörter und Behauptungen. Wo sind deine Beweise? Was beweist uns den, dass du nicht der selbe Eton bist, den du als deine Nachahmer abgestempelt hast?“
Ein kleiner Teil der Masse fing nun an mit einander zu reden. Der Großteil hingegen schimpfte mit dem Mann. Manche wollten ihn anscheinend sogar attackieren, wurden jedoch von anderen Personen zurückgehalten.
Eton Miene verzerrte sich kein Bisschen.
„Meine Kraft.“
Der Mann schien überrascht. „Deine Kraft?“
Eton nickte. „Egal wie gut jemand mein Äußeres und meine Stimme imitieren kann, eine Sache wird er nicht imitieren können. Meine einzigartige Kraft.“
Der Mann lachte laut. „Achja?! Deine Kraft?! Ich bin ein ehemaliger Veteran General aus Galatan. Ich habe meinen Namen vor Jahren abgelegt, doch meinen gefürchteten Spitznamen trage ich immer noch. Ich bin der rote Bulle. Meine Axt zertrennt jedes Objekt das es trifft und meine Rüstung hält selbst fatale Treffer ohne einen Kratzer ab. Ich sage dir das, damit du weißt wer vor dir steht. Ich habe mich nicht Reyter angeschlossen. Auch ich verachte ihn. Jedoch habe ich gleichzeitig über genug Kampferfahrung um mit einem Blick einschätzen zu können, dass du ein Schwächling bist. Traust du dich? Traust du dich gegen mich anzutreten?“
Eton schüttelte schnell seine Hände. „Ich möchte niemanden verletzen. Selbst dann nicht, wenn jemand bereit ist, gegen mich zu kämpfen. Ich bitte dich aufrichtig mich nicht zu zwingen meine Kraft zu zeigen.“
Der Mann lachte und schaute dann zu der Masse. „Seht ihr?! Er hat Angst! Er versteckt sich hinter seinen faulen Ausreden!“
Er wandte sich wieder zu Eton und hob seine Axt. „Ich werde den Leuten hier dein wahres Gesicht zeigen. Egal ob du willst oder nicht! Ob Lebend oder Tot.“
Der rote Bulle lief auf Eton zu. Eine feurige Aura bildete sich um ihn, was die Form eines roten Bullen annahm. Die flammenden Hörner bohrten sich durch die Eiswände, schmelzten diese und der rote Bulle sprang dann ab.
Sobald er sich von dem Boden getrennt hatte, verschwand seine feurige Aura. Doch das war für den roten Bullen momentan scheinbar unwichtig, da er mit beiden Händen seine 2 meter große Streitaxt packte und heftig aufholte, als er vor Eton landete und ihm seine Waffe auf sein Kopf rammte. Ein perfekter Treffer, was jedoch auch daran lag, dass Eton sich nicht gerührt hatte.
Zu Überraschung aller zerschmetterte die Axt bei dem Aufprall und der rote Stier hielt nur den Griff seiner ehemaligen Axt in seiner Hand.
„Du hättest dich besser über mich informieren sollen, roter Stier. Ich habe selbst Elavs Semih bezwungen. Ich werde dir einen winzigen Bruchteil meiner Macht präsentieren. Tut mir Leid. Du hast mich dazu gezwungen.“
Der rote Stier schaute ungläubig zu dem unverwundeten Betrüger, der nun ausholte und selbst zuschlug. Die Wucht des Angriffs hatte eine Stärke, die in dem Moment fast an Lord Steins erinnerte. Der ehemalige Veteran General flog mehrere Meter durch die Luft und landete Bewusstlos hinter der ganzen Menschenmenge. Vermutlich war es allein seiner mächtigen Rüstung zu verdanken, dass er von dem Angriff nicht gestorben war.
Nach dieser Auftritt schienen selbst die größten Kritiker überzeugt zu sein und jubelten ihm zu. Die Attentäter in der Menge die nur auf die richtige Gelegenheit gewartet hatten und sogar sich vorbereitet hatten, während des Kampfes zuzuschlagen erstarrten vor Furcht. Sie hatten Angst zu agieren. Keiner von ihnen traute sich zu, einen solchen Angriff zu überleben. Selbst sie waren überzeugt worden und wer waren sie den Bezwinger Semihs, der Phönixkrieger und von Raum und Geist herauszufordern?
Eton sprach wieder zur Micro. „Unglücklicherweise muss ich jetzt gehen, meine Freunde und Kinder. Ich habe noch einige andere wichtige Dinge um die ich mich kümmern muss. Erzählt euren Freunden und Bekannten von meinen Worten und lasst die ganze Welt davon erfahren, was sich hier vorgetragen hat. Lasst jeden Teil an Wahrheit haben und klärt sie über die Lügen auf. Ich verlasse mich auf euch.“
Nach diesen Wörtern drehte sich Eton um und lief mit einer, übermenschlichen Geschwindigkeit davon. Die Menschen feierten ihren zurückgekehrten Helden.


Nachdem Eton sich mehrere hundert Kilometer entfernt hatte und sich in einem verlassenen Ort befand, wurde er gar nicht aufgehört von dem Geist umarmt zu werden. Auch wenn sie ein Geist war, konnte er jeder ihrer Berührungen spüren, als befinde sie sich noch in einem lebenden Körper.
„Ich sagte dir das doch. Lass das Shia!“ knurrte Eton.
„Aber wie soll ich den? Ich wusste gar nicht, dass ich einen so charismatischen Gemahl erwischt habe. Du warst während deiner Rede, auf dieser Bühne so.... unglaublich.“ sagte sie mit einem glücklichen Lächeln auf ihrem Gesicht und schmiegte sich an ihm.
„Obwohl das meiste.... nicht ganz der Wahrheit entsprach? Ich hatte sogar vermutet, dass du böse werden würdest.“
„Ich würde mein Gemahl nie wegen ein paar Lügen böse werden.“ gab sie an und fügte hinzu.
„Solange diese Lügen keine andere Frau beinhalten.“
Eton schluckte, schüttelte danach aber seinen Kopf. „Warum bist du mitgekommen? Die Baronin Lascar hätte dir dein Land zurückgegeben. Ich bin sicher, wir hätten beweisen können, dass du bei mir bist. Vielleicht hätte deine Seele Frieden gefunden.“
Sie tippte ihm leicht böse auf die Stirn. „Hast du nicht selbst vorher auf Land und Besitz verzichtet. Denkst du ich würde dich für diese Dinger verlassen und alleine lassen, mein Gemahl? Außerdem ist meine Seele in Frieden, an deiner Seite.“
Eton stöhnte. Sie hingegen schmiegte sich wieder an ihm. Egal was Eton tat, sie würde es nicht sein lassen. Solange sie alleine waren, konnte er noch damit umgehen.
Sie jedoch tat es auch, während er vor anderen Personen stand und ärgerte ihn, während die Leute ihn für verrückt hielte oder auslachten, weil ihm deswegen ein Missgeschick passierte oder komische Mienen verzog.
„Das erinnert mich an etwas. Ich hätte es fast vergessen.“ erklang es von der Prinzessin die erneuert böse auf ihr Stirn tippte. „Das was du draußen gemacht hast, war total riskant.“
„Ah, du meinst die Aktion als ich diesen Bullen vor all meinen Fans erledigt habe? Ich hatte schon immer während meinen Reden eine kurze Kraftdemonstration ausführen wollen. Es war ein unglaubliches Gefühl.“
„Wir hatten abgesprochen, dass du nur den Widerstand deines Körpers stärkst, in dem du deine Geschwindigkeit aufgibst. Als du deine Widerstandskraft in deine Schlagkraft stecktest, hast du gleichzeitig deine Widerstandskraft und somit deine komplette Verteidigung aufgegeben. Hätte dich in der Zeit, deines Schlagangriffes, irgendjemand getroffen, dann wärst du jetzt gerade tot.“ schimpfte sie mit ihm.
Eton lachte. „Manchmal muss man riskieren um etwas zu gewinnen und ich habe gewonnen.“
Sie war nicht zufrieden.
„Gut, ich werde beim nächsten mal besser aufpassen. Versprochen. Nun lass zu den anderen gehen. Sie warten schon.“

Als Eton den Ort betrat wurde er bereits von den vier Anwesenden Personen erwartet.
Hardin grinste und erhob sich von dem Stein, auf dem er gesessen hatte. „Es lief wohl alles nach Plan.“
Eton nickte und schaute dann zu dem glatzköpfigen Mann im schwarzen Anzug und einer schwarzen Sonnenbrille. „Ich vertraue dem Typen immer noch nicht ganz. Er hat zwar ganz nützliche Informationen gegeben und ganz gewiss uns bei der Verbreitung der Informationen geholfen, doch war er nicht schon immer Costellos Schoßhündchen und hat uns verraten! Wer weiß, was für perfide Absichten er diesmal im Schilde führt!“
Hardin seufzte. Secret zog eine Zigarette an und zündete sich diese an. „Wie oft muss ich es dir noch erklären, Eton. Er ist jetzt tot. Wäre er nicht gestorben, dann hätte ich ihn selbst in einem Moment seiner Schwäche getötet. Ich bin nicht Costellos Schoßhündchen gewesen und habe mich ihm nur aufgrund persönliche Motive angeschlossen und ihn mit meine Loyalität getäuscht. Ich habe ihm keinen Grund gegeben mir zu misstrauen. Costello war ein gerissener Mann, doch er hat bis zu seinem Tod eine Sache nie realisiert.“
Eton schüttelte desinteressiert seinen Kopf. „Jaja. Um ihn zu retten. Deinen-.“
Ein anderer, kräftigerer Glatzköpfiger Mann packte Eton am Kragen und hob ihn in die Luft. „Eton! Ich lasse nicht zu, dass du meinen großen Bruder noch weiter beschuldigst und verspottest. Ein weiteres Wort und ich werde dir deiner Visage einen neuen Ausdruck verleihen.“
Eton schaute verängstigt zu dem wütenden, temperamentvolleren, Mann. Eton kapitulierte und hob seine Hände um ihn zu beruhigen.
Secret ließ pustete den Qualm aus seinem Mund heraus und legte dann seine Hand auf die Schulter des anderen glatzköpfigen Mannes. „Es ist gut, Striker. Lass ihn runter.“
Striker ließ Eton unsanft auf den Boden fallen und wandte sich zu Secret, welcher nur verständnislos seinen Kopf schüttelte. „Du solltest dich nicht immer so einfach provozieren lassen. Versuche öfter ruhiger zu sein. Vielleicht solltest du gelegentlich eine Zigarette nehmen. Es beruhigt die Nerven.“
„Pah! Sind diese Dinger die du täglich zu dir nimmst, nicht ungesund für den Körper? Ein wahrer Krieger wie ich, achtet stets auf seine Form.“
Secret breitete gleichgültig seine Arme aus und schüttelte seinen Kopf.“Wie du willst. Du bist immer noch der selbe. Ich hoffe dein Temperament sorgt nicht dafür, dass du früh stirbst. Es war nicht einfach, während der Schlacht zu verschwinden und dich von Costellos privatem Kerker zu befreien.
Wenn ich genauer darüber nachdenke, verdankst du vielleicht deinem Temperament warum er dich nicht einfach sterben gelassen hat und dich ständig leiden sehen wollte. Idioten sind eben die unterhaltsamsten Menschen.“ erklärt er.
„Wen nennst du hier einen Idiot?“
Secret lachte auf. „Sage ich nicht noch vorhin, du solltest dich nicht immer so einfach provozieren lassen?“
Striker knurrte auf. Secret wandte sich anschließend zu Eton. „Costello ist erledigt. Dein Ziel ist es als nächstes Reyter aufzuhalten, nicht wahr Eton?“
Eton nickte.
Secret richtete anschließend seine Brille und ein geheimnisvolles Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. „Sehr gut. Dann kannst du auf meine Hilfe zählen. Die ganze Welt wird schon bald von dem Rückkehr des großen 'Helden der Menschen' hören. Wir werden uns wieder sehen.“
Secret schaute anschließend zu Stirker. „Und du, mach es gut, kleiner Bruder.“
Der Mann in Anzug drückte seine Zigarette an der Wand und eine kleine Explosion erschien. Mit der Explosion war er verschwunden, ohne die Höhle oder auch nur eine Person zu beschädigen.
„Pff. Ich hasse diesen Stil von ihm zu verschwinden.“ gab Striker zu.
„Hast du nicht vor auch zu verschwinden?“ fragte ihn Hardin. Striker hingegen schüttelte seinen Kopf.
„Wohin Bitteschön? Alle meine Kumpel sind tot. Ich habe weder ein Ziel, noch ein Traum. Aber es gibt etwas was ich hasse. Ich hasse feige Männer, wie Costello und Reyter, die sich hinter ihren Männern verstecken, große Worte schwingen und sich selbst für große Persönlichkeiten halten. Ein wahrer Anführer kämpft gemeinsam mit seinen Leuten an der vordersten Front. Ihr sagtet doch, ihr würdet diesem Mann von seinem Vorhaben aufhalten, richtig? Dann bin ich euer Mann.“
Eton wollte scheinbar Strikers Beitritt protestieren und ablehnen, vielleicht weil er auch zu diesen Wörter schwingenden Männer gehörte, aber Hardin ging vorher dazwischen. „Eton. Du bist jetzt wieder im Munde aller Personen und vielleicht schon bald Reyters größter Dorn im Auge. Denkst du nicht, dass du deine Sicherheit erhöhen musst?“
„N-Niemand würde sich trauen mich anzugreifen!“ widersprach Eton.
„Möglich. Aber Reyters Männer fürchten nicht den Tod. Seine loyalsten Männer würden dich attackieren. Vielleicht sind sogar höchst gefährliche Attentäter dabei.
Etons Gesicht wurde kreidebleich. Hardin lachte. Ein Zeichen, dass er gewonnen hatte.
„Selbst wenn du nicht, er ist auch noch da. Du bist nicht die einzige populäre Zielperson in unserer Gruppe.“ Hardins deutete auf den Jungen hinter ihnen, welcher sich nun zur Wort meldete. „Costellos 'Erbe'.“
„Nennt mich nicht so.“ jammerte Silvester. „Ich hätte nicht gedacht, dass mein Kopf irgendwann genauso begehrt sein würde, wie Etons.
Danke, dass ihr mich wieder aufgenommen habt. Trotz dem riesigen Ärger.“ fügte er hinzu.
„Wer wären wir den, wenn wir den Rest unserer Crewmitglieder in Stich lassen würden? Du bist natürlich willkommen.“
„Pff. Sei nicht so arrogant Junge. Mein Kopf ist imme rnoch mehr Wert als deiner. Wenn irgendwer kommt um dich zu bedrohen...“ Eton sprang paar mal und führte paar wenig beeindruckende Hiebe und Tritte gegen die Luft. „Wird die Person von deinem mächtigen Onkel Eton verprügelt werd-.“
Eton rutschte aus und fiel aufs Gesicht. Die Gruppe lachte.

„Bist du dir genauso sicher wie 'letztes Mal' das dies der richtige Richtung ist.“ fragte Cryszara dieses Mal, nachdem sie beinahe in ein Krieg in Neu-Mirnuzar zwischen Costello und Reyter verwickelt worden waren. Die Person nachdem Hashiro gesucht hatte, war scheinbar an dem Krieg beteiligt gewesen und nicht auf dem Weg zur Expedition in Arktonia, weswegen sie zu einem komplett anderen Ort geführt worden waren.
Sie befanden sich nun jedoch, Dank Hashiros flexiblen Portalen, auf einem ganz anderen Teil der Welt und segelten nun, laut Hashiros 'neuem Zielperson' Richtung Arktonia.
Hashiro antwortete nicht auf ihre Frage. Stattdessen schaute er nun zu Aleon und gab ihm ein Zeichen, seine Luftkissenpsynergie zu stoppen und das schwebende Schiff auf dem Meer abzusetzen. Der Homunkulus leistete dem Befehl folge und setzte das Schiff sanft ab.
„Hier ist gut. Von hier aus sollten wir sie aufspüren können.“
Hashiro ging nun zum Rand des Schiffes und zog einen orangen Trank unter seiner Robe heraus. Hashiro wirkte nicht besonders glücklich. Die Materialien die er für diesen Trank verbrauchte, gehörten scheinbar zu der selteneren Sorte.
Er kippte den Inhalt ins Meer und nur wenige Augenblicke später breitete sich die Orange Substanz im Meer aus und verfärbte das Wasser in Orange. Dieser Prozess dauerte kürzer als fünf Sekunden, bevor das Meer wieder normal wurde.
Hashiro grinste nun zufrieden. „Es hat mich zwar die Kombinationen von drei verschiedenen Aufspürkünste gebraucht, doch ich habe die genaue Position Reyters Schiffen gefunden. „ er zuckte arrogant mit den Schultern und schüttelte anschließend breit grinsend seinen Kopf. „Selbst der Aufenthaltsort des Merkurleuchturms ist mir bekannt. Zumindest wenn meine Einschätzung einstimmt und eine gewisse Person sich dort befindet.“
„Eine gewisse Person?“ fragte Cryszara.
„Ailas.“ antwortete der Homunkuli grinsend. Der Homunkulus hatte nicht den Jungen vergessen, der über die Kraft verfügte, einen ganzen Ozean und alle Wesen in ihr zu bändigen.
Hashiro bestätigte nickend und hob seine Hand in die Luft. Sein Armband leuchtete auf und ein gigantischer Portal erschien in der Luft und zog das Handelsschiff hinein .

Das Handelsschiff erschien aus dem großen Portal, von das es vorhin verschluckt worden war, wieder. Sie befanden sich nun an einer anderen Stelle des Meeres.
Meliza schaute sich um und als sie keine anderen Schiffe wahrnehmen konnte, schüttelte sie schließlich ihren Kopf. „Ich sehe trotzdem keine Schiffe.“ sagte sie schließlich.
„Das liegt daran, weil dieses Schiff einer zu hohen Gefahr ausgesetzt sein würde, wenn wir uns ihnen noch weiter nähern. Es sind insgesamt 7 Kampfschiffe wovon der größte unter ihnen in ihrer Ausrüstung und Größe den anderen weit überlegen ist.“ analysierte Hashiro die Situation.
„Und was machen wir jetzt?“ fragte Cryszara schließlich.
Hashiro verschränkte seine Arme und schüttelte gelassen seinen Kopf. „Ich und der Homunkuli werden uns um alles kümmern. Ihr hingegen seid aktuell komplett nutzlos. Bleibt hier, passt auf das Schiff auf und versucht nicht zu sterben. Das ist der Plan.“ gab er spöttisch von sich und hob nun von dem Boden ab.
Aleon tat es ihm gleich und beide schwebten für eine Weile weit über dem Himmel, bevor beide kurz telepathisch miteinander kommunizierten und anschließend verschwanden.

Ein Mann mit einer schwarzen Robe landete auf einem der Kriegsschiffe. Es dauerte keine zwei Sekunden, bis er bemerkt und von 5 Adepten umzingelt wurde.
„Wie bist du ins Schiff gekommen?“
„Wer bist du?“
„Antworte!“
„Wir sollten ihn informieren. Wir sollten Sfas-“
Eine heftige Explosion ertönte in einem der anderen Schiffe. Feuer, Wasser, Erde, Wind, Eis und Donner. Es war regelrecht ein Lichtfest. Ein Kampf war ausgebrochen.
Hashiro nahm seine Kapuze herunter. Die Männer erkannten ihn scheinbar von seinen früheren Angriffen wieder. Angriffe von der Zeit, als er aufgrund seiner versiegelten Macht, die Macht des Dämon Melfice nicht kontrollieren konnte, Amok lief.
„Es ist zu spät.“
Die Galatanischen Krieger reagierten schnell und entfesselten einen Sturm an Psynergie, welche alle nach dem anderen wirkungslos an Hashiros beschworenen Schild aus dunkler Psynergie abprallten.
Anschließend löste Psynergie seinen dunklen Schild auf und entfesselte einen eigenen Angriff. Eine mächtige Druckwelle aus reiner Psynergie, nahm alle anderen Personen von den Beinen und lies sie geschwächt und geschlagen zurück.
Ein diabolisches Grinsen bildete sich auf Hashiros Lippen, als sein Trankartefakt an seinem Gurt nun aufleuchtete und im Folge dessen 15 Tentakelarme aus seinem Rücken heraus wuchsen.
Die Tenktakelarme bohrten sich in die Brust von, auf den Boden liegenden, Feueradepten und reißten ihnen buchstäblich das Herz aus der Brust. Alle nicht Feueradepten wurden ignoriert. Der Tränkemischer musterte nun die herausgezogenen Herzen.
„Das sind schon mal 15. Fehlen noch ein paar.“
Die Herzen wurden von einem seiner Portale aufgesaugt. Seine Tentakel verschwanden wieder in seinem Rücken.
Genau in dem Moment spürte er wie ein Blitz auf dem Schlachtfeld einschlug und sich ein eitel aufgerüsteter Krieger vor ihm materialisierte.
„Hashiro also... Ich dachte wir seien dich endgültig los geworden, nachdem Admiralin Zaisa mit dir fertig geworden war. Ich werde dich erledigen. Wenn ich das tue wozu nicht mal Zaisa in der Lage ist, wird meiner Beförderung nichts mehr im Wege stehen. Meine Name ist bereits, aufgrund meiner letzten Leistungen, schon im allen Munde. Du wirst der letzte Tropfen sein. “ gab der Krieger an.
„Und wer bist du?“fragte Hashiro spöttisch.
„Der Blitz persönlich. Thor der Blitz! “
Thor verschwand auf einem Schlag und ein Blitz krachte direkt hinter Hashiro ein. Thor hatte sich an diesem Punkt materialisiert und schwang mit seinem Streitkolben nach Tränkemischer. Der jedoch machte keine Anstalt auszuweichen und packte Thor an dem Handgelenk, mit der er auch seinen Streitkolben hielt und verdrehte seinen Arm.
„So wie du dich nennst, hätte ich dich eher mit einem Hammer und viel Donner vorgestellt.“ spottete Hashiro.
„Hah, du unterschätzt mich. Es ist noch lange nicht aus.“
Thor dematerialisierte sich, entkam aus Hashiros Griff und ein neuer Blitz schlug auf der anderen Seite des Schiffes. Ein zweiter Blitz folgte.
Thors Augen weiteten sich, als er Hashiro vor sich sah, der bereits auf ihn wartete und seine Hand ausgestreckt in seine Richtung hielt.
„W-Wie...?“
„Ich habe deine Komplette DNA analysiert und die nützlichen Elemente davon übernommen. Bei der kurzen Berührung vorhin. Es war Kinderarbeit... für mich.“
„U-Unmö-“
Noch bevor der Krieger zu Ende sprechen konnte wurde er getötet. Hashiro ließ seine Leiche auf dem Boden des Schiffs fallen und wandte sich den anderen beiden Kriegsschiffe zu, die gerade in seine Richtung steuerten.
Dies beunruhigte ihn nicht im geringsten, sondern etwas anderes.
Aleon war noch nicht mit dem Sammeln der Feueradeptenherzen noch nicht fertig und das große Kriegsschiff hatte nun bereits begonnen in Aleons Richtung zu segeln. Scheinbar verausgabte sich der Homunkuli gerade mehr als er tat. Folglich wurde er momentan als größere Gefahr eingeschätzt.
~Wie viele fehlen dir noch?!~
~Drei~
~Mach schnell und vermeide das große Schiff – vorerst. Ich werde die Aufmerksamkeit auf mich ziehen.~
~Verstanden~
Hashiro zielte nun mit seiner Handinnenseite auf eines der kleineren Kriegsschiffe die auf seine Richtung segelten.
Er entfesselte einen mächtigen Strahl aus dunkler Psynergie, welcher die Oberfläche des Meer direkt unter ihm spaltete und das Zielschiff nach dem Kontakt augenblicklich pulverisierte.
Diese Nachricht erreichte scheinbar schnell das große Kriegsschiff, den es änderte daraufhin seinen Kurs in seine Richtung.
Hashiro hatte zwar versucht so viele tote wie möglich zu vermeiden, damit es gleich noch lustiger werden konnte, doch das hier war in seiner aktuellen Situation, die schnellste und einfachste Lösung gewesen.
Der Blick des Tränkemischer ging zum letzten kleinen Schiff in seiner Nähe. Ihm fehlten noch ein paar Herze. Er würde sie holen und verschwunden noch bevor das große Kriegsschiff ihn erreichen konnte.


Sowohl Aleon und als auch Hashiro erschienen wieder auf dem Händlerschiff.
„Ihr seid zurück. Wie ist es gelaufen?“ fragte Cryszara.
„Gut.“ antwortete Hashiro und wandte sich zu Aleon.
Der Homunkuli öffnete seinen Mund und spuckte 10 Feueradepten-Herze heraus.
Meliza hielt sich die Hände vor dem Mund, als ihr bei dem Anblick beinahe ihr Magen umdrehte. Zu ihrem entsetzen schien sie die einzige zu sein, die scheinbar ein Problem damit hatte, dass hier vorhin 10 frische Menschenherzen aus dem Mund von diesem.... Wesens herausgespuckt worden waren.
Sie war wieder daran erinnert worden, in was für einer Gesellschaft an Personen sie sich momentan aufhielt.
Selbst dieses andere Mädchen Namens Cryszara schien zu ihrem entsetzen abgestumpft zu sein. Im Gegensatz zu ihr hatte sie bei dem Anblick kaum eine Miene verzogen.
Der Homunkuli sprach.
„Es war nervig die richtigen Personen zu suchen, ohne den Rest zu töten.“
Jammern war etwas was Hashiro von Aleon bis heute noch nie gehört hatte. Ob Aleon sich dies von Meliza abgeguckt hatte?
Hashiro lächelte jedoch zufrieden. Er öffnete sein Portal und es fielen 20 weitere Herze heraus. Meliza musste ein weiteres mal wegschauen. Sie hatte das Gefühl ihre Grenze schon längst überschritten zu haben.
„Genau dreißig. Das dürfte ausreichen.“ gab Hashiro an und ließ seinen Trankbehälter aufleuchten. Alle Herzen wurden von der Flasche absorbiert und zu einer flüssigen Essenz umgewandelt. Anschließend wurde der Inhalt der Flache mit weiteren Elementen ergänzt, die Hashiro scheinbar nur durch seine Willenskraft von der Umgebung sammelte und dies der Flasche einfügte. „Fertig.“
Es stand in den Gesichter der anderen geschrieben, dass sie sich fragten, was dieser Trank bewirken würde. Allein Meliza schien sich nicht dafür zu interessieren, die sich mittlerweile abgewandt hatte und damit beschäftigt war, sich nicht zu übergeben.
Als Hashiro das sah, bildete sich ein breites Lächeln auf seinem Gesicht und er entschloss vorher zu ihr zu gehen. Der Tränkemischer legte seine Hand auf ihre Schulter und ohne sein Grinsen zu lockern. „Lass mich dir helfen.“
„Ich brauche deine Hilfe ni-.“
Er schlug mit Faust gegen ihren Magen. Es war kein starker Schlag, dass ihr Verletzungen zufügen würde, jedoch genug, damit sie zu Boden fiel und den Inhalt aus ihrem Magen unkontrolliert aus ihrem Mund herauswürgte. Ein Anblick, das der Tränkemischer sadistisch genoss. Er bückte sich nun zu ihr und schaute ihr, falsch Lächelnd, in die Augen. „Siehst du? Es ist manchmal besser, wenn man einfach loslässt.“
„Verpiss dich.“ gab sie bissig von sich und schlug nach ihm, doch ihr Schlag ging wie erwartet ins Leere. Er packte sie am Kopf Hinterkopf und drückte sie nun mit dem Gesicht gegen ihre Kotze. „Aber aber, junge Dame. Du musst lernen, hinter allem zu stehen, was von dir kommt. Es gehört einfach nicht, das Schiff einer anderen Person so zu beschmutzen und sich daraufhin nicht einmal zu entschuldigen. Stell dir nur vor, wie enttäuscht dein Vater über dein Benehmen sein würde.“ verspottete er sie sadistisch und provokant.
Meliza biss sich die Zähne zusammen. Sie wusste, dass sie provoziert wurde und das es momentan nichts gab, was sie tun konnte. Sie musste stark und geduldig sein.
Nach paar Sekunden hatte sich Hashiro zumindest wieder von ihrer Nähe entfernt. „Aber aber meine Liebe. Sei nicht so verbittert. Das was du jetzt sehen wirst, bekommt man nicht alle Tage zu sehen.“ er breitete gespielt seine Arme aus. „Meine beiden Damen haltet euch bereit, eine Macht zu sehen, die selbst in den Geschichtsbüchern erwähnt wird.“
Aleon beugte seinen Kopf leicht und fragte sich, warum er selbst nicht erwähnt worden ist. Vermutlich, weil er keine Frau ist.
Ein Portal öffnete sich und der Inhalt der Flasche, welche sich nun zu einer schwebenden schwarze Kugel verformt hatte, schoss durch das Portal und landete auf einem der kleineren Kriegschiffe. Das Portal schloss sich wieder.
Jeder in der Nähe der Kugel wurde von ihr eingezogen. Die Kugel war scheinbar so platziert worden, dass die Personen auf zwei nah einander stehenden Kriegsschiffen von ihr eingezogen wurden.
Hashiro sprach weiter.
„Eine verbotene Macht aus Weyard. Eine Macht den eins der Alte Weise, der Wächter über die Elementarsterne Weyards, bedient hat und ihr Ursprung auf Prox zurückzuverfolgen ist.“
Nachdem die Kugel alle in den beiden Schiffen eingezogen hatte, fing sie sich an zu verformen.
„Es ist eine mächtige Transformation die früher von den Proxaner durchgeführt wurde. Die Macht des Alten Weisen reichte jedoch so weit, dass er die Transformation selbst mit normalen Berührten durchführen lassen konnte. Diese Macht entsperrt jegliche Restriktionsgrenzen von den Gabe der Sternen. Der Strom der Sternenkraft wandelt das Äußere um in einen.....“
Ein gigantischer Schrei ertönte in der weiten Ferne. In der Luft flog ein fast hundertköpfiger Drache, der mit seinen mächtigen Flügelschlägen immer mehr an Höhe gewann.
„Drachen. Eine Wilde Bestie die um zehnfaches stärker ist, als alle verschmolzenen Berührten zusammen.“ erklärte er.
Meliza spürte die enorme Sternenkraft die aus dem Wessen ausging. Sie hatte noch nie zuvor etwas so mächtiges gespürt. Sie fühlte sich fast so wie eine Vulkaneruption an.
„Egal wie es ausgeht, solche Macht kommt mit einem hohen Preis. Sobald erstmal die Verwandlung durchgeführt wurde, sind alle in der Verwandlung beteiligten Personen verurteilt zu sterben. Der Verbrauch der Lebensenergie ist der Nachteil dieser Technik, was uns in diesem Fall gelegen kommt. Ein Wunder wie die Lebensenergie des Elementarleuchtturmfeuers war von Nöten, damit dieser Schaden, bei dem bisher einzig bekannten Fall von Überlebenden, geheilt werden konnte. Diese Bestie verfügt über einen brennenden Willen, eine legendäre Ausdauer und könnte Tage durchkämpfen. Es hat ein Leben für jeden Kopf. Der Drache greift alles an, den er sieht. Er ist selbst eine Gefahr für uns, wenn wir weiter hier bleiben.“
Der Drache flog weit in die Luft. Eine legendäre Technik leuchtete auf. Ein Wirbel aus mächtiger, kompensierter Energie sammelte sich im Himmel.
„Wir müssen hier jetzt Weg. Der Drache nutzt bereits Felskarries.“
„Was ist mit den Leuten, die du Meister Reyon bringen wolltest, Hashiro?“ hackte Cryszara.
„Vergiss diese Truppen. Unsere erste Priorität ist das Merkur-Leuchtfeuer zu entzünden. Der Drache wird sie lang genug aufhalten. Nein, das wäre untertrieben. Wenn nicht ein Wunder geschieht, sind sie alle Geschichte. Ich werde keine Probleme haben, um andere Männer Reyters zu finden.
Falls jedoch aus irgendeinem Grund ein Wunder eintreffen sollte, werde ich dafür sorgen, dass nächstes mal nicht mal ein Wunder sie retten können wird. “
Sie schien überzeugt zu sein. Ein großes Portal öffnete sich, welches nun das Handelsschiff einzog.

Die Energie die sich in dem Himmel gebildet hatte strahle wie eine zweite Sonne. So sollte sie jedoch nicht lange bleiben. Die Lichtsonne teilte sich in einer heftigen Explosion auf und ließ höchst zerstörerische Lichtstrahle auf das Meer regnen.
Nur nicht nur das Meer. Die Fläche von diesem Angriff war enorm und erstreckte sich über etliche Kilometer. Selbst größere Insel in der Nähe wurden von ihr vernichtet und zerstört.
Die übrigen drei kleineren Kriegschiffe wurden von jeweils einem Lichtstrahl erfasst und zerstört. Es war nur noch der größte Kriegschiff übrig geblieben, auf das ebenfalls etliche Lichtstrahle herabregnete.
Sfasesh schaute mit zusammengebissenen Zähnen den vom Himmel herabfallenden Lichtstrahle entgegen, dass Zielsicher auf ihren letzten Schiff, auf sein Schiff, herab fiel. Er hatte bereits den Großteil seiner Männer verloren, sowie alle seine 6 kleineren Schiffe.
Er musste etwas tun. Er musste etwas tun und innerhalb von wenigen Sekunden einen 'Wunder' vollbringen und rechtzeitig diesen Angriff abwehren. Nicht nur abwehren, sondern den im besten Fall darauffolgenden Kampf irgendwie überleben.
Dieses Monster war ihnen in Sache Kraft und Zerstörungskraft weit überlegen. Er brauchte eine Taktik. Sein Verstand dürfte ihn nicht im Stich lassen. Nicht hier, nicht jetzt. Ihr ganzer Schicksal war abhängig davon.




Rangi tanzte gespielt um die Wolfstatue und musterte bei der Gelegenheit jede Ecke und Kante von ihr, um sicher zu gehen, dass sie keine potentielle gut getarnte Falle übersah.
„Die sieht aber gruselig aus.“ sagte Rangi schließlich, klammerte anschließend Kudos Arm und schaute zu ihm. „Seine Zähne sehen gefährlich aus. Traust du dich deinen Arm da rein zu stecken?“ fragte sie ihn mit einem verspielten Ton.
„Meinen Arm?“ fragte Kudo nur wenig begeistert zurück und schaute von ihr weg. „Nein.“
Begriff er etwa nicht, dass es die perfekte Gelegenheit für sie gewesen wäre, die Statue nach dem ersten Paarschalter abzutasten? Sie versuchte es erneuert.
„Die Statue ist nicht einmal lebendig.“ sie kicherte auf einmal. „Hast du etwa Angst vor einer Statue, Kudo?“
„Exakt das habe ich. Wenn du unbedingt willst, dass jemand in dieses Ding reinpackt, warum tust du das nicht einfach selbst?“
Rangi rollte mit ihren Augen. Scheinbar musste sie wirklich selbst da ran. Sie setzte sich ein Grinsen auf. „Arr, ich werde dir beweisen, dass ein Pirat vor nichts Angst hat.“
Sie steckte ihrem Arm in den Maul hinein. Am Anfang konnte sie nichts finden. Sie steckte daraufhin ihrem Arm noch tiefer hinein und konnte wenig später tatsächlich den Schalter spüren. Ein zufriedenes Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. Sie hatten bereits einen der Paarschalter gefunden. Sie müssten nun nur noch in die andere Ebene um den zweiten Schalter zu finden und diese gleichzeitig betäti-
Ihr Lächeln verschwand, als sie einen heftigen Schrei wahrnahm. Als sie sich umdrehte, sah sie direkt eine Geisterklinge vor sich, die aus nächster Nähe auf sie zuflog.
Teil 2



Die Geisterklinge verfehlte sie knapp.
Nein.
Sie hatte gar nicht auf sie gezielt, sondern auf den Affen auf ihrer Schulter.
Der Affe löste sich nach dem Treffer auf.
Was ging hier vor?
Langsam bekam sie ein Bild von der Lage. Obouros Riesenschädel ließ zwar keine großen Reichtum an Mimiken zu, doch er sah schmerzerfüllt aus. Der Lich hielt sich schmerzerfüllt an der Stelle fest, an der ihn so eben eine Geisterklinge die rechte Knochenhand zerschmettert hatte.
Sie hatte sich nur einen Moment umgedreht und schon hatte Kudo ihn attackiert? Aber warum? Warum konnte sich dieser Idiot nicht einmal an einen Plan halten? Es war alles bis jetzt nach Plan gelaufen. Sie waren so kurz davor gewesen....
Obouros Ausdruck veränderte sich augenblicklich. Scheinbar war er über den direkten Angriff genauso überrascht gewesen, wie Rangi.
„DUUUU WIIIRST ES BEREU-“
Aus dem Nichts.
Eine Geisterklinge war unmittelbar vor der Körper des Lichs erschienen und hatten ihn durchspießt. Vorhin hatte ihn die Geisterklinge nur knapp getroffen, diesmal war es ein voller Treffer gewesen.
„RAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH!“
Der heftige Schmerzensschrei des Lichs war nahezu ohrenbetäubend. Rangi erinnerte sich nicht, dass sie jemanden je hätte so laut vor Schmerz schreien hören.
Der Lich krümmte sich vor Schmerz am Boden und rollte sich unkontrolliert, rechts und nach links. „AOAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHRGWAHHHHHHHHHHHHHHHHHAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAARRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRHHHHHHGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGGAAHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH!“
Er versuchte anschließend aufzustehen, doch er warf sich anschließend vor Schmerz erneuert auf den Boden. Obouros rollte sich bis an die nächste Wand und schlug mehrfach gegen die Wand um den Schmerz zu unterdrücken, doch der brennende Schmerz an der getroffenen Stelle hörte nicht auf.
„GAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHRAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAWAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOAAAAAAAAAAAAAAOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH!“
Während Rangi die Szene und sogar Katari die Szene voller Entsetzen betrachteten, waren Kudos Augen ausdruckslos.
„Meine Theorie ist also richtig.“ stellte Kudo fest und schaute anschließend lächeln zu Rangi.
„Tut mir Leid. Ich habe unser 'Date' nicht so beenden wollen. Ich habe es sehr genossen. Es gibt jedoch etwas was mir sogar noch wichtiger ist, als Frauen.“
Der Lich erholte sich langsam und richtete sich auf. Zeitgleich brannten Kudos Augen regelrecht vor Zorn.
„Meine Familie.“
Fünf Geisterklingen trafen den Licht, an seinen Armen, Beinen und an seiner Brust und nagelten ihn gegen die Wand. Das Geschrei des Lichs war nun sogar noch heftiger als vorher. Er spürte schließlich das 5 fache des Schmerzes von vorher.
„WIIIIIIIIIIIIIIIIIIIEEEEEEEEEEEEEEEEEEE!!!! WIIIIIIIIIIIIIIIIEEEEE KAANNNNNNNNSTTT DUUU MIIIIRRRR SCHMEERZENN ZUFÜGEN?! ICH BIN NICHT AVERGUS!!!! ICH BIN 10 FACH MÄCHTIGER ALS ERR!!!!“
„Was dich 10 fach anfälliger gegenüber meine Kraft macht.“ verriet Kudo. „Du verstehst es nicht oder? Jede Kraft die du erzeugst hat einen Echo. Deine eigene Totenenenergie wird für dein Ruin verantwortlich werden.“
Eine weitere Geisterklinge bohrte sich die Rippen des Lichs. Auch diesmal blieb sein Schrei nicht aus. Doch anders als zuvor umhüllte ein farbiger Nebel die gesamte Kammer. Die Verformung hatte bereits begonnen. Unzählige Knochen würden sich in der Kammer zusammensetzen und eine unstoppbare, nicht tötbare Arme an Untoten bilden.
Rangi und Katari schauten sich besorgt um. Ihnen blieb nur wenige Sekunden-
„Kudo, wir müssen hier raus!“
„Bitte geh! Ich versuche ihn abzulenken! Obouro macht jetzt ernst!“
„Bleibt bitte beide dort stehen und rührt euch keinen Schritt.“ erklang es von Kudo, welcher nun von einer weißen, durchsichtigen Aura umhüllt wurde.
„Odysee.“
Ein Regen aus Geisterklingen erschien im Kammer. Die Geisterklingen kamen aus allen Richtungen. Von rechts, von links, von dem Boden, von der Decke und von der Luft. Sie zerfetzten alle Untoten innerhalb des Nebels in Bruchteil einer einzigen Sekunde.
Egal wo ein Untote versucht wurde beschwört zu werden. An dieser Stelle erschien eine Geisterklinge und zerfetzte den Untote ohne ihm auch nur die geringste Chance zu geben, irgendetwas zu tun.
Obouro traute seinen Sinnen nicht. „WIE?! WARUM VERSCHWINDET MEINE KRAFT JEDESMAL?“
„Du verstehst es noch immer nicht?“ Kudo schüttelte arrogant seinen Kopf und fuhr fort.
„Als mächtiger Herr der Toten beziehst du deine Energie aus einer Welt, die nicht hierher gehört. Eine Welt wohin die Toten hingehen. Deine Totenenergie gibt dir einen erheblichen Vorteil gegenüber viele Kräfte der Lebenden. Doch sie hat eine erhebliche Schwäche. Diese Energie gehört nicht hierher. Sie gehört zum Tod.
Kommt Totenenergie in Kontakt mit genug aktiver Lebensenergie, so löst es sich auf und verschwindet wieder zurück dorthin woher sie hergekommen ist. Desto stärker jemand sich von Totenenergie bedient, umso anfälliger wird er gegenüber Lebensenergie. Es ist ähnlich wie zum Beispiel jemand der sich nach einem langen Aufenthaltsort in einer heftigen Hitze, plötzlich in dieses kalte Kontinent teleportieren würde. Die Kälte die diese Person spürt ist heftiger als Jemand, der von Anfang an hier ist und sich eine Resistenz aufgebaut hat.“
Zwei Geisterklingen bohrten sich in die Brust des Lichs. Höllische Qualen durchströmten seinen Knochenkörper. Eine Strafe der Natur. Kudo war schon immer besonders gut gewesen Wesen wie Untote auszulöschen. Er hatte zwar nie verstanden warum und hatte es seinem Talent zugeschrieben, doch nachdem er die Natur seiner neu erweckten Kraft erkannt hatte, war ihm einiges klar geworden.
„Gefallen dir diese Schmerzen?“
Weitere Geisterklingen bohrten sich in den Körper des wehrlosen Lichs ein.
In Kudos Augen sammelte sich nun langsam der Hass, den er die ganze in sich verstaut hatte. „Du wolltest den größten und unterhaltsamsten Zirkus der Welt bauen?! Mit den Knochen MEINER Vorfahren?!“
In jeweils der Augenlöcher bohrte sich eine Geisterklinge hinein. Ungeachtet wie laut Obouro schrie, redete der Yall weiter. „Ich habe nahezu meine GESAMTE Familie wegen verrückten wie dir verloren.“
Jedes Gelenk bekam zwei weitere Treffer ab.
„Ich habe nach jenem Tag geschworen. Bereits als Kind geschworen. Geschworen jeden Heimzuzahlen, der auch nur einen Mitglied meiner Familie einen Haar krümmt oder gekrümmt hat.“
Drei Treffer am Kopf.
„Und mit welchem Anblick werde ich hier konfrontiert?“ er schloss seine Augen und wirkte für einen Moment ruhig. Doch nur für einen Moment.
Als sich seine wieder Augen öffneten, brannten diese förmlich vor Zorn.
„EIN GESAMTER GRAB MEINER VORFAHREN GESCHÄNDIGT, IHRE KNOCHEN ZU EINEM ZIRKUS MISSBRAUCHT, BEI DER ICH EINGELADEN WERDE MITZUMACHEN, ZU LACHEN UND MICH ZU AMÜSIEREN?!“
Diesmal waren es nicht ein oder zwei Geisterklinge. Mehrere dutzende Geisterklingen hatten sich gebildet und bohrten sich manche nacheinander, manche gleichzeitig, in den Skelett-Körper des Lichs.
Anders als zuvor stoppte der Angriff nicht damit. Weitere dutzende Geisterklingen erschienen und bohrten sich erneuert und erneuert in den Körper des Lichs.
Obouro schrie mit unvorstellbaren Schmerzen auf.
Eine weitere Sammlung an Geisterklingen flog auf ihn zu. Als diese ihn schließlich auch trafen, hatte er genug.
„Tut mir Leid.“ entschuldigte sich Obouro schließlich aufrichtig.
Seine Seele verließ den Knochenkörper. Er würde die Welt der Lebenden nun verlassen und in der Welt der Toten verschwinden. So wie es hätte ursprünglich sein sollen.
„Eh?“
Obouro könnte sich nicht rühren. Seine Seele war komplett von einer goldenen Kette gefesselt, die aus dem Boden erschienen war. Die goldene Kette handelte sich nicht um eine gewöhnliche Kette.
„So leicht entkommst du mir nicht.“ sagte der Yall und zog ihn mit der Kette zurück in seinen Körper.
Zurück in seinem Knochenkörper wurde an dem Lich dort weitergemacht, wo zuletzt aufgehört wurde.
Nach jedem Angriff erhöhten sich die Anzahl der Geisterklingen, die als nächstes auf den Licht zuflogen. Mit jedem Angriff wurden die Zeitabstände kürzer. Die Schmerzensschreie verstummten keinen Augenblick.
Innerhalb weniger Sekunden bohrten sich hunderte mit Lebensenergie getränkte Geisterklingen in jede Zelle des Lichs, mehrfach. Obouro verstummte keinen Augenblick. Die Schmerzen die er durchmachte überragten die Vorstellungskraft die jedes Menschen. Er konnte sich nicht wehren. Er konnte nicht ausweichen oder fliehen. Er konnte nicht einmal sterben.
In der Kammer konnten alle Anwesenden, die mit jedem Treffer ansteigende Mordlust Kudos förmlich, durch die Ausstrahlung der weißen, durchsichtigen Aura aus Lebensenergie spüren. Die Lebensenergieaura verstrahlte offenbar die Emotionen die sein Anwender spürte.
Katari und Rangi betrachteten die Szene in einem entsetzten und erstarrten Zustand. Vorallem Rangi hatte Kudo noch nie annährend in einem solchen Zustand gesehen. Er war wie unter einer Trance.
Im Anblick des Lichs konnte sie nicht anders als Mitleid für Obouro zu empfinden. Sie war sich sicher, dass es selbst Katari in dem Moment nicht besonders anders erging.


Der Lich war gefangen. Die besondere Kette, die Kudo gerufen hatte, fesselte den Lich an seinem Knochenkörper und mit ihr in dieser Welt. Eine Kette die nicht aus dieser Welt war und er den Zugriff darauf, zeitgleich mit der Erweckung seiner neuen Lebensenergie, erhalten hatte. Die Kette war mehr als genug um den Lich bewegungsunfähig zu machen.
Die Geisterklingen waren bereits so umgeformt, dass sie dem Körper des Lichs keinen physischen Schaden zufügten, sondern nur die Seele in Angriff nahmen. Der Körper blieb unversehrt.
Er wollte ihn leiden sehen. Noch mehr leiden sehen. Er hatte längst nicht genug gesehen.
Den Körper zu zerstören oder den Lich gehen zu lassen, wäre eine Erlösung für ihn. Eine Erlösung die er ihm nicht gestatten würde. Er würde jeden Teil seiner Seele zerstören. Sein Geist brechen und ihn zu ewigen Reue zwingen.
Die qualvollen Schreie die er ununterbrochen von sich gab, erschien für ihn wie der Klang einer süßen Melodie.
Er hatte bereits jegliche Körperstelle des Lichs, und somit die zugehörige Stelle der Seele, 67 mal durchbohrt.
In keinen drei Sekunden würde er die Zahl auf 70 bringen. Anschließend würde er weitermachen. Weitermachen bis es über 100, nein 1000 oder sogar noch höher war.
„Stop.“
Als plötzlich Rangi mit offenen Armen zwischen ihm und den Lich gesprungen war, hatte Kudo seinen nächste Welle an Geisterklingen unterbrochen. Verärgert schaute Kudo sie an.
„Was tust du da, Rangi?! Geh mir aus dem Weg.“
„Nein.“ sie blieb stur. „Hör auf damit.“
Kudo biss sich wütend die Zähne zusammen. Seine finstere Miene hatte sich nicht verändert. „Ich warne dich. Gehe mir aus dem Weg. Er ist ein Feind. Ein Feind der leiden muss. Ein Feind der es verdient.“
„Was wirst du tun, wenn ich nicht aus dem Weg gehe? Mich auch als Feind sehen und angreifen?“
„Es ist nicht....“ brachte der Yall nur die Hälfte heraus.
„Du erzählst immer das du ein Held seist. Ist das der Art von Held der du sein willst? Besiegt und hilflose Personen sinnlos quälen und leiden lassen?“
Kudos Augen weiteten sich. Rangis Worte hatten etwas in ihm ausgelöst. Eine Erinnerung.
Er erinnerte sich. Er erinnerte sich wieder an den Tag, an dem Grund, warum er beschlossen hatte einer zu werden. Kudos goldene Augen gingen zum hilflosen Lich, welcher sich gefesselt an der Wand befand. Er erinnerte sich an dieses hilflose Gefühl, welches er damals als Kind einst gespürt hatte. Er war hilflos und alleine gewesen. Genau wie Obouro gerade.
Kudo löste wortlos alle aktiven Geisterklingen auf, seine Aura verschwand. Die goldenen Ketten hielten den Lich jedoch weiterhin unschädlich.
Mit gesenktem und nachdenklichen Kopf drehte er Rangi seinen Rücken zu. „Was habe ich getan?“ fragte er sich schließlich und schüttelte seinen Kopf.
„Ich habe das getan, was ich mir geschworen hatte zu bekämpfen.“ er vergrub kurz sein Gesicht in seinen Händen. Paar Sekunden vergingen, als er zu lachen startete und ein weiteres mal seinen Kopf schüttelte. „Es gab ein Mann, der mich als Kind vor dem Tod gerettet hat.“ begann er. „Ich war in einer Situation, in der ich keine Hilfe rufen konnte und auch keine Hilfe erhalten würde. Eine Situation wo ich nichts machen konnte. Eine Zeit in der ich schwach war. Ich war ein Kind, schwach und selbst ich hatte höllische Angst. Ich dachte es sei das Ende für mich gewesen.“ verriet er. „Doch an jenem Tag rettete mich ein Mann. Nein, ein Held. Der größte Held, in den Augen des jungen Mannes der gerade zu dir spricht. An diesem Tag schwor ich mir, auch eines Tages ein Held zu werden und Leute zu retten, die sonst niemanden hatten, die ihnen zur Hilfe eilen konnten. So wie dieser Held mich damals gerettet hat.“ gestand er und lachte dann erneuert. „Nach diesem Tag habe ich ihn nie wieder gesehen. Aber ich wette, wenn er mich heute gesehen hätte, wäre er jetzt zutiefst von mir enttäuscht.“
Rangi schwieg. Sie hatte ihn bisher fast nie über seine Vergangenheit reden hören, wenn es nicht gerade mit einer glorreichen Tat verknüpft war. Sie hätte nie davon geträumt, je zu hören, dass Kudo zugeben würde, jemals etwas wie Angst gehabt zu haben.
Kudo hatte sich nun wieder zu ihr gedreht und schaue sie an. Seine Augen beinhalteten keine Spur mehr von dem Hass, die er vor wenigen Minuten ausgestrahlt hatten, sondern waren wieder wie 'normal'. „Erzähl das aber niemanden weiter. Das bleibt unter uns.“
Er schaute nun zu Katari. „Das gilt auch für dich.“
„Ich kann dir nichts versprechen. Ich denke das ist eine unterhaltsame Story die unsere Crew prächtig amüsieren könnte.“ sagte die Bogenschützin grinsend, drehte sich um und entfernte sich von ihm.
„Das ist nicht dein ernst.“ rief er und lief ihr hinterher. „Sag das du es nicht ernst meinst.“
Sie antwortete nicht und drehte sich auch nicht um. Kudo rief ihr weiterhin hinterher. Scheinbar ging es ihm tatsächlich darum, eine Zusicherung von ihr zu bekommen, dass sie es nicht weitererzählte. Schließlich jedoch, hörte sie etwas, was sie nicht erwartet hätte.
„Danke Rangi.“
Auf die Überraschung dieser Worte drehte sie sich um. Vielleicht zu schnell. In diesem Moment spürte sie plötzlich die Lippen Kudos auf ihre.
Ein Kuss.
Nicht nur sie sah überrascht aus, sondern auch der Yall. Als sie sich trennten wurde Rangi Gesicht rot.
Es herrschte nun eine peinliche Stille. Eine Stille die einige Sekunden später von dem Yall unterbrochen wurde.
Kudo war auf einmal unglaublich hektisch und schüttelte abwehrend mit den Händen. Scheinbar war der Kuss nicht so verlaufen, wie er es beabsichtigt hatte.
„Bitte, hör mich vorher aus! Ich wollte dich echt nicht küssen. Zumindest nicht auf deinen Lippen...“
„Achja?!! Du gibst also zu, dass du zum Kuss angesetzt hast!“
„Warte! Warte! Du verstehst mich falsch! Es war kein solcher Kuss geplant. Sondern ein anderer Kuss.“
„Ein anderer Kuss? Wie viele Arten von Küssen gibt es?!“
„Eigentlich ziemlich viele. Aber das tut gerade nichts zur Sache. Der Kuss was ich beabsichtigte war ein 'freundschaftlicher Kuss'.“
„Ein 'freundschaftlicher Kuss'?“ wiederholte sie irritiert.
„Ein Kuss an die Wange als Zeichen der 'Freundschaft'. Das ist in Akestas so üblich.“
„Ein Kuss an die Wange als Zeichen der Freundschaft? Akestas so üblich? DAS SOLL ICH DIR ABKAUFEN?!“
„Das ist dir überlassen.“
Sie zog ihren Bogen heraus und richtete einen Pfeil es auf ihn. „Und wieso küsst du mich an.... meinen Lippen?“
Kudo hatte bereits seine Hände gehoben. „Ich bin vieles, aber nicht verrückt oder dumm, Rangi. Bei einer Frau wie dir, sind zu große Schritte oft zu riskant. Ein direkter Kuss auf die Lippen ist fatal, nicht erfolgsversprechend und würde bei dir mit paar Pfeilen auf mein Kopf enden.... so wie es gerade aussieht. Ich sage dir Wahrheit. Du hast dich unerwartet schnell umgedreht und es kam zum Missgeschick, obwohl ich anmerken muss, dass mich vermutlich dieser Missgeschick nicht mehr stört, als dich gerade.“
Sie spannte den Bogen nach weiter an. Kudo sprach nun nervöser als vorhin weiter.
“Ich wollte dich wirklich nur an der Wange küssen. Eh- für den weit bekannten freundschaftlichen Kuss Akestas natürlich, welche nur bei aufrichtigem Dank durchgeführt werden darf. Woher bitteschön soll ich den wissen, dass du oder möglicherweise Rest Mirnuzars nichts davon gehört hat?“
Sie wusste nicht, ob er mit seinem 'freundschaftlichen Kuss abkaufen sollte oder nicht. Notfalls musste sie Vera fragen, wenn sie sich wiedersehen sollten.
Jemand räusperte sich. Beide drehten sich zu Katari.
„Ich möchte euch beide ungern stören, aber es wärte vielleicht ganz intelligent euch um die Paarschalter zu kümmern.
Es wäre sicher auch nicht schlecht zu entscheiden, was ihr mit Obouro tut.“
*Frohe Weihnachten*

"Semih, also...", die Stimme der Kaiserin erklang von überall aus dem Gang, sie hätte direkt neben ihm oder am anderen Ende stehen können die widerhallenden Worte erreichten in von beiden Positionen gleichermaßen. Der Vogt fiel als Reaktion umgehend auf die Knie und senkte den Blick, als wäre seine Herrin soeben eingetreten.
"Das ist... enttäuschend.", fuhr die Stimme fort, "Ich hatte gehört, dass ihr tot seid, und es war wahrlich eine gute Nachricht zu hören, dass diese Bedrohung für das Fortbestehen meiner Welt nicht länger existierte."
"Ich versichere euch, ich hege nicht länger die Absicht-"
"Und das ist umso enttäuschender.", unterbrach sie ihn barsch, "Ihr seid nur ein Junge. Ein Junge der sich wie ein Junge gebärdet, wie ein Junge geht, wie ein Junge atmet. Ich hätte angenommen, dass ein Wesen mit einer solch gottgleichen Macht, dass es all unsere Intrigen und Kriege und Leben im Vergleich bedeutungslos erscheinen lässt, dass Dinge getan hat, deren Ausmaße der sterbliche Verstand sich nicht einmal vorzustellen vermag, etwas besser verstünde sich wie ein Mann von Macht zu verhalten. Hier also bist du nun wo es dir verboten ist einzutreten und bittest mich um Einlass. Hier also bist du nun ein Gott unter den Menschen und trittst als Bittsteller vor eine einfache Kaiserin, die nicht einmal eine ganze Welt zu beherrschen vermag. Hier bist du entgegen jeder Regel, entgegen jedes Gesetzes, entgegen jeder Etikette und heuchelst Respekt und Höflichkeit, obwohl du es nicht einmal für nötig erachtest persönlich vor mich zu treten und lediglich einen deiner zweifellos endlos vielen und entbehrlichen Clone schickst. Du erniedrigst dich dazu vor meinem Vogt Schwäche zu heucheln, als könne sie deinen Zwecken dienlich sein, aber beleidigst ihn im selben Atemzug. All das verrät mir etwas über dich..."
Semih hatte den verachtenden Worten der Kaiserin mit zunehmenden Ärger gelauscht ließ sich jedoch nichts anmerken, als er sprach: "Und was wäre das, Kaiserin?"
"Ihr seid falsch. Ich zweifle nicht an eurer Identität, als der Zerstörter Semih selbst, doch euer Verhalten eure Absichten... all das ist die Imitation von Männern mit Macht nicht das handeln eines Mannes mit Macht. Das eure Macht unverdient ist, war nie eine Frage, wer könnte schließlich eine solche Macht verdienen, doch nun erst begreife ich wie wenig ihr tatsächlich für sie tun musstet."
"Sprechen wir von Widersprüchen.", warf Semih ein, "Eure Worte zeigen, dass ihr trotz allem was ich getan habe, allem was ich bin und war, ihr mich nicht fürchtet und dennoch versteckt ihr euch hinter einer Tür, die mich niemals aufhalten könnte."
"Verstecken?", die Kasierin lachte, "Denkt ihr ich habe nicht alles was ich konnte über euch in Erfahrung gebracht? Ich weiß, dass ihr mich jetzt sehen könnt, als stündet ihr neben mir. Ich weiß, dass ihr mich immer sehen könnt. Doch wenn es euch so wichtig ist nur zu tretet ein."
Die Türen zu den Gemächern der Kaiserin schwangen auf. Semih trat ein ohne den Vogt, der noch immer am Boden kniete eines weiteren Blickes zu würdigen. Geräuschvoll schlossen sich die Türflügel hinter ihm wieder.
Die Kaiserin lag noch immer auf der roten Liege und trug noch immer ihr weißes Kleid. Semihs Augen registrierten automatisch noch andere Dinge, wie in etwa, dass ihr Alterungsprozess von einer Substanz ähnlich dem Trank der Lemurianer, wenn auch nicht so potent, verlangsamt wurde und das die Nerven in ihren Beinen nicht funktionsfähig waren, vermutlich bedurfte sie ihrer Rüstung bereits um zu Laufen.
"Bring mir etwas von dem Wein mit.", sprach sie auf einen Arm gestützt und deutete auf eine silberne Karaffe auf einem kleinen Tisch an der Wand.
Die Karaffe verschwand im selben Augenblick und erschien gemeinsam mit einem Kelch auf dem Tisch vor der Kaiserin des Ostreiches. Wie von Geisterhand erhob sich die Karaffe in die Luft und ergoss etwas ihres roten Inhalt in den Kelch, bevor sie wieder verschwand und an ihren ursprünglichen Platz zurückkehrte.
Während dies geschehen war, war Semih weitergegangen und hatte den Tisch erreicht. Geduldig wartete er bis die Kaiserin von dem Wein gekostet hatte. Dann seufzte sie und verdrehte die Augen.
"Setzt euch schon. Wenn ihr da weiter rumsteht fange ich noch an euch für einen Dienstboten zu halten."
Semih setzte sich auf die Liege ihr gegenüber. "Wünscht ihr nun mein Anliegen zuhören, oder wollt ihr mich noch etwas weiter beleidigen?"
Die Kaiserin lachte. "Ich dachte ich gehe etwas darauf ein wie ihr trotz all eurer Macht stets nur gescheitert seid, sei es nun die Rache an eurem Heimatdorf, die Herrschaft über eure Stadt oder die Vernichtung der Welten. Andererseits bringt die Spannung darüber ob ihr nun gedenkt mich mit euren gottgleichen Kräften zu erpressen oder zu bestechen mich langsam um. Nun ich habe ja später noch Zeit eure Gefühle zu verletzen. Was also will der große Semih von mir?"

"Darüber müsst ihr euch nun wirklich keine Sorgen machen." Iden und Jaden fuhren in dem Moment zu der Stimme herum, als der Stadtwächter die Tarnkappe fallen ließ. Aktar stand mit den verbleibenden Stadtwächtern hinter sich in Formation. In ihrer Mitte saßen die weiteren Besucher der Teleportstation in Fesseln am Boden.
Bevor Iden oder Jaden reagieren konnten schloss Aktar eine gepanzerte Faust um die Kehle eines jeden von ihnen. "Soweit werdet ihr es niemals schaffen."
Iden würgte, ihre Hände klaubten panisch an den metallenen Fingern an ihrem Hals, doch Aktar war für den Moment mit Jaden beschäftigt. "Tut mir Leid, Kleiner. Ich mag dich, aber es gibt Grenzen, auch solche, die du nicht einmal hier überschreitest. Das war dein erster großer Fehler..."
Jaden kniff die Augen zusammen, als sich der Griff des Stadtwächters verstärkte.
"Dein zweiter Fehler war es dir einzubilden, dass du schlauer als den Rest von uns bist. Dumm nur, dass ich all deine Tricks schon vor Jahren von einem anderen cleveren Gossenkind oder einem selbstgefälligen Tunichtgut gesehen haben. All deine Apparaturen und all deine klugen kleinen Tricks und all das versagt wegen einer einfachen Tarnkappen-Psynergie. Erstaunlich, oder? Aber keine Sorge..."
Der Junge würgte, Speichel floss über sein Kinn.
"DICH töte ich schnell."
Schließlich drehte er den Kopf und wandte seine harten schwarzen Augen Iden zu. Ein Schauer lief durch ihren verkrampften Körper.
"DICH nicht.", flüsterte er, "Aber zunächst beantwortest du mir eine Frage. Er öffnete die Faust und Iden fiel zu Boden. Auf allen Vieren schnappte sie gierig nach Luft.
Jaden fiel neben ihr auf die Fliesen, doch augenblicklich ergriff ein anderer Stadtwächter sein Fußgelenk und schleifte ihn unter Protest fort zu den übrigen Gefangenen der Stadtwache.
"Jaden!" Iden griff nach seiner Hand und schrie, als ein dumpfer Schmerz in ihrer Seite explodierte.
Ein Stiefel in ihrer Seite schleuderte sie mit einem gepeinigten Schrei auf die Seite. Ihre Lungen brannten ihre Muskeln krampften so heftig sie konnte sich nicht rühren.
Dann setzte Aktar seine Sohle auf ihren Kopf und drückte ihn mit solcher Gewalt gegen die Fliesen, sie fürchtete ihr Schädel würde zerspringen. Sie griff nach oben und schloss die Hände um seinen Unterschenkel in einem fruchtlosen Versuch den Druck auf ihren Kopf zu mindern.
"Wo ist mein Partner?", zischte Aktar, "Was hast du mit ihm gemacht?"
Sie schrie, als der Druck und Schmerz unerträglich wurden, um der Frage Nachdruck zu verleihen.
"SAG ES MIR!"
"Er...", zwang sie unter Schmerzen hervor, "Er ist..."
"WAS?!"
"Er is...", sie unterbrach sich mit einem jämmerlichen Ächzen, "... okay..."
Aktar hielt einen Moment inne, der Schmerz ließ ein kleines bisschen nach. Sie griff in ihre Psynergie, versuchte ein wenig davon zu fokussieren.
"Nein.", ächzte der Stadtwächter, "Nein, das ist er nicht."
Der Druck auf ihren Kopf nahm wieder zu, aber nicht kontrolliert wie beim letzten Mal. Aktar zitterte vor Wut. "Ich kann glauben, dass es dir gelingen könnte meinen Partner zu töten. Ein unachtsamer Moment. Das ist alles was es bedarf... aber ihn außer Gefecht zu setzen ohne ihn zu töten... Dazu wärst du niemals in der Lage! Nicht bei jemandem mit einer solchen Willenskraft und Zähigkeit wie den seinen!"
"Eis!", kreischte sie schmerzerfüllt und entließ die Psynergie, die sie fokussiert hatte.
Aktar stieß einen zischenden Laut des Schmerzes aus, als ein messerscharfer Eissplitter aus Idens Handfläche wuchs, die noch immer an seinem Unterschenkel zerrte.
"Miststück."
Iden rollte sich in dem Moment weg, in dem er den Fuß hob, schaffte es gerade so zu entkommen bevor seine Stiefelsohle wieder aufstampfte und kämpfte sich auf die Beine.
Aktar verzog das Gesicht, als er das Bein anzog, Blut strömte aus der Wunde und bildete eine Lache am Boden neben ihm.
"Ich habe eine Arterie verletzt.", informierte sie ihn in der Hoffnung es würde ihr noch einen Moment Zeit verschaffen, den er brauchte um die Wunde zu versorgen.
Doch Aktar zog schnaubend eine Streitaxt von seinem Rücken. "Ich werde Schlimmeres tun."
"Eisspiegel!" Iden hob die Hände und eine dünne Eiswand wuchs zwischen ihnen in die Höhe.
Sie rannte mit ihrem Wasserlauf parallel zu ihrer Deckung, als sich Aktar gegen den Eisspiegel warf und ihn durchbrach. Statt davon zu laufen und es Aktar einfach zu machen ihr eine Axt oder Psynergie in den Rücken zu schleudern hielt sie geradewegs auf die Gruppe der Stadtwächter und ihrer Gefangenen zu.
"Geist!", schrie Aktar und einer von ihnen schnellte ihr entgegen. Dieser trug zwei identische Schwerter auf dem Rücken und Helm und Maske, die wie ein stählerner Totenschädel aussahen und jedes bisschen Haut in seinem Gesicht verdeckten.
Schneller als alles was Iden je gesehen hatte, hatte er seine Schwerter gezogen und kreuzte sie einer riesigen Schere gleich vor ihrer Kehle.
Sie lehnte ihren Oberkörper zurück und schlitterte auf dem dünnen Wasserfilm unter ihren Sohlen weiter. Ihre Nasenspitze bewegte sich nur Millimeter unter dem Kreuzungspunkt der Klingen hindurch.
Dann als sie gerade neben ihm war hob der Stadtwächter regelrecht beiläufig eines seiner Schwerter und ließ den Knauf auf ihr Sternum niederfahren.
Sie keuchte auf, als sie den dumpfen Schmerz in ihrer Brust spürte und fiel auf dem Rücken. Iden schlug mit dem Hinterkopf auf den Fliesen auf und sah Sterne, während sie weiter über den Boden rauschte und schlitternd vor den übrigen Gefangenen zum Halten kam.
Ihre Lider flatterte und sie biss sich auf die Unterlippe um bei Bewusstsein zu bleiben. Sie schmeckte Kupfer, als Blut floss. Sie hörte die Stadtwächter grölend lachen, doch als sich ihr Blick wieder schärfte stand die Welt auf dem Kopf.
Der Stadtwächter mit der Totenkopfmaske, Geist, und ein humpelnder Aktar kamen auf sie zu. Sie hob den Kopf und sah über ihren Oberkörper hinweg zu den anderen Gefangenen, die hier am Boden saßen. Die meisten wirkten verängstigt.
Nicht nur wegen ihrer momentanen Lage, begriff sie, auch weil sie sich der gefährlichen Wasseradeptin aus dem Ostreich gegenüber sahen.
Andere, der hagere Mann der ihre vorherige Flucht ermöglicht hatte, Kitaniel, und sein gutaussehender blonder Begleiter, wirkten ruhig als haben sie sich mit der Situation abgefunden.
Kitaniel musterte sie mitleidig. "Du bist nicht sehr gut hier drin, oder Kleines?"
"Hmph.", schnaubte sein Begleiter mit erhobenem Haupt, "Nimm mir nur die Ketten ab und ich werde diesen Schunden zeigen, was geschieht, wenn man in Gegenwart eines Mannes edlen–Autsch!"
Einer der Stadtwächter hatte ihn mit einem Stoß gegen den Hinterkopf unterbrochen. "Halt's Maul, man!"
Sie sah zu den Stadtwächtern auf die meisten machten sich nicht einmal die Mühe sie in irgendeiner Weise zu bedrohen und amüsierten sich köstlich über ihre letzte Schlappe.
Ausnahme bildeten lediglich zwei von ihnen. Einer in einer zerschlissenen schwarzen Robe mit dem Abzeichen der Stadtwache, der sich auf einen Stab stützte und seine Hand auf sie richtete und einer in einer leichteren mit Scharten und Kratzern bedeckten Rüstung, der einen Speer in ihre Richtung hielt, obwohl sie nicht in Reichweite der Waffe war.
Dann sah sie den bleichen rotäugigen Stadtwächter von zuvor, dieser trug noch immer seine Zivilkleidung und hielt sein Schwert locker in der Hand. Iden Aufmerksamkeit lag eher unter seinem Fuß, der auf einer kleinen zusammengekrümmten Gestalt ruhte.
"Jaden...", hauchte sie und der Junge sah mit zusammengebissenen Zähnen auf.
Der Stadtwächter, der auf ihm stand, verzog nicht einmal die Miene als er ihm die Schwertspitze auf die Wange setzte und sie langsam aufschlitzte.
Sie hörte Jaden die Luft ausstoßen. Tränen blitzten in seinen Augen auf.
"Lass ihn in Ruhe!", Iden sprang auf, als ein Schmerz wie tausende von winzige eiskalte Nadeln die sich in ihre Haut bohrten sie erfasste.
Bögen schwarzer Blitze umspielten sie als sie mit einem gepeinigten Aufschrei auf die Knie sank und vornüber auf den Fliesen aufschlug.
"Schreie!" Der Stadtwächter mit dem Stab summte verzückt eine Melodie, während er seinen Angriff beendete. "Schreie! Ich mag diesen Klang!"
"Solange es ihre sind.", stimmte Aktars Stimme zu.
Iden sah seinen blutgetränkten Panzerstiefel neben sich aufsetzen. Noch immer strömte Blut aus der nicht versorgten Wunde.
Erst Tashkir und jetzt er. Welche Dämonen trieben diese Männer zu solcher Rücksichtslosigkeit und Grausamkeit. Das war mehr als der Hass den Hiran gegen das Ostreich verspürte. Auch der Hass von Generationen verwandelte Männer nicht in derartige Monster. Das hier war nichts derart indirektes.
"Geist.", raunte Aktar und sein Untergebener gehorchte.
Er ging neben ihr in die Knie und zwang ihre Hände grob auf ihren Rücken wo er ihr Handschellen anlegte, so wie sich die Metallringe schlossen, fühlte Iden ihre Psynergie versiegen.
"Was haben sie euch angetan?" , fragte sie schwach und blickte zu dem Stadtwächter auf, "Nur was haben meine Landsleute euch angetan?"
"Hörst du eure Heldenlieder nicht, Mädchen?", fragte Aktar, Schweiß strömte über seine farbloses Gesicht, seine Wunde setzte ihm inzwischen sichtlich zu, "Singt ihr nicht über diese Grausamkeiten, wenn ihr Heim kommt? Erzählt sie euren Kindern vor dem Einschlafen."
"Erzählst du irgendwann deinen diese Geschichte mit allen schmutzigen Details?!", fauchte Jaden von seiner Position am Boden und Aktar drehte den Kopf zu ihm.
"Kuviz.", wies er den bleichen Stadtwächter mit rasselndem Atem an, "Töte den Jungen!"
Kuviz rollte Jaden mit einem Tritt auf den Rücken und hob das Schwert zum Schlag.
"Nein!", schrie Iden.
Aktar trat ihr ins Gesicht. Die Welt verschwand in einer Explosion des Schmerzes. Der Geschmack von Blut füllte ihren Mund jetzt vollkommen. Sie spuckte aus einer ihrer Zähne landete auf den mit Blut gesprenkelten Fliesen.
"Frauen und Kinder!", hörte sie den blonden Gefangenen fluchen, bevor ihn der Stadtwächter erneut schlug, doch dieses Mal sprach er weiter, "Frauen und Kinder! Ehrlose Schufte, die ihr die Zeichen der Beschützer dieser Leute tragt, aber sie in Ketten legt – Autsch! – wie könnt ihr diese Zeichen und uns alle entehren mit eurer Grausamkeit – Autsch! – eurer Habgier – Autsch! – Treulosigkeit – Autsch! – Genug mit den Schlägen du, Hurenso–Autsch!"
"Ferad, nicht!" Kitaniels Ruf fiel auf taube Ohren der blonde Gefangenen stieß einen Schrei aus.
Iden hatte ihn nicht angesehen. Ihre Aufmerksamkeit hatte auf Kuviz geruht, den der Wutanfall des Gefangenen für den Moment vom Todesstoß abgelenkt hatte. Doch jetzt war er auf einmal in ihrem Sichtfeld, als er Kuviz ansprang.
Sein Tritt traf den Stadtwächter vor der Brust und ließ ihn zurück wanken. Der Stadtwächter mit dem Stab hob die Hand, um Ferad mit seiner Psynergie anzugreifen, doch Kitaniel ließ sich auf den Rücken fallen und zog ihm und einem weiteren Stadtwächter mit einem Fußfeger die Beine weg.
Geschwind war er auf dem Stabträger und brachte dessen Waffe mit den vor seinem Körper gefesselten Händen an sich.
Jaden war in dem Moment auf den Beinen, in denen der Kampf ausgebrochen war, wie Kitaniel waren auch seine Hände vor ihm zusammengebunden. Iden hatte weniger Glück sie hatte die Knie aufgestellt, aber schaffte es mit den auf den Rücken gebunden Armen und dem Schmerz in ihrem Kopf nicht so recht auf die Beine zu kommen.
"Ich hasse deinen verdammten Heldenkomplex!", brüllte Kitaniel über den Kampfeslärm hinweg, während er sich um die eigene Achse wirbelnd und den Stab in seiner Hand drehend die Stadtwächter zurücktrieb.
"Jemand muss für die kämpfen, die nicht für sich selbst kämpfen können!", rief Ferad triumphal, wich einem Schwertstreich von Kuviz aus und trat dem Stadtwächter mit dem ausgestreckten Bein in die Flanke.
Der bleiche Adept keuchte, schlang jedoch seinen freien Arm um Ferads Bein und hielt es an seine Seite gepresst gefangen. Ferads Reaktion war es das Schwert seines Gegners mit der bloßen Hand an der Klinge zu ergreifen, um zu verhindern, dass er damit ausholte und nach ihm schlug. Kuviz ließ es los, zog blitzschnell einen Dolch und rammte ihm dem selbsternannten Helden in das blockierte Bein.
Ferad schrie und warf das Schwert hoch in die Luft von sich, bevor er zu Kuviz Füßen zu Boden ging.
"Und warum müssen das verdammt noch mal wir sein?!", erwiderte Kitaniel lautstark, während er sich vom Boden abstieß mit einem Fuß auf dem Oberschenkel eines seiner Gegner landete, von diesem absprang, während er ihm mit dem Stab gegen den Schädel schlug, und mit beiden Füßen auf der Brust eines anderen Stadtwächters auf seiner anderen Seite landete, von der er ebenfalls absprang und hoch durch die Luft segelte.
An seinem höchsten Punkt warf er mit all seiner Kraft den Stab von sich und fing Kuviz Schwert, das ihn in just diesem Moment in der Luft kreuzte.
Dann schrie er auf als ihn ein schwarzer Blitz bei der Landung im Rücken traf und sank auf die Knie. In just dem selben Moment traf der Stab, den er geworfen hatte Kuviz seitlich am Kopf, als er sich mit seinem Dolch auf den am Boden liegenden Ferad stürzen wollte, um diesen zu erledigen, und warf ihn zu Boden.
"Niemand hat dich gebeten mir zu helfen!", rief Ferad unter Schmerzen, ergriff den Stab mit der vom Schwert verletzten Hand und kam mit zur Hilfenahme dieses wieder auf die Beine, "Es ist deine eigene Heldennatur, die dich gedrängt hat dich dem gerechten Kampf anzuschließen."
Iden konnte dem rasanten Schlagabtausch kaum folgen, während der Verwundete und der Gefesselte sich wie zwei Wahnsinnige einen Kampf mit der Übermacht der Stadtwächter lieferten, während sie zankten und stritten und die übrigen Gefangenen ängstlich schrien.
"Wir müssen gehen.", ächzte Jaden an ihrer Seite, während er ihr auf die Beine half.
Sie schwankte auf zittrigen Füßen. "Die beiden..."
"Sie kommen schon klar.", meinte Jaden und zog sie in Richtung ihres Zieles, doch der klang seiner Stimme trug eine andere Botschaft, "Jedenfalls besser, als wenn sie auch noch auf uns aufpassen müssen."
"Dein Plan...", meinte sie während sie weiter hechtete entlang des Randes des Lochs das der vorherige Kampf in den Boden gerissen hatte.
"Das mit den Schattenblasen funktioniert nicht, wenn meine Psynergie versiegelt ist! Lauf weiter, bevor sie sich erinnern, dass es uns gibt und was auch immer passiert..."
Der Junge unterbrach sich.
"Was?", fragte Iden.
Jaden errötete. "Lauf verdammt noch mal nicht wieder direkt auf einen von denen zu, du blöde Kuh!", patzte er.
Sie fühlte wie das Blut in ihre eigenen Wangen schoss. "Ich konnte dich ja schlecht zurücklassen."
Ihr Blick wanderte zurück.
Kitaniel war am Boden, doch rollte er sich wild umher, trat nach Schienenbeinen, blockte Klingen, die nach ihm stießen, und wich Psynergien aus, die man nach ihm schleuderte.
Ferad war in einem wilden Zweikampf mit Geist, wie zwei Wirbelwinde trafen sie aufeinander der Stadtwächter mit seinen beiden Klingen und Ferad mit dem Stab des anderen Stadtwächters, den er mit nur einer Hand führte. Erst jetzt begriff sie, wie er sich überhaupt erst befreit hatte. Er hatte sich die Hand gebrochen, damit er sie aus seinen Fesseln ziehen konnte.
Das kam für sie auch noch, wenn sie den Kreis erreichten würde sie ihre Psynergie brauchen, um den Lapis zu benutzen. Sie schluckte bei dem Gedanken.
Sie riss vor Schreck die Augen weit auf, als sie etwas bemerkte und sah wieder zurück. "Wo ist Aktar?"
Jaden blieb stehen sie prallte gegen ihn, stolperte zurück und schaffte es geradeso auf den Beinen zu bleiben als sie wieder nach vorne sah, sah sie Jaden leichenblass und wie erstarrt vor sich und ihm gegenüber genau am Rande des Teleportkreises den sie zu erreichen gehofft hatten saß Aktar am Boden Kuviz und die beiden Stadtwächter in zivil, die sich nicht zuvor in der Tarnkappe versteckt hatten im Kreis um ihn herum formiert.

Marius Shakir betrachtete die vernarbten Steine in der Wand seiner Zelle. Er hatte so dagesessen seit er sich nach Costellos Niederlage ergeben hatte. Seine Gedanken waren viele, aber im Endeffekt drehte es sich immer um die selben Fragen.
Was wäre geschehen, wenn er den Ianto Grey nicht hätte entkommen lassen. Und er HÄTTE ihn stoppen können. Sieben mal hätte er ihn während ihrer kurzen Begegnung töten können... na ja zumindest an jedem anderen Tag, an diesem einen Tag, so schien es, konnte niemand den jungen Mann aufhalten egal wie überlegen sie ihm hätten sein müssen. Wahrlich die Liebe der Sterne hatte ausnahmsweise bei jemand anderem gelegen.
Marius wäre vermutlich tot gewesen, wenn er ihn nicht aus purer Sympathie für die Probleme zwischen Ianto und dessen Vater diesen durchgelassen hatte. Er hatte es verdient diese Sache mit Costello zu klären. Natürlich hätte Marius nie für möglich gehalten, dass diese Auseinandersetzung mit dem Fall Costellos geendet hätte.
Dennoch war Costello nicht der Mann gewesen, für den er ihn gehalten hatte. Die Opfer die er bereit war zu bringen für einen Plan, zu dem ihn ein verdammtes Märchen inspiriert hatte. Marius hatte ihn verehrt für das was er getan hatte, dafür das er bereit war alles zu tun, um Mirnurzar zu vereinen um die drei Welten zuvor zu vereinen.
Und Marius hatte große Pläne vor eine geeinte Welt gehabt. Eine Welt in der die Barbarei, die sein eigener Vater beging keinen Platz hatte, eine Welt in der er mehr erreichen konnte, als dieser gewalttätige alte Narr je gekonnt hätte, in der Kraft bedeutungslos gegenüber besserer Fähigkeiten war.
Aber das war auch nur ein Traum gewesen, inspiriert bei Lügen, die noch weniger waren als die Märchen an die Costello selbst geglaubt hatte.
Wenn all das eines zeigte dann war es, dass Marius nicht zum Untergebenen geschaffen war. All dies war geschehen, um ihm dies eindeutig klar zu machen. Er folgte nicht. Er führte!
Und das würde er auch tun. Er würde Reyter vernichten und Eton, nur um ein Zeichen zu setzen, und auch sonst jeden wertlosen Herrscher, der ihm im Weg stand.
Natürlich konnte er nichts tun solange er in dieser Zelle saß. Gut das er sich darum bereits im Voraus gekümmert hatte, direkt nachdem er Sylvester fortgeschafft hatte.
Lärm erklang vor der Zelle. Scheppern, der Klang von Stahl auf Stahl und Schreie. Kampfschreie, Schmerzensschreie, Vogelschreie.
Ein Schlüssel drehte sich in seinem Schloss dann öffnete sich die Tür quietschend und Licht fiel vom Flur in den dämmrigen Raum.
Marius erhob sich straffte sein Gewand und trat auf den Flur.
Eine halbes dutzend seiner neuen Verbündeten erwarteten ihn. Allesamt groß und gefiedert und mit scharfen Krallen und Schnäbeln.
"Ausgezeichnet.", meinte er und nickte ihnen einen nach dem anderen zu, "Ich habe euch doch gesagt, dass ihr hier mehr erreichen werdet, als ihr es in eurer jämmerlichen Sternenstadt je gekonnt hättet."
"Wir sollten dir dafür dankbar sein, dass du uns entführt hast?", krächzte ein grauer Aerorill abfällig.
"Ja, natürlich.", antwortete er völlig überzeugt, "Auch wenn ich natürlich für die Pfeile Wiedergutmachung leisten werde. In eurer Welt seid ihr Bettler gewesen in meiner werdet ihr Eroberer sein. In eurer Welt seid ihr vor Hunger gestorben, in meiner werdet ihr wie Könige Leben."
Er wandte sich zum gehen. "Nun denn Zeit zu gehen. Wenn mein Vater von meiner Flucht erfährt ziehe ich es vor auf der anderen Seite Mirnurzars zu sein."

"Eine einfache Tarnkappe.", flüsterte Jaden fassungslos, "Schon wieder."
Iden musterte den Stadtwächter vor ihnen eindringlich. "Nein... er hat nicht auf uns gewartet."
Die Augen des Mannes waren glasig, sein Lippen farblos, kalter Schweiß klebte auf seiner Haut.
"Hab ich nicht...", stöhnte Aktar und stemmte sich mühselig auf die Beine hoch. Seine Untergebene bedachten ihn mit einem besorgten Blick, bevor sie vor ihn traten und ihre Waffen bereit machten.
"Ich habe deine Arterie verletzt.", wiederholte Iden ihre Worte von zuvor, während sie an Jaden vorbei trat und sich vor den Jungen stellte, "Und dennoch habt ihr unaufhörlich weitergekämpft, weil euer Hass euch dazu getrieben hat."
"Und er wird mich weiterkämpfen bis ich dir den Hals umgedreht habe.", zischte Aktar und schob sich zwischen seinen Untergebenen hindurch, ein Stofffetzen war fest um seinen Unterschenkel gebunden worden hatte sich, aber bereits wieder mit Blut vollgesogen, "Und dir das leblose Schlangenherz aus der Brust gerissen habe."
"Und dann werdet ihr sterben?", fragte sie so ruhig sie konnte. Ihr Herz schlug schmerzhaft gegen ihre Brust.
"Scheiß drauf!"
"Auf euer Leben?"
Er kam weiter auf sie zu. "Ja."
"Mein Plan.", flüsterte Jaden hinter ihr, "Ich bin dran den Köder zu spielen."
Iden lächelte beinahe bei seinen Worten. Er war süß, aber der Plan des Jungen hätte nie funktioniert, sie war Aktars einziges Interesse nicht Jaden.
"Wollt ihr sterben?", fragte sie, und dann, "Ich will nicht sterben! Und Jaden auch nicht!"
"Sie versuchen gerade uns zu umzingeln weißt du.", flüsterte Jaden zischend.
Ja, Kuviz und die anderen beiden Stadtwächter hatten sich hinter Aktar gehalten und bewegten sich jetzt langsam entlang ihrer Flanken, während Aktar sich näherte.
"Und die beiden dahinten auch nicht!"
"Pech...", stöhnte Aktar schwerfällig.
"Ich glaube nicht, dass ihr sterben wollt. Ihr und euer Partner...", Iden hielt inne. Als Aktar bei Erwähnung von Tashkir nicht explodierte, fuhr sie fort, "Menschen bleiben mit solchen Wunden nicht am Leben, wenn ihnen ihr Leben egal wäre."
"Aber durchaus, wenn sie bereit sind es zu opfern.", gab Aktar zurück.
"Noch fünf Schritte von ihm und ich dreh die Leuchte komplett auf.", hörte sie Jaden hinter sich.
"Ich will nach Hause.", sagte sie, "Ich will nicht mehr gejagt werden, ich will nicht mehr verletzt werden, ich will nicht das mich Leute versuchen zu töten. Ich will mich waschen, ich will in meinem Bett schlafen, ich will meine Familie wiedersehen, ich will den Rest meines Lebens mit dem Mann den ich liebe verbringen."
"Hör... auf... Hör auf! Ihr seid nicht... Ihr seid nicht... so...", Aktars Worte waren leise und zittirig.
"Menschlich?", fragte sie, "Und was habe ich getan?"
"Ihr ha-"
"Ich!", wiederholte sie, "Ich!"
"Zwei.", hörte sie Jaden hinter ihm.
Aktar blieb stehen.
"Was habe ich getan?", fragte sie.
"Was für einen Unterschied macht das.", fauchte Aktar, "Du bist eine von ihnen..."
"Jaden nicht.", erwiderte sie, "Und die beiden dahinten auch nicht. Wenn mein einziges Verbrechen war auf der falschen Seite dieser Welt geboren worden zu sein, warum bringt ihr sie dann um?"
"Eins."
"Sie..."
"Haben mir geholfen? Ich dachte Ferad hätte euch angegriffen, weil ihr einen Haufen Unschuldiger in Ketten gelegt, mich gefoltert und befohlen habt ein Kind umzubringen!"
Aktar blieb stehen.
"Ich bin also nur ein Kind... mh?", murmelte Jaden gedankenverloren hinter ihr.
"Kuviz.", hustete Aktar, "Fangt die beiden lebend."
Der bleiche Stadtwächter reagierte nicht.
"Sag es ihnen schon!", befahl Aktar harsch.
Kuviz wurde zu einer verschwommenen Schattengestalt und raste schneller als ein Armbrustbolzen davon in Richtung des Kampfes.
"Was ist gerade passiert?", fragte Jaden.
"Geh..." Aktar stöhnte. "Hau ab, Junge."
Jaden zögerte. "Ich glaube... ich bleibe genau da wo ich bin."
Aktar blickte Iden ernst an. "Du..."
Ein Keuchen entfuhr ihm, seine Lider flatterten und er sank mit einem donnernden Krachen auf die Knie und stürzte der Länge nach hin.
Die beiden Stadtwächter schnellten auf ihren gefallenen Anführer zu. Iden ebenso.
"Nehmt mir die Fesseln ab! Ich kann ihn heilen!", schrie sie und bremste abrupt ab, als sich eine Schwertspitze in ihren Weg stellte, "Er hat viel Blut verloren! Er braucht meine Hilfe."
"Zurück, Miststück.", knurrte der Stadtwächter.
"Was glaubt ihr was ich tun werde?!", schrie sie aufgebracht, während sie einen Schritt zurücktrat, "Ihn umbringen?"
Der Stadtwächter zögerte.
"Genug geredet!"
"Runter!" Jaden warf sich auf sie und riss sie beide zu Boden. Ein Speer aus Dunkelheit schnitt über ihnen durch die Luft.
Der zweite Stadtwächter stand über ihnen. Schattenfetzen wirbelten um ihn herum. "Genug Worte!"
"Ach, leck mich!", zischte Jaden und Iden hörte ein Klicken.
Sie kniff die Augen zusammen und drückte ihr Gesicht auf den Boden, dennoch konnte sie den Blitz wahrnehmen. Ein gepeinigter Schrei vom Stadtwächter über ihr.
"Los jetzt." Jaden half ihr ungeduldig auf die Beine. Sie schaffte es gerade rechtzeitig, bevor er größtenteils von einer pechschwarzen Blase aus Dunkelheit verschluckt wurde. Leider war sie ohne Jadens eigene Psynergie praktisch nutzlos.
"Spaltender Flammenschweif!" Die Luft zischte, als ein gleißender blauer Schnitt die Blase diagonal zerteilte. Iden stolperte mit einem Aufschrei zurück, als ihr der heiße Dampf die Haut verbrühte.
"Woah..." Jaden starrte geschockt auf die Stelle vor ihm wo sich die Fliesen in dampfende Schlacke verwandelt hatte. Er hatte sich reflexartig auf den Hosenboden fallen lassen und war gerade der Vernichtung seiner Schattenblase entgangen.
Iden wirbelte herum und fand den Stadtwächter, der sie zuvor attackiert hatte am Boden, beide Hände auf die Augen gepresst. Der zweite stand unsicher auf den Beinen die Augen zusammengekniffen. In der Hand hielt er sein noch immer von der Entfesslung dampfendes Schwert.
"Los jetzt! Solange er sich noch nicht erholt hat!" Jaden rannte nach links, sie nach rechts.
Der Stadtwächter hob die Hände sandte je eine schlecht gezielte Salve schwarzer Dolche in Richtung von ein jedem von ihnen.
Iden zog den Kopf ein und hechtete weiter auf den Teleportkreis zu. Die Projektile pfiffen neben ihr durch die Luft und schlugen funkensprühend in die Fliesen ein. Sie stolperte, kämpfte kurz um das Gleichgewicht und stürzte.
Schmerzhaft ging sie zu Boden schaffte es aber auf ihrer Schulter statt ihrem Kopf zu landen. Jaden kam schlitternd neben ihrem Gesicht zum halten. Sie waren im Inneren des Kreises.
"Der Lapis! Schnell!", rief er und streckte die noch immer gefesselten Hände aus, dann blieb sein Blick an der Kette hängen, die diese verband, als er begriff, dass sie noch immer beide gefesselt waren und der Lapis ohne Psynergie nutzlos war, "Oh, verdammte Kacke!"
Der Stadtwächter hob sein Schwert mit beiden Händen über den Kopf und es heulte auf. Ein Wirbel aus blauem Feuer schnellte fauchend um die Klinge herum in die Höhe.
"Spaltender Flammenschweif!" Der Stadtwächter schwang die Klinge hinab.
Jaden riss panisch die Hände hoch, als könne er die Flammenklinge damit aufhalten. Iden kniff die Augen zusammen und schrie.
"SHARZ!"
Ein gefährliches Zischen erfüllte die Luft als der blauleuchtende Flammenschnitt auf eine Wassersäule prallte. Eine Flut von weiß flutete ihre Welt als der aus der Kollision entstandene Wasserdampf sie einhüllte.
~Verzeiht, meine Nachlässigkeit.~, erklang die Stimme des Dschinns ernst von über ihr, ~Es wird nicht noch einmal vorkommen. Teleport!~
Iden spürte wie der Teleportlapis in ihrer Tasche warm aufleuchtete, dann kribbelte ihre Haut und der Wasserdampf, der sie umhüllte, schwand zu Gunsten eines Wirbels aus Licht, als ihre Körper sich in Energie aufspalteten.

Der Mann in der roten Robe winkte ihr zu. Megg sah ihn kurz flüchtig an und wollte dann weitergehen. Er winkte erneut dieses Mal deutlich ungeduldiger. Offensichtlich verwechselte er sie, also ging sie weiter.
"Würdet ihr MICH bitte nicht ignorieren, ihr aus einem Wald stammende Primitive? Ist es nicht demütigend genug das ICH, Dularius Me-" Er hielt inne, als erinnere er sich seinen Namen geheimzuhalten. "Dienstbotenaufgaben für einen zu gleichen Teilen unwissenden und unfreundlichen Herrn verrichte."
"Oh, verzeiht ich habe euch nicht erkannt.", brummte Megg finster, dem die Identität des Mannes nun eindeutig klar geworden war, "Weil wir uns noch nie in Person begegnet sind, wisst ihr?"
"Es wird ja wohl Anzeichen gegeben haben.", fluchte Dularius, "Ihr wollt MIR ja wohl nicht sagen ihr seid sogar unfähig den Unterschied zwischen eines Mannes von unvergleichbarer Bildung und einem gewöhnlichen Dorftrottel zusehen oder ist eure Fähigkeit solche Unterschiede zu erkennen soweit abgestumpft, dass es euch nur noch gerade so möglich ist die Artenbarriere zu überwinden?"
"Nei-"
"Wobei ein Esel wohl mehr Ähnlichkeit zu diesen abgestumpften Gemütern hier aufweist als ICH es tue, was auch diese Möglichkeit ausschließt."
"Wer ist ein Esel?", knurrte ein großgewachsener Passant, der sich ihnen nach Dorftrottel zugewandt hatte und ließ den Nacken knacken.
"Was?", fragte Dularius sah den Mann einen Moment verwirrt an und setzte seine Tirade dann mit neuem Ziel fort, "Wie habt ihr denn bitte schön das verstanden? ICH sagte ihr seid einem Esel ähnlicher als ihr es MIR seid und offensichtlicher Weise meinte ICH das in intellektueller Hinsicht, wie ihr ja gerade bemüht seid mir völlig unnötigerweise empirisch zu beweisen."
Der Einheimische ergriff Dularius mit einem Knurren am Kragen. "Ihr redet viel. Wie viel redet ihr ohne Zähne?"
"Ohne Zähne?!", in Dularius Stimme schwang Empörung mit, "Ihr glaubt, dass die Zähne einen Einfluss auf die Sprache haben?"
"Nein.", flüsterte der Mann frustriert, "Ich glaube ihr solltet jetzt endlich den Mund halten."
"Das wird er.", mischte sich Megg ein.
"Nein, das werde ICH nicht.", widersprach Dularius, "Wo kommen wir denn hin, wenn intelligentes Wort von der rohen Gewalt Minderbemittelter unterdrückt wird? In eine Welt die von Idioten beherrscht wird, was wenn ich ehrlich bin in dieser Welt auch der Fall sein mag, wo bisher noch kein Gegenbeweis erbracht wurde."
"Ich habs versucht.", meinte Megg müde, "Schlagt ihm das Gesicht ein, wenn ihr wollt."
"Oh, das will ich.", brummte der Mann und holte aus, "Das will ich."
Dularius hob panisch die Hände. "Wartet! Augenblick noch!"
"Ja...?", fragte der Mann grinsend.
"Es ist schon wieder passiert!", rief Dularius nach oben, "Es ist gänzlich unverständlich wie! Es ist als wäre jeder Dummkopf in dieser Stadt lediglich daran interessiert einem klügeren Mann Gewalt anzutun!"
Megg folgte seinem Blick und sah Juar an einem Fenster über ihnen, der die Auseinandersetzung amüsiert verfolgte.
"Oh, verdammt.", zischte sie leise.
"Wer ist das?", fragte der Einheimische verwirrt.
"Ein Leibwächter.", behauptete Dularius.
Der Mann blickte den Berührten ungläubig an. "Ihr habt einen zwölfjährigen Leibwächter?"
"Sechzehn.", korrigierte Juar, während er leichtfüßig auf dem Pflaster der Straße landete.
Megg schluckte als sich der Junge lächelnd dem Mann zuwandte. "Warte, das hier ist ja wohl nicht seine Schuld."
Juar warf ihr aus dem Augenwinkel einen vernichtenden Blick zu und sie wich bei der Erinnerung an ihre letzte Begegnung zurück.
Der Mann ließ genervt Dularius los. "Meine Güte, Junge sie zu das dein verrückter Onkel oder wer er ist aufhört zu reden, sonst endet so was vielleicht mal nicht so glimpflich."
"Wollt ihr jetzt etwa gehen?", fragte Juar ihn spöttisch.
"Ich will mich jedenfalls nicht auf offener Straße mit einem Kind prügeln.", murmelte der Mann und ging weiter.
"Was soll das denn heißen? Ich bin praktisch erwachsen", rief der Junge ihm hinterher, "Also zumindest fast siebzehn... in acht Monaten... ach vergiss es, du wärst ohnehin keine Herausforderung."
Der Junge wandte sich mit einem finsteren Blick Megg zu. "Hey..."
Sie zuckte zusammen.
"Noch Hörner oder so?", fragte er und deutete auf seine Stirn, weil ich könnte schwören... es fühlt sich irgendwie so an."
"Nein."
"ICH sagte dir bereits, es gibt keine Rückstände der Transformation.", beschwerte sich Dularius, "Typisch für einen Unwissenden sich in seiner Ignoranz von anderen Unwissenden bestärken zu lassen. Dies führt natürlich nur zu einer Mehrung fehlerhaften Wissens, das in dem Verstand der Narren sprießt bis dieses Unkraut des Unwissens auch den letzten Funken Intelligenz, den es in dieser Welt gibt erdrückt hat."
"Also..." Megg schüttelte müde den Kopf. "Ist das hier dann unser Treffpunkt?"
"Das war er.", meinte Juar abfällig, "Bis dieses Genie es geschafft hat die Aufmerksamkeit einer Menge Leute darauf zu lenken."
"Verzeihung, tätliche Angriffe auf MEINE Person sprechen jawohl eher dafür, dass wir bereits aufgeflogen waren..."
"Nicht, wenn ihr vorher mit den Angreifern gesprochen habt.", murmelte Megg leise.
"Was war das?", der Berührte wandte sich ihr entnervt zu, "ICH weise daraufhin, dass ICH regelrecht subtil war, verglichen mit den Aktionen diese Hooligans!"
"Ich dir den Arsch gerettet.", stöhnte Juar wütend, "Und es war langweilig."
"Ebenso wie brutal, gewalttätig, drastisch, überzogen und..."
"Ach, quatsch nicht." Juar rannte auf die nächste Hauswand zu, sprang ab, zog sich an einem Fensterbrett hoch und kletterte in wenigen Augenblicken zurück an das Fenster, an dem er gesessen hatte.
"Die Jugend und die Dummheit treiben die Menschen stets an das Wissen der Klugen zu meiden, wie es scheint.", meinte Dularius, "Was tut ihr eigentlich noch hier?"
"Verzeihung?", fragte Megg.
"Geht rein, dann in den Keller, am Ende links durch das Loch in der Wand auf der anderen Seite wieder hoch und durch das kleine Fenster auf der Westseite hinaus dann klopft zweimal dreimal schnell hintereinander an die Tür des Hauses mit dem blauen Dach und geht zur Hintertür des Gebäudes zwei Häuser links von diesem.", ratterte er in ungeduldigem Tonfall herunter.
"Verzeihung?", wiederholte Megg.
"Anweisung von Haden, Haen meine ICH. Ihr wisst wer."
"Verstehe.", meinte sie, "Wie war noch mal die Wegbeschreibung."
Dularius seufzte dann wiederholte er die Anweisungen so langsam, als wenn er mit einem Kind spräche.
Megg hörte das Blut an ihrer Schläfe pochen, während sie lauschte, aber sie konnte sich den Weg auf diese Weise merken.
"Danke.", murmelte sie und trat an dem Berührten vorbei auf das Haus zu.
"Wegen der Sache mit Juar...", sprach Dularius als sie die Tür erreicht hatte.
"Vergesst es. Ich weiß wozu ich mein Leben einsetzen möchte."
"Nun gut. Wenn ihr doch reden wollt..."
"Als ob ich bei euch je zum reden käme.", erwiderte sie und betrat das Gebäude, "Also als erstes in den Keller... oder...?"

Der Schleier des Lichts löste sich, als sich ihre Körper wieder zusammengesetzt hatten und Iden atmete erleichtert aus und setzte sich auf.
Der heiße Dampf und die große Halle waren einem kleineren Raum gewichen. Der Boden war aus Holz, in das der Kreis geschnitzt worden war, die Wände kahl und schmutzig. Ein überladener Schreibtisch stand ihnen zugewandt.
Der daran sitzende Angestellte, ein älterer Herr in einem abgenutzten, aber einst guten Anzug, sah sie mit hochgezogenen Brauen an und musterte sie irritiert.
Erleichterung wich neuer Besorgnis als sie sich erinnerte, dass sie mit Blut gesprenkelte Kleider trug und an den Händen gefesselt war.
"Ich kann das erklären.", sagte Jaden sofort und sah dann zu Sharz hinauf, "Du solltest wahrscheinlich..."
~Kein Umgang für euch.~, bemerkte der Merkurdschinn wenig erfreut über Jadens unausgesprochenen Vorschlag, ~Verzeiht mir, mein Herr.~
Dann schoss er blitzschnell vor auf den Kopf des Angestellten zu. Der hob einen Finger und Sharz prallte abrupt zurück. Die Dielen erzitterten, als ein Windböe durch das Zimmer fegte, den Dschinn wie eine riesige Faust traf und gegen die Rückwand schleuderte. Das Holz knackte und Sharz fiel wie ein Stein herunter.
"Na, na, so aber nicht.", meinte der alte Mann tadelnd und legte ein Tuch, das er in der Hand gehalten hatte, auf den noch immer überladenen Schreibtisch, trotz des Windstoßes hatte sich um ihn herum kein Lüftchen gerührt.
Mit der anderen Hand legte er sich ein Monokel ans Auge, das er wohl zuvor gereinigt hatte. "Er hatte ja gar nicht erwähnt, dass ihr so rabiat seid."
"Ihr seid wohl nicht die gewöhnliche Schicht, wie?", fragte Jaden angespannt.
Der alte Mann lächelte. "Aber nein nur die Vertretung, die Dame die hier normalerweise sitzt hatte einen akuten Fall von 'ich hab sie betäubt und jetzt schläft sie', wisst ihr? Schlimm so was, aber in meinem Alter erlebt man es öfter, obwohl vielleicht ist das auch eine Berufssache. Kindchen, jetzt ganz ruhig ich will die Nervenimpulse in euren süßen Köpflein ja nur vorübergehend ausschalten."
"Federkli-"
Der alte Mann machte einen Schlenker mit dem Finger und Sharzs Psynergie versiegte, bevor sie Form angenommen hatte. Ein violettes Psynergiesiegel schien auf seiner Stirn. "Aber nicht doch... für dich hab ich doch auch etwas."
Er ließ eine undurchsichtige Murmel auf die Tischplatte fallen und diese rollte herunter auf den Boden, bevor sie in einem Lichtblitz verschwand. Sharz sank zu Boden eine Reihe blauer Lichter strömte aus seinem Körper.
"Wisst ihr, bevor die Standardausrüstung wurden, da konnte so ein Dschinn auf einen Schlag alles verändern, so ein Dschinnstoß ist schon was feines." Jaden warf sich nach vorn auf den alten Mann und wollte ihn zu Boden reißen, aber blieb auf eine Geste des Alten einfach in der Luft hängen. "Ich war damals allerdings noch nicht in dieser Abteilung und bekam es eher mit Beschwörungen zu tun, die sind für den Militäreinsatz dann oft bevorzugt. Ich Langweile euch, oder?"
"Nein, erzähl mir doch noch mehr von deinen alten Kriegsgeschichten, Opa.", meinte Jaden zynisch.
"So ein Frechdachs.", der alte Mann gluckste, "Jetzt aber ins Bettchen und keine Widerworte."
Iden hörte ein Knistern, in ihrem Kopf als die Augen des Straßenjungen zurückrollten und augenblicklich wurde auch ihre Welt schwarz.

Der Drache stürzte sich mit einem Fauchen zu ihnen hinab und hielt dann dicht über der Wasseroberfläche frontal auf sie zu. Das Meer unter ihm teilte sich wie das Kielwasser eines Kriegsschiffes im Sog der enormen Luftmassen, die die Kreatur mit sich zog.
"Tauchgang vorbereiten!", wies Sfasesh die Crew an und die Männer setzten sich in Bewegung, doch die Kreatur war zu schnell, "Konzentriert das Feuer auf die Schwingen!"
Die Kanonen brüllten. Projektile schossen der Bestie entgegen, schlugen ins Meer ein und schleuderten Wasser in die Luft, trafen den Leib des Biestes und prallten geräuschvoll ab, trafen die Köpfe der Kreatur und zerbarsten, trafen die Schwingen des Biests und blieben ebenso wirkungslos.
"Wie lange bis zum Tauchgang?", verlangte er zu wissen.
"Eine Minut-"
Sfasesh stieß einen frustrierten Schrei aus als die Bestie, immer näher kam, viel zu schnell, als dass sie sich noch hätten versenken können. "Emeralt!"
Des Kriegsherrn persönlicher Jupiterdschinn materialisierte sich vor ihm und flog dem Drachen entgegen. Kurz vor der Kollision spie er grüne Energiefäden aus, die den Drachen in einem Augenblick komplett in einem Energienetz umschlossen... und im selben Augenblick rissen, als seien sie gar nicht da.
~Unmöglich!~ Hörte Sfasesh den Dschinn, bevor der Drache, der ihn komplett ignoriert hatte in ihn hinein rauschte und er hunderte von Metern durch die Luft geschleudert wurde.
Feuer, Blitze und Kanonenkugel schossen dem vielköpfigen Monstrum weiterhin entgegen und prallten wie Regentropfen an seinem Schuppenpanzer ab.
"Thor!", befahl Sfasesh und die Dschinns innerhalb seiner Mannschaft gehorchten.
Blaue Blitze knisterten hoch über dem Schiff, als einen Augenblick später ein großer bulliger Mann mit langem blonden Bart und massiven Hammer an der Spitze ihres Hauptmastes erschien und die imposante Waffe wie einen Zepter über den Kopf hob.
Energie umspielte den Hammerkopf, der Himmel verdunkelte sich und mit einem explosiven Donnern verschwand alles in blendenden weiß, als eine massiver Strahl aus Elektrizität aus dem Hammer des beschworenen Donnergottes hinab schoss und den Drachen in einer Explosion aus Funken und Gewitter traf.
"Das sollte ihn doch zumindest..."
Das Brüllen der immensen Kreatur hallte über den Ozean und Sfasesh sah sie über dem Wasser vor ihnen schweben. Der Drache hatte seinen Angriffsflug abgebrochen, wirkte aber keinesfalls verletzt nur...
"... wütend gemacht haben.", schloss er, "Wasseradepten?"
"Bereit!", bestätigte sein Untergebener.
Die Luft vibrierte vor Energie, als der Drache glühte und mit einem Brüllen wieder in den Himmel empor schoss.
"Schilde hoch und abtauchen! Das wird eine weitere Felskaries!"
Das Licht des gelbleuchtenden Schutzschildes, der ihr Schiff umschloss verdichtete sich, während das Deck erbebte. Wasser peitschte sprudelnd um sie herum in die Höhe, während der Rumpf ihres Schiffes absank und sie in die Fluten eintauchten.
Sfasesh hielt sich an der nahegelegenen Reling fest, um auf den Beinen zu bleiben. Das Absenken des Schiffes mit dieser Geschwindigkeit war so nicht vorgesehen, aber er musste seiner Crew nicht die Dringlichkeit des Vorgangs zu erläutern, der Drache tat dies zu Genüge selbst.
Es dauerte nur Sekunden bis sie die Oberfläche hinter sich gelassen hatten, doch sie sanken rapide weiter, um sich vor der zerstörerischen Psynergie zu schützen.
Das Meer erbebte, als die Psynergie hoch im Himmel explodierte und das Wasser über ihnen kochte von gleißendem Licht.
Sfasesh riss einen Arm hoch um sein Gesicht vom blendendem Licht abzuschirmen, aber blickte angestrengt hinauf, um die nahende Gefahr zu erkennen.
Das Schiff machte einen Ruck, der Schild fauchte, ein Hilferuf über eine Geistleserverbindung aus dem Maschinenraum verriet ihm, dass sich der Großteil ihrer Systeme gerade wegen der Energiespitze spontan selbst zerstört hatten, er fühlte wie seine Psynergie zu schwinden begann, doch der Schild hielt, während der Stoß ihr Schiff in einer unkontrollierten Spirale in die Tiefe schleuderte.
Er verlor den Halt, schlug auf dem Deck auf, rollte darüber hinweg und prallte gegen einen Mast.
Stöhnend packte er ein herabhängendes Seil und hielt sich fest.
Die Turbulenzen ließen nach, während das Licht der Felskaries hoch über ihnen langsam verblasste. Schwer atmend zog sich Sfasesh an dem Mast hoch.
~Schadensbericht!~, verlangte er mental.
Die Antwort die er erhielt war wenig erfreulich, wenn auch nicht unerwartet. Der Schild hielt, sie waren noch Navigationsfähig und ihre Psynergiereserven würden bald erschöpft sein.
Das bedeutete, dass sie der Bestie und ihrer tödlichsten Fähigkeit zwar entkommen waren, sich aber nicht lange vor ihr verbergen konnten.
Sfasesh machte sich keine Illusionen, wenn sie nicht schon Meilen unter der Oberfläche gewesen wären, hätte sie ein einzelner Strahl der Felskaries widerstandslos ausgelöscht und nichts was sie an Bord hatten konnte die Bestie auch nur ankratzen.
"Kurs wieder aufnehmen!", befahl er, "Wir haben eine Mission!"
"Sir?", fragte sein Adjutant besorgt, der sich nur schwer auf den Beinen hielt, kalter Schweiß lief ihm über das Gesicht.
"Waren meine Befehle nicht eindeutig?", fragte er, "Hier draußen ist nichts mehr. Keine Inseln, die wir erreichen könnten, um uns zu verstecken, unsere Psynergie geht zur Neige und wir können diesen Feind nicht besiegen. Wir können das Schiff aufgeben und teleportieren oder wir können uns nach Arktonia retten und uns hinter dem eisigen Wetter des Kontinents vor den Augen des Drachen verbergen. ICH werde dem Kriegsherr sicher nicht vom vermeidbaren Verlust dieses Schiffes berichten."
Er musste ihm schon vom unvermeidbaren Verlust eines halben dutzend weniger wertvoller Schiffe berichten... das sollte vielleicht warten bis er den Leuchtturm lokalisiert hatte.
"Oder wir bringen ihn um."
Sfasesh lief es kalt den Rücken runter, als er die eisige Stimme vernahm. Er wandte sich um und er blickte Nordspeer mit einem Gesichtsausdruck bar jeder Emotionen und sechs seiner silkanischen Soldaten in voller Panzerung hinter sich. Keinen von ihnen hatte er herannahen gespürt oder gehört.
"Setzt eure Mission fort, ich kümmere mich um eure Bestie.", sprach der weißhaarige Silkanas.
Sfasesh musterte ihn eindringlich. "Seid ihr sicher, dass ihr dazu fähig seid. Die Fähigkeiten dieses Geschöpfes..."
"Schlachtenkoordinator." Sfasesh verstummte, als Nordspeer sprach. "Ich biete euch eine Gelegenheit eure Kameraden zu rächen ohne eure Mission weiter zu verzögern. Wollt ihr sie wirklich verwerfen, um mich zu beleidigen?"
Ein Schweißtropfen rann seine Schläfe bei den Worten des Silkanas hinab. "Nein, natürlich nicht.", sprach er so gefasst wie er konnte, "Ich fürchte nur, dass ich ohne eure Truppen nach dem Verlust der Begleitschiffe nicht die nötigen Soldaten habe, um die geplante Mission mit der nötigen Effizienz fortzuführen."
"Wer sagte, denn irgendetwas von meinen Truppen?", fragte Redd mit einem Blick auf seine Begleiter, "Ich werde mich persönlich um diese Eidechse kümmern, meine Untergebenen stehen euch weiterhin zur Verfügung."
~Bist du dir da sicher.~ Der Schild teilte sich für einen winzigen Augenblick und eine kleine grüne Gestalt drang mit einer kleinen Menge Meerwasser ein Sfasesh nickte seinem momentanen Stellvertreter zu, vermutlich war Emeralt der einzige, der ein Schiff in dieser Tiefe hätte finden können. ~Dieses Ding ist sogar noch mächtiger, als der Titan, den der Kriegsherr vernichtet hat.~
Nordspeer verschwamm und stand mit einem Mal direkt vor dem zurückgekehrten Emeralt. Der Dschinn stieß ein Ächzen aus, als der Wasser, das seinen grünen Körper benetzte mit einem Mal zu Eis erstarrt war.
"Nordspe-", Sfaseh Ruf war zu langsam, als Redd mit einem Finger gegen die Eisstatue schnippte.
Das Eis zerbarst bei selbst der leichten Berührung in tausende von Teilen und enthüllte Emeralt in seinem Inneren gänzlich unversehrt.
Er hatte das Wasser gefroren ohne den Dschinn in seinem Inneren zu verletzen.
~Hab verstanden.~, sagte der Dschinn sichtlich erschrocken zu dem Silkanas.
"Ihr habt eure Befehle.", sprach Nordspeer zu seinen Untergeben schwang sich über die Reling und durchstieß den Schild mit seinem Körper. Dann war er in der Dunkelheit der Tiefsee verschwunden.
Sfasesh wandte sich an die übrigen Silkanas an Deck. "Werdet ihr und eure Landsmänner an Bord meine Befehle befolgen."
"So sind unsere Befehle.", bestätigte einer von ihnen mit rauer Stimme, "Wir werden für euch töten und sterben im Namen unserer Heimat, genauso als wäret ihr unser Kommandant in unserer eigenen Welt."
Er nickte und wandte sich wieder an die Crew. "Nach Arktonia, wir müssen einen Leuchtturm sichern!"
*Frohes Neues Jahr - vermutlich liest ihr das hier sowieso erst im neuen Jahr*

Semihs emotionslosen Augen ruhten auf der Kaiserin. Wenn seine Augen seine Gefühle nicht fast vollständig unterdrücken würden, wäre sie inzwischen schon 7 mal, in irgendeine für sie unvergesslichen Weise, zurechtgewiesen worden.
Eine Sache musste er sich eingestehen. Sie hatte ihn sofort durchschaut. Er erinnerte sich nicht einmal, ob ihn jemand je so schnell durchschaut hatte. Er war durchaus beeindruckt.
Semih hatte sich tatsächlich kurz vor seinem Verhandlungsgespräch ein Gespräch von einem Boten und einem Adligen abgeguckt. Ursprünglich war es nicht einmal seine Absicht gewesen, sich als Semih zu enthüllen. Er wollt als Bote auftreten.
Es wäre aber zu kompliziert geworden, bis er bis zu ihr durchgekommen wäre, ohne diesen Zustand zu forcieren, weswegen er sich schließlich doch enthüllt hatte.
Er selbst hatte keine Ahnung von diesen höchst entbehrlichen Gebräuchen und Verhaltungsnormen der Politik.
Selbst der Gebrauch seiner Gestiken und Mimiken waren die eines durchschnittlichen Menschen unterlegen. Der Grund lag an seinem jahrelangen Aufenhalt in den höheren Ebenen, wo die meisten der Wesen die er getroffen hatte, nicht einmal einen Körper besaßen und all diese Dinge nicht von Relevanz waren.
Auch er selbst nutzte seinen Körper seit Jahren nicht mehr, wenn er nicht gerade wie ein Mensch sich benehmen wollte. Schließlich passten seine Augen alles nach seinem Willen an. Sein Körper hatte seit Jahren keine unentbehrliche Funktion mehr und war viel mehr wie ein veraltetes Kleidungsstück, das er mit sich herumschleppte und das er jederzeit wegschmeißen konnte.
„Ich habe diese Dinge übrigens aufgegeben, nicht versagt.“ korrigierte er sie.
„Oh und worin liegt der Unterschied?“ fragte sie belustigt.
„Es würde mich in inzwischen keinen Augenblick kosten, all diese Dinge zu erreichen. Die Zerstörung des gesamten Solarsystems würde weniger dauern, als ein einziges blinzeln. Zumal, meine Intention es nie war, alle Welten einfach zu zerstören, sondern sie alle zu absorbieren – was ich erfolgreich tat. Die paar Welten die ich übrig gelassen habe, war lediglich als Sympathie gegenüber meiner eigenen Rasse. Ein paar Welten mehr hätte nichts an meiner Macht verändert. Soviel zu der Anmerkung, wie wenig ich für meine Macht tun musste. Außerdem sieht man in der Moment der 'geheuchelten' Schwäche das wahre Gesicht seines Gegners. Das habe ich in all meinen Kämpfen gelernt.“
Die Sachen mit den Welten war zwar hauptsächlich Sions Werk gewesen, aber er würde nicht einmal versuchen den Unterschied zu erklären.
Die Kaiserin lachte nun sogar noch lauter als zuvor. „Es ist einfach köstlich. Wirklich einfach köstlich. Ein Mann der über die Macht der Welten verfügt und nur in einem Augenblick wäre, die restlichen zu zerstören, versucht sich, im Vergleich unfassbar unbedeutenden Kaiserin zu rechtfertigen.“ Ihr Lachen hielt diesmal sogar länger ein.
Semihs Augen zuckten zum ersten Mal, während er innerlich langsam knurrte. Seine Augenbrauen hatten sich zusammengezogen. Der sogenannte Zerstörer der Welten hatte Gründe, warum er einfach nicht ihre Gedanken las, seine bisher schlecht wirkenden Aktionen nicht einfach über das zurückspulen der Zeit anders anging oder die Kaiserin einfach zu seiner willenlosen Sklavin machte.
Wenn er nur einen dieser Dinge tat, war ihm das Erreichen das von ihm angestrebte Ergebnis hundertprozentig garantiert. Jedoch war dies.... langweilig.
Kein Mensch würde sein Dilemma jemals verstehen können.
Es war viel zu kompliziert.
Alles und fast jedes Wesen um sich mit einem einzigen Gedankengang zu kontrollieren, manipulieren, wie er es gerade haben wollte, sorgte zwar für un abstreitbare Resultate. Diese Lebewesen verfügten jedoch dann über keinen eigenen Willen und unterschieden sich nicht von einem leblosen Gegenstand, mit welchem er jederzeit das anstellen konnte, was er wollte.
Es lief alles nach Plan. Es gab keine Abweichungen. Keine neuen Erkenntnisse oder Erfahrungen. Keine Überraschung. Kein Spaß. Keine Spannung. Keine Aufregung. Nur eine endlose Langweile. Es war ein unvermeidbarer Ausgang, sobald man über alles verfügen und entscheiden konnte. Die ultimative Strafe.
Er hatte zwar noch Dinge mit der zweiten und dritten Ebene zu erledigen, doch all diese Dinge würden ihn nicht die Aufregung und die Unterhaltung geben, die ihm die Kaiserin gerade gab.
Aus diesem Grund verzichtete er auf diese Methoden zurückzugreifen, die den Geist einer Person kontrollieren oder manipulieren konnten.
Es war so gesehen ein Spiel, an dessen Regeln er sich hielt und nicht versuchte zu mogeln. Die Realität machte ihn zu dem Gewinner, doch in einem Spiel mit der Kaiserin konnte er durchaus verlieren. Das Gefühl in irgendetwas verlieren zu können, war nicht etwas, was er seit einer sehr langen Zeit hatte.
Semih hielt die Kaiserin inzwischen für ziemlich interessant. Ein einfacher Mensch, der es wagte ihn so zu provozieren.
Es gab viele Wesen die ihn so provoziert hatten, doch der Unterschied lag darin, dass diese selbst davon ausgingen, sich gegen ihn verteidigen zu können. Sie jedoch war sich von Anfang an darüber bewusst nichts gegen ihn ausrichten zu können.
Dennoch. Ihre Worte und Art hatte etwas tief in ihm gezuckt. Trotz seinen unterdrückten Gefühlen, war dieses etwas scheinbar so stark gereizt worden, dass er es jetzt sogar spürte. Sein Ego.
Gegenüber von abfälligen Worten von mächtigeren Wesen, die ihre Unterlegenheit ihm gegenüber nicht bewusst waren oder Personen die ihn einfach so sehr hassten, dass sie alles erdenkliche in Kauf nahmen - gegenüber diesen Worten war er unangetastet geblieben.
Die Kaiserin hatte es aber geschafft, sie alle zurückzulegen. Semih war genervt. Narsi lächelte immer noch erhaben, als Semih die paar Sekunden genutzt hatte um seine Gedanken zu sammeln.
Der Kopf des Mannes war seit paar Sekunden gesenkt, seine langen, blonden Haarsträhnen verdeckten seine Augen. Sein Mundwinkel zuckte und er fing wenig später an zu lachen.
Nach paar Sekunden des Lachens hob er seinen Kopf schließlich und seine Augen kamen wieder zum Vorschein. „Ich habe genug hiervon. Ich habe einmal versucht höflich, sympathisch und nett zu wirken, weil ich angenommen habe, dass es die Erfolgschancen einer positiven Kommunikation mit anderen Menschen erhöht. Was wider rum die Erfolgschance meines Anwesenheitsgrundes erhöhen würde.“ er schüttelte belustigt seinen Kopf.
„Scheinbar lag ich falsch. Ich habe tatsächlich vergessen, wie unterschiedlich Menschen sind.
Ab jetzt werde ich mir nicht mehr die Mühe machen, mich großartig zu verstellen.“ kündigte er an.
Die Kaiserin wirkte nicht besonders überrascht. Viel mehr als hätte sie es erwartet. Ihr süffisantes Lächeln wisch nicht aus ihren Lippen. „Ich habe mich schon langsam gefragt, wie lange es noch dauern würde..“
Semih schüttelte ein weiteres mal seinen Kopf.
„Falls deine Provokationen von Anfang an die Absicht hatten, meine wahre Art herauszulocken, dann ist es dir gerade gelungen. Tut mir unendlich Leid nicht eure Vorstellung von machtbewusstes auftreten zu entsprechen oder die Gebräuche und Verhaltensnormen eurer Sitten nicht zu erfüllen oder zu kennen. Ich bitte um vielmals um Entschuldigung Kaiserin.“ erklang es sowohl ironisch, als auch sarkastisch von ihm. „All diese Dinge sind nur im Leben eines einfachen Menschen relevant. Kein Leben, das ich führe.“
„Und was wir der große Semih nun tun, weil er und sein Ego gekränkt wurde? Wird er mich für mein Vergehen bestrafen?“
Semih füllte ihr Wein im Glas ohne eine bemerkbare Bewegung auffüllen und sprach. „Als eine erfahrene Kaiserin bist du mir in den Gebrauch von Worten überlegen. Auch scheinst du durch deine Vergangenheit was davon zu verstehen, mit Worten allein, in die Köpfe der Leute zu gelangen. Es ist offensichtlich, dass ich mich trotz meiner Macht, zu einem Clown machen würde, wenn ich dir weiterhin gestatten würde unter diesen bzw. deinen Konditionen unser Gespräch fortzusetzen.“
Sie hörte ihm zu und wollte gerade etwas aus ihrem Glas trinken, doch der Inhalt war verschwunden. Ihre Miene veränderte sich nicht. Ein perfektes Pokerface.
„Bisher konnte ich nur mit Faszination mitverfolgen, wie unerwartet deine Reaktion ausgefallen ist. Das heißt aber nicht, dass ich meiner Faszination unterliegen werde, falls ich beschließen sollte, dich für die nächsten falschen Auswahl deiner Worte zu bestrafen.“
Sie lachte. „Und was für eine Strafe würde der Vernichter persönlich für mich ausdenken?“
„Ich werde versuchen zu keinem Zeitpunkt in deine Gedanken sehen oder dich zu einem willenlosen Sklaven machen. Das wäre einfach nur langweilig. Doch das ist die einzige Versprechung die ich dir gebe.
Wer weiß? Vielleicht müsste ich alle Lebenwesen von dem Anblick ihrer unvergleichbaren Schönheit ausschließen und sie mit dem Anblick einer alten, verfaulten Kröte austauschen. Es würde vermutlich die Moral aller männlichen Soldaten der Armee etwas reduzieren, aber es wäre vermutlich deutlich besser als andere Dinge die passieren könnten. Die einzige Grenze die meiner Kräfte momentan noch besitzen ist meine Kreativität. Ich finde schon eine oder mehrere Situationen bei der ich die Veränderung ihres regungslosen, kühlen Gesichtsausdruck in Reue, Scham, Panik und Angst genüsslich mitverfolgen kann. Eine selbstbemitleidende, gebrochene Frau die jede Sekunde ihres Leben vergebens betet zu sterben und erlöst zu werden.“ er grinste aufrichtig belustigt und diabolisch. „Welch unterhaltungswerte, zufriedenstellende Vorstellung würde es geben, um das eigene gebrochene Ego wieder herzustellen?“
„Eine fabelhafte Vorstellung.“ bestätigte sie amüsiert und offenbar von Außen nicht eingeschüchtert. Die Nachricht von Narsi war klar. Sie fürchtete sich nicht oder gab zumindest überzeugend davon nichts preis.
„Gut.“ gab Semih an. „Da du scheinbar dieses gefährliche Spiel akzeptierst, gibt es kein zurück. Ich habe ein Angebot für dich.“ Ihr Glas füllte sich nun erneuert mit Wein auf. Es war Wein, jedoch nicht der selbe von vorher.
Sie wirkte erst überrascht, trank dann schließlich aus der goldenen Flüßigkeit. „Das schmeckt ausgesprochen gut. Ihr habt doch sicherlich nicht den ganzen Aufwand gemacht, nur um für ein Wein zu werben?“ sagte sie sarkastisch.
„Natürlich nicht. Lediglich ein besonders seltenes und teurer Wein aus Ristemé, der mir vor wenigen Sekunden aufgefallen ist. Ich dachte es wäre besser von mir aus den Glas der Kaiserin mit neuem Inhalt aufzufüllen, bevor sie den unachtsamen Fehler begehen kann, mir zum zweiten Mal das auffüllen von ihrem Glas befehlen zu wollen. Es wäre nicht gut für mich einen möglichen Verhandlungspartner zu verlieren, nur weil ich meine Drohung wahr machen muss.“
Er stand von der Liege auf und streckte seine Hand aus. „Ich biete dir und deinem Reich die Teilnahme an einer neuen Welt an.“
Die Kaiserin runzelte ihre Stirn. Sie hatte das nicht ganz erwartet. Semih erkannte, dass er scheinbar etwas ausholen musste. Er bewegte seinen Mund, doch stoppte schließlich. Warum überhaupt erklären, wenn er es viel einfacher tun konnte?
Von einer Sekunde auf die andere verschwamm die Umgebung der Kaiserin. Sie fand sich plötzlich bei dem Wolken im freien Himmel wieder und stürzte runter. Noch weit über dem Land stoppte ihr Fall schließlich. Sie wurde von Semih wortlos in seinen Armen aufgefangen. Sie war sich sicher, dass er sie genauso am Himmel schweben lassen konnte, wie er es selbst tat. Doch scheinbar gefiel ihm diese Version besser, weil es seine Überlegenheit und ihre Abhängigkeit von ihm in diesem Moment besser unterstreichen konnte. Etwas, was durchaus sein Ego nach der anfänglichen Erniedrigung befriedigen konnte.
„Wo sind wir hier?“ fragte sie schließlich.
„Stimmt. Der Limitierung der menschlichen Sehkraft, gestattet es dir vermutlich nicht einmal die Personen auf dem Kontinent sehen zu können. Wie jämmerlich. Erlaube mir deine höchst beschränkte Vision anzupassen.“
Narsis Vision veränderte sich von einem Moment auf die andere. Sie bekam unzählige verschiedene Blickwinkel auf die ganze untere Welt. Von der Vogelperspektive sah sie jeden einzelne Person, jede einzelne Pflanze und jedes einzelne Insekt so klar und detailliert, als würde sie direkt vor ihr stehen. Nein, es war sogar um ein vielfaches detaillierter. Nichts schien ihre Sicht zu blocken. Ihre Vision ging durch Gegenstände durch, als würden die Dinge nebeneinander stehen. Es hatten sich viele Sichtebenen offenbart. Ebenen wie das normale menschliche Auge sah. Ebene die scheinbar jegliche Arten von Energie in unzählig verschiedenen Farben sah, als wäre es gefärbte Wolken. Eine weitere Ebene, wodurch jegliche Sichteinschränkungen behoben waren. Ob Wände, Kleidung, Haut, Licht, Dunkelheit. Zum Schluss gab es eine weitere Sichtebene, wodurch sie durch den Anblick jeder Person die letzten paar Jahre der Personen passiv einsah, als würde sie durch einen detaillierten Lebenslauf einsehen. Diese ganzen Ebenen wurden aus allen Perspektiven und nicht nur von der Vogelperspektive angewandt. Egal ob von der Ober, Normal, Unter, Froschperspektive oder Bodenperspektive. Das erstaunlichste allerdings war, dass ihr Gehirn alle diese Informationsüberflüsse problemlos verarbeiten könnte, als würde sie nur auf ein ganz einfaches Bild blicken. Sie wusste, dass keine Technologie oder Psynergie je an das herankommen würde, was sie hier sah.
„Ich habe dir mein passives Sichtfeld in Weyard zugänglich gemacht.“
Narsi realisierte erst jetzt, dass es sich tatsächlich um Weyard handelte. Es hatte sich vieles verändert. Sehr vieles. Ihr letzter Statusbericht von Weyard zu heute war verschiedener als Tag und Nacht. Die Welt war zu einem Paradies an Boden, Tieren, Pflanzen, Rohstoffen und Materialien geworden. Jedes Reich, oder Welt die sie kannte, egal wie wohlhabend sie gewesen ist, würde im Vergleich bemitleidenswert arm aussehen.
„In dieser Welt habe ich die Zeit etwas anders festgelegt und alle Ausgänge und Eingänge verschlossen. Die Zeit hier vergeht um vielfaches schneller, als gewöhnlich. Sobald die Welt noch einige Jahre existiert, was wenige Tage oder Wochen in unserer gewöhnlichen Zeit sein werden, wird die Zeit normal weiterlaufen und die Ein- und Ausgänge entsperrt. Zumindest der Teil durch meine eigene Magie.“ erklärte er ihr und die Umgebung um die beiden verschwamm erneuert.
Sie befanden sich nun wieder in ihrem Schlafzimmer. Ihre Vision war verschwunden. Sie wurde Semih losgelassen. Eine unsichtbare, nicht für sie wahrnehmbare Macht brachte sie schließlich auf ihre rote Liege zurück. Semih selbst hatte es scheinbar statt zu sitzen und ließ sich mit verschränkten Armen minimal nach hinten fallen und wurde durch eine, hinter ihm aus dem Nichts auftauchende, Säule aufgefangen. Mit verschränkten Armen lehnte er sich somit an der Säule, die wohl an dem Design der anderen Säulen in der Nähe angepasst worden war. Scheinbar wollte er nicht wieder als ein Bote bezeichnet werden, mochte aber auf der anderen Seite nicht wirklich sich hinzusetzen.
„Das war ein aufregender Ausflug.“ sie grinste süffisant. „Ich lag also richtig. Eine Bestechung, damit ich deiner neuen Welt eintrete.“ schlussfolgerte sie.
„Bestechung? Nein. Ich biete dir einen fairen Deal an. Meine Welt? Laut dieser Logik gehören alle Welten bereits mir und Silkanas wäre keine Ausnahme. Bei meiner momentanen Macht ist es nicht länger mehr die Frage, was ich in der Lage bin mit ihr zu tun, sondern was ich damit mache. Ich habe keine Herrschaftsambitionen. Das einzige was ich tat ist Weyard etwas besser als vorher wiederherzustellen. Ich plane mich nicht in die Angelegenheit der Menschen untereinander einzumischen. Ganz gleich was sie machen. Dein möglicher Eintritt wäre tatsächlich erst sobald die Ein- und Ausgänge Weyards geöffnet werden, was jedoch noch einige Zeit dauern wird. Es spricht jedoch nichts dagegen schon jetzt schon deine Zustimmung für die Zukunft zu gewinnen. Der Rest dürfte dich nichts angehen.“
„Und warum wollt ihr unbedingt, mein Reich und ich ein Teil dieser Welt machen?“
„Du bist meine erste Kandidatin und besitzt alle Eigenschaften, die dich dafür qualifizieren.“
„Und die wären?“
„Du bist Intrige, verlogen, manipulativ, hinterlistig, sadistisch und an der nötigen Kriegsbereitschaft fehlt es dir auch nicht. Außerdem bist du ohnehin an einer Umsiedlung interessiert. Deswegen stehst du ganz oben in der Liste meiner Kandidaten.“ erklang es sarkastisch von ihm. Narsi wirkte erst überrascht, den das waren nicht unbedingt die Eigenschaften die jemand bei der Auswahl einer Entscheidung als erste Prioritäten setzte.
„Ich fühle mich unfassbar geehrt, doch kann ich mir nicht vorstellen, warum diese Eigenschaften produktiv für Weyard sein sollte.“ gab sie offen zu.
Semih ging offenbar nicht genauer darauf ein und sprach weiter.
„Leben.“
Ein rotes Licht fiel in ihrem Schlafzimmer ein. Narsis Augen weiteten sich, als sie ihren Vater direkt lebendig vor sich sah. Auch er sah genauso überrascht aus, als er sie sah. Sie sagte ihren Namen.
„Tod.“
Just in diesem Moment explodierte seine Zunge, anschließend seine beiden Augapfel, anschließend seine Leber, anschließend seine Nieren, gefolgt von seinem Gehirn. Zu guter Letzt detonierte seine Haut und sein ganzes Blut verteilte sich im Raum. Sowohl Semih, als auch Narsi kein Zufall von.
„Masse.“
Jegliche Bluttropfen, Knochen und andere Reste schwebten und verformten sich zu einer künstlich hoch attraktiv und edel wirkende Kette, aus dem teuersten Material, die sie kannte.
„Raum.“
Narsi brauchte nicht allzu lange, bis sie realisierte, dass die Kette nun um ihren Hals hing. Dies war die bisher am wenigsten beeindruckendste Sache, mit die der Zerstörer gerade theatralisch nutzte.
„Zeit.“
Ihre Augen weiteten sich erneuert, als sie realisierte das ihre abgestorbene schwarze Haut verschwunden war. Nicht nur das. Sie fühlte die Nerven ihrer Beine wieder. Es erschien fast so als wäre jeder Teil von ihr stets das Beste das sie je erreicht hatte. Scheinbar war auch ihr Alterungsprozess gestoppt worden.
„Nur eine Körperbewegung ist mühevoller für mich, als einer dieser Dinge zu tun. Du solltet genug gesehen haben um zumindest von einem winzigen Einblick meiner Macht überzeugt zu sein.“ „Solltest du zustimmen, dann könnte ich dir einen Wunsch, solange ich kein Problem damit haben sollte.“ den letzten Part unterstrich er stark.
„Also... Kaiserin Narsi.“ nannte er sie nun bei ihrem Titel. „Wie lautet eure Entscheidung?“
*Hey Leute. Hab eben mal nachgeschaut und es ist mehr als ein halbes Jahr her, seit meinem letzten Beitrag. Und fast genau drei Monate seit dem letzten! Sache ist die: Ich liebe das RSP nach wie vor und auch an Ideen mangelt es nicht. Die Schwierigkeit ist wirklich allein das Aufschreiben. Da lange nichts mehr erschienen ist geht es euch vielleicht ähnlich...? Ich will mal hören wie ihr die Sache seht und ob wir evtl. das Format abändern wollen um die Dinge hier wieder auf Vordermann zu bringen, denn es wäre schade das alles hier zu verlieren ;)
Grüße, Sinrath*

"Herein."
Weldon zog eine Grimasse. Er hatte gehofft sich auch weiterhin vor diesem Gespräch drücken zu können. Tja, Pech gehabt. Er atmete einmal tief ein. Augen zu und durch. Weldon drückte die Tür auf.
"Admiralin.", grüßte er matt.
Zaisa saß hinter ihrem Schreibtisch und blickte ihn durchdringend mit giftgrünen Augen an. Weldon erwartete die übliche Rüge die er immer bekam, wenn sein Gruß nicht der gehörigen militärischen Norm entsprach. Doch heute blieb sie überraschend aus. Für ihn war das kein gutes Zeichen.
"Weldon.", erwiderte sie den Gruß ruhig und deutete auf den Stuhl vor sich. "Setzt Euch."
Oh weh., dachte er und hielt sich von einem selbstmitleidigen Lächeln ab. So schlimm also?
Weldon nickte dankbar und ließ sich ächzend auf den Stuhl vor ihr fallen.
"Was ist der Grund Eures Besuches?", erkundigte sich die Admiralin.
Der Erdadept zeigte auf das Dokument, dass direkt vor Zaisa auf ihrem Schreibtisch lag. Sie hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht es zu verbergen.
"Ich denke, dass wisst Ihr ganz genau."
Zaisa Mund zog sich zu einem Strich. Sie straffte sich und verschränkte die Finger vor ihrem Kinn.
"Ah, natürlich.", sagte sie leise und blickte auf das Schriftstück hinab. "Taktikerin Fl- Verzeiht, Feldkommandeurin Flama hat mich darum gebeten Euch auf ihr neues Schiff zu versetzen. Ich habe abgelehnt. Also schlussfolgere ich daraus, dass sie Euch gebeten hat mit mir noch einmal darüber zu reden, denn aus eigenem Antrieb wärt Ihr wohl kaum hierher gekommen."
Weldon lächelte säuerlich. Mit ihrem letzten Zusatz hatte sie mitten ins Schwarze getroffen. Trotzdem tat es ein wenig weh, es so unverblümt formuliert zu hören.
"Ihr schlussfolgert richtig. Admiralin, ich-"
"Ich muss Euch wohl nicht daran erinnern,", unterbrach ihn Zaisa mit einschüchternd ruhiger Stimme, "dass Ihr mein Erster Offizier seid. Ihr seid ein fester Bestandteil meiner Crew."
"Eine Crew, die Ihr im Begriff seid aufzulösen.", erwiderte Weldon trotzig, entschlossen den Kampf nicht sofort aufzugeben. Er hatte Flama versprochen es zumindest zu versuchen.
Zaisas Blick bohrte sich an seinem fest.
"Mag sein. Ob charismatische Gewalt oder ausgeklügelte Hypnose: Ich kann meiner Crew nicht mehr vertrauen, wenn sie auf die Worte einer Feindin hören. Die Umstrukturierung ist notwendig."
"Also welche Crew könnte ich mit meiner Versetzung aus dem Tritt bringen? Ganz zu schweigen davon, dass die 'Eraser' bis zur Neuaufstellung der Mannschaft nicht mehr im Einsatz sein wird, nehm ich an."
Zaisa blinzelte.
"Das ist korrekt. Ohne volle Mannstärke werde ich von sämtlichen Operationen absehen."
"Also wieso sollte ich nicht zur 'Sternenbrand' wechseln, anstatt irgendeinem anderen Schiff oder Einsatztrupp? In der Zeit in der Flama das Kommando über die Eraser hatte, habe ich mit ihr gut zusammengearbeitet."
Zaisa nickte.
"Das ist korrekt. Ihr habt Euch gegen Cervantes Rotschild behauptet. Ich hätte nicht gedacht, dass das in Euch steckt."
Weldon war sich nicht sicher, ob das ein Kompliment war oder nicht.
"Also was spricht dann dagegen?"
Admiralin Zaisa starrte ihn lange an, bevor sie antwortete.
"Faktisch gesehen... Nichts. All Eure Argumente sind berechtigt."
Weldon musste sich beherrschen sie nicht dümmlich anzuglotzen. Er war sich allerdings nicht sicher, ob es ihm gelungen war.
Entschlossen, sein Momentum in diesem Gespräch nicht zu verlieren, legte Weldon die Hände auf ihren Tisch und beugte sich vor.
"Also dann..."
Die Admiralin sah gedankenverloren zur Seite. Sie schwieg. Das war untypisch für sie. Konnte das etwa der Moment sein, an dem er sich zum ersten Mal erfolgreich gegen Zaisa durchsetzte? Weldon wartete gespannt auf ihre Antwort.
"Erinnert Ihr Euch an unser erstes Aufeinandertreffen?"
Weldon stockte. Natürlich erinnerte er sich.
"Ja. Ich erinnere mich an einen armen hoffnungslosen Fall, der es irgendwie geschafft hat den gefürchteten Primus des Kriegsherren Zhuun mit seinem törichten idealistischen Gerede davon abzuhalten, ihn mit Wasser und Dampf in kleine Stücke zu reißen."
"Und Ihr glaubt dieses törichte Gerede dieses hoffnungslosen Falls hat heute kein Gewicht mehr? So wie das Versprechen, dass Ihr mir beim Betritt in meine Crew gegeben habt?"
Damit hatte Weldon gerechnet. Und doch traf ihn der Schlag viel härter, als er erwartet hatte. Er hatte geglaubt vorbereitet gewesen zu sein, zu wissen wem er zugehörig sein wollte. Er wusste es nicht. Seine Zuversicht schwand.
"Nein... Was ich sagte, meine ich auch noch heute."
Die Admilarin blickte ihn wieder an. Eine seltsame Müdigkeit spiegelte sich in ihren Augen wieder, die Weldon noch nie zuvor bei ihr gesehen hatte.
"Und dennoch hegt Ihr den Wunsch, Euch der Feldkommandeurin anzuschließen?"
Zaisa brachte es auf den Punkt. Was wollte ER eigentlich? Er kannte Flama noch nicht sehr lange, aber er hatte sich in all der Zeit bei Reyter noch nie mit jemanden so verbunden gefühlt. Aber andererseits hatten er und Zaisa eine Vergangenheit, die er nicht einfach abtun konnte. Sie waren aufeinander angewiesen, sie beide. Es gab schließlich ein Grund, warum ein so unmotivierter, friedfertiger Mann ohne besonderen Ruf wie er der Erste Offizier der mächtigsten Frau unter Kommando des Kriegsherren war.
~"Wenn Ihr die Herrin der Zerstörung seid... Dann bin ich der Bewahrer."~
Er hasste es Entscheidungen zu treffen. Doch dieses Mal würde er nicht umhin kommen eine fällen zu müssen. Flama oder Zaisa. Er musste sich entscheiden.
"Herrin... Ich gehöre an Eure Seite. Zweifellos. Dennoch... Seit Flama das Kommando über die Eraser übernommen hatte, habe ich in ihr etwas gefunden was ich nur schwer beschreiben kann. Ähm... Und nein, ich spreche nicht von solchen Gefühlen!", fügte er rasch hinzu, als Zaisa fragend eine Braue hob. "Nennen wir es fürs erste... Potential. Eine Hoffnung für eine mögliche Zukunft, die es zuvor nicht gab. Für die Adepten... und auch für mich."
Er lachte leise.
"Ich weiß nicht ob Ihr wirklich versteht was ich damit sagen will. Und doch... Ich möchte gerne sehen was sie erreichen kann und sie dabei mit all meinen Kräften unterstützen. Das ist, was ich wirklich will."
Als Weldon aufhörte zu sprechen, erwartete er bereits von Schuldgefühlen überwältigt zu werden. Doch zu seiner Überraschung blieben sie gänzlich aus. Vielmehr fühlte er sich befreit, gesagt zu haben, was er dachte.
Nicht übel, fand er. Vielleicht sollte ich das öfter machen.
Zaisa schien für eine Ewigkeit einfach nur anzustarren. Dann stieß sie einen fast unhörbaren Seufzer aus und erhob sich von ihrem Schreibtisch.
"Ich gebe zu, dass ich nicht genau verstehe, was dieses Potential sein soll. Der Kriegsherr spricht ebenfalls davon. Ich wusste selbst immer, dass Flama es zu etwas Großen bringen würde, hatte es aber stets auf ihre Fähigkeiten als Kronyal und Taktikerin zurückgeführt. Ihre Kräfte hat sie größtenteils verloren und als Kommandeurin ihres eigenen Schiffs dient sie nicht mehr im taktischen Stab, aber trotzdem steht Ihr hier und seit überzeugt, dass sie es zu weitaus mehr bringen kann."
Sie schüttelte den Kopf.
"Ich werde die Versetzung bewilligen. Weldon aus den Neitälern, hiermit entlasse ich Euch vorläufig als Erster Offizier der Eraser und unterstelle Euch der Feldkommandeurin Flama auf der 'Sternenbrand'. Ich erwarte von Euch, dass Ihr mich und meine Besatzung dort angemessen repräsentiert und die Feldkommandeurin mit allen Anstrengungen unterstützt um dieses... Potential zu entfalten, von dem Ihr hofft es zu sehen. Habt Ihr diese Aufgabe erfüllt..."
Sie zögerte.
"Habt Ihr diese Aufgabe erfüllt, erwarte ich von Euch, dass Ihr an meine Seite zurückkehrt."
"Verstanden.", war alles was Weldon antworten konnte.
Zaisa ließ ihre Zähne aufblitzen. Weldon war erstaunt. Manchmal vergaß er, dass sie zu einem Lächeln fähig war. Besonders zu einem, dass so aufrichtig war wie dieses.
"Sehr wohl.", schloss die Admiralin. "Ich werde die Feldkommandeurin informieren. Ich erwarte, dass Ihr in einer Stunde alles gepackt habt, damit Eure Kabine geräumt werden kann. Die Schiffsküche wird sich freuen."
Weldon klappte der Kiefer.
"In EINER Stunde?"
Zaisa blickte ihn streng an.
"Das ist mehr als genug. Dennoch, so wie ich Euch kenne solltet Ihr besser jetzt schon anfangen. Und wehe Ihr seid zu spät um Euren ersten Diensttag auf der Sternenbrand anzutreten. Dann werdet Ihr vor mir dafür geradestehen müssen. Wegtreten!"

"Ah, Polina... Es erscheint mir eine Ewigkeit her, seit ich das letzte Mal hier war. Trotz der harten Jahre hat sie kaum etwas von ihrem Glanz verloren. Jaja... Was ist mit Euch Danven? Wie gefällt Euch die Stadt?"
Der hochgewachsene Ritter mit der dunklen Haut, der respektvoll hinter ihm wartete, nickte amüsiert.
"Ich bin in der Tat hier aufgewachsen."
Der Mann, der die Aussicht auf dem Balkon genoss, drehte sich überrascht zu dem Ritter um.
"Wirklich? Das wusste ich nicht."
"Naja... Vor den Stadttoren, um genau zu sein. Aber das macht sie nicht weniger zu meiner Heimat."
Der ältere Mann grinste wölfisch.
"Ist dem so? Nun, es ist nirgends schöner als zu Hause sagt man."
Danven schüttelte langsam mit dem Kopf.
"Es war mal besser. Dieser monströse Klotz von einem Palast... Er zerstört das gesamte Stadtbild. Und die Menschen auf der Straße... Ihr Blick ist nicht mehr nach vorne gerichtet, sondern nach unten auf den Boden."
Das Grinsen des anderen schwand.
"Ah, richtig. Im letzten Jahr ist viel passiert, nicht wahr?"
Danven nickte stumm. Der andere seufzte.
"Wir beide haben viel durch diesen Schwindler verloren, nicht? Und wenn die Gerüchte wahr sind..."
Er blickte wieder auf die Stadt hinaus. In seinen Augen loderte auf einmal ein eifriger Glanz.
"Wir werden Eton kein zweites Mal passieren lassen."
"Dann werdet Ihr hören wollen was ich zu sagen habe, Tauron."
Der ältere Mann wirbelte herum. Er ließ beide Zahnreihen zu seinem raubtierartigen Grinsen aufblitzen, als ein Mann mit langen schwarzen Haaren, schrecklichen Kriegsnarben und jeweils einem gelben und einem eisblauen Auge das Empfangszimmer mit wehenden Umhang betrat. Der Mann, Tauron, breitete feierlich die Arme aus.
"General Teol, nehme ich an! Endlich lernen wir uns mal kennen."
"Die Freude ist ganz meinerseits."
Der Ritter salutierte dem General, machte den beiden Männern respektvoll Platz und positionierte sich neben dem Eingang.
Tauron gab ihm die Hand und musterte seinen Gegenüber bei dieser Gelegenheit etwas genauer. Es stimmte was die Leute sagten: General Teol war ein Mann mit imposanter Erscheinung und einer strengen autoritären Aura. Er gefiel ihm sofort.
"Grüße, General. Es ist eine Ehre. Ich höre, Sie haben meine Jungs gut auf Trab gehalten, seit Sie das Kommando übernommen haben."
"Oscasianes Streitkräften fehlt es an Kampferfahrung und Disziplin, aber ich bezweifle dass ihr Zustand auf Sie zurückzuführen ist, Admiral Tauron."
Tauron strich sich über seinen blonden Bart.
"Ich bin kein Admiral mehr. Nicht nachdem Eton die Macht übernommen und mich mit seinen Handlungen zum Rücktritt gezwungen hatte. Wie viele andere Führungspositionen, die dieser Volksverführer einfach aufgelöst hat."
Teol nickte.
"Dieser Zusammenbruch hat das Militär Oscasianes in Unordnung gestürzt. Mir ist nach meiner Einstellung unter Lord Umbrios Führung gelungen die Scherben aufzulesen und sie zu einer kampffähigen Organisation zu formen, aber Vieles lässt noch zu wünschen übrig. Umbrio war es gelungen viele alte Funktionäre wieder einzusetzen. Euch allerdings nicht."
Tauron zuckte mit den Schultern.
"Richtig. Nach dem Tod des letzten wahren Lords Polinas ist alles aus dem Ruder gelaufen. Und obwohl Umbrio wie ein vernünftiger Mann wirkte, war ich nicht bereit einen Weyard durch einen Galataner zu ersetzen. Heh... Witzig wenn man bedenkt, dass nach seinem Rücktritt nun vorerst die Leitung an das Militär geht. Und das seit Ihr, ein Ristemé."
Teol straffte sich.
"Es ist nicht meine Absicht die Herrschaft über Polina oder Oscasiane zu übernehmen. Aus diesem Grund habe ich Euch hergebeten, also lasst uns gleich zum Thema kommen."
Taurons Zähne blitzten.
"Eine hervorragende Idee. Ich höre."
"Polina und die Regierung Oscasianes befinden sich im Chaos. Mit der Gefangennahme Angelo Costellos und dem Rücktritt Umbrios ist ein gewaltiges Machtvakuum entstanden. Solange die Frage auf die Nachfolge ungeklärt ist, übernehmt das Militär unter meiner Leitung die Führung, wie Ihr richtig erkannt habt. Abgesehen davon dass mir Führung zuwider ist, akzeptieren viele Funktionäre aus offensichtlichen Gründen meine Herrschaft nicht. Der Adel drängt auf Wahlen und zerreißt sich um die Stimmen des Volkes. Viele Befürworter des alten Lords pochen darauf die wahre Thronerbin zu finden und zur Herrscherin zu krönen. Aus persönlicher Erfahrung weiß ich allerdings, dass sie unpässlich ist."
Tauron hob misstrauisch eine Augenbraue.
"Was soll das heißen?"
"Sie befindet sich bei den Hexen von Frostlande, gefangen durch einen mächtigen Zauber. Sie erholt sich von einem Trauma, nachdem sie in einen Hund verwandelt wurde. Woran die Hexen allerdings keine Schuld tragen. Details kann ich Ihnen später geben, aber Sie verstehen vielleicht wieso das Volk über diesen... Sachverhalt nicht informiert wurde. Und ich würde bevorzugen, dass das so bleibt."
"Ich... verstehe.", antwortete Tauron erstaunt.
In einen Hund verwandelt?!
Teol räusperte sich.
"Außerdem öffnet dieses Chaos Haus und Tor für Verbrecher, Kriegsherren und einen besagten Volksverführer."
"Eton.", raunte Tauron düster. Seine Augen funkelten. "Die Gerüchte sind also wahr."
Der Ristemé nickte abermals.
"Ich fürchte schon. Und ihn scheint nicht zu stören, dass immer noch ein gewaltiges Kopfgeld auf ihn ausgesetzt ist. Es heißt er hätte eine Macht, die ihn unantastbar macht."
Tauron schnaubte.
"Ein Trick."
"Das oder ein fähiger Diener. Oder ein neues Spielzeug der Sternenmacht. Knapp: Er beginnt mit seinen Lügen wieder Anhänger zu sammeln."
In Tauron keimte kalter Zorn auf.
"U-Unglaublich. Nach allem was er getan hat..."
"Daher mein Angebot.", sagte Teol ohne weitere Umschweife und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. "Tretet wieder als Admiral Polinas ein und lässt Euch zum Anführer einer Übergangsregierung wählen."
Tauron stutzte. Meinte der General das ernst?
"Ich habe Umbrios Rückruf aus meinem Ruhestand nicht folge geleistet, also wieso sollte ich das für Euch tun?"
"Simpel. Ihr könnt dem Machtkampf Einhalt gebieten. Jeder kennt Euren Namen als den 'Edlen Beschützer', den loyalsten Anhänger des alten Lords von Polina und genialen Admiral der Streitkräfte von Oscasiane. Mit dem Kriegsherrn vor unserer Haustür, sehnt sich das Volk nach einem vertrauenswürdigen Herrscher der sie verteidigen kann. Ihr kennt Etons Methoden der Machtübernahme und könnt sie gegen seine Worte und Tricks wappnen. Die, die dem alten Lord loyal waren, werden Euch ebenfalls unterstützen, ebenso wie alle alten Funktionäre des Militärs. Der Adel wird Euch anerkennen, wenn Ihr ihnen versprecht die Thronerbin einzusetzen, wenn diese bereit ist die Nachfolge anzutreten. Ihr könnt Polina... ganz Oscasiane wieder zu einer starken Nation aufbauen. Die Option wäre der Ruin. Durch Eton, den Kriegsherrn... Inneren Zerfall. Das Großreich Oscasianes wird dann fallen. Und das wäre das Ende."
Als Teol endete trat Stille im Empfangssaal ein. Tauron ließ die Worte auf sich wirken und blickte General Teol durchdringend an.
"Warum...", überlegte Tauron laut. "Warum wollt Ihr nicht herrschen, General? Wieso versucht Ihr nicht Oscasiane nach Euren Vorstellungen zu gestalten? Ihr mögt ein Ristemé sein, aber Euren Worten nach trachtet Ihr nur nach dem besten für mein Volk."
"Wie ich bereits sagte: Es ist mir zuwider. Ich bin kein Anführer. Nicht in diesem Maßstab. Ich kann Truppen befehligen. Andere Menschen inspirieren. Auf ein höheres Ziel hinarbeiten. Entscheidungen treffen. Aber um an oberster Spitze der Befehlsgewalt zu stehen, ist nicht in meinen Interesse. Die einzige Macht nach der ich strebe ist die, die ich brauche um meine Pflichten zu erfüllen."
Tauron schüttelte ungläubig den Kopf.
"Wirklich. Ihr seid wahrhaftig ein interessanter Mann, Teol. Und einem Mann wie Euch möchte ich vertrauen."
Er legte dem großen Mann kameradschaftlich die Hand auf die Schulter.
"Ihr erinnert mich an mich, als ich jünger war. Ich und mein Lord. Er führte und ich tat alles um ihn zu unterstützen, damit er seine Ziele erreichen konnte. Jetzt ist er nicht mehr da, aber sein Volk braucht ihn mehr denn je. Aber es ist auch unser Volk. Jetzt auch das Eure, Teol. Und wenn ich dafür sein Zepter nehmen und die Führung übernehmen muss, dann soll es so sein. Ich werde Polina und Oscasiane wieder zu einer starken Nation machen. Und solange Ihr und Danven hinter mir steht, werde ich alles erreichen was dafür nötig ist."
Danven warf sich stolz in die Brust und salutierte seinem alten Meister.
"Ich würde mein Leben für Euch geben!"
Teol verneigte sich.
"Willkommen im Dienst, Admiral Tauron."

Weldon hatte schon viel von dem neuen Schiff der Sol-Klasse gehört, dass Reyter vor gut einem Jahr in Auftrag gegeben hatte. Die 'Sternenbrand' war ein Kommandoschiff der Extraklasse und bot das Beste was das kombinierte Wissen Galatans, Weyards und Mirnuzars in der nautischen Kriegskunst anzubieten hatte, abgerundet mit weiteren Technologien der Ristemé und der Silkanas. Sie sollte über die Feuerkraft der Eraser, der Trickhaftigkeit der Hyve und der Wendigkeit und Robustheit der Schattendrifter verfügen. Damals munkelte man, dass der Kriegsherr nach seiner Fertigstellung das Kommando als Käpten übernehmen würde und mit dem Schiff loszog um Mirnuzar im Alleingang zu erobern. Aber Reyter beschloss bei der Schattendrifter zu bleiben und die Sternenbrand Flama zu schenken, für ihre hervorragenden Leistungen im Kampf und Sieg über Costello, der letzten wirklichen Bedrohung im Kampf um die Eroberung Mirnuzars.
Doch all diese Erzählungen reichten nicht an den Anblick heran dem Weldon Zeuge wurde, als er auf den Pier der unterirdischen Schiffswerft hinaustrat. Die Sternenbrand war etwas kleiner als die Schattendrifter, aber immer noch ein Berg von einem Schiff. Majestätisch erhob sich das Monstrum vor ihm, beleuchtet von unzähligen Psynergy-Lampen und den mondhellen Silberkristallen, die in der Decke der riesigen Werfthöhle eingelassen waren, während es auf der schwarzen spiegelgleichen Wasseroberfläche zu schweben schien. Weldon ließ diesen ehrfürchtigen Moment auf sich wirken. Für die Sternenbrand, musste er wie eine Ameise wirken... Für den Fall, dass das Schiff auch über ein eigenes Bewusstsein verfügte.
Er gestatte sich ein Schmunzeln und schulterte seinen Seesack mit den wenigen Habseligkeiten die er mit sich genommen hatte. Er war zu spät, aber das war auch keine Überraschung. Zeit an Bord zu gehen.

Auf Deck der Sternenbrand herrschte geschäftiges Treiben. Unzählige Adepten huschten umher, um das Schiff seetauglich zu machen oder um sich von ihren Vorgesetzten einweisen zu lassen. Weldon sah unzählige neue Gesichter, aber manche erkannte er von der Eraser wieder, die ihn mit einem wissenden Nicken begrüßten wenn er vorbeiging. Das überraschte ihn nicht. Nachdem Zaisa sie aus ihrer Crew geworfen hatte mussten sie irgendwohin und viele respektierten Flama nach dem erfolgreichen Angriff auf Costellos Basis als fähige Kommandantin. Und viele von ihnen wollten Buße tun, für das was auf der Eraser geschehen war. Es sah Flama ähnlich keinen Groll gegen sie zu hegen, sondern sie mit offenen Armen zu empfangen.
"Erster Offizier Weldon! Willkommen auf der Sternenbrand!"
Weldon zuckte bei dem Klang der schneidenen Stimme zusammen und drehte sich zu ihr um. Neben ihm stand eine hochgewachsene Frau in einer massiven silberschimmernden Rüstung, die zackig salutierte.
Seine Mundwinkel zuckten missmutig, als er seine Befürchtungen begannen sich zu bestätigen.
"Erster... Offizier? Ich?"
Die Frau ließ die Hand sinken.
"... Verzeiht. Ihr seid doch Weldon von den Neitälern, korrekt?"
"Der bin ich. Und wer seid Ihr?"
Sie nahm hastig wieder Haltung an.
"Sir! Ayana Silberbrunn, Sir! Ich bin ab heute Ihre direkte Vertretung als Zweite Offizierin der Sternenbrand."
Weldon rang sich zu einem schwachen Lächeln durch. Also hatte Flama ihn tatsächlich zum Ersten Offizier ernannt. Sie hatte es nicht direkt gesagt, aber... Weldon seufzte. Er hatte gehofft dem Posten entfliehen zu können.
"Stimmt... etwas nicht?"
Er winkte ab.
"Alles bestens... Ayana...? Freut mich sehr Euch kennen zu lernen. Nein, ich würde gerne mit der Feldkommandeurin sprechen."
"Ja, Sir. Folgen Sie mir."
Sie salutierte wieder. Weldon stöhnte innerlich auf. Eine überkorrekte Soldatin. Sie wäre auf der Eraser gut aufgehoben gewesen. Irgendwie tat sie ihm jetzt schon Leid. Er war nicht der beste Vorgesetzte und viele seiner Arbeiten würden an ihr hängen bleiben. Die Arme...
Während sie voran ging und eine Bresche durch das Chaos schlug bewunderte Weldon den gewaltigen Drachenschild, den sie sich auf den Rücken geschnallt hatte. Auf ihm prangte ein Emblem mirnuzarianischen Ursprungs, dass er nicht genau einordnen konnte. Ein Familienwappen, vielleicht?
Wenig später erreichten sie endlich das Vorderdeck und es dauerte nicht lange, bis er eine bekannte Stimme Anweisungen rufen hörte.
"Pert, ich brauche eine Liste von allen Quartierbelegungen des dritten Achterdecks. Ich habe hier zwei Schildmechaniker die einziehen wollten, aber ein belegtes Quartier vorgefunden haben."
"Ich kümmere mich sofort darum, Feldkommandeurin!"
Als sie sich näherten trat Ayana zurück. Weldon musste grinsten, als er Flama vor sich sah. Sie war zu sehr in ihrer Arbeit vertieft, als dass sie ihn bemerkte. Also räusperte er sich und imitierte Ayanas Salutieren so gut wie er konnte.
"Melde mich zum Dienst, Käpten Flama!"
Die junge Frau wirbelte herum. Zuerst machte sie große Augen, dann strahlte sie über das gesamte Gesicht.
"Weldon!", rief sie freudig und breitete die Arme aus. "Willkommen auf der Sternenbrand!"
Weldon konnte sich ein Lachen nicht länger verkneifen und deutete auf Flamas Kapitänsmantel.
"Was hast du denn da an?"
"Herrlich peinlich, nicht wahr?", grinste sie glühend und drehte sich präsentierend. "Ich denke ich werde es heute bis nach der Anfahrtsrede tragen und dann für immer in meinen Schrank verbannen."
"Den Hut auch?"
"Den Hut auch.", kicherte sie. "Er hat keine Tigerstreifen."
"Geht gar nicht.", stimmte der Erdadept zu, über beide Backen grinsend. "Und dennoch... steht Euch irgendwie... Käpten."
Flama schnipste mit den Fingern und sprühte dabei harmlose Funken in seine Richtung.
"Fang bloß nicht damit an mich so zu nennen, Weldon. Meine Kräfte kehren Tag für Tag zurück und ich kann dich bald wieder einäschern."
Weldon zuckte zusammen.
"Oh... Gut zu wissen."
"Feldkommandeurin, die Quartierbelegungen."
"Ah, richtig... Danke, Pert."
Flama nahm die Dokumente entgegen und legte sie zu einem Stapel anderen auf ihren Tisch.
"Da mein Erster Offizier eingetroffen ist, kann er das ja übernehmen."
Weldons Grinsen wurde frostig.
"Richtig... Das. Ich hatte gehofft diesen Posten endlich loszuwerden. Ginge das?"
Flama blickte ihn mit listiger Miene an.
"Keine Chance. Dachtest du, ich würde dich einer geringeren Position zuteilen? Du hast schließlich die notwendige Erfahrung, Fähigkeiten und Hingabe die dieser Job benötigt. Ich könnte mir niemand besseren vorstellen."
"Hingabe? Wir reden doch von mir, oder? Bis vor ein paar Stunden war es noch nicht einmal klar, ob Zaisa mich ziehen lässt!"
"Nun, ich hatte eben Vertrauen in deine Hingabe. Außerdem: Die Leute lieben dich. Also keine Widerrede."
Weldon wurde blass. Dieses Schiff war viel größer und komplexer als die Eraser und hatte dementsprechend eine größere Crewstärke. Da kam eine Menge Arbeit auf ihn zu.
Flama blickte kurz an ihm vorbei und zuckte mit den Mundwinkeln.
"Ich weiß was du denkst. Keine Sorge, ich habe das Schiff gut organisiert um dir den Job möglichst zu erleichtern. Wie ich sehe hast du Ayana bereits kennengelernt."
"Feldkommandeurin.", meldete sie sich und trat heran.
Weldon drehte sich zu Ayana um. Sein Atem stockte. Nun da sie ihren Helm abgenommen hatte, konnte er endlich ihr Gesicht sehen.
Sie schön zu nennen würde ihr nicht annähernd gerecht werden. Das wäre so, als würde man die Sonne nur als 'hell' bezeichnen. Ihre silbernen Augen funkelten noch mehr als ihre polierte Rüstung und erfüllten ihn mit einem Gefühl, dass ihm das Denken schwer fiel. Auf ihrer blassen Haut ihres makellosen Gesichts schlängelten sich elegante rote Tätowierungen, wie Weldon sie noch nie gesehen hatte. Ihre Haare waren kurz geschnitten und zu drei Zöpfen gebunden, um das Tragen ihres Helmes zu erleichtern, aber das ließ sie nicht im geringsten weniger damenhaft wirken.
"Weldon, das ist Ayana, eine fähige Agentin von Hohegeneral Norgonos Wegbereitern. Sie wird dich bei deinen Pflichten an Bord der Sternenbrand unterstützen. Ich habe schon mal mit ihr gearbeitet und habe selbst erlebt, dass sie exzellent im Feld ist."
"Ihr... übertreibt, Feldkommandeurin."
"Bescheiden ist sie übrigens auch.", bemerkte Flama spitz. "Du wirst mit ihr zufrieden sein, darauf kannst du dich verlassen."
Es verging ein langer Moment und erst Flamas Hüsteln ließ Weldon aufschrecken. Verlegen stellte er fest, dass er Ayana angestarrt und Flama nicht zugehört hatte.
"Ähm, ja. Verzeihung. Freut mich sehr, Ayana."
Zögerlich gaben sie sich die Hände. Man konnte Ayana ansehen, dass sie über sein Verhalten verwirrt war. Weldon wünschte sich nicht Sehnlicheres, als dass jemand seinen Kopf zurechtrücken würde. Es war der erste Tag, die erste Stunde und er machte sich schon zum Narren.
"Nun... da alle da sind, können wir auch endlich bald in See stechen.", brach Flama die peinliche Stille und schnappte sich das Dokument, dass Pert ihr gegeben hatte.
"Warum lässt du dir von Ayana nicht dein neues Quartier zeigen und du meldest dich danach wieder bei mir? Bis dahin habe ich das hier sicher gelöst. Ich informiere dich dann über alles, was die nächsten Wochen auf uns zukommt. Okay?"
Weldon bracht ein schwaches Lächeln hervor.
"Okay."
Flama zwinkerte.
"Dann ab mit euch."
Ayana salutierte.
"Jawohl, Feldkommandeurin. Erster Offizier Weldon, folgt mir."
Weldon seufzte unhörbar. Diese Frau würde ihm vermutlich eine Menge Kopfzerbrechen bereiten.
"Fein. Gehen wir."

Lashon lehnte sich mit geschlossen Augen an die Überreste einer Häuserwand. Er war körperlich völlig am Ende. Er brauchte Rast.
Sinaphie war mit den Sitras aufgebrochen um Zerberus zu finden und Lashon hatte ihr vorsichtheitshalber Tonis Amulett überlassen. Nun, wo er es nicht mehr bei sich trug, kehrte das Lied in seine Gedanken zurück. Es hatte an Kraft verloren und war lediglich nur noch ein fernes Flüstern. Bald würde es gänzlich verschwinden. Und mit ihm die Erinnerungen...
"Sieht so aus, als wäre diese Kuppel fast am Ende.", bemerkte Apaec trocken, der wenige Meter neben ihm lehnte. "Dann kann ich endlich von hier verschwinden."
"Und wohin?", fragte Lashon müde. "Um uns herum ist nichts als endlose Wüste. Und die Luftschiffe der Sitras sind abgestürzt. Aber angeblich soll eine Stadt in der Nähe sein. Du könntest uns begleiten."
"Mit dir und diesem Federvieh? Oder diesen Barbaren? Nein danke, so verzweifelt bin ich noch nicht."
"Warum bist du dann noch hier?"
"Weil ich keine Ahnung hab, was dieser Ort noch so bereithält!", antwortete Apaec schippisch. "Und falls noch eine Überraschung auftaucht, bleibe ich lieber bei dem Zauber-Stadtwächter der irgendwelche Adeptenarmeen beschwört."
"Aber die anderen haben das Amulett."
"Und einer der anderen hatte kein Problem damit mir sämtliche Knochen zu brechen. Nein, danke."
Vor Apaec schimmerte die Luft und eine Gestalt begann sich zu bilden. Seine Augen verengten sich.
"Außerdem sind Erinnerungen nicht mein Problem. Sie haben keine Macht über mich."
Noch bevor sie gänzlich Form annahm, zerschlug er die Substanz mit einer ungeduldigen Handbewegung.
"Verschwinde, Geist.", knurrte er.
Es reichte tatsächlich um die Erinnerung verschwinden zu lassen. Vielleicht schwand die Macht dieses Ortes nun da die Kuppel aufbrach, oder er war tatsächlich gut darin seine Erinnerungen zu vertreiben.
"Nicht alle Erinnerungen sind schlecht.", bemerkte Lashon. "Auch du musst welche haben, an die du gerne zurückdenkst."
Apaec stieß ein bitteres Schnauben aus.
"Du hast keine Ahnung."
"Was ist mit alten Freunden? Familie?"
Der andere lachte humorlos.
"Hab ich sowas? Keine Ahnung. Ich 'erinnere' mich nicht."
Apaec löste sich von der Wand und trottete finster vor sich hermurmelnd davon. Lashon sah ihm hinterher. Was war diesem Mann nur widerfahren, dass er nur so verbittert war?
Aber es brachte ihn auf eine Idee. Noch war das Lied in seinem Kopf nicht verklungen. Und für den Moment war er allein. Also schloss er die Augen und äußerte einen Wunsch.
Und er wurde erhört.

"Außerdem...", fügte Katari hinzu und schwebte an den gefesselten Obouro heran. "Hättest du mir früher offenbaren können, dass du sprechen kannst. So lange existiere ich schon hier unten, gefesselt an das Grab meiner Väter, und erst jetzt höre ich dich zum ersten Mal ein Wort sagen."
Rangi betrachtete Kataris fahles, durchsichtiges Gesicht. Es sah traurig aus. Traurig und wütend zugleich.
"Weißt du wie das ist? Verdammt zu sein in dieser Form zu existieren? Dem eigenen Körper beim Verrotten zuzusehen? Sich zu fragen wann Erlösung kommt? Zu warten bis das wahre Ende kommt? Niemand zum Reden. Nichts außer leere verwaiste Korridore. Und deinen grausigen Zirkus, den ich verabscheue. Wieso? Wieso musste ich das ertragen? Wieso hast du mir das angetan...?"
Sie starrte Obouro an. Sein übergroßer Schädel starrte zurück.
"... Antworte mir..."
Stille.
"... ... ANTWORTE MIR!!"
Obouro ließ seinen Schädel langsam auf seine Brust sinken. Etwas an der Bewegung wunderte Rangi.
"Katari, ist das wirklich das erste Mal dass du ihn sprechen gehört hast?"
Die Geistergestalt nickte stumm.
"Rangi?", fragte Kudo verwirrt.
"Er... verhält sich anders als die ganze Zeit, die er uns begleitet hat. Und wenn Katari ihn nie reden gehört hat..."
Kudo schüttelte den Kopf.
"Jetzt sag mir nicht, was ich denke was du sagen möchtest. Nicht schon wieder!"
"Diese Ketten sollen doch seine Kraft versiegeln, oder?"
Kudo nickte.
"Aber diese ganzen Knochenkonstruktionen..."
"... halten noch.", schloss Katari mit fröstelnder Stimme.
Kudo starrte seinen Gefangenen ungläubig an.
"Nicht schon wieder...", flüsterte er.
"Wir müssen hier weg!", befahl Rangi scharf. "Aktiviert die Schalter und raus hier. LOS!"
Die knöchernde Hand des Skeletts schloss sich um Kudos goldene Kette. Sie wurde pechschwarz.
"Gehen? Sein Haus... Sein Wille!"
Der Schädel stieß ein hohes und wildes Gekichere aus, das Rangi die Nackenhaare zu Berge stehen ließ. Es hallte an den Wänden der Kammer wieder und schwoll zu einem ohrenbetäubenen Lärm der Grausamkeit an.
Dann brach ihm der Kopf ab. Mit einem stumpfen Geräusch prallte der Schädel auf dem Boden ab und rollte davon. Dann war es still. Totenstill.
"Weg hier... Die Schalter!", fand Rangi ihre Stimme wieder.
Sie konnte sich nicht einmal ausmalen, was sie jetzt erwartete.
"... Ich geh schon. Bleib hier.", sagte Kudo und hechtete los, um die zweite Wolfstatue zu erreichen.
Rangi und Katari blieben bei der ersten zurück. Katari starrte unentwegt auf die Überreste des in Ketten gelegten Skelettes, dass sie für Obouro gehalten hatte.
"Es ist zwecklos.", flüsterte sie verzweifelt. "Man kann ihn nicht aufhalten. Wir hätten ihn nicht erzürnen dürfen. Wärt ihr doch nur gegangen, als ihr die Chance hattet. Oh, wärt ihr doch nur gegangen."
"Das wäre keine Option gewesen.", sagte Rangi fest.
"Wieso musste Kudo ihn angreifen? Wieso? Ich hatte ihn gewarnt. Wieso hat er nicht gehört? Ich... hatte ihn gewarnt..."
"Er ist wie er ist. Manche Dinge müssen wohl einfach passieren."
Rangi presste ihre Lippen zusammen.
"Ich hoffe nur er überlebt sich selbst lange genug, um aus seinen Fehlern zu lernen."
Katari nickte stumm. Ein langer Moment der Stille verstrich, bevor sie den Kopf hob.
"... Er ist da. Ich kann es fühlen. Rangi, macht Euch bereit."
Rangi wandte sich der Statue um, kletterte hinauf und langte mit ihrer Hand in sein offenstehendes Maul. Sie fühlte sich ausgesprochen unwohl dabei, aber sie konnte sich jetzt keine Zögerlichkeit leisten. Schließlich schloss sich ihre Hand um einen schmalen Steinhebel.
"Bereit."
"Auf drei. Eins... Zwei..."
Klick! Der Hebel rastete ein. Rangis Herz setzte einen Schlag aus. Für einen Moment fürchtete sie, dass sich die düstere Spannung die in der Luft in einem gewaltigen Schlag entlud und wappnete sich gegen einen Angriff.
Doch nichts geschah.
"Es hat funktioniert.", meldete Katari, mit einem vorsichtigen Anflug von Erleichterung in der Stimme.
"Die Transferkammer ist offen?", fragte Rangi.
Katari nickte. Rangi atmete auf. Es gab keinen Grund mehr hier zu bleiben.
Sie warteten bis Kudo wieder eintraf. Rangi war erleichtert zu sehen, dass ihm ncihts zugestoßen war.
"Es ist getan.", verkündete er und gestattete sich ein Grinsen.
"Irgendwelche Vorkommnisse?"
Kudo schüttelte den Kopf.
"Nein. Hier ist alles ruhig."
"Das gefällt mir nicht.", sagte Rangi unruhig.
"Mir auch nicht.", gab Kudo zu. "Das hier ist doch sein Heiligtum, nicht war? Mir wäre es lieber, wenn er einfach angreifen würde."
"Mir nicht.", warf sie Zähne knirschend ein, obwohl ein Teil in ihr Kudo zustimmte.
Lieber wollte sie den Feind sehen, als zu wissen, dass er da draußen auf sie lauerte. Aber das würde sie ihm gegenüber nie zugeben.
"Was jetzt? Einfach durch den Haupteingang wieder raus?", fragte Katari vorsichtig.
"Nein.", sagten Kudo und Rangi gleichzeitig.
"Aha... Was dann?"
Darauf hatten beide keine Antwort.
"Ich hätte dann vielleicht eine Lösung.", schlug Katari vor und verschränkte die Arme. "Etwas, womit Obouro vielleicht nicht einmal rechnet. Folgt mir."

Rangi und Kudo beäugten die Plattform misstrauisch.
"Und was soll das Ding machen?", fragte Kudo.
"Es ist ein Zyklonstein. Mit der richtigen Psynergy transportiert und ein Wirbelwind an weit entfernte Orte. Diese hier führt viele Ebenen nach oben. Nicht einmal weit von der Tranferkammer entfernt. Ich habe sie vor vielen Jahren entdeckt. Sie funktioniert noch. Und da nur Berührte des Windes sie benutzen können, wette ich dass Obouro nicht einmal weiß was es ist."
"Das klingt zu gut um wahr zu sein.", staunte Kudo.
"Ja... zu gut.", bemerkte Rangi und sah Katari an. "Das ist ein zu großes Risiko. Wir könnten direkt in eine Falle laufen."
Katari schwebte hilflos hin und her.
"Aber... Aber es ist das beste was wir haben!"
"Genau deswegen wird es auch eine Falle sein.", schloss Rangi und schüttelte den Kopf. "Wir können diesen Weg nicht nehmen."
Kudo schüttelte den Kopf.
"Rangi... Ich weiß du bist nicht gut auf mich zu sprechen, aber Katari hat recht. Wir könnten von nun an überall in eine Falle laufen. Ob nun am Haupteingang oder hier. Vielleicht sogar in der Transferkammer. So oder so: wenn wir uns den Weg freikämpfen müssen, werden wir keine andere Wahl mehr haben. Und diese Option spart uns eine Menge Weg."
Rangi runzelte die Stirn.
"Mir gefällt das nicht. Es ist zu... praktisch."
Die drei starrten sich lange an. Schließlich seufzte sie.
"Na schön. Aber bleibt wachsam."
Katari war erleichtert.
"Gut! Auf die Plattform!"
Kudo und Rangi traten auf die seltsam geformte Steinplatte. Doch bevor Katari die ersten Winde rief wurde die Luft um ihnen plötzlich eiskalt.
Kudo schluckte.
"Da hat wohl doch jemand was dagegen, dass wir gehen. Da."
Rangis Augen folgte seiner Geste. Von der Hauptplattform stieß schwarzer Rauch auf und baute sich in einer riesigen Wolke auf. Sie glich jener die zuvor die meuchelnde Riesenbestie getötet und nichts als Knochen zurückgelassen hatte. Und sie breitete sich schnell aus.
"... Katari?"
"Einen Augenblick noch..."
Die Winde wurden stärker und begannen zu kreisen. Die Wolke wurde immer größer und nahm nun die halbe Kammer ein.
"... Katari!"
"Stört mich nicht, dann geht das auch schneller!", fuhr sie Kudo an und schloss die Augen in Konzentration.
Rangi spürte wie die Winde an ihr zogen. Sie würden es schaffen! Die Wolke konnte sie nicht mehr rechtzeitig erreichen!
"KATARI!"
Der Wind begann zu heulen und eine heftige Böe erfasste Rangi. Sie verlor den Boden unter den Füßen.
"Jetzt! Zyklon!"
Der Wirbelsturm trug sie davon.

In Kudos Kopf drehte sich alles, als der Wind verebbte. Er hasste diese Dinger. Schnell kämpfte er sich auf die Beine und bereute es sofort. Unter großer Antrengung kämpfte er den Drang sich zu übergeben nieder.
"Rangi? Katari?"
"K-Kudo... Hilf mir..."
"Katari? Wa-"
Ihm blieb das Wort im Mund stecken, als er Katari neben sich entdeckte. Ihre vorher perlweiße Gestalt war in ein unheilvolles Violett getaucht worden. Voller Entsetzen starrte sie auf ihre Hände.
"Ich... Ich... Ich konnte es nicht verhindern. Er hat sich einfach meiner bemächtigt."
"Er hat...", begann Kudo zu stammeln, dann lief es ihm eiskalt den Rücken runter. "Rangi?!"
Er wirbelte herum. Von Rangi keine Spur.
"Rangi?! Wo bist du?! Rangi!!!"
Katari hob langsam ihren Kopf und sah ihn an.
"Kudo... Das... Ich war es! Ich!"
Ihr Gesicht verzog sich zu einem hämischen Grinsen.
"Und das Schlimmste daran: Ich fühle mich nicht einmal schlecht. Nein. Nein, es fühl sich guuuut an. Wieso fühlt es sich so gut an Kudo? Bitte, hilf mir!"
"BRING MICH ZURÜCK!!"
"Ich kann nicht. Und ich will nicht. Verstehst du Kudo? Ich will nicht!!"
Sie begann zu kichern. Kudo fluchte und warf sich auf die Plattform.
"RANGI!!!"

Die Wolke war leise. Lautlos, könnte man sagen. Nun wo der Sturm abgeklungen war, war die undurchdringliche Stille zurückgekehrt, die nur durch Rangis keuchenden Atem und das wilde Schlagen ihres Herzens gestört wurde.
Sie waren fort. Sie war allein. Rangi erhob sich. Die Wolke hatte sich beinahe erreicht. Sie würde nicht davonlaufen können, das wusste sie. Also sprang sie auf die Plattform, die nun inaktiv war. Sie musste etwas tun. Sie musste sich irgendwie retten.
Doch was konnte sie tun? Rangi fand keine Antwort. Selbst die Wolke wurde immer langsamer, so als wäre sie sich ihres Sieges gewiss. Die Form eines nur allzu bekannten Totenschädels begann sich aus der Wolke hervorzuheben. Rangi schluckte. Nie zuvor in ihrem Leben hatte sie solche Angst gehabt.
"Nein.", flüsterte sie, holte ihren Bogen hervor und legte an. Sie zielte direkt auf seine Stirn. "Mein Käpten braucht mich. Ich werde ihn nicht enttäuschen. HÖRST DU?"
Der Schädel antwortete nicht. Die Wolke umgab inzwischen die Plattform. Es gab keinen Ausweg mehr.
Dann öffnete der Schädel seinen Mund. Mit einem lauten Kampfschrei schoss Rangi ihren Pfeil ab, der wirkungslos in die Wolke eintauchte. Dann stürtzte die Wolke auf sie hinab. Rangi ließ ihren Bogen sinken und schloss die Augen.
Paka... vergibt mir...
Dann schlug der Tod über ihr zusammen.
*Bei mir ist das wohl in etwa genauso wie bei dir. Ich habe noch jede Menge Ideen und ich will auch weiter machen, aber das aufschreiben ist dann teilweise eine ganz Andere Geschichte.*

Seufzend ergriff die Kaiserin die Kette um ihren Hals und betrachtete den Glanz des makellosen Metalls zwischen zwei Fingern. "Sie ist wunderschön..."
Dann schloss sie mit einem Mal die ganze Faust um das Schmuckstück und riss es sich vom Hals. Mit einem angewiderten Ausdruck warf sie es von sich auf den Tisch. Die gebrochene Kette rutschte über die polierte Platte hinweg und fiel auf der anderen Seite des Tisches herunter.
Die Kaiserin erhob sich würdevoll von ihrem Platz. "Sehe ich aus wie mein Bruder, der die Knochen unseres Vaters an seinem Anzug trägt?" Ihre Hand glitt über die erneuerte Haut in ihrem Gesicht. "Sehe ich aus, wie eine Geliebte, wie eine Favoritin, eine Konkubine." Sie schüttelte den Kopf. "Mich mit teuren Geschenken zu Behängen... als sei ich ein dummes kleines Mädchen, das sich von derartigem Glanz verführen ließe. Zugegeben eine amüsante Demonstration meinen Vater vor meinen Augen zu zerfetzen aber bedeutungslos. Er ist tot, warum ihn noch einmal töten, das schmälert nur die Bedeutung seines Todes, und das wisst ihr sonst würdet ihr einfach so etwas wie mich in eure Welt setzen, anstatt meine Einreise zu erbitten."
"Ich bitte nicht.", erwiderte Semih, "Ich habe euch ein Angebot gemacht."
Narsi hob die Hand und ihr Kelch flog in ihre Hand. Sie setzte ihn an die Lippen und trank von dem Wein, bevor sie fortfuhr. "Ist eure Macht ebenso unbefriedigend, wie eure Geschenke? Ist es deshalb, dass ihr eine großartige Welt voll Konflikt erschaffen wollt? Um euch zu unterhalten? Zusehen, wie sie für tausend Jahre um ihr Überleben kämpft oder in Tagen von ihren Bewohnern zu Asche verbrannt wird. Bevor ihr... hier eingedrungen seit, war ich auf dem Weg zu einer beinahe unabhängigen Nation, im Prinzip eine politische Intrige meines Großvaters. Ein politischer Grubenkampf, so nannte mein Vogt es. Doch auch wenn Herrscher und Adelige Konflikte hin und wieder in einer Grube oder einer Arena von ihren Kämpfern austragen lassen, hin und wieder auf diese Weise Macht und Wohlstand zu mehren Gedenken, so sind Grubenkämpfe am Ende nicht mehr als ein Mittel zum Stillen unserer Gier nach der primitivsten Unterhaltung. Ein grausamer Gott, der sich mit unserer Gegenseitigen Vernichtung Vergnügen möchte..." Sie lachte. "Glaubt ihr, rationalisiert ihr, dies als eine Eigenschaft eures überlegen für niedere Wesen gänzlich unverständliche allmächtigen Wesens oder als ein Überbleibsel solch ungenügender menschlicher Begierde, wie wir alle sie in uns tragen?"
"Ist das von Bedeutung?", fragte Semih sie.
"Nein? Nichts ist von Bedeutung. Liegt da nicht das Problem?" Sie lachte erneut. "Die Philosophen sprechen über Dinge wie diese seit Jahrhunderten. Der Mythenkönig Truar inspirierte unsere Welt wahrscheinlich mehr darüber nachzudenken als andere. Wie amüsant einem Wesen zu begegnen für das die Tatsache, dass, wenn man alles besitzt nichts, man nichts von Bedeutung hat, wirklich etwas bedeutet. Sie sprechen auch über andere seltsame Dinge. Wie etwa die Frage ob ihr einen Stein erschaffen könntet, den ihr nicht hochheben könntet." Narsi kicherte. "Aus reiner Neugier, wenn ich euer Angebot annehmen würde... würdet ihr mir einen solchen Stein geben, wenn ich ihn mir wünschte."
"Ihr werdet mein Angebot also nicht annehmen."
"Eher nicht...", meinte die Kaiserin und reckte sich, "Ich bin weder eure Puppe zum Einkleiden noch euer Spielzeug zum zerbrechen, außer wenn ihr gedenkt mich mit roher Gewalt dazu zu machen, dagegen könnte ich nichts tun... aber ihr wüsstet, dass das eine Niederlage gegen einen einfachen Menschen wäre und was würdet ihr tun, wenn etwas derartig undenkbares tatsächlich geschehen würde. Es müsste eine unbeschreibliche Demütigung sein, ein Gefühl schlimmer als würde man euch kastrieren. Und all die kleinliche Rache, die ihr gegen mich aufbringen könntet, würde ein solches Gefühl der Ungenügenheit nur verstärken. Die Scham eines erwachsenen Mannes, wenn er sich wie ein kleiner Junge aufführt, nur etwa tausendmal schlimmer."
"Verlasst ihr euch zu eurem Schutz darauf?"
"Ich habe mal einem sechsjährigen Mädchen ein Messer an die Kehle gelegt, um einen sechsjährigen Jungen zu zwingen einem anderem sechsjährigen Jungen das Auge auszukratzen. Ich spare euch die Details, aber am Ende musste ich ihm das Auge selbst ausstechen. Ich konnte die drei so sadistisch Foltern wie ich wollte, es hat aber nicht geholfen. Jeder Stich, den ich ihnen versetzte, all die Qualen, die ich sie spüren ließ, sie haben stets nur die Schmach dieser Niederlage gegen eine handvoll Kinder verstärkt. Ihr könnt mich leiden lassen oder demütigen bis ich bettle, sogar bis ich bereue euch dazu gebracht zu haben, aber... das ändert nichts an dem was IHR fühlt. Macht ist ein zweischneidiges Schwert. Und ihr wisst bereits wie sehr ihr Schnitt schmerzt, dass wurde mir augenblicklich klar, als ihr mein Glas von euch aus nachgefüllt habt, um meinen Regelverstoß zu vermeiden."
"Nun gut." Semih richtete sich auf. "Ihr habt eure Entscheidung getroffen."
"Ihr habt zu viele Welten vernichtet, als das ihr noch genügend Menschen von Interesse für eure Welt finden könntet, um auf auch nur einen möglichen Kandidaten zu verzichten."
Semih hielt inne. Dann lehnte er sich dann wieder an die von ihm erschaffene Säule an und lachte. "Ihr glaubt also ich brauche euch?"
"Nein, ihr braucht überhaupt nichts.", erwiderte die Kaiserin, "Das ist euer Problem. Das hatten wir doch schon."
Semihs Lachen verstummte.
"Ihr sagtet es wäre nicht gut einen möglichen Verhandlungspartner zu verlieren... ihr wollt mich... ihr wollt mich sogar sehr. Und die Tatsache, dass ihr mich nicht haben könnt, lässt euch mich nur noch umso mehr wollen."
Semih schwieg.
"Ja, ihr hättet mein Glas nicht ungefragt nachfüllen sollen.", sprach sie seinen Gedanken aus, "Wollt ihr vielleicht die Zeit zurückdrehen und es noch einmal versuchen?"
Sie wartete einen Moment, aber nichts geschah. "Ich biete euch einen Ersatz an, jemanden dem es nicht so sehr missfällt eurer Unterhaltung zu dienen, weil wir ihm schlichtweg dieses Detail vorenthalten werden."
"Wie könnte jemand von Interesse meinen Augen entgangen sein?"
"Vermutlich habt ihr ihn bereits umgebracht, als ihr das Universum vernichtet habt. Meinen Sohn. Nicht meinen Ältesten. So bedauerlich sein Tod war, ihn durch euch ungeschehen zu machen, wäre eine Beleidigung für sein Leben. Mein Vater sandte meinen Zweitgeborenen fort, weil er schwach in der Psynergie war, weil er seinen Vorstellungen mächtigen Blutes nicht entsprach. Er gab ihm einem Weltenreisenden, der ihn mit sich in seine Heimat nahm, um ihn zu seinem Schüler zu machen. Mein Vater sagte mir, wenn er wirklich ein wahrer Erbe seines Blutes sei so würde er sich mit Zähnen und Klauen zum Herrscher dieser anderen Welt aufschwingen und zurückkehren, um den Platz einzunehmen, der rechtmäßig sein war. Er kam nie nach Hause, also ist er wohl tot, gestorben als oder bevor ihr die Welten vernichtet habt."
"Er lebt.", erwiderte Semih.
Narsi schwieg.
Semih ebenso.
"Also ist er in Mirnurzar.", meinte Narsi mehr zu sich selbst, als ihrem Gegenüber.
"Das sagte ich nicht."
Sie winkte ab. "Es gibt keine weltenwandelnden Adepten aus Risteme. Ich danke euch für dieses Geschenk und den Wein, aber nehmt doch bitte alle anderen wieder mit euch, wenn ihr geht. Ich bevorzuge es Herrin meines eigenen Körpers zu sein, auch wenn er teilweise hässlich, verkrüppelt und sterblich ist und selbst zu entscheiden mit was für Geschenken ich mich schmücke."
"Euer Sohn hat die geeigneten Eigenschaften, aber sein Erfolg ist... begrenzt."
"Mami kümmert sich darüber.", antwortete Narsi lächelnd, "Lasst mich euch für eure Güte danken. Also hört gut zu, denn es gibt so vieles zu lernen für einen Gott, der sich selbst Grenzen auferlegt hat, wenn er seine Spiele genießen möchte. Ein Unentschieden ist eine Niederlage für einen Spieler, der aus einer überlegenen Position spielt, aber ein Sieg für einen Spieler, der aus einer unterlegenen Position spielt. Die Strategie eine Niederlage zu vermeiden kann ein Spiel hinauszögern, aber nicht gewinnen, wenn man gegen einen besseren Spieler spielt. Und ein Spiel mit einem echten Einsatz ist viel interessanter, wenn ihr also euren Grubenkampf vorbereitet, vergrabt doch euer Herz in der Grube. Vielleicht buddelt es ja jemand aus und tötet euch und was könnte ein besserer Einsatz sein als das eigene Leben?"
Das Licht flackerte einmal. Narsi stürzte, als sie das Gefühl in ihren Beinen verlor und diese nachgaben. Sie fing sich an dem Sofa ab und zog sich zurück hinauf.
Semih und die Säule, die er aus reiner Bequemlichkeit erschaffen hatte waren verschwunden.
"Ich fragte mich bereits, wie jemand ohne wissen von Etikette nach einem solchen Gespräch gehen würde." Sie zuckte die Achseln. "Nicht die schlechteste Methode."

Die kalten Gewässer teilten sich vor ihm und schlossen sich hinter ihm, während Redd mit halsbrecherischer Geschwindigkeit gegen Oberfläche schoss die Welt um ihn herum nur ein Wirbel der Beschleunigung. Sein Ziel war die Hitzesignatur des Drachen, die er selbst auf diese Entfernung noch spüren konnte.
Ohne weitere Ziele in ihrer unmittelbaren Umgebung schien die Kreatur träge geworden zu sein, doch spähte sie noch immer mit ihren unzähligen Köpfen nach weiteren Zielen und flog verhältnismäßig langsam in Richtung des Festlands von Arktonia.
Redd kannte künstliche Kreatur wie diese. Hexenmeister beschworen und erschufen allerhand Kreaturen um für sie zu kämpfen, wenn es notwendig war. Diese spezifische Art neigte nicht zu komplexer eigenständiger Handlung, sie war in der Regel lediglich ein von Aggressivität und Wut gefülltes Gefäß, das unkontrolliert alles angriff. Man richtete sie in die richtige Richtung aus, ließ sie alles vernichten und wartete, dann auf Distanz bis sie von allein ausbrannten, sobald ihre Lebenskraft aufgebraucht war.
Aber warum warten?
Er durchbrach die Oberfläche direkt unter dem Körper der Kreatur, schoss senkrecht nach oben eine Spur kochenden Wasserdampfes hinter sich herziehend und stieß seinen Speer voraus.
Wo der Speer ihn berührte erstarrte der Drache zu Eis und dieses brach augenblicklich, als Redd mit seiner Waffe hindurch rammte. Mit einem donnernden Krachen durchstieß er den Bauch des Monsters und brach aus seinem Rücken wieder aus. Aus tausend Mäulern brüllte die Bestie vor Schmerz und warf sich in der Luft herum ein massives Loch mit gefrorenen Rändern in seinem Körper.
Redd ließ seine Psynergie ausströmen und die Luft zirkulierte um ihn herum und stabilisierte seine Position über dem Drachen.
"Ich hatte keine Zeit dir jeden Kopf einzeln abzuschlagen.", merkte Redd an, "Deinen Körper töten war eine schnellere Methode."
Mit glühenden Augen richtete der Drache sich neu nach ihm aus und dann begann ein einzelner seiner mehr als hundert Köpfe einzugehen. Er verschrumpelte, wurde immer dünner und kleiner bis er im Torso des Biests verschwunden war. Im gleichen Maße heilten die Ränder des Loches im Bauch des Monsters wieder zusammen bis es gänzlich verschwunden war.
"Verstehe.", meinte der Mann, den man Nordspeer nannte, gelassen, "Dann bring ich dich wohl doch hundert Mal um."
Die Augen eines Drachenkopf glühten golden und Erdpsynergie strahlte von ihm aus. Der verschwundene Kopf erschien mit einem triumphalen Brüllen wieder und wuchs zu alter Pracht heran.
"Du belebst deine abgestorbenen Köpfe mit Phönix wieder?" Er legte den Kopf schief ein schmales Lächeln auf seinen Lippen. "Wie unfair."
Sämtliche Nüstern der Kreatur blähten sich und dann riss sie alle Mäuler auf spie einen schwarzen Flammenodem aus. Mehr als hundert Flammenzungen verbanden sich zu einer pechschwarzen Feuerwalze.
Redd ließ seine Psynergie ausströmen und das alles vernichtenden Inferno teilte sich vor ihm und umkreiste ihn kugelförmig, als wenn ihn ein unsichtbarer Schutzschild umgab.
Der Himmel um ihn herum und über ihm wurde von dem trichterförmigen Feueratem, der zu ihm hinauf blies regelrecht in Brand gesteckt. Schwarzes Feuer verdeckte den Himmel über Meilen, erhitzte eine Kaltwetterfront bis zum Siedepunkt und verwandelte die kalte Luft in einen tosenden Sturm, der einem Menschen das Fleisch von den Knochen gekocht hätte.
Noch bevor die Flammen gänzlich erloschen waren rauschte der Drache mit einem Brüllen zu ihm empor und schwang seine gigantische Klaue nach ihm.
Redd richtete sich neu in der Luft aus und schwang dem Angriff seinen Speer entgegen, den er locker in einer Hand hielt.
Beim Zusammenprall zerbarst die riesige Drachenklaue in dutzende großer Eisbrocken, die vom Sturm fortgerissen wurden, und die Kreatur heulte vor Schmerz, als das Biest an ihm vorbeiflog und weiter aufstieg.
Redd ließ seine Psynergie ausströmen und die Luftströmungen um ihn herum trugen ihn ebenfalls weiter hinauf, während er und der Drache sich in einer Spirale umkreisten.
Merkurpsynergie strömte von einem der Drachenköpfe aus und seinem Armstumpf entwuchs eine neue Kralle.
Redd beschleunigte, überholte den Drachen in ihrer Umdrehung und landete auf einem Knie auf seinem Rücken zwischen seinen Flügeln.
Er hob seinen Speer und stieß ihn zwischen zwei der riesigen Drachenschuppen, die stärker waren als jede Rüstung. Mit einem leisen zischen wand er den Speer in der kleinen Wunde und schob die Schuppen auseinander. Dann lehnte er sich hinein und stieß seine Waffe bis zu einem Drittel ins Fleisch der Kreatur, wo er einen zentralen Nervenstrang fand.
Der Drache schrie sein rechter Flügel zuckte unkontrolliert und sein Höhenflug wich einem unkontrollierten Fall Richtung Wasser.
Redd zog seinen Speer aus der Wunde stieß sich vom Rücken des Biestes ab in die wirbelnden Orkanböen, die das schlagen der Drachenflügel verursachten. Er ließ sich forttragen, bevor er seine Psynergie abermals ausströmen ließ und seine Position in der Luft stabilisierte.
Eine hundert Meter hohe Wasserfontäne schoss in die Höhe, als Der Drache auf dem Meer aufschlug riesige Wellen breiteten sich kreisförmig von der Stelle aus, während die Wassermassen wieder hinab regneten.
Redd hätte ihm nachjagen, in einem Eisblock aus Meerwasser einschließen und mit einem Mal zertrümmern können, aber so etwas hätte er ja auch gleich tun können. Bisher hatte die Bestie ja noch nicht mal ihre mächtigste Fähigkeit gegen ihn eingesetzt.
Es zischte laut und eine Säule weißen Dampfes stieg von einem blubbernden Meer zu ihm hinauf. Ein Glühen hell wie die Sonne schien unter der Oberfläche, brach sich im Wasser und ward schillernde bunte Farben in alle Richtungen.
"Also dann..." Redd verlagerte seine Gewicht und drehte sich in der Luft bis er kopfüber hinab hing. Seine Hände schlossen sich fest um den Schaft seines Speers dessen Spitze er auf den Drachen unter ihm ausrichtete. "Gib's mir."
Als wäre ein unsichtbarer Faden gerissen, der ihn in der Luft hielt stürzte er auf den Drachen hinab in dem Moment, in dem die Felskaries unter der Wasseroberfläche explodierte.
Er schnitt durch die Energie wie ein heißes Messer durch Butter und kollidierte mit dem Vielköpfigen Monstrum ein letztes Mal. Des Drachen ganzer Körper zerbarst bei ihrem Zusammenprall, Torso, Glieder Köpfe alles miteinander und die Eissplitter wirbelten durch die Luft in den Sturm der Energie, den der Angriff des Biests entfacht hatte und lösten sich in ihm auf.
Das siedende Wasser schlug über Redd zusammen, als das Meer den Raum, den der Drache eben noch eingenommen hatte zurückforderte.
Der Mann aus North kämpfte nicht dagegen an. Sein Körper wurde von den durch die Temperaturveränderung unkontrollierten Strömungen hin und her geschleudert, während er tiefer und tiefer hinabsank. Erst dann ließ er seine Psynergie ausströmen und das Meer teilte sich um ihn herum, während er mit rasanter Geschwindigkeit wieder aufstieg.
So wie er sich Sfasesh gegenüber geäußert hatte erwarteten Reyters Truppen ihn noch nicht allzu bald zurück. Klang nach einer guten Gelegenheit sich etwas in Arktonia umzusehen, bevor die Truppen dort eintrafen... Vielleicht war die Windtänzerin ihnen ja schon zuvor gekommen.

"Ein echter Charmebolzen, nicht wahr?", fragte Crsyszara, während sie Meliza unter Deck führte, "Ich würde ihn ja für dich aufspießen, aber ich fürchte das ist nicht meine Entscheidung."
Meliza antwortete nicht, während die junge Frau sie durch einen Gang auf ein Zimmer zuzog. Die plötzliche Offenheit wirkte verdächtig auf sie.
Cryszara hielt an der Tür öffnete sie und gebot ihr einzutreten. "Komm wir sollten dich waschen und sehen ob wir saubere Kleider für dich finden."
Vorsichtig betrat sie das Zimmer, das sich als ein Schlafquartier für Mannschaftsmitglieder herausstellte. Mannschaftsmitglieder, von denen sie wusste das sie nicht an Bord waren, zumindest nicht mehr. Dennoch lagen noch die Habseligkeiten der Seeleute in diesem Zimmer.
Ihre Entführerin schloss die Tür hinter sich als sie eintrat. "Mh, die waren ordentlicher als unsere Mannschaft damals. Man bin ich froh, dass wir diese Schweine los sind. Was ist?"
"Nichts.", antwortete Meliza und die andere Frau zuckte die Schultern bevor sie nach etwas suchte.
"Hier muss doch irgendwo eine Pfanne sein..."
Meliza hielt ihren Blick auf ihren Rücken gerichtet. Cryszara schien nicht im mindestens besorgt zu sein ihr den Rücken zu zuwenden. Meliza überlegte für einen Momet, ob sie sie ausschalten könnte. Entschied sich jedoch dagegen es zu versuchen so wusste nichts über die Fähigkeiten der andere und es waren noch zwei weitere Feinde an Bord, die über große Macht verfügten. Davon einmal abgesehen, dass sie nicht wusste wie man dieses Schiff bediente oder wo sie überhaupt waren.
"Ihr fragt euch ob wir sie getötet haben.", stellte Cryszara auf einmal fest.
Meliza fühlte sich ertappt antwortete aber schnell. "Offensichtlich habt ihr ja kein Problem damit."
"Wegen der Sache da draußen?", fragte ihre Entführerin spöttisch, "Ihr habt doch nicht allen Ernstes Mitleid mit Reyters Leuten, oder? Das sind ein Haufen Fanatiker, die planen mehr als die Hälfte der Menschheit auszulöschen, weil sie die für ihre Probleme verantwortlich machen, obwohl sie keinen Deut besser sind."
"Und eure Mannschaft."
"Ein Haufen Halsabschneider und Krimineller die geil auf Macht waren. Wollt ihr mir eigentlich auch suchen helfen oder gefällt euch das angetrocknete Erbrochene in eurem Haar?"
Meliza schritt zu einer Truhe hinüber und öffnete sie. "Und ihr seid besser? Was sind eure Pläne, dass ihr mit diesen Monstern da oben arbeitet."
"Wir löschen die ganze Menschheit aus."
Die Windadeptin erstarrte.
Cryszara seufzte. "Ihr seid halt Abschaum. Also nicht ihr persönlich. Individuell betrachtet seid ihr Menschen weitestgehend mehr gut als schlecht oder versucht es zumindest zu sein, aber ihr könnt einfach nicht die schweren Entscheidungen treffen, die nötig sind um eine gesunde und heile Welt zu erschaffen. Versteht ihr was ich meine?"
"Nein.", erwiderte Meliza heiser.
"Natürlich nicht. Ihr seid euch nicht all eurer schlechten Eigenschaften bewusst. Ihr rechtfertigt sie erachtet sie als notwendig manchmal sogar als gut. Darum müssen wir euch auslöschen und eine Neue Art ohne diese Eigenschaften muss die Welt neu bevölkern."

Wasser schwappte in regelmäßigen Abständen gegen die hölzerne Wand und brachte das dunkle Zimmer zum Schaukeln. Dies war wohl die Ursache des Unwohlseins, das Iden spürte als sie aus einem wenig erholsamen Schlaf erwachte. Ihr Rücken war steif, da sie auf dem harten Boden gelegen hatte. Mit einem angestrengten Stöhnen setzte sie sich in kompletter Dunkelheit auf. Alte Holzdielen knarrten unter ihr.
Über sich hörte sie ferne Stimmen, die unverständliches riefen, knarrendes Holz und anderen Lärm, der auf Arbeiten schließen ließen, die verrichtet wurden.
Idens Kehle brannte vor Durst, ihre Muskeln schmerzten noch von den Strapazen der letzten Stunden, ihre Handgelenke taten dort weh, wo die metallenen Fesseln in ihre Haut geschnitten hatten.
Scheinbar hatte man ihre Fesseln gelöst und sich nicht die Mühe gemacht ihre Psynergie auf anderem Wege zu versiegeln. Das war eigenartig, bedachte man, dass sie ganz und gar nicht aus freien Stücken hier war. Wo auch immer das war.
Sie konzentrierte ihre Psynergie und eine kühles blässlich blaues Licht schien von ihren Handflächen. Sie atmete ein, während sie ihre Handflächen nach oben drehte und bemühte sich sich so gut es ging zu entspannen, während sie langsam und konzentriert ausatmete. Das Licht breitete sich langsam von ihren Händen aus, über ihre Handgelenke, wo die Striemen der Handschellen diesem wichen, entlang ihrer Unterarme, dann hinauf zu ihren Schultern, während es die Schmerzen ihrer geschundenen Muskeln fortspülte und von dort aus über ihren ganzen Körper bis sie für einen Moment von einer fahlen Aura geisterhaften Blaues umhüllt war.
Die Dunkelheit um sie herum gab ihr keinen Zentimeter, enthüllte lediglich ihren eigenen Körper, doch hing sie wie ein schwerer Vorhang zwischen ihr und allem weiteren. Sie trug noch das blutbefleckte Reisegewand.
Iden blinzelte einige Male, während sich ihre Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen versuchten, aber noch immer konnte ihr Blick diese nicht durchdringen. Sie schloss die Augen und lauschte. Dabei versuchte sie die Geräusche von über ihr und vom Wasser auszublenden und sich ganz auf ihre unmittelbare Umgebung zu konzentrieren.
Da war etwas... ein leichtes Ein- und Ausatmen leise und regelmäßig. Es klang nicht als sei sie weit davon entfernt.
"Hallo...?", fragte sie leise in den Raum, ihr Hals fühlte sich rau an, "Jaden?"
Sie bekam keine Antwort.
"Wunsch!", sprach Iden und fokussierte ihre Psynergie. Ein blauweißer Schimmer Heilpsynergie glitzernd wie Eiskristalle breitete sich von ihrem Körper aus und enthüllte den Raum für einen Moment. Es war ein großer Raum vermutlich ein Frachtraum, mehrere Regale, die bis zur Decke reichten, mit Kisten, die fein säuberlich geordnet darauf positioniert worden waren.
Sie ließ den Blick auf der Suche nach Jaden entlang des Bodens wandern. Einige Meter entfernt ruhte er auf dem Boden wie sie selbst, zusammengerollt.
"Jaden!", rief sie, dieses Mal lauter, während sie im letzten Licht der Wunschpsynergie zu ihm hinüber kroch.
Sie hörte ihn benommen stöhnen, als er erwachte.
"Jaden?", fragte sie vorsichtig, sowie sie seine Schulter leicht berührte.
Der Straßenjunge schnappte hörbar nach Luft, sie hörte seinen Ärmel flattern und schrie überrascht auf, als er ihren Arm wegschlug. Die Faust des Jungen traf sie an der Schulter und sie fiel von dem plötzlichen Treffer rückwärts von ihm weg.
"Jaden!", schrie sie, "Jaden, ich bin es!"
Die Geräusche die Jadens panischen Bewegungen verursachten verstummten. "Iden...?"
Sie ließ ihre Psynergie noch einmal aufleuchten und sah Jaden für einen Moment im blauen Licht vor sich auf einem Knie die Faust noch immer zum Schlag erhoben.
"Tut mir leid...", flüsterte er, während er in seiner Tasche kramte.
Ein grelles Licht flammte auf und Iden schirmte die Augen für einen Moment mit der Hand ab, bis sie sich etwas an das intensive Licht der Taschenleuchte gewöhnt hatte.
"Wo sind wir hier?", fragte Jaden sie, während sie sich neben ihn setzte.
"Ein Schiff, glaube ich.", erklärte sie, "Vermutlich irgendwo draußen auf dem Meer."
Jaden nickte ernst. "Verstehe, ein Schiff."
Sie brauchte einen Moment um seinen Gesichtsausdruck zu deuten. "Du bist das erste Mal auf einem Schiff."
"Ich bin das erste Mal aus der Stadt raus.", erwiderte er schlecht gelaunt.
Sie legte die Arme um ihn und zog ihn näher an sich. "Du brauchst keine Angst haben. Es wird nicht sinken."
"Ich hatte keine Angst!", protestierte Jaden mit rotem Kopf.
Sie lächelte. "Ach, nein?"
"Jedenfalls nicht deswegen.", meinte der Junge und riss sich los, "Das wir in einer dunklen schwimmenden Zelle festsitzen, nachdem uns ein unheimlicher Alter Mann dessen Identität und Absicht wir nicht kennen an einem Ort aufgelauert hat, von dem er nicht wissen konnte, dass wir dort auftauchen würden das macht mir schon etwas... Sorgen."
"Wir leben noch."
"Hurra...", murmelte Jaden, "Das heißt nur, dass wir lebend nützlicher für die sind. Und mit wir meine ich dich!"
"Was?", fragte sie ihn ungläubig.
"Ganz im Ernst. Die haben keine Ahnung was ich drauf hab. Kazan hat ihnen deinen Schlüssel verkauft und jetzt wollen sie von dir alles über das Schloss wissen. Nur für alle Fälle. Spricht nicht unbedingt für meine Überlebenschancen, wenn du mich fragst!"
"Sag das nicht."
"Das ist nun mal die Wahrheit." Jaden lachte freudlos. "Kein Schwein interessiert ein Gossenkind weit weg von Zuhause."
Sie ergriff seine Schultern fest und sah ihm tief in die Augen. "Ich schon."
Der Junge schwieg für einen Moment. Das intensive Licht der Lampe ließ dunkle Schatten über seine Züge gleiten. "Danke."
"Und verdammte Scheiße noch einmal wir haben es heute erheblich zu weit geschafft, um jetzt aufzugeben nur weil... weil wir in einem dunklen Lagerraum festsitzen. Und mit wir meine ich verdammt noch mal dich."
Er lächelte. "Ein Tag auf der Straße und fünf Minuten auf einem Schiff und du fängst an zu fluchen, Miss Hochwohlgeboren?"
"Eigentlich bin ich nicht 'Hochwohlgeboren'."
"Du hattest zwei Leibwächter und einen Dschinn, die dich Lady genannt haben.", erwiderte Jaden spöttisch, "Ist er... noch bei dir?"
Sie schüttelte betrübt den Kopf. "Nein."
"Also... niemand ist so blöd und bringt einen Dschinn um. Fangen oder verkaufen sicher, aber die sind viel zu wertvoll, um sie zu töten. Außerdem zerlegt man ja nur ihre Körper und in ein paar Jahrzehnten sind die wieder da und reißen den Enkelkindern den Arsch auf oder so was."
Sie nickte. "Er ist der Letzte von uns um den man sich Sorgen machen muss..."

Die Sonne brannte vom Wüstenhimmel auf die beiden Frauen herunter. Die Stadt, die aus dem nichts erschienen war hatten sie inzwischen hinter sich gelassen und mit ihr die fallenden Sterne, Fremdländer und verbündete des Sultans im Inneren.
Das Lager war inzwischen in Sichtweite gekommen und Yasmina gelang es endlich sich wieder zu entspannen bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie geglaubt jeden Moment angegriffen zu werden oder das sie es nicht zurückschaffen würden, bevor sie verdursteten.
Ihre Sorgen waren unbegründet gewesen. Von ihrer Sorge über Leilas verhalten möglicherweise einmal abgesehen.
"Denkst du, das wir ihnen irgendwie Wasser bringen können.", hatte die junge Frau sie gefragt.
"Was?", hatte sie wissen wollen.
"Sie sind inmitten der Wüste und wissen vermutlich nicht einmal einen Weg zur nächsten Siedlung."
"Das sind die Babaren, die zum Sultan gehören.", hatte sie protestiert.
"Aber nicht alle von ihnen. Der Fremde den wir in der Wüste gefunden haben, hat uns geholfen."
"Er hat seine Schuld beglichen. So wie ich es sehe haben wir das Schicksal das ihn bereits hätte ereilen müssen unter Einsatz unseres Lebens hinausgezögert."
Sie seufzte. Warum musste Leila nur so ein gutes Herz haben, jetzt fühlte sie sich sogar schlecht diese Fremdländer dem Tod zu überlassen.
Blitzender Stahl schlug vor ihr in den Sand ein. Erschrocken wich sie zurück und stieß mit dem Rücken gegen Leila hinter sich.
Vor ihr ruhte ein Säbel im Sand, ihr eigener Säbel.
"Ihr habt euch so schnell verabschiedet, ich konnte ihn euch gar nicht zurückgeben."
Sie wandte sich entsetzt um und erblickte den grauhaarigen Fremdländer den sie vor dem Verdursten gerettet hatten, wie er eine Düne hinabstieg.
"Ihr... ihr solltet nicht hier sein!", keuchte Leila.
"Ach nein.", fragte der Fremdländer mit einem Blick auf das Lager, ihr Hauptlager, in der Ferne und zog seinen eigenen Säbel, während er näher kam.
Yasmina wollte herumfahren und ihren Säbeln ergreifen, doch zögerte sie für einen Augenblick zu lange und der Fremdländer hatte sie bereits erreicht.
"Fair ist fair.", sprach er, "Ihr habt mir euren Säbel geliehen jetzt nehmt meinen, aber verliert ihn nicht, ich will ihn später zurück."
"Äh...", machte sie wenig intelligent, als er seine Waffe in ihre Hände legte und dann einfach an ihr vorbei trat.
Sie drehte sich zu ihm um. "Warum?"
"Na ja." Der Mann trat einen Schritt bei Seite und ein Pfeil schlug im Sand neben ihm ein, wo eben noch seine Wade gewesen war. "Da sind noch zwei von der Sorte. Sie können mich, nachdem ich die Position eures Lager nun einmal kenne, wohl nicht so einfach gehen lasse."
Yasmina spähte in die Richtung, aus der der Angriff gekommen war und erkannte eine Gestalt in einem sandfarbenen Mantel mit einem Bogen auf einer nahegelegenen Düne.
Langsam sank der Fremdländer auf die Knie und nahm seine Hände hinter seinem Kopf. "Das ist in Ordnung, ich habe so viel mit euren Anführern zu besprechen."
Ja, das aufschreiben ist immer so eine Sache. Besonders weil es nicht gerade wenig Zeit frisst alles aufzuschreiben.
Auch hier bei mir ist der feste Wille weiterzumachen und Ideen die ich noch umsetzen möchte hab ich auch noch reichliche.


Habt ihr den irgendwelche Vorschläge zur Formatänderung?

Im Grunde haben wir nur die aktuelle Version und die Version wie wir es zu beginn geschrieben haben. Beide Versionen haben ihre Vor-und Nachteile. Besonders hohe Qualität, aber aufwendig zu schreiben. Oder eben deutlich schlechtere Qualität und verhältnismäßig geringerer Aufwand.


Man könnte vielleicht ein Mittending ausprobieren. Ist zwar nicht die perfekte Lösung die ich hier vorschlage, aber nun ja... Die gibt es ohnehin nur selten.

Unwichtigere/Simple Ereignisse -> Kürzer schreiben.
Entweder Aktionsszenen verkürzt wiedergeben, fast wie eine Art Zusammenfassung wo nur das wichtigste erwähnt wird.
Viel Dialoge ähnlich wie in der alten Version.

Wichtigere Szenen/Komplexe Ereignisse/Für die Charakterentwicklung sehr essentielle Sachen -> normal ausschreiben.

Im Vergleich zu vorher haben wir auch nun deutlich mehr Charaktere, welche auch stärker thematisiert werden als ältere Charaktere.
Genau deswegen wäre vielleicht so eine Aufwandreduktion nicht gerade verkehrt, auch wenn Stellenweise die Qualität darunter leiden könnte, würden immer noch wir bestimmen, wann wir diese steigern.
*Das wird nicht gehen. Selbst wenn ich kürzer (weniger) schreiben wollte, was ich nicht möchte, tendiert man doch meist alles zu schreiben was einem gerade noch einfällt.
Ich denke das größte Problem ist die Länge der "Sitzung" in der man seine Geschichte schreibt. Wenn gerade zu viel los ist oder man viele Charaktere abdecken muss, dann sitzt man entweder den ganzen Tag oder über mehrere verteilt an dem Beitrag und ich bin selten dazu bereit diese Zeit mit Aufschreiben zu verbringen. Mein Vorschlag für eine Lösung wäre dann diese Zeit einer Sitzung zu kürzen, indem man immer so ein oder zwei Absätze schreibt, diese direkt postet und wenn man noch Lust hat, weiter zu schreiben und diese dann zu posten. Das würde allerdings zu einer Menge Doppelposts führen und ich weiß nicht ob das auf Dauer gegen die Forenregeln verstößt (ich denke uns persönlich kann es egal sein). Wir würden dann auch auf die unausgesprochene Regel, auf einen anderen Schreiber für einen Abschnitt zu warten, auf Dauer verzichten müssen. Man kann editieren wo man kann, aber es wird dazu kommen, gerade dann wenn man einen Tag Pause dazwischen schiebt. Weiterer Nachteil wäre wahrscheinlich weniger "Flusskontrolle" nenn ich es mal, da man längere Abschnitte nicht kontrolliert durchführen kann und sich manche Geschichtspfade sich immer weiter in die Länge ziehen, wo die andere schon Monate bereit ist sich mit der anderen wieder zu vereinen (also so wie das was wir jetzt schon haben, aber eventuell noch schlimmer). Vorteil wäre, man bekäme einfach mehr raus. Ein Beispiel an meinem letzten Beitrag: Die Versetzung von Weldon ist schon seit knapp 5 Monaten fertig. Das Treffen Teol und Tauron seit Mitte Januar. Vorgestern kamen Lashon/Apaec und der zweite Teil Rangi/Kudo dazu, wobei der erste Teil auch schon Monate fertig war.
Ich denke der genannte Ansatz wäre eine vernünftige Lösung, weil gezielt die Qualität von irgendwas zu drücken nur um mehr schreiben zu können wäre mir zulieber. Wenn ich einen Storyabschnitt nicht mag ist er meist eh nicht qualitativ hochwertig ;P (woran wir das auch immer messen). Sollten wir mit der Variante gehen wirds chaotisch, das ist klar. Aber es würde die Dinge zumindest wiederbeleben und das liegt ja gerade in unserem Interesse ;).*
Hm, ich denke nicht, dass die Admins wirklich etwas dagegen haben werden, wenn eine Person mehrere Posts hintereinander macht.
Es ist schließlich kein Spam. Die gewöhnliche "keine Doppelposts" Regel dient schließlich dafür, Spam zu vermeiden.
Wenn hier mehrere Posts dadurch entstehen, dann sind das sogar bessere Zahlen für das Forum.

Von mir aus kann man das so ruhig probieren. Wir haben schließlich immer die Möglichkeit wieder zu dem aktuellen Format zurück zu wechseln, falls es und oder irgendjemandem nicht passen sollte. ;)
Wird schon keiner meckern. Macht ihr hier mal weiter Smiley
*Mal wieder typisch ich, erst groß wegen Aktivität motzen und dann wieder einen halben Monat verstreichen lassen. Aber jetzt sind alle Berichte für Uni geschrieben, als keine Ausreden mehr.
Gut, in dem Fall werde ich den Ansatz oben fürs Erste umsetzen. Mal sehen wie lange das gutgeht...*

"Lashon!", rief Sinaphie und sprang behände über die Trümmer hinweg. "Wo bist du? Lashon!"
Sie sah sich eilig an der Stelle um, an der Lashon und Apaec zurückgeblieben waren.
"Lashon?"
"Hier drüben."
Lashon zwängte sich durch den Riss einer zerstörten Mauer.
"Geht es dir gut, Lashon?", fragte Sinaphie besorgt.
"Blendend. Immer noch ein bisschen aufgeraut, aber blenden."
Sinaphie legte den Kopf schief. Ihm schien es tatsächlich besser zu gehen. Mehr noch, er wirkte... gelassen. Fast schon entspannt.
"Was gibt es? Habt ihr Zerberus gefunden?"
Sinaphie erinnerte sich wieder weshalb sie gekommen war und nickte heftig.
"Ja, haben wir. Und ich habe zwei gute Neuigkeiten!"
Lashon grinste triumphal.
"Das wurde auch Zeit. Lass hören."
Sinaphie schlitterte den Trümmerhaufen hinunter und landete elegant zu seinen Füßen.
"Wir haben Zerberus gefunden. Er war übel angeschlagen, aber ist nichts Schlimmes. Er meinte er hätte mit jemanden gekämpft. Aber es war keine Erinnerung."
Lashon legte die Stirn in Falten.
"Was? Mit uns war noch einer in dieser Kuppel?"
Er musste an Kadev denken. Und Apaec. Wie viele waren noch in dieser Wüste aufgetaucht?
"Ja. Und laut Zerberus hat dieser Mann nach einem Galataner und der Federheldin gefragt."
"Dann...!"
Sinaphie nickte aufgeregt.
"Ich habe ihn nach einer Beschreibung gefragt. Das muss Sciz sein. Er soll auch in Begleitung zwei einheimischer Frauen gewesen sein."
"Also... Sciz hat gegen Zerberus gekämpft? Wo ist er jetzt?"
"Äh, den Teil fand ich verwirrend."
Sie verengte ihre Augen und versuchte sich so gut wie möglich zu erinneren, was Zerberus berichtet hatte.
"Erst haben sie gekämpft, weil Zerberus ihn für einen Feind hielt. Dann haben sie gegen einen anderen Mann gekämpft der Wasser kontrollieren konnten. Zuerst hat er sie beide fertig gemacht, doch dann ist er plötzlich schwach geworden und sie konnten ihn überwältigen. Dann ist Sciz... einfach gegangen."
"Gegangen?"
"Ja. Zerberus hatte wegen seines Zustands Schwierigkeiten ihm zu folgen, aber er versuchte es trotzdem. Und jetzt zur zweiten guten Nachricht: Er hat Sciz nicht gefunden, aber den Ausgang den er genommen hat. Einen Riss in der Kuppel."
Lashon atmete auf. Zwar ärgerte es ihn, dass sie Sciz verpasst hatten, aber zumindest hatten sie eine Spur. Und wenn es ihm gutging, dann waren die anderen vermutlich auch okay.
"Ein Ausgang? Wir können also gehen?"
Apaec kam aus den Schatten vorbeigeschlendert.
"Sieht fast so aus. Und du? Hast du dich schon entschieden wo du hingehst?"
Apaec warf Lashon einen merkwürdigen Blick zu, den dieser nicht richtig deuten konnte.
"... Vielleicht. Das werde ich sehen, wenn wir hier raus sind."
Er verhielt sich seltsam. Lashon überlegte. Hatte er ihn vorhin beobachtet...?
"Heißt das du bleibst erst einmal bei uns?", fragte Sinaphie neugierig.
Apaec würdigte sie mit keiner Antwort und lief an den beiden vorbei.
"Also, wo ist dieser Riss?", wollte er wissen.

Die drei Sitras warteten bereits auf sie.
"Federheldin! Herr Lashon!", winkte Dragonminer sie heran.
"Und Goldlöckchen. Immer noch da, wie ich sehe.", bemerkte Deven trocken.
Apaec blitzte ihn böse an, aber ließ von einer Antwort ab.
"Da geht es also raus?", nickte Lashon auf den Spalt hinter ihnen.
Ein gewaltiger Riss zog sich durch die durchsichtige Kuppel vor ihnen bis ganz nach oben. Die gezackten Ränder der Öffnung erinnerte an gebrochenes Glas und sie glommen in allen Regenbogenfarben. Warme Wüstenluft strömte ihnen entgegen. Erst jetzt fiel Lashon auf, dass die Luft innerhalb der Kuppel viel kühler gewesen war als außerhalb. Der Riss wirkte fast wie das Portal in eine andere Welt.
"Ja, in der Tat. Das ist die Öffnung durch die Euer Freund entkommen ist, wie es mir scheint.", sagte Dragonminer.
"So ist es. Aber bevor wir gehen müsst Ihr ein paar Dinge erklären.", grollte Zerberus und baute sich vor Lashon auf. "Warum seid Ihr und Eure Freunde in die Wüste gekommen?"
Die drei Sitras sahen den Erdadepten durchdringend an. Ihre Haltung hatte sich verändert.
"Gibt es ein Problem?", fragte Lashon ruhig.
"Und ob es das gibt.", knurrte Zerberus. "Dein 'Freund' war mit zwei Frauen aus dieser Wüste unterwegs. Ohne einen Besitzer."
Lashon runzelte die Stirn.
"Be...sitzer?"
"Das ist noch nicht alles.", fuhr Zerberus mit funkelenden Augen fort, ohne zu merken das Lashon nicht im Geringsten verstand worauf er hinaus wollte. "Sie trugen Waffen. Es handelte sich zweifellos um Ausgestoßene."
"Feinde des Sultans.", erklärte Deven, der Lashon seine Verwirrung ansah.
"Bitte erklärt das, Federheldin.", forderte Dragonminer ernst.
Sinaphie schüttelte mit dem Kopf und sah Lashon verloren an. Dieser hob seine Hand, um die Lage zu beruhigen.
"Okay, einen Augenblick. Also: Mein Freund ist in Begleitung von diesen 'Ausgestoßenen'. Und das sind..."
"Anhänger der Hexe des blauen Sandes. Eine Ketzerin die versucht das Reich des Sultans zu zerstören.", erklärte Deven ruhig.
"Verstehe.", sagte Lashon nachdenklich. "Also... Wenn Sciz mit den Dienern dieser Hexe unterwegs ist... Dann sucht er vielleicht auch nach unseren Freunden?"
"Wenn er nach euch suchen würde", warf Zerberus angriffslustig ein, ", wieso ist er dann einfach gegangen?"
Dieser Punkt kam Lashon auch merkwürdig vor, aber ihm kam eine Idee.
"... weil er weiß, das wir in eurer Begleitung sind! Hat er eine Spur hinterlassen?"
Dragonminer nickte durch den Spalt.
"Fußspuren. Und nun wo Ihr es sagt... sie sind übertrieben ausgetreten."
"Na also!", schloss Lashon zufrieden. "Er erwartet, dass wir ihm folgen. Er kann uns zu dieser Hexe führen. Und da, wir Ihr sagt, meine Freunde nie in Sheeval angekommen sind, werden sie vermutlich dort sein."
"Sie war es auch, die uns angegriffen hat.", pflichtete Sinaphie bei.
Lashons Mund verzog sich zu einem dünnen Strich.
"Wie war das?", fragte Dragonminer düster. "Das höre ich zum ersten Mal. Ich dachte ihr seid in einen Sandsturm geraten."
"Sind wir auch!", beteuerte die Aerorill. "In einen Sandsturm aus blauen Sand! Sie hat ihn heraufbeschworen. Deswegen können wir auch unsere Sternenkraft nicht benutzen."
"Sinaphie...", raunte Lashon ihr warnend zu.
"Wieso habt ihr uns das nicht vorher gesagt?", fragte Deven mit gehobenen Brauen.
"Weil wir nicht einmal wissen, wer diese 'Hexe' überhaupt ist und ob wir von der gleichen Person reden. Oder warum uns diese Frau überhaupt angegriffen hat.", antwortete Lashon ungeduldig. "Wir sind hier buchstäblich angekommen und geraten in einen Schlamassel in den nächsten. Der Sandsturm, die Hexe, dann ihr, diese Stadt und dann dieses... Himmelspferd. Das ist selbst für unsere Verhältnisse rekordverdächtig. Wir haben keine Ahnung was gerade passiert. Aber seht mal: Sciz hat uns eine Spur hinterlassen. Und das ist der beste Anhaltspunkt den wir haben, um der Sache auf den Grund zu gehen."
Dragonminer nickte langsam.
"Ich verstehe. Und ich möchte an die Aufrichtigkeit in Euren Worten glauben, Herr Lashon. Aber Ihr seid unserer ursprünglichen Frage ausgewichen und glaubt nicht, ich hätte das nicht bemerkt."
Er fixierte den Erdadepten mit einen strengen, durchdringenden Blick.
"Warum seid Ihr und die Federheldin mit euren Freunden in die Wüste gekommen?"
Lashon ließ sich vor seine Antwort Zeit. Er spürte dass, wenn er jetzt keine zufriedenstellende Antwort geben konnte, sie in gewaltige Schwierigkeiten geraten würden. Sie hatten keine Psynergy um sich mit den Sitras anzulegen und er konnte sich nicht darauf verlassen, dass sich Apaec auf seine Seite schlug. Außerdem zweifelte er nicht daran, dass die Sitras ehrenwerte Männer waren. Ihre Loyalität war fraglich, aber wenn sie es wussten...
"Wenn ich es verrate, dann müsst Ihr versprechen es niemanden weiterzuerzählen."
Dragonminer schüttelte bedauernd den Kopf.
"Ich werde keine Versprechen geben, die ich nicht halten kann, Herr Lashon."
Apaec hinter ihm stieß einen leisen Lacher aus.
"Und einen Teufel werde ich tun.", kommentierte er.
Lashon stieß einen geschlagenen Seufzer aus.
Das wird Tropfen gar nicht gefallen, wenn er aufwacht.
Er griff in sein Unterhemd und kramte einen Beutel hervor. Mit einer beschwingten Handbewegung ließ er den Inhalt in seine andere Hand fallen. Präsentierend hob er ihn hoch, damit ihn alle gut sehen konnten. Er setzte ein geheimnisvolles Lächeln auf.
"Nun, wer kann mir alles sagen, was das ist?"
Zu seiner Überraschung erkannten es alle. Dragonminer legte sich die Hand auf den Mund und murmelte etwas Unverständliches. Deven stieß einen erstaunten Pfiff aus. Zerberus atmete tief durch. Und Apaec stieß einen leisen Fluch aus.
"Scheiße... Wo bin ich da jetzt reingeraten?", stöhnte er.
"Wie Ihr seht...", fuhr Lashon ungerührt fort. "Habe ich hier einen Venusstern. Die Federheldin, ich und meine Freunde suchen die Verlorene Stadt, Fenraterra, um ihren Leuchtturm entzünden."
Er gestattete sich ein Grinsen.
"Deswegen sind wir hier. Wir versuchen die Welt zu retten."

"Zu spät."
Kudo erstarrte und hörte auf die Plattform zu schlagen, in der Hoffnung sie würde wieder anspringen. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals.
"Nein... Nichts ist zu spät."
"Für deine Freundin schon. Ihr Lebensfunke ist erloschen."
Der junge Erdadept sah langsam zu Kataris Geist auf. Die Korruption durch den Lich war ihr immer deutlicher anzusehen. Ihre Augen waren nur noch zwei klaffende schwarze Löcher und ihr Mund war zu einer breit grinsenden Fratze verzerrt.
"Du lügst!!", fuhr Kudo sie an.
Seine Stimme zitterte. Sein Verstand raste.
"Ich... Ich werde einfach den Boden aufreißen und sie holen..."
"Oh? Ist die Kammer denn unter uns?"
"Das ist egal!", erwiderte er wütend und hob beide Hände. Psynergy knisterte zwischen seinen Fingern. "Ich werde sie aufspüren!"
"Wie denn?", frohlockte der besessene Geist. "Über ihre Lebenskraft?"
Kudo schüttelte heftig den Kopf.
"Sie ist nicht tot! Du lügst!", rief er über Kataris schauriges Gelächter hinweg.
"Rangi ist tot, Junge. Akzeptiere das. Uuuunnd duuuu bist ganz allein daran Schuuuuuld!"
Er zuckte zusammen und sah Katari erschrocken an. Er sah direkt in ihre Augen, diese dunklen unendlichen Abgründe.
"Du hast sie da nicht nur hineingezogen. Du hast dich ganz klar ihren Anweisungen widersetzt. Ihren Bitten. Ihrem Flehen. Sie hat dir vertraut."
Ihre grinsende Fratze wurde immer breiter.
"Ich weiß es. Mein Meister konnte in ihre Seele blicken, als er sie erntete. Er kennt all den Verrat, den du an ihr begangen hast. Wieder... Und wieder...!"
"... Halt den Mund."
Katari kicherte.
"Sie war immer so tapfer, nicht? Aber weißt du was? Am Ende hat sie sich furchtbar gefürchtet. Oooh, was hat sie sich gefürchtet!"
"HALT DEN MUND!!", kreischte er und war in einem Sekundenbruchteil bei ihr. Er packte die durchsichtige Gestalt an der Kehle und ließ Lebensenergie ausströmen. Das Gespenst würgte und wand sich unter seinem Griff und für einen Moment normalisierte sich ihre Erscheinung wieder.
"Urgh... Kudo... Bitte... Hilf... mir..."
Erschrocken lockerte er seinen Griff. Noch im selben Moment kehrte die Verderbnis zurück und grüne Blitze schossen aus ihren Fingern hervor. Kudo wurde getroffen und zurück an die Wand geworfen. Der Geruch von verfaulten Fleisch erfüllte die Luft. Kudo schnappte panisch nach Luft und sah wie seine Haut sich verfärbte. Psynergy flackerte auf um die Wunden zu versorgen.
"Fühl dich nicht zu sicher, Kudo! Mein Meister hat dich entkommen lassen. Als Bestrafung dafür, was du seinem Zirkus angetan hast."
Katari streckte die Arme aus und warf sich rückwärts in die Wand, in die sie widerstandslos eintauchte und verschwand.
"Meister Obouro ist seeehr wütend. Aber er ist grundsätzlich kein böses Wesen. Er würde dir gerne einen Handel verschlagen."
"E-Einen Handel?"
"Oh, ja! Einen wundervollen Handel! Aber zuerst will er dich leiden sehen. Du hast noch einen Auftrag, nicht wahr?"
Kudo schluckte. Er wusste wovon sie sprach. Die Transferkammer.
"Dein Ziel ist nicht weit. Und dir wird sich nichts mehr in den Weg stellen. Du solltest also tun, weshalb du gekommen bist. Danach... wirst du vielleicht nicht mehr die Gelegenheit dazu haben."
Kataris Stimme begann sich zu entfernen.
"Obouro wird dich erwarten, wenn du soweit bist. Geh und hilf deinen Freunden. Den Lebenden. Ist das nicht wofür Rangi sich geopfert hat? Thehehe..."
Die Stimme verklung. Kudo schluckte und erhob sich erst, als er sicher war, dass der Verfall sich nicht weiter ausbreitete. Sein ganzer Körper brannte und bereitete im furchtbare Schmerzen. Doch das war nichts, im Vergleich zu dem was in seinem Kopf vorging.
~"Sie hat dir vertraut."~
Rangi... Was habe ich dir nur angetan?!


*Gut, mehr gibts morgen/nächste Tage.*
Hatte er sie im Stich gelassen? Sie verraten? War sie tot?
Nein.
Das konnte einfach nicht stimmen!
Der Geist des jungen Yalls war alles andere als klar. Er besaß gerade Unmengen an gemischten Gefühlen.
Zweifel, Wut, Trauer, Reue.
Er wusste nicht ob Rangi tatsächlich tot war.
Er lehnte allein den Gedanken daran heftig ab. Er konnte das nicht akzeptieren. Er konnte nicht akzeptieren, dass es schon zu spät für sie war.
"MIST!" er schlug mit der Faust auf den Boden.
Warum? Warum geschah das nur?
Er hatte so lange trainiert. Selbst unter Meister Grace hatte er ein heftiges Trainingsprogramm abgeschlossen und seine Kräfte vervielfältigt. Er wurde mit jedem Kampf weiterhin stärker, doch seit dem Kampf gegen Ailas hatte sich nichts, absolut nichts verändert. Er hatte weder Melfice vernichten können, noch Obouro. Sie waren ihm beide entkommen.
Wofür war er gut, wenn all sein Streben nie von Erfolg gekrönt war? Wenn er keiner dieser unmenschlichen Wesen vernichten konnte?
Nicht einmal seine Vorfahren hatte er vor der ewigen Demütigung retten und rächen können. Außerdem hatte er Rangi im Stich gelassen. Sie war nun...
Seine Augen füllten sich für einen Moment, doch er riss sich zusammen um keine Träne zu vergießen. Dies würde nämlich bedeuten, dass er ihren Tod bereits akzeptiert hatte.
Er war anders als die Helden in den Geschichten. Er war anders als das Heldbild den er seit seiner Kindheit hatte. Im Gegensatz zu ihnen konnte er niemanden retten.
Er verdiente es nicht, sich länger als ein Held zu bezeichnen. Er verdiente den Titel nicht.
Nach diesem Gedankengang weiteten sich seine Augen aus, als er realisierte, an was er gerade nachgedacht hatte.
Seine Augenbrauen verengten sich umgehend und er richtete sich, mit einer eisernen Miene, wieder auf.
"ICH BIN DER PERFEKTE KRIEGER, UNBESIEGT UND OHNE MAKEL! MEIN TALENT IST ABSOLUT! MEINE KRAFT KANN NICHT BEZWUNGEN ODER WIDERSTANDEN WERDEN!!!" schrie er in völliger Überzeugung und tauschte in dem Moment jegliche Zweifel gegen Entschlossenheit aus.
"Wenn meine Logik korrekt ist, muss der Fehler wo anders liegen." schlussfolgerte er und schaute anschließend in seine geöffneten Handinneren.
Seine weiße Lebensaura flammte für einen Moment wieder auf und die getroffene Stelle an seiner Haut bekam seine Farbe zurück und wirkte wieder vollständig lebendig.
Die Verderbnis selbst welche ihn zuvor erwischt hatte, war durch die gewaltige Überlegenheit Lebensenergie zerfallen. Es war fast so, als wäre die verderbende Wirkung negiert worden. Sein Körper und Psynergie war komplett erholt.
Die Lebensenergie Aura erlosch nun wieder.
"Ich verstehe es nicht."
Mit der Kraft der Lebensenergie die er erweckt hatte, musste er vorhin den Lich vernichtet haben. Doch auch wenn diese Kraft unfassbar mächtig war, so verstand er sie selbst nicht vollständig. Seine Kontrolle war bisher sehr schwammig. Die Kraft die er hier heute erwacht hatte, unterschied sich von seiner Lebensenergieanwendung in der Vergangenheit.
Er musste in sich hineingehen und diese Kraft analysieren.

In der Vergangenheit hatte er seine eigene Lebensenergie genutzt, welche sich von selbst regenerierte, solange er eine gewisse Grenze nicht überschritt.
Die Kraft die er erweckt hatte, ermöglichte es ihm jedoch über fremde Lebensenergie zu verfügen. Nicht die eines Menschen, sondern fast als würde ihm die Umgebung selbst seine Kraft leihen. Kraft die er als Lebensenergie in sich aufnahm.
Kudo schaute sich in um.
Dieser Ort war verglichen mit anderen Orten der Welt ziemlich 'tot'. Doch trotzdem waren hier genügend Dinge vorhanden, welche ihm ihr Kraft ausliehen. Erde, Wind, Feuer, Wasser.
Laut den Lehren der Alchemie enthielten alle Dinge mindestens einen dieser Elemente. Egal wie tot diese Gegend war, es gab genügend Dinge die über einen dieser Elemente verfügten.
Kudo schüttelte seinen Kopf.
Er kannte bisher nicht die Grenze an Lebensenergie die er durch die Umgebung aufnehmen konnte.
Er wusste, dass der Ort in welcher er sich befand nicht über grenzenlose Substanz verfügte, die er als Lebensenergie verwenden konnte.
Er hatte festgestellt, dass die Energie die er von der Umgebung in sich aufnahm, sich nach einer Zeit in der Umgebung wiederherstellte.
Er selbst hatte die Grenzen von diesem Ort bisher noch nicht ausgeschöpft, doch seine eigene logische Annahme war, dass ohne die nötige Pause, der Ort unerholbare Schäden davon tragen könnte. Ähnlich wie sein Körper ohne die Berücksichtigung der richtigen Grenze, Schäden von dem Zugriff auf die Lebensenergie tragen konnte.
Aus diesem Grund musste er sparsam mit der Lebensenergie von diesem Ort umgehen. Besonders im Kampf gegen die zwei falschen Lich hatte er viel dieser Energie verausgabt.
"Aber wie... wie hat dieser Lich meine Lebensenergie überwunden?" fragte er sich die Frage selbst in seinen Gedanken. Wenig später kam er auf eine Lösung.
Er biss sich die Zähne zusammen. Er hatte bei beiden Male seine Lebensenergie nicht aufrechterhalten.
Der Lich hatte sich aus den Ketten befreien können, welche nach der Deaktivierung seiner Aura nicht länger mit dieser gefüllt waren.
Katari hingegen hatte von der Lockerung seines Griffes und die Auflösung seiner Lebensenergie profitiert, wodurch ihre Attacke nie mit seiner neuer Kraft konfrontiert gewesen war.
Sein Körper schien sehr anfällig gegen die mächtige Kraft Obouros zu sein, doch wenn er seine Kraft permanent aktiv haben würde, könnte er ihm nichts anhaben.
So zumindest in der Theorie. In der Praxis war dieser Ort bereits erschöpft, wodurch eine langfristige Aktivierung nicht in Frage kam.
Trotz dieser Erkenntnis hatte er immer noch offene Fragen zu seiner Kraft. Dinge die er nicht verstand. Er hatte vorhin versucht Kataris Korruption durch die Anwendung seiner Lebensenergie zu bereinigen, doch er hatte feststellen müssen, dass seine Kontrolle viel zu grob gewesen ist. Bei dem Versuch hätte er ihre Seele eher vernichtet, anstatt sie von der Korruption zu retten. Er würde sie mit seinem Momentanem Wissen nicht retten können.
Neben der mangelnden Kontrolle über seine Kraft gab es eine weitere Sache, die ihn sehr verwirrte.
"Diese goldenen Ketten..."
Gewöhnlich konnte er Lebensenergie mit seiner eigenen Psynergie kombinieren und dadurch seine Angriffe beachtlich in ihrer Effektivität und Stärke verstärken.
Er konnte sie auch nutzen, um seinen eigenen Körper zu verstärken oder zu heilen um wieder fit zu sein.
Jedoch waren die goldenen Ketten kein Teil seiner Psynergie, auch wenn es nach Außen durchaus den Anschein machte.
Diese verstand er sogar noch weniger. Er verstand nicht einmal woher die Quelle der Kette herkam. Es war fast wie aus einer anderen Welt.
Egal wie mächtig dieser Lich war, Kudo hielt die Zerstörung der Welt durch den Lich wahrscheinlicher, als das ihm bei aktiver Anwendung der Ketten möglich wäre, aus diesen herauszukommen. Jedoch hatte er gleichzeitig das Gefühl, dass diese Ketten für einen Menschen nicht mehr wären, als gewöhnliche, stabile Ketten.

Kudo spuckte auf den Boden. Er hatte soviel nachgedacht und trotzdem verstand er fast genauso wenig wie vorher. Wenn er hier herauskam, musste er sich mehr damit beschäftigen.
Zuerst kam die Transferkammer dran. Anschließend würde er Rangi retten. Sie war am Leben. Sie musste einfach am Leben sein!
Bevor er gehen würde erinnerte er sich an die Worten des Möchtegern Helden.
Merl nickte steif.
"Gut, dann hör zu: Du darfst den Zylinder nicht verlieren, egal was passiert. Um die Transferkammer auf der untersten Ebene zu öffnen, musst du zwei Schalter auf dieser Ebene gleichzeitig betätigen, aber sie sind räumlich weit voneinander getrennt."
Kudo runzelte die Stirn.

Wofür sollte dieser Zylinder nützlich sein? Er war hier schon so gut wie fertig.

Einige Zeit später:
Vor der Transferkammer angekommen, blieb Kudo stehen und wandte sein Blick an die Wand hinter ihm.
"Wie lange willst du mich noch verfolgen?"
Seine Ausdruckslosen Augen blieben bei der korrumpierten Katari, welche hinter der Wand herauskam.
"Solange wie es mein Meister will."
"Sag deinem Meister, ich werde sein Handel nicht anhören. Ich habe nicht vor ihn in so kurzer Zeit noch einmal zu bekämpfen. Es gibt keinen Grund mehr mir zu folgen." er nickte entschlossen.
"Es gibt außerdem noch eine Person die ich finden muss."
Katari kicherte. "Möchtest du deine Schuldgefühle loswerden? Die Schuldgefühle für ihren Tod verantwortlich zu sein?"
"Sag deinem Meister, dass er ein lächerlicher, hässlicher Feigling ist. Jemand der zur feige ist um selbst zu kämpfen und zu feige ist selbst mit anderen zu kommunizieren. Mit einer solchen Person habe ich nichts zu verhandeln, noch weniger zu bereden."
"Du solltest ihn anhören. Du wirst es sonst noch bereuen."
"Was wird er tun? Dich schicken um mich anzugreifen? Jemand anderes? Selbst herkommen?" der Kudo schüttelte seinen Kopf. "Will er mich hier einsperren, wie es mit dir der Fall war? Mit einer 'toten' in seiner Gefangenschaft erpressen hier zu bleiben?"
Er schüttelte seinen Kopf. "Es gibt nichts, was er mir antun kann. Und selbst wenn er beschließt es zu tun, habe ich noch zwei Dinge in der Hinterhand." enthüllte er.
Katari wusste nicht, ob er es ernst meinte oder bluffte. Nach diesen Worten würde er jedoch die Kammer betreten und die Tür hinter sich zumachen.
Nachdem Sciz wieder zu sich kam hatte er das Gefühl, als hätte man ihm den Kopf gespalten. Er hustete als er Sand auf seinen Lippen schmeckte und versuchte nach der Augenbinde zu greifen. Sie waren gefesselt. Er brauchte einen Moment sich zu orientieren. Was war nochmal passiert?

~"I-Ihr hättet nicht kommen sollen!", stammelte Leila hilflos. "Sie werden Euch nicht mehr gehen lassen!"
"Dafür ist es jetzt zu spät...", knurrte Sciz in seiner geknieten Haltung.
Er hörte Schritte näherkommen.
"Wer ist das?", hörte er eine schneidene Frauenstimme fragen.
Yasmina trat vor.
"Ein Fremdländer."
"Ein Fremdländer?! Hier?! Heißt das, der Sultan hat uns gefunden?!"
Leila schüttelte energisch mit dem Kopf.
"Nein, nein! Ihr versteht nicht! Er ist nicht im Dienste des Sultans!"
Eine zweite Stimme hinter ihm schnaubte. Noch eine Frau.
"Hat er das gesagt, wie?"
"Bitte, Ihr müsst mich anhören! Er ist keiner der Fremdländer, die der Sultan regelmäßig empfängt. Er ist gerade in der Wüste angekommen! Ohne uns wäre er dort draußen gestorben."
"Dann...", fragte die erste Frau wieder, "Sagt nicht... Habt ihr ihn hierhergeführt?!"
Yasmina verschränkte die Arme.
"Nein.", sagte sie fest und warf Sciz einen finsteren Blick zu. "Wir haben ihn versorgt und zurückgelassen. Und obwohl wir unsere Spuren verwischt haben, ist er uns gefolgt."
"Also ist er doch ein Feind."
Sciz hörte wie sich die Sehne eines Bogen dehnte.
"Nein, das könnt ihr nicht tun!", bat Leila verzweifelt.
"Ich stimme zu.", pflichtete Yasmina ihr bei, wesentlich ungerührter. "Es gibt keinen Beweis, dass er üble Absichten hat. Man sollte ihn zumindest verhören."
Die Sehne begann sich langsam zu entspannen.
"Na schön.", sagte eine der Bogenschützinnen. "Auf euer beide Verantwortung. Ist er gefährlich?"
Sciz sah wie Yasmina ihm einen langen Blick zuwarf.
"... Ja. Sehr sogar. Wir dürfen uns nicht entspannen, nur weil er sich ergeben hat. Ich habe ihn selbst in Aktion gesehen."
Sciz atmete verärgert aus.
"Verzeiht, Fremdländer.", fügte sie leise mit Bedauern hinzu. "Es steht einfach alles was uns noch teuer ist auf dem Spiel."
"Schon gut.", knurrte er.
"Verbindet ihm die Augen und fesselt ihn!", befahl eine Stimme hinter ihm.
Sciz ließ es stillschweigend geschehen und wartete bis sie fertig waren.
"Bitte... Ist das wirklich notwendig?", hörte er Leila fragen.
Er wollte gerade fragen was notwendig war, als ihn ein brutaler Schlag am Hinterkopf erwischte und ihm die Sinne raubte...
~

Ach ja, das.
Wenigstens war sein Kopf noch dran, dachte Sciz und stöhnte leise vor Schmerzen.
Dann hörte er ein Rascheln nicht weit weg von sich. Er hielt inne und lauschte. Jemand bewegte sich. Er hörte ein leises Klopfen auf Holz... eine Tür?... und ein leises Flüstern.
"Er ist wach."
Das Geräusch einer sich öffnenden und wieder schließenden Tür folgte und dann wurde es wieder still. Sciz musste zehn Minuten warten, bis er sich näherende Schritte hören konnte. Die Tür ging auf und eine kleine Gruppe Menschen trat in seinen Raum ein.
"Tatsächlich. Ein Fremdländer.", hörte er eine tiefe Frauenstimme das Wort ergreifen.
"Oh nein, er blutet...", erklang eindeutig Leilas besorgte Stimme.
"Reiß dich zusammen. ER kann das einstecken."
Yasmina.
"Na dann... Hier sind wir. Nehmt ihm das Ding ab und hören uns seine Geschichte an."
Sciz ließ sich von den beiden beim Aufsitzen helfen und Leila nahm ihn die Augenbinde ab. Sciz Augen brauchten eine Weile um sich auf das dämmrige Licht einer Kerze einzustellen. Seine Kerkerzelle war so klein, dass gerade mal er und seine drei Gäste darin Platz fanden. Die Frau, die mit Leila und Yasmina gekommen war, war hochgewachsen, muskulös und wie die anderen beiden in zerschlissene Wüstenkleider gehüllt. Eine zerfurchte Narben zog sich über ihr ansonsten hübsches Gesicht. Das einzige was sie klar von den anderen beiden unterschied, war ihre autoritäre Aura die sie umgab.
Aber nicht die Hexe des blauen Sandes, stellte Sciz ein wenig enttäuscht fest.
"Ich grüße Euch, Fremdländer. Mein Name ist Salin. Ich bin die Hüterin der 'Ausgestoßenen', oder wie man uns sonst noch nennt."
Sciz legte den Kopf schief.
"Ihr seht nicht aus wie eine Hexe."
"Das wäre dann wohl unsere spirituelle Führerin, Yananell."
Na, zumindest bin ich an der richtigen Adresse.
"Für Euch sollte erst einmal genügen, dass ich hier das Sagen habe. Also..."
Salin räusperte sich.
"Meine zwei Frauen hier, haben mir eine ziemlich unglaublich Geschichte erzählt. Eine die über den Erfindungsgeist eines Hitzefiebers hinausgeht."
"Aber es ist wahr! Alles davon!", warf Leila trotzig ein, begann aber unter Salins durchdingenden Blick wieder schüchtern in sich zusammen zu schrumpfen.
"Und du solltest für uns Wasser holen! Und du solltest auf sie aufpassen, Yasmina!"
Die Anführerin schüttelte den Kopf.
"Zumindest sind beide sich einig, dass Ihr sie gerettet habt und es verdient habt angehört zu werden. Und obwohl ich nicht glaube, dass der Sultan vor irgendeiner Täuschung zurückschrecken würde um uns endlich zu erledigen, bin ich Euch zumindest zu Dank verpflichtet. Ich möchte Euch ihren Wunsch erfüllen."
Sie verschränkte die Arme.
"Also... Sprecht."
Die Hintertür des Gebäudes war nur angelehnt, als Megg es erreichte. Misstrauisch sah sie sich noch einmal nach möglichen Verfolgern oder zufälligen Beobachtern um und schob dann die Tür auf, während sie den Zepter, den ihr die Sternenwache zu Verfügung gestellt hatte zog. Sie schloss die Tür hinter sich, ergriff ihren Schild mit der freien Hand und bewegte sich geduckt durchs Innere des Gebäudes. Nur falls dies mehr als Haens Einladung war. Sie trat durch das Esszimmer, in dem sie sich befand an einer Treppe vorbei, spähte in die Eingangshalle und keuchte.
Eine Leiche lag direkt vor der Vordertür in einem Totenwinkel zum Fenster, durch das Licht in den Raum fiel.
Es war ein Mann. Ihm fehlten die Stiefel, die achtlos bei Seite geworden waren sodass sie seine gebrochenen Zehen und fehlenden Zehnägel auf der rechten Seite sehen konnte, das linke Bein fehlte ab Mitte des Unterschenkels. Die Oberschenkel waren mit Holzpflöcken an den Fußboden fixiert.
Sein Hemd war an der Vorderseite aufgerissen worden. Seine bloße Bauchdecke mit mehr als einem dutzend großer blutverkrusteter Glasscherben gespickt und Auf seiner Brust waren Haut und Fleisch streifenweise abgezogen worden, stellenweise soweit, dass der Knochen durchschimmerten. Die ausgestreckten Arme waren an zahllosen Stellen verbrannt und über dem Kopf an den Handgelenken gekreuzt, die beide mit einem großen Küchenmesser durchstoßen waren, das sie an den Boden nagelte. Unterschiedliche Zahlen von Gliedern fehlten den einzelnen Fingern die wenigen verbleibenden Fingerkuppen hatten keine Nägel mehr und waren mit Nadeln durchbohrt.
Sein Kopf war zum größten Teil bis zur Unkenntlichkeit zerstört ein hölzerner Schemel steckte im oberen Teil fest und ragte diagonal auf. Das einzig verbleibende vom Gesicht war die untere Gesichtspartie, die die Lippen offenbarte die mit einem Draht zusammengenäht worden waren.
Sie schwankte als sie mit der Übelkeit kämpfte stieß mit dem Rücken gegen die Wand und würgte. Bittere Galle stieg in ihrem Hals auf, doch sie zwang sich sie wieder herunterzuschlucken. Ihr Atem ging rasselnd Schweiß auf ihrer Stirn.
"Es gefällt euch nicht?"
Sie wandte den Kopf zur Seite und erblickte Haen, als er gerade den Fuß der Treppe erreichte. Selbst als sie ihn sah hörte sie ihn nicht. Er bewegte sich wie ein Geist.
Haen hatte sich das Haar zurückgebunden und trug auch nicht mehr das Reisegewand von zuvor sondern eine gewöhnliche Hose und ein mit Blut gesprenkeltes weißes Hemd, das er sich bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt hatte. An der Seite steckte ein blutgetränktes Tuch in seinem Hosenbund.
"W... Wer?", brachte sie hervor und schaffte es sich von der Wand zu lösen ohne zu stürzen, "Warum...?"
Haen musterte sie für einen Moment prüfend und zuckte dann die Schultern. "Einer von Rooks Männern. Er hat ihn und seinen Partner hergeschickt um nach Informationen über die Wache zu suchen, nachdem er den hier lebenden Agenten, Appakus, getötet hat."
"Partner?", fragte Megg.
"Er ist oben, ich bin seid kurzem mit ihm fertig. Noch lebt er." Der Berührte wandte sich von ihr ab und stieg langsam die Treppe wieder hinauf.
Meggs Blick huschte noch einmal zu dem verstümmelten Leichnam zurück. Irgendwie bemerkte Haen es, obwohl er ihr den Rücken zugewandt hatte.
"Falls es euch tröstet, er hat mir alles erzählt, auch das er einer der Mörder eurer Brüder war. Das waren sie beide." Dann war ihr 'Verbündeter' im oberen Stockwerk verschwunden.

"Nun gut, Hüterin." Sciz Stimme klang rau und kratzig. Seine Kehle war ausgetrocknet. "Halten wir zunächst einmal fest. In eurer... Obhut befinden sich zur Zeit keinerlei Fremdländerinnen."
Salin schwieg für einen Moment, wägte ab welchen Schaden diese Information anrichten konnte. "Nein."
"Und ihr stimmt der Einschätzung eurer Untergebenen zu, dass eine Fremdländerin in diesem Lande früher oder später an der Seite eures Sultan enden würden."
"Viele würden diese Einschätzung teilen.", antwortete Salin ungeduldig.
"Ebenso wäre selbst eine Fremdländerin in diesen Ländern wenn herrenlos dem Willen eines Besitzers unterworfen und ihre Freiheit wäre auf ewig verwirkt?"
"Das wäre die Tradition." Salin rümpfte die Nase. "Gedenkt ihr noch lange meine Zeit zu verschwenden?"
"Wenn ich also an der Freiheit und Unversehrtheit solcher Fremdländerinnen interessiert wäre, würde ich mich dann nicht gegen den Willen des Sultans stellen?"
"Zweifellos, würde es einen eindeutigen Beweis eures Anspruches bedürfen, um ihn davon zu überzeugen sich von derartigen Mitgliedern seines Harems zu trennen, angenommen er wolle seinen eigenen Anspruch nicht mit Gewalt gültig machen." Salin musterte ihn durchdringend und misstrauisch.
"Da ich also weder hier noch in meiner Heimat irgendeinen Besitzanspruch an diesen Frauen geltend machen kann, wäre meine einzige Möglichkeit mich gegen den Sultan zu stellen, möchte ich diese Frauen befreien."
"Was ihr also zu sagen wünscht ist das wir im Grunde Verbündete sind, die die selben Ziele verfolgen?", fragte die Hüterin der Ausgestoßenen spöttisch.
"Ich sage, dass wir Verbündete sein können, die ihren Zielen auf dieselbe Weise näherkommen können."
Salin verschränkte die Arme. "Ich fürchte, wenn das alles ist, stoßt ihr hier an dieselbe Mauer, wie in einem Handel mit dem Sultan. Ich benötigte einen eindeutigen Beweis eurer Absichten, eurer Vertrauenswürdigkeit."
"Mh." Sciz räusperte sich. "Reicht euch mein Wort nicht? Mein Wort und das Wissen, dass ich einen Verbündeten des Sultans bekämpft habe, dass ich mich nicht undankbar für meine Rettung gezeigt habe."
"Wenn ihr nicht die Position unseres Lagers kennen würdet, vielleicht fiele es mir leichter euch zu vertrauen."
Sciz lächelte. "Aber genau deshalb solltet ihr mir Vertrauen."
"Was?", fragte Salin, "Was für ein Unsinn!"
"Eure Frauen Bewegen sich geschickt durch die Wüste und leichtfüßig. Aber ich, ich bin Seemann, wenn ich auf Sand trete dann mit aller Kraft um nicht von der Flut hinausgezogen zu werden, ich hinterlasse Spuren, tiefe Spuren, die an einem so windstillen Tag lange halten und denen leicht gefolgt werden kann."
"Seid verflucht!", spie Salina und schnellte vor. Ihre Hand schloss sich fest um seine Kehle. In ihren Augen konnte er selbst im Dämmerlicht Feuer brennen sehen. Selbst im Dämmerlicht konnte er sehen wie Leila bleich und Yasmina rot vor Wut wurde.
Der Druck auf seine Kehle schnitt ihm die Luft ab. Er ächzte und griff mit den Fingerspitzen nach seinem Unterarm Arm. Er fand die Schnittwunde... die Ecke der Tonscherbe, die er sich selbst ins Fleisch gebohrt hatte.
"Seid verflucht! Seid verflucht ihr und alle eurer Art! Doch glaubt nicht, dass ihr Leben werdet wenn wir sterben!", schrie Salin voll Hass; Sciz zog die Tonscherbe heraus rieb die scharfe kannte an seinen Fesseln. "Wir werden fliehen! Uns in alle Winde zerstreuen, bevor der Sultan seine Truppen sammelt, er wird uns jagen und wir werden sterben, viele von uns, vielleicht die meisten, doch einige von uns werden überleben, aber ihr, ihr werdet hier sterben für einen Sultan, den es nicht kümmern wird!"
"Lasst... mi... mich... sprech-", würgte er die Tonscherbe lag rutschig von seinem Blut in seinen Fingern, schnitt nur langsam durch seine Fesseln.
"Letzte Worte?!", fragte die Ausgestoßene, "Letzte Lügen!"
Er spannte die Arme und riss die angesägten Fesseln mit einem Mal auseinander. Seine Hand schoss nach unten an die Seite seines Stiefels. Das Messer darin hatten sie gefunden, doch die Naht an der Seite des Futters war ihnen entgangen. Er riss sie auf und zog die kleine kleine Klinge heraus.
Salin keuchte erschrocken auf, als er aufsprang und wich zurück, doch in der kleinen Zelle hatte sie einfach keinen Platz und stieß mit dem Rücken gegen die Tür. Er setzte vor, stieß Yasmina, die sich auf ihn werfen wollte mit dem Ellenbogen bei Seite und rammte Salina härter gegen die Tür die beim Zusammenprall zitterte. Seine freie Hand griff nach ihrem Gesicht, die Ausgestoßene ergriff eisern sein Handgelenk mit beiden Händen drückte es weg, bevor er sie berührte und übersah seine andere Hand die mit dem Messer unter ihren Händen hindurch griff und es an ihren Hals legte.
Für einen Augenblick standen sie nur schwer atmend voreinander alle vier von ihnen, dann ließ Sciz das Messer sinken und trat zurück bis an die gegenüberliegende Wand der Zelle zurück.
Aus dem Augenwinkel sah er Leila an die noch immer bleich war Schreck war und sich mit dem flach gegen eine der Wände gepresst hatte. Ihr angsterfüllter Blick schmerzte ihn mehr als er erwartet hatte.
Tut mir Leid., dachte er, doch ohne seine Psynergie konnten seine Gedanken sie nicht erreichen.
Er blickte zu Yasmina die ihn wütend anstarrte und sich die Brust hielt wo er sie getroffen hatte.
"Meine Spuren enden bei einem Felsen nicht allzu weit von hier, ich denke ihr kennt die Stelle.", sprach er wieder an Salina gerichtet. "Meine Freunde könnten euer Lager von dort finden." Angenommen Tropfen war bei ihnen und konnte wie zuvor weit in die Luft aufsteigen. "Aber jeder, der zu Fuß unterwegs ist würde dies schwerlich gelingen, wenn nicht gerade eine Rauchsäule von hier aufsteigt, weil jemand euer halbes Lager in Brand gesteckt hat. Ich bin mir sicher, dass es meinen Begleitern klar ist, dass es meine Absicht war sie dort abzuhängen und sie auf ein Zeichen von mir warten würden, bevor sie handeln, wenn ich sie nicht unverhältnismäßig lange warten ließe zumindest. Idealer Weise kehre ich jedoch dorthin zurück, bevor sie die Stelle erreichen."
Salina sah ihn aus kalten Augen an, sagte aber nichts.
"Dann biete ich an was ich über die Ausgestoßenen in Erfahrung gebracht habe. Sie werden mich nach zu eurem Sultan bringen und dann..." Er zuckte die Schultern. "Nun, das hängt wohl von euch ab. Im Augenblick könnte ich ihn vielleicht töten, so wie ich euch vielleicht hätte töten können und vielleicht gelänge es meinen Freunden dann unsere Freundinnen zu befreien. Natürlich käme ich auch bei Erfolg wahrscheinlich nicht mir dem Leben davon. Vielleicht würde euch sein Tod nützen vielleicht würde das Leben mit einem neuen Herrscher so weiter gehen wie bisher. Wenn ich allerdings ein Werkzeug hätte, ein Werkzeug wie kein anderes, dass ich in diesem blauen Sandsturm verloren habe. Dann könnte ich ihn nicht nur töten, ich könnte nicht nur meine Freunde befreien und nicht nur lebend herausgekommen. Ich könnte alles tun, was ihr wünscht."
Er ließ die kleine Messerklinge in seine Tasche gleiten. "Ich denke eure spirituelle Führerin weiß von was für einem Werkzeug ich spreche."
"Mmmmmh? Was haben wir denn da?"
"Ausnahmsweise etwas von Interesse, vielleicht?", fragte eine ruhige Frauenstimme hinter ihr mit provokanten Unterton.
Zwei Reihen spitzer Zähne formten sich zu einem verschlagenen Grinsen.
"Darauf kannst du wetten, Morgan. Ayana ist gerade gekommen. Und sie hat jemanden mitgebracht."
Die dunkelhaarige Frau, die auf den Namen Morgan hörte, blätterte gedankenverloren in ihrem kleinen ledergebundenen Handbuch und gab einen leisen unbeeindruckten Pfiff von sich.
"Ooooh, wooow. DAS ist mal was Neues."
"Sieh ihn dir doch mal an.", fuhr sie fort, Morgans Seitenhieb ignorierend. "Ein Erdadept. Auf den ersten Blick gewöhnlich und unscheinbar. Aber wenn man genauer hinsieht erkennt man eine gewisses... Etwas. Was kann das nur sein...?"
"Führt dein Schwafeln noch zu etwas? Oder verschwendest du nur deine Atemluft... und meine Zeit?", schnarrte Morgan und blätterte um.
"Du siehst ja nicht mal hin!", erwiderte sie trotzig.
Glutrote Augen folgten dem Objekt ihres Interesses.
"Hm... Was ist nur mit ihm...?"
"Trägt er vielleicht irgendwelche Rangzeichen an sich?", fragte Morgan desinteressiert.
"Nein."
"Und Ayana redet mit ihm? Dann ist es vermutlich unser neuer Erster Offizier."
Sie zuckte überrascht zusammen, wagte es aber nicht ihre Augen von ihm zu nehmen.
"Du kennst ihn?"
"Nein, aber ich habe von ihm gehört.", sagte Morgan und deutete ein herablassendes Kopfschütteln an. "Ein annehmbarer Krieger, aber außerhalb des Kampfes wird er niemanden von großen Nutzen sein."
"Hmmm..."
"Und du hörst mir mal wieder nicht zu?"
"Hmmm... Mh? 'Tschuldige, Morgan. Was sagtest du?"
"Das er dir ähnelt.", tat die Frau das Gespräch ab und vertiefte sich wieder in ihr Buch.
"Interessant... Ja... Ja, wirklich interessant... Morgan, ich glaube ich bin verliebt."
Die Frau ließ ihr Buch zuschnappen und starrte an die Decke.
"Augenblick mal! Mir ist gerade was eingefallen! Was war es noch...? Oh! Richtig! Ich muss mir deine verstörenden Bemerkungen nicht länger antun. Also werde ich jetzt gehen und ich fände es begrüßenswert dir heute nicht noch einmal über den Weg zu laufen."
Sie kicherte.
"Du lässt mich allein? Auch gut. Ich glaube ich habe hier etwas, was mich den ganzen Tag beschäftigen wird."
"Ich bin froh, dass wir eine Einigung erzielt haben.", erwiderte sie trocken, verstaute ihr Büchlein und erhob sich.

Weldon begriff immer noch nicht, wie sie ihn dazu hatte überreden können. Sie hatte ihn nicht einmal gedrängt oder gar gebeten. Ayana hatte ihm einfach einen kleinen einführenden Rundgang auf der 'Sternenbrand' angeboten und er hatte prompt zugestimmt. Er war gerade mal eine halbe Stunde hier und tat etwas Produktives! Wer hätte das gedacht? Zeigte Weldon plötzlich Regungen eines neu gefundenen Verantwortungsbewusstseins?
Er wünschte dem wäre so gewesen. Stattdessen erwischte er sich immer wieder dabei, wie er Ayana verträumte Seitenblicke zuwarf.
Komm schon Weldon, reiß dich zusammen, ärgerte er über sich selbst.
"Und hier ist die Offiziersmesse. Die letzte Station unseres Rundgangs.", sagte Ayana, als sie in einen großen hellen Raum eintraten.
Weldon erwachte aus seiner Geistesabwesenheit und staunte nicht schlecht über den Anblick, der sich ihm bot. Die Offiziersmesse war groß genug, dass bequem hundert hungrige Menschen gleichzeitig hier speisen konnten. Die fest verankerten Tische und Bänke wirkten fast schon luxuriös und das Licht der Psynergylampen tauchte den Raum in ein warmes freundliches Licht.
"Hier nehmen die Männer und Frauen der Sternenbrand ihre Mahlzeiten ein und können außerhalb des Einsatzes die Zeit vertreiben. Es gibt auch einen Bereich für die höherrangigen Offiziere, gleich diese Treppe rauf."
Sie nickte zu einem Balkon hinauf, der aussah die der Bog eines kleinen Schiffs. Er meinte eine merkwürdige Bewegung zwischen den Streben des Geländers ausmachen zu können, als ihnen auf der Treppe eine dunkelhaarige Frau entgegenkam. Sie warf ihn aus weinroten Augen einen finsteren Blick zu und passierte sie wortlos.
"Wir haben eine Schattenadeptin an Bord? Silkanas?"
"Mirnuzar. Ihr Name ist Morgan. Sie gehörte auch zu meiner Gruppe von der Wegbereitung. Eine begnadete Historikerin und Expertin für alte Gebräuche. Vor nicht allzu langer Zeit hat sie ihre Hoheadepten-Prüfung mit Auszeichnung abgeschlossen. Ihr werdet mit ihrer Arbeit zufrieden sein, dass kann ich Euch versprechen. Da fällt mir ein..."
Die Zweite Offizierin blickte in die Richtung in die Morgan verschwunden war.
"... ich muss noch einmal dringend mit ihr sprechen. Wenn es Euch etwas ausmacht, würde ich den Rundgang jetzt beenden."
"Oh...", machte Weldon und klag dabei viel enttäuschter als er eigentlich wollte. "Sehr wohl. Ich danke Ihnen dann für Ihre Zeit, Ayana."
Sie salutierte.
"Ich tue nur meine Pflicht, mein Herr!"
Weldon stöhnte innerlich auf und imitierte die Bewegung. Sie standen so einen Moment gegenüber, als er bemerkte dass Ayana noch auf etwas wartete. Was war denn jetzt schon wieder?
"Ähm... Wegtreten?"
Sie schlug zackig die Hacken zusammen, machte auf dem Absatz kehrt und verließ die Offiziersmesse wieder. Unentschlossen ob er durch ihr plötzliches Aufbrechen erleichtert oder betrübt sein sollte, ließ er seinen Blick nochmal durch die Messe schweifen.
Mann, die haben sich echt nicht lumpen lassen..., dachte Weldon mit einem resignierenden Lächeln auf den Lippen. Man könnte fast vergessen, dass wir im Krieg sind...
Eine Hand packte ihn an der Schulter. Er erschrak.
"Weldon!", rief ihn eine bekannte Stimme. "Wahnsinn, die Admiralin hat dich wirklich gehen lassen!"
Der Erste Offizier beruhigte sich und drehte sich lächelnd um.
"Timozi.", stellte Weldon fest, erleichtert ein vertrautes Gesicht zu sehen.
"Habe mir schon Sorgen gemacht. Wir wollten in den nächsten Stunden in See stechen."
"Och, das hätte mir auch nichts ausgemacht. Ich wäre dann einfach beim nächsten Mal mitgekommen."
Der Wundervogelreiter lachte.
"Immer noch der alte Weldon, hm? Komm ich muss dich den Junge vorstellen."
Weldon zog die Schultern an.
"Naja... Eigentlich sollte ich mich langsam mal bei Flama melden..."
"Und wenn ich dir ein Bier spendiere?"
Weldons Mundwinkel zuckten.
"Geh voran!"
Timozi lachte wieder, klopfte ihn auf die Schulter und führte ihn zu seinem Tisch, an dem zwei junge Männer saßen.
"Jungs, darf ich euren Ersten Offizier, Weldon aus den Neitälern, vorstellen?"
Die beiden Männer, ein Wind- und ein Wasseradept, hoben zur Begrüßung ihre Bierkrüge und prosteten ihm zu. Weldon musste grinsen. Das war viel besser, als der ständig salutierende und Hab-Acht-Stellung einnehmende Haufen, mit denen er sonst immer zu tun hatte. Timozi musste schon von ihm erzählt haben.
"Weldon, das da ist Dustin aus dem Blutflusspass.", deutete er auf den galatanischen Windadepten mit hoher Stirn, leicht hervortretenden Augen und Spitzbart, der zur Antwort scheu grinste.
"Und das ist Sasso Croix, ein Mirnuzarianer."
Der blasse Wasseradept winkte fröhlich, aber es war irgendwas an seinem mysteriösen Lächeln, dass Weldon schaudern ließ.
"Beides sind vielversprechende Rekruten die mir ein alter Freund wärmstens empfohlen hat. Er meint, sie brauchen nur ein wenig Feinschliff von mir und sie könnten es zu echter Größe bringen."
Timozi stellte Weldon den versprochenen Krug Bier von beachtlicher Größe hin und gebot ihm Platz zu nehmen. Weldon setzte sich.
"Es ist mir eine Freude euch kennenzulernen."
"Ganz unsererseits, Weldon.", antwortete Sasso locker.
Dustin grinste nur und trank noch einen Schluck Bier. Weldon tat es ihm gleich. Das säuerliche Getränk war eine Wohltat für ihn.
"Das hab ich gebraucht.", seufzte er, als er den Krug wieder absetzte.
"Wirklich? Stress mit der Zweiten Offizierin?", fragte Timozi undurchsichtig.
"Die Frau wird mein Ende sein.", nuschelte Weldon düster.
"Ah, so kann man das auch sagen.", lachte Dustin leise.
Weldon runzelte fragend die Stirn.
"Hm?"
"Ihr konntet gar nicht die Augen von ihr lassen.", sagte der Windadept und grinste vielsagend.
Auch Timozi konnte sein Lachen nicht mehr zurückhalten.
"Wir haben es alle gesehen, Weldon. Hübsches Kind, diese Ayana."
Weldon spürte wie er errötete.
"So ist es überhaupt nicht.", erwiderte er ungehalten.
"Ist sowas eigentlich erlaubt?", fragte Sasso neugierig. "Eine Beziehung in dieser militärischen Rangordnung meine ich."
"Leute, ich bin nicht-"
"An sich schon.", unterbrach Timozi Weldon gnadenlos. "In Galatan war das Leben während des Krieges meist kurz, daher war es nicht unüblich, wenn nicht sogar gewünscht sich seinen Partner auf dem Schlachtfeld zu suchen. Natürlich wurde es von Region zu Region unterschiedlich gehandhabt. In Reyters Streitkraften ist es auch erlaubt, bloß wenn es Verdacht auf Missbrauch der Rangordnung gibt, werden die Betroffenen in jeweils unterschiedliche Einheiten zugewiesen. Die Offiziere haben da ein kritisches Auge drauf."
"Jetzt hört schon auf!", wies Weldon sie zurecht. "Zwischen uns ist nichts! Und ich habe nicht vor das zu ändern, okay? Diese Frau wird mich sowieso hassen lernen, wenn sie die Hälfte meiner Arbeiten übernehmen muss. Ich gebe zu sie hat ein schönes... ein verdammt schönes Gesicht, aber-"
"Und ein wahnsinns Hinterteil!", pflichtete Dustin eifrig bei.
Timozi hob fragend eine Braue.
"Welches Hinterteil? Ich sehe nur Rüstung an ihr."
Dustin schmunzelte.
"Ich sehe ihn. Aber auch bei den anderen Frauen auf diesem Schiff... Mama! Ich bin froh, auf der Sternenbrand gelandet zu sein."
"Sie ist ganz ansehnlich.", meldete sich Sasso unbekümmert zu Wort. "Aber zu Hause habe ich viele hübsche Ladies ständig um mich gehabt. So besonders finde ich sie nicht."
"Wo kommst du her, Sasso?", fragte Weldon schnell, froh über die Gelegenheit das Thema zu wechseln.
"Ach, nur so ein kleines langweiliges Kaff weit im Süden, wo es schon richtig kalt wird. Und außer den Frauen dort gibt es auch nichts, über das es sich zu sprechen lohnt. Deswegen fühle ich mich auf diesem Schiff auch irgendwie heimisch."
Timozi schüttelte müde den Kopf.
"Ja... Ich hoffe wirklich, dass das ein Zufall war, ansonsten frage ich mich ernsthaft was Flama sich dabei gedacht hat. Deswegen bin ich auch so froh, dass du hier bist, Weldon. Hast du mal einen Blick auf die Mannschaftsliste geworfen?"
Weldon sah ihn verständnislos an. Der Staffelführer der Wundervogelreiter seufzte resignierend.
"Ach ja, ich habe vergessen mit wem ich rede. Natürlich hast du nicht."
Er beugte sich vor.
"Dich und mich nicht mitgezählt, sind alle führenden Positionen auf diesem Schiff... sei es Schiffstechnik, Expeditionsleitung oder Schlachtenkoordination... Alles Frauen."
"Oh... okay?", antwortete Weldon unsicher.
"Meine Rede!", grinste Dustin zufrieden. "Ich sehe da auch kein Problem."
"Mal sehen wie du in ein paar Wochen darüber denkst.", meinte Timozi mit düsteren Gesichtsausdruck. "Lass dir das von einem verheirateten Mann sagen: Das wird nicht so lustig wie du denkst. Wird es wirklich nicht."
Die Tür schloss sich mit dem schabenden Geräusch schweren Gesteins. Kudo schloss erschöpft die Augen und atmete tief durch. Er musste sich konzentrieren. Es lang noch Einiges vor ihm.
Als er sie wieder öffnete, war er schon da. Merl stand mit verschränkten Armen vor ihm und musterte ihn schweigend. Wenn Kudo es richtig verstand, existierte dieser Kerl in seinem Kopf und wusste dementsprechend auch alles was geschehen war. Fast schon erwartete er Beschuldigungen. Ein 'Du hast sie nicht retten können!' oder ein 'Du hast sie im Stich gelassen'. Aber er sagte nichts dergleichen. Er stand einfach nur da und starrte ihn an.
"Was...?", fragte Kudo, der nicht in der Stimmung für irgendwelche Belehrungen oder gar Mitleid war.
"Der Zylinder?"
Kudo holte ihn hervor. Er hatte keine Ahnung wie er die ganzen Strapazen überstehen konnte, aber wie durch ein Wunder war er vollkommen intakt geblieben. Merl schien zufrieden.
"Gut. Dann los."
Seite an Seite schritten sie tiefer in die Kammer hinein. Kudo warf ihn einen kurzen Seitenblick vor. Irgendwie war er... froh, jemanden an seiner Seite zu haben. Und er konnte kaum glauben, dass er so dachte. Er konnte ihn eigentlich nicht ausstehen! Und er war noch nicht einmal echt! Aber zumindest gab er ihm das Gefühl nicht allein zu sein.
Die Transferkammer war überwiegend in Dunkelheit getaucht. Das einzige Licht ging von offenen Energieleitungen aus, die aber nur sehr schwach glommen. Trotz seiner geschärften Sinne hatte Kudo Schwierigkeiten sich zurecht zu finden. Das einzige was er klar sehen konnte war Merl, der selbstsicher durch die Finsternis schritt.
"Es ist noch eine Präsenz in diesem Raum.", sagte Merl leise.
Kudo nickte.
"Ich weiß. Dieses Kind... Der 'Chaosbringer'... hat gedroht mir hier aufzulauern."
Er lauschte bereits angestrengt in die Dunkelheit hinein. Aber er hörte keine leisen Schritte, kein Atmen, keinen Herzschlag. Da war nichts. Nur gespenstische Stille.
"Wenn er zuschlägt kann ich dir nicht helfen."
"Als ob ich deine Hilfe brauchen würde.."
Merl lächelte müde. Falls er einen Kommentar auf der Zunge hatte, behielt er ihn für sich.
Sie begannen Stufen hinaufzuklettern und wenig später blieben sie stehen. Im schwachen Licht konnte Kudo die Umrisse eines rechteckigen Objektes aus schwarzen Stein vor ihnen ausmachen. Es schien aus dem gleichen Material gemacht zu sein wie der Zylinder. Ein Altar?
"Was jetzt?", fragte Kudo.
"Öffne den Zylinder."
Er starrte Merls Abbild verständnislos an.
"Öffnen? Wie?"
Die Mundwinkel seines Begleiters zuckten.
"Du weißt wie."
Kudo tastete den Zylinder mit ratloser Miene ab. Gestatte sich dieser Möchtegern-Held jetzt doch einen Spaß mit ihm?
Plötzlich hielt er inne. Dann, als hätte er es schon immer gewusst, fasste er den Zylinder an beiden Enden und drehte sie in verschiedene Richtungen. Die Gravuren auf dem Objekt erwachten flackernd zum Leben und strömten ein schwaches kaltes Licht aus.
"Nett.", murmelte Kudo.
Jetzt wo er eine bessere Lichtquelle hatte, konnte er in dem Altar eine Vertiefung erkennen, die praktischerweise perfekt auf die Form des Zylinders passte. Kudo zuckte mit den Schultern und näherte sich dem Altar.
"Wenn du die Energie zuschaltest,", sagte Merl hinter ihm mahnend. "wird der Chaosbringer möglicherweise direkt zuschlagen. Mach dich bereit."
"Er sollte sich vorsehen.", versicherte Kudo düster. "Ich bin gerade nicht in der Stimmung für irgendwelche weiteren Spielchen."
Zielstrebig drückte er den Zylinder in die Vertiefung.
Die Transferkammer erwachte zum Leben.
Zuerst leuchteten die eleganten Gravuren auf dem Altar auf und breiteten ihr Licht auf die Energieleitungen im gesamten Raum aus. Stein mit merkwürdigen Vertiefungen mit längst vergessenen Nutzen traten aus dem Boden und begannen den Raum mit einem tiefen Brummton zu erfüllen. An der gravierten Wand vor ihnen konnte er die Überreste alter Sternengläser erkennen, die einst fest in die Wand eingefasst waren. Ausnahmslos alle waren zerschmettert worden.
"Unglaublich.", hauchte Kudo, der so etwas noch nie gesehen hatte.
Er straffte sich. Bisher war der erwartete Angriff ausgeblieben. Vermutlich plante der Chaosbringer gerade seinen dramatischen Auftritt.
"Also dann, Kindchen!", grollte er durch die inzwischen hell erleuchtete Kammer. "Ich habe dein dämliches Spiel mitgespielt. Und weißt du was? Sieht so aus, als würde ich gewinnen? Also warum zeigst du dich nicht einfa-"
Seine Worte erstickten, als er sich umdrehte. Keine zwanzig Schritte hinter ihm stand Katari. Und nicht ihre Geistergestalt. Regungslos stand die verwesende Tote da, die unheilige Knochenkeule fest in der linken Hand umklammert. Blut klebte an ihr. Und als Kudo den Blick zu ihren Füßen senkte, sah er auch woher es stammte.
Der Junge, der sich als Chaosbringer vorgestellt hatte, starrte ihn aus leblosen Augen an. Eine blutige Wunde zierte die Stelle, wo sein Schädel zertrümmert worden war. Nicht weit entfernt befanden sich die Überreste eines zerfallenen Exoskeletts. Vermutlich die Kreatur, die sich der Chaosbringer für ihn aufgespart hatte. Kudo würde nie erfahren, was er sich für ihn ausgedacht hatte.
"Was geht hier vor?! Was soll das?!", donnerte Kudo.
"Wie ich sagte: Dir soll sich nichts mehr in den Weg stellen.", echote Kataris bösartige Stimme von den Wänden wieder. "Dieser hier hat die Ruhe deines Familiengrabes gestört und angefangen Sachen zu zerschlagen."
Kudos Blick wanderte zu den zertrümmerten Sternengläsern. War in jeden von ihnen der geistige Abdruck von einem seiner verstorbenen Vorfahren gewesen? Ihm wurde schlecht bei diesem Gedanken.
"Also hat Obouro ihn bestraft."
Kudo bemerkte eine Reflexion vor dem toten Körper des Jungen. Ein intaktes Sternenglas! Der Chaosbringer muss es fallen gelassen haben.
"Das ist Amadeus.", sagte Merl angespannt. "Wir werden ihn brauchen, wenn wir die Brücke zum Leuchtturm aktivieren wollen!"
Kudo blickte zwischen dem Sternenglas und der toten Katari hin und her. Obwohl sie mit der Knochenkeule schwerfällig wirkte, musste es ihr irgendwie gelungen sein den Chaosbringer zur Strecke zu bringen. Kudo gab es nur ungern zu, aber er schien ein ausgesprochen gefährlicher Gegner gewesen zu sein. Und das er nun tot vor ihm lag, machte ihm große Sorgen.
"Willst du das etwa haben? Nur zu, nicht zu schüchtern. Ich beiße nicht. Hehehe..."
Katari trat langsam zurück an die Ecke des Raumes.
"Ich glaube nicht, dass das ein Trick ist.", sagte Merl mit bitteren Unterton. "Dazu sind sie sich viel zu selbstsicher."
"Das weiß ich!", fuhr Kudo ihn an.
"Hmm? Was weißt du? Redest du mit dir selbst?", trällerte die Stimme des besessenen Geistes durch die Kammer.
Kudo sah zu Merl.
Stimmt! Dieser Anarath ist in meinem Kopf, als sieht sie ihn nicht...
Dieser nickte.
"Nimm ihn. Wir brauchen Amadeus."
Kudo wappnete sich und ging langsam auf das Sternenglas und den Körper des Jungen zu. Kataris Körper verharrte regungslos. Trotzdem traute er dem Frieden nicht. Langsam schritt er vor und tastete nach dem Sternenglas. Auch als sich seine Finger um den Würfel schlossen, zeigte sie keine Anstalten sich ihm entgegenzustellen. Kudo nahm das Objekt an sich und zog sich rasch zurück.
"Okay... Was jetzt?", fragte Kudo sich laut.
"Wir müssen ihn zurück nach oben bringen und in seine Vorrichtung zurückstecken."
Nicht 'wir', sondern 'ich', dachte Kudo verärgert und steckte das Sternenglas wieder ein.
"Das ist doch die große Frage, nicht wahr?", antwortete Kataris körperlose Stimme. "Du sagtest doch du wärst an keinem Handel interessiert. Wie schade. Wie überaus schaaaaade."
Ihr bösartiges Lacheln schwoll in der Kammer zu einem unerträglichen Lärm an.
"Tja, ich schätze dann gehört deine Freundin wohl meinem Meister. So... wie... dieser... hier..."
Kudo zuckte zusammen, als der Chaosbringer sich doch endlich rührte. Er machte sich bereit seine Waffe zu ziehen, als der Junge sich mit ungelenken Bewegungen auf die Beine kämpfte. Doch als ihre Blicke sich trafen, konnte Kudo kein Leben in ihnen entdecken.
"Bei den Sternen..."
"Alles was in diesen Gräbern stirbt gehört ihm.", gackerte Katari, während die Leiche des Chaosbringers aus dem Weg schlurfte.
"Auch deine Freundin."
Kudo erstarrte.
"Ihr... habt nicht... so ein... Ding aus ihr gemacht... Das würdet ihr... nicht... wagen...!!", brachte Kudo hervor. Er konnte vor Wut kaum noch seine Stimme kontrollieren.
"Es gibt nur einen Weg das herauszufinden, nicht wahr?"
Megg schob die Tür zu der Kammer im oberen Stockwerk auf und trat mit vorsichtigen Schritten ein. Der Gestank war nicht weniger bestialisch als unten. Es roch wie in einem schlecht belüfteten Schlachthaus. Ein Schlachthaus für Menschen. Sie legte sich die Hand auf den Mund und kämpfte gegen die Übelkeit an.
Das Opfer war dieses Mal offen in der Mitte des Raumes auf einem Esstisch aufgebahrt. Sein Äußeres war in einem vergleichbar grauenhaften Zustand wie der Mann von unten. Lange raue Nägel die durch seine Gliedmaßen getrieben wurden fixierten ihn an die raue Holzplatte und Blut tropfte durch eine Furche in einen Blecheimer, dessen Inhalt sich dunkel gefärbt hatte. Das einzige Licht kam aus dem Spalt zwischen den Vorhängen und fiel direkt auf den Esstisch, was die Szenerie wie ein groteskes Kunstwerk aussehen ließ.
Megg warf einen Blick zur Seite und bemerkte Haen geduldig im Schatten lauern. Er mochte geschäftig wirken, aber ihr entging das zufriedene Glitzern in seinen Augen nicht.
"Nur zu, wir haben Zeit.", raunte Haden ihr ruhig zu, als sie sich nicht mehr von der Stelle rührte.
Er bleckte seine Zähne.
"Naja, der da nicht."
Ein ersticktes Wimmern drang von dem Esstisch zu ihr vor. Megg atmete tief durch und straffte sich.
Du willst, dass ich dieses makabere Spiel mitspiele? Dann bringen wir's hinter uns.
Sie richtete den Blick nach vorn und schritt zielstrebig zu dem Opfer auf dem Esstisch hinüber.
Aus der Nähe und im Licht sah er sogar noch schlimmer aus. Megg wunderte sich wie der geschundene Mann überhaupt noch die Kraft dazu aufbringen konnte sich vor Schmerzen zu winden. Am liebsten wäre Megg sofort wieder zurückgewichen und hätte den Mann seinem Schicksal überlassen. Aber sie musste es tun.
Langsam begann sie sich über ihn zu beugen. Der Adept schien ihre Anwesenheit bemerkt zu haben, den er versuchte kraftlos sich von ihr wegzudrehen. Zwecklos, seine festgenagelten Hände und Füße erlaubten es nicht. Er ächzte und stöhnte, brachte aber kein Wort hinaus.
Keine Zunge. Natürlich..., stellte Megg mit Abstoßen fest, beugte sich jedoch weiter vor.
"Sieh mich an.", forderte sie.
Der Sterbende versuchte immer noch sich irgendwie von ihr zu entfernen, aber sein Kampf gegen die Paralyse wurde immer kraftloser. Megg überließ ihn eine Weile seinem Überlebenskampf, ehe sie es erneut probierte.
"Sieh mich an."
Entweder erkannte der Mann dass es zwecklos war oder er reagierte auf den nun ruhigen Tonfall in Meggs Stimme. Jedenfalls hörte er auf gegen ihre Nähe anzukämpfen und drehte langsan den Kopf in ihre Richtung.
Ihr Blicke trafen sich. Megg fing an zu suchen. Aber ein langer Augenblick verstrich. Da war nichts. Mit einem enttäuschten Seufzer lehnte sie sich zurück.
"Nichts."
Ihre rechte Hand hob sich und ein greller Lichtblitz aus ihrem Zepter traf den Gefangenen direkt im Gesicht. Er zuckte kurz und öffnete den massakrierten Mund in einem stillen Todesschrei, dann sackte er zusammen. Megg ließ das Todeswerkzeug wieder sinken und wandte sich ab.
"Nichts?", fragte Haen sie beiläufig, als wäre gerade nichts von Bedeutung passiert.
"Da war nichts.", bestätigte Megg und starrte Haen an. "Ich hatte gehofft in seinen Augen etwas zu finden. Zu sehen wer er war. Was anders an ihm war. Ihm war es gelungen meine Brüder zu töten. Aber da war nichts. Am Ende war er ein einfacher Mann, so wie alle anderen auch."
"Was hattet ihr gehofft zu finden?"
"Ich weiß es nicht.", gab Megg zu. "Vielleicht Gewissheit? Oder eine Erinnerung, dass jeder von uns der nächste sein könnte? Das niemand von uns 'besonders' ist, ganz gleich über welche Kräfte man verfügt und nichts uns Immunität über den Tod verleiht?"
"Das lernt man schnell.", meinte Haen unbekümmert.
Er blickte zu dem Toten hinüber.
"Oder gar nicht. Schade, dass Ihr es so schnell gemacht habt."
Megg schüttelte den Kopf, sah aber nicht zurück.
"Eine saubere Tötung. Ihr sagtet selbst ihr wärt fertig mit ihm. Er war von keinem Nutzen mehr. Und diese Massakrierung macht mich krank. Informationen beschaffen ist eine Sache, aber bei diesen Wunden müssten sie schon längst eingeknickt sein, bevor Ihr halb fertig wart."
"Meint Ihr?", erwiderte Haen unbeeindruckt. "Sie waren sehr widerstandsfähig. Mit weniger kriegt man solche Leute nie zum Reden."
"Und ohne Zunge reden sie besser?"
Haens Mundwinkel zuckte. Megg musste ihn nicht sehen, um das zu wissen.
"In Eurem Inneren seid Ihr wenig anders als diejenigen, die meine Brüder vor mich aufgehängt haben. Und das verabscheue ich zutiefst. Aber dennoch seid ihr mein Verbündeter im Kampf gegen die Geißel Reyters und ich bin bereit zu folgen. Wenn Ihr also wirklich Verwendung für mich habt, sagt mir was Ihr als nächstes vorhabt. Und dann verlassen wir dieses Schlachthaus."
"Ihr habt sie nicht alle, Fremdländer.", fauchte Salin giftig. "Ihr bedroht uns und bietet uns gleich im selben Atemzug Eure Hilfe an? Für was haltet Ihr uns?"
Sie streckte die Hand fordernd aus.
"Eure Waffe, sofort."
Sciz lächelte dünn.
"Nur wenn wir einen Deal haben."
"Der Deal ist, dass Ihr ein wenig länger am Leben bleibt."
Sie funkelte ihn glühend an.
"Ich sage es nicht noch einmal. Eure Waffe. Her damit.", verlangte sie.
Sciz überlegte, ob er den Bogen vielleicht überspannt hatte. Er hatte keine Ahnung wo er war und hinter der Tür könnte sonst was auf ihn lauern. Ganz zu schweigen von dieser 'spirituellen Führerin', die mindestens ihm und dem Kampfkunstmeister die Kräfte geraubt hatte. Er würde mehr als eine Messerspitze brauchen, um sich freizukämpfen.
Seine Drohung schien effektiv zu sein, aber bisher war es ihm nicht gelungen sie aus der Reserve zu locken. Die Hüterin zeigte keine Intention ihn freizulassen. Er hatte zwei Optionen: Sie weiter unter Druck zu setzen und riskieren das letzte bisschen Gunst zu verlieren oder auf seine 'Verstärkung' zu vertrauen.
Sciz holte die Messerspitze aus der Tasche und hielt sie mit dem Griff voran der Hüterin hin. Yasmina riss sie ihm mit einer flinken Bewegung aus der Hand und übergab sie Salin.
"Gut. Und nun solltet Ihr beten, dass Eure 'Freunde' ähnlich schlau sind."
"Und Ihr solltet daran denken, was ich Euch gesagt habe."
Die Hüterin ließ die Klinge in ihrer Hand kreiseln, bis die Messerspitze auf Sciz zeigte.
"Hütet Eure Zunge. Wir haben schon eine Weile überlebt und wisst Ihr warum, Fremdländer? Die Wüste gehört uns. Und wir sind im Exil verdammt gut im Töten geworden. Deswegen schickt der Sultan schon lange keine Patrouillen mehr. Selbst wenn eure Freunde vergleichbar fähig sind wie Ihr..."
Ihre Augen leuchteten.
"sollten sie den Kampf suchen, wird ihr Blut den Sand tränken."
Sie schlug gegen die Tür und wartete bis sie geöffnet wurde. Sciz blinzelte gegen das Licht einer Fackel an und stockte. Hinter der Tür lag ein langer Korridor, an dessen Ende fünf Bogenschützen anlegten. Der Gang war ähnlich eng wie die Zelle in der er sich befand. Selbst wenn er aus seinem Raum ausgebrochen wäre, konnte er auf so wenig Platz unmöglich den Geschossen ausweichen.
"Sie haben übrigens auch den Befehl zu schießen, wenn Ihr mich als Geisel genommen hättet.", sagte die Hüterin kühl, die seinen Blick bemerkt hatte.
Die Wache die die Tür geöffnet hatte, Sciz stellte fest dass es sich um einen Mann handelte, nahm Salin Sciz Waffe ab.
"Was machen wir jetzt mit ihm?"
"Fürs erste... Beobachten. Bei dem geringsten verdächtigen Verhalten... Tötet ihn. Um jeden Preis.", entschied Salin und warf Sciz einen flackernden Blick zu.
"Verstanden."
"Gut. Kommt."
Diese Worte waren an die anderen beiden Frauen gerichtet. Yasmina folgte ohne Sciz eines Blickes zu würdigen, Leila jedoch schien sich nur schwer aus ihrer Erstarrung zu lösen.
"Leila!"
Die junge Frau zuckte zusammen, warf Sciz einen letzten aufgelösten Blick zu und huschte aus der Zelle. Die Tür wurde wieder zugeworfen und verriegelt. Sciz ließ sich an der Wand zu Boden sinken und seufzte. So wütend sich diese Hüterin auch gab, sie schien zumindest über seine Worte nachgedacht zu haben. Vielleicht mochten sie hier draußen in der Wüste sicher zu sein, aber wenn er richtig lag hatten sie keine Chance den Sultan direkt zu konfrontieren. Da kam ein Fremdländer wie er möglicherweise gerade recht.
Zumindest hoffte er das.
Wenigstens haben sie mich dieses Mal nicht K.O. geschlagen, dachte er, ein wenig optimistisch.

"Ich kann immer noch nicht glauben, dass er uns das antun konnte!", schluchzte Leila bitter.
"Er mag vielleicht kein Mann des Sultans sein, aber er verfolgt gnadenlos seine eigenen Interessen.", sagte Yasmina zornig.
"W-Was wird denn jetzt aus uns?", stammelte Leila und sah die Hüterin verzweifelt an.
"Ihr werdet bestraft.", erwiderte Salin und schüttelte den Kopf. "Aber dafür ist jetzt nicht der richtige Augenblick. Ich erwarte aber, dass Ihr alles gebt diese Verbündeten des Fremdländers unschädlich zu machen, wenn es soweit kommt."
Yasmina krallte ihre Finger in ihren Waffengurt und schluckte.
"Ich bin bereit für meine Verbrechen zu bezahlen. Auch wenn es mich das Leben kostet."
Leila wimmerte.
"Aber ich wollte ihm doch nur vor dem Hitzetod retten..."
Salin seufzte. Sie konnte einfach nicht mit Leila zu hart ins Gericht gehen, nur weil sie ein Herz hatte. Die Hüterin legte ihr eine Hand auf die Schulter.
"Und das war eine edle Tat. Aber Vorsicht walten zu lassen ist unser einziger Schutz vor der Armee des Sultans. Wenn wir verhindern wollen, dass uns alle ein friedloser Tod ereilt und alles zerstört wird was wir versuchen zu erreichen, dann müssen wir bereit sein die Dinge zu tun die notwendig sind."
Das junge Frau zitterte unter ihrer Hand, aber sie nickte langsam.
"Was tun wir also?", fragte Yasmina angespannt.
Salin warf ihr einen langen nachdenklichen Blick zu.
"... Ich werde mich Yananell beraten. Wenn der Fremdländer die Wahrheit spricht, dann sind sie bereits aufeinandergetroffen... So wenig Sinn das auch macht."

Ihre 'Kammer' war im Grunde nichts weiter als eine tiefe Felsspalte mit einem breiten Grund. Die Heilige hatte darauf bestanden jede Nacht unter dem Sternenhimmel zu verbringen und jede andere Räumlichkeit abgelehnt. Sie erinnerte sich wie sie Yananell das erste Mal in dieser Spalte begegnet war. Salins Gesicht war damals von Sand und trockenen Tränen gewesen und in ihr hatte ein Hass gebrannt, mit dem es selbst die Welt nicht hätte aufnehmen können. Und dann war sie dagewesen.
Die Hüterin schluckte, als sie an die Tür anklopfte. Ihre Erinnerungen an ihre erste Begegnung und dem was danach geschehen war war schwammig, aber sie hatte den höchsten Respekt vor ihr. Ohne sie wäre der Widerstand gegen den Sultan niemals in der Lage gewesen zu dieser Größe anzuwachsen. Sie war so dankbar für ihren Rat, ihre Führung und ihren unerschütterlichen Glauben.
"Herein."
Die Hüterin zog die notdürftige Tür auf, behutsam sie nicht aus den Verankerungen zu reißen, und schlüpfte hinein. Sie hatte nie begriffen, wieso die Spalte trotz des Lichts der brennenden Wüstensonne so kühl und... angenehm war. Manchmal schien es, als würde sie in eine andere Welt eintreten.
Die Heilige meditierte wie immer im Schneidersitz im Zentrum des Raumes und hatte ihr den Rücken zugewandt. Auf ihren Knien ruhte ihr Stab mit dem kristallenen Sichelmond.
"Hüterin.", grüßte sie Salin mit einer Stimme endloser Ruhe.
Sie fiel auf die Knie.
"Gebieterin. Unsere Späher haben vorhin einen Mann aufgegriffen. Einen Fremdländer."
Sie berichtete sorgfältig in allen Einzelheiten, was es mit dem Mann auf sich hatte, der in ihrer Zelle saß. Sie beschrieb jedes Detail; was Leila und Yasmina über ihn erzählt hatten, was er gesagt hatte, sogar über seine Waffe im Stiefel und wie es ihm gelungen war sie zu überwältigen. Yananell lauschte einfach und sagte kein Wort.
"Er sprach auch von einem Werkzeug, dass Ihr ihm genommen gabt, Gebieterin. Aber er muss sich irren. Ihr verlasst Eure Räumlichkeiten nie."
"Hüterin, ich verlasse meine Räumlichkeiten ständig."
Salin klappte der Mund auf. Für einen Moment fehlten ihr die Worte.
"Was?! Wann?! Wie?! Niemand hat Euch je ausgehen gesehen! Ihr wart immer hier! Es ist gefährlich draußen! Was wenn Ihr Männern des Sultans in die Hände fallt..."
"Hüterin!", grollte die Heilige wütend, woraufhin Salin sofort aufhörte zu reden. "Ich bin Euren Mitstreitern nicht aufgefallen, also werden mich die Häscher dieses Wichtigtuers nicht einmal bemerken, wenn ich in ihrem Gesicht stehe."
Darauf wusste die Hüterin nichts zu antworten. Yananell mochte sie unterstützen und schien stets zu wissen was sie wo und wie tun sollten, aber war nie selbst in Aktion getreten. Bisher hatte Salin angenommen, dass sie nicht einmal ihre Spalte verließ.
"Er sagt also seine Freunde würde ihm hierher folgen...", fuhr sie fort, mehr an sich selbst gerichtet als an Salin. "Und die Frauen aus seinem Volk sind bei dem Sultan gelandet. Also bin ICH daran Schuld? Ich nahm an sie würden aufgeben oder einfach sterben..."
"Y-Yananell?"
Ohne Vorwarnung erhob sich die Hexe des blauen Sandes und drehte sich zu Salin um. In ihren goldgesprenkelten Augen lag ein unheilvolles Glühen und ihre schlanken Hände legten sich spielend um ihren Stab.
"Lasst den Gefangenen frei und erlaubt es ihm sich mit seinen Freunden wieder zu vereinen."
Salin war schockiert.
"G-Gebieterin?! Wir sollen sie einfach ziehen lassen? Sie wissen wo unser Lager ist!"
"Die Situation ist um Einiges... komplexer. Keine Sorge, Hüterin. Den Frauen hier wird nichts geschehen. Solange ich hier bin, wird euch nichts geschehen."
Uralte Wut füllte ihren Blick.
"Ich werde die Sache persönlich in die Hand nehmen. Allein."
Marius hob den Blick von der Straße und fixierte den kleinen Fleck, der über den Dämmerungshimmel flog. Er löste eine Hand von den Zügeln und streckte sie unter dem schwarzen Mantel hervor, mit dem er sich bedeckte zum Schutz vor Kälte und den Augen jener, die wussten wie er aussah. Die kleine Taube landete auf seinem behandschuhten Handrücken und stieß einen kleinen Pfiff aus. Am linken Fuß war mit einem Faden ein kleines zusammengerolltes Stück Papier befestigt. Er erkannte die Brieftaube sie stammte aus seiner Heimat, eine besondere Spezies, die ihren Adressaten auch auf hoher See finden konnte, er selbst hatte einst den Handel mit ihnen aufgenommen und dafür gesorgt, dass sich ihr Einsatz über Mirnurzar verbreitete. Geistleserkommunikation löste sie inzwischen langsam ab.
"Nimm die Zügel, Junge.", wies er den jungen Aerorill an, der ihn schon seid ihrem Zusammenschluss anstarrte und der zusammen mit der Hälfte der übrigen Aerorill, die sich ihm angeschlossen hatten hinten auf dem Wagen saß, ebenfalls in einen Umhang gehüllt. Sein Gefieder war pechschwarz, doch ging es an den Spitzen und Stellenweise am Kopf in ein überraschend helles rot über.
Das Kind stieß ein Krächzen aus, das Marius als genervtes Aufstöhnen interpretierte, und kletterte über den Wagen auf den Kutschbock, um seiner Anweisung Folge zu leisten.
Der einstige Lord blickte in die stechenden roten Augen des Vogelwesens, als er ihm die Zügel übergab. Sie erinnerten ihn an zwei glühende Kohlenstücke, obwohl sie nicht tatsächlich leuchteten und er konnte sich des Gefühl des drohenden Unheils nicht erwehren, als er in sie blickte.
Dieser Aerorill war anders als all die übrigen, er hatte es sofort gewusst, doch ihm war bis jetzt noch nicht klar wieso, wenn gleich die übrigen Aerorill ebenfalls Kontakt zu diesem Kind scheuten. Er selbst zog es vor derartige Personen dicht an seiner Seite zu wissen, um sie studieren und ihnen keinen Freiraum zu lassen.
Ohne sich etwas anmerken zu lassen, ging er wieder seiner Arbeit mit der Brieftaube nach. Vorsichtig löste er die Nachricht von ihrem Fuß und platzierte den Vogel dann auf seiner Schulter, bevor er las.
Geliebter... zähle die Stunden...
Immer dasselbe und jede einzelne kam sich dabei furchtbar originell vor.
Glaube keine der Geschichten... kenne dich besser...
Aber sicher doch... Wieso mühte sich irgendwer ab derartig viel auf ein winziges Stück Papier zu zwingen, wenn sie am Ende eigentlich gar nichts schrieben.
Costello... Lügen... weiß um euer gutes Herz...
Sagte er ihnen nicht immer die Vögel nur für wichtige Nachrichten zu verwenden? Wer war das überhaupt? Marius überprüfte den Namen, ein Mädchen aus Polinas, sie war die Tochter oder Nichte irgendeines alten Generals oder Hauptmanns, wenn er sich recht erinnerte, hatte ein Muttermal auf der rechten Wange und roch nach Flieder. Na hoffentlich war nicht alles in der Nachricht unwichtig.
Wiederaufbau... Teol... Oscasiane... Thronfolgerin... Frostlande... vorübergehender Herrscher... Front gegen Reyter...
War das eine Falle? War es nicht zu gut um wahr zu sein?
Werde euch ewig Lieben...
Wie erwartet erhielt der Brief nichts mehr von Bedeutung. Er knüllte das Papier zusammen, griff nach der Laterne an der Seite des Wagens, die sie bereits entzündet hatten und hielt die Nachricht in die Flamme. Die Landstraße teilte sich vor ihnen, der eine Weg führte zu einem kleinen Dorf der andere eine Anhöhe hinauf in einen Wald, der Trotz der Jahreszeit herbstliche Farben trug. Einige Gelehrte behaupteten diese und ähnliche Vorkommen in der Natur haben ihre Ursache in einem Defizit an Alchemie. Marius interessierte die Farbe der Blätter eines Waldes herzlich wenig; die Wachstumspsynergien der Silkanas ließen sowieso alles was wachsen sollte zu jeder Jahreszeit wachsen.
"Gib her." Er nahm die Zügel wieder an sich und lenkte die Pferde in den Wald. Die beiden anderen Wagen mit seinen übrigen Gefolgsleuten folgten.
Die Nachricht hatte den Sachverhalt verändert, wegen dem er eigentlich hierher gekommen war. Wenn die Thronfolgerin von Oscasiane in den Frostlanden bei den Hexen war, so hielt er es für klüger anderen die Aufgabe zu übertragen sie dort herauszuholen vor allem bedachte man die glücklichen Umstände dahinter, dass er diese Information überhaupt erhalten hatte.
Wenn er die Thronerbin kontrollierte, kontrollierte er Oscasiane und wenn er sie wiederfand würde es ein leichtes sein selbst den legendären Lord Stein für seine Sache zu gewinnen. Militärisch gesehen ließ ihn das jedoch noch immer unzureichend zurück, wenn er sich gegen die Adeptentruppen Kriegsherr Reyters stellen wollte. Oscasiane hatte keine ernstzunehmende Armee, hatte es nie gehabt. Das Land hatte eine bessere Marschkapelle gekleidet in bunte und glänzende Zielscheiben, die Paraden abhielten und die Gemüter beruhigten und war auch zu Glanzzeiten viel zu klein gewesen, um die Nation zu beschützen. Die wahre Macht des Landes hatte in seinen Finanzen bestanden. Ihre Schuldner waren an sich alle Nationen der Welt. Nur konnte niemand in Oscasiane diese Schulden noch einfordern. Die Veränderung der Herrschaftsstruktur, die Staatspleite, Oscasianes Macht hatte sich praktisch in Luft aufgelöst und jedem der dort herrschte mangelte es am Anspruch oder den Beweisen den Anspruch geltend zu machen, den der alte Herrscher gehabt hatte. Die Rückkehr der rechtmäßigen Herrscherin würde nur auf wenige Eindruck machen. Nun gut Eindruck wusste er selbst zu machen.
Eine halbverrottete umgestürzte Eiche blockierte die Straße inmitten des Waldes vor ihnen.
"Halt!", rief Marius als Signal an die anderen Wagen und zügelte die Pferde.
Seine Geschäftspartner hatten in ihrer Nachricht erwähnt sie würden ihm ein eindeutiges Zeichen geben, wo er sie treffen sollte, es war also wohl soweit.
"Räumt die Straße frei und wartet auf meine Rückkehr.", wies er die Aerorill hinter sich auf dem Wagen an und sprang vom Kutschbock auf den von Laub bedeckten Weg.
Er schritt zur Eiche hinüber und entdeckt eine die Pfeilmarkierung, die erst kürzlich mit einer Klinge hinein geritzt worden war.
Er folgte dem Pfeil mit dem Blick, doch die Bäume und Büsche versperrten seinen Weg. Verflucht sollten sie sein, wenn er sich hierbei den Anzug dreckig machte.
Einige der Aerorill sahen ihm nach, sprachen leise zueinander als er ging.
Der rotschwarz-gefiederte beobachtete ihn schweigend ohne den Platz auf dem Kutschbock zu verlassen.
Das dichtere Gestrüpp umgehend schritt er in die ihm gewiesene Richtung voran tiefer in den Wald. An uralten moosbedeckten Baumstämmen und umgestürzten halb verrotteten Bäumen. Mücken schwirrten um ihn herum und kleine Tiere raschelten im Laub unter, Vögel im Blattwerk über ihm. Das letzte Licht des Tages schwand zunehmend nicht nur weil die Dämmerung voranschritt, sondern auch auf Grund des zunehmen dichter werdenden Astwerks.
Er stieg eine sanfte Senke hinab und wunderte sich langsam ob er eine weitere Markierung auf seinem Weg übersehen hatte. Just in dem Moment hörte er einen Pfiff und wandte den Kopf um ein Licht in einiger Meter Entfernung zwischen den Bäumen zu erkennen. Eine Lichtung?
Es stellte sich heraus, dass er wie fast immer recht behielt, als er sich bemessenen Schrittes näherte. Er trat an einem Baum vorbei, als er eine braune Baumschlange erkannte, die sich auf diesem verbarg, und presste sich dicht an den Stamm eines anderen am Rande der Waldlichtung, um die Lage zu sondieren.
Eine einzelne Gestalt in einem schwarzen Umhang nicht unähnlich seinem eigenen saß auf einem Felsen nahe der Mitte der Lichtung im goldenen Licht der Dämmerung, den Kopf gesenkt, sodass man ihr Gesicht im dunklen Schatten der Kapuze nicht erkennen konnte, wenn gleich Marius ein Tuch um seinen Hals erkannte, das es ohnehin bis über Mund und Nase verbarg.
Schweigend trat Marius aus seinem Versteck und tat einige Schritte auf die Gestalt zu, der er sich von der Seite näherte.
"Keinen Schritt näher.", sprach der Vermummte ruhig, aber befehlend.
Marius stoppte und breitete die Arme aus, als wolle er ihn herausfordern. "Auf diese Distanz bin ich tatsächlich gefährlicher."
"Das ist keine Frage der Entfernung, sondern der Position." Der Wind ließ einen Mantel rascheln und der junge Shakir wirbelte herum und riss den Arm hoch. Eine Feder unter seinem Ärmel schnellte auf einen Zug an dem Band hin, das mit dem Ring, den er unter seinem Handschuh am Daumen trug verbunden war, auseinander. Zwei kurze Armbrustarme schossen zu den Seiten seines Ärmels durch dafür vorgesehene Lücken im Stoff und sorgten mit dieser Bewegung gleichzeitig dafür, dass der Bolzen der bereits an der Sehne, der verborgenen Waffe anlag gespannt wurde.
Der Mann der hinter ihm aus dem Wald getreten war wirkte unbeeindruckt, von der Waffe, die auf seine Kehle zielte.
Er trug einen langen dunkelgrünen Mantel über die Schultern ohne die Arme durch die weiten Ärmel gesteckt zu haben. Seine Arme darunter waren entblößt, dünn aber stark und sehnig und ruhten am Schwert an seiner Seite, eine Hand locker am Ende der Scheide die andere ruhte auf dem Griff der geschwungenen dünnen Klinge. Es war die Art von Schwert, die man in Weyards Izumo herstellte Griff und Scheide waren teuer verziert doch durch einen Mangel bei der Wartung ausgeblichen und beschädigt, als wäre der Besitzer, und Marius war sich sicher er war nicht der ursprüngliche Besitzer der Klinge, nicht an Kunstfertigkeit interessiert, die keinem taktischen Vorteil diente.
Der hohe Kragen des Mantels war geschlossen und verbarg Hals und Gesicht bis zu den Augen ähnlich wie bei seinem Partner. Diese Augen jedoch waren nicht menschlich. Sie waren giftig grün mit großen dunklen Pupillen und einem irritierenden Fehlen von Weiß. Wie um den Eindruck noch zu verstärken zogen sich die Pupillen, die eben noch wie dunkle Tintenkleckse auf dem Grün zu schwimmen schienen, zu dünnen vertikalen Schlitzen zusammen.
Bei Länge von Armen, und Klinge des Mannes musste er noch einen halben Schritt gehen, um Marius zu erreichen, doch sein Instinkt sagte ihm, dass der Mann ihn irgendwie auch schon auf diese Entfernung treffen konnte.
"Keine Sorge.", sprach der Vermummte auf dem Stein, "Wir alle müssen uns in diesen Zeiten absichern. Ihr tragt versteckte Waffen, ich und mein Partner achten aufeinander."
"Dazu diente auch meine Waldwanderung? Um sicherzugehen, dass ich allein komme?"
"Das ist korrekt."
"Wie habt ihr mich im Auge behalten?"
"Habt ihr sie nicht im Laub herumkriechen hören? Gesehen wie sie auf den Ästen lauerten?"
Marius kam die Baumschlange wieder in den Sinn. "Verstehe.", meinte er, "Ich habe gehört einige vom Wildvolk könnten mit ihren primitiven Artgenossen kommunizieren, wenn gleich mir nicht bekannt war, dass es Schlangen unter dem Wildvolk gibt."
"Wildvolk, he...", sprach der Schlangenäugige etwas spöttisch.
Marius ignorierte ihn, vermutlich hatten sie in Weyard lediglich ein anderes Wort dafür, und senkte den Arm. Mit der anderen Hand schob er die Armbrust wieder in ihr Versteck zurück. "Ich wollte euch ja auch beide sehen.", sprach er und lächelte während er sich wieder gänzlich dem Vermummten zuwandte.
Dieser schlug die Kapuze zurück und zog das Tuch unters Kinn herunter. "Ihr habt einen Auftrag."
"Ja, ihr kennt den Mann um den es geht, habt meiner Informationen nach sogar einmal für ihn gearbeitet. Ich hoffe, dass das kein Problem darstellt."
Der Mann betrachtete ein Kurzschwert, das der Länge nach auch ein Dolch hätte sein können, in seinen Händen. Es waren tiefe Gravuren darauf, von denen Marius vermutete, dass sie dazu dienten das Gift länger auf der Klinge zurück blieb. Im Augenblick wirkte die Waffe trocken und sein Geschäftspartner rieb unbesorgt mit dem Daumen über die Schneide um die Schärfe zu prüfen. Schließlich sprach er. "Ich kann mir denken, um wen es geht und ich kann versichern, dass es keine Freundschaft zwischen uns und Eton gibt. Unsere Loyalität gilt dem Geld unserer Auftraggeber. Es ist rein geschäftlich und wenn ein Auftrag vorbei ist garantiere ich lediglich ihre Namen nicht zu verkaufen."
"Und andere Prinzipien habt ihr nicht?"
"Alle weiteren Prinzipien sind in meinen Kreisen ein Code dafür, dass man draufzahlt.", erwiderte der Attentäter, "Auf derartige Heuchelei verzichte ich; Ich bin immer teuer."
"Außerdem seid ihr nach der Berührtenhetze wohl auch nicht mehr sein größter Fan. Kann auch für euch nicht einfach gewesen sein."
Der Mann zog die Schultern hoch und lächelte. "Ich sehe, dass so... jeder stirbt irgendwann mal, warum Zeit und Mühe daran verschwenden wer fast dafür verantwortlich gewesen wäre. Außerdem..."
Marius sah ihn fragend an.
"Kennt ihr seine Geschichte? Etons meine ich?"
"Wer tut das nicht?"
"Die wahre Geschichte."
Marius sah ihn an ernst an. "Tut ihr es? Tut es irgendwer?"
"Ich weiß mehr als andere." Er wandte den Blick gen Himmel wo die Sonne letztlich hinter den Baumwipfeln versank und Schatten über die Lichtung fiel. "In Weyard war Eton ein Trickbetrüger, ein professioneller Hochstapler, und ein verdammt guter, womöglich der Beste. Doch eines Tages bekam er durch dummes Glück die Chance für seine größte Nummer und, teilweise aus Sucht nach dem Rausch der Macht teilweise aus Notwendigkeit, weil ihn jetzt jeder kannte, er ist nie mehr aus der Nummer herausgekommen. Er ist gerissen, einfallsreich und verfügt über eine ungerechte Menge an Glück, aber die Leute durchschauen ihn von Mal zu Mal mehr, er hat einfach nicht wirklich die Fähigkeiten ein Land zu führen und vor einiger Zeit verstarb sein Schutzpatron ein mörderischer Pirat mit ganz außergewöhnlichen Fähigkeiten."
"Das Eis unter seinen Füßen wird dünner."
Der schlangenäugige Mann mit dem Mantel lachte auf. "Es ist schon gebrochen und er paddelt verzweifelt, um an der Oberfläche zu bleiben, während er versucht sich einzureden, dass es irgendwann wieder unter ihm zufriert."
"Bald wird ihn jemand umbringen.", meinte der Mann auf dem Felsen, "Wenn ich es nicht tue, tut es jemand anderes. Warum soll ich es also nicht sein, der an seinem Ableben verdient."
"Pragmatisch."
"Habt ihr etwas anderes erwartet? Und seid nicht ihr der Pragmatiker? Eton zu töten, würde die Herrscher Mirnurzars zwingen euch alle Vergehen, die ihr in Costellos Namen begangen habt, zu vergeben und macht euch auf einen Schlag zum beliebtesten Mann unter sämtlichen Adepten. Im derzeitigen Machtvakuum... Wer weiß, vielleicht könntet ihr sogar die Welt beherrschen..."
Marius lächelte ein strahlendes Lächeln und warf die Arme zurück. "Die Sterne!"
Sein Ruf hallte hinauf zum Himmel wo nun wirklich zahllose leuchtende und funkelnde Sterne über ihnen schwebten.
"Lächeln auf mich hinab! Und sie bitten mich und gebieten mir! Sie schenken mir ihre Liebe und fordern meine Dienste! Ein großes Schicksal erwartet mich. Dieses Schicksal erschließt sich mir noch nicht, doch es hat einen Namen! Der Name meines Schicksals ist Mirnurzar!"
Die beiden Auftragsmörder tauschten einen undeutbaren Blick.
"Verhöhnt mich für meinen Glauben, wenn ihr wünscht, ich werde euch so oder so reich machen.", spottete er, "Auch wenn Männer, die nie an etwas geglaubt haben, die die Welt durch einen derart nüchternen Schleier betrachten ärmer nicht sein könnten."
"Wir sollen also Eton umbringen.", sprach der Schlangenäugige ungerührt.
Marius zuckte die Schultern. "Das hängt von seiner Antwort ab."
"Und wenn ihr mit seiner Antwort zufrieden seid, was wird aus unserem Auftrag?", fragte der mit dem Kurzschwert.
"Ihr arbeitet so oder so für mich."
Die Hand schloss sich fest um den Griff des Kurzschwertes. Die Augen des Besitzers verengten sich zu schlitzen. "Ich bin ein Auftragsmörder kein Söldner."
Marius trat näher an ihn heran und sah ihn von oben herab an. "Ihr seid wofür ich euch bezahle, Salayan."
Der Berührte der Erde erwiderte seinen Blick ungerührt. Eine Schlange zischte irgendwo am Boden der Lichtung, doch Marius ignorierte das Tier. Dann lächelte Salayan, steckte die Klinge weg und erhob sich.
"Solange ihr mich bezahlt.", sprach er ergänzend, während er an Marius vorbei trat.
Marius sah zu dem Schlangenäugigen hinüber und erblickte wie die Schlange von zuvor sich um sein Bein Wind und über dieses an ihm hinauf krabbelte sich weiter entlang seines Oberkörper schlängelte und schließlich unter dem hohen Kragen verschwand, wo ein beunruhigender Mangel weiterer Bewegung einsetzte.
"Wohin", fragte der Söldner ihn.
"Was für eine dämliche Frage.", meinte er, während er sich in Bewegung setzte, "Zurück zu den Wagen."


Sie verbrachten das Warten damit die in den Regalen aufgereihten Kisten im Schein von Jadens Taschenleuchte zu durchsuchen. Das Ergebnis war ebenso beunruhigend, wie die Tatsache, dass man ihre Fesseln gelöst hatte.
Rüstungen, Waffen, Reisemäntel, Tränke, Psynergiekristalle und andere Objekte offenbarten sich Iden in ihrem Inneren. Ihre Entführer schien der Gedanke sie in ihre Waffenkammer zu lassen nicht im geringsten zu beunruhigen.
Die Macht die sich hinter derartiger Arroganz zu verbergen neigte, war ihr durchaus bekannt. Dennoch ergriff sie einen Dolch und verbarg ihn in ihrem Gewand, sie würden jeden noch so kleinen Vorteil brauchen können, wenn sich eine Konfrontation nicht vermeiden ließ.
Sie erschauderte als die Erinnerung an den letzten Kampf und den damit verbundenen Schmerz sie überkam. Das Bild von Tashkirs gebrochenen Körper einen Moment bevor sein Blut zu Eis wurde, wallte in ihrem Bewusstsein auf.
Sie schauderte. Ein Gefühl der Übelkeit breitete sich in ihrer Kehle aus. Wie konnte sie nur allen Ernstes dafür planen, dass so etwas erneut geschah. Sie brauchte sich keine Illusionen zu machen, sie hatten Glück gehabt mehr nicht. Und Sharz war damals auch bei ihr gewesen.
"Die lassen uns ganz schön warten, wenn man bedenkt, was die uns alles dagelassen haben.", bemerkte Jaden, während er zwei Flaschen mit verschiedenfarbigen Flüssigkeiten zurückstellte und sich an einer Kiste mit Rüstungsteilen zu schaffen machte, "Denkst du sie beobachten uns und versuchen unser Verhalten zu durchschauen?"
"Was?"
"Manche von den Wachen lassen einen scheinbar absichtlich warten und beobachten einen durch ein Guckloch, wie ein Haufen gruseliger Spanner. Wirkt ziemlich ungewöhnlich für ein paar Diebe."
"Tut das nicht alles was die tun? Eine Ahnung wer die sein könnten?"
"Wenn ich mir das Zeug hier ansehe. Jemand mit tiefen Taschen."
"Muss man wohl haben, wenn man eine Expedition bis an die andere Seite der Welt unternehmen will."
"Wo ist das Schlüsselloch für deinen blöden Schlüssel eigentlich?"
Sie schwieg für einen Moment. Also dann Zeit für die Enthüllung, die Jaden bereits kannte, die dass sie vom Gebiet des Ostreiches stammte. "North."
Klirrend fiel eine silberne Armschiene, die Jaden untersucht hatte zu Boden.
"Was?", fragte er.
"North, das ist..."
"Verarsch mich nicht, ja?!", fauchte Jaden ungehalten und fuhr zu ihr herum, "Okay, schon kapiert du bist aus dem dreimal verdammten Ostreich, wo die Leute Blut saufen und Feuer scheißen und von bösartigen Teufeln beherrscht werden, die es mit es mit Salamandern und Riesenspinnen tun oder so ein Scheiß."
"Äh, also North ist Teil des..."
"Ich weiß was North ist!", unterbrach der Straßenjunge sie barsch, "Eine Brutstätte der Hexenmeister am Arsch der Welt eine Eishölle aus der nur bösartiger Abschaum kommt und die auch schon überhaupt nicht mehr existiert."
"Hey!"
"Die Heimat von Hexenmeistern, die Jungfrauen opfern, Seuchen züchten und Herzen fressen und ganze Blutlinien aus Spaß dahinraffen."
Buchstäblich eine Welt von North entfernt hatte sich ihr Ruf, also noch immer nicht gebessert. Was die Bevölkerung von Ostreich und Hiran wohl davon gehalten hätten sich in dieser Hinsicht einig zu sein?
"Mach dich nicht über mich lustig, okay?!"
Sie zog die Schultern hoch und lächelte entschuldigend.
"Wow...", murmelte Jaden, wirkte etwas unsicher auf den Füßen, "Einfach nur wow... Noch verrückter kann der Tag jetzt aber echt nicht mehr werden."
Und dann bewegte sich quietschend die Türklinke. Sie gingen beide reflexartig in die Hocke und Jaden löschte die Taschenleuchte, bevor die Tür aufgeschoben wurde. Vor ihnen in der Dunkelheit tat sich ein leuchtendes Viereck auf in dem eine dunkle Gestalt stand. Sie trat in den Raum und noch drei weitere von unterschiedlicher Statur folgten. Die Letzte schloss die Tür hinter ihnen, so dass der Raum zu vollkommener Dunkelheit zurückkehrte.
"Licht!", befahl eine tiefe Stimme und Iden hörte wie jemand zweimal schnell hintereinander in die Hände klatschte.
Gepeinigt kniff sie die Augen zusammen, als schlagartig vier kalte grelle Psynergielichter in den Ecken des Raumes aufflammte und die Dunkelheit um sie herum zerrissen.
"Wie ich sehe, sind sie bei Bewusstsein.", stellte die tiefe Stimme fest, die wie Iden jetzt feststellte zu einem Venusadepten mit kurzem dunkelbraunem Haar gehörte. Er trug ein weißes Hemd und darüber eine dunkle Weste.
Die übrigen der Neuankömmlinge waren ein großer kräftiger Mann mit dunklem Haar und Stoppelbart, der ein ärmelloses Hemd trug, das seine massiven Arme zeigte, die er vor der Brust verschränkt hatte eine Frau mit kalten Augen und langem zu einem Zopf gebundenem Haar, die Stiefel und einen schwarzen Mantel trug und der Alte mit dem Monokel von der Teleportstation. Die Vier standen nebeneinander vor der Tür. Der Venusadept in der Mitte, der Alte zu seiner Rechten, der große Mann und die Frau dicht beieinander auf der linken Seite.
Iden richtete sich auf und trat lächelnd vor. Dann machte sie einen Knicks. "Das sind wir und wir schulden euch Dank und eine Entschuldigung. Dafür das ihr unsere fesseln gelöst habt und dafür, dass wir uns feindselig gegenüber einem der euren verhalten haben."
Die Frau legte den Kopf schief und hob nachdenklich eine Braue, der Große warf ihr einen Seitenblick zu und nickte.
"Das sind ja schon fast höfische Umgangsformen.", murmelte der Alte.
"Dann ist es wohl nicht zu viel verlangt zu erfahren wer ihr seid und warum ihr hier seid.", sprach der Erdadept.
"Selbstverständlich nicht." Iden behielt ihr Lächeln bei. "Ich bin Iden, Überlebende aus North."
"Ich bin Jaden, Überlebender aus dem Haus, in dem ihr uns angegriffen habt.", warf Jaden ein.
"Wir sind hier, um einen Freund von uns zu treffen, der einen Gegenstand von großem sentimentalen Wert für mich verwahrt. Wir glauben, dass er auch Verkaufsinteressenten zu gewinnen hofft. Schweren Herzens wäre ich gewillt einer solchen Transaktion zuzustimmen."
Ihr Gegenüber zeigte kaum eine Reaktion. "Laut eurem Freund seid ihr beide hier, weil ihr es so abgesprochen habt und ihr Experten, die uns von großem Nutzen sein könnten."
"So ist es.", meinte Iden ruhig, während sie bemüht war unter dem harten kalkulierenden Blick ihres Gegenübers keine Schwäche zu zeigen, "Dieser Gegenstand ist zwar von großer Sentimentaler Bedeutung, hat jedoch auch eine Funktion, der er früher oder später zugeführt werden muss."
"Es ist offensichtlich gelogen.", warf der große Mann ein, "Eure Ankunft zeugt von wenig geplantem Vorgehen und wohl eher von einer Sicherheitslücke, die es zu schließen gibt."
"Dennoch beharrt er darauf und euer Dschinn scheint bemüht ihm zuzustimmen, nachdem er diese Behauptung gehört hat.", fügte der Erdadept hinzu.
"Wir sind skeptisch.", schloss sich der alte Mann der Unterhaltung an, "Die Bestohlene arbeitet wohl nur selten mit dem Dieb zusammen."
"Vielleicht hätte der Dieb ja niemanden bestehlen müssen, wenn er zunächst mit der Besitzerin gesprochen hätte."
"Ihr sagt, ihr stimmt der Verwendung dieses Gegenstands durch uns zu, obwohl eure neue Heimat das wahrscheinliche Ziel wäre."
"Ihr kennt meine wahre Heimat."
Der Alte schüttelte leicht den Kopf der Ausdruck auf seinem Gesicht schien Mitleid auszudrücken. Sie hätte sich ja denken können, dass ein so mächtiger Windadept Lügen leicht durchschauen konnte.
"Alle Überlebende aus North sind Verräter an ihrem Heimatland. Außer die wenigen Hexenmeister, die es bereits vor der Vernichtung verließen.", erwiderte der Erdadept auf ihre Antwort.
"Ich war jung damals.", gab sie zu bedenken und schielte zu dem Alten, um eine Reaktion zu erahnen.
"Zu jung um die Verteidigungsmechanismen zu kennen.", fügte der Große hinzu, "Wo also läge euer Nutzen für uns, Expertin?"
Die Frau an seiner Seite unterstützte die Frage, in dem sie den Kopf schief legte und sie erwartungsvoll anblickte.
"Ich bin keine Expertin für Norths Verteidigung.", gestand Iden, "Aber ich kenne einen."
"Den wir jetzt aufsuchen sollen?", fragte der Erdadept, "Und auf euer Wort vertrauen, was seine Vertrauenswürdigkeit betrifft?"
"Ihr müsst ihn nicht aufsuchen. Ihr habt doch bereits mit ihm gesprochen."
Die Vier schwiegen. Die Frau und der Große musterten Jaden, der etwas unsicher zu ihr hinüber blickte.
"Euer Dschinn...", murmelte der alte Mann.
Sie nickte. "Er war einer der Aufseher und diente später einem der Ritterwächter. Interessiert an einer Zusammenarbeit?"
Die Frau lächelte und wechselte einen Blick mit dem Großen, der lachte.

"Es gibt nur einen Weg das herauszufinden, nicht wahr?"
"Oh, ist es ganz alleine nach ihr zu suchen?"
Katari wandte überrascht den Kopf, als der Chaosbringer sprach und Kudo sah wie er sie schelmisch angrinste mit Augen die lebendiger nicht sein könnten. Die Kopfwunde wuchs wieder zusammen. Knisternde Energie lief über die Stelle und verbrannte angetrocknetes Blut.
"Was denn? Was denn?", fragte das vermeintlich tote vermeintliche Kind und kicherte, "Dachtest du deine lahme Knochenkeule könnte mir etwas-"
Schneller als ein Windhauch schlug Katari zu und die Keule fand krachend ihr Ziel.
"-anhaben.", unterbrach der Junge nicht einmal seinen Satz, die Keule ruhte zitternd an seinem kleinen Kopf ohne ihn scheinbar auch nur im Geringsten zu stören. "Kann ich auch mal ausreden, ihr beide?! Sind jetzt alle Yalls solche Spielverderber. Ich dachte ohne diesen Illusionsscheiß wärt ihr erträglicher."
"Lauf!", rief Merl, "Lauf weg! Jetzt solange du noch die Chance hast."
Kudo stöhnte innerlich, reichte das schon um den Möchtegern Held aus dem Konzept zu bringen?
"Rangi.", zischte er leise auf die beiden Bedrohungen vor sich fokussiert.
"Rangi ist doch schon tot!", fuhr Merl ihn an, "Jetzt rette dein Leben, du Dummkopf!"
Kudo knurrte, wie konnte dieser Möchtegernheld es wagen... aber Merl existierte nur in seinem Verstand, also warum...
Etwas zischte und Kudo sah Dampf von Kataris Waffe aufsteigen wo sie den Chaosbringer berührte, dann knackte es und ihm nächsten Augenblick explodierte die Keule in einer Explosion von rot, die sie in tausend Stücke zerriss. Kataris untoter Körper wurde mit solcher Wucht zurückgeschleudert, dass sie gegen eine Wand der Kammer prallte und die Kacheln sprangen. Die Untote stürzte zu Boden Teile des Mauerwerks taten es ihr gleich. Dahinter funkte es violett und knisterte unheilvoll.
Pfeifend schlenderte der Chaosbringer einige Schritte auf die Gefallene zu die Daumen im Bund seiner Hose.
Katari sprang behände wieder auf die Beine und warf die zerbrochenen Kacheln mühelos ab.
"LAUF WEG! VERDAMMT RENN WEG, DU IDIOT! KUDO, JETZT LAUF SCHON VERDAMMT NOCH MAL! SCHEIß AUF RANGI, RETTE DICH!", schrie die Illusion Merls panisch.
Das konnte doch unmöglich aus seinem Unterbewusstsein stammen, warum sollte er...
"Hey!", rief der Chaosbringer einen Zeigefinger anklagend auf die Untote gerichtet, "Versuchs gar nicht erst..." Und dann grinste er und seine Augen blitzten spitzbübisch. "... Ich hab mal nen Hüter getötet."
Ein oranger Funke flammte einen Zentimeter vor der Fingerspitze des kleinen Wesens auf, im nächsten Moment explodierte der Raum vor ihm in dem blendenden Orange der Energie.

Die Erschütterung kam ohne jede Ankündigung. In der Entfernung stürzten Berge ein und der Schnee wirbelte auf, dann hatte sie das Lager erreicht.
Die Haken sprangen aus der Erde, die Zeltplanen wirbelten in einem Orkan gefüllt mit Schnee davon. Kisten flogen durch die Luft und zerbarsten krachend, als sie auf dem hartgefrorenen Boden aufschlugen. Der Inhalt von einigen explodierte fauchend in einer dreißig Meter hohen Stichflamme die glühende Metallsplitter wie Schrapnelle davon schleuderten.
Die Mannschaft schrie in Panik oder Qual von der plötzlichen Attacke. Die Erde knackte und brach. Eine Eisspalte riss an der Westseite des Lagers auf und trennte sie von der umliegenden Landschaft ab eine Lawine rollte von einer Klippe herab in dessen Schutz sie ihr Lager errichtet hatten und rollte wie eine Flutwelle auf sie zu.
Ein Grabenriss brach offen und schoss knackend auf sie die Männer und Frauen wirbelten herum rannten davon, einer stürzte mit einem Kreischen hinein.
Paka stürmte aus den Überresten des Zeltes hob die Hände und beschwor seine Psynergie. Schnee und Eis erwachten zum Leben erbrachen sich über die Feuer oder bildeten einen Wall gegen die eintreffende Lawine. Er pfiff und die Winde widersetzten sich der Kraft der Erschütterung.
Sazael rannte an ihm vorbei direkt auf den sich anbahnenden Graben riss zu warf sich auf die Knie und presste beide Handflächen in den Schnee. Der Riss wurde langsamer seine Ausläufer weniger, doch hielt er jetzt genau auf den Erdadepten zu.
Paka rannte los versuchte an seine Seite zu kommen doch die Schreie seiner anderen Männer hallten aus der anderen Richtung.
"Hilf du ihnen!", rief Sazael zu ihm zurück und stöhnte angestrengt. Sein Gesicht lief rot an. Der Riss stoppte beinahe nur eine dünne Linie fraß sich weiter über den Boden auf ihn zu.
Paka fluchte innerlich und rannte den Schreien entgegen, geradewegs über die Überreste seines Zelts und riss im Lauf den dort im Boden steckenden Dreizack mit sich.
Die Schreie stammten von einer Gruppe aus seiner Mannschaft, die sich direkt am Abgrund der Gaia-Fälle aufgehalten hatten. Der Boden unter ihnen hatte sich gehoben und sie beinahe über die Klippe geworfen. Nur mit Mühe und Not hielten sie sich im verzweifelten Kampf an der jetzt fast mehr als senkrecht aufragenden Klippe, versuchten sich hochzuziehen, bevor sie über den Abgrund kippte. Einer von ihnen rutschte ab, stürzte, schrie und dann zerriss ihn ein Blitz aus dem Abgrund am Rande der Welt.
Paka rammte seine Waffe vor sich in den Boden und sprang. Wie beim Stabhochsprung trug es ihn auf die neu aufragende Klippe. Er stürzte an den Rand fiel auf die Knie und streckte dem ersten seiner Leute die Hand entgegen. Der sah ihn erstaunt an, als er ihn erblickte, reagierte aber schnell und ergriff seine Hand.
Paka zog ihn nach oben und unter ihnen stürzte ein zweiter Mann hab. Eine Hand aus Schnee schoss ihm hinterher eine Sekunde zu spät, um ihn zu retten.
Der Käpten schrie frustriert, während er und der bereits Gerettete das letzte Crewmitglied hinaufzogen. Kaum das sie standen, bröckelte der Boden unter ihnen und kippte vorwärts geradewegs über den Rand der Welt.
Paka riss seine beiden Untergebenen an den Schultern zurück und stieß sie die Klippe auf der anderen Seite herunter wo sie im Schnee aufschlugen. Er wollte ihnen nachspringen, doch schwankte er für einen Moment auf dem unebenen Boden und erstarrte als er in der Ferne die Ursache der Katastrophe erblickte. Seine Augen weiteten sich ungläubig sein Mund hing ihm glatt offen.
Eine orange Lichtsäule war dort etwa auf Höhe des eingestürzten Berges aus Mirnurzars Seite hervorgebrochen. Ein intensiver gleißender Streifen, der weit in die Dunkelheit jenseits der Gaiafälle hinausragte. Hatte er in den Himmel gezeigt so war sich Paka sicher, dass er auf ganz Mirnurzar sichtbar gewesen wäre.
Er konnte ihn nicht fühlen. Es war keine Psynergie, doch die schiere Menge der Energie, die in einer solchen Naturgewalt stecken musste.
"Paka!"
Arillas Ruf erweckte ihn aus seiner Trance. Er wirbelte auf dem Absatz stürmte die kippende Klippe hinauf und warf sich über ihren Rand. In einer Rolle kam er im Schnee auf und hinter ihm brach ein Stück von Mirnurzar heraus und stürzte über die Gaiafälle.
"Was war das?", fragte er keuchend, "Das hat nicht uns gegolten, aber was..."
Aller Ton in der Welt verstummte auf einen Schlag und Paka erschauderte als er eine Stimme in seinem Verstand vernahm.
~Wenn sich der Abgrund vor euch öffnet, seht nicht hinein, oder er könnte zurückblicken.~
"Was soll das heißen?!", brüllte er, "Das ich das da einfach ignorieren soll!"
Mit seinem Schrei kehrte auch der Rest der Klänge zurück. Das Heulen des Windes, die Rufe seiner Mannschaft, die sich inzwischen scheinbar hatte sammeln können jetzt wo die Erschütterung vorüber waren.
Die beiden Matrosen, die er vorm Sturz bewahrt hatte blickten ihn verwirrt und erschrocken an.
"Käpten...?", fragte der eine.
"Es...", keuchte er, "Es ist nichts... geht. Geht und helft Sazael! Ich brauche einen Schadensbericht und ich muss wissen wie viele..."
"Aye, Käpten.", bestätigten die beiden seinen Befehl wie aus einer Kehle und eilten in Richtung der Überreste ihres Lagers davon.
Er wollte ihnen folgen, als sich eine weiße Gestalt in seinen Weg stellte.
"Arilla?", fragte er, "Was ist es?"
"Hör auf ihn...", sprach sie ihre Stimme klang unruhig, "Ich bitte dich, hör auf seinen Rat und gehe dieser Sache nicht nach."
"Wer ist er?", wollte Paka wissen, doch seine Gefährtin schüttelte langsam den Kopf.
"Ich weiß es nicht..."

Der Chaosbringer schnalzte mit der Zunge, während er in den Tunnel vor sich blickte an dessen Ende nur von weißen Blitzen durchzuckte Dunkelheit lag. Dann ließ er die Hand sinken, zuckte mit den Schultern und wandte sich grinsend Kudo zu. "Hupps, das war wohl ein bisschen overkill, was?"
Kudo sah das Geschöpf aus weit aufgerissenen Augen an, kalter Schweiß bedeckte jeden Zentimeter seiner Haut. "Oh-Wahr-kie...?"
Der vermeintliche Junge lachte sein Kinderlachen. "Oh, man, hat es dir die Sprache verschlagen!"
Der Chaosbringer trat einen Schritt auf ihn zu, Kudo wich auf wackeligen Beinen einen zurück. "Was bist du?"
"Mh?", das Wesen beugte sich vor musterte ihn aus den orangen Augen und lächelte noch breiter, sodass sich die perlweißen Zähne zeigten.
Kudo hielt den Atem an, sein Körper gespannt um auf jede Eventualität-
Ein flammender oranger Ring flammte zwischen ihm und dem Jungen auf weitete sich im Bruchteil einer Sekunde aus bis er den Kinderkörper gerade so verbarg und war sofort wieder verschwunden, mit dem Chaosbringer zusammen.
"Buh!" Das leise Wort an seinem ließ ihn zusammenfahren. Er wirbelte herum, wich zurück und stolperte. Er landete auf seinem Hinterteil und wich panisch auf allen Vieren zurück als er den Chaosbringer über sich stehen sah.
"Bleib weg!", schrie er und fuchtelte mit den Armen, "BLEIB WEG VON MIR!"
Der Junge riss den Kopf soweit in den Nacken das er seinen Rücken durchbog und lachte aus voller Kehle. Das unschuldige heitere Lachen eines Kindes hallte von den Wänden wieder. Kudos Körper bebte vor Furcht, das Blut rauschte ihm in den Ohren.
Als das Wesen wieder verstummt war, sank es auf ein Knie und sah ihn gutmütig an.
"Hab keine Angst.", sprach es wie das Kind dem es so sehr glich, das ein aufgescheuchtes kleines Tier beruhigen wollte. "Ich tu dir nichts."
"Was... Was bist du? WAS?!"
"Ein Dämon.", antwortete das Kind ruhig, "Ein sehr alter Dämon, wahrscheinlich der älteste den es überhaupt noch gibt und einer der mächtigsten aller Zeiten." Der Chaosbringer stand auf und wandte ihm den Rücken zu, bevor er einige Schritte davon ging. "Ich könnte diese Welt auslöschen, wenn ich wollte. Nicht einfach diesen doofen Felsen auf dem du lebst, das ganze unendlich große sich stetig ausdehnende Universum. Jeden Stern am Himmel, jedes Staubkorn und jeden Eiskristall, der dort herumfliegt und die dimensionalen Grenzen, die es vom Chaos trennen, auch. Ich könnte das alles einfach kaputt machen, wenn ich Bock drauf hätte." Der Dämon kicherte als wenn er einen lustigen Witz gemacht hätte, er klang wie ein kleiner Junge, der mit etwas angab. "Na ja, ein bisschen Anstrengen müsste ich mich dafür vielleicht. Aber du bist gar nicht so blöd wie du aussiehst, oder? Das du dir in die Hose scheißt, zeugt von einem guten Urteilsvermögen. Was ich gerade auf die olle Zombietusse losgelassen habe ließ euren goldenen Stern, der diese ganze Welt nähren könnte, von dem ihr Affen ja glaubt seine Kraft wäre unbegrenzt, im Vergleich ziemlich erbärmlich aussehen."
Während der Dämon erzählte hatte Kudo es geschafft sich wieder auf die Beine hoch zu kämpfen. Seine Überlebensinstinkte waren wieder abgeklungen. Nicht vollkommen, doch Panik war von dem Zustand geschärften Bewusstseins und Klarheit ersetzt worden, der in einer Überlebenssituation nützlicher war.
"Du kannst diesen Kampf nicht gewinnen.", sprach Merl, den er seid dem verheerenden Angriff des Chaosbringers nirgendwo hatte ausmachen können, "Das weißt du, Kudo. Er ist nicht wie Melfice nicht von dieser Welt, er ist ein Schrecken von jenseits deiner Vorstellungskraft."
"Warum?", fragte Kudo den Chaosbringer.
"Ich persönlich?", das mutmaßliche Kind blickte ihn über die Schulter mit einem boshaften Grinsen an, "Langeweile."
"Das hier ist ein Grab."
"Gruft!", korrigierte ihn der Dämon besserwisserisch, "Außerdem bin ich nur hier, weil ich die Brücke aktivieren wollte."
Kudo brauchte einen Moment um zu reagieren und brachte auch dann kaum etwas anständiges zustande: "Hä?"
Der Dämon schüttelte mitleidig den Kopf, während er sich weiterhin nicht ganz zu ihm umdrehte. "Wenn ich gewusst hätte, dass jemand den Laden hier von allein findet, hätte ich mir die Mühe nicht gemacht, aber ich wäre ja schon beeindruckt gewesen, wenn ihr es ohne Hilfe schafft den verdammten Leuchtturm zu finden, immerhin ist es euch ja auch irgendwie gelungen gleich drei dieser riesigen in den Himmel aufragenden Leuchtfeuer zu verlieren. Euch zuzumuten das hier auch noch hinzukriegen wirkte da viel verlangt."
"Aber..."
"Weil, es kaum noch Welten gibt.", kam ihm der Chaosbringer mit der Antwort zuvor, "Wäre ziemlich öde, wenn die letzten paar verschwinden würde und ich mich in einem leeren Universum wiederfände. Ach ja, ich hab ja versprochen, dass ich dir sage was wir Chaosbringer sind."
"Dämonen?", fragte Kudo trocken.
Der Dämon zog eine Schnute. "Das ist voll die Langweilerantwort!"
"Du hast ihn wütend gemacht.", bemerkte Merl resigniert, "Gute Arbeit."
Der kleine Dämon stöhnte genervt stapfte einige Schritte auf und ab und wandte sich dann wieder ärgerlich Kudo zu. "Ja! Ja, wir sind Dämonen. Aber nicht diese Würmer, die man sonst so antrifft, wir sind jene die der wahren Bestimmung unserer Art folgen. Wir zerschlagen das Schicksal, tragen Sünde ins Paradies, verführen die Unschuldigen und werden... was war das noch? Äh, Momentchen..." Der Dämon kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf, trommelte ungeduldig mit den Fingern auf seinem Oberarm dann stöhnte er. "Ist ja auch egal. Arkhaeus soll seine blöde Propaganda selbst verbreiten. Wir sind drei so Dämonen denen es Spaß macht mit Stöckchen in so Ameisenhaufen, die ihr Welt nennt zu piksen."
"Arkhaeus?"
Der Chaosbringer sah ihn ungläubig an. "Arkhaeus, der Unbeherrschbare? Der Erzdämon? Kennt den nicht jeder?" Der Dämon schüttelte den Kopf. "Jedenfalls ist das ein sonderbarer Dämon, den man nicht kontrollieren kann. Weshalb er auch kein Problem damit hat, dass ich mit seinem Namen hausieren gehe. Wenn dir einer verraten würde, dass mein wahrer Name Asmodeus lautet, könntest du dir gar nicht vorstellen was ich mit ihm..."
"Uh...", zischte Merl, "Nicht gut."
Der Dämon zitterte. "D-da-d-da-daaas war Absicht! Echt! Eeeecht!" Das Gesicht des Chaosbringers Asmodeus lief rot an, während er wild mit den Händen gestikulierte. "Weil... weil, weil... Weil ich sowieso einen Weg fände deine blöde doofe Langweilerwelt weg zu pusten, wenn mich einer herbeiruft. Ja genau! Auf jeden! Ich schwörs dir bei allen Göttern, an die du glaubst. Und dann würde ich diesen Göttern den Kopf abreißen und ihre Gehirne mit dem Löffel essen. Weißt du was? Quatsch du einfach mit deinem Seelenverwandten, ja!"
Während er das sagte zeigte der Dämon ziemlich genau auf Merl.
"Woher...?"
"Pah!", spie der Junge, verschränkte trotzig die Arme vor der Brust und versuchte ihn trotz fehlender Körpergröße von oben herab anzusehen, "Ich weiß alles!" Er stampfte wütend auf. "ALLES!"
"Äh, klar tust du das."
Energie knisterte in der Luft um Asmodeus herum und Kudo wich besorgt noch einen Schritt zurück.
"Ich...", zischte Asmodeus seine Hände an den Seiten zu Fäusten geballt, "Ich hab keinen Bock mehr! Das hier macht keinen Spaß mehr! Dieser Blödmann Obouro hat mir meinen Spaß verdorben! Verdorben! Verdorben! VERDORBEN!"
"Gar nicht gut.", flüsterte Merl neben Kudo, während er die sich um den Jungen verdichtende Energie betrachtete.
"Und jetzt klaut er mir meine Ideen und tut so, als wenn er sich das ausgedacht hätte.", maulte der wohl älteste existierende Dämon und die Wände wackelten. Staub rieselte von der Decke.
"Kudo, du musst ihn beruhigen."
"Ich bin sicher deine Idee war viel besser...?", versuchte Kudo es.
"Echt?", fragte Merl, "Das war dein bester Versuch? Du bist furchtbar mit Kindern."
"Echt...?", fragte der Chaosbringer vorsichtig und schniefte, "Denkst du wirklich?"
"Ich fass es nicht.", Merl wandte sich resigniert ab.
"Ja, also... natürlich war sie das.", gab Asmodeus an, "Er hat höchstens nen Zombie aus ihr gemacht, ich hätte euch dazu gebracht euch aus freien Stücken gegenseitig umzubringen."
Kudo nickte gutmütig. "Ja, das ist viel... Was?"
"Oh, ich sagte doch du wirst sie lieben.", meinte der Dämon kichernd.
Kudo sah zu dem zertrümmerten Chitinpanzer hinüber. "Dann ist nicht das..."
"Nö." Der Dämon lachte. "Hättest du nicht mit gerechnet, was?"
"Aber du wolltest sie auf Rangi hetzen, wenn..."
"Suizid." Der Chaosbringer lächelte zufrieden, seine Augen blitzten schelmisch. "Hässlich, hässlich, aber kommt immer wieder mal vor."
"Aber du sagtest es wäre einer deiner Lieblinge!"
"Ich meinte einen meiner Lieblingtricks.", korrigierte ihn der Dämon vergnügt.
"So... So redet doch keiner!", protestierte Kudo.
Der Chaosbringer streckte ihm die Zunge raus. Kudo starrte ihn nur mit offenem Mund an und der Junge brach in Gelächter aus, krümmte sich vor Lachen und hielt sich den Bauch.
"Man oh man, das hat gut getan.", sprach er dann, "Danke, Kudo. Vielleicht wird die Zombiegeschichte ja auch ganz lustig."
Ein orange Scheibe flammte vor dem Chaosbringer auf weitete sich soweit aus, dass er hindurch treten konnte und einen Augenblick später verschwand der Chaosbringer in dem Portal. "Bye!"
"Bei...?", fragte Merl, "Bei was?"
Kudo sah die Illusion mit der er jetzt allein war an. "Ja, das war seltsamste an ihm. Er hat unsere Spur zu Rangi vernichtet."
Merl deutete zu dem Loch hinüber, das Asmodeus bis zum Rande der Welt durch das Grab gebrannt hatte. "Da würde ich mir keine Sorgen machen."
Kudo folgte der Hand der Illusion mit dem Blick und sah wie sich Kataris violette Geistergestalt materialisierte.
Nachdem der Chaosbringer verschwunden war, biss sich Kudo zornig die Zähne zusammen, packte einen Stein und warf es zornig gegen die Richtung wo zuletzt das Portal verschwunden war.
Der Stein traf nichts und blieb unwichtig am Boden liegen.
"Du weißt das er bereits weg ist?" kommentierte Merl.
Kudo fluchte mit irgendetwas und schaute kurz zu Katari, nur um sich danach abzuwenden. Wie konnten dieser Dämon nur so herumprahlen und ihm die Show stehlen? Kudo verfluchte sich, dass er sich selbst erlaubt hatte, vor jemanden Angst zu haben und Furcht zu empfinden.
Es war klug gewesen ihn nicht anzugreifen, jedoch hatte er das Gefühl der Furcht für die Entscheidung nicht gebraucht. Warum hatte er sich einschüchtern lassen? ER?! Was sollte ihm Furcht und Angst jemals bringen?! Er verfluchte sich für die momentane Schwäche und versprach sich dies nie wieder zu wiederholen. Ganz gleich wie mächtig und momentan überlegen eine Person sich nächstes mal gab.
Er fasste sich am Gesicht und schaute zwischen seinen Fingern.
"Was tust du da?" fragte ihn Merl, doch Kudo ignorierte ihn weiterhin.
Langsam verlor er die Nerven, wenn er daran dachte, wie viele Leute ihn in letzter Zeit förmlich angefleht hatten, von ihm eine Tracht Prügel zu bekommen.
Zuerst war es sein langbekannter Freund, Ailas, dann dieser Erlöser der Dämonen Melfice, dann dieser komische Typ mit den noch komischen Augen Names Semih, dieser Bastard Namens Hashiro, der nervtötende, hässliche Obouro und zum Schluss dieser anstandlose Dämonenkind Namens Asmodeus.
Ihn interessierte es nicht, wie stark seine Gegner waren. Selbst wenn einige dabei sein könnten, deren Wunsch , nach einer ordentlichen Abreibung, er heute noch nicht erfüllen konnte, so würde er dies eines Tages definitiv tun können.
Er war das, was sie nicht waren und auch niemals sein würden. Er war der Held dieser Geschichte! Nein, der Held der Realität! Der Hauptcharakter der Realität!
Wenn nicht er, wer dann sollte jemals dazu in der Lage sein können?!
Kudo nahm nun seine Hand vom Gesicht und spuckte generft auf den Boden. "Sucht euch alle vernünftige Hobbys...." protestierte er und würde zu Katari schauen.
"Es ist nur solange ein Spiel, bis niemand stirbt." gab Kudo schließlich an. "Ich glaube nicht daran, dass tote zurückkehren können. Entweder waren sie nie richtig tot oder sie werden nie wieder richtig lebendig werden können." gab er die Worte seiner Meisterin wieder. "Ich werde kein Pakt mit dem Teufel eingehen, um eine verlorene Person zurückzubringen, jedoch solltest du hoffen, dass dein Meister lügt. Wenn sie wirklich tot ist..." er hielt kurz inne und schüttelte seinen Kopf. Er warf diesen Gedanken ab.
Katari grinste nur und sagte ihm etwas.
Kudo hörte ihr nicht richtig zu, den er war langsam sehr Müde, von diesen ganzen verrückten Gestalten und ihren Reden geworden.
Er hielt es hier drinnen nicht mehr länger aus. Diese stickige Luft, dieser stickige Gestalt, diese nervtötenden Gestalten und am aller nervisten...
"Verliere nicht die Geduld."
"Grr." Kudo knurrte Merl an, als dieser sich meldete. Am nervisten war definitiv weiterhin dieser KERL, der es in binnen in kurzester Zeit wieder geschafft hatte, ihm auf den Sack zu gehen!
Selbst wenn er nicht echt war und aus seinem Unterbewußtsein entstand.
Er war in seiner Reise so vielen schönen Frauen begegnet und diese Illusionen mussten ihm ausgerechnet diesen Möchtegern Helden zur Seite stellen?
"Ich habe genug." gab Kudo schließlich an. "Ich habe genug von all dem." wiederholte er. "Ich habe einfach genug." wiederholte er ein weiteres mal.
Wenn in dem Ort nicht soviel Leben versammelt wäre, hätte er in dem Moment ganz gewiss den ganzen Platz in die Luft gejagt.
Stattdessen legte er beide Hände zornig auf den Boden und schloss für einen Moment seine Augen. Sein Zorn hatte ihm eine kreative Idee eingebracht. Warum war es bisher nie vorher darauf gekommen?
"Was tust du da?" fragte Katari. Kudo antwortete nicht.
Stattdessen konzentrierte er sich stark. Sein Bewusstsein verschmolz mit der Umgebung. Zumindest mit allem, was eine Erdeähnlich war, wie die Wände und der Boden. Die Lebensenergie der Umgebung, teilte sein Bewusstsein im Moment mit ihm. Er konnte sogar die Position von Rangis Körper erkennen, wusste aber nicht, ob sie noch am Leben war oder nicht. Das Bewusstsein der Umgebung war scheinbar limitiert.
Es war merkwürdig, dass leblose Dinge über Lebensenergie verfügen konnten, doch vermutlich kam diese Energie nicht einmal direkt von diesen Dingen. Er verstand schließlich weiterhin nicht genau, wie genau alles funktionierte. Aber er hatte eine Sache verstanden. Er konnte damit seine Talente noch weiter verstärken.
Seine Lebensenergie floss nun um den ganzen Grab und verschmolz sich damit mit der Lebensenergie der Umgebung. Jegliche Wand, jeglicher Boden und jegliche Decke unterlag somit für die Dauer seiner Konzentration, seinem Willen.
Dies funktionierte ähnlich, wie er es mit seiner Kunst Babylon tat. Anders als bei Babylon, brachte er hier ein fremdes Gebäude unter seiner Kontrolle. Er würde jedoch ohne Einsatz von Psynergie nur Wände und Räume verschieben können und dabei der gesetzen der Schwerkraft unterstehen.
Was er jedoch tun musste, war nach oben zu gelangen.
Der Boden unter seinen Füßen erhob sich, wuchs zu einer Säule heran und trug ihn nach oben. Kudos Blick ging kurz zu Katari. "Dein hässlicher Meister und das Dämonenkind könnt ruhig miteinander spielen. Ich hingegen muss eine Welt retten."
Sein Blick wandte sich von ihr ab und ging nun zur Decke.
Die Decke öffnete sich und schloss sich, während er mit der Säule durch etliche Räume passierte. Die Wände waren so verschoben, dass es die kürzeste Route zu seinem Ziel bilden würde.
Nachdem er am Ziel angekommen war, schloss sich jede Öffnung, die Säule verschwand und seine Kontrolle über die Umgebung wurde aufgegeben. Seine Konzentration war beendet und seine Lebensenergie war nicht länger mit der Umgebung verschmolzen.
Einige Räume im Turm hatten sich nun beachtlich verschoben, doch das interessierte den jungen Yall scheinbar nicht im geringsten. Notfalls könnte er die ganze Struktur der Umgebung komplett neu gestalten, wenn er dies benötigte.
"Du weisst was zu tun ist." gab Merl an.
"Natürlich weiß ich das. Halt einfach deinen Mund."
Er zog den Sternenglas heraus und steckte es in die Vorrichtung.
*Hey. Wollt nur mal bescheid sagen waren knapp 3 Monate nix von mehr kam. Bin gerade dabei meine Abschlussarbeit zu schreiben und habe nebenher leider wenig Zeit. Ich werde vermutlich Mitte oder Ende September wieder etwas Atemluft haben, um mich hier wieder produktiv zu beteiligen. Hab' euch nicht vergessen. Oh und drückt mir die Daumen^^*
*Verstehe. Ich wünsch dir alles gute dabei. Ich versuch mal mit meinem post weiterzukommen, dann bleibt es hier zumindest nicht vollkommen still stehen. Aber mal sehen wies läuft hab auch ein paar Sachen zu tun. Na ja. Wir kennen ja unsere Pausen.*
*'Mitte bis Ende September'. Ahem*

Energie ergoss sich in den Würfel und schlängelte durch winzige Kristallleitungen an den Verzierungen des Würfels entlang. Das Sternenglas erwachte zum Leben und brachte die projizierte Gestalt von Amadeus Yall hervor.
"Hm? Oh, willkommen 'einfach nur Kudo'. Schon zurück? Ich nehme an es ist alles reibungslos verlaufen?"
Kudo war nicht sonderlich in der Stimmung sich mit einem Plausch abzugeben und nickte einfach nur.
"Alles erledigt."
"Sehr gut. Ich hoffe du und diese Rangi habt euch wieder vertragen? Sie schien ihren Streit mit dir zu bereuen, als sie mich gefragt hat wie sie zu dir gelangen kann. Wenn du mich fragst, stehen deine Chancen bei ihr gar nicht so schlecht, wenn du deine Karten richtig spielst."
Das Abbild des Sternenglas bemerkte nicht, wie Kudo sämtliche Gesichtsfarbe verlor und wunderte sich, warum er nicht antwortete.
"Was ist denn?"
"... Die Brücke, bitte."
Amadeus nickte.
"Ah, natürlich. Einmal die Brücke zum Merkurleuchtturm, kommt sofort."
Wieder einmal hob das Abbild die Arme imposant in die Höhe und schloss die Augen. Kudo erwartete eine Erschütterung, oder irgendetwas Vergleichbares. Aber es geschah nichts. Amadeus schlug wieder die Augen auf und starrte Kudo mit eingeschlafenen Gesichtsausdruck an.
"... Kudo? Kann es sein, dass du innerhalb oder außerhalb der Transferkammer irgendetwas... beschädigt hast?"
Es folgte ein langer Moment der Stille.
"... Nun? Was ist? Ich spüre die Energie, aber viele Leitungen sind wie... abgeschnitten. Du hast doch nicht irgendwas... zerbrochen? Die Kammer ist voller empfindsamer Komponenten."
Irgendwas schien in Kudo zu zerbrechen, denn er begann breit zu grinsen.
"Mal überlegen... Für den Weg nach unten habe ich einen Schacht erschaffen, habe danach einen Großteil einer Ritualkammer zerschmettert und habe in der Transferkammer einen Dämonen vorgefunden, der ein gewaltiges Loch durch alles gesprengt hat, was zwischen dort und der Oberfläche war. Und für den Weg nach oben, habe ich diverse Räume und Gänge umsortiert. Aber ansonsten bin ich pflegsam mit dem Grab umgegangen... Außer dass ich die Überreste meiner Vorfahren pulverisiert habe, weil ein geistig gestörter Lich aus ihnen einen Zirkus gebaut hat. ... Ich glaube das ist alles."
Amadeus warf ihn einen langen ausdruckslosen Blick zu.
"Ah...ha.", machte er und legte die Hände zusammen. "Das war unter Umständen ein wenig... unbesonnen."
"Findest du?"
"Naja... Zumal diese Brücke eines Tages, und dieser Tag scheint sehr nah zu sein, Mirnuzar vor der Zerstörung bewahren sollte."
"Ich kenne einen Konstrukteur.", sagte Kudo munter und musste daran denken wie Sazael das Lager aufgebaut hatte.
"Großartig. Kennt er sich mit Jahrtausende alter Technik aus?"
"... Möglicherweise?"
Das Abbild seufzte und legte die Hände aufs Gesicht.
"Kudo, ein beschädigter Mechanismus ist ein unmittelbares Desaster für uns... und ganz Mirnuzar nebenbei. Ohne diese Brücke habe ich keine Aufgabe mehr in dieser Welt... Außer in irgendeinem Museum zu verstauben."
Er ließ seine Arme kraftlos fallen.
"Das war es dann wohl. Leb wohl, Kudo. Ich bete für dich, dass ein Wunder geschieht und den Leuchtturm noch irgendwie erreichen kannst. Ich kann dir fortan nicht weiterhelfen. Alles Gute."
Das Licht des Abbilds fiel in sich zusammen und zog sich in das Sternenglas zurück, wo es erlosch.
"Toll. Und was jetzt?"
Als eine Antwort ausblieb, drehte sich Kudo um. Von Anaraths Erscheinung fehlte jede Spur.
"... Toll. Wirklich toll..."

Nach der langen Ohnmacht die Ihre Sinne vernebelt hatte, spürte sie wie sie langsam wieder Herrin ihrer Selbst wurde. Kataris geisterhafte Gestalt sackte kraftlos in sich zusammen und nahm wieder ihr perlweißes durchsichtiges Antlitz an.
Sie fühlte sich... fern. Als würde sie nach all diesen Jahren nun doch den endlosen Tod umarmen, der ihr bisher verweigert wurde. Doch noch war sie hier. Es gab also immer noch Unerledigtes...
Katari realisierte, dass sie wieder im Knochenhof war. Überall waren noch die Zerstörungen zu sehen, die Kudo hinterlassen hatte. Die staubigen Knochen ihrer Ahnen lagen zerbrochen und zersplittert zwischen den Ruinen der einstigen Ritualkammer verteilt. Die kläglichen Überreste ihres alten Familienhauses. Und zwischen all der Zerstörung, auf einem steinernen Altar, saß Obouro.
"Du...!", gab Katari matt von sich. Sie war viel zu schwach um echte Wut oder Furcht zu empfinden. Sie hatte schon lange vermutet, dass sie der Macht des Lich schutzlos ausgeliefert war und sie hatte geahnt was ihr blühte, wenn sie sich offen gegen ihn auflehnte. Widerstand war anscheinend von Anfang an zwecklos gewesen.
Obouro hob kurz seinen zu groß geratenen Schädel aus nachdenklicher Haltung und blickte sie kurz an. Dann winkte er kurz ab und ließ seinen Kopf auf die kleine Knochenfaust zurücksinken.
"Was soll das heißen, es tut dir Leid?", fragte Katari, woraufhin sie wenig später stockte.
Hatte sie ihn etwa... verstanden?
Ohne aufzusehen, hob der Lich die andere Knochenhand und tippte sich mit dem Zeigefinger gegen den Schädel. Ein hohles und kratzendes Geräusch.
"Weil du mich besessen hast? Deswegen verstehe ich dich?"
Obouro ließ die Hand wieder sinken.
"Aber... wieso erst jetzt? Es müssen hunderte von Jahren vergangen sein, als ich hier mein Leben gelassen habe! War ich es... einfach nicht wert, dass du mit mir in Kontakt trittst?"
Obwohl er sich dieses Mal nicht rührte, verstand sie alles.
"Weil ich... jetzt deswegen nicht mehr frei bin. Ich bin an dich gebunden."
Sie begann sich merkwürdig vorzukommen, weil sie alleine auf ein stummes Skelett einredete. Dann wiederum, gehörten sie beide nicht mehr zu den Lebenden.
"Du wolltest das nicht. Du wolltest... mir meinen Körper zurückgeben?! Aber du hast es nicht geschafft und am Ende war er dann doch verrottet... Das macht doch keinen Sinn!"
Der kleinwüchsige Lich mit dem Riesenschädel blickte auf. Unzählige fremde Gedanken fluteten in ihr Bewusstsein ein und fügten sich zu einer neuen Wahrheit zusammen, die Katari nie erwartet hätte. Nein, die sie nie hatte wissen wollen.
"Und ich habe es nie erkannt, weil ich dir stets ausgewichen bin... Und jetzt ist mein Körper mit dem Gegenstand der ihn erhalten sollte endgültig zerstört."
Obouros Zorn wallte in sie hinüber.
"Der Junge... Ich verstehe nicht! Ist es nicht Kudo, den du-"
Er winkte gereizt ab. Katari stellte fest, dass seine Wut Kudo gegenüber mit dem Eingreifen des Dämonen in der Form eines Kindes verraucht war. Aus verschiedenen Gründen.
"Er hat deinen Stolz verletzt weil er sich dem Tod widersetzt hat?", fragte sie ungläubig.
Obouro wirbelte genervt mit den Händen in der Luft herum.
"Das kann nicht dein ernst sein... Was soll er zerstört haben?"
Weiteres sinnloses Herumgefuchtel.
"Mission? Kudos Mission? Was soll das denn heißen? Eben hast du mich noch benutzt ihm das Leben zur Hölle zu machen. Wenn seine Mission so wichtig ist, wieso setzt du so sehr daran ihn zu quälen."
Sie stieß einen gereizten Seufzer aus. Obwohl sie jeden Gedanken von Obouro perfekt verstand, machte der Lich einfach keinen Sinn.
"Was soll sich mit der Einmischung des Jungen alles verändert haben? Woher willst du überhaupt wissen, was er vorhat? Was-"
Der Lich schnipste mit den Fingern. Auf seinen Fingerspitzen flammte ein kleines Kerzenlicht von reinweißer Farbe auf. Katari brauchte eine Weile bis sie begriff was sie sah. Wachsendes Entsetzen kam in ihr auf.
"Nein..."
Der Lich spielte gedankenlos mit der Flamme.
"Hör auf... bitte... Bitte! Sie hat das nicht verdient!"
Obouro sah verständnislos auf. Nein, er verstand sie wirklich nicht. Für ihn war der Tod nichts, lediglich nur eine Tür in eine andere Form der Existenz.
"Warum hast du mich dazu gezwungen? Rangi hat den Tod nicht verdient. Sie wollte dir nichts Böses. Sie wollte nur Kudo schützen. Wenn du ihre Gedanken wirklich kennst, dann musst du das doch verstehen!"
Obouro legte den Kopf schief. Ein Frage.
"Nein... Du hast ihn doch gehört. Er wird nicht versuchen sie zu retten, weil er eine Falle vermutet. Kudo wird nicht kommen... Und Rangi ist verdammt."
Sie konnte spüren, wie es dem Lich dämmerte, dass Katari recht hatte. Seine Gedanken wurden still und für einen sehr langen Moment, fühlte Katari von ihm nichts mehr.
Doch dann sprang Obouro vom Altar ab und starrte entschlossen an die Decke. Katari fing nur einen kurze Antwort auf.
"Wiedergutmachen? Was wiedergutmachen?"
Er setzte sich in Bewegung und hob kurz die Hand zu einer herrischen Geste.
Kommt alle mit.
Sämtliche Knochen und Knochensplitter in der Kammer begannen zu zittern und füllten die bislang herrschende Stille mit einem unheimlichen Chor aus Kratz- und Klappergeräuschen. Die Toten erhoben sich wieder, ein weiteres Mal.
Sciz öffnete die Augen als er die Schritte auf dem Gang hörte und blickte von seinem Platz an der Wand auf. Die Tür öffnete sich und die Wache blickte auf ihn herunter. Am Ende des Gangs standen noch immer die Bogenschützen in Position.
"Steht auf!", wies ihn der Wächter an und Sciz folgte der Anweisung schweigend. "Mitkommen!"
Der Mann drehte sich um und ging. Sciz folgte gehorsam.
"Hat man sich meinen Vorschlag überlegt oder bringt ihr mich nur nach draußen für die Exekution? Blut- oder gar Verwesungsgeruch würde hier unten sicher schnell unangenehm werden."
"Seid ruhig."
"Tut mir Leid, natürlich wollt ihr mich nicht umbringen, ihr hättet mehr Wachen mitgebracht, wenn das der Fall wäre, mich zumindest an den Händen gefesselt und würdet mich mit einer Klinge im Nacken laufen lassen. So sehr unterschätzt ihr mich dann schließlich doch nicht."
"Ihr glaubt ihr könntet unseren Pfeilen entgehen?", fragte eine der Bogenschützen, die sie in diesem Augenblick passierten.
Er stoppte. Sein Führer tat es ihm verärgert nach, als er es bemerkte.
"Ich glaube, als eure Herrin euch anwies mich auch dann zu erschießen, wenn ich sie als Geisel nehme, hat sie vergessen, dass eure Pfeile ihren Körper niemals vollständig durchschlagen hätten. Das ich sie also als lebenden Schutzschild hätte benutzen können, wenn ihr denn tatsächlich auf sie geschossen hättet."
"Ihr seid ein größeres Ziel als sie."
"Eine Fleischwunde an der Schulter oder dem Oberarm könnte ich verschmerzen glaubt mir."
"Und eure Beine?", fragte sie schnippisch.
Er lehnte sich zu ihr vor mit einem hässlichen Lächeln auf den Lippen.
"Bei der Beleuchtung in diesem Gang hättet ihr nicht auf die Zielen können, bevor ich nahe genug an euch dran war, um den Leichnam eurer Hüterin auf euch zu werfen und mich in dem dadurch entstehenden Durcheinander auf euch zu werfen, das Messer da aus eurem Gürtel zu ziehen und euch damit abzustechen. Vielleicht wären ein oder sogar zwei von euch von mir weggekommen, aber ich hätte euch mit einem eurer eigenen Bögen einen Pfeil in den Rücken gejagt, bevor ihr das Ende des Ganges erreicht hättet."
Die Bogenschützin schluckte und Sciz richtete sich wieder auf, ein entspannteres Lächeln auf den Lippen. Dann ging er weiter, was den bei seinen Schilderungen erbleichten Führer aus der Starre riss.
"Trödelt nicht weiter.", schnaubte dieser ihn an, während er ihn wieder überholte. Hinter ihm setzten sich die Bogenschützen in Bewegung.
"Natürlich nicht."
Sie stiegen eine kurze Treppe hinauf und erreichten eine mit Eisenstreben verstärkte Holztür. Gegen die sein Führer schlug. Eine Klappe öffnete sich in der Tür und die Wache auf der anderen Seite wechselte nur wenige Worte mit seinem Führer, bevor sie die Klappe wieder schloss und die Tür entriegelte. Die trockene kalte Nachtluft der Wüste schlug ihm entgegen, als sich die Tür öffnete und ließ ihn frösteln, als sie sein schweißgetränktes Hemd berührte.
Sein Führer trat bei Seite. "Geht hinaus."
Sciz ließ sich noch einen Moment Zeit, nickte seinem Führer zu. "Ich danke für eure Gastfreundschaft."
Erst dann trat er an ihm vorbei ins Freie.
Vor dem Gebäude, das zwischen zwei hohen Felswänden gebaut worden war um es vor neugierigen Augen zu verbergen erwartete ihn Salin im Schein zweier Fackeln jetzt mit einem Säbel bewaffnet, der in ihrem Gürtel steckte. Bogenschützen standen vor ihr in einem Halbkreis um den Eingang aber in sicherer Entfernung von Sciz. Sie hatten Pfeile angelegt die Sehnen jedoch nicht gespannt.
"Ich hatte mich schon gefragt wann ich euch wiedersehen würde.", grüßte Sciz, während er auf sie zuging.
"Das ist nah genug!", sprach die Hüterin der Ausgestoßenen schroff und Sciz folgte dem Befehl.
Die Bogenschützen aus dem Gebäude traten hinter ihm aus dem Gebäude und vervollständigten die Umzingelung. Dabei waren sie schlau genug versetzt zu stehen, sodass ein verfehlter Pfeil nicht den gegenüberstehenden Verbündeten getroffen hätte.
Sciz seufzte. "Ist das denn wirklich nötig?"
"Habt ihr mir einen Grund zu einer anderen Annahme gegeben?"
Er lachte. "Ja, habe ich, ich habe euch nicht getötet als ich die Chance hatte."
"Ist jemandem ein Messer an die Kehle zu halten ein üblicher Vertrauensbeweis dort wo ihr herkommt?", fragte die Hüterin der Ausgestoßenen spöttisch.
Sein Lachen wurde lauter brach dann abrupt ab als er sagte: "Ich war in einer Zelle, gefesselt und mit verbundenen Augen, nachdem man mich von hinterrücks niedergeschlagen hatte, als ich bereits deutlich gemacht hatte, dass ich keinen Widerstand leisten würde. Meine Lebensretterin teilte mir mit, dass es dabei um euer reines Überleben ginge. Ihr andererseits erzählt mir wie gut ihr doch im Töten seit, wie die Wüste euch gehört und wie selbst der Sultan euch diese Herrschaft nicht länger streitig machen kann. Fürchtet nicht mal eine ganze Gruppe von Leuten, wenn sie ebenso fähig wären wie ich. So scheint es mir also, dass ich keine Gefahr für euch darstellte. Ihr wusstet nichts über mich, ich hatte euren Ruf als Banditen, Entführer und Mörder. Ich wäre euch also dankbar, wenn ihr diese lächerliche Opfermentalität ablegt und die Heuchelei sein lasst, die stören mich weit mehr, als eure angewöhnte Grausamkeit und extremen Methoden."
"Ihr..."
Der frühere Pirat ließ sie nicht zu Wort kommen. "Von eurer spirituellen Führerin will ich gar nicht erst anfangen. Die zog es vor uns aus der Ferne zu beobachten, dann einen Sandsturm auf uns loszulassen, unsere Gruppe zu trennen, uns etwas zu nehmen, das seit unserer Geburt ein Teil von uns war und für einige von uns so natürlich wie das atmen ist und uns obendrein noch den Weg unsere Heimat zu versperren. Alles ohne eine Provokation, wie ich mit einiger Sicherheit sagen kann, da wir zu diesem Zeitpunkt noch keiner Menschenseele in diesem Land begegnet waren. Wenn es also um erste Eindrücke geht, so gibt es wohl nur eine Person in diesem Lager, der niemand einen Vorwurf machen kann... was ihr allerdings zweifellos getan habt, nachdem ihre meine Zelle verlassen habt. Um das ganze also klarzustellen: Ich mag euch nicht und ihr mögt mich nicht. Hauptsächlich deshalb weil keiner von uns beiden besonders liebenswert ist."
"Wenn ihr dann fertig seid.", sprach Salin, die seinen Worten nur noch mit finsterer Miene gelauscht hatte, wenn gleich es ihr nicht vollends gelungen war die Verwirrung bei seinen Schilderungen des Sandsturms und dem Verlust der Psynergie zu verbergen, "Ich bin hier um euch mein Urteil über euch mitzuteilen."
"Ihr meint Yananells Urteil.", warf er ein.
Die Hüterin verschränkte verärgert die Arme. Er zuckte die Achseln.
"Zumindest schließe ich aus dem Fehlen der Anwesenheit meiner Freunde, die ihr ja ebenfalls gefangen nehmen wolltet, dass sich eure Pläne geändert haben. Zweifellos der Einfluss von jemandem, der euch entweder übersteht oder auf andere Weise euer Urteil zu beeinflussen vermag und wer könnte das sein, außer der Frau, die ich euch nahegelegt hatte aufzusuchen."
Salin trat ein Bündel zu ihren Füßen und sandte es schlitternd über den rauen Fels bis vor Sciz Füße. Er ging in die Hocke und stellte fest, dass es seine Sachen waren, die ihm zuvor abgenommen worden waren.
"Ah, jetzt wird es interessant."
"Wenn ihr keine weiteren Probleme macht, könnt ihr gehen.", sprach Salin beherrscht.
"Mh... interessant.", meinte Sciz, während er sich den Waffengurt mit dem Säbel umband und seine Sachen wieder in seinen Taschen verstaute. "Ich lehne ab."
"W-Was?", die Fassade der Hüterin bröckelte, aber nur für einen Moment, bevor sie sich wieder gefangen hatte. Auch die Bogenschützen tauschten erstaunte Blicke. "Ihr beliebt zu scherzen. Ich biete euch einen Ausweg und ihr lehnt ab?"
Sciz richtete sich auf und warf sich den Wüstenumhang über eine Schulter statt ihn anzuziehen.
"Ja, denn ich bin weder naiv noch ein Dummkopf.", bestätigte er seine Aussage grob, "Bei unserer letzten Begegnung erzähltet ihr mir darüber wie er die Wüste mit dem Blut meiner Freunde färben wolltet, wenn sie nicht die Waffen niederlegen würden. Nun gestattet ihr mir zu ihnen zugehen, auf Geheiß einer Frau, die uns angegriffen und beraubt hat, wobei ihr mir alles außer der Sache wiedergebt, die sie mir gestohlen hat. Wir wäre es also wenn ihr mir reinen Wein einschenkt?"
"Bitte?! Ihr könnt froh sein, wenn wir euch auch nur einen Tropfen Wasser für den Weg überlassen."
"Ich will die Wahrheit wissen.", wiederholte er sich diesmal ohne Metaphern.
"Die Wahrheit ist das ihr verrückt und unverschämt seid, das ihr auf Grund von Güte, die ihr nicht verdient habt, noch am Leben seid und ich, wie ihr bereits festgestellt habt, euch nicht ausstehen kann.", sprach Salin verärgert, "Die Wahrheit ist das ich nicht weiß wer ihr seid, welche Absichten ihr verfolgt und wovon ihr die Hälfte der Zeit redet und euch dennoch gehen lasse. Die Herrin bedauert was mit euren Freunden geschehen ist, dass ist alles was ich euch sagen kann oder werde. Geht nun oder geht zurück in eure Zelle."
"Sie könnte ja damit anfangen den Rest des Mists, den sie verursacht hat wieder in Ordnung zu bringen." Sciz seufzte. "Na schön, meine Beschwerde hat zumindest die richtige Adresse erreicht. Gebt mir noch eine Wegbeschreibung zur Stadt eures Sultans oder zumindest der nächsten Siedlung und ich bin weg."
Salin nahm eine der Fackeln an sich und wandte sich resigniert ab. "Na schön, begleitet mich zum Aussichtspunkt."
"Eine Sache wäre da eigentlich doch noch."
Er hörte wie Salin einmal tief durchatmete. "Und was für eine Sache wäre das?"
"Ich schulde zwei eurer Leute etwas... na ja mein Leben um genau zu sein."
"Das fällt euch früh ein.", bemerkte die Hüterin schnippisch.
"Bitte." Sciz rollte die Augen. "Wenn ihr dagewesen wärt, wäre ich jetzt tot. Ich schulde weder euch noch eurer Gruppe etwas, nur den beiden die mich gerettet haben. Meine Möglichkeiten sind bescheiden. Meine Talente wenige und wenig tugendhaft. Trotzdem... was immer sie wollen. Ihre Wünsche! Versucht nicht eure Wünsche über ihre Lippen zu äußern."
"Was habt ihr ihnen schon zu bieten?", wollte Salin wissen.
"Keine Ahnung. Sie wären wahrscheinlich nicht hier, wenn sie keinen Grund hätten irgendwen zu hassen. Ich hätte ein paar Wertsachen, die eure Leute nicht gefunden haben, von denen ich aber nicht weiß was sie euch nützen... Ach ja, ich nehme an falls sie die Absicht hätten diesem Strand ohne Meer und dem Streit zwischen einer hasszerfressenden Wüstenbanditin und einem hochwohlgeborenen Hurenbock zu entgehen, wäre das auch möglich. Ich plane nicht ewig hierzubleiben und wenn man sich auch sicherlich bessere Begleitung wünschen mag würden sie wohl keinen bessere Chance hier wegzukommen bekommen."
Salin blickte zu einem der Bogenschützen. "Teilt den beiden mit das der Fremdländer bereit ist seine Schuld ihnen gegenüber zu begleichen, dann berichte mir was sie zu sagen haben, wenn sie es denn noch ertragen Worte auszusprechen, die für diesen Mann bestimmt sind. Hier entlang Fremdländer."
Der Ausgestoßene ergriff die zweite Fackel und ging.
Salin führte ihn entlang der Felswände. Die Bogenschützen folgten in respektvollem und taktisch gewählten Abstand. Durch eine Reihe von zerfurchten Spalten und schmalen Schluchten vorbei an versteckten Gebäuden, die in der Dunkelheit der Nacht nur schwer auszumachen waren, und abgestützten Höhlen in den Felsen, sowie weiteren bewaffneten Ausgestoßenen, führte sie ihn zu einem Aufstieg, der an einer langen Holzleiter endete.
"Steigt hier hinauf."
Sciz stieg auf die erste Sprosse ergriff die nächste über ihm. Ohne die Fackel konnte er weder viel über sich noch unter sich erkennen. Tatsächlich konnte er beim Aufstieg feststellen, dass das das Lager der Ausgestoßenen scheinbar komplett in Dunkelheit lag. Ein Umstand, der es ihm unmöglich machte die Größe einzuschätzen.
Am oberen Ende der Leiter erwartete Sciz ein kleines Plateau und zwei Frauen in Mäntel gehüllt und mit Bogen und Schwert bewaffnet. Wachposten.
Die Beiden wirkten nicht überrascht ihn zu sehen, vermutlich hatte Salin erwartet, dass er eine Wegbeschreibung verlangen würde, und ließen ihn vorbei. Vorsichtig setzte der frühere Pirat einen Schritt vor den anderen, um nicht unbeabsichtigt über den Rand des Aussichtspunktes zu treten und blickte auf die Wüste hinaus.
Eine fahle Mondsichel hing am funkelnden Sternenhimmel über den weißen Dünen, die sich bis zum Horizont erstreckten. Es hätte ein schöner Anblick sein können, doch Sciz war vor kurzem fast in eben dieser Wüste verdurstet und wurde dementsprechend wenig sentimental.
"Vorsicht, es ist bereits verlockend genug euch hinunterzustoßen, ohne das ihr selbst so nah an den Rand tretet.", sprach Salin.
Sciz sparte sich eigene bissige Kommentare.
"Dort hinten.", erklärte Salin und deutete weit in die Wüste hinaus wo in weiter Entfernung ein Licht zu sehen war, "Dort is eine kleine Siedlung. Von dort können euch Leute helfen die Hauptstadt zu erreichen, wenn ihr das tatsächlich wollt."
"Verstehe."
"Verlauft euch nicht. Wir werden euch die Tore sicher nicht öffnen, solltet ihr zurückkehren."
"Ihr meint außer wenn eure geheimnisvolle euch im Dunkeln lassende Herrin mit eigener Agenda euch etwas anderes sagt?"
"Ihr versteht überhaupt nichts. Weil ihr ein Mann seid der nie aus anderen Gründen handelt als um seine eigenen Interessen mit aller Gewalt durchzusetzen."
"Jemand hat euch furchtbar weh getan, schlimmer als sich eurer Meinung nach irgendjemand anderes jemals auch nur vorstellen könnte, und dann als ihr am Tiefpunkt wart verloren und hilflos und nirgendwo hin konntet und ihr euch in einem schrecklichen unerbittlichen Wechsel von brennendem Hass auf andere und Selbstmitleid befandet, während sich beide Zustände mit jedem Zyklus mehr und mehr verstärkten, kam sie, eure Herrin Yananell, und gab euch eine neue Perspektive. Stimmt das so in etwa?"
Die Ausgestoßene schwieg für einen Moment und sprach dann harsch: "Habt ihr euch den Weg eingeprägt? Es ist Zeit für euch zu gehen."
Er nickte. "Es wird Zeit in bessere Gesellschaft zurückzukehren."

Haden blickte Megg abschätzend an. "Ihr scheint der Meinung zu sein, dass es mir Freude bereitet derartige Gräueltaten zu begehen. Tatsache ist, dass derartige Taten notwendig werden könnten und ich mir sicher sein muss, dass ihr mir auch weiterhin folgt, wenn wir uns die Hände schmutzig machen müssen." Der Silkanas trat an Megg vorbei und verließ die Kammer. Sie folgte ihm hinaus, dankbar die improvisierte Folterkammer hinter sich zu lassen. Sie kamen in ein kleines angrenzendes Arbeitszimmer. Der Geruch von Feuer und Rauch hing in der Luft. Ursache waren die glimmenden Überreste von Papier und Ledergebundenen Akten die neben einem offenliegenden Fach in den Dielen glommen.
"Informationen über die Wache?", fragte sie.
"Eine Untersuchung von Korruptionsvorwürfen an örtlichen Autoritäten, die Appakus im geheimen in Kooperation mit dem Schafrichtergipfel durchgeführt hat. Wie Ressourcen unrechtmäßig bewegt werden, wie viele Leute sie angeheuert wurden für illegalen Aktivitäten. Und all das zwecklos, weil der Schafrichtergipfel zwar innerhalb der Nachrichten adressiert wird aber auf den Umschlägen abwesend ist was in Kombination mit einem winzigen Fehler bei der Adressierung dazu führt das diese Briefe stattdessen hartnäckig bei einer Abtei nahe des Schafrichtergipfels landen, die seit der ersten Attacke der Phönixkrieger verlassen ist, statt bei dessen Autoritäten. Es ist beeindruckend wie oft ihm Lady Sturmwind trotzdem antwortet und in eindeutiger Männerhandschrift, die so unsauber ist, dass sie niemals von einem dafür zuständigen Beamten stammen könnte auf siegellosem Papier. Also ja, Informationen der Wache. Nichts wirklich wichtiges allerdings, größtenteils nur Informationen über Reyters Truppen, die die Wache gesammelt hat. Hin und wieder waren allerdings mit feinen Nadelstichen auch Chiffren in das Papier eingearbeitet, die man lesen kann, wenn man sie ins Licht hält. Ich arbeite noch an der Decodierung, aber ich bezweifle, dass es uns einen Kontaktmann nennt."
"Was ist mit der Abtei?"
"Möglich.", meinte Haden, während er hinter den Schreibtisch trat, auf dem eine dunkle Tasche ruhte, "Aber nicht wahrscheinlich. Sie werden diesen Briefkasten aufgeben, wenn es das geringste Risiko gibt und wir haben nicht die Zeit oder Leute es zu überprüfen."
Der Berührte griff in die Tasche und förderte ein ledernes Stirnband hervor, dessen eine Seite mit kleinen silbernen Metallplättchen bedeckt war, über die Gravuren verliefen. In der Mitte war ein kleiner klarer Kristall eingefasst. Haden berührte ihn und die Gravuren leuchteten blass auf.
"Bindet euch das um.", wies er sie an und hielt ihr den Gegenstand hin.
Sie nahm das Stirnband entgegen und betrachtete ihn neugierig. Die psynergetische Technologie hatte sie fasziniert seid, die Wache ihr und ihren Brüdern die ersten Prototypen überlassen hatte. Dubk und Bent hatten diesen andererseits nur wenig Zeit gewidmet und bewährte Methoden bevorzugt. Noch immer fragte sie sich, ob das ihr Verderben gewesen oder hätte auch das nicht ausgereicht den Vorteil der Berührten auszugleichen?
"Ihr werdet euren Stirnreif abnehmen müssen.", merkte Haden an, während er einen großen Kristall aus der Tasche zog, der von einem Metallring umschlossen war der quadratischen Lücken aufwies. Durch eine von diesen war ein kleiner Kristallquader eingeführt worden.
"Es greift also auf meinen Verstand zu?", fragte sie nicht besonders begeistert von der Aussicht Haden oder sonst irgendwem Zugriff auf diesen intimen Bereich ihrer Person zu geben.
Haden schwieg während er die Konstruktion auf drei Beinen auf der Tischplatte aufstellte.
Widerwillig nahm sie den Stirnreif der Wache ab, der ihren Geist vor dem Eingriff durch Berührte bewahren sollte, wenn gleich sich gezeigt hatte das Dularius nicht lange gebraucht hatte diesen Schutz zu umgehen, und legte ihn auf dem Tisch ab. Dann platzierte sie die Mitte des Stirnbands auf ihrer Stirn und führte beide Enden hinter ihrem Kopf zusammen. Sie musste sie nicht zusammen binden, klickend griffen die Plättchen ineinander und fixierten das Band beinahe schmerzhaft stramm, um ihren Kopf.
"Jetzt aktiviert die Aufnahmefunktion des Kristalls in eurem Handschuh. Laut Dularius sollten die Systeme ohne weiteres kompatibel sein."
"War er ein großer Gelehrter in Galatan?", fragte sie, als sie den Handschuhkristall nach oben wandte und die Aufnahme aktivierte. Der Kristall knisterte, flackerte und nahm dann das selbe blasse Licht wie das Stirnband an. Ein leises Summen drang in ihre Ohren als sie spürte wie das Stirnband leicht vibrierte und sich ihre Haare aufstellten.
"Einer der besten, aber so unbekannt wie alle die sich vom Krieg fernhielten.", meinte Haden beiläufig, während er den Kristallstab an seiner Konstruktion antippte. Der große Kristall glühte in sanften Grün auf.
Leuchtende Linien entstanden in der Luft über der Konstruktion und formten etwas, was Megg schnell als eine Karte erkannte, "Ryahfa. Schon mal davon gehört?"
Sie überlegte für einen Moment. "Nur den Namen."
"Es liegt in Nordshetver und ist kein Teil Neu-Mirnurzars.", fuhr Haden fort, "Außerdem ist es der Standort von einer von Reyters Konstruktionsschmieden in der wahrscheinlich auch ein Spezialprojekt oder Teile eines Spezialprojektes für ihn gefertigt werden. Das ist in einem Außenposten, der etwa hier an der Küste liegt."
Haden berührte einen Punkt in der Projektion und die Umgebung dieses wurde vergrößert dargestellt. Haden fuhr mit der Hand darüber und verschiedenfarbige Punkte leuchteten auf.
"Bestens gesichert wie ihr sehen könnt und vermutlich inzwischen sogar noch weiter verstärkt dank Rooks Truppen."
"Dort ist er? Woher wisst ihr das?"
"Er hat mich eingeladen."
Megg blickte Haden ungläubig an. "Rook? Ihr habt versucht ihn umzubringen!"
"Ihn umzubringen war nie meine Absicht, ich wollte nur den wahren Grund meiner Anwesenheit verschleiern."
"Es ist eine Falle!", protestierte sie.
"Ja und nein.", erwiderte Haden, der noch immer die Ruhe selbst war, "Einerseits ist es natürlich eine Falle, aber andererseits weiß er natürlich auch, dass ich weiß das es eine Falle ist, was es zu einer Herausforderung macht. Unser Glück. Er such den persönlichen Kampf mit mir, was heißt, dass seine Falle wahrscheinlich nicht darauf abzielt mich zu töten. Er will mich isolieren und dann im Zweikampf töten. Ein Schwachpunkt der sich ausnutzen lässt."
"Na schön.", gab sie sich geschlagen, "Ist ja nicht so als hätte ich was dagegen das Schwein zu töten, ohne ihn wäre die Sache bei der Mine ein Kinderspiel gewesen."
"Töten? Wir werden ihn nicht töten.", widersprach Haden abfällig, "Nicht sofort. Reyter einen hochrangigen Untergebenen zu nehmen ist zwecklos. Bei streng hierarchischen Strukturen, wie es sie in Militärorganisationen zu geben pflegt, steigt einfach jemand im Rang auf um die offene Stelle zu füllen. Darum will ich ihn lebend. Informationen über Reyters Truppen sind unverzichtbar und Rook ist vermutlich die viert oder fünft größte Quelle, Reyter selbst eingeschlossen. Das ist unsere oberste Priorität bei der anstehenden Mission.
Nächst niedrigere Priorität: Beschaffung eines Schlüsselelements von Reyters Spezialprojekt, namentlich Tränenkerne. Vernichtung des Projektes optional, da die Verwendung infizierten Tränensteinerzes bereits zu einem nutzlosen schadhaften Produktes führen sollte.
Nächst niedrigere Priorität dort befindliche Waffen und Ausrüstung, die vor der Lieferung des Erzes produziert wurden zerstören oder an uns bringen, wobei letztere Möglichkeit die bevorzugte wäre.
Gleiche Priorität ein eventuell an der Küste stationiertes Schiff Reyters in unsere Gewalt bringen.
Niedrigste Priorität: Den Außenposten zerstören und dort stationierte Truppen dezimieren."
Megg folgte Hadens Ausführungen schweigend und runzelte die Stirn, die Größe dieses Vorhaben schien viel zu gewaltig für ihre kleine Gruppe zu sein schon bevor Haden es für nötig hatte die vollständige Zerstörung des Außenpostens auf die Liste ihrer Ziele zu setzen.
"Ihr habt etwas zu sagen.", stellte der Berührte fest, "Ihr haltet es für Zeitverschwendung soweit in der Anzahl unserer Ziele vorauszudenken, wenn uns doch eindeutig die Ressourcen fehlen mehr als vielleicht zwei zu erreichen."
"Der Gedanke ist mir gekommen."
Haden nickte. "Wir können nur in kleiner Anzahl mobil bleiben und doch benötigen wir Hilfe, wir haben keine Zeit zu rekrutieren oder gar auszubilden und selbst untereinander sind wir wohl kaum ein eingespieltes Team, wie also noch jemanden hinzufügen."
Megg stimmte ihm missmutig zu. "Wenn wir nur immer noch Kontakt zur Wache hätten vielleicht hätten die Leute die uns nützlich wären."
"Wir bräuchten ein gut ausgebildetes und bestens ausgerüstetes Spezialkommando das in perfektem Zusammenspiel operieren kann und hochkomplexe Pläne verlässlich präzise ausführen aber gleichzeitig improvisieren kann wenn es sein muss ohne die ganze Sache zu gefährden. Wenn ich ein Auge zudrücke, kommt mir zumindest die Hälfte davon bekannt vor."
"Nein..." Megg schüttelte den Kopf über die Absurdität. "Nein. Nein, sie würden niemals... und außerdem wissen wir nicht mal wo sie sind."
"Betrunkene Rehkuh."
"Was?"
"Gemütliches Gasthaus zwei Straßen von dort wo ihr Dularius getroffen habt. Bestialisch schlechter aber hochpronzentiger Selbstgebrannter, gutes Essen. Unsere Freunde haben die Stadt kurz nach euch erreicht und es sich inzwischen dort gemütlich gemacht. Besonders viele andere Optionen gibt es in der Region ja auch nicht."
"Verzeiht, aber sie wollen nicht einmal Teil dieses Krieges sein."
"Und da bringen sie Reyter des Kernstück einer Waffe, die ihm die Eroberung so viel leichter machen wird und tausenden unschuldiger Familien das Leben kosten wird? Eine interessante Definition des Begriffs Neutralität." Hadens Stimme triefte vor Spott. "Nein, sie werden nicht Unschuld heucheln an dem was auch immer kommen mag. Sie haben mit dem Feuer des Krieges gespielt und sich die Finger verbrannt. Sie werden für uns arbeiten oder Reyter wird sie vernichten!"
Reyter würde sie vernichten? Aber warum, wie konnte dieser Mann ihren schlimmsten Feind zu einer solchen Tat veranlassen. Eine schreckliche Ahnung ergriff sie und ihr Blick fiel auf ihren Handschuh. Welche Informationen auf ihrem Verstand auf das Speichermedium auf ihrer Handfläche überspielt worden waren wir ihr jetzt vollkommen klar.
Sie aktivierte die Aufzeichnung und ihre Erinnerungen erschienen in besserer Qualität, als sie je zuvor eine Aufzeichnung gesehen hatte. Sie war nicht zu sehen, immerhin war sie die Beobachterin, doch die Rotschärpen blickten ihr gestochen scharf entgegen.
"Ich habe auch gehört, dass ihr keine Freunde von Reyters Streitkräften seid.", erklang ihre eigene Stimme, "Ihr seid Söldner, richtig? Ich brauche eure Hilfe."
Die Projektion der Anführerin der Gruppe schritt verärgert auf die Beobachterin zu.
"Wenn du das gehört hast, dann hast du vermutlich auch gehört, dass wir uns nicht weiter in euren Konflikt einmischen wollen..."
"Ich verstehe, aber glaubt mir wenn ich sage... Der Wald ist abgeriegelt und Reyters Männer stehen zwischen mir und meinen Verbündeten."
"Warum sollten wir dir helfen? ..."
"Meine Familie... Sie sind da draußen und ich kann sie nicht erreichen. Ich fürchte sie könnten sie finden."
Verlief die Konversation weiter wie in ihrer Erinnerung.
"Sie hat 'es' gesagt.", raunte einer der Rotschärpen matt.
Eine andere nickte.
"Damit ist der Tag wohl ganz ruiniert."
"Deine... Familie?"
"Meine beiden Brüder... sie dürfen diesen Adepten nicht in die Hände fallen."
Einer der Rotschärpen stieß seine still gewordene Anführerin mit der Schulter an.
"Na los. Wir wissen alle was kommt."
"... Erzähl uns mehr.", forderte sie Megg auf und natürlich endete die Projektion hier, bevor sie erklärte sie würden Reyters Truppen nicht direkt angreifen.
Nicht das es einen Unterschied machen konnte. Wenn das hier Reyters Truppen erreichte würde keinen von ihnen länger die Details interessieren sie würden die Gruppe bis auf den letzten Mann abschlachten, auch wenn ihnen klar war, dass diese Informationen ihnen mit genau dieser Absicht von ihren Feinden zugespielt worden war.
"Ihr habt sie schon einmal auf eure Seite gezogen.", sprach Haden der sie schweigend beobachtet hatte, während sie seinen Plan begriffen hatte, zweifellos um nach Zeichen der Unentschlossenheit oder Abscheu zu suchen, Megg war selbst nicht sicher ob er sie gefunden hatte, "Tut es noch einmal."
Megg nickte schweigend.
"Scheinbar hat das Schicksal eurer Familie sie gerührt, anders als das all derer Familien, für deren Ende sie nur indirekt verantwortlich sein würden. Ich fügte noch zwei Erinnerungen hinzu eine an das Leben eurer Brüder und die als ihr ihre Leichen gefunden habt."
Meggs Zähne knirschten.
"Sie sind nicht mein Spielzeug? Weder eure Brüder noch eure Erinnerungen? Ich habe kein Recht sie so zu missbrauchen? Soll das heißen, dass du diesen Kampf aufgibst?"
Diesmal flimmerte eine Projektion über Hadens Kristallkonstruktion auf dem Tisch auf.
"Soll das heißen, dass du diesen Kampf aufgibst?", fragte Juar sie.
Sie ballte ihre Hände zu Fäusten, sie konnte es nicht sehen, aber sie erinnerte sich deutlich.
"Nein. Aber ich beginne zu verstehen, dass ich nur ein niederes Werkzeug bin. Ich unterstehe euch Berührten und kann diesen Kampf nur gewinnen, wenn ihr mich effektiv genug einsetzt."
Die Projektion wanderte nach oben zu ihren Brüdern wie sie dort hingen ermordet von den Männern Reyters.
"Ich habe nichts mehr, was mich zurückhält. Ich habe nichts mehr außer mein Leben zu verlieren und selbst das ist mir nicht mehr viel wert. Nehmt mich mit und so lange euer Ziel Reyters Streitmacht ist, werde ich alles tun was ihr verlangt."
"Ihr habt doch bereits beschlossen mir eure Seele zu verkaufen, wenn ich dafür den Tod Reyters bringe.", schnitten die gnadenlosen Worte Hadens in der Gegenwart tief in ihren Geist, "Und macht keinen Fehler ihr habt noch sehr viel neben eurem Leben zu verlieren und wie wir alle werdet ihr wahrscheinlich noch verdammt viel verlieren, bevor es vorbei ist."
"Aber für den Moment... Lasst mich allein. So wie ich jetzt bin... nütze ich niemanden. Ihr könnt mich später in der Schwindelzuflucht treffen.", fuhr die Projektion fort die noch immer lief.
Haden runzelte für den Bruchteil einer Sekunde die Stirn, als er ihren Blick auf die Projektion bemerkte.
Als sie es sah spürte Megg wie die Erinnerungen an das was danach geschehen war sie übermannten. Das was geschehen war direkt nachdem sie Juar den Rücken zugewandt hatte.

~Megg spürte den Wind an ihren Ohren, als links und rechts von ihr zwei Projektile dicht an ihrem Kopf vorbeiflogen. Zitternd blieben ein Kurzschwert und eine einhändige Kriegsaxt im Baumstamm vor ihr stecken.
"Heb sie auf!", hörte sie Juars Stimme eisig hinter sich.
Sie fuhr zu ihm herum."Was...?"
"Heb sie auf!", zischte der Junge sein Gesicht vor Zorn verzerrt, "Das sind meine Waffen... Heb sie auf und sieh, ob ich meine Psynergie brauche, um dich umzubringen!"
"Seid ihr verrückt geworden?!"
"Darüber streiten sie sich seit geraumer Zeit." Juar ging einen Schritt auf sie zu. "Jetzt nimm die Waffen! Du hast doch nichts zu befürchten, wenn ich meine Psynergie nicht gebrauche, ich bin unbewaffnet."
Er kam weiter näher. Megg stand da wie erstarrt.
Juar war ein halbes Kind, er hätte kein Grund zur Beunruhigung sein sollen, doch stattdessen fühlte sie sich als wäre sie gerade auf dem Speiseplan des gefährlichsten aller Raubtiere gelandet.
Selbst wenn sie nicht gesehen hätte wie er die Adepten zuvor ausgeschaltet hatte, hätte die geballte Kraft der Wut, die er ausstrahlte sie vermutlich ebenso an Ort und Stelle gefrieren lassen, wie sie es jetzt tat.
"Wäre besser, wenn du sie jetzt endlich aufhebst, sonst bringe ich dich vielleicht einfach nur um weil es mir Spaß macht.", knurrte er.
Megg griff in ihre Tasche und ergriff einen der Sprengsätze im Inneren. "Ich warne dich."
Er schnellte vor, nur einen einzigen Schritt weiter, doch die Abruptheit der Bewegung ließ Megg automatisch reagieren. Der Sprengsatz flog durch die Luft und Juar blieb stehen. Dann gerade bevor die Waffe seine Brust traf, verschwamm sein Arm zu einem Schemen und schlug die Waffe mit der Handfläche von unten. Die Explosion sandte eine Welle glühender Hitze über die Lichtung Laub wirbelte in die Luft, und ging in Flammen auf.
Megg schirmte ihr Gesicht mit den Armen ab damit sie ihr nicht das Gesicht verbrannte. Schweißperlen rannen ihre Haut hinab.
Ein Fehler wie sich jetzt herausstellte, die Explosion hatte hoch über ihnen stattgefunden, wohin Juar den Sprengsatz einen Augenblick zuvor geschleudert hatte, doch nach dem Moment, den sie ihre Sicht unterbrochen hatte war Juar verschwunden.
Ihr Atem stockte. Der Wind rauschte in den Baumkronen und ließ glühende Aschepartikel in der Luft tanzen. Systematisch ließ sie den Blick streifen, trat einen Schritt zurück, näher an den Baum, um ihren Rücken zu schützen. Dann noch einen sie stieß gegen jemanden.
"Psst.", flüsterte er ihr von hinten ins Ohr, "Wie oft glaubst du hätte ich dich schon töten können?"
Reflexartig schwang Megg den Kopf nach hinten, um dem Jungen die Nase zu brechen. Sie stolperte nur ins Leere, fiel über eine Wurzel und verlor den Halt.
Beinahe stürzte sie, doch konnte sie sich an dem Griff des Kurzschwertes in dem Baum hinter sich abfangen.
"Na endlich.", stöhnte Juar, der ihr mit einem Seitenschritt ausgewichen war, und trat einen Schritt zurück, während er die Arme ausbreitete, um ihr seine ungeschützte Körpermitte zu präsentieren, "Jetzt bring mich um, ja? Sollte doch ganz einfach sein mit deinem ganzen Spielzeug und meinen Waffen. Ich bin... ich bin völlig wehrlos."
Ihr Herz schlug heftig gegen ihre Brust, ein kalter Schweißfilm klebte auf ihrer Haut. Sie fokussierte den Jungen, er stand völlig entspannt da, kein besonders sicherer Stand und sah sie von oben herab aus dunklen Augen an, die nichts als Verachtung für sie empfanden. Seine Mundwinkel zuckten nach oben, forderten sie auf zuzuschlagen, seinen ungeschützten Körper aufzuschlitzen.
"Genug jetzt.", zischte sie, während sie sich wieder auf die Beine hochzog, "Du hast dieses Spiel lange genug gespielt."
"Wahrscheinlich, hast du recht..." Der Junge senkte die Arme. "Spielen wir halt nicht mehr."
Megg sah nicht mal wie er die Distanz überbrückte, sie verlor den Boden unter den Füßen, wirbelte durch die Luft und rauschte mit dem Gesicht voran auf den Boden zu.
Sie erreichte ihn nie. Die Wucht eines Trittes in ihre Flanken trieb ihr die Luft aus den Lungen und den Geschmack von Blut in den Mund, als er ihren Fall ablenkte und sie stattdessen auf ihre Seite stürzte.
Schmerzhaft stöhnend versuchte sie sich auf zu setzten, als sich eine schlanke Hand eisern um ihre Kehle schloss und auf die Beine zog.
"Und ich habe meine Psynergie nicht einmal benutzt." Weiße Blitze zuckten vor ihren Augen, als er ihr mit der freien Hand ins Gesicht schlug. "Spar mir dein erbärmliches Selbstmitleid!" Seine Faust traf sie abermals sandte sie an den Rand der Bewusstlosigkeit.
"Hey, wach bleiben!" Er schüttelte sie grob. "Ich bin noch nicht fertig mit dir! Nur weil du ein paar Waffen hast, die ich nicht habe, ändert sich nichts... Ich kann dich so oder so töten!" Er schwang sie herum und ließ sie los, kraftlos stürzte sie auf den Rücken und blieb liegen.
"Deine Brüder sind nicht tot, weil die andere Seite Psynergie hatte...", sprach Juar leise, und sank neben ihr auf ein Knie. "Sie sind tot weil sie erbärmlich und schwach waren!"
Meggs Arm schoss in die Höhe. Ohne, dass es ihr bewusst gewesen war hatte sie noch immer Juars Schwert in der Hand.
Sie heulte auf vor Schmerz als Juard Finger sich präzise zwischen zwei Muskelstränge in ihrem Unterarm bohrte, das Schwert rutschte aus ihre Fingern, bevor es Juar erreichte, und ihr Arm krampfte wie verrückt.
"Gefällt es dir nicht, wenn ich das sage?", fragte er kalt, "Wenn ich die Wahrheit sage? Du warst es die mir die Ohren vollgeheult hat wie ihr armen jämmerlichen Unberührten einfach nichts gegen die Adepten tun könnt! Was für ein Recht hast du mir zu widersprechen. Du widersprichst ja nicht einmal ihnen... du gibst ihnen jedes Recht euch auszulöschen... du akzeptierst das sie besser sind! Das sie mehr sind als ihr es seid! Das sie besser geboren wurden, als du es bist, das du weniger Wert bist seit dem Moment, als du das Pech hattest ohne die Psynergie geboren worden zu sein." Juar bleckte die Zähne. "Welches verdammte Recht hast du diesen Kampf zu führen, wenn du ihre Ansichten teilst?! Wenn du Psynergie hättest, wärst du jetzt gerade Teil ihrer Armee und würdest Leute für sie abschlachten!"
Juar hob einen Arm. Seine Finger krümmten sich, ballten zur Faust und sie sah nur ohnmächtig zu ihm hinauf, wie er ausholte.
"He... hey!", er stolperte rückwärts von ihr weg, "Was... was ist das?! Hey! S-stop!"
Megg keuchte entsetzt auf, als sie das Licht sah, dass aus seinen Augen strahlte.~

Haden schaltete die Projektion ab und verschränkte die Arme. "Verzeiht sein Vorgehen."
"Das hatte er nicht erwähnt.", fragte Megg spöttisch.
"Nein, ich nehme an eure Worte haben ihn wegen eines seiner zahlreichen Komplexe provoziert."
"Komplexe?"
Haden zuckte die Schultern. "Ich kenne ihn nicht sehr gut. Mir sind lediglich Dinge zu Ohren gekommen. Keine Sorge ich werde mich früher oder später darum kümmern."
Megg hörte ein Klicken und der Druck auf ihren Kopf ließ nach. Das Stirnband hatte sich gelöst und rutschte von ihrer Stirn. Sie fing es nur aus Reflex. Sofort warf sie es auf den Schreibtisch und setzte ihren Stirnreif wieder auf.
"Ihr habt eine Aufgabe.", meinte Haden gefühllos.
Sie stellte nur noch eine Frage bevor sie ging. Sie wusste nicht warum sie gerade diese Frage stellte. Vielleicht einfach nur deshalb weil es wichtig war das sie an diesem Tag etwas über Haden begriff. "Wenn ihr sagt ihr kümmert euch um ihn, werdet ihr ihm weh tun?"
Haden antwortete ihr und sie zweifelte keinen Moment daran, dass die Antwort ehrlich war. Diese Antwort, die ihr endgültig eine schreckliche und banale Wahrheit über Haden offenbarte, die ihr wahrscheinlich seid sie das Haus betreten hatte klar gewesen war.
"Ich werde ihn brechen."
Sobald sie das Zimmer verlassen hatte und die Tür hinter sich geschlossen hatte. Schwankte sie, fing sich ächzend am Türrahmen ab, krallte sich so fest daran, dass ihre Knöchel weiß wurden. Sie wischte sich kalten Schweiß von der Stirn und blickte auf ihre Hand. Sie zitterte.
"Und macht keinen Fehler ihr habt noch sehr viel neben eurem Leben zu verlieren"
Sie schritt die Treppe hinab.
Dieser Mann...
Sie schritt an dem verstümmelten Leichnahm vorbei zurück zur Hintertür.
Dieser Mann... er ist...
Raus aus dem Gebäude hinaus auf die Straße. Es ging nicht länger darum was Haden getan hatte, ob er es genoss diese Männer zu foltern oder es als Notwendigkeit erachtete, was er ihr befohlen hatte, wen er erpresste und in wessen Verstand eindrang.
... er ist...
Sie hatte ihm in die Augen gesehen ihn sprechen gehört. Das hier war noch gar nichts. Er würde weiter gehen, als dass viel weiter. Es gab keine Grenzen für das was er zu tun bereit war.
... ganz eindeutig...
Die Antwort war geradezu lächerlich banal. So Banal das es einen an ihrer Existenz zweifeln ließ. Es war ein Konzept das wahrscheinlich nur aus mangelndem Verständnis geschaffen worden war, sich jedoch mit absoluter Hartnäckigkeit hielt. Einfach nur deshalb weil es die Dinge gab, die Haden zu tun bereit war.
... böse...
Und sie würde dennoch tun was er gesagt hatte... weil jetzt aufzuhören bedeutet hätte das alles bisherige sinnlos war.
Die Höhle oder viel mehr deren Eingang lag verborgen von den Blicken zufälliger Passanten hinter einem Dickicht aus Uferpflanzen am Rande des strömenden Flusses.
Marius Shakir betrachtete die im Sonnenschlicht schimmerende Oberfläche des Stroms die Hände hinter dem Rücken verschränkt.
"Er braucht lange.", stellte der große bärtige Mann fest. Er lehnte an einem großen moosbewachsenen Felsen. Neben ihm im Gras ruhten seine Zwillingssäbel.
"Mach dir keine Sorgen.", sprach der schlangenäugige Söldner, der in der Hocke auf besagtem Felsen Platz genommen hatte, "Er ist nur vorsichtig. Wenn du das auch gewesen bist, während du dem Gör gefolgt bist, sind sie vielleicht sogar wirklich hier, Adeptenkiller."
"Klar doch.", meinte der Bärtige und grinste ein Grinsen voller gelber und verrotteter Zähne, "Sehe ich wie ein Dummkopf für dich aus?"
"Willst du wirklich eine Antwort?"
"Hä? Oh, du mieser...", mit erstaunlicher Geschwindigkeit hatte der Hüne sich auf einem Knie aufgerichtet bereits einen Säbel in der Hand.
"Ges!", unterbrach Marius den Streit, bevor er ausarten konnte ohne sich den beiden zuzuwenden oder den Blick vom Fluss abzuwenden.
"Schon gut, schon gut.", murrte Ges, ließ die Waffe fallen und sich selbst wieder ins Liegen zurückgleiten, "Würmleins Zunge is ja nun mal so scharf, dass sie sich sogar selbst zweigespalten hat."
"Wollen wir auch noch kluge Sprüche über unsere Zähne austauschen?", fragte der Schlangenäugige und zog den Kragen runter. Sein Kiefer sank überraschend tief hinab, als er die langen Giftzähne entblößte.
Ges betrachtete ihn von unten. Aufgrund seiner Position sah er ihn überkopf. "Mann, dich kann ja auch nur deine Mama lieben."
"Hatte sie nicht.", erwiderte der Söldner, während er den Kragen wieder hochklappte.
"Oh, armes Würmlein.", höhnte Ges.
Sand knirschte, als sich eine rauschende Sandwolke neben Marius aus dem Boden strömte und sich zu einer menschlichen Gestalt verdichtete.
"Sie sind zu fünft, den Jungen eingeschlossen."
"Striker und Secret, wie ich vermutet habe?", wollte Marius wissen.
"Zwei von ihnen passen zumindest auf die Beschreibungen.", bestätigte Salayan vage, "Großer kahlköpfiger Muskelberg und kettenrauchende Glatze mit Sonnenbrille."
"Striker, was?", meinte Ges, während er sich stöhnend aufrichtete, "Bin immer noch ein wenig wütend auf ihn, weil ich damals in Sturmfeste hinter ihm her räumen musste, nachdem ihm irgendein Blondschopf den Arsch versohlt hat."
"Sagtet ihr nicht, dass ihr den Berührten, der dafür verantwortlich war, nie gefunden habt?", bemerkte Marius.
"Stimmt auch, aber bevor ich aufgehört habe zu suchen und mich hab volllaufen lassen, hatte ich trotzdem Arbeit deswegen."
"Waren Costellos fleißige Angestellte alle zu gut bewacht?", fragte der schlangenäuige Söldner Marius.
"Sei nett, Hebi.", ermahnte Salayan seinen Partner.
"Bin ich doch immer."
"Also, wenn ihr wollt kann ich auch mit reinkommen. Hätte nichts dagegen die Sache mit Eton endgültig zu regeln.", sprach Ges und ließ die Säbel wirbeln.
"Nein, eure Anwesenheit ist nicht notwendig solange wir diesen Kampf zu unseren Bedingungen beginnen.", erwiderte Marius, "Ihr eskortiert unsere Verbündeten wie besprochen zu unserem nächsten Ziel und kündigt meine Ankunft an und teilt ihnen mit das meine Anwesenheit einer Unterredung mit dem Dreiblättrigen Lotus dient."
"Ach kommt schon... Ich hab mehr Grund den Kerl zu hassen als jeder hier. Und umso mehr umso besser, wenns um nen kleines Kämpfchen geht."
Hebi seufzte mitleidig. "Du hast deinem Herrchen nicht richtig zugehört, kleines Wauwau."
Salayan nickte. "Er sagte, dass er dadrin keine persönlichen Vendetta und Hitzköpfe brauchen kann."
"Mh... Warum habe ich jetzt das Gefühl, dass ihr ihn gar nicht mehr umbringen wollt?"
"Weil ihr euch mit meinen Angelegenheiten beschäftigt statt mit dem, was ich euch aufgetragen habe, Ges.", sprach Marius ruhig, "Ihr solltet das berichtigen."
"Mh..." Ges zuckte die Schultern und grinste. "Tja, der Boss ist der Boss."
Er steckte die Säbel weg und spazierte pfeifend davon in Richtung der Wagen, die hinter einer Straßenbiegung stationiert waren.
"Wir neutralisieren sie ohne sie zu töten?", fragte Salayan eine Hand in der Umhängetasche unter seinem Mantel.
"Ja, wir können Eton nicht gestatten diese Verhandlungen zu seinen Bedingungen zu führen."
Salayan zog ein Fläschchen mit einer trüben gelblich weißen Flüssigkeit und einem Glaskorken aus der Tasche und öffnete sie. Mit routinierter Hand zog er zwei dünne Metallnadeln hervor und tauchte sie in das Gift .
"Hebi.", bat der Attentäter und schritt zu seinem Partner, der noch immer auf dem Fels hockte, hinüber und reichte ihm das Fläschchen, nachdem er eine Nadel herausgezogen hatte, "Ein Tropfen davon in ihrer Blutbahn und sie verlieren nach Sekunden das Bewusstsein für wenigstens ein paar Stunden. Trinken oder Einatmen hat selbiges Resultat dauert aber vielleicht einen Augenblick länger."
Der Schlangenäugige klappte den Kragen wieder herunter und öffnete den Mund weit, den Kopf etwas in den Nacken gelegt damit Salayan leichter heran kam.
Vorsichtig führte Salayan die Nadel in Hebis Rachen ein und stach dann gezielt auf der rechten Seite tief in seine obere Mundhöhle. Er zog die Nadel wieder heraus steckte sie weg und zog die andere Nadel aus dem Fläschchen und wiederholte die Prozedur auf der linken Seite. Anschließend nahm er das Gift wieder an sich verschloss das Gefäß und steckte es zurück in die Tasche. Hebi schloss unterdessen den Mund und Marius konnte sehen wie die Muskeln in seinem Kiefer arbeiteten.
"Seine Giftdrüsen?", fragte Marius, dem die anatomische Postion des Organs bei Schlangen bekannt war, "Ihr könnt sein Gift anpassen."
"Für etwa die nächsten zwanzig Stunden nach Injektion eines Giftes auf diese Weise übernimmt sein Gift dessen Eigenschaften, danach produziert es wieder in seinem Ursprungszustand, der äußerst tödlich ist. Leider verliert Hebis Gift unabhängig von seinen Eigenschaften seine Wirksamkeit nach nur wenigen Tagen, wenn es seine Zähne verlässt. Sonst könnten wir die seltensten Gifte der Welt in Massen produzieren und uns zur Ruhe setzen."
"Ich bin soweit.", informierte Hebi Salayan und dieser reichte ihm sein Kurzschwert.
Marius rümpfte die Nase, als Hebi den Mund öffnete und trübes gelblich weißes Gift aus seinen Zähnen auf die Klinge strömte. Es wirkte ähnlich abstoßend als wenn der Söldner auf die Klinge gesabbert hätte. Nach vollendeten Werk gab Hebi Salayans Schwert zurück und wiederholte den Prozess mit seiner eigenen Klinge.
"Wollt ihr auch?", fragte Hebi spöttisch, scheinbar war ihm sein Gesichtsausdruck nicht entgangen.
Er enthielt sich eines Kommentars und reichte dem Schlangenmann widerwillig einige seiner Bolzen.

Hardin zuckte zusammen als ihm ein Tropfen eiskalten Wassers in den Nacken fiel. Verärgert warf er einen Blick nach oben zu dem Feld zahlloser Stalaktiten, das sich über die gesamte Decke der Höhle erstreckte. Bei seinem Glück würde wahrscheinlich gleich einer abbrechen und ihn erschlagen. Oder gleich alle.
Er hatte es ja auch irgendwie geschafft beinahe beim Mehlklöße essen in einem gemütlichen Gasthaus umzukommen. Ja, Mehlklöße das wäre jetzt was, überlegte Hardin, während er den Blick über den unebenen Boden schweifen ließ auf der Suche nach einem Hinweis auf Höhlenpilze wie die, die ihm Secret gezeigt hatte. Zahlreiche Pfützen brachen das kalte Licht seiner Psynergielaterne und warfen es als flackerndes Spiel leuchtender Formen an die Wände.
Früher hatte er häufig in teuren Gasthäusern gespeist. Damals, als Saul und Eton noch den Hals voll kriegen konnten und sich nicht gleich ganze Länder unter den Nagel reißen mussten und auch nicht jeder Dummkopf Etons Gesicht kannte. Damals hatten Urias als unumstrittener Stratege der Gruppe und Saul als ihr Käpten Eton auch noch in Zaum gehalten. Heute hielt der Schmiergenkomödiant sich doch allen ernstes für einen gewieften Strategen und Anführer.
Und deshalb musste Hardin jetzt Fische aus dem Fluss fischen und Höhlenpilze sammeln damit die Gruppe noch etwas zu beißen hatte, während sie darauf warteten, dass Secret es irgendwie schaffte Etons Popularität zu vergrößern. Da half es auch nicht, dass dieser Muskelprotz Stryker vermutlich soviel aß wie der Rest von ihnen zusammen. Und überhaupt, Flussfische und Höhlenpilze? Was für eine Kombination sollte das sein. Dieser Secret konnte ja noch so viel wissen, dass er ein Rezept mit diesen Zutaten hatte glaubte Hardin erst wenn er es auch schmeckte.
Aber er war ja auch selbst Schuld. Er war nie ein prominentes Gesicht neben Eton gewesen. Wegen der Adeptenhetze war das ganz ausgeschlossen gewesen und in Weyard war er offiziell nie mehr als einer von Etons zufällig rekrutierten Adepten gewesen. Da man Eton für den Adeptenfeind schlechthin hielt, und das nicht mal unverdient, wäre es eine Kleinigkeit gewesen sich von ihm zu distanzieren und jedwede Verbindung glaubhaft abzustreiten.
So verhielt sich das nun einmal in ihren Kreisen. Man nutzte einander gegenseitig aus und kappte alle Verbindungen, sobald derartige Zweckbündnisse nicht mehr haltbar waren.
Ist nichts persönliches, Tschüss, ich hoffe du stirbst nicht, geht mich von jetzt an aber auch einen Scheiß an.
Und dennoch blieb er beständig an der Seite von diesem Vollidioten. Oh, Gott! Er betrachtete Eton doch inzwischen nicht etwa als einen Freund! Nein, nein, er hatte wahrscheinlich nur Mitleid mit Silvester und wollte nicht, dass Eton den Kleinen mit in den Abgrund riss.
"Hardin."
Der Adept wandte abrupt den Kopf und sah wie Salayan aus einer Felswand trat, als sei diese lediglich eine Illusion.
Wenn man gerade über sich ändernde Verhältnisse nachdachte. Salayan war praktisch ein Todfeind von Urias gewesen, da er den Vater oder Bruder... oder Meister... eines Freundes von ihm, einem gewissen Tiberian oder Tyberius oder so ähnlich, ermordet hatte. Derartige Blutfehden waren Berufsrisiko für professionelle Auftragsmörder, aber Hardin hielt nichts davon diese über zwei oder mehr nicht verwandtschaftliche Ecken zu erhalten.
Bei ihrer letzten Begegnung waren Salayan und dessen Partner Hebi ihnen wohlgesonnen gewesen. Und vor ihrem äußerst unglücklichen Zusammenstoß mit Costellos Leuten hatte alles nach einer möglichen Zusammenarbeit mit den beiden ausgesehen. Danach waren die beiden Attentäter sicher in Costellos Diensten mit ausreichend gutbezahlter Arbeit versorgt gewesen. Jetzt nach Costellos Niedergang, so schien es, war Salayan an einer Wiederaufnahme dieser Geschäftsbeziehungen ineressiert.
Der Erdadept zog sein Schwert, die Klinge glänzte feucht mit einer gelblich weißen Flüssigkeit.
"Es ist nichts persönliches."
Hardin stieß einen schweren Seufzer aus und senkte resigniert den Kopf.
"Salayan.", sprach er ruhig, während er die Laterne neben sich auf dem Boden abstellte, "Hat dir schon einmal jemand gesagt, dass du einen für einen Attentäter ausschließlich hinderlichen Hang zur Dramatik hast?"
Ein Wasser tropfte von der Spitze eines Stalaktiten und landete plätschernd in der Pfütze darunter.
Hardin riss den Arm hoch zwei Finger auf Salayans Brust gerichtet. "Aquariusspeer!"
Der konzentrierte Wasserstrahl schnellte vor, durchschlug Salayans Sternum in der Mitte der Brust und verließ seinen Körper wieder auf der Rückseite.
Oder viel mehr durchbohrte er eine Sandwolke, die ihre menschliche Form noch nicht gänzlich verloren hatte und sich so wie der Angriff vorüber war wieder zu einem Menschen verschmolz. Noch im Vereinigungsprozess schleuderte Salayan ihm bereits mit einer knappen Geste zwei Geisterklingen entgegen. "Odysee!"
Hardin stieß sich in einen seitlichen Überschlag vom Boden ab, mit dem er genau zwischen den beiden Klingen, die ihn festnageln sollten hindurchsetzte.
Salayan hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht die große Geisterklinge auch noch abzufeuern. Er war im felsigen Höhlenboden versunken, bevor Hardin auch nur wieder mit den Füßen auf diesem aufgesetzt hatte.
Hardin wich zurück. Geradewegs in eine Pfütze eiskalten Wassers, mit dem seine Schuhe vollliefen und das ihm mit erstaunlicher Geschwindigkeit das Gefühl in den Zehen raubte. Er stieß rasselnd den Atem aus, aber bis die Zähne zusammen und zwang sich zu warten.
Das Wasser spritzte zu seiner linken und er wich zur Seite. Gerade noch rechtzeitig um Salayans Arm zu entgehen, der aus dem Boden schnellte und mit dem Kurzschwert nach seiner Wade stach. Der Venusadept schnellte vollständig aus dem Boden empor auf Hardin zu und führte aus der Bewegung heraus einen einen Aufwärtsstich nach Hardins Kehle.
Mit einem lockeren Sprung zurück entging der Wasseradept dem tödlichen Manöver. Im selben Moment, in dem seine Sohlen wieder auf dem Höhlenboden aufsetzten sandte er seine Psynergie durch diesen aus und überzog seine Oberfläche mit einer spiegelglatten Eisschicht.
Hardin lächelte seinen Gegner an und breitete herausfordernd die Arme aus. Salayan schob vorsichtig einen Fuß auf dem Eis vorwärts auf Hardin zu. Im selben Moment wirbelte Hardin auf einem Bein auf der Eisfläche vorwärts und versetzte ihm aus der Pirouette einen Tritt.
Salayan blockte den Tritt mit dem Klingenrücken, aber ächzte als er auf der Eisfläche zurück schlitterte. Hardin lief ihm über die Eisfläche nach, setzte mit einer Trittfolge mit beiden Beinen nach, bevor sich sein Gegner wieder ganz gefangen hatte.
Salayan keuchte schwer auf, als die leichten schnellen Treffer ihn von den Beinen rissen und er mit der Seite aufs Eis krachte. Noch im Sturz hieb er mit dem Schwert nach Hardin, doch die Klinge verfehlte um wenige Zentimeter, als Hardin ein Bein ausstreckte und ihn mit einem Tritt gegen die Brust von sich weg übers Eis schlittern ließ.
In einer Pirouette wirbelte Hardin übers Eis, um sich neu zu seinem Gegner zu positionieren, beschwor seine Psynergie, als er zum stehen kam und erschuf einen Eisblock. "Gletscher!"
Hardin versetzte dem Block einen kräftigen Tritt und sandte ihn schlitternd auf Salayan zu, der nahe einer der Höhlenwände zum stehen gekommen war und verzweifelt versuchte sich auf der glatten Eisfläche wieder auf die Beine zu kämpfen, obwohl ihm immer wieder ein Arm oder Bein wegrutschte.
Mit einem mächtigen Krachen kollidierte der Eisblock mit der Felswand und ließ die Wände wackeln. Hardin warf einen nervösen Blick zur Decke, doch die Stalaktiten machten keine Anstalten auf ihn herunter zu stürzten. Er atmete erleichtert aus und sah zurück zum Eisblock.
"Mh...", brummte er. Zwischen dem im Laternenlicht bläulich leuchtenden Eisblock und der Höhlenwand gab es ein enttäuschendes Ausbleiben von zerschmetterten Knochen und zerquetschtem blutigen Gewebe.
Er lief auf dem Eis rückwärts auf die Mitte der Höhle zu. Salayan musste sich wohl im letzten Moment geschafft haben sich gegen die Höhlenwand zu werfen und mit seiner perfektionierten Form von Versander in diese eingedrungen sein. Doch auch wenn der Erdadept sich durch festes Gestein fortbewegen konnte, so konnte er dennoch kein Eis auf die selbe Weise durchqueren, solange sich Hardin also von den Wänden fern hielt würden ihn das aufreißen seiner Eisfläche immer vor einem Überraschungsangriff bewahren.
Ein Tropfen kalter Flüssigkeit fiel auf seinen Kopf und Hardin riss entsetzt den Kopf in den Nacken, als ihm sein Fehler auffiel.
Salayan stürzte geradewegs aus der mit Stalaktiten überzogen Decke heraus auf ihn hinunter. Hardin lehnte sich im Stand zurück, die Spitze des Kurzschwertes ritzte kaum Millimeter vor seiner Brust durch die Luft. Salayan fing sich in der Hocke auf dem Eis genau vor ihm und führte bereits aus dieser Position einen tiefen Streich nach seinen Beinen um den verfehlten wiedergutzumachen.
"Netter Versuch!" Hardin war in einer Pirouette vom Boden abgesprungen und steckte noch in der Luft ein Bein aus, während das tödliche Kurzschwert unter seinen Füßen hindurch fuhr. Seine Hacke traf aus der Drehung Salayans durch den verfehlten Streich ungeschützte Flanke auf der Seite seines Waffenarms.
Salayan zischte, Hardin jubelte innerlich!
Zu früh, wie er im nächsten Moment feststellte, als er spürte wie sein Tritt weiter zog als ihm Salyans Körpermitte viel zu wenig Widerstand bot, lediglich durch rauschenden Sand, in den dieser Teil von Salayans Körper zerfiel, bis sein Fuß auf der anderen Seite wieder heraus kam und in Salayans Ellenbogenbeuge stoppte.
Schnell zwang Salayan Hardins gefangenes Bein an seine wieder zu Fleisch und Blut gewordene Seite und setzte seine Klinge an Hadins Unterschenkel an.
Noch immer in der Luft riss Hardin das andere Bein hoch und seine andere Fußsohle krachte Salayan mitten ins Gesicht. Der Kopf des Erdadeptes machte einen Ruck zurück und er flog rücklings auf das Eis und rutschte einige Meter von ihm weg.
Hardin landete unsicher auf den Füßen. Sein Bein fühlte sich taub an. Ein Blick auf Salayans blutbesudelte Klinge bestätigte ihm, dass dieser ihn geschnitten hatte.
"Gegengift!", murmelte er und spürte den sanften kühlen Strom der Psynergie durch seine Adern fließen.
Er hustete. Ein dunkler Nebel schien sich über sein Blickfeld zu legen, während eine eiskalte Taubheit von seinem Bein aus durch seinen ganzen Körper spülte.
"Gegengift...", presste er erneut hervor, obwohl er bereits wusste, dass die Psynergie auch dieses Mal ihre Wirkung verfehlen würde.
Vor ihm setzte Salayan sich stöhnend auf dem Eis auf. Blut strömte aus seiner gebrochenen Nase über seinen Mund auf sein Kinn zu. Der Attentäter legte den Kopf in den Nacken, als er sich die Nase mit einem geübten Handgriff wieder richtete, während er die Verletzung selbst mit seiner Psynergie kurierte.
Kalter Schweiß strömte über Hardins Haut. Seine Hand zitterte, als er langsam seinen bleischweren Arm hob und zwei Finger auf Salayan richtete.
"Aquarius...", presste er noch zwischen den Zähnen hervor und dann kippte die Welt seitlich weg und er fiel auf das Eis.

Marius folgte Hebi, aus dem halb von Wasser bedeckten Tunnel laut Salayan waren sie jetzt auf halbem Wege zu der größeren Höhle, in der Etons Gruppe ihr Lager aufgeschlagen hatte. Im Augenblick kümmerte sich Salayan irgendwo um einen von Etons Leuten, der sich von diesem entfernt haben sollte. Ein koordinierter Überraschungsangriff von beiden Seiten und die beiden Attentäter waren überzeugt den Rest der Gruppe ausschalten zu können. Marius stimmte ihrer Einschätzung zu. Secret, Silvester und selbst Eton selbst waren keine Kämpfer das ließ nur Striker, der hauptsächlich für seine Teilnahme an Untergrundkämpfen bekannt war. Illegal, aber noch immer regellastig.
Hebi vor ihm schien sich noch weniger Sorgen zu machen. Er schritt zielgerichtet voran, eine Fackel in der Hand und sicherte sich lediglich flüchtig ab nicht in einen Hinterhalt zu geraten. Er hätte wohl nur dann noch entspannter wirken können, wenn er auch noch zu pfeifen begonnen hätte.
Marius war trotz allem weniger unvorsichtig, er bevorzugte nicht den Fehler zu machen sich für unsterblich zu halten. Fallen sollte es erst weiter vorne geben, trotzdem sicherte er sich bei jedem Seitengang und jeder Nische ab und hielt seine automatische Armbrust mit dem geladenen Giftbolzen bereit.
Schließlich erreichten sie den nächsten eindeutigen Wegpunkt.
Der Gang fiel vor ihnen an einer scharfen Kante ab. Hebi blieb an Klippe stehen, Marius trat neben ihn und spähte hinunter, konnte in der Dunkelheit unter ihnen jedoch kaum etwas ausmachen.
"Drei Meter, sagte euer Partner, nicht?", fragte Marius den Auftragsmörder.
"Und das sie hier Drähte gespannt haben, die wir besser nicht berühren sollten, wenn wir sie nicht alarmieren wollen."
Der Attentäter streckte die Fackel von sich über den Abgrund und senkte sie dann langsam herab. Marius Blick weitete sich erstaunt, als sich der Arm im unmöglichen Winkel verbog und langsam streckte. Schnell richtete er den Blick allerdings wieder auf den Abgrund und sah die Drähte, von denen Salayan berichtet hatte, im Flammenschein golden aufleuchten. Sie waren etwa einen Meter unter ihnen kreuz und quer gespannt, von einer Wand zur anderen. Um es unmöglich zu machen zwischen ihnen hindurch zu schlüpfen. An ihren Ankerpunkten waren Tonbehälter so angebracht, dass ein Zug an einem der Drähte einen mit Wachs versiegelten Korken herausgerissen hatte.
"Ich hatte Glocken erwartet.", teilte Hebi mit.
Marius warf ihm einen fragenden Blick zu. "Und das sind...?"
"Ich weiß es nicht. Vielleicht Gas oder Sprengstoff."
"Nun gut." Er nahm den vergifteten Bolzen von seiner Armbrust und tauschte ihn gegen einen herkömmlichen aus dem Köcher an seiner Hüfte und zielte. "Im Gegensatz zu Glocken wirkt diese Konstruktion nicht empfindlich genug um ausgelöst zu werden, wenn einer der Drähte durchtrennt wird.
"Stimmt.", stimmte ihm Hebi zu, "Aber für den Fall, dass ihr euch irrt und sterbt, von wem kriegen wir unsere Bezahlung für die bisher geleisteten Dienste?"
Marius betätigte den Abzug. Eine Sehne schnellte vor und trieb den Bolzen voran durch die Luft, simultan wurde automatisch eine zweite zurückgezogen und spannte einen bereits zuvor eingelegten zweiten Bolzen. Marius legte einen neuen Bolzen an die obere Sehne, bevor der abgefeuerte Bolzen den Draht mit einem metallischen Klang durchtrennte und in den Höhlenboden einschlug. Die beiden Drahtenden fielen praktisch lautlos, noch immer mit den Gefäßen an den Wänden verbunden.
"Ihr hattet recht.", meinte der Attentäter neben ihm unbeeindruckt, "Netter Schuss übrigens, eure Lordschaft."
Marius ignorierte den höhnischen Tonfall seines Begleiters, richtete die Waffe minimal neu aus und schoss erneut, während er zeitgleich die ungenutzte Sehne nachlud. Im Sekundentakt durchtrennten seine Schüsse alle Drähte ohne das seine Waffe zu einem einzigen Zeitpunkt nicht einsatzbereit gewesen wäre.
"Nicht schlecht.", lobte der Schlangenäugige schulmeisterlich, "Aber dieser Mann von Rotschild, von dem ich gehört habe, soll ja eine noch beeindruckendere Waffe besessen haben? Ihr kommt ja zurecht, aber ich bezweifle das es viele Leute gibt, die eine Armbrust dieser Größe mit einer Hand bedienen und gleichzeitig nachladen könnten."
"Zugegeben, ich hätte gerne seine Waffen gehabt, wo er sie doch selbst nicht länger braucht.", gestand der junge Shakir, "Doch wir haben genug Zeit verschwendet. Sprechen wir ein anderes Mal über Pescios Wunderwerk."
Hebis freier Arm schoss vor und versperrte ihm den Weg über die Kante. "Bitte, eure Lordschaft, überlasst das euren Experten."
Marius trat demonstrativ ein Stück zurück und sah den Schlangenmann erwartungsvoll an. Dieser zog seinen Arm mit der Fackel zurück auf normale Länge und ging dann in die Knie. Langsam beugte er sich über die Kante hinweg und begann langsam die Felswand hinab zu gleiten. Lautlos und mit nur einem Arm, um sich festzuhalten, während er mit dem anderen die Fackel von sich hielt, damit ihm die nach oben züngelnden Flammen nicht in Brand steckten.
Marius blieb über ihm in der Dunkelheit zurück. Er warf einen Blick zurück, konnte aber im Dunkeln nichts ausmachen, dann sah er hinunter zu Hebi. Dieser kniete am Boden und wühlte das hier weiche Erdreich auf.
"Hab ich es mir doch gedacht.", raunte er und stand auf. Mit einem triumphierenden Ausdruck hob er einen großen flachen Stein, den er ausgegraben hatte, und hielt ihn mit der Unterseite nach oben so das Marius das Tongefäß sehen konnte, das an dieser befestigt wurde. Wäre einer von ihnen auf den verborgenen Stein getreten wäre das Gefäß zerbrochen.
"Ihr seid euer Geld ja beinahe wert.", kommentierte Marius den Fund und beugte die Knie.
Mit einem Satz setzte er über die Kante und landete in der Hocke neben seinem Söldner am Boden. "Geht voran."
Sie gingen weiter. Hier unten war es enger und sie hätten jetzt auch nur noch hintereinander gehen können, wenn sie es anders gewollt hätten. Der Boden war feucht und roch nach Lehm. Die Wände glänzten im flackernden Fackelschein von Tropfen klarer Flüssigkeit, die durch die zahlreichen Risse und Fugen im Gestein rannen.
Sein Führer stoppte abrupt.
"Was ist los?", flüsterte Marius und lauschte.
"Zigarettenqualm.", berichtete Hebi ihm und legte eine Hand auf den Knauf des Schwertes.
Marius roch nichts, aber kannte die Ursache. "Secret."
"Mein Gedanke." Der Schlangenäugige hielt ihm fordernd die Fackel hin und Marius nahm sie widerwillig entgegen, auch wenn das bedeutete, dass er die Armbrust nicht länger so effektiv wie zuvor einsetzen konnte.
Sein Attentäter ging einige Schritte weiter, vor ihnen erweiterte sich der Tunnel zu einer Wegkreuzung, die sich in Vier Richtungen spaltete.
Marius blieb hinter ihm zurück. Warf einen Blick zurück. Niemand zu sehen. Vor ihm trat Hebi langsam in die Mitte der Kreuzung. Dann blickte er nach oben. Sofort riss er die Armbrust hoch und zielte auf die Gestalt, die über ihm mit den Rücken an die Wand gepresst auf einem schmalen Vorsprung stand. In der Dunkelheit konnte er nur ihre schmutzigen dunklen Schuhe sehen.
"Wartet!", erklang Secrets Stimme von über ihm und Marius hörte ein paar mal ein schabendes Metallgeräusch, bevor es dem Mann gelang sein Feuerzeug zu entzünden und Marius das blasse Gesicht und den im Augenblick etwas durchnässten dunklen Anzug erkennen konnte.
Marius Augen verengten sich, als er im Licht der Flamme sah was Secret in der anderen Hand hielt. Ein Tongefäß ganz genau wie jene, mit denen der Tunnel zuvor präpariert gewesen war.
"Eigentlich... wollte ich mich gerade zurückziehen, um mich mit meinen Geschäftspartnern über eine Reaktion auf eure Anwesenheit zu beraten. Die Verantwortung dafür, dass wir uns jetzt in einer derart misslichen Lage befinden, liegt also bei euch, junger Lord.", sprach der Mann, der selbst in dieser Höhle noch eine Sonnenbrille trug, die seine Augen verbarg.
"Und was soll diese Situation genau sein, Secret?", fragte Marius, ruhig, während er sich aus dem Augenwinkel versicherte, dass Hebi die sich geänderte Situation bemerkt hatte.
"Das Gefäß enthält eine als Sprengwolke bekannte Substanz, ein Gas, das in Kontakt mit Luft eine stark exotherme Reaktion hat. Einen Sturz aus dieser Höhe, wurde es nicht überstehen und zerbrechen.", erklärte ihm der Informationshändler, "Die Explosion würde den ganzen Tunnel einbrechen lassen. Nicht, dass das noch besonders wichtig für uns wäre, da sie uns auf diese Distanz beide zerreißen würde. Erschießt ihr mich sterben wir beide, lasse ich den Behälter fallen, sterben wir auch beide."
Marius hielt seine Waffe weiterhin auf Secret gerichtet. "Eine Pattsituation also?"
"In der Tat.", stimmte Secret ihm zu, "Ich schlage also vor wir senken die Waffen und ziehen unserer Wege, wenn ihr nicht bereit seid euer viel zu bedeutsames Leben zu opfern um einen einfachen Mann wie mich mit in den Tod zu reißen."
"Ich schlage vor du steckst das Ding weg und ergibst dich.", erwiderte Marius gefasst, "Wenn du nicht bereit bist heute zu sterben."
"Wie bitte?", fragte Secret. Seine Stimme klang von einer für ihn seltenen Überraschung.
"Ich werde dich nicht gehen lassen. Das würde Eton nur die Gelegenheit zur Flucht geben, was auf Dauer zweifellos nur noch mehr Schaden anrichten würde."
"Ihr habt im Augenblick mehr als genug eigene Probleme, Marius Shakir, was interessiert es euch also, ob Eton nun weiterlebt oder nicht? Davon einmal ganz abgesehen, würde unser gemeinsamer Tod, daran auch nichts ändern."
"Ich werde nicht sterben." Marius lächelte. "Offengestanden gibt es keine Weise, auf die das ihr enden könnte, die mich umbringt."
"Wie bitte?" Secret runzelte die Stirn. Im Schein des Feuerzeugs wirkten die Furchen auf seiner Stirn nur noch tiefer. "Euch ist klar, dass ich einen Sprengkörper in der Hand halte?"
Marius lächelte breiter. "Secret, du arbeitest für jeden der dich bezahlt, du hast keine Überzeugungen, die dich bewegen könnten dein Leben zu opfern. Am wenigsten damit Abschaum wie Eton davon kommt. Du würdest diese Waffe nie fallen lassen und du würdest niemals riskieren, dass ich dich erschieße, weil du leichtsinnig versuchst zu entkommen. Dafür ist dir dein eigenes Leben viel zu wichtig." Marius lächeln wurde weicher. "Und außerdem weißt du ganz genau, dass ich nicht dumm genug bin, dich leichtfertig zu töten, wenn du mir die Wahl lässt. Du bist viel zu nützlich."
Es verging noch ein langer Augenblick der Stille, dann seufzte Secret und steckte das Tongefäß in sein Jackett. "Ihr solltet das nicht missverstehen. Ich gebe mich für den Moment geschlagen, weil ich euch für labil genug halte uns beide in den Tod zu reißen."
"Ich bin nicht labil.", protestierte Marius.
Der Informationshändler löschte sein Feuerzeug und trat über den Felsvorsprung hinaus. Er landete schwer und mit einem Keuchen vor Marius im Schein der Fackel. Marius reichte ihm die Fackel, während er weiterhin die Armbrust auf ihn gerichtet hielt. "Halte die mit beiden Händen fest, wenn du sie loslässt, töte ich dich."
Secret nickte. "Ich verstehe."
"Und jetzt ganz ruhig." Langsam griff Marius in Secrets Jacketttasche und zog das Tongefäß daraus hervor. Vorsichtig legte er es auf den Boden und rollte es von ihnen weg in die Dunkelheit des Tunnels hinter ihnen.
Er zog einige feste Schnüre aus seiner Tasche, in die Metallfasern aus psynergieunterdrückendem Material eingewoben waren und Band damit zunächst Secret Handgelenke zusammen und anschließend auch seine Hände um die Fackel fest. Danach durchsuchte er Secrets übrige Taschen, fand aber nur dessen Feuerzeug und Zigarettenetui.
Er öffnete Letzteres, zog eine Zigarette heraus und entzündete sie an der Fackel.
"Genießt sie, falls du meine Fragen nicht beantwortest, ist es deine Letzte für sehr lange Zeit.", meinte er an Secret gerichtet, bevor er sie ihm in den Mund steckte, "Und jetzt dreh dich um und fang an zu laufen."
Seine Armbrust auf Secrets Rücken gerichtet führte er seinen Gefangenen vorwärts zu der Tunnelkreuzung, auf der noch immer Hebi wartete.
"Im Ernst, falls ihr es schafft euch in die Luft zu jagen, wo kriegen Salayan und ich unsere Bezahlung?", begrüßte Hebi ihn, der dem Patt mit einer Kombination von Anspannung und Gleichgültigkeit gefolgt war, die Marius bis zu diesem Zeitpunkt für vollkommen unmöglich gehalten hätte. Es war als wenn er eine Explosion im Tunnel vermeiden wollte, sich aber andererseits nicht von einer solchen bedroht gefühlt hätte.
"Was hat Eton vor?", fragte Marius an Secret gewandt, während sie weiter entlang der Tunnel schritten.
Secret blies Rauch aus dem Mundwinkel aus. "Er will Reyter aufhalten."
Hebi lachte auf. "Oh, den Kampf will ich sehen..."
"Hat er eine Chance?"
"Nicht die geringste.", murmelte Secret, "Doch er ist eine willkommene Ablenkung, jemand den man am Leben erhalten sollte, während die Mächtigen Mirnurzars noch ihre Stärke sammeln müssen. Seine fortwährende Existenz ist eine Blamage für Reyter, wenn man die richtigen Fragen stellt, was ich zu tun verstehe. Er ist eine Unbekannte, die Niemand so recht zu verstehen scheint. Ich betreibe im Augenblick Schadensbegrenzung was Etons Ruf betrifft, streue Gerüchte über die Rückkehr des 'Helden der Menschen'."
"Das gibt Reyter auch Gelegenheit seine eigene Propaganda zu schüren."
"Und doch rührte er keinen Finger um ihn aufzuhalten, hat er nicht in Polinas getan und tut er auch jetzt nicht. Er hat Costello im Feld geschlagen und doch ist Eton scheinbar außerhalb seiner Reichweite. Er hat die Chance versäumt ihn zu ergreifen oder zu töten, als sein Aufenthaltsort durch seine Ernennung zum Baron von Lascar bekannt war. Nun ist Eton wieder in der Versenkung verschwunden mit der Ankündigung von großen Taten für die Zukunft."
"Dennoch..." Marius seufzte. "Das ist eine gefährliche Methode, selbst wenn es den Lords Mirnurzar gelingt die Idioten, die sich von Reyter eine Chance auf Neutralität in diesem Krieg vorgaukeln lassen, wieder zu sammeln. Unberührte mögen zwar zahlenmäßig überlegen sein, doch es wäre ein kurzer Krieg, wenn sich auf einer Seite sämtliche Berührte sammeln. Und selbst wenn es euch gelingt Etons Namen irgendwie wieder reinzuwaschen. Wird dieser Eindruck schnell wieder schwinden sobald sich die Fanatiker um ihn sammeln."
Secret nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette. Die Spitze glühte und würde zu Asche, die sich nicht länger der Schwerkraft erwehren konnte und hinab auf den Höhlenboden fiel. "Da sagt ihr war. Ich wäre nicht einmal hier gewesen, wenn ich nicht von einer Miliz von Etonfanatikern erfahren hätte. Berührtenhasser, die Eton als einen Revolutionär sehen, der Mirnurzar vom 'Joch der Galatanischen Invasoren' befreien will. Ich wollte ihn davor warnen sich mit denen einzulassen nur weil sie auf den ersten Blick nützlich erschienen."
"Ich nehme an das sie sich mit den galatanischen Invasoren dabei nicht nur auf Reyters Truppen beziehen.", mutmaßte Marius bitter.
"Die beziehen sich sogar auf in Mirnurzar geborene Berührte." Secret schüttelte mitleidig den Kopf. "Dummköpfe auf der Suche nach einem Sündenbock für ihre Probleme. Ich nehme an ihr seid mit Geschichte vertraut und wisst, dass sie in jedem Zeitalter auftreten. Ohne sie lebten die Hexen wahrscheinlich nicht einmal zurückgezogen in den Frostlanden."
"Einfache Antworten auf komplexe Probleme.", sprach Marius, "Es lag stets in den Händen von Männern wie mir die wahren Lösungen umzusetzen, während man derartigen Pöbel in Schach hielt."
"Dann bitte ich euch, Marius." Secret stoppte. Mit flehentlichem Blick wandte er sich zu Marius um. "Lasst Eton gewähren. Er hat vielfach bewiesen, dass er in der Lage ist den Willen dieses 'Pöbels' wie ihr es nennt zu lenken vermag."
"Und mehr schaden als Nutzen anzurichten, weil er kurzsichtig und inkompetent ist. Von gierig einmal ganz abgesehen."
Sein gegenüber spukte seine noch nicht aufgebrauchte Zigarette aus. "Marius, ich kann nicht zu lassen, dass ihr diesen Stein vom Spielfeld entfernt nur um euch zu rehabilitieren."
Der rationale Teil von Marius wusste noch, während er sprach, dass er Secret wahrscheinlich am besten einfach von seinen eigentlichen Plänen was Eton betraf berichtet hätte, doch stattdessen gewann ein anderer Teil von ihm die Oberhand.
"Du kannst es nicht zu lassen?", zischte er, "Und wie willst DU mich davon abhalten?!"
Der Informationshändler sog die Luft ein, als wolle er einen weiteren Zug von der bereits fortgeworfenen Zigarette nehmen. Ein leiser Pfiff erklang in der Höhle.
Und ein Brüllen über ihnen antwortete.
Marius setzte zwei Schritte zurück, als sich eine großgewachsene Gestalt aus einer Felsöffnung über ihnen auf sie hinab warf.
Hebi wandte geradezu träge den Kopf in Richtung der Gefahr, und blickte geradewegs einer silbernen Keule entgegen, die auf sein Gesicht zu schwang. Der Kopf des Schlangenäugigen, wurde von dem wuchtigen Schlag zurück gerissen und zwischen Keule und Felswand zerquetscht. Ein widerwärtiges Knacken und Reißen erfüllte den Tunnel, als Hebis Kopf unter gewaltigen Wucht des Schlages platzte wie eine überreife Melone und die Keule auf die Felswand dahinter prallte. Der kopflose Körper des Attentäters sank schlaff an der Wand herunter in eine sitzende Position. So viel zu seiner Bezahlung.
Heißer Atem strömte in der kühlen Tunnelluft als Dunstwolke aus dem Mund des Bergs von einem Mann, als er sich nach seinem harten Schlag wieder aufrichtete. Blut und Gehirnmasse sprenkelten seinen Oberkörper. Mit einem aggressiven Grinsen auf seinen Zügen trat der Koloss in den Schein der Fackel, die Secret gezwungener Maße noch immer in seinen Händen hielt.
"Wenn du dich mit meinem großen Bruder anlegst legst du mich mit mir an, Kleine."
"Wie hast du mich gerade genannt, du Einfaltspinsel?!", knurrte Marius brennender Zorn flutete durch seine Adern. Seine Armbrust hielt er auf die beiden Brüder gerichtet.
Brüder...? Moment, Striker war Secrets...
"Oh, hey, dass du ein Kerl bist ist mir von da oben gar nicht aufgefallen, Blondie.", höhnte Striker, "Tut mir Leid, aber zwischen den dünnen Ärmchen und der seidigen blonden Haarpracht schien das wie eine sichere Sache."
"Striker.", sprach Secret ruhig, "Das ist keiner von deinen Kämpfen im Käfig."
"Genau. Halt keine Maulaffen und leg mich um statt auf einen Schiedsrichter zu warten, der dir die Erlaubnis gibt. Warte..." Marius griff mit einer Hand hinter seinen Gürtel "Das Maul kann ich dir eigentlich auch selbst stopfen, Einzelkind."
In dem Moment in dem sich Strikers Augen in Erkenntnis seines Vorhabens weiteten, feuerte Marius auch bereits den Bolzen auf Secret Brust ab. Gleichzeitig zog er die zweite kleinere Armbrust von hinten aus seinem Gürtel, gelöste Sprungfedern spannten die Arme binnen weniger als einer Sekunde und er feuerte den bereits geladenen Spezialbolzen ab.
Striker setzte vor in die Flugbahn des mit Hebis Gift behandelten Bolzen, der auf seinen Bruder zuflog. Hielt dabei seine Keule mit beiden Händen vor sich und schaffte es sie als Schild zu gebrauchen, von der der Bolzen harmlos abprallte. Simultan explodierte der Spezialbolzen auf Höhe seines Kopfes in eine Wolke grauen Pulvers.
Striker hustete heftig und würgte, als es ihm die Kehle zu schnürte.
Soweit so gut der Verstummungsbolzen wirkte. Der Stimmverlust war tatsächlich jedoch nur ein Nebeneffekt, die Hauptaufgabe der Substanz, die Striker gerade eingeatmet hatte, war, dass sie verhinderte, dass er die Gabe der Sterne nutzen konnte. Hätte der frühere Untergrundchampion Sturmfestes seine Feuerkräfte entfesselt, wäre es in dem engen Tunnel Marius sicheres Ende gewesen.
Striker ließ die Keule fallen und zog zwei von insgesamt acht Schwertern die er an seiner Seite trug, nur um sie Marius augenblicklich entgegenzuschleudern.
Marius sah den Draht, der sie verband nur für einen Augenblick aufblitzen. Er ließ die kleine Armbrust fallen und feuerte den verbleibenden Bolzen der größeren automatischen Waffe ab, während er nach dem Köcher griff. Da er beide Hände zugleich benutzen musste, hatte er nicht wie gewohnt gleichzeitig nachladen können, also war seine Schussfrequenz für diesen nächsten Bolzen ein kleines bisschen geringer.
Sein Bolzen schnitt durch die Luft und durchtrennte den Draht. der die Klingen verband, dabei schoss er so präzise, dass das Projektil weiter auf den mit zwei anderen Schwertern in der Hand vorpreschenden Striker zuhielt. Die voneinander gelösten nun frei fliegenden Klingen schlugen zitternd hinter Marius in die Höhlenwände ein und blieben stecken.
Striker setzte im letzten Moment mit einem Ächzen zur Seite und stieß aufgrund seiner Größe schmerzhaft gegen die Höhlenwand, entging aber dem Bolzen. Dennoch war sein Vormarsch gestoppt. Sofort schleuderte er eines der Schwerter in seiner Hand nach Marius, der bereits nachgeladen hatte und zwang ihn sich darunter wegzuducken anstatt einen möglichen tödlichen Schuss abzugeben. Bevor der glatzköpfige Krieger jedoch die zweite Klinge auch noch werfen konnte, ereilte ihn der Ruf seines Bruders.
"Striker!"
Der Angesprochene warf einen Blick über die Schulter zurück und keuchte im selben Moment wie Marius, der es an ihm vorbei auch sehen konnte.
Hebis enthaupteter Körper erhob sich auf wackeligen Beinen neben Secret, der weiter zurückwich.
Strikers Schwert flog zielsicher durch den Tunnel und durchschlug die Brust des kopflosen Attentäters. Der schwankte bei Seite, hielt sich jedoch auf den Beinen.
Das hatte Striker nicht einmal abgewartet. Er rannte zurück, überwand mit nur wenigen Sätzen seiner langen kräftigen Beinen die Distanz und hob beim vorbeilaufen seine silberne Keule wieder auf. Der schwere Schläger fuhr durch die Luft, als der Marsadept einen Sturm von Schlägen auf Hebi niederfahren ließ.
Die Waffe krachte in seine Schultern, Rippen, Knie und wurde jedes mal vom fürchterlichen Knacken berstender Knochen begleitet.
Hebi schwankte und wand sich unter den Schlägen schaffte es aber irgendwie sich in einer unmöglicherscheinenden Haltung auf den Beinen zu halten.
Striker tat mit vor Panik gezeichneten weit aufgerissenen Augen einen Schritt zurück, während sich Hebis Knochen von ganz allein zu richten schienen und das unbegreifliche geschah. Fleischstreifen schossen oben aus dem breiten aufgestellten Kragen hervor zuckten wie kleine Fangarme, verbanden sich, breiteten sich aus und mit schockierender Geschwindigkeit wuchs dem Schlangenmann ein neuer Kampf.
"Was bist du...?", hauchte Secret und tat einen unsicheren Schritt zurück, während Hebi mit gleichgültigem Gesichtsausdruck das Schwert aus seiner eigenen Brust zog und achtlos fallen ließ.
Die Muskelstränge traten aus Strikers Armen hervor, als er seine Keule so fest umklammerte, dass seine Knöchel weiß wurden. Mit aller Kraft riss er die Waffe über den Kopf um Hebi abermals zu zerschmettern, als Hebi ruhig eine Hand an seine Schwertscheide legte und mit der anderen locker den Griff packte. Sein Daumen schob die Klinge einen Spalt breit aus der Scheide. Bläulichweiße elektrische Funken sprangen zwischen seinem Daumen und dem Stichblatt hin und her.
"Blitzhieb!", zischte der Attentäter.
Strike sprang zurück, als Hebi die Klinge bereits auf einmal am ausgestreckten Arm gezogen hielt. Der unsehbar schnelle Schnitt glühte blau, hing unwirklich lang in der Luft zwischen ihnen. Der Geruch von Ozon wehte zu Marius hinüber.
Striker griff sich an die Brust, über die sich diagonal ein haarfeiner oberflächlicher Schnitt zog. Er knurrte, riss die Waffe hoch und setzte vor.
Hebi tat nur einen beiläufigen Schritt bei Seite und in einer überraschend unbeholfenen Bewegung stolperte Striker und stürzte auf ein Knie.
Er versuchte sich noch einmal von den Knie hoch zu drücken. Schweiß strömte aus seinen Poren, während er noch versuchte mit bloßer Willenskraft gegen das Gift in seinem System anzukämpfen, doch dann sank er zusammen.
Marius richtete seine Armbrust auf seinen reglosen Körper, während er näher kam. "Du hast genau eine Chance mir von allen weiteren Überraschungen die ihr noch habt zu erzählen, Secret."

Der Suppe würde es an Geschmack fehlen. Eton seufzte, als er sich an das vorzügliche Essen zurück erinnerte, das man für ihn in Lascar zubereitet hatte, für die kurze Zeit, die er dort Baron gewesen war, während er auf einem Stein sitzend mit wenig Geschick den Hecht auf seinen Knien auszunehmen versuchte. Selbst die beiden Male, als er einen ganzen Kontinent unter seine Kontrolle gebracht hatte, als König von Elav und fast ganz Gondowans und als Lordherrscher Oscasianes, hatte er nicht so gut gegessen. Hauptsächlich war das allerdings deshalb so gewesen, weil er eher Unmengen von Wein und den örtlichen Mädchen gefrönt hatte.
Vermutlich hätte er dankbar sein sollen, dass es Hardin zumindest gelungen war den Hecht zu fangen, dass einer seiner Gefährten Gewürze mit sich führte, wäre schon ein verdammt großer Zufall gewesen, wenn er auch darauf bestehen würde diese für alle Fälle von nun an immer im Gepäck zu haben.
In einer gerechten Welt, wäre er wohl nicht einmal mehr in der Lage gewesen irgendetwas zu essen, vielleicht trocken Brot und Wasser, wenn diejenigen recht hatten, die eine Todesstrafe stets für ungerecht hielten. Aber wo er inzwischen mehr als eine Welt gesehen hatte, zweifelte er eher stark daran, dass es gerechte Welten überhaupt gab. Darüber beschweren konnte er sich eigentlich nicht. Immerhin basierte sein gesamtes Leben darauf mit Ungerechtigkeiten durchzukommen. Dennoch musste er gestehen, dass er nachdem er Costello und Reyter in dieser Welt erlebt hatte, eine etwas gerechtere Welt vorgezogen hätte. Von Risteme einmal abgesehen! Keine zehn Pferde und fünf Reyters würden ihn dorthin zurückbringen. Deren Gefängnistüren ließen sich von innen nicht öffnen, selbst wenn man einen Schlüssel hatte! Was hatte er eigentlich für seine Dienste in dieser Angelegenheit bekommen? Vielleicht sollte er von jetzt an klarstellen, dass er auch ein alter Kampfgefährte der Krieger von Vale und Helden Weyards war.
"Hast du vor auch noch mal weiter zu machen?", fragte Silvester, der gerade neben dem Feuer kniete über dem sie den kleinen verbeulten Kupferkessel aufgehängt hatten und dieses weiter anfachte, "Sie wird auf jeden Fall besser als Costellos Fischabfallsuppe."
"Bitte was?"
Silvester zuckte die Schultern. War so eine Macke von ihm sich mal wieder die Dreckswassersuppe zu kochen, die er seiner Zeit als armer Straßenjunge gegessen hatte."
Eton blinzelte. "Warum würde irgendwer wie ein Straßenjunge leben, wenn er sich was besseres leisten kann?"
Silvester winkte ab. "Was weiß ich denn? Aber beschweren will ich mich nicht, will gar nicht wissen was er mit mir und/oder meinen Eingeweiden gemacht hätte, wenn seine eigene Geschichte ihn nicht zu einer gewissen Sympathie mir gegenüber bewegt hätte."
"Wieso das?", wollte Eton wissen, "Du warst doch noch nie ein armer Straßenjunge. Vielleicht hin und wieder ein Straßenjunge, aber arm..."
Silvester lehnte sich grinsend zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. "Ich hielt es nicht für angebracht ihn über seinen Irrtum aufzuklären. Wie sagte er: 'Die Menschen wollen schöne Lügen glauben' und bei seinem Hang zu Dramatik und schicksalhaften Bestimmungen, war die Tatsache, dass ich aus genau denselben Verhältnissen wie er stammte wohl eine schöne Lüge für ihn."
"Wahrlich er hätte keinen geeigneteren Kandidaten finden können, um ihn seinen Sohn und Erben zu nennen, Meister Silvester."
Eton schreckte auf, als er die ihm unbekannte Stimme vom Eingang der Höhle vernahm. Der aufgeschlitzte Hecht rutschte von seinen Knien und landete im Staub des Höhlenbodens als er aufsprang. Aus dem Schatten des Tunnels trat ein junger Mann mit schulterlangem blonden Haar eine große Armbrust aus dunklem Metall in seinen Händen, die er auf Eton gerichtet hatte. Sein teurer schwarzer Anzug war zerknittert und durchgeschwitzt und seine edlen Schuhe lehmverschmiert. Darüber trug er einen dunklen schwarzen Reisemantel mit Kapuze, den er jedoch zurückgeschlagen hatte, sodass Eton den Köcher und die verzierte Dolchscheide an seinem Gürtel sehen konnte.
Wie war dieser Typ, denn hier reingekommen? Ihr Versteck zu finden hätte an sich schon eine kleine Unmöglichkeit sein sollen und auf dem Weg hierher hätte er eigentlich auch Striker begegnen müssen. Hatte er den Kerl etwa erledigt? Von so einem Kraftprotz hatte Eton eigentlich erwartet, dass er nicht so eine Pfeife war. Oder hatte er sie verkauft und betrogen? Immerhin hatte er nur Secrets Wort, dass Striker vertrauenswürdig war und der hatte ihn immerhin selbst schon einmal verraten.
Eton linste zu den anderen Eingängen in die Höhle. Hardin musste bald zurück sein und dieser Typ schien nichts besonderes zu sein, solange er allein war kam Hardin sicher mit ihm klar. Also galt es jetzt Zeit zu schinden.
"Marius...", sprach Silvester in seiner Haltung gefroren, da ausnahmsweise einmal er es war auf den ein alter und verdammt wütender Bekannter eine Waffe gerichtet hatte, "Ich bin echt froh, dass du es geschafft hast, ich hab solange wie ich konnte gewartet, aber dann hörte ich von... von Vaters Gefangennahme und dieser... dieser Säbelrassler, bei dem du mich gelassen hast, wollte mich glaube ich verkaufen... jedenfalls hatte ich den Eindruck und..."
"Sei still!", zischte Marius, "Um dich kümmere ich mich später."
"Oh, ja sicher.", faselte Silvester, "Kannst du dann auch die Armbrust erst später auf mich richten... bitte."
Marius lächelte und wechselte sein Ziel von Silvester auf Eton.
"Sicher." Dann drückte er ab.
Etons Augen weiteten sich vor Schreck als der Bolzen seine Brust traf. Er prallte wirkungslos ab und fiel zu Boden. Glücklicherweise hatte er längst Shias Ring benutzt, um seine erstaunliche Geschwindigkeit in eine kaum zu überwindende Widerstandskraft umzuwandeln. Also dann Zeit seine Rolle zu spielen.
"Wie es scheint wisst ihr nicht mit wem ihr es hier zu tun habt, Marius.", sprach er mit fester Stimme, "Ich bin Eton, einstiger Lord von Polinas, Retter Weyards und Mirnurzars, Bezwinger der Phönixkrieger und Held der Menschen."
Er tat einen selbstbewussten Schritt vor. "Vielleicht seid ihr auch lediglich dem Irrtum aufgesessen, den die Lügen meiner Feinde stets versuchen unter dem Volk zu verbreiten. Dem Irrtum, dass meine Fähigkeiten stark übertrieben oder überhaupt nicht vorhanden sein. Ich kann euch versichern, dass dem nicht so ist. Ich bin Eton und ich gebiete euch die Waffe zu se-"
Er keuchte auf, als etwas mit gehöriger Kraft auf die Rückwand seines Rachens traf, das ihn zweifellos getötet hätte, wäre er nicht augenblicklich praktische unverwundbar gewesen. Eton würgte packte es grob mit der Hand und zog sich den Bolzen angewidert aus dem Mund und ließ ihn fallen. Zurückblieb ein widerlicher scharfer Geschmack.
"Welch...", stöhnte er. Die Welt um ihn herum war seltsam trüb. , "Welch kindisches Mannöver... doch... doch... niemand ist... niemand ist hier, dem ihr Lord Eton..." Er hob mühselig seinen tauben Arm und deutete mit dem Daumen auf seine Brust. "Dem ihr MICH Lord Eton, der Lächer... Lächerlichkeit preis... Oh, seid verflucht, ihr habt mich vergiftet!"
"Stimmt.", verkündete Marius mit einer im Rauschen in seinen Ohren völlig anders klingenden Stimme. Nein, jetzt wo Eton hinsah, bemerkte er, dass es eine zweite Person mit einem hohen Kragen war, die neben Marius getreten war. Sie sah beinahe wie Hebi aus. Nein, sie sah genau wie Hebi aus.
"Sil... silvester. Lauf! Lauf zu... Ha... Har...", stöhnte er, schwankte und gestikulierte in Richtung eines der anderen Höhleneingänge, aus dem gerade Salayan trat. Der Attentäter zog eine weitere Person an deren Knöchel hinter sich her.
"... Hardin...?", lallte Eton und dann kam der Boden für seinen Geschmack viel zu schnell auf ihn zu.
Als er wieder zu sich kam stellte Eton fest, dass die Welt auf dem Kopf stand. Oder vielleicht war das auch nur er, der Kopf über von der Decke hing. Ein dünner Draht umschloss ihn schmerzhaft und schnitt ihm in die Haut, sowohl um seine Arme, die an seinen Körper gefesselt waren, als auch um die Fußgelenke, die zusammengebunden waren. Unter sich über dem Höhlenboden konnte er ihren Kupferkessel erkennen, in dem nur heißes Wasser kochte.
"Wieder unter den Lebenden.", stellte die Stimme von demjenigen fest, dem er seine missliche Lage verdankte. Costellos Speichellecker, dieser Marius.
Eton hob mit einem angestrengten Stöhnen den Kopf um seinen Sprecher anzusehen. "Ihr habt keine Vorstellung davon mit wem ihr euch anlegt.", sprach er mit einer Ruhe, die auf ihn selbst lächerlich wirkte, bedachte man seine Lage.
Marius erwiderte seinen Blick unbeeindruckt. Hinter ihm in etwas Entfernung standen Salayan und Hebi, die sie beide nur mit einem flüchtigen Blick bedachten, als sie sie sprechen hörten. Zwischen ihnen an Händen und Füßen gefesselt saß Hardin mit dem Rücken an eine der Felswände gelehnt neben Silvester, dem nur die Hände gefesselt worden waren.
"Ich gebe euch eine einzige Chance mich freizulassen.", erklärte Eton gefasst. Er hatte noch immer den Ring, also war er ausnahmsweise alles andere als wehrlos, wenn er es auch vorgezogen hätte nicht gegen zwei tödliche Attentäter zu kämpfen nachdem ihm Shia die Schwäche seines neuen Werkzeug erläutert hatte. "Danach demonstriere ich euch wie wenig von den böswilligen Lügen über meine Schwäche war ist.
"Bevor sie das tun.", sprach Marius die Nase empor gereckt, "Sollten sie ihre Aufmerksamkeit vielleicht besser auf ihre momentane Lage richten."
Der junge Mann schritt zu ihm hinüber und berührte mit einer Hand vorsichtig die Fesseln, die seine Arme fesselten.
Eton hob mit etwas Mühe den Kopf, so dass er seine Fesseln sehen konnte, die im Licht der aufgestellten Psynergielaternen schimmerten. Es sah aus wie sie sich anfühlten extrem dünne, aber Widerstandsfähige Drähte. Er begriff erst was Marius meinte, als dieser mit einer schnellen Bewegung eine Fingerspitze über den Draht zog und eine Spur von rot auf diesem zurückließ.
Marius senkte seine Hand vor Etons Gesicht und Eton schluckte, als er den Schnitt sah, den er sich selbst an den Fesseln zugezogen hatte. Die Fesseln die ihn hielten waren rasierklingenscharf.
"Im Augenblick sind sie mit Fesseln gebunden, die zu fest sind als das sie sie zu zerreißen vermögen würden.", begann Marius zu erklären, was Eton selbst bereits begriffen hatte, "Aber falls sie die Kraft besäßen sie einfach zu zerreißen und sich mit ungeheurer Kraft los reißen würden, so würden sie lediglich ihren eigenen Körper zerteilen."
Marius lächelte selbstgefällig. "Sind sie überrascht, dass mir ihre Schwächen bekannt sind?"
Eton stieß ein unwillkürliches wütendes Stöhnen aus. Er hatte ja gleich gewusst, dass er ihm nicht trauen konnte!
"Secret, dieser Hund!", rief er, "Kriecht er bei der ersten Gelegenheit zu seinen alten Herren zurück!"
"Ach bitte...", ertönte die Stimme des Informationshändler unerwartet hinter ihm, "Als wenn du mich nicht sofort verraten hättest, um deine eigene Haut zu retten."
"Du!", brüllte Eton und zerrte an seinen Fesseln, was nur dazu führte, dass er ein wenig wie ein Pendel hin und her schwang, aber nicht dazu führte, dass er sich in Richtung des miesen Verräters drehte, "Du dreckiger kleiner Verräter!"
"Sei still!", sprach Secret unbeeindruckt von Etons Ausbruch, "Marius, hat einen Vorschlag für dich, der dir vielleicht auf lange Sicht das Leben rettet."
"Mein Leben?" Er lachte. "Und inwiefern ist mein Leben in Gefahr? Du kannst mir überhaupt nichts, ihr könnt mir alle überhaupt nichts! Ich bin unverwundbar!"
"Stryker.", meinte Marius beiläufig, "Würden sie bitte."
Eton schrie erschrocken auf, als er mit einem Mal abrupt absank und mit dem Kopf voran in dem siedend heißen Wasser des Kupferkessels unter ihm endete. Seine Welt verschwand mit einem Platsch in dem brodelnden Kochtopf. Noch immer hing er von der Decke herab nur etwas tiefer, so dass sein Kopf untergetaucht war.
Die Hitze des Wassers, das ihm eigentlich die Haut von den Knochen kochen sollte, ertrug er mit Leichtigkeit zweifellos dank seiner momentanen Widerstandskraft, doch das blubbernde Wasser strömte in seine Nase und seinen Mund und begann seine Lungen zu füllen.
Vermutlich dauerte es nur wenige Momente, bis er wieder hinaufgezogen wurde, doch es kam ihm vor wie eine schiere Ewigkeit.
Eton würgte und hustete Wasser aus, das ihm über die obere Gesichtshälfte lief und platschend zurück in den Kessel stürzte. Am Ende hing er ächzend und um Atem ringend in der Luft. Die Höhlenluft fühlte sich kühl auf seinem von heißem Wasser benetzten und klitschnassen Haar an.
"Wie sie sehen macht sie unverwundbar zu sein nicht unangreifbar. Sie müssen immer noch atmen.", erklärte Marius gelassen, "Wollen sie nochmal?"
Eton sah ihn nur aus leeren Augen an und stöhnte erschöpft. "Was willst du?"
"Ich? Ich will ihnen helfen, Eton. Nicht ohne Gegenleistung, aber wie Secret sagte kann ihnen die Zusammenarbeit mit mir nützen."
Er verdrehte die Augen. "Nein, im Ernst ohne Drumherumgerede."
"Ich bin bereit ihnen bei ihrer Rehabilitation beizustehen."
"Ach ja?", fragte Eton, "Ich dachte eigentlich in den Augen von Costellos Verbündeten wäre ich rehabilitiert gewesen in dem Moment, in dem euer Boss mit den Fingern geschnippt und mich zu Baron gemacht hat."
"Das meinte ich nicht."
"Das ist aber das einzige was du in dieser Hinsicht anzubieten hast."
"Sie werden feststellen, dass die Geschichte gezeigt hat, dass die Menschen nur all zu bereit sind die Beteiligung von gewissen Untergebenen in gewissen Vorgängen zu vergessen, wenn es die Welt weniger kompliziert aussehen lässt."
"Tu was Gutes und sie vergessen das Schlechte? Hab ich versucht nicht so einfach wie es klingt."
"Sie waren das Aushängeschild all der schlechten Dinge, in die sie involviert waren. Menschen denken an ihre Verbrechen und sehen ihr Gesicht vor sich, wenn sie an die Verantwortlichen denken. Menschen denken an meine Verbrechen und sehen das eines anderen."
"Also was willst du von mir?"
"Im Gegenzug müssen sie etwas für mich tun."
Eton nickte betont langsam, was noch lächerlicher wirken musste, weil er noch immer kopfüber hing. "Hätte ich nie gedacht.", raunte er.
"Es gibt ein Mädchen, das bei den Hexen in Frostlande lebt. Ich will nicht, dass ihr irgendein Schaden zugefügt wird. Ich will nicht, dass sie bedroht wird. Ich will nicht einmal, dass sie irgendein Unwohlsein verspürt. Ich will allerdings, dass sie zu mir gebracht wird. Damit ich ihr helfen kann."
"Aha."
Marius seufzte. "Secret weiß wohin sie sie danach bringen sollten. Er und sein Bruder haben sich bereit erklärt ihnen für die Dauer dieser Aufgabe weiterhin zu helfen."
"Aus freien Stücken.", warf Stryker ein, "Total. Ich würde nicht mit einer Armbrust bedroht."
"Mit etwas Glück sollte ich bis dahin dafür gesorgt haben, dass die Blicke der Wächter sie bei ihrer Ankunft nicht verdampfen. Ich verlasse mich darauf, dass sie nicht auf dumme Gedanken kommen, wenn sie die Identität des Mädchens herausfinden und ich bin mir sicher sie werden sie herausfinden."
"Kein Problem."
"Nein." Marius lächelte. "Ich meine das ernst, ich vertraue ihnen in dieser Hinsicht."
Eton runzelte die Stirn. Hinter Marius zog Salayan Silvester auf die Beine und führte ihn nach vorne zu Marius.
Der junge Shakir zog seinen Dolch und schnitt dem überraschten Jungen die Fesseln durch. In einer übertrieben freundschaftlichen Geste, legte Marius ihm den Arm um die Schultern, in dessen Hand er noch immer den Dolch hielt.
"Als ein Zeichen meines Vertrauens, werde ich für die Dauer der Mission dafür Sorgen, dass Meister Silvester nichts geschieht."
Eton lief ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter, als er die Worte hörte. Die Farbe wich aus Silvesters Gesicht, während er zu der Messerklinge schielte.
"Und ich stelle ihnen weiterhin sogar die Dienste meines Freundes Hebi zur Verfügung. Sie werden diesen absolut tödlichen und unsterblichen Attentäter, den ich bezahle, sicher überaus nützlich finden."
Der Halbdämon erhob sich und legte demonstrativ seine Hand auf den Schwertknauf. Eton zweifelte keine Sekunde daran, dass er sie augenblicklich alle töten würde, sollten sie Marius zuwider handeln.
"Ich erwarte ihre Rückkehr und bereite alles vor in meinen Bemühungen ihren Namen reinzuwaschen."
Eton schwieg.
Marius steckte seine Waffe weg und lächelte. "Sie und ich Eton, wir haben Fehler gemacht in der Vergangenheit, doch ich glaube, dass wir beide gemeinsam diese Welt noch retten können."
"Scher dich zum Teufel.", zischte Eton.
"Lehnen sie mein Angebot etwa ab?"
Eton schüttelte den Kopf. "Nein, das tue ich nicht."
Marius lächelte noch einmal, dann wandte er sich zum gehen. Salayan warf Silvester einen vielsagenden Blick zu, dann setzte sich der Junge ebenfalls in Bewegung und der Attentäter folgte ihm auf dem Fuße.
So wie die drei die Höhle verlassen hatte löste Hebi Hardins fesseln.
Der Wasseradept sprang auf und lief zu Eton hinüber. Noch aus dem Lauf warf er mit einem schwungvollen Tritt den Kessel um. Klappernd schlug er auf dem Höhlenboden auf und rollte weiter, während sein Inhalt sich zischend über diesen ergoss.
Das Feuer erlosch schlagartig auf eine Geste und einem aufleuchten der Psynergie Hardins.
"Lass ihn runter!", rief der Wasseradept Striker zu.
Hardin fing Eton auf, als Striker gehorsam das Seil abermals absenkte. Dann schnitt er mit einer scharfen Eisscherbe die Fesseln durch. Eton ergriff die durchtrennten Drahtreste und warf sie eiligst von sich.
"Bist du in Ordnung?", fragte ihn Hardin knapp.
"Äh..." Bevor er etwas anständiges zu Stande brachte, lief Hardin bereits auf den Ausgang der Höhle zu.
Hebi trat ihm lässig in den Weg eine Hand an seinem Schwert. "Versuchs gar nicht erst."
Hardins Körper spannte sich. "Geh mir aus dem Weg, du verdammte Schlange! Jetzt!"
Hebi seufzte, da setzt Hardin bereits mit einem Sprung aus dem stand auf ihn zu und trat aus der Drehung nach seinem Gesicht. Der Halbdämon wich mit nur einer minimalen Bewegung aus dem Oberkörper aus und griff nach Hardins Kehle. Noch in der Bewegung wurde seine Hand zu einem zischenden Schlangenkopf.
Hardin duckte sich drunter weg, fiel mit einem Bein in die Hocke, das andere Bein lang und zog seinem Gegner mit einer Drehung die Beine weg.
Hebi überschlug sich, fing seinen Sturz mit einer Hand ab und sprang wieder auf die Beine. "Niedlich."
Hardin blickte ihm mit geblekten Zähnen entgegen, doch der Attentäter ignorierte es.
"Hardin, Hebi, hört auf!", rief Secret den beiden Kontrahenten zu.
"Sei still!", fauchte Hardin.
"Du verstehst es nicht.", erwiderte Secret, "Er ist sicherer wenn er bei Marius ist."
"Was war das?!" Hardin fuhr zu dem Mann herum. "Er ist eine Geisel!"
In dem Moment, in dem er sich abwandte schnellte Hebi von hinten auf ihn los und schlang ihm einen Arm um die Kehle. Hardin versuchte schnaubend sich loszureißen, doch der Halbdämon hatte ihn fest im Griff.
Eton erhob sich vorsichtig, während die Aufmerksamkeit nicht auf ihm ruhte.
Beschwichtigend hob der Informationshändler die Hände, doch es schien Hardin nur noch mehr anzuspornen sich zu wehren. "Natürlich ist er eine Geisel, aber Marius wird ihm nichts tun, solange er nicht glaubt, dass ihr euch gegen ihn stellt und solange ist er Silvesters beste Chance."
"Beste Cha-" Hebi ließ auf einmal Hardin los, wirbelte ihn herum und rammte ihm die Faust in die Magengrube. Würgend beugte sich der Wasseradept vornüber, doch Hebi zog ihn gnadenlos am Haaransatz wieder hoch und schlug ihm zweimal hart ins Gesicht, bevor er ihm beim dritten Schlag losließ und ihn rücklings zu Boden schleuderte.
Ächzend blieb Hardin liegen, alle Viere von sich gestreckt. Hebi setzte ihm einen Stiefel auf die Brust um ihn am Boden zu halten. "Versuch das nicht noch mal."
Hardin blickte den Halbdämon noch einen Moment schwer atmend und trotzig an, dann nickte er und Hebi ließ ihn aufstehen.
"Marius und Silvester werden von den selben Leuten verfolgt.", erklärte Secret jetzt wo wieder etwas Ruhe eingekehrt war, "Aber er kennt diese Gegner und hat äußerst gute Chancen sich ihnen zu entziehen. Der Ort an dem wir ihn treffen sollen, befindet sich außerhalb der Reichweite dieser Verfolger. Silvester ist sicherer mit ihm als mit euch und außerdem kompromittiert er so nicht meine Bemühungen Eton wieder in ein besseres Licht zu rücken."
"Und im Gegenzug müssen wir deinem alten Kumpel nur so einen kleinen Gefallen tun, nachdem er sich dann frei entscheiden kann uns doch einfach alle umzubringen, du Schoßhündchen. Ich hätte deine sogenannte Hilfe nie akzeptieren dürfen!", brüllte Eton und schritt wutentbrannt auf Secret zu. Er versicherte sich, dass Shias Ring noch immer an seinem Finger war. "Weißt du was? Ich hätte gut Lust dich persönlich umzubringen!"
Striker trat mit einem donnernden Schritt in seinen Pfad, eine Klinge in jeder Hand. "Wage es nicht meinen Bruder zu bedrohen, kleiner Wurm!"
Eton bremste abrupt ab, als ihm die Worte des Muskelprotzes entgegenschlugen. "D-das werde ich natürlich nicht tun."
"Hör zu." Secret trat an seinem Bruder vorbei und sprach im beschwichtigenden Ton: "Ihr wolltet alle ohnehin nur in dieser Höhle abwarten, bis meine Bemühungen die Nachricht eurer Rückkehr zu verbreiten auf fruchtbaren Boden gestoßen sind. Das kann noch etwas dauern, also warum nutzt ihr die Zeit nicht um euch einen nützlichen Freund zu machen. Marius mag nur der enterbte Sohn eines Lords sein, doch ich würde ihn ebenso wenig unterschätzen wie dich."
"Toll, ein vages er kann mir helfen.", höhnte Eton.
"Dann sie es so er hat eine Geisel und wenn ihr das Mädchen habt, habt ihr auch eine mit der ihr einen Austausch vornehmen könnt."
Eton stöhnte. Er war erschöpft. "Warum... Warum sollte ich dir hier nach vertrauen?"
"Glaubst du denn, dass du mit Hebi und Salayan fertig geworden wärst, wenn ich denen nichts von deinem Ring erzählt hätte?", flüsterte Secret, wobei er geschickt seine Position zu Eton verwendete, um auch seine Lippen vor Hebi zu verbergen, "Du hättest verloren, vielleicht hättet ihr mehr Widerstand geleistet, aber das hätte auch zu eurem Tod führen können. Auf diese Weise konnte ich zumindest noch ein bisschen Kontrolle über die Situation erhalten. Außerdem wäre dich zu töten ein wunderbarer Weg für Marius sich in den Augen der meisten zu rehabilitieren, also kann es dir nur nützlich sein, wenn Silvester einen Einblick in seine Pläne erhalten kann und er Striker und mich auf seiner Seite wähnt." Secret sprach in normaler Lautstärke weiter: "Das Mädchen ist die Erbin des Throns von Oscasiane, sie ist ein viel zu mächtiges politisches Werkzeug, als dass er ihre Sicherheit riskieren würde, in dem er Silvester verletzt."
"Seid ihr, Mädels dann langsam mal fertig?", fragte Hebi, "Denn ich habe keine Ahnung wie ihr überhaupt von Neu-Mirnurzar runter kommen wollt, von der Reise an den eisigen Arsch der Welt mal ganz abgesehen."
*Kurze Frage weil ich seit einer Weile als einziger geschrieben habe. Noch alle mit dabei?*

Betrachtete er sie durch seine Psynergielinse glühten die Wände in einem sanften violetten Licht. Ohne diese wirkten sie lediglich wie die Holzplanken, aus denen alle Wände innerhalb des Schiffes bestanden. Mit Psynergie gehärtetes Holz, aber im Grunde nichts besonderes. Ganz im Gegenteil wirkten sie wie alles andere an diesem Schiff furchtbar gewöhnlich und heruntergekommen. Kazan bezweifelte auch, dass es sich bei der Psynergie, die den Raum umschloss um eine Barriere handelte. Dafür war die Psynergie schlichtweg zu schwach. Viel mehr schirmte sie den Raum wahrscheinlich vor Lauschattacken und dergleichen ab. Zu dieser Überzeugung gelangte er nicht zuletzt auch deshalb, weil es ihm selbst vollkommen unmöglich war Geräusche von außerhalb des Zimmers zu hören. Vollkommen sicher war er sich deswegen jedoch auch nicht.
Das war nur einer der Gründe, aus denen er vermied eine offene Unterhaltung mit dem Merkurdschinn zu führen, der eingeschlossen in einen zylinderförmigen Dschinnkäfig auf dem runden Konferenztisch stand.
Der Zylinder bestand aus einem metallischen Fuß und einem identischen Kopfstück, die nur mit drei dünnen Gitterstäben verbunden waren, die in gleichen Abständen entlang des Randes verteilt waren. Der Raum im Inneren des Käfigs war erfüllt von einem leise summenden gelb leuchtenden Energiefeld, das die Kräfte des Dschinns unterdrückte und ihn im Inneren gefangen hielt.
Um den Käfig abzuschalten wurde ein Schlüssel benötigt. Trotzdem hätte Kazan ihn wahrscheinlich deaktivieren können, wenn er es versucht hätte. Im Augenblick, vor allem da sie sich bereits auf See befanden, hielt er es jedoch nicht für ratsam seine Gastgeber zu verärgern.
Er saß auf einem Stuhl an der Wand gegenüber der Tür. Die Lehne hatte er nach vorn gedreht und saß jetzt breitbeinig hinter dieser, die Unterarme auf die Lehne zwischen seinen Beinen gestützt und das Kinn auf diesen abgelegt.
Seine Gastgeber vom Geheimdienst ließen ihn warten seid sie Jaden und Iden im bewusstlosen Zustand an Bord gebracht hatten. Noch hatte er all seine Sachen, aber er machte sich keine Illusionen. Die Agenten berieten gerade über sein Schicksal und das der anderen beiden und falls sie zu dem Entschluss kamen ihn zu beseitigen hatte er kaum eine Chance dem zu entgehen. Das hieß eine flüchtige Lebensversicherung hatte er doch noch.
Kazan griff in seine Tasche und zog den kleinen unscheinbaren Schlüssel heraus, den er Aufgrund der letzten Entwicklungen noch immer nicht eingetauscht hatte. Er betrachtete den eisernen Schlüssel misstrauisch.
Es war nur Eisen, also gab es keinen Grund warum er ihn nicht hätte zerstören können, wenn er es wollte. Nur hoffte er auch, dass er nie herausfinden musste wie wirksam diese Drohung gegenüber seinen Gastgebern war. Viel mehr hoffte er, dass die Tatsache, dass der Schlüssel noch immer in seinem Besitz war, darauf hindeutete, dass zumindest einer der Agenten vor hatte die Zusammenarbeit wie geplant fortzusetzen.
Nicht das Kazan etwa Wert darauflegte diese Zusammenarbeit fortzusetzen, er bevorzugte es nur durchaus gegenüber der Möglichkeit einen kurz oder auch lange währenden Tod zu sterben und einer folgenden Beseitigung seiner Leiche, indem man sie verdampfte oder über Bord warf.
Aus dem Augenwinkel bemerkte er, dass Idens Dschinn den Blick auf den Schlüssel gerichtet hatte. Dschinns besaßen zumeist nur eine begrenzte Mimik, aber es war dennoch leicht zu erraten, dass dies kein freundlicher Blick war.
Wortlos steckte er den Schlüssel wieder ein und wandte den Blick vom Elementargeist ab wieder auf die Tür.
Er musste noch einige Minuten warten, bevor er hörte wie sich ein Schlüssel im Schloss drehte und sich die Tür öffnete.
Valken trat ein. Er war der Erdadept, mit dem Kazan als erstes in Kontakt getreten war und schien allem Anschein nach der Anführer dieser Gruppe von Agenten zu sein. Hinter ihm folgte der alte Mann mit dem Monokel. Sein Name war wohl Orwine. Tatsächlich glaubte Kazan vor langer Zeit einmal von ihm gehört zu haben. Vor einigen Jahrzehnten war er wohl ein gefeierter Kriegsheld gewesen, der Stolz des Jupiterkorp. Davon hatte Kazan natürlich nichts gehört als es passiert war. Erst viele Jahre später hatte er diese alten Geschichten gehört als er noch ein Kind war. Damals als Orwine, der Sturm der Front, als ein Ausbilder des Jupiterkorp wieder auftauchte.
Als die beiden Männer eintraten, stand Kazan auf und kam ihnen entgegen.
"Entschuldigt, dass wir euch warten ließen.", entschuldigte sich Valken als sie sich trafen, sein Ton war jedoch so hart, dass es eindeutig nur eine Floskel war.
"Ihr musstet warten bis meine Experten aufgewacht sind?", fragte Kazan und hielt dabei die beiden Agenten genau im Auge, "Sind sie wach?"
Falls die beiden Jaden und Iden inzwischen beseitigt hatten, so zeigten sie zumindest keine physische Regung, die darauf hindeutete. Das hieß bei Mitarbeitern des Geheimdienstes wahrscheinlich nichts.
"Gehen wir ein Stück.", bat Valken, "An Deck."
"Natürlich.", gab Kazan der Bitte augenblicklich nach und wartete dann darauf, dass Valken vorausging.
Stattdessen trat der Erdadept jedoch bei Seite und gebot ihm vor zu gehen. Auch dem kam Kazan nach. Valken folgte ihm in kleinem Abstand. Außerhalb des Zimmers konnte Kazan nun tatsächlich die gedämpften Geräusche von Wind, Wellen und der Besatzung hören, doch schienen Valkens Schritte hinter ihm auf den Dielen des spärlich beleuchteten Ganges sie alle zu übertönen. Kazan versuchte sie dennoch mit aller Kraft zu ignorieren. Er erreichte die Treppe, die an Deck führte und trat auf die erste Stufe, sie knarrte hörbar unter seinen Schuhen. Die Zweite tat dies ebenso. Sie alle knarrten, während er hinaufstieg und hinter ihm tat es keine von ihnen mehr, wenn Valken auf sie trat. Keiner von ihnen sprach bis sie an die frische Luft kamen.
Eine salzige Brise wehte über das Deck auf dem Matrosen Arbeiten verrichteten, die Kazan nur zum Teil verstand. Die Sonne stand inzwischen bereits niedrig und verfärbte den bewölkten Himmel in orange und rötlich. Um sie herum gab es nur die bewegte See, aber wenn Kazan die Position der Sonne im Verhältnis zur Uhrzeit betrachtete fuhren sie nicht einmal ansatzweise Richtung Osten.
Valken ging nun neben ihm her und lenkte sie in Richtung der dem Sonnenuntergang zugewandten Reling. An dieser blieb er stehen und stützte seine Hände auf. Kazan wollte ein Stück zurückbleiben, um nicht von der Sonne geblendet zu werden, doch Valken winkte ihn an seine Seite.
Er musste den Blick auf das fleckige Holz der Reling senken damit das grelle Licht halbwegs erträglich war.
"Also gut. Was verheimlichen sie uns?", kam Valken nun direkt zum Punkt. Kazan fiel auf, dass er scheinbar keine Probleme hatte direkt in die niedrig stehende Sonne zu starren.
"Keine Ahnung wovon sie sprechen.", antwortete er mit einer gespielten Spur von Verwirrung.
"Versuchen sie es noch mal.", sagte der Agent verächtlich.
Kazan räusperte sich. "Nun ich... war mir natürlich im klaren darüber, dass ich eigentlich nicht befugt war irgendwelche Experten in diese Sache einzuweihen, aber..."
Valken stieß ein kurzes Stöhnen aus. "Ihr stelltet rein zufällig fest, dass die Eigentümerin des Gegenstands, für den wir euch bezahlten, bereit war an unserer Mission mitzuwirken. Woraufhin ihr nicht etwa gemeinsam herkamt, sondern sie euch den Schlüssel ohne irgendeine Versicherung überließ und dann Blut befleckt und gefesselt in Begleitung eines weiteren Gefesselten hier auftauchte, der wie ihr sagt mit seiner beachtlichen Lebenserfahrung von ganzen zehn Jahren..."
"Zwölf, glaube ich.", warf er mit nervöser Stimme ein.
"Natürlich. Der trotz seiner zwölf Jahre, wie ihr sagt, ein weiterer Experte ist dessen Hilfe ihr für beinahe unverzichtbar haltet. Das trifft jetzt etwa zu?"
"Wir hatten nicht abgemacht, dass sie Blut beschmiert und er gefesselt sein sollte. Ich nehme an sie stießen auf Probleme, nachdem ich sie verlassen hatte."
"In Folge des in die Luft gesprengten Gasthaus, für das sie die Verantwortung tragen soll, vielleicht?"
"In Folge des in einem Versuch sie zu töten in die Luft gesprengten Zimmers? Das wäre zumindest möglich. Ich nehme an, dass das einer der Gründe ist, aus dem sie dazu bereit ist uns zu helfen."
"Ist es auch einer der Gründe, aus dem ihr diese Experten zunächst nicht erwähnt habt? Oder aus dem sie zunächst vorgab wegen des Verkaufs des Schlüssels hier zu sein?"
"Äh..."
Valken seufzte. "Hier ist was ich glaube. Sie haben den Jungen eingespannt, als sie versuchten den Schlüssel zu stehlen, dann haben sie die Sache versaut. Sie schafften es zwar mit dem Schlüssel zu entkommen waren sich aber bewusst, dass sie Spuren hinterlassen hatten, die die beiden direkt hierher führen würden. Sie nahmen an, dass das kein Problem wäre, weil wir sofort nach unserem Treffen den Standort wechseln würden, aber entgegen dieser Erwartung brauchten wir noch ein wenig Zeit. Da sie die Verantwortung für diese Sicherheitslücke trugen, machten sie sich Sorgen darüber wie wir reagieren würden und haben uns nicht informiert. Schließlich warteten sie zu lange und kamen dann auf diese lächerliche Geschichte wegen ihrer Befürchtung wir könnten dieses Leck auf... unschöne Weise schließen. Ist das in etwa richtig?"
Es war zumindest ziemlich nah dran, wenn gleich die wahre Geschichte noch ein ganzes Stück unsinniger war, als die Version, die Kazan ihnen erzählt hatte.
Valken schien sein Schweigen als Bestätigung zu betrachten und wandte ihm jetzt zum ersten Mal während der Unterhaltung das Gesicht zu. Kazan blinzelte gegen das Licht an, um es ihm mit zusammengekniffenen Augen gleich zu tun.
"Hören sie, Kazan. Sie haben ein Gewissen. Sonst hätten sie uns nicht vorgewarnt und einfach gehofft wir eliminieren die beiden, bevor rauskommt wer denn jetzt versagt hatte unseren Treffpunkt geheim zu halten. Muss ich den Jungen vor ihren Augen in Stücke hacken, damit sie mir glauben, dass ich keines habe?"
Ein kalter Schauer überlief Kazan, als er die letzten Worte hörte und er konnte Spüren wie er schluckte. Der kalte Ausdruck auf Valkens Gesicht sagte ihm alles. Dieser Mann hätte nicht gezögert genau das zu bloßen Demonstrationszwecken zu tun.
Doch dieses Mal schien Valken auf eine verbale Bestätigung zu warten. "Muss ich?"
Kazan öffnete den trockenen Mund. Er brauchte einen Moment um zu Antworten. "Nein."
"Belügen sie uns nicht noch einmal. Und halten sie wenn möglich auch nichts zurück." Als Kazan nickte, löste Valken die Hände von der Reling und wandte sich um. "Bringen wir diese leidliche Sache also endlich hinter uns."
Hinter ihnen stand Marie, die einzige Frau unter den Agenten, in ihren Händen hielt sie einen silberfarbenen Mythrilbeutel. Kazan rühmte sich eines ausgezeichneten Sinnes für Gefahr und normalerweise schaffte es niemand so leicht sich an ihn heranzuschleichen. Trotzdem hatte er ihr Kommen in keinster Weise bemerkt. Valken nahm ihr den Beutel schweigend ab. "Ich gebe euch was wir euch versprochen haben und ihr gebt uns was ihr uns versprochen habt."
Kazans Herz schlug schneller, als Valken langsam den Beutel öffnete. Die Haare in seinem Nacken stellten sich auf. Jeden Augenblick würde etwas ganz und gar schreckliches Geschehen, um ihn von dem Gegenstand fernzuhalten, der sich in diesem Beutel befand. Der silberne aus Metallfasern gewobene Stoff glitt zurück und enthüllte die kunstvoll gearbeitete Goldfigur in ihrem Inneren, eben jene Vogelfigur, die er vor über einem Jahr verloren hatte. Wegen der er Ferad und Kitaniel ursprünglich einmal überzeugt hatte mit ihm in den königlichen Palast einzubrechen...
Er streckte die Hand aus. Jede Sekunde würde etwas geschehen. Seine Fingerspitzen waren nur noch Zentimeter von dem kunstvollen Gegenstand entfernt.
Valken räusperte sich. Kazan hielt in der Bewegung inne.
"Vergesst ihr nicht etwas?", fragte der Erdadept ruhig.
Kazan hielt noch einen Moment inne, dann griff er hastig in seine Tasche und zog den Hexenmeisterschlüssel hervor. Das Metall leuchtete golden im Licht der untergehenden Sonne. Eine größere Welle schlug gegen den Rumpf des Schiffes.
Ihm stockte der Atem, doch von dem Geräusch der aufpeitschenden Gischt einmal abgesehen, geschah nichts. Also reichte er Valken den Schlüssel, der ihn wortlos entgegen nahm. Kazan packte sofort den Mythrilbeutel und riss ihm seinem Gegenüber praktisch aus der Hand.
Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen als er hineinblickte. Endlich hatte er ihn wieder. Endlich konnte er... Er würde wirklich während dieses Auftrags sterben, oder?
"Seid ihr in Ordnung?", fragte Valken ohne eine Spur von Sorge oder tatsächlichem Mitgefühl.
"Klar.", meinte Kazan betont ruhig und schloss den Mythrilbeutel.
"Dann kommt. Wir haben immer noch eine Mission zu erfüllen." Die beiden Agenten wandten sich zum gehen.
"Eine Sache noch." Kazan verfluchte sich bereits selbst, bevor er die tatsächliche Frage stellte. Dann stellte er sie trotzdem. "Was geschieht jetzt mit den beiden."
"Euren sogenannten Experten?" Valken drehte sich nicht einmal wieder zu ihm um. "Wahrscheinlich werden sie uns begleiten."
Kazan ließ die Antwort für einen Augenblick auf sich wirken dann...
"Was?!"
"Das Mädchen hatte eine bessere Geschichte zu erzählen als ihr."

Als sie in den Raum zurückkehrten, in dem Kazan zuvor gewartet hatte, hatten sich dort neben Orwine inzwischen auch Jaden und Iden eingefunden. Außerdem lehnte Lenkon, der größte und letzte der Agenten, mit dem Rücken an einer Wand und hatte die massigen Arme vor der Brust verschränkt.
"Kazan.", rief Jaden, als er ihn erblickte und sprang von seinem Stuhl auf, um ihm entgegen zu laufen.
"Hey.", grüßte er ihn.
"Hey?!", wiederholte Jaden wütend, "Im ernst jetzt? Hey? Das ist alles was du mir zu sagen hast? Hast du die geringste Vorstellung davon, was ich alles durchgemacht habe, um..."
"Beschwer dich nicht bei mir, wenn du bereust hier zu sein."
Das wirkte. Jaden verstummte überrascht und sah ihn fragend an. "Uh...?"
Kazan ließ ihn stehen und ging an ihm vorbei auf Iden zu, die auf einem Stuhl am Tisch saß. Sie hatte sich in der kurzen Zeit seid er sie zurückgelassen hatte deutlich verändert. Sie trug inzwischen ein grünes Reisegewand, das allerdings wie ihr Kleid zuvor stark von Blut befleckt war. Ihre Haare waren zum größten Teil schwarz gefärbt und strähnig vom Schweiß, aber an einigen Flecken kehrte die natürliche blaue Farbe teilweise oder vollständig zurück.
Sie hob den Kopf um ihn anzusehen. Den Ausdruck in ihrem Blick vermochte er nicht wirklich zu deuten. Natürlich begegnete sie ihm nicht länger mit irgendeiner Spur von Freundlichkeit, aber sie zeigte auch keine offenkundige Abneigung ihm gegenüber. Es schien viel mehr so, als wüsste sie auch nicht wie sie sich ihm gegenüber nach ihrer Vorgeschichte verhalten sollte.
"Es war nichts persönliches.", sagte er schließlich.
Iden lachte kurz auf, während sie kopfschüttelnd den Blick abwandte. "Toll.", meinte sie dann mit überraschender Kälte, "Gehen Männer in ihrer... Tätigkeit eigentlich tatsächlich davon aus, dass das irgendwas besser macht, oder ist das eine Art Höflichkeitsfloskel?"
"Ich meinte nur, dass ich bedaure, dass ihr in diese Sache hineingezogen wurdet."
"Ich bin ziemlich sicher, dass ihr es wart, der in diese Sache hineingezogen wurde. Und es im Grunde viel mehr meine Angelegenheit ist. Ich bin eigentlich überrascht, dass ihr es nicht längst als erledigt betrachtet und eurer Wege gezogen seid. Ich nehme an diese Leute bezahlen einfach sehr gut."
Kazan stockte. Eigentlich hatte sie ja recht. Im Grunde war sie sogar die einzige in diesem Zimmer, die eine persönliche Verbindung zu all dem hier hatte.
"Eine Frage hätte ich allerdings." Ihre Stimme war jetzt etwas weicher. "Als ihr gesagt habt es sei nichts persönliches gewesen, meintet ihr, dass ihr mich bestohlen habt oder, dass ihr mich gerettet habt?"
Kazan zögerte mit seiner Antwort. "Beides, nehme ich an."
Sie nickte. "Das heißt dann wohl, dass wir einander nichts schulden."
Er nickte langsam zur Bestätigung. "Das heißt es dann wohl."
"Wenn wir dann alle überschwänglichen Wiedersehen hinter uns haben.", sprach Valken, "Ist es an der Zeit die Mission zu besprechen."
Kazan warf erst Iden und dann Jaden noch einen Blick zu, als dieser sich wieder auf dem Stuhl neben Iden niederließ. Die beiden waren jetzt also wirklich ein Teil hiervon. Ein Straßenjunge, eine Ausländerin und er, ein Krimineller ohne festen Wohnsitz. Niemand, den man vermissen würde, sollten sie einfach verschwinden.
Schließlich ging er zurück zu seinem Stuhl von zuvor, der unverändert an der Wand gegenüber der Tür stand, und setzte sich wie zuvor der Lehne zugewandt darauf, stützte die Unterarme auf diese und beugte sich etwas über sie vor.
Aus dem Augenwinkel beobachtete er wie Marie sich neben Lenkon stellte. Valken trat unterdessen an Orwines Seite, der schon die ganze Zeit über damit beschäftigt war einen großen Kristall auf drei Metallbeinen aufzubauen. Diese waren an einem Ring montiert, der den Kristall umschloss und quadratische Öffnungen aufwies. Ein blaues Leuchten glühte im Zentrum des Kristalls.
Kazan warf einen Blick zu dem zylinderförmigen Dschinnkäfig. Er war leer.
Ein sanftes grünes Glühen ging von dem Kristall aus als Orwine ihn mit einer Berührung zum Leben erweckte. Feine Linien formten sich in der Luft über dem Kristall und bildeten die Umrisse von Kontinenten und Inseln, bevor diese langsam detaillierter und plastischer wurden. Noch bevor die Karte komplett war, verschob sich der Fokus und ein Bereich im Norden schwoll an, während umliegende Bereiche verblassten. Es war nicht besonders viel zu sehen. Nur ein gewaltiger Eisberg, der aus dem Meer aufragte. Orwine räusperte sich, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
"North.", begann der alte Mann, "War zum Zeitpunkt seiner Vernichtung vor mehr als vierzehn Jahren die letzte von den drei großen Reichen wahrlich unabhängige Nation, eine Dyarchie deren Herrschaft sich zwischen dem Großmeister der Hexenmeister und dem sogenannten Regenten aufteilte. Die Unabhängigkeit wurde hauptsächlich Aufgrund ihrer Insignifikanz ermöglicht. An einem von Silkanas eisigen Polen gelegen besaß North weder taktischen Nutzen noch wichtige Ressourcen. Die große Nähe zum östlichen Kaiserreich hätte andernfalls zur Eroberung oder Eingliederung in dieses geführt. Erst Narsi, die heutige Kaiserin des östlichen Kaiserreich, fasste kurz nach ihrer Krönung den Plan der Eroberung des kleinen Landes. Sie traf auf heftigeren Widerstand als erwartet und beschloss ein Zeichen zu setzen indem sie die Nation vernichtete. Im Glauben, dass ihre Vernichtung gegen eine derartige Übermacht nur eine Frage der Zeit sei, wandten sich einige Bewohner gegen ihr Land. Sie öffneten dem Feind das Tor und sabotierten die Verteidigungsstellungen. Dem anschließenden Massaker soll selbst keiner der Verräter vollkommen unverletzt entkommen sein."
Orwine runzelte die Stirn und sah dann Iden für einen Moment direkt an. Fuhr dann jedoch fort ohne etwas zu ihr zu sagen oder eine Erklärung zu liefern.
"Die neuere Geschichte Norths ist jedoch nicht was uns dorthin führt. Viel mehr geht unsere Aufgabe auf etwas zurück, das noch vor der Gründung Norths als Nation geschehen ist. Die Aufzeichnungen darüber sind vage, da sich diese Geschehnisse noch während der Zeit der Türme zugetragen haben und Überlieferungen nur bruchstückhaft aus alten Ruinen geborgen werden konnten. In dem derartige Überlieferungen unter größten Anstrengungen aus allen Teilen der Welt zusammengetragen wurden, ergab sich jedoch folgendes Bild: Damals, und wir wissen mit ziemlicher Sicherheit, dass die Geografie damals kaum etwas mit der heutigen gemeinsam hatte, war die Welt geeint unter der gütigen Herrschaft eines Mannes, den man den Sonnenkönig nannte und einem Gott gleich verehrte. Niemand anderes als der Träger der goldenen Sonne selbst, eben jenem Kernstück der Alchemie, das einst ihre schier grenzenlose Macht lenkte. Vielleicht war es auch eine grausame Herrschaft. Monarchen neigen in der Regel nicht unbedingt dazu besonders viel Kritik innerhalb der Geschichtsschreibung zuzulassen."
"Orwine, bitte.", unterbrach Valken.
"Verzeiht..." Orwine räusperte sich verlegen. "Dieser Sonnenkönig unterhielt scheinbar freundschaftliche Verbindungen zum dunklen Kult, oder anders formuliert den Hexenmeistern. Zu diesem Zeitpunkt war diese Sekte noch in vielen Teilen der Welt zu Hause und während einiges dafür spricht, dass sie schon damals mit Argwohn und Furcht betrachtet wurden, legen andere Texte nahe, dass sie als große Gelehrte und Geistliche geehrt wurden. Eine besonders interessante Passage spricht von ihnen auch als dämonische Heiler, die selbst die vor langer Zeit Gefallenen in unsere Welt zurückholen und das Alter, ich zitiere, 'bannen' konnten, wenn gleich für jedes ihrer Wunder ein Preis gezahlt werden musste."
"Orwine." Valken trommelte ungeduldig mit den Fingern auf der Tischplatte.
"Nun... die Texte sprechen von einem großen und schrecklichen, aber nicht näher spezifizierten, Verrat, den der dunkle Kult am Sonnenkönig beging. Sie scheiterten scheinbar in was auch immer sie bezweckten und nachdem er ihre Anführer mit seinen 'goldenen Strahlen der Bestrafung' verbrannte, und ich zitiere wieder, 'zog der erhabene goldene König der Sonne, dessen Herrschaft ewig dauern wird, in den tiefen eisigen Norden, riss ein Loch in das ewige Eis, das bis tief ins Meer reichte, füllte es mit den furchtbarsten Schrecken, die der grausame Verstand der kranken Lunaria erdenken konnte, und schloss all jene, die dem dunklen Kult angehörten, ihr Blut in sich trugen, ihre Kinder zeugten oder gebaren, in diesen Abgrund ein und bedeckte ihn wieder mit Eis. Dort steht es im Norden von heute bis in die Ewigkeit das Verlies North, das all die Schrecken beherbergt vor denen unser weiser König uns zu behüten versucht. Es gibt keinen Ort in Silkanas, der der Hölle näher ist.'"
Orwine machte eine bedächtige Pause, um seine Worte auf sie wirken zu lassen. Dann seufzte er. "Äußerst melodramatisch, nicht wahr? Blumige Wortwahlen bei Seite, ein anderes Dokument beschrieb ein gewaltiges lunarisches Bauprojekt, was der Wahrheit deutlich näher kommen dürfte als eine regelrecht spontane Tat eines einzelnen, auch wenn dieser die Macht der goldenen Sonne besessen haben soll."
"Also war North ein Gefängnis?", wollte Jaden wissen und hob den Kopf, den gelangweilt auf der Tischplatte abgelegt hatte, während er dem Vortrag lauschte.
"Ursprünglich schon.", bestätigte Orwine, "Nach dem Ende der Zeit der Türme müssen irgendwann gewisse Sicherheitsvorkehrungen versagt haben und die Nachkommen der Insassen formten die dyarchische Gesellschaft von jenen, die die Künste der Hexenmeister praktizierten und jenen, die es nicht taten, die ich zu Beginn erläutert habe."
"Und was sind diese Lunaria?", fragte Jaden weiter.
"Die Baumeister der Antike.", erklärte Kazan, "Ihr Volk soll die Leuchttürme der Elemente errichtet haben und so ziemlich alle anderen bedeutsamen Bauwerke vor Ende der Zeit der Türme."
"Halbwissen, mein Junge!", schallte Orwine ihn laut stark, "Die Lunaria waren viel mehr die Gelehrten, denen fast der gesamte technologische Fortschritt vor Ende der Zeit der Türme zu verdanken ist und sie waren weniger ein Volk, wenn gleich ihre Zahl wohl für eines ausgereicht hätte und man ihnen ihre eigene Kultur nachsagt, als ein Zusammenschluss von Weisen und Lernwilligen unter einem gemeinsamen Ideal des geistigen und wissenschaftlichen Fortschritts."
"Und sie waren außerdem krank und grausam?", fragte Jaden frech.
"Nun... so werden sie oft beschrieben, ich nehme an das ihre Thesen für Leute ohne ihren Wissensstand zu meist unsinnig erschienen und eine gewisse Rücksichtslosigkeit beim verfolgen des Fortschritts zum Vorwurf der Grausamkeit führte. Heute sind die von ihnen entdeckten Technologien, wie etwa die genannten Leuchttürme, von denen man Baupläne gefunden hat, überholt, dennoch würden gewisse historische Behauptungen auf Unverständnis stoßen. Nehmt etwa das Arcillus, die von den Lunaria errichtet Arche sei..."
"Arcillus?", fragte Jaden spöttisch, "Unser blauer Mond, Arcillus?"
"Eben jener.", bestätigte Orwine nickend.
"Den haben Menschen gebaut? Ja, ist klar."
Orwine lachte. "Ich gehöre auch nicht zu den Leichtgläubigen, die das für wahr halten. Ich wollte mit dieser Behauptung nur verdeutlichen warum die Ideen der Lunaria von vielen als so verrückt angesehen wurden. Wenn die wirklich einen Plan ventiliert haben einen Mond innerhalb der Atmosphäre zu errichten, um dann..."
"Marie hätte noch eine Frage.", warf Lenkon ein.
Kazan warf der stummen Agentin einen Blick zu. Sie nickte, um die Aussage des Muskelprotz zu bestätigen, ließ ihn aber weiterhin für sie sprechen. "Ihre Frage lautet: Was hat das mit der Mission zu tun?"
Orwines Wangen verfärbten sich purpur, als er die Frage hörte und er lachte verlegen. "Oh, äh... verzeiht. Ich... ich komme gerne zum Thema zurück. Wir waren gerade..."
"Die großen Flüche der Hexenmeister.", teilte Valken ihm mit.
"Vielen Dank. Aus Gründen der Geheimhaltung sind mir die Umstände unter denen wir an diese Informationen gelangten oder wie lange wir sie schon besitzen selbst nicht bekannt, doch uns wurde die Information mitgeteilt, dass sich am tiefsten Punkt Norths verschlossen hinter einer unzerstörbaren Tür drei Schriftrollen befinden. Auf jeder dieser Schriftrollen ist ein Fluch verewigt, der niemals ausgesprochen wurde und niemandem bekannt ist. Ich nehme an, dass ich ihnen nicht sagen muss welcher Schlüssel in das Schloss dieser Tür gehört."
Valken zog den unscheinbaren eisernen Schlüssel aus seiner Tasche, den Kazan ihm erst vor kurzem übergeben hatte.
"Echt?", spottete Jaden, "Wegen dem Ding die ganze Aufregung?"
Valken ignorierte ihn, während er die Gesprächsführung übernahm. "Unsere Mission ist es einen dieser Flüche in unseren Besitz zu nehmen und zurückzubringen und zu garantieren, dass keiner der anderen Flüche diesen Raum verlässt. Entweder in dem wir sie zerstören oder sollte das nicht möglich sein indem wir sie wieder einschließen. Wir wissen nicht was diese Flüche bewirken und sollen sie ganz sicher auch nicht lesen. Unser Ziel ist die Schriftrolle, die dieses Zeichen trägt."
Der Erdadept malte mit dem Finger in die Projektion Norths, die noch immer über dem Tisch schwebte, und hinterließ eine leuchtende Spur. Sie verblasste bald wieder, aber Kazan hatte Zeit sich das Symbol einzuprägen.
"Was die Sicherheitsvorkehrungen betrifft, hatten wir bisher kaum Anhaltspunkte. Orwine."
Der alte Windadept berührte beiläufig den glühenden Kristall und der Eisblock, der wohl die Außenansicht Norths war verschwand um der originalgetreuen Darstellung eines alten Mannes mit langem wildem grauen Haar und Bart darstellte. Kazan nahm an das ihm beides bis über den Bauch oder den Rücken fiel, aber die Projektion reichte wie bei einer Büste nur bis zu den Schultern. Die Haut des alten glich Pergament, wirkte wächsern und war tief zerfurcht von schier unendlich tiefen Falten. Auf seiner Stirn quoll eine Ader hervor was ihm in Kombination mit buschigen verengten Augenbrauen einen äußerst wütenden Anblick verlieh. Seine Lippen waren spröde, seine Zähne vergilbt, seine große Nase krumm und die tief in den Höhlen liegenden Augen dunkel und feucht und erinnerten Kazan an einige Arten von Höhlenfischen. Kurzum davon abgesehen, dass er wohl niemals eine Augenweide gewesen war, war der Mann steinalt. So alt, dass der Großteil der alten Menschen starb lange, bevor sie dieses Alter erreichten. Kazan war sich sicher, dass der Mann hundert Lebensjahre deutlich überschritten hatte und nicht auf die angenehme langsamer alternde Weise.
"Professor Platav von der Universität in Atrokis.", informierte Orwine, der im Vergleich zu der Projektion geradezu frisch und jugendlich wirkte, "Er ist ein Hexenmeister aus North, der vor nun mehr siebzig Jahren nach Hiran kam."
"So viel zu das Alter bannen.", bemerkte Jaden.
"Von bannen mag nicht viel zu sehen sein, aber hundertvierzig Jahre spricht zumindest für eine erstaunliche Lebenserwartung oder zumindest ein Wissen diese künstlich zu verlängern. Professor Platav bereiste für fast vierzig Jahre die gesamte Welt und versuchte die Künste der Hexenmeister in den Augen der Bevölkerung zu legitimieren und dem mit ihnen verbundenen Stigma entgegen zu wirken. Sein Erfolg war äußerst bescheiden bis nicht existent. Als er als verbitterter alter Mann, der sein Vorhaben wohl aus reiner Sturheit noch nicht aufgegeben hatte nach Hiran kam, war er ein äußerst nützlicher Informant in Fragen die unser Feindesland betrafen."
"Im Gegenzug gabt ihr ihm seine Lehrstelle?", vermutete Kazan.
"So ist es. Trotz allem war er äußerst widerwillig uns Informationen über sein Heimatland mitzuteilen. Wir ließen ihn in dieser Hinsicht gewähren, da wir North keinerlei Bedeutung beimaßen. Das hat sich geändert und nun da das Land nicht mehr existiert hat auch der gute Professor seinen Widerstand aufgegeben."
"Und?"
"Abgesehen davon, dass seine Informationen hundertzehn Jahre alt sind, war er niemals an den Verteidigungsmaßnahmen beteiligt. Seine Informationen bezogen sich also hauptsächlich auf die Wohn- und Geschäftsbereiche, die für uns kaum Interesse haben. Immerhin konnte er uns aber einen ungefähren Plan der Zone der Hexenmeister geben. Das ist die unterste."
"Zone? Unterste?", fragte Kazan, "Was soll das heißen?"
"Sicherheitszonen, ein Überbleibsel der Gefängniskonstruktion. Die unteren beiden beinhalteten früher die Zellen und haben vermutlich kaum etwas mit ihrem früheren Aufbau mehr gemeinsam. Die unterste war das Hauptquartier des Hexenmeister Ordens, die darüber bezeichnete Professor Platav als 'die Stadt' und war wohl das, eigentliche North, dort lebte und arbeitete die Bevölkerung."
"So war es.", bestätigte Iden. Das Zittern ihrer Stimme entging wohl niemandem im Zimmer.
"Er wusste nichts über die darüber liegenden Ebenen. Einmal davon abgesehen, dass es drei sind. Nicht einmal über wie viele Stockwerke die obere Zonen verliefen. Da North isoliert liegt gab es für die Bewohner keinen Grund die Stadt zu verlassen außer vielleicht um zu den Hexenmeistern unter ihnen zu gehen."
"Zu meiner Zeit gab es Labore und Lager in der Zone über der Stadt.", sagte Iden, "Mein Vater hatte dort eines. Ich nehme an wir dehnten uns nachdem Platav fortging etwas nach oben aus."
"Die unteren Zonen sollten im Moment nicht das Problem sein.", sagte Valken, "Auf den oberen bekommen wir es mit lunarischer Technologie zu tun. Veraltet, aber sicherlich nicht harmlos."
"Wurden die nicht abgeschaltet?", fragte Jaden.
"Ja, von den Verrätern.", bestätigte Valken, "Doch wie sich herausstellt aktivieren sie sich nach einiger Zeit von selbst wieder."
Kazan stöhnte. "Und da sie während der Invasion abgeschaltet waren, sind sie immer noch intakt."
"Trotzdem bin ich zuversichtlich, dass meine Leute und ich damit klar kämen. Das echte Problem sind die Sicherheitsvorkehrungen, die Norths Hexenmeister zweifelsohne geschaffen haben. Es kämpfen keine Hexenmeister in den Reihen der großen Nationen, also haben Soldaten wie wir auch keinerlei Erfahrung mit dieser Art von Psynergie. Darum seid ihr hier."
"Ja...", sprach Kazan langsam, "Denkt nicht, dass ich mich weigere oder so, aber ich hatte mit ein paar Flüchen in alten Gräbern zu tun, die ein Hexenmeister ausgesprochen hat um das Zeug eines Toten, der es ohnehin nie wieder brauchen würde, zu schützen. Das hier waren wahrscheinlich mindestens einige dutzend Hexenmeister, die damit ihre Heimat beschützen wollten. Vor einer Invasionsarmee. Denkt ihr nicht, dass ihr vielleicht besser diesen alten Sack fragt, der muss einiges drauf haben, wenn er vierzig Jahre lang von Kontinent zu Kontinent springt ohne, dass ihn irgendjemand aufhalten kann und kann die Flüche vielleicht sogar aufheben anstatt sie nur zu umgehen, weil er Glück hat."
"Leider ist Professor Platav nicht in der Verfassung dazu.", erklärte Orwine seufzend, "Von Schwierigkeiten beim Laufen einmal abgesehen hat inzwischen auch eine leichte Altersdemenz eingesetzt. Und wir mussten unsere Befragung mehrmals verschieben, weil der Gedanke an den Verlust seiner Heimat ihn extrem emotional mitnahm. Auch unter seinen Studenten befand sich kein geeigneter Kandidat für das Feld."
Kazan lächelte gezwungen. "Die gute Nachricht ist ich muss keine ganze Armee durchschleusen, sondern lediglich ein paar Leute, oder?"
"Eigentlich ist die gute Nachricht eher, dass wir inzwischen Zugriff auf einen echten Experten für Norths Verteidigung haben.", warf Valken ein.
"Seid ihr so weit, Sharz?", fragte Orwine an den Kristall auf dem Tisch gerichtet.
"Wann immer ihr es wünscht.", erklang die Stimme des Merkurdschinns aus dem Inneren des Kristalls
"Zeigt es uns!", wies Valken ihn an.
Das antike Gesicht des Professors wich wieder einer Projektion North, wenn auch einer gänzlich anderen. Dieses Mal war sie wenig mehr als ein drahtgitterähnliches Model aus feine Linien, die auch das Innere darstellten.
Kazan war überrascht zusehen wie wenig sich tatsächlich im Inneren des aufragenden Eisbergs befand. Von einem größeren Vorsprung an einer Flanke des Berges führte ein Tunnel bis in einen runden Raum in seinem Zentrum. In der Mitte dieses Raumes wiederum fiel ein Schacht senkrecht ab, tiefer und tiefer bis unterhalb des Meeresspiegels, wo wie diese neue Projektion zeigte North noch gewaltigere Ausmaße hatte.
Fünf einzelne aufeinandergestapelte Bereiche waren klar voneinander abgetrennt, vermutlich waren dies die erwähnten Sicherheitszonen.
Die oberste von ihnen leuchtete auf. Der Schacht, der nach unten verlief endete scheinbar in einer Art von Eingangshalle, an die sich ein gewaltiger Raum anschloss, der etwa ab der Hälfte in einem Abgrund endete über den eine breite Brücke führte an deren Ende eine Treppe ein Stockwerk hinabführte. Dieses Stockwerk, wie auch alle weiteren Stockwerke in dieser Zone schienen aus verwinkelten Gängen und Treppen zu bestehen. Bis auf der letzten Ebene mehrere Tore in die nächste Sicherheitszone führten, die alle von Wänden abgetrennt und nur über unterschiedliche Treppen aus dem darüber liegenden Stockwerk erreicht wurden. Hierbei konnten bestimmte Bereiche eines Stockwerks teilweise nur erreicht werden, wenn man an den richtigen Stellen eines darunterliegenden Stockwerks wieder hinaufstieg. Kurzum es war ein dreidimensionales Labyrinth.
"Die erste Sicherheitszone, die Zugangszone, wird von ihrem komplexen Aufbau einmal abgesehen durch automatische Verteidigungsmechanismen geschützt. Die meisten von diesen sind die ursprünglichen technologischen Fallen und Konstrukte, aber es gibt auch mit Flüchen und dergleichen gesicherte Korridore. Mir sind die Positionen und Patrouillengänge bekannt, aber es gibt keinen mir bekannten Weg ihnen allen auszuweichen."
"Sollte kein Problem sein.", meinte Lenkon abfällig, "Wir umgehen die Flüche und durchbrechen die Technologie mit roher Gewalt. Wenn sie uns nicht überrascht sollte das eine Kleinigkeit sein."
"Klingt nach dem einfachsten Weg.", pflichtete ihm Valken bei.
"Meint ihr das ernst?", fragte Kazan zögerlich, "Weil mir nämlich eine ganze Menge mögliche Waffen einfallen mit denen ich nicht fertig werden würde, auch wenn ich genau wüsste was mich erwartet."
"Einige dieser Waffen sind Mitglieder dieser Einheit.", sagte Valken.
Auf seinen verwirrten Gesichtsausdruck hin hob Orwine die Stimme: "Wenn voll ausgerüstet kann unser junger Freund Lenkon hier den Schuss einer Urteilskanone abfangen und Valken führt eine Klinge, die nicht grundlos den Namen Festungsspalter trägt."
Das klang im ersten Moment absolut lächerlich, aber Kazan erinnerte sich im zweiten Moment daran mit wem er es zu tun hatte. Derartige Leute die individuell einem Bataillon, eine Kriegsschiff oder einer ganzen Festung gewachsen waren oder noch vieles mehr gab es durchaus. Hirans allwissender General Praesken, Anführer des Jupiterkorps, sollte eine ganze Flotte im Alleingang versenken können, Mesmer Raines, genannt der Unverwundbare, aus dem Zentralreich galt als physisch vollkommen unzerstörbar, der oberste Militärführer des Ostreichs Belvios sollte angeblich mit einem einzigen Faustschlag eine ganze Insel zerschmettert haben, Gabao, der Chaosmeister und Weskern, der Hexenmeister des Nordens, sollten solange überlebt haben wie sie es taten, weil sie ganz individuell einer vollgerüsteten Armee von Zehntausenden gewachsen waren und der Mythenkönig Truar hatte bekanntlich mitten im Herzen des Ostreichs ein Loch durch ganz Silkanas gesprengt. Während einige dieser Taten wahrscheinlich übertrieben wurden, waren die von Orwine behaupteten Fähigkeiten bei Geheimagenten im Auftrag des Königs durchaus möglich. Jetzt wo er darüber nachdachte, wenn Orwine Ausbilder des Jupiterkorps war, hatte er Praesken dann nicht sogar ausgebildet.
"Rein theoretisch könnte es einen anderen Weg geben.", sprach Sharz und eine der Seitenwände neben der Brücke im ersten Stock der ersten Zone glühte blau, "Entlang dieser Wand hatten sich Risse gebildet, die in ein weitläufiges Höhlensystem führen. Es gibt keine mir bekannten Zugänge in einer der anderen Zonen die erste miteingeschlossen, doch einige der Monster in der Höhle ließen darauf schließen, dass es in der Tat in der zweiten Zone einen Zugang gibt. Auf dieser erwies sich eine eigene Überprüfung als schwierig aus Gründen, die bald klar werden sollten, aber rein theoretisch wäre es wahrscheinlich möglich die zweite Zone über diese Höhlen zu erreichen deren Aufbau mir nicht bekannt sind. Das noch größere Problem ist jedoch die zweite Zone selbst."
Die erste Zone erlosch und stattdessen leuchtete die zweite auf. Verglichen mit dem komplexen Aufbau der ersten war der Aufbau eine Überraschung.
"Was zur...", flüsterte er.
Jaden legte den Kopf schief. "Hm?"
"Oh.", machte Iden.
Orwine legte nachdenklich die Stirn in Falten.
Lenkons verengte die Augen als versuche er etwas bestimmtes zu entdecken.
Marie studierte die Projektion fasziniert.
"In Ordnung.", sagte Valken, "Was sehen wir hier?"
"Die zweite Sicherheitszone.", erklärte Sharz noch immer im Inneren des Kristalls. Die Projektion zeigte lediglich die Zugänge von der ersten Zone und ein kleines kuppelförmiges Gebäude innerhalb dessen eine Treppe hinunter in die dritte Sicherheitszone führte. Ansonsten gab es nur eine weite freie Fläche. "Die Außenwelt... ich nehme an diese Bezeichnung sollte eine Art von Scherz sein."
"Also ist das hier...?", fragte Kazan noch immer verwirrt.
"Eine einzige weite Schneefläche."
"Das ist alles?", fragte Jaden.
"Extreme Minustemperaturen, ein dauerhaft anhaltender Blizzard, praktisch keine Sicht, wild umherstreifende Monster. Genügt dir das?", fragte der Dschinn harsch, "Denn ich fürchte, dass das noch nicht alles ist. Es gibt fallenartige Portale im gesamten Gebiet, die in künstliche Miniaturdimensionen führen ausschließlich dafür designt Eindringlinge zu zermürben oder umzubringen. Spalten in der Realität die direkt in die unteren Zirkel der Hölle führen und Illusionen, die jederzeit die Kontrolle über deine Sinne übernehmen und dich mit deinen tiefsten Ängsten oder schlimmsten Erinnerungen konfrontieren können, während sie dich den gnadenlosen Umweltfaktoren gegenüber hilflos zurücklassen."
"Spalten die wohin führen?", fragte Kazan erschrocken.
"Warum macht dieses Wort nur einen solchen Eindruck auf euch Menschen."
"Wie gelangen wir hindurch?", wollte Valken im wissen.
"Es gibt einen sicheren Pfad.", verkündete Sharz und eine gewundene rote Linie leuchtete zwischen einem der Tore und dem kleinen Gebäude auf, "Kälte, Schnee und Monster können uns hier immer noch gefährlich werden, aber die Vorkehrungen der Hexenmeister sind ausschließlich außerhalb des Pfades. Ich nehme an dies erklärt auch warum eine Zugang durch mögliche Höhlen zu nehmen keine gute Idee ist. Selbst von den herkömmlichen Zugängen in diese Zone gibt es nur einen einzigen, der an diesen Pfad angrenzt. Was die dritte Zone betrifft..."
Der angesprochene Bereich leuchtete auf, während das Schneefeld wieder erlosch. Die Zone schien größtenteils aus einem komplizierten Aufbau von Treppen zu bestehen, an die Raumgruppen von mehr oder weniger großen Räumen anlagen.
"Ist diese ein Verbindungsbereich gewesen zwischen der Verteidigung in den oberen Ebenen und den Zellenblocks, was ihm zum letzten Verteidigungsbereich macht, den die Nation North erhielt. Und wie Iden ansprach wurde er bereits abgebaut. Viele Räumlichkeiten wurden inzwischen umgestaltet und dienten den Zwecken der Bevölkerung Norths. Die Verteidigungseinrichtungen, die denen der ersten Zone weitestgehend gleichen waren grundsätzlich abgeschaltet, sollten inzwischen wegen der automatischen Aktivierung jedoch wieder aktiv sein. Einen Umstand, den wir wahrscheinlich ändern können."
Ein Raum im Zentrum der Ebene leuchtete rot auf. Es gab nur einen einzigen Zugang in Form eines schmalen Korridors.
"Dies ist der Kontrollraum für Norths Verteidigungssystem. Sollte ich in diesen Raum gelangen, sollte ich als im System registrierter Merkurdschinn fähig sein sämtliche Verteidigungseinrichtungen der ersten und dritten Ebene zu deaktivieren, was sowohl das weitere vorankommen, als auch den Rückweg überaus erleichtern sollte."
"Sag mal...", begann Jaden nachdenklich, "Warum gab es in North eigentlich Dschinns? Wenn das ein Gefängnis war, woher hatten die euch."
"Sie waren die Aufseher, mein Junge.", erklärte Orwine gelassen.
"Ähm, was?", fragte Jaden perplex.
"Automatische Systeme haben ihre Grenzen, darum wurden Dschinns als intelligenter Teil des Kontrollsystems eingesetzt, um einen reibungslosen Ablauf zu garantieren, falls etwas unerwartetes geschah."
"Das..." Jaden wandte den Blick dem Kristall zu. "Das macht dich wie alt?"
"Ich und das gilt wohl für alle Dschinns bin buchstäblich älter als Staub entstanden am Anfang, als diese Welt aus der Alchemie und Verschmelzung der vier Elemente geboren wurde und wahrscheinlich werde ich weiter existieren bis sie endet." Der Dschinn machte eine Pause. "Allerdings sind Menschen und Dschinns grundsätzlich verschieden. Ihr Menschen habt physische Körper, die zunächst wachsen und dann mit der Zeit verfallen. Dschinns wie ich bestehen aus purer Elementarer Energie, aus der wir über einige Jahrzehnte auch dann wieder entstehen können, wenn man unsere Körper gewaltsam zerstört. Entscheidender ist jedoch der Unterschied in unseren Erinnerungsvermögen. Während ein Mensch abgesehen von gewissen Krankheitsbildern weitestgehend eine grobe Erinnerung seines gesamten Lebens besitzt und bestimmte Schlüsselmomente niemals vergisst, sind Dschinns ohne ständige Stimulation spezifischer Erinnerungen nur in der Lage eine derartigen Zustand für einen mit unserer Lebensdauer verglichen äußerst kurzen Zeitraum aufrechtzuerhalten was unser Erinnerungsvermögen auf etwa eine menschliche Lebensdauer begrenzt. Dazu kommt, dass wir beinahe sämtliche unserer Erinnerungen über den körperlosen Zustand hinweg verlieren, falls unsere physische Gestalt vernichtet wird. Die Fähigkeit unsere Körper neu zu formen ist also viel mehr Reinkarnation als Unsterblichkeit. Da ich eine solche Reinkarnation durchlebt habe, dauert meine mir selbst bewusste Existenz erst wenige Jahrzehnte an, wenn gleich ich in dieser Erscheinung und grundsätzlichen Natur schon seit Ewigkeiten existiert habe und wohl auch bis zum Ende dieser Welt werde."
"Dann bleibt deine wundervolle zuvorkommende Persönlichkeit uns also für alle Ewigkeit erhalten.", meinte Jaden abfällig, "Ist ja ganz toll."
Der Kristall machte ein abfälliges Geräusch. "Es hat auch für mich etwas äußerst Tröstliches zu wissen, dass ich mich deiner nur für einen verschwindend geringen Teil meines Seins erinnern werde."
"Haben wir dann endlich genug für die Allgemeinbildung dieses Hosenscheißers getan?", fragte Lenkon wütend mit einem Schritt auf den Tisch zu.
"Hey!", rief Jaden, doch der Agent ignorierte es.
"Was tut er überhaupt hier, wenn man fragen darf?", fuhr der riesenhafte Mann fort, während er jetzt direkt auf Jaden zu stampfte, "Ich verstehe, dass das Mädchen und ihr Dschinn zusammengehören und das wir die Informationen über North brauchen können. Und ich verstehe warum wir jemanden mitnehmen, der sich mit derartigen Orten auskennt..."
"Ich würde nicht sagen, dass ich jemals an einem solchen Ort war.", warf Kazan ein und deutete auf Norths Abbild.
"Aber was um alles in der Welt könnte dieses Kind bitte beitragen?"
"Du wärst überrascht zu hören was ich alles draufhab!", erwiderte Jaden und sprang von seinem Platz auf.
"Kinder, bitte.", versuchte Orwine die beiden zu beruhigen, doch Lenkon blickte den alten Mann wütend an.
"Du bist doch der Letzte, der einen unausgebildeten Zivilisten dabei haben will, alter Mann."
"Vielleicht habe ich keine tolle Ausbildung, aber..."
"Was dann? Erfahrung?"
"Na ja..."
"Schon mal in einer Schlacht gekämpft?", unterbrach Lenkon ihn wüst und richtete sich vor Jaden zu seiner ganzen bedrohlichen Größe auf.
"Nicht unbedingt in einer Schla...", begann der Junge, doch wieder unterbrach der Agent ihn.
"Bist du ein Experte für Waffentechnologie?"
"Ich käme zure..."
"Für antike Artefakte?", inzwischen ließ Lenkon Jaden gar nicht mehr zu Wort kommen. Er bombardierte ihn weiter und weiter mit Fragen.
"Nei..."
"Monster vielleicht? Architektur?"
"Ich..." Jadens antworten wurden zunehmend zögerlich.
"Gifte? Heiltränke?"
"Nicht da..."
"Irgendetwas, was er nicht drauf hat?", wollte Lenkon wissen und deutete auf Kazan, "Kannst du kämpfen? Schon mal jemanden umgebracht."
"Al..."
"Jemanden sterben sehen?"
"Ja!", fauchte Jaden ungehalten.
"Erwartest du deswegen Mitleid?", fragte der Agent ungerührt, "Hast du gestoppt um sie zu betrauern? Sie beerdigt? Musstest du sie zum Erfolg der Mission opfern? Starben welche davon weil du einen Fehler gemacht hast?"
Jaden antwortete nicht. Seine Hände waren an seiner Seite zu zitternden Fäusten geballt. Sein Blick war zornig, doch er hatte keine Antworten für den Mann, der über ihm aufragte wie ein Berg und herablassend zu ihm hinunter blickte.
"Das hier ist kein lustiger Ausflug und kein Abenteuer.", sprach Lenkon hart, "Du hast nichts beizutragen und bringst uns alle nur in Gefahr. Also frage ich noch einmal: Warum sollten wir dich mitnehmen?"
Kazan konnte sehen wie sich Jadens Blick aus dem Augenwinkel auf ihn richtete. Für einen Augenblick wollte er etwas sagen, doch schließlich wandte er nur den Blick ab.
"Dann wäre das wohl geklärt." Lenkon wandte sich demonstrativ um, um auf seinen Platz an der Wand zurück zu kehren.
"Ja, das ist es."
Kazan hob überrascht den Blick, um zu sehen, dass Iden aufgestanden war und langsam vor Jaden trat. Lenkon drehte sich langsam wieder zu ihnen um.
"Jaden, wird mit uns kommen.", sprach Iden weiter und Kazan fühlte sich automatisch daran erinnert, wie sie sich Weven widersetzt hatte. Das hier war genauso dumm. "Denn er wird mich begleiten, weil er mir geholfen hat und ich weiß, dass ich mich auf ihn auch in größter Gefahr verlassen kann. Etwas, dass ich mit Ausnahme von Sharz von niemanden sonst in diesem Raum sagen kann."
Lenkon richtete sich vor ihr auf. "Und das habt ihr so beschlossen?"
"Als diejenige, die diese Mission durch ihren Besitz überhaupt erst ermöglicht hat. Ja."
"Ihr scheint eure Position hier misszuverstehen, Prinzesschen.", zischte Lenkon bedrohlich und weder ihm noch Kazan entging das leichte Zittern Idens, als er sprach.
Knisternd strömten blaue Lichtkugeln aus dem Inneren des Kristalls auf der Tischplatte und materialisierten sich als Merkurdschinn in der Luft.
Mit finsterer Miene hob Lenkon eine Faust vor die Brust. Marie eilte an seine Seite und berührte ihn beruhigend an der Schulter, doch er machte sich los. Der ganze Raum schien zu vibrieren und sich zu verdunkeln, als sich schwarze Schemen um den Unterarm des Agenten sammelten.
Iden wurde kalkweiß, doch blieb sie genau da wo sie war und auch mit Jaden verhielt es sich so. Scharfkantige Eisscherben sammelten sich, um Sharz in der Luft.
Kazan erhob sich mit einem Schlucken von seinem Platz ohne die Szene für einen Moment aus den Augen zu lassen. Verdammt noch mal! Konnten diese Idioten nicht die Situation verstehen. Diese Leute hatten keinen Grund irgendwelche Zugeständnisse zu machen und keine Skrupel sie hier und jetzt umzubringen.
"Genug!", donnerte Valken schließlich und in seiner Stimme schwang eine solche Gefehlsbewalt mit, dass sie alle für einen Moment erstarrten.
Die Psynergie, um Lenkons Arm verflüchtigte sich augenblicklich, als er die Hand öffnete und den Arm senkte, doch blickte er jetzt Valken direkt an.
"Und das bedeutet?", wollte er wissen.
"Wir werden darüber beraten.", sprach Valken gelassen, "Unter uns. Nach dieser Besprechung!"
Lenkon schnaubte, nickte aber und ging zurück auf seinen Platz. Marie warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu als sie an seine Seite zurückkehrte, doch er verschränkte nur stur die Arme vor der Brust.
Valken sah den Rest von ihnen langsam der Reihe nach auffordernd an und einer nach dem anderen ließen sie sich wieder auf ihren Stühlen nieder.
Sharz dematerialisierte zwar die Eisscherben, wartete aber auf ein bestätigendes Nicken von Iden, bevor er wieder im Inneren des Kristalls verschwand und die Projektion zurückbrachte.
"Die vierte Zone.", sagte Valken, "Die Stadt."
Der Bereich leuchtete gehorsam auf.
"Es gibt hier keine weiteren Sicherheitsmaßnahmen.", erklärte Sharz, "Ich kann euch den Aufbau und den Eingang zur letzten Ebene zeigen, aber die Gefahren dort sind kein ursprünglicher Teil der Verteidigung."
"Soll heißen?", fragte Lenkon sichtlich schlecht gelaunt.
"Dort unten wurde der Großteil einer Nation brutal, gewaltsam und grundlos abgeschlachtet.", informierte ihn Sharz, "Und North ist ein uralter Ort und durchtränkt von der dunklen Kunst. Unter diesen Umständen ist es wahrscheinlich, dass die Toten keine Ruhe finden."
"Untote.", sprach Orwine, "Und wahrscheinlich äußerst viele."
"Wir haben die richtigen Werkzeuge, um mit ihnen fertig zu werden.", warf Lenkon leichtfertig ein, "Wenn das über diese Ebene dann alles ist..."
"Ich kann euch nicht viel über die letzte Ebene sagen. Außer, dass mir auch dort keine Sicherheitsmaßnahmen bekannt sind, aber nicht überrascht wäre doch welche vorzufinden."
"In Ordnung.", meinte Valken, "Ich danke euch für eure Hilfe. Diese Informationen werden zweifellos von unschätzbarem Wert sein."
"Wie kriegt man da eine Armee durch?", fragte Jaden auf einmal.
"Was?", fragte Sharz.
"Diese Verteidigungsanlagen sehen nicht aus, als könnte man einfach mit einer Armee durchbrechen."
"Kann man nicht.", bestätigte Sharz und die Außenansicht Norths kehrte zurück ein Bereich an der Seite der unteren Ebenen leuchtete auf. "Aber die Flotte des Ostreichs hätte die Feuerkraft gehabt, dass Eis zu durchbrechen und die Stadt von den eisigen Fluten des Meeres zerstören zu lassen."
"Und deswegen haben eure Verräter die Verteidigungsanlagen deaktiviert und das Ostreich hereingelassen.", meinte Lenkon spöttisch, "Feiglinge."
"Ich habe die Verteidigungsanlagen deaktiviert."
Lenkon richtete seinen Blick schlagartig mit mörderischer Intensität auf den Dschinn. Kazan gefror das Blut in den Adern, als er es sah. Doch dieses Mal verengte auch Marie die Augen und Valken trat einen unauffälligen Schritt zurück.
Na ganz toll. Kazan versuchte möglichst unauffällig von seinem Stuhl aufzustehen, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben.
"North besaß keine Flotte und keine Waffen, die sie gegen die Schiffe des Ostreichs hätten richten können. Bestenfalls hätten sie den Durchbruch eine Weile eindämmen und dem Feind mit der dunklen Kunst einige Verluste beibringen können, es erschien die logische Alternative aufzugeben, allerdings lehnte der Regent dies ab."
"Nein.", erwiderte Lenkon misstrauisch, "Das Mädchen hat gesagt ihr dientet einem der Ritterwächter von North. Und es gibt nur einen einzigen Ritterwächter unter den Verrätern."
"Das macht Sinn.", stimmte Orwine zu, "Die Dschinns der getöteten Ritterwächter wurden wahrscheinlich alle vom Ostreich eingefangen."
"Verzeihung?", fragte Iden sichtlich beunruhigt, "Worum geht es hier? Ihr wüsstet immer, dass wir mit den..."
"Wer war dein Meister, Dschinn?", fragte Lenkon ohne Iden auch nur eines Blickes zu würdigen.
"Der Anführer der Verräter.", sagte Sharz, "Jüngster Ritterwächter aller Zeiten. Redd, der Mann den man Nordspeer nennt."
"Das klärt es dann wohl." Lenkon ballte abermals die Faust und seine Psynergie erfüllte den Raum. "Vernichten wir seinen Körper, sperren seine Essenz in diesen Käfig und ignorieren alles was er gesagt hat."
Mit einem hörbaren Schaben von Metall zog Marie zustimmend einen Säbel blank.
"Äh, Valken...?", fragte Kazan nervös, doch der Agent schien nicht vorzuhaben seine Untergebenen zu bremsen.
"Wartet!" Iden sprang auf und stellte sich schützend zwischen Sharz und die beiden Agenten. "Ihr versteht das nicht!"
"Du verstehst es nicht, Prinzessin.", widersprach Lenkon kalt, "Tritt bei Seite oder ich feuere geradewegs durch dich hindurch!"
"Ich weiß, dass Redd im Dienst des Ostreichs steht, aber..."
"Aber was?!", zischte Lenkon wütend. Schwarze Blitze umspielten seinen durch die ihn umgebende wabernde Dunkelheit pechschwarz gefärbten Unterarm. "Er verrät sie andauernd? Jedes mal, wenn er an ihre Seite zurückkehrt, tut er dies nur weil seine momentanen Verbündeten ohnehin verloren sind und er nur versucht weiter in einer Position zu bleiben, von der aus er einen tödlichen Schlag gegen die Vernichter seiner Heimat führen kann?"
"Was...?", fragte Iden perplex. Die Verwirrung in ihrer Stimme und ihrer Mimik war offenkundig. "Wovon sprecht..."
"Das hat er einem unserer Agenten auch erzählt, aber wie sich herausstellte ist er nur ein Wahnsinniger, der kein höheres Ziel verfolgt, als die Zerstörung und das Chaos, das seine Taten anrichten. Und diese Einschätzung stammt von einem gewaltgeilen Sadisten mit übersteigertem Ego, also willst du gar nicht wissen wie ein normaler Mensch ihn einschätzen würde! Jetzt tritt bei Seite."
"Valken, auf ein Wort!", bat Kazan eindringlich.
"Das war eine treffende Einschätzung unseres geschätzten Kollegen.", bemerkte Orwine scheinbar nicht weiter beunruhigt von der Situation.
"Und ihr wollt auch nicht?", fragte Kazan ihn vorwurfsvoll.
"Mein Dienst für Redd ist vorbei.", erklärte Sharz ruhig, während er vorschwebte und sich vor Iden platzierte, "Ich habe heute eine andere Herrin."
"Marie.", sagte Lenkon und seine Partnerin nickte.
"Eine besonders große Leuchte bist du ja nicht gerade.", stellte Jaden fest.
Kazan warf dem Jungen einen überraschten Blick zu, der noch immer auf seinem Stuhl saß.
"Ich meine mal ernsthaft, was soll denn dieser Dschinn groß tun?", fuhr Jaden fort, "Euch ein paar Sicherheitsvorkehrungen verheimlichen? Den falschen Weg durch dieses Schneefeld zeigen? Da ihr ohne ihn überhaupt keine Informationen hättet, würde euch das auch nicht mehr schaden, als seine Infos zu ignorieren? Im schlimmsten Fall hat er uns die letzte halbe Stunde Mist erzählt und ihr wisst jetzt genauso viel wie vorher."
Marie legte zweifelnd den Kopf schief und warf Jaden eine vielsagenden Blick zu.
"Ich habe keine Ahnung was das heißen soll. Kann mal einer übersetzen?", fragte Jaden und sah erwartungsvoll zu Orwine.
Stattdessen antwortete Lenkon: "Es heißt wir können ihm nicht trauen, wenn er in Verbindung zu Redd steht."
"Weil ihr uns vorher ja so sehr vertraut habt.", meinte Jaden trocken.
Lenkon schnaubte, doch Marie zuckte mit einem verlegenen Lächeln die Achseln. Warf ihrem Partner einen fragenden Blick zu.
"Kazan.", sprach Valken, "Eure 'Experten' waren schon eine Weile unter Deck. Seid so gut und führt sie nach oben damit sie mal wieder Luft schnappen können."
Lenkon ließ seine Psynergie wieder einmal erlöschen und senkte den Arm.
"Sicher. Klingt nach einer guten Idee.", stimmte Kazan ihm zu und schritt zügig zur Tür, "Jaden, Iden."
"Sharz.", sprach Iden und der Merkurdschinn verbündete sich mit ihr.
"Hier entlang.", erklärte Kazan, während er die Tür öffnete und auf den Gang trat.
Unter Lenkons finsterem Blick verließen sie den Besprechungsraum.
(Ich lese fleißig mit, aber zum schreiben kam ich bisher leider nicht. Seit wenigen Tagen habe ich jedoch wieder Zeit und werde mich dran setzen.)
*Auch noch dabei. Irgendwie. Könnte es auf private Probleme schieben (Tatsächlich ist bei mir eine Menge Kram los), aber momentan kriege ich mich einfach nicht dazu. Ich fang hin und wieder was an, bin unzufrieden mit dem was ich schreibe, und höre wieder für die Woche auf. Ich habe fast was fertig, müsste es nur schaffen mich mal einen Abend dazu zu zwingen. Da ein langes Wochenende kommt, habe ich vielleicht Glück...*
In dem Nichts, schwebte auf der Stelle ein einsames Augenpaar. Zumindest solange bis sich ein Körper um das Augenpaar gebildet hatte. Das Nichts wurde durch einen nicht definierten Raum ersetzt.
Es war kein neuer Raum entstanden, sondern der Raum war um das ‚Augenpaar‘ erschienen. Folglich war dies eher als eine Art Beschwörung, statt ein Teleport gewesen.
Der Raum welcher hergebracht wurde, war jedoch nicht leer. Er beinhaltete einige Wesen. Vermutlich war die Annahme nicht verkehrt, dass diese Wesen von Anfang das Ziel der Raummanipulation Semihs gewesen waren.
Von den Wesen im Raum stach besonders einer mit seiner gigantischen Größe heraus. Die anderen Wesen waren ehemalige Menschen, welche nun ein Teil einer Wächterordnung waren und die Semih nur zu gut kannte.
Der größte aller Wesen meldete sich zur Wort. "Ich habe mich schon gefragt wann du bei uns auftauchst, Semih. Doch stattdessen hast du den Raum zu dir gerufen."
Ein anderes Wesen, welcher in einem nicht durchsichtigen Schwarz umhüllt war, meldete sich zum Wort. Dieses Wesen war von Anfang an in der Nähe des Augenpaares gewesen.
"Oho, der Bote der Existenz."
"Du musst also der Hinrichter sein. Ein Wesen, dessen Existenz, in dieser Dimension unvorstellbar sein soll." Kam es von dem Giganten.
Das Gespräch wurde durch die unkontrollierten, alles vernichtend wirkenden, Energiewellen der vollwertigen Wächter unterbrochen, die in ihrem anhaltenden Rage-Zustand, nichts anderem nachzugehen schienen, als der puren Zerstörung. Es schien wie ein Wunder, dass sie sich bisher nicht gegenseitig ausgelöscht hatten.
Die Energiewellen waren mächtig genug, um etliche Welten und Existenzen auszulöschen. Die drei Wesen, welche sich innerhalb des Zerstörungsradius der Vernichtung befunden hatten, schienen jedoch gänzlich von den Angriffen unbeschadet zu sein. Für sie schien die Zerstörung noch weniger zu bedeuten, als ein sanfter Wind.
"Deine Spielkinder sind viel zu laut. Hast du ihnen nicht beigebracht, dass sie kein Krach machen sollen, wenn sie Erwachsene unterhalten?" erklang es sarkastisch von dem Hinrichter.
Ein Moment später wurde es unnatürlich ruhig.
Talos stellte fest, dass die nicht endenden Angriffe und Explosionen ihren 'Laut' oder 'Ton' verloren hatten.
Nein.
Ihr Geräusche waren nicht verloren, sondern 'tot‘. Ihre Geräusche oder eher ihre Fähigkeit Geräusche machen zu können waren buchstäblich 'hingerichtet' worden.
„Was willst du? Hast du dich bei deiner neuen Freundin amüsiert, bevor du hierherkamst?“ erklang es spöttisch von Talos, welcher scheinbar durchaus Semihs Züge mitverfolgte.
Der Nutzer der verfluchten Augen starrten zu Talos. „Heh, gemäß den Erfahrungen meines Clones mit ihr, schien ein einfacher Mensch, mir eine größere Unterhaltung und Herausforderung anzubieten, als du, der Bote der Existenz, es je können würdest. Was sagt das also über deinen Unterhaltungswert aus?“ erklang es spöttisch.
Talos ignorierte die Anmerkung und kam sofort zu der Sache. „Weswegen bist du hier?“
„Deine Existenz gehört nicht zu dieser Ebene. Du kannst ruhig mit meinem Bruder und seinen Freunden solange spielen, wie du willst. Du kannst ihnen sowieso nichts antun, was ich nicht Rückgängig machen kann.“ prognostizierte er. „Sobald ich mit Xasaxas fertig bin, wirst du eine Entscheidung fällen müssen.“ er legte eine kurze Redepause ein und blickte bedrohend zu Talos. „Die Entscheidung ob ich dich in die dritte Ebene schicken soll oder ob du es eher bevorzugst von mir mit deiner gesamten Existenz ausgelöscht zu werden. Ich bin lediglich hier um dich über deine ab jetzt laufende Bedenkzeit zu informieren.“
Talos wirkte nicht im geringsten Fall eingeschüchtert. Für ihn schien es mehr als nur weit hergeholt, dass Semih auch nur wissen konnte, wozu er im Stande war. Er sorgte sich viel eher um diesen Hinrichter, welcher eine ganz andere Liga als seine Todessünden zu sein schien. Umso verwunderlicher, warum er Semih folgte. Gemäß seiner eigenen Einschätzung musste seine die Semihs bei weitem übertreffen.
Ihre Konversation endete mit den letzten Worten Semihs. Der Hinrichter sprach etwas in einer unverständlichen Sprache. War es die Sprache der Toten? Oder sogar die Sprache des Todes?
Der ganze Raum verschwand. Nein. Es verschwand nicht. Er wurde ebenso hingerichtet wie vorhin die Geräusche.
Wenig später bildete sich der Raum erneuert. Talos fand sich zusammen mit den anderen Wächtern in ihrem alten Standort wieder.
Allerdings fehlte nun etwas, auch wenn Talos nicht darauf kam, was genau es sein mochte.
Selbst die Fähigkeit seiner Spielzeuge, Geräusche erstellen zu können, war wiederhergestellt worden. Der Bote der Existenz beschloss jedoch dieses Gefühl zu ignorieren, nachdem er festgestellt hatte, dass es keine Auswirkungen auf ihn besaß.





Das Wesen das die Macht Merkurs besaß saß im Schneidersitz. Seine Augen geschlossen. Blaue Haarsträhnen verdeckten die verschlossenen Augen des Taans. Ailas saß in einem Meditationsähnlichem Zustand. Seine Ruhe und Konzentration wurde ein weiteres Mal von seinem Körper unterbrochen.
„Aaaaaargh.“
Ailas Körper wurde immer farbloser und blasser, bis dieser schließlich in sich einsackte und auflöste.
Drei Sekunden später materialisierte Ailas sich mit einem neuen Körper wieder. Dies war einer der Fähigkeiten, die Macht Merkurs Mirnuzars ermöglichte.
Ailas konnte schließlich nicht sterben, solange Mirnuzar auch nur eine kleine Wasserpfütze oder Eisbrocken beinhaltete, konnte er sich immer wieder einen neuen Körper erstellen. Er war unsterblich – zumindest in der Theorie. Die vollständige Macht Merkurs innerhalb Mirnuzars unterlag seinem Bewusstsein.
Nein. Genauer gesagt war sein Bewusstsein mit Merkur synchronisiert worden. Er konnte, wenn er wollte, dieses ganze eisige Kontinent in den Himmel heben und nach seinem Willen formen. Er konnte jegliches Wasser auf dem Planeten in jede andere Flüssigkeit formen lassen und es kontrollieren. Es war sicher nicht weit hergeholt, wenn er als „Merkur“ bezeichnet wurde.
Dennoch kam eine solche Macht nicht ohne sein Preis.
„Weniger als Fünf Minuten. Vier Minuten und siebenundvierzig Sekunden.“ Stellte er die Zeit fest, die sein letzter Körper ausgehalten hatte, bevor seine Seele sich von ihm ausgestoßen hatte. „Heh, wie es aussieht, dauert es nicht mehr lange.“
Seine Zeit auf dieser Welt war begrenzt. Als Kind hatte er zum ersten Mal in seinem fünften Lebensjahr einen neuen Körper erstellen müssen. Dann nach drei Jahren. Nach zwei Jahren. Nach einem Jahr. Nach einem halben Jahr und so weiter.
Bevor sie Akestas verlassen hatten, war die Dauer seiner Seele, die im Körper bleiben konnte, ungefähr ein Monat gewesen. Jedoch hatte sich die Dauer unverhältnismäßig schnell gesenkt. Der Grund dafür war offensichtlich: Er hatte in dieser Zeit die Macht Merkurs immer häufiger benutzen müssen. Die Unterbindung der Entfachung des Merkurleuchtfeuers und auch der Kampf gegen Hashiro hatte dabei den größten Anteil ausgemacht.
„Heute ist mein letzter Tag.“
Der Countdown tickte. Sobald sein Körper weniger als drei Sekunden mit seiner Seele verbunden werden konnte, würde er die Macht Merkurs verlieren und sterben. Dies würde noch heute passieren. Auf der anderen Seite würde er im selben Moment, in dem das Leuchtfeuer Merkurs entfacht wird, ebenso sein Leben verlieren, da die Kraft Merkurs die er besaß zu Mirnuzar zurückkehren würde. Somit endete sein Leben heute hier, ganz gleich wie es auslief. Er würde jedoch seine letzte Mission die er von Meisterin Silya erhalten hatte, erfolgreich abschließen. Seiner Bestimmung folgen. Ailas wartete auf die Anweisungen der Meister, welche gerade in diesem Moment über das Schicksal Mirnuzars diskutierten und ob sie das Leuchtfeuer entfachen sollten oder dies bis zu einem besseren Zeitpunkt unterbinden sollten. Er fragte sich, ob Kudo es noch zu ihm schaffte, bevor er diese Welt verlassen würde. Schließlich musste er sich noch von ihm entschuldigen.
Seine schweifenden Gedanken wurden just in dem Moment unterbrochen, als er die Ankunft von drei Menschen und einem Homunkulus auf dem Kontinent spürte.

Aus dem Portal war das Handelsschiff herausgetreten. Der Kontinent war endlich nah genug gewesen, damit Hashiros seine Portalmagie nutzen konnte, um das Unbekannte Gebiet über ein Portal zu betreten. Ihr Vorsprung gegenüber Reyters Schiffen war massiv, dennoch hatte der Tränkemischer scheinbar nicht die Absicht, sich auf seinem Vorsprung auszuruhen. Sein Blick ging zu Cryszara. „Bleib du hier und pass auf euer geliebtes Schiff auf, Weib.“ Spottete er und blickte zu Meliza. „Du hingegen kommst mit mir.“
Sowohl Hashiro als auch Aleon hoben von dem Boden ab und schwebten, während eine Hand aus Psynergie, die an die Fänger-Psynergie erinnerte, Meliza packte.
„Wissen wir, wo der Leuchtturm sich aufhält, Meister?“ fragte der Homunkulus seinen Herrn. Dieser hingegen lächelte. „Ich habe im Kampf gegen Ailas, sein Herz aus seinem Körper herausreißen können. Ich besitze seine DNA. Ich würde ihn sogar auf der anderen Seite der Welt wiederfinden. Ailas befindet sich ohne jegliche Zweifel im Leuchtturm.“
„Wie können sie sich dem sicher sein? Hat ihre Theorie etwas mit den Untersuchungen zu tun, die sie während der Reise am Herz durchgeführt haben?“
„Exakt. Ich kenne inzwischen seine Schwäche. Wenn er die Dauer seines Verfallprozesses verlangsamen will, wird er zu der Quelle seiner Macht zurückkehren. Zum Merkurleuchturm. Die Leuchttürme wurden schließlich nicht in zufälligen Gebieten errichtet. Für die Versieglung der Alchemie war es nötig, die Quelle der Alchemieelemente herauszufinden und mit ihr den Punkt, der am stärksten die Macht von Venus, Mars, Jupiter und Merkur herausströmt. Nachdem die vier Austrittlöcher der Alchemie, gefunden wurden, haben die Altvorderen diese Löcher versiegelt und auf ihnen Leuchttürme errichtet. Der Leuchtturm ist wie eine Truhe. Die Elementarsterne wie ein Schlüssel. Allerdings gibt es weitere Vorsichtsmaßnahmen die getroffen wurden, falls der Schlüssel zur Alchemie in die falschen Hände fällt.
Die Leuchttürme sind mit Rätsel und Geheimnissen ausgestattet, welche die Funktion von einem Code innehat. Die ursprüngliche Absicht dahinter war, dass die Altvorderen diesen Code nur an bestimmte ausgewählte Personen weitergaben, welche im Zeiten der Krise, die Leuchtfeuer erneuert entzünden können sollten. Doch diese Rätsel sind ein Kinderspiel für jene, welche über genug Variation über die Mächte der Sterne besitzen.“
Aleon hatte scheinbar aufmerksam zugehört und nickte. Scheinbar hatte er tatsächlich alles verstanden. Auch Meliza hatte dem ganzen zugehört. Schließlich war auch für sie viel wissen dabei gewesen, welche sie selbst nicht gekannt hatte.
„Wie dem auch sei. Ich bin abgeschweift.“ Hashiros Flasche an seinem Gurt leuchtete auf und mixte eine neue Mischung, die wenig später auf den Boden tropfte. Der getroffene Boden leuchtete kurz auf. Ein Grinsen bildete sich auf seinen Lippen. Eine zweite Mischung sammelte sich. Diesmal scheinbar eine deutlich kompliziertere.

„Boden, du weißt was zu tun ist, richtig?“ hackte Kudo noch einmal nach. Sein Dschinn sprang zwei Mal auf, was einem Nicken gleichkam. „Ich werde zu Paka gehen und ihm alles berichten, was hier vorgefallen ist und was zu tun ist.“ Wiederholte er die Anweisungen von Kudo.
„Richtig und vergiss nicht. Wenn ich hier fertig bin, werde ich dir möglicherweise ein Signal geben, damit du unsere Standorte tauschen kannst.“ Dies war Boden spezielle Fähigkeit. Er konnte die Positionen zwischen sich und seinem Meister tauschen.
Boden verstand jedoch eine Sache nicht ganz. „Was wirst du hier tun, Kudo?“
Der Yall schüttelte seinen Kopf. „Ist das nicht offensichtlich? Ich werde Rangi suchen und retten!“
Der Dschinn war leicht verwirrt. „Sie scheint nach unseren bisherigen Informationen tot zu sein. Sagtest du nicht selbst, dass du nicht glaubst, dass tote zurückkehren können? Auch das du dafür kein Pakt mit dem Teufel eingehen würdest?“
Kudo schüttelte seinen Kopf. „Du solltest die Worte deiner wahren Meisterin vollständig zitieren können, Boden.“ Warnte er ihn und zitierte die Worte von neuem. “Ich glaube nicht daran, dass tote zurückkehren können. Entweder waren sie nie richtig tot oder sie werden nie wieder richtig lebendig werden können.“ Kudo nickte. „Ich glaube daran, dass sie nie richtig tot gewesen ist. Zumindest muss ich daran glauben.“
„Aber alle Informationen die wir erhalten haben, deuten darauf, dass sie tot ist.“ Warf Boden ein.
„Dennoch habe ich ihre Lage nicht richtig prüfen können. Ich habe sie nicht einmal richtig finden können. Weißt du was einen Helden ausmacht Boden?“ fragte er den Dschinn. Boden drehte sich zuerst 90 Grad nach rechts, dann 180 Grad nach Links, was so viel wie ein Kopfschütteln darstellen sollte.
„Ein Held ist jemand, der versucht eine hilfsbedürftige Person aus seinem Leiden oder Zustand zu retten, ganz gleich wie gering die Chancen dieser Person ist oder wie unwahrscheinlich die eigene Erfolgschance auch sein mag.“ Enthüllte er seine eigene Definition von einem Helden und nickte. „Meine Mission ist hier abgeschlossen. Wegen mein Handeln soll nicht länger die gesamte Welt gefährdet werden. Gehe nun und berichte die Informationen Kapitän Paka, so dass gewährleistet werden kann, dass der Leuchtturm so früh wie möglich unter Kontrolle gebracht wird.“
Boden sprang erneuert zwei Mal auf und verschwand.
Kudo grinste leicht nervös. Er würde sie finden und retten. Ohne irgendein Pakt einzugehen oder ein Spiel mit zu spielen, sondern auf seine eigene Art! Niemand sagte ihm, was zu tun war. Schließlich hörte nur ein Narr auf die Worte seiner Feinde und hoffte damit eine zufriedenstellende Lösung zu erreichen.
Kudo brauchte diesmal nicht einmal sein Bewusstsein mit der Umgebung zu verschmelzen. Sein Gehör konnte den kürzlich erschienenen, unausstehlichen Chor aus Kratz- und Klappergeräusche wahrnehmen. Zwei Etagen Tiefer und 3 Räume rechts von ihm. Dieser Lich nutzte also wieder seine Totenbeschwörungsmagie. Vielleicht war es eine Falle, doch egal was es war, er würde sich der Situation anpassen und einen Weg finden Rangi zu retten. „Nun hält mich niemand mehr auf.“


„Das alles ist geschehen…?“ kommentierte Paka ungläubig, als der Erddschinn mit ihm alle verfügbaren Information geteilt hatte.
Auf diesem Kontinent hatten sie bisher nichts außer Probleme erhalten. Erst kürzlich diese unmenschliche Energie, welche bei ihnen einen großen Schaden zurückgelassen hatte. Ein Lich, welcher scheinbar in den Gräbern herumspuckte und eine seiner zwei wichtigsten Crewmitglieder bedrohte und zum Schluss die Erfahrung, dass ein launischer, unvorstellbar mächtiger Dämon sich in diesem Kontinent seine Langweile vertrieb. Paka ordnete seine Gedanken. Was jetzt zählte war der Leuchtturm. Sie mussten die Brücke bauen. „Sazael-“
Bevor er aussprechen konnte, fühlte er eine neue Präsenz über sich und seiner Crew. In letzter Sekunde konnte er dem finsteren Energieball ausweichen, welche den Eis unter ihm verschluckte und einen gigantischen Loch zurückließ.
Paka zog seinen Dreizack heraus und blickte nach oben. Er erkannte drei Personen. Beide trugen eine dunkle Robe, welche ihre Körper verhüllten. Während er eine wenigstens noch menschlich Aussah, sah der andere aus wie etwas zwischen einem fremden Wesen und einem Menschen. Die dritte Person war eine junge Frau, welche von einer Hand aus Psynergie umschlossen war.
Der menschlich aussehende Mann applaudierte. „Sehr gut Kapitän Paka. Ich habe nichts anders erwartet. Allerdings rate ich dir davor ab, voreilig zu reagieren, du könntest deine Aktion bereuen.“ Er schüttelte seinen Kopf. „Ich werde euch nicht weiter angreifen, solange ihr es nicht auch tut. Das vorhin war lediglich meine Art zu grüßen. Ich bin ebenso wie du hier, um das Merkur-Leuchtfeuer zu entfachen. Erlaube mir, mich vorzustellen. Mein Name lautet Hashiro.“
Paka erinnerte sich an den Namen. Meister Loghain hatte von ihm berichtete. Die Psynergie die er von diesem Mann verspürte war unnormal. Jedoch verrieten ihm seine Jahrelangen Kampfinstinkte, dass nicht einmal die rohe Kraft dieser Person das gefährlichste an ihm darstellte. Paka hatte Hashiro bisher nur für ungefähr 20 Sekunden gesehen. Dies hatte ausgereicht, damit er feststellen konnte, dass dieser Mann sich keine einzige Blöße gab. Er war stets unaufmerksam und seine Körperhaltung bot keine Fläche für Überraschungsangriffe. Keine Körperbewegung die er tat war verschwendet oder nicht durchdacht. Jede Bewegung von ihm verfolgte einen Zweck. „Wir verfolgen nicht dasselbe Ziel. Ich habe schon einiges über dich gehört, Hashiro.“
Der Tränkemischer grinste. „Das ist bedauerlich. Allerdings war es nicht meine Absicht dich zu täuschen. Sondern ich bin hier für gekommen um dich in ein lustiges Spiel einzuweihen.“
Hashiros Behälter leuchtete auf. Bis auf einen sehr geringen Teil, nutzte er die gesamte Flüssigkeit, welche er durch die Herzen von Feueradepten hergestellt hatte, erweiterte sie mit ein paar zusätzlichen Substanzen und ließ die Flüssigkeit schließlich auf den Boden tropfen.
Das Eis um das Lager fing an zu brennen. Paka versuchte das Feuer mit seiner Wasserpsynergie zu löschen. Die Flammen verschwanden dadurch jedoch nicht und wurden nur noch stärker und größer.
Die Anwesenden konnten feststellen, wie sich die Flammen exponentiell in der Umgebung ausbreiteten. „Das brennende Kontinent.“ enthüllte Hashiro grinsend. „Diese Flammen sind kein normales Feuer. Wasser wirkt für sie wie Öl. Dies ist der Grund, warum sich das Feuer in diesem eisigen Kontinent so schnell ausbreitet. Dieser Effekt wird zwar nur eine Stunde anhalten, doch dies ist mehr als genug. In weniger als einer Stunde wird das gesamte Kontinent unter Flammen stehen und verbrannt sein. Mit ihr natürlich auch das Leuchtturm und dein Wunsch das Merkurleuchtfeuer entfachen zu können.“
Paka stellte fest, wie manche Crewmitglieder in Panik fielen. Er reagierte umgehend und konnte mit seinen Worten viele von ihnen beruhigen. „Bleibt ruhig. Wir müssen lediglich einen Weg finden das Feuer zu löschen.“
Hashiro lachte belustigt. „Ich fürchte, dies wird nicht möglich sein. Euch fehlt das Wissen darüber und selbst wenn ihr etwas so Komplexes innerhalb so kurzer Zeit analysieren könntet, würde euch die Fähigkeit fehlen, diese Flammen zu löschen. Angenommen ihr hättet legendäres Glück und erfüllt beide Voraussetzungen, so würde es mich nur ein Bruchteil einer Sekunde kosten, die Essenz der Flammen auf etwas Anderes umzuprogrammieren und von dort weiter fortzufahren, wo wir aufgehört haben.“ Er schüttelte belustigt seinen Kopf. „Aber beruhigt euch. Es gibt etwas, dessen Macht die Flammen löschen könnte. Das Leuchtfeuer des Merkurleuchtturms.“
„Mit anderen Worten willst du, dass wir das Merkurleuchtfeuer innerhalb einer Stunde entfachen? Das ist verrückt.“ Kommentierte Sazael.
Der Tränkemischer lachte belustigt. „Nein, ich möchte, dass ihr vor dem unglaublichen Dilemma steht zu wissen, dass es keine Hoffnung mehr für diese Welt gibt. Wenn das Leuchtfeuer nicht innerhalb weniger als einer Stunde erstrahlt, wird diese Option dieser Welt permanent beraubt werden. Die Welt wird nicht mehr die Kräfte der Alchemie entfachen können. Die Menschheit und diese Welt werden durch den Strudel verschluckt werden. Wird das Leuchtfeuer jedoch entzündet, so wird sich die schwarze Sonne erheben.“ Er nickte. „Es gibt viele Interpretationen was die schwarze Sonne sein mag. Niemand jedoch weiß, was sie genau ist. Nach meiner Interpretation wird sie, ähnlich wie die goldene Sonne, einer Person fürchterliche Macht geben. Diese Person wird sicherlich der Dämon im dunklem Leuchtturm sein. Melfice.“
Er hob seine demonstrierend seine Hand. „Doch was dieser Dämon noch nicht weiß ist, dass ich seine Kraft übernehmen werde, sobald er die Macht der schwarzen Sonne erst einmal erhalten hat.“
„Also geht es dir nur um Macht?“ schlussfolgerte Paka das offensichtliche.
Jedoch der für einen Moment wahnsinnige Gesichtsausdruck Hashiros, welcher nach diesen Worten erschien, lies diesen Gedankengang erblassen. Hashiros Grinsen wurde sehr breit.
„Macht? Nein!“ er lachte. „Was ich wirklich begehre ist das Ende der Menschheit zu erleben.“
Paka war sprachlos. Er kommentierte diesmal nichts, als Hashiro mit seinem Monolog fortfuhr.
„Die Menschen. Sie bekriegen, bestehlen, töten und zerstören sich gegenseitig. Es gibt keine Ära ohne einen Krieg. In jeder Ära gibt es Zerstörung und Vernichtung. Manche behaupten, wir Menschen seien intelligente Kreaturen, die aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und dies nutzen um zu wachsen. Diese Behauptungen haben jedoch nichts mit der Realität zu tun und sind erfundene Lügen, um nicht jegliche Achtung und Respekt vor der eigenen Rasse zu verlieren.
Die Realität ist, dass sich die Natur der Menschen seit Anbeginn der Zeit nicht verändert hat. Ihre Natur wird sich auch nie verändern. Es ist offensichtlich, dass die Menschen sich irgendwann komplett selbst vernichten werden. Ein Resultat, welche nicht vermieden, sondern nur verzögert werden kann. Ich hingegen möchte dieses Resultat, während meiner eigenen Lebensspanne miterleben und diese nicht verpassen. Zuerst Mirnuzar. Im Anschluss wird Silkanas und Ristemé folgen. Ich werde jeden Menschen vernichten. Selbst wenn mir im Nachhinein nicht möglich sein sollte, die Kraft von Melfice zu sichern, so wird der Dämon ganz gewiss mit der schwarzen Sonne das Ende der Menschheit herbeiführen. Wie ihr seht, werde ich mein Ziel erreichen, ganz gleich wie diese Geschichte ausgeht. Für Mirnuzar gibt es keine Hoffnung mehr!“
„Warum… willst du das tun? Nur um dabei zu sein, wenn die Menschheit vernichtet wird? Dies ist absurd!“ warf diesmal Sazael ein, während sich die Flammen noch weiter in rasanter Geschwindigkeit ausbreiteten.
„Für Unterhaltung.“ Offenbarte Hashiro schließlich. „Tun wir Menschen nicht schon immer das, was uns Unterhaltung und Spaß bereitet? Das Leben ist dafür da, um es zu genießen. Ich werde den Untergang unserer Rasse genießen. Wenn kleine Kinder zusehen, wie ihre Eltern vor ihren Augen abgeschlachtet werden und sie in vollkommener Einsamkeit zurückgelassen werden. Wie Eltern ihre jungen Kinder verlieren und mit der Qual weiterleben müssen, nicht die Kraft besessen zu haben, diese zu schützen. Oder einfach der Verlust einer nahstehenden Person oder der eigenen Geschwister.“ Zählte Hashiro auf und grinste. „Die Fassungslosigkeit welche sich in den Gesichtern der Personen wiederspiegeln, sobald sie auch nur eine Person verlieren, ist unbezahlbar amüsant. Ich kann es nicht erwarten die Fassungslosigkeit der Menschen zu sehen, sobald sie ihrer gesamten Vernichtung entgegenblicken müssen. Dieser Ausdruck wird alle Unterhaltung übertreffen, die ich je erlebt habe.“
„Du bist krank!“ schrie Meliza, welche immer noch im Fänger gefangen war, in Hashiros Richtung. Der Tränkemischer hingegen schüttelte lediglich gelassen seinen Kopf. „Falsch, ich bin lediglich die aufrichtigste Person auf diesem Planeten voller Heuchler. Ich bin nicht an irgendwelchen Wertvorstellungen gebunden, die sich mal irgendwelche Personen ausgedacht haben und die Leute anhand dieser Kriterien in „Gut“ oder „Böse“ einteilen. Die maßlose Arroganz und Dreistigkeit zwischen „Richtig“ und „Falsch“ entscheiden zu können. Das einzig „Richtige“ ist, stets nach eigener Zufriedenstellung, Glück und Unterhaltung zu handeln. Das ist die Realität unserer Welt. Wer nicht anhand dieser Formel handelt, sondern einen anderen Kodex verfolgt belügt sich letztendlich nur selbst.“
Die Flammen hatten inzwischen fast die ganze Umgebung eingehüllt. Einige der Crewmitglieder hatten bereits nach Hashiro geschossen, doch all ihre Angriffe waren nicht die geringste Beachtung schenken, an seiner dunklen Aura abgeprallt worden. „Ich werde nun das Leuchtfeuer entfachen gehen. Wenn ihr mich aufhaltet, wird dieses Kontinent und damit jegliche Hoffnung für Mirnuzar den Strudel zu überleben, zu Asche verbrennen.“ Gab er grinsend an. „Wenn ihr mich hingegen nicht aufhält, wird diese Welt, die Sünden der Menschen, durch die schwarze Sonne verbrennen.“ Rekapitulierte er ihre Lage. „Beeilt euch, falls ihr die Brücke reparieren wollt. Ich selbst werde mit meinen Fähigkeiten keine Brücke benötigen, um den Turm zu betreten.“
Nach diesen Worten flackerte Hashiros Umhang auf, bevor dieser zusammen mit Meliza und Aleon in seinem Portal verschwand.

Die Wand verschob sich und Kudo trat aus ihr aus. Der junge Erdadept hatte die kürzlich aufgetretene Veränderung an diesem Ort bemerkt. „Dieser Geruch.“
Seine Vermutung bestätigte sich, als bereits das Grab seiner Vorfahren angefangen hatte zu brennen.
„Woher kommen diese Flammen her?“
Wie es aussah, blieb ihm hier drinnen nicht mehr viel Zeit. Unglücklicherweise verfügte er selbst über keinerlei Wassermagie um die Flammen zu löschen. Die Flammen hatten sich schon zu sehr ausgebreitet, als dass er sie über gewöhnliche Wege löschen konnte. „Als hätte ich keine anderen Probleme.“ Er beeilte sich nun umso mehr. Seine Zeit war umso knapper Rangi zu erreichen. Er legte seine Hand auf die letzte Wand zwischen sich, Rangi und dem Lich, als diese schließlich verschoben wurde und der junge Yall in den Raum reinstürmte.


„Wie es aussieht, lassen mir diese Idioten keine andere Wahl.“ Gab Loghain von sich, der immer noch in seiner Zelle herumhockte. Loghain besaß ein sehr gutes Zeitgefühl und er merkte, dass er langsam nicht mehr viel Zeit übrighatte, wenn er noch genug Tribute sammeln wollte, um sich Melfice seine Macht zu sichern.
Dennoch tat er gerade hier nichts, als unnötig seine Zeit zu verschwenden. Jede Minute die er hier drinnen brachte, könnte er stattdessen damit verbringen mehr Blut, Fleisch und Seelen für seine verbotenen Künste zu sammeln. Er würde nicht zulassen, dass Hashiro ihm zuvorkam um die Macht des Dämons schnappte.
Ursprünglich als Loghain in die Zelle gebracht wurde, war er von zwei möglichen Optionen ausgegangen. Entweder würde er sich gewaltvoll aus der Gefangenschaft befreien oder abwarten und sich herausreden. Loghain hatte die zweite Version vorgezogen, da diese Option ihm mehr Ressourcen für seine Opfergabe versprach. Allerdings kostete ihn diese Option viel zu sehr an Zeit.
„Es wird Zeit für die dritte Option.“
Er biss sich auf den eignen Daumen und Blut tropft heraus. „Ilfra kos na Ort´kasyl.“
*Part 1*

"Ich mag ihn.", Zaerkarans Stimme erklang aus dem Nichts und bedurfte keines Mediums, das sie zum Schwingen bringen musste, um gehört zu werden. Die physische Gestalt des Herrn der Klingen folgte seinen Worten nur geradezu träge, entstand ganz langsam aus dem Nichts. Zunächst unförmig, ein dreidimensionaler Farbklecks dessen Konturen immer deutlicher und deutlicher wurden bis seine eigentümliche humanoide Gestalt sich vollständig geformt hatte. Seltsamerweise hätte man sie an diesem Punkt noch immer nicht wahrnehmen können, wenn man das Wesen nicht direkt ansah. Masse und greifbare Substanz folgten erst nachdem er bereits vollends sichtbar war.
Talos ignorierte das bizarre Schauspiel, als sich der bis zu diesem Zeitpunkt zerflossene Körper des anderen Wesen wieder zusammensetzte. Die Lethargie, die auf das anfängliche Hoch der ersten Gefühlswahrnehmungen auf der zweiten Ebene folgte, war ihm nur allzu sehr bekannt. Bis heute hatte er sie nicht vollends überwunden und sie war für diverse seiner Fehltritte in der Vergangenheit verantwortlich.
"Er ist unwichtig.", erwiderte Talos auf Zaerkarans Feststellung, "Nur ein weiteres Wesen, dem es an der Reife fehlt mit seiner Macht etwas Konstruktives anzufangen und sich in einer Wahnvorstellung nach der anderen verliert. Zweifellos bildet er sich ein, dass seine Fähigkeit den Hinrichter gefügig zu machen und die Fähigkeiten des Hinrichters mich in irgendeiner Form beeindrucken sollten. Er scheint noch immer dem Irrglauben zu unterliegen, dass Tod und Leben irgendeinen Unterschied machen. Für unsereins ist eines wie das andere, unterschiedliche Sphären innerhalb des selben Systems. Diese lächerliche Todesgabe ist nichts was ein Logos nicht mit Leichtigkeit überbieten könnte."
"Du hast gar kein Logos.", stellte Zaerkaran fest.
"Nein, und ich benötige keines, um mit Semih oder seiner düsteren Fingerpuppe fertig zu werden. Wenn der Herr des Todes der dritten Ebene auf diese hinabsteigen und mich bedrohen würde, so würde ich mir vielleicht Sorgen machen, doch der Hinrichter? Wir befinden uns etwas außerhalb seiner Zuständigkeit.", erklärte er dem anderen Wesen geduldig, "Wenn er glaubt, dass mir seine kleine Manipulation entgangen ist und ich die Konsequenzen noch nicht bedacht habe, täuscht sich der Kleine. Wir müssen uns nur auf Xasaxas konzentrieren, er ist das Einzige was noch verbleibt, dass unsere Zeit wert ist."
"Sollten wir Semih dann nicht ausschalten?"
"Wozu? Wenn Xasaxas nicht selbst mit diesem Unruhestifter fertig wird, hätte ich mich doch stark in ihm getäuscht und seine Bedeutung gewaltig überschätzt. Sollte er sich als Enttäuschung erweisen, löschen wir alles was innerhalb dieser Parallelwelt verbleibt aus und beginnen von vorn. Meine altbewährte Methode."
"Und diese Wächter?", wollte Zaerkaran wissen.
"Sie wirkten ein wenig zu komplex um lediglich ein Ablenkungsmanöver zu sein, also wollte ich einen genaueren Blick riskieren." Talos blickte auf die winzigen Geschöpfe nieder, die sich im wilden Schlagabtausch befanden. "Wenn Semih sie gewollt hätte, hätte ich sie ihm einfach überlassen. Zweifellos werden sie früher oder später endgültig verschwinden."

Der Junge stand auf dem Gipfel eines Schneebedeckten Berges, einen seiner kurzen Arme ausgestreckt, den zierlichen Zeigefinger auf irgendetwas jenseits des eigentlich undurchdringlichen Schneegestöbers gerichtet und zielte über den Daumen wobei er ein Auge zusammengekniffen hatte. Orange Blitze knisterten und umspielten die Hand des Kindes- Eine kleine knisternde Kugel oranger Funken schwebte vor seiner Fingerspitze.
"Das wird dich lehren, dir meine Masche zu klauen. Zu Unterhaltungszwecken, pah!", murmelte der Chaosbringer Asmodeus zu sich selbst, die Mundwinkel nach unten gebogen. Seine Worte klangen wie die eines eingeschnappten Kindes. "Genug von deiner Nihilismuskacke gekreuzt mit Selbstanbetung und Selbstgerechtigkeit, dieser Mist ist doch schon vor Jahren aus der Mode gekommen. Mit diesem unsinnigen überdramatischen Gequatsche will er doch nur davon ablenken, dass ihm seine Macht das Hirn durchgebrannt hat und er schlichtweg gaga ist oder ihm ist nur nichts besseres eingefallen um seinen völlig übertriebenen Gewaltständer zu rechtfertigen."
Während er sprach zielte der Dämon mit dem winzigen Projektil weiter ins Schneegestöber ungehindert von diesem sein weit entferntes Zielt anzuvisieren. Tatsächlich steckte genug Macht in der winzigen Energiekugel, um eine ganze Zivilisation vom Angesicht der Erde zu tilgen.
Eine einzelne menschliche Gestalt durchbrach hinter ihm den Sturm und landete mit wehendem dunkelblauen Mantel auf dem Gipfel nur wenige Schritte hinter ihm.
Er hatten kurzes Haar in derselben weißen Farbe wie der saubere Schnee des Gipfels und Augen von einem kalten Blau, die wie zwei leuchtende Eissplitter wirkten. In seiner Hand hielt er einen schlichten aber hochwertigen weißen Speer dessen Silhouette sich auch als Wappen auf der Rückseite seines Mantels wiederfand. Der Mann hätte attraktiv gewirkt, wären seine Züge nicht bar jeder Empathie und Freundlichkeit und seine Ausstrahlung nicht ohne einen Funken von Wärme gewesen.
"Bitte, tut das nicht.", sprach der Mann, der sich Nordspeer nannte, konzentriert und der scheinbare kleine Junge warf ihm einen überraschten Blick über die Schulter zu.
"Warum nicht?", wollte er genervt wissen und blinzelte einmal nachdenklich, "Wer oder was bist du überhaupt?"
Der Dämon drehte sich Redd zu und schwenkte dabei den ausgestreckten Finger, sodass er jetzt mitten auf die Brust des silkanischen Adepten deutete.
"Ich bin Nordspeer.", stellte er sich vor, wobei er den tödlichen Angriff, der auf ihn zeigte, ignorierte, "Und ich bitte natürlich lediglich um etwas Milde von euch, Chaosbringer, Potenzial nicht voreilig auszulöschen."
Die unnatürlich orangefarbenen Augen des Chaosbringers glommen kurz auf und Redd konnte spüren wie ihn ein warmes Kribbeln durchfloss.
"Okay, ich glaube ich habe schon von dir gehört." Der Chaosbringer hob den Finger vor die Lippen und blies den konzentrierten Energieball aus wie eine Kerzenflamme, bevor er den Blick sogleich wieder auf den Schneefall richtete, "Was ist dein Vorschlag?"
Redd verbeugte sich leicht, bevor er vortrat und neben dem kleinen Dämon am Rand des Gipfels Stellung bezog. Die Kälte und der von den Fallwinden hier hinauf geschleuderte Schnee behinderten ihn genauso wenig wie den Dämon.
"Wäre es nicht amüsanter, zuzusehen wie seine Ambitionen von der Realität zerschlagen werden? Das Entsetzen in seinem Gesicht zu sehen, wenn er sein drohendes Ende nahen sieht.", fragte Redd ruhig
Der Chaosbringer legte den kleinen Kinderkopf schief. "Wieso glaubst du, dass er keinen Erfolg haben wird?"
"Von der Tatsache einmal abgesehen, dass ihr ihn immer noch selbst umbringen könnt, wenn es sonst keiner tut?", fragte der Silkanas spielerisch, "Wenn sich etwas durchgehend Schwarzes oder Weißes in dieser Welt erhebt ist es nur eine Frage der Zeit bis das andere folgt. Eine Gesetzmäßigkeit, Teil eines universalen Gleichgewichtes."
Der Chaosbringer lachte ein helles klares Kinderlachen. "Du bist eine Kreatur des Chaos universales Gleichgewicht, betrifft dich nicht."
"Ich bin kein Dämon.", informierte Redd den kleinen Jungen ungerührt.
"Nein?" Wieder glühten die Augen des Chaosbringer und ein Puls von Energie durchfloss Redd. Er diente lediglich der Überprüfung, doch Redd wusste nur zu gut, dass der Dämon ebenso gut so viel Energie dabei einsetzen konnte, dass es ihn verbrannt hätte. "Stimmt, du bist keiner von uns... noch nicht zumindest."
Der Dämon mit der Erscheinung eines Kindes seufzte. "Na schön, aber Arkhaeus schuldet mir etwas dafür."
"Ich bin nicht sicher, dass ich eine solche Schuld von einem Wesen wie dem Erzdämon einfordern kann."
Der Junge lächelte amüsiert. "Ich fordere seine Schuld ein, du hast sie nur gemacht. Wie er deswegen mit dir verfährt ist seine Angelegenheit." Der Dämon lachte belustigt. "Na ja, dieser Dummkopf scheint ohnehin nicht die Lage sondiert zu haben, bevor er seine Drohung ausgesprochen hat."
Redd verzog minimal eine Braue und machte ein fragendes Gesicht. Wieder lachte der Chaosbringer das helle reine Lachen, das unschuldigen Kindern hätte vorbehalten sein sollen.
"Der Turm liegt nicht länger auf diesem Kontinent.", erklärte der Dämon lächelnd, "Die Gaiafälle haben sich zwischen diesem eisigen Land und dem elementaren Leuchtturm aufgetan. Er ist nun unerreichbar sowohl für den tapferen Käpten Paka auf seiner Mission diese Welt zu erretten, als auch für die Flammen, die sie womöglich vernichten werden."
Redd verzog das Gesicht. "Wollt ihr damit sagen, dass er recht hat und diese Welt bereits verloren ist?"
"Natürlich nicht." Asmodeus rollte die Augen. "Es gibt mehr als genug Wege den Turm zu erreichen nur keiner, der diesen Seeleuten im Augenblick offen steht. Das heißt da gab es mal eine Brücke, aber möglicherweise wurde der Mechanismus beschädigt, der sie aktiviert. Die lange Zeit, die er nicht gewartet wurde, nehme ich an. Das echte Problem ist das Feuer wenn es sich weiter ausbreitet."
"Warum?", wollte Redd wissen, "Es erreicht den Turm doch nicht."
Der Chaosbringer lachte. "Du hast wohl noch nie gesehen was mit einer Welt geschieht, wenn man einen ihrer Pole abfackelt. Außerdem nährt Wasser dieses Feuer, was also wird geschehen, wenn es das Meer erreicht?"
Die Augen des Silkanas weiteten sich wenn auch nur kaum merklich und er richtete den Blick hinter sich Richtung Küste. "Dann sollte ich es wohl aufhalten. Die Luftzufuhr blockieren und die Flammen ersticken."
"Idiot!", lachte der Chaosbringer, "Ein Feuer benötigt keine Luft um zu brennen. Nur brennbares Material und Sauerstoff und in diesem speziellen Fall ist Wasser das brennbare Material. Eine Substanz, die selbst Sauerstoff enthält. Game Over!"
"Oh... wer?"
Der Dämon seufzte. "Du könntest einfach abwarten. Es wird sich noch vor Ende dieser Stunde zeigen, ob dieser Hampelmann mit seinem dämlichen Plan Erfolg haben könnte oder nicht."
"Was soll das heißen?", wollte Redd wissen.
"Ein... ganz blödes Gefühl, das ich seit einer Weile habe." Asmodeus stöhnte genervt. "Sieh einfach hin! Sieh die schrecklichste aller Waffe in Aktion, die Geißel allen Seins."
Redd blickte in das Schneegestöber. Obwohl Schnee ihn nicht einschränkte, vermochte er es mit bloßen Augen nicht zu durchschauen. Nach einigen Sekunde fragte: "Nur um das klarzustellen, konkreter werdet ihr nicht werden, oder?"
"Und mir den Effekt versauen, sollte ich recht haben?"
Redd seufzte. "Dann entschuldigt mich."
"Bleib!"
"Wieso?", fragte der Silkanas abfällig, "Ihr sagtet selbst es sei nur ein Gefühl. Davon einmal abgesehen, ist dieses Feuer doch eine gute Gelegenheit mich ein wenig besser mit Paka und seinen Leuten anzufreunden. Mein erster Eindruck war... ausbaufähig."
Er trat über die Kante des Gipfels und verschwand im wirbelnden Schneegestöber. Der Chaosbringer zog eine Schnute und verschränkte ärgerlich die Arme. "Dieser blöde... dumme... dumme... Doofkopf!"

Seltsamerweise konnte Redd den kindischen Ausruf des uralten Dämons noch immer hören, obwohl er sich bereits meilenweit weiter Inland befand, als die Worte über die Lippen des Chaosbringers kamen, und das Heulen des Windes alle anderen Geräusche hätte übertönen müssen solange er sich mit solch großer Geschwindigkeit bewegte.
Wenn es ihn wirklich so sehr störte, fragte Redd sich warum der Dämon ihn nicht einfach aufhielt, immerhin hätte das eine Kleinigkeit für ihn sein sollen.
Obwohl er in dem Schneegestöber praktisch blind war, war es leicht die Mannschaft der Windtänzerin basierend auf ihrer Körperwärme zu lokalisieren von Position und Ausmaßen des Feuers ganz zu schweigen.
Paka stand mit einem blonden Mann mit Dreitagebart, den Redd für einen Erdadepten hielt, au aus dem Schnee ragenden hellen Fels. Wahrscheinlich hatte der Erdadept ihn erschaffen, um zu verhindern, dass sich das Feuer weiter in ihre Richtung ausbreitete.
Bisher funktionierte es, doch die lodernde Feuerwand, die sich Dutzende von Metern über sie in den Himmel erhob, leckte bereits an dem Gestein schwärzte es und heizte es immer mehr auf. Knackend entstanden bereits die ersten Risse und das Gestein glühte von der enormen Hitze des seltsamen Feuers.
"Was ist der Plan, Käpten?", wollte der Erdadept angespannt wissen, den Blick auf die Feuerwalze gerichtet und einen Ärmel auf Mund und Nase gepresst, um sich vor dem Rauch zu schützen.
Hinter ihnen waren die Matrosen der Windtänzerin damit beschäftigt ihr teils verwüstetes Lager abzubauen und sich in entgegengesetzte Richtung des Feuers zurückzuziehen. Scheinbar hatten sie eine Stelle in der Flanke eines hochaufragenden Felsen gefunden, die weitestgehend von Schnee und Eis unberührt waren. Retten würde sie das nicht, doch es konnte ihnen etwas Zeit kaufen, sollten sie das Feuer nicht unter Kontrolle bekommen.
Hashiros Forderungen verfehlten ihre Wirkung deutlich. Ohne schnelle Möglichkeit den Turm zu entzünden oder auch nur zu erreichen war Pakas Truppe aufgrund des knappen Ultimatums gezwungen sich voll und ganz auf das eigene Überleben im Angesicht des unaufhaltsamen Feuers zu konzentrieren.
"Ich könnte versuchen es noch mit Sand und Erde zu löschen.", schlug der Erdadept hustend vor, während er und Paka auf der vor Hitze dampfenden Felsplatte weiter zurückwichen um den nach ihnen schnappenden Flammen zu entgehen.
Paka blickte sich angestrengt um. Am ersten Feuer entzündeten Schneeflocken hatten inzwischen weitere kleinere Brandherde erzeugt, die sich rasend schnell auf dem offenen Schneefeld ausdehnten.
Redd wusste, dass die Kräfte des Käptens im direkten Zusammenhang mit dem Wasser standen, das ihn umgab. Also sah sich Paka nicht nur einer stetig wachsenden Gefahr durch das Feuer gegenüber, es schwächte ihn auch zunehmend indem es immer mehr Wasser aus seiner Umgebung und der Luft sog.
"Aus dem wenigen was dieser Wahnsinnige gesagt hat, das noch irgendwie Sinn ergibt, meine ich herausgehört, dass er es schnell darauf einstellen könnte.", sprach der Wasseradept schwitzend.
Redd nahm an, dass die bedrohliche Lage jedoch nicht der einzige Grund für Pakas zögern war. Viel mehr nahm er an, dass die Gruppe in kurzer Zeit viel zu oft und unerwartet von seltsamen Gefahren getroffen worden war, von denen Paka nie etwas gehört hatte eine jede ausgestattet mit verheerenden Fähigkeiten, mit denen er keinerlei Erfahrung hatte. Im Angesicht dieses Wahnsinns war selbst ein erfahrender Anführer wie Paka nur wieder ein neuer Rekrut, der weder mit einem Monster noch einem Sturm gerechnet hatte und mit einem Mal gezwungen war mit beidem Zugleich fertigzuwerden.
Einfach formuliert hatte Paka schlichtweg keinen Plan wie er ein Inferno aufhalten sollte, das den ganzen Kontinent verschlingen konnte oder wie er den Turm erreichen sollte, vom seltsamen Gerede über diese Schwarze Sonne und das Endes der Menschheit einmal abgesehen, das ihn völlig unvermittelt am Rand der Welt erreicht hatte. Wie sollte er auch zweifellos war er nicht der Held jener Geschichte in deren Zentrum der verfluchte dunkle Leuchtturm in Empol und der Dämon Melfice standen.
Dennoch bezweifelte Redd, während er hoch über Pakas Kopf schwebte nicht, dass der Käpten früh genug zu einem Ergebnis gekommen wäre, was nun zu tun war. Aber warum sollte Redd ihm nicht stattdessen zu Hilfe kommen? An ihrer so jungen und misstrauischen 'Freundschaft' arbeiten. Natürlich war er auch der Überbringer weiterer schlechter Nachrichten, aber das würde warten müssen bis Redd, der Mann der sich Nordspeer nannte, Waise, Verräter und Mörder, seinen Teil gespielt hatte in der Rettung Mirnurzars vor einer todbringenden Feuersbrunst, die ein wahnsinniger Tränkemischer am Ende der Welt entfesselt hatte.
Er ließ sich aus seiner Position hoch über ihnen aus der Luft fallen. Beide Männer fuhren überrascht zu ihm herum, als er auf den Knien auf dem Gestein hinter ihnen landete die freie Hand auf den Fels gepresst. Mit einem lauten Zischen kühlte das kochendheiße Gestein schlagartig ab.
"Paka.", grüßte er den Seemann gelassen als er den Blick hob, "Wie ist es euch gelungen hier draußen in eine solche Situation zu geraten?"
"Nordspeer?", fragte Paka zweifelnd.
"Freund von dir?", fragte der Erdadept den Käpten.
"Ein potenzieller Verbündeter zumindest."
"Inwiefern?"
Der Erdadept duckte sich in einer raschen Bewegung zur Seite und entging einer Flamme, die im eisigen Wind auf ihn zu gewirbelt wurde. Der Feuerschweif schnellte zwischen den beiden Adepten der Windtänzerin hindurch und erwischte Redd frontal, da er sich nicht die Mühe machte auszuweichen oder Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Wirkungslos spülte die Feuersbrunst über ihn hinweg ohne irgendeine Wirkung zu haben. Er nahm die Hitze kaum war.
"Insofern, dass ich hilfreich sein könnte, falls ihr nicht in den nächsten Sekunden verbrennt.", beantwortete Redd die Frage ungerührt von den Flammen.
"Zumindest hast du schon mal verhindert, dass uns die Stiefelsohlen schmelzen." Der Adept klopfte mit dem Fuß auf den abgekühlten Fels zu ihren Füßen. "Aber ich bin nicht sicher, dass Feuer, das Schnee anzündet, sich durchs runter kühlen löschen lässt."
"Unwichtig.", erwiderte Redd, "Wir müssen es nur von weiterem brennbarem Material fernhalten und warten bis es das was bereits verbrennt aufgebraucht hat. Ihr könnt keine Wasserpsynergie zum löschen verwenden, aber ihr könnt den Schnee, der bereits brennt, manipulieren um es von weiterem Brennmaterial fernzuhalten. Wenn ihr eine genauere Anleitung benötigt, schlage ich vor ihr zielt auf den großen klaffenden Riss voll zerstörerischer chaotischer Energie und bar beinahe jeglicher Materie zu unserer Linken."
Die beiden anderen Adepten blickten nach links über das von der Feuerbrunst beleuchtete halb zerschmolzene Schneefeld bis zu der gezackten Linie, an der dieses mit einem Mal abbrach und sich ein tiefer bodenloser Abgrund auftat, ein grenzenloses Meer der Dunkelheit nur hin und wieder durchzuckt von blassen weißen Blitzen weit unter ihnen in grenzenloser Tiefe. Das Ende der Welt und nur einige dutzend Meter von ihnen und der brüllenden Feuersbrunst entfernt.
"Die Gaiafälle?", fragte der Erdadept überrascht, "Das könnte funktionieren, Paka!"
"Die schlechte Nachricht ist. Ihr seid der Einzige von uns, der das tun kann, und wenn ich mich recht an euren Zustand erinnere."
Paka hob ruhig eine Hand, um ihn zu unterbrechen und trat einen entschiedenen Schritt nach vorne. Jetzt wo ihm ein Ausweg gezeigt worden war, senkte sich eine tiefe Ruhe über den Käpten. Redd kannte ihn nicht sehr gut und war ihm nur in Zwangslagen begegnet, aber er nahm an, dass dies erheblich näher an seinem üblichen Gemütszustand lag. Paka nahm einen tiefen Atemzug und hob dann mit ernstem steinernen Blick die Arme, den Dreizack in der einen Hand die Finger der anderen gespreizt.
Redd spürte die Psynergie des Mannes ausströmen wie eine Flut, die sich von ihm aus in alle Richtungen erbrach. Kühl und blau und für das bloße Auge unsichtbar, erfüllte sie die Luft, den Boden und den Schnee. Die viele meterhoch brennenden Flammen zuckten und knackten, als der Schnee unter ihnen mit einem Mal zum Leben erwachte.
Paka schritt langsam voran direkt auf die bedrohlich leuchtende und im Wind tanzende Flammenwand zu ungeachtet der glühend heißen Flammenbänder, die sich ihm entgegenreckten.
Ein bedrohliches Zischen wurde laut, als sich der Schnee vor Paka teilte und weiterer frischer Schnee der Hitze der Flammen ausgesetzt wurde, die ihn augenblicklich in Wasserdampf verwandelte. Der wässrige Dunst entzündete sich wie brennbares Gas und verbrannte fauchend in einer grellen Stichflamme.
Doch Pakas Plan ging auf. Die Flammen teilten sich wie ein Vorhang und ein Pfad stetig bei Seite fließenden Schnees tat sich inmitten des Inferno für ihn auf, der ihn geradewegs ins Herz des flammenden Sturms führte.
"Sollten wir mitgehen?", fragte Redd trocken an den Erdadepten gewandt, als Paka wortlos voranschritt sein Gesicht eine Maske von angestrengter Konzentration und Willenskraft.
Dieser wandte sich grinsend um. "Wir sollten Abstand halten... und die Show genießen."
Der Silkanas nickte. "Verstehe, aber wenn es euch recht ist, bleibe ich hier und sehe mal, ob der Urheber dieser Katastrophe nicht während eines kritischen Moments wieder auftaucht.
Der andere Adept stoppte und sah noch einmal zu ihm zurück. "Was wisst ihr von ihm?"
"Nicht viel, offengestanden. Wir können später sprechen."
Inzwischen hatte sich der Pfad vor ihnen wieder geschlossen und ausschließlich ein Kreis fließenden Schnees war geblieben, wo Paka im Herzen des Inferno stand. Es schmerzte ihm in den Augen in den leuchtenden Flammenschleier zu starren, doch Redd tat es dennoch,
Die lodernden Flammen schlugen fauchend nach Paka, doch dieser schien sie kaum zu sehen, während er auf ein Knie sank den Dreizack neben sich aufgestützt und die freie Hand flach in das Weiß zu seinen Füßen gedrückt. Seine Psynergie flammte auf, explodierte regelrecht und breitete sich abermals aus wie eine reißende Flut, die das weite Schneefeld erfüllte.
Ein hoher Pfiff erklang, als Paka sich wieder erhob, schwoll an und wurde zum Heulen des tosenden Windes eines plötzlich aufkommenden Sturmes.
Redd verkeilte den Fuß seines Speeres in einer Unebenheit des Steins zu seinen Füßen und stemmte sich gegen die Windböen, die an seinem Mantel zerrten, um nicht mitgerissen zu werden.
Immer stärker und stärker wurden die Böen, die um das flammende Schneefeld wirbelten, rissen Schneeflocken aufgewirbelte Eiskristalle und selbst die Flammen selbst einfach mit in ihrem kreisförmigen Tanz um das Inferno, trieben es höher und höher im wirbelnden Windkanal, der über der eisigen Landschaft aufstieg. Ein brennender Wirbelsturm in Mitten von Eis und Schnee und im Auge des Sturmes Paka. Den Dreizack mit beiden Armen erhoben wirbelte der Seemann die ungewöhnliche Waffe in weitausholenden Bewegungen.
Die Erde erzitterte, als sich Tonnen von Eis und Schnee auf Pakas Befehl in Bewegung setzten und zu einer reißenden Strömung um den Käpten der Windtänzerin herum wurden.
Fontänen brennenden Schnees erhoben sich in die Luft und schraubten sich in Spiralen am Rande des Wirbelsturms hinauf. Zuerst nur wenige doch schon bald folgten weitere und weitere. Immer mehr und mehr brennende Spiralen erhoben sich und wirbelten empor, bis Redd Paka kaum noch zwischen ihnen erkennen konnte. Brüllend schwang der Adept den Dreizack immer wilder und wilder, während die Spiralen mehr und mehr zu einer beweglichen Flammensäule verschmolzen, die sich um ihn herum bis hoch in den Himmel erhob.
Dort weit über ihm trafen die einzelnen Spiralen krachend aufeinander. Brüllende Flammen, krachende Eisblöcke und zischender Schnee verschmolzen zu einer hellen brennenden Sphäre aus Feuer und Eis, die immer stärker Anwuchs, während das verfluchte Feuer zu ihr hinaufgetragen wurde, und einer zweiten Sonne gleich über dem eisigen Rand der Welt schwebte.
Redd schirmte die Augen mit der Hand ab, als die Welt auf einmal taghell erleuchtet wurde. Wirbelndes warmes Licht und Schatten fielen auf das weite eisige Weiß Arktonias in einem unregelmäßigem Tanz. Nur weit oben in der Ferne konnte Redd noch Reste von schwarzen Wolkenfetzen und Nacht ausmachen. Und es war dort das Hashiro seinen Zug machte.
Redd stieß sich vom Boden ab in dem Moment, in dem er das komplexe Muster von Hashiros menschlicher Körperwärme über ihnen spürte.
Der Wind heulte in seinen Ohren, als die Luft unter ihm sich explosiv ausdehnte und ihn emporschleuderte. Wie ein Pfeil schoss er in die Höhe, die Welt um ihn herum verschwundene in einem Wirbel aus Beschleunigung, der ihn in nicht einmal einem Wimpernschlag über die brennende Kugel aus Feuer und Eis hinweg trug, geradewegs auf den tückischen Feind im Himmel über ihnen zu.
Hashiro schwebte am Rande eines dunklen Wolkenfetzen in Mitten des bedeckten Nachthimmels, der wie eine Flut von Finsternis, über sein Gewand wallte und ihn beinahe vollständig verbarg. Hier oben jenseits der Reichweite des menschliche Auges wirbelten im brüllenden Wind einer tobenden schwarzen Wolkenflut scharfkantige Eissplitter und Hagelkörner.
Als er Redd unter sich erkannte weiteten sich Hashiros Augen vor Überraschung, doch im nächsten Moment entblößte er bereits die Zähne in einem breiten aggressiven Grinsen. Erhob die Hand und richtete sie auf Redd, während dieser auf ihn zu schoss, nein, er richtete sie auf die von Paka gebändigte Flammensphäre weit unter ihnen. Bänder pechschwarzer Blitze, die sich selbst gegen die finstere Wolkenfront abzeichneten schnitten durch den Himmel und sammelten sich in Hashiros Hand in einem schwarzen Glühen chaotischer Dunkelheit und negativer Energie.
Der Mann, der sich Nordspeer nannte, lächelte kühl, als er die Herausforderung im hasserfüllten Blick des Adepten las. "Weich aus wenn du kannst, doch mein Angriff wird den Feuerball erreichen, ihn zerfetzen und über den gesamten Kontinent verteilen und Mirnurzar wird in einem Flammenmeer untergehen. Nimm ihn an und er wird dich durchschlagen und zerreißen und sein Ziel dennoch finden. Was wirst du tun, erbärmlicher Mensch im Angesicht deines Endes!"
Der pechschwarze Strahl zerstörerischer Energien explodierte aus Hashiros Handfläche. Eine Lanze alles vernichtender Chaospsynergie durchtrennte die Welt zwischen ihnen und erreichte Redd im selben Moment, in dem sie abgefeuert wurde.
Urplötzlich glitt sie in der Luft vor ihm zur Seite ab und wechselte auf einmal schlagartig die Richtung. Der Strahl schnitt durch den Himmel über dem eisigen Kontinent und schlug auf Arktonia ein wie ein Meteor. Weit abseits von Paka und der Mannschaft der Windtänzerin explodierte Hashiros Angriff, riss einen tiefen Krater in das ewige Eis am Rande Minurzars und ließ das Land erzittern.
"Was?! Wie?", keuchte Hashiro sein manisches Grinsen wie eingefroren auf seinem Gesicht.
Redd hatte ihn erreicht, noch bevor der schwarze Strahl auf dem Boden aufgeschlagen war. Er verfehlte ihn absichtlich mit dem Speer und umschlang ihn stattdessen mit dem Waffenarm, während er ihn mit der freien Hand bei der Schulter packte und ihn einfach in seiner Vorwärtsbewegung mit sich riss geradewegs durch die Wolkenwand. Schon bei der ersten Berührung erstarrte Hashiros Gewand zu Eis.
Überrascht riss der dunkle Adept die Augen weit auf, als seine eigene Kleidung zu fesseln wurde, während sie mit halsbrecherischer Geschwindigkeit durch die Wolken brachen. Eigentlich hätte er längst das gleiche Schicksal teilen müssen, wie sein Gewand und nur noch eine leblose Eisfigur in Redds Armen sein sollen.
Er musste eine Trank genommen haben, um sich gegen die Kälte unempfindlich zu machen. Wahrscheinlich nicht weil er mit einem Angriff dieser Art rechnete, sondern um sich vor der Kälte zu schützen die in diesen Landen und so hoch in der Luft herrschten.
Redd spürte wie Hashiro abermals seine dunkle Psynergie beschwor, doch er wippte ihm mit einem harten Schlag mit der freien Hand den Kopf in den Nacken und brach seine Konzentration. Im selben Moment riss er sie beide in der Luft herum und änderte ihren Kurs steil abwärts ab.
Hashiro brüllte, als er ihre Geschwindigkeit an ihm zerren spürte, doch biss er die Zähne zusammen und versuchte sich instinktiv loszureißen, während Redd ihn in die Tiefe zog genau auf einen eisigen Gletscher unter ihnen zu. Bei dieser Geschwindigkeit würde der Aufprall sie mit absoluter Sicherheit beide umbringen.
Hashiro brüllte wütend und seine Psynergie flammte auf. Redd ließ ihn sofort los, als er die verdorbene schwarze Psynergie aufwallen spürte und stieß ihn von sich. Ein kugelförmiger dunkler Schutzschild formte sich um Hashiro, doch er hatte keine Zeit mehr seinen Sturz zu stoppen. Mit einem ohrenbetäubenden Krachen und Bersten schlug er in den Gletscher ein. Eisbrocken und Splitter flogen herum wie Schrapnelle und mit lautem Getöse stürzte der gesamte Gletscher in sich zusammen.
Redd drehte sich unterdessen in seinem Fall und die Luft um ihn herum zirkulierte. Eine Luftströmung fing ihn und senkte ihn hinab bis seine Stiefelsohlen sanft auf dem Schnee aufsetzten.
Der Zusammenbruch des Gletschers hatte eine enorme weiße Wolke von Schnee und Eisschutt freigesetzt, die auf der Schockwelle seiner Zerstörung über das Land schwebte. Ungeachtet dessen blieb Redd genau wo er war und ließ die gewaltige Schneewehe über sich hinweg waschen. Die Welt verschwand in einem Wirbel von glitzerndem Weiß.
Schnee und Eiskristalle sammelten sich auf seiner Haut, Rüstung und Mantel, doch noch immer rührte Redd sich kein Stück. Seine Aufmerksamkeit galt der vom Schnee verhüllten Szene vor ihm.
Hashiros Schild hatte den Aufprall nicht verhindern können, doch er hatte ihn zumindest abgemildert. Redd konnte deutlich anhand seiner Körperwärme spüren wie der Verrückte im Zentrum der Zerstörung mühselig auf Händen und Knien kroch und sich schwerfällig wieder einigermaßen aufrichtete.
Redd wartete bis das geschehen war, dann stieß er das Ende seines Speeres auf den Boden neben sich wie ein Herold mit seinem Stab und eine scharfe Windböe blies von ihm aus in alle Richtungen und wehte die Schneewolke fort.
Hashiro war auf einen Knie aufgerichtet, eine Hand schwerfällig auf das angewinkelte Bein gestützt. Der Aufprall hatte sein gefrorenes Gewand zerschmettert, sodass der Adept jetzt fast nackt vor ihm war. Lediglich einige Bruchstücke hingen noch steif und messerscharf an seinem Leib, der an vielen Stellen geprellt und aufgeschürft war von seinem Aufprall. Dennoch war er in bemerkenswerter Verfassung bedachte man, das ein einfacher Sturz aus dieser Höhe kaum etwas von ihm übriggelassen hätte und er auf den Gletscher zu beschleunigt worden war.
"Du...", knurrte Hashiro schwer atmend, "Wer bist du? Warum tauchst du hier auf?"
Redd schwieg.
"Antworte!", bellte Hashiro und mit einer enormen Willensanstrengung stand er schwankend auf.
"Hast du dafür denn Zeit?", fragte Redd ruhig und wies mit der freien Hand in die Ferne, wo er deutlich die Hitzequelle des von seinem Gegenüber geschaffenen Brandes spüren konnte.
Die Szene glich einem Sonnenuntergang. Eine große orangeleuchtende Scheibe, die hinter dem Horizont verschwand. In Wahrheit war es ein gewaltiger Feuerball, der über den Rand der Welt in den Abgrund jenseits der Gaiafälle stürzte. Dennoch schien sein Licht den Himmel in Brand zu setzen und es war schwer zu glauben, dass es eigentlich mitten in der Nacht war.
Hashiro stöhnte und griff eilig nach dem Trankmixer an seiner Seite, doch fand sein geübter Griff nur leere Luft. Redd lächelte als er den zylinderförmigen Gegenstand aus Stein und Glas von seinem eigenen Gürtel löste. Er warf ihn lässig mit einer Hand in die Luft und fing ihn dann wieder auf.
"Suchst du den?"
"Wann hast du...?"
"Das war das erste was ich getan habe, Tränkemeister.", sprach er mit einem Lächeln so schmal wie eine Schnittwunde, "Als wir uns dort oben in inniger Umarmung wiederfanden. Trankmischer wie diese waren in meiner Heimat nicht weiter ungewöhnlich... nun es waren deutlich größere stationäre Geräte. Einen tragbaren Mixer wie diesen, den man einfach am Gürtel trägt, sehe ich heute zum ersten Mal. Ich verstehe den Reiz eurer Methode. Ein Trank für jede Gelegenheit eine spezifische Lösung für jedes Problem. Ich selbst halte eine derartige Philosophie in Fragen des Kampfes jedoch für hinderlich und sehe die wahre Meisterschaft in einer ihr gänzlich entgegen gerichteten."
"Aleon!", sprach Hashiro scharf und im nächsten Moment spürte Redd einen scharfen Schmerz in seinem Handgelenk, als es mit einem Mal wie von einer scharfen Klinge aufgeschlitzt wurde und Blut spritzte.
Er zischte laut, als der Trankmixer seinen Fingern entglitt. Ein Angriff von einer Astralebene?!
Hashiro riss den Arm hoch, als greife er nach dem Gegenstand und Redd spürte wie seine Psynergie als eine unsichtbare Hand darauf zu schnellte.
Der Silkanas warf sich nach vorne und bekam ihn in einer blitzschnellen Bewegung selbst wieder zu fassen. Der Trankmixer zitterte in seiner verletzten Hand, als Hashiros Macht daran zerrte, doch der Tränkemeister schaffte es nicht ihn Redd zu entreißen.
Schmerz flammte in seinem Nacken auf, als er spürte wie ein Messer seitlich in seinen Hals eindrang. Redd wirbelte zur Seite und schaffte es nur mit einem oberflächlichen Schnitt an seinem Hals davonzukommen anstatt eines tödlichen am Ende der Bewegung stieß er das Ende seines Speeres auf den schneebedeckten Boden. Augenblicklich gefror der lockere Schnee in einem Radius von etwa einem dutzend Metern zu massivem Eis. Die herumfliegenden Schneeflocken und aufgewirbelten Eiskristalle verwandelten sich schlagartig in feste harte Hagelkörner.
Für einen Moment schwebten die Eiskörner noch schwerelos in der Luft dann prasselten sie hörbar auf das Eis unter ihnen nieder.
Redd hielt noch einen Moment inne und lauerte auf weitere unsichtbare Angriffe, doch nichts geschah.
Auch Hashiro schien das bemerkt zu haben, denn er ließ den Blick schweifen auf der Suche nach einem Anzeichen auf seinen Untergebenen.
"Angriffe von einer Astralebene sind tückisch.", erklärte Redd, während er sich wieder vollkommen seinem Gegner zuwandte, "Doch sind nicht alle Gegebenheiten auf verschiedenen Astralebene unterschiedlich. Die Umgebungstemperatur zum Beispiel ist überall die Gleiche."
"Die Umgebungstemperatur...", flüsterte Hashiro nachdenklich mit einem Blick auf den gefrorenen Boden.
"Ihr nehmt das vielleicht nicht wahr wegen eurer augenblicklichen Immunität gegen die Kälte, doch in der Tat stürzte die Temperatur in meinem Umfeld gerade ein wenig... auf den absoluten Nullpunkt um genau zu sein. Euer Diener, Aleon, ist damit schockgefroren. Ich nehme an er ist kein Mensch, also kann ich nicht mit Sicherheit sagen, ob er tot ist. Auf seiner Astralebene ist er davor sicher, dass ich ihm in seinem hilflosen Zustand den Rest gebe, also mag er ja davonkommen, falls er den Auftauungsprozess überlebt." Er wies lässig auf ihre eisige Umgebung. "Wann denkt ihr setzt der für gewöhnlich ein hier in Arktonia?"
"Eine mächtige Fähigkeit in eurem Repertoire.", flüsterte der Tränkemeister mit einer Stimme, die drohendes Unheil verhieß, "In jedem Repertoire."
"Stimmt.", meinte Redd beiläufig, während er mit Hashiros Trankmixer spielte.
Sein Gegenüber knurrte und Redd spürte wie seine Psynergie bedrohlich aufwallte.
"Lasst gut sein." Mit einem gezielte Wurf aus dem Verwundeten Handgelenk warf Redd den Trankmixer zu seinem Herrn zurück, der ihn überrascht auffing. "Es ist bereits zu spät."
Hashiro wandte erschrocken den Blick wieder zum Horizont oder noch genauer die Gaiafälle. Das letzte Licht des Feuerballs verschwand gerade hinter dem Ende der Welt.
"Ihr habt verloren.", sprach Redd ruhig.
"Ihr fürchtet wohl nicht, dass ich einfach von vorne anfange.", rief Hashiro wütend, "Vielleicht zu gleich an zwei Orten dieses Mal?"
"Ach, dann habt ihr den Feueradepten die Herzen nur zum Spaß herausgerissen?"
Die Augen seines Gegenübers verengten sich misstrauisch. "Ihr wart auf Reyters Schiffen."
"Und ihr habt sie zerstört. Und damit auch eure einzige Möglichkeit auf die Schnelle abermals die nötigen Zutaten zu sammeln."
Hashiro senkte den Blick und lachte leise seine Zähne in einem Grinsen gefletscht. "Das stimmt wohl." Er lachte lauter und riss dann den Kopf in den Nacken und brach in lautes manisches Gelächter aus.
Redd beobachtete ihn nur gelassen bis er geendet hatte und hob dann eine Braue.
"Erbärmlich...", raunte Hashiro, "Ihr seid alle so furchtbar erbärmlich. Paka wie er meine Flammen bekämpft und ihr, der ihr euch mir mit solcher Entschlossenheit entgegen werft, um ihm die Zeit zu erkaufen, die er benötigt und das alles... vollkommen vergebens." Hashiro lächelte unheilvoll in sich hinein. "Armer kleiner Ailas..."
"Ja, ich weiß nicht wer das ist, also..."
Hashiro schnaubte und wies dramatisch auf den Merkurleuchtturm, wenn gleich dieser nicht länger zu erkennen war jetzt, wo die Flammen fort waren. "Er ist der Eigentümer des Merkursterns, der in diesem Augenblick seinem unausweichlichen Ende entgegen sieht. Ein passender Mikrokosmus seiner gesamten Spezies, wie ich finde."
Redd rührte sich nicht. Wenn Hashiro wollte, dass er ihn um weitere Informationen über diese ominöse Worte anbettelte, würde er enttäuscht werden.
Doch den minurzurianischen Adept schien diese Tatsache nicht im mindesten zu stören. "Seht ihr Ailas wurde als er jung war mit dem Merkurstern dieser Welt verbunden und als Konsequenz auch mit dem Ursprung der Wasserpsynergie selbst."
Der Merkurpol tief unter dem Merkurleuchtturm, Ursprung und Ende aller Leylines, die den wasserelementaren Teil der Alchemie durch Mirnurzar leiteten. Ein Organ der Welt, das ihr Blut durch ihre Adern pumpte, wenn man so wollte. Zumindest soweit Redd diese Theorie verstand, die in Silkanas schon seit Ewigkeiten nicht mehr Bedeutung hatte.
"Dies hat gewisse Vorteile.", erklärte Hashiro weiter, "Unvorstellbare Macht über das Meer und jegliches Wasser zum Beispiel. Auch ist er praktisch unsterblich schließlich ist er die Verkörperung des Wassers selbst und sein Gebieter geworden. Sein Wille und das Wasser sind eins und das Wasser ist sein Körper." Hashiro lachte vergnügt.
"Er ist ein Elementar, verstehe schon.", erwiderte Redd abfällig, "Ein menschlicher Elementar und ein großer Elementar obendrein. Sicherlich wollt ihr mir nicht erzählen, dass in dieser Welt ein stabiler künstlicher Elementar erschaffen wurde. Das erscheint nämlich wenig glaubwürdig in Anbetracht eures psynergietheoretischen Wissensstands."
Hashiro zögerte. "Eure Terminologie ist mir unbekannt, Silkanas, aber seid unbesorgt Ailas ist alles andere als stabil... Das ist euer Problem und das aller Menschen in dieser Welt." Hashiro lachte laut. "Seht ihr er besitzt schon lange keinen echten biologischen Körper mehr. Er dupliziert lediglich menschliche Gestalt mittels eines Körpers aus Wasser und elementarer Energie. Nur ist das kein geeignetes Gefäß für eine menschliche Seele. Mit der Macht des minurzurianischen Merkurs ist das gerade so möglich, aber je mehr er diese Macht benutzt um so schwächer wird er und umso kürzer kann er seine Seele in einer Wasserpfütze mit menschlichen Zügen halten. Allein in diesem Zustand zu leben hätte ihm kaum mehr ein paar Jahre geschenkt, aber in letzter Zeit musste unser guter Ailas diese Macht viel häufiger einsetzen."
"Er hat das Meer in den Himmel gehoben...", murmelte Redd.
"Ja, und dank dieses gewaltigen Krafteinsatz kann er seine menschliche Gestalt nun nicht länger erhalten und sein Wille zerfällt. Selbst hier an der Quelle seiner Macht können ihm in einem Körper nur mehr Minuten verbleiben... Und bevor der morgige Tag vorüber ist wird Ailas Existenz beendet sein." Hashiro grinste breit. "Versteht ihr nun? Ich benötige kein Feuer um euch erbärmliche Kreaturen auf euer Ende durch die dunkle Sonne zuzutreiben. Diese törichten Meister haben in ihrem lächerlichen Versuch diese Welt vor einem Dämon zu retten bereits ihr unausweichliches Ende festgeschrieben. Entweder entzündet ihr den Leuchtturm und die schwarze Sonne wird das Ende der Menschheit einleuchten oder mit Ailas Ende schwindet der Merkurstern von dieser Welt und schon bald wird der Strudel im Zentrum dieser Welt Mirnurzar vollständig verschlungen haben. Es gibt keinen Ausweg. So oder so seid ihr verloren. Ich gebe zu... ich hätte diese Entscheidung liebend gern ein wenig beschleunigt, aber ob diese Welt nun in einer Stunde oder einem Tag endet, was macht das schon?"
"Und ich dachte, wenn der Turm nicht entzündet wird, hättet ihr keine Möglichkeit mehr eure teure schwarze Sonne zu entfesseln und das Ende aller Welten einzuläuten."
Hashiro lächelte sein Blick ruhte auf Redds noch immer blutendem Handgelenk. "Ihr könnt euch nicht selbst heilen, oder?"
"Oh?" Redd hob seinen verwundeten Arm. "Ich dachte wir sind mit unserem Kampf fertig?"
"Ihr... habt alles gehört was ich heute gesagt habe und ihr wollt nicht mehr kämpfen?"
"Nein, wenn wir weiterkämpfen würden, müsste ich euch töten.", antwortete Redd, "Und nichts läge mir ferner als das."
"Warum?" Hashiro schien von seiner Antwort verwirrt zu sein. Verständlich.
"Diese Welt besteht aus Grautönen. Schwarz und Weiß, Gut und Böse, wie sie es in den Märchen gibt existieren praktisch nicht. Die Sache ist nur die, wenn das der Fall ist, woher wissen wir welche Grautöne hell und welche dunkel sind? Männer wie Reyter oder Costello kontrollieren die Welt in dem sie diese Fragen beantworten und Gut und Böse in ihrem Sinne neu definieren, sie sind graue Männer die Licht und Dunkelheit in ihrer grauen Welt nach ihrem Gutdünken festlegen. Aber ihr, ihr seid anders... da ist kein Licht in euch... ihr seid Pechschwarz, das pure Böse. Niemand kann euch ansehen oder zuhören und glauben, dass ihr auf der richtigen Seite ständet. Nur zu ergreift Besitz von diesem Dämon, macht euch die schwarze Sonne zu eigen und zeigt euer hässliches Antlitz der gesamten Menschheit. Wenn sie Schwarz sehen vielleicht werden sie dann endlich verstehen welches Grau dunkel und welches hell ist."
"Und Weiß?", fragte Hashiro.
"Ich hoffe sehr, dass es sich zeigen wird. Vielleicht in Form eines Helden, den ihr selbst erschaffen habt? Es wäre zumindest der richtige Ort, um dieses Märchen zu erzählen." Mit wehendem Mantel wandte Redd sich von seinem Gegenüber ab. "Ich bin fertig mit euch."
Und damit stieß er sich ab und verschwand in einer Explosion der Geschwindigkeit in der Ferne. Hashiro blieb allein zurück.

Das Schiff hatte bei Einbruch der Dunkelheit den Anker gelichtet und schwankte nun leicht auf den nächtlichen Wellen. Die beiden silkanischen Monde leuchteten am weiten Sternenhimmel über dem Deck, Arcillus in blau und Tano in blassem Silber.
Einige wenige Matrosen mit Psynergielaternen waren an Deck und hielten Wache, doch sie bezogen bei einigen Fässern Position, die weit genug von den Seeleuten entfernt waren, um ein Mindestmaß an Privatsphäre zu ermöglichen.
Auf dem Weg hinauf war Kazan sich Jadens und Idens bohrenden Blicken in seinen Rücken nur allzu bewusst gewesen und er wollte gar nicht wissen wie Sharz auf ihn zu sprechen war.
Er hatte diese leidige Konversation wohl solange hinausgezögert, wie er es vermochte, erkannte er als er sich zu den beiden umdrehte und sich mit dem Rücken an eines der Fässer lehnte. Die Arme vor der Brust verschränkt, um sich vor der kalten Nachtluft zu schützen, musterte er sie eingehend. Sie beide blickten ihn erwartungsvoll an, doch keiner von ihnen sagte ein Wort.
"Ich nehme an ihr hattet mir beide noch etwas mehr zu sagen, als wozu ihr dadrin die Gelegenheit bekamt.", begann er zögerlich, "Oder vielleicht erwartet ihr auch nur eine bessere Erklärung von mir, aber lasst mich zuerst etwas anderes sagen... Seit ihr beiden vollkommen wahnsinnig geworden oder warum scheint ihr mit aller Macht zu versuchen uns umzubringen?!"
"Wir hatten alles unter Kontrolle.", erwiderte Jaden selbstsicher.
"Unsinn!", fauchte Kazan ungehalten, "Jeder von diesen Typen könnte uns wahrscheinlich im Alleingang umbringen und keiner von ihnen hat einen besonders guten Grund nicht genau das zu tun. Hätte ich sie nicht vorgewarnt, dass ihr kommt hätten sie euch umgebracht, bevor ihr auch nur einen Fuß auf dieses Schiff gesetzt hättet."
"Oh, dann vielen Dank, dass du uns verraten hast!", erwiderte Jaden verletzt, dann hielt er einen Augenblick inne, "Woher wusstest du, dass wir kommen?"
Kazan stockte. Richtig. "Ich... ach, ist doch egal." Er seufzte. Sich jetzt anzufeinden brachte ohnehin nichts.
"Tut mir Leid. Ich meine alles was passiert ist.", sprach er ruhiger und breitete mit einem schwachen Achselzucken die Arme aus, "Es sieht nicht aus, als ob einer von euch es leicht gehabt hätte, seid wir uns das letzte Mal gesehen haben."
"Der zweitschlimmste Tag meines Lebens.", meinte Iden und Jaden nickte. "Kommt etwa hin."
"Ich nehme an keiner von euch will hören, dass ihr es wohl sehr viel leichter gehabt hättet, wenn ihr euch so verhalten hättet, wie ich es gewollt habe." , meinte Kazan und verschränkte die Arme wieder, "Also... was ist passiert."
"Tashkir und Aktar hauptsächlich.", erklärte Jaden, während er auf eines der Fässer kletterte und sich auf dieses setzte, "Und ihre ganze Abteilung der Stadtwache, wenn ich mich nicht täusche."
Kazan horchte bei der Erwähnung der Wache auf. "Fares...?"
"Nein!", keuchte Jaden und lachte dann, "Wir sind da so schon kaum lebend rausgekommen. Wir hatten Glück das Kitaniel auch da war... offengestanden bin ich nicht ganz sicher wie diese Sache für ihn und Ferad ausgegangen ist."
"Augenblick!", unterbrach Kazan ihn erstaunt, "Wo waren Kitaniel und Ferad?"
"Die Teleportstation.", erklärte Jaden, "Sie schienen es auch eilig zu haben wegzukommen und dachten unsere Freunde von der Stadtwache wären hinter ihnen her."
"Und du bist sicher, dass sie es... dass das Kitaniel war der bei Ferad war?"
Jaden runzelte die Stirn. "Ja, klar. Machst du dir Sorgen um die beiden?"
Kazan lachte abfällig. "Bitte, die beiden kommen klar, wenn es nichts schlimmeres war als ein paar korrupte Stadtwächter, die sie in eine Gefängniszelle stecken jedenfalls."
Die Wahrheit war, dass ihn diese Enthüllung sogar erleichterte. Scheinbar hatte Garvas die beiden freigelassen statt sie wegen Hochverrats hinzurichten. Gut, seine Sorge nicht nur selbst zu sterben, sondern die beiden gleich mit in den Tod zu reißen war seiner Zeit der Grund gewesen, aus dem er ihren Einbruch in den Palast aufgeschoben hatte. Zumindest hoffte er, dass das der Hauptgrund war.
"Wenn das dann geklärt wäre.", meinte Jaden und sprang wieder von seinem Sitz, "Was fällt dir ein mich einfach zurückzulassen?! Schon wieder?! Ich habe dich gebeten, angebettelt sogar, mitzukommen! Man sollte meinen, dass ich dir inzwischen mehr als einmal bewiesen hätte wie nützlich ich sein kann."
Unerwartet fand Kazan sich mit einem Mal in der Defensive wieder. "Jetzt warte mal! Ich habe dir doch erklärt, dass unabhängig davon wie nützlich du sein könntest dieser Auftrag viel zu gefährlich ist... ich meine du warst doch in dieser Besprechung und hast gesehen auf was wir uns da einlassen und mit wem."
"Klar!" Jaden grinste breit, "Und für mich klingt das so, als würden dieser Mistkerl Lenkon und sein Boss die Schwerstarbeit verrichten, während wir uns nur für einige unwahrscheinlichen Eventualitäten bereithalten."
"In meiner Erfahrung treten derartige Eventualitäten immer ein...", grummelte Kazan, "Und wie kann es sein, dass du nur das aus dieser Besprechung mitgenommen hast?"
"Ich glaube, er macht nur das beste aus dieser Situation.", meinte Iden schnippisch, "Es ist schließlich schon lange zu spät noch auszusteigen. Wenn unsere Gastgeber entscheiden, dass wir sie begleiten sollten, werden wir keine große Wahl haben."
"Und wenn nicht?", fragte Kazan zynisch, "Wenn nicht, werden wir auch keine große Wahl haben, aber zurück an die Küste fahren die uns deswegen nicht, wenn ihr versteht."
"Ist das nicht Berufsrisiko?", fragte die junge Wasseradeptin.
Jaden lachte. "Yupp."
"Ihr nehmt diese Angelegenheit scheinbar nicht allzu ernst."
Der Straßenjunge winkte ab. "Wozu auch? Lenkon kann herumbrüllen wie er will, es ist trotzdem ziemlich klar, dass Valken am Ende die Entscheidungen trifft und ich glaube der war auf unserer Seite."
"Valken ist auf der Seite seiner Mission.", widersprach Kazan ernst, "Wenn er uns zu diesem Zweck opfern, töten oder im Nachhinein beseitigen muss, wird er genau das tun. Es ist also in unserem Sinne ihm keinen Grund zu geben, warum das notwendig sein sollte."
Eine heftige Windböe blies über das Deck des heruntergekommenen Frachters und ließ sie frösteln. Kazan stöhnte.
"Du hättest nicht zufällig noch meinen Mantel, Jaden?", fragte er zitternd.
"Mh?" Jaden legte übertrieben den Kopf schief. "Ich weiß nicht so recht... mh... könnte schon sein... mh... aber wo nur... ich könnte ja später mal nach sehen... aber was hätte ich denn davon... mh?"
Das ich dir nicht noch mal mit Nachtsplitter auf den Kopf schlage., dachte Kazan, verbarg den Gedanken jedoch hinter einem warmen Lächeln.
Jaden schien trotzdem etwas in der Art zu vermuten, denn er wich flink einen Schritt zurück zu Iden, die sich gerade aufmerksam das Schiff besah.
"Sagt mal, das hier ist kein Lichtsegler, oder?", fragte sie nachdenklich.
"Eher nicht.", antwortete Kazan. Er verstand nicht viel von Schiffen, aber seines Wissens nach waren die Lichtseglerschiffe, denen man nachsagte in nur Stunden die Welt umrunden zu können aus einem besonderen Metall gefertigt, niemals aus Holz.
Iden nickte. "Ja, ich sehe hier auch nirgends eine Spur von der dafür notwendigen Technologie. Von dem Material des Schiffes einmal ganz abgesehen."
"Soll heißen...?", fragte Jaden misstrauisch.
"Das es eine lange Fahrt wird.", meinte Kazan.
"Vielleicht ist es ja nur, dass ich solche Besprechungen nicht gewohnt bin, aber kam es euch nicht so vor, als ob wir schon sehr bald in North wären?"
"Jetzt wo du es sagst...", sagte Jaden.
Kazan nickte. "Ich bin kein Experte für Navigation, aber ich glaube, dass wir uns schon die ganze Zeit in die falsche Richtung bewegen."
"Was?", fragten die anderen beiden ihn wie aus einem Mund.
"Und auch unser Startpunkt war eigenartig. Wir hätten den Kontinent umsegeln müssen, bevor wir unseren Kurs auf North nehmen konnten. Ich habe das Gefühl, dass dieses Schiff nicht die Art ist, auf die wir North erreichen sollen."
"Und wie erreichen wir es?" Jaden blickte ihn erwartungsvoll an.
Kazan schüttelte entschuldigend den Kopf. "Tut mir Leid, keine Ahnung."
"Mh..." Jaden dachte für einen Moment nach und kam dann scheinbar zu einem Ergebnis. "Vielleicht treffen wir uns auf hoher See mit einem anderen Schiff. So ein Lichtsegler ist doch ziemlich auffällig, nicht? Also gehen wir anbot dieses heruntergekommen Kahns und wechseln dann auf dem offenen Meer das Schiff."
"Wäre eine Möglichkeit... aber sind Lichtsegler nicht auch ziemlich leicht aufzuspüren, wenn sie in Betrieb sind?"
"Ja, mit einem Lichtsegler würden wir schnell vom Kaiserreich entdeckt werden.", erklärte Iden, "Ich nehme an wir könnten uns bis zu den Gewässern des Kaiserreichs mit Höchstgeschwindigkeit nähern und dann nur mit normaler Geschwindigkeit fortfahren bis wir Norths erreichen, aber selbst mit normalen Geschwindigkeiten bietet sich Norths Küste nicht besonders für Schiffe an."
"Und fällt dir ein Weg ein, der so nah am Kontinent des Ostreichs vorbeiführt, der leicht ist?", fragte Jaden belustigt.
Iden lachte verlegen. "Stimmt wohl."

Es dauerte nicht lange bis Redd die zerschmolzene und verwüstete Landschaft erreicht hatte, auf der vor kurzem nach ein Brand getobt hatte, der ganz Mirnurzar hätte verschlingen können. Eine gewaltige kreisrunde Vertiefung war dort zurück geblieben, wo Paka sein Werk verrichtet hatte, doch Wind und Wetter taten bereits ihr bestes diese wieder der wilden ungezähmten Natur Arktonias zu übergeben. Noch zeigten sich ihm zahllose nasse Pfützen, einige von der Größe kleiner Seen, doch die eisigen Temperaturen würden diese bald wieder zufrieren und mit einer neuen Schicht Schnee bedecken
Die Mannschaft der Windtänzerin hatte inzwischen begonnen ihre Vorräte und Zelte wieder näher an die Verwüstung zu schaffen und ihr Lager am alten Platz wieder zu errichten.
Paka hatte ein gutes Auge für Untergebene, wenn er Männer und Frauen wie diese gefunden hatten, die selbst im Angesicht solch absurden Wahnsinns wie Hashiros Feuersbrunst weiter machen konnten.
Redd entdeckte ihren Käpten in ihrer Mitte, wie er seinen Leuten Anweisungen gab. Er wirkte erschöpft, Haare und Kleider waren rußgeschwärzt und leicht angekokelt.
Der Erdadept war bei ihm errichtete jedoch zugleich auch ein großes Zelt unter Einsatdutzender kleiner Psynergiehände.
Redd landete einige Meter entfernt wo sie ihn sehen konnten. Die beiden Männer hoben den Blick blieben, aber wo sie waren, während er näher kam.
"Ihr hattet Erfolg.", stellte Redd fest, "Ich bin erfreut nicht in diesen Flammen sterben zu müssen."
"Feuer schien nicht euer Problem zu sein.", erwiderte Paka mit einem müden Lächeln, "Wie lief es an eurem Ende. Sazael hier erzählte mir ihr hättet es plötzlich sehr eilig gehabt."
"Es gelang mir zumindest euren neuen Freund daran zu hindern euch bei eurem Teil zu stören, was wir wohl als Erfolg werten können. Mehr als das konnte ich aber auch nicht erreichen. Unsere Auseinandersetzung endete ohne einen klaren Sieger."
"Ich hab es bis hier Krachen gehört.", warf Sazael ein und fügte dann mit einem Blick auf Redds rot verfärbten Ärmel hinzu, "Seid ihr verletzt?"
"Nein, das hier hat nichts zu bedeuten.", antwortete Redd und zeigte ihm sein gänzlich unverletztes Handgelenk, "Ich bin allerdings froh, dass unser Kampf endete, bevor ich verletzt wurde. Offengestanden bin ich bei diesem eigenartigen Gegner nicht vollends überzeugt einen Sieg erringen zu können."
"Er bleibt also eine Gefahr.", meinte Paka nachdenklich, "Es hat mich alles gekostet was ich im Augenblick aufbringen konnte ihn dieses Mal aufzuhalten, wenn er einen weiteren Brand wie diesen legt..."
"Das kann er nicht.", beruhigte Redd ihn.
"Seid ihr sicher?"
"Weitestgehend. Aber lasst mich das von Anfang an erzählen."
"Ich nehme an ihr seid der Überbringer schlechter Nachrichten.", stöhnte Paka müde und setzte sich in Bewegung, "Verzeiht, aber ihr seid ja sicherlich nicht zufällig hier."
Redd nickte mit finsterer Miene, während er und Sazael Paka begleiteten. "Eure Vermutung ist richtig. Reyter hat gewaltige Fortschritte bei seinen Bemühungen gemacht die Leuchttürme der Elemente zu lokalisieren... König Uthen sagt euch etwas?"
"Das kann man wohl sagen...", seufzte Paka und erhob sich vorsichtig, "Nicht meine beste Arbeit was Beziehungen zu Herrschern Minurzars betrifft."
"Zweifellos... scheinbar verdankt Reyter seine raschen Fortschritte einigen historischen Monumenten oder Ruinen... was auch immer die Details sind. Er hat eine genaue Vorstellung davon wo sich die Leuchttürme befinden."
"Wen schickt er?", wollte Paka wissen, "Norgono?"
"Nein, der ist am anderen Ende der Welt beschäftigt."
"Der Marsleuchtturm?"
"Der Marsleuchtturm.", bestätigte Redd, "Und zu eurem Glück ist er nicht der einzige von Reyters Elite, der im Augenblick beschäftigt ist. Selbiges gilt für ihre Schiffe. Er schickte ein unbedeutendes Schiff mit einer kleinen Flotte von Begleitschiffen, die zu diesem Zeitpunkt bereits nicht länger existiert. Sein Schlachtenkoordinator Sfasesh ist ihr Anführer, dazu kommen einer seiner persönlichen Dschinns, Emerald, und einige seiner silkanischen Verbündeten angeführt von... nun, mir."
"Die Schiffe, die zerstört wurden?", fragte Paka knapp, zwischen zwei Anweisungen an unterschiedliche Matrosen.
"Hashiro.", antwortete Redd finster, "Er griff uns aus dem nichts an, was mir auch die Gelegenheit gab mich von ihnen zu trennen und euch vor ihnen zu erreichen. Während des Kampfes suchte Hashiro nach etwas unter Reyters Soldaten... Feuer-Adepten. Er hat ihnen die Herzen rausgerissen. Zu dem Zeitpunkt fragte ich mich wozu. Die Antwort kennen wir ja inzwischen alle."
"Darum glaubt ihr also, dass er das ganze nicht einfach wiederholen kann." Paka überlegte kurz. "Ihr erwähntet, dass Reyter jetzt die Positionen aller Leuchttürme kennt. Kennt ihr seine Pläne was den Venusleuchtturm betrifft?"
"Ich war nicht dabei, als diese Entscheidungen getroffen wurden, aber gerüchteweise sandte er gerade Mal eine Person, Seine erste Offizierin."
"Wir wussten immer, dass er keine Armee durch die Wüste schicken konnte.", sprach Sazael nachdenklich, "Aber das gefällt mir nicht."
Redd war nicht vollkommen sicher, ob die beiden Adepten der Windtänzerin noch mehr über diese Offizierin wussten, aber sie sagten nichts.
"Reyter ist allerdings nicht unser dringlichstes Problem.", fuhr Redd selbst fort, "Hashiro deutete an, dass uns auch ohne das Feuer die Zeit ausgeht."
"Wie das?"
"Die Kurzfassung ist, Ailas wird vor dem Ende des morgigen Tages von ganz allein sterben und der Merkurstern damit verloren sein."
"Und der Strudel verschlingt Mirnurzar." Paka nickte nachdenklich. "Einer der Silkanas beim Jupiterleuchtturm sagte, dass es in eurer Welt auch Elementarsterne geben würde."
"Der Merkur- und Jupiterstern wurden bereits Reyter übergeben."
"Dann verschlingt der Strudel Mirnurzar nicht, aber Reyter hat volle Kontrolle darüber wann die Goldene Sonne freigesetzt wird."
"Alles was er je von seinem Deal mit meiner Kaiserin wollte."
"Eine geradezu verlockende Alternative gegenüber des Endes der Menschheit, das wir verursachen könnten wenn wir den Turm jetzt entzünden.", warf Sazael ein, "Wenn man diesem Irren glaubt zumindest."
"Zumal Hashiro und einen Dämon aufzuhalten, bevor sie diese 'Schwarze Sonne' einsetzen können, einfacher klingt als Reyters Armee zu schlagen, wenn sie die Goldene Sonne auf ihrer Seite hat.", fügte Redd hinzu.
"Wir brauchen mehr Zeit...", murmelte der Käpten der Windtänzerin nachdenklich und Redd wurde hellhörig.
"Um was zu tun?", fragte er.
Paka seufzte. "Wir haben indirekt bereits von dieser Schwarze Sonne gehört und eine... Quelle nannte uns eine Möglichkeit ihre Auswirkungen zu verhindern. Einige meiner Leute arbeiten daran, aber wir wissen nicht wie nah sie dran sind."
"Mh..." Redd verschränkte nachdenklich die Arme. "Dann gilt es wohl zunächst den Merkurleuchtturm zu erreichen und diesem Ailas irgendwie zu helfen, nicht? Aber wenn uns die Zeit ausgeht, was tun wir dann? Welches Wagnis gehen wir ein? Welcher Gefahr setzen wir diese Welt aus? Und wie verfahren wir mit Reyters Truppen, wenn sie uns erreichen. Genug der silkanischen Soldaten stehen zu mir, um einen Unterschied zu machen, aber unsere Tarnung aufzugeben ist ein Schritt, den ich nur ungern machen würde. Ich meine solange niemand von denen es noch weiter erzählen kann ist das eine andere Sache, aber sie bis auf den letzten Mann abschlachten ist schwierig..."
*Part 2*

Der Eingang des Tales war gut sichtbar selbst während der Nacht. Eine breite Öffnung in der Flanke der mächtigen steil aufragenden Klippen, die sich schlagartig hunderte von Metern hoch von dem staubigen Boden der Steppe erhoben. Scharfe Felsnadeln sprossen über die fast vertikalen Felswände wie große Pilze, die wie tödliche Speere in die Umgebung hinauszeigten und der mächtigen Felsformation einen gefährlichen und abweisenden Ausdruck verlieh. Eine Ausnahme bildete nur der Eingang, wo zu beiden Seiten der Öffnung je eine gewaltige steinerne Gestalt in das Gestein gehauen worden waren. Sie beide zeigten Menschen von androgyner Gestalt, die kaum einem Geschlecht zugeordnet werden konnten. Sie trugen zeremonielle Roben und Kronen und blickten in eindeutig abweisender Haltung hinaus in die Ebenen. Ihre grausamen Augen waren geformt wie nach unten geöffnete Mondsicheln und waren tiefe Öffnungen durch die kaltes saphirblaues Licht aus dem Inneren der Berge hinausströmte, die den Figuren ein unheimliches und geisterhaftes Aussehen verlieh.
Zwischen ihnen führte ein Pfad einige hundert Meter tief zwischen die Felswänden, bevor er abrupt am gewaltigen stählernen Tor einer Feste aus schwerem Stein und Metall endete auf dessen Dach eine rotes Banner im Wind der Schlucht blies, das eine gelbe raubtierköpfige Gestalt mit Hörnern zeigte. Scharfe Spieße mit gezackten Spitzen stachen aus dem Inneren der Befestigung hervor und ließen keinen Zweifel daran zu, dass derselbe abweisende Eindruck der gezackten Bergflanken hier gewünscht war.
Die weite ebene Fläche, die das Gebirge umgab, war karg und leblos. Der sandfarbene Boden war rau und spröde und überzogen von gezackten Rissen soweit das Auge reichte. Nur wenige vereinzelte grüne Triebe sprossen aus dem unwirtlichen Boden der Einöde und jeder von ihnen wirkte schwach und verkümmert. Anders als der Rest der ebenen Landschaft ragten in dem Gebiet vor dem Taleingang zahlreiche steinerne Figuren vom brüchigen Boden auf. Eine jede war das unbewegliche steinerne Abbild eines wilden Kriegers mit Waffen und Rüstung viele von ihnen abgebildet auf den Rücken wilder steinerner Raubtiere und ein jeder in einer dynamischen Pose, als stürmte er einem herannahenden Feind entgegen. Gemeinsam bildeten die steinernen Krieger, und es waren einige hundert, eine kleine Armee, die sich bereits einem Feind entgegenzuwerfen schien, der nicht einmal eingetroffen war.
Mit ihren scharfen Augen und dem großzügigen Licht von Sternen und Mond konnten die Aerorills Details des feindselig Bollwerk bereits von wenigen Meilen Entfernung ausmachen, wo die Wagen am abrupten Anfang der Ödnis hielten.
Rathan kletterte von dem Wagen, auf dem er mitgefahren war, und sprang auf den brüchigen rauen Boden.
Erleichtert warf er den Mantel der sein rotbraunes Gefieder bedeckte auf seinen Platz auf dem Karren, wie viele der Aerorill es vor ihm getan hatten.
Während er den Blick über die seltsam klare Grenze von gesplittertem Erdreich und Grasland wandern ließ, wurde ihm wieder einmal klar wie sehr sich dieser Ort von seiner fernen Heimat Mengeskat unterschied. Seit er hier war hatte er eine Vielfalt von Landschaften gesehen, die er nie für möglich gehalten hätte. Wälder, Flüsse, Gebirgszüge, den mechanischen Palast dieses Menschenmannes namens Costello und jetzt diese bedrohliche Einöde und die Berge in seinem Zentrum. In Mengeskat hatte er nur die Hauptstadt gekannt. Sie war auf ihre Weise vielfältig gewesen. Die Terrassenstraßen hatten wenig mit den Armenviertel gemeinsam in dem Reshvaars Bande sich zumeist aufhielt und der Palastbezirk war etwas gänzlich anderes als der Markt, aber diese Welt war anderes als alles was er dort je erblickt hatte, wenn gleich er noch keine Stadt gesehen hatte, die es mit Mengeskat aufnehmen konnte und es hier scheinbar keine Aerorill und kaum Dschinn gab. Auch keine Aquarill, aber das war nicht unbedingt etwas schlechtes.
Genau genommen war Rathan noch nicht einmal besonders lange in dieser Welt. Es war noch nicht lange her, seit er mit den anderen Straßenkindern unter Reshvaar gearbeitet hatte. Das hatte sich erst geändert als Rev Tarbilein zu ihrem Anführer gebracht hatte und die Menschenfrau und das weiße Aerorillmädchen zu ihnen kamen. Angeblich stammten die beiden aus einem fernen Ort in Mengeskat, aber er bezweifelte das inzwischen. Viel mehr vermutete er das die beiden von hier stammten, was wohl hieß, dass es in dieser Welt doch irgendwo Aerorill geben musste. Ob sie wohl wie die Menschen ihre eigenen Dörfer und Städte hatten?
Die genauen Umstände, wie er hierher gekommen war, waren kompliziert, aber nach gewissen Geschehnissen, die Tarban und die Prinzessin Mengeskats beinhalteten, ging das weiße Aerorillmädchen, Sinaphie hieß sie, verloren und Reshvaar sandte ihn und viele der anderen aus nach ihr zu suchen.
Sie hatte er nicht gefunden, aber auf seiner Suche war er auf niemand geringeren gestoßen als Marius Shakir und einige seiner Handlanger den Säbelschwinger namens Ges, der sie im Augenblick führte, eingeschlossen. Diese waren damit beschäftigt gewesen Aerorill von den Straßen aufzulesen und in ihre Welt zu entführen. Kaum hatte er das erkannt hatte Rathan auch schon davon laufen wollen, doch Marius hatte ihm einen Bolzen in die Brust geschossen, bevor er weit kam und ihn mit sich genommen.
Die nächste Zeit hatten Rathan und die anderen entführten Aerorill in kleinen Gruppen unterteilt in einem Labor verbracht, doch Marius war es auch gewesen, der sie befreit hatte.
Rathan verstand noch immer nicht ganz wie es ihrem Entführer gelungen war sie davon zu überzeugen für ihn zu arbeiten, aber selbst jetzt noch klangen seine Worte über das Potenzial dieser Welt und dem Potenzial, das sie in dieser Welt hatten in seinen Ohren wieder. Solange Rathan sich erinnerte hatte er nie eine Chance gehabt irgendetwas aus sich zu machen und all den bettelarmen anderen Aerorill war es ähnlich ergangen. Natürlich wusste er selbst wie absurd es war, dass sie sich alle von überaus vagen Versprechungen ihres Entführers locken ließen, aber so klein die Chance hier Erfolg zu haben auch sein mochte, zumindest existierte sie wohl möglich wirklich.
Während Rathan seinen Gedanken nachhing, sammelten sich die beiden anderen Menschen, die als Kutscher der Karren gedient hatten, bei Ges.
Beide Männer waren Rathan von Anfang an eigenartig und unheimlich vorgekommen mit ihren kühlen Augen, emotionsloser Mimik und leicht zu vergessenen Durchschnittsgesichtern. Ihre Bewegungen waren präzise und fließend, aber zu einem Level, das sich kaum mit ihrer menschlichen Natur vereinbaren ließ. Die beiden Männer wirkten weniger wie Menschen als wie Schatten mit Körpern oder Geister aus Fleisch und Blut. Dieser Eindruck hatte sich nur verstärkt, nachdem sie die Wagen hier angehalten hatten. Sofort hatten sie ihre Reiseumhänge abgelegt und trugen jetzt weite indigofarbene Gewänder mit Ärmeln, die bis über ihre Hände fielen und an Schultern und Brust mit gehärtetem dunklem Leder verstärkt waren. Ihre vergesslichen Gesichter waren nun Verborgen unter anonymen identischen Helmen deren Visiere lediglich die Augen frei ließen.
Ges wies die Aerorill an Vorräte von den Wagen zu laden und Feuerstellen vorzubereiten. Scheinbar glaubte der große bärtige Mensch sie würden eine Weile warten. Vermutlich sollten sie hier darauf warten, dass Marius wieder zu ihnen aufschloss, der sich zusammen mit seinen neuesten menschlichen Untergebenen vor einiger Zeit von ihnen getrennt hatte.
Während sich die ausgewachsenen Aerorill in Bewegung setzten, beobachtete Rathan sie nachdenklich. Sie alle waren größer und stärker als er. Er war zwar flink und hielt sich selbst für klug, doch zweifellos würden die Erwachsenen und die Starken die größte Chance haben hier Erfolg zu haben. Wie es eigentlich immer der Fall war. Wenn er die Chance nutzen wollte, die Marius Shakir ihnen predigte, so würde er eine Sache finden mit der er sich nützlicher machen konnte als jeder andere, idealerweise sogar unverzichtbar. Doch was sollte das sein?
Während Rathan diesem Gedanken noch nachhing fiel sein Blick auf einen kleinen Aerorill, der noch immer in einen Umhang gehüllt auf einem Wagen saß und das Treiben der Menschen aufmerksam beobachtete. Scheinbar war er nicht der einzige junge Aerorill hier, der sich diese Gedanken machte, und sein Freund hier hatte die richtige Idee. Zu tun was ihnen ihre menschlichen Anführer sagten war etwas was die Älteren besser tun konnten als sie. Was er tun musste war herauszufinden welche Probleme diese Menschen hatten und vor allen anderen eine Lösung finden.
Mit einem geschickten Sprung setzte Rathan zurück auf den Wagen und schnellte dann geschickt über den Abstand zwischen den beiden Wägen. Leichtfüßig landete er hinter dem anderen Aerorilljungen.
"Hey.", grüßte er ihn freundlich. Der verhüllte Aerorill reagierte nicht. "Weißt du, was sie vorhaben?", fragte Rathan den Blick nun auch auf die Menschen gerichtet, die inzwischen weiter in die Ödnis schritten. Ein metallischer Pfahl hob sich in der Richtung in die sie gingen aus dem spröden Erdboden.
Rathan wartete einige Augenblicke geduldig auf eine Antwort, doch als ihm der andere noch immer diese schuldig blieb, ergriff er ihn verärgert an der Schulter. "Hey, hörst du mir zu?!"
Mit einem aggressivem Krächzen fuhr der andere Aerorill herum und schlug Rathans Kralle mit solcher Wucht weg, dass der rotbraune Aerorill auf dem knarrenden Wagen zurückstolperte.
"Was soll da-" Rathan hatte sich reflexartig auf den Jungen werfen wollen, doch schon der erste Blick auf die Augen von diesem ließ ihn an Ort und Stelle verharren.
Glutrote Augen spähten bedrohlich unter dem Mantel hervor und fixierten ihn mit einem glühenden Zorn der Rathan vor Furcht erstarren ließ.
"Tut mir Leid!", keuchte er.
Der Blick dauerte nur für einen kurzen weiteren Augenblick an, bevor der andere Aerorill beschämt den Kopf senkte und sich langsam wieder den Menschen zuwandte.
"Schon okay." Die Stimme des anderen Aerorilljungen war kratzig und tief, doch auf seltsame Art melodisch.
"Ich bin Rathan.", stellte der Straßenjunge sich vor.
Der rotäugige Aerorill ließ ein genervtes Krächzen vernehmen, bevor er sich vorstellte. "Chashka."
Rathan legte nachdenklich den Kopf schief, komischer Name.
Ein aufflammen grellen blauen Lichts lenkte seine Augen wieder auf die Menschen. Sie hatten den Pfahl erreicht und eine saphirblaue Lichtkugel glühte nun an dessen Spitze und tauchte ihre unmittelbare Umgebung in unheilvolles Licht hüllte. Auch die übrigen Aerorill hielten in ihren Tätigkeiten inne und blickten neugierig zum Ursprung der plötzlichen Illumination hinüber.
"Was tun sie?", fragte sich Rathan laut.
"Sie geben denen da ein Zeichen.", sprach Chashka und richtete eine scharfe rötliche Kralle auf den Taleingang in der Ferne, "Kündigen sich an, bevor sie ihr Grundstück betreten."
Mit einem leisen Krächzen erhob der Junge sich und ließ seinen Mantel fallen. Chashkas Gefieder war pechschwarz, doch nahe seiner Klauen gingen die Federn an den Spitzen in ein helles rot über, während es sich an seinem Kopf stellenweise ähnlich verhielt.
Rathan hatte noch nie einen Aerorill mit derartiger Färbung gesehen und fügte es den anderen ungewöhnlichen Faktoren hinzu, die ihm bei dem anderen Jungen aufgefallen waren. Auch bemerkte er jetzt wie kräftig sein Gefieder war und wunderte sich ob er wirklich wie die anderen Aerorill hier zuvor auf der Straße gelebt hatte.
Bevor er etwas derartiges Fragen konnte, sprang Chashka vom Wagen.
"Hey, warte mal!", rief Rathan ihm nach und sprang ebenfalls herab.
Mit flinken Schritten führte Chashka sie direkt auf die Menschen und das helle Licht zu und Rathan folgte ihm eilig. Als sie sich bis auf wenige Meter genähert hatten fuhren die beiden verhüllten Männer in indigo simultan herum und hoben je einen Arm. Der eine richtete ihn auf Chashka, während der andere auf Rathan selbst zielte. Er konnte keine Waffe erkennen, doch er spürte die Absicht und blieb abrupt stehen. Chashka tat es ihm gleich.
"Lasst gut sein, Jungs.", sprach Ges ohne sich zu der Szene umzuwenden, "Wenn die Vöglein hier mit uns warten wollen sollen sie das ruhig tun. Schlechtere Gesellschaft als ihr Vögel können die auch nicht sein."
Der Mann lachte über seinen eigenen Scherz. Die beiden anderen Männer senkten nur wortlos die Arme und richteten den Blick wieder auf das Gebirge im Zentrum der Ödnis.
Chashka ging weiter zwischen ihnen hindurch und bezog dann schweigend Position neben Ges den Blick ebenfalls hinaus in die Ödnis gerichtet.
Der bärtige Mann seufzte. "Noch so einer, wie?"
Rathan trat nervös zwischen den beiden verhüllten Männern hindurch an Ges andere Seite. "Worauf warten wir hier? Ein Empfangskommitee?"
"Nehme ich an.", meinte Ges achselzuckend, "Ich war noch nie bei den Yorka und so besonderen Wert hab ich auch nicht draufgelegt."
"Yorka?", fragte Rathan.
"Die, die in dem Tal da leben.", lachte Ges, "Sie gelten als fortschrittlich technologisch und gesellschaftlich, leben aber fast vollständig isoliert, weshalb ich dir nicht sagen kann ob das stimmt. Haben es gewöhnlich nicht so mit Fremden oder Touristen. Vom Rest der Welt jenseits ihres Territoriums mal ganz abgesehen."
"Und warum wollen wir dahin?"
"Shakir tut so als ginge es nur um den Sumpf, den man seit der Bildung Neu-Mirnurzars nur noch erreichen kann, indem man ihr Gebiet durchschreitet, aber ich nehme an es geht ebenso darum, dass die ihn nicht an irgendwelche anderen Lords ausliefern werden und er da drin sicher wäre. Immerhin ist das Land der Yorka ja uneinnehmbar."
"Wirklich?", fragte Rathan beeindruckt, "Wie das?"
"Zum einen gelten ihre Krieger neben der Grauen Garde und den Sitras als einige der stärksten Mirnurzars und sie sollen auch zahlreich sein. Zum anderen und das ist wahrscheinlich noch wichtiger haben sie diese antiken Wächterstatuen." Ges wies in die Ödnis hinaus auf die leuchtenden Augen der in den Fels gemeißelten Statuen. "Die da drüben deren Augen so leuchten. Scheinbar verdampft ihr Blick alles was sich ihnen unerlaubt nähert, sei es ein Spion oder eine Armee, ein Tier zu Land oder ein Vogel in der Luft."
"Und das macht sie unbesiegbar."
"Heißt es zumindest.", murrte Ges, "Laut Shakir könnte der gute Reyter sie erobern, sollte er es wirklich drauf anlegen, aber zwischen ihre isolierten Natur, ihrer Kampfstärke und der Tatsache das diese Region nicht gerade strategische Bedeutung hat, wären seine eigenen Verluste und der Aufwand einfach viel zu groß. Ein weiterer Grund aus dem Shakir es sicher liebend gern als Basis hätte. Sollte Reyter gewinnen, werden diese miesen Bastarde wohl als letztes fallen."
"Bastarde?"
Ges lachte. "Ja, verdammte dreckige Bastarde. Sieh dich hier nur um! Ödland, Ödland und noch mehr Ödland."
"Dann sind sie Bastarde, weil sie hier Leben?", fragte Rathan verwirrt.
"Die Tatsache das sie gutes Land zerstört haben um diese versalzene Einöde zu erschaffen. Das hier soll alles mal fruchtbares Land gewesen sein, aber die Yorka taten ihr bestes es zu ruinieren, um die Gegend weniger einladend zu gestalten."
Rathan ließ langsam den betrübten Blick über das weite trostlose Land wandern. "Wow... diese Leute sind einfach..."
"Bastarde...", krächzte Chashka.
"Beschissene Bastarde.", stimmte Ges mit einem grimmigen Grinsen zu.

Die Straße schlängelte sich abwärts durch sattes Grün. Viel mehr konnte Sylvester im Schein von Marius Fackel nicht ausmachen eine dicke zähe Dunkelheit bedeckte alles was außerhalb des Lichtkegels des jungen Adeligen lag.
Hören war eine ganz andere Sache überall um sie herum konnte er hören wie das Gras und die Blätter von Sträuchern und Bäumen im kalten Nachtwind raschelten, das Zirpen und Knacken von Insekten und hin und wieder die Bewegungen größerer Tiere.
Marius schien die eingeschränkte Sicht nicht weiter zu stören, während er sie mit Zügigen Schritten weiterführte. Ob das nun auf Selbstbewusstsein oder Dummheit zurückzuführen war, wusste er nicht so recht, er bezweifelte das Nachtwanderungen in der Wildnis ein Gebiet war auf dem sich Marius besonders aus kannte.
Wären es nur sie beide Gewesen, hätte Sylvester es wohl riskiert diese Böschung hinab zu springen und zu versuchen zu entkommen. So gut Marius auch schießen mochte, er sollte in dieser Dunkelheit genauso wenig erkennen können wie Sylvester furchtbare Voraussetzungen, um ein kleines flinkes Ziel wie Sylvester zu treffen.
Chancen Salayan zu entkommen, der dicht neben ihm lief, standen andererseits sichtbar schlecht. Ein Ziel in vollkommener Dunkelheit zu töten war wohl der feuchte Traum eines Attentäters. Und er hatte womöglich genug davon an seinen Fersen hängen ohne einen von Weyards tödlichsten auf die Liste zu zu setzen.
"Marius.", sprach besagter Meuchelmörder.
"Das Lager vorne links?", fragte Marius ruhig und wies auf ein entferntes Glühen abseits der Straße, das zwischen zwei großen Felsen hindurch schien.
Sylvester war es nicht aufgefallen, da er sich zu sehr auf seine unmittelbare Umgebung konzentriert hatte. Vielleicht war Marius Nachtsicht besser als er gedacht hatte.
"Ich habe es auch bemerkt. Secret erwähnte einige von Etons Loyalisten in der Gegend. Fanatische Berührtenhasser, die Art die Costello Sorgen bereitet haben."
"Wie schön.", murmelte Salayan, "Diese Idioten wissen wohl nicht, dass die Armee, die Eton seiner Zeit in Weyard aufgebaut hat, fast ausschließlich aus Adepten bestanden hat."
"Die und ein Vampir und andere Horrorgestalten.", gähnte Sylvester.
"Ein Vampir?", fragte Marius mit einem Blick zurück über die Schulter, "Das soll wohl ein Scherz sein."
Das flackernde Licht des Feuers in der Ferne erlosch.
"Scheint als hätten sie uns bemerkt.", sagte Salayan, während er lautlos aus dem Schein der Fackel glitt und mit der Dunkelheit verschmolz.
Marius kommentierte es nicht verlangsamte aber seine Schritt bis er an Sylvesters Seite ging. "Bleib dicht bei mir. Sonst kann ich dich nicht beschützen."
"Natürlich, Herr, ich wollte euren Schutz um nichts in der Welt missen.", antwortete Sylvester mit einer solchen Unschuldsmiene, dass es Marius ein verächtliches Lachen entlockte.
"Vielleicht benötigst du ihn ja gar nicht.", murmelte der Shakir, während sie weiter gingen, "Mit der Unschuldsmiene eines Kindes, einer Zunge aus Silber und einem wachen Geist würdest du wohl möglich mit oder ohne mich überleben. Aber Leben ist nicht alles. Es kommt auch darauf an was für ein Leben man führt."
"Ja.", Sylvester nickte, obwohl er den Worten nur beiläufig lauschte. Seine Aufmerksamkeit galt ihrer unmittelbaren Umgebung. Noch immer konnte er die tiefschwarze Dunkelheit nicht durchblicken, doch bildete er sich immer wieder ein dunkle Silhouetten zu sehen, die sich in der Schwärze bewegte und befürchtete jedes Rascheln von Gras stammte von einem sich heranschleichenden Feind.
Er schüttelte die Gedanken ab. Paranoia war jetzt nicht hilfreich.
"Drei voraus.", erklang Salayans Stimme leise zu ihren Füßen.
Sylvester musste sich schwer zusammenreißen nicht erschrocken aufzuschreien und hinabzublicken. Stattdessen schielte er nur zu seinen Füßen. Eine kaum merkliche Staubverwirbelung dicht über der Straße umspielte ihre Schuhe.
"Weitere versuchen euch zu umzingeln.", fuhr die Stimme des Attentäters fort, die von der Staubwolke zu ihnen hinauf klang, "Insgesamt sind es sieben. Waren mal acht."
Damit legte sich der Staubwirbel und der Erdadept war wieder fort.
Schweigend setzten Sylvester und Marius ihren Weg noch für einige Minuten fort. Inzwischen lief Sylvester der Schweiß in Strömen über die Haut und brannte kalt auf dieser in der Nachtluft. Er konnte nicht fassen wie ruhig Marius neben ihm war, obwohl sie beide wussten, dass sich ihnen lautlos Feinde von allen Seiten zu nähern versuchten. Die anhaltende Stille bedeutete zwar, dass ihre Gegner Salayan bisher nicht entdeckt hatten, doch gab sie wenig Aufschluss darüber ob der Erdadept mit seiner Arbeit voran kam.
"Gewöhne dich an das Damokles Schwert, das du über dir hängen spürst. Es ist von jetzt an Teil unser beider Leben und mag nie mehr verschwinden.", sprach Marius gelassen.
"Ich...", Sylvester verstummte, als er ein Rascheln im Gras zu ihrer linken hörte, als jemand aus diesem auf die Straße vor ihnen in den Fackelschein trat.
"Abend.", grüßte der bärtige Mann der da hervor trat. Er trug eine galatanische Rüstung aber keinen Helm und ein ebenfalls nach galatanischer Art gefertigtes teures Schwert in seiner Rechten, "Ein bisschen spät für einen Spaziergang hier draußen. Müsste der Kleine nicht im Bett sein?"
Zu ihrer linken und rechten trat je ein weiterer Mann in ähnlicher Rüstung ins Licht der Fackel. Einer richtete eine längliche Metallkonstruktion auf Marius, einer eben jener Flammenwerfer, mit denen Eton einst seine Stadtwache ausgerüstet hatte, der andere hielt einen Streitflegel in seiner rechten und ein Stilett in der linken Hand.
Marius blieb stehen und Sylvester tat es ihm gleich, blieb aber etwas hinter dem Adeligen zurück. Er ließ noch einen genaueren Blick über die galatanischen Waffen und Rüstungen wandern. Die Wappen waren auf krude Art entfernt worden und statt diesen trug jeder von ihnen eine kleine Holzscheibe auf dem Brustpanzer, in die mit erstaunlicher detailverliebheit Etons Wappen aus Polinas geschnitzt worden war.
"Na was ist denn?", fragte der Mann, "Ihr werdet doch wohl keine galatanischen Spione sein, die hier sind um die Schwachpunkte von Mirnurzars Verteidigung zu erfahren, denn dann müsstet ihr wohl erfahren, dass unser Land nicht ganz so unverteidigt ist wie ihr euch eingebildet habt, ihr Hunde."
"Wir sind keine Berührten.", rief Marius und hob abwehrend die freie Hand.
Der Mann musterte Marius mit hochgezogenen Brauen, ein grimmiges Lächeln auf den Lippen. "Ach nein? Dann ist es aber ganz schön mutig sich hier Nachts ganz alleine herumzutreiben und noch ein Kind mitzuschleppen."
"Das ist es.", stimmte Marius ihm missmutig zu, "Allerhand Gefahren auf und nahe der Straßen, die unbescholtene Bürger und sogar Kinder bedrohen."
Ihr gegenüber knurrte leise über die Bemerkung und hob dann das Schwert. Die Klinge leuchtete im Fackelschein, als er die Spitze auf Marius Kehle richtete. Nur Zentimeter trennten den scharfen Stahl vom Kehlkopf des Adeligen. Marius schielte vorsichtig auf die tödliche Waffe hinab.
"Ihr seid ein lustiger Vogel.", flüsterte der Mann humorlos.
Sylvester wandte den Kopf um, als er zu dem Schritte hinter ihnen vernahm. Ein vierter Mann in galatanischer Panzerung trat hinter ihnen in den flackernden Lichtkegel. In den Händen hielt er eine Armbrust. Der Bolzen zielte zwischen Marius Schulterblätter.
"Aber uns blieb keine Wahl.", erklärte Marius der Gruppe angespannt, "Der Junge ist der Sohn eines reichen Kaufmanns, der seinen Sitz nahe Polinas hatte. Ich war sowas wie sein Lehrling. Einer aus der galatanischen Armee, die Costello angegriffen haben, spielte meinem Herrn ganz furchtbar mit. Er war nicht mehr derselbe danach und mit den Invasoren so nahe der Hauptstadt fürchteten der Junge und ich um unser Überleben."
Sylvester war beeindruckt. Er hatte selten so wenige Lügen in einem Satz beinahe ohne Wahrheitsgehalt gehört. Vielleicht wären Marius und Eton unter anderen Umständen ja tatsächlich Freunde gewesen.
Der Anführer der feindlichen Gruppe musterte Marius noch einen Moment kritisch dann zog er die Waffe zurück und stützte den Klingenrücken dann entspannt auf seiner gepanzerten Schulter ab.
"Ich sag es nicht gerne.", erklärte der Mann, während er sich abwandte und einige Schritte ging, "Aber das war das abzusehende Schicksal, wenn man sich auf Costello verlässt, dieser Engelscheiß hin oder her. Dieser ganze vereinte Welt Weicheimist hätte doch ohnehin niemals funktioniert. Die Galataner haben sich in ihrer Welt über Jahrtausende abgeschlachtet, wie blöd muss man denn sein um zu glauben, dass sie damit jetzt auf einmal aufhören. Das liegt in der Natur der Berührten sage ich euch. Es ist ein ganz grundsätzlicher Teil von jedem von ihnen."
"Denkt ihr?", fragte Marius ruhig, "Auch von denen, die aus Mirnurzar stammen."
"Pah!", spie der Mann und schwang das Schwert einmal wütend, "Das ist genau das was ich meine! Da ist einer wie der andere! Da gibt es überhaupt keinen verdammten Unterschied! Ein grausames gewalttätiges Pack alle miteinander! Feuer, Wasser, von hier, von dort, ist doch alles gleich. Dieser Costello, der wollte doch nur was verdienen, als der uns seiner Zeit beim ersten Kontakt was von seinen drei Weltenplänen vorgeschwafelt hat. Er wird reich und wir müssen uns mit diesen Killern aus Galatan rumschlagen! Da überrascht es doch auch nicht, dass er nur irgendein Aufschneider war, der uns alle für ein paar Engelsflügel zum Teufel gehen lassen wollte. Dachte doch nicht etwa echt nur weil wir alle auf einem fliegenden Felsen leben, dass die Galataner mit dem Morden aufhören würden. Wir hätten uns nun mal nicht von unserem echten Retter abwenden sollen."
Während der Anführer sprach, bemerkte Sylvester wie sich der Mann mit dem Flammenwerfer misstrauisch umblickte und in die Dunkelheit hinaus spähte. Scheinbar erwartete er, dass langsam weitere Verbündete auftauchten. Das war ein gutes Zeichen. Salayan leistete scheinbar ganze Arbeit da draußen. Er war wirklich froh, dass er nicht versucht hatte zu entkommen und den Attentäter in der Dunkelheit abzuhängen.
"Unser echter Retter...?", fragte Marius vorsichtig.
"Na der hier!" Sein bärtiger Gegenüber schlug sich stolz auf das hölzerne Wappen auf seiner Brust. "Lord Eton sage ich euch! Ein echter Herrscher, ein Mann des Volkes, der echt was geleistet hat! Keiner der sich nur selbst bereichern will."
Sylvester biss sich auf die Zunge und senkte den Blick auf seine Schuhe, um einen aufkommenden Lachanfall zu unterdrücken und ein mögliches Grinsen zu verbergen. Der Klang grenzenloser Überzeugung in der Stimme des Mannes machte ihn echt fertig.
"Aber Eton war doch ein gesuchter Verbrecher.", sprach Marius mit gespielter Verwirrung.
"Lügen!", schrie ihr gegenüber und gestikulierte zornig mit dem Schwert, "Sag das noch mal und ich lass dich den Stahl schmecken du eingebildeter Fatzke! Die Berührten stürmen Oscasianes Hauptstadt und auf einmal wenden wir uns von Eton ab?! Ich glaub ich spinne! Er war der eine Mann der draußen der erkannt hat was notwendig ist um unsere Welt, unsere Art, unsere Lebensweise zu retten und der Feind schlägt einmal zurück da ziehen alle den Schwanz ein, kapitulieren und fangen an einen Helden wie einen Verbrecher zu jagen! Ganz im Ernst frage ich mich sogar, ob das nicht wegen der Berührten war. Du weißt schon die mit der Macht über den Wind können dir doch in den Kopf gucken."
"Er soll allerdings auch das eigene Volk bestohlen haben.", warf Marius ein.
"Hör auf sag ich!", fauchte der Mann, "Das sind doch nur mehr Lügen, die Costello oder die Galataner verbreitet haben. Glaubst du denn wenn da irgendetwas dran gewesen wäre, hätte Costello ihn noch zum Baron gemacht?"
"Wer weiß schon was im Kopf dieses Mannes vorging."
"Ach Schwachsinn, der hat doch Etons guten Willen ausgenutzt. Unser Herr war bereit sich zu erniedrigen und unter Costello gegen die verdammten Galataner zu kämpfen und Costello ist trotzdem untätig geblieben! Dem geschieht es recht, dass sie ihm die Burg eingerissen haben, wo er die Galataner einfach ignoriert hat. Statt endlich einen Angriff zu starten und diese Berührte alle zur Hölle zu schicken."
"Zweifellos habt ihr recht..." Marius nickte. "Aber wer seid ihr und eure Leute eigentlich?"
"Wir?" Der Mann hielt überrascht inne und lachte dann. "Wir sind die mirnurzarianische Freiheitsmiliz zur Sicherung des Überlebens des freien Volks Mirnurzars."
"Sehr eingängig." raunte Marius.
"Was soll das bitte heißen?", wollte der Mann wissen.
"Gar nichts.", antwortete der junge Shakir, "Und ihr kämpft für Freiheit, Gerechtigkeit und das Gemeinwohl?"
"Scheinbar habt ihr ja doch von uns gehört."
Sylvester schüttelte leicht den Kopf. Was für ein Idiot.
"So weit würde ich nicht gehen. Aber ich bin wirklich beruhigt in dieser dunklen Stunde auf solch tapfere, ehrenwerte Helden zu stoßen und nicht etwa auf einfache Wegelagerer."
"Ihr hattet Glück.", stimmte der Mann von der Freiheitsmiliz zu.
"Und ihr vier beschützt uns vor Reyters Armee?", fragte Marius.
"Wir sind nicht nur vier!", widersprach der Mann spöttisch und ließ dann den Blick über seine Verbündeten schweifen. Nachdem er noch einen Moment mit bloßen Augen hinaus in die Dunkelheit geblickt hatte, gab er seinem Untergebenem mit dem Flammenwerfer ein Zeichen. Der nickte bestätigend und verschwand in der Nacht.
"Gibt es ein Problem?", fragte Marius und seine Sorge klang sogar für Sylvester beinahe ehrlich.
"Nein, nein.", der Milizsoldat winkte ab, "Die minurzarianische Freiheitsmiliz ist deutlich größer als unsere Gruppe. Wir teilen uns lediglich in kleine Truppen wie diese auf, um ein größeres Areal abdecken zu können und kein so leichtes Ziel abzugeben. Wir sind eine rasch wachsende Truppe. Bei unserer letzten größeren Versammlung maßen wir etwa dreihundert Mitglieder, doch es gibt noch mehr Gruppen wie die Miliz, die wir versuchen in unsere Reihen einzugliedern."
"Doch so viele, he. Und Eton selbst führt euch an?", fragte Marius.
"Äh... nun..." Der Mann kratzte sich verlegen am Bart. "Nicht so direkt. Wir operieren in seinem Sinne und nun wo er angekündigt hat sich wieder in den ehrenwerten Kampf zu stürzen wird er sicherlich früher oder später mit uns Kontakt aufnehmen, doch nein unser Kommandant heißt Terega."
"Terega?", fragte Marius nachdenklich, "Er muss ein erstaunlicher Mann sein, wenn er diese Miliz aufstellen und organisieren kann. Ein Mitglied von Etons Truppen aus Polinas?"
Der Mann lachte. "Oh nein, Terega ist nichts dergleichen. Früher mal war er bei der Grauen Garde, den Wachen beim Schafrichtergipfel, er war allerdings bereits seid einige Jahren im Ruhestand. Der Mann ist bestimmt schon siebzig, aber er kann immer noch besser kämpfen als ein junger Mann und er bildet uns in den Techniken der Garde aus, um mit der Gabe der Sterne klarzukommen."
"Finanziert er euch auch. Ich kam nicht umhin zu bemerken von welch hoher Qualität eure Rüstungen und Waffen sind. Galatanisch, wenn ich mich nicht täusche."
"Kriegsbeute. Bloß Kriegsbeute. So finanzieren wir unsere Ausrüstung."
"Was ist mit Vorräten dreihundert Mann zu ernähren ist nicht einfach."
"Ah, ich höre, dass ihr an einer Mitgliedschaft interessiert seid." Der Mann lachte, warf jedoch beiläufig einen weiteren Blick um her und verstummte bald, als er noch immer keine Spur seiner übrigen Leute fand.
"Stimmt etwas nicht?", wollte Marius wissen, "Wenn euch die Dunkelheit so sehr beunruhigt, sollten wir diese Unterredung vielleicht lieber an einem sicheren Ort fortsetzen."
Der Mann schnaubte. "Unsinn ein Mann der Freiheitsmiliz ist furchtlos. Ob ihr was dafür taugt ist jedoch fraglich Händlerjunge, wir alle sind in Blut getauft."
Marius schwieg nachdenklich.
"Was die Frage betrifft woher wir essen nehmen. So unterstützt uns hier die Bevölkerung."
"Freiwillig?", fragte der junge Shakir misstrauisch.
Die Augen des Mannes verengten sich bedrohlich und er tat einen schwere donnernden Schritt auf Marius und Sylvester zu. "Was soll das denn bitte heißen?"
Marius hielt dem Blick des Gerüsteten stand. "Warum antwortet ihr denn nicht?"
"Jeder Bürger dieser Welt sollte dankbar sein uns unterstützen zu dürfen.", erklärte der Mann bedrohlich, "Und jeder ist verpflichtet seinen gerechten Anteil zu leisten. Solche Verräter die dazu nicht bereit sind zumindest dieses Opfer für die Freiheit zu bringen verdienen es ausgepeitscht zu werden."
Die Kette des Streitflegels des anderen Milizsoldaten klirrte, als er ebenfalls einen Schritt näher kam.
"Und die, die Galataner oder Berührte vor denen wir sie beschützen wollen vor uns verstecken, die verdienen es auch, dass man ihr Dach über ihnen niederbrennt und das Schicksal dieser Ungeheuer zu teilen."
"Und das sagt euch Terega?"
"Er würde uns sicherlich zustimmen, aber Terega hat Wichtigeres zu tun. Er sagt uns wir sollen feindliche Soldaten und Agenten finden und töten oder ihn informieren und das tun wir. Füttern muss er uns nicht. Wie wir uns mit Essen versorgen ist uns überlassen. Wir sind keine Kleinkinder. Beantwortet das deine Frage, Händlerbürschchen?"
Marius lächelte. "Ich denke schon."
Der Mann mit der Armbrust hinter ihnen schrie gellend auf. Sylvester fuhr herum und sah wie er stürzte. Blut strömte aus einer tiefen Wunde nahe seines Knöchels über den Boden.
Auch die beiden anderen Milizsoldaten sahen nach ihrem Verbündeten und das war ihr Fehler. Salayan schnellte hinter dem mit dem Streitflegel aus dem Boden empor und schnitt ihm mit dem Dolch die Kehle durch. Simultan rammte Marius seinen teuren Dolch zwischen zwei Panzerplatten hindurch in die Flanke des Anführers der schmerzhaft ächzte.
Mit erstaunlicher Willenskraft richtete der am Knöchel verwundete Milizionär die Armbrust auf Salayan und drückte ab, als dieser gerade sein Opfer fallen ließ. Der Bolzen durchschlug die Brust des Adepten und hinterließ ein sandiges Loch mit bröseligen Rändern, das sich sogleich wieder schloss.
Marius ließ beiläufig die Fackel fallen und richtete die freie Hand auf den Verletzten. Ein Zucken seiner Finger ließ zwei versteckte Armbrustarme aus seinem Ärmel schnellen. Ein zweites Fingerspiel und der Bolzen löste sich. Mit einem gurgelnden Geräusch sackte der Milizionär tot zusammen, als das Projektil in seine Kehle einschlug.
Der Anführer der Gruppe hob mit schmerzhaftem Knurren das Schwert und versuchte Marius mit dem Knauf das Gesicht einzuschlagen, doch der Sohn Tulius Shakirs duckte sich gewandt unter dem Schlag weg und riss zugleich seinen Dolch wieder aus dem Körper seines Gegners, um ihm im nächsten Moment mit einem blitzschnellen Aufwärtsstreich das Gesicht zu spalten.
Der Milizionär heulte gepeinigt auf, als er zurückschwankte. Sein Schwert rutschte ihm aus den Fingern und fiel klirrend zu Boden. Marius schickte ihm mit einem schwungvollen Tritt gegen den Unterleib rücklings zu Boden.
Im nächsten Moment hatte er bereits seine automatische Armbrust in der Hand und schoss. Der Milizionär schrie, als der Bolzen sein Handgelenk durchschlug und seinen Arm auf die Straße nagelte. Eine handvoll stacheliger Pflanzensamen entglitten seinen gepanzerten Fingern.
Flüstersamen, erkannte Sylvester. Die gesamte Auseinandersetzung hatte nur wenige Sekunden gedauert, doch der Trickbetrüger spürte wie er beruhigt ausatmete jetzt wo es vorbei war.
Wimmernd lag der letzte verbleibende Soldat der minurzurianische Freiheitsmiliz am Boden. Blut strömte über sein Gesicht aus der tiefen Wunde, die diagonal über sein Gesicht verlief. Marius stand über ihm die Armbrust auf ihn gerichtet.
Salayan hatte sich unterdessen bereits abgewandt und machte sich daran die Leichen der anderen beiden Milizen zu durchsuchen.
"Dachte ich es mir doch.", sagte Marius lächelnd, "Es kann Jahre dauern die Kampftechnik der Grauen Garde zu erlernen. Was euch Terega beigebracht hat sind lediglich einige Grundlagen, die euch im Kampfgeschehen gestatten den Verlauf eines Angriffs mit der Gabe der Sterne ein Stück weit vorauszusehen, wie es ein Berührter vermögen würde. Einige Völker haben über die Jahre diese und ähnliche Techniken entdeckt. Doch ich muss zugeben in Kombination mit hochwertigen Rüstungen, Waffen mit mächtigen Entfesslungen und Dinge wie Flüstersamen und Kristallstaub, ist es wahrscheinlich die schnellste Art eine Armee aufzustellen, die eine Chance gegen Reyters Truppen hätte. Zu dumm nur, dass eure verdorbenen Ansichten und Taten mehr Schaden als Nutzen bringen."
"Bitte...", flehte der bärtige Milizionär die freie Hand auf sein blutiges Gesicht gepresst, "Nicht..."
"Es ist diese Art von ungerichteten Hass, den es auszumerzen gilt, Sylvester.", sprach Marius weiter an Sylvester gewandt, aber ohne den Blick vom Verwundeten Milizionär zu nehmen, "Wahllose Hassverbrechern und Grausamkeiten gegenüber unseren eigenen. Abartig! Sicherlich versteckten die Dörfler in dieser Gegend keine von Reyters Soldaten, sondern ihre eigenen Kinder, die mit der Gabe der Sterne gesegnet waren. Diese Art von Gewalttaten gegen unschuldige Berührte mehren lediglich Reyters Einfluss auf diese. Es ist an Männern wie mir Hass in konstruktivere Bahnen zu lenken, um einen positive Nutzen daraus zuziehen. Es gilt sowohl ihn als auch diese Minderbemittelten zu kontrollieren und manipulieren. Gerade jetzt denke ich darüber nach welche Wahrheiten oder Lügen ich diesem Mann mitteilen könnte, um Terega zu meinem Vorteil handeln zu lassen, doch muss ich erkennen, dass ich Terega nicht gut genug kenne, um seine Reaktion abzuschätzen, und im Augenblick nicht der Zeitpunkt für diese Konfrontation ist, was diesen Mann nutzlos für mich macht.
"Halt!", keuchte der Milizionär panisch und riss die blutgetränkte freie Hand hoch, "Wartet!"
Marius wartete nicht. Sein Bolzen durchschlug den Schädel des Milizen genau zwischen den Augen.
Sylvester wandte angewidert den Blick ab, musste jedoch feststellen, dass er von Leichen umgeben war. Er verzog das Gesicht und stapfte einige Schritte von der blutigen Szene weg.
"Bist du in Ordnung?", fragte Marius, nachdem er seine Waffen wieder verstaut hatte, und hob vorsichtig seine Fackel wieder auf.
"Klar doch...", stöhnte Sylvester bemüht nicht zurückzublicken.
"Salayan?"
"Etwas enttäuscht, dass alles von Wert was dieser Abschaum mit sich führt unpraktisch zum transportieren ist."
"Dann sollten wir weitergehen. Wir können unser Ziel morgen Mittag erreichen, wenn wir uns ranhalten."

Fares lehnte sich erschöpft in der Wanne zurück. Eine Reihe unflätiger Worte kamen ihr undeutlich über die Lippen nur hin und wieder abgelöst von dem Namen ihres kleinen Bruders, dem die meisten von ihnen galten.
Auf der Pro-Seite ihres Lebens stand ihr neuer Job, den ihr der sadistische manipulative Vorgänger und ein übermächtiger allwissender Gedankenleser aufgezwungen hatten und der dementsprechend eigentlich nur eine Falle sein konnte und der obendrein, das ausbleiben von Schmiergeldern mitgerechnet, noch nicht einmal wirklich mehr abwarf.
Sie seufzte. Von all den Dingen, die sie falsch gemacht hatte, einmal abgesehen, was hatte sie denn bitte falsch gemacht um das zu verdienen? Oh, richtig. Sie hatte ihrem verdammten Vollidioten von Bruder helfen wollen, der es jetzt nicht einmal mehr für nötig hielt sie zu besuchen, wenn er mal in der Stadt war, um ihr solche Nebensächlichkeiten mitzuteilen wie etwa die Tatsache, dass er noch am Leben war.
Eine Diele knarrte in der Entfernung. Der neuernannte Hauptmann der Palastwache verzog das Gesicht.
"Was denn jetzt noch?", murrte sie, während sie aus der Wanne stieg.
Sie ergriff ein Handtuch trocknete sich notdürftig ab und warf sich einen Bademantel über, um ihren entblößten Körper ein wenig zu bedecken. Dann zog sie die Kurzaxt aus dem Wäschekorb, in dem sie diese vorsorglich versteckt hatte.
Soweit folgten keine weiteren Geräusche von außerhalb des Zimmers.
Vorsichtig schlich sie zur Tür hinüber und ging neben dieser in Position. Noch immer herrschte Stille auf der anderen Seite der Tür.
Auf eine Geste von ihr erloschen alle Lichter im Zimmer. Ein Funken Psynergie in ihrem Sehnerv stellte augenblicklich perfekte Nachtsicht her. Immerhin hatte ihre Bekanntschaft mit Kazan ihr diesen nützlichen Trick gezeigt.
Vorsichtig betätigte Fares die Klinke und die gut geölte Tür schwang lautlos weit genug auf um aus dem Raum zu schlüpfen.
Noch immer gab es keine Geräusche. Noch immer war sie scheinbar allein. Eine Tarnkappe oder war ihr Eindringling inzwischen in einem anderen Raum? Im Schlafzimmer vielleicht, um sie im Schlaf zu ermorden? Dafür war der Möchtegernattentäter dann etwas früh dran, sie schlief nie um diese Zeit.
Fares trat an die Schlafzimmertür und lauschte. Keine Geräusche aus dem Inneren. Kein Licht das unter dem Türspalt hindurch schien. Sie spannte sich, packte die Türklinke und stieß sie kraftvoll auf. Gleichzeitig sprang sie ins Zimmer die Axt bereits erhoben.
"Hab ich gestört?", fragte Weven ruhig.
Die dunkelhaarige Verbrecherin saß auf ihrem Bett die wohlgeformten Beine übereinandergeschlagen und ein herausforderndes Lächeln auf ihren Lippen.
Sie blieb einen Augenblick wie erstarrt und mit erhobener Waffe vor der attraktiven Verbrecherin stehen, dann senkte sie die Axt.
"Was machst du hier?", wollte sie wissen, "Und wie bist du überhaupt herein gekommen."
Weven verdrehte die Augen. "Oh, bitte, wir sind früher schon in ganz andere Räumlichkeiten gelangt."
"Das ist wahrscheinlich richtig.", gestand sie nachdenklich, "Und warum bist du hier?"
Weven ließ sich rücklings aufs Bett fallen. "Eigentlich wollte ich dich überraschen."
"Das hast du...", gab Fares trocken zurück.
"Ja, aber nicht so wie ich es wollte." Sie seufzte. "Nicht das ich etwas besonderes geplant gehabt hätte. Verzeih, aber dafür war der Tag viel zu stressig."
"Die Details solltest du mir wahrscheinlich nicht verraten, wenn ich dir keine Fesseln anlegen soll.", merkte Fares an, als sie die Axt auf einer Kommode ablegte.
"Fesseln?", fragte Weven nachdenklich, "Verlockend, aber nein, ich scheuere mich dabei immer so wund."
Fares musterte ihren Überraschungsgast kritisch, während sie sich mit verschränkten Armen an den Türrahmen lehnte. Weven wirkte tatsächlich erschöpft und wenn sie sich nicht täuschte spielte sie nicht nur die Deprimierte.
"Aber ich habe dich ja noch gar nicht gefragt. Wie dein Tag gewesen ist. War sicher anstrengend."
Verrat, Folter, ein neuer Job, war jetzt wahrscheinlich Einzelkind... ja, anstrengend war ein Wort dafür. Nein, das war gestern gewesen. Heute hatte sie nur eine lange Unterhaltung mit einem der mächtigsten Männer der Welt gehabt, der sie jeden Moment hätte töten können und war ihren Pflichten in der Residenz des wichtigsten Mannes des Landes vorgestellt worden.
"Ich nehme an Schwachkopf #1 und Schwachkopf #2 haben nicht auf dich gewartet, bevor sie diese kleine Geschichte von der bösartigen Fanatikerin aus dem Ostreich fabriziert haben. Du bist nicht bescheuert genug, um eine politische Situation zu erfinden oder eskalieren."
"Bitte...?"
"Aber im Ernst, war die Kleine wirklich von drüben? Ich hätte dem Miststück gestern Nachmittag doch ein Lächeln in den Hals schnitzen sollen."
"Warte mal."
Schwungvoll setzte sich Weven wieder auf. "Ja, sie war bei mir. Ist das zufassen? Ich hab keine Ahnung was Kaz dieser Göre erzählen musste, um sie in meine Gegend zu locken, aber wenn ich ihr das Messer vom einen Ohr bis zum anderen gezogen hätte, hätte er seinen Scheißschlüssel, ihr einen lauen Tag gehabt und ich hätte..." Etwas lag in Wevens Blick als sie abbrach etwas untypisches, was Fares bei ihr seit langem nicht mehr gesehen hatte. Ein tiefes Bedauern und eine schwere Trauer.
Es brach Fares für einen Augenblick beinahe das Herz, dann verarbeitete ihr Verstand zumindest etwas von dem was Weven gerade gesagt hatte. Und etwas anderes überdeckte schlagartig alles andere was sie fühlte.
"Kazan war bei dir?", fragte sie. Ihre Stimme bebte vor unterdrückter Wut. "Gestern Nachmittag?" Also nachdem er eigentlich längst hätte wegen Hochverrats in Gewahrsam gewesen sein müssen.
Weven betrachtete sie mit schief gelegtem Kopf und zog fragend eine Braue hoch. "Hat er dir etwa wieder nicht gesagt, dass er in der Stadt ist?"
Wieder? Wieder?!
"Dieser verzogene selbstsüchtige rücksichtslose kleine Scheißer!", fuhr sie auf. Ihre Faust riss mit ihrem frustrierten Schrei ein Stück des Türrahmens heraus, als sie dagegen schlug. Putz rieselte von der Decke. Ein pulsierender Schmerz wallte von ihren Knöcheln zu ihrer Schulter hinauf.
"Ich sollte ihn dafür umbringen, dass er mir solche Sorgen um sein Überleben macht.", schnaufte sie, "Aber vielleicht will er das ja nur."
"Gut, jetzt sind deine Nachbarn wach.", meinte Weven schnippisch, "Dann besteht zumindest nicht das Risiko, dass wir sie später aufwecken."
Fares winkte ab. "Meine Wohnung ist inzwischen schallgeschützt, ich könnte jemandem in meinem Bad zu Tode prügeln und niemand würde es mitkriegen."
"Dabei machst du Krach?", fragte Weven spöttisch, "Ein harter Schlag in den Bauch, um ihnen Lungen zu leeren und sie dann nicht zu Atem kommen lassen, während du ihnen auf den Kopf haust. Man sollte meinen dieser Haden hätte dir so was beigebracht."
Fares zuckte zusammen als sie den Namen hörte.
"Oh, man. Du hast diesen Arsch wiedergesehen.", zischte Weven verächtlich, "Du hast sogar die Armee verlassen, wie kommt er auf den Gedanken dich für seine Geheimdienstscheiße rekrutieren zu können."
"Eigentlich hat er mich für seine Nachfolge bei der Palastwache gewollt.", sagte sie, "Du stehst vor dem neuen Hauptmann."
Weven blickte sie für einen Moment schweigend an. Dann sprang sie auf und warf ihr die Arme um den Hals. "Wir müssen das feiern, meine Liebe!"
"Was? Nein!", protestierte sie.
"Bitte!", tadelte die Verbrecherin sie streng und bevor Fares etwas darauf erwidern konnte, stolzierte Weven bereits an ihr vorbei aus dem Schlafzimmer. "Du hättest dich heute ohnehin noch betrunken, dann kannst du es auch aus einem Anlass tun."
"Das weißt du überhaupt nicht!", protestierte sie, während sie ihrem Gast hinaus folgte, "Du hast allenfalls eine fundierte Vermutung in dieser Hinsicht."
Weven führte sie zielgerichtet zu einem ihrer Schränke, überflog wenig begeistert ihre Alkoholvorräte und ergriff schließlich resigniert eine Flasche Rotwein.
"Hätte ich das gewusst hätte ich etwas gutes mitgebracht.", flüsterte sie verächtlich, während sie sich am Korken zu schaffen machte.
"Damit wir so tun könnten, als schmeckten wir den Unterschied?", fragte Fares sie trocken.
"Ich kann den Unterschied schmecken, du Biertrinkerin." Mit einem Knall löste sich der Korken und Weven ließ ihn achtlos fallen, während sie sich auf die Suche nach Gläsern machte.
Fares beugte sich seufzend hinab und hob ihn wieder auf. "Musst du meine Wohnung verwüsten?"
"Merkst du wirklich einen Unterschied in diesem Saustall?"
"Hey!", protestierte sie, "Wer von uns beiden lebt, denn bitte auf einer Müllhalde für menschlichen und nicht menschlichen Abfall?"
Weven schüttelte abfällig den Kopf. "Erstens lebe ich in einem sauberen und überaus geschmackvoll eingerichteten Zimmer, das rein zufällig auf einer solchen Müllhalde steht und zweitens hast du nicht gerade deinen Türrahmen zerlegt?"
"Das war Kazans schuld.", erwiderte sie stur.
"Hat er seiner Zeit auch dein Bett zerstört?", fragte Weven während sie in einem der Geschirrschränke nach Gläsern suchte.
"Du weißt genau, was mein Bett zerstört hat."
Weven kicherte vergnügt, was Fares ein Stöhnen entlockte. Inzwischen hatte die Verbrecherin zwei halbwegs saubere Weingläser gefunden und goss ihnen ein.
"Sagtest du nicht mal Wein müsse erst atmen?", fragte Fares, während sie eines entgegennahm.
Ihr gegenüber verdrehte nur die Augen. "Als ob das bei dieser Pisse noch einen Unterschied machen würde."
Sie hob das Glas. "Darauf, dass du es endlich aus diesem Drecksloch rausgeschafft hast, das sich Stadt schimpft."
"Du weißt, dass der Palast in der Stadt steht, oder?"
Weven winkte lässig ab. "Nur weil etwas in der Stadt steht, heißt nicht, dass es ein Teil davon ist."
Mit einem Klirren der Gläser stießen sie an. Fares trank einen Schluck. Sie hätte ein kühles Bier bevorzugt.
"Können wir jetzt darüber sprechen, was dich bekümmert?", fragte sie Weven.
Die Angesprochene lehnte sich seufzend zurück gegen den Schrank. Es dauerte eine ganze Weile bis sie endlich sprach. "Ich habe heute versucht ihn umzubringen."
Fares wartete darauf das sie weitersprach. Als das nicht geschah, fragte sie: "Wen?"
"Kolmack."
Fares seufzte. "Wir hatten darüber gesprochen."
"Ich weiß."
"Wie drückte Kazan es aus? Rache ist etwas für naive Vollidioten mit zu viel Zeit und Geld, die sich für unsterblich halten. Sie nützt einem nichts und vergrößert nur die Chance, dass einem dieselbe Person denselben Scheiß noch mal antut oder eben umbringt."
Weven legte das Glas an die Lippen und stürzte den Inhalt in einem einzigen Zug herunter. "Es interessiert mich einen Scheiß was Kaz sagt oder Shez und, tut mir Leid, aber es ist mir auch verdammt egal wie toll du klar kommst ohne einen Gedanken an ihn zu verschwenden. Oder wie viele damals von Gildane getötet wurden."
Sie sah sie mit feuchten Augen. "Ich hatte mir geschworen dabei zu sein, wenn er alles verliert. Ohne dieses Versprechen... ich hätte, den Gedanken nicht ertragen, dass er immer noch hier in dieser Stadt war und immer noch weitermachte. Und ja, ich verstehe wie heuchlerisch das klingt, wenn ich es sage."
"Was ist mit..."
"Wenn es geklappt hätte, hätte er mir ohne zu zögern vergeben, dass ich mich nicht an seinen Befehl gehalten habe." Weven lachte traurig. "Hat es nur eben nicht."
"Was genau hast du getan?"
"Ich hatte über die Jahre Zeit Kolmacks Verstecke zu finden, also dachte ich warum nutze ich nicht das Chaos, das deine Untergebenen mit ihrer kleinen Hexenjagd veranstaltet haben, um seiner lächerlichen kleinen Bande endlich den Gnadenstoß zu versetzen."
"Gut, und das hat nicht funktioniert."
"Bitte?", fragte Weven spöttisch, "Natürlich hat es funktioniert! Nur war Kolmack in keinem dieser Verstecke. Er hatte mal wieder ein Mädchen, das ihm gefiel und sie waren anderswo beschäftigt, wenn du verstehst." Weven schüttelte den Kopf. "Jedenfalls sah er wie sein Bande in Flammen aufging und hat sich aus dem Staub gemacht. Ich bin ihm nach, aber er muss wohl einen Schattenlaufkristall oder sowas gehabt haben, sowie er mit diesem Miststück in einem Fluchttunnel verschwunden war, war er nicht mehr aufzufinden."
Weven nickte. "Na schön, dann finden wir ihn wohl besser, bevor er Dinge ausplaudert, die nicht für jedermanns Ohren bestimmt sind. Erinnere Gejhan daran wer die besten Chancen hat seinen Feind zu finden, bevor das geschieht."
"Es ist nicht Gejhan, der mich zu sich gerufen hat."
"Was?" Fares hörte alle Alarmglocken klingeln. Das Tadeln einer Bandenchefin von Wevens Format erledigt Gejhan für gewöhnlich selbst. Er war auch der einzige dem die meisten von ihnen das durchgehen ließen. Einen Untergebenen des Mannes hätten sie hingerichtet, wenn er sich soetwas angemaßt hätte. "Wer denn dann?"
"Wer glaubst du denn?"
Fares verzog das Gesicht. "Sie? Seit wann mischt sie sich in die Geschäfte ein."
Weven ergriff unzeremoniell die Weinflasche und nahm einen großen Schluck. "Vielleicht, weil sie keine andere Wahl hat."
Über diese Aussage konnte Fares im ersten Moment nur die Stirnrunzeln, doch dann wurde ihr klar was für einen absurden Gedanken Weven da hatte. "Nein.", sprach sie bestimmt, "Niemand könnte ihn. Na schön, er ist in letzter Zeit etwas bequem geworden, aber wie sollte irgendjemand an ihn herankommen."
"Während des ganzen Chaos in der Stadt gab es einen Angriff auf eine der Teleportstationen und sagen wir einfach es war nicht die beste Wahl."
"Das soll doch wohl ein Scherz sein!", fluchte Fares laut und wütend, "Dieser Arsch hat sich umbringen lassen?! Ist diesem Idioten denn nicht klar, dass seine Leute die ganze Stadt einreißen könnten, wenn es zu einem Kampf um seine Nachfolge kommt?"
Weven zuckte die Schultern. "Ich bin sicher sie werden die offizielle Nachfolge schnell akzeptieren, wenn sie erst mal ein paar Exempel an einigen von ihnen statuiert. Vor allem wenn ich eines von ihnen bin."
"Wirst du nicht!", widersprach Fares der Verbrecherin entschieden, "Du bist zu wichtig."
Weven lachte einmal schallend und humorlos auf, bevor sie erneut aus der Flasche trank. "Ich bin für diesen Mist verantwortlich, ich bin eine der mächtigsten Anführerinnen der Organisation und sie kann mich nicht leiden. Eine wunderbare Gelegenheit ihre Macht zu demonstrieren."
"Ich meinte du bist mir zu wichtig."
Weven sah zu ihr auf und lächelte traurig. Dann lachte sie erneut und wandte sich ab. "Immer mein Ritter in strahlender Rüstung, wie? Nein, danke. Ich bin nicht hier, um dich um Hilfe zu bitten, sondern um mich zu verabschieden."
Sie wollte einen Schritt von ihr weggehen, doch Fares ergriff ihre schlanke Hand in ihrer größeren und hielt sie fest.
"Nicht.", bat sie sie sanft.
Geschmeidig wandte Weven sich zu ihr um und trat auf sie zu. Fares schloss die Augen, als sie die Lippen der anderen Frau auf den ihren spürte.
"Ich war schon immer selbstsüchtig.", sprach Weven, als sie sich von ihr löste. An Fares Ohren drang ihre Stimme seltsam gedämpft "Tut mir Leid, aber ich würde dich den Schmerz mich zu verlieren tausend Mal fühlen lassen, wenn es mir selbigen ersparen würde."
Die Palastwächterin blinzelte, als die Welt vor ihren Augen verschwamm und ihr der Schweiß auf die Stirn trat.
"Du...", presste sie angestrengt hervor und griff nach Wevens Schultern.
Die schöne Verbrecherin wich lässig einen tänzelnden Schritt zurück aus ihrer Reichweite und Fares stolperte. Ächzend sank sie auf die Knie ihre Muskeln taub und ihr Körper schwer wie Blei, "Miststück..."
Weven fiel vor ihr ebenfalls auf die Knie und ergriff ihr Gesicht mit beiden Händen. "Ich liebe dich, Fares!", sprach sie und presste ihre Lippen fest auf ihre. Fares versuchte sich loszureißen, doch noch mehr Gift von Wevens Lippen füllte ihren Körper und nahm ihr die Kraft sich zu wehren.
"Was wir hatten, war mit Abstand das Beste in meinem Leben.", sprach Weven weiter, "Aber wenn du mir für dieses Ende nicht vergeben kannst, hasse mich ruhig. Wenn es dir hilft über mich hinweg zu kommen, hoffe ich sogar, dass du es tust."
In einer Bewegung, die sie all ihre Kraft kostete hob sie die Hände und krallte sie fest in Wevens schmale Schultern. "Niemals...", keuchte sie, "Ich könnte dich niemals hassen!"
"Danke.", sprach die Verbrecherin ruhig, doch Tränen, rannen ihre Wangen hinab, "Das ist nicht zu deinem besten, aber nichts könnte mich glücklicher machen."
Fares sackte nach vorn und stieß mit dem Kopf gegen Wevens Brust. Ihre Gedanken waren langsam und unfokussiert von der Wirkung der Drogen in ihrem Blut, doch sie zwang sich nach der alles überdeckenden Dunkelheit ihrer Psynergie zu greifen. Sie musste jetzt... sie musste... ihre Psynergie. Sie musste Weven ausschalten, bis sie selbst sich wieder erholt hatte.
"Gib dir keine Mühe. Das Gift in deinem Blut verhindert auch, dass du auf deine Psynergie zu greifen kannst." Vorsichtig löste Weven den Griff von Fares tauben Händen und legte dann die Arme um sie.
"Wenn du aufwachst wird alles vorbei sein.", erklärte Weven ihr, "Was auch immer das sein wird."
"Ich..." Die Worte waren das letzte was Fares sagte oder dachte, bevor sie von der Ohnmacht übermannt wurde. "liebe dich."
*Part 3*

Ein großes rundes Wasserbecken war in die weißen dunkel geäderten Marmorfliesen des Raumes eingelassen und gefüllt mit frischem Quellwasser und duftenden pflegenden Ölen aus dem ganzen Kaiserreich präzise erhitzt auf die von der Kaiserin bevorzugte Temperatur und auf der dampfenden Oberfläche bedeckt von roten Blüten, die den nackten Körper der Badenen verbargen. Die hohen Wände des Bades waren mit kunstvollen Reliefs und Malereien verziert und weitestgehend in rot und gold gehalten mit wenig schwarz um Kontraste zu erzeugen. Goldene Arme hielten Psynergielampen, die kräftiges warmes Licht verströmten dessen Schattenspiel und Lichtreflexe aufs genaueste berechnet waren um das prunkvolle Bad nur noch edler erscheinen zu lassen und große Kristallspiegel, die nicht beschlugen waren hier und dort in die Wände gefasst.
Narsi saß mit dem schlanken Rücken an den warmen Marmorrand gelehnt bis knapp unterhalb der Schultern von Wasser bedeckt.
Ihre Zofen standen in dünnen weißen Kleidern in regelmäßigen Abständen um den Rand des Beckens verteilt und hielten goldene Tabletts mit Karaffen verschiedener Weine oder kristallklarem eiskalten Wasser. Eine jede von ihnen jung makellos schön und unnahbar wie eine Puppe.
Gegenüber Narsis war das Eingangsportal, massiv, geschlossen und flankiert auf jeder Seite von einem Gardisten in verhüllenden roten Rüstungen mit scharfen Dornen, auf deren Panzerung sich Tröpfchen von Flüssigkeit niedergeschlagen hatten.
Die Kaiserin seufzte niedergeschlagen. Seit geraumer Zeit saß sie hier und dachte über ihr Dilemma nach. Ihr Sohn lebte und befand sich in einer Welt in ihrer Reichweite. Nichts hätte sie glücklicher machen können als das, doch einen jungen Mann in einer anderen Welt zu finden, wenn man wenig mehr als ein Alter kannte, war immer noch eine schwierige Angelegenheit. Und ihre Verbündeten in jener Welt waren nicht vertrauenswürdig genug ihnen eine derart wichtige Angelegenheit anzuvertrauen. Reyter eine solche Schwäche wie den verlorengegangenen Sohn und zukünftigen Thronerben zu offenbaren war eine furchtbare Idee. Ein Mann, der nach der Weltherrschaft strebte und ihr dennoch angeboten hatte ihr Territorium zu überlassen, konnte mit einem solchen Werkzeug leicht versuchen nicht nur das versprochene Gebiet zu behalten sondern das gesamte Kaiserreich an sich zu reißen. Alles was der Kriegsherr tun musste war sich zu erinnern, dass das Mädchen, das er wie eine Sklavin herum scheuchte, seine Tochter war eine Ehe arrangieren und sich und ihr einen gemeinsamen Enkel zu schaffen und schon war er ein, zwei Attentate von ihrer Krone entfernt, wenn er sie sich auch nicht auf das eigene Haupt setzen konnte.
Crimson andererseits war angeschlagen, nachdem Vierzehn seine Konkurrenten fortgejagt hatte, und der perfide Maskenträger, der im Augenblick das Gesicht von Hirans König trug hätte sicher nur allzu gerne einen Einfluss auf den nächsten Kaiser gehabt, um seine angestrebte langwährende Stabilität zum eigenen Vorteil zu formen.
Naamos war für diese Aufgabe wenig geeignet und wegen seines wankenden Geisteszustand unzuverlässig.
Redd wäre vielleicht dazu fähig gewesen, aber ein zu großes Risiko. Wenn er die Bedeutung des Jungen für sie unterschätzte, riskierte das sein Leben. Wenn er ihn richtig einschätzte, machte es Redd noch gefährlicher für sie.
Siera so viel Belvious auf sie hielt in ihren Augen ungetestet, während ihr Stellvertreter Tsen Loro ihr volles Vertrauen schon vor Jahren verloren hatte.
Weitere Truppen zu schicken bedurfte eines Vorwands, der nicht die Aufmerksamkeit Reyters oder Crimsons weckte, oder sie würden bei Entdeckung noch misstrauischer werden als sie es zweifelsohne bereits waren. Und selbst wenn galt es darüber nachzudenken wen es zu schicken galt, denn Mitglieder ihrer Armee, die es in kleiner Anzahl vermocht hätten ihn zu finden, waren zumeist neben der Kaiserkrone auch eng mit Königreichen oder Herzogtümern des Ostreich verbunden, denen sie ungern gestattet hätte ihren Sohn zu beeinflussen um die eigene Position zu stärken, bevor dieser wusste wer in dieser Welt Freund oder Feind war.
Zwar konnte sie absolute Loyalität erzwingen, aber wenn diese Trumpfkarte allgemein im Kaiserreich bekannt wurde, kämen bald schwierige Zeiten auf sie zu.
Narsi streckte die Hand hinter sich über den Beckenrand und sofort war eine Zofe bei ihr, um ihr einen gefüllten Kelch zu reichen.
"Sag mir was würdest du an meiner Stelle tun?", fragte sie die junge Frau, "Wenn du einen Sohn hättest, verschollen in der Fremde, und jeder, den du mit seiner Rettung beauftragen könntest, seine eigene dir und ihm womöglich schädliche Agenda verfolgte?"
Die unnahbare Maske der Zofe bröckelte. Kaum merklich und nur für einen Augenblick, aber Narsis geübten Blick entging niemals eine solche Veränderung. Lächelnd prostete sie dem Mädchen zu und nahm einen Schluck Wein. Als sie noch immer keine Antwort erhielt. Sah Narsi sie über den Rand des Kelches an und hob erwartungsvoll eine feine Augenbraue.
"Ich denke nicht das eine einfache unbedeutende Dienerin wie ich etwas von gewichtigen Entscheidungen wie diesen versteht."
Narsi wandte sich mit einem schwachen Seufzen von ihr ab und wieder der Eingangstür zu.
Die Zofe schrie gellend auf und das goldene Tablett fiel scheppernd auf die Fliesen. Mit einem dumpfen Laut folgte die Karaffe und ergoss ihren teuren rötlichen Inhalt über die Fliesen des Bades. Ein unterdrücktes Schluchzen erklang hinter Narsi und dann ein geschocktes Ächzen und ein bedrohliches Zischen als mit einem mal eine rot und orange geschuppte dicke Giftschlange über den Schultern der Zofe lag und ringelte. Narsi musste sich nicht umwenden um das zu wissen.
"Ich habe nicht gefragt, ob du denkst etwas von gewichtigen Entscheidungen wie diesen zu verstehen.", sprach sie kalt ohne sich zu dem ängstlichen Mädchen umzuwenden, "Wenn dich, die du eine einfache unbedeutende Dienerin bist, deine Kaiserin etwas fragt so denkt sie entweder, dass du qualifiziert bist eine solche zu beantworten, oder gedenkt sich über deine unqualifizierte Antwort zu amüsieren. Dir, einer einfachen unbedeutenden Dienerin, steht weder zu deine Kaiserin was ersteres betrifft zu korrigieren noch ihr letzteres zu verwehren."
Die Zofe schwieg bemüht sich nicht zu bewegen, während Schlange um ihren Nacken sie neugierig begutachtete und leise zischte. Die übrigen Zofen hielten äußerlich ungerührt ihre Positionen und beachteten das Schauspiel scheinbar nicht.
"Die Frage lautete: Was würdest du an meiner Stelle tun, wenn du einen Sohn hättest, verschollen in der Fremde, und jeder, den du mit seiner Rettung beauftragen könntest, seine eigene dir und ihm womöglich schädliche Agenda verfolgte? Beantworte sie. Du hast Zeit bis deine Kaiserin ihren Kelch geleert hat oder die Schlange um deinen Hals entschließt deine einfache unbedeutende Dienerexistenz zu beenden, was auch immer zuerst geschieht." Als Narsi endete nahm sie einen großzügigen Schluck aus ihrem Kelch, der gerade noch klein genug war keine Regeln des Anstands zu verletzen. Natürlich würde die Schlange genau dann gedenken die Zofe zu töten, wenn er vollends geleert war, denn wie der Schmerz der die Dienerin hatte stürzen lassen war die Schlange lediglich eine von Narsi erschaffende Illusion. Eine perfekte Nachbildung des Originals in allen Sinnen, deren Existenz aber trotz allem lediglich der Vorstellung der hier Anwesenden vom mentalen Macht der Kaiserin aufgezwungen worden. Sie war dementsprechend vollkommen harmlos. Im Verstand der Zofe nachgebildete Symptome ihres Giftes waren es nicht, denn sie hätten zweifellos zum Zusammenbrach ihres Atemsystems geführt.
Nachdenklich berührte Narsi die tote Haut ihres Gesicht mit der freien Hand. Anders als die Illusion hinter ihr, war diese lediglich eine optische Illusion, sodass jeder das Trugbild sehen und niemand es fühlen konnte. Es war die effizientere Lösung. Genüsslich trank sie aus ihrem Kelch, während sie diesen Gedanken nachhing.
"Das du gerade diesen Jahrgang verschütten musstest.", seufzte die Kaiserin, während sie einen Tropfen des verschütteten Trunks, der über den Rand des Beckens rann, auf der Spitze ihres Zeigefingers fing und steckte ihn in den Mund, "Es verbleiben nur noch wenige Tropfen."
Lächelnd drehte Narsi den Kelch in ihrer Hand und ließ den letzten Rest seines Inhalts langsam über seinen Rand in ihr Bad plätschern. "Tropf, tropf, tropf..."
Ihre Dienerin sog scharf die Luft ein, als der letzte Tropfen auf der mit Blüten bedeckten Oberfläche Ringe schlug.
"Und bist du zu einer Antwort gelangt, einfache unbedeutende Dienerin?", fragte Narsi ruhig. Als sie noch immer keine Antwort bekam außer dem zitternden furchtsamen Atmen ihrer Zofe, seufzte sie abermals und hob einen Finger ihrer freien Hand. "Nun gut."
"Der schwarze Lanzenträger!", schrie das Mädchen auf.
Narsi hielt inne. "Erkläre dich.", bat sie sanft und wandte sich zu ihrer Untergebenen um.
"Der Kronprinz! Niemand im Reich hatte je ein schlechtes Wort über ihn und alle liebten ihn!", jappste die Zofe panisch, "König Vohlen und Prinz Daytos waren seine Freunde und Vertraute. Sie sind ehrenhafte Männer. Niemals würden sie dem Bruder ihres Freundes ein Leid antun. Wenn ihr nicht wisst, wem ihr in dieser Angelegenheit trauen könnt, wählt einen von ihnen."
"Vohlen?", fragte Narsi lächelnd, "Meinem schärfsten Kritiker? Oder Daytos den Sohn der kalten Königin ein weiteres Ärgernis in meinen Regierungsgeschäften und Dorn in meiner Seite? Das ist deine Lösung, einfache unbedeutende Dienerin?"
Die Schlange zischte laut und die Zofe kniff die Augen zusammen und unterdrückte einen Schrei. Im nächsten Moment war das bedrohliche Tier verschwunden.
"Doch nun gut.", sprach sie während sie sich wieder von ihr abwandte, "Dank deines jämmerlichen Gestammels bin ich auf eine Möglichkeit gestoßen, die mir vorher nicht in den Sinn gekommen ist. Dein Leben hatte also einen Nutzen, einfache unbedeutende Dienerin."
Während sie sprach hatte ihre Zofe hinter ihr schweigend das Tablett und die Karaffe wieder aufgesammelt wohlwissend, dass Narsi sie nicht darum gebeten hatte ihrer Dankbarkeit oder Erleichterung Ausdruck zu verleihen. Jetzt nahm sie noch den Kelch entgegen, den Narsi wortlos hinter sich hielt und kehrte dann an den für sie bestimmten Platz zurück als wäre nichts geschehen.
Erst später wenn die Kaiserin sie nicht benötigte und ihre Zofen in ihre eigenen Gemächer zurückgekehrt waren würde sie verzweifelte Tränen vergießen wegen der heutigen Tortur und Todesangst und die anderen Zofen würden sie mit sanften Worten zu beruhigen versuchen und ihre heutige Tapferkeit preisen, bis dahin waren sie nur die dekorativen Puppen der Kaiserin.
*Hey. Immer noch am Leben. Immer noch zu viel zu tun, aber ich dachte ich lasse erstmal hier was sich über die Monate angesammelt hat. Viele Sachen sind fast fertig, kommen also die nächsten Tage (wirklich ;/ Ehrenwort). Hoffe ihr seid noch dabei.*

Ihre lodernden Augen folgten den Bewegungen der Eindringlinge, die in gebeugter Haltung zwischen den Sanddünen von Deckung zu Deckung eilten, um eine bessere Aussichtsposition über das Lager der Ausgestoßenen zu erreichen. Die Hexe des blauen Sandes schloss ihre Hand fester um den kunstvollen Stab, eine Verlängerung ihrer grausamen Macht. In ihr brodelte grenzenloser Zorn, eine gewaltige Wut die ihre Gedanken glühen ließ und ihren Atem vergiftete. Doch selbst unter all ihrem Zorn spürte sie einen kleinen Funken der Bewunderung. Sie hatte sie zerschlagen, ihnen ihre unrechtmäßige Kraft genommen, doch waren sie geblieben. Sie hatten es mit der Erinnerung, der Sängerin, als auch Equinox aufgenommen. Und sie waren alle noch am Leben. Manchmal konnten Sterbliche wundersame Dinge erreichen. In Momenten wie diesen spürte sie unter dem tosenden Sturm ihres Zornes einen kleinen Funken Hoffnung in sich aufkeimen. Vielleicht gab es Hoffnung. Aber nicht für die Eindringline. Für sie gab es keine Hoffnung mehr. Sie mischten sich weiter ein, also mussten sie den Preis dafür zahlen.
Yananell hob ihren Stab, bereit die Wüste zu befehligen ihre Feinde erbarmungslos zu zerstören. Dieses Mal würde sie keine Gnade zeigen. Sie hatten ihre Leben in dem Moment verwirkt, als sie ihre Reise in die Wüste fortgesetzt hatten. Die Regeln verlangten es.
"Genug."
Yananell verharrte stumm in ihrer Bewegung. Sie fremde war wie ein Flüstern, doch eindringlich genug um ihre Gedanken durch den Schleier ihrer Wut zu zerreißen.
"Warum?", wollte Yananell wissen. "Warum sollte ich sie nicht vernichten?"
Da war jemand. Es gab nicht viele Wesen, die sich unbemerkt an sie heranschleichen konnten. Und nicht eines von ihnen sollte auf Mirnuzars irdischer Ebene wandeln.
"Weil du alles und jeden im Land der Sterne zu einem grausamen Schicksal verdammen würdest. Doch ganz besonders würdest du dich selbst verdammen. Anstatt deinen Zorn an den Fremden auszulassen... Wäre es nicht besser ihn auf das zu lenken, was dich hier hält?"
Die Hexe des blauen Sandes ließ den Stab langsam sinken.
"Was maßt du dich an über meinen Zorn zu wissen?", presste sie mit bebender Stimme hervor.
"Ich weiß viele Dinge. Auch dein Zorn ist kein Geheimnis für mich. Dein Zorn ist das Ergebnis eines sich endlos wiederholenden Zyklus aus Leid und Verzweiflung. Für Wesen wie dich vergeht er nicht, er wird immer stärker. Frustration bei jeder weiteren Niederlage... Vergeltungssucht nach jeder zugefügten Grausamkeit... Selbsthass für diesen einen Moment der Schwäche, der dich deinen Platz am Firmament gekostet hat... All das baut sich über all diese Jahrhunderte in dir auf und vergiftet dein Herz und deine Sinne. Ansonsten wäre dir nicht entgangen, dass einer dieser Fremden etwas bei sich trägt, dem sich selbst dein Zorn beugen muss."
Es durchfuhr sie wie ein Blitzschlag. Yananell verstand plötzlich.
"Ich hatte mich schon gefragt, was es ist... Es erklang kurz, wie ein heller leiser Gesang der Harmonie. Doch dann ist es wieder verklungen, erstickt hinter einem Schleier aus gewebten Mythril. Es war als hätte ich mein Gehör wieder erlangt, nur damit es mir grausam wieder entrissen wird. Das bedeutet... einer dieser Sterblichen trägt es bei sich?"
"Eben jener den du als unwürdig erklärt hast, in deiner achtlosen Wut. Aber er ist noch viel mehr als ein Sternenträger. Selbst unter jenen die Sternenmacht verwenden ist er etwas besonderes. Einzigartig. Er könnte das sein, was den Fluch, der Mirnuzar seit unzähligen Zeitaltern heimsucht, endlich zerbrechen könnte."
"Von welchem Fluch sprecht ihr? Ich sehe nur einen Mann. Einen weiteren Sterblichen."
"Wie ich sagte, dein Zorn trübt deine Sinne. Du enttäuschst mich. Du erlebst die Lektion doch aus erster Hand. Ist deine Aufgabe so verschieden von dem, was mit Mirnuzar geschieht?"
Yananell wirbelte endlich herum und blickte jene wutentbrannt an, die sich angeschlichen hatte. Es war eine Frau. Sie war keine aus ihrem Gefolge. Ihre blasse Haut und hellen Haare entlarvten sie als Fremdländerin und ihre kunstvolle Kleidung, die zu wenig Haut bedeckte um in der Wüste dienlich zu sein, hätten einen vermuten lassen können, als wäre sie gerade aus Sultan Salmoas Harem entkommen. Sie war eine exotische Schönheit, aber auf Yananell wirkte sie auch nur wie eine weitere Sterbliche. Das einzige was sie verriet waren ihre Augen. Für gewöhnlich reichte ihr nur ein Blick in die Augen eines Sterblichen, um dessen Wesen ergründen zu können. Ihre jedoch waren wie ein Mahlstrom, in dem sie sich verlieren konnte, wenn sie nicht vorsichtig war. Es war wie ein Schott, das verhinderte dass Yananell sie sehen konnte. Das ließ nur einen Schluss für sie zu.
"Ich weiß was du bist. Du kannst es vor mir nicht verbergen. Du bist eine Berührte.", sagte sie finster.
Die Frau nickte mit einem perfekten Lächeln, anerkennend.
"Eine Berührte, richtig. Und nicht, wie die Menschen von Mirnuzar Anwender der Sternenkraft nennen, sondern in der wahren Bedeutung des Begriffs. Allerdings beschreibt es nur was ich bin, nicht was ich glaube oder verfolge."
Yananell vergaß für einen Moment ihren Zorn und schüttelte ungläubig den Kopf. Sie hatte nicht erwartet, dass es in Mirnuzar noch Berührte gab. Und ihre Worte machten für sie wenig Sinn.
"Ich verstehe das nicht. Wer bist du? Woher weißt du so viel über mich und meine Aufgabe? Was willst du von mir?"
"Wer ich bin, ist nicht von Belang. Genauso woher ich mein Wissen habe. Und von dir will ich nichts. Ich bin lediglich hier, um dich von etwas abzuhalten, was wir beide bereuen würden. Besonders du."
Für Yananell warfen sich nur noch mehr Fragen auf.
"Was ist an diesem Sterblichen besonders?"
"Für dich spielt nur eine Rolle, dass er ein Sternenträger ist. Aber falls du es wirklich wissen willst... Denk nach! Finde es selbst heraus. Anderenfalls würde es die Erkenntnis nur abwerten und nichts wäre gewonnen. Auf Basis was du herausfindest, wirst du eine wichtige Entscheidung treffen müssen."
"Eine Entscheidung?"
Die Frau nickte.
"Die Entscheidung, auf welcher Seite du stehen wirst."
"Auf welcher Seite...?", murmelte die Hexe nachdenklich und drehte sich zu den Fremdländern um.
Ein Windhauch strich über ihren Rücken und Yananell musste sich nicht umdrehen um zu wissen, dass die Besucherin fort war. Die Fragen die sie erfüllten, hatten ihren Zorn vorerst vertrieben. Solche Momente waren selten geworden, also umarmte sie ihn so fest sie konnte. Hoffnung. Vielleicht brachten die Antworten auf diese Fragen ihr Hoffnung. Falls nicht, würde sie den Rest ihrer Tage in Verdammnis verbringen. Und diesen Gedanken konnte sie nicht ertragen.

"Da ist definitiv etwas in den Schatten versteckt.", krächzte Sinaphie leise und deutete auf die scheinbar verlassene Sandsteinruine unter ihnen. "Ich sehe sieben... acht. Vielleicht sind es mehr."
"Dann sehen deine Augen mehr als meine. Es ist immer gut, dich dabei zu haben.", murmelte Lashon heiter und strubbelte der jungen Aerorill über das Kopfgefieder. "Hoffen wir nur, dass sie uns im Mondlicht nicht sehen können. Ich fühle mich hier wie auf dem Präsentierteller."
Die Sanddüne, auf der sie Position bezogen hatten, lag hoch über der Ruine zu der Sciz Spuren führten. Sie waren einen langen Bogen um ihr Ziel gelaufen, um nicht von irgendwelchen Spähposten entdeckt zu werden. Auf diese Weise konnte man sie nicht durch einen zufälligen Blick nach oben sofort entdeckt. Das war es allerdings auch schon. Die endlose Sandwüste bot nicht sehr viel Deckung.
"Ich kann sie jederzeit aus dem Schatten ziehen, wenn ihr wollt.", schlug Apaec zu seiner Rechten gleichgültig vor.
"Wir wissen nicht in welchen Bündnis Sciz zu diesen Leuten steht. Also sollten wir das lieber lassen...", gab Lashon zu bedenken und rieb sich nachdenklich über seine Bartstoppeln. Für ihn fühlte es sich an, als sei seine letzte Rasur Wochen her. Vermutlich stimmte das auch...
"Verzeiht, Lashon. Aber das sind Ausgestoßene.", knurrte Deven verächtlich.
Der Sitras lag links neben Sinaphie. Dragonminer hatte sich letztendlich dafür entschieden ihnen Vertrauen zu schenken und hatte sich mit Zerberus auf dem Weg gemacht, um ihre abgestürzten Luftschiffe nach verletzten abzusuchen und ihre Leute zu sammeln. Der Häuptling hat ihnen Deven mitgegeben, um ihn und Sinaphie bei der Suche nach ihren Freunden zu helfen.
Und um uns vermutlich im Auge zu behalten, fügte er in Gedanken hinzu.
Apaec hatte der Gedanke nicht behagt mit den Sitras zu gehen, aber genauso wenig wollte er sich allein auf den Weg machen. Sein Gesichtsausdruck blieb die ganze Zeit über unleserlich, aber auf Lashon wirkte er... neugierig. So als wollte er sehen, wohin sein plötzliches Auftauchen in der Wüste von Sheeval ihn führte. Zumindest glaubte er das.
"Das sind Kriminelle. Nichts Gutes kommt dabei heraus, wenn man sich mit ihnen einlässt. Wenn Euer Freund nur halb so ehrbar ist wie Ihr oder die Federheldin, sollte er sich von diesem Pack fernhalten."
"Es sei denn sie haben unsere Freunde.", antwortete er gedämpft. Lashon verstand immer noch nicht ganz, was es mit den Ausgestoßenen auf sich hatte oder warum ein Kriegerstamm aus verbannten Frauen und ihre Sympathisanten unter einer mächtigen spirituellen Führerin in der kargen Wüste sich eingenistet hatten. Zunächst verließ er sich auf das Wort der Sitras, dass es sich um Kriminelle handelte. Aber er wurde das Gefühl nicht los, dass viel mehr hinter der Sache steckte, als sich ihm im Moment erschloss. Besonders nachdem Zerberus das Wort 'Besitzer' benutzt hatte. Wenn Sklaverei im Spiel war, verschwamm schnell die Grenze zwischen jenen die Kriminelle waren und wer nicht.
"Was dann? Schleichen wir uns rein? Kämpfen wir uns den Weg frei? Oder warten wir einfach, bis deine Freunde einfach zu uns kommen?", fragte Apaec ungeduldig, dem die Kühle der nächtlichen Wüste zu schaffen machte.
Lashon lächelte.
"Genau das. Seht da."
Eine Gestalt löste sich aus den Ruinen. Sie war allein und trug den gleichen Wüstenmantel wie Lashon. Da seine Kapuze zurückgeschlagen war, konnte er Sciz gut erkennen, selbst im fahlen Mondlicht.
"Das ist Sciz!", stieß Sinaphie aufgeregt aus.
Die Gestalt blickte zu ihnen auf. Lashon verzog das Gesicht.
"Und offenbar sind wir genauso leicht zu sehen, wie ich befürchtet hatte.", seufzte er. "Dafür ist es längst du spät. Wir haben euch schon vor vielen Stunden entdeckt."
Sie waren aus dem Nichts gekommen. Selbst Sinaphie stieß einen erschrockenen Laut aus. Ein Dutzend in Wüstentrachten verschleierte Gestalten hatte sie umzingelt und richtete Säbel und gespannte Bögen auf sie.

Kudo stolperte fast, als er in den Knochenhof stürmte. Die riesige Halle lag vollkommen im Dunkeln. Alle Psynergylichter waren gelöscht worden und tauchten das riesige Gewölbe in pechschwarze Dunkelheit. Doch der Adept marschierte zielstrebig weiter in die Finsternis, noch bevor sich seine trainierten Augen an die spärlichen Lichtverhältnisse gewöhnt hatten.
Seine Schritte wurden langsamer, als er seine Umgebung genauer erkennen konnte. Kudo hatte mit Vielem gerechnet, aber nicht damit: die Kammer war völlig verwaist. Die Knochenkonstruktionen waren verschwunden. Wo durch den letzten Kampf die Halle noch von unzähligen Knochen übersäht gewesen war, waren nur noch unbrauchbare Splitter zurückgeblieben. Irgendwas war hier faul. Zunächst hielt Kudo es für eine Falle, aber je tiefer er in die Kammer eindrang, desto größer wurde sein Zweifel. Der Ort war eindeutig verlassen. Kein Obouro, keine Katari, nicht einmal ein Skelett.
Kudos Herz schlug ihm vor Anspannung bis in den Hals. Der Staub schluckte jedes Geräusch seiner Schritte und alles was er hörte war sein eigener unruhiger Atem. Nein, da war noch etwas anderes...
Er hielt seinen Atem an und lauschte aufmerksam in die ewige Nacht hinein. Es war kein Kratzen oder Schleifen von Knochen, dass die Anwesenheit von Obouros Diener verriet. Dieses Geräusch war kein natürliches, sondern klang wie das körperlose Brodeln von Energie...
Vorsichtig bewegte er sich darauf zu, seine Umgebung genaustens im Blick. Kudo wusste, wenn die Todeswolke dieses Mal auftauchen würde und die Eingänge versiegelte, würde er nicht noch einmal so leicht davonkommen. Doch dieser Ort schien definitiv verlassen. Er hatte vor wenigen Augenblicken das Aufmarschieren der Toten wahrgenommen. Er hatte den Lich wahrgenommen. Und Rangi.
Rangi!
Seine wachsende Sorge begann nach und nach seine Vorsicht zu zermürben. Rasch folgte Kudo dem fremdartigen Klang zu den stufenförmigen Ebenen. Die erste schlich er hinauf. Bei der zweiten hastete er die Stufen hoch. Die dritte erreichte er mit einem gewaltigen Sprung. Und dort sah er den Ursprung des Geräusches: Eine zähe schwarze Wolke, die sich über einen Teil der Ebene ausgebreitet hatte und die verderbte Aura des Todes abstrahlte.
Nicht weit von der Wolke fand eine ihm bekannte Gestalt leglos liegen.
"W-Wölkchen?", flüsterte Kudo erstaunt.
Der Nebelwolf stellte ein Ohr auf und hob seinen Kopf kraftlos in seine Richtung. Das leuchtende Nebelwesen stieß ein gedämpftes Bellen aus und wedelte schwach mit seinem Schweif. Neben ihm waren ein paar Gegenstände platziert, die Kudo auch nur zu gut kannte: ein Würfel aus Rauchglas und ein schwarzer Zylinder. Das Sternenglas von Amadeus und die Energiequelle für die inzwischen verlorene Brücke. Kudo fragte sich, wieso sie hier waren. Was hatte das zu bedeuten?
"Bist du in Ordnung? Kannst du stehen?"
Wölkchen erhob sich zitternd mit sichtlicher Anstrengung, aber er schaffte es sich auf allen Vieren zu halten. Er bellte zufrieden.
Kudo untersuchte die Wolke genauer. Sie schien sich nicht weiter zu verbreiten und schwebte einfach träge am selben Punkt. Die verhüllte etwas. Doch außer ein paar Umrisse konnte er nichts erkennen. Das brauchte er auch nicht, denn ihm begann zu dämmern, was sich in dieser finsteren Wolke befand.
"...Rangi!"
Goldenes Licht flammte auf. Kudo entfesselte die goldene Macht der Lebensenergie und brannte die Wolke fort, wenn auch nur langsam. Die Lebensgeister schienen auch zu Wölkchen zurückzukehren, der jetzt aufgeregt bellte und um den tötlichen Dunstschleier herumsprang. Kudo fletschte die Zähne und verdoppelte seine Bemühungen, aber die Wolke blieb zäh und zog sie noch langsam zurück. Eine gewaltige Kraft musste sie erzeugt haben. Kudo würde enorme Energien aufwenden müssen, um sie entgültig zu vertreiben. Genug, um ihn hinterhältig in den Rücken zu fallen.
Bei diesem Gedanken stellten sich Kudos Nackenhaare auf. War das Obouros Ziel? In zu erledigen, wenn er versuchte Rangi zu befreien? Nein, er konnte ihn hier nicht spüren... Aber was wenn er sich vor ihm verbergen konnte?
Wölkchens Bellen riss ihn aus seinen Zweifeln. Nein, es spielte keine Rolle. Er würde Rangi befreien! Er würde sie nicht noch einmal zurücklassen!
Die erwartete Attacke blieb aus, während er die Wolke weiter zurückdrängte.
"Keine Falle.", bestätigte eine bekannte Stimme seine Gedanken.
Seine Stimme hörte sich an, als würde sie aus weiter Ferne kommen. Kudo hatte Mühe ihn zu verstehen.
"Irgendetwas stimmt nicht. Es fühlt sich so an, als bestehe diese Wolke nur um Zeit zu gewinnen."
"Zeit? Wofür?"
Kudo konnte die Gestalt seines illusionären Helfers nicht ausmachen. Er war wie ein Flackern in seinem Augenwinkel.
"Ich bin nicht sicher. Aber sieh dich um! Der Lich hat dir alles da gelassen, was du brauchst. Die Energiequelle, Appakus, deinen wölfischen Führer... und Rangi. Es ist als..."
"Als was?!", fragte Kudo gereizt, der seine goldene Macht gnadenlos auf die Wolke niederbrannte. Man konnte Rangis Umrisse nun klar erkennen. Erleichtert stellte Kudo fest, dass sie nicht in einen Zombie verwandelt wurde.
"Es ist als würde der Lich nicht wollen, dass du ihm folgst, Kudo."
"Warum?", wollte Kudo wissen.
"I-Ich... weiß es nicht."
Kudo schnaubte. Tolle Hilfe. Aber es war ihm gleich. Er würde Rangi hier herausholen und anschließend den Lich zur Strecke bringen.
Von der Wolke war jetzt nicht mehr viel übrig. Rangis Gestalt lag bereits völlig frei. Beinahe hätte Kudo abgebrochen und sie sich einfach genommen, aber er musste diese schwarze Wolke vernichtet wissen.
"Sie atmet.", kommentierte er für sich selbst und grinste breit.
Ja! Ja, ja, JA!, dachte er trunken vor Glück. Er hatte es gewusst! Der Lich hatte gelogen! Obouro hätte es nicht gewagt, sich mit seinem Zorn ein weiteres Mal anzulegen, nachdem er seine Macht gesehen hatte. Er machte sich vermutlich gerade mit all seinen Dienern die er auftreiben konnte aus dem Staub, weil er nicht von ihm vernichtet werden wollte.
Kudo stieß einen einen triumphalen Schrei aus und der letzte goldene Lichtimpuls brannte die Überreste der Wolke weg.
Kudo eilte sofort zu ihr und zog sie in seine Arme.
Er stockte. Sie atmete, aber...
Nein!
Kudo fühlte ungläubig ihren Puls. Nichts. Er lauschte angestrengt, aber konnte ihren Herzschlag nicht hören.
"Nein... Nein, nein, nein, nein...!!"
Wieder flammte das goldene Licht des Lebens auf, noch intensiver, um Rangis Körper zu erfüllen.
"Das darf nicht sein..."
"Kudo...", erklang Merls entfernte Stimme, doch der Erdadept ignorierte ihn in seiner Verzweiflung.
"Er hat mich verraten! Der Lich hat das alles vorbereitet um mir Hoffnung zu machen, nur um sie wieder zu zerschmettern!"
"Kudo!"
"Sei STILL!!", brüllte Kudo ihn an und sah wutentbrannt zu ihm auf.
Merls Gestalt war kaum noch zu sehen. Er war blass, durchsichtig und schien mit jeder Bewegung zu flackern.
"... Was-"
"Das Feuer hat die Gesteinsschicht beschädigt, die mich erzeugt. Aber das spielt keine Rolle. Ich sterbe nicht, ich existiere nicht wirklich. Was wichtig ist, ist das du Ruhe bewahrst. Denk nach! Wozu das alles? Der Lich präsentiert dir eine tote Rangi, nur um dich zu verhöhnen? Unwahrscheinlich. Diese Wolke... Sollte sie dich abhalten um den Lich zu verfolgen? Oder hatte sie einen anderen Zweck?"
"Was spielt es jetzt noch für eine Rolle?! Ich habe sie zerstört!", rief Kudo aufgelöst.
"Weil wir es verstehen müssen! Dies geschieht aus einem bestimmten Grund!"
"Sag was du willst!", antwortete Kudo barsch und konzentrierte sich wieder auf das goldene Licht. "Wenn sie atmet, dann muss sie leben! Irgendein Einfluss muss auf ihr liegen! Ich werde ihn wegbrennen! Du wirst schon sehen!"
"Kudo...", warf Merl kraftlos ein, aber er drang nicht mehr zu dem Erdadepten durch.
Eine lange Zeit verstrich im Knochenhof. Es war, als wäre die Zeit an diesem verlassenen Ort eingefroren. Nur Kudo, mit Rangi in seinen Armen, das goldene Licht, Wölkchen, der traurig schweigend neben ihnen saß und Merls sterbendes Abbild, das nur hilflos beobachten konnte.
Kudo fragte sich langsam, wie weit er noch gehen konnte. Würde er weitermachen, bis alle Energiereserven aufgebraucht waren? Würde er seine eigene Lebensenergie opfern, bis zum letzten Rest, in der Hoffnung Rangi würde wieder ins Leben zurückfinden?
Doch dann, nach einer gefühlten Ewigkeit, hörte er es. Kudo war so erschrocken, dass der Energiefluss des Lebenslichts kurz flackerte. Er hielt seinen eigenen Atem an, nur um sicher zu gehen. Dann kam es wieder. Und wieder. Kudo sank vor Erleichterung in sich zusammen. Ein Herzschlag! Sie hatte wieder einen Herzschlag! Kudo konnte seine Freude kaum in Worte fassen. Rangi hatte wieder Puls.
"... Kudo?"
Dem Erdadept blieb das Herz stehen. Rangis Augen waren geöffnet. Sie war leichenblass und ihre Augen trübe, aber ihr schwimmender Blick war eindeutig auf ihn gerichtet.
"Rangi!"
"Kudo? Bist das du?"
Sie streckte die Hand nach seiner Wange aus. Als ihre kühlen Fingerspitzen seine Wangen berührten, weiteten ihre Augen sich vor Schreck.
"Rangi?!"
Tränen bildeten sich in ihren Augen und perlten von ihrem Gesicht.
"N... Nein...!", würgte sie qualvoll hervor.
"Rangi! Was ist? Rangi, bleib bei mir!! Bitte!!"
Doch sie dämmerte wieder weg. Rangi sank langsam in seinen Armen zurück in den Schlaf. Aber die atmete. Sie lebte. Eine unbeschreibliche Wärme breitete sich in Kudo aus, als er sie sanft auf den Boden bettete und das goldene Licht erlöschen ließ.
Sie lebte. Wirklich und wahrhaftig.
"Sie lebt.", wiederholte Kudo seine Gedanken matt.
Er blickte zu Merls durchsichtiger Gestalt.
"Siehst du? Es muss irgendein verderbter Einfluss gewesen sein."
Merl antwortete nichts darauf.
"... Ich hatte recht. Sie lebt. Sie wird wieder okay."
Die Illusion schwieg.
"Sag es mir! Sie wird wieder okay, oder?"
Das sterbende Trugbild biss sich auf die Lippe. Kudo starrte ihn wütend an. Warum konnte dieser Mistkerl ihm nicht einmal zustimmen?! Er musste es doch sehen! Rangi war wieder gesund!
"... Sie wird weiterleben, ja."
Kudo atmete erleichtert auf.
"Den Sternen sei Dank!"
"Es kann nur sein... Das sie nie wieder so sein wird, wie früher?"
Kudo sah ihn entgeistert an. Aber Merl fügte nichts mehr hinzu.
"Sie lebt!", beharrte Kudo und versuchte aufzustehen.
Sein erster Versuch scheiterte, doch beim zweiten Mal kämpfte er sich erfolgreich auf die Beine. Diese Nutzung seiner Kräfte hatten ihn bis an seine Grenzen gebracht. Ein Kampf mit dem Lich stand im Moment außer Frage.
Sei es drum!, dachte Kudo. Er wird meiner Rache nicht entkommen. Später werde ich ihn schon finden. Aber erstmal muss ich Rangi hier raus schaffen. Ich hoffe bei Paka ist alles in Ordnung und er kann sie sicher unterbringen und versorgen.
Kudo atmete tief durch und blickte von Wölkchen, der erwartungsfroh mit seinem Nebelschweif wackelte, über das Sternenglas und dem Energiezylinder zu der flackenden Gestalt Merls.
"Und was jetzt, oh weiser Nichtsnutz? Was soll ich mit diesen Sachen? Das Grab und diese Brücke sind zerstört. Wir kommen nicht mehr zum Leuchtturm."
Das Abbild lächelte, angesichts der Tatsache dass Kudo wieder er selbst wurde.
"Du weißt es. Tief in deinem Inneren kennt du die Antwort."
Kudo blickte vom Sternenglas, dann zur Energiequelle. Dann wieder zu Merl. Die verzerrte Gestalt nickte zufrieden.
"Ah, du kannst also deinen Kopf benutzen. Ich wusste es gibt noch Hoffnung für dich."
Kudo schnaubte.
"Halt den Mund. Das wäre mir früher oder später eingefallen. Wenn du mich entschuldigst, ich muss dabei helfen eine Welt zu retten."
"Zweifellos.", antwortete Merl mit ironischer Miene, doch kurz darauf wurde sein Gesicht wieder erst.
"... Das ist das letzte Mal, dass wir uns sehen. Wenn wir uns das nächste Mal wiedersehen, dann wird wohl mein richtiges Ich es mit dir aushalten müssen. Yippie."
Kudo schüttelte den Kopf.
"Glaube mir, niemand hasst diese Vorstellung auf ein Wiedersehen mehr als ich."
Das Abbild verdrehte die Augen.
"Oh, und gern geschehen für die Hilfe. Ein Dank ist wirklich nicht nötig. Ich wünsche dir viel Glück."
Kudo biss sich auf die Lippe. Ein Dank konnte ihm unmöglich für ihn über die Lippen kommen. Wieso auch? Der Kerl war nur ein Produkt seiner Gedanken! Er musste also nur sich selbst danken. Trotzdem...
"... du bist auch nicht so übel. Als Illusion, meine ich. Dein reales Gegenstück ist immer noch dummschwätziger, nichtsnützender Möchtegernheld."
Das Abbild rauschte.
"Klar. Jetzt verschwinde! Rette die Welt, oder besser gesagt: Helf den die es können und das wird reichen. ... Ich bin froh, dass du Rangi retten konntest. Jetzt müssen wir sehen, ob Rettung auch für Miznuzar möglich ist."
*Klar bin ich noch dabei.*
*Part 1*

Seine Welt war erfüllt von Dunkelheit durchschnitten von scharfen Linien geisterhaften Blaues. Sein Gefängnis war eine gewaltige viereckige Kammer aus schwarzem Stein hundert Meter im Quadrat und so hoch, dass sich die beiden gewaltigen Säulen, die sie stützten in der Finsternis über und unter ihm verloren.
Psynergie strömte blau und leuchtend durch ein komplexes symmetrisches Muster von Leitungen und Schaltkreisen, die sich über die Wände und Säulen zogen. Selbst in der fernen Dunkelheit leuchteten ihre komplexen Formen und Anordnungen.
Er selbst wurde von massiven Ketten zwischen den beiden Säulen gehalten seine Arme bis über die Ellenbogen von dunklen zylinderförmigen Steinfragmenten eingeschlossen und seine Beine bis über die Knie, während die Technologie der Heiden, die ihn gefangen hielten, und ihre Bannsprüche seine Kräfte unterdrückten.
Er kannte den Ort seiner Gefangenschaft gut. Die gewaltige Kammer lag tief unter dem Palast seines einstigen Königreichs errichtet für einen Teufel in Menschengestalt, der jedoch das Zeitliche gesegnet hatte, bevor es gelungen war ihn zu ergreifen. Welch Ironie, dass der Tod dieses Monster vor der Gefangenschaft bewahrt hatte und nun er selbst durch die Hände seiner eigenen früheren Diener in diese Eisen geschlagen worden war, nachdem der Tod ihn von allen waren Fesseln befreit hatte.
Wie viel Zeit er wohl bisher in diesem tristen Gefängnis verbracht hatte? Er schlief nicht. Er aß nicht. Er alterte nicht. Der Segen des einen wahren Gottes hatte ihn vom Joch der Zeit und Sterblichkeit befreit. Seine Gefangenschaft konnte ewig währen und würde doch ein Ende finden bevor er es tat.
Sein Herr wurde seine Ketten brechen, die Kerker zerschlagen und die Städte der Lebenden zum Einsturz bringen. Und die Welt würde eine andere werden befreit von der Furcht vor dem Tod und den Begierden der Sterblichen. Die zerstrittenen Nationen, die sich in seiner Welt seit Äonen bekriegten würden vereint sein in Frieden und der Ewigkeit des Unlebens an der Seite des glorreichen dunklen Gottes.
Er hielt inne, als seine Gedanken zum ersten Mal in langer Zeit unterbrochen wurden. Langsam hob er den Kopf, der bis zu diesem Moment schlaff heruntergehangen hatte und richtete den Blick auf die Wand vor sich. Seine Augen glommen in Erwartung in blutigem Rot auf.
Das dumpfe Klirren schwerer stählerner Ketten erklang in weiter ferne und knirschend erhob sich ein schwerer geschliffener Würfel aus schwerem schwarzem Stein und öffnete eine viereckige Öffnung ihm gegenüber in den Mauern. Eine einzelne dunkle Silhouette stand in der leuchtenden Öffnung von zwei mal zwei Metern.
Ein weiterer schwarzer Würfel erhob sich aus der Tiefe und stoppte direkt unterhalb der Öffnung, sodass er einen kurzen Pfad ins Innere seiner Zelle formte.
Die Silhouette trat einen metallischen Schritt vorwärts und schritt dann mit exakt bemessenen Schritten voran, die in der gewaltigen Zelle widerhallten, bevor sie sich in der Dunkelheit verloren. Weitere schwarze Steinblöcke stiegen aus der Finsternis empor und bildeten gerade schnell genug einen Weg um seinem Besucher ein ungehindertes Voranschreiten zu gestatten.
Er kannte seine Besucherin gut, die dort in ihrer dornenbesetzten roten Rüstung auf ihn zukam. Der edle weiße Mantel der von ihrer breiten Schulterpanzerung hinab hing und mit je einem Zipfel bei den Handgelenken mit ihrer Panzerung verbunden war, bauschte sich eindrucksvoll hinter ihr. Gesichtsplatte und Helm der teuren Rüstung fehlten, sodass sie mit der Halsberge endete und das schöne Gesicht und dunkle Haar der Kaiserin entblößt waren.
"Wie viel Zeit ist seit deinem letzten Besuch vergangen, Mutter?", fragte er mit einem ruhigen Lächeln, als sie vor ihm stoppte. Der Pfad endete etwa einen Meter vor ihm, sodass der nächste heraufsteigende Steinblock unter ihm gewesen wäre. "Seit ihr zu mir kamt und mir erzählt habt, wie eure Armee und die Armeen der Lebenden die Toten zurück nach Weyard geschlagen habt und wie Varus vernichtet wurde. Was berichtet ihr mir dieses Mal? Ist es euch törichten Sterblichen gelungen Weyard zu erobern? Habt ihr den dunklen Turm des dunklen Gottes niedergerissen und die Welten von dem letzten meiner Art befreit?"
Er lachte leise. "Ich fürchte meine Antwort wird dieselbe sein wie damals. Den wahren Gott, der uns von den Zwängen des Lebens und des Todes befreit, kann man nicht töten und nicht vernichten. All eure Erfolge sind lediglich ein Test und eine Chance. Er testet meinen Glaube und gestattet euch seinen Pfad zu wählen. Löst meine Fesseln und lasst mich euch den Weg der Erleuchtung zeigen, Heidin, oder geht und erwartet in Furcht den Tag, an dem mein Gott mich befreit und ihr die Strafe für eure Ablehnung seiner Gnade erhaltet."
"Ich habe das Licht gesehen und dürste nach der Umarmung seiner Schatten und ewigem Unleben an der Seite des wahren Gottes in Dienerschaft und Frieden.", sprach seine Mutter lächelnd und der Zorn wallte in ihm auf mit der Gewalt einer Feuerwalze.
"Verhöhne mich nicht, Hure!", fauchte er und riss heftig an den Ketten, "Ich reiße dir das schwarze Herz aus der Brust, du erbärmliche Heidenschlampe, und opfere es meinem Herrn, während ich zusehe wie die Maden deine verrottende Leiche fressen!"
Seine Mutter lachte hell und klar. "Wie es scheint ist dein Glaube nicht so stark wie du behauptest, wenn es dir so schwer fällt zu glauben, dass jemand diesem aus freien Stücken beitreten könnte."
"Mein Glaube in meinen Herrn ist unermesslich und unerschütterlich! Er..."
"War es weil ich Licht sagte?"
Ein Brüllen voll brennendem Zorn und bodenlosem Hass brach aus seiner Kehle hervor und hallte albtraumhaft in seinem Gefängnis wieder.
"Dein Glaube existiert nur, weil du keine Wahl hast, Neron.", sprach die Kaiserin von Silkanas gelangweilt, als sein Schrei verklungen war, "Dein Geist wurde manipuliert und geknechtet, als du in dieser Form wiederbelebt wurdest."
"Dir mag nicht gefallen welche Wahrheiten mir die Gnade Varus offenbart hat und dir mögen die Konsequenzen noch weniger gefallen, dennoch öffnete er lediglich meinen Geist für die universale Wahrheit, dass Leben und Tod es sind was uns quält und das freier Wille eine Qual ist. Und das Varus die Erlösung ist."
"Blah, blah, blah.", raunte Narsi und verdrehte die Augen.
"Verzweifle nicht, Mutter.", sprach Neron bestimmt, "Deine Ketzerei und deine Verhöhnung seines Namens, dein Widerstand und deine Torheit. Der dunkle Gott wird sie dir vergeben. Der Tod vergibt alle Sünden. So zürne mir und dem Herrn, doch wir lieben dich trotzdem."
"Bis dahin jedoch habe ich beschlossen dich wieder in meine Dienste zu nehmen."
Er lachte laut auf, rau und fürchterlich. "Und warum sollte ich mich darauf einlassen, Mutter?"
"Wer sagt denn, dass du eine Wahl hast?"
"Öffne meine Fesseln und ich zeige dir welche Wahl ich habe, du heidnische Hure.", knurrte er.
"Erinnerst du dich noch an dein kleines Brüderchen?", fragte Narsi unvermittelt.
"Mein Bruder?", fragte der Gefangene zögerlich, das rote Glühen seiner Augen erlosch, "Mein kleiner Bruder... Warum sprichst du von ihm?"
"Du warst überaus aufgebracht, als mein Vater ihn fortschickte,", sprach seine Mutter weiter und deutete mit einem gepanzerten Finger auf seine linke Seite, "Du warst selbst noch so jung damals, aber dennoch zögertest du keinen Augenblick, um vom Kaiser selbst für diese Tat eine Erklärung zu fordern. Doch dein Großvater zögerte ebenso wenig seine Autorität zu demonstrieren und auch gegenüber seines eigenen Fleisch und Blut war seine Gnade noch immer grausam."
Neron blickte soweit er es in seiner derzeitigen Lage vermochte auf seine linke Seite. Seine gesamte Haut auf dieser Seite war schwarz und tot. Er erinnerte sich noch immer daran wie sein Fleisch in blauen und schwarzen Flammen brannte. Die Qualen des Lebens waren entsetzlich und am Ende wartete nur der Tod. Still dankte er noch einmal Varus dafür, dass er ihn von dem schrecklichen Los erlöst hatte.
"Kürzlich erreichte mich die Nachricht, dass dein Bruder noch immer lebt trotz der Zerstörung der meisten Welten. Ich weiß jetzt in welcher von ihnen er sich befindet und du wirst ihn finden und zu mir zurückbringen, mein Sohn."
Seine Ketten klangen leise, als er seinen Körper in ihrem Griff entspannte. "Oh, großer Varus.", sprach er leise, "Ich danke euch für eure fortwährende Gnade. Ich preise euch, denn ihr bewahrtet meinen Bruder, der er noch immer von Leben und Tod geknechtet wird, vor seinem Ende. Ich werde ihn finden mein Herr und ihm die Augen öffnen zu euren endlosen Wundern. Er soll ein starker Apostel eures Namens sein und gemeinsam werden wir das Universum zu euer Ehren wandeln, sodass wenn ihr schließlich entscheidet zu uns zurückzukehren euch Welten erwarten mögen, die vereint sind im Unleben und eurer Verehrung."
"Nein, das wird nicht geschehen.", widersprach Narsi abfällig und wütend hob er abermals den Blick und ließ seine Augen unheilvoll aufleuchten, "Wie gesagt, niemand hat behauptet, dass du in dieser Hinsicht eine Wahl hast. Noah!"
Zwei flackernde Bilder eines Mannes tauchten in der Dunkelheit auf und schnellten aufeinander zu eines von links und eines von rechts. Mit wehendem weißen Mantel materialisierte sich eben dieser Mann drei Schritte hinter der Kaiserin, als sich die beiden Bilder an diesem Punkt überlagerten, und verneigte sich tief.
Er war nicht besonders alt, hatte schulterlanges schwarzes Haar und blasse blaue Augen. Seinem Gesichtsausdruck fehlten jedwede Emotionen, nicht auf einen grausame sondern eher eine abgestumpfte Art. Gekleidet war er vollständig in schwarz und weiß.
Ein weiter weißer Mantel aus dünnem Stoff fiel ihm wie eine Robe bis fast zu den von dunklen Stiefeln bedeckten Fußgelenken. Unter dem Mantel trug er eine weiße Hose und eine weiße Weste. Unter der Weste ein schwarzes Hemd mit einem hochgeschlossenen Kragen. Seine Hände steckten in engen dunklen Lederhandschuhen.
"Du bringst einen Hexenmeister, um dir den Apostel eines Gottes untertan zu machen? Wie töricht von dir, Mutter."
"Du erinnerst dich also an Noah aus meinem Rat? Er machte mir bereits vor geraumer Zeit einen seiner üblichen taktlosen Vorschläge, was deine Person betrifft. Ich fand ihn geschmacklos und habe abgelehnt."
"Zunächst zumindest.", erwiderte Neron höhnisch.
"Die Dinge haben sich geändert. Ich benötige jetzt einen fähigen Diener, der einen Auftrag mit absoluter Loyalität ausführen wird. Was wäre da besser als ein Untoter, der keinen freien Willen besitzt?"
"Nur Varus gibt mir Befehle. Nur Varus Wille ist absolut."
"Unsinn. Es mag etwas aufwendiger sein für uns dir einen Befehl zu geben, als es für ihn war, aber sobald wir das getan haben wirst du ihn ebenso ausführen wie die seinen. Egal ob dir das nun als Individuum widerstrebt oder nicht."
Neron lachte laut und finster. "Tu dein schlimmstes!"
Narsis Lächeln wurde breiter und dünner, als sie sich schwungvoll von ihm abwandte. Mit gleichmäßigen exakt bemessenen Schritten schritt sie den Pfad den sie gekommen war wieder davon.
"Du hast ihn gehört, Noah.", sprach sie, als sie an ihrem Berater vorbei ging. "Tu dein schlimmstes!"
Noah nickte und erhob sich, den gefühllosen Blick auf Neron gerichtet. Erst als Narsis Schritte verklungen waren und sich der Eingang wieder geschlossenen hatte griff er mit einer Hand an seinen Gürtel und zog ein Messer mit zweischneidiger gerade Klinge. Die Steinblöcke hinter ihm fielen wieder hinab in die Finsternis.
Nerons glühender Blick fixierte den dunkelhaarigen Hexenmeister. "Es wird vergebens sein."
"Alles ist vergebens.", sprach Noah seine Worte leer und emotionslos, "Immer."

Ellos Hecath seines Zeichens König und Regent des mächtigen Königreichs Malkaven, im ganzen Ostreich berühmt für seine großen Werften, die mächtigen Schlachtschiffe des Kaiserreichs, die hier gebaut worden waren und Nahourus Feste dem berühmten Küstenstützpunkt, den der frühere Kaiser hier errichtet hatte, als er seinen ersten großen Eroberungsfeldzug gegen das zentrale Königreich des Mythenkönig Truar begonnen hatte, stützte sich mit einer kräftigen Hand auf den Sims eines Fensters seines Thronsaals und blickte hinaus in den Regen, dessen Tropfen gegen das Glas schlugen und an diesem hinabströmten.
Er trug einen schweren dunkelblauen Mantel mit prächtigem weißen Pelzkragen, in den auf dem Rücken in Gold und hellem Blau sein Familienwappen gestickt war, das ein Wesen zeigte, das zum Teil gepanzertes Schlachtschiff und zum Teil Bär war, über dem dunklen Wams und eine schwere Krone aus Gold und Orichalcum und besetzt mit geschliffenen Tränensteinen ruhte auf seinem Haupt. Unter dem Arm trug er ein mächtiges Großschwert in einer reichverzierten blauen Scheide.
Ellos war ein kräftiger Mann späten mittleren Alters mit kurzgeschorenem schwarzem Haar und kräftigem Kinn. Seine Hohe Stirn war von Furchen gezeichnet, die er glaubte nach diesem Tag und seinem Überraschungsgast noch ein ganzes Stück tiefer sein würden.
"Ihr wirkt betrübt, meine Kaiserin.", sprach er an die Frau in der roten Rüstung gerichtet, die auf seinem Thron Platz genommen hatte, ihre Arme verschränkt und in sich gekehrt. Narsi, die Kaiserin des gesamten Ostreichs und sein überraschender Gast.
"Ist es die Bürde eurer Krone, die so schwer auf euch lastet? Oder ist es vielleicht die Erinnerung an eine Zeit, als ihr noch eine etwas leichtere trugt, die euch schmerzt?", fragte Ellos einfühlsam, während er sich zu ihr umwandte, "Sehnt ihr euch je zurück zu den Zeiten, als ihr diese Hallen euer Zuhause nanntet?"
"Ich habe selten die Zeit für solche Nostalgie, Schwager.", erwiderte Narsi hart, "Ein geschönter Blick zurück hat noch nie eine positive Veränderung herbeigeführt."
"Sicherlich habt ihr recht, Herrin.", stimmte er ihr zu, ließ jedoch nachdenklich den Blick auf ein großes Familienporträt wandern, das über dem Eingang zum Thronsaal hing, wo er es gewöhnlich gut im Blick hatte, "Doch nicht alle von uns besitzen die Stärke sich nicht hin und wieder von der Vergangenheit versuchen zu lassen."
Das Bild zeigte eine großen Mann mit gutmütigem Lächeln, dunklem Haar und säuberlich gestutztem Bart, der eben jenen Mantel und jene Krone trug, die Ellos im Augenblick kleideten. Neben ihm stand eine wunderschöne Frau mit langem schwarzem Haar in einem prachtvollen blauen Kleid besetzt mit schimmernden Juwelen und einem goldenen Diadem und mit einem strahlendweißen Lächeln auf den Lippen. Und vor ihnen in ihrer Mitte stand ein kleiner dunkelhaariger Junge in einer teuren blauen Jacke und einem goldenen Stirnreif. Ellos hatte sich nie überwinden können das Bild austauschen zu lassen.
Narsis Haar war heute deutlich kürzer als damals als das Bild gemalt worden war, doch physisch war sie in den mehr als zwei Jahrzehnten seit damals nicht viel gealtert. Einer der Vorzüge der kaiserlichen Familie anzugehören.
"Ich bin nicht in dem Glauben aufgewachsen eines Tages der König dieses Landes zu sein und habe es niemals begehrt.", sprach Ellos, "Neron sollte nach dem Tod meines Bruders auf diesem Thron sitzen und das tat er für einige Zeit doch nun..."
"Sitze ich gerade auf eurem Thron.", warf Narsi schnippisch ein und lächelte süffisant.
Der König senkte das Haupt und ließ ein für den Scherz der Kaiserin angemessenes Lachen vernehmen. "Das war mehr symbolisch gemeint, meine Kaiserin."
"Gedenkt ihr mich zu langweilen, Schwager?", fragte seine Kaiserin ruhig und sah ihn aus kalten dunklen Augen an, "Abermals dieselben Bedenken vorzubringen wie zuvor?"
Er hielt für einige Augenblicke inne, dann trat er entschieden vor den Thron und sank auf die Knie. Er legte das Schwert neben sich ab und berührte den Boden vor sich mit beiden Händen den Kopf soweit gebeugt, dass seine schwere Krone gerade so noch nicht verrutschte.
"Wenn ihr fragt, ob ich euch abermals bitte von euren unheilvollen Plänen abzulassen, dann fürchte ich, dass dem so ist. Ja, ich, Ellos Hecath König von Malkaven, bitte euch, Narsi Königin von Tharn und Kaiserin des Ostreichs, geliebte Witwe meines verstorbenen Bruders, Mutter meines früheren Königs und einstige Königin meines Reiches meine Schwägerin, flehe euch sogar an, von diesem Vorhaben abzusehen und einen anderen Weg zu suchen. Dieses Ding ist nicht euer Sohn und nicht mein König. Es ist ein verzerrtes Echo, sein entweihter Leichnam pervertiert von den verdorbenen Teufeleien Varus. Lasst es uns nicht aus diesem Verlies befreien. Wir sollten es beenden, auf das mein König, euer Kind, endlich Ruhe finden kann. Ich bezweifle nicht, dass ihr diesen Schritt für eine wichtige Sache tut und das ihr eure Möglichkeiten zuvor klug durchdacht habt, aber glaubt diesem ergebenen Diener eures Reiches, wenn er euch sagt, dass es der falsche Schritt ist, dass es eine andere bessere Möglichkeit geben muss.", flehte er unter Berufung auf alle seiner und ihrer Titel.
"Steht wieder auf, Schwager.", sprach Narsi abfällig, "Ob ihr nun steht oder kniet, ihr werdet die gleiche Antwort erhalten egal wie sehr ihr euch erniedrigt."
Der König seufzte schwer, gab sich jedoch für den Moment geschlagen. Es war seltsam, dass er dies demonstrierte indem er sich erhob und seine Waffe wieder an sich nahm.
"Ich bete, dass eure Weisheit die meine übersteigt, meine Kaiserin.", flüsterte er abwesend.
Es war in diesem Moment, dass er eine Stimme in seinen eigenen Gedanken vernahm. ~Eure Hoheit, der Gefangene.~
~Führt ihn herein! Die Kaiserin erwartet ihn bereits.~, erwiderte er über die Geistleserverbindung und schritt näher an den Thron heran. Seine Hand schloss sich fester um die Scheide seines Schwerts.
Es erklang ein Knarren, als das Tor seines Thronsaals aufgeschoben wurde, das unheilvoll im Raum widerhallte. Auch weiterhin hielt der König dem Portal halb den Rücken zugewandt, während er mit verschränkten Armen etwas seitlich des Thronsaals stand, doch er wandte den Kopf und blickte voller Verachtung über die Schulter zurück.
Die beiden Flügel des Tores wurden aufgeschoben, von zwei Wachen in dunklen Rüstungen. Vier kaiserliche Leibwächter in roten dornenbesetzten Rüstungen, die der ihrer Herrin glichen, traten herein. Kein Millimeter ihrer Körper war nicht von Metall geschützt, ihre Gelenke wurden von scharnierähnlicher Panzerung geschützt, die einzelnen Panzerteile griffen praktisch nahtlos ineinander und ihre Gesichter waren hinter undurchdringlichen Visieren verborgen. Umhänge wie ihre Herrin hatten sie nicht doch führten sie mächtige scharfe Speere in ihren Händen, während sie in perfekter Synchronität voranschritten.
Und in ihrer Mitte ging was ein junger Mann zu sein schien, der nichts als eine zerlumpte Hose trug. Die linke Seite seines schlanken muskulösen Körpers war von den Zehen bis zum Scheitel von toter schwarzer Haut bedeckt. Ein komplexes mehrzeiliges Muster verschlungener Schriftzüge und Runen war tief in seine Brust geschnitten worden und glühte in geisterhaftem Blau. Dennoch schritt er mit dem Selbstbewusstsein eines Königs voran das Kinn stolz erhoben und ein jeder der gemessenen Schritte erfüllt sowohl von Kraft als auch Eleganz.
Bei seinem bloßen Anblick wurde Ellos schlecht und seine Finger krampften sich noch fester um seine Waffe.
"Onkel!", grüßte der untote König überschwänglich und fuhr dann kühl fort, "Sitzt es sich bequem auf meinem Thron? Wie regiert sich mein Königreich?"
Die kaiserlichen Leibwächter stoppten einige Meter vom Thron entfernt und wandten sich dann mechanisch alle zu gleich ihrem Gefangenen zu die Spitzen ihrer Speere auf ihn gerichtet. Dieser blieb ungerührt ebenfalls stehen, als habe er ohnehin vorgehabt genau dort anzuhalten. Hinter der Gruppe schlossen die Wachen das Tor wieder.
"Ich bin nicht dein Onkel, sie nicht deine Mutter und du nicht mein König!", sprach der König Malkavens hart und bestimmt an seinen Vorgänger gewandt, "Du bist eine Beleidigung seines Andenkens und unserer Gegenwart."
Der Untote blickte ihn ungerührt mit Nerons dunklen Augen an wie Neron es vielleicht getan hätte.
Die meisten Untoten in Varus Diensten waren albtraumhafte Kreaturen zusammengesetzt aus verrotenden Leichenteilen von verschiedenen Wesen und Menschen und besaßen zu meist nur eine primitive Intelligenz hauptsächlich getrieben von Mordlust und Verachtung gegenüber eines jeden Lebewesens, doch unter seinen hohen Generälen gab es auch andere, die weniger durch ihre Fremdartigkeit verstörten denn viel mehr durch ihre Ähnlichkeit zu Menschen. Diese Untoten allen voran Varus rechte Hand Jeran nannten sich selbst Apostel und wirkten auf den ersten Blick mehr unsterblich als untot. In der Tat waren sie Untote von solch hoher Qualität, dass sie praktisch am Leben waren. Sie behielten ihre menschlichen Erinnerungen und Fertigkeiten, ihre Wunden heilten, ihre Herzen schlugen und ihre Körper waren warm. Doch es war alles nur eine gefährliche Täuschung. Auf ihre Art waren sie ebenso verändert wie die Leichenkonstrukte. Ihr Verstand war vergiftet von Varus, sie verehrten und liebten ihn und dienten ausschließlich seinem Willen. Es war beinahe unmöglich sie zu töten, denn selbst verheerende Wunden ertrugen sie mühelos und heilten in kürzester Zeit. Sie waren Monster die sich nicht nur der Körper sondern auch der Gedanken der Gefallenen bedienten.
"Keine Sorge, Onkel.", sprach der Untote sanft und seine Augen glühten in blutigem rot auf, "Ich zürne dir nicht, denn Varus Gnade ist all der Reichtum dessen ich bedarf und in seinen Diensten zu stehen ist kostbarer als die Herrschaft über tausend Welten."
"Was ist mit der Herrschaft über zweitausend Welten?", fragte die Kaiserin schnippisch.
Langsam schwenkte der glühende Blick des Untoten zu Narsi. "Für diese Respektlosigkeit sollte ich dich töten, lästerliche Metze.", knurrte er leise.
"Nur zu.", sprach Narsi unbeeindruckt und breitete im Sitzen die Arme aus, um sich ungeschützt zu präsentieren, doch nichts geschah. Die Kaiserin hob mit einem eiskalten Lächeln fragend eine dünne Braue. "Was ist denn? Worauf wartest? Hält dich etwas zurück?"
Der Untote hob den Kopf in den Nacken ließ ein lautes Lachen vernehmen.
"Das hier?", fragte er breit lächelnd und strich sich mit der Handfläche über die bloße Brust und die hinein geritzten Runen. Das Lächeln wurde noch breiter und schmaler. "Oh, ihr törichte dumme Frau. Glaubt ihr wirklich, dass die lächerlichen Zauberformeln eines Hexenmeisters den Apostel eines Gottes beherrschen könnten?"
Narsi war sichtbar unbeeindruckt und hielt nur kalt lächelnd die Arme weiter ausgebreitet, bettelte förmlich um einen Angriff auf sich.
"Nein danke.", widersprach der Untote mit den glühenden Augen, "Anstatt euch hier und jetzt von eurer Hybris zu überzeugen und zu riskieren abermals in Onkels Zelle gesperrt zu werden, werde ich aus freien Stücken gehen wohin ihr mich sendet. In eurer Arroganz werdet ihr dies als einen Beweis sehen, dass euer Hexenmeister Erfolg gehabt hätte, während ich alles für eure Vernichtung und eure und ganz Silkanas Erlösung vorbereite. Merkt euch meine Worte, Mutter, merkt euch meine Worte, Kaiserin, wenn wir uns das nächste Mal sehen, werde ich euch töten und euer Reich wird zu Asche zerfallen und erheben werdet ihr euch in Einigkeit mit der Finsternis Varus und Silkanas wird befreit sein von den Zwängen des Lebens und der Angst vor dem Tod. Fürchtet euch und frohlocket, denn das Ende naht und es ist erst der Anfang."
Ellos warf seiner Kaiserin einen besorgten Blick zu und bat sie still ihre Absichten doch noch einmal zu überdenken, doch sie ignorierte beides.
"Wenn das zu glauben es für dich leichter macht.", meinte sie achselzuckend, "Aber lass uns dich jetzt erstmal etwas präsentabler machen."
Eine geschickt in der Wand verborgene Tür schwang an einer der Seitenwände des Saals auf und königliche Kammerdiener Malkavens eilten mit Teilen einer matten schwarzen Rüstung auf den Armen daraus hervor und an den untoten Körper ihres einstigen Herren heran.
Der momentane König meinte auf ihren Gesichtern Furcht und Abscheu zu erkennen, als sie sich Nerons animierten Überresten näherten, doch sie zögerten nicht ihre Aufgabe zu erfüllen.
"Ah, es ist gut euch zu sehen, meine Freunde.", sprach der Untote und ließ seine Augen erlöschen, "Ich muss euch von den Wundern und dem Willen Varus erzählen."
Während er sprach hob die Kreatur die Arme zu ihrer Seite und ließ sich von den Dienern neu einkleiden. Sie befreiten ihn mit einem Messer von den Lumpen und zogen ihm dann weichen weißen Stoff an, den sie mit engen Gurten fixierten, bevor sie ihm ein dunkles engmaschiges Kettenhemd anlegten und auch dieses eng fixierten. Dann folgte ein ledernes Panzerhemd, auf das große überlappende Metallschuppen genäht waren. Anschließen legten sie ihm die mattschwarzen Panzerplatten an. Es war eine Arbeit wie die Diener es zu Nerons Lebzeiten unzählige Male für ihn verrichtet hatten, doch das fixieren der Rüstung unterschied sich von damals. Metallstäbe wurden gewaltsam durch das Fleisch des Untoten getrieben um einzelne Rüstungsteile miteinander zu verbinden und ihnen noch mehr Stabilität zu geben und wo es möglich war ohne die Beweglichkeit einzuschränken wurde Panzerung mit kleinen zischenden Flammen, die aus den Fingerspitzen einiger Kammerdiener strömten, zusammengeschweißt. Schlussendlich setzten sie ihm noch einen schweren Helm auf und verbanden diesen mit einer Gesichtsplatte, die lediglich zwei schmale Schlitze für die Augen hatte.
Das Endresultat war eindrucksvoll und einschüchternd.
Die wuchtige Rüstung bedeckte den untoten König vollkommen ohne Schwachstellen und Lücken. Dicke Panzerstiefel und Beinschienen bedeckten seine Beine, wobei die Unterschenkel höher aufragende Spitzen hatten, die die Knie schützen sollten, aber in Kombination mit an dieser Stelle kunstvoll eingesetztem dekorativem weißem Pelz verbargen, dass die Gelenke tatsächlich von mechanischen Scharnieren geschützt wurden wie sie auch die Kaiserin und ihre Leibwache trugen. Ein mächtiger Plattenpanzer bedeckte den Oberkörper. Unter diesem ragten zwei Streifen des Panzerhemdes hervor, die ihm zu beiden Seiten bis über die Oberschenkel fielen und so auch die Hüfte schützten. Seine Armschienen waren ebenso gehalten wie die Beinschienen mit weißem Fell, das die hochentwickelten Scharniere verbarg und die Schulterpanzerung war breit und einschüchternd. Unter den Achseln schützten die Schuppen des Panzerhemdes, das bis über die Arme reichte die Schwachstelle. Hinter der hochgeschlossenen Halsberge ragte ein zusätzlicher breiter Metallkragen von der Rückseite des Brustpanzers auf um den Nacken zusätzlich zu schützen, der ebenfalls mit weißem Fell bedeckt war. Der anonyme verhüllende Helm war mit zwei imposanten Hörnern dekoriert und einem Fellstreifen, der ihm über den Scheitel verlief und dann einem Zopf gleich hinter ihm hinabhing.
Rein handwerklich war es die wohl erstaunlichste Rüstung, die Ellos je gesehen hatte. Zwar schien keinerlei Technologie integriert zu sein, doch krude unheilverkündende Rune waren überall in das dunkle Metall geprägt worden und wurden sichtbar wo sie das Licht fingen. Das hieß nicht, dass er keine anderweitigen Schwächen erkennen konnte, denn praktisch gesehen trug der Untote nun so viele Schichten von Rüstung, dass das Gewicht und die Temperatur darunter einem gewöhnlichen Mann schwer zugesetzt hätten. Doch es überraschte Ellos nicht wirklich als der Untote sich vollkommen mühelos und erstaunlich leise in der Panzerung streckte und rührte. Schon zu Lebzeiten war Neron alles andere als ein gewöhnlicher Mann gewesen.
"Eine ausgezeichnete Rüstung.", sprach der Untote verzerrt durch die Rüstung und die Visierschlitze leuchteten rot auf, als seine Augen dahinter abermals glühten, "Sie ist sogar besser als meine alte... hattet ihr die zufällig rumliegen? Sie wirkt nämlich wie für mich gemacht."
Ellos wusste was der Untote meinte, alles in allem wirkte er in dieser Panzerung wie ein dämonisches verzerrtes Abbild Nerons früheren selbst, wenn er vollständig gerüstet war. Genau das was dieses Ding war. Tatsächlich fiel es dem König sogar leichter ihn jetzt anzusehen wo er nichts vom Körper seines Neffen mehr sehen konnte.
"Ich muss dich enttäuschen.", erwiderte die Kaiserin, "Die liegt schon seit Ewigkeiten in meiner Rüstkammer herum, ich habe sie nur etwas anpassen lassen, weil dein Wohlergehen nicht von Bedeutung ist."
Während der kurzen Unterhaltung waren die Kammerdiener davongeeilt und kehrten nun mit Nerons eigenen Waffen zurück, einem dicken Plattenschild und einer gewaltigen zylinderförmigen Reiterlanze. Während der Untote seine Waffen entgegennahm befestigten seine früheren Diener ein unauffälliges ledernes Geschirr an seiner Rüstung, das als Halterung für beides dienen konnte.
Für den Moment schien der Untote es nicht zu benötigen, denn er schwang mühelos seine Lanze mit nur einer Hand und betrachtete das mächtige schwarze Werkzeug ganz verzaubert.
"Ich hatte das vermisst...", sprach er leise, stützte den Schild auf den Boden und die Lanze auf die Schulter, "Ich denke, es ist an der Zeit aufzubrechen."
Das anonyme Visier richtete sich so abrupt auf Ellos, dass dieser es gerade so schaffte nicht zusammenzufahren. "Danke, für die Gastfreundschaft Onkel."
"Ich schließe mich meinem Sohn an.", stimmte Narsi zu und erhob sich geschmeidig, "Ich sollte euch häufiger besuchen, Schwager."
Der König Malkavens wandte sich der Kaiserin zu und senkte demütig das Haupt. "Wann immer es euch beliebt, Herrin."
Geduldig wartete er bis Narsi die Stufen hinabstieg und dann an die Seite des nun gerüsteten Untoten trat, bevor er sich umwandte und ihnen nachblickte. Er bezog vor seinem Thron Position und sah den beiden hinterher, wie sie flankiert von den kaiserlichen Leibwächtern hinausgingen. Seine Wachen öffneten ihnen das Tor und schlossen es hinter ihnen wieder.
Dennoch entspannte sich Ellos noch nicht wieder. Der König blieb noch einige Minuten stehen wo er war bis ihn per Geistleser die Information erreichte, dass Mutter und Sohn zurück zum momentane Sitz der Kaiserin teleportiert waren. Erst dann stieß er erleichtert den Atem aus. Er schwang zu der versteckten Tür herum, die seine Kammerdiener benutzt hatten und schritt auf diese zu. Einige von ihnen kamen ihm bereits entgegen ebenfalls sichtlich erleichtert, dass der Besuch der Kaiserin vorüber war. Dem ersten drückte Ellos sein Schwert in die Hand, während er bereits eine großen Kelch von einem silbernen Tablett des zweiten ergriff. Er stürzte den Inhalt in einem einzigen kräftigen Schluck herunter und stellte den Kelch dann wieder zurück.
"Ich dachte schon mein letztes Stündlein hätte geschlagen.", seufzte er und schritt selbst durch die versteckte Tür.
Der Diener, der sein Schwert trug, folgte ihm, während er die von blassen Psynergielichtern erleuchteten kargen Gänge und Treppen dahinter navigierte, die gewöhnlich nur das Dienstpersonal nutzte.
"Habt ihr sie darüber informiert, was hier geschehen ist?", fragte er, während sie eine enge gewundene Treppe hinaufstiegen ohne sich umzuwenden.
"Wie befohlen, Herr.", bestätigte sein Diener ergiebig, "Sie wirkte erleichtert."
"Es ist ein Grund zur Erleichterung. Zumindest für den Augenblick.", antwortete Ellos ruhig, "Wenn er auch getrübt ist wegen dem Schicksal unseres Herrn."
Sie erreichten eine unauffällige Holztür an der Spitze der Treppe. Sein Diener überholte den König geschickt ohne ihn zu behindern keine zwei Stufen, bevor er sie erreichte und öffnete ihm.
"Entschuldigt die Unterbrechung.", sprach er, während er eintrat und sein Diener die Tür hinter ihm wieder schloss.
Der Raum war ein großes gemütliches Zimmer, an dessen Wänden kunstvoll verzierte Regale und Vitrinen standen, die mit Büchern in teuren Einbänden und wertvollen Pokalen und Karaffen bestückt waren. Ein knisterndes Feuer brannte in einem großen Kamin, über dem ein Schild mit Malkavens Wappen hing. Auf einem Tisch, an dem zwei teure Sessel standen, lagen Karten und Listen und einige psynergetische Speichermedien aus Kristall.
Sein Gast stand mit dem Rücken zu ihm an einem großen Fenster und blickte hinaus in den Regen. Sie war groß und schlank und langes schwarzes Haar fiel ihr offen über den Rücken. Gekleidet war sie in solide Stiefel und einen schwarzen Mantel der kaiserlichen Marine mit hohem Kragen, der am Oberkörper eng saß und und dann unterhalb der Hüfte offen flatterte und sich in zwei Streifen teilte.
"Diese Unterbrechung ließ sich wohl kaum vermeiden.", sprach die Admiralin beinahe amüsiert und wandte sich gemächlich zu ihm um, "Die Belange der Kaiserin müssen stets oberste Priorität haben und zu ihrer vollen Zufriedenheit ausgeführt werden."
Sie war jünger als er und nicht unattraktiv, wenn dies auch etwas hinter dem harten Ausdruck auf ihren Zügen zurücktrat. Mehr als ein Abzeichen prangte auf ihrer Brust.
"So ist es, Admiralin.", stimmte Ellos ihr missmutig zu, "Was auch immer es ist."
"Ich nehme an diese Angelegenheit entmutigt euch nicht mit unseren Plänen fortzufahren."
"Entmutigen, Scarbard?", fragte Ellos spöttisch, während er an den Tisch trat, "Viel mehr beweist es mir umso mehr, dass es Zeit für eine Führungswechsel in diesem dreimal verdammten Kaiserreich ist."
"Er ist überfällig.", stimmte Scarbard zu, während sie zu ihm an den Tisch trat.
"Vohlen soll Kaiser werden und in Nerons Sinne herrschen. Wenn mein König doch nur dazugekommen wäre diesen verfluchten Thron ganz legitim zu besteigen."
"Selbst dann glaube ich nicht, dass wir hätten abwarten können bis Narsi von ganz allein gestorben wäre. Die natürliche Lebensdauer der kaiserlichen Familie ist lang. Nun nicht wirklich ihre natürliche Lebensdauer, aber ihr versteht mich."
"Sagt mir...", fragte er unruhig, "Wisst ihr wozu sie dieses... dieses Ding benötigt."
"Nein.", die Admiralin schüttelte leicht den Kopf, "Sie hat ihren Beratern das tägliche Staatsgeschäft überlassen. Sie plant wohl Constin zu besuchen. Ich nehme an sie will einfach etwas Gesellschaft und ein neues Spielzeug."
"Constin..." Ellos runzelte nachdenklich die Stirn, während versuchte sich daran zu erinnern was für ein Ort sich hinter diesem Namen verbarg, "Constin. Das sind die Isolationisten im Südosten, nicht?"
"Sie hatten das Unglück, dass einige zufällige Gegebenheiten die Aufmerksamkeit der Kaiserin auf sie gelenkt haben."
"Etwas wichtiges?"
"Für uns? Eher nicht."
Seufzend richtete Ellos den Blick auf die Dokumente auf dem Tisch. "Nun denn wo waren wir stehen geblieben?"
"Die Tätigkeiten eurer Werften."
"Ja." Der König nickte. "Ja, sie scheint gewillt zu sein jedes der Schiffe ihrer Flotte, das nach Varus vernichtender Offensive zerstört wurde zu ersetzen. Und so entschlossen, dass Reparatur und Wiederaufbau von beschädigten und zerstörten Werften mit beachtlichen kaiserlichen Mitteln unterstützt wurden. Als ich sie darauf ansprach sagte sie schlicht, dass Hiran noch immer eine Flotte hätte und sie nicht gewillt sei sich fortwährend auf ihre Gnade zu verlassen. Das mag Grund genug sein oder auch nicht, aber in Anbetracht des galatanischen Kriegsherrn denke ich, dass wir von einer deutlich weniger passiven Motivation und einem anderen Ziel ausgehen können."
"Vielleicht.", stimmte Scarbard vage zu, "Meine Informationen könnten dies bestätigen."
Ellos runzelte die Stirn ein wenig. Scarbard galt in vielen Augen trotz des vergleichbar jungen Alters als der fähigste Admiral des Ostreichs. Und er hätte fest damit gerechnet, dass wenn eine Flotte gegen Reyter eingesetzt wurde sie diese angeführt hätte. Deswegen hatte er fest mit konkreten Informationen gerechnet.
"Admiral Estfel ließ verlauten, dass die Marinetruppen in permanenter Bereitschaft zum auslaufen sein sollten. Selbst uns anderen Admiralen nennt er keine Gründe, sondern verschanzt sich hinter der üblichen Selbstherrlichkeit und Arroganz. Wenn es also eine Plan gibt kennen höchstens er und sein engster Kreis diesen."
Ellos seufzte schwer und verschränkte mit finsterer Miene die Arme vor der Brust. Konzentriert blickte er in Scarbards undeutbares Gesicht und versuchte eine Regung zu erkennen.
Wie sie wohl reagieren würde, wenn er diesen abscheulichen Vorschlag machte, zu dem er sich gerade durchrang?
Die Admiralin blickte ihn ungerührt an, bemerkte aber offensichtlich, dass er etwas zu sagen hatte und hob wie zur Aufforderung eine Braue.
Der König von Malkaven nahm noch einen Atemzug, dann fragte er frei heraus: "Denkt ihr es ist an der Zeit den alten Mann zu beseitigen. Er ist nicht mehr der Jüngste und wenn die Todesursache in eine bestimmte Richtung deuten sollte, würden wohl nicht allzu viele Fragen gestellt werden. Zweifellos würden mögliche kaiserliche Pläne in Hinsicht Marine dann dem einzigen anderen Admiral mit einer ebenso ruhmreichen Bilanz wie Admiral Estfel übertragen. Euch."
Scarbard lehnte sich nachdenklich in ihrem Sessel zurück und legte die Fingerkuppen aneinander. Sie wog ab was sie persönlich wollte und was der taktisch kluge Schritt war. So viel war Ellos klar, aber abzuschätzen, ob sie nun aus persönlichen Gründen für oder gegen den Plan gewesen wäre, konnte er schon nicht.
Die Beziehung zwischen den Admiralen Scarbard und Estfel war kompliziert. Professionell gesehen hassten sie einander. Kentau Estfel hasste, dass die deutlich jüngere Scarbard bereits auf Leistungen zurückblickte, die den seinen ebenbürtig waren und das einige ihn dahingehend als ein Relikt zu betrachten begannen. In Furcht davor von ihr überflügelt zu werden zog Estfel alle Register und forderte jeden Gefallen bei Hof ein, den er in seiner langen Karriere erworben hatte, um Scarbard von ruhmreichen Schlachten und Aufträgen fernzuhalten. Gleichzeitig spielte er kleinste Fehler und unvermeidliche Verluste hoch, um die kluge Strategin und Anführerin als möglichst inkompetent darzustellen. Ihre persönliche Beziehung andererseits war unterkühlt. Sie hatten seit Jahren wohl keine Worte mehr gewechselt in denen es um etwas anderes als die Marine und das Kaiserreich ging mit Ausnahme vielleicht von Scarbards jüngerem Bruder, der Estfel wohl durch und durch verachtete. Was diese Beziehung kompliziert machte war nicht, dass es etwas anderes als gnadenlose Konkurrenz und Feindschaft zwischen ihnen gab oder das sie trotz all der Konkurrenz und Feindschaft Teil der selben Armee und Kameraden waren. Was sie kompliziert machte war der Familienname und das Blut, das sie teilten. Admiral Estfel war trotz allem der Vater der Admiralin Estfel, die alle bei ihrem Vornamen Scarbard nannten.
Schließloch antwortete Scarbard: "Nein. Noch nicht jedenfalls. Es ist ein großes Risiko dieses Attentat durchzuführen und es könnte auch Fragen über Juars momentanen Aufenthaltsort aufwerfen, wenn er nicht auf seiner Beerdigung auftaucht. Egal wie katastrophal die Beziehung der beiden ist."
Sie lächelte. "Natürlich ist das lediglich meine Einschätzung, wenn ihr wünscht bringe ich diesen Vorschlag vor unsere übrigen Verbündeten."
Der König dachte kurz darüber nach, schüttelte dann jedoch den Kopf. "Nein. Noch nicht jedenfalls.", wiederholte er ihre eigenen Worte, "Aber wo ihr von eurem Bruder sprecht, habt ihr Informationen über seine Bemühungen in Mirnurzar? Ich hoffe Dularius... Eigenarten sind nicht zu unerträglich."

Sie warteten geraume Zeit auf ihre Gastgeber. Bis sich das Empfangskomitee der Yorka zeigte dämmerte bereits der Morgen des nächsten Tages und tauchte das Ödland in Rot und Orange, während sich die Sonnenscheibe hinter den Felsklippen erhob.
Sie waren zu dritt und alle beritten. Das Tor wurde nicht für sie geöffnet stattdessen galoppierten sie auf ihren Reittieren, großen Raubkatzen mit furchteinflößenden Säbelzähnen und einem geschwungenen scharfen Horn, das einer großen Dolchklinge glich, über das Dach der Feste, die den Taleingang blockierte. Als sie das Ende erreichten sprangen die Bestien mit mächtigen Sätzen hinab ohne langsamer zu werden und preschten dann sogleich auf Bodenhöhe weiter zwischen der Armee von Steinkriegern hindurch und hinaus in die offene Steppe.
Die schnellen wirbelnden Pfoten und Klauen der Katzen traten den Staub hinter ihnen auf und wirbelten ihn als langgezogene Staubwolken empor. Ihre Geschwindigkeit war atemberaubend. Die jungen Aerorill, die sich zu ihnen gesellt hatten, waren noch nicht ganz aus dem Staunen über den gewagten Sprung vom Dach der Feste herausgekommen da waren sie schon fast auf halbem Wege an sie heran und er konnte Einzelheiten von ihnen deutlich erkennen, doch auch im vollem Galopp saßen die drei Reiter kerzengerade auf ihren Tieren.
Der an der Spitze ritt und wohl ihr Anführer war trug eine weite rote und gelbe Robe und eine goldene Brille mit kleinen runden Gläsern aus rotem Kristall. Das schwarze Haar und der Bart waren kurz und das breite verächtliche Lächeln auf seinen Zügen enthüllte blitzende Goldzähne. Sein Katzenreittier war dunkelgrau mit glutroten Augen und an seinem schweren schwarzen Sattel war ein langer Stab befestigt an dem die rote Flagge der Yorka mit dem gelben Tier im Wind wehte.
Die anderen Reiter waren in leichte wild und archaisch wirkende Rüstungen rostroter Farbe gekleidet. Der eine, der auf einer gelben Raubkatze mit roten Augen ritt trug einen Helm mit drei ungleichen Hörnern, einen verbeulten und vernarbten Brustpanzer und das Fell einer hellgrauen Raubkatze als Überwurf über der Schulter. In seinen Händen, beiden Händen, denn er hatte die Zügel an seinem Sattel befestigt, wiegte er mit vorfreudigem aggressivem Grinsen einen gezackten Säbel, der an den Fangzahn einer riesigen Bestie erinnerte.
Der letzte Yorka ritt auf einer in zwei unterschiedlichen Rottönen getigerten Raubkatze mit bernsteinfarbenen Augen. Er trug Schulterpanzerung und Armschienen und einen Helm mit einem einzelnen nach vorne gerichteten Horn, ließ aber den muskulösen und vernarbten Oberkörper entblößt. An seinem Sattel hingen zu beiden Seiten zwei prall gefüllte Köcher und an seiner Hüfte noch ein weiterer. In den Händen hielt er den dazugehörigen geschwungenen Bogen. Er war dick wie ein Ast und der an der Sehne angelegte Pfeil war schwer mit schwarzer Fiederung und einer breiteren Schneide anstatt einer einfachen Spitze.
Ges, der sich im Schneidersitz auf dem Boden der Ebene niedergelassen hatte, riss mit einem verächtlichen Schnauben das letzte Stück Fleisch von dem Knochen, den er gerade abnagte, als er sie erblickte. Er warf den Knochen achtlos fort und packte seine Waffengürtel mit den beiden Säbeln, den er neben sich auf dem Boden abgelegt hatte. Stöhnend erhob er sich von der Erde und ließ den Nacken knacken.
"Wurde aber auch Zeit.", knurrte er abfällig, während er sich klirrend die Säbel umband und den Neuankömmlingen einige Schritte entgegen ging. Die verhüllten Männer in Indigo, Mitglieder der sogenannten Blauen Geister, folgten ihm lautlos und flankierten ihn.
Der schwarzrote Aerorilljunge erhob sich von dem Felsen, auf dem beide Vögel saßen und näherte sich ihnen vorsichtig. Der Rotbraune folgte ihm wortlos, blieb dabei jedoch etwas hinter ihm zurück.
Als die Yorka sie beinahe erreicht hatten, verlangsamten sie ihren Ritt dramatisch und trabten dann an sie heran. Während der Anführer in der Robe einige Schritte vor Ges zum Stillstand kam, trennten sich die beiden Krieger von ihm und begannen die Gruppe langsam zu umkreisen. Leise fauchend schlichen die großen Raubkatzen um sie herum und musterten sie alle vor allem aber die beiden jungen Aerorill mit den geschlitzten roten und gelben Augen. Ihre Reiter betrachteten sie unterdessen grinsend und lachten leise.
Der Rotbraune schien nervös, doch der schwarze erwiderte die Blicke mit glühenden Augen. Die blauen Geister wirkten natürlich in keinster Weise verunsichert und Ges ließ sich ebenso wenig einschüchtern, während die Reiter sie wieder und wieder umkreisten.
"Netter Empfang!", spottete Ges laut, "Ich hatte ja schon wieder ganz vergessen wie hoch die Gastfreundschaft hier in Mirnurzar im Kurs steht."
"Schweig still, Straßenköter.", sprach der Yorka mit der Kristallbrille, "Wenn du die Gastfreundschaft der Yorka erbitten willst, so sage was du uns anzubieten hast!"
"Straßenköter?", fragte Ges grinsend und lachte schallend. Abrupt brach sein Gelächter ab. "Das heißt Abschaum der Meere, klar?!"
"Was?" Der Yorka runzelte die Stirn und betrachtete ihn herablassend. "Habt ihr etwas sinnvolles zu sagen, ihr Abschaum? Die Yorka sind nicht besonders wohlgesonnen gegenüber jenen, die das Leuchtfeuer entzünden ohne einen triftigen Grund und so unsere Zeit verschwenden."
Der Brillenträger hob lässig eine mit Juwelenringen geschmückte Hand und der Bogenschütze spannte genüsslich den Pfeil, wobei er von seiner Position seitlich von Ges auf ihn zielte. Der zweite Krieger tätschelte liebevoll seinen Säbel.
Ges blickte ruhig über die Schulter zu dem Bogenschützen, der drohte ihm einen Pfeil durch den Kopf zu jagen.
"Schicker Bogen.", meinte er grinsend und nickte zwischen die Beine des Yorka-Kriegers, "Warum der wohl so dick ist?"
Mit einem hörbaren Zähneknirschen verfinsterte sich der Ausdruck des Yorka und Ges brach in schallendes Gelächter aus, während er sich wieder dem Anführer zuwandte. Da schnellte der Pfeil bereits von der Sehne und schoss auf seinen Nacken zu.
Ges Hand schoss in die Höhe und seine kräftigen Finger schlossen sich eisern um den Schaft des Projektils. Die kräftigen Muskeln in seinem beharrten Unterarm wölbten sich und die Sehnen traten hervor. Die Anwesenden staunten nicht schlecht, als sie sahen wie das Projektil zitternd in Ges eisernem Griff stoppte. Nahm er zumindest an, denn er hatte den Pfeil blind gefangen ohne den Blick wieder auf den Schützen zu richten und konnte nur den Anführer der Yorka sehen.
"Nettes Teil.", meinte Ges breit grinsend, während er den Pfeil zwischen den Fingern drehte und musterte, "Die Spitze allein wiegt bestimmt schon ein halbes Pfund. Die damit einhergehende Durchschlagskraft muss beachtlich sein. Zu freundlich übrigens auch. So zu schießen, dass ich trotzdem nur einen oberflächlichen Schnitt davongetragen hätte, meine ich. Derartige Zurückhaltung ist allerdings vollkommen unnötig. Wir sind doch alle erwachsen. Und können uns die fantasielosen Einschüchterungstaktiken sparen."
Er warf das Projektil locker zurück in Richtung des Schützen, der den durch die Luft kreiselnden Pfeil mit einem leisen Schnauben lässig auffing.
Der Anführer der Yorka hatte die gesamte Szene mit Interesse beobachtet und entblößte nun wieder die Goldzähne in einem verächtlichen Lächeln. "Was also ist es was ihr hier wollt? Was wollt ihr uns bieten um euren Einlass zu rechtfertigen?"
"Ich?", fragte Ges mit Unschuldsmiene, "Weder biete ich euch was noch will ich etwas von euch. Ich bin hier im Auftrag Marius Shakirs."
"Marius Shakir?" Das Lächeln verschwand und der Blick hinter den roten Brillengläsern verdunkelte sich.
"Ich soll ihn ankündigen. Weil er wohl bald eintrifft. Wohl damit er sich hier nicht selbst so lange den Hintern platt sitzen muss bis ihr euch bequemt aufzutauchen."
"Schweig still!", zischte der Brillenträger, "Die Aufmerksamkeit der Yorka ist nicht euer Recht, sondern ein Privileg, das wir euch gewähren oder nicht. Der Eintritt in unser Land eine Ehre. Wie kommt dieser Nichtswürdige, Marius Shakir, dazu zu glauben er könnte einfach..."
Ges unterbrach ihn ungeduldig mit einem Schnauben. "Ja, von mir aus. Marius sagte, ich soll ihn ankündigen und euch sagen, dass er den Dreiblättrigen Lotus besuchen will, der in dem Sumpf hinter eurem Land lebt."
"Ihr solltet etwas mehr Respekt zeigen.", zischte der Yorka wütend.
"Wahrscheinlich.", gab Ges achselzuckend zu, "So, euer Durchlaucht, oder wie man das sagt, warum führt ihr die Unterhaltung also nicht mit jemanden, der mehr davon versteht, wenn er hier eintrifft."
Die Augen hinter den roten Kristallgläsern verengten sich zu schlitzen und gab seinem Tier die Sporen, langsam schritt die graue Raubkatze fauchend weiter auf Ges zu. Direkt vor ihm blieb sie stehen, öffnete das Maul voller rasiermesserscharfer Zähne und brüllte. Ges sah sie von oben herab an. Dann streckte er blitzschnell eine Hand aus und packte sie grob am Kopf.
"Braves Kätzchen.", lobte er, während er das verwunderte Raubtier fest hinter den angelegten Ohren kraulte, dann sah er zu dem Reiter hinauf und grinste kampflustig, "Sagte ich nicht, dass wir uns die Einschüchterungstaktiken sparen können?"
Die Zähne des Yorkas erschienen wieder hinter den Lippen, als er sein verächtliches Lächeln zeigte. "Sollte ich euch dann gleich den Kopf abschlagen lassen und ihn zu Marius Shakirs Begrüßung auf einen Pfahl spießen?"
Abermals spannte der Bogenschütze die Sehne dieses Mal mit nicht weniger als drei Pfeilen zu gleich. Der Yorka mit dem gezackten Säbel nahm dessen Klinge aus der Handfläche und hielt ihn bereit an seiner Seite, während er sein Reittier etwas zurücktreten ließ um Anlauf zu nehmen. Tonlos traten die blauen Geister je einen Schritt in Richtung des ihnen nähergelegenen Yorka Kriegers.
Ohne das Grinsen zu verliere zuckte Ges die Achseln. "Versuchen könnt ihr es ja."
Für einige weitere Momente hielten er und der Anführer der Yorka noch die Blicke fest aufeinander gerichtet und Ges fragte sich schon, ob er es vielleicht zu weit getrieben hatte und es wirklich zu einer bewaffneten Auseinandersetzung komme würde, als der Yorka mit verächtlichem Schnauben das Kinn hob und seine Raubkatze wendete. Seine beiden Untergebenen schlossen sich ihm kurz darauf an. Ges glaubte Enttäuschung auf ihren Gesichtern zu erkennen. Er zwinkerte ihnen vielsagend zu und ließ die Finger auf dem Säbelgriff spielen. Jeder Zeit.
"Ich werde dafür Sorgen, dass seine Majestät erfährt was ihr gesagt habt.", sprach der Anführer der Gruppe, während er ihn von oben herab anblickte, "Doch womöglich wird statt Einlass der Blick der Wächter auf euch und euren Herrn warten."
Lachend gaben die Yorka ihren Raubkatzen die Sporen und preschten in die Steppe davon. Ges wandte sich schnell von diesem Anblick ab damit ihm die von den Füßen der Katze aufgewirbelte Staubwolke nicht ins Gesicht schlug.
Er grinste seine Gefährten an. "Habs euch ja gleich gesagt. Bastarde!"
*Part 2*

Sie hörten erst, dass sie sich näherte, als sie es wollte. Das Geräusch eines einzelnen Schrittes auf den Planken des Decks erklang nicht weit von ihnen entfernt und lenkte Kazans Aufmerksamkeit von der Oberfläche der nur leicht bewegten See, auf der sich verschwommen die Sterne und Monde spiegelten auf die Agentin mit dem schwarzen Mantel, die kaum drei Schritte von ihnen entfernt stand. Ihr langer Zopf wiegte leicht im sachten nächtlichen Wind, der an Deck herrschte, während sie bequem da stand und sie ansah.
Kazan gefiel der Blick der kalten Augen nicht sonderlich. Er war abschätzend und kalkulierend, maß die Entfernung zwischen ihnen, die Position ihrer Waffen, ihre Haltung, Atemfrequenz und Lidschlag. Der Blick eines Attentäters. Wahrscheinlich hätte sie ihm die Kehle durchschneiden können, bevor er die Augen nach einem Blinzeln wieder öffnete.
"Marie, nicht wahr?", fragte Iden, während sie einen unbesorgten Schritt auf die Agentin zu ging.
Die Adeptin nickte mit einem flüchtigen Lächeln. Mit einer knappen Geste gebot sie dann ihnen allen ihr zu folgen. Sie zögerte nicht ihnen den Rücken zuzuwenden und ging dann zügig voraus. Iden folgte ihr an der Spitze, während Kazan und Jaden hinter ihr nebeneinander hergingen.
Wenig überraschend führte ihr Weg wieder unter Deck, aber sie gingen nicht zurück in das gesicherte Besprechungszimmer, sondern weiter durch die spärlich beleuchteten Korridore des Schiffs. Kazan konnte auf ihrem Weg das Klirren von Bechern und das Lachen von Männern hören. Scheinbar war die Schiffsschenke auch um diese Zeit noch gut besucht und die Mannschaft bei bester Laune. Ihr Weg führte jedoch noch tiefer ins Innere des Schiffes wo Kazan Fracht- und Lagerräume vermutete. Jaden hatte erzählt, dass er und Iden hier unten eingeschlossen gewesen waren. Kazans Anspannung stieg nur weiter mit dieser Entwicklung. Der Gedanke, dass die Agenten hier eine Exekutionsstätte vorbereitet hatten, drängte sich in den Vordergrund seines Verstandes. Er tat sein Möglichstes ihn wieder abzuschütteln.
Wahrscheinlich war der Gedanke ohnehin albern. Vermutlich hätte Marie ihnen einfach die Kehlen durchgeschnitten und sie über Bord geworfen, bevor sie sie auch nur bemerkt hatten, wenn sie sie hätte töten wollen, überlegte sich Kazan grimmig. Das war allerdings auch kein besonders beruhigender Gedanke.
Entgegen seiner Befürchtungen schien der Raum, in den Marie sie führte lediglich ein großer Frachtraum zu sein. Mehrere lange Regale waren in seinem Inneren aufgestellt und befestigt, auf denen fein säuberlich Kisten aufgereiht waren. Sah nach dem Raum aus von dem Jaden und Iden ihm erzählt hatten.
Der Anblick von Lenkon grüßte sie, als sie den Raum betraten. Der Agent lehnte neben dem Eingang an einer der Bordwände die mächtigen und inzwischen gepanzerten Arme vor der Brust verschränkt. Der großgewachsenen Adept wirkte nur noch massiger jetzt wo er eine dicke bläulichsilberne Plattenrüstung trug. Sie schien aus verschiedenen Schichten von Metallplatten gearbeitet zu sein, die sich bei den Bewegungen des Mannes immer so übereinander schoben, dass nie eine Öffnung entstand, aber war größtenteils so gehalten, dass ohnehin so wenig Rüstungsteile wie möglich verwendet wurden und sie möglichst Stromlinienförmig war. Der eigentümliche Stahl war dick und seine Oberfläche spiegelnd. Die Halsberge war ein großer Metallkragen, der bis über die untere Gesichtshälfte des Adepten aufragte und wohl direkt mit dem abgerundeten Helm verbunden wurde, der neben Lenkon auf dem Boden lag. Öffnungen um zu sehen oder zu atmen schien es nicht zugeben. Kazans Blick fiel beiläufig auf die schwere Zylinderförmige Lanze und den rechteckigen Plattenschild aus dem selben spiegelnden Material wie die Rüstung, die auch an der Wand lehnten.
Es war nur ein kurzer Blick über die Schulter, aber er entging Lenkon trotzdem nicht. Kazan mahnte sich selbst den Mann nicht wegen seines scheinbar aufbrausenden Wesens als unbedacht einzuschätzen. Er war wahrscheinlich beinahe so kalkulierend wie Marie und in dieser Rüstung scheinbar sowas wie eine menschliche Festung, wenn man Orwines Behauptungen glauben schenkte.
Die Agentin gesellte sich tonlos zu Lenkon an der Wand in einer Haltung, die die seine exakt spiegelte.
"Ja, du mich auch...", brummte der Gerüstete missmutig und Marie lächelte ihn frech an, bevor sie sich wieder von der Wand löste um Kazan und die anderen weiterzuführen.
Es war nicht wirklich notwendig, da sie Valken und Orwine bereits zwischen den Regalen erkennen konnten, aber keiner von ihnen beschwerte sich.
"Sieht so aus, als hätte ihm die Entscheidung seines Bosses nicht gefallen.", flüsterte Jaden schadenfroh neben Kazan und wies mit dem Kinn zurück zu Lenkon. Dann zuckte er zusammen, als sich auch der große Agent in Bewegung setzte und ihnen folgte. Kazan tat sein Bestes den bohrenden Blick in seinem Rücken zu ignorieren, während sie weitergingen.
Als sie zu Valken und Orwine zwischen die Regale traten wandte sich Ersterer zu ihnen um. Sie stellten sich ihm nebeneinander gegenüber.
Auch diese beiden Agenten hatten die herkömmlichen Kleider abgelegt. Stattdessen trugen sie nun schwarze Kleidung, die sich eng an ihre Körper schmiegte um ja keine Geräusche bei einer Bewegung zu machen. Darüber trugen sie leichte mattsilberne Panzerung. Dünne Metallplatten die Schulter und Oberarm schützten, dann Unterarmschienen und Beinschienen, die allesamt nur die Außenseite der Glieder schützten und auf der Innenseite von breiten Ledergurten gehalten wurden. Valken trug zu dem noch einen leichten Brustpanzer, der nur bis knapp unter die Rippen reichte und so weiterhin Beweglichkeit im Oberkörper erlaubte, wenn gleich das den Bauch weniger geschützt ließ. Anders als bei Lenkons erstaunlicher Panzerung blieben bei der leichten Panzerung mehr als genug Lücken zurück, um auf keinen Fall die Beweglichkeit des Trägers einzuschränken und zu verhindern das Metall aneinander schabte.
"Wir haben eine Entscheidung getroffen.", verkündete Valken ihnen knapp ohne großes Bravado, "Wir gehen alle gemeinsam."
Iden neben Kazan nickte dankbar. "Ich danke euch, Herr Valken."
Jaden grinste und warf ihm einen Blick von der Seite zu. Kazan nahm die Information jedoch nur schweigend zur Kenntnis, während er in die unergründliche dunkle Augen des Erdadepten blickte.
"Jetzt wo das entschieden ist, sollten wir unsere letzten Vorbereitungen treffen.", fuhr der Anführer der Agenten fort, "Wir stellen euch gerne von unserer Ausrüstung zur Verfügung."
Orwine trat ohne große Eile bei Seite und wies auf einige Stapel säuberlich gefalteter Kleidung und dünner Panzerung, wie er und Valken sie trugen.
Er lächelte liebenswürdig, während er das tat geradezu großväterlich. "Die sollten etwa eure Größe haben, aber wenn nicht haben wir noch andere."
Kazan hatte das Gefühl, dass das nicht nötig werden würde und behielt damit auch recht, als er die größten der Kleider an sich nahm. Iden und Jaden schienen auch Glück zu haben was besonders im Falle des Jungen überraschte.
"Die hier sind auch für euch." Valken zog einige vorbereitete Gegenstände aus einem Regal. Iden reichte er einen silbernen Stab mit einem schweren Kopf mit drei kurzen Spitzen und einem Querbalken, der an eine Parierstange erinnerte knapp unterhalb des Kopfes. Jaden bot er ein Kurzschwert und einen Dolch dar. "Die Waffen und ihre Entfesslungen sind nichts besonderes, aber die Qualität ist gut und sie könnten euch das Leben retten."
"Die Waffen sind für den Notfall.", fügte Lenkon grimmig hinzu, während er mit verschränkten Armen hinter ihnen wartete. "Wenn es hart auf hart kommt, bleibt ihr erst mal hinter mir."
"Das neigt zumindest dazu der sicherste Ort in einem Kampf zu sein.", warf Orwine ein und kam mit drei Gürteltaschen zu ihnen hinüber. Der Reihe nach reichte er jedem von ihnen eine. "Zwei Psynergiesterne, ein Nebeltrank, ein Heiltrank, eine Rauchbombe, eine Psy-Granate und einmal Flüstersamen. Das Regal dort drüben hat mehr und Ähnliches solltet ihr es benötigen."
"Wenn ihr in den anderen Regalen etwas findet was ihr für nützlich haltet, könnt ihr euch ebenfalls bedienen.", erklärte Valken, während er sich zum gehen wandte.
Die Agenten entfernten sich, um ihnen Raum zum umziehen zu lassen, wobei Marie Iden mit einem Lächeln und einer Geste anwies ihr zu folgen.
Während Jaden der Wasseradeptin nachblickte, nahm Kazan den Stoff ihrer neuen Kleidung unter die Lupe. Er hatte sowas noch nicht gesehen. Das Material war fest aber elastisch und als er den Stoff etwas auseinanderzog erkannte er seinen Irrtum. Es war kein Stoff, sondern unglaublich feingearbeitetes schwarzes Kettengewebe ebenso undurchlässig wie gewebter Stoff.
"Interessant.", bemerkte er, während er das unscheinbare Hemd wieder ablegte und seine Kleider abstreifte. Er hatte ohnehin mal etwas schützenderes gewollt.
Das Metall fühlte sich kühl auf der Haut an, als Kazan das Kettenhemd überstreifte, aber nicht wirklich wie Metall. Sorgfältig zog er sein neues Outfit zurecht und keuchte dann überrascht auf, als er spürte wie sich das Kettengewebe bewegte und zusammenzog. Es saß mit einem Mal wie angegossen, hauteng, aber ohne seine Bewegungen einzuschränken oder ihn beim Atmen zu stören.
"Nicht übel.", stellte er fest, während er sich prüfend bewegte und kleidete sich dann auch in den Rest des Kettengewebes.
Anschließend zurrte er die Panzerplatten fest, zog sich dann Stiefel und Handschuhe an und band sich noch seine Gürtel wieder um. Sorgfältig prüfte er, dass all die verschiedenen Artefakte fest saßen, sich aber auch schnell lösen ließen wenn er sie benötigte, das die Wurfklingen sich schnell ziehen ließen und sowohl Nachtsplitter, als auch seine anderen beiden Dolche lautlos aus den Scheiden glitten. Weder gegen Maschinen noch gegen Monster waren seine Waffen besonders effektiv, also würde er sich im Notfall auf seine kümmerliche Psynergie verlassen müssen. Nach kurzer Überlegung löste er einen Dolch vom Gürtel und fixierte ihn stattdessen im Stiefelschaft.
Jaden sah ihm dabei nur schweigend zu, während er auch die ihm überlassene Rüstung überprüfte.
Kazan wartete bis der Junge damit beschäftigt war sich umzuziehen. Dann hob er schnell Jadens Tasche auf und öffnete sie.
"Hey!", beschwerte der Straßenjunge sich, aber Kazan hatte bereits gefunden wonach er gesucht hatte und zog seinen roten Mantel heraus.
"Ich wusste doch, dass du den nicht einfach irgendwo liegen gelassen hast." Kazan warf dem empörten Kind die Tasche wieder zu und schwang sich den Mantel über die eigenen Schultern.
"Eigentlich wollte ich dafür...", begann Jaden, aber Kazan unterbrach ihn mit einem strengen Blick, "Deinen Dank! Sonst überhaupt nichts."
Kazan lächelte zufrieden. "Danke."
Jaden seufzte. "Ist ja auch egal. Ich bin ja schon hier."
"Das wirst du früh genug bereuen.", erwiderte Kazan grimmig, während Jaden damit beschäftigt war den Rest der Panzerung anzulegen.
"Weißt du nicht inzwischen, dass ich das schon immer wollte?"
"Was?", fragte Kazan ihn mit dem Rücken an eines der Regale gelehnt, "Was glaubst du was das hier ist? Ein großes Abenteuer? Leichtes Geld?"
"Eine Chance dir zu helfen und meine Schuld zu begleichen."
"Du schuldest mir nichts." Kazan streifte sich die Kapuze über.
"Nichts?!", fuhr Jaden auf, "Du hast mir mein Leben gerettet! Das ist mehr als nichts! Und den Tod meiner Eltern gerächt."
Kazan verschränkte die Arme vor der Brust. "Und wenn du jetzt stirbst, während du mir, wie du sagst, helfen willst, was war dann der Sinn davon? Ich lasse auch ungern Leute direkt neben mir sterben, aber ich laufe ihnen nicht nach, um an ihrer Seite zu krepieren... und Rache ist verdammte Zeitverschwendung und sogar noch dümmer."
Jaden schwieg für einen Moment finster, bevor er wie benommen fragte: "Warum sagst du mir das jetzt? Jetzt wo bereits entschieden ist, dass ich mitkomme?"
"Weil ich deinen Tod nicht auf meinem Gewissen haben will.", antwortete Kazan, "Also mach bloß keine Dummheiten, weil du glaubst mich retten zu müssen, um irgendeine Schuld zu begleichen. Das gilt auch für Iden."
Jaden hob überrascht den Blick.
"Sie ist zu idealistisch, um die Gefahr ernst genug zu nehmen, aber wenn sich diese Idealistin für deinen Tod verantwortlich fühlt, bringt sie das vielleicht um. Und sie wird sich verantwortlich fühlen, denn sie hat dafür gesorgt, dass du mitkommst."
Jaden antwortete nicht, als Kazan endete, also seufzte der dunkle Adept. "Zusammenarbeit und Ehrgefühl sind gut und schön, aber am wichtigsten muss dir dein Überleben sein. Nicht jemandem helfen, nicht jemanden töten, nicht reich werden, keine höheren Ideale, nur Überleben. Also versprich mir jetzt, dass du es so halten wirst."
*Part 3*

Talion stöhnte, als die grellen Strahlen der aufgehenden Sonne durch den Zugang der kleinen Höhle fielen, die er für sich und Sonja als ihr Nachtlager ausgewählt hatte, und verzog geblendet das Gesicht. Träge drehte er sich herum und lehnte sich an die geschuppte Flanke des jungen Wyvernweibchen unter dessen Flügel er schlief.
Er blieb noch einige Minuten so daliegen, dann rührte Sonja sich auf einmal mit einem leisen Knurren und rollte sich herum. Seiner Decke beraubt schreckte Talion überrascht hoch.
"H-hey! Ganz ruhig Mädchen!", jappste er und kam ächzend auf die Knie hoch, "Was ist denn los?"
So aufgeregt war seine Gefährtin dann auch wieder nicht, lediglich auf etwas aufmerksam geworden. Die Nüstern des Wyvernweibchen blähten sich, als sie neugierig den Kopf hob und Witterung aufnahm.
Talion runzelte die Stirn, doch schon bald stieg auch ihm der köstliche Geruch von gebratenem Speck in die Nase, der ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ.
Schnurrend wie ein Kätzchen krabbelte Sonja auf den Ausgang der Höhle zu.
"Halt! Moment!", rief Talion und warf sich eilig den Mantel über, den er als Schlafstätte genutzt hatte.
Er eilte seiner Gefährtin schnell nach und dann voraus und kniff die Augen für einen Moment geblendet zusammen, als er ins freie Sonnenlicht trat.
"Ah, du bist wach.", grüßte ihn eine wohlklingende Männerstimme, "Bist ein Frühaufsteher, was? Löblich, löblich. Und hast du gut geschlafen?"
"Äh, ich...." Talion blinzelte einige Male gegen das helle Licht an bis sich seine Augen daran gewöhnt hatten und stockte dann.
Vor ihm an einer knisternden Feuerstelle saß auf einem Baumstumpf Eton mit einem Metallteller in der einen Hand und einem hölzernen Löffel in der anderen und frühstückte genüsslich.
"Hey, Hardin!", rief der Mann dem Wasseradepten zu, der gerade die Pfanne überprüfte die auf dem Feuer briet, "Talion ist wach, gib ihm was zu essen!"
Hardin schnaubte leise, während er einen weiteren Metallteller großzügig mit Rührei belud. "Das sehe ich selbst, Eton. Speck?"
"Äh, a-also... äh, klar, ich meine...", stotterte Talion überrumpelt.
"Ja, und knauser bloß nicht damit!", wies Eton ihn scharf an, "Wer gut arbeitet muss auch gut was zu essen haben. Und wen kennen wir schon der härter arbeitet als unser guter Freund Talion. Milch?"
"Äh..."
"Aber natürlich willst du Milch." Eton stellte seinen eigenen Teller weg und befüllte mit einer Kanne, die neben seinem improvisierten Stuhl saß einen großen Becher. "Musst ja noch wachsen. Ach, komm hierher, du kannst den guten Platz haben!"
"Ich..."
"Jetzt sei nicht schüchtern.", unterbrach Hardin ihn, der mit dem vollbeladenen Teller zu ihm hinüberschlenderte und ihm diesen in die Hand drückte, "Eton wird dir wahrscheinlich nie wieder irgendwas gönnen."
"Was redest du für einen Unsinn!", blaffte Eton den Wasseradepten an, als er sich Talion von der anderen Seite näherte und ihm den Becher in die Hand drückte.
"Ich... ähm... was, was... was geht hier vor... ich..." Während Talion noch verdattert nach der geeigneten Frage suchte, die es in dieser unerwarteten Situation zu stellen galt, hatten die beiden Männer den Jungen schon ihre Mitte genommen und führten ihn mit sanfter Gewalt zu dem Baumstumpf nahe der Feuerstelle.
Sonja knurrte, als sie sich der Gruppe näherte.
"Oh, äh..." Eton räusperte sich, als er den noch nicht ganz ausgewachsenen Wyvern erblickte. "Für dich haben wir natürlich auch was."
Der einstige Herrscher Weyards deutete zu seiner Linken und Talion entdeckte zwischen einigen Bäumen was eine tote Kuh zu sein schien, als er dem Zeig folgte. Sonja, die ebenfalls neugierig den Kopf gedreht hatte, gab ein kurzes zufriedenes Schnauben von sich und machte sich dann auf dem Weg zu dem ihr so großzügig gespendeten Frühstück.
Talion wandte sich bei dem Gedanken an Frühstück wieder seinem Teller zu. Ein halber Leib Brot knusprig gebratene Speckstreifen und köstlich duftendes Rührei trieben ihm sofort wieder das Wasser in den Mund. Die letzten Wochen hatte seine Ration nur aus Beeren und Nüssen und etwas Dörrobst bestanden, sowie Wasser aus Mirnurzars Flüssen, das ihm nicht immer sonderlich bekommen war.
Sein Magen knurrte laut und Eton lachte und schlug ihm aufmunternd auf den Rücken. "Iss, iss! Wenn wir dich vergiften wollten, hätten wir dir eines von den Kaninchen vorgesetzt, die Hebi mit seinen Fangzähnen erlegt hat.
"Hebi?", fragte Talion.
"Ach, vergiss es! Den Spaßverderber triffst du noch früh genug.", winkte Eton ab und ließ sich im Schneidersitz neben dem Feuer nieder wo er sein Frühstück unbekümmert fortsetzte.
Hardin legte ihm noch einen Löffel auf den Teller, bevor er sich Talion gegenüber auf der anderen Seite des Feuers niederließ und seinen eigenen Teller ergriff.
Talion sah nur noch einmal von einem seiner unerwarteten Gastgeber zum anderen, stellte dann den Becher ab und begann sich beherzt über das von ihnen servierte Essen herzumachen.
"Köstlich!", murmelte Eton schmatzend, während sie sich zu dritt über ihr Frühstück hermachten, "Das ist das Leben! Viel besser, als sich in einer dummen Höhle zu verstecken... Was haben wir uns nur gedacht. Ach, war es nicht wundervoll von diesen Bauern uns all das von ihren Vorräten zu überlassen, Hardin? Die gerühmte Gastfreundschaft Mirnurzars. Wie kann es nur sein, dass es irgendjemanden der draußen der all diesen armen unschuldigen guten Leuten Leid antun will. Pfui, sage ich! Das verstehe ich einfach nicht!"
Hardin lachte. "Es wird dir sicher schlagartig klar werden, sollten diese guten armen unschuldigen Bauern je herausfinden, dass alles was du ihnen gesagt hast gelogen war und sie uns mit ihren Mistgabeln jagen."
Talion hielt mitten im Bissen inne.
"Jetzt erzähl doch nicht so einen Unsinn, Hardin.", tadelte Eton seinen Partner ebenfalls lachend, "Der Junge glaubt noch das stimmt wirklich."
"Ja, wäre das nicht ein furchtbarer Irrtum."
Während Talion jetzt deutlich langsamer weiter aß, sprach Eton weiter. "Ich sage dir man muss etwas dagegen tun, dass diese Leute stets mit einer metaphorischen Klinge am Hals leben müssen. Ich muss etwas dagegen tun. Wir müssen etwas dagegen tun! Ich sage lasst es uns feierlich geloben, uns drei! Das wir alles tun werden damit sie alle sicher leben können, sei es Oscasiane oder Shetver, Neu- oder Altmirnurzar, Polinas oder Frostlande!"
"Klar.", bestätigte Hardin.
"Uhuh...", brachte Talion zwischen zwei Bissen hervor.
Sonja rülpste von ihrer Position bei den Bäumen. Irgendwie hatte der Wyvern es bereits geschafft sämtliches Fleisch von ihrer Kuh abzunagen.
Trotz der halbherzigen Antworten, war Etons Stimmung in keinster Weise beeinträchtigt. "Oh, wo wir von Frostlande sprechen, du weißt doch wo das liegt, oder Talion?"
"Klar.", antwortete Talion grinsend.
"Dann könntest selbst da einfach hinfliegen?", fragte Eton neugierig.
"Nun theoretisch schon, aber..."
"Ausgezeichnet, Junge, dann ist das unser erstes Ziel."
Talion hielt inne. "Äh... was?"
"Du fliegst uns alle nach Frostlande und wir beginnen unsere Mission zur Rettung der Welt!", erklärte Eton ihm gutmütig, aber entschieden.
"Äh, wartet mal! Ich..."
"Du willst Mirnurzar nicht retten?!", keuchte Eton geschockt.
"Nein!"
"Aber Talion!", stöhnte der Mann erschüttert, "Woher dieser Nihilismus?"
"Was? N-nein! Natürlich will ich... wollte ich... aber äh..."
"Aber...?"
"Äh... ich... also Sonja i-ist nicht mal... nicht mal ganz ausgewachsen. Sie... sie könnte niemals uns drei..."
"Sechs."
"Uns sechs... SECHS?!"
"Ach so." Eton lächelte gewinnend. "Wenn das mit dem tragen alles ist kriegen wir das schon hin. Jetzt iss auf, wir müssen in die Schenke."
"Äh?" Talion runzelte die Stirn was war eigentlich gerade passiert.
Noch nie zuvor hatte Meliza in ihrem Leben so eine Kälte gespürt. Sie erinnerte sich, kurz vor ihrem zwölften Geburtstag mit ihren Eltern in einen Schneesturm geraten zu sein, der sie gezwungen hatte in einer verlassenen Hütte am Straßenrand zu übernachten. Bislang gehörte dies zu ihren schlimmsten Erinnerungen. Doch jetzt... Jetzt wünschte sie sich nichts sehnlicher, als dorthin zurückzukehren. Sie hatte zumindest Decken gehabt. Schutz vor dem schneidenden Wind. Ihre liebevollen Eltern...
Und nun wanderte sie durch die klirrende Kälte von Arktonias gefrorener Einöde, mit nichts als ihrer einfachen Reisetracht am Leib. Links und Rechts umgab sie nichts weiter als Schnee und Eis. Sie konnte vielleicht froh sein den Sturz überlebt zu haben, nachdem etwas oder jemand ihren Entführer aus der Luft geschleudert hatte, aber ihre Situation war nicht besser geworden. Zumindest hatte sie das Bewusstsein beim Aufprall behalten, ansonsten wäre sie noch an Ort und Stelle kläglich erfroren.
Oder meine Entführer hätten mich aufgelesen, dachte sie mit bitterer Ironie, da in diesem Fall zumindest ihr Überleben gesichert wäre. Zumindest für die nächste Zeit.
Nein, sie wollte nicht zurückkehren. Diese Leute waren gefährlich und eindeutig wahnsinnig. Sie kannte das Risiko für sich und ihre Familie, aber ihnen Merl auszuhändigen war für sie einfach undenkbar. Falls es wirklich er war, den sie suchten! Meliza bezweifelte es immer noch. Merl verfügte nicht über solche Kräfte! Ihn als gefährlich zu bezeichnen war einfach lachhaft!
Und was wenn doch?
Meliza schwirrte der Kopf. Es war Jahre her, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Sie vermisste ihren kleinen Bruder so sehr... Wieso war er nicht einfach nach Hause gekommen? Sie hätte ihn beschützt. Vor Talb, vor der Akademie, wenn nötig auch vor ihrem Vater.
Wieso nur? Wieso hast du mich allein gelassen...?
Sie wurde abrupt aus ihren Gedanken gerissen, als ihre linker Fuß auf dem Eis ausglitt und sie beinahe stürzen ließ. Meliza fing sich gerade noch rechtzeitig mit den Händen ab und schürfte sich die Handflächen auf. Sie fluchte und rappelte sich nur langsam auf. Die Adeptin spürte kaum Schmerzen, die frostige Kälte hatte ihre Hände bereits taub werden lassen. Auch jeder Schritt wurde immer schwerer. Meliza glaubte nicht, dass sie noch lange durchhalten würde. Ihre einzige Hoffnung waren die Menschen von vorhin, jene die Hashiro bedroht hatte. Zugegeben: Sie hatten auf sie ebenso wie Gesetzlose gewirkt. Und sie wollten einen Leuchtturm der Elemente entzünden! Zu allem noch den letzten, wenn sie der Unterhaltung richtig gefolgt war. Es war gut möglich, dass sie sich in noch größere Schwierigkeiten brachte, als die in denen sie ohnehin schon steckte. Aber wenn sie die Alternativen betrachtete, schien das der einzig richtige Weg zu sein.
Die größte Hürde war, sie lebendig zu erreichen. Der lodernde Feuerwirbel am Horizont war schon seit Minuten oder gar Stunden verschwunden und da alles um sie herum weiß war, wusste Meliza nicht einmal mehr, ob sie noch in die richtige Richtung ging. Sie konnte nur noch einen Fuß vor den anderen setzen und hoffen, dass sie ihr Ziel noch rechtzeitig erreichte.
Ein nahes Jaulen zu ihrer Rechten ließ sie erschrocken aufschreien und herumwirbeln. Auf sie trabte ein wolfsähnliches Wesen zu, das bei genauerer Betrachtung aus Nebel zu bestehen schien. Wenige Schritte von ihr entfernt hielt es an und betrachtete sie neugierig.
"Oh... verstehe. So endet es also? Ich werde am Ende der Welt aufgefressen?"
Die Nebelkreatur legte den Kopf schief. Meliza lächelte resignierend, als ob sie sich mit ihrem Schicksal bereits abgefunden hätte.
"Ist schon in Ordnung. Ich mach dir keinen Vorwurf. Ich wette es ist hier für dich nicht einfach was zu fressen zu finden... Oder deine Freunde.", fügte sie hinzu, als plötzlich weitere Wolfsgestalten auftauchten. Wo waren sie hergekommen? Hatten sie sich aus der kristallklaren Luft materialisiert?
Ihr Blick glitt zu der Fessel an ihrem rechten Handgelenk, dass ihre Sternenkraft unterdrückte. Wenn sie es doch nur abbekommen hätte...
Der Nebelwolf, der sich zuerst zu ihr gesellt hatte, bellte sie an und wackelte mit dem Schweif. Er und die anderen liefen in eine Richtig, etwas links von der in die sie sich ursprünglich bewegt hatte. Meliza stockte. Dann lächelte sie.
"Seid ihr sicher? Ich schmeckte bestimmt nicht so schlecht... Nein, ich scherze, ich
scherze! Danke... Ich danke euch..."

"Paka!"
Der Käpten schreckte zu Arillas alarmierenden Ruf auf.
"Was ist denn jetzt schon wieder? Ist dieser Hashiro zurück? Oder sind Reyters Männer hier?", fragte Paka angespannt. Er war sich nicht sicher, ob er noch mehr von Arktonias Überraschungen vertragen konnte.
"Da kommt... jemand. Aber es ist nicht Hashiro oder..."
Arilla brachte den Satz nicht zuende. Paka verengte die Augen und spähte in die Richtung, in die Arilla zeigte. Es dauerte einen Moment, ehe er die Gestalt durch das Schneegestöber erkennen konnte: eine junge Frau, mit dunklen Hautton und hellen Haaren. Paka erkannte in ihr die Gefangene Hashiros wieder. Reflexartig hob er seinen Dreizack.
~Nein, Paka.~, flüsterte Arillas Stimme in seinen Gedanken. ~Ich spüre keine bösen Absichten bei ihr.~
Der Käpten senkte seine Waffe wieder. Er vertraute Arillas Urteilsvermögen.
~Sie ist kurz vor dem Erfrieren.~
Paka nickte und wandte sich Sazael zu, dem die Situation nicht entgangen war.
"Sazael, sieht so aus als bräuchten wir noch ein Bett im Pflegezelt neben Rangi."
Dieser nickte stumm und wedelte beiläufig mit der Hand.
"... noch die Gravuren... fertig."
"Paka?"
Nordspeer wies in die Richtung der Frau, nachdem er der Unterhaltung schweigend gefolgt war. Jetzt sah Paka sie auch: die Nebelwölfe, die vor der Frau voranliefen.
"Oh, meine Freunde.", murmelte Sazael. "Ich wünschte zu mir auch so zutraulich gewesen."
"Was tun sie?"
"Sie eskortieren sie. Als wir hier ankamen, haben sie das Gleiche für uns gemacht."
"Bleibt trotzdem wachsam.", gebot Paka, der genug von unliebsamen Überraschungen hatte.
Sie eilten der Frau entgegen. Als sie Meliza erreichten, zitterte sie am ganzen Körper. Sie konnte kaum noch einen Fuß vor den anderen setzen und ihre Lippen hatten sie blau verfärbt. Die Frau blieb unschlüssig stehen, als die drei vor ihr standen. Sie wirkte überrascht, fast als ob sie die Männer nicht hat kommen sehen.
Einen Moment verharrten sie so wortlos voreinander. Dann hob sie die Hand zu einer höfischen Grußgeste, die man in Osacasiane verwendete.
"H-Hallo. Mein Name ist Meliza. Und ich... brauche eure... Hilfe... Nur wenn es keine Umstände macht..."
Mit diesen Worten knickte sie ein und fiel in den Schnee. Ein Nebelwolf heulte leise auf. Die beiden Männer sahen den Käpten erwartungsvoll an. Paka seufzte.
"Was wäre ich für ein Mann, wenn ich so ein Hilfegesuch ablehnen würde? Kommt, schaffen wir das Mädchen ins Lager."

Die Tür fiel leise ins Schloss. Silya stieß einen Seufzer aus, ehe sie zu ihrer dampfenden Teetasse griff, die sie sich soeben vorbereitet hatte. Die Tage in Askestas waren trotz der Versammlung der Meister der Kampfkunst lang und träge geworden. Der eine folgte ereignislos den anderen. Die Menschen draußen gingen nichts ahnend weiter ihrem unbekümmerten Leben nach und selbst von ihrem Orden gab es keine wichtigen Neuigkeiten. Und da ihre Rolle der Eindämmung des Strudels sie zur Untätigkeit verdammte, hatte sie viel Zeit nachzudenken.
Kudo... Ailas... Vera...
Sie dachte oft an ihre Schüler. Sie hatte alles getan um sie stark zu machen, doch auf die Welt da draußen, hatte sie sie nie vorbereiten können. Schließlich war sie selbst hier gefangen. Und ohne sie fühlte sie eine schleichende Einsamkeit in ihr aufkeimen, die sie in den letzten Tagen nur mit Mühe verdrängte. Sie fragte sich immer wieder was sie gerade machten...
Die Versammlung hatte ihr gut getan. Obwohl sie gewusst hatte, dass sie die drei auch eines Tages gehen lassen musste, war sie nicht darauf vorbereitet gewesen so lange allein zu sein. Aber inzwischen empfing sie auch einen anderen Gast. Einen ungewöhnlichen. Dennoch war sie über jede Zerstreuung dankbar.
Er stand gerade an ihrem Ansichtsfenster und spähte mit finsteren Blick auf den Küstenzug von Askestas hinaus. Sie hoffte, dass nicht zu viele Menschen von der Straße ihn dort sahen und die Gerüchteküche der Stadt zum Brodeln brachte.
Silya nahm einen vorsichtigen Schluck aus ihrer Tasse, genoss das Aroma und gesellte sich geräuschlos zu ihm.
"Der Nebel ist heute noch dünner als je zuvor.", krächtze ihr Gast mit tiefer, autoritärer Stimme.
Die Kampfkunstmeisterin nickte.
"Natürlich ist er das. Der Strudel ist dem Nebelherz nicht mehr allzu fern. Er zerstört die einzigartigen Naturaspekte die unsere Heimat in die Nebel hüllen und wird sie so lange aufzehren, bis keinen Nebel mehr gibt."
Sie blickte zu ihm hoch und funkelte ihn mit trockenen humorvollen Augen an.
"Aber keine Sorge, Stammesfeder. Bis es soweit ist, hat der Strudel uns längst verschlungen."
Ronrarrs Blick verfinsterte sich noch weiter.
"Eine wahre Schande. Gerade jetzt, wo sich unsere Völker... annähren."
Silya verdrehte die Augen und hoffte die Stammesfeder würde es nicht bemerken. Er konnte sich nur widerwillig mit der Änderung abfinden, die sich nach der Abreise von ihren Schülern und Pakas Crew in Nebelherz eingestellt hatte. Nach Verbreitung der Nachricht, dass die junge Aerorill Sinaphie den großen Arenakampf gewonnen hatte, waren viele der Aerorill in Nebelnest neugierig geworden. Schließlich hatten sich nicht allzu lange davor Menschen im Ehrenritual der Stärke gegen respektierte Aerorill behauptet. Also hatte es einige nach Askestas gezogen, um die Menschen der Arena herauszufordern oder ihre Kämpfe zu beobachten. Obwohl die Menschen von Askestas zunächst von dem plötzlichen Interesse ihrer Nachbarn erschrocken, fast beängstigt waren, hatte sich das Arenageschäft ungeahnt rasant entwickelt. Viele Kämpfer sahen nach Kudos Abreise endlich wieder eine Chance auf den Sieg und ihr Eifer und ihre vielseitigen Kampfstile lockten noch mehr Aerorill-Herausforderer an. Mit den Einnahmen wurde die Arena wieder aufgebaut, nachdem sie im Kampf von Kudo und SInaphie so schwer beschädigt wurde. Die Botschaft der Aerorill, vorher verwaist und von den Bewohnern mit grißzügigen Abstand gemieden, erwachte langsam wieder zum Leben. Vor ihren sonst stets verschlossenen Toren hatte sich ein kleiner Markt gebildet, wo Askestas Bewohner ihre den neuen Besuchern verschiedene Waren anboten oder sich an der, zugegeben weniger beliebten, Küche der Aerorill versuchten. Die Aerorill, die ursprünglich für Wettkämpfe oder zum Beobachten gekommen waren, begannen sich für die Bräuche ihrer Nachbarn zu interessieren. Die jahrhundertalte Mauer, die die Menschen und Aerorill von Nebelherz zwischen sich gebaut hatten, schien endlich Stück für Stück aufzubrechen.
Doch der wahre Durchbruch war erst ein paar Wochen her. Ein paar neugierige Jungendliche hatten es gewagt im Schutz von Nacht und Nebel nach Nebelnest überzusetzen und damit das uralte Tabu zu brechen, dass zwischen den Aerorill und Menschen bestand. Im Wald waren sie dann aufgegriffen worden. Doch es folgte... nichts. Die Jungendlichen wurden zurückgeschickt. Kreidebleich, aber in einem Stück. Seit dem war die Stammesfeder fast jeden dritten Tag in Askestas. Zuerst hatte er stets den Bürgermeister besucht, doch es dauerte nicht lange bis er von Kudos Meisterin erfuhr. Ihr erstes Treffen war... interessant gewesen. Seit dem besuchte er viel häufiger sie als den Bürgermeister, was den alten Nichtsnutz gar nicht gefiel. Silya selbst hatte kein Interesse daran eine inoffizielle Funktionärin zu werden, aber sie empfing Ronrarr jedes Mal, wenn er an ihrer Tür donnerte. Zumindest hatte er nach dem ersten Mal gelernt darauf zu warten dass sie öffnete, statt dies selber zu tun und einfach die Wohnung zu betreten. Silya hatte für einen Moment gefürchtet nun doch einen Krieg ausgelöst zu haben, aber die Stammesfeder war viel verständnisvoller, als sie von einem dieser stolzen Vögel erwartet hätte.
"Ich fürchte in der Not, die uns bevorsteht, werden sie noch näher zusammenrücken. Was werdet ihr tun, wenn der Strudel kommt? Ich fürchte er wird Nebelnest zuerst erreichen. Und wenig später uns."
Ronrarr stieß ein nachdenkliches Gurren aus und seine Halsfedern plusterten sich auf.
"Ich... weiß es nicht. Nebelnest ist unsere Zuflucht. Unsere Heimat. Wenn wir sie verlieren, ist es das Ende der Aerorill."
Silya hob eine Braue.
"Ihr müsst nicht dort bleiben, wisst Ihr?"
Ronrarr wandte den Blick von der Stadtszene ab und blickte sie aus seinem verbleibenden Auge an.
"Und wohin sollen wir gehen? Diese Insel ist unser Leben, unsere Art, unsere Freiheit. Es ist unser Zuhause. In dieser Stadt sind wir Fremde und außerhalb von Nebelherz Gejagte. Wenn wir gehen, sind unsere Bräuche und unsere Lebensart verloren. Dann könnten wir genauso gut gleich aussterben."
"Sind eure Bräuche und eure Lebensart denn nicht dort, wo euer Volk ist? Bei allem Respekt, es gab eine Zeit, da war Nebelnest nicht einmal eure Heimat. Wenn der Strudel kommt, müsst ihr erneut fliehen oder euer Volk ist wirklich am Ende."
Die Stammesfeder drückte wütend seine Hände zusammen und bohrte dabei seine Klauen tief in Silyas Fensterbrett. Sie biss verärgert die Zähne zusammen und versuchte es zu ignorieren.
"Da draußen lauert möglicherweise noch ein uralter Feind auf uns! Lieber gehen wir ehrenvoll mit unserer Heimat zugrunde, als uns nochmal wie niederes Vieh jagen und schlachten zu lassen."
Silya schloss entnervt die Augen und versuchte sich mit einem Schluck wohlschmeckenden Tee zu beruhigen. Bewahrte sie einer vor dem Dickschädel dieser Vögel.
"Nichts spricht dafür, dass dieser Feind noch da draußen ist. Eure Flucht ist Jahrhunderte her."
"Ihr kennt unsere Geschichten nicht.", krächzte er sie giftig an.
"Nein, tue ich nicht.", gab sie kleinlaut zu. "Seht es so, Stammesfeder: Was ist ehrenvoller? Diesem Feind die Stirn zu bieten und um das eigene Überleben zu kämpfen oder tätigkeitslos auf den Tod zu warten? Was immer ihr tut... Es muss bald geschehen. Nicht etwa bis der Strudel Nebelherz erreicht, sondern bevor der Sog so stark wird, dass sich nichts mehr ins Wasser wagen kann. Die Fischer haben es bemerkt, denn sie fangen immer weniger. Nur ist ihnen nicht klar warum."
"Ihr sagt es ihnen nicht?"
"Nein. Das würde... Unruhen in ihren kleinen perfekten Leben auslösen, die am Ende sowieso zu nichts führen."
"Also gehen die Menschen auch nicht?"
"Sie werden informiert und evakuiert wenn... wenn es keine andere Möglichkeit mehr gibt."
"Und ihr?"
"Ich... muss bleiben.", antwortete Silya neutral.
Sie konnte nicht ans Festland. Wenn sie sich noch weiter vom Strudel entfernte, konnte sie ihn kaum noch in Schach halten.
"Genauso wie wir.", bekräfigte die Stammesfeder und verschränkte die Arme.
Silya setzte gerade zu einer Gegenbemerkung an, warum sich ihre Gründe doch sehr weit voneinander unterschieden, als sie plötzlich ein kühles Gefühl übermannte. Die Kampfkunstmeisterin erkannte das Gefühl als fremde Energie, die ihre Wohnung erfüllte. Dunkelheit breitete sich ihn ihrem Wohnzimmer aus. Ronrarr sprang alarmierend in Kampfhaltung, während die Kampfkunstmeisterin gelassen ihren Tee abstellte.
"Es ist kein Wunder das unser Volk stirbt, wenn es nur aus Feiglingen besteht.", krächzte die Stimme es anderen Aerorills giftig.
"Raus aus meinem Haus!!", fauchte Silya böse und ließ ihre Peitsche schnellen.
Die Stammesfeder zuckte vor ihr zurück. Er hatte nicht bemerkt, wann sie ihre Waffe ergriffen hatte! Der Peitschtenhieb schnellte durch die Schatten und zerschlug etwas, dass Ronrarr als einen pechschwarzen Schnabel erkannte, bevor er sich in schwarze Fetzen auflöste. Das schien die Dunkelheit für einen Moment zurückzutreiben, doch dann breitete sie sich wieder ein.
"Ähm, verzeiht Madam.", entschuldigte ein neuer Schnabel sich. "Vielleicht hätte ich mich ankündigen sollen. Ich muss der Stammesfeder allerdings etwas mitteilen."
Ronrarr stand wie erstarrt einfach da und blickte den Schnabel ohnmächtig an. Es war wie in der Geschichte, die er nur allzu gut kannte.
"Seid... Seid Ihr...?"
"Bescheuert?", füllte Silya wutentbrannt seinen Satz für ihn und ließ die Peitsche knallen. "Ich werde euch lehren was passiert, wenn man ungefragt mein Haus betritt. Falls Ihr das nochmal macht, werdet Ihr euch wünschen niemals geboren zu sein."
Der Schnabel schien zu zögern, bevor er antwortete.
"In diesem Fall, nehmt meine aufrichtigste Entschuldigung an, Madam. Erlaubt mir, dass ich mich vorstelle? Ich bin Shikraa. Vermutlich ein vergessenes Relikt aus ferner Vergangenheit."
"Ihr seid der Schnabel in der Finsternis. Der zweite Federheld."
"Also nicht vergessen.", schloss Shikraa trocken. "Hört mich an, Stammesfeder. Das Überleben eures Stammes steht auf Messerschneide. Opfert sie nicht Eurer Sturheit. Die Aerorill werden eine noch eine wichtige Rolle in Mirnuzar spielen. Die Zeit sich zu verstecken ist vorbei. Unsere Jäger sind tot."
"... Tot?"
"Vernichtet, von den Menschen und dem letzten Federhelden."
"Menschen?!", würgte die Stammesfeder ungläubig hervor.
"Ganz recht. Sie wurden von nur Wenigen vernichtet, wo unser gesamtes Volk nicht zu in der Lage war. Ihr habt euch in den Nebeln... oder den Sternen versteckt. Aber die Zeit zum Verstecken ist vorbei. Versammelt den Stamm!"
Die Stammesfeder schüttelte erschrocken mit dem Kopf.
"Wir können Nebelnest nicht einfach verlassen! Dazu wart nur ihr Federhelden auserkoren gewesen!"
"Verdammter Kikrek! Hört Euch an! Nur Auserwählte können Euer sicheres Versteck verlassen? Was für eine Schande. Ihr benutzt diesen Brauch, nur um eure eigene Feigheit zu tarnen! Doch das hört jetzt auf. Ich sage es noch einmal: Versammelt den Stamm! Bis morgen Nacht! Ich werde in Nebelnest vor euch treten und euch Kunde bringen, was eure Welt ereilt hat und welche Rolle die Aerorill darin spielen werden."
"Ihr... werdet vor uns treten?"
"Persönlich.", gab der Schnabel zurück. "Nicht vergessen. Morgen Nacht!"
Der Schnabel verschwand und die Dunkelheit zog sich zurück. Von draußen drangen wieder die Geräusche der Stadt in die Wohnung ein. Silya bemerkte erst jetzt, dass alles außerhalb ihres Zimmers wie in der Zeit eingefroren gewesen war.
Kopfschüttelnd griff sie nach ihrem Tee und trank ihn aus.
"Nun... das war mal was Neues.", sagte sie ruhig und stellte ihre Tasse ab. "Was ist Kikrek?"
"... Nichts Nettes. Solch einen Ausdruck hätte ich von einem ungezogenen Küken erwartet, aber nicht von einem unserer legendären Helden."
"Ah.", machte Silya und sah die Stammesfeder neugierig an. "Was werdet ihr jetzt machen?"
Ronrarr schüttelte den Kopf.
"Das ist doch offensichtlich. Ich rufe den Stamm zusammen. Ich fürchte... Ich fürchte morgen Nacht wird sich für uns alles verändern."

"Keine Bewegung und es wird euch nichts geschehen."
Doch Sinaphie ignorierte die Warnung einfach und sprang mit einer flüssigen Bewegung auf die Beine und ließ noch in der Bewegung ihr Messer aus ihren Federn in ihre Hand gleiten. Lashon war wie immer fasziniert, wie sie Gegenstände in ihrem Federkleid verstecken konnte.
Die Bogensehnen spannten sich noch weiter, aber keiner schoss. Lashon, der nicht bemerkt hatte dass er den Atem angehalten hatte, atmete erleichtert auf.
"Keine Bewegung, habe ich gesagt!", donnerte die herrische Stimme der Frau.
Die anderen in der Gruppe der Ausgestoßenen wirkten verunsichert.
"Was ist das...?"
"Ist das eine Art Vogel?"
"Es hat keine Flügel."
"Siehst du wie es das Messer hält?"
"Bleibt wachsam! Es ist sicher gefährlich."
Lashon, der wie die anderen Männer noch auf dem Bauch lag, ergriff Sinaphie beruhigend am Arm.
"Bleib ruhig, Sinaphie."
"Ich habe dich gewarnt, Lashon.", schaltete sich Deven ein. "Das sind Verbrecher. Verschwendet nicht eure Zeit damit, mit ihnen reden zu wollen. Wir müssen uns freikämpfen!"
"Nichts leichter als das.", murmelte Apaec kühl und lud brodelnde Schatten zwischen seinen Fingern auf.
"Ich sagte, bleibt ruhig!", beschwor er seine Gefährten nochmals eindringlich. Apaec ließ sich zu leicht von Devens Aggression anstecken und Sinaphies Nerven lagen nach den jüngsten Ereignissen blank. Sie davon abzuhalten einen Kampf zu provozieren könnte sich als schwierig erweisen.
"Du bist der Anführer?", fragte die Frau an der Spitze.
"Nicht schießen! Wir haben keine bösen Absichten!", rief er beherrscht und hob die Hände hinter den Kopf.
"Ach nein? Wieso begleitet euch dann ein Diener des Sultans?"
"Falls ihr damit mich meint", warf Deven mit angriffslustiger Grimasse ein, "dann wohl weil ich auf der Suche nach räudigen Entführern bin."
Er wandte sich an Lashon.
"Wir ergeben uns keinem Banditenpack! Das hier ist Zeitverschwendung. Wenn sie uns angreifen, dann machen wir sie einfach nieder. Holen wir uns jetzt einfach euren Freund."
"Letzte Warnung: Rührt euch und wir spicken euch mit Pfeilen!"
"Wenn ihr meine Freunde bedroht, werdet ihr das nicht mehr lange überleben. Gebt uns Kanra und die anderen zurück!", gurrte Sinaphie unheilvoll.
Die Angreifer starrten sie erschrocken an.
"Es spricht! Es hat gesprochen!"
"Was hat es gesagt?"
"Das ist Hexenwerk!"
"Ich zeige euch gleich richtiges Hexenwerk!", lächelte Apaec düster, bereit die Macht seiner Schatten zu entfesseln. Die Ausgestoßenen konnten seine Psynergy nicht sehen und gaben sich daher nicht im Mindesten beeindruckt.
"Das reicht jetzt!", gebot Lashon, doch er stieß nur auf taube Ohren.
"Ganz recht.", fauchte Deven, der Lashons Worte mit Absicht missverstand und sich blitzschnell abrollte.
Mit ohnmächtigen Entsetzen musste Lashon mit ansehen, wie Deven noch beim Aufspringen den massiven Anker in die Hände nahm, bereit in durch die Reihen der Feinde zu schwingen. Apaec richtete mit kalter Mitleidlosigkeit Mittel- und Zeigefinger auf die nächstbesten Bogenschützen, Sinaphie ging absprungbereit in die Hocke und die Ausgestoßenen richteten Bögen und Säbel auf lebenswichtige Organe.
Und Lashon lab immer noch halb umgedreht auf dem Bauch, mit beiden Händen hinter den Kopf.
"Schluss damit!"
Bevor sie sich versahen, tat sich der Sand unter ihnen auf. Sie und die Ausgestoßenen schrien gleichermaßen überrascht auf, als sie den Boden unter den Füßen verloren und von der Düne geschluckt wurden. Der Sand schlug um ihnen zusammen, festigte sich und packte sie so fest, dass sie kaum noch atmen konnten. Von einen Moment auf den anderen, waren alle handlungsunfähig in der Düne eingegraben, nur noch ihre Köpfe schauten aus dem Sand.
Bis auf Lashon, der immer noch mit erhobenen Händen auf dem Bauch lag. Verwundert sah er sich um. Apaec spuckte wütend Sand aus.
"Wirklich jetzt, Erdadept? Du hast deine Kräfte wieder und sagst uns nichts?"
Lashon schluckte und stand langsam auf. Das war er nicht gewesen. Angespannt sah er nach vorne und entdeckte eine nu allzu bekannte Gestalt.
Unsere Situation hat sich nicht verbessert, dachte Lashon und lächelte müde.
Die anderen folgten seinen Blick, mit gemischten Reaktionen. Apaec runzelte fragend die Stirn, Sinaphie gurrte bestürzt und Deven grollte.
"Die Hexe des blauen Sandes."
Er spie die Worte aus wie Gift. Die Ausgestoßenen wanden erschrocken ihre Köpfe, so weit es der eiserne Griff des Sandes zuließ.
"Gebieterin?!"
"Herrin?!"
Yananell schritt gemächlich und ohne sie eines Blickes zu würdigen an den Köpfen ihrer Untergebenen vorbei.
"Ich dachte, ich habe mich gegenüber der Hüterin klar ausgedrückt.", sagte sie mit ungewohnter Ruhe. "Ich sagte ihr, ich werde mich persönlich um die Fremdländer kümmern."
"Herrin, wir wollten nicht...! Wir hatten vor sie direkt vor Euch zu bringen! Aber sie wollten nicht friedlich mitkommen!"
"Eure Fürsorge und die der Hüterin sind vorbildlich, aber ich brauche sie nicht. Außerdem hättet ihr beinahe eine einzigartige Gelegenheit zerstört."
Sie schritt auf Lashon zu, der nervös lächelte. Es hatte keinen Sinn seine Waffe zu ziehen oder fliehen zu wollen. Er hatte ihre Macht schon aus erster Hand erfahren.
"Ich habe mich schon gefragt, wann wir uns wiedersehen.", grüßte er sie.
Yananell ignorierte seine Worte und baute sich zwei Schritte herrisch vor ihm auf. Schweigend taxierte sie ihn aufmerksam mit ihren leuchtend orangefarbenen Augen. Es war, als würde sie etwas suchen. Lashon stellten sich die Nackenhaare auf. Sie konnte unmöglich wissen, was er bei sich trug. Oder etwa doch?
Als Yananell seinen erschrockenen Blick bemerkte, lächelte sie dünn.
"Es heißt du trägst etwas bei dir. Einen heiligen Schatz der Sterne. Zeig ihn mir."
Lashon schluckte schwer, als sich seine schlimmsten Befürchtungen bestätigten. Was sollte er jetzt tun? Wenn er sich widersetzte, waren sie vermutlich erledigt. Wenn sie den Stern einfach nahm, war Mirnuzar in höchster Gefahr.
Yananell blickte ihn durchbohrend an, als könnte sie seine Gedanken sehen und schüttelte langsam mit ihrem Kopf.
"Nein, ich werde ihn dir nicht stehlen. Und falls das meine Absicht wäre, könntest du mich nicht aufhalten. Zeig ihn mir. Ich frage nicht noch einmal."
Lashon seufzte. Er wusste, dass er keine Wahl hatte. Und irgendwas verriet ihm, dass sie nicht log. Den Stern den Sitras zu zeigen hatte ihnen schon einmal geholfen. Wieso auch nicht hier?
Er löste langsam den Beute von seinem verborgenen Versteck in seinem Wüstenumhang und holte ihn hervor. Es war gespenstisch still, als Lashon die Verschnürung löste, als alle Anwesenden und die Wüste selbst ihren Atem anhielten. Das Juwel glänzte im fahlen Mondlicht und verteilte es wie ein Prisma.
Die unterdrückte Wut auf Yananells mit Silberlinien überzogenen Gesicht wich dem Ausdruck von inneren Frieden. Ihr Blick, sonst durchzogen von Hass, strahlte nun eine sentimentale Ruhe aus. Ihre freie Hand näherte sich dem Stern, schreckte aber davor zurück es zu berühren. Für mehrere Minuten schien sie stille Zwiesprache mit dem Stern zu halten. Je länger Lashon Yananell betrachtete, desto mehr zweifelte er daran es mit einem Wesen aus Fleisch und Blut zu tun zu haben. Es war nicht nur ihre Erscheinung, die selbst für Adepten ungewöhnlich war. Sie strahlte eine Aura aus, die sich fremd anfühlte. Sie hatte mehr mit der Sängerin gemein, als einem Menschen.
~Lashon?! Was tust du da?!~
Ein Schauer durchfuhr seinen Körper und es forderte ihn eine Menge Willenskraft nicht zusammenzuzucken oder sich gegenüber Yananell sonst irgendwie zu verraten.
"Hey Tropfen."
~'Hey Topfen'?! Ist das alles was du zu sagen hast? Warum zeigst du den Elementarstern herum?! Vor ihr!!~
"Ich arbeite an einem Plan. Vertrau mir.", antwortete er dem Dschinn.
~Das ist nicht dein Ernst!~, hallte die Stimme ungläubig in seinen Gedanken wider. ~Ich habe dir doch klare Anweisungen gegeben! 'Zeige das verdammte Ding nicht herum!'~
"Nun, ich sah mich gezwungen zu improvisieren. Du warst ja leider außer Gefecht, also musste ich selbst entscheiden. Das ist... übrigens nicht das erste Mal, dass ich den Stern jemanden zeige."
~Was?! Du hast den Stern noch anderen gezeigt?!~
"... Das ist genug.", unterbrach Yananells Stimme den Streit in Lashons Kopf.
Sie hatte sich wieder gefasst und blickte ihn wieder mit dem selben durchbohrenden Blick an wie vorhin. Für einen Moment fürchtete Lashon, sie habe Topfens Erwachen bemerkt, aber schnell dämmerte es ihm, dass sie den Stern meinte. Er ließ das Juwel wieder in den Beutel gleiten und versteckte es wieder in seiner Kluft. Sie machte keine Anstalten ihn aufzuhalten. Ein gutes Zeichen?
"... Sie sagte du wärst etwas Einzigartiges. Davon vermag ich allerdings nichts zu erkennen. Dennoch: Ich muss akzeptieren, dass du ein Sternträger bist."
Lashon sah sie misstrauisch an.
"Und das heißt...?", fragte er.
"Ich habe möglicherweise einen Fehler begangen und vorschnell über euch gerichtet."
Lashon klappte der Kiefer. War das ihr voller Ernst?
"'Vorschnell gerichtet?' Ihr habt vollkommen unbeteiligte Reisende mit einem Sandsturm angegriffen und ihrer Psynergy beraubt!"
Die spirituelle Führerin schien kurz über die Bedeutung des Wortes 'Psynergy' nachzudenken, ehe sie es als bedeutungslos abtat.
"Es war gerechtfertigt. Euer Verbrechen war es die verbotene Wüste mit euren unrechtmäßigen Kräften überhaupt zu betreten. Aber viel schlimmer: Ihr habt euch eingemischt. Dieser Bruch uralter Regeln gehört mit dem Tod bestraft, aber in meiner Gnade ließ ich euch alle am Leben. Und doch seid ihr immer noch hier. Und doch ist wieder jemand bei euch, der über diese unrechtmäßigen Kräfte verfügt."
Sie warf den eingegrabenen Apaec einen giftigen Blick zu. Ihr grenzenloser Zorn begann wieder in ihr zu brodeln und ihre Sinne zu blenden. Apaec, der beschlossen hatte lieber still zu sein, schnappte plötzlich nach Luft, als der Sand um ihn herum seinen Griff festigte und drohte ihn zu ersticken.
"Lasst ihn in Ruhe, sofort!", donnerte Lashon. "Wir wussten nichts von irgendwelchen Regeln! Wir kommen von weit her. Ihr könnt vermutlich nicht einmal glauben wie weit!"
Er musste an Galatan denken. Seine zerstörte Heimat.
"Unwissenheit oder Ignoranz schützen euch nicht vor Strafe. Zumal ihr meine erste Warnung ignoriert habt.", erwiderte die fremdartige Frau.
Aber sie wandte sich wieder an Lashon. Apaec, der inzwischen blau angelaufen war, rang erleichtert nach Luft und konnte wieder frei atmen.
"Aber das spielt alles keine Rolle mehr. Du bist ein Sternenträger. Also muss ich meine Hilfe anbieten. Auch wenn es einen weiteren Fehlschlag für mich bedeutet..."
Lashon runzelte die Stirn. Was meinte sie damit?
"Und was bedeutet das für uns? Wie geht es jetzt weiter?"
Yananell schaute in den Sternenhimmel. Diesen weiten unendlichen Sternenhimmel von Mirnuzar.
"Diese Nacht ist ungnädig. Für heute, sollt ihr unsere Gäste sein. Danach werde ich euch zur verlorenen Stadt bringen."
Also doch!, dachte Lashon erleichtert. Es war nicht falsch gewesen ihr den Stern zu zeigen. Sie war der Schlüssel zu ihrer Mission. So wenig es ihm auch gefiel, sie brauchten sie.
"Wir wären Euch zu tiefsten Dank verpflichtet.", sagte Lashon und verneigte sich ehrerbietend. "... Aber...!"
Er richtete sich entschlossen wieder auf.
"Wir gehen nirgendwo hin, bevor wir unsere Gefährten wieder wohlbehalten und vollzählig bei uns haben."
"Genau!", platzte Sinaphie in ihr Gespräch. "Gib uns Kanra und die anderen zurück!"
"Hey, Stadtwächter! Hast du einen Knall?!", meldete sich Apaec zu Wort. "Ist diese Welt-retten-Geschichte jetzt plötzlich unwichtig geworden?"
~Lashon... Der Typ hat leider recht. Paka mag den letzten Leuchtturm halten, aber jede Sekunde zählt. Zeit ist etwas, dass wir nicht haben.~
"Es ist gleich. Wir werden nicht ohne die anderen gehen.", antwortete er unbeirrbar.
~Vergiss nicht, ich habe immer noch die Leitung hier.~, erinnerte ihn der Dschinn. ~Wir müssen dieses Leuchtfeuer reinigen! Wir können die anderen immer noch hinterher holen. Wir wissen nicht einmal, ob sie überhaupt in Gefahr sind!~
Tropfen hatte recht. Tief im Inneren wusste Lashon das. Wenn Mirnuzar zerstört wurde, ehe sie den Leuchtturm erreichten, hatte eine vermeintliche Rettungsaktion ein Ende gegen das andere getauscht. Der Stern in seiner Tasche war eine schwerwiegende Verantwortung, eine wie er sie noch nie getragen hatte. Lashon hatte nie darum gebeten. Vor einem Jahr noch, war er auf einem Marktplatz Patrouille gelaufen und das war alles gewesen was er hatte machen wollen. Sein Leben war in Ordnung gewesen. Und jetzt war er eine Schlüsselfigur in einem Konflikt, der über die Zerstörung oder das Fortbestehen eine der letzten bekannten Welten entschied. Seine Entscheidung musste die richtige sein.
Lashon blickte zu Sinaphie, die ihn aus großen flehenden Augen ansah. Tropfen hatte recht. Niemand wusste mit Bestimmtheit, ob die anderen in Gefahr waren. Sie mussten zur Stadt.
Und doch...
~Ich weiß, dass dir Kanra eine Menge bedeuten muss. Glaub mir, das ist mir nicht entgangen. Aber sie würde es bestimmt auch nicht wollen, dass du Mirnuzars Schicksal nur wegen ihr riskierst.~
"... Tropfen. Du denkst, dass sei nur wegen Kanra? Ja, sie ist mir unschätzbar wichtig. Aber glaube mir das: Wärst du es... Wärst du es, der verschollen wäre... Ich würde nichts anderes tun. Ich würde alles auf eine Karte setzen... Nur um am Ende sicher zu wissen, dass alle die mir etwas bedeuten unversehrt zurückkehren können."
Tropfen seufzte schwer.
~Mirnuzar erscheint mir nur als ein etwas hoher Einsatz für so ein Kartenspiel, meinst du nicht auch? ... Aber verdammt nochmal, du hörst dich an wie der junge Saitu. Er war auch nie mit halben Siegen zufrieden, wollte immer alles erreichen. Ein gieriger Junge. Aber mit dem Herz am richtigen Fleck... ... Na schön, Lashon. Du bist der Sternträger, den der Käpten erwählt hat. Du wählst die Richtung in die es geht und wir folgen dir zu dem Schicksal, zu dem sie führt.~
Lashon schickte ihm ein Gefühl der Dankbarkeit entgegen. Das Vertrauen des Dschinn bedeutete ihm viel.
Er konzentrierte sich wieder auf die Hexe des blauen Sandes, die ihn geduldig mit ihren leuchtenden Augen musterte. Falls sie Tropfens Anwesenheit spürte, behielt sie es für sich.
"Ihr habt uns getrennt. Wir werden unsere Freunde brauchen, wenn wir die Prüfungen der verlorenen Stadt bestehen wollen. Also helft uns sie wiederzufinden."
Yananell blinzelte gleichgültig.
"Gründe sind mir egal, Sternenträger. Aber mir bleibt keine Wahl. Sehr wohl, ich helfe euch. Der erste den du suchst wird in wenigen Augenblicken hier eintreffen. Die anderen vier sind allesamt im Palast des Sultans."
"Im Palast! Lashon, das sind gute Neuigkeiten! Der Sultan ist ein wohlwollender Mann und er ist ein Freund und Bewunderer der Fremdländer!", warf Deven ein.
Yananell würdigte ihn keines Blickes. Ihre Lippen kräuselten sich.
"Dem Mann unter ihnen... vielleicht."
Die Bemerkung jagte Lashon einen Schauer über den Rücken. Er mochten den Tonfall nicht, den sie anschlug. Sein Gefühl schien ihn möglicherweise doch nicht zu trügen, so schnell wie möglich Kanra und die anderen zu erreichen.
"Dann sollten wir keine Zweit verlieren! Wir müssen zum Palast!"
Yananell hob die Hand.
"Ihr wollt jetzt gehen? Dann geht ohne mich."
"Was? Aber Ihr habt gerade gesagt-"
"Ich sagte, die Nacht ist ungnädig, Sternenträger. Ihr könnt die Stadt ohne Hilfe nicht vor Sonnenaufgang erreichen. Mein Rat ist: Bleib. Raste oder bereite dich vor, es ist mir gleich. Morgen, zu den ersten Sonnenstrahlen, werden wir im Palast stehen. Darauf hast du mein Wort."
"Ihr?", knurrte Deven. "Ihr seid die meistgesuchteste Verbrecherin der Wüste. Ihr werdet nicht einmal in die Nähe der Stadttore kommen, ehe Euch ein Pfeil durchbohrt."
"Mauern und Soldaten sind kein Hindernis. Sternenträger, ich rate dir auch auf deine Begleitet aufzupassen. Ich werde meine Schützlinge nicht aufhalten, wenn sie sich bedroht fühlen und euch in Notwehr angreifen. Nur dich werde ich schützen."
Lashon nickte stumm. Er zweifelte nicht an ihrer Macht. Sich gegen sie aufzulehnen wäre keine gute Idee. Selbst er war nicht bereit so weit zu gehen. Sie brauchten sie. Und für den Moment war sie auf ihrer Seite und Lashon hätte gerne, dass es so bleibt.
"Na schön. Eine Nacht."
"So sei es.", sagte Yananell und wandte sich ab.
Der Sand um alle Anwesenden lockerte sich und hob sie bis zu den Hüften an die Oberfläche.
"Ihr wollt die Fremden bleiben lassen? Gebieterin, der eine ist ein Diener des Sultans! Er wird die Lage unseres Lagers preisgeben! Das könnt ihr nicht zulassen! Ich flehe euch an!"
"Ihr habt mein Wort, euch wird nichts geschehen.", antwortete Yananell. "Meine Anweisung steht. Informiert die Hüterin. Diese Nacht sind unsere Fremdländer unsere Gäste."
Die Vergrabenen befreiten sich. Da Sinaphie aufgrund ihrer geringen Größe noch etwas tiefer steckte, ging Lashon zu ihr hinüber und half ihr aus dem Sand.
"Alles in Ordnung?"
"Ich bin voller Sand. Er ist überall zwischen meinen Federn. Ich hasse das!"
Er streichelte ihr liebevoll über den Kopf.
"Kopf hoch, das wird schon wieder. Vielleicht kann man dort unten ein Bad nehmen? Ich könnte auch eins vertragen..."
Sinaphie nickte nur geknickt und schüttelte sich heftig. Sand rieselte aus ihrem Gefieder.
"Hey.", versuchte er sie aufzumuntern. "Wie es aussieht kommen wir endlich voran! Wenn alles glatt läuft, haben wir Kanra morgen früh wieder."
Das schien tatsächlich zu helfen.
"Ja, das wäre toll."
"Kommt, Fremdländer. Ich wünschte mit euch zu speisen.", sagte Yananell und lief zielstrebig auf den Pfad zu, der zur Ruine führte.
"Na dann, ab in die nächste Todesfalle, Stadtwächter?", fragte Apaec finster. "Wenn die uns töten, bringe ich dich eigenhändig um."
"... In Ordnung...?", antwortete Lashon, nicht sicher ob er einen Scherz gemacht hatte.
Auf halber Strecke zum Dünenrand lief Sciz an Yananell vorbei. Die beiden tauschten nur einen kurzen Blick. Sciz hatte die Show verpasst, also erkannte er sie nicht.
"Sciz!", winkte Lashon in grinsend heran.
Er trat auf ihn zu, umarmte ihn kurz und klopfte ihn auf die Schulter. "Schön dich zu sehen."
"Ganz meinerseits. Ihr sehe ihr habt meine... Gastgeber schon kennengelernt."
Er rieb sich seine wunden Stellen am Kopf, wo sie ihn niedergeschlagen hatten. Das würde er noch Tage spüren.
"Sieh ihn an Lashon! So eine Behandlung haben wir auch zu erwarten.", knurrte Deven ungehalten.
"Nicht wenn wir ihnen zur Abwechslung nicht drohen und uns benehmen, Deven. Ich weiß es ist viel verlangt, aber wenn sie weiß wo die anderen sind und uns helfen kann, dann werde ich ihre Hilfe nehmen. Eine Regel scheint sie zu zwingen dem Sternenträger zu helfen, vermutlich aus dem selben Regelbuch, wieso wir uns überhaupt in diesem Schlamassel befinden. Ich sage wir finden alles heraus, was wir in Erfahrung bringen können, holen morgen früh die Anderen ab und gehen direkt zum Leuchtturm."
"Klingt nach einem Plan.", kommentierte Sciz zufrieden. Er sah die anderen an. "Dann ist das Geheimnis raus, wie? Wer sind die eigentlich Lashon? Freunde?"
"Träum weiter.", erwiderte Apaec schnippisch.
"Sciz: Deven von den Sitras und Apaec... von irgendwo her."
Deven schlug sich zum Gruß die Faust auf die Brust. Apaec schnaubte bloß.
"Folgt der Gebieterin, Fremdländer. Uns Hände dort, wo wir sie sehen können.", forderte die Anführerin sie auf.
"Wir... gehen doch nicht wirklich schon dorthin zurück?", fragte Sciz entgeistert.
"... Doch das machen wir. Sieht aus, als hätte man uns zum Essen eingeladen. Wie ist die Gastfreundschaft?"
Sciz massierte seinen Schädel.
"Sie lässt... zu wünschen übrig."
"Oh... Dann ist hoffentlich das Essen gut."
Part 1

Jalahad konnte seinen Augen nicht trauen, als er die verstümmelte Leiche seiner Frau Elah sah, sobald er ihren Raum betreten hatte. Selbst er konnte seine Tränen nicht halten, als er sie in diesem Zustand auf den Boden lagen sah. Er bückte sich reflexartig zu ihr, nur um wenig später einen heftigen Schmerz an seinem Herz zu spüren. Jalahad verlor in der selben Sekunde sein Leben. Es war ein kurzer, aber schmerzloser Tod gewesen. Der Dolch, welcher durch sein Rücken, sein Herz durchbohrt hatte, wurde herausgezogen und seine Mörderin, seine zweite Frau Yill, leckte genüsslich über das Blut auf der Klinge. „Vertraue niemals Ealar Loghain.“
Der arme Mann konnte keinen weiteren Laut von sich geben, als sein lebloser Körper auf den Boden fiel. Es herrschte im Anschluss absolute Ruhe im Raum. Zumindest bis diese Ruhe von Yill selbst erneuert unterbrochen wurde. Sie war schließlich noch nicht fertig. Es gab eine weitere Person, die ein Ziel war.
„Glaubst du, ich hätte dich nicht bemerkt? Oder dachtest du deine Beschattung Loghains wäre nicht aufgefallen?“ kam es schließlich von ihr, als ihre Augen zu dem geschlossenen Fenster glitten. Sie hob ihre Hand und eine Welle aus Psynergie wurde entfesselt. Die Gestalt welche das ganze ausspioniert hatte, wurde durch die Psynergie hineingezogen und landete auf dem Zimmerboden.
„Was… was zur Hölle war das eben gewesen? Wie bin ich plötzlich hier gelandet?“
Yill lächelte süffisant, als er mit langsamen Schritten zu dem Mann herantrat. Dieser versuchte zu fliehen, bis seine rechte Hand vom Dolch durchbohrte wurde, die sie an den Zimmerboden festnagelte. Yill presste ihre Beine gegen seine Arme und umschlang seinen Hals mit ihren Händen. „Wenn du dich auch nur im Geringsten wehrst, werde ich dir das Genick brechen.“ Warnte sie ihn.
Yill zog den Dolch gewaltvoll von seiner Hand heraus und schlitzte in die Brust des Mannes. Dieser schrie zuerst schmerzerfüllt auf, bevor er sie mit ängstlichen Gesichtsausdruck anschaute. „W-was h-hast du v-vor?“

Der Meistermörder unterdrückte sein freudiges Lachen, als ihm die wahren Möglichkeiten seiner Kräfte erst gerade bewusstgeworden war.
Seine wahre Kraft war es schon immer gewesen, das Vertrauen von Personen ausnutzen zu können.
Nicht nur jedoch symbolisch. Sein Schatten des Verrats, welcher für den Tod seines Meisters Inzimil, aber auch für den Tod vom Meister Edwin verantwortlich war, hatte ihre Kraft nur durch das mangelnde Zweifel dieser Personen erlangen können.
Er wusste also, dass seine wahre Kraft durch die Ausnutzung von Vertrauen der Personen beruhte. Dies selbst war nichts Neues gewesen.
Doch in diesem Umfang? Seine neueste Erkenntnis ermöglichte ihm nahezu uneingeschränkte neue Möglichkeiten.
Yill, eine Frau welche mit ihm das Bett geteilt hatte. Dieser Akt galt selbst in der Blutmagie als größter Vertrauensakt. Ein Akt des Vertrauens, welche Loghain ganz gewiss nicht vergeudet hatte auszunutzen. Ihr eigener Wille war im Geschlechtsverkehr durch seinen eigenen Willen ausgetauscht worden.
Sie hatte im Gegenzug von ihm mentale Kräfte erhalten und auch ihre körperlichen Fähigkeiten waren angestiegen. Somit war sie ein perfekter Lakai geworden, die er in jederzeit Fernsteuern konnte. Körperlich war sie sogar weitaus stärker, als Loghain selbst. Die Möglichkeiten der Blutmagie waren nahezu grenzenlos, wenn man bereit war, genug Tribut anzubieten.
Loghain hatte schon oft darüber nachgedacht, ob es sich lohnen würde, seinen eigenen Körper permanent auf diese Weise zu verstärken. Jedoch hatte er diese Überlegung jedes Mal verworfen. Der Grund dafür war, dass eine solche Manipulation das Blut einer Person verdarb und veränderte. Kurze Manipulationen waren gewöhnlich kein Problem, doch ein permanentes Ergebnis setzte permanente Veränderungen voraus.
Wenn Loghain sich an einer solch permanenten Stärkung bediente, bestand die große Gefahr, dass er den einzigen Beweis seiner Abstammung verlor – sein Blut und sein Körper.
Deshalb hatte sich Loghain darin spezialisiert Chimären, Leichen oder Personen zu benutzen, die er nach Belieben manipulieren konnte, ohne etwas an seinem eigenen Körper langfristig verändern zu müssen.
Dies alles war jedoch für Loghain keine neue Erkenntnis gewesen.
Die neue Erkenntnis hatte nicht mit seinem ersten, sondern mit seinem zweiten Lakaien zu tun. Diese Person welche ihm hinterherspioniert hatte, war nun ebenfalls ein Sklave seines Willens und dass durch die Wirkung seines Fluchs über eine dritte Person.
Mit einem Lakaien, der seinen Willen vertrat, konnte er also auch eine neue Person mit dem Fluch belegen und dass ohne selbst anwesend sein zu müssen.
Diese Erkenntnis gab ihm etliche Möglichkeiten. Wenn Loghain wollte, dann konnte er diesen Fluch über eine ganze Bevölkerung ausbreiten, ohne dass auch nur eine Person etwas davon mitbekam. Dies zumindest in der Theorie.
Dennoch gab es Unterschiede zwischen seinem ersten Lakai Yill, den er im Akt des Geschlechtsverkehrs mit seinem Willen belegt hatte und seinem zweiten Lakaien, den er seinen Willen aufgezwungen hatte, nachdem er wehrlos geworden war. Die erste Bindung war deutlich stärker. Yill war somit ein Lakai ‚erster Klasse‘ während sein Verfolger eher als ‚zweite Klasse‘ oder vielleicht sogar nur 'dritter Klasse' einzuordnen war. Somit auch seine Möglichkeiten mit den beiden.
Vorerst jedoch genügten ihm zwei Figuren um seinen nächsten Schritt durchzuführen. Als Dank dafür, ihm die Möglichkeit für diese Erkenntnis gegeben zu haben, hatte Loghain Jalahad kurz und schmerzlos tötet lassen. Schließlich war er damit verschont geblieben das mitzuerleben, was sich in den nächsten Momenten in dieser Stadt abspielen würde.
Sein Blut welches vorhin auf den Boden getropft war, verdunste nun. Für dieses Ritual würde er zehn Leben zahlen müssen, da er selbst momentan über keine Psynergie verfügte, doch dieser Preis war nichts für das, was er erhoffte zu erhalten. Zehn Leben im Austausch für eine ganze Zivilisation.
Zehn Leben. Um den Fluch in dieser Stadt zu aktivieren, werde ich das Ritualkreis nutzen müssen. Um diesen zu zeichnen sind 10 Punkte nötig. Jedes Menschenopfer stellt einer dieser Punkte dar. Ein Pentagramm zu zeichnen wird 5 Punkte benötigen. Das Quadrat um das Pentagramm vier weitere Punkte. Das sind 9 Leben. Der letzte Leben wird im Zentrum des Pentagramms geopfert werden, um das Ritual zu aktivieren. ging er die simple Rechnung durch. Die komplizierte der Rechnungen war die Position seiner Opfer. Als er 100 Sklavinnen gekauft und 90 von ihnen an einen Händler vermietet hatte, war Loghain nicht zufällig vorgegangen. Er hatte bereits in Betracht gezogen im Fall eins Scheiterns der Gespräche mit dem Sultan – für mögliche Überzeugungsarbeit – das Ritualkreis zu aktivieren. Der Händler hatte in der gesamten Stadt Lieferungen zu verteilen. Loghain und der Großhändler hatte sich als Mietklausel geeinigt, dass Loghain angab, für welche Lieferungsrouten seine Sklavinnen eingesetzt wurden und für welche der Händler seine eigenen Sklavinnen nutzen musste. 70 seiner 90 Sklaven waren für ein solches Ritual positioniert worden, obwohl er das Ritual höchstens nur einmal beabsichtigte durchzuziehen. Die anderen 20 waren für seine anderen Pläne im Fall für flexibles agieren bereitgehalten worden.
Mit dem Stab des Hexenmeisters wäre er in der Lage dieses Ritual unabhängig von der Position auszuführen. Auch hätte er die gespeicherte Energie seiner bisherigen Opfer daraus benutzen können. Doch für sein Plan war es von Vorteil, wenn er nicht als Beschwörer des Ritualskreises enttarnt werden würde. Passierte dies, dann war er zum Scheitern verurteilt.
Ein perfides Grinsen bildete sich auf seinen Lippen.

Yill befand sich im Zentrum des Ritualkreises. Es war das Dach eines höheres Gebäudes an die gerade Lieferungen transportiert wurden. Sie zog gerade den Dolch aus der Kehle des letzten Tributes heraus und malte mit dem Blut des Opfers den Aktivierungskreis für das Ritual auf das Dach. ~Es ist soweit Meister Loghain. Mein Körper ist bereit, die Ehre zu haben, um von Ihnen gesteuert zu werden.~ übertrug sie ihre Gedanken an den Meistermörder. Dieser hingegen nutzte die Fernsteuerung und würde diese nun die Verse für das Blutritual aufsagen lassen.
Zwar konnte Yill vieles tun, doch sie besaß nicht über sein Wissen. Sie würde nie selbstständig Dunkelmagie oder Blutmagie wirken können. Besonders die Blutmagie war eine höchst schwierige Kunst. Von Außen wirkte es nur so, als müsse man nur vorher paar auswendig gelernte Verse in einer unbekannten Aussprache aufsagen, doch nichts konnte ferner von der Wahrheit entfernt sein.
In Wirklichkeit musste jedes Wort und unfehlbarer Aussprache und Präzision ausgesprochen werden. Die Betonung der Wörter, die Zeitabstände der Wörter, sowie die Dauer des Verses. Wenn auch nur eins davon minimal falsch ausfiel, sei es nur um ein Bruchteil einer Sekunde, so würde die Magie scheitern oder sogar versehentlich eine falsche Magie entfesseln. Neben der Präzision der Aussprache müssten die Wörter für Verse auch abhängig von der Art der Tributmaterialen, aber auch von ihrer Menge ausgewählt und in der Sprache des Blutes übersetzt werden. All das erforderte ein langjähriges Studium, hohe Intelligenz, aber auch ein Talent sich solche komplexen Zusammenhänge merken und anwenden zu können. Deshalb konnten nur die wenigsten Personen, unabhängig von dem sowieso knappen Wissen und von der moralischen Fragwürdigkeit in der Gesellschaft, sich der Blutmagie bedienen.
Loghain hatte die Verse über Yills Lippen ausgesprochen. Die 10 Leichen die für das Ritual als Tribut angeboten wurden, lösten sich in einer Blutwolke auf, die in den Himmel anstieg und sich zu einer blutigen Geisterwolke umwandelte, die in binnen weniger Sekunden die gesamte Stadt einhüllte.

Die blutrote Geisterwolke ähnelte der Wolke die Loghain in bereits ein paar Mal entfesselt hatte. Doch anders als die vorherigen Male war diese Geisterwolke auf einem ganz anderen Level, die er durch die Tribute und dem Ritual erreicht hatte.
Die ganze Stadt wurde von so einem dichten Nebel bedeckt, dass niemand was sich auch nur zehn Zentimeter weiter weg befand erkennen konnte. Loghain hatte das innere der Gebäuden von der direkten Sicht-Behinderung durch den Nebel verschont. Vorerst. Er wollte sich die Option nicht streichen, noch mit dem Sultan reden zu können und sich gewisse Optionen für eine Planänderung bereit zu halten.
Doch vielleicht war dies alles auch gar nicht nötig. Loghain grinste innerlich breit. Die Geisterwolke saugte die Lebensenergie aller Lebewesen in ihr kontinuierlich auf. Nach Loghains Einschätzung dürften die ersten Personen bereits nach 5 Stunden in Ohnmacht fallen. Die etwas stärkeren und jüngeren würden nacg ca. 12 Stunden ihr Bewusstsein verlieren. Die nächsten 6 Stunden würden das Fleisch, das Blut und die Knochen von der Wolke absorbiert werden. Die letzten 6 Stunden würden schließlich ihre Seelen absorbieren und sie daran hindern in der Welt der Toten ihre Ruhe zu finden.
Wer sollte ihn aufhalten?
In dieser Stadt gab es nicht einmal Leute die über die Gabe der Sterne verfügten. Diese Stadt war außerdem komplett von der Außenwelt isoliert. Sie unterstand außerdem keinen anderen Reich. Sie hatten keine Verbündete oder Partner. Wenn diese Stadt ausgelöscht wurde, würde es kein anderen Reich interessieren. Somit war diese Stadt aufgrund ihres Entwicklungsstandes, ihrer Lage und ihrer Besonderheiten ein perfekter Ort für die Sammlung seiner Ressourcen. Loghain gierte förmlich nach diesem Reichtum an Ressourcen für seine Blutmagie, denn er war sich sicher. Wenn er diese 24 aushielt, dann würde ihn niemand mehr aufhalten können. Er hätte dann gewonnen. Ganz gleich welche Kraft Melfice gierte und wie mächtig er durch die schwarze Sonne wurde – er würde die Kontrolle seines Stabs des Hexenmeister nicht widerstehen können. Er würde ihn binden und zu seinem eigenen Machen. Mit der Kontrolle über einer solch übermenschlichen Macht hätte er alles um endlich zurückzukehren. Mirnuzar war für ihn unwichtig. Um etwas zu erreichen, musste man bereit sein Tribut zu zahlen. Die Blutmagie funktionierte nach diesem Grundsatz. So auch seine Mentalität. Um seine Ziele und Silkanas zu erreichen, war er bereit ganz Mirnuzar aufzuopfern, wenn dies erforderlich sein sollte.
Loghain erhob sich. Es war nun langsam Zeit für ihn zu agieren. Alles was er nun tun musste war sicher zu gehen, dass die Geisterwolke 24 Stunden wirkte. Es gab nur ein und wirklich nur ein Szenario wie diese mächtige Wolke vergehen würde. Dies war, wenn der Hauptbeschwörer 'starb'. Der Hauptbeschwörer in diesem Fall war einzig und allein sein gespaltener Körper der sich hier befand. Nicht sein aufgrund der zu hohen Distanz unerreichbarer Körper bei der Crew.
Dies war das größte Problem. Als Gefangener würde er die 24 Stunden unter normalen Umständen überbrücken können, doch was würde passieren wenn ihn jemand aus Verdacht töten wollen sollte? Diese dumme Sklavenfrau könnte sich in Moment der Verzweiflung in so etwas hinreißen lassen. Unabhängig davon wie gut Loghain seine Verschleierung als Beschwörer aufrechterhielt.
Loghain gab es zwar nur ungern zu, doch wenn er unvorbereitet erwischt konnte, könnte ihn jegliche Palastwache der Stadt oder sogar normale Frauen töten können. Sein Körper war sowieso in diesem gesplitteten Zustand nur halb so stark, schnell und ausdauernd wie sonst. Nicht das er in all diesen Kategorien normalerweise überragte. Deshalb musste er sich für die Zeit ein sicheres Schutz suchen.
Gleichzeitig jedoch musste er einen Weg finden wenigstens ein paar der Crewmitglieder zu retten, damit sie ihn später vor jeglichen Verdacht, was sich hier stattgefunden hat, befreien konnten und seine Optionen zur Pakas Crew weiter offen hielten.
Er grinste perfide als er durch die kleine Zellenfenstertür heraus blickte und im selben Moment die zwei besorgten Gesichter der Wachen erkannte.

„Ich glaube echt nicht mehr, dass dieser Nebel natürlich ist. Man sagte uns zwar, wir sollen uns nicht weiter Sorgen, aber noch nie zuvor wurde ein solch plötzlich auftauchender Nebel in einer solchen Stärke in Sheeval gesehen. Man kann draußen nicht mal die eigene Hand vor den Augen sehen...“ gab eine der besorgten Wachen in den Kerkergängen an.
„Was soll es den sonst sein?“ fragte die andere Wache.
„Ich weiß nicht. Schau dir die Farbe an. Sie ist rot. ROT!“ gestand er und zuckte kurz mit den Schultern. „Ich spüre wie ich seit dem erscheinen der Wolke etwas müder und schwächer werde.“ er schüttelte seinen Kopf. „Du kannst mich auslachen, aber ich denke die Hexe ist am Werk.“
„Hexe?“ erklang es überrascht.
Die Wache nickte. „Du kennst doch auch die Geschichten über sie... die Hexe des blauen Sandes. Wenn nicht sie, wer sonst sollte zu so etwas unnatürlichem in der Lage sein?“
Scheinbar schien die zweite Wache nun ebenfalls diesen Gedanken ernster zu nehmen. „Du.. könntest Recht haben. Auch ich spüre mich seit der Erscheinung der Wolke seltsam... so als würde man mir ständig etwas stehlen. Sie ist zwar bisher nie so vergangen aber vielleicht hat sie wirklich nur auf den Moment gewartet.“ bestätigte er.
„In dem Fall werden wir alle sterben und die ganze Stadt wird verschwinden.“ ertönte es aus der Zelle, den die beiden bewachten. Als sie sich reflexartig umdrehten, sahen sie den sogenannten Kampfkunstmeister, der sie mit seinen giftgrünen Augen anstarrte.
„Was meinst du... ich meine was meinen Sie damit?“
Loghain schüttelte seinen Kopf. „Dieser Nebel ist darauf fixiert die Lebensenergie aller Personen der Stadt aufzusaugen.“ verriet Loghain mit einem Ton, als hätte er dies gerade erst durch seine Analyse herausgefunden. „Ein solch mächtige Kunst kann erfahrungsgemäß nur durch eine intensive Vorbereitung durchgeführt werden.“ offenbarte er. „Scheinbar hat jemand auf das Leben von uns allen abgesehen. Ich hoffe nur Sultan Salmoa der Prächtige, der edle Herrscher der großen Wüste wird als Oberhaupt von Sheeval nicht zulassen, dass seiner Bevölkerung Leid widerfährt.“ nach seinem Kommentar ging Loghain wieder zurück zu seinem Zellensitz, doch der Köder hatte scheinbar ausgereicht.
Die Wachen befanden sich nun an seinem Zellenfenster. „D-Du sagst also der Nebel ist was schlimmes?“
Loghain schüttelte seinen Kopf. „Ich kann es nicht mit 100%iger Sicherheit sagen, doch von dem was ich hier wahrnahm ist das plötzliche Schwund unserer Lebensenergie ein klarer Indikator dafür. Ich bin mir aber sicher, dass der Sultan über Personen und Möglichkeiten verfügt um mit dieser Situation fertig zu werden.“ Loghain unterdrückte sein Grinsen, setzte sich und warf ein Bein auf das andere. Er hatte von der Mimik und Gestiken der Wachen ablesen können, dass dies ganz und gar nicht der Fall war. Falls doch, dann wussten scheinbar normale Wachen nichts davon. Ihre Gesichter waren soeben kreidebleich geworden.
„M-Mann sagte uns du seist ein Kampfkunstmeister. W-wisst ihr zufällig wie man den Nebel auflösen kann? Die Hexe wird uns nämlich kalt machen...“
Loghain schüttelte seinen Kopf. „Der Nebel ist ganz gewiss etwas komplexes und würde viel Zeit brauchen zu analysieren. Außerdem möchte ich mir nicht die Arroganz einräumen, dass ihr auf die Worten eines Fremdländers gänzlich vertraut. Ich könnte euch schließlich alles andrehen. Oder habt ihr vergessen, was die Sklavin gesagt hat? Solltet ihr nicht lieber euch auf ihren Urteil verlassen, statt auf meins?“ erinnerte er sie.
„Ja, das stimmt.“ stimmte ihnen eine der Wachen zu und beide beendeten das Gespräch.
Es dauerte jedoch nicht lange, bis die Furcht, die ihnen Loghain eingepflanzt hatte, sich zu zeigen begann. Sie allen fürchteten nicht nur um ihr eigenes Leben, sondern auch um das Leben ihrer Freunde und Familie.
Loghain grinste.
Der Sultan ließ ihn warten? Die Nachricht über die Geisterwolke sprach sich in wenigen Minuten unter den Wachen um. Es würde nicht lange dauern und sie würde den Sultan erreichen. Irgendwann würde die Panik selbst unter den Palastwachen ausbrechen. Loghain hoffte nur, dass der Sultan kein solcher Idiot war und annahm mit dem Nebel selbst fertig werden zu können. Zwar würde dies den ganzen Prozess vereinfachen, doch es wäre zu Schade, wenn er alle seine Crewmitglieder ebenfalls an den Nebel verlieren würde. Sie waren für ihn schließlich wichtige Schachfiguren in seinem Brettspiel in Mirnuzar. Er konnte zwar vieles im voraus planen, aber er konnte den Sultan selbst nicht einschätzen. Zumindest nicht, bis er ihn selbst getroffen hatte.

~Talos, der Bote der Existenz. Du wirst es wohl nie von selbst verstehen, ganz gleich wie viel Hinweise ich dir schon gegeben habe, nicht? Wie mickrig, winzig, unbedeutend und machtlos du im Anbetracht der gesamten Existenz wirklich bist?~ ging es durch den Kopf von Semih, der aktuell in einem Gang wanderte. Er hatte hier noch eine letzte Sache zu erledigen. Eine letzte Sache unter den Menschen.
Es würde nicht mehr lange dauern, bis das Original aus seine Reise zurückkam und er die Vorhänge der Illusion, die sie als ihre Realität annahmen, öffnen würde. Die Illusion das ihre 'Ebene' etwas bedeutete, hatte er ihnen schließlich noch gelassen.
Die Realität sah jedoch anders heraus. Ob sich die Wesen der selbsternannten dritten Ebene dies gestanden oder nicht. Es gab nicht seit Anbeginn der Zeit festgelegte Hierarchischen Stufen zwischen den sogenannten Ebenen.
Egal ob der Bote der Existenz, der Herr der Klingen oder der Herr der Streichholzschachteln selbst. Sie waren alle total unbedeutend. Genauso wie die Xasaxas, die Wächter, der Hinrichter und die Todessünden. Egal ob Gestalten auftauchten, die sich als Wesen der vierten, fünften oder zehntausendzwölften Ebene vorstellten.Auch sie waren unbedeutend.
Sie hatten alle etwas gemeinsam.
Diese Wesen gehörten, ganz gleich wie stark sie sich sonst differenzierten, einer Existenz-Organisation an. Sie alle existierten nur durch die Spitze ihrer Organisation, der sie ihre Existenz und ihre Macht verdankten. Eine sogenannte 'Mutter' oder auch 'Existenz-Mutter' genannt. Einzig und allein sie war bedeutend.
Die Mutter der Organisation, denen die Hüter angehört hatten, denen die Wächter, Xaxasas und auch der Gefährte immer noch angehören, war ein solches Wesen.
Die, inzwischen korrumpierte, Mutter der Organisation, denen der Sensenmann, die Todessünden und der Hinrichter angehörten, genauso.
Ebenfalls die Mutter der Organisation, die über dem Triumviart aus der Herrin der Existenz, dem Verschwundenem und dem Herren des Geistes stand. Die Organisation denen letztendlich Wesen wie Talos, Zaerkaran und viele weitere angehören.
Diese waren drei unterschiedliche Existenz-Mütter.
Über die Existenz ihrer Mütter waren sich i.d.R. die Organisationsmitglieder selbst nicht bewusst. Einzig allein der Mutter direkt untergeordneten Wesen verfügten das Wissen darüber und das auch nicht immer. Wenn die Organisationsmitglieder je Kenntnis von der Mutter erlangt hätten, würden sie diese ohne Zweifel in Anbetracht ihrer Macht, fälschlicherweise als 'Gottin' verehren und aufrichtig als solche ansehen.
Sie waren jedoch keine Götter. Auch sie waren geboren worden. Von mysteriösen Orben, die jede Tredzilliarden von Jahren erschien und eine solche Mutter entstehen ließ. Nur eine handvolle Wesen hatten je Kenntnis über diesen Umstand erlangt. Die Mütter waren nämlich nicht über den Umstand ihrer Geburt bewusst. Sie wurden schließlich ohne das Bedürfnis dies zu hinterfragen geborgen.
Vor Quinquagintizentillion von Jahren war es jedoch einem Wesen gelungen dies in Erfahrung zu bringen. Er hatte diesen Orben den Namen Zyna gegeben, die Semih aus Respekt ihm gegenüber ebenfalls als Bezeichnung übernommen hatte.
Über die Zeit hatte es unzählige solche Existenz-Organisationen gegeben. Viele waren sich über die Existenz der anderen nicht bewusst oder kamen nie in Kontakt mit welchen. Die Existenz-Mütter stellten immer eine eigene Organisation, eine eigene Existenz auf die Beine. Die sogenannten 'Kinder'. Jeder Nachfahre besaß das Identitäts-Attribut der Mutter. Dies machte sie zum Nachfahren.
Mit jeder Erstellung eines Kindes oder Nachfolge, denen sie ihre Kräfte weitergaben, sanken ihre Kräfte. Mit jedem Kind das verschwand, kehrten die entsprechenden Kräfte wieder zurück.
Die sogenannten Kinder konnten sich unzählige Generationen weiterbilden, welche letztendlich die Hierarchischen Ebenen der Existenz-Organisation darstellte.Neben Kinder gab es somit Enkel, Urenkel, Ururenkel und so weiter. Alle höheren Wesen gehörten zu dieser Kategorie. Sie waren ein Nachfahre der Mutter. Wesen wir die Hüter, die Gerechte, die Herren der dritten Ebene, die Boten der dritten Ebene und so weiter. Sie besaßen einen unfassbar winzigen Teil der Macht ihrer Mutter und trugen gleichzeitig ihr Identitäts-Attribut in sich.
Es geschah nicht selten, dass irgendwann Nachfahre der Mutter selbst Wesen schufen, die ohne den Identitäts-Attribut der Mutter geboren wurden und sich somit gänzlich von ihnen differenzierten. Jedes Wesen welches das Identitäts-Attribut einer Mutter trug, besaß extreme Resistenz über unzählige Dingen. Wesen die ohne diesem Attribut geboren wurden, mangelte es entsprechend an der Resistenz. Sie waren somit keine höheren Wesen. Sie waren 'andere Wesen' oder 'untere Wesen'.
Sie wurden von den höheren Wesen bewacht, gehütet, geprüft, experimentiert und so weiter. Durch die fehlenden Resistenz lag es nicht in der Natur das sie sich gegen höhere Wesen wehren konnten.
Zu dieser Klasse an 'anderen Wesen' oder 'unteren Wesen' gehörten die Menschen und jegliche andere Rassen, die es auf den Welten gab und gegeben hatte.
Auch wenn die Mütter ähnlich erschienen, waren sie dennoch sehr unterschiedlich..
Jede Mutter, nach ihrer Geburt aus den Zyna-Orben, besaßen unterschiedliche Kräfte, mit unterschiedliche Ausprägungen. Dieser Umstand war, wenn man es stark vereinfachte, ähnlich vergleichbar mit der DNA von Menschen, die verschiedene Talente besaßen und unterschiedlich gut und schlecht in verschiedenen Dingen waren.
Es war sehr selten, dass sich Mütter mit ihren Schwestern trafen oder voneinander bewusst wurden. Schließlich war auch die Existenz einer Mutter begrenzt. Nach regelmäßigen Zeitabständen wurden die Existenz der Mütter durch eine 'besondere Aura' ausgelöscht. Es könnten im Optimalfall 3 Mütter zur selben Zeit gleichzeitig existieren. Zumindest wenn keine Zwillinge dabei war. Die Mutter der Existenz-Organisation den Xasaxas angehörte und die Mutter der Existenz-Organisation den der Hinrichter angehörte waren Zwillinge. Sie waren zeitgleich durch den Zyna-Orb entstanden. Ein sehr seltener Fall, doch ein durchaus möglicher. Ihre Kräfte unterschieden sich sehr, doch sie beide hatten gemeinsam eine Hybridexistenzgeschaffen. Eine Welt der Lebenden und der Welt der Toten. Die Mutter der 'dritten Ebene', welche die ältere Schwester der beiden war, hatte mit ihnen Kontakt aufgenommen und eine komplizierte dreifach-Hybridexistenzgeschaffen.
Ein gezwungener aber kein dummer Zug, wenn man bedachte, dass die ältere Mütter gewöhnlich instinktiv dazu tendierten ihre jüngere und unerfahrenere und unreife Schwester auszulöschen, bevor diese eine Gefahr für die eigenen Existenzorganisation darstellte. Das Beschüterinstinkt einer klassischen Mutter.
Bei Zwillingen jedoch könnte selbst eine erfahrene Mutter aus einem Machtkampf nicht garantieren erfolgreich herausgehen. Also hatte sich die Mutter der dritten Ebene an der nächst besten Möglichkeit bedient – Kooperation. Durch eine dreifach-Existenz war es jedoch unnötig kompliziert geworden. Es wisch von der Norm abwich.
Welten, Gegenstände und untere Wesen. Dinge die sichtbar waren. Dinge die nicht sichtbar waren...etc. Sie waren alle ein Teil der Kooperation der drei Existenzen.
Jedes höhere Wesen konnte somit auf alle diese Dinge, solange ihre Macht genügte und es seinem Zuständigkeitsbereich viel, Einfluss darauf ausüben. Es gab jedoch Ausnahmen.
Zu den Ausnahmen gehörten 'Reste' der vorherigen Existenz-Organisationen. Auf diese konnten die höheren Wesen, ganz gleich wie mächtig sie waren, kaum oder keinen Einfluss ausüben. Starb eine Mutter durch die Auslöschung von der besonderen Aura, so blieben ihre Nachfahren und ihre Werke weiterhin bestehen. Sie verschwanden nicht einfach.
Doch selbst eine neu geborene Mutter bemerkte diese irgendwann und sah diese instinktiv als Gefahr für die eigene an. Sie wurden sehr ineffektiv bekämpft und meist vergebens versucht zu zerstören oder loszuwerden.
Was sie jedoch nicht wussten ist, dass es in dieser eingetroffenen Situation bereit zu spät war diese Wesen zu zerstören. Diese Nachfahren hatten bereits das 'letzte Geschenk' ihrer verstorbenen Mutter erhalten. Sobald nämlich eine Mutter verstarb übertrug sie ihre übrige Kraft auf ihre Nachfahren in Form einer extremen Resistenz gegenüber jedes andere Attribut einer anderen Mütter. Ganz gleich wie mächtig eine andere Mutter war, die Resistenz einer verstorbenen Mutter beschütze sie selbst nach ihrem Tod. Im Worst Case konnten sogar mächtige Nachfahren der verstorbenen Mutter, bestehende Nachfahren von existierenden Mutter auslöschen, da sie eine unterschiedlich hohe Resistenz zueinander besaßen.
Solche 'Reste' einer Organisation wurde man deshalb nicht so einfach los. Diese Reste waren das größte Problem.
Solchen Reste waren zum Beispiel die Dämonen.
Das Geheimnis der Dämonen, die Unkontrollierbarkeit dieser Wesen kam dadurch zustande, dass sie zu keinen der aktuell bestehenden Existenz-Organisationen angehörten. Auch der Ursprung von Wesen wie Zion kam aus keinem der aktuellen drei Existenz-Organisationen. Ihre Macht und Resistenz war durch eine geschickte List versiegelt und geschwächt worden, doch sie konnten zur keiner Zeit von ihnen vollständig ausgelöscht werden. Nicht von ihnen.
Zu den Ausnahmen gehörten auch Wesen die als 'Fehler' bezeichnet wurden. Wesen wie Sarek oder der Sarrancona waren zwar in der Zeit der Hybrid-Organisation geschaffen worden, doch sie beinhalteten bewusst oder unbewusst Attribut einer nicht Existierenden Mutter, welche ihnen extreme Resistenz gegenüber das Attribut der anderen Existenzorganisationen gaben.
Ähnliches hatte sich Zion unbewusst bei der Erstellung von Gar´nyl diese Welt mit seinem Attribut vereint, was der Welt ihre Wunder zu verdanken hatte.
Im Grunde konnte man sagen, dass alles was eine natürliche Resistenz oder scheinbare Immunität gegenüber höheren Wesen anbot, diese ihren Ursprung aus einer vorherigen Existenz-Organisation trug.
Um diese 'Reste' wenigstens irgendwie effektiv bekämpfen oder sogar auslöschen zu können, wurden 'niedrige Wesen' benutzt. Wesen, die kein Attribut einer Mutter besaßen. Wesen wie die Menschen, die im Vergleich zu höheren Wesen unfassbar schwach waren, aber dennoch das Potential besaßen Wesen wie Sarek, den Sarrancona oder Dämonen endgültig zu vernichten. Nur waren sie gewöhnlich, trotz ihres Potentials, zu schwach um dies zu bewerkstelligen, weshalb sie in der Vergangenheit, Gegenwart und der Zukunft von höheren Wesen assistiert wurden und werden. Nicht kämpferisch, aber mit Wissen und Begünstigungen.
Es war kein Zufall, dass Wesen wie die Vasalle und ähnliche Wesen geschaffen wurden. Sie löschten die Erinnerungen von höheren Wesen und verhinderten damit, dass dieses Wissen von ihnen angeeignet werden und missbraucht werden konnte. Eine reine Schutzfunktion.

Semih hatte diese ganzen Erkenntnisse bereits vor einiger Zeit gemacht und war daraufhin auf etwas erschreckendes gestoßen. Es gab ein Wesen. Ein Wesen, welcher bisher alle Existenzen von Innen manipulierte, ohne das sie sich diese bewusst waren. Ein Mastermind. Ein Wesen weit älter als alle bestehenden Mütter und Organisationen. Um seine Theorie zu überprüfen, war Semih für genauere Nachforschungen verschwunden.
Mit 'Semih' war das Original gemeint. Das Original war seit etlicher Zeit von niemandem mehr gesichtet worden. Alle Wesen die mit ihm oder einem anderen Wesen kommuniziert hatten, waren mit einem Clone oder Seelenclone in Kontakt getreten. Um seine Feinde zu verwirren, hatte er sich auch selbst verwirrt. Er hatte einen Seelenclone geschaffen, der sich die ganze Zeit für das Original hielt, der eigene Seelenclone geschaffen hatte. Während er den Anschein erweckte, hier noch unter ihnen zu sein, war er jedoch schon längst verschwunden.
Nur er, als Seelenclone, der für die Rückkehr des Originals alles vorbereiten musste, wurde mit groben Zwischenergebnissen informiert.
Es hatte sich zwei Dinge herausgestellt. Zum ersten, dass seine und die ganzen Grundannahmen über seine verfluchten Augen von Anfang an falsch gewesen waren. Er war nicht das, was er und jeder geglaubt hatte.
Zweitens, dass er seine Augen bisher nicht richtig genutzt hatte. Er hatte mit ihnen bisher nur seine Macht gesteigert, an die er sonst nicht gelangt wäre. Dabei hatte er den Wissensaspekt nahezu komplett ignoriert. Seine Augen ermöglichten ihm Dinge zu sehen und zu lernen, auf die kein anderes Wesen mit solch einer Leichtigkeit zurückgreifen konnte. Ein komplett ungenutztes Potential, welches das Original in seiner Reise benutzte.
Umso mehr Zeit vergangen war, umso stärker hatte sich das Original verändert... Er als Seelenclone, sowie die anderen Seelenclone und normalen Clone besaßen Semihs Wissen, Macht und Charakterzüge in Zeitpunkt der Erstellung. Sie übernahmen nicht automatisch mögliche Veränderungen des Originals, die in der Zeit passierten. Das Original hatte sich in der Zeit extrem verändert. Er hatte kaum oder vielleicht sogar nichts mehr menschliches an sich. Seine kompletten Emotionen waren zu jedem Zeitpunkt unterdrückt und allein sein Verstand und sein Wissen bestimmten seine Handlungen und Entscheidungen. Das Original würde sehr wahrscheinlich durch die starke Veränderung identifiziert werden können und für ein gänzliches anderes Wesen gehalten werden, solange er sich selbst nicht offenbarte und selbst dann würde man es vermutlich eher für einen Trick halten, als das man ihm zutraute zu einem solchen Wesen geworden zu sein.
Vielleicht war dies der Grund, warum er als Seelenclone sich öfter in menschlicher Ebene hielt und versuchte den menschlichen Teil von ihm aufrechtzuerhalten und ihn daran zu erinnern, auch wenn diese sehr wahrscheinlich vergebens waren.
Er selbst brauchte nicht seinen Bruder Isaac und seine Freunde zu retten. Er brauchte nicht Talos oder Zaerkaran auszulöschen. Das Original war kurz darauf zurückzukehren. Wenn dies passierte, war all dies ohnehin gleichgültig.
Wie unvorstellbar es auch klingen mochte. Die Macht und Stärke von einem Wesen wie Talos war viel eher dran an die eines normalen Menschen, als die Macht des Originals von heute. Selbst das, war noch eine Untertreibung. Das Original hatte sie in Kraft, Stärke, Wissen und sogar in Erfahrung vollständig übertroffen worden. Sie konnten sich nicht einmal vorstellen, was aus ihm passiert war. Was er getan hatte. Wie weit seine Macht reichte. Der Seelenclone musste jedoch sich gestehen, dass er letzteres auch nicht mehr konnte. Das Original hatte in seiner Reise schließlich unzählige Dinge getan und ihn, den Seelenclone, irgendwann nicht mehr bewusst informiert. Dennoch war sich der Seelenclone sicher, dass dieser weiterhin ein edles Ziel verfolgte. Das Original würde in kürze zurückkehren. Offen gesagt konnte er es sogar jeden Moment tun.
Bis dahin musste er eine letzte Sache in der Welt der Menschen erledigen, nachdem er sich um Weyard gekümmert hatte.
Für Weyards Auferstehung brauchte er noch eine Person die die Rolle eines Krieg-provozierenden Herrschers einnahm oder zumindest Ambitionen verfolgte andere Länder zu erobern oder großen Einfluss anzustreben. Dies war wichtig für die Entwicklung Weyards. Bisher herrschte nämlich absolut keine Balance in seiner Heimatwelt. Es war wie der Paradies. Komplett fern von Konflikten und unfassbare Reichtümer. Die Entwicklung und der Fortschritt war jedoch umso langsamer.
Aktuell war Weyard nicht zugänglich, doch sobald er diese Welt unter diesen Umständen öffnen würde, wären sie im Fall einer Invasion schnell eingenommen. Eine Welt die sich zu sehr an den Frieden gewöhnte, vergaß die Wichtigkeit Fortschritt zu erzielen. Sie wurde schwach und weich.
Egal wie es sich Semih zurechtlegte, die Verhandlung mit Narsi war für eine große Niederlage gewesen. Vielleicht hätte er sie wirklich einfach in die Welt setzen sollen, ohne sie je zu begegnen.
Semih war unzufrieden mit den restlichen Kandidaten. Loghain mangelte es an Erfahrung. Bevor er sich die Erfahrung ansammelte, würden ihn die anderen Reichen in Weyard zurechtweisen und absetzen. Außerdem würde dieser Junge ohnehin ständig nach Silkanas zurückkehren wollen.
Eton hingegen besaß die Erfahrung und das Charisma für die Position. Allerdings mangelte es ihm den Willen je wieder ein Reich führen zu wollen.
Marius Shakir war ebenfalls eine Person, die Semih nicht entgangen war. Allerdings fehlte ihm genauso wie Loghain die Erfahrung.
Der König der alten Zeit, der Mensch der sich mit dem Dämon den Körper teilte, erfüllte alle Kriterien. Er hatte zu seiner Zeit ein Großteil von Mirnuzar erobert, hatte mehr Erfahrung als alle anderen Menschen und seine Macht war enorm. Dennoch hatte dieser kein Interesse an Weyard. Er konnte bereits ablesen, dass Silkanas sein Ziel sein würde, sobald er mit der Entfesslung der schwarzen Sonne sich von dem Dämon endgültig trennen würde.
Reyter hingegen hatte viel zu viel Aufwand, Ressourcen in Mirnuzar investiert. Allianzen geschmiedet. Er würde nicht freiwillig nach Weyard kommen. Selbst wenn er ihn einfach dort in die Position setzen würde, so würde er eine Zeit brauchen um sich neu orientieren zu müssen. Die Umstände in Weyard waren anders als in Mirnuzar.
In der Welt der Lebenden gab es kaum jemanden noch, der Ideal für diese Position war. In der Welt der Toten gab es eine Person die tatsächlich alle Kriterien erfüllte, sowohl die Erfahrung und den Willen besaß. Girao. Allerdings war seine Zeit schon länger abgelaufen. Doch, spielte das eine Rolle? Es war nicht die beste Lösung. Vermutlich besser, als die Kaiserin in Weyard rein zuschmeißen oder eine Kopie von ihr zu erstellen. Er hatte versucht die Toten daraus zu lassen, doch wie es aussah, gab es keine bessere kurzfristige Lösung.
Einen Augenblick später erwachte Girao in Weyard am Leben. Damit war seine Einmischung in Weyard beendet. Die Welt würde nach einer festgelegten Zeit von der vollständigen Isolation gegenüber den anderen Welten befreit werden. Er hatte eine perfekte Welt geschaffen. Eine, in der es sich lohnte, zu leben.
Semih ging weiterhin durch die Gängen des Palasts vom Sheeval. Es gab eine letzte Sache die er noch erledigen musste, um komplett in der Mensch der Welten abschließen zu können.
Natürlich hätte er direkt vor seinem Ziel erscheinen können, doch er hatte es vermisst wie ein Mensch zu gehen. Dieser Tag konnte sein Abschied aus dieser Ebene. Sobald das Original erschien würde er mit dieser Ebene abgeschlossen haben. Dies könnte sogar jeden Moment sein, vielleicht auch nach mehreren Stunden oder in wenigen Tagen. Aus diesem Grund würde er noch die letzte Zeit genießen, die er hier in seiner Menschlichkeit haben würde.
Zusammen mit seinen Begleitern war er ziemlich tief ins innere eingedrungen.
„Da ist noch einer! Schnell, bevor er uns sieht.“ kam es von einem seiner Begleiter.
„Schlaf!“ rief der andere.
Die zwei Wachen, die gerade ihren Gang entlangkamen wurden müder und stürzten schlafen zu Boden. Keine Verletzung. Wie bisher auch gingen sie an den eingeschlafenen Wachen vorbei.
„Wuhu, schon wieder ein Erfolg! Wenn es so weiter geht, gewinnen wir das Spiel ohne deine Hilfe ungesehen bis zum Ziel zu gelangen. Wir werden die Prinzessin retten.“
„Ihr habt es schon fast geschafft. Der Raum da hinten ist unser Ziel.“ gab Semih an.
„Sollen wir wirklich weiterhin zulassen, dass dieser Nebel weiter an uns zieht? Er nervt....sooooo sehr.“
„Ihr verfügt nicht über das Wissen diesen Nebel aufzulösen. Unkontrollierter Einsatz von Psynergie ist bei weitem schlechter als keine Psynergie zu nutzen. Ersteres kann nämlich gegen euch verwendet werden und das tut dieser Nebel. In dem Moment in dem ihr versucht ihre Manipulation mit Psynergie zu bekämpfen, umso stärker wird er. Selbst wenn ihr ihn mit der Hitze des Feuer versucht zu bekämpfen. Der Nebel ähnelt nur optisch einem Nebel. Sonst hat er bis auf die Sichteinschränkung nichts mit ihm gemeinsam.Ignoriert ihn also. Wenn ihn jemand aufhält, dann werdet nicht ihr es sein.“ erklärte Semih und nickte. Es war ein sehr ungünstiger Zeitpunkt gewesen, dass der Nebel hier aufgetaucht war, kurz nachdem sie erschienen waren.
Auch die letzten Wachen vor ihrem Ziel wurden eingeschläfert. Eine seiner Begleiter durchsuchte die Wachen und hob wenig später triumphierend grinsen seine Hand mit der Sammlung an goldenen Zellenschlüssel der Wache hoch. „Gefunden.“
Er benötigte ein paar Versuche, bis schließlich die Zelle geöffnet war. Anschließend rannten seine drei Begleiter als erstes in den goldenen Käfig herein und feierten daraufhin ihren Erfolg.
Drei Frauen befanden sich in ihr. Eine lag bewusstlos auf dem Bett, während die anderen beiden voller Überraschung zu ihnen blickte.
„Wer seid ihr den?“ kam es von dem Rotschopf.
„Du bist doch-“
„Nur ein einfacher und unbedeutender Mensch.“ unterbrach Semih Vera.
„Deine Augen sehen alles andere als menschlich aus...“ warf Kanra zurück.
„Hey, warum seid ihr so wenig bekleidet?“fragte eine seiner Begleiter die Frauen. Sie wurden rot.
„Weil das Wetter hier in der Nähe der Wüste so warm ist und die Damen leider arm sind..“ erklärte Semih und wandte sich von ihnen ab. „Ich bin nicht für euch hier.“ würde er schließlich angeben und sein Blick ging zu Alyka gehen.
„Hey, wer seid ihr?!!“erklang es im nächsten Moment nicht weit weg von ihnen. Eine neue Palastwache war zufällig vorbeigekommen. Semih blickte zu dem jüngsten Mädchen seiner Begleiter und diese wirkte erneuert Schlaf auf die Wache. „Ein einfacher und unbedeutender Mensch.“ wiederholte Semih als Antwort auf die Frage der Palastwache, welcher wenig später einsackte und sich an der Wand lehnend einschlief.
„Adepten!“ stellte Kanra fest.
„Ihr habt das Spiel verloren. Wir wurden gesehen.“
„Hey, das ist nicht fair!“ protestierten seine Begleiter.
Semihs Blick ging wieder zu Alyka. Wenig später bewegten sich ihre Augen und sie wachte auf.
Kanra blickte überrascht. Sie war sich nämlich sehr sicher, dass sie überhaupt keine Psynergie gewesen. „Das... wie hast du das gemacht? Das ist nichts was ein 'nur einfacher und unbedeutender Mensch' hinbekommen würde!“ stellte sie richtig fest. Semih lies dies unkommentiert und wandte sich Alyka zu. „Willkommen zurück.“
Als Alyka schließlich aufwachte und ihn erkannte, wandelte sich ihr Gesichtsausdruck in Furcht, als sie sich an die zahlreichen vergangenen Kämpfe gegen ihn erinnerte. Sie hatten sich zu der Zeit, als sie mit Isaac und den anderen gereist war oft begegnet. Dann jedoch gewann sie die Ruhe. Zumindest solange, bis sie feststellte, dass sie sich in irgendeiner Gefangenschaft befand, fast gekleidet war wie eine Hure, sie keine Psynergie nutzen konnte und zusätzlich etwas ständig an ihrer Lebensenergie zog.
„Wo bin ich?“ fragte sie.
„In Gefangenschaft. Wir sind Gefangene des Sultans von Sheeval. Eine Stadt an der Wüste, die wir durchquert haben. Dieser junge Mann ist vor wenigen Sekunden hier her gekommen und hat dir dein Bewusstsein zurückgeschenkt... irgendwie.“ rekapitulierte Kanra kurz und knapp so gut wie sie es konnte.
„Was willst du hier?“ fragte sie Kampfstellung einnehmend und ihr Blick nicht von ihm trennend. Semih jedoch schüttelte seinen Kopf. „Ich hatte gewünscht dich außerhalb dieser Zelle zu treffen. Dafür habe ich sogar ein Brief geschickt, aber mir ist die Zeit abgelaufen um noch weiter drauf zu warten, dass du auf gewöhnliche Weise dein Bewusstsein zurückerlangst.“ sein Blick ging zum Wand. Vermutlich schaute er hinaus. „Oder genauer zu sein, du wärst gestorben, ehe ich die Gelegenheit dazu bekommen hätte. Du leidest durch die fahrlässige Nutzung von Lebensenergie an starkem Mangel an Lebensenergie. Diese Geisterwolke hätte dich in dieser Stadt als erste umgebracht. Von allen Anwesenden der Stadt hattest du die wenigsten Reserven an Lebensenergie übrig.“
Alyka fühlte wie ihre Lebensenergie immer weiter aufgesaugt wurde. Dennoch fühlte sie, dass sie insgesamt mehr davon zur Verfügung hatte, als vor ihrem Antreffen in der Wüste.
„Ich habe dir die Lebensenergie zurückgegeben, die du damals wegen meiner Existenz angewandt hast. Das sollte genug sein, damit du nicht in nächster Zeit abkratzt.“
„Danach habe ich dich nicht gebeten! Ist die Wolke von dir?! Und was willst du von mir?“ fragte sie aufgebracht.
Er beantwortete nicht die Frage bezüglich der Wolke. Er plante schließlich nicht sich aktuell in der Beziehung einzumischen. Auf die Frage was er von ihr wollte, deutete er auf die Kinder hinter Alyka.
„Ashira! Geltan!“ bemerkte sie nun die beiden überdurchschnittlich für ihr Alter großen Kinder und schaute zu dem weiteren Mädchen. „Und ich bin Yennar.“ stellte sie sich vor.
„Ashana wird später dazu stoßen.“ gab Semih an ohne es genauer aufzuführen. Es gab letztendlich nur zwei Szenarien. Entweder beendete der Sarrancona sein Vorhaben mit ihr und brachte sie zurück oder aber nach einer gewissen Zeit, sei es weil er sich nicht an sein Wort hielt oder einfach zulange brauchte, würde Ashana einfach bei ihrem Zwilling erscheinen. Falls das zweite Szenario eintraf, so würde der Sarrancona würde einen Seelenclone von Ashana erhalten, mit der er seine Forschung vorantreiben konnte. Genau genommen war die Definition Clone sogar unpassend. Verdoppeln würde eher passen. Mit seinen Möglichkeiten clonte er nicht mehr, sondern konnte Dinge, bis auf wenige Außnahmen, wenn er wollte vervielfachen. Schließlich waren jegliche Kräfte, Affinitäten und Fähigkeiten die er noch vor dem absorbieren der Welten hatte, durch die extreme Vervielfältigung seiner menschlichen Psynergie exponentiell auf ein absurdes Niveau angestiegen. Er hatte bis heute nicht einmal vollständig demonstriert, welche Möglichkeiten er seitdem hatte, denn er hatte seine Kräfte strategisch unterdrückt und seinen Feinden mit der Illusion der Unverwundbarkeit belegt. Sie als Seelenclone verfügten über diese 'absurde' Macht. Das Original hingegen hatte in seiner kranken und extremen Sorgfalt seiner Mission selbst diese Absurdität an Macht weit zurückgelegt und dabei seine Menschlichkeit aufgegeben.
Semih nickte. „Du wirst auf diese drei, und später auf die vier, Kinder aufpassen.“ offenbarte er. „Ich habe nicht die Zeit oder die Möglichkeit mehr den Babysitter für sie zu spielen.“
„W-was?“ gab sie ernsthaft überrascht von sich. „Bin ich nicht die falsche Person? Solltest du nicht sie nicht zu ihren Eltern bringen?“
Semih schüttelte seinen Kopf. „Nein, du bist genau die richtige. Du weißt mit was für höhere Wesen sie assoziieren und welche Probleme dies heute auf sie hat. Es ist wichtig die Kinder von all dem fernzuhalten und sie zu keiner Zielscheibe für ein neues Spielzeug zu machen.“
Kanra blickte extrem irritiert zu Vera. „Verstehst du irgendetwas von dem was sie reden?“ Vera brauchte nicht zu antworten, den ihr Gesichtsausdruck verriet ihr, dass sie genauso wenig verstand. Semihs Blick zu ging Kanra, während er offenbar mit Alyka weitersprach. „Natürlich könnte ich die Kinder irgendwo auf einer Welt oder auf dieser Welt absetzen. Jedoch sind alle von ihnen sehr talentiert und unerfahren. Vielleicht zu talentiert. Sie sind jedoch noch Kinder. Ihr Geist ist nicht geformt. Ihre Unschuld ist leicht auszunutzen. Sie wären für Personen wie Reyter leicht zu täuschen und zu manipulieren.“ Kanra stimmte ihm zu. Sie kannte Reyters Vorgehen. Bei den loyalsten Gefolgsleuten von Reyters waren durchaus Kinder oder zumindest besonders junge Adepten dabei.
Semih wusste, dass er die Kinder durchaus hätte auch selbst geistig aufziehen können. Sie hätten ein 50-jähriges Leben innerhalb von einer Sekunde durchleben und anhand dessen geistige Reife gewinnen können. Jedoch hätte er mit dieser Methode den Kindern ihre Kindheit und die Möglichkeit eigene Erfahrung zu machen genommen. Körperlich reiften sie aus einem bekannten Grund ohnehin viel zu schnell. Er hatte diesen Prozess in ihrem Körper etwas verlangsamt, um ihnen wenigstens noch die Möglichkeit zu schenken, wie Kinder angesehen werden zu können.
Alyka blickte zu ihm, doch sie wusste, dass sie nicht ablehnen konnte. Wenn Semih die Kinder hier bei ihr ließ und verschwand konnte sie schließlich nichts machen.
Es vergingen ein paar Sekunden der Stille. Alyka wartete scheinbar auf etwas. Als dies nicht eintraf sprach sie es an. „Gibt es sonst etwas?“
Semih schüttelte seinen Kopf.
„Möchtest du nicht gehen?“
Es war offensichtlich, dass Alyka sich scheinbar von seiner Präsenz gestört fühlte. Semih verübelte es ihr nicht, wenn er an seine Vergangenheit dachte. Die anderen im Raum waren ignorant über seine Vergangenheit und hatten vermutlich deshalb überhaupt kein Problem mit seiner Anwesenheit. „Was erwartest du von mir? Das ich mich einfach auflöse und verschwinde? Was bin ich?“ fragte er mit einem sarkastischem Ton und die Antwort ließ sich nicht lange auf sich warten.
„Nur ein einfacher und unbedeutender Mensch.“ erklang es grinsend im Chor von Yennar, Ashira und Geltan.
„Exakt.“ bestätigte Semih nickend mit einem Grinsen. „Ich werde schon gehen, wenn die Zeit reif ist. Ich befürchte jedoch, ich werde in meiner Anwesenheit nicht groß aushelfen können. Ich kann jedoch sprechen, gehen, laufen und Türe aufhalten. Vielleicht auch mehr als das, aber nicht viel mehr. Akzeptiert mich solange als fast nutzlosen, aber keinen zur Last fallenden Begleiter.“
Alyka nickte. Sie wusste das sie ihn eh nicht behindern konnte.
Semih selbst wollte wenigstens seine letzte Zeit in der Menschenwelt auch unter welchen verbringen. Er hatte nicht viele Jahre unter Menschen verbracht, doch er hatte diese Zeit am meisten genossen. Genau zu sein, war dies die einzige Zeit in seinem Leben, die er je genossen hatte. Sein Abschied würde unspektakulär und unauffällig werden, wenn das Original zurück war.
„Gut, dann lass uns von hier schleunigst verschwinden.“ schlug Kanra vor.
Alyka überlegte konzentriert. „Aber vorher: Was hat es mit diesem Nebel auf sich?“ Ihr Blick ging zu Semih. Es lag offen auf der Hand, dass sie ihn immer noch nicht als Verdächtiger ausschloss.
„Außerhalb von Gebäuden, wird der Nebel die Sicht jeder Person extrem erschweren und Psynergie.... bzw. Sternenkraft stark stören. Außerdem wird er vermutlich die ganze Zeit an unserer Lebensenergie saugen. Diese Kinder sind wie ich sagte besonders talentiert. Sie können trotz der Störung noch genug Kontrolle aufbringen um Psynergie...bzw. Sternenkraft zu wirken. Allerdings auch nur, weil sich der Nebel noch im frühen Anfangsstadium befindet.“ erklärte Semih.
Keiner der Anwesenden sah glücklich aus.
„Wir müssen also den Nebel aufhalten, ansonsten....“ sprach Vera.
„....wird die ganze Stadt sehr wahrscheinlich ausgelöscht werden.“ beendete Alyka.
„Und werden diese Palastwachen nicht in Ruhe lassen, wenn wir hier weiter unsere Zeit vertrödeln.“ erinnerte Kanra.
„Was ist mit Loghain?“ fragte Vera.“Er ist doch auch hergekommen um uns zu retten. Wir sollten ihn auch finden und herausholen.“
Semih machte keine Mimik oder Gestik. Man konnte an seiner Körpersprache nicht erkennen, wie sehr er die Ignoranz dieser Gruppe gerade bemitleidete. Ob sie je den wahren Teufel unter sich erkennen würden? Er brauchte nur etwas zu sagen und das ganze Unheil konnte abgewehrt werden. Dennoch würde er Narsis Sohn nicht preisgeben. Er würde sich nicht einmischen.
Alyka schien zu überlegen. „Wir wissen allerdings nicht, wo er ist. Wir könnten riskieren erneuert Gefangen genommen zu werden, wenn wir nach ihm suchen. Wo sind überhaupt die anderen?“

War das was er gerade getan hatte ein Held zu sein? Oder eher das was er bisher getan hatte? Dieser Grab hatte ihm Zeit gegeben sich selbst zu reflektieren und hatte ihn wieder zu dem Ereignis in seiner Vergangenheit erinnert, dass ihn dazu bewegt hatte überhaupt ein Held werden zu wollen. Damals war er ein Kind gewesen, als er in Nebelnest über eine Geheimpassage alleine in die Insel der Aerorill eingedrungen ist. Damals hatte er nicht einmal gewusst, dass es die Insel gab. Er hatte nicht einmal gewusst, dass es eine Welt außerhalb von Akestas gab.
Umso stärker hatte er sich gefürchtet, als er von den gefiederten Kreaturen entdeckt und zur Tode verprügelt wurde. Er hatte die Angst, die Hoffnungslosigkeit und die Aussichtslosigkeit in dem Moment nie vergessen können. Niemanden auf seiner Seite zu haben. Kein Entkommen, keine Chance. So wehrlos zu sein.
Er hatte gedacht, er würde sterben. Vermutlich wäre er es, wenn kein 'Held' aufgekreuzt wäre.
Bis heute kannte er nur den Gesicht des Helden, der ihn damals gerettet hatte. Weder einen Namen, noch seine Herkunft. Er wusste nur, dass er nicht aus Akestas war.
Die Emotionen des Glücks die Kudo in Moment seiner Rettung gefühlt hatte, waren für ihn selbst heute noch unbeschreiblich. Der Moment, in denen seine ganzen negativen Gefühle von den positiven ersetzt wurden. Die Wende.
Er hatte diesen Helden nach dem Tag nie wieder gesehen. Manchmal dachte er sich, er hätte sich diesen Menschen nur eingebildet oder er hätte den ganzen Tag nur geträumt, doch die Verletzungen die er von dem Ereignis davongetragen hatte, waren über mehrere Tage nicht verheilt. Er hatte nicht einmal seinen damals noch lebenden Eltern was von dem Zusammentreffen erzählt, weil er sonst sicherlich für das Eindringen in die Insel der Aerorill ausgeschimpft worden wäre.
Gerade fühlte er sich stärker darin den je, wie ein Held gehandelt zu haben. Wie der Held in seiner Vergangenheit.
Kudo steckte alle Sachen ein und trug Rangi in seinen Armen, bevor er die Sternenmacht 'Rückzug' aussprechen und zurück zum Eingang verschwinden wollte, die er bei der Ankunft markiert hatte. Kudos höchste Priorität war nun Rangi zurück zu der Gruppe zu bringen. Alle nötigen Sachen hatte er ohnehin dabei. Er würde wohl nach ihrer Operation am Leuchtturm nochmal hier zurückkehren um den Lich und Katari aufspüren. Besonders die Seele von Katari musste er auch retten. All das nach dem Leuchtturm. Aktuell fehlte ihm die Kraft für einen weiteren Kampf. Er konnte zwar grundsätzlich die Lebensenergie der Umgebung nutzen um seine eigene Sternenkraft aufzufüllen und sich, seinen Körper, Fähigkeiten und Techniken um ein vielfaches zu verstärken, jedoch hatte er bereits jeglichen Vorrat der Umgebung aufgebraucht. Jeglichen Vorrat war vielleicht unglücklich beschrieben. Er konnte sicherlich noch deutlich mehr beziehen, aber dann würde er eher anfangen der Umgebung Schaden und alles würde beginnen einzustürzen, zerbrechen oder zu verrotten. Die Umgebung würde also Schäden, vielleicht sogar permanente Schäden davon tragen. Wenn er beim Lager war, dann würde er auf die Lebensenergie in diesem Umfeld zurückgreifen und sich in Bruchteil kurzer Zeit komplett auffrischen können. Fast schon so als würde er ein Sternenkraftkristall einnehmen.
Alles also mehr Gründe zurückzukehren.
Jedoch.... hatte er nicht bei dem ganzen etwas vergessen?
„Rückz-“
Er stoppte.
Ihm war eingefallen, dass er beinahe die ganzen Tiere vergessen hatte.
„HEY! CHAOSBRINGER!!! KOMM RAUS!“
Er wartete paar Sekunden. Keine Reaktion.
„ICH SAGTE KOMM RAUS DU DÄMLICHER DÄMON!!! BRING DIE TIERE ZURÜCK!“
Es vergingen wieder ein paar Sekunden. Wieder erfolgte keine Reaktion.
„DU REGST MICH ECHT AUF. KOMM ENDLICH HERAUS DU FRECHER BENGEL! ICH WERDE DIR DEIN HINTERN VERSOHLEN!“
Wieder nichts.
Kudo meinte schon sich fast einbilden zu können, wie er das kindliche Lachen des Chaosbringers hören könnte. Vermutlich lachte er gerade irgendwo rollend auf den Boden über ihn. Dieser Mistkerl. Wie es aussah, musste er zurück zum Raum, wo er alle Tiere abgesetzt hatte und sich selbst um sie kümmern.

„Paka!“
Der Käten schreckte erneuert zu Arillas alarmierenden Ruf auf.
Diesmal sagte er jedoch nichts. Allein sein Gesichtsausdruck verriet, dass er wohl jeden Moment erwartete etwas unangenehmes zu hören. Das es nicht Redd war, der ihn informierte, machte ihm wenigstens Hoffnung, dass diesmal keine schlechten Nachrichten überbracht wurden.
„Kudo und Rangi sind zurück.“
„Das ist doch mal eine wunderbare Neuig-“
„Mit einer Horde an Tieren...“unterbrach ihn Arilla.
Part 2

Schweißperlen hatten sich auf Hashiros Stirn gebildet, doch er grinste breit. Es wäre eine große Lüge gewesen, wenn er sagte, dass alles nach Plan gelaufen ist. Jedoch war dieser Ausgang alles andere als unerwünscht. Der Chaosbringer hatte ihn nicht angegriffen. Hashiro war kurz davor ausgelöscht zu werden. Wenn er ihn vorhin attackiert hätte, wäre es vorüber gewesen.
Er besaß momentan nicht die Mittel ihn zu bekämpfen. Die Show die er abgezogen hatte, war ein großes Risiko gewesen, doch es hatte sein Zweck erfüllt.
Aufgrund der Informationen die er über Asmodeus hatte, wusste Hashiro das dieser eine unvergleichbare Gabe besaß, die es ihm ermöglichte Gefahrenpotentiale unfassbar sensibel wahrzunehmen. Unter gewissen Umständen sogar bis zu hunderte Jahre im voraus. Deutlich sensibler als die anderen beiden Chaosbringer oder sogar den Hütern selbst in diesem einen Bereich. Umso näher Asmodeus einem Ziel stand, umso sensibler war seine Wahrnehmung. Wenn die Abstammung seiner Vorfahren herausgekommen wäre oder der Dämon nur den geringsten Verdacht gehegt hätte, dann hätte dieser nicht gezögert alles was er tat augenblicklich zur Seite zur lassen und ihn bis zu seiner Seele zu pulverisieren. Es war das erste Mal, dass er einem Chaosbringer so nah gekommen ist. Sie befanden sich im selben Kontinent. Logisch, wenn man bedachte, dass es vor einiger Zeit noch etliche Milliarden Welten existiert hatten. Nach Ausfall all dieser, hatten sich die Chaosbringer in den übrigen Menschenwelten aufgeteilt um das zu finden, wonach sie so lange suchten.
Die Gabe seiner Abstammung, welche das größte Geheimnis, in dem ältesten der Menschenwelten beschützte, hatte ihn nicht enttäuscht. Die Gefahr von Asmodeus war jedoch nun vorüber. Für den Moment. Es war Zeit sich wieder auf die anderen Sachen zu konzentrieren.
Als er an den Kampf mit Redd zurückdachte füllte sein Körper sich mit Aufregung und er lachte manisch. „Wunderbar. Du bist wirklich wunderbar, Redd. Du bist ein wahrer Krieger bis zu deinen Knochen. Du hast mein Respekt. Ich werde mir deinen Namen merken.“
Hashiro grinste breit, als sich sein Trank mit verschiedenen Essenzen füllte und er die Flüssigkeit des Tranks austrank. Es wäre nicht nötig gewesen ihn zu trinken, doch die Version der Trankeinnahme übers Trinken sorgte für 100% der Wirkungsentfaltung, während bei der Version mit der Zufuhr durch den Kontakt mit dem Körper das Risiko barg 0,1%-1% der Wirkung verloren gehen zu lassen.
Bei diesem besonderen Trank wollte Hashiro die 100% der Wirkung erreichen. Kein Tropfer sollte verschwendet werden. Sein Körperbau änderte sich gänzlich.
Als Redd ihn vorhin oben 'umarmt' und ihm dabei seine Flasche entwendet hatte, war Hashiro mit etwas anderem beschäftigt gewesen.
Er hatte den Körper von Redd analysiert. Sein Gegner war verhältnismäßig sehr komplex gewesen, weshalb er lediglich seinen Körper hatte kopieren können und seine Fähigkeit der Erkennung der Körperwärme. Für mehr war nicht genug Zeit übrig gewesen.
Hashiros fast nackter Körper hatte die Struktur von Redd übernommen. Er brauchte sich nicht zu bewegen um zu verstehen wie viel schneller und stärker dieser Körper war. Er war in diesen Kategorien im kurzen Schlagabtausch mit Redd unterlegen gewesen. Dieses Problem war behoben. Die Verfassung von diesem Körper übertraf sogar seine Verfassung beim Akestas-Skandal.
„Ich bedanke mich.“
Seine Augen schlossen sich und Hashiro führte in wenigen Sekunden eine Meditation durch, in der er in wenigen Sekunden in seinem Kopf Tausende von verschiedenen Bewegungen durchführte und die Reaktion der Muskelerinnerungen von Redds Körper analysierte. Er ging alle Reflexe durch. Ein paar Reflexe mit denen er unzufrieden war eliminierte er oder änderte sie ab. Alles mit einer präzisen Berührung der Muskelstellen mit seinen Fingerspitzen. Mit diesem Prozess hatte er auch etliche Bewegungsmuster in verschiedenen Situationen von Redd verstanden, denen er sich vermutlich nicht einmal alle selbst bewusst war. Redd war ein Narr gewesen ihn sein Tränkemixer so leichtfertig zurückzugeben. Es gab einen Grund warum Hashiro noch nie einen Kampf gegen die selbe Person zwei Mal verloren hatte. Seine Analysefähigkeit war ohne seines gleichen. Umso häufiger er auf eine Person traf, umso mehr konnte er sich auf sie einstellen und umso geringer die Wahrscheinlichkeit durch einen neuen Stil oder Fehleinschätzung überrascht zu werden. Dennoch hatte Redd erstaunlich wenige Schwächen in seinem Kampfverhalten. Dies jedoch war nur ein weiterer Beweis, dass er sich nun den richtigen Körper bediente.
„Achja, der Homunkuli.“
Hashiro verschwand in der Astralebene und tauchte etwa nach 30 Sekunden wieder mit ihm auf.
„Hast du es wenigstens kopiert?“ fragte Hashiro ihn.
Der inzwischen genesene Aleon nickte und Hashiro legte seine Hand auf ihn. Mit der Körperberührung analysierte und übernahm er alle Techniken, die Aleon von Redd gesehen hatte.
Hashiro konnte anhand von Berührungen Personen analysieren und sich ihre Sachen aneignen. Sei es ihr Körperlicher Zustand, DNA, Techniken, Eigenarten oder sogar Gaben. Es gab nichts, was er mit ausreichend Zeit nicht stehlen konnte. Umso komplexer ein Ziel war, umso länger dauerte eine Analyse. Folglich musste er sich bei einem Körperkontakt im Kampf stets entscheiden, was genau er analysieren wollte, was letztendlich auch von der Dauer des Körperkontakts und der Komplexität der von ihm zur Analyse erwünschten Sache abhing. Hashiro konnte man als ein Dieb bezeichnen.
Was diesen Dieb jedoch deutlich seine Arbeit vereinfachte war sein neuer Diener. Hashiro hatte in ihm ein erschreckendes Potential und Nutzen für ihn entdeckt, wodurch erhebliche Synergieeffekte entstanden. Der Homunkuli besaß über die Möglichkeit sich Techniken anzueignen ohne ein Körperkontakt herzustellen oder ohne Zeit dafür aufzuwenden. Zwei erhebliche Vorteile. Etwas was Hashiro entging, konnte folglich im Nachhinein von Aleon aneignen. Alles was der Homunkuli irgendwo lernte oder aufschnappte, darauf konnte Hashiro zugreifen. Der Homunkulus war somit wie ein Speicher für Techniken.
Allerdings konnte dieser nicht alle Techniken kopieren, wenn diese mit Gaben zusammenhingen. Dies änderte jedoch nicht viel. Wenn der Homunkuli eine Technik einmal sah, so merkte er sich diese Technik und verwahrte diese in seinem Gedächtnis. Sollte Hashiro in einem späteren Zeitpunkt den Homunkulus mit den fehlenden Voraussetzungen ergänzen, so würde er diese zuvor gesehenen Techniken anwenden können, die Hashiro ebenfalls übernehmen konnte.
Durch diese Vorteile konzentrierte sich Hashiro beim stehlen von den Stärken seiner Ziele nicht auf die Techniken und überließ diese den Homunkuli, da er ohnehin später jederzeit darauf zurückgreifen konnte.
Als er damals von Costellos große Vorstellung mitbekommen hatte, war Hashiro mit Aleon in die Nähe gereist und hatte den Homunkuli die Wundertaten beobachten lassen. Dieser Volltrottel Namens Costello hätte ja unbedingt so früh sterben müssen, bevor er ihm die Möglichkeit gegeben hatte seine Gabe zu analysieren und zu stehlen. Costello war gestorben, noch bevor Hashiro die Gelegenheit dazu bekommen hatte sich diese anzueignen.
„Was ist mit der Frau? Ist sie keine Gefangene mehr?“ fragte Aleon.
Hashiro hingegen lachte belustigt bei der Frage. „Natürlich ist sie eine Gefangene. Sie denkt nur sie wäre entkommen und frei. Gefangen sein definiert sich nicht nur an dem Standort. Lassen wir sie solange bei ihnen. Du wirst schon sehen. Das sie bei ihnen ist, wird uns gewisse Vorteile einbringen. Du wirst schon verstehen was ich meine, wenn es erst soweit ist.“
„Was machen wir jetzt, da der Leuchtturm scheinbar unerreichbar ist?“
„Die Brücke ist zerstört und der Leuchtturm im Gaia-Fälle. Ich bin ziemlich sicher, dass ein Portal in das Leuchtturm führt. Wir müssen nur warten, bis sie einen Weg finden ihn öffnen.“

Jin hatte in seiner linken Hand ein Glas vom teuersten Wein den es in ganz Silkanas zu kaufen gab und genoss gerade die Aussicht von seinem umgedrehtem Bürostuhl. Im Hintergrund lief klassische Musik.
Er war mit dem Rücken zu dem Eingang seines Büros gedreht. Jin war ein Mann Mitte zwanzig. Er trug einen roten edlen Anzug. Seine Haaren waren schwarz, seine Haut hell. Er war ständig glatt rasiert und genoss einen sehr Klasse betontes Aussehen.
„Das Essen ist in 15 Minuten fertig mein Herr.“ informierte ihn sein langjähriger Butler, der von ihm mit einer Kenntnis nehmenden Handbewegung weggeschickt wurde.
Jin war ein Geschäftsmann. Er lebte auf der kleinen und unbedeutenden Insel, die er vor Jahren für eine erhebliche Summe abgekauft hatte. Die Insel war nicht größer als ein Dorf. Es hatte nichts von Wert. Das einzige was sich Jin damals erkauft hatte war wahre Unabhängigkeit gewesen.
Diese Insel war sein Imperium. Auf dieser Insel hatte er ein Hochhaus errichtet. Sein Unternehmen und Zuhause. Alle Personen auf der Insel arbeiteten für sein Unternehmen. Sein Unternehmen war auf Technik spezialisiert. Unter den ganzen übrigen Welten der Menschen besaß Silkanas über die fortgeschrittenste Technik, doch im Vergleich zu der Technik die seine Firma schuf waren diese Modelle aus der Steinzeit. Er hatte bereits viele Innovationen für die Reiche in Silkanas herausgebracht und mit gutem Geschäftsverständnis verkauft, ohne dabei seine Neutralität zu verlieren.Tatsächlich jedoch hatte er niemals die beste vorhandene Technik verkauft, sondern Modelle, die im Vergleich mit der Technik in seiner Insel weit unterlegen waren. Es wäre keine Untertreibung, wenn man sagte, dass sein Unternehmen Silkanas und somit jeglichen Menschenwelten in der Technik um mindestens 300 Jahre voraus war.
Doch niemand konnte abstreiten, dass der Fortschritt und der Vorsprung sich auf die Zusammenarbeit mit dem einzigen Sohn des 'legendären Herrschers und Helden von Weyard Eton' beruhte. Etan war das größte Genie, den Jin je in seinem Leben gesehen, gehört oder gelesen hatte. Obwohl er von Geburt an über kein Stück Psynergie verfügte und noch so jung war, hatte er sein ganzes Leben der Forschung gewidmet. Nein. Er war buchstäblich besessen davon. Eine Person, die sein ganzes Leben lang nichts anderes macht und sogar Pillen und Tabletten entwickelt hatte, um nicht 'unnötig Zeit mit Essen und schlafen zu verschwenden' musste irgendwo wahnsinnig geworden sein. Jede Minute, nein jede Sekunde seines Lebens widmete er der Forschung. Dieser Typ pflegte nicht einmal Soziale Kontakte. Er war wie ein Roboter oder eher nach seiner Definition 'ein Cyborg'. Tatsächlich konnte Jin jederzeit mit ihm Kontakt aufnehmen. Jedoch antwortete nie er selbst, sondern einer seiner unzähligen Cyborgs schrieben für ihn. Jin wusste nicht, wie viele Cyborgs Etan inzwischen erstellt hatte. Er wusste nur, dass mit steigender Anzahl auch seine Forschung beschleunigt wurden.
Wenn Jin mit Etan in Kontakt treten wollte, musste er sich an seinen Erfindungen bedienen, die nur innerhalb dieser Insel genutzt wurden. Zu der Zeit als die Phönixkrieger die Welten angriffen, hatten sie sogar ein Hinterplan gehabt. Sie hatten ein Raumschiff bereit und wären zum Weltall gereist. Etan hatte behauptet in der Lage zu sein, eine kleine oder sogar große Cyberwelt schaffen zu können. An dieser Idee arbeitete er noch heute daran. Vermutlich war dies der Grund, warum er noch immer nicht aus dem Weltall zurückgekehrt war. Er hatte laut eigener Angabe etliche erneuerbare Energien und physikalische Gesetze entdeckt, die er bis zur neuen Technikaktualisierung seiner Firma einbauen wollte. Inzwischen konnte er, wenn er wollte, sogar jegliche Bewegungen aller Welten anhand seiner im Weltall angebrachten Satelliten kontrollieren. Die Möglichkeiten die Jin hatte waren nahezu grenzenlos. Wenn er wollte konnte er alles verfolgen, manipulieren und kontrollieren. Ihm stand buchstäblich eine Macht zu, welche die Menschen in seiner Lebensgeneration nicht verstehen konnten.
Er besaß sogar über 'Atomwaffen', womit er in der Lage war buchstäblich die ganze Welt zu zerstören, sowie Furcht und Schrecken zu verbreiten.
Seine eigenen Sicherheitssysteme ließen etliche Arten von fremden Energien, Psynergien eingeschlossen, abprallen, wodurch er einen extremen Schutz gegenüber ausspionieren besaß. Selbst gegenüber die Macht der Kaiserin.
Es stimmte. Jin hatte eine Zeit lang hohe Ambitionen gehabt.
Jedoch war er nicht mehr die selbe Person. Vor drei Jahren war aus ihm ein gebrochener Mann geworden. Er hatte nach einem bestimmten Vorfall seine Ambition verloren. Seinen Traum, sein Wunsch. Er hatte sich damals geschworen sich zurückzuziehen und dies auch eingehalten. Die neuste Technologien ruhten im Keller seines Unternehmens, versiegelt in einem nahezu unzerstörbaren Safe, in einem nahezu unpassierbaren Gang. Die Satelliten die über die ganzen Welten erbaut wurden, bediente er nicht. Nur den einen, der ihnen die Überwachung auf seiner Insel ermöglichte. Allen mögliche Verbindungen und Einflüsse die er sich hart erarbeitet hatte, war von Jin aufgegeben worden. Er hatte also auf alles verzichtet was er aufgebaut hatte und was er noch aufgebaut hätte. Er hatte auf seine Vergangenheit, sein Gegenwart und seine Zukunft verzichtet. Der Vorfall von drei Jahren hatte ihm alle dies geraubt. Es war die Bestrafung für seine Sünden gewesen, die er aus lautem Ehrgeiz getan hatte. Er hatte sein Macht und Position missbraucht. Er hatte vergessen, dass auch nur ein Mensch ist. Egal wie genial und intelligent eine Person, sie war niemals perfekt. Auch er war nicht perfekt gewesen. Auch er hat einen großen Fehler getan.
„Rühre dich nicht, wenn dir etwas an deinem Leben hängt.“
Jin spürte eine Waffe an seiner Kehle. Ein maskierter Ninja saß im Schatten seines Stuhls. Allerdings zeigte Jin sich weder überrascht, noch eine Regung. „Ich habe mich schon gefragt, was du in meiner Insel zu suchen hast. Ich hoffe du schätzt die Audienz die ich dir gewährt habe.“ Er ignorierte die Warnung und trank an seinem Wein. Er sprach weiter. „Dein zögern gerade und deine Ansage gerade eben bestätigen, dass du etwas von mir willst, was wichtiger ist, als mein Tod. Wir beide wissen, dass du mich nicht töten wirst. Fangen wir erst einmal mit der Vorstellung an. Wer bist du?“
„...“
Jin machte eine Mimik und nur eine Sekunde später wurde ihm die Ergebnisse über die Identifikationsanalyse seines Hauptrechners über sein punktkleines Hörgerät mitgeteilt, dass in seinem Ohr steckte. Mit einer weiteren Mimik schaltete er den gigantischen Bildschirm zu seinem Rücken frei. Ein Abbild von einer Frau, mit Alter, Wohnort, Name und vielen weiteren Daten.
„Es freut mich dich kennenzulernen. An deinem Griffzucken zu urteilen, scheinst dich dies sehr nervös gemacht zu haben. Um deine Nervosität auszugleichen drückst du stärker mit der Klinge gegen meine Kehle, um deine scheinbar überlegene Position stärker herausstechen zu lassen. Du möchtest mir mitteilen, dass du immer noch in dem höheren Hebel sitzt.“ er breitete seine Arme aus und schüttelte belustigt grinsend sein Kopf. „Trotz allem wirst du nicht durchziehen. Ich kann vieles, aber ganz gewiss nicht einfach so Gedanken lesen. Was möchte eine Ninja aus Contin von mir?“
„Wir möchten 'Sie' beschwören.“
„König Gerhard möchte 'Sie' beschwören?“ Jin zuckte mit den Achseln. „Wenn dies euer Wunsch ist, dann bin ich mehr als nur froh, euch helfen zu können. In der zweiten Schublade rechts, das grüne Klebeband mit dem Kanji für Tod, geschrieben in Blut.“ verriet Jin der Ninja, welche daraufhin zufrieden das Klebeband für die Beschwörung vorfand. Das Klebeblatt was nur einmal auf der Welt existierte, hatte nur noch 2 Blätter übrig. Sie steckte es zufrieden ein.
„Anhand der Lockerung deiner Klinge schlussfolgere ich, dass du alles hast, wofür du gekommen bist. Lass mich jedoch noch etwas klarstellen bevor du gehst.“
Mit dem Beenden seines Satzes brach eine heftige Psynergie aus, die Klinge komplett zu Asche verbrannt hatte. Der plötzlich Psynergieanstieg von Jin war ein solcher Schock für den Ninja gewesen, dass er sich zitternd am Boden wieder fand. Zum ersten Mal drehte sich Jin an seinem Rollstuhl um und würdigte ihn eines vernichtenden Blickes. „Dachtest du, ich verstecke mich nur hinter meiner Technik? Oder das ich wehrlos sei?“ fragte er.
„Ich habe geschworen nie mehr zu kämpfen oder zu töten. Deshalb verzeihe ich dir dieses Mal diesen Art von Eintritt in mein Unternehmen. Richte deinem König meine respektvollen Grüße aus. Und nun verschwinde.“
Der Ninja richtete sich wieder auf und verschwand wenig später. Er hatte sich wieder umgedreht und genoss die Aussicht aufs Meer die er vorhin für einen kurzen Moment vernachlässigt hatte.
Selbst in seinem Ruhestand war es für Jin nicht unüblich hin und wieder gewisse Anfragen oder Einladungen von Reichen zu bekommen. Jin verhielt sich recht neutral, vermied jedoch Konflikte an. Nicht selten gab er ähnlich wie in dieser Situation nach, obwohl er jederzeit die Oberhand besessen hatte. Dennoch wussten alle Reiche, dass sie von ihm niemals ein Kriegsentscheidenden Vorteil erlangen würden. Nur eine minimale Aufwertung ihrer Technik. Kleinere Gefallen und ähnliches. Er stellte sie nicht zufrieden, weil er irgendeinen Vorteil daraus trug. Er tat es, weil es ihm gleichgültig war. Egal wie er sich nach Außen gab. Er war ein gebrochener Mann. Alles was er nur noch in seinem Leben wollte und erwarten konnte war seine Ruhe.
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